Chronik des Ortes Diedrichshagen bei Rüting: Unterschied zwischen den Versionen
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Auch muß ich noch der Kollegin Hedda Oldenburg für die Schreibarbeiten, die zum Teil etwas kompliziert sind, danken. | Auch muß ich noch der Kollegin Hedda Oldenburg für die Schreibarbeiten, die zum Teil etwas kompliziert sind, danken. | ||
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==Geschichte des Ortes== | ==Geschichte des Ortes== | ||
Thiderikeshagen auch Dhiderekeshagen, wie es in alten Urkunden genannt wird, ist sehr wahrscheinlich von jenem deutschen [https://mvdok.lbmv.de/mjbrenderer?id=mvdok_document_00003644 Kolonisten Theodericus, der sich um 1230 auf der alten Grevesmühlener Feldflur] angesiedelt hat (in agres antiquis Grevesmülne), gegründet worden. Für die Anlegung des Dorfes läßt sich sogar noch eine engere Zeitbegrenzung finden. Aus dem am 19 Mai 1291 vom [https://heilige.de/de/heilige/saints.130.html Bischof Konrad von Ratzeburg] erneuerten Privilegienbrief des mecklenburgischen [https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Eldena_(Vorpommern) Klosters Eldena] erfahren wir, daß [https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Bisch%C3%B6fe_von_Ratzeburg Bischof Gottschalk] das Kloster mit dem Zehnten von vier Hufen in Thiderikeshagen ausgestattet hatte. | Thiderikeshagen auch Dhiderekeshagen, wie es in alten Urkunden genannt wird, ist sehr wahrscheinlich von jenem deutschen [https://mvdok.lbmv.de/mjbrenderer?id=mvdok_document_00003644 Kolonisten Theodericus, der sich um 1230 auf der alten Grevesmühlener Feldflur] angesiedelt hat (in agres antiquis Grevesmülne), gegründet worden. Für die Anlegung des Dorfes läßt sich sogar noch eine engere Zeitbegrenzung finden. Aus dem am 19 Mai 1291 vom [https://heilige.de/de/heilige/saints.130.html Bischof Konrad von Ratzeburg] erneuerten Privilegienbrief des mecklenburgischen [https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Eldena_(Vorpommern) Klosters Eldena] erfahren wir, daß [https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Bisch%C3%B6fe_von_Ratzeburg Bischof Gottschalk] das Kloster mit dem Zehnten von vier Hufen in Thiderikeshagen ausgestattet hatte. |
Version vom 23. August 2025, 23:33 Uhr
Kenndaten der Ortschronik | |
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Ort | Diedrichshagen, Gemeinde Rüting |
Zeitlicher Schwerpunkt | fortlaufend |
Urheberrechte | |
Erstellungszeitraum | 1979 |
Publikationsdatum | veröffentlicht |
Inhaltliche Kategorisierung | Geschichte des Ortes Diedrichshagen |
Status (Ampelsystem) | in Erstellung |
Zum Geleit
Neben der Dipl.-Archivarin Frau Falow, möchte ich W. Ahrens danken. Auch meinem Sohne Klaus und meinem Nachbarn, Theodor Hintze, für den Artikel [#LPG "Gründung der LPG"].
Auch liegt mir das Werk von Prof. Dr. Fr. Schlie Mecklenburgische Kunst- und Geschichtsdenkmäler vor. Die riesige Arbeit des Herrn Lehrer Mierow, der die Kirchenbücher abschrieb, die nach seinem Tod in meine Hände gelangt sind, soll hier Erwähnung finden.
[caption id="attachment_103" align="aligncenter" width="195"]<img class="wp-image-103 size-medium" src="http://tragolat.bplaced.net/wp-content/uploads/2022/07/Klaus14408-195x300.jpg" alt="Vadder." width="195" height="300" /> Der Autor, Gerhard Hinze (rechts), mit Freund Richard Freytag(?) vor seinem Haus.[/caption]
Auch muß ich noch der Kollegin Hedda Oldenburg für die Schreibarbeiten, die zum Teil etwas kompliziert sind, danken.
Diedrichshagen, 8.8.1979
Gerhard Hinze
<img class="size-medium wp-image-1588 aligncenter" src="http://tragolat.bplaced.net/wp-content/uploads/2023/04/Unterschrift-300x55.jpg" alt="" width="300" height="55" />
Geschichte des Ortes
Thiderikeshagen auch Dhiderekeshagen, wie es in alten Urkunden genannt wird, ist sehr wahrscheinlich von jenem deutschen Kolonisten Theodericus, der sich um 1230 auf der alten Grevesmühlener Feldflur angesiedelt hat (in agres antiquis Grevesmülne), gegründet worden. Für die Anlegung des Dorfes läßt sich sogar noch eine engere Zeitbegrenzung finden. Aus dem am 19 Mai 1291 vom Bischof Konrad von Ratzeburg erneuerten Privilegienbrief des mecklenburgischen Klosters Eldena erfahren wir, daß Bischof Gottschalk das Kloster mit dem Zehnten von vier Hufen in Thiderikeshagen ausgestattet hatte.
Da nun Bischof Gottschalk den bischöflichen Thron zwischen 1229 und 1235 innehatte, ist das Dorf zwischen 1230 und 1235 angelegt worden.
Die Kirche erhält wie alle Kirchen der Umgebung ihren Antheil an der Weinspende Heinrichs des Pilgers vom Jahre 1266 und steht wie die übrigen unter dem Archidiakonat von Rehna.
Das Patronat aber haben später die der Ordensregel des Heiligen Benedikt unterstellten Kloster-Jungfrauen von Eldena. Wann und von wem es ihnen verliehen worden ist, findet sich in keiner Urkunde. Es läßt sich nur sagen, daß sie es erst nach 1291 erhalten haben. Sie behalten es bis zur Säkularisierung des Klosters im Jahre 1556.
Im Visitationsprotokoll von 1568 wird bereits der Herzog Ulrich als Patron der Kirche aufgeführt. In der zweiten Hälfte des 13.Jahrhunderts begegnen uns die deutschen Bauern Ditmar, Role und Lüdeke.
Die landesherrlicnen Einkünfte verpfändet Herzog Albrecht am 13. Mai 1356 an die Herren von Bülow, in erster Reihe an Klawes (Nicolaus) von Bülow auf Wedendorf. Sodann ersehen wir aus ungedruckten Akten und Urkunden des 15.Jahrhunderts, daß die Herr von Quitzow auf Voigtshagen Besitz und Rechte der adeligen Familien Negendanck (1423/24) und Scharfenberg (1435, 1457) in Diedrichshagen an sich bringen.
Auch erwerben sie dort im Jahre 1455 vom Herzog Heinrich IV das höchste Gericht. Es bleibt bis um die Mitte des 17.Jahrhunderts im Besitz der Familie Quitzow, geht aber nachher mit Groß Walmstorf zusammen aus ihren Händen in die der Prälaten, Ritter in Landschaft des Herzogtums Braunschweig - Lüneburg über. 1705 kauft es Joachim Ernst von Bernstorff auf Bernstorf (?). 1799 übernimmt es die herzogliche Reluitions-Kommission.
Nach Aufzeichnungen des Staatsarchives zu Schwerin, sowie nach Aussagen meines Vaters und alter Einwohner von Diedrchshagen, will ich nun die Namen der Gehöftsbesitzer sowie der Häuslereien aufzählen.
Gehöft Nr. 1 Hauswirt Joch. Oldenburg; 1803 Joh. Heinr. Oldenburg. Heinrich Freytag, der aus Börzow kommend die älteste Tochter von Heinrich Oldenburg heiratet, übernimmt die Stelle 1822. Johann Freytag übernimmt sie 1871; sein Sohn Joachim 1885; Richard Freytag 1920; dessen Sobm Hans-Otto wiederum 1952. Sein Zwillingsbruder Joachim verzog nach Boienhagen, während Hans-Otto Freytag die Hofstelle noch mit seiner Frau bewohnt. Er hat einen Sohn und zwei Töchter, die erwachsen sind.
Gehöft Nr. 2 Hauswirt Hans Schwarz; nach ihm Joch. Heinrich Schwarz; dieser muß früh verstorben sein, da sein Sohn erst 1822 die Stelle übernimmt. Von 1802 - 1822 wird die Stelle von dem Interiemswirth Hans Wulff bewirtschaftet. Schwarzsche Erben 1873. Heinrich Schwarz übernimmt die Stelle 1877; von ihm sein Sohn Otto 1920. Der älteste Sohn Dieter wohnt bei seiner ,Mutter auf der Stelle, während der jüngste Sohn in Berlin verheiratet ist.
Gehöft Nr. 3 Hauswirt Gottlieb Kaven; Joh. Adolf Kaven; Gottlieb Kaven übernimmt die Stelle 1794; Johann Kaben 1868; August Kalben übernimmt die Stelle 1895. Seine einzige Tochter heiratet nach Grevesmühlen. Ihr Sohn Günter Köhn fiel im Kriege 1939- 45. Er hatte in Währstorf die Landwirtschaft erlernt.
Gehöft Nr. 4 Die älteste Tochter des Hauswirts Christian Oldenburg heiratete 1803 den aus Büttlingen kommenden Stellmacher Friedrich Lau. Die Ehe war kinderlos und als Lau 1867 im Alter von 91 Jahren verstarb, fiel die Hauswirtsstelle an den Fürsten zurück. Dieser verkaufte sie an den hier wohnenden Gastwirt Joachim Ratzeburg für 6.100 Reichstaler.
Der Sohn übernimmt die Stelle 1873. Von diesem kauft sie der Arbeitsmann Rudolf Westphal aus Testorf-Steinfort am 16. Oktober 1905. Nach 2 1/2 Jahren, am 3. Jan. 1908 kauft sie der Landmann Johann Rieckhoff aus Greschendorf für 18.000 Mark. Rieckhoff fiel vom Pferde und der beladene Erntewagen setzte am 19. 8.1933 seinem Leben ein Ende. Sein Sohn Johannes verkaufte die Stelle an den Landwirt Wilhelm Grote aus Hartum, Kreis Minden, in Westf. am 19. Nov. 1937 für 55.500 Mark.
Dessen ältester Sohn Willi kam 17-jährig 1941 durch einen tragischen Unglücksfall ums Leben. Beim Übersteigen eines Koppelzaunes löste sich der Abzug seines Teschings und die Kugel drang ihm ins Herz. Sein 1934 geborener Bruder Günter bewohnt noch heute mit seiner Familie, ein Mädchen und zwei Jungens, die Hofstelle.
Gehöft Nr. 5 Als erster Hauswirt wird Bertold Törber genannt. 1763 erscheint Heinrich Christ. Freitag. 1768 löst Gideon Schimacher ihn ab. 1608 Joachim Christ, Schumacher; 1824 Johann Heinrich Schumacher; 1865 Joh. Heinrich Schumacher; 1888 Joachim Schumacher. Sein einziger Sohn Hermann fiel im Kriege 1914/18. Seine Tochter heiratete den Landwirt Hermann Schwarz aus der Hufe Nr. 2. Deren älteste Tochter Anita heiratete den Landwirt Hans Hamann, aus Demern bei Rehna.
Er verließ mit seiner Familie 1954 die DDR. Die zweite Tochter Magda bewohnt noch heute mit ihrem Sohn Jürgen und einer weiteren Familie das große Haus.
Gehöft Nr. 6 Hans Christian Mellahn wird zuerst erwähnt. 1793 Joach. Christ. Friedrich Freitag. 1835 Johann Freitag; 1865 Johann Freitag; 1887 Joachim Freitag; 1933 August Freitag. Ihn löste sein Sohn Hans ab. Sein verheirateter Sohn Joachim bewohnt heute die Hofstelle. Dieser hat wiederum einen Jungen Hans-Joachim, der inzwischen verheiratet in Schönberg wohnt.
Carsten Orth wird 1738 von Jochen Orth abgelöst. 1787 erscheint der Hauswirt Hans-Jürgen Schwarz.1811 Claus Kessin. 1660 Heinrich Freytag (aus der Hufe Nr. 1); 1887 Johann Freytag; 1890 Freytagsche Erben. 1907 Otto Freytag. Sein Sohn Georg bewohnt noch heute mit seiner Frau und seiner 88-jährigen Mutter die Hofstelle. Seine drei verheirateten Töchter wohnen in Müncheberg, Marlow und Schwerin.
Gehöft. Nr. 8 Die Entwicklung des Gehöftes Nr. 8 will ich genauer bringen, da hierüber Archiv-Akten vorliegen und auch durch freundliche Mitarbeit der jetzigen Fam. Oldenburg mir manches zur Einsicht zur Verfügung gestellt wurde.
Am 13. Nov. 1798 wird auf Befehl der hochgräflichen Gutsherrschaft in Gegenwart des Inspektors Meyer aus Wedendorf, Nicolaus Oldenburg aufgefordert, seinem Sohn Hans-Joachim Oldenburg die Wirtschaft zu übergeben, damit die von ihm begangenen Unordnungen aufhören.
Joach. Oldenburg versprach durch Handschlag, die Schulden zu übernehmen und die Stelle gut zu bewirtschaften. 1798 beschwert sich H. J. Oldenburg bei der Vogtei in Rüting über mehrere Anmaßungen und Ungebühr der Ehefrau des abgemeierten Nicolaus Oldenburg. Sie war die Stiefmutter von H. J. Oldenburg.
Sie war die Schwester von dem Hauswirt Joh. Joach. Heinr. Kruse aus Upahl und hat bei ihrer Verheiratung 1 Sterke von ihrer Mutter bekommen und vom Schulzen aus Rüting für 5 Reichstaler eine Kuh dazugekauft. Diese beiden Kühe holen die Erben wieder fort. Die eine geht nach Upahl, die zweite Kuh nach Rüting zurück. Vielleicht war sie noch gar nicht bezahlt. Dieses geht aus der Akte aber nicht hervor.
Am 20. April 1799 erhält Nicol. Oldenburg 30 Quadrat-Ruten Garten hinter der Kirchhofsmauer am Kirchsteig. Darin sind 2 Birnbäume und „der Schulze mit Zuziehung von zwei Hauswirten soll bestimmen, wieviel Äpfel die beiden Alten bekommen sollen, solange sie leben.“
Im Mai 1799 sollen auf Anraten des Commisionsrates Wende zu Wotenitz dem H. J. Oldenburg 6 Scheffel Gerste, 6 Scheffel Hafer und 5 Scheffel Erbsen zur Frühjahrssaat vom Inspektor Aven aus Rüting verabfolgt werden.
Ab 1800 kauft die herzogliche mecklenburgische Reluitions-Commission zu Schwerin auch die Vogtei Rüting vom Grafen Joachim v. Bernstorff auf Bernstorff. Zu ihr gehörten auch Hof und Dorf Rüting, Diedrichshagen, Schildberg, Wüstemark und Frl. Steinfort.
Am 22. April 1803 bekommt H. Joachim Oldenburg folgendes Schreiben: "Wir Friedrich Franz von Gottes Gnaden usw."
"Ehrsamer lieber Getreuer! Auf unterthänigsten Antrag des Altentheilers Oldenburg zu Diedrichshagen befehlen wir dir hierdurch gnädigst: denselben bis auf weitere Verordnung in seiner itzigen Altentheilswohnung zu lassen. Wonach du dich zu richten.
Gegeben auf unserer Festung
Schwerin, 22. April 1803.
Ad Mandatum Serenishimi proprium
Herzogl. Mecklenb. Reluitions-Commission von Ludornen."
Die Schwester von H. Joachim Oldenburg, Gret Lise, die mit dem Tagelöhner Lierch aus Schildberg verheiratet ist, verlangt "ein ihr gehöriges Brautbett". Wegen der vielen Schulden seines Vaters kann er nicht bezahlen. Am 2. Juli 1802 wird er von Gerichtswegen verurteilt: Michaelis 1803 5 Reichstaler zu zahlen und Michaelis 1804 auch 5 Reichstaler.
Auch der Bruder, der Tagelöhner Joh. Joach. Oldenburg zu Rüting, fordert für 3 Jahre Dienstlohn von seinem Vater: 12 Reichstaler jährlich. Wegen der vielen Schulden will er aber nur die Hälfte, also 18 Reichstaler von seinem Bruder.
Die Altentheilerin Witwe Koopen aus Upahl fordert für 3 Scheffel Rogen, die sie Nicol. Oldenburg geliehen hat, 4 Reichstaler. Für jeden Scheffel 1 Reichstaler, 16 Schilling. Es werden gehäufte Scheffel gewesen sein. Ein gehäufter Scheffel wog 74 Pfund. Auch der Kirche schuldet Nicolaus Oldenburg 100 Reichstaler.
Kossat Oldenburg zu Diedrichshagen einen Erbzins-Contract von Johannis 1817 an, erteilt haben. Der Erbzinsmann berichtet:
a) für das Gebäude 482 Reichstaler
b) Vieh und Fahrnis 135 Reichstaler, 24 Schilling c) Einsaaten 20 Reichstaler 32 Schilling d) Ackerbestellung 16 Reichstaler, 24 Schilling e) Gartenbestellung 1 Reichstaler, 32 Schilling Gesamt: 656 Reichstaler, 16 Schilling
welche Summe er in bar berichtigen muß, daß er auf Anthony 1818 150 Reichstaler nebst halbjährlichen Zinsen zu 5 % auf das ganze Kaufgretium abträgt, demnächst aber zu jedem folgenden Trinitatis- und Anthony-Termin, so lange 20 Reichstaler bezahlt, bis die Schuld völlig getilgt ist, auch zugleich den jedesmaligen Rest in jedem Termin die Zinsen mit 5 % erleget.
Der Canon beträgt 41 1/4 Scheffel Roggen oder auf Geld reduziert für die ersten 20 Jahre 34 Reichstaler, 17 Schilling, 8 Pfennig, welche er in Quartal-ratis mit Porto nach Schwerin zu übersenden hat.
Schwerin 2. April 1318
Zu allen Schulden kamen diese nun noch hinzu. Er zwar Erbpächter geworden, aber völlig arm und verschuldet.
Am 1. Februar 1826 hat der Hauswirt Seemann aus Dahlen bei Klütz 700 Reichstaler in die Oldenburgsche Stelle gegeben, denn die Ehefrau des Heinrich Oldenburg war Christine Seemann. Ihm wird 1831 von seinem Vater Hans Joachim Oldenburg die Stelle übergeben. Seine Tochter Sophie Dorothea Auguste heiratete 1855 den aus Upahl kommenden Hans Joach. Heinrich Körner. Ihrem Sohne Heinrich übergibt sie 1889 die Erbpachthufe. Dessen einziger Sohn Paul fiel, im ersten Weltkriege. Seine 1916 geborene jüngste Tochter Elfriede heiratet den aus Käselew kommenden Landwirt Joachim Oldenburg, der durch viel Fleiß und moderne Wirtschaftsführung zur Zeit des Erbhofgesetzes die Canonlast mit dem 18-fachen Werte ablöste. Somit war die Hufe frei von jeglicher Schuld.
Sein verheirateter Sohn Hans bewohnt heute noch mit seiner Frau die Hofstelle. Er hat zwei Söhne.
Gehöft Nr. 9 1814 Joh. Joachim Mellahn; 1844 Mellahnsche Erben. 1846 Schuster Seeger; 1850 Joh. Heinrich Pustow; 1885 Karl Luckmann; 1891 Luckmannsche Erben;1895 Karl Bollow, der eine Amanda Luckmann heiratet. 1938 Ewald Bollow, der aus dem zweiten Kriege 1939/45 nicht zurückkehrte. Sein Sohn Erwin bewohnt noch heute mit Frau, 3 Kindern und seiner Mutter die Hofstelle.
Schmiede Der 1945 hierher verzogene Schmiedemeister Paul Ziebarth aus dem Kreis Kreuz nahm sein Handwerk auf der Hufe Nr. sehr bald wieder auf. Nach kurzer Zeit wechselte er in das Wagenschauer der Hufe Nr. 3 über und half den Bauern mit Schmiedearbeiten. Nach einiger Zeit erstand er eine Baracke, von der die letzten Teile in diesem Jahr durch einen hübschen geräumigen, massiven Bau ersetzt wurden. Sein Sohn Günter hat sich auf Installation von Propan-Gas spezialisiert und baut heute sanitäre Anlagen, Badestuben, Zentralheizungen, Wasserleitungen usw.
Der 92-jährige Altmeister erfreut sich bester Gesundheit.
Neben der Schmiede baute sich der Bürger August Klatt ein Wohnhaus, das sein Sohn nach seinem Tode an den Rentner Walter Rogert verkaufte. Heute bewohnt Frau Bauder das Haus.
Der Genossenschaftsbauer Willi Borgwardt erwarb das Viehhaus der Hufe 4. Die LPG baute es zur Wohnung aus und Borgwardt bewohnt noch heute mit seiner Frau und seinen 4 Kindern den geräumigen Bau.
Büdnerei Nr. 1 Weber Gutow 1799, Badner Jensen 1817, Büdner Kruse 1839, Schneider Joachim Evert 1861, 1890 erscheint Wilh. Backer. Er stammte aus Beckerwitz und heiratete die Tochter des Schneiders Evert. 1938 kauft Pauline Bleckhoff, die Witwe des 1933 verunglückten Bauern Johann Bleckhoff, das Haus. Ihre ledige Tochter Erna verkaufte das Haus an den Bereichsarzt Dr. Leibbold aus Rüting. Sie verzog nach Schwerin zu ihrer Schwester.
Pfarrbüdnerei. Krügergehöft Krüger Heinrich Kiencke 1841, Krüger Demmin 1847. Joachim Ratzeburg 1860, Joh. Heinrich Will 1869. Johanna Will Job. Köster 1890. Johann Ahlers 1892. Sein Sohn Werner übernimmt den Krug 1934. 1938 kauft ihn Werner Borck. 1940 wird Borck zur Wehrmacht eingezogen. Seine Frau verkauft an einen Kaufmann Cornelsen. Dieser wiederum an den Pastor i.R. Karl Schulz. Nach dessen Tode verzieht die Witwe mit ihrer Tochter nach Schwerin. Von ihr übernimmt Erich Dziilack, der vorher in Bantow eine Neubauernstelle innehatte, das Haus. Sein verheirateter Sohn, der wiederum zwei Kinder hat, bewohnt das Haus. Als Gastwirtschaft wird das Grundstück, seit dem Kauf von Karl Schulz, nicht mehr genutzt.
