Kamp und Severinstraße

Aus Ortschroniken
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Der Bad Doberaner Kamp — Kleinod im Herzen der Stadt (I), OZ, 29. Juni 1991

  • Einst Weidefläche und Ort der Michaelismärkte
  • Stammt der Name für die Grünanlage schon aus der Zeit der Mönche?
  • Was wäre Bad Doberan ohne seinen Kamp? Lobenswert das in jüngster Zeit auffallende Bemühen der Stadtverwaltung, dieser herrlichen Grünanlage die ihr gebührende Pflege angedeihen zu lassen.
  • Der Name der zentralen Grünanlage unserer Kreisstadt kann verschieden erklärt werden. So gab es in der westslawischen Sprache, die vom 6. bis 14. Jahrhundert in unserem Gebiet gesprochen wurde, ein Wort „kampa" mit der Bedeutung „erhöhte Stelle im Sumpfland" oder „mit Gebüsch bestandene Insel". Dieses Wort paßt genau für das Kamp-Gelände.
  • Es war nämlich, wie alte Ortspläne nachweisen, von Sumpfstellen und kleinen Wasserflächen (Ziegelteichen) umgeben. Eine ähnliche Bedeutung, „erhöhter Grashügel", hat auch das niederdeutsche Wort „Brink", das bis ins 18. Jahrhundert für den Platz verwendet wurde.
  • Die zweite Erklärung des Namens bezieht sich auf das aus dem Lateinischen stammende Wort „Campus" (Feld). So könnten die Zisterziensermönche den freien Platz außerhalb der Klostermauer bezeichnet haben. Möglich wäre auch, daß die Mönche und die Bewohner des Fleckens das alte slawische Wort „kampa" und das lateinische Wort „campus" miteinander verschmolzen haben.
  • Als im Jahre 1557 der Besitz des aufgehobenen Klosters unter den Herzogen Albrecht und Ulrich geteilt wurde, heißt es in der Urkunde: „Der Platz aber fürm hause Dobberan der Bring genant solle omb Zier ond sonsten omb allerlei beqwemlichkeit willen, ongetheilt, ond nicht anders als ein Brinck von beiden Fürsten gebraucht werden."
  • Der Kamp war offensichtlich damals eine Art „Zier", eine Anlage mit Weideflächen. (Vielleicht auch mit Bäumen?) Er sollte als Ganzes erhalten bleiben.
  • Auch in den folgenden Jahrhunderten wurde der Kamp landwirtschaftlich genutzt. In einer amtlichen Instruktion von 1702 heißt es, daß „der große Platz vorm Flecken" künftigen Herbst mit Leinsamen besät werden solle.
  • Der Flachsanbau war zu jener Zeit weit verbreitet. Noch am Ende des 18. Jahrhunderts war der Kamp, wie Pastor Röper berichtet, eine von Wegen willkürlich durchkreuzte Weidefläche.
  • Allerdings stellte er schon damals eine Art Zentrum des Ortes dar, denn den Markt gab es noch nicht.
  • Auf dem Kamp fanden alljährlich die Michaelismärkte statt (am 29. September). und immerhin zwei Gasthöfe, der Lindenhof auf der Nordseite (Kulturhaus) und der heutige „Ochse" auf der Westseite boten ihre Dienste an.
  • Auf der Ostseite existierte nur ein einziges Gebäude, der sogenannte „Hopfenhof', der die Brauerei des Fleckens versorgte.
  • Zur zentralen Promenade des neu gegründeten Badeortes wurde der Kamp 1795 von Ludwigsluster Gärtnern umgestaltet. Seine Lindengänge sind also schon zweihundert Jahre alt. Man sieht ihnen die Jahre jedoch nicht an, da sie bereits in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts radikal zurückgeschnitten wurden(Dr. H. Rehwaldt)

