Fortlaufende historische Chronologie und Geschichte von Torfbrücke: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Ortschroniken
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 159: Zeile 159:
 
Datei:Pressemeldung nach erfolgtem Bau des Turmes Rostocker Anzeiger am 13ten Mai 1907.jpg|Pressemeldung nach erfolgtem Bau des Turmes, Rostocker Anzeiger  am 13. Mai 1907)
 
Datei:Pressemeldung nach erfolgtem Bau des Turmes Rostocker Anzeiger am 13ten Mai 1907.jpg|Pressemeldung nach erfolgtem Bau des Turmes, Rostocker Anzeiger  am 13. Mai 1907)
 
Datei:Der Trigonometrische Turm bei Torfbrücke auf einer Postkarte 1911.jpg|Der trigonometrische Turm auf einer Postkarte 1911
 
Datei:Der Trigonometrische Turm bei Torfbrücke auf einer Postkarte 1911.jpg|Der trigonometrische Turm auf einer Postkarte 1911
 +
Datei:RH Torfbrücke Turm ca 1960.jpg | Der trigonometrische Turm um ca. 1960
 
Datei:RH Karte Bühring 1907.jpg|Übersichtskarte der Reviere als eine der Karten nach der Bühringschen Vermessung 1907 (Quelle:Heidearchiv Steinmüller)
 
Datei:RH Karte Bühring 1907.jpg|Übersichtskarte der Reviere als eine der Karten nach der Bühringschen Vermessung 1907 (Quelle:Heidearchiv Steinmüller)
 
Datei:Kosten des Turmes.jpg|In der Rostocker Bürgervertretung werden am 18. Februar gestiegene Baukosten des Turmes nachbewilligt
 
Datei:Kosten des Turmes.jpg|In der Rostocker Bürgervertretung werden am 18. Februar gestiegene Baukosten des Turmes nachbewilligt

Version vom 2. April 2022, 22:24 Uhr


Kenndaten der Ortschronik
OrtTorfbrücke
Zeitlicher Schwerpunkt1696 - fortlaufend
UrheberrechteWilfried Steinmüller
Erstellungszeitraum2016/2017
Publikationsdatumunveröffentlicht
Inhaltliche KategorisierungChronologie des Ortes Torfbrücke
Status (Ampelsystem)unveröffentlicht



Torfbrücke, Rostocks nördlichster Ortsteil

Chronologischer Abriss der Geschichte von Torfbrücke (Ort und Forstrevier)

bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)

1696
Ersterwähnung „torf Brüg“ als Brückenübergang über den Stromgraben sowie die Rostocker Stadtgrenze für den Torftransport vom Fischland.
1774
Anlegung der ersten Schleuse an der Stromgrabenmündung
1788
am Stromgraben-Übergang Errichtung eines Jägerhauses und dreier Forstkaten (für 6 Familien).
1813
Auch beim Wiedort wird durch den mecklenburgischen Landsturm ein Wachposten in der Nachrichtenkette entlang der Ostseeküste angelegt.

bis zur Reichseinigung (bis 1871)

1831
Auch am Ostsee-Ufer des Torfbrücker Reviers wird eine geschlossene Küstenwachkette gegen die Einschleppung der Cholera eingerichet.

Deutsches Reich bis 1918

1877
4. September - Die 21jährige Luise Halwes aus Torfbrücke wird im Wald ermordet. Der Mörder wird später gefasst und hingerichtet
1890
Das alte Jägergehöft abgebrannt
Flurnamenkarte des Reviers Torfbrücke 1926 (Quelle: Ludwig Krause "Die Rostocker Heide im Spiegel ihrer Orts- Forst- und Flurnamen"
1891
Bau des neuen Forsthauses
1906
Umgemeindung der Torfbrücker Kirchenmitglieder in die Graaler Kirchgemeinde
1909
Im Waldhause wohnte seit mehreren Jahren schon bloß noch eine Familie. Am Ostern 1909 ist auch diese fortgezogen. Seitdem steht das Waldhaus leer und soll, weil sehr baufällig, dazu sowieso im Walde gelegen, nicht mehr bewohnt werden, sondern über kurz oder lang abgebrochen werden.
1913
Suche /Bohrung nach Trinkwasser zur Versorgung einer bei Torfbrücke geplanten Villenkolonie
1913
Planung einer Villenkolonie am Ostsee-Ufer im Revier Torfbrücke
1913
Die Sylvesterflut dringt bis an die Häuser von Torfbrücke vor.

