Tüschow

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Geschichte des Dorfes Tüschow

bearbeitet von Dieter Greve Schwerin

Geographische Lage

  • Nord 53 grad 27' 30
  • Ost 10 grad 54' 21

Kurzbeschreibung nach Quade

Tüschow, bei Bennín, G.P.F.C.L. und H. von Stern, 1 ½ Meilen südwestlich von Wittenburg an der Schilde (?), rings von großen Forsten und Wiesen umgeben, Hof mit 87 (101) Einw.

  Sternsruh bei Bennin über ½ Meile von Tüschow, 6 Erbpächter, 1 Büdner 89 (93) Einw.

Allod im Creditverein 2664,1 b. Sch. und 901,9 ha.


1. Frühe Erwähnungen von Tüschow im Mittelalter

Tüschow Tüschow ist im Ratzeburger Zehntenlehen-Register aus dem Jahre 1230 nicht genannt, wohl aber Klimprow (Calinterowe) und Nebein (Nebande), die teilweise auf der späteren Tüschower Feldmark gelegen haben und Granzin, auch Bennin, das seit 1158 und 1171 einen besonderen Status bekommen hat, als 1158 Heinrich der Löwe dem Bistum Ratzeburg neben anderen Dörfern Bennin als Tafelgut übergibt und 1171 von der Heerfolge, dem Markding und dem Burgwerk befreit. Die Ortsnamen Nebande und Caliperowe leben noch in Flurnamen fort. Der Flurname Neibein oder Nebein auf den Gemarkungen Bennin und Granzin in Verbindung mit der Sage von einer untergegangenen Stadt spricht für die Lage des Dorfes Nebande auf diesen Feldern. In der Gemarkung Tüschow gibt es nahe der Grenze zum Schaalhof den Klimprower Berg. Nahebei auf der Gemarkung Nieklitz nahe den Schaalhofer Wiesen an der Kleinen Schaale befindet sich das Klempower Mohr. Somit kann die Lage des Dorfes Calimperowe im Dreieck Tüschow-Schalhof-Nieklitz angenommen werden.

Tüschow wurde im Jahre 1316 erstmalig erwähnt (MUB 3838).

Der Regestentext im Mecklenburgischen Urkundenbuch lautet: 
„1316  Aug. 10.  Zarrentin
Nikolaus, Graf von Schwerin, bewilligt dem Kloster 
Zarrentin die demselben vom Ritter Ulrich von Blücher zu 
einer Gedächtnisfeier geschenkte jährliche Hebung von 
drei Wispeln Roggen aus der Mühle zu Tüschow.“ 

Aus dieser urkundlichen Aussage ergibt sich für Tüschow nicht nur die erste Nennung des Dorfes sondern auch der Hinweis auf eine frühere Mühle in Tüschow. Das Geschenk sollte wahrscheinlich dem Seelenheil des Schenkenden dienen. Es ist durch Urkunden bekannt, welche Aktivitäten das Kloster Zarrentin gegenüber den Besitzern der benachbarten Dörfer entwickelte, deren Töchter als Konventualinnen in das Kloster aufgenommen werden sollten. Die Ritter von Züle, die u.a. zeitweilig auch an Granzin, Greven und Gallin Anteile besessen haben, schenken dem Kloster im Jahre 1370 die Dörfer Nieklitz und Klemperow, um die Aufnahme ihrer Töchter in das Kloster zu erreichen. Aus der Urkunde ergibt sich aber auch, dass die Ritter von Blücher (Hauptsitze Blücher und Wiebendorf) Anteile an Tüschow besessen haben müssen.

Eine Unklarheit in diesem Urkundentext ergibt sich jedoch 
für uns hinsichtlich der Lage der Mühle. Sie wird 
wahrscheinlich an der Schaale, kann jedoch auch an einem 
Bach, beispielsweise an der Grenze zu Bennin gelegen 
haben. 

Anteile an Tüschow hatten auch die Von Bischwang. Nach Schlie verkaufte Jürgen von Bischwang 1556 die Wendische Feldmark Granzin, die vermutlich östlich des Dorfes Granzin gelegen hat, an Albrecht von Lützow (2 Hufen, 3 Kossaten). Dieser Anteil kam später in die Hände der von Boye auf Zurow bei Neukloster und wurde 1796 von der herzoglichen Kammer aufgekauft. Das Landbederegister hat 1479 den Eintrag Busse Lutzowen in Granzin als Grundherr für Hüfner und Kätner.

2. Tüschow in der nachreformatorischen Zeit

Tüschow war offenbar lange Zeit unbewohnt. Im ausgehenden Mittelalter und am Übergang zur Neuzeit wird das Feld Tuskow mehrfach genannt. Es wird von den Benniner Bauern (1538 bis 1579 genannt) genutzt, die dafür Abgaben an das Amt Boizenburg zahlen.

  • Nach 1560 soll das Dorf aber wieder aufgebaut worden sein.
  • 1579 Kirchenhebungsverzeichnis:

„vom hofe tußkow hat er (der Pastor) nichts zu heben, sondern Jochim Czule gibt ihm nach seinem guten Willen. Da soll ehzeits ein dorff gelegen sein, den meisten acker davon haben die Benninschen zur pacht.“ Somit hat Jochim von Zülen einen Teil des Tüschower Feldes in Nutzung. Parallel dazu hatte das Adelsgeschlecht von Bischwang Anteile an Tüschow (siehe oben,)

Tüschow.Frese.jpg

1587 Auf der bildhaften Karte der Schaalfahrt, die Daniel Frese im Auftrage des Lüneburger Rates gezeichnet hat, ist bei Tüschow zu lesen „Hier endent Sulen landt“, das heißt das Land der von Zülen. Außerdem ist in Tüschow ein sogenanntes „Festes Haus“ eingetragen, ein Vorläufer des Herrenhauses, wie es im 16. bis in das 17. Jahrhundert hinein üblich war. Es muss folglich kurz zuvor erbaut worden sein. Jenseits der Schaale sieht man Häuser die zu „Fincow, ein Scheperei“ (Vietow) gehören. Andere Häuser westlich der Schaale könnten noch auf Klemperow hinweisen.

