Die Militärforst in der Heide Autor: Horst Friesecke

Aus Ortschroniken
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7.0. Mecklenburg, das Militär und die Nordöstliche Heide Mecklenburgs

7.0.1. Zwischen Reichseinigung 1871 und erstem Weltkrieg 1918

Nach der Militärkonvention vom 19.12.1872 zwischen Preußen und Mecklenburg stellte Mecklenburg für das gerade gebildete Deutsche Reich das Grenadier - Regiment Nr. 89, das Füsilier - Regiment Nr. 90 (Rostock), das Jägerbataillion Nr. 14 (Schwerin), die Dragoner - Regimenter Nr. 17 und 18 und die 1. Abt. des Holsteinischen Feldartillerie - Regimentes Nr. 24. Das Schweriner Jägerbataillion wurde 1890 dann nach Colmar im Elsaß verlegt. 1872 hatte Mecklenburg noch keine eigene Artillerie. Es gab damals in Mecklenburg keine größeren Truppenübungsplätze wie z.B. Döberitz, Altengrabow oder Jüterbog in Preußen. Die waren damals noch nicht notwendig. Das Exerzieren fand zumeist auf den Kasernenhöfen statt, für das Übungsschießen gab es Schießstände in stadtnahen Wäldern. Nach der Herbsternte wurden landwirtschaftliche Flächen für Manöver genutzt. Militärstrategisch hatte Mecklenburg ohnehin seinerzeit keine große Bedeutung. Die Seegrenze nach Norden galt im allgemeinen als sicher. Zum anderen war Mecklenburg eisenbahntechnisch bis zur letzten Jahrhundertwende wenig erschlossen. Während in Preußen 1890 bereits 31 823 km Eisenbahnlinien gebaut waren ( auf 100 qkm = 7,74 km), waren es in Mecklenburg erst 1328 km ( auf 100 qkm = 0.83 km). Von den 1328 km waren noch dazu 224 km preußische Staatsbahnen. Die einzigen Strecken, denen man zu dieser Zeit strategische Bedeutung zumessen konnte, weil sie durchgehend waren, waren die Strecken von Neustrelitz nach Warnemünde (128 km) und von Parchim nach Neubrandenburg (116 km). Alles andere waren Teilstrecken, oft ohne weiteren Anschluß.

In der Zeit von der Jahrhundertwende bis zum Ende des 1. Weltkrieges im Jahr 1918 erfolgten Erweiterungen bei den militärischen Übungsflächen. Die fielen aber nicht so ins Gewicht wie in den folgenden Jahrzehnten. In der Nordöstlichen Heide Mecklenburgs bestand die einzige militärische Nutzung darin, daß z.B. im 1. Weltkrieg russische Kriegsgefangene in der Teerschwelerei bzw. auch im Holzeinschlag arbeiteten.

7.0.2. Zwischen 1919 und 1945

Diese Situation änderte sich entscheidend für Mecklenburg, aber z. B. auch für Vorpommern, als Hitlers Aufrüstung für den 2. Weltkrieg begann. In den Landesteilen wurden speziell Halbinseln und küstennahe Arreale relativ billig durch das Deutsche Reich bzw. die Deutsche Wehrmacht aufgekauft. Das betraf die Halbinsel Tarnewitz bei Boltenhagen ( Land - und Wasserflugplatz ), die Halbinsel Wustrow bei Rerik ( Flak-Schule ), das Gebiet Hohe - Düne bei Warnemünde (Land - und Wasserflugplatz, anfangs von der Firma Heinkel genutzt ) sowie Marrinestützpunkt. Im angrenzenden Land Vorpommern war man auch nicht zaghaft. Dort betraf es die Halbinsel Zingst / Pramort (Flak-Schule, Bombenabwurfplatz ), die Halbinsel Bug auf Rügen ( Land - und Wasserflugplatz ), auf der Insel Usedom den Bereich Karlhagen/ Peenemünde (Heeresversuchsanstalt für Raketentechnik) oder Pütnitz bei Ribnitz-Damgarten (Landflugplatz ). Auch im Landesinnern von Mecklenburg beanspruchte die Deutsche Wehrmacht eine Vielzahl von Arrealen und Übungsplätzen.

Die Nordöstliche Heide von Mecklenburg war auch dieses Mal weitgehend verschont geblieben bis auf ein paar Wach-Bunker im Raum Rosenort während des 2. Weltkrieges und das ca. 16 ha große Munitionslager in Markgrafenheide. Unangenehm war natürlich, daß die Heide voll in der Einflugschneise des Flugplatzes Pütnitz lag. Da gegen den Wind gestartet wurde und zumeist Westwind vorherrschte, war fast ganzjährig Fluglärm zu verzeichnen.Bis zur späteren Verwendung von Überschall-Flugzeugen war der damalige Lärm aber noch einigermaßen zu ertragen.

7.1. Nach dem 2. Weltkrieg

Die moderne Kampfführung erforderte aus den Erfahrungen des 2. Weltkrieges, aber auch einer Reihe von späteren Kriegen ( Korea, Israel/ Ägypten - Syrien oder Vietnam ) weiträumige Übungsplätze für Mot. - Schützen, Artillerie, Panzer, Luftlandetruppen, Seelandetruppen, Fallschirmjäger, Truppenluftabwehr oder Schlachtflieger. Auch die nach 1960 aufgebaute Luftverteidigung der DDR, die im Rahmen des Systems des Warschauer Paktes erfolgte, benötigte ein weit verzweigtes Netz von Boden- / Luft-Raketenstationen. Die Armeen zogen sich, da landwirtschaftliche Nutzfläche schwierig zu bekommen war, im großen Stil - auch aus Gründen der Tarnung - in die Wälder zurück. Durch alle diese Aktivitäten wurde eine Vielzahl von Standorten in Mecklenburg - wie auch im angrenzenden Vorpommern - neu gegenüber den von der Deutschen Wehrmacht bereits genutzten Flächen übernommen.

Und diese Mal wurde die Nordöstliche Heide Mecklenburgs nicht verschont. Bedingt auch durch eine relativ hohe Anzahl von Dienststellen im Rostocker Raum wurden in zwei Runden 3654 ha Waldflächen Forstgebäudeflächen in Rechtsträgerschaft des Ministeriums für Nationale Verteidigung der DDR übernommen. Das Zentrum der Heide wurde Sperrgebiet. Dazu kamen die Objekte Schwarzenpfost, Markgrafenheide und Graal - Müritz. Sogar die Straße Hinrichshagen / Graal-Müritz führte auf rd. 2 km durch das Sperrgebiet.

7.1.1. Die Übernahme von forstlichen Flächen für die militärische Nutzung und die Bildung von Forstorganen für die Bewirtschaftung der Nordöstlichen Heide im Zeitraum von 1952 - 1963

In den Jahren 1952/53 waren im gesamten Gebiet der DDR Flächenübernahmen für die Kasernierte Volkspolizei (KVP) erfolgt. Überwiegend handelte es sich um Waldflächen, die durch die gerade gegründeten Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebe (StFB) bewirtschaftet wurden, aber mancherorts auch um Privatflächen. Da letztere aber finanziell entschädigt werden mußten, wurde ihre Übernahme weitgehend vermieden. Bevorzugt wurden ehemalige Fiskus-Flächen. Für die Rostocker Heide traf dies aber nur für das ehemalige Munitionslager Markgrafenheide mit ca. 65 ha zu. Alle anderen in der Rostocker Heide übernommenen Flächen wurden aus der Bewirtschaftung des StFB Rostock in Rövershagen herausgenommen und waren ehemals Eigentum der Stadt Rostock. Im einzelnen handelte es sich neben der bereits erwähnten Fläche in Markgrafenheide um

ca. 480 ha im Revier Torfbrücke (Abt. 1-8,18,20-23,55,56,58,64-66,70,72,73)
ca. 200 ha im Revier Wiethagen ( Abt.. 51, 58-65)
und
ca. 150 ha im Revier Meiershausstelle ( Schwarzenpfost 7,8,9,10).

Etwa zeitgleich wurde ein weiteres größeres Territorium als Sonderjagdgebiet ausgegliedert, in dem die zivile jagdliche Nutzung untersagt wurde. Es handelte sich nahezu um das gesamte Gebiet der Rostocker Heide mit den Revieren Wiethagen, Meiershausstelle und Torfbrücke sowie ein geringer Teil Feldfluren aus den Gemarkungen Behnken - und Blankenhagen.

Mit der Übernahme von Waldflächen mußte auch deren weitere Bewirtschaftung geklärt werden. Wie auch andere europäische Länder , entschied sich die DDR für selbständige forstliche Bewirtschaftungsorgane für diese, für die militärische Nutzung vorgesehenen Flächen. Es begann daher etwa zeitgleich mit den Flächenübernahmen der Aufbau von Forstorganen der KVP, die die übernommenen Waldflächen unter Berücksichtigung der militärischen Belange bewirtschaften sollten. Diese Forstorgane nahmen Ende 1954, Anfang 1955 ihr Arbeit auf und begannen relativ schnell eigenverantwortlich forstlichen Einfluß auf die übernommenen Flächen zu nehmen. Das war auch nötig, da bis zu diesem Zeitpunkt ab Übernahme der Waldflächen, die Einheiten der KVP nach ihren Gesichtspunkten begonnen hatten, diese Flächen für die militärische Nutzung vorzubereiten, d.h., daß sie Holz einschlugen, um Übungsflächen zu schaffen, aber auch um Bauholz zu gewinnen. Diese wilde „Forstwirtschaft“ konnte ganz schnell durch die Forstorgane der KVP unterbunden und in geregelte Bahnen gelenkt werden. Strukturell waren die Forstorgane als Sachgebiete Forstwirtschaft den Quartiernutzungsabteilungen zugeordnet, hinsichtlich der forstwirtschaftlichen Bewirtschaftung aber dem Sachgebiet Forstwirtschaft im MdI unterstellt.

In der Regel bestand das Sachgebiet Forstwirtschaft aus einem Sachgebietsleiter und einem Sachbearbeiter für den Haushalt. Der Sachgebietsleiter als ausgebildeter Forstmann war für die Anleitung der Revierförster verantwortlich. Die Forstorgane hatten kaum Einfluß auf die Übernahme von Flächen, sondern wurden erst nach der Übernahme der Flächen wirksam. Allenfalls konnten sie unsinnige Grenzziehungen beeinflussen, wie z. B. Grenzen durch Abteilungen u.ä.. Soweit Flächen in Reviergröße übernommen wurden, wurde angestrebt, auch deren Revierförster mit zu übernehmen, wenn sie dafür bereit waren und sie von den Kaderleitern der QNA eingestellt wurden.Darüber hinaus wurden Absolventen von Hoch - und Fachschulen eingestellt, so daß die Arbeit sich in zunehmendem Maße schnell qualifizierte.

Mit Gründung der NVA im Jahr 1956 wurden die Sachgebiete Forstwirtschaft bei den QNA aufgelöst und daraus selbständige Oberförstereien der NVA gebildet, die eine größere Handlungsfreiheit bei forstlichen Entscheidungen hatten. Ihre Verwaltungen wurden, soweit vorhanden, in zugeordneten forstlichen Gebäuden eingerichtet. Fachlich waren sie Forstbezirken unterstellt, die neu gebildet wurden und der ebenfalls neu gebildeten Abteilung Forstwirtschaft im Ministerium für Nationale Verteidigung unterstellt waren. Der Truppe wurden jegliche Holzeinschläge verboten, durch Übungen verursachte Schäden an Kulturen, Wegen usw. waren regreßpflichtig.

Für die Flächen der Rostocker Heide war die Oberförsterei der NVA Prora mit Sitz im Jagdschloß Prora zuständig. mit der Leitung des aus den Teilflächen Torfbrücke, Markgrafenheide, Wiethagen und Schwarzenpfost gebildeten Reviers Rostocker Heide, dem auch noch eine Fläche in Zingst-Pramort zugeordnet war, wurde der Revierförster Hans Jardner beauftragt. Revierförster Jardner gelang es schnell, eine Fostbrigade (Brigadier M. Wiesenberg) aufzubauen und mit großem Geschick die durch unkontrollierte Einschläge entstandenen Freiflächen und Kahlschläge aus forstlichen Maßnahmen vor der Übernahme der Flächen, aufzuforsten. Da der Rehwildbestand in den 50er Jahren sehr hoch war und auch erste spürbare Verbißschäden durch das Rotwild auftraten, wurden alle Kulturen mit Hordengatter geschützt, die aus Stangenmaterial gefertigt wurden, das bei den Durchforstungen der Stangenhölzer anfiel. Dadurch konnte auch der Zustand der Stangenhölzer relativ schnell verbessert werden.

Militärisch war die Nutzung der übernommenen Flächen in den Jahren 1953 - 1961 relativ gering. In Mrakgrafenheide war die Nutzung auf die alten Anlagen des Munitionslagers beschränkt, in der Wiethäger Fläche gab es keine ständige Nutzung, so daß sie auch kaum beeinträchtigt wurde und in Schwarzenpfost beschränkte sich der militärische Nutzer, die Volksmarine, auf umfangreiche Meliorationsmaßnahmen, alsVorbereitung für spätere Baumaßnahmen. Durch forstlichen Einfluß konnte der ursprüngliche, weitaus größer geplante Umfang der Meliorationsarbeiten im wesentlichen auf das alte vorhanden Grabennetz gelenkt und so ein nachhaltig negativer Einfluß auf die Bestände vermieden werden. Intensiver wurden die Flächen in Torfbrücke als Schießplatz des MSR 28 in Rostock genutzt.


Gemessen an der Nutzung der Schießplätze nach 1962 war die militärische Beeiträchtigung dieser Flächen aber gering. Erst mit der Flächenübernahme im Jahr 1962, die ab 1.1.63 wirksam wurde, nahm die militärische Beanspruchung rapide zu. Forstlich hatte sich bereits 1960 eine strukturelle Veränderung ergeben. Ab 1.1.1960 wurden aus den Oberförstereien der NVA Forstbetriebe der NVA gebildet und die Haushaltsgebundenheit der ehemaligen Oberförstereien durch die wirtschaftliche Rechnungsführung ersetzt.

Als juristisch selbständige volkseigene Betriebe wurden die Forstbetriebe der NVA in das Handelsregister eingetragen. Gleichzeitig wurde auch die Bildung juristisch selbständiger Jagdgesellschaften vorbereitet. Anfang des Jahres 1962 gründete sich die Jagdgesellschaft Rostocker Heide, die wesentlichen Einfluß auf die jagdliche Bewirtschaftung in den folgenden Jahren nahm, indem sie sich engagiert an der Ausarbeitung der vom Forstbetrieb erarbeiteten Wildbewirtschaftungskonzeption beteiligte und darauf auch die jagdliche Tätigkeit ausrichtete.

Das Sonderjagdgebiet Rostocker Heide war schon Ende der 50er Jahre aufgelöst worden und die Jagd der NVA Jagdkollektive nur auf die Rechtsträgerschaft der NVA übernommenen Flächen begrenzt worden. Auch wurden die Forstbezirke der NVA aufgelöst und die Betriebe der NVA der Abt. Forstwirtschaft im Ministerium für Nationale Verteidigung direkt unterstellt.

Die im Jahr 1962 durchgeführten Flächenübernahmen in der Rostocker Heide umfaßten die Reviere Wiethagen und Meiershausstelle fast ganz (ehemaliger Besitz der Stadt Rostock) und aus dem ehemaligen großherzoglichen Besitz, der der Bodenreform unterlegen hatte, das Revier Hirschburg fast gänzlich. Während mit dem Revier Hirschburg auch dessen Bewirtschafter Revierförster Sauermann übernommen wurde, wurden für die Reviere Wiethagen und Rostocker Heide Absolventen der Fachschule Schwarzburg ( Rfö. Brumm) und Rabensteinfeld (Rfö. Kunde) eingestellt. Revierförster Jardner übernahm das Revier Prora auf Rügen. Mit den Flächenübernahmen wurden auch erstmals in der Rostocker Heide Gebäude durch die NVA übernommen, die dem Forstbetrieb der NVA Prora übergeben wurden. Es waren die ehemalige Jägerei in Wallensteinslager, die Försterei Meiershausstelle und die Revierförsterei Hirschburg, die sich in einem mehr oder weniger schlechten Zustand befanden und für ihre Nutzung als forstliche Dienstgebäude erst renoviert werden mußten. Trotzdem war mit diesen Gebäuden erst die Grundlage für eine forstliche Bewirtschaftung gegeben, hatte doch der Revierförster Jardner einen Teil der Jahre seiner Tätigkeit in der Rostocker Heide die Dienstgeschäfte von einem in Torfbrücke stationierten Wohnwagen aus durchführen müssen. Erst in den letzten beiden Jahren konnte er eine Wohnung in Rostock beziehen und von dort aus seine Tätigkeit ausüben.

Durch die Übernahme ergaben sich folgende Reviere des Forstbetriebes der NVA, die allerdings hinsichtlich dr Größe und Grenzen nicht mit den ursprünglichen Revieren übereinstimmten.

Revier Rostocker Heide ca. 1150 ha Revier Wiethagen (später in Meiershausstelle umbenannt) 1400 ha Revier Hirschburg 1100 ha Schon vor der Übernahme wurden durch den StFB Rostock die erforderlichen Einschläge für den Neubau eines Infanterieschießplatzes auf 75 ha und eines Artillerieschießplatzes von ca. 30 ha durchgeführt. Leider stellte sich später heraus, daß ein Teil der Holzeinschläge über das geplante Maß hinaus durchgeführt wurden. Mit der Nutzung dieser beiden Schießplätze und der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht (1962) in der DDR begannen die Schwierigkeiten in der forstlichen Bewirtschaftung.

Die Schießplätze wurden an manchen Tagen beinahe rund um die Uhr genutzt und ein großer Teil der Rostocker Heide war durch mögliche Geschoßabweichungen gefährdet. Zwar wurden die Zeiten, in denen auf den Plätzen geschossen wurde, mit der militärischen Seite abgestimmt und darauf gedrängt, sie in Zeiten außerhalb der forstlichen Produktion zu legen, doch gab es leider immer wieder Abweichungen von den Plänen, auch oft aus Eigenmächtigkeiten militärischer Kommandeure. Auch nutzten oftmals fremde Einheiten wie Polizei, Kampfgruppen die geplanten freien Zeiten und gefährdeten dadurch die Produktion. In zunehmendem Maße entwickelte sich aber bei den militärischen Dienststellen das Verständnis für die Forstwirtschaft, nicht zuletzt Dank der unmittelbaren Zusammenarbeit zwischen Revierförster und Schießplatzverantwortlichen der militärischen Seite bei der Abstimmung der Schießpläne auf die gegenseitigen Belange. Die Zusammenarbeit entwickelte sich auch auf solche Fragen wie Waldbrandverhütung, Waldbrandbekämpfung, Sperrung von forstlich benötigten Wegen für die militärische Nutzung. Hervorzuheben ist, daß die Absprachen hinsichtlich der Waldbrandverhütung und -bekämpfung sich so gut bewährten, daß es in den Jahren intensivster militärischer Nutzung der Schießplätze zu keinem verheerenden Flächenbrand gekommen ist, obwohl die Voraussetzung dafür vielfach vorhanden war. Ein Verdienst aller in der Heide tätigen Forstleute und ihrer Einflußnahme auf die militärischen Dienststellen aber auch deren Verständnis für die forstlichen Belange. Nicht zuletzt wurde dieses Verständnis über die Jagdgesellschaft der NVA Rostocker Heide erreicht, in der Berufssoldaten, Waldarbeiter und Forstangestellte die Jagd ausübten. Da die Jagdleiter Revierförster bzw. Forstangestellte waren, gab es kaum unterschiedliche Interessenauseinandersetzungen zwischen Jagd - und Forstwirtschaft. Nicht selten unterstützten die Jäger in ihrer Freizeit die Forstleute bei der Frühjahrsaufforstung. Die juristische Selbständigkeit der Forstbetriebe der NVA, die sich ab 1971 Militärforstbetriebe (VEB) nannten, brachte ihnen eine weitgehende Unabhängigkeit gegenüber den militärischen Dienststellen und damit größere Handlungsfreiheit in der forstlichen Bewirtschaftung ein. Andererseits brachte die damit verbundene strikte Durchsetzung der wirtschaftlichen Rechnungsführung und die Angleichung der Strukturen der Militärforstwirtschaft an die staatliche Forstwirtschaft andere Zwänge mit sich. Das Prinzip der Eigenerwirtschaftung der materiellen und finanziellen Mittel, der Aufbau eigener Kapazitäten für den Absatz des Holzes sowie die Schaffung von forstlich fremden Produktionsstätten, wie Köhlerei, Holzverarbeitung in der Rost. Heide zwang die Forstleute oftmals zum Spagat zwischen forstlichem und ökonomischem Nutzen. Inwieweit es gelang, trotz intensiver militärischer Nutzung die Heide zu erhalten, müssen die jetzigen Wirtschafter beurteilen.

Die geschilderte Entwicklung war militärisch und forstlich weitgehendst bis Ende des Jahres 1963 in der Rost. Heide abgeschlossen und führte zur Bildung einer Oberförsterei, wie sie auch in den staatl. Betrieben vorhanden waren.