Der Bad Doberaner Kamp-Kleinod im Herzen der Stadt (III)- OZ, ca. 1. Okt. 1991

  • Buerdanz und Lichterglanz
  • Nicht nur als Einkaufszentrum hatte der Kamp im vorigen Jahrhundert seine Bedeutung, sondern vor allem als Ort der Geselligkeit und des Sportes.
  • In den Anfangsjahren war das Vogelschießen beliebt: An einer 86 Fuß hohen Stange hing an einem Seil ein hölzener mit Blei ausgegossener Vogel. Mit ihm warf man aus einer Entfernung von 40 Schritten nach einer Scheibe, die am unteren Ende der Stange befestigt war. Wenn der eiserne Schnabel des Vogels die Scheibenmitte traf, löste sich ein Pistolenschuß.
  • Auch Federball und andere Ballspiele waren auf dem Kamp erlaubt. Außerdem gab es verschiedene Reiterspiele, unter anderem das französische "Caroussel".
  • Mitunter fanden militärische Manöver statt, die aber nicht ernst genommen wurden. Die Infanterie rekrutierte sich aus Rostockern, die Kavallerie aus herzoglichen Husaren und Bauern der Umgebung.
  • Von der ersten Illumination wird 1807 berichtet, sie wurde zur Feier der Rückkehr von Friedrich Franz I. aus dem Altonaer Exil veranstaltet. Dieses Fest wurde fortan am 10. August zu einer dauernden Einrichtung und seit 1823, der Gründung der Rennbahn, oft mit dem „Buerdanz" am 3. Renntag verbunden.
  • Die östliche Rasenfläche war stets für die „schwarzen" (nach ihrer Tracht so benannten) Bauern aus dem Häger Ort, die westliche Fläche für die Bauern westlich von Doberan bestimmt.
  • Bier und Branntwein gab es genügend (z. T. auf herzogliche Kosten), auch Volks- und Kinderbelustigungen wie Ferkelgreifen, Würfelspiele und Kasperletheater.
  • Über die Illumination selbst finden wir in einem bisher unveröffentlichten Bericht eines Zeitgenossen einige Anregungen für unsere Kur- und Stadtverwaltung: „Die Promenaden des Kamps sind dann mit Lampenpfählen ausgestattet, die Neuen Gänge mit illuminierten Laubbarrieren umstellt; alle Säulen der Kamp-Gebäude mit Lampen umwunden; die Dächer mit Lampen umkränzt; die Galerie des Musiktempels glänzt als Lampendiadem; die Säulenzwischenräume sind mit illuminierten Laubgittern gefüllt.
  • Vor dem Musiktempel erhebt sich ein Obelisk oder Säule mit transparentem Wappen und Inschrift; in der Feme gegenüber flimmert als Contrapunkt ein zweiter Obelisk. Die Rasenstücke sind mit laubumwundenen Lampenbogen umzogen, von bunten Papierleuchten farbig umdämmert; alle Fenster der Privathäuser erstrahlen, das Flammenmeer ist übergossen über den Fontaineplatz (Alexandrinenplatz), wo der Schwan im Lampenkranz plätschert; am Ende des mit Lampenbogen und transparenten Sinnbildern verherrlichten Gartens glänzt das Erbgroßherzogliche Palais (die Lessing-Schule) in einsamer, stiller, aber reicher Herrlichkeit."
  • Die traditionelle Art der Beleuchtung wurde lange beibehalten. Die „Lampen" waren kleine flache Stearin- oder Wachskerzen in Blechschalen. Die „Laubgitter" bestanden aus Holz. Zu elektrischer Beleuchtung ging man erst nach 1945 über.
  • Aus Anlaß des 75. Gründungsjubiläums der Stadt hatte man 1954 den Kamp mit bunten Lämpchen illuminiert. Damals sah man auf der Galerie des Weißen Pavillons auch noch das farbige transparente Wappen der Stadt.
  • Ein paar Jahre später machte man noch einmal einen Versuch in traditioneller Art mit Wachslichtern auf Holzgestellen, was allerdings eine ziemlich verräucherte Angelegenheit war.
  • Die Holzgestelle und auch das Wappen sind leider verlorengegangen oder zerstört worden, nicht einmal für das Museum wurde etwas gesichert(Dr. H. Rehwaldt)


