Sport in Doberan

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  • Sportgeschichte nach Sportarten:

Organisation Allgemeines

Bad Doberan
  • Fred Egler (r.), Bad Doberans sportlicher Rentner, ist 80 Jahre alt geworden. Der Kreissportbund, hier vertreten durch den 1. Vorsitzenden Uwe Neumann, ehrt seinen langjährigen Funktionär mit der Ehrennadel in Gold. (Quelle: Rolf Barkhorn, OZ 26.8.2020)
  • Unterlagen Stadtarchiv Bad Doberan:


  • Broschüre "35 Jahre BSG Lokomotive Bad Doberan":



  • Anlässlich des 50 jährigen Jubiläums des Bestehens des Bad Doberaner Sportvereins wird dessen Sportgeschichte in einer Broschüre 50 Jahre Tradition Doberaner SV dargestellt:


  • Bad Doberaner Sport hatte viele Helfer(Verfasser: Jochen Müller)


  • In und um Bad Doberan ging es schon immer sportlich zu. So wurde einst in Heiligendamm bereis Golf und Tennis gespielt und auch, zunächst auf lebende Tauben später auf Tontauben, geschossen. Auf der ältesten Galopprennbahn Europas fanden spannende Rennen statt und in Bad Doberan war das Vogelschießen sehr beliebt.
  • Ebenfalls in der Münsterstadt war man in der Deutschen Turnerschaft und dem Arbeiter Turnverein sportlich sehr aktiv. Zu den fleißigen Organisatoren zählten damals u.a. Schneidermeister Fritz Gellendin, Dr. Willbrand, Buchhändler Rosenberg, Baumeister Lutz Elbrecht und Heiner Grewe. Neben Turnen, Kegeln und Leichtathletik wurde später auch Hand- und Fußball gespielt. Sportstätten waren seinerzeit die Kegelbahnen auf „Brands Höh“ und im Gasthaus zum „Erbgroßherzog“ in der heutigen Mollistraße sowie die Sportplätze am Kellerswald und am Stülower Weg.
  • Unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg „berappelte“ sich der Sport in Bad Doberan schnell. So wurde mit „Sturmvogel“ bald ein Sportverein gegründet. Es folgte KWU (Kommunales Wirtschafts Unternehmen). Besonders aktiv zu dieser Zeit waren Herbert Kohn, Erich Silbersdorf, Herbert Müggenburg und Fritz Rittgarn. Daraus ging 1952 die BSG (Betriebssportgemeinschaft) Lok Bad Doberan hervor. Träger und ein wenig auch „Finanzier“ war die Deutsche Reichsbahn. Vor allem jedoch halfen die Eisenbahner bei der Bereitstellung von Freifahrscheinen. Damit war der Transport zu den Wettkämpfen gesichert.
  • Erste Sektionen waren Fußball, Handball, Tischtennis, Turnen, Kegeln und Leichtathletik. Später kamen Schwimmen, Radsport, Schach, Volleyball, Ringen, Rehasport, Frauengymnastik und zeitweise auch Karate hinzu. Zu den „Machern“ gehörten seinerzeit u.a. Ella Pentzin, Heinrich Wischmann, Günter Trost, Walter Schade, Alfons Peter Grzech, Otto Wolski, Klaus Schäfer und später Jürgen Kruse. Unermüdlicher BSG Leiter war über viele Jahre Walter Schade. Erstaunlich lange, bis 1988 bekleidete der rastlose Lehrer dieses Amt und hatte so maßgeblichen Anteil am Wachsen des heute mit fast 1 000 Mitgliedern größten Sportvereins des alten Landkreises Bad Doberan.
  • Auch wenn hier stets der Breitensport im Vordergrund stand mischten ehemalige Lok Sportler auch international ganz vorne mit. So der Radsportler Karl-Heinz Oberfranz, der bei der internationalen Friedensfahrt immerhin 1972 in Gera die 50. Etappe für die DDR gewann und später auch bei den Olympischen Spielen in München startete. Auch in der Sektion Tischtennis wuchs mit Siegfried Lemke ein großes Talent heran. Sein erster DDR Meistertitel sorgte für viel Aufsehen in der Szene, so das der veranlagte Bad Doberaner schon bald zu SC Lok Leipzig delegiert wurde. In seiner langen Laufbahn brachte es Lemke auf immerhin 30 DDR Meister Titel und viele internationale Einsätze. Sein Pech: Tischtennis war seiner Zeit nicht olympisch.
  • Als Walter Schade den Vorsitz nach knapp 25 Jahren abgab sprang Klaus Schäfer, ein enger Vertrauter von Walter Schade, in die Bresche. Sein größtes Verdienst war es, den Verein über die Wende zu retten und in den Doberaner Sportverein umzuwandeln. Nach Klaus Schäfer folgte Volker Noeske. Heute ist Hartmut Polzin Vereins Vorsitzender.
  • Zeitzeugenbericht zur Sportgeschichte in Bad Doberan

(von Margitta Hilgers, geb. Gonsiorowski, in Zusammenarbeit mit Lisa Ender)

  • Durch meine Sportlehrerin, Frau Zeug wurde meine Vorliebe zum Sport(Turnen) geweckt. Zusammen mit anderen Schülerinnen und Freundinnen wurde ich 1959 Mitglied der SV Dynamo Bad Doberan.
  • Zu Beginn spielten wir mit unserem Trainer Heinz Skrotzki viel Volleyball.
  • Wir wurden aber hauptsächlich zu „Dynamomädchen“ für Turnen und künstlerische Gymnastik. Auf Dorffesten, Wahlveranstaltungen etc. waren unsere Schauturnveranstaltungen als Rahmenprogramm gern gesehen.
  • Fleißiges Üben und viel Freude an unserem Sport brachten uns zu unserem großen Ziel, der Teilnahme am Deutschen Turn- und Sportfest 1961 und 1963 in Leipzig.
  • Übungen mit Reifen, Bändern und Turnen auf dem Schwebebalken und am Barren war unser Auftritt auf dem 2. Turn- und Sportfest 1963 in Leipzig. Die Holme des Stufenbarrens wurden von Soldaten des Armeesportvereins während der Vorführung gehalten.
  • An Mitstreiterinnen wie Lisa Götze(Ender), Irmtraut Götze, Ulla Ostrowski, Dagmar Hancke, Hille Kreuzfeld, Christa Gabrahn, Almut Köller u. a. kann ich mich erinnern. Betreut und vorbereitet wurden wir von Helga Hoffmann, Otto Wolski, O. Jenderney, Otto Pentzin und J. Westendorf.
  • Einige aus unserer Gruppe nahmen in der Folge an regionalen Sportfesten z. B. in Berlin und Gera teil.
  • In den 1970-er Jahren entstand das „Kinderturnen“ in der Turnhalle Rostocker Straße.
  • Einige ehemalige Turner wurden später an der Sportschule Güstrow zu Übungsleiter ausgebildet. Zusammen mit Lisa und Dieter Ender, Karin Krüger, Ingrid Salewski, Käthe Vick , Helga Hoffmann und andere wurde ich ausgebildet.
  • Es gab drei Altersstufen, Vorschulkinder, 1. Und 2. Klasse, übrige Kinder bis 10 Jahren. Unsere eigenen Kinder waren größtenteils auch dabei.
  • In späteren Jahren bildeten einige Frauen eine Prellballmannschaft. Dazu gehörten W. Weichbrot, I. Salewski, Sabine Wollmerstedt, Walter Skrotzkie und Helga Hoffmann.
  • Freitags trafen wir uns zum Turnen und Volleyball spielen(Turnhalle Rostocker Str.), später kamen auch unsere Partner zum Volleyball spielen dazu. Einige sind heute noch bei den Freizeitvolleyballern des Doberaner SV dabei.
  • Die SV Dynamo Bad Doberan war ein Polizeisportverein. Er bestand aus den Abteilungen Leichtathletik(Dieter Schmidt), Turnen(Helga Hoffmann) und Judo(Herr Westphal, Trainer Horst Scheil und Uwe Wrahse)
  • Zeitzeugenbericht zur Sportgeschichte in Bad Doberan

(von Gabriele Jentoch)

  • Nach einigen Jahren turnerischer Abstinenz in Bad Doberan durfte ich April 2005 die Abteilung Geräteturnen unter dem Dach des Doberaner SV 90 e.V. eröffnen. Der Bedarf an dieser schönen Sportart war von Beginn an erfreulich groß.
  • Maya Kim stieß als erste Übungsleiterin zu uns; es folgten Mandy Mastalskiund, später Anne Gret Bödecker.
  • Die stärker werdenden Anfragen für Kleinkindersport führten zur Eröffnung einer weiteren Gruppe, deren Training wir anfangs mit Eltern sicherstellten. Als Trainerin für unsere Jüngsten im Fachbereich Kinderturnen konnten wir Doreen Torbahn gewinnen.
  • Wie bei anderen Sportarten, war es erforderlich, dass wir uns zu Trainern( Stufe C )ausbilden ließen.
  • Die Kinder turnten in Freizeit- und Wettkampfgruppen, weiterhin in Altersgruppen unterteilt. Sie nehmen an internen, offenen und landesweiten Wettkämpfen teil. Ein besonderer Höhepunkt ist die Teilnahme am Deutschen Turn- und Sportfest des DTB.
  • Die Wettkämpfe finden nach den Regeln und Wertungsvorschriften des nationalen Aufgabenbuches Turnen und des Code de Pointage, Turn 10, Athletik nach Landesnormen und eigenen Regeln und Bewertungen statt.
  • In den letzten Jahren unterstützten wir zusätzlich den jährlichen Wettkampf „Jugend trainiert für Olympia“ durch Organisationsunterstützung der Ausrichtung des Wettkampfes auf Landesebene sowie als Wettkampfrichter des Bundesausscheides.
  • Unsere Erfolgsbandbreite beläuft sich vom 1. Landesmeistertitel bis hin zum letzten Platz bei Vergleichswettkämpfen mit anderen Vereinen des Landes MV.
  • Im Laufe der Jahre konnten wir Trainer und Kampfrichter aus unseren Reihen der Aktiven Sportlerinnen gewinnen. Anna Lena Golz, Amira Szadkowski, Elena Torbahn und Wiebke Wichmann agierten in doppelter bzw. dreifacher Funktion in unserer Abteilung, Aktive, Trainer und Kampfrichter.
  • Inzwischen studieren Anna Lena und Amira außerhalb, sie haben in einem Alter von 4 bzw. 5 Jahren ihre sportliche Laufbahn bei uns begonnen.
  • Stephanie Schwarz ist erfreulicher Weise als Übungsleiterin seit einiger Zeit in unserer Abteilung aktiv.


  • Ingrid und Franz Zeug schreiben Sportgeschichte in Bad Doberan
  • Das Ehepaar Ingrid und Franz Zeug hat in ihrem Leben einen enormen Beitrag für die Entwicklung des Sports in Bad Doberan geleistet. Zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen zeugen von ihrem unermüdlichem Einsatz im Dienste des Sportes. Dabei spielte die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen eine besondere Rolle.
  • Ingrid(Jg. 1925), war langjährige Grundschul- und Sportlehrerin an der Pestlozzischule und Übungsleiterin im Polizeisportverein Dynamo.
  • Franz(Jg. 1926), war als Eisenbahner auf dem Bahnhof Bad Doberan tätig und hatte sich dem Schießsport verschrieben.
Schießsport Bad Doberan


Stülower Sportplatz in den 1930-ern




Fußball

  • Fußballtorwart Gert Jüsgen spielte bis 1962 bei Aufbau Bad Doberan und später in der Oberliga beim SC Neubrandenburg und dem 1. FC Magdeburg.

[3]


Bad Doberan
Bad Doberan
Bad Doberan

Oben von rechts: Herbert Müggenburg, Horst Dähne, Walter Schoof, Horst Burdenski, Hajo Stremlow, Wolfgang Diedrich, Jürgen Lange, Srykowski, Herbert Kiesling. untere Reihe von rechts: Uwe Peters, Horst Jasiak, „Dackel“ Grimnitz, Willi Reiter, Ulli Manske, Oskar Burdenski(Walter Schoof spielte bis 1965 bei der Betriebssportgemeinschaft (BSG) Lok/Aufbau Bad Doberan. 1963 gehörte er zu deren Mannschaft, die den Aufstieg in die drittklassige Bezirksliga Rostock erkämpfte. Zu Beginn der Saison 1965/66 wurde Schoof zum Fußball-Leistungszentrum des Bezirkes Rostock, dem SC Empor Rostock, delegiert(Quelle: Wikipedia).)

1996 Kreisauswahl gegen Hansa Rostock/Stehend v.l.: ???, Thomas Strehlow, Joachim Susa, Ralph Kleiminger, Eckhard Brackenwagen, ???, ???, Jörg Zimmermann, Dieter Schneider, Manfred Nieswandt, ???, Andreas Hermann, Eckhard Krenz, Jochen Gellendin, ???, Hans Albrecht, Gerd Hampel, Karsten Wenzlawski, ???, ???, Rainer Jahros Hockend v.l.: Manfred Scharon, ???, Volker Patzenhauer , ???, ???, Dietmar Hardow, Fred Prange, Eckhard Schmidt, Andreas Capito
DSVII, Hintere Reihe von links: Trainer Eckhard Schmidt, Sponsor Uwe Scheidemann, Holger Preuß, Daniel Schrammke, Sven Stange, Alexander Rehwaldt, Matthias Koch, Roland Schön Vordere Reihe von links: Stefan Liermann, Mirko Davidek, Michael Manske, Dirk Malner, René Orth
DSVII, Juni 1996, Hintere Reihe v.l.: Eckart Schmidt, Knut Kasulke, Marco Roggelin, Jan Grüder, Alexander Rehwaldt, Andreas Capito, Dirk Mazat, Daniel Schramke, Michael Manske, Robert Bauer, Tom Möller Vordere Reihe v.l.: Rene Orth, Tilo Härtel, Mirko Davidek, Christian Ebert, Matthias Heinicke, Tim Hohmuth
Hintere Reihe von links: Matthias Koch, Thomas Zitzmann, Mario Wohlgetan, Michael Schwertz, Torsten Plaschke, Mario Boock und Trainer Achim Susa Vordere Reihe von links: frgl. Heiko Möller, frgl. Tino Exner, Martin Susa, unbekannt, Tim Homuth
hl: René Slumski, Stefan Preuß, Stephan Enskat, Thomas Schulz vl.: Thomas Braun, Sven Stange, Dirk Malner, Frank Warning