7.2. Die Bildung der Oberförsterei Wallensteinslager in der Rostocker Heide und die Aufgaben des Oberförsters

Wie schon erwähnt, war die militärische Entwicklung, die die Standorte der Truppe und ihre Einrichtungen betraf, weitgehend 1963 abgeschlossen. Nach dem Bau der Mauer wurden in den Jahren 1961 - 1963 der Aufbau der militärischen Streitkräfte beschleunigt. Verbunden waren damit größere Flächenübernahmen in die Rechtsträgerschaft der NVA, die im Bereich des Forstwirtschaftsbetriebes der NVA Prora dazu führte, daß sich die Bewirtschaftungsfläche gegenüber den bis 1960 übernommenen Flächen fast verdoppelte. Für die Rostocker Heide betrug der Anteil rund 2800 ha, so daß die Bewirtschaftungsfläche in der Rost. Heide auf über 3600 ha erweitert wurde. Diese 3600 ha waren das größte geschlossene Waldgebiet im Bereich des Forstbetriebes Prora, das hinsichtlich seiner exponierten Lage, seiner historischen und forstlichen Vergangenheit und Bedeutung alle Aufmerksamkeit verlangte.

Die bis 1962/63 praktizierte direkte Anleitung der Revierförster durch den Forstbetrieb Prora konnte nun durch die Flächenübernahmen und deren Streulage nicht mehr aufrechterhalten werden. Immerhin verteilten sich die Flächen des Forstbetriebes Prora über 9 Landkreise des damaligen Bezirkes Rostock und 4 Landkreise des ehemaligen Bezirkes Neubrandenburg. Im Forstbtrieb Prora wurden 3 Oberförstereien gebildet. Für den westlichen Bereich des Betriebes wurde die Oberförsterei in der früheren Jägerei Wallensteinslager gebildet. Der Oberförsterei wurden zugeordnet die Reviere Rostocker Heide, Hirschburg und Wiethagen, also Reviere, die in der Rost. Heide lagen - und das Revier Zingst sowie das Revier Retschow. Das Revier Zingst bewirtschaftete Streuflächen östlich und das Revier Retschow Streuflächen westlich der Rost. Heide.

Mit dem 1.1.1964 wurde Fm Friesecke mit der Leitung dieser Oberförsterei betraut und nahm damit maßgeblichen Einfluß auf die weitere forstliche Tätigkeit. Die bis zu diesem Zeitpunkt praktizierte direkte Anleitung der Revierförster durch den Forstbetrieb Prora wurde damit beendet. Dem Oberförster oblag somit die Einflußnahme auf die forstliche Planung und Realisierung der notwendigen Aufgaben in der Neu - und Wiederaufforstung, der Pflege der Kulturen und Jungwüchse, der Pflege der Bestände und die Rückung des anfallenden Rohholzes- Kahlschläge waren untersagt bzw. in Ausnahmefällen durch den Forstbetrieb genehmigungspflichtig - , der Be - und Entwässerung, der Instandhaltung der Wege, der Organisation des Forst- besonders des Waldbrandschutzes.

Die von 1954/55 - 1961 existierenden Jagdkollektive, die bis dahin durch die Revierförster, die gleichzeitg Jagdleiter waren, zur Vermeidung von Wildschäden und Erfüllung des Abschußplanes eingesetzt waren, lösten sich zum Ende des Jagdjahres 1961/62 auf. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es 1 Jagdkollektiv Rostocker Heide gegeben, das im Jagdgebiet Rost. Heide - identisch mit dem Revier Rost. Heide die Jagd ausübte. Bis zum Jahr 1958/59 war das Jagdkollektiv Rostocker Heide auch für das Sonderjagdgebiet Rost. Heide zuständig. Danach wurde das Sonderjagdgebiet aufgelöst. 1962 bildete sich die Jagdgesellschaft Rostocker Heide der NVA, die in den folgenden Jheren eine außerordentlich gute Wildbewirtschaftung entwickelte, dank ihres langjährigen Vorsitzenden, Fkpt Heinz Puttlitz. Mit Einsatz eines Oberförsters in der Rost. Heide oblag diesem die Zusmmenarbeit mit der Jagdgesellschaft. Die Revierförster blieben auch zukünftig Jagdleiter und waren damit auch, im Gegensatz zu den gewählten Vorstandsmitgliedern der Jagdgesellschaft, berufene Mitglieder des Vorstands. Neben diesen forstlichen Aufgaben war der Oberförster für die Zusammenarbeit mit den örtlichen Kommandeuren der NVA verantwortlich. Durch seinen unmittelbaren Kontakt sollte er Einfluß direkt und über die Revierförster zur Einhaltung der militärische Befehle nehmen, soweit sie die militärische Nutzung von Forstflächen betraf. Es war der Truppe befehlsmäßig untersagt, Forstflächen außerhalb der Schießplätze und ständigen Übungsflächen ohne Zustimmung der forstlichen Bewirtschafter zu nutzen. Das betraf auch das forstliche Wegenetz. Auch waren die Schießzeiten den Forstleuten bekanntzugeben. Später wurde diese Festlegung hinsichtlich der Schießplätze dahingehend ergänzt, daß sie mit den Forstorganen abzustimmen waren, d.h., die forstliche Einflußnahme fand größere Berücksichtigung. Grundsätzlich waren bei erforderlichen Holzeinschlägen für die Truppe bzw. andere Maßnahmen, die Einfluß auf die forstliche Bewirtschaftung hatten, forstliche Stellungnahmen als Bestandteil von Baugenehmigungsunterlagen durch den militärischen Antragsteller einzuholen. Dem Oberförster oblag es, für diese Stellungnahmen, die grundsätzlich durch den Forstbetrieb Prora bearbeitet wurden, die erforderliche Zuarbeit zu leisten. In einigen Fällen trugen forstliche Stellungnahmen dazu bei, daß Maßnahmen nicht durchgeführt wurden und damit die in den forstlichen Stellungnahmen nachdrücklich aufgezeigten negativen Auswirkungen auf die Waldbestände verhindert wurden. Das betraf z.B. die bereits erwähnten Meliorationsmaßnahmen in Schwarzenpfost, die Erweiterung des Munitionslagers Markgrafenheide einschließlich Gleisbau, der auf Grund des hohen Grundwasserstandes und damit verbundenen erforderlichen Meliorationsarbeiten erhebliche Auswirkungen auf die verbleibenden und angrenzenden Bestände gehabt hätte und daher forstlicherseits strikt abgelehnt wurde und auch nicht durchgeführt wurde. Nicht realisiert wurden auch übertriebene Forderungen hinsichtlich des Holzeinschlages beim Bau der Fla-Raketenstellungen und der vorgesehene spätere Ausbau des Artillerieschießplatzes, der forstlicherseits abgelehnt wurde bzw. wo die Forderungen aus forstlicher Sicht zur Vermeidung erheblicher negativer Auswirkungen auf die Sicherheit der verbleibenden Bestände und somit weitere Einschränkungen der Bewirtschaftung dieser Flächen sowie die Ausdehnung der Splitterdurchsetzung auf weitere wertvolle Bestände dazu führten, daß die ursprünglichen militärischen Forderungen stark reduziert wurden.





7.2.1. Grundlagen der forstlichen Bewirtschaftung im Zeitraum 1953 -1963

Sowohl die Forstorgane der KVP von 1953 - 1956 wie auch die späteren Forstorgane der NVA ab 1956 besaßen keine eigen Forsteinrichtung. Es gab zum Zeitpunkt der Bildung der Oberförstereien keine aktuellen Wirtschaftsbücher, Forstkarten oder andere Forsteinrichtungsunterlagen. Grundlage für die örtlichen Wirtschafter war ein 1955/56 erfolgte Holzvorratsaufnahme, die von den Revierförstern selbst erarbeitet wurde. Hilfsmittel waren Ertragstafeln, Bandmaß, Blume-Leiß-Höhenmesser und „Götterblick“. Als Kartenmaterial waren durch die Quartiernutzungs - bzw. Unterkunftsabteilungen Flurkarten und Meßtischblätter übergeben worden.

Nach erfolgtem Rechtsträgerwechsel wurde versucht, bei der körperlichen Übernahme die zwischen den betreffenden StFB und dem Forstbetrieb der NVA erfolgte, forstliche Einrichtungsunterlagen zu übernehmen. Leider scheiterte diese Absicht trotz guten Willens der Partner meistens daran, daß nicht ganze Revier , sondern nur Teilflächen übernommen wurden, die durch den Forstbetrieb der NVA erst Revieren zugeordnet werden mußten oder aus denen Reviere gebildet wurden. Hinsichtlich der Rost. Heide allerdings traf das nur bedingt zu, so daß bei den Übernahmen 1962 ein großer Teil der durch die Standortskartierung und Forsteinrichtung für die Rost. Heide 1955/56 erarbeiteten Unterlagen übernommen werden konnten. In den Jahren 1955 - 1963 wurden jährlich 2 -3 Efm/ha genutzt, so daß sich der Einschlag 1955 - 1962 auf etwa 1600 Fm und ab 1963 auf etwa 7000 Fm in der Rost. Heide belief.


7.3. Die militärischen Nutzer der NÖ - Heide von 1953 - 1990

7.3.1. Die Kasernierte Volkspolizei

Wie bereits erwähnt, nutzte als erste militärische Enheit nach Übernahme der Flächen durch die Quartiernutzungsabteilung Stralsund die KVP - Einheit Rostock Übungsflächen im Raum Rosenort und nahe des ehemaligen Waldhauses. Die genannte KVP - Einheit hatte die Struktur eines sowjetischen Mot.-Schützenregimentes einschl. Panzerbataillion. Die Übungseinsätze waren in dieser Zeit mehr oder weniger sporadisch. Die schweren Waffen wurden in der Öffentlichkeit - sicher um mit dem Potsdamer Abkommen nicht in Konflikt zu kommen - nicht gezeigt.


7.3.2. Das Mot.-Schützenregiment der NVA Nr. 28 Rostock

Das Mot.-Schützenregiment der NVA (MSR) Nr. 28 erhielt 1962 den Bereich des Schießplatzes Hinrichshagen zugeteilt. Rund 70 ha wurden, z.T. durch den StFB, freigeschlagen. Am 1. Januar 1963 begann die Nutzung des Schießplatzes. Zu dieser Zeit hatte der Platz eine Längenausdehnung von rd. 600 m und eine genutzte Breite von rd. 400 m. Es wurde u.a. mit Infanterie - Waffen auf abklappbare Ziele geschossen. Das gleichzeitige Schießen bis zur Kompaniestärke war möglich. Die Geschosse wurden zu ca. 40 - 50 % von einem später aufgeschobenen Erdwall zwischen den Abteilungen 6189 und 647 aufgefangen. Weitere 30 - 40 % nahm ein ca. 80-jähriger Stieleichenbestand auf. 10 - 20 % der Geschosse verloren sich im Schußsektor, der bis zum Hirschburger Landweg reichte. Nachteilig war, daß bei Anlage des Schießplatzes die vorhandenen Gräben nicht verrohrt sondern zugeschoben wurden. Daher hatte der Platz besonders im Winterhalbjahr unter Staunässe zu leiden. Oft standen die Gräben, in denen die Mechanismen für die Abklappbaren „Pappkameraden“ installiert waren, z.T. kniehoch unter Wasser. Ca. 1983 begann die Erweiterung des Schießplatzes auf 1600 m Schußfläche in der Längenausdehnung. Die Erweiterung mit Kosten - und Treibstoffeinsparungen zusammen. Der Hin - und Rücktransport des Panzerbataillions wie auch der mit Schützenpanzerwagen ausgerüsteten Bataillione nach Lübtheen sollte eingeschränkt werden. Das wiederum ergab neue Bedingungen für die beteiligten Reviere. Ab Rosenortschneise, in deren Höhe sich der Erdwall befand nordöstlich bis zur neuen Schießplatzgrenze fiel das Gelände um 8 - 9 m ab. Der 80-jährige Stieleichenbestand mußte der Erweiterung weichen. Die Geschosse hatten somit „freie Fahrt“ in der Schußrichtung. Hinzu kam, daß von der erweiterten Wippanlage , in der eine Geländefahrt mit einem Panzer simuliert wurde, mit überschweren MG und der leichten Bordkanone des SPW (ca. 30 mm) geschossen wurde. Das Betreten des Schießplatzes wurde somit ab 1985 - der Inbetriebnahme des erweiterten Platzes - absolut lebensgefährlich. Vorher waren an den Seiten des Schußsektors unter bestimmten Umständen noch forstliche Arbeiten möglich.


Vorgeschlagen wurde von der Oberförsterei, an der Ostgrenze der Platzerweiterung einen 400 m langen und 25 m hohen Erdwall zu schaffen, der dann noch mit Bäumen und Sträuchern als Kugelfang hätte bepflanzt werden sollen. Die Kosten hätten 2,0 Mio. Mark betragen. Der Betrieb Industrie - und Waffenbau hätte im Winterhalbjahr die Kapazitäten gestellt. Das Vorhaben scheiterte an den Kosten. Seitens des MfNV konnten keine Mittel bereitgestellt werden.

Auch wenn der Wall noch gebaut worden wäre, verboten die Dienstvorschriften Arbeiten aller Art - forst- oder landwirtschaftlich - während eines Schießens im Schußsektor. Der Erdwall hätte somit in erster Linie die Waldbestände, aber auch das Wild geschützt.

Das MSR 28 wie die Nutzer der anderen beiden Schießplätze übergaben der Oberförsterei vor Beginn eines Monats die Schießpläne. Oft waren, weil Polizeibereitschaften, Kampfgruppen oder sowjetische Einheiten ebenfalls besonders den MSR-Platz nutzten, nur die Sonntage für forstliche Arbeiten frei. Ein bestimmter Ausgleich wurde dadurch geschaffen, daß nach einem Nachtschießen dann auf einige Stunden am Tage forstliche Arbeiten erfolgen konnten. Auch wurde das Schießen in die Morgen - oder Abendstunden außerhalb der Forstarbeitszeit gelegt. Für eventuelle Löscharbeiten bei Bränden wurde 1986 durch den MFB ein leistungsfähiger Feuerlöschteich im Bereich des Hinrichshäger Platzes angelegt. Der Bodenaushub wurde wiederum gleich für den Waldstraßenbau genutzt.

7.3.3.Die Artillerie-Abt. des MSR Nr. 28 und das Artillerie-Regiment Nr. 8-Rostock

Bis 1965 nutzte das Artillerie - Abteilung die Übungsplätze in Rostock-Vorweden. Diese Fläche entsprach aber nicht mehr den gewachsenen Anforderungen. Zum anderen konnte der Vorwedener Platz aus allen Himmelsrichtungen eingesehen werden, einschl. von der jetzigen Bundesstraße 105. Daher sollte in der Rostocker Heide nahe der Försterei Wiethagen eine 60 ha große Übungsfläche neu in Nutzung übernommen werden. Nach Verhandlungen genügten dann 32 ha. Später wurden dann doch noch 10 ha hinzugenommen.1967 übernahm das Artillerie-Regiment Nr. 8, das von Prora nach Rostock verlegt wurde, den Platz in seine Verantwortung. Eine 1987 von der Truppe geforderte Erweiterung wurde dann aber forstlicherseits konsequent abgelehnt.

Geschossen wurde mit Infanteriewaffen und mit Geschützen unter Verwendung von Einsteckläufen für den direkten Schuß. Eine ca. 100 x 100 m große Flutlichtanlage gestattete den Tag- und Nachtbetrieb des maßstab-verkleinerten simulierten Artillerie-Übungsschießens nach dem Sandkastensystem. In den westlich gelegenen Abteilungen 624 und 625 wurde später noch ein Handgranaten-Wurfstand eingerichtet.


In Schußrichtung wurde ein ca. 350 m langer und ca. 6 m hoher Erdwall aufgeschoben. Angelegt wurde auch hier durch den MFB ein leistungsfähiger Feuerlöschteich und ein meist durch wasserführende Gräben kombiniert mit Wegen oder tellerbaren Schutzstreifen ausgestattetes Brandschutzsystem. Durch ungünstige Geländeausformungen, Vernässung und nicht erfolgter Rodung gab es jedoch auch Lücken in diesem System.

Bei Kartoffelverladungen im Überseehafen für die Sowjetunion wurden die Truppenunterkünfte regelmäßig im Herbst von sowjetischen Truppeneinheiten genutzt.

7.3.4. Die 4. Flottille Rostock - Hohe Düne

Die 4. Flottille nutzt den im Revier Wallensteinslager gelegenen Schießplatz Rosenort. Dieser Platz wurde - wie bereits erwähnt - von der Kasernierten Volkspolizei Rostock und vom MSR 28 Rostock bis zur Einrichtung des Schießplatzes Hinrichshagen im Jahr 1963 genutzt. Durch die erhöhten Ausbildungsanforderungen, besonders im Zusammenhang mit der Wehrpflicht, reichte der Hinrichshäger Platz nicht für MSR 28 und 4. Flottille, sodaß er Ende der sechziger Jahre durch die 4. Flottille genutzt wurde. Die eigentliche Schießplatzfläche war rd. 18 ha groß. Geschossen wurde mit Infanteriewaffen ab ca. 1972 unter Verwendung der Plastegeschosse auf Entfernungen bis 300 m. Stahlmantelgeschosse wurden mit Rücksicht auf die nahe Ostseeküste, den zunehmenden Schiffsverkehr zum Rostocker Überseehafen, auf die auf Reede liegenden Schiffe, aber auch auf Personen im Strandbereich nicht mehr verwendet. Die Plastegeschosse waren natürlich auch windanfällig, so daß ab einer bestimmten Windstärke das Schießen keinen Sinn hatte. 90 % der Geschosse wurden außerdem durch einen vom MFB angelegten 8 m hohen und ca. 300 m langen Erdwall aufgefangen. Ein ebenfalls durch den MFB angelegtes Brandschutzstreifensystem sorgte für die Eingrenzung von möglichen Feuern. In Regie des MFB wurde schließlich auch der große Feuerlöschteich angelegt. In diesem Fall diente der Bodenaushub für die Aufschüttung eines Hügels für eine Radarstation in Purkshof.

Neben dem Schießplatz Rosenort hatte die 4. Flottille noch das Munitionslager Markgrafenheide und das Objekt Schwarzenpfost in Verwaltung. Ursprünglich sollte das Objekt in Markgrafenheide einen Gleisanschluß erhalten. Seitens des Forstwirtschaftsbetriebes der NVA war bei der forstlichen Stellungnahme ein Trasseneinschlag für den Bahnbau abgelehnt worden, da hierfür eine Grundwasserabsenkung zum Schaden der umliegenden Waldbestände erforderlich geworden wäre. Trotzdem erfolgte der Trasseneinschlag durch den StFB Rostock. Sicher war von irgendeiner Stelle eine falsche Entscheidung getroffen worde. Das anmoorige und mit Moor-Linsen durchzogene Gelände eignete sich absolut nicht für den Bahnbau und wenn, dann nur mit der erwähnten Grundwasserabsenkung und hohen Kosten. Der Staatl. Forstwirtschaftsbetrieb hatte das Nachsehen durch unnötigen Holzeinschlag und notwendige Wiederaufforstung. z.T. wurde die Trasse später von der Forstbaumschule des Betriebes genutzt.

Für bestimmte Lagerhaltung wurde das Objekt Schwarzenpfost errichtet. Hier erfolgte dann auch der Bau eines Gleisanschlusses. Da die Be- und Entladerampen von der B 105 besonders im Winterhalbjahr eingesehen werden konnten, wurden durch den MFB einige Tarnanpflanzungen mit Nadelhölzern vorgenommen. Ab Mitte der achtziger Jahre wurde neben der Lagerhaltung das Küsten-Raketen-Regiment stationiert. Die Einheit besaß überdimensionale Kettenfahrzeuge mit einer Abschußvorrichtung für Land- / See-Raketen.

7.3.5. Die Flak-Raketen-Brigade Sanitz

Die Flak-Raketen-Brigade Sanitz hatte in der Rostocker Heide nahe des Ortsteiles Hinrichshagen eine Kaserne, eine Wohnsiedlung und eine Raketenstellung ab März 1962 eingerichtet. Hierfür erfolgte Holzeinschlag für die unmittelbare Baufreiheit. Die Straße von Hinrichshagen nach Graal-Müritz trennt Kaserne und Raketenstellung. Um einen Schießwinkel von 2 Grd. ab Funksichthöhe des Kommandobunkers zu gewährleisten, wurden im Umfeld der Raketenstellung 1964 rd. 40 ha freigeschlagen. Auf weiteren rd. 20 ha sollten im Ernstfall in wenigen Stunden die Bäume gefällt werden, um den entsprechenden Winkel zu haben. Die freigeschlagenen Flächen wurden weitgehend als Weihnachtsbaumkulturen genutzt. Durch technische Verbesserungen (Verlagerung der Ausgangsantenne der Steuerungsanlagen auf Gittermasten udgl.) war der extrem niedrige Schießwinkel später nicht mehr erforderlich, sodaß die Fichtenkulturen zumeist hochwachsen konnten. Da in der Lausitz bei einem Waldbrand eine Raketenstellung beinahe abgebrannt wäre, mußte Ende der sechziger Jahre ein 20 m breiter Brandschutzstreifen um die 16 ha große Raketenstellung freigeschlagen und angelegt werden. Ganz sicher war bei Luftbildern, die der amerikanische Satellit „Telestar“ angefertigt hat, die Raketenstellung noch besser dadurch zu erkennen.

