"Die Geschichte des Dorfes Vogtshagen" von H. Peek, Rostock, Pastor i. R. 1936: Unterschied zwischen den Versionen

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Auch die schlesischen Kriege
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Auch die schlesischen Kriege Friedrichs des Großen machten sich in Vogtshagen und Umgegend bemerkbar. Werber kamen dorthin und wirkten mit Ueberredung und Gewalt für die Vergrößerung von Friedrichs Heer. Ein Männerraub für das letzter wurde Veranlassung, daß wieder Vogtshäger und andere Leute nach Rostock auf die Mesterei des Hospitals vorgeladen wurden. Am 19. November 1743 erschienen dort aus Vogtshagen u.a. der Baumann Jacob Düfel, 44 Jahre alt, die Anna Magdalene, Ehefrau des Baumanns Jacob Düfel des mittleren, etwa 38 Jahre alt, und die Baumannswitwe Anna Ilsebe, die in erster Ehe mit Jochim Düfel, in zweiter Ehe mit Heinrich Wullenbäcker verheiratet gewesen, und die einem Knecht, Jochim Schausche (oder Schauschen) wieder verlobt worden, etwa 33 Jahre alt. Letzterem war von dem Hospital-Vorstehern zugesagt worden, die von der Witwe noch bewohnte Hofstätte des Jochim Düfel auf 14 Jahre innezuhaben. Am 9. Mai 1744 erschien noch, vorgeladen, Peter Petrsen aus Dierkow, ein Schwager des Jochim Schausche. Die Aussagen des Erschienenen lassen sich wie folgt zusammenfassen. Am vorletzten Sonntage vor dem 19. November 1743 haben viele Vogtshäger Leute, auch die eben genannten, ihre Volkenshäger Kirche besucht. Drinnen wird Beichte gehalten. Einige die schon gebeichtet haben, sind wieder hinausgetreten und warten draußen, wie andere Gemeindemitglieder , die nur an dem auf die Beichte folgenden Hauptgottesdienst teilnehmen wollen. Da kommen „30 oder 40 preußische Husaren“ wieder angejagt, welche einige nicht zu ihrer Truppengattung gehörende Männer bei sich aben. Unter diesen erkennt man den Sohn des Gutspächters Vielhack zu Mandelshagen und des Schulzen zu Rövershagen, Bruder Gabriel Platen, der schon vor einigen Jahren in preußische Dienste getreten ist. Die Husaren nbesetzen sogleich die Kirche, und verfolgen zum Teil die Knechte, besonders den Jochim Schausche in die Kirche hinein. Dem Prediger lassen sie sagen, er solle den gottesdienst beeilen, damit die Knechte, die sie habenwollen, herauskommen. Der Geistliche verzichtet auf Gesang und Predigt und beginnt sofort mit der Austeilung des heiligen Abendmahls an diejenigen, die bereits gebeichtet und die Lossprechung empfangen haben. Während er damit beschäftigt ist, wird den draußen wartenden Husaren die Zeit zu lang, weil sie während der Gottesdienstzeit auch noch Bentwisch absuchen wollen und der Volkenshäger Kirchenvorsteher Franz Wilk kommt in die Kirche mit dem Rufe: Kinder ihr sollt herauskommen, oder sie wollen euch bald herausholen. Sowie der Prediger mit der Darreichung des Sakraments fertig ist, dringen sie in die Kirche und holen einen Knecht aus Mönchhagen vom Chor herunter und den Jochim Schausche aus dem Beichtstuhl heraus. In den er vor ihnen geflüchtet ist. Sie werfen beide der Frau Anna Magdalene Düfel, auf dem sie zur Kirche gefahren ist, und fahren mit ihnen nach Kessin. Die Husaren haben noch die Bentwischer Kirche besetzt, welche jedoch von den Basuchern schon verlassen gewesen weil man sie von der drohenden Gefahr rechtzeitig benachrichtigt hat.  Die Braut des Jochim Schausche, Frau Anna Ilsebe Wullenbäcker, eilt nach Kessin und bittet den Leutnant um Loslassung ihres Bräutigams „gegen Erlegung eines aufbringlichen Geldes“. Es ist vergebens. Sie muß ihn fahren lassen und weiß nicht einmal wohin er kommt, da die Werbetruppen aus den Angehörigen von 4 verschiedenen Regimentern zusammengesetzt sein sollen. Sie klagt nun, daß sie als arme Witwe dasitze mit vier eigenen und drei Stiefkindern, alle unmündig, die jüngsten eins, drei, sechs Jahre alt; sie sei ganz verlassen, auch ihr Knecht getraue sich der Werbungen wegen nicht zu bleiben, sie komme mit ihrer Haushaltung in die größte Verlegenheit und müsse an den Bettelstab geraten. Im folgenden Winter 1743/44, geht Peter Petersen aus Dierkow auf die Suche nach Jochim Schausche, seinem Schwager, um ihn aus dem Soldatendienst zu befreien. In Berlin findet er ihn nicht, aber endlich in Treuenbrietzen. Er bietet dem Hauptmann kottwitz 50 Taler für die Loslassung Schausches; ohne Erfolg. Als er seinem Schwager dies mitteilt und die Rede auf seine Verheiratung mit der Witwe Wullenbäcker bringt, erwiedert ihm Schausche, seine Braut möge, da er doch nicht loskommen könne und Soldat bleiben müsse, sich nur anderweit verheiraten und nach ihm sich nicht länger aufhalten. Daß er dies gesprochen, will Peter Petersen mit einem Eide versichern. Im Frühjahr 1744 erhält die Braut von Jochim Schausche noch einen Brief, der in Treuenbritzen ma 20. Mai abgefaßt ist. Darin schreibt er, sein Hauptmann - „bey der Bylaischen Grenadier Bataillon bestellter Baron von Kottwitz“ - sein ein guter frommer Mann, aber ein anderer Kerl an seiner, Schauschens, Stelle sein ihm lieber als Geld. Sie solle einen beweglichen Brief an ihn richten und um seine Loslassung bitten. Dies geschieht; „Anna Ilsebe