Klockenhäger Chronologie und Geschichte(n) - aktuell fortlaufend: Unterschied zwischen den Versionen

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'''1626''' Aufruhr der Klockenhäger Klosterbauern während der Erntefron
 
'''1626''' Aufruhr der Klockenhäger Klosterbauern während der Erntefron

Version vom 12. Juli 2018, 11:18 Uhr

Abkürzungen beim Quellenverweis:

KFC = Krausesche Fundchronik im Archiv der Hansestadt Rostock MUB = Mecklenburgisches Urkundenbuch


Um die Chronik übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel:

Klockenhagen taucht in der Geschichte auf

1320,14.März erste Erwähnung von Schmachthagen (MUB VI 4174,später in Klockenhagen aufgegangen)

1332 Erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Klockenhagen (MUB)

Klockenhagen im späten Mittelalter (um 1300 bis 1517)

1339 Der Ritter von Züle verkauft Klockenhagen und Schmachthagen an das Ribnitzer Kloster.


Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)

1599 Das Ribnitzer Kloster wird in ein Damenstift verwandelt.

1620 Im Klosterinventar von 1620 werden 17 Bauern und 5 Kossaten (Kleinbauern) aufgeführt

älteste Dorfansicht als Skizze im Klosterinventar 1620 des Ribnitzer Klosters

1626 Aufruhr der Klockenhäger Klosterbauern während der Erntefron

1648/49 Am Ende des Dreißigjährigen Krieges leben nur noch 10 Menschen in Klockenhagen

Bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)

1654 Die mecklenburgischen Bauern werden leibeigene Untertanen

1669 Klockenhagen wird mit anderen Klosterdörfern an den mecklenburgischen Herzog verkauft und dem Domanium angegliedert

1760 bis 1833 Das Domanialamt wird von Ribnitz nach Hirschburg verlegt.

Das alte Amtshaus (heute Künstlerhof Schlüter/Buch) ist noch vorhanden.

1779 In Klockenhagen sind 23 Büdner angesiedelt worden.

1795 Die Dienstpflicht von sieben Klockenhäger Bauern auf der Domäne Neuhof wird aufgehoben.

Bis zur Reichseinigung (bis 1871)

1820 Die Leibeigenschaft wird in Mecklenburg aufgehoben.

1824 Die Feldmark des Dorfes Klockenhagen wird separiert. Die Büdner erhalten eine gemeinsame Kuhweide an der Altheider Grenze.

1826 Die Zahl der Büdnereien ist auf 41 gestiegen.

1833 In Klockenhagen wird ein neues Schulhaus gebaut.

1844 An der Hirschburger Grenze werden 8 Büdnerstellen für Seefahrer angelegt. Dieser Ortsteil erhält den Namen Neu-Klockenhagen. Um 1850 wohnen 3 Schiffer (Kapitäne) und 34 Seeleute in Klockenhagen.

1851 Die Schiffer Rehberg und Pieplow schlagen vor, in Klockenhagen eine Vorbereitungsschule für junge Seeleute zu gründen.

1852 bis 1872 Die Bauern werden vererbpachtet. Als „Erbpächter“ wurden sie zu Eigentümern ihrer Gehöfte. Auch die Büdner erhalten ihr Land in Erbpacht.

1854 Die Kuhweide wird in Parzellen für die 46 Büdner aufgeteilt.

Deutsches Reich bis 1918

1875 Das Hufe II (Rehberg) wird aufgeteilt und in 3 Büdnereien, Gemeindeland sowie 10 Grundstücke für Häuslereien verwandelt. Bis 1895 entstehen an der Straße nach Hirschburg 10 Häuslereien, die sogenannte „Häuslerreihe“.

