Neu Gülze: Unterschied zwischen den Versionen

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  - der Schuster Johann Caspar Töpfer,
 
  - der Schuster Johann Caspar Töpfer,
 
  - der Tischlermeister Siedfried Helmuth Wunderwaldt  
 
  - der Tischlermeister Siedfried Helmuth Wunderwaldt  
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Aus den Unterlagen über die Ansiedlung von Büdnern und Häuslern sind weitere Handwerker zu entnehmen die sich in Neu Gülze angesiedelt haben:
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- der Tischler Paschen aus Blüccer stellt den Antrag für eine Büdnerei,
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- der Schuster Ahrens aus Altendorf ebenso,
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weiterhin für Häuslereien
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- der  Holzhändler Wegener und
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- der Maurergesell Tewes
  
 
Am Ende des 19. Jahrhunderts weisen die Staatskalender und auch Rabe/Quade die Schmiede mit Krug in Zahrensdorf aus. Auch am Hühnerbusch bestanden der Krug und die Schmiede. Diese war die Amtsschmiede, zu der die Bauern der Dörfer Klein Bengerstorf, Tessin, Besitz und der Hof Kuhlenfeld als Zwangsschmiedegäste verpflichtet waren. Beide Einrichtungen sind Mitte des 20. Jahrhunderts aufgegeben worden.
 
Am Ende des 19. Jahrhunderts weisen die Staatskalender und auch Rabe/Quade die Schmiede mit Krug in Zahrensdorf aus. Auch am Hühnerbusch bestanden der Krug und die Schmiede. Diese war die Amtsschmiede, zu der die Bauern der Dörfer Klein Bengerstorf, Tessin, Besitz und der Hof Kuhlenfeld als Zwangsschmiedegäste verpflichtet waren. Beide Einrichtungen sind Mitte des 20. Jahrhunderts aufgegeben worden.
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In Neu Gülze hat der Erbpächter auf dem Gehöft Nr.11 in den 1880er Jahren einen Krug eröffnet, der 1890 im Staatskalender genannt wird. Dieser wurde von Wilhelm Hagemann noch in den 1970er Jahren betrieben.
 
In Neu Gülze hat der Erbpächter auf dem Gehöft Nr.11 in den 1880er Jahren einen Krug eröffnet, der 1890 im Staatskalender genannt wird. Dieser wurde von Wilhelm Hagemann noch in den 1970er Jahren betrieben.
  
In Neu Gülze hat Wilhelm Schütt senior nach 1920 in seiner Häuslerei an der Friewei einen Gartenbaubetrieb angelegt, der durch Wilhelm Schütt junior nach 1990 zu heutiger Größe als Gartenmarkt erweitert wurde. Etwa in der gleichen Zeit hat der Boizenburger Baubetrieb Ziegert gegenüber an der Friewei drei Mehrfamilienhäuser errichtet. In einem der "Ziegertschen HÄuser", wie sie allgemein bezeichnet wurden, wurde ein Kaufladen eingerichtet, der dann vom Konsum betrieben wurde.
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In Neu Gülze hat Wilhelm Schütt senior nach 1920 in seiner Häuslerei an der Friewei einen Gartenbaubetrieb angelegt, der durch Wilhelm Schütt junior nach 1990 zu heutiger Größe als Gartenmarkt erweitert wurde.  
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An der B 5 richtete Otto Brosch in seiner Büdnerei eine Tankstelle ein.
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Etwa in der gleichen Zeit hat der Boizenburger Baubetrieb Ziegert gegenüber an der Friewei drei Mehrfamilienhäuser errichtet. In einem der "Ziegertschen HÄuser", wie sie allgemein bezeichnet wurden, wurde ein Kaufladen eingerichtet, der dann vom Konsum betrieben wurde.
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In neuerer Zeit kommen als gewerbliche Einrichtungen auch
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- der Taxibetrieb von Rainer Rühr und
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- Kfz-Service von Udo Gerullis hinzu
  
 
1930 gab es in Zahrensdorf die Schmiede und den Krug von Michaelis, den Stellmacher Engel, die es auch 1950 noch gab. Nach 1950 kam der Schlosser Erich Lenz hinzu, der als Flüchtling aus Ostpreußen sich gegenüber der Kirche an der Ecke zur heutigen Schulstraße ein Holzhaus und ein kleines Werkstattgebäude errichtet hatte. Er hatte zunächst vor allem Fahrradreparaturen durchgeführt, konnte sein vielseitiges Betätigungsfeld jedoch ausweiten.  
 
1930 gab es in Zahrensdorf die Schmiede und den Krug von Michaelis, den Stellmacher Engel, die es auch 1950 noch gab. Nach 1950 kam der Schlosser Erich Lenz hinzu, der als Flüchtling aus Ostpreußen sich gegenüber der Kirche an der Ecke zur heutigen Schulstraße ein Holzhaus und ein kleines Werkstattgebäude errichtet hatte. Er hatte zunächst vor allem Fahrradreparaturen durchgeführt, konnte sein vielseitiges Betätigungsfeld jedoch ausweiten.  

Version vom 16. Oktober 2023, 13:31 Uhr


Kenndaten des Orts
Name (heute)Neu Gülze
Regionale Einordnung (heute)
Postleitzahl19258
VerwaltungsamtBoizenburg-Land
LandkreisLudwigslust-Parchim
Zahlen
Einwohner785 (31. Dez. 2022)
KoordinatenBreite: 53.3724 / Länge: 10.7914

Das Dorf befindet sich 5 km östlich von Boizenburg an der Bundesstraße B 5.

Geographische Lage



-Größere Karte von Neu Gülze anzeigen-


Beschreibung nach Rabe/Quade 1894

Neu Gülze bei Boizenburg, 3/4 Meile östlich der Stadt, an der hamburg-Berliner Eisenbahn und unweit der Hamburg-Berliner Chaussee, Dorf mit 13 erbpächtern (1 Krug), 9 Büdnern, 16 Häuslern, Schule 244 (236) Einw. Hühnerbusch bei Boizenburg an der Schaale, 1 meile östlich der Stadt, Forsthof, Wassermühle, 2 Büdner (1 Schmied), 26 (35) Einw.

Dorfform und Flurform in Neu Gülze

Neu Gülze ist durch die Aussiedler des Dorfes Gülze im Zuge der Feldmarksregulierung als regelmäßiges Straßendorf angelegt worden. An der Dorfstraße, die gegenwärtig als "Buernenn" (Bauernende) offiziell benannt ist, wurden 12 Gehöfte der Erbpächter 1 bis 12 wechselseitig an der Dorfstraße angelegt. Dabei hatten alle 12 Gehöfte auch die der geradzahligen Nummern 2 bis 12, deren Gehöfte östlich der Straße belegen waren, zusätzlich zum Hofplatz die Hauskoppeln westlich der Straße. Die Feldflur ist ähnlich der der Hagendörfer eingeteilt. Die Ackerflächen befanden sich mit Ausnahme der Hauskoppeln östlich der Dorfstraße hinter dem jeweiligen Gehöft. Die ebenfalls regelmäßig eingeteilten Weideflächen, befanden sich im Westen der Feldmark an der Grenze zu Bahlen und zum Stammdorf Gülze.

An dieser Regelmäßigkeit haben das Gehöft Nr.13 und die fünf Büdner auf der Gamm keinen Anteil. Die fünf Büdner erhielten ihre Büdnerkoppeln in Fortsetzung der Weidekoppeln der Erbpächter, das Gehöft Nr.13 die größere Restfläche an den Feldmarken Bahlen und Boizenburg. Noch im 19.Jahrhundert wurden in der Verlängerung der Dorfstraße, die jetzt als "Friewei " benannt ist, Häusler angesiedelt. Eine wesentlicher Erweiterung erfuhr das Dorf durch die Ansiedlung von Häuslern und Büdnern auf den früher zum Gut Zahrensdorf gehörenden Grundstücken an der B 5 (jetzt als "Boizenburger Straße" benannt).

Beschreibung der Gemeinde Neu Gülze bei Wikipedia

Neu Gülze ist eine Gemeinde im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern. Sie wird vom Amt Boizenburg-Land mit Sitz in der nicht amtsangehörigen Stadt Boizenburg/Elbe verwaltet.

Geografie

Die Gemeinde Neu Gülze liegt östlich der Stadt Boizenburg, ihr südlicher Teil gehört zum Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Mecklenburg-Vorpommern. An der östlichen Gemeindegrenze fließt die Schaale südlich in Richtung Sude. Durch das Gemeindegebiet verlaufen die Bundesstraße 5 und die Bahnstrecke Berlin–Hamburg, an der die Gemeinde jedoch keinen Haltepunkt besitzt.

Umgeben wird Neu Gülze von den Nachbargemeinden Bengerstorf im Norden, Tessin b. Boizenburg im Osten, Besitz im Südosten, Teldau im Süden, Boizenburg/Elbe im Westen sowie Gresse im Nordwesten.

Die Gemeinde besteht aus den Ortsteilen Neu Gülze und Zahrensdorf. Die Siedlungen Hühnerbusch, Rubeck und die Neu Gülzer Gamm gehören zum Ortsteil Neu Gülze. Die Siedlung Kiekut gehört zum Ortsteil Zahrensdorf.

Geschichte

Die urkundliche Ersterwähnung Zahrensdorfs stammt aus dem Jahr 1230 und findet sich im Ratzeburger Zehntregister. Der damalige Name lautete Tsarnekestorp und bedeutet Dorf des Čarnek.

Das ländlich geprägte Zahrensdorf war eine Ortschaft mit Rittergut. Wesentliche Teile der Gutsgeschichte beziehen sich auf die Familie von Lücken. Mit Leopold von Lücken (1798–1853), verheiratet mit Ida von Kleist, beginnt eine längere Phase der Konstanz. Um 1864 betreute der Herr von Lücken-Zahrensdorf für den Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg - Schwerin dessen Gestüt. Schon im zeitlichen Vorfeld gab es gute Kontakte zum Landesherrn. Das Dorf hatte nach dem 1928 letztmals amtlich publizierten Güter-Adressbuch Mecklenburg das traditionsreiche Rittergut der Familie von Lücken. Es war ein freies Allodialgut mit einer Fläche von 473 ha. Seitens des Eigentümer Achim von Lücken, der parallel Standesbeamter war, wurde eine mittelgroße Landwirtschaft betrieben. Im Ort bestanden vier Bauernwirtschaften der Familien W. Michaelis, H. Hagemann, H. Kahl sowie W. Piper. Des Weiteren besaß die Pfarre einen 29 ha-Hof. Der hochdekorierte Offizier Theodor von Lücken (1914–1986), zuletzt Oberstleutnant der Bundeswehr, stammt aus Zahrensdorf.

Bei einer Regulierung der Gülzer Feldmark entsteht 1833 die selbständige Dorfschaft Neu Gülze als sich dreizehn Gülzer Hauswirte als Erbpächter und 5 Büdner im nördlichen Teil der Feldmark ansiedeln. Am 1. Juli 1950 wurde die bisher eigenständige Gemeinde Zahrensdorf eingegliedert.

Politik Gemeindevertretung und Bürgermeister

Der Gemeinderat besteht (inkl. Bürgermeister) aus 8 Mitgliedern.

Neu Gülze im Spiegel der Karten

Geschichte der "terra boyceneburg" (Land Boizenburg) und des Dorfes Gülze

Die Entstehung unserer Kulturlandschaft

Unsere Heimat ist durch die Eiszeit geformt worden. In einer älteren Eiszeit, nämlich im Warthe-Stadium der Saale-Eiszeit, entstanden unter dem lagernden Eis lehmige Grundmoränen. Als sich das Eis zurückzog und dann in der Weichseleiszeit erneut vorstieß, türmten sich die Schuttmassen vor dem Eis zu den großen Endmoränenzügen auf, die sich von Schleswig-Holstein über Mecklenburg bis in die Uckermark erstrecken. Die südliche Endmoräne befindet sich in unserem Raum an den Südenden des Schaalsees, des Dümmer Sees und des Schweriner Sees. Als das Eis abtaute wälzten sich gewaltige Wassermassen zum Urstromtal der Elbe. Auf ihren Bahnen durchschnitten sie die Lehmplateaus und schufen auf diese Weise die Täler der Boize, Schaale, Schilde und der oberen Sude (bis etwa Redefin). In diesen Tälern lagerten sie große Sandmassen ab. Zahrensdorf befindet sich am Übergang des Schaaletales in das Tal der Elbe. Der liegende Boden ist in stärkerem Maße mit Sand aus der Elbe-Sude-Niederung übersandet worden. Weil in dieser Zeit sich noch keine Pflanzendecke gebildet hatte, konnten die Winde den Sand weit transportieren. So wurden auch die verbliebenen lehmigen Hochflächen noch übersandet. Außerdem war die Versickerung und Erosion der Niederschläge in den noch unbewachsenen Böden sehr stark, so dass zusätzlich Lehmbestandteile in den Untergrund fortgeschwemmt wurden. Auf Grund dessen findet man in unserer Heimat sowohl lehmige als auch sandige Hochflächen, sandige Talniederungen, wie das Schaaletal, und auch moorige Bildungen besonders dort, wo in den Tälern ständig das Wasser staute. Auf den sandigen Böden siedelten sich Eichen-Birken-Wälder an, wie wir sie noch heute finden, wo die Wälder durch natürliche Bildung entstanden sind. Dort wo ständige Feuchtigkeit vorhanden war, siedelten sich Bruchwäldean, die in erster Linie von Erlen (plattdeutsch Ellern) bestockt waren. Diese Bruchwälder (plattdeutsch Ellerbraucks) finden wir am Übergang von der Höhe zu den Schaalwiesen sowie auch an den Bächen. Natürlich wird es auch Buchenbestände gegeben haben, aber nicht in Reinkultur. Sie sind ebenso wie die Kiefernwälder ein Teil der vom Menschen geformten Kulturlandschaft. Unsere Heimat ist eine Landschaft, die sich natürlicherweise immer wieder bewalden wird. Äcker und Wiesen sind ein Produkt der Arbeit des Menschen.

Die Ursprünge der Besiedlung und erste Erwähnung der Dörfer

Eine Landschaft, die reichlich mit Vegetation und Wasser ausgestattet ist, ist auch für die Tierwelt ein Paradies. Diese Bedingungen haben auch den Menschen bereits in frühen Zeiten gute Lebensbedingungen geboten. Zeugnisse für die frühe Besiedelung in der Bronzezeit, die etwa bis 600 vor der Zeitenwende gedauert hat, sind die reichlich vorhandenen Gräberfelder.

Die Sage hat sich u.a. der Kegelgräber in Bretzin bemächtigt. In Bretzin soll es eine unterirdische Verbindung zwischen den Gräbern geben. Eines der Bretziner Gräber soll ein Königsgrab sein, in dem sich auch eine goldene Wiege befindet. Im benachbarten Düstern Busch wurde bei Grabungen nach mündlicher Überlieferung eine Hutnadel ausgegraben. Es wird sich sicher um eine nadelartige Fibel gehandelt haben. Scherbenfunde wurden vielerorts gemacht. Auf dem Tessiner Feld beiderseits der Straße nach Kuhlenfeld wurden beim Pflügen Urnen gefunden, in denen u.a. eine Bronzefibel enthalten war.

Die früheste Besiedelung ist stammesmäßig nicht mehr zuzuordnen. Es ist aber sicher, dass bis zu dem 6.Jahrhundert unserer Zeitrechnung in unserem Gebiet, dem lüneburgischen, lauenburgischen und westmecklenburgischen Raum die germanischen Langobarden ansässig waren, die im Zuge der Völkerwanderung bis nach Norditalien zogen und dort der Lombardei (um Mailand) ihren Namen gaben. Der Name der Langobarden ist aber auch noch in den Ortsnamen Bardowieck und Barförde (Bardenfurt) zu erkennen. Prof. Horst Keiling hat in den 1970er Jahren im Wiebendorfer Wald östlich des Dorfes nahe der Grenze zu Tessin über 700 langobardische Gräber ausgegraben. In seinem Buch „Wiebendorf – ein Urnenfriedhof der frührömischen Kaiserzeit in Hagenow“ heißt es „Wiebendorf ist der erste vollständig untersuchte frühkaiserzeitliche Urnenfriedhof im Norden der DDR. Von etwa 800 ursprünglich auf dem Platz niedergelegten Bestattungen sind 718 mehr oder weniger gut erhalten geblieben und freigelegt worden.

Abb. 1 Langobarden-Friedhof.jpg




Abbildung 1. Funde auf dem Wiebendorfer Langobarden-Friedhof

Der Bestattungsplatz gehört kulturell in die kleine Gruppe der im Kreis Hagenow verbreiteten Langobardenfriedhöfe, die mit Kulturgut vom Spät-Latene-Charakter einsetzen, das im Unterelbegebiet für die Augusteische Zeit (etwa 30 v.u.Z. bis 20 u.Z.) typisch ist und im 2.Jahrhundert abbrechen.“ In seinem Aufsatz „Das Römischen Reich und die Germanen im Boizenburger Raum um den Beginn unserer Zeitrechnung“ (in „Zur Geschichte Boizenburgs“, Boizenburg 2007) führt Keiling aus: „Als im Herbst 1972 ein gewaltiger Sturm über das Land brauste, entwurzelte er in einem alten Hochwald auf einem Kiesrücken östlich des Tessiner Moores (Wiebendorfer Moor, D.G.) auf der Wiebendorfer Gemarkung zahlreiche dicke Kiefern. Beim Durchstreifen des Windbruchgebietes entdeckte ein Traktorist einen Bronzeeimer im Wurzelloch einer umgestürzten Kiefer. Unmittelbar danach erfolgte die Besichtigung des Fundplatzes durch einen Fachmann sowie die Übernahme des Gefäßes. Dabei bestätigte sich, dass hier ein unbekannter Langobardenfriedhof liegt, der offenbar noch nicht sehr zerstört ist. … Wiebendorf war der erste Friedhof aus dieser Zeit im Nordosten, der planmäßig und vollständig untersucht worden ist. 715 Bestattungen und zahlreiche Einzelfunde konnten ausgegraben und in einem Katalogband (Keiling 1984) der Öffentlichkeit vorgelegt werden. … Überblickt man das aus den Wiebendorf-Gräbern stammende umfangreiche Fundmaterial, so lassen sich besonders nach dem Formenwandel der Keramik drei aufeinanderfolgende Zeitphasen erkennen. …

1. Wiebendorf setzt mit Bestattungen ein, die mit situlaartigen oft mit einem Henkel versehenen Terrinen mit Punkt- und Strichverzierung niedergelegt sind (Abb. 1 m). Übrigens sind aus solchen Urnen mehrfach Harzstücke bekannt geworden, auf denen sich Zahnabdrücke befinden. Das aus Pech bestehende Harz fand wohl beim Totenbrauchtum Verwendung. Die Mehrzahl der Bronzegefäße, die die Langobarden von den Römern erhalten haben dürften, gehört auch in diese frühe Zeit. Es sind Eimer (Abb. 1 k), flache Becken, Bronzekessel mit Eisenrand und eine besonders schöne Kanne mit Gesichtsmaske mit Henkelansatz (Abb. 1 l).

2. Es folgen vorwiegend schwarze Terrinen, die mit ein- und zweireihigen Rollrädchenmustern verziert sind. (Abb. 1 n)

3. Zum Schluss herrschen Terrinen mit mehrlinigem Rollrädchenmuster und Riefornamenten vor (Abb. 1 o). Auch die Depots aus Waffen und Eisengegenständen, wie sie links der Elbe auf Langobardenfiedhöfen freigelegt wurden, traten in Wiebendorf auf. Lanzenspitzen (Abb. 1 h), Schildbestandteile (Abb. 1 i) und Schwerter sowie die von der Reiterei verwendeten Sporen (Abb. 1 c) weisen auf kriegerische Auseinandersetzungen hin. Eiserne, aber manchmal auch aus Bronze bestehende Gewandhaften, die die Archäologen Fibeln (Abb. 1 a/b) nennen, waren wie die verschieden geformten Schnallen und Gürtelverschlüsse Bestandteile der germanischen Kleidung. Eiserne Pfrieme, halbmondförmige Rasiermesser (Abb. 1 g), Messer (Abb. 1 e) und Scheren (Abb. 1 f) sind häufig auftretende Gebrauchsgegenstände.“

In das verlassene fast menschenleere Land zogen dann wendische Stämme ein. In dem von den Langobarden verlassenen Gebiet haben sich die Polaben (Anwohner der Labe = Elbe) angesiedelt. Ihr Stammeszentrum und -heiligtum war in Ratzeburg zu finden. Als um die Mitte des 12.Jahrhunderts die deutsche Besiedlung der von den wendischen Polaben bewohnten westmecklenburgischen Gebiete erfolgte, wurde um den Boizenburger Burg- oder Schlossbezirk auch das Land oder die Vogtei Boizenburg gebildet. Dieses später auch Amt genannte Land Boizenburg wird etwa gleichzeitig mit dem 1154 gegründeten Bistum Ratzeburg, zu dem es kirchlich bis zur Durchsetzung der Reformation etwa 1535 gehörte, entstanden sein. In der weltlich-politischen Organisation gehörte es zunächst bis 1203 zur Grafschaft Ratzeburg, dann zur Grafschaft Schwerin und ab 1358 zu Mecklenburg. Erwähnt wird es erstmalig in einer Urkunde aus dem Jahre 1158 als Heinrich der Löwe dem Bischof von Ratzeburg ein Tafelgut "in Boyceneburg Benin" schenkt. Die Ersterwähnung von Bennin ist somit auch die für die Vogtei Boizenburg. Die Dörfer der Vogtei dürften jedoch alle um diese Zeit entstanden sein, wenn sie denn nicht schon vorher als wendische Siedlungen bestanden haben. Ihre Ersterwähnung in Urkunden liegt aber häufig um vieles später. Das Ratzeburger Zehntenlehenregister von 1229/30, in dem viele Dörfer u.a. des Amtes Wittenburg zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurden, ist für das Amt Boizenburg nur unvollständig erhalten. Mit Sicherheit sind aber mit ihren Zehntenlehen genannt:

   Zehnten für den Bischof:
        Granzin               24 Hufen
        Nieklitz              12  -"-
        Klimprow      	  	4  -"- (auf der Tüschower Feldmark)
        Niendorf         	-
        Bahlendorf   	        -
        Karrentin    	        7  -"-
        Dersenow   	        5  -"-
        Zahrensdorf           12  -„- 
        Blücher                4  Hufen  
        Lüttenmark             4  -"-
        Leisterförde           4  -"-.

In der Curie (bischöflicher Hof) "Bunserstorpe" sind von 6 Hufen Zehnten an den Bischof zu zahlen. In Übereinstimmung mit dem Mecklenburgischen Urkundenbuch darf man davon ausgehen, dass es sich bei Bunserstorpe um Bengerstorf handelt, da auch kein anderes Dorf mit ähnlichem Namen historisch belegt ist. Über die Zehnten für den Bischof hinaus sind Zehntenlehen für andere Personen in Granzin, Tessin und Gallin sowie zwei weitere nur unvollständig lesbare (der jeweils erste Buchstabe des Namens fehlt) und bisher nicht identifizierte Dörfer erwähnt. Es könnte sich bei ".ebande" um Nebande, das sagengafte Nebein auf der Gemarkung Bennin handeln und bei ".amnetin" um Gamnetin, verkürzt zu Gamm, um das Vorwerk an der Boize, das 1255 Graf Gunzelin III. an die Bürger zu Boizenburg verkauft hat. Der Name Gamm existiert nach wie vor für die Ausbaugehöfte in Boizenburg, Schwartow und Neu Gülze sowie als Flurname für die zwischen diesen liegenden Flächen. Bennin ist aufgeführt als "freigemacht für den Bischof in Feldern und Wäldern, Weiden und Wiesen, welche Herzog Heinrich (der Löwe) für den Bischof von allen Diensten befreit hat". In Tessin hat ein Reimboldus das "beneficio", das Zehntenlehen. Somit ist auch für Tessin das Jahr des Ratzeburger Zehntenlehenregisters 1230 das Jahr der Ersterwähnung. Kuhlendorf ist darin nicht erwähnt. Es scheint erstmalig im Landbederegister 1538 genannt worden zu sein, als die Besitzer Bauern das wüste Feld Kuhlendorf nutzen und dafür Bede zahlen..


Neu Gülze ist durch eine Feldmarksregulierung 1832/33 auf einem Teil der Gülzer Feldmark entstanden. Aus diesem Grunde wird zunächst verkürzt die Geschichte des Dorfes Gülze dargestellt. Im 20.Jahrhundert hat es starke Überschneidungen der Geschichte der Ortsteile Neu Gülze und Zahrensdorf gegeben, die in diese Chronik einflie0en sollen.

Kurze Geschichte des Dorfes Gülze

Gülze wird im Jahre 1281 erstmalig erwähnt, als dort die Rathmänner der Stadt Boizenburg einen Vertrag zwischen den Grafen von Schwerin, dem Bischof von Verden und dem Herzog von Braunschweig-Lüneburg beurkunden der den lüneburgischen Kaufleuten in kommenden Kriegen Sicherheit verspricht. Dann findet man das Dorf in den Bede- und den Amtsregistern zwischen 1453 und 1585.

  1. Gülze ist im Landbederegister 1453 mit 2 Anderthalbhufen, 15 Vollhufen, 1 Dreiviertelhufe, 7 Halbhufen und 3 Viertelhufen (Kossaten) aufgeführt.
  1. Im Kaiserbederegister 1498 sind 62 Personen aufgeführt, für die Bede gezahlt wird.

Die vorhandene Hufenzahl ist nicht immer konstant, so sind

  1. im Landbederegister 1538 1 Anderthalbhufe, 17 Vollhufen, 2 Dreiviertelhufen,1 Halbhufe 2 Katen und 4-mal "verbrandt" aufgeführt.
  2. Im Landbederegister 1585 sind es 1 Anderthalbhufe, 23 Vollhufen, 1 Viertel-hufe, 4 Katen, 6 Einlieger und 1 verarmter Katen aufgeführt.

Die Namen der Hüfner sind 1453 Rutzken (4), Kerstens, Rabade, Ruttezeken, Prettun (4), Kerstynen (2), Gerverd (2), Crabbe, Maschen, Kulan, Croger, Beneken, Boltze, Jazebeke, Tzempeler, Schulte, Myleke, Tzamme, Gribouwe, Syverdes, Durekop und 1585 Wegener (2), Schomacher, Prettun (3), Annische, Arneke, Tewes, Behneke, Ritzke, Wolter, Sampeler (2), Samme, Wiseke, Schacke (3), Konow, Lampe (2), Gerckens, Ditmer, Oldehovet (3), Batel, Kirstin, Drevaneke (2), Klackol (2), Burmester (2), Klueh. Unterschiedliche Schreibweisen wurden hier teilweise zusammengefasst.

Das 17. Jahrhundert brachte mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) Not in die Dörfer. In einer Amtsbeschreibung von 1640" finden sich folgende Angaben:


Gültze

In diesem Dorffe sind noch vorhanden wie folget:

  • Des Schultzen Erbe ist wüst, lieget Jochen Kluhs Witbe in dem Haus, hatt ein Kuhe.
  • Heinrich Lunowes Witwe hatt 1 Kuhe, sonst kein Viehe, auch nichts geseyet.
  • Christoph Stuefe hatt gantz kein Viehe, auch nichts geseyet.
  • Claus Behnke hatt kein Vieh und nichts geseyet.
  • Jacob Levers, hatt 1 Kuhe, 1 Kalb, keine Spannung und nichts geseyet.
  • Thies Abell hatt kein lebendige Haabe und nichts geseyet.
  • Jochim Wegener hatt 1 Kuh, sonst kein Viehe und nicht geseyet.
  • Hans Wolter ist gantz alleine, hatt kein Viehe und nichts geseyet.
  • Heinrich Batell, ist noch ledig, hatt kein Viehe und nichts geseyet.
  • Michel Schacke hatt 1 Kuhe, keine Spannung und nichts geseyet.
  • Claus Castin hatt kein Viehe und nichts geseyet.
  • Gabriel Janecke hatt kein Viehe und nichts geseyet.
  • Claus Benecke hatt kein Viehe und nichts geseyet.
  • Heinrich Tewes, sein Haus ist abgebrandt, hatt kein Viehe und nichts geseyet.
  • Claus Janecker ist die Frau gestorben, das Haus abgebrandt, hatt 1 Kuhe und nichts geseyet.
  • Frantz Ditmer
  • Jürgen Porthun
  • Jost Ohlehövet
  diese seint mit alle den Ihrigen 
  verstorben und die Häuser abgebrandt.
  • Hans Ohlehövet ist mit den seinigen verstorben, das Haus stehet noch und ist ein kleines Mägdelein dazu noch im Leben.
  • Claus Samme ist verstorben, das Haus stehet noch, ist ein kleiner Junge noch im Leben, aber zu Hamburgk.

Diese Vorhergeschriebenen sind alle seit ehe die Teldau eingetheilet Huefener gewesen.

  • Ein Halb Huefener
Claus Ohlehövet, das Haus ist 
abgebrandt, hatt 1 Kuhe, sonste kein 
Viehe, auch nichts geseyet.

Köther

  • Hans Manecke ist gestorben und ein Junge nachgelaßen, die Kathe stehet noch wüste
  • Jochim Lampe ist gestorben, die Kathe stehet wüste, 1 Schwester darin.
  • Claus Porthun lebt, ist in Boizenburg, die Kathe stehet wüste
  • Vicke Marhe lebt noch, die Kathe ist abgebrandt
  • Jochim Samme lebt noch im Dorff, die Kathe ist abgebrandt.
  • Hans Peterß ist auf der Heide, die Kathe ist baufellich, aber eine Scheune dabei.

Sagen, seit der Zeit da ihnen die Teldau genommen, haben sie mit der Spannung nicht gedienet, sondern alle für Köther gepachtet worden. Und gehöret dieses Dorf u.g.F. und Herrn. (unserm gnädigen Fürsten und Herrn)

Der Boizenburger Pfarre führt im Beichtkinderverzeichnis 1704 die Namen der Gülzer Einwohner auf. An dieser Stelle sollen nur die Namen der Hüfner, Cossaten usw. ohne die der Familienmitglieder und des Gesindes aufgeführt werden. Das Dorf Gülz liegt diesseits der Teldau, eine halbe Meile von der Stadt und ist Hochfürstlich.