Düfeln, verwitwete Wullenbäcker“ schreibt unterem 2.Juni dem Hauptmann, oder vielmehr läßt ihm schreiben, in welcher Notlage sie sich befinde, wie sie in Gefahr sei, mit ihren Kindern in den Katen ziehen zu müssen, da unter dem Fehlen eines Wirtes die Hofstelle zerfalle, welche von der Obrigkeit deshalb mit einem anderen Wirte besetzt werden würde. Eine gewährende Antwort erfolgte nicht, und die Hoffnung auf eine Verheiratung mit dem Soldaten in Treuenbrietzen ist aussichtslos. Unter diesen Umständen wird Frau Wullenbäcker geneigt, die Bewerbung eines Hans Düfel anznehmen, und nach erhaltener Befreiung (Dispensation) seitens des Consistoriums von dem Band der Verlobung, wird sie mit Hans Düfel ehelich verbunden. Dies geschieht vor dem 20. Juli 1745, an welchem Tag die Hospitalvorsteher im Schulzengericht (d.h. „im Schulzenhause“) zu Vogtshagen die Hofstätte der Frau dem Hans Düfel auf 12 Jahre übertragen. Nach Ablauf dieser Zeit einer von den Söhnen ihres ersten Mannes Jochim Düfel die Stätte erhalten. Was Hans Düfel hierbei an Vieh überkommen hat, ist hier zuvor bereits angegeben worden.
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Angebliche Schatzgräberei 1742
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Drei Jahre vorher hat das Gerücht von einer Schatzgräberei die Gemüter in Vogtshagen in Aufregung gebracht, auch die Herren Hospitalvorsteher in Rostock erreicht und sie veranlaßt, am 27. Februar 1742 in einem Schulzengericht zu vogtshagen den uns schon bekannten Schneider und Schulmeistr Johann Peters vorzuladen. In der damals üblichen umständlichen Weise haben sie eine Reihe Fragen zu Papier gebracht, mit denen  sie auf den in Verdacht gekommenenMann losrücken. Zuerst werden vorbereitende Fragen an ihn gerichtet, nach seinem Verdienst als Schneider, nach dem Schulbesuch der Kinder; ferner, ob er Glücks- und Wünschelruten schneiden könne, ihre Eigenschaft und Verwendung kenne und damit Schätze aufzusuchen und auszugraben wisse, ob er solches schon unternommen und an welchem Ort. Als er diese letzteren Fragen alle verneint, rücken sie mit der Hauptfrage heraus, ob er nicht zu Cordshagen im Hofgarten, wo vor einiger Zeit das alte Wohnhaus gestanden, neulich mit einer Glücksrute einen vergrabenen Schatz gesucht, gefunden und ausgegraben. Johann Peters leugnet dies; wenn er dessen überführt werde, sagt er, wolle er sein Leben, all seine Habe und wenige Armut verloren geben und gerne dafür büßen. Er habe indessen schon vor Jahr und Tag gehört, daß die Frau des Katenmannes Winke zu Cordshagen geäußert, er  habe mit dem Verwalter (d.1.Pächter) Köhn zu Cordshagen auf dem Hofe einen Schatz ausgegraben. Das sei schon deshalb unmöglich, weil er mit Herrn Köhn wegen dessen Kinder, die bei ihm zur Schule gegangen, sich erzürnt und in zwei Jahren auf seinen Hof und in sein Haus kein Fuß gesetzt habe. Die Verhandlung geht weiter. Die Herren haben noch mehr Fragen auf dem Papier.
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Nr.8 Wer ihm hülfreiche Hand geleistet?
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Nr.9 Ob nicht Christopher Köhn, der Verwalter, um die Sache gewußt und geholfen?
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Nr.10 Ob nicht der Cordshäger Viehhirte Wulf und seine Frau bei dem Schatzgraben geholfen?
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Nr.11 Ob jemand gewußt, daß ein Schatz daselbst vergraben oder ob er mit der glücksrute ihn aufgesucht und wer den Rat und die Anschläge dazu gegeben?
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Johann Peters erwidert, er wisse von alledem nichts, habe auch von anderen Leuten dergleichen nicht gehört. Doch der Fragebogen ist nicht erschöpft.
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Nr.12 Wann er den Schatz gegraben?
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Nr.13 Worin er eigentlich bestanden?
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Nr.14 Ob der Schatz in einem kupfernen Kessel, in einem eisernen Kasten usw. gefunden worden?
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Nr15 Ob die Complicen den Schatz unter sich geteilt und wieviel er und wieviel der Verwalter köhn erhalten?
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Nr.16 Ob letzterer den größeren Teil empfangen, weil der Schatz auf dem Cordshäger Hofe gefunden ?
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Nr.17 Ob sie miteinander sich feste verbunden und verabredet, der Obrigkeit des Gotteshauses zum Heiligen Geist davon nichts zu entdecken und den gefundenen Schatz gottloser Weise vor sich zu behalten und unterzuschlagen?
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Johann Peters muß auf diese Fragen, wie auf die Nr. 8-11 natürlich erwiedern, daß er von alledem nichts wisse. Endlich kommt die Frage, ob er seine Aussage …..mit einem körperlichen Eide zu bestärken getraue? Die Antwort lautet: ja, dazu nsei er erbötig. Er wolle nicht teil an Gott haben und  kein Kind der Seligkeit werden, wenn er in dieser Sache mit  begriffen, oder ihm hiervon etwas wissend sei. Damit ist die Verhandlung in Vogtshagen beendet.
  
