Gnoien

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Kenndaten des Orts
Name (heute)Gnoien (Stadt)
Regionale Einordnung (heute)
Postleitzahl17179
VerwaltungsamtAmt Gnoien
LandkreisLandkreis Rostock
Zahlen
Einwohner2888 (Dezember 2019)
KoordinatenBreite: 53.9694316 / Länge: 12.7117923


Gnoien liegt ...

Geographische Lage


Einführende Information zur Stadt Gnoien

Wappen der Stadt Gnoien nach Teske

Das Wappen von Gnoien

Wappenbeschreibung
Gespalten, rechts halbe silberne Lilie, aus welcher ein silbernes Kleeblatt hervorwächst, in blau, links der halbe RostockerStierkopf in gold.

Quelle: Teske, Carl: Die Wappen der Großherzogthümer Mecklenburg, ihrer Städte und Flecken mit 55 Original-Wappenzeichn und 414 Siegel-Beschreibungen. 1885.

Kurztext zur Stadt Gnoien

Der Auszug aus "Mecklenburgische Vaterlandskunde von Wilhelm Raabe Ausgabe Gustav Quade" zeigt den Status der Stadt Gnoien im Jahre 1894:

Seite 474 - 479 "Stadt Gnoien
(Lage, Bauliches, Kirche, Schule. Umgegend. Einwohner- und Häuserzahl. Behörden. Gemeinnützige und gewerbliche Anlagen. Verkehrswege. Stadtverfassung. Stadtsiegel. Stadtrecht. Stadtabgaben. Stadtrechnungen. Kirchen- und Schulwesen. Milde Stiftungen. Geschichtliches.)
Gnoien, dessen Name an das slavische Wort Gnoy erinnert, welches Dung bedeutet, und vieleicht die Fruchtbarkeit der Gegend hier bezeichnen will, liegt auf einem Hügel, etwa 34 Meter über der Meeresfläche und ist von Westen nach Osten von einem Bache umgeben, der eine Meile unterhalb Gnoien sich in die Trebel ergießt. Die Stadt erhebt sich terrassenförmig an der nach Nordosten abfallenden Höhe und wird von 6 parallel laufenden Längsstraßen und 8 Querstraßen durchschnitten. Die breite Hauptstraße, die in der Mitte eine Biegung hat, ist nebst dem daran liegenden Markt durchgehendes mit ansehnlichen, zum Theil sehr hübschen Häusern besetzt, gut gepflastert und mit Klinkertrottoir versehen.
Das Rathaus, welches nach einer über der Eingangstür befindlichen Inschrift aus dem Jahre 1728 stammt und auf dem quadratförmigen, geräumigen Markte liegt, ist unansehnlich und wird durch einen Anbau, der früher als Spritzenhaus diente, noch mehr verunstaltet. Von der im Südwesten auf dem höchsten Punkt der Stadt liegenden Kirche ist die Altarkirche oder Chor im Übergangsstil um 1230-1240 gebaut, wogegen der mittlere Theil dem Baucharakter des 14. Jahrhunderts an sich trägt, der Thurm aber nach der Jahreszahl eines an der Westseite sich befindenden Steines 1445 begründet ist. Die Altarkirche ist viereckig, das Schiff drei Gewölbe lang und zwei breit, die drei Pfeiler, die das Gewölbe tragen, theilen die Kirche in zwei Schiffe. Ende de 70er Jahre wurde die Kirche einem Umbau unterzogen. Dabei kamen am Ostgewölbe Malereien zum Vorschein, deren völlige Wiederherstellung durch den Hofdecorationsmaler Michaelsen in Wismar bewirkt wurde. In der deutschen Bauzeitung wurde an diese Malerei seine Zeit die großartige Auffassung, insbesondere die classische Schönheit der Köpfe gerühmt. Ein Altar aus der eit um 1500 wurde bei dem erwähnten Umbau durch einen neuen ersetzt, ebenso kam an Stelle der alten steinernen Kanzel eine neue. Die alte Kanzel und der alte Altarschrein werden in der Kirche aufbewahrt.
