Ernst Garduhn "Dierhagen einst und jetzt 1311-1961" aus der Festschrift zur 650-Jahr-Feier des Ostseebades Dierhagen 1961

Aus Ortschroniken
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Dierhagen einst und jetzt 1311 ‑ 1961
von Ernst Garduhn

Die ersten Urkunden über Dierhagen

Dierhagen wird erstmalig am 16. August 1311 in einem dänischen Schutzbrief urkundlich erwähnt, den Erich VI. von Dänemark der Stadt Ribnitz ausstellte. Das Land Rostock, in dem das fürstliche Dierhagen lag, gehörte damals dem Dänenkönig. Die Ribnitzer Privilegien geben das Dorf „Deerhaghen“ als Nord­grenze des Ribnitzer Waldes an. Mehr wird von Dierhagen in dieser Urkunde nicht ausgesagt. Der mit Erich VI. verbündete Fürst Heinrich von Mecklenburg erhielt 1317 das Land Rostock als Lehen; 1323 wurde er Herr zu Rostock. Um sich mit der erzürnten, Geistlich­keit auszusöhnen, stiftete Heinrich im Jahre 1323 das St.‑Klaren‑­Kloster in Ribnitz. Da er viel Geld brauchte, verpfändete er 1324 Dierhagen mit dem fürstlichen Hof und dem Gestüt für 400 Mark wendischer Pfennige. Das Gestüt behielt sich der Fürst vor. 1324 gab es zwei Dörfer mit dem Namen „Deerha­ghen“; das eine bei dem Hof ist nach einigen Jahren eingegangen. Der Dierhäger Besitz wird in dem angegebenen Umfang auch schon 1311 und früher bestanden haben. Das Gründungsjahr ist nicht bekannt. Dr. Beyer vermutete, daß das Gestüt schon bis auf die wendische Zeit zurückgeht. Auf Swante‑Wustrow, dem späte­ren Fischland, befand sich an der Stelle, wo jetzt die Kirche steht, ein wendischer Burg­wall mit einer Kultstätte für den Slawengott Swantewit, dessen heiliges Tier das Roß war. Nach Beyers Deu­tung sollen die Tiere in dem Dierhäger Gestüt gezüchtet und gepflegt worden sein. Demnach wäre Deerhaghen-Thirhagen-Dierhagen die wörtliche Übersetzung des slawischen Wortes Zwerin (Tiergehäge, Tiergarten).

