Chronik von Teusin und Roidin: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Ortschroniken
Zur Navigation springen Zur Suche springen
(→‎Die Christianisierung: Entstehungsgeschichte und Ersterwähnung der Dörfer Teusin und Roidin)
Zeile 207: Zeile 207:
  
  
''''''== Entstehungsgeschichte der Dörfer Teusin und Roidin und ihre Ersterwähnung ==''''''
 
  
'''Am 11.Mai (Quinte Idus Mai) anno 1248 bestätigte Herzog Wartislaw III.''' in seiner Demminer Residenz als westpommerscher Herzog dem Kloster Dargun die (intergolierte) Konfirmation seines Vaters Kasimir II. von 1209 und bestätigte dann die von ihm selbst sowie auch von den mecklenburgischen Fürsten Johann, Borwin und Pribislaw dem Kloster verliehenen Güter  
+
<big>'== Entstehungsgeschichte der Dörfer Teusin und Roidin und ihre Ersterwähnung =='</big>
 +
''''''<big>Am 11.Mai (Quinte Idus Mai) anno 1248 bestätigte Herzog Wartislaw III.'</big>''''' in seiner Demminer Residenz als westpommerscher Herzog dem Kloster Dargun die (intergolierte) Konfirmation seines Vaters Kasimir II. von 1209 und bestätigte dann die von ihm selbst sowie auch von den mecklenburgischen Fürsten Johann, Borwin und Pribislaw dem Kloster verliehenen Güter  
  
'''"...quator mansos in Bronisow et quator in Tusin."'''
+
<big>'''"...quator mansos in Bronisow et quator in Tusin."'''</big>
  
 
Die Urkunde über diesen Vorgang ist abgedruckt im "Pommerschen Urkundenbuch" (neu) unter der Urkundennummer 467.
 
Die Urkunde über diesen Vorgang ist abgedruckt im "Pommerschen Urkundenbuch" (neu) unter der Urkundennummer 467.

Version vom 22. Oktober 2020, 14:10 Uhr

Autor der Chronik ist Alfred Drechsel.


Kenndaten der Ortschronik
OrtTeusin
Zeitlicher Schwerpunkt~ 1000 bis 1990
UrheberrechteAlfred Drechsel und Angelika Mülling
Erstellungszeitraum1950 - 1990
Publikationsdatumveröffentlicht
Inhaltliche KategorisierungChronik der Orte Teusin und Roidin
Status (Ampelsystem)Abgeschlossen


Vorwort zur Chronik der Dörfer Teusin & Roidin

Nach Aussage alter Einwohner, zum Beispiel Frau Annemarie Werner geb. Gabloffsky, besaß die Gemeinde eine, seit langer Zeit geführte, Dorfchronik. Diese wurde jeweils durch den Teusiner Lehrer geführt. Das war zuletzt Herr Gustav Kappis, bis 1945 Lehrer an der Schule in Teusin. Mit dem Ende des 2.Weltkrieges und dem Einzug der Roten Armee als Sieger auch in Mecklenburg/Vorpommern und den damit beginnenden Nachkriegswirren ging die Dorfchronik verloren. Herr Kappis durfte nicht länger im Amt verbleiben, er zog mit seiner Familie nach Utzedel und verstarb wenige Jahre später. Eine ordnungsgemäße Übergabe seiner Amtsgeschäfte an einen Nachfolger gab es nicht, da der Unterricht an der Schule zunächst ruhte und erst nach Monaten wieder aufgenommen wurde. In das Schulhaus wurden Flüchtlinge eingewiesen. Nach Kriegsende wurde der Bauer Hans Bohn, wohnhaft Teusin-Ausbau, als Dorfältester eingesetzt. Weder er noch andere Einwohner haben wohl in den so schweren Jahren der Nachkriegszeit an diese alte Dorfchronik einen Gedanken verschwendet. Sie hatten ganz einfach andere, weit größere Sorgen und Probleme. Als dann nach Jahren nach dem Verbleib dieser Chronik geforscht und gesucht wurde, blieben alle Nachfragen erfolglos, die Chronik war und blieb verschwunden. Die Vermutung liegt nahe, daß diese vernichtet wurde.