1876 Die Dorfvertretung beschließt, für die Schule einen Globus und eine Karte von Palästina anzuschaffen.

1891 Der Steuermann Jenß richtet eine Bäckerei ein.

1905 Die Kunststraße (Chaussee) von Ribnitz nach Müritz, die durch Klockenhagen führt, wird fertiggestellt.

1908 Die Genossenschafts-Molkerei wird gegründet.

1908 Mehrere Bauern schaffen sich gemeinsam eine große Dreschmaschine an, die von einer Dampfmaschine angetrieben wird.

1912 Masseneinbruchsserie der sogenannten "Radfahrerbande" in Klockenhagen.

Deutsches Reich bis 1945

1922 Das Dorf Klockenhagen erhält elektrischen Strom.

1931 Ein großer Teil der Klockenhäger Feldmark wird melioriert.

1933 12 Bauernhöfe und 2 große Büdnereien werden während der Zeit des „Dritten Reiches“ zum „Erbhof“ erklärt.

1943 Im alten Schulgebäude wird ein Erntekindergarten eingerichtet.

1945 In den landwirtschaftlichen Betrieben unseres Dorfes waren von den 326 Familienmitgliedern nur 60 Männer im arbeitsfähigen Alter.

SBZ und DDR bis 1990

1950 Die „Bäuerliche-Handels-Genossenschaft“ BHG löst die Raiffeisen-Genossenschaft ab.

1950 bis 1971 In Klockenhagen wird alljährlich das traditionelle Tonnenabschlagen veranstaltet.

1953 Die „Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft“ LPG „Treue“ wird gegründet. In den folgenden Jahren entstehen weitere kleine LPG.

1960 Unter scharfem Druck treten die letzten „Einzelbauern“ in die LPG ein.

Oder: Das Dorf wird vollgenosenschaftlich. 1962 – 1972 Mehrere kleine LPG schließen sich der LPG „Treue“ an: 1962 LPG „Blühende Heide“, 1965 LPG „Thomas Müntzer“, 1966 LPG „Morgenrot“, 1970 LPG „Wallbach“, 1972 LPG „Eickboom“.

1968 In der ehemaligen Molkerei wird eine Konsumverkaufsstelle eingerichtet.

1970 Das Gehöft von Heinrich Peters wird Denkmalhof. Der Denkmalhof wird in den folgenden Jahren zum Freilichtmuseum erweitert.

1974 Die Gemeinden Klockenhagen und Hirschburg werden zusammengelegt. Zur Gemeinde gehören auch Altheide, Neuheide und Klein-Müritz.

1975 Die LPG „Treue“ Klockenhagen wird vom Volkseigenen Gut (VEG) Zingst übernommen.

1975 Die „Bäderstraße“, die neue Verbindungsstraße zwischen Altheide und Körkwitz-Hof, wird eröffnet.

1977 Das VEG Klockenhagen wird ein selbstständiger Betrieb.

1977 Das VEG baut eine Kälberaufzuchtanlage.

1977 Die Schule wird geschlossen. Die Schüler fahren mit dem Schulbus nach Ribnitz.

1978 Das VEG errichtet an der Bäderstraße eine Gaststätte.

1981 Das Tonnenabschlagen wird wieder eingeführt und findet seitdem alljährlich statt.

1982 Klockenhagen begeht die 650-Jahr-Feier mit einer Festwoche.

1983 In dem ehemaligen Schulgebäude wird ein Kindergarten eingerichtet.

1984 Altheide und Klockenhagen werden an die zentrale Trinkwasseranlage angeschlossen.

1987 In der alten Molkerei werden elf Wohnungen ausgebaut.


Die heutige Zeit

1990 Baubeginn der Kreisfeuerwehrzentrale.

1992 Das VEG wird privatisiert. Es entsteht die Hartmann und Partner Agrargesellschaft mbH, die vor allem Rindermast betreibt. Die Firma Wieben übernimmt die Bauabteilung des VEG. Aus dem Werkstattbereich des VEG entsteht die Firma UniTeK GbR.

1992 Klockenhagen wird an das Gasnetz angeschlossen.

1993 Klockenhagen, Hischburg, Altheide, Neuheide und Klein-Müritz werden Ortsteile der Stadt Ribnitz-Damgarten. Ein Ortsbeirat wird gebildet.

