Proseken: Unterschied zwischen den Versionen
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In ältesten Zeiten lebte in dieser Gegend ein Fischervolk. Als Wohnung dienten ihm Erdhütten oder Pfahlbauten. Reste davon sind bei Wismar und [https://mvdok.lbmv.de/mjbrenderer?id=mvdok_document_00001998 Gägelow (Lattmoor)] gefunden worden. | In ältesten Zeiten lebte in dieser Gegend ein Fischervolk. Als Wohnung dienten ihm Erdhütten oder Pfahlbauten. Reste davon sind bei Wismar und [https://mvdok.lbmv.de/mjbrenderer?id=mvdok_document_00001998 Gägelow (Lattmoor)] gefunden worden. |
Version vom 21. August 2025, 15:37 Uhr
Kenndaten des Orts | |
Name (heute) | Proseken |
Regionale Einordnung (heute) | |
Postleitzahl | 23968 |
Verwaltungsamt | Wismar |
Landkreis | Landkreis Nordwestmecklenburg |
Zahlen | |
Einwohner | 981; (2022), |
Koordinaten | Breite: 53.9062004 / Länge: 11.3676027 |
Proseken ist ein Ortsteil der Gemeinde Gägelow im Landkreis Nordwestmecklenburg und liegt 8 Kilometer westlich von Wismar. Das Dorf und sein Umgebung waren alte Siedlungsplätze. Sein Name ist wendischen Ursprungs. Wahrscheinlich diente der Ort auch als Kultplatz. Er war Landding (Gericht) für das Land Bresen. Proseken wird das erste Mal 1222 im Ratzeburger Zehntenregister von 1230 urkundlich erwähnt.. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören neben der beeindruckenden Pfarrkirche aus dem Ende des 14. Jahrhunderts ein großes Kegelgrab auf der ehemaligen Feldmark.
Geographische Lage
- Koordinaten: Breite: 53.9062004 Länge: 11.3676027
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Geschichte - in Bearbeitung
In ältesten Zeiten lebte in dieser Gegend ein Fischervolk. Als Wohnung dienten ihm Erdhütten oder Pfahlbauten. Reste davon sind bei Wismar und Gägelow (Lattmoor) gefunden worden.
Ihre Grabdenkmäler waren die Hünengräber, wie der „Steinberg" auf der ehemaligen Proseker Feldmark.
Kriegerische, prachtliebende Germanen setzten in der Bronzezeit (2200 bis 800 v.d.Z.) ihre Toten in Kegelgräbern bei. Eines der größten dieser Art wurde 1965 auf dem Gelände des ehemaligen " Kreisbetriebes für Landtechnik (KfL, heute GHS-Landtechnik GmbH) abgetragen und ausgewertet.
Nach der Völkerwanderung (375 - 568) kamen wendische Obotriten in dieses Gebiet Sie bevorzugten leichtere Böden für ihren Ackerbau und Holzhaken. Ihre Dörfer, hufeisenförmig oder rund, bestanden aus Flechtwerkhäusern mit Lehmbewurf
Die Hauptburgen waren Snerin (Schwerin), Dobin, Werle, How und Wiligrad. Letztere wurde später Mikelinburg (große Burg) und gab dem Land 995 den Namen.
Die Wenden hatten stetige Sorgen mit den Königen und Fürsten jenseits ihrer Westgrenze. Es begann mit Karl dem Großen, der 780 ein Bündnis mit ihnen schloss. Heinrich I. unterwarf die Wenden und zwang sie, Tribut zu zahlen.
Mit der Stiftung der Bistümer Ratzeburg und Mecklenburg um 1050 begann die Bekehrung zum Christentum. Eingeleitet durch Gottschalk, den Sohn des Obotritenfürsten Udo. Hohe kirchliche Abgaben waren Anlass zu einer Volksempörung am 7.6.1066. Dabei wurden Gottschalk und der Bischof Johann von Mecklenburg gerichtet. Der Reichstag 1147 teilte das Kreuzfahrerheer.
Heinrich der Löwe, Herzog von Niedersachsen, zog mit 40.000 Sachsen vor die Feste Dobin, nördlich im Schweriner See. Als deren Einnahme misslang, erlahmten die Sachsen und schlossen ein Abkommen mit dem Fürsten Niklot.
1160 drangen König Waldemar von Dänemark und Herzog Heinrich erneut in das Land. Niklot fiel im Hochsommer bei Burg Werle in einen Hinterhalt. 1164 unterlagen die Wenden endgültig in der Schlacht bei Verchen am Kummerower See.
Niklots Sohn Pribislav bekam das Obotritenland als Lehen, außer der Grafschaft Schwerin und sein Sohn die Tochter Heinrich des Löwen zur Frau.
Am 2. Januar 1170 erkannte Kaiser Barbarossa Pribislav als deutschen Reichsfürsten an. Als dieser 1178 bei einem Turnier verunglückte, wurde er im Doberaner Münster bestattet.
Die Urkunden dieser Zeit dienten der Auf- und Einteilung des Landes und der Einkünfte. Aus der Erwähnung der Orte leitet man ihre Gründung ab.
Am 8. Juli 1222 wird das Dorf Proseke in einem Vergleich zwischen dem Fürsten Heinrich Borwin I., dem Sohn Pribislavs, mit dem Bischof Heinrich von Ratzeburg - dem Zehntenregister genannt. (Mecklenburgisches Urkundenbuch - MUB, 1/284).
[caption id="attachment_1775" align="aligncenter" width="221"]<img class="wp-image-1775 " src="http://tragolat.bplaced.net/wp-content/uploads/2025/03/Gruendung-Proseken_2-155x300.jpg" alt="Erste Erwähnung Prosekens von 1222 (MUB, 1/284)" width="221" height="415" /> <span style="font-family: helvetica, arial, sans-serif; Erste Erwähnung Prosekens von 1222 (MUB, 1/284)[/caption]
Friedrich Schlie schreibt über diesen Vergleich (MUB 111/302)
„Eine schärfere Bestimmung, besser gesagt Änderung von Besitz und Rechten, erfolgt aber ein halbes Jahrhundert später den 8. Juli 1222 in einem Vertrag, den Fürst Fürst Heinrich Borwin und seine Söhne im Freien unter einem Baume, nahe Gressow, zwischen sich und dem Bischofe aufrichten."
Das Original dieser Urkunde liegt in Ratzeburg-Archiv zu Neustrelitz. Sie wurde offenbar nicht in einem Zuge geschrieben, denn es wechseln Farbe der Tinte und Höhe der Buchstaben. An blauem Zwirn hängen 3 gut erhaltene Siegel. (s. Schlie nach MUB 197 „Die Urkunden nennen schon 1210 einen Pleban Alverich“).
Nach dieser Urkunde ist Proseken älter als Wismar (1229).
Wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir annehmen, dass Proseken eine wendische Siedlung, eventuell sogar ein Kultplatz war, da doch die ersten christlichen Kirchen an solchen Stätten errichtet wurden.
