"Die Geschichte des Dorfes Vogtshagen" von H. Peek, Rostock, Pastor i. R. 1936

Aus Ortschroniken
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Chronik aktuell in der Transkription, wird fortlaufend ergänzt.

Die Dorfschaft Vogtshagen bis Johannis 1756

Die Feldmark Vogtshagen

Inmitten der waldreichen Gegend im Nordosten der Stadt Rostock, südöstlich von der Rostocker Heide, erstreckt sich die umfangreiche Feldmark von Hof und Dorf Vogtshagen. Sie ist eine Ebene, aber nicht wie eine Tischplatte, deren Anblick das Auge ermüdet, sondern sie bietet einen Wechsel von leichten Erhebungen und Senkungen, die das Auge gern beschäftigen, und blickt es weiter in die Ferne, so sieht es fast auf allen Seiten Wälder das Gesichtsfeld begrenzen.

Kampsbäck- und Twiestel-Niederung

Zwei Niederungen ziehen sich von Südosten nach Nordwesten durch die Feldmark; die Östliche erweitert sich an einer Stelle etwas, um eine sanfte Anhöhe, den Judenberg, einzuschließen; in ihr fließt die Kampsbäck dahin. In der aus zwei – daher Twiestel – kleinen Wasserläufen auf der Cordshäger Feldmark sich bildet, an dem Hofe Vogtshagen vorbei durch das Dorf fließt und schließlich in Verbindung mit dem Wallbach bei Körkwitz in den Ribnitzer Binnensee sich ergießt.

Der Name Vogtshagen

Der Name Vogtshagen wird zuerst in einer Urkunde vom 27. Dezember 1257 genannt, in welcher er fast genau so geschrieben wird, wie es jetzt üblich ist. Vogtss-Hagen. Diesem Namen wird die lateinische Übersetzung : INDAGO ADUOCATI (Hagen des Vogtes) hinzugefügt. Später begenet uns die Schreibweise Vogedeshagen (1296) und Voghedeshaghen (1375; 1381). Der Name weist auf einen landesfürstlichen Beamten, den Vogt, der einem Amtsbezirk oder Kreis des Landes vorgesetzt war., und der zu Vogtshagen eine nähere Stellung hatte, etwa als Gründer und Besetzer, als Bewohner, Inhaber oder Nutznießeer des Ortes.

Fürst Borwin von Rostock

Aus der erwähnten Urkunde vom 27.Dezember 1257 erfahren wir über Vogtshagen nur, daß fürst Borwin von Rostock aus dieser wie aus einer Reihe anderer Ortschaften die bischöflichen Zehnten bezogen hat; und 39 Jahre später berichtet eine Urkunde (MUB III 2366 AD 1296) über eine Einnahme von 7 Mark jährlich, welche die Stadt Rostock von den Dorfbewohnern (villanis) zu Vogtshagen für Weiden (Viehweiden) bezog. Wahrscheinlich handelte es sich hauptsächlich um die Schweinemast in Rostocker Wäldern, welche von Vogtshagen aus gegen Entgelt betrieben wurden.

Herren von Moltke sitzen zu Vogtshagen, 1348

Erst eine Urkunde aus dem Jahre 1348 berichtet uns Näheres (MUB X 6861) Damals bestätigt der Herzog Albrecht von Mecklenburg den Herren von Moltke zu Strietfeld und Vogtshagen den Kauf einer Anzahl Dörfer im Teutenwinkel; genannt werden Toittendorff (das jetzige Kirchdorf Toitenwinkel), Michelsdorf (Gehlsdorf), olden- und Nien Krummendorf, Lübbersdorff, Gorstorff, Hesekendorf (Häschendorf), Petersdorf, Petze (Peez), Nienhagen, Hinrichsdorff und Derkow (Dierkow). Diese dörfer soll ihnen Borwin Herr zu Rostock im Jahre 1262 für 10 000 weniger 36? (unleserlich) Mark Rostocker Münze verkauft haben. Aus der Bestätigungsschrift ergibt sich, daß 1348 Herren von Moltke zu Vogtshagen saßen. Ob sie das ganze Dorf besaßen, ob sie nur einen Teil davon inne hatten, oder Pfandbesitzer waren, darüber läßt sich nichts sicheres ermitteln.

Die Herren Bernefür sind Besitzer von Vogtshagen 1375

Jedenfalls wohnten nach 27 Jahren (MUB XVIII 10798 AD 11.11.1375) die Herren Wolder und Marquardt Bernebur (Bernefür) zu Vogtshagen. Sie waren freie Besitzer der ganzen Ortschaft. 6 Jahre später, 23. April 1381 (MUB XX 11332), finden wir die Moltke dort als ihre ebenso freien Rechtsnachfolger. Der Ritter Friedrich Moltke (zu Strietfeld) und sein Sohn, der Ritter Heinrich, nebst ihren Vettern (Johann, Friedrich und Albrecht Moltke von Strelitz) verkaufen am 23.April 1381 an die Kirchen und das Haus des Heiligen Geistes (Das Heilgen Geist Hospital) zu Rostock ihren „Hof unde dat gantze Dorp unde gud to dene Voghedeshaghen“ mit allem Zubehör, mit dem größern Gericht an Hals und Hand und dem niedern Gericht, bis zu 60 Schilling, alles in dem Umfange, wie es die Gebrüder Woldemar (-Wolder?) und Marquard Bernevür und deren Eltern, und nach ihnen sie, die Moltke, es allerfreiest gebraucht und besessen haben. Den Kaufhandel vollziehen auf Rostocker Seite die Vorsteher Bürgermeister von Kyritz und Ratmann Heinrich Witte, sowie der Hospitalmeister Heinrich Koltzow. Der Kaufpreis beträgt 1700 Mark Rostocker Pfennige. Vorbehalten wird der Rückkauf innerhalb 5 Jahren. Da er nicht erfolgt, verbleibt Vogtshagen der Stadt Rostock und zählt bis auf den heutigen Tag zu den gütern des Hospitals zum Heiligen Geist.

