Zu weiteren Beschreibungen Damgartens in der landeskundlichen Literatur: Unterschied zwischen den Versionen

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"Damgarten (Kr. Franzburg-Barth). D. ist am Saaler Bodden ö. der Recknitzmündung gelegen und wird erstm. 1225 als 'villa dammechore' erwähnt. Fürst Jaromar II. von Rügen gründete hier als Grenzfestung gegen Meckl. 1258 eine Stadt und verlieh ihr lübisches Recht, wie es Stralsund hatte, sowie Zollfreiheit im ganzen Lande Rügen. In ihr ist zunächst eine Holzkirche errichtet worden, die noch im 13. Jh. durch einen Steinbau ersetzt wurde. Aus dieser Zeit stammt noch der Chor, das Schiff ist spätgotisch, der W-Turm 1886-87 angefügt worden. 1267 urkundete Wizlaw II. von Rügen 'apud oppidum Dammae Gorae', 1323 werden eine Wassermühle und das Ribnitzer Tor gen[annt]. Nach den Bestimmungen des Friedens von Brudersdorf (1328), der den Rügenschen Erbfolgekrieg beendete, gehörte die Burg in D. zu den während des Krieges erbauten, die abgerissen werden mußten. Zugleich kam D. mit anderen pomm[erschen] Landesteilen in meckl. Pfandbesitz. Weil dieser nicht termingerecht ausgelöst wurde, erhielt Hz. Albrecht von Meckl. 1348 vom K[ai]s[er] die Belehnung für Barth und D.; beide sind nach dem Stralsunder Frieden von 1354 wieder an Pomm[ern] zurückgefallen. Seit 1402 bestand in D. eine St.-Jürgen-Kapelle, später auch eine Heilig-Leichnams-Kapelle; beide sind zerstört. 1533 erhielt die H[er]z[ogi]n Margaretha, Witwe Georgs I., D. als Witwensitz. 1571 brannte die Stadt ab. Seit 1582 wurde regelmäßig ein Pferde- und Viehmarkt abgehalten. Seit 1698 besitzt sie eine Lateinschule. Im 30j[ährigen] Krieg war der Flußübergang bei D. mehrfach umkämpft: 1630 siegten die Schweden über die K(ai)s(er)l(ichen), 1637 besetzten letztere die Stadt, 1638 ging D. wieder an die Schweden verloren. Ein Merianstich (um 1652) zeigt rechts der Recknitz bei D. eine 'Innere Schantz', etwas oberhalb an der Brücke eine 'äußere Schantz'. Seit 1686 wurde in D. auch die 'Gemeine' an der Verwaltung beteiligt. Im Nord. Krieg erzwangen die Schweden 1712 gegen Polen und Sachsen den Übergang nach Meckl. 1807 [korrekt 1809, Anmerkung Jan Berg] siegte hier Ferdinand von Schill über Franzosen und Mecklenburger.
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1816 hatte D. 849, 1852 1750 Einw[ohner]; 1846-1917 wurde das Torfmoor ausgebeutet, 1852-1913 arbeitete eine Glashütte. 1864 öffnete eine Fortbildungsschule ihre Tore. Seit 1888 hat D. Anschluß an die Eisenbahnstrecke Stralsund-Rostock; 1894 folgte die Eröffnung der Linie D.-Barth (1945 demontiert). Trotzdem ging zwischen 1890 und 1910 die Zahl der Bev[ölkerung] um über 400 auf 1802 zurück. 1928 wurden Pütnitz und Plummendorf eingemeindet. Seit 1935 hat die Stadt durch den bau einer Heeressiedlung mit den Anlage von sieben Straßen nach N[orden] und O[sten] an Ausdehnung gewonnen. 1937 nahm ein Werk für den Bau von Flugzeugteilen den Betrieb auf. 1939 zählte D. 3928 Einwohner. 1950 wurde D. mit Ribnitz zur Doppelstadt Ribnitz-D. vereinigt."
  
