Ortsname (Klütz): Unterschied zwischen den Versionen

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  „Silva Cluiz oder Cluz, Clutse, Clutze (vom slawischen ključĭ – Schlüssel) heisst im XII und XIII Jahrhundert der heutige >>Klützer - Winkel<<.“
 
  „Silva Cluiz oder Cluz, Clutse, Clutze (vom slawischen ključĭ – Schlüssel) heisst im XII und XIII Jahrhundert der heutige >>Klützer - Winkel<<.“
 
Damit bezieht er sich auf die [[Barbarossa Urkunde]] aus dem Jahre 1188 in der jedoch nicht vom Silva Cluiz gesprochen wird. Korrekt heißt es hier:
 
Damit bezieht er sich auf die [[Barbarossa Urkunde]] aus dem Jahre 1188 in der jedoch nicht vom Silva Cluiz gesprochen wird. Korrekt heißt es hier:
  „... Habebunt etiam omnimodum usum siluarum (silvarum) Dartzchowe et Cliuz et Brotne , ut tam igni necessaria , quam nauibus siue domibus aut aliis edificiis ciuitatis sue utilia ligna in eis succidant absque dolo , ne uidelicet idoneas et utiles sibi naues passim et sine necessitate uendant et alias fabricent uel ligna deferant aliis uendenda nationibus ....“<ref>Quelle : MUB I. 143, S140/ LUB I, S. 9</ref>
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  „... Habebunt etiam omnimodum usum '''siluarum (silvarum)''' Dartzchowe et Cliuz et Brotne , ut tam igni necessaria , quam nauibus siue domibus aut aliis edificiis ciuitatis sue utilia ligna in eis succidant absque dolo , ne uidelicet idoneas et utiles sibi naues passim et sine necessitate uendant et alias fabricent uel ligna deferant aliis uendenda nationibus ....“<ref>Quelle : MUB I. 143, S140/ LUB I, S. 9</ref>
  
 
  „... Sie werden auch die Wälder von Dartzchowe(Dassow), Cliuz(Klütz) und Brotne(Broten in SH) in vollem Umfang nutzen können, damit sie dort das Holz fällen können, das für das Feuer notwendig ist und das auch für Schiffe, Häuser oder andere Gebäude ihrer Stadt nützlich ist, ohne zu betrügen dass sie nicht erkennen, dass sie offensichtlich für sich selbst geeignet und nützlich sind und hier und da und ohne Notwendigkeit Schiffe verkaufen und andere Dinge wie Holz herstellen, um es zu anderen Nationen zu transportieren....“
 
  „... Sie werden auch die Wälder von Dartzchowe(Dassow), Cliuz(Klütz) und Brotne(Broten in SH) in vollem Umfang nutzen können, damit sie dort das Holz fällen können, das für das Feuer notwendig ist und das auch für Schiffe, Häuser oder andere Gebäude ihrer Stadt nützlich ist, ohne zu betrügen dass sie nicht erkennen, dass sie offensichtlich für sich selbst geeignet und nützlich sind und hier und da und ohne Notwendigkeit Schiffe verkaufen und andere Dinge wie Holz herstellen, um es zu anderen Nationen zu transportieren....“
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  „... Im Lande Clutse, dessen Name vielleicht mit dem slav. clóst (clust) = Tempel zusammenhängt, ist kein Burgwall aufgefunden. Clütz, Thomashagen = (Damshagen), Elmenhorst, Kalkhorst (in nemore Clutse, auch nemus clutse)....“<ref>Nemus = Hain, geweihter Hain, Park, Wald mit Weiden.</ref>
 
