Slawische Besiedlung (Klütz): Unterschied zwischen den Versionen
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Die Zeit (ca.4.-6.Jahrhundert), in der heute die sogenannte „[https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkerwanderung Völkerwanderung]“ verortet wird geht einher mit einer deutlichen Abkühlung des Klimas. In diese Zeit fällt auch die [https://de.wikipedia.org/wiki/Klimaanomalie_536%E2%80%93550 Klimaanomalie] von 536 – 550. Hier kam es durch mehrere Vulkanausbrüche auf Island in einigen Gegenden Europas zu Dürren und zu stark verminderter Sonneneinstrahlung. Die Menschen suchten nach besseren Lebensbedingungen. Das heutigen Mecklenburg war kaum noch bewohnt. Ab dem 7. Jahrhundert begann die slawisch Besiedlung der weitgehend „leeren“ Gebiete an der Ostsee ([https://de.wikipedia.org/wiki/Wenden Ostseeslawen]). | Die Zeit (ca.4.-6.Jahrhundert), in der heute die sogenannte „[https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkerwanderung Völkerwanderung]“ verortet wird geht einher mit einer deutlichen Abkühlung des Klimas. In diese Zeit fällt auch die [https://de.wikipedia.org/wiki/Klimaanomalie_536%E2%80%93550 Klimaanomalie] von 536 – 550. Hier kam es durch mehrere Vulkanausbrüche auf Island in einigen Gegenden Europas zu Dürren und zu stark verminderter Sonneneinstrahlung. Die Menschen suchten nach besseren Lebensbedingungen. Das heutigen Mecklenburg war kaum noch bewohnt. Ab dem 7. Jahrhundert begann die slawisch Besiedlung der weitgehend „leeren“ Gebiete an der Ostsee ([https://de.wikipedia.org/wiki/Wenden Ostseeslawen]). | ||
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Der Meeresspiegel hingegen lag etwa einen Meter unterhalb des heutigen<ref>Baerens, Christiane; Baudler, Henning; Beckmann, Björn-Rüdiger; Birr, Hans-Dietrich; Dick, Stefan; Hofstede, Jacobus; Kleine, Eckhard; Lampe, Reinhard; Lemke, Wolfram; Meinke, Insa; Michael, Meyer; Müller, Ruth; Müller-Navarra, Sylvin H.; Schmager, Gerhard; Schwarzer, Klaus; Zenz, Theodor; Hupfer, Peter; Harff, Jan; Sterr, Horst; Stigge, Hans-Joachim (2003): Die Wasserstände an der Ostseeküste - Entwicklungen - Sturmfluten - Klimawandel 1. Wasserstandsentwicklung in der südlichen Ostsee während des Holozäns. In: Die Küste 66 Sonderheft. Heide, Holstein: Boyens. S. 4-21.</ref>. Damit lag die Küstenline, auch ohne den Abtrag durch Wind und Wellen, vor der heutigen. Die [[Ostseeinsel Lieps]]<ref name=“Lieps“>Die Insel Lieps (oder Liepz) lag um 1000 n.C. zwischen Tarnewitz und Poel und wurde bis ins 15. Jahrhundert u.a. als Viehweide genutzt. Auf der „Schmettauschen Karte“ von 1788 ist noch ein kleiner Rest der Insel vor Hohen Wieschendorf erkennbar.</ref> erstreckte sich von Tarnewitz bis weit in die Wismarer Bucht. Das damalige Fahrwasser nach Wismar führte südöstlich der Insel Poel bei Strömkendorf vorbei, dort, wo sich heute der Damm auf die Insel befindet. Heute ist sie nur noch eine Robbenbank und Untiefe. | Der Meeresspiegel hingegen lag etwa einen Meter unterhalb des heutigen<ref>Baerens, Christiane; Baudler, Henning; Beckmann, Björn-Rüdiger; Birr, Hans-Dietrich; Dick, Stefan; Hofstede, Jacobus; Kleine, Eckhard; Lampe, Reinhard; Lemke, Wolfram; Meinke, Insa; Michael, Meyer; Müller, Ruth; Müller-Navarra, Sylvin H.; Schmager, Gerhard; Schwarzer, Klaus; Zenz, Theodor; Hupfer, Peter; Harff, Jan; Sterr, Horst; Stigge, Hans-Joachim (2003): Die Wasserstände an der Ostseeküste - Entwicklungen - Sturmfluten - Klimawandel 1. Wasserstandsentwicklung in der südlichen Ostsee während des Holozäns. In: Die Küste 66 Sonderheft. Heide, Holstein: Boyens. S. 4-21.</ref>. Damit lag die Küstenline, auch ohne den Abtrag durch Wind und Wellen, vor der heutigen. Die [[Ostseeinsel Lieps]]<ref name=“Lieps“>Die Insel Lieps (oder Liepz) lag um 1000 n.C. zwischen Tarnewitz und Poel und wurde bis ins 15. Jahrhundert u.a. als Viehweide genutzt. Auf der „Schmettauschen Karte“ von 1788 ist noch ein kleiner Rest der Insel vor Hohen Wieschendorf erkennbar.</ref> erstreckte sich von Tarnewitz bis weit in die Wismarer Bucht. Das damalige Fahrwasser nach Wismar führte südöstlich der Insel Poel bei Strömkendorf vorbei, dort, wo sich heute der Damm auf die Insel befindet. Heute ist sie nur noch eine Robbenbank und Untiefe. | ||
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In den Urkunden des 12. und 13. Jahrhunderts findet sich im nordwestlichen Mecklenburg ein Gebiet, das Leeres Land genannt wurde. Wo dieses genau gelegen hat lässt sich bislang nicht nachvollziehen<ref name=“Referenz“ />. Also auch nicht, ob es sich dabei um Terra Clutse, also das Land Klütz gehandelt haben könnte. | In den Urkunden des 12. und 13. Jahrhunderts findet sich im nordwestlichen Mecklenburg ein Gebiet, das Leeres Land genannt wurde. Wo dieses genau gelegen hat lässt sich bislang nicht nachvollziehen<ref name=“Referenz“ />. Also auch nicht, ob es sich dabei um Terra Clutse, also das Land Klütz gehandelt haben könnte. | ||
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Was nicht da ist, kann auch nicht erwähnt werden. Wenn es also zu Beginn der [[Deutsche Besiedlung (Klütz)|deutschen Besiedlung]] keine slawische Bevölkerung im Klützer Wald gegeben hat, lassen sich natürlich auch keine Überreste von ihnen finden. | Was nicht da ist, kann auch nicht erwähnt werden. Wenn es also zu Beginn der [[Deutsche Besiedlung (Klütz)|deutschen Besiedlung]] keine slawische Bevölkerung im Klützer Wald gegeben hat, lassen sich natürlich auch keine Überreste von ihnen finden. |
Aktuelle Version vom 18. Juni 2025, 23:31 Uhr
Slawische Besiedlung (Klütz)
Eine slawische Besiedlung kann bislang für den Ort Klütz und für große Teile des heutigen Klützer Winkels nicht nachgewiesen werden. Punkt!
Damit könnte dieser Artikel auch schon zu Ende sein. Aber versuchen wir trotzdem einige Fakten zusammenzutragen, um zu ergründen, warum dieses so war. Leider finden sich nur wenige Aufzeichnungen aus slawischer Zeit, konkret aus dem Bereich des Klützer Winkels keine. So kann nur eine indirekte Bestandsaufnahme erfolgen.
Kurze Übersicht der slawischen Besiedlung Mecklenburgs
Die slawische Besiedlung Mecklenburgs erfolgte im 7. – 8. Jahrhundert. Slawische Stämme aus dem heutigen Ungarn und Tschechien wanderten infolge des Einfalls der Awaren 558 - 595 die Elbe hinauf und besiedelten die, zu dieser Zeit weitgehend leeren Gebiete östlich der Elbe.