1994 Im Herbst besuchen die ersten Gäste die Ferienanlage „Pferde Ferien Hirschburg“.

1997 Der Radweg Ribnitz – Klockenhagen wird eröffnet. Im Jahre 2001 wird der Radweg Ribnitz – Altheide angelegt. 2002 folgt der Radweg von Klockenhagen nach Körkwitz-Hof.

1997 Im neuen Wohngebiet Katenfeld werden die ersten Eigenheime errichtet.

In den folgenden Jahren entwickelt sich unser Dorf zu einem beliebten Standort für Eigenheime. In den beiden Wohngebieten Katenfeld und Achterberg sind in den vergangenen Jahren insgesamt ...... Eigenheime.


2004 Der Reitweg von Hirschburg nach Neuheide über den Wallbach wird eröffnet.

2007 Im Jubiläumsjahr 2007 präsentiert sich unser Dorf als wichtiger Wirtschaftsstandort.

Der größte Betrieb ist die Agrargesellschaft Hartmann & Partner, die sich auf Rinder- und Schweinemast spezialisiert hat. Auf einer Nutzfläche von rund 2500 ha, die sich von Graal-Müritz bis Dierhagen erstreckt, wird das Futter für 3000 Rinder und 3000 Schweine produziert. Daneben sind insgesamt 70 kleine und mittelständische Gewerbebetriebe vor allem der Bereiche Bauwirtschaft, Dienstleistungen und Urlauberbetreuung hier ansässig.

Unser Dorf liegt nahe der Ostseeküste zwischen der Rostocker Heide und der reizvollen Boddenlandschaft. In unserm Ort sind wichtige touristische Einrichtung entstanden:

Das Freilichtmuseum mit seinen 20 kulturhistorisch wertvollen ländlichen Bauten

Das Privatmuseum „Natur-Schatzkammer und Paradiesgarten“ des Tierpräparators R. Krasselt in Neuheide mit einer eindrucksvollen naturkundlichen Sammlung

Das Informationszentrum „Wald und Moor“ der Stadtforst in Neuheide Klockenhagen präsentiert sich im Jubiläumsjahr 2007 als ein aufblühendes Dorf, in dem sich Historisches mit Modernem und Neuem verbunden hat.

Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:

Herkunft von Klockenhagen

Ein typisches Hagendorf

Was ist ein Hagendorf ?

Gründung der Hagendörfer im 13. und 14. Jahrhundert. (Hans Erichson/ Wilfried Steinmüller)

