Chronik von Teusin und Roidin
Autor der Chronik ist Alfred Drechsel.
Kenndaten der Ortschronik | |
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Ort | Teusin |
Zeitlicher Schwerpunkt | ~ 1000 bis 1990 |
Urheberrechte | Alfred Drechsel und Angelika Mülling |
Erstellungszeitraum | 1950 - 1990 |
Publikationsdatum | veröffentlicht |
Inhaltliche Kategorisierung | Chronik der Orte Teusin und Roidin |
Status (Ampelsystem) | Abgeschlossen |
Vorwort zur Chronik der Dörfer Teusin & Roidin
Nach Aussagen alter Einwohner, zum Beispiel Frau Annemarie Werner geb. Gabloffsky, besaß die Gemeinde eine, seit langer Zeit geführte, Dorfchronik. Diese wurde jeweils durch den Teusiner Lehrer geführt. Das war zuletzt Herr Gustav Kappis, bis 1945 Lehrer an der Schule in Teusin. Mit dem Ende des 2.Weltkrieges und dem Einzug der Roten Armee als Sieger auch in Mecklenburg/Vorpommern und den damit beginnenden Nachkriegswirren ging die Dorfchronik verloren. Herr Kappis durfte nicht länger im Amt verbleiben, er zog mit seiner Familie nach Utzedel und verstarb wenige Jahre später. Eine ordnungsgemäße Übergabe seiner Amtsgeschäfte an einen Nachfolger gab es nicht, da der Unterricht an der Schule zunächst ruhte und erst nach Monaten wieder aufgenommen wurde. In das Schulhaus wurden Flüchtlinge eingewiesen. Nach Kriegsende wurde der Bauer Hans Bohn, wohnhaft Teusin-Ausbau, als Dorfältester eingesetzt. Weder er noch andere Einwohner haben wohl in den so schweren Jahren der Nachkriegszeit an diese alte Dorfchronik einen Gedanken verschwendet. Sie hatten ganz einfach andere, weit größere Sorgen und Probleme. Als dann nach Jahren nach dem Verbleib dieser Chronik geforscht und gesucht wurde, blieben alle Nachfragen erfolglos, die Chronik war und blieb verschwunden. Die Vermutung liegt nahe, daß diese vernichtet wurde.
1950 kam ich, Alfred Drechsel, Jahrgang 1926, als junger Lehrer nach Teusin und benötigte bald für einen orts- und heimatbezogenen Unterricht konkretes Fachwissen. Auf der Suche danach erfuhr ich einiges Wissen zur Geschichte des Dorfes und der Schule von einigen älteren Einwohnern, besonders von Frau Annemarie Werner. Später ermöglichte mir Herr Pastor Strutz im Pfarrhaus Sanzkow Einblick zu nehmen in das dort gelagerte Material des Kirchenarchivs. Auch im Kreisheimatmuseum Demmin wurde mir freundlicherweise über Jahre hinweg geholfen. Besonderer Dank gebührt dafür Frau Kionke. Dieses Material zu vergangenem Geschehen und laufend gesammeltes Material zu gegenwärtigem Geschehen führten schließlich dazu, eine verloren gegangene Chronik wieder entstehen zu lassen. Der Höhepunkt für diese mir selbst gestellte Aufgabe wurde die für das Jahr 1998 anstehende 750-Jahrfeier der urkundlichen Ersterwähnung des Dorfes Teusin. Diese Aufgabe vermochte ich nur zu bewältigen, weil ich dabei hilfreiche Unterstützung in vielfältigster Form erhielt. Dafür ein herzliches Dankeschön bei allen, insbesondere meinen beiden Mitstreitern an gleicher Aufgabe, Herrn Klaus Maczey aus Utzedel und Herrn Siegfried Arndt aus Demmin. Mit Material und Beiträgen unterstützten mich ebenso die Herren Ernst Klautke, Ulrich Lehmbeck, Friedrich Thuso und Harry Kroll aus Teusin, denen ich mich dankbar verpflichtet fühle. Sehr dankbar für viel Hilfe bei der Bewältigung dieser Arbeit bin ich auch meiner lieben Frau Christel und meinen Kindern für Schreib- und Korrekturarbeiten.
Eine Chronik für beide Orte der Gemeinde liegt nun vor. Die Arbeit an ihr ist jedoch keineswegs abgeschlossen. Noch viele Fragen warten auf klärende Antwort, soweit es überhaupt möglich sein wird, eine solche zu finden. Neue Erkenntnisse zur Vergangenheit gilt es einzuarbeiten, zukünftiges Geschehen festzuhalten.
Teusin, im Mai 1998
Gez. Alfred Drechsel, Lehrer im Ruhestand
Zum Aufbau
Die Teile 1 und 2 sind so angelegt, daß ortsbezogenes Wissen eingebettet ist in landesbezogenes Wissen, basierend auf Angaben zeitgenössischer Chronisten, teilweise belegt durch Zitate. Der Teil 3 stützt sich weitgehend auf Originaldokumente bzw. deren Abschriften, Bildmaterial, Zeitzeugen-Aussagen, Zeitungsbeiträge und Unterlagen.
Geschichtlicher Abriss
Germanische Vorzeit
um 1000 Wendenzeit
- westlich der Peene die Obotriten - östlich der Peene die Wilzen
1107 Wartislaw bildet das erste selbständige Reich in Pommern von der Tollense und unteren Peene bis zur Persante
1113 Polenherzog Boleslaw Schiefmund schlägt die Pommern bei Nakel, verschafft dem Christentum freien Eingang, ruft Bischof Otto von Bamberg
1121 Polenherzog Boleslaw Schiefmund unterwirft Herzog Wartislaw I.
1128 Otto von Bamberg kommt auf seiner 2. Reise nach Demmin
1147 Albrecht der Bär erfolglos vor Demmin
1164 Heinrich der Löwe vor Demmin - Schlacht bei Verchen
1170 Markgraf Otto I. von Brandenburg wird Lehnsherr von Pommern
Demmin ist Residenz der westpommerschen Herzöge: Kasimir I. 1181 Kasimir II. 1187 - 1218 Wartislaw III. 1222 - 1263
um 1230 verstärkte Einwanderung deutscher Siedler in das spätere Vorpommern
1283 Demmin ist Mitglied der Hanse (bis 1607)
1295 Wendepunkt in der Entwicklung Pommerns durch Teilung des Reiches in die Herzogtümer:
Pommern-Stettin, Otto I.
(zu Pommern-Stettin gehören unter anderem das Land Tollense, die Besitzungen der Klöster Dargun und Verchen)
Pommern-Wolgast, Bogislaw IV.
1338 Ende der Lehenshoheit von Brandenburg
1351 - 1354 Kämpfe zwischen Mecklenburg und Pommern
bis 1474 verschiedene Landesteilungen in beiden Linien
1474 Bogislaw X. vereinigt Pommern, innere Reformen
1532 erneute Teilung Pommerns erfolgt in den östlichen Teil Pommern-Stettin und den westlichen Teil Pommern-Wolgast (seit Ende des 16. Jahrhunderts auch als Vorpommern bezeichnet)
1534 Reformation in Pommern
1625 Herzoghaus Wolgast erlischt mit Philipp Julius
1627 Dreißigjähriger Krieg zieht sich auch nach Vorpommern, Besetzung Rügens und vorpommerscher Hafenorte durch kaiserliche Truppen
1637 Herzoghaus Stettin erlischt mit Bogislaw XIV., Fortführung der Regierungsgeschäfte durch Regentschaftsrat, 1638 Rücktritt
1637/1638 Verwüstungen in Pommern durch kaiserliche und schwedische Truppen
1648 Vorpommern wird im Westfälischen Frieden den Schweden zugesprochen
1659 Belagerung Demmins im Schwedisch-Polnischen Krieg, der Stadt und Land ruiniert, Kurbrandenburg kurzzeitig Herr im Land, Schweden kehren zurück
1676 Demmin vom Großen Kurfürsten Brandenburg belagert, fast vollständig zerschossen, eingenommen, wieder geräumt
1711-1715 Nordische Kriege, Vorpommern unter preußischer Verwaltung
1720 Stockholmer Frieden, Vorpommern südlich der Peene gelangt endgültig zu Preußen
1757 Schweden fallen im 7-jährigen Krieg in Demmin ein, abwechselnd schwedische und preußische Herrschaft
1759 Demmin erlebt letzte Belagerung im 7-jährigen Krieg
1806/1807 Eindringen napoleonischer Truppen in Vorpommern
1815 Preußen erhält den letzten Rest Vorpommerns, Aufkommen der Bezeichnung Neuvorpommern für das Gebiet nördlich der Peene
1818 Neuvorpommern wird Regierungsbezirk Stralsund
1932 Auflösung des Regierungsbezirkes Stralsund und Angliederung an den Regierungsbezirk Stettin
1939-1945 Zweiter Weltkrieg
1945 Bildung des Landes Mecklenburg/Vorpommern
1949 Gründung der Deutschen Demokratischen Republik auf dem Boden der Sowjetischen Besatzungszone
1952 Bezirk Neubrandenburg und Kreis Demmin entstehen aufgrund der Bildung der Bezirke und Kreise
Herbst 1989 friedliche Revolution in der DDR
1990 Ende der DDR und der sozialistischen Zeit, Angliederung an die Bundesrepublik Deutschland, Wiedererstehen des Landes Mecklenburg/ Vorpommern
Von den Anfängen bis zur Schwedenzeit (Teil 1)
Zeugnisse des Anfangs
Das Bodenrelief unserer Landschaft wurde durch die Eiszeit geformt, vor allem beim letzten Eisvorstoß, dem Pommerschen Stadium, vor etwa 15000 Jahren. In der Nacheiszeit entstand in einer tausende von Jahren dauernden Entwicklung die heutige Kulturlandschaft. Der Mensch siedelte sich in ihr als Jäger und Fischer an und hinterließ seine Spuren. Zeugen aus grauer Vorzeit sind Funde, die auch auf dem Territorium der Gemeinde Teusin/ Roidin geborgen wurden:
- Herbst 1984 - zwei Feuersteinbeile (140 mm und 160 mm lang), gefunden von den Bürgern Ulrich Lehmbeck und Richard Ganzow bei Feldarbeiten etwa 100 Meter hinter dem Dorfrand Teusins links und rechts des Weges nach Roidin
- In weiteren Jahren - Spinnwirtel verschiedenster Formen und Ausführungen, gefunden bei Gartenarbeiten im Dorf Teusin
- In früherer Zeit - Feuersteinbeile und Felssteinbeile in beiden Orten, Lanzenspitzen und Feuersteinmesser in Roidin, gleichfalls Trogmühle und Mahlsteine
- Ein mächtiger Schälchenstein wurde in Dorfnähe auf dem Acker ausgegraben und an die Straße von Teusin nach Utzedel geschleppt. Er liegt nun unübersehbar nur etwa 300 Meter vom Dorfeingang in Richtung Utzedel auf der rechten Straßenseite. Um 1990 wurde in unmittelbarer Nachbarschaft dieses Schälchensteins ein weiterer Stein gefunden, der ebenfalls solche "Schälchen" aufweist. Sein Fundort ist der Teusiner Schulacker an der Utzedeler Grenze. Der Pächter des Ackers grub ihn wegen der Behinderung der Feldarbeiten aus, brachte ihn an den Teusiner Damm und später an seinen Hof in Utzedel.
- Beim Ausheben der Baugrube für das Eigenheim Czerwinski wurde ein Urnengrab angeschnitten. Die Urne konnte geborgen werden.
- Ein Grab wurde vor Jahren auf den Tollensebergen entdeckt. Die Teusiner Einwohnerin, Frau Annemarie Werner-Gabloffsky, berichtete darüber:
"Es mag im Jahre 1919 gewesen sein, als der damalige alte Gutsinspektor, Herr Prütz, auf einem der Tollenseberge, meines Wissens nach auf dem dritten rechts vom Hauptweg zur Wiese, ein altes Grab gefunden hat. Es war einige Tage aufgedeckt, und an einem schönen Pfingstabend wanderten die Bewohner von Teusin hinaus, um das Grab zu besehen. Herr Prütz erklärte uns, daß es einen Erwachsenen und einen Kinderleichnam geborgen habe. Die Gebeine darin befanden sich in Hockstellung."
Die Wendenzeit
Als Folge der Völkerwanderung drangen um das Jahr 400 aus dem Osten Slawen in den Raum ein. Slawen - der Name bedeutet "Die Ruhmvollen" (slawa - der Ruhm).
Die Wenden, die dieses Land besiedelten, bildeten zwei große Stammesverbände: westlich der Peene die Obotriten und östlich der Peene die Wilzen, deren bedeutendster Fürst Dragowit war.
Nachdem Karl der Große Ende des 8. Jahrhunderts die Wilzen unterworfen hatte, wurden sie in der Folgezeit unter dem Namen Liutizen oder Leutitier genannt. Die Wilzen oder Liutizen setzten sich aus 4 Stämmen zusammen: Circipaner und Kessiner, die nördlich der Peene siedelten, Rhedarier und Tolenser(oder Tholosaner), die südlich der Peene siedelten. Die Schreibweise und Aussprache dieser Stammesnamen weicht vielfach bei den Geschichtsschreibern voneinander ab.
In dieser Zeit hatte sich folgende Verwaltungsgliederung herausgebildet: Oberbezirk mit einer Burg (castro) als Mittelpunkt, daher auch Burgbezirk (Burgwardia) genannt. Das Regiment im Oberbezirk führte der Kastellan, weshalb die Bezeichnung Kastellanei gebraucht wird. Auch Demmin mit der Burg Demmin (Haus Demmin) war eine Kastellanei. Ihr letzter Kastellan um 1235 hieß Nizul. Zu einem Oberbezirk gehörten Unterbezirke oder Länder (terrae) mit einem Burgwall als Zentrum. Zur Kastellanei Dymin gehörten die beiden Unterbezirke/ Länder : Plothe - östlich der Tollense bis Lositze (Loitz) und Tolenze zwischen Tollense und Peene bis zum Tollensesee und Müritzsee. Im Raum Teusin und Roidin siedelten also Tolenser - die in der Niederung Wohnenden.
Etwas über diese Zeit erfahren wir bei Helmold, Pfarrer zu Boso am Plöner See, welcher um das Jahr 1172 eine Slawenchronik verfaßte. Er schreibt, (entnommen der "Geschichte Mecklenburgs" von Ernst Boll) daß der Boden des Landes nur sehr wenig kultiviert war, zum Teil noch mit sehr großen Waldungen bedeckt. Andere Teile waren große Sümpfe. Die Slawen wendeten dem Ackerboden keinen großen Fleiß zu. Sie betrieben ihn nur soviel als unumgänglich notwendig war, und zwar ihres leichten Ackergerätes wegen nur auf leichten Böden und in Waldlichtungen. Mehr sagte ihnen Viehzucht (besonders Schweinezucht) Jagd, Fischfang und Raub zu, besonders Seeraub. Auch beim Häuserbau gaben sie sich wenig Mühe. Sie fertigten Hütten aus Flechtwerk, da sie nur zur Not Schutz gegen Sturm und Regen suchten. So oft ein Krieg auszubrechen drohte, verbargen sie alles Gut, Getreide, und was sie an Kostbarkeiten besaßen, in Gruben. Weib und Kinder brachten sie in die festen Plätze oder zumindest in die Wälder. So blieb dem Feind nichts zu plündern übrig als die Hütte, deren Verlust sie sehr leicht ertrugen. Ziegelbau war völlig unbekannt. Die Slawen wohnten in kleinen Weilern und auf einzelnen Gehöften. Ihr ganzes Leben war den Erfordernissen ihrer Zeit angepaßt, einer Zeit, die durch das Bestreben der deutschen Fürsten, vor allem der Sachsenkaiser, gekennzeichnet war, sich die wendischen Nachbarn östlich der Elbe zu unterwerfen.
Ursache für Kriegszüge waren teilweise Streitigkeiten zwischen den wendischen Stämmen der Wilzen und Obotriten, die auch König Karl 789 schlichten wollte. 812 erfolgte erneut ein solcher Zug. Die Folgezeit war durch zahlreiche Versuche der Unterwerfung der Wendenstämme, vor allem durch die sächsischen Könige, gekennzeichnet. Teilweise kämpften die Wenden mit Erfolg dagegen, gerieten aber immer wieder in äußerste Not. Widukind, ein Mönch und Analenschreiber, gestorben zwischen 804 und 812, charakterisierte das folgendermaßen: Doch zogen sie (die Wenden) nichtsdestoweniger den Krieg dem Frieden vor und setzten jedes Elend gegen die teure Freiheit hinten an. Denn dieser Menschenschlag ist hart und ausdauernd in der Arbeit und an die dürftigste Nahrung gewöhnt. Und was den unseren (den Sachsen) eine schwere Last zu sein pflegt, das ist den Slawen eine Art Lust."
Kaiser Otto I. war nach 941 darauf bedacht, die Herrschaft über die Slawen durch deren Christianisierung zu sichern. Er begann dazu in den wendischen Landen Bistümer einzurichten. 946 stiftete er das Bistum von Havelberg, "dessen Sprengel lief längs der Elde und Peene, bis wo dieser Fluß ins Meer geht." Zu ihm gehörte auch das Land Tholenz.
968 errichtete Kaiser Otto das Erzbistum Magdeburg, dem das Bistum Havelberg unterstellt wurde- mit dem Zehnten vom Silber-Census auch des Landes der Tholensanen. Bis jedoch die Christianisierung darin einsetzen sollte, verging noch viel Zeit.
Die Christianisierung
Die Wenden in Vorpommern wurden erstmalig um das Jahr 1026 angehalten, den christlichen Glauben anzunehmen, nachdem Herzog Boleslaw von Polen damit durch den Kaiser Otto III. beauftragt worden war. Es gelang ihm jedoch trotz mehrmaliger Versuche nicht. Die Wenden Vorpommerns hatten zu dieser Zeit andere Sorgen.
Thomas Kantzow, Geheimschreiber in der Fürstlichen Pommerschen Kanzley zu Wolgast (gestorben 1542), berichtet in seiner "Pomerania" davon: Die 4 Stämme der Liutizen entzweiten sich um das Regiment und die Herrschaft, wer also über wen herrschen sollte. Darum erhob sich um das Jahr 1051 unter ihnen ein großer Krieg. Die Tollenser und Rhedarier wollten wegen ihrer Altheit und ihrer Stadt Rhetra, wo der Abgott Radegast war, die Oberhoheit haben und maßten sich deshalben eine sonderliche Adlichkeit gegenüber den anderen an, weil alle anderen Wenden ihren Gott besuchen mußten. Aber die Circipaner und Kitzinger wollten den anderen nicht Untertanen sein, sondern ihre Freiheit mit der Faust verteidigen. "Also wuchs von tag zu tag grull, bis das sie zu Velde zogen." Da wurden die Rhedarier und Tollenser, die das Spiel angefangen hatten, geschlagen und niedergelegt. Aber sie erholten sich wieder und wurden abermals geschlagen und noch ein drittes Mal und so, daß sie aus eigenen Mitteln und eigener Macht nichts mehr tun konnten. Sie riefen nun den König von Dänemark, den Herzog von Sachsen und Gottschalck, den Fürsten der Obotriten zu Hilfe, "...der ein jeglicher sein her mitbrachte. Dieselben hielten sie sechs Monate lank unter jre besoldung, erschlugen die Circipaner und Kitziner zu boden."
1107 bildete der wendische Fürst Wartislaw das erste selbständige Reich in Pommern, es erstreckte sich von der Tollense und unteren Peene bis zur Persante. Pommern - auf wendisch "die Lande so liegen beim Meere"
Die Folgezeit war angefüllt mit kriegerischen Auseinandersetzungen, vor allem mit dem Polenherzog Boleslaw. Die Pommern richteten auf Kriegszügen in Polen immer wieder große Verheerungen an, die der Polenherzog mit Strafzügen beantwortete. Schließlich wurden die Pommern 1113 bei dem Schlosse Nakel in Hinterpommern vernichtend geschlagen. Der Polenherzog Boleslaw war schon zum Christentum übergertreten und verschaffte nun dem Christentuzm freien Eingang in Pommern, zumal Fürst Wartislaw ihn darum ersuchte, bei der Bekehrung der Pommern behilflich zu sein. Da die Pommern, und insbesondere die Stämme in Vorpommern, sich hartnäckig gegen den neuen Glauben versperrten und ihre alten Götter behalten wollten, kam es zu unzähligen Auseinandersetzungen. Der Polenherzog rief deshalb den Bischof Otto von Bamberg ins Land, um den Pommern das Christentum zu predigen. 1128 kam Otto von Bamberg auf seinem 2. Zug ins Pommernland nach Demmin. In der Demminer Chronik von Stolle wird berichtet, daß die ganze Stadt noch heidnisch war, nur der Kastellan war schon getauft. Dieser wies dem Bischof eine alte Burg (Haus Demmin) als Quartier an. In der folgenden Nacht kam dann der Herzog Wartislaw mit seinen Truppen an. Dabei kam es irrtümlich zu einem kurzen Kampf zwischen seiner Reiterei und dem eigenen Fußvolk, welches mit dem Schiff schon früher angekommen war. Otto von Bamberg wurde durch diesen Lärm tüchtig erschreckt und wollte schon fliehen. Er blieb 3 bis 4 Tage vor Demmin in der Burg, betrat aber nach Anraten Wartislaws nicht die Stadt. Kantzow schreibt darüber so: "So kham darnach der Fürst mit glück vnd sieg, vnt brachte große bewte an menschen, vieh vnd anderem, vnd fhürete S.Otten mit sich nach Vßedohm." Wartislaw versammelte einen Landtag zu Usedom, dort taufte Bischof Otto die vornehmsten Abgeordneten, darunter auch welche aus Demmin. Otto von Bamberg machte den Albertus zum Bischof der Pommern und schickte Gehilfen aus, die die Lutizier bekehren sollten. Der Glaube an die alten Götter war aber so fest verwurzelt, daß von einem festgegründeten Christentum in dieser Zeit noch nicht die Rede sein kann. Demmin galt noch 1147 als ein Bollwerk des heidnischen Wendentums, also über den Tod des Herzogs Wartislaws hinaus, der wegen seines Übertritts zum Christentum 1135 von einem wendischen Heiden in Stolp an der Peene nachts im Schlaf erstochen wurde. Kantzow schreibt darüber:"Es ist aber so ein weidlicher starker Fürst gewest, das er, sobald er den stich gefült, aufgefharen ist, vnd den verreter bei den Kennebacken hat erhascht, vnd jme die Kennebacken von ein gerißen, das er hat in derselbigen stet mit jme sterben müßen." 1151 kamen Wartislaws Söhne Bogislaw I. (Bugslaw) und Kasimir I zur Regierung. Sie erhielten Vorpommern und wählten Demmin als Residenzstadt. Häufig nannten sie sich Herzog von Demmin. Unter ihrer Herrschaft wurden die kriegerischen Auseinandersetzungen noch schlimmer. Ursache dafür war, daß die Demminer Herzöge den vom Sachsenherzog Heinrich dem Löwen vertriebenen Fürsten der Obotriten, Pribislaw, aufgenommen hatten. Sie unterstützten ihn darin, sich sein Land wieder untertan zu machen. Es kam 1164 zur Schlacht bei Verchen und nach Aussage des Zeitzeugen Helmold in der Folgezeit zu einer völligen Verwüstung des Landes. Martin Wehrmann schreibt in seiner "Geschichte von Pommern" (erschienen 1904) , daß nach der Versöhnung des Obotritenfürsten Pribislav mit Heinrich dem Löwen der Prozeß der Christianisierung im Pommernland verstärkt fortgeführt wurde. Heinrich der Löwe fand in Pribislav und den beiden Pommernfürsten Helfer und trieb nun die Mission in den Ländern Loitz, Triebsees, Plote sowie bei Demmin voran. Diese Gebiete wurden 1170 mit Circipanien und einem Teil des Landes der Ranen dem Bistum Schwerin zugelegt, an dessen Spitze seit 1158 Berno stand. Durch Berno erfolgte 1172 die Begründung des Zisterzienserklosters Dargun im Lande Circipanien. Dort also, wo sich bis dahin noch keine einzige christliche Kirche befand. So war äußerlich die Organisation der Kirche durchgeführt. Bogislaw fand sich 1181 bei Kaiser Friedrich I. vor Lübeck ein und erhielt von ihm unter Überreichung einer Fahne die Belehnung mit seinem Lande. So wurde er direkter Vasall des Kaisers und als Herzog von Pommern Reichsfürst. Er war deutscher Fürst geworden, sein Land aber war noch keineswegs deutsch. Die Zahl der dort wohnenden Deutschen war noch ebenso gering wie die der Christen. Herzog Bogislaw I. führte auch nach wie vor ständigen Kleinkrieg, vor allem mit dem Dänenkönig und dem Fürsten der Rugianer, Jaromar. Das hatte zur Folge, daß sich für unser Gebiet nach Kantzow folgendes Bild ergibt:"Es ist aber Herzog Bugslaw sein wendisch Volk so gar in diesen Kriegen erschlagen und ausgerottet, daß das Land gar wüst und öde wurde." Kantzow schlussfolgert: "Und läßt sich hieraus ersehen, daß es wahr ist, was Helmoldus von den Wenden schreibt, daß es ihnen eine Lust gewesen ist, mit den Dänen immer Krieg zu haben, denn sie hätten wohl Frieden behalten, wenn sie nur Frieden gehalten hätten." Bogislaw I. starb 1188. Zu dieser Zeit hatte das Christentum in Vorpommern festeren Fuß gefaßt. Die ersten deutschen Ansiedler kamen vom Kloster Dargun und auch vom Pommernfürsten herbeigerufen, um das Land zu bevölkern.