Burgen, wie die Mecklenburg, Schwerin, Rostock oder Alt Lübeck wurden gegründet. In weiten Teilen von Holstein und Mecklenburg finden sich slawische Artefakte aus der Zeit vom 07. bis zum 13. Jahrhundert. Die Gegend südlich und östliche des Klützer Waldes wurde im wesentlichen vom Stamm der Obotriten/Abotriten, der seine Hauptburg im heutigen Dorf Mecklenburg hatte, bewohnt. Nordwestlich des Klützer Waldes, im heutigen Schleswig-Holstein, lebten die Wagrier, südöstlich die Polaben, beides Teilstämme der Aboriten.
Um 798 dehnt sich das Abotritenreichs von der Recknitz bis an die Nordsee aus. Immer wieder kam es durch die Slawen zu Überfällen, auch auf Hamburg[1]
. In dieser Zeit erfolgt eine Hinwendung einiger Herrscherhäuser zum Christentum. Dies wird jedoch nicht von den breiten Bevölkerungsschichten mitgetragen. Die Slawen sind in dieser Zeit eher ein loser Verbund mehrerer kleiner Völker.
1043 kam es zur Eroberung der Gebiete der Wagrier, Polaben und Abotriten, später Lionen und Zirzipanen durch Gottschalck (der Wende)[2] dem Sohn des christlichen Abotritenherrschers Udo. Erstmals wurde der lose slawische Verbund zu einem „Großstammstaat“. Gottschalck residierte zunächst auf der Mikelenburg (Mecklenburg). Er versuchte das Christentum als „Staatsreligion“ einzuführen. Dies endete in dem großen Wendenaufstand von 1066.
Im zwölften Jahrhundert beginnt mit dem Sturz des Nakonidenherrscher Heinrich von Lübeck der Zerfall des slawischen Abotritenreiches. Dieses endet mit der deutschen Besiedlung. Die mecklenburgischen Herzöge entschieden sich als eigenes Herzogtum dem römischen Reich deutscher Nation beizutreten.
Slawische Kriege
Im Juni 983 begann mit der Zerstörung von Havelberg die Erhebung der Elbslawen gegen das deutsche Vordringen. Slawische Heere vernichteten von einer geheimnisvollen Tempelburg aus die deutschen Bischofssitze[3] [4]. Eine unmittelbare Folge des Slawenaufstandes war ein Stopp der der deutschen Besiedlung[5] in Brandenburg und Mecklenburg für die nächsten 200 Jahre.
1066 kommt es zum großen Wendenaufstand. In dem die von Gottschalck (der Wende) geschaffenen christlichen Strukturen wieder zerstört werden.
1147 kommt es zur Belagerung und Zerstörung von [1] und gegen südelbische Kolonisten als Teil eines Feldzuges der Abodriten unter ihrem Fürsten Niklot in Wagrien und Polabien, um dem in diesem Jahr ausgerufenen [2] zuvor zu kommen. Dieses gelang ihnen jedoch nicht.
Infolge dessen zogen die slawischen Heere also zunächst von Ost nach West, um dann auf der Flucht vor den Kreuzfahrern wieder in den Osten bis zu ihrer Burg beim heutigen Rostock zu fliehen. Jedes Mal südlich am Klützer Winkel vorbei. Auch frühere und spätere Kriegszüge und Überfälle scheinen, soweit bislang nachweisbar, den Klützer Winkel nicht berührt zu haben.
Eine Übersicht über alle slawischen Kriege findet sich hier.
Keiner dieser Kriege berührte, soweit nachweisbar, den Klützer Winkel/Wald. Die Heerzüge führten wenn, dann südlich daran vorbei.
Klima
Die Zeit (ca.4.-6.Jahrhundert), in der heute die sogenannte „Völkerwanderung“ verortet wird geht einher mit einer deutlichen Abkühlung des Klimas. In diese Zeit fällt auch die Klimaanomalie von 536 – 550. Hier kam es durch mehrere Vulkanausbrüche auf Island in einigen Gegenden Europas zu Dürren und zu stark verminderter Sonneneinstrahlung. Die Menschen suchten nach besseren Lebensbedingungen. Das heutigen Mecklenburg war kaum noch bewohnt. Ab dem 7. Jahrhundert begann die slawisch Besiedlung der weitgehend „leeren“ Gebiete an der Ostsee (Ostseeslawen).
In der Zeit von 950 bis 1250 herrschten dagegen auf der gesamten Nordhalbkugel ungewöhnlich hohe Temperaturen (mittelalterliche Warmzeit). In dieser Zeit wurde auch Grönland von den Wikingern besiedelt. Die Temperaturen dieser Zeit entsprachen in etwa denen, die wir in den nächsten Jahrzehnten zu erwarten haben. Allerdings beschränkte sich die Erwärmung hauptsächlich auf das Gebiet des nördlichen Atlantik. Global betrachtet lagen die Durchschnittstemperaturen deutlich unter den heutigen[6]. Hohe Temperaturen bedeuten für das lokale Wetter neben mehr Stürmen auch höhere Regenmengen, da die Luft mehr Wasser aufnehmen kann. Tatsächlich waren die Wassermengen in den Seen und Bächen des Klützer Winkels vor 1000 Jahren wesentlich höher als heute.[7]
Der Meeresspiegel hingegen lag etwa einen Meter unterhalb des heutigen[8]. Damit lag die Küstenline, auch ohne den Abtrag durch Wind und Wellen, vor der heutigen. Die Ostseeinsel Lieps[9] erstreckte sich von Tarnewitz bis weit in die Wismarer Bucht. Das damalige Fahrwasser nach Wismar führte südöstlich der Insel Poel bei Strömkendorf vorbei, dort, wo sich heute der Damm auf die Insel befindet. Heute ist sie nur noch eine Robbenbank und Untiefe.
Landschaft/Topographie
In den Urkunden des 12. und 13. Jahrhunderts findet sich im nordwestlichen Mecklenburg ein Gebiet, das Leeres Land genannt wurde. Wo dieses genau gelegen hat lässt sich bislang nicht nachvollziehen[7]. Also auch nicht, ob es sich dabei um Terra Clutse, also das Land Klütz gehandelt haben könnte.
Der Klützer Winkel befindet sich in einer sogenannten Endmoränenlandschaft. Er ist geprägt von bis zu 90m hohen Hügeln (Hoher Schönberg), Steilküsten (Großer und Kleiner Klützer Höved) und Niederungen (Päserow).Die Gegend um Klütz war um das Jahr 1000 wesentlich nasser als heute. Sie war sumpfig und von vielen Seen und Wasserläufen durchzogen[7]. Die Gegend hieß im 12. und 13. Jahrhundert der Wald Clutze (Silva Clutze), Terra Clutze (das Land Clutze) bzw. der Clutzer Hain (Nemore Clutze[10]). Bäume prägten die Landschaft in und um Klütz. Reichhaltig genug, um den Lübeckern zum Aufbau ihrer Stadt und ihrer Flotte zur Verfügung gemacht zu werden[11]. Andererseits war das Fällen der Bäume auch eine gute Möglichkeit den undurchdringlichen Wald zu lichten, um die Gegend anschließend zu besiedeln. Reste dieses einst so dichten Waldes lassen sich allenfalls noch in der Smettauschen Karte von 1788 finden. Heute gibt es nur nur noch wenige Reste meist sehr jungen Au- und Nutzwaldes[12].
