"Wihred, hollen bi de Enthüllungvon den "John Brinckman-Steen", in Warn´münn von H. Burmeister-Rostock"

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Titel-Übersetzung aus dem Plattdeutschen
"Weihe-Rede, gehalten bei der Enthüllung des "John-Brinckman-Steines", in Warnemünde von H. Burmeister-Rostock"


Wmde Weihe-Rede bei der Enthüllung des Brinkmansteins April 1914 Die Heimat 011
Übersetzung ins Hochdeutsche
"In ganz Niederdeutschland feiert man an diesem Tag den hundertsten Geburtstag von einem großen plattdeutschen Dichter, von unserem John Brinckman. Auch wir wollen heute seinen 100. Geburtstag feiern und haben ihm hier ein kleines Denkmal gesetzt. Hier an der Wasserkante. Und nicht wahr, keine bessere Stelle für das Denkmal eines plattdeutschen Dichter kann man finden, als hier wo der Sturmwind über die See heult und das Wasser haushoch aufwühlt, als wolle es Alles in die Tiefe herunterreißen.
Gerade dort draußen wo der Eine auf den Anderen angewiesen ist, da kann man noch tüchtige, deftige, markige, plattdeutsche Kerle, aufrichtig und ehrlich, die einem noch fest und treu in die Augen blicken, Kerle auf die man sich verlassen kann, im Leben und im Sterben.
Und gerade dort draußen hat unsere plattdeutsche Sprache noch großen Wert, dort verständigen sich durch die plattdeutsche Sprache Niederdeutsche, Holländer, Engländer, Vlamen und Skandinavier.
Ja gerade hier ist die beste Stätte für ein Denkmal, daß man einem plattdeutschen Dichter setzt. Und gerade hier muß das Denkmal stehen für den Dichter von "Kasper-un ick", der uns die alten Seebären zeigt, der uns die Schiffergeschichten aus alter Zeit erzählt, als noch der "Vogel Greif" stolz oben auf dem Gaffel stand, als noch hunderte Rostocker Schiffe durch die ganze Welt segelten, bis "Batavia und den Maggelanschen Sund".
Hierher nach Warnemünde ging der Dichter auch jedes Jahr, wenn er müde war von der Schulmeisterei, müde von den vielen Privatstunden, die er geben müßte, um sich, seine Familie, seine neun lebenden Kinder zu ernähren.
Hier wurde das Auge wieder klug und die Brust weit.
Hier im "Seestern" wohnte er dann, hier saß er Abends zusammen mit den alten Kapitänen und Lotsen , mit Jungmann, Brathering, Jantzen und wie sie alle hießen, und ließ sich die alten Schiffergeschichten erzählen, wahr, und wohl auch welche, die nicht wahr waren.
Hier wurde dann vor Wochen aus der fleißigen Landratte ein guter Segler und ein tüchtiger Bootsführer, der Sturm und Wellen nicht scheut.
Fließt doch in seinen Adern das alte Schifferblut seines Vaters, der einst die stolze Fregatte "Fürst Blücher" führte, der ihn als Junge von 9 Jahren einmal mitnahm, um ihn das große Wasser zu zeigen, wo unser Herrgot vergessen hat die Balken auszulegen.
Und nahm ihm doch diese See, als er noch ein kleiner Junge war, seinen Vater genommen - So etwas nimmt ein wahrer Schiffersohn der See nicht übel:
"sterben ist sterben, und es gibt kein besseres Grab für einen echten "Seebären" als dort draußen tief in der See.
Und als echter Schiffer hat John Brinckman sein Lebensschiff geführrt und gesteuert.
Ja das war nicht leicht. Er mußte so oft seinen Kurs ändern, mußtr kreuzen, damit er in den Himmel kam, wohin er wollte.
Aus der Heimat trieb es ihn rüber über das große Wasser nach Amerika, das Heimweh aber brachte ihn wieder zurück, was über ihn kam, als er da noch im Hafen von Halifax den Vogel Greif in die Gaffel steigen sah, und als er da drüben dabei aeine plattdeutsche Sprache hörte.
Wieder zurück ging es Nachhaus, und hier mußte wieder gekreuzt werden, als Hauslehrer hierher und dahin - bis er endlich in Güstrow in den Hafen kam. - viel Arbeit, viel Mühe - und wwenig Geld, wie das bei der Schulmeisterei Mode ist.
Aber das kriegte ihn nicht unter, er blieb doch der "noble" Mann.
Wehte der Wind nicht stark genug in seinem Segel, gebrauchte er das Ruder - brachte seine Arbeit an der Schule nicht genug Gehalt für sich und seine große Familie, so mußten Privatstunden gegeben werden, gegeben werden, mehr als gut war und mehr als man auf Dauer aushalten kann.
Sein Lebensschiff blieb flott, er wußte zu segeln, zu rudern und zu steuern.
Und doch hat dieser Mann jahrelang einen falschen Kurs gehalten, nicht als Mensch, sondern als Dichter.
-Er war in verkehrtes Fahrwasser gekommen und hat darin viele Jahre hin und her gekreuzt.
- Sein Dichtergeist und sein Dichterherz ließ ihm keine Ruh, er mußte zu Papier bringen, was er dachte und was er fühlte.
Das mußte er, das tat er oft, wenn andere Leute lange schlafen und wenn andere Leute noch schlafen. Recht so - aber er schrieb lange hochdeutsch - wollte ein hochdeutscher Dichter sein und war doch echt plattdeutsch.
Gewiß hat er auch als hochdeutscher Dichter manches Gedicht fertig bekommen, was wert ist, das man es liest - und man bewundert seinen scharfen und klaren Verstand - will man aber sein Herz kenenlernen, das warme Herz, will man seinen John Brinckman ganz und gar kennen lernen, dann muß man nach seinen plattdeutschen Sachen, nach seinen plattdeutschen Büchern greifen.
Hier ist der Dichter im richtigen Fahrwasser, hier hat er den richtigen Kurs, ja hier ist er einer von den plattdeutschen Klassikern !
Klaus Groth, ...
Wmde Weihe-Rede bei der Enthüllung des Brinkmansteins April 1914 Die Heimat 012
Fritz Reuter - John Brinckman
Zum plattdeutschen Dichter war er geboren, nicht zu hochdeutschen.

