Schwanheide
Versuch einer Geschichte der Gemeinde Schwanheide
geschrieben von Dieter Greve, Schwerin
Schwanheide ist eine Gemeinde im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern. Sie wird vom Amt Boizenburg-Land mit Sitz in der nicht amtsangehörigen Stadt Boizenburg/Elbe verwaltet. Die Gemeinde gliedert sich in die Ortsteile Schwanheide und Zweedorf. Zum Ortstei Schwanheide gehören die Siedlungen Bauernende, Neuendamm und Zweedorfer Tannen.
Geographische Lage
Die Gemeinde Schwanheide befindet sich im Landkreis Ludwigslust-Parchim im westlichsten Teil des Landes Mecklenburg-Vorpommern an der Grenze zum Kreis Herzogtum Lauenburg im Bundesland Schleswig-Holstein. Die Grenze bilden der Fluss Delvenau und die Riedebeck. Im Kreis Herzogtum Lauenburg grenzen die Gemeinden Basedow, Witzeeze, Büchen und Bröthen an, im Landkreis Ludwigslust-Parchim die Gemeinden Greven, Gresse, Nostorf und die Stadt Boizenburg.
Koordinaten von Schwanheide: 53°25'54 Nord; 10°41'11 East
Kordinaten von Zweedorf: 53°25'50 Nord; 10°37'49 East
Kurzbeschreibung nach Quade
Beschreibung von Schwanheide nach Rabe/Quade 1894:
Schwanheide bei Büchen, 1 Meile nordwestlich von Boizenburg an der Hamburg-Berliner Eisenbahn, Haltepunkt – 7 km nach Boizenburg, 6,4 km nach Büchen- Erbhof von M. Chambeau (Brennerei), 402,3 ha, b. Sch., ferner 6 Erbpächter, (1 Krüger), 1 Büdner, 6 Häusler, 1 Erbwassermüller. Der Erbpachthof hat 60, das Dorf 103 Einwohner, zusammen 163 Einw.
Beschreibung für Zweedorf nach Rabe/Quade 1894:
Zweedorf und Neu-Zweedorf bei Büchen:. Zweedorf liegt an der Stecknitz, 1 ¼ Meile nordwestlich von Boizenburg, Dorf mit einer nebst Nostorf mit Gresse combinirten Mutterkirche, die mit einer Orgel und einem alten Altarschnitzwerk versehen ist, Schule, 14 Erbpächtern, 4 Büdnern und 18 Häuslern (1 Krüger) - Neu-Zweedorf (Ausbau von Zweedorf) ¼ Meile südlich der Eisenbahnstation Büchen, mit 4 Erbpächtern. Zweedorf und Neu-Zweedorf zählen zusammen 289 (222) Einw.
Geschichte der Gemeinde Schwanheide mit dem Ortsteil Zweedorf
1. Die Entstehung unserer Kulturlandschaft
Unsere Heimat ist durch die Eiszeit geformt worden. In einer älteren Eiszeit, nämlich im Warthe-Stadium der Saale-Eiszeit, entstanden unter dem lagernden Eis lehmige Grundmoränen. Eine solche befindet sich südlich des Talzuges im Zuge des Rensdorf-Gehrumer Grabens im Bereich der Gemarkungen Boizenburg, Vier, Rensdorf und Bickhusen mit sandig-lehmigen Böden im Osten und kiesig-sandigen Böden im Westen. Als sich das Eis zurückzog und dann in der Weichseleiszeit erneut vorstieß, türmten sich die Schuttmassen vor dem Eis zu den großen Endmoränenzügen auf, die sich von Schleswig-Holstein über Mecklenburg bis in die Uckermark erstrecken. Die südliche Endmoräne befindet sich in unserem Raum an den Südenden des Schaalsees, des Dümmer Sees und des Schweriner Sees. Als das Eis abtaute wälzten sich gewaltige Wassermassen zum Urstromtal der Elbe. Auf ihren Bahnen durchschnitten sie die Lehmplateaus und schufen auf diese Weise die Täler der Delvenau (meist Stecknitz genannt), Boize, Schaale, Schilde und der oberen Sude (bis etwa Redefin). In diesen Tälern lagerten sie gewaltige Sandmassen, die so genannten Sander, ab. Weil in dieser Zeit sich noch keine Pflanzendecke gebildet hatte, konnten die Winde den Sand weit transportieren. So wurden auch die verbliebenen lehmigen Hochflächen noch übersandet. Außerdem war die Versickerung und Erosion der Niederschläge in den noch unbewachsenen Böden sehr stark, so dass zusätzlich Lehmbestandteile fortgeschwemmt wurden.
Auf Grund dessen findet man in unserer Heimat sowohl lehmige als auch sandige Hochflächen, sandige Talniederungen, wie das Tal der Delvenau, und auch moorige Bildungen besonders dort, wo in den Tälern ständig das Wasser staute. Zwischen den Tälern der Delvenau und der Boize entstanden durch den Schmelzwassertransport weite Sander, wie die Boizenburger Stadtheide von der Metlitz bis nach Bürgerhof und eben der Schwanenheide, die der Gemeinde ihren Namen gegeben hat. Auf den sandigen Böden siedelten sich Eichen-Birken-Wälder an, wie wir sie noch heute finden, wo die Wälder durch natürliche Bildung entstanden sind. Dort wo ständige Feuchtigkeit vorhanden war, siedelten sich Bruchwälder an, die in erster Linie von Erlen (plattdeutsch Ellern) bestockt waren. Diese Bruchwälder (plattdeutsch Ellerbraucks) finden wir am Übergang von der Höhe zu den Tälern der Wasserläufe Delvenau, Mühlenbach und Boize. Natürlich wird es auch Buchenbestände gegeben haben, aber nicht in Reinkultur. Sie sind ebenso wie die Kiefernwälder ein Teil der vom Menschen geformten Kulturlandschaft. Unsere Heimat ist eine Landschaft, die sich natürlicherweise immer wieder bewalden wird. Äcker und Wiesen sind ein Produkt der Arbeit des Menschen.
2. Die Ursprünge der Besiedlung und erste Erwähnung der Dörfer
Eine Landschaft, die reichlich mit Vegetation und Wasser ausgestattet ist, ist auch für die Tierwelt ein Paradies. Diese Bedingungen haben auch den Menschen bereits in frühen Zeiten gute Lebensbedingungen geboten. Zeugnisse für die frühe Besiedelung in der Bronzezeit, die etwa bis 600 vor der Zeitenwende gedauert hat, sind die reichlich vorhandenen Gräberfelder sowie die Kegelgräber bei Bretzin.
Der Altmeister der Archäologie in Mecklenburg Robert BELTZ berichtet über Funde in Zweedorf im Meckl. Jahrbuch 71/1906: "Südöstlich von dem Dorfe Zweedorf ist seit Anfang der neunziger Jahre von einem auswärtigen Unternehmer Kies in bedeutenden Mengen abgebaut; bei der Gelegenheit in leicht hügeligem Boden, nicht weit von der Stecknitzniederung auf den Hufen der Erbpächter Nabein und Scharnberg, auf ein sehr großes Urnenfeld gestoßen ... . Nach beigefügten Berichten standen die Urnen an verschiedenen Stellen der ausgedehnten Fläche dicht zusammen, stets flach, ohne oder mit geringem Steinschutz. Zwei Arten, eine derbere rote und eine feinere schwarze, sind beobachtet. Eine sachgemäße Untersuchung hat leider nicht stattfinden können" R.Beltz bedauert, dass viele der Funde in private Hände oder in das Hamburger Museum und nur wenige in das Schweriner Museum gelangt sind. Beltz ordnete die Funde der jüngeren Bronzezeit zu.
Die früheste Besiedelung ist stammesmäßig nicht mehr zuzuordnen. Nach KEILING 1993 war das gebiet des ehemaligen Kreises Hagenow um 50 vor unserer Zeitrechnung weitgehend menschenleer, nachdem die Germanen gegen die Römer gezogen waren. Um 30 v.u.Z. begann eine germanische Neubesiedlung. um 5 v.u.Z. begannen Langobarden, von der linken Elbseite durch Römer bedrängt, auf die rechte Seite überzusiedeln. Es ist sicher, dass bis zu dem 6.Jahrhundert unserer Zeitrechnung in unserem Gebiet, dem lüneburgischen, lauenburgischen und westmecklenburgischen Raum die germanischen Langobarden ansässig waren, die im Zuge der Völkerwanderung bis nach Norditalien zogen und dort der Lombardei (um Mailand) ihren Namen gaben. Der Name der Langobarden ist aber auch noch in den Ortsnamen Bardowieck und Barförde (Bardenfurt) zu erkennen. Prof. Horst Keiling hat in den 1970er Jahren im Wiebendorfer Wald östlich des Dorfes über 700 langobardische Gräber ausgegraben. In seinem Buch „Wiebendorf – ein Urnenfriedhof der frührömischen Kaiserzeit in Hagenow“ heißt es „Wiebendorf ist der erste vollständig untersuchte frühkaiserzeitliche Urnenfriedhof im Norden der DDR. Von etwa 800 ursprünglich auf dem Platz niedergelegten Bestattungen sind 718 mehr oder weniger gut erhalten geblieben und freigelegt worden.