 
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Version vom 14. Dezember 2017, 19:02 Uhr

Chronik aktuell in der Transkription, wird fortlaufend ergänzt.

Die Dorfschaft Vogtshagen bis Johannis 1756

Die Feldmark Vogtshagen

Inmitten der waldreichen Gegend im Nordosten der Stadt Rostock, südöstlich von der Rostocker Heide, erstreckt sich die umfangreiche Feldmark von Hof und Dorf Vogtshagen. Sie ist eine Ebene, aber nicht wie eine Tischplatte, deren Anblick das Auge ermüdet, sondern sie bietet einen Wechsel von leichten Erhebungen und Senkungen, die das Auge gern beschäftigen, und blickt es weiter in die Ferne, so sieht es fast auf allen Seiten Wälder das Gesichtsfeld begrenzen.

Kampsbäck- und Twiestel-Niederung

Zwei Niederungen ziehen sich von Südosten nach Nordwesten durch die Feldmark; die Östliche erweitert sich an einer Stelle etwas, um eine sanfte Anhöhe, den Judenberg, einzuschließen; in ihr fließt die Kampsbäck dahin. In der aus zwei – daher Twiestel – kleinen Wasserläufen auf der Cordshäger Feldmark sich bildet, an dem Hofe Vogtshagen vorbei durch das Dorf fließt und schließlich in Verbindung mit dem Wallbach bei Körkwitz in den Ribnitzer Binnensee sich ergießt.

Der Name Vogtshagen

Der Name Vogtshagen wird zuerst in einer Urkunde vom 27. Dezember 1257 genannt, in welcher er fast genau so geschrieben wird, wie es jetzt üblich ist. Vogtss-Hagen. Diesem Namen wird die lateinische Übersetzung : INDAGO ADUOCATI (Hagen des Vogtes) hinzugefügt. Später begegnet uns die Schreibweise Vogedeshagen (1296) und Voghedeshaghen (1375; 1381). Der Name weist auf einen landesfürstlichen Beamten, den Vogt, der einem Amtsbezirk oder Kreis des Landes vorgesetzt war, und der zu Vogtshagen eine nähere Stellung hatte, etwa als Gründer und Besetzer, als Bewohner, Inhaber oder Nutznießer des Ortes.

Fürst Borwin von Rostock

Aus der erwähnten Urkunde vom 27.Dezember 1257 erfahren wir über Vogtshagen nur, daß Fürst Borwin von Rostock aus dieser wie aus einer Reihe anderer Ortschaften die bischöflichen Zehnten bezogen hat; und 39 Jahre später berichtet eine Urkunde 1) über eine Einnahme von 7 Mark jährlich, welche die Stadt Rostock von den Dorfbewohnern (villanis) zu Vogtshagen für Weiden (Viehweiden) bezog. Wahrscheinlich handelte es sich hauptsächlich um die Schweinemast in Rostocker Wäldern, welche von Vogtshagen aus gegen Entgelt betrieben wurden.

Herren von Moltke sitzen zu Vogtshagen, 1348

Erst eine Urkunde aus dem Jahre 1348 berichtet uns Näheres 2) Damals bestätigt der Herzog Albrecht von Mecklenburg den Herren von Moltke zu Strietfeld und Vogtshagen den Kauf einer Anzahl Dörfer im Teutenwinkel; genannt werden Toittendorff (das jetzige Kirchdorf Toitenwinkel), Michelsdorf (Gehlsdorf), Olden- und Nien Krummendorf, Lübbersdorff, Gorstorff, Hesekendorf (Häschendorf), Petersdorf, Petze (Peez), Nienhagen, Hinrichsdorff und Derkow (Dierkow). Diese Dörfer soll ihnen Borwin Herr zu Rostock im Jahre 1262 für 10 000 weniger 36? (unleserlich) Mark Rostocker Münze verkauft haben. Aus der Bestätigungsschrift ergibt sich, daß 1348 Herren von Moltke zu Vogtshagen saßen. Ob sie das ganze Dorf besaßen, ob sie nur einen Teil davon inne hatten, oder Pfandbesitzer waren, darüber läßt sich nichts sicheres ermitteln.

Die Herren Bernefür sind Besitzer von Vogtshagen, 1375

Jedenfalls wohnten nach 27 Jahren (MUB XVIII 10798 AD 11.11.1375) die Herren Wolder und Marquardt Bernebur (Bernefür) zu Vogtshagen. Sie waren freie Besitzer der ganzen Ortschaft. 6 Jahre später, 23. April 1381 (MUB XX 11332), finden wir die Moltke dort als ihre ebenso freien Rechtsnachfolger. Der Ritter Friedrich Moltke (zu Strietfeld) und sein Sohn, der Ritter Heinrich, nebst ihren Vettern (Johann, Friedrich und Albrecht Moltke von Strelitz) verkaufen am 23.April 1381 an die Kirchen und das Haus des Heiligen Geistes (Das Heilgen Geist Hospital) zu Rostock ihren „Hof unde dat gantze Dorp unde gud to dene Voghedeshaghen“ mit allem Zubehör, mit dem größern Gericht an Hals und Hand und dem niedern Gericht, bis zu 60 Schilling, alles in dem Umfange, wie es die Gebrüder Woldemar (-Wolder?) und Marquard Bernevür und deren Eltern, und nach ihnen sie, die Moltke, es allerfreiest gebraucht und besessen haben. Den Kaufhandel vollziehen auf Rostocker Seite die Vorsteher Bürgermeister von Kyritz und Ratmann Heinrich Witte, sowie der Hospitalmeister Heinrich Koltzow. Der Kaufpreis beträgt 1700 Mark Rostocker Pfennige. Vorbehalten wird der Rückkauf innerhalb 5 Jahren. Da er nicht erfolgt, verbleibt Vogtshagen der Stadt Rostock und zählt bis auf den heutigen Tag zu den gütern des Hospitals zum Heiligen Geist.