Der Kirchenplatz ist mit Linden besetzt, und im Südwesten der Kirche steht das große massive Schulhaus, welches von der Kirche aus ihren Mitteln erbaut und 1844 nach seiner Vollendung der Stadt geschenkt wurde. Vormals war auch ei eigenes Amtshaus in Gnoien und zwar auf dem sogenannten Schloßberg, diese im Nordosten de Stadt belegene Erhöhung, auf welcher das 1522 abgebrannte fürstliche Schloß sand, wurde 1798 abgetragen. Der Platz wurde mit Häusern bebaut. Die beiden Tore der Stadt, das Rostocker Tor, welches in einem alten, mit 6 kupfernen Kugeln verzierten Gebäude bestand und das 1855 aus Gußeisen neu hergestellte Mühlenthor, sind beseitigt. Nach Norden und Westen hat sich die Stadt neuerdings durch viele recht ansehnliche Bauten erweitert. Es sind unter Anderem westlich (in der Teterower Straße), das Amtsgericht, ein neues Schulhaus, verschiedene nicht unbedeutende gewerbliche Anlagen und der Bahnhof errichtet. Auch im Norden (Rostocker Straße) sind zwei bedeutende industrielle Anlagen entstanden.
Der 1850 eingeweihte, 1885 erheblich erweiterte Begräbnisplatz liegt auf einem Sandhügel in der Koppel und enthält ein im gothischen Stil erbautes Thorhaus. Die Umgegend ist freundlich. Viele Gärten, fruchtbare Kornfelder, Wiesen und bewaldete Hügel wechseln in derselben ab. Die südlichen und östlichen Ufer des Baches werden von einer Hügelreihe begleitet, die ganz angenehme Aussichten gewährt.
Die Stadt nimmt sich auch von der nördlichen Seite mit ihren übereinander sich erhebenden Häusern und der hochgelegenen Kirche sehr gut aus.
Schon aus dem früher Gesagten ist ersichtlich, daß die Stadt sich in den letzten Jahren nicht unerheblich vergrößert hat. Es geht dies am anschaulichsten aus der Häuserzahl hervor, denn wärend 1855 nur 435 Häuser gezählt wurden, führt der neueste Staatskalender deren 596 an. Die Einwohnerzahl beträgt 1890 3605 (1855 3098), darunter 29 (41) Juden. Die Versicherungssumme der in der städtischen Brandsocietät versicherten, auf dem 2426 ha umfassenden städtischen Gebiet belegenen Gebäude betrug nach dem Abschluß von Ostern
1891 2 369 100 Mark.
Die Hauptnahrungsquelle der Einwohner ist der Ackerbau, daneben hat sich aber auch die Maschinen-Industrie zu einer verhälnismäßig recht ansehnlichen entwickelt entwickelt.
Die Stadt ist Sitz eines vereinten ritterschaftlichen Polizeiamts, eines Post- und Telegraphenamts II. Classe, eines Krankenhauses, eines Armenhauses, eines Vorschußvereins e.G..
Eine Ersparnisanstalt fehlt.
Sehr zahlreich sind die industrieellen und gemeinnützigen Anlagen.
Der Staatskalender führt die folgenden an:
-1 Gasanstalt
-1 Wassermühle
-1 Maschinenfabrik nebst Eisengießerei
-1 Genossenschafts-Dampfmolkerei
-7 Gastwirtschaften
-8 Schenkwirtschaften
-1 Ziegelei.
Wir bemerken hierzu, daß die Mühle, die übrigens auch mit Dampfkraft arbeitete, in neuerer Zeit abbrannte. An ihrer Stelle ist aber ein noch bedeutenderes Mühlwerk aufgeführt. Es ist die zur Handelsmühle eingerichtete Dampf- und Wassermühle von Julius Rothe. Sie wird noch in diesem Jahre (1892) vollendet und wird durchschnittlich 6 bis 10 Arbeiter beschäftigen und eine 32pferdestarke Dampfmaschine neben der Wasserkraft benutzen.
- Die Gasanstalt ist schon Mitte der 60er Jahre angelegt.
