UGR Radelsee-Gebiet: Unterschied zwischen den Versionen

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:Kauf der Rostocker Heide bis rechtes Warnow-Ufer (erste Hafenbollwerke auf der rechten Flußuferseite im Mündungsgebiet der Warnow '''östlich Taterhörn''')
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:Kauf der Rostocker Heide bis rechtes Warnow-Ufer (erste Hafenbollwerke auf der rechten (Rostocker) Flußuferseite im Mündungsgebiet der Warnow '''östlich Taterhörn''')
 
:(Karte2 siehe oben, Auszug Neuendorff-Karte 1823 AHR)
 
:(Karte2 siehe oben, Auszug Neuendorff-Karte 1823 AHR)
  

Version vom 11. März 2024, 14:41 Uhr

Die antropogenen Einflüsse auf die Morphologie des Radelsee-Gebietes vom 14. bis 20. Jahrhundert

Untersuchungen zu Morphologie und anthropogenen Einflüssen für das Gebiet NSG Radelsee
Autor: Wilfried Steinmüller
Grafiken: Willi Kolp


Definition des Untersuchungsgebietes

Karte 1 des Untersuchungsgebietes
Karte 2 Kartenausschnitt des UG´s von H. Neuendorff 1823, die deren Situation von 1323-1823 zeigt, unterlegt mit Karte 1


Lage des Untersuchungsgebietes
Das Untersuchungsgebiet "Radelsee" liegt auf dem Territorium der Hansestadt Rostock unmittelbar südöstlich der Ortslage Markgrafenheide.
Das Gebiet hat eine Größe von ca 220ha.
Die Ursprünge der Geomorphologie und antropogenen Nutzung des Gebietes liegen in der 1304 durch eine Flut verschütteten östlichen Flußschleife und damit der Abriegelung des Hauptmündungsarmes der Warnow.

Chronologie der Elementar-Ereignisse sowie Entwicklungs-Verlauf der Nutzungs- und Eigentumsverhältnisse im Untersuchungsgebiet

Benutzte Quellenkürzel
AHR = Archiv der Hansestadt Rostock mit beigefügter Signatur
MUB = Meckl. Urkundenbuch mit dazu gehöriger Urkundennummer
BHC = H.F.Beckers Heidechronik


1252,
Kauf der Rostocker Heide bis rechtes Warnow-Ufer (erste Hafenbollwerke auf der rechten (Rostocker) Flußuferseite im Mündungsgebiet der Warnow östlich Taterhörn)
(Karte2 siehe oben, Auszug Neuendorff-Karte 1823 AHR)
RH UGR Die durch die Flut-Verschüttung entstandene Sandscholle Taterhörn
1304
-Verschüttung der Warnow-Mündung auf ca. 500m Länge durch die „Allerheiligenflut“ am 1. November des Jahres.
Die Fläche des verschütteten Teils des natürlichen Warnowlaufes wird fortan als "Sand-Land", "Sandscholle" oder auch "Sandwiese" bezeichnet auf der nun die Grenze zwischen Warnemünde und der Rostocker Heide durch eine Stangenreihe gekennzeichnet wird.
-In der Folge Durchstich der Nehrung ("Alte Depe") an der schmalsten Stelle (dem "Hals") der Mündungs-Nehrung, östlich der Hohen Düne = (Rest davon der heutige "Stankgraben", ca. 50m westlich des Ortseingangsschildes von Markgrafenheide) vom Spökstein bis zur See
-Unmittelbar darauf erfolgt der Wiederaufbau, nach dessen Zerstörung durch die Flut, des neuen "Hafens Rostocker Warnemünde" zwischen Süd-Ende dieses Durchstichs und dem Radelsee.


1323, 11.März
Grenzverlauf zwischen Rostocker Heide und Warnemünde 1323
Kauf des fürstlichen Warnemünde (inclusive des westlichen Radelsee Gebietes = "Warnemünder Wiesen",darin auch ein großer Teil der Sandscholle) womit Rostock Eigentümer des vollständigen Küstengebietes zwischen Rostocker Heide und Diedrichshagen im Westen wird. (MUB 4424)
1325, 7.April
Übereignung der, dann so genannten, St. Georg-Insel an das St. Georg Hospital, die fortan auf der Insel eine isolierte Eigen-Bewirtschaftung durch Lepra-Kranke betreiben.
(Quelle: erstes Rostocker Kämmerei-Register Fol.13 MUB 4608)
Gleichzeitig Übereignung zweier Wiesen an der Radel "..Porswisz et magnum pratum.." (Porstwiese und Große Wiese) sowie dreier Präbende-Wiesen "...pratum Hovevischers dictum, item pratum Vokercini, item pratum Alberti Cusvelt.." (die heutigen Purkshöfer-Wiesen) über die das Heilig-Geist Hospital verfügt, sowie die der Insel St.Georg gegenüber liegende Wiese "Swineswoert" und hier benachbart die Mandel-Wiese auf der die Reste des Turmes stehen ("item pratum dictum Mandel apud aream, ubi turris quondem steterat."" (diese beiden Wiesen machen die heutige Prediger-Wiese aus und liegen unmittelbar westlich der Großen Wiese)
(Quelle: erstes Rostocker Kämmerei-Register Fol.13 MUB 4608)


1487
Bei der sogenannten "Rostocker Fehde" erobern die fürstlichen Truppen das Alte Tief östlich Taterhörn und den dahinter liegenden Rostocker Hafen,
Sie lassen Ruinen-Mauern an dem dort noch stehenden, aus dem einstigen Burgturm hervorgegangenen Leuchtturm abbrechen, um mit dem Abrißmaterial den Durchstich zu schließen.
Alle Gebäude und Bollwerke werden in Brand gesteckt und bis zur Wasserfläche niedergebrannt (...de mure vör der Luchten wart geworfen in dat Depe..)
Später kam noch ein "fangendes" (sperrendes) Bollwerk hinzu.
Das bedeutete das endgültige Ende des "Hafens Rostocker Warnemünde"
(Quelle: AHR 3.9. RO45 Nr.251-257)
Mindestens bis Mitte des 19. Jahrhunderts ist dieser Wasserweg noch immer, auch als oft genutzter Schmuggler-Weg, eingeschränkt befahrbar und als Stankgraben in Resten bis heute vorhanden.
Sehr bald darauf wird westlich Taterhörn das "Neue Tief" angelegt sowie beim einstigen fürstlichen Warnemünde der seichte Warnow-Nebenarm auf Schiffbarkeit vertieft (heute "Alter Strom").
1760
Die Kaufleute Paul Grube und J.J.Stypmann lassen den Moorkanal zwischen Radelsee und Hütelmoor als neue Durchstich-Trasse anlegen.
Sie durchschneiden dabei die "Große Wiese"
(Quelle: BHC/ Dolberg p15)
1767, 30.11./1.12.
-Großer Durchbruch bei einer Sturmflut zwischen Taterhörn und Stubbenwiese nördlich des Radelsees
(Quelle: AHR 3.9. RO45 Nr.258)
1804
15.Sept. Überstieg das Meer die Dühne und planierte sie. (BK)
1821/1833
Mit der Abschaffung der Waldweide muß die Beweidung der verbleibenden Gemeindewiesen ersatzweise in hohem Maße intensiviert werden
(Quelle: BHC)
Ab 1833
Im Zuge der Beckerschen Forsteinrichtung umfassender Ausbau der Wasserwege für den Holztransport, incl. Moorkanal.
1872, November
Die "Große Sturmflut" planiert auch die Dünen zwischen Taterhörn und Markgrafenheide und durchbricht die Küste hier auf großer Breite.
31.12.1913/ 1.1.1914
Durchbruch auch am Radelsee-Gebiet, bei der sogenannten Silvesterflut
1914
In Auswertung der Silvesterflut Umsetzung eines umfassenden Eindeichungs- und Sperrwerksprojektes im Gebiet zwischen Breitling und Rosenort, so auch komplex im Radelsee-Gebiet.
1958-1960
Gescheitertes Bauprojekt des Küstenkanals Rostock - Ribnitz

