Markt, Baumstraße, Neue Reihe: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Bauzeit dauerte über fünf Jahre'''
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''Das Bäckerhaus in der Baumstraße''
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'''Bewegte Geschichte eines Doberaner Altstadthauses(OZ, Mai 1991)'''
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* Ein „allhier am Brunnen gelegenes Wohnhaus" erbaute sich Büdner Bruhn 1818 - 1823.
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* Die lange Bauzeit spricht nicht gerade für übermäßige Finanzkraft, und tatsächlich hatte sich Bruhn so in Schulden gestürzt, daß die Büdnerei 1834 öffentlich versteigert wird.
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* Sie ist in sehr gutem Zustand und enthält fünf Wohnungen.
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* Allerdings gibt es noch Ärger mit der Nachbarin, der Witwe Barten, verläuft doch die Grundstücksgrenze mitten durch den Schweinestall. Die Koben stehen auf dem Nachbargrundstück.
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* Irgendwie wird das Problem schließlich gelöst, denn Arbeitsmann Jürß aus Hohenfelde erwirbt die Büdnerei für 1000 Taler. 1862 verkauft er zu einem günstigen Preis an Schneidermeister Masch, wofür ihm eine Leibrente und auf Lebenszeit eine Wohnung im Haus zugesichert wird.
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* 1878 verkauft Masch an den Schiffszimmergesellen Grünberg aus Rostock. Der baut auf der Hofseite eine Nagelschmiede an, die aber wohl nicht sehr lange bestanden hat.
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* Nach erneutem Besitzwechsel 1882, 1884 und 1887 erwirbt 1890 Hermann Klevesahl aus Kröpelin das Anwesen mitsamt einer Kuh und dem gesamten Vorrat an Heu, Stroh und Dung. Er richtet eine Bäckerei ein.
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* 1905 werden Haus und Grundstück dann für 19 000 Mark an Karl Kuhlmann aus Schwerin veräußert.
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* Das Bäckereiinventarium, die Ladeneinrichtung, ein Pferd und zwei Brotwagen (einspännige Kastenwagen, mit denen täglich Brot und Brötchen nach Heiligendamm und in einige umliegende Dörfer gefahren wurden) werden zusätzlich mit 2000 Mark bewertet.
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* Interessant ist eine Zusatzklausel des Kaufvertrages, in der sich der Verkäufer verpflichtet, innerhalb von zehn Jahren in Doberan und in der Umgebung von 10 Meilen weder eine Bäckerei noch einen Handel mit Backwaren zu betreiben. Bei Zuwiderhandlung droht eine Vertragsstrafe von 5000 Mark. Es ist anzunehmen, daß Klevesahl sich an den Vertrag gehalten hat.
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* Kuhlmann, inzwischen zum Hofbäckermeister aufgestiegen, stirbt 1919. Seine Witwe, die den Betrieb weiterführt, läßt 1928 ein Ladenfenster und 1930 einen neuen Backofen einbauen.
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* Ihr Sohn Wilhelm übernimmt die Bäckerei 1939. Er sorgt für einige Verbesserungen der nicht mehr zeitgemäßen hygienischen Verhältnisse. Aber erst 1947 wird ein WC eingebaut. Ein Brotwagen fährt immer noch - fast bis zum Ende des Krieges.
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* Weil man die Bäckerei 1953 enteignen will, wird Kuhlmann unter einer falschen Anschuldigung inhaftiert, dann aber doch freigelassen, da der sogenannte „Neue Kurs", der einige der schlimmsten Übergriffe gegen Gewerbetreibende und Geschäftsleute korrigieren soll, ausgerufen wurde.
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* So bleibt die Bäckerei im Besitz von Kuhlmann, der sie aus Altersgründen 1962 verkauft(Rehwaldt)
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*Das Haus in der Baumstraße 17 um das Jahr 1910. Auch in den letzten drei Jahrzehnten wechselten hier die Besitzer oder Pächter. Über 18 Jahre lang wurde die Bäckerei von Bäckermeister Zimmermann als Pächter betrieben. Neuerliche bauliche Veränderungen an dem Altstadtgebäude werden gegenwärtig von dessen derzeitigem Eigentümer vorgenommen. Repro. Rehwaldt
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Version vom 21. Januar 2023, 13:07 Uhr

