Fortlaufende historische Chronologie und Geschichte von Torfbrücke: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 28. September 2023, 19:33 Uhr


Kenndaten der Ortschronik
OrtTorfbrücke
Zeitlicher Schwerpunkt1696 - fortlaufend
UrheberrechteWilfried Steinmüller
Erstellungszeitraum2016/2017
Publikationsdatumunveröffentlicht
Inhaltliche KategorisierungChronologie des Ortes Torfbrücke
Status (Ampelsystem)unveröffentlicht



Torfbrücke, Rostocks nördlichster Ortsteil

Chronologischer Abriss der Geschichte von Torfbrücke (Ort und Forstrevier)

bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)

1696
Ersterwähnung „torf Brüg“ als Brückenübergang über den Stromgraben sowie die Rostocker Stadtgrenze für den Torftransport vom Fischland.
1774
Anlegung der ersten Schleuse an der Stromgrabenmündung
1779
23.Juni - Jäger Bauer auf Torfbrück erwähnt.
1788
am Stromgraben-Übergang Errichtung eines Jägerhauses und dreier Forstkaten (für 6 Familien).
1799
Das Revier findet in den Aufforstungslisten als "Köhnsches Revier" Erwähnung.
1813
Auch beim Wiedort wird durch den mecklenburgischen Landsturm ein Wachposten in der Nachrichtenkette entlang der Ostseeküste angelegt.

bis zur Reichseinigung (bis 1871)

1815
15.April - Ferdinand Gottlieb Petersen als Holzwärter zu Torfbrücke angenommen.
3. Oktober - Annahme abgelehnt.
1817
16.September - "Petersen an Stelle des Carstens zum Jäger ernannt.
3. Oktober - Annahme abgelehnt.
1819
21. April - Peters wegen Dienstvernachlässigung gekündigt.
1831
Auch am Ostsee-Ufer des Torfbrücker Reviers wird eine geschlossene Küstenwachkette gegen die Einschleppung der Cholera eingerichet.

Deutsches Reich bis 1918

Flurnamenkarte des Reviers Torfbrücke 1926 (Quelle: Ludwig Krause "Die Rostocker Heide im Spiegel ihrer Orts- Forst- und Flurnamen"
1877
4. September - Die 21jährige Luise Halwes aus Torfbrücke wird im Wald ermordet. Der Mörder wird später gefasst und hingerichtet
1890
Das alte Jägergehöft abgebrannt
1891
Bau des neuen Forsthauses
1901
14.April - Holzwärter Hohenstein wird von Markgrafenheide zum Stadtjäger nach Torfbrücke an Stelle des pensionierten Jägers Milhahn versetzt
1906
Umgemeindung der Torfbrücker Kirchenmitglieder in die Graaler Kirchgemeinde
Das Waldhaus bis 1909 noch von Waldarbeiterfamilie bewohnt
1909
Im Waldhause wohnte seit mehreren Jahren schon bloß noch eine Familie. Am Ostern 1909 ist auch diese fortgezogen. Seitdem steht das Waldhaus leer und soll, weil sehr baufällig, dazu sowieso im Walde gelegen, nicht mehr bewohnt werden, sondern über kurz oder lang abgebrochen werden.
1913
  • Suche /Bohrung nach Trinkwasser zur Versorgung einer bei Torfbrücke geplanten Villenkolonie
  • Planung einer Villenkolonie am Ostsee-Ufer im Revier Torfbrücke
  • Die Sylvesterflut dringt bis an die Häuser von Torfbrücke vor.
1914
Während des Ausbruches des Weltkrieges wird Förster Hohenstein im Revier Torfbrücke genannt.

Deutsches Reich bis 1945

1921
Einweihung des Gedenksteins für den im Weltkrieg gefallenen Forstinspektor Max Garthe an der Reminschen Wiese
1945, 1.Mai
Der Torfbrücker Oberförster Schmidt-Wullffen begeht mit seiner Familie Selbstmord.

SBZ und DDR bis 1990

Die heutige Zeit

2013
Der Ort hat 52 Einwohner und ist der nördlichste Stadtteil der Hansestadt Rostock.

Torfbrücke - Die Furt am Stromgraben und der nördlichste Punkt Rostocks

'