1950 kam ich, Alfred Drechsel, Jahrgang 1926, als junger Lehrer nach Teusin und benötigte bald für einen orts- und heimatbezogenen Unterricht konkretes Fachwissen. Auf der Suche danach erfuhr ich einiges Wissen zur Geschichte des Dorfes und der Schule von einigen älteren Einwohnern, besonders von Frau Annemarie Werner. Später ermöglichte mir Herr Pastor Strutz im Pfarrhaus Sanzkow Einblick zu nehmen in das dort gelagerte Material des Kirchenarchivs. Auch im Kreisheimatmuseum Demmin wurde mir freundlicherweise über Jahre hinweg geholfen. Besonderer Dank gebührt dafür Frau Kionke. Dieses Material zu vergangenem Geschehen und laufend gesammeltes Material zu gegenwärtigem Geschehen führten schließlich dazu, eine verloren gegangene Chronik wieder entstehen zu lassen. Der Höhepunkt für diese mir selbst gestellte Aufgabe wurde die für das Jahr 1998 anstehende 750-Jahrfeier der urkundlichen Ersterwähnung des Dorfes Teusin. Diese Aufgabe vermochte ich nur zu bewältigen, weil ich dabei hilfreiche Unterstützung in vielfältigster Form erhielt. Dafür ein herzliches Dankeschön bei allen, insbesondere meinen beiden Mitstreitern an gleicher Aufgabe, Herrn Klaus Maczey aus Utzedel und Herrn Siegfried Arndt aus Demmin. Mit Material und Beiträgen unterstützten mich ebenso die Herren Ernst Klautke, Ulrich Lehmbeck, Friedrich Thuso und Harry Kroll aus Teusin, denen ich mich dankbar verpflichtet fühle. Sehr dankbar für viel Hilfe bei der Bewältigung dieser Arbeit bin ich auch meiner lieben Frau Christel und meinen Kindern für Schreib- und Korrekturarbeiten.

Eine Chronik für beide Orte der Gemeinde liegt nun vor. Die Arbeit an ihr ist jedoch keineswegs abgeschlossen. Noch viele Fragen warten auf klärende Antwort, soweit es überhaupt möglich sein wird, eine solche zu finden. Neue Erkenntnisse zur Vergangenheit gilt es einzuarbeiten, zukünftiges Geschehen festzuhalten.

Teusin, im Mai 1998


Gez. Alfred Drechsel, Lehrer im Ruhestand


Zum Aufbau

Die Teile 1 und 2 sind so angelegt, daß ortsbezogenes Wissen eingebettet ist in landesbezogenes Wissen, basierend auf Angaben zeitgenössischer Chronisten, teilweise belegt durch Zitate. Der Teil 3 stützt sich weitgehend auf Originaldokumente bzw. deren Abschriften, Bildmaterial, Zeitzeugen-Aussagen, Zeitungsbeiträge und Unterlagen.

Geschichtlicher Abriss

Germanische Vorzeit

um 1000 Wendenzeit

           - westlich der Peene die Obotriten
           - östlich der Peene die Wilzen

1107 Wartislaw bildet das erste selbständige Reich in Pommern von der Tollense und unteren Peene bis zur Persante

1113 Polenherzog Boleslaw Schiefmund schlägt die Pommern bei Nakel, verschafft dem Christentum freien Eingang, ruft Bischof Otto von Bamberg

1121 Polenherzog Boleslaw Schiefmund unterwirft Herzog Wartislaw I.

1128 Otto von Bamberg kommt auf seiner 2. Reise nach Demmin

1147 Albrecht der Bär erfolglos vor Demmin

1164 Heinrich der Löwe vor Demmin - Schlacht bei Verchen

1170 Markgraf Otto I. von Brandenburg wird Lehnsherr von Pommern

           Demmin ist Residenz der westpommerschen Herzöge:
                  Kasimir I.     1181
                  Kasimir II.    1187 - 1218
                  Wartislaw III. 1222 - 1263

um 1230 verstärkte Einwanderung deutscher Siedler in das spätere Vorpommern

1283 Demmin ist Mitglied der Hanse (bis 1607)

1295 Wendepunkt in der Entwicklung Pommerns durch Teilung des Reiches in die Herzogtümer:

           Pommern-Stettin, Otto I.
           (zu Pommern-Stettin gehören unter anderem das Land Tollense, die Besitzungen der Klöster Dargun
            und Verchen)
           Pommern-Wolgast, Bogislaw IV.