  • Schuld, Hans, 26 Jahr, Schultze u. Hüfner
  • Setke, Andreas, 30 J. Hüfner
  • Peters, Hans, 41 J. Hüfner
  • Ditmer, Johann, 31 J. Hüfner
  • Hintze, Hans, 30 J. Hüfner
  • Straat, Hans, 30 J. Einlieger
  • Schlage, Peter, 40 J. Hüfner
  • Gnaust, Hinrich, 33 J. Hüfner
  • Voß, Hans, 30 J. Coßate/Schiffsknecht
  • Batel, Jochim, 27 J. Coßate
  • Tevs, Hans, 30 J. Hüfner
  • Tevs, Hinrich, 33 J. Hüfner
  • Brokmöller, Detlev, 49 J. Hüfner
  • Tevs, Hans, 30 J. Einlieger
  • Masch, Hans, 39 J. Coßate
  • Langhans, Hinrich, 40 J. Halbhüfner
  • Lemke, Jochim, 46 J. Coßate/Steuermann
  • Marx, Jochim, 46, J. Schweinehirt
  • Schalk, Hinrich, 30 J. Einlieger
  • Tevs Jacob, 33 J. Hüfner
  • Wolter, Hans, 52 J. Hüfner
  • Byemann, Hans Caspar, 52 J. Hüfner
  • Gnaust, Claus, 30 J. Hüfner
  • Wolter, Jürgen, 50 J. Hüfner
  • Meier, Michael, 40J. Coßate
  • Jesker, Claus, 50 J. Hüfner
  • Batel, Hans, 50 J. Schiffsknecht
  • Schack, Jochim, 24 J. Hüfner
  • Menger, Jürgen, 36 J. Hüfner
  • Gerke, Jacob, 33 J. Schiffsknecht
  • Jahnke, Hinrich, 60 J. Hüfner
  • Gerke, Hans, 30 J. Hüfner
  • Voß, Jochim, 54 J. Coßate
  • Brand, Jochim 56 J. Hüfner
  • Brand, Peter, 46 J. Coßate/Schiffsknecht
  • Wegener, Jürgen, 39 Coßate/Schiffsknecht
  • Buchholtz, Jochim, 30 J. Schiffsknecht
  • Straat, Stoffer, 43 J. Hüfner
  • Konow, Dorothea, 60, Witwe, Halbhüfnerin
  • Benke, Jochim, 70 J. Einlieger
  • Däle, Jochim 42 J. Halbhüfner/Zimmermann
  • Nieland, Jochim, 22 J. Schiffsknecht
  • Fischer, Hinrich, 29 J. Kuhhirte
  • Freichte, Hinrich, 39 J. Schäfer

Das waren: 23 Hüfner, 3 Halbhüfner, 8 Coßaten Sie wurden offenbar im Rundgang durch das Dorf nach der Lage ihres Wohnplatzes aufgeführt.

Im Beichtkinderverzeichnis aus dem Jahre 1751 werden die Bauern nur noch Halbhüfner genannt: Hans Schultz, Johann Jürgen Sasse, Hans Hinrich Peters, Andreas Hintze, Johann Ditmer, Frantz Tofelde, Hans Hinrich Gnaust, Joh. Jürgen Ritsch, Joch. Gerke, Claus Jacob Tewes, Hinrich Gültzow, Hinrich Tewes, Hans Jochim Bädeker, Frantz Jochim Rehagen, Claus Jürgen Kohl, Hans Peter Straht, Jochim Hinrich Peters, Casten Burmeister, Hans Jochim Schack, Casten Elfers, Hans Hase, Hans Jochim Gerke, Jochim Hinrich Brandt, Jochim Jürgen Straht. Dazu die Cossaten: Jürgen Früchten, Hans Hinrich Pinnau, Jürgen Gnaust, Hinrich Fahnck (Fauhck?), Jacob Schultz, Hans Jürgen Straht, Claus Jacob Ditmer, Wwe. Margarethe Elisabeth Woltern, Jacob Dätz, Hans Batel, Hans Duve, Jochim Batel, Hinrich Schilde, Frantz Wilhelm Behncke. Kuhhirt Jochim Müller, Schweinehirt Jochim Lemck und Hans Tewes.

Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts werden in den Domanialdörfern in Abständen von in der Regel 24 Jahren Feldmarksregulierungen durchgeführt. Dabei werden die Hufen für Steuern und Abgaben neu bewertet. Häufig erfolgt auch eine Neuverteilung des Ackers und der Wiesen. Es werden seit 1753 auch Büdnereien angelegt. Das zeichnet sich in den Staatskalendern ab.

Im Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender 1810 wird Gülze mit 24 Halbhufen, 10 Achtelhufen, 6 Büdnern und Schule, 1825 mit 24 Halbhufen, 8 Achtel-hufen, 13 Büdnern, Kapelle und Schule aufgeführt.

Im Zuge einer Feldmarksregulierung 1832/33 werden 16 Hufen aus dem Dorf herausgelegt. Dabei entstehen das Dorf Neu Gülze und der Ausbau Riet-Ut. Darüber geben einige interessante Unterlagen Auskunft, die sich im Landeshauptarchiv in Schwerin befinden, zum Einen eine Carte der TELDAU Domanial Amtes Boizenburg Vermessen 1824 & 1825 von G.Voss durch Albrecht, nach solcher Vermessung Charte der Regulirung ausgeführt in den Jahren 1826 & 1827 und diese Copi gefertiget 1829 von F.W.Susemihl.

In diese Karte wurden nach 1850 die Gülzer Pächter in der Flur „Klayen“ in der Teldau eingetragen. Diese zeitliche Aussage ergibt sich aus folgenden Daten: Friedrich Trilk, später Büdner in Bandekow, wurde 1854 in Gülze geboren. Sein Vater Johann Heinrich Christian Trilk (Dieter Greves Vorfahre der 4. Generation), geboren 1822 in Besitz, war offenbar Interimswirt auf der Hufe 13, der späteren Nr.9, nachdem er Catharina Sophia Christiane, geb. Kohl, geb 1822 in Bandekow als Tochter des dortigen Schulzen Franz Wilhelm Kohl auf Hufe 1, geheiratet hatte, die wohl in erster Ehe mit einem Müthel oder Schmidt verheiratet war.

Die etwa zeitgleich, nämlich im Zuge einer Feldmarksregulierung 1855/59, entstandene Karte der Dorf Feldmark Gülze Amts Boizenburg gibt weitere Hinweise. Sie weist die Riet- Uter Bauern als Erbpächter aus. Einige bei der Regulierung 1833 noch vorhandene Hufen fehlen nun. Ein Dokument unter dem Namen "Besitzerverzeichnis der Bauer-Gehöfte" von 1822, das das Domanialamt Boizenburg betrifft, gibt zusammenfassende Auskünfte. Dabei ist zu berücksichtigen, dass im Jahre 1833 in Gülze die Feldmarks-regulierung durchgeführt wurde, bei der etliche Hufen in Erbpacht gegeben wurden. Dabei wurden 13 Hufen im Norden der Gemarkung Gülze angesiedelt. Daraus entstand das Dorf Neu Gülze mit 13 Erbpächtern und 5 Büdnern. 3 Hufen wurden auf den Riet-Ut ausgebaut. Auch sie wurden in Erbpacht gegeben.

Nr. 1, 1833 Nr.1 (Teldau-Karte um 1850: Brandt)

  • - Jochen Hinrich Brandt
  • 1758 J. Carl Christoph Mancke
  • 1809 Jochen Hinrich Brandt
  • 1821 J. Hinrich Brandt

Nr. 2, 1833 Nr.2 (Findbuch im Archiv: Strath, Burmeister, Wöhlke, Straht, auf der Karte von 1855/59 offenbar nicht mehr vorhanden)

  • 1750 Jochen Jürgen Strat, Nr.2
       und Christian Strat, Nr.1
  • 1784 J.Hans Hinrich Burmeister
  • 1796 J.Hans Hinnerich Wöhlcke
  • 1811 Johann Jürgen Strat


Nr. 3, 1833 Nr.3 (Teldau-Karte um 1850: Schult)

  • - Schulze Hans Jochen Schult
  • 1761 Johann Hinnerich Schult
  • 1792 Hans Jochen Schult

Nr. 4, 1833 Nr.4 (lt. Karte von 1853/59 Erbpächter Nr. 4, Riet-Ut)

  • 1782 Johann Jochen Nielandt
  • 1816 Jochen Hinrich Nielandt


Nr. 5, 1833 Nr.5 (lt Karte von 1853/59 Erbpächter Nr. 5, Riet-Ut)

  • - Jochen Hinrich Peters
  • 1758 Jochen Hinrich Thiedemann
  • 1763 Hans Hinrich Peters
  • 1767 J. Caspar Hinrich Hinzmann
  • 1782 Franz Jürgen Peters
  • 1812 Johann Jochen Peters
  • 1833 Johann Tophelde


Nr. 6, 1833 Nr.6 (Findbuch: Lüneburg, Dittmer, Brandt; Teldau-K: Dittmer, heute nicht mehr vorhanden: Sportplatz u. Friedhof)

  • - Andreas Hinz
  • 1753 Stefahn Hinz
  • 1762 J. Claus Hinrich Bencke
  • 1781 Otto Volrath Brandt
  • 1786 Andreas Jochen Hinz
  • 1787 Jochen Christoph Dittmer
  • 1807 Georg Friederich Lüneburg
  • 1825 Jochim Heinerich Dittmer

Nr. 7 (Johannis 1833 Erbpächter in

        Neu Gülze Nr.5, H.H.Dittmer)
  • - Johann Jochen Ditmer
  • 1766 Hans Hinnerich Dittmer
  • 1803 Hans Peter Dittmer
  • 1831 Hans Heinrich Dittmer
  • 1915 Ernst Bantin, Ehefrau geb. Dithmer
  • 1970 Ernst Bantin jun.

Nr. 8 (Joh. 1833 Erbpächter in Neu

        Gülze Nr.2,  H.H. Tofelde)
  • - Franz Jürgen Tofelde
  • 1761 J. Johann Jacob Thiedemann
  • 1780 Franz Tofelde
  • 1802 Johann Hinrich Tofelde
  • 1970 Hans Dahlenburg


Nr. 9 (Joh. 1833 Erbpächter in Neu

       Gülze Nr.13, Gamm, J.H.Schlage)
  • - Johann Hinrich Schlage
  • 1751 Johann Jürgen Ritscher
  • 1752 Johann Hinrich Kohl
  • 1759 Johann Peter Tofelde
  • 1776 Tomas Hinrich Schlage
  • 1806 Johann Hinrich Schlage


Nr. 10, 1833 Nr.7 (Findbuch: Gnaust, Abbe, Karte von 1855/59 nicht mehr vorhanden)

  • - Hans Jochen Gnaust
  • 1784 Claus Hinnerich Abbe
  • 1829 Hans Heinrich Abbe


Nr. 11, 1833 Nr.8 (Findbuch: Voß, Maath, Ritzke, Teves, Nieland, auf Teldau-Karte und Karte von 1855/59 nicht mehr vorhanden)

  • 1764 Cossat Johann Hinnerich Voß
  • 1781 Jacob Jochen Voß
  • 1796 J. Franz Balthasar Ritsche
  • 1807 J. Jürgen Hinnerich Voß
  • 1810 J. Jochen Hinnerich Teves
  • 1816 Johann Nieland (Interimswirth)


Nr. 12 (Joh. 1833 Erbpächter in Neu Gülze Nr.10, J.H. Früchten)

  • - Hans Hinrich Batel
  • 1757 Hinrich Früchten
  • 1764 Hans Jürgen Teves
  • 1792 Johann Jürgen Früchten
  • 1828 Johann Heinrich Früchten
  • 1954 Hermann Früchten in Neu Gülze


Nr. 13, 1833 Nr. 9 (Teldau-Karte

        um 1850: Trilk)
  • - Jochen Hinnerich Gereke
  • 1757 Peter Nieland
  • 1758 Otto Schult
  • 1782 Jürgen Jacob Schmidt
  • 1814 Johann Jacob Schmidt
  • 1823 Johann Heinrich Müthel
  • 1850 Trilk
  • 1867 Johann Trilk (Volkszählungsliste)


Nr. 14, 1833 Nr.10 (Teldau-Karte

      um 1850: Jammer)
  • - Claus Jacob Teves
  • 1758 Claus Hinrich Jammer
  • 1792 Peter Jacob Jammer
  • 1821 Jochen Hinrich Jammer


Nr. 15, 1833 Nr.11 (Findbuch: Müthel)

  • 1751 Hinrich Gültzo
  • 1769 Hans Jacob Mütel
  • 1796 Hans Jacob Mütel


Nr. 16, 1833 Nr.12 (Findbuch: Abbe, Masch, Peters, Gehrke, Schack, Meinke, Abbe, auf Karte 1855/59 nicht mehr vorhanden)

  • - Cossat Albrecht Masch
  • 1754 Hans Jürgen Peters
  • 1773 J. Johannn Hinrich Krüger
  • 1792 Hans Jürgen Peters
  • 1816 Hinnerich Jacob Gereke
  • 1819 Johann Hinrich Schack
  • 1826 Hans Christian Meinke

(Bemerkung: Derselbe ist jedoch nur Zeitpächter bis 1842, als den Zeitpunkt, wo die Gerekesche Tochter und Gehöftserbin ihre Volljährigkeit erreicht.)


Nr. 17, 1833 Nr.13 (Findbuch: Langhans, Barkholdt, Pinnow, Bädker)

  • - Hans Langhans
  • 1760 Johann Leonhard Barkholdt
  • 1770 Hans Hinrich Pinnow
  • 1795 Johann Wilhelm Bädker


Nr. 18 (Joh. 1833 Erbpächter in Neu Gülze Nr.3 od. Nr.6)

  • - Hinrich Teves
  • 1768 Jürgen Hinrich Teves
  • 1805 Johann Hinrich Teves

Nr. 19 (Joh. 1833 Erbpächter in Neu Gülze Nr.4, H.W. Kohl)

  • 1759 Johann Bätcker
  • 1768 Hans Jochen Bätcker
  • 1784 Johann Hinrich Kohl
  • 1796 J. Johann Jochen Mancke
  • 1807 J. Johann Jochen Dittmer
  • 1814 Johann Hinnerich Kohl
  • 1901 Schulze Kohl

Nr. 20 (Joh. 1833 Erbpächter in Neu Gülze Nr.11, J.H.Rehhagen)

  • - Hans Jürgen Strat
  • 1752 Jochim Rehhagen
  • 1764 Franz Jochim Rehhagen
  • 1781 Johann Heinrich Rehhagen
  • 1803 Johann Wilhelm Tiedemann
  • 1820 Franz Christoph Rehhagen
  • 1970 Gastwirt Wilhelm Hagemann


Nr. 21, 1833 Nr.14 (Teldau-Karte um 1850: Lüneburg)

  • - Claus Jürgen Kohl
  • 1756 Claus Jürgen Kohl
  • 1760 Franz Jochim Luneburg
  • 1789 Jürgen Jacob Luneburg
  • 1829 Jochim Heinrich Lüneburg


Nr. 22, 1833 Nr. 15 (Findbuch: Strath, Gehrke, Brandt, Karte von 1855/59 Erbpächter auf dem Riet-Ut)

  • - Hans Peter Straat
  • 1757 Johann Peter Strat
  • - J. Jacob Heinrich Gerke
  • 1809 Jochim Jürgen Brandt
  • 1828 Jochim Heinrich Brandt


'Nr. 23, 1833 Nr. 16 (Teldau-Karte um 1850: Schlage)

  • - Jochim Heinrich Peters
  • 1758 Johann Jochim Tiedemann
  • 1785 Jochim Heinrich Peters
  • 1815 Hans Jacob Teves
  • 1821 Jochim Heinrich Schlage

Nr. 24, 1833 Nr. 17 (Teldau-Karte um 1850: Gnost)

  • - Hans Hinrich Gnaust
  • 1755 Hans Jochen Gnaust
  • 1769 Jochen Hinrich Gnaust
  • 1792 Hans Jochen Gnaust
  • 1818 Jochen Hinrich Gnaust

Nr. 25 (Joh. 1833 Erbpächter in Neu Gülze Nr.9, J.H. Lüneburg)

  • - Cossat Jürgen Gnaust
  • 1765 Hinrich Jacob Gnaust
  • 1804 Jürgen Hinrich Gnaust
  • 1810 J. Hans Jochen Nöring
  • 1828 Johann Heinrich Lüneburg

Nr. 26 (Joh. 1833 Erbpächter in Neu Gülze Nr. 8, Schulze H.J.Porthun)

  • - Hans Jochen Schack
  • 1756 Schulze Johann Heinrich Porthun
  • 1797 Schulze Johann Heinrich Porthun
  • 1821 Hans Jochen Heinerich Porthun

Nr. 27, 1833 Nr. 18 (Teldau-Karte um 1850: Scheer)

  • - J. Karsten Elvers
  • 1753 J. Heinrich Thomas Thiedemann
  • 1787 Franz Hinrich Scheer
  • 1802 J. Jürgen Hinrich Mancke
  • 1816 Johann Hinnerich Scheer
  • 1901 Schulze Scheer


Nr. 28 (Joh. 1833 Erbpächter in Neu Gülze Nr. 3 oder 6, J.H.Tewes)

  • - Hans Hinrich Hase
  • 1763 Johann Jacob Burmeister
  • 1774 Heinrich Wilhelm Kruse
  • 1775 Hans Jacob Teves
  • 1801 Hans Jochen Teves


Nr. 29

  • 1757 Hans Jochen Gerke
  • - Claus Hinnerich Gerke
  • 1811 Johann Jochen Gerke


Nr. 30', 1833 Nr.19 (Teldau-Karte um 1850: Schult)

  • - Cossat Hans Jacob Schult
  • 1770 Hans Jochen Schult
  • 1816 Hinnerich Christian Schult

Nr. 31 (Joh. 1833 Erbpächter in Neu Gülze Nr. 7, Jammer)

  • - Cossat Heinrich Mancke
  • 1765 Leonhard Jürgen Kohl
  • 1790 Heinrich Mancke
  • 1798 Hans Hinrich Jammer
  • 1828 Johann Jürgen Jammer

Nr. 32 (Joh. 1833 Erbpächter in Neu Gülze Nr. 12, H.H. Baedker)

  • - Cossat Johann Jürgen Rehagen
  • 1764 Jochen Hinrich Strat
  • 1767 August Heinrich Dähling
  • 1780 Hans Jürgen Bädcker
  • 1799 Jochen Hinrich Bädcker
  • 1828 Hans Heinrich Bädcker
  • 1960 Heinrich Bädker

Die Hufen Nr. 2, 10, (7 neu), 11, (8 neu), 16 (12 neu) und 29 sind wahrscheinlich in Büdnereien umgewandelt worden.

Der Staatskalender von 1835 verzeichnet die Veränderung für Gülze mit 15 Hauswirten, 4 Cossaten, 15 Büdnern, Kapelle und Schule, dazu kommt dann Neu Gülze mit 13 Erbpächtern und 5 Büdnern. 1871 sind 3 Hufen vererbpachtet (Riet-Ut), 12 Stellen sind nun wegen des geringwertigen Bodens nur noch Achtelhufen. 1890 sind es 14 Erbpächter, 1 Achtelhüfner und 21 Büdner (dav. 1 Krug und 1 Schmiede). Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die 4 Cossaten nun als Büdner eingestuft wurden.




Die Kirchgemeinde Gülze gehörte bis 1933 zum Sprengel der Boizenburger Pfarre, dann wurde sie mit der Pfarre Zahrensdorf vereinigt. Der Kirche in Gülze gehörten die Dörfer und Ortsteile Gülze, teils auch Neu Gülze (die umgesiedelten Erbpächter und Büdner), Vorderhagen, Langfeld, Amholz, Grabenau und Hinterhagen an. Diese Zugehörigkeit hat sich in Bezug auf den Friedhof auch für Neu Gülze teilweise noch erhalten.


In Niekammers Güter Adressbuch 1921 werden folgende Landbesitzer in Gülze genannt:

  • Brandt, Johann 30 ha
  • Ehlers, Johann 44 ha
  • Gnaust, Heinrich 23 ha
  • Gnaust, Karoline Wwe. 26 ha
  • Lüneburg, Heinrich 26 ha
  • Pingel, Wilhelm 22 ha
  • Scheer, Paul 26 ha
  • Schlage, Wilhelm 23 ha
  • Schmidt, Heinrich 26 ha
  • Schmidt, Hermann 30 ha
  • Siemers, August 33 ha
  • Warnke, Hermann 38 ha

Geschichte des ritterschftlichen Gutes und des Kirchdorfes Zahrensdorf

Geographische Lage



-Größere Karte von Zahrensdorf anzeigen-


Lage des Dorfes

Das Kirchdorf Zahrensdorf befindet sich etwa 7 km östlich von Boizenburg an der Schaale, dort wo diese in das Elbetal eintritt.

Ortsname, Dorf- und Flurform

Den Ortsnamen 1230 im Ratzeburger Zehnt-Lehens-Register genannten Tsarnekestorp für Zahrensdorf deutet KÜHNEL aus altawisch carn (tscharn) für schwarz als "Dorf des carnek". Die niederdeutsche Aussprache ist "Zarnstörp". Die Dorfform nach den alten Karten bezeichnen ENGEL und Benthien als Gassendorf. Die Flurform ist nach Benthien die Guts- Bauernflur. Benthien beschreibt das Dorf weiterhin: "1771 DV (Direktorialvernessung, D.G.): Gut, 14 Bauern, Pfarrhof; WIEBEKING gibt noch Langstreifen an, die nachträglich gelöscht worden sind (Vergüterung damals im Gange)"

Beschreibung nach Rabe/Quade 1994

Zahrendorf (Tsarnekestorp) bei Boizenburg (Geschwister von Lücken) an der Schaale und der Ludwigslust-Boizenburger Chaussee. 1 Meile östlich von Boizenburg, Hof mit Kirche ohne Patronat, Schule, Schmiede und Krug,, 3 Hauswirthen, 131 (319) Einw., L.V. Allod. 1897,8 bonitierte Scheffel und 623,7 ha - leichter Boden - [16364.]

Zahrensdorf im Spiegel der Karten

Zahrendorf.Wbkg..jpg

Die Feldmark Zahrensdorf zeigt auf der Karte von Wiebeking noch eine angedeutete Langstreifenflur. Die Karte ist auf der Grundlage der Karte der Direktorialvermessung aus dem Jahre 1771 entstanden.


Sm Dorf Zahrensdorf.jpg

Der Ausschnitt aus der Schmettauschen Karte, die auf Grundlage der Wiebekingschen entstanden ist, zeigt neben einem Gutshof eine Anzahl von bäuerlichen Gehöften


Zahrensdorf.Frese.Schaale.jpg

Daniel Frese, Der Schaale-Kanal 1587 (Ausschnitt)

Dieses ist die älteste Karte auf der Zahrensdorf abgebildet wurde, die Darstellung des Flusslaufs der Schaale aus dem Jahre 1587. Diese bildhafte Karte wurde von dem in Lüneburger Diensten stehenden Maler und Landmesser Daniel Frese gefertigt, als die Schaale als Konkurrenz zu Stecknitzkanal zur Verbindung von der Elbe nach Wismar ausgebaut werden sollte.


MTB Zahrensdorf.hell.jpg

Auf diesem Messtischblatt vom Jahre 1881 werden bereits die Veränderungen im Dorf und in der Flur deutlich. Die verbliebenen 3 Bauerngehöfte sind an den südlichen Rand der Feldmark verlagert worden. Im Dorf gibt es außer dem Gutshof und dem Pfarrhof nur noch den Erbkrug/Erbschmiede.

Zahrensdorf im Mittelalter und der frühen Neuzeit bis zum Dreßigjährigen Krieg

Das Bild des Dorfes im Mittelalter und der frühen Neuzeit

Auf der Karte von Wiebeking aus dem Jahre 1786 erkennt man noch die ursprüngliche Struktur des Dorfes. Wie oben bereits ausgeführt wird Zahrensdorf ursprünglich ein Gassendorf gewesen sein, das eine durchgehende Straße in Nord-Süd-Richtung hatte. Diese bei den Autoren Engel und Benthien als Gasse bezeichnete Dorfstraße erstreckte sich vom Rittersitz am späteren Herrenhaus bis über die heutige Chaussee in Richtung Kiekut. Dort am südlichen Dorfende lag wahrscheinlich der Schwerpunkt der Gehöfte der Hufener. Ein zweiter Siedlungsschwerpunkt befand sich etwa dort, wo der Bretziner Weg vom alten Postweg abzweigte, der aus Richtung Schwartow nach Zahrensdorf führte. Dort dürften die Kossatenstellen gelegen haben, die allgemein sich in den Dörfern in Randlage befanden.

Die Kirche, das Pfarrhaus und das Küsterhaus, (alte Schule) befanden sich - auf dem Kartenausschnitt nicht deutlich erkennbar - mitten im alten Dorfkern. Die auf der Frese-Karte eingetragene Windmühle dürfte sich südlich der Kirche in Richtung Kiekut befunden haben. Im Jahre 1771 wurde Zahrensdorf im Zuge der Direktorialvermessung von Gihlow vermessen. Die Direktorialvermessung diente als Voraussetzung für die Bonitierung der ritterschaftlichen Güter und damit als Grundlage für die Steuerfestsetzung Die dabei entstandene karte hat heinrich Garber abgezeichnet.

Zahrensdorf 1771 nach Garber.jpg

Zahrensdorf nach der Direktorialvermessung 1771 (nach einer Zeichnung von Heinrich Garber)

Grenzen der Feldmark Zahrensdorf

Die Feldmark Zahrensdorf erstreckte sich von der Gülzer (heute Neu Gülzer) Grenze nördlich der Bahnlinie entlang der Schaale in Richtung Norden bis auf die Höhe der Ortslage Wiebendorf, von der Schaale in etwa in nordwestlicher Richtung bis an den Verbindungsweg Schwartow-Bretzin, entlang dieses Weges bis an den Waldrand, von dort südlich in Richtung Gammer Moor und weiter südöstlich am Wiesenweg bis an die B 5, diese querend über das Gelände der Gärtnerei Schütt hinter der östlichen Häuserzeile der Straße Friewei bis kurz vor der Bahnlinie, von dort parallel zu der Bahnlinie in Richtung Osten an die Schaale. Nach der Versiedlung des Gutes Zahrensdorf wurden Teile der Gemarkung Zahrensdorf auf die Gemarkung Neu Gülze umgemarkt, von der Gamm entlang des Feldweges am Mühlenfeld bis an die Wegegabelung, von dort bis an die B 5 entlang dieser bis an das erste Neu Gülzer Häuslergehöft, dann in etwa südlicher Richtung entlang des Feldweges, dann nach Westen bis an die Straße Friewei, entlang dieser bis kurz vor der Bahnlinie und dann östlich bis an die Schaale.

Verkehrsverhältnisse in und um Zahrensdorf, Neu Gülze und Hühnerbusch

Die Lage an der Schaale hatte für Zahrensdorf und Hühnerbusch in zweierlei Hinsicht Bedeutung, zum einen wurde ab 1587 versucht, diese als Wasserweg von der Elbe an die Ostsee auszubauen, zum anderen war über den kleinen Fluss eine Brücke erforderlich, um diesen sicher zu queren. Der Ausbau der Schaale wurde bald mit einer geringeren Aufgabenstellung betrieben, weil die Überwindung des mecklenburgischen Landrückens in Richtung Wismar im Endmoränengebiet sich als zu aufwändig erwies. Die Schaale wurde dann nur zum Flößen von Holz aus den mecklenburgischen und lauenburgischen Wäldern für die Lüneburger Saline genutzt. Deshalb tauchen in den Registern auch Schiffsknechte auf. Die Brücke über die Schaale wurde erforderlich, weil die Verbindung von Hamburg und Lüneburg nach Schwerin über Boizenburg und Wittenburg durch Zahrensdorf führte. Diese verließ Boizenburg durch das Mühlentor, das im Gegensatz zum Markttor meistens hochwasserfrei war. Der Weg führte dann über Schwartow nach Zahrensdorf und weiter über Klein Bengerstorf, Schildfeld, Camin und Lehsen nach Wittenburg von dort über Dümmer und Stralendorf nach Schwerin. Der wichtigere Postweg von Hamburg nach Berlin führte über den Hühnerbusch, Lübtheen, Lenzen und Perleberg. Beim Hühnerbusch kreuzte der Postweg die Schaale über eine weitere brücke. Dort wurde auch Zoll erhoben. Er verließ Boizenburg bei normalen Verhältnissen durch das Markttor, dann über Bahlen zum Hühnerbusch. Bei Hochwasser musste ebenfalls der Stadtausgang über das Mühlentor genommen werden. Dann verlief er von Schwartow durch die Gamm zum Hühnerbusch und als Ausweichvariante über das Zahrensdorfer Feld. Deshalb weist die Karte der Vermessung von 1771 den Weg nach Hühnerbusch aus. Über das Zahrensdorfer Feld weist diese Karte auch einen Weg nach Schwarzenwasser aus, der ersteren auf dem Zahrensdorfer Feld kreuzte. Schwarzenwasser war der Standort einer Fähre über die Sude in Richtung Bleckede. Dieser Weg ist wohl als Verbindung vom Schwerin-Boizenburger Weg nach Bleckede zu sehen. Weitere Wegeverbindungen gab es von Zahrensdorf in die Dörfer, die zum Kirchspiel gehörten, nach Tessin und nach Bretzin, von dort weiter nach Groß Bengerstorf und zunächst auch nach Beckendorf. Vom Postweg in Richtung Schwartow zweigt der Herrenweg ab, der nach Gresse über Badekow führte. Die Karten weisen auch bereits die Landstraße in Richtung Dersenow aus, der die Verbindung über Vellahn und Setzin nach Hagenow darstellte und in Teilen der heutigen B 5 folgte. Ein seinerzeit sicher wichtiger Weg verließ Zahrensdorf nach Süden in Richtung Gülze und Hühnerbusch. Auf diesem wurde sicher bis 1702 die Verbindung zur Kirche nach Blücher gepflegt, da bis zu diesem Zeitpunkt der Zahrensdorfer Pastor auch die Pfarre Blücher zu betreuen hatte.

Mit dem Bau der Straße von Hamburg nach Berlin, der heutigen B 5 wurde an der Brücke über die Schaale Zoll erhoben. Das sogenannte Chausseehaus wurde nach dem Fortfall des Straßenzolls zum Sitz des Straßenmeisters und Chausseewärters. Zu nennen ist auch die Hamburg-Berliner Eisenbahn, die die Gemarkung Neu Gülze kreuzt und zerschneidet. Von Neu Gülze führen Wege in die Nachbardörfer Gülze, auch zum Rietut, nach Bahlen und nach Schwartow.