Die Burg der alten Besitzer von Vogtshagen

Wenn die Herren Bernefür und die Ritter von Moltke in Vogtshagen wohnten, so werden sie dort einen Hof mit Befestigungen gehabt haben, wie sie vorzeiten in unserem Lande üblich waren. Tatsächlich gibt es Überbleibsel davon , wenn auch die Erinnerung daran bei den jetzigen Bewohnern geschwunden ist. Am unteren Ende des Dorfes auf dem Gehöft Nr.4, das jetzt der Erbpächter Willbrandt bewohnt, wie vor ihm sein Schwiegervater Susemihl und vor diesem ein Hallier, haben wir den Hof der alten Ritter zu suchen. Im Garten des Gehöfts befindet sich eine kleine Erhebung mit einem Rest von Steinsetzungen und dahinter ein von Menschenhand ausgeworfener breiter Graben in Bogenform. Das sind Teile eines früheren Hügels und eines Wallgrabens, welchen die Twiestel, die einst viel wasserhaltiger war als jetzt von ihrem Segen abgab. Noch im Jahre 1767 war, wie eine Flurkarte von vogtshagen beweist dieser Hügel der Burgberg und der ihn umgebende Wallgraben ganz vorhanden. Aber man wußte seit langem nicht mehr, um was es sich handelte. Der kleine Berg mit seinem frei wuchernden Gebüsch und dem unten dicht wachsenden Schilf und Kraut hatte für die Bevölkerung etwas geheimnisvolles ; das Geheimnisvolle wurde ihr unheimlich, und dem Aberglauben wurde die nur schwer betretbare Anhöhe zu einer Stätte, wo unheimliche Geister hausten, wo Hexen ihre Zusammenkünfte hielten; sie wurde ihm zum „Blocksberg“. Diesen Namen trägt die Stelle auf der angeführten Karte. Auch auf einem Gute in der Nähe von Grevesmühlen ist ein alter Burgberg im Laufe der Zeit zum Blocksberg geworden. In vogtshagen ist der Hügel bis auf den erwähnten kleinen Rest abgetragen, und der umstehende Wallgraben ist zum größten Teil zugeworfen und dem Gartenbau dienstbar gemacht, so daß selbst ein geübtes Auge die spuren vergangener Zeiten nicht mehr wahrnimmt.

Vogtshagen, ein Nebengut oder Zubehör von Cordshagen

aus dem 15. und 16. Jahrhundert sind mir Schriftstücke über Vogtshagen nicht zu Händen gekommen. Nachrichten aus dem 17. Jahrhundert bezeugen, daß es ein ansehnliches Bauerndorf war und in engster Verbindung mit dem Nachbargute Cordshagen stand. Dieses war dem Heiligen Geisthause in Rostock am 17.Januar 1472 von den Knappen Juries Hoghe und cord Bützow für 980 Mark verkauft worden und war schon im Jahre 1608 ein Pachthof. Dorthin waren die Vogtshäger Bauern zum Hofdienst verpflichtet. Am 22. Januar 1672 heißt es von dem Dorfe Vogtshagen, es sei „je und alle Wege…...mit allen seinen zugehörigen und also mit den darin liegendenwüesten Heyden ein Pertinenz von Kordshagen gewesen.“ Daher mußte es die Geschicke von Cordshagen teilen und wurde z.B. im Jahre 1656 mit diesem Gute des Hospitals zum Heil. Geist dem Dr. Johann Christoph von Hillen verpfändet, der dem Hospital 1500 fl. (Gulden) vorgeschossen hatte. (Letzteres nach den Akten im Geheimen und Hauptarchiv Schwerin )

Bauleute und Ackerwerk

Bauleute, d.h. Bauern oder Hauswirthe (Die Bauern und Hauswirthe wurden früher gewöhnlich Bauleute genannt, in der Einzahl Baumann, ihre Hofstelle hieß Baustätte, auch Hofstätte), gab es in Vogtshagen im Jahre 1598 siebzen (17):

1. Chim Holler (Holler wird derselbe Halleer und Hallier und daher auf der letzten Silbe zu betonen sein) 2. Hinrich Brandt 3. Chim Brandt 4. Hans Witte 5. Schoßke 6. - - - - - - 7. Hinrich Sasse 8. Ripson 9. Peter Holler 10. Jakob Düvel 11. Hinrich Marquardt 12. Hans Bützow 13. Jakob Düfel 14. Achim Wolter 15. Hinrich Jesse/ Michel Laferentz 16. Chim Brandt 17. Titte Korfs (Die Namen mit den Ziffern davor entsprechen m einer Vorlage9 In der Niederschrift über die im Jahre 1649 stattgehabte Kirchenvisitation von Volkenshagen, wohin Vogtshagen allezeit eingepfarrt war, ist von 14 Bauleuten die Rede gewesen, wobei bemerkt wird, daß früher 19 gewesen.

Im Jahre 1662 werden auch 19 aufgeführt, aber 5 Baustätten, heißt es liegen wüst, d.h. sind unbesetzt, es wohnte z.Zt. kein Baumann darauf. Ich lasse die Namen hier folgen:

1. Cheil, Lofrenz 2. Jakob Düfel, Chims Sohn 3. Hinrich Brandt oder Peter Petersen, ein Schneider 4. Chim Lofrenz 5. Claus Jesse, jetzt Wüst 6. Hinrich Witte 7. Cheil Waake 8. Hans Düfel 9. Jakob Düfel, Ties Sohn 10. Claus Waake, jetzt Wüst 11. Cheil Witte, jetzt Wüst 12. Chim Lofrenz, jetzt Wüst 13. Chim Jesse 14. Claus Schoppe (oder Scheppe) 15. Peter Holler 16. Hinrich Brandt 17. Joachim Sasse 18. Joachim Düvel 19. Chim Witte (Das in diesem Absatz über die Bauleute Enthaltene ist entnommen aus Pastor Kliefoth´s, Pastor in Volkenshagen, „Nachrichten über die Kirchengemeinde volkenshagen 1873“, die Herr Pastor Gehrke zu Volkenshagen mir freundlich zur Einsicht überlassen. Das Allermeiste, was folgt, ist niedergeschrieben auf Grund von Akten des Rostocker Stadtarchivs, die Herr Stadtarchivar Dr. Dragendorff mir bereitwillig vorgelegt.)

wer der 5. Baumannwar, dessen Stätte wüst geworden, ist nicht angegeben. Im Jahre 1728 werden von den vorstehern des Hospitals zum Heil. Geist in Rostock sämtliche Bauleute zum 5. Februar auf die Mesterei des Hospitals geladen. Es sind die folgenden:

1. Claus Düfel, der Schulze 2. Jakob Düfel sen. 3. Jakob Düfel, der sogenannte Kleine 4. jochim Holleer, ein Freimann 5. Ties Düvel, 6. Jakob Maw (Mau) ein Freimann 7. Claus Düvel 8. Jakob Düvel jun. 9. Jochim Gawe (Gau) 10. jochim Sasse 11. Caspar Studte 12. Hans Petersen 13. Claus Witte 14. Hans Holleer, dieser ist krank, ist auch erst kurze Zeit auf der Hoffstätte. Deshalb ist für ihn sein Stiefvater Hans Gawe erschienen.