Bei der deutschen Ostkolonisation des 13. Jahrhunderts spielte neben der Gründung der Städte auch die Anlage neuer Dörfer eine wichtige Rolle. Die eroberten Gebiete der Obotriten und Lutizen waren nur dünn besiedelt. Etwa 80 % des Gebietes waren unkultivierte Urwälder, in dem die Siedlungsinseln der slawischen Bevölkerung eingebettet waren. Die Wenden, wie die Slawen auch genannt wurden, siedelten vorwiegend auf leichten Böden und in der Nähe von Gewässern. Weite Teile des Landes waren vor 700 bis 800 Jahren noch mit undurchdringlichen Wäldern bedeckt. Die deutschen Siedler übernahmen in der Regel nicht die wendischen Siedlungen, der größte Teil der deutschen Dörfer entstand „aus frischer Wurzel“ durch Waldrodung. Diese deutschen Rodungsdörfer sind oft an den Endungen „-hagen“ zu erkennen und werden deshalb auch als Hagendörfer bezeichnet. Solche Hagendörfer finden wir vor allem im Gebiet der fruchtbaren Grundmoränen nördlich der mecklenburgischen Hauptendmoräne. Gehäuft treten Hagendörfer im Klützer Winkel, im „Hägerort“ zwischen Doberan und Rostock, am Südrand der Rostocker Heide zwischen Rostock und Ribnitz sowie zwischen Damgarten, Barth und Greifswald auf. Man schätzt die Hagendörfer im heutigen Land Mecklenburg-Vorpommern auf 400. In der Urkunde aus dem Jahre 1233 (MUB 421), in der die Rede von dem Zehnten in Ribnitz und im Kirchspiel Ribnitz ist, wird auch der Zehnt von 16 Hufen „in den Hagen, als Blankenhagen, Volkershagen und Wulfardeshagen“ genannt. Diese Urkunde stellt uns mitten hinein in die Zeit der Kolonisation unserer engeren Heimat. In den eroberten Gebieten gehörte der Grund und Boden dem Landesherrn. Er belehnte damit seine Vasallen, die Ritter, die dafür dem Landesfürsten Kriegsdienste zu leisten hatten. Auch die Kirche und die Klöster sowie die Städte erhielten Grundbesitz vom Fürsten. Die Felder, Wälder, Wiesen und Moore gehörten also immer einem Grundherrn: dem Fürsten, einem Adligen, der Kirche oder einer Stadt. Die Grundherrn konnten aber nur Abgaben und andere Einkünfte erzielen, indem sie auf ihrem Land Bauern ansiedelten. Bei der Gründung eines Dorfes stellte also der Grundherr das Land zur Verfügung und beauftragte meistens einen erfahrenen „Lokator“ - wir würden heute Siedlungsunternehmer sagen - mit dem Siedlungswerk. Der Lokator warb in Niedersachsen, Westfalen oder Friesland auswanderungswillige junge Bauernsöhne, die in ihrer alten Heimat keinen Hof erhalten konnten, auch Kätner, landlose Knechte und andere Leute und führte sie mit ihren Familien in die neue Heimat. Auffallend viele angeworbene Neusiedler kamen aus dem Gebie des Weserberglandes. Der Lokator stammte oft aus dem Bauernstand, war manchmal auch adliger Herkunft. Er erhielt in dem neuen Dorf das Schulzenamt und meist zwei Hufen. Nachdem die Flurgrenzen des neuen Dorfes abgesteckt waren, schlugen die Siedler zuerst eine Schneise in den Wald, die neue Dorfstraße, welche oft entlang eines Baches verlief. An der Dorfstraße wurde jedem Siedler ein etwa 100 bis 150 m breiter Waldstreifen zugeteilt, der auf beiden Seiten der Straße und rechtwinklig zu ihr bis an die Gemerkungsgrenze reichte. Jeder Bauer errichtete auf seiner Hufe das Gehöft. Dann begann die unsäglich schwere Arbeit der Waldrodung. Allmählich drängte man den Wald Schritt für Schritt bis an die Dorfgrenze zurück. Eine solche Hagenhufe besaß also keine einzelnen Gewannstücke, sondern war ein oft über 1500 m langer Streifen, der von einer Gemarkungsgrenze bis zur anderen reichte. In solchen Waldhufen- oder Hagendörfern lagen die Gehöfte in regelmäßigen Abständen aneinandergereiht entlang der Dorfstraße. Solche oft über mehrere Kilometer langen Hagendörfer aus dem 13. Jahrhundert können wir verschiedentlich im Bild der heutigen Dörfer erkennen. Struktur eines Hagendorfes aus frischer Wurzel Quelle: Heidearchiv


Beispiele dafür sind Klockenhagen, Bartenshagen oder Steffenshagen, letztere nahe bei Bad Doberan. In Bartenshagen lagen vor 70 Jahren noch alle 14 Bauernhöfe in regelmäßigen Abständen auf der einen Seite der Dorfstraße. Man sagte deshalb, in diesem Dorf wird „der Pfannkuchen nur auf einer Seite gebacken“, ebenso wurden „die Wagen nur auf einer Seite geschmiert“. In Bartenshagen wurden natürlich die Pfannkuchen beim Backen umgewendet, aber sie wurden eben nur auf einer Seite der Straße gebacken! Viele Hagendörfer wurden besonders im 17. und 18. Jahrhundert ganz oder teilweise in Gutsdörfer verwandelt, so daß der bäuerliche Charakter verlorenging. Die leibeigenen Bauern wurden „gelegt“ und ihr Acker dem Gutshof zugeschlagen. In anderen Dörfern wurden im vorigen Jahrhundert durch die Flurbereinigung die Feldmarken neu eingeteilt, so daß die ursprünglichen Hagenhufen verändert wurden. Eine Flurkarte des Hagendorfes Mittel-Rövershagen aus dem Jahre 1743 zeigt noch sehr deutlich die Hagenhufen, die von der Purkshäger Scheide bis an die Rostocker Heide reichten. Der etwas breitere Streifen in der Dorfmitte ist die Prediger-Hufe. Dagegen sind die beiden Dorfteile Nedderhagen und Oberhagen (Nieder- und Ober-Rövershagen) bereits in Gutshöfe verwandelt. Roevershagen Karte 1743 von der Rostocker Huth