  „... Im Lande Clutse, dessen Name vielleicht mit dem slav. clóst (clust) = Tempel zusammenhängt, ist kein Burgwall aufgefunden. Clütz, Thomashagen = (Damshagen), Elmenhorst, Kalkhorst (in nemore Clutse, auch nemus clutse)....“<ref>Nemus = Hain, geweihter Hain, Park, Wald mit Weiden.</ref>
Tatsächlich findet sich der Begriff Silvarum/Silva für Wald hauptsächlich in den Urkunden von Kaiser Friedrich I von 1188<ref>MUB I, 143, Friedrich, römischer Kaiser, setzt die Grenzen des Gebietes der Stadt Lübek fest und verleihet derselben bedeutende Vorrechte und Freiheiten.</ref> und Heinrich Borwin von 1222<ref> MUB I, 284, Heinrich Borwin , Fürst von Meklenburg , und seine Söhne Heinrich und Nicolaus vergleichen sich mit dem Bischofe Heinrich von Ratzeburg über die Zehnten in den Landen Bresen und Dassow , in Klüz und Tarnewiz .</ref> gesprochen später heißt es in den Urkunden Nemore oder Nemus<ref>z.B. Ratzeburger Zehntenregister von 1230</ref>. Diese Begriffe werden in den Übersetzungen zwar oft Silva = Wald gleichgestellt, meint jedoch durchaus etwas anderes.
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Tatsächlich findet sich der Begriff Silvarum<ref>Silvarum cliuz = dem Wald von Klütz</ref>/Silva für Wald hauptsächlich in den Urkunden von Kaiser Friedrich I von 1188<ref>MUB I, 143, Friedrich, römischer Kaiser, setzt die Grenzen des Gebietes der Stadt Lübek fest und verleihet derselben bedeutende Vorrechte und Freiheiten.</ref> und Heinrich Borwin von 1222<ref> MUB I, 284, Heinrich Borwin , Fürst von Meklenburg , und seine Söhne Heinrich und Nicolaus vergleichen sich mit dem Bischofe Heinrich von Ratzeburg über die Zehnten in den Landen Bresen und Dassow , in Klüz und Tarnewiz .</ref>. Später heißt es in den Urkunden Nemore oder Nemus Clutse<ref>z.B. Ratzeburger Zehntenregister von 1230</ref>. Diese Begriffe werden in den Übersetzungen zwar oft Silva = Wald gleichgestellt, meinen jedoch durchaus etwas anderes<ref>siehe oben, Nemus = Hain etc.</ref>.
  
 
War also Klütz ein Tempel, ein Heiligtum? War es der Ort an eine Flusskrümmung oder an einem Strudel? War Klütz die Herrschaft der Hauptort von mehreren Dörfern?  Oder war Klütz doch der Schlüssel zum Wald?
 
War also Klütz ein Tempel, ein Heiligtum? War es der Ort an eine Flusskrümmung oder an einem Strudel? War Klütz die Herrschaft der Hauptort von mehreren Dörfern?  Oder war Klütz doch der Schlüssel zum Wald?
  
 
Fest steht, das Klütz in der Zeit der deutschen Besiedlung ein eigenständiges Land (terra clutse) darstellte, das nicht zum Land Brezen gehörte und auch anders belehnt wurde. Hierauf wird im Artikel: [[Klützer Winkel]], genauer eingegangen.
 
Fest steht, das Klütz in der Zeit der deutschen Besiedlung ein eigenständiges Land (terra clutse) darstellte, das nicht zum Land Brezen gehörte und auch anders belehnt wurde. Hierauf wird im Artikel: [[Klützer Winkel]], genauer eingegangen.
 
  
 
== Namensentwicklung ==
 
== Namensentwicklung ==
  
* 1188 - Silva Cliuz (Babarossaurkunde, Friedrich , römischer Kaiser , setzt die Grenzen des Gebietes der Stadt Lübek fest und verleihet derselben bedeutende Vorrechte und Freiheiten.)
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* 1188 - Silvarum Cliuz<ref>Babarossaurkunde: "Friedrich , römischer Kaiser , setzt die Grenzen des Gebietes der Stadt Lübek fest und verleihet derselben bedeutende Vorrechte und Freiheiten."</ref>
 
* 1202 - Cluz (?)
 
* 1202 - Cluz (?)
* 1222 - Clutze, „der Wald der clutze heißt“ (MUB I, 284: Vertrag zwischen dem Bischof Heinrich von Ratzeburg und dem Fürsten [https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Borwin_I._(Mecklenburg)|Heinrich Borwin]
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* 1222 - Clutze (der Wald der clutze heißt)<ref>MUB I, 284: Vertrag zwischen dem Bischof Heinrich von Ratzeburg und dem Fürsten [https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Borwin_I._(Mecklenburg)|Heinrich Borwin]</ref>
* 1222 – Cluze, gleiche Urkunde wie zuvor.
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* 1222 – Cluze<ref>gleiche Urkunde wie zuvor.</ref>
* 1230 - Clutse (Villa Clutse, Dorf Klütz) (Ratzeburger Zehntenregister)
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* 1230 - Clutse (Villa Clutse, Dorf Klütz)<ref>Ratzeburger Zehntenregister</ref>
* 1337 - Clutse (MUB I, 471, S.468: Ludolf , Bischof von Ratzeburg , bestätigt das Nonnenkloster Rehna . )
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* 1337 - Clutse<ref>MUB I, 471, S.468: Ludolf , Bischof von Ratzeburg , bestätigt das Nonnenkloster Rehna.</ref>
* 1237 - Cluthze (Magister [[Cono de Cluthze]]) MUB I, 471
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* 1237 - Cluthze (Magister [[Cono de Cluthze]])<ref>MUB I, 471</ref>
 