Die Burg der alten Besitzer von Vogtshagen

Wenn die Herren Bernefür und die Ritter von Moltke in Vogtshagen wohnten, so werden sie dort einen Hof mit Befestigungen gehabt haben, wie sie vorzeiten in unserem Lande üblich waren. Tatsächlich gibt es Überbleibsel davon , wenn auch die Erinnerung daran bei den jetzigen Bewohnern geschwunden ist. Am unteren Ende des Dorfes auf dem Gehöft Nr.4, das jetzt der Erbpächter Willbrandt bewohnt, wie vor ihm sein Schwiegervater Susemihl und vor diesem ein Hallier, haben wir den Hof der alten Ritter zu suchen. Im Garten des Gehöfts befindet sich eine kleine Erhebung mit einem Rest von Steinsetzungen und dahinter ein von Menschenhand ausgeworfener breiter Graben in Bogenform. Das sind Teile eines früheren Hügels und eines Wallgrabens, welchen die Twiestel, die einst viel wasserhaltiger war als jetzt von ihrem Segen abgab. Noch im Jahre 1767 war, wie eine Flurkarte von vogtshagen beweist dieser Hügel der Burgberg und der ihn umgebende Wallgraben ganz vorhanden. Aber man wußte seit langem nicht mehr, um was es sich handelte. Der kleine Berg mit seinem frei wuchernden Gebüsch und dem unten dicht wachsenden Schilf und Kraut hatte für die Bevölkerung etwas geheimnisvolles ; das Geheimnisvolle wurde ihr unheimlich, und dem Aberglauben wurde die nur schwer betretbare Anhöhe zu einer Stätte, wo unheimliche Geister hausten, wo Hexen ihre Zusammenkünfte hielten; sie wurde ihm zum „Blocksberg“. Diesen Namen trägt die Stelle auf der angeführten Karte. Auch auf einem Gute in der Nähe von Grevesmühlen ist ein alter Burgberg im Laufe der Zeit zum Blocksberg geworden. In vogtshagen ist der Hügel bis auf den erwähnten kleinen Rest abgetragen, und der umstehende Wallgraben ist zum größten Teil zugeworfen und dem Gartenbau dienstbar gemacht, so daß selbst ein geübtes Auge die spuren vergangener Zeiten nicht mehr wahrnimmt.

Vogtshagen, ein Nebengut oder Zubehör von Cordshagen

Aus dem 15. und 16. Jahrhundert sind mir Schriftstücke über Vogtshagen nicht zu Händen gekommen. Nachrichten aus dem 17. Jahrhundert bezeugen, daß es ein ansehnliches Bauerndorf war und in engster Verbindung mit dem Nachbargute Cordshagen stand. Dieses war dem Heiligen Geisthause in Rostock am 17.Januar 1472 von den Knappen Juries Hoghe und Cord Bützow für 980 Mark verkauft worden und war schon im Jahre 1608 ein Pachthof. Dorthin waren die Vogtshäger Bauern zum Hofdienst verpflichtet. Am 22. Januar 1672 heißt es von dem Dorfe Vogtshagen, es sei „je und alle Wege…...mit allen seinen zugehörigen und also mit den darin liegendenwüesten Heyden ein Pertinenz von Kordshagen gewesen.“ Daher mußte es die Geschicke von Cordshagen teilen und wurde z.B. im Jahre 1656 mit diesem Gute des Hospitals zum Heil. Geist dem Dr. Johann Christoph von Hillen verpfändet, der dem Hospital 1500 fl. (Gulden) vorgeschossen hatte. (Letzteres nach den Akten im Geheimen und Hauptarchiv Schwerin )

Bauleute und Ackerwerk

Bauleute, d.h. Bauern oder Hauswirthe (Die Bauern und Hauswirthe wurden früher gewöhnlich Bauleute genannt, in der Einzahl Baumann, ihre Hofstelle hieß Baustätte, auch Hofstätte), gab es in Vogtshagen im Jahre 1598 siebzen (17):

1. Chim Holler (Holler wird derselbe Halleer und Hallier und daher auf der letzten Silbe zu betonen sein)

2. Hinrich Brandt

3. Chim Brandt

4. Hans Witte

5. Schoßke

6. - - - - - -

7. Hinrich Sasse

8. Ripson

9. Peter Holler

10. Jakob Düvel

11. Hinrich Marquardt

12. Hans Bützow

13. Jakob Düfel

14. Achim Wolter

15. Hinrich Jesse/ Michel Laferentz

16. Chim Brandt

17. Titte Korfs

(Die Namen mit den Ziffern davor entsprechen m einer Vorlage9 In der Niederschrift über die im Jahre 1649 stattgehabte Kirchenvisitation von Volkenshagen, wohin Vogtshagen allezeit eingepfarrt war, ist von 14 Bauleuten die Rede gewesen, wobei bemerkt wird, daß früher 19 gewesen.