Der Wasserspiegel der Ostsee war um das Jahr 1000 etwa einen Meter niedriger als heute. Die Küstenlinie lag somit vor der heutigen. Die Insel Lieps[9], welche sich vor dem heutigen Tarnewitz bis nach Wismar erstreckte und heute nur noch eine „Untiefe und Robbenbank“ ist, war bewachsen und diente unter anderem als Weide. Sie war von Land aus erreichbar. [13]
"... Nagt auch die See ständig an den Ufern und hat sie von den Inseln vor und in der Bucht, die einst als Pferdeweide dienen konnten, der Liepz und dem Walfisch, die eine so weit weggewaschen, daß sie nur bei sehr flachem Wasser als Sandbank auftaucht, und von der andern nur einen kümmerlichen Brocken übrig gelassen, und ist es selbstverständlich, daß Hochwasser bei Sturm Unheil anrichtet: so haben wir doch keine Kunde, daß Sturmfluten, die von Zeit zu Zeit auch die Wismarsche Bucht heimsuchen, besonders hervorragenden Schaden getan hätten…."[14]
Auch die Wohlenberger Wieck war einst bei weitem nicht so tief eingeschnitten, wie heute. Es ist überliefert, dass die Tarnewitzer zum Arbeiten nach Beckerwitz einst auf geradem Weg gegangen sind. Wahrscheinlich hat eine der großen Sturmfluten des 14. oder 15. Jahrhunderts hier ihr Übriges getan.[15]
Archäologische Funde
Slawische Artefakte im Klützer Winkel, hauptsächlich Tonscherben, finden sich lediglich an seinem Rand. Die Fundorte markieren in etwa die, in Karten und Urkunden beschriebene Grenze des ehemaligen Terra Clutze, also des Landes Klütz, bzw. des Klützer Waldes. Im Klützer Wald selbst können slawische Artefakte nicht nachgewiesen werden.
Besiedlung
Eine slawische Besiedlung kann auf dem Klützer Ortsgebiet, wie bereits erwähnt, nicht nachgewiesen werden. Als ein Zeichen für „Wendische“, also slawisch bewohnte Orte nach der deutschen Besiedlung im 13.- 15. Jahrhundert, gelten die Katen- bzw. Kossatendörfer. Während freie Bauern ganze Hufen bewirtschaften, bewirtschaften Kossaten lediglich ¼ – ½ Hufe. In Klütz befanden sich in dieser Zeit ebenfalls überwiegend Katenstellen, was aber eher auf das „Bauernlegen“ durch die, ab dem 14. Jahrhundert Klütz beherrschenden Ritter von Plessen und eine relativ hohe Bevölkerungsdichte zurückzuführen ist.
Auch „typische“ slawische Siedlungsformen, wie der Rundling, können in der heutigen Siedlungsstruktur des Ortes Klütz nicht nachgewiesen werden. Wobei es inzwischen durchaus umstritten ist, ob es sich bei dem Rundling überhaupt um eine ursprünglich slawische Siedlungsform handelt. Vielmehr kann es sich auch um eine, von den deutschen Siedlern aufgezwungene Siedlungsform handeln, bei dem die slawische Bevölkerung an den (Wald-) Rand gedrängt wurde.
Verwirrend ist auch, dass in der Literatur das ursprüngliche Niederklütz, der Bereich des Ortes westlich der Klützer Bäk, meist als der zunächst von deutschen besiedelte und Oberklütz, der Bereich um die Kirche herum, als der ursprünglich slawische Teil der Ortes bezeichnet wird. Üblicherweise waren die niederen, unteren bzw. kleinen Ortsteile jene, die auch von den niederen Bevölkerungsschichten, wie den Slawen, bewohnt wurden. Hinweise in der Siedlungsstruktur finden sich hierfür allein in dem Straßennamen „Im Thurow“ und nicht in der Anordnung der Gebäude oder der Anlage der Straßen.
Familiennamen
Hans Witte untersuchte in seinem Artikel: „Wendische Bevölkerungsreste in Mecklenburg.“[16] anhand von Urkunden, Zehntenregistern und Landbederegistern die Entwicklung und Verteilung von slawischen Familiennamen im damaligen Mecklenburg. Für Klütz heißt es hier für das beginnende 13.Jahrhundert, dem Beginn der deutschen Besiedlung:
„Etwas dichter erscheint die slawische Bevölkerung noch im Lande Bresen, das sich etwa von Grevesmühlen nach Wismar erstreckte. Unter 74 genannten Ortschaften erscheinen dort 12 als von Slawen bewohnt[17], ….
… Das benachbarte Land Klütz erscheint dann wieder völlig frei von Ortschaften der Slawen, die sich dagegen im Südwesten unseres Landes, dort wo die Grafschaft Dannenberg mit den Landschaften Darzing, Jabel und Weningen über die Elbe hinübergriff, noch in einer dichten zusammenhängenden Masse erhalten haben[18] ….“
Auf Seite S.32 merkt Hans Witte an:
„Von allen vorstehenden Orten kommen nur Gostorf und Pötenitz im Ratzeburgerehntenregister von 1230 als Wendenorte vor."[19][20]
Was nicht da ist, kann auch nicht erwähnt werden. Wenn es also zu Beginn der deutschen Besiedlung keine slawische Bevölkerung im Klützer Wald gegeben hat, lassen sich natürlich auch keine Überreste von ihnen finden.
Auch später treten slawische Familiennamen nur sehr vereinzelt auf. Anfang des 16. Jahrhunderts finden sich laut Witte in Klütz: 2x Teggel und in Arpshagen: 1x Screptze. 1557 findet sich der Familienname Sermaß in Klütz. Dieser Name ist laut Witte einzigartig und findet sich in dieser Zeit nirgends sonst.
Die Zeit nach dem 16. Jahrhundert wird von Hans Witte nicht betrachtet. Hier findet durch Kriege und Bevölkerungswanderungen eine so starke Durchmischung der Bevölkerung statt, das eine genaue Verortung der Familiennamen nicht mehr nachvollziehbar ist.
Flurnamen
Manchmal erzählen Flurnamen die Geschichten weiter[21], die ansonsten nicht belegt werden können. Flurnamen werden aus unterschiedlichen Gründen weitergegeben.
Überlieferte Flurnamen in Klütz, die auf eine slawische Vergangenheit hindeuten könnten sein:
Päserow:
Die Päserow ist heute eine Niederung die sich östlich von Klütz bis Schloss Bothmer und Arpshagen erstreckt. Sie wird von der Klützer Bäk und der Bahntrasse des Klützer Kaffebrenners durchschnitten. Sie diente in der Vergangenheit unter anderem als Torfstich und bis heute als Weide. Bis zum 18. Jahrhunderts war sie ein See, dessen Ufer jedoch zunehmend verlandeten. Mit dem Bau von Schloss Bothmer Anfang des 18. Jahrhunderts erfolgte eine Drainierung des Geländes. Die Päserow diente den Klützern bis dahin zum Fischfang. An ihrem östlichen Ende bildet die Klützer Bäk ihren Abfluss. Bis ins 18. Jahrhundert befand sich hier eine Wassermühle.
Die Bedeutung des Namens Päserow kann nicht endgültig aufgelöst werden. Im Tschechischen allerdings finden sich die Begriffe: pásek = Gürtel, paseka = Rodung oder auch pasení = Weiden. Inwieweit diese Bezeichnungen auf ein Gewässer zutreffen, muss erst einmal offen bleiben.
In Stettin findet sich ebenfalls eine Päserow. Diese ist eine Freifläche, an der sich das Gelände anschließt, auf dem sich das Triglav-Heiligtum[22][23] befunden haben soll. In der Nähe Stettins gab es ebenfalls ein Klütz. Dieses ist heute ein Ortsteil Stettins. Zwei weitere Landschaften mit dem Namen Päserow finden sich in Brandenburg.
Die Endung -ow wird im Sinne von: „Ort des … , Ort von … “ verwendet. Sie ist also eine Ortsbezeichnung.
