Boizenburger Straßen- und Flurnamen

Aus Ortschroniken
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Boizenburger Straßennamen

Straßennamen sind als offizielle Lagebezeichnungen allgemein noch nicht sehr alt, so auch in Boizenburg. Jugler führt 1797 in seiner „Beschreibung der Stadt Boizenburg“ aus: „Die Stadt enthält zwei öffentliche Plätze, fünf Hauptstrassen, und mehrere kleine Strassen. Die Plätze sind der geräumige und symmetrische Markt, auf dem zwei öffentliche Brunnen stehen, und der Kirchhof. Von den Hauptstrassen gehen zwei von Norden nach Süden; die eine an der Westseite, vom Mühlenthore bis zu Ende des Bullenbergs (Klingbergstraße, D.G.), die meines Wissens keinen eignen Namen hat, und die Andere an der Ostseite, vom südlichen Ende des Kirchhofes bis an den Herrengraben, welche die Mühlenstrasse heißt, aber jenseits des Stadthauses den eigentlichen Namen: auf der Amtsfreiheit bekommt: drei derselben gehen von Osten nach Westen, nämlich die Erste an der Südseite, beinahe in der Mitte der Stadt, vom Markte bis vor dem Büttelthurme, die Reichenstrasse; die Zweite an der Nordseite, vom Kirchhofe an, bis auf die Strasse, die vom Mühlenthore bis zu Ende des Bullenbergs geht, die Baustrasse; und die Letztere, zwischen diesen beiden, vom Markte bis an eben die Strasse vom Mühlenthore nach dem Bullenberge, die Königstraße. Die kleineren Strassen, die theils dicht am Walle weglaufen, theils die Hauptstrassen durchschneiden, sind meistens ohne Namen, wenigstens sind mir nur folgende derselben bekannt geworden: die zwischen dem Stadthause und der Amtsfreiheit anfängt, und queer nach Westen hinläuft, heißt auf dem Bullenberge; die nach Norden hinter der Baustraße und mit dieser parallel geht, die Petersilienstraße; die, welche von der Baustrasse queer durch nach der Königstrasse führt, auf dem Schweinsrücken; und diejenige endlich, die zwischen der Königstrasse und der Reichenstrasse, mit beiden parallel, durchgeht auf den Fiefhusen. Der Bullenberg, der den nordwestlichen (?) Winkel der Stadt begreift, macht zugleich den schlechtesten und schmutzigsten Theil derselben aus. Etliche andere Gegenden werden nach den benachbarten Plätzen oder Gebäuden benannt, zum Beispiel: bei dem Marktthore (heute Markttorstraße); hinter dem Rathause (zum Markt gehörig); bei dem Pulverthurme (Teil der Kleinen Wallstraße); am Kirchhofe (Kirchplatz); bei dem Büttelthurme (westlichster Teil der Reichenstraße), usw. Alle Hauptstrassen, etwa den Eingang in die vom Mühlenthore nach dem Bullenberge ausgenommen, sind gerade und breit, besonders aber die Königstrasse, und selbst die mehrsten der kleineren Gassen gehen ungekrümmt; ein Vorzug, deren die Stadt vor vielen anderen Landstädten voraus hat, und den sie dem großen Feuerschaden vom Jahre 1709 verdankt.“

Ebenso wie es an amtlichen Straßennamen fehlte, hat es zu dieser Zeit noch keine Hausnummern gegeben. Die Häuser waren mit Nummern des Steuerkatasters versehen, die nicht straßenweise geordnet waren. Erst mit einer Satzung vom 26.Februar 1914 wurde sukzessive begonnen, neue Hausnummern „und zwar für jede Straße besonders“ einzuführen. Die Hausnummern führen wie in anderen Städten der Region (z.B. Lüneburg) in der Altstadt und am Bahnhof umlaufend um Straßen und Plätze. Erst später wurde der Wechsel zwischen geraden und ungeraden Hausnummern auf den beiden Straßenseiten eingeführt.

Der Schweriner Historiker Wilhelm Jesse schrieb in einem Beitrag für die „Mecklenburgische Zeitung“ vom 6. April 1913 unter dem Titel „Die Schweriner Straßennamen“: „Straßennamen sind eigentlich ursprünglich nichts weiter als Flurnamen. Die Beschaffenheit des Ortes, benachbarte oder anliegende Gebäude, ihre Anwohner und deren Beschäftigung haben zuerst Straßenzügen einen Namen gegeben. In den Straßennamen einer Stadt spiegelt sich also ein großer Teil ihrer Geschichte. Sie sind oft die einzigen lebenden Zeugen vergangener Verhältnisse und darum für die Gegenwart mit ihrem überall regen Interesse an der Pflege des Heimatsinnes von großem Wert. Die Straßennamen einer Stadt vor dem Untergang zu schützen, ist eine ebenso dankbare Aufgabe wie der Schutz des Ortsbildes ... .“

Die historischen Straßennamen in Boizenburg sind nach eben diesen Prinzipien zustande gekommen. Sie waren zunächst, wie es bei Jugler anklingt, nur inoffizielle Namen, die wie Flurnamen aus dem Volksmund herkommend eine Lage bezeichneten. Das wird besonders deutlich an der zweiten Kategorie der von Jugler beschriebenen Namen, wie „bei dem Marktthore“. Daraus wurden dann teilweise die heutigen Straßennamen, wie die Markttorstraße. Die Herleitung der Straßennamen nach besonderen Merkmalen aus der Topographie, Lage an Gebäuden usw. lässt sich allgemein – und nicht nur in Boizenburg – beobachten. Damit wird die These Jesses gestützt, dass Straßennamen ursprünglich nichts anderes als Flurnamen seien. Sie geben uns Zeugnis von der Geschichte einer Stadt und sind deshalb als volkskundliche Kategorie schützenswert wie Bau- und Naturdenkmale. Umso weniger ist der Drang zur Umbenennung insbesondere aus politischen Gründen nachvollziehbar.

Die Benennung nach Personen ist in den mecklenburgischen Städten erst um die Mitte des 19.Jahrhunderts zu beobachten. In Boizenburg findet diese Kategorie gar erst, wenn man von der Duensingstraße absieht, in den 1930er Jahren beim Bau der Stadtrandsiedlung Eingang. Dort wurde diese Tradition nach der politisch notwendigen Umbenennung 1945 in Teilen fortgesetzt.

Bereits die Stadterweiterungen des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts griffen für die Straßennamen auf Flurnamen zurück, z. B. „An der Quöbbe“. Hinzu kamen im 20. Jahrhundert Straßennamen nach heimischen Bäumen, erstmalig „Lindenstraße“ und bereits früher nach den Zielen der nach auswärts führenden Straßen, wie der „Schwartower Straße“.

Für die obige Feststellung Jesses zum Umgang mit den Straßennamen, die darin mündete, dass Schwerin in den Jahren zuvor mit den Straßennamen nicht sehr tradtionsbewusst umgegangen sei, führt er eine Reihe von Umbenennungen an, mit denen die historischen Bezüge zerstört wurden.

In Schwerin waren die Umbenennungen größtenteils aber nicht ausschließlich politisch motiviert. Nun sind in Boizenburg auch unter Berücksichtigung des wesentlich kleineren Bestandes an Straßennamen nicht gar so häufig Umbenennungen erfolgt. Größere Aktionen gab es 1945, als die auf der Siedlung in den 1930er Jahren entstandenen, nach Größen des Nationalsozialismus und „Helden“ des Ersten Weltkrieges benannten Straßen umbenannt werden mussten. Es erfolgten Benennungen nach Sozialisten und Kommunisten. Eine kleinere Reihe von Umbenennungen betraf gerade die historischen Straßen der Altstadt als zunächst in den 1940er Jahren die Königstraße in Karl-Marx-Straße, dann der Markt in Stalinplatz, die Reichenstraße in Klara-Zetkin-Straße, die Baustraße in Straße der Solidarität sowie in der Bahnhofsvorstadt die Duensingstraße in Karl-Liebknecht-Straße und die Bahnhofstraße in Wilhelm-Pieck-Straße benannt wurden. Gerade diese Aktionen betrafen die Straßennamen, die die Tradition verkörperten. Mit dem Ende des extremen Stalinismus wurde 1960/61 auch die Neubenennung des Marktes erforderlich. Man besann sich jedoch nicht auf die Tradition, sondern nannte ihn Platz des Friedens. In der Bevölkerung in Boizenburg und Umgebung war es jedoch immer der Markt geblieben. Eine weitere Aktion kleineren Umfanges ergab sich aus dem Abgrenzungsbestreben der DDR-Führung zur Bundesrepublik. Unter dem Vorwand der Ehrung Otto Grotewohls, des ersten Ministerpräsidenten der DDR, nutzte man 15 Jahre nach seinem Tod den 85. Geburtstag, um die Hamburger Straße als Otto-Grotewohl-Straße neu zu benennen. Gleichzeitig bezog man aber auch den Lauenburger Postweg in die Bergstraße ein.

Nach der politischen Wende 1989/90 erfolgten dann Rückbenennungen oder Neubenennungen: Platz des Friedens - Markt Karl-Marx-Straße - Königstraße Klara-Zetkin-Straße - Reichenstraße Straße der Solidarität - Baustraße Otto-Grotewohl-Straße - Hamburger Straße Bergstraße (tlw.) - Lauenburger Postweg Wilhelm-Pieck-Straße - Bahnhofstraße

Mit diesen Umbenennungen wurde die Tradition wieder aufgenommen. Darüber hinaus erfolgten wurden folgende Straßen neu benannt: Karl-Liebknecht-Straße - Rudolf-Tarnow-Straße Ernst-Thälmann-Straße - Hans-Jürgen-P.-Lemm-Straße Straße der Aktivisten - Friedrich-Jacob-Klepper-Straße Carl-Templiner-Straße - Straße der Einheit Bei Letzterer wurde ein vorher bereits einige Zeit bestehender Name wieder aufgenommen.

Bereits im 19. Jahrhundert wurde es in vielen Städten üblich, im Interesse der besseren Auffindbarkeit Konzeptionen für die Straßennamen in den größeren Gebieten der Stadterweiterung aufzustellen. Auch in Boizenburg wurden die ersten Ansätze, Straßennamen nach Konzeptionen zu vergeben, erst mit dem Entstehen größerer zusammenhängender Baugebiete erkennbar. Besonders deutlich wurde das, als in der Zeit des Nationalsozialismus die Straßen in der entstehenden Stadtrandsiedlung benannt wurden. Aber auch bereits vorher gab es erste Ansätze. So wurden in der Bahnhofsvorstadt zunächst topographische Merkmale aufgenommen (Feldstraße, Weidestraße, Kurze Straße), dann auch Straßen nach norddeutschen Dichtern benannt (Fritz Reuter, John Brinckman, Klaus Groth, Wossidlo, dann später Ehm Welk und Rudolf Tarnow). In der Stadtrandsiedlung wurden die Straßen 1937 nach Nazigrößen und –märtyrern benannt (Adolf Hitler, Horst Wessel, Hans Schemm, Julius Schreck, Claus von Pape, Wilhelm Gustloff, Leo Schlageter, August Brackmann, Dietrich Eckart). Ein anderer Teil erhielt Namen nach „Helden“ des Ersten Weltkrieges (Paul von Hindenburg, Karl Litzmann, Manfred von Richthofen, Graf Spee, Weddigen).

Diese Straßen wurden 1945 nach Kommunisten (Ernst Thälmann, Richard Schwenk, Paul Czellnick), Sozialisten (August Bebel, Rudolf Breitscheid), Dichtern (Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Schiller, Heinrich Heine) und topographischen Kriterien (Schwanheider Straße, Lange Straße, Eichenweg) neu benannt.

Neue Straßennamen auf der Siedlung wurden nach sehr unterschiedlichen Kriterien vergeben. Teils wurde wieder auf Namen von Kommunisten (Richard Markmann, Dr. Alexander und als Umbenennung Carl Templiner), dann auf Vertreter progressiver Traditionen (Ludwig Reinhard, Theodor Körner) und Flurnamen (Grüner Weg, Am Keesboom, Schwartower Steig, Am Ziegelberg, Metlitzer Weg, Am Grünen Weg) zurückgegriffen.

Die nach 1990 neu vergebenen Namen orientieren sich teils an topographischen Gegebenheiten (An der Gamm, Gammer Berg, Am Gammgraben, Gülzer Straße, Alter Gülzer Weg), wenn diese auch nicht immer so ganz augenfällig sind. Sie nehmen Flurnamen auf (Gamm, Gildewiesen, Ellerholz). Auf der Siedlung sind die Straßen in einem neuen Baugebiet nach Bäumen bezeichnet.

Der Zeitpunkt der Benennung ist nicht in allen Fällen bekannt. Die bei den Straßennamen angegebenen Jahreszahlen geben den ungefähren Zeitpunkt der Benennung oder auch der ersten Nennung an. Sachakten zur Straßenbenennung konnten nur teilweise genutzt werden, da sie für längere Zeiträume fehlten. Zum anderen Teil beruhen die Daten auf der Erinnerung des Verfassers.


Boizenburg 1790.jpg

(Bild: Grundriss von Boitzenburg 1790)


Die Straßenamen des Stadtgebietes, einschließlich der auf der Gemarkung Boizenburg befindlichen Siedlungen

Ahornweg Der Ahornweg ist in den 1990er Jahren auf dem Acker Am Düstern Weg bebaut worden. Er hieß zunächst Blumenweg. Im Jahre 1996 wurden in dem Baugebiet die Straßen größtenteils nach Bäumen umbenannt.

Altendorf

Ursprünglich war die heutige Straße Altendorf (Der Ur-Boizenburger betont den Namen auf Dorf) ein selbständiges Dorf am Rande der Stadt, das zum mecklenburgischen Domanium (Besitztum des Herzogs bzw. Großherzogs) gehörte und historisch wohl die Burgsiedlung (Wiek) zur Niederungsburg darstellte. Die Bewohner waren Büdner (Kleinbauern) und Fischer. Erst 1872 wurde das Dorf in das Stadtgebiet einbezogen.

Altendorf im Luftbild von 1930, oben sieht man den Altendorfer teich, links den Fitze-Teich

Am Färbergraben Diese Straße ist eine typische Hinterstraße, die nur in geringem Maße Wohnbebauung aufweist. Der Färbergraben ist Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung für die den Elbwiesen zugewandte Seite. Seinen Namen hat er nach der typischen Färbung der Abwässer aus den in früheren Zeiten anliegenden Färbereien.

Am Gammgraben Die nach 1990 angelegte Straße im neuen Gewerbegebiet befindet sich an dem Hauptentwässerungsgraben aus der Gamm, einer ursprünglichen Weideniederung zwischen den Feldmarken von Boizenburg, Schwartow, Zahrensdorf; Gülze und Bahlen.

Am Grünen Weg Die Bezeichnung Grüner Weg ist bereits als Flurname überliefert. Hier handelt es sich aber um eine kleine Seitenstraße östlich des Grünen Weges mit Bebauung aus den 1970er Jahren.

Am Keesboom Die Straße ist in den 1990er Jahren errichtet. Der Name geht auf den Flurnamen eines in der Nähe befindlichen Ackers zurück. Hans Vick berichtet von einer Sage, nach der hier eine große Pappel gestanden haben soll und „von einem Knecht, der ebenso faul wie gefräßig war. Er sollte den umliegenden Acker pflügen. Bevor er aber begann, sah er noch schnell in seiner Kiepe nach, was die Hausfrau ihm als Butterbrot mitgegeben hatte. Wieder fand er drei Käsebrotschnitten, und da ihm schon mehrmals die gleiche Kost mitgegeben war, und sein Leckermaul nach anderem Belag verlangte, so rief er voll Wut: ,Der Teufel soll mich holen, wenn ich den alten Käse esse!’ Er heftete die eine Brotschnitte an den Baum, warf die zwei anderen in die Kiepe zurück und legte sich nun in den Schatten des Baumes, um sich vor dem Arbeitsbeginn durch einen tüchtigen Schlaf zu stärken. Als er erwachte, verspürte er einen derben Hunger und aß nun doch das vorhin verschmähte Käsebrot. Da kam in der Nacht der Teufel und drehte ihm das Genick um, und nun muß er allnächtlich ruhelos um den Baum wandern.“

Am Mühlenteich Die Bebauung am Mühlenteich stammt aus dem 19. bzw. 20. Jahrhundert. Die Mühle aber und der Mühlenteich sind schon auf der Karte der Stadtfeldmark von 1727 zu finden. Die jetzigen umgebauten Mühlengebäude entstammen dem ausgehenden 19. Jahrhundert.

Am Sandberg Diese Straße oberhalb der Turnereichen wurde in den 1990er Jahren errichtet. Sie wurde zunächst etwas unpassend Am Elbberg benannt. Die Umbenennung erfolgte 1996. Der alte Flurname ist hier Am Düstern Weg.

Stadtschäferei.jpg

Die alte Stadtschäferei an der Schwartower Straße/Ecke Schäferbrink

Am Schäferbrink Der Name dieser in den 1920/30er Jahren bebauten Straße geht auf einen Flurnamen zurück. Die Straße hieß zunächst Am Ziegelberg. Erst im Jahre 1938 erhielt sie ihren heutigen Namen, der auf den Hang des Schäferberges hinweist. Der Name deutet auf eine gemeine Nutzung der Flächen zum Schafe hüten hin. Brinke unterliegen in den alten Feldmarken generell der gemeinen Nutzung. Oberhalb des Schäferbrinks befand sich bis in das 20. Jahrhundert hinein eine Ziegelei auf dem Ziegelberg (Bild).

Am Stadtpark Diese den Elbberg mit dem Schwanheider Weg verbindende Straße wurde notwendig als in den 1980er Jahren das Heizwerk und die Gärtnerei der Elbewerft am Stadtpark errichtet wurden und die Zufahrt durch das am Elbberg beginnende bis 1989 existente Sperrgebiet nicht erfolgen sollte. Die Wohnbebauung entstand nach 1990. Der im Wohngebiet liegende Teil wurde zunächst Lindensteig genannt, dann aber 1996 in die Straße Am Stadtpark einbezogen.

Amtsgärten Die Amtsgärten, die wie der Name zum Ausdruck bringt, ursprünglich zum großherzoglichen Amt gehörten, wurden erst in den 1990er Jahren bebaut, so dass der Straßenname vergeben wurde.

Am Ziegelberg Am Ziegelberg, ein Name der sich jedoch nicht am Ort der jetzigen Straße, sondern oberhalb des Schäferbrinks befand, war bis um das 20. Jahrhundert hinein eine mehr handwerklich arbeitende Ziegelei vorhanden (s. Bild). Diese soll für den Wiederaufbau nach dem Stadtbrand von 1709 errichtet worden sein. Vor 1938 trug die Straße Am Schäferbrink denn auch den Straßennamen Am Ziegelberg. An dem jetzigen Ort ist der Straßenname ohne historischen Bezug.

An der Boize Längs des Boizekanals beiderseits der Stiftstraße befindet sich diese kleine Straße. Sie ist beginnend im 19. Jahrhundert bebaut worden.

An der Quöbbe Die Straße An der Quöbbe nimmt den Flurnamen für den Wiesenring längs des Langen Walls auf. Der Flurname, der wohl ursprünglich Quebbecke lautete (so noch bei Jugler 1797), ist niederdeutschen Ursprungs und deutet auf Nässe hin (mndt. quebbe = schwankender Moorboden).

An der Torfkoppel Dieser Straßenname in der Büdnersiedlung Heide nimmt einen Flurnamen auf. Es handelt sich dabei um Acker am Abzweig des Weges nach Heide vom alten Salzfrachtweg. Als Koppeln wurden nicht nur Weiden sondern auch Ackerschläge bezeichnet. Es könnte sich hier um einen ehemaligen Torftrockenplatz gehandelt haben. Heide ist eine zur Stadt Boizenburg gehörige Siedlung mit im Jahre 1901 sieben Büdnern (Kleinbauern). Sie wird erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erwähnt. Jedoch weisen die Hoinckhusensche Karte von etwa 1700 und die Wiebekingsche Karte von 1786 an dem Ort bereits einen Katen in der Heyde aus.

Bahnhofstraße Nach dem Bau des Bahnhofs mit der Hamburg-Berliner Eisenbahnlinie 1846 wurde die Straße als erste in der Bahnhofsvorstadt (diese umgangs-sprachlich genannt: „Auf dem Bahnhof“) angelegt. Die Bebauung begann jedoch erst am Ende des 19. Jahrhunderts. Die Straße wurde ca. 1952 in Wilhelm-Pieck-Straße umbenannt, welchen Namen sie bis 1991 behielt.

Baustraße Die Baustraße ist eine der historischen Straßen in Boizenburg, die ihren Namen bereits im 17. Jahrhundert trug. In den Archivalien aus dem Hackamt wird sie bereits 1607 genannt. Auch Jugler kennt sie im Jahre 1797. Der Name hat nichts mit dem Bauhandwerk sondern mit dem Landbau zu tun. Hier dürften ursprünglich – wahrscheinlich vor dem Stadtbrand 1709 - die Ackerbürger gewohnt haben. Von 1955 bis 1991 trug die Straße den Namen Straße der Solidarität.

Bebelstraße Die Bebelstraße ist im Zuge der Errichtung einer Stadtrandsiedlung in den 1930er Jahren gebaut worden. Bis 1945 trug sie den Namen Hans-Schemm-Straße nach dem 1935 verunglückten Gründer des NS-Lehrerbundes. Mit einer Anordnung des ersten Boizenburger Nachkriegs-Bürgermeisters Richard Markmann vom 13. August 1945 wurden alle nach NS-Größen und anderen benannten Straßen umbenannt. Den Namen Bebelstraße trägt sie seitdem nach dem Mitbegründer der deutschen Sozialdemokratie August Bebel (1840 - 1913).

Bergstraße Die Straße am Berg oberhalb des Friedhofes trägt ihren Namen nicht zu unrecht. Sie wurde im Wesentlichen in den 1920erJahren bebaut und etwa 1930 benannt. Zwischen 1979 und 1990 war der Lauenburger Postweg in diese Straße einbezogen.

Berliner Straße Wie in vielen Städten längs der B 5, die Berlin und Hamburg miteinander verbindet, heißen die Ausfallstraßen der jeweiligen Richtungen nach diesen Städten. Die Bebauung stammt im Wesentlichen aus dem frühen 20. Jahrhundert. Die Benennung erfolgte 1930.

Birkenstraße In der Birkenstraße und zuvor in der Richard-Markmann-Straße baute die damalige Arbeiter-Wohnungsbau-Genossenschaft, in den Jahren 1955/56 ihre ersten (Reihen-) Häuser. Die Benennung erfolgte 1956.

Bollenberg Der Bollenberg gehört zu den ältesten Teilen der Stadt Boizenburg. Es kann vermutet werden, dass hier ebenso wie in Altendorf und auf der Amtsfreiheit in der unteren Mühlenstraße bereits die slawische Burgsiedlung zu finden war. Der Name wird von der Bezeichnung für die Befestigungsanlage, dem Bollwerk, niederdeutsch Bullwark, das zu Bullbarg wurde, hergeleitet. Der Bollenberg wurde nach dem Stadtbrand 1709 nicht in die regulierende Stadtplanung des Jacob Reutz einbezogen.

Breitscheidstraße Die Breitscheidstraße ist im Zuge der Errichtung einer Stadtrandsiedlung in den 1930er Jahren gebaut worden. Bis 1945 trug sie die Namen Julius-Schreck-Straße und südlich der heutigen Hans-Jürgen-P.-Lemm-Straße, gleichzeitig Litzmannstraße, hier dann ab 1945 vor der Einbeziehung in die Breitscheidstraße zunächst noch 4. Gasse. Rudolf Breitscheid (geb. 1874, im KZ gestorben 1944) war ein sozialdemokratischer Politiker, Julius Schreck (1898 bis 1936) ein nationalsozialistischer Schauspieler, später der Fahrer Hitlers, Karl Litzmann (1850 bis 1936) ein deutscher General im Ersten Weltkrieg, der ab 1930 den Nationalsozialismus förderte und von 1932 bis 1936 Alterspräsident des Reichstages war. Er war Fontanes Vorbild für den „Stechlin“.

Bretternhof Der Bretternhof ist eine kleine Straße mit ursprünglich dörflichem Charakter. Später wurde sie ab ca. 1925 mit Eigenheimen bebaut Der Name dürfte von einem städtischen Bauhof (landw. Betrieb) abgeleitet sein. Erste Bebauung mit dem Charakter eines Hofes findet man bereits auf der Boizenburger Feldmarkskarte von 1727.