Handball

Bad Doberan
Bad Doberan
Bad Doberan
Bad Doberan

Volleyball

Bad Doberan
Bad Doberan
Bad Doberan

Radsport

  • Radsport in Bad Doberan(Autor: Jochen Müller, Hohenfelde)
  • Wo beginnt sie, die Geschichte des Radsports in Bad Doberan?
  • Bei dem Forstmeister Freiherr Karl von Drais (1785-1851), der sich im Januar 1818, nachdem er mit seinem Laufrad (Draisine) am 12. Juli 1817 von Mannheim nach Schwetzingen und zurück radelte, dieses patentieren ließ? Nicht belegt, aber gerne erzählt wurde, dass von Drais einst ein Wettrennen mit einem Läufer Rund um den Bad Doberaner Kamp veranstaltet hat.
  • In den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts, so wusste es das Doberaner Original, der Fotograf Robert Fischer (Rofi) einst zu berichten, fanden vor den Toren der Münsterstadt bereits Radrennen mit selbst gebastelten Startnummern, kleinen Preisen und natürlich mit viel Begeisterung statt.
  • Der organisierte Radsport zog im beschaulichen Doberan jedoch erst viel später ein. Max Paschke, den es 1938 aus Dresden an die Küste verschlug, und der in der Querstraße einen kleinen Vulkanisierbetrieb besaß, baute gemeinsam mit Herbert Jäger und dem späteren Kreisvorsitzenden des Deutschen Turn- und Sportbundes (DTSB) Bruno Baade die Sektion Radsport in der BSG Lok Bad Doberan auf. Einmal wöchentlich traf man sich in Paschkes Wohnzimmer, um all das zu besprechen, was für den Aufbau einer Sektion notwendig war. Am 23. September des gleichen Jahres startete mit Herbert Jäger erstmals ein Bad Doberaner Akteur bei einem internationalen Kriterium in Wismar. Die Hansestadt war ein Jahr später auch Austragungsort der Bezirksmeisterschaften im Querfeldeinfahren. Hier fuhr Jäger den ersten Sieg für die noch junge Sektion ein. Unterdessen wurde in Paschkes Wohnzimmer die Idee geboren, in Bad Doberan ein eigenes Radrennen auszurichten. Gesagt, getan. 1957 wurde vor dem Kurhaus das erste Bäderrennen gestartet. Ein Jahr später kam mit Jürgen Kruse ein gestandener Radsport Funktionär aus Wismar nach Bad Doberan. Gemeinsam machte man sich daran das 3. Bäderrennen vorzubereiten. Nach zwei Jahren Erfahrung sammeln sollte es was Großes werden. Am 19. Juli 1959 war es endlich so weit. Unter Federführung von Max Paschke, Bruno Baade, Jürgen Kruse und Heinz Raabe wurde dies immerhin als Qualifikation rennen für die Weltmeisterschaften gestartet. Außer Täve Schur war die gesamte DDR Elite am Start. Das 170 Kilometer Rennen der Asse gewann der mehrfache Friedensfahrt Teilnehmer Johannes Schober.
  • Großes Lob kam von der Fachpresse für die rührigen Organisatoren von der BSG Lok Bad Doberan. So schrieb seinerzeit die „Radsportwoche“: Der DSV tat gut daran, das 3. Bad Doberaner Bäderrennen als Auswahlrennen zur Bildung der Nationalmannschaft auszuschreiben. Der Kreis Bad Doberan, dessen Bewohner und Gäste hatten eine solche Klassebesetzung auf dem 42 Kilometer Rundkurs Bad Doberan- Kühlungsborn-Bastorf-Kröpelin-Bad Doberan redlich verdient. Von der recht schwierigen Quartierfrage über die Organisation an der Strecke bis hin zu den tausenden begeisterten Zuschauern, es fehlte an nichts. Die fast 400 Starter werden trotz der teilweise langen Anreise gern an diese großartige Veranstaltung zurück denken. Klug nutzte Jürgen Kruse die Radsport Begeisterung, die vom Bäderrennen ausging für die Nachwuchsförderung. So wurde an vielen Schulen, auch über die Kreisstadt hinaus, die „Kleine Friedensfahrt“ gestartet.
  • Im Oktober 1959 wechselten die Lok Radsportler zu Dynamo Bad Doberan. Längst war es nur eine Frage der Zeit bis auch Jugendliche zum Radsport stießen. So stand beim ersten Straßenrennen der Saison 1961 in Bützow mit Jochen Müller in der Altersklasse 14-16 erstmals ein Jugendfahrer am Start und am Ende mit Rang drei auch auf dem „Treppchen“. Bei den Junioren trat seinerzeit unter anderen auch der spätere Maler und Grafiker Felix Büttner, der einst den Kussmund der Aida Schiffen kreierte, kräftig in die Pedalen. Später fuhr er die Friedensfahrt mit. Nein, nicht als Akteur sondern als Maler, der viele interessante Sichten auf das Papier zauberte.
  • Mitte der 60er Jahre kam mit Richard Möller aus Kühlungsborn ein weiterer Übungsleiter zu den Bad Doberaner Radsportlern. Ein weiteres Talent reifte unter anderen mit Ralf Schulmeister heran. Zur gleichen Zeit stand bei der Kleinen Friedensfahrt in der Münsterstadt mit Karl Heinz Oberfranz aus Vorder Bollhagen ein kleiner Steppke auf Mutters Damenrad am Start[(https://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Heinz_Oberfranz]. Er kam, sah und siegte auf Anhieb. Beim folgenden Kreisausscheid wurde er Dritter. Das ließ Jürgen Kruse und Reiner Karrasch, der 1966 als junger Sport- und Geschichtslehrer nach Bad Doberan kam , aufhorchen. Karrasch hingegen warb immer neue Talente für den Radsport. Wolfgang Paech zum Beispiel, der 1967 in Sebnitz zweiter im Rennen um den Preis des Deutschen Sportechos wurde. Im gleichen Jahr errang Ralf Schulmeister bei den DDR Titelkämpfen im Querfeldeinfahren in Guben die Silbermedaille. Mit Dietmar Mazewitsch reifte schon bald ein weiteres Talent, das bei Querfeldeinrennen wieselflink über die Hindernisse jagte. Nach intensivem Training wurde er 1968 DDR Meister in Aue. 1969 war das erfolgreichste, aber zugleich auch das traurigste Jahr für den Bad Doberaner Radsport. Mit Karl Heinz Oberfranz und Dietmar Mazewitsch qualifizierten sich gleich zwei Radsportler aus der Münsterstadt für die DDR Meisterschaften im Straßenfahren in Venusberg. Im Jugendrennen dominierte Oberfranz und gewann am Ende den Spurt aus einer vierköpfigen Spitzengruppe. Im Schülerrennen ließ auch Dietmar Mazewitsch keinen Zweifel an seiner Klasse aufkommen, gewann die erste Bergwertung und war maßgeblich an der Bildung einer dreiköpfigen Spitzengruppe beteiligt. Bei einer Abfahrt in der vorletzten Runde geschah dann das unfassbare. Dietmar wurde aus der Kurve getragen, prallte gegen einen Baum und erlag wenig später seinen schweren Kopfverletzungen. Unsagbarer Schmerz bei den Angehörigen und seinen Sportfreunden, die einen bescheidenen Kumpel verloren hatten, der auf dem Weg war, ein ganz großer Radsportler zu werden. Karl Heinz Oberfranz wurde schon bald zum TSC Berlin delegiert, gewann 1972 in Gera die 50. Etappe der Internationalen Friedensfahrt für die DDR und nahm im gleichen Jahr an den Olympischen Spielen in München teil. (Rang 30 im Straßenrennen).
  • In Bad Doberan wurde unter dessen weiter fleißig trainiert. Dietmar Meyer, Eberhard Wachholz und Wolfgang Bruhn gewannen in Cottbus den Pionierpokal und Uta Müller konnte sich über Gold bei den Mädchen freuen. Unvergessen auch ein Forum mit dem zweifachen Straßenweltmeister Gustav Adolf Schur, das 1972 im Bad Doberaner Kurhaus stattfand. Harry Rohrbach, Wolfgang Bruhn, Thomas Nickel, Peter Thiele, Karl Bull und Michael Jahnke waren in dieser Zeit die erfolgreichsten Lok Radsportler, die unter anderen auch bei DDR Auswahlrennen von sich Reden machten. Mitte der 70er Jahre kam mit Dirk Dassel erneut ein veranlagtes Talent aus Vorder Bollhagen zu den Lok Radsportlern. Beim DDR Endausscheidung des Spartakiadekilometers in Merseburg „spulte“ Dirk die 1000 Meter in 1:40,5 Minuten ab und wurde überlegener Sieger.
  • Reiner Karrasch gelang es in dieser Zeit immer hin solche seinerzeit erfolgreichen Rennfahrer wie den vielfachen Friedensfahrt Etappensieger Michael Milde, die Weltmeister Falk Boden und Klaus Grünke nach Bad Doberan zu locken. Gemeinsam mit solchen Lok Akteuren wie Karl Bull, Norbert Thorack, Karl Heinz Jürß und Dietmar Schmied wurden auf dem Sportplatz am Stülower Weg packende Aschenbahnrennen vor mehr als 500 Zuschauern ausgetragen. Rührige Organisatoren waren damals neben Reiner Karrasch auch Hans Jürgen Kowitz und Sektionsleiter Jochen Müller. Trotz solcher veranlagter Rennfahrer wir Thoralf Wiesner, Ralf Seibler, Roland Thorack, Robert Karrasch, Mario Mundt, Rayk Pothmann und Heinz Böckenhauer, die im DDR Maßstab immer wieder auf sich aufmerksam machten, mußte man lange auf größere Erfolge warten. Diese gelangen 1987 Thomas Range, Martin Allwardt, Thomas Höfer und Sven Harder gleich zweifach. Ohne wesentliche Bahn Erfahrung jagte das Bad Doberaner Quartett in Leipzig bei den DDR Meisterschaften im 2000 Meter Mannschaftszeitfahren auf der Bahn zum Erstaunen der Fachwelt als Sieger über den Zielstrich. Nur drei Wochen später wurden die Schützlinge von Reiner Karrasch auch DDR Meister im Mannschaftszeitfahren auf der Straße. Wahrhaftig großartige Erfolg, die es vorher in der Geschichte des Bad Doberaner Radsports so nicht gab.
  • Dann kam die Wende. Der gerade eingestellte diplomierte Trainer Uwe Johren entlassen. Der B1000 Bus futsch. Nahezu alle finanziellen Zuwendungen gestrichen. So begann das Sportjahr 1990 für die Radsportler des gerade in „ Doberaner Sportverein“ umbenannten Clubs. Trotz allem, die Bad Doberaner Radsportler um Reiner Karrasch steckten nicht auf, starteten schon bald wieder bei Rennen in Mecklenburg Vorpommern, Schleswig Holstein, Hamburg, Niedersachsen und darüber hinaus. Robert Karrasch, der Sohn des unverwüstlichen Übungsleiter und auch erfolgreichen Rennfahrers Reiner Karrasch, stand ganz besonders oft auf der höchsten Stufe des „Treppchens“. Wenig später wechselte er zum RC Hamburg, dem Verein, in dem auch der spätere Tour de France Siegers Jan Ullrich trainierte.
  • In Bad Doberan reifte derweilen mit Maik Roßhirt ein weiteres Radsporttalent. 1996 wurde Roßhirt Deutscher Jugendmeister im Punktefahren. Das gab Auftrieb. Etwa zur gleichen Zeit gelangen auch dem jungen Dirk Reichl zahlreiche Siege, zunächst in Norddeutschland. Bereits 1997 wurde er dann nahe Freiburg Deutscher Jugendmeister im Querfeldeinfahren. Noch im gleichen Jahr empfahl er sich für den Kader des Bundes Deutscher Radfahrer, wurde Zweiter bei einem internationalen Crossrennen in Luxemburg, startete gleich zweimal bei Querfeldein Weltmeisterschaften und gewann 1999 unter anderem die „Trophee de Provinces Francaises“, einer vier Etappenfahrt im Südwesten Frankreichs. Ausgangs der Saison wurde Reichl dann erneut Deutscher Meister. Diesmal im Bergzeitfahren bei den Junioren. Nach erfolgreicher Bundesligasaison, unterdessen für das Schweriner „ Greese Team“ startend, wechselte Dirk Reichl zu Beginn des Jahres 2000 zum Jan Ullrich Nachwuchsteam Telekom und wurde nach dessen Auflösung in die Reihen der Großen des Team Telekom übernommen. Zwei mal wurden er in der U 23 zweiter bei „Rund um den Henninger Turm“ und gewann eine Etappe bei der Irland Rundfahrt. Außerdem standen unter anderem Starts bei der Friedensfahrt und auch bei Paris- Roubaix, wo er sich stets auch in den Dienst von Alexander Winikurow, Jan Ullrich und Eric Zabel stellte, auf dem Programm. Reichl verunglückte später bei einem tragischen Verkehrsunfall([4]).
  • In Bad Doberan wurde indes fleißig weiter trainiert. Mit Jacob Fiedler und Marlen Jörend formte Reiner Karrasch, der weiterhin den schmalen Rennsattel drückt, weitere talentierte Akteure, die bei diversen Proficlubs zahlreiche Erfolge einfuhren.


  • „Täve“ in Bad Doberan(Erinnerungen von Reiner Karrasch)
  • An einem Dienstag im Mai 1970-Straßentraining der Radsportler der BSG Lok Bad Doberan, die sich in Richtung Warnemünde auf den Weg gemacht hatten. Kurz vor Elmenhorst stoppt ein entge-gen kommender Trabant. Die Fahrertür wird aufgerissen, der Fahrer springt aufgeregt heraus, strahlt übers ganze Gesicht. Mensch Täve, (Gustav Adolf Schur/zweifacher Rad Weltmeister) denke ich. „Dobberaan (da kam der anhaltinische Dialekt durch) schon wieder fleißig? Wie gehts? Du fährst immer noch auf dem Rad das Training mit?“, Hände schütteln, Schulter klopfen,weitere Komplimente und kurze, schöne Erinnerungen an zurück liegende gemeinsame Wettkämpfe. Täve hat Urlaub und genießt diese Zeit mit seiner Familie in Nienhagen. „Hast du mal ein Stündchen Zeit für uns“? Naja, wenn meine Frau mich lässt.....?“ Ein wenig vergnügt verfolgt sie unser Gespräch. Sie weiß schon was kommt. In einer knappen viertel Stunde ist alles geklärt.
  • Schon drei Tage später empfängt die Bad Doberan Schuljugend den zweifachen Weltmeister und Friedensfahrtsieger Gustav-Adolf Schur im Kurhaus der Stadt. Pünktlich um 14.00 Uhr betritt er den abgedunkelten Saal. Unter den Klängen der Friedensfahrt Fanfare stürmt Täve auf einem Wand füllenden Lichtbild als erster ins Stadion.Tosender Beifall von den gut 100 Anwesenden setzt ein. Sie hatten noch nicht gemerkt, daß Täve unter ihnen weilt. Als die Vorhänge wieder zurück gezogen werden, steht er leibhaftig vor ihnen. Jeder kann ihm die Hand schütteln, Blumen werde überreicht. Schon bald ist er hinter den vielen Blumen kaum noch zu sehen. Der sympathische Sportler ist sichtlich beeindruckt. Locker beginnt das Frage und Antwort Spiel. Täve erzählt etwas über sich,viel über andere, ihm wertvolle Menschen, Freunde und sportliche Gegner. Über Anstrengungen und Fleiß, die nötig sind, um solch sportliche Ergebnisse zu erreichen. Vom Kollektiv der Nationalmannschaft, von der Hilfe durch andere und der gemeinsamen Freude nach den vielen Wettkampfreisen wieder in der Heimat zu sein. Und vom Stolz, den einen Sportler erfüllt, wenn nach einem bedeutenden Sieg die Nationalhymne erklingt. Die Zeit verging wie im Fluge, aus einer vereinbarten Stunde wurden drei. Noch einmal wurden Hände geschüttelt-auf wiedersehen-alles Gute.
  • Vor dem Kurhaus sagte er ein wenig gerührt, ganz unter alten Sportfreunden zu mir: „Du, ehrlich, das war schon gut hier bei euch. Prima Urlaubstag!“
  • Ich bin glücklich und auch ein wenig stolz über diesen Nachmittag, der unseren Mädchen und Jungen noch lange in Erinnerung bleiben wird.(Reiner Karrasch ist seit Jahrzehnten Trainer in der BSG Lok Bad Doberan/Doberaner SV, der Verf.)