Die Nutzungs-Entwicklungen des Radelsee-Gebietes im einzelnen

Im Grunde genommen ist das heutige Erscheinungsbild dieses Naturraumes ein Produkt der Stillegung des am Nordrand des heutigen Radelsee-Gebietes gelegenen, 1252 erstmals erwähnten, "Rostocker Hafens" ab 1487.
1. Nach den kriegerischen Ereignissen im Jahre 1487 wurde das "Alte Tief" "gefangen", also mit dem Abrißmaterial der dortigen Bauwerke verfüllt und mit einem Sperrwerk versehen.
Der Schiffahrtsweg verlor seine Bedeutung. Alternativ wurde der heutige "Alte Strom" auf Schiffbarkeit vertieft und das Hafengeschehen nach Westen verlegt.
2. Nach diesen Ereignissen im Jahre 1487 erfolgte eine grundlegende Nutzungs-Umwandlung und spätestens ab dann eine flächendeckende Beweidung des Gebietes.
3. Ab 17.Jahrhundert folgen Kanalbauten und Stackwerke für den Torf- und Holztransport sowie Sperrwerke und Schutzbauten vor Flut-Ereignissen.
4. Als Folge der Abschaffung der Waldweide in der gesamten Rostocker Heide 1820 erfolgte eine gravierend intensivierte Beweidung auf allen zur Weidenutzung verbliebenen Wiesenflächen rund um den Radelsee.
5. Immer wieder aufs Neue haben die Flutereignisse Einfluß auf die Morphologie und Nutzungssituation im Untersuchungsgebiet zur Folge gehabt.
Am einschneidensten waren die Folgen nach den Sturmfluten vom November 1304 (Allerheiligenflut), 1628, 1747,1767, 1804, 1872, 1904, 1913, 1949, 1954, 1995.

Landwirtschaftliche Nutzung des Untersuchungsgebietes

Erster Nachweis von landwirtschaftlicher Nutzung der Wiesen rund um den Radelsee im Rostocker Kämmerei-Register vom 7.April 1325 (Meckl. Urkundenbuch, MUB, Dokument Nr. 4608)

Das Kämmereiregister der Stadt Rostock von 1325 ist das erste und älteste systematisierte Registerbuch in dem die Liegenschaften Rostocks mit Vermerk ihrer jeweiligen Nutzung umfassend aufgeführt sind.

Titelseite des Kämmereiregisters Stadt Rostock vom 7.April 1325 (Ausschnitt aus Meckl. Urkundenbuch S. 253 Nr. 4608 Fol.1)
RH UGR Titelseite zu Kämmereiregister 1325


Folio 13 Seitanauszug daraus, das Untersuchungsgebiet betreffend
RH UGR Ausschnitt Folio 13 zu Kämmereiregister 1325
Übersetzung des nebenstehenden Textauszuges
Gleichzeitig Übereignung zweier Wiesen an der Radel
'"..Porswisz et magnum pratum.." (Porstwiese und Große Wiese) (Nr.4 im nachfolgenden Orientierungsplan)
sowie dreier Präbendewiesen
"...pratum Hovevischers dictum, item pratum Vokercini, item pratum Alberti Cusvelt.." (Nr.5 im nachfolgenden Orientierungsplan)
über die das Heilig-Geist Hospital verfügt, (die heutigen Purkshöfer-Wiesen)
sowie die der Insel St.Georg (Nr.2 im nachfolgenden Orientierungsplan)
gegenüber liegende Wiese "Swineswoert"..."item pratum dictum Mandel apud aream, ubi turris quondem steterat." "und hier benachbart die Mandel-Wiese auf der die Reste des Turmes stehen" (Nr.3 im nachfolgenden Orientierungsplan)
(die beiden letztgenannten Wiesen machen die heutige Prediger-Wiese aus und liegen unmittelbar westlich neben der Großen Wiese)
(Fol.13 MUB 4608)
Anmerkungen
1. 1325, 7.April erfolgt die Übereignung der St. Georg-Insel an das St. Georg Hospital die fortan auf der Insel eine isolierte Eigen-Bewirtschaftung durch Lepra-Kranke betreiben.
2. Die Bezeichnung "Swineswoert" kommt von dem Begriff "Schweinewurt" (volkstümlich "Schweinskuhlen") und bezeichnet kleingliedrige umwallte und eingezäunte Koben-Flächen zur individuellen Schweinehaltung.
(Fol.13 MUB 4608)


Karte 3 Orientierungsplan Wiesenverortung zu Kämmereiregister 1325
Karte 4 Wiesenverortung nordwestl. Untersuchungsgebiet Vergleich 1907 zu 1325


Kommentar zu oben stehenden Karten Nr.3 und Nr.4
Hier werden die Nutzungsangaben zwischen den Jahren 1325 und 1907 verglichen.