Ansonsten war die Stellung relativ klug getarnt. Pappdächer, wie sie z.B. in Sägewerken verwendet werden, ruhten samt Seitenwänden auf Schienen. Unter den Dächern befanden sich die Abschußrampen. Im Ernstfall dauerte das Enttarnen durch Beiseiteschieben des Schutzdaches nur Minuten. Wenn die Raketenabteilung im Gesamt-System Dienst hatte, gab es zwischen Alarm und Einsatzbereitschaft keine Zwischenzeiten. Vom Offizier am Radargerät bis zum Soldaten an der Abschußrampe saß alles „auf dem Sprung“

Schwierigkeiten hatten alle NVA-Dienststellen in der Rostocker Heide mit der Wasserversorgung. Daher wurde 1964 eine Wasserleitung längs der Straße Hinrichshagen - Graal-Müritz vom Wasserwerk Graal-Müritz zum Objekt Hinrichshagen ( Brandschutzstreifen westlcih der Straße) gebaut. An diese Wasserleitung wurden auch die beiden Gehöfte in Wallensteinslager angeschlossen. Später wurde die Wasserleitung zu den Schießplätzen Hinrichshagen, Wiethagen und zum Objekt Schwarzenpfost weitergebaut. In den objekten wurde zur Reserve „Sisternen“ gebaut. Der Aufwuchs, besonders von Birken, machte Ende der siebziger Jahre einen Holzeinschlag in der Raketenstellung erforderlich.

7.3.6. Die Grenzbrigade Küste

Die Grenzbrigade Küste, die der Volksmarine unterstand, und die für die Seegrenze von Barendorf im Westen bis Ahlbeck im Osten für die Sicherheit der Seegrenze verantwortlich war, hatte an der Straße Graal-Müritz nach Klein-.Müritz ein Objekt, in dem ein Grenz-Bataillion stationiert war. Das Objekt war 17,1 ha groß.

7.3.7. Übersiccht der Rechtsträgerflächen des Ministeriums für Nationale Verteidigung im Bereich der NÖ-Heide nach der statistischen Zuordnung der Flächen durch die Unterkunftsabteilung Rostock zu den einzelnen Teilstreitkräften

1) Landstreikräfte (MSR 28, AR 8) = 2337,9531 ha (2 Schießplätze)

2) Volksmarine - Schießplatz Rosenort = 305,4913 ha - Objekt Markgrafenheide = 65,4803 ha - Objekt Schwarzenpfost = 216,6403 ha - Objekt Graal-Müritz = 17,0998 ha

3) Luftverteidigung - Objekt Hinrichshagen = 697,1439 ha

Summe 3638,9087 ha

7.4. Die Windkatastrophe im Oktober 1967

7.4.1. Umfang der Schäden und Aufarbeitung der geworfenen Hölzer im Frühjahr 1968

Am 16.10. und 17.10.1967 raste ein Sturm mit Spitzenböen von 40-45 m/s aus SW über die Rostocker Heide. Hefttige Regenfälle in den Tagen zuvor, das teilweise noch vorhandene Laub, begünstigten die Wirkung des Sturmes, so daß neben den prädestinierten flachwurzelnden aber auch alle anderen Holzarten betroffen waren. Die für den Norden außergewöhnliche Sturmrichtung SW griff in die Bestände, deren Standfestigkeit auf die vorherrschende W-NW-Windrichtung ausgerichtet war, an der schwächsten Stelle an. Im gesamten Gebiet der Heide waren die Wege und Schneisen durch geworfene Bäume blockiert und damit die schnelle Erfassung des Umfanges der Schäden vom Boden aus unmöglich. Mit Unterstützung des Chefs der Volksmarine konnte durch den Einsatz eines Hubschraubers das gesamte Ausmaß der Schäden erfaßt werden. Nach dem ersten Erkundungsflug, an dem auch der Leiter der Militärforstwirtschaft, GM Senf, teilnahm, war allen Beteiligten klar, daß die Katastrophenschäden mit den Kräften des zuständigen Militärforstwirtschaftsbetriebes Prora allein nicht zu beseitigen waren.

Durch den Leiter MFW wurde daher festgelegt, daß alle Militärforstwirtschaftsbetriebe der DDR (9) ab 6.1.1968 an der Beseitigung der Schäden beteiligt wurden. Für den Einsatz aller Kräfte und Beseitigung der Schäden bis zum Mai wurde der Leiter des MFB Prora, Ofm Preuße, verantwortlich gemacht. Diesem Termin lagen folgende Überlegungen zugrunde:

- Durch den hohen Anteil von Ki und Fi war die Gefahr einer Fi-Borkenkäfer-Waldgärtner-Kalamität gegeben. Die Aufarbeitung und Abfuhr der Hölzer bis zum Mai sollte die Gefahr einer Kalamität zumindest begrenzen.

- Für die Aufarbeitung der geworfenen Holzmengen und deren Abfuhr konnten von den Forstwirtschaftsbetrieben rund 400 Personen, vornehmlich Holzfäller, Gespannführer, Traktoristen, Lkw-Fahrer und Leitungskräfte gewonnen werden, die unterzubringen, zu verpflegen und zu betreuen waren. Durch Beschluß des Rates des Bezirkes wurden dafür sämtliche Erholungsheime des FDGB in Graal-Müritz verpflichtet, mit dem Forstbetrieb Prora die entsprechenden Verträge abzuschließen. Um die Urlaubssaison 1968 nicht zu gefährden, war die Verpflichtung allerdings nur bis zum 1.4. begrenzt, so daß die Einsatzpläne dementsprechend zu ändern waren. In den wenigen Wochen nach dem Windwurf bis zum 6.1.1968 wurde von allen Beteiligten des MFB Prora vornehmlich aber von den Mitarbeitern der Oberförsterei Rost. Heide und eines gebildeten Einsatzstabes unter Leitung von Ofm Preuße und desssen Stellvertreter, Fm Bade, viel Arbeit zur Vorbereitung des Einsatzes geleistet.


Es waren alle Wege und Schneisen vom Windwurf zu räumen, die geworfenen Holzmengen waren zu erfassen, Quartiere vertraglich zu binden, Ställe für etwa 20 Gespanne herzurichten und eine Werkstatt einzurichten, die in der Lage war, die einzusetzende Technik ( MS, Traktoren, Lkw) zu betreuen und einsatzfähig zu halten. Die in der Heide ansässigen Revierförster Schneider, Sauermann und Kunde leisteten unter der Leitung von Ofö. Friesecke eine sehr gute Arbeit. Ihre aufgenommenen Holzmengen, Hinweise und Revierkenntnisse waren die Grundlage für ein Arbeitsprojekt, das vom Einsatzstab erarbeitet wurde und für das Fm Bade verantwortlich war.

Diese Projekt bewährte sich bei der Aufarbeitung und bei der Koordinierung der Einsatzkräfte in hervorragneder Weise. Die für jeden Betrieb festgelgten Einsatzräume, die Abteilungsweise Darstellung der aufzuarbeitenden Holzmengen und Sortimente, die Festlegung der Rückerichtung, Polterplätze und Abfuhrwege ermöglichten vom 1. Tag an einen fast reibungslosen Ablauf. Die gute Betreuung aller Beteiligten in den Ferienheimen, die tägliche Abrechnung und wöchentliche Auszahlung einer leistungsbezogenen Prämie trugen dazu bei, daß bis zum Ende Mai 1968 über 60 000 Fm Holz aufgearbeitet, gerückt und teilweise abgefahren werden konnten.

Grundlage dieses Projekts waren die Ergebnisse einer 1967 durchgeführten Waldzustanderfassung, die neben einer Vorratsaufnahme auch die Erarbeitung neuer Wirtschaftskarten zum Inhalt hatte. Grundlagen dieser Karten waren Luftbildaufnahmen, die die Erarbeitung von Wirtschaftskarten im Maßstab 1:10000 ermöglichten, die bis zur Teilfläche eine aktuelle Erfassung und Darstellung zuließen. Die Waldzustandserfassung wurde durch die Revier - und Oberförster selbständig vorgenommen. Im Forstwirtschaftsbetrieb wurden die Ergebnisse handschriftlich auf Karteikarten des Lochkartenverfahrens aufgetragen. Für die NÖ-Heide war von Vorteil, daß bis auf die vor 1956 durch die Quartiernutzungsabteilung des MdI übernommenen Flächen, Wirtschaftsbücher, Standortkarten und Forstkarten 1 : 10000 des StFB Rostock aus der Forsteinrichtung des Jahres 1956 vorlagen.

Die im Auftrag des Militär-Kartographischen Verlages Halle/Saale von der NÖ-Heide 1966 angefertigten Luftbilder könnten - wenn sie in betreffenden Archiven jetzt nach 32 Jahren noch augefunden würden - Aufschluß über den Küstenrückgang besonders im Raum Rosenort geben. Nach eigenen Messungen ging die Küste speziell im Raum Rosenort / Vierbirkenschneise von 1964 - 1990 um rd. 72 m zurück.

Bei der Waldzustandserfassung und der Herstellung der neuen Forstkarten wurde zwar die derzeit erfolgte Revierbildung berücksichtigt, aber es wurden im Interesse der Rückverfolgung forstlicher Maßnahmen die alten Abt.-Nummern belassen. Allerdings wurden dem ehemals städtischen bzw. großherzoglichen Revieren folgende Vornummern gegeben:

Hirschburg 3 Wiethagen 6 Gelbensande 4 Hinrichshagen 7 Meyershausstelle 5 Torfbrücke 8 Gegenüber den 1956’er Karten der Forsteinrichtung Schwerin waren zusätzlich Höhenschichtlinien eingedruckt worden; Vorfluter und Binnengräben waren farbig gekennzeichnet.


7.4.2. Die Planung der Beseitigung der Schäden und Folgen des Windwurfes

Die Windwurfkatastrophe 1967 war wohl der größte und verheerendste Eingriff des Jahrhunderts in die Waldbestände der Rostocker Heide. Rund ein Viertel der gesamten Heide war unmittelbar betroffen und machte auch nach der Aufarbeitung des geworfenen Holzes keinen guten Eindruck. Mit angekippten Stubben übersäte Flächen, die durch den Einsatz schwerer Technik bei der Rückung des Holzes auf den grundwassernahen Standorten zerfurcht und total vernäßt waren, dazwischen Berge von Astreisig, sah es auf weit über 800 ha mehr oder weniger trostlos aus.

Mit erheblichem finanziellen Aufwand wurde während und nach dem Großeinsatz im Frühjahr 1968 ein stabiles Wegenetz aufgebaut und erhalten, daß aber zunächst von dem unmittelbaren Bedarf bestimmt war. Wesentlich schwieriger gestaltete sich die Entwässerung der vernäßten Flächen, noch zumal während des Krieges und auch danach kaum Mittel für die Be- und Entwässerung der Bestände zur Verfügung standen. Trotz aller Bemühungen machten sich erste Anzeichen einer Schädlingsvermehrung bemerkbar, so daß der Einsatz chemischer Mittel unvermeidbar war.

Es war den Bewirtschaftern klar, daß die nachhaltige Beseitigung der Schäden und der Aufbau neuer Waldbestände sehr mühevoll werden würde. Wiederum wurde ein Arbeitsprojekt zur Beseitigung der Schäden ausgearbeitet, das auf den Erfahrungen mit dem Arbeitsprojekt zur Aufarbeitung des Windwurfes beruhte. In diesem Projekt waren 855 ha vom Windwurf betroffene Flächen erfaßt und für jede einzelne Abteilung, bis zur Unterabteilung, die erforderlichen Arbeiten mit dem zeitlichen, materiellen und finanziellen Aufwand dargelegt. Für den Wirtschafter waren darüber hinaus Angaben für die Holzartenwahl bei der Wiederaufforstung verbindlich festgelegt. So sollte die Kiefer einen Anteil von 50% , Fi, Wei, Bi 45 % haben und Ei war nur mit insgesamt 5 % vorgesehen. Unter dem Eindruck der noch vorhandenen qualitativ schlechten Bu-Bestände fand die Bu leider keine Berücksichtigung. Waldbaulich galt die Vermeidung von Kahlflächen nach wie vor der Katastrophe. Begradigung angegriffener Bestände war nur insoweit vorgesehen, wie vorauszusehen war, daß der Bestand nicht zu halten war. Voranbau in den geschädigten Baumholz- und Unterbau in den Stangenholzbeständen, war vorrangig vorgesehen. Nach diesem Projekt wurde Anfang der 70er Jahre gearbeitet und es war auch in den folgenden Jahren Grundlage der waldbaulichen Planung.


1971 wurde in der Militärforstwirtschaft eine neue Struktur eingeführt. Sie hob die territoriale Verantwortlichkeit (Revier, Oberförsterei) auf. Die Verantwortlichkeit wurde durch den Umfang und die Art der Aufgaben in den Bereichen Rohholzgewinnung und Rohholzerzeugung bestimmt (Produktionsstruktur). Dadurch wurde das Projekt, das auf die Oberförsterei und die Reviere zugeschnitten und auf die Erfahrungen des örtlichen Wirtschafters aufgebaut war, als unmittelbare Anleitung vor Ort eingeschränkt. Trotzdem, als Inventur für den Zustand nach dem Windwurf, als Instrument für die forstliche Planung und für den Soll-Ist-Vergleich in der forstlichen Bewirtschaftung hatte dieses Projekt seinen Wert. Immerhin wurden die vorgesehenen waldbaulichen Maßnahmen auf 855 ha durchgeführt. Der vorgesehene Wegebau und die Ziele in der Grabenräumung wurden erreicht und teilweise weit überboten.

Im vorgesehenen Zeitraum 1970 - 1976 wurden die Wunden dieses Jahrhundertwindwurfs geschlossen, der Ausbruch größerer Insektenkalamitäten verhindert und die Grundlagen geschaffen, daß der Charakter der nordöstlichen Heide Mecklenburgs erhalten geblieben ist. Der Vergleich der Holzartenanteile in der Weiterführung der Tabelle S. 88 v. Kolb unterstreicht m.E. diese Feststellung.

Holzartenanteile 1952 1987

Eiche 10 6 Buche 17 10 Nadelholz 59 55 Erle 7 12 Birke 7 17


7.5. Beseitigung der Windwurfschäden und Bewirtschaftung der Rostocker Heide von 1969 - 1990

7.5.1. Die Auflösung der Oberförsterei Wallensteinslager und Einführung der Produktionsstruktur

Nach der unmittelbaren Aufarbeitung des Windwurfes im Frühjahr 1968 machte, wie bereits geschildert, der Wald keinen guten Eindruck. Gegen Ende des Jahres 1968 machte sich der große Buchdrucker (Fi-Borkenkäfer) in den verbliebenen Fi-Beständen und der Waldgärtner in den Ki-Beständen überall bedrohlich bemerkbar. Es wurde notwendig, die befallenen Fi-Bestände vor dem Ausschwärmen der überwinterten Käfer einzuschlagen. Im Herbst 1968 und Frühjahr 1969 erfolgte daher noch einmal ein größerer Einsatz von Waldarbeitern aus dem gesamten Betriebsteil des Forstwirtschaftsbetriebes Prora und auch aus anderen Forstbetrieben der NVA zur Beseitigung der befallenen Bestände.

Aufforstungen waren 1969 im Frühjahr nur im geringen Maße möglich, da kaum geräumte Flächen zur Verfügung standen. Schwerpunktmäßig galt es erst einmal, die Flächen zu räumen, die überall durch Astreisig zugeworfenen Gräben und durch den Einsatz schwerer Technik zerstörten Gräben und Durchlässe in Ordnung zu bringen und die dadurch vollkommen vernäßten Flächen begehbar und aufforstungsfähig zu machen. Die Aufforstung 1969/70 beschränkte sich auf Nachbesserungen und Beseitigung von Schäden an Kulturen, die bei der Aufarbeitung des Windwurfes teilweise unvermeidbar aufgetreten waren und im geringen Maße auch von bereits geräumten, aufforstungsfähigen Flächen. Auch die Pflege der Kulturen wurde auf das Notwendigste begrenzt, um alle vorhandenen Kräfte bei der Flächenräumung einsetzen zu können.

Ende 1968 verstärkte sich, wie in der gesamten Volkswirtschaft, auch in der Forstwirtsdchaft, die Dikussion um eine spürbare Verbesserung der Arbeitspruduktivität. Die Lösung der Probleme wurde in der Einführung industriemäßiger Produktionsmethoden gesehen. Die darüber geführten lebhaften Diskussionen drehten sich um Veränderung althergebrachter Produktionsmethoden und Strukturen, Einsatz von Technik zur Verminderung der schweren körperlichen Forstarbeit, Konzentration der Produktion zur Verminderung von Lauf- und Fahrzeiten, Spezialisierung und Ausbildung von Spezialisten und Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Im Ergebnis der Diskussionen, aber auch im Ergebnis der zielgerichteten Lenkung der Diskussion, wurde ab 1.1.1971 administrativ die Produktionsstruktur eingeführt und die Forstbetriebe der NVA in Militärforstwirtschaftsbetriebe (VEB) umbenannt und so in das Handelsregister eingetragen.

Die Produktionsstruktur war nicht mehr an territorial abgegrenzte Reviere als Wirtschaftseinheit gebunden. Im Betrieb gab es jetzt 3 Produktiondabteilungen, die dem neugebildeten Fachdirektoriat Produktion, d.h. dem Fachdirektor Produktion, unterstanden und zwar die Abt. Rohhlozerzeugung (RE), Abt. Rohholzbereitstellung (RB) und die Industrielle Warenproduktion (IWP). Den Abteilungsleitern RE und RB unterstanden Ingenieure für Technik, die für den Einsatz schwerer und komplizierter Technik und Ingenieure für Rohholzerzeugung (Abtlg.ltr. RE) und Rohholzbereitstellung (Abtlg.ltr. RB), die für die waldbaulichen Aufgaben bzw. für den Holzeinschlag verantwortlich waren.

Die Ingenieure waren theoretisch an keine abgegrenzte Wirtschaftseinheit gebunden. Ihr Aufgabenbereich ergab sich aus dem bis auf die Abteilungsfläche aufgeschlüsselten Plan und dessen Erfüllung. In der Praxis ließ sich eine gewisse Abgrenzung bzw. Aufteilung der Ingenieure auf den Betriebsbereich nicht vermeiden, so daß statt der Reviere territorial größere Ingenieurbereiche entstanden.

Die Oberförsterei Wallensteinslager wurde aufgelöst. Die fehlende territoriale Verantwortlichkeit für die Bewirtschaftung eines Waldbegietes erwies sich in den Folgejahren als ernsthafter Mangel der Produktionsstruktur und damit für die forstliche Bewirtschaftung . Durch eine verstärkte Technisierung, durch auf den Einsatz von Technik veränderte Arbeitsorganisation, auch durch die damit verbundene Spezialisierung, wurden gute Ergebnisse in der Steigerung der Produktivität, der Beseitigung schwerer körperlicher Arbeit und Verbesserung der Arbeitsbedingungen erreicht. In Anbetracht der großen Aufgaben, die sich nach dem Windwurf in der Rostocker Heide ergaben und daß es sich um das größte geschlossene Waldgebiet des MFB (VEB) Prora handelte sowie die Nähe zu 3 weiteren ehemaligen Revieren, auch auf Grund der vorhandenen guten Erreichbarkeit über Bahn und Straße, wurden alle 3 Produktionsabteilungen in der Rostocker Heide - Gelbensande stationiert.

Trotz vieler Veränderungen, die sich personell und organisatorisch in der Folgezeit ergaben, konnte die Abt. RE mit Fm Friesecke und der RE-Bereich Rostocker Heide mit Rfö. Schneider stabil besetzt werden und die forstliche Tätigkeit, besonders in waldbaulicher Hinsicht, durch Rfö. Schneider in der Rost. Heide langfristig beeinflußt werden.


7.6. Die forstliche Bewirtschaftung der Rechtsträgerflächen der NVA in der NÖ-Heide von 1969 - 1990

7.6.1. Rohholzerzeugungsmaßnahmen

Durch die Windwurfkatastrophe waren 855 ha Forstfläche so geschädigt worden, daß bereits bei der unmittelbaren Aufbereitungsaktion Kahlflächen für die Aufforstung geschaffen wurden oder die Restmengen im Laufe von 7 Jahren eingeschlagen werden sollten. Das Projekt zur Beseitigung der Windwurfschäden sah die Aufforstung oder die Belassung von Naturverjüngung auf den betreffenden Flächen von 1970 - 1976 vor. Erreicht wurde durchschnittlich eine Kahlflächenaufforstung von 60 - 70 ha. Da anfangs nur drei Arbeitskräfte im Waldbau tätig waren und z.B. noch keine Räumtechnik zur Verfügung stand, mußte auf Dritt-Kräfte zurückgegriffen werden. Bei der Aufforstung halfen Angehörige der NVA, Kollegen aus der Landwirtschaft, Schulklassen oder auch Selbstwerber von Holz. Beeinflußt wurde die Ausführung der Aufforstungsmaßnahmen auch durch den enormen Nachholebedarf zur Schaffung der Vorflut und bei der Beräumung der Binnengräben.

