Was ist ein Lehen?

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Was ist ein Lehen?

Untrennbar mit dem Mittelalter ist das Lehnswesen verbunden, also all das, was mit dem Lehen zu tun hat.
Der Begriff Lehen ist mit dem Wort "leihen" verwandt und meint im Prinzip etwas Geliehenes.
Der Lehnsherr oder Lehnsgeber übergab dem Lehnsmann oder Lehnsnehmer ein bestimmtes Gut zur Nutzung.
Dafür verlangte er eine vereinbarte Gegenleistung.
Diesen Vorgang nennt man Belehnung.
Lehen konnten sich sehr in ihrem Wert unterscheiden, wobei es im Laufe der Jahrhunderte ganz unterschiedliche Arten von Lehen gab. Ein Fürstentum, das der König einem der Großen des Reiches gab, konnte ebenso ein Lehen sein wie der Zoll einer einzelnen Brücke.
Am Wert des Lehens orientierte sich natürlich die Gegenleistung:
Der Fürst beispielsweise musste sich unter anderem verpflichten seinem König im Kriegsfall mit genügend berittenen Mannen zu Hilfe zu eilen.
Wer lediglich an einer Brücke den Zoll eintrieb, hatte einen Teil seiner Einnahmen an den Lehnshern weiterzuleiten.

Was geschah beim Handgang?

Die Belehnung erfolgte üblicherweise beim sogenannten Handgang.
Der Lehnsnehmer kniete nieder und legte seine gefalteten Hände in die ebenfalls gefalteten Hände des Lehngebers.
Dabei schworen sich beide gegenseitige Treue.
Die mittelalterlichen Quellen sprechen davon, das der Lehnsherr "Schutz und Schirm", der Lehnsmann "Rat und Hilfe" versprach.
Bei unserem noch heute üblichen Vertragsabschluß mit Handschlag begegnen sich beide Partner auf Augenhöhe.
Beim Handgang hingegen macht das Knien des Lehnsnehmers allen Anwesenden deutlich, dass dieser der Rangniedrigee ist.

Wer konnte Lehen vergeben?

Im 16.Jahrhundert entstand das Bild der sogenannten Lehnspyramide.

Heute weiß man, dass sie die mittelalterliche Wirklichkeit nur sehr unzureichend abbildet, sondern eher die Theorie zeigt.
Danach war der König oberster Lehnsherr des Reiches.
Von ihm gingen die Lehen aus, indem er die Reichsfürsten belehnte.
Diese wiederum konnten mit einem Teil des Lehens abhängige Adlige belehnen.
Diese dann wiederum andere und so weiter.

Wann wurde das Lehnswesen abgeschafft?

Das Ende des Lehnswesens war ein langer Prozess, der in deutschen Landen mehrere Jahrhunderte dauerte.
Im Alltag aber verlor es oft bereits in der frühen Neuzeit (nach der Reformation) seinen seine ursprüngliche Bedeutung.
Formal wurde zwar beispielsweise die Belehnung der Fürsten durch den Kaiser aufrechterhalten. als oberster Lehnsherr Lehen einziehen und völlig neu vergeben konnte, nicht mehr viel übrig.
Stattdessen vererbten die Reichsfürsten ihr Fürstentum im Grunde an den jeweils ältesten Sohn, auch wenn der Schein der Belehnung des Sohnes durch den Kaiser bis zum Ende des Reiches 1806 gewahrt wurde.
Praktisch aber war von der ursprünglichen Idee, dass der Kaiser