Dierhagen unter der Herrschaft des Ribnitzer Klosters - von 1327 bis 1669

1327 löste die Herzogin Anna Dierhagen mit seinen Gütern aus dem Pfandbesitz und stiftete es für das Kloster in Ribnitz. Diese Schenkung bestätigte im nächsten Jahre Fürst Heinrich mit der Anweisung, daß das Kloster die Pfandsumme zu bezahlen habe. Sankt Klaren erhielt 1328 noch das Land Swante‑Wustrow und 1329 vier Hufen vom Wald Müritz; es erweiterte im SO von Rib­nitz seinen Besitz, so daß eine umfangreiche Grundherrschaft entstand. Das Kloster besaß die hohe und niedere Gerichtsbarkeit und hatte außerdem die Strandgerechtigkeit und Fischereirechte.
Der Hof zu Dierhagen war der älteste Bauhof des Klosters, zu dem das Dorf Dierhagen und die Dörfer des Landes Swante‑­Wustrow gehörten. Ein Klostermeier verwaltete ihn. Auf dem Hof leisteten die Bauern ihre Dienste, und dorthin zahlten sie ihre Abgaben. Die Dorfleute waren persönlich frei. Als Erbpächter hatten sie aber kein volles, unbeschränktes Recht an den Hufen, da das Kloster über den Besitz verfügte. Das Gestüt wurde fortge­führt. Die Stuten und Füllen waren bis zum Einbruch des Winters auf der Waldweide ohne Aufsicht. Die Wilden nannte man sie. Bis 1580 läßt sich die Pferdehaltung nachweisen; in dem Jahre wurden 58 Stuten gezählt. Im 15. Jahrhundert übergab das Kloster den Hof Dierhagen einem Hofmeister, der wie ein Inspektor nur rein wirtschaftliche Aufgaben hatte. Der Ackerbau war gering; vor allem betrieb man Rinder-, Schweine- und Schafzucht. Die Bauern legten großen Wert auf Pferdezucht. Jeder Bauer hatte bis zu 20 Pferden, 20 bis 25 Rinder. Die Schweine kamen zur Mast in den Wald. Das Dorf Dierhagen und die Fischlanddörfer ohne den Hof umfaßten 72 Hufen zu je 25 Morgen = 1800 Morgen, etwa so groß wie ein Rittergut. Die Schulzen der Dörfer zogen die Abgaben der Bauern in Geld und Naturalien ein und lieferten sie in Ribnitz ab.
Auf der ältesten topographischen Karte Mecklenburgs von Tilemann Stella aus dem Jahre 1552 heißt das Dorf Dierhagen „Großen thirhagen“ und der Hof „Loetke Thirhagen“. Das Land zwischen Dierhagen und Dändorf war mit Wald bedeckt.
Der Landesfürst, der in der Zeit der Reformation zur evange­lischen Kirche übergetreten war, beanspruchte die kirchlichen Güter für sich. Den Landständen wurden die Klöster Malchow, Dobbertin und Ribnitz übergeben. Ribnitz sollte bis zum Tode der fürstlichen Äbtissin Ursula noch seine Rechte behalten. Obwohl die Äbtissin 1586 starb, übernahmen die Landstände erst 1599 den Besitz. Ein Klosterhauptmann verwaltete das Vermögen. Die Eigenwirtschaft hörte in Dierhagen auf. Um mehr herauszuholen, wurde der Hof verpachtet. Die Beschlüsse von 1621 verschlech­terten die Lage der Bauern sehr. Ihnen wurde die Erbzins­gerechtigkeit abgesprochen, wenn sie nicht Verträge vorlegen konnten. Nach Kündigung mußten sie ihr Land abgeben. Viele Grundherren nutzten die Beschlüsse aus, um die Bauern zu legen und auszubeuten. Im Klostergebiet verfuhr man aber sehr milde und nahm nur einige Landstücke zur Abrundung des Hoffeldes.

