Markt, Baumstraße, Neue Reihe

Aus Ortschroniken
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Das Meyersche Haus am Neuen Markt

  • Aus der Heimatgeschichte, (OZ, 10.10.1987):
  • Im Jahre 1855 erschien von A. Gebhart ein „Album von Doberan", das 27 kolorierte Lithographien von Doberan, Althof und Heiligendainm enthält.
  • Eine der Ansichten zeigt uns den Neuen Markt, der etwa 1825 sein bis heute im wesentlichen unverändertes Aussehen erhalten hatte.
  • Im Hintergrund des belebten Platzes erkennen wir als originellen architektonischen Abschluß des Ensembles klassizistische Bürgerhäuser das Meyersche Haus (Neuer Markt 8).
  • Rechts mündet die Neue Reihe (heute Heinrich-KlöckingStraße), links die Schlagbaumstraße (benannt nach dem Schlagbaum an der Kröpeliner Chaussee, der Grenze des Amtes Doberan), die heutige Baumstraße.
  • Bei der Gestaltung der stilvollen Fassade, spürt man den Einfluß Severins.
  • Weniger gelungen ist der Anbau zur Baumstraße hin. Das Haus wurde 1802 von der Witwe des „vormaligen Ziegeleimeisters Lohrenz" errichtet.
  • 1818 geht es in den Besitz des Schuhmachermeisters Reinhart über, der 1839 an den Kaufmann J. H. Meyer verkauft.
  • Er hinterläßt die Büdnerei 1847 seiner Frau Sophie, geb. Fulda.
  • Sie nimmt einige bauliche Veränderungen vor. So wird das Nebengebäude in der Neuen Reihe, das als Pferdestall gedient hatte, für Wohnzwecke umgebaut.
  • 1882 erbt der Sohn, Theodor Meyer , das Haus, 1909 wird dessen Sohn Carl als Besitzer anerkannt(Dr. H. Rehwaldt)
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Bauzeit dauerte über fünf Jahre(Das Bäckerhaus in der Baumstraße)

  • Bewegte Geschichte eines Doberaner Altstadthauses(OZ, Mai 1991)
  • Ein „allhier am Brunnen gelegenes Wohnhaus" erbaute sich Büdner Bruhn 1818 - 1823.
  • Die lange Bauzeit spricht nicht gerade für übermäßige Finanzkraft, und tatsächlich hatte sich Bruhn so in Schulden gestürzt, daß die Büdnerei 1834 öffentlich versteigert wird.
  • Sie ist in sehr gutem Zustand und enthält fünf Wohnungen.
  • Allerdings gibt es noch Ärger mit der Nachbarin, der Witwe Barten, verläuft doch die Grundstücksgrenze mitten durch den Schweinestall. Die Koben stehen auf dem Nachbargrundstück.
  • Irgendwie wird das Problem schließlich gelöst, denn Arbeitsmann Jürß aus Hohenfelde erwirbt die Büdnerei für 1000 Taler. 1862 verkauft er zu einem günstigen Preis an Schneidermeister Masch, wofür ihm eine Leibrente und auf Lebenszeit eine Wohnung im Haus zugesichert wird.
  • 1878 verkauft Masch an den Schiffszimmergesellen Grünberg aus Rostock. Der baut auf der Hofseite eine Nagelschmiede an, die aber wohl nicht sehr lange bestanden hat.
  • Nach erneutem Besitzwechsel 1882, 1884 und 1887 erwirbt 1890 Hermann Klevesahl aus Kröpelin das Anwesen mitsamt einer Kuh und dem gesamten Vorrat an Heu, Stroh und Dung. Er richtet eine Bäckerei ein.
  • 1905 werden Haus und Grundstück dann für 19 000 Mark an Karl Kuhlmann aus Schwerin veräußert.
  • Das Bäckereiinventarium, die Ladeneinrichtung, ein Pferd und zwei Brotwagen (einspännige Kastenwagen, mit denen täglich Brot und Brötchen nach Heiligendamm und in einige umliegende Dörfer gefahren wurden) werden zusätzlich mit 2000 Mark bewertet.
  • Interessant ist eine Zusatzklausel des Kaufvertrages, in der sich der Verkäufer verpflichtet, innerhalb von zehn Jahren in Doberan und in der Umgebung von 10 Meilen weder eine Bäckerei noch einen Handel mit Backwaren zu betreiben. Bei Zuwiderhandlung droht eine Vertragsstrafe von 5000 Mark. Es ist anzunehmen, daß Klevesahl sich an den Vertrag gehalten hat.
  • Kuhlmann, inzwischen zum Hofbäckermeister aufgestiegen, stirbt 1919. Seine Witwe, die den Betrieb weiterführt, läßt 1928 ein Ladenfenster und 1930 einen neuen Backofen einbauen.
  • Ihr Sohn Wilhelm übernimmt die Bäckerei 1939. Er sorgt für einige Verbesserungen der nicht mehr zeitgemäßen hygienischen Verhältnisse. Aber erst 1947 wird ein WC eingebaut. Ein Brotwagen fährt immer noch - fast bis zum Ende des Krieges.
  • Weil man die Bäckerei 1953 enteignen will, wird Kuhlmann unter einer falschen Anschuldigung inhaftiert, dann aber doch freigelassen, da der sogenannte „Neue Kurs", der einige der schlimmsten Übergriffe gegen Gewerbetreibende und Geschäftsleute korrigieren soll, ausgerufen wurde.
  • So bleibt die Bäckerei im Besitz von Kuhlmann, der sie aus Altersgründen 1962 verkauft(Rehwaldt)
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  • Das Haus in der Baumstraße 17 um das Jahr 1910. Auch in den letzten drei Jahrzehnten wechselten hier die Besitzer oder Pächter. Über 18 Jahre lang wurde die Bäckerei von Bäckermeister Zimmermann als Pächter betrieben. Neuerliche bauliche Veränderungen an dem Altstadtgebäude werden gegenwärtig von dessen derzeitigem Eigentümer vorgenommen. Repro. Rehwaldt