Weil von diesen Bauleuten vielfache Beschwerden über zu große Belastung eingegangen, und weil „der Acker seiner Qualität nach allewege nur schlecht, auch vieles davon in Rusch und Busch und nicht so hoch geschätzet werden können“, wie angenommen worden, so sollen die Erschienenen eidliche Aussagen machen über die „Umstände des Dorfes“, was an korn gesäet, an Heu geworben werde, in welcher Beschaffenheit das Ackerwerk sich befinde. Von den Aussagen seien die nachstehenden hier mitgeteilt. Der Acker der Dorfschaft läge in drei Schlägen. Auf Gerste, sagte der Schulze Düvel, könnten sie gar nicht rechnen, der Acker wäre schlecht, das Unkraut hielte die Gerstezu sehr unter. Wenn der Acker auch noch so sehr gemistet und gepflegt worden, bauten sie kaum das zweite oder dritte Korn. In trockenen Jahren kriegen sie öfter nicht mal die Saat wieder. Je nachdem die Jahre wären, müßten sie zuweilen etwas Dresch liegen lassen, weil sie sich nicht getrauten , Sommerkorn darauf zu säen. Alle sagten Weizen würde garnicht gesät, auch keine weißen Erbsen. Graue Bohnen säeten sie in der Braak, worauf aber kein Facit zu machen, weil der Acker voll Wocker (Wucher-) Blumen und die Erbsen immer von Mehltau oder „Amer“ befallen würden. Buchweizen würde zuweilen zur benötigten Haushaltung aufs höchste ein Scheffel gesäet. Weißen Hafer säeten sie nicht, nur bunten Hafer. Sie hätten gar keine Koppeln, auch keine andere Weide als die dem ganze Dorfe gemeinsame (kommune). Diese wäre schlecht; sie bestände mehrenteils aus Heide und das etwa übrige wäre Soor-Feld (Soor = Dürre). Die Frage ob sie auch „Möhrde“ und „Gyllander“ (Gylland = Gilde = Land, Gemeindeland) hätten, wurde verneint. Caspar Studte erklärte, er hätte bei seiner Hufe ein Ackerstück von einem Drömt Aussaat,das zum Teil an der gemeinen Weide und im Busch läge und das abgehütet würde wenn er es besäete. Deshalb hätte er seit vielen Jahren es Dresch und zur Weide liegen gelassen. Ferner wurde behauptet, Verbesserungen (Meliorationen) wären „ohne Abbruch der an sich schon sehr schlechten Weyde nicht zu machen“, nur bei Ties Düvels Hufe wäre ein mit Rusch und Busch bestandener Platz, auf welchem, wenn er durch Rodungen urbar gemacht würde, ein Drömt hafer gesäet werden könnte. Die ganze Aussat betrüge durchschnittlich im Jahre an Roggen 3 Last 4 Drömt 8,66 Scheffel,

an Gerste 1 Last 6 Drömt 10 Scheffel,

an buntem Hafer 4 Last 0 Drömt 9,33 Scheffel,

an Buchweizen 0 Last 0 Drömt 3,17 Scheffel

Nach all dem muß man schließen, daß der Boden zwar dürftig, aber auch sehr unrein und zum erheblichen Teil unbenutzt, und daß die Bewirtschaftung äußerst mangelhaft war. Ob die Bauleute, um Verbesserungen vorzunehmen, eine ausreichende Ackerbaukunde, sowie bei ihrer Abhängigkeit und ihrer Hofdienstpflicht die nötige Freiheit, Zeit, Kraft und die Leute dazu hatten, das ist sehr fraglich . Nach 15 Jahren – 1743 – gibt es noch 14 Bauleute. Sie heißen:

1. Studt

2. Gaue

3. Hans Hollehr

4. Wullenbäcker

5. Sasse

6. Claus Düvel, der Schulze

7. Claus Witte

8. Groß Jacob Düfel

9. Klein Jakob Düfel

10. Jochim Waake

11. Claus Waake

12. Claus Düfel

13. Thies Düfel

14. Jakob Düfel, der Vorsteher der Kirchengemeinde

(nach Kliefoth, Nachrichten)

Wie groß im allgemeinen auf inem Bauernhof die dem Hospital gehörende Hofwehr an Vieh war, ergibt sich aus einem Verzeichnis dessen, was Hans Düfel überkam, als er 1745 durch Verheiratung mit der Hauswirtswitwe Wullenbäcker auf 12 Jahre Inhaber einer „Hofstädte“ wurde.

12 Pferde; 3 Ochsentiere; 4 Hak-Ochsen; 8 Kühe; 1 Starke; 2 Börnkälber; 12 Schweine; 10 Ferkel; 16 Schafe; 6 Lämmer; 8 alte Gänse; 1 Gante; 40 Stück junge Gänse; 16 alte Hühner und ein Hahn; 10 junge Hühner. Die jungen Gänse und Hühner wurden nicht zur Hofwehr gerechnet, sie waren Sonereigentum des Baumanns und seiner Frau.