Thurow:
Die Wortbedeutung von Thurow ist: Ort des Auerochsen oder auch Ort des Ur. Auerochsen sind eine wild vorkommende Rinderart[24], welchen in Mecklenburg seit dem Mittelalter ausgestorben ist. Sie sind eine mögliche Urform der heutigen Nutz-Rinder. Eine frühere Interpretation war daher die Möglichkeit einer sogenannten Ochsentränke, also ein Ort, zu dem die Rinder zum Trinken geführt wurden. Andererseits treten Rinder auch immer wieder in der slawischen Mythologie auf[25]
So heißt es unter anderem:
„Veles war ein Gott, der von den anderen Göttern aus dem Himmel verbannt wurde, und er beschloss, sich zu rächen, indem er ihre Kühe stahl. Er rief die Hexe Baba Yaga herbei , die einen gewaltigen Sturm verursachte, der alle Kühe vom Himmel in die Unterwelt fallen ließ, wo Veles sie in einer dunklen Höhle versteckte. Eine Dürre begann über das Land zu fegen, und die Menschen wurden verzweifelt. Perun wusste, dass Veles hinter dem Chaos steckte, also benutzte er seinen heiligen Blitz, um Veles zu besiegen. Er war schließlich in der Lage, die himmlischen Kühe zu befreien, sie nach Hause zu bringen und die Ordnung im Land wiederherzustellen.“ [26]
Hexenberg:
Der Hexenberg befand sich, laut der Schmettauschen Karte[27] von 1788, in etwa dort, wo sich heute die Klützer Regionalschule befindet. Hexenberge haben nicht unbedingt etwas mit den Hexen in unserem heutigen Verständnis zu tun. Bei Hexenbergen handelt es sich oft um für Christen unheimliche Orte, da dort für sie unverständliche „heidnische“ Kulte praktiziert wurden. Diese Kultplätze wurden oft „verteufelt“ oder in heilige christliche Orte umgewandelt. Sie wurden z.B. mit Kirchen oder Klöstern überbaut oder in eigene, oft Marien-Heiligtümer umgewandelt.[28]
Im Baum Hof:
Der Baum Hof ist ein untergegangener Flurname. Er liegt südwestlich der ehemaligen Plessenburg in Arpshagen (Klütz) bzw. nordwestlich des Bothmerschen Schlosses. Er schließt in seiner Mitte die Klützer Bäk ein. Erwähnt wir er in der Schmettauschen Karte von 1788[27]. Sein Areal ist auch heute noch anhand der, ihn umstehenden Weiden nachvollziehbar. In der um 1722 von Friedrich Künnecke, dem Architekten von Schloss Bothmer, erstellten Karte ist der Bereich noch von Bäumen bewachsen.
Der Name Baumhof deutet darauf hin, dass sich an dieser Stelle ein eindrucksvoller Baum oder eine Baumgruppe befand. Naheliegend wäre also zu sagen, dass sich hier ein Bereich befunden hat, der von Bäumen umstanden war, diese also einen Hof gebildet haben in dem sich ein besonderer Baum befand. In der Borwin-Urkunde[29] von 1222 heißt es:
„… De decima Dartzowe terminatum fuit prope uillam Gressowe sub arbore , de silua Clutze Prozeke in ecclesia / Der Zehnte von Dartzowe wurde in der Nähe des Dorfes Gressowe unter einem Baum aus dem Wald von Clutze in der Kirche Prozeke fertiggestellt. ….“[30]
Siedenland
Das Siedenland (Unterland) ist heute ein Bruchwald mit angrenzendem Ackerland. Es befindet sich südlich von Grundshagen auf der Linken Seite der L 01 nach Dassow. Es umfasst das Quellgebiet des Kalkbaches, der nach kurzem Lauf in den Grundshäger Bach mündet. Der Kalkbach wird in einigen Sagen (siehe unten) erwähnt. Mit „Siedenland“ wurden früher mit Slawen besiedelte Gebiete, mit minderwertigem Land bezeichnet.
ABER!
Wenn nun aber keine slawische Besiedlung im Klützer Winkel gegeben hat, woher kommen dann „slawischen“ Flurnamen? Die Einfachste Erklärung ist, dass der Klützer Wald nicht nur mit deutschen Siedlern aufgesiedelt wurde. Es waren nicht immer genügend deutsche Siedler hierfür vorhanden. So bekamen neben den deutschen Lokatoren, auch slawische Lokatoren den Auftrag zur Besiedlung. Beispiele hierfür sind im Klützer Winkel die Familien von Tarnewitz und Negendanck, welche ursprünglich zum slawischen Adel gehörten. Sie brachten auch slawische Siedler in ihrem Gefolge mit. Für Klütz selbst lässt sich das jedoch nicht eindeutig nachweisen. Hierauf wird im Artikel zur deutschen Besiedlung noch genauer eingegangen.
Eine andere Möglichkeit ist, dass es zuvor doch noch etwas anderes gegeben hat.
Slawische Kultstätten
Es gab zwei grundlegende Formen von Kultstätten in denen die Slawen ihre Götter verehrten. Einerseits gab es feste Tempel, wie der wiedererrichtete hölzerne Tempel, der in Groß Raden zu besichtigen ist. Auch in Rethra und der Mecklenburg/Mikelenburg sind feste Tempel belegt. Andererseits gab es Naturheiligtümer, wie heilige Quellen, Bäume und Haine, welche bislang hauptsächlich im nordwestlichen Polen[31] nachgewiesen wurden. Doch auch heute noch gibt es südöstlich von Gadebusch den sogenannten Radegast-Hain, ein kleines Wäldchen, rund um die Quelle des Flüsschens Radegast, der auch von Dieterich Schröder im „Papistischen Mecklenburg“[32] erwähnt wird:
„… Von der Stadt Gadebusch und deren Nahmen hat Hr . Klüver part . II . seiner Beschreibung edit , pr . p . 43. die Gedancken , daß er so viel bedeute als Lucus Dei , oder Gottesbusch und dieses wegen des Abgottes Radegast , der allda einen besondern Hayn gehabt ... Vor dem Mühlen - Thor zu Gadebusch findet sich der Kalck - Brock , so anitzo eine Wiese ist / vormahlen aber ist einiger Meinung nach , Radegasts Hayn daselbst gewesen . Die Gegend ist noch sehr angenehm und trifft man daselbst unter vielen andern Quellen auch die Quelle des Flusses Radegast an ...“[33].
Während sich die Überreste von hölzernen Tempelbauten eventuell archäologisch nachweisen lassen können, ist dies mit Naturheiligtümern eher schwierig. Hier gelingt der Nachweis, wenn überhaupt, nur indirekt und ist dem entsprechend, da er oft auf Vermutungen beruht, nicht unbedingt wissenschaftlich unterlegt. Quellen können hier Orts- und Flurnamen, Märchen und Sagen oder Hinweise in Urkunden und Chroniken aus späterer Zeit sein. Hierbei ist zu bedenken, dass diese Urkunden und Chroniken oft aus der Sicht der Christianisierung geschrieben sind und damit kein vorrangiges Interesse daran bestand, das Andenken an heidnischen Kultstätten zu bewahren.
„in unserm Mecklenburg erwies man vornehmlich Radegast (Radigast, Ridegast und Redegast), dem Gotte des Krieges, Prowo (Prono), dem Gotte der Gerechtigkeit, und Siwa, der Göttin des Lebens, eine hohe, ausgezeichnete Verehrung, … Gleich große Anbetung genoss Prowo; seine berühmteste Statue stand in einem Haine unweit Aldenburg[34] im Wagrierlande an einer heiligen Eiche. Eingeschlossen war der heilige Hain mit einem Gitterwerk aus Pfählen, in diesem zwei Pforten. Um den Abgott herum saßen wohl tausend andere Götzen, von denen einige zwei, auch drei, mehrere sogar viele Gesichter hatten…“[35]
Das Heiligtum der Siva/Siwa befand sich auf der heutigen Dom-Insel in Ratzeburg. Der Tempel des Radegast wird in der Mecklenburg/Mikelenburg verortet. Weiterhin gibt es einen Radegast Hain an der Quelle des Flüsschens Radegast bei Gadebusch.[36] Und wo gab es auf dem mecklenburgischen Gebiet der Obotriten/Abotriten ein Heiligtum des Prowo/Prono?
Schon bei der Eroberung der germanischen Sachsen durch die Franken ist im Zuge der Christianisierung die Zerstörung des heiligen Baumes Irminsul 772 überliefert. Auch die Slawen kannten heilige Bäume[37][38][39] und Haine[40]. Auch das slawische Heiligtum Rethra[41] wurde im Zuge der Christianisierung zerstört. In Rethra, sowie in Oldenburg (Holst.) soll sich an den eigentlichen Tempel ein heiliger Hain angeschlossen haben.