Carl Malchin "Torfbrücke" um 1890 Quelle: Heidearchiv
Autofahrer sind gedanklich meist schon an ihrem Ziel, dem Seeheilbad Graal-Müritz, wenn sie auf ihrem Wege dorthin die unscheinbare blaue Brücke über den Stromgraben überqueren.
Manch einer bemerkt gar nicht, das die zuvor passierten gepflegten Häuser am Straßenrande laut Ortseingang zum Rostocker Stadtgebiet gehören.
Seit einem dreiviertel Jahrtausend bereits findet sich an dieser Stelle der nördlichste Punkt der Hansestadt Rostock.
Das Örtchen Torfbrücke selbst verdankt seiner „Grenzlage“ auch seine Entstehung.
Sicher um einiges älter, zeichnet der Rostocker Stadtfenderich Lust im Jahre 16969 eine Karte der Heide mit der „torf Brüg“, einer Brückenquerung für den Verbindungsweg zwischen Rostock und dem Fischland.
Der Vermessungsingenieur Graf Schmettau zeichnet im Jahre 1788 in seiner Karte ein Jägerhaus ein, der Vorläufer der leider erst in jüngster Zeit abgerissenen Försterei, um den sich bald darauf drei weitere Katen versammeln.
Bis 1909 waren die Häuser des zu jener Zeit hansestädtischen Dorfes Rövershagen.
Die städtische Bürgervertretung hatte nun entschieden Torfbrücke zur selbstständigen Ortschaft unter dem Dach der Hansestadt zu erheben.
Zeitungsschlagzeilen machte das Dorf nur einmal, im September des Jahres 1877, als hier eine grausame Bluttat entdeckt worden war. In der Rostocker Zeitung jener Tage ist zu lesen: „Über die bereits erwähnte Mordthat in der Rostocker Heide erfahren wir heute folgendes Nähere. Das beim Jäger Keding zu Torfbrücke dienende Mädchen Luise Halwes war am letzten Dienstag nach dem „Neuen Kruge“ an der Rostock - Ribnitzer Chaussee geschickt und kehrte zur festgesetzten Zeit nicht zurück. Ihr Dienstherr, dadurch beunruhigt und einen Unfall fürchtend, veranlaßte eine allgemeine Durchsuchung des Gehölzes, bei welcher wie bereits gemeldet, die Halwes am Mittwoch Morgen mit durchschnittenem Halse und augenscheinlich von fremder Hand getödtet vorgefunden wurde. Der Verdacht der That richtete sich alsbald gegen einen 21jährigen Seefahrer J.Suhr, welcher in Ribnitz geboren und später mit seinen Eltern nach Torfbrücke verzogen ist. Derselbe hatte sich besonders dadurch verdächtig gemacht, daß er sich nicht wie alle übrigen Bewohner von Torfbrücke an den Nachforschungen nach dem vermißten Mädchen beteiligt, auch nach Auffindung der Leiche sich von dem Orte der That fern gehalten hatte. Das hiesige Criminalgericht, welches sich zur Aufnahme des Thatbestandes gestern nach Torfbrücke begeben hatte, verfügte die Verhaftung des Suhr, welche noch gestern erfolgt ist. Wie man erzählt hat Suhr schon dem die Verhaftung vollziehenden Beamten gegenüber sofort ein umfassendes Geständnis abgelegt. Darnach hat er die Halwes mit der er im Gehölze zusammengetroffen, mit unsittlichen Anträgen verfolgt und sie dann thätlich angegriffen. Das Mädchen hat sich tapfer gewehrt und mit der Anzeige des Vorfalls gedroht. Hierdurch aufgebracht, hat Suhr einen am Wege liegenden Knittel ergriffen und der davon eilenden Halwes von hinten einen Schlag über den Kopf versetzt, der sie betäubt zu Boden gestreckt hat, worauf er sie durch Durchschneiden des Halses völlig getödtet hat. Die ermordete Luise Halwes ist 21 Jahre alt und ebenfalls aus Ribnitz gebürtig; ihre Eltern sind bereits verstorben. Sie wird als ein tüchtiges und treues Mädchen bezeichnet und war mit einem in der Nachbarschaft von Torfbrücke dienenden jungen Manne verlobt.“ Der ruchlose Mörder büßte seine Tat schließlich mit dem Leben.


Ur- und frühgeschichtliche Funde

Spuren aus der Ur- und Frühgeschichte finden sich zwischen Rosenort und Wiedort an den Abbruchkanten der Küste im Torfbrücker Revier.
Diese Funde sind dann oft auch durch ihren Fundplatz in der Meeres-Dünung "gerollt", also abgeschliffen.
Fundorte an der Küste, an denen vor rund 100 Jahren Eugen Geinitz, Robert Beltz, Ludwig Krause oder vor rund 50 Jahren Otto Kolp, Hans Wendt, Hubert Westphal Funde gemacht haben, liegen inzwischen, bei Berücksichtigung des Küstenrückgangs, 50 - 100 und noch mehr Meter von der Küste entfernt im Meer.
Der wendische Wohnplatz am Stolperort, den Ludwig Krause und Robert Beltz 1925 beschreiben, ist also schon lange vom Meer verschlungen. 1995 im Spülsaum vor dem Rosenort gefundene wendische Schmuckperlen verschwanden als "Urlaubs-Andenken".

Der Heidekaufvertrag von 1252 und die acht Hufen des Doberaner Klosters

Als am 25. März 1252 Fürst Borwin III. den Rostockern die Kaufurkunde über die, fortan als "Rostocker Heide" bezeichnete Waldfläche,ausstellen läßt, findet sich inmitten des Textdokumentes eine Klausel, das:
"...die 8 Hufen am Zarnetzstrom, die durch unsere Gnade dem Eigentum der Mönche von Doberan gestiftet sind..." von dem Verkauf ausgeschlossen sind.
Eine Hufe entspricht nach ihrer Bodenbonität, mit unterschiedlicher Flächengröße in Abhängigkeit von der Bodenqualität, dem Grund und Boden auf dem die Existenz einer Bauernstelle gesichert ist.
Heute ist vergessen, wo die Fläche der Doberaner Zisterzienser lag, um 8 Höfe einzurichten. Weitere Spuren in alten Dokumenten sind nicht zu finden.
Gerade diese zweizeilige Passage (und nur die) ist in den darauf folgenden Jahrhunderten dem "Mäusefraß" zum Opfer gefallen.
Man kann annehmen, daß es sich dabei um die heutige Gemarkung von Graal- (dem Westteil von Graal-Müritz) handelt, da diese etwa einer Flächengröße von 8 Hufen jener Zeit entspräche.
1332 - Durch Landerwerb bis zum "Grothen Strom" (Stromgraben) kommt es, rund achtzig Jahre nach dem Heideverkauf, nordöstlich an die Rostocker Heide angrenzend, zur Gründung eines zweiten Hofes "up den Grahl". (MUB XIII 7680)
Beide Höfe (Müritz und Grahl) werden von Nonnen des St. Claren Klosters Ribnitz bewirtschaftet und von Büdnern aus Dierhagen, die Hand- und Spanndienste leisten müssen, unterstützt.

