Fortlaufende Chronik der Reuterstadt Stavenhagen: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 16. Mai 2022, 12:57 Uhr


Kenndaten der Ortschronik
OrtStavenhagen
Zeitlicher Schwerpunktfortlaufend
UrheberrechteWilfried Steinmüller
Erstellungszeitraumseit 2018
Publikationsdatumveröffentlicht
Inhaltliche KategorisierungGeschichte der Reuterstadt Stavenhagen
Status (Ampelsystem)in fortlaufender Bearbeitung


Die historische Chronologie der Reuterstadt Stavenhagen

Vor- und Frühgeschichte in der Region Stavenhagen

500-1200
wendenzeit

Stavenhagen im späten Mittelalter (um 1200 bis 1517)

1252
Gründung des Nonnenklosters Ivenack
um 1260
Stavenhagens Stadtwerdung
1282
Bestätigung der Städtischen Privilegien
1283
Erste Erwähnung des Hühnengrabes am Resenberg
1317
Stavenhagen kommt endgültig zu Mecklenburg
1436
Stavenhagen durch Erbgang zum Hause Mecklenburg

Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648) in Stavenhagen

1520
Stavenhagen zur Güstrower Linie
1549
Einführung der Luther-Lehre in Stavenhagen
1555
Aufhebung des Nonnenklosters Ivenack
1606
Bau des ersten Schlosses
1618-1648
schwere Heimsuchung im 30-jährigen Krieg

Stavenhagen bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)

1714
Beginn des ältesten Bürgerbuchs
1727
Stadtbrand
1737
Abbruch des baufälligen Amtshauses
1740
Bau des heutigen Schlosses
1746
Große Feuersbrunst
1756-1763
Schwere Leiden im Siebenjährigen Krieg
1774
Grundsteinlegung der neuen Kirche
1775
Statt zweier Bürgermeister gibt es nun einen Bürgermeister und zwei Ratsmänner
1780
Einrichtng ener Apotheke
1782
Weihe der neuen Kirche
1785
Bau des heutigen Rathauses
1789
Die Stadt scheidet aus dem Amt Stavenhagen aus.
1790
Bau des Kirchturms
1791-1795
Abtragung der drei Stadttore und Ersatzbau durch Staketentore
1806-1812
Franzosenzeit auch in Stavenhagen

Bis zur Reichseinigung (bis 1871)

1818
Entdeckung einer Mineralquelle in Stavenhagen
1822
Großer Scheunenbrand
1825
Errichtung einer Krappmühle zur Farbgewinnung
1835, um
Errichtung einer Lagerbierbrauerei
1838
Bau des Schulhauses in der Schulstrasse
1841
Eingemeindung von Altbauhof
1844
Einrichtung einer zweiten Pfarrstelle
1852
Gründung von Reuterhof
1863
Gründung eines Männerturnvereins
1864
Eröffnung der Eisenbahnstrecke Güstrow-Teterow-Malchin-Stavenhagen-Neubrandenburg
1866
Gründung der Freiwilligen Feuerwehr
Gründung des Katharinenstiftes

Stavenhagen im Kaiserreich (1871-1918)

1873
Gründung einer Buchdruckerei und des "Stavenhagener Tageblatt"
1875
Erwerb der Pribbenower Tannen durch die Stadt
1876
Einrichtung eines Standesamtes
1879-1905
Amtseit des Bürgermeisters Schultetus
1880
Einrichtung der "Ersparniskasse"
1881
Errichtung einer Dampfmühle
1882
Errichtung der Zuckerfabrik
1883
Gründung der Genossenscaftsmolkerei
1886
Umfangreicher Erweiterungsbau des Schulhauses in der Schulstrasse
1892
Umfangreicher Um- und Ausbau des Rathauses
1910
Bau des neuen Schulhauses auf dem Gotteskamp
1912
Eröffnung der Kleinbahn Demmin-Stavenhagen-Bredenfelde
1913
Bau des ersten Sportplatzes auf den Torfwiesen

