Zahrensdorf
Zahrensdorf
Vorbemerkung
Zahrensdorf ist das Kirchdorf, zu dessen Sprengel auch das Heimatdorf Klein Bengerstorf des Verfassers dieser Chronik Dieter Greve gehörte.
Lage des Dorfes
Das Kirchdorf Zahrensdorf befindet sich etwa 7 km östlich von Boizenburg an der Schaale, dort wo diese in das Elbetal eintritt. Die Koordinaten sind 53° 23' 39 N und 10° 48' 33 E.
Ortsname, Dorf- und Flurform
Den Ortsnamen 1230 im Ratzeburger Zehnt-Lehens-Register genannten Tsarnekestorp für Zahrensdorf deutet KÜHNEL aus altawisch carn (tscharn) für schwarz als "Dorf des carnek". Die niederdeutsche Aussprache ist "Zarnstörp". Die Dorfform nach den alten Karten bezeichnen ENGEL und Benthien als Gassendorf. Die Flurform ist nach Benthien die Guts- Bauernflur. Benthie beschreibt das Dorf weiterhin: "1771 DV (Direktorialvernessung, D.G.): Gut, 14 Bauern, Pfarrhof; WIEBEKING gibt noch Langstreifen an, die nachträglich gelöscht worden sind (Vergüterung damals im Gange)"
Beschreibung nach Rabe/Quade 1994
Zahrendorf (Tsarnekestorp) bei Boizenburg (Geschwister von Lücken) an der Schaale und der Ludwigslust-Boizenburger Chaussee. 1 Meile östlich von Boizenburg, Hof mit Kirche ohne Patronat, Schule, Schmiede und Krug 3 Hauswirthen 131 (319) Einw. L.V. Allod. 1897,8 b. Sch. und 623,7 ha - leichter Boden - [16364.]
Zahrendorf im Spiegel der Karten
Die Feldmark Zahrensdorf zeigt auf der Karte von Wiebeking noch eine angedeutete Langstreifenflur. Die Karte ist auf der Grundlage der Karte der Direktorialvermessung aus dem Jahre 1771 entstanden.
Der Ausschnitt aus der Wiebekingschen Karte zeigt noch neben einem Gutshof eine Anzahl von bäuerlichen Gehöften
Daniel Frese, Der Schaale-Kanal 1587 (Ausschnitt)
Dieses ist die älteste Karte auf der Zahrensdorf abgebildet wurde, die Darstellung des Flusslaufs der Schaale aus dem Jahre 1587. Diese bildhafte Karte wurde von dem in Lüneburger Diensten stehenden Maler und Landmesser Daniel Frese gefertigt, als die Schaale als Konkurrenz zu Stecknitzkanal zur Verbindung von der Elbe nach Wismar ausgebaut werden sollte.
Auf diesem Messtischblatt vom Jahre 1881 werden bereits die Veränderungen im Dorf und in der Flur deutlich. Die aufgedruckten Nummern beziehen sich auf das Verzeichnis der Flurnamen unter Gliederungspunkt 14.