Die Pfarre Zahrensdorf

Das Dorf Tsarnekestorp wird im Ratzeburger Zehnt-Lehens-Register 1230 genannt, nicht aber die "parochia" Zahrensdorf. Wie das Land Boizenburg im Vergleich zu beispielsweise zu den Ländern Wittenburg und Gadebusch durch den Zustand der Urkunde nur unvollkommen aufgeführt ist, so sind auch nur die Dörfer aber keine Pfarreien genannt. Aus späteren Urkunden ergibt sich der Umfang des Kirchspiels Zahrendorf mit den Dörfern, Tessin mit Kuhlendorf, Bretzin, Groß und Klein Bengerstorf, Karrentin (dabei auch der östlich der Schilde gelegene Teil von Schildfeld) und den Gütern Zahrensdorf, Wiebendorf und ursprünglich auch Beckendorf. Der Pfarrer in Zahrensdorf war bis 1702 gleichzeitig für die Pfarrei Blücher zuständig, hatte somit einen Sprengel zu versorgen, der auch Dersenow, Besitz, Blücher, Niendorf, Teschenbrügge und das lüneburgische Krusendorf umfasste.

Um den Bau der Kirche rankt sich eine Sage. Angeblich sollte sie zunächst in den Bretziner Bergen gebaut werden. Das dort angefahrene Baumaterial fand man jedoch immer wieder in Zahrensdorf. Das wurde als ein Fingerzeig Gottes gesehen, das Gotteshaus nicht auf dem Boden einer heidnischen Kultstätte zu errichten. Letztendlich entschied man sich darum, die Kirche in Zahrensdorf zu bauen. Solche Sagen gibt es jedoch auch anderenorts. Es gibt weitere Sagen, die sich mit dem slawischen Heidentum im Kirchsprengel auseinandersetzen. So gibt es in der mündlichen Überlieferung in Bengerstorf eine Erklärung, warum die Groß Bengerstorfer nicht über Klein Bengerstorf in die Kirche fuhren. Der Grund sollte gewesen sein, dass die deutschen Groß Bengerstorfer nicht durch das slawische Klein Bengerstorf fahren wollten, sondern über Bretzin. In Wahrheit wird der Grund gewesen sein, dass es seinerzeit bei Bengerstorf noch keine Brücke über die Schaale gab. Darüber hinaus hatten die Groß Bengerstorfer das Recht, dass ihre Toten bis auf den Friedhof gefahren werden durften. Die Toten aus den slawischen Dörfern Tessin und Klein Bengerstorf mussten über die Friedhofsgrenze getragen werden.

Die Kirche ist ein Bau des 13. Jahrhunderts, der Übergangszeit vom romanischen zum gotischen Baustil. Der Feldsteinbau des Kirchenschiffes hat romanische Schlitzfenster mit gotischem Spitzbögen und eine flache Holzdecke, während der aus Ziegeln errichtete Chor ein Holzgewölbe trägt. Auf den Feldsteinsockel des Turmes setzte ein in Holz ausgeführter Turm mit einem Satteldach auf, das in den 1970er Jahren durch ein Walmdach ersetzt wurde.

Kirche in Zahrensdorf 1928.jpg


Zahrensdorf.Kirche.jpg


Zahrensdorf.Kirche1928.jpg


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Bilder: Die Kirche in Zahrensdorf in den Jahren 1928 und 1998

In den 1920er Jahren hatte der Kirchturm noch das ursprüngliche Satteldach (Die zwei älteren Bilder stammen von einer Konfirmationsurkunde aus dem Jahre 1928). Den Kirchenraum füllte ein festes Gestühl. An der Nord- und die Südseite waren Emporen angebracht, die auf der Westseite war die Orgelempore. Im Chor gab es auf der Südseite eine von der Familie von Delwig errichtete kleine Empore, die im Bild sichtbar ist. Die Kanzel enthielt noch das volle Bildprogramm mit den 4 Evangelisten und den 6 Aposteln, die teilweise im Jahre 1975 geraubt wurden. Die auf dem Bild von 1998 rechts stehende Tür (in der Ecke angelehnt) war ursprünglich am Aufgang zum Kanzelkorb zu finden. Sie war von einer Christusfigur bekrönt, die ebenfalls dem Raub zum Opfer fiel.

"Der Altaraufsatz ist ein Werk des Barockstils von 1750, die Kanzel ein älteres und besseres Werk der Spätrenaissance von 1634. In den Füllungen des Predigtstuhls, der Treppenwange und der Aufgangsthür sieht man die Gestalten des Heilandes, der vier Evangelisten und der sechs Apostel Petrus, Paulus, Jacobus minor, Andreas, Philippus und Matthias. Außerdem sieht man daran das Vogeler-Tellinsche Allianz-Wappen. Am Allianzwappen sieht man das Delwigsche Wappen, und an der auf der Südseite des Chores angebrachten Empore von 1680 das Delwig-Wördenhofsche Allianz-Wappen. Die jetzige Orgel wurde 1860 aus Hamburg hierher versetzt." (Fr.Schlie 1899) Bedauerlicherweise fielen die genannten Füllungen von der Kanzel teilweise im Jahre 1975 Kirchenräubern zum Opfer. Auch die genannte Empore ist ebenso wie das Altarbild und das auf dem Bild von 1928 auf dem Altartisch stehende Kruzifix nicht mehr vorhanden. Das Kruzifix und das Altargemälde fehlen bereits auf einem Foto von 1930. Sie wurden ersetzt durch ein an der Altarwand befestigtes Kruzifix.

Bei Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Ausgabe 1980 kann man noch lesen:

(Die Darstellung bezieht sich noch auf die Situation vor dem Kunstraub.)

"Dorfkirche: Rechteckiges Langhaus, in Feldstein, wohl noch 13.Jahrhundert,mit schmalen Fenstern. Der eingezogene quadr(atische) Chor in Backstein, stark restauriert. Massiger verbretterter W(est)Turm über Feldsteinunterbau, wohl des 15.Jahrhundert. Das Innere mit flacher Holzdecke, im Chor 8teiliges Holzgewölbe; spitzbogiger Triumphbogen. Schlichte Emporen, die der S(üd)Seite des Chores 1680 datiert. - Hölzerner Altaraufsatz 1750, Abendmahlsgemälde und im Hauptteil geschnitzter Kruzifixus, von korinthische Säulen flankiert; als Bekrönung Christus mit der Siegesfahne. Reichgeschnitzte Kanzel 1634, am Kanzelkorb die Schnitzreliefs von Christus und den 4 Evangelisten, an Treppe und Tür 6 Apostel. Über der Kanzeltür spätgot(ische) Relieffigur, Christus von einer Marienkrönung. Silbervergoldter Kelch, auf der Unterseite des Fußes Inschrift und Jahreszahl 1493." Bemerkung: Das Abendmahlsgemälde am Altar ist nicht mehr vorhanden.

Text aus WIKIPEDIA:

1230 im Ratzeburger Zehntregister erstmals urkundlich erwähnt, ist die Kirche in Zahrensdorf ein Wandel durch die frühen Jahrhunderte mecklenburgischer Christenheit. Das aus sauber geschichteten Feldsteinquadern errichtete Langhaus ist ein typischer Kirchenbau aus spätromanischer Zeit. Die jeweils vier schlanken, in tiefen Nischen sitzenden Schlitzfenster künden bereits den Übergang zur gotischen Bauweise an. Im 15. Jahrhundert wurde dem ursprünglich turmlosen Bau ein Westturm vorgebaut. In mittelalterlicher Burgentradition wurde der Turm als mächtiger Wehrturm mit einem Feldsteinuntergeschoss und verbretterten Obergeschossen errichtet. Das tiefe Gewände des Westportals zeigt die ungeheure Stärke des Mauerwerkes. Das Geläut in der Glockenstube aus drei Glocken stammt aus dem Jahr 1927 und ersetzte die für Rüstungszwecke im Ersten Weltkrieg eingeschmolzenen Glocken. Als letzter Bauteil wurde im 17. Jahrhundert der Chor in Backstein angefügt. Hier sind Merkmale der Renaissance und des Frühbarocks unverkennbar. Eine Südsakristei aus Fachwerk schließt das Bauwerk als Ganzes ab. Die Gebäudeecken und die Chorostwand werden von kräftigen Strebepfeilern gestützt. Das Portal auf der Nordseite wurde zugemauert. Süd- und Westportal gewähren Zutritt in den Innenraum. Das Schiff ist mit einer flachen Holzdecke überzogen, im Chor gibt es ein achtteiliges Holzgewölbe. Die Ausstattung reicht von einer üppig verzierten Kanzel aus der Spätrenaissance (1634), über einen barocken Altaraufsatz aus dem Jahr 1750, bis hin zu einer 1912 von Marcus Runge gebauten Orgel. Die Kirche wird von einem weitläufigen Friedhof umgeben. Auf der Südseite steht ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs aus dem Kirchspiel. Unmittelbar daneben befindet sich eine Kriegsgräberstätte des Zweiten Weltkriegs. Am südlichen Rand des Kirchhofes steht ein neugotisches Mausoleum aus gelbem Backstein. An der nördlichen Friedhofsmauer befindet sich das Grabmal mit Gruft der Familie von Haase aus dem Jahr 1882.

Zahrensdorf Pfarrhaus.jpg Zahrensdorf.Küsterschule 2.jpg.jpg

Das Pfarrhaus, ein ndt. Hallenhaus/ Die Küserschule, ebenfalls ein ndt. Hallenhaus, hier mit Anbau vom Friedhof hergesehen.


Zahrensdorf.Denkmal.jpg Zahrensdorf.Grabstein Danneel.jpg

Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges und die von Haasesche Grabkakapelle/ Der Grabstein für den Pastor Danneel (verstorben 1876)


Von der Einführung der Reformation bis zum Dreißigjährigen Krieg und darüber hinaus bis 1821 wirkten in Zahrensdorf die folgenden Pastoren (nach Sclie):

*im Mittelalter nur Pfarrer Manegolt genannt (um 1375)
*1534 bis 1568 der Boizenburger Kaplan der außer der Zahrensdorfer auch die Blüchersche Pfarre versieht
*1579 Petrus Lemke
*1589 Christophorus Müller
*1598 Gabriel Mankemuss
*1607 Adam Staphelius
*1630 Joachim Fisterus
*1636 bis 1643 ist die Pfarre nicht besetzt. Sie wird von Jonas de Angelis aus Granzin betreut.
*1643 Heinrich Meyer
*1664 Magnus Richter
*1668 Jeremias Kundtmann
*bis 1714 Joachim Schrader
*bis 1738 Daniel Witte
*bis 1778 Karl Friedrich Mevius
*bis 1797 Ernst Friedrich Siggelkow
*bis 1821 F.W.Krause

Die nachfolgenden Pastoren sind aus anderen Quellen bekannt:

*ca.1860 Pastor Danneel (verstorben 1876)
#1878 Pastor Chrestin
*bis 1932 Ahrens
*bis 1966 Breier
*1966 kurzzeitig Pastor Scheel
*1967 kurzzeitig Pastor Wiechert
*1968 bis 1981 Sigurd Havemann
*1981 kurzzeitig Pastor Wilke  
*1982 bis 1990 Siegfried Reiter
*1991 Pastorin ...
*2005 Pastorin Ina Disel

Seit 1933 ist die Gemeinde Zahrensdorf mit den Kapellengemeinden Gülze und Bandekow, die zuvor mit der Gemeinde der Marienkirche Boizenburg vereinigt waren faktisch vereinigt, obwohl es darüber keinen Beschluss des Oberkirchenrates gegeben hat. Diese Unregelmäßigkeit wurde 1990 festgestellt und dann nachträglich sanktioniert. Es hatte seit 1933 ein gemeinsaner Kirchgemeinderat bestanden. Auch die Liegenschaften wurden gemeinsam verwaltet. Durch die Vereinigung der Gemeinden gehörten nun die Dörfer Zahrensdorf, Wiebendorf, Bretzin, Groß und Klein Bengerstorf, Tessin, Kuhlenfeld, Neu Gülze (zum Friedhof Zahrensdorf), Bandekow, Soltow, Schleusenow, Franzhagen, Friedrichsmühlen, Weitenfeld, Paulshagen (zum Friedhof Bandekow), Gülze, Vorderhagen, Hinterhagen, Langfeld, Amholz und Grabenau (zum Friedhof Gülze) somit zum Sprengel der vereinigten Pfarre Zahrensdorf/Gülze/Bandekow. Die Gülzer Kapelle wurde 1974 wegen Baufälligkeit abgerissen. Die Bandekower Kapelle erhielt einen Anbau und wurde renoviert. Sie erhielt teilweise Ausstattungen, z.B. den Altar, aus der Gülzer Kapelle. Das wertvplle Altarretabel soll nach mündlicher Überlieferung (J.Schulz/Boizenburg) aus einer Hamburger Kirche nach Gülze gelangst sein, ähnlich wie auch die Renaissance-Kanzel der Zahrensdorfer Kirche (dieser vermutlich durch die Vermittlung des Hamburger Bürgermeisters Vogeler, seinerzeit Besitzer von Zahrensdorf, dessen Wappen an der Kanzel zu sehen war).


Kirche Gülze-abgebrochen.jpg Dorfkirche Bandekow.090.jpg Bandekower Altar.jpg

Die Kapellen in Gülze und Bbandekow, sowie der Gülzer Altar mit dem Krueztragungsrelief (jetzt in Bandekow)

Zur Geschichte des ritterschaftlichen Gutes Zahrensdorf (Friedr.Schlie)

Der nachstehende Abschnitt ist ein Auszug aus Friedrich Schlie, Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Großherzogthums Mecklenburg-Schwerin, III.Band Schwerin i. M. 1899

"Als zur Ratzeburger Diöcese gehörig wird das Dorf bereits 1230 genannt, seine Kirche aber erst hundert Jahre später. Um 1440 sitzen die beiden Werner von Marsow, Vater und Sohn, auf Zahrensdorf, um 1498 verkauft der dort wohnende Burchard von Marsow an den Boizenburger Kirchhern Joh. Talle 3 Mark jährlicher Rente aus dem Gut. Nach ihnen aber finden wir dort um 1511 den Jeremias von Goll und bis gegen 1560 Hans von Goll, mit dessen Tode das Lehn heimfällt. 1563 belehnt Herzog Johann Albrecht die Brüder Christoph und Chim von Pentz mit Zahrensdorf, 1577 aber Herzog Ulrich den Amtmann Peter Heldorf zu Grabow, dem es Christoph von Pentz verkauft hat.1616 kauft Joachim von Blücher auf Wiebendorf das Gut von Friedrich Siegismund Heldorfs Erben und Kreditoren für 15800 Gulden. Ihm folgt 1633 der Hamburger Bürgermeister Hieronimus Vogeler (Vogler), der beide Güter, Zahrensdorf und Wiebendorf, für 11000 Thaler kauft und sie 1639 dem Bürgermeister Barthold Möller schenkt, der mit ihm verwandt ist. Von diesem erwirbt sie 1651 der Oberstlieutenant Joachim Sander für dieselbe Summe von 11000 Thalern. Dieser gibt sie 1655 für 11500 Thaler an Erich von Wördenhofen und lässt sie zugleich allodificieren. 1659 kommen sie an den Oberst Johann Tellien, der Sander*s Wittwe heirathet, und nach Tellien's Tode an den Generalmajor Heinrich von Delwig, der sich wieder mit Tellien's Wittwe 1668 vermählt. In der Familie von Delwig bleiben die Güter bis 1782. 1700 verkaufen Kapitän Walther von Delwig und seine Ehefrau Katharina, geb. von Delwig (im dritten Grade miteinander verwandt) beide Güter für 19000 Thaler Species an Staz Friedrich von Stöterogge, der mit Sophia Elisabeth von Delwig vermählt ist. 1723 erbt sie dessen Wittwe. Sie vermählt sich zum zweiten Mal am 8. Juli 1724 mit Oberstlieutenant Valentin Friedr. von Both (+ 12. Juni 1737) und zum dritten Mal mit Joachim Werner von dem Knesebeck. Sie stirbt am 4. Juni 1749, nachdem sie zum dritten Mal Wittwe geworden ist. 1749 fallen beide Güter durch Erbschaft an Frau Oberstlieutenant Hedwig Juliane von Kirchner, geb. von Delwig. Sie stirbt 1772, ihr einziger Sohn und Erbe Otto von Kirchner stirbt 1778, Die Güter gehen nach Erbschaftsrecht an vier Mitglieder der Familie von Delwig und an fünf Mitglieder der Familie von Kirchner über. Von ihnen kauft sie 1782 Johann Reinhold Baron von Rosen. 1784 wird Rechtsanwalt Johann Hermann Kuetemexýer (aus Schwerin, D.G.) der Besitzer, 1791 Heinr. Ludwig Giese und 1798 Kammerherr Hartwig von Bülow. 1800 werden beide Güter durch Joseph Graf von Malet, der auf kurze Zeit ihr Besitzer geworden ist, von einander getrennt, Zahrensdorf kommt 1800 an Dr. Franz Philipp Christian Mecklenburg, 1805 an den Kammerherrn von Hahn, 1806 an Karl Eberhard Janssen, 1820 an den Postrath Lorenz Henning Wildfang und 1826 an Georg Friedr. Ernst Leopold von Lücken, in dessen Familie das Gut heute noch ist." (1899, D.G.)

Entwicklung des Dorfes Zahrensdorf ab dem späten Mittelalter

Das Dorf Zahrensdorf war Bestandteil des ritterschaftlichen Amtes Boizenburg. Deshalb enthalten die Schloss- und die Amtsregister nur geringe Angaben zum Dorf. Jedoch die Landbederegister enthalten die Abgaben der Dorfbewohner (Hufner und Kossaten), ebenso die Messkornregister der Pfarre.

Im Jahre 1440 besitz Werner von Marsow das Lehngut Zahrensdorf, ab 1498 sein Sohn Burchard von Marsow.

Einfache Landbede 1453 in "Parrochia et villa Tserninkstorpe

Name...............M...ß (M =Mark, ß = Schilling)

Henneke Wyseken ...1

Hinrik Vicken......1

Heyne Ummelank.........-----8

Clawes Vrene.......1

Henneke Hennatze...1

Beneke Bolten......1

Werneke Hennatzen...........4

Heneke Crusen,,,,,,1

Peter Luder........1

Hans Rabaden.................4

Turouwe............1

Henneke Kalen......2

Gereke Bolten, dem hern man _

Summe 11 Mark         

Im Register der einfachen Landbede einer Abgabe an den Landesherrn zahlen in Zahrensdorf 13 Gehöftsbesitzer. Das waren 10 Hufner und 3 Kossaten. Die Hufner zahlen für eine Hufe 1 Mark, für eine halbe Hufe 8 Schillinge (eine halbe Mark), die Kossaten mit einer Viertelhufe 4 Schillinge. Henneke Kalen hatte offenbar eine Doppelhufe (möglicherweise als Schulze). Die Namen sind in den nachfolgenden Registern nahezu vollständig wieder enthalten, da durch die feudal-grundherrschaftliche Wirtschaftsweise und die dadurch bestehenden Abhängigkeiten kaum Änderungen eintreten. Vorhandene Änderungen sind in der Regel durch die weibliche Erbfolge bedingt, wenn die Schwiegersöhne neue Namen eintragen.

Im Schlossregister 1456 wird eine Abgabe der Mühle "to Czernstorpe" von Roggen, Weizen und Malz an das Amt genannt. Es ist unklar, ob es sich um eine Wassermühle oder um die 1587 durch Daniel Frese in die Karte eingetragene Windmühle handelt. Die Benennung von Abgaben (als Pachten) im Schlossregister lassen erkennen, dass es sich um eine domaniale Mühle, eine Amtsmühle, handelt.

In den Schlossregistern werden mehrfach diese Einnahmen aus der Mühle, aber auch der "knechtelohn" für den molenjungen aufgeführt

Im Landbederegister 1462 werden 11 1/2 Hufen in Zahrensdorf summarisch aufgeführt.

Das Register der einfachen Landbede 1470 benennt die Namen der Hüfner und Kossaten und ihren Hufenstand:

Koneke Brockmöller, Hinrik Bodker, Hinrik Frene, Hans Kale, Wernke Bodker, Hinrik Kale, fruwe Wakendorp, Peter Bolte, Titke Roider und Beneke 
Maneken haben eine Hufe, bei letzterem der Zusatz tenetur (wird eingenommen), Hinrik Blanke mit einer 3/4-Hufe, Hinrik Hennitze und Schack 
mit jeweils mit einer 1/2-Hufe, sowie Bene Frene, Heneke Blanke und Wyseke jeweils mit 1 Katen.

Beim Register der Einfachen Landbede 1485 sind wieder die gezahlten Abgaben eingetragen:

Hinrik Lemkule, Werneke Boddeker, Hunrik Kale, Vicke Wakendorp, Titke Roder, Hinrik Frene, Bene Maneke und Peter Bolten zahlen jeweils 1 Mark 
für eine Hufe, Hans Kale zahlt 2 Mark für wahrscheinlich 2 Hufen, Hinrik Hennatze und Hinrik Blanke zahlen je 12 Schillinge (3/4 Mark) wohl 
für je  eine 3/4-Hufe. Hans Vicke, Bene Frentzke, Hans Jinus, Hinrik Woldeke und Henneke Blanke zahlen 4 Schillinge (entspricht einer 
Viertelhufe bzw. einem Katen). Zusammen lassen sich daraus 12 3/4 Hufen errechnen.

Das Kaiserbederegister aus dem Jahre 1496 liefert erweiterte Angaben zu der Anzahl der Personen auf den Gehöften:

In deme dorpe tho Tzarenstorpe

Hans Kale cum uxore, 2 baden,.........4 Personen
  Gherke Koneke...................... 1 "

Hinrik Lemkule cum uxore, 1 baden.....3  "
Heneke Blanke cum uxore...............2  "
Hinrick Kale cum uxore................2  "
Hans Wakendorpe cum uxore.............2  "
   Frouwensche........................1  "
Titke Roder cum uxore.................2  "
   olde Scrodersche...................1  " 
Hans Maneke cum uxore.................2  "
Hinrick Hennatze cum uxore, 1 baden...3  "
    olde Vrensche.....................1  "
Hinrick Maneke cum uxore..............2  "
Hinrick Woldeke cum uxore.............2  "
Hinrick Blanke cum uxore..............2  "
Bene Maneke cum uxore.................2  "
Clawes Lemkule cum uxore..............2  "
Werneke Bodeker cum uxore.............2  "  
Summe    1 1/2 fl (Gulden) 

Die in drei Fällen genannten Frauen sind wahrscheinlich die Schwiegermütter, die Altbäuerinnen.

Zur Erläuterung

1 Gulden = 1 1/2 Mark = 24 Schilling = 288 Pfennige 
 (1 Mark = 16 Schillinge,  1 Schilling = 12 Pennige)
cum uxore = mit Ehefrau
baden = Bote

Das Register nennt 36 Personen. Dazu kommen die Kinder und möglicherweise noch Altenteiler.


Im Jahre 1511 tritt Jeremias von Goll den Besitz des Lehns an, dem sein Sohn Hans von Goll folgt (bis etwa 1560. siehe dazu die Dorfbeschreibung 1563)..


Im Register der Doppelten Landbede 1538 zahlen die Vollhüfner 2 Mark. Das sind:

Clawes Maneke, Gereke Greve, Laurentze Hitzker, Gerike Brockmöller, Bene Szwarte, Bene Koster, Hans Kale, Hennike Manike, Achim (Manike)Kale, 
und Hinrich Schackeke, To Gedenken: Hennike Manike tho czerrenstorp tenetur vor 1 papenhoven, Bene Manike van 1 katen 8 ß, idem vor 1 
papenhove, is nich van werd, kan dar nicht mer avgeven 1 Mark,  und die Katenleute Johann Meiger und Clawes Teppe, modo Hans Schulte je 8 
Schillinge (wie Viertelhufen), hinzu kommen Helme Bruggeman 8 ß, idem vor dat wewerampt 8 ß und Achim (Johann) Moller 8 ß, idem vorth 
schortampt 8 ß (Schneideramt)

Im Register der Doppelten Landbede aus dem Jahre 1560 zahlen die Vollhüfner wiederum 2 Mark. Die genannten Vollhüfner sind:

Claus Maneke, Gereke Grieve, Lorentz Hitzker, Gereke Bruckmoller, Hinrich Bartelt, Beneke Koster, Hans Kale, Henrich Schacke, Henneke Manrke, 
Bene Maneke, Bene Maneke zahlt zusätzlich für eine Papenhufe 1 Mark.
Die Kossaten Jurgen Kahle, Johan Moller und Hans Rassow zahlen 8 Schillinge. Zwei Kossaten, Hans Meyer und Simon Wische werden als wüst 
aufgeführt.


Auf das Jahr 1563 ist eine erweiterte Dorfbeschreibug überliefert:

1563 August 29 Beschreibung des durch den Tod des Hans Gollin erledigten Hofes Zahrensdorf

"Bericht des hoves zu Zernssdorff und was dartzu gehörig durch Joachim Karstedten und Bartoldt Hardecken, amptmann und kuchmeister zu 
Wittenburg, und mich Florian Dyesen, landkuchmeistern, den 29. Augusti anno 63 von nachvolgenden leuten, so im dorffe Zoringdorff 
wohmen, eingenommen, nemlich:
*Thomas Kalen, Schulte Hufener
*Merten Venzkaw.........."
*Peter Hitzker..........."
*Simon Mileken..........."
*Dethmer Berckhane......."
*Drewes Kalen............"
*Thies Koster............"
*Hans Berckhane.........."
*Petter Moller.........Kather
*Benedictus Proele......"
*Bene Manecke..........."
*Joachim Lemmeke........"
und sagen, wie volgt:
--der hoff sey dem capittel zu Schwerin vorsetzt und gebe jerlichs 5 mark lübsch pechte den pfaffen (siehe auch Anmerkung)--
...item zu dem hove gehoren obgemelte achte hufener, hat ein jeder woll ein hufe landes, auch bey zehen fudern hewes zu gewinnen und 
dienen zum hove mit dem pfluge, so offte ihnen zugesagt wirdt, seint dem capittel zu Schwerin vorsetzt, geben den pfaffen die pechte, nemlich 
ihrer sechse jeder 2 1/2 M und ihrer zwen jeder 2 M 6 ß. Wan sie aber abgeloset werden, geben sie die pechte wider auf den hoff, dergleichen 
ein jeder  ein scheffel havern jerliche zu pechte.
...item so gehoren auch zu dem hove fünff kathen hat jeder etliche enden landes bey 5 stücken, auch 3 fuder hewes zu gewinnen, dienen 
alle zu dem hove mit der handt, so offte sie gefordert werden, giebt jeder 8 ß pechte, nemlich ihrer vier zum hove, deren einer aber wuste 
ist und der jungker den acker und wiesenwachs zum hove gebrauchet, und die fünffte dem hause Boitzenburg, auch ein jeder ein halb scheffel 
havern zum hove zu pacht.
...item geben ein jeder ein rauchhun auff den hoff jerlichs, hufener und kather
...item geben kein schneidelschweine, sondern wan in obgemelten holtzen mast ist, gibt ein jeder hufener 1 scheffel havern und ein jeder 
kather ein halben scheffel havern, dafür lassen sie alle ihre schweine klein und gros in die mast gehen so lange mast vorhanden.
...item geben kein ablager noch hundekorn"
Anmerkung: "Zum Hof gehören 3 Hufen, die in 80 Stücken liegen und 13 Dt. 8 Schefl. Aussat haben. Die Heuwerbung beträgt 120 Fuder, Mast ist 
für 300 Schweine vorhanden, der Viehbestand  kann auf 60 Rinder, 100 Schafe und 60 Schweine gebracht werden."

Offenbar war der Hof Zahrensdorf durch den Gutsbesitzer Hans Goll an das Domkapitel in Schwerin wegen der dort vorhandene Schulden als Pfand versetzt.


Im Jahre 1563 werden Christoph und Chim von Pentz mit Zahrensdorf belehnt.


Im Boizenburger Amtsregister 1565 wird eine Abgabe an das Amt aus "Czerrenstorf auß der schapereyen" in Höhe von 13 Drömt 6 Scheffel Roggen und 2 Dt 6 Schfl. Hafer aufgeführt und "Czerrenstorf besetzt uf Michaelis anno 65 und aus meins gnedigen hern schaferey zum Vihr genommen.

Das "Doppelte Landbederegister 1569 nennt 10 Vollhufen und 6 Katen, das von 1570 dagegen nur 9 Hufen und 6 Katen mit der Bemerkung"Henneke Maneke ist vorlopen", hat folglich seine Hufe aufgegeben.

Im Landbederegister 1573 sind es wieder 11 Hufen und 6 Katen. Der Käter Bene Maneke bewirtschaftet zusätzlich zu seiner Katenstelle wie bereits 1569 und 1570 eine Papenhufe, so dass nun insgesamt 12 Hufen bewirtschaftet werden.

Im Amtsregister 1577 wird vermerkt, dass zu Czernstorf 1028 Schafe vorhanden sind, die Schäherei wird aufgelöst 400 Schafe werden an Peter Heldorf, den Besitzer des Gutes, verkauft, 244 nach "Wenisch Lypsch umgesetzt un der rest geschlachtet oder verkauft.


Der Grabower Amtmann Peter Heldorf wurde 1577 von Herzog Ulrich mit Zahrensdorf belehnt, nachdem er das Lehngut von Christoph von Pentz gekauft hatte.


1579 Messkorn-Register "Ein jeder bawman in den Czernstorffischen Kirchspiel gibt 1/2 Schfl. rogken, zu Zernstorff 5 1/2 schl rogken.

Kirchenvisitatio 1590 Zernstorpf, ider 1/2 schl. rogken

*Peter Hitzker
*Peter Ventzkow
*Hans Maneke
*Jasper Maneke
*Ties Schacke
*Hanß Greve
*Antonius Kale
*Chim Koster
*Hanß LinowN
NB:Hinrich Kalen undt Detmer Berckhans höfe hatt der juncker Peter Heldorpf zu sich genommen und gibt nur an caterstede von einer jeden 2 ß, 
sollte auch billich den andern gleich gegeben werden.

Cossaten ider 2 ß

*Hanß Muller
*Han0 Dalenburg
*Chim Gnowst
*Claws Berckhaen
*Hinrich Kale
*Hanß Kale
*Chim Blucher
*die Schrodersche
*Jochim Schultze
*Jochim Linow
*Hinrich Stolemaker
*Bastian Bluchej

Peter Heldorpf gibt nichts von seinen hofen, gebe nicht unbillich dem vorigen junckern gleich

Messkornregister 1598

Vortzeichnux der ufkunft, was der pastor jerlichs zu Czernstorf und zu Blucher zu heben hat,

zw Czernstorf hovener

*vom Wibendorfer hove..........1 Schfl. rogken
*von Friderisch Heldorfs hove..1   °
*Peter Hitzker, Peter Fentzkow, Beke Milekesche, Jesper Maneke, Ditmer Berckhane, Hinrich Kale, Tieß Schacke, Dreves Greve, Tonnieß Kale, 
 Chim Koster, Hanß Linow je 1/2 Schf.