Buchenweg Der Buchenweg ist in den 1990er Jahren auf dem Acker Am Düstern Weg bebaut worden. Zunächst wurde er als Schwanheider Berg benannt. Im Jahre 1996 wurden die Straßen in dem Baugebiet die Straßen größtenteils nach Bäumen umbenannt.

Dr.-Alexander-Straße Dr. Alexander war ein kommunistischer Rechtsanwalt aus Berlin, den die Boizenburger im Jahre 1932 zu ihrem Bürgermeister gewählt hatten. Durch Verfügungen der Landesregierung und Veränderungen von Gesetzen konnte er das Amt nicht antreten.

Düstere Gahre Der Name dieser kleinen Gasse zwischen der Stiftstraße und der Quöbbe leitet sich vielleicht aus einer älteren Form für Gasse ab, die in Dänemark noch als Gade existiert. Dafür spricht auch, dass die heutige Hamburger Straße 1790 noch Steingare genannt wurde. Möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich, ist auch die Ableitung aus einem Flurnamen, der aus dem altslawischen jaru für Tal gebildet wurde, hier wohl eher in der Bedeutung Niederung. Das Wort düster könnte auf dichten Waldbestand hindeuten. Dieser könnte aber auch durch Feuer gerodet worden sein, denn auch eine Ableitung aus altsl. goreti für brennen ist nicht auszuschließen.

Ehm-Welk-Straße Die Straße findet sich im „Dichterviertel“ der Bahnhofsvorstadt und wurde im Wesentlichen nach 1960 bebaut. Ihren Namen trägt sie seit 1959. Der Schriftsteller Ehm Welk (1884 bis 1966) ist vor allem durch seine Romane „Die Heiden von Kummerow“ und die „Die Gerechten von Kummerow“ bekannt geworden.

Eichenweg Dieser nahe der städtischen Anlage „Die Eichen“ gelegene Weg wurde wie die benachbarten Straßen im Zuge des Siedlungsbauprogramms in den 1930er Jahren angelegt, im Wesentlichen aber nach 1945 bebaut. Er hieß bis 1945 Claus-von-Pape-Straße, nach dem in Celle geborenen NS-Märtyrer, der bei Hitlers Putschversuch 1923 in München erschossen wurde.

Ellerholzplatz Der Platz, eine ursprünglich sumpfige Wiese, wurde in den 1990er Jahren mit einem Einkaufsmarkt bebaut. Er ist wie die angrenzenden Ellerholzwiesen nach einem historischen Erlengehölz benannt.

Erlenweg Der Erlenweg, der auf dem hohen Feld Am Düstern Weg in den 1990er Jahren angelegt wurde, ist - etwas unpassend für diese Lage - nach der Erle benannt. Zunächst hieß er Am Lindenhain (ebenfalls unpassend, da Hain ein in Norddeutschland nicht übliches Wort ist), wurde dann aber 1996 umbenannt.

Fährweg Der Fährweg ist heute laut Stadtplan keine amtliche Lagebezeichnung, aber im Volksmund noch präsent. Doch führen einige Gewerbebetriebe diese Adresse. Der Weg führte zu der alten Fährstelle, die die Verbindung über Brackede nach Lüneburg herstellte. An dem Weg entstand ab 1793 die Werft, die lange Zeit die Adresse Fährweg 1 führte. Später wurde der Weg durch das Werftgelände überbaut und seit 1939 schrittweise der Öffentlichkeit entzogen. Durch die neue Gewerbenutzung erlangt er wieder Bedeutung.

Feldstraße Die Feldstraße wurde als zweite Seitenstraße der Bahnhofstraße um 1900 angelegt, aber wohl als erste bebaut (siehe Messtischblatt).

Fiefhusen Beim Fiefhusen handelt es sich um eine kleine parallel zu den großen Hauptstraßen des Stadtzentrums angelegte alte Straße. Die Sage weiß zu berichten, dass in dieser Straße fünf (ndt. fief) Häuser beim großen Stadtbrand 1709 stehen geblieben sind, wonach die Straße ihren Namen erhalten haben soll. Diese Häuser sind jedoch auf dem Stadtgrundriss aus dem Jahre 1709 nicht zu finden.

Friedrich-Jacob-Klepper-Straße Die F.-J.-Klepper-Straße ist im Zuge der Errichtung einer Stadtrandsiedlung in den 1930er Jahren angelegt worden. Sie hieß bis 1945 Richthofenstraße, 1945 dann zunächst 3. Gasse, später bis 1991 Straße der Aktivisten. Der jetzige Name erinnert an den Lüneburger Weinhändler Klepper, der sich in den napoleonischen Kriegen als Patriot und als Mensch bewährt hat. Er hatte im Jahre 1813 zum Kampf gegen die napoleonischen Truppen unter General Morand eine Abteilung russischer Kosaken nach Lüneburg geholt und an deren Spitze mutig gekämpft. Der verwundete Morand wurde nach Boizenburg gebracht, wo er starb und begraben wurde. Sein damaliger Feind Klepper, der dann später in Boizenburg lebte, wurde auf eigenen Wunsch neben ihm begraben. Beide Gräber sind vor der Friedhofskapelle noch erhalten. Manfred von Richthofen (1892 bis 1918) war ein deutscher Jagdflieger, der im Ersten Weltkrieg gefallen ist.

Fritz-Reuter-Straße Diese Straße, die ursprünglich Chaussee-straße genannt wurde, ist um 1900 angelegt worden. Noch heute wird sie von Alteingesessenen gern Bahler Chaussee genannt. In den 1930er Jahren wurden in der Bahnhofsvorstadt im Zuge der Bebauung mit Eigenheimen in einem Viertel seitlich dieser Straße mehrere Straßen nach niederdeutschen Dichtern benannt. In diesem Zuge wurde die Straße 1940 dann nach dem großen mecklenburgischen Dichter Fritz Reuter (1810 bis 1874) benannt.

Fürstengarten Der Fürstengarten, südlich des Bollenberges gelegen, ist der Standort der für Boizenburg namensgebenden Niederungsburg, die wohl bereits auf einen slawischen Vorläufer zurückgeht. Die Burg ist im Dreißigjährigen Krieg (1644) durch den kaiserlichen General Gallas im Kampf gegen die schwedische Besatzung zerstört worden. In älteren Unterlagen findet sich auch der Name Herrengarten.

Galliner Chaussee Die Galliner Chaussee ist die äußere Fortsetzung der Galliner Straße.

Galliner Straße Die Straße mit Bebauung aus der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts führt nach Gallin und dann nach Zarrentin. Im Jahre 1914 gab es nur die Anlieger Molkerei und Tofelde. Gallin war im historischen Amt Boizenburg das im Norden am weitesten entfernte Dorf.

Gartenstraße Die Gartenstraße ist erst im beginnenden 20. Jahrhundert in den Gärten südlich des Friedhofes bebaut worden.

Gehrum Gehrum war ein zur Stadt Boizenburg gehöriges kleines Bauerndorf mit sechs städtischen Hüfnern, zwei Pfarrhüfnern und einem domanialen ursprünglich ritterschaftlichen Hüfner. Das Dorf wird 1453 im Landbederegister als Villa Gerem erwähnt. Den Namen leitet Trautmann vom Personennamen Jaromir ab. Gehrum hat keine eigene, aber Anteile an der Boizenburger Feldmark. Deshalb dient der Ortsname, wie ein Straßenname, als amtliche Lagebezeichnung.

Goethestraße Die Goethestraße ist im Zuge der Errichtung einer Stadtrandsiedlung in den 1930er Jahren angelegt worden. Sie hieß bis 1945 Graf-Spee-Straße, 1945 zunächst 1. Gasse, dann Goethestraße. Benannt ist sie nach dem größten deutschen Dichter Johann Wolfgang Goethe (1749 bis 1832). Graf Spee war ein 1914 im Ersten Weltkrieg bei den Falklandinseln gefallener Admiral der deutschen Kriegsflotte.

Große Wallstraße Diese historisch auch Petersilienstraße genannte Straße wurde als Ringstraße parallel zur Stadtbefestigung angelegt. Da die Stadtmauer früh geschleift wurde, bestand direkter Zugang zum Inneren Wallgraben. Dieser wurde dann malerisch mit einer Vielzahl von Brücken überquert.

Grüner Weg Der Name dieser Straße geht auf einen alten Flurnamen zurück. Die Straße erklimmt mit erheblicher Steigung die Anhöhe zur Stadtrandsiedlung. Die erste Bebauung stammt aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert.

Gülzer Straße Hier handelt es sich um eine Straße in dem ab 1990 entstandenen Gewerbegebiet am Rande der Bahnhofsvorstadt, die keinen rechten Bezug zum namensgebenden Dorf hat.

Hafenplatz Der Hafenplatz erschließt sowohl gewerbliche Betriebe am Hafen als auch die entstehende Marina.

Hamburger Straße Diese Straße ist auf dem historischen Weg nach Lüneburg entstanden, der 1790 noch Steingare genannt wurde und im Fährweg seine Fortsetzung fand. Von ihm zweigte der Lauenburger Postweg ab. Durch den Straßenbau am Elbberg wurde die Hamburger Straße zur Fernverbindung nach Hamburg im Zuge der Berlin-Hamburger Chaussee. Die Bebauung stammt zum Teil aus dem 19. Jahrhundert aber auch aus dem beginnenden 20. Jahrhundert. Sie war und ist sehr heterogen bebaut mit gewerblichen Betrieben (Werft, historisch auch die Eisengießerei von Beckhaus und die beiden Sägewerke von Wehmann und Ziegert) und Wohnbebauung bis hin zu Villen. Von 1979 bis 1989 hieß die Straße Otto-Grotewohl-Straße. Die Umbenennung erfolgte offiziell zum 85. Geburtstag Grotewohls, war jedoch auf das Abgrenzungsbestreben der DDR-Führung zurückzuführen. Die Rückbenennung erfolgte wie beim Lauenburger Postweg in einer spontanen Aktion der Basisdemokratie noch im Dezember 1989.

Hans-Jürgen-P.-Lemm-Straße Die Straße ist im Zuge der Errichtung einer Stadtrandsiedlung 1937 angelegt, aber erst später bebaut worden. Die Bebauung erfolgte im Wohnungsbau-programm der Elbewerft in den 1950er Jahren. Sie hieß bis 1945 Adolf-Hitler-Straße, dann bis 1992 Ernst-Thälmann-Straße, ab 1992 Hans-Jürgen-P.-Lemm-Straße. Lemm war im Jahre 1793 der Begründer der Elbewerft. Der Naziführer und Reichskanzler Adolf Hitler (1889 bis 1945) ist als der größte deutsche Verbrecher gegen die Menschlichkeit in die Geschichte eingegangen. Ernst Thälmann (geb. 1886, ermordet im KZ 1944) war bis 1933 der Vorsitzende der KPD.

Heinrich-Heine-Straße Diese Straße ist im Zuge der Errichtung einer Stadtrandsiedlung in den 1930er Jahren angelegt und bebaut worden. Sie hieß bis 1945 Gustloffstraße und wurde dann in Heinrich-Heine-Straße benannt. Heinrich Heine (1797 bis 1856) war ein deutscher Dichter der Romantik und des Vormärz (Deutschland, ein Wintermärchen). Wilhelm Gustloff (1895 bis 1936), ein Schweriner, war ein NS-Funktionär, der in Davos ermordet wurde und fortan als Märtyrer galt.

Hölderlinstraße Die Straße ist erst kürzlich nach dem deutschen Dichter Friedrich Hölderlin (1770 bis 1843) benannt worden. Sie befindet sich zwischen der Schwartower Straße und der Theodor-Körner-Straße als Seitenstraße des Grünen Weges.

Herrenbrücke.jpg

Herrenbrücke

Herrenbrücke ist keine amtliche Lagebezeichnung. Die Brücke über den Wallgraben am Langen Wall war ursprünglich eine Zugbrücke, die nachts hochgezogen war. Offenbar stellte sie einen beliebten Schleichweg zur Umgehung des Zolls an den beiden Stadttoren dar. Im Boizenburger Wochenblatt finden sich 1841 folgende Artikel: Nr. 35 (25. Oktober) Bei der Anzahl und Wachsamkeit der hiesigen Steuerunterbedienten ist wohl nicht einmal zu besorgen, dass an Markttagen durch die sogenannte Herrenbrücke die Einbringung steuerbarer Gegenstände werde versucht werden. Warum denn aber jene Brücke an Markttagen so ängstlich verschließen, und den harmlosen Spaziergängern, die von ihren Actenstudien oder Schulstunden, oder Comtoirarbeiten sich losreißen, und in der freien Natur frisches Leben einathmen wollen, den Uebergang über jene Brücke wehren, und ihnen zumuthen, mit ihrer leichten Beschuhung den Schlamm vor unseren Thoren zu durchwaten? und warum den Arbeitern, die auf jenem Wege in ihre Scheuren und auf ihre Aecker zu gehen gewohnt sind, den Weg dahin ohne Noth verlängern? – Von unsrer liberalen und humanern Steuerbehörde lässt sich gewiß erwarten, dass sie diesen Gegenstand in Ueberlegung nehmen und die hiesigen Einwohner nicht nutzlos beschränken werde Nr. 36 (27. Oktober) Die Sperrung der Herrenbrücke hat etwas Unangenehmes, immer aber ist für diese Sperre leichter ein Grund zu finden, als für das Verschließen jener Brücke an Sonntagen während der Predigt; denn, daß willige Geber dadurch gezwungen werden sollten, die Hauptthore zu passiren, und sich den Durchgang dort zu erkaufen, ist wohl nicht anzunehmen.

John-Brinckman-Straße Die John-Brinckman-Straße im „Dichterviertel“ der Bahnhofsvorstadt wurde in den 1930er Jahren beginnend mit Eigenheimen bebaut. Benannt ist sie seit 1940 nach dem 1814 bis 1870 lebenden mecklenburgischen Dichter („Kasper Ohm un ick“ u. a.)

Kampstraße oder Kamp Kleine Straße im alten Scheunenviertel am Hang seitlich des Lauenburger Postweges. Der Name geht auf einen Flurnamen zurück, der Ackerschläge bezeichnet.

Kirchplatz neu.jpg

Der Kirchplatz ist in den 1990er Jahren neu gestaltet worden

Kirchplatz

Die Straße rund um den alten Kirchplatz führt diesen Namen. Im östlichen Teil, wo die Straße recht breit ist, wurde sie in früheren Zeiten auch als Schweinemarkt genutzt.

Klaus-Groth-Weg Im „Dichterviertel“ der Bahnhofsvorstadt gelegen und mit Eigenheimen, teils Behelfsheimen aus der Kriegs- und Nachkriegszeit bebaut, führt seit sie 1940 den Namen des holsteinischen Mundartlyrikers (1819 bis 1899).

Kleine Wallstraße.jpg

Kleine Wallstraße. Im Hintergrund ist das Logenhaus erkennbar.

Kleine Wallstraße siehe auch Große Wallstraße. Am südlichen Ende der kleinen Wallstraße befand sich die Henkerbrücke, in der Mitte an der Twiete vom Markt der Pulverturm (deshalb die bei Jugler 1797 angeführte Bezeichnung „bei dem Pulverthurme“) und an der Mühlenstraße das Schinderhaus. In der Nr 7. befindet sich in der ehemaligen jüdischen Synagoge wieder das Logenhaus der Freimaureloge „Vesta zu den drei Türmen“. Das nördliche Ende der Straße (Nr. 1 und 2) ist durch die Anlage der Stiftstraße in den 1930er Jahren isoliert worden und wird kaum noch als zu dieser Straße gehörend empfunden.


Klingbergstraße Die Klingbergstraße ist in dem alten Verlauf und der wechselnden Straßenbreite, wie sie sich vor dem Stadtbrand von 1709 zeigte, erhalten geblieben. Der Brand ist gerade in dieser Straße ausgebrochen und hat, durch starken Westwind bedingt, nahezu die ganze Stadt vernichtet. In der westlichen Häuserzeile sind einige Häuser aus der Zeit vor dem Stadtbrand erhalten. Eines der Häuser, die den Stadtbrand überdauert hatten, das 1664 erbaute Salzhaus (Nr.45), wurde um 1900 abgebrochen. Es erinnerte an die Zeit als Boizenburg noch eine bedeutende Rolle im Salzhandel von Lüneburg spielte. Der Straßenname wird sehr unterschiedlich erklärt. Er ist auch in anderen Städten zu finden. Wahrscheinlich wird er aus der Lage zum Hauptzugang der Stadt, dem Mühlentor, herzuleiten sein. Das Tor ist die Klinke = Türriegel zur Stadt. Das Wort Klinke leitet sich wiederum vom klingen her, vom Geräusch, das der Fallriegel beim Schließen macht. Der Name kann jedoch auch vom Klingen der Schmiedehämmer abgeleitet sein. Eine Benennung nach einer Klinge, einer Erosionsrinne am Abhang, kann wie die nach einer Person mit ziemlicher Sicherheit ausgeschlossen werden. Jugler, der 1797 in seiner Chronik die Stadt beschrieben hat, kannte noch keinen Namen für diese Straße. Jedoch wurde bereits im Jahre 1494 ein „Heinrich Berchhane ufm Klingenberge“ genannt.. Der Name findet sich auch auf einer Karte der Situation von 1790.

Die Könisstraße mit Blick in Richtung Markt etwa 1935

Königstraße Königstraßen gibt es in vielen Städten. Sie bezeichnen immer wichtige Straßen, in der Regel die historischen Hauptstraßen der Städte, ohne einen Bezug zu der Person eines Königs zu haben. So ist auch in Boizenburg diese zentrale Straße der Altstadt nur als wichtigste Straße zu deuten. Sie wurde aus ideologischen Gründen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, wie alle Königstraßen in der sowjetischen Besatzungszone, umbenannt. Den Namen Karl-Marx-Straße trug sie bis 1991.

Küsters Gärten Dieses war ursprünglich nur ein Gartengebiet, das nach einem Eigentümer, dem Bäcker Küster in der Königstraße, benannt war, bis dann in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst Behelfsheime, dann Eigenheime entstanden sind.

Kurze Straße Diese kurze Straße in der Bahnhofsvorstadt ist etwa 1930 angelegt und benannt worden.

Kantorsteig Hier handelt es sich nicht um einen amtlichen Straßennamen sondern um eine Twiete zwischen dem Kirchplatz bzw. der Baustraße und Wall, die als Wassergang gedient haben wird.

Kloster.jpg

Kloster


Der im Volksmund als Kloster bezeichnete kleine Straßenzug (Bild) seitlich des Bollenbergs trägt als amtlichen Namen die Bezeichnung Bollenberg. Der Name Kloster ist kaum zu erklären, da es in Boizenburg kein loster gegeben hat. Auf der Häuser-Bestandskarte von 1710 (nach dem Stadtbrand) ist ein großes Gebäude in dieser Lage eingezeichnet. Es wird sich möglicherweise um das mehrfach in frühneuzeitlichen Quellen genannte St.Annen-Hospital gehandelt haben, das dann möglicherweise im Volksmund Kloster genannt wurde.

Ladestraße Wie der Name zum Ausdruck bringt, befindet sich diese Straße unmittelbar am Bahnhof. Sie war Zugang zum Güterschuppen und den Verladegleisen.

Lange Straße Die Straße ist als eine der ersten in der Stadtrandsiedlung in den 1930er Jahren entstanden. Zunächst hieß sie bis 1945 Hindenburgstraße nach dem General und Reichspräsidenten Paul von Hindenburg (1847 bis 1934).

Lauenburger Postweg Boizenburg lag bis zum Bau der Hamburg-Berliner Chaussee, der heutigen B 5, an der Postverbindung zwischen den beiden großen Städten. Auf dem Elbberg ist erst im Zuge des Chausseebaus die Straße angelegt worden. Zuvor ging die Postverbindung über den Lauenburger Postweg südlich an Streitheide und nördlich der Sieben Gründe zur Horst. Die Straße hieß von 1979 bis 1991 Bergstraße. Sie wurde gemeinsam mit der Hamburger Straße auf Grund des Abgrenzungs-bestrebens der DDR-Führung umbenannt. Zur Rückbenennung siehe Hamburger Straße.

Lindenstraße Die Straße in der Bahnhofsvorstadt ist etwa 1930 angelegt und benannt worden.

Ludwig-Reinhard-Straße Im Zuge der Bebauung im DDR-Wohnungsbauprogramm in den 1970er Jahren wurde diese Straße angelegt. Sie ist nach dem 1843 bis 1850 als Rektor der Boizenburger Stadtschule tätigen Demokraten und Publizisten Ludwig Reinhard (1805 bis 1877) benannt. Ludwig Reinhard war linker Demokrat und als solcher Abgeordneter in der Deutschen Nationalversammlung in Frankfurt am Main. Deshalb wurde er 1850 vom Dienst suspendiert. Er war bereits zuvor und bis zu seinem Lebensende publizistisch tätig und schrieb vor allem satirische Schriften, u. a. „Schwerin. Ein Sommermärchen“ und eine satirische Darstellung der mecklenburgischen Rangordnung.

Boizenburg Markt.jpg

Der Markt mit dem sanierten Rathaus und dem umgestalteten Kirchplatz

Markt Der großzügige Boizenburger Markt als Platzensemble mit dem Kirchplatz und dem darauf befindlichen barocken Rathaus entstand nach dem Stadtbrand von 1709 nach den Plänen des Ingenieurcapitäns Jakob Reutz, der auch ein ähnliches Ensemble in der Schweriner Schelfstadt geschaffen hat. Der Platz hieß von ca. 1949 bis 1960 Stalinplatz und von ca. 1960 bis 1991 Platz des Friedens.

Markttorstraße Die historische Straße führte vom Markt bis zum Markttor, später dann darüber hinaus. Nach Jugler führte die Straße 1797 noch keinen eigentlichen Namen, sondern wurde nur im Volksmund bei dem Marktthore genannt. Das Markttor, eine Doppeltoranlage, beschreibt Jugler so: „… es besteht aus zwei gewölbten Durchfahrten, deren Aeussere für die Wache aptiert ist, und die Innere, worauf ein kleiner Turm steht, oben die Wohnung des Stadtmusicus ausmacht. Aussen dicht vor der äusseren Durchfahrt ist die Wohnung des Thorschreibers, und innen dicht an derselben nach dem langen Walle hin, die des Stadtholzvogts.“

Metlitzer Weg Der Metlitzer Weg ist in den 1990er Jahren auf dem Metlitzberg bebaut worden. Zusammen mit der Straße Am Keesboom bildet sie den Abschluss der Bebauung zur Umgehungsstraße.

Metlitzhof Metlitzhof war ein 1857 angelegter, der Stadt Boizenburg gehöriger Pachthof, für den die Stadt an den ritterschaftlichen Landkasten Steuern bezahlte. Der Hof ist noch nicht in der Schmettau-Karte von 1793 verzeichnet. Auch der Staatskalender von 1825 führt ihn noch nicht auf. Der Name geht auf einen Flurnamen zurück, der im Metlitzberg und in den Metlitztannen noch zu finden ist. Dieser wiederum ist auf das altslawische metly zurück zu führen, was Windhalm heißt - ein Gras, das in Heiden häufig zu finden ist. Heute dient der Name als amtliche Lagebezeichnung

Mühlenstraße.jpg

Mühlenstraße. In der Mitte rechts die Alte Stadtschule

Mühlenstraße Die Mühlenstraße ist die historische vom Kirchplatz zur ehemaligen Binnenmühle an der Amtsfreiheit führende Straße. Die Amtsfreiheit am Südende der Straße, oft im Volksmund auch Mühlenplatz genannt, beherbergte Einrichtungen des früheren Domanialamtes, u. a. die Wohnung des Amtslandreiters (Gendarm), der späteren Deckstation des Landgestüts Redefin, und war deshalb nicht im städtischen sondern im großherzoglichen Besitz. In der Straße befanden sich die alte Stadtschule, der Ludwig Reinhard vorstand, das erste städtische Krankenhaus, die Neue Apotheke und das Schinderhaus.

Neuer Weg Hier handelt es sich um eine Seitenstraße des Grünen Weges.

Paul-Czellnik-Straße Diese Straße ist im Zuge der Errichtung einer Stadtrandsiedlung in den 1930er Jahren angelegt, vor dem Krieg aber nur einseitig bebaut worden. Die weitere Bebauung erfolgte 1945 mit Behelfsheimen für Flüchtlinge. Die Straße hieß bis 1945 Horst-Wessel-Straße nach dem im Jahre 1930 ermordeten nationalsozialistischen Funktionär (SA-Führer). Paul Czellnik war ein Boizenburger Kommunist, der 1936 in der Haft ermordet wurde.