Die frühe Geschichte der "terra boiceneburg" (des Landes Boizenburg) und des Dorfes Zahrensdorf
Die Entstehung unserer Kulturlandschaft
Unsere Heimat ist durch die Eiszeit geformt worden. In einer älteren Eiszeit, nämlich im Warthe-Stadium der Saale-Eiszeit, entstanden unter dem lagernden Eis lehmige Grundmoränen. Als sich das Eis zurückzog und dann in der Weichseleiszeit erneut vorstieß, türmten sich die Schuttmassen vor dem Eis zu den großen Endmoränenzügen auf, die sich von Schleswig-Holstein über Mecklenburg bis in die Uckermark erstrecken. Die südliche Endmoräne befindet sich in unserem Raum an den Südenden des Schaalsees, des Dümmer Sees und des Schweriner Sees. Als das Eis abtaute wälzten sich gewaltige Wassermassen zum Urstromtal der Elbe. Auf ihren Bahnen durchschnitten sie die Lehmplateaus und schufen auf diese Weise die Täler der Boize, Schaale, Schilde und der oberen Sude (bis etwa Redefin). In diesen Tälern lagerten sie große Sandmassen ab. Zahrensdorf befindet sich am Übergang des Schaaletales in das Tal der Elbe. Der liegende Boden ist in stärkerem Maße mit Sand aus der Elbe-Sude-Niederung übersandet worden. Weil in dieser Zeit sich noch keine Pflanzendecke gebildet hatte, konnten die Winde den Sand weit transportieren. So wurden auch die verbliebenen lehmigen Hochflächen noch übersandet. Außerdem war die Versickerung und Erosion der Niederschläge in den noch unbewachsenen Böden sehr stark, so dass zusätzlich Lehmbestandteile in den Untergrund fortgeschwemmt wurden. Auf Grund dessen findet man in unserer Heimat sowohl lehmige als auch sandige Hochflächen, sandige Talniederungen, wie das Schaaletal, und auch moorige Bildungen besonders dort, wo in den Tälern ständig das Wasser staute. Auf den sandigen Böden siedelten sich Eichen-Birken-Wälder an, wie wir sie noch heute finden, wo die Wälder durch natürliche Bildung entstanden sind. Dort wo ständige Feuchtigkeit vorhanden war, siedelten sich Bruchwälder an, die in erster Linie von Erlen (plattdeutsch Ellern) bestockt waren. Diese Bruchwälder (plattdeutsch Ellerbraucks) finden wir am Übergang von der Höhe zu den Schaalwiesen sowie auch an den Bächen. Natürlich wird es auch Buchenbestände gegeben haben, aber nicht in Reinkultur. Sie sind ebenso wie die Kiefernwälder ein Teil der vom Menschen geformten Kulturlandschaft. Unsere Heimat ist eine Landschaft, die sich natürlicherweise immer wieder bewalden wird. Äcker und Wiesen sind ein Produkt der Arbeit des Menschen.
Die Ursprünge der Besiedlung und erste Erwähnung der Dörfer
Eine Landschaft, die reichlich mit Vegetation und Wasser ausgestattet ist, ist auch für die Tierwelt ein Paradies. Diese Bedingungen haben auch den Menschen bereits in frühen Zeiten gute Lebensbedingungen geboten. Zeugnisse für die frühe Besiedelung in der Bronzezeit, die etwa bis 600 vor der Zeitenwende gedauert hat, sind die reichlich vorhandenen Gräberfelder.
Die Sage hat sich u.a. der Kegelgräber in Bretzin bemächtigt. In Bretzin soll es eine unterirdische Verbindung zwischen den Gräbern geben. Eines der Bretziner Gräber soll ein Königsgrab sein, in dem sich auch eine goldene Wiege befindet. Im benachbarten Düstern Busch wurde bei Grabungen nach mündlicher Überlieferung eine Hutnadel ausgegraben. Es wird sich sicher um eine nadelartige Fibel gehandelt haben. Scherbenfunde wurden vielerorts gemacht. Auf dem Tessiner Feld beiderseits der Straße nach Kuhlenfeld wurden beim Pflügen Urnen gefunden, in denen u.a. eine Bronzefibel enthalten war.
Die früheste Besiedelung ist stammesmäßig nicht mehr zuzuordnen. Es ist aber sicher, dass bis zu dem 6.Jahrhundert unserer Zeitrechnung in unserem Gebiet, dem lüneburgischen, lauenburgischen und westmecklenburgischen Raum die germanischen Langobarden ansässig waren, die im Zuge der Völkerwanderung bis nach Norditalien zogen und dort der Lombardei (um Mailand) ihren Namen gaben. Der Name der Langobarden ist aber auch noch in den Ortsnamen Bardowieck und Barförde (Bardenfurt) zu erkennen. Prof. Horst Keiling hat in den 1970er Jahren im Wiebendorfer Wald östlich des Dorfes nahe der Grenze zu Tessin über 700 langobardische Gräber ausgegraben. In seinem Buch „Wiebendorf – ein Urnenfriedhof der frührömischen Kaiserzeit in Hagenow“ heißt es „Wiebendorf ist der erste vollständig untersuchte frühkaiserzeitliche Urnenfriedhof im Norden der DDR. Von etwa 800 ursprünglich auf dem Platz niedergelegten Bestattungen sind 718 mehr oder weniger gut erhalten geblieben und freigelegt worden.
