Fortlaufende historische Chronologie und Geschichte von Torfbrücke
Kenndaten der Ortschronik | |
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Ort | Torfbrücke |
Zeitlicher Schwerpunkt | 1696 - fortlaufend |
Urheberrechte | Wilfried Steinmüller |
Erstellungszeitraum | 2016/2017 |
Publikationsdatum | unveröffentlicht |
Inhaltliche Kategorisierung | Chronologie des Ortes Torfbrücke |
Status (Ampelsystem) | unveröffentlicht |
Torfbrücke, Rostocks nördlichster Ortsteil
Chronologischer Abriss der Geschichte von Torfbrücke (Ort und Forstrevier)
bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)
- 1696
- Ersterwähnung „torf Brüg“ als Brückenübergang über den Stromgraben sowie die Rostocker Stadtgrenze für den Torftransport vom Fischland.
- 1774
- Anlegung der ersten Schleuse an der Stromgrabenmündung
- 1788
- am Stromgraben-Übergang Errichtung eines Jägerhauses und dreier Forstkaten (für 6 Familien).
- 1813
- Auch beim Wiedort wird durch den mecklenburgischen Landsturm ein Wachposten in der Nachrichtenkette entlang der Ostseeküste angelegt.
bis zur Reichseinigung (bis 1871)
- 1831
- Auch am Ostsee-Ufer des Torfbrücker Reviers wird eine geschlossene Küstenwachkette gegen die Einschleppung der Cholera eingerichet.
Deutsches Reich bis 1918
- 1877
- 4. September - Die 21jährige Luise Halwes aus Torfbrücke wird im Wald ermordet. Der Mörder wird später gefasst und hingerichtet
- 1890
- Das alte Jägergehöft abgebrannt
- 1891
- Bau des neuen Forsthauses
- 1906
- Umgemeindung der Torfbrücker Kirchenmitglieder in die Graaler Kirchgemeinde
- 1909
- Im Waldhause wohnte seit mehreren Jahren schon bloß noch eine Familie. Am Ostern 1909 ist auch diese fortgezogen. Seitdem steht das Waldhaus leer und soll, weil sehr baufällig, dazu sowieso im Walde gelegen, nicht mehr bewohnt werden, sondern über kurz oder lang abgebrochen werden.
- 1913
- Suche /Bohrung nach Trinkwasser zur Versorgung einer bei Torfbrücke geplanten Villenkolonie
- 1913
- Planung einer Villenkolonie am Ostsee-Ufer im Revier Torfbrücke
- 1913
- Die Sylvesterflut dringt bis an die Häuser von Torfbrücke vor.
Deutsches Reich bis 1945
- 1921
- Einweihung des Gedenksteins für den im Weltkrieg gefallenen Forstinspektor Max Garthe an der Reminschen Wiese
- 1945, 1.Mai
- Der Torfbrücker Oberförster Schmidt-Wullffen begeht mit seiner Familie Selbstmord.
SBZ und DDR bis 1990
Die heutige Zeit
- 2013
- Der Ort hat 52 Einwohner und ist der nördlichste Stadtteil der Hansestadt Rostock.
Der Ort und das Forsthaus Torfbrücke
Das Ehemalige Forsthaus Torfbrücke
1877 - Mord bei Torfbrücke
- Im September des Jahres 1877 war die Gegend von Torfbrücke Tatort einer blutigen Mordtat.
- In der Rostocker Zeitung jener Tage ist zu lesen:
- "Über die bereits erwähnte Mordta in der Rostocker Heide erfahren wir heute folgendes Nähere: Das beim Jäger Keding dienende zu Torfbrücke dienende Mädchen Luise Halwes war am letzten Dienstag nach dem "Neuen Kruge"an der Rostock - Ribnitzer Chaussee geschickt und kehrte zur festgesetzten Zeit nicht zurück.
- Ihr Dienstherr, dadurch beunruhigt und einen Unfall fürchtend, veranlaßte eine allgemeine Durchsuchung des Gehölzes, bei welcher wie bereits gemeldet, die Halwes am Mittwoch Morgen mit durchschnittenem Halse und augenscheinlich von Fremder Hand getödtet vorgefunden wurde.
- Der Verdacht der Tat richtete sich alsbald gegen einen 21jährigen Seefahrer, J. Suhr, welcher in Ribnitz geboren und später mit seinen Eltern nach Torfbrücke verzogen ist.
- Derselbe hatte sich besondes dadurch verdächtig gemacht, daß er sich nicht wie alle übrigen Bewohner von Torfbrücke an den Nachforschungen nach dem vermißten Mädchen beteiligt, auch nach Auffindung der Leiche sich von dem Orte der Tat fern gehalten hatte.
- Das hiesige Criminalgericht, welches sich zur Aufnahme des Thatbestandes gestern nach Torfbrücke begeben hette, verfügte die Verhaftung des Suhr, welche noch gestern erfolgt ist.