Schlie meint zur Gründung (Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin - Schlie, Bd. II, S. 319):
„Vielleicht war es bei der Gründung der schon im Jahre 1222 genannten Kirche durch den Bischof von Ratzeburg, der sie 1237 unter das Archidiakonat des Klosterprobstes von Rehna stellte, sowie ferner bei der Ortswahl für das Landding eine wohlerwogene Absicht, das zu erbauende Gotteshaus nicht in eins der größeren Dörfer des Landes Bresen zu verlegen, die nachher das Kirchspiel bilden."
[caption id="attachment_927" align="aligncenter" width="248"]<img class="wp-image-927" src="http://tragolat.bplaced.net/wp-content/uploads/2023/01/Eingefuegt-2.png" alt="Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Macklenburg-Schwerin, Friedrich Schlie, 1898." width="248" height="350" /> <span style="font-family: helvetica, arial, sans-serif; Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Macklenburg-Schwerin, Friedrich Schlie, 1898.[/caption]
Für den Ortsnamen finden wir folgende Schreibweisen (Mecklenburgische Jahrbücher - MJ, 1881)
- 1222 Proceke,
- 1230 villa (Dorf) Proceke, parrochia (Kirchengemeinde) Proceke
- 1237 Proceka
- 1248 Procek
- 1260 Prozeken
- 1283 Proceke
- 1300 Protceken
[caption id="attachment_921" align="aligncenter" width="246"]<img class="wp-image-921" src="http://tragolat.bplaced.net/wp-content/uploads/2023/01/Eingefuegt-1.png" alt="Mecklenburgische Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde , Schwerin." width="246" height="386" /> <span style="font-family: helvetica, arial, sans-serif; Mecklenburgische Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde , Schwerin, 1881.[/caption]
Schlie (Bd. III S. 319) stellt dazu fest:
"Proseken (Procek, Proceka, Proceken auch tz, sz für c, und u für o) wahrscheinlich gleichen Stammes mit Presek von preseka: Hag, wenngleich es auch als Hauptort des Landes Bresen abgeleitet ist."
Dazu: Anmerkung Kühnel, MJ XLVI, S. 110/112, Beyer MJ XIV, S. 114, Schröder (Wismarschen Erstlinge - WE, S. 288)
Schröder schreibt in der „Wismarschen Erstlingen" (WE, S. 44):
„Die hiesigen Wenden sind zwar anno 789 da.
Carolus Magnus sie in einer großen Schlacht überwunden, nahe bey Wismar bey dem Dorff Proseken getauffet worden, welcher Nachricht (außer dem was von prosequere davon das Dorf Proseken den Namen bekommen haben soll, denn jetzt erwähntes Dorff heisset in alten Urkunden allemahl Prozeken und scheinet es fast als wenn der Abgott Prono zu solchem Nahmen Anlaß gegeben, und es soviel heißen solle als Prons Ecken oder Prononis - Eichen, als welchem mit der Zeit Prozeken geworden) man auch deswegen beipflichten mag, weil die darinnen angegebenen Hügel noch vorhanden sind."
Schlie kommentiert:
„Die Fabeleien über Karls des Grossen Zug in diese Gegend und die Wendentaufe mit dem Ruf „prosequere" (untertauchen) sind nicht mit Ernst zu behandeln.“ (Schröder, WE, S. 44).
Doch lesen wir, was Schröder in seinen Wismarschen Erstlingen von 1734 noch an Gedanken äußert (S. 288):
„Nun hat sich's zwar gefunden, daß der beygebrachten Muthmassung von PronsEcken oder Eichen widersprochen worden; ob aber das dawider angeführte von gnugsamer Wichtigkeit, das lässet man dahin gestellt seyn. Insonderheit da ein jedwer die Freyheit hat, dergleichen Kleinigkeiten anzunehmen oder auch fahren zu lassen. Indessen erhellet aus dem, was in dem einem vorhergehendem Diplomate von dem Prosekischen Landtink oder Landgericht vorkommt, daß dieser Ort vormahlen in nicht geringem Ansehen müsse gewesen seyn. Und wer weiß, ob nicht dieses Landgericht, wegen des Abgotts Prononis von denem heydnischen Wenden nach Proseken gelegt worden, da ja bekant das jetzt gedachte Leute die Gewohnheit haben, in sonderheit an denen Orten, da ihre Götzen recht verehret worden, Gerichte zuhalten.
Vielleicht gefallen die folgenden Gedanken von einen vornehmen Gelehrten gütigst mitgetheilet worden, besser Nemlich es stehet zu glauben, daß, da Proseken, am Ende oder an der Ecke des Landes Bresen oder Brezen (welches besage unterschiedlicher Urkunden denjenigen District so grossen theils jetzo das Ampt Grevismühlen Fürstlichen und Ritterschaftlichen Antheils ausmachet, enthalten hat (vid. Erstlinge p 126 sqq) belegen, der Ort davon seinen Nahmen bekommen, und so viel heissen soll als Brese oder Breze Eck, woraus nachgehends, da das B. in P verwandelt Preseken, Prezeken oder Prozeken und Proseken geworden."
„Das stehet indessen zu beweisen, das lange vor anno 1301 (in welchem Jahr das erste von den dreyen vorhergehenden Urkunden geschrieben worden) schon eine Parochia oder ein Kirchspiel, und so den auch eine Kirche alhil gewesen sey, und dieses zwar aus einem Cutastro oder Verzeichnis, der denen Bischoffthümern Ratzeburg und Schwerin zugebilligten geistlichen Beneficien de anno 1154, dessen der seel. Herr Archivarius Johannes Schulz zu Schwerin, in seiner in Manuscripto hinterlassenen Beschreibung des Hochadlichen Negendankischen Geschlechts in welcher folgende merkwürdige Worte mit vorkommen:
„Zu dem, wie anno 1154 denen Bischoffthümern Ratzeburg und Schwerin zu getheilet worden aus welchen Orten sie ihre Beneficia geniessen sollen, so wird die Parochia Prezeken angeführet "
Aus den dabei angeführten Orten geht hervor, daß es sich um unseren Ort handelt (WE, S. 289 - 90). Schlie erwähnt diese Stelle nicht und gibt damit wohl eine Wertschätzung.
[caption id="attachment_1718" align="aligncenter" width="242"]<img class="wp-image-1718 size-medium" src="http://tragolat.bplaced.net/wp-content/uploads/2023/05/Herunterladen-242x300.png" alt="Titelblatt der Wismarschen Erstlinge. 1734. " width="242" height="300" /> <span style="font-family: helvetica, arial, sans-serif; Titelblatt der Wismarschen Erstlinge. 1734.[/caption]
Einige Erwähnungen aus dem 13. Jh. (MUB I - 375), genauer 1230 - 1234 im Zehntenregister der Bischöfe von Ratzeburg:
"In Proceke ecclesia totum habet libere. IIII." (In Proseken hat die Kirche alles. 4 Hufen).