- Die Eisengießerei und Maschinenfabrik von E.Schütt und H.Zarndt, 1866 begründet, beschäftigt durchschnittlich 40 bis 50 Arbeiter, ferner eine 10pferdestarke Dampfmaschine und eine Locomobile von 8 Pferdekräften und liefert hauptsächlich Molkereieinrichtungen und landwirtschaftliche Dampfmaschinen.
Das sehr ansehnliche, 1868 gegründete Baugeschäft des Hofmaurermeisters J.J.Stubbe hat durchschnittlich 150 Arbeiter in seinem Betriebe.
- Das mit Dampfsägerei versehene Baugeschäft des Hofzimmermeisters H.Spencker beschäftigt 80 bis 100 Arbeiter und hat eine Locomobile von 16 Pferdekräften.
- Die Zimmerei des Hofzimmermeisters O. Küster, 1868 gegründet, beschäftigt ebenfalls durchschnittlch 80 bis 100 Arbeiter.
Das Gnoien sich industrieell so günstig entwickelt hat, ist zum Theil wohl dem Unternehmergeist einzelner seiner Mitbürger, ganz wesentlich aber seinen guten Verkehrsstaßen, sowie der reichen Umgegend zuzuschreiben, in der zwar der ländliche Mittelstand fehlt, die aber viele reiche Rittergüter aufweist.
Die Stadt hat nicht nur gute Chaussee-Verbindungen und eine Wasserstraße, sondern hat neuerdings auch Eisenbahnverbindung mit Teterow erhalten. Gnoien hat directe Chausseeverbindung mit Sülze (17 km), über Dargun nach Demmin (12 und 12 km), nach Neukalen (19 km), nach Tessin (17,7 km). Endlich führt von Gnoien aus eine Chaussee in südwestlicher Richtung bis zum Thürkower Chausseehause (20km), woselbst sich die Chausseen nach Laage und Teterow abzweigen. Zu diesem bedeutenden Chausseenetz, dessen Mittelpunkt Gnoien gewissermaßen ist, kommt nun noch die Nähe der schiffbaren Trebel (1/2 Meile), die bei Demmin in die Peene fließt und mithin für Gnoien auch eine Beteiligung am Peene-Verkehr ermöglicht. Die Eisenbahn nach Teterow (26,5 km) ist zwar eine normal-spurige Eisenbahn untergeordneter Bedeutung, zieht aber immerhin für Gnoien einen lebhafteren Verkehr herbei, zumal der weite nordöstliche Bezirk, innerhalb dessen Gnoien liegt, im übrigen der Eisenbahn entbehrt.
Der Magistrat besteht aus einem Bürgermeister und zwei Rathmännern, die sämmtlich vom Landesherrn ernannt werden.
Der Bürgerausschuß setzt sich aus zwei Stadtsprechern, 4 Viertelsmännern und 6 Ausschußbürgern zusammen.
Zu den 4 Viertelsmännern präsentirt die Bürgerschaft aus jedem Viertel und zu den Ausschußbürgern aus der gesammten Bürgerschaft zwei Candidaten, von denen der Magistrat einen zu wählen hat.
Das Bürgerrecht kann bei selbständiger Stellung durch zweijährigen Wohnsitz oder den Besitz eines Wohngrundstücks erworben werden, ein sogenanntes Bürgergeld wird nicht bezahlt.
Das Stadtsiegel zeigt gespalten rechts eine halbe Lilie, links einen halben gekrönten Stierkopf.
- Gnoien liegt im Geltungsbereich des lübschen Rechts.
-Zur Deckung der städtischen Bedürfnisse wird auf Grund einer Einschätzung ein Armengeld erhoben, ferner eine Ländereisteuer, eine Einkommensteuer (60% des Armengeldes), eine Miethsteuer und eine Gebäudesteuer.
-Die Kämmereikassenberechnung für das Jahr 1891 wies bei einer Einnahme von 97 277 Mark eine Ausgabe von 68 264 Mark auf. An Zinsen waren vereinnahmt 2222 Mark, verausgabt 6203 Mark,
Die Weide erforderte bei einer Einnahme von 10 495 Mark eine Ausgabe von 4780 Mark, die Forst bei einer Einnahme von 27 152 Mark eine Ausgabe von 6619 Mark, die Acker-, Wiesen- und Gartenverpachtung brachte der Stadt 11 991 Mark ein, die Communalsteuer ergab 8895 Mark. Verausgabt wurden unter Anderem für Straßenbeleuchtung 3222 Mark, an Gehalten usw. 19 067 Mark. Der Zuschuß zur Armen- und Schulcasse betrug 3501 Mark. Den Activis von 77 991 Mark standen Passiva in Höhe von 166 755 Mark gegenüber.