Ersterwähnung der Dörfer Teusin und Roidin
Am 11.Mai (Quinte Idus Mai) anno 1248 bestätigte Herzog Wartislaw III. in seiner Demminer Residenz als westpommerscher Herzog dem Kloster Dargun die (intergolierte) Konfirmation seines Vaters Kasimir II. von 1209 und bestätigte dann die von ihm selbst sowie auch von den mecklenburgischen Fürsten Johann, Borwin und Pribislaw dem Kloster verliehenen Güter
"...quator mansos in Bronisow et quator in Tusin."
Die Urkunde über diesen Vorgang ist abgedruckt im "Pommerschen Urkundenbuch" (neu) unter der Urkundennummer 467. Das Jahr 1248 ist somit die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Teusin. Diese steht mit der Entstehung des Klosters Dargun im Zusammenhang.
Deshalb zum Kloster einige Anmerkungen: 1209 ist das Jahr, in dem Dargun mit Mönchen aus Doberan neu besetzt wurde. Die erste Gründung des Zisterzienserklosters war am 25.Juni 1172 erfolgt. Sie ging vom dänischen Kloster Esrom aus. Auf Betreiben des Schweriner Bischofs Berno wurde von drei wendischen Edelleuten, den Brüdern Mirignew, Monik und Kotimar, unter dem Schutz des Pommernherzogs Kasimir I. (Demminer Herzog) die Klostergründung auf dem Burgberg gefördert. Dargun galt als die erste Kirche in ganz Circipanien. Diese erste Klostergründung ging schon wenige Jahre später, zwischen 1175 und 1178, im Krieg zwischen Rügen/ Dänemark und Brandenburg unter. Die Mönche erlagen den hereinbrechenden Verfolgungen und wanderten aus. Mit der Neubesetzung Darguns im Jahre 1209 war eine Ausstattung des Klosters mit Grundbesitz verbunden. Diese erfolgte namentlich im pommerschen Land Tollense, so Usathlin (Utzedel) mit 30 Hufen, Zanzekowe (Sanzkow) mit 10 Hufen, Japezowe (Japzow) mit 18 Hufen, Bronsowe (Hohenbrünzow) mit 4 Hufen, Tusin (Teusin) mit 4 Hufen.
Tusin - mit diesem Namen ist sicherlich noch das slawische Dorf gemeint. Der Name Tusin stammt vielleicht vom böhmischen tuz und bedeutet der Vogel Trappe oder vom slawischen tuze und bedeutet fest und stark. Tusin war vermutlich ein kleiner Weiler. Seine Bewohner gehörten zum Stamme der Tollenser oder Tholosanen, die wiederum zusammen mit den Rhedariern, Kessinern und Circipanern den großen Stammesverband der Lutizen bildeten.Das Leben dieser Menschen beschreibt der Pfarrer zu Boso, Helmold, in seiner 1172 verfassten Slawenchronik. Das ganze Slawenland überzog ein beinahe flächendeckendes Netz von Burgwällen. Die für Tusin genutzte Fliehburg könnte die Burgwallanlage gewesen sein, die im Jahre 1969 der Roidiner Revierförster Conrad Philipps in seinem Revier entdeckte. Diese Anlage war bis dahin unbekannt. Der Burgwall ist sehr deutlich als solcher auszumachen und liegt im Roidiner Wald im Übergangsbereich der Talsohle des Tollenseflusses zum Talrand inmitten grundlosen Morastes. Er hat einen schmalen Zugang zur Tallehne und noch sehr steile Wälle. Dieser Burgwall ist zu erreichen, wenn man flussaufwärts der Burgruine Osten den ersten Bach in Richtung Roidiner Wald geht. Aber nur in trockenen Sommern ist es möglich, ohne Beschwernis in den Burgwall zu gelangen. Aller Wahrscheinlichkeit nach sind also beide Dörfer, Teusin und Roidin, (als slawische Siedlungen mit der typischen Endung -in) wesentlich früher entstanden als in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts.
Im Pommerschen Urkundenbuch (neu) ist unter der Nummer 565 die nächste aussagekräftige Urkunde für Teusin zu finden: Am 10.März 1253 verleiht in Dargun Bischof Herrmann von Camin dem Kloster...darunter auch... in Toisin IIII or. Fünf Jahre nach der urkundlichen Ersterwähnung des Ortes erschien der Ortsname in der noch heute gebräuchlichen Aussprache, aber in einer anderen Schreibweise. Letztere blieb noch bis in das 19. Jahrhundert unterschiedlich: Toysin, Doysin, Toisin.
1289 ist das Jahr der ersten urkundlichen Erwähnung des Dorfes Roidin.
Am 29.Juni 1289 schenkte der Herzog Bogislaw IV. (1278 - 1309) dem Kloster Reinfeld das Eigentum seiner Güter in Bollentin und Roidin, "...super villas Bolentin et Reydin..." (villa = Dorf)
Das Original der Urkunde liegt im Geheimarchiv zu Koppenhagen. Die Universitätsbibliothek Greifswald verwahrt eine unvollständige Abschrift Kosegartens nach einer Thorkelinischen Abschrift. Diese Angaben sind dem "Pommerschen Urkundenbuch" Band II auf Seite 78 entnommen. Dort ist zu dieser Urkunde noch angegeben:"An einem reichen Büschel von recht frisch aussehenden rothen und grünen Seidenfäden hängt das runde Reitersiegel des Herzogs, auf der Rückseite des Siegels sind 3 Fingereindrücke. Das Siegel ist unrein und wenig scharf, gelbes Wachs." Der Name des Ortes Roidin soll auf die slawische Bezeichnung für Raseneisenerz oder Raseneisenstein zurückzuführen sein. Roidin wurde zumeist als Roydin geschrieben, hat in der Schreibweise und Aussprache somit keine erheblichen Veränderungen erfahren.
Im gleichen Jahr, 1289, wird nach Urkunde III 2024 durch das Kloster Dargun das weit südlich bei Treptow gelegene Japzow aufgegeben und dafür vom Kloster Reinfeld das ganze Dorf Teusin gewonnen.
Mittelalterliche Entwicklung
Mit der Neubesetzung des Zisterzienserklosters Dargun 1209 erhielt auch die Christianisierung im Lande einen gewaltigen Aufschwung. Gleichermaßen erging es der Germanisierung.
Thomas Kantzow sagt in seiner "Pomerania" dazu: "So war bei dieser Fürsten Zeit (Bogislaw II und Kasimir II.) etliche Jahre guter Friede, darum erholte sich das Land, das so durch Kriege sehr geschwächt ward und fast wüste und öde. Es kamen Deutsche und Sachsen herein in Haufen, sonderlich aus dem Lande Braunschweig und Lüneburg. Sie bauten viele Städte, etliche neu auf und etliche, die zuvor verwüstet waren. Und es sind auch viele Edelleute daher gekommen, und denselben Edelleuten haben die Fürsten hin und wieder wüste Feldmarken geschenkt. Die Edelleute haben fortan sächsische Bauern hereingebracht, die Höfe und Dörfer gebaut, die verwüsteten Äcker gerodet und also das Land zur Tracht gebracht haben."
Martin Wehrmann schreibt in seiner Geschichte "Geschichte von Pommern", daß für das weitere Eindringen des Deutschtums die Einwanderung deutscher Edelleute von Bedeutung war, die oft aus drückenden Verhältnissen in der Heimat auszogen und sich in dem erschlossenen Koloniallande eine neue Existenz gründeten. Das Bestreben der slawischen Fürsten, sich in ihrem Lande und an ihren Höfen einen deutschen Adel zu schaffen, bahnte diesen die Wege, und so bemerken wir, wie in der Umgebung Wartislaws III.(1222 - 1263) und Barnims I. (1264 - 1278) die Zahl der Deutschen ständig zunimmt.
Konrad Maß, Magistratsassessor in Stettin, schreibt in seiner 1899 erschienenen "Pommerschen Geschichte" zur deutschen Kolonisation bis ins 14. Jahrhundert: "Die deutschen Adligen waren freier edler Abstammung und zählten zum Ritterstand. Sie traten als Krieger, Hofbeamte oder Vermittler mit fremden Mächten auf und nahmen sozial und rechtlich eine bevorzugte Stellung ein, denn die Fürsten zogen diese ihren eigenen Landsleuten vor, da sie sich zu Verwaltungsstellen und militärischen Posten vielfach gewandter zeigten als der einheimische Adel.
Für die kirchliche Entwicklung des Gebietes zwischen Peene und Tollense wurde die herzogliche Residenz Demmin bestimmend. Noch in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts gehören hier die Kirchengründungen unter anderen in Utzedel und Hohenmmocker. Die Entstehungszeit des mehrfach umgebauten Feldsteingebäudes der Kirche Sanzkow läßt gleichfalls das 13. Jahrhundert vermuten. Aus dieser Gründungszeit stammt auch ein Taufstein aus dieser Kirche. (Abb. in "Die Baudenkmale und Kunstdenkmale in der DDR - Bezirk Neubrandenburg) Aus dieser Zeit stammen ebenfalls Skelette auf dem Gräberfeld bei Sanzkow, gefunden beim Bau der neuen Straße nach Sanzkow. Die Auswertung der Ausgrabung des umfangreichen Gräberfeldes aus dem 12. und 13. Jahrhundert wurde im Handbuch "Die Slawen in Deutschland" aus dem Akademie Verlag Berlin vorgenommen.
Es darf wohl angenommen werden, daß die Veränderung der Aussprache des Ortsnamens von Tusin in Toisin mit der Ansiedlung deutscher Kolonisten in Verbindung gebracht werden könnte. Dafür spricht auch die Flurbezeichnung "Dorpsted", die heute nicht mehr bekannt ist, die aber bei der ersten kartographischen Landesaufnahme 1698 durch die Schweden noch gebräuchlich war und eingetragen wurde. Als "Dorpsted" bezeichnet wurde die Flur östlich der heutigen Dorfanlage, hinter dem alten Gutskuhstall gelegen. In der Regel wurde mit dieser Flurbezeichnung der Standort der alten und wüst gewordenen wendischen Dorfanlage bezeichnet. Das besagt, daß die deutschen Siedler neben dem wendischen Dorf ihre neue Siedlung anlegten.
Ähnlich verlief die Entwicklung in neuen deutschen Städten, die sich an alte slawische Niederlassungen angeschlossen hatten. Der Landesherr vergab solchen Ortschaften deutsches Recht. Demmin erhielt Lübisches Recht. Die Zahl der Deutschen überwog, die Slawen waren bald ganz unbedeutend und blieben in ihrem Stadtteil sitzen, der zum Dorfe oder zur Vorstadt herabsank.
In den Dörfern ging die Besiedlung meist so vor sich, daß der zur Anlage des Dorfes erforderliche Grund und Boden einem Unternehmer, dem lokatores, übergeben und von diesem unter den Genossen zum Zwecke der Bebauung zu erblichem Besitz verteilt wurde. In den ersten Jahren besaßen die Bauern das Land lasten- und abgabenfrei, später hatten sie einen mäßigen Zins an den Grundherren und den Zehnten an die Kirche zu zahlen. Der Unternehmer erhielt für seine Arbeit einen größeren Teil des Gebietes und bekleidete meist das Schulzenamt. Verdrängungen der slawischen Bauern kamen nur selten vor, häufiger war freiwillige Abwanderung, die meisten blieben im Lande. Meist wurde den Slawen deutsches Recht verliehen, so fand, vorwiegend auf dem Lande, schnell eine Vermischung statt, wobei das germanische Element stark überwog.
Pommern war Anfang des 14. Jahrhunderts deutsch geworden. Auf dem Lande hatte der auch für schweren, lehmhaltigen Boden geeignete deutsche Pflug mit eiserner Pflugschar den leichten wendischen Haken verdrängt. In der Regel wurden Roggen, Weizen, Gerste, Hafer, Erbsen, Heidekorn und Hopfen angebaut. Im Lande selbst wurden aber davon nur der zwanzigste Teil verbraucht. Darum wurde viel Getreide, vor allem Roggen und Malz, westwärts nach Schottland, Holland, Seeland und Brabant verschifft. Hopfen und Malz nach Schweden und Norwegen. Auch Pferde, Ochsen, Schweine, Schafe und Bienen wurden in andere Länder verkauft. Verhandelt wurden auch Honig, Speck, Butter, Wolle, Häute und Talg. Die Lage der Bauern verschlechterte sich jedoch allmählich, besonders in den Dörfern, die einen Ritter als Grundherren hatten. Die Bauern wurden mit Steuern schwerer belastet. Der Grundherr forderte den großen Zehnten von allen Früchten und den kleinen Zehnten von allem Viehzuwachs. Die Geistlichkeit verlangte ihren Zehnten und das Meßkorn. Der Landesherr bezog gewisse Gefälle und hatte das Recht auf Einlager, was eine schlimme Plage war. Besonders drückten außergewöhnliche Abgaben, wenn sie vom Landesherren als Bede (Bitte) gefordert wurden, zum Beispiel zur Aussteuer oder Hochzeit fürstlicher oder adliger Fräuleins.
Grundherr der Toisiner und Roidiner Bauern war der Besitzer des herzoglich-pommerschen Burggutes Osten. Toisin und Roidin gehörten zusammen mit Schmarsow und Vanselow zur Ostenschen Begüterung. Die Frage danach, seit wann, kann ebenso nicht beantwortet werden, wie auch die Frage nach der Entstehung der Wasserburg am Tollensepaß.
Um 1240 traten in vorpommerschem Gebiet bereits zahlreiche Angehörige deutscher Adelsgeschlechter auf, unter anderem die Moltzan und Osten. Mit dieser Zeit traten auch unsere vorpommerschen Dörfer aus ihrer Anonymität heraus. Das Schicksal beider Dörfer, Toysin und Roydin, wurde auch in wendischer Zeit mit Sicherheit von ihrer Lage am Tollensepaß als dem Demmin am nächsten gelegenen Übergang über den Fluß beeinflußt. So darf angenommen werden, daß der heute noch als "Osten" bezeichnete Tollenseübergang auf eine der üblichen fürstlichen Schenkungen wüst liegenden Landes an das Geschlecht dieses Namens zurückzuführen ist.
Vor dem Rügenschen Erbfolgekrieg zwischen Mecklenburg und Pommern/ Wolgast im Bündnis mit den vorpommerschen Städten war Osten im Besitz des Henning von Winterfeld. Dieser begab sich während der Auseinandersetzungen auf die Seite der Mecklenburger. In einem Revers, ausgestellt am 5. August 1326, verspricht er dem Fürsten Heinrich von Mecklenburg, ihm mit seinen Schlössern Osten, Wolde und einem Teil der Burg Demmin zu Diensten zu stehen. Am Ende des Krieges kämpfte er aber wieder Schulter an Schulter mit den Pommern. Es ist anzunehmen, daß dieses Revers in einer Zwangslage ausgestellt worden war.
Im Kampf um Loitz, das von den Mecklenburgern eingenommen worden war, wurde von den Pommernherzögen ein Ritter Heinrich Moltzan in Dienst genommen, "damit er ein Kriegsvolk aufbringe und führe". Loitz wurde den Mecklenburgern genommen und "her Heinrichen Moltzan eingethan".
1328 beendete der Frieden von Brudersdorf bei Demmin diesen Krieg. Pommern/ Wolgast trat das Rügensche Erbe an.
Ob in diesem Zusammenhang die Ritter von Winterfeld für ihre Untreue bestraft wurden, ist nicht nachzuweisen, aber zu vermuten: 'Um diese Zeit ging das herzoglich-pommersche Burggut Osten in den Besitz des Geschlechts der Moltzan über und blieb über Jahrhunderte als Lehen in dessen Besitz.' 1348 wird ein Bernhardus Moltzan als Schloßherr auf der Burg Osten urkundlich nachgewiesen. 1357 wird dem Ritter Moltzan auf Osten das Amt des Erbmarschalls in Pommern verliehen. Die Moltzans waren damit in den bevorzugten Stand der "Schlossgesessenen" aufgestiegen. Konrad Maß sagt über den Lehnsmann: "Er gab sich durch das Gelöbnis, seinem Landesherren hold und gewärtig zu sein, mit seiner Person und seinem Gut in dessen Dienst. Diese Lehensaristokratie hatte sich über ganz Deutschland verbreitet. Die persönliche Leistung der Ritter an den Lehnsherren bestand hauptsächlich im Roßdienst, der nach dem Grundbesitz, später nach dem ganzen Vermögen, bemessen wurde. Der Fürst mußte wiederum allen Schaden, den der Ritter durch Hilfeleistung im Krieg erlitt, ersetzen, ihn aus Gefangenschaft loskaufen, die Kosten seiner Heilung bezahlen. Zudem mußte der Fürst für den Unterhalt der Ritter sorgen. Obwohl kostbarer Waffenschmuck in Pommern nicht gebräuchlich war, erforderte dieses System vom Adel ungeheure Summen.
Sowohl das 14. als auch das 15. Jahrhundert waren mit kriegerischen Auseinandersetzungen angefüllt. Dazu kamen die verschiedensten Landesteilungen in den Linien des Herrscherhauses. In dieser Zeit häuften sich die Klagen über große Unsicherheiten auf den Landstraßen. Der Handel kam fast zum Erliegen. Räuber und Wegelagerer, darunter auch verarmte Ritter, trieben ihr Unwesen.
Erst mit dem Regierungsantritt des Herzogs Bogislaw X. im Jahre 1474 trat ein Wandel ein. Der Herzog begann in seinem Land die Dinge mit Erfolg zu ordnen. So geschah es auch mit der Gerichtsbarkeit im Lande. Nach Boll gab es das Schulzen- oder Bauerngericht mit dem Dorfschulzen als Vorsitz und angesehenen Bauern als Schöffen. Es richtete über Bagatellsachen, zum Beispiel Diebstähle bis zum Wert von etwa 3 Scheffel Getreide. Auch gab es auf dem platten Lande Vogteigerichte (Landding genannt) mit einem fürstlichen Vogt als Vorsitz und Dorfschulzen als Schöffen. Es sprach nach dem Landrecht, ein meist ungeschriebenes Gewohnheitsrecht. Ihm stand die höhere und niedere Gerichtsbarkeit für alle ländlichen Bewohner zu, ausgenommen die Vasallen. Die Strafen waren oft willkürlich und hart. In den ersten Zeiten der Germanisierung fand die Reinigung des Angeklagten durch Gottesurteil statt, vornehmlich durch die Feuerprobe: Wenn einer bei Diebstahl oder Raub leugnete, dann musste er zum Beispiel mit bloßen Füßen über 9 glühende Pflugschare hinweggehen oder das glühende Handeisen greifen und festhalten. Diese Art der Gerichtsbarkeit legte den ohnehin geplagten Bauern ständige Angst und Bedrückung auf.
Wie es sich in einem vorpommerschen Dorf lebte, hing auch mit dem Grad der Abhängigkeit zusammen. Es gab Dörfer mit Unternehmern (locatores), denen Land zur Verteilung zugewiesen worden war und die nun unter freien Männern das Schulzenamt bekleideten. Als ein solches Bauerndorf muss man Teusin betrachten. Meist gab es aber zu dieser Zeit schon die sogenannten "Höfe", auf denen Grundbesitzer mit ihren hörigen Hintersassen lebten. Diese waren zum größten Teil in unwürdiger Abhängigkeit mit Verpflichtung zu allen möglichen Lasten. Sie schmälerten die persönliche Freiheit und schufen eine große Zahl von Bedrückungen. Zu einem solchen Dorf entwickelte sich Roidin.
Als die Söhne Herzogs Bogislaw X. ,Georg I. und Barnim IX., nach seinem Tod am 5.Oktober 1523 gemeinsam die Regierung übernahmen, änderten sich die Verhältnisse wieder und das Land zerrüttete zunehmend. Dieser Zustand fiel schon in die Zeit der Reformation und damit der Neuzeit.
Die Reformation
Georg I. und Barnim IX. hatten 1523 nach altem Herkommen gemeinsam die Regierungsgeschäfte übernommen. Die Zeit nach Luthers Thesenanschlag in Wittenberg 1517 und vor dem Ausbruch des Bauernkrieges 1524/25 strahlte auf alle deutschen Reiche und ebenso auf die Geschichte und Entwicklung Vorpommerns aus.
Wirksame Folgen von Luthers Auftreten zeigten sich in Stralsund 1525 in der Karwoche bei Kirchenplünderungen, bei Festnahmen protestantischer Prediger durch herzögliche Beamte in Stettin oder im Kloster Belbuck bei Treptow an der Rega, wo der Rektor der Stadtschule und Lehrer der Mönche, Johannes Bugenhagen, die große Reformationsschrift Luthers "Von der Babylonischen Gefangenschaft der Kirche" kennenlernte und für sein eigenes Wirken nutzte. Gründe für Veränderungen und einen Wandel gab es aus der Sicht ehrlicher Zeitgenossen genug. So war die Zerrüttung im Lande sehr groß, die Landesherrschaft hatte fast allen Einfluss verloren, im Kirchenwesen herrschte ein unheilvoller Zwiespalt, der auch dem Fortgang der Kirchenreformation höchst verderblich werden musste. In den Städten und beim Adel machte sich eine Selbständigkeit geltend, die der Fürstenmacht bereits gefährlich wurde. Es herrschte fast Anarchie im Lande. Herzog Georg I. war 1531 gestorben, ohne vom katholischen Glauben abgerückt zu sein. Erst nach seinem Tode zeigte der Landtag auch gegenüber der evangelischen Predigt mehr Toleranz.
Im Oktober 1534 schrieben die Herzöge Barnim IX. und der junge Herzog Philipp einen Landtag aus, der im Dezember zu Treptow an der Rega zusammentreten sollte, um den "Zwiespalt in der Religion und die Gebrechen der Polizei zu einmütigem, christlichen Wesen" zu bringen. Sie luden auch den Wittenberger Stadtpfarrer Johannes Bugenhagen ein, damit er mit Rat und Tat bei der Einrichtung des Kirchenwesens mitwirken möge. Dieser sagte für den 9.November zu. Bereits am 14. Dezember wurde eine von Bugenhagen verfaßte neue Kirchenordnung dem Landtag vorgelegt. Obwohl die Vorverhandlungen dazu in großer Einmütigkeit verlaufen waren, gab es energischen Widerstand des Bischofs gegen die neue Ordnung. Aber auch der Adel und die Städte opponierten. Johannes Bugenhagen musste die Kirchenordnung überarbeiten. 1535wurde sie endlich gebilligt und von den Herzögen als Landtagsabschied publiziert. Damit war die erste gesetzliche Grundlage für die evangelische Kirche Pommerns geschaffen. Es war dies ein Protestantismus "von oben angeordnet". Deshalb setzte er sich nur langsam durch.
Durch Visitationen sollten die Einrichtungen im einzelnen durchgeführt, die Besoldung der Pfarrer festgesetzt, das Vermögen der Kirchen in geordnete Verwaltung von Kastenherren gebracht werden. Auch für die Versorgung der Armen und die Neueinrichtung des Schulwesens wurden Bestimmungen getroffen. Vermutlich wurden diese Visitationen für die dörflichen Kirchengemeinden erst in späteren Jahren vorgenommen. Einer solchen Visitation, allerdings erst aus dem Jahre 1588, verdanken wir erste Angaben über beide Dörfer Teusin und Roidin.
Der Visitationsbericht aus dem Jahre 1588 liegt im Kirchenarchiv der Kirche Sanzkow. Darin wird angegeben:
Toysin - Eine Capelle mit Kirchhof, an Silber ist ein unvergüldeter Kelch vorhanden und noch eine kleine silberne Putzloitzke. Ferner ist eine Glocke und eine kleine Glocke am Stiel vorhanden. Der Kirchhof soll mit Hilfe der Herrschaft eingefriedet und die Capelle aufs Herrlichste gemacht werden. In der Capelle wird kein Gottesdienst erteilt.
Im Dorfe wohnen die Bauleute Clavs Hiddecke, Chim Schröder, Hans Hiddecke, Peter Jahnholt, Hans Drehel, Chim Graue, Clavs Saße, Henning Krysow, Michel Graue, Hermann Glützmann. Davon haben Hartwich Moltzan vier Bauern: Peter Jahnholt, Michel Graue, Hermann Glützmann, (der 4. Bauer ist unleserlich notiert)
Roydin - An barem Gelde weist die Kirche 20 Gulden auf. Im Turm sind 2 Glocken und eine Stielmeßglocke. Auch 3 silberne Kelche sind da.
Dort haben einen Hof:
- Hinrich Moltzan
- Hartwich Moltzan
Dann sind da Kätner im Dorfe:
- Chim Wilde
- Hinrich Elenbinck
- Chim Gontcke
- Chim Schünemann
Alle haben Acker von Hinrich Moltzan.
Die Kätner:
- Jacob Zabel
- Thomas Gültzow
- Peter Schumacher
haben von Hartwich Moltzan Acker.
Auch ist ein Baumann, Chim Gülzow der Kröger, im Dorfe.
(Bemerkung: Die Vornamen Claws und Clavs bedeuten Nikolaus, Chim bedeutet Joachim, Henning steht für Johann, Hans für Johannes, Hinrich für Heinrich und Michel für Michael.)
Die Aussagen der Visitation von 1588 über Toysin und Roydin waren mit Sicherheit nicht die ersten. Es muss bereits im Jahre 1560 für beide Dörfer eine Visitation erfolgt sein.