[caption id="attachment_918" align="aligncenter" width="605"]<img class="wp-image-918 size-full" src="http://tragolat.bplaced.net/wp-content/uploads/2023/01/Eingefuegt.png" alt="Ausschnitt aus dem Mecklenburgischen Urkundenbuch (MUB), Band 1." width="605" height="263" /> Ausschnitt aus dem Mecklenburgischen Urkundenbuch (MUB), Band 1.[/caption]
Am 26.12.1237 wird das Nonnen Kloster in Rehna geweiht Dabei wurden die Zehnten des Landes Bresen von Ratzeburg auf dieses übertragen.
Proceka, Honkerken, Begenthorp, Gressowe, Gnewismulne, Clutse, Thomashagen, Elmenhorst, Calchorst, Ruthing.
Im Jahre 1260 am 7 III. wird der Vertrag von 1222 erneuert und erläutert durch den Fürsten Johann und seine Söhne.
Das Dorf Manderow wird am 11.12.1300 an Wismar verkauft und gleichzeitig die molendino Koppernitz (Mühle an der Köppernitz vor den Toren Wismars) von Proseken an die Georgenkirche in Wismar gelegt.
Im Mecklenburgischen Jahrbuch XIV von 1849 schreibt W. G. Beyer über die Vogtei-Dinge (Gerichte) u.a: „Namentlich erwähnt folgende Landdinge: In der Herrschaft Mecklenburg zu Proseken - später Grevismühlen als Anmerkung:
Proseken ist ohne Zweifel der Hauptort des alten Landes d. h. der Vogtei Bresen jetzt Grevismühlen und daher ist auch der Name, über welchen so viel gefabelt ist, abzuleiten. Der Ort heißt nämlich urkundlich Breseken, wo der Ton sicher auf der ersten Silbe liegt.
Die Ritter Negendank, in der Gegend seit 1350, versuchen ihren Besitz und ihre Macht zu vergrößern. Sie hiessen ehemals Schinkel, kamen aus Schleswig-Holstein und waren 1310 mit eindeutiger Absicht vor Rostock gezogen. In einem Turnier siegte der Urvater 9 mal.
[caption id="attachment_1801" align="aligncenter" width="300"]<img class="size-medium wp-image-1801" src="http://tragolat.bplaced.net/wp-content/uploads/2025/03/Screenshot-2025-03-16-211845-300x246.png" alt="Über die Familie von Negendank In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 17 (1852), S. 406 " width="300" height="246" /> <span style="font-family: helvetica, arial, sans-serif; Über die Familie von Negendank.
<span style="font-family: helvetica, arial, sans-serif; In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 17 (1852), S. 406.[/caption]
Wie das Tapfere Schneiderlein nannte er sich munter um. Den Schenkel behielt er aber im Wappen.
[caption id="attachment_771" align="aligncenter" width="300"]<img id="thepasted-1" class="wp-image-771 size-medium" src="http://tragolat.bplaced.net/wp-content/uploads/2022/07/P1140889-300x240.jpg" alt="Links das Wappen der Negendanks - ex Schinkels. Rechts das der Familie Bülow. Zu sehen in der Proseker Kirche." width="300" height="240" /> Links das Wappen der Negendanks - ex Schinkels. Rechts das der Familie Bülow. Zu sehen in der Proseker Kirche.[/caption]
Dazu stellt Schlie fest, dass die Akten bis 1617 die Ansprüche auf den Proseker Krug nicht bestätigen. Dagegen erklärt er, dass ein Teil der Proseker Feldmark mit Pflichten gegen Zierow und Weitendorf behaftet sind.
Und zwar waren das nach dem Zierower Gutsprotokoll von 1559 für den Vollhufner Jürgen Wildewater jährlich 13 Mark Pacht, 1 Rauchhuhn, 1 Weyel Stutten, für den Käthner H. Wittenborch aber nur 3 Mark und ein Rauchhuhn.
Es lasse sich deutlich erkennen, „daß dem Verhältnis eine Stiftung in Form eines für alle Zeit bindenden Kontraktes zu Grunde gelegen haben muß“.
Diese Abgaben "Praebe" an das Siechenhaus zu Weitendorf bestanden noch um 1900 als Krüger Schacht jährlich 1/2 Scheffel Weizen (statt des Stutens) und 2 Scheffel Roggen lieferte, jedoch kein Geld und kein Rauchhuhn.
In dem „Landtbuch oder Register des Ambts Grebesmühlen von 1581" steht unter Proseken:
„In diesem Dorfe wohnen daselbst 2 Kathen, gehören zur Kirche und darum dem Pastor nemblich Hans Vale und Asmus Evers. Noch wohnet hier ein Kröger auf dem Kirchengrundt und Boden, der hat von N. etzlichen Acker - dafür er ihm zu dienen hat Der hat jährlich 18 sh gegeben, so Johan Schulze noch etzliche mal gehoben um aber vom Krüger unterschlagen wird. Der Krüger gibt von der Landbede gern 2 r Kruggeld."
Jeder Herd (Rauch) gab an den Rechtsträger pro Jahr ein Huhn.
Anmerkung: r auch rtl Reichstaler r = 48 sh, sh auch shl = Schilling
Die Mühle in EIm
Mense juniol 1608 (Mitte Juni) wird das Eimer Gebiet von Martinus Bokeln, „offenbaren und am fürstlich Mecklenburgischen Hoffgericht geschworenen Landt- und Actenmessern", genauesten beschrieben. Dabei wird besonders „der strittige Mühlenkamp" hervorgehoben. Auf der Zeichnung sind der „Mühlendamb, so auf beiden Seiten aufgebrochen und der Platz wo „die Mühle gestanden sein soll" mit dem Mühlenteich eingetragen.
Dieser Mühlenkamp wurde von Wildewasser bewirtschaftet und sollte darum zu Proseken gezählt werden. Ansonsten gehört das Land nicht direkt zum Christofferstorfer Velt; es sind die Namen Rodenbeck und Freidach aus Christofferstorf erwähnt, weil sie die restlichen 3 Streifen „gebrauchen".
Woher sich Negendanks Ansprüche auf die Mühle ergeben ist unklar. Sicher hat der gewalttätige Achim Negendank hier seine Hand im Spiel gehabt. Ob die Mühle eingegangen ist oder zerstört wurde, ist nicht erwiesen. Bokell schreibt vom Mühlendamm, „so auf beiden Seiten aufgebrochen".
Eventuell ist sie eine Konkurrenz für Negendanksche Mühle gewesen.
Den Rittern ging es bei der Reformation auch nicht nur um religiöse Aspekte Bei der anschließenden Säkularisation versuchte jeder auf seine Kosten zu kommen.
Zusammenfassung
- Proseken und Umgebung waren alte Siedlungsplätze.
- Der Name ist wendischen Ursprungs. Wahrscheinlich diente der Ort auch als Kultplatz.
- 1222 ist die erste Erwähnung des Ortes im Ratzeburger Zehntenregister von 1230.
- Proseken war Ort des Landding (Gericht) für das Land Bresen.
- 1237 kommt das Land Bresen an das Kloster Rehna.
