Güstrow - Ortschronik/en

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Autoren Dieter Kölpien (DK) und Gernot Moeller (GM)


Kenndaten der Ortschronik
OrtBarlachstadt Güstrow
Zeitlicher Schwerpunktfortlaufend
UrheberrechteAutoren
Erstellungszeitraummit Vorarbeit seit 2003
Publikationsdatum
Inhaltliche Kategorisierung
Status (Ampelsystem)in fortlaufender Bearbeitung


Die Geschichte von der Barlachstadt Güstrow

Um die Chronik übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.

... im späten Mittelalter (um 1200 bis 1517)

1226
war Güstrow noch ein armseliges wendisches Dorf.
Es wurde beschlossen, hieraus eine Stadt zu schaffen. Dies wurde von 1226 bis 1228 in die Tat umgesetzt. Anno 1226 stiftet Fürst Heinrich Borwin (Burwy) II. von Rostock (Enkel von Pribislaw und Heinrich dem Löwen) eine Collegiatskirche, den Güstrower Dom, dessen Bau im selben Jahre begonnen wurde.
1228
wurde Güstrow (am 01.11.1228) mit der Schwerin’schen Stadtverfassung bewidmet. Wahrscheinlich wurde schon in diesem Jahr der neugegründeten Stadt die Nutzung des Primers und der Heidberge vom Landesherren überlassen. Vermutlich bestand zu dieser Zeit bereits eine Kornmühle am Mühlentor. In jener Zeit entstehen die noch heute erhaltene städtebauliche Struktur sowie eine Burg als Vorläufer des Schlosses.
1229
bis 1436 Residenz der Fürsten zu Werle.
1236
Die begründete Domschule Güstrow ist eine der ältesten Schulen im deutschen Sprachraum. Jetzt Teil des John-Brinckman-Gymnasiums
1248
wurde von Herrn Nicolas zu Werle eine neue Verleihungsurkunde ausgestellt; sie wird als älteste vorhandene Urkunde im Güstrower Rathaus aufbewahrt.
1270
war Gottfried Wessel Bürgermeister von Güstrow.
1287
wurden die Mühlen am Mühlentor und die Gleviner Mühle zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Im gleichen Jahre verkaufte Herzog Heinrich zu Werle, der 1291 von seinen Söhnen erschlagen wurde, die Hälfte der Mühle am Mühlentor an das Kloster Doberan. Ein Jahr später ging die zweite Hälfte an der Mühle in den Besitz des Klosters über.
1290
war Güstrow schon über die Grenzen seiner ursprünglichen Umwallung herausgewachsen.
1292
schenkte Herzog Nicolas II. der im Stift Halberstadt gelegenen Abtei Michaelstein die Gleviner Mühle. Vier Jahre später kam die Abtei in den Besitz des ganzen Dorfes Glevin. Vermutlich lag das Dorf in Höhe der ehemaligen Gaststätte Neuen Welt (später "Alte Mühle").
1293
kaufte die Stadt das Dorf Tobbezin, das vor dem Hageböck’schen Tore am Sumpfsee lag. Etwa um diese Zeit wurden zum Schutze der städtischen Besitzungen die Bülower Burg, die Glasewitzer Burg und die Gleviner Burg erbaut.
1305
wurde der Stadt Güstrow in einer noch vorhandenen Urkunde ihre am 01.11.1228 verliehenen Rechte von dem Landensherren von neuem bestätigt.
1307
erhielt die Stadt Güstrow das Eigentum am Gutower See. Die darin gelegene Schöninsel blieb jedoch im Besitze des Domes, dem auch das Fischereirecht auf dem See zustand.
1308
stand bereits die Pfarrkirche, sie war dem Dom unterstellt. Im gleichen Jahre wurde die Heiligengeistkirche zum ersten Mal urkundlich erwähnt.
1316