Norbert Buske schreibt in "Dorfkirchen in der Landeskirche Greifswald" unter anderem über die Visitationen: "Die in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts auch auf dem Lande in größerem Umfange einsetzenden Visitationen wurden nun, nach der Reformierung der Kirche, zum wichtigsten Instrument beim Aufbau der neuen evangelischen Kirche. Das Ergebnis der Visitationen wurde in den von Notaren ausgefertigten Kirchenmatrikeln festgehalten. Diese Matrikeln gewährten den einzelnen Kirchen neuen Rechtsschutz und sicherten ihren Besitzstand. Gleichzeitig versuchte man im Rahmen der Visitation auf die Entwicklung des kirchlichen Lebens einzuwirken. Das Augenmerk wurde dabei auf den ordnungsgemäßen Ablauf der Gottesdienste, die Predigttätigkeit des Pfarrers und den ordnungsgemäßen Vollzug der Amtshandlungen gerichtet. Pfarrer, Kirchenvorsteher und Küster wurden an ihre Pflichten gemahnt. Das Amt des Kirchenvorstehers für die kirchliche Vermögensverwaltung der einzelnen Kirchen und Kapellen gewann zunehmend an Bedeutung.
Zu den einschneidendsten Veränderungen, die durch die Reformation in der Kirche herbeigeführt wurden, gehört die Tatsache, daß die Pfarrer zu Predigern ihrer Gemeinde wurden. Die Predigt wurde zum Hauptbestandteil des Gottesdienstes. Bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts, in manchen Dörfern noch weit länger, erfolgte dies in der Predigtsprache Niederdeutsch.
Verhältnisse vor dem Dreißigjährigen Krieg
Bereits in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts setzte in Pommern der Niedergang des Bauernstandes ein. Infolge des steten Bevölkerungswachstums in Westeuropa stieg die Nachfrage nach Getreide mehr und mehr. Der Adel weitete seine Gutsländereien für den gewinnträchtigen Getreideanbau aus, indem er teilweise Neuland unter den Pflug nahm, aber auch das sogenannte "Bauernlegen" nutzte.
Martin Wehrmann verdeutlicht das: Die Grundherrschaften suchten aus ihrem Besitze möglichst viel herauszuziehen und griffen namentlich im Herzogtume Stettin schon um 1550 zu dem Mittel, steuerbare Bauernhöfe einzuziehen und zu dem abgabefreien Besitze hinzuzulegen. Bereits 1560 wird von Seiten der Regierung lebhafte Klage über das übermäßige Bauernlegen durch den Adel und die Städte erhoben....Auch ein Verbot der Vertreibung von Bauern und Niederlegung von Höfen half kaum etwas. Die wachsende Macht der Stände, in denen die Bauern nicht vertreten waren, gestaltete die Lage der Bauern immer ungünstiger."
Die 2 Hälfte des 16. Jahrhunderts war vermutlich auch die Zeit, da die Moltzan auf Osten die Bauern im Dorf Roydin legten oder einen Teil ihrer Äcker zu einem Hof zusammenlegten. Aus dem Visitationsbericht von 1588 geht hervor, daß es zu dieser Zeit in Roydin nur noch einen Bauern gab, vielleicht der vormalige locatores, alle anderen Bauern waren zu Kätnern geworden.
In Toysin dagegen blieb es noch bei 10 Bauernstellen, wie sie seit der Kolonisation bestanden hatten. Das Abhängigkeitsverhältnis hatte sich allerdings auch bei ihnen mit Sicherheit verschlechtert, denn aus dem Visitationsbericht geht der Einfluss des Roydiners Hartwich Moltzan auf 4 Bauern in Toysin hervor.
Im Herzogtum Stettin wurde am 16.Mai 1616 eine "erweiterte und erklärte Bauern- und Schäferordnung" erlassen, in der die Befugnisse des Gutsherren zur Legung der Bauern im vollen Umfang anerkannt wurden. Danach sind die Bauern Leibeigene, sie geben von den Höfen, Äckern und Wiesen, die ihnen einmal übertragen sind, nur geringe Jahrespacht, sie haben aber ungemessene Dienste zu leisten. Sie haben gar kein Eigentum, ihre Söhne dürfen sich ohne Erlaubnis der Herrschaft nicht anderswo niederlassen.
Mikräl, der im Dreißigjährigen Krieg sein Buch über Pommern schrieb, (bei E.-M.-Arndt entnommen) räumte neben deutlicher Kritik an den Missständen der Leibeigenschaft ein, daß es in etlichen Gegenden und Orten, darunter auch an der Tollense die Bauern etwas besser haben, die Höfe noch zum Erbe haben und verkaufen und wegziehen können. Sie geben dann der Herrschaft den zehnten Pfennig vom Kaufwert, und wer den Hof kauft, der gibt der Herrschaft für die Einwilligung (Vullbort genannt) ebenfalls Geld.
Bei Boll erfahren wir etwas darüber, wie der Bauer wirtschaftete: "Die Kunst des Ackerbaus lag im 16. Jahrhundert noch völlig darnieder, denn die Methode der Bodenbestellung war so schlecht wie sie nur sein konnte. Aller Acker war in 3, höchstens 4 Schläge eingeteilt und jeder Schlag war wieder in so viele Streifen zerstückelt als Bauern und Höfe im Dorfe waren. Die Ackerstücke der einzelnen lagen also nicht beisammen, sie waren alle bezüglich der Ackerwirtschaft in gegenseitiger Abhängigkeit und einem betriebsameren Manne war es unmöglich, seinen eigenen Weg in der Bewirtschaftung zu gehen. Bei der 3-Schläge-Wirtschaft wurden 2 Schläge mit Winter- und Sommersaat bestellt, der dritte teils mit Erbsen oder Hafer, teils blieb er als Brache liegen. Man düngte und mergelte nicht. Schon seit alters her wurden angebaut: Roggen, Gerste, Hafer und Erbsen, Weizen nur selten, sein Anbau blieb Nebensache. Seit der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde auch Buchweizen angebaut. Flachs wurde sehr eifrig angebaut, ebenso Hanf. Bei den Städten war sehr viel Hopfenanbau. Sehr dürftig stand es im 16. und auch noch im 17. Jahrhundert mit der Gartenkultur. Kohl war das hauptsächlichste Gemüse, bis ihm dann später die Kartoffel den Rang ablief. Gezogen wurden auch Johannisbeeren, Weinstöcke, Pfirsich und Walnuß. Mit den gewöhnlichen Obstarten scheint es auch noch sehr schlecht bestellt gewesen zu sein. Die Viehzucht war ebenso mangelhaft wie der Ackerbau. Man betrieb hauptsächlich solche Zweige, bei denen möglichst wenig Pflege, wenig Arbeit nötig war, wie bei den Schweinen, Hühnern, Gänsen und Bienen. Die Schweine wurden zur Mast in die großen Waldungen gejagt. Mit der Zucht der Pferde und des Rindviehs war es sehr schlecht bestellt. Die Pferde waren besonders starkknochig, wie es für den Kriegsdienst gebraucht wurde, um geharnischte Reiter tragen zu können. Die Schafe waren ganz gemeine und trugen raue Wolle. Man begann auf den Höfen größere Schäfereien anzulegen. Es war ein Streitroß so viel wert wie 4 Pflugpferde, 16 Kühe oder 80 Schafe."
Wer waren nun die Bewohner Toisins, die auf diese Weise wirtschafteten? Ihre Namen erfahren wir aus einem Schreiben des Pastors zu Sanzkow, enthalten im Archiv dieser Kirche: Anno 1600 auf Weihnachten und dem neuen Jahr gibt jeder Baumann und Cossate eine Wurst und einen Gulden. (Als die Pfennige noch gangbar waren, haben die Bauleute und Cossaten, die nur Ochsen halten, jeder 8 Pfennige gegeben.) Die Beiwohner oder Büdner, weil sie dem Pastor nichts als das Opfer geben, geben eine Wurst oder bezahlen sie.
In 'Doysin' (Toysin) gaben: Tomas Hiddecke, Veit Hacker, Chim Schröder, Hans Hiddecke, Chim Hiddecke, Cheel Hiddecke, Hans Krasen, Drewer Klick, Chim Behm, Ler Herde, Cheel Saße, Peter Stern, Clavs Saße, Cheel Graue, Martin Schröder.
In Roydin gaben: Der Müller, Clavs Gültzow, Chim Götsche, Ler Herda, Der Schäfer, Chim Schünemann, Peter Tetzaw, Clavs Witte, Chim Stavenhagen, Thomas Gültzow, Hinrich Öbeling. Schuldig blieb der Huß Herr. (vermutlich der Hofherr)
Wer war der Hausherr? Eigentlich waren es zwei Moltzan, die auf Burg Osten seit etlichen Jahren saßen, die Brüder Hartwig und Heinrich. Hartwig verstarb 1591. Er vererbte seine Güter an seine drei Söhne, von denen Ernst Ludwig, nach brüderlicher Teilung und Tausch untereinander, schließlich allein neben seinem Onkel Heinrich seit 1599 auf Osten herrschte. Heinrich war aber seit seiner Jugend ein gewalttätiger und unverträglicher Mensch geblieben und übertrug den Groll gegen den verstorbenen Bruder nun auf dessen Witwe und Kinder. Verschärft wurde dieser Familienhader noch dadurch, daß Heinrich vom Landmarschallamt ausgeschlossen wurde, worauf er, als nun Ältester der Familie, eigentlich Anspruch hatte. Beim pommerschen Fürstenhofe war er schon längst in Ungnade gefallen. Die pommersche Regierung wollte einem so anrüchigen Mann, wie Heinrich es war, solche Ehren nicht zugestehen. An dessen Stelle beauftragte Herzog Philipp Julius den Neffen Ernst Ludwig Moltzan damit. Heinrich war auch ein schlechter Wirtschafter und schon 1599 total überschuldet, so daß er seinen Anteil an Osten nicht länger halten konnte. Er mußte diesen seinen Gläubigern überlassen, es sollen 72 gewesen sein. Diese traten das Gut an die Herzogin- Witwe zu Loitz ab. Diese verpfändete diesen Osten´schen Anteil 1602 an den Herzog Friedrich von Churland.
Die Zeit des Dreißigjährigen Krieges
Direkt auf die Dörfer Teusin und Roidin bezogene Nachrichten fehlen aus dieser Zeit, aber für Osten und für das Land insgesamt liegen sie vor. Die Lage an der alten Landstraße von Stralsund über Loitz nach Treptow a.T. und weiter nach Neubrandenburg brachte den Einwohnern von Roidin in Kriegszeiten schon immer Not und Gefahr. Die Zeit des Dreißigjährigen Krieges aber muß besonders schrecklich gewesen sein.
Nach 9 Jahren seit Kriegsausbruch zog sich dieser auch nach Pommern. Dort herrschte seit 1620 Herzog Bogislaw XIV., ein schwacher Herrscher und kein Kriegsmann. Seine Kassen waren leer und das Land für kriegerische Zeiten schlecht gerüstet. Die Städte und Stände erkannten erst die Gefahr, als es zu spät war. Auch in Demmin hatte man sich in längerer Friedenszeit nicht um die Festungsmauern gekümmert, hatte sie als Luxus betrachtet. 1620 wurden die Grenzstädte, so auch Demmin, mit einer Garnison versehen. Auif Befhel des Herzogs stellte Demmin ein Kontingent von 60 Mann. Der Herzog forderte jedoch mehr. Die Stadt wies ab mit der Begründung, es fiele schon schwer, die aufgestellten Soldaten zu besolden. Am 11.10.1626 beorderte Bogislaw seine Soldaten in die Grenzstädte Demmin, Treptow und Tribsees. Er versuchte auch weiterhin sein Land durch Neutralität aus diesem Krieg herauszuhalten, was zunächst gelang. Durch ein Geldgeschenk an die schwedischen Obristen wendete er den Durchzug schwedischer Truppen durch Pommern ab und damit auch die drohende Gefahr für die Grenzfeste Demmin. Am 17.11.1627 rückten dann aber doch 1 1/2 Kompanien Kaiserliche aus Wallensteins Truppe ohne Schwertstreich in Demmin ein, nachdem sie zuvor die Umgebung verwüstet hatten. Die Kaiserlichen wurden die Herren im Lande, und so führten sie sich auch auf. Der kaiserliche Befehlshaber erließ den Befehl, daß kein Gramm des in Demmin lagernden Getreides verbraucht werden dürfe. Die Söldner wurden angewiesen, sich durch Requirierungen in den umliegenden Orten zu versorgen. Die Menschen waren wehrlos gegenüber dem Wegtreiben von Vieh, dem Wegschleppen von Getreide und anderer Form von Nahrung und Besitz. Sie wurden immer wieder erpresst, Geld und Wertsachen herzugeben.
Die Lasten des Krieges wurden noch härter, als auch die Schweden ihren Fuß auf Pommerns Erde setzten. Das war am 18.Juli 1630. Der Schwedenkönig Gustav Adolf zwang den Pommernherzog Bogislaw, dem Schweden die Pommernhauptstadt Stettin zu öffnen.
Im Winter 1630 wurde Osten von nach Rostock ziehenden Kroaten aus dem kaiserlichen Heer überfallen. Jost Moltzan, der Pächter von Osten, floh wegen der unmenschlichen Drangsalierungen von Osten nach Demmin. Einige Kornvorräte hatte er nach Ivenack gerettet. Diese erste harte Bekanntschaft mit der Soldateska sollte aber erst ein Anfang sein.
Der Demminer Chronist Karl Goetze hat diese Leidenszeit wie folgt festgehalten (zusammengefasst und ergänzt durch weitere Angaben von Chronisten dieser Zeit):
Am 02.02.1631 erschien Gustav Adolf vor Demmin, belagerte dann aber zunächst Loitz erfolgreich und erschien 10 Tage später erneut vor Demmin. Vom Nonnenberg aus führte er den Angriff vor, stellte dort seine Kanonen auf, ließ bei Eis und Schnee Laufgräben auswerfen und 7 erbeutete kaiserliche Feldzeichen aufpflanzen, erbeutet bei der Einnahme von Haus Demmin. Der kaiserliche Befehlshaber Savelli ergab sich nach kurzer Belagerung und erhielt mit 1000 Mann freien Abzug unter der Bedingung, sich in den nächsten 3 Monaten nicht am Kampf zu beteiligen. Die Schweden besetzten die Stadt und machten sich energisch an die Ausbesserung der Wallanlagen. Gustav Adolf erließ dazu strenge Befehle. Die Stadt hatte in der Folgezeit sehr unter den Schanzarbeiten zu leiden. Heran beorderte äußere Arbeitsabteilungen erschienen nicht. Zu alledem herrschte 1631 auch noch die Pest.
1633 schien der Krieg wieder näher zu kommen, und so wurden die Schanzarbeiten verstärkt betrieben.
Die Witwe zu Osten sollte dazu für den 11. bis 13. November zehn Personen nach Demmin stellen. Diese Witwe war Maria von Ramin, Witwe des Ernst Ludwig Moltzan, der als fürstlich pommerscher Erbmarschall und Landrat, auf Osten gesessen, im Jahre 1622 verstorben war. (Er liegt in der Kirche zu Schmarsow begraben, wo sein reich mit Ahnenwappen geziertes Epitaphium (Grabmal mit Inschrift) noch heute einen Schmuck des schön gewölbten Gotteshauses bildet. ) Daß die 10 Personen von Osten zum Schanzen nach Demmin aufbrachen, das ist wohl unwahrscheinlich. Jost Moltzan, Pächter von Osten, war zu dieser Zeit als herzoglicher Akzise-Inspektor für den Distrikt Loitz tätig und ließ Osten durch einen Schreiber verwalten. Er hatte bereits als jugendlicher Bewirtschafter von Osten mit großen wirtschaftlichen Sorgen zu kämpfen. Seine Lage wurde mit Ausbruch der Kriegshandlungen in Pommern noch schwieriger. Er musste allein dem Herzog von Churland (Kurland) einen jährlichen Pachtschilling von 1050 Talern zahlen, den der Herzog von Churland wegen des viel umherschweifenden Kriegsvolkes durch seinen Marschall persönlich abholen lassen wollte, aber nicht bekommen konnte. 1634 war die Pachtverpflichtung von Jost Moltzan an den Herzog bereits auf 4750 Taler angewachsen. Jost Moltzan machte dem Herzog eine Gegenrechnung. Er setzte für notwendige Bauten, Kontributionen und andere Kriegsausgaben 31 043 Gulden an und wollte damit zeigen, wie kostspielig ihm die Kriegszeit schon geworden war.
Da Burg Osten lange Zeit im Mitbesitz des Herzogs von Kurland bleiben sollte, sei an dieser Stelle erwähnt, wie es dazu gekommen war: Die zu Loitz wohnende pommersche Herzogin- Witwe Hedwig Sophie (Witwe des Herzogs Ernst Ludwig) hatte verschuldete Anteile an Osten übernommen und damit mancherlei Streit mit den Moltzanen. So sperrte sie ihnen den Tollensefluß, sie hinderte sie an der Heuernte und machte ihnen die Ückeritzer Bauern abspenstig. 1602 verpfändete sie dann ihren Anteil an Osten an ihren Schwiegersohn, den Herzog von Churland. Wie prekär die Lage der Moltzan auf Osten war, geht auch aus einem Schreiben (Kirchenarchiv Sanzkow) hervor. Danach borgte sich die Witwe Maria von Rammin (Ramin) von der Kirche in Utzedel im Jahre 1630 ganze 50 Gulden. In den Jahren 1673 und 1674 wird den Erben der Witwe von Rammin anbefohlen, die geborgte Summe mit Zinsen an die Kirche in Utzedel zurückzuzahlen.
Am baulichen Zustand der Burg Osten muß wohl bereits manches vernachlässigt gewesen sein, denn Diebe vermochten aus dem Fundament des großen Fangelturmes drei eiserne Anker auszubrechen. Das Gut selbst soll noch leidlich in Betrieb gewesen sein... bis 1637.
Im März 1637 starb Herzog Bogislaw XIV., körperlich und geistig gebrochen. Seine Leiche blieb 17 Jahre im Schloß unbeerdigt stehen. Da mit Bogislaw das Greifengeschlecht ausstarb, war der Kurfürst von Brandenburg rechtmäßiger Erbe. Herr des Landes Pommern aber war der Schwede, und er wollte es bleiben.
Alle schwedischen Generale zogen sich mit ihren Heeren nach Pommern zurück, um dieses Land für die schwedische Krone zu sichern. Während andererseits der kaiserliche Generalissimus Gallas, mit den Sachsen und Kurbrandenburgern vereint, herbeizog, um es ihnen zu entreißen.
Mecklenburg und Pommern wurden nun vorzugsweise der Kriegsschauplatz, auf welchem sich die streitenden Heere 2 Jahre lang hin- und herschoben. Dabei wurden die beiden Länder auf eine wahrhaft grausame Weise verwüstet, wie es ein Kinderlied, entstanden in dieser Zeit, treffender nicht ausdrücken kann: "Maikäfer fliege, der Vater ist im Kriege, die Mutter ist in Pommernland, Pommernland ist abgebrannt, Maikäfer flieg."
Die schicksalsschweren Jahre 1637 und 1638 Die Kaiserlichen waren 1637 auf ihrem Vormarsch bis Sarow gekommen und hatten dort ein Lager bezogen. Sie wurden aber von den Schweden geschlagen und vertrieben. Darauf zogen sie ins Mecklenburgische nach Malchin ab. Im November entschlossen sie sich zur Belagerung von Demmin. Vom 6. bis 14. Dezember 1637 wurde die Festung Demmin darauf von kaiserlichen, sächsischen und brandenburgischen Truppen belagert. Dann gaben die Schweden nach Beschuß aus 26 Geschützen die Festung Demmin auf und zogen nach Stralsund ab. Sie kehrten aber bald wieder zurück. Demmin mußte die 3. Belagerung erdulden. Es sollte mit großem Elend und bitterster Hungersnot die schlimmste Zeit für die Stadt und das umliegende Land werden. Erst nach einem 3/4 Jahr zogen die Kaiserlichen ab. Die Drangsalierungen durch die Kaiserlichen wurden nun durch die der Schweden ersetzt. Die Schweden kannten keine Schonung. Sie verlangten Nahrung, Quartier und Geld für Mensch und Tier. Steuern wurden durch militärische Exekution eingetrieben. Dazu wurden immer schändlichere Quälereien erdacht und genutzt.
Die Wintersaat 1637 und die Sommersaat 1638 hatten nicht bestellt werden können, teils wegen der Kriegsunruhen, teils, weil es an Saatkorn, Menschen und Zugvieh fehlte. Hinzu kamen die zusätzlich vielen Esser der kriegführenden Parteien. So war dann 1638 aller Vorrat an Getreide aufgezehrt. Es war nichts mehr da, auch nicht für den zehnfachen Preis, den das Getreide erlangt hatte. Das Vieh fiel noch zusätzlich einer im Jahre 1637 ausgebrochenen Rinderpest zum Opfer.
Alle Chronisten dieser Zeit sagen einmütig aus: Die Hungersnot war fürchterlich. Die Menschen mussten ihre Zuflucht zu den ungesündesten und ekelhaftesten Nahrungsmitteln suchen, ja es wird sogar von Kannibalismus berichtet.
Eine natürliche Folge dieses Elends waren Seuchen. So folgte gegen Ende des Jahres 1637 eine Pest, welche bis in das nächste Jahr hinein fortdauerte und alle früheren an Heftigkeit weit übertraf.
1638 brach das Verhängnis über Osten, Roidin und Toisin vollständig herein. Burg Osten wurde total ausgeplündert und völlig ruiniert. Was von den beiden Dörfern blieb, ist nicht überliefert, aber von der einstmals starken Wasserburg Osten. Aus einem Bericht, den der herzoglich-kurländische Obersekretär Gottfried Fabricius von dem Moltzanschen Schreiber Witt im Jahre 1649 erhielt, ist folgendes zu entnehmen:
Um das Vieh vor den vor Anklam liegenden kaiserlichen Kriegsvölkern zu retten, schaffte man 125 Stück nach Stralsund. Bald aber wurde Stralsund von den Schweden bedroht und die Herde wurde nach Greifswald und von da wieder nach Osten gebracht. Während sie in Toisin und Roidin versteckt war, ging ein großer Teil wegen Futtermangels und Seuchen ein. Den Rest nahmen die Kaiserlichen mit, daß kein Haupt davon übrig blieb. Ebenso erging es 3000 Schafen, die in Ivenack versteckt waren. Die Soldaten hatten auch alles Korn weggeführt, alles Lebende totgeschlagen und aufgefressen und endlich von den Gebäuden alles Brennbare heruntergerissen, so daß nur der Erdboden und das Mauerwerk übrig waren. Auf der Burg sah es besonders schlimm aus. Das Dach war zur Hälfte eingefallen, das Mauerwerk geborsten. Weder Türen, Fenster, Öfen, Bänke und Böden waren mehr vorhanden. Der alte Gefängnisturm hinter dem Schlosse war schon früher eingefallen. Die Kapelle und die übrigen Gebäude lagen völlig zerstört und wüste. Auch die drei Brücken waren von den Soldaten weggerissen worden, ebenso die Mühlen. Die Moltzans, im Kriege völlig verarmt, waren nicht mehr imstande, die Würde des Landmarschallamtes aufrecht zu erhalten.
So entschuldigte sich beispielsweise Christoph Lüdke von Moltzan, seine Güter wären durch die kaiserlichen Heere so verwüstet, daß er weder Pferde noch Vieh, Fahrnis, Saat und Brotkorn mehr behalten habe, und er könne deshalb keine Boten verschicken, Schreiben ausfertigen und Zehrungskosten aufbringen.
Die meisten Dörfer waren niedergebrannt, oft wüst geworden, kaum noch bewohnt. Von Teusin wird berichtet, daß nach dem Kriege nur noch ein Bauer im Dorf wohnte. In Roidin war nur ein Knecht verblieben. Der Ackerbau hatte fast völlig aufgehört, weil es an allem fehlte. Auf den Feldern wuchsen jetzt Gestrüpp und Bäumchen, Acker wurde wieder zu Wald. Auch die Wölfe hatten wieder Überhand genommen und gefährdeten im Bunde mit verwilderten Hunden die wenigen Menschen.
Martin Wehrmann schreibt: "Von dem Demminer Bezirke heißt es 1643, daß im ganzen Lande kein Distrikt vorhanden sei, darin elendere, ärmere und nahrungslosere Leute zu finden seien als eben in diesem."
Am 24.10.1648 wurde in Osnabrück der Friedensvertrag unterzeichnet, durch den Pommern auf lange Jahre geteilt wurde. Für Vorpommern begann die Zeit der Fremdherrschaft, es wurde schwedisch.
Die Schwedenzeit
Die Bevölkerungzahl nach dem Krieg wuchs nur langsam, weil es vor allem an jungen Leuten fehlte. Ins Land kamen Ansiedler aus Polen und anderen Ländern, die weniger durch den Krieg gelitten hatten. Auch manche Soldaten aus den aufgelösten Heeren, blieben zurück. So entstand vielfach eine recht bunt zusammengewürfelte Bevölkerung.
Bereits in den letzten Jahren des Krieges hatten sich die Verhältnisse in Vorpommern etwas gebessert, da die Schweden das Land, das sie nun als das ihre ansahen, zu schonen begannen.