Im Jahre 1662 werden auch 19 aufgeführt, aber 5 Baustätten, heißt es liegen wüst, d.h. sind unbesetzt, es wohnte z.Zt. kein Baumann darauf. Ich lasse die Namen hier folgen:

1. Cheil, Lofrenz

2. Jakob Düfel, Chims Sohn

3. Hinrich Brandt oder Peter Petersen, ein Schneider

4. Chim Lofrenz

5. Claus Jesse, jetzt Wüst

6. Hinrich Witte

7. Cheil Waake

8. Hans Düfel

9. Jakob Düfel, Ties Sohn

10. Claus Waake, jetzt Wüst

11. Cheil Witte, jetzt Wüst

12. Chim Lofrenz, jetzt Wüst

13. Chim Jesse

14. Claus Schoppe (oder Scheppe)

15. Peter Holler

16. Hinrich Brandt

17. Joachim Sasse

18. Joachim Düvel

19. Chim Witte

(Das in diesem Absatz über die Bauleute Enthaltene ist entnommen aus Pastor Kliefoth´s, Pastor in Volkenshagen, „Nachrichten über die Kirchengemeinde volkenshagen 1873“, die Herr Pastor Gehrke zu Volkenshagen mir freundlich zur Einsicht überlassen. Das Allermeiste, was folgt, ist niedergeschrieben auf Grund von Akten des Rostocker Stadtarchivs, die Herr Stadtarchivar Dr. Dragendorff mir bereitwillig vorgelegt.)

Wer der 5. Baumann war, dessen Stätte wüst geworden, ist nicht angegeben. Im Jahre 1728 werden von den Vorstehern des Hospitals zum Heil. Geist in Rostock sämtliche Bauleute zum 5. Februar auf die Mesterei des Hospitals geladen. Es sind die folgenden:

1. Claus Düfel, der Schulze

2. Jakob Düfel sen.

3. Jakob Düfel, der sogenannte Kleine

4. Jochim Holleer, ein Freimann

5. Ties Düvel,

6. Jakob Maw (Mau) ein Freimann

7. Claus Düvel

8. Jakob Düvel jun.

9. Jochim Gawe (Gau)

10. jochim Sasse

11. Caspar Studte

12. Hans Petersen

13. Claus Witte

14. Hans Holleer, dieser ist krank, ist auch erst kurze Zeit auf der Hoffstätte. Deshalb ist für ihn sein Stiefvater Hans Gawe erschienen.


Weil von diesen Bauleuten vielfache Beschwerden über zu große Belastung eingegangen, und weil „der Acker seiner Qualität nach allewege nur schlecht, auch vieles davon in Rusch und Busch und nicht so hoch geschätzet werden können“, wie angenommen worden, so sollen die Erschienenen eidliche Aussagen machen über die „Umstände des Dorfes“, was an Korn gesäet, an Heu geworben werde, in welcher Beschaffenheit das Ackerwerk sich befinde. Von den Aussagen seien die nachstehenden hier mitgeteilt. Der Acker der Dorfschaft läge in drei Schlägen. Auf Gerste, sagte der Schulze Düvel, könnten sie gar nicht rechnen, der Acker wäre schlecht, das Unkraut hielte die Gerste zu sehr unter. Wenn der Acker auch noch so sehr gemistet und gepflegt worden, bauten sie kaum das zweite oder dritte Korn. In trockenen Jahren kriegen sie öfter nicht mal die Saat wieder. Je nachdem die Jahre wären, müßten sie zuweilen etwas Dresch liegen lassen, weil sie sich nicht getrauten , Sommerkorn darauf zu säen. Alle sagten Weizen würde garnicht gesät, auch keine weißen Erbsen.Graue Bohnen säeten sie in der Braak, worauf aber kein Facit zu machen, weil der Acker voll Wocker (Wucher-) Blumen und die Erbsen immer von Mehltau oder „Amer“ befallen würden. Buchweizen würde zuweilen zur benötigten Haushaltung aufs höchste ein Scheffel gesäet. Weißen Hafer säeten sie nicht, nur bunten Hafer. Sie hätten gar keine Koppeln, auch keine andere Weide als die dem ganze Dorfe gemeinsame (kommune). Diese wäre schlecht; sie bestände mehrenteils aus Heide und das etwa übrige wäre Soor-Feld (Soor = Dürre). Die Frage ob sie auch „Möhrde“ und „Gyllander“ (Gylland = Gilde = Land, Gemeindeland) hätten, wurde verneint. Caspar Studte erklärte, er hätte bei seiner Hufe ein Ackerstück von einem Drömt Aussaat,das zum Teil an der gemeinen Weide und im Busch läge und das abgehütet würde wenn er es besäete. Deshalb hätte er seit vielen Jahren es Dresch und zur Weide liegen gelassen. Ferner wurde behauptet, Verbesserungen (Meliorationen) wären „ohne Abbruch der an sich schon sehr schlechten Weyde nicht zu machen“, nur bei Ties Düvels Hufe wäre ein mit Rusch und Busch bestandener Platz, auf welchem, wenn er durch Rodungen urbar gemacht würde, ein Drömt hafer gesäet werden könnte. Die ganze Aussat betrüge durchschnittlich im Jahre an Roggen 3 Last 4 Drömt 8,66 Scheffel,

an Gerste 1 Last 6 Drömt 10 Scheffel,

an buntem Hafer 4 Last 0 Drömt 9,33 Scheffel,

an Buchweizen 0 Last 0 Drömt 3,17 Scheffel

Nach all dem muß man schließen, daß der Boden zwar dürftig, aber auch sehr unrein und zum erheblichen Teil unbenutzt, und daß die Bewirtschaftung äußerst mangelhaft war. Ob die Bauleute, um Verbesserungen vorzunehmen, eine ausreichende Ackerbaukunde, sowie bei ihrer Abhängigkeit und ihrer Hofdienstpflicht die nötige Freiheit, Zeit, Kraft und die Leute dazu hatten, das ist sehr fraglich . Nach 15 Jahren – 1743 – gibt es noch 14 Bauleute. Sie heißen:

1. Studt

2. Gaue

3. Hans Hollehr

4. Wullenbäcker

5. Sasse

6. Claus Düvel, der Schulze

7. Claus Witte

8. Groß Jacob Düfel

9. Klein Jakob Düfel

10. Jochim Waake

11. Claus Waake

12. Claus Düfel

13. Thies Düfel

14. Jakob Düfel, der Vorsteher der Kirchengemeinde

(nach Kliefoth, Nachrichten)

Wie groß im allgemeinen auf inem Bauernhof die dem Hospital gehörende Hofwehr an Vieh war, ergibt sich aus einem Verzeichnis dessen, was Hans Düvel überkam, als er 1745 durch Verheiratung mit der Hauswirtswitwe Wullenbäcker auf 12 Jahre Inhaber einer „Hofstädte“ wurde.

