Ortschronik Mönchhagen

Aus Ortschroniken
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Kenndaten der Ortschronik
OrtMönchhagen
Zeitlicher Schwerpunkt1252–Gegenwart
UrheberrechteWiebke Salzmann
Erstellungszeitraumseit 2012, noch in der Entstehung
Publikationsdatumunveröffentlicht
Inhaltliche KategorisierungGeschichte des Ortes Mönchhagen
Status (Ampelsystem)unveröffentlicht


Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen.

Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter „Versionsgeschichte“ das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.

Umgekehrt können Die Hinweise gern unter dem Reiter „Diskussion“ oder direkt an meine E-Mail-Adresse senden: ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de

Der Ort Mönchhagen

Lage und Gliederung

Das Dorf Mönchhagen ist eine lang gestrecktes Straßendorf, das sich über ca. 3 km längs des Radelbaches hinzieht. Der Radelbach entspringt bei Billenhagen und mündet bei Peez in den Breitling, weshalb er auch Peezer Bach genannt wurde und wird. Im Oberdorf nannte (und nennt) man ihn auch Mühlbach. Im Unterdorf, auf Höhe des heutigen Feuerwehrgerätehauses teilt sich der Bach in den Nord- und den Südarm. Der Südarm hieß auch Papernitz oder auch Fribäk. Die Unterteilung Mönchhagens in Oberdorf und Unterdorf gibt es bis heute: Das Oberdorf liegt östlich, das Unterdorf westlich der heutigen Bundesstraße B 105. Das Dorf liegt quer zur B 105, die Dorfstraße verläuft parallel zum Bach.

An den Höhenlinien erkennt man, wieso das Oberdorf Oberdorf und das Unterdorf Unterdorf heißt – das Gelände fällt von Ost nach West ab (in Richtung Ostsee, die mehr westlich als nördlich liegt). Man sieht hier auch, warum sich der Peezer Bach hinter dem Teich teilt – er muss dem Hügel ausweichen und es gibt keinen Grund, die eine oder die andere Seite zu bevorzugen. Topografische Karte: Landesamt für Innere Verwaltung M-V (www.laiv-mv.de); einsehbar online unter: [www.gaia-mv.de/gaia/gaia.php]; © GeoBasis-DE/M-V, 2016

Aus dem Peezer Bach holten die Bauern ihr Trinkwasser, was sich in der Anlage einiger Gehöfte widerspiegelte: Deren Gebäude – Scheune, Haus und Geräteschuppen – waren früher hufeisenförmig gruppiert, dabei wies die Öffnung dieser Hufeisenform in Richtung Bach (Quelle: Norbert Grosser: Dorfchronik Mönchhagen, unveröffentlicht). Bei diesen so genannten Dreiseithöfen bildeten die Wirtschaftsgebäude die Schenkel des „Hufeisens“, das Wohnhaus lag quer dazu.

Man erkennt auf alten Karten, dass die Gehöfte alle südlich der Dorfstraße liegen. Am westlichen Ende des Unterdorfes ist bis heute nur die Südseite der Dorfstraße bebaut. (In Rövershagen soll es andersherum gewesen sein). Ludwig Dolberg beschreibt die Katen und Bauernhäuser in Rövershagen, es ist aber davon auszugehen, dass diejenigen in Mönchhagen nicht anders ausgesehen haben:

Die Katen waren lange, strohgedeckte Gebäude und wurden von bis zu vier Familien bewohnt. Jede Familie hatte eine Stube, ein paar Kammern und eine Küche. Die Bauernhäuser beherbergten Menschen und Vieh in friedlicher Gemeinschaft. Auf der nach dem großen Hof gelegenen Giebelseite gelangt man zwischen zwei Vorbauten, über welche das Walmdach sich fortsetzt, durch eine Thür, hoch genug, einem beladenen Fuder Einlaß zu gewähren, auf die mächtige Diele. Über der Diele wurde Heu und Getreide gelagert. Auf der einen Seite der Diele lagen die Vorrats- und Gesindekammern, auf der anderen Seite die Pferde- und Kuhställe. Am Ende befanden sich die Wohnräume der Bauernfamilie (zwei Stuben, ein oder zwei Kammern sowie die Küche, die ebenfalls eine Thür nach draußen hatte, und die Speisekammer). An den Seiten des großen Hofes mit kleinem Teich und Brunnen liegen die Scheune, ein Schauer für Wagen und Ackergeräthe und der Schweinestall. (Ein Schauer ist ein großes Vordach, unter dem die Wagen Platz fanden.

