Fortlaufende Chronik der Reuterstadt Stavenhagen

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Kenndaten der Ortschronik
OrtReuterstadt Stavenhagen
Zeitlicher Schwerpunktfortlaufend
UrheberrechteWilfried Steinmüller
Erstellungszeitraumseit 2018
Publikationsdatumveröffentlicht
Inhaltliche KategorisierungGeschichte der Reuterstadt Stavenhagen
Status (Ampelsystem)in fortlaufender Bearbeitung


Die historische Chronologie der Reuterstadt Stavenhagen

Um die Chronik übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.

Stavenhagen im späten Mittelalter (um 1200 bis 1517)

Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)in Stavenhagen

Stavenhagen bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)

Bis zur Reichseinigung (bis 1871)

Stavenhagen im Kaiserreich (1871-1918)

Weimarer Republik (1918-1933)

Drittes Reich (1933-1945)

SBZ und DDR (1945-1990)

Stavenhagen in unseren Tagen

Wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:

z.B.

Herkunft und erste Erwähnung von Stavenhagen

Die Burg/ das Schloss

Die Schulen

Zeitzeugenberichte

Opfer von Krieg und Gewalt aus Stavenhagen

Napoleonische Zeit

Opfer in französischen Diensten: Französische Flotte, Rußlandfeldzug u.a.

Befreiungskriege

Deutsch/ Französischer Krieg 1870/71

Erster Weltkrieg

Zweiter Weltkrieg

Nachkriegszeit (z.B. Lager Fünfeichen)