Landwirtschaftliche Nutzung des Untersuchungsgebietes bis ins 20. Jahrhundert

Datei:RH UGR Karte 5 Wiesenabschnitte (Nutzungsblocks)


(Abschnitt A in der Karte) Die zu den Bauern-Hufen und Kossatenstellen aufgeteilte Fläche

Karte 6 Kartenausschnitt der Wiesenkarte mit den roten Wiesennummern 210 bis 214 (Kartenblock A)
Hier steht der Wiesenbereich "Mandelwiese" 1325 zum Wiesenbereich "Predigerwiese (rote Wiesennummer 211),
der Wiesenbereich "Swineswoert" für die individuellen Wiesenbereiche der individuellen Tierhaltung der Mittelhäger Erbhöfe (rote Wiesennummer 212 a-o) sowie der Kossaten, hier besonders zur individuellen Schweinehaltung.
Die Große Wiese dient der gemeinsamen Rinderhaltung der Mittel-Rövershäger Gemeinde-Herde.
Die Niederhäger Hofwiese war vor der Abmeierung (Enteignung durch Überschuldung) der dortigen Höfe im 17. Jahrhundert jeweils den dortigen Einzelhöfen zugeteilt.
Die Folge-Struktur hatte bis 1950 Bestand.


(Abschnitt B in der Karte) Die Gemeindeweiden, einstige Allmende

Karte 7 Kartenausschnitt Große Wiese (Ostteil und Porstwiese mit den roten Wiesennummern 62, 63, 65 und 68 (Kartenblock B)
Die Postwiese war ab Anfang des 14. Jahrhunderts bis zur Abmeierung (Enteignung durch Überschuldung) der Oberhäger Höfe im 17. Jahrhundert jeweils auf die dortigen Einzelhöfe aufgeteilt.
Ab 18.Jahrhundert war sie dann eigentümlich die Guts-Weide des Oberhäger Stadtgutes.
Über die Nutzungsanteile der Kätner steht in der Rövershäger Wirtschaftsordnung von 1767 geschrieben
"...Wogegen einem Käthner oder Einlieger den Sommer über auf der gemeinen Weyde 2 Kühe, und allenfalls ab und an, um der Erhaltung durch Zuzucht willen, noch eine junge Starke, so noch nicht gekalbet, 2 Schweine und 3 Schaaffe, durchaus aber keine Pferde zu halten erlaubet seyn soll, jedoch muß er das Heu zur Winter-Fütterung denen Pächtern nach Gewohnheit bezahlen, dagegen diese ihnen jährlich den Mist abfahren lassen, und dafür a Fuhder 4 Schillinge vergüten. .."
Die Saisonverträge der Hirten für die Beweidung der Gemeinde- wie später auch der Gutswiesen liefen jährlich von Mariae Verkündigung (25.März) bis Martini (Martinstag 11.November)


(Abschnitt C in der Karte) Die großen Hufen-Flächen

Karte 8 Wiesenkarte Rövershäger und Oberhäger Gemeindewiesen Registernummern 56 und 57 (Kartenblock C)
Die Rövershäger Bauernwiese beinhaltete vom 13. Jahrhundert bis 1950 die Hofwiesen der Mittel-Rövershäger Bauernhöfe.
Deren Beweidungszyklen entsprachen denen der Rövershäger Gemeindeflächen (siehe B).
Die Beweidung auf den einzelnen Hofflächen erfolgte jedoch in Eigenregie der einzelnen Bauern
Zu jeder Hufe der eigentümlichen Bauernhöfe war hier ein Wiesenabschnitt aus den Wiesennummern 56/57 einem Mittel-Rövershäger Hof zugeordnet, dazu ein kleiner Wiesenteil aus Nr. 212 (siehe Abschnitt A) zur Schweinehaltung.


(Abschnitt D in der Karte) Die Purkshöfer Gemeindewiesen

Karte 9 Die Purkshäger Gemeindewiesen, bis 1552 Präbandenwiesen des Heilig-Geist Hospitals (Kartenblock D)
Die Purkshöfer Gemeindewiesen sind zu Beginn es 14. Jahrhunderts als Päbandum in den Besitz des Heilig-Geist-Hospitals gelangt.
Präbanden oder auch Pfründner nannte man Pensionäre in Spitälern, in unserem Fall, jeweils im Heilig-Geist-Hospital sowie dem St. Jürgen Hospital (Hier die St.Georg-Insel) die sich durch Einbringen eines Legats (Präbande) also Geldvermögen oder ländlichen Grundbesitz eine dauernde Alters-Unterkunft und Pflege gesichert hatten.
Die Präbanden verbrachten dann ihren Lebensabend in Präbänden-Häusern (in Rostock jeweils im Heilig-Geist-Hof und der Pädagogien-Straße zwischen Kröpeliner- und Langer Straße, sowie der heutigen St. Jürgen-Straße.
Die Hospitäler finanzierten mit den Erlösen aus der Bewirtschaftung der Grundbesitz-Pfründen ihre Armenhäuser und oft weit abseits gelegene Siechen-Einrichtungen und -häuser (So u.a. Die Isolationsfläche auf der St. Georg-Insel im Radel-See). Dazu gehörten auch der zuvor private Wiesenbesitz an den später, mit der Reformation enteigneten, so genannten Purkshöfer Gemeindewiesen.
Nach der Säkularisation waren sie eigentümlich und in der Weide-Bewirtschaftung aufgeteilt auf die Dörfer Jürgeshof und Purkshof.


(Abschnitt E in der Karte) Die Warnemünder Wiesen

Zum Abschnitt E,"Warnemünder Wiesen fanden keine tiefergehenden Untersuchungen statt, da sie heute vollständig von den Spülfeldern überdeckt werden und damit kein relevanter Teil des Untersuchungsgebietes mehr sind.

Es wird hier nur der Vollständigkeit halber mit ausgewiesen.

RH UGR Warnemünder Wiesen Register (Kartenblock E)
Karte 10 der Warnemüner Wiesen 1890 (Kartenblock E)


Register von den Wiesen in der Rostocker Heide (AHR 1.1.11. Forstverwaltung 532)