Bei neuer Gestaltung in Bad Doberan ist auch an den Bach gedacht worden Wasser für den Markt fließt vom Kellerswald(von WERNER GESKE OZ, 1.12.1992)

  • Bad Doberan. Gespannt warten die Kreisstädter auf den Auftakt der Bauarbeiten am Marktplatz, der schon für November angekündigt war.
  • Noch findet sich allerdings außer einer Tafel nichts, was auf das umfangreiche Vorhaben hinweist. Ungeachtet dessen, sorgt es bereits für viel Gesprächsstoff bei den Bürgern der Stadt. Besonderes Ein Blick vom Kamp zum Marktplatz, wie er sich dem Betrachter in den frühen zwanziger Jahren bot.
  • Interesse findet die Absicht der Projektanten, den zentralen Ort durch ein fließendes Gewässer zu verschönern.
  • Um Genaueres zu erfahren, sprach die OSTSEE-ZEITUNG mit dem Rostocker Architekten Andreas Webersinke, dessen Büro für die Neugestaltung des Platzes verantwortlich zeichnet.
  • Ein Bach, der auf den Markt fließen soll, erregt dabei die besondere Neugier. Woher kommt das Gewässer? Wo fließt es entlang? Gab es dort solch Bächlein bereits in früheren Zeiten?
  • Fragen über Fragen, seitdem die OZ über das Projekt berichtete.
  • Ehe Webersinke auf diese antwortet, kommt er ins Schwärmen: „ Bad Doberan ist ein Juwel in unserer Küstenlandschaft. Hier verbindet sich der Reiz der Landschaft mit der architektonischen Schönheit des Ortes. An dieser Stelle zu bauen, ist eine besondere Verpflichtung." Ihr will er mit seinem Team gerecht werden. Bevor es an die Arbeit ging, tauchte er deshalb tief ein in die Archive, versuchte zu ergründen, wie es früher dort aussah, wo sich heute der Marktplatz befindet.
  • Bei ihren Recherchen fanden Webersinke und seine Leute bestätigt, was sie vermutet hatten.
  • Auch über diesen Ort zog sich einst ein Wasserlauf, der seinen Ursprung im westlich gelegenen Höhenzug hatte.
  • Vor rund 150 Jahren ließen ihn die damaligen Stadtväter in Zusammenhang mit der architektonischen Gestaltung der Marktnordseite unter die Erde verbannen. Hier fließt er in Rohrleitungen noch heute.
  • Für den Bach, der künftig neben Pflasterung und Bäumen zur Zierde des Marktes gehören soll, ist jedoch daran gedacht, Wasser aus einem Schacht in der Nähe des Friedhofs zu holen.
  • Noch um die Jahrhundertwende fand sich an dieser Stelle ein Teich. „ Seit Jahrzehnten läuft das klare, saubere Wasser einfach in die Kanalisation ab. Es bietet sich direkt für die Nutzung als künstlicher Bach an", meint Andreas Webersinke. Auch deshalb wäre diese Quelle günstig, weil Trinkwasser bei den heutigen Preisen die Stadt teuer zu stehen käme.
  • Doch das Wasser soll nicht wie in Vorzeiten den gesamten Markt überqueren. Nur zwischen dem Otto-Versand und der Fleischerei Kuha plätschert das muntere Bächlein in hoffentlich absehbarer Zeit.
  • Auf Kaskaden, Hindernisse oder kleine Wasserfälle verzichteten die Architekten in ihrer Planung. Das Wasser soll auf den rund 80 Metern ruhig dahinfließen und so auch dem Betrachter Gelegenheit geben, sich zu entspannen.
  • Webersinke denkt voraus: „Auf den Freiflächen vor den Häusern wird man sitzen können und auch am Wasser Freude finden."
  • Doch 'noch wird einiges davon von den Höhen des Kellerswaldes rinnen müssen, bis die Doberaner und ihre Gäste am Bächlein ihr helle Freude haben können. „ * Es kann passieren, daß die 75 cm breite Rinne fertig ist, doch kein Naß darin läuft", dämpft der Architekt zu große Vorfreude. Erst müßten noch der Bereich Kastanienstraße, Baumstraße und Lettowsberg rekonstruiert werden, ehe das Wasser strömen könne.
  • Daß bis dahin nicht allzu viel Zeit vergeht, hofft auch er. Schließlich ist der Bach auf dem Markt auch für ihn der Clou. „Vielleicht", so spekuliert er, „wird die ausgepflasterte, mit Naturstein eingefaßte Betonrinne eines Tages doch noch weiter auf die Mitte des Markt gezogen. Es ließ sich damit allerhand Attraktives gestalten.
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