Arbeitsordner Neue Heidegeschichten
- NHG
"Noch ein paar Geschichte(n) aus der Rostocker Heide
Ein Wort voran
Aus frühesten Zeiten
- Untertitel - Geschichten von Feuersteinen und Amuletten über Saxo, König Erik, Dänenburg bis Hansezeit
- Burgen und Hafen in der Heide
Aus schlechten alten Zeiten
- Untertitel - Wie die Warnemünder entmündigt wurden
- Eine Zarin aus der Heide
Franzosen auf Schmugglerjagd
NHG Ein Berliner Dekret vom 21. November 1806 über die Einführung der Kontinentalsperre trat in Mecklenburg am 8. Dezember 1806 in Kraft. Der Erlass gewinnt mit den Worten: "Auf Verfügung seine Exzellenz des Herrn Reichs-Marschalls Mortier, Chef des achten Korps der Großen Französischen Armee, wird allen und jeden Einwohnern der Mecklenburg-Schwerinschen-Lande hierdurch öffentlich kundgemacht, daß alle Communication, alle Verbindung und aller Handlungs-Verkehr mit dem Großbritannischen Reiche schlechterdings und ohne Ausnahme verboten ist." Verschärft wurde die Kontinentalsperre am 2. November 1810 durch ein Auslaufverbot aller Schiffe in mecklenburgischen Häfen, was einem Ausfuhrverbot gleichkam. Durch die Einführung der Kontinentalsperre am 8. Dezember 1806 geriet auch die Wirtschaft des Küstenlandes in eine tiefe Krise. Jegliche Verbindung mit Großbritannien unterlag einem Verbot. Englische Waren aller Art unterlagen der Ablieferung. Die Getreideausfuhr kam zum Erliegen. Der Import wichtiger Lebensmittel und Manufakturwaren lag darnieder. Einzig der Schmuggel erreichte eine nie dagewesene Blüte. Im Sommer 1810 beschuldigte man den Gelbensander Oberförster Böcler des Schmuggels. Angeblich unterhielte er Verbindung zu fremden Schiffen. An den Hirschburger Amtmann Klotz erging zunächst der Auftrag, Untersuchungen anzustellen. :Bald folgten die ersten Vernehmungen,die sich über mehr als ein halbes Jahr erstreckten. Der Gelbensander Oberförster erklärte dabei immer unbeirrt seine Unschuld. Im November endlich ließ die Obrigkeit die Untersuchungen forcieren. Da Böcler hartnäckig bei seinem "Nein" blieb, übergab Klotz die Akten an die Rostocker Justizkanzlei. Die ganze Weihnachtszeit hindurch folgte ein Verhör auf das andere. Selbst am Silvestertage unterzog man ihn der strengen Befragung, doch der Forstmann war nicht zu einem Geständnis zu bewegen. Anfang 1811 schließlich machte sich das Rostocker Gericht daran, mehrere Fischländer Bürger zu vernehmen. Mit deren Aussagen gelang es eine, wenn auch äußerst wacklige, Anklage zusammen zu zimmern. Am 11. Mai 1811 schließlich verkündete das Gericht sein Urteil. Danach fand man Böcler für schuldig, dem Rostocker Kaufmann Strömer zu einer Fahrt auf der Ostsee verholfen zu haben. Zusammen mit mehreren Fischländern habe er geplant, Waren von englischen Schiffen nach Rostock zu schaffen, um sie dort zu verkaufen. Nur der Aufmerksamkeit der Wache sei es zu verdanken gewesen, das der Schmuggelplan missgückte.Groß war der Kreis der Verurteilten, neben Böcler und Strömer traf es die Fischer Möller, Fessen und Pieplow aus Wustrow, die Seefahrer Permin (Vater und Sohn), den Schulzen Niemann aus Wustrow, Schiffer Düwel und Pensionär Janzen aus Müritz, die Büdner Bruhst und Brüdegam aus Graal, außerdem den Schreiber Wahnschaft und den Kandidat der Theologie Huswedel aus Gelbensande. Den Oberförster Böcler verurteilte man zu einer Strafe von 100 Reichstalern. Kaufmann Strömer erwartete eine Strafe von 50 Reichstalern. Dazu hatten beide die Gerichtskosten zu tragen. Die übrigen Angeklagten kamen mit eher geringen Geld- und Haftstrafen davon. Bemerkenswert, dass nur wenge Tage nach der Urteilsverkündung Rostocker und Wismarer Kaufleute eine Welle von Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen mussten. Hier traf es den Rostocker Kaufmann Mann jun., seines Zeichens königlich dänischer Konsul und Vater von sechs Kindern. Er wurde wegen angeblicher Verbindung zu englischen Kriegsschiffen nach Frankreich verschleppt. Erst am Ende der Franzosenzeit, nach drei Jahren, kehrte er nach Rostock zurück. Die Kontinentalsperre erfuhr ihre Aufhebung am 23. Mai 1813.
