Fortlaufende Ortschronik von Carwitz: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 11. August 2022, 09:53 Uhr
Kenndaten der Ortschronik | |
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Ort | Carwitz OT Feldberger Seenland |
Zeitlicher Schwerpunkt | fortlaufend |
Urheberrechte | |
Erstellungszeitraum | seit 2020 |
Publikationsdatum | veröffentlicht |
Inhaltliche Kategorisierung | Geschichte des Dorfes Carwitz |
Status (Ampelsystem) | in fortlaufender Bearbeitung |
Die Geschichte von Carwitz
Die älteste Urkunde über das in landschaftlich schöner Gegend bei Felderg gelegene Dorf reicht in das Jahr 1393 zurück und nennt den Ort "Carwytze". Kühnel deutet den Namen nach dem altslawischen "Krava" als "Kuhort". Die offensichtlich slawische Herkunft sowie Bodenfunde in der Dorffeldmark lassen den Ort jedoch bedeutend älter erscheinen.
Carwitz im späten Mittelalter (um 1200 bis 1517)
- 1393
- Befindet sich Carwitz unter den Dörfern, aus denen die Herzöge von Mecklenburg-Stargard dem Hening Parsenow für 1956 Mark Bede und Pacht anweisen.
- 1417
- verpfändet Herzog Johann von Mecklenburg dem Gereke von Karkow die Pfennig- und Kornbede aus Dolgen und Karwitz für 250 Mark.
- 1475
- kommt der dem Jasper Karkow in Läven gehörige Hof in Karwitz in die Hände des Hermann Oertzen zu Helpt.
- 1477
- wird der Hof dem Heinrich Rieben auf Galenbeck zediert (eine Forderung an einen Dritten abtreten)
- 16. Jahrhundert, Anfang
- das Dorf kommt in den Besitz der Landesherrren und wird zum Amt Feldberg gelegt
Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)
- 1534
- zum Kirchspiel der selbständigen Pfarre Carwitz gehören noch die Kapellen Feldberg, Läven und Lüttenhagen
- 1589
- werden die Familien Strasen, Schröder, Sprungk, Staringk, Mäule, Uppendaal, Warner, Zandtke, Schünemann, Negendanke, Beyer, Kagelmann, Schnelle, Grottekopf, Schreiber und Schmidt genannt.
- Der Freischulzenhof ist im Besitz des Erdmann Strasen.
- 1610
- vor dem Dreißigjährigen Krieg wohnen in Carwitz ein Freischulze, 4 Bauern und 12 Kossaten
- 1629 und 1776
- wird die Familie Schultze als Besitzer des Freischulenhofes genannt.
- 1639, 13.Juni
- nach Akten des Amtes Feldberg leben gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges leben dort nur noch Drewes und Jacob Schulze, Michael Rakow mit Ehefrau und die beiden Knechte Claus und Chim Schweidt. Alle übrigen hatte der Krieg vernichtet oder verjagt.
- die bisherige Pfarre Carwitz ist während des Krieges eingegangen. Die Bewohner des Kirchspiels werden nach Triepkendorf eingemeindet.
Bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)
- 1683
- werden außer dem Schulzen 5 Vollhufner namens Schriewert, Siebert, Vliege, Schulz und Rako genannt, außerdem sind wieder 1 Kossat und 2 Einlieger ansässig
- 1706
- die Kirche, ein turmloser Fachwerkbau wird geweiht.
- 1714
- der vor dem Westgiebel der Kirche stehende hözerne Turm wird repariert.
- werden de Familien Pfennigstorf, Gransing, Läwen und Blank im Inventarium Carwitz beim Amt Feldberg aufgezählt.
- 1724
- werden außer dem Schulzen 5 Halbbauern genannt
- 1740
- Carwitz wird (bis 1857) abermals Pfarrdorf
- 1743
- werden ein Vollbauer und 4 Halbbaueern namens Sievert, Rakau, Flage und Schultze genannt.
- 1780 bis 1852
- war die Famile Moldenhauer Besitzer des Freischulzenhofes.
Bis zur Reichseinigung (bis 1871)
- 1857
- die Pfarre wird nach Feldberg verlegt und Carwitz dorthin eingemeindet.
- 1858
- Ausbau des Hofes
- 1869 bis 1904
- Der Freischulzenhof gehört der Familie Ahlgrimm
Kaiserreich (1871-1918)
- 1874
- der Freischulzenhof wird nach "Röschen" Ahlgrimm in Rosenhof umbenannt
- 1912
- der baufällige Holzturm der Kirche wird abgerissen.
