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:Am 8. Juli 1860 wurde in Bergen der Mann geboren, dessen Schaffen für seine engere Heimat ähnlich bedeutungsvoll wurde, wie das Richard Wossidlos in Mecklenburg.
 
:Am 8. Juli 1860 wurde in Bergen der Mann geboren, dessen Schaffen für seine engere Heimat ähnlich bedeutungsvoll wurde, wie das Richard Wossidlos in Mecklenburg.

Version vom 16. April 2020, 00:33 Uhr

; Alfred Haas, der "rügensche Wossidlo" - Die Insel Rügen war ihm Heimat und Wirkungsbereich

Am 8. Juli 1860 wurde in Bergen der Mann geboren, dessen Schaffen für seine engere Heimat ähnlich bedeutungsvoll wurde, wie das Richard Wossidlos in Mecklenburg.

Zum Volskundler schien Alfred Haas zunächst nicht bestimmt. Nach dem Abitur, das er in Putbus bestanden hatte, studierte er an der Philosophischen Fakultät der Universität Greifswald Altertumswissenschaft. Sein Lehrer war dort der berühmte Altphilologe Professor Wilamowitz-Moellendorf, der auch seine Doktorarbeit betreute. Haas ging anschließend in den Schuldienst und wirkte nach einigen Jahren in Bergen ein halbes Jahrhundert als Studienrat in Stettin. Neben seiner beruflichen Tätigkeit zog den jungen Haas bald eine geistige Disziplin in ihren Bann, die sich eben anschickte, eine selbständige Wissenschaft zu werden: die Volkskunde. Er, der von Jugend auf vertraut war mit der lebendigen Vielfalt des Volkslebens seiner Heimat, wurde einer der Pioniere dieser jungen Wissenschaft in Norddeutschland. 1891 erschien sein erstes Buch: "Rügensche Sagen und Märchen", das bis 1939 insgesamt neun Auflagen erlebte. Seiner Heimat Rügen galt über viele Jahrzehnte hinweg das liebevolle Interesse des Volkskundlers. Er zeichnete Sprichwörter und Redensarten, Volkslieder und Schwänke aus dem Volksmund auf, untersuchte die Ortsnamen der Insel, beschrieb ihre Trachten und wies als einer der ersten Forscher auf die Eigenart der Bauernhäuser Rügens hin. Wenn wir heute ein abgerundetes Bild von der Volkskultur der größten deutschen Insel besitzen, so ist dies im hohen Maße ein Verdienst von Alfred Haas. Auch andere vorpommersche Regionen wie Grimmen und Greifswald verdanken ihm ihre volkskundliche Durchforstung. Für die wissenschaftliche Volkskunde wird der Name Haas auch darum unvergessen bleiben, weil mit ihm die Herausgabe der ersten regionalen volkskundlichen Zeitschrift in Deutschland verknüpft ist, der "Blätter für pommersche Volkskunde" (Gemeinsam begründet mit Otto Knoop). Trotz großer finanzieller Schwierigkeiten - der pommersche Provinzial-Landtag verweigerte zum Beispiel einen Zuschuß von 300 Mark für das Unternehmen - konnten die Blätter dank der Opferbereitschaft ihrer Herausgeber 1893 bis 1902 monatlich erscheinen. Durch eine Fülle weiterer Bücher, Zeitschriftenaufsätze und Zeitungsartikel, die zusammen die Zahl Tausend weit übertreffen, wies sich Haas als bester Kenner und zuverlässiger Deuter vorpommerscher Volkskultur aus. Alfred Haas war auch über die Grenzen seiner engeren Heimat hinaus bekannt und geschätzt. So verband ihn mit seinem Altersgenossen Richad Wossidlo ein jahrzehntelanger Briefwechsel. Beide freilich haben wohl nie efahren, in welchem Maß der Zufall sie schon vor ihrer Bekanntschaft zu Weggenossen bestimmt hatte: beide nämlich mühten sich bis 1884 an einer Doktorarbeit über den Griechen Aristides. Wossidlo scheiterte an ihr, Haas bewältigte sie. Beide aber wuchsen unabhängig von einander über die Verehrung des klassischen Altertums hinaus und wurden bedeutende Vertreter einer ungleich lebensvolleren Wissenschaft, deren Gegenstand und Aufgabe das Volk war und ist. 1944 nach Bergen zurückgekehrt, erlebte der fast erblindete Alfred Haas noch seinen 90. Geburtstag und starb - vor nunmehr 70 Jahren - am 27. Juli 1950 in seiner Vaterstadt.