Mit Bildung der Produktionsstruktur standen dann zunehmend Maschinen und Geräte für die mechanische Beräumung der Flächen oder die Grabenräumung zur Verfügung. Auf den Kahlflächen, auf denen sich ausreichend Birkenanflug angefunden hatte, wurde dieser Anflug belassen und es erfolgte bei Notwendigkeit eine Ergänzung der Naturverjüngung z.T. auch mit Nadelhölzern. Obwohl die Birke in der Holzproduktion weit unter den anderen Holzarten lag, waren zumindestens erst einmal die betreffenden Flächen bestockt. Es oblag ja einer späteren Entwicklung, die Birke als Vorwald zu betrachten und im Alter 30 bis 40 umzuwandeln, oder sie als Bestand zur Auflockerung des Wald- und Landschaftsbildes zu belassen. Das Projekt zur Beseitigung der Windwurfschäden sah bei der Aufforstung einen bestimmten Holzartenanteil vor.Die folgende Gegenüberstellung zeigt das Istergebnis:

(noch überarbeiten ! Jpg einfügen)

Zeitraum Ki FI/SiFi RER Jlä SNH SEI Bi Bu SLH

Ist 1968 49 13 10 1 1 7 7 11 1 Plan 1970- 1976 31 25 15 10 8 1 10 - - Ist 1970- 1976 50 10 15 7 5 1 12 - - (alle Angaben in Prozent)



Alle Überlegungen bei der Aufforstungsplanung und -durchführung in den folgenden Jahren waren trotz dem erreichten Aufforstungsergebnisse mehr oder weniger noch beeinflußt durch den großen Eingriff der Windwurfkatastrophe in die forstlichen Strukturen. Die Lücken, die durch die Katastrophe aufgerissen wurden, konnten geschlossen werden. Es entstanden in den Folgejahren auch keine Aufforstungsrückstände.

In zunehmendem Maße wurde die Kiefer als Hauptholzart eingebracht. Z.T. erfolgte die Pflanzung von 2j.-Kiefern-Sämlingen aus der Forstbaumschule Klueß. Doch der weitaus größere Anteil an Kiefern wurde per Saat im altbewährten Gelbensander Kiefernsaat - Sanddeckverfahren eingebracht. Das Problem war das Bewegen von rd. 120 t Sand je ha. Weitgehends wurde Technik eingesetzt, u.a. Traktor mit Anhänger und angehängtem Sandverteiler oder auch mit umgebauten Mistladehänger mit Anwendung der Zapfwelle des Traktors. In den achtziger Jahren wurden über 50 % der Aufforstung durch Kiefernsaat ausgeführt. Gut organisiert war die Ernte von Kiefernzapfen vom liegenden Stamm. Das in der Samendarre Jatznick eingelagerte Kiefernsaatgut reichte zur Deckung des Eigenbedarfs, auch für die Kiefern-Freisaaten in der Heide. Ansonsten bestand ein Pflanzenanzuchts- und Liefervertrag mit dem StFB Güstrow, Forstbaumschule Klueß. Die FBS erhielt vom MFB selbst gesammeltes Saatgut wie Bucheckern. Ki- und Fi-Samen sowie auch Importsaatgut, speziell Edelnadelhölzer, zugeliefert.

Die Kiefernsaaten mußten gegattert werden. In den siebziger Jahren wurde z. T. noch mit Fischernetzen gearbeitet, in den achtziger Jahren dann zunehmend mit gezogenem Draht ( 12 Drähte übereinander ). Einen hohen Aufwand an Handarbeit erforderte das Mähen des Farnkrautes, das bis zu 3x im Jahr erforderlich war. Die Entwicklung einer zweiteiligen Farnkrautwalze bewährte sich wegen der ungleichmäßigen Geländeausformung einschl. des aufgepflügten Balkens nicht. Es entstanden zuviel Schäden an den Pflanzen. Für die Vorbereitung der Aufforstung wurde unter bestimmten Umständen (starke Vergrasung, hoher Farnkrautanteil) auch chemische Vorarbeiten ausgeführt. Oder es erfolgte ein Herbizideinsatz bei der Kulturpflege oder auch bei der Jungwuchspflege. Unter den damaligen Bedingungen gab es auf Grund der Arbeitskräftelage und der Vielzahl der Aufgaben keine andere Alternative. Bei der Ausbringung der Herbizide wurde mit dem im MFB (VEB) Prora entwickelten Anbau-Spritzgerät auf Luftdruckbasis gute Erfolge erzielt. Das Gerät war vielseitig einsetzbar. Neben dem Einsatz bei den chemischen Vorarbeiten sowie der Kultur- und Jungwuchspflege wurden auch Insektizide gegen Borkenkäfer und Rüsselkäfer wie auch Wildverbißschutzmittel ausgebracht. Gebaut wurden die Anbau-Spritzgeräte, die auch an ca. 15 StFB bzw. MFB geliefert wurden, in der Spezialwerkstatt des MFB (VEB) Prora in Böhlendorf ( Leiter: Peter Diederich ). Auch wurden diese Geräte durch den StFB Rostock in Lizenz gebaut.

Im Interesse der zügigen Schließung der Lücken wurden auch z.B. Erlenheister gepflanzt. Hierfür war der Einsatz des ebenfalls im MFB Prora entwickelten Anbau-Pflanzbodenmeißels erforderlich. Mit der Pflanzung war eine tiegründige Lockerung der Pflanzplätze verbunden. Mit dem Gerät konnten bei guter Organisation je Schicht unter Berücksichtigung des Pflanzverbandes 2 - 4 ha bepflanzt werden. Von den mechanischen Werkstätten Peter Hufen, Rostock-Alt-Reutershagen und Peter Saft, Bentwisch-Neu-Berbelsdorf wurden 15 MFB und StFB wie eine Meliorationsgenossenschaft mit einem oder mehreren Anbau-Pflanzbodenmeißeln beliefert. Der Zuschnitt der zumeist 30 mm starken Stahlbleche erfolgte im Betrieb IV des Wohnungsbaukombinates Rostock. Bewährte Erprobungs-Traktoristen waren die Kollegen (und Brüder) Harald und Dieter Trenn.

Jeder Ing.- Bereich RE wie jedes der später wieder eingerichteten Reviere verfügte speziell für Waldbauaufgaben über einen Allradtraktor ( MTS 52/82) , einen Waldpflug, eine Anbau-Scheibenegge, ein Anbau-Spritzgerät und einen Anbau-Pflanzbodenmeißel.

Als erster Forstbetrieb in den drei Nordbezirken hat der MFB (VEB) Prora einen Hubschraubereinsatz für die Herbizid-Anwendung gegen Birken auf Nadelholz-Kulturflächen und zur Vorbereitung von Aufforstungsflächen durchgeführt. In 3 Tagen wurden 240 ha in den drei Revieren der NÖ-Heide behandelt. Das am ersten Tag des Hubschraubereinsatzes ein sich auf dem Abendansitz befindlicher Jäger eine volle Ladung Chemie - ohne sich mit einer Gasplane schützen zu können - abbekam, oder der Hubschrauberpilot kurz vor einem weiteren Einsatz Montags früh mitteilte, daß er seine Starterschlüssel in Leipzig vergessen hätte, sind nur Geschichten am Rande. ( Der erwähnte Jäger befand sich auf Dienstreise nach Berlin. Er war angemeldet zur Jagd. Fuhr aber leider gleich von der Autobahn in seinen Pirschbezirk.)

Neben dem Herbizideinsatz erfolgte aber im Rahmen der Jungwuchspflege oft auch der Einsatz von Handgeräten oder Motorsägen zur Beseitigung verdämmender Vorwüchse oder Abtrennen nicht erwünschter Holzarten.

Der Waldbau hatte in den Rechtsträgergebieten der NVA in der NÖ-Heide immer einen hohen Stellenwert. Trotz der eingeschränkten Bewirtschaftungsmöglichkeiten besonders durch die drei Schießplätze wurde aber erreicht, daß die Aufforstung einschl. des Voranbaues und auch des Unterbaues immer auf dem Laufenden war. Die Waldbilder, die weitgehend erhalten blieben, geben dabei die entsprechende Auskunft. Natürlich sind dreißig Jahre zu wenig, um alles zu regeln.

7.6.2. Rohholzbereitstellungsmaßnahmen

Von 1970 bis 1976 sollten jährlich 10,4 Tfm zum Einschlag gelangen. Tatsächlich wurden es rund 12,0 Tfm jährlich. In den sechziger Jahren waren es 6 - 7,0 Tfm aus dem Heidebereich. Aus volkswirtschaftlicher Notwendigkeit, aber auch im Interesse der Forcierung der Jungbestandpflege wurden in den achtziger Jahren dann 12 - 14 Tfm pro Jahr Rohholz bereitgestellt, wobei der Dünnholzanteil > 30 % betrug. Übernutzt wurden z. Teil vor Übernahme durch die NVA die über 100-jährigen Kiefernbestände. Nicht voll genutzt - besonders durch die Standortbedingungen - wurden mittelalte und alte Erlenbestände, bei denen die Rückung nur bei strengem Frost möglich war. In der Jungbestandspflege wurden die Rückstände in den achtziger Jahren aufgeholt. Es gab durch den rd. 40 Jahre vorher erfolgten Russeneinschlag und die Ende der vierziger Jahre erfolgten Aufforstungen einen hohen Anteil in dieser Planposition. Gezielter Einsatz von Marinesoldaten, Kollegen aus der Landwirtschaft im Winter, Studenten in den Semesterferien, Kollegen vom Küstenschutz oder Forstbrigaden aus anderen Revieren sowie die Anwendung der Hackschnitzeltechnologie brachten den Erfolg.

Bis 1971 verfügte der MFB (VEB) Prora nicht über Holztransporttechnik. Das Holz wurde ab Wald an den zuständigen StFB verkauft. Das änderte sich Anfang der 70iger Jahre. Mit der Bildung der Abt. Rohholzbereitstellung erfolgte auch die Aussstattung mit Lang- und Schichtholzfahrzeugen wie später mit Schichtholzbeladetechnik. Bis dahin war die Be- und Entladung von Schichtholz - das „Schwuchten“ - ein hartes Brot. Helmut („Müter“) Jenß kann ein Lied davon singen.

Bis 1970 wurden zum Holzrücken noch Pferdegespanne neben der Technik eingesetzt. Schwierigkeiten gab es immer wieder bei der Fütterung. Mähdrescherstroh ließ sich nicht mehr häckseln. Also mußte man zu Büdnern gehen, die hinter dem Haus noch einen halben ha Getreide anbauten. Geholfen haben wir uns dann auch mit Rückständen aus der Haferflockenproduktion. Da waren dann aber Fahrten nach Malchin notwendig. An den Wochenenden sahen es die Gespannführer gern, wenn mal ein anderer fütterte, weil sie nicht am Ort des Pferdestalles wohnten. Trotz dieser Schwierigkeiten waren wir traurig, als die letzten vier Kaltblüter 1971 ihren Weg nach Holland antraten.

Der finnische Valmet-Schlepper war natürlich leistungsfähiger als die Pferde, aber er kam nicht überall rein. Die Schlepper aus der CSSR hatten eine Reihe „Kinderkrankheiten“. Aber jeder war froh, wenn ein solches Gerät zur Verfügung stand.

Sprunghaft entwickelt hat sich die Hackschnitzeltechnologie. Daß wir aber für Ribnitz in Gelbensande Waggons mit Hackschnitzelholz wegen fehlender Kapazität im Werk ausladen mußten, wurde nicht von jedem eingesehen. Dieses Hackschnitzelholz kam aus anderen Militärforstbetrieben. Das Laubsägeholz wurde in der Regel nach Grevesmühlen (Buche) und Wittenhagen (Eiche) geliefert. Abnehmer für das Nadelsägeholz waren die Sägewerke Rövershagen, in den siebziger Jahren auch noch, Löbnitz und in den achtziger Jahren auch das eigene Gatter in Gelbensande. Für Spanplatten- und Hackschnitzelholz war das Werk in Ribnitz-Damgarten der Empfängerbetrieb. Buchenfaserholz ging z.B. per Waggon nach Pirna und das Furnierholz i.d.R. nach Leipzig. In der eigenen Köhlerei wurde das Köhlerholz bzw. gutes Brennholz verwertet.

Ab 1985 ging die Rohholzbereitstellung wieder in die Regie der Oberförsterei Rostocker Heide des MFB (VEB) Prora über. Die Traktoren und leichten Rücketraktoren unterstanden den Revieren, die schweren Rücketraktoren, die Belade- und Transporttechnik einschlieslich Spezialgeräten, wie z.B. der Häcksler des Hackschnitzelzuges, unterstanden dem Ing.-Bereich Technik der Oberförsterei. Leiter der Abt. Rohholzbereitstellung waren u.a. Oberförster Gert Heil (1971/72), Forstmeister Hannjörg Abeler (1972/73), Oberförster Heinz Siebel ( 1974 - ca. 1979).

7.6.3. Forstschutzmaßnahmen

Der größte Aufwand beim Forstschutz wurde auf dem Gebiet des Waldbrandschutzes betrieben. Dieser Aufwand war erforderlich, um den besonders in den Monaten März bis Mai zu erwartenden Waldbrandgefahren vorzubeugen. Immerhin befanden sich auf den drei Schießplätzen und in den Objekten oft gleichzeitig über tausend Militärangehörige. Und eine einzige Zigarettenkippe z.B. reichte ja schon zur Auslösung eines Waldbrandes. Kaum bekannt war bei den Militärangehörigen, daß Holz bereits bei 300 Grd. Celsius brennt, daß aber eine brennende Zigarettenkippe, die Luftzug erhält, etwa 800 Grd. Celsius entwickelt. Im einzelnen gab es nachstehende Maßnahmen: •Bau von zwei Feuerwachtürmen •Anlage von 3 leistungsfähigen Feuerlöschteichen •Anlegung und Ausbau von Brandschutzstreifensystemen um 3 Schießplätze, 1 Raketenstellung, 2 Bahnstrecken, 1 Landstraße •Durchsetzung des Einsatzes von Diesel-Lokomotiven an der Bahnstrecke Rövershagen - Graal-Müritz ab 1965 •Bau von rd. 2000 Stellplätzen für den ruhenden Verkehr im Raum Markgrafenheide/ Hütelmoor zur Aufnahme der bis ca. 1974 im Raum Rosenort/ Vierbirkenschneise parkenden Strandbesucher. (Die Erweiterung des Schießplatzes Rosenort erforderte die Absperrung.) •Durchsetzung des Verbotes zum Begehen und Befahren des gesamten militärischen Gebietes. •Bau von Kugelfangwällen auf 3 Schießplätzen. •Zusammenarbeit mit den Feuerwehren der Dienststellen Hohe Düne und Schwarzenpfost sowie besonders den Freiwilligen Feuerwehren Gelbensande, Graal-Müritz und Rövershagen. •Ständige Arbeit mit den militärischen Dienststellen zur Durchsetzung der Befehle für die einzelnen Waldbrand-Warnstufen. •Ausbau des Waldstraßen und -wegesystems, um mit Technik und Löschmannschaften die einzelnen Waldgebiete erreichen zu können.


Durch Beobachtung von den Feuerwachtürmen, Streifendienste mit PKW, Motorrad oder Fahrrad, Besetzung aller Diensttelefone bei Waldbrandwarnstufen, Zusammenarbeit mit dem StFB Rostock, den Berufs - und Freiwilligen Feuerwehren wie auch mit den NVA-Dienststellen kam es von 1956 - 1990 zu keinen größeren Waldbränden. 1955 gab es einen Großbrand, der durch Flammen aus einem Panzerauspuff ausgelöst wurde. Der Brand entstand auf dem Schießplatz Torfbrücke. Der entstandene Schaden hielt sich in Grenzen. Als Bodenfeuer hatte der Brand die starken Rohhumuslagen erfaßt und brannte unterirdisch wochenlang. Durch das Militär wurde letztendlich die gesamte Fläche durch einen Graben abgegrenzt und so der Brand eingedämmt und zum Erlöschen gebracht. Kleinere Waldbrände, die meist auf den Trockengrasflächen der Schießplätze entstsanden, wurden rechtzeitig erkannt und gelöscht. Bei doch zumeist durch fahrlässige Brandstiftung entstandenen Waldbränden spielte die Wasserbeschaffung eine große Rolle. Die Tanklöschfahrzeuge der Feuerwehr faßten i.d.R. 2 bis 5 cbm Wasser, die mit TS8 und Löschkanone umgebauten Gülleanhänger der Landwirtschaft, über die der MFB später auch verfügte, hatten ein Volumen von 10 cbm. Zeitaufwendig und somit nachteilig war die Wiederauffüllung mit Wasser in Ortschaften wie Graal-Müritz oder Markgrafenheide. Die Hydranten hatten darüber hinaus zu wenig Druck. Aufwendig war mitunter auch, eine 2 - 3 km lange Schlauchleitung bis zur Ostsee auszulegen. Das alles veranlaßte den MFB und die militärischen Dienststellen, an jedem Schießplatz einen leistungsfähigen Feuerlöschteich zu bauen. Der Materialaushub diente zumeist dem Wegebau, im Fall des Schießplatzes Rosenort wurde hiermit im Gefechtsstand Purkshof der Hügel für ein Radargerät aufgeschichtet.

Besonders das Rehwild verursachte Verbißschäden auf den forstlichen Kulturen. Unter bestimmten Witterungsbedingungen wie z.B. hoher Schneelage, waren auch Verbißschäden durch Rotwild zu verzeichnen. Schälschäden gab es sogut wie gar nicht. Gegenüber dem Rehwild half nur planmäßiger Abschuß, das Ausbringen von Wildverbißschutzmitteln oder Gatterung. Anfangs erfolgte das Ausbringen dieser Mittel per Hand, später mechanisch mit Traktor und Anbau-Spritzgerät unter Verwendung von Säcken zum Abtropfen. Der Bau und die Beschickung von Wildfütterungen lenkte natürlich das Rehwild z.T. auch von den Kulturen ab. Für das Rotwild erfolgte bei strengen Wintern auch die Fällung von Weichlaubhölzern. Ab Mitte der siebziger Jahre wurde zunehmend gegattert. Zur Verfügung standen ausgediente Fischernetze und gezogener Draht, in geringem Umfang auch Maschendraht. Der Bau von Zäunen mit z.B. 12 gezogenen Drähten an Pfählen in 2,50 - 3,00 m Abstand war besonders durch das unebene Gelände, durch anmoorige Partien oder kreisende Binnengräben äußerts aufwendig und brachte nicht den gewünschten Erfolg. Ende der achtziger Jahre konnten besonders die Kiefernsaaten durch ordentliche Maschendrahtzäune geschützt werden. Die Zäune unter Verwendung von Fischernetzen waren insofern problematisch, da die Gefahr des Verfangens darin durch Rehwild bestand.

Sehr günstig hat sich die Melioration und Nutzung der im Stromgrabenbereich liegenden Wiesen ( Hilgenhöhlen-, Totenbruch-, Klockenhäger- und Seekenwiese) der Fuchsbergwiese, der Schwebsathenwiese, der Wiesen nahe den Forstgehöften Wallensteinslager und letztlich auch der Moorhofwiesen im Bereich Heiliger See durch das VEG Klockenhagen für die Verbesserung der Äsungsverhältnisse ausgewirkt. Das Äsungsangebot auf den Wiesen verhinderte einen Großteil der vorher aufgetretenen Verbißschäden. Die im Rechtsträgergebiet der NVA genutzten Wiesenfläche hatte einen Umfang von 125 ha.

Kalamitäten durch forstschädliche Insekten traten in den Jahren 1954 - 1990 in den militärischen Rechtsträgergebieten nicht auf. Örtlich war - besonders in den Jahren mit langanhaltender Frühjahres- oder Sommerdürre periodisch immer wieder Befall des Fichten- Borkenkäfers und auch des Kiefern-Prachtkäfers zu verzeichnen. Kurzfristige Aufbereitung, Behandlung und Abfuhr der befallenen Hölzer verhinderte die Ausbreitung der Schädlinge.

Durch forstschädliche Pilzkrankheiten wurde Ende der siebziger Jahre eine ca. 5 Jahre alte Kiefernsaat im Revier Hirschburg vernichtet. Die Kiefernschütte wurde durch eine feucht-heiße Sommerperiode begünstigt. Da vorher und nachher keine bedeutenden Fälle von Kiefernschütte auftraten, war auch keine Veranlassung vorbeugend mit Fungiziden zu arbeiten.

Im Ganzen wirkte sich der überwiegende Mischwald-Charakter der NÖ-Heide, die um rd. 3 Grd. niedrigeren Durchschnittstemperaturen gegenüber z.B. dem südlich gelegenem Land Brandenburg und nicht zuletzt die zumeist höhere relative Luftfeuchte günstig auf die Nichtausbreitung von Schädlingen aus.