Bad Doberan
Bad Doberan

Leichtathletik

  • DSV Leichtathleten setzen alte Tradition fort (Verfasser: Jochen Müller)
  • Wohl nur noch ältere Doberaner erinnern sich an den Sportplatz am Bollhäger Weg. In den 30er Jahren gab es hier neben packenden Handball- und Fußballspielen auch spannende Leichtathletik Veranstaltungen zu erleben. Hans Westphal, Baumeister Lutz Elbrecht und Walter Eichstädt waren nur einige der damals erfolgreichen Akteure.
  • Gleich nach dem 2. Weltkrieg formierte sich unter dem Namen „Sturmvogel“ eine neue Leichtathletik Generation. Bereits 1947 wurde der Ivendorfer Albert Becker Landesmeister im 400 Meter Lauf. Eine Bad Doberaner Lauflegende war seiner Zeit Tischlermeister Alfred Haber, der zunehmend mehr junge Männer für diese schöne Sportart begeisterte. Dies gipfelte in den legendären Staffelläufen Rund um den Bad Doberaner Kamp. So zu Ostern 1951, als zur Olympischen Staffel zahlreiche Zuschauer die Läufer anfeuerten. Nach spannenden Wettkämpfen lagen sich am Ende Ekkehard Gerik (100 m), Siegfried Türk (200 m), Heinz Spörk (400 m), Günter Niebuhr (800 m) und Schlussläufer Alfred Haber (1500 m) überglücklich als Sieger in den Armen. Haber, der unterdessen in den alten Bundesländern lebt verfolgte stets die sportliche Entwicklung in seiner Heimat und war einst auch bei einer der ersten „Molliläufe“ in der Münsterstadt zu Gast.
  • Auch eine überaus engagierte Frau muss unbedingt genannt werden, wenn es um die Bad Doberaner Leichtathletik Geschichte geht: Sigrid Bauch. Sie hielt in den 50er Jahren zumindest kurzzeitig mit 2:30,1 Minuten den DDR Rekord im 800 Meter Lauf. Später stießen u.a. Dieter Ulonska und Dieter Schmidt zu den Leichtathleten, die sich bereits 1952 in der gerade gegründeten BSG Lok Bad Doberan ansiedelten. Letzterer erkämpfte als B Jugendlicher den Bezirksmeistertitel im Speerwurf. Leider wurde diese Sektion wenig später aufgelöst. Schmidt ließ diese schöne Sportart jedoch nie los. 1962 nach seinem Studium baute er gemeinsam mit Erwin Schulze in der SG Dynamo Bad Doberan eine Leichtathletik Sektion und später auch ein Trainingszentrum auf. Auch hier ließen Erfolge nicht lange auf sich warten. So wurde z. B. Eckhard Höfer DDR Jugendmeister im Crosslauf, Rita Jahnel und der spätere Bad Doberaner Landrat Thomas Leuchert, um nur einige zu nennen, nahmen erfolgreich an Kinder- und Jugendspartakiaden im DDR Maßstab teil. Zahlreich waren seiner Zeit auch die Delegierungen zum Leistungszentrum SC Dynamo Berlin.
  • Nach der Wende wurde die SG Dynamo und damit auch die so erfolgreiche Leichtathletik Sektion aufgelöst. Dieter Schmidt begann sich im Doberaner SV in der Abteilung Handball zu engagieren. Sein Herz schlug jedoch auch weiter für die Leichtathletik. Auf Drängen des Vorstandes baute er 1998 eine Abteilung Leichtathletik auf. Schon bald mischten die jungen Leichtathleten in der Spitze des Landes mit. Immerhin auf 60 Mitglieder wuchs die Abteilung und mit Joachim Wessel, Silke Burmeister und Katharina Berndt gewann Schmidt schon bald neu Mitstreiter, die für den Kinder- und Jugendsport wirkten. Immer deutlicher beherrschten die jungen Bad Doberaner Leichtathleten die Spitze des Landes, oft auch gegen die übermächtige Konkurrenz vom SC Empor (später LAV) Rostock und dem SC Neubrandenburg. Johanna und Carolin Pügge, Georg Burmeister, Dana Borgwardt, Odett Erdmann, Carolin Heiden, Antje Völker und Julia Wilder zählten u.a. zu den erfolgreichsten Akteuren zu Beginn des 21. Jahrhunderts.
  • Mollilauf - und wieder ein Wettkampf zwischen Mensch und Maschine
  • Wenig später profilierte sich neben Wettkämpfen auf dem Sportplatz „Am Stülower Weg“ oder im Kellerswald (Cross Läufe) mit dem „ Mollilauf“ auch eine hochkarätige Laufveranstaltung. Unter Federführung von Hotelier Dr. Horst Metz, der gerade privatisierten Bäderbahn „Molli“, dem Kreissportbund und dem Doberaner Sportverein profilierte sich der Volkslauf über drei, sechs und 12 Kilometer schnell. Für Aufsehen sorgte stets der sechs-Kilometer Start, der in Heiligendamm unter dem lauten Pfeifen des „Mollis“ erfolgte. Dann kämpfte auf der Strecke Heiligendamm-Bad Doberan erneut Mensch gegen Maschine, wie einst auf dem Kamp zwischen Mensch und Draisine. Irgendwann kam dieser Traditionslauf ins straucheln. Beherzt sprang dann das Bad Doberaner Rote Kreuz in die Bresche und setzt diese schöne Tradition erfolgreich fort.
  • „Doberanner“ joggen 10 000 Kilometer über den Rennsteig
  • Sie laufen, laufen, laufen-am liebsten über den Rennsteig im Thüringischen. Und das schon seit über 23 Jahren. Genau am 28. September 1997 fanden sich am Rande des Bad Doberaner Kellerswaldes ein gutes Dutzend Laufbegeisterte zusammen, um eine Laufgruppe zu gründen.“Zur Pflege der läuferischen Traditionen in der Münsterstadt“, wie es auf der Gründungsurkunde der „Doberanner“ zu lesen ist. Seither treffen sich die Laufbesessenen jeweils sonntags um 10.00 Uhr an der Förderschule zum gemeinsamen Joggen. Jährlicher Höhepunkt ist unbestritten der Thüringer Rennsteiglauf, der größte Crosslauf Europas. Sage und schreibe 10 000 Kilometer legten die „Doberanner“ bisher auf dem Kamm des Thüringer Waldes zurück. Mit 27 Starts über die Marathon-Distanz (zuvor 45 km) war Winfried Heinike mit 1 139 Kilometern der ausdauerndste. Es folgten Andreas Knoch (969 km), Jochen Müller ((810 km), Magdalena Edner (758 km) und Klaus Luther (737 km/Kilometer Angaben von 2017). „Wir rennen nicht vorne mit, wollen Spaß haben und einfach dabei sein in den großen, bunten Starterfeldern“, so Magdalena Edner. Die Marathon-Strecke war jedoch nicht das Ende der Fahnenstange. Magdalena Edner, Klaus Luther, Frank Strietz und Andreas Knoch wagten sich sogar an den Super Marathon über 72 Kilometer von Eisenach nach Schmiedefeld. Die „100 Kilometer von Biel“ absolvierten Magdalena Edner und Klaus Luther erfolgreich. Weitere Marathons liefen die „Doberanner“ u.a. in Rom, Wien, Paris, New York, Zermatt, Palma, Hamburg, Berlin, Bremen, Kiel, auf dem Darß und dem Brocken. Nicht alle „Doberanner“ beschränken sich jedoch nur aufs Laufen. So bestieg etwa Magdalena Edner den Kilimandscharo und Jochen Müller startete immerhin 15 mal beim 300 km Radmarathon rund um den schwedischen Vätternsee. Birgit Starck nimmt außerdem an zahlreichen Triathlons teil, u.a. am Ironman 70.3 in Binz.
  • Auch dies ist durchaus erwähnenswert: Bereits zu DDR-Zeiten steckten Gerhard Schirmer und Johannes Mährlein eine gut drei Kilometer lange Runde im Kellerswald ab und trainierten emsig für den Rennsteiglauf. Dann kam die Wende. Viele große Marathon-Läufe waren plötzlich möglich. Besonders der Hamburg-Marathon hatte es den Beiden angetan. Das Problem: er fand am gleichen Wochenende statt, an dem auch der Rennsteiglauf gestartet wurde. Was also tun? Die beiden Laufverückten starteten am Sonnabend bei ihrem geliebten Rennsteiglauf, fuhren spät abends durch die Nacht in Richtung Norden und standen tags darauf pünktlich um 10. 00 Uhr am Start zum Hamburg-Marathon. So „verrückt“ war später keiner mehr.
  • Kilimandscharo bezwungen. Magdalena Edner meisterte große sportliche Herausforderung
  • Eisiger Wind, Schneetreiben aber auch gleißende Sonne und Temperaturen bis an die 40 Grad Marke gepaart mit unbeschreiblichen Naturschauspielen in fünf Vegetationszonen erlebte die Bad Doberanerin Magdalena Edner beim „Kilimann“, einer sportlichen Herausforderung in Afrika. Seit nunmehr 25 Jahren schnürt die einstige Handballerin die Laufschuhe. Erst startete sie bei kleineren Volksläufen, später nahm die Bad Doberanerin auch „Klassiker“, wie den Hamburg- und Berlin Marathon sowie den Rennsteiglauf unter die Sohlen. Dem langen „Kannten“ über 72 Kilometer von Eisenach nach Schmiedefeld folgten die 100 Kilometer von Biel in der Schweiz. Gerade über die Ziellinie gelaufen nahmen neue Herausforderungen bereits Konturen an. Diesmal sollte es gen Afrika gehen. So kam der „Kilimann“, eine Mischung aus der Besteigung des höchsten Berges des schwarzen Kontinents und einem Marathon am Fuße des Riesens gerade recht. So brach Magdalena Edner an der Seite von Extremsportler Michael Kruse aus Schwerin in Richtung Süden auf. Mit 30 Gleichgesinnten aus den USA, Afrika, Deutschland und Dänemark ging es von 1 800 Metern in sieben Tagen hinauf auf den Gipfel in fast 6 000 Meter Höhe. Beim Aufbruch stöhnten die Akteure noch über brütende Hitze. Das sollte sich mit zunehmender Höhe schnell ändern. Auf dem Gipfel dann Schneestürme und Temperaturen von 27 Grad unter null. Total erschöpft aber überglücklich hisste die kleine hiesige Delegation eine Flagge aus Mecklenburg Vorpommern auf dem Gipfel. Am darauf folgenden Sonntag ging Magdalena Edner trotz nahezu 40 Grad beim „ Kilimandscharo Marathon“ an den Start. Von 1 000 Meter Höhe ging es bei fließendem Fahrzeug Verkehr zunächst auf 950 und dann hinauf auf 1 300 Meter. Nicht nur Hitze und Auto Abgase sondern auch die Anstrengungen der Kilimandscharo Bezwingung machte den 300 Startern zu schaffen. Nach 4:45 Stunden lief die Doberanerin über den Zielstrich. „Das war das absolut Härteste, was ich während meiner langen sportlichen Laufbahn erlebt habe. Dennoch hatte ich kaum ernsthafte Probleme und konnte den Kilimandscharo noch weit vor dem Extremsportler Michael Kruse bezwingen“, so die Bad Doberanerin.
  • Leichtathletikasse des Doberaner Sportvereins(benannt von Frank Lehmann)
  • Lara Kempka Jahrgang 1997
  • 2011 Wechsel zum SC Neubrandenburg
  • größter Erfolg: 3. Platz Olympische Jugendspiele 2014 in Nanjing (China) Diskus 50,70 m
  • Jonas Baedeker Jahrgang 1999
  • 2016 Wechsel zum SC Neubrandenburg
  • größter Erfolg: Deutscher Meister U18 2016 in München 800m 1:53,04 min.
  • Niklas Tuschling Jahrgang 2002
  • 2014 Wechsel zum 1. LAV Rostock
  • größter Erfolg: 3. Platz bei den Deutschen Mehrkampfmeisterschaften 2020 in Vaterstetten 6.832 Pkt.
  • Liam Zippert Jahrgang 2004
  • Seit 2014 beim Bad Doberaner SV
  • größter Erfolg: Deutscher Vizemeister 2019 in Bremen Weitsprung 6,43 m


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  • Frank Paschek, 1956 in Bad Doberan geboren, ist ein ehemaliger deutscher Leichtathlet, der – für die DDR startend – bei den Olympischen Spielen 1980 die Silbermedaille im Weitsprung gewann...


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Frauensport

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vl: Marg. Trostmann, Rita Burgert, Inge Türk, Helga Dinse, dar. Hanne Raasch, Maritta Roddelkopf, Margit Meinel, Brigitte Elfeld, dav. Rosi Ginz, Rosi Schmäling, Edith Kurreck, Lotti Schrumpf, Lisa Schönfeld, dav. Bärbel Saß, dan. Eva Hagemeister, dav. Monika Tessin, Erika Franzke, Hildegard Jakubowski, Sonja Menzel, ?, Sylvia Türk

1994 Dänemark/Falster

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Sonstige Sportarten

  • Tennis
  • Hundesport
  • Frauensport
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  • Mach mit-mach`s nach-mach`s besser.....(Erinnerungen von Jochen Müller)
  • ......so hieß es am 3. Februar 1985 um Punkt 10. 00 Uhr original per DDR Kinderfernsehen aus Bad Doberan. Adi, der Hauptakteur dieser Sendung begeisterte die Bad Doberaner Mädchen und Jungen auch schon früher zum 1. Mai. Da wurde die Idee geboren, auch einmal eine Original Fernsehsendung, in der Schulen des Kreises miteinander wetteifern sollten, original aus Bad Doberan zu senden.
  • Und so hieß es schließlich: „Und nun liebe Kinder, seht ihr original aus Bad Doberan die Sendung ‚mach mit-mach`s nach-mach`s besser`. Es stehen sich gegenüber die Mannschaften der gastgebenden Ernst-Schneller-Oberschule Bad Doberan und der Fritz-Reuter-Oberschule Kühlungsborn.“
  • Adi, Ariane und die beiden engagierten Mannschaften wussten die Besucher auf den Rängen genauso zu begeistern, wie die vielen Fernsehzuschauer zu Hause an den Bildschirmen, denen auch viel wissenswertes aus unserem Kreis vermittelt wurde.
  • Indes wogte der Kampf zwischen beiden Schulen hin und her. Nach vielen ideenreichen Staffeln, die von der grandiosen Schlussstaffel noch überragt wurde, siegten am Ende die Kühlungsborner Mädchen und Jungen mit 24 zu 19 Punkten.

Tischtennis

  • Siegfried Lemke spielt seit 1953 Tischtennis. Er begann seine überaus erfolgreiche Karriere in Bad Doberan und schloss sich 1959 dem SC Leipzig an.

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  • Tischtennisländerkampf DDR - Dänemark 1968 im Haus der Freundschaft(HDF):
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Kegeln

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  • v.l. vorne: Alfred Ressel, Rudolf Zimmermann, Klaus Pruchner, Bernd Schulze, Horst Arndt
  • hinten: Wolfgang Knauth, Gerhard Thielke, Helmut Knaack, Fritz Bartsch

Wenn nur der Großherzog schon gekegelt hätte(von FRANZ SCHWEIGER /OZ, 12.1.1993)

  • Bad Doberan. Als Heinrich Köhn 1926 an der heutigen Gaststätte „Bellevue", ehemals Brandts Höh' eine Kegelbahn errichtete, konnte er den aktuellen Streit um die Anlage nicht ahnen.
  • Sie ist immer noch voll funktionsfähig, trotz des ehrwürdigen Alters von fast 70 Jahren. Gekümmert hat sich die Stadt wenig darum. Enthusiasten wie Rudolf Bartsch, Walter Keller, Kurt Pentzin, Horst Arndt und andere waren es, die immer wieder Hand anlegten und die Anlage betriebsfähig hielten.
  • Hier wurden die Grundlagen für die Erfolge der Kegler gelegt, die Doberan im ehemaligen Bezirk Rostock und jetzt im ganzen Land, ja sogar bundesweit, bekanntmachten.
  • Die Erfolge sind kaum noch zu zählen: Aufstieg von der Kreisklasse zur Bezirksliga, mehrfacher Bezirksmeister, Landesmeister der Senioren, ein 12. Platz bei der Bundesmeisterschaft, Einzeltitel von Günter Trost, Rudolf Bartsch, Karl Peters und Franz Schweiger, neuerdings von Wolfgang Knauth.
  • Viele Bürger fanden Freude am Kegeln, zeitweilig gehörten der Kegelsektion über 100 Mitglieder an. Fünf Männermannschaften, zwei Frauen- sowie Kinder- und Jugendmannschaften standen einst im Wettspielbetrieb. Volkssportmannschaften entstanden in den Betrieben. Sie vereinten nochmals über 100 Bürger, die regelmäßig Sport trieben. Übungsleiter wie Herr Wischmann, Günter Trost, Walter und Waltraud Keller, Fritz Bartsch und andere gaben Wissen und Können weiter.
  • Es herrschte Leben in der „Bude". Aber die Heimstatt wurde zu eng für die vielen Interessenten. Ringsherum entstanden neue, moderne Vier-Bahnen-Anlagen, auch auf den Dörfern und in den Kleinstädten. Deren Dorf- bzw. Stadtvätern hatten das offene Herz für die Kegler, das man in Doberan vermißt.
  • Allzu verständlich war daher der Wunsch, auch in Bad Doberan eine angemessene Sportstätte zu schaffen. Dazu gab es bereits zu DDR-Zeiten mehrere aussichtsreiche Versuche. Bis zu 45 Betriebe erklärten damals ihre Bereitschaft, materielle und finanzielle Unterstützung zu leisten. Nichts wurde daraus.
  • Zeitumstände und Kommunalpolitiker waren dagegen. Am weitesten kam man 1977/78. Arno Schranck, der damalige Bürgermeister, besorgte aus Calbe 60 Waggons Steine.
  • Dann wurde Bau-Stopp verfügt. Immer gab es in Bad Doberan andere Prioritäten: Kindergärten, Veteranentreff und vieles mehr. Sicher nichts Unwichtiges. „Ihr müßt ein Einsehen haben", hieß es. Die Kegler sahen ein. Besprechungen mit Bürgermeistern, von Fabian bis Grzech, fanden regelmäßig statt. Immer ohne befriedigende Ergebnisse.
  • Nach der Wende sind die Kegler vom Regen in die Traufe gekommen. Was nützen ihnen vollmundige Erklärungen von Innenminister Seiters; keine Sportanlagen aufzugeben. Die Stadt ist eben anderer Meinung.
  • Für das Stadtsäckel sind 5000 DM jährliche Betriebskosten für die bestehende Kegelbahn am „Bellevue" angeblich zu viel. Noch aus den Jahren 1988/89 schuldet die Stadt dem Besitzer des „Bellevue" 2000 DM für Heizkosten.
  • Jetzt wurde den Keglern bekannt, daß das Gelände mit Kegelbahn und angrenzendem Garten von der Stadt verkauft werden soll. Angeblich für ein Butterbrot.
  • Warum hat die Stadt die Kegler nicht unterstützt, selbst die traditionsreiche Sportstätte erwerben zu können?
  • Als wenig hilfreich wird von den Keglern auch der sicher gutgemeinte Ratschlag von Bürgermeister Berno Grzech empfunden: „Baut Euch doch so ein Ding allein". Er will immerhin ein Grundstück zur Verfügung stellen. 800 000 DM wären für den Neubau einer Wettkampfanlage notwendig. Daran müßte sich die Stadt, so ließ Landrat Hinz verlauten, mit 30 % beteiligen.
  • Undenkbar beim notorisch schlappen Stadtsäckel. Welch eine Rechnung: Über einen spektakulären Neubau, der 800 000 DM kostet, wird allen Ernstes, oder etwa nicht ganz so ernst (?), nachgedacht.
  • 5000 DM jährliche Betriebskosten bringen aber angeblich unüberwindbare Probleme mit sich. Ist das nicht widersinnig?
  • Wollen sich die heutigen Stadtväter etwa in ihrer Ablehnung gegenüber dem Kegelsport in keiner Weise von ihren Vorgängern unterscheiden? Wollen sie sich etwa dem Vorwurf aussetzen, sie denken nur in Rennbahn-Dimensionen oder an die 200-Jahr-Feier von Heiligendamm mit ihrem Glanz und Glamour?
  • Schade, daß der Großherzog nicht auch schon gekegelt hat. Das wäre doch was: „Friedrich-Franz-Kegelbahn". Niemand würde es wagen, sie anzutasten.
  • Wie soll sich in unserer Kreisstadt ein kulturelles und gesellschaftliches Leben entwickeln können, wenn wichtige Grundlagen liquidiert werden?
  • Der Kegelsport mit seiner Breitenwirkung gehört zweifellos dazu. Die Kegelbahn „Brandts Höh“ muß bleiben. Noch ist es nicht zu spät, in den Kaufvertrag eine Klausel zur Sicherung der Anlage einzufügen.
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  • Der Doberaner Willi Köhn (87) war sein ganzes Leben mit der Kegelbahn verbunden. Sein Vater Heinrich Köhn baute die Sportanlage im Jahre 1926 auf Brandts' Höh' auf. OZ-Foto:L.W.