Koßaten geben iglicher 2 ß Jacob Engelke und Hinrich Tideman

*Peter Fentzkow.................."
*Beke Milekesche

Im Abgabenregister des Küsters aus 1598 liest man:

"Aus Zarestorf von jedem hofener, deren 11 gewesen 1/2 Schl., weil aber jetzo nur 7 und Friedrich Heldorf 2 erbe wüste gemacht, und muß er also für 2 hofener einen Schl. geben - köter zu Zarenstorf 2 ß, seint ihrer 13.

Somit sind bereits am Ende des 16. Jahrhunderts 2 Hufner gelegt und zu Kossaten gemacht worden.


Zusammenfassend zu den bisherigen Betrachtungen wird nun eine Tabelle eingefügt, in der die Kontinuität der in den Registern aufgeführten Namen der Zahrensdorfer Hufner und Kossaten über den Zeitraum von 1453 bis 1598 dargestellt wird. Darin ist zu erkennen, dass es zwei Namen gibt die über den Zeitraum durchgängig auftreten das sind Kale und ab 1462 auch Maneke. Andere treten später hinzu, halten sich aber dann bis 1598 (Hitzker, Greve).

Um die Tabelle im pdf-Format zu öffnrn, ist der nun folgende Link anzuklicken, danach ebenfalls das sich dann öffnende pdf-Symbol.

Datei:Zahrensdorf.Namen 1453 bis 1598.pdf

Aus dem Jahr 1587 liegt die Darstellung Zahrensdorfs in der bildhaften Karte von Daniel Frese vor.

Zahrensdorf.Frese.Schaale.jpg

Auf dem Kartenbild sieht man die Bauernhäuser (mehr symbolisch dargestellt) vor dem Gutshaus, sowie die Kirche und die Windmühle.


Im Jahre 1616 kauft Joachim von Blücher auf Wiebendorf das Gut Zahrensdorf. Bis 1800 bleiben beide Güter immer in einer Hand zusammen.



Der Dreißigjährige Krieg

Über den Dreißigjährigen Krieg liegen uns für Zahrensdorf selbst keine Nachrichten vor, jedoch von den Dörfern des Kirchspiels .

Bretzin hat 5 zerstörte Gehöfte, von damals 9, Klein Bengerstorf 4 von 9, Tessin 2 vom 11 und Groß Bengerstorf 1 von 11.
Schwerwiegender waren die Verluste an Menschenleben und letztlich auch an der gesamten Habe.


Vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis 1800

In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges und der Folgezeit hat es häufigere Wechsel der ritterschaftlichen Lehnsträger des Gutes Zahrensdorf gegeben. Im Jahre 1616 hatte Joachim von Blücher auf Wiebendorf das Gut Zahrensdorf erworben. Die Güter blieben dann bis 1800 in einer Hand, zunächst ab 1633 in der der Hamburger Bürgermeister Vogeler und Möller, ab 1651 in der des Oberstlieutenant Sander, der die Güter allodificieren ließ (vom Lehngut in freies Eigentum umwandeln) und bereits ab 1655 in der des Erich von Wördenhofen (Sanders Schwiegervater), dann 1659 an Oberst Tellien, der Sanders Witwe geheiratet hatte, dann an Heinrich von Dellwig, der dann die Witwe Katharina Tellien, geborene von Wördenhofen geheiratet hatte. Die Güter blieben dann bis 1782 in der Hand der Familie von Dellwig/von Kirchner. (Sander, Tellien und Heinrich von Delwig kannten sich aus ihrer militärischen Laufbahn)

inks

Wappentafel mit dem Charakter eines Epitaphs in der Zahrensdorfer Kirche

In der Zahrensdorfer Kirche war bis in die 1960er Jahre im Chor eine Empore vorhanden. An dieser waren die abgebildeten Wappen der Gutsherren aus der Familie von Dellwig, in der Art eines Epitaphs für Catarina von Dellwig angebracht. Dieses befindet sich gegenwärtig auf einer Tafel an der Nordwand des Kirchenraumes. Zum Text soweit er entziffert werden konnte:

Linke Tafel: "Psalm 119, Vers 49: "Gedenke Herr Deinem Knecht an dein Wort auff welches du mich leßest hoffen:

"Anno*

Linke Wappentafel (Dellwichsches Wappen): "Der wollgeborene Herr Heinrich Freyer (Freiherr, D.G.) von Dellwich, Herr auf Wiebendorff, Zarenßdorff und Blücher, der vereinigten Niederlande bestellter Generallieutenant und oberster als auch Gouverneur und Castellan zu Cowerden."

Rechte Wappentafel (Wördenhofsches Wappen): "Die wollgeborene Fr. Catarina von Dellwich, geborene von Wördenhoff, Frau auf Wiebendorff, Zarensdorff und Blücher. ist jetzt 1678 den 12. Octobr zu Mecheln (?) in Brabant in Gott dem Herrn gestorben und in Hamburg begraben."

Bemerkung: Catarina von Wördenhofen war in Hamburg geboren worden. Auch Heinrich von Delwig ist in Hamburg im St. Michaelis beigesetzt worden. Er war als Livländer unter schwedischer Herrschaft geboren und vor der Generalswürde der Vereinigten Niederlande bereits schwedischer Generalmajor, zuletzt Kommandant von Hamburg.

Rechte Tafel: Psalm 73, Verse 23/24: "Dennoch bleibe ich stets an dir, denn du heltst mich an meiner rechten Hand. Du leitest mich nach deinem rath und nimmst mich endlich mit Ehren an"

"1680"


Aus dieser Zeit sind zwei wichtige Dokumente überliefert, die Auskunft über die im Dorf lebenden Bauernfamilien geben, die Beichtkinderverzeichnisse von 1704 und 1751

In den Kopulationsregistern sind die Trauungen ab 1668 überliefert:

Zwischen 1668 und 1702 sind die folgenden Namen von Zahrensdorfern enthalten:

Wernike 1668, Kahle 1668 und 1702, Schencke 1669 und 1683, Lütens 1669, Koope 1670 1681 und 1682  Greve 1671, 1683 und 1687, 
Tiedemann 1672 und 1703, Heyer 1678, Stockman 1678 und 1687, Blücher 1680 1685 und  1689, Tewes 1681, Wölcke 1681 und 1682, 
Richter 1682 (siehe Beichtkinderverzeichnis 1704), Beneke 1682, Dalenburg 1685, Höper 1691, Hagenß 1691, Hintzman 1695, Abel 1996

. Beichtkinderverzeichnis 1704

1. Schrader, Joachim...............34 Pastor

    "     , Anna Magdalena........30 Ehefrau  
    "     , Jacob.................78 sein Vater              
  (Richter), Susanna..............71 ihre Mutter
 Warncke, Jürgen..................34 Knecht
          Gret Ölgard Diederichs..26 Magd
          Elis. Susanna Richterin.18 Waise, verwandt
          Anna Sophia Wießke......20 Magd, aus Klein Bengerstorf
          Gret Dorothea Flüggen...26 Amme, aus Boitzenburg

2. Diederich, Jürgen Johann........34 Küster

     "    Salome..................33 E.
     "    Eva Elisabeth...........69 Mutter

3.Burmeister, Otto.................48 Vogt auf dem Hof

     "    Adelheid................58 E.
     "    Moritz Christoph........18 S.
     "    Otto....................15 S.

4.Warncke, Hans....................60 Hüfmer

     "    Hedwig..................45 E.
     "    Jochim..................23 S. und Knecht
     "    Johan                   19 S.
     "    Jürgen..................17 S. und Junge
    Abel  Hans....................30 Einliger, Schiffsknecht
     "    Lehn....................26 E.

5.Warncke, Claus...................32 Hüfner

     "    Ließ....................33 E.
  Scharpenberg, Jochim............28 Knecht, aus Zweedorf
  Köster, Jochim..................16 Junge
          Gret  Warncken..........18 seine Schwester

6. Blücher,Jochim..................50 Hüfner, E: Cathrin 45

     "    Anna....................90 Mutter
          Anna  Blüchersch........16 T.
   Wägener, Stoffer...............29 Knecht

7.Rehse, Hinrich...................67 Hüfener

    "   Hinrich...................33 S. als Knecht
    "   Hans......................23 S.
    "   Cathrin, Rehsen...........21 T.

8. Kahl, Jochim....................32 Hüfner, E:Dorthie 29

    "   Diederich.................60 Vaterbruder
    "   Ilsabe,  Kahlen...........29 Schwester  
  Willms, Johan ..................19 Junge

9. Pinck,Jochim.....................45 Hüfner, E:Dorthir 45

    "  Ann Ließ  Pincken..........17 T.
 Brockmöller, Nanß................22 Knecht
 Lemm, Jochim.....................16 Junge

10.Tevs, Hinrich...................25 Hüfner, E:Anna 28

        Sophie  Früchtings........23 Dirne
  Hagemann, Jürgen................16 Junge
  Evert, Andreas..................70 Hofgärtner  E: Ilsabe 28

11. Wölcke, Jochim.................57 Hüfner, E.Dorthie 40

     "   Jochim...................80 Vater
         Cathrin Wölcken..........20 T.
         Dorthie Wölcken..........14 T.
  Dethlof, Frantz.................17 Junge

12. Barckhahn, Diederich...........57 Halbhüfner E: Ann 51

      "       Diederich...........20 S.
    (Schenck), Lehn...............48 Wittwe, Einlieger

13. Samow, Willm...................46 Halbhüfner E: Marie 46

          Ann Trien  Samowen.....15 T.
   Kahl, Magnus..................22 Knecht
   (Samow), Gret.................80 Mutter 

14. Hintzman, Hanß................33 Käter, Wwer. 15. Lemm, Clauß...................40 Käter/Weber E: Ann 41

   Bartheldt, Clauß..............16 Stiefsohn

16. Stockmann, Barthold...........26 Käter E: Marie 26

              Lies  Klutowsch....16 Dirne

17. Tiedemann, Jochim.............50 Käter E: Cathrien 40

       "      Jochim Ernst.......17 S.
      (")     Cathrien   (?)     80 Mutter

18. Blücher, Johann...............42 Käter E: Liese 41

            Cathtrien Blüchersch.50 Schwester

19. Schmidt, Peter................39 Schneide E: Trien

20. Wießke, Claus.................50 Rademacher E: Ilsabe 50

     "     Jochim................24 S.
     "     Hinrich...............17 S.
           Gret  Wießken.........16 T.

21. Finck, Hartwig................50 Krüger E: Cathrina 37

22. Müller, Marquard..............54 Schäfer E: Anna 52

     "     Siefert...............20 S.
     "     Hinrich...............16 S.
     "     Hanß..................15 S.

23. Behncke, Hanß.................30 Kuhhirte E: Marie 30

24. Stühlmacher, Lorentz..........55 Schweinehirte E: Margreth 45

  II: Der Hof Wiebendorf, wobey eine Schäferey liegt, und gehört dieser Hof und das vorhergehende Dorf Zarrenstorf mit allen Bauren 
      und Schäferey dem H.von Stöterogge Patricio Luneburg.
      Die Namen und Alter von diesem Hofe habe nicht erhalten können
    v. Stöterogge, Statius  Frider. ................Besitzer   E: Sophie Elisabet


                    ?         v. Stöterogges........Schwester     2 M
                   Dorthie     ?   .................Magd
                   Susanna Ilse  Grefen.............Magd
          ?        Christian........................Kutscher
       Wieske, Hans.................................Junge
       Petersen, Jürgen.............................Kuhhirte  E:
     Hart vor dem hofe liegt eine kleine Schäferey, auf welcher wohnet:
       Brum, Claus.............................45,  Schäfer

Der Zahrensdorfer Pastor Schrader führt in dem Beichtkinderverzeichnis im Jahre 1704 8 Vollhüfner auf (Hans Warncke, Claus Warncke, Jochim Blücher, Hinrich Rehse, Jochim Kahl, Jochim Pinck, Hinrich Tevs und Jochim Wölcke), dem folgen 2 Halbhüfner (Diederich Barckhahn und Willm Samow), dann 5 Käter (Hanß Hintzman, Clauß Lemm, Barthold Stockmann, Jochim Tiedemann und Johann Blücher). Clauß Lemm betreibt auch das Weberhandwerk. Dann folgen 2 Handwerker, der Schneider Peter Schmidt und der Rademacher Clauß Wießke, sowie der Krüger Hartwig Finck. Am Ende folgen der Schäfer Marquard Müller, der Kuhhirte Hanß Behncke und der Schweinehirte Lorentz Stühlmacher. Beim Hüfner Hans Warncke wird als Einlieger der Schiffsknecht Hans Abel genannt. Er wird bei der Holzflößung auf der kanalisierten Schaale gearbeitet haben.

Die Kopulationsregister für 1704 bis 1750 enthalten folgende Zahrensdorfer Namen:

Christopher Röhr, Schäfer 1708, Meyer, Krüger 1710, Schröder, Küffner (Hausbesitzer ohne Land) 1715, Brockmöller, Hofknecht 1715, 
Jürgß (eine Braut) 1719, Wienholtz, Schäferknecht 1720, Wieske, Krüger 1738, Wieske, Hauswirt 1750 


Besondere Fälle aus dem Kopulationsregister:

1688 heiratet der Pastor Johann Jeremias Kundtmann  die J. Anna Magdalena Richter die Tochter des Magnus Richter, seines 
Vorgängers,
1702 heiratet der Pastor Jacobus Schrader die Witwe seines Vorgänger Jeremias Kundtmann Anna Sophia,
1711 heiratet der Zahrensdorfer Küster Johann Jürgen Schwabe die Witwe des vormaligen Küsters Johann Jürgen Diederichs, 1730 
heiratet er erneut eine  Witwe Lehmkuhl, offenbar die Witwe eine Boizenburger Küsters.


'Beichtkinderverzeichnis 1751 Das Beichtkinderverzeichnis 1751 bezeichnet der Pastor Mevius als "Specification der sämtlichen Beichtkinder an Untertanen und besonders auch der Freien Leute aus der Gemeine zu Zarrenstorf im Boitzenbg. Circulo, nach den Häusern und Feuerstellen aufgeführt.

Aus dieser Vorbenerkung kann man schließen, dass die Beichtkinderverzeichniss in der Reihenfolge der Häuser im Dorfe erarbeitet sind.

Abkürzungen: E: Ehefrau, S: Sohn, T: Tochter, K: Knecht, J: Junge, M: Magd, D: Dirn

Zarreenstorf, ein adel. Dorf, nach Wiebendorf gehörig:

  • 1. Hüfner Claus Köster, E: Anna, K: Hinrich Tiedemann, D: Trin Liese Köster, J: Jochen Hinrich Köster.
  • 2. Hüfner Joh. Friedr. Wiske, E: Regina, K: Hans Jochen Behncke, J: Joch. Hinr. Schütte, D. Marg. Brockmöllern.
  • 3. Joch. Paulcke, E. Ann Gret, K. Hans Hinr. Abel, J. Hans Adam Stockmann, D. Trin Liese Blüchern, Vorwirt Joch. Blücher, E: Trin Lehn
  • 4. Hans Reeß, E: Ann Liese, K. Joh. Reeß, Vater Hans, E: Trin Reesen
  • 5. Frantz Hinr. Wagener, E: Ilse, K: Cord Brockmöller, E. Trin Liese, D.: Trin Liese Brockmöllern.
  • 6. Peter Svartz. E: Ann Dor., K. Joh. Hinr. Ahrend, J: Hans Hinr. Barckhan, D: Trin Liese Barckhanen
  • 7. Hans Lemcke, E: Ann Dor., K: Frantz Stoffer Engel, J: Hans Hinr. Samow, D: Trin Gret Samauen.
  • 8. Hans Brockmöller, E: An Marg., K: Joch. Wilh. Pinck, D. Lies Dor. Tevsen
  • 9. Frantz Stoffer Abel, E: Anna, K: Detlof Kahl, D: Trin Liese Kahlen, J: Friedr. Tevse
  • 10. Halbhüfner Joh. Schröder, T. An Trin und An Gret
  • 11. " Clauß Stockman, E: Hedwig, T. Trin Liese,
  • 12 " Ilse Beckern, S. aus 1.Ehe: Christoph u. Claus Jürgen Brugmann
  • 13. " Hinr. Blücher, E: Trin Liese, S. Hans David
  • 14. " Hans Joch, Wiske, E: Lehn, D. Ann Marg. Löwen
  • 15. " Hans Abel, E: Marg. Gret., T. Gret Liese und Magd
  • 16 noch wohnen im sogenannten Zwieback(?) die alte Magd. Abeln, Wwe Wisken und Joh. Mancke; E: Trin Liese (auf ndt. Tweiback
   bezeichnet eine Katen mit zwei Wohnungen)
  • 17 Kuhhirt Jürgen Barckhan, E: An Dor., Schweinehirt Matthias Engel, E: Dor.

Summa 72 Beichtkinder

Bei den Namen 3. bis 9. fehlt die Bezeichnung als Hüfner. Aus dem Zusammenhang lässt sich jedoch erkennen, dass es sich um solche handelt. Damit sind 9 Hüfner und 5 Halbhüfner vorhanden. Kossaten werden nicht mehr genannt offenbar wurden sie unter den Halbhüfnern erfasst.


Datei:Kontinuität der Familien in Zahrensdorf 1453 bis 1751.pdf


Im Jahre 1782 stirbt die letzte Vertreterin der Familie von Delwig, Juliane von Kirchner, geb. von Delwig 1772 und auch und ihr Sohn Otto von Kirchner 1778 verstorben war, verkauft eine Erbengemeinschaft beide Güter 1782 an Baron von Rosen. diesem folgen in schneller Reihenfolge der Schweriner Rechtsanwalt Johann Hermann Kuetemeyer, 1791 Heinrich Ludwig Giese und 1798 Kammerherr Hartwig von Bülow und dann Joseph Graf von Malet, der beide Güter trennt. Zahrensdorf fällt in diesem jahr an Dr. Franz Philipp Christian Mecklenburg.

In den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts verbreitete sich unter den ritterschaftlichen Gutsbesitzern das Bestreben, die an der holsteinischen Koppelwirtschaft orientierte mecklenburgische Schlagwirtschaft einzuführen. Dafür waren die noch verbliebenen Bauern, deren Feldanteile im Gemenge mit den gutsherrlichen lagen ein Hindernis. Deshalb entstand nun in der Folge das Bestreben, die verbliebenen Bauern zu legen. Dafür hatte zwar der Herzog Friedrich Franz I. Einschränkungen erlassen. Es wurde jedoch tunlichst versucht, diese zu umgehen. Letzten Endes wurden Eigenmächtigkeiten kaum mit Sanktionen versehen, wie die Fälle Bretzin und Neuenkirchen bei Zarrentin belegen. In Zahrensdorf gab es im Jahre 1800 lt. Staatskalender noch acht Bauern von den 15 Stellen (Hüfner und Kossaten) im Beichtkinderverzeichnis von 1751, so dass bereits sieben Bauern gelegt worden waren.

Dorf und Gut Zahrensdorf im 19.Jahrhundert

Zahrensdorf blieb zunächst noch ein sogenanntes "Walzengut", das laufend seine Besitzer wechselte. Im Jahre 1805 geht es an den Kammerherrn von Hahn und 1806 an Karl Eberhard Jannsen. Dieser nimmt offenbar einige Veränderungen unter den bäuerlichen Hintersassen vor. Bereits im Jahre 1803 hat der Krug verbunden mit der Gutsschmiede die Erbkrug- und die Erbschmiedegerechtigkeit erhalten. Dazu findet sich im 20. Jahrhundert, zitiert in den Unterlagen zur Versiedlung des Gutes, nachdem die Rechte der Kirche behandelt worden sind, die Aussage:

"Auf dem Gute Zahrensdorff ist weiter ein Erbkrug- und Erbschmiede vorhanden. Dasselbe hat ein Areal 
1.Haus-Hof-  und Gebäudeplätze .. 95 QR.
2.Backhaus und Bienenstand .. 2 QR.
3.Gartenfläche .. 115 QR.
4.Ackerfläche .. 812 QR.
5,Platz jenseits der Chausssee .. 2 QR.
6.Einfriedigungsgräben und Weg .. 31 QR.

Zahrensdorf.Erbkrug.jpg

Der ehemalige Erbkrug im Jahre 2023 mit der Scheune, die auch eine Einliegerwohnung enthalten hat. Die Schmiedeist vor einigen jahren abgebrochen worden. Sie standt ein wenig links von dem dort liegenden Boot.


Es mag der Einfluss der französischen Fremdherrschaft unter Napoleon, die einiges bürgerlich-freiheitliches Gedankengut auch nach  
Mecklenburg brachte, sowie  auch die bereits zwischen Landesherrschaft und Ritterschaft geführte Auseinandersetzung wegen der Aufhebung    
der Leibeigenschaft der Bauern gewesen sein, denn im Jahre 1819, ein Jahr vor der Aufhebung der Leibeigenschaft in Mecklenburg-Schwerin,  
erlangten drei Hauswirte eine größere Selbständigkeit als Hauswirte auf nun jedoch verkleinerten Ausbaugehöften am Kiekiut.                
Die Bauern Kahl 1 (später Hagemann), Blücher II (später Piper) und Kahl III siedeln sich an der Grenze der Feldmark zu Gülze auf dem 
dann Kiekut genannten Feld an.
Der Name der Ausbausiedlung mag dem Wunsch der Bauern nach einem Ausguck in eine freiere Zukunft verstanden worden sein. Noch bei der 
Versiedlung des Gutes im Jahre 1932 ist in einem Auszug aus dem Grundbuch zu lesen "Auf Grund des landesherrlichen Consenses zu        
der mit Bauerndorfe Zahrensdorff beabsichtigten Hauptveränderung vom 16. August 1819 nebst dem Regulativ für 3 verkleinerte Wirthe  
existieren in Zahrensdorff 3 Bauernstellen, welche nach diesem Rescript des Großherzoglichen Ministeriums des Innern vom 26. Febr. 1893  
einen Gesamtflächeninhalt von 26182 QR. haben." Bei den übrigen Bauern und Kossaten bleibt der bisherige Stand. Im Jahre 1800 und auch    
noch bis 1836 weisen die Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender für das Gut Zahrensdorf immer die Zahl VIII Bauern aus. Erst im Jahre   
1837 steht die Zahl III hinter dem Gut Zahrensdorf. Das waren dann die drei Kiektuter Bauern. 

Von dem "Regulativ über die anderweitige Regulirung der Dorf- und Bauerschaft Zahrenstorff" liegt eine vom ehemaligen nun bereits verstorbenen Schuldirektor Heinrich Garber vor, von der für diese digitale Chronik eine erneute Abschrift durch Dieter Greve angefertigt wurde:

Abschrift von Abschrift:

Friederich Franz, von Gottes Gnaden Großherzog von Mecklenburg pp. Nachdem Wir die anderweitige Regulirung der Dorf- und Bauerschaft Zahrenstorff, mittelst commissarischer Untersuchung, verordnet und demnächst bewilligt haben, lassen Wir euch, dem Schulzen Hans Heinrich Kahl und den Hauswirthen Hans Christian Blücher und Hans Jacob Kahl zu Zahrenstorff von dem Regulativ, welches über euren künftigen Bewstand commissarisch vereinbart ist, hieneben eine beglaubigte Abschrift zu eurer Nachricht und künftigen Nachachtung zugehen. Gegeben auf Unserer Vestung Schwerin, d: 16. August 1819 FFGM v.Brandenstein


          Regulativ

Für drey verkleinerte Wirthe, welche beim Gut Zahrensdorff etabliert werden sollen. 1. Die Ländereien, welche von Johannis 1820 an, zu den in Zahrensdorff beizubehaltenden drey verkleinerten Bauerstellen gelegt werden sollen. A) an Acker a) aus dem Hofschlage Nr13, genannt Gültzer Scheed ...................13919 []R b) aus dem Hofschlage Nr.15, genannt Eckkamp, der auf der Guts

   Charte de 1800 mit einer Bleilinie bezeichnete Abschnitt von circa..3477 []R

c) aus dem bisherigen Bauerschlage genannt Neddelschlag.................3774 []R

   wozu die Figuren der gedachten Charte Nr.237 bis 250
   genommen werden.

d) den zwischen diesen ebengedachten Acker und den bald zu errichtenden

    Wiesen befindlichen Saum, welcher nach der Charte enthalten soll.....232[]R

B) an Wiesen 3434 [] R aus der besagten Charte, mit dem Namen Neddelst Wischen bezeichneten Wiesen tractu, wozu die Figuren dieser Charte Nr. 251 bis 259 genommen werden

           Diese Ländereien erhalten die künftigen Wirthe, ohne daß ihnen für Hofstellen,                                             
          Gräben  und Wege etwas angerechnet werden soll; 

vielmehr erstattet die Gutsherrschaft den Abgang wegen solcher Hofstellen, Gräben und Wege resp: aus dem Migddelkamps Schlage, längs der Scheide mit dem Gültzer Scheide Schlage und aus den Wiesen, welche an die Wiese Nr.259 der Charte stoßen. 2. Von der Gutsherrschaft sind zu künftigen Inhabern dieser drey Stellen erwählt:

  1.   der Schulze Hans Heinrich Kahl,
  2.	der Hauswirth Hans Christian Blücher und
  3.	der Hauswirth Hans Jacob Kahl,
           sämmtlich zu Zahrensdorf, welche dieselben in Gemäßheit dieses Regulativs zu genießen haben soll.

3. Die Wohnplätze der Wirthe werden in dem Acker, aus dem sogenannten Neddelst-Schlage, an zu paßlichen Stellen ausgewählt, und jeder derselben erhält neben seiner Hofstelle, wozu 30 []R bestimmt sind, zum Garten und zur Wohrt 400 []R angemeßen. Der Acker, welcher sodann aus diesem Schlage noch übrig bleibt, ist mit Einschluß des in dem (1) gedachten Saumes zu einer Nachtkoppel fürs Vieh bestimmt. Der übrige Theil des Ackers soll in sieben Schläge gelegt werden, wovon die Wirthe nach dem Dung mehr nicht als drey Saaten nehmen dürfen, folglich drey Schläge zur Weide nutzen und einen jährlich braachen müssen. Von dem Wiesenlande erhält jeder Wirth den dritten Theil; sie dürfen aber diese Wiesen im Frühjahr nicht mit dem Vieh behüten 4. Die Abmessung und Eintheilung der obgedachten Ländereien, besonders auch die Bestimmung der Wohnplätze, geschieht unter der Direction des Herrn Amtshauptmanns Krüger zu Wittenburg, durch einen beeidigten Kammer Ingenieur, auf Kosten der Gutsherrschaft, und nach der Vollendung wird auf gleiche Kosten ein genauer Plan nebst Vermessungs-Register von den gesamten künftigen Dorf-Ländereien dreyfach angefertiget, wovon die Gutsherrschaft das eine Exemplar für sich behält, das zweite den verkleinerten Wirthen überliefert und das dritte zu den Regiminal(?)-Acten eingereichet.

5.  Auf den in (3) erwähnten Hofstätten läßt die Gutsherrschaft jeden Wirth eine den Scheurenraum und die Viehställe mitenthaltenden Wohnung von hinlänglicher Größe, auf ihre Kosten, nicht nur tüchtig und dauerhaft, sondern auch so erbauen, daß bei der Verbindung mit dem Scheuer-Raum und den Viehställen keine Feuergefährlichkeit entsteht.

Neben diesen Wohnungen wird die Gutsherrschaft ferner zum gemeinschaftlichen Gebrauche der drey Hauswirthe einen Backofen und einen Brunnen errichten lassen. Auf Kosten der Gutsherrschaft sollen die abgesonderten Hofplätze bei jeder Wohnung mit einen Zaun von eichenen Pfählen und Weidenbusch befriediget, die Gärten und Wöhrte mit einem sogenannten Wallgraben eingeschlossen sein und auf demselben eine Hecke gepflanzet werden. Gedachte neuen Wohnungen werden bis zur Erndte des Jahres 1820 in völlig wohnbaren Stand gesetzt und sodann von den drey Wirthen bezogen. Bis zu diesem Umzuge behalten selbige ihre bisherigen Gehöfte im Dorfe Zahrensdorf und bis Michaelis 1820 die dazu gehörigen Gärten. Zur Bepflanzung der neuen Gärten giebt die Gutsherrschaft jedem Wirthe 20 junge Obstbäume und gestattet, daß sie aus ihren bisherigen Gärten die zum Verpflanzen tauglichen Bäume nach den neuen Stellen mitnehmen und dort anpflanzen können. 6. Die künftige Unterhaltung der neuen Gehöfte und Befriedigungen haben die Wirthe gegen unentgeltliche Verabreichung von Materialien an Bauholz, Brettern, gebrannten Steinen, Pfählen und Busch zu beschaffen, und sie sind verbunden, jene Materialien auf eine Meile anzufahren. Sollte eine größere Deckung als über die eine Seite eines durchstehenden Faches in einem Jahre nöthig werden, so will die Gutsherrschaft zu dem Mehreren das Stroh liefern. Das Försten (firsten ?) und Stopfen der Dächer müssen aber die Wirthe mit ihrem eigenen Stroh beschaffen. Wenn neue Bauten wegen Veralterung oder Unglücksfällen vorgenommen werden müssen, so besorgt die Gutsherrschaft selbige auf ihre alleinige Kosten und die Bauern sind bloß verbunden, die Fuhren innerhalb des Gutes zu beschaffen und mit der Hand zu helfen, so weit beides ohne Zerrüttung ihrer eigenen Wirtschaft geschehen kann. 7. Die Wirthe behalten zur Erndte des Jahres 1819 das auf ihren bisherigen Ländereien befindliche Getreide, welche sie dann aber nicht weiter bestellen. Auf dem Acker soll ihnen die Brache für den Herbst 1819 unverzüglich abgemessen werden, welche sie unter Anleitung des Hofes, mit zwey Fahren (Furchen) zur Saat bearbeiten. Zur Bedüngung derselben wird der auf den Gehöften vorhandene Dung verwendet. In sofern derselbe aber hauswirthlich nicht hinreichet, ersetzet der Hof das Fehlende entweder mit Stall- oder Hürden-Dung. Zum Sommer Korn für das Jahr 1820 ist der Theil des künftigen Dorf-Feldes bestimmt, welcher aus dem Hoff-Schlage Nr.15 der Charte, genannt der Eckkamp, genommen wird und worauf gegenwärtig Braachacker steht. Zur Ergänzung der Sommersaat gestattet die Gutsherrschaft, daß die Wirthe im Frühjahr 1820, aus dem sogenannten Mühlenbergs-Schlage des vormaligen Bauer-Feldes, nach der Seite der Gültzer Scheide hin, 25400 []R mit Sommerkorn bestellen und die Erndte davon nach ihren neuen Stellen nehmen können. In dem Jahre 1819 behalten die Wirthe die bisherige Weide in der Gamm. Vom Frühjahr 1820 an können sie aber allein die auf den künftigen Ländereien vorhandene Weide nutzen, welche daher von Martini 1819 an, mit der Schaafabtrift verschonet wird. Sollte gleichwohl bis Johannis 1820 ein Weide-Mangel entstehen, so wird die Gutsherrschaft soweit nöthig Hülfe schaffen 8. Die Grenze der künftigen Dorfländereien sowohl mit der benachbarten Feldmark Gültze als auch mit den Hofländereien wird die Gutsherrschaft mit einem sechsfüßigen Graben nebst Aufwurf, zum ersten Mahle auf ihre Kosten tüchtig befriedigen, auch den Graben Aufwurf mit einer lebendigen Hecke bepflanzen lassen. Die Conservation dieses Scheide-Grabens mit Gültze liegt künftig den Wirthen ob, so weit das Gut Zahrensdorf dazu verbunden ist. Den Scheide-Graben mit dem Hofe conservirt hingegen die Gutsherrschaft allein. Die Reinigung der Schaale zwischen Zahrensdorff und Teshin liegt den Wirthen so weit ob, als ihre Wiesen hinanschießen. 9. Zur Feuerzúng erhält jeder Wirth zwölftausend Soden Torf gegen Entrichtung des Stech- und Ringe-Lohns, auch zwei Faden zweifüiges Buchen-oder eichen Abfallholz a 7 und 8 Fuß, zur eigenen Anfuhr. Jeder Wirth ist verbunden, jährlich so lange wirtschaftlich Platz vorhanden ist, an paßlichen Stellen auf seinen Ländereien 20 Weiden zu stoßen und möglichst zum Anwachs zu befördern, oder unter Anleitung des Hofes jährlich fünf Ruthen Hecken zu pflanzen. 10. Die Zwangspflichtigkeit der Wirthe zur Zahrensdorfer Schmiede dauert auch künftig fort. 11. Die Einsaat für die künftigen Dorf-Ländereien wird für 12 Scheffel Braachrocken, 12 Scheffel Stoppelrocken und 15 Scheffel Hafer bestimmt. Die Wirthe nehmen selbige von ihrer bisherigen Inventarien-Saat und liefern den etwaigen größeren Betrag derselben an die Gutsherrschaft in natura ab.