Deutsches Reich bis 1945

1921
Einweihung des Gedenksteins für den im Weltkrieg gefallenen Forstinspektor Max Garthe an der Reminschen Wiese
1945, 1.Mai
Der Torfbrücker Oberförster Schmidt-Wullffen begeht mit seiner Familie Selbstmord.

SBZ und DDR bis 1990

Die heutige Zeit

2013
Der Ort hat 52 Einwohner und ist der nördlichste Stadtteil der Hansestadt Rostock.

Der Ort und das Forsthaus Torfbrücke

Das Ehemalige Forsthaus Torfbrücke

1877 - Mord bei Torfbrücke

Im September des Jahres 1877 war die Gegend von Torfbrücke Tatort einer blutigen Mordtat.
In der Rostocker Zeitung jener Tage ist zu lesen:
"Über die bereits erwähnte Mordta in der Rostocker Heide erfahren wir heute folgendes Nähere: Das beim Jäger Keding dienende zu Torfbrücke dienende Mädchen Luise Halwes war am letzten Dienstag nach dem "Neuen Kruge"an der Rostock - Ribnitzer Chaussee geschickt und kehrte zur festgesetzten Zeit nicht zurück.
Ihr Dienstherr, dadurch beunruhigt und einen Unfall fürchtend, veranlaßte eine allgemeine Durchsuchung des Gehölzes, bei welcher wie bereits gemeldet, die Halwes am Mittwoch Morgen mit durchschnittenem Halse und augenscheinlich von Fremder Hand getödtet vorgefunden wurde.
Der Verdacht der Tat richtete sich alsbald gegen einen 21jährigen Seefahrer, J. Suhr, welcher in Ribnitz geboren und später mit seinen Eltern nach Torfbrücke verzogen ist.
Derselbe hatte sich besondes dadurch verdächtig gemacht, daß er sich nicht wie alle übrigen Bewohner von Torfbrücke an den Nachforschungen nach dem vermißten Mädchen beteiligt, auch nach Auffindung der Leiche sich von dem Orte der Tat fern gehalten hatte.
Das hiesige Criminalgericht, welches sich zur Aufnahme des Thatbestandes gestern nach Torfbrücke begeben hette, verfügte die Verhaftung des Suhr, welche noch gestern erfolgt ist.
Wie man erzählt hat Suhr schon dem die Verhaftung vollziehenden Beamten gegenüber sofort ein umgehendes Geständnis abgelegt. :Darnach hat er die Halwes mit der er im Gehölze zusammengetroffen, mit unsittlichen Anträgen verfolgt und sie dann thätlich angegriffen.
Das Mädchen hat sich tapfer gewehrt und mit der Anzeige des Vorfalls gedroht.
Hierdurch aufgebracht hat, hat Suhr einen am Wege liegenden Knittel ergriffen und der davoneilenden Halwes von hinten einen Schlag über den Kopf versetzt, der sie betäubt zu Boden gestreckt hat, worauf er sie durch Durchschneiden des Halses völlig Getödtet hat.
Die ermordete Luise Halwes ist 21 Jahre alt und ebenfalls as Ribnitz gebürtig, ihre Eltern sind bereits verstorben.
Sie wird als ein tüchtiges und treues Mädchen bezeichnet und war mit einem in der Nachbarschaft von Torfbrücke dienenden jungen Manne verlobt."
Der ruchlose Mörder büßte seine Tat schließlich mit dem Leben.

Die Grabstelle des Torfbrücker Revierförsters Schmitt-Wulffen und seiner Familie im Torfbrücker Revier

Am Ort der eingezäunten, mit einem Holzkreuz versehenen, Grabstelle ist der Torfbrücker Revierförster Schmidt-Wulffen am 1. Mai 1945 mit seiner Familie in den Freitod gegangen.
Die Familie fand hier ihre letzte Ruhe.