Der Bestattungsplatz gehört kulturell in die kleine Gruppe der im Kreis Hagenow verbreiteten Langobardenfriedhöfe, die mit Kulturgut vom Spät-Latene-Charakter einsetzen, das im Unterelbegebiet für die Augusteische Zeit (etwa 30 v.u.Z. bis 20 u.Z.) typisch ist und im 2.Jahrhundert abbrechen.“ In seinem Aufsatz „Das Römischen Reich und die Germanen im Boizenburger Raum um den Beginn unserer Zeitrechnung“ (in „Zur Geschichte Boizenburgs“, Boizenburg 2007) führt Keiling aus: „Als im Herbst 1972 ein gewaltiger Sturm über das Land brauste, entwurzelte er in einem alten Hochwald auf einem Kiesrücken östlich des Tessiner Moores (Wiebendorfer Moor, D.G.) auf der Wiebendorfer Gemarkung zahlreiche dicke Kiefern. Beim Durchstreifen des Windbruchgebietes entdeckte ein Traktorist einen Bronzeeimer im Wurzelloch einer umgestürzten Kiefer. Unmittelbar danach erfolgte die Besichtigung des Fundplatzes durch einen Fachmann sowie die Übernahme des Gefäßes. Dabei bestätigte sich, dass hier ein unbekannter Langobardenfriedhof liegt, der offenbar noch nicht sehr zerstört ist. … Wiebendorf war der erste Friedhof aus dieser Zeit im Nordosten, der planmäßig und vollständig untersucht worden ist. 715 Bestattungen und zahlreiche Einzelfunde konnten ausgegraben und in einem Katalogband (KEILING 1984) der Öffentlichkeit vorgelegt werden. …
Überblickt man das aus den Wiebendorf-Gräbern stammende umfangreiche Fundmaterial, so lassen sich besonders nach dem Formenwandel der Keramik drei aufeinanderfolgende Zeitphasen erkennen. … 1. Wiebendorf setzt mit Bestattungen ein, die mit situlaartigen oft mit einem Henkel versehenen Terrinen mit Punkt- und Strichverzierung niedergelegt sind (Abb. 3 m). Übrigens sind aus solchen Urnen mehrfach Harzstücke bekannt geworden, auf denen sich Zahnabdrücke befinden. Das aus Pech bestehende Harz fand wohl beim Totenbrauchtum Verwendung. Die Mehrzahl der Bronzegefäße, die die Langobarden von den Römern erhalten haben dürften, gehört auch in diese frühe Zeit. Es sind Eimer (Abb. 3 k), flache Becken, Bronzekessel mit Eisenrand und eine besonders schöne Kanne mit Gesichtsmaske mit Henkelansatz (Abb. 3 l). 2. Es folgen vorwiegend schwarze Terrinen, die mit ein- und zweireihigen Rollrädchenmustern verziert sind. (Abb. 3 n) 3. Zum Schluss herrschen Terrinen mit mehrlinigem Rollrädchenmuster und Riefornamenten vor (Abb. 3 o). Auch die Depots aus Waffen und Eisengegenständen, wie sie links der Elbe auf Langobardenfiedhöfen freigelegt wurden, traten in Wiebendorf auf. Lanzenspitzen (Abb. 3 h), Schildbestandteile (Abb. 3 i) und Schwerter sowie die von der Reiterei verwendeten Sporen (Abb. 3 c) weisen auf kriegerische Auseinandersetzungen hin. Eiserne, aber manchmal auch aus Bronze bestehende Gewandhaften, die die Archäologen Fibeln (Abb. 3 a/b) nennen, waren wie die verschieden geformten Schnallen und Gürtelverschlüsse Bestandteile der germanischen Kleidung. Eiserne Pfrieme, halbmondförmige Rasiermesser (Abb. 3 g), Messer (Abb. 3 e) und Scheren (Abb. 3 f) sind häufig auftretende Gebrauchsgegenstände.“
In dem von den Langobarden verlassenen Gebiet haben sich die Polaben (Anwohner der Labe = Elbe) angesiedelt. Ihr Stammeszentrum und -heiligtum war in Ratzeburg zu finden. Gegen das weitere Vordringen der Slawen wurde von der Elbe bis an die die Kieler Förde an der Ostsee der "Limes saxoniae" angelegt. Dieser bestand jedoch nicht in erster Linie wie der römische Limes in Süd- und Westdeutschland aus Befestigungsanlagen sondern zusätzlich zu einigen geringfügigen Befestigungen durch ein bewusst siedlungsarm gehaltenes unwirtliches Gebiet. Grenzen waren noch im Mittelalter immer Grenzsäume, in denen die Nutzungen und damit die Interessen der beiderseits anwohnenden Stämme sich überschnitten haben. Noch in den Messtischblättern, die zum Ende des 19. Jahrhunderts herausgegeben wurden, gibt es eine Valluhner Heide im Lauenburgischen, die auf frühere Nutzungsrechte der mecklenburgischen Valluhner hinweisen, ebenso der in der Schmettau-Karte 1788 ausgewiesene Flurname gemeinsame Hütung mit Büchen (Bürken) auf der Zweedorfer Feldmark. Auch die Ortsnamen (Langen)Lehsten in Lauenburg und Leisterförde in Mecklenburg deuten auf ähnliche Beziehungen hin. Der Limes saxoniae soll von der Elbe ab an der Delvenau verlaufen sein und sich durch Urwälder, Seen und Sümpfe bis an die Ostsee erstreckt haben. Somit befanden sich Zweedorf und Schwanheide auf der polabischen Seite des Limes.
Als um die Mitte des 12.Jahrhunderts die deutsche Besiedlung der von den wendischen Polaben bewohnten westmecklenburgischen Gebiete erfolgte, wurde um den Boizenburger Burg- oder Schlossbezirk auch das Land oder die Vogtei Boizenburg gebildet. Dieses später auch Amt genannte Land Boizenburg wird etwa gleichzeitig mit dem 1154 gegründeten Bistum Ratzeburg, zu dem es kirchlich bis zur Durchsetzung der Reformation etwa 1535 gehörte, entstanden sein. In der weltlich-politischen Organisation gehörte es zunächst bis 1203 zur Grafschaft Ratzeburg, dann zur Grafschaft Schwerin und ab 1358 zu Mecklenburg. Erwähnt wird es erstmalig in einer Urkunde aus dem Jahre 1158 als Heinrich der Löwe dem Bischof von Ratzeburg u.a. ein Tafelgut "in Boyceneburg Benin" schenkt. Die Ersterwähnung von Bennin ist somit auch die für die Vogtei Boizenburg. Die Dörfer der Vogtei dürften jedoch alle um diese Zeit entstanden sein, wenn sie denn nicht schon vorher als wendische Siedlungen, bzw. noch ältere langobardische bestanden haben. Ihre Ersterwähnung in Urkunden liegt aber häufig um vieles später. Das Ratzeburger Zehntenlehenregister von 1230, in dem viele Dörfer u.a. des Amtes Wittenburg zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurden, ist für das Amt Boizenburg nur unvollständig erhalten. Mit Sicherheit sind aber mit ihren Zehntenlehen genannt:
Zehnten für den Bischof: Granzin 24 Hufen Nieklitz 12 -"- Klimprow 4 -"- (auf der Tüschower Feldmark) Niendorf - Bahlendorf - Karrentin 7 -"- Dersenow 5 -"- Zahrensdorf 12 -„- Blücher 4 Hufen Lüttenmark 4 -"- Leisterförde 4 -"-.
In der Curie (bischöflicher Hof) "Bunserstorpe" sind von 6 Hufen Zehnten an den Bischof zu zahlen. In Übereinstimmung mit dem Mecklenburgischen Urkundenbuch darf man davon ausgehen, dass es sich bei Bunserstorpe um Bengerstorf handelt, da auch kein anderes Dorf mit ähnlichem Namen historisch belegt ist. Über die Zehnten für den Bischof hinaus sind Zehntenlehen für andere Personen in Granzin, Tessin und Gallin sowie zwei weitere nur unvollständig lesbare (der jeweils erste Buchstabe des Namens fehlt) und bisher nicht identifizierte Dörfer erwähnt. Es könnte sich bei ".ebande" um Nebande, das sagenhafte Nebein auf der Gemarkung Bennin, handeln und bei ".amnetin" um Gamnetin, verkürzt zu Gamm, um das Vorwerk an der Boize, das 1255 Graf Gunzelin III. an die Bürger zu Boizenburg verkauft hat. Der Name Gamm existiert nach wie vor für die Ausbaugehöfte in Boizenburg, Schwartow und Neu Gülze sowie als Flurname für die zwischen diesen liegenden Flächen. Bennin ist aufgeführt als "freigemacht für den Bischof in Feldern und Wäldern, Weiden und Wiesen, welche Herzog Heinrich (der Löwe) für den Bischof von allen Diensten befreit hat". Es fällt auf, dass wohl Leisterförde, nicht aber Zweedorf, Nostorf, Bickhusen und Rensdorf genannt sind. Schwanheide wird erst sehr viel später (1560) in einer Urkunde erwähnt.