bis 1436, als die Stadt Güstrow mecklenburgisch wurde, war Güstrow Residenz der jüngeren Fürsten zu Wenden.
1316 zog sich Herzog Nicolas II. in Güstrow, der an der furchtbaren unheilbaren Leprakrankheit litt, von der Regierung zurück. Auf dem jetzigen Königshorst zwischen den Heidbergen und Klueß, dem damaligen Fürstensitz Pustekow, lebte er noch einige Zeit und starb dann dort.
1323
kam das vor dem Gleviner Tor liegende Dorf Glevin einschließlich der Gleviner Mühle zum Güstrower Stadtgebiet.
1330
setzte aus Anlass der Verletzung einer Hostie in Güstrow heftige Judenverfolgung ein. Es kam zu mehreren Verbrennungen. Das gegen das Judentum erbitterte Volk zerstörte die Synagoge. Anstelle derselben wurde von dem Vermögen der Hingerichteten, sowie aus frommen Beiträgen zur Aufbewahrung der heiligen Hostie, die ,,Kapelle des heiligen Blutes" erbaut. Diese fand im Jahre 1503 bei dem großen Stadtbrande ihren Untergang. Die anno 1330 von den Juden durchstochene Hostie wurde gerettet und in die Domkirche gebracht, wo sie bis zur Reformation ein Gegenstand der abergläubischen Verehrung gewesen ist.
1359
war Dieterich Hasselow Bürgermeister in Güstrow.
1375
kaufte die Stadt das Dorf Glin.
1391
war Nicolaus Köselow Bürgermeister in Güstrow.
1418
bis 1789 hat die Familie Klevenow Güstrow insgesamt zwei Senatoren und fünf Bürgermeister gestellt.
1430
ungefähr - wurde die Gertrudenkapelle erbaut. (1938 zur NS-Ahnenhalle umgestaltet und in Anwesenheit des Gauleiters Friedrich Hildebrandt als zweite ihrer Art in MV in Nutzung genommen).
1436
stirbt die Linie der Fürsten zu Werle aus.
1441
wurde die erste Schützenzunft von Güstrow erwähnt.
1442
erwarb die Stadt Güstrow vom Kloster in Doberan die Kornmühle am Mühlentor. Damals war Jacob Stewenhagen Bürgermeister von Güstrow. Etwa um diese Zeit kaufte die Stadt Klein Schwiesow und sechs Bauernhöfe in Siemitz.
1445
ging die Walkmühle in Rosin in das Eigentum der Stadt Güstrow über.
1449
kaufte die Stadt das Gut Glasewitz.
1450
ungefähr - wurde das Amt der Barbiere, Bader und Chirurgen gegründet.
1483
goss der Glockenschmied Castel aus Frankfurt am Main die Marienglocke des Güstrower Domes.
1484
war Johann Brockmann Bürgermeister in Güstrow.
1486
beurkundeten die Herzöge Magnus und Balthasar dem Rat der Stadt das Recht, dass ,,niemand Wein schenken solle als der vom Rat bestätigte jeweilige Inhaber des Ratskellers". Zum Teil haben sogar die Herzöge ihren Wein vom Rat bezogen.
1500
ungefähr - bestand bereits die Güstrower Bäckerzunft.
1503
28.06. Erster Stadtbrand. Vernichtung des Rathauses mit Archiv Pfarrkirche u. Heiligenblutskapelle - nur Burg, Dom, Gertrudenkapelle und einige Häuser am Ziegenmarkt bleiben erhalten.
1508
Zweiter Stadtbrand. Wiederum wurde Güstrow von großen Bränden heimgesucht, die fast die ganze Stadt zerstörten. Mit Hilfe der Stiftung eines vierzehntäglichen päpstlichen Ablasses wurde die Pfarrkirche wiedererbaut und geweiht.
1508
Das Schneideramt wurde zum ersten Mal urkundlich erwähnt.
1509
wurde das ehemals im späteren Klosterhof gelegene Franziskanerkloster gestiftet.
1512
wurde Güstrow wiederum von großen Bränden heimgesucht.

Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)

1520
wurde bereits die ,,Hollestrate" oder "Hullstrate" erwähnt. Am Berge wurde damals Markt für Schafe und Ziegen abgehalten. Diese Stelle hieß daher seinerzeit der Ziegenmarkt.
Von 1520 bis 1695 war Güstrow Residenz der jüngeren Linie des herzoglichen mecklenburgischen Hauses.
1525
wurde zum ersten Mal in Güstrow lutherisch gepredigt, hierdurch entstanden erhebliche Unruhen.
1527
bis 1603 lebte der für die Stadt Güstrow außerordentlich bedeutsame Herzog Ulrich, dessen Marmordenkmal (Ulrich Monument) sich heute im Altarraum des hiesigen Domes befindet. Es stellt den Herzog in betender Stellung dar.
1534
an 22.Dezember gelangte Herzog Albrecht VII.- der Schöne - in Güstrow zur Regierung. Seine Gemahlin war eine Tochter des Kurfürsten Joachims I. der Mark Brandenburg.
1540
bedrängte eine Anzahl Güstrower Bürger das von Bülow'sche Schloss im benachbarten Parum, weil sie mit dem Ritter von Bülow wegen der Befischung des Parumer Baches seit langer Zeit im Streit lagen und sich mit Gewalt ihr Recht nehmen wollten. (Ausführliche Beschreibung des Streites in "Mancherlei aus Mecklenburgs Vergangenheit und Gegenwart" von H.C.D. Stadinger, Selbstverlag des Verfassers, Lübsee 1894).
Im selben Jahre bestand bereits die Gesellenbruderschaft der Güstrower Schneider.
1547
bis 1555 regierte Herzog Johann Albrecht I. in Güstrow. Seine Gemahlin war eine Tochter Herzog Albrechts von Preußen.
1550
ungefähr - verschwanden die St.-Jürgens-Kapelle vor dem Mühlentor und das auf dem rechten Nebelufer gelegene Kirchlein von Alt-Güstrow. Im gleichen Jahre vollendete der anno 1547 nach Güstrow berufene Dompropst Gerd Oemken das Werk der Reformation, indem er auf dem Landtag der mecklenburgischen Stände zu Sternberg die Abschaffung des Papsttums und die Aufhebung des Domkapitels und des Franziskanerklosters durchsetzte.
1552
ungefähr - fanden in Güstrow die ersten Theater-Vorstellungen statt. Die Darsteller waren ausschließlich Schüler der hiesigen Domschule. Die Vorstellungen wurden bis zum Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) beibehalten.
1553
bestand bereits die Güstrower Stadtschule. Sie lag am Markt (links an der Ecke, wenn man in die Hollstraße geht), hatte aber nur einen Schulmeister.
Ferner wurde das Güstrower Gymnasium, die sogenannte Domschule, errichtet.
Das Franziskaner-Kloster wurde säkularisiert.
Das städtische Niedergericht wurde errichtet. Dies war für die Bearbeitung der geringen Gerichtsangelegenheiten zuständig, während alle übrigen Sachen vor das fürstliche Hochgericht gehörten.
1555
ungefähr - wurde das im Jahre 1226 von dem Landesherrn gestiftete Collegiat (Domkirche) säkularisiert.
Im Jahre 1555 wurde zum ersten Mal die Ratsapotheke erwähnt.
1556
siedelte Herzog Ulrich vom Bützower Schloss über. Er übernahm die Regierung. Von diesem Zeitpunkt an setzte für Güstrow eine Glanzzeit ein. Herzog Ulrich war der bedeutsamste Fürst des Güstrower Landesteiles.
1557
brannte der Südteil des mittelalterlichen Schlosses bis auf den Grund nieder.
1558
im Februar beauftragte Herzog Ulrich den aus Schlesien stammenden Baumeister Franz Parr mit dem Wiederaufbau des abgebrannten Schlosses. Die erforderlichen Baugelder wurden von den Ämtern, Klostergütern und Städten aufgebracht. Der Bau des Südflügels dauerte von 1558 bis 1565. Seit dem Sommer 1560 wurde Franz Parr von seinem Bruder Christoph Parr in der Bauleitung unterstützt. Dieser erbaute vom Nordflügel des Schlosses bis zum Dom einen verdeckten überirdischen Gang.
Nach Vollendung des Südflügels und eines Teils des Westflügels des Schlosses reisten die Gebrüder Parr nach Schweden, um dort zu bauen.
1563
wurden die ersten Viehmärkte in Güstrow abgehalten.
1568
Die Domkirche, die jahrelang nicht mehr gereinigt worden war und als Wagenschauer und Lagerhaus gedient hatte, wurde für kirchliche Zwecke neugeweiht.
1573
Der Güstrower Schlossbau wurde durch den Baumeister Philipp Brandin aus Wismar fortgesetzt.
ließ die Herzogin Elisabeth die Heidberge mit Bäumen bepflanzen. Zu ihrem Gedächtnis wurde der bekannte Elisabeth-Stein in den Heidbergen errichtet.