Alles zu billigen Preisen

  • Handel und Wandel auf dem Kamp um das Jahr 1800(OZ, Sept. 1991)
  • Schon in den ersten Jahren des Seebades wurde der Kamp, als kleine Parkanlage mit Lindenpromenaden umgestaltet, zum beliebtesten Kommunikationszentrum.
  • Es gab ein Restaurantzelt, ein Zelt für die „Harmonie* (die Musiker des Schweriner Hoftheaters), neun Kaufmannsboutiquen, von denen sechs rot und grün angestrichen waren, außerdem eine Boutique mit Konditoreiwaren und Getränken.
  • Auch neben dem Logierhaus (Kurhaus)waren an der Stelle des Salongebäudes (Landratsamtes) zunächst hölzerne Putz- und Schmuckbuden aufgestellt Das Restaurantzelt wich 1809 dem "Trichter“, zwei Jahre später wurde von Severin der Weiße Pavillon errichtet, der meist als Lesetempel oder Badebibliothek genutzt wurde.
  • Die Boutiquen wurden noch viele Jahre betrieben. Zwei von ihnen wurden 1824 als Mineralwasser-Trinkhallen eingerichtet.
  • Über das Angebot der Kaufleute gibt eine Rostocker Zeitung vom August 1819 Auskunft; es sei um die Hälfte gekürzt in der Originalschreibweise wiedergegeben: „C. F. Dannenberg aus Berlin, unter den Linden Nr. 49 gegenwärtig im Doberaner Bade, empfiehlt sich mit einem so eben erhaltenen ganz neu assortirten Galanterie- und Modewaarenlager, bestehend in Hüthe, Aufsätze, gestickte und Kantenhauben, Strohhüthe; aller Art Stickereien, als: Kragentücher, KleiderBesätze, HandManschetten, Diademe und Guirlanden, Straußfedern, baumwollene, seidene Herren- und Damen Strümpfe, Aller Arten Handschuhe. BronceWaaren, als: Leuchter, Tischklingeln und Gardinen Rosetten in allen Größen, feines Pariser Porcellan, bestehend in Kaffee- und TheeServicen, Bouillons-, Kaffee- und KinderTassen etc. Parfumerien, als: Eau de Lavande, Ambre, feine Pomaden und Riechwasser in Cartons, dergleichen in Flaschen und Kruken, ächtes Eau de Cologne aus der berühmten Fabrik von Jean Maria Farina in Cöln. Gehäkeltes und TapisserieSachen, als: Arbeitsbeutel, Leibbänder, Börsen, Tabackstaschen etc. Bijouterien, als: Ringe, Ohrringe, Theesiebe, CigarroSpitzen, Zahnstocher. MaroquinWaaren, als: Brieftaschen, Notirbücher, CigarreBüchsen, NadelEtuis und ganz feine Notirbücher in Moire und Metallique, mit Silber und Bronce beschlagen. Schminke aller Art. StahlWaaren, als: Scheeren, Sporen und Reitpeitschen, Damenlocken, Lockenkämme, Flechten und alle Arten Haargarnirungen, fertige Damenröcke, Ballkleider. Sämtliche Waaren zu den billigsten Preisen. Meine Boutique ist auf dem Kamp Nr. 7 “(Dr. H. Rehwaldt)

Marschall Vorwärts sprengte die Bank.

  • Vor 175 Jahren weilte Blücher in Doberan(OZ, 29.10.1991)
  • Gebhard Leberecht Blücher als gebürtiger Rostocker hat Mecklenburg stets als sein Vaterland angesehen. Mit besonderer Freude nahm er deshalb im Jahre 1816 eine Einladung von Friedrich Franz I. zu einer Kur in Doberan an.
  • Dieser Besuch versprach noch positive Nebeneffekte: Viele Neugierige, die den Helden der Freiheitskriege einmal ganz aus der Nähe sehen wollten, würden den Badebetrieb beleben, und auch das Image des Großherzogs würde gewinnen.
  • Über Blüchers Besuch heißt es in einem bisher ungedruckten Text eines Zeitgenossen: „Am 7ten August wurden Se. Durchlaucht, der Fürst Blücher von Wahlstadt, von Sr. Königlichen Hoheit, dem Großherzog, sehr huldreich mit Umarmung empfangen und im Palais aufgenommen.
  • Am 8ten brannten zu Ehren des Fürsten Blücher auf dem Kamp über 12 000 Lampen, und mehrere Transparente verherrlichten dessen Siege, Wappen etc.
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  • Die Witterung war sehr günstig. Im Schauspielhaus wurde zuerst „Mecklenburg“ (ein Festspiel für Blücher), dann „Die beiden Schildwachen“ gegeben. Herr Capellmeister Schuppanzigh aus Wien gab mehrere Concerte.
  • Der Fürst von Wahlstadt, an Wagen und Gewinnen gewöhnt, fand Vergnügen am Hasardspiel und hatte am I9ten August die Freude, die Bank zu sprengen. Am 1ten September reisten Se. Durchlaucht wieder ab."
  • Für 1817 war eine Wiederholung des Kuraufenthaltes geplant, woraus jedoch nichts wurde. In seiner ungeschminkten Art und in seiner unnachahmlichen Rechtschreibung begründet Blücher seine Absage in einem Brief an den Großherzog:
  • „Sie sind so unbegrentz gnädig, daß ich in dieser Stunde abreiste, um Ihnen den allergehorsamsten und inigsten Danck persöhlig dahrzubringen, wen nicht unzubeseittigende Hindernisse mich hir zurückhielten. ich habe Güter gekauft und verkauft, welche gerade jetzt von mich übergeben und übernomen werden, dazu habe ich ein großen Bau angefangen, der zur Ernte vollendet sein muß, kurtz, mein Geschick verurteilt mich, dieses Jahr ein Mist-Vincke zu sein. Mit meinem Denken bin ich vihl bey Ihnen in Doberan, und die libevolle Ahrt, womit Sie, gnedigster Herr, die hübschen jungen Dames zu gewinnen wissen, steht mich lebhaft vor Augen.
  • Meine Frau und noch immer kranke Schwigertochter, die trostloß sind, daß auß unserer Reiße nach Doberan nichts werden kann, habe ich in Karlsbad gelassen, in diesem Bade bin ich 22 Tage gewesen und habe vihl Wasser verschluckt, aber sie krigen mich da nicht wider; nachdehm ich in Doberan Empfenger so viller Gutte und Wolwollen des besten Fürsten geworden , sind mich alle Bähder zuwider." (Dr. H. Rehwaldt)


