Zempin - Ortschronik/en

Aus Ortschroniken
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Kenndaten der Ortschronik
OrtZempin
Zeitlicher Schwerpunkt1571 fortlaufend
UrheberrechteHilde Stockmann / Dirk Herrmann
Erstellungszeitraumseit 2019
Publikationsdatumveröffentlicht
Inhaltliche KategorisierungGeschichte der Gemeinde Zempin
Status (Ampelsystem)in fortlaufender Bearbeitung


Ortschronik des Seebades ZEMPIN auf Usedom

Um die Chronik von Zempin übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.

Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)

1571 ZEMPIN - Ersterwähnung in der Lassaner Wasserordnung durch Greifenherzog Ernst Ludwig

Ersterwähnung Zempin

Die Form der Insel Usedom hat sich in vielen Jahrtausenden verändert und wird sich auch weiter durch die Einflüsse der Natur wandeln. Der Ort Zempin ist an einer Stelle der Insel Usedom entstanden, die zu der jüngsten Bodenbildung gehört.

Am heutigen „Lüttenort“ zwischen Koserow und Zempin war lange Zeit ein Durchbruch. Manchmal verstopfte die Natur durch „Zuwachsen“ diesen Ausfluss der Peene, später halfen die Menschen, diesen Durchgang zu verbauen. Der letzte Durchbruch erfolgte im Jahre 1913. Es ist bis heute eine „Schwachstelle“ geblieben.

Durch diese Überflutungen und Dünenbildung konnte sich auch keine kräftige Muttererde in dieser Gegend bilden und so siedelten sich erst sehr spät, im Verhältnis zu anderen Gebieten der Insel, auf diesem sandigen Boden die Menschen an. Sie lebten von wenigen Tieren, dem Ertrag des kargen Bodens und dem Fischfang. Ohne die Möglichkeit des Fischfanges hätten die Menschen an dieser Stelle nicht überleben können. So steht auch der erste Schriftzug „Zempin“ in Verbindung mit dem Fischfang.

Am 04. Juli 1571 wird vom Pommernherzog Ernst Ludwig eine Verordnung bekannt gegeben, welche Abgaben an den Hof, dem Schloss zu Wolgast, aus dem Fischfang des Achterwassers alle Anlieger zu bringen haben. Da das Achterwasser damals die Bezeichnung Lassansches Wasser hatte, wird diese Ordnung „Lassansche Wasserordnung“ genannt. Zempin Ersterwähnung Texte pdf

Herzog Ernst Ludwig lebte von 1545 bis 1592. Er ist der dritte Sohn von Philipp I. und regierte nach dem ersten Sohn, Johann Friedrich, in der Zeit von 1569 bis zu seinem Tode im Jahre 1592. Trotz der Anordnungen seines Vaters Philipp I. waren die Fischereiverhältnisse vielfach ungeklärt. Es gab lange Prozesse mit den Orten Krummin, Neeberg und Ziemitz. Erst Herzog Ernst Ludwig bestimmte mit dieser Ordnung welcher und wieviel Fisch, je nach Fangart, abzuliefern waren.

So wird z.B. festgelegt, dass vom Wintergarn (Eisfischerei) jeder dritte Fisch dem Landesfürsten zu geben ist. Außerdem gehört jeder Herrenfisch, das sind Stör, Lachs, Wels und Karpfen und der Vorfisch, das ist der beste Fisch nach den Herrenfischen, dem Fürsten. Der Kieper (Fischmeister) erhält den nächstbesten Fisch. Er hat vorher alle Herrenfische und den Vorfisch herauszunehmen und erst dann ist das Drittel abzumessen.

Außerdem wird bestimmt, dass niemand, bevor nicht das Drittel abgegeben wurde, Fische gegen Geschenke wie Bier oder Brot wegzugeben hat. Bei Nichtbefolgen wird er bestraft! Es ist aber jedem Garnmeister freigestellt, seinem Nachbar, dessen Garn (Netz) nichts gefangen hat, sieben oder acht Fische zum Essen für seine Familie zu leihen.

In der Verordnung sind auch Schonzeiten für die Fische und bestimmte Fangarten festgelegt. So z.B. darf mit dem Sommergarn gefischt werden, sobald das Eis weg ist, aber nur bis Michaelis (29. September), damit es keinen Schaden gibt oder die Fische erschreckt werden. Jedoch soll niemand, außer die Lassanschen, während der Laichzeit fischen. Wer mit dem Sommergarn fischt, der soll dem Herzog in der Zeit von Lichtmess (2. Februar), oder sobald kein Eis mehr ist, bis Urbani (25. Mai) jeden dritten Fisch geben. Von Urbani bis Michaelis ist die Pacht von anderthalb Gulden von jedem Sommergarn zu entrichten. Aber immer ist der Stör, Lachs, Wels und Karpfen abzugeben.

Die Bleinetze sind nur von Lichtmess bis Gregori (23. April) zugelassen und der dritte Fisch ist der fürstlichen Küche zu entrichten. Mit dem Stroh- oder Spongarn darf nur von Lichtmess bis Michaelis gefischt werden. Aber während der Schonzeit (von Gregori bis ungefähr Pfingsten) zu fischen, ist verboten. Außerdem dürfen Stroh- oder Spongarne nicht getrieben, sondern vor dem Anker allein aufgezogen werden.

Danach folgen Mengenangeben für die Anklamer, für die vom Gnitz, die Mellenthiner und Umgebung. Für jedes Garn ist ein Gulden zu entrichten, außerdem soll eine entsprechende Anzahl von fürstlichen Kähnen, die 20 Tonnen (Fässer) fassen, mit gemeinen Speisefischen gefüllt werden. Danach wird bestimmt, dass die Fischer von Lassan, Lieper Winkel, vom Lande Usedom und Pudagla, wenn sie denn mit dem Strohgarn fischen, und nur zur vorgeschriebenen Zeit, außer der Geldpacht, auch noch eine gewisse Anzahl von Kähnen voller Speisefische für die fürstliche Küche zu liefern haben. Die Ückeritzer, Loddiner, Koserower, Zempiner und Damerower sollen, außer der Geldpacht, zusammen zwei Kähne mit Speisefischen entrichten.

Danach werden die Zeiten und Abgaben für die Reusen festgelegt. Die vom Haff sollen für jedes Boot einen Gulden Pacht und ein Schock (60 Stück) Brassen (Bleie) und eine Tonne (ein Fass) Plötze abgeben. Die anderen, wie z.B. Neppermin, Devichow, Ückeritz, Loddin, Koserow, Damerow, Zempin, Netzelkow usw. geben zur Geldpacht von jedem Boot noch eine Tonne Brassen.

Die Aalrepe oder Aaltowe gebraucht man von Lichtmeß bis Michaelis. Die Anklamschen, so sie Aal fischen, sollen ½ Gulden pro Jahr geben und von jeder Reise einen Achtenteil Aal abgeben. Die anderen Bauersleute sollen neben dem ½ Gulden von jeder Aalrep eine Tonne Aal pro Jahr geben. Driftnetze und Aalstechen werden gänzlich verboten! Wer ohne Brief und Erlaubnis fischt, wird bestraft! Damit auch niemand sich mit Unwissenheit entschuldigen möchte, wurde angeordnet, dass diese Ordnung jedes Quartal in den Kirchen von der Kanzel vorzulesen ist.

In dieser, in Greifswald im Vorpommerschen Landesarchiv liegenden Urkunde ist nachweislich das erste Mal der Ortsname ZEMPIN niedergeschrieben worden. Aus dem Inhalt der Verordnung erkennt man, dass die Bewohner von Zempin vom Fischfang und der Landwirtschaft lebten.

Hier sind nur die Abgaben für die Fischerei aufgeführt. Es gab aber auch noch Abgaben für Grund und Boden, welcher in Zempin herrschaftliches Eigentum war. Erst nach 1851 konnte in Zempin das gepachtete Land von den Bauern für die 18 ½ fache Pacht gekauft werden. Sie konnten auch eine kleine Fläche Wald kaufen, da sie früher immer die Schweine im Eichenwald gemästet hatten. Das Fischen in der Ostsee war früher für jeden frei von Abgaben, aber die Boote und Geräte waren zu dieser Zeit nicht entsprechend.

Noch heute wird in Zempiner Familien gesagt, wenn ein schöner großer Fisch auf den Tisch kommt: „ Heut´ gibt es Herrenfisch!“ Daraus kann man schlussfolgern, dass trotz Anordnung und Vorlesen von der Kanzel, nicht jeder Herrenfisch in Wolgast landete.


1618 auf der Pommernkarte von E. Lubin mit Sempin bezeichnet

Bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)

Unter Schwedens Herrschaft (1648 - 1720)

1693 Zempin

1693 Vermessung und Beschreibung des Ortes Zempin durch die Schweden. Fünf Familien wohnen in Zempin. „Ohne die Fische des Achterwassers wäre es fast elendig mit ihnen bestellt“ schreiben die Schweden.

1693 Dieses Dorf gehört unter das Amt Krummin, wohin es seinen Dienst leisten muß, ist ungefähr 2 Meilen östlich von Wolgast gelegen. Früher sollen hier 6 Bauern und 2 Kossaten gewohnt haben, deren Hufenzahl man von den gegenwärtigen Bewohnern nicht erfahren konnte. Der Schulze im Dorf besitzt für seinen Dienst [Acker] für 2 Scheffel Aussaat.

1693 Zempin Häuser mit Nr.

Dieses Dorf untersteht mit seinem Kirchgang Koserow. Was sonst die Grenzen angeht, so hat es im Norden das große Salzmeer, Die Strand, wie sie es hier nennen, und zum Süden hin das Acterwater. Außerdem haben sie keine feste Grenze im Wald, weil alles unter das Amt gehört.

Einwohner: 1. Petter Sucker, Schulze; 2. Michel Remell, Bauer; 3. Petter Been, Bauer; 4. Hans Beens Witwe; 5. Jean Wichelm, Viehhirte.

1668 Anna Reeßen geb. Maaken aus Zempin, die Resische genannt, wird in Mölschow als Hexe verbrannt. (Thema für den Roman vom Meinhold „Die Bernsteinhexe“)

Bis zur Reichseinigung (bis 1871)

Unter Preußen

1779 - Ludwig Wilhelm Brüggemann beschreibt Zempin in „Ausführliche Beschreibungen des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern Teil 1“ auf Seite 253: „3 1/2 Meilen von Swinemünde nordwestwärts, und 1 1/2 Meilen von der Schwedischen Stadt Wolgast gegen Osten, liegt gegen Norden 1/8 Meile von der Ostsee, und gegen Westen dicht an dem Achterwasser, hat 4 Bauern, 4 Büdner, 1 Schulmeister, und ist zu Coserow in der Usedomschen Synode eingepfarret.“ Auf Seite 254 dokumentiert Brüggemann, dass die Bauern Fronarbeit leisten mussten und die Zempiner müssen in Krummin arbeiten: „Das Vorwerk Crummin hat 1047 Morgen 5 Ruthen. Der Acker liegt in 3 Schlägen von dem Acker des Predigers und der Bauern abgesondert, und ist von ziemlicher Güte. Die Wiesen sind sämtlich einschnittig und mittelmäßig. Das Vorwerk hat mit dem Dorfe längst des kleinen Strummins eine gemeinschaftliche Weide, welche aber sehr tief ist. Die Dienste werden von 2 Bauern aus Krummin, 7 Bauern aus Neberg, 2 Bauern aus Bannemin, und 4 Bauern aus Zempin verrichtet.“ Im Heimatheft Nr. 2 Seite 14 ist genauer beschrieben, welchen Umfang diese Fronarbeit im Jahre 1693 unter den Schweden hatte. Aber die Einführung dieser zusätzlichen Arbeit bestand schon sehr lange.


Zempin gehörte zum Begriff Wolgaster Ort Die genaue Bezeichnung für einen Teil der Insel Usedom „Wolgaster Ort“ hat 1779 Brüggemann festgehalten: „Crummin hat eine zur Usedomschen Synode gehörige Mutterkirche, zu welcher die Dörfer Neberg, Mahlzow, Zecherin, Mölschow, Bannemin, Zinnowitz, Sauzin, das Vorwerk Ziemitz, und die ½ Meile von hier entfernte Wolgastische Fähre diesseits der Peene, woselbst die Ueberfahrt mit einem Prahm nach Wolgast ist, inngleichen der so genannte Hammelstall (heute Trassenheide) bei Mölschow, eingepfarret sind. Die sämtlichen zu diesem Kirchspiele gehörigen Oerter, und die Dörfer Zempin, Coserow, Loddin und das Vorwerk Damerow, werden der Wolgastische Ort genannt.“ Dieser Begriff ergab sich aus der Zeit, da die Insel zwei namentliche Teile hatte: Buckow, Buchenort, unterstand der Burg Wolgast (der Teil, den Brüggemann hier bezeichnet als Wolgaster Ort) und Wanzlow unterstand der Burg Uznam, Usedom, beginnend östlich von Loddin mit dem Ort Ückeritz (aus dem Slawischen für Grenzort). Heute wird der Begriff Wolgaster Ort nur noch für den südlichen Teil der Insel Usedom von der B111 aus von Mahlzow bis Bannemin verwendet.

1756 Der Schneider Michael Hellert unterrichtet die Zempiner Kinder im späteren Armenhaus - heute Dorfstraße 1. Siehe weiter unter: Schule Zempin

1820 große Heringsfänge in der Ostsee – Errichtung der Salzhütten

1829 Als im Rentamt 1829 die Fischerkolonie Hammelstall (1821 gegründet) mit sechs Hausstellen erweitert werden sollte, verloren Bannemin wie Mölschow, Zempin und Zinnowitz selbst das Hütungsrecht für die Schweinemast in der Zinnowitzer Forst.

1850 Amtsrat Gadebusch beschreibt in der Chronik der Insel Usedom Zempin als Bauern- und Fischerdorf am Achterwasser (4 Bauern, 13 Büdner)

1860 13 Boote treiben Fischfang, davon 5 auf dem Achterwasser

1865 Beschreibung Dr. Heinrich BerghausZempin, unter dem Rentamt Swinemünde stehendes Bauern- und Fischer-Dorf, auf der Landenge zwischen Hauptmasse der Insel und dem Wolgaster Ort, südlich ans Achterwasser, nördlich an die Ostsee gränzend, auf Höhen und Niederungen belegen, 3 1/2 Meile nordwestlich von der Kreisstadt entfernt, und nach Koserow eingepfarrt, hat 4 Bauernhöfe, wovon einer zerstückt ist, und 14 Büdner nebst Schule, überhaupt 30 Wohnhäuser mit 235 Einwohnern. Die Feldmark, die zum größten Theil versandet ist, hat ein Areal von 712 Mg. 8 Ruth., davon sind 288. 107 Ackerland, worauf man Kartoffeln und Runkelrüben zum Viehfutter erbaut 104. 87 einschnittige Wiesen, die theils be-, teihls entwässert werden müssen, 302. 91 Hütung, 2. 36 Gärten, in denen man blos den eignen Hausbedarf erzielt, 0. 176 Hof- und Baustellen und 13. 51 Wege und Unland. Viehbestand: 16 Pferde, 70 Rinder, 57 Schafe, 3 Ziegen und 44 Schweine. Von Federvieh werden nur Hühner für den Hausbedarf gezogen. Bei dem kärglichen Ertrage des Ackers bildet die Fischerei gleichsam die Hauptnahrungsquelle, 24 Familien leben vom Fischfang. Sie halten 8 Boote auf der Ostsee und 5 auf dem Achterwasser. Torf, Lehm und Merkel sind die auf der Feldmark vorkommenden Mineral-Erzeugnisse, die auch ausgebeutet werden.“

Kaiserreich (1871-1918)

1872 am 12.–13. November schwerste Sturmflut bis heute

1865 Waldhalle von Kapitän Schohl als Restaurant und Café (heute Standort Waldhaus/ Waldstraße) errichtet

1900 am 6. Januar großer Fang mit dem Wintergarn im Achterwasser - als Dank schenkten die Fischer der Koserower Kirche einen Leuchter

1906 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Zempin

1908 Beitritt der Gemeinde Zempin zum Deutschen Bäderverband (1904 schon 617 Urlauber, 2019: über 50.000)

1908 Gäste kommen

Mit dem Zug von Berlin bis Karnin. Umsteigen in den Dampfer und über Peenestrom und Achterwasser im Hafen von Zinnowitz ankommen. Dort steht der Reisewagen mit Pferden bereit, um sie nach Zempin zu fahren.

1911 am 1. Juni erhält Zempin Bahnanschluss

1913 29.-30. Dezember - schwere Sturmflut – bisher letzter Durchbruch der schmalsten Stelle zwischen Zempin und Koserow (1995, 2006, 2017 weitere schwere Sturmfluten – großer Schaden) siehe auch unter: Sturmfluten

Weimarer Republik (1918-1933)

1919 Zempiner Gäste fotografieren

1927 Familie Speiermann, Berlin in Zempin

1929 Zempiner Gäste fotografieren

1930 Errichtung der Seebrücke

1930 entstand die Zempiner Seebrücke. Sie war 150 m lang und von den Gebrüdern Wittmis aus Göhren (Insel Rügen) erbaut worden. Sie waren Eigner mehrerer kleiner Dampfer. So gab es Tagesfahrten über die Ostsee oder Kaffee- und Mondscheinfahrten mit Blasmusik ab der Seebrücke Zempin. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Brücke nicht mehr benötigt und zerfiel.


Drittes Reich (1933-1945)

Schwein schlachten

Eva Schmidt geb. Krüger *1930 †2021, Zempin:

Ca.1930 - 1945 wurde auch in jedem Haushalt ein Schwein gefüttert und geschlachtet. Wenn das Schlachtfest bevorstand wurden der Schlächter, meistens mein Onkel und der Fleischbeschauer, bestellt.

Der Brühtrog und eine stabile Leiter standen bereit. Wurde das Schwein aus dem Stall geholt, mussten die Kinder ins Haus. Wir durften nicht sehen, wenn das Schwein getötet wurde und das Blut aus der Einstichwunde floss. Erst als ich zwölf Jahre war, musste ich vor dem Schwein das Blut rühren. Ich fühle noch heute, wie mir das heiße Blut über meine Hand lief.

Am ersten Abend, nachdem das Fleisch abgekühlt war, wurde es von meinem Onkel zerlegt. Zuvor hatte der Fleischbeschauer das Schwein freigegeben und es konnte zum Verzehr zubereitet werden.

Am ersten Abend gab es Kottelet, Bratscheiben und Leber. Am zweiten Tag freuten wir uns auf Mörbraten, Schmalzstullen mit Leberwurst. Am dritten Tag wurde dann die Blutwurst, Sülze und Tolatsch gekocht. Das übrige Fleisch und die Schinken kamen ins Salzfass. Nach 6 Wochen wurden die Speckseiten und der Schinken geräuchert. Von dem Pökelfleisch kochte die Mutter schmackhafte Gerichte.

1933 Vorladung des Malers Hugo Scheele

Hugo Scheele wurde wegen der Unterstützung der Besitzerin des Inselhofes, Frau Lührsen, nach Stettin vorgeladen. Auch sein Haus in der Waldstraße in Zempin wurde durchsucht.

1933 Briefpapier mit Werbung


1935 Urlauber fotografieren

1936 Zempin wird militärisches Sperrgebiet

Auf dem Areal der heutigen Seestraße wurde von der Wehrmacht 11 ha Waldfläche vermessen und abgeholzt. Dort wurde die Flak-Unteroffiziersschule errichtet.

Im Jahr 1936 wurde der Norden der Insel Usedom zwischen Wolgast, Peenemünde und Lüttenort (an der schmalsten Stelle der Insel zwischen Zempin und Koserow) zum militärischen Sperrgebiet ernannt. Zugang zu diesem Gebiet hatten nur berechtigte Personen. Darunter zählten die Einwohner der sich darin befindlichen Orte, Angestellte der Heeresversuchsanstalt, sowie militärisches Personal. Für Fremde gab es keine Möglichkeit das Sperrgebiet ohne Sondergenehmigung zu betreten. Reisende mit dem Zug in Richtung Wolgast ohne Sondergenehmigung wurden ab den eigens dafür eingerichteten Haltepunkt am Lüttenort in ihren Zugabteilen eingeschlossen. Erst in Wolgast wurden die Türen wieder geöffnet. Aus Wolgast in Richtung Koserow kommend, folgte das gleiche Spiel. Angeblich soll auch der Künstler Otto Niemeyer Holstein, welcher in Lüttenort wohnhaft war, zeitweise für die Kontrolle der Berechtigungen und Abschluß der Abteile zuständig gewesen sein. Von diesem "Bahnhof" / Haltepunkt gibt es bisher keine bekannten Bildaufnahmen.

Zempiner Nußstangen - Produktion/Verkauf

1938 Gäste in Zempin

Fotos: Fam. Tirsch

Pflichtjahr

Eva Schmidt geb. Krüger, die Familie hatte 6 Kinder:

Wir gehörten nun zu den kinderreichen Familien. Meiner Mutter wurde das Mutterkreuz verliehen. Diese Medaille habe ich aber bei meiner Mutter nie gesehen. Vom Arbeitsamt wurde uns nun ein Pflichtjahrmädel zugeteilt.

Alle weiblichen Schulabgänger mussten ein Land- oder Pflichtjahr absolvieren. Die Jungen begannen ihre Lehre und nach Beendigung mussten sie dann zum Arbeitsdienst. Meistens kamen sie dann schon zum Militär und erhielten militärische Ausbildung.

Kriegszeiten

16.07.1944 Bombeneinschläge in Zempin

Eva Schmidt geb. Krüger:

Feste und Feiern wurden immer zu Höhepunkten. Mit wenigen Mitteln und Geldausgaben wurden die Tage begangen.

Wir erinnern uns noch oft an die Zeit, als wir mit der Mutter Pilze suchen gingen oder Holz und Kienäpfel sammelten. Bei Stromsperren saßen wir um das Ofenloch und sahen den knisternden Kienäpfeln zu. Wir sangen bekannte Lieder oder hörten Geschichten. In der Ofenröhre brutzelten die Bratäpfel oder wir rösteten darin die gesammelten Bucheckern.

Kam dann der Strom wieder, wurden die Kleinen ins Bett gebracht. Die Großen mussten bügeln und die Wäsche ausbessern. Unsere Mutter saß dann an der Nähmaschine, nähte neue Sachen oder besserte alte aus. An die Maschine durften wir nicht. Sie hatte Befürchtungen, dass was kaputt gehen könnte.

Jeden Abend um 22 Uhr wurde im Radio der Bombereinflug abgehört. Wurde der nordische Raum genannt, gingen die Großen gar nicht erst ins Bett, dann warteten wir auf Fliegeralarm. Gingen die Sirenen kannte jede ihre Aufgabe und nach kurzer Zeit fanden sich alle im Hauskeller ein.

Der Großvaterblieb meistens in seiner Wohnung. Er hat nie darüber gesprochen. Einmal war mein Vater auf Urlaub. In der Nacht gab es Alarm. Er holte uns alle in die Ehebetten und sagte: „Wenn es uns treffen soll, sind wir gleich alle weg.“ Er hatte Recht, hätte eine Luftmine unser Haus getroffen, wären wir auch im Keller nicht sicher gewesen.

Unser Haus war zum größten Teil mit Soldaten belegt. Alle Zimmer bekamen Kanonenöfen und Feldbetten. Es wurde die Fahrbereitschaft eingerichtet. Wenn nachts nun Fliegeralarm war, wurden die Autos aus der Gefahrenzone gebracht. Dann nahmen uns die Soldaten öfters mit.

Man rechnete schon mit einem Angriff auf die Abschussrampen oder auf die Flakkaserne.

Einen Angriff auf Peenemünde hatten wir ja völlig überrascht erlebt. Wir sahen nachts am Himmel die leuchtenden Tannenbäume (grüne Leuchtkörper wurden am Zielort abgeworfen, die dann die Form eines Tannenbaumes annahmen) stehen und flüchteten in den Keller.

Die Soldaten im Haus beruhigten uns und gaben uns Anweisungen zum Verhalten. Am nächsten Tag hörten wir die schlimmsten Nachrichten.

Es gab viele Tote, darunter auch meine Freundin Emmi. Der Bunker in dem sie war wurde von einer Luftmine getroffen und alle Insassen wurden getötet.

Mein Schulfreund Bringfried war in seinem Bunker zwei Tage verschüttet, bevor sie gefunden wurden.

Um uns vor weiteren Angriffen zu schützen, baute uns unser Opa auf unserem Acker einen Splittergraben. Im Keller war die Sicherheit nicht gegeben. Bei Fliegeralarm versammelten sich dann alle Hausbewohner in dem Bunker oder wir fuhren mit den Soldaten aus dem Ort Richtung Koserow - Kölpinsee.

An einem Tag suchten wir bei Fliegeralarm wieder unseren Bunker auf. Tante Frieda kam schnell mit dem Fahrrad von zu Hause. Sie hatte ein ungutes Gefühl und wollte nicht alleine in ihrem Haus bleiben.

Wir hörten schon die Flugzeuge und sahen die silbernen Flugzeuge über uns hinwegfliegen, denn es war am Mittag und es war sonnenklar. Alle verhielten sich ruhig, als auf einmal unsere Flak anfing zu schießen. Einige Flugzeuge drehten ab und ließen ihre Bombenlast auf die Flakkaserne fallen. Es krachte und durch den Luftdruck wackelte der Bunker und der Sand rieselte durch die Ritzen, aber die Balken hielten stand.

Als wir aus dem Bunker kamen, roch die Luft nach Verbrannten. Wir erhielten die Nachricht, dass der östliche Teil des Ortes (Zempin) von einigen Bombern getroffen wurde. Zwei Menschen wurden getötet und einige Häuser teil- oder ganz beschädigt. Tante Frieda Haus hatte einige Risse bekommen und sämtliche Fensterscheiben waren zerstört. Der Sand lag auf sämtlichen Gegenstränden.

1940 Gäste im Inselhof

und am Strand - Fotos Hans Schäfer

Kinderlandverschickung

Haus Hubertus mit den vielen Kindern

Während des Zweiten Weltkrieges wurden Erholungseinrichtungen für die Kinderlandverschickung, beginnend 1940 und verstärkt zwischen 1943 bis 1945, genutzt. Die Kinder wurden klassenweise zur Erholung in die Seebäder der Inseln Usedom und Rügen geschickt.

Mitgereiste Lehrerinnen und reaktivierte ältere Lehrer führten den Unterricht durch. Die außerschulische Betreuung übernahmen HJ (Hitlerjugend) und BDM (Bund Deutscher Mädel). Die Lagermannschaftsführer waren oft noch keine 20 Jahre alt. Sie mussten auch die Versorgung mit Lebensmitteln und die Freizeitgestaltung organisieren.

Die Kinder sollten besonders aus Industriegebieten und den Städten, die bombardiert wurden, für mehrere Monate in eine ruhigere Umgebung. Es war freiwillig, aber der Gruppenzwang war oft sehr stark. Der Vater war im Krieg, die Mutter weit weg, die Geschwister in anderen Orten. Kinder von 10-14 Jahren hatten oft großes Heimweh und wer sollte die vielen Kinder trösten? Keiner wollte gehänselt werden, musste sich stark zeigen und weinte abends in sein Kopfkissen.

Kinder mit Betreuer und Lehrerin

In Zempin waren Kinder einer Schulklasse aus Pinneberg in der Pension HUBERTUS einquartiert. Nach der Wende kam Frau Inge Versmann aus Pinneberg, die als Kind einige Monate mit ihrer Lehrerin Frau Ziebold in dieser Pension verbracht hatte. Sie übergab Frau Ursula Wengrzin Bilder aus dieser Zeit. Es wurde viel im Gespräch zwischen den Beiden in Erinnerungen gekramt. So sprachen sie auch über die Helferinnen und dass eine Gräfin von Schwerin die Kinder mitbetreut hatte. Daraufhin versuchte 1996 Frau Wengrzin die nette Gräfin aus Schmuggerow von damals zu finden. Über die Ostseezeitung erhielt sie die Adresse des Vaters, Manfred Graf von Schwerin in Bielefeld, der über 100-Jährige gab den Brief weiter an seine Tochter, Rose Irene Meyer zu Schwabedissen, geb. Gräfin von Schwerin, in Achern.

Diese antwortete umgehend und erinnerte sich an diese Zeit: „ … In meinem Gedächtnis ist deutlich das Bild Ihrer Mutter, aber auch anderer Frauen, wie sie kochten und die unendlichen Mengen Wäsche wuschen. Damals schätze man ja die Arbeit noch nicht richtig ein – aber es muss schon enorm gewesen sein. Und was ich damals auch nicht richtig verstanden habe: wie schwer muss es für die Eltern der Kinder gewesen sein, sich von ihnen zu trennen. Wie viele Eltern mögen gedacht haben: lieber zusammen sterben als Waisen zurücklassen. Sicher war es auch ganz gut, dass wir Helferinnen unbeschwert an unsere Aufgaben gingen, anders hätte man das ja gar nicht leisten können. Aber wenn man bedenkt, wie sorgsam vorgebildet heute Betreuer von Jugendgruppen sein müssen. ….

„Von mir ist zu erzählen, dass ich die Schule fertig gemacht habe, dann RAD (Reichsarbeitsdienst), danach habe ich angefangen zu studieren, aber dann kam 1945 und wir mussten als Gutsbesitzer fort – teils geflüchtet, andere ausgewiesen. Ich habe dann einen Arzt geheiratet, der heute noch arbeitet mit 79 Jahren, wir haben 7 Kinder, die alle verheiratet sind und 27 Enkel. Da ist genug Leben. Aber meine Erinnerungen an die Zeit in Zempin die pflege ich ganz still und für mich.“

In Zempin wurden auch in der Waldstraße die Villa KAGEMANN, das Haus ELISABETH, Villa VINETA und in der Strandstraße das Haus BADER mit Kindern hauptsächlich in den Sommermonaten belegt.

1943 Flagregiment 155 (W) in Zempin stationiert

Um die neue "Wunderwaffe V1" weiterhin zu erproben und Bedienmannschaften auszubilden, wurde am 13.08.1943 das Lehr- und Erprobungskommando Wachtel für die V1 unter Leitung des Oberst Max Wachtel in Zempin aufgestellt. Im Bereich des heutigen Zeltplatzes in Richtung Zinnowitz wurden dazu 3 Feldstellungen, Richthäuser und Lagerhäuser errichtet. Für den Transport der Waffen und Güter wurde ein umfangreiches Straßennetz aus Beton vom Bahnhof Zempin bis zur Reichsstraße 111 (B111) und in den Zempiner Wald verlegt. Das sich ursprünglich dort befindliche Lokal "Gartenberg" wurde wegen den Baumaßnahmen abgebaut. Der Wald war für die Zempiner Einwohner nicht mehr zugängig. In der Waldstraße wurde der Wald von einem Sicherheitszaun begrenzt. Die Aktivitäten des Flagregiment 155 (W) wurden am 03.06.1944 offiziell beendet.


1944 Bomben fallen auf Zempin, Tote sind zu beklagen. Gedenkstein auf dem Friedhof für die Opfer des II. Weltkrieges und für die unbekannten Minenopfer an der schmalsten Stelle der Insel.

Kriegsende 1945

Bericht des 17-jährigen Gerhard Wolf * 06.05.1928 in Großolbersdorf † 10.09.1998 in Zschopau

„... Ich musste in Tutow am 2. Osterfeiertag, den 03.04.1945, Pferde beschlagen. Die anderen Soldaten waren im Kino. Nur die Wache war noch im Objekt. Wir waren auf dem Weg nach Bannemin auf Usedom. In Bannemin habe ich nachts einen hellen Feuerstrahl aufsteigen sehen, und eine rote „Kugel“ flog danach in Richtung Westen. Ich wusste damals nicht, was es war. Es waren V-Raketen, die in Peenemünde abgeschossen wurden, Hitlers Geheimwaffen. Hier waren wir einige Tage stationiert. Von Bannemin aus habe ich die Sprengung der Brücke zwischen Wolgast und Usedom miterlebt. Mein Klassenkamerad Karl Weber (Paulus Karl genannt) soll als Pionier bei dieser Sprengung dabei gewesen sein. Er hatte vom 25.-28.04.1945 eine Brücke zur Sprengung über die Ziese mit vorbereitet.

Davor war ich in Bannemin und auch in Krummin, wo ich erstmals Gefechte mit den Russen auf dem Achterwasser erlebt habe. Danach wurden wir über Trassenheide nach Peenemünde an die äußerste Westspitze der Insel Usedom verlegt. Auf dem gegenüberliegenden Festland waren schon die Russen zu hören. Es wurde für uns kritisch. Wir waren eingekesselt. Schnell ging es zurück nach Trassenheide. Wir übernachteten in einer Scheune. Früh liefen wir weiter nach Zinnowitz. Wir rannten in Zinnowitz einen Berg hoch, rechts unterhalb lagen Tennisplätze. Auf der Anhöhe war eine Flakstellung. Dort gab es am Vormittag einen Fliegerangriff. Gegen 14 Uhr kamen uns zwei Obergefreite am Strand entgegen gelaufen. Sie fragten uns, wo wir hin wollten und riefen: „Die Russen sind auf der Insel. Kommt, wir müssen abhauen!“ Diese beiden Obergefreiten, ein 16jähriger Soldat und ich rannten zum Strand in die Nähe von Zempin. Fischerboote lagen dort auf Rollen. Wir schoben ein Boot ins Wasser und ruderten mit letzter Kraft auf das offene Meer. Dabei wurden wir noch von eigenen Leuten bemerkt und auch sofort beschossen, die Kugeln aber klatschten vor uns ins Wasser.

Wir sind mit großer Anstrengung bis zur Greifswalder Oie gerudert. Dort waren deutsche Soldaten ebenfalls dabei zu fliehen. Mit einem Motorboot sind wir mit denen in See gestochen. Auf See wurden wir dann von einem deutschen Schiff aufgenommen, das mit Flüchtlingen aus dem Osten kam. ...“

Auch wenn es noch viele Umwege gab, bis der 17-Jährige wieder in seinem Heimatort am 31.05.1945 wohlbehalten ankam, so erzählte er später alles seinem Sohn. Dieser erkundigte sich in den letzten Jahren, ob wir in Zempin noch feststellen könnten, wem das Boot gehört hatte. Gern hätte er sich bedankt, dass seinem Vater die Flucht mit dem Boot gelungen war. Leider war das nicht mehr möglich.

Erwin Schütt beschreibt, dass Boote am Kriegsende nicht mehr zu finden waren

SBZ und DDR (1945-1990)

Eisenbahnbrücke gebaut 1911
Brücke nach 1945 Blick von Zinnowitz nach Zempin

1946 Eva Schmidt geb. Krüger (geb. 1930):

"In Peenemünde begann die Demontage der V-Waffen. Alle arbeitsfähigen Leute hatten sich zu melden. Wir wurden in Kolonnen eingeteilt. Ich kam erst zur der Truppe, die die Zinnowitzer Brücke (Eisenbahnbrücke zwischen Zinnowitz und Zempin) aufbauen sollten. Wir mussten immer 4 Frauen die Bahnschwellen transportieren, die die Männer dann aufsetzten, um erst einmal eine provisorische Brücke zu errichten. Es war nass und kalt, dazu fehlte die passende Bekleidung und auch Schuhwerk. Mein Onkel Walter gab mir ein Paar Stiefel von seinem Sohn Heinz. Sie waren viel zu groß, aber mit ein Paar Socken hatte ich warme Füße. Die Schwellen waren von der Feuchtigkeit durchzogen und sehr schwer, aber wir mussten es ja packen. Als dann die ersten Züge über die Brücke rollten, wurden wir nach Peenemünde beordert. Später wurde die Holzbrücke durch eine Betonbrücke ersetzt, die heute noch in Betrieb ist.

In Peenemünde wurden wir jeden Morgen einer Kolonne zugeteilt. Entweder kamen wir in die Waschküche und mussten Soldatenwäsche waschen oder wir mussten das Krankenrevier reinigen. Ein Soldat bewachte uns und sicherte nun so Übergriffe.

Manchmal blieben wir auch bei der Kolonne, dann mussten wir Kabel freilegen und aufrollen auf große Kabelrollen, die Arbeit war schon schwer, aber am schwersten war das Verladen von Bahnschienen. Ein Aufseher überwachte uns und trieb zur Eile an.

Mittags gab es immer ein Kochgeschirr voll Kohlsuppe oder Hirsebrei, dazu einen Kanten Brot. Den nahm ich oft für meine Geschwister mit nach Hause."

1948 Gründung der Genossenschaft werktätiger Fischer (FWG), daraus 1960 Gründung der Fischerei – Produktions – Genossenschaft (FPG) „Gold des Meeres“ besteht bis 1992.

Haushaltsplan Gemeinde Zempin

1948 - 36.000 ℛℳ

1949 - 34.400 DM


Ausstellung "Die Fünfziger Jahre" in Zempin / Usedom

Diese Aufnahmen hat der Zempiner Peter Schröder (*1942) in seiner Jugendzeit aufgenommen. Die Jugendlichen waren in einer Arbeitsgemeinschaft "Junge Fotografen". Im Jahr 2004 wurden diese Bilder in einer Ausstellung in "Uns olle Schaul" Zempin gezeigt.

1951 Gäste fotografieren

1951 Gäste aus Jena


1956 Entstehung des Campingplatzes

1953

"Aktion Rose" an der Ostsee - Enteigung der Pensionen und Hotels - man versuchte Wirtschaftsvergehen nachzuweisen. In Zempin Familie Schröder - Besitzer des Waldhauses wurden vertrieben.

Betriebsferienheime unter Leitun dse FDGB (Freier Deutscher Gewerkschsftabund) entstanden in Zempin.
Betriebsferienheime - Seestraße
Walzwerk Burg –
Wälzlagerwerk Fraureuth
Magdeburger Armaturenwerke
Melioration Cottbus
Handwerkskammer Gera
Tierzucht Neubrandenburg
Armaturenwerke Halle
Heilstätten Zschadraß
Zuckerfabrik Jarmen
Knäckewerke Burg
Kreiskrankenhaus Oschatz
Betriebsferienheime im Ort
Konsum Berlin – Fischerstraße
Reichsbahndirektion – Pommernhaus Waldstr.
Getreidewerke Angermünde, (Inselhof)
Elektromotorenwerke Thurm, (Inselhof)
Hochschule für Staat und Recht Babelsberg (Inselhof)

1963 Reisebüro Gäste

Neben der Vermietung über den FDGB gab es auch noch eine kleine Anzahl von Gästen, die über das REISEBÜRO vermittelt und betreut wurden. In Zempin war auch eine Betreuungsstelle.

1967 Kinderkrippe eröffnet

1967 Haushaltsplan

FDGB Urlauber

aus Leipzig im "Ernst Kamieth" in der Waldstaße. Die Betriebe vergaben diese Urlaubsplätze mit der Gewerkschaft.