  • 1598 „Jurgen Gruttmaker auf Tuskow“ im Kirchenhebungsverzeichnis der Pfarre Granzin genannt.
  • 1624 ist der Drost Rave Ludwig von Scheiter, Besitzer von Tüschow
  • 1704 Beichtkinderverzeichnis: „Eingepfarrete zu Tüschau, welches ein adelich Gut ist, gehöret dem Herrn Drost von Scheiter zu Rehburg, unterm Churfürsten von Hannover, lieget im Ampte Wittenburg.."
  • Schröder, Cort 40 Pensionarius (Pächter)
 *    	Anna Maria 			30	Ehef.
 *Kinder: Hans Jochim 9 – Johann 5 - Hedewig 3 – Ludwig 1
 *Hengevoß,	Jochim			20 	Knecht
 *Schmidt,	Hinrich			28	Kuhhirte		Grantzien
 *		Greta	Stühlmachers	20	Magd
 *		Maria	Pampriens	20	Magd			Ratzeburg
 *Eikermann	Ulrich			28	Schäferknecht
 *Suhr		Frantz Jochim		18	Junge		 	SL
  • Stühlmacher Jochim 52 Coßate
*		Trin		?	61	Ehef.
*		Hinrich			17	S.
*	Kinder: Jochim 9 – Hedewig 7
*Kock,		Friedrich		30	Stiefsohn
* 		Johan			26    	   „
  • Hengevoß, Hanß 62 Coßate
*		Greta			42	Ehef.
*		Hanß			18	S.   
*		Trin	Hengevoßen	16	T.
*	Kinder: Johan  10
  • Bolt, Jochim 38 Küfner (Kiffner)
*		Anna			32	Ehef.
*	Kinder: Hans Jürgen 9 – Trin  7 -  Elsche 5
  • Ellenborg, Niclas 30 Schuster
*		Hedwig			32	Ehef.
*	Kinder. Clas 5 – Trin – Jans Jürgen ½ 
  • Turlach, Johan 34 Leineweber
*		Margreta	?	30	Ehef.
*	Kinder: Greta 5 – Trin 3

In Tüschow gibt es neben dem an Cort Schröder verpachteten Gut nur zwei Kossaten (Kleinbauern) und einen Kiffner (Kleinbauer mit sehr wenig Land), dazu einen Schuster und einen Leineweber.

Aus den Kopulationsregistern der Pfarre Granzin: In den Registern ist nicht eindeutig zu erkennen, wer von den genannten Personen in Tüschow und wer in dem Tüschower Anteil von Granzin zu Hause war, mit der Ausnahme von Peter Stuhlmacher, Vater: Kätner Caspar bei der Schaale, der 1732, die Sophie Liesche Stoffers aus Greven heiratet. In der Mehrzahl werden sie zu dieser Zeit noch Tüschower gewesen sein.