Altes Kurhaus in neuem Glanz(OZ, April 1987)

  • Ein neues, altes Kleinod der Kreisstadt Bad Doberan ist seit einigen Tagen am Kamp wieder Anziehungspunkt für Einwohner und Gäste.
  • Der von 1793 bis 1796 durch den Baumeister Johann Christoph Heinrich von Seydewitz erbaute Fachwerkbau diente schon seinerzeit als Logierhaus und ist nun als attraktives Hotel nach dreijähriger Rekonstruktion wiedererstanden. Die Hülle des denkmalgeschützten Gebäudes, die mit Akribie und handwerklichem Können originalgetreu wiederhergestellt wurde, birgt jetzt ein modernes Innenleben, in dem bis zu 90 Hotelgäste Quartier finden. Restaurant und Bar bieten insgesamt 88 Besuchern Platz, und auch im Jagdkeller mit 28 und der Mokkabar mit 24 Plätzen kann man sich in die gastronomische Obhut der überwiegend jungen Mitarbeiter begeben.
  • Großen Anteil daran, daß das Haus schön wie nie zuvor wieder Gäste empfangen kann, haben die Werktätigen der ZBO Kröpelin, deren Haupttechnologe Egon Krüger mitverantwortlich war für das gesamte Baugeschehen.
  • Viele Künstler des Kreises gestalteten die Einrichtung mit. Wünschen wir Hotelleiter Reinhard Faick und seinen 90 Mitarbeitern allzeit zufriedene Gäste.OZ/A. Weser Fotos: OZ, H. Klonowski

Erbe des Kurhauses kehrte jetzt in sein Geburtshaus zurück(OZ, 18.9.1991)

  • Bald auch mit Biedermeier-Sofa und französischen Tapeten
  • Doberaner können sich noch gut an die umfangreichen Rekonstruktionsarbeiten des Kurhauses erinnern.
  • Erst wenige Jahre her, soll dieses altehrwürdige Gebäude nun bereits wieder neuen Schliff erhalten. „Das Haus befindet sich zwar in einem sehr guten baulichen Zustand, aber für westliche Ansprüche nicht ausreichend", meint dazu der Besitzer und juristischer Geschäftsführer, Dr. Horst Metz.
  • Der Jurist aus den Altbundesländern, der seit zwei Jahren im Marketingbereich tätig ist, nennt sich seit 1. September Doberaner Bürger. Und er hat ein gutes Recht dazu; Erblickte er doch 1949 im Doberaner Kurhaus das Licht der Welt. Der Vater, Werner Metz, war seit 1946 Besitzer des Kurhauses, wurde aber innerhalb der „Aktion Rose" enteignet.
  • In diesem Jahr nun, genau am 1. Juni, ging das Haus an die Erbengemeinschaft zurück. Die beiden Söhne einigten sich gütlich und teilten die Erbengemeinschaft. Grundstücke und ein Ausgleich gingen an Klaus Metz. Dr. Horst Metz übernahm das Hotel.
  • „Ich möchte das Haus sanieren und es dann den Mitarbeitern zur Verfügung stellen." Bis dahin wird eine westdeutsche Privatinvestorengruppe jedenfalls eine Menge hineinstecken in das alte Gemäuer.
  • Das Hotel wird am 1. November schließen und - man höre und staune - am 31. Dezember wieder eröffnen. Dann soll es in den Farben blau/weiß erstrahlen.
  • Drei Doberaner Bauunternehmer! werden das Gebäude im Stil des 18. Jahrhunderts umbauen, als Teil einer Romantik-Hotelkette.
  • Daß dies auch alles rechtens geschieht, dafür soll Klaus Henke aus Börgerende sorgen - ein Profi in Sachen Projektierung und Denkmalpflege unseres Kreises.
  • Vorgesehen ist, die Terrasse wieder aufzumauern und den Mittelteil wieder zu verglasen. Parkett, französische Stiltapeten und ein Biedermeier-Sofa sind nur einige Beispiele, wie das Haus nach der Rekonstruktion seine Gäste begrüßen wird.
  • 55 Zimmer mit 80 Betten werden im Hotel zur Verfügung stehen. In zwei Restaurants sollen so manche Gaumenfreuden serviert werden. Der Shop wird sich in ein französich-italienisches Bistro verwandeln und die jetzige Rezeption in eine Cafe-Konditorei.
  • „Damit möchte ich die Tradition des Vaters fortsetzen, der im Hotel eine eigene Konditorei betrieb", bemerkt dazu Dr. Metz.
  • Während das Bistro vor allem für eilige Gäste gedacht sei, solle in den jetzigen Jagdkeller mehr privater Charakter Einzug halten. An eine Vinothek, die nicht ständig geöffnet hat, mit Weinseminaren ist gedacht.
  • Die gastronomische Geschäftsführung des Kurhauses hat Christine Pothmann übernommen, eine Gastronomin, die seit einigen Jahren Hotelerfahrung gesammelt hat. Auch 50 Mitarbeiter des Hauses werden weiter beschäftigt.
  • In Zukunft ist in einer zweiten Investitionsstufe auch an eine Erweiterung im Hofgelände gedacht.
  • Es wird sich also viel tun im Doberaner Kurhaus. Schon jetzt ist Dr. Metz mit der Auslastung recht zufrieden. „60 bis 70 Prozent der Gäste sind Geschäftsreisende. Dazu noch viele Kulturtouristen", bemerkt er. Sicherlich wird das Hotel im nächsten Jahr dann noch mehr Gäste zählen können.
  • In der Zwischenzeit wird das Mobilar zu günstigen Preisen an Sozialschwache verkauft. Der Nachlaß aus dem Shop soll Tschernobylkindem zugute kommen. Auch das soll nicht unerwähnt bleiben(Renate Peter)