Vogtshäger und andere Flüchtlinge benutzen fremde Pferde

Wie kriegerische Zustände innerhalb und außerhalb Mecklenburgs um diese Zeit und vor einem Jahrzehnt Vogtshäger Leute in Mitleidenschaft zogen, möge an ein paar Beispielen gezeigt werden. Am 20. Oktober 1733 wurde auf der Mesterei des Hospitals zum Heiligen Geist in Rostock der Schneider und Schulmeister Joh. Peters und der Sohn des Baumanns Jochim Holleer wegen einer klage wider sie vernommen. Wie diese beiden, war auch Michel Peters vorgeladen, aber wegen seiner bevorstehenden Hochzeit nicht erschienen. Der Amtmann Bölkau zu Schwaan hatte geklagt, sie hätten vor einigen Tagen vom Tatschower Felde vier Pferde aufgegriffen,wären damit weggeritten und hätten zwei von den Pferden sogar mit nach Vogtshagen genommen. Auf Befragen erklärte Johann Peters, die Not und Angst hätte sie dazu getrieben. Sie „hätten von den gesamten Haufen der im ganzen Lande aufgebotenen Bauern wegen Hunger, weil sie nicht den geringsten Vorrat mehr gehabt“, flüchten und „sich heimlich wieder nach Hause begeben müssen“. Eine nähere Bestimmung über den Bauernhaufen, den sie verlassen, wurde in der Verhandlung nicht gegeben. Es kann nur an die Mannschaft gedacht werden, die der Herzog Karl Leopold von Mecklenburg zusammen gebracht, infolge seines 1733 erlassenen Landesaufgebots, nach welchem alle Männer in Mecklenburg von 18 – 60 Jahren gegen die Truppen der kaiserlichen Kommission kämpfen sollten, damit er am Ruder bliebe, und nicht sein Bruder, der Herzog Christian Ludwig, das Steuer der Landesregierung führte. Dieser Mannschaft waren die genannten Männer aus Vogtshagen zweifellos eingefügt gewesen. Johann Peters erklärte nun weiter, sie wären auf der Flucht bis Passin gekommen, dort die Nacht geblieben und in Furcht, sie möchten zurückgeholt werden, früh „gegen den aufbrechenden Tag „ in der Richtung auf Schwaan weitergegangen. Nicht weit davon hätten sie im Bruch 4 Pferde getroffen, welche sie und Hans Brandt aus Mönchhagen, weil ihre Füße vom Marschieren wund gewesen, zum Reiten gebraucht. Er, Johann Peters und Michel Peters hätten ihre Pferde bei Niendorf wieder laufen lassen; Jochim Holleers Sohn und Hans Brandt wären auf ihren Pferden bis Vogtshagen geritten. Als am Sonntage darauf des Amtmanns Schreiber nach Vogtshagen gekommen und nach den Pferden gefragt, welche sie, Johann und Michel Peters, auf dem Niendorfer Felde hätten gehen lassen, hätten sie zwei Tage danach gesucht, bis sie auf der Grenzer Mühle von dem dort anwesenden Schäferknecht aus Tatschow erfahren, die beiden Pferde wären gefunden, und in Tatschow bereits wieder vor einem Wagen in Gebrauch genommen. Darauf wären sie zurückgekehrt in der Hoffnung, der Amtmann würde Mitleid mit ihnen haben und aus der Sache nichts machen. (Der Amtmann Bölkau war vermutlich Pächter in Tatschow) Diesen aussagen fügte Jochim Holleers Sohn hinzu, er und Hans Brandt hätten ihrer Füße wegen notdringlich mit den Pferden sich forthelfen müssen, sie hätten aber nicht gewagt sie auf fremeden Feldern laufen zu lassen, sondern mit nach Hause in Vogtshagen genommen, wo sie am Sonnabend spät eingetroffen. Sie hätten die Absicht gehabt, sie am Montage wieder an Ort und Stelle zu bringen; es wäre aber schon am Sonntage der Schreiber gekommen die Pferde abzuholen und hätte von ihnen 8 Mark Lübisch für den weiten Ritt gefordert. Weil jedoch der Knecht Hans Brandt nicht zugegen gewesen, wäre die Angelegenheit nicht erledigt worden. Nach Untersuchung dieser Sache lautete das Erkenntnis der Hospital-Vorsteher dahin, johann und Michel Peters sowie Jochim Holleers Sohn sollten fördersamst nach Schwaan zu dem Amtmann Bölkau sich begeben und mit ihm wegen des „unverantwortlichen Unternehmens der Pferde“ sich gebührend abfinden. Die verwirkte Strafe bliebe indessen dem Gotteshause (dem Hospital zum Heiligen Geist) vorbehalten. Worin diese Strafe schließlich bestanden, verschweigen die Akten.