(L. L. Ludwig Dolberg: Eine Küstenwanderung von der Warnow bis Wustrow. Ribnitz, 1885)

Drei Straßen kreuzten Mönchhagen

Am westlichen Ende des Unterdorfes kreuzt die mittelalterliche Fischländer Landstraße Mönchhagen. Kommt man aus Richtung B105, ist der nach links führende Teil der Fischländer Landstraße heute nur noch ein Feldweg; der nach rechts verlaufende Teil ist die Straße „Stiller Frieden“, deren Fortsetzung auf die Bäderstraße führt. Die Fischländer Landstraße verband früher Rostock mit Wustrow, wo Rostock damals seinen Hafen hatte. Damals transportierten die Händler ihre Waren auf dieser Straße – hierin liegt wohl der Grund, dass diese Straße auch Bernsteinstraße genannt worden sein soll.

Der Verlauf des Hansischen Botenweges auf einer modernen Karte nachgezeichnet. Im Bereich Gelbensande gab es neben der hier gezeichneten Südtrasse noch die Nordtrasse des Botenweges. Bei Willershagen wurde verlief der Weg längs der gestrichelten „Abkürzung“. (orange: weiterhin als Straße existierende Abschnitte; rot: heute nicht mehr bzw. nur als Weg existierende Abschnitte) Kartenbild ©Hansestadt Rostock (CC BY 4.0) Kartendaten ©OpenStreetMap (ODbL) und LkKfS-MV

Im Oberdorf wurde Mönchhagen durch den Hansischen Botenweg gekreuzt. Diese Handelsstraße verband Rostock mit Ribnitz und verlief über: Rostock-Rieckdahl, Alt-Bartelsdorf, östlich Klein-Bentwisch, Klein-Kussewitz, Mönchhagen-Düwelsberg, Heidekrug/Flugplatz, Volkenshagen-Heide, Schweinemast Rövershagen (gegenüber dem ehemaligen Landkrug), Behnkenhagen, Schwarzenpfost, Gelbensande, Ribnitz. Als Straße existiert um Mönchhagen heute noch der Teil vom Oberdorf bis zur Schweinemast/Rövershagen. In der anderen Richtung ist es nur noch eine Stichstraße bis zu einem Wohnhaus.

In der Volkszählung von 1867 geben Anwohner die Adresse am Hansischen Botenweg mit „Oberlandweg“ und an der Fischländer Straße mit „Niederlandweg“ an.

An der Nahtstelle zwischen Oberdorf und Unterdorf zieht sich seit 1842 die heutige B 105 durch Mönchhagen, die frühere Chaussee.

Insgesamt war der Hansische Botenweg sehr viel länger – er verlief von Brügge bis nach Danzig. Auffällig ist, dass die Orte mit der Endung „hagen“, also die alten Hagenhufendörfer sich rechts und links des Hansischen Botenwegs aneinanderreihen – man hat entlang des Wegs in Bachnähe immer wieder Wald gerodet und Dörfer gegründet.


Mönchhagen in alten Karten

Hier zum Vergleich eine Karte von 2015 sowie eine Skizze einer Karte von 1788 und einer von 1894. Im Vergleich sieht man, dass die heutige Straßen nach Häschendorf Ende des 19. Jahrhunderts noch nicht existierte, während der Hansische Botenweg als eine der Hauptverbindungen noch über Klein Kussewitz Richtung Rostock führte.

Zur Karte von 1788

Straßen sind in gelb gezeichnet; besonders hervorgehoben sind die Dorfstraße, die Fischländer Landstraße und der hansische Botenweg. Im Vergleich zur Karte von 1894 fällt auf, dass die Häuslereien am Stillen Frieden und die Büdnereien längs der Chaussee (wie auch die Chaussee selbst) noch nicht existierten, es gab nur die lange Reihe von Höfen entlang der Dorfstraße.

Zur Karte von 1894

Die in gelb eingezeichnete Straße ganz rechts am Rand der Gemarkung Mönchhagens ist der Hansische Botenweg – er endete nach dem Bau der Chaussee offenbar etwa an der Gemeindegrenze. Die Beschriftung „nach Rostock“, die auf der Karte noch verzeichnet war, ist später mit Bleistift durchgestrichen worden. Bis zum 2. Weltkrieg hatte Mönchhagen um die 300 Einwohner. Eingezeichnet sind die Hufen, die Büdnereien und die Häuslereien. Alle drei wurden damals durchnummeriert (römische Ziffern), Adressen wie heute gab es noch nicht. Die Häuslereien I bis XX sind grau mit roten Ziffern, die Büdnereien I bis VIII orange mit blauen Ziffern; die Hufen in verschiedenen Pastellfarben mit grünen Ziffern. Die zugehörigen Gebäude haben jeweils entlang der Straßen gestanden. Dunkelgrün ist Gemeindeland, in Schwarz ist die Lage einiger besonderer Gebäude wie der Windmühlen und des Bahnhofes gekennzeichnet. Eingetragen sind auch die angrenzenden Feldmarken – Mönchhagen war umgeben von Höfen, d. h. Gütern, mit unterschiedlichen Eigentümern. Die Güter Jürgeshof und Purkshof gehörten dem Heilig Geist Hospital in Rostock, das Gut Volkenshagen dem Kloster zum Heiligen Kreuz in Rostock, das Gut Klein Kussewitz war ein Rittergut und die Güter Nienhagen und Häschendorf waren wie auch Mönchhagen Domanialbesitz, gehörten also dem Großherzog.