Das Kriegsende 1945 in Stavenhagen

Kriegsende 1945 - Massensuizid in Stavenhagen


Stavenhagen wies noch im 20. Jahrhundert manch‘ idyllischen, fast wie ein Klischee von der mecklenburgischen Kleinstadt in "guter alter Zeit" anmutenden Winkel wie die Malchiner oder die Ivenacker Straße auf. Abrupt gingen diese Postkartenidyllen in den letzten April- bzw. ersten Maitagen 1945 ihrer Unschuld verlustig. Das dafür ursächliche Geschehen ist im Kontext des Endes des Zweiten Weltkrieges zu suchen, das sich Anfang Mai 2020 zum 75. Male jährt und dessen Grausamkeiten nicht oft genug thematisiert werden können.
Ursächlich war allerdings nicht, dass die Reuterstadt noch am 29. April unter Fliegerbeschuss geriet. Menschenleben waren zwar nicht zu beklagen, aber sieben zerstörte Häuser – sie befanden sich sämtlich am Markt. Ursächlich, zumindest nicht unmittelbar, war auch nicht die militärische Besetzung am folgenden Tage – offiziell erfolgte sie kampflos, wenn auch womöglich nicht ganz konfliktfrei. Einen ersten Fingerzeig gibt Georg Graf von Schwerin, Besitzer des nahegelegenen Gutes Zettemin, in seinen Lebenserinnerungen: "allein in dem Städtchen Stavenhagen sollen es um die zweihundert Personen gewesen sein," die bei Kriegsende in den Suizid gingen. Doch darauf scheinen weder das Sterbeerst- noch das im Landeshauptarchiv Schwerin verwahrte Sterbezweitbuch des Standesamtes Stavenhagen für 1945 Rückschlüsse zu ermöglichen, da keine Aufzeichnung der Todesursachen erfolgte.
Selbst die standesamtlichen Sterbefallzahlen scheinen auf den ersten Blick einen derartigen Massensuizid auszuschließen, denn im April registrierte das Standesamt überhaupt lediglich 23 Todesfälle und im Mai gar nur 20. Bei genauerem Hinsehen fällt allerdings eine Aufzeichnungslücke zwischen 27. April und 21. Mai ins Auge, die sich im Weiteren zu schließen beginnt: zwei Sterbefälle aus dem Mai wurden im Juni nachregistriert, im August und September je drei weitere, im Oktober kamen dann fünf Todesfälle vom 30. April und zwei vom 1. Mai hinzu, und im November schließlich tätigte der Standesbeamte 84 Todesfall-Nachträge für April und Mai sowie im Dezember nochmals 33. 16 Nachträge erfolgten für den 30. April, 56 für den 1. Mai, 28 für den 2. und 21 für den 3., zwei für den 4. und einer für den 5. sowie weitere acht für die Zeit vom 9. bis 25. Mai. Zwölf der Nachträge bezogen sich auf Verstorbene, die nicht in der Stadt wohnten, sondern in zum Standesamtsbezirk gehörenden Umlanddörfern.
Mit den Toten, die hier in Rede stehen, und ihrer Beziehung zur Malchiner und zur Ivenacker Straße verhält sich wie folgt. Die Sterbefälle traten kaum punktuell und isoliert in Erscheinung, sondern überwiegend als Gruppe bzw. Familie. Zunächst fallen im Sterberegister bestimmte topographische Häufungen ins Auge – am Amtsbrink die Häuser Nr. 12 und 29, in der Basepohler Straße Nr. 17 und 27, am Gotteskamp Nr. 2, 9, 11 und 12, in der Ivenacker Straße Nr. 8, 9 und 24, in der Neuen Straße Nr. 3, 9, 15, 17 und 19, am Reuterplatz Nr. 7, 10, 16 und 19, in der Schultetusstraße Nr. 21, 36 und 56 sowie in der Wallstraße Nr. 1, 28, 48 und 50. "Hotspot“ aber war die Malchiner Straße, in der die Häuser Nr. 25, 33, 34, 48, 50, 55, 60, 73 und 77 betroffen waren.
Derartige Ballungen von Sterbefällen verwandter Menschen unterschiedlicher Generationen an einem Ort lassen, nicht zuletzt in Berücksichtigung des Zeitraumes und des Zeitpunktes, kaum einen anderen Rückschluss zu als erweiterte Kollektivsuizide. Dabei sind bestimmte soziale Kontexte zwischen den Toten, d.h. familiär-verwandtschaftliche Beziehungen, unübersehbar. Als Beispiel mag die Ivenacker Straße 8 dienen, in der sich am 1. Mai 1945 sieben Menschen das Leben nahmen. Das älteste Mitglied eines fünfköpfigen Verwandtenkreises war die 71jährige Elisabeth D. geb. A. Hinzu kamen ihr als Apotheker tätiger Sohn Georg D. im Alter von fast 45 Jahren und ihre Tochter Elisabeth B. geb. D. im Alter von 41 Jahren. Die Apothekergattin Gertrud D. geb. Sch., die diese Todesfälle beim Standesamt zur Anzeige brachte, begleitete ihren Ehemann und ihre angeheirateten Verwandten ebenso wenig in den Tod wie die eigenen Eltern, den 66jährigen Kaufmann Georg Sch. und die 63jährige Ella Sch. geb. M.
Gertrud D. gab dem Standesamt ebenfalls zur Kenntnis, dass unter selbiger Adresse und an selbigem Datum die – vermutlich für das Apothekerehepaar tätige – 44jährige Hausgehilfin Else B. sowie 74jährige Wilhelmine P. geb. N. verstarben. Mit dem Schicksal, den Tod mehrerer Verwandter unterschiedlicher Grade verkraften und dem Standesamt anzeigen zu müssen, stand Gertrud D. weder allein noch – rein nominell betrachtet – an der Spitze. Diese wenig beneidenswerte Position nahm wohl die Arbeiterehefrau Lotte M. geb. M. ein. Sie meldete die am 1. Mai 1945 in der Schultetusstraße 36 eingetretenen Todesfälle von Willi M. und seiner Frau, deren Eltern und drei Schwestern sowie deren elf Kindern der Jahrgänge 1934 bis 1944.
Die Motive für solches Verhalten sind komplex, multikausal und bisweilen irrational. Ein starkes Motiv bildete Verzweiflung
– Verzweiflung über die nach 1918 neuerliche militärische Niederlage, über eine sich als irrig erweisende Vorstellung einer arischen Überlegenheit, über ein zusammengebrochenes Weltbild. Hinzu kommen konnten ein Gefühl persönlichen Versagens, Angst vor einer ungewissen Zukunft und eventuellen Vergeltungshandlungen, der Einfluss der jahrelangen antisowjetischen (Gräuel-)Propaganda der Nationalsozialisten und deren Verstärkung durch propagandistisch überhöht ausgeschlachtete Ereignisse in Ostpreußen.
In Stavenhagen ließen sich davon, wie das im Landeskirchlichen Archiv verwahrte Kirchenbuch im Unterschied zum Standesamtsregister ausweist, 148 Menschen oder dreieinhalb bis vier Prozent der Stadtbevölkerung leiten!

Matthias Manke

Stemhäger Geschicht up platt (Läuschen un Rimels in uns tweit Amtssprak)

Mecklenburg-Vorpommern ist wohl das einzige Bundesland, das bereits in seiner Verfassung der plattdeuschen Sprache einen besonderen Schutz und besondere Pflege angedeihen läst. Daß es sogar offizielle Amtssprache ist, kann man nicht nur in der plattdeutschen Version der * Verfassung von Mecklenburg-Vorpommen nachlesen.