Die Stromgrabenmündung (nördlichster Punkt Rostocks)

Rostocker Heide Stromgrabenmündung 2006
1252 Auszug
Der Stromgraben bildet vom Seekenbruch bis zur Ostsee die Ost- bzw. Nordgrenze der Rostocker Heide gegen die einstige Fürstliche Heide und die Graaler Dorffeldmark.
1774 - Anlegung der Schleuse im Stromgraben
In Herzog Friedrichs Landesherrlichen Regulativ der Verwaltung der Rostocker Heyde von 1774 heißt es in §66:
"Obgleich der Grähnen-Strom die Grenze zwischen Unserer und der Stadt Rostock Waldung machet und gemeinschaftlich ist: So sollten wir jedoch ohne Benachtheiligung unserer Gemeinschafts-Rechte nichts desto weniger nicht nur zu Verbesserung der Rostocker Heide und der Waldung geschehen lassen, sondern verordnen auch hiermit:
Daßs in dem besagten Grähnen-Strohm zur Verhütung aller von dem hohen Seewasser verursachten Ueberschwemmung der zunächst am Ausflusse desselben belegenen beträchtlichen Brüche, eine Schleuse zu errichten, die das Stau-Wasser aus der See schlieshet, und das hohe Wasser im Grähnen-Strom, wenn das Seewasser fällt, wiederum öfnet."


Sturmhochwasser, die Sperrwerke und der Küstenschutz

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Das einstige Forsthaus Torfbrücke

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Das Revier Torfbrücke

Die Forstwirtschaft im Revier Torfbrücke

Forstinspektor Ch. Bencard 1952 zum Revier Torfbrücke
"Das Forstrevier Torfbrücke ist mit 740 ha Kiefernfläche das größte Kiefernrevier der Rostocker Heide.
In Torfbrücke fehlen den Kiefern die Altersklassen 81-120, von denen 1929 nur 20 ha vorhanden waren gegen 200 ha normal. ...
Der Grund ist nicht ersichtlich.
Vieleicht litten die in den Jahren 1840-1860 aufgeforsteten Blößen unter dem wachsenden Wildstand oder nach Aufforstung der vorgefundenen Räumden mit Kiefern wurde mehr Laubholz gepflanzt, da die Rostocker häufig die Bevorzugung der Kiefer bemängeln.
Dieses Manko hat sich aber schon jetzt so gebessert, daß nur die Altersklassen 101-120 schwach datiert ist,
aber durch "über 120" reichlich ersetzt wird.
Torfbrücke zeichnet sich durch die besten und mildesten Furniereichen aus.
In dem Laubholzstrich wird man der Traubeneiche einen Vorrang einräumen müssen.
In Torfbrücke ist nicht mehr viel Buchenfläche in Nadelhoz umzuwandeln."

Titaneisensand und Sensenstreicher

Fruchtbare Handelsbeziehungen entwickelten die Bewohner Torfbrückes Ende des 19. Jahrhunderts mit dem "Sträkmacherdorf" Thulendorf, bei Sanitz. Die hier gefertigten "Sträk", Sensenstreicher und Messerschärfer waren durch ihre besonders gute Qualität in der Gegend berühmt. Das Geheimnis dieser ausgesprochen gut funktionierenden und langlebigen Schärfinstrumente rührte vom Ostseesand und Heideteer her. Im Strandabschnitt des Torfbrücker Forstreviers fand sich besonders viel "Rotsand", dessen Farbe durch hohe Anteile an Titaneisen, Korund und Granat entsteht. Dieser Grundstoff fachgerecht vermengt mit dem in der Heide gewonnenen Teer, war der gehütete Kern der begehrten Werkzeuge. Ganze Fuhrwerksladungen dieser Grundstoffe nahmen ihren Weg zu den Herstellern. Kostete doch das Scheffel solchen Seesandes nur drei Mark. Schließlich verbot die Obrigkeit den Sandhandel, verursachte der doch hier inzwischen einen unübersehbaren Küstenrückgang, dem es Einhalt zu gebieten galt.

Der Vermessungsturm

1906 bis 1911
Findet die Neuvermessung der gesamten Rostocker Heide statt.
Im Ergebnis entstehen am Ende eine Mutterkarte und 7 Wirtschaftskarten der einzelnen Reviere.
1.Revier Hinrichshagen u. Markgrafenheide
2. Revier Schnatemann
3. Revier Wiethagen/ Wallensteinslager
4. Revier Meiershausstelle und Lünenburg
5. Revier Tofbrücke
6. Revier Willershagen
7. Revier Cordshagen)
Anmerkung:Die Karten 1. bis 6. fanden später unter anderem, modifiziert, Verwendung als Beilage in L. Krauses Flurnamenbuch. (AHR 1.4.17 250)



Anekdote
Als der Vermessungsingenieur Bühring zu Beginn seiner Vermessungs- und Kartierungsarbeiten zum Leuchtturm Darßer Ort "ins preußische" reist um per Triangulationsvermessung zwischen Warnemünder und Darßer Leuchtturm den zukünftigen Standort des Vermessungsturmes in der Rostocker Heide einzumessen, mißtraute der dortige Leuchtturmwärter Koch diesem merkwürdigen Mann und seinem eigenartigen Gebaren mit "verschiedenartigen optischen Spioniergeräten".
Er hielt ihn für einen ausländischen Spion und verständigte umgehend die preußische Polizei.
Bei der bald darauf erfolgten Festnahme und den strengen Vernehmungen im Polizeigewahrsam stellte sich jedoch heraus, daß er nur ein "harmloser Mathematiker aus dem Mecklenburgischen" war und man ließ ihn gewähren.