12.  Die Gutsherrliche Hofwehr der verkleinerten Wirthe besteht, in Rücksicht auf die Geringfügigkeit ihrer bisherigen Hofwehr, außer den vorgedachten Saaten, nur in
- 2 Pferden,
- einer Kuh,
- zwei Haupt Jungvieh
- zwei Pölken,
- vier Schaafen,
- einem Gesindebette nebst Zubehör,
- einem Blockwagen mit Zubehör,
- einem Gespann Sielen zu zwei Pferden,
- einem Pfluge.
- zwei Eggen,
- einem halben Tonne-Kessel,
- dem Acker und Hausgeräthe, welches sonst noch zur Wirtschaft erforderlich ist. 

Alle diese Stücke wählt jeder Wirth aus seiner bisherigen Hofwehr aus, und liefert was er außerdem an Pferden, Sielen und Kesseln an Hofwehr besitzt auf Gallen 1819 (Gallustag 16.Oktober) an die Gutsherrschaft ab. Die hier nicht benannten Stücke der bisherigen Hofwehr sollen den verkleinerten Wirthen eigenthümlich verbleiben. Sollten die Hauswirthe sich entschließen, statt der Pferde Ochsen anzuschaffen, und mit letzteren zu wirtschaften, so stehet ihnen das frei, und es treten dann die Ochsen ohne Vergütung in die Stelle der Pferde 13. Der Spanndienst, welchen die verkleinerte Wirthe bisher als Halbhüfner haben leisten müssen, hört mit Gallen 1819 gänzlich auf, wogegen in der Rücksicht, daß ihnen für die Erndte des Jahres 1819, der Einschnitt auf ihren bisherigen Ländereien gelassen wird, jeder derselben verbunden ist, bis Ostern 1820 wöchentlich vier Hand Tage dem Hofe zu leisten und sich im Kommen und Abgehen nach den Tagelöhnern des Hofes zu richten, für das Viertel Jahr von Ostern bis Johannis 1820 aber eine baare Pacht von Acht Thalern zu erlegen. Mit Ostern 1820 hört aller Natural Hofdienst gänzlich auf und die Bestellung der an den Hof kommenden bisherigen Bauer-Ländereien zur Saat liegt den Hauswirthen nicht ob, sondern der Hof übernimmt dieselbe, kann aber, wie sich von selbst versteht dazu den bis Gallen 1819 fortdauernden Spanndienst gebrauchen. Das künftige Praestandum (die Abgabe) der verkleinerten Wirthe außer welchem sie zu keinerley Leistungen an die Gutsherrschaft verbunden sind, beträgt mit Einschluß der ordentlichen Contribution (personenbezogene Steuer)oder des sogenannten Kopfgeldes für jeden jährlich Dreißig Thaler und zweiundzwanzig Schillinge, wovon die eine Hälfte auf Weihnacht und die andere auf Johannis jeden Jahres zu entrichten ist. Während der ersten Sieben Jahre erläßt die Gutsherrschaft jedem Wirthe an diesem Praestandum jährlich Sechs Reichsthaler 22 Schilling, um den Mangel an Obst in den neuen Gärten und die sonstigen Entbehrungen zu ersetzen. 14. An die Pfarre und den Küster muß jeder Wirth, außer den herkömmlichen Accidentien 8eigentlich Unwesentliche; hirt ?) mit Einschluß des gewöhnlichen Opfers jährlich abgeben an den Prediger ein Pfund Flachs an den Küster und Schulmeister drei Brödte, sechs Eier, eine Kanne Bier und 34 Schilling. ferner übernehmen sie die bisherigen fünf Handdienst-Tage, welche dem Pfarrer jährlich von den Kossaten geleistet worden, auch die acht Holz- und Heu-Fuhren, die der Küster jährlich begehren kann, wobei sie zusammen spannen müssen. Von den in der Gemeinde üblichen Kirchen- und Pfarrdiensten tragen die Wirthe nur allein den Handdienst für sechs vormalige Bauernstellen. Alle übrigen Entrichtungen und Leistungen an den Prediger, Küster und Schulmeister, so wie an die Kirche, Pfarre und Küsterei werden künftig vom Hofe übernommen, nicht minder die Holz- und Heu-Fuhren des Küsters, im Fall die verkleinerten Hufen ihre Pferde abschaffen und mit (Ochsen?) wirtschaften sollten. 15. Beim Richten und Abbrechen von Gebäuden im Gute, bei Wegebesserungen und beim Schneeschaufeln sind die Hauswirthe verbunden, dem Hofe mit der Hand zu helfen, nicht minder in Criminal-Fällen, den Angriff und die Bewachung gemeinschaftlich mit den übrigen Guts-Einwohnern zu besorgen. Zu außerordentlichen Landes-Steuern, welche im Verfassung-mäßigen Wege auf ritterschaftliche Bauern gelegt werden, haben die verkleinerten Wirthe als Viertelhüfner Beitrag zu leisten. Von der militairischen Einquartierung und Verpflegung, welche das Gut Zahrensdorff trifft, tragen die drey verkleinerten Wirthe zusammen den sechsten Thei und nehmen im Verhältmiß ihrer Mitleidenheit (Betroffenheit?) an der etwanigen Vergütung Antheil.

 16. Wenn Unglücksfälle die verkleinerten Wirthe ohne ihr Verschulden treffen, so verspricht die Gutsherrschaft ihnen nach Verhältniß ihres Verlustes Remissionen (Erlass) an den Praestanda angedeihen zu lassen. Auch bewilligt dieselbe für die auf den bisherigen Gehöften der verkleinerten Wirthe gegenwärtig vorhandenen Altentheiler, von Johannis1820 an, eine jährliche Beihülfe von Sechs Thalern für jede Person, auf deren Lebenszeit, also
a) dem Hauswirth Blücher, deßen Vater und Mutter noch am Leben sind, jährlich Zwölf Reichsthaler
b) dem Hauswirth Hans Jacob Kahl für seine noch lebende Mutter jährlch Sechs Reichsthaler.

In der Folge muß allemahl der Nachfolger in dem Besitze der verkleinerten Bauerstellen, die Versorgung der etwa vorhandenen Altentheils-Leute ohne Vergütung übernehmen. 17. Bei dieser Einrichtung, sobald selbige landesherrlich genehmigt und bestätiget worden, behält es fortan für immer das unabänderliche Bewenden dergestalt, daß von der Gutsherrschaft, deren Erben und Nachfolgern, sp wenig mit den Bauerstellen selbst und den Leistungen davon, als mit dem Personale der Bauren und ihren Nachkommen, so lange sie Recht von den Stellen thun, ohne Landesherrliches Vorwissen und ausdrückliche Genehmigung, auch ohne Zustimmung der dabei interessirenden Personen aus der Bauerschaft, keinerlei Veränderung unternommen und ausgeführet werden darf; vielmehr ein jedes Unternehmen solcher Art der sofortigen Landesherrlichen Remedur (Abhilfe)8, ohne irgend eine Widerrede, abseiten der Gutsherrschaft unterworfen sein soll. Jedoch bleiben der Gutsherrschaft, soweit im obigen keine Abänderung vereinbaret worden, alle Landesverfaßungs- und gesetzmäßige Befugnisse über leibeigene Gutsleute und deren Familien, auch in Ansehung der verkleinerten Wirthe und ihrer nachkommen vorbehalten. Diese Abschrift ist dem Original Entwurfe des Regulativs gleichlautend. Schwerin, den30.ten August 1819 Johann Carl Bouchholtz,

                                                       Regierungs-Registrator

Dieses ist eine Abschrift von Dieter Greve, Schwerin auf der Grundlage einer Abschrift vom Original angefertigt von Heinrich Garber, Zahrensdorf (ehemaliger Schuldirektor, verstorben)


In der Zwischenzeit hatten die Besitzer des Gutes Zahrensdorf noch zweimal gewechselt, von Jannsen 1819/20 an Postrath Wildfang und von diesem 1826 an Georg Friedrich Ernst Leopold von Lücken aus dem Amt Wredenhagen im Raum Röbel.

Die Familie von Lücken aus dem mecklenburgischen Uradel, die bereits die Union der Landstände 1521 mit unterschrieben hatte, erwarb im Jahre 1826 das Gut und blieb 100 Jahre im Besitz des ritterschaftlichen Gutes Zahrensdorf. Zuvor war sie vor allem im ritterschaftlichen Amt Wredenhagen zwischen Röbel und Malchow angesessen Das Stammgut war Massow.

Wappen von Lücken.jpg


Wappen der Familie von Lücken

Aus dem Jahre 1819 liegt das Ergebnis der Volkszählung vor. Zahrensdorf hatte 139 Einwohner. Darunter war auch bereits der Name Wildfang. Im einzelnen werden folgende Namen genannt:

Abel, Barghahn, Beckendorf, Bergfeld, Blücher, Bolt, Bremer, Brenner, Brockhahn, Brockmüller,
Deetz, Dunn, Goosmann, Grimm, Hagemann, Harms, Kahl, Klatt Koch, Köster,
Kogel, Kords, Kruse,  Leers, Lemann, Lunow, Mahn, Meincke, Meyer, Michaelsen,
Möller, Mund Neumann, Nieland, Oldenburg, Pahl, Rese, Rockmann, Samo, Scharnberg,
Scharnweber, Schmidt, Siercke, Solvi, Stieger, Stockmann, Struve, Teppe, Teves, Titz,
Töpfer, Voß, Wiebrot, Wiese, Wildfang, Wille, Wolff, Wulf, Wunderwald.

Die fett gedruckten Namen sind bereits in den Beichtkinderverzeichnissen 1704 oder 1751 genannt, teils auch in anderen Schreibweisen.


Gutshof Zahrensdorf.jpg



In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert ist eine größere Bautätigkeit auf dem Gut zu verzeichnen. Es entstehen neben dem Herrenhaus, beiderseits der ursprünglichen Dorfstraße, der heutigen Schulstrasse, die Wirtschaftsgebäude (Ställe und Scheunen, wie sie noch im Messtischblatt aus dem Jahre 1881 zu erkennen sind. Wohnungen für die Tagelöhner entstehen jenseits des Bretziner Weges an der heutigen B 5, in Richtung Boizenburg.





Bereits zuvor zwischen 1826 und 1829 wurde die Hamburg-Berliner Chaussee erbaut, die Zahrensdorf direkt berührte. Sie ersetzte die alten Postwege von Boizenburg nach Wittenburg-Schwerin und nach Hagenow. Sie kreuzte die alte Dorfstraße, an der ursprünglich die bäuerlichen Gehöfte belegen waren. Jenseits der Schaale entstand danach die Zollstation, die später Wohnsitz des Chausseewärters wurde.

Im Jahre 1895 wurde der erste Hauswirt zum Erbpächter. Dazu findet sich im Grundbuch 1932 die Aussage:

"Die eine der vorstehend genannten Bauerstellen, welche dem Hauswirt H.H.C.Piper gehört, ist als Erbpachthufe Nr.2 vererbpachtet. 
worden. Dieselbe hat einen Flächeninhalt von 8740 QR. oder 18 ha 94 a 91,21qm, bonitiert zu 69 3/16 Scheffeln.
Von der Erbpachthufe ist ein ewig unveränderlicher jährlicher Canon von 106 Mark 62 Pfennige in Reichsmünze zu entrichten.
Erbpachtcontract über die Hufe II zu Zahrensdorff vom 4. Februar 1895. 
Landesherrlich bestätigt. Schwerin, den 18.April 1895"

Am Ende des 19. Jahrhunderts hat der bürgerliche, später geadelte Gutsbesitzer Haase aus Wiebendorf eine Kapelle und ein Erbbegräbnis auf dem Zahrensdorfer Friedhof errichten lassen, die jetzt unter Denkmalsschutz stehen.

Theodor von Lücken erwarb, wie der Mecklenburgische Staatskalender 1851 ausweist, zuvor die Erbpachthöfe Franzhagen, Amholz, Alteneichen und Marschkamp in der Teldau. Franzhagen ist aber bereits vier Jahre später in der Hand der von Stenglin auf Beckendorf. Die Höfe in der Teldau wurden für die Heugewinnung aber auch als Weiden für die Rinder des Gutes genutzt. Die Erbpachthöfe blieben bis 1908 in der Nutzung durch das Rittergut Zahrensdorf.

Die Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender weisen für Zahrensdorf Folgendes aus:

# MStk. 1871 Zahrensdorf: Theodor von Lücken. es werden noch 3 Hauswirte genannt
# MStk. 1881 Zahrensdorf: Geschwister von Lücken und ebenfalls 3 Hauswirte
# MStk. 1901 Zahrensdorf: Ernst von Lückens Erben und Achim von Lücken, dazu Kirche ohne Patronat, Schule, Schmiede mit Krug, 
                         Chausseehaus, 2 Hauswirte, 1 Erbpächter
# MStk. 1914 Zahrensdorf: Achim von Lücken, Pfarrkirche ohne Patronat, Schule, Industrieschule, Chausseehaus, 
                         2 Erbpächter (1 Erbkrug mit Schmiede), 2 Hauswirte

Aus den Eintragungen in den Staatskalendern ist eine gewisse Entwicklung in Zahrensdorf zu erkennen. Diese betrifft nicht nur den Übergang von einer Generation der Gutsherrschsft in die Folgende sondern auch die Entwicklung der bäuerlichen Verhältnisse. Im Jahre 1819, als die drei Hauswirte auf den Kiekut verlegt wurden, blieben sie zunächst noch leibeigene abgabe- und dienstpflichtige Bauern. Erst die Aufhebung der Leibeigenschaft im Jahre 1820 und dann die Vererbpachtungen, sowohl eines Hauswirts als auch bereits zuvor des Krügers und Schmiedes brachten einen teilweisen Wandel. Die zwei Hauswirte blieben noch bis in das 20. Jahrhundert hinein in einer, wenn auch gelockerten Abhängigkeit.

Zu beachten ist auch die Weiterentwicklung der Schule, die als Küsterschule unter der Regie der Kirche betrieben wurde. Im Jahre 1914 ist auch eine Industrieschule genannt, d.h. dass wie auch im Domanium die Schulmeister und ihre Angehörigen Unterricht in häuslichen und gärtnerischen Verrichtungen zu geben hatten. Der Unterricht wurde nach wie vor im Hause des Küsters erteilt. Dieses erhielt dann, wohl erst nach 1900 eine Anbau mit einem Klassenraum außerhalb der Wohnung des Küsters.

Gemeinde Neu Gülze - die frühe Geschichte

Gründung des Dorfes Neu Gülze

Durch die Ansiedlung von 13 Gehöftsbesitzern als Erbpächter im Norden der Feldmark Gülze wurde im Ergebnis der Feldmarksregulierung in Gülze das eigenständige Dorf Neu Gülze mit dem Schulzen Porthun gegründet. Die 13 Erbpächter sind in der nachstehenden Übersicht aufgeführt.


Neu Gülze Erbpächter 1834 (gemäß Erbpachtvertrag)

# Hufe u. Besitzer.......spätere Besitzer.........Q-Ruthen ...ha..... ....Hufen-Nr.in Gülze
..............................................................1834...später   
# Nr.1...Jochim Gehrke....Elvers ?..................12.735.....19.....27,61....29
# Nr.2...Johan Tofelde..........................,,,,12.468.....22,12..27,01.....8
# Nr.3...Jochim Tewes......W.Kohl.Dahlenburg........13.880.....18,36..30.09....18
# Nr.4...Johann Kohl................................13.120.....19,07..28,44....19
# Nr.5...Hans Dittmer.....E.Bantin..................12.370.....19,40..26,72.....7
# Nr.6...H.J. Tewes.......W.Bädker..................13.141.....19,40..28,49....28
# Nr.7...Johann Jammer...1836 Heinr.Gercke..........11.477.....19,12..24,88....21
# Nr.8...Schulze Hans Porthun...W.Meyer.............11.681.....19,32..25,32....26
# Nr.9...Hans Lüneburg..............................11.426.....19,00..24,77....25
# Nr.10..Johann Früchten............................12.089.....19,36..26,61....12
# Nr.11..Hans Rehagen.....Schlie ? Grimpe, Hagemann.11.997.....17,44..26,01....20
# Nr.12..Hans Bätker................................12.141.....17,44..26,32....32
# Nr.13..Hauswirth Schlage..........................18.320.....28,27..39,71.....9
Im gemeinsamen Erbpachtcontract von 1834 werden alle Gehöftsbesitzer als Erbpächter bezeichnet, 
mit Ausnahme von Hauswirth Schlage des Gehöfts Nr.13, dessen Vererbpachtung wahrscheinlich erst kurz danach erfolgte. Im Jahre 1836 wird auch Johann Schlage als Erbpächter bezeichnet.
Hinzu kommen die Büdner (Namen 1932):
# B1 Konow
# B2 Giske
# B3 Fauck
# B4 Eilfeldt
# B5 Führ

Das Schulzenamt

Der Schulze Hans Porthun hat dieses Amt nur zwei Jahre ausgeübt. Ihm wurde bereits im Jahre 1836 vorgeworfen, von den Erbpächtern erhobene Gefälle nicht pünktlich und vollständig im Amt eingezahlt zu haben. Vermutlich hat er mit dem Differenzbetrag vorübergehende eigene Zahlungsprobleme überstehen wollen. Es handelte sich jedoch nicht wie fast ein halbes Jahrhundert später in Klein Bengerstorf um die Unterschlagung von Gemeindegeldern, die eine Haft in Dömitz zur Folge hatte. Über Bestrafung von Hans Porthun ist in den Quellen nichts überliefert.

Nachfolger von Porthun als Schulze wurde Johann Kohl, Erbpächter auf Gehöft Nr.4. Er war etwa 51 Jahre alt. Sein Amt übte er bis 1865 aus, als er mit 80 Jahren bettlägerig geworden war.

Sein Sohn Heinrich Wilhelm Kohl (45 Jahre alt) wurde zunächst nur auf Probe für ein Jahr bestellt, übte sein Amt aber dann bis 1919 aus. Er erhielt im Jahre 1908 den Verdienstorden in Silber, den Friedrich Franz III. gestiftet hatte.

Sein Nachfolger der Häusler Gustav Porthun (im Staatshandbuch 1923 Helmut Porthun) wurde am 15.März 1919 dann in der Republik bereits durch die Gemeindeversammlung gewählt. Er erhielt als seine Stellvertreter zwei Schöffen zur Seite gestellt:

1. Schöffe Konow, Büdner Nr.1,       
2. Schöffe Bädker; Gehöft Nr.6 (Nr.4).

Die Schulzen erhielten als Schulzengehalt die Nutzungsberechtigung an der Schulzen-Competenz (Dienstländereien). Die hatten die Größe von:

Acker 1193 Qu.-Ruten
Wiese 901 Qu-Ruten auf der Gülzer Feldmark
Wiese 120 Qu.-Ruten auf Mahnkenwerder

Letztere wird auf Zuweisung durch das Kammer- und Forst-Kollegium im Ministerium für Finanzen 1891 auf 600 Qu.-Ruten vergrößert. Im Jahre 1922 werden die Dienstländereien des Schulzen in die Gemeindeländereien eingefügt.

Heinrich Wilhelm Kohl war der erste Schulze, der diese Aufgabe auch für den Hühnerbusch ausübte. 1876 wurde Hühnerbusch der Gemeinde Neu Gülze hinzugefügt. Zuvor war Hühnerbusch bereits interimistisch vom Neu Gülzer Schulzen mit verwaltet. Im Jahre 1865 stellte der Schulze Johann Kohl bereits den Antrag auf zusätzliche "Renumeration" (Vergütung) für die bereits ad interim wahrgenommene Funktion des Ortsvorstehers von Hühnerbusch.

Ansiedlung weiterer Büdnereien und Häuslereien

Durch das sogenannte "Häuslerpatent", das 1846 verfügt wurde, war die Möglichkeit gegeben neben den Büdnern weitere kleine Grunddbesitzer anzusiedeln. Häusler erhielten Haus- und Gartengrundstücke von etwa 1850 qm in Erbpacht und erhielten einen Grundbrief , der ähnlich wie der Hausbrief der Erbpächter beschaffen war und die Höhe der Abgaben und die Bauverpflichtung enthielt.

Im Staatskalender von 1850 ist bereits ein Häusler in Neu Gülze ausgeführt.

In diesen Jahren entstanden in Neu Gülze wie in anderen Dörfern zusätzlich Büdnereien und Häuslereien. Im Landeshauptarchiv finden sich dazu Anträge vom Tischler Paschen aus Blücher für die Büdnerei Nr. 7 (1848) und Schuster Friedrich Ahrens aus Altendorf für die Büdnerei Nr. 8 (1848). Friedrich Ahrens hatte 1847 bereits den Antrag auf einen Häuslerbauplatz gestellt. Weitere Anträge auf Hhäuslerbauplätze haben 1847 der Holzhändler Wegener, 1853 der Maurergesell Johann Tewes (Ururgroßvater von D.Greve) und 1864 der Einlieger Joachim Niemann gestellt. Wie begehrt Häuslerbauplätze waren zeigte sich an dem Beispiel der aufgelassenen Sandgrube neben dem Häusler Schuldt (H 10). Um diese bewerben sich 1908 der Eisenbahnarbeiter Eduard Grimpe und 1908 der Häusler Schuldt. Das Ministerium fordert eine Ausschreibung, bei der Schuldt 1909 mit dem Meistgebot den Zuschlag bekommt. Häufig wird auch die Forderung gestellt, dass die Gemeinde aus dem Gemeindeland Häuslerbauplätze freigeben soll. Dagegen wehrt sich die Gemeinde Neu Gülze ebenso wie andere Gemeinden. Da die Einliegerländereien, die sogenannten Competenzen, eine Einnahmequelle durch Pachten für die Gemeinde waren. Um die Verhältnisse, die den Umgang mit den Gemeindeländereien betreffen zu regeln, hat sich die Gemeinde Neu Gülze-Hühnerbusch im Jahre 1891 ein "Statut der Art der Benutzung der Gemeindeländereien in der Gemeinde Neu Gülze, Amts Boizenburg" geschaffen. (Begriff: Competenzen oder Competenzländereien sind Ländereien, die die Gemeinde an kleine Grundbesitzer, in der Regel nur Einlieger und Häusler, verpachten kann. Diese sind kompetent für die Pachtung. Diese Ländereien wurden allgemein bei der Regulierung der Feldmarken ausgegliedert. Competenzen konnten nicht nur für Häusler und Einlieger, sondern auch beispielsweise für die Schulzen, für die Schule und auch für die Hebammen ausgegliedert werden.) Im Archiv finden sich Anträge des Zimmermeisters Ziegert aus Boizenburg vom November 1913, der auf sechs Bauplätzen auf dem Gemeindeland nahe der B 5 Häuslereien errichten möchte. In der Gemeinde gibt es aus den genannten Gründen Bedenken. Ziegert schlägt denn vor, von den umliegenden Gütern und der Stadt Boizenburg Pachtungen anstelle der Competenzländereien vorzusehen. Vom Finanzministerium; Abteilung Domänen und Forsten wird am 8. Januar 1914 der Verkauf befürwortet mit der Auflage, das eingenommene Geld auf Rücklage zu nehmen, um später Land für die Gemeinde kaufen zu können als Ersatz für die verkauften Gemeindeländereien. Da dieser Vorgang unmittelbar vor dem Beginn des Ersten Weltkrieges datiert, wird die Realisierung der Bauten durch Ziegert wahrscheinlich erst nach Kriegsende erfolgt sein. Die Ziegertschen Häuser haben auf Grund ihrer Zweigeschossigkeit auch nicht den Charakter typischer Häuslereien.

Eine Vorstellung von der Dorfform von Neu Gülze gibt das Messtischblatt aus dem Jahre 1881.

Neu-Gülze.MTB.jpg

Neu Gülze auf dem Messtischblatt 1881


Das Dorf wird seit 1846 von der Eisenbahnstrecke Hamburg-Berlin zerschnitten. Südlich der Bahnlininie befinden sich die Gehöfte mit den Nummern 1 bis 11, sowie in der Gamm das Gehöft Nr.13 und die Büdnereien B1 bis B5, sowie auf Ausbau Ruhbeck B6 bis B9. Nördlich der Bahnlinie befindet sich nur das Gehöft Nr.12, sowie Häuslereien, später auch Büdnereien beiderseits der Dorfstraße bis an die Hamburg-Berliner Chaussee, der heutigen B 5. Östlich der Dorfstraße befinden sich die Häuslereien auf einem schmalen Geländestreifen, der an die Gemarkung Zahrensdorf grenzt, hinter den Häuslergrundtücken der westlichen Straßenseite an der Dorfstraße befindet sich Weideland, die Friewei (Freiweide) genannt wird. Die Häuslereien und Büdnereien an der B 5 entstehen erst mit der Versiedlung des Gutes Zahrensdorf nach 1926.

Neu Gülze nach dem Ersten Weltkrieg

In den Kriegs- und Nachkriegsjahren kam es zum Niedergang der deutschen Wirtschaft, so auch im Amt Boizenburg. In der Folge der Novemberrevolution in Deutschland, die auch Auswirkungen auf Boizenburg und Umgeung hatte, kam es zur Bildung eines Soldaten- und Arbeiterrates in Boizenburg. Auch in einige Dörfern bildeten sich Bauern- und Landarbeiterräte, die neben dem Schulzen die demokratische Mitwirkung der Dorfbewohner bewirken sollten. In Neu Gülze wurden im am 15. März 1919 in einer Einwohnerversammlung der Häusler Gustav Porthun zum neuen Schulzen und dazu zwei Schöffen als Stellvertreter gewählt.

Im Jahre 1926 war der Hofbesitzer vom Gehöft Nr.6 Wilhelm Bädker bereits der Schulze.

Mit dem Niekamerschen Güteradressbuch ergibt sich die Möglichkeit weitgehend die Besetzung der Gehöfte in Neu Gülze zu ersehen:

In das Adressbuch haben sich im Jahre 1921 eintragen lassen:

# Bädker Heinrich....27 ha....Nr.12
# Bädker, Wilhelm....26 ha....Nr.6
# Dittmer Wilhelm....29 ha....Nr.5
# Elvers, Heinrich...26 ha....Nr.1 
# Früchten, Hermann..27 ha....Nr.10
# Kohl, Johann.......27 ha    Nr.4
# Kohl, Wilhelm......30 ha....Nr.6
# Schlage, Johann....30 ha....Nr.13
# Schlie, Johann.....26 ha....Nr.11 ?
# Tewes, Heinrich....30 ha....Nr.3
# Tofelde, Heinrich..26 ha....Nr.2

Nicht eingetragen sind die Besitzer der Gehöfte Nr.3 und Nr.7.

Die Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender weisen für Neu Gülze für den Zeitraum 1835 bis 1923 folgende Angaben aus:

# MStk 1835: 13 Erbpächter, 5 Büdner
# MStk 1840: 13 Erbpächter, 5 Büdner, Schule
# MStk.1850  13 Erbpächter, 8 Büdner, 1 Häusler, Schule
        Hühnerbusch noch nicht zu Neu Gülze: Mühle, Krug, Erbschmiede, Forsthof, 1 Büdner
        Zahrensdorf:  III, Georg Friedrich Ernst Leopold von Lücken
# MStk 1860: 13 Erbpächter, 9 Büdner, 4 Häusler, Schule
# MStk 1870: 13 Erbpächter, 9 Büdner, 9 Häusler, Schule
        Hühnerbusch noch nicht zu Neu Gülze: Mühle, Forsthof, 2 Büdner (1 Erbschmied)
        Zahrensdorf: III, Theodor von Lücken
# MStk 1881: 13 Erbpächter, 9 Büdner, 16 Häusler, Schule
# MStk 1890: 13 Erbpächter (1 Krüger), 9 Büdner, 16 Häusler Schule und Industrieschule, Schulze Kohl
             Nun wird der Hühnerbusch, der zuvor immer gesondert aufgeführt wurde, im Jahre 1876 der Gemeinde Neu Gülze zugeordnet, mit 
             1 Wassermühle, Forsthof, 2 Büdner (1 Schmied)
# MStk 1901: 13 Erbpächter (1 Krüger), 9 Büdner, 16 Häusler Schule, Industrieschule, Schulze Kohl
                  Hühnerbusch: Försterei, Wassermühle, 2 Büdner (1Schmied)
# MStk.1923:  Neu Gülze 13 Erbpächter, 9 Büdner, 20 Häusler, Schule, Industrieschule, Schulze Helmuth Porthun
                        Hühnerbusch: Unterförster, Wassermühle, 2 Büdner (1 Schmied)
       Zahrensdorf: Allodialgut, Pfarrkirche ohne Patronat,, Schule, Industrieschule, Chausseehaus, 2 Hofbesitzer                           
                      (1 Erbkrüger mit Schmiede9, 
                    2 Hauswirte, Gutsbesitzer Achim von Lücken, Schulze derselbe
      

Aus den Angaben der Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender kann man eine Entwicklung in der Gemeinde Neu Gülze ablesen. Wenige Jahre nach der Gründung des Dorfes haben die Neu Gülzer bereits eine Schule im kleinen Dorf gebaut. Es handelt sich um ein Fachwerkhaus an der Kreuzung der Dorfstraße mit dem historischen Postweg Hamburg-Berlin. der von der Gamm (aus Boizenburg) kommend über den Hühnerbusch verläuft und weiter über Lübtheen, Kaliß und Lenzen nach Perleberg führt. Es wird sich um eine einklassige Schule gehandelt haben. Im Jahre 1890 kommt auch die Industrieschule hinzu, in der die Schüler und Schülerinnen in häuslichen und gärtnerischen Tätigkeiten unterrichtet wurden. Die Schule in Neu Gülze wird die Eigenständigkeit des neu gegründeten Dorfes betont haben. Sicher werden die Kinder zuvor noch die Schule im Stammdorf Gülze besucht haben, die bereits im 18. Jahrhundert entstanden sein wird. Um 1930 wird in Neu Gülze ein neues Schulhaus nördlich der Bahnlinie gebaut

Die Zahl der Büdner hat sich bis 1860 von 5 auf 9 erhöht, davon 3 Büdnereien im Ausbau Ruhbeck, die Zahl der Häusler von 4 im Jahre 1860 auf 16 im Jahre 1881.