Ein typisches Merkmal der Hagendörfer sind die Ortsnamen, die in der Regel aus einem Personennamen (oft wohl der Name des Lokators) und der Endung -hagen bestehen. Dafür finden wir in unserer Umgebung zahlreiche Beispiele: Völkshagen, Wulfshagen, Bartelshagen und auch Klockenhagen. Bei Klockenhagen dürfte der Lokator Klok (hochdeutsch Kluge) geheißen haben. Aus „Klokhaghen“ und „Clochagen“ entstand dann Klockenhagen. Die hier in den Hagendörfern angesiedelten Bauern hatten günstigere Besitzrechte als die in ihrer alten Heimat. Zwar gehörte der Grund und Boden immer einem Grundherren, dem Fürsten, einem Adligen, der Kirche oder einer Stadt, aber die Bauern konnten den Hof vererben, ja sogar verkaufen. Der größere Teil saß zu Erbzinsrecht auf ihren Höfen, nur ein geringer Teil saß auf Zeitpacht. Die Bauern hatten ihrem Grundherren bestimmte Abgaben zu entrichten und Dienste zu leisten. Diese Dienste waren aber im Mittelalter nicht so drückend, weil die Eigenwirtschaften der Ritter noch nicht so umfangreich waren. Im 16. und 17. Jahrhundert verschlechterte sich die rechtliche Lage der Bauern, so daß sie dann zu Leibeigenen herabgedrückt wurden. Verteilung von Hagendörfern auf dem Gebiet von Mecklenburg-Vorpommern (Quelle: Archiv Hans Erichson)

Die Hagendörfer treten gehäuft im Hägerort zwischen Kühlung und Breitling. rund um die Rostocker Heide und zwischen Damgarten und Greifswald auf.

Ein besonders großer Teil der deutschen Siedler fand im 13. und 14. Jahrhundert seinen Weg aus der Weser-Bergland-Region hierher. Sagenforscher wollen sogar herausgefunden haben, das der "Rattenfänger von Hameln" im historischen Kern der Sage ein Lokator (Werber) gewesen sei, der junge Siedlungswillige anwarb um sie in unser Gebiet zu "locken", sich hier neue Höfe und Existenzen zu Schaffen. Das näher zu untersuchen wäre sicher ein reizvolles Forschungsthema.

Die Höfe

Das Freilichtmuseum - Geschichte eines Hagendorfs zum erleben

Klockenhäger Bauern rasselten mit der Sense (1526)