Sagen, Geschichten und Legenden in und um Stavenhagen

Vor mehr als hundert Jahren war in Stavenhagen ein großes Feuer ausgebrochen, das, vom Winde begünstigt, die ganze Stadt zu verzehren drohte. Da sprengte hoch zu Roß der in der Nähe wohnende Ritter von O.....n heran, ritt um das Feuer und besprach es. Dann jagte er von dannen, das Feuer ihm nach, hinaus zum Stadtthore in einen Teich, in den er sich mit seinem Pferde warf. In dem Teiche erlöschte das Feuer und der Ritter kam wohlbehalten ans andere Ufer. Das soll derselbe kleine Teich sein, in dem die Mädchen gewöhnlich ihre Wäsche spülen. Auch das Feuer soll dort noch fortbrennen, die Jungfern behaupten, das Wasser darin sei gar nicht kalt, auch wenn's im Winter noch so stark friert. Niederh. 1, 177ff.
Die letzten Ritter von Stave. Die letzten Stammhalter des Rittergeschlechtes von Stove oder Stave, nach welchem Stavenhagen benannt ist, waren zwei Brüder, von denen der eine auf Stavenhagen, der andere auf Ivenack wohnte. Sie hatten eine einzige Schwester, die oftmals zwischen ihnen vermittelnd eintrat. Einst aber bei einer Zusammenkunft geriethen sie in so heftigen Streit, daß sie die Schwerter gegen einander zogen. Die Schwester warf sich zwischen sie und wurde von den eigenen Brüdern durchbohrt. Verzweifelnd schwuren sie, sich niemals mehr auf Erden wiederzusehen. Als sie aber alt geworden, regte sich doch die Sehnsucht nach Versöhnung. Da sie ihren Schwur nicht brechen wollten, ließen sie einen unterirdischen Gang zwischen Stavenhagen und Ivenack, unter dem Ivenacker See, anlegen, um sich unter der Erde zu sehen und zu versöhnen. Kaum aber hatten sie sich die Hände gereicht, als die Decke einbrach und sie unter ihrem Schutte begrub. Die vermauerten Oeffnungen des Ganges sind noch heute erhalten. R. Samm bei Niederh. 4, 159 ff
Der Gerichtsberg bei Kittendorf. Eine Viertelmeile von Kittendorf bei Stavenhagen, an der preußischen Grenze, liegt ein mit ungefähr hundert Tannen bepflanzter Berg, der Gerichtsberg. Auf ihm wurde ein blödsinniges Mädchen unschuldig hingerichtet, das man der Brandstiftung anklagte. Vergeblich hatte sie ihre Schuldlosigkeit betheuert; man setzte sie den Qualen der Folter aus, und diese erpreßten das Geständniß ihrer Schuld, welches sie später widerrief. Als die Verurtheilte zum Scheiterhaufen geführt wurde, bat sie Gott, er möge der Nachwelt ein Zeichen ihrer Unschuld geben. Täglich um die Mittagsstunde sah man die Hingerichtete mit einem blutbefleckten Tuch zu dem nahen See gehen, um es hier vom Blut zu reinigen. Nach Jahren wurden die Bäume des Gerichtsberges gefällt; bei dieser Arbeit fand ein Mann seinen Tod, aus den Stämmen der Bäume aber entquoll Blut. Seit dieser Zeit sah man die unschuldig Gemordete nie wieder. Marie W. in Schwerin
In einem Bauerndorfe bei Stavenhagen glaubt man, wer in der Neujahrsnacht die Kirchhofsglocke zuerst läute, baue im künftigen Jahre die größte Gerste. Deshalb suchten sich Viele darin zuvor zu thun, zuerst mit der Glocke zu läuten. Küster Schwartz in Bellin. – Derselbe Gebrauch, aber vom Neujahrsmorgen, aus Buchholz. Pastor Behm in Melz.
In einem Dorfe bei Stavenhagen herrschte folgender Gebrauch: Kurz vor Mitternacht wurden stillschweigend Hafergarben auf einen Zaun auf dem Gebiete des Nachbars gesteckt und die Mitternachtsstunde daselbst gelassen. Dann wurden die Garben stillschweigend wieder weggenommen und allem Vieh etwas davon gegeben. Dadurch wird der Segen vom Vieh des Nachbars genommen und auf den Ausstellenden übertragen. Küster Schwartz in Bellin.

Flurnamen auf der Stavenhäger Feldmark

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