1338 Ende der Lehenshoheit von Brandenburg

1351 - 1354 Kämpfe zwischen Mecklenburg und Pommern

bis 1474 verschiedene Landesteilungen in beiden Linien

1474 Bogislaw X. vereinigt Pommern, innere Reformen

1532 erneute Teilung Pommerns erfolgt in den östlichen Teil Pommern-Stettin und den westlichen Teil Pommern-Wolgast (seit Ende des 16. Jahrhunderts auch als Vorpommern bezeichnet)

1534 Reformation in Pommern

1625 Herzoghaus Wolgast erlischt mit Philipp Julius

1627 Dreißigjähriger Krieg zieht sich auch nach Vorpommern, Besetzung Rügens und vorpommerscher Hafenorte durch kaiserliche Truppen

1637 Herzoghaus Stettin erlischt mit Bogislaw XIV., Fortführung der Regierungsgeschäfte durch Regentschaftsrat, 1638 Rücktritt

1637/1638 Verwüstungen in Pommern durch kaiserliche und schwedische Truppen

1648 Vorpommern wird im Westfälischen Frieden den Schweden zugesprochen

1659 Belagerung Demmins im Schwedisch-Polnischen Krieg, der Stadt und Land ruiniert, Kurbrandenburg kurzzeitig Herr im Land, Schweden kehren zurück

1676 Demmin vom Großen Kurfürsten Brandenburg belagert, fast vollständig zerschossen, eingenommen, wieder geräumt

1711-1715 Nordische Kriege, Vorpommern unter preußischer Verwaltung

1720 Stockholmer Frieden, Vorpommern südlich der Peene gelangt endgültig zu Preußen

1757 Schweden fallen im 7-jährigen Krieg in Demmin ein, abwechselnd schwedische und preußische Herrschaft

1759 Demmin erlebt letzte Belagerung

1806/1807 Eindringen napoleonischer Truppen in Vorpommern

1815 Preußen erhält den letzten Rest Vorpommerns, Aufkommen der Bezeichnung Neuvorpommern für das Gebiet nördlich der Peene

1818 Neuvorpommern wird Regierungsbezirk Stralsund

1932 Auflösung des Regierungsbezirkes Stralsund und Angliederung an den Regierungsbezirk Stettin

1939-1945 Zweiter Weltkrieg

1945 Bildung des Landes Mecklenburg/Vorpommern

1949 Gründung der Deutschen Demokratischen Republik auf dem Boden der Sowjetischen Besatzungszone

1952 Bezirk Neubrandenburg und Kreis Demmin entstehen aufgrund der Bildung der Bezirke und Kreise

Herbst 1989 friedliche Revolution in der DDR

1990 Ende der DDR und der sozialistischen Zeit, Angliederung an die Bundesrepublik Deutschland, Wiedererstehen des Landes Mecklenburg/ Vorpommern

Von den Anfängen bis zur Schwedenzeit (Teil 1)

Einleitung

Das Bodenrelief unserer Landschaft wurde durch die Eiszeit geformt, vor allem beim letzten Eisvorstoß, dem Pommerschen Stadium, vor etwa 15000 Jahren. In der Nacheiszeit entstand in einer tausende von Jahren dauernden Entwicklung die heutige Kulturlandschaft. Der Mensch siedelte sich in ihr als Jäger und Fischer an und hinterließ seine Spuren. Zeugen aus grauer Vorzeit sind Funde, die auch auf dem Territorium der Gemeinde Teusin/ Roidin geborgen wurden.

Herbst 1984 - zwei Feuersteinbeile (140 mm und 160 mm lang), gefunden von den Bürgern Ulrich Lehmbeck und Richard Ganzow bei Feldarbeiten etwa 100 Meter hinter dem Dorfrand Teusins links und rechts des Weges nach Roidin

In weiteren Jahren - Spinnwirtel verschiedenster Formen und Ausführungen, gefunden bei Gartenarbeiten im Dorf Teusin

In früherer Zeit - Feuersteinbeile und Felssteinbeile in beiden Orten, Lanzenspitzen und Feuersteinmesser in Roidin, gleichfalls Trogmühle und Mahlsteine

Ein mächtiger Schälchenstein wurde in Dorfnähe auf dem Acker ausgegraben und an die Straße von Teusin nach Utzedel geschleppt. Er liegt nun unübersehbar nur etwa 300 Meter vom Dorfeingang in Richtung Utzedel auf der rechten Straßenseite. Um 1990 wurde in unmittelbarer Nachbarschaft dieses Schälchensteins ein weiterer Stein gefunden, der ebenfalls solche "Schälchen" aufweist. Sein Fundort ist der Teusiner Schulacker an der Utzedeler Grenze. Der Pächter des Ackers grub ihn wegen der Behinderung der Feldarbeiten aus, brachte ihn an den Teusiner Damm und später an seinen Hof in Utzedel.

