Granzin bei Boizenburg: Unterschied zwischen den Versionen

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Die früheste Besiedelung ist stammesmäßig nicht mehr zuzuordnen. Es ist aber sicher, dass bis zu dem 6.Jahrhundert unserer Zeitrechnung in unserem Gebiet, dem lüneburgischen, lauenburgischen und westmecklenburgischen Raum die germanischen Langobarden ansässig waren, die im Zuge der Völkerwanderung bis nach Norditalien zogen und dort der Lombardei (um Mailand) ihren Namen gaben. Der Name der Langobarden ist aber auch noch in den Ortsnamen Bardowieck und Barförde (Bardenfurt) zu erkennen. Prof. Horst Keiling hat in den 1970er Jahren im Wiebendorfer Wald östlich des Dorfes über 700 langobardische Gräber ausgegraben. In seinem Buch „Wiebendorf – ein Urnenfriedhof der frührömischen Kaiserzeit in Hagenow“ heißt es „Wiebendorf ist der erste vollständig untersuchte frühkaiserzeitliche Urnenfriedhof im Norden der DDR. Von etwa 800 ursprünglich auf dem Platz niedergelegten Bestattungen sind 718 mehr oder weniger gut erhalten geblieben und freigelegt worden.
 
Die früheste Besiedelung ist stammesmäßig nicht mehr zuzuordnen. Es ist aber sicher, dass bis zu dem 6.Jahrhundert unserer Zeitrechnung in unserem Gebiet, dem lüneburgischen, lauenburgischen und westmecklenburgischen Raum die germanischen Langobarden ansässig waren, die im Zuge der Völkerwanderung bis nach Norditalien zogen und dort der Lombardei (um Mailand) ihren Namen gaben. Der Name der Langobarden ist aber auch noch in den Ortsnamen Bardowieck und Barförde (Bardenfurt) zu erkennen. Prof. Horst Keiling hat in den 1970er Jahren im Wiebendorfer Wald östlich des Dorfes über 700 langobardische Gräber ausgegraben. In seinem Buch „Wiebendorf – ein Urnenfriedhof der frührömischen Kaiserzeit in Hagenow“ heißt es „Wiebendorf ist der erste vollständig untersuchte frühkaiserzeitliche Urnenfriedhof im Norden der DDR. Von etwa 800 ursprünglich auf dem Platz niedergelegten Bestattungen sind 718 mehr oder weniger gut erhalten geblieben und freigelegt worden.
  
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Abbildung 1. Funde auf dem Wiebendorfer Langobarden-Friedhof
  
Abbildung 1. Funde auf dem Wiebendorfer Langobarden-Friedhof
 
  
 
Der Bestattungsplatz gehört kulturell in die kleine Gruppe der im Kreis Hagenow verbreiteten Langobardenfriedhöfe, die mit Kulturgut vom Spät-Latene-Charakter einsetzen, das im Unterelbegebiet für die Augusteische Zeit (etwa 30 v.u.Z. bis 20 u.Z.) typisch ist und im 2.Jahrhundert abbrechen.“
 
Der Bestattungsplatz gehört kulturell in die kleine Gruppe der im Kreis Hagenow verbreiteten Langobardenfriedhöfe, die mit Kulturgut vom Spät-Latene-Charakter einsetzen, das im Unterelbegebiet für die Augusteische Zeit (etwa 30 v.u.Z. bis 20 u.Z.) typisch ist und im 2.Jahrhundert abbrechen.“
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Kurt Schulz führt in seiner Granziner Dorfchronik aus:
 
Kurt Schulz führt in seiner Granziner Dorfchronik aus:
 
"An materiellen Hinterlassenschaften fanden sich auf der Granziner Flur bis jetzt einige Steingeräte, z.B. Teile einer Steinaxt an der Gemarkungsgrenze auf Beckendorfer Acker, Keramikscherben östlich vom 'Klaaskamp', besonders aber Reste von Großsteingräbern. ... Dazu berichtete der Hilfsprediger Ritter aus Wittenburg, ein interessierter Laienarchäologe, 1839/40. Er fand, wie er schrieb, 'auf dem höchsten Punkt des Granziner Hügelzuges auf ritterschaftlichem Gebiet' Urnen und Steingehäuse, eine Menge Knochen, deutliche Steinringe, einen augenscheinlich künstlichen Hügel und mehrere 'behauene Steine'.
 