 
='''Auszug aus "Pommern. Wegweiser durch ein vergessenes Land"''' von Johannes Hinz Augsburg 1996 S. 76, 77=
 
='''Auszug aus "Pommern. Wegweiser durch ein vergessenes Land"''' von Johannes Hinz Augsburg 1996 S. 76, 77=

Version vom 13. Juni 2020, 18:18 Uhr

An dieser Stelle finden Sie überblicksartige Kurzinformationen zur Stadt Damgarten aus Sammelwerken verschiedener Jahrhunderte. Dabei ist es nicht ungewöhnlich, dass sich die Werke mitunter aufeinander beziehen.

Auszug aus "Handbuch der Historischen Stätten. Band 12, Mecklenburg-Vorpommern" herausgegeben von Helge bei der Wieden und Roderich Schmidt, Stuttgart 1996, S. 174:

"Damgarten (Kr. Franzburg-Barth). D. ist am Saaler Bodden ö. der Recknitzmündung gelegen und wird erstm. 1225 als 'villa dammechore' erwähnt. Fürst Jaromar II. von Rügen gründete hier als Grenzfestung gegen Meckl. 1258 eine Stadt und verlieh ihr lübisches Recht, wie es Stralsund hatte, sowie Zollfreiheit im ganzen Lande Rügen. In ihr ist zunächst eine Holzkirche errichtet worden, die noch im 13. Jh. durch einen Steinbau ersetzt wurde. Aus dieser Zeit stammt noch der Chor, das Schiff ist spätgotisch, der W-Turm 1886-87 angefügt worden. 1267 urkundete Wizlaw II. von Rügen 'apud oppidum Dammae Gorae', 1323 werden eine Wassermühle und das Ribnitzer Tor gen[annt]. Nach den Bestimmungen des Friedens von Brudersdorf (1328), der den Rügenschen Erbfolgekrieg beendete, gehörte die Burg in D. zu den während des Krieges erbauten, die abgerissen werden mußten. Zugleich kam D. mit anderen pomm[erschen] Landesteilen in meckl. Pfandbesitz. Weil dieser nicht termingerecht ausgelöst wurde, erhielt Hz. Albrecht von Meckl. 1348 vom K[ai]s[er] die Belehnung für Barth und D.; beide sind nach dem Stralsunder Frieden von 1354 wieder an Pomm[ern] zurückgefallen. Seit 1402 bestand in D. eine St.-Jürgen-Kapelle, später auch eine Heilig-Leichnams-Kapelle; beide sind zerstört. 1533 erhielt die H[er]z[ogi]n Margaretha, Witwe Georgs I., D. als Witwensitz. 1571 brannte die Stadt ab. Seit 1582 wurde regelmäßig ein Pferde- und Viehmarkt abgehalten. Seit 1698 besitzt sie eine Lateinschule. Im 30j[ährigen] Krieg war der Flußübergang bei D. mehrfach umkämpft: 1630 siegten die Schweden über die K(ai)s(er)l(ichen), 1637 besetzten letztere die Stadt, 1638 ging D. wieder an die Schweden verloren. Ein Merianstich (um 1652) zeigt rechts der Recknitz bei D. eine 'Innere Schantz', etwas oberhalb an der Brücke eine 'äußere Schantz'. Seit 1686 wurde in D. auch die 'Gemeine' an der Verwaltung beteiligt. Im Nord. Krieg erzwangen die Schweden 1712 gegen Polen und Sachsen den Übergang nach Meckl. 1807 [korrekt 1809, Anmerkung Jan Berg] siegte hier Ferdinand von Schill über Franzosen und Mecklenburger.