Weimarer Republik (1918-1933)
Drittes Reich (1933-1945)
SBZ und DDR (1945-1990)
Die heutige Zeit
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:
Ur- und Frühgeschichte von Carwitz
Die slawischen Brückenbauten im Carwitzer See
Herkunft und erste Erwähnung von Carwitz
Die Kirche von Carwitz
Die Carwitzer Fischerei
Opfer von Krieg und Gewalt aus Carwitz
Wer war wer in Carwitz
Fallada, Hans
- Hans Fallada im Projekt Gutenberg [1]
Ditzen, Anna
Werner, Ruth
- Beitrag in der Mitteldeutschen Zeitung vom 14.5.2017
- Ruth Werner - Sie war die größte Spionin des 20. Jahrhunderts
- Ruth Werner spionierte 20 Jahre lang für die Rote Armee
- Von Iris Stein 14.05.2017
- Ein Frühlingstag in Carwitz, einem Dörfchen in der Feldberger Seenlandschaft. Hier hat Hans Fallada viele Jahre gelebt, sein ehemaliges Wohnhaus ist heute ein Museum. Bis dorthin, am Ende der Straße gelegen, kommen nahezu alle Besucher, der idyllische Ort lockt sie an. Wer Zeit hat, geht noch etwas weiter, liegt doch dahinter die Halbinsel Bohnenwerder, die der Dichter oft beschrieben hat. Riesige alte Bäume, Ginster, Sandboden, hohes Gras.
Doch welche Überraschung! Ein kleines Schild fällt plötzlich am Holzzaun ins Auge, da, wo das Fallada-Anwesen zu Ende ist. Hier verbrachte Ruth Werner viele Jahrzehnte mit ihrer Familie die Sommerzeit, erfährt der Spaziergänger. Ein einfaches Holzhäuschen ist vom Zaun aus zu sehen. Einst gehörte es wie das ganze Fallada-Gelände dem Berliner Kinderbuchverlag, heute ist es in Familienbesitz. Eine Frau mit vielen Namen
Ruth Werner - ein Name, den kaum noch jemand kennt. In Carwitz ist das anders. Hier wohnt heute ihr jüngster Sohn Peter Beurton, inzwischen 74 Jahre alt. Hier gibt es einen Ruth-Werner-Verein. Noch ist sie lebendig, die Erinnerung an den größten weiblichen Spion des 20. Jahrhunderts. Eines ist sicher: Diese Bezeichnung hätte ihr nicht gefallen. Geprägt wurde sie von einem britischen Geheimdienstexperten. Doch sie kommt nicht vor in der kleinen Ausstellung im Carwitzer „Scheunen-Laden“, die der Verein dem Wirken und dem Werk der Frau mit den vielen Namen und dem ungewöhnlichen Schicksal widmet.
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Ruth Werner also, so nannte sie sich als Schriftstellerin. Geboren am 15. Mai 1907 als Ursula Kuczynski in Berlin, wurde sie später Ursula Hamburger, zuletzt Ursula Beurton. Und natürlich war sie „Sonja“. Das war ihr Deckname als Kundschafterin für den Nachrichtendienst der Roten Armee, für den sie von 1933 an für 20 Jahre arbeitete. In China, Polen, der Schweiz und Großbritannien. Eine Frau! Mutter. Mit nach und nach drei Kindern von drei verschiedenen Männern. Was für ein Leben in jenen unsicheren Zeiten! Kinder waren gewollt
Man mag sich nicht ausmalen, was aus ihr und den Kindern Michael, Janina und Peter geworden wäre, hätte man sie gefasst. Was hat sie bewogen, gegen Nazi-Deutschland zu kämpfen? Wie hat sie das ausgehalten, immer und überall schweigen zu müssen, ein Doppelleben zu führen, von dem ihre Kinder bis in die 70er Jahre nichts ahnen durften? War das Verantwortungsgefühl für die Zukunft, Leichtsinn, Todesmut? „Sie hat die Gefahr ausgeblendet“, sagt Peter Beurton heute, „sie hat nicht darüber nachgedacht.“ Sei einfach hineingewachsen in die Situation. Kommunistische Grundüberzeugungen ließen sie tun, was in jener Zeit notwendig erschien. Die persönlichen Lebensumstände waren da kein Hinderungsgrund.