Beim Ausheben der Baugrube für das Eigenheim Czerwinski wurde ein Urnengrab angeschnitten. Die Urne konnte geborgen werden.

Ein Grab wurde vor Jahren auf den Tollensebergen entdeckt. Die Teusiner Einwohnerin, Frau Annemarie Werner-Gabloffsky, berichtete darüber: "Es mag im Jahre 1919 gewesen sein, als der damalige alte Gutsinspektor, Herr Prütz, auf einem der Tollenseberge, meines Wissens nach auf dem dritten rechts vom Hauptweg zur Wiese, ein altes Grab gefunden hat. Es war einige Tage aufgedeckt, und an einem schönen Pfingstabend wanderten die Bewohner von Teusin hinaus, um das Grab zu besehen. Herr Prütz erklärte uns, daß es einen Erwachsenen und einen Kinderleichnam geborgen habe. Die Gebeine darin befanden sich in Hockstellung."

Die Wendenzeit

Als Folge der Völkerwanderung drangen um das Jahr 400 aus dem Osten Slawen in den Raum ein. Slawen - der Name bedeutet "Die Ruhmvollen" (slawa - der Ruhm).

Die Wenden, die dieses Land besiedelten, bildeten zwei große Stammesverbände: westlich der Peene die Obotriten und östlich der Peene die Wilzen, deren bedeutendster Fürst Dragowit war.

Nachdem Karl der Große Ende des 8. Jahrhunderts die Wilzen unterworfen hatte, wurden sie in der Folgezeit unter dem Namen Liutizen oder Leutitier genannt. Die Wilzen oder Liutizen setzten sich aus 4 Stämmen zusammen: Circipaner und Kessiner, die nördlich der Peene siedelten, Rhedarier und Tolenser(oder Tholosaner), die südlich der Peene siedelten. Die Schreibweise und Aussprache dieser Stammesnamen weicht vielfach bei den Geschichtsschreibern voneinander ab.

In dieser Zeit hatte sich folgende Verwaltungsgliederung herausgebildet: Oberbezirk mit einer Burg (castro) als Mittelpunkt, daher auch Burgbezirk (Burgwardia) genannt. Das Regiment im Oberbezirk führte der Kastellan, weshalb die Bezeichnung Kastellanei gebraucht wird. Auch Demmin mit der Burg Demmin (Haus Demmin) war eine Kastellanei. Ihr letzter Kastellan um 1235 hieß Nizul. Zu einem Oberbezirk gehörten Unterbezirke oder Länder (terrae) mit einem Burgwall als Zentrum. Zur Kastellanei Dymin gehörten die beiden Unterbezirke/ Länder : Plothe - östlich der Tollense bis Lositze (Loitz) und Tolenze zwischen Tollense und Peene bis zum Tollensesee und Müritzsee. Im Raum Teusin und Roidin siedelten also Tolenser - die in der Niederung Wohnenden.

Etwas über diese Zeit erfahren wir bei Helmold, Pfarrer zu Boso am Plöner See, welcher um das Jahr 1172 eine Slawenchronik verfaßte. Er schreibt, (entnommen der "Geschichte Mecklenburgs" von Ernst Boll) daß der Boden des Landes nur sehr wenig kultiviert war, zum Teil noch mit sehr großen Waldungen bedeckt. Andere Teile waren große Sümpfe. Die Slawen wendeten dem Ackerboden keinen großen Fleiß zu. Sie betrieben ihn nur soviel als unumgänglich notwendig war, und zwar ihres leichten Ackergerätes wegen nur auf leichten Böden und in Waldlichtungen. Mehr sagte ihnen Viehzucht (besonders Schweinezucht) Jagd, Fischfang und Raub zu, besonders Seeraub. Auch beim Häuserbau gaben sie sich wenig Mühe. Sie fertigten Hütten aus Flechtwerk, da sie nur zur Not Schutz gegen Sturm und Regen suchten. So oft ein Krieg auszubrechen drohte, verbargen sie alles Gut, Getreide, und was sie an Kostbarkeiten besaßen, in Gruben. Weib und Kinder brachten sie in die festen Plätze oder zumindest in die Wälder. So blieb dem Feind nichts zu plündern übrig als die Hütte, deren Verlust sie sehr leicht ertrugen. Ziegelbau war völlig unbekannt. Die Slawen wohnten in kleinen Weilern und auf einzelnen Gehöften. Ihr ganzes Leben war den Erfordernissen ihrer Zeit angepaßt, einer Zeit, die durch das Bestreben der deutschen Fürsten, vor allem der Sachsenkaiser, gekennzeichnet war, sich die wendischen Nachbarn östlich der Elbe zu unterwerfen.