Gewalttat preußischer Werber 1743

Auch die schlesischen Kriege Friedrichs des Großen machten sich in Vogtshagen und Umgegend bemerkbar. Werber kamen dorthin und wirkten mit Ueberredung und Gewalt für die Vergrößerung von Friedrichs Heer. Ein Männerraub für das letzter wurde Veranlassung, daß wieder Vogtshäger und andere Leute nach Rostock auf die Mesterei des Hospitals vorgeladen wurden. Am 19. November 1743 erschienen dort aus Vogtshagen u.a. der Baumann Jacob Düfel, 44 Jahre alt, die Anna Magdalene, Ehefrau des Baumanns Jacob Düfel des mittleren, etwa 38 Jahre alt, und die Baumannswitwe Anna Ilsebe, die in erster Ehe mit Jochim Düfel, in zweiter Ehe mit Heinrich Wullenbäcker verheiratet gewesen, und die einem Knecht, Jochim Schausche (oder Schauschen) wieder verlobt worden, etwa 33 Jahre alt. Letzterem war von dem Hospital-Vorstehern zugesagt worden, die von der Witwe noch bewohnte Hofstätte des Jochim Düfel auf 14 Jahre innezuhaben. Am 9. Mai 1744 erschien noch, vorgeladen, Peter Petrsen aus Dierkow, ein Schwager des Jochim Schausche. Die Aussagen des Erschienenen lassen sich wie folgt zusammenfassen. Am vorletzten Sonntage vor dem 19. November 1743 haben viele Vogtshäger Leute, auch die eben genannten, ihre Volkenshäger Kirche besucht. Drinnen wird Beichte gehalten. Einige die schon gebeichtet haben, sind wieder hinausgetreten und warten draußen, wie andere Gemeindemitglieder , die nur an dem auf die Beichte folgenden Hauptgottesdienst teilnehmen wollen. Da kommen „30 oder 40 preußische Husaren“ wieder angejagt, welche einige nicht zu ihrer Truppengattung gehörende Männer bei sich aben. Unter diesen erkennt man den Sohn des Gutspächters Vielhack zu Mandelshagen und des Schulzen zu Rövershagen, Bruder Gabriel Platen, der schon vor einigen Jahren in preußische Dienste getreten ist. Die Husaren nbesetzen sogleich die Kirche, und verfolgen zum Teil die Knechte, besonders den Jochim Schausche in die Kirche hinein. Dem Prediger lassen sie sagen, er solle den gottesdienst beeilen, damit die Knechte, die sie habenwollen, herauskommen. Der Geistliche verzichtet auf Gesang und Predigt und beginnt sofort mit der Austeilung des heiligen Abendmahls an diejenigen, die bereits gebeichtet und die Lossprechung empfangen haben. Während er damit beschäftigt ist, wird den draußen wartenden Husaren die Zeit zu lang, weil sie während der Gottesdienstzeit auch noch Bentwisch absuchen wollen und der Volkenshäger Kirchenvorsteher Franz Wilk kommt in die Kirche mit dem Rufe: Kinder ihr sollt herauskommen, oder sie wollen euch bald herausholen. Sowie der Prediger mit der Darreichung des Sakraments fertig ist, dringen sie in die Kirche und holen einen Knecht aus Mönchhagen vom Chor herunter und den Jochim Schausche aus dem Beichtstuhl heraus. In den er vor ihnen geflüchtet ist. Sie werfen beide der Frau Anna Magdalene Düfel, auf dem sie zur Kirche gefahren ist, und fahren mit ihnen nach Kessin. Die Husaren haben noch die Bentwischer Kirche besetzt, welche jedoch von den Basuchern schon verlassen gewesen weil man sie von der drohenden Gefahr rechtzeitig benachrichtigt hat. Die Braut des Jochim Schausche, Frau Anna Ilsebe Wullenbäcker, eilt nach Kessin und bittet den Leutnant um Loslassung ihres Bräutigams „gegen Erlegung eines aufbringlichen Geldes“. Es ist vergebens. Sie muß ihn fahren lassen und weiß nicht einmal wohin er kommt, da die Werbetruppen aus den Angehörigen von 4 verschiedenen Regimentern zusammengesetzt sein sollen. Sie klagt nun, daß sie als arme Witwe dasitze mit vier eigenen und drei Stiefkindern, alle unmündig, die jüngsten eins, drei, sechs Jahre alt; sie sei ganz verlassen, auch ihr Knecht getraue sich der Werbungen wegen nicht zu bleiben, sie komme mit ihrer Haushaltung in die größte Verlegenheit und müsse an den Bettelstab geraten. Im folgenden Winter 1743/44, geht Peter Petersen aus Dierkow auf die Suche nach Jochim Schausche, seinem Schwager, um ihn aus dem Soldatendienst zu befreien. In Berlin findet er ihn nicht, aber endlich in Treuenbrietzen. Er bietet dem Hauptmann kottwitz 50 Taler für die Loslassung Schausches; ohne Erfolg. Als er seinem Schwager dies mitteilt und die Rede auf seine Verheiratung mit der Witwe Wullenbäcker bringt, erwiedert ihm Schausche, seine Braut möge, da er doch nicht loskommen könne und Soldat bleiben müsse, sich nur anderweit verheiraten und nach ihm sich nicht länger aufhalten. Daß er dies gesprochen, will Peter Petersen mit einem Eide versichern. Im Frühjahr 1744 erhält die Braut von Jochim Schausche noch einen Brief, der in Treuenbritzen ma 20. Mai abgefaßt ist. Darin schreibt er, sein Hauptmann - „bey der Bylaischen Grenadier Bataillon bestellter Baron von Kottwitz“ - sein ein guter frommer Mann, aber ein anderer Kerl an seiner, Schauschens, Stelle sein ihm lieber als Geld. Sie solle einen beweglichen Brief an ihn richten und um seine Loslassung bitten. Dies geschieht; „Anna Ilsebe Düfeln, verwitwete Wullenbäcker“ schreibt unterem 2.Juni dem Hauptmann, oder vielmehr läßt ihm schreiben, in welcher Notlage sie sich befinde, wie sie in Gefahr sei, mit ihren Kindern in den Katen ziehen zu müssen, da unter dem Fehlen eines Wirtes die Hofstelle zerfalle, welche von der Obrigkeit deshalb mit einem anderen Wirte besetzt werden würde. Eine gewährende Antwort erfolgte nicht, und die Hoffnung auf eine Verheiratung mit dem Soldaten in Treuenbrietzen ist aussichtslos. Unter diesen Umständen wird Frau Wullenbäcker geneigt, die Bewerbung eines Hans Düfel anznehmen, und nach erhaltener Befreiung (Dispensation) seitens des Consistoriums von dem Band der Verlobung, wird sie mit Hans Düfel ehelich verbunden. Dies geschieht vor dem 20. Juli 1745, an welchem Tag die Hospitalvorsteher im Schulzengericht (d.h. „im Schulzenhause“) zu Vogtshagen die Hofstätte der Frau dem Hans Düfel auf 12 Jahre übertragen. Nach Ablauf dieser Zeit einer von den Söhnen ihres ersten Mannes Jochim Düfel die Stätte erhalten. Was Hans Düfel hierbei an Vieh überkommen hat, ist hier zuvor bereits angegeben worden.

Angebliche Schatzgräberei 1742

Drei Jahre vorher hat das Gerücht von einer Schatzgräberei die Gemüter in Vogtshagen in Aufregung gebracht, auch die Herren Hospitalvorsteher in Rostock erreicht und sie veranlaßt, am 27. Februar 1742 in einem Schulzengericht zu vogtshagen den uns schon bekannten Schneider und Schulmeistr Johann Peters vorzuladen. In der damals üblichen umständlichen Weise haben sie eine Reihe Fragen zu Papier gebracht, mit denen sie auf den in Verdacht gekommenenMann losrücken. Zuerst werden vorbereitende Fragen an ihn gerichtet, nach seinem Verdienst als Schneider, nach dem Schulbesuch der Kinder; ferner, ob er Glücks- und Wünschelruten schneiden könne, ihre Eigenschaft und Verwendung kenne und damit Schätze aufzusuchen und auszugraben wisse, ob er solches schon unternommen und an welchem Ort. Als er diese letzteren Fragen alle verneint, rücken sie mit der Hauptfrage heraus, ob er nicht zu Cordshagen im Hofgarten, wo vor einiger Zeit das alte Wohnhaus gestanden, neulich mit einer Glücksrute einen vergrabenen Schatz gesucht, gefunden und ausgegraben. Johann Peters leugnet dies; wenn er dessen überführt werde, sagt er, wolle er sein Leben, all seine Habe und wenige Armut verloren geben und gerne dafür büßen. Er habe indessen schon vor Jahr und Tag gehört, daß die Frau des Katenmannes Winke zu Cordshagen geäußert, er habe mit dem Verwalter (d.1.Pächter) Köhn zu Cordshagen auf dem Hofe einen Schatz ausgegraben. Das sei schon deshalb unmöglich, weil er mit Herrn Köhn wegen dessen Kinder, die bei ihm zur Schule gegangen, sich erzürnt und in zwei Jahren auf seinen Hof und in sein Haus kein Fuß gesetzt habe. Die Verhandlung geht weiter. Die Herren haben noch mehr Fragen auf dem Papier.