- Ende des 14. Jh. wird die Kirche im Übergangsstil erbaut Der Turm erst 150 Jahre später.
- Bei der Visitation 1568 kann die Rechtslage um Proseken und den Krug geklärt werden.
- Die Mühle in Elm bekommt ein Extrakapitel.
Proseken und 30 Jahre Krieg
Über die Wirren und Nöte des 30-jährigen Krieges spricht ein Brief des Proseker Pastors Friedericus Koch vom 2.11.1640 an den Herzog:
„Gnädiger Fürst und Herr a. d. 1638 auf Heiliges 2 Konnig ist mir von den Kayserlichen all mein Vieh genommen: 26 Rintfieh 45 Stück Schaf.
Dieses Vieh wurde ohne Verhindern des Herrn Commandanten in Wismar, noch anderer, die solches hatten thun können und sollen bey 100 und mehr Stücker großes bey etlicher 100 und 100 kleines Vieh, offentlich für Wismar zu marckt getrieben.
Da auch Adel und unadel beraubtes zum Teil selbst und sonst manniglich ohne scheu und bedenken kaufen, hab ich entlich auch allhier im Kruge zu Broßeken 3 Kühe für elf rtl gekauft Und in Warheit aus keiner anderen Meinung, allß das ich davon für mich mein arm Weib und Kinder eine schlachtete, weil sonst kein ander Vieh zu bekommen, auch kein ander Lebensmittel oder vieh bey mir vorhanden."
Von den anderen beiden Kühen bezöge er Milch und Butter 1639 kam ein Mann aus Cußow und behauptete unter „missbrauch des Heiligen nahmen Gottes es seien seine Kühe, was ihm aber nicht gelang".
Trotzdem verkaufte Pastor Koch die Kühe zu Pfingsten wieder. Daraufhin sagte ihm ein Joachim Funde. „er hatte für die Kühe halber nichts zu befürchten da dem Bauern gehöre nichts davon zu".
Dieser Pastor war Anlass vieler Klagen über Vernachlässigung seines Amtes. Schließlich wurde er entlassen. Aber Koch entzog sich auch seiner persönlichen Verantwortung - er verschwand.
1651 schrieb dann seine Frau Margareta Cecilia Koch an das herzogliche Amt
„daß mein lieber Ehemann nunmehr vor 20 Wochen von hinnen gereist und mich alhier mit sieben Kindern sitzen lassen also daß sich bis auf diese Stund kein schreiben von ihm habe, wo er sich aufhält oder wann er wiederkommen möchte. Worüber ich denn in großen Mangel der notigen Lebensmittel gerathen bin, daß ich nicht weiß welcher Gestalt sich mich mit denselben erhalten soll oder könne"
Nun bittet sie um zustehende 83 r. Am 17.9.1656 wird sie noch einmal vorstellig, aber nichts rührt sich.
Nach diesem Krieg atmete das Land auf.
Wismar, Poel und Amt Neukloster kamen bis 1803 an Schweden. Dieser Umstand wurde zwar für Wismar verhängnisvoll; berührte Proseken aber wenig - weil Ausland. Hier war seit 1647 mit Melchior Wassermann ein tüchtiger Pastor angestellt Er schuf Ordnung auf allen Gebieten. Erst einmal legte er Kirchenakten an und ordnete die Geldgeschäfte (Kirchenrechnungsbuch von 1647).
Als wichtigste Handlung dieser Zeit ist aber wohl die Gründung der Proseker Schule anzusehen. Sie wird erstmalig 1651 erwähnt - ob damals gegründet ist nicht erwiesen.
In dieser Zeit beginnen die meisten Custosi (Küster) mit dem Halten von Schulstunden. Laut Kirchenleuchter habe ich die Gründung auf 1653 und Custos Möller gelegt
Das Land erholte sich nur langsam von den Folgen des grausamen Krieges. Erst 1850 hatte Mecklenburg die Bevölkerungszahl von 1600 wieder erreicht
1701 wird in Proseken noch 1/6 Hufe als „wüst" geführt Der Grund ist allerdings unklar Denn diese Minigemeinde (Pfarre, Schule, Krug) konnte sicher 13 Morgen mehr bewirtschaften.
Am 16. September 1706 wird dem Krüger Schacht bei 20 r Strafe angedroht, „seinen Branntwein und Korn aus den Brennereien des Landes und nicht aus dem „Ausland" zu beziehen; wogegen Lübeck, Wismar und alle Brennereien auf dem platten Lande ausgeschlossen sind." So hat er innerhalb von 3 Wochen zu bescheinigen, „mit welcher Stadt er seinen Branntwein bezieht"
Als Pastor Conradi 1729 stirbt wird die Proseker Pfarrstelle frei. Wie stets bewerben sich um diese einträgliche Stelle viele Pastoren und Kandidaten. Am heftigsten Grantz aus Dambeck mit 7 unmündigen Kindern.
Aber die Negendanks und damit auch die übrigen Leute sind mit Grantz nicht einverstanden. Es kommt zu großen Protesten und Schreiben:
„nicht ohne große Kümmernis unserer Seelen, daß ein gewisser Prediger zu Dambeck nahmens Grantz versuchen sollte, sich zu unserem künftigen Prediger ein- und aufzudringen."
Sie flehen förmlich gegen „diese unverdiente Ungnade" und möchten mit einem „der gleichen Prediger verschont werden"
Am 6. Januar 1730 legen sich auch die Stofferstorfer und Weitendorfer in's Mittel. Sie meinen, daß sie „einen Mann nicht können zu unserem Seelsorger nehmen, der von uns nicht gewollt wurde und für den wir einen rechten Widerwillen haben"
Auch der Rat der Stadt Wismar wird alarmiert und hilft. Was von diesem Aufruhr zu halten ist, können wir schlecht nachprüfen. Es war eine organisierte Stimmungsmache gegen einen Pastor Für derzeitige Verhältnisse recht beachtlich.
Jedenfalls bekam Grantz die Stelle nicht. Statt seiner wurde ein Cand. theol. C. C. Blank gewählt Dazu weisen zwei weitere Kandidaten am 27.6.1730 nach, dass es bei der Wahl nicht gerecht zuging "in punkto verschiedener bey der Wahl zu Proseken vorgefallener unrichtigkeiten".
Mit der ziemlich bemittelten Witwe Conradi zu Proseken soll eine Verbindung bestanden haben. Weiter war Blanks Bruder, der auch bei der Wahl protokollierte, Pastor in Dorf Mecklenburg. Viele hatten gar nicht gestimmt, dann hatte man gar „öfters zu Mecklenburg sowohl als zu Proseken geschmaust".
Jetzt erscheint die ganze Angelegenheit in einem anderen Licht. Ritter und Kirche wollten einen der Ihren in diese reiche Pfarre setzten. Dazu dienten dann die wortreichen Proteste „der Leute". Blank bekommt die Pfarre und behalt sie 35 Jahre bis 1765.
Übrigens war die Witwe 27 und C. C. Cand. Blank 24 Jahre. So war beiden geholfen.