Die Reichenstraße mit Blick in Richtung Markt etwa 1935

Reichenstraße Die historische Straße war schon zu Zeiten Juglers so benannt. Er nennt sie in seiner Chronik der Stadt. Sie kann jedoch erst nach dem Stadtbrand im heutigen Verlauf entstanden sein. Denn bei der Herstellung einer Kanalisation im Jahre 1935 wurden Reste einer Befestigung und eines Grabens unter der Straße gefunden, die wohl die alte Kernstadt vom vielleicht noch zum landesherrlichen Burgbereich gehörenden Bollenberg trennten. Der Name findet sich auch in anderen Städten. So wird in Bautzen bereits 1359 die Reichenstraße als platea divitum - übersetzt Straße der Reichen -bezeichnet. Er könnte folglich von den reichen Bewohnern abgeleitet sein. Von ca. 1950 bis 1991 führte die Straße den Namen Klara-Zetkin-Straße.

Rhedewiesen Der Name Rhedewiesen ist ein Flurname, der für die dort befindlichen Häuser als amtliche Lagebezeichnung dient.

Richard-Markmann-Straße Die seinerzeit neu angelegte Straße ist 1956 nach dem ersten von der sowjetischen Besatzungsmacht eingesetzten Boizenburger Nachkriegsbürger-meister, dem Kommunisten Richard Markmann, benannt worden. Richard Markmann bzw. dessen Gattin ist älteren Boizenburgern noch als Besitzer eines Kramladens in der Königstraße 13 und eines Eselgespanns bekannt.

Richard-Schwenk-Straße Die Straße ist im Zuge der Errichtung einer Stadtrandsiedlung in den 1930er Jahren bebaut worden. Sie hieß bis 1945 Brackmannstraße, danach Richard-Schwenk-Straße. Richard Schwenk (geb. 1906) war ein Boizenburger Kommunist. August Brackmann war ein Nationalsozialist, der bei politischen Auseinandersetzungen 1932 getötet wurde.

Ringstraße Das nach 1990 gebaute Gewerbegebiet wird teilweise durch diese Straße erschlossen.

Rudolf-Tarnow-Straße Diese Straße ist am Anfang des 20. Jahrhunderts als Duensingstraße mit Arbeiterwohnungen für die Duensingsche Plattenfabrik (Fliesenwerk) erbaut worden. Am Kriegsende wurden am äußeren Ende der Straße Behelfsheime errichtet. Nach 1945 hieß sie Karl-Liebknecht-Straße nach dem Mitbegründer der KPD, der 1919 ermordet wurde. Nach 1990 wurde sie in Anlehnung an die in der Nachbarschaft vorhandenen Straßennamen in Rudolf-Tarnow-Straße nach dem mecklenburgischen Läuschendichter (1867 bis 1933) umbenannt.

Schillerstraße Die Straße ist im Zuge der Errichtung einer Stadtrandsiedlung in den 1930er Jahren bebaut worden. Sie hieß bis 1945 Schlageterstraße nach dem NS-Märtyrer Albert Leo Schlageter (1894 bis 1923), einem Freikorpsoffizier, der wegen Sabotage im besetzten Rheinland von einem französischen Kriegsgericht zum Tode verurteilt und erschossen wurde. Im Jahre 1945 wurde sie nach Friedrich Schiller, einem der größten deutschen Dichter der Weltliteratur, benannt.

Schützenplatz Die Boizenburger Schützenzunft wurde bereits 1658 gegründet. Wenige Jahrzehnte danach im Jahre 1693 wurde das erste Schützenhaus erbaut. Das barocke Gebäude brannte 1913 ab. Seinen noch im gleichen Jahr fertig gestellten Nachfolgerbau ereilte im Jahre 1993 das gleiche Schicksal, nachdem er bereits 1945 schwer beschädigt worden war und zwischenzeitlich als Klubhaus der Elbewerft gedient hatte. Die Schießbahn der Schützenzunft hinter dem Schützenhaus dürfte gleich in den Anfängen der Zunft angelegt worden sein, denn auf der Karte von 1727 ist sie bereits zu erkennen. Der Schützenplatz ist als Festplatz angelegt worden. Als solcher hat er bis etwa 1950 gedient. Dann wurde auf dem Platz die Betriebsberufsschule der Elbewerft errichtet.

Schützenstraße Die im ausgehenden 19. Jahrhundert auf einem ehemaligen Kamp angelegte Straße führt von der Hamburger Straße in Richtung der Turnereichen.

Schwanheider Straße Diese Straße bildet die Verlängerung des Schwanheider Weges. Im Zuge der Errichtung der Stadtrandsiedlung wurden einige Siedlungshäuser gebaut. Zunächst hieß sie bis 1945 Dietrich-Eckart-Straße. Dietrich Eckart war ein antisemitischer Schriftsteller und Journalist.

Schwanheider Weg Der 1727 als Weg nach Schwanenheyde und Möllen bezeichnete Weg ist ein historischer Frachtweg nach Lübeck und Holstein. Nach dem Stadtbrand 1709 wurden die Scheunen aus der Stadt verlegt. Auch am Schwanheider Weg entstand ein Scheunenviertel. Die übrige Bebauung entstammt unterschiedlichen Zeiten.

Schwartower Steig Der Schwartower Steig, der von der Schwartower Straße abzweigte und wieder auf sie traf, war ein historischer Kirchsteig für die Schwartower. Die heutige Straßentrasse befindet sich in der Nähe der historischen. Die Bebauung erfolgte nach 1990.

Schwartower Straße Historisch wurde die Straße im Jahre 1727 als Weg nach Wittenburg und Gadebusch bezeichnet. Hierbei handelt es sich zu unterschiedlichen Zeiten um zwei verschiedene Wegetrassen. Die ältere Trasse war der historische Salzfrachtweg nach Wismar über Schwartow, Hatzberg, Granzin, Kogel, Waschow, westlich vorbei an Wittenburg und Schwerin. Wobei eine Variante wohl über Gadebusch führte und der Frachtweg auch südlich Schwerin über die Mueßer Fähre Verbindung nach Güstrow, Rostock und Neubrandenburg hatte. Die zweite Wegetrasse ist historisch jünger. Es handelt sich um die Postverbindung nach Schwerin über Schwartow, Zahrensdorf, Klein Bengerstorf, Schildfeld, Wittenburg, Parum und Pampow. Diese stellte die Verbindung von Schwerin zur Berlin-Hamburger Post und nach Lüneburg und Celle her. Über die Schwartower Straße verlief auch der Salzfrachtweg nach Lübeck über Ratzeburg, der dann im heutigen Waldweg seine Fortsetzung fand.

Stiftstraße Etwa 1926 wurde diese Straße neu angelegt. Noch in den 1950er Jahren wurde sie häufig als neue Straße bezeichnet. Ihren Namen hat die Straße nach dem an der Mündung in die Schwartower Straße befindlichen Stift „St. Jürgen“, einem städtischen Altenheim, das ursprünglich als ein Sankt-Georgs-Hospital zur Versorgung Kranker aus ärmeren Schichten diente. Zum Bau der Straße mussten in der Kleinen Wallstraße die Häuser Nr. 3 und 4. abgerissen werden. Darüber hinaus war der Bau zweier Brücken über die Wallgräben ebenso wie ein Damm durch die Quöbbewiese erforderlich, der die Bleiche von der Ziegenwiese trennte. Die Bebauung ist größtenteils villenartig.

Straße der Einheit Die Straße ist im Zuge des Baues der Stadtrandsiedlung in den 1930er Jahren angelegt aber erst in den 1950er Jahren bebaut worden. Bis 1945 hieß sie Weddigenstraße, 1945 zunächst 2. Gasse, dann Straße der Einheit, In den 1970er Jahren wurde sie umbenannt in Carl-Templiner-Straße und 1991 wieder in Straße der Einheit. Weddigen war ein deutscher U-Boot-Kommandant im Ersten Weltkrieg. Carl Templiner war ein Boizenburger Kommunist.

Theodor-Körner-Straße Die Straße, angelegt in den 1960/70er Jahren, verläuft in ehemaligen Gärten, etwa auf Teilen der historischen Trasse des Schwartower Steiges parallel zur Schwartower Straße. Sie wurde nach dem Dichter des Befreiungskampfes gegen die napoleonische Besetzung Theodor Körner (1791 bis 1813) benannt, der bei Gadebusch gefallen ist und in Wöbbelin begraben liegt.

Toitenwinkel Hierbei handelt es sich nicht um eine Straße sondern um einen Wohnplatz, der nach einem Flurnamen benannt ist. Dieser lautet in der Überlieferung jedoch Am toten Winkel, eine Bezeichnung die offenbar nicht gern als Adresse gewünscht war.

Turnereichen Die Straße liegt unterhalb des Turnereichen genannten Gehölzes, bebaut in den 1930er Jahren mit Wohnungen für Werftarbeiter. Zunächst wurde sie 1936 Gustav-Adolf-Mahr-Straße nach dem Werftdirektor (seit 1925) benannt und dann 1938 nach Mahrs Selbstmord umbenannt. Der Name Turnereichen für diesen Teil des Waldkranzes am Abhang um die Altstadt hat seinen Ursprung in der Turnerbewegung im frühen 19. Jahrhundert.

Twiete In Boizenburg gibt es eine ganze Reihe von Twieten, die zum Teil offiziell diesen Namen tragen, teils aber auch nur im Volksmund so genannt werden. Twieten sind Gassen, die zwei (niederdeutsch: twei) Straßen miteinander verbinden. In Boizenburg dienten sie als Wassergänge für den Brandfall in Richtung Wallgräben und Färbergraben. Amtlich so benannt sind die Erste bis Vierte Twiete, die die Große Wallstraße, die Baustraße, die Königstraße, die Reichenstraße und den Bollenberg miteinander verbinden. Die Zweite Twiete trägt im Volksmund auch den Namen Schweinsrücken (so auch bei Jugler). Weitere Twieten verlaufen von der Mühlenstraße (2 Twieten) zum Wallgraben, vom Kirchplatz zu Wallgraben (Kantorgang), von der Klingbergstraße zum Wallgraben (an der Herrenbrücke) und zum Färbergraben und vom Bollenberg zum Färbergraben.

Vor dem Mühlentor Die Straße Vor dem Mühlentor ist ein frühzeitig zum Schutz gegen die Hochwässer der Elbe aufgedämmter Stadtausgang, der häufig - aber nicht sicher - den einzigen trockenen Ausgang aus der Stadt gewährte. So musste die Hamburg-Berliner Post von Lauenburg kommend durch das Mühlentor in die Klingbergstraße und damit in die Stadt hineinfahren und bei Hochwasser auch auf diesem Wege verlassen, um dann über Schwartow und die Gamm in Richtung Hühnerbusch zu fahren, während zu anderen Zeiten die Trasse durch das Markttor über Bahlendorf, Bahlen, durch die Bahler Tannen zum Hühnerbusch verlief. Auch die o. g. Frachtwege nach Lübeck und Wismar und der Postweg über Wittenburg nach Schwerin nutzten diese Straße. Das Mühlentor beschreibt Jugler mit den Worten: „Das Mühlenthor ist von der Aussenmühle, zu der es führt, genannt: es hat nur eine gewölbte Durchfahrt, worin die Wache ist und der Stadtschließer wohnt, und vor welcher dicht aussen die Wohnung des Thorschreibers steht.“

Waldstraße Hier handelt es sich um die Straße von der B 195 nach Metlitzhof, der die Metlitzer Tannen durchquert. In der Karte von 1727 ist sie als Weg nach Ratzeburg und Lübeck bezeichnet. Es handelt sich um den historischen Salzfrachtweg, der über die Metlitzfort, heutigem Durchlass über den Bach aus den Rhedewiesen, führt und dann über Heidekrug, Bürgerhof, Besenthal östlich an Mölln vorbei, bei Fredeburg die B 207 erreicht. Auf ihm wurde das per Schiff nach Boizenburg gebrachte Lüneburger Salz nach Lübeck transportiert.

Weidestraße Diese Straße ist vor 1930 südlich der Bahnhofstraße angelegt und 1930 benannt worden. An deren Ende befand sich eine Windmühle, die im Jahre 1930 einem Brand zum Opfer fiel.

Weg der Jugend Die Straße nördlich der Bahnhofstraße zwischen der katholischen Kirche und dem ehemaligen Kulturhaus der Fliesenwerke ist zunächst nur eine Zufahrt zum Kulturhaus und zum Ledigenheim der Fliesenwerke gewesen. In den 1970er Jahren wurden in der ehemaligen Wiese hinter dem Kulturhaus Wohnblöcke errichtet. Dazu musste in großem Umfange Füllboden aus Klein Bengerstorf herangebracht werden.

Wendhörn Einige Einzelgehöfte auf der den Flurnamen Wendhörn tragenden Fläche östlich der Bahnlinie auf der Metlitz tragen diesen Namen als Postadresse. In der Karte von 1727 wird der Flurname Aufn Wendhören aufgeführt. Der Name weist auf die frühere wendische Besiedlung hin. Die Silbe –hörn bringt zum Ausdruck, dass hier eine höhere Lage in Winkelform als Ausläufer des Metlitzberges vorhanden ist.

Wossidlostraße Die Wossidlostraße ist eine Straße des „Dichterviertels“ an der Fritz-Reuter-Straße, 1940 benannt nach dem mecklenburgischen Volkskundler und Schriftsteller Richard Wossidlo (1859 bis 1939).

Zachaus Kamp Der kleine Weg unterhalb der Eichen zwischen dem Schwanheider Weg und der Schwartower Straße hat ursprünglich nur die anliegenden Gärten erschlossen. Er ist aber in den letzten Jahrzehnten zunehmend bebaut worden. Der Name geht auf einen Flurnamen zurück, der auf einen ehemaligen Besitzer des Kamps (Feld), den Kaufmann und Tabakfabrikanten Wilhelm Anton Christian Zachau (1819 in der Volkszählungsliste), hinweist. In der Karte von 1727 ist hier ein Kamp verzeichnet.

Quellenverzeichnis

  1. Stadtplan Boizenburg/Elbe mit allen Stadtteilen, 4.Auflage, Städte-Verlag, E.v.Wagner & J.Mitterhuber GmbH, Fellbach
  2. J.H.Jugler, Boizenburg, Abriß einer Geschichte der Stadt Boizenburg nebst einer Beschreibung derselben von 1154 – 1789, Herausgegeben von J.E.Fabri, Professor der Philosophie, Nürnberg 1797
  3. Hans Vick, Sagen und Erzählungen aus Boizenburg, in Heimatblätter des Kreises Hagenow, Boizenburg 1956
  4. derselbe, Das Boizenburger Stadtbild, Sonderdruck aus den „Monatsheften für Mecklenburg“, April 1938
  5. Uwe Wieben u.a., Boizenburg, Beiträge zur Geschichte der Stadt, 1255 – 1980, Rat der Stadt Boizenburg, 1980
  6. derserlbe, Boizenburger Chronik. Das Zwanzigste Jahrhundert, Schwerin 2001
  7. Carte von der Stadt Boizenburg, 1ter Teil, Worinnen gantz deutlich derselben Immobilien und wie weit sich solche erstrecken vorgestellet werden, F. Brückmann Senior facit
  8. K.Wulf u.a., Boizenburg in alten Ansichten, Band 1 bis 3, in Europäische Bibliothek, Zaltbommel/Niederlande 1991, 1994 und 1997
  9. Bekanntmachung des Bürgermeisters Richard Markmann über die Anordnung der Änderung von Straßennamen vom 13.8.1945
  10. W.Jesse, Die Schweriner Straßennamen, Aufsatz in der Mecklenburgischen Zeitung vom 6.April 1913
  11. D. Greve, Die Schweriner Straßennamen, Ihre Herkunft und Bedeutung, Schwerin 2001
  12. Archivalien des Kreisarchives Ludwigslust, Signaturen 2115, 2116, 2639 und 2672.
  13. Landeshauptarchiv Schwerin, Bestand Karten, Boizenburg, Nr. 367, Grundriss von Boitzenburg 1790
  14. Uwe Karsten, Mündliche Mitteilungen

Stadtfeldmark Boizenburg - Flurnamen

Die Flurnamen sind in Boizenburg teils niederdeutschen, teils auch slawischen Ursprungs. Der Anteil der Flurnamen slawischen Ursprungs ist geringer als beispielsweise in den angrenzenden Gebieten des Amtes Neuhaus oder gar des Wendlands.

Die Boizenburger Stadtfeldmark umfasste um 1700 nach Hoinckhusen: „die Stadt Boizenburg mit ihren Äckern, Weiden, Wiesen, Heiden; es gehören ferner dazu: das Dorf Gehrum, der Bürgerhof, Heide, Ziegelei, Stadtschäferei, die Fähren über die Elbe, die Marsch an der Elbe, die Elbfischerei, woran die Landesherrschaft mit beteiligt ist.“

Die Stadtfeldmark einschließlich des Gehrumer Anteils stellt eine Langstreifenflur dar, während in Bürgerhof und den Heiden nur Kämpe angelegt sind. Einzelne Kämpe umgeben auch die Stadt am Übergang von der Niederung zur Höhe.


Benutzte Karten:

  1. Reutz, Grundriss der Stadt Boizenburg, 1709 (Reutz 1709)
  2. F.Brückmann senior, CARTE von der Stadt BOITZENBURG, Worinnen gantz deutlich derselben Immobilien, und wie weit sich solche erstrecken, vorgestellet, 1727 (FMK 1727)
  3. G.M. Mayer, Geometrischer Grundriß: Genandt die Gamme, ohnweit von Boitzenburg belegen, und zur Weyde gebraucht wird: darinnen nachfolgende Örther von der Stadt Boitzenburg benannt. 1729 (Mayer 1729)
  4. Grundriss von Boitzenburg, 1790 (Stadtgrundriss 1790)
  5. Knöchel, Gebrüder, Brouillon Charte von der an der Stadt Boitzenburg den Domanial Dörfer Bahlen, Bahlenhof und Gothmann gehörende communion Weide im Behsen und Stübber, 1816 (Knöchel 1816)
  6. W. Hertel, Plan von der neuanzulegenden Schäferei in der Stadtheide Boizenburg, (Es handelt sich um den Metlitzhof.), 1857 (Hertel 1857)
  7. Hertel und Seitz, Karte von dem Gebiet der Stadt (einschließlich Heidekrug, Stadtforst, Piperkaten und Bürgerhof), 1868 (Hertel/Seitz 1868)
  8. Messtischblätter Boizenburg und Gresse, 1881 (MTB)
  9. Stadtplan Boizenburg/Elbe, 4.Auflage, Fellbach 2002 (Stadtplan)

Weitere Quellen:

  1. Karl Heinz Niemann, Flurnamensammlung von Boizenburg – Manuskript (Niemann)
  2. Hans Vick, Sagen und Erzählungen aus Boizenburg, Hagenow 1956 (H.Vick)
  3. derselbe, handschriftliche Aufzeichnungen
  4. Johann Heinrich Jugler, Boizenburg. Abriß einer Geschichte der Stadt nebst einer Beschreibung derselben von 1154 – 1789, in Magazin für die Geographie, Staatenkunde und Geschichte, herausgegeben von J. E. Fabri, Professor für Philosophie, Nürnberg 1797

Im Stadtgebiet wurden einige nicht mehr geläufige Straßen- und Platznamen aufgenommen. Die Aufnahme in die Ausarbeitung erfolgt als Ergänzung zu dem Beitrag des Verfassers zu den Boizenburger Staßennamen in der vom Boizenburger Museumsverein im Jahre 2004 herausgebenen Broschüre „Stadtentwicklung und Bauen in Boizenburg“ , weil Straßennamen bis zum beginnenden 19. Jahrhundert generell noch keinen amtlichen Charakter hatten, sondern wie Flurnamen im Volksmund geprägt wurden. Die Broschüre beinhaltet die gegenwärtig noch gültigen amtlichen Straßennamen. Zusätzlich wurde in diese Ausarbeitung die Klingbergstraße aufgenommen, weil eine frühe Nennung dieses Namens zwischenzeitlich aufgefunden wurde, ebenso der Bollenberg, der ausgeprägten Charakter eines Flurnamens trägt. Von den historischen Straßennamen des Stadtzentrums wurden nicht aufgenommen Baustraße, Fiefhusen, Kirchplatz, Königstraße, Marktplatz, Mühlenstraße, Reichenstraße und die beiden Wallstraßen, die in der erwähnten Broschüre behandelt wurden.

An dieser Stelle sollen Auszüge aus der Ausarbeitung „Boizenburger Straßennamen" wiedergegeben werden. Diese beziehen sich zum großen Teil auf Flurnamen. Somit werden die Bezüge deutlicher.


Flurnamen usw. in der Stadt




Historische Gebäude und Bauwerke sowie Flurnamen im bebauten Stadtgebiet

1. Rathaus Das Boizenburger Rathaus ist nach dem Stadtbrand von 1709 im Jahre 1711 auf den Fundamenten und Kellerresten eines Vorgängerbaus errichtet worden. Es ist nicht sicher, ob der Plan für das Rathaus wie der Regulierungsplan für die Stadt von Jacob Reutz stammt, der bereits 1710 verstorben ist. Der gut proportionierte Barockbau konkurriert mit dem ähnlichen Grabower Rathaus.

2. Stadtkirche St. Marien und Jacobus Die Stadtkirche wurde beim Stadtbrand 1709 sehr geschädigt, so dass nur wenig mittelalterliche Substanz erhalten geblieben ist. Nach dem Brand wurde sie durch den Ingenieur-Kapitän Christian Friedrich von Knesebeck als barocker Zentralbau wieder aufgebaut. In den Jahren 1860/65 erfolgte eine neugotische Erneuerung der Kirche durch Theodor Krüger. Dabei wurde der noch vorhandene mittelalterliche Chor abgetragen und durch einen neugotischen ersetzt.

3. Amtshaus Das Amtshaus am Kirchplatz ist in den 1960er Jahren zu einer Schule umgebaut worden. Zuvor befanden sich in dem klassizistischen Gebäude die Amtsverwaltung, das Amtsgericht und im Hintergebäude das Amtsgefängnis. Letzteres wurde nach dem seinerzeitigen Gefängniswärter in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg im Volksmund Tonagels Hotel genannt.

4. Bürgerhaus Kirchplatz 13 Eines der wertvollsten Boizenburger Bürgerhäuser stellt das in der Barockzeit erbaute Haus Kirchplatz 13 dar. Es wurde in den letzten Jahrzehnten bis vor kurzem als Museum genutzt.

5. Petersilienstraße überliefert, Grundriss 1790, Jugler 1797 Die Große Wallstraße wurde früher so genannt. Der Name soll sich daraus ableiten, dass die Besitzer der Grundstücke ohne Gärten Petersilie in Töpfen vor den Häusern gezogen haben. Eine andere Erklärung bezeichnet diesen Namen als abwertenden „Ökelnamen“.

6. Ziegenmarkt überliefert. Als Ziegenmarkt wird im Volksmund der Platz an der Klingbergstraße zwischen der Großen Wallstraße und der Baustraße bezeichnet. Der Name weist auf eine frühere Marktnutzung hin. Der auch in anderen Städten vorkommende Name bedeutet wohl nur, dass es ein kleiner Markt gewesen ist.

7. Schweinsrücken überliefert, Grundriss 1790, Jugler 1797. Die Zweite Twiete zwischen der Königstraße und der Baustraße wird im Volksmund Schweinsrücken genannt.

8. Miegentwiete'überliefert Niemann. Die Twiete zwischen der Reichenstraße und dem Bollenberg wurde im Volksmund so genannt, weil die Gäste der nahen Gaststätten sie häufig als Bedürfnisstätte genutzt haben (von ndt. miegen für urinieren).

9. Klingbergstraße überliefert. Diese Straße ist eine der alten Straßen, die auf der Westseite teilweise mit historischer Bebauung den Stadtbrand im Jahre 1709 überstanden hat. Offenbar ist sie nach einer höheren Lage benannt. Bereits im Jahre 1494 wird ein Heinrich Berchhane uffm Klingenberge genannt. Der Name der geringfügigen Anhöhe wiederum wird nach seiner Lage zu dem Hauptzugang zur Stadt, dem Mühlentor, herzuleiten sein. Das Tor ist die Klinke = Türriegel zur Stadt. Das Wort Klinke leitet sich vom Klingen ab, dem Geräusch, das der Fallriegel beim Schließen macht. Der Name kann aber auch vom Klingen der Schmiedehämmer abgeleitet sein.

10. Bürgerhäuser Klingbergstraße Nach dem Stadtbrand 1709 blieben nur wenige Bürgerhäuser erhalten. An der Westseite der Klingbergstraße erhielten sich bis in unsere Zeit mehrere Fachwerkgiebelhäuser. Eines davon findet sich unter der Adresse Klingbergstraße 38 gegenüber der Einmündung der Königstraße (siehe Bild).

