Barnsdorf

Aus Ortschroniken
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Die Geschichte von Barnsdorf

Barnsdorfer Zeittafel

Herkunft und erste Erwähnung von Barnsdorf

Die Beschreibung des Barnsdorfer Inventars im Jahre 1894

Im Jahre 1894 gehört das Dorf Barnsdorf noch zu den Gütern des Hospitals zum heiligen Geist.

Im damaligen Inventar heißt es:

"Barnsdorf beu Rostock, eine viertel Meile westlich von Rostock gelegen, hat außer dem Hof 5 Erbpächter, 1 Hauswirth und vier Häusler, Schule, landwirtschaftliche Versuchsstation, 209 Einwohner.
In den "Barnsdorfer Anlagen", einem ausgedehnten städtischen, kunstvoll angelegten Park ist der Kaiserpavillon (Gastwirtschaft).
Zum gleichen Gemeindeverband gehört Hof Damerow bei Rostock, 28 Einwohner, und Trotzenburg bei Rostock, Holzwärterei, 8 Einwohner, zusammen 248 (im Jahre 1864 177) Einwohner und 2240,1 bonitirte Scheffel."

Opfer von Krieg und Gewalt aus Barnsdorf

Napoleonische Zeit

1811-1813 - Das französische Militärlager in Barnsdorf

Man schrieb den 23. August 1811. Die Stadtobrigkeit wurde vom residierenden „souveränen Herzog zu Mecklenburg Friedrich Franz“, wie er sich nach dem Beitritt zum Rheinbund mit Napoleons Zustimmung nannte, von folgendem unterrichtet:

Der französische Divisionsgeneral Graf Friant rücke mit einem großen Heer auf den Raum Rostock zu, mit dem Vorhaben, dort ein zeitweiliges Lager, möglichst am Rande der Stadt, mit mehreren Baracken und anderen Unterkünften bis September zu errichten.

Zwar bemühte sich Dr. Joachim Friedrich Zoch, der damalige Rostocker Bürgermeister, den Bau eines solchen Lagers ganz abzuwenden, doch vergeblich. Es gelang lediglich, dass die ursprünglich höher geforderte Zahl der Baracken auf 746 festgeschrieben wurde. Insgesamt waren es vorerst drei Regimenter mit zusammen fast 10 000 Mann, die schließlich im zugewiesenen Bereich um den Ort Barnsdorf untergebracht werden mußten. Hinzu kamen 700 Pferde, die die Franzosen teilweise den umliegenden Gehöften zuteilten, um sie dort versorgen zu lassen. Inzwischen hatte zum Entsetzen der Rostocker Forstverwaltung der Kahlschlag des großen Wald-Campes nahe des Ortes Barnsdorf bereits begonnen, dem zunächst etwa 7500 Quadratruten (eine lübische Rute=26,8 m² ) zum Opfer vielen. Immer mehr Unterkünfte wurden gefordert und dann auch gebaut. General Friant erließ den Befehl, weitere Flächen zu beräumen, und erneut Flächen mit 40 Jahre alten Waldbeständen zu beräumen, die nun ebenfalls der Axt zum Opfer vielen. So wuchs vor den Toren Rostocks ein neuer „Stadtteil“ heran, der zusammen mit den ständigen Fourage-Versorgern der Franzosen über 12 000 Menschen zählte. Die Forderungen nach immer mehr flüssige und feste Verpflegung für die Versorgung der französischen Lagerbewohner stiegen fast täglich. So verlangte General Friant als Verpflegungstagessatz pro Mann neben anderem 28 Untzen Brot (= 980g), 12 Unzen Fleisch (= 420g), vier Unzen Hülsenfrüchte (= 140g), einen Pott Bier (1 meckl. Pott = 0,925326 Liter ) und eine Achtel Flasche Branntwein (= 0,120 Liter). Auch wenn die Stadt außerstande war, dass umfassend umzusetzen entspann sich täglich ein beträchtlicher Strom beladener Versorgungsfuhren. Eine weitere Begleiterscheinungen des Militärlagers erzeugte eine explosive Konfliktsituation. Die Übergriffe französischer Militärangehöriger gegenüber den weiblichen Bewohnern Rostocks häuften sich immer mehr und wurden immer dreister. Viele Frauen flüchteten in das Stadtinnere um bei Verwandten und Bekannten unterzukommen. Statt dessen wurden wurden immer mehr „lose Dirnen“ vom Lagerleben angelockt, was am Ende selbst den General Friant zum Handeln zwang. Ergriff man fortan Mädchen die ihre Liebesdienste vollzogen, wanderten sie seinem Befehl gemäß sofort ins Gefängnis. Verbrachten die „Dirnen“ sogar die Nacht bei den Soldaten in der Baracke, ergriff man sie, schnitt ihnen ohne zu zögern die Haare ab und präsentierte sie so der Mannschaft am kommenden Morgen beim Appell. Am 12. März 1812 erging der allgemeine Befehl zur Räumung des Lagers mit dem Marschbefehl nach Stettin. Wohl kaum einer der von hier Abmarschierenden ahnte da bereits, daß sie dieser Marsch bis nach Moskau führen würde und nur jeder Zehnte von ihnen mit den geschlagenen Resten der Grande Armee im Februar/März zurückkehren würde. In jenen Tagen diente das Barnsdorfer Lager als Auffangstation für die geringe Anzahl der Rückkehrer, um sie den im französischen Mutterland überstürzt rekrutierten Truppen bei der Aufstellung einer neuen Armee anzugliedern. Die demoralisierten Truppen im Lager sahen sich aber angesichts der verfolgenden russischen, schwedischen und preußischen Armeen sehr schnell gezwungen gen Westen die Flucht zu ergreifen.