In der Mütze steckte sein Pass
Am 5. September 1846 wurde laut Polizeibericht der Töpfergeselle Friedrich Melzer aus Dresden auf dem Weg von Rostock nach Ribnitz zwischen Rövershäger Krug und Gelbensande von einem Mann bedroht und seines Geldes, zwei Reichstaler und acht Groschen, beraubt. Nach Ansicht des Polizeiamtes paßte die Beschreibung des Täters auf den Berüchtigten Erdmann Waack aus Blankenhagen, der sich in dieser Gegend umhertrieb. Die Polizei kam auf Touren, als am selben Tag ein weiterer Raubüberfall gemeldet wurde. Das Opfer war ein Arbeiter aus Stettin, der nach Rostock wollte und ebenfalls in der Nähe von Gelbensande überfallen wurde. Zwei Männer raubten ihn völlig aus. Er wurde von einem Fuhrmann später aufgelesen und trug nur ein Tüchlein um den Hals und eine Mütze, in der sich sein Paß befand, der ihn zu seinem Glück legitimierte . Zwei weitere Männer, die auch dazu gehörten, warteten in der Nähe. Aufgrund der Beschreibungen konnten die Täter identifiziert werden. Sie waren dem Landarbeitshaus entsprungen und hatten seit einiger Zeit in der Heide ihr Unwesen getrieben. Waack wurde ergriffen. Zwar deuteten alle Indizien auf ihn, der Beweis reichte aber nur, um ihn Ende September wieder ins Arbeitshaus zu überführen. Damit endete der Fall.
Aus guten alten Zeiten
- Untertitel - Die .... sind ein gutartiges Völkchen
Aus jüngeren schlechten Zeiten
- Untertitel - Wie die Warnemünder stellvertretend für die Rostocker geprügelt wurden
- Kriegszeiten, Bahnberaubungen
Aus dem ... Volksmund
- Untertitel - .... sind ein plietsches Völkchen
- -Sagen,Anekdoten, Volksmund und Wossidlo
Bettelnde Hexe
(NHG)
An der alten Landstraße von Ribnitz nach Rostock zwischen dem Landkrug und Haidekrug hat früher ein Haus, so 'ne Art Capelle gestanden, in dem ein Mädchen gewohnt hat, welches vorüberziehende Fuhrleute um eine Gabe angesprochen. Einmal fährt ein Bauer aus Klockenhagen nach Rostock. Als er bei der Capelle ankömmt, bittet ihn das Mädchen um einen Schilling. Der Bauer, welcher nur arm ist, antwortet ›Meine Tochter, gern wollte ich dir einen Schilling geben, wenn ich bloß einen in der Tasche hätte;‹ und hiermit fährt er weiter. In der Nähe des Schwarzen Pfostes (ein Wirthshaus nicht weit vom Wege) stehen die Pferde still und gehen, so viel auch der Bauer anpeitscht, nicht vom Fleck. Der Bauer sieht nach, ob vielleicht ein Hinderniß im Wege liegt, kann aber nichts entdecken. Da kommt ein Kärrner des Wegs und ruft dem Bauer zu ›He, Bauer, fahre er aus dem Wege!‹ Der Bauer sagt ›Mein lieber Herr, ich kann nicht weiter kommen.‹ Darauf antwortet der Kärrner ›Vier tüchtige Pferde und ein leerer Wagen und doch nicht weiter kommen; das muß nicht mit richtigen Dingen zugehen.‹ Er zieht nun des Bauern Leinpferd und Sattelpferd so von einander, daß er zwischen beider Ohren in einer geraden Linie durchsehen kann. Da bemerkt er denn, was er und der Bauer so nicht sehen können, daß die Dirne, welcher der Bauer vorher keinen Schilling gegeben hatte, mit einem Wuchtbaum am Rade den Wagen festhält. Der Kärrner zieht seinen buntgestreiften Rock aus, legt ihn auf die Erde und schlägt mit einer Wagenrunge, welche der Bauer hatte ausziehen und ihm hinlangen müssen, so lange drauf los, bis der Rock zu schreien anfängt. ›Soll ich sie (die Hexe) ganz todtschlagen?‹ fragte er den Bauer; und als dieser es verneinte, hört der Kärrner auf zu schlagen und steigt zu Wagen. Nachdem er eine kurze Strecke gefahren war, sieht er am Wege die Hexe sitzen und kläglich wimmern. ›Wenn du infahmte Hexe nicht augenblicklich machst, daß du fortkömmst,‹ sagte der Kärrner, ›dann will ich dich noch ganz anders kriegen.‹ Da macht die Hexe, daß sie fortkömmt. Arbeitsmann Fretwurst.