1646 wurde von der Schwedischen Regierung die Stettiner Bauernordnung von 1616 für das ganze Land bestätigt. Eine am 29.September 1647 erlassene "renovierte" Gesinde-, Tagelöhner-, Bauern- und Schäferordnung enthielt im wesentlichen dieselben Bestimmungen. Danach verloren in Vorpommern die bäuerlichen Wirte den erblichen Besitz. Ihre Legung oder ihr Auskauf wurden gestattet, sie selbst wurden für Leibeigene erklärt. Somit vernichtete der Dreißigjährige Krieg auch den freien Bauernstand mit. Die Dienste der Leibeigenen waren fortan teils bestimmte regelmäßige, teils ungemessene.
Die regelmäßigen Dienste waren mit dem Gespann und mit der Hand zu leistende Dienste am Hofe, die allmählich immer mehr erhöht wurden. Die tägliche Arbeitszeit reichte vom Morgen nach einem bestimmten Glockenschlag bis zum Sonnenuntergang. Ungemessene Dienste waren zum Beipiel Fuhren leisten, das Säen, das Waschen und Scheren der Schafe, Hopfenpflücken, Flachs oder Hanf schwingen, Mühlenbäche aufräumen und rein halten, Zäune machen, Heede spinnen und so weiter. Für gesunde Leute waren nur Sonn- und Festtage freie Tage.
Heinrich Boll gibt eine Klassifizierung der bäuerlichen Bevölkerung dieser Zeit, wie sie lange Geltung behielt. Danach wurden die eigentlichen Bauern unterschieden in: Vollbauern, Dreiviertelbauern, Halbbauern und Viertelbauern oder Kossaten. Der Name Kossate entspricht der lateinischen Benennung des Mittelalters - casatus - und bedeutet Häuschenbewohner(im Unterschied zu Bauern, die ein Gehöft bewohnen). Der Kossate bestellte seinen Acker nur mit Ochsen. Ein Vollbauer hatte in der Regel 3 Hufen, also in jedem Schlage eine Hufe. Außer seinem Ackerwerk in den 3 Schlägen hatte er aber auch noch Wiesen, Weiden, Garten und Wörde, ferner sein Gehöft, sein Vieh, die Ackerwerkzeuge und das nötige Hausgerät von seinem Herrn zur Nutznießung. Das Inventar an Vieh, Ackerwerk und Hausgerät hieß die Hofwehr. Viehbestand eines Vollbauern waren in etwa: 6 Pferde und ein Füllen, 2 Hakochsen, 4 Kühe und eine Sterke, 3 Schweine und eine Zuchtsau, 5 Gänse und ein Ganter. Eine (1) Bauernhufe, auch Hakenhufe oder Wendenhufe genannt, das waren etwa 15 pommersche Morgen (9,825 ha). Boll gibt für diese Zeit auch die Hofdienste genauer an. Danach diente im Ritterschaftlichen, wozu die Dörfer Roidin und Toisin gehörten, der Vollbauer in der Regel 6 Tage in der Woche entweder mit dem Haken und einem Handdienste oder mit 4 Pferden. Zur Erntezeit wurde noch ein Handdienst mehr geleistet. Dienstzeit war im Sommer von 6.00 Uhr bis 11.00 Uhr, dann ruhte das Vieh 2 Stunden, und von 13.00 Uhr bis 18.00 Uhr. Zur Winterzeit arbeiteten die im Dorfe Wohnenden vom Tagesanbruch bis zur Dämmerung mit einer Stunde Mittagsruhe. Die übers Feld Kommenden mußten sich mit Tagesanbruch auf den Weg machen. Die Bauernweiber hatten im Winter 12 bis 16 Pfund Flachs zu spinnen. Ein Kossate, welcher 6 bis 8 Scheffel Aussaat hatte, mußte 2 Tage mit dem Haken und einen Tag mit der Hand oder umgekehrt dienen. Kossaten aber, welche nur den Katen mit Garten hatten, mußten 2 Tage mit der Hand dienen. Einlieger, welche nur eine Wohnung hatten, mußten 1 Tag mit der Hand Hofdienste leisten.
Die Hofherren waren bestrebt, die Dienste ihrer Leibeigenen immer mehr zu steigern. Sie nahmen die Kräfte ihrer Bauern und Einlieger auf das Äußerste in Anspruch. Schriftliche Aufzeichnungen aus dieser Zeit haben daher auch in breitem Umfang zum Inhalt, wer wem welche Dienste zu leisten habe.
Für die Dörfer Toisin und Roidin liegen solche Berichte erstmals nach dem großen Krieg aus dem Jahre 1669 vor, als Visitationsbericht im Kirchenarchiv Sanzkow. Darin wird ausgesagt: Von 1637 bis 1669 lag das Kirchenspiel verwaist da. Als Küster ist 1669 ein Schneider im Amt. Zum Kirchenspiel gehören die Dörfer Santzkow, Uthsethel, Roydin, Toysin und Zacharie. Die Kapelle zu Roydin ist zerstört. Die Glocke dieser Kapelle befindet sich in der Kirche zu Santzkow. Wenn die Kapelle repariert ist, so daß der Gottesdienst wieder darin gehalten werden kann, soll diese Glocke wieder darin ´restituieret`werden. Diese Glocke hat eine lichte Weite von 1 3/8 Ellen und eine Höhe von 1 1/8 Ellen.
In Toysin ist eine Kapelle, sie gehört zur Kirche in Santzkow. Das Dorf gehört den Moltzanen zu Osten. 1669 haben es der Herzog von Churland und Adam von Eichstedt in Besitz. Zum Vorsteher der Kapelle wird ein Jacob Hiddick vorgeschlagen. Die Kapelle besitzt eine Glocke, sie hängt im Giebel. An barem Gelde, Büchern, Kirchensilber und so weiter ist nichts vorhanden. Zur Kapelle gehört eine Wische an der Tollense, die Gotteswische von 4 Fuder Heu. Ein Matrikel von 1588 besagt, daß Nachbarn damals aus Freiheit eine Wische im Ort haben, die von der alten Mühle zu dieser Kapelle gegeben wurde. Weil aber diese beiden Wischen der Kirche nichts eingebracht, sollen sie 1669 sofort der Kirche zum Besten ausgetan und verheurat (verpachtet) werden. An Häusern gehört zur Kapelle ein Haus. Es steht halb auf dem Kirchhof und halb auf der Straße. (Der Kirchhof ist mit Sicherheit das in späterer Zeit als Schulgrundstück genutzte Gemeindeland gewesen. Der Standort der Kapelle ist nicht nachweisbar, doch darf vermutet werden, daß die Kapelle im hinteren Teil des jetzigen Schulgartens stand und auf ihren Fundamenten in späterer Zeit eine Scheune errichtet wurde. Noch heute liegen dort mächtige Steine. Das genannte Haus stand wohl an der Stelle des jetzigen Schulhauses.) Der Einwohner des Hauses, Clemens, ist der hiesigen Obrigkeit nicht untertan. Er berichtet, daß er, wie schon sein Vater, 8 Tage nach Osten muß, um auf dem Fache bei der Ernte zu arbeiten. Besagter Einwohner ist wohl ein Zimmermann gewesen, denn von ihm wird weiter berichtet, daß er auf Paul Hiddicks zerstörter Stätte gebaut hat. Ferner hat er 1666 eine Kate (Haus ohne Hofstätte) gebaut, die auch teils auf dem Kirchhof, teils auf der Straße stand. (Diese Katenstelle soll noch bis ins 19. Jahrhundert bebaut gewesen sein und zur Dorfstraße zu gelegen haben - späterer Schönbeck´scher Garten.) Auch Roydin gehört den Moltzanen, zur Zeit jedoch, wie Toysin, denen von Churland und von Eichstedt.
Zu Vorstehern der Kapelle sollen die Müller Hans Gäbbe und Caspar Fischer bestallt und in Gegenwart der Herrschaft und des Pastors in Eidespflicht genommen werden. Zur Kirche gehört ein Stück Acker, der Gotteshausacker, am Ostischen Damme bei der Mühle gelegen. An diesen Acker schließt sich eine Wische von 7 bis 8 Fuder Heu an. Wiese und Acker hat laut Matrikel von 1588 der Kröger zu Roydin gebraucht und dem Gotteshaus dafür jährlich nur wenig gegeben. Dafür war er verpflichtet, dem Pfarrherren und Küster die Mahlzeit zu geben, wenn sie jeden 3. Sonntag oder Bußtag zu Roydin ihr Kirchenamt verrichteten, damit die anderen Einwohner verschont blieben.
Die Visitation im Jahre 1669 bezeichnet diesen Zustand als eine liederliche Heure. Die Erben Moltzans protestierten gegen die Beibehaltung dieser Regelung, da die Kirche wenig davon genossen hat. Die Visitation verordnet daher. daß von der Herrschaft (Von Eichstedt) der Acker und die Wische so hoch als möglich verheurat und von der Heure die Hälfte dem Pastor gereicht werden soll. Am Damme "zur Osten" , hart an der schon genannten Wische, liegt noch eine Gotteswische von 4 Fuder Heu. Diese Wische hat der alte Pfarrherr eine lange Zeit selbst gebraucht und nochmals dem Kröger zur Osten gegeben. Außerdem hat das Gotteshaus noch eine Wische, die Holzwische genannt, am Toysiner Felde gelegen. Sie liegt an der Ackerbrache und kann ums 3.Jahr nicht gehegt werden. Sie hat außerhalb der Brachzeit jährlich Heure gegeben. Ferner gehört zum Gotteshaus eine Kate von 3 Gebind ohne das Kuhlende, mit anderthalb Morgen Acker und einem Morgen Wische. Diesen Katen hat Casper Fischer auf seine eigenen Unkosten mit Erlaubnis des Landrates, in Abwesenheit der Herrschaft, auf dem Kirchengrunde wieder aufgebaut. Die Visitation verordnet, daß die Heure hiervon der Kirche zufließen soll. Darüber entbrannte ein Streit mit Adam von Eichstedt. Dieser weist einen Pfandvertrag vor, worin von diesem Katen gewisse Dienste denen von Moltzan zugelegt werden. Außerdem ist in der Visitation von 1588 verzeichnet, daß dem Verwalter von Osten die Dienste von diesem Katen mit Hartwich und Heinrich Moltzan ein Jahr ums andere zugehörig zu sein haben. Im Pfandvertrag ist enthalten, daß nur 6 Tage (in der Ernte 2 Tage auf dem Fache, 2 Tage zum Flachse und 2 Tage die Schafe waschen und scheren) von dem Katen geleistet werden. Dies ist daher gekommen, weil der Inhaber des Katens Weide und Holz gebraucht und daher solche Dienste eingeführt hat, so wie noch jetzt die Einlieger an einigen Orten wegen der Heide, der Weide und des Holzes einige Dienste tun. Die Visitation erachtet es daher für nötig, daß im königlichen Archiv in der Visitation von 1560 und im Moltzan´schen Lehnsbrief nachgesehen werden muß, ob darin wegen dieses Katens und seiner Dienste etwas vermeldet wird.
Der Streit um die Dienste dieses Katens wurde wohl schon seit längerer Zeit geführt, wie einem Schriftstück im Kirchenarchiv entnommen werden muß. (Jahreszahl nicht zu ersehen, wahrscheinlich aus den Anfangsjahren des 17. Jahrhunderts) Aus diesem Schriftstück geht hervor, daß am Gotteshause in Roydin eine Kate gelegen ist, die mit Zubehör dem Gotteshause gehört und den Pfarrherren bisher Pacht einbrachte. Darin wohnt zu der Zeit eine arme, elende, stumme Magd. Hartwich Moltzans Söhne erheben erneut die Forderung auf etliche Dienste aus diesem Katen und berufen sich auf die Pfandverschreibung auf die Osten´schen Güter (von Lütcke Moltzan). Hier entgegen hat die Kirche die Nachricht, daß bei Menschen Gedenken vor etlichen Jahren diese Katenstelle ganz wüst gelegen war. Auch haben die Moltzane zu Osten mit der Stätte und zugehörigem Acker und Wiesen nichts zu tun gehabt, wie alte Leute berichten. Hernach haben die Eltern der stummen Magd mit dem Vorsteher der Kirche und dem Pastor gehandelt und haben einen Katen in Törpin gekauft und denselben auf die wüste Stätte gesetzt und dem Pastor dafür Pacht gegeben, die er auch jährlich noch erhebet. Nach dem Tode der Eltern habe aber die stumme Magd auf Anforderung der Nachbarn, weil die stumme Magd die Holzkaveln mit empfangen, auch mal etwas dafür tun müssen. Die Vögte haben deshalb dieselbe zum Schafe waschen und scheren, aber auch in der Ernte auf dem Fache zum Helfen angetrieben. Daher wird Lütcke Moltzan solchen Dienst haben in der Pfandverschreibung aufsetzen lassen. Vor etwa 6 oder 7 Jahren hatte zu dieser Zeit der Müller zu Roydin einen Knecht, der bei Abendzeit die elende, stumme Magd in ihrem Hause gewaltsam überfallen hat und sie notzüchtigen gewollt. Die jungen Moltzane zu Vanselow und der Verwalter zu Osten haben wohl und billig diesen Knecht gefangen gesetzt und einziehen lassen.
Im Visitationsbericht aus dem Jahre 1669 wird weiter angegeben,
daß in Toysin um diese Zeit 10 Bauersleute mit mit je 3 Hufen Besitz sind.
In Roydin sind der Kröger Gültzow mit 3 Hufen und die beiden Edelmannhöfe Hartwig Moltzan mit 6 Hufen (zur Zeit Eichstedt) und Heinrich Moltzan mit 9 Hufen (zur Zeit von Churland) genannt.
Den Angaben ist zu entnehmen, daß sich die Verhältnisse in der Bewirtschaftung im Vergleich zur Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg wieder hergestellt haben. Teusin ist immer noch ein reines Bauerndorf, in Roidin existiert noch der eine Bauernhof neben den beiden großen Höfen der Feudalherren. Die Kätner in Roidin sind gelegt worden.
Den Beschwerungen und Mängeln der Pastorei Sanzkow gegen Ende des 17. Jahrhunderts können weitere Informationen über die Verhältnisse in den Dörfern entnommen werden: Die Küsterei in Sanzkow soll, da sie im vorigen Krieg dergestalt ruiniert worden ist, daß sie nicht wieder repariert werden kann, ebenso wie der Pfarrhof von den 4 Dörfern aufgebaut werden. Sie soll mit einem kleinen Kohlgarten befriedigt und in wohnlichem Stande erhalten werden. Der Pastor klagte nun darüber, "...daß er, wenn zu bauen und zu bessern ist, bei den Pfarrkindern kein Gehör findet und dadurch oftmals große Ungelegenheit und Schaden entstanden sind. Auch haben die Pfarrkinder untereinander selber keinen Zwang, der eine tut was, der andere nichts, einer kommt, der andere bleibt aus und wird selten tüchtig gemacht." Der Pfarrherr bittet daher, "... daß eine Ordnung und allgemeiner Kirchenzwang möge hergestellt werden und daß die Vorsteher in einem jeglichen Dorfe nebst Schulzen schuldig sein mögen, daß baut und bessert wird. Der Obrigkeit an jedem Orte möge befohlen werden, ihren Untertanen, ein jedem für seinen Anteil, Holzung darzu zu reichen, was einer jeglichen Herrschaft nicht viel ausmachen kann, da die großen und vornehmsten Gebäude fertig sind." Da der Pfarrherr sich einen großen Bauknecht in diesen teuren Zeiten halten muß, wenn er Zeit zum Studieren haben will, und weil Haushaltung und Nahrung schlecht, dazu die Hufen gering sind, bittet er die Visitatoren, bei den Patronen der Kirche vorzusprechen. Er bittet die Herren darum, daß sie einwilligen mögen, "...daß ein jeglich Dorf ein Caspel zu beiden Saaten im Wechsel mögen pflügen helfen. Dafür will er ihnen zu jeder Pflügezeit einem jeglichen Dorfe 1 Tonne Bier mit nach Hause geben. Die Arbeit sollte in einem halben Tage leicht auszurichten sein." Der Pastor verspricht auch, "...sich desto fleißiger wiederum und desto williger gegen die Obrigkeit und die Pfarrkinder zu bezeigen." Im gleichen Bericht klagt der Pastor auch darüber, daß das Gesinde oft ungehorsam und untreu ist.
Die schwedische Regierung war eifrig bestrebt, die Organisation und Verwaltung der neuen pommerschen Besitzung in die Wege zu leiten und an Stelle der vorläufigen Einrichtungen, die in Vorpommern noch während der letzten Kriegsjahre geschaffen worden waren, dauerhafte herzustellen. Dazu gehörte vor allem, die Regelung der Abgabenverhältnisse in Angriff zu nehmen. Dafür war die Herstellung einer richtigen Hufenmatrikel unentbehrlich. Man begann deshalb schon bald nach 1653 mit einer sorgfältigen Aufnahme des Landes. Dieses Werk wurde aber durch die Kriegsunruhen oft aufgehalten oder ganz unterbrochen und erst in den Jahren 1692 bis 1695 vollendet.
Für Osten, Roigdin und Toisin erfolgte die Hauptvermessung erst 1698 durch Hesselgreen.
Zur schwedischen Landesaufnahme: Die Arbeit der Landmesser-Kommission war außerordentlich mühselig und umfangreich. Während sie im Sommer per Fuhrwerk von einem Gut, Ackerwerk und Hufe zur anderen reiste, alles persönlich in Augenschein nahm und überprüfte, die Bauern, ältesten Leute, Pastoren und so weiter über die landwirtschaftlichen Verhältnisse befragte, in Lehnsbriefe, Kaufkontrakte, Verschreibungen und andere Verträge Einblick nahm und schließlich die Vermessung des Landes in die Wege leitete, wurde im Winter in der Stadt Quartier genommen und das Gehörte, Überprüfte und Vermessene sorgfältig zu Papier gebracht.
Das Ergebnis sind auf Leinen gezeichnete und farbig gestaltete Karten in der Größe von 100X80 cm im Maßstab 1 : 8333,3 Pommersche geometrische Elle.
Die Materialien "Schwedische Landesmatrikel von Pommern (Schwedisch-Vorpommern) liegen im Staatsarchiv Greifswald unter den Nummern für Toisin 586, Roigdin 671 und Osten 712.
Für unsere Orte liegt leider keine Übersetzung der in altschwedisch gehaltenen umfangreichen Beschreibung vor.
(nachträgliche Bemerkung von A. Mü: Im Jahr 2011 berichtete Frau Kirsten Gehrke vom Nordkurier, Demminer Ausgabe, über die Chronik von Alfred Drechsel. Sie erwähnte, dass Herr Drechsel einen Übersetzer der schwedischen Landesvermessung für die Orte Teusin und Roidin sucht. Daraufhin meldete sich der damals in Magdeburg lebende Herr Dr. Dirk Schleinert. Da er sowohl Geschichte als auch Schwedisch studiert hatte und sich mit den schwedischen Matrikeln bereits befasst hatte, übernahm er in aufwendiger Arbeit die Übersetzung für die Dörfer Teusin und Roidin und leistete damit eine sehr wertvolle Arbeit für die Chronik. Die Ergebnisse sind in die nachfolgenden Abschnitte eingeflossen.)
In deutscher Sprache ist neben dem Visitationsbericht aus dem Jahre 1669, wie ihn Pastor Christian Friedrich Cramer zu Sanzkow übermittelt hat, noch ein Bericht des seinerzeitigen Besitzers der Begüterung Osten, Philipp Joachim von Parsenow, vorhanden. (ein Vordruck, enthalten in der schwedischen Landesaufnahme)
Bemerkung zum Besitzerwechsel: Ilse Maria von Ramin, Witwe des Ernst Ludwig Moltzan, war mit Adam von Eickstaedt verheiratet. Deren Tochter, Idea Agnisa, heiratete Philipp Joachim von Parsenow. Ihm wurde 1674 von seiner Schwiegermutter der sogenannte Eickstaedt´sche Anteil von Schmarsow verpfändet. Darauf übertrug sodann Albert Axel von Maltzahn auf Tützpatz die ihm durch seine Gemahlin, Elisabeth Tugendreich von Eickstaedt, zuständigen Ansprüche an der Begüterung auf seinen Schwager Philipp Joachim von Parsenow. Den übrigen, den sogenannten Churländischen Anteil, erhielt Philipp Joachim, exrevione der Gebrüder von Maltzahn, welche es eingelöst hatten, indem er 8000 Fl. hergab, wofür ihm Osten als Pfand gelassen wurde. Philipp Joachim von Parsenows Sohn, Christian Albrecht, kaufte am 26. Mai 1708 von dem Erblandmarschall Hans Jacob von Maltzahn die Güter Osten, Reudin und Teusin mit der Bedingung, daß dieselben nicht eingelöst werden können, so lange von ihm männliche oder weibliche Nachkommen den Namen Parsenow führen würden. Roidin und Teusin wurden dann im 18. Jahrhundert für kurze Zeit an einen Major von Glöden verpfändet, kehrten aber durch Einlösung wieder in den Besitz der Familie von Parsenow zurück. Den Parsenows gelang es sodann, wegen der Erbfolge in der Osten´schen Begüterung gegen das Geschlecht von Maltzahn das Sukzessionsrecht (Erbnachfolgerecht) in den Jahren 1755, 1758 und 1759 zu erstreiten. Sie blieben im Besitz der Begüterung, bis die beim Verkauf im Jahre 1708 vereinbarte Bedingung für eine Einlösung durch die Familie Maltzahn tatsächlich eintrat. Das Geschlecht der Parsenow starb am 16.April 1830 mit Friedrich Wilhelm Ludwig Carl Erich aus.
Philipp Joachim von Parsenow gibt im "Projekt, wie die Hufen in Pommern und Rügen einzurichten" (Vordruck Landesaufnahme) für seinen Rittersitz an:
für Toisin, daß das Ackerwerk
3 besetzte Bauernhöfe hat, keine unbesetzt (Casten Plam, Claus Plamp, Marten Hidik)
4 besetzte Cossatenhöfe, keine unbesetzten (Joachim Plamp, Hans Schröder, Claus Höck, Philip Lütman)
4 Bauernhufen in Kultur, 6 wüst (Jochim Düwier - Parsenow´scher Hof)
daß die Bauern 126 Scheffel Roggen, 68 Scheffel Gerste, 68 Scheffel Hafer aussäen,
daß sie 20 Fuder Heu werben, 36 Rinder und 20 Schafe haben.
Es werden für Toisin als Einwohner noch die Namen David Dieckmann und Jacob Gartz genannt.
für Roidin 7 Hufen, 1 wüste Hufe - davon 2 Hufen mittelmäßiger Acker und 5 Hufen schlechter Acker
Aussaat: 216 Scheffel Roggen, 108 Scheffel Gerste, 108 Scheffel Hafer, 12 Scheffel Erbsen
weiterhin:
1 Wassermühle (baufällig)
1 wüste Schneidemühle
1 Schmiede (instand)
1 Krug ist angelegt, weil von alters her dagewesen
Roidin ergibt 60 Fuder Heu, die Hälfte davon wird nach Schmarsow gefahren. Es gibt 50 Rinder und 450 Schafe. Roidin gibt 18 Scheffel Meßkorn an den Pastor.
In Roidin wurden bei der "Landesaufnahme" der Schweden in 25 Haushaltungen auch einige Haushaltsvorstände namentlich angeführt:
Joachim Düwier als Hofverwalter, Lorentz Lemke als Müller, Hinrich Plemak als Schmied, Balzer Lexow als Häker, Jochim Schul als Häker, Christian Casbohm als Häker, Friedrich Smook, Hans Laban und Ertmann.
Im Unterschied zu anderen gezeichneten Karten ist die von Roidin schwerer lesbar. Es herrscht ein Durcheinander von Farben, Strichen und Zeichen. Das ist sicherlich der vielgestaltigen Oberflächenstruktur, der Lage im Seitental der Tollense zuzuschreiben.
Klar erkennbar ist der Standort der Roidiner Mühle, abseits des kleinen Ortes, bachabwärts, wohl seit alters her immer wieder an dieser Stelle neu entstanden.
In einem Beitrag von Max Bruhn in "Die pommersche Zeitung" vom 16.12.1978 sind die Namen der Roidiner Wassermüller enthalten. Dr. Max Bruhn stammt aus Sanzkow, war Lehrer am Gymnasium in Demmin und hat sich viel mit Heimatgeschichte befaßt, so im Kirchenarchiv in Sanzkow umfangreiche Studien betrieben.
Nachfolger des in der schwedischen Landesaufnahme genannten Lorentz Lemke:
1700/ 1750 Martin Wiede mit den Müllerburschen Conrad 1735, Christoph Nagel und David Albrecht 1748/1749
1752 Müllermeister Thomas Beutin, ehelichte Margarethe Thomas
1755/ 1761 Johann Christoph Sülk, heiratete Margarete Elisabeth Rickermann
1761/ 1791 Erbmüller Johann Christian Labahn, Erbmüller, in zweiter Ehe mit Adelheid Catharina Köhler
1791/ 1848 Mühlenmeister Johann Friedrich Röhl, heiratete 1803 Luisi Dorothea Adelheid Labahn
1879 Meyer
um 1900 Franz Anders aus Utzedel, heiratete Marie Plestlin, übernahm 1910 die Mühle in Roga/ Mecklenburg
um 1920 Paul Schlüter
um 1930 Sommer
bis 1945 Fritz Millow (kam aus dem Krieg nicht zurück)
bis 1951 Reirat (letzter Müller in Roidin) Die Mühle war danach, um 1960, zeitweise Forsthaus unter dem Förster Conrad Phillipps. Nach 1970 erwarb der Müller Hoffmann das Mühlengrundstück, um es landwirtschaftlich zu nutzen.