Das Barnstorfer Lager bot nun einen trostlosen Anblick. Von Geschützlafetten und den stattgefundenen Truppenübungen war das umliegende Gelände in eine Kraterlandschaft verwandelt. Entschädigungsansprüche der Bauern und ehemaligen Bewohner wurden laut, aber die Finanzlage der Staatskasse war desaströs. Die Verhandlungen zur Begleichung der Kriegsschäden zogen sich über zehn Jahre hin. Nach der Kapitulation Frankreichs und der Abdankung des Kaisers Napoleon Bonaparte wurden aus den in Frankreich eingetriebenen Reparationen schließlich noch einige Kriegsentschädigungen beglichen.

1812 - Von Barnsdorf nach Moskau und zurück - Die Tagebuch-Aufzeichnungen des Leutnants Carl von Stein

Anmerkung

In einem Konvolut vergessener Unterlagen befand sich, bei dessen Erwerb auf dem Flohmarkt, auch ein älterer Computer-Ausdruck, der offensichtlich die Transkription des Tagebuchs von Leutnant Carl von Stein, im Jahre 1812 Offizier des mecklenburg-schwerinschen Kontingentes in der französischen Armee während des Rußlandfeldzuges, enthielt. Leider ergaben die, auf den Fund des Manuskriptes hin, erfolgten Recherchen keine Erkenntnisse über den Verfertiger der Transkription oder den Verbleib der originalen Tagebuchaufzeichnungen Stein´s. (Für aufklärende Herkunfts-Hinweise dazu währen wir dankbar.) Da insgesamt nur sehr wenige aus Mecklenburg stammende Zeitzeugenberichte über diesen Feldzug bekannt sind, kommt auch diesem hier vorliegenden eine besondere Bedeutung zu und wir machen ihn daher nun trotzdem in digitaler Form zugänglich:

Carl von Stein

geb. 11. November 1789 in Gubkow gest. 7. März 1839 in Güstrow

Sein Vater (ebenfalls Carl von Stein) besaß zu Lebzeiten des Sohnes die Güter Gubkow und Wesselsdorf.
Als Carl von Stein 1839 starb, bekleidete er den Dienstrang eines Majors (milit. Einheit ?)
Generalmajor von Fallois, Der Befehlshaber des mecklenburg-schwerinschen Kontingentes
Während der Rekrutierung im März 1812 stand er als Leutnant unter dem Befehl des „Grafen von Fallais“, wie es in seinem Tagebuch zu lesen steht (Das Mecklenburg-Schweriner Kontingent-Regiment unter dem Befehl von Generalmajor Thomas Josef von Fallois als Regimentskommandeur). Von Stein gehörte unmittelbar zur Regimentsführung
Das Regiment umfasste beim Abmarsch aus dem Lager Rostock/ Barnsdorf 1700 Mann, darunter 48 Offiziere und Militärbeamte sowie 1652 Unteroffiziere und Soldaten.
Am 12.März 1812 erfolgt der Abmarsch des "Gross. Herz. Captn. Regimentes" aus dem Rostock-Barnsdorfer Lager mit der Marsch-Erklärung, sie würden zukünftig die Stettiner Garnison verstärken.
Von Stein bezeichnet sich als Adjutant (Dienstgrad ?)
Am Ende des gescheiterten Feldzuges nach Russland sahen mit ihm 26 Offiziere und 128 Soldaten ihre mecklenburgische Heimat wieder.

Befreiungskriege

Deutsch/ Französischer Krieg 1870/71

Erster Weltkrieg

Zweiter Weltkrieg

Sagen, Geschichten und Legenden rund um Barnsdorf

Flurnamen auf der Barnsdorfer Feldmark