Das Revier Torfbrücke

Die Forstwirtschaft im Revier Torfbrücke

Forstinspektor Ch. Bencard 1952 zum Revier Torfbrücke
"Das Forstrevier Torfbrücke ist mit 740 ha Kiefernfläche das größte Kiefernrevier der Rostocker Heide.
In Torfbrücke fehlen den Kiefern die Altersklassen 81-120, von denen 1929 nur 20 ha vorhanden waren gegen 200 ha normal. ...
Der Grund ist nicht ersichtlich.
Vieleicht litten die in den Jahren 1840-1860 aufgeforsteten Blößen unter dem wachsenden Wildstand oder nach Aufforstung der vorgefundenen Räumden mit Kiefern wurde mehr Laubholz gepflanzt, da die Rostocker häufig die Bevorzugung der Kiefer bemängeln.
Dieses Manko hat sich aber schon jetzt so gebessert, daß nur die Altersklassen 101-120 schwach datiert ist,
aber durch "über 120" reichlich ersetzt wird.
Torfbrücke zeichnet sich durch die besten und mildesten Furniereichen aus.
In dem Laubholzstrich wird man der Traubeneiche einen Vorrang einräumen müssen.
In Torfbrücke ist nicht mehr viel Buchenfläche in Nadelhoz umzuwandeln.

Titaneisensand und Sensenstreicher

Fruchtbare Handelsbeziehungen entwickelten die Bewohner Torfbrückes Ende des 19. Jahrhunderts mit dem "Sträkmacherdorf" Thulendorf, bei Sanitz. Die hier gefertigten "Sträk", Sensenstreicher und Messerschärfer waren durch ihre besonders gute Qualität in der Gegend berühmt. Das Geheimnis dieser ausgesprochen gut funktionierenden und langlebigen Schärfinstrumente rührte vom Ostseesand und Heideteer her. Im Strandabschnitt des Torfbrücker Forstreviers fand sich besonders viel "Rotsand", dessen Farbe durch hohe Anteile an Titaneisen, Korund und Granat entsteht. Dieser Grundstoff fachgerecht vermengt mit dem in der Heide gewonnenen Teer, war der gehütete Kern der begehrten Werkzeuge. Ganze Fuhrwerksladungen dieser Grundstoffe nahmen ihren Weg zu den Herstellern. Kostete doch das Scheffel solchen Seesandes nur drei Mark. Schließlich verbot die Obrigkeit den Sandhandel, verursachte der doch hier inzwischen einen unübersehbaren Küstenrückgang, dem es Einhalt zu gebieten galt.

Ur- und frühgeschichtliche Funde

Die acht Hufen des Doberaner Klosters

Die Stromgrabenmündung (nördlichster Punkt Rostocks), Sturmhochwasser, die Sperrwerke und der Küstenschutz

Der Vermessungsturm

1906 bis 1911
Findet die Neuvermessung der gesamten Rostocker Heide statt.
Im Ergebnis entstehen am Ende eine Mutterkarte und 7 Wirtschaftskarten der einzelnen Reviere.
1.Revier Hinrichshagen u. Markgrafenheide
2. Revier Schnatemann
3. Revier Wiethagen/ Wallensteinslager
4. Revier Meiershausstelle und Lünenburg
5. Revier Tofbrücke
6. Revier Willershagen
7. Revier Cordshagen)
Die Karten 1. bis 6. fanden später unter anderem modifiziert Verwendung als Beilage in L. Krauses Flurnamenbuch. (AHR 1.4.17 250)



Anekdote

Als der Vermessungsingenieur Bühring zu Beginn seiner Vermessungs- und Kartierungsarbeiten zum Leuchtturm Darßer Ort "ins preußische" reist um per Triangulationsvermessung zwischen Warnemünder und Darßer Leuchtturm den zukünftigen Standort des Vermessungsturmes in der Rostocker Heide einzumessen, mißtraute der dortige Leuchtturmwärter diesem merkwürdigen Mann und seinem eigenartigen Gebaren mit "verschiedenartigen optischen Spioniergeräten". Er hielt ihn für einen ausländischen Spion und verständigte umgehend die preußische Pölizei. Bei der bald darauf erfolgten Festnahme und den strengen Vernehmungen im Polizeigewahrsam stellte sich jedoch heraus, daß er nur ein "harmloser Mathematiker aus dem Mecklenburgischen" war und man ließ ihn gewähren.