Zweedorf und die Schwanenheide waren in der von Heinrich dem Lowen gegründeten und an seinen Gefolgsmann Gunzelin verliehenen Grafschaft Schwerin belegen, zu der das Land Boizenburg, später auch Vogtei und Amt genannt, 1203 aus der Grafschaft Ratzeburg gekommen war. Kirchlich gehörte das Land Boizenburg bis zur Reformation zum Bistum Ratzeburg.
3. Geschichte des Ortsteils Zweedorf
Die Geschichte des Territoriums der Gemeinde Schwanheide beginnt auf dem Gebiet des Ortsteils Zweedorf. Zweedorf wird nicht selbst im Ratzeburger Zehntenlehenregister von 1230 genannt, wohl aber die Dörfer Kladram und Borgerstorf, aus denen wahrscheinlich dann Zweedorf entstanden ist. Der Name deutet bereits auf zwei Dörfer hin. Aus diesem Grunde soll diese Chronik mit der frühen Geschichte Zweedorfs beginnen. Die Namen der Dörfer Borgerstorf und Kladram werden immer wieder noch bis in das 16. Jahrhundert hinein in Bede- und Amtsregistern genannt, weil die Zweedorfer Bauern, für Kladram auch die Nostorfer, Bede und Pacht zahlen, was auf die Nutzung durch diese Bauern hinweist.
3.1. Die Anfänge Zweedorfs bis um 1450
Die frühen urkundlichen Erwähnungen von Zweedorf sollen hier folgen. Die erste Erwähnung in einer Urkunde stammt aus dem Jahre 1252 als Gunzelin, Graf von Schwerin, dem Kloster Zarrentin Rechte an Zweedorfer Hufen verleiht.
MUB 704, 1252, Sept. 11. Boizenburg
Regestentext: "Gunzelin, Graf von Schwerin verleiht dem Kloster Zarrentin neun Hufen in Zweedorf, welche derselbe von dem Bürger Wichfried von Wittenburg gekauft hat."
MUB 1492; 1279 Juni 9. Wittenburg
Nikolaus, Graf von Schwerin bestätigt Verleihungen seiner Vorfahren an das Kloster Zarrentin. Im Originaltext heißt es: "... in villa Twedhorp quaturdecim mansorum censum et vigenti sex solidos usualis monete de hominibus, qui cotere nominantur...". Übersetzzung:"... im Dorf Zweedorf von 14 Hufen die Abgaben und 26 solidos die übliche Geldsumme der Einwohner, die Koter genannt werden..."
- MUB 2448, 1297, April 28,, Wittenburg
- Regestentext:
- „Nicolaus, Graf von Schwerin verkauft dem Kloster Zarrentin den freien Besitz der Dörfer Zweedorf, Schaliss und Kl.-Welzin, ferner 6 Hufen in Bretzin und 2 Hufen in Kothendorf, auch den Zehnten aus dem Dorfe Stöllnitz.“
- Originaltext:
- “In nomine domini. Amen. Nos Nicolaus dei gratia comes Zverinensis omnibus presentum paginam percepturis in perpetuum quoniam omnia, que celi continentur ambitu, lapsum spondent, et acta hominum, etiam quantum laudabilia, liuoris persepe aculeo labefiunt, eapropter expedit, ut quecumque aguntur in tempore, scriptis caucius muniantur et testimoniis, ne euolutione eiusdem inueniatur occasio malignandi.
- Noscat itaque fidelis etas presencium et discat felix successio futurorum, quod nos de bona voluntate et mera animi liberalitate ac heredum nostrorum quorumcumque laude et assensu sancte congregationi ancillarum Christi ordinis Benedicti in Cernetyn, nobis familiarum, libertatum ville Twedorpe dicte, ab heredibus Rotcheri empte, in lignis, agris cultis et incultis, pratis, ripis, aquarum decursibus naviumque consuetis applicationibus, et cum minori iudicio at sexaginta solidos, reseruata insuper eisdem in maiori iudicio secundum consuetudinem fassalorum nostrorum et terre debita portione, et libertatem ville integre Scalisse dicte simileter et ville integre Wendeschen Weltsin nuncupate, et sex mansorum cum cotlant habentibus in Britsin, quibus iuribus Johannes miles dictus Balch plenarie tenuit, duorumque mansorum in Cotendorpe sitorum cum omni iure, libertate et coseruatione quibus celeri nostri gaudent fassali, similiter et perpetuitatem decime in villa Stolniste poste, quam pro centium et sexaginta marcis denariorum Lubicensium a nobis predicte ancille de Cernetyn emerunt: hec omnia particulatim et summatim prescripta pro trecentio marcis denaniorum Lubicensium eisdem rendidimus in perpetuum libere perfruendo ut, sicut hec actu et profectu utilitate earum cupimus semper esse viuida, ita in presenti scripto sigilli nostri appensione munito et subscriptorum commendabili testimonnio volumus in dei fore nomine perhenniter valitura. Nomina festium sund hec: (Unterschriften) Datum et actum Wittenburg, ad incarnatione domini anno gratie M CC XC VII, IIII kalendas Maii, dominica qua Misericordia domini.”
- Sinngemäße Übersetzung:
- „Im Namen des Herrn. Amen. Wir Nicolaus, von Gottes Gnaden Graf von Schwerin, präsentieren allen die grundlegende Urkunde für alle Zeiten, so alle sich rasch der Umschweife enthalten, die Sünden vergeben, auch die menschlichen Werke, wie viel noch Löbliches, Neid und Spitzfindigkeiten, oft Sorge wankend machen, deswegen besorgen, wie auch die Zeiten sich ändern, die Schriften und Zeugnisse zu sichern, damit nicht böswillige Anlässe Veränderungen derselben erwirken. Wir bekennen daher in Treue sowohl für die Anwesenden und wissen auch glücklich die künftigen Nachfolger, dass es unser guter Wille ist, auch aus lauterer Gesinnung und Höflichkeit sogar unser Erbe vollen Lobes und Zustimmung der heiligen Gemeinschaft der Mägde Christi des Benediktinerordens in Zarrentin unseren Besitz das freie Dorf, Zweedorf genannt, aus dem Erbe Rotchers zu verkaufen, mit Wäldern, bebauten und unbebauten Äckern, Wiesen, Ufer, Wasserläufen und Schiffen gewöhnlicher Anlage, auch mit der niederen Gerichtsbarkeit für sechzig Schillinge, bewahrt bleiben zudem in der hohen Gerichtsbarkeit unser folgender Brauch und auch die Schuldverhältnisse des Landes, auch das freie ganze Dorf Schaliß genannt ähnlich auch das ganze Dorf Wendisch Weltzin werden feierlich benannt, auch sechs Hufen mit dem Katenland, die wir besitzen in Bretzin, welche Rechte der Ritter Johannes, genannt Balch, vollständig innehatte, auch zwei Hufen in Kothendorf gelegen mit allen Rechten, Freiheiten und Reservaten, welche uns rasch erfreuen, ähnlich auch der ständige Zehnten im Dorf Stöllnitz zuletzt, welches auf hundert und sechzig Mark Lübecker Dinare von uns für die Nonnen von Zarrentin festgesetzt ist: Dieses alles in Teilen und Summen verordnet für dreihundert Mark Lübecker Dinare solcher Einkünfte auf Dauer frei zu genießen, dass diese Werke Nutzen bringen, solches wünschen wir, sei für immer lebendig, so in der präsentierten Urkunde mit unserem angehängten Siegel bezeugen auch die Unterzeichner der bezeugenden Schriftrolle in Gottes Namen mit dauerhafter Bekräftigung. Die bekräftigenden Namen sind diese: (Unterschriften).
- Gegeben und verfügt Wittenburg, im Jahre 1297, 4. Mai, am Sonntag Misericordia domini.“
- MUB 2452, 1297 Juni 9, Wittenburg
- Regestentext:
- „Nicolaus, Graf von Schwerin, schenkt dem Pfarrherrn zu Boizenburg das Eigenthum von 2 Hufen in Gresse, 2 Hufen in Zweedorf, 3 ½ Hufen in Gehrum und 3 Hufen in Rensdorf.
Das Dorf Zweedorf ist als Sackplatzdorf mit 14 Hufen angelegt worden, das sein geschlossenes Ende der Delvenau zuwendete und nur durch eine Straße erschlossen war, die in östliche Richtung zu den Feldern führte, die in der Dreifelderwirtschaft gemeinsam unter Flurzwang bewirtschaftet wurde. Der Flurzwang ergab sich aus der streifenförmigen Aufteilung der Ackergewanne, an denen jeder Hufner seinen Anteil hatte. Diese erforderte die gemeinsame Feldbewirtschaftung.