Nr.8 Wer ihm hülfreiche Hand geleistet? Nr.9 Ob nicht Christopher Köhn, der Verwalter, um die Sache gewußt und geholfen? Nr.10 Ob nicht der Cordshäger Viehhirte Wulf und seine Frau bei dem Schatzgraben geholfen? Nr.11 Ob jemand gewußt, daß ein Schatz daselbst vergraben oder ob er mit der glücksrute ihn aufgesucht und wer den Rat und die Anschläge dazu gegeben?

Johann Peters erwidert, er wisse von alledem nichts, habe auch von anderen Leuten dergleichen nicht gehört. Doch der Fragebogen ist nicht erschöpft.

Nr.12 Wann er den Schatz gegraben? Nr.13 Worin er eigentlich bestanden? Nr.14 Ob der Schatz in einem kupfernen Kessel, in einem eisernen Kasten usw. gefunden worden? Nr15 Ob die Complicen den Schatz unter sich geteilt und wieviel er und wieviel der Verwalter köhn erhalten? Nr.16 Ob letzterer den größeren Teil empfangen, weil der Schatz auf dem Cordshäger Hofe gefunden ? Nr.17 Ob sie miteinander sich feste verbunden und verabredet, der Obrigkeit des Gotteshauses zum Heiligen Geist davon nichts zu entdecken und den gefundenen Schatz gottloser Weise vor sich zu behalten und unterzuschlagen?

Johann Peters muß auf diese Fragen, wie auf die Nr. 8-11 natürlich erwiedern, daß er von alledem nichts wisse. Endlich kommt die Frage, ob er seine Aussage …..mit einem körperlichen Eide zu bestärken getraue? Die Antwort lautet: ja, dazu nsei er erbötig. Er wolle nicht teil an Gott haben und kein Kind der Seligkeit werden, wenn er in dieser Sache mit begriffen, oder ihm hiervon etwas wissend sei. Damit ist die Verhandlung in Vogtshagen beendet. Die Vorsteher fahren nach Cordshagen und setzen in der Holzvogtei die Verhandlung fort. Weil der Viehhirte Jeremias Wulf mit „Besen“ nach Rostock gereist ist, wird seine Frau vorgefordert, welche erklärt, sie und ihr Mann wüßten von der Sache im geringsten nichts. Die vorgeladene Frau des Katenmannes Heinrich Wincke erklärt, schon vor zwei Jahren von dem finden des Schatzes auf dem Hofe Cordshagen die Rede gewesen, und sie habe wohl der Frau des Pensionärs Vielhack von diesem allgemeinen Gerüchte gesagt. Ihre Vermutung über die Entstehung desselben spricht sie dahin aus, der Verwalter habe vor zwei Jahren im Garten einige Feldsteine ausgebrochen und das dadurch entstandene etwa 2 Ellen tiefe Loch habe ihr, - der Wincke´schen – Mann nebdst des Verwalters Kindern nachher mit Quecken wieder aufgefüllt. Vielleicht habe jemand das Loch gesehen und sich dabei Gedanken über Geldgräberei gemacht. Schließlich wird der Pensionär (Pächter) Christoffer Köhn vorbeschieden, dem er mitteilt, er solle mit seinem ältesten Sohne und dem andern Gehülfen in dem Garten auf dem Hofe einen Schatz gegraben und gefunden haben, und dem Mann wie dem Johann Peters die Fragen Nr. 12 – 17 (siehe dort) vorgelegt. Köhn erwidert, er habe schon seit Jahr und Tag unter dem falschen Plan gestanden und trotz seines Bemühens nicht erfahren können, von wem die böse Rede ausgegangen sei. Indessen wisse der allmächtige Gott, daß er unschuldig hierunter leide; kein Mensch in der Welt könne ihn dessen überführen, was gegen ihn geredet werde, widrigenfalls wolle er all seine Habe und Güter, Vieh und Fahrnis ohne jede Einrede verliere und mit den Seinen nackt und bloß davon gehen. Er habe zwar vor ein paar Jahren in dem Garten einige große und kleine Feldsteine ausgebrochen, was auch von Schorbern und Hardern (Ein Harder war vorher Pächter in Cordshagen. Auch Schorber?) ehedessen gesehen, aber nicht in der Absicht, Schätze zu finden, sondern um das Land zu reinigen , weil auf den sTeinen nicht wachsen wolle. Das Loch habe er mit Quecken ausfüllen lassen. Er bittet die Vorsteher, ihm den Menschen zu nennen, der ihn angezeigt und ihm die böse Nachrede der Schatzgräberei gemacht. Sie möchten ihn anhalten, seine Aussagen zu beweisen. Er versichere nochmals, so gewiß Gott ihm zur Seligkeit verhelfen solle, daß er und die Seinigen unschuldig seien und von der ihnen schuld gegebenenen Sache nichts wüßten. Damit ist diese Angelegenheit erledigt. Man hat also im Cordshäger Hofgarten lästige Steine ausgebrochen, wodurch im Garten eine Vertiefung im Boden entstanden ist und die abergläubische Fantasie hat damals das Tun Zauberkundiger (mit Teufelskünsten umgehender) nach geheimen Schätzen grabender Menschen gemacht. Nach 14 Jahren wird die Dorfschaft Vogtshagen von der engen Verbindung mit Cordshagen gelöst. Die Dienstpflicht nach diesem Hofe soll 1756 aufhören, welches Jahr auch sonst von einschneidenster Bedeutung für das alte Dorf wird. Es ist beschlossen worden, von den 14 Hofstätten oder Bauernhöfen, die noch vorhanden waren, 8 große zu „legen“ und die freigewordenen Ländereien einem neu zu errichtenden Pachthofe zuzuteilen, das Dorf aber mit 6 kleinen Bauernstellen zu erhalte. Die acht Stellen, die eingehen sollten, haben auf den Fulgen, einem flurstück südlich (oder südöstlich) von dem jetzigen dorfe an der Twiestel entlang zwischen dieser und dem Wege nach Cordshagen gelegen. Das bezeugt eine durchaus glaubwürdige mündliche Ueberlieferung.