Forstinspektor Becker hält 1839 zur zwei Jahrzehnte zuvor beendeten Waldweide in seinen Aufzeichnungen fest
"Als man in den Jahren 1800 bis 1812 mit Aufhebung der Wiesen-Weide in den Waldungen beschäftigt war, mußte man das Vieh eines jeden Terrains auf die Flächen des Hauptgutes zurückbringen. Es waren die beiden Oekonomen Amtmann Scheel und Pensionäir Millies bei diesen Geschäfte zugezogen worden. Wenn nun gleich diese Männer von dem Princip ausgingen, daß eine Kuh auf der Viehweide so viele Milch gebe als zwey Kühe in der Holzweide, und daher sämtlichen Einliegern, die zwei Kühe hielten, nur eine auf der Viehweide bewilligt ward, so blieb doch die Zahl noch sehr groß welcher Weide beschafft werden mußte, denn es befanden sich derzeit an Pferden, Ochsen, Kühe und Kälber pp. noch über 700 Stück in der Heide allein. " (BHC 1839)
Damit bekam das Wiesen-Register seine besondere Bedeutung.
Am 15. November 1821 sah sich Forstinspektor Becker zu folgender erneuter Klage und Aufforderung zu verschärften Maßnahmen veranlaßt:
„Da die hiesigen Hausleute ihre Schweine, die während der Herbst- und Winterzeit nicht mehr von der Hufe gehen, frei herumlaufen lassen, und dadurch nicht nur die Gräben, welche die Stadt mit beträchtlichen Kosten hat aufziehen lassen, nachgewühlet, die angepflanzten Bäume, Zäune und Befriedungen niedergeworfen und Saaten und Weiden leiden, so kann ich nicht umhin, diesen Unfug anzuzeigen und darum zu bitten, dem Schulzen entsprechende Anweisung zu geben. ..."
„...Daß dem Übel abgeholfen werden könne, wenn jedem Hausmann soviel Material zu Pfählen und Buschwerk verabreicht werde, als zur Umzäunung eines Schweinehofes nötig sei.“
In dem Register sind alle Wiesen mit ihren jeweiligen Nutzungsberechtigten, Eigentümern bzw Pächtern auf die Wiesennummer bezogen aufgeführt.
Folio-Registerbuch 64 Seiten gebunden (Tabellarische Liste)


Hier dann jeweils der Bezug der Wiesennummer zur großen Karte (in Beispielauszügen zum Untersuchungsgebiet)
Register von den Wiesen in der Rostocker Heide Titelseite
Kartenausschnitt der Wiesenkarte mit den Wiesennummern 62, 63, 65 und 68 (Kartenblock B)
Register Seite 54 links mit Wiese Nr. 63, 65, 68 der Großen Wiese
Register Seite 54 rechts mit WieseNr. 63, 65, 68 der Großen Wiese


Register Seite 55 links mit Wiese Nr. 62 der Postwiese
Register Seite 55 rechts mit Wiese Nr. 62 der Postwiese


Nachstehend die horizontale Spaltenaufteilung durchgehend im gesamten Register
1. Der Wiesenkaveln

-Karten-Nummer -Parzellen -Flächeninhalt

In dieser Spalte sind auch die auf der Karte vermerkten Wiesen-Nummern (Prinzip wie die Abteilungs-Nummern in den Forstwirtschaftskarten) fortlaufend angegeben.
2. Namen der Nutznießer, 3. Wohnort, 4. Katen/ Wohnort Nummer, 5. Bemerkungen

(Hieraus ist auch ersichtlich welche Bauern, Landarbeiter oder Forstleute, von wann bis wann die jeweiligen Wiesen als Deputat hatten)

Registerauszug zu Wiesennummern (Beispiele):Revier Schnatermann Nr. 47 Honigsoll-Wiese, Rövershäger Bauer-Wiesen Nr. 54-66 Nr. 147-149, Niederhäger Hof-Wiese Nr. 149-150, Weide Moor-Wiesen Nr. 160-165, Markgrafenheide Nr. 166-182 Mgh. Aderpohl-Wiese Nr. 183,

Zur Nebennutzung (Rohrwerbung und Anbau von Sumpfporst) im Bereich der Radelwiesen

Bis zur Abschaffung der Waldweide 1821 und der Einführung der „Rövershäger Schweineordnung“ würden einzelne Radelsee-Plan-Flächen auch zur Rohrwerbung genutzt
Durch die nun folgende, noch viel intensivere Beweidung der Gemeindewiesen ab 1821 blieben bald keine Rohrbestände mehr erhalten.
Damit endete die Rohrwerbung rund um den Radelsee, so daß die Heidedörfer Rövershagen, Hinrichshagen, Willershagen und Markgrafenheide zur Werbung von Dachrohr das Müggenburger Moor, das Große Moor, das Torfmoor und Hütelmoor, jeweils vernässte Teilflächen im Gebiet Heiliger See/Hüttelmoor dafür zugewiesen bekamen.

Anbau von Sumpf-Porst (Ledum Palustre)

Sumpfporst (Ledum Palustre)
Sumpfporst -Detail


Die Mittel-Rövershäger Bauern bauten an den Rändern ihrer Gemeindewiesen (Große Wiese und Porstwiese) Sumpf-Porst (Ledum Palustre, volkstüml. auch Brauerkraut, Kiefernporst, Flohkrebs, Großes Flohkraut, Mutterkraut, Mottenkraut, Wanzenkraut, Porsch, Porst, Post, Postkraut) an.
Daher hat die Post- oder Porst-Wiese auch ihren Namen.
Sie verwerteten das Blatt- und Zweigwerk um daraus Mottenpulver herzustellen, das sie auf den Wochenmärkten von Rostock, Ribnitz und weiteren umliegenden Marktorten verkauften.
Sie waren mit diesem Produkt "Marktführer" auf den oben genannten Märkten

Markgrafenheide bei Carl Malchin

Der bedeutende mecklenburgische Maler Carl Malchin war ein Impressionist und auch ein Liebhaber der Rostocker Heide der hier gegen Ende des 19. Jahrhunderts (so auch im Untersuchungsgebiet) seine Motive suchte und fand.
Sie haben für uns heute nicht nur einen hohen künstlerischen, sondern auch einen großen dokumentarischen Wert.
Hier Beispiele aus dem Untersuchungsgebiet:
Carl Malchin Markgrafenheide Prahmkanal am Forsthaus oJ
Carl Malchin Milchsteg über den Radelbach 1880 (möglicherweise war der Milchsteg auch eine Brücke für die Treidler?)


Carl Malchin Weide bei Markgrafenheide um 1890
Carl Malchin Carl Winter in Markgrafenheide


Wasserwege/Wasserbau - ältere Zeit (Torf-Kanäle, Stackwerke, Bollwerke)

Allerheiligen-Flut 1304 und seine Folgen für den Verlauf der Warnow und Rostocks ersten Hafen (erster Durchstich)