1982 Zempiner FKK Strand im "Baden Ohne"

Bau der Kanalisation

1986
Baubeginn der Kanalisation. Alles wurde außerhalb der Straße geplant, da eine Herstellung der Straße nach dem Bau aufgrund von Mangel an Baustoffen nicht möglich war. Da es keine Pumpen gab, wurde die Kanalisation mit normalem Gefälle gebaut. Dabei kam man auf bis zu 4 m Tiefe.

Fischereigenossenschaft - Erläuterungen vom Fischer Konrad Tiefert

Auszug aus dem Artikel „Fischerdorf Zempin“:

Vom damaligen Staat, der DDR, gefördert, kam es 1948 zur Gründung einer Genossenschaft GmbH. Die Fischer der Orte Zinnowitz, Zempin, Koserow, Loddin, Kölpinsee und Ückeritz schlossen sich zu dieser Vereinigung zusammen. Sitz wurde Zempin. Einige Räume einer ehemaligen Fabrik für Zuckerstangen (Nussstangen) wurden als Grundlage genutzt.

Da es kurz danach zu einer Geldentwertung kam, war die Finanzgrundlage sehr schlecht. Ein sehr tüchtiger Geschäftsführer brachte trotz aller Hindernisse diese GmbH auf die Beine. Ein Fischverarbeitungsbetrieb entwickelte sich. Es sollte gesalzen, geräuchert und mariniert werden. Einige Männer, vor allem aber Frauen, wurden als Arbeitskräfte eingestellt. Mit günstigen Bankkrediten und guter Organisation ließ sich schon etwas machen.

Der Grundgedanke bei der Gründung dieser Genossenschaft war, den Fisch vom Erzeuger so billig wie möglich an den Verbraucher zu bringen. Ein ausgearbeitetes Statut legte die Pflichten und Rechte der Mitglieder fest. Das eingerichtete Büro übernahm die Schreibarbeiten und die Netz- und Materialbestellung. Zum Anfang wurden die Betriebe, die Netze herstellten, direkt angeschrieben. Die Belieferung war aber nicht ausreichend. Dann kam es zu einer Fischerei-Material-Ausleihe und Beschaffungsstation in Karlshagen, die die Belieferung an die Genossenschaften übernahm. Aber nach wie vor musste alles genau auf die einzelnen Fischer verteilt werden. Noch waren es Baumwollnetze, Sisal- und Hanfsimme. Doch dann kamen Netze und Simme aus Dederon (Name von DDRon = Nylon) auf, die Netze waren aber nicht knotenfest. Die Fischer waren davon nicht begeistert. Außerdem waren die Fänge nicht höher als auf Baumwollnetzen. Nach vielen Verhandlungen und Versuchen mit den Herstellern wurden die Netze knotenfester.

Die Sollbeauflagung des einzelnen Fischers wurde erhöht, sein Verdienst wurde besser. Aber es brachte auch mehr Arbeit für die Frauen, durch das Auspulen (Auspflücken der einzelnen Fische aus den Maschen der Netze) aus den feinen Netzen. Es mussten oft Hilfskräfte, meist Frauen, hinzugezogen werden.

Es wurde eine Ablieferungsstelle eingerichtet, wo der Fisch hingefahren wurde. Die Genossenschaft hatte dazu Pferd und Wagen für Zempin angeschafft. Es gab ziemlich oft Schwierigkeiten mit dem Weitertransport. Die Tische zum Abpflücken standen zu der Zeit unterhalb der Dünen, wo die Fischerfrauen arbeiten mussten, auch bei schlechtem Wetter.

Der erste Geschäftsführer war bei Nacht und Nebel nach Westdeutschland verschwunden, ein neuer kam, ein kluger Mann, aber leider dem Alkohol zugetan. Vorstand und Vorsitzender waren Fischer, ebenso im Aufsichtsrat. In gemeinsamen Sitzungen wurden die anfallenden Probleme durchgesprochen.

Als kulturelle Veranstaltungen gab es Fischerfeste mit Tanz und einigen Darbietungen. Zu den großen Fischereikonferenzen vom damaligen Bezirk Rostock, wurden einige Fischerkollegen delegiert. Der Verarbeitungsbetrieb wurde weiter ausgebaut und arbeitete vielfach mit Bankkrediten. Die Frauen arbeiteten in Stundenlohn.

Langsam hatte sich alles weiter entwickelt, auch einige neue Motoren und Maschinen wurden angeschafft, neue Boote gebaut. Aber das genügte den übergeordneten Stellen noch nicht, denn die Produktionsmittel blieben Privateigentum der Fischer. Ziel war es, alle Boote usw. in Genossenschaftseigentum zu übernehmen. Viel wurde geredet, diskutiert und gestritten. Einige Fischer von Kölpinsee ließen sich überzeugen. So kam es im Januar 1960 dort in Kölpinsee zur Gründung einer F.P.G. (Fischerei Produktions-Genossenschaft). Der Staat wollte diese Entwicklung besonders fördern. Die Zempiner Fischer standen diesem Vorhaben anfangs ziemlich ablehnend gegenüber. Nach etlichen Diskussionen kam es nach drei Monaten zum Beitritt der Zempiner und der anderen Fischerkollegen der ehemaligen F.W.G. zur neuen FPG. Sie bekam den schönen Namen „Gold des Meeres“, auf Vorschlag des Fischerkollegen Paul Will. Ein neues Statut regelte auch hier die Pflichten und Rechte der Mitglieder. Die Frauen des Betriebes und auch Fischerfrauen konnten Mitglied werden. Diese FPG entwickelte sich durch die staatliche Förderung sehr gut.

Es begann eine Zeit sehr guten Verdienstes für den Fischer. In jährlich stattfindenden Vollversammlungen musste die Arbeit des Vorstandes bestätigt werden. Vieles sollte nun verändert werden, sollte Erleichterungen in der Arbeit mit sich bringen, für die Fischer und auch für die Frauen. Abpflückzelte wurden entwickelt und gebaut und die Abpflücker konnten nun in einem gedeckten Raum arbeiten, auch eine Heizung gab es dazu. Elektrowinden zum Aufziehen der Boote wurden gekauft und aufgestellt, was eine große Erleichterung für den Fischer mit sich brachte. Auch konnte der Fang auf neu angeschaffte Wagen mit vier gummibereiften Rädern geladen werden und auf die Düne, in die dort nun aufgestellten Zelte zum Abpflücken der Fische gezogen werden. Die Netze wurden ganz auf Monofilgarn umgestellt. Die Sollbeauflagung der FPG wurde wieder höher und damit auch der Verdienst. Die Aufkaufpreise waren inzwischen schon erhöht worden. Aber die Umstellung brachte große Kosten mit sich, auch waren die Monofilnetze und das Tauwerk nicht billig. Um diese Gelder aufzufangen und diese Entwicklung weiter zu fördern, kam es zu der sogenannten Warenrückvergütung. Das heißt, der Staat übernahm auf Grund der Fangerlöse und der Sollerfüllung die dazu anfallenden Kosten, auch die Reparatur von Booten. Da die Aufkaufpreise stabil blieben, hatten die Fischer bei gutem Fang auch guten Verdienst. So etwas hatte es in der Vergangenheit nie gegeben.

Der Verarbeitungsbetrieb wurde im Laufe der Weiterentwicklung auf Leistungslohn für die dort arbeitenden Frauen und Männer umgestellt, was zu einem besseren Verdienst führte. Der einzelne Fischer selbst bekam auf Beschluss einer Vollversammlung nun 50% seines Fangerlöses monatlich ausgezahlt. Der restliche Teil wurde nach Abzug aller Kosten mit der Jahresendabrechnung im Februar des nächsten Jahres ausgezahlt. Die Fischerfrauen, die nicht im Verarbeitungsbetrieb beschäftigt waren, konnten Mitglied werden. Ein Teil des Fangerlöses des Mannes wurde auf sie als Lohn verrechnet. So waren sie versichert und konnten im Alter mit einer Rente rechnen.

Nach dem Statut wurden Fonds gebildet und Gelder darin eingezahlt. So gab es einen Kultur-, Sozial- und Hilfsfond. Auch ein Prämienfond wurde gebildet, um besondere Leistungen mit Auszeichnungen zu würdigen. Für den Sterbefall wurde eine Summe festgelegt. Aus dem Kulturfond wurden nun die jetzt gewünschten Reisen finanziert. Diese Reisen waren sehr beliebt.

Der erste gewählte Vorsitzende, ein Fischer aus Kölpinsee, trat zurück, ein neuer musste gewählt werden. Ein Betriebsangehöriger, der als Schlosser gearbeitet hatte, wurde gewählt. Er übernahm, als der amtierende Geschäftsführer krank wurde, auch noch die Geschäftsführung. Er sorgte vor allem für Verbesserungen im Verarbeitungsbetrieb, wo meistens Frauen arbeiteten.

Auch in der Räucherei wurden Verbesserungen oder Arbeitserleichterungen durchgeführt. Alte Kühlwagen der Reichsbahn und neu gebaute Kühlräume dienten als Bevorratungsraum für Rohware. In den gemeinsamen Sitzungen von Vorstand und Aufsichtsrat wurde über die Weiterentwicklung beraten und diskutiert. Es gab immer wieder Probleme. Das erste Ziel war, die Boote in FPG-Eigentum zu übernehmen. Einige Boote wurden schon als genossenschaftseigene gebaut und kamen in Betrieb. Den Nutzern wurde eine Nutzungsgebühr berechnet. Da einige Boote generalüberholt werden mussten, waren die Eigner bereit, sie an die FPG abzugeben. Nach einigen Jahren war die Warenrückvergütung beendet. Der Staat trug die Kosten nicht mehr.

Das aus Brettern bestehende Erfassungsgebäude wurde etwas erweitert, massiv und in gemeinsamer Arbeit errichtet und am Ausgang mit einer Hebebühne versehen. In dieser Zeit als FPG konnte der Fischfang voll durchgeführt werden, alle Fangsorten (Fischarten) wurden erfasst und auch gut bezahlt. Die FPG konnte Erfassungsgelder pro Tonne (t) berechnen. Ob Frühjahrshering oder der im Herbst manchmal etwas kleinere Hering – alles konnte abgeliefert werden bei stabilen Preisen. Nur für den Transport fehlten die Kühlwagen. Schwierigkeiten entstanden allerdings beim Konsumfisch (Plötz, Blei, Barsch usw.), der nicht mehr gut absetzbar war.

Die Boote waren alle, auch in den anderen Ortschaften, mit Dieselmotoren versehen. Der benötigte Brennstoff wurde durch die FPG beschafft. Über eine Telefonverbindung am Strand mussten die Boote bei einer Grenzsicherungsstelle vor jeder Ausfahrt ab- und zurückgemeldet werden. Langjährig tätige Frauen der Verarbeitung und Fischer wurden auch auf zentralen Veranstaltungen der Seeverkehrswirtschaft in Rostock-Warnemünde mit Medaillen geehrt und ausgezeichnet.

Im Achterwasser wurde mit Hilfe der Genossenschaft von einigen Fischern die Reusenfischerei neu aufgebaut. Der Fischreichtum, auch an Aalfang im Achterwasser, ließ aber merklich nach. In dieser Zeit hatte sich die FPG gut entwickelt. Die Fischer und auch die Frauen in der Verarbeitung hatten einen guten und gesicherten Verdienst. Auch als Ganzes gesehen hatte die FPG eine stabile Finanzlage. So lief das alles über die Jahre.

Es kam der Zusammenschluss beider Teile Deutschlands. Zwei ganz verschiedene Wirtschaftsformen mussten zusammengeführt werden. Was wird nun werden? fragten sich viele Fischer. Vor allem die Älteren erinnerten sich an die Zeit nach dem ersten Weltkrieg, der Weimarer Republik mit ihren freien Wirtschaftsformen, den Preisschwankungen für den gefangenen Fisch und den Zwischenhandel. Viele Nachwuchsfischer waren nicht vorhanden. Es durfte in der damaligen DDR niemand, auch nicht der eigene Sohn, zum Fang mitgenommen werden. So war wenig Interesse dafür da. Einige zu der Zeit junge Fischer hatten eine Lehrzeit mit einer Abschlussprüfung. Trotzdem durften sie die Fischerei nur auf der See ausüben.

Anfangs ging alles seinen alten Gang, doch langsam kam es anders. Schwierigkeiten traten auf, für den Fischer und auch für den Betrieb. Westdeutsche Firmen kauften Fisch auf. Gingen sie in Konkurs, bekam der Fischer kein Geld. Auch die alten Aufkaufbetriebe, wie Wolgast, waren davon betroffen. Die Fischereiaufsicht wurde erneuert, das Bundesdeutsche Fischereigesetz angewendet, neue Anordnungen durchgeführt. Rentner durften an Firmen nichts mehr liefern, bekamen nur geringe Menge an Fanggeräten frei (begrenzte Mengen der Netze und Angeln von der staatlichen Fischereiaufsicht gepachtet). Die finanziellen Abgaben und Versicherungsbeiträge wurden neu berechnet und waren hoch. Ging so ein Aufkaufbetrieb in Konkurs, war der Fischer davon mit betroffen, er hatte dann kein Geld, um seinen Verpflichtungen nachzukommen. Da die Schwierigkeiten für den Verarbeitungsbetrieb immer größer wurden, wurde die FPG auf Beschluss ihrer Mitglieder aufgelöst. Ein Teil der erarbeiteten Gelder wurde an die Mitglieder ausgezahlt.

Die Rentner waren schon kurz nach der Wende aus der FPG entlassen worden. Einige Fischer der See- und Binnengewässer haben sich zu einer Erzeugergemeinschaft zusammengeschlossen, um so auftretenden Schwierigkeiten entgegentreten zu können.

Im Jahre 2010 haben sich in Zempin besonders die Fischer ihr Einkommen gesichert, die als Familienbetrieb die gefangenen und gekauften Fische verarbeiten und selbst vermarkten.

Aus der Rede von Konrad Tiefert im Jahre 1985 zum Jubiläum „25 Jahre FPG“

„… im Gründungsjahr 1960 war ein Ergebnis von 355,5 Tonnen (t) Frischfisch, davon 95,3 t Hering, 70 t Konsumfisch und der Rest waren Flundern, Dorsch, Edelfisch u.a. sie wurden von 73 Fischern gefangen. .. 1970 waren es 807,5 t davon 670 t Hering, 1980 konnten 1252 t Fisch angelandet werden, davon 1073,6 t Hering und 133,9 t Konsumfisch mit 44 aktiven Fischern. … in den letzten Jahren wurde die Hälfte der Boote in Genossenschaftseigentum überführt. …“

1. Die Deutsche Mark wurde am 21. Juni 1948 in den drei westlichen Teilen Deutschlands (Trizone) und drei Tage später auch in den drei Westsektoren Berlins durch die Währungsreform 1948 eingeführt und löste die Reichsmark als gesetzliche Währungseinheit ab. Vom 24. bis zum 28. Juni fand in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und Ost-Berlin eine eigene Währungsreform statt. Am 24. Juli 1948 wurde die Deutsche Mark von der Deutschen Notenbank (DDR) eingeführt. Die Reichsmark wurde teilweise 1:10 abgewertet.

2. Die Verteilung des Frischfisches und der Fertigprodukte wurde in der DDR nach Plan von der übergeordneten Stelle für die Lieferung in die 15 Bezirke aufgeteilt. Jeder Bezirk hatte ein großes Kühllager, das war für die FPG der Vertragspartner. Die weitere Verteilung übernahm dieses volkseigene Zwischenlager. Diese Struktur ist nach der Wende vollkommen aufgelöst worden. Neue Firmen mussten sich erst als Zwischenhändler bilden. Für Werbung und Vertreib war kein Wissen und keine Ansprechpartner vorhanden.


Schilfrohr schneiden

Das Rohr darf nur einjährig zum Dachdecken sein. Es darf nur bis zum Frühjahr geschnitten werden, wenn die Zugvögel zurückkommen. Es wurden nach dem Schneiden die Reste des Rohres, krummes und zu kleines Rohr, abgebrannt. Die Sage vom Drak (Drachen) könnte auf das Abbrennen zurückzuführen sein. Siehe auch Zempiner Heimathefte - Rohrdach.

Nach der Wende darf nicht mehr gebrannt werden.

die heutige Zeit

Arbeit der Gemeinde Zempin 1990 - 1994

Dank den Gemeindevertretern für die geleistete Arbeit vom Juni 1990 bis Juni 1994.

Zempin: Der Anfang war voller Erwartung der Bürger, wie die neue Zeit in Zempin sich vollziehen wird. Es war noch DDR-Zeit und DDR Gesetze, wenn auch die Modrow-Regierung viele neue Gesetze erlassen hat.

Es fanden sich Bürgerinnen und Bürger, die die neue Zeit gestalten wollten, als Laien, aber mit viel Willenskraft. Als die Kandidaten, die u.a. von der Feuerwehr, von der Volksolidarität, vom Konsum, der PDS (Nachfolge der SED), der FDP und Einzelbewerber von den Einwohnern gewählt waren, stand die Frage, wer macht den Bürgermeister. Die Empfehlung lautete: ehrenamtlich, da Zempin nur 860 Einwohner hat. Ich als Älteste der Abgeordneten, stellte mich erst einmal für die sofort zu erledigenden Geschäfte zur Verfügung. Als aber die Gemeinde zum Verkauf der Eigenheimgrundstücke einen geheim gewählten Bürgermeister unbedingt benötigte, ergab die Wahl, dass ich zum Bürgermeister ernannt wurde.

11 Abgeordnete stürzten sich in die kaum zu bewältigenden Aufgaben und wurden spöttisch im Dorf „Elferrat“ genannt. Ich selbst hatte mich zur Verfügung gestellt, um den Ort in seiner Ursprünglichkeit zu bewahren und architektonisch gut zu gestalten. Aber zu dieser Aufgabe kamen wir am Anfang nicht. Probleme entstanden, an die wir vor der Einheit Deutschlands nie gedacht hätten: Müllplatz muss geschlossen werden, Kinderkrippe ist nicht mehr finanziell zu halten, Kindergarten muss als Tagesstätte für Kleinstkinder und aber auch für Hortkinder funktionieren, die Angestellten der Gemeinde müssen bezahlt werden, die Heizung (geschüttete schlechte Braunkohle) in der Schule fällt auseinander usw.

Täglich kamen Stapel der kopierten Schreiben (volle Nutzung der neuen Technik) von der Kreisverwaltung, was alles zu beachten ist, es blieb kaum Zeit diese zu lesen, geschweige denn umzusetzen, eine Anleitung gab es auch nicht. Wir, die wir verändern wollten, mussten schweren Herzens Kündigungen aussprechen. Mindestens wöchentlich einmal und fast immer waren wir beschlussfähig! Wie viel Freizeit wurde geopfert, um die Gemeinde, ein Wirtschaftsbetrieb, in Ordnung zu halten und zu verändern.

Vieles hatten wir 11 uns schneller vorgestellt und gewünscht, dass es geschehe. So, lag uns der „Inselhof“ mit seinen Ferienhäusern am Herzen, aber die 3 Gebäudeeigentümer und die 5 Grundstücke mit z.T. Rückführungsansprüchen, Rechtstreit zwischen den Ländern Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg usw. haben uns 4 Jahre beschäftigt. Auch über die Seestraße mit den Hotels, das wichtige Gewerbe für den Ort, wären lange Artikel zu schreiben, von der Zuordnung zum Bundesvermögensamt bis zur „Bewirtschaftung“ der MAW-Gebäude, welches bis heute vom Eigentümer MAW AG nicht ordnungsgemäß verkauft ist und der Eigentümer sich nicht um sein Eigentum kümmert und die Handwerker des Ortes noch heute nicht ihre Rechnungen bezahlt bekommen haben.

Für alle 11 war das Wichtigste der Weiterbau der Kanalisation, Voraussetzung für die Entwicklung des Tourismus. Dafür waren wir bereit Kredite aufzunehmen, was wir auch taten. Nach der schweren Geburt des Zweckverbandes Wasser/Abwasser Insel Usedom haben wir dann die Schulden übergeben können. Wir haben uns entschlossen einen Teil der Einnahmen in die Hansegas GmbH zu stecken, um für die Zukunft der Gemeinde Einnahmen zu sichern. Auch die Verwaltung des Campingplatzes hat uns nächtelang nicht schlafen lassen.

1998 Amt Insel Usedom-Mitte pdf

Die Gründung des Amtes „Insel Usedom-Mitte“ haben wir kräftig und schnellentschlossen voran gebracht und sind zufrieden, dass die Amtsverwaltung unter der sehr guten Arbeit vom Amtsvorsteher Peter Biedenweg und der leitenden Verwaltungsangestellten Frau Griep unseren Erwartungen entspricht und die Bürger ein gute Betreuung erfahren.

Nicht zu vergessen ist, dass wir unsere Partnergemeinde - Klein Nordende - an unserer Seite hatten, die Gemeindevertretung mit ihrem Bürgermeister Herrn Günter Hell hat uns moralisch und tatkräftig unterstützt, wenn wir arg in Nöten waren. Besonders der Erhalt und Ausbau der Feuerwehr ist für unsere Gemeinde ein großer Gewinn. Klein Nordende zeigt uns wie Vereine das Leben bereichern, da ist für die nächsten Jahre noch viel zu tun.

Für alle Gemeindevertreter stand immer das Gemeinwohl im Vordergrund, es gab kein Parteiengerangel, es gab kein persönliches Vorteildenken, es gab eine sehr gute Zusammenarbeit und ich möchte allen Gemeindevertretern für die mit mir zusammen geleistete Arbeit recht herzlich danken und wünsche, dass alles was angeschoben und vorgearbeitet ist, in den nächsten Jahren seine Früchte für das Wohl der Gemeinde Zempin tragen wird.

Zempin, den 11.06.1994, Hilde Stockmann

MItteilungen Notizen für die Bürger 1992-1993

1995 Eigentum der Gemeinde:

1 Fremdenverkehrsamt
1 Grundschule (1.-4.Klasse) mit 122 Schülern aus Zempin und Koserow
1 Kindertagesstätte (0-10 Jahre) mit 43 Kindern
1 Freiwillige Feuerwehr

Die Gemeinde ist Mitglied im:

- Zweckverband Wasserversorgung/Abwasserbehandlung Insel Usedom
- Wasser- und Bodenverband Insel Usedom
- Kommunaler Arbeitgeberverband
- Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft Trassenheide GmbH
- Wohnen und Leben im Alter e.V.
- Camping am Dünengelände Zempin GmbH (40%)
- Hansegas GmbH
- Fremdenverkehrsverband "Insel Usedom" e.V. (ab 1995)
- Freundeskreis Otto Niemeyer-Holstein, Lüttenort e.V. (ab 1995)

Neubauten und Gewerbe nach der Wende

Es war in dieser Zeit schwer, ohne Kapital und Erfahrung des "Kapitalismus", Neubauten zu planen und Gewerbe in Zempin zu gründen. Die Arbeitsstellen des Konsum und HO, der Betriebsferienheime, des Kernkraftwerkes und der Peenewerft in Wolgast waren verschwunden.

  • Fam. Peter Schröder, Rieckstraße Neubau
  • 1995/96 Cafe´ Eichhorst, Fischerstraße Neubau
  • 1993 Heim Frieden, ab 1991 Gaststätte Meeresblick bis Ende 1996 - Betreiber Sabine Rohner
  • Getränke-Shop, Harloff, Am Walde (Kiosk) 1990/91 dann Tausch mit Lembke,
  • Waldstr. Imbiß Regina Hennig, Strandstraße/Oberförsterweg
  • Lothar Schichlein übernimmt Lebensmittelladen des Vaters
  • 1992 Fischgaststätte "Fischer un sin Fru" Friedhelm Schmidt, Waldstraße
  • 1991/1992 Waldhaus - Disco "Pharao" 1991/1993 gepachtet von Herrn .... Waldhaus Abriß -Mai 1996
  • Eiscafe Iris - Hilbert 1990 -1995, vorher Ute und Alfred Hennig (Ausreise), Abriß Mai 1996
  • Sattler Robert Mohr 1982 bis 1994,
  • Hauptstraße Autopavillon Witte 1991, Hauptstraße (gebrauchte Autos)
  • Autoverkauf Andreas Tiefertz, Waldstraße bis Hauptstr. (gebrauchte Autos 1991 bis 1994)
  • Sicherheitsfachgeschäft Heinz Baum 1991/93 ab 1993 selbständig der vorherige Angestellte Norbert Braun, Hauptstr. 8 als Schlüsseldienst.
  • Textilwaren Anita Grempler, Strandstraße 1992 Konsum, Textilwaren
  • Blumen Gunter Walter - zur Miete im Haus Grempler 1991 bis 1995 (zu DDR Zeiten Lotto-Laden)
  • Mode-Shop 1992 bis Juni 1996 Inhaber Jan Zerbe, Strandstraße (zu DDR Zeiten Friseur PGH)
  • Malerbetrieb Horst Ruhberg seit 1991, Fischerstzraße im Eigenheim ab 01.04.1991
  • MR Dr. Harold Schneider, Facharzt für Allgemeinmedizin, Fischerstraße 1 (ehem. Kinderkrippe- Umzug in den Kindergarten)
  • Nicky´s Pommernstube 1990 Petra Kosing, Hauptstraße (entstanden aus dem Nebengebäude)
  • Kagemanns Getränkeshop, Hauptstr. 1992 bis 1993.
  • Fliesenhandel Karsten Groth Hauptstraße 17 im Eigenheim seit 1.12.95 (vorher angestellt bei Fliesen-Schriever 4.4.92 bis 31.12.92 dann Fliesen-Salewski 1.1.93 bis 30.11.95 als Auslieferungslager) Neubau in Richtung Bahnhof, Bahnhofsstr. Eröffnung 07.Februar 1997 bis Ende 2020. Mit eingezogen Dachdecker Dietrich , vorher in Zinnowitz.
  • Pension zum Achterwasser, Uwe Fux, Fischerstraße seit 1992 (vorher Betriebsferienheim Konsum Berlin)
  • Heimelektronik, Eberhard Hauff, Hauptstraße 9 im Wohnhaus
  • Ab 1.1.93 Uschi Schichlein - Quelleversand im Nebengebäude des Lebensmittelladen, Strandstr. seit 1993
  • Dr Dümchen, Zahnarzt, keine Praxis, Zu den Karlsbergen, Neubau 1994
  • Dr. Schade, Zu den Karlsbergen Neubau 1995 Kasch,
  • Feldstraße Neubau 1995/96 Bleil, Strandstr.,
  • Neubau Blockhaus 1995 (Fr. Bleil Enkelkind von Fr. Schult)
  • Werner Schön, Peenestraße, Zickenberg Umbau und Anbau
  • 1994 Fam. Heinz, hinter Laabs, Peenestraße Neubau 1996


Poststelle an der Kreuzung gibt die DM aus

1990 am 01. Juli 1990 wurde die Ost Mark in die DM getauscht. Jeder bekam ein Starterpäckchen (Bargeld gestückelt)

1992 - 1993 Erste Mitteilungsblätter nach der Wende der Gemeinde Zempin, die die Probleme aufzeigen. Mitteilungsblätter

1993 am 15. Mai wird die Partnerschaft mit der Gemeinde Klein Nordende / Kreis Pinneberg feierlich unterzeichnet

1996 Staatliche Anerkennung als Seebad


1992 Radwegebau auf dem deich

1996 Bericht über Zempiner Probleme


1998 Wappenbrief erhalten MVP Nr. 0156 Geschichte des Wappens

2000 Im Schulgebäude ist seit Juli kein Schulunterricht mehr, erste Ausstellungen – Vereinshaus „Uns olle Schaul“

2005 Werbename „Bernsteinbäder“ - Verbund mit Koserow, Loddin und Ückeritz

2009 Ein neuer Kindergarten in der Fischerstraße mit dem Saal für Veranstaltungen „Dörps-Treff“

2011 Einweihung Kurpromenade und Kurplatz

2012 neuer Fischereistandort am Strand errichtet

2012 Zempin Beschreibung in der Wasserzeitung

2019 / 2021

2020 Kaufhalle - Thurow (Edeka) Frischemarkt

2020 / 2021 Lichtinstallationen schmücken zur Weihnachtszeit die Promenaden der Seebäder auf der Insel Usedom

2020 - 2022 Coronajahre

Zeitungsberichte:


Mecklenburg-Vorpommern

In Mecklenburg-Vorpommern darf die Gastronomie ab Pfingstsonntag (23. Mai 2021) wieder öffnen - außen und innen. Der Tourismus im Bundesland wird am 7. Juni für Einwohner des Bundeslandes und ab 14. Juni für Gäste aus den anderen Bundesländern geöffnet. "Ab sofort könne gebucht werden" , sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD).

2021 Jubiläum - 450 Jahre Zempin

Geschichtlicher Ablauf

auf Tafeln in "Uns olle Schaul" in Zempin - von Hilde Stockmann


In "Uns olle Schaul"

Ausstellung im Vortragsraum - die Tafeln zur Ansicht

Großfoto Ausstellung

Zempin in der Zeitung ab 2022

Einigen wichtige Themen sind eigene Artikel gewidmet:

Ersterwähnung 1571

Lassansche Wasserordnung - Abgaben und Schutzmaßnahmen für die Fische vom Herzog Ernst Ludwig

Das Achterwasser wurde fürüher auch das Lassansche Wasser genannt. Die Verordnung betrifft den Peenestrom, Krumminer Wieck und das Achterwasser.

1769 von Dähnert in gedruckter Form:

Denkmale für Opfer

Der Stein an der Waldstraße für die Opfer des 1. Weltkrieges.

1945 wurde das Denkmal von durchziehenden Russen beschossen und umgestoßen. Die Einschusslöcher sind heute noch zu sehen.

Nach der Wende wurde es restauriert. Am Volkstrauertag werden hier Blumen niedergelegt. Als der Gedenkstein aufgestellt wurde, waren die Bäume in der Umgebung noch sehr klein. Heute rätselt man, warum das Denkmal an dieser Stelle aufgestellt wurde. Einige Zempiner meinten, so konnte man das Denkmal vom vielbesuchten Pommernhaus aus sehen und auf das Andenken der Gefallenen trinken.

1914
Karl Tiefert
Friedrich Leppin
1915
Friedrich Schütt
Wilhelm Nack
Reinhold Knuth
Hermann Molz
Max Leppin
1916
Albert Leppin
Karl Awe
1917
Otto Lüder
Hermann Lüder
Wilhelm Florin
1918
Albert Kollhoff
Ewald Held
Willi Tiefert

50 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, am 8. Mai 1995, wurde auf dem Friedhof der Gemeinde Zempin ein Denkmal eingeweiht.

ZUM GEDENKEN
DER OPFER
DES 2. WELTKRIEGES
HIER RUHEN
5 UNBEKANNTE SOLDATEN
AUS DEM MINENFELD
ZWISCHEN
ZEMPIN UND KOSEROW
WIR EHREN DIE TOTEN
UND
MAHNEN ZUM FRIEDEN


Literatur über Zempin

Zempiner Heimathefte erschienen im Eigenverlag (leider ohne ISBN)

Zempiner Heimathefte Nr. 1 | als pdf

Geschichte, Geschichten, Bilder, Dokumente, 74 Seiten, mit zahlreichen Farbfotos - Printausgabe 8,00 EUR

Aus dem Inhalt: Zempiner Geschichte in Zahlen; Ersterwähnung des Ortes; Was bedeutet der Name Zempin; Das Wappen von Zempin; Die Schule bis 1928; Anfang vom Inselhof; Fischerei mit dem Wintergarn; Wege-, Straßen- und Flurnamen in Zempin; Die Entwicklung des Seebades; Die Salzhütten; Die Hexe von Zempin; Rentensicherung per Notarvertrag; Zempiner Glocken – Geschichte; Das Blüsen – eine frühere Art zu Fischen; Hugo Scheele – Lebensweg; Der Wal; Aus dem Leben eines Zempiner Fischerjungen; Zeitsplitter-Episoden

Zempiner Heimathefte Nr. 2 | als pdf

Geschichte, Geschichten, Bilder, Dokumente, auf 95 Seiten mit 120 Bildern - Printausgabe 8,00 EUR

Aus dem Inhalt: Die Schwedenzeit; Sturmfluten; Entwicklung der Fischerei; Bootsmodelle von Konrad Tiefert; Hering und seine Namen; Das Waldhaus; Der Bahnhof; Kriegsende – Reise der Zempiner Mütter; Rosa Kühn; Rohrdächer; Lehrer Ferdinand Biesenack; Erinnerungen eines dankbaren Schülers; Denkmale; Friedhof; Silberölweide Zempin; Hausschlachtung – Schwein; Statistik; Ostseeperle Zempin; Zeitsplitter-Episoden

Zempiner Heimathefte Nr. 3 | als pdf

Geschichte, Geschichten, Bilder, Dokumente, 75 Seiten, 135 Bilder - Printausgabe 8,00 EUR

Aus dem Inhalt: Woher kommen die Einwohner; Wie wir Zempiner wurden; Die Flundernfischerei; Die Flunder; Dr. Wernher von Braun im Inselhof; Dr. Wernher von Braun Biographie; Kriegsende 1945 in Zempin; Die Entwicklung zum Seebad in Reiseprospekten; Zempiner Türme; Kurt-Heinz Sieger; Zempiner Eiche; Wetteraufzeichnungen; Das Urhuhn von Zempin; Zeitsplitter-Episoden

Zempiner Heimathefte Nr. 4 | als pdf

Geschichte, Geschichten, Bilder, Dokumente, 77 Seiten mit zahlreichen Farbfotos - Printausgabe 9,00 EUR

Aus dem Inhalt: Entwicklung des Gewerbes in Zempin; Zempiner Lehrer: Schüleraufsätze 1965 und 1981; Seestraße und ihre Geschichte; Dorfschulze – Bürgermeister; Fischräuchereien in Zempin: Die Stranddistel; Hugo Scheele 50. Todestag; Fischereigenossenschaft; Gefährliches Küstenleben, Kinderlandverschickung; Kriegsende 1945; Zempiner Vereine; Bildung des Antennenvereins; Zeitsplitter - Episoden

Zempiner Heimathefte Nr. 5 | als pdf

Geschichte, Geschichten, Bilder, Dokumente, 79 Seiten mit zahlreichen Farbfotos - Printausgabe 12,00 EUR

Aus dem Inhalt: Zempiner Lebensgeschichten; Usedom unvergessene Heimat; Zempin - neue Heimat; Die Entwicklung der Aalfischerei, FKK in Zempin; Lehrer Dunkel - Erziehung zur Natur; Holunder; Weihnachten und der Krieg; FI 103 (V1) und Zempin; Hermann Heinz Wille; Zempin und Otto Niemeyer-Holstein; Frühling und Blumen in der Ostsee; Familie Darm; Von den Anfängen der Seebäder in der Inselmitte; Zempiner Geschichte in Zahlen; Ergänzungen und Berichtigungen

Hexe von Zempin

Bild Bernsteinhexe von Hugo Scheele - Buch Hintergründe pdf

Kenntnis über eine Hexenverbrennung einer Zempinerin im Jahre 1668 erhalten wir aus dem Buch vom Chronisten der Insel Usedom, Robert Burkhardt,: Bilder aus der Geschichte der evangelischen Kirchen auf Usedom, Swinemünde 1911. Auf Seite 106 schreibt er von einem Zettel im Krumminer Kirchenarchiv mit folgenden Inhalt: „Am 10.p.Trinitatis (26.Juli) 1668 wurde die Rose´sche, Zauberei halber, von Zempin nach Mölschow geholet, daselbst oft von mir besuchet, zuletzt, wie sie gebrannt worden, habe ich freiwillig dem Pastor in Coserow zugeredet, daß er sie kommunizieren und absolvieren möchte, ist aber sonst gegen Art und Herkommen. Weil es anstatt der Leichenpredigt, soll es von dem Pastor, in dessen Kirchspiel es vorgeht und der Exekution vorsteht, auch von dem Pastor loci verrichtet werden.“

Das Zeitalter der Hexenverfolgung begann in Europa um 1430 und endete um 1780. Wie eine Epidemie verbreitete sich diese Art der Todesstrafe wegen „Schadenszauber, bösem Willen oder dem Pakt mit dem Teufel“. Die Insel Usedom wurde nach dem 30jährigem Krieg von 1648 bis 1720 durch die Schweden verwaltet. Die Geschichte vermerkt, in den Jahren 1668 bis 1676 sei in Schweden eine Hexenpanik ausgebrochen. Wie konnte es hier auf der Insel Usedom zu solch einem Urteil kommen? Ausgangs des Dreißigjährigen Krieges waren viele Höfe und Hütten zerstört und geplündert, die Bevölkerung verwildert und in Rohheit versunken. Die Nachkriegszeit brachte viele ungelöste Probleme, Mangel an Brotgetreide durch Wetterunbilden und schwere Krankheiten bei Mensch und Tier. Verdächtigte Personen haben im Dorf oft eine lange Verdachtskarriere hinter sich. Nachbarn sammeln Beobachtungen über Jahrzehnte, oft über ganze Familien. So wird unerklärliches, unerwartetes Unglück, plötzlich auftretende unheilbare Krankheiten und negative Gefühle, wie Neid, Hass oder Angst, zum Ausgangspunkt der Verdächtigung. Wilhelm Meinhold (1797 – 1851) in Netzelkow auf der Insel Usedom geboren, war Pastor von 1821 bis 1827 in Koserow und dann bis 1844 Pastor in Krummin. So ist es zu erklären, dass er den Zettel im Kirchenarchiv gelesen hat und diese Nachricht ihn angeregt hat über die Zeit und Umstände nachzudenken, um dann den Roman „Die Bernsteinhexe“ zu schreiben. Doch am Ende des Romans wird das Mädchen nicht dem Feuer übergeben, sondern gerettet.

Im Jahre 1668 aber wird Anna Reeßen, geborne Maaken, Jochim Reeßen Eheweib, aus Zempin, dem Feuer übergeben. Wie so oft hat ein Mensch, der als Hexe bezichtigt wurde in seiner Qual einen weiteren Menschen verdächtigt. So war es oft eine Kette von Hinrichtungen. So war es auch bei der Reeschen. Aus dem Schriftverkehr vom 05. Mai 1668 von Caspar Andreas Lepel vom Gnitz an die Juristenfakultät in Greifswald erfahren wir den Grund und wer die „Resische“ beschuldigt. Darin schreibt er: „ Marie Zimdal, Peter Dortigmarke Wittwe (gen. Dortigmarksche), hat u.a. den Töchtern Lepels [Jungfrauen] einen Geist - ins leib gewiesen, undt sie alßo jämmerlich quelen lassen -, unter Tortur - gleichwohl aber soviel bekannt, das ein ander weib die Ree[s´]sche genant, solches in ihren nahmen gethan -. Aus weiterem Schriftverkehr geht hervor, dass die Folter immer mehr verschärft wurde ..scharffe frage vorgenommen worden... danach hat sie ausgesagt, dass sie einen ...teufel habe, so Michael heiße und denselbst hat sie von der Teelschen gekriegt.... nach einer Bedenkzeit hat sie dies alles widerrufen und gesagt, dass sie unschuldig sei. Nach weiteren Torturen wird sie als ..hartneckig ..und halstarrig ...bezeichnet. Am 08. August 1668 mußte Anna Reeßen in Mölschow den Feuertod erleiden.

