Zempin - Ortschronik/en: Unterschied zwischen den Versionen

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  | zeit = 1571 fortlaufend
 
  | zeit = 1571 fortlaufend
  | urheberrechte = [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Benutzer:HildeStockmann Hilde Stockmann] / [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Benutzer:DirkHerrmann Dirk Herrmann]
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  | urheberrechte = [[Benutzer:HildeStockmann|Hilde Stockmann]] & [[Benutzer:DirkHerrmann|Dirk Herrmann]]
 
  | erstellung = seit 2019
 
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==Ortschronik des Seebades ZEMPIN auf Usedom==
 
==Ortschronik des Seebades ZEMPIN auf Usedom==
  
Um die Chronik von [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Zempin Zempin] übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.
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Um die Chronik von [[Zempin]] übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.
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==Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)==
 
==Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)==
  
'''1571''' ZEMPIN - Ersterwähnung in der Lassaner Wasserordnung durch [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Greifenherz%C3%B6ge Greifenherzog] Ernst Ludwig
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;1571
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:'''ZEMPIN''' - Ersterwähnung in der [https://www.ortschroniken-mv.de/images/1/1b/1571_Zempin_Ersterw%C3%A4hnung_Texte.pdf Lassansche Wasserordnung] durch [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Greifenherz%C3%B6ge Greifenherzog] Ernst Ludwig
 
===Ersterwähnung Zempin===
 
===Ersterwähnung Zempin===
  
Die Form der Insel Usedom hat sich in vielen Jahrtausenden verändert und wird sich auch weiter durch die Einflüsse der Natur wandeln. Der Ort Zempin ist an einer Stelle der Insel Usedom entstanden, die zu der jüngsten Bodenbildung gehört.
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:Die Form der Insel Usedom hat sich in vielen Jahrtausenden verändert und wird sich auch weiter durch die Einflüsse der Natur wandeln. Der Ort Zempin ist an einer Stelle der Insel Usedom entstanden, die zu der jüngsten Bodenbildung gehört.
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:Am heutigen „''Lüttenort''“ zwischen [[Koserow]] und Zempin war lange Zeit ein Durchbruch. Manchmal verstopfte die Natur durch „Zuwachsen“ diesen Ausfluss der Peene, später halfen die Menschen, diesen Durchgang zu verbauen. Der letzte Durchbruch erfolgte im Jahre '''1913'''. Es ist bis heute eine „''Schwachstelle''“ geblieben.
  
Am heutigen „Lüttenort“ zwischen Koserow und Zempin war lange Zeit ein Durchbruch. Manchmal verstopfte die Natur durch „Zuwachsen“ diesen Ausfluss der Peene, später halfen die Menschen, diesen Durchgang zu verbauen. Der letzte Durchbruch erfolgte im Jahre 1913. Es ist bis heute eine „Schwachstelle“ geblieben.
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:Durch diese Überflutungen und Dünenbildung konnte sich auch keine kräftige Muttererde in dieser Gegend bilden und so siedelten sich erst sehr spät, im Verhältnis zu anderen Gebieten der Insel, auf diesem sandigen Boden die Menschen an. Sie lebten von wenigen Tieren, dem Ertrag des kargen Bodens und dem Fischfang. Ohne die Möglichkeit des Fischfanges hätten die Menschen an dieser Stelle nicht überleben können.
  
Durch diese Überflutungen und Dünenbildung konnte sich auch keine kräftige Muttererde in dieser Gegend bilden und so siedelten sich erst sehr spät, im Verhältnis zu anderen Gebieten der Insel, auf diesem sandigen Boden die Menschen an. Sie lebten von wenigen Tieren, dem Ertrag des kargen Bodens und dem Fischfang. Ohne die Möglichkeit des Fischfanges hätten die Menschen an dieser Stelle nicht überleben können.
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::So steht auch der erste Schriftzug „Zempin“ in Verbindung mit dem Fischfang.
So steht auch der erste Schriftzug „Zempin“ in Verbindung mit dem Fischfang.
 
  
'''Am 04. Juli 1571''' wird vom '''Pommernherzog Ernst Ludwig''' eine Verordnung bekannt gegeben, welche Abgaben an den Hof, dem Schloss zu Wolgast, aus dem Fischfang des Achterwassers alle Anlieger zu bringen haben. Da das Achterwasser damals die Bezeichnung Lassansches Wasser hatte, wird diese Ordnung „Lassansche Wasserordnung“ genannt. [https://www.ortschroniken-mv.de/images/1/1b/1571_Zempin_Ersterw%C3%A4hnung_Texte.pdf  Zempin Ersterwähnung Texte pdf]  
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:Am '''04. Juli 1571''' wird vom '''Pommernherzog Ernst Ludwig''' eine Verordnung bekannt gegeben, welche Abgaben an den Hof, dem Schloss zu Wolgast, aus dem Fischfang des Achterwassers alle Anlieger zu bringen haben. Da das Achterwasser damals die Bezeichnung Lassansches Wasser hatte, wird diese Ordnung „Lassansche Wasserordnung“ genannt. [https://www.ortschroniken-mv.de/images/1/1b/1571_Zempin_Ersterw%C3%A4hnung_Texte.pdf  Zempin Ersterwähnung Texte pdf]  
  
Herzog Ernst Ludwig lebte von 1545 bis 1592. Er ist der dritte Sohn von Philipp I. und regierte nach dem ersten Sohn, Johann Friedrich, in der Zeit von 1569 bis zu seinem Tode im Jahre 1592. Trotz der Anordnungen seines Vaters Philipp I. waren die Fischereiverhältnisse vielfach ungeklärt. Es gab lange Prozesse mit den Orten Krummin, Neeberg und Ziemitz. Erst Herzog Ernst Ludwig bestimmte mit dieser Ordnung welcher und wieviel Fisch, je nach Fangart, abzuliefern waren.
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:'''Herzog Ernst Ludwig''' lebte von '''1545 bis 1592'''. Er ist der dritte Sohn von '''Philipp I.''' und regierte nach dem ersten Sohn, '''Johann Friedrich''', in der Zeit von '''1569''' bis zu seinem Tode im Jahre '''1592'''. Trotz der Anordnungen seines Vaters '''Philipp I.''' waren die Fischereiverhältnisse vielfach ungeklärt. Es gab lange Prozesse mit den Orten [[Krummin]], Neeberg und Ziemitz. Erst '''Herzog Ernst Ludwig''' bestimmte mit dieser Ordnung welcher und wieviel Fisch, je nach Fangart, abzuliefern waren.
  
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Datei:Zempin Urkunde Beginn.jpg | Urkunde Lassansche Wasserordnung
 
Datei:Zempin Urkunde Beginn.jpg | Urkunde Lassansche Wasserordnung
 
Datei:Schriftzug Urkunde Name.jpg | Auszug mit Name Zempin
 
Datei:Schriftzug Urkunde Name.jpg | Auszug mit Name Zempin
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So wird z.B. festgelegt, dass vom Wintergarn (Eisfischerei) jeder dritte Fisch dem Landesfürsten zu geben ist. Außerdem gehört jeder Herrenfisch, das sind Stör, Lachs, Wels und Karpfen und der Vorfisch, das ist der beste Fisch nach den Herrenfischen, dem Fürsten. Der Kieper (Fischmeister) erhält den nächstbesten Fisch. Er hat vorher alle Herrenfische und den Vorfisch herauszunehmen und erst dann ist das Drittel abzumessen.
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:So wird z.B. festgelegt, dass vom Wintergarn (Eisfischerei) jeder dritte Fisch dem Landesfürsten zu geben ist. Außerdem gehört jeder Herrenfisch, das sind Stör, Lachs, Wels und Karpfen und der Vorfisch, das ist der beste Fisch nach den Herrenfischen, dem Fürsten. Der Kieper (Fischmeister) erhält den nächstbesten Fisch. Er hat vorher alle Herrenfische und den Vorfisch herauszunehmen und erst dann ist das Drittel abzumessen.
  
Außerdem wird bestimmt, dass niemand, bevor nicht das Drittel abgegeben wurde, Fische gegen Geschenke wie Bier oder Brot wegzugeben hat. Bei Nichtbefolgen wird er bestraft! Es ist aber jedem Garnmeister freigestellt, seinem Nachbar, dessen Garn (Netz) nichts gefangen hat, sieben oder acht Fische zum Essen für seine Familie zu leihen.
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:Außerdem wird bestimmt, dass niemand, bevor nicht das Drittel abgegeben wurde, Fische gegen Geschenke wie Bier oder Brot wegzugeben hat. Bei Nichtbefolgen wird er bestraft! Es ist aber jedem Garnmeister freigestellt, seinem Nachbar, dessen Garn (Netz) nichts gefangen hat, sieben oder acht Fische zum Essen für seine Familie zu leihen.
  
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Datei:Fisch Lachs.jpg|Lachs
 
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In der Verordnung sind auch Schonzeiten für die Fische und bestimmte Fangarten festgelegt. So z.B. darf mit dem Sommergarn gefischt werden, sobald das Eis weg ist, aber nur bis Michaelis (29. September), damit es keinen Schaden gibt oder die Fische erschreckt werden. Jedoch soll niemand, außer die Lassanschen, während der Laichzeit fischen. Wer mit dem Sommergarn fischt, der soll dem Herzog in der Zeit von Lichtmess (2. Februar), oder sobald kein Eis mehr ist, bis Urbani (25. Mai) jeden dritten Fisch geben. Von Urbani bis Michaelis ist die Pacht von anderthalb Gulden von jedem Sommergarn zu entrichten. Aber immer ist der Stör, Lachs, Wels und Karpfen abzugeben.
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:In der Verordnung sind auch Schonzeiten für die Fische und bestimmte Fangarten festgelegt. So z.B. darf mit dem Sommergarn gefischt werden, sobald das Eis weg ist, aber nur bis Michaelis ('''29. September'''), damit es keinen Schaden gibt oder die Fische erschreckt werden. Jedoch soll niemand, außer die Lassanschen, während der Laichzeit fischen. Wer mit dem Sommergarn fischt, der soll dem Herzog in der Zeit von Lichtmess ('''2. Februar'''), oder sobald kein Eis mehr ist, bis Urbani ('''25. Mai''') jeden dritten Fisch geben. Von Urbani bis Michaelis ist die Pacht von anderthalb Gulden von jedem Sommergarn zu entrichten. Aber immer ist der Stör, Lachs, Wels und Karpfen abzugeben.
  
Die Bleinetze sind nur von Lichtmess bis Gregori (23. April) zugelassen und der dritte Fisch ist der fürstlichen Küche zu entrichten. Mit dem Stroh- oder Spongarn darf nur von Lichtmess bis Michaelis gefischt werden. Aber während der Schonzeit (von Gregori bis ungefähr Pfingsten) zu fischen, ist verboten. Außerdem dürfen Stroh- oder Spongarne nicht getrieben, sondern vor dem Anker allein aufgezogen werden.
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:Die Bleinetze sind nur von Lichtmess bis Gregori ('''23. April''') zugelassen und der dritte Fisch ist der fürstlichen Küche zu entrichten. Mit dem Stroh- oder Spongarn darf nur von Lichtmess bis Michaelis gefischt werden. Aber während der Schonzeit (von Gregori bis ungefähr Pfingsten) zu fischen, ist verboten. Außerdem dürfen Stroh- oder Spongarne nicht getrieben, sondern vor dem Anker allein aufgezogen werden.
  
Danach folgen Mengenangeben für die Anklamer, für die vom Gnitz, die Mellenthiner und Umgebung. Für jedes Garn ist ein Gulden zu entrichten, außerdem soll eine entsprechende Anzahl von fürstlichen Kähnen, die 20 Tonnen (Fässer) fassen, mit gemeinen Speisefischen gefüllt werden. Danach wird bestimmt, dass die Fischer von Lassan, Lieper Winkel, vom Lande Usedom und Pudagla, wenn sie denn mit dem Strohgarn fischen, und nur zur vorgeschriebenen Zeit, außer der Geldpacht, auch noch eine gewisse Anzahl von Kähnen voller Speisefische für die fürstliche Küche zu liefern haben. Die Ückeritzer, Loddiner, Koserower, Zempiner und Damerower sollen, außer der Geldpacht, zusammen zwei Kähne mit Speisefischen entrichten.
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:Danach folgen Mengenangeben für die Anklamer, für die vom Gnitz, die [[Mellenthin]]er und Umgebung. Für jedes Garn ist ein Gulden zu entrichten, außerdem soll eine entsprechende Anzahl von fürstlichen Kähnen, die 20 Tonnen (Fässer) fassen, mit gemeinen Speisefischen gefüllt werden. Danach wird bestimmt, dass die Fischer von [[Lassan]], [[Liepe]]r Winkel, vom Lande Usedom und [[Pudagla]], wenn sie denn mit dem Strohgarn fischen, und nur zur vorgeschriebenen Zeit, außer der Geldpacht, auch noch eine gewisse Anzahl von Kähnen voller Speisefische für die fürstliche Küche zu liefern haben. Die [[Ückeritz]]er, [[Loddin]]er, [[Koserow]]er, [[Zempin]]er und Damerower sollen, außer der Geldpacht, zusammen zwei Kähne mit Speisefischen entrichten.
  
Danach werden die Zeiten und Abgaben für die Reusen festgelegt. Die vom Haff sollen für jedes Boot einen Gulden Pacht und ein Schock (60 Stück) Brassen (Bleie) und eine Tonne (ein Fass) Plötze abgeben. Die anderen, wie z.B. Neppermin, Devichow, Ückeritz, Loddin, Koserow, Damerow, '''Zempin''', Netzelkow usw. geben zur Geldpacht von jedem Boot noch eine Tonne Brassen.
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:Danach werden die Zeiten und Abgaben für die Reusen festgelegt. Die vom Haff sollen für jedes Boot einen Gulden Pacht und ein Schock (60 Stück) Brassen (Bleie) und eine Tonne (ein Fass) Plötze abgeben. Die anderen, wie z.B. Neppermin, Devichow, Ückeritz, Loddin, Koserow, Damerow, '''Zempin''', Netzelkow usw. geben zur Geldpacht von jedem Boot noch eine Tonne Brassen.
  
Die Aalrepe oder Aaltowe gebraucht man von Lichtmeß bis Michaelis. Die Anklamschen, so sie Aal fischen, sollen ½ Gulden pro Jahr geben und von jeder Reise einen Achtenteil Aal abgeben. Die anderen Bauersleute sollen neben dem ½ Gulden von jeder Aalrep eine Tonne Aal pro Jahr geben.
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:Die Aalrepe oder Aaltowe gebraucht man von Lichtmeß bis Michaelis. Die [[Anklam]]schen, so sie Aal fischen, sollen ½ Gulden pro Jahr geben und von jeder Reise einen Achtenteil Aal abgeben. Die anderen Bauersleute sollen neben dem ½ Gulden von jeder Aalrep eine Tonne Aal pro Jahr geben.
Driftnetze und Aalstechen werden gänzlich verboten! Wer ohne Brief und Erlaubnis fischt, wird bestraft!
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:Driftnetze und Aalstechen werden gänzlich verboten! Wer ohne Brief und Erlaubnis fischt, wird bestraft!
Damit auch niemand sich mit Unwissenheit entschuldigen möchte, wurde angeordnet, dass diese Ordnung jedes Quartal in den Kirchen von der Kanzel vorzulesen ist.
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:Damit auch niemand sich mit Unwissenheit entschuldigen möchte, wurde angeordnet, dass diese Ordnung jedes Quartal in den Kirchen von der Kanzel vorzulesen ist.
  
In dieser, in Greifswald im Vorpommerschen Landesarchiv liegenden Urkunde ist nachweislich das erste Mal der Ortsname '''ZEMPIN''' niedergeschrieben worden. Aus dem Inhalt der Verordnung erkennt man, dass die Bewohner von Zempin vom Fischfang und der Landwirtschaft lebten.  
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:In dieser, in Greifswald im Vorpommerschen Landesarchiv liegenden Urkunde ist nachweislich das erste Mal der Ortsname '''ZEMPIN''' niedergeschrieben worden. Aus dem Inhalt der Verordnung erkennt man, dass die Bewohner von Zempin vom Fischfang und der Landwirtschaft lebten.  
  
Hier sind nur die Abgaben für die Fischerei aufgeführt. Es gab aber auch noch Abgaben für Grund und Boden, welcher in Zempin herrschaftliches Eigentum war. Erst nach 1851 konnte in Zempin das gepachtete Land von den Bauern für die 18 ½ fache Pacht gekauft werden. Sie konnten auch eine kleine Fläche Wald kaufen, da sie früher immer die Schweine im Eichenwald gemästet hatten. Das Fischen in der Ostsee war früher für jeden frei von Abgaben, aber die Boote und Geräte waren zu dieser Zeit nicht entsprechend.  
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:Hier sind nur die Abgaben für die Fischerei aufgeführt. Es gab aber auch noch Abgaben für Grund und Boden, welcher in Zempin herrschaftliches Eigentum war. Erst nach 1851 konnte in Zempin das gepachtete Land von den Bauern für die 18 ½ fache Pacht gekauft werden. Sie konnten auch eine kleine Fläche Wald kaufen, da sie früher immer die Schweine im Eichenwald gemästet hatten. Das Fischen in der Ostsee war früher für jeden frei von Abgaben, aber die Boote und Geräte waren zu dieser Zeit nicht entsprechend.  
  
Noch heute wird in Zempiner Familien gesagt, wenn ein schöner großer Fisch auf den Tisch kommt: „ Heut´ gibt es Herrenfisch!“ Daraus kann man schlussfolgern, dass trotz Anordnung und Vorlesen von der Kanzel, nicht jeder Herrenfisch in Wolgast landete.
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:Noch heute w4ird in Zempiner Familien gesagt, wenn ein schöner großer Fisch auf den Tisch kommt: „ Heut´ gibt es Herrenfisch!“ Daraus kann man schlussfolgern, dass trotz Anordnung und Vorlesen von der Kanzel, nicht jeder Herrenfisch in Wolgast landete.
  
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;1618
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:auf der Pommernkarte von E. Lubin mit Sempin bezeichnet
  
'''1618''' auf der Pommernkarte von E. Lubin mit Sempin bezeichnet
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* [[Lubinsche Karte]]
  
 
==Bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)==
 
==Bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)==
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===Unter Schwedens Herrschaft (1648 - 1720)===
 
===Unter Schwedens Herrschaft (1648 - 1720)===
 
[[Datei:1693 Zempin 1.jpg |thumb|300px|rechts|1693 Zempin]]
 
[[Datei:1693 Zempin 1.jpg |thumb|300px|rechts|1693 Zempin]]
'''1693''' Vermessung und Beschreibung des Ortes Zempin durch die Schweden. Fünf Familien wohnen in Zempin. „Ohne die Fische des Achterwassers wäre es fast elendig mit ihnen bestellt“ schreiben die Schweden.
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* [[Zempin Schwedenzeit]] ausführlich
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;1693
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:Vermessung und Beschreibung des Ortes Zempin durch die Schweden. Fünf Familien wohnen in Zempin. „Ohne die Fische des Achterwassers wäre es fast elendig mit ihnen bestellt“ schreiben die Schweden.
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;1693
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:Dieses Dorf gehört unter das Amt Krummin, wohin es seinen Dienst leisten muß, ist ungefähr 2 Meilen östlich von Wolgast gelegen. Früher sollen hier 6 Bauern und 2 Kossaten gewohnt haben, deren Hufenzahl man von den gegenwärtigen Bewohnern nicht erfahren konnte. Der Schulze im Dorf besitzt für seinen Dienst [Acker] für 2 Scheffel Aussaat.
  
'''1693''' Dieses Dorf gehört unter das Amt Krummin, wohin es seinen Dienst leisten muß, ist ungefähr 2 Meilen östlich von Wolgast gelegen. Früher sollen hier 6 Bauern und 2 Kossaten gewohnt haben, deren Hufenzahl man von den gegenwärtigen Bewohnern nicht erfahren konnte. Der Schulze im Dorf besitzt für seinen Dienst [Acker] für 2 Scheffel Aussaat.
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[[Datei:1693 Zempin Häuser.jpg |thumb|300px|rechts|1693 Zempin Häuser mit Nr.]]
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:Dieses Dorf untersteht mit seinem Kirchgang Koserow. Was sonst die Grenzen angeht, so hat es im Norden das große Salzmeer, Die Strand, wie sie es hier nennen, und zum Süden hin das Acterwater. Außerdem haben sie keine feste Grenze im Wald, weil alles unter das Amt gehört.
  
[[Datei:1693 Zempin Häuser.jpg |thumb|220px|rechts|1693 Zempin Häuser mit Nr.]]
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:Einwohner:
Dieses Dorf untersteht mit seinem Kirchgang Koserow. Was sonst die Grenzen angeht, so hat es im Norden das große Salzmeer, Die Strand, wie sie es hier nennen, und zum Süden hin das Acterwater. Außerdem haben sie keine feste Grenze im Wald, weil alles unter das Amt gehört.
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:::1. Petter Sucker, Schulze
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:::2. Michel Remell, Bauer
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:::3. Petter Been, Bauer
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:::4. Hans Beens Witwe
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:::5. Jean Wichelm, Viehhirte
  
Einwohner: 1. Petter Sucker, Schulze; 2. Michel Remell, Bauer; 3. Petter Been, Bauer; 4. Hans Beens Witwe; 5. Jean Wichelm, Viehhirte.  
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;1668
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:Anna Reeßen geb. Maaken aus Zempin, die Resische genannt, wird in Mölschow als Hexe verbrannt. (Thema für den Roman vom Meinhold „Die Bernsteinhexe“)
  
'''1668''' Anna Reeßen geb. Maaken aus Zempin, die Resische genannt, wird in Mölschow als Hexe verbrannt. (Thema für den Roman vom Meinhold „Die Bernsteinhexe“)
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;1711
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:Zempin wird in der [[medium:Renovirte_Haff_und_Wasserordnung_1711.pdf|"''Renovirte Haff und Wasserordnung von 1711''" (pdf)]] erwähnt. Zwei verschiedene Schreibweisen "''Zempin''"  und "''Zempihn''".
  
 
==Bis zur Reichseinigung (bis 1871)==
 
==Bis zur Reichseinigung (bis 1871)==
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===Unter Preußen===
 
===Unter Preußen===
  
'''1779 - Ludwig Wilhelm Brüggemann'''
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; 1777
beschreibt Zempin in „Ausführliche Beschreibungen des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern Teil 1“ auf Seite 253:
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:Zempin wird im im XI.Teil des [https://www.ortschroniken-mv.de/images/5/5c/B%C3%BCsching_Magazin_1777.pdf "Magazin für die Historie und Geographie" (pdf)] von '''D. Anton Friedrich Büsching''' erwähnt. Auf 23 Seiten wird in diesem "Magazin" die [[Insel Usedom]] und Wollin vorgestellt. '''Jul. Frid. von Keffenbrink''' ist der Verfasser. Eine Karte, welche vermutlich bereits vor '''1777''' gezeichnet wurde, ist ebenfalls zu sehen.
„''3 1/2 Meilen von Swinemünde nordwestwärts, und 1 1/2 Meilen von der Schwedischen Stadt Wolgast gegen Osten, liegt gegen Norden 1/8 Meile von der Ostsee, und gegen Westen dicht an dem Achterwasser, hat 4 Bauern, 4 Büdner, 1 Schulmeister, und ist zu Coserow in der Usedomschen Synode eingepfarret.''“
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Auf Seite 254 dokumentiert Brüggemann, dass die Bauern Fronarbeit leisten mussten und die Zempiner müssen in Krummin arbeiten:
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<center><gallery heights="400px" widths="300px" mode=nolines>
„''Das Vorwerk Crummin hat 1047 Morgen 5 Ruthen. Der Acker liegt in 3 Schlägen von dem Acker des Predigers und der Bauern abgesondert, und ist von ziemlicher Güte. Die Wiesen sind sämtlich einschnittig und mittelmäßig. Das Vorwerk hat mit dem Dorfe längst des kleinen Strummins eine gemeinschaftliche Weide, welche aber sehr tief ist. Die Dienste werden von 2 Bauern aus Krummin, 7 Bauern aus Neberg, 2 Bauern aus Bannemin, und 4 Bauern aus Zempin verrichtet.''“
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Datei:Usedom-Wollin Büsching Magazin 1777.jpg|https://www.ortschroniken-mv.de/images/5/5c/B%C3%BCsching_Magazin_1777.pdf pdf |Ausschnitt aus Magazin
Im Heimatheft Nr. 2 Seite 14 ist genauer beschrieben, welchen Umfang diese Fronarbeit im Jahre 1693 unter den Schweden hatte. Aber die Einführung dieser zusätzlichen Arbeit bestand schon sehr lange.
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Datei:Büsching Karte Ausschnitt.jpg | Ausschnitt aus Büsching-Karte
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;1779
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:'''Ludwig Wilhelm Brüggemann''' beschreibt Zempin in „Ausführliche Beschreibungen des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern Teil 1“ auf Seite 253:
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:„''3 1/2 Meilen von Swinemünde nordwestwärts, und 1 1/2 Meilen von der Schwedischen Stadt Wolgast gegen Osten, liegt gegen Norden 1/8 Meile von der Ostsee, und gegen Westen dicht an dem Achterwasser, hat 4 Bauern, 4 Büdner, 1 Schulmeister, und ist zu Coserow in der Usedomschen Synode eingepfarret.''“
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:Auf Seite 254 dokumentiert '''Brüggemann''', dass die Bauern Fronarbeit leisten mussten und die Zempiner müssen in Krummin arbeiten:
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:„''Das Vorwerk Crummin hat 1047 Morgen 5 Ruthen. Der Acker liegt in 3 Schlägen von dem Acker des Predigers und der Bauern abgesondert, und ist von ziemlicher Güte. Die Wiesen sind sämtlich einschnittig und mittelmäßig. Das Vorwerk hat mit dem Dorfe längst des kleinen Strummins eine gemeinschaftliche Weide, welche aber sehr tief ist. Die Dienste werden von 2 Bauern aus Krummin, 7 Bauern aus Neberg, 2 Bauern aus Bannemin, und 4 Bauern aus Zempin verrichtet.''“
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:Im Heimatheft Nr. 2 Seite 14 ist genauer beschrieben, welchen Umfang diese Fronarbeit im Jahre '''1693''' unter den Schweden hatte. Aber die Einführung dieser zusätzlichen Arbeit bestand schon sehr lange.
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:'''Zempin gehörte zum Begriff Wolgaster Ort'''
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:Die genaue Bezeichnung für einen Teil der [[Insel Usedom]] „Wolgaster Ort“ hat '''1779 Brüggemann''' festgehalten:
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:„''Crummin hat eine zur Usedomschen Synode gehörige Mutterkirche, zu welcher die Dörfer Neberg, Mahlzow, Zecherin, Mölschow, Bannemin, Zinnowitz, Sauzin, das Vorwerk Ziemitz, und die ½ Meile von hier entfernte Wolgastische Fähre diesseits der Peene, woselbst die Ueberfahrt mit einem Prahm nach Wolgast ist, inngleichen der so genannte Hammelstall (heute Trassenheide) bei Mölschow, eingepfarret sind. Die sämtlichen zu diesem Kirchspiele gehörigen Oerter, und die Dörfer Zempin, Coserow, Loddin und das Vorwerk Damerow, werden der Wolgastische Ort genannt.“''
 +
:Dieser Begriff ergab sich aus der Zeit, da die Insel zwei namentliche Teile hatte: Buckow, Buchenort, unterstand der Burg Wolgast (der Teil, den '''Brüggemann''' hier bezeichnet als Wolgaster Ort) und Wanzlow unterstand der Burg Uznam, Usedom, beginnend östlich von [[Loddin]] mit dem Ort [[Ückeritz]] (aus dem Slawischen für Grenzort). Heute wird der Begriff Wolgaster Ort nur noch für den südlichen Teil der [[Insel Usedom]] von der B111 aus von Mahlzow bis Bannemin verwendet.
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;1756
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:Der Schneider '''Michael Hellert''' unterrichtet die Zempiner Kinder im späteren Armenhaus - heute Dorfstraße 1. ''Siehe weiter unter:''[https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Zempin_-_Ortschronik/en#Schule_Zempin  Schule Zempin]
  
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;1820
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:Große Heringsfänge in der [[Ostsee]] – Errichtung  der Salzhütten.
  