Sportschießen

Bad Doberan
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  • Auszüge zur Geschichte des jagdlichen Schießens in Doberan/Heiligendamm:
  • um 1800 Zur Unterhaltung der Badegäste wurden auf dem Kamp in Doberan "Scheibenschießen" durchgeführt.
  • 1828 Charles James Apperly berichtet in seinem "Nimrods Tagebuch" vom Taubenschießen nach dem Bade. Vorzügliche Schützen waren die Grafen Hahn und Voß.
  • nach 1823 Nach dem Bau des Moorbades entstand hier eine Schießhalle. Es konnte auf stehende, laufende und schwebende Ziele geschossen werden.
  • 1849 "... die Doberaner Bürgerwehr führte seit Anfang des Jahrhunderts regelmäßig Schießübungen durch. Unter dem strengen Commando des Herrn v. Langermann erfolgte die Ausbildung. In ihren schmucken Uniformen traten sie diszipliniert im Schützenhaus, später Handwerkerhaus, ihrer 'Burg' auf..."
  • 1857 Bau des Wurftaubenschießstandes in Heiligendamm zum Schießen auf lebende Tauben.
  • 1897 Johann Albrecht verbietet das Schießen auf lebende Tauben. Danach wurde nur noch auf Tontauben geschossen.
  • 1898 hatte Mecklenburgs Großherzog unweit seiner Besitzung Heiligendamm einen Schießstand in den Wald schlagen lassen. Speziell für das Taubenschießen, wie es seiner Zeit üblich war. Männer, die hinter dem Schießstand hockten, mussten lebende Tauben auflassen, auf die dann geschossen wurde. Die Schießanlage stand neben Golf- und Tennisplätzen und der Galopprennbahn hoch in der Gunst Heiligendammer Gäste. Einer der prominenten Schützen war das Boxidol Max Schmeling.
  • Nach 1945 kam keiner mehr. Die Anlage versank in Wald und Sumpf. Erst Anfang der 1960er Jahre besann sich die Bad Doberaner Jagdgesellschaft-Arbeiter, Handwerker, Ingenieure und ein Architekt-vom sportlichen Trubel der „Ostseewoche“ angesteckt des „versunkenen Schießstandes“ und stießen wie Forscher in den Urwald vor. Die in Jahrzehnten herangewachsenen Bäume wurden gerodet, die alte Dieselpumpe, die den Stand einst vor dem steigenden Grundwasser bewahrt hatte, durch eine moderne Drainage ersetzt und schließlich noch ein Jagdhaus in gemeinsamer Arbeit errichtet.
  • Am 27. Oktober 1963, nach nur fünf Monaten Bauzeit, wurde das erste Schießen ausgetragen. Ein Jahr später trafen sich dann bereits die besten Wurftauben Schützen Nordeuropas zum „Großen Preis der Ostseewoche“ unter ihnen die Schweden, die gerade Europameister geworden waren. Das war der Auftakt zu einer international stark beachteten Wettkampfserie, die Jahr für Jahr in Heiligendamm viel sportliche Prominenz im jagdlichen Schießen am Start sah. Mehr und mehr konnten auch Heiligendammer Schützen auf sich aufmerksam machen. Stellvertretend seien an dieser Stelle Helmut Mattke, Siegfried Türk, Manfred Geißler, Uwe Keppke, Ingo Hasse und Michael Windisch genannt.
  • Bis 1975Der wurde "Große Preis der Ostseewoche“ ausgetragen. Es folgten internationale Juniorenwettkämpfe und mehrfach auch DDR Meisterschaften im Sportschießen der jagdlichen Disziplinen Trap, Skeet, und laufende Scheibe. Hier konnten immer wieder auch Heiligendammer Schützen wie Uwe Keppke, Ingo Hasse und Michael Windisch mit guten Leistungen auf sich aufmerksam machen. Die „Väter“ solcher Erfolge waren seiner Zeit u.a. Altmeister Helmut Mattke, selbst mehrfacher DDR Meister, Karsten Beth, Franz Zeug und Jan Garbe.
  • Nach 1990 wurde die „Heiligendammer Schützengilde von 1990 e.V.“ gegründet, die die Traditionen erfolgreich fortsetzt.


Motorsport

  • Doberaner Motorsportgeschichte(Verfasser: Jochen Müller)
  • Erinnern Sie sich noch an die Grasbahnrennen auf der Bad Doberaner Galopprennbahn? Hier gab es in den 50er Jahren spannende Motorradrennen, bei denen Akteure aus ganz Deutschland an den Start gingen. Dannmeyer, Zirk und der Kröpeliner Weitendorf fallen mir spontan ein. Sie zogen Jahr für Jahr unzählige Zuschauer an. So lange, bis die starken Rennmaschinen wieder den Pferden weichen mussten. Bauernrennen waren nun wieder angesagt.
  • Die Motorsportler gingen indessen andere Wege und gründeten 1959 den Motorsportclub Bad Doberan im ADMV. Zu den Gründungsmitgliedern zählten u.a. Willi Hoffstätter, Karl-Heinz Scheffler und Bruno Franz. Als Schwerpunkt galt die Arbeit mit der Jugend. Und gerade junge Leute waren angetan von den K-Wagen Rennen, die in den 60er Jahren „Rund um den Kamp“ gestartet wurden. So war es nur eine Frage der Zeit, bis Mitte der 70er Jahre eine eigene K-Wagen Gruppe aufgebaut werden konnte. Als Erstes wurden K-Wagen angeschafft und eine Werkstatt in der Neuen Reihe eingerichtet. Hier wurde oft bis in die Nacht hinein geschraubt, getüftelt, verbessert, probiert.... Endlich konnte Peter Lüth dann bei einem K-Wagen Rennen an den Start gehen. So z.B. 1977 beim 1. Kröpeliner K-Wagen Rennen, das der Bad Doberan Motorsportler mit einem Go-Kart, der immerhin mit einem 125 cm3 Motor 20PS auf die Räder brachte, überlegen gewann. Zu den weiteren Erfolgen von Lüth gehörte u.a. auch ein zweiter Platz beim Pokalrennen der Radio DDR-Ferienwelle.
  • Nächster Schwerpunkt für die Bad Doberaner Motorsportler war zweifellos der Bau eines Stützpunktes im Pfarrkoppelweg. Mit großzügiger Unterstützung durch den DTSB Kreisvorstand und dem Rat des Kreises sowie tatkräftiger Mitarbeit einer Vielzahl der damals 200 Vereinsmitglieder, u.a. die Sportfreunde Bartosch, Pingel, Hoffstäter, Friedrich, Köntopf, Kasper, Gerschner, Havemann und Zickert. Am 28. Juli 1979 wurde der Stützpunkt feierlich eingeweiht. Schnell wurde das neue Zentrum mit Leben erfüllt. Die Sportfreunde Bohnsack und Pingel zeichneten für touristische Ausfahrten verantwortlich, Turnier Veranstaltungen wurden von den Sportfreunden Hofstätter, Koepke und Pingel organisiert und für Motocross Rennen zeichneten die Sportfreunde Hemmerling und Hofstätter verantwortlich. Technische Überprüfungen und Scheinwerfer Einstellungen waren das Metier der Motorsportler Hanisch, Prüter und Hofstätter. Ein vielfältiges, buntes Vereins Leben also, dass durch einen lebhaften Urlauberaustausch abgerundet wurde.



Galopprennbahn

Bad Doberan
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  • Lauf auf schwellendem Rasen (Aus der Geschichte der mecklenburgischen Pferdezucht (1)( Norddeutscher Leuchturm 1990))
  • Langsam wandere ich einen schlechten Feldweg entlang. Rechts streift der Blick frei über die Ebene, links ragt eine Baumgruppe empor, die in schnurgerade gepflanzten Reihen einem gemeinsamen Ziel sternförmig zustrebt.
  • Plötzlich sehe ich sie kommen: die Kaleschen, Jagdwagen, Landauer. Drinnen die Herren in Frack und Uniformen, die Damen in wallenden Kleidern, Sonnenschirmchen aufgespannt. Auf dem anderen Weg die Fußgänger, Bürgersleute, Bauern, Handwerksgesellen in ihren Sonntagsanzügen. Sie entsteigen der Kleinbahn, die am Fuße der Baumgruppe schnaufend hält. Lebhaftes Stimmengewirr schwillt an, als wir gemeinsam den leicht ansteigenden Weg verlassen. Da liegt sie vor uns, die Rennbahn, die älteste Deutschlands, mit ihren Holztribünen, geschmückt mit filigranartigen Türmchen. Und da sind auch die Pferde, die Vollblüter. Typhon gewinnt, der Graf von Plessen nimmt eine goldene Peitsche aus den Händen des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin entgegen.
  • Die Bilder wechseln. Ich sehe sie alle: Pocahontas, Flibustier, Botschafter, Trollhätta und natürlich Kincsem. Sie steht am Anfang ihrer Laufbahn, gewinnt spielend auf dem schwellenden grünen Rasen, dessen Ziel kurz vor dem Bogen liegt, der in etwas scharfer Biegung die Eingangshalle tangiert.
  • Die Bilder verschwimmen, Unkraut und Ginster wuchern, Weltkrieg. Dann wieder alles sauber, Menschenmassen wälzen sich heran, Polizei sperrt ab — der Reichspräsident fährt in einem knatternden Automobil vor. Das traditionelle Bauernrennen zum Abschluß erlebt er schon nicht mehr mit. Dann landen Ozeanflieger, wieder applaudiert ein begeistertes Publikum, der Totalisator klappert. Nun schaudernde Bilder: Häßliche sandbraune Uniformen erscheinen. Bald werden die Tribünen mit Brettern zugestellt. Zweiter Weltkrieg.
  • Aber die Tribünen öffnen sich wieder. Niemand im übrigen Land nimmt Notiz davon; Nachrichtenverbindungen fehlen noch. Aber für die Einheimischen ist es ein Volksfest. Noch nicht einen Monat nach Kriegsende spielt eine Kapelle, die Kleinbahn fährt wieder. Zwischen abgemagerten, schlecht gekleideten Arbeitern, Bauern und Handwerkern leuchten sowjetische Uniformen. Wieder klappern die Hufe; es interessiert wenig, daß nicht alles Vollblüter sind. Rennen gibt es, Rennen im Frieden. Ich applaudiere mit. Aber plötzlich sind die Tribünen fort, wie vom Winde verweht. Mich fröstelt, aber Frost war es auch, der die Menschen in Not brachte. Und Holz war knapp. . . Aber da sind ja schon wieder Pferde! Goldregen schlägt Vogelhändlerin. Keine Tribünen, kein Toto. Nur Seile trennen Tausende Zuschauer von der Rennbahn. Keine Jockeis, nur Bauern. Nur? Aber dann ist urplötzlich Stille.
  • Ich werde mir bewußt, daß mein Fuß auf dem verbliebenen Fundament einer der ehemaligen Tribünen steht. Die Vision ist vorüber, die Realität nimmt mich wieder gefangen. Mit einem traurigen Blick auf Baumaterial und einen großen Schuttberg zwischen den herrlichen Lindenreihen wandere ich den Weg zurück.
  • Ich frage einen Jungen der Kreisstadt Bad Doberan, ob er weiß, wo sich die älteste deutsche Rennbahn befand. Er hat keine Ahnung . . . Eine neue Vision eröffnet sich mir: Pferde galoppieren über neuen Rasen. Neue Tribünen, ebenfalls wieder mit Türmchen, sind emporgewachsen. Wir schreiben 1997, das 175. Jahr seit Gründung der Doberaner Bahn. 20 000 Einheimische und Urlauber drängen sich um die moderne Anlage. Pferderennen wieder in Mecklenburg — Utopie müssen sie nicht bleiben!(Horst Gründel)


Der Doberaner Rennverein von 1822 erlebte jetzt seine Wiedergeburt(Bald wieder Hufgetrappel auf dem nagelneuen Geläuf ?(OZ, 5.9.1991))

  • 8. August 1993, 15.50 Uhr. Der Parkplatz an Deutschlands ältester Galopprennbahn ist brechend voll. Vom Molli-Haltepunkt Rennbahn strömen immer noch Hunderte Pferdesportbegeisterte durch das breite Eingangstor unter den prächtigen Linden, Am Totalisator werden die letzten Wetten für das Rennen um den Preis der Stadt Bad Doberan entgegengenommen.
  • Daß dies bald keine Visionen mehr sein werden, ist seit Dienstagabend Gewißheit. Im Doberaner Kulturamt setzten sieben Herren und Damen ihre Unterschrift unter die Geburts- besser Wiedergeburtsurkunde des „Doberaner Rennvereins von 1822". Damit wurde auch der erste organisatorische Schritt auf dem gewiß beschwerlichen Weg zu einer neuen, attraktiven Rennbahn getan. Das Siebener-Gremium, dem Bürgermeister Bemo Grzech vorsteht, richtete dann auch als erstes einen Appell an die Bürger der Stadt. Um diese einzigartige Attraktion wiederbeleben zu können, heißt es da, sind alle, denen der Pferdesport am Herzen liegt, aufgerufen, den Verein zu unterstützen bzw. Mitglied zu werden.
  • Nach den bisherigen Vorstellungen der Vereinsführung soll die Rennbahn jeweils während eines einwöchigen Meetings nationale und internationale Reitprominenz und damit verbunden Tausende Zuschauer anlocken. Um die Anlage jedoch nicht nur für diese wenigen Tage zu nutzen, sieht die Vereinssatzung auch vor, eine Reitsportabteilung aus der Taufe zu heben. Bei all diesen Aktivitäten haben sich die Doberaner Pferdesport-Enthusiasten der Hilfe des renommierten Bad Harzburger Rennvereins versichert. Rat, Tat und hoffentlich auch finanzielle Hilfe erwartet man aus dem Westharz. Etliche Millionen DM sind, über den Daumen gepeilt, notwendig, um aus dem jetzigen Lagerplatz der Norddeutschen Tiefbau und Umweltschutz GmbH und Ackerland wieder eine ansehnliche Bahn zu machen. Die dafür notwendigen zahlungskräftigen Sponsoren werden sich am leichtesten durch attraktive Rennsportveranstaltungen gewinnen lassen, vermutet der Vorstand. Auch mit der Aussicht auf erhebliche Bauleistungen, was Arbeit für viele bedeuten würde, wirbt das Gremium. Wo noch in den 50erJahren Pferde über das Geläuf galoppierten, lagern heute Bauteile, wächst Unkraut meterhoch. »Es gehört schon viel Phantasie dazu, sich hier wieder Rennen vorzustellen', meint auch NTU-Platzmeister Horst Paulokat.(Werner Geske)

Aus der wechselvollen Geschichte der einstigen Doberaner Rennbahn(Als der Herzog von Mecklenburg das Volk zum „Bauerntanz“ einlud(OZ, 14.9.1991))