Der Ribnitzer Klosterchronist Lambert Slaggert gibt uns für das Jahr 1526 Kunde von einem in die Zeit der beginnenden Reformation fallenden Aufruhr der Klockenhäger Bauern. Die Äbtissin Dorothea hatte den Bauern durch ihren Gardian ausrichten lassen, das diese bei gutem Wetter auf dem Klostercamp Roggen zu mähen hätten. Als es am frühen Morgen des kommenden Tages stark regnete, erschien ein Bauer als Abgesandter auf dem Klosterhof und trug dem Reitknecht der Äbtissin, Hans Schymmelmann, auf, seiner Herrin zu bestellen, daß wegen des Regens an diesem Tage nicht gearbeitet werden würde. Daher wurde auch in der Klosterkirche , wie sonst üblich, kein Essen für sie gekocht. Da der Regen aber gegen zehn Uhr morgens aufhörte, fanden sich die Klockenhäger doch noch auf dem Klostercamp ein und fingen flott an zu mähen. Als sie gegen Mittag aber weder Speise noch Trank erhielten ergrimmten sie sehr und zogen mit ihren Sensen auf den Klosterhof. Sie beabsichtigten den Gardian Joachim Meyger und den Schaffer Joachim Düvel umzubringen. Der Gardian arbeitete gerade mit dem Beichtvater in dem neuen Badehause der Nonnen. Die Bauern suchten den Gardian hier auf und stellten ihn zur Rede. Er antwortete, daß er nicht angenommen hätte, daß sie bei dem Regen noch zum mähen kommen würden, zumal sie doch hätten absagen lassen. Die Bauern begaben sich nun wieder auf den Hof, berieten unter sich und riefen: „Diese Sensen sollen noch an diesem Tage den Gardian und den Schaffer durchbohren!“ Darauf gingen die hungrigen Bauern in den Speisesaal, wo Heinrich Hennynges und der jünger Bolte gegen den inzwischen zur Beschwichtigung der Aufrührer herbeigerufenen Gardian als Wortführer auftraten und äußerten: „Sie müßten zu Hofe gehen, schwere Arbeit verrichten und dennoch können sie weder Essen noch Trinken erhalten. Sie könnten auch noch nicht vergessen, daß man ihnen vor Zeiten ihre Kühe genommen habe. Sie wollten ihm das wohl heimzahlen.“ Dabei fuchtelte Bolte ganz aufgeregt mit seiner Sense in der Luft herum und nahm eine drohende Haltung an. Darauf griff der Gardian zum in Reichweite stehenden Speer, um sich zu verteidigen. Die aufs äußerste erregten Klockenhäger sammelten sich inzwischen auf dem Klosterhof und rasselten mit den Sensen. Inzwischen war auch der Äbtissin von der Gefahr Mitteilung gemacht worden. Prinzessin Dorothea erschien mit ihrer Vikarin Konstantia und einigen Nonnen in der großen Tür und trat den aufrührerischen Bauern entgegen. Sie redete sofort hart an und drohte, daß die harte Hand des mecklenburgischen Landesfürsten den Aufruhr schwer bestrafen würde. Diese bestimmte Rede veranlaßte die Bauern, daas Kloster zu verlassen. Nur der junge Peters wagte es noch, mit seiner Sense vor die Äbtissin hinzutreten. Doch als er sah, daß alle anderen weggingen, folgte auch er bald. Die Äbtissin ließ nun alle Bauern zurückrufen und im Speisesaal kräftiges Essen reichen. Als Sühne für den Aufruhr mußten die Klosterbauern im Folgejahr in ihrem Dorf einen verfallenen Hof gemeinsam wieder aufbauen und beim Gardian Abbitte tun.

Das Rätsel um das untergegangene Dorf Schmachthagen

Klockenhagen - Seefahrt und die geplante Seefahrtsschule

Menschen in und um Klockenhagen

Hier wird an Menschen erinnert die in Klockenhagen geboren bzw. verstorben sind bzw. durch eine besondere Beziehung zum Ort ihre Spuren hinterlassen haben:


Baumgarten, Karl (Max Hermann Klaus) - Pädagoge, Kantor, Heimatforscher

geb. 5.2.1910 Wismar gest. 16.10.1989 Rostock

Vater: Adolf Joachim Ludwig B., Lokomotivführer 1916-1919 Bürgerschule, 1919-1921 Gymnasium in Waren (Lateinlehrer: Richard Wossidlo); 1921-1928 Große Stadtschule Rostock; 1928-1930 Studium am Pädagogischen Institut Rostock; 1930-1933 Lehrer der Dorfschule Poppendorf und 1933-1945 der Dorfschule Federow (Kreis Waren); dort auch Kantor; 1943 zum Wehrdienst eingezogen; kehrte 1946 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurück nach Rostock; nach verschiedenen Anstellungen seit 1950 wieder Lehrer, zunächst in Kröpelin, 1951 an der St.-Georg-Schule in Rostock; gründete hier ein Orchester und wurde Schuldirektor; seit der Studienzeit mit der mecklenburgischen Volkskunde beschäftigt, insbesondere mit der Erforschung der Volksarchitektur; Haus- und Siedlungsforscher; setzte sich für die Bewahrung der typischen ländlichen Gebäude ein; 1957 Berufung an die Akademie der Wissenschaften Berlin; 1959-1975 Leiter der Wossidlo-Forschungsstelle als Außenstelle des Instituts für deutsche Volkskunde der Akademie der Wissenschaften in Rostock; unterstützte den Aufbau der Freilichtmuseen Klockenhagen, Schwerin- Mueß und Alt Schwerin; 1960 Promotion in Berlin; 1982 Leibniz-Medaille; 1983 Kulturpreis des Bezirkes Rostock; »Probleme mecklenburgischer Niedersachsenhausforschung« (1955); »Das Land der schwarzen Bauern« (1956); »Mecklenburgisches Zimmermannshandwerk, die Scheune« (Diss., 1960); »Zimmermannswerk in Mecklenburg« (1961); gemeinsam mit Ulrich Bentzien »Hof und Wirtschaft der Ribnitzer Bauern« (1963); »Das mecklenburgische Bauernhaus« (1965); »Hallenhäuser in Mecklenburg« (1970); »Das deutsche Bauernhaus« (1980); »Kleine mecklenburgische Bauernhausfibel« (1982); »Landschaft und Bauernhaus in Mecklenburg« (1987); »Der Maltzangraben« (1941) und »Mecklenburgisches Schicksal – ein Dorf wird gelegt« (1942) in »Mecklenburgische Monatshefte«; »Probleme mecklenburgischer Niedersachsenhausforschung« (1955), »Rügens ›Zuckerhüte‹« (1959) und »Die Tischordnung im alten mecklenburgischen Bauernhaus« (1965) in »Deutsches Jahrbuch für Volkskunde«; Nachlass in der Fachhochschule Neubrandenburg.

Haase, Gustav - Pädagoge

geb. 8.7.1853 Bargeshagen, gest. ?

1855-1857 Lehrerseminar Ludwigslust; Lehrer in Klockenhagen und bis 1907 in Güstrow; mit Ludwig Kreutzer »Heimaths- und Vaterlandskunde für die Hand mecklenburgischer Schüler« (1879; 3. Aufl., 1893); »Einfaches Material für Aufsatzübungen in Volksschulen« (1889); »Leichtfaßliche Geschichte des deutschen Vaterlandes für Bürger- und Volksschüler« (1889).

Sagen, Geschichten und Legenden rund um Klockenhagen

Weißes Kalb

Mein Vater, so erzählt der dreiundsiebzigjährige Arbeiter Fretwurst in Klockenhagen, fährt einmal von Dändorf nach Rostock. Als er in der Gelbensander Forst bei der Barkheidenschneese ist, scheint es vor seinen Augen, als wenn vor ihm in dem Weg ein Wasserteich ist. Die Pferde stehen mit einemmale bumsstill, schnarchen und sind trotz alles Antreibens nicht von der Stelle zu bringen. Er muß da wohl an eine Stunde halten. Darauf verschwindet der Teich und ein großes, weißes Kalb geht aus dem Weg ins Holz. Jetzt stürmen die Pferde mit rasender Schnelligkeit vorwärts und sind erst in der Nähe des Schwarzen Pfostes zum Stehen zu bringen. Lehrer Schwartz.

Die Frau als Hase

In Klockenhagen hat früher eine Frau gelebt, welche sich in einen Hasen hat verstellen können. Einmal sagt diese zu ihren Kindern ›Kommt mal der Jäger hier, dann sprecht zu ihm, ihr wolltet ihm einen Hasen zum Schießen zeigen, wenn er euch ein Geschenk gebe. Geht der Jäger hierauf ein, dann will ich mich in einen Hasen verstellen, so daß er nach mir schießen kann. Er wird aber nicht mich, sondern sich selbst treffen und erschießen.‹ Die Kinder thaten so. Der Jäger aber hatte einen weißen Hund bei sich. Da riefen die Kinder, welche für ihre Mutter fürchteten, in ihrer Einfalt ›Mudder, de Witte (d.i. der weiße Hund) kricht di!‹ Als dies der Jäger, der auch mehr als gewöhnlich verstand, hörte, vermerkte er Unrath und steckte eine andere Ladung ein, womit er denn den Hasen erschoß. Lehrer Schwartz nach Mittheilung der Erbpächtersfrau Alm.