'''Zempin gehörte zum Begriff Wolgaster Ort'''
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;1829
Die genaue Bezeichnung für einen Teil der Insel Usedom „Wolgaster Ort“ hat 1779 Brüggemann festgehalten:
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:Als im Rentamt '''1829''' die Fischerkolonie Hammelstall ('''1821''' gegründet) mit sechs Hausstellen erweitert werden sollte, verloren Bannemin wie Mölschow, Zempin und Zinnowitz selbst das Hütungsrecht für die Schweinemast in der Zinnowitzer Forst.
''Crummin hat eine zur Usedomschen Synode gehörige Mutterkirche, zu welcher die Dörfer Neberg, Mahlzow, Zecherin, Mölschow, Bannemin, Zinnowitz, Sauzin, das Vorwerk Ziemitz, und die ½ Meile von hier entfernte Wolgastische Fähre diesseits der Peene, woselbst die Ueberfahrt mit einem Prahm nach Wolgast ist, inngleichen der so genannte Hammelstall (heute Trassenheide) bei Mölschow, eingepfarret sind. Die sämtlichen zu diesem Kirchspiele gehörigen Oerter, und die Dörfer Zempin, Coserow, Loddin und das Vorwerk Damerow, werden der Wolgastische Ort genannt.“''
 
Dieser Begriff ergab sich aus der Zeit, da die Insel zwei namentliche Teile hatte: Buckow, Buchenort, unterstand der Burg Wolgast (der Teil, den Brüggemann hier bezeichnet als Wolgaster Ort) und Wanzlow unterstand der Burg Uznam, Usedom, beginnend östlich von Loddin mit dem Ort Ückeritz (aus dem Slawischen für Grenzort). Heute wird der Begriff Wolgaster Ort nur noch für den südlichen Teil der Insel Usedom von der B111 aus von Mahlzow bis Bannemin verwendet.
 
  
'''1756''' Der Schneider Michael Hellert unterrichtet die Zempiner Kinder im späteren Armenhaus - heute Dorfstraße 1. ''Siehe weiter unter:'' [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Ortschronik_Zempin#Schule_Zempin Schule Zempin]
+
   
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;1847 Flurkarten
  
'''1820'''  große Heringsfänge in der Ostsee – Errichtung  der Salzhütten
+
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Datei:1847 Karte Bauer Heiden 1.jpg|1847 für Bauer Heiden von Wilrich
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Datei:1847 Karte Bauer Heiden 2.jpg
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Datei:1847 Karte Bauer Heiden 3.jpg
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Datei:Wilrich. Feldmark Zempin. 1847.jpg|Katasterkarte Zempin 1847 von Wilrich
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'''1829'''  Als im Rentamt 1829 die Fischerkolonie Hammelstall (1821 gegründet) mit sechs Hausstellen erweitert werden sollte, verloren Bannemin wie Mölschow, '''Zempin''' und Zinnowitz selbst das Hütungsrecht für die Schweinemast in der Zinnowitzer Forst.
 
  
'''1850''' Amtsrat Gadebusch beschreibt in der Chronik der Insel Usedom Zempin als Bauern- und Fischerdorf am Achterwasser (4 Bauern, 13 Büdner)
+
;1850
 +
:Amtsrat '''Gadebusch''' beschreibt in der Chronik der [[Insel Usedom]] [[Zempin]] als Bauern- und Fischerdorf am Achterwasser (4 Bauern, 13 Büdner)
  
'''1860'''  13 Boote treiben Fischfang, davon 5 auf dem Achterwasser
+
;1860
 +
:13 Boote treiben Fischfang, davon 5 auf dem Achterwasser
  
'''1865 Beschreibung Dr. Heinrich Berghaus'''
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;1865
„''Zempin, unter dem Rentamt Swinemünde stehendes Bauern- und Fischer-Dorf, auf der Landenge zwischen Hauptmasse der Insel und dem Wolgaster Ort, südlich ans Achterwasser, nördlich an die Ostsee gränzend, auf Höhen und Niederungen belegen, 3 1/2 Meile nordwestlich von der Kreisstadt entfernt, und nach Koserow eingepfarrt, hat 4 Bauernhöfe, wovon einer zerstückt ist, und 14 Büdner nebst Schule, überhaupt 30 Wohnhäuser mit 235 Einwohnern. Die Feldmark, die zum größten Theil versandet ist, hat ein Areal von 712 Mg. 8 Ruth., davon sind 288. 107 Ackerland, worauf man Kartoffeln und Runkelrüben zum Viehfutter erbaut 104. 87 einschnittige Wiesen, die theils be-, teihls entwässert werden müssen, 302. 91 Hütung, 2. 36 Gärten, in denen man blos den eignen Hausbedarf erzielt, 0. 176 Hof- und Baustellen und 13. 51 Wege und Unland. Viehbestand: 16 Pferde, 70 Rinder, 57 Schafe, 3 Ziegen und 44 Schweine. Von Federvieh werden nur Hühner für den Hausbedarf gezogen. Bei dem kärglichen Ertrage des Ackers bildet die Fischerei gleichsam die Hauptnahrungsquelle, 24 Familien leben vom Fischfang. Sie halten 8 Boote auf der Ostsee und 5 auf dem Achterwasser. Torf, Lehm und Merkel sind die auf der Feldmark vorkommenden Mineral-Erzeugnisse, die auch ausgebeutet werden.“''
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:'''Beschreibung Dr. Heinrich Berghaus'''
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:„''Zempin, unter dem Rentamt Swinemünde stehendes Bauern- und Fischer-Dorf, auf der Landenge zwischen Hauptmasse der Insel und dem Wolgaster Ort, südlich ans Achterwasser, nördlich an die Ostsee gränzend, auf Höhen und Niederungen belegen, 3 1/2 Meile nordwestlich von der Kreisstadt entfernt, und nach [[Koserow]] eingepfarrt, hat 4 Bauernhöfe, wovon einer zerstückt ist, und 14 Büdner nebst Schule, überhaupt 30 Wohnhäuser mit 235 Einwohnern. Die Feldmark, die zum größten Theil versandet ist, hat ein Areal von 712 Mg. 8 Ruth., davon sind 288. 107 Ackerland, worauf man Kartoffeln und Runkelrüben zum Viehfutter erbaut 104. 87 einschnittige Wiesen, die theils be-, teihls entwässert werden müssen, 302. 91 Hütung, 2. 36 Gärten, in denen man blos den eignen Hausbedarf erzielt, 0. 176 Hof- und Baustellen und 13. 51 Wege und Unland. Viehbestand: 16 Pferde, 70 Rinder, 57 Schafe, 3 Ziegen und 44 Schweine. Von Federvieh werden nur Hühner für den Hausbedarf gezogen. Bei dem kärglichen Ertrage des Ackers bildet die Fischerei gleichsam die Hauptnahrungsquelle, 24 Familien leben vom Fischfang. Sie halten 8 Boote auf der Ostsee und 5 auf dem Achterwasser. Torf, Lehm und Merkel sind die auf der Feldmark vorkommenden Mineral-Erzeugnisse, die auch ausgebeutet werden.“''
  
 
==Kaiserreich (1871-1918)==
 
==Kaiserreich (1871-1918)==
  
'''1872''' am 12.–13. November schwerste Sturmflut bis heute
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;1872
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:Am '''12.–13. November''' schwerste Sturmflut bis heute.
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;1865
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:Waldhalle von Kapitän '''Schohl''' als Restaurant und Café (heute Standort Waldhaus/ Waldstraße) errichtet.
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;1900
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:Am '''6. Januar''' großer Fang mit dem Wintergarn im Achterwasser - als Dank schenkten die Fischer der Koserower Kirche einen Leuchter.
  
'''1865'''  Waldhalle von Kapitän Schohl als Restaurant und Café (heute Standort Waldhaus/ Waldstraße) errichtet
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;1906
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:Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Zempin.
  
'''1900'''  am 6. Januar großer Fang mit dem Wintergarn im Achterwasser - als Dank schenkten die Fischer der Koserower Kirche einen Leuchter
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;1907
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:Zempiner Salzhütten in Richtung Ostseestrand, Aufnahme vom Juli 1907
  
'''1906'''  Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Zempin  
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[[Datei:Zempin Salzhütten Juli 1907.jpg|250px|center]]
  
'''1908'''  Beitritt der Gemeinde Zempin zum Deutschen Bäderverband (1904 schon 617 Urlauber, 2019: über 50.000)
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;1908
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:Beitritt der Gemeinde Zempin zum Deutschen Bäderverband ('''1904''' schon 617 Urlauber, '''2019''': über 50.000)
  
===1908 Gäste kommen===
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====1908 Gäste kommen====
  
Mit dem Zug von Berlin bis Karnin. Umsteigen in den Dampfer und über Peenestrom und Achterwasser im Hafen von Zinnowitz ankommen. Dort steht der Reisewagen mit Pferden bereit, um sie nach Zempin zu fahren.
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:Mit dem Zug von Berlin bis Karnin. Umsteigen in den Dampfer und über Peenestrom und Achterwasser im Hafen von Zinnowitz ankommen. Dort steht der Reisewagen mit Pferden bereit, um sie nach Zempin zu fahren.
  
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Datei:1908 Zinnowitz Achterwasser Dampferanlegestelle.jpg|1908 Zinnowitz Achterwasser
 
Datei:1908 Zinnowitz Achterwasser Dampferanlegestelle.jpg|1908 Zinnowitz Achterwasser
 
Datei:1908 Meierei Zinnowitz Reisewagen.jpg|1908 Zinnowitz Meierei Reisewagen
 
Datei:1908 Meierei Zinnowitz Reisewagen.jpg|1908 Zinnowitz Meierei Reisewagen
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Datei:1908 Zempin Weg zum Strand.jpg|1908 Weg zum Strand
 
Datei:1908 Zempin Weg zum Strand.jpg|1908 Weg zum Strand
 
Datei:1908 Zempin Salzhütten.jpg|1908 Salzhütten
 
Datei:1908 Zempin Salzhütten.jpg|1908 Salzhütten
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Datei:1908 Zempin Salzhütten2.jpg|1908 Salzhütten und Urlauber
 
Datei:1908 Zempin Strand Blick Zinnowitz.jpg|1908 Blick nach Zinnowitz
 
Datei:1908 Zempin Strand Blick Zinnowitz.jpg|1908 Blick nach Zinnowitz
 
Datei:1908 Zempin Strand Fischernetze.jpg|1908 Fischernetze
 
Datei:1908 Zempin Strand Fischernetze.jpg|1908 Fischernetze
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'''1911''' am 1. Juni erhält Zempin Bahnanschluss
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;1911
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:Am '''1. Juni''' erhält Zempin Bahnanschluss
  
'''1913''' 29.-30. Dezember - schwere Sturmflut – bisher letzter Durchbruch der schmalsten Stelle zwischen Zempin und Koserow  (1995, 2006, 2017 weitere schwere Sturmfluten – großer Schaden) siehe auch unter: [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Sturmfluten_an_der_Ostseeküste Sturmfluten]
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;1913
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[[Datei:Inselclub Usedom ca.1923 Titel.jpg|thumb|150px|rechts|ca. 1923 Beschreibung Zempin – besonders genaue Angaben zu Sturmflutschäden pdf  |link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/7/79/Inselclub_Usedom_ca.1923_-_Auszug_Zempin.pdf |[[medium:Inselclub_Usedom_ca.1923_-_Auszug_Zempin.pdf|ca. 1923 Beschreibung Zempin – besonders genaue Angaben zu Sturmflutschäden - pdf]]]]
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:'''29.-30. Dezember''' - schwere Sturmflut – bisher letzter Durchbruch der schmalsten Stelle zwischen Zempin und Koserow  ('''1995, 2006, 2017''' weitere schwere Sturmfluten – großer Schaden) siehe auch unter: [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Sturmfluten_an_der_Ostseeküste Sturmfluten]
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==Weimarer Republik (1918-1933)==
 
==Weimarer Republik (1918-1933)==
  
===1919 Zempiner Gäste fotografieren===
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====1919 Zempiner Gäste fotografieren====
  
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Datei:Zempin 1919 1.jpg
 
Datei:Zempin 1919 1.jpg
 
Datei:Zempin 1919 2.jpg
 
Datei:Zempin 1919 2.jpg
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===1927 Familie Speiermann, Berlin in Zempin===
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====1927 Familie Speiermann aus Berlin in Zempin====
  
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Datei:1927 Achterwasser Räucherei.jpg|Achterwasser und Räucherei
 
Datei:1927 Achterwasser Räucherei.jpg|Achterwasser und Räucherei
 
Datei:1927 Grüneck Waldstr.jpg|Villa Grüneck, Waldstraße
 
Datei:1927 Grüneck Waldstr.jpg|Villa Grüneck, Waldstraße
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===1929 Zempiner Gäste fotografieren===
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====1927 Gäste in Zempin====
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Datei:1927 1.jpg|Gaststätte Inselhof am Achterwasser
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Datei:1927 2.jpg
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Datei:1927 3.jpg
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Datei:1927 4.jpg
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Datei:1927 5.jpg
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Datei:1927 6.jpg
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Datei:1927 7.jpg
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====1929 Zempiner Gäste fotografieren====
  
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Datei:1929 002 Familie ruht.jpg|1929 Familie
 
Datei:1929 002 Familie ruht.jpg|1929 Familie
 
Datei:1929 003 Strandfischer.jpg|1929 Strandfischer Zempin
 
Datei:1929 003 Strandfischer.jpg|1929 Strandfischer Zempin
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===1930 Errichtung der Seebrücke===
 
  
1930 entstand die Zempiner Seebrücke. Sie war 150 m lang und von den Gebrüdern Wittmis aus Göhren (Insel Rügen) erbaut worden. Sie waren Eigner mehrerer kleiner Dampfer. So gab es Tagesfahrten über die Ostsee oder Kaffee- und Mondscheinfahrten mit Blasmusik ab der Seebrücke Zempin. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Brücke nicht mehr benötigt und zerfiel.
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;Urlauber Herr Dr. Friedrich Prüfer aus Döbeln, dichtet und sendet Grüße mit einer Ansichtskarte an seinen Turnverein.
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Datei:Zempin Turnergruß 1929.jpg
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Datei:1920er Zempin Kinderfest.jpg|Kinderfest in Zempin
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===1930 Errichtung der Seebrücke===
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;1930
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:entstand die Zempiner Seebrücke. Sie war 150 m lang und von den '''Gebrüdern Wittmis''' aus Göhren (Insel Rügen) erbaut worden. Sie waren Eigner mehrerer kleiner Dampfer. So gab es Tagesfahrten über die Ostsee oder Kaffee- und Mondscheinfahrten mit Blasmusik ab der Seebrücke Zempin.
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:Eine Urlauberin schrieb auf ihrer Ansichtskarte vom 15.08.1941 vom Vermissen der Seebrücke. "Diese sei dem strengen Winter 1940 zum Opfer gefallen." Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Brücke nicht mehr benötigt, zumal der Bereich dann auch in die militärische Sperrzone fiel. Somit erfolgte während der Kriegsjahre auch keine Reparatur oder Wiederaufbau der Seebrücke.
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:Es sind uns keine bildlichen Aufnahmen der Seebrücke von 1940 oder später von den Resten der Seebrücke bekannt. Alle Fotos und Ansichtskarten wurden früher aufgenommen. Damit besaß Zempin nur von 1930 bis Winter 1940 eine Seebrücke. Ein Neubau war in DDR-Zeiten verboten und bis in die heutige Zeit nicht erfolgt. Über den Nutzen einer neuen Seebrücke in Zempin lässt sich streiten.
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Datei:1930 Fahrplan1.jpg|Fahrplan 1930 der Dampfer
 
Datei:1930 Fahrplan1.jpg|Fahrplan 1930 der Dampfer
 
Datei:1930 Fahrplan2.jpg|Fahrplan 1930 Anschlüsse
 
Datei:1930 Fahrplan2.jpg|Fahrplan 1930 Anschlüsse
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==Drittes Reich (1933-1945)==
 
==Drittes Reich (1933-1945)==
  
===Schwein schlachten===
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====Schwein schlachten====
  
Eva Schmidt geb. Krüger *1930 †2021, Zempin:
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:'''Eva Schmidt''' geb. '''Krüger *1930 †2021''', Zempin:
  
''Ca.1930 - 1945 wurde auch in jedem Haushalt ein Schwein gefüttert und geschlachtet. Wenn das Schlachtfest bevorstand wurden der Schlächter, meistens mein Onkel und der Fleischbeschauer, bestellt.''
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:''Ca.'''1930 - 1945''' wurde auch in jedem Haushalt ein Schwein gefüttert und geschlachtet. Wenn das Schlachtfest bevorstand wurden der Schlächter, meistens mein Onkel und der Fleischbeschauer, bestellt.''
  
''Der Brühtrog und eine stabile Leiter standen bereit. Wurde das Schwein aus dem Stall geholt, mussten die Kinder ins Haus. Wir durften nicht sehen, wenn das Schwein getötet wurde und das Blut aus der Einstichwunde floss. Erst als ich zwölf Jahre war, musste ich vor dem Schwein das Blut rühren. Ich fühle noch heute, wie mir das heiße Blut über meine Hand lief.''
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:''Der Brühtrog und eine stabile Leiter standen bereit. Wurde das Schwein aus dem Stall geholt, mussten die Kinder ins Haus. Wir durften nicht sehen, wenn das Schwein getötet wurde und das Blut aus der Einstichwunde floss. Erst als ich zwölf Jahre war, musste ich vor dem Schwein das Blut rühren. Ich fühle noch heute, wie mir das heiße Blut über meine Hand lief.''
  
''Am ersten Abend, nachdem das Fleisch abgekühlt war, wurde es von meinem Onkel zerlegt. Zuvor hatte der Fleischbeschauer das Schwein freigegeben und es konnte zum Verzehr zubereitet werden.''
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:''Am ersten Abend, nachdem das Fleisch abgekühlt war, wurde es von meinem Onkel zerlegt. Zuvor hatte der Fleischbeschauer das Schwein freigegeben und es konnte zum Verzehr zubereitet werden.''
  
'''''Am ersten Abend''' gab es Kottelet, Bratscheiben und Leber. '''Am zweiten Tag''' freuten wir uns auf Mörbraten, Schmalzstullen mit Leberwurst. '''Am dritten Tag''' wurde dann die Blutwurst, Sülze und Tolatsch gekocht. Das übrige Fleisch und die Schinken kamen ins Salzfass. '''Nach 6 Wochen''' wurden die Speckseiten und der Schinken geräuchert. Von dem Pökelfleisch kochte die Mutter schmackhafte Gerichte.''
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:'''''Am ersten Abend''' gab es Kottelet, Bratscheiben und Leber. '''Am zweiten Tag''' freuten wir uns auf Mörbraten, Schmalzstullen mit Leberwurst. '''Am dritten Tag''' wurde dann die Blutwurst, Sülze und Tolatsch gekocht. Das übrige Fleisch und die Schinken kamen ins Salzfass. '''Nach 6 Wochen''' wurden die Speckseiten und der Schinken geräuchert. Von dem Pökelfleisch kochte die Mutter schmackhafte Gerichte.''
  
===1933 Vorladung des Malers Hugo Scheele===
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====1933 Vorladung des Malers Hugo Scheele====
  
[https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/K%C3%BCnstler_Insel_Usedom#Scheele.2C_Hugo Hugo Scheele] wurde wegen der Unterstützung der Besitzerin des Inselhofes, Frau Lührsen, nach Stettin vorgeladen. Auch sein Haus in der Waldstraße in Zempin wurde durchsucht.
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:[https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/K%C3%BCnstler_Insel_Usedom#Scheele.2C_Hugo '''Hugo Scheele'''] wurde wegen der Unterstützung der Besitzerin des Inselhofes, Frau '''Lührsen''', nach Stettin vorgeladen. Auch sein Haus in der Waldstraße in Zempin wurde durchsucht.
  
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Datei:1933 Juni.jpg|
 
Datei:1933 Juni.jpg|
 
Datei:1933 Aug 1.jpg|
 
Datei:1933 Aug 1.jpg|
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===1933 Briefpapier mit Werbung===
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====1933 Briefpapier mit Werbung====
  
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Datei:Brief Mann 1933.jpg
 
Datei:Brief Mann 1933.jpg
 
Datei:Brief Mann 1933 a.jpg
 
Datei:Brief Mann 1933 a.jpg
 
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====1934 Urlauber fotografieren====
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Datei:1934 Achterwasser.jpg| am Achterwasser
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Datei:1934 Fischerfamilie Aalschüre ordnen.jpg|Aalschnüre werden geordnet
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Datei:1934 Strandkorb.jpg
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Datei:1934 Seebrücke mit Boot.jpg|Seebrücke Zempin
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Datei:1934 Seebrücke Badende.jpg
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Datei:1934 Ostsee Fischerstrand.jpg
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Datei:1934 Fischer Netze Urlauber.jpg
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Datei:1934 Boot Segel.jpg
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Datei:1934 Boot Paddel.jpg
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===1935 Urlauber fotografieren===
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====1935 Urlauber fotografieren====
  
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Datei:1935 Fischerfrauen Molle.jpg|Fischerfrauen ordnen Aalangeln
 
Datei:1935 Fischerfrauen Molle.jpg|Fischerfrauen ordnen Aalangeln
 
Datei:1935 Haus Achterwasser a.jpg|heute Fischerstraße Pension Achterwasser
 
Datei:1935 Haus Achterwasser a.jpg|heute Fischerstraße Pension Achterwasser
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===1936 Zempin wird militärisches Sperrgebiet===
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====1935 Franzosen Studentenlager im Inselhof====
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;Artikel -  Abelein, Manfred. Die Kulturpolitik des Deutschen Reiches, Wiesbaden 2013, S.134
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:Es soll ein Französischer Minister zu Besuch gewesen sein.
  
Auf dem Areal der heutigen Seestraße wurde von der Wehrmacht 11 ha Waldfläche vermessen und abgeholzt. Dort wurde die [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Zempin_-_Historische_Postkarten#Flak-Unteroffiziersschule Flak-Unteroffiziersschule] errichtet.
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Datei:1935 Inselhof Franzosen.jpg|Bericht von 1935
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Datei:Inselhof m Rand.jpg|Postkarte vom Künstler [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/K%C3%BCnstler_Insel_Usedom#Haacken.2C_Frans Haacken Frans]
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Datei:Rück Graphikkarte Inselhof randlos.jpg|Stempel des Lagers auf Rückseite der Karte
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<center>
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====1936 Bau der Flak-Unteroffiziersschule====
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Datei:Zempin hist. PK 338.jpg|Flak-Unteroffiziersschule
 
Datei:Zugangsmarken Speergebiet Pennemünde.jpeg|Zugangsmarken Sperrgebiet
 
  
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* [https://de.wikipedia.org/wiki/Peenem%C3%BCnde-West Zempin gehörte zu Peenemünde-West bei Wikipedia]
  
Im Jahr 1936 wurde der Norden der Insel Usedom zwischen Wolgast, Peenemünde und Lüttenort (an der schmalsten Stelle der Insel zwischen Zempin und Koserow) zum militärischen Sperrgebiet ernannt. Zugang zu diesem Gebiet hatten nur berechtigte Personen. Darunter zählten die Einwohner der sich darin befindlichen Orte, Angestellte der Heeresversuchsanstalt, sowie militärisches Personal. Für Fremde gab es keine Möglichkeit das Sperrgebiet ohne Sondergenehmigung zu betreten.
+
:Auf dem Areal der heutigen Seestraße wurde von der Wehrmacht 11 ha Waldfläche vermessen und abgeholzt. Dort wurde '''1936''' die Flak-Unteroffiziersschule [[Zempin - Historische Post- und Ansichtskarten#Flak-Unteroffiziersschule|(Siehe Ansichtskarten!)]] / [[Zempin Straßen Wege Häuser#Bilder Flak Schule Zempin|(Siehe Fotos!)]] errichtet.
Reisende mit dem Zug in Richtung Wolgast ohne Sondergenehmigung wurden ab den eigens dafür eingerichteten Haltepunkt am Lüttenort in ihren Zugabteilen eingeschlossen. Erst in Wolgast wurden die Türen wieder geöffnet. Aus Wolgast in Richtung Koserow kommend, folgte das gleiche Spiel. Angeblich soll auch der Künstler Otto Niemeyer Holstein, welcher in Lüttenort wohnhaft war, zeitweise für die Kontrolle der Berechtigungen und Abschluß der Abteile zuständig gewesen sein.
+
:Stationiert war die Marine-Flakschule VIII Lehrgruppe "Schwere Landflak" und später die II. Abteilung der Marine-Flakschule sowie das Marine-Artillerie-Versuchs-Kommando Zempin. Ab dem 30.06.1943 wurde Zempin Standort des Artillerieversuchskommando Flak (A.V.K. Flak).
Von diesem "Bahnhof" / Haltepunkt gibt es bisher keine bekannten Bildaufnahmen.
+
:(Anmerkung: Die Flakschule war eine Abteilung der Marine und hatte mit dem im Jahr 1943 in Zempin stationierten [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Zempin_-_Ortschronik/en#1943_Flagregiment_155_.28W.29_in_Zempin_stationiert Flagregiment 155 (W)], welches für die Erprobung der V1 zuständig war, nichts zu tun.)
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Datei:Zempin hist. PK 338.jpg|Flak-Unteroffiziersschule
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===Zempiner Nußstangen - Produktion/Verkauf===
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====Zempiner Nußstangen - Produktion/Verkauf====
  
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Datei:Nußstange.jpg|süße beliebte Ostsee-Nußstange
 
Datei:Nußstange.jpg|süße beliebte Ostsee-Nußstange
 
Datei:Amtsspeigel 6 1999 Nusstangen 1.jpg|1999 Nr. 6 im Amtsspeigel 1
 
Datei:Amtsspeigel 6 1999 Nusstangen 1.jpg|1999 Nr. 6 im Amtsspeigel 1
Zeile 301: Zeile 403:
 
Datei:Nußstangen Mannschaft extra.jpg|Nußstangen Mannschaft Zempin
 
Datei:Nußstangen Mannschaft extra.jpg|Nußstangen Mannschaft Zempin
 
Datei:Nußstangen Mannschaft Namen.jpg|Namen der Mannschaft
 
Datei:Nußstangen Mannschaft Namen.jpg|Namen der Mannschaft
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===1938 Gäste in Zempin===
+
====1938 Gäste in Zempin====
  
Fotos: Fam. Tirsch
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:Fotos: Fam. '''Tirsch'''
  
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Datei:1938 Frau und Kuh.jpg|Blick zum Achterwasser
 
Datei:1938 Frau und Kuh.jpg|Blick zum Achterwasser
 
Datei:1938 Zickenberg 1.jpg|Pferdewagen
 
Datei:1938 Zickenberg 1.jpg|Pferdewagen
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===Pflichtjahr===
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====Pflichtjahr====
Eva Schmidt geb. Krüger, die Familie hatte 6 Kinder:
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:'''Eva Schmidt''' geb. '''Krüger''', die Familie hatte 6 Kinder:
  
'' Wir gehörten nun zu den kinderreichen Familien. Meiner Mutter wurde das Mutterkreuz verliehen. Diese Medaille habe ich aber bei meiner Mutter nie gesehen. Vom Arbeitsamt wurde uns nun ein Pflichtjahrmädel zugeteilt. ''  
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:'' Wir gehörten nun zu den kinderreichen Familien. Meiner Mutter wurde das Mutterkreuz verliehen. Diese Medaille habe ich aber bei meiner Mutter nie gesehen. Vom Arbeitsamt wurde uns nun ein Pflichtjahrmädel zugeteilt. ''  
  
''Alle weiblichen Schulabgänger mussten ein '''Land- oder Pflichtjahr''' absolvieren. Die Jungen begannen ihre Lehre und nach Beendigung mussten sie dann zum '''Arbeitsdienst'''. Meistens kamen sie dann schon zum Militär und erhielten militärische Ausbildung.''
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:''Alle weiblichen Schulabgänger mussten ein '''Land- oder Pflichtjahr''' absolvieren. Die Jungen begannen ihre Lehre und nach Beendigung mussten sie dann zum '''Arbeitsdienst'''. Meistens kamen sie dann schon zum Militär und erhielten militärische Ausbildung.''
  