Die Einsicht in die Akten und die Auszüge verdanken wir Herrn Ivo Asmus, Uni Greifswald.

Schule Zempin

Schulgebäude

Wohnung des Schneiders, 1693 war es das Hirtenhaus, später das Armenhaus

1. Haus - heute Dorfstraße 1 bis 1832 wurden in dem Gebäude die Dorfkinder vom Schneidermeister unterrichtet. Das Haus wurde später zum Armenhaus der Gemeinde. Der erste namentlich bekannte Lehrer in Zempin war 1783 der Schneider Michael Heller. 1787 wird das Gehalt des Lehrers erhöht, er hat freie Wohnung und kann sein Vieh kostenlos auf den Gemeindewiesen weiden lassen.

Wohnung für die Familie des Lehrers und ein Klassenraum

2. Haus - heute Fischerstraße 12 wurde 1833 gebaut mit einer Dienstwohnung für den Lehrer. Der erste Bewohner war Lehrer Dinse, der bis zu seinem Tode 1877 hier unterrichtete. Er war vorher Schreiber beim Landratsamt in Swinemünde. Die Ortsschulinspektion war seit Gründung der Schule bis 1918 in den Händen der Pastoren des Kirchspiels Koserow. Die Pastoren, so schreibt Wilhelm Meinhold 1836 (Pastor und Verfasser der Bernsteinhexe), bilden die Lehrer monatlich weiter.

Im Jahre 1928 wurde das Haus von der Gemeinde an den Gastwirt Paul Häfke verkauft.

1928 - rechts 2 Wohnungen für Lehrerfamilien, links die 2 Klassenräume

3. Haus - heute Fischerstraße 11 / Vereinshaus „Uns olle Schaul“ Am 13. August 1928 wurde diese Schule in Gegenwart des Landrates, des Schulrates Wernicke und des Lehrers Ernst Lüdke eingeweiht. Erbaut vom Bauunternehmer O. Jahnke, Zinnowitz. Das Gebäude hat 2 Klassenräume. Ein Raum für die 1.-4. Klasse und ein Raum für die 5.- 8. Klasse. Nebenan entstanden zwei Wohnungen für die Lehrerfamilien, sogar mit Wasserleitung.

Später wurden die Räume der Wohnungen zu Unterrichtsräumen und eine Baracke im Hofraum mit Klassenzimmern, so dass jeder Jahrgang getrennt unterrichtet wurde. 1977 wurde der Dachraum über den Klassenräumen für die Schulspeisung mit einer eigenen Küche ausgebaut. Auch der „Hort“ - heute Ganztagsschule und Arbeitsgemeinschaften hatten hier ihre Heimat.

Zu DDR - Zeiten war es dadurch möglich, im Sommer, Kinderferienlager in den Schulräumen für Betriebe durchzuführen.

Einige Jahrgänge bis zur 10. Klasse wurden in Zinnowitz unterrichtet.

Zeitweilig hatte die Schule eine gemeinsame Verwaltung mit der Schule Koserow. Die letzten Jahre bis zum Sommer 2000 war es der Lernort für Grundschüler aus Koserow und Zempin. Im Sommer 2000 wurde in Koserow die Grundschule für die Bernsteinbäder eingerichtet. Alle Kinder fahren mit der UBB zur Schule.

Ab Dezember 2000 begann der Heimatverein Zempin e.V. Ausstellungen aufzubauen. Das Haus steht allen Vereinen für Zusammenkünfte zur Verfügung und im Sommer feiern die Freiwillige Feuerwehr und Zempiner Vereine unter den Linden ihre Feste.

Ständige Ausstellungen:

- Fischerei mit Bootsmodellen des Fischers Konrad Tiefert

- Schichleins Laden voller Erinnerungen

Schülerzahlen
1851 - 35
1897 - 79
1910 - 70
1994 - 107


Lehrer in Zempin

Geschichte der Schule, Lehrer, Schulbilder, Konfirmation, Hochzeiten pdf - ISBN 978-3-7467-4418-6 pdf
aus der Kirchenchronik Koserow

seit 1831 Lehrer Johann Christoph BOLWIG

1834 – Bau eines neuen Schulhauses, das alte Hirtenhaus, in welchem sich das Schulzimmer befand, war höchst baufällig. Zu Michaelis zog Lehrer BOLWIG ein und unterrichtet dort.

1838 – am 1.April , 46 Jahre alt, starb Lehrer BOLWIG an Lungenentzündung. Er hatte als Steuermann gedient und verschiedene Seereisen gemacht. Von den 8 Bewerbern wurde Schneider Dinse aus Lütow angenommen.

1838 – am 01.11. beginnt Joachim Friedrich Wilhelm Samuel DINSE – geb. am 10.06.1813 in Netzelkow. Er betreibt das Schneiderhandwerk als Nebengeschäft.

1897 – Lehrer WENZEL versetzt in Bezirk Köslin

1897 – am 01.07. beginnt Otto LÜBKE aus Mistroy

1900 – ab 01.04. Lehrer RAMM aus Liepe

1902 – Das Stallgebäude der Schule Zempin wurde mit Kredit massiv untermauert.

1903 – Lehrer RAMM wurde versetzt nach ... . An seine Stelle trat STREHLOW aus Stettin, der dann nach Cammin ging. Der gewählte Lehrer Wilhelm BALLMANN, bisher in Luisenhof, trat am 3. September sein Amt an.

1910 – Der Lehrer Ballmann mit seinen vielen Kinder klagt über die völlig unzureichenden Wohnungsverhältnisse. Die Räume zugig und ungesund. Der Klassenraum für die mehr als 80 Kinder ist zu klein.

1914 – Lehrer Ballmann geht nach Linde in d. M.

1914 – am 1. Juli beginnt der Lehrer Wilhelm NACK aus Hagenow i. Meckl., er zieht in den Krieg als Unteroffizier und fällt am 15. Juli 1915 in Russland.

1915 – im Oktober wurde Lehrer Ernst LÜDKE angestellt. Er ist durch einen Autounfall mit den Nerven zerrüttet. Er hat Ende März geheiratet.

Ergänzung
Otto Dunkel, Gerhard Schmidt
1946 - 1957 Ferdinand Biesenack
Knobus
1964 - 1977 Werner Winkler
Gisela Pozorski
Ursula Zade
Bärbel Herzfeld
1991 Angelika Kröning
Zeitweilig hatte die Schule eine gemeinsame Verwaltung mit der Schule Koserow
Lehrer Wilhelm Ballmann
Familie Ballmann 1917

Der Lehrer Wilhelm Ballmann unterrichtete vom 01.09.1903 bis zum Osterfest 1914 die Kinder in Zempin. Er war am 26.01.1868 in Dobberpful in Pommern bei Stettin geboren und starb am 22.11.1950 in Altentreptow Kreis Demmin.

Frau Wegener, geb. Wodrich, die 1909 geboren war, konnte sich noch an den Lehrer erinnern und hat auf den Schulbildern auch noch die Zwillinge des Lehrers erkannt.

Durch eine Reisegruppe, die in der Residenz Waldhaus wohnte, bekam ich im Frühjahr 2001 schriftlichen Kontakt mit der 93 jährigen Tochter des Lehrers, Erna Stabenow, geborene Ballmann. So haben wir für unsere Chronik wichtige Angaben und Fotos über diesen Lehrer erhalten.

Die Familie Ballmann zog mit 4 Kindern nach Zempin. Sie kam von Luisenhof Kreis Anklam. Sie wohnten im Schulhaus, heute Fischerstraße 12. In diesem Haus wurden 1905 die Zwillingsjungen Gottfried und Helmut und 1907 das Mädchen Erna geboren. Sieben Kinder hatte nun der Lehrer, der nicht viel verdiente, und nur durch eine kleine Landwirtschaft war das Überleben möglich. Er selbst sagte von sich: „Ich bin Lehrer mit Kleinbauernhof oder Kleinbauer mit Lehrbefähigung“. Diese Äußerung stammt aus einem Buch seiner Enkeltochter, die weiterhin schreibt: "...Lehrer Ballmann war eine Autorität in der Schule und im Dorf, er war sein Leben lang kaisertreu und gottesfürchtig, wie man es von einem Lehrer seiner Zeit verlangte.“

Es kam die große Sturmflut am 30. Dezember 1913! Die schmalste Stelle der Insel, heute Museum Otto Niemeyer-Holstein, gab es nicht mehr, das Ostseewasser ergoss sich in das Achterwasser und dieses stieg gewaltig an, so dass das Wasser bis weit in den Ort stand. Es dauerte lange, bis die Fluten wieder abzogen und es war vieles verwüstet.

Frau Emma Ballmann bekam solche Angst um die Kinder und die Zukunft, dass sie ihren Mann bat, sich doch eine andere Stelle zu suchen, in einen anderen Ort zu ziehen, weiter weg von der Küste. Und der Lehrer zog mit der Familie zu Ostern 1914 nach Linde bei Bahn, Kreis Greifenhagen.

Von den zwei Mädchen und vier Jungen der Ballmanns wurden ein Mädchen und drei Jungen wieder Lehrer, auch bei den Enkelkindern wurde der Lehrerberuf wieder gewählt. Der jüngste Sohn der Ballmanns ist in Stalingrad gefallen.

Erna, die Lehrerin wurde, heiratete einen Lehrer! Er hatte einen sehr schweren Lebensweg, von zwei Weltkriegen gezeichnet und starb in Fünfeichen bei Neubrandenburg.

Am 8.September besuchte mich Frau Erna Stabenow mit ihren zwei Töchtern und Schwiegersohn in Zempin. Sie freute sich, dass man sich noch ihres Vaters in Zempin erinnert. Auf den Tafeln des Naturlehrpfades ist der Name Ballmann vermerkt. Auch liegen noch Originalhandschriften vom Lehrer Wilhelm Ballmann im Archiv, die Handschrift erkannte die Tochter sofort. Lehrer Ballmann hat auch die erste Schulchronik verfasst, auf die die späteren Lehrer aufgebaut haben.

Schule in Zempin bis 1928

Es war in den früheren Jahre möglich, die Knaben vom Pastor unterrichten zu lassen. Aber auch noch in Zempiner Urkunden um 1850 können meist nur die Männer ihren Namen schreiben, während die Frauen als Unterschrift drei Kreuze zeichnen, die von einer Person, die schreiben kann, bestätigt werden. Später sollten in allen Orten Schulen eingerichtet werden. Die Entwicklung der Schulgebäude in unserem Ort ist noch deutlich sichtbar, da alle drei Gebäude, in denen unterrichtet wurde, noch vorhanden sind und nebeneinander stehen.

Das erste Schulhaus ist das rohrgedeckte kleine Haus Nr. 1 der Dorfstraße. 1762 wird erwähnt, dass die Orte Loddin, Zecherin und Zempin eine Schulhalterstelle haben. Im General-Schulregelement von 1763, welches Friedrich II. erließ, steht geschrieben, warum die Kinder zu unterrichten sind: „....eine vernünftige und christliche Unterweisung der Jugend zu Gottesfurcht und anderen nützlichen Dingen als besten Grund des wahren Wohlseins des Staates ...“

Der erste Lehrer muss nicht lange in Zempin geblieben sein, denn 1783 erachtet es die preußische Regierung für notwendig, nochmals eine Schulhalterstelle einzurichten. Der Schneider Michael Hellert wird beauftragt, die Zempiner Kinder zu unterrichten. Es wird berichtet, dass von vier Schulkindern drei unordentlich sind, damit ist gemeint, dass die Eltern nicht das jährliche Schulholz zum Heizen liefern. Vier Kinder gehen überhaupt nicht in die Schule. Der Lehrer hat sich beschwert und ein Schriftstück besagt, dass das Gehalt erhöht wird, er sein Vieh kostenlos auf den Gemeindewiesen weiden lassen kann und die Wohnung mietfrei ist.

Vor dem Jahre 1832, so ist uns bekannt, war Lehrer Bollwig tätig. Sein Beruf war Steuermann. 1833 wurde ein größeres Haus auf dem anschließenden Gemeindeacker als Schule mit Lehrerwohnung gebaut - heute Fischerstr. 12. Es war ein Fachwerkhaus mit Rohrdach. Ein großer Klassenraum nahm alle Kinder auf. Das kleine alte Schulhaus wurde zum Armenhaus, wie uns die Schulchronik berichtet. In dem neuen Schulhaus unterrichtete nun der ehemalige Schreiber des Landratsamtes von Swinemünde, Wilhelm Dinse. Er hat die Kinder bis zu seinem Tode im Jahre 1877 unterrichtet. Er vertrat, laut einer Urkunde, auch bei Erbangelegenheiten die sieben Zempiner Kinder des Bauern Heinrich Lüder.

Aus den Schriften um 1836 von Wilhelm Meinhold erfahren wir, dass monatlich durch den Pastor die Lehrer weitergebildet wurden. Nach dem Tod von Wilhelm Dinse unterrichtet bis 1883 Lehrer Böttcher die Zempiner Kinder. Er fand später in Nerdin bei Anklam in der Dunkelheit in einem Torfloch den Tod. Danach lehrte drei Jahre Lehrer Suckow, der nach Zinnowitz versetzt wurde. Dann kam Lehrer Redepennig und dieser wurde 1888 in die Provinz Posen versetzt. Nun unterrichtete Lehrer Wenzel viele Jahre die Kinder, bis er 1897 nach Schilde ging. Jeweils nur drei Jahre blieben Lehrer Lübke und Otto Ramm.

Ein Jahr wurden die Kinder vom Schulamtskanditaten Strelow unterrichtet, bevor Lehrer Wilhelm Ballmann (*1868 – +1950) am 1. September 1903 mit der Familie in das Schulhaus einzog. Er kam aus Luisenhof, Kreis Anklam.

Dieses Schulbild von 1909 der Schule Zempin zeigt eine besondere Umrahmung.


Schulbild Zempin 1909 mit besonderem Rahmen


Im oberen Bildrand ist dargestellt die kaiserliche Familie. In der Mitte WILHELM II. (* 1859 + 1941), König von Preußen und deutscher Kaiser von 1888 bis 1918 und die Kaiserin AUGUSTE VICTORIA. Links ist das Abbild von WILHELM, Kronprinz des Deutschen Reiches und ganz rechts das Abbild von CECILIE, Kronprinzessin des Deutschen Reiches.

Am linken Bildrand ist dargestellt FRIEDRICH WILHELM, Kurfürst von Brandenburg (* 1620 + 1688), er regierte von 1640 bis 1688, auch genannt der große Kurfürst.

Am rechten Rand ist dargestellt FRIEDRICH II. (* 1712 + 1786), auch Friedrich der Große genannt.

Auf dem unteren Rand links ist zu sehen WILHELM I. (*1797 +1888), König von Preußen von 1861 bis 1888 und deutscher Kaiser von 1871 bis 1888 und rechts ist das Bild von FRIEDRICH III. (*1831 +1888), König von Preußen und deutscher Kaiser 1888 (99 Tage).


Als am 30. Dezember 1913 eine große Sturmflut über die Insel Usedom herein brach, bat Frau Ballmann ihren Mann inständig, doch die Insel zu verlassen, solche Angst um die Familie hatte sie befallen. Das Achterwasser hatte sich bis in die Mitte des heutigen Ortes hineingewagt und an der Ostseeseite viele Meter Land mitgerissen. Der Zempiner Fischhändler Friedrich Wegner konnte sich nur knapp selbst aus den Fluten retten, als er an der schmalsten Stelle bei Damerow, von Koserow kommend, mit Pferd und Wagen versuchte, Zempin zu erreichen. So zog die Familie Ballmann zu Ostern 1914, es war Einschulungszeit, von Zempin weg.

Ein junger lediger Lehrer, Wilhelm Nack, übernahm die Tätigkeit in der Schule, doch im August des Jahres brach der Erste Weltkrieg aus und der Lehrer musste an die Ostfront, wo er im Jahre 1915 fiel. Sein Name steht auf dem Kriegerdenkmal nahe des Parkplatzes an der Waldstraße.

Wie aus der weitergeführten Schulchronik des Lehrers Ernst Lüdke (in Zempin von 1916 – 1932) zu erfahren ist, war das Schulgebäude recht marode. Aber allgemeine Bestrebungen der Regierung führten auf der Insel Usedom zu Neubauten von Schulen. So wurden die Gemeindevertreter gezwungen, Kredit aufzunehmen, um ein neues Schulhaus zu bauen.

Am 13. August 1928 wurde es eingeweiht. Es entstand neben dem alten Schulhaus. So stehen drei Gebäude nebeneinander, die als Schulen gedient haben. Am 19. Juli 2000 war der letzte Schultag in diesem Gebäude für die Grundschüler aus Zempin und Koserow.

Für die Grundschüler der "Bernsteinbäder" wurde neben der Kirche Koserow eine Grundschule eingerichtet.

Buch Schulbilder Konfirmation Hochzeiten

Erziehung 1948

Bahnhof von Zempin

Die erste deutsche Dampfbahn fuhr 1835. Die Stadt Wolgast erhielt einen Eisenbahnanschluss an die Strecke Berlin - Stralsund von Züssow aus im Jahre 1863. So konnte man von Zempin aus mit dem Pferdewagen bis nach Mahlzow fahren, dort mit der Fähre über den Peenestrom setzen und dann am Bahnhof Wolgast-Hafen in den Zug steigen. Um 1900 gab es für Reisende in die Seebäder der Insel Usedom über Wolgast schon den günstigen Bädertarif, wobei sie für die Übersetzung auf die Insel selbst zu sorgen hatten. 1876 verkehrte die Bahn von Ducherow über Karnin bis Swinemünde. Eine Verlängerung bis Heringsdorf entstand 1894, aber erst 1911 ist eine Verlängerung bis Wolgaster Fähre möglich. Die Heringsdorfer wollten nicht, dass die rauchenden Dampfloks durch das schon recht mondäne Seebad fuhren. Nach langen Verhandlungen fuhr deshalb die Bahn um den Präsidentenberg herum und Heringsdorf erhielt einen Sackbahnhof.

So konnten ab 1876 die Besucher aus Richtung Berlin, die nach Zempin und Zinnowitz wollten, mit der Bahn auf die Insel Usedom bis Karnin fahren, dort in ein Dampfschiff umsteigen und über den Peenestrom und das Achterwasser im Hafen Störlanke (Zinnowitz) ankommen. Hier wurden sie mit dem Pferdewagen abgeholt. Nachdem die Seebrücken an der Ostseeküste (Zinnowitz 1909) gebaut waren, konnte die Anreise auch mit einem Dampfschiff von Stettin aus über Swinemünde zu den Seebrücken erfolgen. Vorher war es auch möglich: Die Gäste wurden „ausgebootet“, d.h. die Dampfer ankerten in der See und die Gäste mussten in kleine Boote umsteigen und wurden dann an den Strand gebracht.

Am 1. Juni 1911 war also auch Zempin an das Netz der Eisenbahn angebunden. Gleichzeitig mit den Gleisanlagen wurden die Bahnhöfe erbaut. Das Gebäude in Zempin war ein spiegelgleicher Bau des Bahnhofes von Ückeritz. Die Veranda der Bahnhofsgasstätte wurde etwas später errichtet. Am 1. Dezember 1911 begann der erste Bahnhofsvorsteher, Karl Schichlein sen., geboren 1874, seinen Dienst in Zempin. Er kam mit Frau und vier Kindern aus Torgelow. Sie wohnten in der Dienstwohnung im Bahnhof, 1914 wurde hier das fünfte Kind, Tochter Hildegard, geboren. Im Jahre 1923 bezog die Familie ihr neues eigenes Haus in der Strandstraße 7. Danach ging Karl Schichlein sen. in Pension. Wie wir aus der Schulchronik wissen, war der Bahnhofsvorsteher Karl Schichlein eine angesehene Person. 1926 wurde er Gemeindevertreter und 1928 / 29 Gemeindevorsteher der Gemeinde Zempin. Er starb 1945 in Zempin.

Einer der nächsten Bahnhofsvorsteher war Herr Grimm. Senta Wodrich, geb. 1920, berichtete, dass ihr Vater, Alfred Wodrich, geb. 1893, als Fahrdienstleiter bei der Bahn beschäftigt war. Manchmal ging Senta am Sonntag Vormittag mit dem Vater zum Bahnhofsgebäude, wo sie Kirchensendungen im Radio hörten. Sie ging auch mit dem Vater zu den Signalen, um die Petroleumlampen zu füllen. Später arbeitete sie selbst einige Jahre bei der Bahn. So wusste sie, dass der Maler Otto Niemeyer-Holstein oft zum Bahnhof kam, um Auskunft über den Fahrplan zu erhalten. Er malte auch ein Bild von Alfred Wodrich in der Bahnhofsuniform. Mündlich wurde übermittelt, dass der Fahrdienstleiter Alfred Wodrich der Einzige war, den man mit der heute noch erhaltenen Zempiner Schützenfahne von 1914 mit der Bahn bis nach Köln senden konnte, um die Fahne im Kölner Dom weihen zu lassen. Obwohl es verwundert, da der Kölner Dom katholisch ist und wir zum evangelischen Kirchspiel Koserow gehören.

Die Gästezahlen auf der gesamten Insel Usedom stiegen mit dem Ausbau der Bahn. Die Gäste wurden von den Vermietern am Bahnhof empfangen, das Gepäck wurde mit dem Handkarren zur Unterkunft gebracht. Da auch unangemeldete Gäste kamen, warteten immer einige Vermieter am Bahnsteig oder am Gartenzaun nach der Zugankunft, um ihre Zimmer anzubieten. Aber es kamen nicht nur Personenzüge, sondern auch Güterzüge. Sie brachten Baumaterial, Kohle usw. Auch die Fischer profitierten von der Bahn. So konnten sie die am Morgen gefangenen Fische über Mittag in den Fischräuchereien des Ortes räuchern lassen. Diese wurden dann in Kisten in Waggons verladen und nach Berlin zur großen Markthalle versandt. Am nächsten Morgen in aller Frühe stand dort die Ware zum Verkauf. Dadurch konnten in Zempin mehrere Fischräuchereien existieren. Ein nennenswertes Ereignis für den Zempiner Bahnhof geschah im April 1933. Ein ausrangierter, acht Tonnen schwerer S-Bahn Wagen ohne Räder traf für den Künstler Otto Niemeyer-Holstein ein. Für 60 Reichsmark hatte er ihn im Jahre 1932 in Berlin erstanden. Achim Roscher schreibt in seinem Buch Lüttenort: „...wo er mit Hilfe Einheimischer in einer abenteuerlichen Aktion auf das Grundstück transportiert wurde.“

Es hat Tage gedauert, ständiges Umsetzen der Hölzer, pro Tag kam man ca. 70 m voran. Aber nach Tagen und Ärger mit der Polizei, da das Ungetüm die einzige schmale Inselstraße verengte, kam das Kommando: zurück zum Bahnhof, wir dürfen doch den Waggon am Grundstück herunterziehen. Etwa 20 Personen aus Zempin und Koserow, darunter viele Fischer, halfen bei dem Transport. Noch heute steht der S-Bahnwagen auf dem Grundstück und ist von zwei Seiten eingemauert. Es war die erste Behausung für den Künstler und seine Frau. An dieser schmalen Stelle wurde ab 1939 das Sperrgebiet Peenemünde West auf Straße und Schiene eingerichtet. Durchreisende zwischen der geschaffenen Haltestelle „Lüttenort“ und Wolgast-Hafen mussten in extra gekennzeichnete Waggons einsteigen und die Waggons wurden zwischen diesen Bahnhöfen verschlossen. Nur Einwohner oder Personen mit besonderem Ausweis durften sich in dem Gebiet aufhalten. Die Strecke Heringsdorf – Wolgaster-Fähre ist eingleisig. An einigen Stellen wurden Ausweichstellen geschaffen, so auch im Bahnhofsbereich Zempin.

Der Bahnhof Zempin wurde während des II. Weltkrieges mit einem zusätzlichen Gleisstück und einer Rampe versehen. Das war erforderlich, um die V1 – Flügelbomben, die zu je drei Stück in einem Güterwaggon verladen waren, hier zu entladen. Sie wurden dann mit LKW auf den Betonbahnen zu den drei Abschussstellen in den Küstenwald zwischen Zempin und Zinnowitz transportiert. Dazu wurde extra ein Betonweg direkt vom Bahnhof zur Straße B 111 geschaffen. Die Ladung kam aus dem Süden Deutschlands. Es kamen viele Waggons, teilweise bis zu 90 Stück V 1, für Industrie- und Transporterprobungen. In der Zeit des zweiten Weltkrieges wurde auch die Schranke an der heutigen Fischerstraße ständig geschlossen und die Straße aufgerissen, um eine Durchfahrt zu verhindern. Im Juli 1944 wurde der Bahnhof durch Bomben zerstört. Erst am 1. Mai 1954 konnte ein Richtfest für den Neubau gefeiert werden, der jedoch viel einfacher in Form und Gestaltung ausfiel. In dieser Zeit wurde der Bahnübergang wieder geöffnet. In dem Bahnhofsgebäude gab es wieder eine Gaststätte und Wohnungen. Auf der Gleisseite standen die Handkurbeln zum Öffnen und Schließen der Schranken.



Da zu Kriegsende die Brücken, auch die Eisenbahnbrücke von Karnin, zur Insel Usedom gesprengt wurden, gab es keine Eisenbahnverbindung zum Festland mehr. Auch die Gleisanlagen wurden teilweise abgebaut und als Reparationen nach Russland geschafft. So gab es auf der Insel durch die Grenzziehung zwischen Polen und Deutschland nur noch eine Gleisverbindung zwischen Ahlbeck und Wolgaster-Fähre. Die Inselbahn fuhr nun immer nur hin und zurück. Zeitweilig war diese Strecke auch unterbrochen, da die Betonbrücke zwischen Zinnowitz und Zempin über die B 111 am Kriegsende gesprengt wurde. Die Fahrgäste mussten diese Stelle zu Fuß überwinden. Zu dieser Zeit fuhren manchmal aber nur drei Züge in der Woche. Diese Brücke mussten von Russen verpflichtete Frauen mit Holzbalkenstapeln und Stahlträgern wieder notdürftig erbauen. Später wurde sie als Stahlbau errichtet und 1998 nach einem Unfall mit einem Bagger erneuert. Fähren kamen wieder zum Einsatz. So in Wolgast die Eisenbahnfähre für jeweils drei Güterwaggons. Es ist die Fähre, die 1890 gebaut, heute als Museumsstück im Wolgaster Hafen steht. Ehemals hatte sie Stralsund mit der Insel Rügen verbunden. Diese Fähre für Güterwaggons war bis November 1990 im Einsatz.

Viele Güterwaggons wurden in Zempin auch zur Zeit der Fischereigenossenschaft be- und entladen. Frostfisch, Räucherholz, Verpackungsmaterial, Fischkisten usw. wurden mit der Bahn transportiert. Die zerstörten Wolgaster und Zecheriner Straßenbrücken wurden 1950 und 1957 wieder aufgebaut. Die Gästezahlen und der Verkehr mit der Eisenbahn stiegen wieder an. Die Ankommenden aus Richtung Züssow verließen in Wolgast am Bahnhof Hafen die Bahn und mussten ca. 1 km über die Peenebrücke laufen, um wieder in den Zug steigen zu können, der die Insel nicht verlassen konnte. Mit den Aufbau des FDGB -Feriendienstes (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) entstanden auch viele Kinderferienlager auf der Insel Usedom, sodass im Sommer Fernzüge zur Ostsee in den Fahrplan aufgenommen wurden. Bis 1955 waren es täglich 5 Zugpaare, dies steigerte sich bis 1984 auf täglich 10 Zugpaare. Alle Reisenden mussten weiterhin die Peenebrücke in Wolgast zu Fuß überqueren, um zum Anschlusszug zu kommen. Diese Situation wurde erst im Mai 2000 geändert. Der Zug konnte nun erstmals die Insel über die neu errichtete breite Peene-Klappbrücke, die mit einem Gleis versehen war, in Richtung Züssow verlassen. Jetzt war die Insel wieder per Schiene mit dem Festland verbunden. Aber auch Fernzüge fuhren seit dem Jahre 2000 wieder bis Heringsdorf. Im Jahre 1993 wurden türkisfarbene Triebwagen auf die Insel gebracht, im Volkmund „Ferkeltaxe“ genannt. In der Werbung der UBB (Usedomer Bäderbahn) finden wir deshalb das kleine Schweinchen. Die UBB fuhr seit dem Sommerfahrplan 1998 im 30-Minuten-Takt und im Winter im Stundentakt in beiden Richtungen. Die Modernisierung ging mit großen Schritten weiter. Die zwei Zempiner Schrankenanlagen, die noch bis 1998 mit der Hand gekurbelt wurden, erhielten im November 2001 modernste automatische Halbschranken. Die fast 100 jährige Stellwerkstechnik im Bahnhofsgebäude wurde durch Relaistechnik vom Koserower Bahnhof aus abgelöst und ist nun museumsreif. Seit dieser Zeit waren im Bahnhofsgebäude Zempin keine Beschäftigten mehr nötig. Im Sommer 2007 richtet die UBB wieder Schalterstunden in Zempin ein, da das vielfältige Fahrkartenangebot (Kombi-Tickets, Tageskarten) zusätzlichen Verkauf und Information für die Reisenden erforderte. Seit dem Jahr 2002 fahren durchgehende Züge bis Stralsund. Neue moderne Dieseltriebwagen mit der blauen Welle bemalt, mit Fahrradabteil und Toiletten an Bord wurden für viele Urlauber eine Alternative zum Stau auf der Straße im PKW. Die Fahrgastzahlen stiegen stetig. Nachdem die UBB Bahnsteige, Beleuchtung und das Gebäude in Zempin äußerlich saniert hatte, konnte auch die Gemeinde Zempin den Vorplatz mit Pflasterung, Beleuchtung, Parkplätzen und Toilette neu gestalten. Im September 2006 wurde dies mit einem Straßenfest gefeiert. An die Gründungszeit erinnern noch das ursprüngliche Kopfsteinpflaster und die mächtigen Kastanien, die bei der Erbauung des Bahnhofes gepflanzt wurden.

Vermesser Eisenbahnbau 1907

In diesem Schreiben von 1907 des Herrn Kraefft, Kgl. Landmesser, erfahren wir etwas, wie er arbeiten musste, wie er in Zempin untergebracht war und wie die Preise waren. Wegen der Arbeitsumstände bittet er um Zuwendungen.


An die Königliche Eisenbahn-Direktion

Stettin

auf dem Dienstwege

Zempin, den 1. Juni 1907

Zum Gesuch des Landmesser Kraefft um Erhöhung der Bauschvergütung

Auf das Schreiben der Herren Vorstander des Technischen Büro vom 27. Mai mache folgende Angaben zur Begründung meines Gesuches um Erhöhung der Bauschale.

Die Vorarbeiten für die Eisenbahn von Heringsdorf nach Wolgasterfähre berühren durchweg Ortschaften die sämtliche Lebensmittel vom Festland her beziehen müssen, d.h. Heringsdorf und Wolgast sind die letzten Eisenbahn-Stationen und von diesen beiden Orten muss sämtlicher Proviant mit Wagen herbeigeschafft werden. Ausserdem sind die Orte Badeorte und im Sommer von Fremden stark besucht. Naturgemäss wollen die Bewohner hieriger Gegend von den Gästen leben und schrauben daher die Preise enorm in die Höhe. -

In meinem derzeitigen Aufenthaltsorte habe ich mich genötigt gesehen, wenn anders ich nachher nicht in einer Dachkammer vielleicht ebenso teuer Unterkunft finden will, ein Zimmer bis August für den Preis von monatlich 40 M zu mieten. Wegen der Verpflegung habe ich den für hiesige Gegend geringen Preis von 3,- M den Tag vereinbart und zwar nur deshalb weil ich in Aussicht stellte bis August zu bleiben.-

Die Arbeit an sich bringt es mit sich, dass an ein Mittag machen nicht zu denken ist. Die volle Arbeitszeit ohne Essen auszuhalten ist jedoch nicht möglich. Stullen werden in jetziger Jahreszeit zu trocken und daher ungeniessbar man muss also noch fremde Gasthäuser für Speise und Trank aufsuchen. Die Preise sind etwa folgende: Stullen mit Wurst, Schinken ca. 30 - 60 Pf. Rührei mit Schinken 1,00 M. Warme Speisen entsprechend teurer und schon nicht mehr erschwingbar. Selter mit Conac 50 Pf. , Berliner Weise 25 S , heller Schultheiss 20 - 30 Pf. , Pilsener Münchener 35 - 50 Pf., , Tee, Kakao, Portion Kaffee 60 Pf. mit Gebäck 1,00 M.

Selter mit leichtem Weißwein könnte als Luxus angerechen werden und will ich nicht weiter erwähnen, gestatte mir es aber dochwohl vorzüglicher Erfrischungsmittel im heißen Sommer hinzuzufügen.

Ferner wären zu den ständigen Ausgaben Miete und Pension zu rechnen die sogenannten Trinkgelder. Auch Rasieren, Haarschneiden und Bäder zu entsprechend höheren Preisen als in der Stadt seien hier erwähnt.

Um die zum Teil weiten Wege zurückzulegen ist Fahrwerk öfter notwendig. Zuletzt wäre wohl ganz besonders auf die vollständig doppelte Kleidung die ein Landmesser der dauernd draussen tätig ist, braucht, hinzuweisen und ist es durchaus nicht durchführbar, wie vielfach die Meinung herrscht, alte, d.h. für die Stadt nicht mehr brauchbare Sachen auf dem Felde zu verwenden, da sie gegen die plötzlich eintretenden Unbilden der Witterung nicht schützen und sind lange Stiefel, Joppen, Regenmantel, Wetterkragen, Kapuzen, Lodenhut, Handschuhe und auch dickes Unterzeug ständiger Begleiter. Regen und Staub aber sorgen dafür dass alle dies Sachen nicht zu lange halten, wenigstens werden sie bald unsauber und müssen erneuert werden. Rund 20 M brauche ich wohl monatlich dafür.

Dass für ein öfterer Umziehen gute dauerhafte Koffer angeschafft werden müssen, möge hiermit ebenfalls erwähnt sein. - Mit Vorstehendem glaube ich eine Übersicht über meine Auslagen gegeben zu haben. Rechnungen mit zusenden war nicht möglich, da von mir stets bar gezahlt wird.

Zum Schluss erlaube ich mir nochmals die Bitte für eine Erhöhung der Bauschale beim Herrn Minister geneigtest eintreten zu wollen Kraefft Kgl. Landmesser

Dorfschulze

1751 hat Friedrich der Zweite eine "Erneuerte und verbesserte Dorf-Ordnung des Königreichs Preussen herausgegeben, wo die Aufgaben eines Dorf-Schulzen beschrieben sind.

1. Sie haben den Bauern alle Königlichen- und Amtsbefehle bekannt zu machen und alle Schriftstücke zu verwahren, die ihnen zugehen.

2. Die von den Bauern verlangten Scharwerkdienste bekannt zu machen und sie zu den Diensten anzuhalten.

3. Die Sachen, welche in der Gemeinde wegen Pfändung, Haltung der Gehege, Bewahrung der Feuerstellen, Stege und Wege und was sonst zur Nachbarschaft gehört, sofort zu besorgen.

4. Über dasjenige, was unten in dieser Dorf-Ordnung weiter vorgeschrieben ist, gebührend zu halten.

5. Die Wiederbesetzung der etwa noch wüsten Dorf-Hufen oder Höfe auf alle Weise zu befördern.

6. Die auf königl. Pässe verordneten Abfuhren, Wolfsjagden und andere gewöhnliche Dienste richtig zu bestellen.

7. Dem Beamten von der Bauernwirtschaft zuverlässige Nachrichten zu geben und die üblen Wirte anzuzeigen, auch sich überall dergestalt treu und fleißig zu bezeigen, wie es einem geleisteten Schulzen-Eide gemäß ist.

Diese Aufgaben werden noch in allen Einzelheiten beschrieben, u.a. heißt es, die Dorfschulzen hätten alle Jahre längstens um Michaeli (29.Sept.) bei den Bauern und Dorf-Einwohnern die Viehställe zu untersuchen. Sie sollen besonders bei den bekannten schlechten Wirten öfters visitieren und nachsehen, ob mit dem Futter gut gewirtschaftet wird und auch dafür sorgen, daß - je nach Größe des Dorfes – ein, zwei oder mehr gute Hengste gehalten werden, daß bei jedem Hofe Obstgärten angelegt sind, daß die Bauern Bienenzucht und Hopfenanbau betreiben, ihre Äcker rechtzeitig bestellt werden.

Außerdem sollen die Bauern zum Lein- und Hanfsäen, zum Flachs- und Wollspinnen angetrieben werden. Die Schulzen sind verpflichtet, auf defekte Brücken, Stege und Wege zu achten, deren Reparatur anzuordnen und die Widerspenstigen zur gebührenden Strafe anzuzeigen.

Der Dorf-Schulze war zweifellos das Instrument der Obrigkeit, von der untertänigen Bauernschaft den Tribut einzufordern, der ihr aufgrund der herrschenden Rechtsordnung zustand,

Bei Verstößen dagegen hatte die Obrigkeit auch Strafen bereit, z.B. das „Am-Pranger-Stehen“ oder das Tragen des „Spanischen Mantels“

Der Schulze musste aber auch der Gefahrenabwehr dienen. Er war aufgefordert, zusammen mit dem Dorfältesten, Dorfgeschworenen oder anderen priviligierten Bewohnern von Zeit zu Zeit (alle 2 -3 Wochen) unvermutete Visitationen bei jeden Wirt vorzunehmen, um zu überprüfen, wie mit den Gefahrenquellen umgegangen wird, aus denen Brände entstehen können.

Dazu hatte die Obrigkeit mehrere Verbote ausgesprochen, u.a. das Rauchen von Tabak (?), das Dreschen bei offnem Licht in der Scheune, ungedroschenes Getreide oder Holz neben dem Ofen zu lagern, der Umgang mit glühender Asche, das Backen außerhalb von Backhäusern, das Fegen von Schornsteinen und Kaminen, das Vorhandensein von Feuerhaken, Feuereimern und Feuerleitern.


Bekanntmachungen im Ort früher
Bürgermeister Schichlein sen.
Bürgermeister Mahrholz und Frau
Bürgermeister Bast
Bürgermeister Machals
Bürgermeister Glosch
Bürgermeister Übergabe Stockmann an Schön
Bürgermeister Werner Schön

Die erste Bezeichnung als SCHULZE für den Ort Zempin finden wir in den Aufzeichnungen der schwedischen Vermesser von 1693.