11. Salzhaus Boizenburg war lange Zeit ein Salzhandelsort. Aus dem benachbarten Lüneburg wurde das Salz per Schiff über die Ilmenau und die Elbe nach Boizenburg transportiert, hier zwischengelagert und auf den Landstraßen nach Lübeck und Wismar gebracht. Der Bau einer Kanalverbindung über die Schaale und den Schaalsee nach Wismar ist wegen der Höhenverhältnisse nicht vollständig realisiert worden.

12. Bollenberg überliefert, Grundriss 1790 u. Jugler 1797 (Auf dem Bullenberge). Der Bollenberg ist nicht nur der Name einer Straße. Er bezeichnet einen Teil der Stadt und ist als Bollwerk zu verstehen. Der Name weist auf seine Beziehung zur Niederungsburg im Fürstengarten hin. Wahrscheinlich war der Bollenberg Teil der frühen Burgsiedlung und damit vielleicht der älteste Teil der Stadt.

13. Kloster überliefert So wird im Volksmund die kleine Seitengasse des Bollenbergs bezeichnet, die bogenförmig zum Färbergraben verläuft. Da es in Boizenburg kein Kloster gegeben hat, ist die Herkunft des Namens schwer zu deuten. Eventuell hat ein Kloster hier im Mittelalter Besitzrechte gehabt. Eine andere Möglichkeit der Erklärung des Namens ergibt sich aus der Zusammenschau zweier ungeklärter historischer Tatsachen. Zum einen hat es außer dem St.Jürgen-Hospital im Mittelalter mindestens bis in das 16.Jahrhundert hinein ein St.Annen-Hospital gegeben, zum anderen sieht man in der Karte des Gebäudebestandes nach der Brandkatastrophe des Jahres 1709 hier ein sehr langes Gebäude, das durchaus das St.Annen-Hospital gewesen sein könnte.

Auf dem Bild ist der Mühlenplatz, vom Hochwasser überflutet, im Jahre 1940 zu sehen. Das Gebäude ist die frühere Binnenmühle

14. Mühlenplatz überliefert Der Platz (keine amtliche Bezeichnung) befand sich an der nicht mehr vorhandenen Binnenmühle am Ende der Mühlenstraße. Er war Teil der früheren Amtsfreiheit.

15. Binnenmühle Stadtgrundriss 1790, Jugler 1797. Diese war bis 1880 an dem Stauwehr des Stadtgrabens, am Übergang vom Wallgraben in den Färbergraben in Betrieb. Bis etwa 1960 erfolgte noch eine Wohnnutzung des Gebäudes am Ende der Mühlenstraße.

16. Amtsfreiheit Jugler 1797 Das war das domaniale (herzogliche) Besitztum im Stadtgebiet, bestehend aus dem Gebiet am Ende der Mühlenstraße, dem Herrengarten, dem Amtshaus und dem Gebiet um den Schlossberg. Am Ende der Mühlenstraße befand sich außer der Mühle auch das Haus des Amtslandreiters, das später als Deckstation für das Landgestüt Redefin genutzt wurde.

17. Pferdekuhle überliefert Niemann In der Nähe der Binnenmühle war am Färbergraben der Flurname Peerkuhl üblich. Er weist auf die Möglichkeit der Pferdewäsche und –tränke an diesem Ort hin.

18. Stadtkrankenhaus Das erste städtische Krankenhaus wurde im 19. Jahrhundert in der Mühlenstraße (vor dem Mühlenplatz) eingerichtet, Später ab 1922 wurde es als Altersheim weitergeführt.

19. Alte Stadtschule In den Jahren 1833 bis 1888 befand sich die Stadt- und Armenschule in der Mühlenstraße 8, dem Standort des schon von Jugler erwähnten Stadthauses. In diesem Haus wirkte 1843 bis 1849 der Demokrat Ludwig Reinhard als Rektor, der 1848/49 als Abgeordneter der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche vertreten war.

20. Henkerbrücke Die Henkerbrücke war wohl eine erst später errichtete Brücke am Ende der Kleinen Wallstraße, dort wo sie sich zur Mühlenstraße wendet.

21. Pulverturm Nach dem Stadtgrundriss aus dem Jahre 1790 befand sich dieser in der heutigen Kleinen Wallstraße an der Kreuzung mit der vom Markt kommenden Twiete. Er diente wohl ursprünglich der Lagerung von Schießpulver und später als städtisches Gefängnis.

22. Büttelturm Der Büttelturm befand sich an der Stadtmauer am westlichen Ende der Reichenstraße. Der Turm beinhaltete auch das Stadtgefängnis und die Wohnung des Büttels.

23. Markttor Beide Stadttore sind im 19. Jahrhundert abgebrochen worden. Das Markttor war ein Doppeltor Jugler schrieb 1797: „es besteht aus zwei gewölbten Durchfahrten, deren Aeussere für die Wache aptirt ist, und die Innere, worauf ein kleiner Thurm steht, oben die Wohnung des Stadtmusikus ausmacht. Aussen, dicht vor der äusseren Durchfahrt ist die Wohnung des Thorschreibers, und innen dicht an derselben nach dem langen Walle hin, die des Stadtholzvogts.“

24. Mühlentor Jugler 1797: „Das Mühlenthor ist von der Aussenmühle, zu der es führt, genannt: es hat nur eine gewölbte Durchfahrt, worin die Wache ist und der Stadtschließer wohnt, und vor welcher dicht aussen die Wohnung des Thorschreibers steht.“ Möglich ist, dass es sich ursprünglich ebenfalls um eine Doppeltoranlage handelte, deren innerer Teil frühzeitig abgebrochen wurde. Das würde die eigenartige Ausbuchtung des historischen Stadtgrundrisses an der Klingbergstraße erklären.

25./26. Herrenbrücke und Klappe Die Brücke war ein dritter Stadtzugang am Langen Wall etwa auf der Höhe des späteren Amtshauses. Das erklärt den Namen der Brücke. Später wurde so die Brücke von der Klingbergstraße zum Langen Wall bezeichnet (siehe Bild). Die historische Brücke wurde nachts aufgezogen. Ein vierter Stadtzugang befand sich am Herrengarten zu der Amtsfreiheit. Er war ebenfalls durch eine Zugbrücke, die Klappe, gesichert. Offenbar stellte die Brücke einen beliebten Schleichweg zur Umgehung des Zolls an den beiden Stadttoren dar. Im Boizenburger Wochenblatt finden sich 1841 folgende Artikel: Nr. 35 (25. Oktober) Bei der Anzahl und Wachsamkeit der hiesigen Steuerunterbedienten ist wohl nicht einmal zu besorgen, dass an Markttagen durch die sogenannte Herrenbrücke die Einbringung steuerbarer Gegenstände werde versucht werden. Warum denn aber jene Brücke an Markttagen so ängstlich verschließen, und den harmlosen Spaziergängern, die von ihren Actenstudien oder Schulstunden, oder Comtoirarbeiten sich losreißen, und in der freien Natur frisches Leben einathmen wollen, den Uebergang über jene Brücke wehren, und ihnen zumuthen, mit ihrer leichten Beschuhung den Schlamm vor unseren Thoren zu durchwaten? und warum den Arbeitern, die auf jenem Wege in ihre Scheuren und auf ihre Aecker zu gehen gewohnt sind, den Weg dahin ohne Noth verlängern? – Von unsrer liberalen und humanern Steuerbehörde lässt sich gewiß erwarten, dass sie diesen Gegenstand in Ueberlegung nehmen und die hiesigen Einwohner nicht nutzlos beschränken werde Nr. 36 (27. Oktober) Die Sperrung der Herrenbrücke hat etwas Unangenehmes, immer aber ist für diese Sperre leichter ein Grund zu finden, als für das Verschließen jener Brücke an Sonntagen während der Predigt; denn, daß willige Geber dadurch gezwungen werden sollten, die Hauptthore zu passiren, und sich den Durchgang dort zu erkaufen, ist wohl nicht anzunehmen.

27. Langer Wall überliefert, Grundriss 1790, Jugler 1797. Name für den Stadtwall zwischen der Herrenbrücke an der Klingbergstraße und dem Markttor (Markttorstraße). Die ursprünglichen Wallanlagen wurden ebenso wie die Stadtmauer bereits im ausgehenden 18. Jahrhundert geschleift. Auf den Wällen entstanden die mit Linden bestandenen Promenaden.

28. Kurzer Wall überliefert, Grundriss 1790, Jugler 1797. Name des Stadtwalls zwischen dem Markttor und dem Färbergraben.

29. Vor dem Markttor überliefert, ÜN. Das ist eine veraltete allgemeine Bezeichnung der Flächen vor dem östlichen Stadttor.

30. Altendorf überliefert, Stadtgrundriss 1790 (alte Dorf). Ursprünglich war die heutige Straße Altendorf oder ndt. Ollendörp (Der Ur-Boizenburger betont den Namen auf Dorf) ein selbständiges Dorf am Rande der Stadt, das zum mecklenburgischen Domanium (Besitztum des Herzogs bzw. Großherzogs) gehörte und historisch wohl die Burgsiedlung (Wiek) zur Niederungsburg darstellte. Die Bewohner waren Büdner (Kleinbauern) und Fischer. Erst 1872 wurde das Dorf in das Stadtgebiet einbezogen, hatte aber bis 1922 einen eigenen Schulzen. Das Bild ist von dem Weg zur alten Fährstelle aus aufgenommen.

31. Hinter dem Heller überliefert, Niemann, WK 1958. Wiese zwischen dem Heller, Nr. 306 und dem Schacksgraben, Nr. 309.

32. Mühlenmasch ül. Niemann. In den Hackamt-Archivalien wird „außen dem Marktthor in der ersten Gahre an der Mühlen Masch“ der Besitz des Johann Hans Durkop auf geführt.

33. Fürstengarten überliefert, Grundriss 1790 u. Jugler 1797 (Herrengarten). Der Fürstengarten, der früher auch Herrengarten genannt wurde, stellt den Standort der Niederungsburg an der Boize dar, die Boizenburg den Namen gegeben hat. Später befand sich darauf ein fürstliches Schloss, das im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde.

34. Spitzer Ort ül. Niemann. Kleine Wiese am Färbergraben

35. Stift Sanct Jürgen Dieses Stift ist im Mittelalter als St.-Georgs- bzw. St.-Jürgen-Hospital gegründet worden. Diese Hospitäler, häufig außerhalb der Stadtmauern gelegen, dienten der medizinischen Versorgung unbemittelter Stadtbewohner, auch Durchreisender. Die Lage außerhalb der Stadtmauern gewährte gleichzeitig eine gewisse Quarantäne. Das Boizenburger Haus wurde später ein Altenheim. 1727 wird es in der Karte als ArmenHauß oder Hospithal aufgeführt. Auch Jugler bezeichnet es als Armenhaus. Bedauerlicherweise wurde es im Jahre 2006 abgebrochen.

36. Bahnhofsgebäude Mit dem Bau der Eisenbahnlinie Berlin-Hamburg im Jahre 1846 wurden an der Strecke spätklassizistische Empfangsgebäude errichtet, so auch in Boizenburg. Das Gebäude musste aus bautechnischen Gründen 1935 abgebrochen werden. An seiner Stelle wurde das heutige Gebäude errichtet. Im Jahre 1890 erhielt die Altstadt mit der Stadt- und Hafenbahn einen Kleinbahnanschluss. Das Empfangsgebäude wurde 1937 errichtet. Es ist heute ein Hotel.

37. Rotes Haus Das Rote Haus war, wie andere gleichen Namens, eine historische Gaststätte und Herberge an einer alten Landstraße. Es muss ursprünglich im Besitz der Marschvogtei des Amtes Bleckede gewesen sein, denn im Jahre 1728 erwarb Hartwig Lefers es von dieser. Im Jahre 1910 fiel es einem Brand zum Opfer.

38. Fährhaus Das Fährhaus, das sich am Ende des Fährweges etwa am heutigen Anleger für die Personenschifffahrt befand, wurde in den 1950er Jahren abgebrochen.

39.Elb-Berg überliefert, WK 1958. Hochfläche westlich der Stadt beiderseits der Bundesstraße B 5, aber auch der Chausseeberg.

40. Vor dem Schoet Berge FMK 1727, Hertel/Seitz 1868 (Schoitberg). Teil des Elbberges, nördlich der Chaussee. In der Feldmarkskarte von Boizenburg von Hertel und Seitz aus dem Jahre 1868 wird der Elbberg südlich der B 5 als Schoitberg bezeichnet. Das Wort „Schoet“ oder „Schoit“, beides ausgesprochen als Schoot, dürfte die Bedeutung Schuss haben. Da der Flurname „bei dem Schote“ bereits im Jahre 1378 in einer Urkunde erwähnt wurde (MUB 11073) dürfte ein Zusammenhang mit der Schützenzunft kaum bestehen, da erst im Jahre 1657 die erste Boizenburger Schützenzunft gegründet wurde, die später ihr 1693 erbautes Schützenhaus und ihre Schießbahn nahebei unterhalb des Elbberges hatte. Das Wort schießen wurde ursprünglich auch für emporragen oder vorspringen benutzt, was hier auf die Lage bezogen, zutreffend ist. Eine weitere aber unwahrscheinlichere Möglichkeit ist die Erklärung aus Schütte. Jugler schreibt in seiner Chronik der Stadt Boizenburg „Sollten Letztere (die Lüneburger, d.V.) mit so großen Schiffen die Elbe hinauf fahren, dass sie die Sude und Schaale damit nicht passiren könnten; so hätten sie ihre Waaren auf der Schöte vor Boitzenburg, wo von alten Zeiten her eine Niederlage gewesen, auszuladen.“ Die genannte Schöte dürfte sich am Fuß des Berges auf dem heutigen Werftgelände befunden haben. Der Hang des Schoetberges zum Elbtal ist sehr steil, so dass es häufiger schon insbesondere nach Bodenentnahmen zu einem Bergrutsch gekommen ist. Nach einem solchen im Jahre 1779 sprach man deshalb vom 41. Versunkenen Ort ül. Niemann.

42. Zwölf Apostel überliefert, Vick. Am Elbberg beiderseits der Chaussee standen früher im Kreis zwölf Linden, die als Zwölf Apostel bezeichnet wurden. Diese – bereits durch die Lagerung von Streusalz geschädigt - wurden im Zuge der Errichtung eines Grenzkontrollpunktes beseitigt. Von den zwölf Linden haben nur zwei, nämlich Judas und Thomas, nördlich der Chaussee gestanden. Man erzählt sich, dass dort in den napoleonischen Kriegen zwölf französische Offiziere begraben sein sollen, denen zu Ehren die Linden gepflanzt wurden.

43. Schlossberg überliefert. Der Schlossberg war der Standort der bereits im Mittelalter zerstörten Höhenburg.

44. Der Burgwall FMK 1727. Noch heute ist die Fläche zu erkennen, auf der die Burg gestanden hat, ebenso der Standort des Bergfrieds. Das Gelände des Schlossbergs wird in der Karte aus dem Jahre 1709 noch

45. Amtsgerechtigkeit Reutz 1709. im Gegensatz zur

46. Bürgergerechtigkeit Reutz 1709. auf der Höhe auf der Höhe der Kämpe zwischen dem Schützenhaus und dem noch als Hamburger Weg bezeichneten Lauenburger Postweg. Die Amtsgerechtigkeit am Schlossberg ist erst 1876 aufgelöst worden. Damit ging das Gebiet zu Stadtrecht über.

47. Hamburger Weg Reutz 1709. bezeichnete den heutigen Lauenburger Postweg.

48 . Schlosspark, Stadtpark, Kurpark überliefert. Am westlichen Fuße des Schlossberges wurde um die Mitte des 19. Jahrhunderts der Park angelegt und die Schlossbergvilla erbaut. Als 1928 die Stadt Boizenburg die Schlossbergvilla und den Park erworben hatte, wurde daraus der Stadtpark, der zeitweilig auch als Kurpark bezeichnet wurde, als Boizenburg das Bestreben hatte, sich zu einem Luftkurort zu entwickeln.

49. Karlsruhe ül. Niemann. Der noch erkennbare ehemalige Turmhügel des Bergfrieds der Burg wird auch als Karlsruhe bezeichnet.

50. Lügenbrücke überliefert. Hölzerne Brücke über den ehemaligen Schlossgraben vom nördlichen Fuß des Schlossberges zu den Turnereichen. Es wird berichtet, dass die Brücke zusammenbreche, wenn Lügner darüber gehen.

51. Schlucht ül. Niemann. Der Schlossgraben wird hier im nördlichen Teil auch als Schlucht bezeichnet.

52. Schützenplatz überliefert. In den 20/30er Jahren des 20. Jahrhunderts als Festplatz durch Bodenabtrag auf der durch den Besitzer des Roten Hauses Berling im 19. Jahrhundert angelegten Reitbahn neu geschaffener Platz, der später durch die Elbewerft mit der Betriebsberufsschule bebaut wurde. Der bei der Anlage abgetragene Boden wurde zur Auffüllung des Hafengeländes genutzt.

53. Reitbahn WK 1958.

54. Schützen Hauß Reutz 1709, FMK 1727. In der Karte von 1709 ist bereits dieser Eintrag auf einer erkennbaren

55. Schießbahn Reutz 1709, FMK 1727, Hertel 1830. zu sehen.

56. Turnereiken WK 1958. Der Acker oberhalb des Gehölzes Turnereichen ist nach diesem benannt (s. Nr.63).

57. Am Galgenberg WK 1958, FMK 1727 (Oben dem Galgenberge) Acker oberhalb der Turnereichen. Der Brink an den späteren Turnereichen war bis in das 19. Jahrhundert hinein der Standort der Galgen. Die Karte von 1727 ist an zwei Orten mit den Eintragungen Justice bzw. Justitia und der Darstellung von Galgen versehen. Wahrscheinlich war der erstere herzoglich und der zweite städtisch. Diese wurden in den Unterlagen des Hackamtes (Kaufmanns- oder Hökergilde) auch als die Richte bezeichnet.

58. Bawen dem Richte Hackamt

59. Zägenkuhl ül. Niemannmann. In einigem Abstand von den Turnereichen findet man in diesem Acker die Ziegenkuhle und den

60. Schinnerbarg ül. Niemann Dieser ist eventuell identisch mit dem Galgenberg.

61. Krähenberg ül. Niemann Das ist offenbar ein anderer Name für den Galgenberg, weil auf ihm die Krähen ihre Arbeit zu verrichten hatten.

62. Frohnerei ül. Niemann Diese Abdeckerei befand sich in der heutigen Bergstraße.

63.Turnereichen überliefert Das Buchengehölz (ursprünglich wohl Eichen) war der Standort des ersten Boizenburger Turnplatzes in der Zeit der durch Turnvater Jahn ausgelösten Turnerbewegung.

64. Jüdischer Friedhof überliefert Der Jüdische Friedhof wurde im Jahre 1768 an diesem Standort in den Turnereichen angelegt.

65. Fußsteig ül. Niemann Zwischen den Turnereichen und dem Lauenburger Postweg gab es einen Fußsteig als Abkürzung für Fußgänger in einer Zeit, in der der überwiegende Anteil der Wege zu Fuß zu bewältigen war, weil Kutschen und Reitpferde nur den gehobenen zahlungskräftigen Schichten zur Verfügung standen. Dieser Steig ist in den Messtischblättern deutlich erkennbar.

66. Kamp FMK 1727 s. Nr. 78./79.

67. Kieskuhl Niemann Diese Kiesentnahmestelle ist später mit dem TENO-Heim (Technische Nothilfe) bebaut worden. Gegenwärtig befindet sich dort das Depot der Freiwilligen Feuerwehr.

68. Franzosenschanze überliefert Die ehemalige Franzosenschanze befand sich auf dem heutigen westlichen Teil des Friedhofs nahe dem Lauenburger Postweg. Diese wohl während der Kriege im 18. Jahrhundert angelegte Schanze wurde später abgetragen. Als Verbindung vom Schwanheider Weg zum Lauenburger Postweg verlief auf dem Gelände des jetzigen Friedhofs der

69. Franzosensteig o. Franzosendamm. Niemann In diesem wird von einigen Heimatforschern ein Teil der historischen Landwehr gesehen.

70. Am Düsterweg WK 1958, FMK 1727 (Oben dem Düstern Wege) Der Düsterweg ist vermutlich der jetzt nicht mehr vorhandene Weg, der östlich des Feuerwehrdepots auf die Höhe führte, so die Hertelsche Karte von 1830.

71. Am Sandberg Stadtplan Der heutige Straßenname, der sich auf dem ehemaligen Acker Am Düsterweg findet, nimmt einen bereits in der Urkunde aus dem Jahre 1378 erwähnten Flurnamen auf („4 stucke landes belegen baven dem sandtberge“).

72. Bawen dem krummen Sandtberge Hackamt In den Hackamts-Unterlagen wird auch dieser Acker genannt. Vermutlich ist es die gleiche Lage wie Nr.35.

73. Kreuzberg überliefert Er befindet sich auf dem 1777 angelegten Friedhof und wurde im 18. Jhdt. noch als Tannenberg bezeichnet. Seinen neueren Namen trägt er wegen des dort auf dem höchsten Punkt des Friedhofes aufgestellten hölzernen Kreuzes. Hans Vick berichtet: „An einem warmen Sommerabend hatte sich eine große Gesellschaft auf dem Tannenberge versammelt, Fackeln erhellten die Nacht, Musikanten spielten zum Tanze auf, und mit der fortschreitenden Stunde wurde die Fröhlichkeit immer ausgelassener und wilder. Als die Mitternacht heranrückte, hatten die Musikanten eben eine Pause gemacht. Da trat einer der Teilnehmer hervor, der schon recht betrunken war, hob sein Glas zum angrenzenden Kirchhof herüber und höhnte die Toten, die dort in ihren Gräbern ruhten und nun nicht mehr an der Ausgelassenheit der Lebenden teilnehmen konnten. Mitten im Satz brach er ab. Eine grauenhafte Musik kam aus dem Wipfel einer großen Tanne, und nun sah man mit Entsetzen, wie sich der Baum tiefer und tiefer neigte, eine schreckliche Gestalt, die mit rasender Fingerfertigkeit über die höhnisch aufkreischende Fiedel strich. Und dann kamen klappernd über die Mauer hinweg Totengerippe gestelzt, faßten sich bei den Händen und drehten sich wie ein Wirbelwind im Tanze herum, bis die Musik plötzlich abbrach und der letzte Ton in einem erbärmlichen Stöhnen endete. Die Fackeln erloschen, und die Gesellschaft stob auseinander. Am Morgen fand man den, der die Toten gelästert hatte, bis zur Unkenntlichkeit zerrissen am Boden.“ Weitere Sagen finden sich u. a. in Niederhöffer.“Mecklenburg’s Volkssagen“.

74. Tannenberg überliefert s. Nr. 39.

75. Schwanheider Weg FMK 1727 (Weg nach Schwanenheyde und Möllen) Dieser Weg ist ein historischer Frachtweg (siehe Nr. 323).

76. Am Windelstein WK 1958, FMK 1727 (Oben dem Windelstein) Ackerfläche zwischen Schwanheider und Grünem Weg, der Langen Straße und der heutigen Umgehungsstraße. In der Karte aus dem Jahre 1727 heißt er Oben dem Windelstein, aber unmittelbar am Schwanheider Weg oberhalb der Eichen (bei der heutigen Bebauung Eichenweg bis Lange Straße). Als Wendelsteine bezeichnet man herkömmlich die Treppentürme der mittelalterlichen Burgen. Hier ist der Name schwer deutbar. In der Lage gemäß Feldmarkskarte von 1727 könnte er aus dem steilen Anstieg des Schwanheider Weges erklärt werden. Hans Vick nimmt an, dass dort ein gewendelter Stein gestanden habe.

77. Penningsbarg überliefert, FK etwa 1940 In Flurkarten ist der Pfennigsberg am Schwanheider Weg am Rand der Eichen gelegen. Auf ihm stand jahrzehntelang der Wasserturm. Um den Berg ranken sich Sagen. Hans Vick schreibt: „Von Gold und Schätzen ist darin die Rede und von Zwergen, die diese Schätze hüten. Bei der jüngeren Generation unserer Erzähler erscheint die Sage schon in sehr abgeblaßter Gestalt: es wird von Knaben erzählt, die beim Spielen einen goldenen Pfennig fanden, darüber in Streit gerieten, und es endete damit, daß einer den anderen erschlug. Ursprünglicher ist die Erzählung von den Zwergen, die dort in Dämmerung umgehen und mit goldenen Gegenständen spielen. Einige wollen sie sogar am hellichten Tage gesehen haben. Die kleinen Unterirdischen sollen die goldnen Geräte von einem König erhalten haben, der sie bat, ihm die Schätze zu verwahren. Er zog in den Krieg, aus dem er nicht wieder zurückkehrte. Solche Berge, an welche sich Sagen von goldhütenden Zwergen schließen, deuten oft auf bronzezeitliche Hügelgräber. Tatsächlich fand hier am Pfennigsberg Professor Beltz im Oktober 1925, als der Wasserturm errichtet wurde, ein Grab aus der älteren Bronzezeit.“

78. Krautenbarg überliefert, FK etwa 1940 Dieser Flurname fand sich in der Flurkarte zwischen der Schillerstraße und der Richard-Schwenk-Straße. Der Acker soll einem Färber Kraut gehört haben.