 
===Kriegszeiten===
 
===Kriegszeiten===
[[Datei:Luftbild Bombenkrater.jpg|thumb|300px|rechts|16.07.1944 Bombeneinschläge in Zempin]]
 
Eva Schmidt geb. Krüger:
 
  
'' Feste und Feiern wurden immer zu Höhepunkten. Mit wenigen Mitteln und Geldausgaben wurden die Tage begangen. ''  
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:'''Eva Schmidt''' geb. '''Krüger''':
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:'' Feste und Feiern wurden immer zu Höhepunkten. Mit wenigen Mitteln und Geldausgaben wurden die Tage begangen. ''  
  
'' Wir erinnern uns noch oft an die Zeit, als wir mit der Mutter Pilze suchen gingen oder Holz und Kienäpfel sammelten. Bei '''Stromsperren''' saßen wir um das Ofenloch und sahen den knisternden Kienäpfeln zu. Wir sangen bekannte Lieder oder hörten Geschichten. In der Ofenröhre brutzelten die Bratäpfel oder wir rösteten darin die gesammelten Bucheckern.''  
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:'' Wir erinnern uns noch oft an die Zeit, als wir mit der Mutter Pilze suchen gingen oder Holz und Kienäpfel sammelten. Bei '''Stromsperren''' saßen wir um das Ofenloch und sahen den knisternden Kienäpfeln zu. Wir sangen bekannte Lieder oder hörten Geschichten. In der Ofenröhre brutzelten die Bratäpfel oder wir rösteten darin die gesammelten Bucheckern.''  
  
'' Kam dann der Strom wieder, wurden die Kleinen ins Bett gebracht. Die Großen mussten bügeln und die Wäsche ausbessern. Unsere Mutter saß dann an der Nähmaschine, nähte neue Sachen oder besserte alte aus. An die Maschine durften wir nicht. Sie hatte Befürchtungen, dass was kaputt gehen könnte.''  
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:'' Kam dann der Strom wieder, wurden die Kleinen ins Bett gebracht. Die Großen mussten bügeln und die Wäsche ausbessern. Unsere Mutter saß dann an der Nähmaschine, nähte neue Sachen oder besserte alte aus. An die Maschine durften wir nicht. Sie hatte Befürchtungen, dass was kaputt gehen könnte.''  
  
'' Jeden Abend um 22 Uhr wurde im Radio der '''Bombereinflug''' abgehört. Wurde der nordische Raum genannt, gingen die Großen gar nicht erst ins Bett, dann warteten wir auf Fliegeralarm. Gingen die '''Sirenen''' kannte jede ihre Aufgabe und nach kurzer Zeit
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:'' Jeden Abend um 22 Uhr wurde im Radio der '''Bombereinflug''' abgehört. Wurde der nordische Raum genannt, gingen die Großen gar nicht erst ins Bett, dann warteten wir auf Fliegeralarm. Gingen die '''Sirenen''' kannte jede ihre Aufgabe und nach kurzer Zeit fanden sich alle im Hauskeller ein. ''  
fanden sich alle im Hauskeller ein. ''  
 
  
'' Der Großvaterblieb meistens in seiner Wohnung. Er hat nie darüber gesprochen. Einmal war mein Vater auf Urlaub. In der Nacht gab es Alarm. Er holte uns alle in die Ehebetten und sagte: „Wenn es uns treffen soll, sind wir gleich alle weg.“ Er hatte Recht, hätte eine Luftmine unser Haus getroffen, wären wir auch im Keller nicht sicher gewesen.''  
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:'' Der Großvaterblieb meistens in seiner Wohnung. Er hat nie darüber gesprochen. Einmal war mein Vater auf Urlaub. In der Nacht gab es Alarm. Er holte uns alle in die Ehebetten und sagte: „Wenn es uns treffen soll, sind wir gleich alle weg.“ Er hatte Recht, hätte eine Luftmine unser Haus getroffen, wären wir auch im Keller nicht sicher gewesen.''  
  
'' Unser Haus war zum größten Teil mit Soldaten belegt. Alle Zimmer bekamen Kanonenöfen und Feldbetten. Es wurde die Fahrbereitschaft eingerichtet. Wenn nachts nun Fliegeralarm war, wurden die Autos aus der Gefahrenzone gebracht. Dann nahmen uns die Soldaten öfters mit. ''  
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:'' Unser Haus war zum größten Teil mit Soldaten belegt. Alle Zimmer bekamen Kanonenöfen und Feldbetten. Es wurde die Fahrbereitschaft eingerichtet. Wenn nachts nun Fliegeralarm war, wurden die Autos aus der Gefahrenzone gebracht. Dann nahmen uns die Soldaten öfters mit. ''  
  
'' Man rechnete schon mit einem Angriff auf die Abschussrampen oder auf die Flakkaserne.''  
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:'' Man rechnete schon mit einem Angriff auf die Abschussrampen oder auf die Flakkaserne.''  
  
'' Einen Angriff auf '''Peenemünde''' hatten wir ja völlig überrascht erlebt. Wir sahen nachts am Himmel die leuchtenden Tannenbäume (grüne Leuchtkörper wurden am Zielort abgeworfen, die dann die Form eines Tannenbaumes annahmen) stehen und flüchteten in den Keller.''  
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:'' Einen Angriff auf '''Peenemünde''' hatten wir ja völlig überrascht erlebt. Wir sahen nachts am Himmel die leuchtenden Tannenbäume (grüne Leuchtkörper wurden am Zielort abgeworfen, die dann die Form eines Tannenbaumes annahmen) stehen und flüchteten in den Keller.''  
  
'' Die Soldaten im Haus beruhigten uns und gaben uns Anweisungen zum Verhalten. Am nächsten Tag hörten wir die schlimmsten Nachrichten. ''  
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:'' Die Soldaten im Haus beruhigten uns und gaben uns Anweisungen zum Verhalten. Am nächsten Tag hörten wir die schlimmsten Nachrichten. ''  
  
'' Es gab viele Tote, darunter auch meine Freundin Emmi. Der Bunker in dem sie war wurde von einer Luftmine getroffen und alle Insassen wurden getötet. ''  
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:'' Es gab viele Tote, darunter auch meine Freundin Emmi. Der Bunker in dem sie war wurde von einer Luftmine getroffen und alle Insassen wurden getötet. ''  
  
'' Mein Schulfreund Bringfried war in seinem Bunker zwei Tage verschüttet, bevor sie gefunden wurden.''  
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:'' Mein Schulfreund Bringfried war in seinem Bunker zwei Tage verschüttet, bevor sie gefunden wurden.''  
 
   
 
   
'' Um uns vor weiteren Angriffen zu schützen, baute uns unser Opa auf unserem Acker einen Splittergraben. Im Keller war die Sicherheit nicht gegeben. Bei Fliegeralarm versammelten sich dann alle Hausbewohner in dem Bunker oder wir fuhren mit den Soldaten aus dem Ort Richtung Koserow - Kölpinsee.''  
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:'' Um uns vor weiteren Angriffen zu schützen, baute uns unser Opa auf unserem Acker einen Splittergraben. Im Keller war die Sicherheit nicht gegeben. Bei Fliegeralarm versammelten sich dann alle Hausbewohner in dem Bunker oder wir fuhren mit den Soldaten aus dem Ort Richtung Koserow - Kölpinsee.''  
  
'' An einem Tag suchten wir bei Fliegeralarm wieder unseren Bunker auf. Tante Frieda kam schnell mit dem Fahrrad von zu Hause. Sie hatte ein ungutes Gefühl und wollte nicht alleine in ihrem Haus bleiben.''  
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:'' An einem Tag suchten wir bei Fliegeralarm wieder unseren Bunker auf. Tante Frieda kam schnell mit dem Fahrrad von zu Hause. Sie hatte ein ungutes Gefühl und wollte nicht alleine in ihrem Haus bleiben.''  
  
'' Wir hörten schon die Flugzeuge und sahen die silbernen Flugzeuge über uns hinwegfliegen, denn es war am Mittag und es war sonnenklar. Alle verhielten sich ruhig, als auf einmal unsere Flak anfing zu schießen. Einige Flugzeuge drehten ab und ließen ihre '''Bombenlast auf die Flakkaserne''' fallen. Es krachte und durch den Luftdruck wackelte der Bunker und der Sand rieselte durch die Ritzen, aber die Balken hielten stand. ''  
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:'' Wir hörten schon die Flugzeuge und sahen die silbernen Flugzeuge über uns hinwegfliegen, denn es war am Mittag und es war sonnenklar. Alle verhielten sich ruhig, als auf einmal unsere Flak anfing zu schießen. Einige Flugzeuge drehten ab und ließen ihre '''Bombenlast auf die Flakkaserne''' fallen. Es krachte und durch den Luftdruck wackelte der Bunker und der Sand rieselte durch die Ritzen, aber die Balken hielten stand. ''  
  
''Als wir aus dem Bunker kamen, roch die Luft nach Verbrannten. Wir erhielten die Nachricht, dass der östliche Teil des Ortes (Zempin) von einigen Bombern getroffen wurde. Zwei Menschen wurden getötet und einige Häuser teil- oder ganz beschädigt. Tante Frieda Haus hatte einige Risse bekommen und sämtliche Fensterscheiben waren zerstört. Der Sand lag auf sämtlichen Gegenstränden.''
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:''Als wir aus dem Bunker kamen, roch die Luft nach Verbrannten. Wir erhielten die Nachricht, dass der östliche Teil des Ortes (Zempin) von einigen Bombern getroffen wurde. Zwei Menschen wurden getötet und einige Häuser teil- oder ganz beschädigt. Tante Frieda Haus hatte einige Risse bekommen und sämtliche Fensterscheiben waren zerstört. Der Sand lag auf sämtlichen Gegenstränden.''
  
===1940 Gäste im Inselhof===
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====1940 Gäste im Inselhof und am Strand====
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: - Fotos '''Hans Schäfer'''
  
und am Strand - Fotos Hans Schäfer
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Datei:Inselhof 1.jpg|1940 Inselhof Zempin
 
Datei:Inselhof 1.jpg|1940 Inselhof Zempin
 
Datei:Inselhof 2.jpg|1940 Inselhof Zempin
 
Datei:Inselhof 2.jpg|1940 Inselhof Zempin
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===Kinderlandverschickung===
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====Kinderlandverschickung====
  
[[Datei:Zempin KLV Hubertus.jpg |thumb|350px|rechts|Haus Hubertus mit den vielen Kindern]]Während des Zweiten Weltkrieges wurden Erholungseinrichtungen für die Kinderlandverschickung, beginnend 1940 und verstärkt zwischen 1943 bis 1945, genutzt. Die Kinder wurden klassenweise zur Erholung in die Seebäder der Inseln Usedom und Rügen geschickt.  
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[[Datei:Zempin KLV Hubertus.jpg |thumb|350px|rechts|Haus Hubertus mit den vielen Kindern]]
Mitgereiste Lehrerinnen und reaktivierte ältere Lehrer führten den Unterricht durch. Die außerschulische Betreuung übernahmen HJ (Hitlerjugend) und BDM (Bund Deutscher Mädel).
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:Während des Zweiten Weltkrieges wurden Erholungseinrichtungen für die Kinderlandverschickung, beginnend '''1940''' und verstärkt zwischen '''1943 bis 1945''', genutzt. Die Kinder wurden klassenweise zur Erholung in die Seebäder der Inseln Usedom und Rügen geschickt.  
Die Lagermannschaftsführer waren oft noch keine 20 Jahre alt. Sie mussten auch die Versorgung mit Lebensmitteln und die Freizeitgestaltung organisieren.
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:Mitgereiste Lehrerinnen und reaktivierte ältere Lehrer führten den Unterricht durch. Die außerschulische Betreuung übernahmen HJ (Hitlerjugend) und BDM (Bund Deutscher Mädel).
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:Die Lagermannschaftsführer waren oft noch keine 20 Jahre alt. Sie mussten auch die Versorgung mit Lebensmitteln und die Freizeitgestaltung organisieren.
  
Die Kinder sollten besonders aus Industriegebieten und den Städten, die bombardiert wurden, für mehrere Monate in eine ruhigere Umgebung. Es war freiwillig, aber der Gruppenzwang war oft sehr stark. Der Vater war im Krieg, die Mutter weit weg, die Geschwister in anderen Orten. Kinder von 10-14 Jahren hatten oft großes Heimweh und wer sollte die vielen Kinder trösten? Keiner wollte gehänselt werden, musste sich stark zeigen und weinte abends in sein Kopfkissen.
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:Die Kinder sollten besonders aus Industriegebieten und den Städten, die bombardiert wurden, für mehrere Monate in eine ruhigere Umgebung. Es war freiwillig, aber der Gruppenzwang war oft sehr stark. Der Vater war im Krieg, die Mutter weit weg, die Geschwister in anderen Orten. Kinder von 10-14 Jahren hatten oft großes Heimweh und wer sollte die vielen Kinder trösten? Keiner wollte gehänselt werden, musste sich stark zeigen und weinte abends in sein Kopfkissen.
  
[[Datei:Zempin KLV Klasse.jpg |thumb|350px|rechts|Kinder mit Betreuer und Lehrerin]]In Zempin waren Kinder einer Schulklasse aus Pinneberg in der Pension HUBERTUS einquartiert. Nach der Wende kam Frau Inge Versmann aus Pinneberg, die als Kind einige Monate mit ihrer Lehrerin Frau Ziebold in dieser Pension verbracht hatte. Sie übergab Frau Ursula Wengrzin Bilder aus dieser Zeit. Es wurde viel im Gespräch zwischen den Beiden in Erinnerungen gekramt. So sprachen sie auch über die Helferinnen und dass eine Gräfin von Schwerin die Kinder mitbetreut hatte. Daraufhin versuchte 1996 Frau Wengrzin die nette Gräfin aus Schmuggerow von damals zu finden. Über die Ostseezeitung erhielt sie die Adresse des Vaters, Manfred Graf von Schwerin in Bielefeld, der über 100-Jährige gab den Brief weiter an seine Tochter, Rose Irene Meyer zu Schwabedissen, geb. Gräfin von Schwerin, in Achern.
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[[Datei:Zempin KLV Klasse.jpg |thumb|350px|rechts|Kinder mit Betreuer und Lehrerin]]
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:In Zempin waren Kinder einer Schulklasse aus Pinneberg in der Pension HUBERTUS einquartiert. Nach der Wende kam Frau '''Inge Versmann''' aus Pinneberg, die als Kind einige Monate mit ihrer Lehrerin Frau '''Ziebold''' in dieser Pension verbracht hatte. Sie übergab Frau '''Ursula Wengrzin''' Bilder aus dieser Zeit. Es wurde viel im Gespräch zwischen den Beiden in Erinnerungen gekramt. So sprachen sie auch über die Helferinnen und dass eine Gräfin von Schwerin die Kinder mitbetreut hatte. Daraufhin versuchte '''1996''' Frau '''Wengrzin''' die nette Gräfin aus Schmuggerow von damals zu finden. Über die Ostseezeitung erhielt sie die Adresse des Vaters, '''Manfred Graf von Schwerin''' in Bielefeld, der über 100-Jährige gab den Brief weiter an seine Tochter, '''Rose Irene Meyer zu Schwabedissen, geb. Gräfin von Schwerin''', in Achern.
  
Diese antwortete umgehend und erinnerte sich an diese Zeit: ''„ … In meinem Gedächtnis ist deutlich das Bild Ihrer Mutter, aber auch anderer Frauen, wie sie kochten und die unendlichen Mengen Wäsche wuschen. Damals schätze man ja die Arbeit noch nicht richtig ein – aber es muss schon enorm gewesen sein. Und was ich damals auch nicht richtig verstanden habe: wie schwer muss es für die Eltern der Kinder gewesen sein, sich von ihnen zu trennen. Wie viele Eltern mögen gedacht haben: lieber zusammen sterben als Waisen zurücklassen. Sicher war es auch ganz gut, dass wir Helferinnen unbeschwert an unsere Aufgaben gingen, anders hätte man das ja gar nicht leisten können. Aber wenn man bedenkt, wie sorgsam vorgebildet heute Betreuer von Jugendgruppen sein müssen. ….''
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:Diese antwortete umgehend und erinnerte sich an diese Zeit: ''„ … In meinem Gedächtnis ist deutlich das Bild Ihrer Mutter, aber auch anderer Frauen, wie sie kochten und die unendlichen Mengen Wäsche wuschen. Damals schätze man ja die Arbeit noch nicht richtig ein – aber es muss schon enorm gewesen sein. Und was ich damals auch nicht richtig verstanden habe: wie schwer muss es für die Eltern der Kinder gewesen sein, sich von ihnen zu trennen. Wie viele Eltern mögen gedacht haben: lieber zusammen sterben als Waisen zurücklassen. Sicher war es auch ganz gut, dass wir Helferinnen unbeschwert an unsere Aufgaben gingen, anders hätte man das ja gar nicht leisten können. Aber wenn man bedenkt, wie sorgsam vorgebildet heute Betreuer von Jugendgruppen sein müssen. ….''
  
''„Von mir ist zu erzählen, dass ich die Schule fertig gemacht habe, dann RAD (Reichsarbeitsdienst), danach habe ich angefangen zu studieren, aber dann kam 1945 und wir mussten als Gutsbesitzer fort – teils geflüchtet, andere ausgewiesen.
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:''„Von mir ist zu erzählen, dass ich die Schule fertig gemacht habe, dann RAD (Reichsarbeitsdienst), danach habe ich angefangen zu studieren, aber dann kam '''1945''' und wir mussten als Gutsbesitzer fort – teils geflüchtet, andere ausgewiesen.
Ich habe dann einen Arzt geheiratet, der heute noch arbeitet mit 79 Jahren, wir haben 7 Kinder, die alle verheiratet sind und 27 Enkel. Da ist genug Leben. Aber meine Erinnerungen an die Zeit in Zempin die pflege ich ganz still und für mich.“
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:Ich habe dann einen Arzt geheiratet, der heute noch arbeitet mit 79 Jahren, wir haben 7 Kinder, die alle verheiratet sind und 27 Enkel. Da ist genug Leben. Aber meine Erinnerungen an die Zeit in Zempin die pflege ich ganz still und für mich.“
  
In Zempin wurden auch in der Waldstraße die Villa KAGEMANN, das Haus ELISABETH, Villa VINETA und in der Strandstraße das Haus BADER mit Kindern hauptsächlich in den Sommermonaten belegt.
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:In Zempin wurden auch in der Waldstraße die Villa KAGEMANN, das Haus ELISABETH, Villa VINETA und in der Strandstraße das Haus BADER mit Kindern hauptsächlich in den Sommermonaten belegt.
  
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Datei:Hubertus KLV 1938.jpg|1938 Kinderlandverschickung KLV
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Datei:Hubertus KLV 1938.jpg|1938 Kinderlandverschickung KLV Hubertus
 
Datei:Hubertus KLV Brief .jpg| 2017 Erinnerungen - Grüße von der Insel Helgoland
 
Datei:Hubertus KLV Brief .jpg| 2017 Erinnerungen - Grüße von der Insel Helgoland
Datei:Hubertus KLV Stempel.jpg| Stempel mit Lager Nr.
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Datei:Hubertus KLV Stempel.jpg|KLV Lager Hubertus - Stempel mit Lager Nr.
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Datei:Zempin KLV Villa Vineta.jpg|KLV Lager Villa Vineta Stempel
 
Datei:Klv_1942_zempin_Datum.jpg|KLV 1942 Zempin  
 
Datei:Klv_1942_zempin_Datum.jpg|KLV 1942 Zempin  
 
Datei:Klv-1942 zempin1.jpg|1942  
 
Datei:Klv-1942 zempin1.jpg|1942  
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Datei:Klv-1942 zempin6.jpg|1942
 
Datei:Klv-1942 zempin6.jpg|1942
 
Datei:Klv-1942 zempin7.jpg|1942
 
Datei:Klv-1942 zempin7.jpg|1942
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===1943 Flagregiment 155 (W) in Zempin stationiert===
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====1943 Flagregiment 155 (W) in Zempin stationiert====
  
Um die neue "[https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Zempin_-_Ortschronik/en#Fl.C3.BCgelbombe_V1 Wunderwaffe V1]" weiterhin zu erproben und Bedienmannschaften auszubilden, wurde am 13.08.1943 das Lehr- und Erprobungskommando Wachtel für die V1 unter Leitung des Oberst Max Wachtel in Zempin aufgestellt. Im Bereich des heutigen Zeltplatzes in Richtung Zinnowitz wurden dazu 3 Feldstellungen, Richthäuser und Lagerhäuser errichtet. Für den Transport der Waffen und Güter wurde ein umfangreiches Straßennetz aus Beton vom Bahnhof Zempin bis zur Reichsstraße 111 (B111) und in den Zempiner Wald verlegt. Das sich ursprünglich dort befindliche Lokal "Gartenberg" wurde wegen den Baumaßnahmen abgebaut. Der Wald war für die Zempiner Einwohner nicht mehr zugängig. In der Waldstraße wurde der Wald von einem Sicherheitszaun begrenzt.
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:Um die neue "[https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Zempin_-_Ortschronik/en#Fl.C3.BCgelbombe_V1 Wunderwaffe V1]" weiterhin zu erproben und Bedienmannschaften auszubilden, wurde am '''13.08.1943''' das Lehr- und Erprobungskommando Wachtel für die V1 unter Leitung des '''Oberst Max Wachtel''' in Zempin aufgestellt. Im Bereich des heutigen Zeltplatzes in Richtung Zinnowitz wurden dazu 3 Feldstellungen, Richthäuser und Lagerhäuser errichtet. Für den Transport der Waffen und Güter wurde ein umfangreiches Straßennetz aus Beton vom Bahnhof Zempin bis zur Reichsstraße 111 (B111) und in den Zempiner Wald verlegt. Das sich ursprünglich dort befindliche Lokal [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Zempin_-_Historische_Post-_und_Ansichtskarten#Restaurant_.2F_Aussichtsturm_Gartenberg "''Gartenberg''"] wurde wegen den Baumaßnahmen abgebaut. Der Wald war für die Zempiner Einwohner nicht mehr zugängig. In der Waldstraße wurde der Wald von einem Sicherheitszaun begrenzt.
Die Aktivitäten des Flagregiment 155 (W) wurden am 03.06.1944 offiziell beendet.
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:Die Aktivitäten des Flagregiment 155 (W) wurden am '''03.06.1944''' offiziell beendet.
  
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Datei:V1 Zempin a.jpg|Zempin V1 auf der Rampe
 
Datei:V1 Zempin a.jpg|Zempin V1 auf der Rampe
 
Datei:V1 Zempin b.jpg|Zempin Abschussrampe
 
Datei:V1 Zempin b.jpg|Zempin Abschussrampe
 
Datei:V1 Zempin c.jpg|Zempin V1
 
Datei:V1 Zempin c.jpg|Zempin V1
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Datei:Zempin Feldpost 1943.jpg|Feldpost Lehr- und Erprobungskommando Wachtel 1943
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Datei:Zempin Standort V1.jpg|Standort - Gebäude der V1 Stellung in Zempin
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====1943 Zempin wird militärisches Sperrgebiet====
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Datei:Zugangsmarken Speergebiet Pennemünde.jpeg|Zugangsmarken Sperrgebiet
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:In der Nacht vom 17. zum 18. August 1943 erfolgt der Fliegerangriff auf Peenemünde. Im Verlauf der Sicherungsmaßnahmen für Peenemünde wird der Norden der Insel Usedom zwischen Wolgast, Peenemünde und Lüttenort (an der schmalsten Stelle der Insel zwischen Zempin und Koserow) zum Sperrgebiet erklärt, für Ein- u. Ausreise gelten besondere Ausweise.
 +
:Zugang zu diesem Gebiet hatten nur berechtigte Personen. Darunter zählten die Einwohner der sich darin befindlichen Orte, Angestellte der Heeresversuchsanstalt, sowie militärisches Personal. Für Fremde gab es keine Möglichkeit das Sperrgebiet ohne Sondergenehmigung zu betreten.
 +
:Reisende mit dem Zug in Richtung Wolgast ohne Sondergenehmigung wurden ab den eigens dafür eingerichteten Haltepunkt am Lüttenort in ihren Zugabteilen eingeschlossen. Erst in Wolgast wurden die Türen wieder geöffnet. Aus Wolgast in Richtung Koserow kommend, folgte das gleiche Spiel. Angeblich soll auch der Künstler '''[https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/K%C3%BCnstler_Insel_Usedom#Niemeyer-Holstein.2C_Otto Otto Niemeyer-Holstein]''', welcher in Lüttenort wohnhaft war, zeitweise für die Kontrolle der Berechtigungen und Abschluß der Abteile zuständig gewesen sein.
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:Von diesem "Bahnhof" / Haltepunkt gibt es bisher keine bekannten Bildaufnahmen.
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[[Datei:Zempin 1945 Aufenthalts-Ausweis.jpg|350px]]
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[[Datei:Zempin 1945 Aufenthalts-Ausweis Rück.jpg|350px]]
  
'''1944'''  Bomben fallen auf Zempin, Tote sind zu beklagen. Gedenkstein auf dem Friedhof für die Opfer des II. Weltkrieges und für die unbekannten  Minenopfer an der schmalsten Stelle der Insel.
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Aufenthaltsausweis
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;1944
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:Bomben fallen auf Zempin, Tote sind zu beklagen. Gedenkstein auf dem Friedhof für die Opfer des II. Weltkrieges und für die unbekannten  Minenopfer an der schmalsten Stelle der Insel.
  
* [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Zempin_-_Ortschronik/en#Kriegszeiten Bild der Bombeneinschläge]
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[[Datei:Luftbild Bombenkrater.jpg|500px|center]]
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<center>'''16.07.1944''' Bombeneinschläge in Zempin</center>
  
 
===Kriegsende 1945===
 
===Kriegsende 1945===
  
Bericht des 17-jährigen Gerhard Wolf * 06.05.1928 in Großolbersdorf &#8224; 10.09.1998 in Zschopau
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:Bericht des 17-jährigen Gerhard Wolf * 06.05.1928 in Großolbersdorf &#8224; 10.09.1998 in Zschopau
  
''„... Ich musste in Tutow am 2. Osterfeiertag, den 03.04.1945, Pferde beschlagen. Die anderen Soldaten waren im Kino. Nur die Wache war noch im Objekt. Wir waren auf dem Weg nach Bannemin auf Usedom. In Bannemin habe ich nachts einen hellen Feuerstrahl aufsteigen sehen, und eine rote „Kugel“ flog danach in Richtung Westen. Ich wusste damals nicht, was es war. Es waren V-Raketen, die in Peenemünde abgeschossen wurden, Hitlers Geheimwaffen. Hier waren wir einige Tage stationiert. Von Bannemin aus habe ich die Sprengung der Brücke zwischen Wolgast und Usedom miterlebt. Mein Klassenkamerad Karl Weber (Paulus Karl genannt) soll als Pionier bei dieser Sprengung dabei gewesen sein. '''Er hatte vom 25.-28.04.1945 eine Brücke zur Sprengung über die Ziese mit vorbereitet.'''''  
+
::''„... Ich musste in Tutow am 2. Osterfeiertag, den 03.04.1945, Pferde beschlagen. Die anderen Soldaten waren im Kino. Nur die Wache war noch im Objekt. Wir waren auf dem Weg nach Bannemin auf Usedom. In Bannemin habe ich nachts einen hellen Feuerstrahl aufsteigen sehen, und eine rote „Kugel“ flog danach in Richtung Westen. Ich wusste damals nicht, was es war. Es waren V-Raketen, die in Peenemünde abgeschossen wurden, Hitlers Geheimwaffen. ::Hier waren wir einige Tage stationiert. Von Bannemin aus habe ich die Sprengung der Brücke zwischen Wolgast und Usedom miterlebt. Mein Klassenkamerad Karl Weber (Paulus Karl genannt) soll als Pionier bei dieser Sprengung dabei gewesen sein. '''Er hatte vom 25.-28.04.1945 eine Brücke zur Sprengung über die Ziese mit vorbereitet.'''''  
  