Wirtschaftliche Lage der Bauern von Johanni 1756

Wirtschaftlich scheinen die 14 Bauern meistens in sehr dürftigem Zustande gelebt zu haben. Bei einer am 8. April 1756 stattgefundenen Aufnahme ihres Betriebes im Bestand an Vieh, Korn, Futter ergab sich, daß durchweg auf den Hochsteppen mehr Pferde als Kühe vorhanden waren, was übrigens in jener Zeit der Hofdienste der Bauern ganz gewöhnlich war. Die 14 Bauern hatten damals an Pferden 9; 10; 10; 8; 10; 10; 6; 5; 8; 10; 7; 8; 7; 6. An Kühen: 4; 4; 7; 4; 7; 4; 6; 3; 4; 4; 4; 2; 5; 4 Stück. Einige von ihnen, so wurde behauptet leisteten weder die Landes-Contribution, noch das wozu sie dem Gotteshause – dem Heiligen Geist Hospital zu Rostock - gegenüber verpflichtet waren. Die meisten bedurften der Unterstützung in ihrem Betriebe. Was sie für die Aussaat und die Ernte noch verlangten, belief sich auf 1354 Reichsthaler 40 Schillinge an Wert. Dabei wurde gerechnet

der Scheffel Sommerrroggen zu 40 Schilling

der Scheffel Hafer zu 24 Schilling

der Scheffel Gerste zu 32 Schilling

der Scheffel Malz zu 28 Schilling

der Scheffel Erbsen zu 40 Schilling

der Scheffel Wicken zu 40 Schilling

1 Pferd zu 18 Reichsthaler

Aus dem Bestande der Hofwehren der zu Johannis gelegten 8 Baustätten wurden die 6 gebliebenen mit „völligem Vieh und Fahrnis versehen“ - die Hofwehren waren ja Eigentum des Hospitals -; was noch übrig war, wurde am 1.Juli 1756 in Gegenwart des Hospitalvorsteher Bülow und Goldstadt versteigert, wobei ein Herr Vielhack besonders Rindvieh, ein Herr Krüger, warscheinlich der künftige Pächter des Hofes Vogtshagen, namentlich Pferde erstand. Wo die abgesetzten 8 Hauswirthe mit ihren Familien verblieben, finde ich nicht ausdrücklich angegeben. Einfach entlassen und fortgejagt konnten sie nicht werden, da sie Untertanen, d.h. Leibeigene des Hospitals zum Heiligen Geist waren. Wenn in dem Pachtvertrag über den Hof Vogtshagen aber von der vor der Hand großen Anzahl der Einlieger die Rede ist, so muß man annehmen, daß die abgesetzten Bauern vorläufig auf ihren Gehöften, die doch nicht alle mit einem Male abgebrochen werden konnten, als Einlieger wohnen blieben, um als Tagelöhner beschäftigt und nach dem Dorf untergebracht, oder nach andern städtischen Gütern, wo Arbeiter mangelten, abgeschoben zu werden. Es gab nun von Johannis 1756 an ein doppeltes Vogtshagen, den „Hof Vogtshagen“ und das „Dorf Vogtshagen“.

Hof Vogtshagen von Johanni 1756 an

Es hatten verschiedene Pachtliebhaber sich gemeldet und auf der Hospital-Mesterei zu Rostock am 17. Mai 1756 ihre Angebote gemacht gehabt. Am 20. Mai war von den „Patronen“ des Hospitals den Bürgermeistern Dr. A. Mantzel und Joachim Hinrich Pries, sowie von dem administrierenden Vorsteher Johann Joachim Bülow und seinem Mitvorsteher Dan. Arnd Goldstedt die Pachtung einem Joachim Christoffer Hinrich Krüger zugeschlagen worden. Dieser hatte dafür seinen Dank ausgesprochen, auch dem als Notar tätigen Hospitalmeister Stapel „zum Zeichen der völligen Vereinbarung 32 Schilling zur Austeilung an die Armen beändigt“, und Patrone und Vorsteher hatten ihn zu der Pachtung beglückwünscht. Somit war Krüger der erste Pächter von Hof Vogtshagen geworden. Der Pachtvertrag mit ihm ist von besonderem Belang, weshalb er hier im Auszuge folgen mag.

Pacht-Contract vom 6.Juni 1756 über das Gut Vogtshagen

1. Verpachtet wird ihm, dem Christoph Krüger, der in dem Gut Vogtshagen anzulegende Hof von 8 dort niedergelegten Bauern und zu deren Hofstätten gehörige Hufen Acker nebst den Wiesen und Weiden, welche zusammen in 9 Schlägen gelegt, dagegen der zu den Hofstätten der 6 gebliebenen Bauern gehörende Acker in 4 Schlägen gelegt werden soll.

Von den Schlägen sind jährlich 4 Schläge zu besäen. Er hat Ausrodungen auf seine Kosten vorzunehmen und darf dafür das Weichholz für sich behalten, nicht aber das Eichen- und Buchenholz.

An der Behnkenhäger Scheide bleibt die Hölzung auf der sogenannten Freiheit das Eichenholz bestehen. Auch bleibt an der Blankenhäger (Nach der Flurkarte von 1767 müßte es Behnkenhäger heißen) Scheide das auf dem Acker der 6 bleibenden Bauern stehende Holz in den sogenannten Klingbeil und an der Volkenshäger Scheide, wo in der Karte Jakob Düvel medius der Mittlere stehet, das Holz bestehen. Auf der sogenannten Sörung nach der Blankenhäger Scheide bleibt der Kamp, der zu Acker und Weide nicht tauglich dem Gotteshause der Besamung mit Tannensamen vorbehalten. Pächter hat Obst- und Küchengarten anzulegen und „Paht-“Weiden an Gräben zu pflanzen.

2. Die Verpachtung geschieht auf 14 Jahre, von Johanni 1756 – 1770.

3. Dem Pächter werden 6 volle Bauern bei dem Gute nebst völliger Hofwehr und durchweg in gutem Stande geliefert, deren Conversation er übernimmt. Absetzung eines Bauern ist nur mit Zustimmung der Vorsteher zulässig. Ebenso das Eingehen einer Baustätte, wenn sie ruiniert würde durch die Seuchen, durch Feuer vom Himmel oder durch andere ungewöhnliche Zufälle. Als Zwangsmittel gegen die Bauleute hat der Pächter Stock und Block und Peitsche.

4. Er steht mit seiner Familie, wie alle Bewohner des Gutes unter Rechtssprechung (Juristiction) der Patrone und Vorsteher des Hospitals. Die Rausch- und Pachthühner behält sich das ‚Gotteshaus vor.

