Kniesenacker

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Gernot Moeller: Mein Interesse an Büchern über Güstrow, veranlasst meine Kinder immer wieder für Überraschungen zu sorgen. Im Jahr 2009, entdeckte eine meiner Töchter in einem Lüneburger Antiquariat beim Blättern in einer Bücher-Kartei unter dem Stichwort

                                                 Güstrow/Bier

eine kleinformatige ältere Broschüre, die sie zu meiner Freude erwarb und mir schenkte.Bei dem Büchlein, so konnten wir später feststellen, handelte es sich um einen Faksimiledrucks einer Ausgabe von 1706 über Art, Eigenschaft und Wirkung des Spezialbieres Kniesenack (Fürstenbier) aus Güstrow mit dem Titel:


-Encomium oder Lob-Spruch des weltberühmten/ gesunden/ kräfftigen und wohlschmeckenden Gersten-Biers Kniesenack genannt/ Welches im Mecklenburgischen Lande zu Güstrau seinen Ursprung bekommen und anjetzo daselbst gebrauet wird.

Diese derbe Lobschrift auf das Kniesenack vom Jahre 1624 nach der Handschrift 1706 von dem Hofmedicus Georg Detherding in Güstrow in Druck gegeben und mit moralisierenden Anmerkungen versehen, hat zum 700jährigen Jubiläum seiner Vaterstadt Güstrow (1928), der in Güstrow geborene Journalist Rudolf Pechel (1882 - 1961) neu herausgegeben. Die bibliophile Rarität erschien im Format 13,5 x 7,5 cm.

Das, aus dem Lüneburger Antiquariat stammende Exemplar, befand sich seit 1933, gemäß handschriftlicher Notizen in dem Büchlein, einst im Besitz des bekannten Güstrower Gymnasiallehrers Dr. Bruno Romberg (1892 - 1969). Anfang des 19. Jahrhunderts ist das Kniesenack noch in Güstrow gebraut worden, dann wurde die Bereitung eingestellt. Erst in den Jahren 1850-60 wurde es auf Anregung des Schuldirektors Raspe in der Feltenschen Brauerei in der Mühlenstraße wieder gebraut. Dann folgte wiederum eine Pause, bis der Brauereibesitzer Carl Müller in Güstrow, wohnhaft am Berge, sich 1884 veranlasst sah, wiederum an die Herstellung des Kniesenack zu gehen. In der alten verräucherten Gaststube der Brauerei am Berge sind an dem großen runden Tisch und in der "Hölle" Feste bei Tag und Nacht gefeiert worden, die unter der Wirkung des edlen Trankes zu den beschwingtesten, kraftvollsten und fröhlichsten Stunden der Beteiligten gehörten, (s.a. "Güstrow eine Stadt wie in der Toskana" Konrad Reich Verlag Rostock, 2000). Manchem der heute in Güstrow Lebenden mag das sagenumwobene Kniesenacker Bier vom Erzählen her noch bekannt sein, aber die genaue Beschreibung des Inhaltes des Bieres und seiner Wirkungen jedoch wohl kaum. Der Text von 1624 ist nur Wenigen im Detail bekannt. Deshalb fügen wir hier den "Lob-Spruch über das weitberühmte Güstrower Bier" ein. Sie werden staunen, welche Wirkungen dem Getränk nachgesagt werden.

Viel Spaß beim Lesen des bald 400 Jahre alten Textes.