  • Anläßlich der Wiederbelebung des Doberaner Rennvereins von 1822 (OZ berichtete) ist es angebracht, einen Blick auf die Geschichte der ältesten deutschen Rennbahn zu werfen, an die heute leider nur noch die Lindenalleen der ehemaligen Zufahrtswege an der Straße zwischen Doberan und Heiligendamm erinnern.
  • Die Geschichte der Doberaner Rennen ist lang und wechselvoll, es mangelte nicht an glanzvollen Höhepunkten aber auch nicht an schweren Rückschlägen. Der erste Anstoß mag wohl vom altfranzösischen Reiterspiel „Caroussel" gegeben worden sein. Schon 1799 vermeldet eine Chronik, man habe im Sommer auf dem „Kamp wiederum Caroussel geritten“. Am 28. Juli 1804 wurde auf dem Feld der Domäne Vorder Bollhagen bereits ein „Wettrennen zu Pferde angestellt, welches allgemein so viel Vergnügen gewährte“.
  • Ein weiterer wichtiger Tag war der 10, August 1807. An jenem Tag kam Herzog Friedrich Franz I., nachdem er der Franzosen wegen längerer Zeit nach Altona hatte flüchten müssen, zurück in sein Land. In Doberan befanden sich unter denen, die ihm entgegen geritten waren, auch die „Herzoglichen Bauern, aus dem Dobberanischen Amte, gleichfalls zu Pferde, und angeführt von einigen Pächtern“. Der Herzog stiftete nun in Erinnerung an dieses denkwürdige Ereignis ein alljährlich am 10. August wiederkehrendes Fest, den sogenannten „Bauemtanz“, der mit Reitvorführungen der Bauern eingeleitet wurde.
  • Als nun damals in Mecklenburg einzelne Großgrundbesitzer, wie die Herren von Biel auf Zierow, die Grafen Hahn auf Basedow, von Plessen auf Ivenack, von Bassewitz auf Preberede, von Schlieffen auf Schlieffenberg und andere damit begannen, Vollblutpferde aus England zu importieren und damit in ihren Gestüten weiterzuzüchten, waren die Voraussetzungen für den Bau einer Rennbahn in Doberan, wo allsommerlich eine große Gesellschaft zusammenströmte unter der sich viele Pferdeverständige befanden, günstig. Denn wollte man die Vollblutzucht mit Erfolg betreiben, war es notwendig, die Pferde regelmäßigen Leistungsprüfungen zu unterziehen.
  • So wurde im Sommer 1822 der Doberaner Rennverein gegründet, der die Aufgabe hatte, alljährlich im Interesse der Vollblutzucht Rennen abzuhalten. Erste Rennen fanden bereits 1822 statt, aber die „Gesetze für mecklenburgische Pferderennen wurden von Friedrich Franz I., nunmehr Großherzog zu Mecklenburg-Schwerin, erst am 10. Februar 1823 bestätigt.
  • Im Herbst desselben Jahres beschenkte er dem Doberaner Rennverein mit einer Rennbahn, die „vermöge ihrer passenden und angenehmen Lage nichts zu wünschen übrig* ließ. Mit der Errichtung der Rennbahn wurden die Voraussetzungen für den organisierten Reitsport in Mecklenburg geschaffen. Ein Mann, der sich um die Gründung besonders verdient gemacht hat, war der Baron Gottlieb Ludwig Friedrich von Biel, Gutsbesitzer und Pferdezüchter. Sein besonderes Verdienst war die Veredelung der Pferdezucht, womit er auch im Ausland Anerkennung fand. Er war es, der 1822 die Pferdewettrennen in Doberan ins Leben rief. Dienten die Rennen anfangs rein mecklenburgischen Interessen, so bildeten sie im Laufe der Jahre mehr und mehr eine Anregung für den gesamten deutschen Vollblutzucht- und Rennbetrieb. Die Rennen, die bereits auf dem Gründungsmeeting ausgeschrieben worden waren, und zwar das Paul-Friedrich-, das Alexandrinen- und das Pauls-Rennen, erfreuten sich bald wachsender Beliebtheit bei den deutschen Rennställen, und so waren große preußische, hannoversche und württembergische Gestüte regelmäßig in Doberan vertreten.
  • Einen besonderen Anreiz für das Publikum bildeten stets die Rennen für die Landleute, die die Veranstaltungen erst eigentlich zu einem Volksfest werden ließen. Ein Renntag war nämlich immer den sogenannten „Bauernrennen“ gewidmet. Hier stellten Landwirte in Mecklenburg gehörende oder von ihren aufgezogenen Halbblutpferde vor. Beifall und Anerkennung von fachkundigem Publikum ernteten die jungen Reiter und Reiterinnen für ihr Können. Später wurden die sogenannten „landwirtschaftlichen“ Rennen gegründet. Sie waren bestimmt für „in Mecklenburg geborene oder aufgezogene Halbblutpferde im Besitze von mecklenburgischen Landwirten“.
  • Die beiden Weltkriege unterbrachen jäh die Doberaner Rennveranstaltungen. Nach dem zweiten Weltkrieg sollte dann noch einmal für kurze Zeit die Startglocke läuten. Ein großes Rennen wurde Anfang Juni 1945 von der Roten Armee veranstaltet. Am 8. Juli 1956 lockte noch einmal ein Rennen fünfzehntausend Zuschauer auf die alte Bahn. Kurz darauf war dann endgültig Schluß, die Anlagen verfielen.
  • Hoffen wir, daß die schöne Tradition der Doberaner Pferderennen nun endlich fortgesetzt werden kann, damit es auch in Zukunft, ebenso wie vor Generationen, noch heißen wird: Das höchste Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde, in der Gesundheit des Leibes und am Herzen des Weibes! (Alexander Schacht)

Aus der Geschichte des ältesten deutschen Seebades OZ, 27.3.1993(Sogar Hindenburg gab sich auf der Rennbahn die Ehre)

  • Besonders die Pferderennen, die seit 1922 wieder stattfanden, zogen tausende Besucher an. 1927 gab sich sogar der Reichspräsident Paul von Hindenburg die Ehre.
  • Der Rostocker Anzeiger schrieb: „Vor dem Kurhaus und im Kurhaus selbst wartete eine freudig erregte Menge, die das greise Reichsoberhaupt stürmisch begrüßte. Vor dem Eingang wurde der Reichspräsident durch Herzog Adolf Friedrich im Namen des Rennvereins bewillkommnet und dann zum Frühstück geleitet. Die Abfahrt nach dem Rennplatz war wiederum von lebhaften Huldigungskundgebungen der zahlreihen Einheimischen und Kurgäste aus Heiligendamm und den benachbarten Ostseebädern begleitet. Mit ganz besonderer Freude und Genugtuung wird sich der Doberaner Rennverein dieses Tages erinnern. An Eintrittsgeldern wurden am Sonntag rund 25 000 Mark eingenommen. Ein riesiger Autopark auf dem Vorplatz der Rennbahn war die zwangsläufige Begleiterscheinung einer Tribünenüberfüllung sondergleichen. Noch lange nach der Ankunft des Reichspräsidenten auf der Bahn traten alle Augenblicke Verkehrsverstopfungen auf. Man muß Hindenburg gesehen haben, als er sich von seinem Sitz erhob, um den Gruß der Teilnehmer am Amazonenrennen entgegenzunehmen."
  • Trotz recht guter Auslastung des Bades während der Saison, kam die GmbH nicht aus den roten Zahlen heraus. Die Investitionen hatten ein enormes Defizit hervorgerufen. Obwohl die Minusbilanz für 1926 „nur“ 10 589 Mark auswies, lagen die Gesamtschulden bereits wieder über 2 Millionen. Davon trug Baron Rosenberg mit seinem Züricher Unternehmen allein über 1,5 Millionen, während die Restsumme als Schuld bei der Dresdner Bank stand, für die Rosenberg ebenfalls die Bürgschaft übernommen hatte.
  • Durch den Abschluß von 1926 und auch die Ergebnisse von 1927 und 1928 wurde die Hoffnung auf Gewinn wieder genährt. Die „Goldenen Zwanziger" wirkten auch auf Heiligendamm positiv. In diesen Zeiten allgemeiner Prosperität wurde 1928 wieder der Besuch auf der Rennbahn von zwei, damals äußerst populären Männern, zu einem nationalen Ergebnis im doppelten Sinne. Der Ton, den man in den offiziellen Begrüßungen anschlug, war dementsprechend.(aus WOLF KARGE, Heiligendamm, 1793-1993)

Herzog Christian Ludwig zu Mecklenburg nimmt Ehrenmitgliedschaft im Rennverein von 1822 an: Ich will Doberan mit in den Sattel helfen (OZ 12.10.1991)

  • Der Bad Doberaner Rennverein von 1822 wurde kürzlich zu neuem Leben erweckt. Über Historie und Gegenwart des Rennvereins sprach die OSTSEE-ZEITUNG mit Herzog Christian Ludwig zu Mecklenburg (79), dessen Familie dem Reitsport in Bad Doberan stets gewogen war.
  • OSTSEE-ZEITUNG: Königliche Hoheit, ehe der zweite Weltkrieg den Rennen in Bad Doberan ein Ende setzte, waren Sie und Ihre Familie im Sommer oft Gast auf der wunderschönen Bahn.
  • Woran erinnern Sie sich?
  • Herzog Christian Ludwig: Es gibt ungezählte Episoden, an die ich mich entsinne. Sportlich gesehen stellten die Renntage im August immer den Höhepunkt unseres alljährlichen Aufenthalts in Heiligendamm dar. Mein Vater war als Großherzog von Mecklenburg Ehrenvorsitzender des Rennvereins. Er hat es sich nur ganz selten nehmen lassen, den Rennen beizuwohnen. Zu besonderen Erlebnissen gehört der gefeierte Besuch des Reichspräsidenten von Hindenburg Mitte der 20er Jahre. Ein ganz tolles Ereignis war auch die Landung eines englischen und zweier deutscher Flieger in der Nähe der Rennbahn. Die mutigen Männer hatten kurz zuvor als eine der ersten den Atlantik im Flugzeug nonstopp überquert. Damals eine enorme Leistung.
  • OSTSEE-ZEITUNG: Haben Sie auch selbst einmal bei einem dieser Rennen im Sattel gesessen?
  • Herzog Christian Ludwig: Nun ich war sicherlich ein leidlich guter Reiter, doch ich verfolgte die packenden Rennen lieber von der Tribüne. Allerdings habe ich es mir nicht nehmen lassen, mit dem Wallach „Wotan', der eigentlich meinem Vater gehörte, das Geläuf abzureiten. Es war in Form einer Acht angelegt, hatte starke Bodenwellen und fiel nach Westen ab. Vor allem — an die hohen Hindernisse aus Feldsteinen, die oben mit Dornenhecken bewachsen waren, um das Pferd zu hohem Sprung zu zwingen, kann ich mich noch genau erinnern.
  • Haben Sie heute noch Beziehungen zum Reitsport?
  • Herzog Christian Ludwig: Nur noch als Zuschauer. Selber steige ich nicht mehr aufs Roß. Als wir hierher auf das Gut Hemmelmark bei Eckemförde zogen, habe ich auch so langsam Abschied vom Pferdesport genommen. Die Liebe zu diesen edlen Tieren und diesem herrlichen Sport habe ich mir bis heute bewahrt. Deshalb verfolge ich auch mit großer Sympathie die Aktivitäten zur Neubelebung des Rennvereins. Ich möchte dazu beitragen, daß auch mit Hilfe des Pferdesports diese Region wirtschaftlich in den Sattel gehoben wird.
  • OSTSEE-ZEITUNG: Viele würde es freuen, wenn Sie eine Ehrenmitgliedschaft in diesem traditionsreichen Verein annehmen würden.
  • Herzog Christian Ludwig: Ich habe bereits von einem solchen Wunsch gehört und bin sehr froh darüber, daß er an mich herangetragen wurde. Ich werde ihm gerne entsprechen. Meine Familie war ja, wie gesagt, immer mit dem Rennverein verbunden. Neben meinem Vater gehörte ihn auch mein in Bad Doberan lebender Onkel, Herzog Adolf Friedrich, an.
  • OSTSEE-ZEITUNG: Ihre faktische Zusage wird sicher mit Genugtuung aufgenommen. Können wir Sie demnächst bei uns begrüßen?
  • Herzog Christian Ludwig: Nach der Hanse-Sail war ich für einige Stunden in Heiligendamm. Für einen Besuch in Bad Doberan reichte die Zeit leider nicht. Auch jetzt ist mein Kalender voll. Ich hoffe aber sehr, daß ich noch Ende des Jahres spätestens zu Beginn 1992 in Ihre schöne Stadt kommen kann.(Das Gespräch führte Werner Geske)


Beim Bauernrennen noch das Fohlen an der Seite(OZ, Sonnabend, 26. Oktober 1991)

  • Mit der Gründung des Doberaner Rennvereins von 1822 ist das Interesse an Vergangenheit und Zukunft der Rennbahn an der Lindenallee weiter gestiegen.
  • Lesen Sie heute einen Augenzeugenbericht von einem „Bauern-Rennen" des Jahres 1828, den uns Charles James Apperley, englischer Herrenreiter und Schriftsteller, gibt, der selbst erfolgreich aus Doberaner Pferdereimen hervorging.
  • Unter dem Pseudonym Nimrod plauderte er 1829 im „Sporting Magazine" unter dem Titel „The German Tour" über seine Eindrücke: „Der erste Tag des Meetings wurde durch eine Art Burleske auf den Rennsport eingeleitet. Ungefähr sechzig Bauern auf blanken Pferden zogen durch die Straßen Doberans zur Rennbahn hinaus, um den vom Großherzog zur Förderung der Pferdezucht gestifteten Preis zu bestreiten; sie starteten in sechs Abteilungen von je zehn Reitern, und die sechs Sieger liefen dann ein Stichrennen um den Preis. Der Aufzug dieser Jockeys' spottete jeder Beschreibung, ebenso wenig läßt sich über ihren Sitz sagen; Sättel waren wegen der Gefahr des im Bügel Geschleiftwerdens verboten.
  • Der Sieger gewann das Stichrennen stark verhalten. Es war dies eine Stute, die den Pokal schon das Jahr davor davongetragen hatte und die zur Zeit nach einem Bielschen Hengste tragend war; ihr Reiter hatte merkwürdigerweise eine gewisse Ahnung; er hatte die Stute gut beim Kopf und jagte sie, im Gegensatz zu seinen Gegnern, nie über seine Pace. Die Distanz betrag eine halbe Meile, immerhin genug für sattellose Reiter und tragende Stuten, von denen verschiedene noch ein Fohlen bei Fuß hatten. Ich sah nur einen einzigen Reiter sich von seinem Pferde trennen, während dieses gut im Felde das Ziel passierte."(Alexander Schacht)

Doberaner Rennverein verstärkte seine Reihen innerhalb eines Jahres beträchtlich(Reitet für Bad Doberan, MP-Gattin Annemarie Seite(OZ, 23.6.1992))

  • BAD DOBERAN. Vor Jahresfrist neu gegründet, hat der Doberaner Rennverein von 1822 inzwischen über 50 Mitglieder aus vielen Teilen Deutschlands. In der Mitgliederkartei findet sich seit April auch ein weiterer prominenter Name. Annemarie Seite, CDU-Landtagsabgeordnete und Ministerpräsidentengattin. Auch die begeisterte Reiterin und Pferdehalterin aus Walow bei Röbel ist von der Notwendigkeit überzeugt, daß auf Deutschlands ältester Trabrennbahn schon in nächster Zukunft wieder Pferde an den Start gehen müssen. „Ich will mich dafür einsetzen, daß die zuständigen Ministerien das Vorhaben, zur 200-Jahr-Feier Heiligendamms das erste Rennen durchzuführen, mitvorantreiben", versicherte sie erst dieser Tage dem Vereinsvorstand. Der registrierte mit Wohlgefallen die erklärte Absicht der MP-Gattin, sich für Bad Doberan aufs Pferd zu setzen. Dabei hofft man sicher nicht zu Unrecht darauf, daß auch der Landesvater nun noch ein aufmerksameres Auge darauf hat. daß das Pferd, sprich der Rennbahnbau, von der richtigen Seite aufgezäumt wird.
  • Phantasie muß man besitzen, um sich vorzustellen, daß auf dem jetzt noch mit Getreide bestellten Acker neben der Chaussee nach Heiligendamm bereits im August 1993 Vollblutpferde aus ganz Deutschland Wettkämpfe bestreiten werden. Aber diese Enthusiasten gibt es! Auf einer Mitgliederversammlung des Rennvereins wurde nun der Startschuß gegeben, damit im Rahmen des 200. Jubiläums Heiligendamms die ersten Rennen stattfinden können.
  • Bürgermeister Berno Grzech, Präsident des Rennvereins, ließ keinen Zweifel daran, daß bis zum Ertönen der ersten Startglocke noch viel Arbeit zu leisten ist. Landschaftsarchitekt Till Rehwaldt stellt seinen Entwurf des künftigen Geläufs vor, das aus wirtschaftlichenh Erwägungen auf eine Gesamtlänge von 1750 Metern begrenzt werden soll. Arbeitsgruppen wurden gebildet, die sich mit Detailfragen beschäftigen werden. Der Zeitplan läßt wenig Spielraum, aber er wird mit Hilfe vieler traditionsbewußter Doberaner und der großen Freundesschar in ganz Deutschland sicher eingehalten werden: In wenigen Wochen müssen die Bau- und Landschaftsfachleute die endgültige, auch die wellenförmige Bodenbeschaffenheit berücksichtigende Trassenführung festlegen. Zugleich sollen möglichst einheimische Baufirmen gewonnen werden, die bereit sind, preiswert ab September das Geläuf zu umbrechen, einzusäen, zu walzen und zu begrenzen. Bedacht werden muß dabei, daß erst später realisierbare Maßnahmen (wie z B. eine Beregnungsanlage) bereits mit vorbereitet werden. Bis Dezember gilt es, die im Galopprennsport unumgänglichen Sponsoren zu finden, die den Rennen ihren Namen und für die Sieger die Preise geben. Dabei ist es erfreulich, daß der einst bekannte „Glashäger Pokal" durch das ortsansässige Unternehmen auf jeden Fall weitergeführt wird.
  • Natürlich kann binnen eines Jahres nicht das gesamte Umfeld fest installiert sein. Nach dem Beispiel anderer saisonaler Rennbahnen will man deshalb „fliegende Bauten" nutzen, d. h. transportable Tribünen, Container für die funktionellen Einrichtungen usw. Auch dafür werden Sponsoren benötigt, die dann am jeweiligen Objekt ihre Werbeflächen anbringen können. Die technischen Einrichtungen, d. h. Elektronen-Toto, Rennverfilmung usw., würden entsprechend Zusagen des Beauftragten für die ostdeutschen Rennbahnen, HansHeinrich von Loeper, durch das Direktorium für Vollblutzucht und -Rennen in Köln abgesichert. Der Vorstand des Doberaner Rennvereins war bereits in der Vergangenheit nicht untätig, sah sich auf den Rennbahnen in Bad Harzburg und Hannover um, gewann sich dort Freunde. Über den Harzburger Vereinspräsidenten Prof. Dr. Glahe, der zugleich dem Nordwestverband der Rennvereine vorsteht, wurde auch der Renntermin 15. August 1993 vereinbart. Prof. Dr. Glahe trat selbst dem Doberaner Verein als Mitglied bei. Das hat zugleich zukunftsweisende Bedeutung, denn Harzburg gilt als Vorbild für den angestrebten Meeting-Charakter (der Doberan ja auch vor 1945 eigen war), aber ebenso für die Zielstellung: Die Pferderennen dienen der Förderung des Kurortes!(Werner Geske/Horst Gründel)

Historischer Augenblick gestern an der Molli-Strecke(Erster Pflock für neue Rennbahn eingeschlagen(OZ, 23.8.1992))