''Davor war ich in Bannemin und auch in Krummin, wo ich erstmals Gefechte mit den Russen auf dem Achterwasser erlebt habe. Danach wurden wir über Trassenheide nach Peenemünde an die äußerste Westspitze der Insel Usedom verlegt. Auf dem gegenüberliegenden Festland waren schon die Russen zu hören. Es wurde für uns kritisch. Wir waren eingekesselt. Schnell ging es zurück nach Trassenheide. Wir übernachteten in einer Scheune. Früh liefen wir weiter nach Zinnowitz. Wir rannten in Zinnowitz einen Berg hoch, rechts unterhalb lagen Tennisplätze. Auf der Anhöhe war eine Flakstellung. Dort gab es am Vormittag einen Fliegerangriff. Gegen 14 Uhr kamen uns zwei Obergefreite am Strand entgegen gelaufen. Sie fragten uns, wo wir hin wollten und riefen: „Die Russen sind auf der Insel. Kommt, wir müssen abhauen!“ Diese beiden Obergefreiten, ein 16jähriger Soldat und ich rannten zum Strand in die '''Nähe von Zempin. Fischerboote lagen dort auf Rollen'''. Wir schoben ein Boot ins Wasser und ruderten mit letzter Kraft auf das offene Meer. Dabei wurden wir noch von eigenen Leuten bemerkt und auch sofort beschossen, die Kugeln aber klatschten vor uns ins Wasser.''  
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::''Davor war ich in Bannemin und auch in Krummin, wo ich erstmals Gefechte mit den Russen auf dem Achterwasser erlebt habe. Danach wurden wir über Trassenheide nach Peenemünde an die äußerste Westspitze der Insel Usedom verlegt. Auf dem gegenüberliegenden Festland waren schon die Russen zu hören. Es wurde für uns kritisch. Wir waren eingekesselt. Schnell ging es zurück nach Trassenheide. Wir übernachteten in einer Scheune. Früh liefen wir weiter nach Zinnowitz. Wir rannten in Zinnowitz einen Berg hoch, rechts unterhalb lagen Tennisplätze. Auf der Anhöhe war eine Flakstellung. Dort gab es am Vormittag einen Fliegerangriff. Gegen 14 Uhr kamen uns zwei Obergefreite am Strand entgegen gelaufen. Sie fragten uns, wo wir hin wollten und riefen: „Die Russen sind auf der Insel. Kommt, wir müssen abhauen!“ Diese beiden Obergefreiten, ein 16jähriger Soldat und ich rannten zum Strand in die '''Nähe von Zempin. Fischerboote lagen dort auf Rollen'''. Wir schoben ein Boot ins Wasser und ruderten mit letzter Kraft auf das offene Meer. Dabei wurden wir noch von eigenen Leuten bemerkt und auch sofort beschossen, die Kugeln aber klatschten vor uns ins Wasser.''  
  
'' Wir sind mit großer Anstrengung bis zur [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Greifswalder_Oie Greifswalder Oie] gerudert. Dort waren deutsche Soldaten ebenfalls dabei zu fliehen. Mit einem Motorboot sind wir mit denen in See gestochen. Auf See wurden wir dann von einem deutschen Schiff aufgenommen, das mit Flüchtlingen aus dem Osten kam. ...“''  
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::'' Wir sind mit großer Anstrengung bis zur [[Greifswalder Oie]] gerudert. Dort waren deutsche Soldaten ebenfalls dabei zu fliehen. Mit einem Motorboot sind wir mit denen in See gestochen. Auf See wurden wir dann von einem deutschen Schiff aufgenommen, das mit Flüchtlingen aus dem Osten kam. ...“''  
  
Auch wenn es noch viele Umwege gab, bis der 17-Jährige wieder in seinem Heimatort am 31.05.1945 wohlbehalten ankam, so erzählte er später alles seinem Sohn. Dieser erkundigte sich in den letzten Jahren, ob wir in Zempin noch feststellen könnten, '''wem das Boot gehört hatte.''' Gern hätte er sich '''bedankt, dass seinem Vater die Flucht mit dem Boot gelungen war'''. Leider war das nicht mehr möglich.
+
:Auch wenn es noch viele Umwege gab, bis der 17-Jährige wieder in seinem Heimatort am 31.05.1945 wohlbehalten ankam, so erzählte er später alles seinem Sohn. Dieser erkundigte sich in den letzten Jahren, ob wir in Zempin noch feststellen könnten, '''wem das Boot gehört hatte.''' Gern hätte er sich '''bedankt, dass seinem Vater die Flucht mit dem Boot gelungen war'''. Leider war das nicht mehr möglich.
  
[https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Zempin_Lebensl%C3%A4ufe#Erwin_Sch.C3.BCtt Erwin Schütt] beschreibt, dass Boote am Kriegsende nicht mehr zu finden waren
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:[https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Zempin_Lebensl%C3%A4ufe#Sch.C3.BCtt.2C_Erwin Erwin Schütt] beschreibt, dass Boote am Kriegsende nicht mehr zu finden waren
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[[Kategorie:Zeitzeugnis 1945]]
  
 
==SBZ und DDR (1945-1990)==
 
==SBZ und DDR (1945-1990)==
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'''1946'''
 
'''1946'''
Eva Schmidt geb. Krüger (geb. 1930):
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:Eva Schmidt geb. Krüger (geb. 1930):
  
<i>"In Peenemünde begann die Demontage der V-Waffen. Alle arbeitsfähigen Leute hatten sich zu melden. Wir wurden in Kolonnen eingeteilt. Ich kam erst zur der Truppe, die die Zinnowitzer Brücke (Eisenbahnbrücke zwischen Zinnowitz und Zempin) aufbauen sollten. Wir mussten immer 4 Frauen die Bahnschwellen transportieren, die die Männer dann aufsetzten, um erst einmal eine provisorische Brücke zu errichten. Es war nass und kalt, dazu fehlte die passende Bekleidung und auch Schuhwerk. Mein Onkel Walter gab mir ein Paar Stiefel von seinem Sohn Heinz. Sie waren viel zu groß, aber mit ein Paar Socken hatte ich warme Füße. Die Schwellen waren von der Feuchtigkeit durchzogen und sehr schwer, aber wir mussten es ja packen. Als dann die ersten Züge über die Brücke rollten, wurden wir nach Peenemünde beordert. Später wurde die Holzbrücke durch eine Betonbrücke ersetzt, die heute noch in Betrieb ist.
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::<i>"In Peenemünde begann die Demontage der V-Waffen. Alle arbeitsfähigen Leute hatten sich zu melden. Wir wurden in Kolonnen eingeteilt. Ich kam erst zur der Truppe, die die Zinnowitzer Brücke (Eisenbahnbrücke zwischen Zinnowitz und Zempin) aufbauen sollten. Wir mussten immer 4 Frauen die Bahnschwellen transportieren, die die Männer dann aufsetzten, um erst einmal eine provisorische Brücke zu errichten. Es war nass und kalt, dazu fehlte die passende Bekleidung und auch Schuhwerk. Mein Onkel Walter gab mir ein Paar Stiefel von seinem Sohn Heinz. Sie waren viel zu groß, aber mit ein Paar Socken hatte ich warme Füße. ::Die Schwellen waren von der Feuchtigkeit durchzogen und sehr schwer, aber wir mussten es ja packen. Als dann die ersten Züge über die Brücke rollten, wurden wir nach Peenemünde beordert. Später wurde die Holzbrücke durch eine Betonbrücke ersetzt, die heute noch in Betrieb ist.
  
In Peenemünde wurden wir jeden Morgen einer Kolonne zugeteilt. Entweder kamen wir in die Waschküche und mussten Soldatenwäsche waschen oder wir mussten das Krankenrevier reinigen. Ein Soldat bewachte uns und sicherte nun so Übergriffe.
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::In Peenemünde wurden wir jeden Morgen einer Kolonne zugeteilt. Entweder kamen wir in die Waschküche und mussten Soldatenwäsche waschen oder wir mussten das Krankenrevier reinigen. ::Ein Soldat bewachte uns und sicherte nun so Übergriffe.
  
Manchmal blieben wir auch bei der Kolonne, dann mussten wir Kabel freilegen und aufrollen auf große Kabelrollen, die Arbeit war schon schwer, aber am schwersten war das Verladen von Bahnschienen. Ein Aufseher überwachte uns und trieb zur Eile an.  
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::Manchmal blieben wir auch bei der Kolonne, dann mussten wir Kabel freilegen und aufrollen auf große Kabelrollen, die Arbeit war schon schwer, aber am schwersten war das Verladen von Bahnschienen. Ein Aufseher überwachte uns und trieb zur Eile an.  
  
Mittags gab es immer ein Kochgeschirr voll Kohlsuppe oder Hirsebrei, dazu einen Kanten Brot. Den nahm ich oft für meine Geschwister mit nach Hause."</i>
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::Mittags gab es immer ein Kochgeschirr voll Kohlsuppe oder Hirsebrei, dazu einen Kanten Brot. Den nahm ich oft für meine Geschwister mit nach Hause."</i>
  
'''1948''' Gründung der Genossenschaft werktätiger Fischer (FWG), daraus 1960 Gründung der Fischerei – Produktions – Genossenschaft (FPG) „Gold des Meeres“ besteht bis 1992.  
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;1948  
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:Gründung der Genossenschaft werktätiger Fischer (FWG), daraus 1960 Gründung der Fischerei – Produktions – Genossenschaft (FPG) „Gold des Meeres“ besteht bis 1992.  
  
'''Haushaltsplan Gemeinde Zempin'''
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:;Haushaltsplan Gemeinde Zempin
  
'''1948''' -  36.000 &#x211B;&#x2133;
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:'''1948''' -  36.000 &#x211B;&#x2133;
  
'''1949''' -  34.400 DM
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:'''1949''' -  34.400 DM
  
 
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===Ausstellung "Die Fünfziger Jahre" in Zempin / Usedom===
 
===Ausstellung "Die Fünfziger Jahre" in Zempin / Usedom===
  
Diese Aufnahmen hat der Zempiner Peter Schröder (*1942) in seiner Jugendzeit aufgenommen. Die Jugendlichen waren in einer Arbeitsgemeinschaft "Junge Fotografen". Im Jahr 2004 wurden diese Bilder in einer Ausstellung in "Uns olle Schaul" Zempin gezeigt.
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:Diese Aufnahmen hat der Zempiner Peter Schröder (*1942) in seiner Jugendzeit aufgenommen. :Die Jugendlichen waren in einer Arbeitsgemeinschaft "Junge Fotografen". Im Jahr 2004 wurden diese Bilder in einer Ausstellung in "Uns olle Schaul" Zempin gezeigt.
  
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Datei:001 a.jpg
 
Datei:001 a.jpg
 
Datei:002 7.Klasse55.JPG
 
Datei:002 7.Klasse55.JPG
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===1951 Gäste fotografieren===
 
===1951 Gäste fotografieren===
  
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Datei:1951 Zem002.jpg|1951 Peenestraße große Weide
 
Datei:1951 Zem002.jpg|1951 Peenestraße große Weide
 
Datei:1951 Zem003.jpg|1951 Peenestraße vom Achterwasser aus
 
Datei:1951 Zem003.jpg|1951 Peenestraße vom Achterwasser aus
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===1951 Gäste aus Jena===
 
===1951 Gäste aus Jena===
  
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Datei:1951 Peenestr.jpg|1951 Peenestraße
 
Datei:1951 Peenestr.jpg|1951 Peenestraße
 
Datei:1951 Peenestr 21.jpg| Nr. 21
 
Datei:1951 Peenestr 21.jpg| Nr. 21
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===1953 [https://de.wikipedia.org/wiki/Aktion_Rose "Aktion Rose"] an der Ostsee===
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:Enteigung der Pensionen und Hotels - man versuchte Wirtschaftsvergehen nachzuweisen. In Zempin Familie Schröder - Besitzer des '''Waldhauses''' wurden vertrieben.
  
'''1956''' Entstehung des [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Ortschronik_Zempin#Campingplatz_Zempin Campingplatzes]
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:{| class="wikitable sortable center"
 
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|+ Betriebsferienheime unter Leitung des FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) entstanden in Zempin.
===1953===
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! Betriebsferienheime - Seestraße !! Betriebsferienheime im Ort
[https://de.wikipedia.org/wiki/Aktion_Rose '''"Aktion Rose"'''] an der Ostsee - Enteigung der Pensionen und Hotels - man versuchte Wirtschaftsvergehen nachzuweisen. In Zempin Familie Schröder - Besitzer des '''Waldhauses''' wurden vertrieben.
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| Walzwerk Burg || Konsum Berlin Fischerstraße
;Betriebsferienheime unter Leitun dse FDGB (Freier Deutscher Gewerkschsftabund) entstanden in Zempin.
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|-
 
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| Wälzlagerwerk Fraureuth || Reichsbahndirektion – Pommernhaus Waldstr.
;Betriebsferienheime - Seestraße:
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| Magdeburger Armaturenwerke || Getreidewerke Angermünde, (Inselhof)
:Walzwerk Burg –  
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|-
:Wälzlagerwerk Fraureuth
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| Melioration Cottbus || Elektromotorenwerke Thurm, (Inselhof)
:Magdeburger Armaturenwerke
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|-
:Melioration Cottbus
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| Handwerkskammer Gera || Hochschule für Staat und Recht Babelsberg (Inselhof)
:Handwerkskammer Gera
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|-
:Tierzucht Neubrandenburg
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| Tierzucht Neubrandenburg ||
:Armaturenwerke Halle
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|-
:Heilstätten Zschadraß
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| Armaturenwerke Halle ||
:Zuckerfabrik Jarmen
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|-
:Knäckewerke Burg
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| Heilstätten Zschadraß ||
:Kreiskrankenhaus Oschatz
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|-
 
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| Zuckerfabrik Jarmen ||
;Betriebsferienheime im Ort:
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| Knäckewerke Burg ||
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| Kreiskrankenhaus Oschatz ||
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|}
  
:Konsum Berlin – Fischerstraße
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;1956
:Reichsbahndirektion – Pommernhaus Waldstr.
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:Entstehung des [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Zempin_-_Ortschronik/en#Campingplatz_Zempin Zempin Campingplatzes]
:Getreidewerke Angermünde, (Inselhof)
 
:Elektromotorenwerke Thurm, (Inselhof)
 
:Hochschule für Staat und Recht Babelsberg (Inselhof)
 
  
===1963 Reisebüro Gäste===
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;1963 Reisebüro Gäste
Neben der Vermietung über den FDGB gab es auch noch eine kleine Anzahl von Gästen, die über das REISEBÜRO vermittelt und betreut wurden. In Zempin war auch eine Betreuungsstelle.
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:Neben der Vermietung über den FDGB gab es auch noch eine kleine Anzahl von Gästen, die über das REISEBÜRO vermittelt und betreut wurden. In Zempin war auch eine Betreuungsstelle.
  
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Datei:1963 Reisebüro DER Umschlag.jpg |<center>Umschlag für Papiere</center>
 
Datei:1963 Reisebüro DER Umschlag.jpg |<center>Umschlag für Papiere</center>
 
Datei:1963 Reisebüro DER Zempin 1.jpg |<Center>1963</center>
 
Datei:1963 Reisebüro DER Zempin 1.jpg |<Center>1963</center>
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Datei:1963 DER Befragung hinten.jpg |<center>Befragung Rückseite</center>
 
Datei:1963 DER Befragung hinten.jpg |<center>Befragung Rückseite</center>
 
Datei:Reisebüro Zempin 1.JPG|<center>Schild am Haus der Beauftragten in Zempin</center>
 
Datei:Reisebüro Zempin 1.JPG|<center>Schild am Haus der Beauftragten in Zempin</center>
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===1967 Kinderkrippe eröffnet===
 
===1967 Kinderkrippe eröffnet===
  
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Datei:Kinderkrippe 1967.jpg|1967 Kinderkrippe Zempin
 
Datei:Kinderkrippe 1967.jpg|1967 Kinderkrippe Zempin
 
Datei:Kinderkrippe 1967 Text.jpg|1967 Kinderkrippe Namen
 
Datei:Kinderkrippe 1967 Text.jpg|1967 Kinderkrippe Namen
 
Datei:Kinderkrippe Zempin Eröffnung 1967 a.jpg|1967 Kinderkrippe Zempin
 
Datei:Kinderkrippe Zempin Eröffnung 1967 a.jpg|1967 Kinderkrippe Zempin
 
Datei:Kinderkrippe Zempin Eröffnung 1967 Text.jpg|1967 Kinderkrippe Namen
 
Datei:Kinderkrippe Zempin Eröffnung 1967 Text.jpg|1967 Kinderkrippe Namen
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'''1967''' Haushaltsplan  
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;1967 Haushaltsplan, Bautätigkeit
  
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Datei:1967 Volkswirtschaftplan Titel.jpg| 1967 Volkswirtschaftsplan Zempin pdf|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/2/2d/1967_Volkswirtschaftsplan_Zempin.pdf
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Datei:1967 Volkswirtschaftplan Titel.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/2/2d/1967_Volkswirtschaftsplan_Zempin.pdf |[[medium:1967_Volkswirtschaftsplan_Zempin.pdf|1967 Volkswirtschaftsplan Zempin pdf]]
Datei:1967 Wohnraum Norm.jpg|1967 Wohnraum Norm für Personen pdf|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/2/20/1967_Wohnraum_Belegungsnormen.pdf
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Datei:1967 Wohnraum Norm.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/2/20/1967_Wohnraum_Belegungsnormen.pdf |[[medium:1967_Wohnraum_Belegungsnormen.pdf|1967 Wohnraum Norm für Personen pdf]]
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Datei:1945 -1977 Bautätigkeit in Zempin.jpg|1945 - 1977 Bautätigkeit in Zempin
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===FDGB Urlauber===
 
===FDGB Urlauber===
  
aus Leipzig im "Ernst Kamieth" in der Waldstaße. Die Betriebe vergaben diese Urlaubsplätze mit der Gewerkschaft.
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:aus Leipzig im "Ernst Kamieth" in der Waldstraße. Die Betriebe vergaben diese Urlaubsplätze über die Gewerkschaft.
  
 
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1982 Zempiner FKK Strand im "Baden Ohne"  
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;1982 Zempiner FKK Strand im "''Baden Ohne''"  
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Datei:Zempin Baden Ohne DDR 1982-Bild1.jpeg
 
Datei:Zempin Baden Ohne DDR 1982-Bild1.jpeg
 
Datei:Zempin Baden Ohne DDR 1982-Bild2.jpeg
 
Datei:Zempin Baden Ohne DDR 1982-Bild2.jpeg
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;1986
 
;1986
: Baubeginn der Kanalisation. Alles wurde außerhalb der Straße geplant, da eine Herstellung der Straße nach dem Bau aufgrund von Mangel an Baustoffen nicht möglich war. Da es keine Pumpen gab, wurde die Kanalisation mit normalem Gefälle gebaut. Dabei kam man auf bis zu 4 m Tiefe.
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:Baubeginn der Kanalisation. Alles wurde außerhalb der Straße geplant, da eine Herstellung der Straße nach dem Bau aufgrund von Mangel an Baustoffen nicht möglich war. Da es keine Pumpen gab, wurde die Kanalisation mit normalem Gefälle gebaut. Dabei kam man auf bis zu 4 m Tiefe.
  
 
===Fischereigenossenschaft - Erläuterungen vom Fischer Konrad Tiefert===  
 
===Fischereigenossenschaft - Erläuterungen vom Fischer Konrad Tiefert===  
Auszug aus dem Artikel „Fischerdorf Zempin“:
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[[Datei:1949 FPG Zempin .jpg|thumb|200px|rechts|1949 FPG Zempin Verarbeitung]]
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[[Datei:1949 FPG Belegschaft Verarbeitung.jpg|thumb|200px|rechts|1. Mai 1949 Belegschaft Verarbeitung]]
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[[Datei:Fisch 01.jpg|thumb|200px|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/6/63/Zempin_Fisch_Genossenschaft_Wert_01.07.1990.pdf|[[medium:Zempin_Fisch_Genossenschaft_Wert_01.07.1990.pdf|Fischgenossenschaft Zempin Währungsumstellung auf DM Juli 1990 Genossenschaft i.G. - pdf]]]]
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:Auszug aus dem Artikel „Fischerdorf Zempin“:
  
<i>Vom damaligen Staat, der DDR, gefördert, kam es 1948 zur Gründung einer Genossenschaft GmbH. Die Fischer der Orte Zinnowitz, Zempin, Koserow, Loddin, Kölpinsee und Ückeritz schlossen sich zu dieser Vereinigung zusammen. Sitz wurde Zempin. Einige Räume einer ehemaligen Fabrik für Zuckerstangen (Nussstangen) wurden als Grundlage genutzt.
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::<i>Vom damaligen Staat, der DDR, gefördert, kam es 1948 zur Gründung einer Genossenschaft GmbH. Die Fischer der Orte Zinnowitz, Zempin, Koserow, Loddin, Kölpinsee und Ückeritz schlossen sich zu dieser Vereinigung zusammen. Sitz wurde Zempin. Einige Räume einer ehemaligen Fabrik für Zuckerstangen (Nussstangen) wurden als Grundlage genutzt.
  
Da es kurz danach zu einer Geldentwertung kam, war die Finanzgrundlage sehr schlecht. Ein sehr tüchtiger Geschäftsführer brachte trotz aller Hindernisse diese GmbH auf die Beine. Ein Fischverarbeitungsbetrieb entwickelte sich. Es sollte gesalzen, geräuchert und mariniert werden. Einige Männer, vor allem aber Frauen, wurden als Arbeitskräfte eingestellt. Mit günstigen Bankkrediten und guter Organisation ließ sich schon etwas machen.
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::Da es kurz danach zu einer Geldentwertung kam, war die Finanzgrundlage sehr schlecht. Ein sehr tüchtiger Geschäftsführer brachte trotz aller Hindernisse diese GmbH auf die Beine. ::Ein Fischverarbeitungsbetrieb entwickelte sich. Es sollte gesalzen, geräuchert und mariniert werden. Einige Männer, vor allem aber Frauen, wurden als Arbeitskräfte eingestellt. Mit günstigen Bankkrediten und guter Organisation ließ sich schon etwas machen.
  
Der Grundgedanke bei der Gründung dieser Genossenschaft war, den Fisch vom Erzeuger so billig wie möglich an den Verbraucher zu bringen. Ein ausgearbeitetes Statut legte die Pflichten und Rechte der Mitglieder fest. Das eingerichtete Büro übernahm die Schreibarbeiten und die Netz- und Materialbestellung. Zum Anfang wurden die Betriebe, die Netze herstellten, direkt angeschrieben. Die Belieferung war aber nicht ausreichend. Dann kam es zu einer Fischerei-Material-Ausleihe und Beschaffungsstation in Karlshagen, die die Belieferung an die Genossenschaften übernahm. Aber nach wie vor musste alles genau auf die einzelnen Fischer verteilt werden. Noch waren es Baumwollnetze, Sisal- und Hanfsimme. Doch dann kamen Netze und Simme aus Dederon (Name von DDRon = Nylon) auf, die Netze waren aber nicht knotenfest. Die Fischer waren davon nicht begeistert. Außerdem waren die Fänge nicht höher als auf Baumwollnetzen. Nach vielen Verhandlungen und Versuchen mit den Herstellern wurden die Netze knotenfester.  
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::Der Grundgedanke bei der Gründung dieser Genossenschaft war, den Fisch vom Erzeuger so billig wie möglich an den Verbraucher zu bringen. Ein ausgearbeitetes Statut legte die Pflichten und Rechte der Mitglieder fest. Das eingerichtete Büro übernahm die Schreibarbeiten und die Netz- und Materialbestellung. Zum Anfang wurden die Betriebe, die Netze herstellten, direkt angeschrieben. Die Belieferung war aber nicht ausreichend. Dann kam es zu einer Fischerei-Material-Ausleihe und Beschaffungsstation in Karlshagen, die die Belieferung an die Genossenschaften übernahm. Aber nach wie vor musste alles genau auf die einzelnen Fischer verteilt werden. Noch waren es Baumwollnetze, Sisal- und Hanfsimme. Doch dann kamen Netze und Simme aus Dederon (Name von DDRon = Nylon) auf, die Netze waren aber nicht knotenfest. Die Fischer waren davon nicht begeistert. Außerdem waren die Fänge nicht höher als auf Baumwollnetzen. Nach vielen Verhandlungen und Versuchen mit den Herstellern wurden die Netze knotenfester.  
  
Die Sollbeauflagung des einzelnen Fischers wurde erhöht, sein Verdienst wurde besser. Aber es brachte auch mehr Arbeit für die Frauen, durch das Auspulen (Auspflücken der einzelnen Fische aus den Maschen der Netze) aus den feinen Netzen. Es mussten oft Hilfskräfte, meist Frauen, hinzugezogen werden.
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::Die Sollbeauflagung des einzelnen Fischers wurde erhöht, sein Verdienst wurde besser. Aber es brachte auch mehr Arbeit für die Frauen, durch das Auspulen (Auspflücken der einzelnen Fische aus den Maschen der Netze) aus den feinen Netzen. Es mussten oft Hilfskräfte, meist Frauen, hinzugezogen werden.
  
Es wurde eine Ablieferungsstelle eingerichtet, wo der Fisch hingefahren wurde. Die Genossenschaft hatte dazu Pferd und Wagen für Zempin angeschafft. Es gab ziemlich oft Schwierigkeiten mit dem Weitertransport. Die Tische zum Abpflücken standen zu der Zeit unterhalb der Dünen, wo die Fischerfrauen arbeiten mussten, auch bei schlechtem Wetter.
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::Es wurde eine Ablieferungsstelle eingerichtet, wo der Fisch hingefahren wurde. Die Genossenschaft hatte dazu Pferd und Wagen für Zempin angeschafft. Es gab ziemlich oft Schwierigkeiten mit dem Weitertransport. Die Tische zum Abpflücken standen zu der Zeit unterhalb der Dünen, wo die Fischerfrauen arbeiten mussten, auch bei schlechtem Wetter.
  
Der erste Geschäftsführer war bei Nacht und Nebel nach Westdeutschland verschwunden, ein neuer kam, ein kluger Mann, aber leider dem Alkohol zugetan. Vorstand und Vorsitzender waren Fischer, ebenso im Aufsichtsrat. In gemeinsamen Sitzungen wurden die anfallenden Probleme durchgesprochen.
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::Der erste Geschäftsführer war bei Nacht und Nebel nach Westdeutschland verschwunden, ein neuer kam, ein kluger Mann, aber leider dem Alkohol zugetan. Vorstand und Vorsitzender waren Fischer, ebenso im Aufsichtsrat. In gemeinsamen Sitzungen wurden die anfallenden Probleme durchgesprochen.
  
Als kulturelle Veranstaltungen gab es Fischerfeste mit Tanz und einigen Darbietungen. Zu den großen Fischereikonferenzen vom damaligen Bezirk Rostock, wurden einige Fischerkollegen delegiert. Der Verarbeitungsbetrieb wurde weiter ausgebaut und arbeitete vielfach mit Bankkrediten. Die Frauen arbeiteten in Stundenlohn.
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::Als kulturelle Veranstaltungen gab es Fischerfeste mit Tanz und einigen Darbietungen. Zu den großen Fischereikonferenzen vom damaligen Bezirk Rostock, wurden einige Fischerkollegen delegiert. Der Verarbeitungsbetrieb wurde weiter ausgebaut und arbeitete vielfach mit Bankkrediten. Die Frauen arbeiteten in Stundenlohn.
  