Heilige Haine waren „no go Areas“, sie durften nicht betreten werden. Selbst den meisten Priestern war es nicht erlaubt, jeden Bereich zu betreten[31]. Der Hain von Oldenburg/Aldenburg hatte, soweit nachvollziehbar, eine eher überschaubare Größe. Der Radegast - Hain bei Gadebusch umfasste wahrscheinlich hauptsächlich die Quelle des gleichnamigen Flüsschens und den anschließenden Kalkbruch, das Siwa – Heiligtum umfasste die heutige Dominsel von Ratzeburg. Diese entsprechen bei bei weitem nicht der Größe des Klützer Waldes. Waren es also doch eher die unbewohnbaren dichten Wälder mit tiefen Sümpfen, welche die Slawen aus dem Klützer Wald fernhielten?
Über die Eroberung und Zerstörung slawischer Heiligtümer und damit deren Standorte ist in deutschen Urkunden kaum etwas überliefert. Es lag nicht im Interesse der christlichen Eroberer die Erinnerung daran zu erhalten. Diese erhielt sich eher in Märchen und Sagen. Die Heiligtümer von Oldenburg (Holst.) und Ratzeburg wurden mit imposanten Kirchen überbaut. Auch die Kirche von Dorf Mecklenburg befindet sich nicht in der heutigen Dorfmitte.
Märchen und Sagen
Es war überraschend zu sehen, dass sich bei den großen mecklenburgischen Märchensammlern, wie Albert Niederhöffer, Karl Bartsch und Richard Wossidlo immer wieder auch Märchen und Sagen aus Klütz und dem Klützer Winkel finden. Wobei bei Wossidlo noch etliche Notizen auf ihre Auswertung warten.[42] Die meisten der Märchen- und Sagenmotive sind wohl mit den deutschen Siedler in den Klützer Winkel gewandert, oder später durch Zuzug hinzu gekommen. Die drei folgenden passen jedoch nicht ganz in die üblichen Motive.
Die Sau in Klütz
„Im 'Kaiser'[43] in Klütz hat mal vor Zeiten ein Kaiser gewohnt , den haben die Leute getödtet . Alle hundert Jahre zeigt sich da eine Sau ; wenn Einer auf der reitet , dann ist der Kaiser erlöst . Leute haben sie schon gesehen , es hat aber keiner darauf reiten wollen .“
Gymnasiast Ludwig Kröger aus Klütz.[44]
Sau Reiten
„Wenn Nachts innen Pravtshäger Weg an de Kalkbek Lüd tau gan kamen , denn kümmt dor mit en mal ' ne Sæg . Dei kümmt tüschen er Bein , un dwingt dei Lüd up er tau riden ; denn sünst lett's er nich dörch . Un wenn sei denn en Enn ' up er reden hebben , denn verswinnt s ' mit en mal unner er [45].“
Ziemß in Stellshagen , durch Gymnasiast L. Kröger aus Klütz.[44]
Versunkenes Schloss
„Tau Prihn[46] , dor is früher ein grot Slot west , dorvan is noch dei Barg tau sein . Na dissen Slot is in ollen Tiden ümmer ein Schipper mit sinen Kahn kamen , denn so wit hett früher dei See gan , seggen dei Lüd . Dissen Schipper hebben sei nu girn eins fat't hebben wullt , hebben em æwer ümmer nich krigen künnt . Aewer eins , as hei wedder kamen ded , donn langen sei sik em . Donn is dat Slot verwünscht worden un dei Schipper ok . Alle Nacht nu , wenn dei Klock twölw sleit , denn süt men dor up den Barg ne gollen Weig stan , un dei kann man ollig weigen sein . Vör drei Joren , dor hett dor mal eins dei Scheper mit sinen Stock en Lock in dei Ird stött , und dei Lüd hebben nu dorbi grawt , æwer so vel sei ok dorbi grawt hebben , dat Lock is nicht gröter worrn[47] .“
Ziemtz in Stellshagen ; durch Gymnasiast L. Kröger aus Klütz[44] .
Die drei verwunschenen Jungfrauen
„Etwa auf der Hälfte des Weges von Klütz nach Pravthagen[48] kommt man über den Kalkbach. Hier wandeln allmonatlich, und zwar beim Vollmond, drei Jungfrauen[49]. Sie sind ganz und gar mit Flitter bedeckt und das Rauschen ihrer Kleider hört sich an, als wenn sie von Papier wären. Wenn man sie nicht anredet, thun sie einem nichts. Ein Mann traf sie zwischen 12 und 1 Uhr, sie gingen in einer Entfernung von einander; die erste war schon eine ziemliche Strecke vorbei, als die zweite kam und ebenso war es bei der dritten. Sie gingen alle drei stolz bei ihm vorüber, ohne ihn anzusehen. Ehe er sie aber traf, begegnete ihm beim Schönberger Holze ein furchtbares Thier[50] am Wege, und da habe er sich gleich gedacht, daß nun wohl die Jungfern kommen würden.“
Schneider Weinberg aus Klütz , durch Gymnasiast L. Kröger mitgetheilt.[44]
Warum die Slawen nicht bis in den Klützer Winkel kamen.
Wie eingangs erwähnt, ist aus slawischer Zeit nicht viel überliefert worden. So können wir an dieser Stelle nur einige Theorien und Mutmaßungen auf Grundlage der obigen Fakten aufstellen.
Hier einige Theorien:
Erste Theorie
Eine Theorie besagt, dass es den slawischen Siedlern mit ihren einfachen Hakenpflügen zu schwer gewesen sei, den eher fetten Boden des Klützer Waldes zu bebauen.[51][52] Warum aber hört dann die slawische Besiedlung am Rand des Klützer Waldes auf? Ist nicht der Boden des gesamten Klützer Winkels der ja die Halbinsel von Dassow bis Wohlenberg darstellt, eher „fetter“ Boden?
Ein Begriff, der nach der deutschen Besiedlung eng mit dem Hakenpflug verbunden ist, ist die Hakenhufe[53]. Vier Hakenhufe entsprechen dabei einer Landhufe.
Eine Hakenhufe war das Land, welches die Slawen, durch die „Gnade“ der neuen Landesherren unter ihren Hakenpflug nehmen durften. Hakenhufe (Siehe auch: Sandhufe) waren nicht nur kleiner als die (Land-) Hufe[54] der deutschen Siedler, sie bestanden meist auch aus eher minderwertigem Land. Sie hatten meist leichtere und damit ertragschwächere Böden. Somit war es für einen slawischen Bauern durchaus schwieriger seine Familie von seinem eigenen Land zu ernähren. Der einzige Vorteil in der Anfangszeit der deutschen Besiedlung war, das die slawischen „Heiden“ keinen Kirchenzehnten zu zahlen brauchten, da jener nur von Kirchenmitgliedern eingefordert werden kann. Dieses änderte sich jedoch mit zunehmender Christianisierung und war ein Grund für deren Beschleunigung.
War es also tatsächlich allein die mögliche Mühsal des Bebauens des „schweren“ Klützer Bodens, der die Slawen von einer möglichen Besiedlung des Klützer Waldes abgehalten hat? Die deutsche Besiedlung war sicherlich nicht Schuld daran. Sie erfolgte erst später. Nur der Blick darauf, warum Menschen wo siedeln, ist oftmals durch die Geschichte und denen, die sie schreiben verstellt.
Vorurteile halten sich gerne über die Jahrhunderte.
Zweite Theorie
Eine andere Theorie bezieht sich auf die Unzugänglichkeit des Klützer Waldes durch die vielen uralten Bäume, Seen, Moore und Sümpfe. Es kann natürlich sein, dass die örtlichen Gegebenheiten (viel Wasser, Sümpfe, Moore, undurchdringliche Wälder) eine slawische Besiedlung verhindert haben. Auch in anderen Teilen Mecklenburgs gab es dünn bis gar nicht besiedelte Gebiete. Meist bestanden diese ebenfalls aus weiten Niederungen und Mooren. Erst die deutschen Siedler machten diese unter großen Anstrengungen urbar. Auch, um ihre Überlegenheit gegenüber den „primitiven“ Slawen zu demonstrieren.