79. Studentenbarg überliefert, FK etwa 1940 Ebenfalls in der genannten Flurkarte befand sich der Studentenberg oberhalb der Eichen am östlichen Ende des heutigen Eichenweges. Er wurde im Zuge der Bebauung abgetragen. Es gibt die Legende, dass sich dort ein Student erschossen habe. Eine Zettelnotiz von Hans Vick: „Studentenberg, ein eichenbewachsener Hügel am Feldrand. Zwei Kegelgräber aus der älteren Bronzezeit. Ein Student soll sich erschossen haben. Beltz Elbzeitg: Dort lagen nicht weit voneinander drei stattliche Hügel. Einen, den Studentenberg, konnte ich 1904 untersuchen; heute noch in der Grundform erkenntlich, bedeutend niedriger, da beträchtliche Steinmengen entnommen wurden. Ursprüngliche Höhe 3 m. Durchmesser 12 m. Aus leichtem sandigen Boden aufgetragen, Gräber auf Urboden! 2 Gräber – wie am Wartenberg (breiten Stein), nicht parallel, sondern in einer ostwestlichen Reihe mit unregelmäßigen ovalen Steinrahmen umgeben und maßen 4 bzw. 2 m Länge. Die beiden Räume, eine starke Brandschicht mit vereinzelten Gebeinresten und einer in einer Ecke des Grabraumes, ohne Umhüllung gesammelt, auf einem kleinen Haufen die Gebeine, in einer anderen die Beigaben: bronzener Dolch, Waffen und Nadel, sowie Scherben, in dem kleinen Raum bei gleicher Anlage eine Tonschale, die offenbar zum Trinkgefäß bestimmt war.“

80. Eichen überliefert, WK 1958 (Kleine Eichen) Die Eichen sind ein parkartiges Gehölz am nördlichen Hang des Elbtals. Sie umrahmen gemeinsam mit dem Friedhof, den Turnereichen und dem Stadtpark bogenförmig den Stadtkern. Ursprünglich waren es bis auf den Stadtpark Brinke, die wahrscheinlich als Schafweide dienten, so noch in der Karte aus dem Jahre 1727. Diese wurden dann mit Eichen aufgeforstet. Der Gehölzbestand ist jedoch heute überwiegend durch Buchen geprägt.

81. Schäferberg, Schäferbrink FK 1956 u. WK 1958 (Schäferberg) Am Fuß dieses Hanges lag die Stadtschäferei. Der Name Schäferbrink ist wohl erst durch die Benennung der Straße im Jahre 1938 üblich geworden. Der Namensteil –brink deutet auf die gemeine Nutzung hin, wie sie auch auf der Feldmarkskarte von 1727 zu erkennen ist. Dort befinden sich auch

82. Schäferbrinkgärten überliefert, Niemann

83. Ziegelberg FK 1936, FMK 1727 (Oben der Ziegelscheune) Anhöhe westlich des Grünen Weges, die früher auch Baven dem Tegelhus genannt wurde. Unterhalb etwa am Schäferbrink befand sich bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts eine kleine Ziegelei. Mit dieser Lage sieht man sie sich auch in den Karten von 1709 und 1727. Der heutige Straßenname Am Ziegelberg könnte kaum an einem historisch unpassenderen Ort vergeben worden sein.

84. Ziegeleigärten ül. Niemann Am Ziegelberg finden sich heute auch diese Gärten. 85. Jägerhof ül. Niemann Dieser soll am Ziegelberg gelegen haben. Er findet sich jedoch in keiner Karte. Andererseits gab es aber wohl den

86. Jägersteg ül. Niemann Dieser führte über die Boize und dann als Steig von der Schwartower Straße durch die Eichen.

87. Sandberg ül. Niemann Wie am Ziegelberg später auch bedingt durch weitere Nutzungen die Namen Schäferberg und Schäferbrink üblich wurden, so kam im 20. Jahrhundert der Sandberg hinzu, da man am Schäferberg mit dem Sandabbau begann. Die Sandgrube wurde dann zum Lager des Reichsarbeitsdienstes ausgebaut, aus dem nach 1945 der Sportplatz der damaligen BSG Motor und an dessen Rande auch eine Freilichtbühne wurde.

88. Die Siedlung überliefert In den 1930er Jahren entstand auf den Äckern Am Windelstein und Ziegelberg eine Stadtrandsiedlung. Diese heißt im Volksmund kurz Die Siedlung. Als so genannter „Ökelname“ entstand auf Grund der hohen Lage über der Stadt auch der Name

89. Hohe Luft ül. Niemann

90. Grüner Weg überliefert Der Grüne Weg führte von der Schwartower Straße in die Feldmark bis zu den Rhedewiesen. Bereits in der Karte von 1727 findet sich der Flurname Beym grünen Wege.

91. Am grünen Weg WK 1958, FMK 1727 (Beym grünen Wege) Ursprünglich Acker östlich des Grünen Weges.

92. Der Schwartower Steig überliefert, FMK 1727 Der Schwartower Steig war ein Kirchsteig für die Gläubigen aus Schwartow. Er zweigte von der Landstraße ab und führte wieder auf sie zurück.

93. Am Schwartower Steig WK 1958, FMK 1727 (Beym Schwartower Steig) Hier wird der anliegende Acker bezeichnet. Bis zur Bebauung in den 1970er Jahren befanden sich beiderseits des Schwartower Steiges die

94. Balckschen Gärten überliefert Diese sind nach dem Eigentümer, dem Schuhmacher Balck aus der Mühlenstraße benannt.

95. Weg nach Gadebusch und Wittenburg FMK 1727 So wird in der 1727er Karte die Schwartower Straße bezeichnet. Siehe auch unter Nr.321.

96. Brinkgärten überliefert, WK 1958 Hier handelt es sich um die Gärten (Kleingartenverein „Abendfrieden“) südlich der Schwartower Straße unmittelbar im Anschluss an die Bebauung. In der Feldmarkskarte von 1727 ist erkennbar, dass die Fläche nicht in die Nutzung als Ackerstreifen einbezogen war sondern als Brink genutzt wurde. Die Bezeichnung als Brink deutet auch auf eine gemeine Nutzung der Flächen, z.B als Weide, hin.

97. Bretternhof überliefert Am Bretternhof (heute Straßenname) findet sich bereits in der Feldmarkskarte von 1727 Bebauung, die auf einen städtischen Bauhof (landw. Pachtbetrieb) hinweisen könnte. Der Name ist schwer zu deuten. Es könnte sich um eine Verballhornung des ursprünglichen Namens handeln. In den Hackamt-Archivalien findet sich der Eintrag: Hoff an der Boitze nahe dem Dike bei des Herrn Bürger Meister Georg Hugh Hofe. Hierbei könnte es sich um den Bretternhof handeln.

98. Koops Garten überliefert Der Ackerbürger Koop betrieb hier die beliebte Gaststätte mit Gartenbetrieb namens „Lindenhof“, die im Volksmund von jeher Koops Garten genannt wurde.

99. Hospital Acker FMK 1727 Der Name findet sich bereits 1727 für einen Ackerstreifen nördlich des Boizekanals beiderseits der heutigen Stiftstraße in der unmittelbaren Nähe des St.Jürgen-Hospitals oder Armenhauses. Auch die Bezeichnung Armenhauskamp ist anzutreffen. Im Protokoll der Kirchenvisitation 1662 wird ein Armen Acker genannt, der wahrscheinlich mit diesem identisch ist.

100. Schüddelkoppskamp ül.Niemann Nach dem Besitzer, einem alternden Bürgermeister, der beim gehen immer mit dem Kopf schüttelte, benannter Acker an der Boize nahe der Stiftstraße.

101. Schwarzer Weg überliefert Der Weg entlang der Hafenbahn (Straße An der Boize mit Verlängerung in Richtung Bahnhof) wird wie andere auch Schwarzer Weg genannt, weil er mit Generatorschlacke aus den Fliesenwerken befestigt worden ist.

102./103. Kamp, Zachauskamp FMK 1727, überliefert (Zachauskamp) Kämpe umringen auf der Karte von 1727 das Stadtgebiet unterhalb des Hanges der Turnereichen und der Eichen beiderseits des Lauenburger Postweges und am heutigen Zachauskamp. Ein Kamp (lat. campus = Feld) ist ein spät kultiviertes (häufig eingehegtes) Feld, das außerhalb der mit dem Flurzwang verbundenen Schlagordnung bewirtschaftet wurde. Der Zusatz Zachaus- ist später nach einem Besitzer, dem Kaufmann und Tabakfabrikanten Zachau, angefügt worden.

104. Kamp Gärten Hertel/Seitz 1868 Die genannte Karte von 1868 enthält auch diesen Flurnamen.

105.- 108. Wöhlers Camp, Gnaust Kampf, Flohrs Kamp, Maackerscher Kamp Hackamt In den Archivalien aus dem Hackamt sind außerdem diese Flurnamen jeweils nach dem seinerzeitigen Besitzer genannt. 109. Amtsgärten überliefert, FMK 1727 (Masch-Gärten) Die Gärten wurden 1727 als Masch Gärten bezeichnet, was auf die Feuchtigkeit, weniger auf Marschboden, hinweist. Der neuere Name der in letzter Zeit bebauten Gärten ist darauf zurückzuführen, dass die Gärten im domanialen (herzoglichen) Eigentum standen und vom Amt verwaltet wurden.

110. Masch Gärten Stadtgrundriss 1790 Als Maschgärten wurden aber darüber hinaus die Gärten entlang der Quöbbe bezeichnet

111. Haasen-Twiete Stadtgrundriss 1790 In den Masch-Gärten wird 1790 auf einem Plan der Stadt ein Weg solcherart bezeichnet. Diese befand sich etwa auf dem Gelände der heutigen Ludwig-Reinhardt-Schule in Richtung Düstere Gahre. Hasentwiete soll darüber hinaus auch eine Twiete vom Bollenberg zum Färbergraben genannt worden sein.

112. Düstere Gahre überliefert Die Gärten an diesem kleinen Weg wurden 1727 ebenfalls als Masch-Gärten bezeichnet. Der Name Düstere Gahre des Weges zwischen der Stiftstraße und der Quöbbe könnte auf eine alte Bezeichnung für Wege zurückgehen, die sich im dänischen Gade und weiter verändert auch in Gasse heute noch findet, vergleiche auch Steingare (Nr. 103) und weitere Gartenwege.

113. Ellerholzgärten überliefert Ein Teil des Ellerholzes (rlenbruchwald) wurde schon frühzeitig als Gärten genutzt. Diese Nutzung ist bereits in der Karte von 1727 zu erkennen. Teilweise sind die Ellerholzgärten identisch mit den früher so benannten Maschgärten.

114. 1. bis 5. Gahre ül. Niemann So werden die Gartenwege in den Maschgärten/Ellerholzgärten östlich der Stiftstraße bezeichnet. Zur Bedeutung siehe bei Düstere Gahre Nr.88.

'115. Quöbbe überliefert, FMK 1727 (Quebbe), Grundriss 1790 u. Jugler (Kl.u.Gr.Quebbecke) In der Chronik der Stadt Boizenburg von Jugler aus dem Jahre 1797 werden die Kleine (etwa Albrechtsche Wiese, s. Nr. 93) und die Große Quebbecke (Schulhof, Bleiche und Ziegenwiese) genannt, während die Wiesen 1727 in der Karte als Quebbe aufgeführt werden. Der Name ist in ähnlicher Form in anderen Orten für feuchte Wiesenniederungen zu finden (mndt. quebbe = feuchter Moorboden). Hans Vick erklärte den Namen (mündlich) immer so: Im Niederdeutschen sind nahezu alle Wörter mit Qu… mit Nässe in Verbindung zu bringen.

116. Steinerne Brücke überliefert, Jugler 1797 Diese Brücke über den Boize-Kanal bei Quöbbe und Amtsgärten wurde schon bei Jugler 1797 erwähnt. Seinerzeit war sie sicher gemauert (heute Betonbrücke).

117. Albrechtsche Wiese überliefert Die Albrechtsche Wiese, benannt nach dem Ackerbürger Albrecht (Vor dem Mühlentor, an der Hafenbahn), ist der westliche Teil der Quöbbe bis zum Apfeldamm, nahezu identisch mit der Kleinen Quöbbe.

118. Apfeldamm überliefert So wurde der Damm zwischen der Albrechtschen Wiese und der Quöbbe bei dem jetzigen Schulhof bezeichnet. Seinen Namen hat er von den früher alleeartig auf dem Damm angeordneten Apfelbäumen erhalten.

119. Quöbbedämme ül. Niemann Das ist eine Bezeichnung für die die Quöbbewiesen begrenzenden Dämme am Wallgraben bzw. am Weg.

120. Bleiche überliefert Die Bleiche befindet sich auf der Quöbbewiese zwischen der Schule und der Stiftstraße. Auf der Bleiche haben die Hausfrauen in früheren Zeiten ihre Wäsche, die teilweise im Wallgraben vom Steg her gewaschen wurde, zum Bleichen ausgelegt. Noch bis etwa 1950 war sie ein Wäschetrockenplatz, bevor sie in die Nutzung der Schule überging.

121. Ziegenwiese überliefert Der südöstliche Teil der Quöbbe wird Ziegenwiese genannt. Sie diente noch bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg als Weide für Kleinvieh. Danach wurde sie teilweise zur Festwiese und zum Sportplatz, jetzt auch Parkplatz, umgenutzt, weil der Schützenplatz bebaut worden war.

122. Gauswisch ül.Niemann Der ältere Name für die Ziegenwiese soll Gansewische oder Gauswisch (Gänsewiese) gewesen sein, ebenfalls wegen der Nutzung durch Kleinvieh.

123. Kohrte Gahr ül. Niemann Die Kurze Gare soll sich an der Ziegenwiese angrenzend an das Gelände der Post befunden haben.

124. Gerbergraben, Gerberhof ül. Niemann, Jugler 1797 Der Gerbergraben verlief ursprünglich von der Steinernen Brücke an den Quöbbewiesen (an der heutigen Straße An der Quöbbe) bis zum Gerberhof, um dann bei der heutigen Post wieder in den äußeren Wallgraben zu münden und war am Damm, der die Kleine und die Große Quöbbe teilte, durch zwei Gräben mit dem äußeren Wallgraben verbunden. Er nahm die Abwässer des Gerberhofes auf, der sich an der Einmündung der Straße An der Quöbbe in die Markttorstraße befand. Dieser bestand aus einem privaten Hof der Familie Niehus (im Bild rechts) und dem der Schuhmacherinnung (im Bild links).

125. Trockene Gärten FMK 1727 In der Karte von 1727 wurden die Gärten bei der Gartenstraße als Trockene Gärten bezeichnet. Im Gegensatz zu den Masch-Gärten waren es trockene Standorte, die zudem auch nicht vom Hochwasser erreicht wurden.

126. Bürger Gärten Reutz 1709 In der Reutz-Karte von 1709 findet sich dieser Eintrag für die Trockenen Gärten.

127. Steingare Stadtgrundriss 1790 Auf einem Plan der Stadt Boizenburg aus dem Jahre 1790 wird der Weg am Ort der heutigen Hamburger Straße als Steingare bezeichnet. Heute trägt der Gartenweg, der parallel zur Hamburger Straße von Vor dem Mühlentor zum Lauenburger Postweg verläuft, diesen Namen. Zur Herkunft des Namens siehe zu Düstere Gare (Nr.88). Auf dem Plan ist nicht zu erkennen, ob es sich bereits um eine gepflasterte Straße gehandelt hat.

128. Fußsteig zum rothen Hause Stadtgrundriss 1790 Auf der gleichen Karte ist auch dieser Fußsteig zu finden, der etwa auf dem Gelände des heutigen Hafenplatzes verlief.

129. Vor dem Mühlentor überliefert So wurde historisch das dem Mühlentor vorgelagerte Gelände generell bezeichnet, anders als heute, da es nur ein Straßenname ist.

130. Mühlendamm überliefert, Jugler 1797 Der Mühlendamm ist der seinerzeitige dammartige Anschluss des Stadtausganges vor dem Mühlentor an die Landstraßen nach Hamburg, Mölln, Lübeck, Wismar und Berlin.

131. Marschhoff ül.Niemann, Hackamt Nach den Hackamt-Archivalien lag dieser nahe bei dem Mühlentor, vermutlich bei den Maschgärten (Amtsgärten).

132. Hude. MUB Das ist ein Stapelplatz für Frachtgut, der sich im Mittelalter nördlich des Hafens befand. Eine Hude wurde bereits im Jahre 1301 urkundlich erwähnt als Graf Nicolaus II. von Schwerin die Stadt mit dem, … Raum außerhalb der Stadt, die Hude bei der Elbe genannt, von dem Ende ihrer Höfe bis zum St.Jürgen Hospital und von der Stadt bis zur Landwehr…“ belehnte. Unsicher ist jedoch, ob es sich dabei um diesen Stapelplatz gehandelt hat oder um eine Hutung für Weidevieh, was eine zweite Bedeutung für das Wort darstellt und bei der Formulierung in der Urkunde naheliegender ist. Diese Hude dürfte das Gebiet der gesamten „Masch“ vom Hafen bis an den Hospitalacker an der heutigen Schwartower Straße gewesen sein.

133. Weyde ül.Niemann Nördlich des Hafens soll sich - heute kaum vorstellbar – auch eine Weide befunden haben. Da die Fläche des Hafengeländes wesentlich aufgeschüttet wurde, ist das nicht ausgeschlossen. Vielleicht handelt es sich dabei um den in einer Urkunde genannten

134. Kuhsand vor Boizenburg MUB auf dem sich häufiger Fürsten für Verhandlungen versammelt haben. MUB 12960: Am 31.Mai 1396: „Der Rat zu Lüneburg teilt (dem Rat zu Lübeck und Hamburg) mit, dass infolge der Bemühungen des Königs Albrecht von Schweden eine Zusammenkunft zu Vergleichsverhandlungen zwischen den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg und der Stadt Lüneburg für Juni 18 in Aussicht genommen sei.“ (Regesten-Text) Die Zusammenkunft soll „vp dem Kosande vor Boyseneborg“ stattfinden.

'135. Hafenplatz überliefert Der seinerzeit als Hude bezeichnete Hafenplatz ist erst in dem frühen 20. Jahrhundert mit Boden vom Schützenplatz aufgefüllt und mit einer Kaimauer befestigt worden.clear=all>

Flurnamen in der Masch und im Beesen

FK Masch.jpg


1. Buschwerder überliefert, Archivalien Der Buschwerder war ursprünglich eine Elbinsel. Hertel sen. bezeichnet ihn 1837 als den Erbpachtlichen Städtischen Buschwerder. Der Buschwerder befindet sich an der Hafenmündung. Um seine Nutzung zur Gewinnung von Weidenschänen für die Korbmacherei und von Deckelweiden für Stroh- und Reetdächer wurde lange Zeit zwischen dem herzoglichen Amt und der Stadt Boizenburg Streit geführt.

2. Elbhacken Hertel 1838 Hertel weist 1838 auch den s. g. Elbhacken aus. Elbhaken ist eine Bezeichnung, die sich entlang der Elbe überall für Altarme findet.

3. Rohrkaveln ül.Niemann Ganz in der Nähe am Elbhaken befanden sich auch die Rohrkaveln, die das Rohr oder Reet für die Dächer lieferten und wegen des sumpfigen Grundes nur bei Frostwetter gemäht werden konnten.

4. Schwarzer Ort Knöchel 1816 In einer Karte aus dem Jahre 1816 ist hier auch der dieser Name zu finden.

5. Vier Köpfe ül.Niemann Es handelte sich um vier Steine, die sich an der Hafenmündung in der Elbe befanden und um die sich Sagen ranken, die aber auch als so genannte Hungersteine bei extremem Niedrigwasser zu Tage traten und Gefahr für die Schifffahrt anzeigten.

6. Dürkops Busch ül.Niemann Hier handelte es sich um eine Buschfläche in den zahlreichen Elbschlenken, bezeichnet nach dem Besitzer oder Nutzer.

7. Pötter- oder Pemperkuhlen ÜN Entlang der Elbe – so auch bei der Hafenmündung - befinden sich im Deichvorland überall Kolke, die durch Strudelwirkung bei Hochwasser, teils auch bei Deichbrüchen (s, g, Bracks) entstanden sind. In diesen gibt es häufig viele Fische in Sonderheit Aale, die durch Pöttern – ohne Haken mit Köder an der Pötterstange (ndt. pöttern = stochern) – gefangen werden. Durch den Deichbau um 1960 und die Verlegung der Sudemündung sind diese nur noch in Resten vorhanden.

8. Elbkaveln ül.Niemann Die Elbkaveln waren kleine städtische Wiesenflächen an der Elbe, die jährlich „verkavelt“, d.h. per Losentscheid, später auf Höchstgebot, verpachtet wurden.

9. Lütte Masch ül.Niemann, WK 1958 Die Kleine Masch ist eine Wiese zwischen dem Färbergraben und dem Schacksgraben.

10. Grote Masch ül.Niemann, WK 1958 Diese Marschwiese befindet sich zwischen dem Schacksgraben und der Elbe bzw. dem neuen Sude-Umfluter. Auch diese Wiese wurde jährlich verpachtetet.

11. Albrechtsche Weide ül.Niemann Innerhalb der Groten Masch befindet sich die nach ihrem Besitzer, dem Ackerbürger Albrecht, benannte Weide.

12. Nachtkopppel ül.Niemann Auf dieser Weide in der Großen Marsch wurden Pferde während des Sommers nachts geweidet.

13. Goldufer überliefert, Meckl.Staatskalender Das Goldufer - ursprünglich eine Elbinsel - befindet sich auf der niedersächsischen Seite der Elbe. Es gehörte bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zu Mecklenburg und wurde an die Bauern in Brakede verpachtet. Dafür musste Pachthafer (jährlich 70 Himten = etwa 1400 kg) geliefert werden, der mit einer jählichen Zeremonie als „Haberhimten“ übergeben wurde.

14. Alte Fährstelle ül.Niemann Boizenburg hatte zwei Fährstellen, die die Stadt mit dem Hannoverschen verbunden haben. Eine Kahnfähre, die in erster Linie den Brakedern und Radegastern diente, die ihre Einkäufe im nahen Boizenburg erledigten, befand sich hinter Altendorf. Der Weg zu dieser Alten Fährstelle, der Fitzenweg, ist noch heute erhalten. An dieser Stelle befanden sich bis 1947 noch ein Freibad mit Kaffeehäuschen und ein Sportplatz an der Elbe. Eine Wagenfähre überquerte die Elbe an der Hafenmündung, wo der Fährweg endete und sich bis etwa 1950 das Fährhaus befand. Über diese Fährstelle lief auch die Postverbindung von Schwerin nach Lüneburg und Celle.

15. Fährhaus überliefert Das Fährhaus war eine Gaststätte.

16. Stübber überliefert, WK 1958, Wiebeking 1786 (Stubbenheyde) Diese Wiese befindet sich östlich des Weges zur Brakeder Fähre. Der Name deutet noch auf den einst bestehenden Auenwald hin. Bei der Urbarmachung wurde zwar der Wald abgeholzt, aber nicht gerodet, so dass die Stubben lange Zeit stehen blieben. Das spielte bei der Weidenutzung keine große Rolle, stellte jedoch bei Wiesennutzung eine Behinderung dar.

17. Trockener Stübber Knöchel 1816 In einer Karte aus dem Jahre 1816 wird der Stübber solcherart bezeichnet, im Gegensatz zum Nassen Stübber zwischen Gothmann und Bahlendorf.

18. Hammelweide überliefert, Knöchel 1816, WK 1958 Die Hammelweide ist eine Elbwiese an der Grenze zu Gothmann. Der Name deutet auf die frühere Weidenutzung mit Hammelherden hin. Bei der Hammelweide befand sich auch eine weitere Ziegenwiese.