  • 1730 Friedrich Koch, Tüschow heiratet Küsterstochter aus Camin
  • 1730 Jochen Hengevoß, Tüschow, heiratet Grethe Liese Bolte, V. Jürgen, Voigt auf Hof Greven
  • Jürgen Mund aus Besitz, Kostknecht auf der Tüschower Schäferei heiratet Anne M. Jammer aus Marsow
  • 1732 Peter Stuhlmacher, Tüschow, V: Kätner Caspar bei der Schaale, heiratet Sophie Liesche Stoffers aus Greven.
  • 1736 Hanß Peter Kock, V: Friedrich Kock, Tüschow heiratet die HW-Tochter Anna Grethe Wegener aus Lüttenmark
  • 1738 Frantz Jochen Kahl, HW. Tüschow, V: Christian aus Greven, heiratet die Caminer HW-Tochter Anna Lübcke
  • 1743 Cord Johann Hengevoß, V: Jochen, Tüschow, heiratet Dorothea Abel Gaßmann aus Pritzier
  • 1745 Jochen Niclaß Kock HW. Tüschow, V: HW Friedrich, heiratet Sophie Grethe Hengevoß, V: Hans HW. Tüschow
  • 1747 Jochen Hengevoß, Vater Jochen, heiratet HW-Tochter Marie Dorthie Francke aus Granzin
  • 1751 Hanß Detloff Reusch, Weber Tüschow, V: Hanß Christoph, Mstr. Amtsweber Tüschow heiratet Lucie Elisabeth Hengevoß, Vater Hanß, HW Tüschow
  • Joh. Friedr. Kock, V: Friedrich, HW. Tüschow heiratet Maria Dor. Francke, Wwe. von Jochen Hengevoß HW. Tüschow
  • 1769 Lucie Hengevoß, V: HW Jochim H. in Tüschow heiratet Lemm aus Gallin
  • 1770 Herr Christian Ernst Susemihl, Wohlgeborner Amts-Rat zu Tüschow heiratet Frau Anna Christine Hinrietta, geb. Berner, Wwe. Erdmann Koch, Amts-Rat und Erbherr auf Tüschow und Beckendorf
  • 1770 Dor. Maria, geb. Gertzen, Wwe. Pfannenstiel aus Tüschow heiratet …
  • 1784 Hinrich Ahlers, Schäfer in Tüschow heiratet Christine Elisabeth Soltmann, Vater Schulmeister in Gallin.
  • 1784 Anna Marg. Rösche, Vater Weber zu Tüschow (Rösecke?, s. Bennin 1794) heiratet einen Canow aus Lüneburg.
  • 1788 Joachim Cordt Karfack, Wwer., Schweinehirt in in Tüschow heiratet eine Pätau aus Lehsen
  • 1791 Jochim Bencke, Knecht in Tüschow heiratet eine Prüß HW-Tochter aus Granzin.
  • 1792 Jochim Hinrich Voß, Wwer. Ackervoigt in Tüschow heiratet Marg. Dor. Bantin, Vater Hans Michel, Bennin
  • 1794 Dor. Magd. Braunschweig, Vater Adam, Schäfer in Tüschow, heiratet einen Schäfer Brockmüller aus der Horst
  • 1795 Wilhelm Bencke, Bedienter in Tüschow heiratet Christine Elisabeth Voß, Vater Jochim Hinrich, Ackervoigt in Tüschow.
  • 1796 Anna Eleonora Bädcker, Vater: Wilhelm Joch., Viehhirte heiratet einen Tagelöhner aus Granzin.
  • 1798 Joh. Hinrich Schmidt, Tagelöhner in Tüschow heiratet eine HW-Tochter Elvers aus Bahlen.
  • 1798 Joh. Hinrich Gothmann, Knecht in Tüschow heiratet …
  • 1799 Christian Schultz, Pächter zu Tüschow heiratet Demoiselle Christina Agnese aus Tüschow, Vater: Joh. Jacob, Prediger in Alt Roebel.
  • 1724 gelangt der Amtshauptmann Wilhelm Boye, der eine Tochter des von Scheiter geehelicht hatte und später geadelt wurde, in den Besitz von Tüschow und hält das Gut bis 1756.
  • 1738/55 unter diesem Zeitraum befindet sich im Landeshauptarchiv unter Granzin Nr. 121 a ein Vorgang: Der Amtshauptmann Boye auf Tüschow beklagt sich über Übergriffe der fürstlichen Untertanen zu Granzin gegenüber den Tüschower Untertanen durch Abhauen von Weiden an der Grenze zwischen fürstlich und adlig Granzin. Der Rechtsstreit dauert 17 Jahre.
  • 1761 gab es erneuten Streit, weil zwei fürstliche Bauern Tüschower Land gerodet haben.

Dann kommt es zum häufigen Wechsel der Besitzer: Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg, von Overbeck aus Hamburg, von Lützow und wieder von Scheiter.


3. Tüschow unter den Familien von Stern und von Hennig

  • 1770 Im Kopulationsregister werden Christian Ernst Susemihl, Wohlgeborner Amts-Rat zu Tüschow und Erdmann Koch, Amts-Rat und Erbherr auf Tüschow und Beckendorf genannt. Susemihl heiratet die Witwe von Koch.
 Vertreter der Familie Susemihl sind in der mecklenburgischen Geschichte als Pastoren, Advokaten, Beamte, Gutspächter, auch als Landmesser in Erscheinung getreten.
 
  • 1775 Ludolf von Stern, ein Lüneburger Patrizier, der seinen Wohlstand durch den Betrieb einer Druckerei erworben hat und vom Kaiser geadelt wurde, erwirbt Tüschow über den Kurator (möglicherweise Susemihl) der beiden erbenden Söhne des Amtsrats Koch.
  • 1794 Auf dieses Jahr findet sich im LHAS ein Vorgang unter dem Titel „Versorgung der Kinder der verstorbenen Witwe Margarethe Elisabeth Hengeraß (richtig: Hengevoß) aus Tüschow. Ob sich dieser Vorgang auf die 1730 geschlossene Ehe von Jochen Hengevoß und Grethe Liese Bolte bezieht darf bezweifelt werden, da aus dieser Ehe keine minderjährigen Kinder mehr vorhanden gewesen sein dürften.
  • 1799 Nach dem Kopulationsregister ist Tüschow in diesem Jahr an Christian Schultz verpachtet.

1818/25 Akte im Landeshauptarchiv Schwerin: Regulierung auch des Boyeschen und Zurowschen Anteils in Granzin Der Regulierung der Anteile waren Vermessungen voraus gegangen. Die Regulierung wurde 1843 abgeschlossen. Dabei wurde aus dem Tüschower Anteil das Gut Sternsruh separiert und östlich der unteren Granziner Dorfstraße in Richtung Bennin wurden 6 Erpächter angesetzt.

  • 1820 wird die Erbuntertänigkeit (Leibeigenschaft) in Mecklenburg aufgehoben.
  • 1820 Ebenfalls in diesem Jahre wird das Dorf Bennin im Tausch mit Anteilen in Grieben, Lübseerhagen bei Grevesmühlen, Kratzeburg bei Waren und an der Krappmühle bei Neubrandenburg mit dem Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz getauscht. Dadurch kommt Bennin in das Meckl.-Schwerinsche Amt Boizenburg.
  • Johann Georg von Stern (1763 – 1835) oder wahrscheinlicher sein Sohn Ludolph Dethloff Heinrich von Stern (1806 – 1853) lassen durch den Architekten Bartning 1835 das klassizistische Herrenhaus errichten.
Das Herrenhaus (Schloss) Tüschow, erbaut Bartning 1835. Archiv Greve
  • 1832/1852 Ein Vorgang über diesen Zeitraum ist im LHAS unter dem Titel: „Vormundschaft über die minderjährigen Kinder und Neubesetzung der Kossatenstelle nach Ableben von Hans Jochen Voss in Tüschow durch Franz Jochen Hermann Vernunft aus Gallin 1832- 1852“ archiviert. Es ist folglich immer noch von Kossaten in Tüschow die Rede.