1816 hatte D. 849, 1852 1750 Einw[ohner]; 1846-1917 wurde das Torfmoor ausgebeutet, 1852-1913 arbeitete eine Glashütte. 1864 öffnete eine Fortbildungsschule ihre Tore. Seit 1888 hat D. Anschluß an die Eisenbahnstrecke Stralsund-Rostock; 1894 folgte die Eröffnung der Linie D.-Barth (1945 demontiert). Trotzdem ging zwischen 1890 und 1910 die Zahl der Bev[ölkerung] um über 400 auf 1802 zurück. 1928 wurden Pütnitz und Plummendorf eingemeindet. Seit 1935 hat die Stadt durch den bau einer Heeressiedlung mit den Anlage von sieben Straßen nach N[orden] und O[sten] an Ausdehnung gewonnen. 1937 nahm ein Werk für den Bau von Flugzeugteilen den Betrieb auf. 1939 zählte D. 3928 Einwohner. 1950 wurde D. mit Ribnitz zur Doppelstadt Ribnitz-D. vereinigt."

Auszug aus "Pommern. Wegweiser durch ein vergessenes Land" von Johannes Hinz Augsburg 1996 S. 76, 77

"Damgarten, Kreis Franzburg-Barth. Am östlichen Ufer der Recknitz, auf einem flachen Hügel am Saaler Bodden, an einer alten Übergangsstelle wurde das Dorf Dammerchore - 1225 erstmals erwähnt - 1258 durch Fürst Jaromar II. von Rügen als Grenzfestung gegen Mecklenburg mit lübischem Recht zur Stadt erhoben. Dieser Paß, durch einen am südlichen Stadtausgang erbauten Turm mit vorgelagerter Schanze befestigt, war im Laufe der Jahrhunderte immer wieder heftig umkämpft. 1368 siegten die Mecklenburger über Pommern, und D. kam bis 1354 in ihren Besitz. 1630 besiegte Gustav [II.] Adolf [von Schweden] die kaiserlichen Truppen, 1807 [korrekt 1809, Anmerkung Jan Berg] schlug Ferdinand von Schill die vereinigten französisch-mecklenburgischen Truppen.

Seit 1935 dehnte sich die Stadt nach Osten und Norden weiter aus. 1950 wurde D. mit dem am anderen Ufer der Recknitz liegenden Ribnitz vereinigt und zur Kreisstadt erhoben.

1240 mußte die ursprüngliche Holzkirche einem Backsteinbau weichen, von dem der Chor mit flacher Balkendecke erhalten blieb. Ende 15. Jh. Anbau des spätgotischen Langhauses aus Back- und Feldsteinen. Es ist niedriger als der Chor und innen mit einer hölzernen Flachtonne überwölbt. An die Stelle des alten Fachwerkturms (1723) trat 1886/87 ein Backsteinturm. Im Chor steht der 1771 geschaffene, reich geschnitzte Altar mit einer von Säulen eingerahmten vollplastischen Abendmahlszene als Mittelbild. Die reich mit ornamentalen Schnitzereien versehene Kanzel, an deren Korb Figuren der Evangelisten und des Apostels Paulus stehen, trägt ein Engel. Der triumphierende Christus bekrönt den Schalldeckel.


1888 wurde D. durch die Eisenbahnstrecke D. - Velgast an die Strecke Stralsund - Velgast - Ribnitz - Rostock angeschlossen. 1895 kam durch die Franzburger Bahnen Nord eine Kleinbahnverbindung über Barth nach Stralsund hinzu; 1945 demontiert.


Die Landwirtschaft bildete seit jeher das wirtschaftliche Rückgrat. Seit 1582 regelmäßige Vieh- und Pferdemärkte. Von 1846 bis 1917 wurden die umliegenden Torfmoore ausgebeutet. 1852 - 1913 arbeitete in D. eine Glashütte. 1937 Eröffnung eines Betriebes für Flugzeugteile. Durch die Zusammenlegung mit Ribnitz liegt das heutige Industriegebiet auf der Mecklenburger Seite.