Forstschutz war natürlich auch durch Waldbaumaßnahmen zu erreichen. Daher wurde in Seenähe wegen zu erwartender Spätfroste z.B. nur die Kiefer gepflanzt. Zunehmend in den 80iger Jahren war besonders bei 40 - 80 Jahre alten Kiefernbeständen eine Auflichtung der Kronen zu verzeichnen. In Einzelfällen - wie extrem feuchten, aber auch extrem trockenen Standorten - war der Waldgärtner beteiligt. Das betraf besonders die Zeitabschnitte nach der Windwurfkatastrophe. Eine bestimmte Rolle spielten die Niederschläge und der Zeitpunkt der Niederschläge. Seit der letzten Jahrhundertwende wurden im Raum Rostock jährlich 600 mm Niederschlag im Durchschnitt gemessen. Es gab Jahre, in denen die doppelte Menge kam, aber auch Jahre, in denen von Mai bis August nur 300 mm fielen und der Rest konzentriert Ende des Jahres kam. Gut beraten waren die Wirtschafter, die möglichst am 10. April die Frühjahresaufforstung abgeschlossen hatten. Der Einbau von Staustufen Mitte der achtziger Jahre im Stromgrabenbereich diente dazu, ab ca. 1. April das Wasser nicht ungenutzt in die Ostsee abfließen zu lassen. In vielen Jahren waren im Frühjahr Dürreperioden von 6 - 8 Wochen.

Wenig Einfluß konnte wegen der allgemeinen Luftverschmutzung darauf genommen werden, daß sich besonders ab Anfang der achtziger Jahre nur noch 4 bzw. manchmal auch nur noch 3 Nadeljahrgänge z.B. an der Kiefer befanden. Sicher spielte der zunehmende Autoverkehr eine bestimmte Rolle. Aber ausschlaggebend hierfür kann nur der CO - und S Ausstoß aus der Industrie der Staaten Belgien, Großbritanien, aber auch der nördlich gelegenen Länder der BRD sein, aus deren Richtung regelmäßig der Wind bläßt, sowie die mit dem Ausbau des Überseehafens Rostock entstehende Industrie am Rande Rostocks, wie z.B. der Ölhafen, das Düngemittelwerk u.a..


7.6.4. Forstlicher Wege - und Waldstraßenbau

Als die Oberförsterei Wallensteinslager am 1. Januar 1964 gebildet wurde, waren nur Wege befahrbar, die auf reinen Sandstandorten lagen. Ehemals gebaute Knüppeldämme wie z.B. auf der Postenschneise waren zerfahren. Bei einem Kiefernsägeholzeinschlag 1964 in der Abt. 665 mußte das Holz auf der Georgschneise, unter Einsatz von einer Raupe und zwei Pionier-Traktoren des StFB vor einem Stamm, Richtung Graaler Straße gerückt werden. Der Fahrweg war somit genauso tief, wie die Gräben links und rechts. Ähnliche Bedingungen waren im gesamten Bereich anzutreffen. Dringend erforderlich war daher forstlicher Wegebau, der in den siebziger Jahren zum Waldstraßenbau erweitert wurde. In diesen siebziger Jahren erforderte die immer größer werdenden Lang - und Schichtholzfahrzeuge mit Achslasten bis zu 25 t einen stabilen Straßenkronenaufbau. Zu Beginn einer Wegekonstruktion wurde meist der links und rechts im oder am Graben stehende Aufwuchs zur Faschinierung quer auf die Fahrbahn gepackt und mit angefahrenem Sand - aus reviereigenen Gruben - auf ca. 300 - 400 mm abgedeckt. Im Fall der Georgschneise mußten zur Stabilisierung des Untergrundes 1968 auch mal 30 fm aufbereitetes Brennholz eingebracht werden. Konnte vor der Schotteraufbringung noch ein Bagger eingesetzt werden, so wurde der im Wegegraben vorhandene Mineralboden für die Erhöhung der Wegekrone verwendet. Zum Abschluß wurde über der 150 - 250 mm starken Schotterdecke Splitt und zum Schluß wiederum Sand aufgebracht und eingearbeitet. Von 1971 bis 1989 erhielt der MFB (VEB) Prora als einziger der 10 Militärforstwirtschaftsbetriebe jährlich vier Ganzzüge mit je 900 t Schotter ( 40-60 mm Durchmesser) und 400 t Splitt ( 0-25 mm Durchmesser) aus dem Raum Leipzig zu vertraglich geregelten Bedingungen. Es wurde erreicht, daß das Material mit Selbstentlader-Waggons geschickt wurde. Zwei der vier Ganzzüge pro Jahr wurden i.d.R. in der NÖ-Heide verwendet. Nachteilig war, daß zur Vermeidung von Standgeldern in Größenordnungen ein Ganzzug in vier Stunden ausgeladen sein mußte. Von Vorteil war, daß wegen der zu kurzen Entladegleisabschnitte in Rövershagen ( Tiefbaukombinat oder Agro-Chemie) oder Gelbensande der Zug in zwei Teilen einrangiert wurde, und daß dann auch fast die ganze Nacht Zeit war. Es mußten aber alle Kräfte einschl. Förderbändern, Mobilkränen, LKW-Kipper oder Autograder neben 10-12 Mann „Fußtruppen“ organisiert werden. Es gab in 20 Jahren bei 80 Ganzzügen nicht eine Mark Standgelder. Der Oberförsterei stand ein gut ausgerüsteter Wegebauzug mit 1 Mobilkran T 174, 3 LKW Kipper W 50, 1 Autograder, 1 Vibrationswalze und bei Bedarf eine Rode - und Planierraupe S 100 zur Verfügung. Es wurden aber auch Fremdkapazitäten genutzt. So waren im 1. Quartal 1968 zur Gewährleistung des Waldstraßenbaus im Interesse der Abfuhr des Windwurfholzes an beiden Tagen der Wochenenden je 35 Kipper und 5 Mobillader der VEB Kraftverkehrbetriebe Rostock und Ribnitz-Damgarten im Einsatz. Und auf den Entladebahnhöfen standen dabei Sonnabend und Sonntag je 30 Waggon mit Schotter. Da ja die sechsfache Menge eines Jahreseinschlages an Holz abtransportiert werden mußte, waren die Kapazitäts - und Materialbeschaffung für den Waldwegebau sehr wichtig. Aber genau so wichtig war die finanzielle Abdeckung, die teilweise auch über Kreditfinanzierung erfolgen mußte und dem Forstwirtschaftsbetrieb der NVA viel Organisationsaufwand abforderte.

Im Zusammenhang mit dem Waldwege- und Waldstraßenbau spielte der Bau von Durchlässen und Brücken eine wichtige Rolle. Während anfangs noch Betonröhren mit 400 mm Durchmesser - zumeist zwei nebeneinander - verlegt wurden, wurden ab Ende der siebziger Jahre grundsätzlich Betonröhren mit einem Mindestdurchmesser von 600 mm verwendet. Ein besonderes Kapitel war die Tankbrücke über den Stromgraben in Höhe der Abt. 347 / 873. Gebaut wurde diese Brücke ca. 1947 unter Leitung des Koll. Tank aus dem Revier Hirschburg, um eine bessere Möglichkeit für den Einsatz der Hirschburger Gespanne westlich des Stromgrabens zu haben. Bei Bildung der Oberförsterei Wallensteinslager 1964 waren die Hölzer der Brücke schon so verfault, daß ein Begehen gefährlich, aber ein Befahren unmöglich war. Durch das Kommando Volksmarine in Rostock wurde das Marine-Pionier-Bataillion Saßnitz unter Leitung von Freg.-Kap. F. Brümmer einschl. Sägegatter und Wegebautechnik für den Wege - und Brückenbau über den Stromgraben eingesetzt. Die Pioniereinheit konnte bei dieser Gelegenheit den Ausbildungsstand verbessern und gleichzeitig das eigene Jahreskontingent an Nutzholz in Selbstwerbung einschlagen. Nach vier Wochen war die Brücke einschl. Anfahrtswegen auf 1 km fertig. Später verlor die Brücke an Bedeutung, da zusammen mit dem VEG Klockenhagen der Stromgraben in Höhe der Klockenhäger Wiesen gequert wurde. Damals aber wurden täglich je Gespann mindestens 2 Stunden und 8 km gespart, weil nicht der Umweg über Torfbrücke notwendig war. Bestimmte Vorteile brachte bei den Hauptwegen das Überziehen der Schotterschichten mit einer Bitumen-Straßendecke. Der MFB (VEB) Prora war der einzige Militärforstbetrieb, der vom Petrol-Werk Schwedt direkt per Waggon Straßenbaubitumen erhielt. Von 1964 - 1989 wurden rd. 125 km Waldstraßen oder befestigte Waldwege gebaut. Davon erhielten rd. 15 km dazu noch eine Bitumendecke.

Beim forstlichen Wegebau bzw. Waldstraßenbau erfolgte eine Zusammenarbeit mit den NVA-Dienststellen, dabei besonders mit der Abt. Ausbildung des MSR 28, mit dem StFB Rostock, mit dem VEB Klockenhagen, mit dem VEB Kraftverkehr Rostock und dem Kraftverkehr Ribnitz-Damgarten, dem Kombinat Tiefbau Rostock, dem Betrieb Agro-Chemie Rövershagen, den Kombinaten Agro-Chemie Berlin und Steine / Erden, Außenstelle Schwerin. Es galt mit den genannten Dienststellen und Betrieben die fianzielle Seite zu sichern und die Bereitstellung von Material und Technik zu gewährleisten.

Die wegebaumäßige Erschließung des Rechtsträgergebietes der NVA war aus vielerlei Gründen wichtig. Die in der Ausbildung oder im diensthabenden System der NVA befindlichen Einheiten mußten sich zu ihren Objekten bzw. Ausbildungsplätzen bewegen können. (Hierfür waren bestimmte Wege festgelegt.) Der Personen - und Techniktransport zu den Arbeitsorten der Reviere mußte einschl. Mittagessentransport oder Fahrt zum Mittagessen gesichert sein. Der vorbeugende Waldbrandschutz wie erforderliche Waldbrandbekämpfung erforderte befahrbare Wege. Ganz wichtig war auch, den Holztransport zu sichern. Die Jagdwirtschaft einschl. Wildtransport profitierte von der Befahrbarkeit der Waldgebiete. Schließlich mußte das VEG Grünmasse oder Silage transportieren.


7.6.5. Be- und Entwässerungsmaßnahmen

Bis zum Juni waren im Revier Hirschburg z.B. 1964 die im Bereich des Stromgarbens liegenden Wiesen überschwemmt. Das wiederholte sich auch in anderen Jahren. Das ganze Vorflut- und Binnengrabensystem war nicht mehr in Ordnung. Der Stromgraben selbst, der ja rd. 52 qkm, ab Behnkenhagen beginnend, entwässern sollte, war nicht mehr leistungsfähig genug. Das Gefälle ist ja sowieso äußerts gering. Vermehrte Niederschläge führten dann zu einem wie oben beschriebenen Zustand. Auch das Schöpfwerk in Graal-Müritz war zu diesem Zeitpunkt noch nicht rekonstruiert. Das nach der Windwurfkatastrophe 1967/68 vom Institut für Forsteinrichtung und Forstertragskunde in Federführung von Dr. Hengst erarbeitete Gutachten bestätigte den Zustand der ungenügenden Entwässerung zum Zeitpunkt der 1. Katastrophe im Oktober 1967. (Die noch vorhandene Belaubung führte dazu, daß neben den Nadelhölzern besonders die Buche im größeren Umfang geworfen wurde.) Unter diesen Umständen irgendein Stückwerk vorzunehmen hätte keinen Erfolg gebracht. Gut wäre eine mechanische Beräumung der Gräben und Vorfluter gewesen. Das war aber nicht sofort möglich, da in den rd. 30 vorhergehenden Jahren besonders Erlen, aber auch Birken beiderseits der Gräben gewachsen waren und darüber hinaus die Standorte die Fortbewegung der Technik verhinderten. Zum anderen war zu diesem Zeitpunkt eine entsprechende Räumtechnik nicht verfügbar. Eine Handberäumung der umfangreichen Graben- und Vorflutsysteme schied wegen der Arbeitskräftelage, aber auch wegen der unzumutbaren Arbeitsbedingungen aus. Aus den Gräben mußten i.d.R. 50 - 100 cm Schlick, Laub, Astwerk udgl. beseitigt werden, zum weiteren wiesen über 50 % der Durchlässe Verstopfungen aus. Bei allen Überlegungen blieb, um die Aufbereitung, das Rücken und den Abtransport des Windwurfholzes zu sichern, nur die Grabensprengung übrig. In Zusammenarbeit mit dem Autobahn-Baukombinat Berlin, Abt. Sprengtechnik Rostock, wurden in den Jahren 1968/69 im Wert von 1,5 Millionen Mark rd. 225 km Vorfluter und wichtige Binnengräben aufgesprengt.

Um die Knallzündschnur wurden im Abstand von ca. 50 cm Sprengpatronen i.d.R. je 200 g Gelantine-Donarith mit Isolierband gewickelt. Die so vorbereitete Schnur wurde von einem erfahrenen Kollegen, der mit einer Pionier-Hose bekleidet war, so tief wie möglich in den Schlick und Schlamm getreten. Um störende, im Graben liegende, starke Äste wurde die Zündschnur 1x herumgeführt, sodaß diese auch aus dem Graben herausbefördert wurden. Bei breiteren Gräben war die parallele Verlegung von zwei - manchmal auch drei - bestückten Knallzündschnüren im Abstand von rd. 1 m erforderlich. Jede Sprengpatrone wurde vorher natürlich noch mit einer Sprengkapsel versehen. Nach der Sprengung flog der Grabeninhalt ca. 60 m hoch, und wurde vom Wind in den anliegenden Bestand verteilt. Je stärker der Wind wehte, je besser diese Verteilung.

Selbstverständlich bedeutete diese Art der Entwässerung einen starken Eingriff in die Natur. Bodenmikroben, Insekten, Kriechtiere udgl. überstanden die Prozedur nicht. Doch es gab keine Alternative. Nach 2 - 3 Jahren waren die aufgesprengten Gräben schon wieder begrünt und belebt. Das Schalenwild wurde durch die Sprengungen stark beunruhigt und irretiert. I.d.R. wurden 3-4 Tage in der Woche Sprengungen vorgenommen. Das Rotwild wich zumeist in die Reviere Schnattermann im Westteil und Körkwitz (östlich) aus. Während der Hirschbunft in den Monaten September und Oktober erfolgten keine Grabensprengungen. Die Sprengtage wurden in den Heidedörfern weitgehend bekannt gemacht, damit Hühner-, Enten- und Gänsegelege z.B. in erschütterungsfreie alte Deckbetten udgl. gelegt werden konnten, um eine Abtötung zu verhindern. Im Frühjahr 1969 gab es einen Zwischenfall bei den Sprengarbeiten, mit dem keiner gerechnet hatte. In den Abteilungen 739 und 740 des Revieres Wallensteinslager legten die Kollegen von der Sprengtechnikgruppe auf 300 m bestückte Knallzündschnüre - zu über 50 % zwei Schnüre parallel nebeneinander - in den Grabenschlick. Es war Freitag. Die Kollegen wollten fertig werden. Zum anderen mußte das in der Woche übriggebliebene Sprengmaterial noch zum Spezialbunker nach Cammin bei Stralsund gefahren werden. Vorschrift war, nicht mehr als 100 m Strecke mit einem Mal zu zünden. Bei jeder Sprengung mußten auch die Witterungsverhältnisse wie starker Regen, Nebel, tiefhängende Wolken udgl. berücksichtigt werden. Aber ganz sicher hatten es die Kollegen eilig. Obwohl die Wolken sehr tief hingen, jagten sie die rd. 200 kg Gelantine-Donarith auf den 300 m mit einer Zündung in die Luft. Die Druckwelle erreichte in Sekundenschnelle die in der Nähe liegenden Wohnsiedlungen und den Kasernenbereich der Flak-Raketen-Abteilung. Der folgende wieder rückwärtsführende Sog ließ alle nach Südwesten und Westen gelegenen Fensterscheiben platzen. Die Glasscheiben wurden nicht in das Innere der Gebäude gedrückt, sondern landeten im Außenbereich der Gebäude. Für den Diensthabenden Offizier im Gefechtsstand und für den im Kasernenbereich war der erste Gedanke, das Objekt hätte einen Raketenschlag erhalten. Entsprechend war die Reaktion. Nach einer Viertelstunde klärte sich die Sache aber auf, zumal die Fensterscheiben nicht nach innen gedrückt wurden. Die bald hinzukommenden Sprengleute sahen sich dann mit herunterhängenden Köpfen die Bescherung an. Verletzt wurde dankenswerterweise niemand.


Das Autobahn-Baukombinat und der Forstwirtschaftsbetrieb der NVA haben sich bei der NVA-Dienstsstelle entschuldigt. Die Fensterscheiben waren kurzfristig wieder drin. Ganz sicher stieg auch die Staatliche Versicherung ein. Sicher gab es auch Sanktionen für das beteiligte Sprengpersonal, dabei in erster Linie für den Sprengmeister. Alle Beteiligten waren um eine Erfahrung reicher. Etwas Ähnliches hat sich später nicht wiederholt.

Bis Mitte der siebziger Jahre wurden nocheinmal Grabensprengungen auf wiederum rd. 200 km vorgenommen. Dann waren nach und nach die Vorfluter freigeschlagen, Dämme für die mobile Räumtechnik aufgeschüttet, und es erfolgte eine mechanische Beräumung von Gräben und Vorflutern. Auch wurden die Wegegräben bei Notwendigkeit wieder funktionsfähig hergestellt. Ab Anfang der achtziger Jahre erhielt die Oberförsterei besonders im Winterhalbjahr, wenn in der freien Landschaft starker Frost Baggerarbeiten verhinderte, aber im Forst diese Arbeit noch möglich war, Unterstützung durch das Kombinat Industrie - und Hafenbau Wismar, Außenstelle Ribnitz-Damgarten. Es wurde dann Großtechnik wie Bagger mit Gleisketten und Körben mit 1 - 2 kbm Inhalt eingesetzt. Mit diesen Geräten wurde der Vorfluter freigebaggert. Das gelöste Material wurde in Fahrtrichtung abgelegt und durch Schwenken planiert. Damit schaffte sich der Baggerführer selbst einen standfesten Fahrweg.

Während bis Ende der siebziger Jahre die Entwässerung der Heide im Vordergrund stand, wurde ab Anfang der achtziger Jahre auch die Bewässerung verstärkt ins Auge gefaßt. In Zusammenarbeit mit dem VEG Klockenhagen wurden in den Stromgraben drei Staustufen eingebaut. Diese wurden spätestens bei Beginn der Frühjahresdürre geschlossen. Auch wurde auf den Verwalter des Schöpfwerkes Graal-Müritz, der der Flußmeisterei Heiligendamm der Wasserwirtschaftsdirektion Küste unterstand, eingewirkt, um ein sinnvolles Abpumpen des Wassers in die Ostsee zu erreichen. I.d.R. durfte ab 10. April eines jeden Jahres wegen der beginnenden Frühjahresdürre nicht mehr abgepumpt werden. Leider wurde der Staubeirat, der aus Vertretern des StFB Rostock, des MFB (VEB) Prora, des VEG Klockenhagen und der Flußmeisterei bestehen sollte, nicht wirksam.

Vom MFB (VEB) Prora wurden im Zeitraum von 1968 bis 1989 rd. 6,0 Millionen Mark für die Be- und Entwässerung in der NÖ - Heide aufgewendet.


7.6.6. Die Harzung / Bereitstellung von Kiefernrohbalsam

Bis 1982 war der MFB (VEB) Prora von der Harzung verschont geblieben. Der Schießbetrieb auf den Übungsplätzen gestattete ohnehin in den Schießsektoren keinen geregelten Harzungsablauf. Mit der zunehmenden Übergabe der Flächen an das MfNV, die Beendigung der Harzung nach i.d.R. 20 Jahren in den Beständen der StFB, Katastrophen wie der Windwurf 1967/68 in der NÖ-Heide und auf dem Darß oder Waldbrandkatastrophen in der Lausitz, führten dazu, daß die von der Industrie benötigte Menge von 12.000 t Kiefernrohbalsam durch die staatl. Forstwirtschaft nicht mehr aufgebracht werden konnte. Somit wurden auch die Militärforstbetriebe beauflagt. Für die Oberförsterei Rostocker Heide des MFB bedeutete das in Fuhlendorf und in der Rostocker Heide rd. 20 t Kiefernrohbalsam zu ernten und zu liefern. Es bestand keine Erfahrung, es gab kein ausgebildetes Personal, und bei der materiell-technischen Sicherstellung mußte mit „Null“ begonnen werden. Es war sehr schwer, und es gab eine Reihe Rückschläge. Unter größten Schwierigkeiten, begrenzt auch noch auf die wenigen „Toten Winkel“ bei drei Schießplätzen in der NÖ-Heide wurde aber dann doch noch die geplante Menge jährlich in Gelbensande verladen bzw. durch Überlieferung von anderen Betrieben abgerechnet. Als es 1990 hieß, die BRD kauft Kiefernrohbalsam auf dem Weltmarkt wesentlich billiger als die DDR in der Lage war dieses herzustellen, fiel besonders den beteiligten Revierförstern, aber auch dem Oberförster ein Stein vom Herzen. Die dabei entstandenen grauen Haare konnte jedoch keiner wieder dunkel machen. 20 t Kiefernrohbalsam bedeutete jährlich rd. 20.000 Kiefern zu röten, die Tropfrille zu ziehen, das Tropfblech anzubringen, Töpfe einzuhängen, je Baum 25 - 27 Risse links und rechts auszuführen und dann noch die Beerntung vorzunehmen. Einen Harzmeister hatte der MFB (VEB) Prora nicht, die Aufgabe lag bei den Revierförstern.