Weimarer Republik (1918-1933)

1919
Gründung des Arbeiter-Turn- und Sportvereines
1920
Ermordung des Arbeiters August Seidel beim Kapp-Putsch
Gründung des Kaufmännischen Turnvereis
1921
Errichtung einer Mittelschule

1923

Gründung des Turnvereins "Jahn"
1924
Eingemeindung vom Amtsbrink
1928
Bau der Wasserleitung
1929
Vereinigung der beiden Turnvereine
1931
Ausiedlung von Klockow
1932
Bau der katholischen Kirche
Einrichtung der ersten 8. Klasse

Drittes Reich (1933-1945)

1937
Aufhebung der vorpommerschen Enklave im Kreise Malchin
1945, 30.April
Einmarsch der Roten Armee

SBZ und DDR (1945-1990)

1946
Auflösung der Mittelschule
Gründung einer Ortsgruppe des Kulturbundes
1947
Errichtung der Oberschule
1949
Gründung der Volkshochschule
Einrichtung des Oberschulinternats im Stadtholz
1950
Trennung der "Fritz-Reuter-Schule in zwei Rektorate
1951
Trennung der Fritz-Reuter-Schule in eine Oberschule und zwei Grundschulen mit je einem Schulleiter
Einrichtung des Landambulatoriums
1952
Einrichtung einer Hilfsschule
1953
Wieder "Fritz-Reuter-Apotheke"
1955
Beginn des Aufbaues der Mittelschule und des Aufbaues der Oberschule
Neugründung der Ortsgruppe des Kulturbundes

