Fortlaufende Ortschronik des Dorfes Wanzka: Unterschied zwischen den Versionen

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;Nixe im See bei Wanzka.
 
;Nixe im See bei Wanzka.
  
:Vor längerer Zeit bestand in dem jetzigen Marktdorfe
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:Vor längerer Zeit bestand in dem jetzigen Marktdorfe Wanzka ein herzogliches Amt und waren die Bauern desselben dahin frohnpflichtig. Einmal um die Frühjahrszeit pflügten mehrere dieser Bauern in der Nähe des Wanzkaer Sees, und zwar an dem Theile, der sich nach Blankensee hinzieht. In der Mittagsstunde legten sie sich bei den dort stehenden Weidengebüschen zum Schlafe nieder und waren auch bald eingeschlummert.
Wanzka ein herzogliches Amt und waren die Bauern
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:Einer nur konnte nicht einschlafen und vernahm plötzlich vom See her, der dort eine Art Bucht macht und mit Rohr und Schilf bewachsen war, die Worte
desselben dahin frohnpflichtig. Einmal um die Frühjahrszeit pflügten mehrere dieser Bauern in der Nähe
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:›De Tid is üm, un de Minsch is noch nich dor!‹ Nach dem ersten Schreck erhebt sich dieser, sieht ängstlich nach der bezeichneten Stelle hin und weckt dann, als er nichts gewahrt, seine Gefährten. Bald sind alle Schläfer wieder munter und lauschen erwartungsvoll, ob die Stimme wohl noch öfter sich hören lassen werde und was sich dann weiter ereigne. Und bald
des Wanzkaer Sees, und zwar an dem Theile, der sich
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darauf rief es wieder ›De Tid is üm, un de Minsch is noch nich dor!‹  
nach Blankensee hinzieht. In der Mittagsstunde legten
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:aber weiter bemerkten sie nichts. Als die aufmerksam Horchenden endlich aber zum drittenmale dieselben Worte vernommen hatten, kam eiligst angelaufen, mit ein paar Reusen in der Hand, der Weber von der Wanzkaer Schäferei. Er lenkte seine Schritte gerade der Bucht zu, von welcher her die Worte erschallt waren. Da kamen die Bauern aber hinter den Gebüschen hervor, traten dem Dahereilenden in den Weg und fragten nach seinem Begehr. Er erzählte ihnen unverholen, daß er ein armer Mann sei und die Mittagsstunde, sowie die Abwesenheit der Wanzkaer Fischer habe benutzen wollen, um hier Reusen zu legen, da sich bei der jetzigen Laichzeit und gerade in dieser Bucht die Fische sehr gut fingen.
sie sich bei den dort stehenden Weidengebüschen zum
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:Er bat sie, ihn seine Reusen legen zu lassen und ihn nicht anzugeben. Die Bauern jedoch erwiderten, daß daraus nichts werden könne, er solle nur wieder umkehren. Als der arme Weber aber immer dringender bat, sagten die besorgten Leute ihm endlich, weshalb nichts daraus werden könne, eine Stimme habe gerufen  
Schlafe nieder und waren auch bald eingeschlummert.
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:›De Tid is üm, un de Minsch is noch nich dor!‹
Einer nur konnte nicht einschlafen und vernahm
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:und wenn sie auch sonst nichts dagegen hätten, so könnten sie ihn unter solchen Umständen nicht nach dem See heranlassen. Der Mann beklagte seine Zeitversäumniß und daß er nun den Weg so vergeblich gemacht habe, und ersuchte die Bauern, ihm wenigstens einmal zu trinken zu geben, da er vom eiligen Gehen erschöpft sei und großen Durst habe. Allein
plötzlich vom See her, der dort eine Art Bucht macht
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das Trinken war all' geworden und so bat der Erschöpfte denn um einen Trunk Wasser aus dem See. Einer der Bauern ist dazu bereitwillig, er schöpft mit seinem großen, dreieckigen Hut und bringt dem Durstigen zu trinken. Kaum hat dieser aber seinen Durst gelöscht, so fällt er todt hin, und die Bauern behaupteten nun, daß er der Mann gewesen sei, den die Stimme aus dem See gerufen habe.
und mit Rohr und Schilf bewachsen war, die Worte
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:F.C.W. Jacoby bei Niederh. 2, 199 ff.
›De Tid is üm, un de Minsch is noch nich dor!‹ Nach
 
dem ersten Schreck erhebt sich dieser, sieht ängstlich
 
nach der bezeichneten Stelle hin und weckt dann, als
 
er nichts gewahrt, seine Gefährten. Bald sind alle
 
Schläfer wieder munter und lauschen erwartungsvoll,
 
ob die Stimme wohl noch öfter sich hören lassen
 
werde und was sich dann weiter ereigne. Und bald
 
darauf rief es wieder ›De Tid is üm, un de Minsch is
 
noch nich dor!‹ aber weiter bemerkten sie nichts. Als
 
die aufmerksam Horchenden endlich aber zum drittenmale dieselben Worte vernommen hatten, kam eiligst
 
angelaufen, mit ein paar Reusen in der Hand, der
 
Weber von der Wanzkaer Schäferei. Er lenkte seine
 
Deutsche Märchen und Sagen
 
3.198 Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche ... Bartsch-Sagen Bd. 1, 403
 
Schritte gerade der Bucht zu, von welcher her die
 
Worte erschallt waren. Da kamen die Bauern aber
 
hinter den Gebüschen hervor, traten dem Dahereilenden in den Weg und fragten nach seinem Begehr. Er
 
erzählte ihnen unverholen, daß er ein armer Mann sei
 
und die Mittagsstunde, sowie die Abwesenheit der
 
Wanzkaer Fischer habe benutzen wollen, um hier
 
Reusen zu legen, da sich bei der jetzigen Laichzeit
 
und gerade in dieser Bucht die Fische sehr gut fingen.
 