Pfarrbüdnerei Nr. 2 Aus dem alten, abgerissenen Pfarrhaus wird 1823 das Wohnhaus für den damaligen Pfarrpächter Zander errichtet. 1852 verkauft Karl Böttcher die Büdnerei Nr. 1 in Rüting und wird darauf wohl das Wohnhaus erworben haben. Sein Sohn Hermann überlässt sie seinem Sohn Arnold, der 1978 starb. Seine Frau bewohnt heute noch das Haus.
Verzeichnis der Einlieger zu Diedrichshagen von 1847:
- Beim Hauswirth Freytag Nr. 1: Tagelöhner Lierck, Einlieger Bibow, Schwiegervater und mit demselben eine Wirtschaft führend.
- Beim Hauswirt Schwarz Nr. 2: Tagelöhner Wulff
- Beim Schulzen Kaben Tagelöhner Kindt
- Beim Hauswirt Lau Nr.4: Einlieger Rickert , Einlieger Joachim Christian Hinze und Schwiegervater des Hinze, Johann Kalkhorst
- Beim Hauswirt Schuhmacher Nr. 5: Einlieger Böttling
- Beim Hauswirt Kessin Nr. 7: Schneider Körner
- Büdnerei Kruse Nr. 1: Weber Jantzen, benutzt die Büdnerei mit.
- Beim Pfarrbüdner Zander: Rademacher Bibow, Schneider Pinnow
- Beim Pfarrkrüger Demmin: Einlieger Koop
- Beim Erbpächter Seeger Nr. 9: Witwe Mellahn
Am 9. 9.1867 werden von Grevesmühlen wieder folgende Einlieger ausgewiesen:
- Einlieger Kindt, Gehöft Nr. 3
- Einlieger Zander, Pfarrbüdner
- Häusler Hintze
- Einlieger Ohms, Gehöft Nr. 5
- Einlieger Lieseberg, Gehöft Nr. 3
- Einlieger Runge, Büdnerei Nr. 1
- Einlieger Böttcher, Pfarrbüdnerei
- Einlieger Blumberg, Gehöft Nr. 1
- Einlieger Wulff, Gehöft Nr. 2
- Einlieger Pinnow und Witwe Koop
Viele der Einlieger erbauten hier eine Häuslerei. Mein Urgroßvater erscheint schon als Häusler. Viele der Einlieger werden abgewiesen. Erst 1867 durch den Verkauf der Lau‘schen Hufe Nr. 4 werden Parzellen von ca. 85 Quadrat-Ruten zu Bauland vom Amte freigegeben. Sieben Häuslereien wären mehr erbaut worden nach Angaben aus den Amtsakten. Auch werden mündliche Anträge abgelehnt worden sein, denn zu damaliger Zeit konnten viele einfache Menschen weder lesen noch schreiben.
So wollte Rademacher Bibow aus Testorf-Steinfort zwischen dem Lau- und Schumacherschen Gehöft eine Häuslerei erbauen. Er weist 500 Reichstaler vor. Aber der Schulze Kaben lehnt ab. Auch Büdner Demmin will bauen. Kaben lehnt ab mit der Begründung "Tischler sind in jeder angrenzenden Ortschaft." Auch Arbeitsmann Körner will bauen. Am 11. 3.1861 bescheinigt ihm der Pastor Kliefoth, daß er ein tüchtiger und geschickter Arbeiter ist und daß er mit großem Fleiß und mit einem sparsamen und nüchternen Lebenswandel für ein Fortkommen zu sorgen sucht.
Kaben soll dem Amte berichten, denn der Pastor hatte sich ja für Körner eingesetzt.
1. „An Wohnung für Einwohner Körner fehle es zur Zeit in Diedrichshagen gänzlich.“
2. „Der Aufbau des Körners als Häusler an einer der von ihm angegebenen Stelle ist für die Dorfschaft durchaus nicht wünschenswert, da einer der bezeichneten Bauplätze zur Aufbewahrung der Feuerwehren benutzt wird; durch den Aufbau an der dem Kirchhofe gegenüber gelegenen Stelle den Hauswirthen aber die Abfuhr des Heues aus den Wiesen derselben wenn nicht unmöglich gemacht, so doch sehr erschwert würde.“
Ferner müßte er sehr bezweifeln, daß Körner das erforderliche Geld besitze, da derselbe seit Jahren für Rechnung der Amts-Armen-Casse Bruchbänder und bei vorgekommenen Krankheiten auch freie Arzenei erhalten habe.
Diedrichshagen, 25. 111.1861 Kaben, Schulze
Demmin wird abgelehnt. Auch Schneider Körner erhält eine Absage am 8. 4. 1861.Am 14. Juni erhält er unter Hinweis auf die „Medizin aus öffentlichen Mitteln“ noch einmal eine Absage.
Joh. Kalkhorst wohnt für 16 Reichstaler Miete bei Freitag Nr. 6; er will gegenüber dem Kirchhofe bauen. Er hat durch seine Frau Sophie Kessin das Sparkassenbuch Nr. 10558 über 527 Reichstaler, 24 Schilling. Er hat jetzt Viehhandel und besitzt 1.000 Reichstaler. Das Bauen wird abgelehnt.
Am 15. 4.1867 will der Schulze Kaben für seinen Sohn eine Bauparzelle. Auch dieses wird abgelehnt.
Am 4. Mai 1867 bei der Vererbpachtung der Hufe Nr. 4 wird dem J. Ratzeburg zur Bedingung gemacht,
"daß er das Backhaus des Gehöfts, in dem Einwohner Hinz wohnt, nicht wieder vermieten darf. Es geht somit eine Wohnung ein.“
Das Backhaus hat an der Stelle gelegen, wo heute unser Stall liegt. Das Lau'sche Wohnhaus ist in der Karte von 1771 parallel zum Ziegenberger Weg in der Wiese der Häuslerei Nr. 3 eingezeichnet. Es wurde 1867 abgebrochen und mit der Einfahrt zum Weg hin an der Stelle, wo heute das Grote'sche Wohnhaus liegt, wieder aufgebaut.
Dieses alte Fachwerk mit Rohr gedecktes Bauernhaus brannte im Jahre 1935 ab. Der damalige Besitzer Rieckhoff wurde wegen Verdacht der Brandstiftung in Haft genommen. Er mußte aber nach zweitägiger Verhandlung vor dem Schwurgericht zu Schwerin entlassen werden.
Auch ich war als Zuhörer dort. Das jetzige Wohnhaus ist noch von Johannes Rieckhoff erbaut worden.
Häuslerei Nr. 1 Der Einlieger Christian Hinze erbaut 1868 die Häuslerei. Sein ältester Sohn Joachim war Zimmergeselle. Dessen einziger Sohn war Lehrer in Lübeck. Sein jüngster Sohn Theodor bewohnt mit seiner Frau seit 1945 die Häuelerei. Er hat zwei Söhne, die in Plau und Schwerin verheiratet sind.
Häuslerei Nr. 2 Der Viehverschneider Johann Schmidt aus Wotenitz erbaut 1870/71 die Häuslerei, Der Maurergeselle Heinrich Hinze aus Nr. 1 heiratet 1879 dessen einzige Tochter Caroline.
[caption id="attachment_1638" align="aligncenter" width="221"]<img class="wp-image-1638 size-medium" src="http://tragolat.bplaced.net/wp-content/uploads/2023/04/ScanImage370-221x300.jpg" alt="Heinrich Hinze. Maurergeselle." width="221" height="300" /> Heinrich Hinze, Maurergeselle (1877).[/caption]
[caption id="attachment_1639" align="aligncenter" width="187"]<img class="wp-image-1639 size-medium" src="http://tragolat.bplaced.net/wp-content/uploads/2023/04/ScanImage371-187x300.jpg" alt="Seine Frau, Caroline, geb. Schmidt." width="187" height="300" /> Seine Frau Caroline, geb. Schmidt (1877).[/caption]
Ihr einziger Sohn, mein Vater, war bis 1945 Lehrer in Triwalk bei Wismar.
[caption id="attachment_1640" align="aligncenter" width="206"]<img class="wp-image-1640 size-medium" src="http://tragolat.bplaced.net/wp-content/uploads/2023/04/ScanImage369-206x300.jpg" alt="Ernst Hinze (1877)." width="206" height="300" /> Ernst Hinze (188X).[/caption]
Seit 1926 bin ich in Diedrichshagen und wohne hier mit meiner Frau und meinem jüngsten Sohne zusammen auf der Häuslerei. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne. Unser ältester Sohn wohnt in Proseken und unsere Tochter in Stralsund.
Häuslerei Nr. 3 1870 erbaut der Stationsjäger Adolf Baerens die Häuslerei. 1880 kauft sie der Pensionär Heinrich Timm aus Hamburg. In demselben Jahr noch der Müller Math. Voss. Der Sattlermeister Heinrich Rieckhoff kauft sie 1889. Seine Witwe, Bertha Pries, verkauft 1937 an den Landwirt Otto Raben. Dessen Kinder wohnen nicht in Diedrichshagen. 1974 verstirbt Raben. Seine Frau verkauft die Häuslerei an den Kombinatsleiter G. Weiß aus Wüstenmark.
Häuslerei Nr. 4 1872 erbaut sie Wilhelm Schuhmacher. 1874 kauft sie Joachim Kaben. 1901 übernimmt sie sein Sohn August. Seine in Alt-Meteln wohnende Tochter verkauft die Häuslerei 1961 an den Genossenschaftsbauern Wilhelm Wendelstorf, der noch heute mit seiner Frau und zwei jüngeren Töchtern das Haus bewohnt. Sein Sohn wohnt in Schwerin, seine älteste Tochter in Rostock.
Häuslerei Nr. 5 1872 erbaut der Einlieger Joachim Wulf die Häuslerel.1878 übernimmt seine Tochter Maria Wulf, geb. Wulf, das Haus. 1899 erscheint deren Tochter Sophie Krackow, geb. Wulf, als Eigentümerin. Elli Brüggemann, geb. Krackow, verkauft die Häuslerei 1960 an den Maurer Erwin Schulz, der mit seiner Frau und zwei Töchtern das Haus heute noch bewohnt.
Häuslerei Nr. 6 Der Einlieger Johann Kindt erbaut 1872 die Häuslerei. 1906 übernimmt sie sein Sohn Johann. 1926 kauft sie die Witwe Anna Ulrich, geb. Goers. 1961 erwirbt sie der Genossenschaftsbauer Gerhard Klatt. Mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen bewohnt er noch heute die Häuslerei.
Häuslerei Nr. 7 Der Einlieger Adolf Zander erbaut die Häuslerei 1872. Sein Sohn Heinrich übernimmt sie 1884. Dessen Tochter Anna Lontz, geb. Zander, erscheint 1935 als Besitzerin. Ihre Enkelin Lotte Unverzagt geb. Golawski, bewohnt noch heute mit ihrem Mann und ihrem Enkelsohn die Häuslerei. Ihr ältester Sohn wohnt in Rostock. Die Tochter wohnt in Cottbus. Der jüngste Sohn wohnt in Rüting.
Häuslerei Nr. 8 Der Einlieger Joachim Mellahn erbaut 1872 die Häuslerei. Seine Tochter Dorothea Freytag, geb. Mellahn, übernimmt das Haus 1891. 1946 übernimmt ihr Sohn Walter die Häuslerel. Noch heute wohnt er hier mit seiner Frau, während der Sohn in Hamburg verheiratet ist.
Häuslerei Nr. 9 Der Einlieger Heinrich Ohms erbaut 1879 die Häuslerei. Sein Sohn Joachim übernimmt sie 1905. Von ihm übernimmt sie 1924 sein Schwiegersohn Ernst Meetz. Seinem Schwiegersohn Michael Tschepp verkauft er die Häuslerei am 1 Oktober 1957. Er wohnt noch heute mit seiner Frau und seinem jüngsten Sohne in dem Haus. Seine Tochter ist in Rostock verheiratet. Der älteste Sohn wohnt in Thüringen.
Gegenüber dem neuen Friedhof, der 1853 angelegt wurde, und an der Stelle, wo schon 1860 und 1861 mehrere Einlieger eine Häuslerei bauen wollten, errichtete Bruno Paskowski 1948 ein Wohnhaus mit Saal. Das Dachgeschoß brannte in der Osternacht 1973 aus. Das Feuer ist durch ein nicht abgeschaltetes Heizkissen entstanden, während die Familie die Hochzeit der Tochter in Rostock feierte. Noch im Spätherbst konnte der Besitzer mit seiner Frau das Wohnhaus wieder beziehen. Der verheiratete Sohn wohnt in Schwerin-Lankow. 1975 verkaufte Paskowski das Haus an den Genossenschaftsbauern Edmund Rater. Paskowski verzog nach Rüting.
Auszüge aus Dokumenten
Die älteste amtliche Aufzeichnung ist zu der Zeit gemacht worden als 1705 der Graf von Bernstorf auf Bernstorf die Vogtei Rüting übernahm, zu der die Ortschaften Diedrichshagen, Rüting, Schildberg, Wüstenmark und Fräulein Steinfort gehörten.
Beschreibung der Ländereyen der Feldmark Diedrichshagen Wie solches. Gemessen und die Ausrechnung nach Lübecker schlechten Maße eingerichtet. Anno 1706.
Summareicher Inhalt
<tbody> <td width="226 <td width="85 Drömbt <td width="85 Scheffel <td width="85 Faß <td width="66 R <td width="56 shl. <td width="226 A. Wulff <td width="85 20 <td width="85 8 <td width="85 2 <td width="66 11 <td width="56 75 <td width="226 B. Schwartzen Witbe <td width="85 31 <td width="85 10 <td width="85 3 <td width="66 6 <td width="56 80 <td width="226 C. Maack <td width="85 28 <td width="85 4 <td width="85 1 <td width="66 5 <td width="56 35 <td width="226 D. Wessell <td width="85 19 <td width="85 1 <td width="85 2 <td width="66 16 <td width="56 5 <td width="226 E. Der Käter Klist <td width="85 11 <td width="85 10 <td width="85 - <td width="66 2 <td width="56 30 <td width="226 F. Der Schmidt <td width="85 15 <td width="85 6 <td width="85 3 <td width="66 1 <td width="56 75 <td width="226 G. Bibow <td width="85 27 <td width="85 1 <td width="85 2 <td width="66 4 <td width="56 85 <td width="226 H. Der Müller <td width="85 5 <td width="85 10 <td width="85 2 <td width="66 5 <td width="56 85 <td width="226 I. Der Hirte <td width="85 - <td width="85 9 <td width="85 3 <td width="66 5 <td width="56 25 <td width="226 Die Freyheit <td width="85 4 <td width="85 6 <td width="85 3 <td width="66 12 <td width="56 45 <td width="226 Pfarr-Acker <td width="85 14 <td width="85 8 <td width="85 3 <td width="66 12 <td width="56 - <td width="226 Summa <td width="85 180 <td width="85 7 <td width="85 3 <td width="66 14 <td width="56 65 <td width="226 ad. <td width="85 22 Last <td width="85 4 Drömbt <td width="85 7 Scheffel <td width="66 3 Faß <td width="56 </tbody>Protocoll Taxationis gehalten unter dem 12. Mai 1775.
Darin werden viele Wege, Gärten und Ackerstücken aufgeführt, die "Sr. Excellence dem Herrn Geheimen Rath Grafen von Bernstorf" auf Rüting zuständig sind und im Amte Grevesmühlen belegenen Bauerndorf Diedrichshagen liegen zwo und eine halbe Hufe.
„Sieben und dreißig ein Sechszehntel Scheffel, diese ergeben in jährlicher Contribution a Hufe 9 r 2/3 = dreiundzwanzig Reichstaler 2/3 Neun und zwanzig Schillinge.
Gesamt sind aufgeführt:
1463,4 Scheffel 48,7 Fuder beym Hofe 173,14 Scheffel 3,2 Fuder bey der Pfarre.
In diesem umfangreichen Schriftstück wird noch nachgewiesen, daß der Krug zur Pfarre gehört, auch der Acker (s. Hinweis auf Visitationsprotokoll von 1653). Weiter verweist der Pfarrer Riedel auf eine Weide und Hüte-Gerechtigkeit auf der Gemarkung Schildberg, die ihm jetzt durch ein Ackerstück von 14 Scheffel Korn abgegolten wird. Der Pastor verweist weiterhin auf eine für alle Bauern gemeinsame Weide, auf der Schafe und Schweine gemeinsam gehalten werden, die Pastor, Witwen und Küster unentgeltlich nutzen, nur Hirtenlohn zahlen. Es handelt sich um die eigentliche „Commune Schafsweide“.
Unterm 13.12.1802 erscheint eine Aufstellung der nötigen Brücken.
- 1 große Brücke über den Mühlenstrom zwischen Diedrichshagen und Rüting
- 5 Brücken. über 8-fäßige Gräben
- 11 Brücken über 4- und 5-fäßige Gräben.
Am 27.12.1802 weist der Großherzog an: “Die Brücken aus Feldsteinen zu bauen, um das Eichenholz zu sparen.“
Für Rode- und Grabekosten werden 1803 von Schwerin 408 Reichstaler an Diedrichshagen ausgegeben.
1805 sollen die Hauswirthe von Diedrichshagen 782 Reichstaler an Contraktlichem Vorschuß bezahlen. Sie können nicht. Es wird geteilt und mit 5 % verzinst. 1812 erbitten sie Nachlaß und mehr Holz. Ein Hauswirth erhält bis dahin 1 1/2 Faden, 1 Cossat, 1 Faden.
Am 3. Januar 1814 wird ein Protokollum gehalten. Die 7 Hauswirthe und 2 Cossaten sind erschienen und ihnen wird der um zwei Jahre verlängerte Contract vorgelesen.
„Sie gaben aber darüber zu Protokoll. Sie hätten zwar alles verstanden, was ihnen vorgelesen worden wäre, auch daß sie neben ihrer schon so hohen Pacht auch noch alle ordentlichen und außerordentlichen Steuern bezahlen sollten. Dazu wären sie aber besonders zur jetzigen Zeit nicht im Stande, wenn ihnen ihre Pacht nicht gemindert würde. Korn könnten sie nicht verkaufen. Sie müßten dasselbe mit ihren Pferden auffüttern, mit welchen sie täglich im Lande umherfahren müßten, um diese nur zu erhalten. Und dann wären nie noch überdies in Gefahr, Pferde und Wagen zu verlieren, weil dieselben in Lübeck nicht abgelöst würden, sondern weiterfuhren müßten. So hatte der Schulze Kaven auf einer solchen Tour einen und mit vielen Kosten sich angeschafften Wegen in Holstein stehen lassen müssen, welchen er nie wieder erhalten würde. Unter solchen Umständen könnten sie keine ehrlichen Leute bleiben.“
Aber Schwerin „kann nicht zurück stehen“.
Der Contrakt läuft bis Johannis 1815.
Dezember 1831.
§ 1 Der Hauswirth Oldenburg (Hufe Nr. 1) hat den Hauswirth Freytag, der seine älteste Tochter geheiratet hat, zum Nachfolger erhalten.
§2 Der Interiemswirth Hans Heinrich -Jutir ist abgegangen und sein Gehöft Nr. 2 mit dem Gehöftserben Schwartz besetzt.
§3 Die Jagd ist an Hauswirthe nicht verpachtet.
§ 4 Mit dem Zugeständnis, die Hufen in Erbpacht erheben zu dürfen, hat keiner der Hauswirthe Gebrauch gemacht
§ 5 Der Acker der Hauswirthe liegt noch in 8 Schlägen, wovon 4 besät wurden. 3 zur Weide liegen und eine gebracht wird, obgleich ihnen nach dem Allerhöchsten Handzeichneten Reseript vom 6. Nov. 1827 verboten, die 4-te Kornsaat zu nehmen.
Sie entgegneten auf den desfälligen Vorwurf, daß sie bei einer anderweitigen Wirtschaft nicht hätten bestehen können und baten, die Fortsetzung der Wirtschaft, wie sie bisher geführt wurde, zu gestatten, da sie bei der Bescheidenheit ihres Ackers, bei dem Mangel an Wiesenheu, angemessen sei.
§ 6 Die Grenzen der Hufen sind begraben und bepflanzt.
§ 8 Neue Gebäude sind während der Pachtperiode nicht aufgeführt bis auf eine neue Scheune des Hauswirths Kessin.
§ 12 Die Feuergerätschaften werden über das Dorf 1 Küven 1 und 2 Leitern von jedem Hauswirth aber 1 Leiter, 2 Haken und 1 Eimer, von dem Hauswirth. Kessin 2 Eimer gehalten.
§ 13 Gemeinschaftsbacköfen sind nicht eingerichtet. Sämtliche Gebäude sind in der Domonial-Brandkasse versichert.
§ 14 Das Amt des Schulzen wird vom Hauswirt Kaven, das des Kirchen-Vorstehers vom Hauswirth Freytag, das des Feuer-Schaumannes vom Hauswirth Kessin verwaltet.
§ 15 Hauswirthe sind von den Extradiensten befreit, gaben früher 24 Reichstaler, jetzt aber 16 Reichstaler Extradienstgeld zur Amts-Fuhrkasse.
§ 17 Bedeutende Unglücksfälle haben nicht stattgefunden, nur dem Hauswirth Schwarz sind in diesem Jahr 2 Pferde gestohlen worden und ihm ist dafür eine Quartal-Pacht als ein Gnadengeschenk remittiert.
§ 19 Vom Jahre 1823 - 27 war die Pacht erlassen. Die übrige Pacht bis Joh. 1833 creditiret.
Schwerin, 19. Mai 1832 Die 4-te Kornsaat bei siebenschlägiger Wirtschaft [<span class="fontstyle0 siebenschlägige Fruchtfolge, bestehend aus drei Kornschlägen, drei Weideschlägen und einem Brachschlag] ist den Hauswirthen nie zu bewilligen. gez. v. Wendland
13. August 1833 Vor etwa 34 Jahren sind von Diedrichshagen 7 Last Acker abgenommen und dem Hofe Schildberg beigelegt. Für diesen Acker sollte der Hof Schildberg 2 Scheffel Roggen an den Pfarrer und 1 Scheffel an den Küster geben. Dieses wollten die Hauswirthe weniger liefern. Der Oberamtmann Balck verstarb aber und somit unterblieb dies.
