Benutzerin:Moenchhagen

Aus Ortschroniken
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Wer bin ich?

Ich (Wiebke Salzmann) wohne seit 1998 in Mönchhagen und bin seit 2013 die Ortschronistin von Mönchhagen.

Für Fragen oder Hinweise stehe ich unter der E-Mail-Adresse

ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de

zur Verfügung.

Was tue ich als Ortschronistin die ganze Zeit?

Unbeantwortete Fragen und ungefragte Antworten

Viele von Ihnen haben vielleicht auch die Vorstellung, die ich hatte, als ich es 2010 übernahm, die Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Mönchhagen zu schreiben. Es gab mehrere Protokollbücher und ich dachte, ich lese die durch und fasse den Inhalt zusammen und habe eine Chronik. Damals geschätzter Zeitaufwand: einige Wochen. Es hat mehrere Jahre gedauert und auch wenn jetzt ein Ausdruck der Feuerwehr-Chronik bei mir im Regal steht, wage ich nicht zu behaupten, dies sei der endgültige, fertige Zustand ...

Ich hätte es wissen müssen – schließlich habe ich als Physikerin lange genug in der Forschung gearbeitet. Und es ist das Wesen von Wissenschaft und Forschung, niemals endgültige Ergebnisse zu liefern. Jahrhundertelang glaubt man an die newtonsche Mechanik und dann kommt Einstein ...

So hoch aufgehängt ist die Forschung, die ich im Rahmen der Mönchhäger Chroniken treibe, natürlich nicht. Trotzdem bin ich nie vor Überraschungen gefeit. Bei der Feuerwehr-Chronik fing es damit an, dass sich das allgemein akzeptierte Gründungsjahr als falsch herausstellte. Dann bin ich jahrelang davon ausgegangen, dass der Großbrand 1903 der Anlass war, die Feuerspritze zu kaufen – bis ich in völlig anderem Zusammenhang auf eine Akte stieß, die belegte, dass man bereits in den 1890er Jahren für eine Spritze sparte.

Nicht anders ergeht es mir mit der Dorfchronik, für die ich seit 2013 ebenfalls zuständig bin. Wann immer ich in den Unterlagen von meinem Vorgänger auf etwas stoße, was mir nicht ganz klar ist, gehe ich ins Archiv und lasse mir Akten geben, von denen ich mir Aufklärung erhoffe. Meist bekomme ich die Aufklärung auch – allerdings zu dem Preis, dass plötzlich andere Dinge, die ich für klar hielt, wieder infrage gestellt werden oder sich doch ganz anders darstellen als angenommen.

Als Forscher stößt man auf unbeantwortete Fragen und ungefragte Antworten – und vor allem letztere sind es, die einen an den Rand des Wahnsinns treiben können, weil man einiges, was man für wahr hielt, über den Haufen werfen muss und erst mal gar nicht weiß, was man nun glauben soll, die aber letztlich die interessanten neuen Erkenntnisse bringen.

Was genau tue ich also?

Ich habe inzwischen ein ganzes Regal voller Unterlagen, die ich von meinem Vorgänger übernommen habe oder die mir hilfsbereite und interessierte Einwohner überlassen haben, ganz zu schweigen von dem, was in digitaler Form auf meiner Festplatte liegt. All die Unterlagen gehe ich sukzessive durch, sortiere die Erkenntnisse, stelle sie in Zusammenhang miteinander und halte sie strukturiert schriftlich fest. Vielmehr, ich versuche das. Praktisch stoße ich immer wieder auf Dinge, die ich nicht verstehe, oder sogar auf Widersprüche. Dann muss ich anfangen, nach Quellen zu suchen, die mir weiterhelfen. Im einfachsten Fall fehlen mir lediglich allgemeine historische Hintergründe (als Wessi kenne ich bspw. viele Begriffe und Abkürzungen aus DDR-Zeiten nicht), so etwas lässt sich meist in wenigen Stunden recherchieren und verstehen.

Schwieriger wird es, wenn es um Ereignisse in der Region geht, die so speziell sind, dass ich dafür die Originalakten durchgehen muss. Zunächst versuche ich anhand der Findbücher der Archive herauszufinden, ob es dort überhaupt Akten gibt, die mir weiterhelfen könnten. Zum Glück sind auch die Findbücher inzwischen zu großen Teilen online verfügbar. Wenn ich dann passende Akten gefunden habe, bestelle ich diese und mache mich dann auf ins Archiv.

Ich liebe es, in Archiven alte Akten durchzugehen.

Im Landeshauptarchiv Schwerin (mit dieser wahnsinnig beeindruckenden, bestimmt 3 m hohen schweren Tür in den Lesesaal) kämpfe ich mich durch die alten Akten mit den heute schwer leserlichen Schriften. Allerdings lese ich die Akten nur an und wenn ich den Eindruck habe, der Inhalt ist interessant, bestelle ich Kopien, um die dann zu Hause in Ruhe zu lesen, wo ich mich besser konzentrieren kann. Zudem wird es billiger, die Kopien zu bezahlen als die ständigen Zugfahrkarten nach Schwerin. Ganz davon abgesehen, dass ich in die Kopien auch später noch mal hineinsehen kann.

Im Rostocker Stadtarchiv lese ich meist alte Zeitungen wie den Rostocker Anzeiger auf Filmen oder blättere im Staatskalender (einer Art statistischem Handbuch) oder den Regierungsblättern.

Im Kreisarchiv in Bad Doberan schließlich liegen die Akten aus DDR-Zeiten, die mit Schreibmaschine geschrieben und deutlich leichter lesbar sind.

So ein Archiv-Besuch frisst schnell einen ganzen Tag, weshalb ich das auch nicht jeden Monat schaffe.

Und dann schreibe ich die neuen Erkenntnisse auf und versuche, sie mit den alten in Zusammenhang zu bringen. Einiges davon gelangt als Artikel ins Amtsblatt – an so einem Artikel sitze ich insgesamt bestimmt zwei Tage. Auch in dieses Chronikenportal fließen die Rechercheergebnisse und so wächst die Chronik nicht nur, sie ändert sich auch hie und da gelegentlich, wenn sich herausstellt, dass das ein oder andere doch anders abgelaufen ist als bisher gedacht.