Er bat sie, ihn seine Reusen legen zu lassen und ihn
 
nicht anzugeben. Die Bauern jedoch erwiderten, daß
 
daraus nichts werden könne, er solle nur wieder umkehren. Als der arme Weber aber immer dringender
 
bat, sagten die besorgten Leute ihm endlich, weshalb
 
nichts daraus werden könne, eine Stimme habe gerufen ›De Tid is üm, un de Minsch is noch nich dor!‹
 
und wenn sie auch sonst nichts dagegen hätten, so
 
könnten sie ihn unter solchen Umständen nicht nach
 
dem See heranlassen. Der Mann beklagte seine Zeitversäumniß und daß er nun den Weg so vergeblich
 
gemacht habe, und ersuchte die Bauern, ihm wenigstens einmal zu trinken zu geben, da er vom eiligen
 
Gehen erschöpft sei und großen Durst habe. Allein
 
das Trinken war all' geworden und so bat der Erschöpfte denn um einen Trunk Wasser aus dem See.
 
Einer der Bauern ist dazu bereitwillig, er schöpft mit
 
seinem großen, dreieckigen Hut und bringt dem DurDeutsche Märchen und Sagen
 
3.199 Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche ... Bartsch-Sagen Bd. 1, 403
 
stigen zu trinken. Kaum hat dieser aber seinen Durst
 
gelöscht, so fällt er todt hin, und die Bauern behaupteten nun, daß er der Mann gewesen sei, den die Stimme aus dem See gerufen habe.
 
F.C.W. Jacoby bei Niederh. 2, 199 ff.
 
  
 
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==Flurnamen auf der Wanzkaer Feldmark==
 
==Flurnamen auf der Wanzkaer Feldmark==

Version vom 17. Februar 2021, 00:24 Uhr

Wanzkaer Volkskunde

Sagen, Geschichten und Legenden rund um Wanzka

Nixe im See bei Wanzka.
Vor längerer Zeit bestand in dem jetzigen Marktdorfe Wanzka ein herzogliches Amt und waren die Bauern desselben dahin frohnpflichtig. Einmal um die Frühjahrszeit pflügten mehrere dieser Bauern in der Nähe des Wanzkaer Sees, und zwar an dem Theile, der sich nach Blankensee hinzieht. In der Mittagsstunde legten sie sich bei den dort stehenden Weidengebüschen zum Schlafe nieder und waren auch bald eingeschlummert.
Einer nur konnte nicht einschlafen und vernahm plötzlich vom See her, der dort eine Art Bucht macht und mit Rohr und Schilf bewachsen war, die Worte
›De Tid is üm, un de Minsch is noch nich dor!‹ Nach dem ersten Schreck erhebt sich dieser, sieht ängstlich nach der bezeichneten Stelle hin und weckt dann, als er nichts gewahrt, seine Gefährten. Bald sind alle Schläfer wieder munter und lauschen erwartungsvoll, ob die Stimme wohl noch öfter sich hören lassen werde und was sich dann weiter ereigne. Und bald

darauf rief es wieder ›De Tid is üm, un de Minsch is noch nich dor!‹ 

aber weiter bemerkten sie nichts. Als die aufmerksam Horchenden endlich aber zum drittenmale dieselben Worte vernommen hatten, kam eiligst angelaufen, mit ein paar Reusen in der Hand, der Weber von der Wanzkaer Schäferei. Er lenkte seine Schritte gerade der Bucht zu, von welcher her die Worte erschallt waren. Da kamen die Bauern aber hinter den Gebüschen hervor, traten dem Dahereilenden in den Weg und fragten nach seinem Begehr. Er erzählte ihnen unverholen, daß er ein armer Mann sei und die Mittagsstunde, sowie die Abwesenheit der Wanzkaer Fischer habe benutzen wollen, um hier Reusen zu legen, da sich bei der jetzigen Laichzeit und gerade in dieser Bucht die Fische sehr gut fingen.
Er bat sie, ihn seine Reusen legen zu lassen und ihn nicht anzugeben. Die Bauern jedoch erwiderten, daß daraus nichts werden könne, er solle nur wieder umkehren. Als der arme Weber aber immer dringender bat, sagten die besorgten Leute ihm endlich, weshalb nichts daraus werden könne, eine Stimme habe gerufen
›De Tid is üm, un de Minsch is noch nich dor!‹
und wenn sie auch sonst nichts dagegen hätten, so könnten sie ihn unter solchen Umständen nicht nach dem See heranlassen. Der Mann beklagte seine Zeitversäumniß und daß er nun den Weg so vergeblich gemacht habe, und ersuchte die Bauern, ihm wenigstens einmal zu trinken zu geben, da er vom eiligen Gehen erschöpft sei und großen Durst habe. Allein

das Trinken war all' geworden und so bat der Erschöpfte denn um einen Trunk Wasser aus dem See. Einer der Bauern ist dazu bereitwillig, er schöpft mit seinem großen, dreieckigen Hut und bringt dem Durstigen zu trinken. Kaum hat dieser aber seinen Durst gelöscht, so fällt er todt hin, und die Bauern behaupteten nun, daß er der Mann gewesen sei, den die Stimme aus dem See gerufen habe.

F.C.W. Jacoby bei Niederh. 2, 199 ff.

Flurnamen auf der Wanzkaer Feldmark