Der Schulze war vom „Besitzer, Herrschenden“ beauftragt. Die Einsetzung, Aufgaben und Bezeichnungen änderten sich später. So wurde der Dorfschulze auch Dorfältester oder Gemeindevorsteher genannt. Heute nennen wir die Person mit den entsprechenden Aufgaben und Befugnissen Bürgermeister.

Eine Dorf-Schulzen-Ordnung der Schweden aus dem Jahr 1800 für Vorpommern, dessen Teil nicht unter preußischer Herrschaft stand, zeigt uns, welche Anforderungen an den Schulzen gestellt wurden. Sie soll hier in Auszügen genannt werden:

- Es sollte einer der verständigsten und redlichsten Bauern, welcher wenigstens etwas Schreiben, auch Geschriebenes lesen kann, sein.

- Der Schulze ist der erste Mann im Dorfe, dessen Einwohner, wenn er amtshalber etwas ankündigt, ihm Achtung und Folgsamkeit erweisen müssen.

- Den der Bauerschaft etwa erteilten Königl. Pacht-Contract, das Inventarium, auch die Quittungsbücher und sonstige, die gemeine Dorfschaft angehende Papiere, muss der Schulze stets in einem eigens dazu anzuschaffenden Schrank sorgfältig und reinlich bei sich aufbewahren ...

- wird sämtlichen Schulzen in den Strand- und Fischerdörfern aufgegeben, ernstlich darüber zu wachen, dass

1.) die Netze die ihnen vom Königl. Amt mitzuteilende Maße nicht überschreiten.

2.) daß die verbotene Fischzeit genau beobachtet, auch

3.) die gefangene junge Fischbrut sofort wieder ins Wasser geworfen, und nicht wie bisher geschehen zu anderen Zwecken, besonders zur Fütterung der Schweine, verwandt werden. Die Schulzen werden dem Fischmeister bei jeder Visitation hiermit verantwortlich gemacht.


Oft wurde dieses Amt auch an die gleiche Familie vergeben. Für Schreibarbeiten wurde oft der Lehrer herangezogen. So war es auch 1836 in Zempin, als der Schulze Johann Heinrich STEFFEN das Amt übernahm, nicht aber schreiben konnte.

Bürgermeister

Im Frühjahr 1915 hatte Gemeindevorsteher Heinrich Lüder sein Amt niedergelegt, weil er seine Wirtschaft als alter Mann alleine besorgen musste, sein Sohn war im Felde und die Brotmarkenausgabe mit Listenführung und sonstige Kriegsarbeiten des Gemeindeoberhauptes machte ihm zu viel Arbeit.

Die Gemeinde wählte sich den Eigenbüdner und Fischer Wilhelm Heyden zum Gemeindevorsteher. Er hatte sich nicht für ein neues Schulgebäude eingesetzt. 1926 übernahm der 73-jährige Bauer Lüder die Gemeindegeschäfte. Er ließ sich vom Lehrer Ernst Lüdke unterstützen. Der benutzte die Gelegenheit, den arg vernachlässigten Schulneubau mit List zu fördern. Es gelang ihm, mit Krediten der Gemeinde, den Neubau vom Bauunternehmer Jahnke aus Zinnowitz zu planen und 1928 auszuführen.

Hier eine Zusammenstellung der Personen, die für den Ort Zempin verantwortlich zeichneten und zeichnen, soweit die Unterlagen zu finden waren:


 1693              Sucker, Peter  -   Bauer
 1716              Scheil, Johan   -  Bauer
 1781              Steffen, Johann  - Bauer, am 15.12. verstorben
 1793              Steffen, J.F.
 1798              Steffen, Heinrich (Hinrich)
 1836              Steffen, Johann Heinrich
 vor 1864          Lüder, Martin    - Bauer
 1887              Erdmann, Johann Heinrich
 1906  -   1915    Lüder II, Heinrich - Bauer
 1915  -   1926    Heyden, Wilhelm  - Eigenbüdner und Fischer
 1926      Lüder   Bauer, 73 Jahre alt
 1926  -   1927    Kagemann, Otto
 1927  -   1928    Wossowski - Schneider 
 1928              Schichlein, Karl - Bahnhofsvorsteher in Zempin
 1929  -   1938    Mahrholz, Robert - Bankfachmann
 1938      1940    Mann, Ernst
 1940  -   1945    Verwaltung durch den Ort Zinnowitz, Bürgermeister Kumm
 1945              Steffen, Johann
       -           Schätzchen, Karl
       -   1947    Orlowski, Albert - Bahnhofswirt
   -               Schlorf, Bruno
 1947  -   1954    Bast, Walter -  Bauarbeiter
       -   1961    Machals, Hans
 1961  -   1963    Seeck, Erhard
 1964  -   1990    Glosch, Reinhard - Motorenschlosser
 1990  -   2004    Stockmann, Hilde - Schneiderin
 ab 2004           Schön, Werner -  Dreher


Unterschriften, Stempel, Siegel und Mitarbeiter der Gemeinde Zempin:

1 Glosch, Rainer 2 Richter, Richard 3 Richter, Friedchen (Büro) 4 Hietel, Erika (Strandfunk) 5 Müller, Dora 6 Behn, Helga (Büro) 7. Weber, Johanna (Reinigung Schule) 8 Makowka, Paula (Küche) 9 Schmidt, Erika (Küche) 10 Kühnel (Arbeiter) 11 Ströde (Arbeiter) 12 Frau Ströde 13 Knuth, Editha 14 Knuth, Erich 15 Piehl, Karl 16 Frau Grabow (Bücherei) 17 Herr Nowak 18 Nowak, Annemarie (Finanzen) 19 Reeh, Gustav (Schiedskommission) 20 Schmidt, Helmut (Schiedskommission) 21 Müller, Dora 22 Glosch, Liesel (Gemeindeschwester) 23 Knape, Adele (Reinigung)


Wahlen Kommune

Verwaltung der Gemeinde Zempin

Um 1600 - Der Dorfschulze, als Gericht, entscheidet mit zwei Schöffen aus dem Dorf nach alter Väter Sitte.

1693 - Peter Sucker, Schulze - steht in den Schwedenmatrikel - Der Schulze im Dorf besitzt für seinen Dienst Acker für 2 Scheffel Aussaat.

1715 - Der Herr von Lepel aus Netzelkow war Landrat der Insel Usedom.

1716 - Johan Scheil, Schulze, Bauer

1836 - im Mai ist ein Schreiben an den Schulzen Johann Heinrich Steffen, Zempin gerichtet, er kann nicht schreiben, sein Pflegesohn ist Martin Lüder.

1836 - Juni - dieser Pflegesohn Martin Lüder wird Schulze, er kann schreiben. Seine Frau ist Christine Marie Doßin aus Loddin. Am 9.4.1864 wird vom ehem. Schulzen geschrieben.

1906 - Dorfschulze Heinrich Lüder II veranlaßt die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr.

1915 - Der Gemeindevorsteher Heinrich Lüder legte im Frühjahr sein Amt nieder, weil er seine Wirtschaft als alter Mann alleine besorgen mußte, sein Sohn war im Felde und die Brotmarkenausgabe mit Listenführung und sonstige Kriegsarbeiten der Gemeinde machte ihm zu viel Arbeit.

1915 - Wilhelm Heyden - Eigenbüdner und Fischer wird zum Gemeindevorsteher gewählt. Er wird ab 26.11.1926 durch den Landrat beurlaubt.

1926 - Schöffe Lüder, ein 73 jähriger Bauer übernimmt die Gemeindegeschäfte. Später übernahm O.Kagemann die Gemeindevorstehergeschäfte.

29.11.1927 Gemeindevorstand Wossowski - Unterschrift auf Schuldschein der Witwe von Franz Krüger, Ottilie. Im April 1928 verstarb er an den Folgen eines Unfalls. Die Geschäfte übernimmt Schöffe Kagemann.

28.02.1928 i.V.Gemeindevorstand Kagemann - Unterschrift auf Schuldschein der Witwe von Franz Krüger, Ottilie.

10.05.1928 Gemeindevorsteher Karl Schichlein - Unterschrift wie oben. Gemeindevertreter sind auch Ernst Krüger, Paul Häfke, Graumann und Krebs.

1929 im Herbst sind Gemeindevertreterwahlen. Gemeindevorsteher wurde Werhotz. Gemeindevertreter auch Lehrer Lüdke. Lehrer Lüdke wurde zum ersten Schöffen gewählt.

1936 Bürgermeister Robert Mahrholz - er war Bankfachmann (Prokurist) - wohnte Strandstraße 15, verkauft an Frau Schuldt, ging später nach Berlin zurück und wurde dort ausgebombt. Er siedelte während des Krieges in Richtung Osten und beim Einmarsch der Russen nahm er sich mit seiner Frau das Leben.

1938 Bürgermeister Mann

1940 Zusammenlegung mit Zinnowitz bis 1945. Mit leeren Kassen wieder selbständig. Bürgermeister Kumm (Zinnowitz)

15.09.1946 Gemeindewahl

20.10.1946 Kreistagswahlen - Kreis Usedom

12.April 1947

Der Bürgermeister Albert Orlowski, er hatte die Bahnhofswirtschaft in Zempin und er wohnte vorher in Erickshof, wird seines Amtes enthoben und die Dienstwohnung gekündigt. Auf Grund eines Beschlußes der Ortsgruppe der SED Zempin, die sich auf den Beschluß des Parteischiedsgericht vom 09.12.1946 beruft. Es wird der stellvertretende Bürgermeister Herr Wilhelm Heyden eingesetzt.

05.07.1947 Abgeordnete:

Dinse, Wilhelm            SED   Vorsitzende
Schätzchen, Karl          SED   Gem.Rat
Schätzchen, Gotthard      SED   stellv. Vorsitzende
Buchholz, Fritz           SED   stellv. Schriftführer
Ruhberg, Erich            SED   Gem. Rat
Ströde, Otto              SED
Schmelzer, Peter          SED   Schriftführer
Florin, Ernst             SED
Trenkel, Hans             CDU   ab 06.09.47 Annemarie Meinke  
Heyden, Wilhelm           CDU   stellv. Bürgermeister
Koch, Hilde               CDU
Lüder, Heinrich           CDU


07.07.1947 Walter Bast SED als Bürgermeister vorgeschlagen und von der Kommandantur bestätigt

15.10.1950 - Gemeindewahlen

gewählt wurden:

Ferdinand Biesenack       SED   Alterspräsident
Erich Ruhberg             SED
Peter Herath              SED   1. Vorsitzender der Gemeinde
Gerhard Schack            SED
Karl Dachner              SED
Hermann Thyck             SED
Karl Schätzchen           SED
Wilhelm Heyden            CDU
Hilde Koch                CDU
Otto Guse                 CDU
Ilse Bohne                NDP
Lieselotte Doege          NDP   stellv. Schriftführerin
Johannes Becker           FDGB  stellv. Vorsitzender   
Ernst Hennig              FDGB
Gotthard Schätzchen       VdgB
Eva-Maria Sonntag         DFD
Inge Schmelzer            FDJ   Schriftführerein

Durchschnittsalter 40,5 Jahre

12.04.1952 Durch Ortswechsel kommen in die Gemeindevertreung für Johannes Becker - Heinz Teubner FDGB Als Schriftführer wurde Richard Richter gewählt, Stellvertreterin Frl. Doege

28.05.1952 Durch das Ausscheiden kommen in die Gemeindevertretung: Für Inge Schmelzer - Lieselotte Diews FDJ, Eva Sonntag - Lydia Brandt DFD

1960 -1963 Bürgermeister Seeck

22.03.1970 Wahl zur Gemeindevertretung, Wahl zum Kreistag

Wahlberechtigte 662, Abgegebene Stimmen 657 = 99,24 %

14.11.1971 Wahl der Volkskammer

723 Wahlberechtigte lt. Einwohnerkartei,Wahlbeteiligung 645 = 99,53 %

19.05.1974 Wahl zu den Kreistagen, Stadtverordnetenversammlung,Gemeindevertretungen

Wahlberechtigte 671, Abgegebene Stimmen 668 = 99,54 %

17.10.1976 Wahlen zur Volkskammer und zu den Bezirkstagen

Wahlberechtigte 585 Abgegebene Stimmen 584 = 99,83 %

20.05.1979 Wahlen zum Kreistag und Gemeindevertretung Wahlberechtigte 649 Abgegebene Stimmen 643 = 99,07 %

14.06.1981 Wahlen zur Volkskammer und zu den Bezirkstagen

Wahlberechtigte 652, Abgegebene Stimmen 649 = 99,53 %

06.05.1984 Wahl Örtliche Volksvertretung

Wahlberechtigte 665, Abgegebene Stimmen 661 = 99,4 %

08.06.1986 Wahl Volkskammer und Bezirkstag

Wahlberechtigte 633, Abgegebene Stimmen 629 = 99,4 %

07.05.1989 Wahl Örtliche Volksvertretung

Wahlberechtigte 678, Abgegebene Stimmen 662 = 97,7 %

bis 1990 Bürgermeister Reinhard Glosch

Geboren am 01.01.1930. Seine Frau Liesel war viele Jahre als Gemeindeschwester in Zempin tätig. Sie ist sehr beliebt und war Tag und Nacht für die Bürger tätig. Die Tochter Susanne wurde 1959 und der Sohn Mathias 1961 geboren.

Am 25. Mai 1990 - gewählte Gemeindevertreter: Ab 15.06.1990 tätig:

Ursula Schichlein  geb.:  14.12.51          CDU
Sabine Schmidt     geb.:  23.06.48          FDP, parteilos
Susanne Dethloff   geb.:  15.08.51          Volkssolidarität
Inge Ott           geb.:  22.03.49          FDP, parteilos
Peter Makowka      geb.:  25.04.40          PDS
Eckhard Hauß       geb.:  25.04.43          Anglerverband
Friedhelm Schmidt  geb.:  14.05.55          Anglerverband
Gudrun Walter      geb.:  26.11.42          FDP
Christian Georgi   geb.:  16.04.53          FDP, parteilos
Werner Schön       geb.:  23.11.54          Feuerwehr
Hilde Stockmann    geb.:  14.11.38          Einzelkandidat

Zum Bürgermeister wurde gewählt: Hilde Stockmann, 1. Stellvertreter: Eckhard Hauß

Es wurde ohne Ausschüsse gearbeitet.

Zu den Wahlen 1994 wurden Wählergemeinschaften gegründet

Am 12. Juni 1994 wurden gewählt:

Hilde Stockmann               Wählergemeinschaft Zempin (WG)
Hans Schütt                                  WG
Werner Schön                                 WG
Jens Hornemann                               WG
Kurt Schön                                   WG
Dirk Janisch                                 WG
Gudrun Walter                                FDP
Horst Ruhberg                                FDP
Holm Bohrer                Wählergemeinschaft "Unser Zempin"


Als Bürgermeister wurde gewählt:        Hilde Stockmann
1. Stellvertreter                        Hans Schütt
2. Stellvertreter                      Gudrun Walter

Es arbeitet jetzt ein Bauausschuß (5 Gemeindevertreter, 4 Bürger) unter Leitung von Frau Stockmann. ein Sozialauschuß (3 Gemeindevertreter, 2 Bürger) unter Leitung von Hans Schütt und ein Finanzausschuß ( 5 Gemeindevertreter) unter Leitung von Herrn Jens Hornemann.


Verwaltung der Kommune

Verwaltung ab 1825

1825 Neuordnung der Kreise

Die Insel Usedom und die Insel Wollin werden zum Kreis Usedom - Wollin mit der Kreisstadt Swinemünde.

1. Landrat dieser Zeit war Karl Ludwig von Flemming mit einem Kreistag.

1842 bis 1.7.1882 ist Landrat Ludwig Hermann Ferno (Rittergutsbesitzer auf Ostklüne, er wurde 1895 in Ostklüne begraben.

1874 Die neue Kreisordnung wird angenommen:

Die Rittergutsbesitzer sind nicht mehr geborene Kreistagsmitglieder. - Die Ortsschulzen werden von den Bauern gewählt und verwalten ihren Ort.

1939 Regierungsbezirk Stettin, Kreis Usedom-Wollin, Kreisstadt Swinemünde

Nach dem 2. Weltkrieg (Beschluß der Potsdamer Konferenz) wurden ca. 90 km² der Insel Usedom mit der Stadt Swinemünde zu Polen geschlagen.

Die Insel Usedom wurde vorerst durch Ahlbeck verwaltet und liegt in der sowjetisch besetzte Zone.

07.10.1949 die Insel gehört zur DDR, Land Mecklenburg, Kreis Usedom

01.10.1952 Deutscher Teil der Insel Usedom und ein Teil vom Festland werden zum Kreis Wolgast mit der Kreisstadt Wolgast und gehört zum Bezirk Rostock (entlang der Küste)

18.03.1990 Erste freie Wahlen der Volkskammer - die "Modrow- Regierung" entsteht

25.05.1990 Erste freie Kommunalwahlen in Zempin - Da es noch keine neuen Parteien gibt, können Kandidaten von allen Gemeinschaften, Vereinen oder Einzelkandidaten aufgestellt werden.

03.10.1990 Einheit Deutschlands

14.10.1990 Wahlen zur Länderbildung Mecklenburg-Vorpommern mit der Landeshauptstadt Schwerin

15.04.1991 Gründung des Amtes "Insel Usedom-Mitte" Gemeinsame Verwaltung der Gemeinden Ückeritz, Loddin, Koserow und Zempin. Jede Gemeinde hat eine eigene gewählte Gemeindevertretung und einen eigenen Haushalt. Durch Umlagen wird das Amt finanziert.

01.07.1994 Kreisreform - Kreise werden zusammengelegt. Aus dem Kreis Wolgast, Kreis Anklam und Landkreis Greifswald wird der Kreis Ostvorpommern mit der Kreisstadt Anklam. Erster Landrat des Kreis Ostvorpommern ist Herbert Kautz (CDU)

Gemeindehaus - Verwaltung

Bürgermeister Lebensläufe

Walter Bast
Heringsdorf
Partei
2006 Tochter

Bürgermeister vom 7.7.47 - 30.9.54 in Zempin

Er wurde am 22. Januar 1909 in Swinemünde geboren. Er wuchs mit 4 Schwestern und 3 Brüdern auf. Sein Vater war Schweizer, seine Mutter stammte aus Ahlbeck, sie war eine Fischerstochter, eine geborene Saldsieder. Durch die Arbeit des Vaters zog die Familie Bast in Hinterpommern von Gutshof zu Gutshof. So wechselte Walter Bast, als jüngster der Familie, oft 2 mal im Jahr die Schule. Die Lehrer mochten den aufgeweckten Jungen, hätten ihn gern in der Klasse behalten. Auch eine Lehre wollte ihm der letzte Lehrer gern vermitteln, aber die Eltern hatten kein Geld für eine Ausbildung, denn es mußte noch Lehrgeld gezahlt werden.

1924 zog die Familie auf die Insel Usedom, auf den Gnitz. Walter Bast wurde Landarbeiter. Im Herbst 1926 erhielt er Arbeit als Pferdeknecht in der Domäne Mölschow, 1927 zog er als Bauarbeiter nach Zempin und Zinnowitz. Mit 18 Jahre trat er der Baugewerkschaft bei und wurde in den Vorstand gewählt als Schriftführer. In Zempin bestand zu dieser Zeit eine starke SPD - Parteigruppe. Im Herbst 1929 trat er dieser Partei bei und bekleidet dort die Stellen als Schriftführer und Kassierer. Im Herbst 1933 starb seine Mutter. 1934 heiratet er eine Frau aus Swinemünde und in diesem Jahr legte er beim Roten Kreuz als Sanitäter die Abschlußprüfung ab. Diese Prüfung und die Arbeit im Rettungswesen hatten in seinem späteren Leben großen Einfluß auf seinen Weg. Die Nationalsozialisten wollten dem SPD - Mann eine Falle stellen, denn die SPD war verboten worden. Man versuchte ihn der Nichtabrechnung der Mitgliederkasse zu bezichtigen. Aber er, der schon immer ein sehr ordentlicher und gewissenhafter Mensch war, konnte alles belegen und somit hatten sie keinen Grund ihn zu verhaften.

Als Mitglied des Roten Kreuzes wurde er von 1937 bis 1939 in den Sommermonaten in Zempin Bademeister. Im Winter fand er Arbeit in Peenemünde. Ab 1939 wurden in Peenemünde mehr Sanitäter gebraucht. Zwischen den vielen Arbeitern gab es oft auch Schlägereien, deshalb der vermehrte Bedarf.

Nachkriegszeit Bast als Bürgermeister

Am 02. November 1942 wurde er zur Sanitätskompanie des Afrikakorps eingezogen, Frau und Tochter blieben in Zempin. Schon im Mai 1943 geriet er in Tunis in englische Gefangenschaft und kam nach Oran. Dann kam es zu einer Übernahme in die amerikanische Gefangenschaft. Verladen auf Schiffen wurden die Gefangenen nach Amerika geschafft. Nach 3 Wochen auf See wurden sie vom Hafen Norfolk aus 2 Tage und 2 Nächte nach Kansas gefahren. In dem Gefangenen-Lazarett arbeitet er als Masseur. Gleichzeitig erlernte er in Kursen die englische Sprache. Im Herbst 1945 wird das Gefangenenlager aufgelöst und mit weiteren 25 Sanitätern wird er nach Nebraska gebracht. Dort hat er als aktiver Sanitäter bis Januar 1946 gearbeitet. Mit dem Zug ging es nach Oakland und dort auf ein Schiff mit vielen ehem. Gefangenen. Die Fahrt ging über den Pazifik durch den Panamakanal nach England - Liverpool. Ein Jahr verging noch, bis er in Hull abreisen konnte und so kam er am 20.März 1947 mit dem Seesack in Zempin an.

1999 Walter Bast
2005 Walter Bast

Was für ein Anfang? Bei Bombenangriffen auf die Flakstellungen in Zempin kamen Frauen und Kinder in einem Bunker neben dem Dünensteig in Zempin ums Leben. Seine Tochter im Alter von 7 Jahren befand sich darunter. Seine Frau wurde als einzige Überlebende aus dem Bunker gerettet.

Sie sagte ihm, daß man schon auf ihn warte, der Bürgermeisterposten sei zu besetzen. Die gewählten Gemeindevertreter wählten Walter Bast zum Bürgermeister. Am 7. Juli 1947 trat er sein Amt an. In der russischen Kommandantur, die sein Amt bestätigten, fragte man ihn, wie er sich seine Arbeit vorstelle und er sagte: "Wie die Arbeit des Bürgermeisters ist, weiß ich nicht genau, aber wie dem Menschen gegenüber des Schreibtisches zumute ist, daß weiß ich". 1948 wird die Tochter Ines in Zempin geboren. Der Anfang nach dem Krieg war sehr schwer. Es war kein Geld in der Gemeindekasse, mit den ersten Kureinnahmen konnten die Angestellten bezahlt werden, für die Bezahlung des Bürgermeisters reichte es noch nicht. Er dachte an sich zuletzt.

Sein Grundsatz war, ich kann nicht einseitige Politik als Bürgermeister machen. Ich muß mit allen sprechen und arbeiten. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht allen erst einmal zuzuhören. Das Leben hatte ihn geschult, er hat auch viel gelesen, besonders Bücher über die Deutsche Sprache.

Bei der Kreisverwaltung, die damals noch in Ahlbeck war, hatte zu Beginn seiner Tätigkeit die Gemeinde Zempin keinen guten Ruf. Kein Mitarbeiter der Kreisverwaltung wollte bei Versammlungen in Zempin Unterstützung geben, da es auch oft mit den Fischern zu Handgemengen kam. Nach einem halben Jahr hatte es Walter Bast geschafft, die Gemeinde vom letzten auf den ersten Platz im Kreis zu bringen. Er kannte die Einwohner und konnte die Leistung einschätzen, so wußte er, daß zum Beispiel der Bauer Mähl sich hart gequält hatte, um sein Soll zu erfüllen und daß es bei diesem Bauer keine Sollerhöhung geben kann. So hat er seine Bürger auch gegenüber der Obrigkeit zu schützen versucht. Er wußte dann aber auch, wenn es ernst wird, stehen die Bürger von Zempin hinter ihrem Bürgermeister.

In seiner Amtszeit wurden die Rotdornbäume gepflanzt, der Musikpavillon neu errichtet und die 3 Seen in den Straßen Zempins beseitigt (Feuerwehr/Kuhstraße, Litfaßsäule und bei Erich Knuth/B111). Viel Kampf mit der Reichsbahn und der Landesregierung kostete es, daß die Durchfahrt / Schranke an der Fischerstraße, die während des Krieges 1942 geschlossen wurde, wieder geöffnet wurde. Von der Litfaßsäule bis zur Eisenbahn mußte viel Sand und Unkraut entfernt werden, Bombentrichter gefüllt werden und neu gepflastert werden. Am 1. Mai wurde dann feierlich die Straße wieder passierbar. Auch den Wiederaufbau des Bahnhofes erreichte Walter Bast, trotz 3-maliger Ablehnung.

Walter Bast war bis 1954 Bürgermeister in Zempin. Er wäre gern noch geblieben, aber die SED brauchte in Ahlbeck einen Bürgermeister und dort hat er als Bürgermeister bis 1969 gearbeitet. Aufgrund der Arbeit zog er dann nach Ahlbeck, dem Heimatort seiner Mutter und Großeltern.

Zempin hat er aber nie aus den Augen verloren, auch heute mit 87 Jahren, weilt er oft in Zempin bei seiner Tochter, die wieder in ihren Heimatort zurückgekommen ist.

Er starb am 17.11.2006 in Zempin im Pflegeheim.

Reinhard Glosch

hatte das Amt vom 15.04.1964 bis zur Wendezeit 17.04.1990 inne. Doch war er zu diesem Zeitpunkt schwer erkrankt und der Stellvertreter übte das Amt des Bürgermeisters aus. Somit erfolgte die Übergabe ohne Probleme.

Hilde Stockmann

Bürgermeisterin Mai 1990 bis 2004

In der Geschichte Zempins ist es die erste Frau die diese Aufgabe übernahm. Hilde Teichmann wurde am 14.11.1938 in Pegau (Sachsen) geboren und wuchs in Böhlen bei Leipzig auf. Der Vater war Werkzeugdreher im Braunkohlenkombinat. Die Mutter stammte aus Oberfranken. Sie wuchs mit einem ein Jahr älteren Bruder auf. Der Bruder aus erster Ehe ist 13 Jahre älter und mußte im 2. Weltkrieg an die Front.

1944 wird Hilde eingeschult. Sie ist eine fleißige und aufmerksame Schülerin. Die letzten Kriegstage erlebt sie sehr bewußt mit. Das Haus ihrer Familie wird ausgebombt, doch alle sind zum Glück am Leben. Nach der 8-Klassen Schule will sie aus der Not heraus lieber Schneiderin werden, als zur Oberschule zu gehen. In Leipzig erlernt sie den Beruf der Damenmaßschneiderin. Nach der 3-jährigen Lehre besucht sie 4 Jahre lang die Modefachschule in Berlin. Sie wird Modegestalterin und arbeitet zuerst in Brandenburg in einem Knabenkonfektionsbetrieb.

1962 heiratet sie den Schiffbauingenieur Ulf Stockmann. Im Jahr 1964 erhalten sie eine Wohnung in Wolgast, wo ihr Mann Arbeit gefunden hat. Sie arbeitet bis 1973 in Greifswald in den Kleiderwerken, die Herrenmäntel herstellen. Durch die Entwurfsarbeit kommt sie in den kaufmännischen Bereich und wird später Kaufmännische Leiterin des volkseigenen Betriebes. 1973 wechselt sie nach Wolgast in den Großhandelsbetrieb für Waren des täglichen Bedarfs, als Fachdirektor für Genußmittel.

1977 zieht sie mit ihrem Mann nach Zempin. Sie haben den ehemaligen Bauernhof von Rudolf Reimer, vormals Mähl, im Ausbau gekauft.

1981 ergibt sich Arbeit in der Fischgenossenschaft "Gold des Meeres" in Zempin als Materialeinkäufer und -verwalter. Erst jetzt wird sie mit den Einwohnern des Ortes bekannt, da sie so abseits wohnten und zuvor außerhalb arbeiteten.

1990 in der Wendezeit erklärt sie sich bereit, an einer Neugestaltung der politischen Landschaft mitzuarbeiten. Als parteiloser Einzelkandidat geht sie ins Rennen, nachdem sich abzeichnete, dass bis zu diesem Zeitpunkt nur PDS (Nachfolgepartei der SED) Mitglieder sich als Kandidaten aufstellten.

Ihre Vorstellungen - Aufbau eines schönen Ortes - muss sie weit zurückstellen. Es müssen erst schwerwiegende unbequeme Probleme wie Müllplatz, Entlassungen von Erziehern der Kinderkrippe usw. geklärt werden.

Jedoch kann dann langsam mit der Ortsplanung begonnen werden. 1994 erfolgen die nächsten Kommunalwahlen, unter den Bedingungen der entstandenen Demokratie. Sie erhält als Mitglied einer Wählergemeinschaft, mit Abstand, die meisten Stimmen und stellt sich auch weiterhin dieser nicht leichten Aufgabe. Die neue Kommunalverfassung sieht nun nur noch 9 Vertreter für die Größe der Gemeinde Zempin vor. Bisher waren es 11 Vertreter. Mit 200 DM "Entschädigung" begann es 1990, nun gibt es schon 1000 DM pro Monat.

Auch nach der Amtsübergabe bleibt sie dem Ort Zempin als Ortschronistin und Mitglied des Zempiner Heimatverein weiterhin verbunden.

Werner Schön

Bürgermeister seit 2004.

Werner Schön wurde am 23.11.1954 als Sohn des Zempiner Schuhmachers Willi Schön in Heringsdorf geboren. Er erlernte den Beruf des Drehers und arbeitete viele Jahre im VEB Vostra in Trassenheide. Auch nach der Wende arbeitet er in dem nun privatisierten Betrieb.

Schon mit 16 Jahre trat er in die Freiwillige Feuerwehr Zempin ein. Er absolvierte alle entsprechenden Lehrgänge und ist ab 2000 Wehrführer der Zempiner FF.

1979 heiratete er und hat eine Tochter und drei Enkelsöhne.

1990 war er bereit für die Neugestaltung des Ortes. Er wurde gewählt und ist bis heute (2021) ein Mitglied der Gemeindevertretung und seit 2004 arbeitet er ehrenamtlich als Bürgermeister.

Freiwillige Feuerwehr Zempin

Die Geschichte der FF Zempin ist in beiden Heften bis zum Jahr 2006, dem 100. Geburtstag nachzulesen.

Flurkarte Zempin von 1910

Diese Karten befinden sich im Besitz des Vereins Historische Gesellschaft Zinnowitz.


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Entwicklung des Zempiner Wappens

Blasonierung zum Wappen der Gemeinde Seebad Zempin: Das Wappen ist durch einen Wellenschnitt geteilt von Blau und Silber, oben übereinander zwei goldene Sprotten, die untere nach links gewendet, unten ein blauer Zwillingsbalken.


Die beiden Fische stehen jeweils für die Ostsee und das Achterwasser, da Zempin direkt an beide Gewässer grenzt. Die goldene Farbe der Fische wurde gewählt, da sich in Zempin viele Fischräuschereien befanden und auch heute noch Fische vor Ort geräuchert werden.

Farbcodes des Wappens:

  • Blau: HKS 49 RAL 5015
  • Gelb: HKS 5 RAL 1003


Der Graphiker Mathias Zapfe aus Weimar hat dieses Wappen gestaltet.

Das Wappen wurde 1998 unter der Nummer 0156 in die Wappenrolle des Landes eingetragen.

Werbung Seebad Zempin

An der Werbung kann man erkennen, wie sich der Bäderbetrieb entwickelte, wie beschwerlich die Anreise zu Beginn war und welche Preise zu zahlen waren. Im Jahr 1927 wurde das erste eigene Prospekt von Zempin erstellt und herausgebracht.

Seebad nach der Wende

Durch die Wende wurde der Tourismus quasi umgekrempelt. Die Werbung musste an die neuen Begebenheiten angepasst werden, da private Vermietung und Hotelgewerbe neu organisiert wurde. Diese Entwicklung erkennt man deutlich an den Prospekten. Darin sieht man auch, wie die Ausstattungen und Umbauten der Ferienwohnungen vorangingen. Neue Hotels und Gewerbebetriebe warben jetzt für sich.

Die schwarz/weißen Verzeichnisse von 1993-1999 bekamen, wie abgebildet, lose farbige Umschläge.

Durch die zunehmende Verbreitung des Internets bildet die heutige Werbung der Gemeinde nicht mehr die gesamte Vermietung des Ortes ab.

Inselhof am Achterwasser


Text der Infotafel am Inselhof VINETA (2018):

Die ersten schriftlichen Nachweise eines eigenen Landwirtes auf diesem Grundstück am Achterwasser in Zempin finden wir im Jahre 1882. Eingetragen im Grundbuch ist Albert Holtz. Bis 1929 bleibt diese Bauernstelle in der Familie. Erst nach der Weltwirtschaftskrise kommt es in verschiedene Hände. Der Besitzer Andreas Schmidt betreibt ca. 1932 einen kleinen Ausschank und bietet einfache Speisen an. In Berlin versuchen im Jahr 1932 junge Menschen, neue Existenzen aufzubauen. Eine Werkgemeinschaft gründet sich, die biologischen Gartenbau, Landwirtschaft und Kunsthandwerk gleichzeitig betreiben will. Sie suchen eine Gegend, wo sie auch Absatz für ihre Produkte haben. Gretel Lührsen, in Berlin wohnend, die mit dem Maler Otto Niemeyer-Holstein bekannt war, wurde durch ihn auf Zempin und den alten, vernachlässigten Bauernhof am Achterwasser aufmerksam.

2018 Tafel Geschichte pdf

Die Werkgemeinschaft pachtete die Grundstücke mit dem Hof und gab ihm den Namen „Inselhof“. Zur Werkgemeinschaft gehörten Mitglieder der Familie Lührsen. Gretel war ein Gründungsmitglied, ihr Bruder Hannes, der Architektur in Berlin studierte, plante die Umgestaltung des Hofes. Etwas später kam die Mutter, Witwe Mathilde geb. vom Hirsch, aus dem Dithmarschen stammend und brachte große Kenntnisse der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung mit. Die Kinder Reimer und Thelse zogen mit nach Zempin. Die Werkgemeinschaft wollte den Hof kaufen, aber ein neues Gesetz war erlassen, dass nur „landwirtschaftsfähige“ Personen einen Hof übernehmen dürfen. Daraufhin löste sich die Werkgemeinschaft auf und zurück blieben nur Mutter Mathilde und die beiden jüngsten Kinder und ein Berg Schulden. Reimer wurde in einem landwirtschaftlichen Betrieb ausgebildet und konnte somit Besitzer werden, bis zur Volljährigkeit übernahm seine Mutter die Vormundschaft. Nun half Bruder Hannes tatkräftiger. Mit Freunden und Werbung wurde das Konzept der Werkgemeinschaft verwirklicht und es ging auf! Tourismus, Landwirtschaft und Kunstgewerbe mit Hilfe von Studenten. Erdbeeren pflücken, am Strand baden, Material zum Basteln sammeln. Diese Produkte wurden dann in der „Bunten Stube“ verkauft. In der Gaststätte wurde selbstgebackene Erdbeertorte mit Schlagsahne zum Markenzeichen. Auch ein Streichelzoo, Reitpferde, Pensionszimmer und Tanzabende zogen Gäste an. Zempin gehörte im Zweiten Weltkrieg mit zum Sperrbezirk Peenemünde West und zu dieser Zeit wurde der Gasthof Ausflugziel der „Peenemünder“.

Eine genaue Beschreibung des Lebens zu dieser Zeit im „Inselhof“ findet man im Roman von Ruth Kraft „Insel ohne Leuchtfeuer“. Dabei wird der Inselhof zum Boddenhus. Wernher von Braun war mit der Familie Lührsen befreundet und zog nach der Bombardierung von Peenemünde für einige Zeit in den Inselhof.

Der verwundete Reimer Lührsen wird zum Kriegsende von den Russen nach Fünfeichen bei Neubrandenburg gebracht. Eine weitere Spur war nicht zu finden. Hannes Lührsen, der als Architekt in Peenemünde gearbeitet hatte, heiratet und geht mit Wernher von Braun in die USA. Mathilde L. verlässt, nachdem sie das „Soll“ für die Ablieferung nicht schafft, die Heimat in Richtung Westen und verpachtet das Grundstück. In den siebziger Jahren bauten die Betriebe Elektromotorenwerke Thurm (Sachsen), das Getreidekombinat Angermünde und die Hochschule für Staat und Recht in Babelsberg die Ferienhäuser. Sie bauten eine neue große Gaststätte, die öffentlich vom KONSUM betrieben wurde. Nach der Wende wurde die Anlage geschlossen bis zur Regelung der verschiedenen Grundstücke für die neuen Eigentümer. Die Inselhof GmbH eröffnete 1996 die Anlage. Die Bettenhäuser der Hochschule wurden durch den Verein Sozialwerk e.V., welcher dem Finanzministerium des Landes Brandenburg untersteht, verwaltet. Durch die Insolvenz der Inselhof GmbH kam die Anlage 2010 zur Inselhof VINETA GmbH. Die Erweiterung der Terrassen und das besondere Flair für Hochzeiten ist für Zempin ein Erlebnispunkt am Achterwasser geworden.


1996 nach dem damaligen Kenntnisstand zur Einweihung des "Inselhofes" nach der Wende:

Der Inselhof war ein Bauernhof am Achterwasser und wurde später zur Gastwirtschaft zum Achterwasser. 1928 schaffte die tüchtige Ostfriesin Mathilde Lührsen geb. vom Hirsch eine gut gehende Gastwirtschaft und nannte ihn Inselhof.

Werksstudenten der Berliner Universitäten verbrachten im Sommer hier ihre Ferien und einen Teil des Tages arbeiteten sie. Die Studentinnen lernten neben den Arbeiten in der Hauswirtschaft, das Spinnen von Wolle und das Weben. Die Studenten arbeiteten im Stall und auf den Feldern, fertigten kunstgewerbliche Dinge aus Holz, Bernstein und anderem Material an. In der Bunten Stube wurden diese Arbeiten ausgestellt und zum Verkauf angeboten. In Berlin war der Inselhof gut bekannt.

In den dreißiger Jahren kamen Nobelkarossen zum Inselhof, von einem Liebesnest wurde im Dorf gemunkelt. Von tollen nächtelangen Feiern mit Servierdamen, in Tüll gekleidet, war die Rede.

Ende der dreißiger Jahre kam aus Peenemünde Wernher von Braun mit seinem Gefolge, um im Inselhof zu speisen und zu feiern.