5. Noch nicht in diesem, aber im nächsten Jahr soll gebaut werden die Scheune und das Viehhaus, im zhweiten Jahre das Wohnhaus, bis dahin begnügt sich der Pächter mit einem Bauernhaus als Wohnung. Zu der „vorseienden Baute“ leistet Pächter zu jedem Zimmer 12 Spann- und 12 Handdienste außer Hofdienst.

6. Die 6 zu dem Gute gelegten Vollbauern dienen die ersten zwei Jahre jeder wöchentlich drei Tage mit dem Vieh und zwei Tage Handdienst, „so sie es leisten können, doch so, daß sie des Mittags zu Hause gehen“. In der Heuernte dienen sie die ganze Woche mit zwei Boten und beschaffen die Einfuhr wie in der Kornernte, wenn es tunlich ist. In der (Heu- und) Kornernte dienen sie 6 Wochen, und zwar in der Roggenernte 14 Tage, jeder mit 4 Personen, so daß sie, wenn eingefahren wird, 2 Personen bei den Wagen und einen zum Mähen und einen zum Binden schicken. Die übrigen 4 Wochen dient jeder mit 3 Personen als zwei zum Mähen und 1 zum Harken und Binden. Die Einlieger dienen den Sommer wöchentlich jeder 2 Tage, etwa die Hälfte Mannes- und die andere Hälfte Frauendienste mit Handdienst; jedoch so, daß der Verwalter zu Cordshagen bisher gewähnliche Handdienste demselben bleiben und der Herr Pächter sich solche abrechnen lasse. Anbei sind die Einliegerfrauen schuldig, nach dem zu Rövershagen eingeführten Fuß die billigen Spinndienste zu leisten. Dem Verpächter bleibt frei die Einlieger, deren Zahl vor der Hand, und weil man nicht gern von den Untertanen vertreiben wollte, ziemlich angehen dürfte, zu vermindern nach Gefallen und Umständen. Pächter gibt ihnen auch sonst inzwischen Arbeit, damit sie ihr Brot finden.

7. Pächter gibt jährlich

die 2 ersten Jahre 400 Reichsthaler

die 2 andern Jahre 600 Reichsthaler

die folgenden 4 Jahre 800 Reichsthaler

die letzten 6 Jahre 900 Reichsthaler

zu Antoni und Trinitatis jeweils die Hälfte.

8. Er zahlt eine Jahrespension als Vorschuß, die nicht verzinst wird. Erzahlt die Steuern, auch für die 8 gelegten Bauern. Das Gut ist nach dem Kataster vom Jahre 1730 auf dreizehn elfsechzehntel Hufen (Das Gut, d.h. hier: Hof und Dorf zusammen hier 13 11/16tel; der Hof allein 7 11/16tel Hufen)enquotieret, es ist deshalb für die 6 gebliebenen vollen Bauern für 6 Hufen zu steuern.

9. ….(?, fehlt)

10. Pächter hat, gleich den 6 gebliebenen Bauern, vom Hofe und den 8 gelegten Bauern die Priester- und Küstergebühren abzutragen, auch nebst den 6 Bauern die nöthigen Fuhren zu Kirchen- und Pfarrbauten zu tun. „Wie auch das Deputat-Faden und Kohlen-Holz, nachdem der Köhler solches angezeiget, aus den Brüchen zu Cordshagen vom Hofe und mit den 6 Bauern auszufahren, auch den Hau wieder zu beknicken, ingleichen auch die gewöhnlichen 5 Faden Maiholz, 14 fuder Kohlen, welche letztere zugleich auf einen Tag geliefert werden müssen, und 3 Fuder Kohlbrände von Cordshagen nach der Stadt zu liefern, welches alles aber mit Hofdienste geschafft wird. Auch nötige Fuhren zu Bauten auf Cordshagen, Jörgeshof (d.i. Purkshoff, Jürßhoff) und dem Landkruge hat er mit den übrigen Hospitalbauern nach Proportion durch 6 Bauern zu beschaffen.

11. Er gibt von den gelegten 8 Bauern je 3 Rauch- und Pachthühner. Er gibt den Patronen (Bürgermeistern) jedem einen achten Teil Maibutter, dem jedes Mal administrierenden Vorsteher 2 Pfd. (Liebespfund) Flachs, und außerdem jedem Vorsteher und dem Hospitalmeister einen feisten Hammel.

12. Er hat keinerlei Jagdrecht.

13. Was zur Ausbesserung von Zimmern, zu Hakelwerken und Zäunen an Gehölz nötig ist, wird dem Pächter angewiesen werden. Daneben soll er haben jährlich zur Feuerung 16 Faden Brennholz, „auch wechselweise 1 Jahr eine Eiche, das andere eine Buche zu Nutzholz“. In die Cordshäger Mast darf er schicken auf jedes hundert Schweine 2 Stück. Die Mast auf dem Vogtshäger Felde bleibt ihm und den 6 Bauern.

14. Er gibt den Vorstehern und den Patronen zweimal im Jahr, wenn sie zur Besichtigung kommen, umsonst ein Essen.

15. Betreffend Ersatz von Schäden. Darauf hat Pächter keinen Anspruch. Nur wenn Feuer vom Himmel oder Krieg und Durchzüge merklichen Schaden anrichten, darf er den Antrag auf Kürzung der Pension stellen.

16. (…..?)

Rostock, 6. Juni 1756.

A. Mantzel, Dr. Patronus; Jochim Hinrich Pries, Patron. Joh.Joch. Bülow p.t. administr. Vorsteher. Joch. Hinr. Christoff Krüger.

Der Pächter Christoff Krüger war, wie alle seine vielen jüngeren Geschwister zu Neu-Bauhof geboren, und zwar 1732. Eine ältere Schwester hat 1731 zu Strömkendorf das Licht der Welt erblickt. Sein Vater Georg Christoff Krüger, verheiratet mit Barbara Dorothea Köfer, die am 15. März 1787 zu Rosenow bei Gr. Raden gestorben ist, kaufte 1748 von denen von Plessen das Gut Katelbogen mit Gralow und Steinhagen und wurde Wien 12.September 1761 in den Reichsadelsstand erhoben mit von Krügsheim und starb zu Steinhagen 1.Juni 1769. Sein Sohn, der bisherige Pächter von Vogtshagen, Joh. Hinr. Christoff, der nun auch Krüger von Krügsheim hieß, übernahm noch im Jahre 1761 die Güter

Rezension:

"Geschichte des Dorfes Vogtshagen" / Schlüter In: Mecklenburg : Zeitschrift des Heimatbundes Mecklenburg. - Schwerin : Bärensprung Bd. 33.1938, 1, S. 31