Ursache für Kriegszüge waren teilweise Streitigkeiten zwischen den wendischen Stämmen der Wilzen und Obotriten, die auch König Karl 789 schlichten wollte. 812 erfolgte erneut ein solcher Zug. Die Folgezeit war durch zahlreiche Versuche der Unterwerfung der Wendenstämme, vor allem durch die sächsischen Könige, gekennzeichnet. Teilweise kämpften die Wenden mit Erfolg dagegen, gerieten aber immer wieder in äußerste Not. Widukind, ein Mönch und Analenschreiber, gestorben zwischen 804 und 812, charakterisierte das folgendermaßen: Doch zogen sie (die Wenden) nichtsdestoweniger den Krieg dem Frieden vor und setzten jedes Elend gegen die teure Freiheit hinten an. Denn dieser Menschenschlag ist hart und ausdauernd in der Arbeit und an die dürftigste Nahrung gewöhnt. Und was den unseren (den Sachsen) eine schwere Last zu sein pflegt, das ist den Slawen eine Art Lust."

Kaiser Otto I. war nach 941 darauf bedacht, die Herrschaft über die Slawen durch deren Christianisierung zu sichern. Er begann dazu in den wendischen Landen Bistümer einzurichten. 946 stiftete er das Bistum von Havelberg, "dessen Sprengel lief längs der Elde und Peene, bis wo dieser Fluß ins Meer geht." Zu ihm gehörte auch das Land Tholenz.

968 errichtete Kaiser Otto das Erzbistum Magdeburg, dem das Bistum Havelberg unterstellt wurde- mit dem Zehnten vom Silber-Census auch des Landes der Tholensanem. Bis jedoch die Christianisierung darin einsetzen sollte, verging noch viel Zeit.

Die Christianisierung

Die Wenden in Vorpommern wurden erstmalig um das Jahr 1026 angehalten, den christlichen Glauben anzunehmen, nachdem Herzog Boleslaw von Polen damit durch den Kaiser Otto III. beauftragt worden war. Es gelang ihm jedoch trotz mehrmaliger Versuche nicht. Die Wenden Vorpommerns hatten zu dieser Zeit andere Sorgen.

Thomas Kantzow, Geheimschreiber in der Fürstlichen Pommerschen Kanzley zu Wolgast (gestorben 1542), berichtet in seiner "Pomerania" davon: Die 4 Stämme der Liutizen entzweiten sich um das Regiment und die Herrschaft, wer also über wen herrschen sollte. Darum erhob sich um das Jahr 1051 unter ihnen ein großer Krieg. Die Tollenser und Rhedarier wollten wegen ihrer Altheit und ihrer Stadt Rhetra, wo der Abgott Radegast war, die Oberhoheit haben und maßten sich deshalben eine sonderliche Adlichkeit gegenüber den anderen an, weil alle anderen Wenden ihren Gott besuchen mußten. Aber die Circipaner und Kitzinger wollten den anderen nicht Untertanen sein, sondern ihre Freiheit mit der Faust verteidigen. "Also wuchs von tag zu tag grull, bis das sie zu Velde zogen." Da wurden die Rhedarier und Tollenser, die das Spiel angefangen hatten, geschlagen und niedergelegt. Aber sie erholten sich wieder und wurden abermals geschlagen und noch ein drittes Mal und so, daß sie aus eigenen Mitteln und eigener Macht nichts mehr tun konnten. Sie riefen nun den König von Dänemark, den Herzog von Sachsen und Gottschalck, den Fürsten der Obotriten zu Hilfe, "...der ein jeglicher sein her mitbrachte. Dieselben hielten sie sechs Monate lank unter jre besoldung, erschlugen die Circipaner und Kitziner zu boden."