Abbildung 1. Funde auf dem Wiebendorfer Langobarden-Friedhof
Der Bestattungsplatz gehört kulturell in die kleine Gruppe der im Kreis Hagenow verbreiteten Langobardenfriedhöfe, die mit Kulturgut vom Spät-Latene-Charakter einsetzen, das im Unterelbegebiet für die Augusteische Zeit (etwa 30 v.u.Z. bis 20 u.Z.) typisch ist und im 2.Jahrhundert abbrechen.“ In seinem Aufsatz „Das Römischen Reich und die Germanen im Boizenburger Raum um den Beginn unserer Zeitrechnung“ (in „Zur Geschichte Boizenburgs“, Boizenburg 2007) führt Keiling aus: „Als im Herbst 1972 ein gewaltiger Sturm über das Land brauste, entwurzelte er in einem alten Hochwald auf einem Kiesrücken östlich des Tessiner Moores (Wiebendorfer Moor, D.G.) auf der Wiebendorfer Gemarkung zahlreiche dicke Kiefern. Beim Durchstreifen des Windbruchgebietes entdeckte ein Traktorist einen Bronzeeimer im Wurzelloch einer umgestürzten Kiefer. Unmittelbar danach erfolgte die Besichtigung des Fundplatzes durch einen Fachmann sowie die Übernahme des Gefäßes. Dabei bestätigte sich, dass hier ein unbekannter Langobardenfriedhof liegt, der offenbar noch nicht sehr zerstört ist. … Wiebendorf war der erste Friedhof aus dieser Zeit im Nordosten, der planmäßig und vollständig untersucht worden ist. 715 Bestattungen und zahlreiche Einzelfunde konnten ausgegraben und in einem Katalogband (Keiling 1984) der Öffentlichkeit vorgelegt werden. … Überblickt man das aus den Wiebendorf-Gräbern stammende umfangreiche Fundmaterial, so lassen sich besonders nach dem Formenwandel der Keramik drei aufeinanderfolgende Zeitphasen erkennen. …
1. Wiebendorf setzt mit Bestattungen ein, die mit situlaartigen oft mit einem Henkel versehenen Terrinen mit Punkt- und Strichverzierung niedergelegt sind (Abb. 1 m). Übrigens sind aus solchen Urnen mehrfach Harzstücke bekannt geworden, auf denen sich Zahnabdrücke befinden. Das aus Pech bestehende Harz fand wohl beim Totenbrauchtum Verwendung. Die Mehrzahl der Bronzegefäße, die die Langobarden von den Römern erhalten haben dürften, gehört auch in diese frühe Zeit. Es sind Eimer (Abb. 1 k), flache Becken, Bronzekessel mit Eisenrand und eine besonders schöne Kanne mit Gesichtsmaske mit Henkelansatz (Abb. 1 l).