In der Nacht vom 12. auf den 13. Dezember 1747 zerstört „ein entsetzlicher Sturm, dergleichen bei Menschengedenken nicht gewesen" den Proseker Kirchturm. Sein Aufbau kostet 100 r Den Hahn macht Kupferschmied Markwart mit der Jahreszahl 1747 für 8 r
Während Pastor Blankens Zeit ist es verhältnismäßig still in den Akten.
Sein Nachfolger erwägt den Bau eines Predigerwitwenhauses. Pastor Wilhelm Otto Wendt schreibt am 14. Mai 1800:
„Ein Predigerwitwenhaus allhier zu bauen würde viel kosten, weil die Gemeinde nicht schuldig ist Hand- und Spanndienste zu tun. Überdem würden die Witwen immer in Ängsten leben bestohlen zu werden, da hier der Krug so nahe liegt wo sich viel Gesindel aufhält und Wismar so nahe ist, allwo es auch nicht an solchen Diebsgesellen fehlet, und dieses ist mit Ursach, warum sich kein Predigerwitwenhaus zu bauen mich unterfange"
Eine prächtige Einschätzung der Lage in damaliger Zeit. Bauen lässt er aber trotzdem und zwar 1787 eine neue Schule. Dabei hatte er auch Ärger mit der Schule, besser gesagt mit dem Lehrer; genauer mit dem „Schule haltenden Küster und Organisten Rathfisch".
Diese Akte „in Punkto dem Verlaut nach führenden anstößigen Wandels" betrifft wohl mehr den Menschen Rathfisch als den Lehrer Darin weist das Großherzogliche Amt den Präpositus Wendt und den Amtmann Brünning zu Mecklenburg an per 12.3.1773 die Sache zu untersuchen: Wörtlich:
Pro Memoria
Da es verlautet als ob der Schulhaltende Küster und Organist Rathwisch - Amts Mecklenburg einen anstößigen Wandel führe und auch seine Küstergeschäfte unordentlich verrichte, so wolle Serenissimus gnadigt, daß die Herrn Praeposito Wendt zu Proseken und dem Amtmann Brünning zu Mecklenburg aufgegeben werde, wenn das Gerücht gegründet seyn sollte, davon umständlich zu berichten und darüber allenfalls und zur näheren Beweisführung erforderliches Zeugenverhör beym Amte aufzumachen und zur herzoglichen Regierung einzureichen welchen Serenissimus demnächst gewärtige.
Ludwigslust den 27 Feb. 1773
Am 15. Nov 1773 mahnt die Regierung an. Dann folgt am 22. Jan. 1774 der Bericht „an den durchlauchtigen Herzog und Herr". Darin heißt es: „daß der besagte Organist mit der Dirne Hedwig Dübbers den anstößigen Wandel geführt haben soll" Er soll beim Schmied Peerdorff in Stofferstorf der Dirne über die Schürze gestrichen haben und die Worte gesagt haben:
"Sie wäre ein gar zu schmuckes Mädchen und er möge sie von Herzen leiden und dabei habe er sie geküßt - weiter wörtlich - „wobei denn der Schmied noch bey sich gedacht - wie ein Mann so geistlich und auch wieder so weltlich tun könne" weil er vorher mit der kranken Frau des Schmiedes gebetet hatte Außerdem soll er sie auf der Brücke am Mühlenberg (?) getroffen haben - „und er habe diese Dirne mit der einen Hand über den Hals und mit der anderen noch übers's Leib gefaßt"
Aussage von Müller Pogge aus Eggestorf
Diese "Dirne" hatte außerdem ein uneheliches Kind (I). Sie leugnet und damit schließt der Bericht Am 9.2.1774.
Wendts Nachfolger Rhades schreibt über die Wirren der „Franzosenzeit" 1806:
„Dies Jahr war sehr unruhig. Die Franzosen verfolgten ein Corps fliehender Preußen und auf dem Zuge dieser beiden Heere wurde viel Schaden angerichtet Auch unsere Gegend litt einiges auf dem Rückmarsche des frz. Militärs von Lübeck nach Pommern. Ich wurde stark bequartiert In einer Nacht hatte ich 80 Mann Infanterie und 3 Offiziere in meinem Hause. Doch es ging alles ruhig ab; die Offiziere waren biedere und gebildete Männer, die sämtlich gut Latein sprachen und mir eine angenehme Unterhaltung gewährten."
Vorher hatte man ihm 50 r bar Geld, seine Taschenuhr, 11 silberne Löffel, 9 Teelöffel, eine Zuckerzange und 2 goldene Ringe seiner Frau gestohlen. Dafür bekam er von einem Capitain vom 18. Linienregiment beim Abschied 2 Pferde geschenkt Eines davon schenkte er Plate zu Stofferstorf, das andere verkaufte er für 55 r.
Der später blinde Rhades war es auch, der den Pfarracker bis auf ein Reservat von 6800 ER verpachtete. Von 6 Last verpachtete er 5.
Nachdem der Spuk der Franzosen verschwunden ist, wird 1819 ein Seelenregister aufgestellt
1 ER = Quadrat-Rute = 21,67 qm (m³)
1 Last Acker auch 13 ha
Am selben Tag - als Anlage dazu - geben die Beteiligten eine Erklärung ab.
Erklärung Der Schulze Siedenschnur aus Gägelow als Jurate bei der hiesigen Kirche machte die Anzeige, daß der Herr Hofrath Hennemann auf Wohlde für die Folge sammtliche Hand- und Spanndienste verweigert Da die übrigen Herren Eingefarrten ihm erklärten, daß sie ihrer Seits nicht früher dienen werden, als bis der Herr Hofrath seine Pflicht erfülle.
Danach werden am 23. 3. 1832 die Hand- und Spanndienste festgelegt Proseken hat für die 7 Beichtkinder im Krug einen Dienst pro Turnus zu leisten.
Am 2. Jan. 1833 bringt Hofrath Dr. Hennemann zu Bericht, dass die Bauern nach Gressow gelegt wurden.
Seit 40 Jahren habe er nichts gemacht. Das Recht sei verjährt.
Als sich der Proseker Krüger Schacht sich weigert, wird ihm dargestellt, dass die Dienste zu seinen Kosten durchgeführt würden.
Weihnachten 1842 schickt Hennemann 4 Pferde um den Pastor Strecker als Vertretung von Hohenkirchen nach Proseken zu fahren. Aber ohne Wagen. Das stand nicht im Vertrag.
„Zum Reisen waren ja 4 Pferde viel zu viel und zum Fahren ohne Wagen nicht genügend. Der Pastor nimmt seinen Wagen und „verlange als Entschädigung 1 r 1/3 sh"
Zurück müße der Proseker Krüger Schacht den Pastor fahren.
„Auf Order der Juraten zu Proseken habe ich den Herrn Pastor Strecker von Proseken nach Hohenkirchen gefahren und erhalte dafür 32 sh Fuhrlohn."