Der Rosenort und die Rosenortbude

Der Garthe-Stein

Der Gedenkstein für Ludwig Krause

Der Gedenkstein für Ludwig Krause an der Müggenburger Wüstung
Denn keiner hat die Rostocker Heide, ihre natürlichen Verhältnisse und ihre Geschichte so genau gekannt, keiner diese herrliche Waldgebiet so geliebt wie er. ..."
Ernst Dragendorf in seinem Nachruf 1925
In der Rostocker Heide, im Torfbrücker Revier, etwa auf der halben Strecke zwischen Hinrichshagen und Graal-Müritz, steht westlich der Landstraße, an der sogenannten Müggenburger Hofstelle ein Gedenkstein.
Das für diesen Ort namengebende Dorf Müggenburg war bereits zwei Jahrhunderte zuvor untergegangen.
Am Rande eines großen militärischen Sperrgebietes gelegen, geriet dieser Sein in der DDR-Ära fast in Vergessenheit.
Inzwischen ist er wieder für viele Heidefreunde ein oft besuchtes Wanderziel.
Ludwig Krause 1863-1924)
Am 19. Juni 1927 setzten hier die Mitglieder des Heimatbundes Mecklenburg ihrem drei Jahre zuvor verstorbenen Mitglied Ludwig Krause ein Denkmal.
Krause, Rostocker Stadtarchivar und Heimatforscher, wirkte Mecklenburg weit.
Aber die Hansestadt Rostock und hier die Rostocker Heide lagen ihm ganz besonders am Herzen.
So ist es auch seiner Initiative zu verdanken, dass der Heimatbund Mecklenburg im Jahre 1908 seine Flurnamenforschung mit dieser Region begann.
Ihm zu Ehren veröffentlichte der Verein für Rostocker Geschichte postum in den zwei Jahren nach seinem Tod auch seine bedeutendsten Bücher, die *"Topographie Rostocks" und * Ludwig Krause "Die Orts-,Forst- und Flurnamen der Rostocker Heide"
Als Archivar verbrachte Ludwig Krause sein Leben nicht nur zwischen verstaubten Akten.
Unermüdlich wanderte er durch die mecklenburgischen Landschaften und am liebsten durch die Rostocker Heide, zeichnete auf, sammelte und archivierte, so daß schließlich die viele hundert Bestandseinheiten umfassende "Krausesche Fundchronik" entstand, die heute zu den besonderen Schätzen des Archivs der Hansestadt Rostock gehört.
Fast ebenso umfassend ist der gedruckte regionalgeschichtliche Nachlass der bis in unsere Zeit zu den herausragenden Quellenwerken unseres Bundeslandes Zählt.

Mehr über Ludwig Krause und sein Wirken in der Rostocker Heide

Einst bewohnte Plätze im Torfbrücker Revier





* Karl Mewis Kanal bei Torfbrücke

Sagen, Legenden und Geschichten aus dem Revier Torfbrücke

Weiße Frau und Kobold am Müggenburger Teich
Bei hellem Mondschein kann man in dem Teich, der früher zu dem jetzt nicht mehr vorhandenen Dorf Müggenburg gehörte, ein Plätschern hören. Dort spült eine weiße Frau ihre Wäsche
An demselben Teich treibt zuweilen auch bei Tage ein häßlicher Kobold sein Unwesen. So erschien er eines Sonntags plötzlich einem dort Nüsse pflückenden Heidedörflee und rief dem eiligst Entfliehenden mit gewaltiger Stimme dröhnend nach: "Harst du nich in de Schoh den Bullerjahn, sall di de Kopp in´n Nacken stahn."
(Hast du nicht im Schuh den Baldrian, soll dir der Kopf im Nacken stehen)


Spuk in der Schwanberger Heide


Flurnamen in der Torfbrücker Gemarkung