Er war ja selbst plattdeutsch innen und außen, plattdeutsch waren seine alten Kapitäne, plattdeutsch waren auch die tüchtigen Rostocker Jungs, wovon er uns so manchen dummen Streich erzählt.

_ Plattdeutsch fühlte man dort draußen im Mecklenbure Land, plattdeutsch war auch die Liebe, wovon er so schön singt im "Vagel Griep"
- Selbst "Voß un Swienegel" können als echte ... ("Speikbörgers" ?) bloß plattdeutsch und nicht hochdeutsch reden.
Ja John Brinckman war ein echter plattdeutscher Dichter und hat plattdeutsche Sachen geschrieben, die gar nicht genug gelesen werden können.
Seine Zeit hat ihm das nicht gedankt.
Man schaute an ihm vorbei, zu Klaus Groth und Fritz Reuter, ließ ihn an der Seite liegen.
Erst in unseren Tagen wurde man immer mehr gewahr, was man an John Brinckman hat, und dazu haben die Vereine viel beigetragen.
Hier soll, hier muß er immer mehr gelesen werden, hier muß man dafür sorgen, daß er immer mehr unter das plattdeutsche Volk kommt.
Das sind wir unserer Sache, das sind wir unserem John Brinckman schuldig.
Das ist auch eure Sache, liebe Mitglieder in Warnemünde.
- Aus Liebe und Dankbarkeit habt ihr unserem John Brinckman dieses Denkmal gebaut, und Liebe und Dankbarkeit wird es hegen und bewahren, damit es noch unseren Kindern erzählt und anhält, treu zur Muttersprache und Väter-Art zu stehen.
Das ist der schönste Dank für unseren Dichter.
Und das ist nicht nur die Sache für den plattdeutschen Verein, nein alle ihr lieben Warnemünder, euch allen rufe ich zu:
Haltet fest an plattdeutscher Sprache und Art.
Sie paßt zur See, sie paßt zu euch, und ihr habt sie nötig.
Dieses Denkmal aber mag euch immer einen Stoß geben, das ihr eure alte plattdeutsche sprache nicht vergeßt.
Und nun weg mit der Hülle vom Stein."