19. Ziegenwiese ül.Niemann.

20. Großer Ochsenwerder überliefert, WK 1958 Der Große Ochsenwerder, eine Wiese in der Elbmarsch, befindet sich an der Grenze zu Gothmann an der Gothmanner Straße.

21. Kleiner Ochsenwerder überliefert, WK 1958, Knöchel 1816 (Ochsenwerder) Der nördlich des Großen Ochsenwerders befindliche Kleine Ochsenwerder ist durch Gräben von diesem getrennt.

22 Neue Wiese' überliefert, WK 1958 Diese Wiese befindet sich unmittelbar an der Straße zum Bahnhof im Anschluss an die städtische Bebauung. Sie wird wohl erst spät urbar gemacht worden sein; sei es wegen der erforderlichen Entwässerung oder aber der notwendigen Gehölzrodung.

23. Langer Hövel überliefert, Knöchel 1816, WK 1958 Der Lange Hövel ist ebenfalls eine Wiese in der Elbniederung im Winkel zwischen dem Gothmanner und dem Bahler (Schwarzen) Weg. Der Name Hövel deutet auf eine etwas erhöhte Fläche hin.

24./25. Große und Kleine Schantz Knöchel 1816 Auf einer Karte aus dem Jahre 1816 werden so die Wiesen an der Einmündung des heutigen Schwarzen Weges auf die B 5 bezeichnet. Der Name ist schwer zu deuten, da Schanzen nicht zu erkennen sind. Der Archäologe Bastian sieht in den wohl beim Bau des Straßendammes abgetragenen Schanzen einen Teil der alten Boizenburger Landwehr (siehe Nr. 232 und 233).

26. Im Beesen überliefert, Knöchel 1816 (Im Behsen) Die Wiesen zwischen dem Bahnhof und Bahlendorf tragen 1816 diesen Namen, der auf das gehäufte Auftreten von Binsen (ndt. Beesen oder Beisen) als Nässeanzeiger hindeutet.

27. Kiebitz-Hövel überliefert, WK 1958 Der Kiebitz-Hövel, eine etwas höher gelegene Fläche (daher Hövel), befindet sich zwischen der Alten Boize und dem Gothmanner Weg.

28. Kiebitzen Rieh Knöchel 1816 Der aus der Gamm kommende Bach, der den Schwarzen Weg kreuzt, wird 1816 als Kiebitzen Rieh bezeichnet. Als Rieh oder Riehe benennt man im Niederdeutschen mit Reet bestandene Niederungen, die häufig von Wasserläufen durchzogen werden oder auch nur den Wasserlauf.

29. Bahler Graben überliefert Dieser Bach wird in anderen Unterlagen auch als Gamm-Graben oder Baek bezeichnet.

30. Sandberg Knöchel 1816 So wird 1816 eine Fläche südlich des Schwarzen Weges unmittelbar vor Bahlendorf wahrscheinlich wegen ihrer ein wenig höheren Lage und des sandigen Bodens bezeichnet.

31. Hohe Brücke überliefert, Stadtgrundriss 1790 Die Hohe Brücke quert die Alte Boize im Zuge der alten B 5. Ihr Name ist wegen der Lage in dem hohen Damm zur Bahnhofsvorstadt entstanden.

32. Ellerholtz Forde Niemann (Archivalien) Vor Zeiten befand sich am Ort der Hohen Brücke wohl eine Furt, seinerzeit Ellerholtz Forde genannt.

33. Chausseehaus überliefert Ganz in der Nähe der Hohen Brücke gegenüber der Einmündung des Bahler Weges befand sich das Chausseehaus in einer Kurve. Es wurde 1938 abgebrochen, um die Kurve zu begradigen. Durch die dann in den 1950er Jahren durchgeführte weitere Begradigung ist das Grundstück des Chausseehauses in die Trasse der Straße einbezogen worden. Das Chausseehaus diente wie die in Horst, Zahrensdorf, Vellahn usw. ursprünglich der Zollerhebung, dann als Wohnstätte der Chausseewärter.

34. Chausseeberg ül.Niemann So bezeichneten die Gothmanner und Bahler den Anstieg vom Schwarzen Weg auf den Damm der Chaussee.

35. Mannhöft Niemann Hier handelt es sich um eine kleine Fläche an den Ellerholzwiesen hinter dem Chausseehaus. Der Name bedeutet wörtlich Manneshaupt (mndt. höved, hövet, höft = Haupt). Es wird sich um eine etwas höher gelegene Fläche handeln, die dem früheren Boizenburger Bürger Mann gehört hat (siehe Nr. 217).


Flurnamen in der Bahnhofsvorstadt und der Gamm

FK Gamm.jpg


1. Möwen Horst ül.Niemann, Hertel/Seitz 1868 Der Flurname findet sich in der Karte aus dem Jahre 1868 dort, wo sich heute die Kleingärten (Verein „Möwenhorst“) zwischen der Altstadt und der Bahnhofsvorstadt befinden.

2. Teschenkamp ül.Niemann Ein Acker an der Möwenhorst wird wohl nach einem früheren Besitzer Tesch so bezeichnet.

3. Ellerholzwiesen überliefert, Jugler 1797 Die Ellerholzwiesen begleiten die Alte Boize von der Schleuse bis zur Hohen Brücke. Der Name weist auf den früheren Erlenbruchwald hin. Nach den Hackamt-Archivalien gab es innerhalb der Ellerholzwiesen weitere Flurnamen. Genannt sind:

4. Krettel Theil und Rath Ohrt Hackamt

5. Schleusenbruch WK 1958 Das Schleusenbruch, das sicher durch den Anstau entstanden ist, befindet sich oberhalb der Schleuse an der Grenze zu Schwartow.

6. Amtsschleusse Jugler 1797 So wird bei Jugler die Schleuse, die das Wasser der Boize in den Boizekanal ableitet, bezeichnet.

7. Schleusenbusch ül.Niemann Ein kleines Gehölz an der Schleuse.

8. Schleusenbrink ül.Niemann Dieser ist ein Teil der Außenhausstücke an der Boizenburger Gamm-Siedlung (an der Galliner Chaussee).

9. Bürgermeisterscher Camp FMK 1727 So wird 1727 ein kleiner Ackerkeil hinter den Ellerholzwiesen bezeichnet, der sich heute im Gelände der Fliesenwerke befindet. Er wird sicher dem jeweiligen Bürgermeister zur Nutzung überlassen worden sein.

10.Außen Hausstücke WK 1978, FMK 1727 (Hausländer vor dem Mark-Thor)

      • 11. Außen Hausland WK 1958, FMK 1727 (Hausländer vor dem Mark-Thor)

Diese (Nr. 173 und 174) wurden 1727 einheitlich als Hausländer vor dem Marck-Thor bezeichnet. Heute sind sie zum großen Teil mit der Bahnhofsvorstadt bebaut. Als Außen Hausstücke sind noch in den 1950er Jahren Reste an der Galliner Straße und als Außen Hausland südlich der Bahnlinie hinter der Ehm-Welk-Straße zu finden gewesen.

12. Kirchen Kamp Knöchel 1816 Östlich von Im Beesen etwa dort, wo sich heute die Kleingärten an der Bahler Chaussee befinden, findte sich in der Karte von 1816 dieser Flurname. Dabei wird es sich um ein Feld am Rande der Gamm gehandelt haben, das der Boizenburger Pfarre gehörte.

13..Dürkops Gärten ül.Niemann Diese befanden sich auf den Außen-Hausstücken an der Galliner Chaussee und sind nach dem Besitzer benannt.

14. Sandgrube ül.Niemann Eine weitere Sandgrube befand sich auf den südwestlichen Außenhausstücken auf dem heutigen Gelände der Fliesenwerke.

15. Duensingsche Ackerkaveln ül.Niemann Der Besitzer der damaligen Plattenfabrik Duensing erwarb zum Aufbau der Fabrik Ackerflächen auf den Außen-Hausstücken, die nicht alle sofort bebaut und daher verpachtet wurden. Sie trugen deshalb zeitweilig diesen Namen.

16. Stallbaumskamp ül.iemann Der Acker mit diesem eigenartigen Namen befand sich ebenfalls auf den Außen-Hausstücken im Bereich des heutigen Sportplatzes des SV Aufbau. Der Name wird sicher von dem eines Besitzers abgeleitet sein. Ein Vergleich mit dem friesischen Upstallboom sollte nicht ausgeschlossen werden. An diesem versammelten sich die freien Männer der Grafschaft Friesland.

17. Fabrik überliefert Die ab 1902 erbaute Plattenfabrik, heutiges Fliesenwerk, wurde früher von den Boizenburgern kurz Fabrik genannt.

18. Bahnhof überliefert Nachdem 1846 der Bahnhof gebaut wurde, entstand über einen längeren Zeitraum – besonders gefördert durch den Bau der Plattenfabrik – die Vorstadt, von den Boizenburgern kurz „Bahnhof“ genannt. Wer also in die Bahnhofsvorstadt will, „geht auf den Bahnhof.“

19. Ausstieg ül.Niemann Südöstlich des Bahnhofs ist dieser eigenartige Name zu finden. Ob er von einem früheren behelfsmäßigen Bahnsteig herrührt, ist nicht bekannt.

20. Knick ül.Niemann Auf dem Außen-Hausland zwischen dem Gammgraben und der Bahnlinie findet sich südlich der Flurname Knick, der eigentlich eine Wallhecke zur Abgrenzung von Acker- oder Weidekoppeln bezeichnet, hier aber vielleicht von der scharfen Kurve im Bahngleis hergeleitet sein könnte.

21. Die Gamm überliefert Die Gamm mit ihren Boizenburger, Bahler, Schwartower, Zahrensdorfer und Neu Gülzer Anteilen stellt vermutlich die Feldmark eines untergegangenen Dorfes dar, das als (G)amnetin im Ratzeburger Zehntenlehenregister 1230 erwähnt wurde. Im nordöstlichen Teil des Gebiets wurde eine Dorfstelle gefunden. Bei Schmettau wird das Gebiet „Die gemeinschaftliche Hütung zwischen Boitzenburg, Gerum, Swartow, Zahrendorf, Bahlen und Hof-Bahlen“ bezeichnet. In einer anderen historischen Karte als Gammer Moor. Der Flurname findet sich auch in Bahlen, Schwartow, Zahrensdorf und Neu Gülze. Er dürfte slawischen Ursprungs sein (möglich ist eine Parallele zu russ. gam = Gebell, Lärm).

22. Lindhorst WK 1958, Mayer 1729 (Die Linthorst) Die Lindhorst befindet sich im nordöstlichen Teil der Gamm an der Grenze zu Zahrensdorf. Dort könnte sich die Dorfstelle der Gamm befunden haben. Bis in das 20. Jahrhundert hinein befand sich dort das Büdnergehöft Gamm, das dann an die B 5 verlegt wurde. Die Silbe horst deutet auf eine etwas erhöht gelegene Fläche hin, auf der wahrscheinlich Linden gestanden haben.

23. Die Lader Mayer 1729 Dieser Flurname ist wie die folgenden in der Karte des Georg Matthaeus Mayer von der Gamm aus dem Jahre 1729 zu lesen, die wohl eine Streitkarte für Differenzen des Amtes oder der Stadt Boizenburg mit dem adligen Gut Schwartow darstellt. Der Name wird wahrscheinlich auf eine alte deutsche Bezeichnung für eine Sumpfwiese „die Lah“ zurückgehen, die auch jenseits der Elbe z. B. in Barförde zu finden ist.

24. Im Föhrden Mayer 1729 An der Grenze zu Schwartow findet man diesen Namen, der auf eine Überfahrtsmöglichkeit über das Moor hinweist (vergleiche Furt).

25. Der Schwartzendiek Mayer 1729 Dieses Gewässer befand sich einst inmitten der Gamm und diente als Viehtränke. Der Name wird von der dunklen Färbung des Moorwassers herzuleiten sein. Es wird sich an der Umgehungsstraße gegenüber der Abfahrt zum Bahnhof befunden haben.

26. Der Bürgermeister Camp Mayer 1729 Auch in der Gamm, etwa am heutigen Gewerbegebiet, findet sich ein Feld mit dieser Bezeichnung.

27. Scheideberg Mayer 1729 An der Grenze zu Schwartow weist die Karte von 1729 einen Scheideberg aus. Dabei handelt es sich um einen künstlich geschütteten Scheidehügel als Grenzmarke.

28.Streukaveln ül.Niemann Dieses ist ein neuerer Name für die Sumpfflächen im westlichen Teil der Gamm, die wegen des Bestandes an Seggen, Binsen usw. nur für die Gewinnung von Einstreu für das Vieh geeignet sind.

29. Gammweide ül.Niemann Hierbei handelt es sich um den zentralen Weidekomplex in der Gamm.

30. Moorwiesen ül.Niemann Nördlich der Gammweide am Übergang zur Höhe wird die Gamm tiefgründig moorig. Deshalb finden wir dort die Moorwiesen.

31. Torfkuhlen üä.Niemann An den Moorwiesen befinden sich die Torfkuhlen.

32. Torfweg ül.Niemann Zufahrt zu den Torkuhlen und den Wiesen.

33. Starkenbucht üä.Niemann Dieses ist eine Weide für weibliche Jungrinder, die „Starken“, am nordwestlichen Rande der Gamm schon nahe der B 195.

34. Am Meilenstein überliefert An der B5 haben sich im Abstand von 7,5 Kilometern Meilensteine und dazwischen Halbmeilensteine befunden. Diese sind größtenteils erhalten. Ein Meilenstein befand sich umgeben von Fliedersträuchern am Abzweig des Landweges zur Neu Gülzer Gamm, der heutigen Einfahrt zum Gewerbegebiet. Man sieht ihn dort ein wenig versetzt immer noch. Die benachbarten Meilensteine gibt es noch beim Vier und bei Dersenow.



Flurnamen auf dem Stadtfeld

FK Stadtfeld.jpg



1. Teichstücke WK 1958, FMK 1727 (Acker beym Teiche) Auf den Teichstücken befinden sich heute Gärten (Kleingartenverein „Abendfrieden“) südlich der Schwartower Straße. Da ein Teich weder in älteren noch in neueren Karten zu finden ist, wird vermutet, dass der Name von dem Damm am Boize-Kanal (Teich = Deich) abgeleitet ist. Möglich ist auch die Entstehung aus dme ndt. Wort Dieck, das nich nur einen Teich sondern auch einen dichten Wald (Dicke, Dickung, Dickicht) bezeichnen kann. In den Hackamtarchivalien findet sich der Eintrag: am Schwartower Wege nebst dem

2. Klunck Ohrt bey dem Teichgarten Hackamt Der Name wird aus altsl klenu (poln. klon) für Ahorn oder altsl. klinu für Winkel abgeleitet sein (siehe Kühnel Nr. 62, 430 und 631).

3. Hausländer vor dem Mühlen-Thor FMK 1727, WK 1958 (Binnenhausland) So werden 1727 die heutigen Gärten im äußeren südlich der Schwartower Straße gelegenen Teil (Kleingartenvereine „Sonnenschein“ und „Morgenrot“) und die gegenwärtig als Binnenhausland benannten Stücke jenseits der Bahnlinie an der Schwartower Grenze bezeichnet. Der Name weist auf die historische Zugehörigkeit zu den städtischen Häusern hin. In den mecklenburgischen Städten wurden die Grundstücke der Bürger (Hausgrundstücke einschließlich des zugehörigen Ackers) als Erben bezeichnet. Je nach Größe gab es ganze, halbe und Viertel- Erben, wonach dann die Steuer entrichtet wurde.

4. Küsters Gärten überliefert Diese sind Bestandteil des Binnenhauslandes in dessen südlichem Teil. Sie sind nach einem Eigentümer, dem seinerzeitigen Bäckermeister Küster aus der Königstraße, benannt.

5. Boitze-Wiese überliefert, FMK 1727 Diese Bezeichnung findet sich 1727 für die in die Kleingärten (Verein „Morgenrot“) einbezogenen ursprünglich als Wiese genutzten Flächen an der Boize.

6. Küstersche Wiesen überliefert, ül.Niemann Diese sind ein Teil der Boizewiesen.

7. Metlitzberg WK 1958, FMK 1727 (Auf dem Metels-Berge) Die historische Namensform hat sich auch im heimischen Plattdeutsch erhalten. Man sagt dort „Ick gah up de Meitels“, wenn man „auf“ die Metlitz zu gehen beabsichtigt. Es handelt sich um ursprünglichen Acker an der gleichnamigen Straße und der heutigen Umgehungsstraße. Zur Deutung des Namens siehe unter Metlitz (nach Nr. 264).

8. Lehmkuhle ül.Niemann Nahe dem Metlitzberg nördlich der Umgehungsstraße ist noch eine frühere Lehmgrube zu erkennen. Lehm wurde seinerzeit nicht nur beim Töpfern sondern auch und in weit größerem Umfange beim Hausbau gebraucht. Die Innenwände, häufig auch die Gefache der Außenwände und die Fußböden bestanden aus Lehm. Es kann sich hier aber auch um eine Mergelgrube handeln. Mergel war kalkhaltiger Lehm, der auf saure Böden aufgebracht wurde.

9. Beim Keesboom überliefert, FMK 1727 Der Flurname ist am Grünen Weg vor der Umgehungsstraße zu finden. Ihn erklärt eine Sage, die uns Hans Vick überliefert hat. Danach hat hier einstmals eine große Pappel gestanden. Er berichtet „von einem Knecht, der ebenso faul wie gefräßig war. Er sollte den umliegenden Acker pflügen. Bevor er aber begann, sah er noch schnell in seiner Kiepe nach, was die Hausfrau ihm als Butterbrot mitgegeben hatte. Wieder fand er drei Käsebrotschnitten, und da ihm schon mehrmals die gleiche Kost mitgegeben war, und sein Leckermaul nach anderem Belag verlangte, so rief er voll Wut: ,Der Teufel soll mich holen, wenn ich den alten Käse esse!’ Er heftete die eine Brotschnitte an den Baum, warf die zwei anderen in die Kiepe zurück und legte sich nun in den Schatten des Baumes, um sich vor dem Arbeitsbeginn durch einen tüchtigen Schlaf zu stärken. Als er erwachte, verspürte er einen derben Hunger und aß nun doch das vorhin verschmähte Käsebrot. Da kam in der Nacht der Teufel und drehte ihm das Genick um, und nun muß er allnächtlich ruhelos um den Baum wandern.“ Der Flurname ist heute in den Namen einer in der Nähe befindlichen Straße (Am Keesbohm) eingeflossen.

10. Masch Brock überliefert, FMK 1727, FK 1936 (Marschbruch) In der Feldmarkskarte von 1727 ist dieser Name bereits für ein kleines Bruch westlich des äußeren Grünen Weges an der heutigen Umgehungsstraße eingetragen. Der erste Namensbestandteil ist ähnlich wie bei den Maschgärten etwas irreführend, denn es handelt sich nicht um Marschböden sondern um Moor. Früher wurde in der Region jeder feuchtere bis sumpfige Standort als Masch bezeichnet. Unweit nördlich davon findet sich auch die Bezeichnung Soll für ein Kleingewässer.

11. Wendhörn WK 1958, FMK 1727 (Aufn Wendthören) Der Name weist vielleicht auf eine frühere wendische Besiedlung hin. Er kann aber auch auf das erforderliche Wenden bei den Ackerarbeiten hier vor dem Moor zurückzuführen sein. Die Silbe –hörn bringt zum Ausdruck, dass hier eine höhere Lage in Winkelform vorhanden ist.

12. Camp Niemann Nahe dem Wendhörn liegt noch ein kleiner Kamp jenseits der Bahnlinie.

13. Camerey Wiese Schmettau 1788 Westlich der heutigen Bahnlinie am Wendhörn.

14. Das Hohe Feld FMK 1727 In der Karte von 1727 bezeichnet dieser Flurname den höher gelegenen Acker nordwestlich des Maschbrocks.

15. Auf dem Breiten Stein FMK 1727, WK 1958 Dieser Acker befindet sich östlich des Schwanheider Weges vor Gehrum. Der Name deutet sicher auf Steinfunde in alter Zeit hin. Er könnte auch auf ein vorgeschichtliches Grab hinweisen. Hans Vick notierte dazu: „Hier ist ein schönes Doppelkegelgrab gefunden, 1854, aus der älteren Bronzezeit etwa um 2000 – 1250 v. Chr. Beltz. Elbzeitg: Dort lag ein, einem Gastwirt Man gehörendes Ackerstück „Zum breiten Stein“, wohl nach einem vorgeschichtlichen Grab genannt, und in diesem eine künstliche Erhöhung, die allmählich immer weiter abgegraben und schließlich ganz entfernt wurde. Der Soldarbeiter und Jürgenstiftberechner Sevecke rettete Stücke für die Schweriner Sammlung. Jedes der beiden Gräber war mit einem großen Steinhaufen überdeckt und sie lagen ost-westl., parallel nebeneinander. Beisetzung unverbrannter Leichname, ein männl. und ein weibl. Grab mit reichen Beigaben an Bronzegegenständen, deren Verteilung nicht genau feststeht. …“

16. Sprengels Soll FMK 1727, WK 1958 Als Sölle bezeichnet man in Mecklenburg kleine stehende Gewässer jeglicher Art (anders in der Geographie). Bei Sprengels Soll handelt es sich aber um ein sumpfiges Gelände am Schwanheider Weg, das auf ein früheres Soll zurückgeht. Der Name deutet auf die Familie von Sprengel hin, die bis 1736 umfangreichen Besitz im Boizenburger Amt hatte (Gresse, Badekow, Beckendorf und Rechte in anderen Dörfern, vermutlich auch in Gehrum).

17. Sprengels-Soll-Stücken WK 1958, FMK 1727 (Beym Sprengels Soll) Acker beiderseits des Schwanheider Weges südlich des Solls.

18. Kutten Kamp WK 1958, FMK 1727 (Der sogenandte Kutten-Camp) Ackerstück östlich von Sprengels Soll. Der Name könnte auf kirchliches Besitztum hinweisen, folglich von der Kutte des Priesters abgeleitet sein.

19. Krauels Kuhle FMK 1727 Hierbei handelt es sich gemäß einem Eintrag in der Karte von 1727 um Acker und Wiese östlich des Schwanheider Weges etwa in der Höhe der heutigen Umgehungsstraße. Der Name dürfte von einem Besitzer abgeleitet sein. In Archivalien des Hackamtes hat H.Vick auch den Eintrag bey der Crowels Culen belegen gefunden. Dieses Gewässer wurde später Schwarzer Teich genannt, wohl nach dem dunkel gefärbten moorigen Wasser der jetzt verlandeten Krauels Kuhle.

20. Hünermannsfurth WK 1958, FMK 1727 (Im Hünermannsfort) Ackerfläche östlich des Schwanheider Weges. Diese wird nach einer Querung des kleinen Baches und der Moorniederung am Toten Winkel bezeichnet sein. Der Name Hünermann ist schwer erklärbar, kann aber der eines Ackerbesitzers gewesen sein. Der Name könnte aber auch Ironie beinhalten, weil dort häufig Wasser über den Weg lief, das eine Tiefe hatte, die den Hühnern das Durchwaten ermöglichte.

21. Dodenwinkel WK 1958 Wald, früher Teil des Pissbusch (siehe Nr. 220). Den Namen trug ursprünglich der Acker, der von dem Pissbusch dreiseitig umgeben war (1727 Im Todten-Winkel). Er deutet wohl auf die spezielle Lage des Ackers im toten Winkel des Waldes hin. Die abgeleitete Wohnstättenbezeichnung Toitenwinkel ist ahistorisch und wohl nur dem Wunsch der Bewohner geschuldet.

22. Am Toten Winkel WK 1958, FMK 1727 ( Im Todten-Winkel) Acker an dem Waldstück Toter Winkel.

23. Streuwischen Niemann In der Niederung beim Toten Winkel wächst auf Grund der Nässe nur als Einstreumaterial für das Vieh (ndt. Streudels) geeignetes Gras.

24. Powkensal oder Poggensoll Hackamt, Niemann Belegen beim Toten Winkel. Der Name wurde von H.Vick wurde als powken sal in Hackamtarchivalien gefunden. Er weist auf den Bestand an Fröschen (ndt. Poggen) hin.

25. Beym Ohrt Holtze FMK 1727 Dieser Name bezeichnet 1727 einen Gehrumer Acker nordwestlich des Toten Winkels. Der Name deutet auf die Lage an der Grenze der Feldmark hin. Ort ist im alten Deutsch eine Bezeichnung für Spitze oder auch Rand, oder aber auch nur allgemein Acker.

26. Die untersten Enden FMK 1727 Dieser Eintrag findet sich 1727 als Name für die Enden der Ohrtholzstücke an der Streitheide.