1575
ließ Herzog Ulrich das Kenotaph im Dom für seinen Ahnherrn Heinrich Borwin II. errichten.
1577
wurde eine Schlagordnung für Roggen- und Gerstensaat vor den Toren der Stadt erlassen.
1579
wurde das Schulhaus am Domplatz erbaut (später war es Mädchenschule.)
1582
wurde den Güstrower Schustern eine Lohmühle gebaut, um die zum Ledergerben erforderliche Lohe selbst herstellen zu können.
1584
wurde in Güstrow der erste Torf gestochen.
Es wurde eine neue Polizeiordnung herausgegeben, durch welche die Blutrache, die also bis dahin des Öfteren vorgekommen sein muss, für Güstrow verboten wurde.
Die Zigeuner wurden für vogelfrei erklärt.
1585
wurde die älteste vorhandene Ansicht von Güstrow durch Vicke Schorler angefertigt. Von 1585 bis 1592 machte der Student Michael Frank Reisen durch Mecklenburg, durch die er auch Güstrow kennen lernte. In seiner anno 1880 gedruckten Reisebeschreibung sagt er bezüglich Güstrows unter anderem, dass die Häuser mit Schilf und Rohr gedeckt seien und dass neben der Schlossbrücke ein schöner fürstlicher Lustgarten hergerichtet sei. Der "Kniesenack" (wendisch = Fürstenbier) sei ein treffliches gutes Bier, es sei trübe wie Lehmjauche, aber ein gewaltiger Kopfreißer.
1586
Am 3. Dezember brannte der ganze noch mittelalterliche Nordflügel des Schlosses nieder, weil der Schlosshauptmann Gottschalk Berner bei einer Festlichkeit zu stark hatte einheizen lassen. Brandin hatte darauf den abgebrannten Nordflügel und den heute nicht mehr vorhandenen Ostflügel wiederaufgebaut. Die Südecke blieb offen, um einen freien Blick auf die als Orangerie angelegten Gärten zu haben.
der Primer ging gegen Abtretung der Wiesen und Plätze vor dem herzoglichen Schloss bis zur Domwiese, in das volle Eigentum der Stadt über. Der Herzog wollte auf dem Gelände vor dem Schloss einen Tiergarten anlegen lassen.
1595
aus diesem Jahre stammt das älteste vorhandene Amtsbuch der Güstrower Bäcker.
1601
wurde an der Stelle des jetzigen Stadtarchivs die "Neue Kanzlei" (das herzogliche Regierungsgebäude) erbaut.
1603
am 14. März gelangte Herzog Karl I. in Güstrow zur Regierung. In diesem Jahre starben rund 800 Menschen an der Pest.
1604
Herzog Karl lässt das Schloss renovieren.
übten Parumer Bauern einen Überfall auf Güstrower Stadtgebiet aus. Die sich hierauf beziehenden Akten befinden sich im Archiv. (Dort werden heute noch viele andere Akten aus jener Zeit aufbewahrt, so z. B. über Giftmischereien, Hexenprozesse, falsche Brandbriefe, usw. auch Hexenverbrennungen sind seinerzeit in Güstrow vorgekommen).
1606
wurde der Grünwinkel noch Badstubenstraße genannt. In diesem Jahre gehörte das Haus Nummer 4 im Grünwinkel dem Ritter Johann von Bülow auf Zibühl, mit dem die Stadt lange in Fehde gelegen hat.
es wurde angeordnet, dass "gassenwärts gelegene Kloaken zu bedecken seien".
1608
wurde eine Wasserkunst auf dem Pferdemarkt errichtet.
1610
wurde das Amtssiegel der Güstrower Färber geschaffen und das älteste vorhandene Amtsbuch der Schwarz- und Schönfärber angelegt.
1613
aus diesem Jahre stammt die älteste vorhandene "Amtsrolle des Amtes der Schuster in Güstrow ". Die gesamte Amtslade war vorher "heimblich und dieblich abgestohlen worden".
1620
zwei Jahre nach Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges waren in Güstrow 607 Feuerstellen " in ganzen und halben Häusern und Buden" vorhanden.
"Feuerstellen" ist hier im Sinne von Wohnungen zu nehmen und die "ganzen und halben Häuser und Buden" als Klassifizierung der Wohnstätten.
1621
Aufteilung Mecklenburgs in Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Güstrow (zweite Landesteilung).
1623
begann trotz der eingetretenen heftigen Religionsstreitigkeiten der Herzog Hans Albrecht mit dem Bau einer reformierten Kirche in Güstrow.
Durch die furchtbar auftretende Pest wurde der Bau jedoch unterbrochen. Kurz vor der geplanten Einweihung ließ Wallenstein 1628 die Kirche zerstören und das Material zum Ausbau des Schlosses verwenden.
1627