Im Jahre 1890 gehört auch Hühnerbusch zur Gemeinde Neu Gülze. Diese Entscheidung der Amtsverwaltung wird mit der Bildung der Landgemeinden nach der Revidierten Gemeindeordnung von 1869 im Zusammenhang zu sehen sein. Diese legte für Mecklenburg-Schwerin die formelle Bildung der Landgemeinden fest. Der vom Amt vorgeschlagene Schulze wurde von der Regierung im Namen des Landesherrn berufen. Er stand dem Gemeindevorstand vor und war für die Ordnung in der Gemeinde, incl. Brandschutz sowie auch für die Finanzen der Gemeinde verantwortlich. Ihm zur Seite standen im Gemeindevorstand zwei Schöffen. Der Schulze in den Jahren 1890 und 1901 heißt Johann Kohl.

Im Laufe der Jahre seit 1833 haben sich bei einigen Gehöften die Namen der Besitzer geändert, sei es durch weibliche Erbfolge, so beispielswese bei dem Übergang von Dittmer auf Bantin, oder auch durch Verkäufe. Zu Verkäufen kam es in der Folge des Ersten Weltkrieges. Im Jahre 1921 sind ausweislich des Niekammerschen Adressbuches Gehöft Nr.1 von Gehrke auf Elvers, Gehöft Nr.6 von Tewes auf Wilhelm Bädker, Gehöft Nr.11 von Rehagen an Schlie?, dann Grimpe und Hagemann. Der für die Gemeinde Neu Gülze spektakulärste Fall ist jedoch die Insolvenz des Rittergutes Zahrensdorf.

Das 20. Jahrhundert in Neu Gülze und Zahrensdorf

Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert hatte sich in Europa eine instabile internationale Lage herausgebildet. Beginnend mit der Bismarckschen Reichsgründung, der damit verbundenen politischen Konkurrenz zwischen Deutschland und Frankreich, dem wirtschaftlichen und militärischen Aufstreben des Deutschen Reiches, das insbesondere England herausforderte, das Entstehen der militärischen Blöcke Entente und Dreibund in Europa war 1914 eine solche Lage entstanden, die nur noch eines Anlasses für den Beginn eines Krieges bedurfte. Dieser war dann mit dem Attentat serbischer Nationalisten auf den österreichischen Thronfolger gegeben. Statt sinnvoller diplomatischer Konfliktlösung schlitterte Europa in einen Krieg, der sich dann zum Ersten Weltkrieg ausweitete.

Die anfängliche nationalistisch geprägte Kriegsbegeisterung schlug in der Bevölkerung auch des Amtes Boizenburg schnell in Ernüchterung um, als erste Gefallenen- und Verwundeten-Meldungen ankamen. Hinzu kam der auch in den ärmeren Schichten der Landbevölkerung spürbare Lebensmittelmangel. Im Jahre 1918 kam es dann ausgehend von den Kieler Matrosen zu revolutionären Unruhen und zum Sturz der Monarchie in Deutschland. Diese Unruhen wurden auch in Boizenburg und Umgebung spürbar. In Boizenburg wurde ein Arbeiter- und Soldatenrat gebildet. Nach Kriegsende bildeten sich auch auf dem Lande Landarbeiter- und Bauernräte, die die Schulzen in ihrer Macht einschränkten und demokratische Mitbestimmung einforderten.

In der Nachkriegszeit kam es zu Unruhen mit Kämpfen monarchistischer Kräfte gegen die Ergebnisse der Novemberrevolution. Reichswehrtruppen inszenierten den Kapp-Putsch mit dem Ziel die Monarchie wiederherzustellen. Unterstützer fanden die Kapp-Putschisten bei ehemaligen Rittergutsbesitzern, wie Major von Henning auf Tüschow. Durch Generalstreiks und aktiven Widerstand wurde der Putsch niedergeschlagen.

Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland lag in der Folge des Krieges und der Nachwirkungen des Versailler Friedensvertrages danieder. Um die hohen Reparationszahlungen bewältigen zu können,wurde der Geldumlauf erhöht. Das führte dann zu einer Inflation, die 1923 ihren Höhepunkt erreichte. Danach erholte sich die Wirtschaft bis etwa 1928. Mit der in den USA verursachten Weltwirtschaftskrise setzte der Niedergang der Wirtschaft erneut ein. Das hatte auch für die Bauern und für die Güter weitreichende Folgen. Viele bäuerliche Betriebe, vor allem aber die großen Landgüter gingen in den Konkurs. in Tessin, Klein und Groß Bengerstorf und auch Neu Gülze wurden Bauerhufen verkauft und teils aufgesiedelt. In der Folge wurde auch das Gut Wiebendorf 1937 von Kurt von Haase an die Gebrüder Puls verkauft.

Auflösung der Gutswirtschaft und Versiedlung in Zahrensdorf unter aktiver Beteiligung der Gemeinde Neu Gülze

Joachim von Lücken, der Eigentümer des Allodialgutes Zahrensdorf, war zur Tilgung seiner Schulden im Jahre 1926 gezwungen, Land zu verkaufen. Als Käufer trat die Gemeinde Neu Gülze auf, die 650 Morgen Acker und 100 Morgen Wiesen erwarb. Diese sollten als Zuwachsland an Kleineigentümer verkauft werden. In diesem ersten Siedlungsverfahren in dem Gut Zahrensdorf war die Gemeinde Neu Gülze gewissermaßen der Siedlungsträger.

Gegen Joachim von Lücken auf Zahrensdorf wurde das Konkursverfahren am 29. November 1930 unter dem Konkursverwalter Rechtsanwalt Dr.Paetow aus Boizenburg eröffnet. Bereits ab 1926 waren Flächen des Gutes Zahrensdorf an die Gemeinde Neu Gülzer verkauft worden, die darauf Büdnereien und Häuslereien in Neu Gülze errichtete, in der Folge ebenfalls in Zahrensdorf. So entstanden die langen Häusler- und Büdnerzeilen an der B 5 auf der Zahrensdorfer Gemarkung, von der Teile nach Neu Gülze umgemarkt wurden. Im Jahre 1928 hatte das Landgut Zahrensdorf noch Flächen von 473 ha von den 623,7 ha die Rabe/Quade im Jahre 1894 genannt hatte. Es gab noch vier bäuerliche Wirtschaften Heinrich Hagemann, Wilhelm Piper und Heinrich Kahl, sowie den Erbkrüger und Erbschmied Wilhelm Michaelis. Zusätzlich bewirtschaftete die Pfarre 29 ha. Aus der Konkursmasse kaufte der Landwirt Peter Thomsen aus Schleswig das Restgut, nach Meinung des Neu Gülzer Schulzen Wilhelm Bädker eine vorgeschobene Person im Interesse von zwei Maklern. Diese verkauften lebendes und totes Inventar, verkauften Holz und sogar die Ernte ohne danach wieder einzusäen. Der Inspektor und die Tagelöhner waren bereits entlassen. In dieser Zeit brannten ein Tagelöhnerkaten und der Schafstall ab. Der Kuhstall und die Scheune konnten och gerettet werden. Es war von Brandstiftung die Rede. Die Makler und Thomsen wollten das Gut versiedeln, schlossen dazu bereits Verträge ab und ließen Hypotheken eintragen. Die Gemeinde Neu Gülze, für die Hypotheken in das Gut eingetragen waren, beantragte beim Amtsgericht Boizenburg eine einstweilige Verfügung zur Zwangsverwaltung. Der Neu Gülzer Landwirt Hermann Früchten wurde als Sequester eingesetzt. Aber ein "hinterstehender" Gläubiger, so Schulze Bädker, zahlte und die Termine wurden aufgehoben. Ein "Notarielles Protokoll" des Boizenburger Notars Dr.Paetow nennt den Hamburger Makler Lorenzen und den Gutsbesitzer aus Kulpin bei Ratzeburg Hans von Keiser.

Am 15. September 1932 kam es nach der Insolvenz dann zur Versteigerung des Gutes. Die Gemeinde Neu Gülze bot mit, um ihre im Gut stehenden Hypotheken zu retten. Sie erhielt als Meistbietender den Zuschlag am 22.9.1932, aber die Finanzierung war noch nicht gesichert. Danach übernahm die Mecklenburgische Landgesellschaft als Siedlungsträger die Versiedlung. In einem am 29.12.1932 vorgelegten vorläufigen Aufteilungsplan wurden folgende Feststellungen getroffen:

"Das Landgut A ist von der Gemeinde Neu Gülze bereits verkauft (Restgut an A. Imelmann, D.G.)
Das Landgut B als reines Waldgut hat bereits einen Interessenten.
Die Eigentumsgrundstücke C und D sind von der Gemeinde Neu Gülze ebenfalls schon verkauft (Ellenberg und Meyer, D.G.)
Für die Kirche ist eine Fläche von 21,25 ha vorgesehen. Das grundsätzliche Einverständnes des Oberkirchenrates ist bereits erteilt.
Die restlichen Flächen werden als Anliegerländereien für Neu Gülzer vorgesehen, ebenfalls die Siedlungsreserve als Dotation an die   
Gemeinde. Voraussetzung ist die Vereinigung der beiden Gemeinden Zahrensdorf und Neu Gülze."

Der Aufteilungsplan im Detail geht aus folgender Aufstellung hervor:

Zahrensdorf Aufteilungsplan.jpg


Am 4.Januar 1932 teilt Schulze Wilhelm Bädker bereits dem Siedlungsamt mit, "dass das Landgut Zahrensdorf nun soweit verkauft ist bis auf 600 Morgen Holz." Die Aufteilung erfolgte jedoch erst im Jahre 1933, nachdem ein Verteilungstermin bereits am 8. Dezember 1932 angesetzt worden war. Einen gesonderten Aufteilungsplan hatte der Neu Gülzer Hofbesitzer Grimpe (Gehöft 11) als Vorschlag bereits im November 1932 an den Ministerpräsidenten Granzow eingereicht. Er wurde offenbar negiert. Kurz zuvor hatte Grimpe bereits ein Schreiben an den Ministerpräsidenten verfasst, in dem er sich für die Landzuteilung an den Erbschmied und Gastwirt Michaelis, sowie an die Kiekuter Bauern Hagemann, Piper und Kahl zu verträglichen Preisen eingesetzt hatte. Er nahm Bezug auf die unterschiedlichen Landpreise, die den Neu Gülzer Erwerbern und den genannten Zahrensdorfern von der Gemeinde Neu Gülze angeboten worden waren. Darin kritisierte er auch den Neu Gülzer Gemeindevorsteher Wilhelm Bädker, der angeblich die gemeindliche Demokratie missbrauchte um seine eigene Position zu stärken. Grimpe bezeichnet sich in den Schreiben als LVM, was vermutlich Landvertrauensmann heißen sollte.

Den Begriff Vertrauensmann, jedoch als "landw. Vertrauensmann der N.S.D.A.P.", benutzte er auch in einem Schreiben vom 18.9.1932, in dem es um die dringend notwendige Zuteilung von Grünland aus der Aufteilungsmasse von Zahrensdorf ging. Genannt werden darin die Hofbesitzer H. Elvers, L.Grimpe, E.Schwarz, P.Tofelde und H.Bädker. Er stellt darin einen Gegensatz zu den Büdnern und Häuslern heraus, die nicht wie die Hofbesitzer als Bürgen der Gemeinde Neu Gülze gegenüber der Siedlungsbank im Siedlungsverfahren auftreten würden.

Eine solche als "sebstschuldnerische Bürgschaft" bezeichnete Erklärung der Gemeinde Neu Gülze forderte die Siedlungsbank wiederum im Dezember 1932. Sie wurde am 8.Dezember 1932 abgegeben durch den Vorstand der Spar- und Darlehensvereins Neu Gülze mit dem Vorstand W.Kohl, J.Lembcke und H.Piper, sowie dem Aufsichtsrat Hermann Früchten, Ernst Bantin und Fritz Meyer.

Mit dem Schreiben des "Vertrauensmannes" Grimpe war eine weitere Problematik angesprochen, die generell in Neu Gülze aber ebenso in Zahrensdorf vorhanden war. Denn auch Zahrensdorf hat einen geringen Grünlandanteil. Schulze Wilhelm Bädker hatte bereits versucht, im Verfahren mit der Staatsforst ein Übereinkommen zu erzielen, in dem Waldflächen in Zahrensdorf mit Grünlandflächen im Buschwerder (Gothmanner Busch, Mahnkenwerder), die der Forst zugehörig waren, zu tauschen. Dagegen regten sich Proteste der Gemeinden Gothmann, Bahlen und Gülze.

Das Gut Zahrensdorf wurde letzten Endes vollständig aufgeteilt. Es blieb nur ein Restgut von 124 ha, davon 70 ha Acker, 9 ha Wiesen, 2,4 ha Garten und 28 ha Wald, das August Imelmann 1934 erworben hat.

In einer Aufstellung des Siedlungsunternehmens sind folgende Erwerber enthalten:

Siedler in Zahrensdorf.jpg


Eine zweite Aufstellung nennt die Siedler mit den ihnen zugeordneten Grundbuchblättern. In dieser Aufstellung sind die Büdner und Häusler aus Neu Gülze, incl. Hühnerbusch, ebenso die Hufen 1 und 11 in Neu Gülze und die Hufen 1 bis 3 in Zahrensdorf (Kiekut) enthalten, darüber hinaus zwei Büdner und ein Häusler aus Bahlendorf und eine Hufe aus Gothmann.

Zahrensdorf.Tab.Siedler 1.jpg


Zahrensdorf u. Neu Gülze in den Staatshandbüchern 1927 bis 1939

Staatshandbuch 1927:
Zahrensdorf: Allodialgut, Pfarrkirche ohne Patronat,  Schule (1), Staatsstraßengehöft,  1 Hofbesitzer (1 Erbkrug mit Schmiede), 2 Hauswirte, 
4 Büdner, 29 Häusler, 723 ha,
Gutsbesitzer Achim von Lücken, Schulze derselbe 
Staatshandbuch 1930:
Zahrensdorf: Allodialgut, Pfarrkirche ohne Patronat, Schule, Industrieschule, Staatsstraßengehöft, 2 Hofbesitzer (1, Erbkrug mit Schmiede), 2 
Hauswirte, 625 ha
Gutsbesitzer Achim von Lücken, Schulze derselbe
Staatshandbuch 1937:
Zahrensdorf: Schule (1), 1 Resthof, 3 Bauern (Erbkrug mit Schmiede), 20 Büdner, 1 Staatsstraßengehöft, 1 Gemeindehaus,
Eigentümer August Imelmann
Bürgermeister Wilhelm Bädker, Neu Gülze, Zahrensdorf wurde eingemeindet.
Neu Gülze: 480 Einwohner, 1248 ha, Dorf, Schule (1), 14 Hofbesitzer (1Krug), 29 Büdner, 24 Häusler
/Staatshandbuch 1938:
Neu Gülze: Schulze Wilhelm Bädker, 13 Erbhöfe, 29 Büdner, 25 Häusler, Schule, Krug
Hühnerbusch: 2 Erbpachthöfe, 1 Büdner, 1 Häusler, Försterei, Mühle
Zahrensdorf: Landgut, 4 Erbpachthöfe, 2 Neubauernhöfe, 1 Eigentumsgrundstück, 4 Büdner, 32 Häusler,  Eigentümer August Immelmann, 
Gemeindehaus, Schule, Kirche, Schmiede, Gastwirtschaft
Staatshandbuch 1939: Das Handbuch wurde nach dem Kriegsbeginn bearbeitet.
Neu Gülze: 480 Einwohner, 1250 ha, Bürgermeister Wilh. Bädker, 13 Erbhöfe, 29 Büdner, 25 Häusler, Post, Schule
Hühnerbusch: 1 Erbpachthof, 2 Büdner, 1 Häusler, Försterei, Mühle
Zahrensdorf: Landgut, 1 Erbhof, 2 Hauswirtsstellen, 1 Eigentumsgrundstück, 2 Büdner, Post, Kirche, Eigentümer August Immelmann.

Letztere Angaben zu Zahrensdorf stehen im Widerspruch zu denen des MStk. 1938, da nun statt der 4 Erbpachthöfe neben dem Erbhof (Piper) und dem Eigentumsgrundstück (Michaelis) noch 2 Hauwirtsstellen genannt werden, da die Hauswirtsstellen Reste der feudalen Abhängigkeit beinhalten.

Das Staatshandbuch 1937 vermerkt unter der Gemeinde Neu Gülze: Zahrensdorf wurde eingemeindet. Das ist somit bis 1936 erfolgt.


Im Jahre 1935 wurden Veränderungen am Besitzstand der Hauswirte, des Erbpächters und des Erbkrügers/Erbschmiedes vorgenommen:

* Aufhebung des Erbpachtvertrages vom 2. Februar 1803 mit dem Erbkrug/Erbschmiede (Michaelis). Er wird in freies            
  Eigentum überführt.
* Hauswirt Hermann Hagemann (und gleichlautend Hauswirt Heinrich Kahl) erhält Flächen und Hofwehr (Gebäude und Teile des lebenden und toten 
  Inventars) in freies Eigentum.
* analog auch der Erbpächter Piper.

Am 3.Juni 1938 ist von der Umgemarkung der Büdenerei Böttcher von Boizenburg/Gamm nach Neu Gülze die Rede. Der Boizenburger Bürgermeister stellt sich dagegen, da Böttcher aktiv in der Stadtgemeinde tätig sei und nur Nachteile hätte. Die Umgemeindung erfolgte dann erst nach 1990.

Eine handschriftliche Aufstellung aus dem Jahre 1942 nennt die neu geschaffenen Häuslerstellen mit ihren Belastungen durch Kredite. Sie nennt auch Hermann Schlünz, dessen ursprünglich für ihn vorgesehene Stelle Karl Penschow erhalten hat, ebenso Emil Kahl für dessen Stelle Otto Brosch genannt wird.

Zahrensdorf.Tab.Siedler 2.jpg

Die Landwirtschaft unter dem Nationalsozialismus

Es soll hier sogleich vorausgeschickt werden, dass der Nationalsozialismus in den Dörfern des ehemaligen Amtes Boizenburg keinen großen Widerhall gefunden hat, obwohl die Versprechungen der Nazis in den Zeiten der Weltwirtschaftskrise insbesondere bei manchem Bauern, der in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten war, sicher nicht auf taube Ohren gestoßen sein wird. In den Dörfern des Deutschen Reichs allgemein gab es unter dem NS-Regime einige Veränderungen, die nicht nur die gemeindliche Verwaltung un das Leben in der Gemeinde betraf. So wurden alle bäuerlichen Vereine und verbände umgestaltet und unter der Bezeichnung des Reichsnährstandes zusammengefasst. Das war keine freie bäuerliche Vereinigung sondern ein von der NSDAP gelenktes Organ. In jedem Dorf gab es nun einen Ortsbauernführer, der die Bauern vertreten und im nationalsozialistischen Sinne beeinflussen sollte. Nun wurden auch vom Reichsnährstand in Verbindung mit den staatlichen Organen die sogenannte Erbhöfe gebildet. Aus den Darlegungen zu der Versiedlung des Gutes Zahrensdorf ist bereits die Bezeichnung für Bauernhöfe als Erbhöfe zu ersehen. Diese neue Bezeichnung, die in gewisser Weise an die Bezeichnung als Erbpachthof anklingt, hat aber eine völlig anderen Inhalt. Während der Erbpachthof noch immer das Obereigentum eines Grudherrn voraussetzt, bis 1918 den Landesherrn, danach das Land Mecklenburg, ist für den Erbhof das freie Eigentum die Voraussetzung. Eine weitere Voraussetzung stellt die Eigenschaft der vollen Nahrungsstelle dar, die mit einer gewissén Größe eine Familie ernähren sollte (etwa 15 ha). Der Begriff und die damit verbundene Blut- und Boden-Ideologie entsprang dem völkischen Gedankengut des Nationalsozialismus. Aus den oben zitierten Mecklenburgischen Staatshandbüchern 1938 und 1939 ist zu ersehen, dass 1938 die 13 Neu Gülzer Hofe als Erbhöfe bezeichnet werden. Die Lage in Zahrensdorf ist etwas undurchsichtig. weil 1939 ein Erbhof und zwei Hauswirte aufgeführt werden. Andererseits sagen andere Archivunterlagen aus, dass sowohl die zwei Hauswirte Hagemann und Kahl als auch der Erbpächter Piper ihre Höfe im Jahre 1935 als freies Eigentum übertragen bekommen haben. Bei den Bauern fanden die Nationalsozialisten häufig Sympatisanten, die in dem völkischen Gedankengut eine für sie günstige Perspektive sahen.

Die wirtschaftliche Situation etlicher Bauern hat sich unter dem Nationalsozialismus im Zusammenhang mit dem durch die von der Rüstung verbunden mit höherer Staatsverschuldung allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung verbessert Größere Bauern schaften sich Maschinen, Traktoren und teilweise auch bereits PKW an. Als dann die Entwicklung hin zum zweiten Weltkrieg erkennbar wure, kam bei manchem die Erkenntnis, dass dese Entwicklung keine gesunde war. Sie endete dann letzten Endes auch in dem Krieg.

Neu Gülze und Zahrensdorf nach dem Zweiten Weltkrieg

Beide Dörfer haben den Zweiten Weltkrieg weitestgehend ohne Zerstörungen überstanden. Jedoch hat es auch hier Gefallene und Verwundete unter den eingezogenen Männern gegeben. Am Ende des Krieges besetzten Alliierte Truppen die Region Westmecklenburg im Mai amerikanische, im Juni britische Truppen. Am 30. Juni wurde entsprechend den alliierten Festlegungen Westmecklenburg der Sowjetunion als Besatzungsgebiet übergeben.

Die Landwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg

Die Bodenreform 1945

Durch Befehl der sowjetischen Besatzungsmacht vom 2.September 1945 wurde eine weitergehende Bodenreform veranlasst. Nun wurden alle Güter über 100 ha und die Höfe der aktiven Nationalsozialisten zur Aufteilung vorgesehen. Darunter fiel der Resthof von August Imelmann mit 124 ha. Es entstanden .. Neubauernsiedlucgen. Nun erhielt auch der ehemalige Zahrensdorfer Tagelöhner Hermann Schlünz, der sich 1932 vergeblich um die Zuteilung einer Stelle bemüht hatte, eine Siedlung.

Die Maschinenausleihstation (MAS) und die Bäuerliche Handelsgenossenschaft (BHG)

Im Jahre 1946 war in Wiebendorf der Maschinenhof der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) gegründet worden. Er wurde auf dem Gelände und in Gebäuden des ehemaligen Gutshofes angesiedelt. Die Aufgabe dieser Einrichtung war die Ausleihe von Maschinen vor allem an die Neubauern der Bodenreform. Dazu wurden Traktoren und Landmaschinen der ehemaligen Güter hier konzentriert. Im Jahre 1949 wurde dieser Maschinenhof zu einer Maschinenausleihstation (MAS), nun als volkseigener Betrieb, umgebildet. Dieser erhielt aus der wieder aufgenommenen Landmaschinen- und Traktorenproduktion der DDR weitere Maschinen, u.a. die Traktoren „Aktivist“ aus Brandenburg und „Pionier“ aus Nordhausen. Die MAS hatten auch zusätzliche politische Aufgaben zu übernehmen. Sie dienten als verlängerter Arm der Partei, der SED, wie formuliert wurde: als „Stützpunkte der Arbeiterklasse auf dem Lande“. Dazu wurden zusätzlich zu dem technischen Personal auch an Fach- und Hochschulen ausgebildete Landwirte, die Agronomen und Zootechniker, und Instrukteure der Partei sowie auch der Jugendorganisation FDJ (Freie Deutsche Jugend) eingestellt. Das diente bereits der Vorbereitung der mittelfristig vorgesehenen Kollektivierung der Landwirtschaft aber auch der Steigerung der Erträge durch Einführung wissenschaftlicher Methoden in der Landwirtschaft. Wegen der Größe des Arbeitsgebiets der MAS wurden dann Maschinenstützpunkte als Außenstellen eingerichtet, u.a. in Dersenow, auf denen Traktoren und Maschinen ständig stationiert wurden. Im Jahre 1952 erhielten die Maschinenausleihstationen (MAS) die neue Bezeichnung Maschinen- und Traktoren-Station (MTS). Die Begründung dafür war, dass die Maschinen nicht ausgeliehen wurden, sondern in Lohnarbeit bei den Landwirten arbeiteten.

Nach dem Jahr 1960, als im "Sozialistischen Frühling" die Vollgenossenschaftlichkeit mit massivem Druck auf die noch abseits stehenden Bauern erreicht wurde, wurde im Jahre 1962 der Kreisbetrieb für Landtechnik mit Sitz in Setzin gegründet, der die einzelnen MTS als Teilbetriebe zusammenfasste. Wiebendorf wurde den örtlichen LPG als Reparaturbasis übergeben.

Die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe, eine bäuerliche Massenorganisation, die unter der Führung der SED im Gefolge der Bodenreform im November 1947 gegründet wurde, hat unter der bäuerlichen Bevölkerung eine relativ große Rolle gespielt. Zeitweilig hat sie sogar eigene Kandidaten für die Volksvertretungen aufgestellt, die freilich immer unter dem Einfluss der SED standen. Eine der wichtigsten Aufgaben, die auch am nachhaltigsten in der Bevölkerung gewirkt hat, war die oben bereits genannt Gründung der Bäuerlichen Handelsgenossenschaften der VdgB, die die Nachfolge der Raiffeisengenossenschaften antraten und eine wichtige Aufgabe bei der Versorgung der ländlichen Bevölkerung mit Artikeln des bäuerlichen Bedarfs und auch die Rolle einer Bäuerlichen Genossenschaftsbank übernahmen. Die für die Gemeinde tätige Bäuerliche Handelsgenossenschft befand sich in Boizenburg.

In der DDR wurde die Erfassung und der Aufkauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse staatlich organisiert. Der Volkseigene Erfassungs- und Aufkaufbetrieb Hagenow (VEAB) hatte in Kuhlenfeld eine Filiale mit größeren Lagerkapazitäten. Die genossenschaftlichen Landwirtschaftsbetriebe brachten in der Getreideerntezeit ihre Erzeugnisse zu den VEAB-Filialen u.a. in Kuhlenfeld und Brahlstorf.

Die landwirtschaftlichen Betriebe nach dem Zweiten Weltkrieg

Die landwirtschaftlichen Betriebe wurden bereits seit der Einführung der Nachkriegsverwaltung mit einem Ablieferungssoll für landwirtschaftliche Produkte beauflagt. Diese Beauflagung durch das Landratsamt, später durch den Rat des Kreises, erfolgte an die Gemeinde insgesamt. Innerhalb der Gemeinde wurde durch eine Differenzierungskommission die Beauflagung der einzelnen Betriebe vorgenommen. Diese Kommission bestand allgemein aus dem Bürgermeister, Gemeindevertretern und Vertretern der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB).

Zu Beginn der Fünfziger Jahre verschärften sich in allen Dörfern die Tendenzen, durch wirtschaftliche Maßnahmen die größeren Bauern, die ab einer Betriebsgröße von 20 ha unabhängig von der Bodenqualität und der Betriebsstruktur als Großbauern bezeichnet wurden, zur Aufgabe ihrer Betriebe zu zwingen. Ein wesentliches Element dazu war die Verschärfung der Pflichtablieferung, die nun Anfang der Fünfziger Jahre durch die Möglichkeit, „Freie Spitzen“ zu liefern, ergänzt wurde. Als „Freie Spitzen“ wurden die überschüssigen Produkte bezeichnet, die nicht für die Pflichtablieferung und auch nicht für den betrieblichen Kreislauf benötigt wurden. Für diese wurde ein wesentlich höherer Preis gezahlt. Dadurch konnten gerade die kleineren und die mittleren Betriebe durch intensive Ausnutzung ihrer Flächen höhere Gewinne erzielen. Die so genannten „Großbauern“ hatten nun mit der hohen Sollveranlagung zu kämpfen.

Bei den Betrachtungen der Landwirtschaftspolitik dieser Zeit, muss man feststellen, dass die Anordnungen häufig von politischen Kadern aus ideologischen Gründen getroffen wurden, obwohl sie weder Kenntnisse der Abläufe in der Pflanzen- und Tierproduktion noch von deren Ökonomie hatten. Somit waren ihre Eingriffe oft eindeutig kontraproduktiv und störten, ja zerstörten die innerbetrieblichen Kreisläufe. Sie erkannten beispielsweise nicht, dass der Bauer als Futtergrundlage und als Saatgut für das kommende Jahr immer einen Bestand an Getreide haben musste, sondern verlangten auch das letzte Korn "für den Staat". Ebenso wenig erkannten sie, dass der Bauer während der Herbstarbeiten keine Zeit zum Dreschen hatte, was ja traditionell auch eine Winterarbeit gewesen ist. Sie verlangten den schnellen Drusch, damit das Getreide abgeliefert werden konnte.