1107 bildete der wendische Fürst Wartislaw das erste selbständige Reich in Pommern, es erstreckte sich von der Tollense und unteren Peene bis zur Persante. Pommern - auf wendisch "die Lande so liegen beim Meere"

Die Folgezeit war angefüllt mit kriegerischen Auseinandersetzungen, vor allem mit dem Polenherzog Boleslaw. Die Pommern richteten auf Kriegszügen in Polen immer wieder große Verheerungen an, die der Polenherzog mit Strafzügen beantwortete. Schließlich wurden die Pommern 1113 bei dem Schlosse Nakel in Hinterpommern vernichtend geschlagen. Der Polenherzog Boleslaw war schon zum Christentum übergertreten und verschaffte nun dem Christentuzm freien Eingang in Pommern, zumal Fürst Wartislaw ihn darum ersuchte, bei der Bekehrung der Pommern behilflich zu sein. Da die Pommern, und insbesondere die Stämme in Vorpommern, sich hartnäckig gegen den neuen Glauben versperrten und ihre alten Götter behalten wollten, kam es zu unzähligen Auseinandersetzungen. Der Polenherzog rief deshalb den Bischof Otto von Bamberg ins Land, um den Pommern das Christentum zu predigen. 1128 kam Otto von Bamberg auf seinem 2. Zug ins Pommernland nach Demmin. In der Demminer Chronik von Stolle wird berichtet, daß die ganze Stadt noch heidnisch war, nur der Kastellan war schon getauft. Dieser wies dem Bischof eine alte Burg (Haus Demmin) als Quartier an. In der folgenden Nacht kam dann der Herzog Wartislaw mit seinen Truppen an. Dabei kam es irrtümlich zu einem kurzen Kampf zwischen seiner Reiterei und dem eigenen Fußvolk, welches mit dem Schiff schon früher angekommen war. Otto von Bamberg wurde durch diesen Lärm tüchtig erschreckt und wollte schon fliehen. Er blieb 3 bis 4 Tage vor Demmin in der Burg, betrat aber nach Anraten Wartislaws nicht die Stadt. Kantzow schreibt darüber so: "So kham darnach der Fürst mit glück vnd sieg, vnt brachte große bewte an menschen, vieh vnd anderem, vnd fhürete S.Otten mit sich nach Vßedohm." Wartislaw versammelte einen Landtag zu Usedom, dort taufte Bischof Otto die vornehmsten Abgeordneten, darunter auch welche aus Demmin. Otto von Bamberg machte den Albertus zum Bischof der Pommern und schickte Gehilfen aus, die die Lutizier bekehren sollten. Der Glaube an die alten Götter war aber so fest verwurzelt, daß von einem festgegründeten Christentum in dieser Zeit noch nicht die Rede sein kann. Demmin galt noch 1147 als ein Bollwerk des heidnischen Wendentums, also über den Tod des Herzogs Wartislaws hinaus, der wegen seines Übertritts zum Christentum 1135 von einem wendischen Heiden in Stolp an der Peene nachts im Schlaf erstochen wurde. Kantzow schreibt darüber:"Es ist aber so ein weidlicher starker Fürst gewest, das er, sobald er den stich gefült, aufgefharen ist, vnd den verreter bei den Kennebacken hat erhascht, vnd jme die Kennebacken von ein gerißen, das er hat in derselbigen stet mit jme sterben müßen." 1151 kamen Wartislaws Söhne Bogislaw I. (Bugslaw) und Kasimir I zur Regierung. Sie erhielten Vorpommern und wählten Demmin als Residenzstadt. Häufig nannten sie sich Herzog von Demmin. Unter ihrer Herrschaft wurden die kriegerischen Auseinandersetzungen noch schlimmer. Ursache dafür war, daß die Demminer Herzöge den vom Sachsenherzog Heinrich dem Löwen vertriebenen Fürsten der Obotriten, Pribislaw, aufgenommen hatten. Sie unterstützten ihn darin, sich sein Land wieder untertan zu machen. Es kam 1164 zur Schlacht bei Verchen und nach Aussage des Zeitzeugen Helmold in der Folgezeit zu einer völligen Verwüstung des Landes. Martin Wehrmann schreibt in seiner "Geschichte von Pommern" (erschienen 1904) , daß nach der Versöhnung des Obotritenfürsten Pribislav mit Heinrich dem Löwen der Prozeß der Christianisierung im Pommernland verstärkt fortgeführt wurde. Heinrich der Löwe fand in Pribislav und den beiden Pommernfürsten Helfer und trieb nun die Mission in den Ländern Loitz, Triebsees, Plote sowie bei Demmin voran. Diese Gebiete wurden 1170 mit Circipanien und einem Teil des Landes der Ranen dem Bistum Schwerin zugelegt, an dessen Spitze seit 1158 Berno stand. Durch Berno erfolgte 1172 die Begründung des Zisterzienserklosters Dargun im Lande Circipanien. Dort also, wo sich bis dahin noch keine einzige christliche Kirche befand. So war äußerlich die Organisation der Kirche durchgeführt. Bogislaw fand sich 1181 bei Kaiser Friedrich I. vor Lübeck ein und erhielt von ihm unter Überreichung einer Fahne die Belehnung mit seinem Lande. So wurde er direkter Vasall des Kaisers und als Herzog von Pommern Reichsfürst. Er war deutscher Fürst geworden, sein Land aber war noch keineswegs deutsch. Die Zahl der dort wohnenden Deutschen war noch ebenso gering wie die der Christen. Herzog Bogislaw I. führte auch nach wie vor ständigen Kleinkrieg, vor allem mit dem Dänenkönig und dem Fürsten der Rugianer, Jaromar. Das hatte zur Folge, daß sich für unser Gebiet nach Kantzow folgendes Bild ergibt:"Es ist aber Herzog Bugslaw sein wendisch Volk so gar in diesen Kriegen erschlagen und ausgerottet, daß das Land gar wüst und öde wurde." Kantzow schlussfolgert: "Und läßt sich hieraus ersehen, daß es wahr ist, was Helmoldus von den Wenden schreibt, daß es ihnen eine Lust gewesen ist, mit den Dänen immer Krieg zu haben, denn sie hätten wohl Frieden behalten, wenn sie nur Frieden gehalten hätten." Bogislaw I. starb 1188. Zu dieser Zeit hatte das Christentum in Vorpommern festeren Fuß gefaßt. Die ersten deutschen Ansiedler kamen vom Kloster Dargun und auch vom Pommernfürsten herbeigerufen, um das Land zu bevölkern.