Die Reparationseinschläge

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Der Rosenort

RH Rosenort Blick nach Warnemünde
Die bekanntesten Namen mit "Ort" an der Rostocker Heideküste sind besonders herausragende Ecken im Verlauf des Ostseestrandes.
Der "Heide- oder Rosenort", von den Warnemündern auch "de Snut" oder "de hoge Snut" genannt, sowie der unmittelbar benachbarte "Stolper- oder Stoffelurt" finden seit mehr als 250 Jahren immer wieder besondere Erwähnung.
Nicht nur weil Fischländer Fischer hier in der Herings-Saison über viele Generationen ihre Lager aufschlugen und Buden errichteten.
Eine Direktorialkarte von 1765 gibt auf jenem Küstenvorsprung unmittelbar nordöstlich benachbart vom Heiligen See die "Herrings Bude" an.
Auf der Karte des Grafen Schmettau im Jahre 1788 findet sich der Name "Fischer Bude".
Konnte man doch von der Höhe des Landvorsprunges die gesamte Rostocker Küste über fast 15 km Länge, von der Stoltera bis fast zur Stromgrabenmündung überblicken.
Bevor die Romantiker im 19. Jahrhundert die Imposanz und Schönheit dieses Rundblickes entdeckten, nutzte das Militär diesen erhöhten Blickpunkt mit Weitsicht.
Am 19.Dezember 1806, die napoleonischen Truppen hatten inzwischen auch Mecklenburg besetzt, ließen sich die hierher abkommandierten französischen Soldaten eine komfortablere Behausung mit einem Lichtsignalbaum (ein hölzerner Wippbaum mit einer entzündbaren Teertonne an der Spitze) davor errichten. Angesichts der inzwischen verhängten Kontinentalsperre hatten sie in erster Linie den Schmuggel der Küstenbewohner und die Verbindungsaufnahme mit englischen Schiffen zu unterbinden.
Am 11. November 1813 wurde der Spieß umgedreht. Die mecklenburgische Landwehr hatte nun hier Posten bezogen, um Anlandungen von See her, der vor Moskau geschlagenen Grande Armee, so sich denn Teile von ihnen über die Ostsee nach Westen zurückzogen, zu verhindern.
1831 war es ein anderer gefährlicher Feind der hier durch einen Militärposten (mit einer Behausung) abgewehrt werden sollte, die Cholera, deren Epidemie sich schließlich über ganz Europa ausbreitete und ihre Opfer suchte.

Der Rosenort in Kartenausschnitten und Luftbildern

Die romantische Ausstrahlung des Rosenortes und seine Wiederspiegelung in Kunst und Literatur

"Rosenort" Gemälde von Paul Mueller-Kempff 1923
"Rosenort, der liebliche Platz mit dem ausgedehnten Ausblick auf das Meer und die Wiesen, in denen unfern von ihm das stille Wasser des kleinen
"Hilgen Sees" im Strahle der Sonne blinkte, führt seinen Namen von zahlreichen Wilden Rosen , die unter den vom Seesturme verkrüppelten Eichen wuchern, dazwischen wilder Flieder mit seinen weißen Doldenblüten, während Gaißblatt seine Ranken von Ast zu Ast windet. ..."
Ludwig Dolberg 1885 S. 55
Rosenort Blick von Süden 2017


Gedenk-Orte im Torfbrücker Revier

Der Garthe-Stein

Der Gedenkstein für Ludwig Krause

Der Gedenkstein für Ludwig Krause an der Müggenburger Wüstung
Denn keiner hat die Rostocker Heide, ihre natürlichen Verhältnisse und ihre Geschichte so genau gekannt, keiner diese herrliche Waldgebiet so geliebt wie er. ..."
Ernst Dragendorf in seinem Nachruf 1925
In der Rostocker Heide, im Torfbrücker Revier, etwa auf der halben Strecke zwischen Hinrichshagen und Graal-Müritz, steht westlich der Landstraße, an der sogenannten Müggenburger Hofstelle ein Gedenkstein.
Das für diesen Ort namengebende Dorf Müggenburg war bereits zwei Jahrhunderte zuvor untergegangen.
Am Rande eines großen militärischen Sperrgebietes gelegen, geriet dieser Sein in der DDR-Ära fast in Vergessenheit.
Inzwischen ist er wieder für viele Heidefreunde ein oft besuchtes Wanderziel.
Ludwig Krause 1863-1924)
Am 19. Juni 1927 setzten hier die Mitglieder des Heimatbundes Mecklenburg ihrem drei Jahre zuvor verstorbenen Mitglied Ludwig Krause ein Denkmal.
Krause, Rostocker Stadtarchivar und Heimatforscher, wirkte Mecklenburg weit.
Aber die Hansestadt Rostock und hier die Rostocker Heide lagen ihm ganz besonders am Herzen.
So ist es auch seiner Initiative zu verdanken, dass der Heimatbund Mecklenburg im Jahre 1908 seine landesweite Flurnamenforschung mit dieser Region begann.
Ihm zu Ehren veröffentlichte der Verein für Rostocker Geschichte, postum in den zwei Jahren nach seinem Tod. auch seine bedeutendsten Bücher, die *"Topographie Rostocks" und * Ludwig Krause "Die Orts-,Forst- und Flurnamen der Rostocker Heide"
Als Archivar verbrachte Ludwig Krause sein Leben nicht nur zwischen verstaubten Akten.
Unermüdlich wanderte er durch die mecklenburgischen Landschaften und hier am liebsten durch die Rostocker Heide, zeichnete auf, sammelte und archivierte, so daß schließlich die viele hundert Bestandseinheiten umfassende "Krausesche Fundchronik" entstand, die heute zu den besonderen Schätzen des Archivs der Hansestadt Rostock gehört.
Fast ebenso umfassend ist der gedruckte regionalgeschichtliche Nachlass der bis in unsere Zeit zu den herausragenden Quellenwerken unseres Bundeslandes Zählt.