"An materiellen Hinterlassenschaften fanden sich auf der Granziner Flur bis jetzt einige Steingeräte, z.B. Teile einer Steinaxt an der Gemarkungsgrenze auf Beckendorfer Acker, Keramikscherben östlich vom 'Klaaskamp', besonders aber Reste von Großsteingräbern. ... Dazu berichtete der Hilfsprediger Ritter aus Wittenburg, ein interessierter Laienarchäologe, 1839/40. Er fand, wie er schrieb, 'auf dem höchsten Punkt des Granziner Hügelzuges auf ritterschaftlichem Gebiet' Urnen und Steingehäuse, eine Menge Knochen, deutliche Steinringe, einen augenscheinlich künstlichen Hügel und mehrere 'behauene Steine'.
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Weiter entdeckte er zwischen Granzin und Bennin links am Wege (gemeib´nt ist wahrscheinlich der alte Weg ...)mehrere kegelgräber ... , das größte mit einem Durchmesser von 50 Fuß ...
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Version vom 14. Mai 2024, 19:36 Uhr

Allgemeine Angaben zum Dorf

Granzin ist ein Ortsteil der Gemeinde Greven/Granzin im Amt Boizenburg Land. Es handelt sich um das historische Kirchdorf, zu dem auch die Filialen Bennin, Gallin und Greven sowie die Dörfer Nieklitz, Schildfeld und Tüschow gehören. Zum Dorf Granzin gehören das ehemalige Vorwerk Sternsruh, sowie die Ausbaugehöfte Heidberg (auch Quälbarg genannt), Groten Hollen und Siedel.

Geographische Lage

  • Koordinaten: Geographische Breite: 53.4653, geographische Länge: 10.8414]

Granzin und Sternsruh.jpg

Granzin liegt im westlichsten Teil des Landes Mecklenburg-Vorpommern, etwa 5 km von der Grenze zu Schleswig-Holstein. Die nächsten Städte sind Boizenburg 17 km, Zarrentin 16 km. In der Luftlinie sind Mölln 24 km und Lauenburg 21 km entfernt.

Das Wappen von Granzin bei Boizenburg

wenn vorhanden

Kurztext zum Ort

Quade beschreibt den zum Domanium gehörenden Teil von Granzin im Jahre 1898 mit:

Granzin bei Bennin, 1 3/4 Meilen nordöstlich von Boizenburg, Dorf mit Pfarrkirche, Schule, 11 Erbpächtern, 9 Büdnern (1 Krug, 1 Schmied, 1 
Müller), 7 Häuslern, 263 Einw. - Neben  dem Kirchhof befindet sich ein Wenden-Begräbnisplatz, Paßberg genannt.

Granzin bei Boizenburg im Spiegel von Karten und Luftbildern

Granzin auf MTB 2531Camin 1913.jpg

Auf dem Messtischblatt kann man die Lage des Dorfes Granzin in Bezug auf seine Nachbarn gut erkennen. Insbesondere ist der Fluss, die Schaale enthalten an der die Granziner Bauern Wiesen genutzt haben. An der Schaale ist auch das Gut Tüschow belegen, in dessen Abhängigkeit die ritterschaftlichen Bauer, südlich der Unteren Dorfstraße und auch die in den Heidbergen (Quälbrg) sich befunden haben

Granzin bei Schmettau 1790.jpg

Die Karte von Schmettau, Sectio IX ist auf der Grundlage der Wiebekingschen Karte erarbeitet. Diese wiederum auf der Basis älterer Karten, wie denen der Direktorialvermessung


Granzin Wiebeking 1786.jpg

Die Wiebekingsche Karte ist hier nur für die Granziner Feldmark widergegeben.