In der Folgezeit kommt es auch unter Tüschower Einwohnern zu Auswanderungen :

*1864 wandert Johann Hans Joachim Jenkel aus
*1873 folgt die Tagelöhnerfamilie  des Johann Frank
                                                                                                   
  • 1857 Raabe beschreibt Tüschow in seiner
„Mecklenburgischen Vaterlandskunde“ mit wenigen Sätzen:                                                                                                                                                   
„Tüschow an der Schale, 1 ½ M südwestlich von Wittenburg, 
Hof mit 191 Einw., Recognition zahlendes Allodialgut der 
Erben des L.D.H. von Stern, steuert von 2664 Scheffeln 
und 416,003 Quadratruthen.“	                                                                                                                                              
                                                                                                                                               
„Sternsruh, Hof, 6 Erbpachtbauern, 93 Einw. Dieser auf 
demjenigen Theile der Granziner Feldmark, der eine 
Pertinenz von Tüschow bildet, neuerbauten Ortschaft ist 
1845 der Name Sternsruh beigelegt.“
  • 1913 kauft Major a.D. Ewald von Hennig das Gut.

Er war der Sohn des westpreußischen Gutsbesitzers und Politikers Heinrich von Hennig und selbst Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei und des Mecklenburgischen Patriotischen Vereins.

  • 1919 von Henning wird zum Schulzen in Tüschow gewählt.
  • 1920 Auf Grund seiner konservativen Einstellung war Major von Hennig in den Kapp-Putsch verwickelt, einem konterrevolutionären Aufstand, der das Ziel hatte, die demokratisch gewählte deutsche Reichsregierung und auch die Landesregierung zu stürzen- Tüschow wurde zum Treffpunkt von Putschisten und deren Anhängern, aber gleichfalls in der Gegenwehr zu einem Zentrum des Landarbeiterstreiks. Es kam zu Konflikten im Dorf.

4. Versiedlung des Gutes Tüschow in den Jahren 1933 bis 1935

  • 1933 Verkauf des Gutes an die Gesellschaft für Siedlung und Wohnungsbau Berlin zur

Aufsiedlung des Gutes. Zuvor hatten sich auch weitere Siedlungsgesellschaften um Tüschow bemüht. Von Hennig hatte ursprünglich auch an den Verkauf an einen solventen Privatmann gedacht.

  • 1935 Januar:

Folgende Namen finden sich nun unter den Siedlern in Tüschow (Quelle: archivierte Kaufverträge im LHAS):

*Adalbert Drews aus Tüschow mit 10 ha
*Wilhelm Ewert aus Tüschow mit 10,3 ha
*Hans Moritz aus Tüschow mit 36,4 ha
*Hermann Schlage aus Radegast bei Bleckede mit 16 ha, 
*Paul Schlichting aus Tüschow mit 10,3 ha
*Heinrich Tiedemann aus Radegast bei Bleckede mit 15 ha
*Paul Voss aus Tüschow mit 9,8 ha
*Wilhelm Westphal aus Sternsruh mit 10.5 ha.
  • 1933: In der Kreditbewilligung bereits vom 12.09.1933 werden die Siedler Wilhelm Albrecht, Heinrich Bruhns, Adalbert Drews, Wilhelm Ewert, Friedrich Ode, Paul Schlichting, Paul Voss und Wilhelm Westphal genannt, am 15.12.1933 auch Hermann Schlage.

Weiterhin siedelten: Schaumann und Hermann Schlichting aus Tüschow.

Bauzeichnung für den Durchbau einer Scheune für Hermann Schlage. LHAS, Archiv Greve

Den Siedlern wurden Gebäude aus dem Bestand des Gutes - teilweise mit Umbauten, als Wohngebäude, Ställe, Scheunen und Brunnen, teils auch Neubauten insbesondere für die Wirtschaftsgebäude übergeben. Es erhielten lt Kaufverträgen:

*Hermann Schlage: Teil des ehem. Kuhstalles, Teil des ehem. Schweinestalles, einen Brunnen.
*Wilhelm Westphal: Ehem. Arbeiterkaten nebst Stall, Teil einer Doppelscheune, Brunnenanteil.
*Wilhelm Ewert: Teil eines Arbeiterkatens und einer Doppelstallscheune (Neubau).
*Paul Voss: Teil eines Arbeiterkatens, Teil einer Doppelscheune, Gemeinschaftsbrunnen.
*Adalbert Drews: Ehem. Arbeiterkaten mit angebauter Schmiede und neue Stallscheune, Gemeinschaftsbrunnen.
*Heinrich Tiedemann: ein Wohnhaus, eine Bretterscheune, ein massives Stallgebäude, ein Brunnen.
*Paul Schlichting: Teil eines Arbeiterkatens, mit Stallgebäude, Teil einer Doppelscheune, Gemeinschaftsbrunnen.
*Hans Moritz: Ehem. Inspektorhaus, eine Bretterscheune, eine Scheune (Lehmfachwerk). Teil eines Arbeiterkatens mit Stallgebäude, Teil der Bretterfeldscheune, ein Brunnen , ein Gemeinschaftsbrunnen ( die offenbar mögliche Einrichtung einer zweiten Siedlung ist deutlich)

Zusätzlich erhielten sie aus der bevorstehenden Ernte Produkte eine Erntereserve für Viehfutter und Saatgut zur Verfügung gestellt. Die Versiedlung ging jedoch nicht konfliktlos vonstatten. Auseinandersetzungen mit der Siedlungsgesellschaft gab es hinsichtlich der Landzuteilung, da die Böden unterschiedliche Güte hatten. So beklagt sich Hermann Schlage, dass er zu wenig kleefähigen Boden und darüber hinaus zu wenig und qualitiv minderwertige Weide erhalten hätte.