27. Wulfskammer WK 1958, FMK 1727 (Bey der Wolffs-Kammer) Bei der Wulfskammer handelt es sich um ein jetzt teilweise aufgeforstetes früheres Ackerstück (1958 Acker) an der Grenze zur Streitheide. Der Name deutet aber auch auf Wald in früherer Zeit hin, denn gerade für Waldkämpe findet sich häufig die Bezeichnung Kammer. Hier handelt es sich wohl um einen früheren Unterschlupf für Wölfe.

28. Wolfsgruben Niemann In früheren Jahrhunderten wurden in den Wäldern, so wohl auch in der Wulfskammer Wolfsgruben angelegt, in denen mit einem lebenden Köder die Wölfe angelockt und gefangen wurden.

29. Heyde FMK 1727 Dieser Eintrag findet sich mehrfach in der 1727er Karte für die Streitheide und ebenso bei der Metlitz. Manchmal wird auch die Bezeichnung

30. Stadthaide FMK 1727 gewählt.

31. Piss Busch FMK 1727 Es handelt sich auf der Karte von 1727 um ein Gehölz westlich des Wäldchens am Toten Winkel. Zum Namen siehe unter Nr. 221.

32. Auf dem Piss Felde FMK 1727 Dieser Acker findet sich 1727 an der Grenze zur Gemarkung Vier. Der Name ist slawisch, von altsl. pezuku für Sand.

33. Das Piss Feld FMK 1727 Lage ähnlich wie vor, jedoch näher am Piss-Busch (Toter Winkel)

34. Pissforde ül.Niemann Hierbei dürfte es sich um die Querung der kleinen Wiesenniederung im Zuge des Gehrumer Weges handeln. Auch für die Übergänge über Moorniederungen wurde häufig die Bezeichnung forde oder fort für Furt verwendet.

35. Schinder Lande FMK vom Hof Vier von Susemihl 1817 u.Hertel 1850, ül.Niemann Diese Äcker waren früher auf der Hoffeldmark Vier an der Grenze zur Stadtfeldmark Boizenburg belegen. Erst später wurden sie auf die Gemarkung Boizenburg umgemarkt. Der Schinderacker stand dem Schinder, auch Frohner (später Abdecker) genannt und häufig gleichzeitig der Scharfrichter, zur Nutzung zur Verfügung. Der Schinder hatte die Tierkadaver zu enthäuten und zu verwerten. Nahebei befinden sich dann auch die

36. Schindertannen ül.Niemann

37. Vierhäge WK 1958, FMK 1727 (Am Fier Hegten), Susemihl 1817 (Vier Hege) Acker an der B 5 und der Grenze zur Gemarkung Vier, die vielleicht einmal eingehegt, d. h. von Hecken umgeben war. Dafür spricht auch, dass auf der Susemihlschen Karte der Hoffeldmark Vier aus dem Jahre 1817 an der Grenze zur Stadtfeldmark der Eintrag Vier Hege südlich der B 5 an der Feldmarksgrenze und auch der Eintrag Fose Hege kurz vor Streitheide ebenfalls an der Grenze zur Stadtfeldmark zu finden ist. Die Namen können aber auch auf einen früheren Wald (Hagen) hinweisen. Auf neueren Karten findet sich der Name Vierhäge für einen Ackerschlag etwas weiter nördlich. Dort befindet sich auch die

38. Schippskuhl ül.Niemann, Kahns Diesen Flurnamen gibt es auch in Klein Bengerstorf, Granzin und Zarrentin, dort in unterschiedlichen Schreibweisen. Der Name wird von dem althochdeutschen Begriff schiff für Gefäß, Wanne wegen der Geländeform abgeleitet sein. Eine Bildung aus Schapskuhl (Schafkuhle) ist nicht auszuschließen. Die Sage berichtet nach Ina Kahns jedoch, dass dort ein Schiff vom Himmel gefallen sei.

39. Soll FMK 1727 Im Feld Am Düsterweg findet sich auch diese Bezeichnung. Das ist kein eigentlicher Flurname, sondern die Bezeichnung für Kleingewässer, die oft in der Eiszeit entstanden sind, häufig aber auch eine Mergelgrube darstellen. Da sich die Bezeichnung hier bereits 1727 findet, als die Mergeldüngung noch nicht üblich war, kann von eiszeitlicher Entstehung ausgegangen werden. In den Hackamt-Archivalien ist der Eintrag Mittelbergs Soll zu finden

40. beym Sandberg Mittelborgs Soll Vermutlich wird es sich um das vorgenannte Soll handeln.

41. Eckernkoppel ül.Niemann So wird das an das Pissfeld grenzende Waldstück des Pissbusches genannt. Der Name deutet auf die Nutzung eines abgegrenzten Teils zur Eckernmast für die Schweine hin.

42. Fier Scheide ül.Niemann Hier handelt es sich um die Grenze der Stadtfeldmark zu der des Pachthofes Vier. Solche Feldmarksgrenzen, vielfach auch als Scheiden bezeichnet, sind oft durch Hecken oder durch Scheidegräben markiert. So gibt es ein wenig nördlich dann die Rensdorfer Scheide und die Nostorfer Scheide, die allerdings keine Grenzen der Stadtfeldmark darstellen.

43. Bürgermeister Camp FMK 1727 So heißt 1727 ein Acker westlich an der Streitheide, der heute zur Gemarkung Vier gehört.

44. Weg nach Gerum, Gerumer Weg ül.Niemann Mehrfache Eintragung in der Karte von 1727.


Flurnahmen in Gehrum und Rhedewiesen

FK Gehrum.jpg


1. Rhedewiesen überliefert in unterschiedlichen Schreibweisen In der Karte von 1727 werden sie als Reht-Wiesen bezeichnet, „so zum theil unausgebrachet liegen, haben sich die Bürger gleich getheilet“. Es handelt sich um Wiesen an der Niederung im Übergang von der diluvialen Hochfläche mit guten Ackerböden zur Heide, die eine eiszeitliche Sanderfläche darstellt. Die sehr feuchten Wiesen werden wahrscheinlich mit Schilfgras (Reet) bestanden gewesen sein.

2. Oben denen Reht-Wiesen FMK 1727 Dieser Eintrag ist in der Karte von 1727 im östlichen Bereich der Rethwiesen zu finden. Die Lage entspricht etwa der heutigen der drei Bauerngehöfte von Neu Gehrum. Bei Wiebeking und Schmettau befindet sich im gesamten Bereich südlich der Rethwiesen bis etwa zum Toten Winkel der Eintrag: „Die Hütung dieses Feldes ist gemeinschaftlich zwischen der Stadt und dem Fürstl. Hof Vier“. Es handelt sich um Acker.

3. Wattenberg Niemann Die Anhöhe wird manchmal auch als Wartenberg, Wartzberg, Wartzenberg und Wortenberg genannt. Es handelt sich um oberhalb des Rethwischenholzes, westlich Hucks Koppel und Rönnbusch gelegenen Acker in der Karte von Hertel/Seitz 1868. Ob es sich um einen alten Wartberg (Ausguck zur Sicherung gegen Feinde in einer Landwehr) handelt, darf bei der Lage bezweifelt werden, obwohl er auch so bezeichnet wird. Vielleicht darf man die im Jahre 1301 urkundlich erwähnte Belehnung durch Graf Nicolaus II. von Schwerin mit dem „ … Raum außerhalb der Stadt, die Hude bei der Elbe genannt, von dem Ende ihrer Höfe bis zum St.Jürgen Hospital und von der Stadt bis zur Landwehr…“ jedoch auch so verstehen, dass sich nördlich der Stadt eine

4. Landwehr MUB befunden hat. Landwehren bestanden meistens aus einem Wall, bestanden mit einer undurchdringlichen Dornhecke. Denkbar ist eine solche Hecke unmittelbar vor der moorigen Rethwiesen-Niederung. Dann könnte der ehemalige Grabhügel auch als Wartberg gedient haben. Parallel dazu gibt es nahe Gehrum den Flurnamen Wallenberg. Der Archäologe R.Beltz schreibt über den Wattenberg: „Boizenburg Nr.1 Jahrbuch 20, S. 283. Zerstört 1854. Großer Erdhügel „Wortenberg“; zwei O-W gerichtete Steinhäufungen, in der einen Schwert und Ringschmuck, in der anderen Ringschmuck. An einem Ende des Grabes: Dolchklinge; im Erdmantel einzeln zerbrannte Gebeine und Bronzeteile.“ Die von Beltz angegebene Bezeichnung könnte auf eine Worte (Wurte, Warft) oder auch Wöhrde (Hausländereien der Bauernhufen) hinweisen. Die erstere Möglichkeit dürfte ausscheiden, da der Standort nicht im Hochwassergebiet zu finden ist, die zweite, weil es sich nicht um einen Siedlungsstandort handelt.

5. Rönnbusch Hertel 1857, WK 1958 (Wendhörn-Rönnbusch) Der Name ist auf einer Karte aus dem Jahre 1857 eingetragen. Auf der Wirtschaftskarte von 1958 ist vor dem ehemaligen Bahnübergang an den Boizenburger Stadttannen, die jenseits der Bahnlinie lagen, der Name Wendhörn-Rönnbusch zu lesen, der in dieser eigenartigen Verknüpfung auf ein auf dem Acker ursprünglich vorhandenes Gehölz hinweist. Der ndt. Namensteil Rönn- könnte sowohl von hdt. Rinne als auch rennen abgeleitet sein. 1727 befand sich hier die Hucks Coppel (siehe Nr. 235).

6. Reth-Wischen-Holz								        WK 1958

Hier handelt es sich um ein Gehölz südlich der Rethwiesen und nördlich des Breiten Steines im Anschluss an Wendhörn-Rönnbusch. 1727 befand sich hier eine Hutung (Nr. 202)


7. Oben denen Reht Wiesen FMK 1727 Hutung, die Wiebeking 1786 als gemeinsam mit dem Hof Vier bezeichnet.



7. Schäfer-Wiese FMK 1727 In der Karte von 1727 Wiese an den Rethwiesen, die wohl dem Schäfer als Deputatland diente.

8. Die Hucks Coppel FMK 1727, Schmettau 1788 Schon 1727 wurde dieser Name in der Feldmarkskarte aufgeführt. Es handelt sich um eine Wiese vor der Schäferwiese, die sicher nach dem Besitzer (Bürgermeister Hugh) so benannt war. In den Unterlagen des Hackamtes (1.173) findet sich eine Eintragung „hoff an der Boize nahe dem Dike bei des Herrn Bürgermeister Hugh Hofe“. Möglich ist aber auch die Benennung nach einer ndt. Form für Kröte, die Hucks lautet. Schneider erklärt mit Bückmann einen auf die gleiche Wurzel zurükgehenden Ortsnamen aus altndt. huk für Eule. Die Koppel wurde offenbar häufiger auch

9. Knuts Koppel Niemann genannt.

10. Wiese am Metelsfort FMK 1727 Kleine Wiese in der Karte von 1727 an der Huckskoppel. Den Flurnamen Metelsfort scheint es zweimal gegeben zu haben, denn diese Wiese ist von der Metelsfort im Salzfrachtweg um einiges entfernt. An diesem Ort kreuzte aber ein weiterer Weg die Wiesenniederung.


Gehrum

Gehrum war ein zur Stadt Boizenburg gehörendes kleines Bauerndorf mit im Jahre 1825 sechs Hüfnern, die zur städtischen Kämmerei gehörten, zwei Hüfnern, die der Boizenbuirger Pfarre angehörten und einem domanialen ursprünglich ritterschaftlichem Hüfner. Auf der Karte der Stadtfeldmark aus dem Jahre 1727 sind sechs „Stadt-Bauren“, zwei „Ambts-Bauren“ (die Kirchenbauern) und ein „Adelicher Bauer“ (späterer domanialer Bauer) genannt. Das Dorf wird 1453 im Landbederegister als Villa Gerem erwähnt. Bereits 1433 ist es durch eine Schenkung des Ratzeburger Bischofs in den städtischen Besitz gekommen.

Den Namen leitet Trautmann vom Personennamen Jaromir ab. Andere Autoren leiten ihn von Gehren = Speerspitzen ab, eine Verbindung, die sich anderenorts auch bei Flurnamen stellt. Niederdeutsch wird das Dorf Gehrm genannt.

Gehrum hat bereits im 18. Jahrhundert keine eigene, aber Anteile an der Boizenburger Feldmark. Die Dorfform lässt eindeutig eine Zeilenstruktur erkennen.

Bei der Feldmarksregulierung im 19. Jahrhundert wurden vier Bauerngehöfte aus dem Dorf verlegt. Die Ausbaugehöfte tragen jetzt den Namen Neu Gehrum.

Gewährsmann: Joachim Kletzin, Rensdorf

11. Bauer Acker, Bauer Acker nach Gerum FMK 1727 Beiderseits des Schwanheider Weges südlich der Rhedewiesen/Rethwiesen findet sich in der 1727er Karte dieser Eintrag. Er gehörte zu den Hufen der Bauern zu Gehrum. Später wird er noch prosaischer einfach als Gehrumer Acker bezeichnet. Bei der Anlage der Siedlung Streitheide und der wohl gleichzeitigen Neueinteilung der Hufen in Gehrum erfolgte ein Grenzausgleich mit den 1727 noch als Heide angegebenen Flächen. Westlich der heutigen Brunnenstraße bis zur Rensdorfer Scheide wurden Flächen zu Streitheide gegeben, während östlich der Straße bis an die Wulfskammer Flächen aus der Heide zu Gehrum gelegt wurden.

12. Gehrumer Wellen überliefert Gegenwärtig werden Teile des 1727 als Gehrumer Bauernacker aufgeführten Gebiets als Gehrumer Wellen bezeichnet. Dabei handelt es sich um die höher gelegenen Ackerflächen vor dem Vierholz, die etwas wellig sind.

13. Wallenberg Niemann, Kahns Die von Ina Kahns angegebene Bezeichnung als Wallenberg wird die gleiche Lage betreffen.

14. Bornberg Niemann Innerhalb des Gehrumer Bauernackers liegt der Bornberg. Der Flurname könnte auf eine Quelle, einen Brunnen oder eine Tränke hinweisen. In dem Acker befindet sich ein Soll, das auch als Viehtränke gedient haben könnte, wenn denn dort Vieh geweidet wurde. Hans Vick erwähnt auch einen Sootberg – Brunnenberg, auf dem ein Schwarzer Reiter um Mitternacht umgehen soll, der aus dem Soot (Brunnen) steigt und auch wieder in ihn zurückkehrt. Beide könnten identisch sein.

15. Hoff-Wiesen FMK 1727 Hinter den Gehöften der Gerumer Bauern liest man 1727 diesen Eintrag. Es handelt sich um die Wiesen, die bereits im Mittelalter frei von Flurzwang, den einzelnen Hufen zugeordnet waren, die so genannte Wöhrde.

16. Reth-Wischen überliefert, WK 1958' Wiesen westlich des Neuen Dammes an der Bäk.

17. Bauer-Wiesen FMK 1727 Zu Gehrum gehörende Flächen in den Rethwischen zwischen dem Dorf und dem Neuen Damm. Darin sind in den vergangenen Jahrzehnten weitere Flurnamen (Nr. 249 und 250) üblich gewesen:

18. Rieckwisch überliefert Benannt nach einem Eigentümer Rieck.

19. Dammwei’ überliefert Damm-Weide westlich des Neuen Dammes.

20. Der Neue Damm überliefert, FMK 1727 Dieser Eintrag findet sich bereits 1727 an dem Ort, an dem der Schwanheider und Möllner Weg die Rethwiesen kreuzt.

21. Mohr FMK 1727 1727 nördlich von Gehrum gelegene wohl moorige Heidefläche westlich des Neuen Dammes im Anschluss an die Bauerwiesen, diese manchmal auch als

22. Mohr Weyde FMK 1727 bezeichnet. Heute ist für diese Fläche die Bezeichnung

23. Wei’koppels überliefert (Weidekopeln) üblich.

24. Coßaten-Acker nach Gerum FMK 1727 Dieser Eintrag in der Karte von 1727 nördlich der Rethwiesen (Mohr) vor dem heutigen Schwanheider Ausbaugehöft Neuendamm weist auf die Nutzung durch die Cossaten hin, die in der Regel nur eine Achtel- bzw. Vietel-Bauernhufe besaßen, deren Acker zudem auch oft ein wenig abseits lag. Gegenwärtig wird sie als

25. Kamm überliefert bezeichnet. Hier wird es sich um eine Verstümmelung aus Kamp handeln.

26. Heydt-Kohte FMK 1727 heute Neuendamm.

27. Neuendamm WK 1958 Am Standort der früheren Heidt Kohte bei Gehrum wurden im 18./19. Jahrhundert zwei Büdner angesetzt. Damit entstand die Siedlung Neuendamm, die ursprünglich ein Boizenburger Kämmereigut war und erst 1922 zu Schwanheide gelegt wurde. Die Siedlung wurde nach dem Neuen Damm durch die Rethwiesen/Rehdewiesen benannt. Bereits die Karte der Vermessung des Stadtfeldes von 1727 und die Wiebekingsche Karte von 1786 verzeichnen an dieser Stelle einen Heidekaten am Weg nach Mölln. Einen Hinweis könnte auch eine Notiz im Kirchenvisitationsprotokoll im Amt Boizenburg aus dem Jahre 1598 geben, in dem „der meyerhof und scheperei zu schwanheide oder zu niedieke“ genannt wird. Hier könnte niedieke = Neudeich für Neuendamm stehen. Gemeint ist sicher der Damm durch die Niederung der Rethwiesen (Redewiesen).

28. Acker an der Heydt-Kohte bey Gerum FMK 1727 Dieser Acker gehört seit 1922 zu Schwanheide.

29. Im kleinen Namahr überliefert, WK 1958, Hertel/Seitz 1868 (Im kleinen Namzahr) Dieser Name findet sich in den Karten für eine Grünlandfläche nördlich der Rethwiesen. Der eigenartige Name könnte in der 1958 vorliegenden Form sowohl auf falsche Schreibweise für Moor statt –mahr zurückgehen. In Verbindung mit Na- für nach würde sich die Deutung nach dem Moor der Rethwiesen anbieten. Das alte idg. Wort mar bezeichnet aber auch allgemein stehende Gewässer (daraus auch Meer). Eine andere Deutung ergibt sich aus einer möglichen Verballhornung des Wortes Nachmahd für den zweiten Wiesenschnitt (ndt. Nahmadd, daraus dann Namahr). Die ältere von Hertel/Seitz genannte Form könnte jedoch aus dem slawischen Wort Nemec für Deutscher abgeleitet sein.

30. Jagdtannen Hertel/Seitz 1868 Östlich des Kleinen Namahr noch vor der heutigen Bahnlinie liegen die Jagdtannen, die sicher besonders wildreich gewesen sind. Zu ihnen führte der

31. Jagd-Damm überliefert, WK 1958 östlich Neu Gehrum durch die Rhedewiesen in Richtung Schwanheide.

32. Rhedewiesen überliefert, WK 1958 (Redwiesen) In der Karte von 1727 werden sie als Reht-Wiesen bezeichnet, „so zum theil unausgebrachet liegen, haben sich die Bürger gleich getheilet“. Es handelt sich um Wiesen östlich des Neuen Dammes an der Niederung im Übergang von der diluvialen Hochfläche mit guten Ackerböden zur Heide, die eine eiszeitliche Sanderfläche darstellt. Die sehr feuchten Wiesen werden wahrscheinlich mit Schilfgras (Reet) bestanden gewesen sein.

33. Maur überliefert Moor. Die Weidekoppeln der östlich des Neuen Dammes liegenden drei Ausbaugehöfte tragen diese Bezeichnung.


Flurnamen der Metlitz und in Heide

FK Metlitz.jpg


Metltzhof war ein der Stadt Boizenburg gehörender Pachthof, für den die Stadt an den ständischen Landkasten Steuern zahlte. Der Hof ist noch nicht in der Feldmarkskarte von 1727 und in der Schmettau-Karte von 1788 verzeichnet. Er wurde als Schäferei in der Stadtheide erst im Jahre 1857 angelegt. Der Name geht auf den Flurnamen zurück, der im Metlitzberg und in den Metlitztannen noch zu finden ist. In der Karte von 1727 findet man hier noch den Eintrag Heyde.

Der Namensbestandteil Metlitz kommt außer beim Metltzberg (Nr. 61) in mehreren Flurnamen vor. Er ist auf das slaw. metly für Windhalm zurückzuführen, ein Gras das gerade in Heidegebieten sehr verbreitet ist. Diese Bezeichnung für den Windhalm ist auch im Niederdeutschen erhalten, den man in der Region Mettel nennt.

1. Bullenwiese FMK 1727 In der Karte von 1727 ist das der Name der Rhedewiesen unmittelbar westlich der heutigen Waldstraße. Der Name deutet auf die Nutzung als Futterquelle für die Bullenhaltung.

2.Die Brandt Horst Hertel/Seitz 1868 Die Brandhorst ist eine Wiese in Fortsetzung der Rhedewiesen östlich der Eisenbahnlinie nach Schwanheide. Der Name wird auf Brandrodung hinweisen.

3. Bürgermeister Camp FMK 1727 Acker des Bürgermeisters am Ort der heutigen Kleingärten (Verein „Waldfrieden“) östlich der Waldstraße.

4. Metelsfort FMK 1727 In alten Karten wird so der Übergang über den Bach in den Rhedewiesen an der Querung der heutigen Waldstraße bezeichnet. Dort querte der Salzfrachtweg nach Lübeck den Bach (siehe Nr. 320).

5. Metlitztannen überliefert Hier handelt es sich um den Wald an der alten Frachtstraße nach Lübeck über Heidekrug usw., hier gegenwärtig Waldstraße genannt. Das in diesem Wald befindliche Wohnhaus des Amtshauptmanns Wohler, des ersten Amtshauptmanns nach Einführung der Republik, wurde wegen dessen SPD-Mitgliedschaft auch manchmal Rotenburgsort (Niemann) genannt.

6. Metlitzhof überliefert s. o.

7. Metlitz-Siedlung überliefert Um 1930 wurde ein Teil des städtischen Pachthofes Metlitzhof versiedelt. Es handelte sich dabei um Kleinsiedlungen hinter den Metlitztannen, die zum Nebenerwerb angelegt waren.

8. Boizenburger Stadttannen Hertel 1857, MTB 1881 (Boizenburger Stadtforst) Dieser Wald östlich der Bahnlinie nach Schwanheide wird häufig auch als Boizenburger Stadtforst bezeichnet.

9. Schäfermoor Hertel 1857 Zwischen Metlitzhof und –Siedlung gelegene Sumpfniederung. Das innerhalb des Moores gelegene Kleingewässer wird nach dem Besitzer der Fläche nach Aufsiedlung des Pachthofes

10. Bartels Kuhl ül.Niemann genannt.

11. Metlitzkoppel WK 1958 1958 Weidefläche zwischen Metlitz-Siedlung und den Boizewiesen.

12. Apunenwisch WK 1958 Boizewiese hinter der Metlitzkoppel. Der eigenartige Name wird von dem Namen des vermutlichen Eigentümers oder Pächters, des aus Lauenburg stammenden Kaufmanns C. P. W. Appuhn abgeleitet sein, der 1817 das Boizenburger Bürgerrecht erworben hatte und bis zu seinem Tode im Jahre 1857 dort lebte.

13. Metelßbrücke Niemann Diese im Kirchenvisitationprotokoll 1662 genannte Brücke über die Boize soll sich bei der Apunenwisch befunden haben. Kartenmäßige Belege wurden dafür nicht gefunden. Möglicherweise handelt es sich um die Brücke auf dem Weg nach Schwartow, der einen weiteren wichtigen Fracht- und Postweg darstellte (siehe Nr. 321).

14. Gabenwisch WK 1958 Die Gabenwisch ist eine Boizewiese gegenüber dem Abzweig des Weges nach Metlitzhof vom alten Salzfrachtweg. Diese wird einem Eigentümer Gabe gehört haben. Die Familie Gabe war als Kaufmanns- und Unternehmerfamilie in Boizenburg (Gaststätte, Likörfabrik und Bierverlag) angesessen


Heide

Der Vorläufer des heutigen Ortsteils Heide zu Boizenburg wird die in der Karte von 1727 erwähnte Heidkothe bei Gresse gewesen sein. Heide war dann im 19. Jahrhundert eine Büdnersiedlung und gehörte zu den Kämmereidörfern der Stadt.