Durch die Übersetzung der schwedischen Matrikel durch Herrn Dr. Dirk Schleinert, ergaben sich folgende Informationen über die Dörfer Toisin und Roidin im Rahmen der "Landesaufnahme" durch die Schweden:
'Landesarchiv Greifswald, Rep. 6a, Bd. 50, S. 297 - 305 Beschreibung über Toisin, das im Junimonat des Jahres 1698 vermessen wurde. Toisin ist ein Bauerndorf im Demminer Distrikt und Santzkows Kirchspiel, 1/2 Meile von Demmin, 5 Meilen von Greifswald, 5 von Anklam gelegen. Grenzt im Norden mit Santzkow, im Osten mit Vantslow und Roigdin, im Süden mit Strelow, im Westen mit Utsedel.
Wie mir die Bewohner berichteten, haben hier in früheren Zeiten 10 Bauern gewohnt und einige Kossaten, welche nur Wurten im Gebrauch hatten. Zu der zeit war Moltzan der Besitzer hierüber und nach ihm bekam es Ekestedt und nach ihm hat es Pasenow bekommen, welcher es auch noch in Besitz hat. Nach dem Bericht von Jochim Duwier soll dieses Dorf zur Hälfte ein Courlenskt (=kurländisches) Gut sein.
Die Namen der Bewohner
Nummer | Name | Bemerkungen |
---|---|---|
1 | Jochim Düwier | Vogt, den Pasenow hier deshalb hat, damit er die Aufsicht über die Bauern wie auch über den Rittersitz und das ackerwerk Roigdin hat. Dafür bekommt er von der Herrschaft 20 Scheffel Aussaat in jedes Feld. |
2 | Casten Plam | untertäniger Vollbauer |
3 | Claus Plamp | untertäniger Vollbauer |
4 | Marten Hidik | untertäniger Vollbauer |
5 | Jochim Plamp | untertäniger Kossate, wohnt auf Vollbauernstelle |
6 | Hans Schröder | untertäniger Kossate, wohnt auf Vollbauernstelle |
7 | Claus Höck | untertäniger Kossate, wohnt auf Vollbauernstelle |
8 | Philip Lutman | untertänbiger Kossate, wohnt auf Vollbauernstelle |
9 | David Dickmann | hat 3 Scheffel Aussaat in jedem Feld und ist ein Freimann |
10 | Jakob Gartz | Kuhhirte |
11 | eine Witwe | hütet Schweine |
Nach der Hufenprofession, die der Besitzer Anno 1698 eingereicht hat, ist Toisin mit 4 kultivierten und 6 wüsten Bauernhufen eingeschrieben.
Der Acker liegt in drei Feldern verteilt, welche zum Teil ziemlich eben und von mittelmäßigem Boden sind, wie er auch zum Teil mehr hoch gelegen ist und aus sandigem Boden besteht. Das Feld nach Santzkow, das jetzt in der Brache lag, wird meist mit Roggen besät und der geringste Teil mit Sommersaat. Langen Felt, das das Beste ist und jetzt mit Sommersaat besät war, ist von gutem Boden, zum Teil etwas kaltgründig. Die Ackerflächen (Wurten) werden zu Feldern gerechnet, woneben sie liegen, weil sie mit derselben Art besät wurden.
Die Bauern sagen, dass sie in mittelmäßig guten Jahren von einem Scheffel Aussaat den 3. bis 4. Scheffel wiederbekommen.
Die Aussaat
Jeder kann aussäen wie folgt
Langen Felt | Dwars Felt | Felt nach Santzkow |
---|---|---|
Roggen/ Sommersaat | Roggen/ Sommersaat | Roggen/ Sommersaat |
gilt für 2,3,4, jeder
2 Drömt/ 2,5 Drömt |
gilt für 2,3,4, jeder
1 Drömt, 8 Scheffel/ 2 Drömt |
gilt für 2,3,4, jeder
1 Drömt, 8 Scheffel/ 1 Drömt, 6 Scheffel |
gilt für 5,6,7,8, jeder
1 Drömt, 4 Scheffel/ 1 Drömt, 4 Scheffel |
gilt für 5,6,7,8, jeder
1 Drömt, 2 Scheffel/ 1 Drömt 4 Scheffel |
gilt für 5,6,7,8, jeder
1 Drömt, 4 Scheffel/ 1 Drömt, 2 Scheffel |
1 hat 20 Scheffel Aussaat | 1 hat 20 Scheffel Aussaat | 1 hat 20 Scheffel Aussaat |
9 hat 3 Scheffel Aussaat | 9 hat 3 Scheffel Aussaat | 9 hat 3 Scheffel Aussaat |
Erbsen hatte jeder Bauer dieses Jahr 2 Scheffel Aussaat in der Brache und 1 Scheffel Leinsaat und Buchweizen auf dem Acker, den sie zusätzlich aus dem sandigen Ödland ausgerodet haben, zu 1/4 Scheffel. Die Kossaten lediglich Leinsaat zu einem 1/4 Scheffel Aussaat.
Das Ödland Bauwen Felt, ziemlich hoch gelegenes Ödland, worin die Bauern einige Scheffel aussäen. Sie haben ausgesät, aber die Aussaat nicht wieder bekommen, denn sie geben vor, dass es - obwohl sehr hoch gelegen- kaltgründig ist und, wie sie es nennen, aus "swalk" Sand besteht.
Sten Felt, könnte wohl zum Teil aufgebrochen und mit Roggen besät werden, denn es besteht meistenteils aus Sand. Hier gibt es auch einen großen Teil Ödland, dfer jetzt mit großen Eichen und ein Teil mit Espen, Birken und anderem kleinen Wald bewachsen ist, welches seit dem kaiserlichen Krieg wüst gelegen hat.
Die Kirche hat ein kleines Stück Ödland mit einem Graben umher bei Olde Mühl, welches jetzt mit Eichen bewachsen ist und die Kirche nichts davon bekommt. Dazu gibt es hier ein Stück von einigen "Decimer" ungefähr beim Oll Moor, das der Glocke gehört, denn sie haben sie damit früher instand gehalten.
Wiesen
Jeder Bauer kann 8 Fuder (Heu) bekommen, jeder Kossat 4 Fuder, Nr. 9 ein Fuder, Nr. 1 kann auf den 2 kleinen Wiesenflecken, die der Kirche gehören (der eine an der Tollense, der andere bei Olde Muhl gelegen) , 1 1/2 Fuder werben. Hagen hat hier eine Wiese von mittelmäßig gutem Wuchs. Mehr über die Beschaffenheit der Wiesen bei der Arealausrechnung.
Der Besitzer selbst hat angegeben, daß alles in allem nicht mehr als 20 Fuder geworben werden können.
Über den Wald An der Santzkower Grenze gibt es auf beiden Seiten des Weges zwei kleine, mit Gräben umgebene Eichenwälder, die man in früheren Zeiten gehegt hat, weil der ganze andere vorgenannte Wald Acker gewesen ist. Ansonsten ist hier zum Teil noch mehr an der Grenze und auch anderswo, was nicht Acker gewesen ist. Moor gibt es hier zum Teil, die Stubben Bruk und See Bruck genannt werden, welches so sumpfig und morastig ist, dass kein Vieh dort hinein kommen kann. Hagens Bruck - wovon ein Teil hierher gehört hat, aber wie viel konnte mir keiner eine Unterrichtung geben- scheint etwas nass und morastig zu sein. Ansonsten gibt es noch andere Moore und Erlenbrüche inner- und außerhalb der Felder, teils bewachsen und teils unbewachsen. Reines Weideland gibt es hier nicht, sondern die Bewohner lassen ihr Vieh im Wald oder auf dem wüsten Acker weiden.
Über das Gesinde Jeder muss einen Knecht, einen Jungen und eine Magd zur Verrichtung der Hofdienste halten. Die, die sich nicht mit ihren Kindern behelfen können.
Über den Hofdienst Die Bauern dienen nach Roigdin 5 Tage in der Woche mit 2 Personen und 2 Ochsen oder 4 Pferden/ in der Heuernte 5 Tage die Woche 2, die mähen, und einer, der harkt. In der Mahd, solange wie der Roggen steht, 2, die mähen, und 2, die binden, aber wenn das Korn abgemäht ist mit 3 Personen, und wenn es eingefahren wird mit einem Wagen, 4 Pferden und 3 Personen. Ansonsten tun sie ihren Dienst im Winter mit Fuhrwerk und anderem so, wie es ihnen von der Herrschaft angesagt wird. Die Kossaten dienen 4 Tage die Woche mit 2 Personen und 2 Ochsen, in der Mahd mit 2 Personen, den Winter über mit Dreschen und anderem Dienst, wie es ihnen zu tun befohlen wird.
Vieh Jeder hat und kann kaum mehr halten als die Bewohner selbst berichteten:
Nr. | Pferde | Ochsen | Jungvieh/Rinder | Kühe | Schafe | Ziegen | Bienenstöcke |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | 2 | 2 | 3 | 4 | 4 | 6 | 5 |
2 | 4 | 2 | 2 | 3 | - | - | - |
3 | 4 | 2 | - | 4 | 3 | - | - |
4 | 4 | 2 | 2 | 3 | 5 | - | - |
5 | 2 | 2 | - | 2 | - | - | - |
6 | 2 | 2 | - | 1 | 3 | - | - |
7 | 1, 1 Fohlen | 3 | - | 2 | 4 | - | - |
8 | 1 | 2 | - | - | 1 | - | - |
9 | 2 | 2 | - | 2 | 3 | - | 2 |
10 | - | - | - | 1 | - | 4 | - |
macht zusammen | 22 und 1 Fohlen | 19 | 7 | 22 | 23 | 10 | 7 |
Abgaben Für die Untertanen entrichtet die Herrschaft die Abgaben, weil sie sehr arm sind, doch geben sie nach Vermögen etwas wieder. Nr. 9 und Nr.10 geben, wie es ihnen von der Herrschaft angesagt wird.
Einkünfte des Pfarrers Jeder Bauer gibt dem Pastor 3 Scheffel Meßkorn, 20 Eier, 1 Mätwurst. Dazu bekommt er von Pasenow für einige wüste Höfe 6 Scheffel Roggen. Die Kossaten 2 Scheffel, 15 Eier - 1 Schilling, und jeder Scheffel Roggen, den er bekommt, 4 Schilling, und 2 Schilling Zeitengeld. Der Küster 1 1/2 Scheffel Roggen von jedem Bauern, von jedem Kossaten 1 Scheffel. Die anderen, die übrig sind, geben ihm Eier und Mätwürste.
Hier gibt es 4 wüste Vollbauerngehöfte und 3 wüste Kossatenstellen, welche die Bauern und Kossaten unter sich haben, aber sie geben dafür nichts. Numero 1 eine Kossatenstelle mit der dazu gehörenden Wurte. 2 dito, 3 und 6 dito, 9 eine Wurte, wofür er lediglich Dienst tut. Numero 3 hat eine 1 1/3 Bauernstelle, 7 dito, 8 dito. Numero 9 wohnt auf einer Kossatenstelle.
Über alte Monumente Hier steht eine Kapelle im Dorf, die ganz unfertig und fast in den Grund ruiniert ist. Aber die Glocke ist noch in gutem Zustand.
Arealausrechnung von Toisin
/1 | /2 | Morgen /3 | Ruten/4 | |
---|---|---|---|---|
Der Acker liegt in 3 Feldern verteilt | ||||
A | 1 | A Das Feld nach Santzkow, das in der Brache lag. Eben gelegener Acker, zum Teil sandig, zum Teil humoser Sand | 57 | 180 |
Aa | 1 | Humoser Sandacker, mittelmäßig hochliegend | 38 | 19,8 |
= | 96 | - | ||
B | 1 | Langen Felt, das jetzt mit Sommersaat besät war. Mittelmäßig eben gelegenes Ackerfeld, aus sandvermengter Humuserde bestehend, war doch ein klein wenig beim Dorf und bei den Pfuhlen (Tümpeln) und hinauf zum Bawen Felt ein klein wenig kaltgründig | 85 | 30 |
= | 85 | 30 | ||
Dwar Felt mit Dorp Sted, das jetzt mit Wintersaat besät war. | ||||
C | 1 | Sandig sowie zum Teil lehmig, meistenteils hoch gelegen | 46 | 90 |
Ca | 2 | Dorpsted, meistenteils aus Lehm bestehend und ein Teil aus Sand | 14 | 120 |
Cb | 1 | Bern Land, ein kleines Stück bei Dorp Sted gelegen/ dafür hat man es kommun(5) gehalten/ aus Sandhumus bestehend | - | 240 |
= | 61 | 150 | ||
= (gesamter Acker) | 242 | 180 | ||
E | 3 | E Ackerwurten, aus guter Humuserde bestehend | 15 | 60 |
Ödland | ||||
D | 1 | Bawen Felt, siehe Annotationen | 92 | - |
Da | 14 | einige kleine kahle Ödflecken, die zum Aufbrechen dienlich sind, dazu das der Glocke | 11 | 270 |
Db | 1 | Steen Felt, ziemlich hoch gelegen, aus Sandboden bestehend und seit dem kaiserlichen Krieg wüst liegend | 68 | 30 |
Dc | 1 | meist kahl und mittelmäßig hoch gelegen, an manchen Stellen mit kleinen Büschen bewachsen | 31 | 150 |
= | 203 | 150 | ||
Wiese | ||||
Fa | 3 | Langen Wisch, eine mittelmäßig große und feuchte Wiese von mittelmäßigem Wuchs, in nassen Jahren können die Bewohner sie nicht groß nutzen, denn sie wird vom Wasser überflutet | 47 | 240 |
Fb | 1 | Niedrige und feuchte Wiese von gutem Wuchs | 6 | 60 |
Fc | 2 | Feuchte Wiese | 4 | 60 |
Fd | 2 | 2 kleine Wiesenflecken, die der Kirche (Kapelle) gehören | 1 | 90 |
= | 59 | 150 | ||
Fe | 1 | Hagens Wisch, eine Wiese, die nach Hagen gehört, von mittelmäßigem Heuwachs, besteht in allem aus | 11 | 180 |
Nach der Angabe der Bewohner können Heufuder geworben werden, wie in den Annotationen vermeldet wurde, doch will ich zu mehrerer Gewissheit hier anführen 61 Fuder | ||||
Wald, Moor und Weideland | ||||
Ga | 3 | ein mittelmäßig großer Hagebuchen- und Eichenwald, mit Birken und Espen durchmischt, meistenteils früher Acker gewesen, dazu 2 kleine Flächen mit Gräben umher, mit Eichen bestanden | 54 | 60 |
Gb | 1 | ein Eichenstreifen außen an der Wiese Lange Wisch | 31 | 240 |
Gc | 2 | etwas feuchter Hagebuchenwald, mit Haseln und Espen gemischt | 58 | 150 |
Gd | hohe Hagebuchenhügel, mit Birken und Hasel gemischt, ist früher Acker gewesen | 33 | - | |
Ge | 1 | feuchter Wald, mit einigen Buchen, aber meist mit Espen bewachsen | 23 | 30 |
Gf | 5 | Stubben und See bruch, sumpfige Erlenbrüche, so dass in nassen Jahren kein Vieh da hinein kommen kann. Mittendrin ist früher ein kleiner See gewesen, aber jetzt kann man davon nichts mehr sehen oder wissen. | 83 | 60 |
Gg | 1 | feuchtes Weideland, das doch früher zur Wiese Lange Wisch gehört hat, aber weil es nichts trägt und mit kleinen Büschen bewachsen ist, haben die Bewohner es zum Weideland gelegt | 7 | 240 |
Gh | 1 | Dito, jedoch großen Büschen bewachsen | 17 | 150 |
Gi | 1 | Hagens Bruch, siehe Annotationer | 18 | - |
Gk | 5 | sumpfiges und morastiges Erlenbruch an der Grenze zu Roigdin, dicht bewachsen | 18 | 210 |
Gl | 3 | einige kleine feuchte Ödflecken, zur Weide dienlich | 4 | 150 |
Gm | 21 | einige feuchte Flecken innerhalb und außerhalb der Felder und um die Pfühle herum, ein Teil festerer Boden | 26 | 270 |
Gn | feuchte Graslandweide | 3 | 60 | |
Go | einige kleine Moore inner- und außerhalb der Felder als Grote und Lütke Epsoll, Oll Moor, Toff Winckel, Lütke und Grote Backsoll etc., teils etwas bewachsen, teils kahl | 22 | 60 | |
Gp | 1 | der von Graben umgebene Eichenwald der Kapelle, ist früher Acker gewesen, besteht in | - | 180 |
= | 403 | 60 | ||
Über Fischgewässer | ||||
Die halbe Tollense gehört zu diesem Dorf und besteht in | 6 | - | ||
Der Ort (Hof) | ||||
Tg, K, H, lyn | bezeichnet Obst-, Kohl- und Hopfengärten sowie Leinenstücke (Flächen mit Leinsaat besät) | 1 | 210 | |
Symbol Haus | die bebauten Hofstellen | 2 | - | |
öde | alle wüsten Bauern- und Kossatenhöfe | - | 210 | |
Symbol Y mit Kleinstrich | die Straße an sich mit kleinen Kälberkoppeln | 6 | 180 | |
= | 11 | - |
Ziffernerklärung /1,2,3,4,5
/1 Spaltentitel: Charakter Figurarum. Gemeint ist die Signatur, mit der die Flurstücke auf der Karte bezeichnet werden
/2 Spaltentitel: Nummerus Figurarum. Gemeint ist die Anzahl der mit dieser Signatur bezeichneten Flurstücke auf der Karte
/3 gemeint sind pommersche Morgen zu ca. 0,6 Hektar
/4 gemeint sind pommersche Quadratruten zu ca. 20 m2, 300 Quadratruten= 1 pommerscher Morgen
/5 dieses Wort konnte weder in diesem Text noch in der Reinschrift in Bd. 8 eindeutig gelesen werden.
Summa summarum
Acker: 257 Morgen / 240 QR
Ödacker: 203 Morgen / 150 QR
Wiesen: 59 Morgen / 150 QR
Heufuder: 61
Wald, Moor und Weideland: 403 Morgen / 60 QR
Fischgewässer: 6 Morgen
Ort: 11 Morgen
Landesarchiv Greifswald, Rep. 6a, Bd. 50, S. 347 - 357
Beschreibung über Roigdin, das im Jahr 1698 im Julimonat vermessen wurde. Der Rittersitz Roigdin im Demminer Distrikt und Santzkows Kirchspiel grenzt im Norden mit Vantzlow und Smarsow, im Osten mit Brock, im Westen mit Hohenmocker und Strelow, im Süden mit Toisin, 1 Meile von Demmin und 4 Meilen von Anklam gelegen. Nach Jochim Duwiers Aussage sollen in früheren Zeiten hier zwei Verwaltereien, ein Krug und eine Wassermühle gewesen sein, welche zwei letztgenannten hier immer noch sind. Dazu haben hier 3 Kossaten gewohnt. Zu jener Zeit waren zwei von Moltzanen hier Possessor und nach diesen ist es größtenteils ein Courlandisch (kurländisches) Gut geworden. Und jetzt hat es der jetzige Besitzer mit Namen Jochim Philip von Pasenow vom Fürsten von Curland an sich erhandelt. Die 3 oben genannten Kossaten haben keinen Acker gehabt, doch Dienst auf beiden Höfen getan.
Die Namen der jetzigen Bewohner:
Nr. | Name | Bemerkung |
---|---|---|
1 | Lorentz Lemk | Müller, gibt keine Grundpacht |
2 | Hennick Breemick | Schmied und Krüger, für die Schmiede gibt er nichts, sondern muss alles Eisenzeug hier auf dem Ackerwerk instand halten. Das Eisen wird ihm von der Herrschaft gegeben. Das Bier, das hier verkauft wird, nimmt er von Smarsow |
3 | Baltzer Leiko | wie auch Nr. 4, 5 Häcker und Freileute, und bekommt jeder 8 Reichstaler jährlich. Sie tun ihren Dienst auf dem Ackerweg so, wie es anfällt und im Winter mit Dreschen |
4 | Jochim Schul | wie Nr. 3 |
5 | Christian Kasbohm | wie Nr. 3 |
6 | Friderik Smock | Schafhirte |
7 | Hans Coban | Kuhhirte |
8 | Ertman N., | liegt bei Nr. 3 ein |
In der Hufenproffession, die Pasenow in diesem Jahr eingereicht hat, in dem es vermessen wurde, ist dieser Rittersitz mit 7 kultivierten Ritterhufen und 1 Ritterhufe 12 Morgen wüst angeschrieben.
Der Acker Der Acker ist in 3 Schlägen verteilt. Ein Teil ziemlich hoch, aus Sand und Lehm bestehend, ein Teil mittelmäßig und gut tragend, wie es auch einen Teil von etwas sumpfiger und kaltgründiger Erde bei den Enden gibt. Mockerschen Schlag kann Winter- und Sommersaat tragen, wenn die Jahre sich so fügen, denn er ist zum Teil sehr sandig und stückweise gelegen. Hohen Wischen Schlag, eben gelegen, aus Lehmhumus bestehend, wie auch etwas steingrusig, trägt gute Winter- und Sommersaat.
Mittel Felt, sehr hoch gelegen, aus Sand und Lehm bestehend, wie auch etwas steingrusig, kann auch wohl Wintersaat tragen, aber in der Sommersaat wegen der Sandigkeit kein so großer Fortgang. Ackerwurten gibt es hier keine. Erbsen hat der Besitzer 2 Drömt und 10 Scheffel aussäen lassen, da doch der Besitzer nicht mehr als 1 Drömt angegeben hat.
Im Mockerschen Felt kann nach Aussage von Jochim Düwier gesät werden 2 Last Roggen, 2 Last und 4 Scheffel Sommerkorn. Hohen Wisch 2 (Last Roggen), 2 (Last) 6 (Scheffel Sommerkorn) Middel Felt 15 Drömt Roggen, 15 Drömt Sommerkorn. Nr. 1 und 2 haben jeder in jedem Feld 2 Scheffel Aussaat. Die anderen Einwohner säen fleckenweise hier und da in den Feldern etwas Leinen. Pasenow selbst hat angegeben, dass die Aussaat nicht höher kommen kann als 216 Scheffel Roggen, 108 Scheffel Gerste, 108 Scheffel Hafer, Erbsen 12 Scheffel (wie hier schon berichtet wurde).
Ödland Das Ödland, das es hier gibt, ist zumeist an der Strelower Grenze gelegen, wie auch ein Teil im Middel Felt, das sehr hoch und sandig ist. Ansonsten gibt es einige Flecken hier und da in den Feldern verstreut.
Wiese Wiesen gibt es hier von ziemlichem Umfang an der Tollense, von feuchtem Grund und mittelmäßigem Ertrag. Aber wenn nasse Jahre sind und die Wasserfluten sie ganz überdecken , können sie nicht groß was einbringen. An der Toisiner Grenze gibt es eine Wiese mit Namen Hehlen Wisch, etwas feucht, aber doch gut tragend. Beim Dorf liegt eine ziemlich gute Wiese, welche nur, wenn das dabei liegende Feld besät ist, eingehegt wird. Ansonsten liegen hier und da einige Wiesenflecken in den Feldern, teils harter Boden, teils etwas feuchter. Nach des Besitzers eigenem Bekenntnis können hier sowohl von den an der Tollense liegenden Wiesen als auch den hier und da stückweise zwischen den Feldern liegenden 60 Fuder geworben werden...
Über den Wald Ein kleiner Buchenwald ist an der Grenzecke zu Bookholt und Hoenmocker gelegen. Und weil auf der anderen Seite der Bookholter Grenze auch ein Mastwald ist, können sie ihn nicht so groß nutzen, denn sie geben vor, dass wenn sie einige Schweine zum Mästen darein jagen würden, liefen sie auf die andere Seite der Grenze und würden auf solche Weise festgehalten und gepfändet werden. Zu Brenn- und Zaunholz gibt es hier eine ziemlich große Menge in den Mooren und Erlenbrüchen, dazu auch an einigen Stellen auf dem bewachsenen Ödland einige Birken samt anderem Unterholz. Reines Weideland gibt es hier wohl auch zum Teil, das aber sehr nass und morastig ist, alles meist aus Springquellen bestehend, jedoch so, dass das Vieh - wenn nicht zu nasse Jahre sind - es nutzen kann. Ansonsten gibt es hier und da kleine harte Weideflecken, zum Tüdern dienlich. Vieh kann hier wohl ein gutes Teil gehalten werden, weil an Weide kein Mangel ist, wenn man alles nutzt.
Über den Dienstag Die Wirte, die in Toisin wohnen, leisten ihren Dienst hier auf dem Hof.
Vieh Joachim Duwier hat angegeben, dass auf dem Hof 6 Pferde, 8 Ochsen, 20 Kühe, 20 Jungrinder, 400 Schafe mit denen des Schäfers gehalten werden können.
Nummer | Pferde | Kühe | Jungvieh | Bienenstöcke |
---|---|---|---|---|
1 | - | 2 | - | - |
2 | 2 | 2 | - | - |
3 | - | 2 | - | - |
4 | - | 2 | - | - |
5 | - | 2 | - | - |
6 | 2 | 3 | 3 | 2 |
7 | - | 2 | - | - |
Der Besitzer (Possessor) selbst hat angegeben, dass man in alles 50 Stück Großvieh halten könne, aber es scheint doch mehr zu sein.
Was Abgaben angeht, gibt die Herrschaft diese. Akzise und anderes mehr geben der Müller und der Schied so, wie es ihnen von der Herrschaft angesagt wird.