11. April 1834 "Vorgeladen wurden die 7 Hauswirthe aus Diedrichshagen. Sie wurden zur gewissenhaften Angabe der Saat aufgefordert und geschah solches in der Art, wie sie bereits im Jahre 1817 specificirt ist, nur mit dem Unterschied, daß die Wintersaat jetzt 4 Fahren und die Gerst-Saat 3 Fahren beackert erhält.
Es wurden weiter die Gehöfts-Acten durchgegangen und aus letzteren die Anzahl der Hofwehrpferde nachstehender Maßen ermittelt:
- Gehöft Nr. 1: Hauswirth Freytag 11 Stück
- Gehöft Nr. 2: 4 Pferde, da die übrigen 7 Pferde mit 23 Reichstaler je Stück bezahlt sind.
- Gehöft Nr. 3 Schulze Kaben
Bei diesen Acten fehlt das Inventarium. Er erklärte, daß er gleich den übrigen Hauswirthen 11 Pferde gehabt habe, selbige jedoch von der Bernsterfer Gutsherrschaft taxiert seien.
Er habe die Taxe zu Hause, es könne aus selbiger jedoch der schlechte Zustand der Pferde ersehen werden.
- Gehöft Nr. 4: Hauswirth Lau, 12 Pferde, 2 Füllen
- Gehöft Nr. 5: Hauswirth Schumacher, 6 Pferde, 1 Füllen
- Gehöft Nr. 6: Hauswirth Freitag, 12 Pferde
- Gehöft Nr. 7: Hauswirth Kessin, 5 Pferde
Die Bezahlung der fehlenden Inventarien-Pferde wird verlangt. Die Tax für jedes Pferd beträgt 35 Reichstaler. Es wird sich aus den Gehöfts-Acten ergeben, in welch schlechtem Zustand die Pferde waren, als sie vom Hofdienste gekommen.
Wir sollten die mehrsten Pferde abgeben, nur 4 Stück behalten. Herr Cammerath erklärte aber, daß die Pferde überall nicht zu brauchen seien. Die mehrsten Pferde sind dem Scharfrichter übergeben, wie sich aus den Schwarz'schen Gehöfts-Acten dorten lesen läßt. Eine Bezahlung können sie nicht eingehen, da sie nach der letzten Pacht-Periode völlig verarmt seien. Sollte es verlangt werden, müßten sie den. Kaufpreis verzinsen.“ „Hauswirthe wurden entlassen.“
1834 kosteten:
- 10 Scheffel Weizen 8 Reichstaler
- 20 Scheffel Gerste 9 Reichstaler
- 10 Scheffel Roggen 6 Reichstaler
- 30 Scheffel Hafer 15 Reichstaler
- 15 Scheffel Erbsen 10 Reichstaler
1841 wurde an Pacht gezahlt:
- Hufe Nr. 1: 92 Reichstaler, 24 Schilling
- Hufe Nr. 2: 103 Reichstaler, 4 Schilling
- Hufe Nr. 3: 91 Reichstaler, 40 Schilling
- Hufe Nr. 4: 95 Reichstale, 44 Schilling
- Hufe Nr. 5: 95 Reichstaler, 24 Schilling
- Hufe Nr. 6 .92 Reichstaler, 24 Schilling
- Hufe Nr. 7: 86 Reichstaler, 24 Schilling
Johannis 1353 - 1861 wurde an Pacht gezahlt:
- Hufe Nr. 1: 129 Reichstaler, 24 Schilling
- Hufe Nr. 2: 140 Reichstaler, 4 Schilling
- Hufe Nr. 3: 126 Reichstaler, 40 Schilling
- Hufe Nr. 4: 131 Reichstaler, 44 Schilling
- Hufe Nr. 5: 132 Reichstaler, 24 Schilling
- Hufe Nr. 6 .128 Reichstaler, 24 Schilling
- Hufe Nr. 7: 128 Reichstaler, 24 Schilling
von 1862 – 1869:
- Hufe Nr. 1: 139 Reichstaler, 24 Schilling
- Hufe Nr. 2: 149 Reichstaler, 4 Schilling
- Hufe Nr. 3: 135 Reichstaler, 40 Schilling
- Hufe Nr. 4: 138 Reichstaler, 44 Schilling
- Hufe Nr. 5: 138 Reichstaler, 24 Schilling
- Hufe Nr. 6 .135 Reichstaler, 24 Schilling
- Hufe Nr. 7: 125 Reichstaler, 24 Schilling
Darin sind enthalten für Befreiung von Hand- und Spanndienste für jeden 11 Reichstaler, 32 Schilling.
Am 26. 8.1849 wird Tagelöhner Rickert beim Amte in Grevesmühlen vorstellig:
„Namens sämtlicher Tagelöhner. Sie hätten nur 74 Quadrat-Ruten Acker zur Miete zu Kartoffeln und Flachs. Das wäre aber zu wenig Land, da sie nie soviel Kartoffeln darauf bauten,als sie das Jahr über bedürften. Im vorigen Jahr wären ihre sämtlichen Kartoffeln verfault und in diesem Jahr wären dieselben fast alle von der sogenannten Ackerkrabbe an- bzw. aufgefressen. Unter diesen Umständen müßten sie ganz arm werden. Sie bäten das Großherzogliche Amt so dringend, als gehorsamst dafür zu sorgen, daß sie noch in demselben Jahr wenigstens 100 Quadrat-Ruten Land zu diesen 74 Quadrat-Ruten erhalten, worauf sie auch etwas Korn bauen könnten."
Der Amtmann schlägt auf der Rückseite aber nur 130 - 140 Quadrat-Ruten vor, was Schwerin unter dem 10. 9.1849 anweist. Da gibt es an jeder Ecke etwas von den Hufen.
Rickert und Zander protestieren am 22 9.1849. Es kommt zu folgender Vereinbarung:
- Jeder Hauswirth gibt seinem bei ihm wohnenden Tagelöhner 130 Quadrat-Ruten, doch werden die Gärten zur Hälfte angerechnet.
- Freitag Hufe 6 gibt an den im Krügerkaten wohnenden Tagelöhner Koop 130 Quadrat-Ruten und an den einzelnen Pinnow 50 Quadrat-Ruten.
- Die Tagelöhner behalten solange ohne Wechsel, bis ihnen gelegentlich das Land zusammenhängend gegeben werden kann.
- Sie zahlen für 130 Quadrat-Ruten 2 Reichstaler, 24 Schilling „und zwar unmittelbar an die Hauswirthe. Erfolgt die Zahlung nicht, so wird auf Antrag der Hauswirthe sofort Beschlag auf die Früchte gelegt."
Zander beschwert sich flugs beim Großherzog. Die Bauern zahlen nur 1/2 soviel. Für den Preis wollen sie es auch haben.
Eine genaue Aufstellung vom 19. Oktober 1849 zeigt an, wer was von wem bekommt. Die Hauswirthe erhalten vom Amte Geld für den Acker, der weiter vom Hause liegt. Lau 9 Reichstaler, Schumacher 6 Reichstaler, Joh. Freitag 4 Reichstaler.
Genaues Verzeichnis der sämtlichen Abgaben des Dorfes Diedrichshagen an Pfarre und Küsterei.
I. An die Pfarre
- Jeder Hauswirth gibt Michaelis jedes Jahr 2 gehäufte Scheffel Roggen, sowie die beiden Erbpächter je 1 Scheffel Roggen in Summa 16 Scheffel Roggen.
- Auf Weihnachten ist zu geben sowohl von den 7 Hauswirthen als auch von den beiden Erbpächtern 1 große Mettwurst von 3 Ellen nebst 6 Pfennig Rauchgeld bei jeder Wurst und eine Riste Flachs, in Summa 9 Risten
- Ostern gibt jeder Hauswirth 24 Eier und die beiden Erbpächter 5 derselben, in Summa 173 Eier.
- Außerdem erhält der Prediger alle Michaelis von jedem Hauswirth 1 Reichstaler, 12 Schilling 9 Pfennig und von jedem Erbpächter 30 Schilling 3 Pfennig in Summa 10 Reichstaler, 5 Schilling 9 Pfennig.
II. An die Küsterei
- Auf Michaelis erhält der Küster von den 7 Hauswirthen sowie von den beiden Erbpächtern je 1 Scheffel Roggen geh. Maaß, mithin 9 Scheffel und von jedem 1 Brod. Summa 9 Bröde.
- Auf Weihnachten Wurst soviel wie an die Pfarre ohne Rauchgeld und Flachs.
- An Eier soviel wie an die Pfarre, nämlich 173 Eier.
Diedrichshagen, den 8. September 1850 Kaben Schulze
Pastor Kliefoth macht dazu Anmerkungen, daß es mit den Maßen der Scheffel oft nicht stimmt. Diese Lieferungen wurden bis 1945 gemacht.
Im März 1853 erlaubt die Kastahner Gemeindebehörde die Mitbenutzung der Kastahner Sandgrube.
Am 4. Juni 1853 beträgt die Diedrichshäger Feldmark 119.195 Quadrat-Ruten. (1 ha = 461 Quadrat-Ruten, d.h. 258 Hektar).
Präpositas Kliefoth nimmt Bezug auf den Kontrakt und bittet um eine Erweiterung oder Verlegung des Kirchhofes am 5. 9. 1853.
Am 1. 10. 1853 werden Freitag Nr. 4, Schumacher Nr. 5 und Lau Nr. 6 wegen der 4, 6 und 9 Reichstaler vorstellig, die in den neuen Kontract aufgenommen werden sollen. Am 13. Oktober lehnt Schwerin dies ab, genehmigt aber den Kirchhof. Am 12.11 1853 gibt es einen neuen Kontrakt von 1853 - 1869. Kammergebühren betragen 205 Reichstaler (gesamt) für den Kontrakt.
Ausgang des 30-jährigen Krieges
Kirchen Visitationsprotokoll 1647 sind Hans Bodeker von Upahl, Heinrich Lunow zu Boienhagen, Hans Lüders zu Sievershagen, alle drey in der Visitation beeydiget.
Die Kirche hat innenwendig einen Bretterboden. Der Turm ist mit Steinen aufgemauert in demselben sind 2 große und 1 kleine Glocke. Der Altar unten von Steinen aufgemauert und mit einem Gitter-Zaun umgeben. Darauf sind 2 zinnerne und 1 Messing-Leuchter. Ein silberner vergüldeter Kelch mit Rubinen versetzt, welchen der Junker von Rüting verehret und ein schwarzes Kelchtuch, dabey eine silberne vergüldete Patene. Noch 1 vergüldeter silberner Kelch, wiegt 31 Loth und 1 zt mit einem von allerhand Farben seidenes Tuch. 1 Messgewand von rotem Sammet mit gelben Grund mit einem Chorhemd vom Kriegs-Obristen gekaufet und in der Kirche verehret, weils die anderen von den „Reutern“ waren weggenommen. Ein leinenes Tuch von Drell auf dem Altar unter welchem noch ein altes Tuch lieget. Predigt Stuhl von Holtz. Die Taufe von Holtz in welcher ein kleiner Messing Becher ist. Eine Zinnerne Flasche zum reinplanschen von Wein auf dem Altar. 1 kl. zinnerner Kelch zum Kranken zu besuchen.
Heinricus Rath Stadtschreiber daselbst
29. April 1653. Kirchenvisitation
Als Zeugen waren zugegen der Hauptmann Claus v. Lepel und Johann Lüders, der Quitzower Verwalter.
Zum Kirchspiel gehören 7 Dörfer.
- Communicanten 236
- Kinder 147
- 383 Seelen
Die Kirche ist mit Steinen gebauet und an einem Ort nach dem Wasser zu sehr baufällig. Der Kirchhof ist nicht befriediget, dazu die Eingangspforten vermahnet sind. Der Quitzower Verwalter hat verheißen die Seinigen dazu anzuhalten.
Pastor M. Walerius Fiedlerus von Rostock, hat seine Studien zu Rostock getrieben, 2 Jahr in Leipzig, 1 Jahr zu Wittenberge und 1 Jahr zu Grivswalde. Ist allhier im Amt 1 1/2 Jahr. Ist 31 Jahre alt. Hat ein Kind. Das Haus hat 2 Stuben und 4 Kammern, ist in ziemlichem Stande. Die Scheune ist von 4 Fächern neu gebauet Ein Sackhaus von 3 Gebind. Ein kleiner Stall von 2 Fächer.
Der Krüger von Diedrichshagen, welcher keine Hofdienste tut und auch sonsten von allen oneribyfrey ist, und von der Kirche 12. Morgen Land hat, muß dem Pastor im Jahr 24 Tage dienen, dem Pastor in der Ernte 4 Tage Korn einführen und in der Saatzeit 4 Tage eggen, und gibt ihm der Pastor dafür die Mittagsmahlzeit.
Junker Cordt, Sperling hat der Kirche 50 Thaler vermachet, wovon der Pastor die halben Zinsen bekommt.
Nach dem 30-jährigen Kriege
Wie sehr der Krieg und auch wohl Seuchen, auch andere Umstände unter den Bewohnern gewütet haben ergibt sich aus Folgendem:
- In Diedrichshagen waren 11 Bauleute 5 Käter zurückgegangen auf 3 Bauleute 2 Käter.
- In Sievershagen waren 7 Bauleute, 4 Käter zurückgegengen auf 1 Bauleute, 3 Käter.
- In Upahl waren 12 Bauleute, 5 Käter zurückgegangen auf 5 Bauleute 3 Käter.
- In Schildberg waren 6 Bauleute, 2 Käter zurückgegangen auf 3 Bauleute, welche aber ganz darniederliegen.
Einigermaßen verschont geblieben "Büttlings“ mit 3 Bauleuten und 1 Müller, dessen Stelle aber zu der einen Baustätte hinzugelegt ward, ebenso Kastahn mit 4 Baulauten und "Boyenhagen" mit 7 Bauleuten und 3 Kossaten. Von diesen letzteren 3 Dörfern wird besondere berichtet sie "noch in gutem Stande sind". In Sievershagen waren durch I.F.G. das Fräulein zu Rehna „6 Baustädten davon genommen und ein Meyerhof daraus gemacht“. Ebenso hatten in Schildberg die in Rüting sitzenden von Quitzowen einen Meyerhof daselbst gelegt, dazu sie 3 Bau- und 2 Kossatenstädten genommen.
Auch haben die Kayserlichen Soldaten in der Nacht sämtliches Vieh des Pastor Meyer von der „Wedene“ (Pfarre) weggenommen.
1767 fragt Pastor Riedel an, ob die Leute, die im Predigerwitwenhause und in dem kleinen Kathen wohnen, der ihm privat gehört, auch Kopfgeld zahlen müssen. Walter hat vorher als Tagelöhner in Rüting 1 Thaler zahlen müssen. Bei Herrn Luchow in Wedendorf, wo er als ordentlicher "Sager" arbeitet, soll er 3 Thaler zahlen. Riedel schreibt: „Der Mann lamentiert und bittet mich um Hilfe". Walter wohnt in dem kleinen Kathen der Pfarre.
Am 25.2.1834 hat Elisabeth Wiechmann in Boienhagen eine unehleliche Tochter geboren. Sie soll für die Taufe 1 Thaler, und als Bussgeld, weil sie unehelich geboren wurde, noch 1 Thaler bezahlen.
Ebenfalls verlangt der Pastor Walter von dem Kindesvater, dem Knecht Heinrich Holm auch 2 Thaler. Dieses Geld soll der Bauer Püstow in Upahl dem Holm von seinem Lohne abziehen
Am 5 Oktober 1834 haben die Eltern der Kindesmutter 1 Thaler 6 Schilling für die Taufe bezahlt. Am 9. September 1834 haben die Eltern geheiratet. Trotzdem besteht der Pastor auf seiner Forderung.
Die Marie Priehn bei der hiesigen Krüger-Witwe dienende schuldet dem Pastor für 4 Jahre Beichtgold, also 20 Schilling. Nachdem Walter mit Arrest gedroht, hat sie am 4. Oktober 1838 bezahlt.
29. 11.1857 Der Schulze Meyer zu Büttlingen hatte für eine Kindtaufe im Herbste vorigen Jahres eine lebende Schlachtgans zu liefern "Observanzgemäß". Präpositus Kliefoth mahnt ihn zur Zahlung von 2 Thalern als Wert der Gans. Am 9. 2.1858 läßt Kliefoth einen halben Thaler ab für die Gans.
Am 4.11.1858 will der Bauer Duwe aus Boienhagen seine Gans auch nicht liefern. Meyer und Duwe wenden sich an den Oberkirchenrat zu Schwerin. Trotzdem läßt das Amt bei jedem einen Hammel pfänden. Der Landreiter Baustian bekommt Auftrag zur Pfändung.
Meyers Hammel hat 3 Thaler 28 Schilling gebracht. Duwes Hammel 2 Thaler 4 Schilling. Kliefoth hat für 3 Gänse 4 Thaler 24 Schilling erhalten.
Der Bauer Schumacher aus Diedrichshagen soll etwas mehr als 2 Scheffel Roggen liefern. Kliefoth ist hiermit nicht einverstanden. Schumacher nimmt seinen. Roggen wieder mit.
Der Maurergeselle Hintze jun. zu Kastahn hat observanzmäßig dem Pastor Kliefoth zu Diedrichshagen an Beichtgeld zu zahlen: für sich 4 Schilling 8 Pfennig, für seine Frau 2 Schilling 3 Pfennig. Gesamt 7 Schilling. Da er die Zahlung verweigert, so wird dem Landreiter Krüger aufgegeben: Diese. 7 Schilling Cour. nach zuvoriger 8-tägiger Verwarnung executirisch beizutreiben und binnen 14 Tagen zu referiren.
Grevesmühlen, den 31.März 1849 Großherzogliches Amt.
Auf demselben Bescheid hat der Landreiter seinen Vermerk gemacht: Der Maurergesell Hinz jetzt zu Kastahn, ist am 14. April abgepfändet 2 Pfeifen. Grevesmühlen, 16. April 1849 Krüger Landreiter
Am 23. 6.1849 hat der Pastor Kliefoth seine 7 Schilling bekommen für eine versteigerte Pfeife, die der Landreiter Bastian für 8 Schilling gekauft hat. Der Rest ist als Amtsgebühr einbehalten worden.
Am 29. April 1849 wendet sich Hinze an die Landesregierung in ziemlich harter Form, aber in seinem Falle ohne Erfolg; denn er ist seine Pfeifen losgeworden und der Pastor hat ein Geld bekommen. Ich bringe die Beschwerde wörtlich:
Hohe Landesregierung.
Das Amt Grevesmahlen hat mir ohne Urtheil und Recht auf Befehl des Herrn Pastor Kliefoth zu Diedrichshagen auspfänden lassen und zwar deshalb, das ich den Pastor angeblich 4 Schilling 8 Pfennig Beichtgeld schuldig sei, welches ich zwangsmäßig zweimahl auf Jahr bezahlen soll, worin ich noch nie gewilligt habe, daß ich meine Sündenabbüßung ein halbes Jahr vorher bezahlen, weil es ganz gegen mein Gewissen ist, indem mir Christi Lehre in der Schule zu sehr eingepredigt ist, das Christus gesagt hat, so oft ihrs thut, thut es zu meinem Gedächtnis, er hat es seinen Jüngern aber überlassen, soft sie es zu seiner Erinnerung thun wollten, selbst der berüchtigte Tetzel hat es mit seiner Ablaßkrämerei nicht so weit getrieben, wie Pastor Kliefoth es treibt, der hat doch erst den Ablaßzettel ausgeteilt, eh er das Geld genommen, je mehr ausfallend ist es mir, daß Pastor Kliefoth seine Wut allein an mir auslassen will, da doch so viele Mitglieder erklärt haben, sie wollten ihr Beichtgeld bezahlen, wenn sie gebeichtet hatten, das vorher bezahlen sei gegen ihr Gewissen und haben es mithin nicht bezahlt; sollte es daher kommen, daß Pastor Kliefoth vor einiger Zeit zu mir sagte, wenn wir uns zu der Rechten der abgeordneten Kammer hielten, alsdann wolle er stets mit uns, sonst stets gegen uns sein, wie wird mein Gewissen bei einer solchen Sprache eines Predigers und eine Forderung desselben gerügt und zerrüttelt, ich wollte lieber wünschen, das ich nie ein Christ, sondern in Heide geworden sei, alsdann hätte ich nicht einen solchen Gewissensbiß an meinen Herzen als jetzt.
Meine allerunterthänigste Bitte geht dahin, hohe Landesregierung wolle gerecht handeln und den Pastor Kliefoth kein Gespött mit der Religion treiben zu lassen und das Amt Grevesmühlen anbefehlen, mir meine ausgepfändeten Sachen wieder zu geben und mir überlassen, wenn ich zum Tisch des Herrn gehe, das ich alsdann mein Beichtgeld bezahle, dann kann ich nach Christi Lehre, die ich in der Schule gelernt habe, nur Beruhigung für meiner armen Seele finden.
Indem ich mein ganzes Vertrauen zu meiner hohen Landesregierung habe, das die allerhögst mich in Schutz nehmen wird und meiner armen Seele dadurch Ruhe zu verschaffen, den Pastor Kliefoth doch mitzutheilen, das er als mein Beichtvater gegen mir eine bessere reine christliche Gesinnung ausüben möge, als er bis jetzt gethan hat.
Schließlich bitte ich hohe Landesregierung um recht baldige Untersuchung meiner Beschwerde und geneigte Antwort.
Upahl, allunterthänigstd. 29.April 1849
Hinze, Maurer
Diese Beschwerde des Maurers Hinze wird wohl Anlaß gewesen sein zur Zusammenkunft des Superintendanten Karsten zu Schwerin als Vertreter des Oberkirchenrates hier im Pfarrhause am 27. August 1850 mit 14 Vertretern aus den Dörfern der Kirchengemeinde, die einstimmig beschließt, die von Pastor Walter eingeführte Beichtordnung aufzuheben und die alte Ordnung wieder einzuführen, nach der jeder Teilnehmer während des Abendmahls bezahlt.
[Best_Wordpress_Gallery id="32" gal_title="Beichtordnung von 1832."]
Pastor Walter hat 1832 mit den Schulzen der Gemeinden des Kirchspiels eine neue Beichtordnung vereinbart, wonach die Einwohner des Dorfes 12 Schilling jährlich der Kirche zu zahlen haben im Voraus für das zu empfangende Abendmahl. Mit dem Klingelbeutel hat er es auch so machen wollen, aber damit ist er nicht durchgekommen.