Was für diese Theorie spräche, wäre das warme und nasse Klima (Mittelalterliche Warmzeit), welches in dieser Zeit auch im Klützer Winkel geherrscht hat. Durch die hohen Wassermengen verstärkte sich die Bildung von Mooren und Sümpfen[55]. Und damit auch die Unzugänglichkeit des Klützer Waldes. Klütz selbst liegt innerhalb des Urstromtals der Klützer Bäk und ist umgeben von kleinen, von Endmoränen gebildeten Hügeln. Es hat in dieser Zeit durch das viele Wasser sicherlich auch Massen an Mücken und ähnlichem gegeben. Was das Leben in diesem nassen Klützer Wald sicherlich sehr unangenehm gemacht hätte.
Dritte Theorie
Eine weitere Theorie besagt, die Slawen hätten meist auf eher sandigen Arealen gesiedelt. Diese sogenannten Sandlinsen stellen Überreste der letzten Eiszeiten dar, bei denen sich beim Abtauen der Gletscher, durch diese zermahlenes Gestein absetzte[56]. Tatsächlich finden sich nach der deutschen Besiedlung die Reste der slawischen Bevölkerung oft auf diesen Sandlinsen, die auch Sandhufe genannt werden. Diese sind meist wenig fruchtbares Land, mit dementsprechend wenig Ertrag.
Hans Witte schreibt in seinem Artikel: „Slawische Bevölkerungsreste“[57] hierzu:
„… Und was Mecklenburg betrifft, so wissen wir schon durch David Frank[58], daß die Wenden
„allenthalben den schlechtesten Acker“ bekamen „und nur halb so viel auf die Hufe, wie die Deutschen das Land einnahmen.“
David Frank definiert die wendischen Hufen (mansos slavicales) als
„Sandhufen auf dem Wendfelde, davon der Morgen nur 2 Schfl, Einfall hielte, wie es noch bey Sternberg zu finden“.
Der Name Sandhufen, den er für die wendischen Hufen anwendet, ist uns schon aus der Vogtei Grevesmühlen bekannt, wo der Landbedesatz der Sandhufen die Hälfte des für die Landhufen erhobenen Normalsatzes betrug: ebenso aus dem Ratzeburger Stiftslande[59].[60] ….
"… Besonders wichtig ist, daß in Drüsewitz, wo schon auf Grund urkundlichen Zeugnisses das Vorhandensein wendischer Hufen festgestellt werden konnte, die Hufen ausdrücklich als Sandhufen bezeichnet werden. Dadurch gewinnt der schon aus den vorher mitgeteilten Materialien hinreichend zu stützende Schluß, daß der Ausdruck Sandhufen ebenso wie Hakenhufen eine volkstümliche Bezeichnung der slawischen Hufen ist, eine neue Bekräftigung.[61] …
… Daß diese minderwertigen Hufen und die noch geringeren Kossätenstellen nach der deutschen Besiedelung den Slawen verblieben sind, dafür spricht noch mit aller Entschiedenheit eine weitere Tatsache. Ein großer Teil der mit deutschen Landhufen ausgestatteten Dörfer muß nach dem Befunde der Familiennamen mit Slawen besiedelt worden sein. Das kann seinen Grund nur darin gehabt haben, daß die deutsche Einwanderung zur Besetzung aller zu ihrer Aufnahme ausgelegten deutschrechtlichen Dörfer nicht ausgereicht hat. Dann werden aber zu den geringeren Bedingungen, wie sie auf slawischen Hufen oder gar Kossätenstellen geboten waren, gewiß keine Deutsche zu haben gewesen sein.[62]“
Tatsächlich ist der Boden des Klützer Ortes ein eher fruchtbarer und schwerer Boden und zählt damit heute zu den ertragreichsten landwirtschaftlichen Böden Deutschlands. Folgt man der obigen Theorie, könnten diese schweren Böden natürlich die Slawen von einer aktiven Besiedlung abgehalten haben. Folgt man allerdings Hans Witte, muss man auch hier eine massive Diskriminierung der slawischen Bevölkerung durch die deutschen Einwanderer annehmen und die Theorie, dass Slawen hauptsächlich auf sandigen Böden siedelten, damit ernstlich infrage stellen.
Vierte Theorie
Die nächste Theorie bezieht sich unter anderem auf die oben genannte Borwin-Urkunde[29]. Die Borwin-Urkunde[29] von 1222 ist eine der bedeutendsten Urkunden für die deutsche Besiedlung von Mecklenburg und Klütz. Sie steht am Übergang der slawischen zur deutschen Besiedlung und stellt einen Vertrag zwischen einem slawischen Fürst (Borwin und seine Kinder) und einem kirchlichen Herrscher (dem Bischof von Ratzeburg) dar. Neben vielen anderen wichtigen Erwähnungen, spricht die Urkunde davon, dass der Vertrag „unter einem Baum aus dem Wald von Clutze in der Kirche Prozeke“ geschlossen wurde[29]. Warum aber wurde so etwas gemacht? Was machte diesen Baum aus dem Klützer Wald so bedeutend, dass er extra nach Proseken transportiert wurde, um darunter die deutsche Besiedlung der Länder Dassow, Klütz und Bresen, des heutigen Nordwestmecklenburgs, abzusprechen und die Rahmenbedingungen dafür zu beschließen? Warum wurde der Klützer Wald zunächst direkt Fürst Borwin und seinen Kindern unterstellt[63]?
Befand sich also inmitten des Klützer Waldes ein slawisches Baumheiligtum? Wenn ja, für welchen Gott? Es muss ein bedeutender Gott (wie Perun oder Prowo/Prono) und ein bedeutendes Heiligtum gewesen sein, so groß, wie der gesperrte Bezirk des Klützer Waldes dann gewesen wäre. Die Hinweise auf den Auerochsen durch den Thurow oder die Sage von der Sau im Kaiser verweisen auf Veles, der ein Begleiter des Prono/Prowo war.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass dieses mögliche Heiligtum vor der Eroberung durch die Dänen aus dem Norden[64] und der Deutschen/Sachsen/Franken im Westen versteckt werden sollte. Anders, als ein fester Tempel, wie der Radegast Tempel innerhalb der Mikelenburg, sind Naturheiligtümer völlig ungeschützt.
Für ein slawisches Heiligtum können auch Flurnamen, wie die o.g. „Hexenberg“, der „Baum Hof“, „Thurow“ oder eventuell die „Päserow“ sprechen. Auch einige Sagen, wie die von dem versunkenen Schloss, weisen auf einen bedeutenden Ort, die Sage von der Sau auf eine bedeutende Persönlichkeit hin.
Auch, dass der Bereich rund um die Kirche, das frühere sogenannte Oberklütz, in der Literatur oft als ursprünglich slawisch bezeichnet wird (obwohl sich dieses archäologisch nicht belegen lässt) spricht zusammen mit dem nahegelegenen Hexenberg dafür, dass sich hier auch etwas Slawisches befunden haben kann. Heidnische Heiligtümer wurden im Zuge der Christianisierung nicht nur im heutigen Mecklenburg mit Kirchen und anderen christlichen Heiligtümern überbaut[65].
Alles dies sind nur Vermutungen. Was bleibt ist der Hinweis in der Borwin-Urkunde[29] auf den Baum[66] aus dem Klützer Wald, sowie die Tatsache, dass es bereits 1188[67] einen Silvum Cliuze (einen Wald von Klütz) dem Namen nach gegeben hat, obwohl die deutschen Besiedlung noch gar nicht begonnen hatte.
Und nun?
Was können wir aus den vorhandenen Fakten schließen? Nichts Endgültiges. Es konnte an dieser Stelle nur eine Bestandsaufnahme erfolgen und einige Theorien und Vermutungen aufgestellt werden. Ob es irgendwann einmal weiter Erkenntnisse und damit ein archäologisch untermauertes Ergebnis geben wird oder bislang unbekannte Urkunden oder Schriftstücke auftauchen, muss an dieser Stelle offengelassen werden.
Vielleicht waren die Slawen ja doch da, und wir haben sie nur noch nicht gefunden.