Bauzeichnung für den Bau eines Siedlerhauses für Hermann Schlage, LHAS, Archiv Greve

Er beklagt sich auch darüber, dass seine Wünsche beim Durchbau der alten Gutsgebäude (Kuh- und Schweinestall) zu wenig Berücksichtigung fanden.

Häufiger wurde Klage geführt, dass der ehemalige Inspektor Hans Moritz offenbar in vielen Fällen bevorzugt wurde. Er hatte eine Doppel-Siedlung zugeteilt bekommen. Bereits das führte zu Verunstimmungen. Moritz musste sich jedoch verpflichten, dass er, wenn er sich zur Ruhe setzen würde, die Doppelsiedlung aufteilen lassen würde. Dafür war auch bereits die Ausstattung mit Gebäuden angelegt. Diese Pflicht wurde später wieder aufgehoben. Das geht aus einem Schreiben der Deutschen Siedlungsbank an die Siedlungsgesellschaft hervor, in der formuliert wird: „Nachdem uns nun die Stellungnahme des Siedlungsamtes vorliegt, nehmen wir von der in unserem Schreiben vom 11.9.1933 gestellten Bedingung, daß der Inspektor Moritz, wenn er sich zur Ruhe setzt, die Teilung seiner Fläche in 2 Stellen vornehmen soll, Abstand.“ Auch Frieda Westphal führt Klage bei der Landesregierung wegen der schlechten Qualität der bereitgestellten Gebäude. Ihr interessanter Brief soll an dieser Stelle eingefügt werden. Frieda Westphal hat großen Mut bewiesen, als sie sich mit einem Brief an die Landesregierung gewendet hat, um ihr Anliegen bezüglich der Siedlung vorzutragen. Sie ist sich bewusst, dass sie möglicherweise „nicht die rechten Wörter finden wird“. Doch sind ihre Formulierungen ein Beweis für die vorhandene Intelligenz einer Landfrau, die in den 1870er Jahren geboren sein müsste. Wenn auch trotzdem manche Formulierung und die Grammatik etwas daneben gehen, insbesondere die gedanklichen Übergänge in den Sätzen, ist aber die Rechtschreibung recht gut. Nun der Brief, soweit es mir gelungen ist, die Schrift zu transkribieren. „An die Regierung Schwerin Ich weiß nicht ob ich die rechten Wörter finden werde, so mir aus zusprechen wie ich es wohl müßte. Wie die Regierung wohl bekannt ist, ist ja Tüschow bei Bennin an die Siedlung verkauft. Am 1. Oktober wurde die Arbeit an die Siedler abgegeben das heißt die Kartoffel und die Rüben sich selbst raus zu nehmen, aber in Wahrheit ist ja keine richtige Einnahme, aber ich bin zufrieden und danke Gott daß ich hierdurch wieder zu ein Eigenes Haus komme, was wir ja auch vor dem Kriege hatten, aber da mein Mann im Kriege müssen verkauft haben und das Geld dann später in der Inflationszeit alles verloren und da mein Mann im Oktober schon 60 Jahre alt geworden ist auch keine Stellung wieder finden konnten. Wir erhalten die Stelle wo früher die Schnitter gewohnt. Die Gebäuden sind ja gerade nicht sehr schön, aber darauf nehme ich die Wirtschaft lieber, weil man alles allein hat aber ich meine die Siedlung zu schlecht es durch Kuh und Pferdestall ist mit im Hause kommt man nach dem Kuhstall vorn gleich vor die Giebelwand da sind die Balken halb verfault das soll so bleiben, ich sage heute Morgen zu den Handwerkern das hätte (…?) so gemacht werden müssen denn die Balken sind doch zu schlecht, da war die Antwort da sollen wir noch Bretter übernagel. Stuben so hatten wir 3, eine Schlafstube für meinen 33.Jährigen Sohn der (…?) noch heiraten will, aber der Maurermeister aus Kogel sagte zu uns aussprechen (?) für die 3 Zimmer gibt es 1 Kachelofen und ein Eisernen Ofen. Darauf habe ich den Töpfer als er den Ofen setzen wollte so möchte ich die eine Seite durchbauen damit die andere Stube auch warm würde und den Eisernen Ofen wollten wir dann in der Schlafstube nehmen. Als der Ofen fertig ist kommt der Herr Baumeister, sagt zum Töpfer das ist ja schön nun braucht ja man einen Ofen, ich denke ein Ofen für 3 Zimmer ist doch zu wenig, da sogar noch ganz (?) alte Öfen übrig bleiben. In der eine Stube ist ein neuer Fußboden gelegt in der 2.ten soll ein alter in der 3.ten Zement, und nun der Schweinestall die Wände sind schlecht geht Frost und die Kälte durch die Wände sind auf mehrern Stellen mit Bretter vernagelt damit es nicht rauß fällt nun heißt es wir sollen noch zu Weihnachten einziehen. Als mein Mann noch nicht im Krankenhause war sagte der Insp. Moritz von hier wir sollten unsere Pferde da rein bringen denn der Baumeister sagt an unserm Schweinestall wird nichts gemacht, wir haben die Pferde da nicht rein gebracht, bei den Insp. wird alles schön gemacht die Dächer bei Herrn Moritz sind so schön ausgebessert und wir müssen immer bitten. Mein Mann liegt augenblicklich im Krankenhaus ist aber wieder in Besserung mein Sohn mag nichts sagen. Darum schreibe ich ohne Wissen meines Sohnes wie ich es denke und muß sprechen (?) da das Grundstück noch in Arbeit ist nachher ist denke ich zu spät möchte die Regierung bitten daß sich da einer mal nach um sieht lauter alte Häuser (?) gibt es die werden ausgeflickt. Ich bitte um Entschuldigung habe ich nicht die rechten Wörter gefunden. Frau Frieda Westphal Tüschow“. In einem Schreiben der Siedlungsgesellschaft erklärt man das Schreiben von Frieda Westphal für gegenstandslos. Es heißt abschließend: „Mit vorstehendem glauben wir die Ausführungen der phantasiereichen Frau Frieda Westphal auf das Tatsächliche zurückzuführen.“