Einkünfte des Pfarrers Mit den 6 Scheffeln, die der Pastor in Sanzkow von Toisin vom Besitzer bekommt, erhält er 2 Drömt Roggen. Nr.1 gibt 1 Scheffel Roggen, Nr. 7 gibt ihm 1 Hammel. Ansonsten bekommt er wie gewöhnlich von einem jeden 10 Eier und 1 Mettwurst.
Mitten auf der Straße steht eine unfertige Kapelle, in der, als sie noch fertig war, jeden 3. Sonntag gepredigt wurde. NB Pasenow lässt bei der Scheune ein Wohnhaus aufbauen. Hier sind auch noch drei wüste Kossatenstellen. Schäferei Wo Nr. 7 wohnt, hat früher der zweite Verwalterhof gestanden.
Über alte Monumente An der Toisiner Grenze sieht man eine Stelle, wo in alten Zeiten eine Sägemühle gestanden hat, mit Namen Olde Muhl. deren Wasser bestand aus Springquellen und anderen vielfältigen kleinen Bächen, die aus den Mooren laufen. NB Die Wassermühle, die hier etwas abseits im Dorf liegt, besteht auch aus Springquellen und aus vielen kleinen Bächen, die hier und da aus dem Morast kommen. Und könnte sie sich auch mit Wasser behelfen, aber weil sie mit den Teichen ganz unfertig ist, kann das Wasser nicht zurückgehalten werden. Beide diese obengenannten Wasser laufen in die Tollense.
Arealausrechnung über das Rittergut Roigdin
/7 | /8 | Morgen | QR | |
---|---|---|---|---|
Der Acker ist in 3 Feldern verteilt | ||||
A Middel Felt, das jetzt in der Brache lag. | ||||
7 | A | Hoch gelegenes Ackerfeld von sandiger und sandighumoser Bodenbeschaffenheit bestehend, dazu ein Teil etwas wenig steingrusig und an den Bergseitenetwas lehmig | 58 | 120 |
1 | Aa | Sand und Lehmhumus, war dieses Jahr mit Erbsen besät | 11 | 60 |
1 | Ab | Niedriges Humusland | 4 | 30 |
1 | Ac | sandig humoser Acker | 28 | - |
1 | Ad | Humusland | 3 | 90 |
= | 105 | - | ||
B Hahlen Wischen Schlag, der jetzt mit Wintersaat besät war. | ||||
5 | B | Meistenteils eben gelegenes Ackerfeld, aus Lehmhumus bestehend, aber an der Ecke zum Snakenberg sandig | 76 | 225 |
4 | Ba | Eben gelegener Acker, aus sandig humosem Boden bestehend, etwas kaltgründig, und ein Teil mehr sandig | 28 | 240 |
= | 105 | 165 | ||
C Mockerschen Schlag, der jetzt mit Wintersaat (sic!) besät war. | ||||
6 | C | sandig humoser Acker, der hier und da in mittelmäßig großen Stücken liegt | 56 | 180 |
7? | Ca | Ein Teil gutes Humusland, wie auch ein Teil aus magerem Sand bestehend, liegt hier und da stückweise, worin der Müller seinen Acker hat | 30 | 30 |
3 | Cb | Humose Ackerstücken, beim Dorf gelegen | 8 | 90 |
3 | Cc | Gillkrog mit anderen Stücken, die dort beim Feld und an der Grenze liegen, bestehen zum Teil aus Sandland, zum Teil etwas besser | 22 | - |
= | 117 | _ | ||
D Ödland | ||||
13 | D | ein mittelmäßig hoch gelegenes Ödland, an der Strelower Grenze gelegen, von sandiger Bodenbeschaffenheit und zum Teil etwas besser, dazu ist es auch "bligstädes" etwas kaltgründig, hier und da sind andere Ödflecken eingeschlossen, wie ein Teil im Hedel Felt, mit anderen, welche hier und da in den Feldern liegen, welche meistenteils aus Sand bestehen | 81 | - |
8 | Da | Hohe und größtenteils zum Aufbrechen untaugliche wüste Sandberge | 10 | 90 |
= | 91 | 90 | ||
E Wiesen | ||||
7 | Ea | Feuchte und bloße Wiesen, an der Tollense gelegen, von mittelmäßig gutem Wuchs, ultra vide Annotationes | 54 | 210 |
13 | Eb | Hahlen Wisch, eine niedrige Wiese, an der Toisiner Grenze gelegen, hat guten Wuchs, hierin eingeschlossen sind allerhand kleine Wiesenflecken, die in den Feldern und außerhalb liegen | 14 | 180 |
2 | Ec | Gutes Wiesenland, vide Annotationes | 11 | - |
= | 80 | 90 | ||
Was die Zahl der Heufuder angeht, kann dies nicht gewiss beurteilt werden, weil die Wiesen nicht jedes Jahr geworben werden können - nämlich in nassen Jahren- dazu die kleinen Flecken, die in den Feldern liegen, nicht alle Zeit gehegt werden können, und da der Besitzer selbst 60 Fuder angegeben hat, können wohl nach weiteren Unterrichtungen nach meinem eigenen Urteil angegeben werden | 100 Fuder | |||
Wald, Moore und Weide | ||||
1 | F | Ein ziemlich hoch gelegener Eichenwald, aus gutem Wuchs bestehend, beinhaltet | 17 | 60 |
8 | Fa | Birken-, Espen- und Haselwald auf hartem Boden, ist in früheren Zeiten Acker gewesen | 32 | 240 |
2 | Fb | Hohe und untaugliche Sandberge, wovon ein Teil in früheren Zeiten Acker gewesen, aber nun bald nicht mal zur Weide dienlich ist | 80 | 180 |
23 | Fc | Nasses morastiges Erlenbruch, dicht mit Erlen und Haseln bewachsen, hierunter werden auch einige andere reine Moore und Wasserpfühle gerechnet, die in den Feldern liegen | 230 | 150 |
30 | Fd | Kleine bloße Weideflecken, ein Teil niedrig, ein Teil festerer Grund, die Trift und alle kleinen Streifen um die Moore, welche zum Teil mit Erlen und anderem Unterholz bewachsen sind, ultra vide über Wald und Weide in den Annotationes | 64 | 210 |
2 | Fe | Graslandweide von festem Grund, auf welcher sie kleine Pferde tüdern | 10 | 75 |
1 | Ff | Nasses Weideland, in vorigen Zeiten Acker gewesen | 1 | 125 |
= | 437 | 240 | ||
Übers Fischwasser: Der halbe Teil der Tollense gehört hierher, aber weil der hier an der Tollense anstoßende Grenzort Osten auch diesem einen Besitzer gehört, will ich hier nur den Teil angeben, der an der Vanselower Grenze gelegen ist, und macht also der halbe Teil davon | 1 | 150 | ||
Über Dorf (Hof) | ||||
K | bezeichnet die Kohlgärten, die es hier gibt | - | 180 | |
Symbol Haus | bebaute Hofstellen | 2 | - | |
2 Symbole (ähnlich Y und U) | Die Straße mit kleinen Weidekoppeln | 7 | 120 | |
= | 10 | - | ||
H | Über Streitigkeiten zwischen Brook und Hogen Mocker: besteht aus einem Sandberg und beinhaltet | |||
J | Der Streit mit Brook, der aus einem kleinen Teil eines Erlenbruchs besteht, beinhaltet. Was weiter diese Streitigkeiten angeht, kann aus den Ausrechnungen von Brok und Hogenmoker ersehen werden |
Ziffernerklärung
/7 Spaltentitel: Nummerus Figurarum
/8 Spaltentitel: Charakter Figurarum
Summa summarum
Acker: 327 Morgen / 165 QR
Ödland: 91 Morgen / 90 QR
Wiesen: 80 Morgen / 90 QR
Heufuder: 100
Wald, Moor und Weide: 437 Morgen / 240 QR
Fischwasser: 1 Morgen / 150 QR
Dorf: 10 Morgen
Das Ergebnis dieser schwedischen Landvermessung von 1698 und die Kommentare des beauftragten Landvermessers lassen sehr deutlich darauf schließen, dass das Land sich auch 50 Jahre nach dem schrecklichen Krieg und den nachfolgenden Auseinandersetzungen noch nicht erholt hat. Dies war vermutlich auch der Grund, warum bereits im Jahr 1705 erneut eine schwedische Bestandsaufnahme in den vorpommerschen Dörfern stattfand.
Über das Ergebnis finden sich Informationen im Landesarchiv Greifswald, Rep. 6a, Bd. 20, S. 46/47. Sie bekunden einleitend :" Anno 1705, den 18.August, habe ich Unterzeichneter das Dorf Toisin revidiert und wie folgt befunden."
Charakter | Neuer Acker, seit der vorigen Vermessung aufgebrochen | Neuer Morgen | Acker Ruten |
---|---|---|---|
D 1 | 6 Stücke von Da aufgebrochen, klarer Sand, etwas steingrusig, wird gleichwohl in den 3 Schlägen zu Feld A genutzt | 2 | 60 |
D 2 | von Db aufgebrochen, 4 Stücke, besteht aus etwas steingrusigem mageren Sandboden, vor 2 oder 3 Jahren aufgebrochen, liegt in den 3 Schlägen zu Feld A | 15 | 30 |
G 5 | von Ge vor 3 Jahren aufgebrochen, mittelmäßiger Sandboden, wird in den 3 Schlägen zu Feld ? (wird im Text nicht angegeben) genutzt. | 3 | - |
D 3 | von Da 4 Stücke aufgebrochener mittelmäßiger Sandboden, etwas grob, wird in den 3 Schlägen zu Feld B genutzt | 5 | 15 |
D 4 | von D aufgebrochene 5 Stücke, von der Beschaffenheit wie D 3, liegt in den 3 Schlägen zu Feld B | 3 | 150 |
D 5 | von Da aufgebrochene 4 Stücke mittelmäßiger Sandboden, teils lehmvermischt, wird in den 3 Schlägen zu Feld C genutzt | 1 | 150 |
D b | Steenfelt, ist vor 6 bis 7 Jahren ganz und gar wieder aufgebrochen, besteht aus etwas hochgelegenem, steingrusigem mageren Sandboden, darauf sind viele kleine und hier und da große Steine, liegt in 3 Schlägen | 68 | 30 |
G 2 | von Gb aufgebrochen, von derselben Güte und Beschaffenheit wie Db, wozu es in den 3 Schlägen genutzt wird | 6 | - |
G 12 | von Gm aufgebrochen, nämlich einer Viehtrift, besteht aus humusvermischtem Sandboden, wird meist alle Jahre genutzt | - | 240 |
= | 105 | 75 | |
Beschreibung des übrigen Ödackers | |||
Da | von Da 2 Stücke, mit N° 6 bezeichnet, besteht aus derselben Güte wie D 3, kann auch bald aufgebrochen werden. Das Übrige von Da besteht meist aus losem magerem Sandboden, etwas steingrusig, mit kurzem Heidekraut, teils kleinen Büschen bewachsen, nicht sonderlich zur Kultur dienlich wegen des losen Sandes. Das Übrige von Da oder Bauerfelt besteht mehrenteils überall aus eben gelegenem, etwas grobem Sandboden, mit Heidekraut wie auch zur Strelower Grenze hin mit kleinen Birken bewachsen, hier und da große Steine darin, soll der Aussage nach kaltgründig sein, könnte wohl aufgebrochen werden, wenn mehr Einwohner im Dorf wären, aber diese hier vermögen es wegen ihrer Armut und der Verrichtung der Hofdienste nicht, es aufzubrechen, und da es soweit abgelegen ist, können sie es auch nicht unter Mist halten | 105 | 75 |
Dc | von Dc mit N° 7 bezeichnet, besteht meist aus klarem Sandboden, etwas grusig, mit kleinem Heidekraut und Birken bewachsen, könnte aufgebrochen und mit Roggen oder Buchweizen jedes 3.,4. oder 6. Jahr bestellt werden. Das Übrige von Dc besteht aus tiefgelegenem magerem, kaltgründigem Sandboden, mit Birken, teils Espen manchmal bewachsen, nicht sonderlich zu Acker dienlich, wegen des kalten und mageren Bodens | 6 | 150 |
= | 7 | 240 | |
Summa neuer Acker für Toisin | 105 | 75 |
Ebenfalls findet sich im Landesarchiv Greifswald, Rep. 6a, Bd.20, S.44/45 das Ergebnis der erneuten Landaufnahme für Roigdin:
Anno 1705, den 15. August, habe ich Unterzeichneter das Dorf Roigdin revidiert und wie folgt befunden.
Charakter | Bestandsaufnahme | Neuer Morgen | Acker Ruten |
---|---|---|---|
D 1 | Neuer Acker, seit der vorigen Vermessung aufgebrochen, 3 Stücke von Da aufgebrochen, besteht aus hochgelegenem, teils magerem Sandboden, wird gleichwohl in den drei Schlägen zu Feld A genutzt | 5 | 285 |
D 2 | 2 Stücke von D aufgebrochen, ist loser, magerer Sandboden, etwas hochgelegen, kann lediglich jedes 3. bis 6. Jahr mit Roggen besät werden | 9 | 180 |
D 3 | dito 2 Stücke von D aufgebrochen, mittelmäßiger Sandboden, wird in den 3 Schlägen zu Feld A genutzt | 6 | 90 |
D 4 | Sandboden, teils etwas hoch gelegen, liegt in den 3 Schlägen zu Feld B | 12 | 160 |
D 5 | von D aufgebrochene 3 Stücke, besteht aus grobem Sandboden, teils hoch gelegen, voll mit kleinen Steinen, wird in den 3 Schlägen zu Feld C genutzt | 17 | 180 |
F 2 | von Fb aufgebrochener magerer Sandboden, kann lediglich hier und da mit Roggen und Hafer besät werden | 3 | 60 |
F 3 | 2 Morgen - Ruten, besteht aus etwas magerem Sandboden, wird nur jedes 3. Jahr mit Roggen besät, macht zusammen | 3 | 180 |
= | 58 | 240 | |
Beschreibung des übrigen Ödackers | |||
D | Das Übrige von Da besteht aus hoch gelegenen, mageren, losen, grusigen Sandhügeln, die die Mühe des Aufbrechens nicht lohnen, sind weder zu Acker noch zur Weide dienlich von D mit N° 6 bezeichnet, besteht aus etwas hochgelegenem magerem Sandboden, mit kleinem Heidekraut und einigen Birkenbüschen bewachsen, könnte wohl aufgebrochen werden, wenn es von der Schafweide entraten werden könnte und man die Macht hat, es anzusagen. Das Übrige von D besteht meist aus hoch gelegenem, hügligem, mit kleinen Steinen vermengtem Sandboden, ganz und gar mit kleinem Heidekraut bewachsen, das als Acker untauglich eingeschätzt wird. | 19 | 210 |
Fb | Ist zum Teil in früheren Zeiten Acker gewesen, besteht aus sehr magerem, hügligem Sandboden, mit kleinem Heidekraut bewachsen, wird wegen seines untauglichen Sandbodens nie aufgebrochen | ||
= | 19 | 210 | |
Summa neuer Acker | 58 | 240 |
In alten Aufzeichnungen zur Geschichte des Landes wird sehr selten über die Wirtschaftsweise in der Landwirtschaft berichtet, obwohl doch der größte Teil der Landbevölkerung in den Dörfern wohnte. In einem Entwurf zu einer Ortsgeschichte des Nachbardorfes Utzedel fand ich sie für die Zeit vor den Stein- Hardenbergschen Reformen im preußischen Vorpommern, also unsere Gegend betreffend. Die Quelle ist nicht ersichtlich gewesen. Niedergeschrieben in der Ortsgeschichte wurde , über dessen Land ging die Gemeindeernte. von dem Lehrer Herrn Klaus Maczey. Hier der Wortlaut.
"Die Wirtschaftsweise in der Flur war durch den Flurzwang bedingt, eine Notwendigkeit, die sich aus Mangel an Wirtschaftswegen und der Nutzung der Stoppelweide ergab. Alle mussten nach gleichen Regeln wirtschaften, wenn vermieden werden sollte, dass einer über die Saaten des anderen fuhr oder das Vieh in das reife Getreide des Nachbarn lief.
Eine Dorfflur zerfiel in Binnenland, Außenland und Gemeindeweiden. Die Dorfflur des Binnenlandes war ständig in drei Komplexe gegliedert, die Anbaufolge in der Dreifelderwirtschaft: Brache, Wintergetreide, Sommergetreide. Dies wurde durch die Gemeinschaft festgelegt. Die Felder zerfielen in eine Anzahl von Gewannen. Die Gewannflur war eine im frühen Mittelalter entstandene Einteilung. Bauern und Gutsherr hatten in den Gewannen später zum Ende gleich große Parzellen (Feldstücke), die aber nach Anzahl des Besitzes geteilt wurden. Die Ackerbestellarbeiten wurden gemeinsam, vom Schulzen für die Bauern organisiert, durchgeführt. Die Einteilung der Gewanne vor der Ernte nannte man Verkabelung. Wer nicht rechtzeitig erntete, über dessen Land ging die Gemeindeernte.
Die Brache, d. h. das unbesäte Land begrünte sich von selbst, wurde dann bis Johanni (24. Juni) als zusätzliche Weide genutzt und dann umgebrochen. Die zwischen dem Unkraut der Brache wachsende Quecke war eine willkommene Futterpflanze. Schläge auf dem Außenland, den entlegenen Teilen der Flur, wurden wegen den Entfernungen weniger gedüngt, es wurde im Wechsel von 3,6 oder 9 Jahren mit Roggen angebaut und inzwischen als Viehweide genutzt (Rinder, Schafe, Schweine und Gänse) Guts- und Bauernvieh wurde gemeinschaftlich gehütet. Die Herden hatten als weitere Futtermöglichkeit die Gemeindeweide, die hinter dem Außenland lag und aus Heiden, großen Brüchen und Angern sowie Flächen mit großen Lücken in den Baumbeständen bestand - Weidennutzung kam vor Waldnutzung. Dieses war unverteiltes Land, dessen Nutzung als Wald und Viehweide stets dieselbe blieb und allen Dorfbewohnern zustand. Diese unverteilte Weide war in einem erbärmlichem Zustand. Das Weiderecht wurde regel- und rücksichtslos ausgeübt. Für die Gewinnung von Viehfutter wurde auch die Allmende, das gemeinsame Eigentum an Weide und Koppeln sowie Wiesen genutzt. Zur Nutzung waren das Gut sowie Bauern im bestimmten Umfange befugt. In der Regulierung tritt oft der Begriff Wurth auf. Wurthe waren Feldgärten von geringer Größe (meist von 2 bis 3 Morgen) und begannen manchmal hinter den Höfen. Die Wurthe unterschieden sich vom Hausgarten in der Art der Bearbeitung. Der Hausgarten wurde mit dem Spaten, die Wurth mit dem Pflug bestellt. Andererseits unterschied sich die Wurth vom übrigen Acker, dass keine Hütungsrechte der Gemeindemitglieder an ihr hafteten und jeder mit seiner Wurth machen konnte, was er wollte. Dieser, aus dem Mittelalter übernommene Flurzwang war nicht sehr ertragsfähig. Hektarerträge von 6 bis 8 dz/ha galten als gutes Ergebnis. Schweine wurden ca 30 kg schwer und Kühe gaben bei 150 kg Gewicht im Jahr ca 900 l Milch.
Burg Osten
Heute zeugen nur noch spärliche Reste alten Mauerwerks davon, daß an dieser Stelle am Tollense-Fluß einst eine starke Burg den Übergang der alten Landstraße von Stralsund über Loitz nach Treptow und Neubrandenburg schützte.
Burg Osten war eine der mächtigsten Wasserburgen des Pommernlandes und wird in den Urkunden der Pommernherzöge als "festes Haus Osten" bezeichnet. Diese Burg spielte in den Kriegsgewirren für unsere Gegend als Hüterin des Tollensepasses eine oft sehr bedeutsame Rolle. Für unsere beiden Dörfer war das nicht immer ein Vorteil, besonders nicht für Roidin.
Mit der Geschichte der Burg Osten ist die Geschichte unserer beiden Dörfer vor allem dadurch verbunden, weil Roidin und Teusin über Jahrhunderte hinweg zum Lehenbesitz dieses Burggutes gehörten. Daher in einem Überblick, was an Aussagen über Burg Osten den verschiedensten Quellen entnommen werden kann:
Osten war herzoglich-pommersches Burggut und mit Sicherheit die Stammburg des Rittergeschlechts derer "von der Osten". Vor dem Rügenschen Erberfolgekrieg war es im Besitz derer von Winterfeld. Nach Berghaus "Handbuch von Pommern und Rügen" ist es seit 1348 nachweislich Moltzan'scher Besitz. Zur Begüterung Osten gehörten die Dörfer Roidin, Teusin, Schmarsow und Vanselow als Molzansche Lehensdörfer.
1407 erwarben auch die Molzan der Linie Wolde-Penzlin Besitzrechte an Osten. Für die Folgezeit wird kennzeichnend, daß die verschiedensten Linien des Geschlechts der Moltzan an Osten Besitzrechte erlangen und die Besitzverhältnisse äußerst verwinkelt gestalten. Diese Erscheinung war sehr häufig, daß ein Lehen verschiedener Teilung an 4, 5 und mehr verschiedene Geschlechter vergeben war. An Osten hatten nun nach- und nebeneinander die Häuser Cummerow, Wolde und Sarow Anteil, wodurch viele Erbschaftsstreitigkeiten, die oftmals in Tätlichkeiten ausarteten, und auch andere Irrungen entstanden. So wurde am 29. März 1490 infolge eines Streits mit Henning Voß zu Lindenberg unversehens der Cummerower Besitzanteil an Osten durch Wolder Vettern eingenommen. Jedoch gebot der Herzog Bogislaw X. unter dem 20. April die Rückgabe des eroberten Burgteils.
Unter Heinrich Moltzan scheint die Besitzung zu besonderer Blüte gekommen zu sein. Er lieh am 5. Juni 1428 dem Pommernherzog Kasimir VI. 5000 Mark und erhielt als Pfand die landesherrliche Winter- und Sommerbede im Landesteil Tollense von den Dörfern Barkow, Clatzow, Rosezow, Carin (Philippshof), Letzin, Wietzow, Daberkow, Gnevkow, Below, Pritzenow, Bollentin, Cöln. Dieses Pfandrecht bestand bis zum Jahre 1494, also über 66 Jahre. dazu belehnte ihn der Herzog mit dem Schloß Wolde, und so waren, wie einst bei Henning von Winterfeld, Wolde und Osten wieder in einer Hand.
Die Besitzrechte an Osten waren für die Moltzan's auch von besonderer Bedeutung, da diese mit der Führung des Landmarschalltitels verknüpft waren. Das Recht, das Amt des Erbmarschalls in Pommern zu bekleiden, wurde Moltzan auf Osten bereits im Jahr 1357 verliehen.
1455 beanspruchten und führten nun alle die Moltzan, die an Osten als dem Tischgute der pommerschen Landmarschallwürde Anteil hatten, den Marschalltitel des Landes Stettin. Erst am 22. Oktober 1532 wurde gelegentlich der fürstlichen Erbteilung in Wolgast diese Angelegenheit dahingehend geregelt, daß das Privilegium des Erbmarschallamtes den Moltzanen zu Osten, Cummerow und Wolde verbeibt und der jeweilige Älteste des ganzen Geschlechtes zum Amte und Titel berechtigt sein solle.
Trotzdem entbrannte mancherlei Streitigkeiten wegen des mit Osten verbundenen Landmarschallamtes, so ein langwieriger Prozeß zwischen den Familien Buggenhagen und Moltzan, der auf dem Landtage zu Greifswald im jahre 1608 sogar zu Tätigkeiten zwischen Brend Buggenhagen und Ernst Ludwig von Moltzan auf Osten führte.
Am 6. Januar 1556 übernahm Achim von Moltzan zu Osten gegen 10 000 Gulden Pfand den Sarower Anteil an Burg und Begüterung Osten und damit den alleinigen Besitz des Schlosses. Nur die Wohnung und gewisse Rechte und Einkünfte behielt sich der Sarower Vetter vor.
Wie die Burg äußerlich beschaffen war, läßt sich noch heute in etwa erkennen.
Es waren eigentlich zwei Burgen, die durch das Bett der Tollense voneinander getrennt wurden. Während der südliche, der größere Burgteil von einem noch erkennbaren Burggraben umgeben war, wurde der andere Teil, die "Insel", von einem Nebenarm der Tollense umflossen. Dieser Nebenarm ist heute der eigentliche Tollensefluß. Der ehemalige Hauptarm ist heute weitgehend verlandet und war vor der Tollenseregulierung im Jahre 1968 nur in sehr trockenen Jahren begehbar. die riesigen Fundamente - auf der Insel am besten erhalten - lassen die Größe der Säle und Hallen sowie der umfangreichen Kelleranlagen erkennen.