Stavenhagen in unseren Tagen

Marksteine in der Geschichte der Reuterstadt Stavenhagen

Die Gründung von Stavenhagen

Karl Hoffmann Die Gründung der Stadt Stavenhagen
In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 94 (1930), S. 149-151
Stavenhagen mit Schloss von Osten Lithographie um 1845
Stavenhagen, die Geburtsstätte Reuters, wurde im 13. Jahrhundert von pommerschen Herzögen gegründet, denen das Land um Stavenhagen damals noch gehörte.
Da das Gründungsprivileg nicht erhalten ist, sind wir für alle Fragen, die mit der Stadtgründung zusammenhängen, auf Vermutungen angewiesen.
Die Stavenhagener Kirche wird urkundlich im Jahre 1260 zuerst genannt 630 ). Wahrscheinlich können wir für dieses Jahr auch schon mit der Existenz der Stadt rechnen. Denn es wird in der frühesten Bestätigung der Stadtprivilegien, die aus dem Jahre 1282 erhalten ist 631 ), der Name der Herzöge Barnim I. (1220 - 1278) und Wartislav III. (1219 - 1264) von Pommern-Demmin genannt, die der Stadt zuerst ihre Privilegien verliehen hätten 632 ). Daher muß man die Gründung Stavenhagens vor dem Jahre 1264 als dem Todesjahr Wartislavs annehmen.
Von einem slawischen Dorf, das in der Wendenzeit bei Stavenhagen etwa bestand, ist uns nichts bekannt. Der Name Stavenhagen wird im Jahre 1252 bei der Stiftung des Klosters Ivenack durch Ritter Reimbern von Stowe zuerst genannt 633 ). In "Stouenhagen" wird diese Urkunde ausgestellt. Eine alte Inschrift aus dem Jahre 1555 auf der Glocke des Ivenacker Klosters erzählt, daß Reimbern von Stowe die Burg bei Stavenhagen bewohnt habe 634 ). Danach können wir annehmen, daß dieser Ritter bei seiner Burg eine Stadt angelegt hat, die nach ihm sich Stavenhagen nannte. Aus einem Dorf ist sie anscheinend nicht erwachsen. Das erkennt man aus der bereits erwähnten Bestätigung der Stadtprivilegien aus dem Jahre 1282 635 ). Darin wird der Landbesitz der Stadt auf 71 Hufen angegeben. Da die Zahl der Hufen in einer Summe zugleich genannt wird, können wir schließen, daß die städtische Feldmark durch Erwerbung von Land in späterer Zeit nicht erst diese Größe erreichte, sondern bei der Gründung der Stadt bereits in dieser Ausdehnung verliehen wurde. Denn in Bestätigungsurkunden werden die erst nach der Städtegründung erworbenen Güter im allgemeinen einzeln nacheinander aufgezählt, da meist mit den einzelnen Erwerbungen auch verschiedene Gerechtsame verbunden sind. Danach sind also 71 Hufen bei der Gründung der Stadt an Stavenhagen verliehen worden, ein Besitzstand, der von einer bereits vorhandenen Dorffeldmark nicht übernommen sein kann, da er für eine solche zu groß ist 636 ). Die Feldmark der Stadt wurde daher bei ihrer Gründung erst geschaffen 637 ). Auch nach dem Stadtplan muß man annehmen, daß die Stadt nicht aus einem Dorf entstanden ist, denn wir sehen aus diesem einen quadratischen Marktplatz, von dem rechtwinklig die Straßenzüge abgehen, also eine Anlage, die beweist, daß die Stadt aus frischer Wurzel gegründet wurde 638 ).
627) Plan der Stadt bei Beyer (M.J.B. 52).
628) M.U.B. II, 721.
629) M.U.B. VIII, 5109.
630) Vgl. Schmaltz (M.J.B. 73, S. 51), der annimmt, daß Stavenhagen als Kirchspiel schon vor 1256 bestand, da es in diesem Jahre nicht mehr zum Basepohl-Ivenacker Kirchspiel gehört, zu dem es seiner Meinung nach früher gehört. hat. Nach dem Wortlaut der Urkunde aus dem Jahre 1256 hat aber Stavenhagen auch früher nicht zu Basepohl gehört (M.U.B. II, 762).
631) M.U.B. III, 1630. Vermutlich ist uns inhaltlich in dieser Bestätigungsurkunde der Stiftungsbrief aufbewahrt.
632) Vgl. Böttcher a. a. O. S. 91.
633) M.U.B. II, 691.
634) M.U.B. II, 691.
635) M.U.B. III, 1630.
636) Neubrandenburg erhält bei der Gründung 250 Hufen (M.U.B. II, 912), Stargard 50 und Friedland 200 Hufen (M.U.B. II, 833 und I, 559).

Die Burg/ das Schloss

Die Schulen

Stavenhagen "Persönliches"

Über bemerkenswerte Personen, die in Stavenhagen geboren, verstorben beziehungsweise in besonderer Beziehung zu Stavenhagen oder Fritz Reuter standen.

Zeitzeugenberichte

Opfer von Krieg und Gewalt aus Stavenhagen

Franzosenzeit

Opfer in französischen Diensten: Französische Flotte, Rußlandfeldzug u.a.

Befreiungskriege

Einigungskriege

Deutsch-Dänischer Krieg 1864

Deutscher Krieg 1866

Deutsch/Französischer Krieg 1870/71

Erster Weltkrieg 1914-1918

Kapp-Putsch 1920

Zweiter Weltkrieg

Kriegsende und Nachkriegszeit (z.B. Lager Fünfeichen)