Da die "Allerheiligenflut" am 1.November 1304 den größten Teil, der sicher an den Kuppen bis zu 5m hohen Dünen östlich des später so genannten "Taterhörns", in den, hinter der Dünen-Nehrung verlaufenden Hauptarm der Warnow spülte, wurde der auf rund 500 m Länge dauerhaft verschüttet.
Am West-Ende war ein kleiner Mündungsbereich als Sackgasse erhalten geblieben, östlich davon blieb ein Stück Warnow-Altarm ohne Verbindung zur Ostsee bestehen.
Bald nach der Verschüttung schuf man an der schmalsten Stelle der Dünen-Nehrung einen Durchstich von ca. 300 m Länge der mittels Uferbefestigungen auch schiffbar gemacht wurde, so daß der binnenseitig am Nordwestende des Radelsees gelegene, erstmals am 25.3.1252 erwähnte "Rostocker Hafen Warnemünde" wieder einen Zugang zur Ostsee hatte.
Auszug Sand Land Priwarder - die im 19.Jahrhundert nördlich des Radelsees zutage getretenen Kisten sind noch immer ein Zeugnis der Schließung des Alten Tiefs im Jahre 1487
Da dieser Warnow-Flußlauf (bis 1323) auch die Grenzfunktion zwischen dem westlich gelegenen Gebiet der mecklenburgischen Landesfürsten und dem östlich gelegenen Rostocker Stadtgebiet (Rostocker Heide) war, wurde im verschütteten Bereich nach der Flut eine Grenzfeststellung erforderlich, die auch alsbald erfolgte.
Über rund 100 Ruten (1 Rostocker Rute = 4,62m) wurde die neue Landesgrenze nun mittels eingemessenen Grenzstangen durch die Tätigkeit einer fürstlich/städtischen Grenzkommission amtlich neu bestimmt.
Diese Grenze, nach 1323 allerdings nicht mehr zum Fürstentum, sondern als Abgrenzungen der zwei Vogteien (Stadtgebiete) hatte bis 1928 Bestand. Erst mit der Erweiterung der Heinkelwerke hier auf der Hohen Düne 1928 wurde eine Reformierung der Verwaltungsgrenzen an dieser Stelle erforderlich.
(siehe) Karte 3 Flurname "Sand Land in Prä Water" (auch "Priwader" bedeutet "Sand Land im früheren Wasser") - Terrassenartige Fläche die auf Grund der fast Vegetationslosen feinsandigen Oberfläche weder zur Beweidung noch zum landwirtschaftlichen Anbau geeignet war.
Da die Fläche keinerlei wirtschaftlichen Nutzen hatte, duldete die Stadt hier permanent die Lager von wandernden Zigeunern (Niederdeutsch "Tatern").
Daher der Name "Taterhörn" was übertragen "Zigeuner-Kap" bedeutet.
Das kleine fürstliche Fischerdorf Warnemünde lag in jener Zeit an einem seichten, nicht schiffbaren Nebenarm der Warnow, der sogar noch fußläufig durchquerbar war, so daß man selbst das Vieh hier hindurch auf die Weide treiben konnte.


Veränderungen nach der Eroberung des alten Hafens "Rostocker Warnemünde und der gewaltsamen Schließung des Tiefs 1487

Auszug aus "Van der Rostocker Veide" L. Krause 1880 p.4 zum nebenstehenden Faksimile
KFC 45 Wmde 251a Chronik Auszug über die Zerstörung des Rostocker Hafens Warnemünde und die Schließung des Tiefs 1487
"Als die Fürsten die Mündung erobert hatten, so ließen sie nun vieles abreißen, als da war die Leuchte, die Mauern vor der Leuchte wurden geworfen in das Tief und verbrannten das Bollwerk mit allen Häusern bis an den Wasserrand, und das Neue Tief ward abgedecket, ...."
(Quelle: AHR 3.9. RO45 Nr.251-257)
Damit endete die Existenz des "Rostocker Hafens Warnemünde", gelegen zwischen Ostsee und Radelsee.
Mindestens bis Mitte des 19. Jahrhunderts ist dieser Wasserweg noch immer als häufig genutztes Schmuggler-Schlupfloch eingeschränkt befahrbar.
Als "Stankgraben" ist der Wasserlauf in Resten bis heute vorhanden.
Der heutige Name "Stankgraben" ist eine Verballhornung von "Stackgraben" was nach heutiger Lesart Treidel-Graben bedeuten würde.


Einflüsse durch den Bau und Betrieb des Torfkanals und der Torfgewinnung ab 1760

.Auszug aus der "Chronik der Rostocker Heide" Forstinspector Becker 1839 p. 77/78

"In dem Decenio 1760 – 70 unternahmen zwey Rostocker Kaufleute Jacob Georg Stypmann und Paul Grube die Entreprise, einen Torfstich aus dem Moor Markgrafenheide im Großen zur Ausführung zu bringen, und ging ihr Plan dahin, den Torf durch den Breitling nach Rostock zu transportieren.
Es war derzeit bereits ein Graben vom Heiligen See bis zum Stinkengraben vorhanden, durch diesen erhielt das Waßer seinen Abfluß unmittelbar in die Ostsee, wie dies auch jetzt noch mit dem Stromgraben der Fall ist. Der Transport aber durch die Ostsee und Warnemünde, war zu weit und zu gefährlich. Um nun vom Torfmoor zum Breitling kommen zu können, zogen sie vom Stinkengraben den sogenannten Pramgraben durch ein höher gelegenes sandiges Terrain bei Markgrafenheide vorbei in die Radel, welche mit dem Breitling in Verbindung stehet, vertieften den Häbel, eine Sandscholle im Breitling, erbaueten kleine Prahme mit flachen Boden, ließen große Quantitäten Torf stechen und zum Verkauf nach Rostock transportieren. ..."
Somit entstand 1760 der Moorgraben vom Hütelmoor zum Radelsee als neu gebaggerte Trasse durch die Markgrafenheider Sandscholle, der demnach überhaupt erst seit diesem Datum 1760 existiert !
Durch den Kanalbau war die "Große Wiese" fortan in zwei Teile geteilt.