Aus dem Bericht über eine Zusammenkunft der Moltzans zur Regulierung einer wichtigen Familienangelegenheit im Jahre 1566 auf Osten entnehmen wir einige Hinweise auf den damaligen Zustand der Burg. Danach hatte sie einen oberen bebauten und einen unteren unbebauten Wall gehabt. Zu dem Wall gehörte ein Fangeltum (Gefängnisturm), dem von einer zur Schlichtung eines Streites angerufenen fürstlichen Kommission ein Wert von 3000 Talern beigelegt wird. Auf dem oberen Wall befand sich auch ein Kleinodgarten. Bei der gennanten Regulierung von Familienangelegenheiten ging es um den großen Turm, der dem Sarower Vetter Lütke Moltzan zugesprochen wurde. Es ging weiter um die Abfindung der Witwe des Jost Moltzan auf Cummerow nach dem Tod des Achim Moltzan auf Osten im Jahre 1565. Deren Söhne Hartwig und Heinrich erbten von ihrem Oheim Achim das Gut Osten. Sie erhielten den unteren Wall und erbauten darauf ein neues Wohnhaus und ein eigenes Gefängnis. Es hießen jetzt der untere Wall "die Vorburg" und der obere Wall "die rechte Burg".
Für letztere mußte ein besonderer Ausgang mit Brücke angelegt werden, dazu ein Tor, was Lütke Moltzan 900 Taler kostete. Die Vorburg erhielt den Weg über die alte Brücke zur Straße. Zwischen beiden Burgen befand sich ein für beide Teile und Inhaber gemeinsamer Platz, die "gemeinsame Freiheit".
Diese Teilung war so scharf, daß selbst die von dem einem Burgwall heruntergefallenen Steine nicht gebraucht werden durften.
Außer den beiden Wegen zur Straße führte noch ein Weg, den man reiten oder gehen konnte, durch das Bruch zum Ackerhofe. Siehe Schwedische Landesaufnahme!
Erwähnt werden weiterhin eine hier befindliche Schäferei und ein Krug sowie die mit der Durchgangsstraße verbundene Zolleinnahme. Die Zollbude lag zwischen beiden Torwegen. Die Burgen müssen sehr gut und wohnlich eingerichtet gewesen sein, denn in einem Erbschaftsstreit von 1570 wird an dem neu erbauten Sitze Vanselow bemängelt (am Wege nach Heidekrug, hinter der ehemaligen Kleinbahnstrecke gelegen), daß er nicht die "Herrlichkeit und Bequemlichkeit" wie Schloß Osten habe.
Das Ostener Burggefängnis scheit sich eines gewissen 'Ansehens' erfreut zu haben, denn gelegentlich einer Maßregelung des 'Stedekens Cummerow' werden die Gefangenen hier in Osten eingekerkert. Ursache war das sehr schlechte Verhältnis zwischen den Moltzanen und den Bürgern Cummerows. Es wurde so schlimm, daß Jost Moltzan auf der Hochzeit des Christoffer Hahn die Gäste aufforderte, mit seinen und des Hahn Bauern das Städtchen zu berennen. Die Bürger wurden hierbei von Moltzan gefangen und zu osten und Cummerow in harten Gefängnis gehalten, bis sich jeder mit 20 Gulden loskaufte.
Die beiden Söhne Jost und Ilse von Moltzan teilten ihre ererbten Güter, wobei jedem die Hälfte von Cummerow zufiel. Die Trennung begann am 25. August 1569 in Cummerow. Danach gingen die beiden Brüder, Hartwig und Heinrich Moltzan, mit Osten gleichermaßen vor. Bei der am 31. Oktober 1570 vollzogenen Teilung und Kavelung erhielt Hartwig das Pfandgut Osten und Vanselow, heinrich den Cummerowschen Anteil, während die Hebung in den zugehörigen Dörfern und anderes zwischen den Brüdern geteilt wurden. Darüber wurde ein besonderes Teilungsbuch angelegt, welches erst 1571 abgeschlossen wurde. Diese Teilung sollte noch über viele Jahrzehnte fortwirken.
Dr. Berthold Schmidt, Geh. Archivat, zeichnet in seiner mehrbändigen "Geschichte des Geschlechts von Maltzan" auf der Grundlage der Urkunden dieses Geschlechts ein Bild von deren vertretern. Dabei schneidet vor allem der jüngere Heinrich dieses Brüderpaares nicht besonders glanzvoll ab:
Heinrich war ein wüster, unverträglicher Geselle und Nachbar und geriet mit Lütke Moltzan auf Sarow bald in bösen Streit, weil dieser die 1500 Gulden auf den zugesprochenen großen Turm in Osten nicht erlegen wollte. Lütke begründete dies mit seinen Ausgaben für den neuen Zugang zur Burg. Auch habe Heinrich die gemeinsame Zollbude, wovon ihm nur der vierte Teil gebühre, abbrechen und nahe an seinem eigenen Torweg wieder aufbauen lassen, während nach dem Vertrage die Zollbude zwischen beiden Torwegen liegen sollte. Es kam hierüber zum Prozeß vor dem Wolgaster Hofgericht, und nach verschiedenen vergeblichen Rechtstagen wurde Lütke am 9. Februar 1573 zur Zahlung des schuldigen Geldes verurteilt.
Preußenzeit und die Jahre 1918 bis 1939 (Teil 2)
Die Preußenzeit
Am 20. August 1718 wurde in Stockholm der Friede zwischen Preußen und Schweden geschlossen, in welchem Preußen gegen eine Zahlung von 2 Millionen Thalern ohne irgendwelche Beschränkungen Stettin und Vorpommern bis zur Peene erwarb. Der formelle Abschluß des Vertrages erfolgte am 21. Januar 1720.
Nach Martin Wehrmann in "Geschichte von Pommern": Mit Energie ging der preußische König daran, die Regierung des Landes einzurichten und die heillosen Zustände im Lande zu ordnen. Mit größtem Interesse bekümmerte er sich um die bessere Bewirtschaftung der Staatsgründer, der Domänen. Er verlangte strenge Aufsicht der Kammern und regelmäßige Berichte. Aber nicht nur auf die Domänen erstreckte sich sein Bemühen, sondern auf die gesamte Kultur des Landes. Das Los der Amtsuntertanen vermochte er durch Anordnungen über ihre Dienste und ihre Behandlung zu erleichtern, indem er die Willkür der Beamten und Domänenpächter einzuschränken suchte. Für die Besserung der Lage des sonstigen Bauernstandes konnte er nicht viel tun, der Adel setzte jedem Eingreifen den entschiedensten Widerstand. Nur dem Bauernlegen versuchte er durch ein Verordnung vom 14. März.1739 Einhalt zu gebieten. Die Forderung, die König Friedrich Wilhelm an seine Untertanen stellte, waren nicht gering. Die Steuern waren hoch und wurden unnachsichtig eingetrieben. Das Kontributionswesen war auf's engste mit der Militärorganisation verbunden. Besonders gefürchtet war die gewaltsame Werbung von jungen Männern für den Militärdienst. Heimliche Flucht kam daher nicht selten vor und war bei der Nähe der mecklenburgischen Grenze leicht durchzuführen.
Aus dem 19. Jahrhundert wird in bezug auf die nahe mecklenburgische Grenze folgende Anekdote berichtet: Im Grammentiner Forst ist die Rexbuche ein Naturdenkmal. Sie ist benannt nach dem in dieser Zeit dort bediensteten Förster Friedrich Wilhelm Rex. Von diesem wird erzählt: In der Nähe der Buche ist die mecklenburgische Grenze. Der damalige Großherzog von Mecklenburg-Schwerin überschritt bei einer Jagd die Grenze. Er meldete sich bei dem gerade ankommenden Förster mit den Worten: "Ich bin der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin." Darauf erhielt er die Antwort: "Un ick bin de Königlich-Preußische Förster Freidrich Wilhelm Rex, un wenn Se nich gliek öwer de Grenze torüggahn, scheet ick Se dot."
Die beiden Dörfer Teusin und Roidin waren zu dieser Zeit im Besitz des Adelgeschlechts von Parsenow.
Ludewig WIlhelm Brüggemann - Königlicher Preußischer Consistorialrath und Hofprediger bei der Schloßkirche in Stettin gibt 1779 eine "Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preuß. Herzogtums Vor- und Hinter-Pommern" Aus der Vorpommerschen Adligen Vasallentabelle: Unter Nr.62
von Parsenow, Otto Bogislaw Christoph Lieutenant bei der königl. Garde zu Potsdam besitzt als adel. Vasall die Güter Osten, Reudin, Schmarsow und Teusin. Im Besitz des Geschlechts der Parsenow sind auch die Güter Murchin, Zemmin und Tutow, Müssentin und Klein-Toitin. Auf den Nachbargütern sitzen zu dieser Zeit: von Molzahn, Diterich Christoph - als Landrath im Demminschen Kreis (1776 gest.) auf Vanselow mit Leppin und Utzedel
Seine Söhne: 1. Hans Gustav 2. Albrecht Carl Helmut 3. Ludewig Peter
von Podewils, Peter (1778 gest.)
Heinrich Peter - Sohn des Peter auf Sanzkow, Hohenmocker und Strelow, Tenzerow
von Schwerin, Hans Bogislav auf Hohenbrünzow, hat auch Anteil an Hohenmocker und Strelow
Der gesamte Kreis gehört mit zum Canton des Infantrieregiments von Sobeck. Das Regiment besteht aus 2 Companien Genadiere und 10 Companien Musketiere, wovon 7 Comp. Mit dem Stabe in Anklam und 5 in Demmin in Garnision stehen. Uniform: Blaue Röcke mit roten Aufschlägen und gelben Schnüren.
Aus den Beschreibungen der adeligen Güter:
Reudin: ein Vorwerk, 1 1/4 Meile von Demmin südostwärts, ganz nahe an der Tollense, auf der Landstraße von den Schwedischen-Pommerschen Städten Stralsund und Loitz nach Treptow und der mecklenburgischen Stadt Neubrandenburg, hat 1 Wassermühle, 1 Oelmühle, 1 Schulmeister, 16 Feuerstellen, 1 Kirche, welche ein Filial von Sanzkow in der Demminschen Synode ist und deren Patron Peter von Podewils zu Sanzkow ist, Fischerei in der Tollense und Teichen, ziemliche Holzung, und ist ein Molzahnsches Lehen, welches der Leutenant bei der königl. Garde Otto Bogislav Christoph von Parsenow besitzet.
Teusin: 1 Meile von Demmin südostwärts, hat 8 Bauern, 1 Schulmeister, 20 Feuerstellen, etwas Mast und Holzung, ist zu Reudin in der Demminschen Synode eingepfarred und ist ein Molzahnsches Lehen, welches der Lieutenant bei der königl. Garde Otto Bogislav Christoph von Parsenow in Besitz hat.
Bemerkung hierzu: In dieser Beschreibung wird die Kapelle in Teusin nicht mehr erwähnt. Im Jahr 1754 ist in den Aufzeichnungen des damaligen Pastors im Kirchenarchiv Sanzkow ein Vermerk enthalten, in dem die Teusiner Kapelle erwähnt wird. Dort heißt es: "...Die alte Dewitzische, eines abgedankten Soldaten Witwe und ihrer Aussage nach, eines Generals von Esten bei Zehdenick angesessen, nachgelassene eheliche einzige Tochter ist bei rauem Winterwetter von Teusin nach Rheudin gangen, um daselbst Brot zu betteln, auf dem Rückwege aber ist sie irre gegangen und am 12. Februar von dem Schweine Hirten unter einer Tanne todt gefunden worden. Da sie dann den 13. Februar auf der Capellen Stelle in Teusin in der Stille beerdigt worden." Aus einer anderen Quelle stammt der Hinweis, daß Teusin seine Kapelle in den Wirren des 7-jährigen Krieges im Jahre 1757 durch Brandschatzung verlor und daß sie nicht wieder aufgebaut wurde.
In Roidin fehlt die Angabe, daß ein Kröger und Bauer vorhanden ist, er muß folglich in der Zeit davor gelegt worden sein.
Zum Geschlecht derer von Parsenow aus deren Familienchronik
"Genealogie der adligen und bürgerlichen Familie Parsenow"
verfaßt von Otto Louis Joachim Leberecht Parsenow, Apothekenbesitzer in Bromberg, geb. 24. Februar 1863
Der Name Parsenow ist westslawischen Ursprungs, er tritt urkundlich zuerst nach den Mecklenburgischen Jahrbüchern im Jahre 1328 mit dem Knappen Heinrich von Parsenow auf. Philiph Joachim von Parsenow (siehe S.52) brachte die sämtlichen Osten'schen Güter an sich. Und zwar ward ihm 1674 von seiner Schwiegermutter, Marie Ramin, des Adam von Eickstaedten Gemahlin, der sogenannte Eickstaedt'sche Anteil von Schmarsow i. P. verpfändet. Darauf hin übertrug sodann Albert Axel Von Maltzahn auf Tützpatz die ihm durch seine Gemahlin, Elisabeth Tugendreich von Eickstaedt, zuständigen Ansprüche am Ort auf seinen Schwager, Philipp Joachim von Parsenow. Den übrigen, den sogenannten Kurländischen Antheil, erhielt Philipp Joachim v. Parsenow, exrevione der Gebrüder v. Maltzahn, welche es eingelöst hatten, indem er 8 000 Fl. hergab, wofür ihm Osten als Pfand gelassen wurde.
Bemerkung: Ilse Maria von Ramin war verheiratat mit Adam von Eickstaedt, deren Tochter, Idea Agnisa, heiratete Philipp Joachim von Parsenow. In zweiter Ehe war Philipp Joachim dann mit der Nichte seiner ersten Frau, Charlotte Juliane von Maltzahn, verheiratet. Diese war die Tochter des ALbrecht Joachim von Maltzahn. In dritter Ehe war Philipp Joachim von Parsenow verheiratet mit Sophie Dorothea von Segebaden (gest. 13. Januar 1702). Philipp Joachim von Parsenow kaufte nach 1700 von den Horn Müssentin, Tutow, Wittenwerder, Zemmin und Bentzin. Er belehnte damit 1707 seine Söhne Christian Albrecht und den Hauptmann Philipp Erdmann von Parsenow. Christian Albrecht von Parsenow kaufte ein Jahr später, am 26. Mai 1708, von dem Erbmarschall Hans Jacob von Maltzahn die Güter Osten, Reudin und Teusin mit der Bedingung, daß dieselben nicht eingelöst werden können, solange von ihm männliche oder weibliche Nachkommen den Namen Parsenow führen würden. Er verpfändete zwar Reudin und Teusin 1717 für 18 000 Thlr. an den Major Jochim Friedrich von Glöden, seine Söhne lösten sie jedoch wieder ein.
Wegen der Erbfolge in den Osten'schen Gütern Schmarsow, Osten, Reudin und Teusin, und ob nur die Deszendenten (Nachkommen) des Christian Albrecht daran beteiligt seien, erstritten die Söhne des Philipp Erdmann von Parsenow (Ludwig auf Müssentin, August auf Toitin und Zemmin und Kammerdirektor Otto Hanns Karl auf Tutow und Wittenwerder) wider das Geschlecht von Maltzahn durch die Rechtsansprüche vom 12.5.1755, 19.12.1758 und 8.8.1759 das Sukzessionsrecht (Erbnachfolgerecht). Mit dem Lieutenant Peter Friedrich Wichard Ludwig Carl Philipp erlosch am 6. November 1820 die jüngere Linie der von Parsenow (Nachkommen des Philipp Erdmann), und deren Güter fielen an die ältere Linie (Nachkommen des Christian Albrecht). Die Osten'schen Güter waren zu diesem Zeitpunkt im Besitz des Friedrich Wilhelm Ludwig Carl Erich von Parsenow, geb. 1781. Er war der Sohn des Otto Bogislaw Christian und zur Zeit Premier-Lieutenant bei der garde du corps. Er lebte als Junggeselle in Demmin und war Patron der Kirche in Schmarsow.
Am 16. April 1830 starb er plötzlich, und mit ihm starb die ältere Linie vollständig aus.
Aus diesem Anlass wurde über die Güter ein Curator bestellt. Die Familie von Maltzahn strengte gegen den Curator die Klage auf Rückgabe ihrer an das Geschlecht der von Parsenow verpfändeten Güter an, da nun niemand mehr vorhanden war oder sein sollte, welcher den Namen von Parsenow noch führte. Sie blieben in diesem Prozeß siegreich, und die Osten'schen Güter gingen an die von Maltzahn zurück.
Auf dem Friedhof in Schmarsow befindet sich eine rechteckige Steinplatte mit folgender Inschrift:
Die letzten der Familie von Parsenow
Hauptmann Otto Bogislaw + 1812
Seine Gattin Adelheid, geb. v.Bonin + 1829
Der Sohn Pre-Lieutenant Friedrich + 1830
Der Prozess der Familie v. Maltzahn gegen den Curator der Parsenow'schen Familien-Güter gründete darauf. daß die Güter als Stammlehen nur so lange im Besitz der Familie v. Parsenow bleiben sollten, als noch ein Nachkomme dieses Namens am Leben sei.
War aber das Geschlecht der Parsenow tatsächlich erloschen?
In der Chronik des Geschlechts wird von einem Johann Christian v. Parsenow, welcher offenbar der Schmarsower Linie angehört haben muß, folgendes berichtet (Mitteilung des Dr. jur. Wilhelm Holtz, Rechtsanwalt in Güstrow i. Mecklenb.): Nach erhaltener Überlieferung mußte in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts ein Mitglied der Familie von Parsenow wegen eines an einem Obersten begangenen Totschlages oder Duells aus seiner Pommerschen Heimat fliehen. Dieser von Parsenow, namens Johann Christian, hat sich bis zu seinem Tode in Mecklenburg aufgehalten. Kurz vor seinem Ableben (+ 2. 12. 1818) hat er seinen Kindern die Geschichte seiner Flucht mitgeteilt und ihnen anheimgestellt, ihre Rechte an dem Nachlaß seiner Eltern, die im Besitz mehrerer Güter gewesen sein sollen, geltend zu machen. Er persönlich hätte dies bei dem Tode seiner Eltern nicht tun können, ohne befürchten zu müssen, wegen seiner Tat zur Rechenschaft gezogen zu werden. Hinterlassene Urkunden sollen die Richtigkeit seiner Angaben bestätigt haben. Die Erben haben seinerzeit die Urkunden zur Durchführung ihrer Ansprüche einem Stettiner Rechtsanwalt übergeben. Mangels genügender Geldmittel ist die Sache im Sande verlaufen. Was diesen Johann Christian von Parsenow betrifft, so muß hier jedoch ein Irrtum oder eine Verwechselung vorliegen. Anders liegen aber die Dinge bei der jüngeren, der Müssentiner Linie. Mit dem Tode des Peter Wichard Carl Philipp wurde die Familie von Parsenow als ausgestorben erklärt. Wohl waren aber von ihm drei Kinder vorhanden. Diese stammen jedoch aus illegitimer Ehe mit Maria Brandenburg, mit der er zehn Jahre lang zusammen lebte. Die Kinder hießen Caroline Dorothea, Joachim Friedrich Albert, Johann Heinrich Leberecht und trugen den Namen Parsenow. Einer der beiden Söhne war der Vorfahre des Verfassers der Familienchronik. Also, ausgestorben war das Geschlecht nicht.
Die Familie von Maltzahn kam erst nach lange dauernden Prozessen Mitte des 19. Jahrhunderts in den Wiederbesitz ihrer Osten'schen Begüterung. In ihrem Besitz blieben auch nur Roidin und Teusin. Die Güter Schmarsow, Borgwall und Osten gingen am 24. April 1855 käuflich von den Maltzahn in den Besitz derer von Heyden über. Um sich den Alltag der Bewohner der beiden vorpommerschen Dörfer Teusin und Roidin im 17./18. Jahrhundert besser vorstellen zu können, lohnt sich ein Blick in die Schriften von Ernst Moritz Arndt. Ernst Moritz Arndt kennzeichnete in seiner "Geschichte der Leibeigenschaft in Pommern" die Lage folgendermaßen :
" Seit Mitte des 18. Jahrhunderts, also nach dem 7-jährigen Kriege(1756 -63), nachdem über Jahrhunderte hinweg gedankenlos fortgewirtschaftet worden war, wie es die Väter schon immer betrieben, traten neue Bedürfnisse und Strebungen in die Menschen, auch für den Ackerbau. Man sann auf einen höheren Ertrag des Landes und fing es auf mancherlei Weise an, ohne zunächst zu etwas Erklecklichem zu kommen. Das Einzige und das Leichteste, wodurch die Grundbesitzer sich zu verbessern suchten, war das Legen der Bauern, indem man die Bauernhufen entweder in die Höfe einzog oder neue großer Güter oder Vorwerke aus Dörfern machte."
Für Teusin traf das allerdings nicht zu. Teusin blieb weiterhin ein Bauerndorf
Was sagte E.M. Arndt zu den Bauern der adeligen und bürgerlichen Privatbesitzern? "Ein Vollbauer hat gewöhnlich eine Hufe saatigen Ackers, gerechnet zu 32 Morgen. Alles Übrige, was an Wiesen und Koppeln, Holzung und Torfstrich usw. dabei ist, ist nicht so genau bestimmt, sondern die Qualität und Qualität hängen vom Zufall oder der Willkür der Herrschaft ab. Die Staatskontribution für diese Bauernhöfe als Hufensteuer, Accise und Nebenmodus, Priester- und Küstergebühren usw. liegt in der Regel auf dem Inhaber derselben. Zu der vollständigen Hofwehr eines Vollbauern gehöret gewöhnlich folgendes :
1. Der Bauernhof soll enthalten das Wohnhaus mit Koben und Ställen, eine Scheune, einen Garten, oft eine sogenannte Wohrte am Hofe (was nicht mehr Garten aber auch noch nicht Acker ist ), im Hause einen Tisch, eine Bank, zwei Stühle, drei Kessel von verschiedener Größe, einen Backtrog, zwei Waschbalgen, zwei Wassereimer, eine Mulde, zwei Handsiebe, eine Axt, ein Beil, vier Bohrer - große und kleine, eine große Hacke, eine Zugbank mit dem Messer und anderes kleines Handgerät.
2. An Ackergeräten: 2 Pflüge mit 4 Pflugschalen und 4 Sechen nebst dem übrigen Zubehör, 8 Eggen, 3 Wagen mit allem Zubehör (als 3 Ernteleiterpaare, 8 Sielen, 4 Tauen, 2 Halskuppeln), 1 großer Holzschlitten, 2 kleine Schlitten, 1 Schleife, 2 Pferdeharken zur Ernte, 4 Erntegabeln, 2 Schaufeln, 2 Wurfschaufeln, 2 Mistgabeln, 1 Haarstapel (zum Schärfen der Sensen) mit dem Hammer, 1 Schneidelade mit dem Messer, 1 Spaten und mehrere Kleinigkeiten.
3. Vieh : 8 Pferde und wohl darüber, 4 milchende Kühe, 3 Rinder auf den Zuwachs, 2 Schweine auf dem Koben und 3 Pölke auf dem Zuwachs, 2 Gänse und 1 Gänserich, einige Hühner.
4. Das Feld mit Winter- und Sommersaat besät. Der Vollbauer diente gewöhnlich die ganze Woche mit 4 Pferden und 2 Menschen, und zwar einem Knecht und einem Jungen oder der Magd. Sobald aber die Ernte angeht, schickt er an vielen Orten noch eine Magd, die auch nach vollendeter Ernte noch solange zu Hofe geht, bis aller Flachs abgerebelt ist. Außerdem schickt der Bauer, in Pommern fast durchgängig, sobald Roggen und Weizen gemähet wird, in allem 5 Mann, an einigen Orten muß er in der Ernte 4 Mann, die übrige Zeit aber 3 Mann schicken.
Noch muß ein Bauer 20 Topp Flachs ausschwingen (der Topp hat 20 Risten), wozu er so viele Leute schicken kann, als er will, damit sie es an einem Tage fertig kriegen; auch muß er einen Mann schicken, wenn gebrakt wird, dies mag währen, so lange es will, und gehe es den ganzen Winter durch. Hierbei werden ihm seine Pferde auf dem Hoffelde den Sommer über geweidet, doch an einigen Orten muß er sie auch selber weiden. Ein Halbbauer, der seinen Acker und das Übrige meistens nach Verhältnis um ein Drittel geringer hat, dient 3 Tage mit Pferden, die übrigen gar nicht, an einigen Orten aber zu Fuß. Auch gibt es Bauern, die 4 Tage in der Woche dienen müssen, alles nach Verhältnis ihres Bauernhofes. Ein Kossat schickt 1 Knecht. An einigen Orten müssen die Käther auch Fuhren leisten und einzelne Pferde zu Botschaften hergeben. Die Rede in dieser Zeit ist auch von Einliegern und Kathenleuten, von denen nur das Allgemeine angeführt werden kann, doch es gab unzählige Ausnahmen, da die Observanz (Herkommen, entstandenes Gewohnheitsrecht) hier noch weniger herrschte als bei den Bauern und mehr die Willkür der Herren. Diese Einlieger sind das, was man sonst auch wohl Tagelöhner, Dröscher, Häker nennt. In Pommern haben diese Katenleute gewöhnlich eine Stube, Kammer und Küche und einen Garten von 45 bis 50 Quadratruthen, dazu Weide für eine Kuh, ein oder zwei Schweine, 1 bis 3 Gänse. Für diese Wohnung und die anderen Vorteile dienen die Kathenfrauen in der Regel wöchentlich einen Tag, also 52 tage im Jahr, und wenn sie eine Kuh halten, wofür ihnen vom Hofe Heu und Stroh gereicht werden, 72 Tage. Bei einigen Gütern ist der Dienst 56 Tage, bei anderen 2 Tage wöchentlich, also 104 Tage. Ich meine aber, daß sie da auch 2 Kühe und ausfüttern können. Diesen Dienst müssen sie fast allgemein bei eigener Kost tun. Die Tage, die sie darüber dienen, werden ihnen den Tag mit 6 Schilling bezahlt. Überdem spinnen sie einige Pfund Garn umsonst für die Herrschaft, gewöhnlich 6 bis 8 Pfund, und geben von ihren jungen Gänsen die 10-te als Stoppelgans, auch von den Bienen etwas Gewisses, wenn sie deren halten.