Im Jahre 1335 wird in der "Taxe der Kirchen und geistlichen Lehen im Bistum Ratzeburg" (Regestentext) die Zweedorfer Kirche mit einer Taxe von 4 Mark erwähnt (MUB 5613). Diese hat sich auf dem sackförmigen Dorfplatz befunden.
3.2. Die mittelalterliche Entwicklug von Zweedorf, wie sie sich aus Steuer- und Abgabenregistern ergibt
Über den weiteren Verlauf der Geschichte Zweedorfs können wir einige Erkenntnisse aus den Bede-, Schloss- und Amtsregistern, sowie aus denen der Kirchenhebungen gewinnen. Die Bede war eine Steuer, die an den Landesherrn zu entrichten war, die Kaiserbede gar an den Kaiser. Sie wurde etwa turnusmäßig erhoben, teils auch wie die bewusste Kaiserbede zu bestimmten Anlässen. In den Schloss- oder Amtsregistern sind die Pachtzahlungen enthalten, die als Geld- und auch als Naturalabgabe zu entrichten waren. Sonderzahlungen erfolgten zu den sogenannten Ablagern (Jagd- und Reiseablager), die ebenfalls aus Geld- oder Naturalzahlungen bestehen konnten.
1453 Landbedereigister Villa Twedorpe non dedit (nicht gibt)
Dass die Zweedorfer 1453 keine Bede zahlen, lässt den Schluss zu, das auf Grund von Witterungsbedingungen, Katastrophen oder ähnlichem die Bewohner verarmt waren.
1458 Schlossregister, Kladram pacht Mark M, Schillinge ß, Pfennige &
- Gherke Moller van der molen 2 M, 2 ß
- unde van deme caten vor 1 wisch 8 ß
- Wilken Reymer vor 1 hove 1 M, 4 ß
- unde vor de wisch 1 M
- Overbeke 1 M, 4 ß
Summe 6 M, 2 ß
- 1459 und 1460 fehlt Overbeke, daher die Summe 5 Mark 2 Schillinge,
dazu 1459: Van mastgelde 140 M nam ik van Twedorp, Notstorp unde Lutke marke.
1460 Borgerstorf: Pacht to Borchstorp 14 M
1461 Kladram und Borgerstorf: Summe 4 ½ M ,6 ß
1461 und 1462 Borgerstorf: item van Borchstorp borede ik 13 M.
1462 Einfache Landbede
- 1462 Kladrum: Reymer van Cladrem 1 Mark
- 1463 Schlossregister
Zweedorf: nicht genannt Borgerstorf: To Borchstorpe borede ik 13 M.
- 1464 Schlossregister
Kladrum wie 1461, aber 6 M, 2 ß. Twedorpe pacht: Henneke Cron up der Sluse 2 M, 8 ß.
- 1468 Schlossregister
Kladrum wie 1461 Pacht van Borchstorpe; nicht beziffert
- 1468 Landbede
Twedorpe nur summarisch 16 ½ M, 4 ß Cladram 1 M unde gift vor pacht 6 M, 2 ß
- 1469 Schlossregister
Kladram pacht 4 ½ M
- 1479 Landbede
Kladrum: De moller to Cladrem 1 M Zweedorf und Borgerstorf nicht aufgeführt.
- 1479 Schlossregister
De mole to Cladrem 3 m, 14 ß (Pacht)
- 1485 Schlossregister
Kladrum: Item de moller van Kladram 4 M myn (minus) 4 ß.
- 1492 Schlossregister
Twedorpe summarisch 8 M Kladram 4 M minus 4 ß
- 1496 Kaiserbederegister
Twedorpe:
- Arend Roder, Hillicke uxor, Jurgen servus .. 3 Personen
- Hans Horstmann et uxor et servus .... 3 Pers.
- Hans Baden et uxor .................. 2 Pers.
- Lutke Munt et uxor eius cum famulo .. 3 Pers.
- Jurgen Roder et uxor eius ........... 2 Pers.
- Lutke Baden et uxor, twe dochter, twe sons .. 6 Pers.
- Ostman Zigen et uxor et servus ...... 3 Pers.
- Hans Munt et uxor ................... 1 Pers.
- Hans Wreden et uxor, patrem, matrem,et servum..6 Pers.
- Johan Martens et uxor et famulam .. . 3 Pers.
- Marten et uxor et filiam et filium .. 4 Pers.
- Hans Peters et uxor et servum ....... 3 Pers.
- Hynrik Nigebur et uxor et famulam et pater eius..4 Pers.
- Peter Burmester et uxoreius .......... 2 Pers.
- Peter Roder et uxor et filium eius ... 3 Pers.
- Hennecke Roder et uxor et servam ..... 3 Pers.
- Titke Hotman et uxor eius ............ 2 Pers.
- Jurgen Hotman et uxor eius ........... 2 Pers.
- Clawes Herde, Annecke uxor ........... -
- Beneke Peters scheper ................ -
- Heneke Krun, Beke mater, Hinrik servus -
- Beneke Peters, Wöbbeke uxor .......... -
Genannt sind 62 Personen, was einschl. der Kinder bis zu 100 Personen ergeben könnte.
Die lateinischen Begriffe bedeuten: uxor - Ehefrau, filia - Tochter, filius - Sohn, servus u. famulus - Dienstmann, pater - Vater, mater - Mutter, eius - sein
3.3. Die Zeit der Reformation und des Dreißigjährigen Krieges
:1538 doppelte Landbede
Kladrum: Cladrum ein wust veldt, bwen desse nachfolgende: Die Nostorfer Wylke Gottschalck, Tytke Berckhane und Lutke Grove zahlen wie Heygne Lunenborch to Twedorp je 8 ß Bede, :1554 zahlen sie gemäß dem Amtsregister 15 ß Pacht.
1541 Amt Boizenburg, Kirchenhebungen
Pfarrbauern der Pfarre Boizenburg: Was der pastor zu Boitzenburgk hat erstlich hat ehr acht eigene paur (zu Gresse zweene, zu Germe drei, zu Rensedorp auch drei) undt zwei zu Twedorp. In villa Twedorp 2 pawern mit rechte und dienst Hafer Schl. Dienstgeld M Rauchhuhn Stck. Achim (Herman) Roder 8 25 1 Hermen (Clawes) Wrede 8 25 1 den haver wollen sie nicht ausgeben
Messkorn aus dem Amte Boizenburg
Pfarre Zweedorf: die zu Ostorp (wohl Nostorf) geben Schfl. Roggen--, Item es ist verordenet worden, das die zu Twedop dem pastorn jerlich geben sollen 11 Schfl und 1 fat, das ist iderm buweman ½ Schl. Roggen, ein kosse halb soviel
1543 Amtsregister
Twedorp gibt 1 oßen und 12 snidelszwine
Unter den zu verpflegenden Leuten wird der „visker in der Shwanheide“ erwähnt.
1553 Kirchenhebungen
In villa Tzwedorf geben Clawes Wrede und Herman Roder für je 1 Hufe (mansum) je 25 Mark und ein Rauchhuhn
1554 Amtsregister
1555 Ablager (Geld und Hafer)
Genannt sind: Lutteke Munth, Hans Munth, Karsten Gottschalck, Bene Hotman, Bene peters, Lutteke Grove, Achim Barvoth, Sander Sigge, Harme Niggebur, Heiggen Lunenborch, Titteke Martens, Hinrich Berhane, Hinrich Kosther und Harme Barvoth.
1555 Schneidelschweine
Lutteke Munte, Jochim Roder, Karsten Gottschalk, Bene Hotmann, Bene Peters, Lutte Grove, Harme Nigebur, Harme Wrede und Sander Sigge jeweils 1 Stück, Heigen Lunenborch 1/2 hove, giff umb ande jar, giff dit jar nich, Hans Munte und Achim Barvot giff gelt.
1560 , doppelte Landbede
1565 Amtsregister
Der Nostorfer Paull Prettun zahlt 4 Schillinge „von einer walckmollen“. Es wird sich möglicherweise um die Nachnutzung der Kladrumer Mühle handeln.
Strafgeld: „die burschop Twedorp , das se das gehegete holtz zu Borgerstorf abgehouwen 13 fl 8 ß“
1569 und 1570 doppelte Landbede
1573 einfache Landbede
1577 Amtsregister
Heine Luenenborch vor einer zwischen m.g.h. und der Lypsch, Marx Mundt für ein wennig Wische zwischen m.g.H. und der Lypsch 8 Schillinge. Hanß Koster für ein wejnig wische 8 Schilling.
1579 Amt Boizenburg Kirchenhebungen
Zu Twedorp 2 bauren Lutke Koster und Chim Wrede geben dem Pastorn jährlich Jeweils 8 Schl. Hafer, 25 ß Dienstgeld und 1 Rauchhuhn.