Bildergalerie

Granzin bei Boizenburg - Ortschronik/en

"Dass die Dörfer Granzin, Gallin und Greven, von denen die beiden erstgenannten schon 1230 erwähnt werden, während des XiV. Jahrhub´derts zur Züle'schen Beüterung gehören und 1403 ins herzogliche Domanium übergehen, ist oben Seite 85 (unter Vellahn, D.Greve) bereits berichtet worden. Doch giebt es dort vorher wie nachher Besitz-Antheile Anderer. So haben im Anfang des XIV. Jahrhunderts die von Lützow die Mühle in Granzin, deren Einkünfte sie im Jahre 1331 dem Kloster zarrentin auf Zeit überweisen. Auch kauft Albrecht von Lützow im Jahre 1556 die "Wendische feldmark", die bis dahin Jürgen von Bischwang (Bieswang) auf Körchow besesssen hat und in der wir wahrscheinlich ein ein untergegangenes "Wendisch Granzin" zu erkennen haben. Endlich verfügen die von Lützow vom XVI. Jahrhundert her in Granzin auch über zwei Hüfner und drei Kossaten, von deren Verpfändung wir im XVII. Jahrhundert mehrfach hören. Aus diesen Bauerschften wird auf Betreiben des Amts- hauptmanns Jakob Grubbe, der mit Eleonora Maria von Lützow verheirathet ist, 1733 ein Fidei-Kommiss gebildet, das später in die Hände der Familie von Boye auf Zurow gelangt und 1796 von der herzoglichen Kammer angekauft wird. Die dem hl. Martin geweihte und zur Ratzeburger Diöcese gehörende Kirche zu Granzin wird um 1335 zum ersten Mal urkundlich genannt. Von den Plebanen des mittelalters ist keiner mit Namen überliefert. Der erste den wir kennen, ist Hinrich Gulstorp zwischen 1534 ub´nd 1541. Vielleicht ist er hier auch länger. Schon zu seiner zeit sind die Kirchen und Kapellen zu Greven, Gallin und Bennin Filialen zu Granzin. Zwischen 1538 und 1578 ist Jeremias Maes (Mass) Pastor. Ihm folge 1578 Martinus Mey (...) 1589 Konrad Hauswedel und 1590 Joachim Wankelmuth. Dieser ist 1598, vielleicht auch länger, noch im Amte.. Zwischen 1617 und 1654 finden wir dort den Pastor Jonas Engel (Jonas de Angelis), einen gewandten Lateiner, wie die Kirchenakten von Granzin genugsam erweisen. Es folgt sein ihm schon 1654 substituierter Schwiegersohn Johann Gutjahr bis 1681; diesem sein Schwiegersohn Simon Andreas Strack; diesen wiederum 1720 der Schwiegersohn Johann Joachim Simonis. Doch erlebt der alte Gutjahr noch dessen Tod im Jahr 1729 und in Georg Jancke 1729 den zweiten Substituten. Jancke kommt noch 1741 in den Kirchenakten vor. Wann er gestorben ist, haben wir nicht ermittelt. Zwischen 1765 und 1781 ist Georg Heinrich Wilck Pastor in Granzin. Ihm folgt 1782 Friedr. Karl Becker (+ 1827). ... Das patronat hat der Landesherr schon in vorreformatorischer Zeit.

Kirche Die Kirche ist ein überaus nüchtern wirkender Bau in klssicierenden Formen aus der Mitte des XIX. Jahrhunderts. Sie hat einen Thurm, doch steht er für sich, ungefähr 1 m von der Westwand entfernt. Auch die innere Einrichtung ist ohne Bedeutung. Dagegen erregen die Glocken besonderes Interesse. Die eine hat die Inschrift + johannes # bin # ick # pegeten (geheten) # hinrick # van # campen # let # my # sleten # X # m # v # x ; dazu das Bild eines guten Hirten (oder eines Heiligen, der ein Lamm trägt) und ein Tartschenschild mit einem steigenden Löwen.. Die andere glocke hatdie Inschrift: osanna + het + ick + kort + van der + hyde + got + my + claves + burmest + anno + dni + m + cccc + ix +; dazu als Flachrelief eine hl. Maria mit dem Kinde und ein Heiliger in mittelalterlicher gelehrtentracht, wahrscheinlich der hl. Lucas. Die vasa sacra der kirche, ein silbervergoldter Kelch mit Patene und eine ovale silberne Oblatendose, haben das Datum 1804 und sind Schweriner Arbeit. Dazu kommt ein neuer Krankenkelch als Geschenk von L. VON STERN 1865 und eine runde Taufschale von Messing mit der Jahreszahl 1858."