  • Bad Doberan. Gestern, 10.00 Uhr: ein historischer Augenblick. Bürgermeister Berno Grzech schlägt den ersten Pflock in den regendurchnässten Boden der alten Rennbahn. Bald soll es sie wieder geben, hier an der „Molli-Strecke" zwischen Bad Doberan und Heiligendamm. Auf etwa 35 Hektar Fläche wird eine neue Rennbahn entstehen. Das Gut Vorder Bollhagen wird die Vorbereitung des Bodens übernehmen. Heute soll ein Pflug seine ersten Runden drehen, um das Gelände mit Geläuf abzustecken.
  • Verantwortlich für die Planung zeichnet Till Rehwaldt, Diplom-Ingenieur für Landschaftsarchitektur und Städtebau. Nach seinen Aussagen sollen in der ersten Phase zeitweilige Bauten für Tribüne, Eingang, Einrichtungen der Pferde, Waage für die Jockeys und Unterstellmöglichkeiten entstehen. Hier ist das nächste Jahr die Zielstellung. Am 7. August 1993 soll das erste Rennen anläßlich der 200- Jahrfeier Heiligendamms starten. In der nächsten Phase werden dann feste Bauten errichtet.
  • Die Finanzierung der Bahn erfolgt aus Fördermitteln des Landes für die 200-Jahrfeier Heiligendamms und durch Sponsoren.
  • Bürgermeister Berno Grzech und Rechtsanwalt Achim Stracke vom Doberaner Rennverein 1822 e. V. machten aber darauf aufmerksam, sorgfältig zu prüfen und abzuwägen, um die finanziell günstigste Lösung zu finden. Auch überlegt man, die Bahn von Anfang an mehrfach zu nutzen, für die verschiedensten Pferdeveranstaltungen, eventuell auch Ausstellungen und Konzerte.
  • „Die Rennbahn soll den Tourismuseffekt Doberans erhöhen und viele Gäste anlocken", hob der Bürgermeister und Vorsitzende des Rennvereins Grzech hervor. Während des gestrigen Zeremoniells wurden Erinnerungen an die alte Rennbahn wach. Die Beteiligten freuten sich jedenfalls, daß die wohl einzige neue Pferderennbahn Deutschlands hier entsteht.(RENATE PETER)


Nimrod in Doberan(Von Zierow einen vollen Tag für die Herfahrt gebraucht(OZ, 15.8.1992))

  • Charles James Apperley, ein bekannter englischer Herrenreiter und Schriftsteller, berichtete im Jahre 1829 in der Zeitschrift „Sporting Magazine" unter dem Pseudonym „Nimrod" über seine Deutschlandreise. „Nimrods German Tour" führte im August 1828 auch nach Doberan. Aus mehreren Pferderennen, die hier am 12. August begannen, ist er selbst als Sieger hervorgegangen.
  • Im folgenden sollen nun einige Auszüge aus seinem amüsanten Reisebericht, der als die älteste sportliche Berichterstattung über die Anfänge des kontinentalen Rennsports gilt, wiedergegeben werden. (Ins Deutsche übersetzt wurde das Werk im Jahre 1909 durch Freiherr H. A. von Esebeck.)
  • „Durch meine 'Briefe über Pferde“ auch auf dem Kontinent bekannt geworden, wurde ich von zwei deutschen Edelleuten eingeladen, sie zu besuchen.. Es waren dies Graf Veltheim, ein langjähriger Mitarbeiter unseres 'Sporting Magazine', und der mit einer Engländerin verheiratete Baron Biel. Abgesehen von dem Wunsche, ein mir fremdes Land kennenzulernen, hatte diese Einladung für mich eine besondere Anziehungskraft: 'Kommen Sie im August', schrieb Baron Biel, 'so kommen Sie rechtzeitig für das Doberaner Meeting, und ich stelle Ihnen für die Herrenreiten um die von unserer jungen, schönen und liebenswürdigen Großherzogin gespendeten Preise mit Vergnügen zwei meiner Pferde zur Verfügung'." Dieser Verlockung konnte er nicht widerstehen, denn Nimrod war nicht nur „a good sportsmann", wie es unter jenem bekannten englischen Bilde heißt (siehe Abb.), sondern auch ..a great ladiesman", der für schhöne Frauen nicht weniger Blick hatte als für schöne Pferde.
  • So schiffte er sich am Freitag der letzten Juliwoche auf einem Dampfer nach Hamburg ein. Von dort reiste er mit seinen Begleitern, Mr. Richard Tatterfall, dessen Sohn und seinem Diener Jemmy, weiter zu den Gütern der Freiherrn von BielWeitendorf und Zierow bei Wismar. Dort galt sein besonderes Interesse der berühmten Pferdezucht.
  • Von dort ging es am 7. August unter Begleitung des Barons von Biel-Zierow weiter nach Doberan: „'Machen Sie sich auf die schlechtesten Wege der Welt gefaßt', hatte Biel vor unserer Abreise (aus England) geschrieben, ich brauche daher wohl kaum zu erwähnen, daß wir einen vollen Tag gebrauchten, um von Zierow nach Doberan zu gelangen, eine Fahrt von zwei und einer halben Stunde für einen unserer Eilposten. Da es jedoch ein heißer Tag und der Weg sehr staubig war, so bot sich mir eine günstige Gelegenheit, ein paar Pfund Fleisch loszuwerden.
  • Wer von Deutschland gehört hat, kennt den Ruf seiner Bäder. Außer der Liebe gibt es kein Leiden, für das dort kein Bad gefunden wäre. Das eine wird von Damen aufgesucht, um ihre Haut zu verjüngen; ein anderes, das lahme Pferde heilt, soll während der Revolution zerstört worden sein; ich glaube jedoch eher, daß die fortgeschrittene Intelligenz den Ruf dieses Ortes vernichtet hat. Jedenfalls genießt Doberan unter den deutschen Seebädern einen hohen Ruf, und dies mit Recht; denn es ist ein sehr angenehmer kleiner Ort, und abgesehen von dem Genuß des Seebadens ist das Wasser berühmt durch seine Heilkraft. Die öffentlichen wie privaten Einrichtungen sind vorzügliche, und während der Saison im Sommer, wenn der Ort von Badegästen überfüllt ist, werden Vergnügungen aller Art veranstaltet."(ALEXANDER SCHACHT)

Nimrod in Doberan(„Um ein Uhr morgens 22 ? weckte mich ein Hornsignal(OZ, 22.8.1992))

  • „Wir kamen etwa um acht Uhr in Doberan an und fanden uns, zu unserer angenehmsten Überraschung, in Baron Biels eigenem Hause untergebracht, in dessen Umgebung er einen Stall mit zwanzig Ständen für seine Renn-, Reit- und Wagenpferde erbaut hat, zur Benutzung während der Rennwoche. Das nenne ich die Sache im großen Stil betreiben! Nachdem wir uns in unseren Zimmern häuslich eingerichtet hatten, gingen wir in die Stadt, wo Baron Biel verschiedene Bekannte traf, unter ihnen auch den Erbgroßherzog, dem wir vorgestellt wurden und der sehr huldvoll war.
  • Es war ein sehr schöner Abend, und der jüngere Teil der Hofgesellschaft vergnügte sich auf dem Rasen mit einem Spiel, das an 'Blinde Kuh' erinnerte; unter den Mitspielern wurde mir die junge Erbgroßherzogin (Alexandrine) gezeigt, um deren Pokal ich reiten sollte. Um Punkt neun setzten wir uns an der Table d'hote in Doberan zum Souper, mit Souveränen und Fürsten, zwischen Herzögen und Herzoginnen, unter Edelleute aller Länder, gewiß 150 Personen im ganzen. Baron Biel hatte dafür gesorgt, daß wir in seinem Bekanntenkreis Platz fanden. So saßen wir an einem Tisch mit Graf und Gräfin Bassewitz, Graf und Gräfin Voß, Graf Hahn und Graf Putbus (ein Bruder des Fürsten) usw. usw. In der guten Gesellschaft macht sich der Vorrang der Geburt stets bemerkbar; Das Erheben der fürstlichen Herrschaften gab bald nach zehn Uhr das Zeichen zum allgemeinen Aufbruch. Eine viertel Stunde später war der Speisesaal verödet, und da alle öffentlichen Vergnügungslokale für die Zeit der Nacht geschlossen sind, so blieb uns nichts anderes als das Bett. Für den Leichtsinn hat es in Doberan keine Gefahr.
  • Gegen elf Uhr zog ich mich auf mein Zimmer zurück. Ehe ich mich hinlegte, nahm ich mein Bett in kritischen Augenschein; es war zwei Fuß breit und erinnerte an den Boden eines englischen Sofas. ’Jemmy’, fragte ich meinen Getreuen, 'wie nennst du dies?' 'Euer Gnaden', erwiderte der Treffliche, 'wir sind nicht mehr in Zierow. Euer Gnaden müssen denken, es wäre Krieg, und ich wette, Sie werden schlafen wie ein Sack.' Da ich den ganzen Tag auf den Beinen gewesen war, lag ich bald in Morpheus' Armen. Um ein Uhr morgens weckte mich ein Hornsignal. Ich war drauf und dran, aus dem Bett zu springen, als ich eine Stimme vernahm, die den Hörnerschall nicht eben melodisch begleitete. Jemmy, den ich befragte, was dies zu bedeuten habe, verdolmetschte mir den seltsamen Gesang, der etwa bedeutete: 'Bewahrt das Feuer und das Licht, daß euern Nachbarn kein Schaden geschieht.'
  • Noch ein Wort zu den deutschen Betten: Es heißt in der Bibel: 'Verflucht soll sein, wer Mann und Weib voneinander scheidet'; folglich müßte jeder Bettfabrikant in Deutschland verflucht sein, denn in seinem Machwerk kann nie ein Mann mit seiner Frau zusammen schlafen. Jedes Übel hat aber auch sein Gutes; so kennt man in deutschen Betten keine Gardinenpredigten, aus dem einfachen Grunde, weil sie keine Gardinen haben.
  • An dem Abend meiner Ankunft in Doberan bekam ich den Großherzog nicht mehr zu sehen. Der Abendtafel war er femgeblieben, vermutlich, um sich für die Festlichkeiten der kommenden Woche frischzuhalten, die zu Ehren seines Geburtstages und zur Feier seiner Rückkehr auf den Thron, von dem ihn Napoleon vertrieben hatte, stattfinden sollte."(Aus „Sporting Magazine' (1829) von „Nimrod* alias Charles James Apperley, ausgewählt und zusammenstellt von ALEXANDER SCHACHT)

Alter Traum der Pferdefreunde beginnt nun endlich feste Gestalt anzunehmen(Bald trommeln wieder die Hufe über Deutschlands älteste Rennbahn (OZ, 8.9.1992/Werner Geske))

  • Bad Doberan. Jahrzehnte liegt jener Tag zurück, an dem zum bislang letzten Mal die Hufe über die Pferderennbahn an der Allee nach Heiligendamm trommelten. Die Hoffnung ungezählter Turffreunde, daß der Rennsport im Norden eines Tages doch noch eine Renaissance erleben möge, scheint nun endlich zur Realität zu werden.
  • Doberans Bürgermeister und Rennvereinspräsident Berno Grzech läßt daran keinen Zweifel: „Es steht so gut wie fest: Am 7. August 1993, aus Anlaß des 200. Jubiläums von Heiligendamm, wird auf der ältesten deutschen Pferderennbahn wieder um Sieg und Platz gestritten."
  • Doch darüber ist man sich im Rennverein im klaren. Selbst der größte Erfolg des ersten Rennens kann nur ein Beginn für den des langfristigen Wiederaufbaus der einst so herrlichen Anlage sein.
  • Dieser wird viel Zeit und vor allem viel Geld erfordern. Doch gerade letzteres ist knapp in den Vereinskassen. Deshalb setzen die Mitglieder auf die Hilfe von Sponsoren und das uneigennützige Engagement heimatverbundener Doberaner. Das diese Hoffnung nicht unbegründet ist, dafür stehen inzwischen viele Beispiele. So auch die Unterstützung des Landschaftsarchitekten Till Rehwaldt. Obwohl es den gebürtigen Doberaner inzwischen ins ferne Dresden verschlug, nimmt er dennoch großen Anteil am Geschehen in der alten Heimat. Gern nahm er deshalb das Angebot des Rennvereins an, ein Projekt für die neue Anlage zu erarbeiten. Inzwischen liegen Pläne auf dem Tisch, sind Bauphasen in der Vorbereitung, haben Firmen ihre Aufträge. Den ersten Pflock rammte Präsident Grzech als unübersehbares Startzeichen erst kürzlich energisch in den Boden.
  • Noch läßt sich nur ahnen, wie es in weniger als einem Jahr auf dem 40,7 ha großen Gelände aussehen wird. Bei allen Planungen sind die Fachleute davon ausgegangen, daß sich zu Saisonhöhepunkten bis zu 10 000 Besucher an der Bahn aufhalten werden. Die Rehwaldtsche Konzeption sieht drei funktionelle Bereiche vor. So die Flächen, die für den Betrieb einer solchen Anlage notwendig sind. Dazu zählen u. a. Tribünen, Totoanlage, Wettschalter, Elnlaß, Gastronomie, Rennleitung und Boxen. Weiterhin werden Parkplätze für die Besucher benötigt und nicht zuletzt Flächen für das Grün und das Geläuf. Bei der Planung wurde davon ausgegangen, die vorhandene Landschaft möglichst zu erhalten und zu sichern. Aus Gründen der Sicherheit muß allerdings das Geläuf vergrößert werden. Damit verschieben sich die Grenzen des Geländes. In den Randbereichen und im Geläuf selbst sind größere Gehölzpflanzungen vorgesehen.
  • Im kommenden Sommer und den darauffolgenden Jahren werden sich die Gäste jedoch noch mit so manchem Provisorium begnügen müssen. Zunächst gehen die nicht sehr reichlichen Mittel in die Anlage der Bahn selbst. Als nächstes könnte der Richterturm eine Chance haben. Wann die zwei erforderlichen Tribünen für rund 1000 Zuschauer, entstehen, darüber kann heute noch niemand konkrete Auskunft geben. Doch den Wall, auf dem schon im August '93 Provisorien errichtet werden, schüttet eine Rostocker Baufirma voraussichtlich in den nächsten Monaten auf.
  • Gegenwärtig werden aber noch kleinere Brötchen gebacken. Die Aussaat von Gras erfolgt, wenn sich eine längere Trockenperiode einstellt. Und das innere und äußere Geländer rund um das 1750 m lange Geläuf soll demnächst abgesteckt werden. Außerdem möchte der Verein mit Hilfe der Doberaner Pferdefreunde die Steine vom weitläufigen Gelände sammeln. „Wir werden uns zur gegebenen Zeit an die Bürger wenden und sind sicher, daß wir Hilfe bekommen werden", meint Berno Grzech optimistisch.

Gutklassiges Geläuf soll maßgeschneidert werden(OZ, 16.10.1992)

  • Für viele Doberaner wird im August 1993 ein Traum in Erfüllung gehen: An historischer Stätte wird es wieder Pferderennen geben. Der Wiederaufbau der Pferderennbahn ist eines der umfangreichsten Vorhaben der nächsten Jahre. Vielfältige Aspekte werden davon berührt: Landschaft und Umwelt, Verkehr, Tourismus und Wirtschaft.
  • Insbesondere die Vorstellungen zur zukünftigen Gestaltung der Anlage stoßen überall auf großes Interesse. Die älteren Doberaner, die sich noch an die großen Renntage erinnern oder gar selbst an Wettkämpfen teilgenommen haben, werden fragen: Wird die neue Balm so schön wie früher? Eine Folge von Beiträgen wird in den kommenden Wochen die Planung der „neuen alten" Rennbahn vorstellen und versuchen, darauf Antwort zu geben.
  • Wo laufen sie denn? Diese berühmte Frage stellt sich dem ahnungslosen Besucher, der vielleicht zum ersten Mal ein Pferdereimen erlebt. Er wird sich jedoch schnell zurechtfinden, da alle Rennen nach bestimmten Regeln ablaufen, alle Bahnen daher auch ähnlich aufgebaut sind. Die letzte - völlig neu geplante - große Anlage wurde in Deutschland vor nunmehr 20 Jahren in Hannover-Langenhagen angelegt. Einer der Erbauer, der langjährige Rennbahninspektor Schröter, ist heute fachlicher Berater des Doberaner Rennvereins. Die wichtigsten Funktionsbereiche einer Rennbalm sollen zunächst kurz vorgestellt werden.
  • Das Geläuf, die eigentliche „Renn-Bahn", ist (meist als Grasbahn) für Trab- oder Galoppreimen ausgelegt, wobei Doberan schon immer eine klassische Galopprennbahn war. Auf fast allen Anlagen gibt es getrennte Strecken für Flach-, Hindernis- und Jagdrennen. In der Regel werden die Flach- und Hindernisrennen auf dem umlaufenden, äußeren Geläuf ausgetragen - jeweils unterschiedlich als Rechts- oder Linkskurs. Im Innenraum wurde vielerorts eine Jagdbahn angelegt. Zusätzliche Sandbaimen dienen, zusammen mit Trainingsmöglichkeiten in der Umgebung, der täglichen Arbeit mit Pferden.
  • An ein gutklassiges Geläuf werden spezielle Anforderungen gestellt: Das Bodenrelief darf nicht zu große Steigungen oder Gefällestrekken aufweisen, die Grasnarbe muß wegen der extremen Belastung besonders fest sein. Die Länge des Geläufes, die Zielgerade und die Bögen sind für jede Anlage „maßgeschneidert".
  • Der wichtigste Punkt der Bahn ist natürlich das Ziel. Von hier aus werden die Rennen vermessen und die unterschiedlichen Startlinien festgelegt. Je nach Länge der Balm und Ausschreibung der Rennen gibt es unterschiedliche Distanzen (z. B. 1000 m, 1800 m, 2400 m). Direkt an der Zielgeraden, dort, wo das Publikum das Finish hautnah erlebt, stehen die Tribünen. Auf einigen Anlagen haben sich die Onginalbauten des vorigen Jahrhunderts erhalten, oft wurden jedoch die alten Holzkonstruktionen im Laufe der Zeit ersetzt. Hinter den Tribünen schlägt das „Herz" der Rennbahn - an Sattelplatz und Fühmng treffen sich Trainer, Jockeys und Publikum, hier werden die Favoriten und Außenseiter jedes Rennens begutachtet. Neben einer Reihe von Restaurants, Imbißständen und natürlich dem obligatorischen Champagnerausschank gibt es zahlreiche Wettschalter, so daß jeder Besucher auf seine Kosten kommt. Bei allen Gemeinsamkeiten hat jede Anlage dennoch eine unverwechselbare Atmosphäre, ihre Eigenheiten und Vorzüge. Gerade Doberan kann mit der einmaligen landschaftlichen Lage dem verwöhnten Rennpublikum etwas Besonderes bieten und an alte Reimtraditionen anknüpfen.(TILL REHWALDT)


