Über Güstrower Bürgermeister

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Bürgermeister der Stadt Güstrow

Die Bürgermeister, Ratsherren und Sekretäre der Stadt Güstrow von 1270 bis 2018



Ratssilberschatz

Suche nach dem Ratssilberschatz

Vor Jahren waren mein Freund und ich (GM DK) auf Bitte des Museums mit Recherchen zur Güstrower Stadtgeschichte im 20. Jahrhundert helfend tätig, indem wir Mikrofilme von Zeitungen im Güstrower Stadtarchiv sichteten. Dabei wurden wir durch eine Notiz in der Mecklenburgischen Tageszeitung -/Güstrower Zeitung-, (Amtlicher Anzeiger für Stadt u. Kreisbehörden) auf die Existenz eines Silberschatzes im Güstrower Rathaus aufmerksam.

Am 19.07.1928 wurde anlässlich der damals bevorstehenden 700-Jahrfeier Güstrows Interessantes darüber berichtet. Wir hatten zuvor niemals von einem solchen Schatz gehört oder gelesen und kopierten uns den Beitrag in der Absicht, uns später einmal gründlich mit diesem Thema zu befassen. Da wir uns dem Sachverhalt nicht kurzfristig widmen konnten, geriet dieser Artikel irgendwann bei uns wieder in Vergessenheit. Im Frühjahr 2016 fiel mir dieser Artikel nun wieder in die Hände und ich habe daraufhin über den Brinckmanschen Silberschatz als Besonderheit der Güstrower Stadtgeschichte recherchiert. Über die Erkenntnisse werde ich zunächst im Güstrower Jahrbuch 2018 berichten.

Meine Erwartungen, auf diesem Wege von Besuchern unserer Internetseite und durch die zu diesem Thema mit Frau Julia Brinckman, der Ur-Ur-Ur-Enkelin von John Brinckman, geführten Korrespondenz etwas über die Beschaffenheit und den Verbleib des Schatzes zu erfahren, erfüllten sich bisher nicht.

Wie dem Zeitungsartikel von damals zu entnehmen war, war schon seinerzeit die Existenz dieses Schatzes der Allgemeinheit kaum bekannt, den der älteste Sohn des Dichters, Max Brinckman und seine Ehefrau Helma, zu Ehren John Brinckmans schon 1905 gestiftet hatten.

Zufällig kam ich kürzlich in den Besitz eines kleinen grünen, leinengebundenen Büchleins, welches von dem Namensgeber des Güstrower Stadtarchivs, Heinrich Benox, in seiner Funktion als Stadtsekretär mit einem Vorwort versehen wurde. Dieses Buch enthält unter der Bezeichnung „Die Verwaltung und Verwaltungsbestimmungen der Stadt Güstrow 1930“ auch ein Verzeichnis der städtischen Milden Stiftungen seiner Zeit. Unter der Position bb) auf der Seite 26 steht dort folgender Text:

Brinckmanscher Ratssilberschatz.
Geschenk des Kommerzienrats Max Brinckman -Harburg- und seiner Gattin zum Andenken an seinen Vater John Brinckman.
Verwalter
Der Rat

Die Stadt Güstrow hatte diese Schenkung seinerzeit als „Milde Stiftung“ durch den Bürgermeister Dahse entgegen genommen und in den städtischen Verwaltungsunterlagen als solche registriert.

Dies war die erste „amtliche“ Erwähnung des Brinckmanschen Ratssilberschatzes, die mir vor Augen kam. Gezielte Nachfragen auf dieser Grundlage beim Stadtarchiv ergaben, dass Frau Gisela Scheithauer vor langer Zeit in gleicher Sache recherchiert hatte und eine Akte (Brinckmanscher Ratssilberschatz) existiere. Diese Akte, die ich inzwischen aufmerksam sichtete, diente bereits Frau Gisela Scheithauer vor über 25 Jahren als Quelle für ihre umfangreichen Ausführungen zum Ratssilberschatz. Unter der Überschrift

„Güstrower Stadt-Sachen aus dem Stadt-Archiv“, Heute: Der Ratssilberschatz, veröffentlichte die Autorin in der Ausgabe Nr. 5 der Güstrower Nachrichten vom im Mai 1991 auf Seite 9 einen Beitrag, der mir nun ebenfalls durch das Stadtarchiv zugänglich gemacht wurde.