Mehr über Ludwig Krause und sein Wirken in der Rostocker Heide


Der Bencard-Stein

RH Der Gedenkstein für Forstinspektor Charles Bencard beim Rosenort



Die Grabstelle des Torfbrücker Revierförsters Schmitt-Wulffen und seiner Familie im Torfbrücker Revier

Am Ort der eingezäunten, mit einem Holzkreuz versehenen, Grabstelle ist der Torfbrücker Revierförster Schmidt-Wulffen am 1. Mai 1945 mit seiner Familie in den Freitod gegangen.
Die Familie fand hier ihre letzte Ruhe.


Uhlenflucht - einer der Geburtsorte der Naturfreunde-, Wander-, FKK- und Camping-Bewegung in Mecklenburg

Wanderbewegung und Wanderherbergen in der Rostocker Heide

Im Jahre 1916, noch als der große Weltkrieg tobte, gründeten Rostocker Arbeiter den Touristenverein „Die Naturfreunde“.
Bald darauf entstanden auch in Schwerin und Güstrow solche Ortsvereine.
Ein beliebtes Ausflugsziel, am Rande der Rostocker Heide gelegen war das „Haus der Jugend“. Diese Jugendherberge gehörte der Stadt Rostock und wurde allen Wanderfreunden zur Verfügung gestellt.
Oft kam es vor, dass die „sozialistische Arbeiterjugend“ sowie die „Naturfreunde“ friedlich mit bürgerlichen Wandervereinen wie den „Rostocker Greifen“ Wand an Wand wohnten.
Am 3.April 1921 konnten die „Naturfreunde“ dann bei Torfbrücke in Strandnähe das Richtfest für ein vereinseigenes Wanderheim, "Haus Uhlenflucht" feiern.
Den Baugrund hatte die dortige Forstverwaltung zur Verfügung gestellt.
Der Bau der Hütte kostete 1800 Mark.
Für damalige Zeiten war das viel Geld.
Lange hatten die Mitglieder dafür sparen müssen.
In den Jahren 1924 und 1927 erhielt das Haus dann noch Erweiterungsbauten.
„Hus Uhlenflucht“ in der Rostocker Heide wurde zu einem der beliebtesten Wanderausflugsziele im Rostocker Umland.
Darüber hinaus war es ein regelrechtes Ferienheim mit 60 Schlafplätzen, einem Tagesraum, der Küche und einigem Nebengelaß.
Aus ganz Deutschland kamen in den folgenden Jahren die Besucher.
Im Jahre 1928 wurde unter der Leitung von Wally Stelt auch eine Jugendgruppe ins Leben gerufen.
Bis zum Verbot des Vereins im Jahre 1933 wurde sie durch Werner Kleinfeld geleitet.
Mit dem Machtantritt der Nazis übernahm der Graaler SA-Sturm das Haus.
Man überließ es einige Zeit der Hitlerjugend, die sich jedoch durch „wüstes Verhalten“ und dauernden Waldfrevel so unbeliebt machte, das man ihnen die Hütte wieder entzog und der NS-Frauenschaft übergab.
Da es auch hier zu ständiger Klage Anlass gab wurde das Haus 1934 abgerissen und zum Holzpreis verkauft.
Der Name „Uhlenflucht“ für den heutigen Zeltplatz hält die Erinnerung an die traditionsreiche Herberge bis in unsere Tage wach.