Außerdem erwarben Benniner Kossaten und Büdner zusätzliches Land: Die Büdner Fritz Barkhahn und Wilhelm Wulf, die Kossaten Ahrens, Behncke, Schlichting, Strohkirch und Hermann Wulf. Auch Benniner Häusler erwarben in geringem Umfang Flächen (unter 1 ha): A. Garber, F. Greve, F. Grimm, P. Grimm, F. Hühn, H. Hühn, W.Jann und O.Schwedt.

Auf dem Nebengut Sternsruh sind als Siedler genannt:

*Wilhelm Brasch (20 ha), 
*der Franke Oskar Friess (15 ha), 
*Paul Buck aus Bandekow (19,7 ha), 
*Friedrich Pamperin (10 ha), 
*Wilhelm Gammelin (10 ha), 
*Hans Pägelow (10 ha), 
*Wilhelm Richardt aus Settin/Crivitz (14,6 ha), 
*Henry Boldt (10 ha), 
*Otto Burmester (14,5 ha) und  
*Heinrich Kröpke (9,8 ha), beide aus Tiesmesland bei 
  Hitzacker. 

Aus Sternsruh erwarben auch Granziner Häusler und Büdner zusätzliches Land in geringerem Umfang.

Tüschow.Mangels.3.jpg

Das Restgut Tüschow mit dem Herrenhaus kaufte Gustav Mangels, der zuvor in seiner Heimat am Truppenübungsplatz Bergen-Hohne durch Enteignung mit Entschädigung von seinem Bauernhof weichen musste. Das Restgut war 313 ha groß und hatte 229 ha Wald.

4. Die Bodenreform und die sozialistische Entwicklung in Tüschow

  • 1945 wurde das Restgut, das im Grunde nur einen Großbauernhof mit viel Wald darstellte und die 100 ha landwirtschaftliche Nutzfläche nicht erreichte (Kriterium für die Enteignung war jedoch die Gesamtfläche) in der Bodenreform enteignet. Es entstanden einige der typischen Neubauernhöfe mit etwa 8 ha. Somit musste die Familie Mangels zwei Enteignungen über sich ergehen lassen, mit dem Unterschied dass die erste mit Entschädigung, die zweite aber entschädigungslos erfolgte. Sie wurde im Groß Bengerstorfer Forsthaus untergebracht und erhielt dann 1950 eine Wohnung im Kutscherhaus auf dem Forsthof Schildfeld.

In den 1950er Jahren wurde aus den durch Flucht in die BRD verlassenen Höfen in Bennin in Verantwortung der Gemeinde ein örtlicher Landwirtschaftsbetrieb gebildet, aus dem dann 1955 die LPG „Bereitschaft“ entstanden ist.

Tüschow.Mangels.1.jpg
Tüschow.Mangels.2.jpg

Dieser waren auch Tüschower Bauern beigetreten. Im Jahre 1960 wurden dann alle Bauern unter Druck der SED und der staatlichen Organe Mitglied der LPG.

5. Tüschow nach der politischen Wende 1989/90

Nach der politischen Wende 1990 wurden die landwirtschaftlichen Nutzflächen durch Neueinrichter wie Volker Anke übernommen. Das Herrenhaus wurde von der Gemeinde Bennin an einen „Investor“ verkauft, der jedoch nicht investierte. Danach hat es Henri Karls, ein Kiesgrubenbesitzer aus Brietlingen bei Lüneburg erworben. Dieser hat das Haus vorbildlich unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten saniert. Bedauerlicherweise musste er es aus familiären Gründen aufgeben und verkaufen. Nun hat es der Kartoffelgroßhändler Heilmann aus Uelzen erworben. Im Dorf Tüschow siedelten sich nach 1990 die Firmen "diebuttonmacher" Holzkruger Weg 10 und "Silberfuchs-Verlag-Hören und Wissen Corinna Hesse und Antje Hinz GbR" Holzkruger Weg 12 an, die auch durch attraktive Neubauten auffallen.

6. Flurnamen auf der Feldmark Tüschow

Tüschow.Flurnamenkarte.jpg

Der Name Tüschow ist slawischen Ursprungs. Er leitet sich nach Kühnel vom Personennamen Tus(ch)a ab, der wiederum auf die altsl. Wurzel tuh- für brechen zurückgeht. Die Flur ist eine reine Gutsflur. Benutzte Karten:

  • Faber, Charte von dem Adlichen Guthe Tüschow, 1770, (Faber 1770)
  • Gewährsmann: Hans Heinrich Mangels, Camin
  • 1. Kleine Koppel (Faber 1770)

Acker und Grünland zwischen dem Benniner Weg und der Schaale unmittelbar am Dorf.

  • 2. Der Schlag vor Bennin (Faber 1770)

Ackerschlag zwischen dem Benniner Weg und der Schaale.