Die Juraten „wollen nicht länger die Zielscheibe seines Hohnes gegen Ordnung und Gemeindepflichten sein.
Inzwischen ist 1837/38 der An- und Durchbau des Organisten-Schulhauses endlich in Gang gekommen.
Friedrich Lisch - der Knakenpurer - Archivrat und Begründer moderner Altertumskunde stellt in seinem 3. Meckl. Jahrbuch von 1838 das Hünengrab auf dem ehem. Pastoracker vor
„Zu Proseken bei Wismar befindet sich nach einer Mitteilung des Herrn Pastor Grapengiesser auf dem Pfarracker ein sehr großes, mit Steinen umstelltes Hünengrab."
[caption id="attachment_1705" align="aligncenter" width="213"]<img class="wp-image-1705 size-medium" src="http://tragolat.bplaced.net/wp-content/uploads/2023/05/1683137265491-e4d13408-c2d7-4736-abab-683cd3247617-213x300.jpg" alt="Georg Christian Friedrich Lisch. Gemälde von Theodor Fischer-Poisson (1854). " width="213" height="300" /> Georg Christian Friedrich Lisch. Gemälde von Theodor Fischer-Poisson (1854). Aus "Skandal um Nante Büsch" von Rita Gralow.[/caption]
Dieses Grab wird auch von Otto Kröplin in seinen „Wismarschen Heimatheften Nr 2" beschrieben:
Gägelow - Proseken 250 m südlich der Chaussee Wismar - Hohenkirchen 700 m westlich der Kirche Proseken ein Riesenbett von 18 x 11 m auf einem 1,50 m hohen Hügel. 10 Stützsteine der westlichen Seite sind noch erhalten. Kammer 5 x 2 m. Ein großer Deckstein von 3 x 1,50 m.
Es ist das einzige noch gut erhaltene Hünengrab im Kreisgebiet
Um 1840 wohnten in Proseken 29 Personen. Auf der Pfarre waren es 6, im Organisten(Schul)haus 6, im Pfarrkathen 8 Personen - das ist jetzt Hauptstr 1 -. Demnach blieben für Krug und Katen 9 Personen.
Als im Juli 1840 die Proseker Schulstelle ausgeschrieben wird, melden sich für diese gut dotierte Stelle 15 Bewerber Das Amt erwählt den Kantor Krüger und hat damit einen guten Griff getan.
Im Sommer 1842 werden unter Pastor Schaumkell, dem ehemaligen Lützower Jäger, auf der Pfarre das Viehhaus und die Scheune gebaut Kosten: 900 r
Bei dieser regen Bautätigkeit wird es nötig gewesen sein, am 11.6.1842 den Bau einer Brücke beim Kruge festzustellen. Diese ist verbunden mit dem Abfluß vom Teich und kostet 87 r Die Ziegel kommen von der Zierower Ziegelei.
Dazu mein Vortrag und Artikel im Buch „Mecklenburger Schulmeister" über Kantor und Lehrer Krüger.
Auch der Krüger Schacht baut seinen Krügerkathen - jetzt dort Neubau Ralf Hadler - (die ehemalige alte Post) trotz Pastoren-Protest wieder auf die alte Stelle - auf Pfarrland.
Pastor Schaumkell wendet sich am 22. 7 1842 an das Amt um seinen Garten dicht zu bekommen, weil ihm „durch den herrschenden Diebssinn der hiesigen Einwohner bereits manches entwendet".
Als Schaumkell bald darauf stirbt, übernimmt der überaus tüchtige und rege Pastor Brockmann die Pfarre. Als ehemaliger Lehrer des Großherzogs hat er jegliche Unterstützung.
Am 9 6. 1843 bittet er um einen Neubau der Pfarre. Prompt steht es am 28.2.1844 in der Zeitung, daß um 11 Uhr das Mindestgebot abgehalten wird. Baumeister Holst und Möller bieten abwärts von 1.710 r bis Holst es für 1.648 r bekommt Zügig gehen Haus- und Brunnenbau voran, denn schon am 2. 6. 1845 kann Pastor Brockmann in das neue Pfarrhaus einziehen.
Innerhalb von 8 Jahren hat das damalige Proseken sein Gesicht grundlegend geändert
- Küsterhaus stand bis 1911
- Pfarr Viehhaus wurde 1972 wegen Baufälligkeit eingerissen.
- Der Krügerkaten (alte Post) 1967 ebenfalls.
- Pfarrhaus und -Scheune sind in voller Funktion.
Anm.. Die Scheune dient der Familie Wilkens als Wohnhaus. Ein Bauboom, der erst nach 120 Jahren seines gleichen im Ort findet
Es ist insgesamt eine Zeit, in der es vorangeht Das Bahnnetz entsteht - die Industrie weitet sich aus. Mecklenburg öffnet, wenn auch langsam, die Augen und sieht Europa. Zeitungen tragen dazu bei. In Proseken wirken 2 Männer, deren Geist und Initiative weit über die Grenzen ihres Bereiches hinausreichen.
Cantor Krüger und Pastor Brockmann setzten - leider jeder für sich - Maßstäbe, die Beachtung verdienen. Das Verhältnis Lehrer - Pastor ist wohl selten ein vortreffliches gewesen; so lag es in der Natur der Sache.
Einerseits genoss der Lehrer bei Schülern und Eltern Ansehen und Achtung; er war meist eine Respektsperson. Bei der Nennung seines Namens wurde nie das Wort „Herr" oder „Kantor" vergessen. Bei seiner Ortstreue hatte der Lehrer oft drei Generationen tatkräftig gebildet und erzogen.
Andererseits war der Küster ein Bedienter der Kirche und des Pastors. Er hatte niedere Kirchendienste zu verrichten. Dabei war der Pastor Aufsichtsperson für die Schule. Und obwohl beide meist recht gebildete Leute waren, ließ der Pastor es nicht an Gelegenheiten mangeln, um zu zeigen, wer der Herr im Dorfe ist.
Nun hatten sich in unserem Falle die Beziehungen recht ordentlich eingepegelt So konnten beide zum Nutzen der Gemeinde wirken. Kantor Krüger war nämlich ein Mann, der sich durch Geist und Tatkraft weit aus dem Kreis seiner Amtskollegen hervorhob.
Pastor Brockmann nutzte nicht nur den Pastorteich - de Dööp - sondern auch den Dorfteich zur aktiven Fischzucht Er war es auch, der „das völlig kahle Proseken" mit Bäumen - meist Eichen bepflanzen ließ. Kirchhof und Brink besonders.
Pastor Wendt hatte nach einer Nachricht für den Schweriner Herzog eine Festung aus Holz geschnitzt und dafür die Erlaubnis erhalten soviel Holz aus der fürstlichen Forst zu beziehen, wie er brauche.
Brockmann ging es um die Verbesserung des Ansehens von Ort und Kirche. Das große geräumige Pfarrhaus und der Um- und Ausbau der Kirche um 1856 waren ein äußeres Zeichen dafür.