* 1260 - Cluthze
 
* 1260 - Cluthze
 
* 1267 - Klutze
 
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* 1334 - Klutze (MUB VIII, S.463, villam Inferiorem Klutze)
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* 1334 - Klutze<ref>MUB VIII, S.463, villam Inferiorem Klutze</ref>
 
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Aktuelle Version vom 21. August 2024, 00:15 Uhr

Der Name des Ortes Klütz ist eng verbunden mit der Gegend, die heute Klützer Winkel genannt wird. Die Herkunft des Ortsnamens Klütz ist nicht eindeutig. Allgemein wird von slawischer Herkunft ausgegangen. Lange nahm man an, das Klütz auf ključĭ, altslawisch für Schlüssel, zurückgeht (Silva Cliuz = Schlüssel zum Wald), was auch den Schlüssel im Klützer Wappen von 1957 erklärt. Im Wappenbrief von 1997 wird dieses jedoch infrage gestellt.

Einige Theorien zur Herkunft des Namens

Die in Klütz bekannteste Theorie ist wohl der oben angeführte Bezug auf den Schlüssel durch das altslawische Wort ključĭ. Das Wort Kljutsch (russisch: ключ, polnisch: klucz) findet sich auch heute noch in ähnlicher Form in slawischen Sprachen wieder. Diese Deutung geht unter anderem auf Schlie zurück. Dieser schreibt in „Kunst- und Geschichtsdenkmähler Mecklenburg auf Seite 361:

„Silva Cluiz oder Cluz, Clutse, Clutze (vom slawischen ključĭ – Schlüssel) heisst im XII und XIII Jahrhundert der heutige >>Klützer - Winkel<<.“

Damit bezieht er sich auf die Barbarossa Urkunde aus dem Jahre 1188 in der jedoch nicht vom Silva Cluiz gesprochen wird. Korrekt heißt es hier:

„... Habebunt etiam omnimodum usum siluarum (silvarum) Dartzchowe et Cliuz et Brotne , ut tam igni necessaria , quam nauibus siue domibus aut aliis edificiis ciuitatis sue utilia ligna in eis succidant absque dolo , ne uidelicet idoneas et utiles sibi naues passim et sine necessitate uendant et alias fabricent uel ligna deferant aliis uendenda nationibus ....“[1]
„... Sie werden auch die Wälder von Dartzchowe(Dassow), Cliuz(Klütz) und Brotne(Broten in SH) in vollem Umfang nutzen können, damit sie dort das Holz fällen können, das für das Feuer notwendig ist und das auch für Schiffe, Häuser oder andere Gebäude ihrer Stadt nützlich ist, ohne zu betrügen dass sie nicht erkennen, dass sie offensichtlich für sich selbst geeignet und nützlich sind und hier und da und ohne Notwendigkeit Schiffe verkaufen und andere Dinge wie Holz herstellen, um es zu anderen Nationen zu transportieren....“

Auch im Wappenbrief von 1997 für das aktuelle Stadtwappen wird die Schlüsseldeutung infrage gestellt. Allerdings geht es hier eher um die Eindeutigkeit des Namens.

„... Während nämlich lange Zeit die Auffassung vertreten worden ist, daß sich der Name der Stadt von dem slawischen Wort „Kljutsch“ für Schlüssel ableiten ließe, findet sich in einem Werk des anerkannten Ortsnamenforschers Trautmann aus den fünfziger Jahren eine Beweiskette dafür, daß der Stadtname auch eine andere Bedeutung haben könnte. So steht unter anderem im russischen Sprachraum das Wort „Kljutsch“ nicht nur für „Schlüssel“, sondern auch für „Quelle“. Mit Blick auf die Schlußfolgerungen Trautmanns[2] schien es gewagt, eine ungesicherte Namensdeutung zur Grundlage der Gestaltung eines Hoheitszeichens zu machen.... [3]

Nun findet sich jedoch im Ortsgebiet von Klütz keine einzige Quelle. Es gibt einen Bach, die Klützer Bäk. Zu diesem Bach gehörte einst auch ein See, die Päserow

Paul Kühnel [4] brachte neben der Deutung ključĭ = Schlüssel, die Deutungen: poln. klucz = Schlüssel zu einem Lande, Orte etc ., ferner: Herrschaft von mehreren Vorwerken, Dörfern etc, slov. kijuč = Flusskrümmung, Wassersprudel/-strudel mit ein. Damit wäre Klütz dann der Ort an einem Strudel oder an einer Flusskrümmung. Was im Zusammenhang mit der, durch Klütz fließenden Klützer Bäk durchaus Sinn machen würde.