'== Entstehungsgeschichte der Dörfer Teusin und Roidin und ihre Ersterwähnung ==' 'Am 11.Mai (Quinte Idus Mai) anno 1248 bestätigte Herzog Wartislaw III.' in seiner Demminer Residenz als westpommerscher Herzog dem Kloster Dargun die (intergolierte) Konfirmation seines Vaters Kasimir II. von 1209 und bestätigte dann die von ihm selbst sowie auch von den mecklenburgischen Fürsten Johann, Borwin und Pribislaw dem Kloster verliehenen Güter

"...quator mansos in Bronisow et quator in Tusin."

Die Urkunde über diesen Vorgang ist abgedruckt im "Pommerschen Urkundenbuch" (neu) unter der Urkundennummer 467. Das Jahr 1248 ist somit die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Teusin. Diese steht mit der Entstehung des Klosters Dargun im Zusammenhang. Deshalb zum Kloster einige Anmerkungen: 1209 ist das Jahr, in dem Dargun mit Mönchen aus Doberan neu besetzt wurde. Die erste Gründung des Zisterzienserklosters war am 25.Juni 1172 erfolgt. Sie ging vom dänischen Kloster Esrom aus. Auf Betreiben des Schweriner Bischofs Berno wurde von drei wendischen Edelleuten, den Brüdern Mirignew, Monik und Kotimar, unter dem Schutz des Pommernherzogs Kasimir I. (Demminer Herzog) die Klostergründung auf dem Burgberg gefördert. Dargun galt als die erste Kirche in ganz Circipanien. Diese erste Klostergründung ging schon wenige Jahre später, zwischen 1175 und 1178, im Krieg zwischen Rügen/ Dänemark und Brandenburg unter. Die Mönche erlagen den hereinbrechenden Verfolgungen und wanderten aus.

Die Reformation

Die Zeit des 30-jährigen Krieges

Die Schwedenzeit

Burg Osten

Preußenzeit und die Jahre 1918 bis 1939 (Teil 2)

Die Preußenzeit

Zeit zwischen den Weltkriegen

Nachkriegszeit und Zeitgeschichte (Teil 3)

Nachkriegszeit

Die sozialistische Zeit

Zeit nach der „Wende“ - Im vereinten Deutschland