Die Interessen der Pastorwitwe Mellmann in Klütz dem Grafen Bothmer gegenüber, hat Walter mit Erfolg vertreten. Dies kann man in Meyer-Scharffenbergs Buch „Die Insel Poel und der Klützer Winkel“ auf Seite 153/54 genauer nachlesen.
Der Schandpfahl zu Diedrichshagen
Am 14. 9. 1717
„Stefan Parbs in Gefängnisschaft bis nächst kommenden Pfingsttag beizubehalten, darauf am Pfingstsonntag am Pfahl zu Diedrichshagen, von 8 - 11 Uhr vormittags, nebst Anhängung eines Sacks mit Korn zu stellen, und demnächst diese Güther wegräumen soll.
Heinrich Freytag aber soll heute 2 Stunden und morgen früh 2 Stunden an den hiesigen Dorfpfahl gestellt werden und soll hernach der Freytag die Güther räumen.
Das Gestohlene Korn ist an die Obrigkeit verfallen und soll Freytag dem Voigt 12 Schillinge und an drey Wächters auf die Nacht 12 Schillinge, der Parbs aber dem Voigt für die Verwahrung im Gefängnis 16 Schillinge und dem Schließer die Atzung für das Anschließen zu Diedrichshagen à parte bezahlen, zu solchem allen sie hiermit condemmiert werden.“
Dies ist eine Gerichtsverhandlung gewesen, die der Graf von Bernstorf mit einem Gerichtsschreiber gehalten hat. Parbs und Freytag haben 4/2 Scheffel Weizen getrennt von zwei Haufen in Schildberg beim Dreschen entwendet.
Die Gefangenen waren in Rüting im Keller des Gutshauses angeschlossen und von dort zur befohlenen Zelt nach Diedrichshagen gebracht und dort angeschlossen, damit sie von den Kirchgängern gesehen wurden, um auch diese abzuschrecken.
Parbs und Freytag waren „leibeigen“, denn das Wort „Untertan“ ist wiederholt angegeben.
Hand und Spanndienste
7 Bauern haben 84 Spanntage und 84 Handtage, 2 Kossaten haben 24 Handtage zu leisten. Außerdem mußten noch „Extradienste“ geleistet werden. 1803 haben sie 381 Spanntage und 292 Handtage geleistet, die beiden Kossaten 42 Handtage. Bezahlt wurde ein Spanntag mit 16 Schilling = 1/3 Thaler. Ein Handtag wurde mit 8 Schilling 1/6 Thaler. 1 Spanntag = 4 Pferde mit Wagen und 1 Knecht.
- 9.7.1803 - Ein Brief zu bringen an Oberamtmann nach Rehna: 1 Handtag.
- 14.7.1803 - Zur neuen Scheune in Schildberg aus Wismar Rohr geholt: 5 Spanntage
- 4.7.1803 - Holz von Rutinger Brache nach Schildberg gefahren: 3 Spanntage
- 4.7.1803 - In Schildberg Holz und Erde vor die Türen gebracht: 5 Handtage
- 30.1.1804 - Vorspann aus Gletzow nach Rüting: 1 Spanntag
- 23.2.1804 - Vorspann aus Sievershagen nach Rüting: ½ Spanntag
- 15.6.1804 - Schafe von Strohkirchen nach Rüting: 6 Spanntage
- 15.6.1804 - Schafe von Sievershagen nach Rüting: 4 Spanntage
- 2.9.1803 - Bretter aus Schwerin zum Backhaus Neubau 7 Spanntage
- 22.7.1803 - Rohr aus. Hohen-Viecheln nach Schildberg = 3 Spanntage
Besatzung 1811 und später
Vom 19. Januar - 29. Januar 1811 sind in Diedrichhagen 14, in Hof-Schildberg 3 Mann, in Rüting 2 Mann. Vom 2. 3. - 10. 3. 6 Mann. Auch mußten vom 10-13.3.1811 20 Essen-Portionen geliefert werden. Auch den ganzen April über. Vom 16. -24. 4. waren 24 Mann in Diedrichshagen und außerdem mußten 120 Portionen geliefert werden. Am 18. Dezember 1811 sind 8 Mann in Diedrichshagen gewesen. Vom 19. - 27. Dezember sind noch 8 Mann hinzugekommen. Im Aug. 1813 waren vom Lützowschen Freicorps 2 Leutnants, 1 Doctor, 1 Wachtmeister und 27 Gemeine in Diedrichshagen untergebracht. Besonders Diedrichshagen war im Verhältnis zu Rüting und Schildberg stark belegt. Das ritterschaftliche Amt Grevesmühlen hat von Rostock für 1810 und 1811 2.900 Thaler zur Aufteilung erhalten.
Vererbpachtung der 7 Hauswirte 1872
Hufe Nr. 7 als Schuld an Großherzogl. Kammer:
- für Gebäude 611 Thaler 45 Schillinge
- die Hofwehr 422 Thaler 6 Schillinge
- Saat u. Bestellung 206 Thaler 44 Schillinge
- Gesamt: 1240 Thaler 47 Schilling 9 Pfennig.
Diese Capitalschuld von 1240 Thaler wird für die Großherzogliche Kamer mit 6225 Thaler in das Grundbuch eingetragen und mit 4 % Zinsen und 1 % zur Tilgung verzinst.
1660 war die dorfübliche Abfindung der Kinder:
- 1 begangene Sterke: 25 Thaler
- 1 Ehrenkleid (Brautkleid) 10 Thaler
- 1 Halbe Hochzeit 5 Thaler
- Bei der Verheiratung in bar 40 Thaler
Ortsübliches Altenteil um 1860/70
- 1 Kuh wird im Stall mitgefüttert.
- 20 Thaler Taschengeld. Die nötige Feuerung.
- 12 Scheffel Roggen, 2 Scheffel Weizen
- 2 Scheffel Gerste, 2 Scheffel Erbsen
- 6 Tonnen Kartoffel (ca. 10 Zentner).
- Zu Weihnachten ein Schwein von 14 L = 225 Pfund.
- Zu Martine 2 fette Gänse A 12 Pfund.
- Zu Michaelis 1 Fass Backbirnen und 1 Fass Backpflaumen.
- Ausnutz von 2 Schafen. 1 Fass Lein zur Aussaat.
- 16 Quadrat-Ruten Garten. Fahrten zum Arzt.
Die Altenteiler arbeiten nach ihren Kräften auf der Hufe mit.
Verdienst des Landarbeiters
Um 1800 hat ein Knecht 12 Thaler, eine Magd 9 Thaler im Jahr verdient. 1890 verdiente der Großknecht 50 Thaler, Halbknecht 30 Thaler, Mädchen 40 Thaler. Ein Gutsarbeiter bekam bis 1945 an Deputat 3 Zentner Korn pro Monat. Zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten je 50 Pfund Weizen. 100 Quadrat-Ruten Kartoffelland. 5 Raummeter Holz 2. Klasse und 27 Zentner Brikett. Freie Kuhhaltung oder 4 Liter Milch pro Tag. Mit Einwilligung des Besitzers konnte im Notfalle ein Jungtier aufgezogen werden.
Im Dezember und Januar verdiente er 63 Pfennig pro Tag. In der anderen Zeit 87 Pfennig. In der Ernte 1,15 Mark pro Tag. Ab 1. März wurden 10 Stunden gearbeitet. Bei 10 Std. Drillen mit Handsteuerung und zu Fuß gehen, wurden 25 Pfennig pro Tag extra gezahlt. Ebenso war es beim Mähen und Düngerstreuen mit der Hand. Im Kuhstall mit Handmelken von 25 Kühen pro Tag 1 Mark extra. Von dem Lohn mußte noch Licht und die Sozialversicherung zur Hälfte bezahlt werden.
Wenn eine Frau keine Kinder hatte, war sie verpflichtet, auf dem Gute beim Waschen und Hausarbeiten zu helfen. Hierfür bekam sie 18 Pfennig pro Stunde.
Ein Deputant hat im ersten Jahr in Schildberg seiner Frau 3 Tage Kartoffel sammeln helfen. Hierfür mußte er auf dem Gute später für Grunddeputat, Lichtgeld und Sozialversicherung 3 Wochen umsonst arbeiten.
Für das Hocken von Brachweizen nach Feierabend wurden pro Morgen 80 Pfennig gezahlt. Für Rübenarbeit ebenfalls nach Feierabend 18 Mark für den Morgen. Im ersten Jahr gab es noch keinen Urlaub. Im zweiten Jahr zwei Tage. Im vierten Jahr gab es 6 Tage Urlaub.
Grenzen und Wege um 1770
Die erste genauere Vermessung der Gemarkung ist 1771. Von Schröder gemacht worden. Schildberg ist 1769 vermessen worden Auch in Rüting wird dies um dieselbe Zeit gemacht worden sein. Ganz Mecklenburg ist damals auf Befehl und. Anordnung Friedrich des Großen vermessen worden; denn der mecklenburgische Mehlsack wurde von seinen Steuereintreibern tüchtig geklopft. Kriege und Beuten mussten bezahlt werden. Sieht man sich die Karte genauer an, so stellt man fest, daß die Grenze zwischen Diedrichshagen und Schildberg weiter bis an die Rambeeler und Hanshäger Gemarkung heranging.
Die Koppel vor unserem Hause war nur 113 Quadrat-Ruten groß. Der ganze übrige Acker links vom Weg. in Richtung Schildberg gehörte dorthin. Auch führte nur eine Brücke bei Bollow über „Mühlenstrom“. Die Bezeichnung Stepenitz wird jünger sein.
Die Koppel vor Bollows Haus war damals schon mit 569 Quadrat-Ruten angegeben. Die obere Grenzverlängerung auf das Kabensche Gehöft zu, trennte eine weitere Fläche von 559 Quadrat-Ruten Ackerland ab. Diese beiden Parzellen werden zur Mühle gehört haben, die hinter Böttchers Haus auf dem Oldenburgschen Koppel vor 300 Jahren lag. Sie sind auch das einzige Ackerland, das auf der anderen Seite des Mühlenstroms war.
Neben vielen Feldwegen gab es noch einen öffentlichen Hauptweg, der vor dem Hühnerbuscher Teich in Richtung Sievershäger Weg verlief und am Berg bei der sogenannten Lehmkuhle. Dieser Weg verlief zwischen den Schwarz'schen Wasserkuhlen und umschloß das kleine Wasserloch auf der Kabenschen Hufe, das ca. 50 m von Weg abliegt. Auch das Loch in. der Hecke deutet noch, auf die Einmündung hin. Dem Lau’sche Gehöft (Nr. 4) lag linke am Ziegenberger Weg und wurde 1868, wo heute das Grotesche Wohnhaus liegt, wiederaufgebaut. Das alte Oldenburgsche Wohnhaus, Gehöft, Nr. 8, lag mit dem Giebel zur Straße und wurde. 1894 durch das Jetzige ersetzt. Im Pfarrgarten links lag das Predigerwitwen-Haus. Es wurde 1766 neu erbaut. Der Kostenanschlag beläuft sich auf 283 Thaler 7 Schilling.
Am 14.12.1785 bekommen die Beamten in Rehna Anweisung zur Lieferung von 3.200 Steinen aus der Weitendorfer Ziegelei. Die Ortschaft Weitendorf ist eingegangen. Ebenfalls ist der Ort Schindelstädt, der an Wilkenhagen grenzte, verschwunden. Der Oberförster Stender in Zickhuaen bekommt Anweisung für Bauholz zur unentgeldlichen Lieferung. Das Böttchersche Haus gab es 1771 noch nicht. Es ist erst 50 Jahre später aus dem alten Pfarrhaus aufgebaut.
Der Hirtenkaten lag auf dem 117 Quadrat-Ruten großen Ackerstück, das damals bis an die Pfarrwiese ging. Die heutige Pfarrwiese war damals als Hirtenwiese im Feldregister angegeben. Der Rest des damaligen Ackerstückes gehört heute zur Büdnerei Nr. 1. Der Hirtenkaten wurde 1816 auf Abbruch verkauft. Das zur Hufe Nr. 9 gehörige Wohnhaus lag an der Wiese, wo heute das Spritzenhaus liegt. Das alte, zur Hufe Nr. 7 gehörige Wohnhaus lag weiter unten und etwas zurück an dem kleinen Teich mit dem Giebel zur Straße. Das jetzige Wohnhaus ist 1813 erbaut. Das Backhaus soll damals 4 - 5 Jahre alt gewesen sein. Die Büdnerei Nr. 1 gab es noch nicht, denn der Hausplatz ist als „Bornstelle an der Straße“ mit 22 Quadrat-Ruten groß in der Karte vermerkt.
Das alte Kaben'sche Wohnhaus hat hinter der Scheune mit dem Giebel zur Straße gelegen. Auch das alte Schwarz‘sche Haus hat mit dem Giebel zum jetzigen rechts daneben gelegen. Bei jedem Bauernhaus ist später ein Backhaus gebaut worden. Dies waren kleine Fachwerke, gelehmte Bauten, in denen sich zwei kleine Kammern hinter dem Backofen befanden, in denen die Einlieger wohnten, die auch meistens bei dem jeweiligen Hauswirt arbeiteten.
Chronik von Bernstorf 1937
Abgeschrieben aus der Chronik von Bernstorf, die Graf Hermann von Bernstorf im Jahre 1937 gschrieben hat zur 700 Jahrfeier der Familie.
Von den großen Bauern in Jeese und Pieverstorf haben diese 10 - 12 Pferde und 9 - 11 Haupt Rindvieh, wovon 8 Pferde und 4 Kühe zur Hofwehr gehören. Die kleineren Bauern in Teschow haben 4 - 6 Pferde und 4 - 6 Haupt Rindvieh, davon 4 Pferde und 2 Kühe.
Die Kassaten in Jeese und Pieverstorf haben3 - 4 Pferde und 4 - 5 Haupt Rindvieh, davon Hofwehr nur je 1 Kuh. Die Hofwehr ist Eigenturn des Grafen. In Teschow scheinen schon damals keine selbständigen Kätner mehr gewesen zu sein. Die Inhaber der dortigen 10 kleinen Wohnstellen wurden „Brinksitzer“ genannt. Die Vollhufner in Jeese und Pieverstorf dienen von Johannis (24, 6.) bis Michaelis (29. 9.) wöchentlich, die Kornernte ausgenommen, alle Tage mit 2 Personen und 3 Tage mit dem Gespann, von Michaelis bis Johannis wöchentlich 1 Handtag und 3 Gespanntage.
In der Kornernte müssen sie jeder 3 Personen zu Hofe schicken und, so oft es nötig ist, einfahren. Die Teschower 3/4 Hufner dienen von Johannis bis Michaelis wöchentlich, die Kornernte ausgenommen, mit 2 Gespann- und 4 Handtagen, von Michaelis bis Martini (11. 11) wöchentlich mit 2 Gespann- und 1 Handtag, von Martini bis Matthias (24.2.) wöchentlich mit 4 Handtagen, von Mattias bis Johannis wöchentlich mit 2 Gespanntagen und 1 Handtag. In der Kornernte stellt jeder jeden Tag 2 Personen in Handdienst. Außerdem sind zu leisten von jedem Vollhufner im Frühjahr und Herbst je 2 Tage zur Kornaussaat auf dem Hoffelde, ferner von allen Dienste bei der Gewinnung von Flachs und Hede und beim Schafe waschen und Schafe scheren. Die zu leistenden Korn- und sonstigen Fuhren werden auf die Hand- und Spanndienste angerechnet und zwar eine Fahrt nach Lauenburg mit 4 Tagen, Fuhren nach Mölln, Lübeck, Ratzeburg, Schwerin, Wismar, Wotersen, Schutenburg, Dreilützow mit je2 Tagen. Auf den letzten 3 Gütern waren auch die von Bernstorfs.
Nach vollbrachter Ernte wird ein Erntebier gegeben. Dazu dürfen aus jedem Bauernhaus 2 Männer und 1 Frau, aus jedem Kossaten-Hause 1 Mann und 1 Frau kommen. Der Hof gibt 3 Tonnen Bier und Speisung, diese besteht aus einem Zugemüse, entweder Kohl oder Gerstengrütze mit Milch gekocht oder entweder Kohl oder Gerstengrütze mit Milch gekocht oder Rüben oder Kartoffeln, dazu Speck auf jedes Haus 1 Pfund gerechnet oder Schaf- oder Rindfleisch ebenfalls 1 Pfund auf jedes Haus. Die Vollbauern in Jeese und Pieverstorf haben jeder 2, die dortigen Kossaten jeder 1 Brot zuzugeben, wovon jedes Haus 1 Brot erhält. Die übrigbleibenden 6 Brote dienen als Reserve, falls irgendwo Mangel eintritt. Besonders wird bemerkt, daß die Untertanen nicht die Hungerharke ziehen.
In Jahre 1772 hatte Joachim v. Bernstorf die an Wilkenhagen angrenzende Feldmark Schindelstädt von der herzoglichen Kammer zugekauft. Die darauf wohnenden 2 Bauern Roxin und Dettmann wurden nach Boinhagen versetzt.
1728/29 werden in Pieverstorf 6 Bauern und 2 Kätner, in Jeese 2 Bauern und. 3 Kätner (2 Bauern dienten nach Otherdorf), in Teschow 4 Bauern und 7 Kätner.
1660 erfolgte der Ankauf von Rüting mit den Nebengütern Steinfort und Wüstenmark für 31.344 Gulden. 1 Gulden = 1,5 Mark.
Gerichtsbarkeit
Eine sehr wichtige und sehr ernst genommene Funktion der damaligen Gutsherrschaft war die Handhabung der ihr zustehenden hohen und niederen Gerichtsbarkeit. Hierauf bezieht sich ein großer Teil der erhaltenen Akten.
Die Protokollbücher aus den Jahren 1713 - 1722 (pdf) geben ein genaues Bild, wie es dabei zuging. Es wurden regelmäßig Gerichtstage abgehalten, auf denen alle vorliegenden Straf- Zivil- und Verwaltungssachen zur Aburteilung und zur Erledigung kamen. Hierbei hatte ein rechtsgelehrter Notar die Leitung. In der Zeit nach 1700 Ist es der Notar Friedrich Conrad Rüdemann aus Gadebusch. Als Beisitzer fungierte der Gutsverwalter. Der Gutsherr oder die Gutsherrin (Hedwig Maria von Bernstorff, geb. von Wenkstern) ist selbst Richter. Das Urteil wird nur in ihrem Namen gefällt und sie werden in den Protokollen selbst als Richter aufgeführt.
[caption id="attachment_1679" align="aligncenter" width="196"]<img class="wp-image-1679 size-medium" src="http://tragolat.bplaced.net/wp-content/uploads/2023/04/2023-04-24-15_39_10-MecklenburgischeJahrbuecher105_1985.pdf-Foxit-PDF-Reader-196x300.jpg" alt="Auszug aus: Hermann Graf von Bernstorff: Rechtspflege auf einem mecklenburgischen Landgut in den Jahren 1713 - 1722 53 in Mecklenburgische Jahrbücher, 105. Jahrgang 1985 Herausgegeben von Helge Bei der Wieden" width="196" height="300" /> Auszug aus Hermann Graf von Bernstorff: Rechtspflege auf einem mecklenburgischen Landgut in den Jahren 1713 - 1722 in Mecklenburgische Jahrbücher, 105. Jahrgang 1985.[/caption]
Bei Sachen der hohen Gerichtsbarkeit, wo es sich um Hals und Hand handelt, werden zwei Assessoren zugezogen und es wird Rechtsbelehrung von rechtsgelehrten Personen, juristischen Fakultäten (z.B. Kiel, Helmstädt) und von der Justizkanzlei in Schwerin eingeholt.
Es liegen Prozessakten vor, die zur Todesstrafe führten, die auch an Ort und Stelle vollstreckt wurde. Einen erschütternden Einblick in die Zustände der damaligen Zeit gewähren die Akten eines Hexenprozesses aus dem Jahre 1667.
Die erste Untersuchung beginnt bereits 1649 und wird von Joachim d. jr. mit Unterstützung seines Bruders, des Domherrn Andreas aus Ratzeburg, selbst geleitet. Dann ruht die Sache, bis sie 1667 wieder aufgenommen wird und nach Durchführung der Untersuchung mit allen Schrecklichkeiten des damaligen Verfahrens zur Verurteilung der unglücklichen Angeklagten, einer Bauersfrau Grete Vitensen aus Pieverstorf, führt.
Nach Angabe des Grambower Kirchenbuches ist sie am 23. März 1667 mit einer anderen Verurteilten zusammen zu Bernstorf verbrannt worden. Das gleiche Kirchenbuch verzeichnet in den Jahren 1666 - 1668 neun (!) Personen aus der Kirchgemeinde Grambow als wegen Zauberei verbrannt.
Anno 1667: „Den 28. Februar sind der Zauberei-Sünde halber zu Wedendorf verbrannt Joachim und Engel Griese, Mann und Weib, junge Leute; item Anna Frame, eine alte Frau. Den 23. Martié sind aus Pieverstorf zu Bernstorf verbrannt Trine, Stoffer Peters Frau, und Greta Ranz, Peters Witwe. Den 7. Mai sind bei Rambeel verbrannt Hans Kruse; Greta, Friedrich Hilbrands Frau; Anna, Hans Wilckes Frau.
Pommersche Bauernordnung 1616
Leibeigene sind ein in den Gütern steckendes Kapital und unentbehrliche Instrumente, wodurch die Oeconomie und Kultur bestritten werden muß. Im Jahre 1638 ist das Amt Güstrow ganz ruiniert und den Unterthanen alles Zugvieh abgenommen, daß auch nicht 4 Wagen im ganzen Amte aufzubringen.
Die Unterthanen sterben häufig hinweg, wie denn der größte Teil schon todt; die noch leben, liegen in Rostock, Bützow und Teterow und suchen Brot vor guter Leute Türen, dürfen auch wegen Grausamkeit der Soldaten sich in den Dörfern nicht finden lassen, sondern es stehen dieselben wüste.
Ein Theil der besten Dörfer ist abgebrannt. Auch sämtliches Vieh der Ämter Buckow, Neustadt, Doberan fortgetrieben sei.