Nach nur neun Wochen Bauzeit öffnet das Kurhaus-Hotel am Kamp ab morgen wieder seine Pforten(OZ, 16.4.1992)

  • Das Aschenputtel verwandelte sich in eine Schöne
  • BAD DOBERAN. „Ostern wollen wir wieder öffnen!", dieser Wunsch, den Dr. Horst Metz, Besitzer des Kurhaus-Hotels seit Sommer 1991, bei Baubeginn am 5. Februar '92 äußerte, geht nun in Erfüllung. Nach nur zweieinhalb Monaten zeigt sich jetzt der Seydewitz-Bau am Kamp außen und innen wie neu.
  • Noch zu DDR-Zeiten wurde er mit großem Aufwand und auf Drängen einer Bürgerinitiative vor dem völligen Verfall gerettet. Nun machte sich unter marktwirtschaftlichen Bedingungen eine architektonische, funktionale und niveaumäßige Aufwertung des Hauses im Rahmen des von Baumeister Severin geschaffenen Ensembles erforderlich.
  • „Wir wollen auch künftig dem Ruf, erstes Haus am Platze zu sein, gerecht werden. Deshalb war dieser schnelle, doch denkmalpflegerisch äußerst verantwortungsvoll durchgeführte Umbau notwendig.
  • Drei Sterne für ein solches Haus werden eben nicht verschenkt", betont Dr. Metz. 300 000 DM hat er deshalb allein für denkmalpflegerische Aufgaben am Gebäude verwandt. Und Metz unterstreicht, daß dabei in allen Fragen Einvernehmen mit den Verantwortlichen für Denkmalschutz von Stadt und Kreis bestand.
  • Verwunderung löste die Rekonstruktion dennoch bei manchem Doberaner aus. Der ungewohnte weiße Anstrich des Hauses, der das Fachwerk kaum noch erkennen läßt, sorgt wohl mit für den meisten Gesprächsstoff.
  • Dr. Frank Mohr, Chef eines Architekturbüros in Rostock, das für die denkmalpflegerische Gestaltung mit verantwortlich zeichnete, gibt Erläuterungen: „Das Haus trägt sowohl barocke, wie auch klassizistische Züge. An beide Stilrichtungen wäre anzuknüpfen möglich gewesen." Im Dreigestirn Palais, Salongebäude und Logierhaus entschied man sich bewußt für den von Severin bevorzugten Klassizismus. Deshalb auch die, trotz farblicher Nuancen, einheitlich weiß gestaltete Fassadenfront unter Zurückdrängung des in unserer Region untypischen Fachwerks.
  • Nachdem ursprünglich das längst abgerissene Theater den baulichen Komplex abgerundet hatte, war die architektonische Aufwertung des einstigen Logierhauses, nach Auffassung Dr. Mohrs, überfällig. Dazu zählte ebenso, daß die unpassenden Zutaten der Rekonstruktion von Mitte der 80er Jahre wieder verschwanden. Abschied von Feldsteinwand am Giebel, Terrassentüren und Terrasse mit Brüstung und Überdachung. Sünden der Vergangenheit, die sich relativ schnell beseitigen ließen.
  • Problematischer gestaltete sich dagegen die Umgestaltung des Inneren. Klaus Henke, Geschäftsführer der Bad Doberaner Hanseprojekt GmbH, dessen Unternehmen für Entwurf, Planung und Bauüberwachung verantwortlich zeichnete, erläutert Grundgedanken des Umbaus: „Dem Wunsch des Auftraggebers, auch bei der Innengestaltung an klassizistische Traditionen anzuknüpfen, folgten wir ebenso wie dem Verlangen, den Bau auf modernen Hotelbetrieb umzurüsten."
  • Dazu mußten vor allem die Hotelzimmer, die Gaststättenräume und der Küchentrakt sowohl funktional als auch vom Niveau vollständig erneuert werden. Allerdings bereitete dabei der Mittelteil des Hauses, der beim Umbau 1984 bis 1987 als massiver Betonkörper entstand, etliche konstruktive Probleme.
  • Dennoch benötigte die Bad Doberaner Hanseprojekt nur sieben Wochen von der Aufgabenstellung durch die Dr. Metz Kurhaus KG bis zur Einholung der Angebote von Baubetrieben. Neun weitere Wochen vergingen, in denen unter der Generalauftragnehmerschaft der Baugesellschaft Wismar gemeinsam mit Subunternehmen, vorrangig aus der Stadt und dem Kreis Bad Doberan, das Werk vollendet wurde.
  • Kein Wunder, daß Dr. Metz des Lobes voll ist über die Arbeit der an dieser 3-Millionen-DM-Investition Beteiligten.
  • Dabei galt das Augenmerk besonders der Erweiterung der Gästezimmer auf 53, dem Einbau neuer Sanitär-, Elektro- und Lüftungstechnik. Um mehr Platz für höheren Komfort zu gewinnen, wurde z. B. das Dachgeschoß, das vorher Personalräume beherbergte, für Hotelzimmer erschlossen. Die für ein Hotel normalerweise untragbaren Gemeinschaftsduschen auf den einzelnen Etagen verschwanden. Der so gewonnene Platz wurde für neue Zimmer genutzt, in denen Dusche und Toilette zum normalen Standard gehören.
  • Doch nicht nur in den geschmackvoll, natürlich im klassizistischen Stil eingerichteten Zimmern und Appartements soll sich ab Karfreitag der Gast wohlfühlen. * Im Erdgeschoß des Kurhaus-Hotels erwarten den anspruchsvollen Gast nunmehr die gediegen eingerichteten Gaststätten „Severin" und „Seydewitz". Hommage an Doberans bedeutende Baumeister.
  • Aus dem grauen Aschenputtel am Kamp nur neun Wochen Bauzeit öffnet das Kurhaus-Hotel am Kamp wie es der Hanseprojekt Chef kürzlich formulierte, ist nun ein Schmuckstück geworden. Denn dazu steht auch der Architekt Klaus Henke: Bad Doberan kann nur vom höheren Niveau leben(Werner Geske)