In den siebziger Jahren haben sich der Betrieb Elektromotorenwerke Thurm (Sachsen), das Getreidekombinat Angermünde und die Hochschule für Staat und Recht Babelsberg zusammen- getan und die Ferienhäuser gebaut. Der alte Inselhof wurde abgerissen und eine große Halle mit Küche für die Versorgung der Betriebsurlauber gebaut. Bewirtschaftet wurde die Gaststätte vom KONSUM. Von 1990 bis 1996 wurden nur ein Teil der Betten vermietet, die Gaststätte war geschlossen.

Juni 1996 - eine GmbH mit jungen Geschäftsführern aus Zempin hat es geschafft, die verschiedenen Eigentumsverhältnisse des Grund und Bodens und der Gebäude zu vereinigen und führt dies als FERIENPARK INSELHOF mit Ferienwohnungen, Zimmern und Gaststätte. Die Gemeinde Zempin wünscht dem Team viel Erfolg und zufriedene Gäste.

Zempin, den 09.06.1996 Stockmann Bürgermeisterin

1932 Inselhof Lageplan Hannes Lührsen
1932 Grundstücke
Lührsen Zempin
Familie Lührsen
Lage ds Bunkers für den Inselhof
Thelse Sterbeurkunde, Mutter vom Hirsch

Inselhof Zempin Flurstück 278, Flur 1 das Grundbuch weist folgende Eigentümer aus:

1882 Holtz, Albert Landwirt
1929 Pick, Hedwig geb. Labs Hausbesitzerin in Gollnow
1931 Schmidt, Andreas Landwirt
1938 Lührsen, Reimer Landwirt
1947 Land Mecklenburg, Hauptverwaltung Landeseigene Betriebe in Schwerin
1948 Eigentum des Volkes
1951 Rechtsträger Mecklenburgische Grundstücksgesellschaft mbH zu Schwerin Rat der Gemeinde Zempin

Die Geschichte des Inselhofes Zempin

In dem 1933 erschienen Heimatbuch und Reiseführer - Insel Usedom - steht geschrieben: Unmittelbar am Achterwasser in Zempin liegt das idyllische Ausflugslokal "Der Inselhof" Der "Inselhof", ehemals ein Bauernhof, wurde später zu einer ländlichen Gastwirtschaft erweitert. Hier wurde der Einkehrende mit einfacher aber gesunder Hausmannskost bewirtet.....

Der erste Name des Gasthofes war "Gastwirtschaft zum Achterwasser". Im Grundbuch finden wir 1882 die Eintragung - Besitzer: Albert Holtz, Landwirt. 1929 folgt die Eintragung Hedwig Pick, geb. Labs, Hausbesitzerin in Gollnow.

1931 übernimmt Landwirt Andreas Schmidt das Anwesen.

Danach finden wir den Eintrag 1938 Reimer Lührsen, Landwirt. Die Familie Lührsen führte dann den Bauernhof mit der Gaststätte. Die kunstgewerblichen Arbeiten leitet Frau Lührsen selbst an. Freund des Hauses war Wernher von Braun und so traf man sich hier zu Festen und Geschäftsessen. Auf Grund des Kriegsendes ging die Familie Lührsen, wie auch Wernher von Braun in die USA. Die Grundstücke wurden lt. Erlaß der russischen Besatzer enteignet (1945-1949). Die Geschwister der Familie Lührsen, die in den USA geboren und groß wurden, hörten die Eltern und Freunde über die schöne Insel Usedom und ihren Besitz in Zempin liebevoll erzählen. Das Herz der Eltern hing bis an ihr Lebensende am Inselhof. Als die Tochter erwachsen war, kam sie nach Deutschland, heiratete und zog nach Krehfeld. Der Bruder blieb in den USA. Die Erben versuchten das Eigentum wiederzuerhalten. Doch die Gesetze nach der Wende lassen dies nicht zu.

Alfons Müller pachtete von 1945 an die Landwirtschaft mit der Gaststätte vom Landratsamt des Kreises Usedom in Bansin für damals 800,- RM. In der Vereinbarung vom 20.11.1945 steht, dass der Vertrag gelöst werden kann, wenn Reimer Lührsen aus der Kriegsgefangenschaft zurückkommt und den Wunsch haben sollte, den Hof selbst zu bewirtschaften. Ab 1954 hat Alfons Müller immer größere Schwierigkeiten das geforderte Soll abzuliefern. 1956 gibt es ein Gerichtsverfahren der Gemeinde gegen den Pächter. Daraus ergibt sich, dass ab 01.06.1956 die Gastwirtschaft an die Konsum - Genossenschaft Zinnowitz (Wohnhaus mit Küche, Lokal und Wirtschaftsanbau, Nebengebäude, Toilette, Garten und Liegewiese am Achterwasser) für 1600,- DM verpachtet wurde. In den siebziger Jahren haben sich der Betrieb Elektromotorenwerke Thurm (Sachsen), das Getreidekombinat Angermünde und die Hochschule für Staat und Recht Babelsberg zusammengetan und die Ferienhäuser gebaut. Der alte Inselhof wurde abgerissen und eine große Halle mit Küche für die Versorgung der Betriebsurlauber gebaut. Bewirtschaftete wurde die Gaststätte vom KONSUM. Von 1990 bis Mai 1996 wurde ein Teil der Betten vermietet, die Gaststätte war geschlossen. Am 9.Juni 1996 konnten die jungen Zempiner Geschäftsführer der Inselhof GmbH die Neueröffnung feiern. Sie haben es geschafft, die komplizierten Eigentumsverhältnisse des Grund und Bodens und der Gebäude zu lösen, und diese zu vereinigen. Sie führen den Ferienpark Inselhof mit Ferienwohnungen, Zimmern und Gaststätte.

1998 Geschichte beschrieben von Hannes Lührsen

Im Juni 1998 besuchten die Kinder von Hannes Lührsen aus den USA Zempin. In einer Runde mit Senioren, die den Vater noch kannten, kam es zu interessanten Gesprächen. Der Grund auf die Insel Usedom zu kommen war zu erfahren, ob sie die Grundstücke mit dem Inselhof zurückbekommen können.

Da aber der Hof auf den jüngsten Sohn Reimer Lührsen (da er eine landwirtschaftliche Lehre gemacht hatte) im Grundbuch stand, der in der Wehrmacht gedient hatte, gab es keine Möglichkeit. Wobei Reimer nach Ende des Krieges nach "Fünfeichen" bei Neubrandenburg verschleppt wurde und es keinen Hinweis seines Lebensende gibt. Ein Lehrer aus Zempin, der ihn dort gesehen hatte und wieder nach Zempin zurück kam, berichtete dies.

Wir, die Gemeinde Zempin, haben über Neubrandenburg und das Rote Kreuz 1999 gesucht, aber nur negative Antworten erhalten. Reimer war verheiratet und hatte eine Tochter, aber mehr Angaben konnten wir nicht finden.

Thelse Lührsen hatte uneheliche Zwillinge bekommen, die sie weggegeben hat. Sie ist an Brustentzündung und Gram darüber verstorben. 1980 hat das Staatliche Notariat Wolgast die Erben der Familie Lührsen öffentlich gesucht und nicht gefunden.

1935 Inselhof Zempin

Eine Chronik über einen Ort, eine Familie oder ein Gebäude ist nie richtig fertig. Um eine Chronik zu erstellen steht am Anfang das Sammeln von Schriftstücken, Bildern und Erzählungen. Oft kommt einem der Zufall zu Hilfe, wie unser Beispiel zeigt. 2003 erhielten wir einen Aufsatz einer Schülerin des Bismarck – Oberlyzeums zu Berlin – Steglitz aus dem Jahre 1935.

Diesen Aufsatz und Fotos sandte uns Herr Helmut Friedrich, da er im vergangenen Sommer wieder mal im Inselhof Zempin verweilte und Erinnerungen geweckt wurden, ein. Er teilte uns den Namen der Schreiberin - Ursula Radtke – mit, die 1920 geboren wurde und soll bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen sein.


1940 Pflichtjahr im Inselhof

Christa Graf geb. Frey
Christa harkt
Schild an der Hauptstraße

Christa Graf geb. Frey 1924 - 2016 berichtet:

Ich konnte dann, auf Nachfrage bei Frau Lührsen, auf dem Inselhof Zempin anfangen. Habe gleich, nachdem ich arbeitsfähig geschrieben war dort angefangen. Es war wohl der 15. April 1940. Mit dem Berufsleben fing es gleich gut an. Auf dem Inselhof war es für mich wieder eine Umstellung, aber auch diese habe ich gepackt.

Um sieben Uhr begann die Arbeitszeit. Das erste war ganz streng: ein Kopftuch und eine Schürze umbinden. Anschließend gab es mit der ganzen Familie an einem großen Tisch im „Mehrzweckzimmer“ Frühstück. Es waren noch zwei junge Burschen, sicher Studenten, dort. Bei Tisch wurde auch gleich die Arbeit eingeteilt.

Meine erste Beschäftigung morgens war dann 30 Hühner im Stall greifen. Frau Lührsen hat sie getastet, ob sie ein Ei legen werden. Wurde ein Ei erwartet, musste das Huhn im Stall bleiben, sonst konnte es ins Freie. Mittags ging das gleiche Spiel wieder los. Ansonsten gab es immer Arbeit, so bei der Essenvorbereitung für sieben bis acht Personen oder Unkraut zupfen und die Beete in Ordnung halten, mittags die Küche sauber machen.

Im Sommer habe ich mit noch einem Mädchen, etwa 10 Jahre alt, das ganze Kaffeegeschirr von der Gaststätte abgewaschen. Nachmittags war im Inselhof immer großes Kaffeegeschäft. Wenn Zeit war, habe ich auch der Tochter Thelse beim Kuchenbacken geholfen. Es gab nur Hausgebackenes.

Harken hat mir schon immer Spaß gemacht und so habe ich oft die ganze Fläche von der Kaffeeterrasse, wo kleine Tische mit je vier Liegestühle standen mit hübschen karierten Tischdecken, säuberlich geharkt. Die ganze Familie Lührsen hat sich darüber gefreut und ich bekam oft ein Lob. Wie ja geschrieben steht, kamen auch die „Peenemünder“ zum Kaffee. So kannte ich dann schon vom Sehen: Wernher von Braun, Riedel, Dornberger usw.

Am 15. September 1940 endete dann mein Pflichtjahr. Frau Lührsen gab mir ein gutes Abschlusszeugnis und betonte darin, dass sie mich mit doppelten Gehalt löhnen könnte, weil ich ihr eine große Hilfe in schweren Kriegszeiten war. Ich bekam im Monat 20 Mark.

Im Sommer 1941 fragte mal Frau Lührsen, ob ich sonntags nicht im Kaffeegarten helfen möchte. Natürlich habe ich zugesagt und so war ich sonntags Nachmittag auch noch beschäftigt. War doch ein fleißiges Kind! Es hat mir Spaß gemacht. Wir trugen halbe Schürzen in rot, grün, blau usw., je nachdem, wie sie zu unseren Kleidern passten.

Es gab hausgebackenen Kuchen (auf Marken), Malzkaffee, auch Likör und kalte Ente (Zitronenbowle). Ich glaube ich bekam außer dem Trinkgeld etwa drei Mark, keinen Lohn. Aber ich arbeite gern und lernte auch viele Leute kennen. Jedenfalls war ich beliebt und wurde in Peenemünde angesprochen, die mich im Inselhof gesehen hatten. Um 18 Uhr war Feierabend für mich, musste ja am nächsten Morgen wieder zur Arbeit. Am Wochenende musste ich auch meine Sachen (Pullover, Röcke, Strümpfe – bunte Wäsche) waschen und in Ordnung halten.

Nach Saisonende bat mich Frau Lührsen doch auch im Winter sonnabends oder sonntags zu kommen, wenn die „Peenemünder“ kamen. Meistens waren es 3 – 4 Personen der Leitung. Oft auch Wernher von Braun. Die Herren saßen dann im Wohnraum von Frau Lührsen an einem kleinen Tisch und ließen sich Kaffee und selbstgebackenen Kuchen (oft Käsetorte) schmecken. Ich bediente sie und musste Kaffee ein- und nachschenken.

Wie oft habe ich Wernher von Braun gefragt, ob ich noch nachschenken darf!! Sie unterhielten sich ganz locker und lachten viel. Ich saß etwas abseits am Ofen mit der hübschen Schürze und durfte nebenbei Hannes Socken (ältester Sohn des Hauses) stopfen. Frau Lührsen arbeitete am Schreibtisch, es war richtig familiär.

Das Wohnzimmer war ca. 15 qm groß. Inventar: 1 großer Esstisch mit sechs Stühlen, 1 Schreibtisch mit Stuhl und der besagte kleine Tisch mit vier Stühlen. Alles war im rustikalen Stil, außer dem Schreibtisch. Eigentlich war es immer ein Tag am Wochenende. Die Herren kamen so gegen 16 Uhr und blieben etwa zwei Stunden.

Inselhof Ruth Kraft und Wernher von Braun

Die Schriftstellerin Ruth Kraft hat in ihrem Buch "Insel ohne Leuchtfeuer" den Inselhof als "Boddenhaus" beschrieben.

In diesem Schreiben von 2011 schreibt Ruth Kraft über den Inselhof: Wernher von Brauns "Zufluchtsoase" und dass auch Magnus von Braun im Inselhof war. Auch bestätigt sie, dass nach dem Bombenangriff auf Peenemünde Wernher von Braun eine Zeit im Inselhof Zempin gewohnt hat. Auch besaß er ein kleines Flugzeug "Fieseler Storch", mit dem er auf der Greifswalder Oie landete.

In Zempin wurde erzählt, dass er damit auch zum Inselhof gekommen sei.

Dr. Wernher von Braun Biographie

Im Inselhof am Achterwasser wurden zum Andenken an die Besuche von Wernher von Braun ein Portrait und ein Foto beim Segeln mit näheren Angaben über sein Leben vom Alabama Space und Rocket Center angebracht, welche im September 2000 vom Förderverein Peenemünde und von ehemaligen Peenemündern übergeben wurde.

Darauf steht geschrieben: Den Inselhof Zempin besuchte Dr. Wernher von Braun mit Freunden und Mitarbeitern aus Peenemünde nach Segeltouren auf dem Achterwasser

Biographie (gekürzt):

Wernher von Braun wurde am 23. März 1912 in Wirsitz, Provinz Posen, als Sohn von Magnus Freiherr von Braun, und seiner Frau Emmy geb. von Quistorp, geboren.

1930 legte er sein Abitur an der Hermann-Lietz-Schule in Spiekeroog ab. Anschließend studierte er Maschinenbau an den Technischen Hochschulen in Berlin und Zürich und promovierte im Jahre 1934 an der Friedrich-Wilhelm-Universität zu Berlin zum Doktor der Philosophie, Fachrichtung Physik, mit einer Dissertation über „Konstruktive, theoretische und experimentelle Beiträge zu dem Problem der Flüssigkeitsraketen“

Bereits im Jahre 1930 schloss er sich dem Verein für Raumschifffahrt an und begann sich mit den Ideen und Plänen zur Verwirklichung der Raumfahrt zu beschäftigen. Während seines Studiums in Berlin beteiligte er sich in seiner Freizeit an praktischen Versuchen zur Entwicklung von Flüssigkeitsraketen, die zunächst unter der Leitung von Professor Hermann Oberth und anschließend unter der seines Assistenten, Dipl. – Ing. Rudolf Nebel, auf dem „Raketenflugplatz Berlin“ durchgeführt wurden. 1932 wurde Wernher von Braun Leiter der Raketenversuchsstelle des Heereswaffenamtes in Kummersdorf und 1937 technischer Direktor der Heeresversuchsanstalt Peenemünde. Unter seiner Leitung fand die Entwicklung und Erprobung des Aggregates A4, der ersten modernen Großrakete statt, die unter der Bezeichnung V2 zum militärischen Einsatz kam.

Mit über 100 seiner engsten Mitarbeiter siedelte er im September 1945 in die USA über und war zunächst in Fort Bliss, Texas, und ab 1950 im Redstone Arsenal in Huntsville, Alabama, im Auftrag der amerikanischen Armee mit Projekten zur Erforschung der höheren Atmosphäre sowie der Entwicklung ballistischer Raketen (Redstone, Jupiter, Juno und Pershing) beschäftigt. Im Januar 1958 gelang der von ihm geleiteten Entwicklungsgruppe der Start des ersten künstlichen Planeten - Pionier IV. Auch für die ersten Weltraumflüge der amerikanischen Astronauten Shepard und Grissom, deren Mercury-Kapseln in ballistische Flugbahnen gebracht wurden, kam die in Huntsville entwickelte Redstone-Rakete zum Einsatz.

Im Jahre 1960 wurde Wernher von Braun zum Direktor des neu gegründeten George C. Marshall Space Flight Center der National Aeronautics and Space Administration in Huntsville ernannt. Er leitete dort die Entwicklung der Saturn-Trägerraketen für das Apollo-Mondlandeprojekt der Vereinigten Staaten. Mit dem von einer Saturn V gestarteten Apollo II-Raumschiff führten die Astronauten Armstrong und Aldrin am 20. Juli 1969 die erste bemannte Landung auf dem Mond durch. Unter der Leitung von Wernher von Braun wurde außerdem im Marshall Space Flight Center mit der Entwicklung des Skylab begonnen, einer Raumstation, in der 1974 drei Besatzungen amerikanischer Astronauten langfristige Experimente im Weltraum sowie intensive Sonnenforschung und Erdbeobachtungen durchführten. Ferner begann in den endsechziger Jahren in Huntsville die Ausarbeitung von Plänen für einen wiederverwendbaren Raumtransporter, die zur Entwicklung des Space Shuttle führten.

Im März 1970 wurde Wernher von Braun als Direktor für Zukunftsplanung der Nationalen Aeronautics and Space Administration nach Washington, D.C. berufen und war dort bis zu seinem Ausscheiden aus der NASA im Juni 1972 für die Planung und Koordinierung der zivilen Zukunftsprojekte der amerikanischen Raumfahrt verantwortlich.

Im Juli 1972 übernahm Wernher von Braun die Position des Direktors für technische Entwicklung der Fa. Fairchild Industries, Germantown, Maryland, in der er sich vornehmlich mit dem Einsatz von Satelliten für Kommunikation und andere Verwendungszwecke beschäftigte.

Infolge anhaltender schwerer Erkrankung trat er im Januar 1977 in den Ruhestand. Er starb am 16. Juni 1977. Für seine Verdienste um die Raumfahrt und das amerikanische Raketen- und Raumfahrtprogramm wurden Wernher von Braun zahlreiche hohe Auszeichnungen und die Ehrendoktorwürden einer großen Reihe amerikanischer Universitäten und Hochschulen sowie seiner früheren Alma Mater in Berlin zuteil.

Wernher von Braun, der im Jahre 1947 Maria von Quistorp in Deutschland heiratete und anschließend mit ihr in den Vereinigten Staaten lebte, hat drei Kinder, Iris, Margrit und Peter, die alle in den USA geboren wurden.


Wernher von Braun 01.04.2012 Karlshagen - 100. Geburtstag

Vortrag von Axel Kopsch (führender deutscher Weltraumexperte)

Er erklärte: "Die Voraussetzung für solche Ingenieursleistungen sind die gute deutsche Schulbildung in allen Bereichen - bis zur Lehrausbildung. Viele Nobelpreise zu dieser Zeit, Menge der Energie in Deutschland auf Weltniveau. Nach einem Buch von Oberth - der für die Rakete die Aufhebung der Gravitation in mathematischen Formeln zusammenfasste - merkte der Oberschüler Wernher von Braun, dass er mehr lernen muss."

Finanzielle Zuschüsse gab es erst ab ca. 1943.

Peenemünde ist die WIEGE (wie ein Baby, das noch erzogen werden muss, aber alles dazu da ist) der Raumfahrttechnik - Das A4 war voll funktionsfähig und „felderprobt“. Die Allierten hatten alles bis zur Betriebsanleitung übernommen und mit deutschen Wissenschaftlern weiterentwickelt.

Braun erhielt 1955 die Staatsangehörigkeit der USA.

1960 hat er das Bundesverdienstkreuz erhalten, da er Deutschland gut im Ausland vertrete. Ca. 1950 haben britische Wissenschaftler ihm die Mitgliedschaft angetragen - obwohl Raketen auf England Tode gefordert haben.

Deutsche Wissenschaftler wurden durch die Russen mit Familien aus Thüringen nach Baikonur gebracht.

Heute weltweit Weiterentwicklung für zivile und militärische Ziele.

Sputnik der Russen - Schock für USA - aber friedlicher Aspekt - heute bis zur Raumstation global - friedlich!

Hermann Oberth: Die Rakete zu den Planetenräumen. 1923. (Nachdruck: Michaels-Verlag, 1984, ISBN 3-89539-700-8)

Bildergalerie Inselhof

Flügelbombe V1

Fi 103 (V1) und Zempin

Dieses Gerät war das erste unbemannte und sprengstoffbeladene Flugzeug der Welt. Sie wurde ab 1942 auf der Insel Usedom bei Peenemünde und Zempin getestet und zur Serienreife gebracht.

Im Juli 1943 wurde das Lehr- und Versuchskommando Wachtel für die V1 unter Leitung des Oberst Max Wachtel aufgestellt. Im Meßhaus der Kriegsmarine, am Strand von Zempin, war in einem flachen Ziegelsteinbau der Stab des Flakregiments 155 (W) untergebracht. Täglich wurden 6 Stück V1 in Peenemünde und Zempin zur Einweisung und Erprobung benötigt. Diese Flugbombe hatte während der Entwicklung verschiedene Bezeichnungen: Fi 103 – nach dem Entwicklungswerk FIESELER, dann eine Tarnname – KIRSCHKERN, FZG 76 – Flakzielgerät - Bezeichnung durch das Versuchskommando Wachtel, MAIKÄFER Tarnname ab 21.04.1944 an der Front Nordfrankreich/Belgien, V1 – Vergeltungswaffe Nr. 1 – nach dem ersten Einsatz im Juni 1944 nach London, so genannt von Goebbels im Rundfunk und DUDELSÄCKE von den Engländern so benannt wegen des brummenden Fluggeräuches.

Die Erprobung der Flugbomben und der Startrampen unter Einsatzbedingungen sowie die Ausbildung des Bedienungspersonals erfolgte mit den sogenannten „Walter-Schleudern“. In den Feldstellungen I und II , die zwischen den Orten Zinnowitz und Zempin errichtet wurden. Ob die unvollständige Feldstellung III nahe Zinnowitz genutzt wurde ist nicht nachgewiesen. Von der Herstellungsfirma im Süden, 16oo km entfernt, kamen die zerlegten Waffen – drei Stück in einem Bahnwaggon – Flügel und Ruder gesondert verpackt, auf dem Bahnhof Zempin an. Hier war eine Gleisanlage mit Entladerampe errichtet worden. Von dieser Rampe wurden Betonbahnen gebaut, um die Teile besser in die Feldstellungen transportieren zu können. Die Bahnhofstraße wurde zusätzlich direkt an die heutige B111 angeschlossen. Auch die weiteren Wege im Wald und die Haupteingänge erhielten Betonbelag. Diese sind 2 Meter breit. Viele Teilstücke der Wege werden heute noch genutzt, z.B. als Radwanderweg. Der erste Abschuss in Zempin erfolgte am 20.09.1943.

Die Betonbahnen im Wald – Die vielen mit Beton befestigten Wege in Zempin, besonders im Küstenwald, sind um 1942 entstanden mit der Errichtung der Abschussrampen für die V1. Hermann Heinz Wille schreibt 1953: „ …Das kleine Zempin, mit den wie Spinnenbeinen in alle Richtungen verlaufenden Betonrollbahnen …“

Durch die Straßenbaumaßnahmen im Ort ab 2006, so am Bahnhof, der Kurpromenade und der Weg zum Campingplatz, musste der Beton weichen. Der Radwanderweg führt noch teilweise über dieses Material.

Walter-Schleuder Eine Walter-Schleuder, aus dem Einsatzort Pas de Calais, welche die Geschosse vor allem auf London gerichtet hatte, wurde von den britischen Truppen erbeutet. Die 48 m lange und ca. 6 m breite Abschussrampe, bestehend aus acht Teilen, kam später ins Luftfahrtmuseum Twenthe in den Niederlanden. Von diesem Museum hat das Peenemünder Museum das Exponat erworben und im März 2006 kam es in Peenemünde an. Die dazugehörigen Stelzen wurden von einer Wolgaster Firma nachgebaut.

Zur Vorbereitung und Bedienung jeder Abschussrampe wurden ca. 40 Personen benötigt. So wurden die Soldaten z.B. in errichteten Baracken in der Dorfstraße untergebracht. Einige Soldaten waren für die Erprobung eingesetzt, andere wurden nur ausgebildet, um dann nach Frankreich geschickt zu werden, um dort diese Waffe auf Großbritannien, Belgien und die Niederlande abzuschießen.

Angaben aus: „Trümmer einer vergangenen Zeit in Zempin“

Technische Daten - V1:

Startgeschwindigkeit:              350 – 400 km/h                  
Reisegeschwindigkeit:              600 km/h   (580 – 775)        
Flughöhe (nach Einstellung):       500 – 2000 m
Reichweite (nach Einstellung):     250 km (maximal 375)  
Gesamtgewicht:                       2 – 2,2 t
Nutzlast:                            1 t         
Sprengstoffgewicht (ohne Hülle):   900 kg (830 – 900)
Kraftstoff (nach Reichweite):      520 kg / 600 l (maximal 690)
Druckluft:                      2 x 75 l / 150 bar
Technische Daten - Schleuder:

Länge:                              45 m        
Steigung:                           6° bzw. 1m pro 12m
Wasserstoffperoxid:                 70 l
Kaliumpermanganat:                   6 l
Druckluft 2 Flaschen:              250 bar
Schleuderzwir:                       1 sec
Druck auf Kolben:                   50 bar
Kolbenkraft:                        40 t        
Leistung Schleuder:             25.000 PS; entspricht ca. 20.000 kW

Literatur: Hermann Heinz Wille – "Usedom" 1953

Martin Kaule – "Ostseeküste 1933-1945"; Ch. LinksVerlag, Berlin 2009

Harald Tresp und Sven Grempler – "Trümmer einer vergangenen Zeit in Zempin" - Herausgeber Gemeinde Zempin im November 2000

Film: Geheime Kommandosache - Lehrfilm zur V1

Kriegsende

Wanderung der Mütter

Siehe auch Zempiner Heimathefte 2 pdf

Eva Schmidt geb. Krüger:

Es erging der Befehl, dass alle kinderreichen Familien und alte Leute von der Insel gebracht werden sollten. Wir hatten vier Tage Zeit uns vorzubereiten. Unsere Mutter nähte jedem von uns einen Rucksack, der Größe angepasst und packte die notwendigsten Sachen ein. Am 07. April 1945 ging es vom Zempiner Bahnhof los. In Güterwagen wurden wir abtransportiert.

In Stadt Usedom war unser erster Halt. Wir hörten schon den Kanonendonner. Keiner wusste wohin wir evakuiert werden sollten. Unsere Mutter besorgte sich vom Bahnhof Brennmaterial, von der Lok die Kohlen. Sie heizte mit einem Kanonenofen den Waggon und kochte aus allen Zutaten, die jeder gab, eine warme Suppe. Es schmeckt uns allen und es bekam den Namen „Quer durch den Garten“. Unser Zug setzte sich plötzlich in Bewegung und es ging in Richtung Stralsund. Das Ziel war unbekannt. Die Strecke nach Flensburg war durch Bomben zerstört. Nun ging es Richtung Rügen. Verpflegen mussten wir uns selbst. Es wurden nur Getränke herausgegeben. In Bergen sahen wir die vielen Verwundeten, die aus der Gefahrenzone in die Lazarette gebracht wurden. Unsere Fahrt endete dann in Putbus in einer Sporthalle. Jeder musste sehen, wo er etwas Essbares erwischen konnte. Im Freien stellten die Frauen ein Dreibein auf und jeder konnte sich was zubereiten, wenn er was hatte. Mittags bekamen wir aus einer Volksküche ein warmes Essen. Es bestand meistens aus Kohl, Erbsen und Rote Beete Eintopf.

Die Zempiner Familien Florin, Behn, Piehl, Krüger, Köpnick, Berthold, Hauff, Bartsch, Kell, Schütt, Bräunlich und Neumann hielten zusammen und teilten ihre wenigen Habseligkeiten.

Einige wurden noch in Wohnhäusern untergebracht. Wir kamen zu dem Ortsbauernführer. Der besaß ein schönes großes Haus. Wir bekamen ein Zimmer. Er war nicht gerade begeistert eine große Familie mit 6 Kindern aufzunehmen. Er bemerkte bald, dass wir gut erzogen waren und uns anständig benahmen. Er gab uns Milch und Kartoffeln und wir konnten uns einmal sattessen. Wir freundeten uns mit den Kindern der Nachbarn an und brachten so manches Essbare mit nach Hause. Wir klauten die Saatkartoffeln vom Feld, stahlen Möhren und Rüben, die als Viehfutter dienen sollten.

Im Radio hörten wir die schrecklichen Nachrichten von der näher rückenden Front. Wir dachten an den Großvater, der ganz alleine im Haus geblieben war und partout nicht mit wollte. Die Russen beschossen schon Swinemünde, als meine Mutter fragte: „ Frau Stets will morgen mit dem Fahrrad zur Insel Usedom fahren und Proviant holen, willst du mit?“ Unser Fahrrad hatten wir noch gerettet und es leistet uns gute Dienste.

Früh am Morgen fuhren wir los, über Altefähr und Rügendamm. Die Truppenverschiebungen waren im vollen Gange und wir kamen nur langsam vorwärts. Alle strebten westwärts. Keiner wollte in die Hände der Russen fallen. Zwischen Stralsund und Greifswald ruhten wir uns einige Stunden aus. Dann ging es Richtung Zempin weiter. Vom Großvater wurde ich freudig empfangen. Meine Tanten und Onkels begrüßten mich und verwöhnten mich mit Eierkuchen und gebratenem Fisch. Unsere Frisöse machte mir meine erste Dauerwelle und ich fühlte mich nun recht erwachsen.

Zwei Tage wollten wir uns ausruhen, dann wollten wir unsere Fahrt wieder antreten. Mein Fahrrad war beladen mit Kartoffeln, Mehl, Eier, Schmalz, Brot und mein Onkel Richard hatte extra Bücklinge geräuchert.

Als wir wieder nach 2 Tagen in Putbus ankamen, war die Freude groß. Alle konnten sich sattessen, alle waren glücklich, dass wir unbeschadet wieder angekommen waren. Das Gefühl hat mich schon gefreut und für die ganze Strapaze entschädigt. Den Einmarsch der Russen erlebten wir in Putbus. Die Besetzung der Insel Rügen stand bevor. Der Bürgermeister, so erzählte man, soll mit den Sowjets verhandelt haben und die Insel wurde kampflos übergeben.

Die Panzer rollten in die Stadt. Wir versteckten uns vor den Russen. Aber ich kann sagen, dass keine Frau vergewaltigt wurde, wenn sie es nicht freiwillig wollte.

Die erste Amtshandlung des Kommandanten von Putbus war, den Ortsbauernführer, der ein Nazi war, aus seinem Haus zu werfen. Leider mussten wir auch ausziehen, denn in dem Haus wurde die Kommandantur eingerichtet. In diesem Durcheinander wussten wir nicht wo wir hin sollten. Da nahm uns Frau Piehl mit in ihre Zimmer. Sie hatte zwei bewohnbare Zimmer zugewiesen bekommen. Nun wohnten wir mit 10 Personen bei Frau Piehl. Am Tage hielten wir uns sowieso draußen auf und nachts fand jeder ein Schlafplätzchen.

Wir kannten keine Belästigungen durch die Russen. In der Mitte der Stadt auf dem Marktplatz hatte sich eine Feldbäckerei der Russen eingerichtet. Sie versorgte die Truppen mit frischem Brot. Meine Geschwister Rosi, Renate und Bärbel gingen oft dorthin und kamen oft mit einem Stück Brot nach Hause. Meine Schwester Lilo und ich versuchten beim Bauern in der Umgebung unser Glück. Manchmal bekamen wir eine Mahlzeit Kartoffeln, oder wir klauten sie uns. Denn Hunger tat weh und Tauschsachen hatten wir keine. Beim Auszug aus dem Haus gaben uns die Russen unser Fahrrad nicht mit. Sie fuhren damit durch den Park und freuten sich über ihre Künste. Wir wollten es wieder zurück haben, aber die lachten nur und sagten „nichts verstehen“.

So schlugen wir uns bis Juni 1945 durch. Von der Stadt Putbus wurde ein Appell erlassen, dass alle Flüchtlinge von der Insel Usedom von Lauterbach nach Haus gebracht werden sollten. Wir transportierten unsere wenigen Habseligkeiten nach Lauterbach auf einen Schleppkahn. Das Auslaufen der Schiffe verzögerte sich aber von Tag zu Tag. Wir mussten immer wieder nach Putbus zurück. Nur 2 Frauen mussten Wache halten und für das Gepäck aufpassen. Im Rumpf des Schiffes waren auch alte Leute, die schlecht aus- und einsteigen konnten. Die blieben auch nachts im Kahn. Jeden Abend um 8 Uhr mussten wir an Bord sein.

Eines Abends hatten wir uns verspätet, es wurde schon dunkel, da kam eine Kutsche mit russischen Soldaten vorbei. Sie wollten nach Lauterbach ins Quartier. Sie nahmen uns mit bis zu ihrer Dienststelle, gaben uns Essen und wir sollten Schnaps trinken. Uns war die Sache nicht geheuer und als wir allein waren, nahmen wir Reißaus. Wir sprangen über die Hecke und liefen zum Hafen. Der Bootsführer erwartete uns schon. Wir sprangen in den Kahn und er legte ab.

Als man bemerkte, dass wir abgehauen waren, verfolgten sie uns und verlangten vom Schiffer, dass er wieder anlegen sollte. Er widersetzte sich der Anordnung und bewahrte uns vor dem Schlimmsten. Er hielt uns eine gepfefferte Strafpredigt und wir versprachen Besserung.

Am Morgen versorgten wir die Alten. Der Bootsführer half uns. Er kochte warme Getränke, es war wohl Tee. Wir holten Wasser, damit sie sich waschen konnten. Eine alte Oma klagte über Bauchschmerzen. Sie hatte 3 Tage keinen Stuhlgang gehabt. Sie kam doch nicht alleine aus dem Kahn und sie genierte sich jemanden zu fragen. Ich besorgte einen Eimer, setzte sie in einer Ecke und erlöste die alte Dame von ihren Schmerzen. Sie bedankte sich immer wieder und sagte: „Du bist ein hilfsbereiter Mensch. Ich wünsche dir, dass es dir im Leben immer gut geht“.

Manchmal kommen mir die Worte in den Sinn und ich denke über eine gut Tat nach. Leider erhielten wir keine Auslaufgenehmigung. Die Ostsee war vermint und die Gefahr zu groß. Wir mussten unser Gepäck wieder ausladen. Mit einigen Familien wurde über den Rückmarsch zu Fuß beraten.

Unsere Sachen, die wir nicht mitnehmen konnten, stellten wir bei einer Familie unter. Vieles an Kindersachen war schon als Tauschware umgesetzt worden, sonst wären wir wohl verhungert. Viele Frauen haben ihre Eheringe versetzt um ein paar Lebensmittel zu kriegen.

Mit dem Notwendigsten versehen machten wir uns auf den Weg. Alle bekamen wieder ihre Rucksäcke aufgeschnallt und die beiden Kleinsten kamen in den Kinderwagen. Auf dem Rügendamm verloren wir ein Rad vom Kinderwagen. Ein russischer Soldat half uns und montierte das Rad wieder an. So schafften wir es bis Stralsund. Um uns ein bisschen Erleichterung zu erschaffen, hängte ich meine Tasche mit Lebensmittel und Ausweisen an ein Pferdefuhrwerk. Die Pferde zogen und ich kam nicht so schnell hinterher. Wir verfolgten das Gefährt noch eine Weile, bis uns eine Frau aufhielt und uns am Weitergehen hindern wollte. Sie hatte beobachtet, dass alle arbeitsfähigen Menschen eingesammelt würden, um uns nach Russland zu transportieren. Wie bedankten uns und liefen schnell wieder zu unserem Treck. Wir liefen bis zum Abend. Wir waren alle müde. Ein Junge fragte: „Wo schlafen wir heute?“. Meine Mutter antwortete: „Wir schlafen bei Mutter Grün.“ „Wie weit ist es noch?“ „Wir sind schon da!“ Es war eine warme Frühlingsnacht und in Decken gehüllt schliefen wir ein. Am nächsten Morgen, alle hatten ein Bissen gegessen, ging es weiter und wir kommen in Katzow bei Wolgast an. Dort hatte jemand Verwandte und sie bat für uns um Nachtquartier.

Der Bauer hatte Bedenken, so viele Frauen in seine Scheune zu lassen, aber er willigte ein. Die Mutter kochte noch eine Suppe, die Milch hatte der Bauer uns geschenkt, dann kletterten die jungen Mädchen ganz hinten in die Scheune, die Mütter blieben mit den kleinen Kindern im vorderen Teil der Scheune. Sie wollten uns vor den Russen beschützen. Hier hatten die Russen anders gehaust. Vergewaltigungen, Plünderungen und Erschießungen waren an der Tageordnung.

Die Nacht verlief aber ruhig und wir konnten am anderen Morgen unsere Wanderung fortsetzen. Mein Vater hatte sich Zivilkleidung besorgt und sich von Kiel durchgeschlagen. Er war schon 2 Tage früher zu Hause und kam uns bis Zinnowitz entgegen. Der Buschfunk hatte uns angekündigt.

Unser Opa empfing uns freudig und wir waren froh, dass er alles so gut überstanden hatte. Sein Rad wurde ihm geklaut, aber sonst ging es ihm gut.

In vielen Häusern war alles zerschlagen, Schränke leergeräumt. Überall lagen Reste von Soldatenkleidung, Munition und Unrat. Der Hausarzt Dr. Büge hatte sich das Leben genommen. Er, seine Frau und die Hausangestellte wollten nicht in die Hände der Russen fallen. Unsere Nachbarin wurde mit ihrem Hund erschossen.

Nachdem wir alles verarbeitet hatten, ging die Fahrt noch einmal los. Wir mussten doch unsere übrigen Sachen holen. Manchmal hatten wir Glück und wurden auf eine Fuhrwerk mitgenommen. Es fuhren streckenweise auch schon Züge oder Lastwagen. Die meiste Zeit ging es aber auf Schusters Rappen. Aber auch die längste und schwerste Straße nimmt mal ein Ende und wir landeten alle wohlbehalten mit dem letzten Gepäck wieder zu Hause an.