Messkorn in der Pfarren Zweedorf: Zu Tweedorp gibt ihm jeder bawman eine halben schefel rogken, tuet zusammen 7 Schl. Sagt, etliche Kossaten geben ihm wol ein viert…, etliche aber geben gar nichts, mit fürwendung, sie hetten kein landt oder acker… .
1584 doppelte Landbede
1584 Amtsregister
1585 doppelte Landbede
Heine Leunenburg zu Twedorf zahlt für das Kladrumer Feld 4 ß.
1590 Kirchenhebungen Summarische visitation des gotteshauses twedorf, gehalten anno 90 den 20.mart.
- Die Zweedorfer Bauern Berndt Roder, Arendt Koster, Marcks MundtHanß Mundt, Luhtke Koster, Peter Godtschalck, Clawes Schlage, Chim Hortman, Luhtke Grove, Chim Barfoet, Frantz Zye, Marten Nyebaur, Hanß Luneburch, Jochim Grove, Chim Wrede und Michael Luder auf der Schlueße
geben jeweils ½ Scheffel rogken.
- Hinrich Berckhaen und Simon Grove geben ¼ Schl rogken
- Hanß Koster, ist ein Cossate, gibt gar nichts
- Frantz Wrede, ein Cossate gibt des winachtens 1 ß lüb(isch).
- Hinrich Baerfoet, ein Cossate, gibt auf winachten 1 ß lüb.
1598 Kirchenhebungen
Messkorn des Pastors:
Zu Twedorf huefener jeder ½ schl. Roggen
Anmerkungen: Zum Kirchspiel gehören außer den beiden Dörfern (Zweedorf und Nostorf, D.G.) auch „der meyerhof und scheperei zu Schwanheide oder zu Niedieke (Neuendamm, D.G.), item der hof und scheperei zur Wendisch Liepe“ Die in runden Klammern stehenden Abweichungen nach einem undatierten, aber wahrscheinlich vom Pastor bei der Visitation eingereichten Hebungsverzeichnis. Hiernach geben die beiden Zweedofer Koeter Arendt Köster und Jochim Groefe ½ Schl., die beiden anderen und die 5 Kiffener je ¼ Schfl. Das Verzeichnis nennt auch in Zweedorf außerdem die 3 Einlieger mit je 2 ß.
1640 Amtsbeschreibung Boizenburg (im Dreißigjährigen Krieg 1618/48) Tweydörff
Von den wüsten Feldmarken Kladrum und Borgerstorf kann nicht gewisses gesezt werden. Die Hüfner geben jeder 8 Scheffel Hafer Die Köhter geben nichts Die Hüfner und Köhter geben jeder 1 Rauchhuhn und 1 Schneidelschwein nach der Mast.
Beyde Pastorn Pauren Lutge Köster hatt 2 Kühe, 2 Pferde, 4 Schffl. Roggen geseyet.
gibt dem Pastor Pacht 1 Taler, 5 Schilling und 8 Scheffel Hafer
Hans Wrede, hatt 2 Kühe, 1 Pferdt, 3 Schffl. Roggen geseyet.
gibt dem Pastor Pacht 1 Taler, 5 Schilling und 8 Scheffel Hafer
Dienen dem Pastorn,, wenn es nötig ist.
In der Tabelle wurden die Familien, die in den einzelnen Registern genannt wurden zusammengestellt. Man erkennt die ausgesprochene Kontinuität einiger Familien, am ausgeprägtesten bei der Familie Mundt, die bereits 1462 zweifach im Register der Landbede genannt wird und durchgängig bis 1640 im Allgemeinen mehrfach genannt ist. Vertreter der Familie erscheinen auch im Jahre 1921 noch als Erbpächter. Eine ebenso lange Reihe ist bei der Familie Peters festzustellen, die von 1462 bis 1598 nachgewiesen ist. Die Familien Niebur (erstmalig 1462 und dann ab 1496 bis 1598) und Lüders (1538 bis 1640) waren im Wesentlichen Schleusenwärter am Stecknitzkanal (Dükerschleuse) die benachbarte Niebuhr-Schleuse wenig oberhalb von Zweedorf bei Büchen trägt gar noch ihren Namen.
3.4. Zweedorf vom 18. Jahrhundert bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts
Im 16. bis 18. Jahrhundert erfolgen durch das Herzogtum Mecklenburg einige Grenzbereinigungen mit den Nachbarn. Aus einem "Repertorium über gesammte in dem Herzoglich-Mecklenburgischen Haupt-Archiv aufbehaltene Kränz - Acten zwischen den Herzog- und Fürstenthümern Mecklenburg und den benachbarten Ländern und Städten als Pommern, sowohl Schwedisch als Preussischen Antheils, der Mark Brandenburg, Braunschweig-Lüneburg, Sachsen-Lauenburg, den Städten Lübeck und Wismar, auch den Ämtern Poel und Neukloster, mit einem allgemeinen und sechs besonderen Conspecten auch Registern.
Schwerin im Jahre 1789"
Darin:
- 1586 Der mecklenburgischen Räthe Pling und Sibrand, auch des Mahlers Böckel Bezieh-, Beschrieb- und Abconterfey.
- 1587 Ausmessung der Mecklenburg- und Sachs.-Lauenburgischen Gränzen und besonders bei den Ämtern Boizenburg und Lauenburg.
- a.Zwischen Bersitz bzw. Besitz und Niendorf, eines und Preten, andern Theils, bei der Surer... (?) Horst, Sunde und Krienicke.
- b.Zwischen Bickhusen, Rensdorf, Nostorf, Wendisch Liepze, Lesten, Schwanheide und Greven eines, und Broteney (Bröthen, D.G.) andern Theils bei dem Rieth- oder Richte-Graben (Riedebeck, D.G.), der Elbe, Stecknitz.
Vid: Generalia der Mecklenburg- und Sachs.-Lauenburgischen Gränzen, Supra pag: 815
Im LHAS befindet sich im Bestand Rep. 92a. Dom. Amt Boizenburg u.a. folgende Titel:
- 2 Grenze zwischen dem Amte Boizenburg auch dem Gute Wendisch Lieps einerseits und den Lauenburgischen nach Gudow gehörigen Lehsten und Bröthen andererseits, 1700/1760
- 3 die wegen Übertretung der Grenze an verbotener Stelle in Lauenburg arretierten Untertanen Lambert Siemers aus Zweedorf ...,1740
- 8. Ersetzung der Grenzpfähle zwischen den Gudower Gütern und den Boizenburger Amtspertinentien durch Erdhügel und Grenzsteine. 1787/89
- 10. Revision der alten Landkarten von Lauenburg und aus dieser Veranlassung erteilte Erlaubnis, das meckl. Gebiet für Messungen zu betreten.
Im Jahre 1788 ist die Karte des Herzogtums Mecklenburg-Schwerin von Schmettau auf der Grundlage der Wiebekingschen Karte von 1786 entstanden. Diese weist im Bereich Schwanheide und Zweedorf bei den Fluren Hülshorst und Heidestraten eine Ausbuchtung des Lauenburgischen in das Mecklenburgisches aus, die gegenwärtig nicht mehr existiert. Sie wird nach 1800 ausgetauscht worden sein, wie der geradlinige Grenzverlauf von der Riedebeck bei Bröthen bis an den Grenzknick bei Piperkaten beweist. Während die Karte vom Kammeringenieur B.F.Engel aus dem Jahre 1860 noch den alten Grenzverlauf ausweist, zeigt die Karte vom Kammeringenieur Ernst Alban aus dem Jahre 1887, wie auch das Messtischblatt aus dem Jahre 1881 bereits den neuen Grenzverlauf aus. Die Vererbpachtung von Ländereien an 6 Hufnern und eines Büdners nach 1850 in Schwanheide, hatte zur Voraussetzung, dass diese Grenzregulierung stattgefunden hatte, weil sich das sogenannte Bauernende zum großen Teil auf diesen ehemals lauenburgischen Flächen befindet. Im Landeshauptarchiv befinden sich einige Grenzvermessungsrisse, die die Landesgrenze bei Zweedorf und Schwanheide betreffen. Im Jahre 1846 hat Kammeringenieur Wilhelm Hertel eine solche Vermessung, veranlasst durch Eisenbahnbau Berlin-Hamburg, durchgeführt. Ein Vermessungsriss soll hier wiedergegeben werden.
Der Zeitpunkt dieser Vermessung korrespondiert absolut mit der Zeit der Einrichtung von Erbpachtstellen in Schwanheide, deren Flächen auf ehemals lauenburgischem Gebiet liegen.