Das Kriegsende 1945 in Stavenhagen

Kriegsende 1945 - Massensuizid in Stavenhagen

Stavenhagen wies noch im 20. Jahrhundert manch‘ idyllischen, fast wie ein Klischee von der mecklenburgischen Kleinstadt in "guter alter Zeit" anmutenden Winkel wie die Malchiner oder die Ivenacker Straße auf. Abrupt gingen diese Postkartenidyllen in den letzten April- bzw. ersten Maitagen 1945 ihrer Unschuld verlustig. Das dafür ursächliche Geschehen ist im Kontext des Endes des Zweiten Weltkrieges zu suchen, das sich Anfang Mai 2020 zum 75. Male jährt und dessen Grausamkeiten nicht oft genug thematisiert werden können.
Ursächlich war allerdings nicht, dass die Reuterstadt noch am 29. April unter Fliegerbeschuss geriet. Menschenleben waren zwar nicht zu beklagen, aber sieben zerstörte Häuser – sie befanden sich sämtlich am Markt. Ursächlich, zumindest nicht unmittelbar, war auch nicht die militärische Besetzung am folgenden Tage – offiziell erfolgte sie kampflos, wenn auch womöglich nicht ganz konfliktfrei. Einen ersten Fingerzeig gibt Georg Graf von Schwerin, Besitzer des nahegelegenen Gutes Zettemin, in seinen Lebenserinnerungen: "allein in dem Städtchen Stavenhagen sollen es um die zweihundert Personen gewesen sein," die bei Kriegsende in den Suizid gingen. Doch darauf scheinen weder das Sterbeerst- noch das im Landeshauptarchiv Schwerin verwahrte Sterbezweitbuch des Standesamtes Stavenhagen für 1945 Rückschlüsse zu ermöglichen, da keine Aufzeichnung der Todesursachen erfolgte.
Selbst die standesamtlichen Sterbefallzahlen scheinen auf den ersten Blick einen derartigen Massensuizid auszuschließen, denn im April registrierte das Standesamt überhaupt lediglich 23 Todesfälle und im Mai gar nur 20. Bei genauerem Hinsehen fällt allerdings eine Aufzeichnungslücke zwischen 27. April und 21. Mai ins Auge, die sich im Weiteren zu schließen beginnt: zwei Sterbefälle aus dem Mai wurden im Juni nachregistriert, im August und September je drei weitere, im Oktober kamen dann fünf Todesfälle vom 30. April und zwei vom 1. Mai hinzu, und im November schließlich tätigte der Standesbeamte 84 Todesfall-Nachträge für April und Mai sowie im Dezember nochmals 33. 16 Nachträge erfolgten für den 30. April, 56 für den 1. Mai, 28 für den 2. und 21 für den 3., zwei für den 4. und einer für den 5. sowie weitere acht für die Zeit vom 9. bis 25. Mai. Zwölf der Nachträge bezogen sich auf Verstorbene, die nicht in der Stadt wohnten, sondern in zum Standesamtsbezirk gehörenden Umlanddörfern.
Mit den Toten, die hier in Rede stehen, und ihrer Beziehung zur Malchiner und zur Ivenacker Straße verhält sich wie folgt. Die Sterbefälle traten kaum punktuell und isoliert in Erscheinung, sondern überwiegend als Gruppe bzw. Familie. Zunächst fallen im Sterberegister bestimmte topographische Häufungen ins Auge – am Amtsbrink die Häuser Nr. 12 und 29, in der Basepohler Straße Nr. 17 und 27, am Gotteskamp Nr. 2, 9, 11 und 12, in der Ivenacker Straße Nr. 8, 9 und 24, in der Neuen Straße Nr. 3, 9, 15, 17 und 19, am Reuterplatz Nr. 7, 10, 16 und 19, in der Schultetusstraße Nr. 21, 36 und 56 sowie in der Wallstraße Nr. 1, 28, 48 und 50. "Hotspot“ aber war die Malchiner Straße, in der die Häuser Nr. 25, 33, 34, 48, 50, 55, 60, 73 und 77 betroffen waren.
Derartige Ballungen von Sterbefällen verwandter Menschen unterschiedlicher Generationen an einem Ort lassen, nicht zuletzt in Berücksichtigung des Zeitraumes und des Zeitpunktes, kaum einen anderen Rückschluss zu als erweiterte Kollektivsuizide. Dabei sind bestimmte soziale Kontexte zwischen den Toten, d.h. familiär-verwandtschaftliche Beziehungen, unübersehbar. Als Beispiel mag die Ivenacker Straße 8 dienen, in der sich am 1. Mai 1945 sieben Menschen das Leben nahmen. Das älteste Mitglied eines fünfköpfigen Verwandtenkreises war die 71jährige Elisabeth D. geb. A. Hinzu kamen ihr als Apotheker tätiger Sohn Georg D. im Alter von fast 45 Jahren und ihre Tochter Elisabeth B. geb. D. im Alter von 41 Jahren. Die Apothekergattin Gertrud D. geb. Sch., die diese Todesfälle beim Standesamt zur Anzeige brachte, begleitete ihren Ehemann und ihre angeheirateten Verwandten ebenso wenig in den Tod wie die eigenen Eltern, den 66jährigen Kaufmann Georg Sch. und die 63jährige Ella Sch. geb. M.
Gertrud D. gab dem Standesamt ebenfalls zur Kenntnis, dass unter selbiger Adresse und an selbigem Datum die – vermutlich für das Apothekerehepaar tätige – 44jährige Hausgehilfin Else B. sowie 74jährige Wilhelmine P. geb. N. verstarben. Mit dem Schicksal, den Tod mehrerer Verwandter unterschiedlicher Grade verkraften und dem Standesamt anzeigen zu müssen, stand Gertrud D. weder allein noch – rein nominell betrachtet – an der Spitze. Diese wenig beneidenswerte Position nahm wohl die Arbeiterehefrau Lotte M. geb. M. ein. Sie meldete die am 1. Mai 1945 in der Schultetusstraße 36 eingetretenen Todesfälle von Willi M. und seiner Frau, deren Eltern und drei Schwestern sowie deren elf Kindern der Jahrgänge 1934 bis 1944.
Die Motive für solches Verhalten sind komplex, multikausal und bisweilen irrational. Ein starkes Motiv bildete Verzweiflung
– Verzweiflung über die nach 1918 neuerliche militärische Niederlage, über eine sich als irrig erweisende Vorstellung einer arischen Überlegenheit, über ein zusammengebrochenes Weltbild. Hinzu kommen konnten ein Gefühl persönlichen Versagens, Angst vor einer ungewissen Zukunft und eventuellen Vergeltungshandlungen, der Einfluss der jahrelangen antisowjetischen (Gräuel-)Propaganda der Nationalsozialisten und deren Verstärkung durch propagandistisch überhöht ausgeschlachtete Ereignisse in Ostpreußen.
In Stavenhagen ließen sich davon, wie das im Landeskirchlichen Archiv verwahrte Kirchenbuch im Unterschied zum Standesamtsregister ausweist, 148 Menschen oder dreieinhalb bis vier Prozent der Stadtbevölkerung leiten!