Salongebäude Goldener Glanz im alten Saal

  • Saal des Rates des Kreises wurde wieder übergeben(OZ März 1984, Volkskorr. Klaus Havemann)
  • Nach einjähriger Arbeit zeigt sich nun der Saal des Rates des Kreises im alten Glanz.
  • Am 31 März nahmen Mitglieder des Sekretariats der Kreisleitung der SED, Abgeordnete des Kreistages und die an der Restaurierung beteiligten Handwerker auf dem neuen, geschmackvollen Gestühl Platz.
  • In einer festlichen Veranstaltung übergab Genosse Rolf Dietze, Vorsitzender des Rates des Kreises Bad Doberan, den Saal wieder seiner Bestimmung. Die Restaurierung so betonte Genosse Dietze in seiner Ansprache, ist eine weitere mit Erfolg gelöste Aufgabe bei der planmäßigen Pflege und Erhaltung der Baudenkmale unserer Stadt.
  • Genosse Dietze verwies darauf, daß der Saal, in dem sich früher die Feudalherren Mecklenburgs tummelten, heute den Werktätigen für die Beratungen des Kreistages und für festliche Veranstaltungen zur Verfügung steht.
  • Mit der sorgfältigen Restaurierung wird auch die Leistung der Handwerker gewürdigt, die vor rund 180 Jahren nach Plänen von Carl Theodor Severin diesen Saal erbauten. Heute verschönert er unser Leben, seine Fertigstellung ist ein würdiger Beitrag zu den Kommunalwahren im Mai 1984.
  • Etwa eine viertel Million Mark stellte unser Staat dafür zur Verfügung.
  • Genosse Dietze dankte den Handwerkern, die im letzten Jahr die Restaurierung durchführten: Peter Ruschke, Horst Kothke und Dieter Folgmann von der PGH Farbe und Glas Bad Doberan, Maurermeister Wolfgang Busch, Kunsthandwerker Gustav Schnippering Tapeziermeister Franz Sengebusch und Tischlermeister Wilfried Stern. * * Ihre Arbeit wurde mit Auszeichnungen und Ehrenurkunden gewürdigt.
  • Der Dank galt auch dem Restaurator Walter Bleisch aus Hagenow, der die Restaurierung fachkundig leitete.
  • Die Aufgabe war nicht einfach, viele ungewohnte Arbeiten mußten durchgeführt werden. Manche Aufgabe flößt schon durch ihren Umfang Respekt ein. So waren z. B. die Arkanthusblätter, ein Element der vielförmigen Stuckdekoration, teilweise zu erneuern, mit Blattsilber zu belegen und mit Goldlack zu überziehen.
  • Die Feierstunde, die von Künstlern des Volkstheaters Rostock umrahmt wurde, klang mit einem herzlichen Beifall aus, welcher derer erfolgreichen Restaurierung und den Gestaltern des Abends gleichermaßen galt.

Roter Pavillon

  • Das I-Tüpfelchen in der Bilanz am Wahltag
  • Unsere „Galerie auf dem Kamp"
  • Reich und vielfältig ist unsere Bilanz der vergangenen fünf Jahre.
  • Die OZ-Lokalredaktion hat in den vergangenen Wochen dazu eine Fülle von Beispielen bringen können.
  • Nachzutragen ist die jüngste Errungenschaft unserer Kreisstadt: Am 1 Mai konnte der Rote Pavillon auf dem Kamp seiner neuen Bestimmung als Galerie übergeben und die erste Ausstellung mit Grafik, Malerei, Bildhauerei und Kunsthandwerk von Künstlern unseres Kreises eröffnet werden.