D. hatte 1939: 3928; 1985 [jetzt Ribnitz-Damgarten, Anmerkung Jan Berg]: 17693 Einwohner."


Auszug aus "Städte-Atlas Pommern" von Fritz R. Barran, Leer 1993, S. 40

"Damgarten. Stadt im Kreis Franzburg-Barth, Regierungsbezirk Stettin [seit 1934, vorher Regierungsbezirk Stralsund, Anmerkung Jan Berg] an der Recknitz, 4 m über dem Meer. 1939: 4711 Einwohner, meist evangelisch, 1045 Haushaltungen. 1258 Stadtgründung durch Jaromar II. von Rügen als Grenzfestung gegen Mecklenburg. Lübisches Recht, Holzkirche erbat noch im 13. Jahrh[undert] durch Steinkirche ersetzt; 1402 St. Jürgen-Kapelle, später zerstört; 1570 Küsterschule; 1648 an Schweden, 1815 an Preußen; 1698 Rektorschule; 1741 neues Rathaus; 1888 Eisenbahnanschluß. Volksschule, Fortbildungsschule, Handels- und Kunstmühlen AG, Glashütte, Flugzeugteilebau seit 1937; Landwirtschaft, Handwerk; bis 1990 zur DDR gehörig, danach Bundesrepublik Deutschland."


Auszug aus "Die Städte der Provinz Pommern. Abriß ihrer Geschichte zumeist nach Urkunden" von Dr. Gustav Kratz, Berlin 1894, S. 105-107

"Bereits in einer Urkunde vom J[Ahr] 1225 wird das Dorf Damechore genannt, aber erst Fürst Jaromar II. von Rügen begründete im J[Ahr] 1258 die dortige Deutsche Colonie als Deutsche Stadt (...), verlieh den Einwohnern, so weit es an ihm lag (pro posse), den Bezirk zwischen Slichtenmöle (jetzt Hessenburg) und Saal (Zale) bis zum Seestrande, die Feldmarken der beiden Dörfer Damgur und Pütenitz und das Wendische Dorf (villa slavica) nahe bei der Stadt, sowie freie Fischerei von der Stadt an bis Barth, freie Heuwerbung auf der Wiese Pritzenitz, Lübisches Recht nach dem Muster von Stralsund, Freiheit von jeder Abgabe (...) und gewährte Zollfreiheit nicht nur für alle die Stadt Passirenden auf sechs Jahre, sondern auch für die Damgartener Kaufleute im ganzen Lande (...). 1323 verkaufte Barold Mörder an Witzlaw III. seine Wassermühle zu Damgarten. 1329 wird ein Magister Nicolaus als Pfarrer (...) zu Damgarten genannt. Damgarten scheint zu dem Lande Barth gehört und dessen Schicksale getheilt zu haben. Nachdem nämlich die Länder Barth, Grimmen und Tribsees im Brudersdorfer Frieden (1328) pfandweise auf 12 Jahre an Meklenburg überlassen und die Pfänder verfallen waren, erhielt Herzog Albrecht von Mecklenburg, dem auf seinen Theil das Land Barth zugefallen war, mit seinem Bruder Johann 1348 vom Kaiser die Belehnung über Barth und Damgarten nebst Zubehör. Im Stralsunder Frieden (1354) mag mit dem Lande Barth auch Damgarten an Pommern zurückgekommen sein. Nach der Musterrolle vom J[ahr] 1523 hatte Damgarten 10 Mann zu Fuß mit Spießen zu stellen. 1533 erhielt Margaretha, die Witwe Herzog Georgs I., Damgarten als Witthum. 1571 brannte die Stadt fast ganz ab. Nach der Hufenmatrikel von 1631 hatte Damgarten bisher 68 1/2 Landhufen an ganzen und halben Erben, ferner 18 Landhufen und 3 Morgen auf dem Damgarten'schen Felde versteuert, die nun zusammen auf 32 Landhufen reducirt worden. 1630 wurde die Stadt durch König Gustav Adolf von Schweden eingenommen. Der Paß von Damgarten galt im dreißigjährigen, im nordischen und im siebenjährigen Kriege stets als ein sehr wichtiger militairischer Posten. 1637 besetzten ihn die Kaiserlichen, 1638 wieder die Schweden unter Banner, 1712 erzwangen die Schweden unter Stenbock gegen die Polen und Sachsen den Durchzug nach Meklenburg, 1806 [korrekt 1809, Anmerkung Jan Berg] Schill gegen die Meklenburger den Durchzug nach Stralsund. 1681 erging auf ein Memorial der Stadt, "da ein jeder mit dem Städtlein wegen des jetzigen schlechten Zustandes ein Mitleiden habe", eine Resolution der königlich Schwedischen Hauptcommission, worin der Stadt insbesondere gestattet wurde, einen eigenen Vogt aus ihrem Mittel auf ihre Kosten zu halten.