Noch eine Anmerkung von Friedrich Schlie: "Nach einer im jahre 1642 vom Pastor Jonas ab Angelis gemachten und dem kirchenvisitationsprotokoll von 1643 (:::) angeschlossenen aufzeichnung war die erste kirche in Granzin während der bekannten Lübecker Fehde zerstört und die zweite Kirche als ein dürftiger Holzbau unter dem Bischof Johannels von Parkentin zu Ratzeburg (1479 - 1511) 1505 dem St Martinus zu Ehren wiederum neu errichtet worden

Weiterführende Information zu Granzin bei Boizenburg

1. Die Entstehung unserer Kulturlandschaft

Unsere Heimat ist durch die Eiszeit geformt worden. In einer älteren Eiszeit, nämlich im Warthe-Stadium der Saale-Eiszeit, entstanden unter dem lagernden Eis lehmige Grundmoränen. Als sich das Eis zurückzog und dann in der Weichseleiszeit erneut vorstieß, türmten sich die Schuttmassen vor dem Eis zu den großen Endmoränenzügen auf, die sich von Schleswig-Holstein über Mecklenburg bis in die Uckermark erstrecken. Die südliche Endmoräne befindet sich in unserem Raum an den Südenden des Schaalsees, des Dümmer Sees und des Schweriner Sees. Als das Eis abtaute wälzten sich gewaltige Wassermassen zum Urstromtal der Elbe. Auf ihren Bahnen durchschnitten sie die Lehmplateaus und schufen auf diese Weise die Täler der Boize, Schaale, Schilde und der oberen Sude (bis etwa Redefin). In diesen Tälern lagerten sie gewaltige Sandmassen ab. Weil in dieser Zeit sich noch keine Pflanzendecke gebildet hatte, konnten die Winde den Sand weit transportieren. So wurden auch die verbliebenen lehmigen Hochflächen noch übersandet. Außerdem war die Versickerung und Erosion der Niederschläge in den noch unbewachsenen Böden sehr stark, so dass zusätzlich Lehmbestandteile fortgeschwemmt wurden. Auf Grund dessen findet man in unserer Heimat sowohl lehmige als auch sandige Hochflächen, sandige Talniederungen, wie das Boize- und das Schaaletal, und auch moorige Bildungen besonders dort, wo in den Tälern ständig das Wasser staute. In der Umgebung von Granzin, das sich auf einer Moränenhochfläche befindet, sieht man sanft gewelltes Hügelland teils mit zu Tage tretenden lehmigen Böden, wechselnd mit Sandböden und durchsetzt mit Gestein (Findlingen) und Kieslagern. In den Senken wie bei Sternsruh und and der Benniner Scheide haben sich Moore gebildet. Auf den sandigen Böden siedelten sich Eichen-Birken-Wälder an, wie wir sie noch heute finden, wo die Wälder durch natürliche Bildung entstanden sind. Dort wo ständige Feuchtigkeit vorhanden war, siedelten sich Bruchwälder an, die in erster Linie von Erlen (plattdeutsch Ellern) bestockt waren. Diese Bruchwälder (plattdeutsch Ellerbraucks) finden wir am Übergang von der Höhe zu den Boize- und Schaalwiesen sowie auch an den Bächen. Natürlich wird es auch Buchenbestände gegeben haben, aber nicht in Reinkultur. Sie sind ebenso wie die Kiefernwälder ein Teil der vom Menschen geformten Kulturlandschaft. Unsere Heimat ist eine Landschaft, die sich natürlicherweise immer wieder bewalden wird. Äcker und Wiesen sind ein Produkt der Arbeit des Menschen.

Die höchste Erhebung in Süd-West-Mecklenburg befindet sich im Wald bei Granzin, der "Granziner Heidberg" mit 103 m über HN. Das Dorf befindet sich um 50 bis 60 m über HN.