Unser Großvater hatte nach Kriegsende von den Wehrmachtsbeständen Tische, Stühle, Schränke, Decken, und Bettwäsche organisiert. Das Besteck und das Geschirr mussten wir schnell verschwinden lassen, dort waren überall Hakenkreuze eingraviert. Unser Vater wurde vom provisorischen Bürgermeister als Hilfspolizist eingesetzt. Er musste für Wohnraum sorgen. Aus Hinterpommern und dem Sudentenland siedelten die Leute um. Er musste auch die Radios aus den Wohnungen holen. Aber dazu war er nicht mehr bereit. Er sagte, er wolle sich wieder der Fischerei widmen.

Unser Haus wurde auch mit Flüchtlingen belegt. Wo vorher die Soldaten hausten, mussten nun die Umsiedler wohnen. Viele die Verwandte im Westen hatten, zogen gleich weiter. Wir hatten zu der Zeit in unserem Haus sechs Familien. Alle Menschen waren bemüht sich jeden Tag etwas Essbares zu besorgen. Klauen und Hamstern war an der Tagesordnung.

Seestraße und ihre Geschichte

Bis 1935 war an dieser Stelle ein durchgehender Waldstreifen und die Gegend ist auf der Flurkarte mit „Grabow“ bezeichnet. Der Name Grabow wird abgeleitet vom altslawischen „grabu“ – Hainbuche, somit Buchendorf oder Hainbuchenort. (Wikipedia) Das Areal von ca. 11 ha wurde von der Wehrmacht vermessen und 1936 abgeholzt.

Das ganze Dorf holte sich das Holz. Es wurde eine Unteroffiziersschule gebaut. Die Transformatorenstation wurde gegenüber an der Inselstraße errichtet. Es ist heute das Haus Hauptstr. Nr. 21 A - „Turino“.

Die Häuser der Ausbildungsstätte waren im Stil dieser Zeit massiv gebaut, mit kleinen Schmuckelementen und Fensterläden. Es war alles eingezäunt und am Eingang gemauerte Pfeiler. Für die Offiziersmesse hatte auch Otto Niemeyer-Holstein ein Wandgemälde gefertigt. Der Entwurf befindet sich im Archiv des Museums Lüttenort. Ein eigener Poststempel der Ausbildungsstätte lautet: Marineflugabwehr- und Küstenartillerieschule Swinemünde. Diese Schule war dienstlich nicht mit den Abteilungen für die Abschussrampen der V1 im Ort verbunden. Die am 16.07.1944 durch Bombenangriffe britischer Bomber zerstörten Gebäude, wobei mehrere junge Menschen ihr Leben ließen, wurden teilweise wieder instandgesetzt.

Im Mai 1945, beim Einmarsch der Roten Armee, wurden die Häuser und Anlagen gesprengt. Diese Trümmerstelle wurde von den Einheimischen nur „der Platz“ genannt. Aus den Trümmern wurde alles, was nicht niet- und nagelfest war, weggeschleppt. Viele Häuser des Ortes, die schon sehr alt und als Fachwerk errichtet waren, wurden Stück für Stück mit diesem Material ausgemauert. Zaunspfähle aus Beton standen nun auch im Dorf. Aber auch Restbestände an Wäsche und Lebensmitteln wurden gehamstert.

Um 1950 begannen "Zeltler" sich im Sommer am Rande dieses Platzes auszubreiten. Die Jugend des Ortes wurde motiviert, einen Sportplatz zu errichten und sie räumten dabei sehr fleißig auf, doch ihr Sportplatz wurde 1953 nicht weiter gebaut. In Gemeindeprotokollen wird die Einebnung der geräumten Stelle bestätigt.

Der FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) konnte nicht allen Menschen einen Urlaubsplatz bieten, und so begannen die volkseigenen Betriebe ab ca. 1960 für ihre Kollegen Hütten aufzustellen. So dicht an der Ostsee war „der Platz“ sehr begehrt. Oft waren sie erst nur als Kinderferienlager konzipiert. Nach und nach siedelten auf dem Trümmerfeld folgende Betriebe:

Handwerkskammer des Bezirkes Gera, VEB Wälzlagerwerke Fraureuth, VEB Zuckerfabrik „Fritz Reuter“ Anklam, Betrieb Zuckerfabrik Jarmen, VEB Melioration Cottbus, Krankenhaus Oschatz, MAW VEB Magdeburger Armaturenwerke „Karl Marx“ - Armaturenkombinat, VEB Armaturenwerke Halle, Heilstätten Zschadras, VEB Burger Knäcke-Werke, VEB Walzwerk Burg, VEB Tierzucht Neubrandenburg

Die Betriebe waren auch verpflichtet, der Gemeinde eine Gegenleistung zu erbringen. So wurde u.a. die Abwasserplanung für den Ort erstellt, das Pumpwerk an der B 111 und die Klärteiche auf den Wiesen zum Achterwasser errichtet. Auch die eigene Zempiner Wasserversorgung wurde von den Betrieben aufgebaut.

Die Arbeiter und Betreuer für den Aufbau und die Durchführung des gewerkschaftlichen Urlauberquartiers mussten die Betriebe aus ihrer Region stellen und auch versuchen, für sie Unterkünfte zu errichten.

Im Frühjahr kam oft ein „Aufbaustab“ von Mitarbeitern der Betriebe und richtete alles für die Betriebskinder oder Beschäftigten und deren Urlaub her. Im Herbst kam dann wieder solch ein „Stab“ und machte alles winterfest. Die Urlauber waren so wie die FDGB-Urlauber für 13 Nächte hier in Vollverpflegung. Da die Versorgung oft sehr schwer zu beschaffen war, hatte z.B. das Walzwerk Burg nur für die Lagerung von Flaschenbier ein extra Gebäude gebaut.

Die Einwohnerzahl stieg deshalb auch auf über 1000.


Nach der Wende wurden die Betriebe in Privatbesitz übertragen. Je nach Stellung der Betriebe war dafür die Treuhand oder das Land zuständig. Grund und Boden, der einst der Wehrmacht gehörte, wurde über das Bundesvermögensamt verkauft.

So wurde aus dem Betriebsheim des VEB Wälzlagerwerke Fraureuth das HOTEL WIKINGER. Auf dem Gelände der Handwerkskammer des Bezirkes Gera wurde das „Haus am Ostseestrand“, das PFLEGEHEIM SEEBAD ZEMPIN GmbH, neu errichtet. Die Handwerkskammer wollte ein neues großes Haus erbauen, aber durch die Wendezeit blieb es unvollendet stehen. Erst nach 10 Jahren kam ein Weiterverkauf zustande. Da waren die Mauerwerke nicht mehr zu verwenden.

Das Ferienheim des VEB Zuckerfabrik „Fritz Reuter“ Anklam, Betriebsteil Zuckerfabrik Jarmen, wurde an die Steuerberaterin Anke NEBERT verkauft, die außer dem Bürogebäude auch Ferienwohnungen im GÄSTEHAUS STÖRTEBEKER daraus entstehen ließ. Das Ferienheim des VEB Melioration Cottbus kaufte die Familie Diethard SCHMIDT aus Zempin und der Sohn führt heute den GASTHOF SEEADLER, Pension und Restaurant, weiter.

Das große Haus des Kombinates MAW VEB Magdeburger Armaturenwerke „Karl Marx“ ist heute das Appartementhaus SÜDWIND. Der Teil des Kombinates des VEB Armaturenwerke Halle ist heute das OSTSEEHOTEL ZEMPIN. Gemeinsam hatten diese Betriebe einen großen Speisesaal mit Großküche und Versorgung errichtet. Dort konnten auch andere Betriebe ihre Urlauber zur Versorgung anmelden. Dieses Gebäude war auf den Fundamenten eines Hauses aus der Zeit der Wehrmacht errichtet. Es wurde bis auf diese Mauern abgerissen und die Wohnanlage DÜNENECK zum Verkauf einzelner Ferienwohnungen erbaut. Die kleinen Bungalows, die die Heilstätten Zschadras für ihre Urlauber am Anfang der Seestraße gebaut hatten, wurden zu Gunsten eines Parkplatzes abgerissen.

Das Areal des VEB Burger Knäcke-Werke (dicht an der Ostsee) erwarb Frau Karin Baudisch-Martin aus Zempin. Sie baute diese Anlage zur Ferienanlage STRANDIDYLL aus.

Die PENSION DÜNENHAUS war das Ferienheim des VEB Tierzucht Neubrandenburg und hat den Eingang im Oberförsterweg, es liegt aber auf dem Gelände der ehemaligen Flakschule. Frau Barbara Gehrke führt dieses Haus. Das Geländes des Kinderferienlagers VEB Walzwerk Burg wurde, nachdem es im alten Stil verpachtete war und mehrfachen Eigentümerwechsel überstand, in eine Wohnanlage OSTSEEPARK umgebaut. Die Erdgeschosswohnungen sind stufenlos erreichbar und wurden alters- und behindertenfreundlich angelegt.

Campingplatz Zempin

1999 - Vereinbarung zwischen der Gemeinde Seebad Zempin und der Camping am Dünengelände GmbH und dem Eigentümer der Flurstücke 26 und 27, Flur 2 Gemarkung Zempin. Die Gemeinde Zempin, als Eigentümer des Grundstückes Gemarkung Zempin, Flur 2 Flurstück 23/55, gestattet es, mit Zustimmung des Pächters des genannten Grundstückes, der Camping am Dünengelände GmbH, das Flurstück an der südlichen Seite zur Überfahrt für die Eigentümer, Handwerker, Ver- und Entsorgungsfahrzeuge und Übernachtungsgäste der Flurstücke 26 und 27, Flur 2, Gemarkung Zempin, zu benutzen. Folgende Voraussetzungen sind vom Eigentümer der Flurstücke 26 und 27 zu schaffen: An den westlichen und östlichen Seiten sind elektrische Schranken mit elektronischem Öffnungssystem anzubringen und zu warten, um nur den berechtigten Personen die Durchfahrt zu gestatten. Vor der Durchfahrt sind Hinweisschilder anzubringen, daß Rücksicht auf die Gäste des Campingplatzese zu nehmen ist - Schritttempo. Das Überfahrtsrecht gilt 5 Jahre, ab Anbringung der Schranken und es werden weitere 5 Jahre Option vereinbart. In diese Zeit ist die Prüfung und Realisierung einer parallelen Wegführung auf dem Flurstück 11/1 mit diesem Eigentümer zu klären. Bei Nichteinhaltung ist eine sofortige Kündigung zum 31.12. des Jahres möglich. Für das Überfahrtrecht ist ein Betrag von 200 DM pro Jahr als Benutzungsgebühr an die Camping GmbH zu entrichten, um den Weg in Ordnung zu halten. Zempin, den 07.07.1999 Gemeinde Zempin, Camping am Eigentümer 26 und 27 Dünengelände GmbH

Klaus-Dieter Wendlandt aus Greifswald hat nach der Wende als Miteigentümer der GmbH den Campingplatz modern aufgebaut und als Geschäftsführer verwaltet. Er verstarb im November 2021.

Wasserleitungsbau in Zempin


Wasserleitung Zempin Bau.jpg


Das Wasserwerk Zempin in der Dorfstraße mit dem Vorratsbehälter. Die Tiefbrunnen liegen weiter westlich am Waldrand. Der Zweckverbad Wasser - Abwasser der Insel Usedom betreut diese Anlage.

Zempiner Vereine

Das Wort Verein bezeichnet dem Wortstamm nach etwas vereinen, etwas zusammen bringen. Ein Verein ist eine freiwillige und auf Dauer angelegte Vereinigung von natürlichen oder juristischen Personen zur Verfolgung eines oder mehrere Zwecke. Das Aufblühen des modernen Vereinswesens ist eng mit der Zeit der Industrialisierung verknüpft. In der DDR gab es spätestens seit dem Jahre 1976, mit der Ablösung des BGB durch das Zivilgesetzbuch der DDR, außer Sportvereinen offiziell keine Vereine mehr. Unter dem Kulturbund der DDR (kulturelle Massenorganisation) konnten sich Personen zu vorgegebenen Zwecken zusammenfinden.

Gemäß des Grundgesetzes der Bundesrepublik haben „alle Deutschen […] das Recht, Vereine und Gesellschaften zu bilden.“ Somit ist das Recht auf Vereinsgründung ein bürgerliches Grundrecht.

Zur Gründung eines Vereins müssen sich sieben Personen finden, die sich für einen bestimmten Zweck eine Satzung geben. Die Mitgliederzahl kann im Bestand jedoch wechseln.

Für das Zusammenleben in einem Ort ist es gut, wenn sich Menschen finden, die sich besondere ehrenamtliche Aufgaben übernehmen, ob kulturell, sozial oder zu anderen Zwecken.

In Zempin ist der erste nachweisliche Verein 1874 gegründet worden. Nach der Wende haben sich wieder mehrere Vereine gebildet. Die Menschen mussten erst wieder lernen ohne inhaltliche oder personelle Kontrolle sich zu versammeln. Heute kann die Gemeinde Zempin stolz auf das vielfältig gestaltete Leben der Bürger sein. Auf der Homepage des Seebades Zempin, www.seebad-zempin.de, sind auch die Vereine vertreten und zeigen etwas aus ihren gemeinsamen Veranstaltungen.

Zempiner Vereine

1874 wurde die SCHÜTZENGILDE (Schützenverein) gegründet. Der erste Vorsitzende war der Bauer Lüder.

1899 gründete sich der GESANGSVEREIN „Eintracht“.

1916 wurde der KRIEGERVEREIN gegründet. Der erste Vorsitzende war der Postmeister Krebs. Es vereinten sich besonders die Kriegsteilnehmer des Ersten Weltkrieges.

1920 etwa, führte der THEATERVEREIN „Frohsinn“ plattdeutsche, volkstümliche Stücke für die Gäste und Bewohner auf.

1922 etwa, zeigte auch der TURNVEREIN was er alles kann.

1952 etwa, trainierte die KUNSTKRAFT - Sportgruppe unter der Leitung von Heini Döge im Waldhaus

1964 am 24. April begann der ANGEL- und SPORTBOOTVERBAND am Ryck seine Arbeit.

1965 entstand der ZEMPINER KARNEVAL - bis 1989 gab es jedes Jahr drei tolle Tage und auch im Sommer ein Neptunfest.

1983 sind die Anfänge der Kleingartensparte, die 1990 den Namen GARTENVEREIN „Am Rieck“ Zempin e.V. erhält.

1988 ist die Gründung der Großgemeinschafts-Antennenanlage, die nach der Wende ANTENNENGEMEINSCHAFT Zempin e.V. heißt. Es ist der zahlenmäßig größte Verein.

1991 am 28.Februar gründet sich der FREMDENVERKEHRSVEREIN er löste sich im November 2002 auf.

1992 entsteht der SIEDLERVERBAND Zempin e.V. Er vereinigt die Interessen der Wochenendhausbesitzer im Küstenwald und Möwenweg.

1994 gibt es am Achterwasser den ANGEL- und WASSERSPORTVEREIN Inselhof e.V.

1995 am 20. April gründet sich der HEIMATVEREIN Zempin e.V. Im Dezember 2000 wurde in "Uns olle Schaul", dem Vereinshaus Ausstellungen aufgebaut. Ein kleines Museum mit Bootsmodellen und der alte Kaufmannsladen der Familie Schichlein wurde dort wieder aufgestellt.

1995 ab 20. Juni kümmert sich der ELTERNVEREIN „Zempiner Rangen“ e.V. um die Kindertagesstätte.

1996 am 16. März haben die Schützen des Ortes mit den Seebädern Koserow, Loddin und Ückeritz einen AMTSSCHÜTZENVEREIN Vineta gegründet. Vorsitzender: Wolfgang Hauff, Zempin

2000 die Ortsgruppe der VOLKSSOLIDARITÄT e.V. Zempin wird nach langer Pause wiederbelebt und sorgt sich besonders um die Senioren.

2007 DE DANZHEUNER üben Tänze ein, die zur Freude der Gäste und Bewohner bei Veranstaltungen gezeigt werden.

Entwicklung des Gewerbes in Zempin

Im Jahre 1693 erfassten die Schweden systematisch die ganze Insel Usedom. Die kleine Ansiedlung Zempin kann vier Bauern und einen Viehhirten verzeichnen, alle waren Selbstversorger. Werkzeuge oder Haushaltsgegenstände, die man nicht anfertigen konnte, holte man sich aus der Stadt. Die nächste Stadt Lassan war über das Achterwasser zu erreichen. Boote hatte man zum Fischen und als Transportmittel.

Zur Stadt Wolgast, die zu dieser Zeit bis 1815 schwedisch war, konnte man nur mit einer Fähre über den Peenestrom kommen. Swinemünde war nach 1765 als Hafen soweit entwickelt, dass ein Magistrat eingesetzt wurde und der Ort sich als Stadt entwickelte. Swinemünde wurde 1819 Kreisstadt für die Insel Usedom und Wollin.

Im Kirchenbuch erfahren wir, dass im Jahre 1756 in Zempin der Schneider und Lehrer Michael HELLERT heiratet. Es sind weitere Lehrer bekannt, 1838 wird ein Schneider, Wilhelm DINSE aus Lütow, als Lehrer in Zempin angestellt, die Schneiderei betreibt er dann im Nebengewerbe.

Von einem Dorfgasthof in Zempin berichten die Zinnowitzer Reiseführer im Jahre 1887. Der beginnende Badebetrieb in Zinnowitz hat seine Auswirkungen bis nach Zempin. Die Zinnowitzer Gäste wandern nach Zempin und können in der 1865 errichteten Waldhalle des ehemaligen Kapitäns Friedrich SCHOHL einkehren. Er bietet auch Gästebetten an, die preiswerter sind als die im Nachbarort.

In der Werbung vom Jahre 1902 bietet er Konserven, Butter, Aufschnitt und Käse an und wir finden den Hinweis, dass Schlächter und Bäcker täglich aus Zinnowitz kommen und frische Ware anbieten. Die schnelle Entwicklung zum Badeort lässt weitere Gewerbetreibende investieren. 1910 eröffnet das Strandhotel.

1902 wird das Haus, heute Strandstraße 2, erbaut mit Wohnung und Verkaufsladen. 1915 kauft dieses Haus das Ehepaar Robert und Minna NEUMANN. Sie waren schon erfahrene Geschäftsleute, die aus Wolgast nach Zempin zogen. Das Geschäft wird durch die Tochter, verheiratete GREMPLER, weitergeführt, das Haus ist noch heute in Familienbesitz. Dort konnte man Andenken und benötigte Reiseartikel kaufen. Zu DDR-Zeiten bewirtschaftet der KONSUM das Geschäft mit Textilien.

Nebenan kaufen 1905 Ida und Paul WIECK, der gelernte Fleischer, das Gebäude und richteten einen Lebensmittelladen ein. Im anderen Teil des Gebäudes, der „Villa Merkur“, vermietet die Familie Zimmer.

1923 kann man in Zempin schon in Konditorei und Café DAWEZYNSKI, dem späteren Pommernhaus, einkehren und ein Tänzchen wagen. Geworben wird damit, dass nun Kaufleute, Bäcker und Fleischer im Ort sind. Auch sei frisches Gemüse und gute Milch täglich zu haben.

Der Bauer Richard WALTER erkennt, dass nun in Zinnowitz Gemüse und Blumen für die Hotels gebraucht werden und stellt sich um, er wird Gärtner. Die Gäste und Bewohner benutzen gern das neue Transportmittel, die Eisenbahn. Selbst die Kirche richtet sich mit dem Beginn des Gottesdienstes nach dem Fahrplan. Die Wartezeiten vergehen ab 1927 durch die Bahnhofswirtschaft mit dem Gastwirt Gottfried SUHR viel gemütlicher.

Als Kind von drei Jahren kommt Karl SCHICHLEIN mit seinen Eltern nach Zempin, da der Vater an der neuen Strecke Bahnhofsvorsteher wurde. Er lernt Kaufmann, obwohl es schon die Kaufleute BOLDT im Dorf, WIECK und NEUMANN an der Hauptstraße gab. Da die Einwohner- und Gästezahl gestiegen war, hat Schichlein 1928 den Mut, einen Laden in der Strandstraße zu eröffnen. Da der Kaufmann im Haus wohnt, geht man auch mal abends „hintenherum“, um Bier oder Schnaps zu holen. Er wiederum holt die frischen Eier aus dem Stall von seinen Hühnern. Bis 1996 ist der Laden geöffnet, der in den letzten Jahren von seiner Tochter und Schwiegertochter betrieben wird.

Tankstelle, Garagen, Autopflege, Werkstätten und Geschäfte jeder Art werden in Zempin 1933 im Reiseführer angepriesen. Das Gepäck der Gäste wird zum Bahnhof transportiert. So kann sich der Dienstmann Hermann SCHÜTT etwas verdienen.

Eine neue Einnahmequelle ist die Vermietung von Strandkörben. Von Jahr zu Jahr spart man die Einnahmen, um noch mehr Körbe anzuschaffen. Der Badegast bekommt die schwere Arbeit des Einwinterns kaum zu sehen: Die schweren Strandkörbe müssen ins Winterquartier transportiert, gestapelt und repariert werden. Die Fischer bieten den Gästen auch Touren auf die Ostsee an. Ruderboote konnten später am Strand vermietet werden. Zu DDR-Zeiten dürfen allerdings diese Ruderboote nicht mehr am Strand stehen, um die „Republikflucht“ zu verhindern.

Wilhelm KRACHT bietet seine Fleisch- und Wurstwaren im Katalog von 1934 an und betont, dass er einen „elektrischen Betrieb“ hat. Ein Schuhmacher wird im Ort gebraucht, als erster kommt Fritz STEFFEN, später Willi SCHÖN.

Die Versorgung mit frischen Backwaren für die Gäste in den Pensionen und Zimmern der Einwohnern war ein gutes Geschäft, so dass die Bäckerei GEHRMANN an der Hauptstraße vom Bäcker Erich HAUFF weiter geführt wird und in der heutigen Fischerstraße ist der Bäcker Walter DÖRING recht fleißig. Familie GRAUMANN, gegenüber vom Laden Paul Wiecks, verkauft frisches Gemüse und Obst. Emmi SCHLORF hat im Sommer am Strandzugang eine kleine Milchhalle. Der Schneider Karl WODRICH näht die meisten Stücke wie Hosen, Jacken und auch Segel für die Zempiner.

Die Gästezahlen steigen zu DDR-Zeiten stark an. Es gab bis zu 400 „Außenbetten“ (d.h. die Gäste schlafen bei Einwohnern und werden zentral versorgt). Aber auch durch den größer werdenden Zeltplatz und die Betriebsferienheime für Kinder und Arbeiter wird es mit der Versorgung immer schwieriger. Die Betriebe lagern auch einige Dinge wie z.B. Bier waggonweise ein, damit ihre Urlauber gut versorgt werden können.

So wird 1977 von den Betrieben, die ihre Urlauber in Zempin untergebracht haben, eine Kaufhalle gebaut. Diese wird dann dem KONSUM übergeben. Nach der Wende kauft Frau Marlies THUROW das Grundstück und bewirtschaftet es als „Frischemarkt“ mit einem reichhaltigen Angebot.

Senta Wodrich (1920-2002) berichtete mit fast 80 Jahren:

„Der einzige Friseur im Ort war Walter Hitel, manchmal hat er auch einem alten Einwohner einen Zahn gezogen. Im Nebenhaus war unsere alte Post bei Graumanns. Gegenüber war unser Bäckermeister Hauff, die beliebteste Verkäuferin war seine Frau Hede. Sie nahm die Kuchenbleche von Zempinern entgegen zum Abbacken. Auch in der Straße war unsere beliebteste Verkaufsstelle, weil dort Auguste Wieck liebevoll die Kunden bediente. Dann an der Ecke war das Textilgeschäft Neumann, die Tochter Neumann hat es weiter geführt. Weiter an der Hauptstraße entlang war das Haus Danzig, dort wohnte der Bahnhofsgastwirt Suhr. Es gab nur einen Schneidermeister im Dorf, mein Großvater Karl Wodrich. Er hat so manchen Hochzeitsanzug genäht und dabei nächtelang gesungen. Er war aber auch Gräberschuber (Grabstellen ausheben). Beim Kaufmann Boldt im Dorf war ein Tanzsaal. Einmal im Jahr war dort Tanz wie in ollen Zeiten. Auf einer Seite saßen die Mädchen und gegenüber die Jungmänner. Auch meine Eltern haben sich dort in Liebe zusammengefunden.„

Konrad Tiefert (1919 – 2009) schrieb in seinen Lebenserinnerungen :

„14 Jahre war er jetzt ….es waren schlechte Aussichten auf Verdienst für einen jungen Menschen. …. Er war zwar kräftig, aber in der Fischerei voll seinen Mann zu stehen, das konnte er noch nicht. So verdingte er sich beim Bäckermeister Hauff in Zempin zum Semmeln ausfahren. Er musste morgens um 5 Uhr da sein. Ein Rad, mit vorn einem großen Korb, stand zur Verfügung und wurde vollgepackt mit Tüten und Beuteln mit den bestellten Semmeln. Ein Mädchen aus dem Dorf half die Bestellungen vom Vortag auf die Tüten zu schreiben und die Semmeln einzutüten. Es musste alles schnell gehen, damit die Leute ihre Semmeln zum Frühstück hatten. Das Brot wurde am Vormittag mit einem Handwagen ausgefahren. Die Frau Hauff war eine nette freundliche Frau und bediente im Bäckerladen. Konrad war mal mit Kuchen für ein Hotel in Koserow an einen Baum gefahren und musste es ihr beichten. Sie blieb aber trotzdem nett und hat ihn nicht mit großen Vorwürfen bedacht."


Kaufhalle - Einkaufsmarkt

1975 - Bau und Eröffnung der Kaufhalle

Nach der Wende verkaufte die Treuhand das Gebäude mit Grundstück an Frau Thurow, die einen Edeka Frischemarkt darin errichtete.

Die Poststelle wurde nach der Schließung des Frischemarkts 2020 von der Bäckerei und Café EICHHORST in der Fischerstraße übernommen - zusätzlich werden vor Ort Getränke, einige Lebensmittel und Zeitschriften verkauft.

Seit 2020 - Samstags von 8 - 12 Uhr findet Verkauf direkt vom Händler auf dem Schulhof statt - Bäckerei, Fleischerei, Gemüse.

Personen - Leistungen für Zempin

Frau Dr. Soehring


Prof. Max Burghardt

Prof. Max Burghardt

Max Burghardt bei Wikipedia

geb. 1893 in Wickendorf bei Schwerin † 1977 in Berlin

Seine Urne befand sich auf dem Sozialistenfriedhof in Berlin-Lichtenberg.

Nach der Wende hat Frau Marianne Burghardt die Urne nach Zempin auf den Friedhof gebracht.

Für die Schule Zempin hat er nach Kriegsende Musikinstrumente gesponsert. Er hat die Ortsgruppe der Volksolidarität unterstützt und für das Krankenhaus in Koserow 10.000 DM für die Dacheindeckung übergeben.


Barbara Wieck

  • 26. Februar 1951 in Koserow, wurde in Zempin groß.

Sie ist eine deutsche Leichtathletin und Olympiateilnehmerin 1968 in Mexiko, die – für die DDR startend – in den 1960er Jahren eine erfolgreiche 800-Meter-Läuferin war. Ihr größter Erfolg ist der Sieg bei den Europäischen Hallenspielen 1969.


Johannes Tiemens

Johannes Tiemens

Er kam nach der Wende nach Zempin und fand Gefallen an den Villen in der Waldstraße. Diese Häuser sind eine verkleinerte "Bäderarchitektur". Teilweise waren zu DDR Zeiten Wohnungen daraus entstanden oder der FDGB hatte die Häuser angemietet.

Er kommt aus Hamburg und hatte eine Erbschaft von einem Onkel gemacht, der einen Mühlenbetrieb hatte. Er schaute sich alte Postkarten an und versuchte den alten Glanz der Häuser wiederherzustellen. Es ist ihm gelungen. Die Gemeinde Zempin ist ihm sehr dankbar, dass er diese schöne Straße am Küstenwald hat wieder erstrahlen lassen. Heute sind diese Villen eine Augenweite.

Krumme Kiefer von Zempin

Beim Sammeln von Postkarten kam mir diese interessante Karte von Zempin in die Hände und die Gedanken kreisten um den Baum. Ja, da ist er noch, aber fast zugeweht oder zugeschaufelt? Dicker ist er auch geworden in den vielen Jahren. Wie alt mag er sein? Welche Stürme und Sturmfluten hat er schon überlebt, ein Windflüchter, wie man in der Schule gelernt hat, aber so krumm? Hat ihn jemand als kleines Pflänzchen getreten, vielleicht ein Pferd?

Viele Jahre war er als „Seltenheit“ bestaunt, wie die Postkarten zeigen. Der Zempiner Maler HUGO SCHEELE hat ihn mehrmals dokumentiert, als Federzeichnung, als Linolschnitt und in Gedichten.

Einen starken Charakter hat er der Kiefer zugeschrieben mit einem großen Lebenswillen, wohl auch gedacht als Leitbild für die Menschen. Die Gedichte und Kunstwerke von Hugo Scheele zeigen, wie sehr er sich mit der Insel Usedom, ihrer Geschichte, ihrer Natur und ihren Menschen beschäftigt hat.

Das Gelände war verändert worden, als die V1 Rampen gebaut wurden. Dadurch war die Form des Baumes nicht gleich zu erkennen.

Die krumme Kiefer ist heute wieder eingezäunt, aber da sie nicht mehr so frei steht, fällt sie vielen Einwohner und Gästen gar nicht auf. Sie steht neben der Kurmuschel bei einem kleinen Pavillon, der als Unterstand für Wanderer dient. Auch Hinweistafeln des Orts- und Naturlehrpfades und Bänke stehen um sie herum. So kann man dort verweilen und Zwiesprache halten mit dem durch Wind und Wetter geprägten Baum.

Geschrieben 2002


Und 2020 ist nun alles verändert, die Ruine FDGB-Heim Frieden ehem. Strandhotel wurde abgerissen. Der Platz um die "Krumme Kiefer" ist eingeebnet. Neue Info-Tafeln sind schon bereit zur Anbringung, die Kiefernreste werden wohl entfernt werden müssen. Bilder erinnern an den so tapferen Baum.

2021 - die Kiefernreste stehen weiterhin

Alte Eiche am Achterwasser

Der Umfang von 4,30 m weist auf ein Alter von ca. 400 Jahren hin. Wie viele Generationen haben im Schatten des Baumes gesessen, gespielt, aufs Achterwasser geschaut, dabei sich gefragt, ob die Männer vom Fang wieder gesund nach Hause kommen?

Wer hat sie gepflanzt? War es ein Zeichen einer Eigentumsgrenze? Hat diesen Baum eine Familie gepflanzt zum Andenken an einen Verstorbenen? Oder hatte nur ein Eichelhäher ein Nahrungsdepot angelegt? Die Eiche ist immer ein Richtzeichen für die Fischer auf dem Wasser, nach denen sie Ihre Netze setzen oder bei Dämmerung sich orientieren zur Heimfahrt.

Unsere Eiche ist eine Stieleiche (Quercus robur), auch Sommereiche oder Deutsche Eiche genannt. Solch eine Eiche kann 500 bis 1000 Jahre alt werden. Die Eichen haben kräftige Pfahlwurzeln und sind damit äußerst sturmfest. So kennen wir die Sprichwörter: Je größer die Stürme, desto fester wurzelt die Eiche – oder: Aus alten Eichen lässt sich viel Holz schlagen. Im Jahre 1989 wurde die Stieleiche zum Baum des Jahres ernannt. Das feste Holz der Eiche diente zum Hausbau (Fachwerk) und zum Bootsbau.

Die Eigenschaften der Eiche finden in Deutschland seit langer Zeit Anerkennung durch die Übernahme in die Symbolik. „Eichenlaub“ symbolisiert militärische Rang- und Ehrenzeichen und auf vielen deutschen Münzen war das Eichenblatt geprägt: Goldmark, Reichsmark, Mark der DDR und Deutsche Mark. Bei den deutschen Euromünzen sind die Rückseiten des 1 ct, 2 ct und 5 ct Stück mit Eichenblättern und Eicheln verziert.

Wald umgab schon früher die wenigen Siedlungen und bearbeiteten Felder in unserer Gegend. So war zwischen Zempin und Zinnowitz ein heiliger Hain.

Gadebusch schreibt in seiner Chronik des Jahres 1863: „Im Jahre 1128, als Otto von Bamberg von der Burg Usedom nach Wolgast ziehen wollte, um die Menschen zu taufen begab sich folgendes:

"Ein heidnischer Priester, als Gott Borowitt verkleidet, erschien in der Dämmerung vorüberziehenden Landsleuten in dem geheiligten Haine beym Zitz (später genannt Zinnowitz) im Lande Usedom und stieß schreckliche Drohungen gegen die Wolgaster aus, sofern sie den fremden Gott annehmen würden.“

In der Schwedischen Landesbeschreibung von 1693 wird um die kleine Siedlung Zempin der viele Wald beschrieben und so ist eine Fläche nördlich als Mischwald aus Eichen und Kiefern beschrieben und dass entlang des Achterwassers in westliche Richtung das Eskhold liegt, ein Bruch aus Eichen und Eschen (heute Flurbezeichnung eines Teiles als Eschholz).

Es steht weiter geschrieben: „Der Eichenwald ist meistens wegen seiner Mast zu schätzen, weil er knorrig und kurz ist, aber wenn die Jahre kommen, trägt er ziemlich üppige Mast. Deshalb ist es für die Einwohner sehr beschwerlich, daß sie da entweder dem Amtsherren soviel geben, wie er begehrt, oder sie müssen ihre Schweine vom Hof fortjagen, weil die Eichen so nahe an deren Ackerfeldern stehen, daß sie diese unmöglich von dort fernhalten können.“

Für die Eichelmast der Schweine hatten die Einwohner also Steuern an den Amtsherren (Sitz im Schloss Pudagla) zu leisten. Aus dieser Zeit stammt auch der Spruch: Auf den Eichen wächst der beste Schinken.

Aber unserem Wald ging es durch die Kriegszeiten oft recht schlecht. Die Insel Usedom war ab 1720 zu Preußen gekommen. Die Peene war die Grenze zwischen Schweden und Preußen bis 1815. In der Festschrift zur 600 Jahrfeier des Seebades Zinnowitz beschreibt Robert Burkhardt folgenden Vorfall:

„Im Frühjahr 1758 waren die Preußischen Truppen tief in Schwedisch-Pommern eingedrungen und hatten dort Steuern und Abgaben erhoben; nun rächten sich die Schweden dadurch, dass sie die Zinnowitzer und Pudaglaer Forsten (es ist der gesamte Küstenwald, als königliches Eigentum gemeint) niederhauen und das Holz für eigene Rechnung verkaufen ließen. Sie gaben sogar der Stadt Wolgast die Erlaubnis, sich freies Bau- und Brennholz aus den preußischen Forsten zu holen. Die Bürger nahmen das Danaergeschenk (Geschenk des Unglücks) an und zogen mit Ross und Wagen nach Zinnowitz, so dass in kurzer Zeit der schöne Eichenwald zugrunde gerichtet war. Der Heidereiter (Förster), der seiner beschworenen Pflicht gemäß das königliche Eigentum retten wollte, wurde halbtot geschlagen.“

Zu diesem Zeitpunkt war unsere Eiche ca. 100 Jahre alt. Wurde sie gerettet, weil sie im Ort und nicht im Küstenwald stand? Haben die Einwohner ihre Eiche beschützt?

Die Eicheln haben aber nicht nur als Futter für die Schweine gedient, sondern auch in Notzeiten als Nahrung für die Menschen. Im Gedächtnis bei älteren Einwohnern sind die schweren Nachkriegsjahre des I. und II. Weltkrieges, wo man sich auch des Nährwertes der Eicheln entsann und sie verarbeitete.

Dazu müssen die geschälten und zerstoßenen Eicheln durch mehrmaliges Baden im Wasser allmählich von den wasserlöslichen Gerbstoffen befreit werden. Danach können sie, z.B. als Mehlersatz für Breie und Kuchen oder als Kaffeeersatz (Muckefuck) verarbeitet werden.

Unsere Eiche ist heute ein „Solitärbaum“, also etwas Besonderes. Eine beeindruckende Erscheinung, und wir sollten sie mit Achtung und Ehrfurcht betrachten und alles tun, damit noch viele Zempiner Generationen sich an diesem Baum erfreuen können.




Hafen in Zempin am Achterwasser

Die ersten Bewohner von Zempin siedelten am Achterwasser. So konnten sie das Jahr über Fische fangen, um vom karken sandigen Boden überhaupt überleben zu können. Mit dem Boot konnten sie auch andere Orte über den Peenestrom erreichen.

Erst waren es nur Fischerboote. Später kamen auch kleine Sportboote mit Segel dazu. Nach der Wende ist der eingezäunte Hafen ein Sportboothafen.

Der Hafen ist ein beliebtes Fotomotiv für Zempin und die Insel Usedom geworden.


Zempiner "Kleine Hefte" Rezepte und Wanderwege


Zempiner Wanderwege


Zempin Orte finden mit GPS

Sport und Pioniertreffen in der DDR

Unglücke auf dem Wasser und dem Eis

Sprottenfischerei - Ostsee

Bericht Erwin Schütt:

Bei der Fischerei 1921 kam unerwartet ein orkanartiger Südweststurm auf. Nur 2 Boote aus Zempin waren auf Sprottenfang. Mit 3-fach gerefften Segel und ständigen Kreuzen gelang es total durchnässt, durchgefroren und erschöpft die Küste von Kölpinsee zu erreichen und zu Fuß nach Zempin zu laufen.

Das andere Zempiner Boot der Familie Tiefert mit Vater, Tochter und 2 Söhnen wurde nie mehr gefunden. Auf dem Friedhof in Zempin steht rechts ganz hinten dazu eine Gedenkstätte mit den Namen der verunglückten Fischer.

Eine ganze Familie hatte bei der Fischerei ihre Angehörigen verloren.

Auch ein Onkel meines Vaters, der auf große Fahrt gegangen und im Winter auf Urlaub war, brach ins Eis ein und ertrank.

Unglück auf dem Achterwasser

Am 01.05.1993

ertranken auf dem Achterwasser 3 junge Männer: Uwe Stanke (verheiratet, lebte getrennt von Frau und Kind), Jürgen Piehl, ledig und Jürgen Witzke, ledig.

Diese drei hatten wohl getrunken und wollten Fische aus den Reusen zum Essen holen. Das tatsächlich Geschehen konnte später nicht ermittelt werden.

Im August 1993 fuhr bei stürmischer See Herr Heini Sauck in Stiefelhosen und mit einer Urlauberfamilie auf das Achterwasser. Nach Angabe des geretteten Kindes und der Frau ist der Motor ausgegangen, das Boot stellte sich quer und schlug um. Der etwa 9jährige Junge und die Frau schwammen, nachdem ihnen ihr Mann gut zugeredet hatte, dass sie das Ufer gut erreichen können, in der Nähe vom Ausbau an Land. Der junge Vater war Tänzer und konnte gut schwimmen, trotzdem wurden beide Männer tot geborgen. Vielleicht wollte er Heini Sauck retten, aber wenn die Stiefelhosen voller Wasser sind, wirken sie wie Blei.