Fußnoten
- ↑ „… 1066 schlossen sich alle Slaven zusammen und machte sich ihrer Unmut Luft. Sie brandschatzten Siedlungen in Holstein, Schleswig und machten auch vor Hamburg nicht halt.“ (http://www.hamburgs-geschichte.de/1066slavenaufstand.html )
- ↑ Sein Ursprünglicher Name ist nicht überliefert; siehe auch: https://www.heiligen-legende.de/gottschalk-von-lenzen/
- ↑ Slawen: So brach die deutsche Herrschaft an der Elbe zusammen - WELT
- ↑ Slawenaufstand von 983 – Wikipedia
- ↑ Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Hochmittelalterliche_Ostsiedlung; https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Mecklenburgs; https://politik-mv.de/2018/08/14/die-geschichte-des-landes
- ↑ siehe auch: https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Mittelalterliche_Warmzeit oder https://helmholtz-klima.de/klimafakten/behauptung-im-mittelalter-war-es-waermer-als-heute
- ↑ 7,0 7,1 7,2 Die Quellen hierzu müssen noch genauer referenziert werden
- ↑ Baerens, Christiane; Baudler, Henning; Beckmann, Björn-Rüdiger; Birr, Hans-Dietrich; Dick, Stefan; Hofstede, Jacobus; Kleine, Eckhard; Lampe, Reinhard; Lemke, Wolfram; Meinke, Insa; Michael, Meyer; Müller, Ruth; Müller-Navarra, Sylvin H.; Schmager, Gerhard; Schwarzer, Klaus; Zenz, Theodor; Hupfer, Peter; Harff, Jan; Sterr, Horst; Stigge, Hans-Joachim (2003): Die Wasserstände an der Ostseeküste - Entwicklungen - Sturmfluten - Klimawandel 1. Wasserstandsentwicklung in der südlichen Ostsee während des Holozäns. In: Die Küste 66 Sonderheft. Heide, Holstein: Boyens. S. 4-21.
- ↑ 9,0 9,1 Die Insel Lieps (oder Liepz) lag um 1000 n.C. zwischen Tarnewitz und Poel und wurde bis ins 15. Jahrhundert u.a. als Viehweide genutzt. Auf der „Schmettauschen Karte“ von 1788 ist noch ein kleiner Rest der Insel vor Hohen Wieschendorf erkennbar.
- ↑ der Klützer Wald wurde u.a. im Ratzeburge Zehntenregister so benannt. Der Begriff Nemor soll ursprünglich aus dem Keltischen kommen und beschreibt dort einen Heiligen Hain
- ↑ MUB I, 1188. Sept. 19. Leissnich . S . 143 . Friedrich , römischer Kaiser , setzt die Grenzen des Gebietes der Stadt Lübek fest und verleihet derselben bedeutende Vorrechte und Freiheiten.
- ↑ Wie der Lenorenwald zwischen Hohenschönberg und Goldbeck
- ↑ MUB II, 1078 / MUB XVII, 10004 u.a
- ↑ Friedrich Techen, Geschichte der Seestadt Wismar, S.377
- ↑ siehe auch: Heiligendamm
- ↑ "Landes und Volkskunde im Auftrage der Zentralkommission für wissenschaftliche Landeskunde von Deutschland, Sechzehnter Band": "Herausgeber: A. Kirchhoff; Verlag von J. Engelhorn, Stuttgart 1907, S. 1-124": "Hans Witte - Wendische Bevölkerungsreste in Mecklenburg"
- ↑ Hans Witte - Wendische Bevölkerungsreste in Mecklenburg: "Seite 20"
- ↑ Hans Witte - Wendische Bevölkerungsreste in Mecklenburg; "Seite 20">
- ↑ Hans Witte - Wendische Bevölkerungsreste in Mecklenburg: "Seite 32"
- ↑ Gostorf gehörte zum Land Bresen und liegt südlich, Pötenitz gehörte zum Land Dassow und liegt nordwestlich des Klützer Waldes.
- ↑ "… Unabhängig davon, was baba nun zum Zeitpunkt der Benennung von Plätzen bedeutet hat und welches Motiv dahinter stand, lassen sich vor allem bestimmte Flur- und Gewässernamen hypothetischen Kultorten zuordnen, weil den Slawen gerade sowohl Seen, Flüsse, Sümpfe als auch Inseln besonders heilig waren (Wienecke, 1940, 33-35, Vaňa, 1992, 109-114) und Heiligtümer oft an oder auf Inseln und Halbinseln in Mooren und Gewässern standen: ... In der 1321 im Pommerschen Urkundenbuch (Heinemann, 1907, 29) erwähnten topografischen Zuordnung palus et **nemus** Babegast (in der Nähe von Hammer/Hinterpommern, heute Babigoszcz/Polen) kann lateinisch palus als Sumpf, Morast, Pfütze, Pfuhl oder See, Fluss übersetzt werden, Nemus Hain, Wald, aber auch (einer Gottheit) geweihter Hain. Der Name an sich bereitet Schwierigkeiten, da er als anthroponymischer Vollname mit baba alte Frau im ersten Glied ein sehr ungewöhnlich klingendes und nicht sehr sinnvolles Hapaxlegomenon wäre, andererseits auch ein Göttername Babigost nur als Verhörung (vielleicht zu Radigast) sinnvoll wäre (vgl. auch die Erwähnung bei Rymut, 1996, 48)." (*2014-01-01 Becker, Joern-Martin "Wie viel Mythologisches steckt in elb- und ostseeslawischen Ortsnamen", S.7)
- ↑ https://wendisches-heidentum.jimdofree.com/wendische-g%C3%B6tter/triglaw/
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Triglaw
- ↑ siehe auch Namensherkunft des Ortes Tarnewitz
- ↑ siehe auch: https://www.kulturwerte-mv.de/Landesarchaeologie/Fund-des-Monats/Bisherige-Beitr%C3%A4ge/2021-06-neue-funde-slawischer-tierfiguren/
- ↑ https://www.greelane.com/de/geisteswissenschaften/geschichte-kultur/slavic-mythology-4768524
- ↑ 27,0 27,1 Bedeutendes Kartenwerk in dem Mecklenburg erstmals relativ genau vermessen wurde. Für den Klützer Winkel sind hauptsächlich die Sectio 1 + 2 relevant. Siehe auch interaktive Karte unter: https://maps.arcanum.com/de/map/germany19-mecklenburg-1788/?layers=here-aerial%2C28&bbox=1239034.6738741705%2C7161093.763867853%2C1246678.3767026882%2C7163659.1816296745
- ↑ Siehe auch „Marien- oder Heiligensagen“, in denen oft heidnische Sagen bzw. Mythologien umgedeutet und in den eigenen, christlichen „Canon“ eingegliedert wurden.
- ↑ 29,0 29,1 29,2 29,3 29,4 MUB I: 1222 . Juli . 8. Ratzeburg . 284 . S. 267 – 269: Heinrich Borwin , Fürst von Meklenburg , und seine Söhne Heinrich und Nicolaus vergleichen sich mit dem Bischofe Heinrich von Ratzeburg über die Zehnten in den Landen Bresen und Dassow , in Klüz und Tarnewiz .
- ↑ Hier gibt es Differenzen im Text zwischen dem MUB I, No. 284 und Dieterich Schröder, Mecklenburgische Kirchenhistorie des Papistischen Mecklenburgs, Erstes Alphabeth, S.538 – 541. Im MUB wird vom Zehnten von Dartzowe(Dassow) und im PM vom Zehnten von Gressovve(Gressow) gesprochen.
- ↑ 31,0 31,1 DIE HEILIGEN WÄLDER DER SLAWEN IN POMMERN IM FRÜHEN MITTELALTER-Andrzej Kuczkowski, Kamil Kajkowski (http://www.folklore.ee/folklore/vol42/pommern.pdf)
- ↑ Dieterich Schröder, Mecklenburgische Kirchenhistorie des Papistischen Mecklenburgs, Erstes bis Achtzehntes Alphabeth, Wismar: 1741
- ↑ Dieterich Schröder, Mecklenburgische Kirchenhistorie des Papistischen Mecklenburgs, Erstes Alphabeth, S.490 – 497, Fußnote 53.)