Im Jahr 1930 ging die damals 23-jährige Ursula Hamburger mit ihrem ersten Mann, einem Architekten, nach Shanghai. Dort wurde sie von Richard Sorge (Foto), einem sowjetischen Agenten, der später Hitlers Angriffsdatum auf die Sowjetunion vorab an Stalin übermittelte, für den militärischen Nachrichtendienst der UdSSR angeworben. Bis kurz nach Kriegsende war sie dafür tätig, zuletzt als Oberst. Zweimal wurde sie mit dem Rotbannerorden geehrt. Eine dritte Ehrung aus den Händen Boris Jelzins lehnte sie ab. Erst in den 70er Jahren brach sie - inzwischen 1950 in die DDR übergesiedelt und als Schriftstellerin Ruth Werner bekannt - das Schweigen über ihre Kundschafterzeit. Das Buch „Sonjas Rapport“ (1977) wurde auch in China und Großbritannien ein Erfolg. Während des Krieges hatte sie den Spanienkämpfer Len Beurton geheiratet. Was zunächst Scheinehe war, um nach England übersiedeln zu können, wurde eine über 50-jährige Liebe. Len Beurton starb 1997, Ruth Werner 2000.
Mit feinem Humor und einer Portion Altersmilde schiebt der Sohn nach: „Als Mutter war sie durchschnittlich, trotzdem war sie eine gute Mutter.“ Allerdings habe sie - so seine Erinnerung - bis zu ihrem Lebensende „bei aktueller Gefahr für uns Kinder hyperneurotisch reagiert“. Dass diese dann längst erwachsen waren, spielte keine Rolle.
Tochter Janina Blankenfeld, inzwischen verstorben, berichtet in dem Bändchen „Die Tochter bin ich“, das 1985 in der DDR erschien, über ihr unstetes Leben, zu dem unausweichlich auch Trennungen und Heimaufenthalte gehörten. Aus der Zeit vor ihrer Geburt heißt es: „Sicher hat Mutter lange darüber nachgedacht, ob sie nicht leichtsinnig handelte, ob sie mich haben durfte oder nicht.“ Doch die Tochter wusste, sie war genau wie ihr älterer und später ihr jüngerer Bruder aus tiefstem Herzen gewollt. Ruth Werner baute die weltbesten Spionageringe auf
Sonja funkte für die Widerstandsorganisation Rote Kapelle. Sie „baute Spionageringe auf, die besten, die die Geschichte jemals kannte und die einen enormen Beitrag zum Überleben der Russen und dem Sieg im Zweiten Weltkrieg geleistet haben“. So bewertet der ehemalige führende britische Spionageabwehrmann Peter Wright in seiner Autobiografie die Agentin. Sie war Kurierin für den Atom-Spion Klaus Fuchs, als Physiker maßgeblich am britisch-amerikanischen Atombombenprojekt beteiligt. Sie übermittelte von ihm beschaffte Informationen nach Moskau. Heute gibt es den Staat, dem Sonja diente, nicht mehr. Hatte es dennoch Sinn, ihr Leben und das ihrer Familie zu riskieren?
„Man muss sie in ihrer eigenen Zeit sehen“, sagt Peter Beurton. „Und wenn sie durch ihre Arbeit den Krieg nur um Stunden verkürzt hat, so hat sie Leben gerettet.“ Zudem habe seine Mutter mit den Kurierdiensten für Klaus Fuchs einen wesentlichen Beitrag zum Gleichgewicht des Schreckens im Kalten Krieg geleistet. Wäre die Sowjetunion bereits damals kollabiert, so der Philosoph, der Jahrzehnte für die Akademie der Wissenschaften und das Max-Planck-Institut für Wirtschaftsgeschichte arbeitete, „hätten wir alle ein anderes Leben“. (mz)
Sagen, Geschichten und Legenden rund um Carwitz
- Der Schatz bei Carwitz
Ein Knecht ging einst in der Johannisnacht, in der die verborgenen Schätze aus der Erde steigen, durch den Hohlweg am Hauptmannsberg, nicht weit vom Preesterbrook. Dort sah er am Boden glühende Kohlen liegen und meinte, ein Hirte habe sein Feuer nicht gelöscht. Da seine Pfeife ausgegangen war, suchte er sich, indem er die grö- ßeren beiseite stieß, ein kleines, recht hell glühendes Stück heraus und legte es auf den Tabak. Trotzdem brannte die Pfeife nicht wieder an, und ärgerlich schob er sie in die Tasche. Am anderen Morgen holte er sie hervor und fand einen blanken Louisdor daran. Sofort ist er in den Hohlweg gelaufen, wo er den Schatz habe brennen sehen, und hat zu seiner Freude wenigstens noch die Stücke, die er beim Suchen nach einer passenden Kohle mit der Hand berührt hatte, gefunden. Der übrige Schatz war wieder versunken, aber es war genug, dass er bei einiger Sparsamkeit immer Geld hatte bis an sein Lebensende.