- Wie man erzählt hat Suhr schon dem die Verhaftung vollziehenden Beamten gegenüber sofort ein umgehendes Geständnis abgelegt. :Darnach hat er die Halwes mit der er im Gehölze zusammengetroffen, mit unsittlichen Anträgen verfolgt und sie dann thätlich angegriffen.
- Das Mädchen hat sich tapfer gewehrt und mit der Anzeige des Vorfalls gedroht.
- Hierdurch aufgebracht hat, hat Suhr einen am Wege liegenden Knittel ergriffen und der davoneilenden Halwes von hinten einen Schlag über den Kopf versetzt, der sie betäubt zu Boden gestreckt hat, worauf er sie durch Durchschneiden des Halses völlig Getödtet hat.
- Die ermordete Luise Halwes ist 21 Jahre alt und ebenfalls as Ribnitz gebürtig, ihre Eltern sind bereits verstorben.
- Sie wird als ein tüchtiges und treues Mädchen bezeichnet und war mit einem in der Nachbarschaft von Torfbrücke dienenden jungen Manne verlobt."
- Der ruchlose Mörder büßte seine Tat schließlich mit dem Leben.
Die Grabstelle des Torfbrücker Revierförsters Schmitt-Wulffen und seiner Familie im Torfbrücker Revier
- Am Ort der eingezäunten, mit einem Holzkreuz versehenen, Grabstelle ist der Torfbrücker Revierförster Schmidt-Wulffen am 1. Mai 1945 mit seiner Familie in den Freitod gegangen.
- Die Familie fand hier ihre letzte Ruhe.
Das Revier Torfbrücke
Die Forstwirtschaft im Revier Torfbrücke
- Forstinspektor Ch. Bencard 1952 zum Revier Torfbrücke
- "Das Forstrevier Torfbrücke ist mit 740 ha Kiefernfläche das größte Kiefernrevier der Rostocker Heide.
- In Torfbrücke fehlen den Kiefern die Altersklassen 81-120, von denen 1929 nur 20 ha vorhanden waren gegen 200 ha normal. ...
- Der Grund ist nicht ersichtlich.
- Vieleicht litten die in den Jahren 1840-1860 aufgeforsteten Blößen unter dem wachsenden Wildstand oder nach Aufforstung der vorgefundenen Räumden mit Kiefern wurde mehr Laubholz gepflanzt, da die Rostocker häufig die Bevorzugung der Kiefer bemängeln.
- Dieses Manko hat sich aber schon jetzt so gebessert, daß nur die Altersklassen 101-120 schwach datiert ist,
- aber durch "über 120" reichlich ersetzt wird.
- Torfbrücke zeichnet sich durch die besten und mildesten Furniereichen aus.
- In dem Laubholzstrich wird man der Traubeneiche einen Vorrang einräumen müssen.
- In Torfbrücke ist nicht mehr viel Buchenfläche in Nadelhoz umzuwandeln.
Titaneisensand und Sensenstreicher
- Fruchtbare Handelsbeziehungen entwickelten die Bewohner Torfbrückes Ende des 19. Jahrhunderts mit dem "Sträkmacherdorf" Thulendorf, bei Sanitz. Die hier gefertigten "Sträk", Sensenstreicher und Messerschärfer waren durch ihre besonders gute Qualität in der Gegend berühmt. Das Geheimnis dieser ausgesprochen gut funktionierenden und langlebigen Schärfinstrumente rührte vom Ostseesand und Heideteer her. Im Strandabschnitt des Torfbrücker Forstreviers fand sich besonders viel "Rotsand", dessen Farbe durch hohe Anteile an Titaneisen, Korund und Granat entsteht. Dieser Grundstoff fachgerecht vermengt mit dem in der Heide gewonnenen Teer, war der gehütete Kern der begehrten Werkzeuge. Ganze Fuhrwerksladungen dieser Grundstoffe nahmen ihren Weg zu den Herstellern. Kostete doch das Scheffel solchen Seesandes nur drei Mark. Schließlich verbot die Obrigkeit den Sandhandel, verursachte der doch hier inzwischen einen unübersehbaren Küstenrückgang, dem es Einhalt zu gebieten galt.