Zur Karte von 2015

Die beiden Neubaugebiete entstanden ab 1997 bzw. ab 2015; bis dahin war Mönchhagen ein reines Straßendorf und hatte nur drei Adressen: Oberdorf und Unterdorf sowie Transitstraße für die an der B 105 liegenden Häuser. Mit den Neubaugebieten verdoppelte sich die Einwohnerzahl fast, die vorher bei ca. 600 gelegen hatte.

Peezer Bach und Mühlenteich

Die ungefähre Lage von Papiermühle, Mühlgraben und Mühlenteich. Über dem r von „Papiermühle“ liegt das heutige Feuerwehrgerätehaus, über dem roten Punkt die alte Scheune, darüber das gelbe Gebäude der Kita. Die Straße nach Häschendorf liegt etwa am linken Rand des Teiches und folgt dann dem Südarm. Am rechten Bildrand das Gelände der Fa. AET, dahinter das Neubaugebiet.

Etwa dort, wo der Weg nach Häschendorf heute Mönchhagen verlässt, teilt sich der Peezer Bach in zwei Arme – das lässt sich auf allen drei Karten wiederfinden, allerdings ändert sich der Ort der Teilung von Karte zu Karte. Auf der aktuellen Karte fehlt zudem der Mühlenteich, der auf einigen älteren Karten an dieser Stelle eingezeichnet ist. In der Karte von 1788 ist der Teich vorhanden, im Messtischblatt von 1888 nicht mehr. In der Karten der Dorffeldmark von 1894 ist er wiederum eingezeichnet – aber diese Karte wurde kopiert von einer Karte von 1855 und möglicherweise an dieser Stelle nicht aktualisiert. Zusammen mit Informationen aus der Akte 5.12-4/2 12048 zur Papiermühle (Landeshauptarchiv Schwerin) kommt man zu dem Schluss, dass der mit dem Ablassen des Teiches nach 1850 begonnen wurde und er bis spätestens 1900 nicht mehr existierte; die Papiermühle war in 1870er Jahren bereits abgerissen. Heute ist nur noch ein Rest vom Mühlenteich (oder eigentlich nur noch ein sumpfiges Areal mit Schilf bestanden) hinter dem Gelände der Fa. Göllnitz zu sehen, wenn man der Straße nach Häschendorf ein Stück über die Brücke über den Peezer Bach folgt.

Die Papiermühle war eine Wassermühle und lag am heutigen Ortsausgang nach Häschendorf – diese Straße gab es im 19. Jh noch nicht. Hier teilt sich der Peezer Bach in Nord- und Südarm. Nach der Teilung knickt der Nordarm nach Norden ab, um sich dann direkt hinter den Grundstücken wieder nach Westen zu wenden. Ähnlich war der Verlauf auch 1788. Hier hatte man den Mühlengraben zwischen Teich und Nordarm gezogen und an diesem die Mühle errichtet. Die Schleife über Südarm und abknickendem Nordarm konnte man vermutlich als Umfluter nutzen und hier das Wasser bei Reparaturarbeiten um die Mühle herumleiten.Die Papiermühle lag am Mühlgraben, den man zwischen dem Mühlenteich und dem nach Norden abknickenden Nordarm des Baches gezogen hatte, dies ist auf der Karte von 1788 zu erkennen.

Spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)