Mehrere Besuche des Großherzogs stärkten seine Stellung und sein Ansehen. Aus Brockmanns Aufzeichnungen ergibt sich ein klares Bild seiner Zeit und des Ortes.
Das Wirken des bereits genannten Archivrates Lisch blieb auch in Proseken nicht ohne Wirkung. Er war mit großer Sachkenntnis am Umbau der Kirche beteiligt und lieferte eine genaue Beschreibung und Deutung der Kirche. 1857 erwähnt er in seinen „Meckl. Jahrbüchern“ ein Miniatur-Schwert aus Proseken. Dieses wurde auf dem Pfarracker ausgepflügt Es ist aus antiker Bronze und 3 % Zoll lang. Die Klinge 2 % Zoll lang zweischneidig. Der Griff länger als ein Zoll mit rundem Knopf. Lisch datiert die Herstellung ins 11 oder 12. Jh.
Ein Beispiel für den derzeitigen Eifer - ja Übereifer - wird in der Figur des Unteroffiziers Büsch zu Wismar deutlich.
Lisch erwähnt 1858 eine Framea (Wurfspieß) mit Schaftrinne vollgegossen und mit schönem edlen Rost bedeckt, welche zwischen Proseken und Zierow gefunden wurde – und zwar von „Nante‘“ Büsch. Zweifellos zwei beachtliche Funde, die es verdienten gewürdigt und untersucht zu werden.
[caption id="attachment_1704" align="aligncenter" width="193"]<img class="wp-image-1704 size-medium" src="http://tragolat.bplaced.net/wp-content/uploads/2023/05/1683137151636-2ac710ff-21b8-4011-ba56-1cfd93ec0b30-193x300.jpg" alt="Ferdinand "Nante" Büsch. Aus "Skandal um Nante Büsch" von Rita Gralow." width="193" height="300" /> Ferdinand "Nante" Büsch. Aus "Skandal um Nante Büsch" von Rita Gralow.[/caption]
Trotzdem soll über Nante Büsch berichtet werden. Er war wie gesagt Sergeant, der nebenbei eine Art Privatbank betrieb, die sich durch günstige Zinssätze auszeichnete 1862 konnte Lisch die ersten 4000-jährigen Pfahlbauten bei Gägelow entdecken. Büsch wurde sein eifrigster Mitarbeiter Und er hatte Erfolg. Ganz Europa schaute auf die Ausgrabungen im Lattmoor bei Wismar.
Eines Tages fand Büsch mit seiner Gruppe auch Werkzeuge und Knochen, darunter Knochen einer Wanderratte. Die Zoologieprofessoren waren ratlos - das entsprach nicht den Auffassungen. Der Schweizer Prof Rütimeyer in Basel untersuchte diese Knochen - er leckte daran. Sie waren nicht leimfrei und damit auch nicht alt. Rütimeyer schrieb an Lisch: „Der Sergeant ist ein Schwindler‘“ Im Verhör gab Büsch zu, alle Dinge selbst gefertigt und dann in Moorlauge "antik" gekocht zu haben.
Daraufhin wurde Büsch flüchtig und mit sich nahm er die Ersparnisse - die Bank. Er bestieg heimlich ein Segelschiff und fuhr nach Amerika. Der Rat schickte den Ratsdiener Schwerdt per schnellem Raddampfer hinterher, und dieser konnte Büsch bei der Landung festnehmen. In Wismar angekommen wurde der „Allroundman“ zu einer empfindlichen Freiheitsstrafe verurteilt
Damit sind die Proseker Funde wohl deutlich genug kommentiert
1863 wird ein Übelstand genannt, der nach 110 Jahren wiederkehrt „An dem dem Großh. Amte zugehörigen Wege in Proseken, der um den Dorfteich führt, stößt Hof nebst Dunghof der Cantorei‘“ Nun „fließt die Jauche auf die Landstraße‘ Man erwägt einen Durchlaß zum Teich „oder eine mit einem Deckel zu versehende Grube anzulegen und auszumavern‘“ Die Kosten belaufen sich auf 17 r Dann hätte „auch der Küster den Nutzen wegen der Jauche‘“.
5 Jahre später am 14.4.1868 ist der „Schulsteig (Kirchsteig) auf Proseker Feldmark zwischen dem Acker und Garten des Herrn Pastor Brockmann total ausgetrieben.
Gebessert ist dieser Weg nach eingezogener Erkundigung in 50 Jahren nicht. Man weiß auch nicht, wer das Steg über den Bach gelegt hat So bemühte man sich im Kleinen und im Großen um eine Wegeverbesserung.
Nachdem Wismar 1848 schon etwas stiefmütterlich an das Bahnnetz angeschlossen wurde, ging man daran, die teils grundlosen Landstraßen durch Chausseen zu ersetzen.
Am 23. August 1862 bekommt der Cammer-Ing. Hertel die "Erlaubnis zum Betreten der Domanialfeldmarken" Es geht um den Bau der Chaussee von Wismar nach Klütz. Die benötigten Steine fährt man zum größten Teil aus der Umgebung zusammen.
Am 18. Mai 1868 publiziert das Meckl. Regierungsblatt eine Bekanntmachung, daß es bei Strafe verboten ist Steine, die zum Uferschutz der Dom. Feldmarken Tarnewitz und Boltenhagen am Strand oder bis 100 Ruthen in die See hinein liegen, zu entfernen. Da holte man Steine von Kühlenstein, Thorstorf und Warnow Auch Kies wird von der See geholt.
Wann die gesamte Straße fertig ist, wird nicht überliefert Eventuell ging es im patriotischen Getümmel des Krieges 70/71 unter.
Die Reichsgründung mit „Blut und Eisen“ brachte vor 100 Jahren am 30. 12.1873 eine neue Gemeindeordnung indem Gägelow und Proseken eine Gemeinde bilden. Amtshauptmann von Dertzen bringt den Gemeindevertrag zustande.
Auch die Menschen werden aufgeschlossener, die Städte locken. Pastor Brockmann klagt über den Mangel an Dienstpersonal und deren Forderungen. Er schreibt von "den Folgen der Sozialdemokratie".
Ähnliche Sorgen hat er mit den Tagelöhnern im Pfarrkaten. Beide Familien stehen auf landesübliche Kündigung. Einen festen Kontrakt gibt es nicht Die Frauen leisteten je 56 Tage Dienst auf der Pfarre. Seit 6 Jahren ruht jede Leistung an die Pfarre. Diesen Zustand will er klären.
Am 14. August 1869 macht er drei Vorschläge wegen Hauptstr Nr. 1
- Die Fam. bleiben und arbeiten bzw. zahlen Miete
- Die Wohnungen werden abgerissen (dafür ist er aber nicht)
- Die Wohnungen werden zu Häuslerrecht verkauft
Dabei soll der Käufer noch die Pfarrdienste übernehmen.
„So wäre die Gemeinde von der Erhaltung des Pfarrkathens befreit und die Pfarre hätte die nötige Aushülfe."