Zweiter Versuch zur Torfgewinnung aus dem Markgrafenheider (!) Moor ab 1796

Der Bauplan des Holzprahms 1 1799
Der Bauplan des Holzprahms 2 1799
Auszug aus der "Chronik der Rostocker Heide" Forstinspector Becker 1839 p. 80f
"... Man wandte sich daher wieder zum großen Torfmoor bei Markgrafenheide. Unterm 22.Apr. 1796 erging ein Commißorium den Pramgraben aufräumen und mit Holz aussetzen zu laßen, auch erfolgte unterm 27.Dec. 1798 der Auftrag eine Torfscheune auf dem Moor zu erbauen. ...
"... Hiergegen erklärte sich aber das Heidedepartement aus dem Grund, weil es über dem Pramgraben mehr rechts eine hohe Brücke wollte bauen laßen, unter welcher ein großer Torfprahm nach dem Torfmoor durchfahren solle.
Es bestand das Departement darauf, daß diese Richtung des Weges auf diese Brücke geführt werden solle. Dies geschah und die Brücke wurde gebauet, als aber der große Pram fertig geworden, paßirte er zwar bei Niederlegung des Mastbaumes die Brücke, fand aber beim Steigen und Fallen des Waßers beim Hebel und im Canal überall Hinderniße, der Zweck wurde verfehlt, die Brücke war aber gebauet und die Schneise durchgehauen und fertig.
Es erfolgten jetzt wiederholte Klagen derer die mit Heu über die Hohe Brücke fahren mußten; die Brücke wurde später abgenommen und niedriger gebauet. ..."
"... Während der Pramgraben aufgeräumt, eine Kastenschleuse darin angelegt, die Torfscheune errichtet und eine beträchtliche Menge Torf gestochen ward, bauete man in Rostock einen großen Prahm zum Transportiren der Soden.
Damit nun dieser Pram ungehindert bis zum Moor gelangen könne, ward die Brücke über den Pramgraben abgebrochen und nach einem Platz gelegt deßen Ufer höher lagen und die Brücke bogenförmig geführt.
Auch ward der Mastbaum des Prams so eingerichtet, daß er niedergelegt werden könnte, wenn er die Brücke paßirte.
Nachdem alles zum Transport in Bereitschaft gesetzt war, traf der große Pram von Rostock ein.
Er war bei hohem Waßer glücklich über den Häbel gegangen, paßirte die Schleuse, blieb aber leider da das Waßer etwas sank, bevor er das Moor erreichte im Moor-Graben stecken.
Man decretirte zwar unter dem 29ten Junius 1799 daß der Graben so breit und tief gemacht werden solle, daß der Pram paßiren könne, allein es war voraus zu sehen, daß der Pram wenn er auf dem Moor beladen werde, die Rückreise nicht würde machen und nur bei hohem seltenen Waßerstand über den Häbel würde gehen können. Man war daher froh ihn unbeladen aus dem Canal wieder über den Häbel im Breitling zurückbringen zu können. Hier erhielt er in der Folge seinen Standpunkt, und der Torf ward ihm durch Böthe und einen gebauten kleineren Pram zugeführt. ..."
Anmerkung
Der oben angeführte Pram wurde von der Rostocker Tischbein-Werft gebaut. Er hatte eine Länge von 60 Fuß, einer Breite von 10 Fuß (rund 20m x 3m) und konnte getreidelt werden, aber im tiefen, freien Gewässer auch segeln.


Ausbau der Wasserwege im Zuge der Forsteinrichtung und der damit einher gehenden Kommunalreform ab 1833 (Stackwerke und Treidelwege zu den Holzlagerplätzen)

Begriffserklärung Stackwerk:

Der Treidelvorgang in einer zeitgenössischen Darstellung 18.Jh.
Uferbefestigung des Treidelweges/Strackwerkes
Stackwerke oder Stakwerke (niederdeutsch von Staken), sind robuste mit Faschinen gefüllte Bollwerck-Zäune, die man nach der geraden und krummen Linie des Ufers verbaut. Die Füllung der Werke besteht aus Faschinenbündeln, die hoch aufeinander gelegt sind. über ihnen laufen der Länge nach Deich-, Ufer- oder Treidelwege. Um sie zu befestigen verbaut man die Faschinen mit leichten Bohlenwerken, daß das Ganze ein starker Wall wird, der die Fahrrinne begleitet und festigt.

Moorkanal/Prahmgraben zwischen Radelsee und den Moorwiesen/Hütelmoor

Das Stackwerk-Bauwerk mit Treidelweg zwischen Radelsee und Moorwiesen befand sich durchgehend auf der Ost-Seite der Fahrrinne, eben auf der Seite des Markgrafenheider Holzverladeplatzes II sowie des Holzlagerplatzes III an der Armenkirchhofschneise.
Auf dieser östlichen Kanal-Seite verbrachte man auch stets die Ablagerung des Baggergutes hinter den Stackwerken.

Fahrrinne vom Schnatermann zum Radelsee (Am Ostrande der Wollkuhl)

In dem Kanal-Abschnitt zwischen Schnatermann und Radelsee erbaute man das Stackwerk mit Treidelweg auf der West-Seite der Fahrrinne.
Auf dieser Seite hinter dem Stackwerk erfolgt auch stets die Ablagerung fortlaufenden Baggergutes bei Bau- und Unterhaltungsarbeiten.
Damit begann ein langsamer Verfüllungsprozeß der Wollkuhl.
Hier hatte der lange Verlauf der Stackwerkbauten, bis weit in den Breitling hinein, die Aufgaben, das Treideln durch die sehr seichten Bereiche des Breitlings hinein zu ermöglichen.
Der Wollkuhl-seitige Bau des Stackwerkes hatte als weitere gleichzeitige,wichtige Aufgabe, der permanenten Versandung der Fahrrinne, besonders am berüchtigten sogenannten "Häbel", mit seiner Sandfangwirkung maßgeblich entgegen zu wirken.
Die Stackwerkbauten mit dem Treidelweg oben auf deren Abdeckung befanden sich im Abschnitt Schnatermann (Beginn am Schnatermann-Stein) bis Einfahrt Radelsee (Spökstein als Endpunkt) linksseitig des Fahrwassers.
Vom Beginn des Moorgrabens am Radelsee an rechtsseitig, die Seite des Holz-Verladeplatzes in Markgrafenheide, dann durchgehend bis zum Moorhof am Ende des Moores.


Historische Bilder der Kanäle mit ihren ausgebauten Ufern
Treidelweg-Abschnitt zwischen Kossatenhäusern/ Markgrafenheide (heutiger Forstfuhrmannshof) und Radelsee um 1900
Das Ende des Stackwerks im Breitling am Schnatermann


Umfassend erweiterter Wasserwege-Ausbau und Flut-Schutzbauten in der Wirkungszeit des Hafen- und Wasserbaumeisters K. Kerner (Dienstzeit 1885-1910)

Ständig erforderliche Unterhaltungsarbeiten an den Kanalbauten und Stackwerken

Auzüge aus dem Leistungsverzeichnis im Jahre 1890 zu umfangreichen Sanierungsarbeiten des Kanalabschnittes zwischen Radelsee und Holzlager III am Milchsteg (Einmündung Armenkirchhofschneise)
UGR Ausschnitt 1 Leistungsabschnitt ...
Baggergut ist gegenüber dem
Baggerplatz ausgekarrt und hin-
ter einem leichten Packwerk
gedeckt, auch wird es
daselbst noch einplanirt werden.
Es ist nunmehr weiter erfor-
derlich, dass nicht mehr ganz er-:
haltene Bollwerk des Lager-
platzes am Schnatermann neu
herzustellen und gegenüber
den Ablagerplatz mit starker
Faschinen-Deckung bis zu
+0,50 vor Abspülung zu sichern.
Ferner vernothwendigt sich die
Fortführung der begonnenen
Ausdeckung der Schnatermann-
Buhne und die Ausdeckung
des Breitling-Separations-
Werkes bis zur ersten Rohr-
plantage etwa 200m strom-
auf des Markgrafenheide-
Kanals.
Endlich ist erforderlich die
Ausbaggerung von etwa
3000 cbm Boden im Mark-
grafenheider-Canal und
Aus-
-deckung