Langsam hatte sich alles weiter entwickelt, auch einige neue Motoren und Maschinen wurden angeschafft, neue Boote gebaut. Aber das genügte den übergeordneten Stellen noch nicht, denn die Produktionsmittel blieben Privateigentum der Fischer. Ziel war es, alle Boote usw. in Genossenschaftseigentum zu übernehmen. Viel wurde geredet, diskutiert und gestritten. Einige Fischer von Kölpinsee ließen sich überzeugen. So kam es im Januar 1960 dort in Kölpinsee zur Gründung einer F.P.G. (Fischerei Produktions-Genossenschaft). Der Staat wollte diese Entwicklung besonders fördern. Die Zempiner Fischer standen diesem Vorhaben anfangs ziemlich ablehnend gegenüber. Nach etlichen Diskussionen kam es nach drei Monaten zum Beitritt der Zempiner und der anderen Fischerkollegen der ehemaligen F.W.G. zur neuen FPG. Sie bekam den schönen Namen „Gold des Meeres“, auf Vorschlag des Fischerkollegen Paul Will. Ein neues Statut regelte auch hier die Pflichten und Rechte der Mitglieder. Die Frauen des Betriebes und auch Fischerfrauen konnten Mitglied werden. Diese FPG entwickelte sich durch die staatliche Förderung sehr gut.  
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::Langsam hatte sich alles weiter entwickelt, auch einige neue Motoren und Maschinen wurden angeschafft, neue Boote gebaut. Aber das genügte den übergeordneten Stellen noch nicht, denn die Produktionsmittel blieben Privateigentum der Fischer. Ziel war es, alle Boote usw. in Genossenschaftseigentum zu übernehmen. Viel wurde geredet, diskutiert und gestritten. Einige Fischer von Kölpinsee ließen sich überzeugen. So kam es im Januar 1960 dort in Kölpinsee zur Gründung einer F.P.G. (Fischerei Produktions-Genossenschaft). Der Staat wollte diese Entwicklung besonders fördern. Die Zempiner Fischer standen diesem Vorhaben anfangs ziemlich ablehnend gegenüber. Nach etlichen Diskussionen kam es nach drei Monaten zum Beitritt der Zempiner und der anderen Fischerkollegen der ehemaligen F.W.G. zur neuen FPG. Sie bekam den schönen Namen „Gold des Meeres“, auf Vorschlag des Fischerkollegen Paul Will. Ein neues Statut regelte auch hier die Pflichten und Rechte der Mitglieder. Die Frauen des Betriebes und auch Fischerfrauen konnten Mitglied werden. Diese FPG entwickelte sich durch die staatliche Förderung sehr gut.  
  
Es begann eine Zeit sehr guten Verdienstes für den Fischer. In jährlich stattfindenden Vollversammlungen musste die Arbeit des Vorstandes bestätigt werden. Vieles sollte nun verändert werden, sollte Erleichterungen in der Arbeit mit sich bringen, für die Fischer und auch für die Frauen. Abpflückzelte wurden entwickelt und gebaut und die Abpflücker konnten nun in einem gedeckten Raum arbeiten, auch eine Heizung gab es dazu. Elektrowinden zum Aufziehen der Boote wurden gekauft und aufgestellt, was eine große Erleichterung für den Fischer mit sich brachte. Auch konnte der Fang auf neu angeschaffte Wagen mit vier gummibereiften Rädern geladen werden und auf die Düne, in die dort nun aufgestellten Zelte zum Abpflücken der Fische gezogen werden. Die Netze wurden ganz auf Monofilgarn umgestellt. Die Sollbeauflagung der FPG wurde wieder höher und damit auch der Verdienst. Die Aufkaufpreise waren inzwischen schon erhöht worden. Aber die Umstellung brachte große Kosten mit sich, auch waren die Monofilnetze und das Tauwerk nicht billig. Um diese Gelder aufzufangen und diese Entwicklung weiter zu fördern, kam es zu der sogenannten Warenrückvergütung. Das heißt, der Staat übernahm auf Grund der Fangerlöse und der Sollerfüllung die dazu anfallenden Kosten, auch die Reparatur von Booten. Da die Aufkaufpreise stabil blieben, hatten die Fischer bei gutem Fang auch guten Verdienst. So etwas hatte es in der Vergangenheit nie gegeben.
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::Es begann eine Zeit sehr guten Verdienstes für den Fischer. In jährlich stattfindenden Vollversammlungen musste die Arbeit des Vorstandes bestätigt werden. Vieles sollte nun verändert werden, sollte Erleichterungen in der Arbeit mit sich bringen, für die Fischer und auch für die Frauen. Abpflückzelte wurden entwickelt und gebaut und die Abpflücker konnten nun in einem gedeckten Raum arbeiten, auch eine Heizung gab es dazu. Elektrowinden zum Aufziehen der Boote wurden gekauft und aufgestellt, was eine große Erleichterung für den Fischer mit sich brachte. Auch konnte der Fang auf neu angeschaffte Wagen mit vier gummibereiften Rädern geladen werden und auf die Düne, in die dort nun aufgestellten Zelte zum Abpflücken der Fische gezogen werden. Die Netze wurden ganz auf Monofilgarn umgestellt. Die Sollbeauflagung der FPG wurde wieder höher und damit auch der Verdienst. Die Aufkaufpreise waren inzwischen schon erhöht worden. Aber die Umstellung brachte große Kosten mit sich, auch waren die Monofilnetze und das Tauwerk nicht billig. Um diese Gelder aufzufangen und diese Entwicklung weiter zu fördern, kam es zu der sogenannten Warenrückvergütung. Das heißt, der Staat übernahm auf Grund der Fangerlöse und der Sollerfüllung die dazu anfallenden Kosten, auch die Reparatur von Booten. Da die Aufkaufpreise stabil blieben, hatten die Fischer bei gutem Fang auch guten Verdienst. So etwas hatte es in der Vergangenheit nie gegeben.
  
Der Verarbeitungsbetrieb wurde im Laufe der Weiterentwicklung auf Leistungslohn für die dort arbeitenden Frauen und Männer umgestellt, was zu einem besseren Verdienst führte.
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::Der Verarbeitungsbetrieb wurde im Laufe der Weiterentwicklung auf Leistungslohn für die dort arbeitenden Frauen und Männer umgestellt, was zu einem besseren Verdienst führte.
Der einzelne Fischer selbst bekam auf Beschluss einer Vollversammlung nun 50% seines Fangerlöses monatlich ausgezahlt. Der restliche Teil wurde nach Abzug aller Kosten mit der Jahresendabrechnung im Februar des nächsten Jahres ausgezahlt. Die Fischerfrauen, die nicht im Verarbeitungsbetrieb beschäftigt waren, konnten Mitglied werden. Ein Teil des Fangerlöses des Mannes wurde auf sie als Lohn verrechnet. So waren sie versichert und konnten im Alter mit einer Rente rechnen.
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::Der einzelne Fischer selbst bekam auf Beschluss einer Vollversammlung nun 50% seines Fangerlöses monatlich ausgezahlt. Der restliche Teil wurde nach Abzug aller Kosten mit der Jahresendabrechnung im Februar des nächsten Jahres ausgezahlt. Die Fischerfrauen, die nicht im Verarbeitungsbetrieb beschäftigt waren, konnten Mitglied werden. Ein Teil des Fangerlöses des Mannes wurde auf sie als Lohn verrechnet. So waren sie versichert und konnten im Alter mit einer Rente rechnen.
  
Nach dem Statut wurden Fonds gebildet und Gelder darin eingezahlt. So gab es einen Kultur-, Sozial- und Hilfsfond. Auch ein Prämienfond wurde gebildet, um besondere Leistungen mit Auszeichnungen zu würdigen. Für den Sterbefall wurde eine Summe festgelegt. Aus dem Kulturfond wurden nun die jetzt gewünschten Reisen finanziert. Diese Reisen waren sehr beliebt.  
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::Nach dem Statut wurden Fonds gebildet und Gelder darin eingezahlt. So gab es einen Kultur-, Sozial- und Hilfsfond. Auch ein Prämienfond wurde gebildet, um besondere Leistungen mit Auszeichnungen zu würdigen. Für den Sterbefall wurde eine Summe festgelegt. Aus dem Kulturfond wurden nun die jetzt gewünschten Reisen finanziert. Diese Reisen waren sehr beliebt.  
  
Der erste gewählte Vorsitzende, ein Fischer aus Kölpinsee, trat zurück, ein neuer musste gewählt werden. Ein Betriebsangehöriger, der als Schlosser gearbeitet hatte, wurde gewählt. Er übernahm, als der amtierende Geschäftsführer krank wurde, auch noch die Geschäftsführung. Er sorgte vor allem für Verbesserungen im Verarbeitungsbetrieb, wo meistens Frauen arbeiteten.
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::Der erste gewählte Vorsitzende, ein Fischer aus Kölpinsee, trat zurück, ein neuer musste gewählt werden. Ein Betriebsangehöriger, der als Schlosser gearbeitet hatte, wurde gewählt. Er übernahm, als der amtierende Geschäftsführer krank wurde, auch noch die Geschäftsführung. Er sorgte vor allem für Verbesserungen im Verarbeitungsbetrieb, wo meistens Frauen arbeiteten.
  
Auch in der Räucherei wurden Verbesserungen oder Arbeitserleichterungen durchgeführt. Alte Kühlwagen der Reichsbahn und neu gebaute Kühlräume dienten als Bevorratungsraum für Rohware. In den gemeinsamen Sitzungen von Vorstand und Aufsichtsrat wurde über die Weiterentwicklung beraten und diskutiert. Es gab immer wieder Probleme. Das erste Ziel war, die Boote in FPG-Eigentum zu übernehmen. Einige Boote wurden schon als genossenschaftseigene gebaut und kamen in Betrieb. Den Nutzern wurde eine Nutzungsgebühr berechnet. Da einige Boote generalüberholt werden mussten, waren die Eigner bereit, sie an die FPG abzugeben. Nach einigen Jahren war die Warenrückvergütung beendet. Der Staat trug die Kosten nicht mehr.
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::Auch in der Räucherei wurden Verbesserungen oder Arbeitserleichterungen durchgeführt. Alte Kühlwagen der Reichsbahn und neu gebaute Kühlräume dienten als Bevorratungsraum für Rohware. In den gemeinsamen Sitzungen von Vorstand und Aufsichtsrat wurde über die Weiterentwicklung beraten und diskutiert. Es gab immer wieder Probleme. Das erste Ziel war, die Boote in FPG-Eigentum zu übernehmen. Einige Boote wurden schon als genossenschaftseigene gebaut und kamen in Betrieb. Den Nutzern wurde eine Nutzungsgebühr berechnet. Da einige Boote generalüberholt werden mussten, waren die Eigner bereit, sie an die FPG abzugeben. Nach einigen Jahren war die Warenrückvergütung beendet. Der Staat trug die Kosten nicht mehr.
  
Das aus Brettern bestehende Erfassungsgebäude wurde etwas erweitert, massiv und in gemeinsamer Arbeit errichtet und am Ausgang mit einer Hebebühne versehen. In dieser Zeit als FPG konnte der Fischfang voll durchgeführt werden, alle Fangsorten (Fischarten) wurden erfasst und auch gut bezahlt. Die FPG konnte Erfassungsgelder pro Tonne (t) berechnen. Ob Frühjahrshering oder der im Herbst manchmal etwas kleinere Hering – alles konnte abgeliefert werden bei stabilen Preisen. Nur für den Transport fehlten die Kühlwagen. Schwierigkeiten entstanden allerdings beim Konsumfisch (Plötz, Blei, Barsch usw.), der nicht mehr gut absetzbar war.
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::Das aus Brettern bestehende Erfassungsgebäude wurde etwas erweitert, massiv und in gemeinsamer Arbeit errichtet und am Ausgang mit einer Hebebühne versehen. In dieser Zeit als FPG konnte der Fischfang voll durchgeführt werden, alle Fangsorten (Fischarten) wurden erfasst und auch gut bezahlt. Die FPG konnte Erfassungsgelder pro Tonne (t) berechnen. Ob Frühjahrshering oder der im Herbst manchmal etwas kleinere Hering – alles konnte abgeliefert werden bei stabilen Preisen. Nur für den Transport fehlten die Kühlwagen. Schwierigkeiten entstanden allerdings beim Konsumfisch (Plötz, Blei, Barsch usw.), der nicht mehr gut absetzbar war.
 
   
 
   
Die Boote waren alle, auch in den anderen Ortschaften, mit Dieselmotoren versehen. Der benötigte Brennstoff wurde durch die FPG beschafft.  
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::Die Boote waren alle, auch in den anderen Ortschaften, mit Dieselmotoren versehen. Der benötigte Brennstoff wurde durch die FPG beschafft.  
Über eine Telefonverbindung am Strand mussten die Boote bei einer Grenzsicherungsstelle vor jeder Ausfahrt ab- und zurückgemeldet werden.
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::Über eine Telefonverbindung am Strand mussten die Boote bei einer Grenzsicherungsstelle vor jeder Ausfahrt ab- und zurückgemeldet werden.
Langjährig tätige Frauen der Verarbeitung und Fischer wurden auch auf zentralen Veranstaltungen der Seeverkehrswirtschaft in Rostock-Warnemünde mit Medaillen geehrt und ausgezeichnet.  
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::Langjährig tätige Frauen der Verarbeitung und Fischer wurden auch auf zentralen Veranstaltungen der Seeverkehrswirtschaft in Rostock-Warnemünde mit Medaillen geehrt und ausgezeichnet.  
  
Im Achterwasser wurde mit Hilfe der Genossenschaft von einigen Fischern die Reusenfischerei neu aufgebaut. Der Fischreichtum, auch an Aalfang im Achterwasser, ließ aber merklich nach. In dieser Zeit hatte sich die FPG gut entwickelt. Die Fischer und auch die Frauen in der Verarbeitung hatten einen guten und gesicherten Verdienst. Auch als Ganzes gesehen hatte die FPG eine stabile Finanzlage. So lief das alles über die Jahre.
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::Im Achterwasser wurde mit Hilfe der Genossenschaft von einigen Fischern die Reusenfischerei neu aufgebaut. Der Fischreichtum, auch an Aalfang im Achterwasser, ließ aber merklich nach. In dieser Zeit hatte sich die FPG gut entwickelt. Die Fischer und auch die Frauen in der Verarbeitung hatten einen guten und gesicherten Verdienst. Auch als Ganzes gesehen hatte die FPG eine stabile Finanzlage. So lief das alles über die Jahre.
  
Es kam der Zusammenschluss beider Teile Deutschlands. Zwei ganz verschiedene Wirtschaftsformen mussten zusammengeführt werden. Was wird nun werden? fragten sich viele Fischer. Vor allem die Älteren erinnerten sich an die Zeit nach dem ersten Weltkrieg, der Weimarer Republik mit ihren freien Wirtschaftsformen, den Preisschwankungen für den gefangenen Fisch und den Zwischenhandel. Viele Nachwuchsfischer waren nicht vorhanden. Es durfte in der damaligen DDR niemand, auch nicht der eigene Sohn, zum Fang mitgenommen werden. So war wenig Interesse dafür da. Einige zu der Zeit junge Fischer hatten eine Lehrzeit mit einer Abschlussprüfung. Trotzdem durften sie die Fischerei nur auf der See ausüben.
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::Es kam der Zusammenschluss beider Teile Deutschlands. Zwei ganz verschiedene Wirtschaftsformen mussten zusammengeführt werden. Was wird nun werden? fragten sich viele Fischer. Vor allem die Älteren erinnerten sich an die Zeit nach dem ersten Weltkrieg, der Weimarer Republik mit ihren freien Wirtschaftsformen, den Preisschwankungen für den gefangenen Fisch und den Zwischenhandel. Viele Nachwuchsfischer waren nicht vorhanden. Es durfte in der damaligen DDR niemand, auch nicht der eigene Sohn, zum Fang mitgenommen werden. So war wenig Interesse dafür da. Einige zu der Zeit junge Fischer hatten eine Lehrzeit mit einer Abschlussprüfung. Trotzdem durften sie die Fischerei nur auf der See ausüben.
  
Anfangs ging alles seinen alten Gang, doch langsam kam es anders. Schwierigkeiten traten auf, für den Fischer und auch für den Betrieb.
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::Anfangs ging alles seinen alten Gang, doch langsam kam es anders. Schwierigkeiten traten auf, für den Fischer und auch für den Betrieb.
Westdeutsche Firmen kauften Fisch auf. Gingen sie in Konkurs, bekam der Fischer kein Geld. Auch die alten Aufkaufbetriebe, wie Wolgast, waren davon betroffen. Die Fischereiaufsicht wurde erneuert, das Bundesdeutsche Fischereigesetz angewendet, neue Anordnungen durchgeführt. Rentner durften an Firmen nichts mehr liefern, bekamen nur geringe Menge an Fanggeräten frei (begrenzte Mengen der Netze und Angeln von der staatlichen Fischereiaufsicht gepachtet). Die finanziellen Abgaben und Versicherungsbeiträge wurden neu berechnet und waren hoch. Ging so ein Aufkaufbetrieb in Konkurs, war der Fischer davon mit betroffen, er hatte dann kein Geld, um seinen Verpflichtungen nachzukommen.
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::Westdeutsche Firmen kauften Fisch auf. Gingen sie in Konkurs, bekam der Fischer kein Geld. Auch die alten Aufkaufbetriebe, wie Wolgast, waren davon betroffen. Die Fischereiaufsicht wurde erneuert, das Bundesdeutsche Fischereigesetz angewendet, neue Anordnungen durchgeführt. Rentner durften an Firmen nichts mehr liefern, bekamen nur geringe Menge an Fanggeräten frei (begrenzte Mengen der Netze und Angeln von der staatlichen Fischereiaufsicht gepachtet). Die finanziellen Abgaben und Versicherungsbeiträge wurden neu berechnet und waren hoch. Ging so ein Aufkaufbetrieb in Konkurs, war der Fischer davon mit betroffen, er hatte dann kein Geld, um seinen Verpflichtungen nachzukommen.
Da die Schwierigkeiten für den Verarbeitungsbetrieb immer größer wurden, wurde die FPG auf Beschluss ihrer Mitglieder aufgelöst. Ein Teil der erarbeiteten Gelder wurde an die Mitglieder ausgezahlt.  
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::Da die Schwierigkeiten für den Verarbeitungsbetrieb immer größer wurden, wurde die FPG auf Beschluss ihrer Mitglieder aufgelöst. Ein Teil der erarbeiteten Gelder wurde an die Mitglieder ausgezahlt.  
  
Die Rentner waren schon kurz nach der Wende aus der FPG entlassen worden.  
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::Die Rentner waren schon kurz nach der Wende aus der FPG entlassen worden.  
Einige Fischer der See- und Binnengewässer haben sich zu einer Erzeugergemeinschaft zusammengeschlossen, um so auftretenden Schwierigkeiten entgegentreten zu können.
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::Einige Fischer der See- und Binnengewässer haben sich zu einer Erzeugergemeinschaft zusammengeschlossen, um so auftretenden Schwierigkeiten entgegentreten zu können.
  
Im Jahre 2010 haben sich in Zempin besonders die Fischer ihr Einkommen gesichert, die als Familienbetrieb die gefangenen und gekauften Fische verarbeiten und selbst vermarkten.</i>
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::Im Jahre 2010 haben sich in Zempin besonders die Fischer ihr Einkommen gesichert, die als Familienbetrieb die gefangenen und gekauften Fische verarbeiten und selbst vermarkten.</i>
  
'''Aus der Rede von Konrad Tiefert im Jahre 1985 zum Jubiläum „25 Jahre FPG“'''
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:'''Aus der Rede von Konrad Tiefert im Jahre 1985 zum Jubiläum „25 Jahre FPG“'''
  
'' „… im Gründungsjahr 1960 war ein Ergebnis von 355,5 Tonnen (t) Frischfisch, davon 95,3 t Hering, 70 t Konsumfisch und der Rest waren Flundern, Dorsch, Edelfisch u.a. sie wurden von 73 Fischern gefangen.  .. 1970 waren es 807,5 t davon 670 t Hering, 1980 konnten 1252 t Fisch angelandet werden, davon 1073,6 t Hering und 133,9 t Konsumfisch mit 44 aktiven Fischern.  …  in den letzten Jahren wurde die Hälfte der Boote in Genossenschaftseigentum überführt. …“''  
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::'' „… im Gründungsjahr 1960 war ein Ergebnis von 355,5 Tonnen (t) Frischfisch, davon 95,3 t Hering, 70 t Konsumfisch und der Rest waren Flundern, Dorsch, Edelfisch u.a. sie wurden von 73 Fischern gefangen.  .. 1970 waren es 807,5 t davon 670 t Hering, 1980 konnten 1252 t Fisch angelandet werden, davon 1073,6 t Hering und 133,9 t Konsumfisch mit 44 aktiven Fischern.  …  in den letzten Jahren wurde die Hälfte der Boote in Genossenschaftseigentum überführt. …“''  
  
'''1.''' Die Deutsche Mark wurde am 21. Juni 1948 in den drei westlichen Teilen Deutschlands (Trizone) und drei Tage später auch in den drei Westsektoren Berlins durch die Währungsreform 1948 eingeführt und löste die Reichsmark als gesetzliche Währungseinheit ab.
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::'''1.''' Die Deutsche Mark wurde am 21. Juni 1948 in den drei westlichen Teilen Deutschlands (Trizone) und drei Tage später auch in den drei Westsektoren Berlins durch die Währungsreform 1948 eingeführt und löste die Reichsmark als gesetzliche Währungseinheit ab.
Vom 24. bis zum 28. Juni fand in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und Ost-Berlin eine eigene Währungsreform statt. Am 24. Juli 1948 wurde die Deutsche Mark von der Deutschen Notenbank (DDR) eingeführt. Die Reichsmark wurde teilweise 1:10 abgewertet.
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::Vom 24. bis zum 28. Juni fand in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und Ost-Berlin eine eigene Währungsreform statt. Am 24. Juli 1948 wurde die Deutsche Mark von der Deutschen Notenbank (DDR) eingeführt. Die Reichsmark wurde teilweise 1:10 abgewertet.
  
'''2.''' Die Verteilung des Frischfisches und der Fertigprodukte wurde in der DDR nach Plan von der übergeordneten Stelle für die Lieferung in die 15 Bezirke aufgeteilt. Jeder Bezirk hatte ein großes Kühllager, das war für die FPG der Vertragspartner. Die weitere Verteilung übernahm dieses volkseigene Zwischenlager. Diese Struktur ist nach der Wende vollkommen aufgelöst worden.
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::'''2.''' Die Verteilung des Frischfisches und der Fertigprodukte wurde in der DDR nach Plan von der übergeordneten Stelle für die Lieferung in die 15 Bezirke aufgeteilt. Jeder Bezirk hatte ein großes Kühllager, das war für die FPG der Vertragspartner. Die weitere Verteilung übernahm dieses volkseigene Zwischenlager. Diese Struktur ist nach der Wende vollkommen aufgelöst worden.
Neue Firmen mussten sich erst als Zwischenhändler bilden. Für Werbung und Vertreib war kein Wissen und keine Ansprechpartner vorhanden.
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::Neue Firmen mussten sich erst als Zwischenhändler bilden. Für Werbung und Vertreib war kein Wissen und keine Ansprechpartner vorhanden.
  
  
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Datei:FPG Zempin.jpg|FPG Zempin
 
Datei:FPG Zempin.jpg|FPG Zempin
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Datei:01 Braten.jpg|Braten von Fischen
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Datei:02 Sprotten aufstecken.jpg|Sprotten aufstecken zum Räuchern
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Datei:03 Marinaden.jpg| Marinaden herstellen
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Datei:04 Fisch putzen.jpg|Fische putzen
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Datei:05 Räucherofen.jpg|Räucherofen mit Sprotten
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Datei:06 Fischgenossenschaft.jpg|Gelände der FPG Zempin
 
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===Schilfrohr schneiden===
 
===Schilfrohr schneiden===
  
Das Rohr darf nur einjährig zum Dachdecken sein. Es darf nur bis zum Frühjahr geschnitten werden, wenn die Zugvögel zurückkommen. Es wurden nach dem Schneiden die Reste des Rohres, krummes und zu kleines Rohr, abgebrannt. Die Sage vom Drak (Drachen) könnte auf das Abbrennen zurückzuführen sein. Siehe auch Zempiner Heimathefte - Rohrdach.
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:Das Rohr darf nur einjährig zum Dachdecken sein. Es darf nur bis zum Frühjahr geschnitten werden, wenn die Zugvögel zurückkommen. Nach dem Schneiden wurden die Reste des Rohres, krummes und zu kleines Rohr, abgebrannt. Die Sage vom Drak (Drachen) könnte auf das Abbrennen zurückzuführen sein. Siehe auch [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Zempin_-_Ortschronik/en#Zempiner_Heimathefte_Nr._2 Zempiner Heimathefte Nr. 2]  - Rohrdach.
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Datei:1980 Rohr schneiden 1.jpg|1980
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Datei:1980 Rohr schneiden 2.jpg|1981
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Datei:1980 Rohr schneiden 3.jpg|1981
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Nach der Wende darf nicht mehr gebrannt werden.  
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:Seit der Wende darf nicht mehr abgebrannt werden.
  
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==Die heutige Zeit==
Datei:1980 Rohr schneiden 1.jpg|
 
Datei:1980 Rohr schneiden 2.jpg|
 
Datei:1980 Rohr schneiden 3.jpg|
 
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==die heutige Zeit==
 
  
 
===Arbeit der Gemeinde Zempin 1990 - 1994===
 
===Arbeit der Gemeinde Zempin 1990 - 1994===
  
Dank den Gemeindevertretern für  
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:Dank den Gemeindevertretern für die geleistete Arbeit vom Juni 1990 bis Juni 1994.  
die geleistete Arbeit vom Juni 1990 bis Juni 1994.  
 
  
Zempin: Der Anfang war voller Erwartung der Bürger, wie die neue Zeit in Zempin sich vollziehen wird. Es war noch DDR-Zeit und DDR Gesetze, wenn auch die Modrow-Regierung viele neue Gesetze erlassen hat.
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:Zempin: Der Anfang war voller Erwartung der Bürger, wie die neue Zeit in Zempin sich vollziehen wird. Es war noch DDR-Zeit und DDR Gesetze, wenn auch die Modrow-Regierung viele neue Gesetze erlassen hat.
  
Es fanden sich Bürgerinnen und Bürger, die die neue Zeit gestalten wollten, als Laien, aber mit viel Willenskraft. Als die Kandidaten, die u.a. von der Feuerwehr, von der Volksolidarität, vom Konsum, der PDS (Nachfolge der SED), der FDP und Einzelbewerber von den Einwohnern gewählt waren, stand die Frage, wer macht den Bürgermeister. Die Empfehlung lautete: ehrenamtlich, da Zempin nur 860 Einwohner hat. Ich als Älteste der Abgeordneten, stellte mich erst einmal für die sofort zu erledigenden Geschäfte zur Verfügung. Als aber die Gemeinde zum Verkauf der Eigenheimgrundstücke einen geheim gewählten Bürgermeister unbedingt benötigte, ergab die Wahl, dass ich zum Bürgermeister ernannt wurde.
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:Es fanden sich Bürgerinnen und Bürger, die die neue Zeit gestalten wollten, als Laien, aber mit viel Willenskraft. Als die Kandidaten, die u.a. von der Feuerwehr, von der Volksolidarität, vom Konsum, der PDS (Nachfolge der SED), der FDP und Einzelbewerber von den Einwohnern gewählt waren, stand die Frage, wer macht den Bürgermeister. Die Empfehlung lautete: ehrenamtlich, da Zempin nur 860 Einwohner hat. Ich als Älteste der Abgeordneten, stellte mich erst einmal für die sofort zu erledigenden Geschäfte zur Verfügung. Als aber die Gemeinde zum Verkauf der Eigenheimgrundstücke einen geheim gewählten Bürgermeister unbedingt benötigte, ergab die Wahl, dass ich zum Bürgermeister ernannt wurde.
  