Ab dem Jahre 1701 erfolgte eine "Landesvermessung und Bonitierung" im Domanium, dem herzoglichen Besitztum. Dabei wurden die im Besitz der Hufenpächter befindlichen Ländereien nach der Fläche erfasst und ihre Ertragsfähigkeit (Bonität) bestimmt. Daraus ergab sich der Hufenstand:
- Hufenstand von Zweedorf: 9 Dreivietelhufen, 4 Halbhufen...Hufenstand 8 ¾
- Wüste Hufen: 7 Vollhufen, eine 1/6-Hufe...................Hufenstand 7 1/6
- Prediger Bauren allda: 2 Dreivietelhufen..................Hufenstand 1 ½
Hufenstand des Dorfes insgesamt: 7 5/12
Im Jahre 1865 wurde im Domanium die Gemeindeordnung erlassen, die bereits im Jahre 1869 durch die "Revidierte Gemeindeordnung" abgelöst wurde. Damit bekam auch Zweedorf den Status einer Landgemeinde. Zuvor galt die Schulzen- und Bauernordnung von 1702, die die jahrhundertealte Observanz festgeschrieben hat. Der frühest genannte Schulze war wohl Olrik B[urmeste]r im Landbederegister von 1462. Dabei ist nicht eindeutig, ob er Burmester heißt oder ob Burmester (Bauermeister, Vorläufer des Schulzenamtes) die Amtsbezeichnung ist, möglicherweise beides. Im Jahre 1590 wird im Kirchenhebungsregister "Berndt Roer, der schulte" genannt, der ansonsten meistens Berndt Roder/Röder heißt. 1640 heißt der Schulze Hans Barfoth. Häufig wurde das an die Schulzenstelle gebundene Amt an den Erben (Sohn oder Schwiegersohn) übertragen. Aus den überlieferten Daten ist eine solche Amtsnachfolge nicht zu entnehmenn,
Die nunmehr 1865/69 gebildete Gemeinde Zweedorf umfasste seinerzeit auch Schwanheide. Das war sicher der Fall , weil in Schwanheide noch 6 Erbpächter und ein Büdner neben dem Pachthof existierten. Ansonsten hatten reine Pachthöfe keinen Gemeindestatus. Dort wurden die Aufgaben des Schulzen durch den Pächter des Hofes wahrgenommen. Der Zweedorfer Schulze war gemäß Staatskalender 1901 Köster
Auch für spätere Jahre sind wiederum Grenzregulierungen überliefert. Im Jahre 1921 wurde Schwanheide eine selbständige Gemeinde, was sicher auf die Entwicklung der Infrastruktur zurückzuführen ist. Jedoch weist der Staatskalender 1901 bereits den Schwanheider Schulzen Abbe aus. Schwanheide war seit der Mitte des 19. Jahrhunderts Bahnstation an der Hamburg-Berliner Eisenbahn. Etwa 1902 war auch die Molkerei entstanden.
Adressbuch 1921 Zweedorf:
- Basedow Heinrich 47 ha
- Basedow Wilhelm 47 ha
- Botz, Johann 54 ha
- Hagen, Johann 56 ha
- Knaack 46 ha
- Lühr, Heinrich 51 ha
- Mund, Wilhelm 51 ha
- Müller, Dethloff 53 ha
- Nabein, Albert 79 ha
- Niebuhr, Hermann 69 ha
- Scharnberg, Hermann 53 ha
- Scharnberg, Hermann 53 ha
- Schumacher, Heinrich 59 ha
- Simon, Heinrich 46 ha
- Simon, Johann 63 ha
- Studemund, Wilhelm 61 ha
- Winterberg, Emma 48 ha
In dieser Aufstellung aus Niekamers Güter-Adressbuch sind außer Wilhelm Mundt auch Hermann Niebuhr und Heinrich Lühr genannt (Lühr ist sicher eine verkürzte Form von Lüder).
1952 Aktion „Ungeziefer“ Aus dem Sperrgebiet wurden missliebige Familien ausgewiesen. Und in andere Kreise umgesiedelt. In Neu Zweedorf betraf es die Familie Hermann und Magda Scharnberg und 3 weitere Familien.
3.5. Die Kirche in Zweedorf
Im Jahre 1335 wird die Kirche zu Zweedorf erstmalig erwähnt. das Patronat der Kirche hatte bis zur Reformation das Kloster Zarrentin. Danach war es landesherrlich, nur vorübergehend am Anfang des 18. Jahrhunderts hatte es die verwitwete Dorothea Margarethe von Graevenitz, geb. von Wendessen, die zweite Frau Friedrich von Graevenitz, auf Schilde, Waschow, Dodow und Schwanheide (SCHLIE, Kunst- und Geschichtsdenkmäler, 1899/1993, III. S. 129). Nachdem bereits 1728 der ruinöse Zustand der kirche festgestellt wurde, die einzustürzen drohte, wurde 1758 mit dem Neubau begonnen. Es entstand eine Fachwerkkirche mit vorgesetzter Ziegelblende am westlichen Giebel, den ein als Dachreiter aufgesetzter quadratischer Turm mit pyramidenförmigen Turm krönte. Im Osten war eine kleine Sakristei angebaut. Die Ausstattung bestand aus dem übernommenen spätgotische Altar mit mit einem aufgesetzten Triptychon, der grau und weiß überstrichen war. Auf dem Altarschrein war Maria mit dem Kinde dargestellt, rechts der hlg. Johannes und links der hlg. Georg. Er war mit einem Kruzifix bekrönt. Auf den Flügeln waren Heilige dargestellt. In der Predella war mittig Christus als Schmerzensmann dargestellt, seitlich die lateinischen Kirchenväter Hieronymus, Ambrosius, Gregorius und Augustinus. Die Renaissance-Kanzel ist ohne Bedeutung., so Schlie. An Kleinkunstwerke sind zwei silbervergoldte Kelche, eine silberne Weinkanne zwei Oblatendosen und Fünf Leuchter und zu nennen. Die Kirche war mit einer Friese-Orgel ausgestattet.
3.6. Die Stecknitzfahrt
Zwischen den Hansestädten Lüneburg und Lübeck hat sich im Mittelalter eine frühe Zusammenarbeit herausgebildet. Die Lüneburger Saline produzierte seit langem Salz, das an den Ostseeküsten in großen Mengen zur Konservierung der gefangenen Heringe benötigt wurde. Eswurde deshalb zunächst über Prähme über die Ilmenau in die Elbe gebracht. Dort wurde es bei Lauenburg und bei Boizenburg angelandet und auf dem Landwege über die Salzstraßen nach Lübeck gefahren. Das bei Boizenburg angelandete Salz wurde in Fässern mit Frachtwagen auf dem Frachtweg, der die Stadt am Mühlentor verließ, über Heidekrug, Leisterförde, Langenlehsten, vorbei an Gudow, Mölln und Ratzeburg nach Lübeck bzw. über Schwartow, Badekow, Granzin, Kogel, vorbei an Wittenburg, Lützow, Gadebusch, Mühlen Eichsen nach Wismar gefahren. Um die Fracht billiger und sicherer vor Überfällen zu gestalten, wurde von Lübeck der Bau der Stecknitzfahrt mit den Stecknitzkähnen von Lauenburg nach Lübeck gebracht, über die Delvenau, eine Kanalstrecke von der Zienburger Schleuse bei Güster, die der Überwindung des Scheitels der Endmoräne bei Mölln diente, bis in den Möllner See, von dort in die Stecknitz und bei Genin in die Trave.
Die Stecknitzfahrt war mit 17 Schleusen ausgestattet, von denen sich zwei in unmittelbarer Nähe von Zweedorf befanden, die Dükerschleuse und die Niebuhrschleuse. Die Dükerschleuse ist die einzige noch bestehende der 17 Kanalschleusen, wenn auch in umgebauter Form. Die Niehbuhrschleuse befand sich nur wenig nördlich der Landesgrenze oberhalb der Riedebeck auf der Bröthener Gemarkung. Die Schleusenmeisterei der Dükerschleuse scheint sich nach der Karte von Wiebeking auf der Zweedorfer Seite befunden zu haben. MÜLLER stellt die Überlieferung zu beiden Schleusen in seinem Buch "Die Stecknitzfahrt" vor. Im Jahre 1643 bittet danach der Schleusenmeister der Dükerschleuse Hans Burmester den Herzog August von Lauenburg um Bestätigung des Lehens, da sei Vorwirt und Schwiegervater Hans Düker, "fast vor 40 Jahren mit solcher Schleuse belehnet." Die Burmesters hatten das Amt bis 1896, dem Ende der Stecknitzfahrt, inne. Die Schleuse war 1789 massiv und ausgestattet mit Stemmtoren erneuert, 1813 von den Franzosen zerstört und 1815 aber ohne Stemmtore nochmals erneuert worden.