2. Es folgen vorwiegend schwarze Terrinen, die mit ein- und zweireihigen Rollrädchenmustern verziert sind. (Abb. 1 n)
3. Zum Schluss herrschen Terrinen mit mehrlinigem Rollrädchenmuster und Riefornamenten vor (Abb. 1 o). Auch die Depots aus Waffen und Eisengegenständen, wie sie links der Elbe auf Langobardenfiedhöfen freigelegt wurden, traten in Wiebendorf auf. Lanzenspitzen (Abb. 1 h), Schildbestandteile (Abb. 1 i) und Schwerter sowie die von der Reiterei verwendeten Sporen (Abb. 1 c) weisen auf kriegerische Auseinandersetzungen hin. Eiserne, aber manchmal auch aus Bronze bestehende Gewandhaften, die die Archäologen Fibeln (Abb. 1 a/b) nennen, waren wie die verschieden geformten Schnallen und Gürtelverschlüsse Bestandteile der germanischen Kleidung. Eiserne Pfrieme, halbmondförmige Rasiermesser (Abb. 1 g), Messer (Abb. 1 e) und Scheren (Abb. 1 f) sind häufig auftretende Gebrauchsgegenstände.“
In das verlassene fast menschenleere Land zogen dann wendische Stämme ein. In dem von den Langobarden verlassenen Gebiet haben sich die Polaben (Anwohner der Labe = Elbe) angesiedelt. Ihr Stammeszentrum und -heiligtum war in Ratzeburg zu finden. Als um die Mitte des 12.Jahrhunderts die deutsche Besiedlung der von den wendischen Polaben bewohnten westmecklenburgischen Gebiete erfolgte, wurde um den Boizenburger Burg- oder Schlossbezirk auch das Land oder die Vogtei Boizenburg gebildet. Dieses später auch Amt genannte Land Boizenburg wird etwa gleichzeitig mit dem 1154 gegründeten Bistum Ratzeburg, zu dem es kirchlich bis zur Durchsetzung der Reformation etwa 1535 gehörte, entstanden sein. In der weltlich-politischen Organisation gehörte es zunächst bis 1203 zur Grafschaft Ratzeburg, dann zur Grafschaft Schwerin und ab 1358 zu Mecklenburg. Erwähnt wird es erstmalig in einer Urkunde aus dem Jahre 1158 als Heinrich der Löwe dem Bischof von Ratzeburg ein Tafelgut "in Boyceneburg Benin" schenkt. Die Ersterwähnung von Bennin ist somit auch die für die Vogtei Boizenburg. Die Dörfer der Vogtei dürften jedoch alle um diese Zeit entstanden sein, wenn sie denn nicht schon vorher als wendische Siedlungen bestanden haben. Ihre Ersterwähnung in Urkunden liegt aber häufig um vieles später. Das Ratzeburger Zehntenlehenregister von 1229/30, in dem viele Dörfer u.a. des Amtes Wittenburg zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurden, ist für das Amt Boizenburg nur unvollständig erhalten. Mit Sicherheit sind aber mit ihren Zehntenlehen genannt:
Zehnten für den Bischof: Granzin 24 Hufen Nieklitz 12 -"- Klimprow 4 -"- (auf der Tüschower Feldmark) Niendorf - Bahlendorf - Karrentin 7 -"- Dersenow 5 -"- Zahrensdorf 12 -„- Blücher 4 Hufen Lüttenmark 4 -"- Leisterförde 4 -"-.
In der Curie (bischöflicher Hof) "Bunserstorpe" sind von 6 Hufen Zehnten an den Bischof zu zahlen. In Übereinstimmung mit dem Mecklenburgischen Urkundenbuch darf man davon ausgehen, dass es sich bei Bunserstorpe um Bengerstorf handelt, da auch kein anderes Dorf mit ähnlichem Namen historisch belegt ist. Über die Zehnten für den Bischof hinaus sind Zehntenlehen für andere Personen in Granzin, Tessin und Gallin sowie zwei weitere nur unvollständig lesbare (der jeweils erste Buchstabe des Namens fehlt) und bisher nicht identifizierte Dörfer erwähnt. Es könnte sich bei ".ebande" um Nebande, das sagengafte Nebein auf der Gemarkung Bennin handeln und bei ".amnetin" um Gamnetin, verkürzt zu Gamm, um das Vorwerk an der Boize, das 1255 Graf Gunzelin III. an die Bürger zu Boizenburg verkauft hat. Der Name Gamm existiert nach wie vor für die Ausbaugehöfte in Boizenburg, Schwartow und Neu Gülze sowie als Flurname für die zwischen diesen liegenden Flächen. Bennin ist aufgeführt als "freigemacht für den Bischof in Feldern und Wäldern, Weiden und Wiesen, welche Herzog Heinrich (der Löwe) für den Bischof von allen Diensten befreit hat". In Tessin hat ein Reimboldus das "beneficio", das Zehntenlehen. Somit ist auch für Tessin das Jahr des Ratzeburger Zehntenlehenregisters 1230 das Jahr der Ersterwähnung. Kuhlendorf ist darin nicht erwähnt. Es scheint erstmalig im Landbederegister 1538 genannt worden zu sein, als die Besitzer Bauern das wüste Feld Kuhlendorf nutzen und dafür Bede zahlen..