12 Pferde; 3 Ochsentiere; 4 Hak-Ochsen; 8 Kühe; 1 Starke; 2 Börnkälber; 12 Schweine; 10 Ferkel; 16 Schafe; 6 Lämmer; 8 alte Gänse; 1 Gante; 40 Stück junge Gänse; 16 alte Hühner und ein Hahn; 10 junge Hühner. Die jungen Gänse und Hühner wurden nicht zur Hofwehr gerechnet, sie waren Sonereigentum des Baumanns und seiner Frau.

Vogtshäger und andere Flüchtlinge benutzen fremde Pferde

Wie kriegerische Zustände innerhalb und außerhalb Mecklenburgs um diese Zeit und vor einem Jahrzehnt Vogtshäger Leute in Mitleidenschaft zogen, möge an ein paar Beispielen gezeigt werden. Am 20. Oktober 1733 wurde auf der Mesterei des Hospitals zum Heiligen Geist in Rostock der Schneider und Schulmeister Joh. Peters und der Sohn des Baumanns Jochim Holleer wegen einer klage wider sie vernommen. Wie diese beiden, war auch Michel Peters vorgeladen, aber wegen seiner bevorstehenden Hochzeit nicht erschienen. Der Amtmann Bölkau zu Schwaan hatte geklagt, sie hätten vor einigen Tagen vom Tatschower Felde vier Pferde aufgegriffen,wären damit weggeritten und hätten zwei von den Pferden sogar mit nach Vogtshagen genommen. Auf Befragen erklärte Johann Peters, die Not und Angst hätte sie dazu getrieben. Sie „hätten von den gesamten Haufen der im ganzen Lande aufgebotenen Bauern wegen Hunger, weil sie nicht den geringsten Vorrat mehr gehabt“, flüchten und „sich heimlich wieder nach Hause begeben müssen“. Eine nähere Bestimmung über den Bauernhaufen, den sie verlassen, wurde in der Verhandlung nicht gegeben. Es kann nur an die Mannschaft gedacht werden, die der Herzog Karl Leopold von Mecklenburg zusammen gebracht, infolge seines 1733 erlassenen Landesaufgebots, nach welchem alle Männer in Mecklenburg von 18 – 60 Jahren gegen die Truppen der kaiserlichen Kommission kämpfen sollten, damit er am Ruder bliebe, und nicht sein Bruder, der Herzog Christian Ludwig, das Steuer der Landesregierung führte. Dieser Mannschaft waren die genannten Männer aus Vogtshagen zweifellos eingefügt gewesen. Johann Peters erklärte nun weiter, sie wären auf der Flucht bis Passin gekommen, dort die Nacht geblieben und in Furcht, sie möchten zurückgeholt werden, früh „gegen den aufbrechenden Tag „ in der Richtung auf Schwaan weitergegangen. Nicht weit davon hätten sie im Bruch 4 Pferde getroffen, welche sie und Hans Brandt aus Mönchhagen, weil ihre Füße vom Marschieren wund gewesen, zum Reiten gebraucht. Er, Johann Peters und Michel Peters hätten ihre Pferde bei Niendorf wieder laufen lassen; Jochim Holleers Sohn und Hans Brandt wären auf ihren Pferden bis Vogtshagen geritten. Als am Sonntage darauf des Amtmanns Schreiber nach Vogtshagen gekommen und nach den Pferden gefragt, welche sie, Johann und Michel Peters, auf dem Niendorfer Felde hätten gehen lassen, hätten sie zwei Tage danach gesucht, bis sie auf der Grenzer Mühle von dem dort anwesenden Schäferknecht aus Tatschow erfahren, die beiden Pferde wären gefunden, und in Tatschow bereits wieder vor einem Wagen in Gebrauch genommen. Darauf wären sie zurückgekehrt in der Hoffnung, der Amtmann würde Mitleid mit ihnen haben und aus der Sache nichts machen. (Der Amtmann Bölkau war vermutlich Pächter in Tatschow) Diesen aussagen fügte Jochim Holleers Sohn hinzu, er und Hans Brandt hätten ihrer Füße wegen notdringlich mit den Pferden sich forthelfen müssen, sie hätten aber nicht gewagt sie auf fremeden Feldern laufen zu lassen, sondern mit nach Hause in Vogtshagen genommen, wo sie am Sonnabend spät eingetroffen. Sie hätten die Absicht gehabt, sie am Montage wieder an Ort und Stelle zu bringen; es wäre aber schon am Sonntage der Schreiber gekommen die Pferde abzuholen und hätte von ihnen 8 Mark Lübisch für den weiten Ritt gefordert. Weil jedoch der Knecht Hans Brandt nicht zugegen gewesen, wäre die Angelegenheit nicht erledigt worden. Nach Untersuchung dieser Sache lautete das Erkenntnis der Hospital-Vorsteher dahin, johann und Michel Peters sowie Jochim Holleers Sohn sollten fördersamst nach Schwaan zu dem Amtmann Bölkau sich begeben und mit ihm wegen des „unverantwortlichen Unternehmens der Pferde“ sich gebührend abfinden. Die verwirkte Strafe bliebe indessen dem Gotteshause (dem Hospital zum Heiligen Geist) vorbehalten. Worin diese Strafe schließlich bestanden, verschweigen die Akten.