Matthias Manke

Stemhäger Geschicht up platt (Läuschen un Rimels in uns tweit Amtssprak)

Mecklenburg-Vorpommern ist wohl das einzige Bundesland, das bereits in seiner Verfassung der plattdeuschen Sprache einen besonderen Schutz und besondere Pflege angedeihen läst. Daß es sogar offizielle Amtssprache ist, kann man nicht nur in der plattdeutschen Version der * Verfassung von Mecklenburg-Vorpommen nachlesen.

Sagen, Geschichten und Legenden in und um Stavenhagen

01 Der Feuerreiter

Vor mehr als hundert Jahren war in Stavenhagen ein großes Feuer ausgebrochen, das, vom Winde begünstigt, die ganze Stadt zu verzehren drohte. Da sprengte hoch zu Roß der in der Nähe wohnende Ritter von O.....n heran, ritt um das Feuer und besprach es. Dann jagte er von dannen, das Feuer ihm nach, hinaus zum Stadtthore in einen Teich, in den er sich mit seinem Pferde warf. In dem Teiche erlöschte das Feuer und der Ritter kam wohlbehalten ans andere Ufer. Das soll derselbe kleine Teich sein, in dem die Mädchen gewöhnlich ihre Wäsche spülen. Auch das Feuer soll dort noch fortbrennen, die Jungfern behaupten, das Wasser darin sei gar nicht kalt, auch wenn's im Winter noch so stark friert. Niederh. 1, 177ff.