Die Neubesiedlung mit Deutschen

Heinrich der Löwe und Niklot

Bis zum Mittelalter war das Gebiet des heutigen Mecklenburgs von slawischen Völkern, u. a. den Obodriten, besiedelt. 1147 versuchten sächsische Feudalherren, die Slawen mit militärischer Gewalt zu unterwerfen und ihnen den christlichen Glauben aufzuzwingen. Dieser Versuch ging als Slawenkreuzzug oder Wendenkreuzzug in die Geschichte ein, war Teil des zweiten Kreuzzuges und dauerte drei Monate. Dabei zogen sächsische, dänische und polnische Fürsten gegen die Elbslawen (Wenden), unter ihnen Heinrich der Löwe. Neben der Missionierung der slawischen „Heidenvölker“ war das eigentliche Anliegen (wie so oft), die eigene Macht zu erhalten und auszudehnen. Vor allem Heinrich der Löwe und Albrecht der Bär hatten großes Interesse an den Slawengebieten: ersterer beanspruchte das Gebiet nördlich der Elbe, letzterer die Gebiete südlich davon. Der Slawenkreuzzug war der Auftakt für die zunehmende Machtausdehnung der sächsischen Fürsten im Slawengebiet. Auch die Kirche profitierte vom Slawenkreuzzug: Die deutschen Bistümer Oldenburg und Mecklenburg hatten Vorposten im Slawenland, die jedoch dem Slawenaufstand zu Beginn des 11. Jh. zum Opfer fielen. 1149 konnte der Bremer Erzbischof die Bistümer dann erneuern.

Der Gegner der deutschen Eroberer auf slawischer Seite war der Obodritenfürst Niklot, der nach dem Slawenkreuzzug 1147 zum Vasall Heinrich des Löwen wurde. Niklot musste Tributzahlungen an Heinrich den Löwen leisten und um dies tun zu können, unternahm er Raubzüge an die dänische Küste. Darüber beschwerten sich die Dänen bei Kaiser Barbarossa, der sich wiederum mit Heinrich dem Löwen einigte – dieser sollte Niklots Raubzüge unterbinden. Daraufhin begehrte Niklot 1158 gegen den Sachsenherzog auf, wurde aber von Heinrich und dem dänischen König 1160 geschlagen. Niklot steckte seine Burgen in Brand, verschanzte sich in der Burg Werle, fiel dort aber bei einem Ausfall aus der belagerten Burg. Heinrich der Löwe baute neben der von Niklot verbrannten Burg Zuarin auf der jetzigen Schlossinsel die Stadt Schwerin als Stützpunkt seiner Macht auf. Zudem holte er Siedler aus Flandern und Westfalen ins Land.

Mönchhagen und Halle/Westfalen: Die Halliers

Die westfälischen Einwanderer des 12. und 13. Jh. haben auch in Mönchhagen ihre Spuren hinterlassen: Der im Laufe der Geschichte des Dorfes immer wieder mehrfach vorkommende Name Hallier (auch in anderen Schreibweisen wie Alleer, Holler, Halleer, Haller, Hollehr, Holleer, Hallehr, Halyer, Haller, Hallör; Hans-Joachim Hallier: Das Dorf. Eine mecklenburgische Chronik; Altstadt Verlag Rostock, 2001) bezieht sich auf die Stadt Halle in Westfalen. Von dort her ist im Mittelalter ein Teil der ersten Mönchhäger Siedler zugewandert.

Die Zeit nach Niklot und Heinrich dem Löwen

Macht schafft immer auch Neider: Niklots Sohn und Nachfolger Pribislaw verbündete sich mit christlichen deutschen Fürsten in Nord- und Mitteldeutschland, denen Herzog Heinrich der Löwe ebenfalls zu mächtig zu werden drohte. Im Obodritenaufstand von 1164 konnte Pribislaw den ganzen Südosten seines väterlichen Besitzes zurückerobern. Angesichts des deutsch-slawischen Bündnisses gab Heinrich so weit nach, dass er Pribislaw das Erbe Niklots als Lehen gab. Damit hatte Pribislaw der Einwanderung deutscher Siedler im Raum des Schweriner Sees eine Grenze gesetzt.

Im Jahre 1180 wurde Heinrich der Löwe geächtet. Das nutzen die Dänen, die ihrerseits Feldzüge gegen die Slawen in Pommern geführt hatten, und festigten ihre Vormachtstellung bis zur Recknitz. In Mecklenburg entbrannte danach eine Reihe von lang anhaltenden Kämpfen; erst mit der Vorherrschaft Dänemarks im südlichen Ostseeraum kehrte allmählich Ruhe ein. 1185 unterwarfen sich die mecklenburgischen Slawenfürsten Borwin von Ilow und Mecklenburg und Niklot von Rostock.

Nach den ständigen Kriegen war das Land entvölkert und Pribislaws Nachfolger, sein Sohn Heinrich Borwin I. (1172 bis 1227), förderte wiederum ab etwa 1200 die Einwanderung deutscher Siedler (zumeist aus Niedersachsen und Westfalen).