Die Repressalien gegen die „Großbauern" nahmen immer mehr zu. Es wurden Hauskontrollen durchgeführt, wenn beispielsweise das Getreide-Ablieferungssoll nicht erfüllt war. Diese Kontrollen konnten innerhalb der Gemeinde angeordnet, aber auch von den staatlichen Erfassungsorganen vorgenommen werden. Zur Überprüfung der staatlichen Anbaupläne und Viehhaltungspläne, die den Bauern die Art und den Umfang des Anbaues der Ackerkulturen und der Viehhaltung im Detail vorschrieben, wurden Feld- und Hofbegehungen durchgeführt. Die Verweigerung der Hausschlachtung an Betriebe, die ihr Soll in der Schlachtviehablieferung nicht erfüllt hatten, war gang und gäbe. Dazu muss man wissen, dass das Schlachten für den Eigenbedarf bereits in der Kriegszeit und dann auch danach der Genehmigung durch die Gemeinde bedurfte. Diese durfte die Genehmigung an Betriebe mit Ablieferungsschulden nicht erteilen. Da andererseits die Landwirte als Selbstversorger auch keine Fleischversorgung auf der Lebensmittelkarte erhielten, waren sie gezwungen, "Schwarzschlachtungen" durchzuführen. Wurden diese entdeckt, so wurden sie wegen Wirtschaftsvergehen bestraft. Eine Verordnung vom 19.02.1953 eröffnete die Möglichkeit, sogenannte devastierte (wörtlich verwüstete) Betriebe festzustellen. Als solche wurden Betriebe bezeichnet, die ihr Ablieferungssoll nicht erfüllen konnten und deshalb auch wirtschaftlich schlecht standen. Häufig waren das Betriebe, die noch unter den Folgen des Krieges litten, weil die arbeitsfähigen männlichen Familienmitglieder gefallen oder kriegsversehrt waren und die nicht auf fremde Arbeitskräfte zurückgreifen konnten. Diese Regelung war von der DDR-Führung als eine Möglichkeit gewollt, Betriebe zwangsweise zu enteignen und dann in einen Örtlichen Landwirtschaftsbetrieb (ÖLB) zu überführen. Das diente langfristig dem Ziel, damit den Kern Landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften (LPG) zu schaffen. Der ÖLB wurde – ähnlich wie auch in den Nachbardörfern - kurzfristig aus solchen Betrieben gebildet. Das waren die Betriebe .... In den ÖLB wurden auch die Betriebe von sogenannten "Republikflüchtigen" eingeordnet. So nannte man die Bürger, die illegal in die Bundesrepublik übergesiedelt waren. In der Gemeinde Neu Gülze waren das .... Der Örtliche Landwirtschaftsbetrieb entstand im Jahre 1952 unter der Führung von ..., . In den ÖLB gingen nun die freien Arbeiter der Gemeinde, die bisher bei Bauern gearbeitet hatten.

Die Agitation mit dem Ziel der Gründung einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) in der Gemeinde ging nun in örtlichen Versammlungen weiter. Im Jahre ... wurde dann die LPG "Am Kreuzweg" gegründet. Ihr gehörten .. Mitglieder an, die eine Fläche von ha bewirtschafteten. Die Mitglieder waren nicht alle Bauern gewesen. Zum Teil waren es ehemalige Landarbeiter. Der ÖLB ging in die LPG ein. Diese hatte nun einen Viehbestand von

Vorsitzender der Genossenschaft wurde ... . Der Betrieb war noch sehr ungefestigt. Mitglieder traten aus, neue kamen hinzu. Die geringen Erträge genügten nicht als Futtergrundlage für den Viehbestand. 

Zu Beginn des Jahres 1960 betrug Viehbestand

In diesem Jahr wurde eine massive Agitation zum Eintritt in die LPG durchgeführt In dessen Ergebnis die letzten Bauern in die LPG eintraten. Die LPG ... konnte mit staatlicher Förderung einige bauliche Erweiterungen vornehmen. Es entstanden: ...

Noch in den der 1960erJahren verstärkte der DDR-Staat den ideologischen und zunehmend auch den ökonomischen Druck, die Produktionseinheiten in der Landwirtschaft zu vergrößern. Der Weg dazu begann mit der kooperativen Zusammenarbeit der LPG Neu Gülze, Besitz, Tessin-Kuhlenfeld, Bengerstorf und Bennin in der Koopperationsgemeinschaft (KOG) Tessin-Kuhlenfeld zunächst nur bei der Getreide- und der Maisernte verbunden mit den notwendigen Transporten, dann auch mit der gemeinsamen Feldbestellung. Dann aber führte der Weg zur in der Bildung spezialisierter Betriebe der Pflanzen- und Tierproduktion über kooperative Zusammenarbeit mehrerer LPG gesehen. Zunächst wurde der Weg der Zusammenarbeit in der Pflanzenproduktion propagiert, um auf größeren Schlageinheiten die leistungsfähigeren Maschinen mit großen Arbeitsbreiten effizienter nutzen zu können. Das Ergebnis war die Bildung der Kooperativen Abteilungen Pflanzenproduktion (KAP). Für Neu Gülze zuständig war die Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion Tessin-Kuhlenfeld, deren Leiter der bisherige erfolgreiche Besitzer LPG-Vorsitzende Heinrich Meyer geworden war. Die verbliebene Tierproduktion wurde bildete nun die LPG Tierproduktion Neu Gülze. In der KAP arbeiteten die LPG Bennin, Bengerstorf, Wiebendorf, Tessin-Kuhlenfeld, Neu Gülze und Besitz zusammen. Das Territorium reichte von der Tüschow-Schaalhöfer Grenze im Norden, bis an die Besitz-Pretener Grenze im Süden. Das sind ca. 20 km Weg. Ein Nachteil, der sich bald herausstellte, war, dass für die Bauern der Bezug zum Boden verloren ging. Aus der Kooperativen Abteilung wurde dann bald die LPG Pflanzenproduktion Tessin-Kuhlenfeld mit dem Sitz in Wiebendorf unter der Leitung von Heinrich Meyer. Diese hatte einen besseren rechtlichen Status und wurde staatlicherseits in großem Umfange gefördert, so dass sie eine stabilere Wirtschaft aufbauen konnte als die nunmehr verbliebenen LPG Tierproduktion in den einzelnen Dörfern. Bereits vorher waren in den Feldmarken umfangreiche Meliorationen durchgeführt worden, um die Flächen durch Entwässerung ertragsfähiger machen und dann auch mit größeren Schlageinheiten die Effektivität der Bewirtschaftung zu erhöhen. Auch der Bau der Straße von Tessin an die L 051 beim Strittkamm (Klein Bengerstorf Ausbau) als Wirtschaftsweg mit Förderung aus landwirtschaftlichen Fonds is dazu einzuordnen.

Mit der politischen Wende 1989/90 ergab sich für die Landwirtschaft der damaligen DDR einen neue Perspektive. Die sozialistische Landwirtschaft nach sowjetischem Muster war der bürgerlichen Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland völlig fremd. Der Trend zu größeren Einheiten sowohl in der Pflanzen- als auch in der Tierproduktion zeichnete sich auch in der alten BRD bereits ab. Der Übergang war aber allein schon deshalb schwierig, weil in der DDR die Nachkommen der ehemaligen Einzelbauern häufig außerhalb der Landwirtschaft tätig waren. Weder die Bauern selbst noch ihre Nachkommen waren in der Lage gewesen größere Geldmittel zu akkumulieren. Deshalb war die Übernahme der Betriebe durch Einheimische nur in seltenen Fällen möglich. In Tessin fand sich der Niederländer Hans Dekker mit seiner aus Schleswig-Holtein stammenden Gattin, die sich um die Übernahme des Betriebes bemühten. Zuvor war der Betrieb von einer Versicherung zum Neuwert bewertet worden.Auch der Tessiner studierte Landwirt Artur Vogt übernahm einen Teilbereich, die Schweineproduktion. In Bennin nahm ein Landwirt aus den alten bundesländern, der sich in Bengerstorf ansiedelt die Landwirtschaft, in Bengerstorf übernahm der dort gebürtige Wilfried Behncke den Betrieb zusammen mit einem Teil der LPG Greven-Granzin. In Besitz bildete ... Pfohl zunächst mit Unterstützung von Helga Rebaethge und Elke Frank aus der LPG den landwirtschaftlichen Betrieb MAM. In Wiebendorf gründete eine niederländische Familie einen neuen Betrieb mit dem Schwerpunkt der Milchproduktion, der später von der Luisenhof-GmbH übernommen wurde.

Entwicklung von Gewerbe in Neu Gülze und Zahrensdorf

Bereits in den mittelalterlichen Dörfern hat es einzelne Dorfhandwerker gegeben. Das waren die für die Versorgung der Dorfeinwohner erforderlichen Tätigkeiten, soweit sie nicht in den einzelnen Familien unmittelbar erledigt werden konnten. Solche Dorfhandwerker waren Rademacher, Schmiede, auch wohl Weber, Schneider und Schuster.

Das älteste in den Urkunden erwähnte Gewerbe in Zahrensdorf ist die Mühle. Sie wird bereits 1456 erwähnt. Im Schlossregister, das eigentlich nur Abgaben der Bewohner von domanialen Amtsdörfern aufführt, daneben aber auch aus Einrichtungen des Domanialamtes in ritterschaftlichen Dörfern wird eine Abgabe der Mühle "to Czernstorpe" von Roggen, Weizen und Malz an das Amt aufgeführt. Es werden aber nicht nur die Abgaben genannt sondern auch der "knechtelohn" für den "molenjungen". Dabei bleibt unklar, ob es sich um eine Wassermühle oder eine Windmühle handelt, wie sie Frese 1587 in der Karte ausweist. Möglicherweise ist eine 1456 bestehende Wassermühhle zu Freses Zeiten bereits eingegangen. Die Mühle in Schildfeld wird in den Quellen als Ersatz für die Amtsmühle in Zahrensdorf genannt. So wird 1456 auch die Mühle "to Blücher" als Amtsmühle genannt. Die Mühle am Hühnerbuch wird in den älteren Unterlagen als "Bluchermoll" bezeichnet. Im Gegensatz zur Zahrensdorfer Mühle hatte sie aber bis in die Neuzeit Bestand.

Im Landbederegister 1538 werden auch Abgaben des Helme Bruggemann "vorth Weweramt", sowie des Achim Moller "vorth Schortamt" (Schrothamt = Schneideramt) genannt.

Umfangreichere Angaben finden sich in den Beichtkinderverzeichnissen, dass sind der Hofgärtner Andreas Evert, der Käter und Weber Claus Lemm, der Schneider Peter Schmidt, der Rademacher Clauß Wießke und auch den Krüger Hartwig Finck. Die Nennung des Schiffsknechts Hans Abel gibt uns den Hinweis auf ein Gewerbe, das auf der Schaale betrieben wurde, nämlich die Holzflößung im Auftrage der Städte Lüneburg und Boizenburg.

In der Volkszählung im Jahre 1819 werden weitere Handwerker genannt:

- der Schmied und Krüger Franz Michaelis, der aus Zarrentin stammte,
- der Schmid-Altenteiler Hinrich Siercke,
- der Schneider Hans Jürgen Goosmann
- der Schneider Bartholdt Hinrich Meyer,
- der Schuster Johann Caspar Töpfer,
- der Tischlermeister Siedfried Helmuth Wunderwaldt 

Aus den Unterlagen über die Ansiedlung von Büdnern und Häuslern sind weitere Handwerker zu entnehmen die sich in Neu Gülze angesiedelt haben:

- der Tischler Paschen aus Blüccer stellt den Antrag für eine Büdnerei,
- der Schuster Ahrens aus Altendorf ebenso,

weiterhin für Häuslereien

- der  Holzhändler Wegener und
- der Maurergesell Tewes

Am Ende des 19. Jahrhunderts weisen die Staatskalender und auch Rabe/Quade die Schmiede mit Krug in Zahrensdorf aus. Auch am Hühnerbusch bestanden der Krug und die Schmiede. Diese war die Amtsschmiede, zu der die Bauern der Dörfer Klein Bengerstorf, Tessin, Besitz und der Hof Kuhlenfeld als Zwangsschmiedegäste verpflichtet waren. Beide Einrichtungen sind Mitte des 20. Jahrhunderts aufgegeben worden.

Seit dem 19.Jahrhundert besteht am Hühnerbusch auch eine Försterei.

In Neu Gülze hat der Erbpächter auf dem Gehöft Nr.11 in den 1880er Jahren einen Krug eröffnet, der 1890 im Staatskalender genannt wird. Dieser wurde von Wilhelm Hagemann noch in den 1970er Jahren betrieben.

In Neu Gülze hat Wilhelm Schütt senior nach 1920 in seiner Häuslerei an der Friewei einen Gartenbaubetrieb angelegt, der durch Wilhelm Schütt junior nach 1990 zu heutiger Größe als Gartenmarkt erweitert wurde.

An der B 5 richtete Otto Brosch in seiner Büdnerei eine Tankstelle ein.


Etwa in der gleichen Zeit hat der Boizenburger Baubetrieb Ziegert gegenüber an der Friewei drei Mehrfamilienhäuser errichtet. In einem der "Ziegertschen HÄuser", wie sie allgemein bezeichnet wurden, wurde ein Kaufladen eingerichtet, der dann vom Konsum betrieben wurde.

In neuerer Zeit kommen als gewerbliche Einrichtungen auch

- der Taxibetrieb von Rainer Rühr und
- Kfz-Service von Udo Gerullis hinzu

1930 gab es in Zahrensdorf die Schmiede und den Krug von Michaelis, den Stellmacher Engel, die es auch 1950 noch gab. Nach 1950 kam der Schlosser Erich Lenz hinzu, der als Flüchtling aus Ostpreußen sich gegenüber der Kirche an der Ecke zur heutigen Schulstraße ein Holzhaus und ein kleines Werkstattgebäude errichtet hatte. Er hatte zunächst vor allem Fahrradreparaturen durchgeführt, konnte sein vielseitiges Betätigungsfeld jedoch ausweiten.

In den 1970er Jahren haben sich zwischenbetriebliche Einrichtungen der LPG der Umgebung in Zahrensdorf angesiedelt. Auf dem Kiekut hatte der Leiter der Zwischenbetrieblichen Bauorganisation Ewald Hase auf dem Grundstück der Familie Hase (zuvor Hagemann) ein betriebliches Materiallager und Werkstätten eingerichtet. Unmittelbar in der Nachbarschaft wurde durch das Agrochemische Zentrum Boizenburg ein Flugplatz für den Agrarflug angelegt.

Nach 1990 gab es weder die Schmiede noch den Krug von Michaelis und auch nicht den Schlosser Lenz. Es eröffnete jedoch neu der Schlüsseldienst Stahl. Die Gebäude der ZBO auf dem Kiekut baute Dr. Ulrich Voigt für den Betrieb Norditec-Antriebstechnik aus, der kundenspezifische Antriebsriemen und Förderbänder produziert und weltweit in über 40 Länder exportiert. Der Flugplatz wird noch privat genutzt.

Die Schulen in Neu Gülze und Zahrensdorf

Im Jahre 1704 wird im Beichtkinderverzeichnis der Pfarre Zahrensdorf der Küster Diederichs genannt. Dieser wird die sogenannte Küsterschule für die Zahrensdorfer und möglicherweise auch für die Wiebendorfer Untertanen betrieben haben.

Dazu gab es bereits aus dem Jahre 1650 in der von den Herzögen Adolph Friedrich und Ulrich herausgegebenen Revidierten Kirchenordnung die Festlegung "Auf Unseren Dörfern soll der Pastor oder Küster samt ihren Frauen Schule halten und etliche Knaben und Mägdlein im Katechismus, Gebet, Lesen, Schrieben und Rechnen unterweisen, damit die jungen Leute nicht aufwachsen wie das Vieh, sondern neben ihrer Arbeit auch Gott dienen mögen...". 1771 wurde die landesherrliche Schulordnung für das Domnium erlassen. Die Schule sollte von Michaelis (29. September) bis Ostern gehalten werden, von Ostern bis Michaelis sollte an einigen Tagen in der Woche Schule gehalten werden. Als Herzog Friedrich das Reglement im Jahre 1773 auf die ritterschftlichen Güter ausdehnen wollte protestierte der Engere Ausschuss der Ritter- und Landschaft dagegen und forderte die Einhaltung der Regelungen des Landesgrudgesetzlichen Erbvergleichs von 1756, nach der der Gutsherr die Einstellung und Beurlaubung des Schulmeisters nach seinem Ermessen vornehmen konnte. Im Landesgrundgesetzlichen Erbvergleich wurde vereinbart: § 496) "Die Dorf=Schulmeister, die keine Küster seyn, sollen mit Beybringung guter Zeugniße und Zuziehung des Predigers an dem Ort von der Guts=Obrigkeit, unter beliebigen Bedingungen angenommen, und nach Willkühr beurlaubet werden, auch der Jurisdiction der Letzteren in allen Fällen,außer im Lehr=Punct, unterworfen seyn."

Oben wurde bereits die 1840 vorhandene Schule in Neu Gülze erwähnt. Die neue Dorfschaft Neu Gülze wird es sich zur Ehre angerechnet haben, ihre Kinder in eine eigene Schule zu schicken. Zuvor werden sie in Gülze die Schule besucht haben, die in dem Domanialdorf wie in anderen des Amtes seit etwa 1750 eine eigene Schule gehabt haben. Ab dem Jahre .. wird in den Staatskalendern auch die Industrieschule genannt. Diese hatte die Aufgabe die Schüler in gärtnerischen - insbesondere den Obstbau betreffend - und insbesondere die Mädchen in hauswirtschaftlichen Aufgaben zu unterrichten.

Im Staatskalender des Jahres 1800 werden für den Bereich der Präpositur Boizenburg in den Dörfern Bahlen, Bandekow, Groß und Klein Bengerstorf, Besitz, Bickhusen, Blücher, Gallin, Gothmann, Granzin, Greven, Gülze, Teldau, Tessin, Zahrensdorf und Zweedorf landesherrliche Schulen, für Bretzin, Dersenow, Gresse, Niendorf und auch Blücher ritterschaftliche Schulen genannt.

In der Pfarre Zahrensdorf ist ein Dokument überliefert, dass uns Aufschluss über die Schulverhältnisse liefert. Das Dokument bezieht sich zwar in großen Teilen auf die Schule im ritterschaftlichen Dorf Bretzin, das zum Kirchspiel Zahrensdorf gehörte, kann uns aber gute Vorstellungen von den Schulverhältnissen der Zeit um Mitte des 19. Jahrhunderts in der Ritterschaft geben.

„Beantwortung der Fragen wegen der ritterschaftlichen Schullehrer hiesigen Kirchspiels zu Bretzin und Zahrensdorf

A betreffend die Schule zu Bretzin, Schullehrer Wollwerth, Gutsbehörde Herr Gerstenkorn aus Badekow (kirchspiel Gresse, D.G.) 1. In Ansehung der Schulwohnung a) ob jeder Schulort eine eigene zu diesem Zwecke bestimmte Wohnung hat und zugleich eine abgesonderte eigene Schulstube? Antw.: Ja. Jedoch ist die Wohnung schlecht, soll aber reparirt werden.

b) ob die Schulstube hinlänglich Raum für die Jugend habe?

  Antw.: Ja.

c) ob ein Ofen und die nöthigen Tische und Bänke in demselben sind oder etwas vermißt werde?

   Antw.: Der Ofen ist schlecht, auch fehlt es an Bänken; doch soll dem Mangel abgeholfen werden.

2. In Ansehung des Schullehrers a) ob auch dermalen eine Schule vielleicht unbesetzt sey und seit wann?

 Antw.: Es ist keine unbesetzt.

b) ob seit Michaelis 1821 neue Schullehrer angestellt sind und von wem selbige examinirt sind?

      Antw.: Der Schullehrer zu Bretzin Wollwerth, welcher von dem Herrn Präpositus Riemann zu Boitzenburg examinirt worden, ist 1825 angestellt.

c) ob diesem neuangestellten Schullehrer die Emolumente eingeräumt sind, welche die Patentverordnung 21.ten Junius § 17 festgesetzt, oder woran es nach dem einen oder anderen fehle? Antw.: Dem Bretziner Schullehrer Wollwerth ist zwar nicht jedes der Emolumente (Nebeneinkünfte, allgemein Naturalien, D.G.) gerade so, wie Verordnung festgesetzt hat, eingeräumt, wozu örtliche Verhältniße wohl die Veranlaßung gewesen seyn mögen, doch ist die Summe derselben der, in erwähnter Verordnung bestimmten Emolumente völlig gleich zu stellen, und hat sich der Schullehrer völlig zufrieden erklärt.

d) ob auch Nebendienste aufgelegt sind?

      Antw.: nein.

e) ob einem Schullehrer von seiner Einnahme etwas entzogen werde? Antw.: Wollwerth hat noch nichts eingenommen, da die Bretziner Hauswirte nicht eher etwas geben wollen, als bis die dem verehrlichen Herrn Ephorus schon bekannte Streitsache mit der Gutsbehörde, welche nun vor hoher Regierung steht, beendigt ist.

f) ob von der Gutsbehörde darauf gehalten wird, daß die Schule vorschriftsmäßig besucht werde?

    Antw.: ja. 

g) ob etwa sonst noch von der Gutsbehörde gegen die Verordnung gehandelt werde?

       Antw.: nein.

Verzeichnis über das Einkommen der Schulstelle Bretzin

a) Vom Herrn Gerstenkorn auf Badekow

Habe ich erhalten: 19 rtl  40 ß, welches das Schulgeld der Kinder dortiger Tagelöhner ist, das Herr Gerstenkorn für die Leute bezahlt.

Außerdem erhalte ich von Badekow freie Kost, Wohnung und ein Fuder Torf zum Heizen der Schulstube.

b) Von Bekendorf

   Der Herr Baron v. Stenglin zahlt an mich nichts; dagegen erhalte ich das Schulgeld für die Kinder, und werden für Kinder, welche nicht schreiben 24 ß bezahlt, dagegen die, welche Schreibunterricht empfangen 1 rtl  8 ß. Ich habe von Bekendorf erhalten: 9 rtl  8 ß.

c) Von Wiebendorf

   Der Oberhauptmann Herr v. Wietzendorf steuert auch nichts zu meiner Besoldung bei, außer 2 rtl  16 ß, welches er für die Kinder der Wittwen Schröder bezahlt. Von dortigen Tagelöhnern habe ich eingenommen 2 rtl, also im Ganzen von Hof Bretzin 4 rtl  16 ß.

d) Dorf Bretzin

  Von den beiden Hauswirten Barkhahn und Jenkel zahlt jeder 3 rtl. (Das Schulgeld für Kahls-Kinder ist bei dem Einkommen von Badekow mitgerechnet.) Außerdem wird von jeder der drei Bauernstellen ein Fuder Brennholz gegeben. 

Demnach ist meine gesamte Einnahme an baarem Geld *a) von Badekow: 19 rtl 40 ß *b) von Bekendorf 9 „ 8 „ *c) von Hof Bretzin 4 „ 16 „ *d) von Dorf Bretzin 6 „ 0 „ 39 rtl 16 ß “


Erläuterung: rtl Reichsthaler ß Schilling (48 ß = 1 rtl) Präpositus = Propst (hier in Boizenburg) Ephorus = Anrede für den Superintendenten des Kirchenkreises (seinerzeit in Schwerin)


„Der Praeparant Küchenmeister aus Timpkenberge, ist in Ermangelung eines nach der gesetzlichen Vorschrift bestimmten Schullehrers, mit Bewilligung der hohen Regierung einstweilen auf ein Jahr als Lehrer der Schule in Bretzin von mir angenommen, und von dem Herrn Präpositus Seitz dazu im Examen als tüchtig befunden worden.

Badekow, d. 29. Oktober 1853 gez. Gerstenkorn (Gerstenkorn)“

Im Jahre 1853 besuchten 43 Schülerinnen und Schüler diese Schule, davon 20 aus Badekow, 14 aus Bretzin und 9 aus Beckendorf. Im Unterricht wurden die Fächer Religion, Gesang, Schreiben, Lesen und Rechnen vermittelt. Dieser war überwiegend im Winter zu erteilen, da sowohl die Kinder der Tagelöhner als auch die der Bauern im Sommer bei den Feldarbeiten helfen mussten. Dafür wurden den älteren Schülern Dienstscheine - besser würden sie als Unterrichtsbefreiungsscheine bezeichnet - vom Pastor erstellt.

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Für Zahrensdorfer wurden die Fragen wie folgt beantwortet:

1. In Ansehung der Schulwohnung bemerke ich, daß die Schulstube bisher von der Kirch erhalten worden, und daß sie geräumig und mit allem erforderlichen versehen ist.
2. In Ansehung des Schullehrers
ad a) fehlt
ad b= daß der Küster Boldt Michaelis 1821 Mitte October von Damm bei Parchim hierher versetzt worden istund vom Consisttorialrath selbst examinirt worden ist.
ad c) Der Zahrstorfer, der zugleich fürstlicher Küster ist, bekömmt von dem Gutsbesitzer weiter nichts als 11 rtl jährlich.
d) ob irgend einem Schullehrer auch Nebendienste aufgelegt sind, wodurch er in der Verwaltung seines Amts gehindert wir, und welcher Art diese seyn?
Antw.: nein
e) ob einem Schulmeister von seiner einnahme etwas entzogen werd, sey es Schulgeld odr sonst?
Antw.: Die 3 Hauswirte wollen nicht eher Schulgeld zahlen, als bis ihre Streitsache mit der Gutsbehörde beendigt ist, welcher jetzt noch vor der Regierung steht.
f) ob von der gutsbehörde darauf gehalten wird, daß die Schule vorschriftsmäßig besucht werde?
Antw.: Die Sommerschule ist bisher nur sehr dürftig besucht worden.
g) ob erwa sonst noch von den Gutsbehördengegen die Verordnung gehandelt wird.
Antw.: nein
Anmerkung: Der hiesige Küster Boldt bittet mich, dem verehrten Herrn Ephorus seinen Wunsch vorzutragen, daß wenn es anginge, seinetwegen 
höheren Orts noch nichts erwähnt werden möge, da er nicht gleichsam als Kläger gegen den Herrn von Lükken, Besitzer Zahrnstorf, auftreten 
mag, und hofft durch meine Vermittlung zum Zweck zu gelangen
  ...
Ich bin gern bereit zu diesem Geschäfte, fürchte aber sehr, daß ich etwas für ihn ausrichten werde, da, obgleich der Herr von Lükken ein 
freigebiger Mann ist, er sich wohl schwerlich zu einer betimmten Abgabe verstehen wird, weil er seinem Gute, auf welchem schon viele onera 
(Lasten, D.G.) ruhen, nicht mehr aufbürden mag. Würde jedoch der verehrte Herr Ephorus die Gewogenheit haben, mir ein Schreiben zukommen zu 
lassen, welches ich dem Herrn von Lükken vorzeigen könnte, so glaube ich mit Gewißheit behaupten zu können, daß eine Verbesserung der 
hiesigen Schulstelle zu bewirken ein Leichtes seyn würde, da Herr v. L. ein Mann ist, der sich durchaus nicht gegen das Gesetz auflehnen mag.
Die Abhängigkeit vom Wohlwollen des Gutsherrn wird aus den Dokumenten ebenso deutlich, wie die widrigen Lebens- und Dienstumstände der Lehrer 
an ritterschaftlichen Schulen. Es scheint so, als ob die Wiebendorfer Kinder im Jahre 1853 noch in die Bretziner Schule gingen. In dem 
Bericht über die Zahrensdorfer Schule wird nämlich kein Gutsherr aus Wiebendorf genannt. Anders ist es im Jahre 1878, aus dem ein weiteres 
Dokument vorliegt, in dem neben dem Herrn von Lücken auf Zahrensdorf ausdrücklich auch der Wiebendorfer Gutsbesitzer Haase genannt wird.

Im Jahre 1878 erarbeitet der Zahrensdorfer Pastor Chrestin ein Regulativ für eine in Zahrensdorf einzurichtende „Industrieschule“. Er schreibt an die Gutsherrschaften in Zahrensdorf und Wiebendorf: Den hochwohlgeborenen Gutsherrschaften von Zahrensdorf und Wiebendorf Einer der allerwichtigsten Unterrichtsgegenstände für Mädchen ist unstreitig der Unterricht in weiblichen Handarbeiten. Nur mit der Tüchtigkeit in diesen Arbeiten kann Lust und Neigung erwachen, sowohl sich selbst als späterhin die etwaige Familie in ordentlicher sauberer Kleidung zu erhalten, was ohne einen bestimmten Grad von Fähigkeit, ihren Kindern selber ausreichende Anweisung in dieser Hinsicht zu ertheilen, so muß die Schule dem Hause zu Hülfe kommen. Doch hat es bisher an einer Industrieschule für Zahrensdorf und Wiebendorf gefehlt. In Zahrensdorf ist bisher durch Privathülfe diesem Mangel abgeholfen, doch wird diese Privathülfe jetzt durch die Verhältnisse unmöglich gemacht. In Wiebendorf ist, soviel mir bekannt in dieser Sache bisher nichts geschehen. So erlaubt Unterzeichneter sich Ew. Hochwohlgeboren zur Erwägung zu erstellen, ob es nicht angezeigt sein dürfte, eine Industrielehrerin für die beiden genannten Güter anzustellen, und zugleich auf diesbezüglichen Wunsch, einen Entwurf eines Regulativs für eine solche Schule, beizulegen. Ew. Hochwohlgeboren ergebenster F. Chrestin Zahrensdorf, d. 15.Okt.1878 Pastor

Solche Industrieschulen bestanden in den benachbarten domanialen Dörfern Groß und Klein Bengerstorf bereits im Jahre 1837, wie aus einem Schreiben des Lehrers Birnbaum aus Klein Bengerstorf an den Zahrensdorfer Pastor Bauch hervorgeht. Diese beinhalteten aber nicht nur die Handarbeitslehre für die Mädchen sondern auch Gartenarbeit mit dem Schwerpunkt des Obstbaus. Damit sollte der intensivere Obstbau in den Dörfern popularisiert werden.

Flurnamen auf den Feldmarken von Neu Gülze und Zahrensdorf

Flurnamen auf der Gemarkung Neu Gülze, einschließlich Hühnerbusch

Neu Gülze.FK.jpg


Neu Gülze ist erst im Jahre 1833 im Zuge einer Feldmarksregulierung als eigenständiges Dorf im Domanialamt Boizenburg entstanden, als sich 13 Erbpächter und fünf Büdner im nördlichen Bereich der Gülzer Feldmark unter Einbeziehung der Gamm ansiedelten. Zur Ableitung des Namens siehe unter Gülze. Im nördlichen Teil entlang der B 5 sind Teile der Gemarkung Zahrensdorf nach Neu Gülze übergegangen.