'''11 Abgeordnete''' stürzten sich in die kaum zu bewältigenden Aufgaben und wurden spöttisch im Dorf „Elferrat“ genannt. Ich selbst hatte mich zur Verfügung gestellt, um den Ort in seiner Ursprünglichkeit zu bewahren und architektonisch gut zu gestalten. Aber zu dieser Aufgabe kamen wir am Anfang nicht. Probleme entstanden, an die wir vor der Einheit Deutschlands nie gedacht hätten: Müllplatz muss geschlossen werden, Kinderkrippe ist nicht mehr finanziell zu halten, Kindergarten muss als Tagesstätte für Kleinstkinder und aber auch für Hortkinder funktionieren, die Angestellten der Gemeinde müssen bezahlt werden, die Heizung (geschüttete schlechte Braunkohle) in der Schule fällt auseinander usw.
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:'''11 Abgeordnete''' stürzten sich in die kaum zu bewältigenden Aufgaben und wurden spöttisch im Dorf „Elferrat“ genannt. Ich selbst hatte mich zur Verfügung gestellt, um den Ort in seiner Ursprünglichkeit zu bewahren und architektonisch gut zu gestalten. Aber zu dieser Aufgabe kamen wir am Anfang nicht. Probleme entstanden, an die wir vor der Einheit Deutschlands nie gedacht hätten: Müllplatz muss geschlossen werden, Kinderkrippe ist nicht mehr finanziell zu halten, Kindergarten muss als Tagesstätte für Kleinstkinder und aber auch für Hortkinder funktionieren, die Angestellten der Gemeinde müssen bezahlt werden, die Heizung (geschüttete schlechte Braunkohle) in der Schule fällt auseinander usw.
  
Täglich kamen Stapel der kopierten Schreiben (volle Nutzung der neuen Technik) von der Kreisverwaltung, was alles zu beachten ist, es blieb kaum Zeit diese zu lesen, geschweige denn umzusetzen, eine Anleitung gab es auch nicht.
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:Täglich kamen Stapel der kopierten Schreiben (volle Nutzung der neuen Technik) von der Kreisverwaltung, was alles zu beachten ist, es blieb kaum Zeit diese zu lesen, geschweige denn umzusetzen, eine Anleitung gab es auch nicht.
Wir, die wir verändern wollten, mussten schweren Herzens Kündigungen aussprechen. Mindestens wöchentlich einmal und fast immer waren wir beschlussfähig! Wie viel Freizeit wurde geopfert, um die Gemeinde, ein Wirtschaftsbetrieb, in Ordnung zu halten und zu verändern.
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:Wir, die wir verändern wollten, mussten schweren Herzens Kündigungen aussprechen. Mindestens wöchentlich einmal und fast immer waren wir beschlussfähig! Wie viel Freizeit wurde geopfert, um die Gemeinde, ein Wirtschaftsbetrieb, in Ordnung zu halten und zu verändern.
  
Vieles hatten wir 11 uns schneller vorgestellt und gewünscht, dass es geschehe. So, lag uns der „Inselhof“ mit seinen Ferienhäusern am Herzen, aber die 3 Gebäudeeigentümer und die 5 Grundstücke mit z.T. Rückführungsansprüchen, Rechtstreit zwischen den Ländern Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg usw. haben uns 4 Jahre beschäftigt.
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:Vieles hatten wir 11 uns schneller vorgestellt und gewünscht, dass es geschehe. So, lag uns der „Inselhof“ mit seinen Ferienhäusern am Herzen, aber die 3 Gebäudeeigentümer und die 5 Grundstücke mit z.T. Rückführungsansprüchen, Rechtstreit zwischen den Ländern Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg usw. haben uns 4 Jahre beschäftigt.
Auch über die Seestraße mit den Hotels, das wichtige Gewerbe für den Ort, wären lange Artikel zu schreiben, von der Zuordnung zum Bundesvermögensamt bis zur „Bewirtschaftung“ der MAW-Gebäude, welches bis heute vom Eigentümer MAW AG nicht ordnungsgemäß verkauft ist und der Eigentümer sich nicht um sein Eigentum kümmert und die Handwerker des Ortes noch heute nicht ihre Rechnungen bezahlt bekommen haben.
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:Auch über die Seestraße mit den Hotels, das wichtige Gewerbe für den Ort, wären lange Artikel zu schreiben, von der Zuordnung zum Bundesvermögensamt bis zur „Bewirtschaftung“ der MAW-Gebäude, welches bis heute vom Eigentümer MAW AG nicht ordnungsgemäß verkauft ist und der Eigentümer sich nicht um sein Eigentum kümmert und die Handwerker des Ortes noch heute nicht ihre Rechnungen bezahlt bekommen haben.
  
Für alle 11 war das Wichtigste der Weiterbau der Kanalisation, Voraussetzung für die Entwicklung des Tourismus. Dafür waren wir bereit Kredite aufzunehmen, was wir auch taten. Nach der schweren Geburt des Zweckverbandes Wasser/Abwasser Insel Usedom haben wir dann die Schulden übergeben können. Wir haben uns entschlossen einen Teil der Einnahmen in die Hansegas GmbH zu stecken, um für die Zukunft der Gemeinde Einnahmen zu sichern. Auch die Verwaltung des Campingplatzes hat uns nächtelang nicht schlafen lassen.
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:Für alle 11 war das Wichtigste der Weiterbau der Kanalisation, Voraussetzung für die Entwicklung des Tourismus. Dafür waren wir bereit Kredite aufzunehmen, was wir auch taten. :Nach der schweren Geburt des Zweckverbandes Wasser/Abwasser Insel Usedom haben wir dann die Schulden übergeben können. Wir haben uns entschlossen einen Teil der Einnahmen in die Hansegas GmbH zu stecken, um für die Zukunft der Gemeinde Einnahmen zu sichern. Auch die Verwaltung des Campingplatzes hat uns nächtelang nicht schlafen lassen.
[[Datei:1998 Usedm Mitte Titel.jpg|thumb|150px|rechts|1998 Amt Insel Usedom-Mitte pdf  |link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/2/23/1998_Amt_Usedom-Mitte.pdf]]
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[[Datei:1998 Usedm Mitte Titel.jpg|thumb|150px|rechts|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/2/23/1998_Amt_Usedom-Mitte.pdf |[[medium:1998_Amt_Usedom-Mitte.pdf|1998 Amt Insel Usedom-Mitte - pdf]]]]
Die Gründung des Amtes „Insel Usedom-Mitte“ haben wir kräftig und schnellentschlossen voran gebracht und sind zufrieden, dass die Amtsverwaltung unter der sehr guten Arbeit vom Amtsvorsteher Peter Biedenweg und der leitenden Verwaltungsangestellten Frau Griep unseren Erwartungen entspricht und die Bürger ein gute Betreuung erfahren.
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:Die Gründung des Amtes „Insel Usedom-Mitte“ haben wir kräftig und schnellentschlossen voran gebracht und sind zufrieden, dass die Amtsverwaltung unter der sehr guten Arbeit vom Amtsvorsteher Peter Biedenweg und der leitenden Verwaltungsangestellten Frau Griep unseren Erwartungen entspricht und die Bürger ein gute Betreuung erfahren.
  
Nicht zu vergessen ist, dass wir unsere Partnergemeinde - Klein Nordende - an unserer Seite hatten, die Gemeindevertretung mit ihrem Bürgermeister Herrn Günter Hell hat uns moralisch und tatkräftig unterstützt, wenn wir arg in Nöten waren. Besonders der Erhalt und Ausbau der Feuerwehr ist für unsere Gemeinde ein großer Gewinn.  Klein Nordende zeigt uns wie Vereine das Leben bereichern, da ist für die nächsten Jahre noch viel zu tun.
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:Nicht zu vergessen ist, dass wir unsere Partnergemeinde - Klein Nordende - an unserer Seite hatten, die Gemeindevertretung mit ihrem Bürgermeister Herrn Günter Hell hat uns moralisch und tatkräftig unterstützt, wenn wir arg in Nöten waren. Besonders der Erhalt und Ausbau der Feuerwehr ist für unsere Gemeinde ein großer Gewinn.  Klein Nordende zeigt uns wie Vereine das Leben bereichern, da ist für die nächsten Jahre noch viel zu tun.
  
Für alle Gemeindevertreter stand immer das Gemeinwohl im Vordergrund, es gab kein Parteiengerangel, es gab kein persönliches Vorteildenken, es gab eine sehr gute Zusammenarbeit und ich möchte allen Gemeindevertretern  für die mit mir zusammen geleistete Arbeit recht herzlich danken und wünsche, dass alles was angeschoben und vorgearbeitet ist, in den nächsten Jahren seine Früchte für das Wohl der Gemeinde Zempin tragen wird.
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:Für alle Gemeindevertreter stand immer das Gemeinwohl im Vordergrund, es gab kein Parteiengerangel, es gab kein persönliches Vorteildenken, es gab eine sehr gute Zusammenarbeit und ich möchte allen Gemeindevertretern  für die mit mir zusammen geleistete Arbeit recht herzlich danken und wünsche, dass alles was angeschoben und vorgearbeitet ist, in den nächsten Jahren seine Früchte für das Wohl der Gemeinde Zempin tragen wird.
  
''Zempin, den 11.06.1994, Hilde Stockmann''
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:''Zempin, den 11.06.1994, Hilde Stockmann''
  
 
====MItteilungen Notizen für die Bürger 1992-1993====
 
====MItteilungen Notizen für die Bürger 1992-1993====
  
* [https://www.ortschroniken-mv.de/images/8/82/1992_-_1993_Mitteilungen_Zempin.pdf Mitteilungen an die Zempiner Bürger] Wurfsendungen an die Zempiner Haushalte
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:* [[medium:1992_-_1993_Mitteilungen_Zempin.pdf| Mitteilungen an die Zempiner Bürger - Wurfsendungen an die Zempiner Haushalte]]
  
 
====1995 Eigentum der Gemeinde:====
 
====1995 Eigentum der Gemeinde:====
  
:1 Fremdenverkehrsamt
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:* 1 Fremdenverkehrsamt
:1 Grundschule (1.-4.Klasse) mit 122 Schülern aus Zempin und Koserow
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:* 1 Grundschule (1.-4.Klasse) mit 122 Schülern aus Zempin und Koserow
:1 Kindertagesstätte (0-10 Jahre) mit 43 Kindern
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:* 1 Kindertagesstätte (0-10 Jahre) mit 43 Kindern
:1 Freiwillige Feuerwehr
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:* 1 Freiwillige Feuerwehr
  
'''Die Gemeinde ist Mitglied im:'''
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;Die Gemeinde ist Mitglied im:
  
:- Zweckverband Wasserversorgung/Abwasserbehandlung Insel Usedom
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:* Zweckverband Wasserversorgung/Abwasserbehandlung Insel Usedom
:- Wasser- und Bodenverband Insel Usedom
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:* Wasser- und Bodenverband Insel Usedom
:- Kommunaler Arbeitgeberverband
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:* Kommunaler Arbeitgeberverband
:- Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft Trassenheide GmbH
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:* Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft Trassenheide GmbH
:- Wohnen und Leben im Alter e.V.
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:* Wohnen und Leben im Alter e.V.
:- Camping am Dünengelände Zempin GmbH (40%)
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:* Camping am Dünengelände Zempin GmbH (40%)
:- Hansegas GmbH
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:* Hansegas GmbH
:- Fremdenverkehrsverband "Insel Usedom" e.V. (ab 1995)
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:* Fremdenverkehrsverband "Insel Usedom" e.V. (ab 1995)
:- Freundeskreis Otto Niemeyer-Holstein, Lüttenort e.V. (ab 1995)
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:* Freundeskreis Otto Niemeyer-Holstein, Lüttenort e.V. (ab 1995)
  
 
===Neubauten und Gewerbe nach der Wende===
 
===Neubauten und Gewerbe nach der Wende===
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:Es war in dieser Zeit schwer, ohne Kapital und Erfahrung des "Kapitalismus", Neubauten zu planen und Gewerbe in Zempin zu gründen. Die Arbeitsstellen des Konsum und HO, der Betriebsferienheime, des Kernkraftwerkes und der Peenewerft in Wolgast waren verschwunden.
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[[Datei:Zempin Gewerbe BRAUN.jpg|thumb|200px|rechts|Schlüsseldienst BRAUN]]
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[[Datei:Zempin Gewerbe GROTH.jpg|thumb|200px|rechts|Fliesenhandel GROTH]]
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[[Datei:2019 Gewerbe Zempin.jpg| thumb|200px|rechts|2019 Steuerbüro Zempin]]
  
Es war in dieser Zeit schwer, ohne Kapital und Erfahrung des "Kapitalismus", Neubauten zu planen und Gewerbe in Zempin zu gründen. Die Arbeitsstellen des Konsum und HO, der Betriebsferienheime, des Kernkraftwerkes und der Peenewerft in Wolgast waren verschwunden.
 
 
 
* Fam. Peter Schröder, Rieckstraße Neubau  
 
* Fam. Peter Schröder, Rieckstraße Neubau  
 
* 1995/96 Cafe´ Eichhorst, Fischerstraße Neubau  
 
* 1995/96 Cafe´ Eichhorst, Fischerstraße Neubau  
 
* 1993 Heim Frieden, ab 1991 Gaststätte Meeresblick bis Ende 1996 - Betreiber Sabine Rohner  
 
* 1993 Heim Frieden, ab 1991 Gaststätte Meeresblick bis Ende 1996 - Betreiber Sabine Rohner  
* Getränke-Shop, Harloff, Am Walde (Kiosk) 1990/91 dann Tausch mit Lembke,
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* Getränke-Shop, Harloff, Am Walde (Kiosk) 1990/91 dann Tausch mit Lembke
 
* Waldstr. Imbiß Regina Hennig, Strandstraße/Oberförsterweg  
 
* Waldstr. Imbiß Regina Hennig, Strandstraße/Oberförsterweg  
 
* Lothar Schichlein übernimmt Lebensmittelladen des Vaters
 
* Lothar Schichlein übernimmt Lebensmittelladen des Vaters
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* 1994 Fam. Heinz, hinter Laabs, Peenestraße Neubau 1996  
 
* 1994 Fam. Heinz, hinter Laabs, Peenestraße Neubau 1996  
  
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Datei:2019 Gewerbe Zempin.jpg|2019 Steuerbüro Zempin
 
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;1990 Währungsreform
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:Am 01. Juli 1990 wurde die Ost Mark in die DM getauscht. Jeder bekam ein Starterpäckchen (Bargeld gestückelt).
  
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Datei:1990 DM Umtausch 1 Juli OZ.jpg|1. Juli 1990 DM kommt
 
Datei:1990 DM Umtausch 1 Juli OZ.jpg|1. Juli 1990 DM kommt
 
Datei:1990 Währungsreform DM holen.jpg|Poststelle an der Kreuzung gibt die DM aus
 
Datei:1990 Währungsreform DM holen.jpg|Poststelle an der Kreuzung gibt die DM aus
 
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'''1990''' am 01. Juli 1990 wurde die Ost Mark in die DM getauscht. Jeder bekam ein Starterpäckchen (Bargeld gestückelt)
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;1992 - 1993
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:Erste Mitteilungsblätter nach der Wende der Gemeinde Zempin, die die Probleme aufzeigen.
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:* [[medium:1992 - 1993 Mitteilungen Zempin.pdf|1992 - 1993 Mitteilungen Zempin - Mitteilungsblätter - pdf]]
  
'''1992 - 1993''' Erste Mitteilungsblätter nach der Wende der Gemeinde Zempin, die die Probleme aufzeigen.
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;1992  
'''[https://www.ortschroniken-mv.de/images/8/82/1992_-_1993_Mitteilungen_Zempin.pdf Mitteilungsblätter]'''
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:Radwegebau auf dem Deich
  
'''1993''' am 15. Mai wird die Partnerschaft mit der [https://de.wikipedia.org/wiki/Klein_Nordende Gemeinde Klein Nordende] / Kreis Pinneberg feierlich unterzeichnet
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Datei:1992 Radweg Zempin Koserow.jpg|1992 Radwegebau auf dem Deich
'''1996''' Staatliche Anerkennung als Seebad
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===1992 Radwegebau auf dem Deich===
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;1993
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:Am 15. Mai wird die [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Zempin_Partnerschaft_mit_Klein_Nordende#Partnerschaft Partnerschaft] mit der [https://de.wikipedia.org/wiki/Klein_Nordende Gemeinde Klein Nordende] / Kreis Pinneberg feierlich unterzeichnet
  
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===1996 Staatliche Anerkennung als Seebad===
Datei:1992 Radweg Zempin Koserow.jpg|1992 Radwegebau auf dem Deich
 
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===1996 Bericht über Zempiner Probleme ===
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:Berichte über Zempiner Probleme
  
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Datei:1996 Zempin 1.jpg|
 
Datei:1996 Zempin 1.jpg|
 
Datei:1996 Zempin 2.jpg|
 
Datei:1996 Zempin 2.jpg|
Zeile 855: Zeile 992:
 
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===1998 Wappenbrief erhalten===
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:MVP Nr. 0156 - siehe auch: [[Zempin - Ortschronik/en#Entwicklung des Zempiner Wappens| Entwicklung des Wappens von Zempin]]
  
'''1998''' Wappenbrief erhalten MVP Nr. 0156  [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Zempin_-_Ortschronik/en#Entwicklung_des_Zempiner_Wappens Geschichte des Wappens]
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Datei:Zempin_Wappen_farbig_400.jpg|Wappen Zempin
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Datei:1996 Kita Zempin Wappenübergabe.jpg|1996 Wappenbrief Übergabe in der Kita
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<gallery mode="packed">
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;2000
Datei:Zempin_Wappen_farbig_400.jpg|'''Wappen Zempin'''
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:Im Schulgebäude ist seit Juli kein Schulunterricht mehr, erste Ausstellungen – Vereinshaus „Uns olle Schaul“
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'''2000''' Im Schulgebäude ist seit Juli kein Schulunterricht mehr, erste Ausstellungen – Vereinshaus „Uns olle Schaul“
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;2005
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:Gründung des Vereinsverbund der Gemeinden Zempin, [[Koserow]], [[Loddin]] und [[Ückeritz]] unter dem (Werbe-) Namen [https://bernsteinbaeder-usedom.de/ "Usedomer Bernsteinbäder"].
  
'''2005''' Werbename „Bernsteinbäder“ - Verbund mit Koserow, Loddin und Ückeritz
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Datei:Bernsteinbäder logo.jpg|Logo Bernsteinbäder
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Datei:2008 Bernsteinprinzessin.jpg| 2008 Bernsteinprinzessin
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Datei:2008 Zempin 100 Jahre Seebad.jpg|2008 - 100 Jahre Seebad
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Datei:2008 Zempin B Plan.jpg|2008 B-Plan
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Datei:2008 Zempin Ausstellung Alte Schule.jpg|2008 Ausstellung alte Schule
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Datei:2008 Hafen Zempin.jpg|2008 Hafen Zempin
 +
Datei:2008 Zempin Bernsteinprinzessin.jpg|2008 Bernsteinprinzessin
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'''2009''' Ein neuer Kindergarten in der Fischerstraße mit dem Saal für Veranstaltungen „Dörps-Treff“
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;2009
 +
:Ein neuer Kindergarten in der Fischerstraße mit dem Saal für Veranstaltungen „''Dörps-Treff''“
  
'''2011''' Einweihung Kurpromenade und Kurplatz  
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;2011
 +
:Einweihung der neuen Kurpromenade und Kurplatz  
  
'''2012'''  neuer Fischereistandort am Strand errichtet
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;2012
 +
:13.Juli - Neuer Fischereistandort am Strand errichtet
  
 
===2012 Zempin Beschreibung in der Wasserzeitung===
 
===2012 Zempin Beschreibung in der Wasserzeitung===
Zeile 881: Zeile 1.034:
 
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</gallery></center>
  
===2019 / 2021===   
+
;2013
 +
:Zinnowitz verkauft eine Gesamtfläche von 200.260 m² im Bereich des [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Zempin_-_Ortschronik/en#Campingplatz_Zempin Campingplatzes Zempin] an die Gemeinde Zempin für 450.000 €.
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 +
;2016
 +
 
 +
* [[medium:Zempin 1958 - 2016 Rückblick eines Gastes.pdf|Rückblick auf das Seebad Zempin eines Gastes von 1958 - 2016, Rudolf Scholze – Moritzburg / Dresden]]
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===2019 - 2021===   
  
'''2020''' [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Zempin_-_Ortschronik/en#Kaufhalle_-_Einkaufsmarkt Kaufhalle - Thurow (Edeka) Frischemarkt]  
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;2020
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* [[Zempin - Ortschronik/en#Kaufhalle - Einkaufsmarkt| Kaufhalle - Thurow (Edeka) Frischemarkt wird geschlossen ]]
 
              
 
              
 
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Datei:2016 Zempin Saison Ende.jpg|2016 Saisonende Feier
 
Datei:2019 Fischerfest.jpg|2019 Fischerfest
 
Datei:2019 Fischerfest.jpg|2019 Fischerfest
 
Datei:2019 Fischerfest 1.jpg|2019 Fischerfest
 
Datei:2019 Fischerfest 1.jpg|2019 Fischerfest
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Datei:2019 Mädchen vermisst.jpg|2019 vermisst
 
Datei:2019 Mädchen vermisst.jpg|2019 vermisst
 
Datei:2019 Vereinsfest.jpg|2019 Zempin Vereinsfest
 
Datei:2019 Vereinsfest.jpg|2019 Zempin Vereinsfest
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Datei:Zempin 2019 Funkturm.JPG|2019 Funkturm am Wasserwerk
 
Datei:2019 Straßenmeisteri 1.jpg|2019 Straßenmeisterei 1
 
Datei:2019 Straßenmeisteri 1.jpg|2019 Straßenmeisterei 1
 
Datei:2019 Straßenmeisteri 2.jpg|2019 Straßenmeisterei 2
 
Datei:2019 Straßenmeisteri 2.jpg|2019 Straßenmeisterei 2
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</gallery></center>
  
'''2020 / 2021''' Lichtinstallationen schmücken zur Weihnachtszeit die Promenaden der Seebäder auf der Insel Usedom
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;2020 / 2021  
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:Lichtinstallationen schmücken zur Weihnachtszeit die Promenaden der Seebäder auf der Insel Usedom
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Datei:Weihnachtsengel 2020.jpg|Weihnachtsengel auf Zempiner Kurplatz
 
Datei:Weihnachtsengel 2020.jpg|Weihnachtsengel auf Zempiner Kurplatz
 
Datei:Zempin Weihnachststerne 2021.jpg| Weihnachtssterne
 
Datei:Zempin Weihnachststerne 2021.jpg| Weihnachtssterne
Datei:Usedomer Lichterfunkeln.JPG|Usedomer Lichterfunkeln - Video auf Youtube|link=https://www.youtube.com/watch?v=Lr2JXoU_tmk
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</gallery>
</gallery></center>
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<center><youtube>https://www.youtube.com/watch?v=Lr2JXoU_tmk</youtube></center>
  
 
===2020 - 2022 Coronajahre===
 
===2020 - 2022 Coronajahre===
'''Zeitungsberichte:'''
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:;Zeitungsberichte:
  
 
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Datei:2022 Corona MV April 2.jpg|Corona MV 2
 
Datei:2022 Corona MV April 2.jpg|Corona MV 2
 
Datei:2022 April Corona MV.jpg|2022 Lockerung Corona
 
Datei:2022 April Corona MV.jpg|2022 Lockerung Corona
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Datei:2022 Corona Herbst 1.jpg|2022 Herbst Corona 1
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Datei:2022 Corona Herbst 2.jpg|2022 Herbst Corona 2
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Datei:2023 Feb Corona Ende.jpg|2023 Feb keine Masken mehr
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Datei:2023 März Corona Ende.jpg|2023 März Corona Ende
 
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</gallery></center>
  
  
'''Mecklenburg-Vorpommern'''
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;Mecklenburg-Vorpommern
  
In Mecklenburg-Vorpommern darf die Gastronomie ab Pfingstsonntag (23. Mai 2021) wieder öffnen - außen und innen. Der Tourismus im Bundesland wird am 7. Juni für Einwohner des Bundeslandes und ab 14. Juni für Gäste aus den anderen Bundesländern geöffnet. ''"Ab sofort könne gebucht werden" '', sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD).
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:In Mecklenburg-Vorpommern darf die Gastronomie ab Pfingstsonntag (23. Mai 2021) wieder öffnen - außen und innen. Der Tourismus im Bundesland wird am 7. Juni für Einwohner des Bundeslandes und ab 14. Juni für Gäste aus den anderen Bundesländern geöffnet. ''"Ab sofort könne gebucht werden" '', sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD).
  
 
===2021 Jubiläum - 450 Jahre Zempin===
 
===2021 Jubiläum - 450 Jahre Zempin===
  
<gallery mode="packed" widths="200px">
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<gallery mode=packed>
Datei:2021 Zempin.jpg |<center>Postkarte</center>
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Datei:2021 Zempin.jpg |Postkarte
Datei:450 Jahre Zempin 0.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/1/1d/Zempin_450_Jahre.pdf |'''Zempin 450 Jahre pdf'''   ISBN:978-3-753159-87-4
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Datei:450 Jahre Zempin 0.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/1/1d/Zempin_450_Jahre.pdf |[[medium:Zempin_450_Jahre.pdf|'''Zempin 450 Jahre''' - pdf - ISBN:978-3-753159-87-4]]
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Datei:2021 Zempin 0.jpg|Usedom aktuell
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Datei:2021 Zempin 1.jpg|Beitrag zum Jubiläum
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Datei:2021 Zempin 2.jpg
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Datei:2021 Zempin 3.jpg
 
Datei:2022 Fest Zempin.jpg|Festveranstaltung auf dem Schulhof - erst 2022 wegen Corona
 
Datei:2022 Fest Zempin.jpg|Festveranstaltung auf dem Schulhof - erst 2022 wegen Corona
Datei:2022 Fest 450 .jpeg| Ostsee Zeitung 08.08.22
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Datei:2022 Fest 450 .jpeg| Ostsee Zeitung 08.08.2022
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</gallery>
  
Wir senden ein großes '''DANKESCHÖN''' an alle Teilnehmer, die gestern (06.08.2022) beim Sommerfest der Vereine mit uns gemeinsam 450+1 Jahre Zempiner Geschichte aufleben lassen haben. Wir sind unglaublich glücklich und stolz darauf, was das kleinste Seebad Usedoms in kürzester Zeit auf die Beine gestellt hat. Dies funktioniert nur mit ganz viel Begeisterung, Enthusiasmus und Spaß an der Sache. Danke dafür! -  ''Seebad Zempin''  
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:''Wir senden ein großes '''DANKESCHÖN''' an alle Teilnehmer, die gestern (06.08.2022) beim Sommerfest der Vereine mit uns gemeinsam 450+1 Jahre Zempiner Geschichte aufleben lassen haben. Wir sind unglaublich glücklich und stolz darauf, was das kleinste Seebad Usedoms in kürzester Zeit auf die Beine gestellt hat. Dies funktioniert nur mit ganz viel Begeisterung, Enthusiasmus und Spaß an der Sache. Danke dafür!'' '''Seebad Zempin'''  
  
 
====Geschichtlicher Ablauf====  
 
====Geschichtlicher Ablauf====  
auf Tafeln in "Uns olle Schaul" in Zempin - von Hilde Stockmann
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:auf Tafeln in ''"Uns olle Schaul''" in Zempin - von Hilde Stockmann
  
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Datei:450 Jahre Zempin 1a.jpg
 
Datei:450 Jahre Zempin 1a.jpg
 
Datei:450 Jahre Zempin 2a.jpg
 
Datei:450 Jahre Zempin 2a.jpg
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====In "Uns olle Schaul"====
 
====In "Uns olle Schaul"====
Ausstellung im Vortragsraum - die Tafeln zur Ansicht
+
:Ausstellung im Vortragsraum - die Tafeln zur Ansicht
  
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Datei:03 Ansicht Laden.JPG
 
Datei:03 Ansicht Laden.JPG
 
Datei:03 Blick zum Laden.JPG
 
Datei:03 Blick zum Laden.JPG
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====Großfoto Ausstellung====
 
====Großfoto Ausstellung====
  
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<gallery mode=packed>
 
Datei:2021 Grossfoto Ausstellung.jpg|
 
Datei:2021 Grossfoto Ausstellung.jpg|
 
Datei:2021 Jubiläum (1).JPG|Dorfkern
 
Datei:2021 Jubiläum (1).JPG|Dorfkern
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====451 Jahre Zempin - Fest der Vereine auf dem Schulhof 2022====
+
====450+1 Jahre Zempin - Fest der Vereine auf dem Schulhof 2022====
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:Zempiner Einwohner stellen mit passenden Kostümen die Zempiner Vergangenheit nach.
 +
:Bürgermeister Schön moderiert die Veranstaltung.
  