Hagenhufendörfer

Die Siedler rodeten die dichten Buchenwälder, die auf den schweren Böden der Endmoränen wuchsen. Sie vermaßen das Ackerland und teilten es in so genannte Hufen. Eine Hufe umfasste Ackerfläche mit dazugehöriger Hofstelle in einer Größe, sodass eine Familie davon leben und genügend Steuern und Kirchenzehnte abliefern konnte. Je nach Bodenbeschaffenheit schwankte die Hufengröße daher, bis sie im 18. und 19. Jh. vereinheitlicht wurde. Auf die Weise entstanden die so genannten Hagenhufendörfer, die noch heute an den Ortsnamen mit der Endung „-hagen“ erkennbar sind, da die Rodungen „Hagen“ genannt wurden. Die Höfe reihten sich entlang der Dorfstraße auf, bei den Hagenhufendörfern handelte es sich also um Straßendörfer. Die Hufen, also die Ländereien der einzelnen Höfe bildeten langgestreckte Rechtecke quer zur Dorfstraße. Auf den alten Karten ist dies noch gut zu erkennen.

Im Gebiet der Rostocker Heide ist schön zu sehen, dass die Siedler entlang des Hansischen Botenweges nach Osten vordrangen und sich immer dort, wo ein Bach den Weg kreuzte, entlang des Baches niederließen (persönliche Mitteilung Wilfried Steinmüller). Im Falle Mönchhagens ist dies der Peezer Bach gewesen.

Die Gründung von Mönchhagen

Die Häufung von Namen, die auf eine Herkunft der Einwohner aus Westfalen hindeutet, sowie die Endung auf „-hagen“ erzählt schon einiges über die Gründung Mönchhagens: Offenbar haben westfälische Siedler sich hier niedergelassen und zunächst den Wald roden müssen, um Ackerland zu gewinnen. Weitere Hinweise gibt die Silbe „Mönch“ im Ortsnamen. Die Vermutung liegt nahe, dass bei der Gründung des Dorfes Mönche oder ein Kloster eine Rolle gespielt haben. Mönchhagen scheint also nicht aus einer ursprünglich slawischen Siedlung hervorgegangen zu sein; Orte slawischen Ursprungs enden dagegen meist auf „-itz“, „-in“ oder „-ow“. Das Gründungsjahr liegt nach so vielen Jahrhunderten im Dunkeln, die erste schriftliche Erwähnung Mönchhagens findet man in einer Urkunde von 1252.

In einem Artikel im Rostocker Anzeiger vom 19. September 1909 von Ludwig Krause ist dazu zu lesen:

Wann Mönkhagen angelegt wurde, wissen wir nicht genau. In der Verkaufsurkunde über die Rostocker Heide vom Jahre 1252 wird es zuerst erwähnt. Da Fürst Borwin bei der Grenzbestimmung aber noch ausdrücklich angibt, Mönkhagen solle nicht mehr als 20 Hufen umfassen, so war seine Feldmark damals jedenfalls noch nicht genauer vermessen und nicht viel früher erfolgt ist. Auch von wem diese Gründung veranlasst wurde, ist nicht bekannt. Nur soviel scheint aus der ersten Namensform: Indago monschorum (der Hagen der Mönche) hervorzugehen, daß ein Mönchskloster der erste Besitzer des Ortes war, vielleicht das livländische Cisterciensienkloster Dünamünde, das 1235 Besitzungen in unserer Umgegend hatte.

Die erste Erwähnung von Mönchhagen

Auf Heinrich Borwin I folgte dessen Sohn Heinrich Borwin II. Dessen Söhne teilten den Besitz im Jahre 1229 unter sich auf: Johann bekam Mecklenburg, Nicolaus erhielt Werle, Pribislaw erhielt Parchim und Heinrich Borwin III. bekam Rostock mit dem dazugehörigen Landbesitz. Heinrich Borwin III. ist nun auch für die Mönchhäger Geschichte von Bedeutung, denn er hat eine für die Stadt Rostock, für Mönchhagen und für die gesamte Rostocker Heide äußerst wichtige Urkunde hinterlassen – eben jene Urkunde von 1252, die auch Krause in seinem Artikel erwähnt. Die Übersetzung aus dem Lateinischen ins Deutsche lautet:

Wir, Borwin von Gottes Gnaden, Herr von Rostock, tun kund allen Christen, welche diese Urkunde lesen: Die menschlichen Handlungen und Einrichtungen würden oft sehr ungewiss oder ganz unbekannt werden, wenn nicht durch schriftliche Nachrichten die Kenntnis derselben erhalten würde. Daher mögen sowohl die jetzt Lebenden als auch Nachkommen wissen, dass unser Großvater seligen Gedächtnisses, Herr Borwin, auf den Rat seiner Söhne die Stadt Rostock gegründet und durch nachstehendes Privilegium gesichert hat.