Dierhagen wird 1669 herzogliches Amtsdorf

Im Jahre 1669 kaufte der Landesfürst Dierhagen mit seinem Hof und andere Klosterdörfer für 30 000 Reichstaler. Die Bauern unterstanden nun dem Amtshauptmann in Ribnitz. Die Bauern‑ und Gesindeordnung von 1654 hatte die Dierhäger zu Leibeigenen gemacht, und das Leben wurde härter und schwerer. Dazu brachte der Dreißigjährige Krieg viel Not und Elend ins Land. Viele Men­schen verloren ihr Leben; Höfe, Wohnhäuser und Ställe gingen in Flammen auf; das Vieh war geraubt worden.
Der Pächter konnte von den wenigen Bauern, die den Krieg überstanden hatten, ungemessene Dienste fordern. Doch er hatte kein Glück auf seiner Scholle. Darüber und wie der Hof weiter verpachtet wurde, gab das Mecklenburgische Landeshauptarchiv Auskunft. 1656 findet sich die Bemerkung, daß der Dierhäger Hofpächter eine Pacht von 140 Gulden (70 Reichstaler) zu zahlen hat. Da er diese aber nicht herauswirtschaften kann, wird er vor Ablauf der Zeit abziehen und sein Vieh zurücklassen müssen. Im Jahre 1664 schlossen die Dierhäger Bauern einen Pachtvertrag ab. Daß schon so früh die ganze Bauernschaft eines Dorfes wie Dier­hagen einen Hof pachtete und diesen rund 190 Jahre bewirtschaf­tete, ist ein besonderer Fall in der Bauerngeschichte Mecklenburgs. Ähnliche Pachtungen gab es in manchen Fällen sonst erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Daß die Dierhäger schon im Beginn der Leibeigenschaft den Hof pachteten, war für sie eine gute Lösung. Nun hatten sie keinen Pächter über sich, der sie nach seinem Belieben zu den Hofdiensten, der schwersten Last der Leibeigenschaft, heranziehen konnte. Sie brauchten nicht Knechte und Mägde für die Arbeiten beim Hofe einzustellen und hielten nur soviel Pferde, wie es ihre eigene Wirtschaft erforderte. Die Dierhäger quälten sich nicht auf fremdem Acker, sondern arbeiteten mit aller Kraft auf den eigenen und gepachteten Feldern und konnten zum Wohle ihrer Familien schaffen. Da die Bauern von Dierhagen und vom Fischland keine Hofdienste leisteten, zahlten sie dafür ein Dienstgeld. Dabei kamen sie gut weg. Wie schwer dagegen war das Leben der Untertanen auf andern Amts­höfen oder Rittergütern! Die Last der Frondienste bedrückte sie hart. Ja, vielen Bauern nahm man das Land weg, und machte sie zu Tagelöhnern.
Die Kammer versuchte zwar immer wieder, einen neuen Pächter zu gewinnen, der mehr Pacht zahlte. Doch keiner fand sich für den Hof, dessen Acker sehr unter Flutwasser zu leiden hatten. So traten bis Ende der 40er Jahre des 19. Jahrhunderts nach Ausweis der Amtsgeldregister die Bauern von Dierhagen als Pächter auf, die 150 Reichstaler zahlten, jeder Bauer 8 bis 9 Taler. Darnach ging die Pachtsumme in die von ihrer Stelle erhobene Zeitpacht ein. Die Büdner sind daran nicht beteiligt gewesen. Die Hofgebäude, für die die Dierhäger nie etwas getan hatten, ver­schwanden, und die „vormaligen Hofländereien“ gingen an die Bauern über. In der Zeit der Leibeigenschaft war das Leben der Dierhäger im Gegensatz zu dem der ritterschaftlichen Bauern erträglich. Durch die gemeinsame Pachtung des Hofes verbes­serten sie ihre wirtschaftliche Lage, und sie erholten sich allmählich.
Ihre Viehbestände vermehrten sich wieder. Die Dierhäger und Dändorfer trieben etwa 500 Rinder und 100 Pferde in den Wald, wo sie Weidegerechtigkeit besaßen. Die Ribnitzer wehrten sich vergeblich gegen die Überhütung. Die Bauern torften, wo sie wollten und holten sich nach ihrem Belieben Holz aus dem Walde, weswegen es oft Streit mit den Wärtern gab. Die Mast- und Weide­freiheit wurde später im Interesse einer geordneten Waldpflege aufgehoben. 1820 hörte die Leibeigenschaft auf, und die Bauern und Fischer von Dierhagen erlangten wieder ihre persönliche Freiheit. Die Bauern wurden einige Jahrzehnte später Erbpächter.

Die Dierhäger Fischer und Seefahrer

Von jeher trieben die Dorfbewohner im Bodden und in der Ostsee Fischerei. Oft kam es zu Reibereien mit den Ribnitzern. In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts war die Fischerei der Haupterwerbszweig. Auch die 18 Bauern, deren teils sandige, teils sehr tief liegende Felder wenig brachten, fischten mit, um mehr zu verdienen. Mit Reusen, Waden und Netzen fing man hauptsächlich Heringe, auch Lachse, Dorsche, Flundern und Hornfische. Stürmi­sche See richtete an Netzen und Reusen oft großen Schaden an. :Die Binnenfischer fuhren mit Zeesenbooten auf den Bodden und fingen Zander. Sie setzten Netze und Korbreusen aus. Im Winter lebten sie von der Eisfischerei. Ein fortschrittlicher Schulze ver­schaffte den Fischern einen besseren Absatz für ihren Fang durch den Bau eines Räucherhauses auf dem „Rökerbarg“, auf den sich die älteren Dierhäger noch besinnen können. Die mitteldeutschen Handelsleute kauften am Strande die Heringe auf und fuhren sie zum Räucherhaus. Später ging die Räucherei ein. Um 1850 begann die Blütezeit der Segelschiffahrt. Schon am Ende des 18. Jahr­hunderts gab es im Dorf einige Segelschiffe. Auch hatte Dierhagen in alter Zeit eine Werft, die in der Nähe der jetzigen Bauernreihe lag. In den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts besaßen Wustrow 132, Dierhagen und Dändorf 71 Seeschiffe. Ein Drittel des Geldes zum Aufbau der Flotte hatten die Einheimischen durch Schiffsanteile, sogenannte Parten, aufgebracht. Als um 1880 die Segelschiffahrt niederging, senkte sich der Wohlstand des Dorfes, und die Fischerei trat wieder in den Vordergrund.