Die Schleusenmeister mit Namen Niebuhr hatte die Schleuse 1551 bis 1725 inne. Im Jahre 1648 wird Hans Niebuhr mit der Schleuse belehnt. Nachdem zwischen 1827 und 1845 noch größere Reparaturen ausgeführt wurden, wurde die Schleuse um 1900 nach der Stilliegung der Stecknitzfahrt abgerissen und durch einen festen Stau mit einer Fußgängerbrücke ersetzt. Gegenwärtig befindet sich auf dem Schleusenmeistergehöft eine religiöse Einrichtung mit dem Namen "Haus Hannah"
In der Zeit von 1461 bis 1598 werden im Zusammenhang mit der Schleuse, sicher der Dükerschleuse genannt
- 1461 Hennecke Cron up der Sluse
- 1485 Hennecke Kron
- 1565 Clauß Luider uf der Sluißen
- 1577 Clauß Lueders uf der Schleuße
- 1584 Michael Luders auf der Schleußen
- 1590 Michael Luders auf der Schlueße
- 1598 Michael Luder Schlußmeister
Diese Aufstellung bringt uns in Widerspruch zu den Angaben von MÜLLER. Zumindest Michael Lüders muss demnach Schleusenmeister gewesen sein. Die Angaben 1461 bis 1590 könnten noch auf ein Gehöft an der Schleuse hinweisen, wie es in der Wiebeking-Karte 1786 noch zu erkennen ist.
4. Geschichte von Schwanheide
4.1 Geschichte des Pachthofes Schwanheide 1560 bis 1850
Wie oben unter 3.2. bereits angeführt wird Schwanheide durch einen Aussage im Register der Doppelten Landbede aus dem Jahre 1560 erstmalig erwähnt:
Kladrum ist eine wüste feldtmarke, di zuvor di Nostorper gebruket und 2 M davon gegeben, ist ihnen von M.G.H. (meines gnädigen herrn) amptleuten genommen und wirt itzo zur Swaneheiden gebruket. 1560 doppelte Landbede (erste Nennung der Schwanenheide)
1560 Amtsregister Zu Zweedorf: Eß gibt auch Clauß Luder uf der Sluißen 3 fl 3 ß und Tike Mertenß 5 ß, bekompt ein radt vor die Swane Heide und wirt nit berechnet. Die Pacht für die Schwanenheide geht offenbar an die Stadt Boizenburg.
1565 Amtsregister „auf der Swaneheiden (wurden) 36 Dt. roggen, 3 Dt., 6 Schl. Gerste, 12 Dt. Hafer und 5 Dt. 6 Schl. Buchweizen „ (gedroschen). Die Aussaat betrug in Schwanheide 17 Dt- 4 schl. Roggen, 7 Dt- Gerste, 10 Dt. und 6 Schl. Hafer. An Leuten wurden besoldet: auf der Schwaneheide Heidereiter, Meyersche2 Mägde, Kuhhirte und 2 Mägde im Sommer.
1577 Amtsregister Zweedorf: Es gibt auch Claus Lueders uf der Schleuße 3 fl 3 ß und Jurgen Mertens 5 ß, bekumbt ein radt für die Schwaneheide und wirdt nicht berechnet. „zur Schwaneheide 70 Dt. 3 Schl. Roggen, 44 Dt. 6 Schfl. Hafer, 11 Dt. 5 Schl. Buchweizen gedroschen (von 16 Dt. 7 Schl.10 dt. 3 Schl., und 1 Dt. 3 Schl. Aussaat, etwa das 4 ½ fache) Neue Aussaat: 17 dt. 6 Schl. Roggen, 13 Dt. 7 Schl. Hafer, 2 Dt. Buchweizen. Viehbestand: 1254 Schafe in Schwanheide (dazu kamen 36 aus Stovenhagen) An Leuten wurden besoldet: Heidreiter, Meiersche, 2 Mägde, 4 Hirten 1 Junge.
1584 doppelte Landbede
Jochim Voß, m.g.f und hern schaefmeister uf der Schwanheide 6 heupter rindtvihe, 8 Schweine, 94 alte hamel, 109 dragende schaefe, 112 knechte schaefe (13 fl 23 ß)
1584 Amtsregister (auch 1593)
Zweedorf: Es gibt auch Michel Luders auf der schleußen
und Jurgen Mertens
dieselben bekumpt ein erbor radt zu Boitzenburgk für die Schwanheide und wird nicht berechnet
3 fl 3 ß
5 ß
Für 331 melchschaefe von Jochim Voß schaefmeistern auf der Schwanheide, einpfanegn 48 fl 6 ß 6&
„aus der schuenen vermuege Kerbstocke gedroschet:“
Schwanheide 33 Dt. Roggen, 8 Dt. 5 Schl. Gerste, 16 Dt. 7 Schl. Hafer und 3 Dt. 10 Schl. Buchweizen
(von 15 Dt. 9 Schl., 1 Dt. 2 Schl., 16 Dt. 10 Schl., und 1 Dt. 6 Schl. Aussaat).
Neue Aussaast: 16 Dt. 4 Schl. Roggen, 1 Dt. 3 ½ Schl Gerste, , 13 Dt. 3 Schl. Hafer und 5 Schl. Buchweizen-
Viehbestand: 76 Rinder (darunter 2 Bullen, 28 Milchkühe) und 1523 Schafe auf der Schwanheide,
1585 doppelte Landbede
Jochim Voß , der scheffer uf der Schwanheide 6 kuehe, 8 schweine, 96 alte hemel, 100 alte dragende schaffe, 116 knechtschaffe (14 fl.)
1590 Kirchenhebungen Kirchspiel Zweedorf Außer Nostorf gehört zum Kirchspiel: „U.F.Gn. undt herrn meyerhof die Schwanheide', deßgleichen auchdie Avelgunne oder wendischen Lipz“
1593 Amtsregister Einname scheffer pacht: vom scheffer uff der Schwanheide für 364 milche schafe im gemenge 52 fl. 2 ß, für 47 milchknechtschfe 5 fl. 20 ½ ß. Personal in Schwanheide: Heidreiter, Meyersche, 2 Mägde, Kuhhirte, Wildnhirte,, Schweinehirte und 2 Jungen, dazu „4 Dröscher mit der Wendischen Liepz“ Gedroschen „auß der scheunen vermuege kerbstocke“: Schwanheide 56 Dt. 8 Schl. Roggen, 6 Dt. 9 Schl. Gerste, 23 Dt. 8 Schl. Hafer, 1 ½ Schl. Erbsen, „ Dt. 2 schl. Buchweizen (von 191, 16, 168, 3 ½ ,und 14 Schl Aussaat; Erläuterung 1 Dt. = 12 Schl.) Neue Aussaat: 14 Dt. 3 Schl. Winterrogen, 1 Dt. 11 Schl. Sommerroggen, 1 Dt. 11 Schl. Gerste, 15 Dt. 11 Schl. Hafer, 7 Schl. Erbsen, 2 Dt. Buchweizen. Viehbestand: 107 rinder (darunter 3 Bullen, 45 Milchkühe), 1703 Schafe.
1640 Amtsbeschreibung (im Dreißigjährigen Krieg 1618/48) Schwanheide der Hoff 1 Bauhaus von 14 Fachen ist mit Steinen umbher ausgemauert, ist aber bis auf 4 Fach gantz abgebrandt. … Das Wohnhaus stehet an dem Bauhaus von 5 Gebindt, … Fenster alle rausgeschlagen. … Ein Schafstall von 13 Gebindt mit fertigen Thüren, mit Stroh gedeckt. … Ein Backhaus von 3 Gebinden.
Abgebrandte Gebäude: 1 Große Scheune von 17 Gebindt 1 Haupthaus von 9 Gebindt. 2 Schafställe jeder 17 Gebindt. Das Haakelwerk um den Hof herum ist sehr verdorben, wie auch beyde Thore sehr baufellich.
Der Verwalter David Pape hat empfangen an Einsaat wie folgt:
4 Dt. 6 Schl. Winter Roggen 6 Schl. Sommer Roggen 2 Dt. 6 Schl. Weißen Hafer
8 Schl. Buchweizen
um 1700 Beschreibung der Ämter zum Mecklenburg-Atlas von Bertram Christian von Hoynckhusen
Landesherrliche Höfe westlich der Boize:
Vier: dahin dienen zu Hofe Bickhusen, Groß Bengerstorf Schwanheide: dahin dienen Zweedorf, Nostorf, Rensdorf
Landesherrliche Mühlen: u.a. Schwanheider Mühle
Pfarren: neben Boizenburg, Zahrensdorf, Blücher, Gresse und Granzin, auch Zweedorf: dort eingepfarrt sind Zweedorf, Nostorf, Bürgerhof, Schwanheide, Wendisch Lieps
Der landesherrliche Hof Schwanheide war:
- 1704 bis 1714 in der Hand des Geheimen Rates und kammerpräsidenten von Graevenitz,
- bis 1722 war Hinrich Siemers der Pächter,
- bis 1751 an Valentin Kauffeldt. Seine Nachfolger sind lt. Mecklenburg-Schwerinschem Staatskalender
- 1800 Amtsverwalter Sevecke
- 1810 G.F. Neumann
- 1814 und 1818 Carl Christian Behrens
- 1825 Kammeringenieur G.W.Voß
4.2. Geschichte des Dorfes Schwanheide 1850 bis 1900
- 1851 Ernst Schultz
- 1853 Friedrich Schröder, dazu 4 Erbpächter, 1 Büdner und 4 Häusler
- 1871 Gabriel Wegener, dazu 6 Erbpächter, 1 Büdner und 4 Häusler
Im Staatskalender wird auch die Erbmühle genannt.