Am 30. August erteilte der Kaiserliche Generalissimus Wallenstein in Dömitz einen Schutzbrief für die Stadt Güstrow. Sie wurde daher von seinen, das Land überflutenden Truppen geschont. Bald darauf widerrief Wallenstein diesen Schutzbrief und Güstrow musste fortan schwerste Kriegslasten tragen und hatte dauernd kaiserliche Truppen als Besatzung.
1628
am 2. April mussten die mecklenburgischen Stände in Güstrow ihrem neuen Landesherren Wallenstein, dem der Kaiser in Wien das Land Mecklenburg als Entschädigung für die ungeheuren Kriegskosten gegeben hatte, huldigen, obwohl der regierende Herzog Hans Albrecht noch im Güstrower Schloss weilte. Die Huldigung ging im Rathause vor sich. Während derselben hielten kaiserliche Truppen die vier Stadttore, den Marktplatz und den Pferdemarkt stark besetzt, weil Wallenstein bewaffnete Zusammenstöße befürchtete. Nach erfolgter Huldigung wurden die beiden mecklenburgischen Herzöge in Güstrow und Schwerin des Landes verwiesen.
Auf Befehl Wallensteins wurden regelmäßige Reitposten eingerichtet, die von Güstrow aus nach allen Richtungen ins Land gingen. In Güstrow (Grüner Winkel 4) befand sich damit die erste Postanstalt Mecklenburgs.
Als großer Jagdliebhaber ließ Wallenstein auf der Schöninsel ein Fasanengehege anlegen.
Am 27.Juli hielt Wallenstein seinen prunkvollen Einzug in Güstrow. Vorher hatte eine Zusammenkunft der mecklenburgischen Stände stattgefunden, in der diese versuchten, sich der Unterwerfung durch den neuen Landesherrn zu entziehen. Sie gaben ihren Widerstand erst auf, als Wallenstein ihnen drohte, es würde in Güstrow kein Stein auf dem anderen bleiben.
1629
Auf Befehl Wallensteins, der am 27. Juli 1628 als Herzog von Mecklenburg das Schloss bezogen hatte, wird die "Neue Kanzlei" abgebrochen (Standort des jetzigen Museums und des Stadtarchivs). Wallenstein ließ die offen gelassene Südecke des Schlosses zubauen, so dass das Schloss nunmehr ein vollständiges Viereck bildete.
Im April empfing Wallenstein den kaiserlichen Feldherrn Tilly im Güstrower Schloss. Am 23. April verließ er für immer Güstrow. Er wurde 1630 vom Kaiser seiner Ämter enthoben, zog sich alsdann auf seine riesigen böhmischen Besitzungen zurück, stellte, als König Gustav von Schweden gegen die Kaiserlichen Sieg auf Sieg errang, ein neues Privatheer auf, fiel dann wiederum beim Kaiser in Ungnade und wurde 1634 in Eger ermordet.
herrschte in Güstrow eine große Lebensmittelteuerung. Das große Peststerben währte drei Wochen lang, die Güstrow'sche Bevölkerung nahm erschrecklich ab. In diesem Jahre wurde die "auf dem Paradies" gelegene Walkmühle, eine alte Mauermühle, erneuert, die für das Tuchmachergewerbe benötigt wurde. Vermutlich ist diese Mühle in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges untergegangen.
1630
ungefähr- sind wahrscheinlich in den Kriegswirren die vor Güstrow gelegenen Dörfer Glin, Tobbezin und Glevin zerstört worden.
1631
Nach Wallensteins Sturz zog der geflüchtete Herzog Hans Albrecht am 22. Juni wieder in Güstrow ein, nachdem er zuvor von dem persönlich in Güstrow anwesenden Schwedenkönig Gustav Adolf als Landesherr wieder eingesetzt worden war. Der von Wallenstein erbaute bzw. begonnene Teil der Südostecke des Schlosses wurde wieder abgebrochen. Von Wallenstein geschaffene Einrichtungen wurden beseitigt.
Die Stadt Güstrow musste mit Sternberg zusammen die Verpflegung der großen Bützower Besatzung übernehmen. Der Rat der Stadt klagte gegenüber dem Landesherrn über allzu große Schuldenlast.
1637
berichtete der Güstrower Superintendent Baumeister dem Herzog Adolf Friedrich Einzelheiten über die Gräueltaten der Soldateska während des Dreißigjährigen Krieges.
1638
beklagten sich die Güstrower Landstände beim Herzog über schwerste Misshandlungen, Plünderungen und furchtbare Quälereien seitens der schwedischen Truppen.
1643
wurde am Mühlentor eine Papiermühle erbaut.
1644
lebten im herzoglichen Amt Güstrow von ehemals 414 Bauern nur noch 131.
1648
als im Jahre 1648 durch den Westfälischen Frieden der Dreißigjährige Krieg beendet wurde, war die Stadt Güstrow gleich dem ganzen mecklenburgischen Land stark gezeichnet und um Jahrhunderte im Wohlstand zurückgeworfen.

Bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)

1653
fertigte Merian einen Kupferstich von Güstrow an, auf dem die vier Stadttore, nämlich das Gleviner Tor, das Mühlentor, das Schnoien Tor und das Hageböcker Tor, die sämtlich große starke Doppeltore gewesen sind, genau zu erkennen sind.
1654
erhielten die bisherigen Knochenhauer ihre Amtsrolle.
1660
wurde das noch vorhandene Amtsbuch der Güstrower Schmiede angelegt.
Die Stadt hatte damals 2435 Einwohner.
Um diese Zeit und auch später wurde der von der Stadt Güstrow für die niedere Gerichtsbarkeit eingesetzte Gerichtstag in einer Bretterbude auf dem Marktplatz abgehalten.
1663
wurde die Lade der Schustergesellen angefertigt.
1664
am 19. März bestätigte Herzog Gustav Adolf in Güstrow das gegen die "Hexe" Tilsche Schellwegen aus Wustrow im Fischland wegen Zauberei ergangene Todesurteil.
Am 17. Mai wurde Tilsche Schellwegen in Güstrow vor dem Schnoien Tore wegen "des abscheulichen Lasters der Zauberei", auf dem Scheiterhaufen lebendig verbrannt. :Gleich ihr wurden in Mecklenburg viele Jahre hindurch zahlreiche Frauen "wegen Hexerei und Zauberei mit dem Feuer vom Leben zum Tode gebracht".
1670
ungefähr -wurde ein Armenhaus in Güstrow erbaut.
1674
ließ Herzog Gustav Adolf eine "Landesherrliche Post nach Hamburg" und eine Postverwaltungsstelle in Hamburg einrichten. Es entstanden dieserhalb erhebliche Streitigkeiten mit dem Hamburger Magistrat.
1676
kaufte das Amt der Schuster für 340 Gulden die vor dem Mühlentor gelegene städtische Papiermühle, da die alte Lohmühle baufällig geworden war.
1682
wurde die Schenkkanne des Maureramtes angefertigt.
1684
Am 23. September vermählte sich die Herzogin Marie von Güstrow mit Adolf Friedrich II., dem späteren Herzog von Mecklenburg-Strelitz.
1692
starb Herzog Gustav Adolf auf dem Güstrower Schloss. Die Güstrower Herzogslinie erlosch durch seinen Tod. Um die Thronfolge entbrannte der bekannte Güstrower Erbfolgestreit zwischen der Schwerin’schen und Strelitz’schen Linie, in dessen Verlauf Güstrow von Truppen verschiedener Mächte besetzt wurde. Der Streit wurde, durch den im Jahre 1701 abgeschlossenen Hamburger Erbvergleich, beendet, durch den das Herzogtum Mecklenburg-Strelitz gebildet wurde.
1695
Im Jahre 1695 wurde das Güstrower Postamt in Hamburg mit dem Schweriner Postamt in Hamburg vereinigt.
1698
wurde den Schlachtern vor dem Mühlentor ein Küter- oder Schlachthaus erbaut.
1701
Durch den Hamburger Erbvergleich entsteht neben Mecklenburg-Schwerin noch Mecklenburg-Strelitz (Dritte Landesteilung).
1704
ließ die Stadt vor dem Schnoien Tor unterhalb der Nebelbrücke, (etwa gegenüber dem jetzigen Standort des Typengebäudes der Telekom AG in der Hafenstraße 1 in Richtung Nebel gelegen) für die Tuchmacher eine neue Walkmühle erbauen.
1708
bis 1818 war Güstrow Sitz des herzoglichen Hof– und Landgerichts.
1712
bis zum Januar 1713 nahmen im Nordischen Krieg russische Truppen die Gleviner Mühle in Besitz. Es wurde über starkes Requirieren der fremden Soldateska Klage geführt, die nicht einmal Saatgut schonte. Güstrow nebst Umgebung hatte durch den Nordischen Krieg außerordentlich schwer zu leiden.
Waffenstillstandsverhandlungen während des Nordischen Krieges (1700 - 1721) in Güstrow. (Peter der Große, Zar von Russland, Fürst Generalfeldmarschall Menschikow, August der Starke König von Polen und Kurfürst von Sachsen und der schwedische General Steenbock)
1714
entstand zwischen dem Rat und der herzoglichen Regierung ein langwieriger Streit wegen der Reparatur des auf dem Pferdemarkt befindlichen altersschwachen Galgens.
1719