  • In ihrem Namen dankte Renata Ahrens in herzlichen Worten für diese Möglichkeit, daß nunmehr die Künstler mit ihren Anliegen noch stärker an die Öffentlichkeit kommen. Viele Bürger machten schon Gebrauch davon.
  • Der Pavillon ist täglich (außer montags) von 10.00 bis 12.00 Uhr und von 14.00 bis 17.00 Uhr mit dieser 1 Ausstellung bis Ende Juni geöffnet.
  • Und ganz bestimmt werden sich auch am morgigen Wahltag viele Besucher an den interessanten Werken erfreuen und feststellen: Ein Besuch in unserer neuen Galerie lohnt sich (Hans-Joachim Marquardt, OZ, Mai 1984)
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Eröffnung der „Galerie auf dem Kamp" in Bad Doberan am 1. Mai in Anwesenheit des I. Sekretärs der SED-Kreisleitung, Ernst Jahnel, des Vorsitzenden des Rates des Kreises, Rolf Dietze, und vieler weiterer Persönlichkeiten und Künstler unseres Kreises. Fotos: Marquardt


Das Rektorhaus am Kamp(OZ, Sept. 1987)

  • Das Haus Am Kamp 13 wurde um 1800 von Severin erbaut.
  • Es war ursprünglich als „Reetorthaus" oder „Cantorhaus" im Besitz der Kirche.
  • Hier wohnten also die Lehrer des Ortes, um 1313 der Kantor und Organist Haßkarl und der Schullehrer Schwemer, übrigens die einzigen Vertreter der Volksbildung im Flecken Doberan, der damals etwa 1400 Einwohner zählte.
  • Hier wurde auch Unterricht abgehalten und zwar bis 1851.
  • Zum Anwesen gehörte anfangs ein großer Garten auf der Südseite, der 1823 mit Vorteil gegen ein Stück Acker bei Stülow und ein Stück Wiese bei Rethwisch eingetauscht wurde.
  • Der Großherzog brauchte das Gelände im Zentrum des Ortes für die Anlage des Springbrunnens mit dem wasserspeienden Schwan, der dem Platz fortan den Namen gab: Fontänenplatz (heute Karl-Marx-Platz).
  • Nach dem Umzug der Schule in ein neues Gebäude wurde das Rektorhaus meistbietend versteigert. Auf der Aktion zeigten sich die Interessenten jedoch recht zurückhaltend, und so wurde die Prozedur einige Zeit später noch einmal wiederholt.
  • Diesmal waren die Bieter großzügiger. Den Zuschlag erhielt Notar Otto für 3800 Taler Courant.
  • Dienstländereien und Wiese wurden nicht mit verkauft, sondern „dem jüngst angestellten Rector vocationsmäßig (funktionsgebunden) wieder eingeräumt".
  • Trotzdem erhielt das Anwesen nun Büdnerrecht, was den Notar, der ohne Land weder eine Kuh noch ein Schwein halten konnte, allerdings nicht glücklich machte. * Schon 1854 verkaufte er an den Kaufmann J. Chr. Becker. Der kam besser zurecht.
  • Einige Jahre später wurde auf der linken Seite ein Flügel angebaut, der die ausgewogenen Proportionen des klassizistischen Baus leider erheblich beeinträchtigte.
  • Becker, später Hoflieferant, starb 1900.
  • Im Besitz seiner Nachkommen blieb das Haus bis 1935(Dr. H. Rehwaldt)