Gewalttat preußischer Werber 1743

Auch die schlesischen Kriege Friedrichs des Großen machten sich in Vogtshagen und Umgegend bemerkbar. Werber kamen dorthin und wirkten mit Ueberredung und Gewalt für die Vergrößerung von Friedrichs Heer. Ein Männerraub für das letzter wurde Veranlassung, daß wieder Vogtshäger und andere Leute nach Rostock auf die Mesterei des Hospitals vorgeladen wurden. Am 19. November 1743 erschienen dort aus Vogtshagen u.a. der Baumann Jacob Düfel, 44 Jahre alt, die Anna Magdalene, Ehefrau des Baumanns Jacob Düfel des mittleren, etwa 38 Jahre alt, und die Baumannswitwe Anna Ilsebe, die in erster Ehe mit Jochim Düfel, in zweiter Ehe mit Heinrich Wullenbäcker verheiratet gewesen, und die einem Knecht, Jochim Schausche (oder Schauschen) wieder verlobt worden, etwa 33 Jahre alt. Letzterem war von dem Hospital-Vorstehern zugesagt worden, die von der Witwe noch bewohnte Hofstätte des Jochim Düfel auf 14 Jahre innezuhaben. Am 9. Mai 1744 erschien noch, vorgeladen, Peter Petrsen aus Dierkow, ein Schwager des Jochim Schausche. Die Aussagen des Erschienenen lassen sich wie folgt zusammenfassen. Am vorletzten Sonntage vor dem 19. November 1743 haben viele Vogtshäger Leute, auch die eben genannten, ihre Volkenshäger Kirche besucht. Drinnen wird Beichte gehalten. Einige die schon gebeichtet haben, sind wieder hinausgetreten und warten draußen, wie andere Gemeindemitglieder , die nur an dem auf die Beichte folgenden Hauptgottesdienst teilnehmen wollen. Da kommen „30 oder 40 preußische Husaren“ wieder angejagt, welche einige nicht zu ihrer Truppengattung gehörende Männer bei sich aben. Unter diesen erkennt man den Sohn des Gutspächters Vielhack zu Mandelshagen und des Schulzen zu Rövershagen, Bruder Gabriel Platen, der schon vor einigen Jahren in preußische Dienste getreten ist. Die Husaren nbesetzen sogleich die Kirche, und verfolgen zum Teil die Knechte, besonders den Jochim Schausche in die Kirche hinein. Dem Prediger lassen sie sagen, er solle den gottesdienst beeilen, damit die Knechte, die sie habenwollen, herauskommen. Der Geistliche verzichtet auf Gesang und Predigt und beginnt sofort mit der Austeilung des heiligen Abendmahls an diejenigen, die bereits gebeichtet und die Lossprechung empfangen haben. Während er damit beschäftigt ist, wird den draußen wartenden Husaren die Zeit zu lang, weil sie während der Gottesdienstzeit auch noch Bentwisch absuchen wollen und der Volkenshäger Kirchenvorsteher Franz Wilk kommt in die Kirche mit dem Rufe: Kinder ihr sollt herauskommen, oder sie wollen euch bald herausholen. Sowie der Prediger mit der Darreichung des Sakraments fertig ist, dringen sie in die Kirche und holen einen Knecht aus Mönchhagen vom Chor herunter und den Jochim Schausche aus dem Beichtstuhl heraus. In den er vor ihnen geflüchtet ist. Sie werfen beide der Frau Anna Magdalene Düfel, auf dem sie zur Kirche gefahren ist, und fahren mit ihnen nach Kessin. Die Husaren haben noch die Bentwischer Kirche besetzt, welche jedoch von den Basuchern schon verlassen gewesen weil man sie von der drohenden Gefahr rechtzeitig benachrichtigt hat. Die Braut des Jochim Schausche, Frau Anna Ilsebe Wullenbäcker, eilt nach Kessin und bittet den Leutnant um Loslassung ihres Bräutigams „gegen Erlegung eines aufbringlichen Geldes“. Es ist vergebens. Sie muß ihn fahren lassen und weiß nicht einmal wohin er kommt, da die Werbetruppen aus den Angehörigen von 4 verschiedenen Regimentern zusammengesetzt sein sollen. Sie klagt nun, daß sie als arme Witwe dasitze mit vier eigenen und drei Stiefkindern, alle unmündig, die jüngsten eins, drei, sechs Jahre alt; sie sei ganz verlassen, auch ihr Knecht getraue sich der Werbungen wegen nicht zu bleiben, sie komme mit ihrer Haushaltung in die größte Verlegenheit und müsse an den Bettelstab geraten. Im folgenden Winter 1743/44, geht Peter Petersen aus Dierkow auf die Suche nach Jochim Schausche, seinem Schwager, um ihn aus dem Soldatendienst zu befreien. In Berlin findet er ihn nicht, aber endlich in Treuenbrietzen. Er bietet dem Hauptmann kottwitz 50 Taler für die Loslassung Schausches; ohne Erfolg. Als er seinem Schwager dies mitteilt und die Rede auf seine Verheiratung mit der Witwe Wullenbäcker bringt, erwiedert ihm Schausche, seine Braut möge, da er doch nicht loskommen könne und Soldat bleiben müsse, sich nur anderweit verheiraten und nach ihm sich nicht länger aufhalten. Daß er dies gesprochen, will Peter Petersen mit einem Eide versichern. Im Frühjahr 1744 erhält die Braut von Jochim Schausche noch einen Brief, der in Treuenbritzen ma 20. Mai abgefaßt ist. Darin schreibt er, sein Hauptmann - „bey der Bylaischen Grenadier Bataillon bestellter Baron von Kottwitz“ - sein ein guter frommer Mann, aber ein anderer Kerl an seiner, Schauschens, Stelle sein ihm lieber als Geld. Sie solle einen beweglichen Brief an ihn richten und um seine Loslassung bitten. Dies geschieht; „Anna Ilsebe Düfeln, verwitwete Wullenbäcker“ schreibt unterem 2.Juni dem Hauptmann, oder vielmehr läßt ihm schreiben, in welcher Notlage sie sich befinde, wie sie in Gefahr sei, mit ihren Kindern in den Katen ziehen zu müssen, da unter dem Fehlen eines Wirtes die Hofstelle zerfalle, welche von der Obrigkeit deshalb mit einem anderen Wirte besetzt werden würde. Eine gewährende Antwort erfolgte nicht, und die Hoffnung auf eine Verheiratung mit dem Soldaten in Treuenbrietzen ist aussichtslos. Unter diesen Umständen wird Frau Wullenbäcker geneigt, die Bewerbung eines Hans Düfel anznehmen, und nach erhaltener Befreiung (Dispensation) seitens des Consistoriums von dem Band der Verlobung, wird sie mit Hans Düfel ehelich verbunden. Dies geschieht vor dem 20. Juli 1745, an welchem Tag die Hospitalvorsteher im Schulzengericht (d.h. „im Schulzenhause“) zu Vogtshagen die Hofstätte der Frau dem Hans Düfel auf 12 Jahre übertragen. Nach Ablauf dieser Zeit einer von den Söhnen ihres ersten Mannes Jochim Düfel die Stätte erhalten. Was Hans Düfel hierbei an Vieh überkommen hat, ist hier zuvor bereits angegeben worden.