Münz-Einheiten
Ab 1650
- 1 Reichsthaler = 3 Mark = 48 Schilling
- 1 Gulden (Florin) bis 1626 . 2,1 Mark, ab 1626 = 1,5 Mark
- 34 Mark Lübisch = 42 Mark, ab 1848 35 'Mark Lübisch = 42 Mark
Louisdor ab 1640 geprägtes Goldstück, später auch in Deutschland gültig:
- 1 Louisdor = 5 Thaler
- 30 Silbergroschen = 1 Thaler
- 1 Silbergroschen = 10 Pfennig
- 1 Dreiling = 3 Pfennig
- 1 Sechsling = 6 Pfennig
Leistung bei Hof und Extradiensten
Von 6 Uhr bis 7 Uhr abends - 2 Std. Mittag und je 1/2 Std Frühstück und Vesper. In der Ernte solange man in der Scheune sehen konnte und auf dem Felde beim Binden bis zum Taufal. Im Winter von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Beim Kornfahl-en sind 2 Drömbt zu laden = 24 Scheffel = 13,44 Zentner. Brennholz sollen 1/3 Faden = 1,5 Raummeter geladen werden. Von Frühjahr 24. 2. - Galli (16. Oktober) sind 200 Quadrat-Ruten zu Pflügen oder Hacken. Von Galli - Frühjahr sind 150 Quadrat-Ruten zu Pflügen oder Hacken
- 17.Januar - Antoni Termin
- 24.Februar - Matthias
- 24.Juni - Johannis Quartal
- 29.September - Michaelis Termin
- 11.November - Martine
Masseinheiten
- 1 Last (La) - 8 Drömbt (Drbt.) = 16 Sack = 96 Scheffel
- 1 Drömbt = 12 Scheffel
- 1 Rostocker Landesscheffel gestrichen = 56 Pfund, gehäuft 73,8 Pfund
- 1 Parchimer Scheffel = 78 Pfund. gestr., gehäuft 94 Pfund
- 1 Liespfund = 16 Pfund
- 1 Pfund = 32 Lot = 484,7 Pont
- 1 Tonne Bier enthielt 110 Liter und wog meist 220 Pfund.
- 1 Anker = 37 Liter,
- 1 Schoppen = 1/2 Liter
- 1 Kanne = 1,85 Liter
- 1 Oxhtlft = 200 Liter
- 1 Ohm = 137 Liter in Preußen (Weinmaß)
Längen und Flächenmaße
- 1 Last Acker = 6000 Quadratruten = 13 ha
- 1 Quadrat-Rute = 4,58 m2
- 461,28 Quadrat-Ruten = 1 Hektar (ha)
- 120 Quadrat-Ruten = 1 Morgen (Mrg.) in Meckl. Schwerin
- 300 Quadrat-Ruten = 1 Morgen in. Meckl. Strelitz
- 1 Mecklenburger Fuß = 12 Zoll .= 29,1 cm Lübischer Fuß
- 1 Bau- oder Werkfuß = 12 Zoll = 23,6 cm Hamburger Fuß
- 1 Rostocker Fuß = 12 Zoll = 28,9 cm
- 1 Elle = 2 Fuß = 58 am.
- 1 Faden Holz = 4,5 Raummeter
- Nach Gadebuscher und Sternberger Akten:
- 1 Hufe = 24 Morgen bei 120 Quadrat-Ruten je Morgen.
- 1 Hufe = 32 Morgen. bei 120 Quadrat-Ruten je Morgen im Schweriner Amt.
Preise
Über Preise von Produkten der Landwirtschaft - abgeschrieben aus dem Landwirtschaftlichen Jahrbuch von 1913
Über das ganze 18. Jahrhundert, also 1700 und später, betrug der Rohertrag einer Kuh nur 4 - 5 Thaler. In ganz günstigen Verhältnissen bis 7 Thaler.
1 Pfund Butter kostete 2 - 2 1/2 Silbergroschen, also 20 - 25 Pfennig. Eine magere Kuh kostete 5 Thaler. Für einen Zugochsen wurden 12 Thaler, für einen flotten Ochsen bis 20 Thaler gezahlt.
1765 kamen die ersten 500 Schafe aus Spanien nach Sachsen. Die Merino-Schafe hatten wesentlich feinere Wolle als die hiesigen, und somit konnten die Spinnereien bessere Gewebe erstellen, die vorher nur teils aus Seide, teils aus Baumwolle hergestellt wurden. Dieses gab der Schafzucht einen gewaltigen Aufschwung.
[caption id="attachment_1635" align="aligncenter" width="300"]<img class="wp-image-1635 size-medium" src="http://tragolat.bplaced.net/wp-content/uploads/2023/04/gallery24-300x200.jpg" alt="Schafschur." width="300" height="200" /> Schafschur.[/caption]
Im Jahre 1803 zahlte man für feinere 150 Thaler für den Zentner, während für gewöhnliche Wolle 5 - 50 Thaler gezahlt wurde. 1820 bezahlte man für Rückenwolle 180 Thaler, während die 2. Klasse auch noch mit 120 - 150 Thaler gekauft wurde.
1827 - 1833 kosteten einzuschießende 3-jährige Sterken 24 Thaler. Ausschußkühe damals 16 Thaler. 1833 - 1847 brachten die Kühe 1682 Pott = 1532 Liter. Ihr Lebendgewicht wird mit 500 - 550 Pfund angegeben. Es war die kleine jütländische Rasse. 1912 rechnete man mit einem Durchschnittsertrag von 2800 - 3000 Liter und einem Lebendgewicht von 1000 - 1200 Pfund. Diese Verdoppelung im Ertrag in 100 Jahren war nur durch Züchtung von Vater- und Muttertieren und durch Einfuhr von Sojaschrot, Kokoskuchen, Palmkernschrot und Baumwollsaatmehl zu erreichen.
Um 1900 kostete eine tragende Sterke 60 Thaler. Ein Schwein 27 - 30 Mark für 1 Zentner Lebendgewicht um 1930 herum, für ein gutes Ferkel wurden 3 Mark. und im April und Mai für 28 - 30 Eier 1 Mark. gezahlt. 1 Pfund Butter kostete 0,90 Mark.
Die Aufkäufer L. Gieratz und A. Kruse aus Grevesmühlen und Qualmann von der Questiner Heide fuhren hier einmal in der Woche mit Fahrwerk durch und kauften Butter, Eier, Wurst, Speck und Schinken auf. Im Herbst auch Gänse, Enten und Hühner, auch Apfel, Birnen und Pflaumen. Gieratz kam noch 1945 nach Diedrichshagen.
Tabak
Das große Tabak- und Zigarrenhaus Frass, Iggelheim in der Pfalz, bietet im Landwirtschaftlichen Jahrbuch von 1913 folgende Tabake an:
- 8 Pfund Lehrertabak für 5,40 Mark
- 8 Pfund Kaisertabak würzig für 6,50 Mark.
- 8 Pfund Förstertabak vorzüglich für 7,20 Mark
- 8 Pfund Varinasmischung hochfein für 8,80 Mark
- 8 Pfund Pastorentabak feines Aroma für 10,40 Mark
- 8 Pfund Probetabak von jeder Sorte 1 Pfund 6,30 Mark
Nach Aussage meines Vaters soll es wirklich feiner Tabak gewesen sein.
[caption id="attachment_1636" align="aligncenter" width="300"]<img class="wp-image-1636 size-medium" src="http://tragolat.bplaced.net/wp-content/uploads/2023/04/ScanImage313-300x273.jpg" alt="Kinder und Tabak" width="300" height="273" /> Kinder und Tabak[/caption]
Klima und Wetter
A. v. Lengerke schreibt 1830 in seinem Buch "Landwirtschaft in Mecklenburg":
Der Mecklenburger Landmann hält dafür, daß der Wind sich bis Himmelfahrt in der Richtung hält, von welcher er am Ostermorgen herkommt. Ist er am Ostermorgen nördlich, so bleibt es bis Himmelfahrt kaltes Wetter; ist er südwestlich, so gibt es viel Regen; ist er südöstlich, so erwartet man Dürre und Wärme.
Ferner: Wenn es auf dem Siebenbrüdertag regnet, so regnet es sieben Wochen lang. Eine sichere Regel ist, daß ein bis zwei Tage vor und nach dem neuen Mond, und eben so viele Tage vor und nach dem vollen Miond das Wetter gleichsam im Besinnen ist. Hat bis dahin vieler Regen angehalten, so sind diese Tage trocken; hat es aber bis dahin nicht geregnet, so wird es trübe und regnerisch.
Wenn der Wind aus Süden durch Westen nach Norden und so einen Strich im Osten geht, so sagt der Bauer: der Wind geht unrecht um; wenn er aber aus Westen nach Süden und von Süden nach Norden geht, so heißt dies rechtsum. Geht der Wind, wenn er eine Zeitlang in Süden oder Westen gestanden, durch Norden nach Osten, so gibt es Frost oder Kälte in Sonnentagen, geht er von Westen durch Süden und Osten nach Norden, so wird es gelinderes Wetter.
Wo das erste Gewitter im Jahre aufzieht und seinen Gang hinnimmt, behalten die Gewitter das ganze Jahr durch ihren Zug hin. Wenn es beim Ostwinde regnet oder schneit, so regnet und schneit es drei Tage hintereinander.
Hat der Wind lange im Norden gestanden und gestürmt, so bleibt es einige Zeit kalt, wenngleich der Wind schnell nach Süden geht und da stehen bleibt.
Bauernregeln und Sprüche
2. Februar: Lichtmeß hell und klar, deutet auf ein gutes Jahr.
Wenn der Mai den Maibusch (Birke) bringt, is dat beter, as wenn hei em find‘t.
Steiht tidig all de Durn in Bläut, ward tidig Wisch und Kurn ok meiht.
8.Juni: Paß up Medurdus, dei weit Bescheid, wur in de Aust dat Weder deiht.
24.Juni: Vör Johannj bidd üm Rägen naher kümmt hei oft ungelägen.
In'n Juli möt vor Hitt meist braden, wat en‘n September sall geraden.
Wenn abends in Gründ‘n dei Nebel trecken, kannst noch lang up gaud Weder reken.
Bringt August tauirst väl Hitt, bliwt de Winter recht lang witt.
De Kuckuck, de lang nah Johanni schriet, de röppt uns ran de düre Tid.
8.September: As‘t Weder deiht an Maria Geburt, so mak't dat meist noch veer Weken lang furt.
29.September: Falln dei Eicheln vör Micheli, is de Winter ok bald bi Di.
16.Oktober: Hett Gallus gorkein Natts us schenkt, dat Frühjohr ok nicht an Regen denkt.
11.November: Lett Martine de Gäus all up't Is rümstahn, denn möten sei tau Wihnacht in'n Dreck rümgahn.
Blast in'n Dezember warm noch dei Wind, bliwt ok üe ganze Winter en Kind.
Kümmt mit den 1. Advent de Küll an, bliwt sei voll noch an teihn Weken lang stahn.
13.Juli: Regen am St. Margaretentage ist vier Wochen Regenplage.
Beim Donner man im Julius, viel Regen man erwarten muß.
10.August: Wenn es am Laurenzitag schön und heiter ist, so soll ein freundlicher Herbst folgen.
Ziehen die Vögel nicht vor Michaeli weg, so kommt vor Weihnachten kein Winter. Treffen die Strichvögel zeitlich ein, wird früh und streng der Winter sein.
Wenn der September noch donnern kann, so setzen die Bäume viel Blüten an.
Etwas Aberglauben und Hexerei
Wenn sich jemand ein Haus baut oder dieses schon bezogen hat, so kommen doch oft Nachbarn und auch andere Dorfbewohner, um sich den Neubau anzusehen. So erging es auch in Upahl Ende des vorigen Jahrhunderts.
Der Frau, die immer schönes Brot gebacken hatte, wollte dies seit geraumer Zeit einfach nicht mehr gelingen. Trotz vieler Mühe war das Brot entweder nicht gar oder klumpsig oder abgebacken. Jedenfalls gutes Brot gelang ihr nicht mehr.
Dieses klagt sie nun eines Tages der Frau Dietz in Upahl, die nun genauer nachfragt und von ihr erfährt, daß eine bekannte Frau sich besonders für den Backofen interessiert hätte und in diesem mit ihrer Schirmkrücke hin- und herrührte. Von der Frau Dietz erfährt sie nun, daß man ihr was Schlechtes angetan hätte und beim nächsten Ansäuern von Teig sollte sie sich vor ihr ein Medaillon holen und sich dieses beim Kneten umbinden. Dann wie immer ins Bett geben und nach geraumer Zeit würde sie einen Knall hören und dies würde sich noch zweimal schwächer wiederholen.
Beim nächsten Ansäuern wird dies nun gemacht und nach geraumer Zeit knallt es zum ersten Male. "Du Line, hest hürt" sagt ihr Mann. Sie hat vor Aufregung nicht sprechen können. Auch ein zweites und drittes Mal hat es dann noch geknallt. Ähnlich so, wie wenn ein eisernes Band von einem Faß springt. Das Brot am nächsten Tag ist gut geraten und auch später hat sie keinen Ärger mehr gehabt.
De Lücht
Besondere Begebenheiten, die mir von alten Einwohnern und auch von meinem Vater erzählt wurden, möchte ich nun noch aufschreiben. In den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ist im Himmelrieck-Weg von dort weiter in den Schildberger Wald hinein eine „Leuchte“ gegangen.
Dieser Weg war die Grenze zwischen Rütinger und Schildberger Gemarkung und endete in den Webelsfelder-Hindenberger Weg. An Oktoberabenden ist dieses Licht von Webelsfelde kommend geschen worden. Nachdem es 200 - 300 Meter sich schwebend fortbewegte, stand es und wippte, um dann wieder weiter zu schweben. In der Schneise, die vom Damm abgeht, in das Gehölz hinein, ist das Licht dann im Wald verschwunden.
Mein Vater war ein kleiner Junge, wie des Abends Einwohner zu seinem Vater gesagt haben: "Hinnerk kurorn mit, wie wöllt na de Lücht." "De hew‘ck all naug seihn" war dann seine Antwort. Viele hundert Menschen haben sich „De Lücht“ angesehen. Drei alte Einwohner aus unserem Dorfe haben mir dies übereinstimmend erzählt. Auch der Bauer Kaben aus Wüstenmark wußte hiervon von seinem Vater.
Auch in Proseken bei Wismar hat zu Kantor Krügers Zeiten (etwa um 1860) "ne Lücht gahn". Nach Aufzeichnungen muß Krüger ein sehr intelligenter, energischer und beherzter Mann gewesen sein, der dieses Licht angesprochen hat. Die Antwort soll gewesen sein:
"Wir gehen unsere eigenen Wege“.
Auch Meyer-Scharfenberg schreibt in seinem Buch „Die Insel Poel und der Klützer Winkel“ von einer Leuchte.
De Haas
Die Tochter des Büdners Janssen hier in Diechelchehagen (Janssen war Besitzer der Büdnerei Nr. 1 von 1817 - 39) hat zur Tochter des Hauswirtes Claus Kessin (Besitzer der Hufe 7 von 1811 - 60) gesagt: „Wenn mien Großmudder sick den Reim ümbind, is sei’n Haas“. Dieser Hase ist auf dem Kessin’schen Hofe oft gesehen worden. Auch andere Dorfbewohner hat der Hase erschreckt. Wie nun auf dem Hofe Unglück eingetreten ist, unter anderem sind dem Bauern seine drei Söhne verstorben, schreibt man dieses dem Hasen zu.
Der Jäger Voggenbrauk aus Mühlen Eichsen bekommt nun heimlich den Auftrag. den Hasen zu erschießen. Hierzu hat es einer besonders zurecht gemachten Patrone bedurft. Voggenbrauk hat auf den Hasen geschossen und am nächsten Tag hat die Enkelin erzählt: „Mien Uroßmudder liegt. in Bett mit'n bebunn Kopp und stähnt.“ Nach einigen Tagen ist die Großmutter dann verstorben. Den sonderbaren Hasen hat niemand mehr gesehen.
So hat mein Vater mir diese Geschichte erzählt Auch der alte Zimmermann Hintze und auch Frau Dora Frey, die Altbäuerin der Hufe Nr. 7, hat dies von ihrer Schwiegermutter erzählen hören.
Der 83-jährige Bauer Hans Kaben in Wüstenmark hat mir am 11. Juli 1974 gesagt, daß sein Vater den Gutsjäger Voggenbrauk aus Mühlen Eichsen gut gekannt hat. Auch hat sein Vater öfters erzählt, daß Voggenbrauk mit zwei Schüssen aus seiner Schrotflinte 16 wilde Enten. erlegt hat. Ob dieser Gutsjäger wohl doch ein „Freischütz“ gewesen ist?
Keine Hexerei
Abgeschrieben aus der „Chronik von Grevesmühlen“ ein mir sehr interessant erscheinender Artikel aus dem Jahre 1649.
Der Amtshauptmann Claus von Lepel hat ein als Hexe verrufenes Weib eingezogen und von ihr durch die harteste Tortur (nach Behauptung des Stadtvoigts sogar durch Einträufelung von Pech und Schwefel in die aufgeschnittenen Brüste) vielfache Geständnisse und Beschuldigungen anderer erpreßt.
Nach überstandener Tortur stirbt sie "so schleunig, daß dieser unverhoffte schleunige Todesfall billig aus allen Umständen in große Suspicion gezogen werden kann, und daher nicht anders zu schließen ist, als daß derselbe Teufel, auf welche sie noch mehr der Zauberei mitschuldig zu bekennen willens gewesen, sie umgebracht haben müßte, damit sie nicht als andere auch vorm gehegten Recht mit abgelesen werden möchten."
Die nachgesuchte Belehrung über fernerer Verfahren erfolgt am 28. September 1649 von Herzog Adolf Friedrich unmittelbar dahin: „Die eingelegte Bekundnis vor gehegtem Gericht öffentlich ablesen und darauf die verstorbene Hexe unterm Galgen graben zu lassen, auch gegen die beschuldigten und bekannten Personen weiter zu procedieren.“
Nun hatte sie aber auf der Folter auch "hartnäckig" die Frau des Stadtvoigts Grisius zu Grevesmühlen der Zauberei beschuldigt und ausgesagt, daß sie derselben „eine Wurzel oder wie sie es nennen, Allrünchen“ gegeben habe. Da der Hauptmann jetzt dem Stadtvoigt oder seiner Frau vermelden ließ, sie sollten "zuforderst das Alirünchen oder Geldteufel herausgeben", holte Grisius, um vornehmlich eine Inquisition von seiner Frau abzulenken, ein Erachten von der Juristenfakultät in Greifswald ein.
Dies fiel am 27. November 1649 dahin aus, daß das ganze Verfahren wider die Gefolterte nicht den Rechten gemäß, ihre Aussage auf der Folter ohne Bedeutung und Grisius berechtigt sei, gegen den Amtshauptmann wegen Forderung des Allrünchens eine Injurienklage anzustellen. Es entwickelt sich nun ein Injurienprozeß zwischen Grisius und v. Lepel, welchen die Justizkanzlei am 19. 7.1650 beilegt, in dem beide Teile ihre Verleumdungen zurücknehmen.
1649 sind wieder zwei Frauen der Hexerei beschuldigt. Auch die neue Bitte des Stadtgerichts, die beiden Inguisitinnen, wie auch in Tressow geschehen sei, zur Wasserprobe zu lassen, wird nicht gewährt. Die nun von der Fakultät zu Greifswald eingeholte Erkenntnis lautet auf Feuertod. Aber in der Nacht vor der Exekution entkamen die beiden Frauenzimmer.
Fragen bei der Tortur:
- ob sie zaubern könne,
- wer es ihr gelehrt,
- durch was Gelegenheit und Mittel,
- ob ihr ein Geist zugebracht und wie derselbe sich genennet
- ob mit selbigen sie Bulschaft getrieben,
- ob irgends er ihr ein Merkmal eingedrücket,
- ob und was er ihr zugebracht.
Mähen und Dreschen
Jahrhunderte lang wurde das Getreide mit Sichel und Sense gemäht und zu Garben gebunden. Zehn Paare (1 Stiege) wurden von beiden Seiten aneinander lehnend zu Hocken in gerader Reihe aufgestellt.
Nach ein oder zwei Wochen Trockenzeit wurde dann "Eingefahren". Aus dem Kastenwagen wurde ein „Erntewagen“ gemacht. Der ganze Kasten wurde heruntergenommen. Zwischen Vor-und Hinterwagen wurde ein Verlängerungsstück von gut einem Meter (Mauleisen oder auch Langzeug) gesetzt. Dann kam das Unterbrett, oft waren es auch miteinander verbundene Trennschleete. An beiden Seiten wurden die Ernteleitern aufgesetzt. Dies waren je zwei Schleete von ca. 5 Meter Länge und ca. 10 Zentimeter Durchmesser, die mit 3 oder 4 Scheiden und zwischen diesen mit gut daumendicken Stücken verbunden waren.
Damit der Wagen recht breit wurde, setzte man den oberen Leiterbaum noch aber die Wagenrunge nach außen. Er wurde von zwei passenden Ringen, die mit einem halbrunden, halblangen und breiten Eisen verbunden waren, getragen und war noch über der Hinterachse von dem sogenannten "Lüntstahen" gestützt.
Bei Roggen und Weizen wurden ca. 8 Lagen aufgeladen. Das Seil der Garbe wurde unmittelbar nach innen am Leiterbaum gelegt. Über das hohe Fuder kamen zwei Binder, die vorne befestigt waren und hinten mit einer Winde, die durch zwei "Winnknüppel" gedreht wurden, sehr stramm gezogen. In der Scheune wurden die Garben immer mit den Ähren nach innen sauber auseinander gepackt. Nach drei bis vier Wochen konnten dann die ausgeschwitzten Garben gedroschen werden.
Ich muß noch zum Mähen zurückkommen. Den Grasmäher gab es schon vor 95 Jahren. Die ersten Mäher kamen aus Amerika. Es waren die Massey-Harriess- und Cormick-Mäher. Hieran baut man eine Vorrichtung, die die abgeschnittenen Getreidehalme zur Garbengröße sammelte. Sie wurden durch einen Fußtritt abgelegt.