bis zu diesem Jahre war Güstrow, das seit 1695 keine Residenz mehr hatte, Witwensitz der jüngeren Linie des herzoglich mecklenburgischen Hauses. Etwa um dies Zeit sollten auf dem Pferdemarkt zwei Deserteure hingerichtet werden. Sie wurden im letzten Augenblick an der Richtstätte begnadigt.
1724
wurde der silberne Domschatz des Güstrower Domes gestohlen.
1730
ungefähr- standen in Güstrow noch 22 "Wieckhäuser" (zur Stadtseite offene Mauertürme).
1731
wurden in Güstrow das "Böhnhasenjagen" verboten. Mit "Bönhasen" bezeichnete man damals die Schwarzarbeiter unter den Handwerkern. :Auf sie wurde "Jagd gemacht" und ihnen ihr Handwerkszeug mit Gewalt abgenommen.
1733
kam es zwischen den beiden herzoglichen Brüdern Karl Leopold und Christian Ludwig, die beide vom Kaiser in Wien als mecklenburgische Herzöge abgesetzt waren und sich mit ihren Truppen bekriegten, in Güstrow zu blutigen Kämpfen.
1734
bis 1748 war Güstrow Sitz einer Justizkanzlei.
1738
wurde der silberne Willkomm des Mülleramtes angefertigt.
1748
hielt Herzog Christian Ludwig seinen prunkvollen Einzug in Güstrow. Abordnungen der Bürgerschaft ritten dem Fürsten bis Bülow entgegen. Ihm zu Ehren wurde die gesamte Stadt, die öffentlichen Gebäude und die "Wasserkunst auf dem Markte" in hervorragender Weise illustriert. Man bezeichnete dies als das größte Lichtfest von Güstrow.
1749
wurde die Güstrower Schützenbrüderschaft durch den Herzog bestätigt. Ihr Schießstand befand sich bei den Schildknecht’schen Gärten (beim heutigen Ortsteil Bauhof)
1760
ungefähr- hatte auch die Umgebung von Güstrow unter dem gewaltsamen Vorgehen preußischer Werber zu leiden.
1763
bis 1837 war Güstrow Sitz eines Steuerkollegiums.
1770
bis 1771 waren infolge starker Kälte die Wasserräder der Mühlentormühle acht Tage lang eingefroren, so dass sie ihren Betrieb einstellen musste.
1776
wurde über die Freischleuse am Mühlentor eine Sägemühle errichtet.
1780
befanden sich 46 Schneidermeister in Güstrow. Die Pfuscherei nahm überhand und führte zu dauernden Klagen beim Rat der Stadt.
1781
erfolgte die Gründung des Güstrower Wochenblattes, eines Vorläufers des 1817 gegründeten Güstrower gemeinnützigen Wochenblattes, aus dem sich in gerader Linie die frühere MTZ (Mecklenburgische Tageszeitung) entwickelt hat.
1784
wurde von Güstrow aus ein Falkentransport an den Kaiserlichen Hof in Wien vorgenommen.
1785
am 31. Oktober wurde Georg Friedrich Kersting in Güstrow geboren (Gedenktafel an seinem Geburtshaus in der Hollstraße). Der bekannte Maler der Romantik war Kämpfer im Lützow’schen Freikorps während der Befreiungskriege 1813 bis 1815. Kersting starb am 01.07.1847 in Meißen, wo er lange Jahre erfolgreich als Maler in der Porzellanmanufaktur tätig gewesen war.
wurde die noch vorhandene Ladnerbüchse der Güstrower Zimmerer angefertigt.
1786
hatte der Pächter der Gleviner Mühle, dem auch der Aalfang mit verpachtet war, 480 Pfund Aale an den Rat der Stadt zu liefern. Sie wurden an die Bürgermeister, an Küchenmeister, an die Ratsherren und an den Stadtsekretär verteilt.
Das „Glevin’sche Binnentor" wurde abgebrochen, weil „die dadurch behinderte Passage den Müller der Gleviner Mühle in seinem Gewerbe gestört hat".
1787
wurde in Güstrow eine Verordnung gegen die Bettelbriefe, die hier überhandnahmen, erlasst.
1792
wurde die Güstrower Bruderschaft der Schlachtergesellen ins Leben gerufen.
1794
bis 1795; der gesamte Ostflügel des Schlosses wird abgebrochen.
kam es in Güstrow infolge großer Teuerungen, die durch zu starke Lebensmittelausfuhr nach Frankreich usw. herbeigeführt worden waren, zur sogenannten Butterrevolution. Es kam zu schweren Auftritten der erregten Bevölkerung.