Das Meyersche Haus am Neuen Markt

  • Aus der Heimatgeschichte, (OZ, 10.10.1987):
  • Im Jahre 1855 erschien von A. Gebhart ein „Album von Doberan", das 27 kolorierte Lithographien von Doberan, Althof und Heiligendainm enthält.
  • Eine der Ansichten zeigt uns den Neuen Markt, der etwa 1825 sein bis heute im wesentlichen unverändertes Aussehen erhalten hatte.
  • Im Hintergrund des belebten Platzes erkennen wir als originellen architektonischen Abschluß des Ensembles klassizistische Bürgerhäuser das Meyersche Haus (Neuer Markt 8).
  • Rechts mündet die Neue Reihe (heute Heinrich-KlöckingStraße), links die Schlagbaumstraße (benannt nach dem Schlagbaum an der Kröpeliner Chaussee, der Grenze des Amtes Doberan), die heutige Baumstraße.
  • Bei der Gestaltung der stilvollen Fassade, spürt man den Einfluß Severins.
  • Weniger gelungen ist der Anbau zur Baumstraße hin. Das Haus wurde 1802 von der Witwe des „vormaligen Ziegeleimeisters Lohrenz" errichtet.
  • 1818 geht es in den Besitz des Schuhmachermeisters Reinhart über, der 1839 an den Kaufmann J. H. Meyer verkauft.
  • Er hinterläßt die Büdnerei 1847 seiner Frau Sophie, geb. Fulda.
  • Sie nimmt einige bauliche Veränderungen vor. So wird das Nebengebäude in der Neuen Reihe, das als Pferdestall gedient hatte, für Wohnzwecke umgebaut.
  • 1882 erbt der Sohn, Theodor Meyer , das Haus, 1909 wird dessen Sohn Carl als Besitzer anerkannt(Dr. H. Rehwaldt)
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Bauzeit dauerte über fünf Jahre

Das Bäckerhaus in der Baumstraße

Bewegte Geschichte eines Doberaner Altstadthauses(OZ, Mai 1991)

  • Ein „allhier am Brunnen gelegenes Wohnhaus" erbaute sich Büdner Bruhn 1818 - 1823.
  • Die lange Bauzeit spricht nicht gerade für übermäßige Finanzkraft, und tatsächlich hatte sich Bruhn so in Schulden gestürzt, daß die Büdnerei 1834 öffentlich versteigert wird.
  • Sie ist in sehr gutem Zustand und enthält fünf Wohnungen.
  • Allerdings gibt es noch Ärger mit der Nachbarin, der Witwe Barten, verläuft doch die Grundstücksgrenze mitten durch den Schweinestall. Die Koben stehen auf dem Nachbargrundstück.
  • Irgendwie wird das Problem schließlich gelöst, denn Arbeitsmann Jürß aus Hohenfelde erwirbt die Büdnerei für 1000 Taler. 1862 verkauft er zu einem günstigen Preis an Schneidermeister Masch, wofür ihm eine Leibrente und auf Lebenszeit eine Wohnung im Haus zugesichert wird.
  • 1878 verkauft Masch an den Schiffszimmergesellen Grünberg aus Rostock. Der baut auf der Hofseite eine Nagelschmiede an, die aber wohl nicht sehr lange bestanden hat.
  • Nach erneutem Besitzwechsel 1882, 1884 und 1887 erwirbt 1890 Hermann Klevesahl aus Kröpelin das Anwesen mitsamt einer Kuh und dem gesamten Vorrat an Heu, Stroh und Dung. Er richtet eine Bäckerei ein.
  • 1905 werden Haus und Grundstück dann für 19 000 Mark an Karl Kuhlmann aus Schwerin veräußert.
  • Das Bäckereiinventarium, die Ladeneinrichtung, ein Pferd und zwei Brotwagen (einspännige Kastenwagen, mit denen täglich Brot und Brötchen nach Heiligendamm und in einige umliegende Dörfer gefahren wurden) werden zusätzlich mit 2000 Mark bewertet.
  • Interessant ist eine Zusatzklausel des Kaufvertrages, in der sich der Verkäufer verpflichtet, innerhalb von zehn Jahren in Doberan und in der Umgebung von 10 Meilen weder eine Bäckerei noch einen Handel mit Backwaren zu betreiben. Bei Zuwiderhandlung droht eine Vertragsstrafe von 5000 Mark. Es ist anzunehmen, daß Klevesahl sich an den Vertrag gehalten hat.
  • Kuhlmann, inzwischen zum Hofbäckermeister aufgestiegen, stirbt 1919. Seine Witwe, die den Betrieb weiterführt, läßt 1928 ein Ladenfenster und 1930 einen neuen Backofen einbauen.
  • Ihr Sohn Wilhelm übernimmt die Bäckerei 1939. Er sorgt für einige Verbesserungen der nicht mehr zeitgemäßen hygienischen Verhältnisse. Aber erst 1947 wird ein WC eingebaut. Ein Brotwagen fährt immer noch - fast bis zum Ende des Krieges.
  • Weil man die Bäckerei 1953 enteignen will, wird Kuhlmann unter einer falschen Anschuldigung inhaftiert, dann aber doch freigelassen, da der sogenannte „Neue Kurs", der einige der schlimmsten Übergriffe gegen Gewerbetreibende und Geschäftsleute korrigieren soll, ausgerufen wurde.
  • So bleibt die Bäckerei im Besitz von Kuhlmann, der sie aus Altersgründen 1962 verkauft(Rehwaldt)
  • Das Haus in der Baumstraße 17 um das Jahr 1910. Auch in den letzten drei Jahrzehnten wechselten hier die Besitzer oder Pächter. Über 18 Jahre lang wurde die Bäckerei von Bäckermeister Zimmermann als Pächter betrieben. Neuerliche bauliche Veränderungen an dem Altstadtgebäude werden gegenwärtig von dessen derzeitigem Eigentümer vorgenommen. Repro. Rehwaldt