Die Fa. Frost & Wood in England brachten die ersten Loppenmaschinen nach Deutschland. Das große breite Tragrad setzte Messer und zwei sehr starke Flügelharken, die auf :Rollen sich in einer vorgeschriebenen Bahn drehten, in Bewegung. Das geschnittene Getreide sammelte sich auf einer Plattform von der die Harken es in Garbengröße ablegten. Auch deutsche Firmen, wie Heinrich Lanz in Mannheim brachten verbesserte Maschinen in die Landwirtschaft und erleichterten somit dem Landarbeiter seine Tätigkeit.
Erst der Mähbinder erlöste die Frauen vom Garbenbinden. Auf dem Garbentisch, wohin die geschnittenen Getreidehalme durch sich gegeneinander drehende Gummilaken gebracht wurden, wurde die Garbe mit einem Siselband zusammengeschnürt und auf die Stoppel geworfen. Stoppeln sind die in der Erde verbleibenden Rückstände der abgeschnittenen Getreidehalme.
Die Cormick-Binder waren leichte, sehr gut durchkonstruierte Maschinen, die mit gutem Band einwandfrei arbeiteten. Zum Betrieb meines Binders hatte ich einen 5-PS-Fichtel & Sachs-Motor. Somit hatten meine zwei Pferde nur den Binder zu ziehen und ich den Vorteil, durch stark lagerndes Getreide langsam fahren zu können.
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Jahrhunderte hindurch wurde das Getreide mit dem Dreschflegel gedroschen. Dies war ein armlanges Vierkantholz von ca. 6 cm Durchmesser, das sich um einen Stiel drehte. Nachdem die aufgeschnittenen Garben mit den Ähren zusammen auf die Scheundiele ausgebreitet waren, wurde solange mit dem Flegel geklopft, bis sich die Körner aus ihrer Umhüllung gelöst hatten.
Auch wurde die "Lage" gedreht und noch einmal bearbeitet. Die Strohhalme wurden gut durchgeschüttelt, zusammengeforkt und zu Bunden mit einem Strohseil zusammengebunden. Die Ährenenden wurden gut handlang übereinandergelegt und entgegengesetzt gedreht, so entstand das Seil. Nachdem die Spreu abgeharkt war, wurden die Körner mit der Schaufel gegen den Wind geworfen und zwar so oft, bis sämtliches Kaff (Spreu) herausgeweht war.
Vor ca. 100 Jahren löste der Breitdrescher, auch Göpel genannt, den Dreschflegel ab. Das war eine, aus starkem Stahldraht gebaute Trommel mit Schlagleisten von ca. 1,5 m Breite und einem Durchmesser von ca. 30 cm, die sich sehr schnell in wenig Abstand um einen Droschkorb drehte. Nach unten wurde der Abstand zwischen Trommel und Korb enger, so daß die letzten Körner aus den Ähren noch heraus gerieben wurden.
Diese Trommel wurde durch 4 bis 6 Pferde angetrieben und war durch ein großes Kammrad, auf dem kreuzweise zwei starke Balken befestigt waren, an deren Enden über starke Zughaken die Pferde zogen. Die Zugtiere mußten immer im Kreise gehen. Vor die Trommel beute man später schon ein Schüttelwerk, vor dem das Stroh dann unmittelbar zusammengebunden wurde.
Die Körner wurden zu dieser Zeit schon mit einer Windfege gesäubert. Diese sogonannte "Rummel" war eine dreiseitige Bretterverschalung von 1,30 m Höhe und ca. 1,50 m Länge. Hinten war eine Brettertrommel eingebaut, die mit der Hand gedreht wurde. Dieser starke Luftzug wehte die Spreu heraus, während die Körner über Siebe liefen, die vorn eingeschoben wurden und schon ein Sortieren nach Größe bewirkten.
Somit war man von der sehr ungesunden Arbeit des Kornwerfens gegen den Wind entbunden. Diese Dreschart wurde in kleinbäuerlichen Betrieben bis zum Ende des ersten Krieges 1914/18 beibehalten. Die ersten großen Reinigungsmaschinen kamen vor ca. 100 Jahren aus England. Es war die "Marschall". Sie wurden von Lokomobilen angetrieben. Das waren. Kesseldampfmaschinen, die auf einem fahrbaren Untergestell montiert waren. Sie wogen ca. 120 Zentner und wurden von 6 bzw. 8 Pferden gezogen. Die Firma Heinrich Lanz in Mannheim baute zu Anfang der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts auch schon Reinigungsmaschinen, die von selbstfahrenden Lokomobilen angetrieben wurden.
Nach der Erfindung des Dieselmotors wurden die viel zu schweren Lokomobilen, die zwei Stunden vor Arbeitsbeginn angeheizt werden mußten, dann abgelöst. Durch die Elektrifizierung der Landwirtschaft 1920-25 kamen kleinere Dreschmaschinen auch mit Strohpressen in die bäuerlichen Betriebe. Ebenfalls wurden Schrotmühlen, Häckselmaschinen und Kreissägen von Elektromotoren angetrieben.
Auch schon vor dem letzten Kriege 1939 - 45 hat in Manderow bei Wismar ein Mähdrescher gearbeitet. Er soll aber nur kurze Zeit benutzt worden sein. Erst aus der Sowjetunion eingeführte Mähdrescher "Stalinez" machte hier dem in Neustadt in Sa. Gebauten Mähdrescher "Fortschritt" E 175 und E 512 mit einer Schnittbreite von 4,85 Meter Platz. Beide arbeiten vorbildlich. So wurden am 29. August 1974 von morgens 8 Uhr bis nächsten Morgen 2.30 Uhr 140 ha Weizen von 6 Fortschritt-Maschinen gedroschen, mit einem Ergebnis von 14.400 Zentnern. Diese enormen Erträge hat der in der Sowjetunion gezüchtete "Miranowskaja"-Weizen gebracht.
Hier in Diedrichshagen sind von der Hufe 7 sogar 34 Zentner vom Morgen geerntet worden. Man mag es beinahe kaum schreiben, es klingt unwahrscheinlich. Die Ernte 1974 war sehr, sehr gut. Wir rechnen 4 Morgen auf 1 ha.
Dull Trost
Nach Erzählungen meines Vaters und aus Erinnerungen meiner Schulzeit muß ich noch eines Wismarer Originals gedenken, es war der Straßenfeger Dull Trost.
"Vadder Dull schitt de Büxen vull" so riefen die Jungens, wenn sie den alten Straßenfeger bei seiner Arbeit sahen. Wenn Trost mit seinem Besen in einer Straße arbeitete oder dort ging, kehrten die Jungens um oder verschwanden in einer Nebenstraße. Er schlug erbarmungslos zu. Das tat er auch, als der Ringkämpfer "Walther", der auf dem Marktplatz Wismar vor der heutigen Eisenhandlung Innecken seine Schaubude während des Königsschusses aufgeschlagen hatte. Es kann 1919 gewesen sein. Jedenfalls kam er mit ihm des Staubes wegen in Streit. Trost drehte den Besen um und traf mit dem Stielende, an dem ein eiserner Ring war, den Kopf des Ringkämpfers, der sofort umfiel.
Wir Jungens standen drüben bei der damaligen Hauptwache und rissen aus. Trost war damals 93 oder 94 Jahre alt, denn er ist am 17. Februar 1921 in seiner Wohnung 95-jährig verstorben. Im Jahre 1826 wurde er in Gressow geboren und hat in seiner Jugend in Büttlingen beim Bauern Lau gearbeitet und sich dort schon als starker "Drescher" hervorgetan.
Auch bei den Mahlzeiten hat er das Doppelte und Dreifache geschafft. So hatte die Bäuerin einen hohen Teller voll Kartoffelpfannkuchen in die Stube gestellt und dieses auch zu zwei Dreschern gesagt, die etwas nach Trost zum Essen kamen. Wie nun einer von den Arbeitern der Bäuerin den leeren Teller wieder in die Küche bringt, hat diese nur ausgerufen: "Min Gott, hott Trost den hogen Tooller vull upfräten, dei möt je starbenskrank warden."
Auch hier in Diedrichshagen hat er um 1865 beim Kossaten Püstow gedient und wie er mit ihm am Pfingstmorgen in Streit geriet, will er ihn in der Stepenitz ertränken. Den vorausgehenden. Lärm hat schon der Präpositus Kliefoth gehört und sieht dann noch, daß Püstow sich am Staketenzaun festklammert und Trost den Bauern mitsamt dem Zaun in die Stepenitz werfen will. Der Pastor Kliefoth soll zu ihm gesagt haben: "Trost, laten's nah, die Mann het nägen Kinner un Pingsten is hüt morgen ok." "Wiel sei‘t sünd, Herr Pastur, süß harr‘k em versöpt", soll seine Antwort gewesen sein.
Beim Brand des Pfarrkruges in den sechziger Jahren soll Trost sich mit den Rütinger Tagelöhnern angelegt und diese in die Flucht geschlagen haben.
Als späterer Hafenarbeiter in Wismar hat er die doppelte Last getragen und somit auch das doppelte Geld verdient. Hierdurch hat er den Neid seiner Mitarbeiter erweckt und diese haben in sein Trinken Rizinusöl getan und als Folge hiervon ist wohl der Ausruf der Jungens abzuleiten: "Vadder Dull, schitt dei Büxen vull."
Sein Schwiegervater hat als Oberweichenwärter am Wismarer Hafen oft Dienst gehabt und ist somit auch mit dem Sohne des alten Trost bekannt gewesen, der auch Hafenarbeiter war. An einem Tage sind aus einem schwedischen Frachter Grabsteine ausgeladen worden und wie junge Männer oft so sind, wurden auch die Kräfte gemessen. Ein gewisser Stein mußte um den Waggon getragen werden.
Unter gewaltiger Anstrengung hatten‘s die meisten geschafft. Wie nun Trost an die Reihe kam, hätte dieser den Stein wie ein Brot unter den rechten Arm genommen. Darauf hat man dann den Stein gewogen. Er hat 360 Pfund auf die Waage gebracht.
Kurz vor seinem Tode ist der alte Trost noch als 100-jähriger im Mecklenburger Tagesblatt vom Magistrat geehrt worden. Bei seinem Tode hat man dann den Irrtum festgestellt.
Dies hat mein Vater mir noch erzählt und der alte Schlachtermeister Ludwig Liederichs aus Wismar hat mir dies noch eine Woche vor Weihnachten 1974 in der Altwismarschen Straße bestätigt.
Die Schule
Küster ist seit 1645 in Diedrichshagen Hans Frahme. Er sagt aus
"er wollte gerne Schule halten, wenn ihm die Leute nur Kinder bringen wollten, hätte in diesen beiden Jahren nur ein Kind gehabt. Im Übrigen gebrauche er sich seines Handwerks eines Leinewebers".
1653 heißt es
"er hält Schule, hat diesen Winter gehabt 10 Kinder, welche haben fein beten können. Er singet und wartet in der Kirche und auch dem Pastor auf und schläget dreimal die Betglocke".
Die Küsterwohnung hat 1 Stube enthalten. Von der Küsterei heißt es 1647
"Sie ist ganz baufällig, die Windelböden in der Stube ganz darnieder gefallen und muß die Küsterei, sofern sie nicht ganz herunterfallen soll, gebauet werden."
Erst 1746 - 1772 ist hier ein Küster Parbs nachweisbar.
Er war 26 Jahre Küster in Diedrichshagen. Der Sohn Gottlieb Joachim Friedrichs hat am 22. 6. 1762 mit einer Schlüsselbüchse gegen die Kirchhofsmauer geschossen. Am Hause soll Stroh gelegen haben und während die Familie beim Mittagessen war, ist das Schulhaus abgebrannt. Das Pulver ist vom Tagelöhnersohn Dusch aus Schildberg beim Krämer Jesen in Rehna gekauft worden.
Dieses Protokoll ist. vom Landreiter aus Grevesmühlen abgefaßt worden. Der Kostenanschlag mit 197 Reichstaler für den Neubau wird am 29. 8.1764 vom Großherzog bewilligt. Der Oberförster Stender in Zickhusen bekommt Anweisung für Bauholz.
Von 1772 - 1813 ist Freyenhagen Küster in Diedrichshagen. Sein Sohn Jakob Heinrich von 1814 - 1822. Von 1823 - 1836 ist Küster Teßmann hier im Amte. Ihn löst Boosmann ab, der 1849 im Oktober wegen Betruges und Trinkens entlassen wird. Er bekommt Polizeistrafe.
Am 8. Juli 1847 wendet sich Boosmann noch an die Großherzogliche Kammer. Er will sein an 3 Stellen liegendes Land an einer Stelle haben oder für die 2 abgelegenen eine Geldentschädigung. Am Kastahner Felde waren 989 Quadrat-Ruten, auf dem Upahler Felde 656 Quadrat-Ruten und am Weg nach Schildberg 500 Quadrat-Ruten. Am 11.9.1850 beschwert sich Lehrer Gustloff beim Amte (in sehr schöner Schrift), daß die Bauern seine Kartoffeln nicht anfahren.
„Wenn es nicht so weit wäre, spannte ich mich lieber selber vor die Karre, als in Streit zu geraten.“
Er meint, es stehe nicht im Contrakt, weil vor 50 Jahren „überall noch keine Kartoffeln im Felde gepflanzt wurden.“
Von 1877 - 1392 war David Dunze hier Küster. Er hatte 3 Söhne, die alle Lehrer wurden und 2 Töchter, die Lehrer heirateten.
1693 - 1903 war Goldberg hier im Amte. Auf einem Schulbild zu seiner Zeit waren 21 Jungens und 35 Mädchen; Schildberg und Kastahn waren hier mit eingeschult. 56 Kinder In einem Raum und dann noch 8 Jahrgänge, kann man sich 1978 überhaupt nicht mehr vorstellen.
Goldberg soll ein ziemlich strenger Lehrer gewesen sein, der das kleinste Vergehen gleich mit dem Rohrstock sühnte. So erzählte mir vor Jahren der alte Richard Freytag aus dem Hühnerbusch, er hätte gleich als erster morgens eine tüchtige Tracht Prügel bekommen. Nach Beendigung hätte ihn Goldberg gefragt, ob er wisse, warum er die Prügel bekommen hätte. Wegen. der Tränen und der Schmerzen hätte er nur mit dem Kopf schütteln können. Darauf hätte Goldberg ihm geantwortet: „Vom Kirchturm aus habe ich gesehen, wie du gestern ein Mädchen aus Kastahn in den Graben gestoßen hast.“ Richard erzählte noch, daß sie später erst nach dem Kirchturm gesehen hätten, bevor sie eine Dummheit gemacht hätten.
Otto Schwarz erzälte mir einmal, daß in einer Religionstunde vorgekommen wäre: „und er nahm sich ein Weib“. Auf dem Heimweg wäre ihnen an Pastorgarten Frau Goldberg begegnet und er hätte leise zu seinem Mitschüler gesagt: „Dat's uns Köster sin View". Am nächsten Morgen ist es ihm dann genauso ergangen wie seinem Nachbarn Richard Freytag.
1904 übernahm Kantor Franz Lüth die Schule und unterrichtete fast 40 Jahre, bis er 1943 in den Ruhestand ging.
Während seines Kriegsdienstes 1914 - 18 vertritt ihn der Schulassistent Walter Benzin 1916 - 17. Er wird beim Bauern Schumacher beköstigt, pro Tag 2 Mark. Auch er wird zur Wehrmacht eingezogen. Wilhelm Arnholt kommt an seine Stelle 1917/13. Auch er wird noch am11. 9.1918 eingezogen. 1918/19 ist Assistent Paarmann in Diedrichshagen. Am 28.11.1918 meldet sich Lüth aus dem Kriege zurück. Er ist müde und schwerhörig. geworden und bittet um einen Erholungsurlaub.
Am 23. :November 1921 Besichtigung der Schule durch den Schulrat Wulff:
- Reinigung der Schule muß zunächst zweimal in der.Woche geschehen.
- Die alten Schulbänke sind durch neue zu ersetzen. Das Pult ist auszubessern.
- An Lehrmitteln sind erforderlich: 6 Anschauungsbilder, Lineal von 1 m Länge mit Einteilung, Wandtafel-Zirkel, Winkelmesser, Holzkörper Globus. Die Sachen für Naturlehre, zumal für Mechanik.
- Zu Ostern 1922. ist der Turnplatz herzurichten, die Turngeräte sind zu beschaffen.
Am 22. Januar 1922 meldet Schulze Freitag: 1 - 4 alles in Ordnung.
Landdrostei Schulbehörde, Grevesmühlen Das Ergebnis der stattgefundenen Elternvertreter-Wahl für die hiesige Schule ist folgendes:
- Arbeiter Willi. Leu, Schildberg
- Otto Freytag, Diedrichshagen
- Häusler Aug. Tretow, Kastahn
Ersatzleute:
- Richard Preytag, Diedrichshagen
- Jeinrich Körner,
- Arbeiter Wilh. Kröger, Schildberg.
Lüth, Lehrer
Im November 1922 will der Pastor die Schulstube für den. Konfirmandenunterricht. Lüth hat Bedenken. Auch Schulze Freitag meint, daß eine Konfirmandenstube im Pfarrhaus sei.
1.Oktober 1924 Als Spiel- und Turnplatz war die Dorffreiheit bestimmt, wo heute das Ratersche Haus liegt. Angegeben mit 1500 Quadrat- Ruten. Schulze Freitag meldet weiter, daß die Turngeräteschaft bestellt ist und auch bereits fertig.
Nach 1943 gingen die Schüler nach Upahl bzw. die SchildbergerKinder nach Rüting.
Von März bis Mai 1945 unterrichtete der Umsiedler Lehrer Marschner die Diedrichshäger Kinder im westlichen Anbau der Pfarre, weil die Schulstube noch belegt war. Von Oktober 1945 bis Sommer 1946 unterrichtete Marschner dann im Schulhaus. Als seine „braune“ Vergangenheit offenbar wurde, mußte er die Schuleeschäfte an die Lehramtsbewerberin Winter abgeben. Von ihr übernahm die Lehrerin A. Raetz die Unterstufe, während die Klassen 5 bis 8 1947 nach Rüting umgeschult wurden. 1949 wurde Kollege Heyme Lehrer in Diedrichshagen. Er verzog 1954 in die BRD. Ihm folgte aus Wotenitz kommend der Kollege Radloff, bis die Schule 1958 eingestellt wurde und die Unterstufe in Rüting, die Oberstufe zentral in Upahl unterrichtet wurde. Radloff bewohnte das Schulhaus noch bis 1970, dann verzog er nach Rüting. In dem ehemaligen Klassenraum befindet sich heute die Konsum-Verkaufsstelle, während Wohnraum incl. Stallungen von der Genossenschaftsbäuerin M. Heeren mit ihrem verheirateten Sohn genutzt wird. Ebenfalls nutzen sie Garten und Wiese.
Dokumentenauszüge - Schule
Am 1. Oktober 1631 hält. Pastor Walter eine Schulkonferenz mit den Schullehrern ab,
- Küster Teßmann, Diedrichshagen
- Lehrer Anthon, Sievershagen
- Lehrer Neumann Upahl
- Lehrer Grebbin, Bojenhagen.
Walter stellte folgende Fragen:
- Warum können nur die Hälfte der Kinder erträglich lesen?
- Warum besteht Unsicherheit im Hersagen des Katechismus
- Warum gibt es so große Schwierigkeiten, den Kindern das Schreiben und Rechnen beizubringen?
- Welche Schüler sind den Lehrern bekannt, die wegen Armut nicht das nötige Schulzeug haben, um gehörig zur Schule zu kommen?
Zu allen Punkten meinten die Schulmeister: Durch die fehlende Sommerschule müsse man oft wieder neu beginnen. Am 3. Oktober soll die Schule wieder beginnen. Da die Saatbestellung noch nicht fertig war, haben die Hauswirte um 8 Tage Aufschub gebeten. Dies wurde dann auch genehmigt.
Im März 1834 machen die Hauswirte Revolte, Sie schreiben an den Schulrat:
"Hochwürdiger Hochzuehrender Herr Schulrat
Verzeihen Euer Hochwürden, daß wir es wagen, dieselben eine recht dringende Bitte vorzulegen. Die unerhörte Vorkommenheit, die wir jetzt erleben, ist nicht denkbar. Wir glauben, es sei der Eltern erste Pflicht, für ihre Kinder Bildung und ewiges Wohl zu sorgen. Allein dem Manne, dem wir unsere Kinder anvertrauen, verstrickt sie in Schande und Laster.
Das Gute und Religiöse, was wir ihnen noch einzuprägen glauben, wurde leider von unserem Küster Teßmann wieder verwaschen."
Die Hauswirte bitten um Ablösung des Küsters Teßmann. Auch wird Pastor Walter das Schreiben an den Schulrat abgefaßt haben, denn es ist ganz sein Schreibstil. (Auch die Archivakten erweisen Walter als erbitterten Gegner von Teßmann aus.
Der Amtshauptmann Baik lobt die Diedrichshäger Hauswirte für Treuherzigkeit, Fleiß und Ordnung:
„daß sie die ihm liebste Gemeinde bilden," „eines so vielfach tadelswerten Predigers“.
Ein Gespräch mit Teßmann ergibt keine Klärung. Am 6. Februar 1836 wird Teßmann entlassen. Die Tür, die von der Schulstube in Teßmanns Wohnstube geht, wird zugenagelt. Teßmann hatte ein Kalbfell auf dem Schulofen getrocknet und in der Schulstube ein "Opus naturae" verrichtet.
Da gab es eine Untersuchung und es wurde hin und her gestritten. Aber Walter läßt nicht locker. Es kommt zu einer Gefängnisstrafe: 3 Tage bei Wasser und Brot für Teßmann. Der stellt seine Kinder als Wache auf und entfernt sich bei der Ankunft des Gendarmen. Am 4. Juni stellt er sich und wird abgeführt.
Zwei Jahre vorher im April 1834 schreibt Teßmann: "Mehrere der Diedrichshäger Einwohner schickten ihre Kinder anderwärts in die Schreibeschule und glaubten danach, zur Bezahlung des Schulreglements mäßigen Schreibegeldes von 12 Schilling fürs Jahr an mich nicht verpflichtet zu sein."