Da wir nun gleiche, ja größere Zuneigung zu gedachter unserer Stadt hegen und mit väterlicher Vorsorge auf das Beste und den Nutzen ihrer Einwohner Bedacht nehmen, so bestätigen Wir ihnen bereitwillig und unabbrüchlich alle Gerechtsame des Lübeckschen Rechts, so wie sie solche unter Unsern Vorfahren besessen haben. Ferner hat die Bürgerschaft unserer Stadt Rostock einen Wald nebst Grund und Boden für 450 Mark Pfennige von Uns mit gutem Vorbedacht erworben, dessen Grenze folgendergestalt bestimmt sein soll. Sie geht von Hinrichsdorf, welches zwanzig Hufen begreift, nach Mönchhagen, das ebenfalls zwanzig Hufen aber nicht mehr enthalten soll; von da zieht sie sich nach Volckenshagen von elf Hufen und verfolgt den geraden Weg nach Ribnitz zu der Stelle, wo vormals Wilhelm Vulebresme ermordet worden ist. Dann geht sie nach dem Zarnezstrom, und von da durch den Grasweg jenseits bis zur See endlich längs derselben bis an das östliche Flussufer bei Warnemünde. Diesen Flächenraum erhält die Stadt mit allen Nutzungen als Weide, Wiesen, Holzungen, Acker, Wasser und Wasserläufe mit Ausnahme der Mast für unsere Schweine und acht Hufen bei dem Zarnezstrom, welche Wir den Mönchen zu Doberan in Gnaden zugewiesen haben. [...] Damit nun diese Unsere Verleihung stets in aller Kraft und Wirksamkeit bleiben und weder von Uns noch Unsern Nachkommen zurückgenommen werde, bekräftigen Wir die gegenwärtige Urkunde durch Beidrückung Unseres Siegels und die Unterschrift glaubwürdiger Zeugen.


Die Mark war damals keine Münzeinheit, sondern eine Gewichtseinheit für Edelmetalle. Eine Mark entsprach damals gut 230 g Silber. Aus dieser Mark wurden silberne Pfennige geschlagen. Die Kaufsumme von 450 Mark entsprach einer Summe von ungefähr 50 000 Vorkriegsmark; der tatsächliche Wert der Rostocker Heide wurde 1899 mit 2 Millionen Goldmark angegeben, nach einer anderen Schätzung von 1918 betrug er 7–8 Millionen.

Bedeutung der Urkunde für Mönchhagen

  • Sie ist die älteste Urkunde, welche die Existenz des Dorfes Mönchhagen – im lateinischen Urtext Indago Monachorum genannt – belegt, und gibt somit ein Mindestalter des Ortes an.
  • Sie erlaubt eine Schätzung der (geplanten) Größe des Dorfes, da sie festhält, dass Mönchhagen nicht mehr als 20 Hufen umfassen soll. Eine Hufe waren in Mecklenburg etwa 13 ha, das Dorf hätte also damals um die 250 ha umfasst.
  • Die Schenkung von acht Hufen an die Doberaner Mönche könnte ein Hinweis darauf sein, welches Kloster an der Gründung von Mönchhagen Anteil gehabt haben könnte.

Welche Mönche gründeten Mönchhagen?

Zisterzienser aus Doberan?

Da in der Schenkungsurkunde von 1252 festgehalten ist, dass acht Hufen beim Zarnezstrom an das Kloster Doberan gehen, käme als möglicher Gründer Mönchhagens somit das Zisterzienserkloster Bad Doberan infrage. Leider ist nicht bekannt, wo genau sich diese Schenkung bei dem Zarnezstrom befand.

Das Kloster Doberan besaß Ländereien östlich von Rostock – 1248 erhielt es Dänschenburg, 1250 Behnkenhagen, 1268 Zarnewanz, 1308 Prangenort und 1365 Sanitz (Sven Wichert: Das Zisterzienserkloster Doberan im Mittelalter. Die Überlassungen sind in Urkunden festgehalten, die im Mecklenburgischen Urkundenbuch enthalten sind, und zwar lt. Wichert die Urkunden 603, 640, 1141, 3147 und 9379, in derselben Reihenfolge wie oben die Ortsnamen.)

Der in der Urkunde angegebene Zarnezstrom ist der heutige Stromgraben, der bei Gelbensande beginnt und zwischen Torfbrücke und Graal-Müritz in die Ostsee mündet und der bis heute die östliche Grenze der Rostocker Heide bildet (Paul Kühnel: Die slavischen Ortsnamen in Meklenburg. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 46 (1881), S. 3–168) Sodass die acht Hufen des Klosters Doberan wohl am heutigen Stromgraben gelegen haben, irgendwo zwischen Gelbensande und Graal-Müritz.

Da das Kloster Doberan erst 1218 die Erlaubnis bekam, Leute anzusiedeln, wäre Mönchhagen dann frühestens 1218 gegründet worden. Oder waren es doch die Mönche aus Dünamünde, wie Krause meint?