  • 3. Horn Busch (Faber 1770)

Acker an der Benniner Grenze nördlich des Benniner Weges. Der Flurname kann sowohl von ahdt. har, altndt. hor für Schmutz, Kot oder von horn für Winkel, der sich in eine Niederung vorschiebt, gedeutet werden. Da ein Winkel nicht erkennbar, wohl aber eine feuchte Senke, die Verbindung zum Tal der Bäk hat, dort zu finden ist, kann man von der Ableitung aus hor für Schmutz, hier Sumpfboden ausgehen.

  • 4. Im Heisterbusch (Faber 1770)

Elsterbusch. Acker südlich des Kirchweges.

  • 5. Kirchweg (überliefert)

Der Weg zum Kirchdorf Granzin wurde 1770 offenbar Bahlweg (Bohlenweg) nach der mit Bohlen befestigten Durchfahrt durch die Bäk genannt.

  • 6. Am Bahlwege (Faber 1770)

Acker an der Benniner Grenze nördlich des Kirch- oder Bahlweges.

  • 7. Brümmelholt (überliefert), Vorn Brümmelholz (Faber 1770)

Acker nördlich des Ackers Am Bahlweg. Das Brümmelholz (Brombeergehölz) befand sich an der Benniner Grenze im Tal der Bäk. Auch in Bennin gibt es angrenzend diesen Flurnamen.

  • 8. Bodderbarg (überliefert), Im Butterberg (Faber 1770)

1770 Acker, jetzt Wald an der Benniner Grenze im Norden der Gemarkung. Der Flurname ist auch im Nieklitzer Wald zu finden. Er sollte eigentlich auf Fruchtbarkeit hinweisen. Hier ist jedoch in beiden Fällen sandiger Boden zu finden, dessen gelbe Farbe wahrscheinlich für die Namensgebung Anlass gab.

  • 9. Keilerkopp (überliefert)

Anhöhe im Wald an der Grenze zu Sternsruh. Möglicherweise nimmt der Name Bezug auf die Form der Fläche.

  • 10. Kosackentannen (überliefert)

Wald an der Grenze zum Nieklitzer Holz. Der Name wird sich aus Kossatentannen herleiten und auf die frühere Nutzung der Granziner Kossaten, die zu Tüschow pflichtig waren, Bezug nehmen.

  • 11. Drög Soll, Trockener Soll,(überliefert), Das Trockene Soll (Grenzstreitakte 1775-Zü.)

Wald an der Grenze zum Nieklitzer Holz. Vermutlich wird hier eine Senke zeitweilig mit Wasser gefüllt sein, daher der Name Soll, der anderenorts für ein Kleingewässer steht.

  • 12. Glockenbuchenschonung (überliefert)

Wald östlich des Sternsruher Weges unmittelbar oberhalb des Ackers, der auf dem nördlichen Teil des Stämmenkamps aufgeforstet wurde. Der Name leitet sich von einer besonderen Form der Buchen her.

  • 13. Auf den Stämmenkamp (Faber 1770)

Acker östlich des Sternsruher Weges. Der Flurname deutet auf die Rodung hin, bei der Stubben (ndt. Stämm’n, Stemm’n) stehen gelassen wurden.

  • 14. Kirchenland (FMK 1933-Zü.)

Oberhalb der Lehmkuhle gelegener Acker der Granziner Pfarre.

  • 15. In die Leim Kuhle (Faber 1770)

In der Lehmkuhle, ndt. In de Leimkuhl. Acker nördlich des Ortes am Weg zu den Wiesen an der Nieklitzer Grenze. In diesem befindet sich gemäß Wirtschaftskarte von 1958 eine Mergelkuhle.

  • 16. Auf den Johlcken Berge (Faber 1770)

Acker nördlich des Ortes und östlich des Weges zu den Wiesen an der Nieklitzer Grenze. Interessant ist, dass der Flurname in ähnlicher Form (Jöhlkenberg) auch im benachbarten Nieklitzer Wald und in der Gresser Heide auftritt. Der Name wird auf den Bestand an Schöllkraut, ndt. Jölk oder Jülk, hinweisen. Er kann aber auch auf altsl. golu für kahl zurückgehen. Der deutsche Name müsste dann Kahler Berg lauten, wie er in vielen Gemarkungen zu finden ist.

  • 17. Lang’n Winkel-Wisch (überliefert), Große Wiese, Kleine Wiese (Faber 1770)

Wiese am Oberlauf der Bäk hinter dem Johlckenberg.

  • 18. Bärenwisch (überliefert), Riethe Wiese (Faber 1770)

Wiese im Quellgebiet der Bäk. Die Wiese befindet sich an der Grenze zu Nieklitz und Schaalhof und wurde jenseits der Nieklitzer Grenze auch vom Erbpachthof Schaalhof genutzt. Der Name könnte auf früheres Vorkommen von Bären hinweisen. Er ist aber wohl identisch mit dem historischen Namen auf der Nieklitzer Karte (Bahren Wiese), der aus dem indogerm. barda für Sumpf entstanden sein könnte. Die gleiche Bedeutung hat das altsl. bruno, aus dem Kühnel den Namen Barn- oder Barenbruch ableitet. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass er ursprünglich Borenwiese (ndt. für Bärenwiese) hieß. Der Namensbestandteil Riethe in dem älteren Namen nach Faber, deutet auf Nässe hin, die nur Reetgras wachsen lässt.

  • 19. Holtkräuger Weg (überliefert)

Weg zum Holzkrug und zum Schaalhof.