So schulden ihm:
- Der Kossate Mellahn für 2 Jahre: 24 Schilling
- Der Knecht Freitag Sohn des Kirchenj.: 12 Schilling
- Der Hauswirt Schwarz: 12 Schilling
- Der Hauswirt Freitag: 12 Schilling
- Der Schneider Meyer: 12 Schilling gesamt: 1 Reichstaler, 24 Schilling
Da er im Guten von diesen Leuten nichts erhalte, bittet er um Zwangsmittel. Der dortige Hauswirt Schumacher schulde ihm vom vorigen Jahr eine Mettwurst von 4 Pfund. Die diesjährige sei nur zu 1 1/2 Pfund gewesen und sei ganz unbrauchbar. Hauswirt Heinrich Freitag schulde ein Brot zu 12 Pfund und 25 Eier. Hauswirt Oldenburg schulde ein Brot zu 12 Pfund.
Am 22. 11,1836 hat Küster Teßmann aus Diedrichshagen sich die ganze Nacht in Grevesmühlen rumgetrieben und an mehreren Stellen angeklopft und dort anzuleihen verlangt, als wenn der Mensch seinen Sinn nicht hat. Peter Andreas Teßmann stirbt am 2. Januar 1837 47-jährig an Tobsucht. Er hinterläßt eine Witwe mit fünf kleinen Kindern. Das letzte Mädchen ist am 15. 4.1835 geboren.
Pastor Walter wird vom Amte aufgefordert, über die zweifelhaften Personen, die sich auf der Pfarre aufgehalten, zu berichten. Walter schreibt aber nicht ans Amt, sondern an den Großherzog zu Schwierin, was ich wörtlich wiederbringe:
1. Der Inspektor Kröpelin bei mir von seinem Gelde lebt.
2. Der Prediger aus dem hannoverschen heißt Buschmann, hat seinen Abschied erbeten und ist mit Pension begnadigt.
3. Der Kandidat Uhlmann ist hinlänglich bekannt, und ich habe ihn auf Bitte des Kaufmanns Bärensprung zu Schwerin, als Vorsteher des dortigen Krankenhauses, zu mir genommen um zu versuchen, ob der Genuß der Landluft und meine Anleitung zu einem, reinen herrlichen Kennnissen angemessenen thätigen Leben, ihn wiederum gänzlich zu seiner Gesundheit und überall zum nützlichen Mitglied der Gesellschaft, machen möge. Daß ich dabey nichts riskiere und killt mi dem Herrn Bäransprung solche Verabredung getroffen, daß dabey nichts zu riskieren ist, wird man sowohl dem Kaufmann Bärensprung als auch mir zutrauen.Nur das Amt Grevesmühlen mag daran zweifeln. Beide Leute unterrichten mit mir meine Kinder und Pensionaire. 7 an der Zahl sind also meine Hauslehrer.
4. Die Pastorin Gerda zu Warin ist meine leibliche Schwägerin, gehört also zu meiner Familie und genießt mit allen übrigen Personen die Rechte meines Hauses, von welchen Rechte das Amt der gehörigen Kenntnisse zu ermangeln scheint.
So darf ich denn nun unter schuldigster Erbietung in eventum noch untrüglichere Anweisungen zu geben, allunterthänigst flehen, daß das Amt zur Vermeidung endloser Streitigkeiten in seine Schranken gewiesen und dasselbe ernsthaft bedeutet wird.
In tiefster Ehrfurcht ersterbe ich Euer Königlichen Hoheit allunterthänigster
F. Walter
Friedrich Borg Christian Walter Karoline, geb. Ahrens verstorben am 3. 2.1928 hier, 34 Jahre, Todesursache (unzeitige Wochen) 3 Kinder:
- Karoline Charlotte geb. 3. 11.1817
- toter Knabe, geb. 29. 5 1821
- Joh. Theod. Friedrich, geb. 29.12.1826
Zweite Ehe mit Luzie Maria Ahrens am 15, 4,1828 hier Tochter des verstorbenen Hofmarschalls von Mecklenburg zu Ludwigslust.Aus dieser Ehe Sohn Hermann August geb. 2. 3.1830.Beide Frauen waren Schwestern. Pastor Walter am 11. 6.1856 71-jährig in Halle gestorben. Seine Frau ist am 18. 3.1861 74-jährig zu Schwerin gestorben.
Nix as Arger
Schreiben des Harburger Polizei-Direktors Dr. Domeier
Am 3, oder 4. Juni d. J. meldet sich auf hiesigem Polizei- Büro ein ungefähr 59 bis 60 Jahre alter Mann und erbat sich eine Aufenthaltskarte in hiesiger Stadt auf die Dauer von 14 Tagen mit dem Bemerken daß er während dieser Zeit bei hiesigem Magistrate um die Erlaubnis nachsuchen wollte, im Falle es ihm hier gefiele, sich für längere Zeit, nicht für immer, in Harburg niederlassen zu dürfen. Der Mensch hatte keine Legitimationspapiere bei sich, wies aber durch mehrere andere bei sich fahrende Papiere nach und gab an, daß er Walter heiße, früher Pastor im Mecklenburgischen gewesen sei, schon längere Zeit seinen Abschied genommen und jetzt eine Pension von. 600 - 700 Thalern bezöge.
Die näheren Angaben des Mannes schienen theils übertrieben, theils unglaublich und da die ganze Persönlichkeit desselben und seine Aussagen verdächtig erscheinen mußten, so ward ihm für einige Tage der Aufenthalt in hiesiger Stadt gestattet, aus dem Grunde, damit man aus Altona, wo der Walter sich die letzte Zeit aufgehalten haben wollte, die des fälligen Recherchen über ihn anstellen können. Es gelang nun auch mancherlei über Walter namentlich aber Nachtheiliges zu erfahren, er ward als Schwindler, Trinker und Zanksüchtiger geschildert und wurde bemerkt, daß er aus Altona verwiesen und ihm dort gänzlich der Aufenthalt verboten sei.
Bei einer dort wider den Walter stattgehabten Untersuchung habe er unter anderen Angaben auch die gemacht, daß er 1786 in Neuenkirchen bei Bützow geboren, wo sein Vater Organist gewesen sei, in seinem 13-ten Jahre sei er nach Rostock gekommen und habe dort erst die Handlung bei einem Kaufmann Glosemeyer 4 Jahre gelernt, worauf er als Handlungsdiener nach Greifswald gekommen und dort ein Jahr geblieben sei, darauf sei er nach Halle auf das Waisenhaus gekommen, indem er von einem Hofmarschall von Platen dazu Unterstützung erhalten habe.
Er habe sich entschlossen, Theologie zu studieren, und sei Ostern 1809 von Halle aus auf die Universität Rostock gegangen, er habe dort bis zum Jahre 1813 studiert und sei im Herbste des Jahres zum Kammerherrn von Buch in Ludwigslust als Hauslehrer geworden. 1817 sei er als Prediger nach Diedrichshagen versetzt worden, einem landesherrlichen Dorfe bei Grevesmühlen. Dort sei er bis zum Jahre 1840 Prediger gewesen.
Er habe schon 1835 um seine Entlassung nachgesucht, die er erst 1840 erhalten. Er sei einmal in Untersuchung gewesen vor dem Consistorialgerichte, in dem er über Bauangelegenheiten mit den Kirchenpatronaten in Streit geraten sei. Diese Sache sei aber völlig zu seinen Gunsten entschieden.
Bis 1845 habe er in Ludwigslust gewohnt, seitdem sei er meist auf Reisen. Längere Zeit auch in Altona und in Eckholdt gewesen. Er habe vier Söhne und eine Tochter, die alle bereits erwachsen seien. Da nun der Pastor Walter sieh in der kurzen Zeit seines hiesigen Aufenthaltes mehrfache Schwindeleien zu Schulden kommen ließ, Schulden contrahieren und sich ungebührlich gegen die Polizei-Behörde benahm, sah letztere sich veranlaßt, den Walter von hier auszuweisen, welcher Anordnung derselbe auf der Stelle Folge leisten mußte.
Wenn nun dem Polizei- Direktor hierselbst sehr viel daran gelegen sein muß, Nähreres und Genaueres über den Walter zu erfahren, indem es mehr als wahrscheinlich ist, daß sich derselbe noch im Lande herumtreibt und seine Schwindeleien fortsetzt, wäre es also von größter Wichtigkeit den gemeinschädlichen Herumtreiber zu entlarven und in den, den Polizei-Behörden zugänglichen Blättern namentlich für diesen Fall in dem Hannoverschen Polizeiblatte die Behörden auf diesen Menschen aufmerksam zu machen, so ergeht unter dem Erbieten zu gleicher Rechtswillführigkeit an die Hochlöbliche Polizei-Behörde mein ergebenstes Ersuchen dahin, mir womöglich genauere Mittheilungen über den Walter zu machen, ob seine in Altona gemachten Angaben richtig sind, nähere Umstände und Thatsachen zur Begründung eines festen Urtheils über die Aufführung und den Character des p. Walter anzugeben und spezielle Tatsachen aus dem Loben, Tun und Treiben der betreffenden Person nach hier mittheilen zu wollen. Von besonderem Interesse dürfte die Ermittlung der Gründe seiner Entfernung vom Amte und die Trennung von seiner Frau sein.
Euer hochlöblichen Polizei-Behörde würde ich zu großem Dank verpflichtet sein, wenn ich in den Besitz möglichst genauer Nachrichten über den Pastor Walter gelangen könnte.
Harburg den 10. September 1853 Königlich Hannoverscher Polizei-Direktor Dr. Domeier
An die Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinsche Polizei-Behörde zu Bützow
P.S. Da der p. Walter Pastor in Diedrichshagen bei Grevesmühlen gewesen, so darf ich gehorsamst ersuchen, von dorther Nachrichten zur weiteren Mittheilung einziehen oder dies Schreiben der Polizei-Behörde oder der betreffenden Obrigkeit in Grevesmühlen zur Kenntnis und weiteren Mittheilung gefälligst übersenden oder mittheilen zu wollen.
D. O.
Die Mühle
Aktenmäßig hören wir am 11. Februar 1664 zum ersten Mal von einer Mühle und zwar ist eine Kommission an Ort und Stelle, bestehend aus Jürgen von Quitzow, Nicolai Siegfeldes, Peter Klemow, Cammerrath Hauptmann Johann Jarchowen, die beschließt, daß der Mühlenteich durchgestochen und durchgegraben wird „damit dem Wasser daselbsten der freyr Lauf gegönnet und gelassen werden möchte.“
Im Kirchenvisitationsprotokoll vom 29. 4.1653 heißt es unter anderem:
„Die Kirche mit Steinen gebauet ist an einem Ort nach dem Wasser zu sehr baufällig.“
Mit dem Wasser ist fraglos der Mühlenteich gemeint. Auch im Heimatboten von 1927 schreibt Pastor Lehnhardt aus alten, auf der Pfarre befindlichen Schriftstücken:
„An einem Orte nach dem Wasser zu sinkt die Kirche und ist sehr baufällig wegen vieler Risse, weil das Wasser im See hoch gestauet werde.“
1705 gibt es noch einen Müller. Er soll 1000 Thaler Schadensgeld an die Kirche und. Eingepfarrten zahlen.
Am 20. 4.1706 schreibt Joachim v. Bernstorf aus Hannover nach Schwerin, daß er hiermit nicht einverstanden sei, sondern die klagenden Bauern anzubefehlen, daß sie mit ihren Pferden ihre herzogliche Commissares abholen lassen müßten, dahingegen die übrigen Kosten diesseits willigst sollen abgetragen werden, womit in huldigster Devotion verharre.
Euer hochfürstlicher durchlauchtigster Unterthan Diener Joachim von Bernstorf
Beim Kauf von Diedrichshagen durch den Grafen von Bernstorf 1705 wird in einer amtlichen Aufstellung ein Müller mit aufgeführt. Er bewirtschaftet noch 5 Drömbt 10 Scheffel 2 Faß Ackerland, ca. 9,6 ha. Die Mühle hat hinter dem Böttcherschen Hause gelegen und wenn durch das Wasser. des. Mühlenteiches ein größerer Schaden an der Kirche entstanden ist, muß der heutige Oldenburger Garten mit der Koppel hinter dem Hause Mühlenteich gewesen sein. Nach 1706 hört man nichts mehr von einem Müller. Es ist wohl anzunehmen, daß die Mühle einging. Nach mündlicher Überlieferung soll der letzte Müller Tobias geheißen
Schulzen und Bürgermeister
Klas Kaben, geboren 1703, gestorben 1766, wird im Kirchenbuch schon als Schulze bezeichnet. Dieses Schulzenamt bleibt bis in die achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts bei der Familie Kaben.
Der Erbpächter Joachim Freitag (Hufe Nr. 6) löst Kaben ab. Sein Sohn August behält das Schulzenamt bis Juli 1945.
Dann übernimmt der Schlosser Ernst Meetz das Bürgermeisteramt. Nach ihm kommen Meier, Paskowski, Böttcher, Frau Eickworth, Schellhorn, Kather, Peters.
[caption id="attachment_1667" align="aligncenter" width="207"]<img class="wp-image-1667 size-medium" src="http://tragolat.bplaced.net/wp-content/uploads/2023/04/Buegermeister_kather-207x300.jpg" alt="Bürgermeister Kanther, 1953." width="207" height="300" /> Bürgermeister Franz Kanther, 1953.[/caption]
Dann kam die Zusammenlegung der Gemeinden Rüting, Diedrichshagen und Schildberg mit dem Sitz in Rüting. Erster Bürgermeister war Wedemeler, nach ihm Poschmann, Brassat, Grunewald, Dörnbrack, dann als zweite Frau Helene Anderson.
Die Kirche
Die erste Kirche wird aus Holz gewesen sein, die sehr wahrscheinlich 1450 durch einen Steinbau ersetzt wurde, denn die größte Glocke wurde 1451 gegossen. Dieser zweite Kirchenbau wurde durch das Wasser des Mühlenteiches stark geschädigt. So heißt es im Kirchenvisitationsprotokoll vom 29. 4.1653:
"Die Kirche mit Steinen gebauet ist an einem Ort nach dem Wasser zu sehr baufällig." „An einem Orte nach dem Wasser zu sinkt die Kirche und ist sehr baufällig wegen vieler Risse, weil das Wasser im See hoch gestauet werde.“
Am 11. Februar 1564 ist eine Kommission an Ort und Stelle, bestehend aus Jürgen von Quitzow, Nicolai Siegfeldes, Peter Klemow, Cammerrath Hauptmann Johann Jarchowen, die beschließt, daß der Mühlenteich durchgestochen und durchgegraben wird, „damit dem Wasser der freyr Lauf gegönnet und gelassen werden möchte.“
Erst 1858 wird mit dem Bau eines neuen Kirchenschiffes begonnen, daß 1861 eingeweiht wird. Der Bau soll 24.111 Reichstaler gekostet haben, 10.000 Reichstaler hat der Großherzog gegeben. Der Rest wird wohl durch Umlage und Spenden aufgebracht worden sein.
Die größte Glocke wurde im Kriege 1914/18 verschossen. Die zweite im Krieg 1939/45. Die Kleinste blieb.
Im 16. Februar 1962 wurde ein Viertel des Turmdaches in einer Sturmnacht heruntergerissen. 1964 wurde der Turm wieder repariert und die Schindeln vom Dachdeckermeister W. Roxin aus Grevesmühlen, der schon im hohen Rentenalter war, wieder aufgenagelt. Auch der Wetterhahn mit einer neuen Kugel wurde von ihm an seinen Platz gebracht.
1972 kam um den Neuen Friedhof ein stabiler Drahtzaun. 1973 wurde Wasser auf beide Friedhöfe gelegt. 1974 kam elektrisches Licht in die Kirche und 1977 wurde der alte Friedhof mit einem Drahtzaun umgeben. Auch das Schlagwerk der Kirchenuhr wurde wieder in Gang gebracht.
Die Orgel wurde auch 1861 mit eingeweiht. Sie hat 1007 Thaler gekostet und wurde vom Orgelbauer Friese zu Schwerin hergestellt.
Folgende Prediger sind hier im Amte gewesen:
Hartwiens um 1319, Otto Yesewiese 1450 und 1481, Stephan Prutze 1541, Hermann Schröder 1568, Joachim Lucae 1595, Theodor Loste 1610, 1647 Balthasar Meyer, Valerius Fiedler 1651, Petrus Schulz 1657, Heinrich Susemihl 1675, Jakob Pistorius 1699, Gottlieb Hornemann 1717, Christian Riedel 1769, Jakob Boysen 1782, Friedrich Walter 1817 - 1839, Präpositus Kliefoth 1865, Schliemann 1880, Martens 1890, Nevermann 1910, Friedrich Lehnhardt 1917 - 1937, Heidelk 1939, Propst Reuter 1947, Paul Zedler 1950, Hans-Albrecht Steffen 1965, Hans Treptow ist seit 1971 hier im Amte.
Standesbeamte
Mit dem 1. Januar 1876 wurden hier in Mecklenburg Standesämter eingerichtet. Durchweg wurden zur Standesamtsführung Lehrer herangezogen. Sämtliche Beamte hatten eine schöne Schrift und die Registereintragungen waren sauber und korrekt. Als erster Standesbeamter war es der Domänenpächter L. Ehlers aus Schildberg bis in die achtziger Jahre. Dann war es der Domanenpächter H. Rose aus Sievershagen, bis 1697 der Inspektor F. Grebien aus Schildberg, bis 1917 der Lehrer Daebeler aus Upahl, bis 1927 der Büldner J. Gröning dortselbst und auf kurze Zeit Lehrer L. Mierow aus Upahl. Dann kam es nach Diedrichshagen und der Bauer A. Kaben führte es bis August 1935. Bis 1958 war ich der letzte Standesbeamte. Darauf ging es in Gemeindehand über. Heute werden die Eintragungen in Grevesmühlen im Rathaus gemacht.
Die Post
Nach Fertigstellung des Oldenburgschen Hauses 1894 wird wohl die Postagentur dort eingerichtet worden sein. Über der Haustür prangte ganz groß „Kaiserliche Postagentur“. Der erste Postagent war der Erbpächter Heinrich Körner. Die Post wurde mit Fuhrwerk morgens von Grevesmühlen gebracht. Das Pferd wurde im Stall auf der Pfarre untergestellt. Der Fahrer mußte noch Postbotendienste verrichten.
Ein Briefträger bestellte Diedrichshagen links vom Körnerschen Haus, ging dann nach Kastahn, von dort nach Upahl und von Boienhagen weiter nach Testorf. Auf dem Rückweg mußten die ausgebauten Hufen von Upahl noch bestellt werden. Der andere Briefträger hatte Diedrichshagen rechts von der Agentur zu bestellen. Ging nach Rüting, von dort nach Schildberg, weiter auf einem Richtweg nach Hindenberg, von Rambeel zurück über Sievershagen und Ausbau Diedrichshagen. Diese letzte Marschrute ist vom Postboten Otto Bandelow, der heute noch 92-jährig im Altersheim zu Schönberg lebt, viele Jahre begangen worden. Gegen 18 Uhr fuhr dann der Postwagen über Kastahn - Wotenitz nach Grevesmühlen zurück.
1928 wurde die Postagentur in die Ahlersche Gastwirtschaft verlegt. 1937 verkaufte Ahlers an Berck, der 1940 zur Wehrmacht eingezogen wurde. Darauf kam sie in das Böttchersche Haus. Bis 1953 bediente die Schwester von A. Böttcher noch den alten Klappenschrank. Erst 1952/53 wurde die Selbstwählanlage eingebaut. Durch Einrichtung von Poststellen in den Nachbardörfern wird von Diedrichshagen nur noch Schildberg bestellt.
Besondere Begebenheiten
Um 1865 brannte der Krug ab und in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zur Zeit des Gastwirts Will brannte der Krug wieder. Das Feuer wollte nicht recht in Gang kommen. Die Jungens halfen, sie warfen die Scheiben ein, dadurch bekam das Feuer Luft. Will hat aber trotz des Brandes Konkurs gemacht. So hat mein Vater mir dieses erzählt.
1902 wurde die Eiche vor Oldenburgs Haus gepflanzt (Gründung des Militär-Vereins).
Im Herbst 1925 brannte zum ersten Mal das elektrische Licht. Die Bergmann Elektrizitäts-A.G. aus Schwerin hatte die Installation hier im Ort fertiggestellt
1929/30 wurde die Dorfstraße gebaut. Die großen Felsen der Friedhofsmauer wurden zerkleinert und zum Bau mit verbraucht. Als Ersatz für die Steinmauer wurde eine Lebensbaumhecke gepflanzt, die aber heute bis auf einen kleinen Resit durch einen Drahtzaun ersetzt wurde.
Im Januar 1937 brannte die große Pfarrscheune durch Kurzschluß ab. Sie wurde nicht wiederaufgebaut, weil der Pfarracker in Weide lag.
Am neuen Friedhof wurde 1967 eine Totenfeierhalle errichtet.
1973 wurde die Wasserleitung von Rüting über Schildberg nach Diedrichshagen gebaut. 1977 wurde das alte elektrische Ortsnetz gegen ein neues mit Zementmasten ausgewechselt und die Weiterverbindung nach Schildberg und Rüting hergestellt, die vorher ihre Energie von Gadebusch bekommen hatten.
Auch wurde hier ein Fußgängerplattenweg gelegt, ebenfalls erhellt seit 1977 eine moderne Beleuchtung unsere Dorfstraße.
1978 im Februar/März wurden große Zementpfähle für eine neue Brücke in Richtung Rüting eingerammt.
Im Mai 1978 wurde eine Asphaltstraße von der Rütinger Straße bis zur Brücke gebaut. Auch von Rüting nach Schildberg und bis zur Brücke gebaut. Auch von Rüting nach Schildberg und im Orte dort wurde eine Ringverbindung aus Asphalt hergestellt.
Die Chaussee Grevesmühlen - Schwerin wurde 1906 fertig, 1972 an vielen Stellen bis Mühlen Eichsen begradigt und mit einer Asphaltdecke versehen. Die Abzweigung Upahl - Bobitz wurde 1908 gebaut und ist ebenfalls 1968 mit einer Schwarzdecke belegt worden.
1951 wurde in Rüting der Kindergarten erbaut 1966 wurde angebaut und 1978 noch einmal.
1956 bauten Schneider und Haberlandt ein Doppelhaus. Im selben Jahr wurde der Konsum erbaut. 1966 das Gemeindebüro. In derselben Baracke befindet sich die Arztpraxis mit der Gemeindeschwesternstation.
1958 wurden noch die drei R.T.S.-Häuser errichtet
1971 entstand ein 10 WE-Wohnblock in Rüting.