In dem oben zitierten Zeitungsartikel im Rostocker Anzeiger von 1909 stellt Ludwig Krause die Vermutung an, Mönche aus dem Kloster Dünamünde (ebenfalls Zisterzienser) könnten die Namensgeber Mönchhagens gewesen sein. Dünamünde (lettisch: Daugavgriva) ist heute ein Teil von Riga, der lettischen Hauptstadt. (Die alte Bezeichnung Livland umfasste die Gebiete der heutigen Staaten Estland und Lettland.) Der Fluss Daugava (deutsch: Düna) mündet in Riga in die Ostsee. Allerdings ist die heutige Mündung nicht die, die der Fluss im 13. Jh. hatte. Damals floss die Daugava in einem heute noch als Altarm vorhandenen Bett. Der heute als Vecdaugava bezeichnete Teil Rigas an diesem Altarm der Düna war damals eine Halbinsel in einer Flussschleife. Auf dieser Halbinsel wurde im Jahr 1205 das Zisterzienserkloster Dünamünde gestiftet. Das Kloster wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts an den Deutschen Orden verkauft und in eine Burg umgewandelt. Von dieser sind im Wohngebiet Vecdaugava nur noch Erdwälle mit einem Graben vorhanden.

Es klingt zunächst etwas merkwürdig, dass ein Kloster im fernen Lettland ein Dorf in Mecklenburg gegründet haben soll, aber so unmöglich scheint das gar nicht zu sein: Im Dezember 1235 bestätigte Papst Gregor IX. dem Kloster Dünamünde die in der Herrschaft Rostock belegenen Güter Bentuwisk (Bentwisch), (Indagno Volquini) Volkenshagen und Wostrowe (Wustrow) auf Fischland. (Mecklenburgisches Urkundenbuch Band I). Es ist daher durchaus möglich, dass dazu auch das Land zwischen Bentwisch und Volkenshagen gehörte – und damit die Wälder, in denen dann Mönchhagen gegründet wurde. Damit wäre Mönchhagen zwischen 1235 und 1252 gegründet worden.

Welches der beiden Klöster die Gründung Mönchhagens angestoßen hat (oder ob es am Ende ein ganz anderes drittes war), wird wohl im Dunkel der Geschichte bleiben müssen. Aufgrund der räumlichen Anordnung der jeweiligen Klosterländereien kann man jedoch vermuten, dass die Gründung Mönchhagens durchlettische Mönche die plausiblere Annahme ist. Denn die Ländereien der Doberaner Zisterziensermönche lagen weiter vom heutigen Mönchhagen entfernt als Bentwisch und Volkenshagen – während diese beiden Orte Mönchhagen mehr oder weniger einschließen und in direkter Nachbarschaft liegen.

Die Wohnbedingungen im frühen Mönchhagen

Die niedersächsischen und westfälischen Bauern kamen so bereitwillig in das zum Teil urwaldähnliche Rodungsgebiet, weil einerseits ihre ehemaligen Heimatgebiete (relativ betrachtet) dicht besiedelt waren, und die Siedler andererseits in den Rodungsgebieten während der ersten Zeit – meist 10 Jahre – keine Feudalabgaben zu zahlen brauchten. So kamen hauptsächlich jüngere Bauernsöhne (also diejenigen, die nicht erbten) und andere Landlose.

Berechnungsgrundlage bei der Verteilung des Landes war die so genannte Hufe. Der Begriff wird in mehreren Bedeutungen verwendet – in diesem Zusammenhang ist diejenige Bodenfläche gemeint, die eine Familie ernähren konnte (und den Bauern genug Überschüsse einbrachte, dass sie auch dem Gutsherrn noch ausreichend Steuern zahlen konnten). Je nach Bodenbeschaffenheit war eine Hufe daher unterschiedlich groß. Erst später wurde die Größe einer Hufe normiert.

Hagenhufendörfer wie Mönchhagen waren Rodungsdörfer, deren Gehöfte sich meist entlang der Dorfstraße aufreihten. Ludwig Krause hebt in seiner Fundchronik hervor, dass sich in Mönchhagen die Gehöfte ausnahmslos an der Südseite der Dorfstraße befanden, im Gegensatz zu Rövershagen, wo sie auf der Nordseite lagen. Die von ihm genannte Fundstelle Dolberg ist von 1885. Das Ackerland wurde hinter der Hofstelle als breiter Streifen in den Wald gerodet, sodass die Äcker der Höfe wie Handtücher nebeneinanderlagen. Oft, wie auch in Mönchhagen, wurde auf der anderen Straßenseite ebenfalls ein Ackerstreifen gerodet. Diese einstige Streifenstruktur beidseitig der Dorfstraße ist in der Karte von 1894 noch zu erahnen.