2. Die Ursprünge der Besiedlung und erste Erwähnung der Dörfer

Eine Landschaft, die reichlich mit Vegetation und Wasser ausgestattet ist, ist auch für die Tierwelt ein Paradies. Diese Bedingungen haben auch den Menschen bereits in frühen Zeiten gute Lebensbedingungen geboten. Zeugnisse für die frühe Besiedelung in der Bronzezeit, die etwa bis 600 vor der Zeitenwende gedauert hat, sind die reichlich vorhandenen Gräberfelder sowie die Kegelgräber in Bretzin und in den angrenzenden Wäldern bei Groß Bengerstorf und Zahrensdorf.

Die Sage hat sich u.a. der Kegelgräber in Bretzin und im Düstern Busch bemächtigt. In Bretzin soll es eine unterirdische Verbindung zwischen den Gräbern geben. Eines der Bretziner Gräber soll ein Königsgrab sein, in dem sich auch eine goldene Wiege befindet. Im Düstern Busch zwischen Groß Bengerstorf und Beckendorf wurde bei Grabungen nach mündlicher Überlieferung eine Hutnadel ausgegraben. Es wird sich sicher um eine nadelartige Fibel gehandelt haben. Scherbenfunde wurden vielerorts gemacht.

Die früheste Besiedelung ist stammesmäßig nicht mehr zuzuordnen. Es ist aber sicher, dass bis zu dem 6.Jahrhundert unserer Zeitrechnung in unserem Gebiet, dem lüneburgischen, lauenburgischen und westmecklenburgischen Raum die germanischen Langobarden ansässig waren, die im Zuge der Völkerwanderung bis nach Norditalien zogen und dort der Lombardei (um Mailand) ihren Namen gaben. Der Name der Langobarden ist aber auch noch in den Ortsnamen Bardowieck und Barförde (Bardenfurt) zu erkennen. Prof. Horst Keiling hat in den 1970er Jahren im Wiebendorfer Wald östlich des Dorfes über 700 langobardische Gräber ausgegraben. In seinem Buch „Wiebendorf – ein Urnenfriedhof der frührömischen Kaiserzeit in Hagenow“ heißt es „Wiebendorf ist der erste vollständig untersuchte frühkaiserzeitliche Urnenfriedhof im Norden der DDR. Von etwa 800 ursprünglich auf dem Platz niedergelegten Bestattungen sind 718 mehr oder weniger gut erhalten geblieben und freigelegt worden.

Abb. 1 Langobarden-Friedhof.jpg

Abbildung 1. Funde auf dem Wiebendorfer Langobarden-Friedhof


Der Bestattungsplatz gehört kulturell in die kleine Gruppe der im Kreis Hagenow verbreiteten Langobardenfriedhöfe, die mit Kulturgut vom Spät-Latene-Charakter einsetzen, das im Unterelbegebiet für die Augusteische Zeit (etwa 30 v.u.Z. bis 20 u.Z.) typisch ist und im 2.Jahrhundert abbrechen.“ In seinem Aufsatz „Das Römischen Reich und die Germanen im Boizenburger Raum um den Beginn unserer Zeitrechnung“ (in „Zur Geschichte Boizenburgs“, Boizenburg 2007) führt Keiling aus: „Als im Herbst 1972 ein gewaltiger Sturm über das Land brauste, entwurzelte er in einem alten Hochwald auf einem Kiesrücken östlich des Tessiner Moores (Wiebendorfer Moor, D.G.) auf der Wiebendorfer Gemarkung zahlreiche dicke Kiefern. Beim Durchstreifen des Windbruchgebietes entdeckte ein Traktorist einen Bronzeeimer im Wurzelloch einer umgestürzten Kiefer. Unmittelbar danach erfolgte die Besichtigung des Fundplatzes durch einen Fachmann sowie die Übernahme des Gefäßes. Dabei bestätigte sich, dass hier ein unbekannter Langobardenfriedhof liegt, der offenbar noch nicht sehr zerstört ist. … Wiebendorf war der erste Friedhof aus dieser Zeit im Nordosten, der planmäßig und vollständig untersucht worden ist. 715 Bestattungen und zahlreiche Einzelfunde konnten ausgegraben und in einem Katalogband (Keiling 1984) der Öffentlichkeit vorgelegt werden. …