Das Todtenhemd

In Klockenhagen ist mal ein Mädchen gestorben, welches nach dem Tode immer wieder gekommen ist. Man hat deshalb den Prediger kommen lassen, um den Geist zu befragen. Da hat der Geist gesagt, er könne nicht ruhen, weil ihm das Todtenhemd nicht angezogen wäre, welches er hätte anhaben wollen. Sie sollten das Hemd Abends auf den Thorpfost vor dem Hof legen, damit er es sich in der Nacht holen könne. Am andern Morgen ist das hingelegte Hemd fort gewesen; und der Geist hat sich nicht wieder sehen lassen. Arbeitsmann Fretwurst.

Todte beschwören

Das fürstliche Amt, welches jetzt in Ribnitz ist, war früher in Hirschburg. Damals fungirte in Hirschburg ein Candidat, welcher die Kunst verstand, Geister zu citiren. Einmal wollte derselbe die zwölf Apostel citiren. Als er bereits drei herangelesen hatte, da sagte der dritte, welcher Petrus war ›Ich ruhe nun schon viele Jahrhunderte in der Erde; warum störst du meine Ruhe?‹ Da hielt der Candidat für diesmal mit dem Citiren inne. – Um diese Zeit starben einem Bauer in Dänschenburg zwei Töchter, worüber der Vater sich viel grämte und späterhin den Wunsch hegte, die Kinder noch einmal sehen zu können. Als er dies dem Candidaten mittheilte, machte derselbe um sich und den Bauer einen Kreis und fing an zu lesen. Da erschienen die beiden Töchter. Sie hatten sich beide an der Hand gefaßt und sahen so recht bös aus. Nachdem der Bauer sie genugsam beschaut, las der Candidat sie wieder weg. Der Bauer aber hat darauf geäußert, er verlange die Kinder in diesem Leben nie wieder zu sehen. Lehrer Schwartz nach Mittheilung der Weberfrau Thiel in Klockenhagen.

Volksglauben in Klockenhagen

Der untere Theil eines Weizenkorns, welches in der Aehre steckt, zeigt einen Abdruck, der Aehnlichkeit mit einem Gesichte haben soll. Man sagt ›Der Weizen ist das edelste Korn, welches uns der liebe Gott gegeben hat; darum findet sich auf jedem Weizenkorn das Gesicht Christi‹. Lehrer Schwartz nach Mittheilung des Arbeitsmanns Fretwurst.

Die Zaunrübe – plattdeutsch ›hilg Räuw‹ – wird im Volke sehr geschätzt. Man sagt ›Ein Wenig von der Wurzel dieser Pflanze dem Vieh eingegeben, schützt dasselbe vor Hexen.‹ Lehrer Schwartz nach Mittheilung des Arbeitsmanns Fretwurst.

Der Volksmund sagt: Von der Taube Noahs, welche er aus der Arche hat ausfliegen lassen und die nicht wieder zu ihm gekommen ist, stammen die wilden Tauben ab. Lehrer Schwartz.

Zahnschmerzen zu stillen. Ich grüß dich lieber, neuer Mond! Ik klag di, de Tähnweihdag, dei plagt mi † † †. Lehrer Schwartz.

Wenn eine junge Mannsperson (Frauensperson) wissen will, was für eine Frau (einen Mann) sie bekommen wird: dann muß dieselbe in der Neujahrsnacht auf einem Besenstiel nach dem Schweinstall reiten und mit dem Stiel an die Thür klopfen. Antwortet hierauf eine alte Sau mit ihrer Stimme, dann bekommt er (sie) eine Witwe (einen Witwer); antwortet ein Ferkel, dann bekommt er (sie) eine junge Frau (einen jungen Mann). Lehrer Schwartz nach Mittheilung des 70jährigen Erbpächters Alm in Klockenhagen.

Flurnamen auf der Klockenhäger Feldmark