Nach dem Ende des ersten Weltkrieges suchten auch viele andere wanderlustige Naturfreunde Erholung und Entspannung in der Rostocker Heide, hinter den Dünen der Ostsee.
Bei Markgrafenheide, standen die Häuser des Naturheilvereins, des plattdeutschen Vereins „Unkel Bräsig“ und andere.
Im Jahre 1920 gestattete die Forstverwaltung der Stadt Rostock die Übernahme des Waldhauses im Herzen des Heidewaldes durch die sozialdemokratische „Freie Jugend“ aus Rostock sowie den „Wandervogel e.V. Bund für deutsches Jugendwandern, Ortsgruppe Warnemünde“.
Die sozialdemokratische Jugend nutzte die Südhälfte, „Der Wandervogel“ die Nordhälfte des Hauses.
Handwerkslehrlinge und junge Vereinsmitglieder verrichteten in der darauf folgenden Zeit alle Arbeiten zur Errichtung der Herberge. Gruppen aus Hamburg, Berlin und Stralsund waren gekommen.
In der Vereinschronik liest sich der Fortgang so: „Jeden Penning kümmt in de Waldhuskass. Kein Penning wür verklackert. In´n Sommer 1925 dor wiern Muersteen tämlich billig worden.
Dissen Ogenblick hewwen wie afpaßt un 10 000 Stehen köfft. Dat Holt hewwen wi abends in uns Frietied mit´n Treckwagen up de Dischers in Verein verdeelt. Nah den de Grundsteen leggt wür, sünd wi Sünndag för Sünndag nah de Heid lopen un hewwen an unsen Katen arbeit.“
Am 27. Juni 1926 wurde endlich ein großes Einweihungsfest gefeiert.
Im Hause war Platz für 40 Gäste, die ihr Nachtlager noch ganz spartanisch auf Strohsäcken fanden.
Am Silvesterabend 1927 jedoch fingen einige Strohsäcke Feuer.
Mit Töpfen und Kannen holten Männer und Frauen in der kalten Dezembernacht Wasser aus der Ostsee. Bald war das Feuer gelöscht.
Bis zum Beginn der dreißiger Jahre ging die Gesamtzahl der Herbergsbesucher schon in die Tausende, so das wieder aus eigenen Kräften eine Erweiterung des Hauses vorgenommen werden musste. Erst mit dem Beginn des zweiten Weltkrieges endete das fröhliche Leben der Broesig-Freunde in der Herberge.

Das Naturfreundehaus Uhlenflucht


Der Zeltplatz Uhlenflucht

Das Waldhaus an der Pöstenschneise

Das Waldhaus 1931(HA)
1871
Einlieger Friese im Waldhaus in den Rostocker Stadtrechnungen genannt.
1909
Im Waldhause wohnte seit mehreren Jahren schon bloß noch eine Familie.
Am Ostern 1909 ist auch diese fortgezogen.
Seitdem steht das Waldhaus leer und soll, weil sehr baufällig, dazu sowieso im Walde gelegen, nicht mehr bewohnt werden, sondern über kurz oder lang abgebrochen werden.
Dafür ist vor einigen Jahren bereits ein neuer dritter Forstarbeiterkaten in Torfbrücke gebaut worden, der von 4 Familien bewohnt wird.
1914
Ab Beginn des ersten Weltkrieges, bis zum Ende des Krieges diente das Waldhaus als Unterkunft für Kriegsgefangene und zwangsverpflichtete Fremdarbeiter.

"Das Waldhaus" Auszug aus R.u.A. Ahrens "Die Heide - Das Kleinod der Stadt Rostock" 1919


Das alte Waldhaus als Wanderherberge
Pressebeitrag von 1931 zum zehnjahrigen Bestehen der Wanderherberge
Beitrag zum 10jährigen bestehen der Wanderherberge Waldhaus 1931 (HA)


Nach dem Ende des erste Weltkrieg suchten die Mitglieder vieler Vereine in der Rostocker Heide Erholung und Entspannung. Bei Markgrafenheide, dicht an der See, standen die Häuser des Naturheilvereins, des plattdeutschen Vereins "Unkel Bräsig" und andere. In der Schwaanberger Heide, auf der Rostocker Seite zwischen Wiedortschneise und Stromgraben entstand Hus Uhlenflucht" erbaut vom Touristenverein "Die Naturfreunde"e.V. . Im Jahre 1920 gestattete die Forstverwaltung auf Veranlassung des Forstinspektors Charles Bencard die Übernahme des Waldhauses durch die sozialdemokatische "Freie Jugend" Rostock, sowie dem "Der Wandervogel"e.V., Bund für deutsches Jugendwandern, Ortsgruppe Warnemünde. Die sozialdemokratische Jugend nutzte die Südhälfte, "Der Wandervogel" die Nordhälfte des Hauses. Handwerkslehrlinge und junge Vereinsmitglieder verrichteten in der daruffolgenden Zeit alle Arbeiten zur Einrichtung der Herberge. Zur Unterstützung waren Jugendgruppen aus Hamburg, Berlin und Stralsund gekommen. Von nun an konnte der Verwalter des Hauses und "gute Geist" Karl Planeth über viele Jahre hinaus Jugendgruppen in seinen Wänden beherbergen. Besonderen Wert legten die Vereinsmitglieder stets auf ein gutes Verhältnis zu den Forstleuten, insbesondere zum Torfbrücker Revierförster Hohenstein. Später bemächtigte sich die Hitlerjugend des Hauses. Bereits sieben Monate nach deren Übernahme war das Haus in einem erbärmlichen Zustand. Am Ende blieb nach einigen hier von der HJ durchgeführten Kriegsspielen nur noch der Abriß. Bald darauf war der Standort des Hauses schließlich aufgeforstet. Bemühungen einer Kulturbund-Gruppe unter der Leitung von Werner Kleinfeld, in deren Kern sich frühere Mitglieder der beiden einstigen Vereine befanden, um den Wiederaufbau blieben erfolglos, da inzwischen mehr und mehr Flächen zu miltärischem Sperrgebiet erklärt wurden, was deren Vorhaben letztendlich verhinderte. So mancher dieser alten Wanderfreunde suchte ab 1990 nach Spuren des Waldauses und fand nur dichten Wald am Ort der schönen Erinnerungen.