Nach 1850 entstehen in Schwanheide 6 Erbpachthufen mit jeweils etwa 35 ha und eine Büdnerei. Zuvor muss die Grenzbereinigung mit Herzogtum Lauenburg stattgefunden haben, da sich die Erbpachthufen ausweislich der Schmettaukarte von 1788 auf ehemals lauenburgischem Gebiet befanden. Es ist die Zeit, in der in einigen Dörfern des Amtes Boizenburg bereits bestehende Hufen der Hauswirte vererbpachtet wurden,als z.B. in Klein Bengerstorf 1818 2 Hufen, in Bennin 1830 21 Hufen (12 Hauswirte und 9 Kossaten) vererbpachtet wurden und 1833 auf einem Teil der Feldmark Gülze das neue Dorf Neu Gülze mit 13 Erbpachthufen und 5 Büdnern angelegt wurde. Um die Mitte des Jahrhunderts wurde in weiteren Dörfern von dem Distriktsingenieur Hertel, der auch die Vererbpachtung in Schwanheide vermessungstechnisch begleitet hat, mit den Feldmarksregulierungen die Grundlage für weitere Vererbpachtungen gelegt, z.B. in Groß und Klein Bengerstorf.
1881 Mecklenburg-Schwerinscher Staatskalender
Pachthof 402,3 ha. Poststation Büchen In Erbpacht, Pächter Max Chambeau 6 Erbpächter, 1 Büdner, 6 Häusler und Mühle
Beschreibung nach Rabe/Quade 1894:
Schwanheide bei Büchen, 1 Meile nordwestlich von Boizenburg an der Hamburg-Berliner Eisenbahn, Haltepunkt – 7 km nach Boizenburg, 6,4 km nach Büchen- Erbhof von M. Chambeau (Brennerei), 402,3 ha, b. Sch., ferner 6 Erbpächter, (1 Krüger), 1 Büdner, 6 Häusler, 1 Erbwassermüller. Der Erbpachthof hat 60, das Dorf 103 Einwohner, zusammen 163 Einw.
4.3. Schwanheide 1900 bis 1945
1901 Mecklenburg-Schwerinscher Staatskalender
Pachthof, in Erbpacht Max Chambeau, Brennerei 6 Erbpächter, 1 Büdner, 6 Häusler, ErbWassermühle
Poststation, Haltepunkt
ca. 1902 Privatmolkerei (Persen?, dieser um 1950)
1921 Bis zu diesem Jahr gehörte Schwanheide zur Gemeinde Zweedorf. Dann wurde es eine selbständige Gemeinde. Jedoch gab es gemäß Staatskalender 1901 bereits einen Schulzen Abbe, der vermutlich nur ein Bauernschulze gewesen sein wird, der Schulze für die Erbpächter, Büdner und Häusler war und für den Bereich des Pachthofes keinerlei Zuständigkeiten hatte.
1922 Die Siedlung Neuendamm, die aus einem Heidekaten in der Boizenburger Heide entstanden ist, wird zur Gemeinde Schwanheide gelegt.
1921 Niekamers Adressbuch
Abbe, Johann 35 ha Ahrens, Wilhelm 36 ha Brand, Franz 36 ha Gerlach, Paul 35 ha Martens, Heinrich 31 ha Saß, Johann 41 ha
Rakow, Fr. 66 ha
Da im Adressbuch 7 Hofbesitzer genannt werden, 1855 aber nur 6 Erbpächter angesiedelt wurden, ist davon auszugehen, dass ein weiterer durch Teilung vom Erbpachthof abgesondert wurde (Rakow mit 66 ha?).
In Schwanheide entstand in dieser Zeit eine Geflügelfarm.
4.4. Schwanheide nach 1945
1945 Die Bodenreform
Im Jahre 1945 unterfielen land- und forstwirtschaftlicher Nutzfläche die 100 ha überschritten sowie Betriebe von aktiven Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern der Bodenreform. Laut einer Liste „Güter im Kreise Hagenow über 100 ha“ aus den Bodenreformakten im Landeshauptarchiv Schwerin war darunter der Betrieb des Erbpächters Alm mit 123 ha Nutzfläche, 86 ha Acker, 12,30 ha Wiese, 0,55 Garten 6 ha Wald und der Geflügelfarm.
Die Maschinenausleihstation (MAS)
Im Jahre 1946 war in Wiebendorf der Maschinenhof der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) gegründet worden. Er wurde auf dem Gelände und in Gebäuden des ehemaligen Gutshofes angesiedelt. Die Aufgabe dieser Einrichtung war die Ausleihe von Maschinen vor allem an die Neubauern der Bodenreform. Dazu wurden Traktoren und Landmaschinen der ehemaligen Güter hier konzentriert. Im Jahre 1949 wurde dieser Maschinenhof zu einer Maschinenausleihstation (MAS), nun als volkseigener Betrieb, umgebildet. Dieser erhielt aus der wieder aufgenommenen Landmaschinen- und Traktorenproduktion der DDR weitere Maschinen, u. a. die Traktoren „Aktivist“ aus Brandenburg und „Pionier“ aus Nordhausen. Die MAS hatten aber zusätzliche politische Aufgaben zu übernehmen. Sie dienten als verlängerter Arm der Partei, der SED, wie formuliert wurde als „Stützpunkte der Arbeiterklasse auf dem Lande“. Dazu wurden zusätzlich zu dem technischen Personal auch an Fach- und Hochschulen ausgebildete Landwirte, die Agronomen und Zootechniker, und Instrukteure der Partei sowie auch der Jugendorganisation FDJ (Freie Deutsche Jugend) eingestellt. Das diente bereits der Vorbereitung der mittelfristig vorgesehenen Kollektivierung der Landwirtschaft aber auch der Steigerung der Erträge durch Einführung wissenschaftlicher Methoden in der Landwirtschaft. Die MAS Wiebendorf hatte ursprünglich ein Arbeitsgebiet, das den gesamten westlichen Teil des Kreises Hagenow umfasste. Dann wurden in Rodenwalde und 1951 auch in Schwanheide weitere MAS geschaffen. Zum Bereich der MAS Schwanheide gehörten Zweedorf, Nostorf, Rensdorf, Bickhusen, Horst, Vier-Streitheide, Gehrum, Metlitzhof, Schwartow, Heide, Heidekrug, Gresse, Badekow, Lüttenmark, Leisterförde, Bürgerhof und Wendisch Lieps. Als Direktor wurde 1951 aus Wiebendorf der SED-Genosse Schmidtke nach Schwanheide versetzt. Wegen der Größe wurden dann Maschinenstützpunkte als Außenstellen eingerichtet, auf denen Traktoren und Maschinen ständig stationiert wurden. Im Jahre 1952 erhielt die Maschinenausleihstation (MAS) die neue Bezeichnung Maschinen- und Traktoren-Station (MTS). Die Begründung dafür war, dass die Maschinen nicht ausgeliehen wurden, sondern in Lohnarbeit bei den Landwirten arbeiteten. Es war jedoch bereits ein weiterer Schritt in Richtung der Kollektivierung der Landwirtschaft.
Die Grenzsicherungsmaßnahmen der DDR
Im Jahre 1952 wurde zur Abriegelung gegen die BRD ein Sperrgebiet an der Westgrenze geschaffen. Dieses bestand aus einem Sperrgebiet von ca. 5 km Abstand von der Grenze, einem Schutzstreifen von ca 500 m von der Grenze und einem gepflügten und geharkten Kontrollstreifen von 10 m unmittelbar an der Grenze. Ab 1961 wurden dann auch die Grenzsicherungsanlagen mit Grenzzaun, Wachtürmen, Minenstreifen und beiderseits eingezäunten Hundelaufstreifen eingerichtet.
Nach 1952 wurden in der DDR verstärkt Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) gegründet. Im Grenzgebiet - und nicht nur dort - entstanden zunächst die Örtlichen Landwirtschaftsbetriebe (ÖLB) aus den unter der Verwaltung der Gemeinden stehenden herrenlosen Betrieben. Diese waren entstanden durch das Verlassen der Betriebe nach extremen Druck durch die Belastung durch ein differenziertes Abliefeungssoll zu Ungunsten der sogenannte „Großbauern“ den Weg in die BRD gesucht hatten oder als sogenannte „devastierte Betriebe“ (wörtlich verwüstete Betriebe) enteignet wurden, oder gar in der „Aktion Ungeziefer“ aus dem Sperrgebiet ausgewiesen und in einer Nacht- und Nebelaktion in Gebiete fern der Westgrenze der DDR verbracht wurden. Davon war insbesondere Zweedorf betroffen, allein in Neu-Zweedorf 4 Familien.
4.5. Weitere Entwicklung der Landwirtschaft
In Schwanheide entstand die LPG „Einheit“, in Zweedorf die LPG „