So befriedigend wie im Allgemeinen die Vermögensverhältnisse der Stadt, sind auch die der Kirche.:Sie ist noch im Besitz ihrer sämmtlichen Ländereien, deren Umfang 1856 auf 190 618 Quadratruthen = 413 ha angegeben wurde.
Außerdem besaß die Kirche damals ein baares Vermögen von 42 000 Thaler. Bei diesem Reichthum konnte sie schon das Jahr vorher eine zweite Pfarrstelle errichten.
Die Kirche ist Großherzoglichen Patronats.
An der städtischen Bürgerschule unterrichten neben dem Rector und Conrector 7 Lehrer, 1 Lehrerin, 3 Hilfslehrer und 1 Industrielehrerin. An der Schule ist auch fremdsprachlicher Unterricht als facultativer Lehrgegenstand eingeführt, und sie kann ihre Schüler bis zur Untertertia eines Gymnasiums vorbereiten. Außer der Bürgerschule befindet sich hier eine Privat-Mädchenschule.
-Gnoien hat mehrere milde Stiftungen, zunächst die Bischoff´sche Stiftung für hülfsbedürftige Studirende, mit einem Vermögen von rund 40 000 Mark, die gleichfalls Bischoff´sche Stiftung für acht arme Wittwen mit einem Kapitalfonds von 3500 Mark. die Lentze-Otto Warbelow´sche Wittwenstiftung (Fonda 18 000 Mark). Der vor 1569 gestiftete Armenkasten, für den 1891 ein neues Stiftshaus errichtet ist, gewährt 10 Personen eine Zufluchtsstätte.
Geschichtliches.
Nach der Wiedererwerbung des diesseitigen Circipaniens kam Gnoien - damals das Land Tribene genannt - an Werle, und Nicolaus von Werle erhob es 1287 zu einer Stadt. Das älteste vorhandene Privilegium ist das von Heinrich von Werle der Stadt unterm 15. Juni 1290 erteilte. Vor 1294 oder im Jahre 1294 selbst kam Gnoien an die Herrschaft Rostock und mit dieser 1323 als dänisches Lehn an die Herrschaft Mecklenburg, wurde im Jahre 1348 ein integrirender Theil von Mecklenburg und kam 1611 bei der Landestheilung an das Herzogthum Mecklenburg-Güstrow, zu welchem es noch jetzt gehört.
Große Feuersbrünste hat Gnoien erlitten 1481, 1522, 1551, 1659 und 1710, in welchem letzteren Jahre es mit Ausnahme der Kirche und des Rectorhauses ganz eingeäschert wurde. In der Zeit nach dem 30jährigen Kriege war Gnoien so heruntergekommen, daß die kirchliche Gemeinde in der letzten Hälfte des 17. Jahrhunderts nur aus ungefähr 800 Seelen bestand.
Auch die Verhältnisse des 18. Jahrhunderts waren nicht von der Art, daß eine erschöpfte Stadt sich erholen konnte und erst gegen Ende desselben ward es nach Erwerbung des Geheges und der Mühle seitens der Stadt besser. Seit 1850 hat sich die Stadt ungemein erhoben."

Gnoien im Spiegel von Karten und Luftbildern

in Bearbeitung

Bildergalerie

Online-Chronik von Gnoien

Quellen zur Gnoiener Stadtgeschichte

Anmerkung: In der folgenden Liste werden bekannt gewordene chronistische Arbeiten gelistet. In blauer Schrift erscheinen Arbeiten die digital verfügbar sind. In roter Schrift gelistete Titel sind, meist aus urheberrechtlichen Gründen, noch nicht digitalisiert. Aber auch Chroniken die bekannt geworden sind, deren Verbleib aber bislang nicht bekannt ist, sind Bestandteil der Liste.

Weiterführende Information zu Gnoien

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