Siehe auch Kirchenchronik Koserow: Unglücke

Sagen, Geschichten und Legenden rund um Zempin

Im Herbst 1999 bat ich Frau Senta Wodrich, zu dieser Zeit war sie 79 Jahre alt und lebte im Altersheim in Wolgast, sie möchte mir doch etwas über Zempin aufschreiben. Im Sommer 2002 ist sie in Wolgast verstorben. Hier ein Auszug aus ihren vielen Schreiben über die Bräuche im Ort:

„.....Nun möchte ich ihnen mitteilen, dass in unserer Familie und auch im ganzen Dorf an den alten Bräuchen , so wie früher, so wie es die Alten gehalten haben, festgehalten wurde. Weihnachten in der Familie, Ostern lustiges Ostereiersuchen und Spaziergänge, vormittags zur Kirche. Pfingsten wurden unsere Häuser mit Maisträuchern geschmückt, abends war Tanz, manchmal war auch Ummarsch mit der Dorfkapelle. Zu unseren Geburtstagsfeiern in der Familie wurden die Verwandten eingeladen, wie es auch heute noch Brauch ist und ich möchte ihnen nur sagen, dass Weihnachten immer das schönste Fest der Liebe war und noch ist, wie ich es hier bei uns im Heim erlebe. Vor Weihnachten wird der Schuh rausgestellt, bei uns Kindern klopfte der Weihnachtsmann ans Fenster vor Weihnachten , ob wir auch schön artig waren und es wurden einige gewünschte Spielsachen schon im Fenster gezeigt. Heiligabend mussten wir uns ins Zimmer zurückziehen, bis der Baum ausgeschmückt war, dann durften wir reinkommen, dann kam der Weihnachtsmann. Es wurde gebetet und gesungen, alte liebe Weihnachtslieder, dann wurden die Geschenke verteilt, ein jeder musste ein Gedicht aufsagen, dann wurde gemeinsam gegessen, Kartoffelsalat mit Wiener Würstchen, wir Kinder haben noch etwas gespielt mit unseren Geschenken, dann fielen uns die Augen zu und wir haben geträumt in unseren Bettchen. Sylvester gab es Karpfen, Karfreitag Eierkuchen und wir gingen zur Kirche. Später als wir größer waren, haben wir uns das Krippenspiel zu Weihnachten angesehen. Ich singe heute hier noch die alten Weihnachtslieder und bringe damit etwas Freude in unsere Gemeinschaft....“

H.Stockmann

Zeitsplitter - Episoden

Otto Niemeyer-Holstein wird ca. 1940 besucht Einige Jugendliche hatten im Haus „Elisabeth“ in Zempin eine christliche Freizeit verbracht. Gemeinsam mit Pastor K. wanderten sie zum Grundstück Lüttenort. Der Maler Otto Niemeyer-Holstein war nicht zu sehen und zu hören. Die Mädchen sangen mit dem Pastor ein Lied und da sich nichts rührte, noch ein zweites. Dann wanderten sie wieder nach Zempin. Abends trafen sie ONH. Er fragte:„Warum habt ihr denn noch ein zweites Lied gesungen – ich saß doch nackend in der (Regen) Tonne! und konnte nicht raus“. Das Gelächter war langanhaltend auf beiden Seiten.


Eine Zempinerin in München Als ich vor Jahren noch bei der Bahn beschäftigt war, vor der Wende, besuchte ich meine Tochter in München. Da hatte ich ein schönes Erlebnis: Meine Tochter arbeitete in München in der Landesbibliothek. Nun hatte ich den Wunsch, auch mal das so viel besungene Hofbräuhaus kennenzulernen. Meine Tochter meinte, es ist nicht mehr das berühmte weltbekannte Hofbräuhaus. Aber ich wollte das Gebäude kennenlernen. Stellen Sie sich vor, dort spielte eine Damenkapelle, ja woher sollte ich denn eine Damenkapelle kennen? Glauben Sie mir, meine ganzen Jungmädchen-Erinnerungen wurden wach. Ich blieb neben der Kapelle stehen, denn das Lied erklang: „Vor der Kaserne vor dem großen Tor / steht eine Laterne …“ Ja, genauso habe ich gestanden, als mein Verlobter Wache schob, bevor er an die Front kam. Aus vollem Hals habe ich dieses Lied mitgesungen, denn meine Gedanken waren ganz dabei, „vor der Kaserne bleib ich steh´n,/ wie einst Lili Marlen“. Inzwischen hatte sich meine Tochter zu mir gestellt und hakte mich unter, denn es erklang mein Heimatlied, was ich schon immer auf Plattdeutsch gesungen hatte: „Wo die Ostseewellen trecken an den Strand..“ Der Saal wurde immer voller, es kamen immer mehr Leute herein, alle jubelten uns zu, Leute an den Tischen erhoben ihre Gläser. In München, die verstanden doch kein Plattdeutsch, aber ich habe es so laut und deutlich gesungen: ..“wo die Wellen rauschen / wild im Sturmgebrus, dor is mine Heimat, dor bin ik tu Hus.“ Ein Mann hatte für uns große Platten zum Abendbrot auftragen lassen und hat für uns Getränke bestellt. Später haben wir uns davongeschlichen und draußen tüchtig gelacht – Das war mein Erlebnis in München!

Dieser Auszug ist aus einer Niederschrift von der 79jährigen Senta Wodrich. Nachdem sie viele Seiten mit der Hand geschrieben hatte, berichtet sie: „Es hat mir viel Mühe gekostet und auch Freude gemacht, meine Schrift hat auch nachgelassen, wenn ich abgespannt war. Ich habe es so von mir gegeben, wie und was noch in mir ist.“


Auto bekommt neue Farbe Stolz waren wir nach etwa 8 Jahren Anmeldefrist während der DDR-Zeit, dass wir einen neuen Schiguli – später die Marke LADA bekommen konnten. Wir holten das Auto in Neubrandenburg ab. Es gab keine große Farbauswahl, wir nahmen einen dunkelblauen. Das Auto wurde extra „hohlraumkonserviert“, dafür fuhren wir nach Stralsund. Diese komische klebrige Masse wurde in alle Hohlräume gespritzt und sollte das Rosten von innen unterbinden. Bei warmem Wetter wollte aber die Masse wieder aus den Löchern heraus und an den Türen usw. klebte es dann unangenehm. Aber wir waren stolz und froh, dass wir das Auto hatten. Eine Hängerkupplung war das erste, was man brauchte und einen Anhänger. Zum „Besorgen“ von Material war man auf sich gestellt, denn es gab fast keine privaten Fuhrunternehmer. Das Auto tat gute Dienste, aber es rosteten die Kotflügel und ... , so wurde es nach langer Wartezeit in der Zinnowitzer Werkstatt repariert. Aber nun brauchte es auch einen neuen Lack. Monatelang stand es auf dem Hof der Werkstatt. Wir bemerkten, es stand nicht mehr auf dem Hof, also könnte es schon bearbeitet worden sein. Dann fragten wir persönlich nach, denn Telefon hatten nur Wenige: „Wann können wir unser lackiertes Auto abholen?“ „Sofort, dort steht es doch!“ „Wo?“ „Na das Rote, sehen Sie nicht!“ „Wir hatten doch ein blaues Auto.“ „Wir hatten nur einen Kübel roten Lack“. Wir holten tief Luft, bezahlten unser feuerwehrrotes Auto und fuhren es noch viele Jahre, bis die Wende kam und wir uns ein neues Auto ohne „Fußlüftung“ (der Boden war schon durchgerostet) in gewünschter Farbe kaufen konnten.


Anregung für Bootsmodelle Als ich Konrad Tiefert beim Bau seiner Fischerei - Bootsmodelle im September 2001 fotografierte, sagte er mir, dass er viel Wissen vom Bootsbauer Albert Bollow aus Zinnowitz hat. Der hatte die meisten der Zempiner Boote gebaut und repariert. Während der Arbeit, wenn die Fischer vorbeisahen, hat er ihnen alles eingehend erklärt. Bootsbaumeister Albert Bollow, der am Achterwasser an der Störlanke seine Werkstatt hatte, war auch berechtigt Lehrlinge auszubilden. Wenn die Zempiner Fischerfeste feierten, wurde auch Albert Bolow mit seiner Frau eingeladen, er tanzte gern.


Freiwillige Feuerwehr Die erste Begegnung zwischen der Freiwilligen Feuerwehr Zempin und der FF Klein Nordende war am 1. Juli 1990 in Klein Nordende. Die Gemeinde feierte den 100. Geburtstag der Gründung der Feuerwehr. Der Zempiner Wehrführer, Wolfgang Hauff, überbrachte mit weiteren Kameraden Geschenke und Glückwünsche mit wohlgesetzten Worten. Jeder Zempiner kennt ihn und weiß, dass man ihm zum Karneval und anderen Gelegenheiten gern zuhört. Er hielt dort also, zu dieser Zeit als noch „Unbekannter“, eine Rede. Der Bürgermeister von Klein Nordende, Günter Hell, meinte danach: „Grot is er nich, aber snacken kann er!“ Und da Wolfgang Hauff viel Humor hat und auch über sich selbst lachen kann, hier noch eine Begebenheit: Nach 26 Jahren als Wehrführer wird er im Januar 2000 feierlich verabschiedet. Zu den Worten der Ehrungen gibt es von den Kameraden und Freunden reichlich Beifall und alle stehen auf. Er will sich bedanken und beginnt mit den Worten: „Nehmt bitte Platz, damit ich zu sehen bin!“


Erfahrung – Aberglaube in der Fischerei Zum Pfingsten wird ein grüner Schmuck aus frischem Birkengrün oder Flieder an der Mastspitze befestigt. Man hofft, dass dadurch der Blitz nicht ins Boot einschlägt. Auch setzt man am Karfreitag und am Pfingstsonntag keine Netze.


Zempiner verloren 1829 Hütungsrechte Als im Rentamt 1829 die Fischerkolonie Hammelstall (1821 gegründet und seit 1908 in Trassenheide umbenannt) mit sechs Hausstellen erweitert werden sollte, verloren Bannemin wie auch Mölschow, Zempin und Zinnowitz selbst das Hütungsrecht für die Schweinemast im Zinnowitzer Forst.


Die beste Räucherin Minna (Wilhelmine) Wodrich wohnte auf dem Zickenberg, heute Peenestraße 4. Dieses Haus hatte einen offenen Kamin, in dem man bis zum Himmel sehen konnte. In diesem Kamin, Wiem genannt, stieg Minna auf die Leiter, drehte und sortierte die Schinken und Würste vieler Leute aus dem Dorf. Sie konnte das Räuchern am allerbesten.


Feuerwehr - Spritzenhaus An dem ersten Haus, das im Jahre 1906 für die Spritze auf dem Leiterwagen errichtet war, wurde danach ein Arresthaus angebaut. Zu der Zeit war es üblich, wenn der Polizist einen Straftäter ermittelt hatte oder Order bekommen hatte, jemanden festzusetzen, diesen in das Arresthaus einzuschließen. Da aber wenige Spitzbuben im Ort waren, wurde das Arresthaus auch an Wanderburschen (Handwerkswanderburschen) vermietet. Für 10 Pfennige konnten sie den Schlüssel beim Kaufmann holen und hatten ein Dach über dem Kopf und eine Pritsche. Aber eine Wasserpumpe oder Toilette waren nicht vorhanden.


Sturmflut 1913 Der Vater von Frau Elisbeth Franz (*1914 - +1991), Herr Wegner, kam mit Pferden und Wagen von Koserow und wollte nach Hause, nach Zempin. An der schmalsten Stelle der Insel war plötzlich ein Durchbruch der Ostsee in das Achterwasser. Er dachte: So tief kann es nicht sein, mit dem Wagen komme ich durch. Die Strömung war so stark, dass Pferde und Wagen hinweggerissen wurden. Er konnte sich gerade noch schwimmend retten.


Kaufmann Boldt, zeitweilig auch Spritzenmeister in Zempin, hatte im Sommer, außer seinem Laden gegenüber der Feuerwehr, eine kleine Verkaufsstelle auf dem Weg zum Strand (später Souvenir- und Lottoladen - mittlerweile geschlossen und zur FeWo umgebaut). Es gab dort Lebensmittel und Naschereien. Bei gutem Wetter röstete er den Kaffee vor dem kleinen Laden in einer blanken Röstmaschine, die mit Holzkohle beheizt wurde. Der Greifer der Maschine wendete stetig die Kaffeebohnen, dabei stieg ein herrlicher Duft durch Zempin. Im Laden gingen die Kinderaugen besonders nach links, dort stand ein Regal gefüllt mit Feodora - Schokolade.


Flugzeug im Achterwasser Ca. 1944 ist eine Ju 52? ins Achterwasser südlich der Linie Zempin und Eingang des Rieck gestürzt. Da wir nicht wissen, ob noch Tote in dem versunkenen Flugzeug sind, suchten wir nach Informationen. Rudolf Kernchen? war zu dieser Zeit bei Verwandten auf dem Görmitz und soll zwei Personen auf den Tragflächen stehend gesehen haben. Sie sind dann hingerudert, aber es waren keine Personen mehr da. Das Leitwerk soll noch lange zu sehen gewesen sein, da das Wasser nicht tief ist. Es ist dann aber langsam versunken. In der Karte für die Garnfischerei hat Konrad Tiefert diese Stelle eingezeichnet.


Nachkriegszeit Herr Gabel wollte nach dem Krieg aus der Baracke, die zur V1-Abschussstelle Zempin gehörte, an der Stelle am Oberförsterweg, wo heute der Imbiss am Radweg steht, Steine für Reparaturarbeiten gewinnen. Er begann am Schornstein unten Steine herauszuschlagen, dabei fiel der Schornstein um und er wurde darunter tödlich begraben.


Otto Guses Hund Im Jahre 1962 war im FDGB Heim „Frieden” in Zempin am Strand (ehem.Strandhotel) Otto Guse Hausmeister. Es war eine Zeit der Mangelwirtschaft in der DDR. Ernst Hackenschmidt erinnerte sich: Der Hund von Otto Guse war im Umfeld des Heimes beim Spaziergang in ein Loch gefallen, in welchem sich Betonstücke befanden. Um den Hund zu befreien, räumten Erich Hackenschmidt und Otto Guse die großen Brocken beiseite und sie fanden einen Eingang zu einem unterirdischen Bunker. Mit Lampen bewaffnet, tasteten sie sich voran und fanden Erstaunliches: Gestapeltes Geschirr, Teller, Tassen, Schüsseln und Kannen, alles unversehrt. Sie waren auf das Wirtschaftslager der V1-Stellung gestoßen. Freudestrahlend brachten sie das Geschirr zum Ferienheim, denn sie hatten nur noch angeschlagenes Geschirr. Der Hund bekam für seinen Fund ein extra großes Stück Fleisch.


Vorbeugende Brandschutzkontrolle Durch die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr wurden zu DDR-Zeiten Kontrollen in den Wohnungen durchgeführt, um Brände zu vermeiden. Bei Senta Wodrich, einer armen Frau in der Peenestraße, fehlte die untere eiserne Ofentür. Als der Kamerad fragte, warum sie denn keine Ofentür hätte, antwortete sie: „Ich wollte sie wieder einsetzen lassen, aber ich finde die 50 Mark nicht, die ich in ein Buch gelegt habe.“ Der Kamerad schaut in die Kammer nebenan, es sind keine Dielen mehr drin. Er fragt, wo die Dielen denn seien? Ich hatte nicht genug Feuerholz, da habe ich die Dielen nach und nach verheizt.


DDR-Ausweis Im Jahre 1999 fand eine Kommunalwahl statt. Neun Jahre nach der Einheit Deutschlands kamen Anna und Erich Reich (86 und 85 Jahre alt) in das Wahllokal, öffneten eine kleine Lacktasche und entnahmen dieser zwei schöne blaue DDR-Ausweise, um sich als rechtmäßige Wähler auszuweisen.


Pfingsbrauch Zum Pfingsfest wurde alles mit Birkenreisig geschmückt. In der Wohnung Bilder, Spiegel, Gegenstände; in Vasen und Kannen auch vor der Tür. Einen Strauß hob man über das Jahr auf - in Papier gewickelt, sollte er gegen Blitzschlag helfen. Das Aufheben eines kleinen Straußes ist noch heute bei einigen Familien Tradition. Die Fischer- und Angelboote werden auch jetzt noch bei Ausfahrten zu Pfingsten mit Birkenzweigen geschmückt.


Ende des Jahres Im Ort gibt es eine Redensart zum Jahresende: “...das Jahr wird abgebacken“, das heißt, es gibt zu Silvester eine gebackene Speise: Pfannkuchen, Eierkuchen oder Ähnliches.


Hannes Lührsen Herr Sündermann, Leiter der Forstbehörde Neu Pudagla, erzählte mir im Februar 2004: Er war mit dem PKW in den USA auch in Huntsville. Vorher hatte er bemerkt, dass die Auf- und Abfahrten zu den Autobahnen nicht gut einzulenken und unübersichtliche waren. In der Gegend um Huntsville war das ganz anders, es fuhr sich so gut wie in Deutschland. Darauf sagte ihm jemand: “Dass ist doch kein Wunder, dass hat doch der Zempiner gebaut!” Danach kann es nur Hannes Lührsen vom Inselhof gewesen sein, er war Architekt und mit Wernher von Braun in die USA gegangen.


Rezept För die, die hundert Jahr ölt warden wullen: Den Kopp holt kolt, de Feut hol warm, un schloch die nich so vull denn Darm, de Achterdör lot open ston, denn brukt bi die kein Doktor komm.


Wölfe Über die harten Winter des 17. und 18. Jahrhunderts wird berichtet, dass Fischer und Bauern auf Wolfsjagd gehen: „...um hinter Damerow das Netz zu stellen, maßen die Insel dorten wunderlich schmal ist und der Wulf das Wasser scheut...“ Im Jahre 1734 waren die Wölfe so zahlreich, dass der Amtmann in Pudagla einen besonderen Wolfsjäger anstellte.


Kaufmann Paul Wieck stellt eine Diebin In seinem Laden waren alle Waren dicht gedrängt aufgereiht. Es gab alles, was ein Haushalt in Zempin brauchte. Auf dem Ladentisch in einer Schale lagen auch lose Würstchen. Paul Wieck bemerkte, dass sie immer weniger wurden, obwohl keiner Würstchen gekauft hatte. Er dachte nach und wollte den Dieb fangen. Beim nächsten Einkauf einer Frau aus dem Ort war es um sie geschehen! Als sie ein Würstchen schnell wegnahm, trudelten alle Würstchen, die nun mit einem dünnen Faden verbunden waren, über den Ladentisch, die Zempinerin war entlarvt! Von nun an fehlten keine Würstchen mehr. In der Nachkriegszeit war es schwierig, die Regale zu füllen. Aber Paul Wieck wies die Verkäuferin stets an, wenn er eine Lücke sah: „Da gehört noch Hundekuchen hin“. Er meinte, es soll noch eine Packung Knäckebrot dahin gestellt werden, dies gab es reichlicher.


Schneider Wodrich Er nähte, was gebraucht wurde, vom Sonntagsrock bis zum Segel. Er saß mit der Nickelbrille auf der Nase in seiner kleinen Stube auf dem Zickenberg und nähte bei einer kleinen Lampe. Ilse H. wurde als Kind zu ihm geschickt, um eine neue Joppe für ihren Vater zu bestellen. Vorsorglich hatte die Mutter ihr eine kleine Flasche Alkohol mitgegeben. Nachdem sie ihre Bestellung geäußert hatte, fragte er sie auch prompt: „Haste mir auch nen Lütten mitgebracht?“ Bevor er einen Schluck aus der Flasche nahm, hat er den Korken an der Glasflasche gerieben, bis es quietschte.

Er nähte nach Augenmaß, hatte keine Schnittmuster oder Vorlagen, aber alle im Ort waren mit seiner Schneiderkunst zufrieden. Er nähte auch aus Flanell warme Unterhosen für die Fischer. Sie waren blau / weiß gestreift.


Die schwere Fischerei Bei der Strandfischerei ohne Hafen ist die schwerste Arbeit die Boote in und aus dem Wasser auf den Strand zu bringen. Mehrere Fischer bewegten stets ein Boot, jeder half jedem. Der Fischer August Michaelis hat sich dabei so angestrengt, dass Lungenblasen geplatzt sind. Er musste bis zu seinem Tode elendig leiden.


Redensart Wenn es jemanden im Ort gesundheitlich nicht gut ging und man glaubte, dass er sterben wird, so sagte man: „Der hört wohl den Kuckuck auch nicht mehr“.


Weckerersatz In den Häusern des Ortes gab es schon Uhren, aber für einen Wecker war kein Geld vorhanden. Aber der Wille macht es möglich. Wenn man sich ins Bett legte und um sechs aufsehen wollte, so sprach man vor sich hin: „Liebe gute Seele wecke mich um sechs“. Dabei klopfte man sechs mal mit dem großen Zeh oder mit dem Fuß an das Fußende des Bettgestelles. Das hilft auch heute noch!


Lehrzeit des Kunstmalers ONH Ein Zempiner Fischer wurde von Otto Niemeyer-Holstein gemalt. Nach Besichtigung des gefertigten Werkes durch den Fischer, der sich darauf nicht erkannte, sagte er zu ONH: „Da musst Du aber noch viel lernen!“


Schwere Nachkriegszeit

1959 Kartoffelkarte

Es gab Lebensmittelkarten und Punktkarten. Mit den Punktkarten konnte man Textilien, Schuhe und ähnliches kaufen, wenn es entsprechend aufgerufen (bekannt gemacht) war. Viele Flüchtlingskinder hatten nichts zum Spielen und auch einheimische Kinder hatten wenig Spielzeug. So wurde 1946 / 47 im Ort zur Spielzeugsammlung aufgerufen. In der Schule wurden die gesammelten Dinge von ehrenamtlichen Helfern gesäubert, gestrichen, repariert und auf Hochglanz gebracht. Für die Puppen wurden neue Puppenkleider genäht und gestrickt. Dieses Spielzeug wurde im „Waldhaus“ ausgestellt und jedes bedürftige Kind konnte ein Los ziehen. So gab es viele strahlende Kinderaugen.


Zwei Glas Bier Der Gemeindearbeiter Julius Martin war für alle Arbeiten in der Gemeinde zuständig, auch für die Arbeiten auf dem Friedhof. Zur Karnevalszeit ging es im Waldhaus immer hoch her. Er stellte sich mit an die Theke und verlangte zwei Glas Bier. Der Wirt fragt verwundert: „Wieso gleich zwei?“ Julius Martin schlägt das Tuch zurück, welches er über der Schulter trägt und sagt: „Na für meinen Freund auch ein Bier!“ Der erstaunte Wirt erblickt einen echten Totenschädel, den Julius Walter beim Grabschaufeln gefunden hatte.


Die Wirkung von West- und Ostwind in Zempin In Zempin gab es zu dieser Zeit keine Kanalisation. Aus dem Bericht des Bürgermeisters zur Badesaison 1965: „... Ein weiteres Problem ist die Müll- und Fäkalienabfuhr. Der Schwerpunkt dabei sind die Fäkalien, und zwar nicht so sehr die Abfuhr, als vielmehr ein geeigneter Schüttplatz. Das Territorium unserer Gemeinde ist an sich recht klein und gestattet nur ein Ausweichen nach Osten oder Westen. Die Fäkalien wurden im vorigem Jahr sämtlich an der Westseite in unmittelbarer Nähe der Zufahrt zum Zeltplatz geschüttet. Das war nicht zu verantworten. Ein Stück weiter östlich belästigte der Gestank bei Westwind die Anlieger, also das war nicht länger tragbar. Der am Ostausgang in Richtung Koserow mit viel Mühe ausgesuchte Platz, belästigt nun wiederum bei Ostwind die Anlieger. Es erhebt sich nun die Frage, wie soll es im nächsten Jahr werden? ...“


Neugierde Ein Fischer fährt mit dem Fahrrad durch das Dorf, auf dem Gepäckträger einen vollen Sack. Fragt der Nachbar: „Was hast Du denn da hinten im Sack?“ Da kam die trockne Antwort: „Wenn´s jeder sehen sollte, brauchte ich es nicht in den Sack zu stecken“.


Bekanntmachung Bis es die Schulpflicht gab, also die Einwohner lesen lernten, wurden die auferlegten Steuern und Abgaben der Greifenherzöge der Bevölkerung von der Kanzel verkündet. Es geschah dies etwa aller drei Monate, besonders wenn sich Abgabetermine, wie der „Michaelis“ Tag – Knechtwechsel – nahte.


Auswanderer 1868 am 12. August wanderte Friedrich Johann Joachim BEHN, geb. am 24. August 1862 in Zempin, also mit 4 Jahren mit seinen Eltern und Geschwistern in die USA aus. Der Vater war Martin Peter Heinrich BEHN geb. 1828 in Zempin und die Mutter Christine Dorothea Friederike WALTER geb. 1826 in Neuwarp, sie hatten am 11. November 1851 in Koserow geheiratet. Sie fuhren mit dem Schiff HAMMONIA von Hamburg nach New York. Am 25. August kamen sie an und landeten dann in Chicago im Bundesstaat Illinois. Im Hotelgeschäft konnte später Joachim BEHN arbeiten, sein Sohn Walter wurde Arzt und dessen Tochter wurde Lehrerin. Noch heute treffen sich bis zu 40 Familienmitglieder des Joachim BEHN in den USA.


Schiffahrtsregel Positionslichter - Regel: Sieht ROT ROT ist keine Not Hat ROT GRÜN gesehen, musst du aus dem Wege gehen!


Der Schlüssel Horst Wodrich erinnerte sich an seine Oma Karstädt, die auf dem Zickenberg wohnte. Bis zur Gaststätte und zum Kaufmann Boldt, heute das Haus „Achterwasser“, war es nicht weit. Deshalb nahm sie zum Einkaufen auch keinen Korb oder Beutel mit. Sie trug stets eine bis zu den Knöcheln reichende Schürze über dem Rock, die hinten mit einer Schleife gebunden wurde. Die beiden Ecken der Schürze fasste sie mit einer Hand und dahinein kamen die gekauften Dinge, aber auch der Haustürschlüssel. Wenn es manchmal schon schummrig war, wurden ihr die drei Steine, die, wie es auch heute noch üblich ist, zum Schutz gegen die Verbreiterung der Fahrwege durch die Fuhrwerke hingelegt werden, zum Verhängnis. Sie stolperte und alles lag verstreut. Wenn sie den Schlüssel nicht wieder finden konnte, so ging sie in der Nachbarschaft von Haus zu Haus, sammelte die von außen steckenden Schlüssel ein, um zu probieren, welcher ihre Tür öffnen konnte, was dann auch gelang, denn Sicherheitsschlüssel gab es noch nicht. Am nächsten Tag brachte sie die Schlüssel wieder zu den Nachbarn.


Eissägen Die Fischer verdienten sich im Winter Geld durch das in Blöcke gesägte Eis des Achterwassers. Dies wurde für die Kühlung von Bier und Speisen gebraucht. Die Gaststätten lagerten sich das Eis in sogenannten Eis- oder Bierkellern ein. Für den Inselhof war der Eiskeller auf dem heutigen Grundstück Dorfstraße 15. Am Waldhaus war in der Strandstraße ein zweistöckiges Haus als Bier- und Eiskeller gebaut. Diese Art der Kühlung wurde noch nach dem II. Weltkrieg angewandt.


Dreschplatz Ein Dreschkasten zum Dreschen des Getreides stand auf dem Dorfplatz, heute Feuerwehr. Die kleineren Bauern und Büttner halfen sich gegenseitig beim Dreschen. Es wurde vorher eine Reihenfolge festgelegt, wer wann dreschen durfte. Ein Göbelplatz war am Achterwasser, heute Fischerstraße, gegenüber dem Heydenhof, heute Ferienhof Schön. Die Pferde gingen im Kreis, um eine Dreschmaschine anzutreiben. Der Straßenverlauf auf der Flurkarte zeigt dies deutlich als öffentlichen Platz.


Polizist Egon Knuth Nach 1945 war Egon Knuth, geb. 1913, für den Ort als Polizist eingestellt. Er hatte keine Uniform und trug deshalb eine rote Armbinde. Sein wichtigster Arbeitsgegenstand war die Trompete. So blies er, wenn er meinte, Diebe oder Russen seien auf Streifzug, mächtig in seine Trompete. Diese Töne lockten sogleich die Einwohner auf die Straße, um nach allen Seiten nach Verdächtigen zu schauen. Einmal kam eine Gruppe Russen auf Fahrrädern durch den Ort, Egon blies auf seiner Trompete, alle Russen ließen die Fahrräder fallen und schrien „Volkssturm“ – vor dem sie Angst hatten - und rannten weg.


Aus Protokollen der Gemeindevertreter 01.08.1947 – 200 Kurgäste haben sich angemeldet, 72 halten sich augenblicklich in Zempin auf. In Zempin befinden sich zur Zeit 390 Umsiedler. Es ist hierbei besonders bedauerlich, dass gerade Zempin fast ausschließlich unterstützungsbedürftige Umsiedler aufnehmen musste. Die Finanzlage der Gemeinde ist derart schlecht, dass es nicht möglich war, die Juli – Unterstützung auszuzahlen.


17.11.1947 – der Landwirt Mähl teilte mit, dass er eine Sterke in Lassan gegen 100 Zentner Kartoffeln tauschen kann, er hat noch 272 Zentner Kartoffeln abzuliefern. Sein Partner will sich nur noch eine Bescheinigung seines Bürgermeisters beschaffen. Wegen des Transportes haben die Abgeordneten Zweifel. Ein Abgeordneter setzt sich telefonisch mit der Wasserschutzpolizei in Verbindung, welche mitteilt, dass diese Ladung auf dem Wasser beschlagnahmt wird, wenn nicht eine Bescheinigung des Greifswalder Landrates vorliegt. Die Freigabe wird nicht erteilt, da Greifswald erst 71 % seines Kartoffelsolls erfüllt hat. Hierauf wird beschlossen Möglichkeiten auszuschöpfen, die Kartoffeln doch auf dem Wasserwege nach Zempin zu bringen.


Helene Weigel in Zempin Das Haus Oberförsterweg Nr. 4 gehörte bei der Erbauung der Schauspielerin Inge Keller, Berlin. Sie war die Freundin von Eduard von Schnitzler, auch genannt der rote Baron, der durch seine Fernsehsendung „Der schwarze Kanal“ bekannt war. Dann kaufte dieses Haus Familie Bork aus Berlin. In diesem Haus war auch öfter die Schauspielerin und Frau von Berthold Brecht, Helene Weigel zu Besuch. Sie trug immer recht einfache Kleidung, einen dunklen langen Wollrock und eine kragenlose dunkle schmucklose Jacke. Als Helene Weigel in den Laden von Paul Wieck einkaufen kam, er kannte sie nicht, gab er den Verkäuferinnen leise Anweisung, diese Frau nicht aus den Augen zu lassen. Er vermutete auf Grund ihres Äußeren, dass sie sehr arm sei und etwas stehlen würde.


Glück!! Am Heiligabend rief Lotto-Lothar (Schichlein) Familie Dethloff an, sie könnten noch die fertigen Fotos abholen. Susanne meinte zu ihrem Manfred, da nimm doch gleich noch ein Los, denn sie hatte die Tage vorher schon mal 10 DM gewonnen. Manfred holte die Bilder und nahm, wie befohlen, ein Los für 1,- DM. Staunend öffnete er es langsam und sprach zu Uschi Schichlein: „Hol eine Flasche Sekt!“ Er hatte 1000 DM gewonnen und legte den Beleg unter den Tannenbaum, denn die Auszahlung dauerte einige Tage. Die Familie hatte nun ein besonderes Fest zu feiern und viele freuten sich mit Ihnen. (vor 2002)


Festtagsbräuche in Zempin Senta Wodrich * 1920 Zempin + 2002 Wolgast – aufgeschrieben im Jahr 1999 im Wolgaster Altenheim „In unserer Familie und im Dorf wurde an den Bräuchen, so wie es die Alten gehalten haben, festgehalten. Weihnachten feierte man in der Familie, Ostern war lustiges Ostereiersuchen und Spaziergänge, Pfingsten wurden unsere Häuser mit Maigrün (Birkengrün) geschmückt , vormittags ging es an den Feiertagen in die Kirche und abends war Tanz. Manchmal war auch ein Ummarsch mit der Dorfkapelle. Am Silvestertag gab es zu Mittag Karpfen und am Karfreitag nach dem Kirchgang gab es Eierkuchen. Weihnachten war immer das schönste Fest. Zu Nikolaus wird der Schuh vor die Tür gestellt und vor Weihnachten klopfte der Weihnachtsmann schon mal für die Kinder ans Fenster und fragte, ob wir auch schön artig waren und es wurden schon einige gewünschte Spielsachen gezeigt. Am Heiligabend mussten wir uns ins Zimmer zurückziehen bis der Baum geschmückt war. Dann durften wir reinkommen und dann kam der Weihnachtsmann. Es wurde gebetet und gesungen, alte liebe Weihnachtslieder. Nachdem jeder ein Gedicht aufgesagt hatte bekam er sein Geschenk und danach wurde gemeinsam gegessen. Es gab Kartoffelsalat mit Würstchen. Wir Kinder haben dann noch etwas mit unseren Geschenken gespielt bis uns die Augen zugefallen sind und haben geträumt in unseren Bettchen. Als wir größer waren haben wir uns das Krippenspiel in der Kirche in Koserow angesehen.“


Hechtknochen vom Kopf
Glücksbringer in der Geldbörse

Glücksbringer Ein Kreuzknochen aus dem Kopf des Hechtes als Glücksbringer haben Zempiner in der Geldbörse. Die sechs „Krüger“ Mädchen aus einer Zempiner Fischerfamilie bewahren diese Tradition bis heute.


Karpfenschuppen vom Weihnachts- oder Silvesteressen werden auch ins Portemonnaie getan, damit das Geld nicht ausgeht.


Zempiner Mühle Auf der Höhe, dem Gartenberg, stand eine Windmühle, eine Holländer Mühle mit Steert ohne steuerndes Windrad, die von der Familie Karl Sauck bis ca. 1915 betrieben wurde. Sie wurde später zerlegt und verkauft. Der Bauer Fritz Lüder, der im Jahre 1896 geboren wurde, erzählte, dass er als Kind mit anderen Kindern dem Müller half, die Mühle am großen Schwengel (Steert) in den Wind zu drehen. Die heute tiefere Fläche östlich des Gartenberges war bis 1981 ein kleiner Berg mit einzelnen Kiefern, die meisten von ihnen in der Form als Windflüchter, der Berg wurde ca. 1980 abgetragen, um den Deich am Achterwasser zu erhöhen. Da kein Mutterboden wieder aufgetragen wurde, entstand hier ein Magerrasen.


Milchablieferung nach 1945

Rampe für Milchkannen

Die Milch der Kühe wurde in eigene 20 Liter-Kannen abgefüllt und musste nach Zinnowitz gebracht werden zur Molkerei Zimmermann. Abwechselnd fuhren die Landwirte die Kannen mit dem Pferdewagen nach Zinnowitz. Wer ein Pferd hatte fuhr einen Tag für alle und wer zwei Pferde hatte brachte an zwei Tagen die Milch nach Zinnowitz. Es gab dann auch Lieferscheine mit auf dem Rückweg. Die Molkerei hatte nun zwei Milchlieferanten aus Zempin, die Hermann Knuth hießen. Um sie zu unterscheiden benannte sie die Lieferanten in KNUTH zu Wasser und KNUTH zu Lande. Der Lieferant Knuth „zu Wasser“ fischte zusätzlich zur kleinen Landwirtschaft - er wohnte in dem Haus heute Fischerstraße 8 (Michael Knuth). Später wurde eine Rampe an der Bundesstr. aufgebaut etwa heute am westlichen Ortseingangsschild und die Milch wurde von der Molkerei Bansin von dort abgeholt.


Deichbau am Achterwasser Im Jahre 1954 war ein schweres Hochwasser am Achterwasser. Daraufhin wurde begonnen einen Deich um das Achterwasser zu bauen. Zwischen den beiden Gehöften vom Ausbau Zempin (Dorfstraße 12 und 13) wurde eine Lorenbahn mit einer kleinen Diesellock auf Schienen verlegt. Am Achterwasser wurde sie dann nach Ost oder West weiterverlegt, je nach Baufortschritt. Nachdem die Fläche des Deichfußes festgelegt war, stachen die Arbeiter die Grasnarbe aus und legten sie beiseite, diese wurde dann später an den Seiten des Deiches wieder angelegt.

Der Sand für den Bau wurde nördlich der Gehöfte bis zur den Bahnschienen entnommen. Die Grundstücke gehörten zu den Gehöften. Die Eigentümer wurden weder gefragt noch entschädigt. Die Grundstücke wurden auch nicht wieder eingeebnet. Die Loren wurden von Arbeitern mit Schaufeln beladen. Viele Menschen hatten dabei Arbeit gefunden und verhältnismäßig gut verdient. Für die Jugendlichen war es eine Freizeitbeschäftigung die Loren (ohne Zugmaschine) zum Achterwasser rollen zu lassen und mitzufahren.

Flurnamen auf der Zempiner Feldmark und Stellen im Achterwasser

Flurkarte mit Namen von Feldmarken

Flurkarte von 2019 Zempin West


Achterwasser

Das Wort achtern bedeutet hinten, also das Hinterwasser. Es ist eine Ausbuchtung des Peenestromes. Im Mittelalter hieß es auch das Lassansche Wasser - siehe die Fischereiverordnung von 1571. Zempin Ersterwähnung Texte pdf , da die Stadt Lassan eine große Bedeutung hatte.

Das Achterwasser und seine Randgebiete

Bezeichnungen des Achterwassers nach Nr

von Konrad Tiefert 18.04.2000

Diese Aufzeichnungen beruhen auf Überlieferungen vom Großvater, Vater und eigenen Erfahrungen. Sie sind sicherlich nicht vollständig, zumal von den Fischern der umliegenden Ortschaften manche Stellen, auch Reusenstellen, anders bezeichnet werden und wurden. Da die Zahl der Fischer stark zurückgeht, werden auch die Bezeichnungen der einzelnen Rand- und Schargebiete langsam verloren gehen.


Das Achterwasser ist eine Ausbuchtung des Peenestromes und somit des Odermündungsgebietes. Rundum mit Schilf bewachsen bietet es vielen Tieren ein Existenzgebiet. Nach der Überlieferung einstmals sehr fischreich, ist der Reichtum durch Verschmutzung, Überfischung und Absperren der Zugänge durch Reusen und Netze an seinen Eingängen und auf dem Peenestrom stark zurückgegangen.