Frau Scheithauer setzte damals an den Anfang ihres Beitrages in dieser lokalen Zeitung den Aufruf an die Leser, Ausschau nach dem Silberschatz zu halten, selbst wenn es nur gelänge, ein einzelnes Schaustück der prächtigen Gerätschaften aufzufinden. Diese mir bisher unbekannten damaligen Bemühungen der Autorin entsprechen auch meinem Anliegen, seitdem ich mich mit dem Silberschatz beschäftige. Wenngleich die Hoffnung des Auffindens dieses Schatzes mit Unterstützung der älteren Leser und der Autoren des Güstrower Jahrbuches 2018 äußerst gering ist, ist es m. E. dennoch sinnvoll, besonders jüngeren Lesern des neuen Jahrbuches die Beschaffenheit und die Geschichte des wertvollen Ratssilberschatzes an dieser Stelle zu vermitteln. Hierzu zitiere ich nachstehend mehrfach Frau Gisela Scheithauer:

„Am 17. Oktober des Jahres 1904 erscheint im Güstrower Rat der dänische Konsul Max Brinckman, ältester Sohn des niederdeutschen Dichters, Seniorchef der Firma Harburger Ölwerke Brinckman & Mergel, und teilt mit, dass es seine Absicht sei, der Stadt eine silberne künstlerisch ausgestattete Kanne mit einer Anzahl dazugehöriger Becher und silbernen Tabletts zu schenken. Die Becher sollen nach des Stifters Vorstellungen mit einem Bildnis bedeutender Mecklenburger bzw. verstorbenen Bürgermeistern, welche sich um die Stadtverdient gemacht hätten geschmückt werden. Alle 5 Jahre sollte ein neuer silberner Becher angeschafft werden. Max Brinckman stellte auch ein Kapital von 1000 Mark bereit, aus dessen Zinsen die Ergänzung und Pflege des fortan als Silberschatz bezeichneten Geschirrs zu bezahlen war. Versteht sich, dass der Rat erfreut zugreift bei einem so noblen Angebot, zumal der Konsul gleich Vorschläge mitbrachte, wen er solcher Ehrung für würdig hält: Franz I und II, den Fürsten Blücher, den Grafen Moltke, J. H. Voß, Fritz Reuter und als Bürgermeister Sibeth und Spalding. Die Ratsherrn ergänzten ihrerseits diese Liste mit dem Vorschlag, auch seinen Herrn Vater aufzunehmen, der neben Fritz Reuter nicht fehlen dürfe“.

(„…“) „Der Hofbuchhändler Emil Opitz, Sohn des Friedrich Opitz und der tüchtigen Emilie, geb. Lorange, beschafft die nötigen Fotografien für die Dekoration und schickte alles an den Spender nach Harburg, darunter eine Generalansicht von Güstrow, Portraits von Kaiser Wilhelm und Fürst Bismark, die inzwischen auch in Vorschlag gebracht worden waren, und bietet weitere Bildnisse an , „etwa von den beiden Schulmännern Raspe und Direktor Seeger“,(…so halte ich auch von diesen gute Portraits zu Ihren Diensten…).

Schon ein Jahr später (1905), nachdem das Angebot gemacht worden war, wird die erste Garnitur von Max Brinckman feierlich überreicht: eine silberne Platte, eine silberne Kanne mit Untersatzteller und 12 silberne Becher“.

(„…“) „Der Stadtsekretär Benox schreibt ins Protokoll: Die Silbergeräte sind mit folgender Widmung versehen: Seiner lieben Vaterstadt Güstrow zum Andenken an John Brinckman, gewidmet von dessen Sohn Max Brinckman, Harburg a/E 1905“.

(„…“) „Im Dezember 1926 ist die Reihe an ihm selbst, sich entsprechend dem Vorschlag des Rates auf eine Abbildung in Silber vorzubereiten. (… und bitten Sie, hochverehrter Herr Kommerzienrat, um Ihr diesbezügliches Einverständnis…).Der Dichter schickt sein Porträt und formuliert eine schlichte Inschrift, schlägt vor, den Auftrag einem Güstrower Juwelier zu übergeben und bittet schließlich um die Rechnung. Am Ende ist er sehr zufrieden mit der Arbeit des Güstrower Juweliers Georg Commentz, Markt 4“.

(„…“) Ende des Zitats Gisela Scheithauer.