Die Männer beschäftigen sich entweder für einen gewöhnlichen Tagelohn von 8 Schillingen, das wird bei den guten Kornpreisen aber oft erhöht. Sie arbeiten auf den Höfen oder bei den Bauern, oder sie graben, roden, decken, zäunen, zimmern auch wohl auf Verdung, wobei sie es nach dem Maße ihres Fleißes und ihrer Kräfte zu 16 bis 20 Schillingen bringen können. Den Tagelöhnern, vorzüglich den Häkern, wenn sie nur den gewöhnlichen Tagelohn von 8 Schillingen erhalten, wird entweder das Korn zu wohlfeilen Preisen gelassen oder sie erhalten auch Deputat, welches ihnen nach verschiedener Norm gereicht wird. Ein Beispiel, wie die Häker bei einigen Gütern abgefunden werden:
- 12 Rthlr. Geld
- 12 Scheffel Roggen
- 12 Scheffel Gerste
- 2 Scheffel Erbsen
- 1/2 Scheffel Leinsamen gesäet
Dies erhalten sie von Maria Verkündigung, hier Pflugmarin genannt, bis Martini, auf 34 Wochen. Was sie länger arbeiteten, wird besonders bezahlt. Nach jetzigen Kornpreisen haben sie einen guten Tagelohn. Mit dem Herbste und Winter gehen diese mit den anderen Arbeitern in die Scheunen und dreschen gewöhnlich für den 16-ten oder 17-ten Scheffel, wobei sie sich freilich fast allenthalben beköstigen müssen."
Wie dienen Knechte, Mägde und Jungen auf den Höfen bei den Bauern? "Der Statthalter erhält gewöhnlich 18 bis 20 Rthlr., 2 Paar Schuhe zu 2 Rthlr., Leinen wie die anderen Knechte. Der Großknecht hat 1 bis 2 Rthlr. mehr als die anderen Knechte, bekommt auch so wie der Statthalter noch wohl einen halben oder viertel Scheffel Leinsamen gesäet. Der gewöhnliche Knecht hat 11 bis 12 Rthlr. Lohn, 2 Paar Schuhe zu 2 Rthlr., Sensengeld 16 Schillinge, Leinwand 19 Ellen flächsen und 5 Ellen heeden. Der Junge erhält 5 bis 6 Rthlr., 2 Paar Schuhe zu 1 Rthlr. 32 Schillinge, 12 Ellen flächsen und 12 Ellen heeden Leinen. Auch wird der Magd gewöhnlich noch ein Viertel Leinsamen gesäet. Die Mägde müssen in den Winterabenden 24 Pfund Garn spinnen, die Jungen kleine Handreichungen tun, z. B. Kartoffeln schrapen usw.. Die behandlungsarten der leibeigenen sind natürlich nach Gewohnheiten und Willküren der verschiedenen Herren auch sehr ungleich, und diese armen Menschen sind glücklich und unglücklich, je nachdem ihnen durch Zufall ein guter oder schlimmer Herr zu Teil wurde. Die Gelegenheiten, bei denen die Leibeigenen bisher am meisten gezwackt worden sind und es noch werden, sind das Bauernlegen, der Loskauf und die Verheiratungen." Soweit aus den Darstellungen von E. M. Arndt zur Lage der Menschen in Pommern.
Die Situation in den vorpommerschen Dörfern Teusin und Roidin wird bis ins 19. Jahrhundert vergleichbar gewesen sein. In seinem Buch über die Dorfkirche zitiert Norbert Buske aus einem ergreifenden Bericht des Gültzer Pfarrers Thilo von 1821 über die steigende Not der Tagelöhner in Pommern: "O, wenn du ein fühlendes Herz hast, mein lieber Leser, dann blicke umher in diesen niedrigen, finsteren, dunstigen Stuben, auf die dünnen, geklehmten, von Nässe durchdrungenen oder mit Reif überzogenen Wände, - sieh die halb erstarrten, schlecht bekleideten Kleinen auf dem naßkalten Fußboden von Lehm, und wie sie wimmern und vor Frost in die Hände blasen...So wie die eben beschriebene Wohnung, so sind sie herkömmlich in der Regel alle. Der Name "Kathen", den sie führen, ist eigentlich noch viel zu gut für sie. Und dennoch wohl dem, der ein solches Nest sein eigen nennen kann."
Weitere konkrete Angaben über die Verhältnisse im Bauerndorf Teusin im 18. und 19. Jahrhundert sind enthalten in einem Artikel im "Demminer Tageblatt" vom 26.08.1941. Zu vermuten ist, daß sie aus der alten Teusiner Chronik stammen, die 1945 verschwunden ist. Dr. Ahrens, Lehrer in Teusin, macht in diesem Artikel zu diesem Zeitabschnitt folgende Angaben: "In etwa 20 Minuten erreicht man von Utzedel aus auf einem Landweg das alte Bauerndorf Teusin. Bis zum Jahre 1821, wo in Teusin das Rittergut gebildet wurde, war die ganze Feldmark Teusin im Besitz der Bauern. Sie waren Dienstbauern des Hauptmanns Otto Bogislaw Christoph von Parsenow, Besitzer von Schmarsow, Borgwall, Osten, Roidin und Teusin. Der Hauptmann von Parsenow verpachtete die Höfe am 16.Oktober 1795 den Bauern Küning, Düwier, Stegemann, Jürgen Hiddick, Johann Hiddick, Bohn und Glause. Glause war Freibauer und nicht zu Diensten verpflichtet, er hatte 2 Höfe in Pacht. Der erste Kontrakt galt von 1796 bis 1799. Die Pacht betrug für den Hof 125 Thaler. Jeder Pächter mußte 100 Thaler Kaution stellen und dann noch in jeglicher Ernte zwei Tage ohne Gespann zu Roidin arbeiten sowie auch noch bestimmte Tage dort den Acker bestellen und 4 Fuhren nach Demmin leisten. Auch der Freibauer Glause unterwarf sich diesem Kontrakt. Von den Pächtern waren nur Glause und Johann Hiddick des Schreibens kundig.
Bemerkungen: Demnach standen die Bauern von Teusin in Zeitpacht, waren also sogenannte Lassiten. Aus der Angabe èrste Kontrakte` lässt sich die Vermutung ableiten, daß es vordem nicht so war. Es erhebt sich die Frage, ob mit diesem Abschluss von Pachtverträgen schon die Bestrebungen der Bauernbefreiung in Preußen ihren Einfluss auf das Handeln der Grundherren nehmen.
Nach dem Edikt vom 14. September 1811 (Rahmengesetz über die Ablösung der feudalen Dienste und Abgaben - Bauernbefreiung) sollten die bäuerlichen Verhältnisse geregelt werden. Am 2. Juli 1812 war aber der Hauptmann von Parsenow verstorben, und so verfügte die Königliche Generalkommission für Pommern die Regulierung der bäuerlichen Verhältnisse in Teusin erst Ende 1817.
Am 5. Oktober 1821 fand für Teusin die Regulierung und Separation zu Roidin zwischen dem Kurator der Parsenow´schen Besitzung (Vermögensverwalter, staatlicher Aufsichtsbeamter, da der Hauptmann von Parsenow der letzte männliche Namensträger seines Geschlechts war) und den Bauern statt. Es waren dies die Bauern
- Schulze Köning
- Christoph Hidding (Anmerk.: sicherlich Hiddick)
- Johann Hidding (Hiddick)
- Karl Köning
- Christoph Bohn
- Joachim Bohn
- Freidrich Peters
Hinzugezogen wurden der Prediger Thilo zu Sanzkow und der Schullehrer Krienke zu Teusin.
Folgendes Ergebnis war zu verzeichnen: Nach dem Edikt von 1811 erhalten die 7 Bauern die Hälfte ihrer Höfe mit Gärten und Hofstellen als Eigentum, während sie die andere Hälfte an die Herrschaft abtreten mußten. Peters, der Nachfolger von Glause, hatte 2 Höfe in Pacht gehabt. Einer wird ihm aber nur zuerkannt, den zweiten zieht die Herrschaft als wüsten Hof ein. Die Bauern erhalten 7 Sechszehntel und das jetzt gebildete Gut 9 Sechzehntel der Feldmark. Für die Gärten und Hofstellen übernehmen die Bauern die Kommunallasten, zu denen auch das Gut ein Achtel zu tragen hat. Die Grundstücke sind nun bonitiert (abgeschätzt) und danach geteilt worden. Der Bauernhof ist durchschnittlich 127 Morgen groß. Straßen, Jagd, Fischerei, Gerichtsbarkeit und Patronatsrechte verbleiben der Gutsherrschaft. Die Feldmark wurde in viele Stücke geteilt, und von jedem Stück erhielt der Hof ein Siebentel. Er bestand also aus vielen getrennt liegenden Stücken.
Nach dem Regulierungs-Rezeß vom 4. November 1825 wurde jedem Hof ein zusammenhängendes Stück Acker, Wiese und Koppel als Eigentum übergeben.
Nach der im Jahre 1821 durchgeführten Separation (Flurbereinigung) hat die Gesamtflurmark von Dorf und Gut Teusin
einen Flächeninhalt von 2271 Morgen 5 Ruthen. Davon entfielen auf
Auf wen? | Wie viele Morgen? | davon |
---|---|---|
das Rittergut | 1 308,24 Morgen | Acker 990,12 Morgen, Wiesen 114,12 Morgen, Hütungen und Elsbrüche 200 Morgen, Gartenland 4 Morgen |
die bäuerlichen Wirte | 926,101 Morgen | Acker 611,101 Morgen, Wiesen 191,161 Morgen, Hütungen und Elsbrüche 74,19 Morgen, Gartenland 49 Morgen |
die Schule zu Teusin | 36,60 Morgen | Acker 11,73 Morgen, Wiese 6,134 Morgen, Hütung 18,93 Morgen |
Die Dorfschmiede und ein daneben liegender Bauernhof blieben bis Ende der 1840-er Jahre in Maltzahn´schem Besitz und wurden dann an den Schmiedemeister Zwar bzw.den Bauern Anton Bader verkauft. Zwei Bauern haben später ihre Hofstellen im Dorfe verkauft und sich auf ihrem abgelegenen Acker neu aufgebaut. Dadurch entstand der Teusiner Ausbau.
Der Anfang des 19. Jahrhunderts wurde in Europa und auch in den deutschen Ländern geschichtlich maßgeblich von der französischen Fremdherrschaft und den daraus resultierenden Befreiungskriegen gegen Napoleon Bonaparte geprägt. Der verlorene Rußlandfeldzug Napoleons 1812 und die Völkerschlacht bei Leipzig 1813 leiteten Napoleons Untergang ein. Mutige Patrioten und Reformer Preußens wirkten dabei mit und bereiteten gleichzeitig den Weg für fortschrittliche Veränderungen auch in Pommern.
1815 fanden die Wiener Verhandlungen statt, die entscheidende Gebietsveränderungen und neue Machtverhältnisse mit sich brachten. Im Ergebnis kam Schwedisch- Vorpommern als Neuvorpommern an Preußen. Die einheitliche Provinz Pommern wurde durch den Erlaß vom 30. April 1815 in die 3 Regierungsbezirke Stettin, Köslin und Stralsund gegliedert.
Besondere Verdienste erwarb sich um die weitere Entwicklung der Provinz (nach Martin Wehrmann in "Geschichte von Pommern") der Oberpräsident Sack, der als ein Schüler des Freiherrn Stein bestrebt war, auf allen Gebieten des wirtschaftlichen und geistigen Lebens wichtige Veränderungen einzuleiten. Neben anderem trug er für die Anlage besserer Landstraßen Sorge, so langsam man auch infolge der geringen zur Verfügung stehenden Mittel damit vorgehen konnte. 1843 wurde mit dem Bau des Kunststraßendreiecks (Chausseedreieck) Demmin - Altentreptow - Jarmen - Demmin begonnen. 1848 konnte es im Kreis Demmin eingeweiht werden. Aus dem "Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Stettin" aus dem Jahre 1847 entstammt folgende Bekanntmachung: "Dem Publikum wird hierdurch nachrichtlich bekannt gemacht, daß das gesetzliche Chausseegeld für 2 fernere Meilen der Chaussee von Treptow nach Demmin bei Utzedel durch den früheren Neben-Zoll-Einnehmer, Michael Reimer, vom 1. Oktober an erhoben werden wird."
Mit der neuen Kunststraße veränderte sich der Straßenverlauf. Insbesondere auf der Teusiner und Roidiner Feldmark hatte die alte Landstraße einen ganz anderen Verlauf. Sie führte vom Chausseehaus in Utzedel bis zur heutigen Doppelkurve näher an Teusin über die Feldmark. Ein paar Meter dieser alten Landstraße sind noch in der S-Kurve des Strehlower Weges erhalten geblieben. Vor 1960 standen auch noch einzelne Bäume und Sträucher inmitten der Feldmark, die ehemals an der alten Landstraße standen.
(Kartenausschnitt)
Aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts stammt der Ausschnitt einer Landkarte. Das genaue Entstehungsjahr kann leider nicht angegeben werden. Es ist anzunehmen, daß sie im Zuge des Straßenbaus um das Kunststraßendreieck Demmin- Burow- Jarmen- Demmin angefertigt wurde. Dieser Kartenausschnitt ist nach der Schwedenkarte die nächste Wiedergabe unseres Territoriums. Was kann ihr entnommen werden? Teusin ist in der Dorfanlage noch ähnlicher der auf der Schwedenkarte. Roidin ist leider nicht auf dem Ausschnitt enthalten. Eine Gutsanlage ist noch nicht vorhanden, sie erscheint erst als Neugründung im Jahre 1877 auf der Karte aus dem Jahre 1884. In Sanzkow ist noch nicht der Ausbau Flöhhagen eingezeichnet, ebenfalls noch nicht die Straßenreihe in Utzedel. Beide sind ein Ergebnis der Bauernbefreiung. Da aber bereits die Trassenführung der geplanten Kunststraße Demmin - Burow eingezeichnet ist, dürfte die Landesvermessung als Voraussetzung für die Kartenerstellung in die Zeit um das Jahr 1820 durchgeführt worden sein. Bemerkenswert für diese Zeit ist nicht nur, daß die alte Landstraße von Demmin in Richtung Burow eine andere Streckenführung besaß, als wir sie heute haben. Auch die Wege aus dem Dorf waren teilweise anders angelegt. Das trifft besonders für den Weg nach Roidin zu. Dieser führte aus Teusin über die "alte Dorpstedt" und den Bach, der aus dem Stubbenbruch kommt, auf die Anhöhe der Tollenseberge und mündete vor dem Hohlweg in den aus Sanzkow kommenden Weg. Die Brücke über den Bach war aus großen Feldsteinplatten gebaut und diente noch nach 1945 als Übergang. Sie verschwand erst danach bei Arbeiten zur Vertiefung des Bachlaufes. Das Stubbenbruch hatte zur Zeit der Kartierung einen wesentlich größeren Umfang als heute. Deren östlicher Teil, als "Seebruch" bezeichnet, muß erst danach zu Weideland geworden sein. Der Weg zu den "drei Bäumen" und weiter als Heuweg ins Tollensetal ist also erst in späterer Zeit angelegt worden, das besagt auch das Alter dieser drei markanten Spitzahornbäume. Der zweite Fahrweg nach Roidin über die Landstraße bestand schon, er existiert jedoch nicht mehr. In dieser Zeit scheint es schon einen Teusiner Ausbau an der Stelle des später unter Ausbau Dust bekannten Hofes gegeben zu haben. Es sind ganz zweifelsfrei 3 Gebäude eingezeichnet, ebenso auch verschiedene Mergelgruben, verteilt auf dem gesamten Territorium.
Aus der Mitte des 19. Jahrhunderts liegen die nächsten konkreten Angaben vor. Berghaus gibt im "Handbuch von Pommern und Rügen" für das Jahr 1862 an:
Der Demmin´sche Kreis gehört zum Regierungsbezirk Stettin im Herzogtum Stettin. Die Bevölkerungsentwicklung zeigt 1820 27 427 Einwohner, 1850 bereits 48 417 Einwohner und 1862 48 400 Einwohner. Davon entfielen auf die 3 Städte Demmin, Treptow und Jarmen 13 370 Einwohner. Demmin zeichnete sich von Pommern als der volkreichste Kreis aus. Auch die Zahl und Größe der Besitzungen ist bekannt:
Größe der Besitzung | Anzahl/ Prozent |
---|---|
kleiner als 5 Morgen | 1083 / 37 % |
von 5 bis 30 Morgen | 936 / 32 % |
von 30 bis 300 Morgen | 771 / 26 % |
300 bis 600 Morgen | 39 / 1 % |
600 Morgen und mehr | 106 / 4 % |
Das bedeutet summarisch, daß 2935 Besitzer über 355 267 Morgen verfügten.
Der Kreis wies im Jahre 1862 folgenden Viehbestand auf:
Vieh | Anzahl |
---|---|
Pferde | 8069 |
Rindvieh | 19106 |
Schafe | 124486 |
Ziegen | 3506 |
Schweine | 12397 |
Bemerkenswertes über die Verhältnisse in dieser Zeit:
- Für die Gesundheitspflege besteht in Demmin ein öffentliches Krankenhaus, worin Arme und solche Personen, die in ihren Wohnungen nicht gepflegt werden können, Aufnahme finden, im Durchschnitt jährlich 60 Personen. Es praktizieren 5 approbierte Ärzte. Es fungieren 6 Hebammen. Eine Apotheke ist vorhanden. Es gibt einen Vieharzt.
- In Demmin waren von 100 Geburten 12,7 außereheliche. 1798 waren von 100 Geburten sogar 62 uneheliche, zuzuschreiben einer wilden Soldateska, die damals zu Demmin in Besatzung lag, freilich nur eine Kompanie stark, nur 83 Mann
- In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wanderten auch aus Vorpommern viele Familien nach Amerika aus. Sie hofften, dort eine bessere Existenz zu finden. Den Angaben im Schülerhauptbuch beider Schulen ist zu entnehmen, daß in den Jahren 1872 bis 1874 auch aus Teusin und Roidin eine verstärkte Auswanderung einsetzte. Es wanderten aus der Schäfer Putzier, die Arbeiter Hückstädt und Stüwe, der Tagelöhner Berndt, der Arbeiter Ave mit Frau und Kindern, ebenso der Kuhhirte Wascher mit seiner zahlreichen Familie. Auch die Witwe Schultz mit ihren Kindern begab sich auf den Weg ins Ungewisse, zusammen mit der Witwe Gottschalk und deren Kindern.
Anmerkung: Mehr als ein Jahrhundert später fragten Nachkommen des Auswanderers Wascher beim Pastor in Hohenmocker nach, ob Wurzeln ihrer Familie in vorpommerscher Erde steckten und wo genau. Die gestellten Fragen konnten anhand der alten Kirchenbücher und des Schülerhauptbuches konkret beantwortet werden.
Die verstärkte Auswanderung von Arbeitskräften, sowohl von Bauern als auch von Gütern, hatte zur Folge, daß ein spürbarer Mangel an Arbeitskräften eintrat. Aus Westpreußen und Polen kamen Tagelöhner ins Land, sie brachten teilweise ihre Familien mit. Deren Unterbringung erfolgte auf den Gütern in den sogenannten Schnitterkasernen. Idn Roidin befand sich eine solche gegenüber der Kirche, jenseits des Baches am Talrand. Dieses Gebäude stand dort bis in die Jahre nach dem 2. Weltkrieg und wurde zuletzt von den Familien Zamzow und Krogull bewohnt. Als das Haus leer gezogen war, verfiel es sehr rasch. Das gleiche Schicksal erlitt auch der sogenannte Alte Hof, der gleichfalls Wohnstätte für viele Generationen Roidiner Landarbeiterfamilien gewesen war. Das Schülerhauptbuch nennt als Schnitterkinder, die zeitweise die Schule besuchten, in dieser Auswanderungsperiode Marie Erber aus Landsberg (beim Gutspächter Knust in Teusin), Martha Weikofsky aus Ostpreußen (Kind einer Arbeiterfamilie), Henriette Purtz aus Ostpreußen (Kind einer Arbeiterfamilie), Hermann Schlickeisen aus Landsberg a.W. (Schnitterfamilie) u.a. Die größeren Kinder gingen in dieser Zeit nur wenig zur Schule, sie arbeiteten schon tüchtig mit den Eltern zusammen beim Dienstherren. Die Dienstzeit endete im Herbst mit Abschluß der Hauptarbeit, teilweise erst mit Beendigung der Druscharbeit im Winter.
Die Hofbesitzer in Teusin nahmen aber auch Hütejungen während des Sommerhalbjahres aus der näheren und weiteren Umgebung auf, so z. Bsp. Hofbesitzer Bohn den 14-jährigen Karl Krüger aus Roidin für ein halbes Jahr, den 13-jährigen Emil Schulz aus Utzedel für ein halbes Jahr, den 11-jährigen Hermann Zimmermann aus Sanzkow für ein halbes Jahr, im Jahr darauf wieder, den 13-jährigen Fritz Riedel aus Vorwerk wie üblich von Mai bis Oktober. Hofbesitzer Dust, Gastwirt Hiddick, Gemeindevorsteher Hiddick, auch Gutspächter Eichblatt verfuhren regelmäßig so.
Angaben zu Teusin (nach Berghaus)
Kreistags- und Provinzial- Landtagsberechtigtes Rittergut und Dorf von 8 bäuerlichen Wirten und kleinen Grundbesitzern, liegt inmitten seiner Feldmark, deren Acker teilweise bergig ist, indessen die Wiesen an die Tollense grenzen.
Es hat 22 Feuerstellen mit 244 Einwohnern in 46 Familien. Nach der, behufs der im Jahre 1821 durchgeführten Separation, vorgenommenen Vermessung hat die Feldmark einen Flächeninhalt von 2 271 Morgen 5 Ruthen. Davon gehören dem Rittergut 1 308,24 Morgen, den bäuerlichen Wirten 926,101 Morgen und der Schule 36,60 Morgen. Auf der Feldmark sind 4 kleine Teiche. Der Acker wird in 4,5,6 Schlägen fast ausschließlich zum Getreide- und Futterkräuterbau bewirtschaftet. Die Wiesen sind zweischurig, in trockenen Jahren aber nur einschurig und bedürften in diesem Falle der Bewässerung. Die Gartennutzung beschränkt sich auf das Wirtschaftsbedürfnis. Etwas Holz findet sich in den Elsbrüchern, leidet aber sehr durch das Weidevieh.
Der Viehbestand besteht aus 43 Pferden und 9 Fohlen eigener Zucht, aus 116 Kühen und 45 Jungvieh, aus 600 halbveredelten und 120 Landschafen, 22 Ziegen und 40 Schweinen. Federvieh wird zum eigenen Bedarf gezogen.
Von Mineralprodukten ist Kies, Lehm, Ton, Mergel und Torf von vorzüglicher Güte vorhanden.
Teusin, wo ehedem eine Kapelle war, ist nach Roidin eingepfarrt, hat aber eine eigene Schule.
Teusin ist ein Maltzahnsches Lehen und befindet sich gegenwärtig im Besitz des Freiherrn von Maltzahn, auf Vollrathsruhe in Mecklenburg wohnhaft.
(Anmerkung: Das entstandene Gut Teusin erwarb 1844 Karl Ludwig Friedrich von Maltzahn aus dem Hause Utzedel. Das Geld für den Erwerb verschaffte er sich durch Holzverkauf.)
Angaben zu Roidin (nach Berghaus)
Kreistags- und Provinzial- Landtagsberechtigtes Lehn- Rittergut ganz nahe an der Tollense, auf der Straße von Stralsund über Loitz und Treptow nach der mecklenburgischen Stadt Neubrandenburg.
Es hat 1 Wassermühle, 1 Ölmühle, 1 Schulhaus, überhaupt nur 7 Feuerstellen mit 139 Einwohnern. Es hat eine Kirche, die eine Filiale von Sanzkow ist und den hiesigen Gutsherrn zum Patron hat. Es hat eine Fischerei in der Tollense und in den Teichen und ziemliche Holzung.
Reudin (Roidin) ist im Kataster der Vorpommerschen Landesmatrikel von 1739 nach dem steuerbaren Anschlage mit 11 Landhufen 29 Morgen und 77 1/2 Ruthen eingetragen, nach der Rittergutsmatrikel vom Jahre 1857 beträgt der Flächeninhalt der Feldmark 2 500 Morgen.
1862 befanden sich auf diesem Gute außer dem Besitzer noch 1 Pächter, 2 Verwalter und neben dem Gesinde 18 Tagelöhner mit ihren Familien.
Viehbestand: 46 Pferde, 85 Rinder, 1 054 veredelte Schafe, 20 Schweine, 2 Ziegen, 1 Esel.
Reudin (Roidin) ist ein altes Maltzahnsches Lehen, mindestens seit dem ersten Viertel des 14. Jahrhunderts. Im Anfang des 18. Jahrhunderts gelangte dieses Gut in Verbindung mit Schmarsow in den Besitz der Familie von Parsenow. Als dieselbe in Concurs geraten und endlich ausgestorben war, wurde das Gut zu Gunsten der Masse verwaltet, was noch 1842 stattfand. Nach dieser Zeit ist Reudin an das Geschlecht der Maltzahne zurückgelangt, aus dessen Reihe Victor Freiherr von Maltzahn gegenwärtig der Besitzer ist.