Überblickt man das aus den Wiebendorf-Gräbern stammende umfangreiche Fundmaterial, so lassen sich besonders nach dem Formenwandel der Keramik drei aufeinanderfolgende Zeitphasen erkennen. …

1. Wiebendorf setzt mit Bestattungen ein, die mit situlaartigen oft mit einem Henkel versehenen Terrinen mit Punkt- und Strichverzierung niedergelegt sind (Abb. 1 m). Übrigens sind aus solchen Urnen mehrfach Harzstücke bekannt geworden, auf denen sich Zahnabdrücke befinden. Das aus Pech bestehende Harz fand wohl beim Totenbrauchtum Verwendung. Die Mehrzahl der Bronzegefäße, die die Langobarden von den Römern erhalten haben dürften, gehört auch in diese frühe Zeit. Es sind Eimer (Abb. 1 k), flache Becken, Bronzekessel mit Eisenrand und eine besonders schöne Kanne mit Gesichtsmaske mit Henkelansatz (Abb. 1 l).

2. Es folgen vorwiegend schwarze Terrinen, die mit ein- und zweireihigen Rollrädchenmustern verziert sind. (Abb. 1 n)

3. Zum Schluss herrschen Terrinen mit mehrlinigem Rollrädchenmuster und Riefornamenten vor (Abb. 1 o). Auch die Depots aus Waffen und Eisengegenständen, wie sie links der Elbe auf Langobardenfiedhöfen freigelegt wurden, traten in Wiebendorf auf. Lanzenspitzen (Abb. 1 h), Schildbestandteile (Abb. 1 i) und Schwerter sowie die von der Reiterei verwendeten Sporen (Abb. 1 c) weisen auf kriegerische Auseinandersetzungen hin. Eiserne, aber manchmal auch aus Bronze bestehende Gewandhaften, die die Archäologen Fibeln (Abb. 1 a/b) nennen, waren wie die verschieden geformten Schnallen und Gürtelverschlüsse Bestandteile der germanischen Kleidung. Eiserne Pfrieme, halbmondförmige Rasiermesser (Abb. 1 g), Messer (Abb. 1 e) und Scheren (Abb. 1 f) sind häufig auftretende Gebrauchsgegenstände.“

Kurt Schulz führt in seiner Granziner Dorfchronik aus: "An materiellen Hinterlassenschaften fanden sich auf der Granziner Flur bis jetzt einige Steingeräte, z.B. Teile einer Steinaxt an der Gemarkungsgrenze auf Beckendorfer Acker, Keramikscherben östlich vom 'Klaaskamp', besonders aber Reste von Großsteingräbern. ... Dazu berichtete der Hilfsprediger Ritter aus Wittenburg, ein interessierter Laienarchäologe, 1839/40. Er fand, wie er schrieb, 'auf dem höchsten Punkt des Granziner Hügelzuges auf ritterschaftlichem Gebiet' Urnen und Steingehäuse, eine Menge Knochen, deutliche Steinringe, einen augenscheinlich künstlichen Hügel und mehrere 'behauene Steine'. Weiter entdeckte er zwischen Granzin und Bennin links am Wege (gemeib´nt ist wahrscheinlich der alte Weg ...)mehrere kegelgräber ... , das größte mit einem Durchmesser von 50 Fuß ...