Zempiner Einwohner stellen mit passenden Kostümen die Zempiner Vergangenheit nach. Bürgermeister Schön moderiert
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Datei:01 451 Herzog Müller.jpg|Greifenherzog
 
Datei:01 451 Herzog Müller.jpg|Greifenherzog
 
Datei:02 451 Schweden.jpg|Schwedenkönig
 
Datei:02 451 Schweden.jpg|Schwedenkönig
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Datei:09 451 Badeort.jpg|Badegäste
 
Datei:09 451 Badeort.jpg|Badegäste
 
Datei:451 Achterwasser A.jpg|Bewohner
 
Datei:451 Achterwasser A.jpg|Bewohner
Datei:451 Bauer Paar.jpg|Bauern Paar
+
Datei:451 Bauer Paar.jpg|Bauernpaar
 
Datei:451 Bauern.jpg|Bauern
 
Datei:451 Bauern.jpg|Bauern
 
Datei:451 Kulz.jpg|Fr. Kulz FVA
 
Datei:451 Kulz.jpg|Fr. Kulz FVA
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===Zempin in der Zeitung ab 2022===
 
===Zempin in der Zeitung ab 2022===
  
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Datei:2022 Feb Planung FVA 1.jpg|2022 Feb. Planung 1
 
Datei:2022 Feb Planung FVA 1.jpg|2022 Feb. Planung 1
 
Datei:2022 Feb Planung FVA 2.jpg|2022 Feb. Planung 2
 
Datei:2022 Feb Planung FVA 2.jpg|2022 Feb. Planung 2
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Datei:2022 Zempin Flohmarkt.jpg|2022 Flohmarkt
 
Datei:2022 Zempin Flohmarkt.jpg|2022 Flohmarkt
 
Datei:Zempin Geschichte Modenschau 2022.jpg|2022 Vorbereitung Modenschau Geschichte
 
Datei:Zempin Geschichte Modenschau 2022.jpg|2022 Vorbereitung Modenschau Geschichte
</gallery>
+
Datei:2023 Neujahrsempfang Zempin 1.jpg|2023 Jan. Neujahrsempfang 1
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Datei:2023 Neujahrsempfang Zempin 2.jpg|2023 Jan. Neujahrsempfang 2 mit Klein Nordende
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Datei:2023 Zempin FF und Stellvertreterin Bürgermeister.jpg|2023 Feuerwehr wird gewürdigt, Anke Gießmann Stellvertreterin
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Datei:Zempin 2023 Deichweg Zaun 1.jpg|2023 Zaun Deichweg 1
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Datei:Zempin 2023 Deichweg Zaun 2.jpg|2023 Zaun Deichweg 2
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Datei:Zempin 2023 Einkaufsmarkt 1.jpg|2023 Einkaufsmarkt Plan 1
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Datei:Zempin 2023 Einkaufsmarkt 2.jpg|2023 Einkaufsmarkt Plan 2
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Datei:Zempin 2023 Nazi .jpg|2023 Polizei Nazi in Zempin?
 +
Datei:2024 Bäcker Zempin Kölpinsee 1.jpg|2024 Bäcker 1
 +
Datei:2024 Bäcker Zempin Kölpinsee 2.jpg|2024 Bäcker 2
 +
</gallery></center>
  
==Einigen wichtige Themen sind eigene Artikel gewidmet:==
+
===2022 Zempin Zahlen Tourismus===
  
===Ersterwähnung 1571===
+
;Zahlen:
  
Lassansche Wasserordnung - Abgaben und Schutzmaßnahmen für die Fische vom Herzog Ernst Ludwig
+
:'''Einwohner''':    977 - davon 535 Frauen und 442 Männer
 +
:'''Nebenwohnsitz''': 315 Bürger
  
Das Achterwasser wurde fürüher auch das Lassansche Wasser genannt. Die Verordnung betrifft den Peenestrom, Krumminer Wieck und das Achterwasser.
+
:'''Betten''' zur Vermietung: 3262
 +
::davon Hotel            385
 +
::davon Pensionen        74
 +
:: davon Camping        472
  
'''1769''' von Dähnert in gedruckter Form:
+
:'''Vermieter''':
 +
::davon Zempiner        139
 +
::davon Zweitwohnung  263
  
 
<center><gallery>
 
<center><gallery>
Datei:Wasserordnung Dähnert Titel.JPG
+
Datei:Neujahrsempf. 2023 01.jpg|das FVA stellt diese Zahlen vor
Datei:Wasserordnung 1571 S. 624.JPG
+
Datei:Neujahrsempf. 2023 02.jpg|Gäste in den Seebädern der Insel
Datei:Wasserordnung 1571 S. 625.JPG
+
Datei:Neujahrsempf. 2023 04.jpg
Datei:Wasserordnung 1571 S. 626.JPG
+
Datei:Neujahrsempf. 2023 05.jpg|Gäste aus den Bundesländern
 +
Datei:Neujahrsempf. 2023 06.jpg|ausländiche Gäste in Zempin
 
</gallery></center>
 
</gallery></center>
  
===Denkmale für Opfer===
+
===2023 Zempin Zahlen Tourismus===
 +
 
 +
<center><gallery>
 +
Datei:Zem 2024 Tourismus 1.jpg
 +
Datei:Zem 2024 Tourismus 2.jpg|Gästezahlen
 +
Datei:Zem 2024 Tourismus 3.jpg|Betten Vermieter
 +
Datei:Zem 2024 Tourismus 4.jpg|UsedonCard
 +
Datei:Zem 2024 Tourismus 5.jpg|Neu entstanden
 +
Datei:Zem 2024 Tourismus 6.jpg|Plan für 2024
 +
</gallery></center>
  
Der Stein an der Waldstraße für die Opfer des 1. Weltkrieges.
+
==Einigen wichtige Themen sind eigene Artikel gewidmet:==
  
'''1945''' wurde das Denkmal von durchziehenden Russen beschossen und umgestoßen. Die Einschusslöcher sind heute noch zu sehen.
+
===Ersterwähnung 1571===
  
Nach der Wende wurde es restauriert. Am Volkstrauertag werden hier Blumen niedergelegt.
+
* [[medium:1571_Zempin_Ersterw%C3%A4hnung_Texte.pdf| Lassansche Wasserordnung - pdf]]
Als der Gedenkstein aufgestellt wurde, waren die Bäume in der Umgebung noch sehr klein. Heute rätselt man, warum das Denkmal an dieser Stelle aufgestellt wurde. Einige Zempiner meinten, so konnte man das Denkmal vom vielbesuchten Pommernhaus aus sehen und auf das Andenken der Gefallenen trinken.
+
:Abgaben und Schutzmaßnahmen für die Fische vom Herzog Ernst Ludwig
<center/>
 
<i>1914</i>
 
Karl Tiefert
 
Friedrich Leppin
 
<i>1915</i>
 
Friedrich Schütt
 
Wilhelm Nack
 
Reinhold Knuth
 
Hermann Molz
 
Max Leppin
 
<i>1916</i>
 
Albert Leppin
 
Karl Awe
 
<i>1917</i>
 
Otto Lüder
 
Hermann Lüder
 
Wilhelm Florin
 
<i>1918</i>
 
Albert Kollhoff
 
Ewald Held
 
Willi Tiefert
 
</center>
 
'''50 Jahre''' nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, am 8. Mai 1995, wurde auf dem Friedhof der Gemeinde Zempin ein Denkmal eingeweiht.
 
  
<center>
+
:Das Achterwasser wurde fürüher auch das Lassansche Wasser genannt. Die Verordnung betrifft den Peenestrom, Krumminer Wieck und das Achterwasser.
ZUM GEDENKEN
 
DER OPFER
 
DES 2. WELTKRIEGES
 
HIER RUHEN
 
5 UNBEKANNTE SOLDATEN
 
AUS DEM MINENFELD
 
ZWISCHEN
 
ZEMPIN UND KOSEROW
 
WIR EHREN DIE TOTEN
 
UND
 
MAHNEN ZUM FRIEDEN
 
</center>
 
  
 +
;1769
 +
:von Dähnert in gedruckter Form:
  
<gallery mode="packed" widths="200px">
+
<gallery mode=packed heights=150px>
Datei:Zempin Kriegerdenkmal 1 Weltkrieg.JPG|<center>Denkmal für Soldaten des 1. Weltkrieges an der Waldstraße neben dem Parkplatz</center>
+
Datei:Wasserordnung Dähnert Titel.JPG|Titelblatt
Datei:Zempin 1 WK Inschrift.jpg|<center>Inschrift 1. Weltkrieg</center>
+
Datei:Wasserordnung 1571 S. 624.JPG|Seite 624
Datei:Kreuz 5 unbekannte Soldaten.jpg|<center>Für 5 unbekannte Soldaten, die im Minenfeld zwischen Zempin und Koserow starben</center>
+
Datei:Wasserordnung 1571 S. 625.JPG|Seite 625
Datei:Zempin unbekannte Soldaten Inschrift.jpg|<center>Das einfache Holzkreuz mit der Inschrift wurde nach der Wende gestohlen. An gleicher Stelle wurde der Stein gesetzt</center>
+
Datei:Wasserordnung 1571 S. 626.JPG|Seite 626
Datei:Zempin 2 WK Stein.jpg|<center>Für die Opfer des 2. Weltkrieges zum Gedenken auf dem Friedhof Zempin</center>
 
 
</gallery>
 
</gallery>
  
===Literatur über Zempin===
+
===Denkmale für Opfer===
  
Zempiner Heimathefte erschienen im Eigenverlag (leider ohne ISBN)
+
:Der Stein an der Waldstraße für die Opfer des '''1. Weltkrieges.'''
  
'''Zempiner Heimathefte Nr. 1''' | [https://www.ortschroniken-mv.de/images/0/04/Zempiner_Heimathefte_1_OCR.pdf <i><u>als pdf</u></i>]
+
;1945
 +
:wurde das Denkmal von durchziehenden Russen beschossen und umgestoßen. Die Einschusslöcher sind heute noch zu sehen.
  
Geschichte, Geschichten, Bilder, Dokumente, 74 Seiten, mit zahlreichen Farbfotos - Printausgabe 8,00  EUR
+
:Nach der Wende wurde es restauriert. Am Volkstrauertag werden hier Blumen niedergelegt.
 +
:Als der Gedenkstein aufgestellt wurde, waren die Bäume in der Umgebung noch sehr klein. :Heute rätselt man, warum das Denkmal an dieser Stelle aufgestellt wurde. Einige Zempiner meinten, so konnte man das Denkmal vom vielbesuchten Pommernhaus aus sehen und auf das Andenken der Gefallenen trinken.
 +
<center/>
 +
:;1914
 +
:<big>Karl Tiefert
 +
:Friedrich Leppin</big>
 +
:;1915
 +
:<big>Friedrich Schütt
 +
:Wilhelm Nack
 +
:Reinhold Knuth
 +
:Hermann Molz
 +
:Max Leppin</big>
 +
:;1916
 +
:<big>Albert Leppin
 +
:Karl Awe</big>
 +
:;1917
 +
:<big>Otto Lüder
 +
:Hermann Lüder
 +
:Wilhelm Florin</big>
 +
:;1918
 +
:<big>Albert Kollhoff
 +
:Ewald Held
 +
:Willi Tiefert</big>
 +
</center>
  
Aus dem Inhalt:
+
===Mienenopfer===
Zempiner Geschichte in Zahlen; Ersterwähnung des Ortes; Was bedeutet der Name Zempin; Das Wappen von Zempin; Die Schule bis 1928; Anfang vom Inselhof; Fischerei mit dem Wintergarn; Wege-, Straßen- und Flurnamen in Zempin; Die Entwicklung des Seebades; Die Salzhütten; Die Hexe von Zempin; Rentensicherung per Notarvertrag; Zempiner Glocken – Geschichte; Das Blüsen – eine frühere Art zu Fischen; Hugo Scheele – Lebensweg; Der Wal; Aus dem Leben eines Zempiner Fischerjungen; Zeitsplitter-Episoden
+
Die Kriegsvorbereitungen für den zweiten Weltkrieg verwandelte die Insel Usedom in eine riesige Kaserne. In Zinnowitz, Zempin, Koserow und Ückeritz quartierten sich Ingenieure, Techniker und Soldaten ein, die in Peenemünde die geheimnisvollen V- Waffen produzierten. Der Strand zwischen Zempin und Koserow wurde vermint, um die Insel im Falle der Gefahr in zwei Teile sprengen zu können.
  
'''Zempiner Heimathefte Nr. 2''' | [https://www.ortschroniken-mv.de/images/d/dc/Zempiner_Heimathefte_2_OCR.pdf <i><u>als pdf</u></i>]
+
Noch bis zum Jahre 1950 verwehrten hier Stacheldrahtverhaue den Durchgang. In Zempin wurden Betonrollbahnen und unterirdische Bunker gebaut. Was das Jahr 1945 an Leid, Not und Angst über die Menschen brachte, wird kein Usedomer jemals vergessen.  
  
Geschichte, Geschichten, Bilder, Dokumente, auf 95 Seiten mit 120 Bildern  - Printausgabe 8,00  EUR
+
Der Zusammenbruch des Faschismus hinterließ auf Usedom tiefe Spuren. Die Festlandsanbindung der Insel Usedom war komplett unterbrochen, was schwerwiegende wirtschaftliche und versorgungstechnische Probleme über Jahre nach sich zog.
  
Aus dem Inhalt:
+
Nach 1945 begannen Kriegsgefangene und Freiwillige, unter der Regie der Roten Armee, die Minen zu räumen, vorallem auf der Straße und unter den Gleisen der nahen Bahnstrecke.
Die Schwedenzeit; Sturmfluten; Entwicklung der Fischerei; Bootsmodelle von Konrad Tiefert; Hering und seine Namen; Das Waldhaus; Der Bahnhof; Kriegsende – Reise der Zempiner Mütter; Rosa Kühn; Rohrdächer; Lehrer Ferdinand Biesenack; Erinnerungen eines dankbaren Schülers; Denkmale; Friedhof; Silberölweide Zempin; Hausschlachtung – Schwein; Statistik; Ostseeperle Zempin; Zeitsplitter-Episoden
 
  
'''Zempiner Heimathefte Nr. 3''' | [https://www.ortschroniken-mv.de/images/5/5d/Zempiner_Heimathefte_3_OCR.pdf <i><u>als pdf</u></i>]
+
;Zum Gedenken aller Opfer des zweiten Weltkrieges wurde am 08.05.1995 auf dem Friedhof in Zempin ein Gedenkstein eingeweiht.  
  
Geschichte, Geschichten, Bilder, Dokumente, 75 Seiten, 135 Bilder - Printausgabe 8,00  EUR
+
;50 Jahre
 +
:nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, am 8. Mai 1995, wurde auf dem Friedhof der Gemeinde Zempin ein Denkmal eingeweiht.
  
Aus dem Inhalt:
+
<center><big>
Woher kommen die Einwohner; Wie wir Zempiner wurden; Die Flundernfischerei; Die Flunder; Dr. Wernher von Braun im Inselhof; Dr. Wernher von Braun Biographie; Kriegsende 1945 in Zempin; Die Entwicklung zum Seebad in Reiseprospekten; Zempiner Türme; Kurt-Heinz Sieger; Zempiner Eiche; Wetteraufzeichnungen; Das Urhuhn von Zempin; Zeitsplitter-Episoden
+
:ZUM GEDENKEN
 +
:DER OPFER
 +
:DES 2. WELTKRIEGES
 +
:HIER RUHEN
 +
:5 UNBEKANNTE SOLDATEN
 +
:AUS DEM MINENFELD
 +
:ZWISCHEN
 +
:ZEMPIN UND KOSEROW
 +
:WIR EHREN DIE TOTEN
 +
:UND
 +
:MAHNEN ZUM FRIEDEN
 +
</center></big>
  
'''Zempiner Heimathefte Nr. 4''' | [https://www.ortschroniken-mv.de/images/9/94/Zempiner_Heimathefte_4_OCR.pdf <i><u>als pdf</u></i>]
 
  
Geschichte, Geschichten, Bilder, Dokumente, 77 Seiten mit zahlreichen Farbfotos - Printausgabe 9,00  EUR
+
<center><gallery mode=nolines>
 +
Datei:Zempin Kriegerdenkmal 1 Weltkrieg.JPG|Denkmal für Soldaten des 1. Weltkrieges an der Waldstraße neben dem Parkplatz
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Datei:Zempin 1 WK Inschrift.jpg|Inschrift 1. Weltkrieg, Einschüsse durch Russen 1945
 +
Datei:Zempin Denkmal 1 Weltkrieg.jpg|1. Weltkrieg Namen
 +
Datei:Kreuz 5 unbekannte Soldaten.jpg|Für 5 unbekannte Soldaten, die im Minenfeld zwischen Zempin und Koserow starben
 +
Datei:Zempin unbekannte Soldaten Inschrift.jpg|Das einfache Holzkreuz mit der Inschrift wurde nach der Wende gestohlen. An gleicher Stelle wurde der Stein gesetzt
 +
Datei:Zempin 2 WK Stein.jpg|Für die Opfer des 2. Weltkrieges zum Gedenken auf dem Friedhof Zempin
 +
</gallery></center>
  
Aus dem Inhalt:
+
===Literatur über Zempin===
Entwicklung des Gewerbes in Zempin; Zempiner Lehrer: Schüleraufsätze 1965 und 1981; Seestraße und ihre Geschichte; Dorfschulze – Bürgermeister; Fischräuchereien in Zempin: Die Stranddistel; Hugo Scheele 50. Todestag; Fischereigenossenschaft; Gefährliches Küstenleben, Kinderlandverschickung; Kriegsende 1945; Zempiner Vereine; Bildung des Antennenvereins; Zeitsplitter - Episoden
 
  
'''Zempiner Heimathefte Nr. 5''' | [https://www.ortschroniken-mv.de/images/4/46/Zempiner_Heimathefte_5_OCR.pdf <u><i>als pdf</i></u>]
+
:Zempiner Heimathefte erschienen im Eigenverlag (leider ohne ISBN) Als PDF ansehen - am rechten Rand auf Bild klicken
  
Geschichte, Geschichten, Bilder, Dokumente, 79 Seiten mit zahlreichen Farbfotos - Printausgabe 12,00  EUR
+
====Zempiner Heimathefte Nr. 1====
 +
[[Datei:Titel Heft 1.jpg|80px|thumb|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/0/04/Zempiner_Heimathefte_1_OCR.pdf|[[medium:Zempiner_Heimathefte_1_OCR.pdf|Heft Nr. 1 pdf]]]]
  
Aus dem Inhalt:
+
:Geschichte, Geschichten, Bilder, Dokumente, 74 Seiten, mit zahlreichen Farbfotos - Printausgabe 8,00  EUR
Zempiner Lebensgeschichten; Usedom unvergessene Heimat; Zempin - neue Heimat; Die Entwicklung der Aalfischerei, FKK in Zempin; Lehrer Dunkel - Erziehung zur Natur; Holunder; Weihnachten und der Krieg; FI 103 (V1) und Zempin; Hermann Heinz Wille; Zempin und Otto Niemeyer-Holstein; Frühling und Blumen in der Ostsee; Familie Darm; Von den Anfängen der Seebäder in der Inselmitte; Zempiner Geschichte in Zahlen; Ergänzungen und Berichtigungen
 
  
=== Hexe von Zempin ===
+
:;Aus dem Inhalt:
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:Zempiner Geschichte in Zahlen; Ersterwähnung des Ortes; Was bedeutet der Name Zempin; Das Wappen von Zempin; Die Schule bis 1928; Anfang vom Inselhof; Fischerei mit dem Wintergarn; Wege-, Straßen- und Flurnamen in Zempin; Die Entwicklung des Seebades; Die Salzhütten; Die Hexe von Zempin; Rentensicherung per Notarvertrag; Zempiner Glocken – Geschichte; Das Blüsen – eine frühere Art zu Fischen; Hugo Scheele – Lebensweg; Der Wal; Aus dem Leben eines Zempiner Fischerjungen; Zeitsplitter-Episoden
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[[Datei:Bernsteinhexe Scheele.jpg|thumb|300px|rechts|Bild Bernsteinhexe von Hugo Scheele - Buch Hintergründe pdf |link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/7/75/Bernsteinhexe_epubli.pdf]]
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====Zempiner Heimathefte Nr. 2====
Kenntnis über eine Hexenverbrennung einer Zempinerin im Jahre '''1668''' erhalten wir aus dem Buch vom Chronisten der Insel Usedom, [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Insel_Usedom#Robert_Burkhardt_Leben Robert Burkhardt],: Bilder aus der Geschichte der evangelischen Kirchen auf Usedom, Swinemünde 1911. Auf Seite 106 schreibt er von einem Zettel im Krumminer Kirchenarchiv mit folgenden Inhalt:
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[[Datei:Titel Heft 2.jpg|80px|thumb|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/6/60/Zempiner_Heimathefte_2_OCR_Seiten_geornet.pdf|[[medium:Zempiner_Heimathefte_2_OCR_Seiten_geornet.pdf|Heft Nr. 2 pdf]]]]
''„Am 10.p.Trinitatis (26.Juli) 1668 wurde die Rose´sche, Zauberei halber, von Zempin nach Mölschow geholet, daselbst oft von mir besuchet, zuletzt, wie sie gebrannt worden, habe ich freiwillig dem Pastor in Coserow zugeredet, daß er sie kommunizieren und absolvieren möchte, ist aber sonst gegen Art und Herkommen. Weil es anstatt der Leichenpredigt, soll es von dem Pastor, in dessen Kirchspiel es vorgeht und der Exekution vorsteht, auch von dem Pastor loci verrichtet werden.“''
 
  
Das Zeitalter der Hexenverfolgung begann in Europa um 1430 und endete um 1780. Wie eine Epidemie verbreitete sich diese Art der Todesstrafe wegen „Schadenszauber, bösem Willen oder dem Pakt mit dem Teufel“. Die Insel Usedom wurde nach dem 30jährigem Krieg von 1648 bis 1720 durch die Schweden verwaltet. Die Geschichte vermerkt, in den Jahren 1668 bis 1676 sei in Schweden eine Hexenpanik ausgebrochen.
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:Geschichte, Geschichten, Bilder, Dokumente, auf 95 Seiten mit 120 Bildern  - Printausgabe 8,00  EUR
Wie konnte es hier auf der Insel Usedom zu solch einem Urteil kommen? Ausgangs des Dreißigjährigen Krieges waren viele Höfe und Hütten zerstört und geplündert, die Bevölkerung verwildert und in Rohheit versunken. Die Nachkriegszeit brachte viele ungelöste Probleme, Mangel an Brotgetreide durch Wetterunbilden und schwere Krankheiten bei Mensch und Tier.
 
Verdächtigte Personen haben im Dorf oft eine lange Verdachtskarriere hinter sich. Nachbarn sammeln Beobachtungen über Jahrzehnte, oft über ganze Familien.
 
So wird unerklärliches, unerwartetes Unglück, plötzlich auftretende unheilbare Krankheiten und negative Gefühle, wie Neid, Hass oder Angst, zum Ausgangspunkt der Verdächtigung.
 
Wilhelm Meinhold (1797 – 1851) in [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Insel_Usedom#Netzelkow_Kirche Netzelkow] auf der Insel Usedom geboren, war Pastor von 1821 bis 1827 in Koserow und dann bis 1844 Pastor in [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Insel_Usedom#Krummin_Kirche Krummin]. So ist es zu erklären, dass er den Zettel im Kirchenarchiv gelesen hat und diese Nachricht ihn angeregt hat über die Zeit und Umstände nachzudenken, um dann den Roman „Die Bernsteinhexe“ zu schreiben.
 
Doch am Ende des Romans wird das Mädchen nicht dem Feuer übergeben, sondern gerettet.
 
  
Im Jahre 1668 aber wird Anna Reeßen, geborne Maaken, Jochim Reeßen Eheweib, aus Zempin, dem Feuer übergeben. Wie so oft hat ein Mensch, der als Hexe bezichtigt wurde in seiner Qual einen weiteren Menschen verdächtigt. So war es oft eine Kette von Hinrichtungen. So war es auch bei der Reeschen.
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:;Aus dem Inhalt:
Aus dem Schriftverkehr vom 05. Mai 1668 von Caspar Andreas Lepel vom Gnitz an die Juristenfakultät in Greifswald erfahren wir den Grund und wer die „Resische“ beschuldigt. Darin schreibt er: „ Marie Zimdal, Peter Dortigmarke Wittwe (gen. Dortigmarksche), hat u.a. den Töchtern Lepels [Jungfrauen] einen Geist - ''ins leib gewiesen, undt sie alßo jämmerlich quelen lassen -, ''unter Tortur'' - gleichwohl aber soviel bekannt, das ein ander weib die Ree[s´]sche genant, solches in ihren nahmen gethan -.
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:Die Schwedenzeit; Sturmfluten; Entwicklung der Fischerei; Bootsmodelle von Konrad Tiefert; Hering und seine Namen; Das Waldhaus; Der Bahnhof; Kriegsende – Reise der Zempiner Mütter; Rosa Kühn; Rohrdächer; Lehrer Ferdinand Biesenack; Erinnerungen eines dankbaren Schülers; Denkmale; Friedhof; Silberölweide Zempin; Hausschlachtung – Schwein; Statistik; Ostseeperle Zempin; Zeitsplitter-Episoden
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Aus weiterem Schriftverkehr geht hervor, dass die Folter immer mehr verschärft wurde ..''scharffe frage vorgenommen worden''... danach hat sie ausgesagt, dass sie einen ...''teufel habe, so Michael heiße und denselbst hat sie von der Teelschen gekriegt''.... nach einer Bedenkzeit hat sie dies alles widerrufen und gesagt, dass sie unschuldig sei. Nach weiteren Torturen wird sie als  ..''hartneckig ..und halstarrig'' ...bezeichnet.
 
Am 08. August 1668 mußte Anna Reeßen in Mölschow den Feuertod erleiden.
 