7.7. Die Waldzustandserfassung 1987

Die zweite Waldzustandserfassung in der Periode der Rechtsträgerschaft in der NÖ-Heide durch das MfNV einschl. 10jähriger Planung erfolgte per 01.01.1987. Vorausgegangen war eine sorgfältige Vorbereitung mit entscheidender Unterstützung durch die Sektion Forstwirtschaft der Technischen Hochschule Dresden, Bereich Forsteinrichtung und forstliche Ertragskunde ( Prof. Dr. Horst Kurth und Oberassistent Dr. Gottfried Lucas ). Da das eigene forstliche Personal die Zustandserfassung und Planung durchzuführen hatte, dazu eine EDV-gerechte Aufzeichnung und Aufbereitung notwendig war, erfolgten in Tharandt und im Betrieb entsprechende Schulungen und Übungen. Dieses Mal wurden in der NÖ-Heide die Reviere neu gebildet und neue Abt.-Nummern verwendet. Durch die Wende 1989/90 kamen aber keine neuen Karten mehr heraus, sodaß an Hand der Karten von 1967 und einer Tabelle mit alten und neuen Abt.-Nummern forstliche Entwicklungen verfolgt werden können. Im Ergebnis der Waldzustandserfassung sollten die Holzeinschläge auf ca. 70 % sinken, um für die Zukunft die Nachhaltigkeit zu sichern. Vorteil der Waldzustandserfassung war, daß Revierförster und Oberförster über ausgedruckte Wirtschaftsbücher mit 10jähriger Planung als wichtiges Instrument der forstlichen Tätigkeit verfügten. Eine jährliche Fortschreibung war vorgesehen. Durch die neuen Bedingungen nach der Wende konnten die erarbeiteten Kennziffern nur kurzfristig verwendet werden. Sie stellten aber doch eine bestimmte Grundlage für die Arbeit der neuen forstbetrieblichen Einheiten wie z.B. die Reviere der Stadtforst Rostock oder für das Revier Hirschburg des Bundesforstamtes Prora dar.


7.8. Die industrielle Warenproduktion im Bereich der NÖ-Heide ( Köhlerei, Tischlerei/ Sägegatter)

Anfang der fünfziger Jahre legte der Ministerrat der DDR fest, daß die damals 100 Staatl. Forstwirtschaftsbetriebe jährlich für 100 Millionen Mark landwirtschaftliche Produkte zu liefern hätten. Man ging davon aus, daß in den rd. 2.500 Forstgehöften (Revierförstereien, Oberförstereien) Stallungen und Scheunen vorhanden waren, die nicht voll genutzt wurden. Zu einer Revierförsterei gehörten bis 1945 ja 10 - 12 ha Dienstäcker und Wiesen, für die im Laufe der Jahrzehnte auch die entsprechenden Wirtschaftsgebäude geschaffen wurden. Es ging um die Produktion von Rind- und Schweinefleisch, Milch, Eier, Gänse-, Enten-, Puten- und Hühnerfleisch. Der Schwerpunkt lag bei der Geflügelproduktion. Daneben sollten Zäune udgl. bei der Holzverarbeitung hergestellt werden. Der Forstwirtschaftsbetrieb der NVA Prora besaß Anfang der sechziger Jahre eine Nerzfarm und eine Hühnerfarm in Karlshagen. Eine weitere kleine Hühnerfarm war bei der Revierförsterei Prora und eine Entenfarm bei der Revierförsterei Woldeforst eingerichtet worden. Mit der Bildung der Oberförsterei Wallensteinslager in der NÖ-Heide kam auch die Forderung, landwirtschaftliche Produkte bereitzustellen. Die Bullenmast, an die anfangs gedacht wurde, schied aus. Alle Wiesen in der NÖ-Heide waren ungepflegt, vernäßt und versäuert. Beweidung dieser Flächen durch das VEG Rövershagen führte dazu, daß die Tiere von Leberegeln befallen wurden. Dann sollte die Scheune von Meyershausstelle in eine Hühnerfarm mit ca. 2.000 Hennen umgewandelt werden. Eine Kostenrechnung ergab, daß die Sache wegen des erforderlichen hohen Investitionsaufwandes unrationell war. Darüber hinaus standen anfangs nur drei Frauen aus Hirschburg zur Verfügung. Davon war eine nur eine Halbtagskraft. Die Frauen wurden aber dringend in der Rohholzerzeugung benötigt. Vorerst gab es auf dem Gebiet keine Auflagen.


7.8.1. Die Köhlerei in Meyershausstelle

Und dann kam die Windwurfkatastrophe. Während Säge-, Faser- und Plattenholz Absatz fanden, blieb die Oberförsterei auf 10.000 fm Brennholz sitzen. Die Fischräuchereien hatten nur einen bestimmten Bedarf und für die Bevölkerung war z.T. der Bezug von HO-Briketts angenehmer als der von Brennholz. Das Brennholz mußte ja noch transportiert, gesägt, gespalten, aufgesetzt und getrocknet werden. Das war nicht jedermanns Sache. So kam vom Direktor des Betriebes der Gedanke, das Brennholz im eigenen Bereich zu vermeilern. Ein Erfahrungsaustausch in der Köhlerei Sosa im Erzgebirge brachte dann die Sache ins Rollen.Auf der Rückfahrt von Sosa wurden in Magdeburg die erforderlichen Stahlkessel bestellt, die dann in Ribnitz-Damgarten von einem Schlossermeister vervollständigt wurden. In Sosa gab es noch einen Schau-Erdmeiler. Aber diese Methode war zu aufwendig und noch dazu unrationell. Es wurde daher das Prinzip der Holz-Vermeilerung in Stahlkesseln übernommen. Das Brennholz wurde mittels Kreissäge auf 25 cm-Stücke geschnitten, per Förderband von oben in den Stahlkessel befördert und von unten über einen waagerechten Schacht im Erdreich unter Verwendung z.B. von Dieselöl entzündet. Die Luftzufuhr wurde über Ventile am unteren Teil des Stahlkessels gesteuert. Das Holz schwelte durchschnittlich 3 - 4 Tage. Sicherheitshalber erfolgte dann noch eine Ablöschung mit Wasser. Montags früh 7.00 Uhr kam vom Spanplattenwerk Ribnitz-Damgarten ein Autokran und hob die Stahlkessel beiseite, sodaß die Holzkohle für den Arbeitsgang „Verpackung“ freilag. Die ersten beiden Beschickungen in den Stahlkesseln entzündete der Chef der ungarischen Militärforst bei einem Besuch im Jahr 1972. Geplant war eine jährliche Produktion von 600 t Holzkohle, für die rd. 6.000 fm Köhlerholz erforderlich waren. Für 1 t Holzkohle benötigte man i.d.R. 6 fm Buchen- und Eichen- oder 8-10 fm Kiefern-, Fichten- oder Birkenholz.

Nach der Verköhlerung des Windwurf-Brennholzes hätte das jährliche Köhlerholzaufkommen des MFB und z.T. des StFB im Radius Zingst, Sanitz und Retschow für die o.g. Holzkohle-Jahresmenge gereicht. Die Transportentfernung entsprach auch einer gewinnbringenden Kalkulation. Da die Stahlkessel sich bis Ende der siebziger Jahre verbraucht hatten, und es die Möglichkeit einer rationellen Produktion von Holzkohle mit Feuerbeton-Meilern gab, wurde noch einmal investiert. Der Neuaufbau der Köhlerei in Meyershausstelle mit 20 Feuerbetonmeilern hatte eine Reihe Vorteile: In jeden Meilerofen paßten 20 fm Holz, das Holz brauchte nicht zerkleinert werden. Die Beschickung erfolgte weitgehend mit Traktor und hydraulischem Beladegerät. Zur Entnahme brauchte kein Autokran zu kommen. Der Transport vom Meilerofen zum Förderband an den Sammeltrichtern erfolgte ebenfalls mit Traktor und Ladeschaufel. Die Produktion sollte 1.600 t erreichen, die auch geschafft wurden. Nachteilig war, daß das Köhlerholz über den 50 km Radius hinaus per LKW oder zu großen Teilen per Waggon aus anderen Militärforstwirtschaftsbetrieben angefahren werden mußte. Bei dem Holz aus anderen MFB handelte es sich um schwer absetzbare Hölzer. Die erhöhten Kosten des Bahntransports hatte der Lieferbetrieb zu tragen. Fast täglich einschl. Wochenenden oder Feiertagen mußte das Köhlerholz auf dem Bahnhof Gelbensande entladen und zur Köhlerei in Meyershausstelle gefahren werden. Pfingsten 1986 waren z.B. 27 Waggons zu verkraften. Mit der Holzkohleproduktion konnten beachtliche Teile der geforderten, jährlich oft 10%igen, Erhöhung der Warenproduktion abgesichert werden. Jedoch war der Aufwand dabei recht hoch. Allerdings wurden auch hohe Gewinne erzielt. Doch die zunehmende Umweltbelastung war auch nicht zu übersehen. Die angrenzenden Kiefernbestände zeigten Verfärbungen in den Kronen, und die Gelbensander Bevölkerung war recht böse, wenn der Wind ungünstig stand.

Die Holzkohle ging zu einem Teil an BHG’s in Berlin oder in die Bezirke Rostock und Schwerin z.T. als Industriekohle. Ein großer Teil ging in den Export, z.B. in die BRD oder auch in einem Jahr nach Schweden. Da der Militärforstwirtschaftsbetrieb auf keinen Fall Partner von Empfängerbetrieben in der BRD sein konnte, wurde der Export über den StFB Rostock abgewickelt. Sinnigerweise stand auf den hübschen, aus der Lüneburger Heide übersandten Verpackungssäcken: „ Diese Holzkohle wurde in der Lüneburger Heide produziert“, und im Kleindruck „ oder bei unseren Vertragspartnern“. Ja, und das waren die Jungs und die Kolleginnen von der Köhlerei Meyershausstelle.

Versuche, den anfallenden Grus zu Holzkohlebrikett mit Hilfe von z.B. Getreiderückständen oder ähnlichem zu formen, gelangen nicht. Es wurden aber Partner gefunden, die rd. 50 % des Holzkohlegruses in Säcken verpackt abnahmen.

In der Köhlerei waren durchschnittlich 10 Kolleginnen und Kollegen beschäftigt. Das Produktionsvolumen lag 1989 bei rd. 2,0 Millionen Mark. 1988/89 gab es Versuche an zwei Feuerbetonmeilern den Ausstoß von Kohlendioxid, Schwefeldioxid, Teer- und Rußpartikeln zu senken. Die Versuche wurden von Wissenschaftlern eines Tharandter und eines Berliner Instituts an Ort und Stelle u.a. durch Messungen und in den Instituten durch Labortätigkeit begleitet. Die Versuchsanlage arbeitete mit einem Sprüh-Nebel-Kanal, durch den der Rauch geleitet wurde. Eine Patentanmeldung war erfolgt. Die Meßergebnisse waren vielversprechend. Auf dieser Grundlage wurde mit einem Stralsunder Metallverarbeitungsbetrieb ein Vorvertrag für den Bau von 9 weiteren Anlagen für die übrigen Feuerbetonmeiler abgeschlossen. - Durch die Wende kam es dann zu keinen weiteren Erprobungen oder Einbau von Anlagen.

Nach der Wende wurde noch in beschränktem Umfang Holzkohle durch die neu gebildete GmbH produziert. Jedoch lief der Absatz äußerst schlecht, zum anderen gab es Forderungen der Umweltschützer und der Gemeinde Gelbensande zur Einstellung der Holzkohleproduktion. Daher wurde der Meilerbetrieb 1991 eingestellt. Die Produktionsanlagen ( 20 Feuerbetonmeiler und die Verpackungs- und Lagerhalle mit ihren zumeist automatischen Einrichtungen) wurden abgerissen und das Gelände einplaniert.


7.8.2. Der Meisterbereich Tischlerei und Sägegatter in Gelbensande

In Gelbensande bestand seit Anfang der dreißiger Jahre eine Tischlerei Spiegelberg, die damals mit großem Erfolg z.B. Couchgestelle produzierte. Nachdem Herr Spiegelberg in den sechziger Jahren verstorben war, führte der Schwiegersohn, der bei einer staatl. Verwaltung arbeitete, als Freizeitbeschäftigung diesen Kleinbetrieb mit zwei Kollegen und einer Kollegin weiter. Da die Belastung dieser Nebenbeschäftigung immer größer wurde, gab es Anfang der siebziger Jahre Verkaufsabsichten. Auf der anderen Seite war der MFB (VEB) Prora an der Übernahme der Tischlerei interessiert, zumal Holzbe- und verarbeitung dem forstlichen Personal näher lag als z.B. Eier- und Geflügelproduktion, die 1964 mal ins Auge gefaßt wurde. Zum anderen wurde an den Nutzen für die Produktionsbereiche, die Wohnungsinstandhaltung oder die Ausnutzung z.B. des für den Absatz zu kurzen Nadelsägeholzes bzw. schwer absetzbarer Hölzer allgemein gedacht. Der Kauf kam Anfang der siebziger Jahre bald zustande.

Seitens des MFB wurden dann eine neue Produktionshalle, ein neues Sägegatter einschl. Produktionsraum und Langholzpolter und eine Heizzentrale einschließlich Holztrocknungseinrichtung gebaut bzw. installiert. Das Schleppdach wurde erweitert und die Befahrbarkeit des Hofes hergestellt. Diese Maßnahmen zogen sich über rd. 5 Jahre hin. Beim Aufbau des Meisterbereiches machte sich Kollege Gerhard Steinmüller außerordentlich verdient.

In der zweiten Hälfte der achtziger Jahre wurden in der Tischlerei, die später HVW - Holzverarbeitungswerkstatt - genannt wurde, jährlich u.a. 20.000 - 24.000 Nerzkisten für alle Nerzfarmen der DDR aus Abfallplatten des Ribnitzer Werkes und 20 - 30 Eckbankgruppen hergestellt. Die HVW versorgte auch alle militärischen Einrichtungen der DDR mit Küchen-Schneidbrettern (Fleischbretter). Beschäftigt waren 12 - 14 Mitarbeiter. Das Produktionsvolumen hatte einen Umfang von rd. 1,2 Millionen Mark jährlich. Im Sägegatter wurden durchschnittlich 500 - 600 fm Sägeholz geschnitten.

Nach der Wende wurde über die Treuhand eine GmbH aus dem Bereich HVW/ Sägegatter gebildet. (Die Nebenproduktionsbetriebe wurden am 30.06.1990 der Treuhand übergeben.) Von der GmbH wurde auch das Schichtholzfahrzeug der Oberförsterei mit aufgesatteltem Atlaskran übernommen.


7.9. Natur- und Landschaftsschutz, Küstenschutz

Bei Übernahme von Flächen in der NÖ-Heide wurden mit der Naturschutzbehörde beim Rat des Bezirkes Rostock Vereinbarungen über die Einhaltung von Bedingungen in den betreffenden Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten abgeschlossen. Diese Vereinbarungen galten für den MFB (VEB) Prora und für die beteiligten NVA-Dienststellen. Die Festlegungen über den Naturschutz wurden voll beachtet.

Das betraf besonders das Naturschutzgebiet Heiliger See - Hütelmoor, das in den westlichen Teil des Revieres Wallensteinslager hineinragte. Alle als Naturdenkmal ausgewiesenen Einzelbäume, soweit sie nicht bei der Windwurfkatastrophe gebrochen oder geworfen wurden, wurden mit dem Eulensymbol gekennzeichnet und mit je einer ganzen Zeile in die Disketten der Waldzustandserfassung aufgenommen. Jeder Revierförster und jeder Oberförster hatte eine gebundene grüne Mappe mit entsprechender Kennzeichnung über die in seinem Bereich befindlichen Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiete, Naturdenkmale oder z.B. Seeadlerhorste.

Mit der Flußmeisterei Heiligendamm, dabei langjährig mit Herrn Jochen Bencard, gab es eine gute Zusammenarbeit beim Küstenschutz im Bereich Markgrafenheide/ Rosenort und Rosenort/ Uhlenflucht. Es wurde durch Einschlag Dünenbildung vorbereitet, auf Kosten der Flußmeisterei befestigte Wege zum und im Küstenbereich durch den MFB gebaut, oder es wurde schwere Technik des MFB bei Holzrücke- und Planierarbeiten im Strandbereich eingesetzt. Trotz aller Zusammenarbeit mit den Küstenschutzorganen konnte nicht verhindert werden, daß die Küste im Bereich Rosenort um rd. 72 m von 1964 - 1985 zurückging.

Durchgesetzt wurde, daß im gesamten Rechtsträgergebiet der NVA keine illegale Müllkippe angelegt wurde. Als die Oberförsterei in Wallensteinslager 1964 bezogen wurde, mußten jedoch erstmal 12 Hänger voll Müll und Unrat von diesem bisher zivil genutzten Forstgehöft abgefahren werden. Dieser oder jener Bürger hat die 3 t Müll, die er in der Heide illegal verkippt hatte, auch dann schon mal per Hand wieder aufladen müssen. Eine Ordnungsstrafe gab es zumeist nicht, aber den Hinweis, allen Verwandten und Bekannten zu erzählen, welche Bedingungen in der Heide herrschten. Auch die Bürger - manchmal NVA-Angehörige in Zivil - die die Verkehrsschilder nicht beachteten, bekamen bei der ersten Übertretung den Hinweis, daß beim nächsten Mal der Einzug des Führerscheins beantragt würde, da sie ja noch nicht einmal Verkehrszeichen lesen könnten. Das half mehr als eine gebührenpflichtige Verwarnung.

Im Ganzen kann festgestellt werden, daß die Sperrgebiete nachhaltig für die Bewohner der anliegenden Orte und besonders für die Rostocker Bürger waren, daß aber mit den Sperrschildern auch ein bestimmter Naturschutz ausgeübt wurde.


7.10. Soziale Bedingungen der Beschäftigten des MFB (VEB) Prora in der NÖ-Heide

7.10.1. Wohnungswesen

Bei der Übernahme der Verwaltung der Rechtsträgerflächen der NVA durch den Forstwirtschaftsbetrieb der NVA im Jahr 1962 wurden in Hirschburg 6 WE, in Meyershausstelle 2 WE und in Wallensteinslager 2 WE übernommen. Von diesen 10 WE waren 3 von 5 betriebsfremden Familien bewohnt. Alle Wohnungen mußten saniert werden. 1989 verfügte der MFB über 4 WE in Rövershagen, 2 WE in Wallensteinslager, 4 WE in Torfbrücke, 8 WE in Hirschburg, 11 WE in Gelbensande, 1 WE in Meyershausstelle, insgesamt 30 Wohnungseinheiten. Darüber hinaus hatte der MFB in Gelbensande 6 WE aus Wohnungsneubau erhalten, die ursprünglich in Ribnitz oder Barth übernommen werden sollten. Die Lizenz zum Bau oder Ausbau von privaten Einfamilienhäusern erhielten meist durch Vermittlung des MFB in Gelbensande 3 Kollegen und in Graal-Müritz 1 Kollege. Von den 11 WE in Gelbensande waren mit der Kraft des MFB außerhalb des Staatsplanes 10 Einfamilienhäuser gebaut worden. Für die unverheirateten Mitarbeiter war in Gelbensande ein Ledigenwohnheim mit 16 - 20 Plätzen errichtet worden. Es gab im Bereich der Rostocker Heide nur kurzfristig akute Wohnungsnotfälle. Die 10 Einfamilienhäuserin Gelbensande waren in erster Linie für die Aufstockung des Personalbestandes in der Hauptproduktion vorgesehen. Durch den Aufbau der Köhlerei und der HVW und zur Sicherung der Werkstattarbeiten wurden dann 5 der 10 WE durch Kollegen anderer Bereiche belegt.


7.10.2. Personentransport, Ausrüstung mit Arbeitsschutzhütten, Versorgung mit Mittagessen

Alle in der Hauptproduktion tätigen Brigaden verfügten über B 1000 oder ggf. Trabant-Kübel, einen Arbeitsschutzwagen oder eine Arbeitsschutzhütte. Das Mittagessen wurde zentral in Meyershausstelle für die im Wald arbeitenden Brigaden ausgegeben. Wer in der Nähe arbeitete, kam zum Mittagessen in den Speiseraum. Wer selbständig zum Arbeitsplatz kam, erhielt das in der Forst übliche Wegegeld für mehr als 4 täglich aufgewandte Kilometer.