In das verlassene fast menschenleere Land zogen dann wendische Stämme ein. In dem von den Langobarden verlassenen Gebiet haben sich die Polaben (Anwohner der Labe = Elbe) angesiedelt. Ihr Stammeszentrum und -heiligtum war in Ratzeburg zu finden. Als um die Mitte des 12.Jahrhunderts die deutsche Besiedlung der von den wendischen Polaben bewohnten westmecklenburgischen Gebiete erfolgte, wurde um den Boizenburger Burg- oder Schlossbezirk auch das Land oder die Vogtei Boizenburg gebildet. Dieses später auch Amt genannte Land Boizenburg wird etwa gleichzeitig mit dem 1154 gegründeten Bistum Ratzeburg, zu dem es kirchlich bis zur Durchsetzung der Reformation etwa 1535 gehörte, entstanden sein. In der weltlich-politischen Organisation gehörte es zunächst bis 1203 zur Grafschaft Ratzeburg, dann zur Grafschaft Schwerin und ab 1358 zu Mecklenburg. Erwähnt wird es erstmalig in einer Urkunde aus dem Jahre 1158 als Heinrich der Löwe dem Bischof von Ratzeburg ein Tafelgut "in Boyceneburg Benin" schenkt. Die Ersterwähnung von Bennin ist somit auch die für die Vogtei Boizenburg. Die Dörfer der Vogtei dürften jedoch alle um diese Zeit entstanden sein, wenn sie denn nicht schon vorher als wendische Siedlungen bestanden haben. Ihre Ersterwähnung in Urkunden liegt aber häufig um vieles später. Das Ratzeburger Zehntenlehenregister von 1229/30, in dem viele Dörfer u.a. des Amtes Wittenburg zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurden, ist für das Amt Boizenburg nur unvollständig erhalten. Mit Sicherheit sind aber mit ihren Zehntenlehen genannt:

   Zehnten für den Bischof:
        Granzin               24 Hufen
        Nieklitz              12  -"-
        Klimprow      	  	4  -"- (auf der Tüschower Feldmark)
        Niendorf         	-
        Bahlendorf   	        -
        Karrentin    	        7  -"-
        Dersenow   	        5  -"-
        Zahrensdorf           12  -„- 
        Blücher                4  Hufen  
        Lüttenmark             4  -"-
        Leisterförde           4  -"-.

In der Curie (bischöflicher Hof) "Bunserstorpe" sind von 6 Hufen Zehnten an den Bischof zu zahlen. In Übereinstimmung mit dem Mecklenburgischen Urkundenbuch darf man davon ausgehen, dass es sich bei Bunserstorpe um Bengerstorf handelt, da auch kein anderes Dorf mit ähnlichem Namen historisch belegt ist. Über die Zehnten für den Bischof hinaus sind Zehntenlehen für andere Personen in Granzin, Tessin und Gallin sowie zwei weitere nur unvollständig lesbare (der jeweils erste Buchstabe des Namens fehlt) und bisher nicht identifizierte Dörfer erwähnt. Es könnte sich bei ".ebande" um Nebande, das sagengafte Nebein auf der Gemarkung Bennin handeln und bei ".amnetin" um Gamnetin, verkürzt zu Gamm, um das Vorwerk an der Boize, das 1255 Graf Gunzelin III. an die Bürger zu Boizenburg verkauft hat. Der Name Gamm existiert nach wie vor für die Ausbaugehöfte in Boizenburg, Schwartow und Neu Gülze sowie als Flurname für die zwischen diesen liegenden Flächen. Bennin ist aufgeführt als "freigemacht für den Bischof in Feldern und Wäldern, Weiden und Wiesen, welche Herzog Heinrich (der Löwe) für den Bischof von allen Diensten befreit hat".

Bretzin ist das ersterwähnte Dorf der ehemaligen Gemeinde Wiebendorf. Im Landeshauptarchiv liegt eine Urkunde vor, in der im Jahre 1297 der Verkauf des Dorfes durch den Grafen Nicolaus von Schwerin an das Kloster Zarrentin erfolgt. Der Ortsname ist als Birkenort zu deuten.

Das ritterschaftliche Gut Beckendorf wird im Jahre 1323 erstmalig erwähnt, als die Ritter Wipert und Hermann von Blücher die Einkünfte von sieben Hufen einer von ihnen gestiftete Vikarei in der Wittenburger Kirche widmen. Der Ortsname ist als Ort am Bach zu verstehen.

Die erste Erwähnung findet der Ort Wiebendorf im Jahre 1479 im Landbederegister als Wybendorpe. Aus dem Dorf wird in diesem Jahr keine Landbede gezahlt. In der Karte von Hoinckhusen etwa 1700 wird der Ort als Widendorf bezeichnet. Der Name dürfte deutschen Ursprungs sein (z.B. aus Wiew oder Wieb = Weib, bzw. aus dem weiblichen Vornamen Wiebe).

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