Zahrensdorf im Mittelalter und der frühen Neuzeit bis zum Dreßigjährigen Krieg
Die Pfarre Zahrensdorf
Das Dorf Tsarnekestorp wird im Ratzeburger Zehnt-Lehens-Register 1230 genannt, nicht aber die "parochia" Zahrensdorf. Wie das Land Boizenburg im Vergleich zu beispielsweise zu den Ländern Wittenburg und Gadebusch durch den Zustand der Urkunde nur unvollkommen aufgeführt ist, so sind auch nur die Dörfer aber keine Pfarreien genannt.Aus späteren Urkunden ergibt sich der Umfang des Kirchspiels Zahrendorf mit den Dörfern, Tessin mit Kuhlendorf, Bretzin, Groß und Klein Bengerstorf, Karrentin (dabei auch der östlich der Schilde gelegene Teil von Schildfeld) und den Gütern Zahrensdorf, Wiebendorf und ursprünglich auch Beckendorf. Der Pfarrer in Zahrensdorf war bis 1702 gleichzeitig für die Pfarrei Blücher zuständig, hatte somit einen Sprengel zu versorgen, der auch Dersenow, Besitz, Blücher, Niendorf, Teschenbrügge und das lüneburgische Kruesndorf umfasste.
Die Kirche ist ein Bau des 13. Jahrhunderts, der Übergangszeit vom romanischen zum gotischen Baustil. Der Feldsteinbau des Kirchenschiffes hat romanische Schlitzfenster und eine flache Holzdecke, währen der aus Ziegeln errichtete Chor durch ein Holzgewölbe trägt.. Auf den Feldsteinsockel des turmes setzt ein in Holz ausgführter Turm mit einem Satteldach auf, das in den 1970er jahren durch ein Walmdach erstzt wurde.
Die Kirche in zahrensdorf in den Jahren 1926 und 1990
"Der Altaraufsatz ist ein Werk des Barockstils von 1750, die kanzel ein älteres und besseres Werk der Spätrenaissance von 1634. In den Füllungen des Predigtstuhls, der Treppenwange und der aufgangsthür sieht man die Gestalten des Heilandes, der vier Evangelisten und der sechs Apostel Petrus, Paulus, Jacobus minor, Andreas, Philippus und Matthias, Außerdem sieht man daran das Vogeler-Bellinsche Allianz-Wappem. Am Altar dagegen sieht man das Delwigsche Wappen, und an der auf der Südseite des Chores angebrachten Empore von 1680 das Delwig.Wördenhofsche Allianz-Wappen. Die jetzige orgel wurde 1860 aus Hamburg hierher versetzt." (Fr.Schlie) Bedauerlicherweise fielen die genannten Füllungen von der Kanzel teilweise in den 1970er Jahren Kirchenräbern zum Opfer. Auch die genannte Empore ist nicht mehr vorhanden.
Entwicklung des Dorfes Zahrensdorf im späten Mittelalter
Das Dorf Zahrensdorf war Bestandteil des ritterschaftlichen Amtes Boizenburg. Deshal enthalten die Schloss und die Amtsregister nur geringe Angaben zum Dorf. Jedoch die Landbederegister enthalten die Abgaben der Dorfbewohner (Hufner und kossaten), ebenso die Messkornregister der Pfarre.