Diesem letzten Vorschlag stimmt die Pfarrkonferenz auch zu. Gleichzeitig wird der durch einen Hügelgraben vom Pfarrgarten getrennte Garten von etwa 20 LIR (QR) und der Gartenplatz vor und hinter dem Hause zur Nutzung überlassen werden.
Die Tagelöhner Bengholz und Wichmann nehmen den Vorschlag an. Ging doch der allgemeine Trend in der damaligen Zeit auch für die kleinen Leute auf eine kleine Häuslerei.
Jetzt war es Pastor Brockmann gelungen, zwei Fliegen mit einer Klappe zu fangen. Die Sorge um den Katen war er los - und Arbeitskräfte hatte er wieder Am 8.2.1882 starb Pastor Brockmann. Sein Nachfolger wurde Dr Gerlach.
Diese Zeit ist unter anderem sehr von Bränden gezeichnet Feuerversicherungen haben ihr Geschäft begonnen und mancher Bauer legt Wert auf ein massives Haus mit Steindach. Besonders in den Wendörfern hat es oft und günstig gebrannt So brennen u. a. am 17.9.1868 in Groß Woltersdorf 14 Gebäude ab.
Am 19. August 1890 schlägt der Blitz in Schacht/Hadlers Scheune. Sie brennt sofort nieder. Tragisch kommt ein Knecht aus Hohenkirchen mit vier Pferden im Feuer um. Er hatte sich dort wegen des Gewitters untergestellt Das Krügergehöft an der Stelle des jetzigen Kruges mit Strohdach bleibt erhalten. Auch die Küsterscheune brennt am 31.Mai 1892 nieder Aber schon am 21.Oktober 1892 ist sie für 1.560 Mark wieder aufgebaut An ihrer Stelle steht die Arztpraxis.
Um die Geschichte abzurunden, schlägt der Blitz am 5. Juni 1896 in die Kirche und beschädigt den Turm schwer.
Dr Gerlach schickt ein Telegramm an den Amtshauptmann. Die Kosten für die Turmreparatur belaufen sich auf 1019 Mark.
Nun reicht es aber: Am 2.April 1900 erscheint das Erste Schreiben mit Schreibmaschine über die „Anlage eines Blitzableiters“.
Zu all diesen tragischen Bränden kommt noch eine menschliche Tragödie.
Im Kruge lebte ein Bruder des Krügers Schacht Dieser Bruder war ein "überstudierter Pastor", d. h. ein Mensch, der geistig etwas gestört war. Er begehrte die Krügerfrau. Sie aber lehnte seine Umwerbungen ab. Da erschlug er sie mit einem Beil.
Nach dieser Bluttat lief er in den Wald und erhängte sich nahe der kleinen Brücke in einer Tannenschonung. Die zur Suche eingesetzten Schulkinder fanden den Mörder und Selbstmörder
Der Krüger Schacht verkaufte danach an Graf von Poel. Sein Nachfolger Johann Hadler baute 1909 den Krug und den Saal.
Es zeigt sich immer deutlicher, daß Kirche und Schule - Pastor und Lehrer – eigene Wege gehen. Zwar war die Schule ein Kind der Kirche. Jetzt aber nach 250 Jahren war sie selbständig.
Lehrer Kähler, seit 21.1.1894 an dieser Schule, verstand sich weder mit Dr. Gerlach noch mit Pastor Ehlers. So wie er in den Schulpausen sein Vieh ausmistete, so setzte er sich während der Predigt auf die Treppe, aß sein Frühstück und versäumte oft den Einsatz.
Gleichzeitig forderte er - mit Recht - ein neues Schulhaus. Der 17.September 1909 ist amtsmäßiger Baubeginn. Es ergab sich das Problem der Unterbringung des Lehrers Kähler. Man brach meist erst das alte Haus ab, um das Material für den Neubau zu nutzen. In diesem Fall ließ man den neueren Scheunenteil als Wirtschaftsgebäude stehen.
Nun "Kähler würde es vorziehen, die Wohnung in dem Krügerkaten zu beziehen, weil er dort eine Küche hat und mehr für sich wohnt". Pastor Ehlers hält es auch für besser, weil „es im Kruge bald zu Unzuträglichkeiten führen würde“.
Hadler hatte sich auch "nicht recht bedacht" als er 2 Stuben im Krug anbot. Für die Wohnung im Katen will er nur für den Sommer 100 Mark, die bisherige Jahresmiete.
Die Arbeiten am Schulhaus beginnen dann nach Ostern 1910 und am 27. Oktober 1910 zieht Kähler ein. Die Bausumme beträgt 11.000 M und es wurden 74.000 Steine benötigt.
Aber Kähler hatte wenig Freude am neuen Schulhaus. Der ewige Streit war Pastor Ehlers zuviel. Zu Michaelis 1912 wurde Kähler entlassen und Lehrer Pöhls aus Gressow kam mit Frau und 9 Kindern in die Proseker Schule.
1911 wurde der Viehstall in die Schulscheune gebaut und die Schulpumpe an der Südseite des Hauses angelegt. Die Pfarre hatte im Vorjahr schon eine Wasserleitung bekommen. So war das Kleindorf in zwei Jahren um einen modernen stattlichen Krug und eine neue Schule bereichert.
Doch das wirtschaftliche Streben ging weiter Die Güter brauchten bessere Verbindung mit den Städten. Um diese Zeit wurde Klütz mit Grevesmühlen durch den "Kaffeebrenner" an das Eisenbahnnetz angeschlossen.
Jedenfalls war den Gutsbesitzern dieser Gegend klar, dass durch die Bahnstrecke von Klütz nach Grevesmühlen der Zug für sie abgefahren war. So sahen sie sich nach einem Ersatz um. Der Bahnhof Plüschow bot sich als einzige Möglichkeit an.
Am 13.3.13 (man beachte das Datum) lädt das Großherzögliche Amt Wismar für den 27.3.1913 zu einer Besprechung in den Sternkrug ein. Es bestanden zwei Projekte:
- Eine Nebenchaussee von Proseken über Weitendorf nach Alt Jassewitz und
- Eine Nebenchaussee von Hof Jamel über Meierstorf nach Anhalt Plüschow
Man wollte beide Projekte koppeln. Die Versammlung kam aber nicht zum Beschluss und wurde am 22.Juli wiederholt. Der Schulze Siedenschnur und Erbkrüger Hadler waren auch zugegen. Bei einem Kostenvoranschlag von 85 TM blieben für Proseken vorbehaltlich eines Gemeinderatsbeschlußes 1.000 M. Trotz erheblicher Belastung wollten die Pfarre 15 M und der Küster 5 M pro Jahr geben. Aber es fehlen noch rund 25.000 M. Ob es die Kosten oder das Nahen des Krieges sind - eine Einigung kommt nicht zustande.
Und als Signal zieht einer der eifrigsten Fürsprecher, der Gutsbesitzer Martienssen aus Manderow, am 12.12.1913 seine Dotierung über 5.000 M zurück.
Damit endet dieser Gedanke einer wesentlichen Verkehrsverbesserung und auch diese Ortsgeschichte.
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