(Autor Wilfred Steinmüller, veröffentlicht in der Ostsee-Zeitung am 10.7.1993)
"Das Waldhaus in der Rostocker Heide" Pressebeitrag zur Einweihungsfeier der Wanderherberge Waldhaus in der Meckl. Volkszeitung am 29.8.1921
"Das Waldhaus in der Rostocker Heide - Zur Geschichte der sozialdemokratischen Arbeiterjugendbewegung Rostocks in der Weimarer Republik" Heike Schröder in "Beiträge zur Geschichte der Stadt Rostock NF10 1990

Einst bewohnte Plätze im Torfbrücker Revier

Die untergegangene Schäferei "auf dem Born"

Südöstlich von Torfbrücke lag die 1661 wüst gelegene Schäferei Born, auch "auf dem Born" genannt.
Auf der Dostschen Heidekarte von 1696 wird sie jedoch als wieder existent angegeben.
Ein Jahrhundert später deuten die "Borner Tannen" oder auch "Hegetannen" noch auf die einstige Heideschäferei hin, an deren Stelle besonders zu Schiffs-Mastbäumen taugliches Holz herangezogen wird.

Das untergegangene Dorf Müggenburg

Haus Müggenburg und die Holzverladestelle an der Bäderbahn

Haus Müggenburg wurde Mitte der 1920er Jahre für den Platzwart der Holzverladstelle durch Forstinspektor Charles Bencard erbaut. (Jochen Bencard)

Der Karl Mewis Kanal bei Torfbrücke

Kanalbaupläne durch die Rostocker Heide vor einem halben Jahrhundert (Autor Wilfried Steinmüller)
Binnenwasserstraße von Rostock bis Prag, Die Ostseezeitung vom 13.Januar 1958 im Faksimile OZ vom 19. August 2022
Mancher Heidewanderer, der seinen Weg von Torfbrücke ins Herz der Landschaft, in Richtung Pöstenschneise lenkt, ist etwas erstaunt bereits nach wenigen Schritten durch den Heidewald auf ein kleines seeartiges Gewässer zu stoßen. Der Volksmund hat dieser kleinen Wasseridylle den Namen „Karl-Mewis-Gedächtniskanal“ verliehen.
Hier wird an ein von dem einstigen SED-Parteichef des Bezirkes Rostock besonders propagiertes Wirtschaftsprojekt der DDR erinnert.
Zu Beginn des Jahres 1962 findet sich auf einer Titelseite der Ostsee-Zeitung folgender Pressebeitrag:
„Stapellauf in Graal-Müritz
Kanalbau durch die Rostocker Heide"
Einen Stapellauf besonderer Art werden in wenigen Wochen die Einwohner von Graal-Müritz erleben.
Vor den Toren des Seeheilbades sind Raupenbagger des VEB Wasserstraßenbau Magdeburg dabei, ein Becken auszuheben.
Die Arbeiter des Magdeburger Wasserstraßenbaus werden von der Straße bei Torfbrücke aus 2,8 km des Kanals graben, der den Breitling mit dem Saaler Bodden verbinden soll.
Mit diesem Kanal wird der Anschluss des Überseehafens an das Binnenwasserstraßennetz hergestellt.
Nach seiner Fertigstellung soll er die Durchfahrt von 1000t-Schiffen ermöglichen sowie Eisenbahn und Kraftverkehr vom jährlichen An- und Abtransport von 1,5 Millionen Tonnen Güter vom und zum Rostocker Überseehafen entlasten. ...“
Ziel des Projektes war Binnenlastschiffe vom Überseehafen aus durch die Rostocker Heide, die Boddenkette und den Strelasund in Richtung Oder-Wasserstraße fahren zu lassen.
Auch zwei weitere Kanalbauprojekte, über Bodden-Recknitz-Trebel-Peene sowie Rostock – Wittenberge-Elbe, waren in Ergänzung dazu bereits in der Planungsvorbereitung. Zuvor waren einige Fachleute, die dem Projekt kritisch gegenüber standen mundtot gemacht worden.
Sie hatten darauf verwiesen, das es bereits vierzig Jahre zuvor Planungsarbeiten und Geländeuntersuchungen zum Bau eines Kanals Rostock – Ribnitz gegeben hatte und das Projekt seinerzeit angesichts der extrem schwierigen geologischen Verhältnisse als undurchführbar zu den Akten gelegt werden musste.
Noch im Frühjahr 1962 begann man von drei Punkten (Markgrafenheide, Torfbrücke und Dändorf) ausgehend mit der Umsetzung des Prestige-Projektes.
Während vorhandene Schwimmbagger nach Markgrafenheide und Dändorf an den Start gebracht wurden, gestaltete sich schon der Beginn im Bauabschnitt Torfbrücke ausgesprochen schwierig.
Zunächst wurde an den südöstlichen Ortsrand von Torfbrücke eine Elektro-Umspannstation eingerichtet.
Auf der Ostseite der vorbeiführenden Bäderbahnstrecke legte man dann einen großen Kahlschlag an um hier Anschlussgleise zum verladen von Gütern anzulegen.
In diesem Bereich war auch ein größeres Brücken- und Schleusenbauwerk vorgesehen.
Fußnote am Rande; mit dem anfallenden Baggergut wollte man das zwischen dem südlichen Ortsrand von Graal und dem Stromgraben gelegene Terrain zu Bauland für ein zukünftiges Plattenbau-Wohngebiet erhöhen.
Um nun die eigentlichen Baggerarbeiten beginnen zu können, wurde auf einer kleinen improvisierten Helling ein zuvor zerlegter Eimerketten-Schwimmbagger sowie eine Lastschute wieder zusammengebaut.
Motorisierte Eimerbagger gruben zeitgleich ein großes Loch um hier schließlich den Schwimmbagger zu Wasser lassen zu können.
Zitat aus der Ostsee-Zeitung jener Tage:
„zu den Kanalbauern gehören so erfahrene Schachtmeister wie Otto Kirchner, der bereits 18 Jahre im Wasserbau tätig ist und am Kanal des Friedens 1951 sowie der Talsperre Dippoldiswalde zwei Jahre zuvor mitgearbeitet hat.
Am Kanalbau sind die Betriebe VEB Wasserstraßenbau Berlin und Magdeburg, sowie der VEB Erdbau Magdeburg beteiligt.“
Sehr bald sollte die Kompliziertheit des Bauvorhabens offenbar werden.
Die Geologen hatten ja zuvor gewarnt, dass das gesamte Areal der Rostocker Heide aus einer acht Meter mächtigen Schwemmsandfläche besteht.
Es war schier unmöglich diesen bei den Heidebewohnern als „Sogsand“ bezeichneten Massen einhalt zu gebieten.
So wie der Schwimmbagger sich mühsam voranbaggerte schwemmte der Sand nur wenige Meter dahinter wieder zu und das Unterfangen wurde zur wahren Sisyphus-Arbeit.
Bereits im folgenden Jahr sah man die Unausführbarkeit des Vorhabens ein. Ohne Presseschlagzeilen stellte man die Arbeiten in aller Stille ein. :Schneidbrenner zerlegten die kleine Baggerflotte, die Natur eroberte die Großbaustelle zurück und machte sie zur abgeschiedenen ruhigen Idylle.