Historische Atmosphäre soll nachempfunden werden(Zum Wiederaufbau der ältesten deutschen Rennbahn (OZ, 30.10.1992))

  • Die Doberaner Rennbahn war 1823 zwar die erste in Deutschland, sie hatte jedoch auch ihre Vorbilder — wie bei der Anlage des Seebades Heiligendamm kamen die Anregungen aus England, wo der Galopprennsport bereits eine lange Tradition hatte. Schnell verbreiteten sich die Pferderennen in ganz Deutschland. Im Laufe der Jahre entstanden die großen Bahnen in Hoppegarten, Köln und Baden-Baden. Schon zur ersten Blütezeit des Pferderennsports im vorigen Jahrhundert war jedoch die Doberaner Bahn wegen ihrer Nähe zum Seebad Heiligendamm und der großzügigen Anlage beim Rennpublikum besonders beliebt. Mit dem Wiederaufbau wird nun versucht, an die alten Traditionen anzuknüpfen und die Atmosphäre des historischen Ortes nachzuempfinden. Die „alte" Rennbahn soll deshalb an dieser Stelle noch einmal vorgestellt werden.
  • Der Ort der Rennbahn ist nicht zufällig gewählt — die Vorzüge seiner guten Lage erkannten auch schon die Erbauer der Bahn. Das Gelände, mit dem der Großherzog Friedrich Franz I. im Jahre 1823 den Rennverein beschenkte, erfüllte alle Anforderungen. Mit Wagen, zu Fuß oder zu Pferde war die Bahn gut zu erreichen. Gerade bei Veranstaltungen mit so großem Besucheransturm ist eine gute Verkehrsanbindung lebenswichtig. Zum anderen war die Fläche groß genug, um dem Geläuf eine ausreichende Länge geben zu können. Vom Ziel aus kann die gesamte Anlage überschaut werden — das Publikum wußte auch die einmalige Aussicht auf den Ort Bad Doberan und den Höhenzug der Kühlung zu schätzen.
  • Die Doberaner Anlage war schon immer eine sogenannte „Naturbahn" — direkt auf dem vorhandenen Boden wurde das Geläuf angesät, darauf die „toten" und „lebenden" Hindernisse angelegt. Die lange Zielgerade war hervorragend geeignet, dem Publikum packende Wettkämpfe zu bieten. Auf der leicht abschüssigen Strecke konnten die Pferde noch einmal ihre letzten Reserven entfalten.
  • Der Ausbau der einzelnen Strecken erfolgte je nach den finanziellen Möglichkeiten des Rennvereins — im Endzustand war die Bahn mit Flach-, Hindernis- und Jagdbahn komplett ausgestattet. Die letzte Ergänzung war die Zweijährigen-Bahn. Sie wurde 1927 als 1000-mStrecke in Verlängerung der Zielgeraden eingerichtet. Obwohl heute das gesamte Gelände landwirtschaftlich genutzt wird, sind die Spuren der Vergangenheit noch sichtbar. Der aufmerksame Wanderer erkennt die sorgfältig planierte Bahn noch entlang der Feldgehölzhecke nach Vorder Bollhagen.
  • Trotz der schon nach einigen Jahren relativ gut ausgebauten Anlage dachte der Rennverein noch weiter — die beim Publikum besonders beliebten Jagdrennen sollten in ihrem Umfang ausgebaut werden. Pläne zur Erweiterung der Jagdbahn in die umgebende Feldmark sind jedoch nie verwirklicht worden.
  • Die Zufahrt zur Rennbahn säumten ursprünglich zwei Pappelreihen. Die Bäume fielen allerdings dem vernichtenden Orkan des Jahres 1847 zum Opfer und wurden daraufhin durch die charakteristischen Lindenalleen ersetzt, die sternfönnig auf einen Punkt gerichtet sind. Die zwei äußeren waren als Wagenauffahrten bestimmt, die mittlere war für Fußgänger reserviert. Heute können wir über diese Pflanzungen nur dankbar sein — die inzwischen stattlichen Bäume geben dem historischen Ort ein unverwechselbares Gesicht.
  • Nur der kleinste Teil der Zuschauer kam damals in Kutschen, später auch in Automobilen. Die wenigen Wagen konnten direkt am Bogen des Geläufes abgestellt werden — die besser situierten Gäste hatten also eine ausgezeichnete Sicht auf das Geschehen. Der Platz dafür (später als Lagerfläche genutzt) ist jedoch aus heutiger Sicht nicht mehr ausreichend, er war schon schon damals nicht mehr als ein bequemes Provisorium.
  • Mit der Pflanzung der Baumreihen konnte auch der inzwischen eingerichtete Molli-Haltepunkt besser erschlossen werden. Der Molli ist es auch, der zur besonderen Atmosphäre der Doberaner Rennen beitrug. Nicht nur als originelle Besucher-Attraktion, auch als unentbehrliches Verkehrsmittel während der Veranstaltungen hatte die Balm eine wichtige Aufgabe. Ein am Haltepunkt installiertes zweites Gleis (es wurde nach dem Verfall der Rennbalm wieder abgebaut) ermöglichte den Pendelverkehr zwischen Doberan und der Rennbahn — ohne größere Schwierigkeiten konnten so auch Besucher aus Rostock, Berlin oder Hamburg anreisen.(TILL REHWALDT)


Pferdezucht genoß landesweit einen ausgezeichneten Ruf(OZ, 21.5.1997)

  • Bad Doberan. In den „Mecklenburgischen Monatsheften" schrieb Adolf Friedrich, Herzog zu Mecklenburg, daß schon vor 1800 auf dem Kamp das altfranzösische Reiterspiel Caroussel vorgeführt worden sei und 1804 bereits die ersten Wettrennen zu Pferde stattfanden, sehr zum Vergnügen der Zuschauer. Die Pferdezucht in Mecklenburg genoß auch damals einen sehr guten Ruf, hier befand sich nach Ansicht von Fachleuten das klassische Land der Pferdezucht in Deutschland. Begründet wurde sie bereits durch den Herzog Johann Albrecht I. (1525-1576) durch die Anlage von mehreren Gestüten; darunter befand sich auch eines in Satow. Friedrich Lisch, der bedeutende Regionalgeschichtsforscher und Archivar (1801-1883) schrieb in seiner 1856 erschienenen „Geschichte der Pferdezucht in Mecklenburg": „Die Bestrebungen des Herzogs Johann Albrecht ... zur Verbesserung der Pferdezucht gehörten aber zu den großartigsten und nachhaltigsten, welche je erschienen sind, und man kann mit Wahrheit behaupten, daß ihm das Verdienst der Schöpfung der berühmten alten mecklenburgischen Pferderasse gebührt." Knapp 30 Jahre davor, 1827, machte Alexander von Lengerke in seiner Schrift „Die mecklenburgische Pferdezucht" deutlich, daß die Arbeits-, Militär-, Kutsch- und Reitpferde im Lande einen ausgezeichneten Ruf hätten und mit englischen und arabischen Pferden verglichen würden. Die mecklenburgischen Landwirte wurden geradezu aufgefordert, eine gute Pferdezucht zu betreiben, die als ein stabiler Wirtschaftsfaktor angesichts der damals recht schwankenden Kornpreise galt.
  • Zu jener Zeit waren die Rennen auf der ersten Rennbahn des europäischen Festlandes bereits fünf Jahre alt und erfreuten sich eines großen Interesses.
  • „Die hiesigen Rennen sind für den Zuschauer sehr interessant, ziehen viele Gäste und Freunde des In- und Auslandes nach Doberan, erhöhen den Glanz dieses anmuthigen Badeortes, bringen mehr Geld ins Land..." notierte von Lengerke. Hier war zudem, wie es damals hieß, die wichtigste „hippologische Prüfungsstelle" (Hippologie ist die wissenschaftliche Pferdekunde) entstanden, die mit den öffentlichen Rennen für die Pferdezucht eines Landes von nicht hoch genug zu bewertender Bedeutung war.(PETER GERDS)



Ära endete plötzlich im Sommer 1914(OZ, 24.5.1997)

  • Gestern begann OZ, einen kurzen Abriß zur Geschichte der Doberaner Rennbahn zu veröffentlichen. Heute nun der letzte Teil.
  • Die schönen Tage gehen nun langsam zu Ende. 1913: Noch einmal kommen die reichen Leute aus Hamburg, zahlen hohe Preise für Logenplätze neben den Herzögen, und die Bauern klimpern mit den Goldstücken im Säckel.
  • Am 20. Juli 1914 findet der vorerst letzte Renntag statt. Zwölf Tage später ist Krieg. Das erste, das glanzvollste Kapitel der Doberaner Rennen ist zu Ende.
  • 1915 bis 1921 finden keine Rennen statt. In den ersten Nachkriegsjahren muß die Anlage gründlich erneuert werden. Geld ist kaum da, Herzog Adolf Friedrich greift öfters in die private Schatulle. 1922 gibt es gleich mit den Jubiläumsrennen „100 Jahre Doberan" einen Neuanfang. Alfred Seibert, ein alter Rennmann, erinnerte sich 20 Jahre später: „Die Beteiligung der Rennställe hätte 1922 wirklich besser sein können. Im Halbblutjagdrennen ging Heldin für 12 000 Mark Inflationsgeld mit ihrem Besitzer Otto von Mitzlaff allein über die Bahn. Die Stute wurde anderthalb Stunden später nochmals gesattelt und gewann dann unter Rittmeister Th. von Schmidt-Pauli leicht gegen drei Gegner. Ein eigenartiger Unglücksfall trug sich im Friedrich-Franz-Rennen zu. Herrn Bautlers Barde mit A. Ebert im Sattel kam allein an, seine beiden Gegner Innocenz und Hammerfest kamen zu Fall. Hammerfest lief gegen eine Stange, verletzte sich dabei die Hauptschlagader und mußte getötet werden.
  • Der Doberaner Rennverein setzt heute alles daran, schrittweise die alte Stellung zurückzugewinnen. Während der Renntage herrscht wieder Hochbetrieb, jede Art von Spiel ist erlaubt, aus allen Kneipen erklingt Tanzmusik, und die Polizeistunde ist aufgehoben.
  • 1926 aber bleiben viele Besucher aus, denn zur Rennzeit ist Manöver angesetzt und die Bevölkerung zieht ins Feld. Man wagt es, Hindenburg fürs nächste Jahr zu den Rennen einzuladen, und der Reichspräsident, der Sieger von Tannenberg, „dieser herrliche Mann" (Doberaner Tageblatt) sagt: „Wenn ich noch lebe, komme ich." Ein Jahr später ist Hindenburg da, die Bahn restlos überfüllt, 20 000 Mark werden aus Eintrittsgeldern eingenommen.
  • Nicht nur Pferderennen gibt es jetzt auf der Bahn, auch Motorrennen hinterlassen ihre Spuren. Einmal landen sogar die „AmerikaFlieger" Köhn und Hünefeld auf der Rennbahn. 1928 findet die Generalprobe für die olympischen Reiterspiele auf der Rennbahn statt. Ansonsten bleibt es beim Sommer-Meeting. „Wir haben immer Pferde auf die Bäder-Tour geschickt", erinnert sich heute Hein Bollow an seine Lehrlingszeit. „Von Hoppegarten ging's erst nach Travemünde und dann weiter nach Doberan."
  • So geht das bis 1939. In tausendjähriger dunkler Nacht geht dann das zweite Kapitel Doberaner Renngeschichte unter. Die Rennbahn Doberan hat den Krieg ohne Zerstörungen überstanden. Bereits am 3. Juni 1946 veranstaltet die Rote Armee wieder Rennen, es starten aber nur Pferde von Bauern und des nahegelegenen Gestüts Vorder Bollhagen. Dann zieht die Sowjetarmee ab, und im nächsten Notwinter beginnt die Bevölkerung mit der Zerstörung der Anlagen. Brennholz und Baustoffe sind wichtiger als Pferderennen, und so wurde im Laufe der Zeit alles abgetragen, bis kein Stein mehr auf dem anderen stand.
  • Die Rennbahn wird umgepflügt, Ackerland. Viele Bemühungen um eine Wiederauflebung der Rennen folgen. Endlich, 1954, wird das Gelände aus der landwirtschaftlichen Nutzung herausgenommen, ein neues Geläuf wird angesät. Am 8. Juli 1956 gibt es Bauernrennen mit sechs Wettbewerben, Herrmann Harms mit Lotte gewinnt zwei Rennen für den Stall LPG Steffenshagen. Eine wahre Völkerwanderung findet statt, „die Kleinbahn zog prustend ihre überfüllten Waggons ins Ziel", schreibt ein Zeitgenosse.
  • Aber alles ist umsonst. Fehlende Mittel und die nachlassende Bedeutung des Pferdes verhindern einen endgültigen Wiederaufbau. Das Geläuf wird wieder umgepflügt. Nur noch die Lindenalleen erinnern bald darauf an die alte Rennbahn. Sie gerät bis 1993 in Vergessenheit.

Prächtige Karossen rollten über die Dammchaussee Bad Doberan.(OZ 31.5.1997)

  • Die ersten Rennen fanden 1822 im Juli statt, aber die „Gesetze für mecklenburgische Pferderennen" wurden von Friedrich Franz I., nunmehr Großherzog, erst 1823 veröffentlicht und bei dem Rennen in jenem Jahr erstmals angewandt. Danach gab es konkrete Bestimmungen für Alter und Gewicht der Pferde und über die Zahl der bei den jeweiligen Wettbewerben zugelassenen Tiere, zum Beispiel beim Rennen der Landleute zehn, ansonsten sechs. Die Reiter hatten sich vor und nach dem Rennen zu wiegen. Sieger wurde „das Pferd, dessen Kopf zuerst die Linie zwischen den Gewinn-Pfosten berührte." An Rennen gab es bereits 1823:
  1. Bauern-Rennen mit mecklenburgischen Pferden, das von dem Bauern selbst oder einem seiner Leute geritten wurde.
  2. Friedrich-Franz-Rennen für mecklenburgische Pferde.
  3. Rennen für dreijährige mecklenburgische Pferde.
  4. Pauls-Rennen für mecklenburgische Pferde jeden Alters
  5. Rennen der vierjährigen Pferde (mit unterschiedlichem Gewicht der Reiter
  6. Alexandrinen-Rennen. Hier war jedes Pferd und jeder Reiter zugelassen, auch ohne Rücksicht auf die Nationalität.
  • Allerdings waren für alle Rennen, bis auf das der Landleute, genaue Angaben über die Pferde und sogar über die Farbe der Anzüge der Reiter zu machen, denn wahrscheinlich wollte man von Anfang an möglichen Tricks begegnen. Dementsprechend hart waren die Strafen. Wer beispielsweise Pferde mit falschem Geburtsschein zum Einsatz brachte, wurde ausgeschlossen und mußte eventuell gewonnene Preise zurückgeben. Schon 1825 waren beim Rennen in Doberan bereits Pferde aus den königlich-preußischen, hannoverschen und sogar aus württembergischen Gestüten beteiligt. Es gab Preise von 40 bis 90 Friedrichs d' or (etwa 200 bis 450 Goldtaler), Goldene Peitschen, Peitschen mit silbernen Ringen oder silberne Etuis mit Gravur über Datum und Sieger.
  • 1826 beispielsweise siegte beim Rennen der Landleute unter 168 Teilnehmern Christian Brüsehaber aus Jördensdorf/Amt Buckow. Das Friedrich-Franz-Rennen entschied Herr von Biel aus Weitendorf für sich, und das Rennen der Dreijährigen gewann Graf von Bassewitz aus Prebberede. In dieser Rennwoche herrschte natürlich zwischen Doberan und Heiligendamm Hochbetrieb. Nicht nur aus Mecklenburg waren Adel, Gutsbesitzer und das wohlhabende Bürgertum angereist, und die Karossen und Kutschen rollten in bunter Vielfalt über die Dammchaussee.
  • Englische Mode wurde bereits getragen, bei den Damen und Herren, und man wußte schon, was es mit einem „handicap" oder „blind race" auf sich hatte.(PETER GERDS)