UGR Ausschnitt2 Leistungsabschnitt ...
-deckung von etwa 500 lfm
Separationswerk.
Diese Arbeiten müssen so
wie sie hier zusammen auf-
geführt, auch zusammen aus-
geführt werden, wenngleich
man die einzelnen Loose
der 3 genannten Abteilun-
gen teilen kann.
Für das nächste Jahr ist
aber zur Erhaltung des jetzt
und bereits früher Geschaf-
fenen, die Ausführung der
ganzen ersten Abteilung durch-
aus empfehlenswerth.
Die Kosten finden sich
im anliegenden Anschlag
specificirt.
Ganz gehorsamst
Der Hafenbaudirector
K. Kerner


UGR Ausschnitt Leistungskosten 1
Tit. 1a Deckung des Wiesen-Terrains an der Nordseite
208 lfm Doppelzaun mit Erdbekleidung und Knüppel-Abdeckung pro lfm
a) Material Menge 100 Kosten 208,0 RM
b) Arbeitslohn 75 h Kosten 156,00 RM
100 cbm Erde des gebaggerten Materials heranzufahren und aufzubringen 50 RM
Summe Tit. 416 RM


UGR Ausschnitt Leistungskosten 2
Tit. 3a Vertiefung des Markgrafenheider-Canals
3000cbm Boden aus der Fahrrinne 0,80m unter NN tief auszuheben und seitlich zu verfahren
120h = 3600,00 RM


Vom Spökstein zum Bismarkstein

Mehrere hundert Jahre lang hat neben dem Schnatermannstein am West-Ende der Kanalbauten im Breitling, ein weiterer großer eiszeitlicher Findling am Fahrwasserrand des Kanals zwischen Schnatermann und Radelsee am Endpunkt des Stackwerkes im Radelsee seinen Platz gehabt. Beide Steine sind in der Mitte des 14. Jahrhunderts an ihre jeweiligen Plätze gebracht worden. Der Spökstein markierte den Grenzpunkt wo die Gebiete des bis 1323 fürstlichen Warnemünde, dem Besitz der beiden Hospitäler St.Georg und Heilig-Geist sowie der städtischen Rostocker Heide zusammentrafen.
Der "Spökstein" am "Spökurt" hatte damit ebenfalls die Funktion eines Grenzsteines. Es ist warscheinlich daß die "Tunn" die in dieser Grenzfunktion in Dokumenten des 14. bis 16. Jahrhundert mehrfach auftaucht mit dem "Spökstein" identisch ist.
"Schnatermannstein", wie auch "Spökstein" fixierten mit ihrem Platz gleichzeitig an den jeweils entgegen gesetzten Enden den Treidelweg auf dem Stackwerk der kleinen Radel, also zwischen Breitling und Radelsee. Der Verlauf des Stackwerkes genau auf eben dieser Eigentums-Grenze und teilte auch die Wollkuhl.
Genau auf dem Grenzverlauf befand sich der Treidelweg für den Holztransport von den drei Wasser-Verladeplätzen für das Heideholz zum Breitling hin.
Im Jahre 1904 wurde der Spökstein am Spökurt im Radelsee mit großem technischen Aufwand gehoben und nach Warnemünde transportiert, lag mehrere Jahre auf dem dortigen Bauhof, um schließlich als Bismark-Denkmal auf der Warnemünder Promenade zu neuem Leben erweckt zu werden.
Antragsschreiben zur Hebung des Spöksteins 1882
Text des nebenstehenden Schreibens
"An das löbliche Bauamt zu Rostock
In dem nach dem Schnatermann führenden Kanal befindet sich ein großer Stein, durch welchen die Passage insbesondere der den Kanal passirenden kleinen Dampfschiffe sehr wesentlich gefährdet wird.
Dienstergebenst ersuchen wir das löbliche Bauamt, diesen Stein so bald als möglich entfernen zu lassen.
Rostock den 22. Juny 1882
Das Forstdepartement
Bearbeitungsvermerk: „erledigt“


Kartenauszug mit Spökurt, dem Standort des Spöksteins
Der Spökstein, spätere Bismarck-Stein 1900 auf dem Warnemünder Bauhof


Der Bismarck-Stein auf einer alten Postkarte


Großprojekt "Ausbau des Forstkanals Schnatermann - Markgrafenheide - Moorhof mit Einrichtungen zum Flutschutz"

Kartenauszug zu den Überflutungsausdehnungen in der Rostocker Heide, im Untersuchungsgebiet (darunter auch der Flut 1913/14)

UGR Ausschnitt Kolp 5 Die letzten fünf gravierenden Sturmfluten im Untersuchungsgebiet
UGR Ausschnitt Kolp 5 Kartenlegende


Protokoll-Auszüge aus Hafenbaudirektor Kerners Einschätzung nach der Besichtigung des Rostocker Küstengebietes am 22.Januar 1914 aus Sign 679

RH UGR Protokoll-Ausschnitt Kerner 22.1.1914 Titelseite
RH UGR Protokoll-Ausschnitt Kerner 22.1.1914 Seite 5 das Untersuchungsgebiet betreffender Auszug


Umsetzung des Deichprojektes in Folge der großen Sturmflut 31.12.1913/1.1.1914 (auch als "Silvesterflut" bezeichnet)

Nach Hafenbaudirektor Kerners Besichtigungsgutachten wird umgehend mit der Projektierung und Umsetzung eines umfassenden komplexen Schutzprojektes des Rostocker Küstengebietes zwischen Breitling und Rosenort begonnen.
Es wurde bis Ende Juli 1914 (noch vor Ausbruch des ersten Weltkrieges !) fertiggestellt.
Für das Untersuchungsgebiet rund um den Radelsee bedeutete dies, daß neben einer umfassenden Verstärkung der Außendüne ein Riegeldeich zwischen Taterhörn und dem Schnatermann mit eingefügtem Flutsperrtor westlich des Radelsees, sowie ein Ringdeich um den Radelsee, den Moor-Kanal eingeschlossen, geschaffen wurde.
Großer Ausschnitt Deichplan 1915 (nicht eingenordet!) AHR
Kleiner Ausschnitt D Deichplan 1915 (nicht eingenordet!) AHR


Auszüge aus dem Bauprotokoll des Deichprojektes

RH UGR AHR aus 1.1.13. 679, zu12, Anl.3 01
RH UGR AHR aus 1.1.13. 679, zu12, Anl.3 02


RH UGR AHR aus 1.1.13. 679, zu12, Anl.3 03
RH UGR AHR aus 1.1.13. 679, zu12, Anl.3 04