  • 20. Klimprower Barg (überliefert), Klemprower Berg (Faber 1770)

Anhöhe an der Grenze zu Schaalhof, die jetzt bewaldet ist. Der Name geht auf das im Mittelalter wüstgefallene Dorf Calimperowe zurück, das im Ratzeburger Zehntenregister erwähnt ist und sich etwa hier befunden haben soll.

  • 21. Hirschkopp (überliefert)

Anhöhe im Wald an der Schaale östlich des Klimprower Berges.

  • 22. Sandfeld (überliefert), Sand Feld (Faber 1770)

Heute zum größten Teil aufgeforsteter Acker nahe der Grenze zum Schaalhof vor dem Klimprower Berg.

  • 23. Russenschonung (überliefert)

Wald am Sandfeld. Dort werden vermutlich in den Befreiungskriegen von der napoleonischen Fremdherrschaft russische Truppen biwakiert haben.

  • 24. Gräun Weg (überliefert)

Grüner Weg. Weg vor dem Wald (Sandfeld) vom Holzkrüger Weg zur Schaale.

  • 25. Düstern Winkel (überliefert)

Dunkler Winkel. Kleine Fläche am Ende des Grünen Weges am Wald und der Schaale

  • 26. Karpendiek, Karpfenteich (überliefert)

Ehemalige Teichanlage an der Bäk und dem Holzkrüger Weg.

  • 27. Suldatenhaut (überliefert)

Soldatenhut ist in der Region ein häufiger Flurname für dreieckige Flächen, hier zwischen dem Holzkrüger Weg und der Schaale am Karpfenteich. Er bezieht sich auf die dreieckige Form der Kopfbedeckungen insbesondere der preußischen Soldaten des 18. Jahrhunderts.

  • 28. Schaale (überliefert)

Der Fluss Schaale, der aus dem Schaalsee kommend, beim Karrentin die Schilde aufnimmt und dann bei Gülze in die Sude mündet, hat im ausgehenden Mittelalter einige Bedeutung erlangt, als sich Lüneburg zum Ausbau zur Schaal-Fahrt (Schaale-Kanal) entschloss. Auf diesem Wege sollte Salz nach Wismar transportiert werden. Da jedoch die Verbindung über den Schaalsee hinaus sich als zu schwierig erwies, kam es nur zum Holztransport auf der Schaale. Im Bereich der Gemarkung Tüschow befand sich seinerzeit eine Stauschleuse in der Schaale. Der Name wird allgemein als slawisch erklärt, von scala für Fels, Steine. Es kann jedoch eine indogermanische Wurzel angenommen werden, von idg. skel für schneiden, spalten, auch scheiden. Vielleicht hier als Scheide im Sinne von Grenze.

  • 29. Schaalwischen (überliefert)

Oberhalb der Einmündung der Schilde, so auch in Tüschow, haben die Schaalwiesen eine geringe Größe.

  • 30. Park (überliefert)

Park am klassizistischen Herrenhaus Tüschow, der von der Einbeziehung der Schaale und es angrenzenden Waldes lebt.

  • 31. Waschelbäk (überliefert)

Im benachbarten Dorf Bennin wird der Bach an der Grenze zwischen Tüschow und Bennin Waschelbäk oder Tüschower Bäk genannt. Ersterer Name deutet auf die Nutzung des Baches zum Spülen der Wäsche hin.

Flurnamen nach ZÜHLSDORFF:

aus dem Direktorialbvermessungsregister 1771:

  • 32. Besenkuhl (Binsenkuhle)
  • 33. Bleiche
  • 34. Aufn Bruch
  • 35. Busch Horst
  • 36. An der Koppel
  • 37. Pferde Koppel
  • 38. Raume Heide
  • 39. Der Wall
  • 40. Weide Kuhl

Sonstige Flurnamen:

  • 41. Alter Hofe Weg (aus einer Grenzstreitakte 1775)
  • 42. Oben der Steinbeck (aus einer Lehnakte des Gutes Timkenberg 1677)


7. Quellen und Literatur

Aus den Beständen des LHAS:

  • 5.12.3/1, 5511/2 Mecklenburg-Schwerinsches Ministerium des Innern, Landgemeinde Tüschow, Laufzeit 1921-1938
  • 5.12-4/3, 833, 834, 836 Ministerium für Landwirtschaft,Domänen und Forsten, Abteilung Siedlungsamt
*Ersuchen der Benniner Häusler und Einlieger an die 
Ansiedlungskommission vom 29.11.1920 um Überweisung von 
Land
*Zur Versiedlung von Tüschow 1933 bis 1935
  *Schriftverkehr der Siedlungsgesellschaften "Bauernland" 
   und "Deutsche Erde" mit dem Siedlungsamt und mit Ewald 
   von Henning
  *Kaufverträge der Siedler vom 18.01.1935
  *Kreditbewilligungen
  *Bauzeichnungen für Siedlerhäuser
  • 5.12-9/2, 8521 und 8522, Landratsamt Hagenow, Siedlunggsangelegenheiten

Gedruckte Quellen:

  • 1. Friedrich Schlie, Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Großherzogthums Mecklenburg-Schwerin, Schwerin 1899, Reprint Schwerin 1993
  • 2. Hugo von Pentz, Album mecklenburgischer Güter im ehemaligen ritterschaftlichen Amt Wittenburg, Schwerin 2005
  • 3. 850 Jahre Bennin 1158-2008, Chronik, Eigenverlag des Festausschusses
  • 4. Dieter Greve, Flurnamen des südlichen Westmecklenburg, Schwerin 2011
  • 5. aus "Die Heidmark", Über die Familie Mangels aus Pröbsten (jetzt Osterheide) bei Fallingbostel, von Gertrud Mohlfeldt, geb. Mangels