Die einzelnen Hufen waren in der Rostocker Gegend 24 Ruten breit und 300 Ruten lang; sie grenzten unmittelbar an den Bauernhof. Jeder Bauer hatte somit sein Ackerland in einem langen Stück geschlossen für sich. 1914 wurde die mecklenburger Rute zu 4,656 m festgelegt.

Neben den Hüfnern (den Bauern, die eine Hufe bekommen hatten), gab es auch die Kossaten – diese besaßen weniger Land und gingen noch einem Handwerk nach, um sich zu ernähren.

Nach Hallier (H.-J. Hallier: Das Dorf. Eine mecklenburgische Chronik. Altstadt-Verlag, Rostock, 2001) waren die Hufen, da sie Rodungsland waren, von der Entrichtung des bischöflichen Zehnten befreit, mussten aber Abgaben an den Fürsten zahlen, bei denen zwischen der Bede, einer Art Grundsteuer, und dem Pachtzins unterschieden wurde. Diese Abgaben waren für die ersten drei Jahre erlassen worden. Nach dem Verkauf der Rostocker Heide an die Stadt Rostock war die Bede weiterhin an den Fürsten, die Pacht jedoch an Rostock zu zahlen.

Es gab zwei Wege, das Land zu bewirtschaften: Zum einen in Mehrfelderwirtschaft – hierbei war das Land in Schläge aufgeteilt, auf denen nacheinander Sommergetreide und Wintergetreide angebaut wurde und das Land im dritten Jahr brach lag. Die Bewirtschaftung war auf dem ganzen Schlag dieselbe (das heißt, auf dem ganzen Schlag wurde dasselbe angebaut) und jeder Bauer hatte an jedem Schlag seinen Anteil. Bearbeitung und Ernte fanden für alle gleichzeitig statt und waren genau geregelt (man nannte das Flurzwang). Da es keine Wege gab, wurde so vermieden, dass die Arbeiten des einen die Felder des anderen zerstören konnten. Zum anderen gab es die Hagendörfer oder Hagenhufendörfer wie auch Mönchhagen. Bei diesen lagen die Gehöfte an der Straße und die Äcker wurden wie schon beschrieben als schmale Streifen hinter den Gebäuden in den Wald hineingerodet. Da auf diese Weise jeder Bauer seine eigene geschlossene Fläche hatte, gab es keinen Flurzwang. (Die Bauern- und Waldarbeiterdörfer im Naturpark und seinem Umfeld. Schriftenreihe Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern und Förderverein Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide e.V., 2012)

Neben Sitten und Trachten brachten die Siedler auch ihre Bauweise in die neue Heimat mit. In Mecklenburg war daher lange Zeit das Niedersächsische Hallenhaus typisch, ein lang gestrecktes Fachwerkhaus mit hohem Strohdach und niedrigen Wänden. Dieser älteste Haustyp umfasste in einem Gebäude Wohnung, Stall und Scheune, deren Eingangstor – die Grotdör – sich regelmäßig an der Giebelseite befand. Das Tor führte unmittelbar in die große Durchfahrtsdiele, die auf beiden Seiten durch eichene Ständer begrenzt war, welche die ganze Last des Daches trugen und damit die Außenwände entlasteten. Im Innern kannte dieses Haus keine Stuben, die Mitteldiele umfasste vielmehr den Wohn- und Herdplatz ebenso wie die Stallungen. Im 16. Jahrhundert wurden dann die Herdkammer in der „Afsied“ und die Wohnräume zu beiden Seiten der Grotdör untergebracht. Leider ist der hier beschriebene Haustyp in Mönchhagen nicht mehr erhalten. Als derzeit ältestes Haus in Mönchhagen gilt das Wohnhaus im Unterdorf 35, das laut Inschrift 1744 erbaut wurde (ehemals Hufe 2, heute der „Rosenhof“).

In der Fundchronik von Ludwig Krause (Rostocker Stadtarchiv) ist in einer Notiz von 1906 zu lesen, dass das echte altsächsische Bauernhaus in Mönchhagen noch mehrfach vorhanden ist, obwohl es infolge von Neubauten im Abnehmen begriffen sei. Sogar sogenannte Rauchhäuser (also Häuser ohne Schornstein) fänden sich noch mehrfach.

Die Eibe

Der berühmteste Baum Mönchhagens, die alte Eibe steht auf dem Grundstück Unterdorf 19. Während die meisten Mönchhäger die Eibe als Überrest des früheren Waldes ansehen, vermuten andere, dass die Eibe aus Anlass des Freikaufes einiger Mönchhäger Bauern gepflanzt wurde und nehmen an, dass sich an dieser Stelle der Hof des ersten Mönchhäger Schulzen befunden hat.