Einwohnerzahl: 1782: 616 Einw. (keine Juden), 1794: 647 Einw., 1801: 678 Einw., 1816: 849 Einw. (1 Katholik, keine Juden), 1831: 1043 Einw. (1 Katholik, 21 Juden), 1843: 1411 Einw. (2 Katholiken, 20 Juden), 1852: 1750 Einw. (4 Katholiken, 20 Juden), 1861: 2002 (5 Katholiken, 16 Juden)

Bau- und Kunstdenkmäler: Die älteren Theile der Kirche im Byzantinischen Uebergangsstyl von etwa 1240, sehr verbaut, die späteren Gothischen Theile ohne Bedeutung, desgleichen ein Altarschnitzwerk aus dem Schluß des 15. Jahrh[underts]."


Auszug aus: "Vorpommern 'unsere schöne Provinz'. Historische Reisebeschreibungen und Berichte" von Herbert Ewe, Weimar 1998, S. 52

Es folgen Reiseeindrücke von Friedrich Zöllner aus den frühen 1790er Jahren. "Friedrich Zöllner verließ Vorpommern über Damgarten in Richtung Mecklenburg. Seine Beschreibung der kleinen Landesgrenzstadt bildet wahrhaftig kein Ruhmesblatt für die Kommune. 'Es ist ein unansehnliches Örtchen', heißt es. Mitten in der Stadt sah er noch Häuser mit Rohrdächern ohne Schornsteine. Auf den Straßen wuchs Gras, wobei 'ein Fremder dem Steuerrat riet' der über Mangel an Kämmerei-Einkünften klagte, die 'Gemeinhütung' der Straßen an den ;meistbietenden' zu verpachten. Schuhmacher und Weber sind die zahlreichsten Handwerker. Die Damastweber arbeiten nur auf Bestellung. Daß der Ackerbau den hauptsächlichen Nahrungszweig ausmacht, würde man, 'bloß aus der Art, wie die Straßen verunsäubert sind', schließen können. Sonst ist nichts, was ihn reizen könnte, hier mehr zu tun, 'als zu schlafen'."


Auszug aus: "Schwedischpommersche Staatskunde. Erster Theil" von T. H. Gadebusch, Greifswald 1786, S. 225-229

"Die Stadt Damgarden liegt am nordlichen Ufer der Rekenitz. Sie ist aus dem vormaligen Dorfe Damchore oder Damgor erwachsen und im Jahr 1258 vom Rügianischen Fürsten Jaromar II. mit städtischer Gerechtigkeit bewidmet und zu einer Grenzfestung gegen Meklenburg bestimmt worden, wie er als vom Pabste bestellter Protektor des Glaubens ein Feldzug nach Dänemark gegen den König Christoph I., seinen Lehnsherrn, vornahm. Vermittelst der Rekenitz und der übrigen Binnenwasser, die mit diesem Flusse in Verbindung stehen hat sie eine Wasserkommunikation mit den Städten Barth und Stralsund und den übrigen einländischen Seestädten. Auch stehet ihr das produktenreiche Meklenburg offen. Demungeachtet hat die Stadt sich nie auch nur einigermassen heben können. Am Ende des Jahres 1783 hatte diese Stadt 123 Häuser und 612 Einwohner. (...) [es folgt eine tabellarische Differenzierung der Sozialstruktur der Stadt, Anmerkung Jan Berg]

Das Damgardtensche Stadtfeld beträgt 1037 Morgen 90 Ruthen; andere Ländereyen hat die Stadt nicht. In dem Bewidmungsbriefe wurden ihr zwar die Äcker der Dörfer Damgor, Slavita und Pütenitz verschrieben, allein das letztere hat sich nie erhalten, weil Fürst Wizlaw I. es bereits lange vorher der Domkirche zu Ratzeburg geschenkt hatte, die es 1261 an Eckhard von Dechow für 200 Mark Lübisch verkauft, bey welcher Familie es noch jetzo ist. Die Aecker der übrigen Dörfer stecken vermuthlich in dem jetzigen Stadtfelde.