Ein weiterer Aspekt, der in eine ganz andere Richtung schlägt, findet sich in „Beiträge zur Statistik Mecklenburgs[5]“. Dort steht:

„... Im Lande Clutse, dessen Name vielleicht mit dem slav. clóst (clust) = Tempel zusammenhängt, ist kein Burgwall aufgefunden. Clütz, Thomashagen = (Damshagen), Elmenhorst, Kalkhorst (in nemore Clutse, auch nemus clutse)....“[6]

Tatsächlich findet sich der Begriff Silvarum[7]/Silva für Wald hauptsächlich in den Urkunden von Kaiser Friedrich I von 1188[8] und Heinrich Borwin von 1222[9]. Später heißt es in den Urkunden Nemore oder Nemus Clutse[10]. Diese Begriffe werden in den Übersetzungen zwar oft Silva = Wald gleichgestellt, meinen jedoch durchaus etwas anderes[11].

War also Klütz ein Tempel, ein Heiligtum? War es der Ort an eine Flusskrümmung oder an einem Strudel? War Klütz die Herrschaft der Hauptort von mehreren Dörfern? Oder war Klütz doch der Schlüssel zum Wald?

Fest steht, das Klütz in der Zeit der deutschen Besiedlung ein eigenständiges Land (terra clutse) darstellte, das nicht zum Land Brezen gehörte und auch anders belehnt wurde. Hierauf wird im Artikel: Klützer Winkel, genauer eingegangen.

Namensentwicklung

  • 1188 - Silvarum Cliuz[12]
  • 1202 - Cluz (?)
  • 1222 - Clutze (der Wald der clutze heißt)[13]
  • 1222 – Cluze[14]
  • 1230 - Clutse (Villa Clutse, Dorf Klütz)[15]
  • 1337 - Clutse[16]
  • 1237 - Cluthze (Magister Cono de Cluthze)[17]
  • 1260 - Cluthze
  • 1267 - Klutze
  • 1334 - Klutze[18]
  • ff



  1. Quelle : MUB I. 143, S140/ LUB I, S. 9
  2. Reinhold Trautmann: Die slavischen Ortsnamen Mecklenburgs und Holsteins
  3. Rede des Staatssekretärs im Innenministerium Gustav-Adolf Stange anläßlich der Wappenbriefübergabe an die Stadt Klütz am 2. Juni 1997
  4. Paul Kühnel : Die slavischen Ortsnamen in Meklenburg, In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 46 (1881), S. 3-168
  5. Beiträge zur Statistik Mecklenburgs vom Grossherzoglichen statistischen Bureau zu Schwerin, Vierter Band, erstes und zweites Heft, Schwerin 1865, S 103 - 107)
  6. Nemus = Hain, geweihter Hain, Park, Wald mit Weiden.
  7. Silvarum cliuz = dem Wald von Klütz
  8. MUB I, 143, Friedrich, römischer Kaiser, setzt die Grenzen des Gebietes der Stadt Lübek fest und verleihet derselben bedeutende Vorrechte und Freiheiten.
  9. MUB I, 284, Heinrich Borwin , Fürst von Meklenburg , und seine Söhne Heinrich und Nicolaus vergleichen sich mit dem Bischofe Heinrich von Ratzeburg über die Zehnten in den Landen Bresen und Dassow , in Klüz und Tarnewiz .
  10. z.B. Ratzeburger Zehntenregister von 1230
  11. siehe oben, Nemus = Hain etc.
  12. Babarossaurkunde: "Friedrich , römischer Kaiser , setzt die Grenzen des Gebietes der Stadt Lübek fest und verleihet derselben bedeutende Vorrechte und Freiheiten."
  13. MUB I, 284: Vertrag zwischen dem Bischof Heinrich von Ratzeburg und dem Fürsten Borwin
  14. gleiche Urkunde wie zuvor.
  15. Ratzeburger Zehntenregister
  16. MUB I, 471, S.468: Ludolf , Bischof von Ratzeburg , bestätigt das Nonnenkloster Rehna.
  17. MUB I, 471
  18. MUB VIII, S.463, villam Inferiorem Klutze