15. Acker an der Heydt Kohte bey Gresse FMK 1727 s.o.

16. Torfwisch WK 1958 Boizewiese, in der offenbar in früheren Zeiten Torf gestochen wurde.

17. Torfkoppel WK 1958 Hier handelt es sich um Acker am Abzweig des Weges nach Heide vom alten Salzfrachtweg. Als Koppeln wurden nicht nur Weiden sondern auch Ackerschläge bezeichnet. Diese waren dann mit Knicks (Wallhecken) umsäumt. Es könnte sich hier um einen ehemaligen Torftrockenplatz gehandelt haben.

18. Kielkoppel überliefert, WK 1958 (Kiekoppel) Keilkoppel, nach der Form des Stückes benannt. Dieser Acker befindet sich nördlich der Torfkoppel gegenüber dem ersten Heider Gehöft. Der Name Kiekoppel ist schwer zu deuten. Er wird auf einen Schreibfehler zurückgehen.

19. Hülskoppel WK 1958 Dieser Acker befindet sich westlich des alten Salzfrachtweges und des Ortsteils Heide. Der Name dürfte noch auf die Zeit zurückgehen, in der sich hier noch Heidevegetation befand, deren Bestandtteil auch der Hülsdorn (Ilex) gewesen sein wird.

20. Die Koppel der Haidbüdner Hertel 1857 Die vorstehend genannten Heider Koppeln wurden von Hertel 1857 so bezeichnet, d. h. der Büdner des Ortsteils Heide.

21. Heider Tannen WK 1958 Bauernwald zu Heide westlich des alten Salzfrachtweges vor der Gresser (Heidekruger) Gemarkungsgrenze.

22. Buschkett WK 1958 Acker an der Grenze zu Gresse (Heidekrug). Der Name deutet auf die frühere Heide mit Busch hin. Der Buschstreifen diente als Grenzmarkierung.

23. Hülssupp Hertel 1857 So bezeichnet Hertel 1857 auf dem Plan zur Anlegung einer Schäferei auf der Boizenburger Heide (Metlitzhof) eine Fläche vor den Stadttannen nahe Heidekrug. Es handelt sich um eine moorige Fläche, die wohl sehr weich, d. h. suppig, und mit Hülsdorn bestanden war.

24. Hüls Hoop überliefert In den Aufzeichnungen von Hans Vick wird dieser Flurname für eine Fläche genannt, die dem Hans Wittrock, Bewohner des Heidekatens, verblieb als das zum Heidekaten gehörende Land an den Rittmeister von dem Knesebeck auf Gresse verpachtet wurde. Hoop steht für eine kleine Anhöhe (Haufen).

25. Schulzenkoppel Niemann Die Boizenburger Kämmereigüter hatten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis 1922 eigene Schulzen, deren Amt sicher eher den Charakter eines Ortsvorstehers hatte. Der jeweilige Heider Schulze wird diese Schulzenkoppel als sein Deputat erhalten haben.


In den Feldmarkskarten finden sich auch Flurnamen nördlich des heutigen Stadtgebiets auf den Gemeindegebieten von Schwanheide und Gresse. Das sind Teile des alten Stadtgebiets, die zu unterschiedlichen Zeiten von diesem getrennt wurden:

  • Bürgerbusch
  • Mühlenbach
  • Piperdannen
  • Piperkaten
  • Piper Moor

Die Karte aus dem Jahre 1727: „Dritter Theil der Carte von BOITZENBURG. Worinnen der Bürger-Hoff mit denen dazu gehörigen Immobilien deutlich vorgestellet ist F.Brückmann Senior facit“ enthält Eintragungen, Flurnamen und andere, von Nord-Westen beginnend

Die grosse Leister-Wiese, Pferde-Coppel-Weyde, Der kleine Camp am Lübeckschen Wege, Weg nach Lübeck, Der Bürger-Hoff, Käther-Coppel, Mohr, Der Camp beym Hoff zwischen dem Holtze, Kleine Rock-Soll, Kleine Hundehövel, Grosse Hundehövell, Der kleine Camp beym Rockssoll, Grosse Rockssoll-Mohr, Heyde, Der grosse Camp beym Lübeckschen Wege, Der Halss, Die Dreck-Wiese, Die Runde-Wiese, Die Wiese im grossen Rockssoll, Der Müggen-Camp, Gerumer Bauer-Wiesen, Heyde, Mohr, Köhter-Acker, Gerumer Bauer-Wiesen, Heyde, Holtz-Knechts-Acker, Holtz-Knechts-Kohten, Acker beym Holtz-Knechts-Kohten, Der neu ausgebrochene Camp, Holtz-Knechts-Acker, Der Stut-Camp, Mohr, Heyde, Weg nach dem Bürger-Hoff, Heyde, Weg nach Ratzeburg und Lübeck, Nach Gresse, Mohr, Nach Schwanheyde, Schwanheyde, Hamburger Weg nach Schwerin, Güstrow und so weiter Da diese nicht mehr zum Stadtgebiet gehören, werden sie nicht hier sondern bei Bürgerhof, Gresse und Schwanheide behandelt.


Namen der Gewässer und wasserbaulichen Anlagen, sowie historischer Wege

Gewässer und Wege.jpg


1. Elbe überliefert Die Elbe trägt einen uralten Namen, der wie viele Namen der Flüsse indogermanischen Ursprungs ist. Er kann auf die Wurzel albi bzw. alph- = weiß, leuchtend zurückgeführt werden, die auch im Wort Elfen steckt und auch dem slawischen Wort labe für Elbe zugrunde liegt.

2. Boize überliefert Die Boize ist der für die Stadt Boizenburg namensgebende Fluss. Der Name wird unterschiedlich gedeutet. Eine deutsch-sprachliche Erklärung geht davon aus, dass er aus ndt. Boik (ältere Schreibung auch Boic) für Buche abgeleitet ist. Andere Historiker gehen von einer Ableitung aus einem slawischen Wort für Kampf oder von einem Unterstamm der slawischen Polaben den Bytern oder auch vom altsl.bytj für sein oder werden, auch wachsen aus.

3. Elbehaven oder Boizehaven ÜN An der Mündung der Boize in die Elbe befindet sich der Hafen, der in alten Unterlagen unterschiedlich bezeichnet wird. Der Hafen wird zunächst nur eine Verbreiterung der Boizemündung in einen Elbhaken gewesen sein, dann aber mit dem Bau der Elbewerft nördlich des Hafens und der Zunahme der Frachtschiffahrt ausgebaut worden sein. Zum Schutz des Hafens wurde ein Leitdeich, bezeichnet als Hafendeich, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts errichtet. Dieser hatte bei Hochwasser die Strömung vom Hafen fern zu halten und damit sowohl Sandablagerungen im Hafen als auch Auskolkungen zu verhindern.

4. Alte Boize überliefert Die Alte Boize, der ursprüngliche Flusslauf, trennt sich bei der Ellerholzschleuse vom Boize-Kanal. Sie verläuft weiter durch die Ellerholzwiesen, quert an der Hohen Brücke, den Damm der alten B 5, um dann als Schacksgraben in den Hafen zu münden, nachdem sie vorher den Bahler oder Gamm-Graben aufgenommen hat.

5. Boize-Kanal überliefert, FMK 1727 (Boize-Riviere) Der Boize-Kanal, allgemein als Boize bezeichnet, wurde im Mittelalter angelegt, um die Wallgräben zu speisen. Um ausreichendes Gefälle für den Kanal, die Mühlen und die Wallgräben zu erhalten, musste die Ellerholzschleuse angelegt werden.

6. Ellerholzschleuse überliefert, Jugler (Amtsschleusse) S.o. Nr.5..

7. Boizedeich überliefert Teilweise musste der Kanal wie auch der Äußere Wallgraben mit Dämmen zur Niederung gefasst werden.

8. Mühlenteich, Außenmühle überliefert, Reutz 1709, Jugler 1797 Der Mühlenteich, der zur Außenmühle gehörte, wurde im Zuge des Boize-Kanals angelegt Nicht bkannt ist, ob das zeitgleich erfolgte. Die Außenmühle in der heutigen Form wurde 1880 errichtet und später um Speicher erweitert. Aber bereits in der Reutzschen Bestandskarte aus dem Jahre 1709 und in der Feldmarkskarte von 1727 befindet sich dort die Außenmühle mit einem umfangreichen Mühlenteich. Bis 1945 befand sich am Mühlenteich eine Badanstalt. Heute ist der Teich auf die Breite des Boizelaufes zugeschüttet.

9. Petersbucht ül.Niemann (ÜN) Ein Teil des Mühlenteiches wurde auch so, wohl nach einem Anlieger genannt.

10. Äußerer Wallgraben überliefert Der Äußere Wallgraben musste zur Quöbbewiese hin durch einen Damm gefasst werden. Er trennt sich am ehemaligen Mühlentor vom Inneren Wallgraben, um sich beim ehemaligen Markttor wieder mit diesem zu vereinigen.

11. Todter Graben Jugler 1797 Jugler bezeichnet den Äußeren Wallgraben in seiner Stadtbeschreibung als Todten Graben.

12. Innerer Wallgraben überliefert Dieser verlief unmittelbar an der im 18. Jahrhundert abgetragenen Stadtmauer. Nach dem Abbruch der Stadtmauer öffneten sich die angrenzenden Grundstücke der Wallstraßen bzw. der Mühlenstraße zum Wall. Es entstanden zahlreiche Brücken und Stege von den Grundstücken zum Wall, so dass sich ein idyllisches Bild ergab. Aus dem Inneren Wallgraben soll in früherer Zeit auch Wasser entnommen worden sein, was aber hygienisch sehr bedenklich gewesen sein muss, denn der Verfasser, der in der Mühlenstraße geboren wurde und Teile seiner Kindheit in den Kriegs- und Nachkriegsjahren spielend am Wall verbracht hat, erinnert sich dass der Innere Wallgraben auch als Kloake benutzt wurde.

13. Stadtgraben Jugler 1797 So wird der Innere Wallgraben in Juglers Stadtbeschreibung bezeichnet.

14. Altendorfer Teich überliefert Der Altendorfer Teich war der Mühlenteich der Binnenmühle, angestaut durch ein Wehr bei der Mühle. Als Ersatz für den Äußeren Wallgraben im Bereich des Kurzen Walls war er zugleich ein Bestandteil der Stadtbefestigung.

15. Fitzen-Teich überliefert Der Fitzen-Teich war mit dem Heller Teil der Befestigung der Niederungsburg, aber zugleich auch ein zweiter Mühlenteich zu der Binnenmühle. Den Namen trägt er nach dem Besitzer des anliegenden Altendorfer Büdnergehöfts, der hier zeitweilig eine Spedition betrieb. Der Teich wird aber auch als

16. Krutschendiek ÜN (Karauschenteich) bezeichnet.

17. Heller überliefert Der Heller ist Teil der Befestigung der Niederungsburg an der Boize, die der Stadt den Namen gab. Er umgibt den Fürstengarten dreiseitig. Der Name Heller findet sich auch anderenorts für Burggräben (z.B. in Redefin). Er soll aber auch auf die Funktion als Hälterteich für Fische zurückgehen.

18. Herrengraben Jugler 1797 So wird bei Jugler der Teil des Stadtgrabens vom Wallgraben bis zum Wehr der Binnenmühle bezeichnet, der den Herrengarten von der Stadt abgrenzt.

19. Färbergraben überliefert Der Färbergraben ist Teil der Befestigungsanlagen für die Stadt und die Burg Boizenburg und der untere Lauf des Boizekanals. Vom Mühlenwehr bis zum Hafen die Süd- und die Westseite der Stadt (Bollenberg) umgebend, trennt er sie zugleich von der ehemaligen Niederungsburg auf dem Fürstengarten. Seine Namen trägt er nach den Abwässern der anwohnenden Färber, die ihm häufig seine eigene Färbung verliehen haben sollen.

20. Schacks-Graben überliefert Der Schacksgraben stellt den Unterlauf der Alten Boize in der Marsch dar, der auch den Bahler oder Gamm-Graben aufnimmt. Er ist zugleich ein Altarm der noch nicht ausgebauten und eingedeichten Elbe gewesen, wie sie sich in ähnlicher Form mit unregelmäßigem Profil überall in der Elbniederung finden. Seinen Namen trägt er sicher nach einer Person mit dem in der Elbgegend verbreiteten Namen. Der Schacksgraben mündete über den Hafen, zeitweilig auch unmittelbar in die Elbe. Jetzt mündet er in den

21. Mahlbusen des Schöpfwerks , das seit 1962 sein Wasser bei Hochwasser in den Hafen pumpt.

22. De lütte Loop überliefert Dieses ist eine Grabenverbindung zwischen dem Schacksgraben und dem Färbergraben.

23. Gamm-Graben, auch: De Bäk überliefert (Der Bach) Die Gamm war früher eine moorige Niederung, die durch diesen Graben entwässert wurde. Der Graben nimmt dann auch noch Wasser aus Teilen der Gemarkungen Bahlen und Gothmann auf und mündet kurz vor dem Schacksgraben in die Alte Boize. 1816 wird er in der Wiesenniederung als Kiebitzen Rieh und Bahler Graben bezeichnet (siehe unter Nr. 155 und 156)

24. Gehrumer oder Rhedewiesen-Graben überliefert Dieser Graben, der auch Boizegraben genannt wird und sich mit einer Wasserscheide in den Rhedewiesen in zwei Fließrichtungen teilt, entwässert die Rhedewiesen. Die eine Fließrichtung mündet in die Boize, nachdem sie vorher bei der früheren Metelsfort die heutige Waldstraße gekreuzt hat, die andere in den Schwanheider Mühlenbach. Den Graben bezeichnet man häufig auch als

25. De Bäk, Lütt’ Bäk, Gehrmer Bäk (Der Bach, Kleiner Bach, Gehrumer Bach)


Namen historischer Wege:

26. Fährweg überliefert Weg durch das nachmalige Werftgelände zu der Fährstelle am ehemaligen Fährhaus für die Wagenfähre ins Lüneburgische.

27. Fitzenweg überliefert Der Fitzenweg stellt den zweiten Fährweg von Altendorf (beim Büdner Fitzen) zur Kahnfähre nach Brakede dar.

28. Bahler Weg oder Schwarzer Weg überliefert (auch: Postweg), FMK 1727 (Weg nach Grabow) Dieser Weg, 1727 als Weg nach Grabow bezeichnet, war Teil der alten Postwegeverbindung zwischen Hamburg und Berlin, die über Bahlen, Hühnerbusch, Brahlstorf, Düssin, Quassel, Lübtheen, Lenzen und Perleberg führte. Er hieß in den letzten Jahrzehnten Schwarzer Weg, weil er mit Generatorschlacke der Fliesenwerke aufgefüllt wurde.

29. Lauenburger Postweg überliefert, FMK 1727 (Weg nach Lauenburg) Dieser heute noch im Straßennamen erkennbare Postweg führte am Galgenberg, am Schotberg und am Hof Vier vorbei nach Horst, dann über Lauenburg, Geesthacht, Bergedorf nach Hamburg, mit einer Parallleltrasse vorbei an Streitheide, Rensdorf und Bickhusen nach Horst.

30. Weg nach Ratzeburg und Lübeck FMK 1727 Es handelt sich um den historischen Salzfrachtweg, auf dem das auf der Hude bei Boizenburg zwischengelagerte Lüneburger Salz nach Lübeck transportiert wurde. Er führte vom Mühlentor über die Metelsfort, Heidekrug und Bürgerhof, vorbei an Mölln und Ratzeburg nach Lübeck. Bis zum Abzweig vor der Metelsfort bzw. der Boizebrücke verlief der Weg vom Mühlentor kommend durch die Schwartower Straße gemeinsam mit dem

31. Weg nach Wittenburg und Gadebusch FMK 1727 Er verließ die Stadt durch das Mühlentor, hatte dann eine gemeinsame Trasse mit dem Lübecker Salzfrachtweg und trennte sich vor der Metelsfort von diesem, um dann nach der Brücke über die Boize eine eigene Trasse aufzunehmen. Hierbei handelt es zu unterschiedlichen Zeiten um zwei verschiedene Wegetrassen. Die ältere Trasse war der zweite Salzfrachtweg nämlich nach Wismar über Schwartow, Hatzberg, Granzin, Kogel, Waschow, westlich vorbei an Wittenburg und Schwerin. Wobei eine Variante wohl über Gadebusch führte und der Frachtweg auch südlich Schwerin über die Muesser Fähre Verbindung nach Güstrow, Rostock und Neubrandenburg hatte. Die zweite Wegetrasse ist historisch jünger. Es handelt sich um den Postweg nach Schwerin über Schwartow, Zahrensdorf, Schildfeld, Wittenburg, Parum und Pampow. Diese stellte die Verbindung zur Berlin-Hamburger Postverbindung und nach Lüneburg und Celle her.

32. Schwartower Brücke überliefert Brücke über die Boize für die Wege nach Nr. 320 und 321. Möglicherweise ist sie das als Metelsbrücke genannte Bauwerk (siehe Nr. 277).

33. Weg nach Schwanenheyde und Möllen FMK 1727 Auch dieser Weg war eine historische Frachtwegeverbindung ins Lauenburgische und Holsteinische. In den Hackamts-Archivalien wird auch ein Acker gelegen am Böker Weg (Büchener Weg) genannt. Er ist identisch mit dem Möllner Weg. Der Möllner Weg zweigt vor Neuendamm vom Schwanheider Weg ab.

34. Schwartower Steig überliefert, FMK 1727 Der Schwartower Steig diente als Kirchsteig für die Schwartower Gläubigen. Gegenüber der nahen Landstraße stellte er eine Abkürzung dar.

35. Gothmanner Weg, Schwarzer Weg überliefert Der Weg nach Gothmann, wie der Bahler Weg auch Schwarzer Weg genannt, zweigte vom Bahler Weg ab.

36. Gothmanner Kirchsteig überliefert Auch dieser stellte eine Abkürzung auf dem Wege zur Kirche – für die Gothmanner – dar. Er führte durch die Elbwiesen von Gothmann nach Altendorf. Heute ist er ein befestigter Weg.


Historische Flurnamen, deren Lage unbekannt ist

In unterschiedlichen Archivalien speziell aber in denen des Hackamtes (Kaufmannsgilde) ist eine Reihe von Flurnamen genannt, für deren Lage es keine Belege mehr gibt.

By dem Bödde kann Crutze (1558 genannt).

'Tröger Hoff in der Steingarde Trockener Hof an der Steingare. Es handelt sich mit Sicherheit um einen hochwasserfrei und auf trockenem Boden gelegenen Hof an der Steingare, der heutigen Hamburger Straße. 1727 war etwa an der Einmündung der heutigen Schützenstraße ein Haus eingetragen.

Tröger Hoff in der böwesten Garde Vermutlich wird dieser trockene Hof an der heutigen Gartenstraße, die als „oberste“ Gare in den trockenen Gärten verlief, gelegen haben.

Drögen Hoff by St.Gertruden Die Lage von St. Gertruden ist unbekannt. Es scheint sich um eine Kapelle westlich des Friedhofes gehandelt zu haben, denn Jugler erwähnt in dieser Lage einen Gertruden-Friedhof. Dort sind 1727 auch mehrere Gebäude zu finden.

Drögen Hoff by der Roggenmohlen Unter der Roggenmühle werden wir sicher die Außenmühle zu verstehen haben, so dass der trockene Hof an der heutigen Schwartower Straße gelegen haben wird.

353. drögen Hoff oben dem gerichte bey dem Stige gelegen Dieser trockene Hof müsste der detaillierten Beschreibung nach an den jetzigen Turnereichen gelegen haben.

Drögen Hoff neben der Sagekuhle Die Lage der Sagekuhle, eines Ortes an dem Holz gesägt und die Späne in der Kuhle abgelagert wurde, ist unbekannt.

Bawen dem Kornhauße Ebenso unbekannt ist die Lage des Kornhauses, eines Speichers.

Bey der Drift Die Lage dieser Viehtrift ist unbekannt.

Beym Block Hier wird es sich um einen größeren zusammenhängenden Ackerkomplex gehandelt haben, dessen Lage aber ebenfalls nicht bekannt ist.

Beym Graben Lage unbekannt.

By pentzen immenhus Die Lage dieses Bienenhauses ist nicht bekannt. Der Name Pentz ist als Adelsname im Gebiet vertreten, in Boizenburg 1727 aber nicht als Grundbesitzer genannt (weder adlig noch bürgerlich).

By tzeweke immenhus Die Lage ist ebenfalls unbekannt. Der Name Sevecke ist 1727 mehrfach genannt.

Bei dahm dyke Lage unbekannt.

Uff der Dorpfstette Die einzige bekannte Dorfstätte auf der Boizenburger Feldmark befindet sich in der Gamm. Siehe unter Nr. 183/184.

In der Wiedendör Die Lage der „Weidentür“ ist nicht bekannt.

Oben der Häckerstücke Lage unbekannt.

Wendewisk, Wendewisch Hier könnte ein Bezug zum Dorf Wendewisch auf der anderen Elbseite bestehen. Vielleicht wurde eine Fläche von dortigen Einwohnern genutzt. Der Name hat nichts mit den Wenden zu tun, wohl mit dem notwendigen Wenden bei Feldarbeiten.

Spörken anwendung Die Familie von Spörken ist eine lüneburgische Adelsfamilie, die zeitweilig auch Besitz in der Boizenburg-Neuhäuser Gegend hatte. Anwendung ist in diesem Zusammenhang die Wende (Anwendung, Anwand, Wende) bei Feldarbeiten. Die Lage ist nicht bekannt.

Uppe dem snepel thoge Die Lage ist nicht bekannt. Es muss sich aber um ein kleines spitzes Feld handeln, was das Wort „snepel“ zum Ausdruck bringt. Die Silbe „tog“ oder „toch“ für Zug ist häufiger in Flurnamen zu finden, z. B. Madentog am Vier und Tüdertog in Klein Bengerstorf. Häufig ist sie in Zusammenhang mit dem Fischzug zu bringen. Vielleicht befand sich Snepeltog wie der Madentog an der Elbe.

Groten Hohne Lage unbekannt. Schneider bringt im Falle Hohnstorf die erste Silbe in Bezug zum indogermanischen hun, hon für hoch. Vielleicht handelt es sich auch hier um eine große etwas höher gelegene Fläche.

Gisch Lage unbekannt, vielleicht eine mit Giersch bestandene Wiese.

Drewitz Lage unbekannt. Von altsl. drevo für Holz, folglich ein Holzort.

Dreilützower Werder Die Lage ist nicht bekannt. Als Werder dürfte es sich aber um eine unmittelbar an der Elbe gelegene Fläche handeln. Verwunderlich ist, dass das Gut Dreilützow bei Wittenburg in Boizenburg einen Werder besessen haben soll.

To dem Brake Lage unbekannt. Das Wort Brake hat mehrere mögliche Bedeutungen.

1. Es könnte sich um eine Fläche an einem Brack (Deichbruchstelle) handeln. 
2. Es handelt sich eine Brachfläche.
3. Das Dorf Brakede jenseits der Elbe wurde häufig auch nur mit Brake bezeichnet

To de Bolen Lage unbekannt, angeblich ein Kranichort.

Birkenkoppel Lage unbekannt. Birkenkoppeln entstehen oft durch Wildwuchs auf extensiv genutzten Weiden.

Dänisches Lager Lage unbekannt. Nach der Schlacht bei Lutter am Barenberge 1626 zogen sich die Dänen an die Elbe zurück, errichteten z.B. eine Schanze am Goldufer jenseits der Elbe und lagerten auch in Boizenburg.

Breidenweg Lage unbekannt. Da es sich aber um breiten Weg handelt, wird es einer im Zuge der wichtigen Landstraßen handeln.

Swarten Spieker Die Lage des schwarzen Speichers ist nicht bekannt. Es soll sich um einen Speicher für Lüneburger Salz gehandelt haben.

Witten Katen Der weiße Katen soll das Bahnwärterhaus in den Rhedewiesen sein.

Sünder Moor Ob hier nach uraltem Brauch Mörder im Moor versenkt wurden, ist ebenso wie die Lage nicht bekannt. Vielleicht ist es identisch mit dem Sündermoor auf der Gemarkung Schwartow (Gamm?).

Krankenweide Eine Krankenweide wurde in Ortsnähe nicht nur für das verletzte Vieh sondern auch für Kühe nach dem Kalben genutzt.

Zühlsdorff nennt weitere nicht lokalisierbare Bezeichnungen: Aus dem Kirchenvisitationsprotokoll 1662:

Buttes Felde Oben dem Ziegelbrunnen

Aus dem Beichtkinderverzeichnis 1704:

Die Gehren

Bei Gehrum oder spitzwinklige Stücke.

Auf dem Gültzfelde

Möglichweise an der Gamm an Gülze grenzend.

Oben dem Höckerstüde

Beym Coltzen Soll