Die Nahrung der Einwohner ist von eben der Beschaffenheit, wie in den anderen kleinen Landstädten. Am Ende des 1783sten Jahres fanden sich hier, ausser einem Apotheker und vier Krämern, folgende Gewerke: Becker 6, Bötticher 2, Chirurgus 1, Drechsler 1, Huthmacher 1, Knochenhauer 1, Leinweber 12, Müller 2, Oelmüller 1, Pfeiffenschneider 1, Rasch- und Bohmmacher 1, Schmiede (Grob-) 4, Schmiede (Klein-) 1, Schneider 4, Schuster 13, Stell- und Rademacher 3, Tischler 4, Töpfer 2, Zimmerleute. (...) [es folgt eine tabellarische Auflistung der städtischen Ein- und Ausgaben der Jahre 1779 und 1780, Anmerkung Jan Berg]

Das Hauptprivilegium der Stadt Damgardten ist die Fundations-Bewidmungsurkunde des Fürsten Jaromar II. vom Jahr 1258 (...), worin ihr, ausser der städtischen Einrichtung, der Gebrauch des Lübischen Rechts, die Fischerey in den Gewässern von der Stadt an bis Barth, die Befreiung von der Bede und die Zollfreyheit im Lande Rügen ertheilet worden. Diese Privilegien sind in der Folge bestätigt worden: (...) [es folgte eine Auflistung der herzöglichen Bestätigungen von 1461 bis 1772, Anmerkung Jan Berg].

Der Magistrat bestehet aus einem Bürgermeister, der zugleich Stadtsekretär ist, und aus vier Rathsherrn aus dessen Mittel auch das Stadtgericht besetzt wird. Die Repräsentanten der Bürgerschaft sind in zwey Kollegia abgetheilet. Die Viertelsmannschaft bestehet aus vier und die Achtmannschaft aus acht Bürgern.

Der Steuerfuß ist nach Erben ausgerichtet, deren hier im Jahr 1766 - 53 1/2 waren. Darauf werden alle Abgaben an die Stadt und an das Land repartiret. Ausserdem werden an Stadtaccise von dem zur Mühle geschickten Getraide an die Stadt erlegt, von jedem Scheffel Malz und Roggen 2 Schillinge und von jedem Scheffel, Roggen, Grütz- und Schrootkorn 1 Schilling. Zu den Landessteuern kontribuiret für 3 Hufen 16 9/10 Morgen. (...) [es folgt eine tabellarische Auflistung der Einnahme der Stadtkasse durch die Häusersteuer, Anmerkung Jan Berg]

Die Einnahme dieser Stadt fliesset: 1. Aus der Miethe für 27 Morgen Stadtacker, für 89 Gartenplätzen, für einige andere Plätze und Freyheiten und aus dem Weidegelde; 2. aus der Mühlenpacht, Stadtaccise und Häuser-Steuer; 3. aus dem Bürger- und Abzugsgelde, Rekognitionen, Schutz- und Jahrmarksgelde, und 4. aus einigen unfirirten und ausserordentlichern Gefällen. Alle diese Gefälle betrugen im Jahr 1766 - R[eichts]th[ale]r 543 Pfennige 26.

Die Ausgaben der Stadt bestehen: 1. In den Salarien des Magistrats, der Stadtbedienten und des Kantors; 2. In den übrigen gemeinen Ausgaben, als Bau- und Reparationskosten, Fuhr- und Reisegeldern u[nd] d[er]gl[eichen]; Zusammen betrugen sie im obigen Jahre 298 R[eichts]th[ale]r 18 Pfennige.