1797
erhielt das mittelalterliche Rathaus, über dessen Erbauungszeit sich nichts auffinden lässt, seine jetzige klassizistische Fassade.
1802
wurden in Güstrow 6542 Einwohner und 778 Häuser gezählt.
1804
traten die Schmiedegesellen in den Streik; es wurde ihnen daraufhin Verkürzung ihrer Arbeitszeit zugesichert.
1806
bis 1812 Besetzung Mecklenburgs durch Truppen Napoleons. Zur „Franzosenzeit“ hatte Güstrow unter starker Einquartierung und unter den damit verbundenen Unannehmlichkeiten schwer zu leiden. Es kam des Öfteren zu schweren Zusammenstößen und Reibereien mit der feindlichen Besatzung. Der Dom wurde als Magazin der "Grand Armee" benutzt, desgleichen die Pfarrkirche. Der Gottesdienst musste daher in der Heiligengeistkirche abgehalten werden. Erst im Jahre 1808 wurde der Dom von den Franzosen geräumt, sie hatten nicht einmal die Särge der Toten verschont.
Am 3. November 1806 wurde beim Drosten von Bülow in Güstrow, Seine Kaiserliche Hoheit der Großherzog von Cleve und Berg, ein Schwager Kaiser Napoleons I. von Frankreich, einquartiert. In kurzer Zeit mussten in Güstrow insgesamt rund 500 französische Offiziere, 9300 Gemeine und 10600 Pferde untergebracht und verpflegt werden. Die Stadt Güstrow glich einem riesigen Heerlager. Häufig mussten auch eine Anzahl "Ochsentreiber, die nach Thorn in Polen Ochsenherden zur “Großen Französischen Armee“ zu treiben hatten, untergebracht werden.
Am 11. Juli 1807 traf "Königlich Holländische Artillerie" hier ein, bald darauf auch "Königlich Bayrische Truppen". Schließlich wurde noch das "Königlich Spanische Infanterie-Regiment de Zamora" einquartiert. Oftmals weilten französische Generäle und andere hohe Offiziere quartierweise in Güstrow, darunter auch General Murat.
1807
verschwand auf dem Schweinsbrink in der Neuen Straße der Galgen, die damalige Hinrichtungsstätte in Güstrow.
1808
klagte der Pächter Friedrich Bahl von der Mühlentormühle dem Rate, dass ihm durchziehende französische Truppen 4 Pferde nebst Sielengeschirr gestohlen hätten.
1811
beklagte sich die Einwohnerschaft über zu starke Einquartierung.
1813
Güstrow ist Zentrum der Freiheitsbewegungen in Mecklenburg. Am 01. Mai - sammelten sich in Güstrow 600 Jäger zu Fuß und 600 Jäger zu Pferden zum Befreiungskampf gegen Napoleon. Sie wurden im Schloss untergebracht und vor ihrem Ausrücken im Dom geweiht. Nach siegreicher Heimkehr brachten sie ihre Fahnen in den Dom, wo sie sich noch heute befinden.

Bis zur Reichseinigung (bis 1871)

Kaiserreich (1871-1918)

Weimarer Republik (1918-1933)

Drittes Reich (1933-1945)

SBZ und DDR (1945-1990)

Die heutige Zeit

Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:

To de Güstrower Geschicht up platt (Läuschen un Rimels in uns tweit Amtssprak)

Mecklenburg-Vorpommern ist wohl das einzige Bundesland, das bereits in seiner Verfassung der plattdeuschen Sprache einen besonderen Schutz und besondere Pflege angedeihen läst. Daß es sogar offizielle Amtssprache ist, kann man nicht nur in der plattdeutschen Version der * Verfassung von Mecklenburg-Vorpommen nachlesen, sondern in einer Vielzahl von Orten und Regionen hören und lesen. Plattdeutsches aus den Regionen sollte auch im volkskundlichen Kapitel der Orte festgehalten und bewahrt werden.
Anregung
Im Wossidlo-Archiv kann fast jeder mecklenburgische Ortschronist etwas zur niederdeutschen Volkskunde seines Ortes finden.

Sagen, Geschichten und Legenden rund um Musterdorf

Flurnamen auf der Güstrower Feldmark

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