Manchmal lief sogar ein flinkes / Fohlen beim Wettkampf mit(OZ, 21.6.1997)

  • Bad Doberan. Gekommen war bereits 1828 der englische Herrenreiter, Globetrotter und Schriftsteller Charles James Apperly, der einen Bericht über den Pferderennsport und die Vollblutzucht in Mecklenburg mit dem Titel „Nimrods German Tour" verfaßte. „Der erste Tag des Meetings wurde durch eine Art Burleske auf den Rennsport eingeleitet", bemerkte er darin. „Ungefähr sechzig Bauern auf blanken Pferden zogen durch die Straßen Doberans zur Rennbahn hinaus, um den vom Großherzog zur Förderung der Pferdezucht gestifteten Preis zu bestreiten; sie starteten in sechs Abteilungen von je zehn Reitern, und die sechs Sieger lieferten sich dann ein Stichrennen um den Preis." Es geschah zu Anfang noch bei diesen Rennen, daß manchmal sogar ein Fohlen der Mutterstute hinterherlief, aber das änderte sich im Laufe der Zeit.
  • Von Apperly ist auch folgende Story überliefert, die den mecklenburgischen Pferdezüchter Pogge betraf. „Zwei Jahre zuvor besuchte der Herzog von Cambridge die Doberaner Rennen, selbst auf einem brillanten englischen Pferd beritten. Das herrliche Tier erregte Herrn Pogges Aufmerksamkeit, und ohne den hohen Herrn zu kennen, aber nach dem alten Recht, das auch der Katze gestattet, den Kaiser anzuschauen, redete er den Herzog an: ,Sie haben da ein gutes Pferd, mein Herr.' — ,Gewiß', war die gutgelaunte Antwort, ,in meinem ganzen Leben habe ich erst einmal ein besseres gesehen.' ,Und wem gehörte das?' rief Herr Pogge interessiert. - , Meinem Bruder.' - Nun war Herrn Pogges Neugier rege: Und darf ich fragen, wer Ihr Bruder ist?' - ,Der König von England.' - Der Herzog soll über das Gesicht des biederen Mecklenburgers herzlich gelacht haben."
  • In einem „Verzeichnis der in Mecklenburg befindlichen Vollblut-Pferde" von 1827 wurde berichtet: „Bei dem grossen Schwunge, der durch die Wettrennen veranlaßt, die Pferdezucht in den beiden Grossherzogthümern Mecklenburg seit kurzem erhalten, hat es das Comitte für Mecklenburgs Wettrennen für selbige als nothwendig erachtet, dass für die im Lande befindlichen hohen Blutpferde nebst ihren Nachkommen ein öffentliches Verzeichnis errichtet wird."
  • Allein der Umfang dieses Verzeichnisses machte die Bedeutung der Pferdezucht sichtbar. Im ersten Dokument waren es lediglich 28 Seiten, 1835 bereits 68 und 1838 fast 100 Seiten mit der namentlichen Aufzählung (plus Eltern und Stammbaum) von 74 Hengsten und 206 Muttertieren - alles Vollblut natürlich.
  • Dabei waren solche hervorragenden Renner wie „Robin Hood" aus den Gütern Garvenstorf oder „Adria" und „Caprice" aus Alt Karin.(PETER GERDS)

So streng waren die Bräuche schon damals(OZ, 28.6.1997)

  • Bad Doberan. Nun ein paar Erinnerungen eines Zeitgenossen, des Freiherrn Julius Maltzan, der viele Jahre in Doberan verbrachte und ein ausgezeichnetes Bild aus den Jahren von 1819 bis 1890 nachgezeichnet hat. Er berichtete, daß die Wettrennen in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts einen ganz anderen Charakter gehabt hätten als 70 Jahre später.
  • Zu Beginn waren die Rennpferde und ihre Reiter aus Mecklenburg allgemein bekannt, „weshalb denn auch das nähere Interesse des großen Publicums an den Ergebnissen der Rennen lebhafter war, als es in neuerer Zeit der Fall ist". Auch von einer originellen Erscheinung auf dem Rennplatz erzählt Maltzan in seinen Aufzeichnungen, von dem Pferdehändler Lichtwald aus Neubrandenburg: „Der Sohn eines Tagelöhners vom Lande hatte seine irdische Laufbahn als Gänsehirte begonnen, war dann bei seinem Gutsherrn Stalljunge, dann Reitknecht geworden, war aber in andere Dienste gegangen und hatte sich nach und nach so viele erworben, daß er einen kleinen Pferdehandel beginnen konnte. Durch ungewöhnliches Geschick gelang es ihm, denselben bald sehr zu erweitern. Als englische Vollblutpferde mehr und mehr in die Aufnahme kamen, ließ er solche aus England kommen, reiste auch selbst zum Ankaufe dorthin, betrieb ein sehr schwunghaftes Pferdegeschäft und betheiligte sich lebhaft an den Rennen." Doch da ihm das noch nicht reichte, und er mit nicht ganz sauberen Papieren und Ahnentafeln arbeitete sowie grobe Ordnungswidrigkeiten beging, waten ihm sofort alle Rennbahnen in England und auf dem Kontinent verschlossen worden. So streng waren die Bräuche.
  • In der Zeit seiner großen Erfolge aber war Lichtwald auf dem Rennplatz, in feinster englischer Kleidung mit Frack und Zylinder, ein gefürchteter Konkurrent. Er war schlagfertig und führte eine scharfe Zunge. Als er einst von seinem früheren Gutsherrn ein wenig von oben herab gefragt wurde: „Weiten's noch, Lichtwald, as Sei bi mi de Gäus' häuden deren?", antwortete er: „Ja, Herr van X., ick weit'd noch; wenn Sei's höt'd harren, Sei häudeten's hüt noch." Jedes Jahr zu den Rennen wurden in den Zeitungen wie etwa 1828 in dem Blatt „Auszug der neusten Zeitungen" die Rennen mit den in diesem Zusammenhang stehenden anderen Festivitäten ausführlich auf den Titelseiten erläutert.
  • Neben der Rennbahn spielte das Geschehen in Doberan selbst, auf dem Kamp, im Musiktempel oder im Schauspielhaus, eine wesentliche Rolle im gesellschaftlichen Leben des ganzen Landes. Den ganzen Anfang machte beim Pferdesport wie immer das Rennen der Landleute, bei dem es Preise von 100 Reichstaler zu gewinnen gab. Die Zahl der Pferde, die von den Bauern gestellt wurden, nahm im Laufe der Zeit zu.(PETER GERDS)


Kühne Reiter kamen aus dem Bauerntum(OZ, 15.7.1997)

  • Bad Doberan. Im Jahr 1827 gab es bereits beim Pferderennen der Landleute zwei bedeutende Preise. Dabei ging es nach Aussagen von Zeitzeugen einmal um „einen silbervergoldeten Becher, welchen der Britische Admiral, Ritter Carl Oagle Baronet, und der Herr J. Pearse, Mitglied des Britischen Parlaments ausgesetzt haben", und um den Hauptpreis, „bestehend in einer Peitsche und 100 Reichsthaler Gold," (Um 1850 betrug das Jahreseinkommen eines Schiffszimmergesellen auf einer Rostocker Werft bei durchschnittlich 24 Arbeitstagen im Monat von morgens fünf bis abends 18 Uhr mit zwei Stunden Pause 179 Taler.) Also ging es bei diesem Rennen schon um beträchtliche Beträge, die bei anderen noch höher lagen. Um diese Bauernrennen ging es auch 1841 auf der „5. Versammlung deutscher Landund Forstwirte in Doberan". In dem Dokument hieß es: „Zum Glück klärte sich der Himmel doch noch kurz vorm Beginne der Bauernrennen auf. Unter den dazu gestellten 160 Pferden waren nicht allein zahlreich sehr gute, sondern die sämmtlichen haben um so mehr die Erwartungen der Ausländer übertroffen, als man wußte, daß die Bauern nicht ihre besten Pferde stellen, sie also noch bessere zu Hause haben mußten." Vermutlich wurden die Geschäfte dann auf den Bauernhöfen selbst getätigt. Der Ansporn zur Pferdezucht - auch außerhalb der großen Gestüte - hatte bereits Früchte getragen. Es wurde von der für die Pferderennen in Doberan zuständigen Kommission zudem festgestellt, daß die Wettkämpfe eine: „Aufmunterung des Standes der bäuerlichen Besitzer sind, und sich durch Erhöhung der Interessen für die Pferdezucht nützlich machen." Erwartet wurde fernerhin, daß „sie nächstdem dazu beitragen, kühne und dreiste Reiter zu bilden, und jenem Stande richtigere Begriffe von der Haltung und Pflege der Pferde zu verschaffen." Aber nicht nur Renn- und Reitpferde waren in der Rennwoche zu sehen. Die Equipagen des Herrscherhauses und anderer Gäste versuchten, sich in Prunk und Ausstattung zu übertreffen, und besonders die sogenannten Sechserzüge - also mit sechs Pferden - fanden Beachtung. Auf der Dammchaussee zwischen Heiligendamm und Doberan herrschte Hochbetrieb: Kabrioletts und Kutschen, Gigs und Vierspänner, zum Teil mit Vorreitern oder Reitknechten, offene Bankwagen und Chaisen belebten die Allee, Daneben bewegten sich elegant die Reiter, und auch manch ein Doberaner spazierte manch ein Doberaner im Schatten der Bäume.(PETER GERDS)

Jockey-As starb nach schwerer Verletzung(OZ,23.8.1997)

  • Jeder Sport hat seine Geschichte. Golfschläger wurden erstmals im schottischen St. Andrews geschwungen, das Tennis-Racket im Wimbledon. Auch in Deutschland gibt es solche Traditionen. Manchmal nur sind sie vergessen worden. Die Wiege des deutschen Galoppsports stand vor 175 Jahren in Doberan, und 1993 gab es nach 54 Jahren Pause einen Neuanfang. Der deutsche Turf hatte zu seinen Wurzeln zurückgefunden. Spinnen wir die Zeit zurück.
  • Vor 204 Jahren, 1793, gründet Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin das erste deutsche Seebad in Heiligendamm und macht Doberan zu seiner Sommerresidenz. Unter englischem Einfluß gelangt auch die Vollblutzucht nach Mecklenburg, ein „erstes feyerliches Pferde-Wettrennen" findet am 28. Juli 1804 statt. Allerdings ohne eigentliche Bahn, auf freiem Feld. Da die Pferdezucht und die Ansprüche der Sommergäste wachsen, wird der Bau einer Rennbahn ins Auge gefaßt. 1822 kommt es zur Gründung des Doberaner Rennvereins, und im selben Jahr, am 22. August 1822, zum ersten Renntag. Dieser findet bereits auf dem Gelände der späteren Rennbahn statt, auf halbem Wege zwischen Doberan und Heiligendamm. Ein Jahr später werden von Friedrich Franz I. die „Gesetze für mecklenburgische Pferderennen" bestätigt, und im Herbst 1823 schenkt der Großherzog dem Rennverein die hufeisenförmig angelegte neue Rennbahn. Der Rennbetrieb beginnt.
  • Alljährlich finden drei aufeinanderfolgende Renntage statt, meistens im August. Sie gestalten sich zum gesellschaftlichen Höhepunkt der ganzen Region. Volksfeste, Feuerwerk, Musik. Aber auch die Bauern machen mit. Jeweils der dritte Renntag war der „Bauernrenntag". Schon 1825 beteiligen sich die Bauern mit 70 Pferden.
  • Die ersten Jahrzehnte der Rennen stehen völlig im Zeichen der mecklenburgischen Züchter. Baron Biel, Graf Hahn-Basedow, Graf Wilamowitz-Möllendorf, Ulrich von Oertzen, sie sind die Wegbereiter der deutschen Vollblutzucht und beherrschen die besseren Rennen, das seit 1827 gelaufene Paul-Friedrich-Rennen. Für beide Rennen haben die Großherzöge goldene Peitschen gestiftet, die jeweils dem Sieger auf ein Jahr verliehen werden. Auf einem goldenen Band, das sich um die Peitsche schlingt, sind die Namen der Sieger eingraviert. Vorbild für die „große" Goldene Peitsche, die später zuerst in Hoppegarten und dann in Baden-Baden zum Austrag kommen wird.
  • Die Rennen in Doberan erlauben nun einen stetigen Aufschwung. 1829 reitet ein schrulliger Engländer namens James Apperly auf Einladung Baron Biels zwei Pferde der Erzherzogin zum Sieg, auf Knien nimmt der Reiter einen Goldpokal entgegen. 1849 vernichtet ein Orkan die Pappelallee, neue Lindenalleen werden angelegt, sie existieren heute noch. 1854 wird eine neue Tribüne errichtet, später kommt eine zweite hinzu. 12 000 Besucher sind jetzt keine Seltenheit, darunter manchmal sogar der König von Preußen oder der russische Zar. Das Aufkommen der Eisenbahn sorgt für weitere Belebung. Dafür muß jetzt der dritte Renntag, ein Dienstag, schon um 11 Uhr anfangen, damit die auswärtigen Gäste den 4-Uhr-Zug nach Berlin noch bekommen.
  • Berühmtheiten des Turfs geben sich die Ehre. Die Derbysieger Hymenaeus, Künstlerin, Trollhetta und Impuls weihen den Doberaner Turf. Und Kincsem, die ungarische Stute, das berühmteste Rennpferd aller Zeiten und Länder. Am 29. Juli 1876 gewinnt sie beim 4. Start ihrer 54 Starts und Siege umfassenden Rennlaufbahn in Doberan das Erinnerungsrennen. Doberan spielt mit im Turfkonzert. Victor Silberer trägt in sein berühmtes Turf-Lexikon unter dem Stichwort Doberan ein: „Bedeutender Rennplatz in Deutschland mit mehrtägigem Meeting im August."
  • Ein trauriges Ereignis prägt das Jahr 1904, als der Graditzer Stalljockey, der achtfache deutsche Meister Charles Ballantine, mit dem Schimmel Zwickel im scharfen Zielbogen von einem vor ihm stürzenden Pferd zu Fall gebracht wird. Mit schweren Rückgratverletzungen kommt Ballantine ins Rostocker Krankenhaus, wo er bald an einer Lungenentzündung stirbt.

Im Doberaner Rennverein werden Karten neu gemischt(Vom 12. bis 19. Juli finden die sechsten Renntage statt, OZ, 29.12.1997,von JOCHEN MÜLLER)

  • Kaum ist das Jahr des 175. Galopperjubiläums, das auf der Mutter aller deutschen Rennbahnen in Bad Doberan begangen wurde, zu Ende, da kündigt sich mit der Mitgliederversammlung am 10 Januar bereits ein weiterer Höhepunkt an. Höhepunkt auch deshalb, weil auf dieser Mitgliederversammlung ein neuer Vorstand gewählt und eine Betriebsgesellschaft vorgestellt werden, die eine vielfache Nutzung der Rennbahn für unterschiedliche Veranstaltungen koordinieren wird.
  • Im neuen Vorstand, das erfuhr die OSTSEE-ZEITUNG bereits vorab, werden der absolute Kenner des deutschen sowie des internationalen Galopprennsports, Hans Heinrich von Loeper, und auch der bisherige Vorstandsvorsitzende, Dr. Horst Metz, nicht mehr mitwirken. „Das jedoch heißt nicht“, so von Loeper gegenüber OZ, „daß wir uns nicht weiter für den Galopprennsport hier an der Küste einsetzen werden." Der Doberaner Rennverein baut indes auf einen Vorstand, der aus der Region kommt und da sind u. a. solche Namen wie Achim Stracke, Jöm Rüsch und Gernot Böttrich im Gespräch.
  • Das Dauerthema Tribünenneubau wird mit Sicherheit auch auf der neuerlichen Mitgliederversammlung eine wesentliche Rolle spielen. Neuester Stand: Für das hölzerne Bauwerk, das nun schon vor geraumer Zeit auf dem Reißbrett des Bad Doberaner Ingenieur- und Architekturbüros Krause entstand, ist die baufachliche Genehmigung erteilt, und auch mit der eigentlichen Baugenehmigung ist in kürzester Zeit zu rechnen. Kühne Optimisten hatten schon zur Jubiläumsrennwoche mit der Einweihung der über 40 Meter langen Tribüne, auf der einmal so um die 500 Sitzplätze zur Verfügung stehen werden. Nun hofft man, daß die nach alten Entwürfen konstruierte Tribüne ländlich zu den 98er Rennen stehen wird.
  • Die Rennwoche soll vom 12. bis 19. Juli '98 über das Geläuf gehen. Man rechnet schon heute damit, daß, wie schon zur Jubiläumsrennwoche, erneut fünf Renntage auf dem Programm stehen werden. Wenn von prominenten Startern die Rede sein wird, dann dürfte bereits jetzt klar sein: Peter Schiergen, die Lichtgestalt des deutschen Galopprennsports, der bei den Besuchern der Doberaner Rennen in den vergangenen Jahren durch grandiose Siege zum Publikumsliebling wurde, wird an der Ostseeküste nicht mehr starten, da er ins Trainerlager wechselte.
  • Aber vielleicht ist der sympathische Jockey ja schon zu den sechsten Renntagen in Bad Doberan als Trainer präsent.
  • Das erste und einzige Poloturnier, der "Bentley Polo Cup Heiligendamm", fand vom 10. -12. September 2004 im Innenraum der Bad Doberaner Galopprennbahn statt:

Sommerrodelbahn

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