7.10.3. Entlohnung, Jahresendprämien, Treueprämien

Die Entlohnung erfolgte nach dem zentralen für die staatl. Forstwirtschaft gültigen RKV einschl Anlagen. In der Praxis war es so, daß durch die hohe Besteuerung der Angestellten (vom gesamten Gehalt = 20 %) das ing.-techn. Personal ein Nettoeinkommen von 800 - 900 Mark im Monat, die leistungsfähigen Holzfäller ein solches von 1.000 - 1.100 Mark und die Kollegen vom Holztransport 1.200 - 1.300 Mark netto hatten. Die Produktionsarbeiter zahlten bis ca. 400,00 Mark keine Lohnsteuer und über 400,00 Mark nur 5 %. Ein bestimmter Ausgleich ergab sich in späteren Lebensjahren, da die Rente ja nach dem Bruttoeinkommen berechnet wurde. Fast 100 % des ing.-techn. Personals zahlte für die Freiwillige Zusatzrentenversicherung die Beiträge, bei den Produktionsarbeiter waren es ca. 70 %.

Die Jahresendprämien waren an die Erfüllung von Kennziffern gebunden und wurden an Hand des Erfüllungsstandes festgelegt. Diese Prämie hatte i.d.R. die Höhe eines Monatseinkommens. Gestaffelt nach Tätigkeitsjahren im MFB erfolgte für das ing.-techn. und übrige Personal sowie für alle Produktionsarbeiter die Zahlung einer Treueprämie. Bei langjährigen Beschäftigten erreichte diese Prämie auch etwa die Höhe eines Monatseinkommens. Beide Prämien wurden zumeist am Vorabend des Tages der NVA (1. März) in einer Feierstunde steuerfrei ausgezahlt. Dreimal gab es in rd. 25 Jahren Pech mit der Jahresendprämie. Einmal wurde sie einem Kollegen in der Gaststätte „Zur Eiche“ in Mönchhagen samt Tasche mit den Fahrzeugpapieren gestohlen. Durch die Volkspolizei wurde der Täter schnell ermittelt und die Prämie unserem Kollegen übergeben. Im zweiten Fall ging die Prämie für die Werkstattkollegen durch dumme Umstände während der Eisenbahnfahrt von Prora nach Rövershagen verloren. Der unehrliche Finder meldete sich nicht. Und beim dritten Fall war das Verschwinden von rd. 2.000,00 Mark unerklärlich. Alles wurde durchsucht, ein Auto auseinandergeschraubt, dieser oder jener Kollege wurde zwangsläufig verdächtigt. Erst nach 1 ½ Jahren klärte sich die Sache auf, als das Schlafzimmer des betreffenden Kollegen tapeziert werden sollte. Beim Abrücken der Spiegelkommode fiel der Briefumschlag mit dem Geld herunter. Am Abend der Prämienauszahlung hatte er seine Hose über einen Stuhl geworfen. Dabei glitt der Briefumschlag aus der Gesäßtasche Richtung Spiegelkommode und verklemmte sich zwischen Rückwand und Stubenwand.


7.10.4. Urlaubsmöglichkeiten, Feriendienst, Kinderferienlager

Der MFB (VEB) Prora verfügte über 2 Ferienbungalows in Prora und 1 Ferienhaus in Dranske. Die Jagdhütte in Karlshagen und die jagdliche Einrichtung in Wallensteinslager wurden zeitweilig auch für Urlaubszwecke genutzt. Darüber hinaus konnte der Betrieb in Altenbrack/ Harz Plätze im Ferienheim der MFB oder auch in Ferieneinrichtungen anderer MFB belegen. Meistens kostete die Urlaubsunterbringung 1,00 Mark / Tag für Erwachsene und 0,50 Mark für Kinder. Auch über den FDGB wurden Urlaubsplätze angeboten. Daneben gab es auch noch einen Urlauberaustausch mit dem für das Prager Gebiet zuständigen CS-MFB in Horovice mit seinen Bungalows an den Moldau-Talsperren. Im Prinzip brauchte keiner im Urlaub zu Hause bleiben.

Den Kindern wurde in einer Reihe von Ferienlagern wie denen der Luftstreitkräfte (Karlshagen auf Usedom), der Volksmarine (Kühlungsborn), der Grenztruppen (Arendsee/ Altmark oder Bärenstein im Erzgebirge), der Landstreitkräfte (Prora auf Rügen oder Hölzerner See bei Königswusterhausen) 2 - 3 Wochen Aufenthalt geboten. Der Betrieb sicherte den Hin- und Rücktransport. Möglich war die Teilnahme an den Kinderferienlagern, weil der MFB aus seinem Kultur- und Sozialfonds Leistungen für diese Lager erbrachte.


7.10.5. Auslandsreisen für die Sieger des betrieblichen Wettbewerbs

Von 1964 bis Ende der siebziger Jahre erhielt die Siegerbrigade im betriebl. Wettbewerb als Auszeichnung eine Auslandsreise von i.d.R. einer Woche. Zielorte waren dabei z.B. Prag, Kalovy Vary, Moskau, Kiew oder Leningrad. Durch verschiedene Umstände wurden später die begehrten Reisen nicht mehr durchgeführt. Bei den o.g. Reisen konnten Ehepartner gegen Zuzahlung mitreisen.


7.10.6. Ausbildung / Qualifizierung

Durch innerbetriebliche Lehrgänge wurden im Rahmen der Erwachsenenqualifizierung langfristig beschäftigte, vorher ungelernte Arbeitskräfte zu Forstfacharbeitern bzw. Teilfacharbeitern ausgebildet. Es wurden auch Lehrgänge für Motorsägenführer oder Spezialmaschinenbedienung organisiert. 1965 wurde unter Verwendung von Lottomitteln eine Unterkunft für Lehrlinge in einem Stallgebäude des Forstgehöftes Meyershausstelle ausgebaut. Später erfolgte eine Verlagerung nach Hirschburg. Den Fachunterricht erteilten die Revierförster, der Berufsschulunterricht wurde in Ribnitz durchgeführt. Ein Lehrausbilder betreute die Lehrlinge. Von 1965 - 1969 wurden 10 Lehrlinge an die Forstfach- bzw. Teilfacharbeiterprüfung herangeführt. Eine Vielzahl neuer Aufgaben gestattete später nicht mehr die Fortsetzung der Lehrausbildung. Zum anderen wurde die Ausbildung in Betriebberufsschulen der StFB zentral vereinbart.


Im Zeitraum von 1964 - 1990 fand in Binz, Göhren, Mukran oder im „Walter-Ulbricht-Heim“ Prora jährlich die Winterschulung des ing.-techn. Personals und der Meister über eine Woche statt. Behandelt wurden aktuelle forstliche Probleme wie z.B. Waldzustandserfassung und Fortschreibung, Bekämpfung von Forstschädlingen, Chemieanwendung in der Forstwirtschaft, Naturschutzfragen, Rechtsfragen, politische und militärpolitische Probleme, Verkehrsschulung usw.. Diese Art der Fortbildung war sehr beliebt. Zumal die Mitarbeiter neben der Weiterbildung auch die Möglichkeiten abends für Zusammenkünfte und Gespräche oder einen Skat hatten. Regelmäßig hielten bei diesen Schulungen Wissenschaftler aus Eberswalde und Tharandt , Kommunalpolitiker oder auch z.B. der zuständige Militärstaatsanwalt Vorträge.


7.10.7. Betriebsfeste / Brigadeabende

Jedes Jahr wurde im Bereich der Oberförsterei Wallensteinslager - bzw. später „Rostocker Heide“ und zwischenzeitlich Abt. RE und Abt. RB - ein Betriebsfest vorbereitet und durchgeführt. An diesem Fest nahmen auch die Meisterbereiche Köhlerei, HVW und Werkstatt sowie die 3 Außenreviere teil. Diese Feste waren bestimmte Höhepunkte und machten allen Beteiligten in der Vorbereitung und Durchführung viel Freude. Der Wildbraten durfte natürlich nicht fehlen. Und ganz wichtig war die Wahl des Orchesters. Seitens des MFB in Prora wurden ab Ende der siebziger Jahre alle 2 Jahre Betriebsfestspiele mit sportlichen Wettkämpfen, Ausstellungen und Vorführungen durchgeführt. Auch diese Feste waren sehr beliebt.

Brigadeabende der Reviere und Bereiche hatten nicht nur den Zweck, Punkte für den Titel „Kollektiv der sozialistischen Arbeit“ zu sammeln, sondern sie brachten Abwechslung im täglichen Leben und förderten auch das Zusammenwachsen der Kollektive. Der Titel „Kollektiv der sozialistischen Arbeit“ selbst war an eine Reihe von Wettbewerbsbedingungen von der Planerfüllung bis z.B. zum Bereich kulturelle Veranstaltungen gebunden.


7.10.8. Sonstiges

Die NVA hatte in Zeulenroda eine Etage des FDGB-Ferienobjektes gebaut. Dafür konnte diese Etage durch Urlauber oder durch vorbeugende Kuren belegt werden. Der MFB (VEB) Prora erhielt jährlich dort auch 2 - 3 Plätze, die besonders älteren Kollegen als Kurplatz zur Verfügung gestellt wurden.

Wenn es nicht anders möglich war, wurden auch Kinder der Betriebsangehörigen mit B 1000 zum Kinderferienlager transportiert. Da Gelbensande anfangs noch keine ausreichenden Kindergartenplätze hatte, übernahm der Betrieb den Kindertransport morgens und abends nach bzw. von Blankenhagen.



Die Tätigkeit in einem Militärforstwirtschaftsbetrieb brachte finanziell - außer der o.g. Treueprämie - keine weiteren Vorteile. Bei den Erschwerniszuschlägen gab es aber eine Besonderheit: Wenn während einer Schießausbildung in den „Toten Winkeln“ der Schießplätze gearbeitet wurde, gab es 20 % Zulage.

Die Verpflichtung der Beschäftigten, die im Arbeitsvertrag eingegangen wurde, keine Rundfunk- und Fernsehsendungen aus dem nichtsozialistischem Ausland anzuhören bzw. anzusehen oder mit Bürgern dieser Staaten in Kontakt zu treten, brachte in der NÖ-Heide keine Schwierigkeiten. Es ist kein Beschäftigter in diesem Zusammenhang disziplinarisch zur Rechenschaft gezogen worden.


7.11. Die Wildbewirtschaftung und jagdliche Nutzung der von der NVA im Zeitraum 1952 - 1990 in der NÖ-Heide betreuten Flächen

Von 1955 - 1956 bestanden Jagdkollektive der KVP und von 1956 - 1961 Jagdkollektive der NVA, die, wie schon erwähnt, bis Ende der 50ziger Jahre das Sonderjagdgebiet Rostocker Heide bejagten. Das Sonderjagdgebiet wurde etwa 1959/60 aufgelöst und von da an wurden nur noch die Rechtsträgerflächen der NVA durch den MFB (VEB) Prora jagdlich bewirtschaftet. 1962 wurde die Jagdgesellschaft der NVA „Rostocker Heide“ gegründet. Die Auflösung dieser Jagdgesellschaft erfolgte per 31.03.1991. Die Jagdgesellschaft war wirksam im Bereich der per 01. Januar 1964 gebildeten Oberförsterei Wallensteinslager, bzw. später „Rostocker Heide“, des Militärforstwirtschaftsbetriebes Prora. Von der Oberförsterei Wallensteinslager (Rostocker Heide) wurden die Rechtsträgerflächen der NVA in den folgenden politischen Kreisen bewirtschaftet:

- Grevesmühlen - Ribnitz-Damgarten - Wismar-Land - Stralsund-Stadt/Westteil - Bad Doberan - Stralsund-Land - Rostock-Stadt - Grimmen - Rostock-Land -Teterow (z.T.)

Der nachstehende Bericht bezieht sich auf die Tätigkeit der Jagdgesellschaft im Bereich des Stadtkreises Rostock mit den Jagdgebieten Wiethagen, Wallensteinslager und zu einem kleinen Teil des Jagdgebietes Hirschburg (westlich Stromgraben bis zur Postenschneise) - und des Landkreises Rostock für die Gemarkungen Gelbensande des Jagdbegietes Hirschburg. Die Fläche der 3 Jagdgebiete Hirschburg, Wiethagen und Wallensteinslager umfaßte 3.645 ha.

Neben den Jagdgebieten Hirschburg, Wiethagen und Wallensteinslager hatte die Jagdgesellschaft in ihrem Aufgabenbereich - das sei der Übersichtlichkeit und Vollständigkeit wegen mitgeteilt - noch die nachstehenden Jagdgebiete bzw. Jagdgruppen: Zingst: mit den Revierteilen Pramort, Darßer Ort, Fuhlendorf, Groß- Mohrdorf und Parow = 1.565 ha Retschow: mit den Revierteilen Retschow, Sanitz, Dänschenburg, Wendfeldt, Tessin, Fahrenholz, zeitweilig Forst Frapen, Holm bei Dassow = 839 ha Wald + 420 ha LPG-Fläche Tarnewitz: Küstenstreifen und landw. Nutzfläche zwischen Boltenhagen und Barendorf mit ca. 1 km Breite = 200 ha Staatswald, 100 ha Küstenstreifen , 600 ha VEG- und LPG-Fläche Böhlendorf: mit den Revierteilen Böhlendorf, Gnoien, Marlow, Zitterpennigs- hagen bei Stralsund = 1.141 ha Der Revierteil Abtshagen gehörte zwar zum Forstrevier Böhlen- dorf, wurde aber von der Jagdgesellschaft der NVA „Rügen“ genutzt.

Die Beziehungen zwischen dem MFB (VEB) Prora und der Jagdgesellschaft wurden durch jährliche Veträge geregelt.

Bewirtschaftet wurden die folgenden Schalenwildarten, deren durchschnittlicher Bestand wie folgt eingeschätzt werden kann:

Rotwild 1955 - 1962 30 - 40 Stück 1962 - 1970 40 - 50 Stück 1971 - 1980 50 - 60 Stück 1981 - 1990 60 - 70 Stück

Damwild Zugewandert nach Öffnung des Gatters in Kuhlrade, Krs. Ribnitz-Damgarten 1980 - 1990 10 - 20 Stück


Schwarzwild 1962 - 1970 50 - 90 Stück 1971 - 1981 100 - 220 Stück 1982 - 1990 50 - 175 Stück (Wiederaufstockung nach der Schweinepest)

Der jeweilige Wildeinstand wurde durch eine Reihe von Faktoren beeinflußt. Speziell beim Rotwild durch: - Holzeinschlagsmaßnahmen - Anlage, Einrichtung und Nutzung der Schießplätze (Hinrichshagen, Wiethagen,

  Rosenort)

- die Windwurfkatastrophe 1967 / 68 einschl. folgender Begradigungseinschläge - Grabensprengung zur Entwässerung, mechanische Grabenräumung - Maßnahmen des Waldwege- und Waldstraßenbaus - Rekultivierung der Wiesen innerhalb des Gebietes durch das VEG Klockenhagen

  (Hilgenhöhlenwiese, Klockenhäger Wiese, Seekenwiese, Totenbruchwiese, 
  Fuchsbergwiese, rd. 125 ha)

- Rekultivierung der großen Moorhofwiesen ebenfalls durch das VEG Klockenhagen - Intensivierung der Landwirtschaft durch die um die NÖ-Heide liegenden Betriebe

  (VEG Klockenhagen, VEG Rövershagen, LPG Mandelshagen, LPG Klein-
  Kussewitz). Die Deckung in den 100 ha und größeren Maisschlägen ließ diese 
  Flächen zeitweilig zum Einstand werden.

- Das Brunftgeschehen mit Wanderungsbewegungen besonders zum Raum Eixen. - Eichen- und Buchen-Mastjahre - Hubschraubereinsätze zur Birkenselektion

Rehwild / Durchschnittsbestand 1962 - 1970  1971 - 1980  180 - 230 Stück 1981 - 1990 




Allgemeine Einschätzung zu den Wildarten

Durch die sich in der Heide und im Umfeld verbessernden Äsungsbedigungen traten durch Rotwild selten Schälschäden in Dickungen oder Verbißschäden auf Kulturen auf. Durch die Meliorationsmaßnahmen besonders in den Niederungsgebieten des Heidebereiches mit Pseudo-Gleystandorten (je ein Grundwasserhorizont im Sommer- und im Winterhalbjahr) standen auf den Kulturen und an den Wegerändern neben den rekultivierten Wiesen vermehrt Süßgräser zur Verfügung.

Das Damwild nutzte die trockenen, in der Nähe der Heidewiesen gelegenen Standorte im Norden, besonders im Jagdgebiet Hirschburg. Im Sommerhalbjahr erfolgten aber auch zeitweilige Abwanderungen in die Feldmark.

Das Rehwild verhielt sich standorttreu, nutzte aber das Äsungsangebot der Landwirtschaft in der Feldmark nahen Standorten. Durch das Rehwild entstanden die größten Verbißschäden, wenn nicht gegattert wurde. Die kargen Äsungsverhältnisse im Zentrum der Heide verhinderten das Heranwachsen eines gesunden, starken Rehwildbestandes. Ausdruck hierfür waren über Jahrzehnte die schwachen Trophäen und niedrigen Wildbretgewichte.

Das Schwarzwild war besonders in Mastjahren der Eiche oder der Buche zeitig, i.d.R. nach Abernten der Maisfelder auf den Landwirtschaftsflächen verstärkt in der Heide anzutreffen. Bei Eintreten von Frost und Schnee nutzte das Schwarzwild spätestens in größerem Umfang den Schutz des Waldes.

Verzeichnis der Jagdleiter in der Jagdgesellschaft der NVA „Rostocker Heide“ von 1962 - 1991 ( Teil Nordöstliche Heide Mecklenburgs):

Jagdgebiet Hirschburg: 1962 - 1971 Peter Sauermann 1972 - 1975 Rolf Schneider 1976 - 1984 Wolfgang Jager 1984 - 1990 Rolf Schneider

Jagdgebiet Wiethagen: 1965 - 1990 Rolf Schneider

Jagdgebiet Wallensteinslager: 1962 - 1971 Klaus Kunde 1971 - 1975 Joachim Hirthe 1976 Rolf Schneider 1977 - 1990 Helmut Bräuer





Gesellschaftliche Tätigkeit der Jagdgesellschaft der NVA „Rostocker Heide“ 1962 - 1990 sowie des Jagdbeirates des MFB (VEB) Prora ____________________________________________________________________


Jagdbeirat In der Regel zwei Mal jährlich tagte der Jagdbeirat des Militärforstwirtschaftsbetriebes (VEB) Prora. Von der Jagdgesellschaft der NVA „Rostocker Heide“ waren Mitglieder: Wg. Heinz Puttlitz, Wg. W. Ehm, Wg. H. Friesecke, Wg. Gerhard Riese, Wg. Rolf Schneider und Wg. M.Luthard. Die Jagdleiter wurden zu den Beratungen geladen. Grundlage für die Tätigkeit des Jagdbeirates war die Konzeption des MFB (VEB) Prora über die Bewirtschaftung der Jagdgebiete im Bereich des MFB (Letzte Ausgabe vom 01.05.1988 für den Zeitraum bis 1995).

Vorstand der Jagdgesellschaft Der Vorstand der Jagdgesellschaft führte i.d.R. 8 mal im Jahr Sitzungen durch. Auch hierbei bildete der Abschnitt „Aufgaben des Jagdbeirates“ der genannten Konzeption die Arbeitsgrundlage.

Langjährige Vorstandsmitglieder waren u.a. einschl. erweitertem Vorstand (Jagdleiter): H. Puttlitz K. Kunde (Jagdleiter) P. Sauermann (Jagdleiter) N. Eisert G. Riese S. Thumer H. Friesecke J. Werner M. Luthard (Jagdleiter) R. Schneider (Jagdleiter) H. Schweitzer (Jagdleiter) W. Heller (Jagdleiter) G. Heil D. Groß (Jagdleiter) P. Prottengeier H. Dietz G. Gambke (Jagdleiter) H. Mirtschink H. Bräuer (Jagdleiter) R. Bergmann (Jagdleiter) J. Kühne (Jagdleiter) H. Schade (Jagdleiter) H. Ladwig (Jagdleiter) H.-P. Hoferichter (Jagdl.) M. Groitzsch

I.d.R zweimal im Jahr fanden Mitgliederversammlungen statt. All 2 Jahre wurde der Vorstand nach entsprechender Berichterstattung neu gewählt. Im Anschluß an die Berichts-Wahl-Versammlung fand ein Fest der Jagdgesellschaft mit Ehepartnern statt. In den Jahren dazwischen wurde meist im Monat Mai für das traditionelle Jagdfest, das oft mit einer Trophäenschau verbunden war, durchgeführt.Solange die Mitgliederstärke der Jagdgesellschaft noch relativ gering war, reichte für das Jagdfest das Cafe Kähler in Graal-Müritz. Später bei 80, 100 und ca. 125 Teilnehmern wurden das Waldhotel oder das Strandhotel in Graal-Müritz genutzt. Gerne wurden die Feste auch im Saal des VEG Vorder-Bollhagen oder in den Einrichtungen des VEG Rövershagen oder Klockenhagen durchgeführt. Aber auch in NVA-Dienststellen war die Jagdgesellschaft Gast, z.B. in Sanitz oder im WBK Rostock. Im VEG Zingst gab es ein Jagdfest mit Übernachtung und Betriebsbesichtigung. Bestimmte Höhepunkte waren Ansitz-Drückjagden anläßlich des Hubertustages oder gestaffelt in den einzelnen Jagdgebieten.