Sagen, Legenden und Geschichten aus dem Revier Torfbrücke

1877 - Mord bei Torfbrücke

Im September des Jahres 1877 war die Gegend von Torfbrücke Tatort einer blutigen Mordtat.
In der Rostocker Zeitung jener Tage ist zu lesen:
"Über die bereits erwähnte Mordta in der Rostocker Heide erfahren wir heute folgendes Nähere: Das beim Jäger Keding dienende zu Torfbrücke dienende Mädchen Luise Halwes war am letzten Dienstag nach dem "Neuen Kruge"an der Rostock - Ribnitzer Chaussee geschickt und kehrte zur festgesetzten Zeit nicht zurück.
Ihr Dienstherr, dadurch beunruhigt und einen Unfall fürchtend, veranlaßte eine allgemeine Durchsuchung des Gehölzes, bei welcher wie bereits gemeldet, die Halwes am Mittwoch Morgen mit durchschnittenem Halse und augenscheinlich von Fremder Hand getödtet vorgefunden wurde.
Der Verdacht der Tat richtete sich alsbald gegen einen 21jährigen Seefahrer, J. Suhr, welcher in Ribnitz geboren und später mit seinen Eltern nach Torfbrücke verzogen ist.
Derselbe hatte sich besondes dadurch verdächtig gemacht, daß er sich nicht wie alle übrigen Bewohner von Torfbrücke an den Nachforschungen nach dem vermißten Mädchen beteiligt, auch nach Auffindung der Leiche sich von dem Orte der Tat fern gehalten hatte.
Das hiesige Criminalgericht, welches sich zur Aufnahme des Thatbestandes gestern nach Torfbrücke begeben hette, verfügte die Verhaftung des Suhr, welche noch gestern erfolgt ist.
Wie man erzählt hat Suhr schon dem die Verhaftung vollziehenden Beamten gegenüber sofort ein umgehendes Geständnis abgelegt. :Darnach hat er die Halwes mit der er im Gehölze zusammengetroffen, mit unsittlichen Anträgen verfolgt und sie dann thätlich angegriffen.
Das Mädchen hat sich tapfer gewehrt und mit der Anzeige des Vorfalls gedroht.
Hierdurch aufgebracht hat, hat Suhr einen am Wege liegenden Knittel ergriffen und der davoneilenden Halwes von hinten einen Schlag über den Kopf versetzt, der sie betäubt zu Boden gestreckt hat, worauf er sie durch Durchschneiden des Halses völlig Getödtet hat.
Die ermordete Luise Halwes ist 21 Jahre alt und ebenfalls as Ribnitz gebürtig, ihre Eltern sind bereits verstorben.
Sie wird als ein tüchtiges und treues Mädchen bezeichnet und war mit einem in der Nachbarschaft von Torfbrücke dienenden jungen Manne verlobt."
Der ruchlose Mörder büßte seine Tat schließlich mit dem Leben.


Weiße Frau und Kobold am Müggenburger Teich

Bei hellem Mondschein kann man in dem Teich, der früher zu dem jetzt nicht mehr vorhandenen Dorf Müggenburg gehörte, ein Plätschern hören. Dort spült eine weiße Frau ihre Wäsche
An demselben Teich treibt zuweilen auch bei Tage ein häßlicher Kobold sein Unwesen. So erschien er eines Sonntags plötzlich einem dort Nüsse pflückenden Heidedörflee und rief dem eiligst Entfliehenden mit gewaltiger Stimme dröhnend nach: "Harst du nich in de Schoh den Bullerjahn, sall di de Kopp in´n Nacken stahn."
(Hast du nicht im Schuh den Baldrian, soll dir der Kopf im Nacken stehen)


Spuk in der Schwanberger Heide

Flurnamen in der Torfbrücker Gemarkung