Benutzte Karten: 1. W.Hertel, Charte von der Feldmark Neu Gülz, Amt Boizenburg, 1853 2. J.C. Gihlow, Plan von dem zum Adelichen Guth Wiebendorff gehörigen Pertinenz-Guth

    Zahrenstorf, 1773 (DVK 1773)

3. G.M. Mayer, Geometrischer Grundriß: Genandt die Gamme, ohnweit von Boitzenburg

    belegen, und zur zur Weyde gebraucht wird: darinnen nachfolgende Örther von der 
    Stadt Boitzenburg benannt. 1729 (Mayer 1729)


Gewährsmann: Werner Kahl, Zahrensdorf


1. Die Gamm								           überliefert, Mayer 1729

Ausbaugehöfte zu Neu Gülze und die angrenzende Feldmark. Die Gamm mit ihren Boizenburger, Bahler, Schwartower, Zahrensdorfer und Neu Gülzer Anteilen stellt vermutlich die Feldmark eines untergegangenen Dorfes dar, das als (G)amnetin im Ratzeburger Zehntenlehenregister 1230 erwähnt wurde. Bei Schmettau wird das Gebiet „Die gemeinschaftliche Hütung zwischen Boitzenburg, Gerum, Swartow, Zahrendorf, Bahlen und Hof-Bahlen“ bezeichnet. Im 19. Jahrhundert wurde die Gamm auf die umliegenden Gemarkungen aufgeteilt.

2. Heide Laag									      DVK 1773

Dieser Flurname findet sich am Rande der seinerzeitigen Feldmark Zahrensdorf zur Gamm. Heute befindet sich hier die Ortslage Neu Gülze (Gärtnerei und Gartenmarkt). Unter Heide verstand man in früheren Zeiten eine als Hutung genutzte unbebaute Fläche mit Gehölzanteilen.

3. Friewei’										       überliefertFreiweide, Es handelt sich jetzt um einen Straßennamen, der wohl an die in der ursprünglich gemeinsamen Hutung Gamm gelegene gemeine Weide 

erinnert.

4. Buernenn’n									       überliefert

Das ursprüngliche Neu Gülze, an dem zwölf Bauern aus Gülze 1833 ihre Höfe erhielten.

5. Huskoppels									       überliefert

Hauskoppeln. Hinter bzw. gegenüber den Bauerngehöften befindliche Acker- und Weidekoppeln. Siehe auch unter Gülze Nr. 60 bis 63.

6. Wee’koppels									       überliefert

Weidekoppeln. In der Neu Gülzer Gamm befindliche Weideflächen zu den Bauerngehöften. Diese sind erst nach der Aufteilung der Gamm zu Gülze/Neu Gülze gekommen.

7. Middelkoppels									       überliefert
Mittelkoppeln. Ackerkoppeln zu den Bauerngehöften östlich des Bauernendes. Siehe auch unter Gülze Nr.64 und 65.
8. Dannenkoppels									       überliefert Tannenkoppeln. Ackerkoppeln der Bauerngehöfte am Weg von Zahrensdorf nach Gülze. Auf diesen befand sich früher teils Kiefernwald. Siehe 

auch unter Gülze Nr. 72, 74, 76 und 77.

9. Ruhbeck										       überliefert

Ausbausiedlung an der Schaale mit drei Häuslereien. Der Name würde aus dem Niederdeutschen übersetzt als ruhiger Bach zu deuten sein. Ein Bach ist dort aber nicht vorhanden, so dass ein Bezug auf die nahe Schaale angenommen werden kann. Wahrscheinlich hat es dort einen Altarm der Schaale gegeben, der als Ruhbeck bezeichnet wurde. Siehe auch unter Gülze Nr. 71, 75 und 96. Im Kirchenvisitationsprotokoll 1662 von Zahrensdorf wird eine Flurbezeichnung Auf der Ruchen Bäcken aufgeführt. Diese könnte die Vermutung nahe legen, dass die Bezeichnung als Ruhbeck aus der Rauen Bäk hervorgegangen ist.

10. Borgschlag				              überliefert, WK 1958, DVK 1773 (Der Boslag) 

Der Ackerschlag am Zahrensdorfer Dorfrand nördlich der heutigen B 5 gehörte ursprünglich zur Feldmark Zahrensdorf. Der Name in der neueren Fassung könnte auf den evtl. dort früher befindlichen Standort des ursprünglichen Zahrensdorfer Herrensitzes hinweisen (wahrscheinlich ein Wohnturm), denn auch der ursprüngliche Gutshof scheint am Bretziner Weg gelegen zu haben. Die Fassung des Flurnamens in der Karte der Direktoralvermessung dürfte auf Hörfehler zurückgehen.

11. Juncker Garten									      DVK 1773

Eine kleine Fläche am Teich trägt auf der DVK diesen Namen. Vielleicht kann man daraus im Zusammenhang mit dem Flurnamen Borgschlag auf den Standort des Wohnturmes hier am Junkergarten und Teich schließen. Weiteren Aufschluss könnte eine archäologische Untersuchung briingen.

12. Neuer Teich									        WK 1958

Acker und Wiese mit einem Kleingewässer am historischen Postweg von Zahrendorf nach Schwartow. Siehe Anmerkungen zu Nr. 10 und 11.

13. Mühlenfeld									        WK 1958

Acker mit Wiese und Gehölz nördlich des Ortes an der Grenze zu Zahrensdorf Ursprünglich gehörte die Fläche zu Zahrensdorf, wo es zeitweilig eine Wassermühle (15. Jahrhundert) und später eine Windmühle gegeben hat.

14. Schnittbroick									    Mayer 1729

In einer Karte der Gamm von Georg Matthaeus Mayer aus dem Jahre 1729 findet sich am Schwartower Weg der Flurname Schnittbroick. Der Name deutet auf Bruchgelände mit Sauergräsern, in der Umgangssprache „Schnitt“ hin. Die Fläche gehörte zunächst zu Zahrensdorf.

15. Zahrensdorfer Rümde								    Mayer 1729

Auch dieser Name findet sich in der alten Karte. Es handelt sich um die unmittelbar nördlich des Ortes gelegenen Wiesen. Der Name besagt das es sich um weite (geräumige) Fläche ohne hohen Bewuchs handelt.

16. Schaale								       überliefert

Der Fluss Schaale, der aus dem Schaalsee kommend, beim Karrentin die Schilde aufnimmt und dann bei Gülze in die Sude mündet, hat im ausgehenden Mittelalter einige Bedeutung erlangt, als sich Lüneburg zu dem Ausbau zur Schaal-Fahrt (Schaale-Kanal) entschloss. Auf diesem Wege sollte Salz nach Wismar transportiert werden. Da jedoch die Verbindung über den Schaalsee hinaus sich als zu schwierig erwies, kam es nur zum Holztransport auf der Schaale. Der Name wird allgemein als slawisch erklärt, von scala für Fels, Steine. Es kann jedoch eine indogermanische Wurzel angenommen werden, von idg. skel für schneiden, spalten, auch scheiden. Vielleicht hier als Scheide im Sinne von Grenze. Speziell für den Hühnnerbusch hat die Schaale wegen der Mühle, der Schleuse und der mit der der Schaalfahrt und später der Brücke verbundenen Zollstation herausragende Bedeutung.

17. Postweg										       überliefert

Die Poststraße von Hamburg nach Berlin, die zwischen 1656 und 1829 von Boizenburg über Bahlen zum Hühnerbusch verlief, berührte die Neu Gülzer Feldmark an der Grenze zu Gülze. Da der Weg über Bahlen bei Elbhochwasser nicht befahrbar war, gab es Ausweichtrassen zunächst vom Postweg Boizenburg-Schwerin beim Neuen Teich abzweigend über die Zahrensdorfer Ackerflächen zum Hühnerbusch, später von Schwartow abzweigend über die Neu Gülzer Gamm das Bauernende kreuzend zum Hühnerbusch.


Hühnerbusch

Hühnerbusch war eine kleine domaniale Siedlung im Amt Boizenburg westlich der Schaale, die 1825 aus Mühle, Krug, Forsthof, Schmiede und einem Büdner bestand. Sie war Bestandteil der Gülzer Feldmark (wohl bis 1820, siehe Kartenquelle Nr.1). Später gehörte sie zur Gemeinde Neu Gülze. Auf der östlichen Seite der Schaale hattte das Gut Blücher eine weitere kleine Siedlung entstehen lassen. Ein Dorf dieses Namens findet sich folglich nicht in den Bede- und Schlossregistern 1453 bis 1599. In Freeses Karte der Schaalfahrt (Schaale-Kanal) von 1587 sieht man beim jetzigen Hühnerbusch die Eintragungen Bluchers molen, Bluchers kist, tol Hus (Blüchermühle, Blüchers Kastenschleuse, Zollhaus) und offenbar auch einen Galgen. Der Zoll für die Schalfahrt (Schaale-Kanal) zu Hühnerbusch gehörte teilweise der Stadt Lüneburg. Außerdem wurde der Landzoll am Post- und Frachtweg erhoben. Aus der Benennung als Blüchermühle ist nicht abzuleiten, dass die Mühle zum Gut Blücher gehörte, denn bereits 1456 wird die Blüchermühle als Amtsmühle erwähnt. Aus dieser von Freese dargestellten Ansiedlung ist der Ort Hühnerbusch geworden.

Der rein deutsche Name geht wohl auf das Vorkommen von Birkhühnern, Rebhühnern usw. zurück. Er ist als Flurname in dem Gülzer Schlagregister von 1709 zu finden.

Engel gibt als Siedlungsform den Weiler an. Er hat in die von ihm herausgegebene Wiebekingsche Karte von 1786 fälschlich auch eine Feldmark Hühnerbusch eingetragen, die es nicht gegeben hat. Diese greift in der Karte auch wesentlich weiter nach Westen als die heutige Gemarkung Hühnerbusch und schließt damit Teile der Gülzer Feldmark ein.

Benutzte Karten: 1. W. Hertel, Plan von Hünerbusch, Domanial Amts Boizenburg. Nach der Voßschen Karte de 1820 rectificirt und copirt. 1859, (Hertel 1859) 2. Feldmarkskarte von 1920 (Meckl, Messungsbüro)

18. Lake								                                 WK 1958

Altlauf der Schaale

19. Schmiedeacker		Hertel 1859, FMK 1920, VR 1772 (Auf den Schmeed Stücken)

Auf (!) dem Hühnerbusch befand sich die Schmiede, deren sich die Bauern aus den östlich der Schaale gelegenen Dörfern des Domanialamtes Boizenburg vor der Einführung der Gewerbefreiheit als Zwangsgäste bedienen mussten. Der Schmied hat vom Amt Deputatland erhalten.

20. Mühlen Acker						           Hertel 1859, FMK 1920

Ähnlich wie bei der Schmiede waren auch der Mühle die Bauern einiger Dörfer als Zwangsmahlgäste zugeordnet. Auch der Müller erhielt Deputatland.

21. Gemeindeland					                        Hertel 1859, FMK 1920

Die Gemeinde Neu Gülze, zu der der Hühnerbusch gehört, hatte hier Gemeindeländereien, die an Einlieger und Häusler verpachtet wurden.

22. Förster Dienst-Ländereien		      Hertel 1859, FMK 1920, VR 1772 (Förster Coppel)

Deputatland des Försters

23. Forst Reservat						           Hertel 1859, FMK 1920

Deputatland für Forstbedienstete

24. Acker der Gülzer Schule							      Hertel 1859

Dienstland des Gülzer Dorfschulmeisters. Es wurde später nach Gülze umgemarkt.

25. Zoll Brücke								         VR 1772

Brücke über die Schaale im Zuge des Postweges, an der der Landzoll erhoben wurde.

Flurnamen auf der alten Gemarkung Zahrensdorf

Zahrensdorf war ein ritterschaftliches Gut im Amt Boizenburg mit 1825 noch acht, 1881 nur noch drei von den ursprünglich 10 Hüfnern und 2 Kossaten. Zahrensdorf war lange Zeit ein Nebengut (Pertinenz) von Wiebendorf. Wohl bei der Trennung beider Güter erfolgte ein Austauch von Flächen zwischen ihnen.

Das Dorf wird im Ratzeburger Zehntenregister 1230 als Tsarnekestorp und im Landbederegister 1453 als Parrochia Tserninkstorpe et villa (Pfarre Zahrensdorf und Dorf) erwähnt. Der Name ist slawisch/deutsch. Er enthält den Peronennamen Tsarneke, der auf altsl. carne für schwarz zurückgeht.

Die Freese-Karte der Schaalfahrt aus dem Jahre 1587 zeigt einen Gutshof mit Herrenhaus, das hinter den Bauernhäusern liegt, sowie eine Brücke über die Schaale und eine Windmühle neben der Kirche. In der Direktorialvermessungskarte wie in der Wiebekingschen und der Schmettauschen Karte findet man neben dem Bauerndorf, das an der heutigen Schulstraße und dem Kiekuter Weg lag, nördlich einen Gutshof, westlich daneben am Bretziner Weg ein kleineres Dorf, das wohl die Kossaten bewohnten, und noch weiter westlich weitere Bebauung, die man als den Herrensitz annehmen kann (s. dazu Flurnamen Nr. 23 und 24).

Zahrensdorf wird von Engel als Gassendorf beschreiben. Die Zahrensdorfer Flur war eine Guts-Bauern-Flur mit ehemals Langstreifen.


Benutzte Karten: 1. J.C. Gihlow, Plan von dem zum Adelichen Guth Wiebendorff gehörigen Pertin.-Guth

    Zahrenstorf, 1773   (DVK 1773)

2. G.M. Mayer, Geometrischer Grundriß: Genandt die Gamme, ohnweit von Boitzenburg belegen, und zur Weyde gebraucht wird: darinnen nachfolgende Örther von der

    Stadt Boitzenburg benannt. 1729 (Mayer 1729)

3. Dehn, Feldmark Zahrensdorf, Krs. Hagenow. Vermessen und angefertigt im Jahre 1926/28 und 1933, Dehn, Vereidigter Vermessungs- und Kulturingenieur (Dehn 1933)


Gewährsleute: Karin u. Harry Guhl, Werner Kahl, Zahrensdorf

FK Zahrensdorf.jpg


1.  Postweg		                         überliefert, DV-Register 1773-Zü. (Poststraße)

Historischer Postweg von Boizenburg nach Schwerin, der die Residenz Schwerin mit Hamburg und Lüneburg verbunden hat. Er kam von Boizenburg über Schwartow und führte über Klein Bengerstorf und Schildfeld nach Wittenburg.

2.  Gamm			                   überliefert, Mayer 1729, Dehn 1933, DVK 1773 (Die Iahm)

Wiesen an der Grenze zu Schwartow und Boizenburg. Die Gamm mit ihren Boizenburger, Bahler, Schwartower, Zahrensdorfer und Neu Gülzer Anteilen stellt vermutlich die Feldmark eines untergegangenen Dorfes dar, das als (G)amnetin im Ratzeburger Zehntenregister 1230 erwähnt wurde. Bei Schmettau wird das Gebiet „Die gemeinschaftliche Hütung zwischen Boitzenburg, Gerum, Swartow, Zahrendorf, Bahlen und Hof-Bahlen“ bezeichnet. In der Gamm befindet sich an der Grenze zu Schwartow nahe dem Postweg das

3. Torfmoor.
4.  Zuckerberg					         überliefert, Dehn 1933, WK 1958

Acker südlich des Alten Postweges an der Grenze zu Schwartow. Ob der Flurname Bezug nimmt zu dem anstehenden „Zuckersand“?

5. Kater Land							       DVK 1773, Dehn 1933 (Kathland)

Hier an einem dorffernen Standort haben die Kätner oder Kossaten ihren Acker. Diese hatten ursprünglich keinen Anteil an den Hufenschlägen der Dreifelderwirtschaft.

6. Kirchenländereien								      Dehn 1933

1933 werden alle Ackerflächen am Postweg (Zuckerberg, Katerland) als Kirchenländereien bezeichnet. Das war offenbar ein Ergebnis der Aufsiedlung des Gutes mit Neuverteilung der Ackerflächen.

7. Eichhorst						                 Mayer 1729, DVK 1773 (Eck Horst)

An der Grenze zur Gamm wird in einer Karte der Gamm von Georg Matthaeus Mayer aus dem Jahre 1729 eine etwas höher gelegene Fläche als Eichhorst bezeichnet. Der Name weist auf Eichenbestände in älteren Zeiten hin. In der gleichen Karte finden sich auch Flächen mit den Flurnamen Schnittbroick und Zahrenstorffer Rümbde, die seit einigen Jahrzehnten auf die Gemarkung Neu Gülze umgemarkt wurden.

8.  Rabens Barg 				     DVK 1773 , Wiebeking 1786 (Ramelsberg)

Berg im Wald nördlich des Postweges an der Grenze zu Schwartow. Der Eintrag bei Wiebeking befindet sich näher zum Dorfe aber innerhalb der gegenwärtigen Waldfläche. Der Name könnte auf die vorhandenen Rabenhorste hinweisen. In seiner Nähe befinden sich drei Hügelgräber.

9. Leimkuhl										überliefert-Zü.

Lehmgrube nördlich des Postweges im Wald.

10. Herrenweg					         überliefert-Zü., DVK 1773 (nach Gresse)

Überlieferter Name für den nach Badekow und Gresse durch den Wald führenden Weg.

11. Grot Heid Kamp					                                                         DVK 1773 Am Gresser Weg befindet sich 1773 im Wald an der Badekower Grenze ein Ackerkamp dieses Namens, der seinerzeit wohl aus der Heide heraus urbar gemacht wurde. Er ist heute aufgeforstet.
12. Lütt Heid Kamp									      DVK 1773

Unweit vom Grot Heid Kamp befindet sich der Lütt Heid Kamp, der ebenfalls heute aufgeforstet ist.

13. Lindenbarg									überliefert-Zü.

Anhöhe im Wald beim früheren Lütten Heidkamp.

14. Dann Koppel									      DVK 1773

Die Tannenkoppel, ein Acker befindet sich ebenfalls am Gresser Weg. Sie ist heute im Wesentlichen aufgeforstet.. Der Flurname weist bereits auf den sandigen Ackerboden hin, gleichzeitig aber auch, dass in Zahrensdorf im Jahre 1773 bereits die Koppelwirtschaft eingeführt worden ist.

15. Hin Heid Holtz								      DVK 1773

Hinter dem Heidholz. Dieses ist im Jahre 1773 ein Ackerkamp im Wald nördlich des Stiedkampes

16. Stied Kamp									      DVK 1773

Der etwas eigenartige Flurname dürfte sicher nur verschrieben sein und eigentlich Striedkamp heißen. Andererseits liegt er nicht an der Feldmarksgrenze sondern nahe dem Dorf am Postweg in Richtung Schwartow. Er könnte jedoch streitig mit gelegten Bauern oder auch mit der Kirche gewesen sein.

17. Korten Ende									      DVK 1773

Die Kurzen Enden liegen unmittelbar am Ort östlich des Bretziner Weges.

18. Wörte										      DVK 1773

Hofland zu den 1773 noch vorhandenen Gehöften der Bauern.

19. Peerwisch		                 überliefert-Zü. (Pierwisch), DVK 1773 (ZahrenstorferWiese)

Diese dorfnahe Wiese ist als Nachtkoppel für Pferde (regionales Niederdeutsch: Peer) verwendet worden.

20. Beisenkoppel						 überliefert, DVK 1773 (Besen Koppel)

Die Beisenkoppel liegt nördlich des Ortes nahe der Schaale. Der Name leitet sich von ndt. besen, beisen für Binsen ab. Das ist eine horstbildende grasartige Pflanze, die auf feuchtem verdichtetem Boden wächst.

21. Bohn Ende								      DVK 1773

Bohn Ende ist ein kleiner Schlag zwischen der Besenkoppel - von dieser durch eine Remel abgegrenzt - und den Schaalwiesen. Der Name ist aus älteren Belegen (nach Zühlsdorf: LA 1563 auf dem Bohnen Campe und auf dem Bolande, KV 1662 Auf dem Bohnlanden) abzuleiten vom Bohnenanbau auf dem hier etwas besseren Boden.

22.  Papper Feld									    DVK 1773

In den Lehnakten 1563 die Peper. Dieses an der heutigen Grenze zu Hof Bretzin, jetzt Wiebendorf, gelegene Feld wird ursprünglich Kirchenacker gewesen sein, denn der Name dürfte als Papen-(Pfaffen-)Feld zu verstehen sein.

23. Papen Wiese, Papen Winckel							      DVK 1773

Wiese im Eigentum der Kirche oberhalb der Quebbenwisch an der Bretziner Grenze, jetzt zu Wiebendorf

24. Quebben Wisch									      DVK 1773

Schaalwiese an der Bretziner Grenze, jetzt zu Wiebendorf. Der Namensbestandteil quebbe, deutet auf Nässe hin. Dabei finden sich die Lütten Quöbben (Acker, s. Wiebendorf).

25. Aufn Rad										      DVK 1773

Auf dem Rade. Dieser Acker östlich des Bretziner Weges, dürfte, wie der Name andeutet, erst spät gerodet sein.

26. Rads Rie										      DVK 1773

In der DVK Heideffläche, jetzt Acker an der Grenze zu Bretzin (Wiebendorf). Die feuchte Fläche (Rie) war wahrscheinlich nach der Rodung (Rade) ohne Entwässerung nicht als Acker zu nutzen.

27. Born Brock									      DVK 1773

Auf der DVK Heidefläche an der Bretziner Grenze, jetzt Wald zu Wiebendorf. In den Lehnakten 1563 heißt es Bohrn Brock.

28. Der Borgschlag	                                       überliefert, Dehn 1933, WK 1958, DVK 1773 (Boslag)

Der Ackerschlag am Dorfrand nördlich der heutigen B 5 . Der Name in der neueren Fassung könnte auf den evtl. dort früher befindlichen Standort des Herrensitzes hinweisen (wahrscheinlich ein Wohnturm), denn auch der ursprüngliche Gutshof scheint am Bretziner Weg gelegen zu haben. Die Fassung des Flurnamens in der Karte der Direktoralvermessung dürfte auf Hörfehler zurückgehen. Jetzt gehört der Schlag teilweise zur Gemarkung Neu Gülze.

29. Juncker Garten					             DVK 1773, Dehn 1933 (Junkergarten)

Eine kleine Fläche am Teich trägt auf der DVK diesen Namen. Möglicherweise kann man daraus im Zusammenhang mit dem Flurnamen Borgschlag auf den Standort des Wohnturmes hier am Junkergarten und Teich schließen. Weiteren Aufschluss könnte eine archäologische Untersuchung briingen.

30. Scheperdiek		                             überliefert-Zü.,  Dehn 1933, WK 1958 (Neuer Teich)

Acker und Wiese mit einem Kleingewässer am historischen Postweg von Zahrendorf nach Schwartow. Siehe Anmerkungen zu Nr. 28 und 29. Jetzt gehört der Teich zur Gemarkung Neu Gülze.

31. Mühlenfeld							              Dehn 1933, WK 1958

Eine Zahrensdorfer Mühle wird im Boizenburger Schlossregister 1460 erwähnt. Dass es sich um eine Wassermühle gehandelt hat, darf angenommen werden. Die Freese-Karte der Schaalfahrt aus dem Jahre 1587 zeigt aber eine Windmühle neben der Kirche. Das Feld gehört jetzt zur Gemarkung Neu Gülze.

32. Pfarr-Ländereien					   Dehn 1933 DVK 1773 (Pfarr Weide)

Weide nördlich der B 5 an der Dorflage Neu Gülze, jetzt teilweise bebaut. Bereits 1933 war der Übergang nach Neu Gülze vermerkt. Die Flächen gehörten nach Mayer 1729 noch zur Gamm.

33. Heide Laag									      DVK 1773

Dieser Flurname findet sich am Rande der seinerzeitigen Feldmark zur Gamm. Heute befindet sich hier die Ortslage Neu Gülze (Gärtnerei und Gartenmarkt). Unter Heide verstand man in früheren Zeiten eine als Hutung genutzte unbebaute Fläche mit Gehölzanteilen.

34. (Weg) nach dem Schwartzen Wasser						      DVK 1773

Dieser Weg führte über den großen Schlag des Zahrensdorfer Gutes nach dem Schwarzen Wasser, das heißt zu der Fähre über die Sude beim Gehöft Schwarzenwasser (Neu Bleckede), und damit über den Heerweg zu der Bleckeder Fähre. Er stellte eine Verbindung aus Mecklenburg in das Hannöversche dar. Der Name Heerweg in Neu Bleckede deutet auf diese Funktion.

35. (Weg) nach dem Hünerbusch							      DVK 1773

Dieser Weg - ebenfalls auf dem großen Schlag - stellt die Verbindung zum Postweg zwischen Hamburg und Berlin dar, der beim Hühnerbusch die Schaale kreuzte.

36. Kiekut  								       überliefert

Ausbaugehöfte der drei Zahrensdorfer Bauern, die nach dem Legen der übrigen Bauern im Interesse der Gutswirtschaft an den äußersten Rand der Gemarkung auf minderwertigen Acker verlegt wurden. Dieser Name für die Gehöfte ist wohl als „Ökelname“ zu verstehen. Die Bauern konnten auf dem freien Felde nun gut ausgucken, insbesondere in das etwas entfernte Dorf, das sie verlassen mussten.

37. Schaale								       überliefert

Der Fluss Schaale, der aus dem Schaalsee kommend, beim Karrentin die Schilde aufnimmt und dann bei Gülze in die Sude mündet, hat im ausgehenden Mittelalter einige Bedeutung erlangt, als sich Lüneburg zum Ausbau zur Schaal-Fahrt (Schaale-Kanal) entschloss. Auf diesem Wege sollte Salz nach Wismar transportiert werden. Da jedoch die Verbindung über den Schaalsee hinaus sich als zu schwierig erwies, kam es nur zum Holztransport auf der Schaale. Der Name wird allgemein als slawisch erklärt, von scala für Fels, Steine. Es kann jedoch eine indogermanische Wurzel angenommen werden, von idg. skel für schneiden, spalten, auch scheiden. Vielleicht hier als Scheide im Sinne von Grenze. Bei Zahrensdorf bestand auch in früheren Jahrhunderten eine der wenigen Brücken. Im Boizenburger Schlossregister von 1456 wird auch eine Mühle in Zahrensdorf erwähnt, die offenbar aber schnell eingegangen ist.

38. Kirchenacker						                  überliefert, Dehn 1933

Acker der Pfarre südlich der B 5 zwischen dem Kiekuter Weg und den Schaalwiesen. Auf diesem befindet sich eine Reihe von vorgeschichtlichen Fundstellen.

39. Preisterwisch				  		                                      überliefert

Schaalwiesen an dem Kirchenacker in den nördlichen zwei Bögen der Schaale.

40. Buerwisch                     überliefert, Dehn 1933u. WK 1958 (Bauernwiese), DVK 1773 (Buhr Wisch)

Schaalwiese am Westufer der Schaale, die sicher 1773 noch von den nicht gelegten Bauern genutzt wurde.

41. Die Rusch									            DVK 1773

Im Jahre 1773 eine kleine Wiese an der Buhr Wisch, die wie der Name ausdrückt, mit Busch und Schilf bestanden war.

42. Middelst Wisch								    	             überliefert

Mittlere Wiese. Schaalwiese hinter den Bauerngehöften am Kiekut.

43. Neddelst Wisch									            DVK 1773

Niederste Wiese. Schaalwiese am untersten Ende der Feldmark etwa bei den heutigen Ausbaugehöften Kiekut.

44.  Riedwall				       	              überliefert, Dehn 1933, WK 1958

Wiese am Ostufer der Schaale südlich der B 5, die frühere Brüg Wisch (siehe Wiebendorf).

45.  Petersdamm					              überliefert, Dehn 1933, WK 1958

Schaalwiese am östlichen Schaaleufer.

46.  Neue Wiese							        überliefert, WK 1958

Schaalwiese am Ostufer im Süden der Gemarkung

47.  Grot Swölkensteert                    überliefert, Dehn 1933 u. WK 1958 (Großer Schwalbenschwanz)

Schaalwiesen am Ostufer der Schaale im äußersten Süden der Gemarkung an der Tessiner Grenze. Der Flurname resultiert aus der Form der Wiese Großer und Kleiner Schwalbenschschanz.

48. Lütt Swölkensteert		überliefert, Dehn 1933 u.,  WK 1958 (Kleiner Schwalbenschwanz)

sie Nr. 47.

49. Erbschmiede									           Dehn 1933

Schmiedeacker hinter dem Friedhof und am Bretziner Weg

50. Kirchhoff						  				             überliefert

Der Friedhof der Pfarre Zahrensdorf, der sich noch um die urwüchsige Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert erstreckt. Er wird noch von allen eingepfarrten Dörfern des Kirchspiels genutzt, wie dieses im 19. Jahrhundert bestanden hat.

51. Chausseehaus									             überliefert

Als in den Jahren 1826 bis 1829 die Chaussee von Berlin nach Hamburg gebaut wurde, errichtete man an der Brücke über die Schaale ein Chausseehaus, an dem Wegezoll erhoben wurde.

52. Hasenkopf								        Bodendenkmalpflege

In den Unterlagen des Landesamtes für Bodendenkmalpfleg findet sich ein Fundort am Hasenkopf am Hang des östlichen Schaaleufers.

53. Turmhügel								        Bodendenkmalpflege

Bastian beschreibt den Standort für einen Turmhügel abweichend von den Betrachtungen unter Nr. 29 im ehemaligen Gutspark „Ein Turmhügel ist durch Sandentnahme stark reduziert worden. Die Plattform liegt 3,5 m hoch und hat einen Durchmesser von 10 m. Unter 60 cm grauem Feinsand liegt eine 80 cm starke Brandschicht, diese über weißem Feinsand. Ein Abschnittsgraben von 28 m Länge und 8 m Breite sperrt zwischen Wiesen den n. Zugang. Im s. Anschluß könnte der alte Hof gelegen haben. … keine Funde … . 200 m ö. abgesetzt von der Wüstung des alten Dorfes“. Nach der Auskunft Einheimischer handelt es sich um den Hügel über einem Eiskeller zum Gutshaus.


Flurnamen aus Lehnakten und Kirchenvisitationsprotokollen nach ZÜHLSDORFF: Deren lokale Zuordnung ist nicht möglich.

aus Lehnakten 1563:

54. Burmeister Wische, auch KV 1662
55. Bey deme großen Hege
56. Das Heine Holtz
57. Im Houe Campe, auch 1612
58. Houe Wische
59. Die Klocken Stucke 
60. Bey dem Langen Steine, auch KV 1662
61. Im langen Velde, auch KV 1662  Auf dem Langen Felde
62. Mollwysche (Mühlenwiese)
63. Auf dem Plat Graben
64. Vor dem Sandberge, auch KV 1662
65. Das Schmal Stuck
66. An dem Sudenkampe (fraglich ob in Zahrensdorf belegen)
67. Im Teiche

aus Kirchenvisitationsprotokollen 1662:

68. Uf der Dorfstete
69. Die Erwwische
70. Im Hopfenhofe
71. In Köhterschilf
72. Am Köhter Schwaden
73. Bei Kuhford
74. Vorn langen Pfuhl
75. Aufn Rack
76. Auf der Ruchen Bäcken (Ruhbeck, siehe Gülze und Neu Gülze)
77. Am Rundesberg
78. In der Sandwische