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Bleiglasfenster bereits 1987 im Großen Palais entdeckt(OZ, 17.11.1992/Michael Richter) Friedrich Franz I. noch ohne Hosen und Säbel

  • Bad Doberan. Ein Bleiglasfenster mit dem lebensgroßen Abbild von Mecklenburg-Schwerins erstem Großherzog Friedrich Franz (1756 bis 1837) wird derzeit von Harald Garbe, Direktor des Stadtmuseums „ Möckelhaus" restauriert.
  • „Es ist wahrscheinlich die einzige Abbildung des Großherzogs auf Bleiglas, die im Kreis existiert", vermutet der Restaurateur. Er wolle das Kunstwerk sehenswert machen und gleichzeitig für eine umfangreiche Restaurierung vorbereiten.
  • Garbe schätzt, daß das Werk um 1880 entstanden ist und daß ein Ölgemälde als Vorlage diente.
  • Das Bleiglasfenster stellt Friedrich Franz in Gala-Uniform mit Degen und Schärpe dar, ein Orden ziert seine Brust.
  • Den Auftrag zur Anfertigung des Kunstwerkes habe sicher einer seiner Nachfahren gegeben, so Garbe.
  • Gefunden wurde das Bleiglasfenster bereits 1987 bei Malerarbeiten an der südöstlichen Giebelfront des Großherzoglichen Palais. Hinter einem Fensterladen entdeckten Bauarbeiter das beschädigte Kunstwerk. Dann war es jahrelang in einem Hofgebäude des Stadtmuseums eingelagert.
  • „Es hing zum einen am Geld, und zum anderen gab es auch kein Interesse, das Fenster wieder auf Vordermann zu bringen", weiß Garbe. Jetzt kam Geld von der unteren Denkmalbehörde des Kreises und einen Teil der Restauration finanziert das Stadtmuseum.
  • Das Fenster besteht aus rechteckigen und quadratischen Bleiverglasungen. Im unteren Teil fehlen vier Rechtecke, wahrscheinlich wurden sie mit Luftgewehrkugeln herausgeschossen: Die Hose und der Säbel fehlen dadurch zu einem beträchtlichen Teil. „Das ist ein Problem", sagt der Restaurator. Doch Garbe ist zuversichtlich.
  • Behutsam löst er die mit Klebeband über die Jahre gesicherten Bruchstücke. Akribisch entfernt er die Mörtelkleckse vom Glas, gleicht Farbtöne am Hals und an der rechten Hand von Friedrich Franz aus.
  • Im oberen Teil des Kunstwerkes ist ein Porträt mit Silberlot aufgemalt. Über die Identität des Dargestellten gibt es noch keine Vermutungen. Der Kopf ist links und rechts von zwei Greifen eingeschlossen.
  • Am linken Rand des Fensters, unterhalb des Porträts, ist eine Szene am Strand dargestellt: Ein Badegast steht mit einem Tuch verhüllt am Wasser - ein Badekarren, ein Schwimmender und im Hintergrund ein Schiff sind zu erkennen. „ Den Gegenpart auf der rechten Seite stellt wahrscheinlich eine Szene mit dem Steffenshägener Hirten aus der Sage vom heiligen Blut dar", vermutet Garbe.
  • Wer das Werk gefertigt hat, ist bisher unklar. Eines schließt Garbe jedoch aus: „Möckel hätte sein Signum hinterlassen." Bis zur 200- Jahr-Feier von Heiligendamm soll Friedrich Franz aufgemöbelt und die Dokumentation seiner Entdeckung erstellt sein.
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