Einfache Landbede 1453 in "Parrochia et villa Tserninkstorpe
Name...............M...ß (M =Mark, ß = Schilling)
Henneke Wyseken ...1
Hinrik Vicken......1
Heyne Ummelank.........-----8
Clawes Vrene.......1
Henneke Hennatze...1
Beneke Bolten......1 - Werneke Hennatzen...........4
Heneke Crusen,,,,,,1
Peter Luder........1
Hans Rabaden.................4
Turouwe............1
Henneke Kalen......2
Gereke Bolten, dem
hern man -
Summe 11 Mark
Im Register der einfachen Landbede einer Abgabe an den Landesherrn zahlen in Zahrensdorf 13 Gehöftsbesitzer. Davon sind 10 Hufner und 3 Kossaten betroffen. Die Hufner zahlen für eine Hufe 1 Mark, die für eine halbe Hufe 8 Schillinge (eine halbe Mark), die Kossaten mit einer Viertelhufe 4 Schillinge. Henneke Kalen hatte offenbar eine Doppelhufe (möglicherweise als Schulze)
Zur Geschichte des ritterschaftlichen Gutes Zahrensdorf
Der nachstehende Abschnitt ist ein Auszug aus Friedrich Schlie, Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Großherzogthums Mecklenburg-Schwerin, III.Band Schwerin i. M. 1899
"Als zur Ratzeburger Diöcese gehörig wird das Dorf bereits 1230 genannt, seine Kirche aber erst hundert Jahre später. Um 1440 sitzen die beiden Werner von Marsow, Vater und Sohn, auf Zahrensdorf, um 1498 verkauft der dort wohnende Burchard von Marsow an den Boizenburger Kirchhern Joh. Talle 3 Mark jährlicher Rente aus dem Gut. Nach ihnen aber finden wir dort um 1511 den Jeremias von Goll und bis gegen 1560 Hans von Goll, mit dessen Tode das Lehn heimfällt. 1563 belehnt Herzog Johann Albrecht die Brüder Christoph und Chim von Pentz mit Zahrensdorf, 1577 aber Herzog Ulrich den Amtmann Peter Heldorf zu Grabow, dem es Christoph von Pentz verkauft hat.1616 kauft Joachim von Blücher auf Wiebendorf das Gut von Friedrich Siegismund Heldorfs Erben und Kreditoren für 15800 Gulden. Ihm folgt 1633 der Hamburger Bürgermeister Hieronimus Vogeler (Vogler), der beide Güter, Zahrensdorf und Wiebendorf, für 11000 Thaler kauft und sie 1639 dem Bürgermeister Barthold Möller schenkt, der mit ihm verwandt ist. Von diesem erwirbt sie 1651 der Oberstlieutenant Joachim Sander für dieselbe Summe von 11000 Thalern. Dieser gibt sie 1655 für 11500 Thaler an Erich von Wördenhofen und lässt sie zugleich allodificieren. 1659 kommen sie an den Oberst Johann Tellien, der Sander*s Wittwe heirathet, und nach Tellien's Tode an den Generalmajor Heinrich von Delwig, der sich wieder mit Tellien's Wittwe 1668 vermählt. In der Familie von Delwig bleiben die Güter bis 1782. 1700 verkaufen Kapitän Walther von Delwig und seine Ehefrau Katharina, geb. von Delwig (im dritten Grade miteinander verwandt) beide Güter für 19000 Thaler Species an Staz Friedrich von Stöterogge, der mit Sophia Elisabeth von Delwig vermählt ist. 1723 erbt sie dessen Wittwe. Sie vermählt sich zum zweiten Mal am 8. Juli 1724 mit Oberstlieutenant Valentin Friedr. von Both (+ 12. Juni 1737) und zum dritten Mal mit Joachim Werner von dem Knesebeck. Sie stirbt am 4. Juni 1749, nachdem sie zum dritten Mal Wittwe geworden ist. 1749 fallen beide Güter durch Erbschaft an Frau Oberstlieutenant Hedwig Juliane von Kirchner, geb. von Delwig. Sie stirbt 1772, ihr einziger Sohn und Erbe Otto von Kirchner stirbt 1778, Die Güter gehen nach Erbschaftsrecht an vier Mitglieder der Familie von Delwig und an fünf Mitglieder der Familie von Kirchner über. Von ihnen kauft sie 1782 Johann Reinhold Baron von Rosen. 1784 wird Rechtsanwalt Johann Hermann Kuetemexýer (aus Schwerin, D.G.) der Besitzer, 1791 Heinr. Ludwig Giese und 1798 Kammerherr Hartwig von Bülow. 1800 werden beide Güter durch Joseph Graf von Malet, der auf kurze Zeit ihr Besitzer geworden ist, von einander getrennt, Zahrensdorf kommt 1800 an Dr. Franz Philipp Christian Mecklenburg, 1805 an den Kammerherrn von Hahn, 1806 an Karl Eberhard Janssen, 1820 an den Postrath Lorenz Henning Wildfang und 1826 an Georg Friedr. Ernst Leopold von Lücken, in dessen Familie das Gut heute noch ist." (1899, D.G.)