RH UGR AHR aus 1.1.13. 679, zu12, Anl.3 05
RH UGR AHR aus 1.1.13. 679, zu12, Anl.3 06


Der Binnenschiffshafen und die Binnenwasserstraße Rostock-Ribnitz ("Karl-Mewis-Kanal")

Planungskarte Binnenwasserstraße und Binnenschiffshafen Rostock-Ribnitz (Quelle: Archiv Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock mbH


"Die bedeutendste Aufgabe war die Befeuerung und Betonnung der Zufahrt und des Überseehafens Rostock.
Die Inbetriebnahme des Hafens erfolgte am 30.April 1960.
Zunächst war geplant, einen Küstenkanal vom Breitling zum Saaler Bodden einzurichten.
Durch ihn sollte nach Passage des Boddens, der Nordansteuerung Stralsund, der weiteren Passage nach Süden zum Greifswalder Bodden und von dort über den Peenestrom und das Haff der Anschluss an die Oder erreicht und somit der wasserseitige Zugang zu den Binnenwasserstraßen möglich werden.
Das Vorhaben wurde jedoch aus wirtschaftlichen Überlegungen zugunsten einer schnellen und leistungsfähigen Schienenverbindung wieder aufgegeben.
Die Schiffsführung in einem Kanal durch die Rostocker Heide und weiterführend durch die Bodden sowie der anschließende Wasserweg wäre zudem eine aufwändige, bei Eis nur eingeschränkt nutzbare Variante gewesen.
Die nach den ersten Baggerarbeiten erfolgte Entscheidung zum Bau einer schnellen Bahnverbindung war die eindeutig wirtschaftlichere Lösung, die um so wirtschaftlicher wurde, je größer sich die Umschlagmengen im Seehafen Rostock entwickelten und bewährt sich gerade deshalb heute voll.
Die Kanal-Planung sah vor, in gerader Linie östlich am Radelsee vorbei bis östlich Bäderstraße im Bereich der Kreuzung Rosenort-Schneise, wo eine größere Schiffs-Begegnungsstätte geplant war, zu verlaufen.
An der West-Seite der Bäderstraße bis kurz vor Torfbrücke, mit einer weiteren Begegnungsstelle, verbunden mit einem Kreuzungsbauwerk Straße und Bahn.
Von hier war ein Trassenverlauf Torfbrücke, Klein-Müritz, Körkwitz-Hof unter weitest möglicher Umgehung der Moorgebiete vorgesehen.
Im Bereich des Schnatermannes war ein Binnenschiffs-Hafen vorgesehen um hier die Umladung von Hochseeschiffen auf Binnenschiffe umzusetzen.
Der Einsatz des Schwimmbaggers endete 1962 auf der Höhe der Einmündung der Bauernwiesenschneise.
Damit wurde auch das Gesamtprojekt abschließend begraben"
Aussage Jürgen Schmehl (ehemals Mitarbeiter beim Seehydroraphischen Dienst der DDR) 2023

Infos von Jürgen Schmehl zum Küstenkanal von 2021

Demnach endete die mißglückte Kanal-Baggerung ca. 100 Meter vor der Einbindung in den Radelsee.

Das Untersuchungsgebiet im Luftbild

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Anlagen

Die Karte des Hospitalmeisters Tarnow 1796/1809 A1
Die Karte des Hospitalmeisters Tarnow 1796/1809 A2
Die Karte des Hospitalmeisters Tarnow 1796/1809 B
UGR Kolp 2 Entwässerung.jpg


Untersuchungen zur Entwicklung von Aufspülungsmaßnahmen und Landgewinnung im Unterwarnow-, Breitling- und Radelsee-Gebiet

Chronologie der Aufspül-Handlungen und Entstehung von Spülfeldern im gesamten Breitling-Gebiet

1800 -1880

In geringem Maße Aufspülen am Süd-Ende der Purkshäger Wiese hinter dem Stackwerk nördlich des Schnatermann-Gehöftes

+ Karte und Zitat einfügen

1890 – 1910

Spülen im Laufe der Dienst-Zeit des Hafenbaumeisters Kerner hinter dem nördlichen Stackwerk zur Wollkuhl hin und schrittweise Verfüllung der Wollkuhl

+ Karte einfügen !!!

1900 - 1908 - Aufspülen des "Neuen Landes" im Zuge des Hafen-Erweiterungsbaues in Warnemünde
Ausschnitt 1908 Karte-Unterwarnow-Breitling
Kartenausschnitt Datei:1908 Karte-Unterwarnow-Breitling e.jpg


1914

- Quer-Deichbau zwischen Taterhörn und Radelkanal, sowie entlang dem Stackwerk an der Wollkuhl. Der Deich erfüllt später die Einfassungs-Funktion der darauf folgenden Spülfeldanlage.


Das zu großen Teilen aufgespülte Heinkel-Betriebsgelände um 1925, die gestrichelte Linie bezeichnet die Uferlinie vor dem Spülen
- Spülen auf den Flächen an der Hohen Düne für die Ansiedlung von Luftfahrt-Einrichtungen


ab 1928 Beginn der Einrichtung von Spülfeldern rund um Taterhörn

(siehe TOP-Karte 1928, wo noch nicht begonnen ist)

Diese Erweiterung machte auch eine Neuvermessung der Verwaltungsgrenze zwischen Warnemünde und der Rostocker Heide erforderlich. In deren Dürchführung wurde nach einem Rechtsstreit auch die Rövershäger Eigentums-Enklave "Taterhörn" entschädigt und aufgelöst.
Diese Aufspülung verfolgte den Plan Erweiterungsflächen für die Luftfahrt-Einrichtungen zu erhalten.
US-Airforce Aufklärung des Bombardements vom 23.7.1943, in der rechten Bildhälfte das zu jener Zeit gerade feriggestellte Spülfeld am Taterhörn (Quelle: Heidearchiv)


1957 – 1967/70

Auf der Nordhälfte der Spülfläche Taterhörn/Wollkuhl wird ein Kinderferienlager eingerichtet, das bis Ende der 60er Jahre betrieben wird (genaues Jahr ?).
Verklappung von sämtlichem anfallenden Spülgut in einem Verklappungs-Gebiet der Ostsee 15 Meilen seewärts vor der Küste (insbesondere beim Bau des Überseehafens und des Seekanals).

1959 -1962

Spülarbeiten im Zuge des Projektes-Binnenwasserstraße an der gesamten Nordseite des Schnatermann- bzw. Moorgrabens sowie anlegen der sogenannten Spülfläche IX zwischen Schnatermann und Peezer Bach.

1968 ab

auch Ausbau der Spülfelder rund um die Sandscholle am Taterhörn, ehemals Wollkuhl

1979/1980

Anlage von zwei neuen Spülfeldern am Peetzer Bach