Dierhagen entwickelt sich zum Badeort

Am 10. August 1859 vernichtete ein Großfeuer die Hälfte des Dorfes. 10 Bauerngehöfte und 42 Büdnereien brannten in vier Stunden nieder. Nur wenige strohgedeckte Häuser der alten Zeit stehen jetzt noch. Nach dem Brande veränderte Dierhagen sein Gesicht. Vorher lagen Bauernhäuser und Büdnereien wirr durch­einander an schlechten Wegen. Nun entstanden breite, regelmäßig angelegte Straßen und massive Häuser mit schönen Vorgärten. Kapitän Voß ließ die Straßen mit Bäumen bepflanzen. Zehn Bauerngehöfte wurden in der Bauernreihe aufgebaut. Dieses nette Bauerndorf hätte wohl 1880 Wustrow nacheifern können, um die wirtschaftlichen Verhältnisse durch Aufnahme des Fremden­verkehrs zu verbessern. Doch in Dierhagen rührte man sich noch nicht. Erst 1898 warb ein Badekomitee in Zeitungen, um Gäste heranzuziehen. Man fing an, den Badesteig zu bauen und zu bepflanzen. Der freundliche Ort mit dem breiten Seestrand und dem durch den Wind geformten Küstenwald war wie geschaffen für ein Bad. Und es kamen Gäste; 1905 zählte man 376 und 1911 schon 800. Die einmal Dierhagen besucht hatten, kamen wieder und brachten neue Familien mit. Manche haben sich in Dier­hagen‑Strand angebaut. Die 1929 eröffnete Fischlandchaussee verbesserte den Verkehr bedeutend. 1934 erhielt der Ort den Namen „Ostseebad Dierhagen“.

In der Weimarer Zeit und im Dritten Reich

In der Weimarer Zeit zog der erste sozialdemokratische Ver­treter in das Gemeindeparlament. Das war Thede Schwarz, der jetzt noch lebt und am gesellschaftlichen Leben aktiv teilnimmt. Im Jahre 1933 brach die Nacht des Faschismus über Deutschland herein. Die Politik des Dritten Reiches führte innerhalb von wenigen Jahren zu dem zweiten Weltkrieg, der in jede Familie Lücken riß. Schwer hatten es die Dierhäger Frauen, ohne die Männer und Söhne ihre Wirtschaften zu führen. Viele Dierhäger blieben in diesem Krieg.