Ur- und frühgeschichtliche Funde
Die acht Hufen des Doberaner Klosters
Die Stromgrabenmündung (nördlichster Punkt Rostocks), Sturmhochwasser, die Sperrwerke und der Küstenschutz
Der Vermessungsturm
- 1906 bis 1911
- Findet Neuvermessung der gesamten Rostocker Heide statt. Besteht aus 7 Karten (1.Revier Hinrichshagen u. Markgrafenheide, 2. Revier Schnatemann, 3. Revier Wiethagen/ wallensteinslager, 4, Revier Meiershausstelle und Lünenburg, 5. Revier Tofbrücke, 6. Revier Willershagen, 7. Revier Cordshagen). Die Karten 1. bis 6. Fanden später Verwendung bei L. Krauses Flurnamenbuch. (AHR 1.4.17 250)
- Zur Vorbereitung der Vermessung Rostocker Zeitung (RZ) 27.10.1909
- Anekdote
Als der Vermessungsingenieur Bühring am Beginn seiner Vermessungs- und Kartierungsarbeiten zum Leuchtturm Darßer Ort "ins preußische" reist um per Triangulationsvermessung zwischen Warnemünder und Darßer Leuchtturm den zukünftigen Standort des Vermessungsturmes in der Rostocker Heide einzumessen, mißtraute der dortige Leuchtturmwärte diesem merkwürdigen Mann und seinem eigenartigen Gebaren mit "verschiedenartigen optischen Spioniergeräten". Er hielt ihn für einen ausländischen Spion und verständigte umgehend die preußische Pölizei. Bei der bald darauf erfolgten Festnahme und den strengen Vernehmungen im Polizeigewahrsam stellte sich jedoch bald heraus, saß er nur ein "harmloser Mathematiker aus dem Mecklenburgischen" war und man ließ ihn gewähren.
Der Rosenort und die Rosenortbude
Der Garthe-Stein
- Die Einweihung des Garthe-Steins am 30. Juli 1921 Quelle Rostocker Zeitung 2.August 1921
Der Gedenkstein für Ludwig Krause
- Denn keiner hat die Rostocker Heide, ihre natürlichen Verhältnisse und ihre Geschichte so genau gekannt, keiner diese herrliche Waldgebiet so geliebt wie er. ..."
- Ernst Dragendorf in seinem Nachruf 1925
- In der Rostocker Heide, im Torfbrücker Revier, etwa auf der halben Strecke zwischen Hinrichshagen und Graal-Müritz, steht westlich der Landstraße, an der sogenannten Müggenburger Hofstelle ein Gedenkstein.
- Das für diesen Ort namengebende Dorf Müggenburg war bereits zwei Jahrhunderte zuvor untergegangen.
- Am Rande eines großen militärischen Sperrgebietes gelegen, geriet dieser Sein in der DDR-Ära fast in Vergessenheit.
- Inzwischen ist er wieder für viele Heidefreunde ein oft besuchtes Wanderziel.
- Am 19. Juni 1927 setzten hier die Mitglieder des Heimatbundes Mecklenburg ihrem drei Jahre zuvor verstorbenen Mitglied Ludwi Krause ein Denkmal.
- Krause, Rostocker Stadtarchivar und Heimatforscher, wirkte Mecklenburg weit.
- Aber die Hansestadt Rostock und hier die Rostocker Heide lagen ihm ganz besonders am Herzen.
- So ist es auch seiner Initiative zu verdanken, dass der Heimatbund Mecklenburg im Jahre 1908 seine Flurnamenforschung mit dieser Region begann.
- Ihm zu Ehren veröffentlichte der Verein für Rostocker Geschichte postum in den zwei Jahren nach seinem Tod auch seine bedeutendsten Bücher, die *"Topographie Rostocks" und * Ludwig Krause "Die Orts-,Forst- und Flurnamen der Rostocker Heide"
- Als Archivar verbrachte Ludwig Krause sein Leben nicht nur zwischen verstaubten Akten.
- Unermüdlich wanderte er durch die mecklenburgischen Landschaften und am liebsten durch die Rostocker Heide, zeichnete auf, sammelte und archivierte, so daß schließlich die viele hundert Bestandseinheiten umfassende "Krausesche Fundchronik" entstand, die heute zu den besonderen Schätzen des Archivs der Hansestadt Rostock gehört.
- Fast ebenso umfassend ist der gedruckte regionalgeschichtliche Nachlass der bis in unsere Zeit zu den herausragenden Quellenwerken unseres Bundeslandes Zählt.
Einst bewohnte Plätze im Torfbrücker Revier
* Karl Mewis Kanal bei Torfbrücke
Sagen, Legenden und Geschichten aus dem Revier Torfbrücke
- Weiße Frau und Kobold am Müggenburger Teich
- Bei hellem Mondschein kann man in dem Teich, der früher zu dem jetzt nicht mehr vorhandenen Dorf Müggenburg gehörte, ein Plätschern hören. Dort spült eine weiße Frau ihre Wäsche
- An demselben Teich treibt zuweilen auch bei Tage ein häßlicher Kobold sein Unwesen. So erschien er eines Sonntags plötzlich einem dort Nüsse pflückenden Heidedörflee und rief dem eiligst Entfliehenden mit gewaltiger Stimme dröhnend nach: "Harst du nich in de Schoh den Bullerjahn, sall di de Kopp in´n Nacken stahn."
- (Hast du nicht im Schuh den Baldrian, soll dir der Kopf im Nacken stehen)
- Spuk in der Schwanberger Heide