Die Jagdgruppen Jedes Revier bildete ein Jagdgebiet. In jedem Jagdgebiet war eine Jagdgruppe unter Anleitung des Jagdleiters (Revierleiter) tätig. Die Regel waren 6 - 8 Versammlungen im Jahr. Einmal im Jahr war auch in den Jagdgruppen ein gemütliches Beisammensein meist mit den ganzen Familien.

Geschichten am Rande Wie überall im Leben gab es auch im Laufe der Jahre bei der Jagdgesellschaft der NVA Ungereimtheiten, Sachen zum Schmunzeln, auch solche zum Nachdenken, eben Geschichten am Rande. Der 1964 neu eingesetzte Oberförster wollte bei einer Drückjagd im Herbst 1965 ein bischen Romantik z.B. beim Schüsseltreiben in der Mittagspause des Jagdtages einbringen. Statt Alu-Thermo-Behälter mit der Suppe wurde ein Kupferkesel, an Ketten gehalten von drei Stützpfählen, aufgebaut. Die Erbsensuppe mit Rauchfleisch war vorgekocht, sie sollte nur warm gemacht werden. Nicht bedacht wurde, daß die verwendeten Halteringe schmelzen konnten. In der Eile waren zur Aufhängung ein Eisenring und zwei stabil aussehende Dur-Aluminiumringe verwendet worden. Die Lehrlinge hatten es gut gemeint, es stand trockenes Fichten- und Eichenholz lang und kleingespalten zur Verfügung. Etwa 800C waren kurzfristig erreicht, und auch DUR-ALU schmilzt bereits bei rd. 350C. Die Folge: die schöne Erbsensuppe rutschte ins Feuer. Ganz Hungrige fanden noch ein paar Reste unten im Kessel. Nach der Jagd sollte es dann noch Grog geben, aber auch das wurde nichts, die Flaschen mußten so herumgereicht werden. Hätte jeder seinen Schlag Erbsensuppe erhalten, hätte keiner mehr über den Jagdtag gesprochen. So aber geistert die Geschichte inzwischen schon über 30 Jahre herum.

Verschiedene andere Geschichten am Rande gab es noch. Sie passierten zwar nicht in der NÖ-Heide, aber innerhalb der Jagdgesellschaft. Einmal war es das als Stück Rotwild angesprochene Pony in Sanitz, das einen Kammerschuß erleiden mußte, aber vom Tierarzt wieder zusammengepflickt wurde. Das andere Mal war es bei einem Jagdfest der Galoppritt mit einer im Winterhalbjahr ausgeruhten Stute im VEG Zingst. Wieder war ein Oberförster beteiligt. Dieses Mal ging er aber nach einem rekordverdächtigen Hechtsprung selber zu Boden. Gut, daß der anmoorig war. Das Schicksal, von einem Pferd abgeworfen zu werden, teilten 2 Jahre später 20 sowjetische Admirale mit ihm im VEG Zingst, in dem sie zu Besuch waren. Auch dieses Mal waren es ausgeruhte Stuten. Die Landung erfolgte nicht im anmoorigen Waldboden, sondern in einer abfedernden Rosenhecke. Ernstlich passiert ist niemandem etwas. Ein Nachspiel gab es auch nicht: der Chef der sowjetischen Marine, Admiral Gruschkow, war selbst dabei.


In der Anlage zum Abschnitt 7.11. (Jagd) befinden sich: - Die Konzeption über die Bewirtschaftung der Jagdgebiete im Bereich des MFB (VEB)

  Prora von 1988

- Angaben zur Jagdgesellschaft der NVA „Rostocker Heide“ - Die Wildabschuß-Statistik 1962 - 1990 - Eine Aufstellung über Medaillenhirsche - Sonstige statistische Angaben

7.12. Die Zusammenarbeit mit den Nachbarn

7.12.1. Militärische Dienststellen

Im Bereich der NÖ-Heide waren das 10 Dienststellen einschl. ihrer Außenkommandos auf den 3 Schießplätzen. Die Oberförsterei Wallensteinslager / Rostocker Heide hatte es in den übrigen Revieren mit weiteren 15 Dienststellen zu tun. Schwerpunkte der Zusammenarbeit war die Durchsetzung der gesetzlichen Bestimmungen und Festlegungen für die Rechtsrägerflächen der NVA. Das betraf die Achtung und den Schutz des Volkseigentum, in diesem Fall der Wälder, den vorbeugenden Waldbrandschutz und die Aufgaben bei der Waldbrandbekämpfung, die Einhaltung der Wegebenutzungspläne oder die straffe Planung der Schießzeiten, damit auch noch forstwirtschaftliche Aufgaben durchgeführt werden konnten. Neben den genannten Positionen war die Hilfeleistung bei forstlichen Arbeiten wie Abräumen der Schlagflächen oder z.B. der Aufforstung eine ganz wichtige Sache. Es kann festgestellt werden, daß die Kommandeure für diese Art der Zusammenarbeit immer ein offenes Ohr hatten. Diese Hilfeleistung erfolgte natürlich außerhalb der Dienstzeit. Es gab aber auch Hilfeleistungen in der Forst, die höheren Orts - z.B. im MfNV - angeordnet wurden. Das betraf einen 3-wöchigen Einsatz von Marinesoldaten in Bataillionsstärke zur Auholung der Rückstände bei der Jungbestandspflege oder z.B. beim Bau der bereits erwähnten „Tankbrücke“ über den Stromgraben einschl. Anfahrtswegen. Seitens des MFB wurden die Dienststellen auch weitestgehend unterstützt. Das betraf das Freischlagen von Gefechtsständen, Holzeinschlag zur Vorbereitung von Baumaßnahmen oder den Einsatz der Planierraupe wie des Wegebauzuges zur Erweiterung militärischer Anlagen oder z.B. Waldstraßenbau im Auftrag. Auch wurden Tarnanpflanzungen durchgeführt, wie auch solche Pflanzungen zur Verschönerung der Kasernenanlagen. Ohne Schwierigkeiten konnten die Angehörigen des MFB auch am Mittagessen in den Dienststellen teilnehmen, oder einzelne Bereiche holten das Essen aus den Kasernen, natürlich gegen Bezahlung. Durch schnellen Einsatz der Tanklöschzüge der Dienststellen Schwarzenpfost oder Hohe Düne wurde mancher Brand zumeist auf den Schießplätzen bereits im Entstehen gelöscht. Es gab natürlich auch mal Abweichungen. Wenn bei der Anfahrt nachts zum Schießplatz aus Unkenntnis nicht genehmigte Wege benutzt wurden, die zumeist nicht ausreichend befestigt waren. Oder es wurde länger geschossen, als es der Schießplan vorsah. Auch mußte hin und wieder ein Zugführer feststellen, daß es verkehrt war - verboten war es ohnehin - Essenreste und Verpackung, Büchsen udgl. bei Übungen in der Heide zu vergraben. Spätestens in der folgenden Nacht hatten die Sauen alles wieder herausgeholt.


Eine gute Zusammenarbeit wurde mit der Unterkunftsabteilung der NVA in Rostock-Dierkow gepflegt. Das betraf die Arbeitsgebiete Liegenschaften, Bauwesen, staatl. Bauaufsicht, Arbeitsschutz oder vorbeugender Waldbrandschutz. Die UKA Rostock war die zuständige Arbeits- und Brandschutzinspektion wie auch die zuständige staatl. Bauaufsicht. Besonders bei der Planung von Neu-, um- oder Ausbauten wurde theoretisch und praktisch Hilfe gegeben. Der Bau einer Trafo-Station mit einer 15-KV-Zuleitung zum Forsthaus Meyershausstelle wurde von der UKA unterstützt. Gleichfalls der Anschluß von den Forstgehöften in Wallensteinslager an die Graaler Wasserleitung.


7.12.2. Zusammenarbeit StFB - MFB

Die Zusammenarbeit beider Betriebe in der NÖ-Heide war kameradschaftlich und bezog sich auf eine Reihe von Positionen und Arbeitsgebiete. Der StFB verschloß sich nicht gegenüber Flächenübernahmen z.B. im Bereich des Forstgehöfts Meyershausstelle oder in Gelbensande. Die Flächenübernahmen dienten der Erweiterung der Köhlerei, des Meisterbereiches Tischlerei/ Sägegatter, der Werkstatt, der Stellflächen für die Holztransport-, Waldbau- und Wegebautechnik oder z.B. dem Wohnungsbau. Bis ca. 1971/ 72 übernahm der StFB das Rohholz vom MFB ab Wald und nahm Transport und Verladung vor. Mit Spezialtechnik erfolgte gegenseitig Unterstützung. Der StFB hatte z.B. ein mobiles HANOMAG-Ladegerät oder den Valmet-Bagger mit Paul Krüger, und der MFB konnte eine leistungsfähige Rode- und Planierraupe S 100 oder den Autograder bieten. In Werkstattdingen konnte der StFB mit „Goldstaub“-Ersatzteilen helfen, aber der MFB konnte dann auch mal einen B 1000-Motor locker machen. Freundlicherweise - ganz sicher aber auf Empfehlung höherenorts - gab der StFB für den Holzkohleverkauf des MFB an die BRD seinen Namen her. Gut war, daß der StFB seine Dieselmarken für den Monat 3 - 5 Tage eher als der MFB bekam. Durch teilweise Überlassung von DK-Marken brauchte besonders die HolzTransporttechnik nicht zu stehen. Diesel war oft knapp. Bei Waldbränden war gegenseitige Hilfe selbstverständlich. Zur kontinuierlichen Holzkohleproduktion des MFB trug der StFB durch Zulieferung von Köhlerholz bei. Gerne wurden auch Pflanzen aus der Forstbaumschule des StFB übernommen, da die Transportstrecke kurz und die Pflanzenqualität gut waren. Beim Liegenschaftsdienst des StFB, beim Koll. Ulli Saß, konnte man sich auch zu jeder Zeit Rat holen. Kurzum, es gab zwischen beiden Betrieben eine gute Zusammenarbeit. Jeder half dem anderen im Rahmen seiner Möglichkeiten.


7.12.3. Zusammenarbeit mit dem Landkreis Rostock und den Heide-Gemeinden

Besonders mit der Abt. Verkehr des Rates des Kreises Rostock-Land, Herrn Jürgen Falkenberg, gab es eine gute Zusammenarbeit. Der Wegebauzug des MFB war die einzige Kapazität, die außerhalb des Staatsplanes noch Leistungen bringen konnten. Auf der anderen Seite mußten die geplanten Erlöse im MFB gebracht werden. Im Laufe der Jahre wurde durch die Oberförsterei (zeitweilig Abt. RE) nachstehende Vorhaben organisiert und realisiert:

•Straßenbau in der Eichenallee und im Meyershausstellenweg in Gelbensande mit Bitumendecke unter Verwendung von Technik des Kombinates Tiefbau. •Rekonstruktion des Lindenweges und Sportplatzweges in Gelbensande. •Bau eines befestigten Weges von Behnkenhagen zum Bahnhof Gelbensande, damit Abbau der Schranke am Krummen Damm für Verbesserung des D-Zug-Verkehrs. •Anschluß von drei Straßen in Gelbensande an das Wasserleitungsnetz des MFB. •Einsatz des Autograders zum Schneepflügen u.a. in Gelbensande. •Bau von 10 Einfamilienhäusern außerhalb des Staatsplanes im Meyershausstellenweg in Gelbensande als Beginn der Erschließung eines neuen Wohngebietes. •Bereitsstellung von rd. 70 Arbeitsplätzen für die Heidegemeinden. •Einbeziehung der Feuerlöschtechnik des MFB in das Alarmsystem besonders der Feuerwehr Gelbensande. •Bau eines Parkplatzes einschl. 2 Einfahrten am Bahnhof Rövershagen. •Einsatz von Forsttraktoristen bei Getreideernten z.B. im VEG Klockenhagen. •Bereitstellung von 125 ha Wiesengelände innerhalb des Rechtsträgergebietes der NVA für die Grünfutterproduktion des VEG Klockenhagen. •In vier Gemeinden des Landkreises Rostock wurden Schotterstraßen zu abgelegenen Ortsteilen durch den Wegebauzug des MFB gebaut.


7.12.4. Zusammenarbeit mit dem Stadtkreis Rostock

Ein wichtiger Partner bei der Zusammenarbeit MFB - Rat der Stadt Rostock war die Abt. Kur- und Erholungswesen. Es war bis Mitte der siebziger Jahre zu verzeichnen, daß Strandbesucher an den Wochenenden mit 300 - 400 PKW über die Scheiden- und die Vierbirkenschneise zum Strand vornehmlich in den Raum Rosenort fuhren und dort wild parkten. Nun wurde aber zu dieser Zeit der Schießplatz Rosenort erweitert. Es war dazu aus Sicherheitsgründen nicht mehr möglich, den Strand über die Waldwege zu erreichen. Auf der anderen Seite war der Abschnitt Budentannenschneise / Heiliger See ein unschön anzusehendes Gelände. PKW-Fahrer versuchten dort auf einer abenteuerlichen Anfahrtsstrecke zum Strand zu kommen, und parkten - wenn sie sich nicht im anmoorigen Boden festgefahren hatten - irgendwo auf dem Wiesengelände. Die Küstensutz-Brigaden konnten nur bei sehr trockener Witterung diesen Strand- bzw. Dünenabschnitt auf der Landseite erreichen. Die Entwässerung der unmittelbar unter der Düne gelegenen Roterlenpflanzung wie des angrenzenden Geländes war nicht gegeben. Bei Bränden konnten Feuerwehrfahrzeuge diesen Küstenabschnitt nicht befahren. Hinzu kam, daß die bisherigen Nutzer des Strandabschnittes Rosenort, die über die Waldwege anfuhren, auch irgendwo bleiben mußten. Darüber hinaus fühlte sich die Abt. Kur- und Erholungswesen auch dafür verantwortlich, den Bewohnern der in Rostock neu gebauten sieben Satelitenstädte in jeweils Kreisstadtgröße Möglichkeiten des Strandbesuches zu bieten. Das veranlaßte die genannte Abteilung mit dem MFB (VEB) Prora einen Vertrag zu schließen. Der Vertrag beinhaltete den Bau eines gefestigten Weges streckenweise längs des Moorgrabens und einen rd. 1250 m langen und 10 m breiten, befestigten Streifen als Parkplatzfläche für den ruhenden Verkehr südlich der Dünenanpflanzung zu schaffen. Bei der Projektierung mußte darauf geachtet werden, daß sich unter einer ca. 1 m starken anmoorigen Wiesenbodenschicht eine ca. 9 m mächtige Torfschicht befand. Das Grundwasser war bereits in 50 cm Tiefe zu finden. Zu Beginn war daher die Absenkung des Grundwassers um 1,00 m durch den Bau eines Wegegrabens erforderlich, der zum Moorgraben geleitet wurde. Das Vorhaben, im Rahmen der Jungbestandspflege gefällte Kiefernstangen gleich mit dem Rückefahrzeug vom nahe gelegenen Wald anzutransportieren und breitflächig zur Faschinierung auszulegen, scheiterte an hierfür nicht vorhandener Kapazität. Es wurde daher auf der Fläche erstmal Sand in 500 mm Stärke aufgebracht und verdichtet.Hierauf kamen dann 10.000 t Rollkies in einer ebenfalls 500 mm starken Schicht. Der Rollkies wurde von den VEB Kraftverkehrbetrieben Güstrow, Teterow und Malchin unter Ausnutzung der Nachtschicht aus dem Kieswerk Langhagen bei Güstrow zur Freifläche an der Budentannenschneise auf Halde gefahren. In Langhagen war der Rollkies in einem Riesenkegel aufgeschüttet. Das Kieswerk Langhagen hatte zu dieser Zeit - zum Glück für das Vorhaben der Stadt - noch keine Brechanlagen, um die faust- bis kindskopfgroßen ausgesiebten Steine zu Betonkies zu verarbeiten. Von der Halde erfolgte die Beladung und Ausbringung des Rollkies auf die Fläche durch Kipper des MFB. Die Baumaßnahme wurde durch nochmaliges Aufbringen von Sand abgeschlossen. Rd. 10.000 t Sand wurden insgesamt angefahren. Anpflanzungen auf rd. 1/3 der Strecke und der Bau einer Brücke über den neuen Vorfluter Richtung Düne und Strand vervollständigten das Vorhaben. Die Stadt hat sich die Maßnahme 1,3 Millionen Mark kosten lassen. Die Möglichkeit, gleich hinter der Düne parken zu können, wurde u.a. von Familien mit Kleinkindern oder von Behinderten aber auch von Senioren gerne wahrgenommen. Mit den Stellplätzen, die gegenüber dem Parkplatz des Campingplatzes an der Budentannenschneise, an den Finnhütten in Markgrafenheide oder an der Straße Markgrafenheide nach Hohe Düne noch vom Wegebauzug des MFB geschaffen wurden, standen rd. 2.000 Stellplätze für den ruhenden Verkehr neu zur Verfügung. Der beschriebene befestigte Streifen längs der Küste kam nach der Wende in Kritik, weil er sich im Naturschutzgebiet befindet. Bis zur Befestigung der Fläche war es keiner Institution möglich, mit Fahrzeugen oder Spezialtechnik auf die Fläche zukommen. Weder der Küstenschutzbetrieb, noch Feuerwehren oder heute Wasserwehren bei Sturmhochwasser und Dünendurchbruch konnten vorher in dem Abschnitt wirksam werden. Einschließlich Vorfluter sind für das Vorhaben nur rd. 2,00 von ca. 350 ha der Gesamtfläche in Anspruch genommen worden. Das sind knapp 0,6 %. Auch die Vertreter der Naturschutz-Institutionen haben durch die Befahrbarkeit des Küstenabschnittes ganz andere Möglichkeiten der Beaufsichtigung oder der weiteren Erforschung des Naturschutzgebietes Heiliger See / Hütelmoor.


7.13. Zusammenfassende Betrachtung der Zeit der militärischen Nutzung der nordöstlichsten Heide Mecklenburgs

Die vorliegenden Aufzeichnungen über die Zeit der militärischen Nutzung der nordöstlichsten Heide Mecklenburgs - der Rostocker Heide - sind streng genommen keine Chronik. Sie können den Anspruch an eine „Aufzeichnung geschichtlicher Ereignisse in der Reihenfolge ihres Geschehens“ (Duden) nicht erfüllen. Die Autoren Fm.a.D. Horst Friesecke als langjähriger Oberförster in der Rostocker Heide und Lfm.a.D. Karl-Ernst Preuße, in den Jahren 1955 - 1963 direkt und 1964 - 1990 indirekt auf die forstlichen Belange in der Rostocker Heide Einfluß nehmend, haben sich bemüht aus Erinnerungen, persönlichen Aufzeichnungen und zugänglichem Archivmaterial retrospektiv einen Eindruck über die Ergebnisse der forstlichen Bewirtschaftung während der militärischen Nutzung zu vermitteln. Trotz aller Bemühungen um Objektivität lassen sich in einem Rückblick subjektive Einflüsse nicht ausschließen, nochzumal archiviertes Material kaum zur Verfügung stand. Soweit in den Darlegungen Zahlen verwandt wurden, sind sie abgesichert oder aber so recherchiert, daß sie den tatsächlichen Verhältnissen nahe kommen. Es steht außer Frage, daß eine militärische Nutzung für den Wald immer eine starke Beeinträchtigung und Belastung darstellt. In der Rostocker Heide wurden durch die intensive Nutzung der Schießplätze wertvolle Holzbestände splitterdurchsetzt. Die forstliche Bewirtschaftung wurde erschwert und den in der Heide tätigen Forstleuten viel Toleranz abverlangt. Auf lange Zeit wurde der Bevölkerung in und um Rostock ihr Naherholungsgebiet entzogen. Die unterschiedlichsten persönlichen Erfahrungen verbinden sich mit der militärischen Nutzung der Rostocker Heide.

Insgesamt läßt sich jedoch für die forstliche Bewirtschaftung durch die Forstarbeiter, Revier- und Oberförster des Militärforstwirtschaftsbetriebes Prora feststellen: - Trotz intensivster militärischer Nutzung der in der Rostocker Heide befindlichen

 Schieß- und Ausbildungsplätze konnten verheerende Waldbrände  mit all ihren          
 Folgen für die Rostocker Heide vermieden werden.

- Die weitreichenden Schäden des „Jahrhundert-Windwurfs“ 1967/68 konnten trotz

 militärischer Nutzung beseitigt und die Nachhaltigkeit gewährleistet werden. 

- Der einmalige Charakter der nordöstlichsten Heide einschließlich ihrer gesunden

 Wildbestände konnte trotz aller Beeinträchtigungen durch die militärische Nutzung
 erhalten werden.

Dem heute in der Rostocker Heide tätigen forstlichen Personal bleibt es vorbehalten, über die Tätigkeit ihrer Vorgänger zu urteilen. Die Schilderung der Bedingungen, der Möglichkeiten und Grenzen, die sich aus der militärischen Nutzung und der Zusammenarbeit mit den mitlitärischen Nutzern für das forstliche Personal im Zeitraum 1953 - 1990 ergaben, mögen dazu beitragen, die in dieser Zeit getroffenen forstlichen Entscheidungen zu verstehen.