Scheidegänger
Die Dörfer Vogtshagen und Volkenshagen, zum Rostocker District gehörend, führten vormals einen Proceß mit einander wegen eines zwischen beiden liegenden Gehölzes, genannt ›de Eikstruwwig‹. Da schwur ein alter Mann aus Volkenshagen, welcher sich Erde vom Volkenshagener Grund und Boden in die Schuhe gelegt hatte, daß er auf Volkenshagener Grund und Boden stehe. Indem er aber diesen Eid ablegte, verwandelte sich die Erde in seinen Schuhen in Blut, welches aus den Schuhen hervorquoll. Die Volkenshagener erhielten das Gehölz zum Eigenthum. Nach seinem Tode fand der alte Mann im Grabe keine Ruhe. Man hat ihn schon oft in alterthümlicher Tracht als Scheidengänger wandeln sehen; und Leute, auf die er zugekommen, sind dadurch krank geworden.
(NHG) Die Bande der "Krepelschen" (NHG) Aus dem Jahre 1551 finden sich in den Akten des Rostocker Niedergerichts in einem Verhörprotokoll auch die Untaten der "Krepelsche" oder "Kröpelschen ohne Füße", einem alten Bettelweib der einmal beide Füße erfroren waren und die es verstanden hatte eine Bande verbrecherischen Gesindels um sich zu scharren, die jahrelang in der Gegend zwischen Ribnitz und Rostock ihr Unwesen trieben, bis sie schließlich nach einander um 1580 dem Galgen oder dem Henkerbeil zum Opfer fielen. Im Verhörprotokoll zweier Bandenmitglieder (Gretha Apts und Hans Wechter)wird auch über eine begangene Untat in Vogtshagen berichtet. Die Gelegenheit für Gewinn versprechende Diebstähle und Einbrüche wurde von einzelnen Bandenmitgliedern erst genauer ausgekundschaftet, bevor man zur Tat schritt. So heißt es bei einem Einbruch bei der Roggentin´schen in Vogtshagen: "Daß Hinrich de erste gewesen de in ere Dak Ingebraken und gestegen was , de wile he wol 2 male vorher in dem huße gewesen und de legenheit dar intokamende affgeßen hedde." Bald darauf viel die gesamte Bande in einem Raubzug über den Hof her. Grete Apts und Hans Wechter wurden bald darauf gefangen und büßten auch diese Unntat schließlich mit dem Leben. Ein anderes Bandenmitglied Peter Pipelock beschreibt im Verhör weitere Details des eigentlichen Überfalls. Die ganze Gesellschaft zog zu Pferde mit Sonnenuntergang aus dem Landkruge nach Vogtshagen, vollführt den Einbruch bei der Roggentin´schen und eilt mit dem gestohlenen Gelde sofort nach Poppendorf auf den Hof des Komplizen Peter Butzow, wo die Teilung des Raubes erfolgt. (BGSR VI 1912)
Aus der Literatenwelt
- Untertitel - Trojan, Seidel, Kästner, Tucholsky, uä.
Heinrich Seidel und Johannes Trojan - "Die zwei Seiten derselben Medaille" und die Rostocker Heide
- "Das Wirtshaus zur Stranddistel" Johannes Trojan
- "Das Wirtshaus zur Stranddistel" Gedicht von Heinrich Seidel 1884
- "Der Hagelschlag" - Wander-Erlebnisse zwischen Warnemünde und Torfbrücke (NHG)
- "Der Tausendmarkschein" - Ideengeber für Mark Twain-Roman (NHG)
Aus der „Ossi“-Zeit
- Untertitel -
Aus der „Goldgräberzeit"
- Untertitel - Millionäre an Immobilien-Besitz