02 Die letzten Ritter von Stave

Die letzten Stammhalter des Rittergeschlechtes von Stove oder Stave, nach welchem Stavenhagen benannt ist, waren zwei Brüder, von denen der eine auf Stavenhagen, der andere auf Ivenack wohnte. Sie hatten eine einzige Schwester, die oftmals zwischen ihnen vermittelnd eintrat. Einst aber bei einer Zusammenkunft geriethen sie in so heftigen Streit, daß sie die Schwerter gegen einander zogen. Die Schwester warf sich zwischen sie und wurde von den eigenen Brüdern durchbohrt. Verzweifelnd schwuren sie, sich niemals mehr auf Erden wiederzusehen. Als sie aber alt geworden, regte sich doch die Sehnsucht nach Versöhnung. Da sie ihren Schwur nicht brechen wollten, ließen sie einen unterirdischen Gang zwischen Stavenhagen und Ivenack, unter dem Ivenacker See, anlegen, um sich unter der Erde zu sehen und zu versöhnen. Kaum aber hatten sie sich die Hände gereicht, als die Decke einbrach und sie unter ihrem Schutte begrub. Die vermauerten Oeffnungen des Ganges sind noch heute erhalten. R. Samm bei Niederh. 4, 159 ff


03 Der Gerichtsberg bei Kittendorf

Eine Viertelmeile von Kittendorf bei Stavenhagen, an der preußischen Grenze, liegt ein mit ungefähr hundert Tannen bepflanzter Berg, der Gerichtsberg. Auf ihm wurde ein blödsinniges Mädchen unschuldig hingerichtet, das man der Brandstiftung anklagte. Vergeblich hatte sie ihre Schuldlosigkeit betheuert; man setzte sie den Qualen der Folter aus, und diese erpreßten das Geständniß ihrer Schuld, welches sie später widerrief. Als die Verurtheilte zum Scheiterhaufen geführt wurde, bat sie Gott, er möge der Nachwelt ein Zeichen ihrer Unschuld geben. Täglich um die Mittagsstunde sah man die Hingerichtete mit einem blutbefleckten Tuch zu dem nahen See gehen, um es hier vom Blut zu reinigen. Nach Jahren wurden die Bäume des Gerichtsberges gefällt; bei dieser Arbeit fand ein Mann seinen Tod, aus den Stämmen der Bäume aber entquoll Blut. Seit dieser Zeit sah man die unschuldig Gemordete nie wieder. Marie W. in Schwerin

04 Kirchenläuten in der Neujahrsnacht

In einem Bauerndorfe bei Stavenhagen glaubt man, wer in der Neujahrsnacht die Kirchhofsglocke zuerst läute, baue im künftigen Jahre die größte Gerste. Deshalb suchten sich Viele darin zuvor zu thun, zuerst mit der Glocke zu läuten. Küster Schwartz in Bellin. – Derselbe Gebrauch, aber vom Neujahrsmorgen, aus Buchholz. Pastor Behm in Melz.

05 Die verhexten Hafengarben

In einem Dorfe bei Stavenhagen herrschte folgender Gebrauch: Kurz vor Mitternacht wurden stillschweigend Hafergarben auf einen Zaun auf dem Gebiete des Nachbars gesteckt und die Mitternachtsstunde daselbst gelassen. Dann wurden die Garben stillschweigend wieder weggenommen und allem Vieh etwas davon gegeben. Dadurch wird der Segen vom Vieh des Nachbars genommen und auf den Ausstellenden übertragen. Küster Schwartz in Bellin.

Flurnamen auf der Stavenhäger Feldmark

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