Die neue Zeit

Nach der Zerschlagung des faschistischen Staates galt es, ein neues Leben in Freiheit und Demokratie zu schaffen. Auch in Dierhagen stellten sich die Frauen und Männer, die am meisten unter der faschistischen Diktatur gelitten hatten, sofort mit ganzer Kraft für das neue Leben zur Verfügung. Theodor Schwaß, Heinrich Medrow, Gertrud und Hans Prengel, Engelbert Mestrun, die außer dem letzteren Genossen noch alle in Dierhagen wohn­haft sind, kämpften mutig für die Überwindung aller Schwierig­keiten, die als Folge des barbarischen Krieges in fast jeder Familie zu finden waren. Ihnen gilt unser besonderer Dank. Durch die Umsiedlung aus den ehemaligen Ostgebieten erhöhte sich die Bevölkerungszahl in Dierhagen von zirka 500 auf über 880 Personen.
Die in Dierhagen wohnhaften Seeleute fanden in der Übergangszeit in der örtlichen Fischerei Beschäftigung. Andere durch die Verhältnisse berufslos gewordene Einwohner arbeiteten auf der Boddenwerft in Damgarten.
Mit dem Aufblühen der Werften, der Handelsschiffahrt und der Seebaggerei gingen die Seeleute in ihren Beruf zurück und halten heute gemeinsam mit Jugendlichen aus unserer Gemeinde die alte Tradition der Seefahrt aufrecht. Seit 1959 arbeiten unsere Berufs­fischer in der FPG „Am Bodden“. Im Kollektiv arbeitet es sich leichter, und die gemeinsamen Neuanschaffungen verbessern die Voraussetzung für einen ertragreichen Fischfang.
Auch die Dierhäger Bauern erkannten nach und nach die Vorteile der genossenschaftlichen Arbeit. 1959 schlossen sich die ersten Bauern zur LPG „10. Jahrestag“ zusammen. Seit dem Frühjahr 1960 ist unser Dorf vollgenossenschaftlich.
Engverbunden mit den wirtschaftlichen Veränderungen, wan­delte sich das soziale und kulturelle Leben unserer Bevölkerung.
Im Interesse des Gesundheitswesens wurden eine Gemeinde­schwesternstation und eine Ambulanz eingerichtet. Um das Leben der werktätigen Frauen zu erleichtern, gründete man 1947 mit Hilfe des Staates einen vorbildlichen Kindergarten, dem 1955 eine Kinderkrippe folgte.
Wichtig für die kulturelle Betreuung unserer Bevölkerung ist die 1952 eröffnete Volksbücherei. Auch der Kreislichtspielbetrieb Ribnitz‑Damgarten bereichert durch ein gutes Spielprogramm das kulturelle Leben unserer Einwohner und Gäste.
Die Schulreform gab der Schule ein neues Ziel und neue Aufgaben für die Erziehung und Bildung der jungen Generation. Von der sechsten Klasse ab besuchen die Dierhäger Kinder die zehnklassige polytechnische Oberschule in Wustrow.
Viele Menschen wollen gern ihren Urlaub an der See verbrin­gen. Von Jahr zu Jahr steigen die Besucherzahlen. Der Rat des Bezirkes Rostock und der FDGB bemühen sich, noch mehr Unterkunftsmöglichkeiten zu schaffen. Alle Dierhäger haben erkannt, daß die Urlauberbetreuung die größte Aufgabe ihres Dorfes ist. Darum ist die Bereitschaft der Bevölkerung, zum Mitgestalter eines modernen Ostseebades zu werden, von Jahr zu Jahr größer geworden. Man verschönerte das Dorfbild, verbesserte Wege und legte neue an, so den Radfahrweg neben dem Badesteig. Grünanlagen entstanden. Auf dem Zeltplatz östlich vom großen Ferienheim und auf zwei Betriebszeltplätzen können 1200 Zelter untergebracht werden. Dierhagen wurde Erholungszentrurn des FDGB‑Feriendienstes. Zu ihm gehören zwei Heime: „Lebensfreude“ in Neuhaus und „Ernst‑Moritz‑Arndt“ in Dierhagen‑West. Das letztere Heim eröffnete der FDGB 1957. Es umfaßt jetzt eine Verpflegungsstätte, drei Bettenhäuser und 22 Bungalows. Das Heim ist ganzjährig belegt, da auch Winterkuren durchgeführt werden. Delegationen und ausländische Besucher der Ostseewoche staunen immer wieder über die guten Erholungs­einrichtungen für die Werktätigen. Der sozialistische Handel wird bei der Zunahme der Besucherzahl weitere Läden einrichten. Ostseebad Dierhagen vergrößerte sich durch die Eingemeindung von Ostseebad Ribnitz, das jetzt Ortsteil „Dierhagen‑Ost“ heißt.
Für die Sicherheit der Erholungsuchenden richtete das Deut­sche Rote Kreuz ein vorbildliches Rettungswesen ein. Rettungs­türme sind an übersehbaren Plätzen am Strande in Dierhagen‑­West und in Dierhagen‑Ost aufgestellt worden. .
In diesem Jahr wurde eine feste Straße zum FDGB‑Heim gebaut, der eine befestigte Straße von der Fischlandchaussee Ecke Dändorfer Wäldchen nach Dierhagen folgen wird. Weiterhin ist eine Straße von Klein Müritz nach Dierhagen-Ost vorgesehen (der alte Fischländer Weg). Entsprechend der Perspektive, Dierhagen zu einem Großbad der Werktätigen auszubauen, werden in den nächsten Jahren eine Strandpromenade von Dierhagen‑West nach Dierhagen-Ost, ein großes Kulturhaus und weitere Ferienheime gebaut. So entwickelte sich das bescheidene Bauern‑ und Fischerdorf zu einem beliebten Ostseebad. (gekürzt)
Ernst Garduhn

(übertragen von Wilfried Steinmüller)