Angebliche Schatzgräberei 1742

Drei Jahre vorher hat das Gerücht von einer Schatzgräberei die Gemüter in Vogtshagen in Aufregung gebracht, auch die Herren Hospitalvorsteher in Rostock erreicht und sie veranlaßt, am 27. Februar 1742 in einem Schulzengericht zu vogtshagen den uns schon bekannten Schneider und Schulmeistr Johann Peters vorzuladen. In der damals üblichen umständlichen Weise haben sie eine Reihe Fragen zu Papier gebracht, mit denen sie auf den in Verdacht gekommenenMann losrücken. Zuerst werden vorbereitende Fragen an ihn gerichtet, nach seinem Verdienst als Schneider, nach dem Schulbesuch der Kinder; ferner, ob er Glücks- und Wünschelruten schneiden könne, ihre Eigenschaft und Verwendung kenne und damit Schätze aufzusuchen und auszugraben wisse, ob er solches schon unternommen und an welchem Ort. Als er diese letzteren Fragen alle verneint, rücken sie mit der Hauptfrage heraus, ob er nicht zu Cordshagen im Hofgarten, wo vor einiger Zeit das alte Wohnhaus gestanden, neulich mit einer Glücksrute einen vergrabenen Schatz gesucht, gefunden und ausgegraben. Johann Peters leugnet dies; wenn er dessen überführt werde, sagt er, wolle er sein Leben, all seine Habe und wenige Armut verloren geben und gerne dafür büßen. Er habe indessen schon vor Jahr und Tag gehört, daß die Frau des Katenmannes Winke zu Cordshagen geäußert, er habe mit dem Verwalter (d.1.Pächter) Köhn zu Cordshagen auf dem Hofe einen Schatz ausgegraben. Das sei schon deshalb unmöglich, weil er mit Herrn Köhn wegen dessen Kinder, die bei ihm zur Schule gegangen, sich erzürnt und in zwei Jahren auf seinen Hof und in sein Haus kein Fuß gesetzt habe. Die Verhandlung geht weiter. Die Herren haben noch mehr Fragen auf dem Papier.

Nr.8 Wer ihm hülfreiche Hand geleistet? Nr.9 Ob nicht Christopher Köhn, der Verwalter, um die Sache gewußt und geholfen? Nr.10 Ob nicht der Cordshäger Viehhirte Wulf und seine Frau bei dem Schatzgraben geholfen? Nr.11 Ob jemand gewußt, daß ein Schatz daselbst vergraben oder ob er mit der glücksrute ihn aufgesucht und wer den Rat und die Anschläge dazu gegeben?

Johann Peters erwidert, er wisse von alledem nichts, habe auch von anderen Leuten dergleichen nicht gehört. Doch der Fragebogen ist nicht erschöpft.

Nr.12 Wann er den Schatz gegraben? Nr.13 Worin er eigentlich bestanden? Nr.14 Ob der Schatz in einem kupfernen Kessel, in einem eisernen Kasten usw. gefunden worden? Nr15 Ob die Complicen den Schatz unter sich geteilt und wieviel er und wieviel der Verwalter köhn erhalten? Nr.16 Ob letzterer den größeren Teil empfangen, weil der Schatz auf dem Cordshäger Hofe gefunden ? Nr.17 Ob sie miteinander sich feste verbunden und verabredet, der Obrigkeit des Gotteshauses zum Heiligen Geist davon nichts zu entdecken und den gefundenen Schatz gottloser Weise vor sich zu behalten und unterzuschlagen?

Johann Peters muß auf diese Fragen, wie auf die Nr. 8-11 natürlich erwiedern, daß er von alledem nichts wisse. Endlich kommt die Frage, ob er seine Aussage …..mit einem körperlichen Eide zu bestärken getraue? Die Antwort lautet: ja, dazu nsei er erbötig. Er wolle nicht teil an Gott haben und kein Kind der Seligkeit werden, wenn er in dieser Sache mit begriffen, oder ihm hiervon etwas wissend sei. Damit ist die Verhandlung in Vogtshagen beendet.

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