- ↑ das heutige Oldenburg in Schleswig Holstein (Anm. Verfasser)
- ↑ Quelle: http://www.lexikus.de/bibliothek/Charakter-und-Religion-der-Wenden , Autor: Mahn, J. F. A. (?-?), Erscheinungsjahr: 1854
- ↑ War dies vielleicht ein früherer Ort der Verehrung des Radegast, bevor ihm im 10. Jahrhundert auf der Mikelenburg ein Tempel gebaut wurde?(Anm. Verfasser)
- ↑ siehe oben Zitat J. F. A. Mahn
- ↑ „… Der Baum: Oft als Lebensbaum dargestellt, symbolisiert er die Verbindung zwischen den Welten - der Erde, dem Himmel und der Unterwelt….“ (https://www.studysmarter.de/studium/anthropologie/slawistik/slawische-mythologie/ Slawische Mythologie Symbole) siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Slawische_Mythologie#Vegetationsgottheiten, Zeitgeister und Schicksalsgottheiten oder: https://de.wikipedia.org/wiki/Gerichtsbaum
- ↑ Zitat: “Veles, der Gestaltwandler: Wie Dzbog findet sich Veles, der formwandelnde Gott, in der Mythologie fast aller slawischen Stämme. Er ist ein Erzfeind von Perun und für Stürme verantwortlich. Veles nimmt oft die Form einer Schlange an und gleitet den heiligen Baum hinauf in Richtung Peruns Reich. In einigen Legenden wird ihm vorgeworfen, Peruns Frau oder Kinder gestohlen und in die Unterwelt gebracht zu haben. Veles gilt auch als Trickster-Gottheit, wie Loki im nordischen Pantheon, und ist mit Magie, Schamanismus und Zauberei verbunden.“ (Quelle: https://www.greelane.com/de/geisteswissenschaften/geschichte—kultur/slavic-gods-4768505, 19.03.2025)
Veles wurden unter anderem auch Stiere zugeordnet. Siehe auch Thurow - ↑ … alte Bezeichnung für einen geheiligten kleinen Wald (https://de.wikipedia.org/wiki/Heiliger_Hain)
- ↑ Der Tempel in Rethra bestand von ca. von 983 bis 1068, sein genauer Standort ist bislang unbekannt
- ↑ Das reichhaltige Erbe Richard Wossidlos findet man in der Wossidia
- ↑ Bezieht sich auf die Straße: Im Kaiser
- ↑ 44,0 44,1 44,2 44,3 Karl Bartsch, Sagen Märchen und Gebräuche aus Mecklenburg
- ↑ Übersetzung: Wenn nachts im Pravtshäger Weg am Kalkbach Leute gehen, dann kommt da mit mal eine Sau. Die kommt ihnen zwischen die Beine und zwingt die Leute auf ihr zu reiten; denn sonnst lässt sie sie nicht durch. Und wenn sie dann ein Ende auf ihr geritten haben, dann verschwindet sie plötzlich unter ihnen.
- ↑ Standort von Prihn kann noch nicht lokalisiert werden.
- ↑ Zum Prihn, da ist früher mal ein großes Schloss gewesen, davon ist noch der Berg zu sehen. Zu diesem Schloss ist in alten Zeiten immer ein Schiffer mir seinem Kahn gekommen, denn so weit ist früher der See (Päserow?) gegangen, sagen die Leute. Diesen Schiffer haben sie gern zu fassen kriegen wollen, haben ihn aber immer nicht kriegen können. Aber einst, als er wieder gekommen ist, dann langen/greifen sie sich ihn. Da ist das Schloss verwünscht worden und der Schiffer auch. Jede Nacht nun, wenn die Glocke zwölf schlägt, dann sieht man dort auf dem Berg eine goldene Wiege stehen, und die kann man ordentlich wiegen sehen. Vor drei Jahren hat dort einmal ein Schäfer seinen Stock ein Loch in die Erde gestoßen, und die Leute haben nun dort gegraben, aber soviel sie auch dort gegraben haben, das Loch ist nicht größer geworden.
- ↑ Klein Pravtshagen
- ↑ Die drei Jungfrauen beziehen sich in der slawischen Mythologie auf die Zoryas, sie stehen für den Morgen, den Abend und der Mitternach. (https://de.wikipedia.org/wiki/Zorya, https://www.greelane.com/de/geisteswissenschaften/geschichte--kultur/zorya-4773103) Die aus der germanischen Mythologie bekannten Nornen, treten in Sagen und Märchen eher als drei alte (weise) Frauen bzw. Hexen auf.(Siehe u.a. Dornröschen, im Original sind es drei Feen.)
- ↑ hierbei kann es sich um Simargl handeln , einem Gott der oft als Hund oder Bär und manchmal als geflügelte Löwengottheit beschrieben und von den drei [ https://www.greelane.com/de/geisteswissenschaften/geschichte--kultur/zorya-4773103 Zorya] Schwestern bewacht wird.
- ↑ https://www.landesmuseum-mv.de/themen-im-zeitraum/landwirtschaft-bis-1500/
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%A4gerhufe
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%A4gerhufe
- ↑ Vier Hakenhufen entsprachen einer Vollhufe.
- ↑ Hier wäre noch anhand von Bodenproben zu untersuchen, wie stark sich dieses ausgewirkt hat.
- ↑ Sander
- ↑ Referenzfehler: Es ist ein ungültiger
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-Tag vorhanden: Für die Referenz namensBevoelkerungsreste
wurde kein Text angegeben. - ↑ David Frank, Altes und Neues Mecklenburg, 1754, Buch 6, S. 189
- ↑ zu dem auch Klütz gehörte
- ↑ Hans Witte - Wendische Bevölkerungsrest, "Seite 43"
- ↑ Hans Witte, Wendische Bevölkerungsreste, "Seite 70"
- ↑ Hans Witte, Wendische Bevölkerungsrest, "Seite 109"
- ↑ Concessit insuper episcopus Nicholao meo filio et filie mee filio Johanni silue , que uocatur Clutze , postquam culta fuerit , duas partes decimarum , terciam partem sibi et ecclesie sue retinuit , et de tercia parte sua semper decimum mansum magistro ciuium prestabit . Ecclesias uero in Cluze fundandas domini terre de suo beneficio et episcopus dotabunt , sed episcopus prestabit et ius patronatus habebit ; in silua autem Tarneuiz ecclesias fundandas episcopus dotabit et cui uoluerit prestabit . // Außerdem gewährte der Bischof meinem Sohn Nikolaus und meiner Tochter deren Sohn des Johannes den Wald, der Clutze heißt, nachdem er bebaut worden war, zwei Teile des Zehnten, einen dritten Teil behielt er für sich und seine Kirche, und von seinem dritten Teil wird er immer den zehnten Teil dem Herrn der Bürger geben. Tatsächlich wird der Herr des Landes die Kirchen, die in Cluze gegründet werden sollen, von seiner Wohltätigkeit und dem Bischof ausstatten, aber der Bischof wird dafür sorgen und das Recht auf Schirmherrschaft haben; aber der Bischof wird Kirchen stiften, die im Wald von Tarneuiz(Tarnewitz) gegründet werden sollen, und sie wem immer er will zur Verfügung stellen.
- ↑ seit dem 9. Jahrhundert versuchten verschiedene Dänische Könige immer wieder das Gebiet des heutigen Nordwesten Mecklenburgs zu erobern. Zuletzt Waldemar II. 1180 – 1225.
- ↑ Hierauf wird im Artikel Kirche Sankt Marien (Klütz) noch einmal genauer eingegangen.
- ↑ „Im altslawischen Glauben besaß das Weltall die Gestalt einer riesigen Eiche, genannt Baum der Welt…“ (https://wendisches-heidentum.jimdofree.com/altslawische-religion#Der_Weltbaum)
- ↑ siehe Barbarossa-Urkunde: MUB I, 1188. Sept. 19. Leissnich . S . 143 . Friedrich , römischer Kaiser , setzt die Grenzen des Gebietes der Stadt Lübek fest und verleihet derselben bedeutende Vorrechte und Freiheiten.
Könnte es sich hierbei um das Kegelgrab an der Bahnlinie bei Stellshagen handeln?