Die drei erschossenen Amerikaner
Mitte Juni 1944 war ich beim Kleemähen auf dem Schildberger Felde, als so gegen 11 Uhr ein viermotoriger amerikanischer Bomber in niedriger Höhe angebraust kam. Ich versuchte schnell hinter den Weiden an der Mergelgrube Deckung zu bekommen.
Das Flugzeug diente über Diedrichshagen nach rechts und verschwand hinter dem Rüting-Schildberger Gehölz. Hier sind dann zwei Besatzungsmitglieder abgesprungen über Rüting- Steinfort-Wüstenmarker Gebiet. Den dritten Amerikaner sah ich mit dem Fallschirm über Webelsfelder-Hindenberger Gebiet heruntergehen. Die restlichen 9 Insassen sind über Hof Meteln mit Fallschirmen abgesprungen. Der Bomber ist über der Feldmark von Alt Meteln abgestürzt. Die abgeführten Gefangenen sollen vom Förster Haselow aus Moorbrink erschossen worden sein.
Beim Zusammenbruch 1945 wurde er verhaftet und später erhäng. Den dritten Gefangenen hat der in Hindenberg stationierte Wachmann nach Grevesmühlen zum Amtsgerichte bringen sollen. Unterwegs am Rambeeler Damm hat ihn dann der Kreisleiter Köpcke übernommen und hinter der Hecke erschossen.
Der Ortsgruppenleiter von Sievershagen, Lehrer Möller, hat dem damaligen Jägermeister E. Michaelis den Auftrag erteilt: „Einen auf der Flucht erschossenen Amerikaner beim Telefonmast 34 oder 43 (an die Zahl konnte sich E. M. nicht mehr genau erinnern) zum Bürgermeister nach Rüting zu fahren. Sein Pole hat daraufhin gleich die Pferde angespannt und ihm auch beim Aufladen des mit Klee zugedeckten Amerikaners geholfen.
Der Bürgermeister Beckmann hat sie zurück nach Diedrichshagen geschickt, mit dem Hinweis, den Toten zu den beiden anderen zu legen. Die beiden anderen Erschossenen haben der Ortsgruppenleiter Wehrspaun mit dem Bauern Aug. Stock auf Befehl des Kreisleiters Köpcke im Püstowschen Feldweg und den dritten in Richtung Webelsfelder Grenze aufgeladen.
Am Abend wurden sie dann auf dem Friedhof bei der Kirche an der Nordwest-Seite an der Oldenburgschen Koppel unter einem Holunderstrauch von den Rütinger Parteigenossen begraben. Bis auf Hemd und Unterhose wurden sie ausgezogen und mit einem größeren Sacktuch abgedeckt. Die Uniformen mußte der Bürgermeister bei der Kreisleitung abliefern,
Über diese barbarische Handlung waren alle Einwohner sowie die Fremdarbeiter ziemlich erregt und auch die beiden französischen Gefangenen, die bei Frau Bollow und bei meinem Nachbarn Becker arbeiteten. In den Jahren hatte ich mit dem Franzosen guten Kontakt bekommen. Er war im Zivilberuf Beamter und hatte in der Präfektur in Rouen gearbeitet. Er sprach dasselbe Französisch, wie ich es sechs Jahre in der Schule gelernt hatte.
Wir haben uns am nächsten Morgen über diese Angelegenheit unterhalten und ich habe auch mein Bedauern ausgesprochen und ihn gebeten, er möge keine unbedachten Äußerungen machen. Denn käme dies an den Kreisleiter, würden wir ohne Frage in ein Nebengrab kommen. Auch die Polen haben wir beruhigt.
Als die Engländer im April 1945 die Amerikaner ablösten, mußten sämtliche Männer bei der Kirche zusammenkommen. Einige mußten jetzt die Toten wieder ausgraben und in Särge legen. Die Unterwäsche hielt die Leichen noch zusammen. Ihre Gesichter waren aber schon schwarz und ein sehr übler Geruch verbreitete sich schnell. Es haben wohl etliche von den Zwangszuschauern an Vergeltungsmaßnahmen gedacht, so wie man es aus Wehrmachtsberichten oft hörte. Aber nichts dergleichen geschah. Die Särge wurden auf Wehrmachtautos geladen, die sofort abfuhren.
Der Kreisleiter Köpcke wurde von Zivil-Polen verfolgt. Er ließ sein Auto auf Wichmannsdorfer Feldmark stehen und flüchtete nach Tarnewitz zu seinem Parteigenossen Tretow.
Im Keller der Häuslerei setzte er sich noch zur Wehr. Weil man ihn lebend haben wollte, schickte man seine Ehefrau zu ihm, die ihn zur Kapitulation überreden sollte. Hieraufhaben sich beide sofort vergiftet. Sein Komplice, der Justizoberinspektor Wilck vom Amtsgerichte Grevesmühlen, hat sich mit seiner Frau erschossen. Auch das Ehepaar Brüggemann aus Naschendorf ist seinem Beispiel gefolgt.
Muskanten
Im Winter 1944/45 mußte Diedrichshagen 250 Raummeter Holz in der Everstorfer Forst einschlagen. Joachim Becker, der 1940 die Wirtschaft meines Nachbarn Wolfgang Hintze, der zur Wehrmacht eingezogen wurde, übernommen hatte, war seit 1927 Forstarbeiter gewesen und somit hatte der Förster Nieß aus Hamberge eine gute Fachkraft.
Zwei Wagen fuhren morgens um 7 Uhr ab. Besetzt mit zwei Franzosen, Polen und Russen, die zwangsverschickt waren. Manchmal wurden die Pferde auf dem Everstorfer Forsthof untergebracht. Manchmal blieben sie auch windgeschützt und zugedeckt in der unserer Nähe. Unmittelbarer neben der Arbeitsstelle wurde zuerst ein Feuer angelegt, an dem sich aufgewärmt wurde und die Eisenkeile lagen am Rande der Feuerstätte. Auch Frühstück und Mittag wurde dort gegessen.
Die beiden Franzosen saßen bei Becker und mir, während Polen und Russen sich wohl in unserer Nähe, aber niemals zusammen, sondern immer gegenüber setzten. Leider konnten wir sie nicht verstehen. So waren wir auch eines Tags auf dem „Wendenkopf“. Es ist das Dreieck, an dem der Weg zur Hungerstorfer Schule von der Everstorfer Chaussee abgeht. Hier standen noch einige uralte, gewaltige Buchen.
Die größte hatte uns der Förster Nieß zum Einschlag zudiktiert. Hierfür wurden vom Forsthof Everstorf zwei Spezialsägen geholt. An jeder Seite arbeiteten 3 Mann. Einer führte die Säge und zwei Mann zogen an Stricken. Die Besatzungen lösten einander ab. Das Schärfen der Sägen besorgte Becker, während ich noch mit ihm keilte.
[caption id="attachment_1623" align="aligncenter" width="199"]<img class="wp-image-1623 size-medium" src="http://tragolat.bplaced.net/wp-content/uploads/2023/04/gallery58-199x300.jpg" alt="Holzeinschlag in den 50ern." width="199" height="300" /> Holzeinschlag. (Diedrichshagen, 1953?).[/caption]
Der Baum mußte in Richtung Maschendorf fallen und wir hatten auch von dort Gegenwind. Es war eine nicht ganz ungefährliche Sache, denn der Wind hatte zugelegt und Becker fürchtete ein Abreißen der Buche. Gegen Mittag ließ der Wind etwas, nach. Die Säge hatten wir schon vom Schnitt genommen und die Leute zurückgeschickt und ihnen genaue Anweisung gegeben. Endlich gelang es uns, die Buche zum Fallen zu bringen.
Wie so oft, löste sich auch hier ein trockener, armdicker Ast und traf den Polen von Richard Freytag auf die Schulter und am Hals. Er war sofort ohne Besinnung. Man legte ihn auf Stroh auf den Kastenwagen warm zugedeckt und er wurde nach Grevesmühlen ins Krankenhaus gefahren. Schon bei der Abfahrt war die Betäubung gewichen. Schuld an diesem Unfall hatte er selber. Er wußte, daß er beim Fallen eines Baumes nach oben zu sehen hatte. Wie wir später erfuhren, war auch das linke Schlüsselbein gebrochen.
Aus dieser Buche haben wir 26 Raummeter geschnitten. Nur ein Fachmann kann sich diesen Baum vorstellen.
[caption id="attachment_1621" align="aligncenter" width="300"]<img class="wp-image-1621 size-medium" src="http://tragolat.bplaced.net/wp-content/uploads/2023/04/gallery42-300x185.jpg" alt="Holzfuhre." width="300" height="185" /> Holzfuhre.[/caption]
Diese gewaltigen Buchen werden auf Plattdeutsch „Muskanten“ genannt. An sie wurden bei Holzfesten die Laternen gehängt. Das waren Tanzvergnügen, die ein in der Nähe wohnender Gastwirt nach Absprache mit der Forstverwaltung veranstaltete.
Eine größere Tanzfläche wurde aus Fertigteilen zusammengefügt, die vor dem Tanzen mit heißem Bienenwachs besprengt und später oft noch mit Rapskörnern bestreut wurde, damit ein schönes Gleiten garantiert war. Der Eintritt war frei. Nur beim Tanzen wurde kassiert, während die Tanzwütigen sich für die ganze Veranstaltung ein „Tanzband“ kauften.
Diese Tanzflächen wurden auch für Erntefeste und Hochzeitsfeiern von den Besitzern vermietet und in den alten Bauernhäusern auf der großen Diele aufgeschlagen.
Umsturz 1945
Schon im Januar, als wir zum Holzeinschlag in die Everstorfer Forst fuhren, begegneten uns immer wieder Trecks, die von Wismar in Richtung Grevesmühlen fuhren. Diese wurden von Woche zu Woche mehr.
Ende Februar mußten wir von Grevesmühlen bis hinter Degtow nur noch im Beiweg fahren. Der Trecks wegen kamen wir überhaupt nicht mehr auf die eigentliche Fahrbahn. Es war wohl schon März, als mein Nachbar Becker und ich vom Ortsbauernführer August Freitag die Order bekamen „Flüchtlinge“ von der Schule bei der Turnhalle in Grevesmühlen abzuholen.
Wir fuhren auf unserem Kastenwagen dann auch los und auf dem dortigen Schulhof kam uns schon der Ortsgruppenleiter von Sievershagen, Lehrer Möller, entgegen und teilte uns unsere Fracht zu. Es waren zum größten Teil Frauen von Eisenbahnern aus Pommern, für die man wohl noch einen Platz bereitgehalten hatte. Viele kamen uns mit dem Hiltlergruß entgegen und trugen auf ihren blauen Skimützen noch das Hoheitsabzeichen (Adler mit Hakenkreuz).
Es waren Frau Fietzke, ihre Schwester Frau Neumann; beide mit Kinderwagen, Frau Schumacher und Frau Ziegler, beide mit ihren Ehemännern und noch einige andere Personen, die ich heute nicht mehr erinnere. Mein Nachbar Becker meinte: „Nu hemm wi oewer ‚Heil Hitlers‘ na Diedrichshagen kraegen“. „Dat hett sick bald utheilt, Becker“ war meine Antwort. So kam es dann ja auch einige Wochen später.
Alle Aufgeführten sind bald nach dem Zusammenbruch in die spätere BRD abgewandert. Eine berittene Gendarmerie-Abteilung zog im April in meine Scheune ein. Sie waren in Gardelegen zusammengestellt und sind dann über Stendal, Berlin nach hier nur des nachts geritten.
Ihr Führer, Oberleutnant von Schalburg, war im Zivilberuf Rechtsanwalt in Güstrow und hat es fertiggebracht, das Kriegsende hier in Diedrichshagen abzuwarten. Wie hier bekannt wurde, daß in Sievershagen eine amerikanische Kommandantur eingerichtet war, ritten von Schalburg mit seinem Hauptwachtmeister nach Sievershagen und kehrten beide mit einer Armbinde zurück, auf der stand "Militäri-Gouvernement- Police". Eine Stunde später nahm ein Panzerfahrzeug mit aufgebauter Kanone Stellung zwischen Beckers und unserem Haus.
Zwei Amerikaner gingen in die Scheune und kamen gleich zurück. Somit war die Übergabe perfekt. Nach und nach löste sich die Truppe dann auf. Der Rest verzog nach Everstorf und machte in der dortigen Forst der Holzdiebstähle wegen Dienst.
Auch eine Luftwaffenabteilung vom Geschwader Udet löste sich hier auf. Eine gewaltige Zugmaschine mit zwei sehr großen Hängern und hinten eine leichte Flakkanone hielten beim Transformatorenhaus und luden ab. Die Pelzpilotenjacken werden heute hier noch getragen. Kostbare Funk- und Rado- Apparate, auch viele andere Sachen wurden in der Wiese verbrannt. Einige von der Truppe gingen zu Fuß weiter. Der Rest verbrachte die Nacht in Bollows Scheune. Auch einige uniformierte Nachrichtenhelferinnen waren dabei.
Am nächsten Tag hat sich dann der Rest verzogen. Uniformen, Decken und andere Kleidungsstücke sind vielen Umsiedlern zu Nutzen gekommen.
Ein Hänger mit Munition und allerlei Kriegsgerät wurde am nächsten Tag von den Polizisten, die in meiner Scheune lagerten, in der Schildberger Wiese gesprengt. Ein Teil wurde dort vergraben. Nach 25 Jahren stieß man bei Dränagearbeiten auf diesen Rest, der von Schweriner Feuerwerkern unschädlich gemacht wurde. Viele Sprengköpfe waren noch dabei, die bei falschem Anstechen mit dem Spaten hätten noch zur Explosion kommen können.
Umsiedlung
Die erblindete, 82-jährige Frau Scheffler erzählte mir über ihre Umsiedlung folgendes: Nachdem sie ihre Kühe und Jungrinder abgegeben hatten, verließen sie auf Befehl ihres Ortsbauernführers und Bürgermeisters am 2. August 1944 ihre 42 Morgen große Wirtschaft in Rehwalde, Kreis Schloßberg (Ostpreußen).
Ihre nächste Station war ein ca. 30 km entfernt gelegenes größeres Gut. Nachdem sie einige Tage dort bleiben mußten, hieß es: Wieder zurück ins Heimatdorf, aber ohne Gepäck, um die Ernte einzubringen. Sämtliche Sachen wurden eingeschlossen und die ganz alten Angehörigen blieben dort. Sie fuhren zurück in ihr Heimatdorf und fanden dort alles so vor, wie sie es verlassen hatten. Eine fremde Kuh bekamen sie wieder und wer keine Lebensmittel hatte, bekam diese zugeteilt. Ende September mußten sie dann endgültig ihre Heimat verlassen.
Vorher hatten schon deutsche Soldaten von Haus und Habe Besitz genommen. Sie holten ihre zurückgelassenen Sachen vom Gute ab und fuhren nach Wehlau. Dort blieben sie im Lager bis zum 20. Januar 1945, 1 Uhr nachts.
Nach plötzlichen Aufbruch ging die Fahrt dann über das frische Haff in 50 Metern Abstand je Wagen. Nach geglückter Überfahrt ging es um Danzig herum über Stolp, Göslin bei Stettin über die Oder in Richtung Neubrandenburg. Von dort um Schwerin herum bis Rüting. Dort wurden sie vom Bürgermeister nach Diedrichshagen beordert. Beim Bauern Richard Freytag fanden sie dann endlich eine Unterkunft am 16.März 1945.
Während der ersten Zeit ihrer Fahrt wurden sie noch von Fliegern verfolgt. Ein deutsches Wehrmachtsauto riss ihnen den Wagen auseinander. Die Pferde liefen mit dem Vorderwagen, auf dem Frau Scheffler saß, davon und stürzten dann eine hohe Straßenböschung hinunter. Bis zum Halse steckten die Pferde im Schnee, der aber auch den Sturz der Fahrerin abstoppte.
Nach notdürftiger Reparatur wurde dann das letzte Habe wieder aufgeladen. Karl Scheffler ging mit seiner 15-jährigen Tochter Hannelore viel zu Fuß, um Pferde und Wagen zu entlasten. Wer nicht bei seinem Fuhrwerk blieb oder auf dem Wagen schlief, fand am nächsten Morgen nicht viel wieder.
Gründung der LPG
Am Januar 1956 wurde in Diedrichshagen die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft "An der Stepenitz" gegründet. Vorausgegangen waren in den der Betrieb einer Druschgemeinschaft der Betriebe Bollow, Raben und Theodor Hintze. Hinzu kamen noch die vorhandenen Kleinstbetriebe.
[caption id="attachment_1670" align="aligncenter" width="300"]<img class="wp-image-1670 size-medium" src="http://tragolat.bplaced.net/wp-content/uploads/2023/04/Bodenreform-300x202.jpg" alt="Gemeindekomission zur Durchführung der Bodenreform (1948)." width="300" height="202" /> Die Gemeindekomission zur Durchführung der Bodenreform (1948).[/caption]
Diese Druschgemeinschaft bewährte sich durch gegenseitige Hilfe bei der Abfahrt des Getreides vom Feld direkt zur Dreschmaschine, wodurch die Arbeitskräftegestellung, die schnelle Ablieferung der Pflichtablieferungen gelöst wurde, sogar erhebliche Zeiteinsparung erfolgte. Auch die Kleinstbetriebe druschen im Rahmen dieser Gemeinschaft ihre Ernte ab.
So war es kein Wunder, daß sich auch diese Betriebe zur LPG zusammenfanden. Es kamen noch der Betrieb vom "Hühnerbusch" (H. O. Freytag), ein Traktorist (G. Klatt), der gelernte Schweizer und z.Zt. Industriearbeiter am Bohrunternehmen, Wilhelm Schulz, sowie der Wirtschafter und derzeitige Ehemann von Leni Bollow, Ernst Klatt, den landwirtschaftlichen Lehrlingen Erwin Bollow und Otto-Manfred Raben und der Kleinst- bäuerin Charlotte Paskowski hinzu.
Zusammen mit den Pachtländereien aus der Pfarrstelle wurden rund 80 Hektar gemeinsam bewirtschaftet. Es kam jedoch recht bald die Fläche der Wirtschaft Hamann hinzu, die gerade aus der örtlichen amtlichen Bewirtschaftung durch den Rat der Gemeinde wegen der Republikflucht des besitzenden Ehepaares in die Bewirtschaftung der LPG "Am Mühlenteich" in Rüting gegeben war, so daß es rund 100 Hektar wurden. Auch die Schwester der Frau Hamann, Magda Schwarz, wurde Mitglied der LPG.
An festen Vergütungen wurden für den Vorsitzenden, gewählt wurde Theodor Hintze, der auch als Initiator und Gründer anzusehen ist, 25 AE (Arbeitseinheiten), für die Brigadiere Otto Raben und Wilhelm Schulz (Feld- und Viehwirtschaft) 12 AE, für die Buchhalterin, Frau Paskowski, 17 AE.
Die LPG entwickelte sich in 3 Jahren zu einer guten Gemeinschaft und der Viehbestand wuchs. Die Milchproduktion zählte im 3. Jahr zu den höchsten Kuhleistungen des Bezirkes. Gezahlt wurde 6 Mark Vorschuß monatlich je geleistete AE, zur Jahresendabrechnung wurden 1 Mark pro AE und 80 bis 100 Mark pro Hektar eingebrachten Landes, jedoch höchstens bis 10 Hektar, ausgezahlt.
Die Zahlungen wurden in 2 Jahren vorn Staat gestützt, aber die materielle Vergrößerung des Vermögens wurde in der derzeitigen Buchhaltung noch nicht berücksichtigt. Erst in späteren Jahren wirkten sich die Bilanzverbesserungen der Grund- und Umlaufmittel erst auf die Gewinn- und Verlustrechnungen aus.
Der Patenschaftsbetrieb der LPG "An der Stepenitz" war der Kreisvorstand der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe von Grevesmühlen mit seinem gesamten Kollektiv.
Zum Ende des Jahres 1957 wurde auf Grund eines Nutzungsvertrages, den der Staat mit dem Bauern Otto Schwarz abschloß, die LPG um die Größe dieses Betriebes erweitert. Zum 1. Januar 1959 erfolgte der Zusammenschluß der 3 Nachbargenossenschaften Rüting, Schildberg und Diedrichshagen zu einem Betrieb mit dem Sitz in Rüting. Nachdem sich inzwischen die Betriebe Hans Freitag und Günter Grote zum Eintritt und Einbringung ihrer Wirtschaften entschlossen, kamen zu Beginn des Jahres 1960, im Februar, die letzten Bauern in die Produktionsgenossenschaft. Mit ihnen kamen auch die bis dahin beschäftigten Landarbeiter. Somit war formal eine große Gemeinschaft auf dem Dorfe geschaffen, deren moralische Verkraftung bei den Mitgliedern aber noch einige Zeit benötigte. Immerhin waren aber stets Genossenschaftsbauern aus Diedrichshagen im Vorstand bzw. in der Leitung vertreten und die Einsicht zu einer guten genossenschaftlichen Arbeit zum Nutzen des eigenen Wohls setzte sich durch.
Besonders erwähnenswert aus der letzten Zeit ist für mich der Winter 1978/79 mit lange nicht erlebten Schneemassen. Diese waren nicht nur im extremen Ausmaß im Bezirk Rostock auf der Insel Rügen, sondern auch in unserem Wohngebiet. Das Dorf war straßenmäßig etwa zwei Tage nicht erreichbar und die Traktoren brachten übers freie Feld auf den geeignetsten Stellen die notwendige Ware, wie Brot und Milch. Mit aller verfügbaren Technik und dem Einsatz der Einwohner wurden Stück für Stück die riesigen Schneewehen, die teilweise 2,5 - 3 m Höhe erreichten, beräumt.
Das Wild hatte sehr unter Schnee und Frost zu leiden. Es wurden vom Pastor ca. 16 tote Rehe auf der Feldmark allein in der Nähe des Dorfes Diedrichshagen gefunden.
Zum Glück hatte die Herbstsaat nicht gelitten.
Links
Geschichte derer von Bernstorff
Fischer: Kirche und Kloster Rhena (pdf)
Katrin Möller: Zauberei, Magie und Hexerei: Textsammlungen zur Verfolgung von Magieverbrechen in Mecklenburg im 16. und 17. Jahrhundert Zur Autorin vgl. auch https://www.geschichte.uni-halle.de/mitarbeiter/moeller/publikationen/