Die Zuwanderung vom Haff und Bodden ist aber sehr wichtig für das Achterwasser. Befischt wurde es immer und zu allen Zeiten. Viele Familien in den rundum angesiedelten Dörfern haben damit ihren Lebensunterhalt verdient. Es sind darin fast alle Binnenfischarten vertreten. Blei, Zander, Hecht, Barsch, Plätz und Aal sind so die Hauptarten. Aber durch Wanderung gibt es auch mal Lachs, Flundern, Aalquappen auch Rutten genannt und im Herbst, wenn das Wasser ausgekühlt ist, den Schnäpel. Auch eingesetzte Karpfen und Regenbogenforellen haben gute Aufwuchsmöglichkeiten, vermehren sich aber selbst nicht im Achterwasser. Auch Hering tritt im Frühjahr manchmal auf.

Befischt wurde und wird das Achterwasser von Fischern der umliegenden Dörfern mit Netzen, Reusen und Aalgrundangeln. In der Vergangenheit wurde es, von den Zempinern und Loddinern im Winter bei entsprechender Eisdicke, noch mit dem Großgarn befischt, wo es dann ab und zu zu Großfängen kam, mit vielen hundert Kilo Fisch. Die Hauptmasse dieser Fänge war meistens Blei, auch Plätz und Kleinfisch. Diese Sorten waren aber im Laufe der Entwicklung im Handel nicht mehr absetzbar und so wurde die Wintergarnfischerei eingestellt, zumal sie mit viel Aufwand und schwerer Arbeit verbunden war. Es gab im Winter aber auch noch ein Kleingarn, den sogenannten Jonaker. Er wurde auf die Art eines Großgarns an die Randgebiete herangezogen, allerdings nicht mit Winden. Es gab meisten Kleinfisch und auch Hecht. Diese Fischereiart wurde ebenfalls eingestellt. Nur die Bleinetzfischerei unter Eis hat sich noch lange gehalten und wird auch heute noch von einigen der restlichen Fischer durchgeführt. Um den Fisch in der Laichzeit zu schonen wurde eine Schonzeit im Frühjahr eingeführt mit einem Schonrevier in der südlichen Ausbuchtung des Achterwassers. Diese Schonzeit mit ihren Bestimmungen wurde und wird von der Fischereiaufsicht überwacht.

Der Schnäpel hat neuerdings eine Schonzeit im Herbst. Dieser Fisch ist ein reiner Wanderfisch, der in die kalten Haffgewässer und auch Achterwasser kommt um zu laichen. Sobald die Wassertemperatur wieder zunimmt, verschwindet er wieder. Die Schonzeit hat nur einen Sinn, wenn auch die anderen Haffanlieger, wie z.B. Polen, sie auch durchführen.

Die für das Achterwasser zugelassenen Fischer müssen für die Fanggeräte an den Staat eine Pacht bezahlen, die für ein Jahr gilt, sie wird von der Fischereiaufsicht eingezogen.

Die Wassertiefen sind sehr unterschiedlich 3 bis 3,5 Meter, aber auch Stellen mit größerer Wassertiefe 6 bis 7 Meter. Die Scharstellen und die Ränder sind meistens bedeutend flacher. Einer der flachsten Schare ist das Hohe Schar, zwischen der Ortschaft Lütow auf dem Gnitz und Warthe. Auf vielen Scharstellen wächst Schwängelkraut und liegen große Steine. Für Schiffe mit Schwert können sie schon eine Gefahr sein. Die Gebiete des Achterwassers, vor allem die Randgebiet, haben fast alle eine Bezeichnung, einen Namen. Die Bezeichnungen gehen wohl noch auf die Wendenzeit zurück und haben sich über die Jahrhunderte, wenn auch etwas verändert, erhalten. Aus den hier wohnenden Wenden und den zugewanderten Menschen aus dem Westen ist durch Vermischung der jetzige pommersche Menschenschlag entstanden.

Sicher waren die hier wohnenden Wenden mit dem Meer und den Gewässern vertraut. Sie haben sich sicherlich gegenseitig mit ihren Erfahrungen vertraut gemacht, vor allem in der Fischerei. Durch Kriege, Krankheiten (z.B. Pest) waren viele Gebiete nach der Überlieferung nur noch sehr schwach besiedelt. Viele Namen der Orte und auch Familiennamen erinnern noch heute an diese vergangenen Zeiten. Die Siedler brachten ihre niederdeutsche Sprache mit, die sich langsam durchsetzte und das Wendische verdrängte. So wurden viele Bezeichnungen verändert. Die Namensendungen mit tz, ow, in usw. erinnern noch daran.

Die beiden großen Ausbuchtungen des Achterwassers, die nördliche und die südliche haben selbst noch kleine Buchten gebildet. Sie sind bevorzugte Laichgebiete für Blei und Hecht und durften in der Schonzeit nicht befischt werden. Sie waren vom Staat auch meistens in Sonderverpachtung. So eine Bucht ist das Rieck (Ryck) östlich von Zempin. Ein nach den Aussagen der damaligen Fischer nur ein 2 Meter tiefes Gebiet. An seiner Ostseite lag das kleine Dorf Damerow. Durch die großen Sturmfluten 1872 und 1874 wurde das Dorf zerstört und die Bucht ausgewühlt, so dass sie heute Wassertiefen von 4 bis 5 Meter hat, mit einem moorigen Grund. Die Kraft der Sturmfluten muss sehr groß gewesen sein, denn noch vor dem Eingang zum Rieck hat man wohl an die hundert Meter entfernt noch 3 bis 4 Meter Wassertiefe. Doch dann kommt eine flache Stelle quer davor, so daß eine Ausfahrt für tiefer gehende Schiffe nicht möglich ist. Von den Fischern wurde diese Stelle mit „Trünnel“ (1) bezeichnet.

An der Westseite vom Eingang zum Rieck wurde der von den Wasserfluten mitgeführte Sand aufgespült und dieses Gebiet von einigen hundert Metern Breite sehr flach. Es erstreckt sich nach Süden weit hinaus und wird dann allmählich tiefer. Die Fischer nennen diese Gebiet „Jagen“ (2). Die Ostseite vom Eingang zum Rieck nennt sich: „Vor dem Preisterkamp“ (3) (Kloster!?Priesterland). Wahrscheinlich hat die Kirche hier was zu sagen gehabt. Es ist eine gute Reusenstelle. Dann kommt: „Vor der Barkenschonung“ (4) (Birken) und als nächstes eine flache Ausbuchtung, die Berliner Wieck (5). Warum diese Bucht so heißt? Wahrscheinlich eine Wortveränderung. Von dieser Bucht ab, erstreckt sich ein Schargebiet weit nach Westen. Nach Süden ist ein Randschar welches Skandenhorst (6) genannt wird. Hier liegen große Steine und es ist für Boote ratsam, bei niedrigem Wasserstand des Achterwassers, dieses Gebiet mit Vorsicht zu befahren. Der davor liegende Moorgrund wird mit "tiefer Wilz" (7) bezeichnet. Dann kommt die Koserower Anfahrt (8), die zu einem kleinen Hafen ausgebaut wurde. Das Schargebiet längs der Küste ist nicht breit und hat unterschiedliche Wassertiefen. Der Schwanenbrink (9) ist da mit drin, eine kleine Insel auf der oft Schwäne ihr Nest gebaut haben. Rundum ist es flach. Nach Süden ist davor ein tiefer Moorgrund, von Fischern mit „tiefe Glams“ (10) bezeichnet. Das Randgebiet nördlich von Loddin nannte man: „Vor der Ochsentrift“ (11), hier liegen auch Steine.

Loddin ist ein altes Fischerdorf mit einer Vergangenheit, wo die Fischerei und auch die Landwirtschaft eine große Rolle gespielt hat. Das Loddiner Höft ist eine Erhebung am Wasser, die man vom Achterwasser weit sieht. Es liegen dort viele Steine, auch größere. Von hier liegt in Richtung SW, getrennt durch Moor vom Höft ein Schar, das „Wussow“ (12) genannt wird und von tiefem Moorgrund umgeben ist. An der Südseite vom Loddiner Höft geht es am Voßberg vorbei zur Loddiner Mell, eine kleine Ausbuchtung. Danach sieht man das Dorf Ückeritz, auch eine alte Siedlung mit einem kleinen Hafen. Die Beek ist eine Verbindung vom Achterwasser zum Schmollensee. Einen kleinen Hafen gibt es noch vor Stagnieß. Die nächste Erhebung ist der Konker Berg (17m). Auf dem vorgelagerten Schar liegt ein großer Stein (Teufelstein - sagenumwoben). Dann kommt der Rauhe Berg. Das davor liegende Moorgebiet ist sehr tief und wird „Diepen“ (13) genannt. Am Südende ist der Eingang zum Nepperminer See. Rechts, wenn man einfährt geht es zum Balmer See. Das nach Norden zu liegende Gebiet wird „Schäpermoor“ (14) genannt. Von hier bis zum Eingang zum Krienker See erstreckt sich ein großes Schargebiet, der sogenannte „Steinort“ (15) mit dem „Gieglitzer Steinbrink'“ (16). In dieses große Schargebiet ist ein Moorloch eingeschlossen, dass nach Norden durch eine Steinräne, die sich „flanken Kiel“ (17) nennt begrenzt wird. Östlich von dieser Steinräne bis zum Rand-Schar vom Konker Berg und dem Eingang zum Diepen oder Tiefen liegt ein festes Gebiet, dass mit „Schwemm Schar“ (18) bezeichnet wurde. Im Südteil dieses Steinortes wurde im Frühjahr das Laichschonrevier eingerichtet, was nicht befischt werden durfte. Die westliche Grenzmarkierung vom Krienker See ist südlich von der kleinen Ortschaft Grüssow und wird „Probitz“ (19) genannt. Nach Norden zu liegen auf dem Schar vor Grüssow große Steine, ebenso am Grüssower Ort. Einige Scharstellen erstrecken sich weit nach Osten in die Moorgebiete hinein. Von hier nach Norden zu ist ein Schargebiet, dass von den Fischern mit „Bullenbrink“ (20) bezeichnet wird. Das Landrandgebiet nach Westen nennt sich die Ballitz, es stehen dort einige Häuser.

In dieses ganze Wassergebiet sind in dem Schar einige Moorstellen und Rinnen eingelagert, aber ansonsten keine großen Wassertiefen. Das ganze wird „Sandort“ (21) genannt und erstreckt sich weit nach Norden und wird durch eine Tonne markiert. (Das Fahrwasser ist heute nicht mehr betonnt.)

Nach Westen hat dieses Schar einige Ausläufer und schwingt sich dann im Süden herum zum Warther Haken und wird „Remm“ (22) genannt. Vom Warther Haken, auf dem auch Steine liegen, geht ein Moorgebiet bis an das „Hohe Schar“. Diese flache Schar ist wie ein Riegel dem Achterwasser vorgelagert und von Booten mit Schwert nicht befahrbar. Es grenzt an seiner Südseite an den Peenestrom und zieht sich dann vor dem Dorf Lütow längs bis zur "Dingnitz" (23), einer kleinen moorigen Ausbuchtung nördlich von Lütow. Allerdings ist das Hohe Schar hier nicht so flach. Der südliche Teil wird von Moor begrenzt, in dem ein langgestrecktes Schar eingelagert ist, das "Burger-Schar" (24). Das Randgebiet von Land aus ist Möwenort, die Südspitze von der Halbinsel Gnitz. Dann kommt bis Lütow was „Kornitz“ (25) genannt wird. Hier geht Moor bis zum Schilf. Ein kleines festes Gebiet vor Lütow wird „Wolhinsche“ (26) bezeichnet. Dann kommt, wie schon beschrieben die Dingnitz. Von da an wird das Randschar wieder sehr schmal. Man nannte es Koppelort (27) und endet am Kanal vor der Twelen. Die Twelen war ein ehemaliger Durchgang zwischen dem Gnitz mit der Ortschaft Netzelkow und dem Vorwerk und Insel Görmitz. Der Durchgang hatte meist Moorgrund. Das Randschar an der Südseite der Insel wird „Timmernschar“ (28) oder wie von Loddiner Fischern mit „Zögenstall“ (28) bezeichnet. Es hat an seiner westlichen Seite einen großen Stein, der allerdings nicht oder nur sehr selten, bei sehr kleinem Wasserstand sichtbar ist. An der Südseite ist Moor, diese wird wieder begrenzt von einem Schar, das „Mühlenschar“ (29). Dieses ist umgeben von Moor mit einer Spitze nach Südwesten. Die Südstrecke der Insel Görmitz nennt sich „Hauben Horn“ (30). Dieser Name ist auch in der Karte eingezeichnet. Dann kommt eine Bucht, die „Warnitz“ (31) mit dem Warnitzer Ort. Hier erstreckt sich das Randschar wieder weiter nach Osten. Nördlich davon ist noch eine Steinstelle mit großen Steinen und Kraut und einem Tonuntergrund. Er nannte sich "Tannenberg in den Eichen" (32) nach drei jetzt nicht mehr vorhandenen Eichen vom Görmitz, die in diesem Tannenberg vom Gnitz sein mussten, wollte man diese Steinstelle befischen. Von hier in Richtung NO beginnt ein langes Schar, welches an beiden Seiten Moor hat. Es ist der „Hohe Ort“ (33). An seiner NW-Seite verläuft ein Moorstrich fast bis an die Insel. Dort wo heute der Deich die Insel erreicht beginnt eine Steinstelle mit großen Steinen, der „Kesselort“ (34) mit Richtung NNO und geht dann über in das nördliche „Görmitzer Riff“ (35). Die Westseite ist ein Moorgebiet und war der nördliche Eingang vom Tweelen. Es nennt sich der „Scheiwe“ (36), nach einem Wintergarnzug, der dort schief gezogen werden musste, wollte man den Steinen zu beiden Seiten aus dem Wege gehen. Durch die Tweelen lief zeitweise eine starke Strömung und diese hat sicherlich zur Reinigung des Achterwassers beigetragen. An der Gnitzer Seite ist wieder fester Grund und das Schar heißt “Breisinahl“ (37) auf hochdeutsch: Es hat Steine. Es erstreckt sich bis zur „Deiperie“ (38), auf hochdeutsch wohl Tieferei, einer kleinen Bucht. Danach wird der feste Grund schmal und geht so bis zur „Gnitzer Mell“ (39) auch Mellsee, eine größere moorige Ausbuchtung. Kurz vor deren Eingang etwas östlich ist noch eine Steinstelle. Es ist der „Banden-Ort“ (40). An der Nordseite von dem Eingang zur Mell stand in der Vergangenheit ein großer Binsenkamp, der aber restlos eingegangen ist. Nun beginnt wieder ein breites Randschar. Es nennt sich in der Breite „Faulen-Hörn“ (41). Dann kommt vor dem „Grenzstein“ (42), weil hier die Begrenzung des Gebietes des Rittergutes derer von Lepel war.

Der ”Störlanker Ort“ (43) ist sehr flach und die Ecke zum Eingang der Störlanke. Der Name ist wahrscheinlich eine Erinnerung an die Zeit, wo es im Achterwasser noch Störe gab. Die Bucht selbst war meistens vom Staat sonderverpachtet. Heute dient sie den Sportseglern als Hafen. Vom Nordeingang beginnt wieder ein Randschar. Es ist teilweise mit viel Kraut bewachsen und erstreckt sich in Richtung Osten. Eine Rundausbuchtung wird „Otterloch“ (44) genannt. Nach unterschiedlichen Wassertiefen kommt ein Gebiet das „Breites Flach“ (45) genannt wird und daran anschließend das „Sandloch” (46). Dieses große Wasserrandgebiet bis zum Inselhof hat festen Untergrund und ist stellenweise mit Schwengelkraut bewachsen. Es erstreckt sich weit nach Süden und wird im Westen von einem Moorgrund begrenzt, der „Rönne“ (47). Das Ganze wird mit „Zempiner Ort“ (48) bezeichnet. An seiner Ostseite, vom Inselhof aus gesehen in Richtung Süd, befindet sich ein größeres Moorloch, die “Reek” (49). Die Anfahrt bei dem ehemaligen Bauernhof „Heiden“, heute Kurt Schön, wurde zu einem kleinen Hafen ausgebaut. Es gab in der Vergangenheit drei Anlandestellen: Bei Heiden, bei Tiefert (Ecke Peenestr. heute Behn) und bei dem damaligen Fischer Walter. Die letztere Anlandestelle ist weitgehend verlandet. Östlich davon ist noch eine kleine Bucht unterhalb des mit „Jagen“ (2) bezeichneten Gebietes und heißt "Vor den Gaststücken" (50).

Das wären so ungefähr alle Randgebiete (Wasser) des Achterwassers, wo die Namen noch bekannt sind. Sicherlich sind manche Bezeichnungen verschwunden oder vollkommen verändert. In dem großen moorigem Innenteil des Achterwassers sind aber auch einige tiefere Schare vorhanden. Die „Wussow“ (12) vor dem Loddiner Höft wurde schon erwähnt. Dem Sandort (46) in ungefähr Richtung NO mit Abstand vorgelagert, aber ganz vom Moor umgeben, befindet sich das „Große Jungfern Schar“ (51), weiter nördlich ungefähr auf der Hälfte zwischen Görmitz und Loddin das „Kleine Jungfern Schar“ (52). Ebenso auf ungefähr halben Weg von Koserow zum schon beschriebenen „Hohen Ort“ (33) ist eine feste Stelle, die mit „Kwuell“ (53) bezeichnet wird.

Westlich vom Sandort ist ebenfalls noch ein nicht sehr großes Schar, ganz vom Moor umgeben, das „Zanderschar“ (54). Vom Tweelen aus gesehen in nördlicher Richtung mit loser Verbindung zum Breisnal (37) liegt das „Schwenn-Schar“ (55). An seiner Westseite schiebt sich von Norden ein Moorloch hinein. Es wird auf Plattdeutsch mit „Achter dem Schwennen“ (56) bezeichnet. Die Ostseite wird von Moorgrund begrenzt. In seiner Mitte nur flach, ist es an seiner Nordseite recht tief. Mit Abstand von dem Randgebiet vor dem „Grenzstein“ (42) und dem „Störlanker Ort“ (43) liegt noch ein Schar. Das „Mittel-Schar“ (57). Es hat kaum Steine und wird vom Moor umschlossen. Im Osten ist es die schon genannte "Rönne" (47) oder Rinne.

Vor dem Südteil, von dem schon beschriebenen „Jagen“ (2), an der Westseite vom Rieckausgang, gibt es ein großes Gebiet, das mit „Bollgrund“ (58) bezeichnet wird. So wie Holl und Boll aus dem Plattdeutschen, man könnte auch Hohlgrund sagen. Der Grund hat eine harte Kruste an der Oberfläche und man kann mit einer Stange stellenweise durchstoßen und darunter ist dann Moor. Wann einmal dieses Gebiet entstanden ist weiß man nicht. Manche sagen es ist ebenfalls durch die Sturmflut 1872 entstanden. Der Grund ist sonst glatt ohne Steine und Muscheln. An seiner Westseite soll nach der Überlieferung so etwas wie ein Stubben liegen und musste bei der Eisgarnfischerei beachtet werden.

Von dort, wo dieser Bollgrund zu Ende ist, in südlicher Richtung, liegt ein Flugzeugwrack. Es ist dort 1945 bei Ende des Krieges nach Augenzeugen aus südlicher Richtung kommend, abgestürzt. Es soll anfangs, nach den Aussagen der Fischer, noch mit dem hinteren Teil, dem Leitwerk, zu sehen gewesen sein, ist dann aber ganz untergegangen. Leichen hat man nie gefunden und es ist anzunehmen, dass die Gebeine des Piloten oder vielleicht auch von zwei Personen noch darin sind, das weiß niemand. Die Augenzeugen waren ältere Fischer, die nicht mehr leben. Die Wassertiefe beträgt dort so um 4 Meter. Es ist dort weicher Moorgrund, in dem das Wrack bestimmt teilweise eingesunken ist. Mit den modernen Geräten müsste es bald gefunden sein.

Das Achterwasser wurde befischt mit Netzen verschiedener Maschenweiten und mit Angeln, mit Reusen, vor allem Bügelreusen. Im Sommer fischte man mit den Sommergarnen, diese sind aber alle nicht mehr in Betrieb, weil Kleinfisch kaum absetzbar ist. Für den Fischnachwuchs ist das sehr gut, da mit dieser Garnfischerei auch viel Nachwuchsfisch vernichtet wurde. In der damaligen Zeit, vor dem Ersten Weltkrieg, war der Absatz der Fänge aus dem Achterwasser nicht sehr gut und es kamen Segelschiffe, sogenannte Polten auf, auch Quatzen genannt, mit großem Fischbehälter mit Wasserdurchlauf. Diese Segler kauften den Fisch direkt beim Fischer auf und brachten ihn lebend zum Großhandel nach Stettin, diese Stadt war damals schon eine Großstadt. Auch in Zempin waren einige dieser Polten beheimatet. Junge Fischersöhne sind darauf als Schiffsjunge gefahren.

Das Achterwasser ist bei Sturm nicht ungefährlich. Es entwickeln sich starke Böen mit kurzen Brechseen, was vielen Menschen das Leben gekostet hat.

Ansonsten sind die Landrandgebiete sehr reizvoll und sind es wert, dass man sie mit offenen Augen betrachtet.

Straßennamen

Zempiner Mühle

Detailreiche Informationen, sowie zahlreiche zusätzliche Fotos/Bilder, sind auch unter Zempin Straßen Wege Häuser  zu entdecken.

Wege, Straßen- und Flurnamen in Zempin

Der Ort wurde 1571 erstmals erwähnt. Lange Zeit hatte er sehr wenig Einwohner. Der Boden war zu sandig, um mehr Menschen zu ernähren. 1693 schreiben die schwedischen Vermesser über die Bewohner des Ortes: „...und wenn sie nicht die Fische des Achterwassers hätten, so wäre es fast elendig mit ihnen bestellt.“ Zu dieser Zeit bestanden drei Bauernhöfe im Ort. 1858 sind es vier, 14 Büdner und insgesamt 225 Einwohner. Bis dahin brauchte man keine Straßennamen. Jeder kannte Jeden, viele waren verwandt. Man bekam höchstens Post bei Sterbefällen, Testamentsangelegenheiten oder Gerichtsverhandlungen.

Das änderte sich mit der beginnenden Entwicklung des Badebetriebes auf der Insel Usedom. Zinnowitz, der Nachbarort, hatte 1851 die Erlaubnis erhalten, eine Badestelle einzurichten. Um 1900 begann dann die rege Bautätigkeit und dazu wurden viele Handwerker gebraucht. So kamen besonders aus Berlin Maurer und Tischler, die auch in dem kleinen Ort Zempin einen Wohnraum suchten und später ihre Familien nachkommen ließen. Aber auch hier wurden kleine Hotels und Pensionen gebaut. Die Gebäude bekamen einen Namen, wie z.B. Sylvana, Waldfrieden, Eden und Daheim. So konnten die Gäste sich besser zurechtfinden. 1928 finden wir im Werbeprospekt 121 Vermieter, aber keinen Straßennamen! Erst 1934 werden Vermieter mit Straßenbezeichnung genannt. Peenestraße, Dorfstraße, Promenade und a.d. Chaussee. 1935 kommt noch die Strandstraße hinzu. Die Villen der heutigen Waldstraße nennen sich noch „direkt am Walde gelegen“.

1937 finden wir in den Prospekten zusätzlich zu den bereits genannten Straßen: Waldstraße, Chausseestraße, Feldweg, Bahnhofstraße und Kuhstraße. Für das Jahr 1938 ist auf einer Karte des Ortes nur die Chaussee verzeichnet, aber nun ist es die Hauptstraße. Außerdem haben sich einige Straßenbezeichnungen geändert, da die Villen nun in anderen Straßen stehen. Es ist noch die Pennstraße verzeichnet, aber das ist wohl ein Schreibfehler für Peenestraße.

Nach 1951 verschickt die Kurverwaltung Faltblätter mit dem Slogan: Der Meeresstrand, das Waldesgrün – Dein Ferienort, das ist Zempin!

Darin das erste Mal den Hinweis auf die Stalinstraße. Doch nach einiger Zeit ist es um den Ruhm von Stalin geschehen und das Sitzungsprotokoll der Ratsmitglieder verzeichnet im Januar 1962: „..der Volksvertretung zu empfehlen, die Stalinstraße in Leninstraße und die Kuhstraße in Triftstraße oder Straße zum Rieck umzubenennen.“ Sie wurde die Rieckstraße. Einige Birken wurden in dieser Straße angepflanzt, heute stehen nur noch zwei davon, und so sprach man auch von der Birkenstraße.

In einer Aufstellung des Jahres 1977 der Wohnungsneubauten nach 1945 finden wir die Bezeichnung Friedhofsweg und den Oberförsterweg als neue Straßenbezeichnung.

Im Wald entstanden seit 1955 weitere Wochenendhäuser, nicht nur am Oberförsterweg, sondern auch weiter in Richtung Strand mit der Bezeichnung Kieferngrund. Die Verbindung zum Strand zwischen Hauptstraße und Kieferngrund in Verlängerung der Fischerstraße wurde der Dünensteig. Eine Verbindung zwischen Oberförsterweg und Kieferngrund ist der Finkenweg. Auf dem Trümmergelände der Flakschule aus dem Zweiten Weltkrieg, den Einheimische immer noch den „Platz“ nennen, entstanden nach und nach Betriebsferienheime in Strandnähe und die Werktätigen erholten sich nun in der Seestraße. Wochenendhäuser entstanden parallel zum Strand bis zur Flakstellung im Möwenweg.

Findling bei den Bauarbeiten der Hansestraße gefunden
Hexenheide Bezeichnung am Mast
Rieckstraße vorher Kuhstraße
Seestraße
Waldstraße Ecke Strandstraße

Die Bezeichnung Hansestraße ist seit Fertigstellung der ersten Neubauten in dieser Straße im Jahre 1975 bekannt, aber erst im Januar 1980 gab es eine Mitteilung an die Volkspolizei, Paß- und Meldewesen in Wolgast. Die Eigenheime zwischen Waldstraße und Hauptstraße erhielten 1980 die Bezeichnung Am Walde. Mit der Errichtung der Unterkünfte für die Rettungsschwimmer vor dem Campingplatz gab es die Bezeichnung Campingweg.

Zum Tag der Deutschen Einheit 1990 wurde die Leninstraße, nach Befragung der Bürger, in Fischerstraße umbenannt, da viele Fischer in dieser Straße wohnten. Am 1. Juli 1994 wurde der Friedhofsweg auf Wunsch der Anlieger, die weitere Ferienwohnungen bauen wollten, umbenannt in: Zu den Karlsbergen.

kleine Straße Am Hafen

Eine kleine Siedlung entstand in den Jahre 1997– 2000 zwischen der Fischerstraße und dem Inselhof. In Abstimmung mit den neuen Eigentümern wurde die Straße Am Hafen benannt. Es wurde begonnen, zwischen der Straße Zu den Karlsbergen und der Dorfstraße zu bauen. Da unsere Partnergemeinde bereits einen Zempiner Weg hatte, ergab sich durch diese neue Straße die Möglichkeit, der gewachsenen guten Partnerschaft ein Denkmal zu setzen und seit 2000 gibt es den Klein Nordender Weg.

Folgende Erklärungen und Notizen zu den Straßen sind bekannt:

Die Chaussee, die heutige B111, im Ort Zempin bekam in den Jahren 1885 bis 1887 ihre erste Befestigung durch Einsatz von Mitteln des Kreises Usedom-Wollin. Aus der Schulchronik wissen wir, dass die Promenade ein großer Teil der heutigen Fischerstraße war. So steht 1917 geschrieben: „Etwa ein Drittel aller Kinder kommen aus Neu-Zempin, das am Walde gelegen, etwa 10 Minuten vom Schulhaus entfernt ist. Da die sogenannte „Promenade“ aus Lehm ausgeführt ist, ist dieser Schulweg für diese Kinder bei Regenwetter fast unpassierbar.“

Die ältesten Bauernhöfe Heiden (Heyden) und Lüder liegen am Achterwasser auf einer Erhöhung zum Schutz vor dem Hochwasser. Die Kühe trieben sie zu den saftigen Wiesen am Rieck über den Weg von der Ecke Dorfstraße / Fischerstraße zur Rieckstraße über den Platz, auf dem die Feuerwehr steht. Deshalb bekam sie den Namen Kuhstraße. In einem Reiseführer für Zinnowitz des Jahres 1887 sind im Wald zwischen Zinnowitz und Zempin ein Neuer Pflanzgarten, Versuchspflanzung ausländischer Holzarten und in der Nähe des heutigen Campingweges ein weiterer Pflanzgarten verzeichnet. Daraus ergab sich die Landschafts- und Flurbezeichnung Gartenberg und der Name des ehemaligen Ausflugslokales „Gartenberg“. Heute ist die Bezeichnung meist nur für den südlich der B 111 liegenden Teil bekannt, auf dem Wochenendhäuser stehen.

Die Peenestraße hatte auch in der ersten Zeit der Benennung den Namen Am Achterwasser. Da das Achterwasser eine Bucht der Peene ist, wird es in der Umgangssprache auch nur als „de Peen“ bezeichnet. Ein Teil der Peenestraße wird auch „Zickenberg" genannt. Auf dem „Berg“ stehen die Büdnerhäuser aneinander gebaut. Parallel zu den Häusern, gegenüber der Eingänge, steht die Reihe der Ställchen. Dazwischen ist öffentliche Straße. Die kleinen Ställe waren nur für Schafe, Ziegen oder Schweine. Das Heu und Stroh wurde über der Wohnung auf dem Dachboden gelagert. Die Viehzählung 1932 in Zempin ergab: 32 Pferde, 86 Rinder, 3 Schafe, 205 Schweine und 50 Ziegen!

Der Dünensteig folgt im ersten Drittel von der B111 aus dem ehemaligen Weg zu den Salzhütten, die bei der großen Sturmflut 1872 hinweggespült wurden. Der Weg zu diesen ging quer über das ehemalige Trümmergelände, über den Möwenweg bis zum heutigen Imbissstand. Die Salzhütten wurden danach an anderer Stelle, dem heutigen Standort, wieder aufgebaut.

Der Teil der Bahnhofstraße, der von der B111 bis zum Bahnhofsgebäude führt, entstand erst mit den Abschussrampen der V1 in Zempin. Die V1 kamen mit Eisenbahnwaggons und wurden dann mit LKWs über die Betonwege durch Zempin gefahren. Den ursprünglichen Teil der Straße erkennt man an der Natursteinpflasterung. Früher wurde auch ein Teil der Fischerstraße als Bahnhofstraße bezeichnet.

30.04.1950 - Gemeindevertreter beschließen: .. die Bahnhofstraße und den größten Teil der Dorfstraße, insgesamt jetzt die gerade Straße von der Chaussee bis zum Achterwasser bei Wilhelm Heyden in Stalinstraße zu benennen.

Die Bahnhofstraße von der B111 bis zur Einmündung in die Fischerstraße erhielt im Jahre 2006 eine neue Gestaltung mit Fußweg, Parkplätzen und mit Warte- und Toilettenhäuschen. Der Bahnübergang an der Fischerstraße war im Zweiten Weltkrieg von 1942 an gesperrt. Das Pflaster war herausgerissen, um ihn unbefahrbar zu machen. Von der Einmündung der Strandstraße bis zu den Schranken musste deshalb später der Wildwuchs auf der Straße beseitigt werden, wurden Bombentrichter gefüllt und neues Pflaster wieder aufgelegt. Am 1. Mai 1951 wurde der Übergang feierlich eröffnet. Zu dieser Zeit wurden auch an den Straßen die Rotdornbäume gepflanzt.

Die vielen mit Beton befestigten Wege in Zempin, besonders im Küstenwald, sind um 1942 mit der Errichtung der Abschussrampen für die V1 entstanden. Hermann Heinz Wille, der viele Usedom Bücher verfasste, schrieb 1953 „... das kleine Zempin, mit den wie Spinnenbeinen in alle Richtungen verlaufenden Betonrollbahnen, ...“

Als im Jahr 2000 die Hansestraße erweitert wurde und die ersten Straßenbaumaßnahmen begannen, staunten ältere Einwohner und meinten, nun wird der Mühlweg wieder sichtbar. Tatsache ist, dass die Erweiterung der Bebauung auf einen schon früher genutzten öffentlichen Weg gelegt wurde und in verlängerter westlicher Richtung die Bockwindmühle gestanden hat.

Die Dorfstraße war einst, bevor die Badeorte entstanden, die Hauptverbindung vom Ortskern Zempin zum Ortskern Zinnowitz. Deshalb stehen auch die großen Bäume an dem Weg. Von den Einheimischen wird dieser Weg die Krümming genannt. Als die Baugenehmigung im Februar 1878 für den zweiten Lüderhof, weit außerhalb des Ortes, an dieser Straße nach Zinnowitz erteilt wurde und einige Jahre später der dritte Hof daneben entstand, gab es die Bezeichnung Ausbau in Zempin, heute Dorfstraße 12 und 13.

Eine Stichstraße der Peenestraße, heute Nr. 8, 9 und 10 wird als die Jazz, hochdeutsch die Gasse, bezeichnet.

Hexenheide Zempin

Die Hexenheide ist eigentlich eine Flurbezeichnung. Doch ein Häuschen oder eine Hütte gab es schon länger dort. Nach dem Krieg kamen noch einige Wochenendhäuser dazu. Im Jahre 1668 wurde eine Hexe aus Zempin in Mölschow verbrannt. Ob sie in dieser Gegend gewohnt hat, wissen wir nicht. Es ist aber auch möglich, dass hier noch ein Hinweis auf den slawischen Glauben besteht. In alten Schriften heißt es, dass ein heiliger Hain in dieser Gegend war, in dem man den Porevit, den fünfgesichtigen Lichtgott, verehrte.

Die Friedhofskapelle wurde 1929 erbaut, vor dieser Zeit wurden die Toten in Koserow auf dem Friedhof bestattet. Der Straßenname Friedhofsweg entstand mit der Errichtung von Gebäuden an diesem Weg.

Wie kam es zu dem Namen Zu den Karlsbergen? In dem Gebiet südlich der Eisenbahnlinie und westlich der Strandstraße sind natürliche mit Strandhafer bewachsene Dünen von 2 – 5 Meter Höhe zu finden. Durch die weiter vordringende Bebauung werden sie glattgeschoben. Mündlich hat sich auch der Begriff Karsberge oder Karfberge erhalten. Karf wird auch der Strandhafer hier genannt. Bei Nachforschungen in den Grundbüchern wurden die Flurstücke in der Spalte „Bezeichnung der Lage“ mit - bei den Karlsbergen – benannt. Auf diese Grundbücher bezogen sich die Gemeindevertreter bei der Beschlussfassung zum Straßennamen.

Der Planer für die Naturpromenade benötigte einen Namen für den Weg zu den Salzhütten. So sagte ich am 9. Oktober 2001, dann nennen wir ihn doch Salzhüttenweg. Noch steht kein Gebäude an diesem Weg, aber im Flächennutzungsplan wurde eine Bauzone eingezeichnet. Am 4. März 2002 kam unsere Postfrau, Margitta Eichhorst, und fragte, wie der Weg von der B111 gegenüber der Häuschen der Hexenheide heißt, der zum Übergang der Eisenbahn Lüdersgrund verläuft, er muss einen Namen haben, sonst darf sie diesen nicht mehr befahren. So haben wir überlegt und ihn Zum Ausbau genannt. Den Begriff Lüdersgrund hat die Eisenbahn geprägt und in ihren Papieren festgehalten, da zur Zeit des Bauens der Bahnlinie in den zwei Bauerngehöften nur die Familien Lüder wohnten.

Im September 1992 überraschte uns unsere Partnergemeinde Klein Nordende aus dem Kreis Pinnenberg mit 44 neuen Straßenschildern und dazugehörigen Pfosten. Nach den ersten Eindrücken, die die Vertreter der Partnergemeinde nach der Wende vom Seebad Zempin gewonnen hatten, wollten sie helfen, das Aussehen des vielbesuchten Seebades zu verbessern. Schnell wurden die alten Schilder der verschiedenen Epochen ausgewechselt. Die Gemeinde Zempin dankte den umsichtigen Sponsoren recht herzlich.

Ergänzungen:

2011 Herbst: Beschluss der Gemeindevertretung: Der Ausbau der neuen Promenade in Zempin, beginnend bei der Waldstraße - östlich des Parkplatzes - bis zur Ostsee, wo die Salzhütten standen, erhält den Straßennamen Promenadenweg.

Die Gemeindevertretung beschließt die Zufahrt zum Campingplatz, welche erneuert wird, Bernsteinweg zu nennen. Einweihung des Bernsteinweges am 11.06.2012

2012 Herbst: Eine neue Straßenbezeichnung: Der Weg neben dem Schuhstübchen zum ehemaligen Kindergarten heißt Stichlingsweg

Beschluss der Gemeindevertretung im März 2014: Der Teil der Dorfstraße, der südlich von der Dorfstraße zum Inselhof führt, den Straßennamen Am Achterwasser umzubenennen.

Kita Eröffnung 2009 - 2015 Namensgebung der Mehrzweckhalle - auch Mufu - Multifunktionshalle genannt heißt jetzt „Dörps Treff“.

der neue Störtebekerweg

2017 - Nördlich der Bahnstrecke von der Strandstraße zur Hansestraße ist die Bezeichnung Störtebekerweg, da Neubauten den Garagenplatz wandelten.

2019 Amtsblatt Nr. 4, S 42 Widmungsverfügung: Öffentlicher Weg für Fußgänger und Radfahrer Promenadenweg


Weitere Flurnamen in der Gemarkung Zempin sind:

Dänengrund : “Während Wallenstein 1628 noch Stralsund belagerte, landete der König Christian IV. von Dänemark mit 22 Kompanien Infanterie und sechs Schwadronen Reiterei beim Dänengrund östlich des Ortes Zinnowitz, warf die feindliche Kavallerie in kurzem Gefecht aus Zinnowitz heraus und begann die Belagerung der Peenemünder Schanze...“ (Robert Burkhard 1909)

Eschholz liegt südlich der Bahn zwischen Zempin und Zinnowitz

Pöhle liegt gegenüber, nördlich der Bahnlinie.

Brandmoor schließt nördlich an die Hexenheide an.

Woschenfeld, Karfwiesen und Karffeld liegen zwischen dem Dorf und dem Ausbau / Dorfstraße.

Griepow ist das Waldgebiet, etwa heute Seestraße.


Zempin - Straßennamen in anderen Orten

In Zinnowitz gibt einen Zempiner Weg im südöstlichen Gebiet des Ortes.

In Berlin-Heiligensee gibt es seit 1940 einen Zempiner Steig.

Kontakte

Sammlungen von Postkarten, Prospekten und Zeitungsausschnitten: Einsicht bei Hilde Stockmann rohrspatz@gmx.com