  
Die Einsicht in die Akten und die Auszüge verdanken wir Herrn Ivo Asmus, Uni Greifswald.
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====Zempiner Heimathefte Nr. 3====
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[[Datei:03 Titel Heft 3.jpg|80px|thumb|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/5/5d/Zempiner_Heimathefte_3_OCR.pdf|[[medium:Zempiner_Heimathefte_3_OCR.pdf|Heft Nr. 3 pdf]]]]
  
* [https://www.ortschroniken-mv.de/images/8/88/Zempin_Hexe_1668_Uni_Greifswald.pdf Akten in der Uni Greifswald zum Hexenprozess]
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:Geschichte, Geschichten, Bilder, Dokumente, 75 Seiten, 135 Bilder - Printausgabe 8,00  EUR
  
* [https://www.ortschroniken-mv.de/images/7/75/Bernsteinhexe_epubli.pdf Buch Bernsteinhexe mit Erklärungen pdf]
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:;Aus dem Inhalt:
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:Woher kommen die Einwohner; Wie wir Zempiner wurden; Die Flundernfischerei; Die Flunder; Dr. Wernher von Braun im Inselhof; Dr. Wernher von Braun Biographie; Kriegsende 1945 in Zempin; Die Entwicklung zum Seebad in Reiseprospekten; Zempiner Türme; Kurt-Heinz Sieger; Zempiner Eiche; Wetteraufzeichnungen; Das Urhuhn von Zempin; Zeitsplitter-Episoden
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* [https://www.ortschroniken-mv.de/images/d/d2/Hexenprozesse_Pommern.pdf Zeitung Demmin zu Hexenprozessen]
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====Zempiner Heimathefte Nr. 4====
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[[Datei:Titel Heft 4.jpg|80px|thumb|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/9/94/Zempiner_Heimathefte_4_OCR.pdf|[[medium:Zempiner_Heimathefte_4_OCR.pdf|Heft Nr. 4 pdf]]]]
  
* [https://www.ortschroniken-mv.de/images/9/93/Aus_pommerschen_Hexenprozessakten_Haas_1896.pdf Pommersche Hexenprozessakten 1896 - A. Haas]
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:Geschichte, Geschichten, Bilder, Dokumente, 77 Seiten mit zahlreichen Farbfotos - Printausgabe 9,00  EUR
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:;Aus dem Inhalt:
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:Entwicklung des Gewerbes in Zempin; Zempiner Lehrer: Schüleraufsätze 1965 und 1981; Seestraße und ihre Geschichte; Dorfschulze – Bürgermeister; Fischräuchereien in Zempin: Die Stranddistel; Hugo Scheele 50. Todestag; Fischereigenossenschaft; Gefährliches Küstenleben, Kinderlandverschickung; Kriegsende 1945; Zempiner Vereine; Bildung des Antennenvereins; Zeitsplitter - Episoden
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====Zempiner Heimathefte Nr. 5====
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[[Datei:Titel 5 vorn.jpg|80px|thumb|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/4/46/Zempiner_Heimathefte_5_OCR.pdf|[[medium:Zempiner_Heimathefte_5_OCR.pdf|Heft Nr. 5 pdf]]]]
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:Geschichte, Geschichten, Bilder, Dokumente, 79 Seiten mit zahlreichen Farbfotos - Printausgabe 12,00  EUR
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:;Aus dem Inhalt:
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:Zempiner Lebensgeschichten; Usedom unvergessene Heimat; Zempin - neue Heimat; Die Entwicklung der Aalfischerei, FKK in Zempin; Lehrer Dunkel - Erziehung zur Natur; Holunder; Weihnachten und der Krieg; FI 103 (V1) und Zempin; Hermann Heinz Wille; Zempin und Otto Niemeyer-Holstein; Frühling und Blumen in der Ostsee; Familie Darm; Von den Anfängen der Seebäder in der Inselmitte; Zempiner Geschichte in Zahlen; Ergänzungen und Berichtigungen
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=== Hexe von Zempin ===
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[[Datei:Bernsteinhexe Scheele.jpg|thumb|300px|rechts|Bild |link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/7/75/Bernsteinhexe_epubli.pdf |[[medium:Bernsteinhexe_epubli.pdf|Bernsteinhexe von Hugo Scheele - Buch Hintergründe - pdf]]]]
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:Kenntnis über eine Hexenverbrennung einer Zempinerin im Jahre '''1668''' erhalten wir aus dem Buch vom Chronisten der Insel Usedom, [[Insel Usedom#Robert Burkhardt Leben|Robert Burkhardt]],: Bilder aus der Geschichte der evangelischen Kirchen auf Usedom, Swinemünde 1911. Auf Seite 106 schreibt er von einem Zettel im Krumminer Kirchenarchiv mit folgenden Inhalt:
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:''„Am 10.p.Trinitatis (26.Juli) 1668 wurde die Rose´sche, Zauberei halber, von Zempin nach Mölschow geholet, daselbst oft von mir besuchet, zuletzt, wie sie gebrannt worden, habe ich freiwillig dem Pastor in Coserow zugeredet, daß er sie kommunizieren und absolvieren möchte, ist aber sonst gegen Art und Herkommen. Weil es anstatt der Leichenpredigt, soll es von dem Pastor, in dessen Kirchspiel es vorgeht und der Exekution vorsteht, auch von dem Pastor loci verrichtet werden.“''
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:Das Zeitalter der Hexenverfolgung begann in Europa um 1430 und endete um 1780. Wie eine Epidemie verbreitete sich diese Art der Todesstrafe wegen „Schadenszauber, bösem Willen oder dem Pakt mit dem Teufel“. Die Insel Usedom wurde nach dem 30jährigem Krieg von 1648 bis 1720 durch die Schweden verwaltet. Die Geschichte vermerkt, in den Jahren 1668 bis 1676 sei in Schweden eine Hexenpanik ausgebrochen.
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:Wie konnte es hier auf der Insel Usedom zu solch einem Urteil kommen? Ausgangs des Dreißigjährigen Krieges waren viele Höfe und Hütten zerstört und geplündert, die Bevölkerung verwildert und in Rohheit versunken. Die Nachkriegszeit brachte viele ungelöste Probleme, Mangel an Brotgetreide durch Wetterunbilden und schwere Krankheiten bei Mensch und Tier.
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:Verdächtigte Personen haben im Dorf oft eine lange Verdachtskarriere hinter sich. Nachbarn sammeln Beobachtungen über Jahrzehnte, oft über ganze Familien.
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:So wird unerklärliches, unerwartetes Unglück, plötzlich auftretende unheilbare Krankheiten und negative Gefühle, wie Neid, Hass oder Angst, zum Ausgangspunkt der Verdächtigung.
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:Wilhelm Meinhold (1797 – 1851) in [[Insel Usedom#Netzelkow Kirche|Netzelkow]] auf der Insel Usedom geboren, war Pastor von 1821 bis 1827 in Koserow und dann bis 1844 Pastor in [[Insel Usedom#Krummin Kirche|Krummin]]. So ist es zu erklären, dass er den Zettel im Kirchenarchiv gelesen hat und diese Nachricht ihn angeregt hat über die Zeit und Umstände nachzudenken, um dann den Roman „Die Bernsteinhexe“ zu schreiben.
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:Doch am Ende des Romans wird das Mädchen nicht dem Feuer übergeben, sondern gerettet.
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:Im Jahre 1668 aber wird Anna Reeßen, geborne Maaken, Jochim Reeßen Eheweib, aus Zempin, dem Feuer übergeben. Wie so oft hat ein Mensch, der als Hexe bezichtigt wurde in seiner Qual einen weiteren Menschen verdächtigt. So war es oft eine Kette von Hinrichtungen. So war es auch bei der Reeschen.
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:Aus dem Schriftverkehr vom 05. Mai 1668 von Caspar Andreas Lepel vom Gnitz an die Juristenfakultät in Greifswald erfahren wir den Grund und wer die „Resische“ beschuldigt. :Darin schreibt er: „ Marie Zimdal, Peter Dortigmarke Wittwe (gen. Dortigmarksche), hat u.a. den Töchtern Lepels [Jungfrauen] einen Geist - ''ins leib gewiesen, undt sie alßo jämmerlich quelen lassen -, ''unter Tortur'' - gleichwohl aber soviel bekannt, das ein ander weib die Ree[s´]sche genant, solches in ihren nahmen gethan -.
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:Aus weiterem Schriftverkehr geht hervor, dass die Folter immer mehr verschärft wurde ..''scharffe frage vorgenommen worden''... danach hat sie ausgesagt, dass sie einen ...''teufel habe, so Michael heiße und denselbst hat sie von der Teelschen gekriegt''.... nach einer Bedenkzeit hat sie dies alles widerrufen und gesagt, dass sie unschuldig sei. :Nach weiteren Torturen wird sie als  ..''hartneckig ..und halstarrig'' ...bezeichnet.
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:Am 08. August 1668 mußte Anna Reeßen in Mölschow den Feuertod erleiden.
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:Die Einsicht in die Akten und die Auszüge verdanken wir Herrn Ivo Asmus, Uni Greifswald.
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:* [[medium:Zempin_Hexe_1668_Uni_Greifswald.pdf| Akten in der Uni Greifswald zum Hexenprozess]]
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:* [[medium:Bernsteinhexe_epubli.pdf| Buch Bernsteinhexe mit Erklärungen - pdf]]
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:* [[medium:Hexenprozesse_Pommern.pdf| Zeitung Demmin zu Hexenprozessen]]
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:* [[medium:Aus_pommerschen_Hexenprozessakten_Haas_1896.pdf| Pommersche Hexenprozessakten 1896 - A. Haas]]
  
 
===Schule Zempin===
 
===Schule Zempin===
  
'''Schulgebäude'''
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;Schulgebäude
  
 
[[Datei:Zempin Haus 1.jpg |thumb|300px|rechts|Wohnung des Schneiders, 1693 war es das Hirtenhaus, später das Armenhaus]]
 
[[Datei:Zempin Haus 1.jpg |thumb|300px|rechts|Wohnung des Schneiders, 1693 war es das Hirtenhaus, später das Armenhaus]]
'''1. Haus - heute Dorfstraße 1'''
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====1. Haus - heute Dorfstraße 1====
bis 1832 wurden in dem Gebäude die Dorfkinder vom Schneidermeister unterrichtet. Das Haus wurde später zum Armenhaus der Gemeinde.
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:bis 1832 wurden in dem Gebäude die Dorfkinder vom Schneidermeister unterrichtet. Das Haus wurde später zum Armenhaus der Gemeinde.
Der erste namentlich bekannte Lehrer in Zempin war 1783 der Schneider Michael Heller. 1787 wird das Gehalt des Lehrers erhöht, er hat freie Wohnung und kann sein Vieh kostenlos auf den Gemeindewiesen weiden lassen.
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:Der erste namentlich bekannte Lehrer in Zempin war 1783 der Schneider Michael Heller. 1787 wird das Gehalt des Lehrers erhöht, er hat freie Wohnung und kann sein Vieh kostenlos auf den Gemeindewiesen weiden lassen.
 
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[[Datei:Zempin Schule Haus 2.jpg |thumb|300px|rechts|Wohnung für die Familie des Lehrers und ein Klassenraum]]
 
[[Datei:Zempin Schule Haus 2.jpg |thumb|300px|rechts|Wohnung für die Familie des Lehrers und ein Klassenraum]]
'''2. Haus - heute Fischerstraße 12'''
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====2. Haus - heute Fischerstraße 12====
wurde 1833 gebaut mit einer Dienstwohnung für den Lehrer. Der erste Bewohner war Lehrer Dinse, der bis zu seinem Tode 1877 hier unterrichtete. Er war vorher Schreiber beim Landratsamt in Swinemünde.  
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:wurde 1833 gebaut mit einer Dienstwohnung für den Lehrer. Der erste Bewohner war Lehrer Dinse, der bis zu seinem Tode 1877 hier unterrichtete. Er war vorher Schreiber beim Landratsamt in Swinemünde.  
Die Ortsschulinspektion war seit Gründung der Schule bis 1918 in den Händen der Pastoren des Kirchspiels Koserow. Die Pastoren, so schreibt Wilhelm Meinhold 1836 (Pastor und Verfasser der Bernsteinhexe), bilden die Lehrer monatlich weiter.
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:Die Ortsschulinspektion war seit Gründung der Schule bis 1918 in den Händen der Pastoren des Kirchspiels Koserow. Die Pastoren, so schreibt Wilhelm Meinhold 1836 (Pastor und Verfasser der Bernsteinhexe), bilden die Lehrer monatlich weiter.
  
Im Jahre 1928 wurde das Haus von der Gemeinde an den Gastwirt Paul Häfke verkauft.
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:Im Jahre 1928 wurde das Haus von der Gemeinde an den Gastwirt Paul Häfke verkauft.
 
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[[Datei:Zempin Haus3.jpg |thumb|300px|rechts|1928 - rechts 2 Wohnungen für Lehrerfamilien, links die 2 Klassenräume]]
 
[[Datei:Zempin Haus3.jpg |thumb|300px|rechts|1928 - rechts 2 Wohnungen für Lehrerfamilien, links die 2 Klassenräume]]
'''3. Haus - heute Fischerstraße 11 / Vereinshaus „Uns olle Schaul“'''
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====3. Haus - heute Fischerstraße 11 / Vereinshaus „Uns olle Schaul“====
Am 13. August 1928 wurde diese Schule in Gegenwart des Landrates, des Schulrates Wernicke und des Lehrers Ernst Lüdke eingeweiht. Erbaut vom Bauunternehmer O. Jahnke, Zinnowitz.  
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:Am 13. August 1928 wurde diese Schule in Gegenwart des Landrates, des Schulrates Wernicke und des Lehrers Ernst Lüdke eingeweiht. Erbaut vom Bauunternehmer O. Jahnke, Zinnowitz.  
Das Gebäude hat 2 Klassenräume. Ein Raum für die 1.-4. Klasse und ein Raum für die 5.- 8. Klasse. Nebenan entstanden zwei Wohnungen für die Lehrerfamilien, sogar mit Wasserleitung.
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:Das Gebäude hat 2 Klassenräume. Ein Raum für die 1.-4. Klasse und ein Raum für die 5.- 8. Klasse. Nebenan entstanden zwei Wohnungen für die Lehrerfamilien, sogar mit Wasserleitung.
 
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[[Datei:Tafel Zempin Schule.jpg|thumb|300px|rechts|Schule Zempin Geschichte]]
Später wurden die Räume der Wohnungen zu Unterrichtsräumen und eine Baracke im Hofraum mit Klassenzimmern, so dass jeder Jahrgang getrennt unterrichtet wurde. 1977 wurde der Dachraum über den Klassenräumen für die Schulspeisung mit einer eigenen Küche ausgebaut. Auch der „Hort“ - heute Ganztagsschule und Arbeitsgemeinschaften hatten hier ihre Heimat.
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:Später wurden die Räume der Wohnungen zu Unterrichtsräumen und eine Baracke im Hofraum mit Klassenzimmern, so dass jeder Jahrgang getrennt unterrichtet wurde. 1977 wurde der Dachraum über den Klassenräumen für die Schulspeisung mit einer eigenen Küche ausgebaut. Auch der „Hort“ - heute Ganztagsschule und Arbeitsgemeinschaften hatten hier ihre Heimat.
  
Zu DDR - Zeiten war es dadurch möglich, im Sommer, Kinderferienlager in den Schulräumen für Betriebe durchzuführen.
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:Zu DDR - Zeiten war es dadurch möglich, im Sommer, Kinderferienlager in den Schulräumen für Betriebe durchzuführen.
  
Einige Jahrgänge bis zur 10. Klasse wurden in Zinnowitz unterrichtet.
+
:Einige Jahrgänge bis zur 10. Klasse wurden in Zinnowitz unterrichtet.
  
Zeitweilig hatte die Schule eine gemeinsame Verwaltung mit der Schule Koserow. Die letzten Jahre bis zum Sommer 2000 war es der Lernort für Grundschüler aus Koserow und Zempin.
+
:Zeitweilig hatte die Schule eine gemeinsame Verwaltung mit der Schule Koserow. Die letzten Jahre bis zum Sommer 2000 war es der Lernort für Grundschüler aus Koserow und Zempin.
Im Sommer 2000 wurde in Koserow die Grundschule für die Bernsteinbäder eingerichtet. Alle Kinder fahren mit der UBB zur Schule.
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:Im Sommer 2000 wurde in Koserow die Grundschule für die Bernsteinbäder eingerichtet. Alle Kinder fahren mit der UBB zur Schule.
  
Ab Dezember 2000 begann der Heimatverein Zempin e.V. Ausstellungen aufzubauen.
+
:Ab Dezember 2000 begann der Heimatverein Zempin e.V. Ausstellungen aufzubauen.
Das Haus steht allen Vereinen für Zusammenkünfte zur Verfügung und im Sommer feiern die Freiwillige Feuerwehr und Zempiner Vereine unter den Linden ihre Feste.
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:Das Haus steht allen Vereinen für Zusammenkünfte zur Verfügung und im Sommer feiern die Freiwillige Feuerwehr und Zempiner Vereine unter den Linden ihre Feste.
  
'''Ständige Ausstellungen:'''
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;Ständige Ausstellungen:
  
- Fischerei mit Bootsmodellen des Fischers Konrad Tiefert
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::* Fischerei mit Bootsmodellen des Fischers Konrad Tiefert
  
- Schichleins Laden voller Erinnerungen
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::* Schichleins Laden voller Erinnerungen
  
 
;Schülerzahlen
 
;Schülerzahlen
  
:1851 - 35
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::* 1851 - 35
:1897 - 79
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::* 1897 - 79
:1910 - 70
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::* 1910 - 70
:1994 - 107
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::* 1994 - 107
 
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====Lehrer in Zempin====
 
====Lehrer in Zempin====
[[Datei:Zempin Schulbilder Titel.jpg|thumb|200px|rechts|Geschichte der Schule, Lehrer, Schulbilder, Konfirmation, Hochzeiten pdf - ISBN  978-3-7467-4418-6 pdf   |link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/7/79/Zempin_Schulbilder_epubli.pdf  ]]
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[[Datei:Zempin Schulbilder Titel.jpg|thumb|200px|rechts |link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/7/79/Zempin_Schulbilder_epubli.pdf |[[medium:Zempin_Schulbilder_epubli.pdf|Geschichte der Schule, Lehrer, Schulbilder, Konfirmation, Hochzeiten pdf - ISBN  978-3-7467-4418-6 - pdf]]]]
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[[Datei:1938 Schule Zempin BDM.jpg|thumb|200px|rechts|1938 Schülerinnen Zempin]]
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[[Datei:Zempin Schule seitlich Kinder.jpg|thumb|200px|rechts|Zempin Schulgebäude]]
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;aus der Kirchenchronik Koserow:
 
;aus der Kirchenchronik Koserow:
  
seit <i>1831</i> Lehrer Johann Christoph BOLWIG  
+
;seit 1831
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:Lehrer Johann Christoph BOLWIG  
  
<i>1834</i> – Bau eines neuen Schulhauses, das alte Hirtenhaus, in welchem sich das Schulzimmer befand, war höchst baufällig. Zu Michaelis zog Lehrer BOLWIG ein und unterrichtet dort.
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;1834
 +
:Bau eines neuen Schulhauses, das alte Hirtenhaus, in welchem sich das Schulzimmer befand, war höchst baufällig. Zu Michaelis zog Lehrer BOLWIG ein und unterrichtet dort.
  
<i>1838</i> – am 1.April , 46 Jahre alt, starb Lehrer BOLWIG an Lungenentzündung. Er hatte als Steuermann gedient und verschiedene Seereisen gemacht. Von den 8 Bewerbern wurde Schneider Dinse aus Lütow angenommen.  
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;1838
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:am 1.April , 46 Jahre alt, starb Lehrer BOLWIG an Lungenentzündung. Er hatte als Steuermann gedient und verschiedene Seereisen gemacht. Von den 8 Bewerbern wurde Schneider Dinse aus Lütow angenommen.  
  
<i>1838</i> – am 01.11. beginnt Joachim Friedrich Wilhelm Samuel DINSE – geb. am 10.06.1813 in Netzelkow. Er betreibt das Schneiderhandwerk als Nebengeschäft.  
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;1838
 +
:am 01.11. beginnt Joachim Friedrich Wilhelm Samuel DINSE – geb. am 10.06.1813 in Netzelkow. Er betreibt das Schneiderhandwerk als Nebengeschäft.  
  
<i>1897</i> – Lehrer WENZEL versetzt in Bezirk Köslin
+
;1897
 +
:Lehrer WENZEL versetzt in Bezirk Köslin
  
<i>1897</i> – am 01.07. beginnt Otto LÜBKE aus Mistroy
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;1897
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:am 01.07. beginnt Otto LÜBKE aus Mistroy
  
<i>1900</i> – ab 01.04. Lehrer RAMM aus Liepe
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;1900
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:ab 01.04. Lehrer RAMM aus Liepe
  
<i>1902</i> – Das Stallgebäude der Schule Zempin wurde mit Kredit massiv untermauert.
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;1902
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:Das Stallgebäude der Schule Zempin wurde mit Kredit massiv untermauert.
  
<i>1903</i> – Lehrer RAMM wurde versetzt nach ... . An seine Stelle trat STREHLOW aus Stettin, der dann nach Cammin ging. Der gewählte Lehrer Wilhelm BALLMANN, bisher in Luisenhof, trat am 3. September sein Amt an.  
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;1903
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:Lehrer RAMM wurde versetzt nach ... . An seine Stelle trat STREHLOW aus Stettin, der dann nach Cammin ging. Der gewählte Lehrer Wilhelm BALLMANN, bisher in Luisenhof, trat am 3. September sein Amt an.  
  
<i>1910</i> – Der Lehrer Ballmann mit seinen vielen Kinder klagt über die völlig unzureichenden Wohnungsverhältnisse. Die Räume zugig und ungesund. Der Klassenraum für die mehr als 80 Kinder ist zu klein.
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;1910
 +
:Der Lehrer Ballmann mit seinen vielen Kinder klagt über die völlig unzureichenden Wohnungsverhältnisse. Die Räume zugig und ungesund. Der Klassenraum für die mehr als 80 Kinder ist zu klein.
  
<i>1914</i> – Lehrer Ballmann geht nach Linde in d. M.  
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;1914
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:Lehrer Ballmann geht nach Linde in d. M.  
  
<i>1914</i> – am 1. Juli beginnt der Lehrer Wilhelm NACK aus Hagenow i. Meckl., er zieht in den Krieg als Unteroffizier und fällt am 15. Juli 1915 in Russland.  
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;1914
 +
:am 1. Juli beginnt der Lehrer Wilhelm NACK aus Hagenow i. Meckl., er zieht in den Krieg als Unteroffizier und fällt am 15. Juli 1915 in Russland.  
  
<i>1915</i> – im Oktober wurde Lehrer Ernst LÜDKE angestellt. Er ist durch einen Autounfall mit den Nerven zerrüttet. Er hat Ende März geheiratet.
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;1915
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:im Oktober wurde Lehrer Ernst LÜDKE angestellt. Er ist durch einen Autounfall mit den Nerven zerrüttet. Er hat Ende März geheiratet.
  
 
;Ergänzung:
 
;Ergänzung:
 
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[[Datei:1952 Schulung Lehrer.jpeg|thumb|200px|rechts|1952 Lehrer Bisenack Schulung]]
 
:Otto Dunkel, Gerhard Schmidt
 
:Otto Dunkel, Gerhard Schmidt
  
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=====Lehrer Wilhelm Ballmann=====
 
=====Lehrer Wilhelm Ballmann=====
 
[[Datei:Ballmann Familie 1917.jpg |thumb|300px|rechts|Familie Ballmann 1917]]
 
[[Datei:Ballmann Familie 1917.jpg |thumb|300px|rechts|Familie Ballmann 1917]]
Der Lehrer Wilhelm Ballmann unterrichtete vom 01.09.1903 bis zum Osterfest 1914 die Kinder in Zempin. Er war am 26.01.1868 in Dobberpful in Pommern bei Stettin geboren und starb am 22.11.1950 in Altentreptow Kreis Demmin.
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[[Datei:Schiefertafel Griffel Schwamm.jpg|thumb|200px|rechts|Schiefertafel, Griffel, Schwamm]]
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[[Datei:Tintenfass Federhalter.jpg|thumb|200px|rechts|Tintenfass, Federhalter]]
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[[Datei:Tintenfass.jpg|thumb|200px|rechts|Tintenfass]]
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[[Datei:Füllfederhalter.jpg|thumb|200px|rechts|Füllfederhalter]]
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:Der Lehrer Wilhelm Ballmann unterrichtete vom 01.09.1903 bis zum Osterfest 1914 die Kinder in Zempin. Er war am 26.01.1868 in Dobberpful in Pommern bei Stettin geboren und starb am 22.11.1950 in Altentreptow Kreis Demmin.
  
Frau Wegener, geb. Wodrich, die 1909 geboren war, konnte sich noch an den Lehrer erinnern und hat auf den Schulbildern auch noch die Zwillinge des Lehrers erkannt.
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:Frau Wegener, geb. Wodrich, die 1909 geboren war, konnte sich noch an den Lehrer erinnern und hat auf den Schulbildern auch noch die Zwillinge des Lehrers erkannt.
  
Durch eine Reisegruppe, die in der Residenz Waldhaus wohnte, bekam ich im Frühjahr 2001 schriftlichen Kontakt mit der 93 jährigen Tochter des Lehrers, Erna Stabenow, geborene Ballmann. So haben wir für unsere Chronik wichtige Angaben und Fotos über diesen Lehrer erhalten.  
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:Durch eine Reisegruppe, die in der Residenz Waldhaus wohnte, bekam ich im Frühjahr 2001 schriftlichen Kontakt mit der 93 jährigen Tochter des Lehrers, Erna Stabenow, geborene Ballmann. So haben wir für unsere Chronik wichtige Angaben und Fotos über diesen Lehrer erhalten.  
  
Die Familie Ballmann zog mit 4 Kindern nach Zempin. Sie kam von Luisenhof Kreis Anklam. Sie wohnten im Schulhaus, heute Fischerstraße 12. In diesem Haus wurden 1905 die Zwillingsjungen Gottfried und Helmut und 1907 das Mädchen Erna geboren. Sieben Kinder hatte nun der Lehrer, der nicht viel verdiente, und nur durch eine kleine Landwirtschaft war das Überleben möglich. Er selbst sagte von sich: „Ich bin Lehrer mit Kleinbauernhof oder Kleinbauer mit Lehrbefähigung“. Diese Äußerung stammt aus einem Buch seiner Enkeltochter, die weiterhin schreibt: "...Lehrer Ballmann war eine Autorität in der Schule und im Dorf, er war sein Leben lang kaisertreu und gottesfürchtig, wie man es von einem Lehrer seiner Zeit verlangte.“  
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:Die Familie Ballmann zog mit 4 Kindern nach Zempin. Sie kam von Luisenhof Kreis Anklam. :Sie wohnten im Schulhaus, heute Fischerstraße 12. In diesem Haus wurden 1905 die Zwillingsjungen Gottfried und Helmut und 1907 das Mädchen Erna geboren. Sieben Kinder hatte nun der Lehrer, der nicht viel verdiente, und nur durch eine kleine Landwirtschaft war das Überleben möglich. Er selbst sagte von sich: „Ich bin Lehrer mit Kleinbauernhof oder Kleinbauer mit Lehrbefähigung“. Diese Äußerung stammt aus einem Buch seiner Enkeltochter, die weiterhin schreibt: "...Lehrer Ballmann war eine Autorität in der Schule und im Dorf, er war sein Leben lang kaisertreu und gottesfürchtig, wie man es von einem Lehrer seiner Zeit verlangte.“  
  
Es kam die große Sturmflut am 30. Dezember 1913! Die schmalste Stelle der Insel, heute Museum Otto Niemeyer-Holstein, gab es nicht mehr, das Ostseewasser ergoss sich in das Achterwasser und dieses stieg gewaltig an, so dass das Wasser bis weit in den Ort stand. Es dauerte lange, bis die Fluten wieder abzogen und es war vieles verwüstet.  
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:Es kam die große Sturmflut am 30. Dezember 1913! Die schmalste Stelle der Insel, heute Museum Otto Niemeyer-Holstein, gab es nicht mehr, das Ostseewasser ergoss sich in das Achterwasser und dieses stieg gewaltig an, so dass das Wasser bis weit in den Ort stand. Es dauerte lange, bis die Fluten wieder abzogen und es war vieles verwüstet.  
  
Frau Emma Ballmann bekam solche Angst um die Kinder und die Zukunft, dass sie ihren Mann bat, sich doch eine andere Stelle zu suchen, in einen anderen Ort zu ziehen, weiter weg von der Küste. Und der Lehrer zog mit der Familie zu Ostern 1914 nach Linde bei Bahn, Kreis Greifenhagen.
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:Frau Emma Ballmann bekam solche Angst um die Kinder und die Zukunft, dass sie ihren Mann bat, sich doch eine andere Stelle zu suchen, in einen anderen Ort zu ziehen, weiter weg von der Küste. Und der Lehrer zog mit der Familie zu Ostern 1914 nach Linde bei Bahn, Kreis Greifenhagen.
  
Von den zwei Mädchen und vier Jungen der Ballmanns wurden ein Mädchen und drei Jungen wieder Lehrer, auch bei den Enkelkindern wurde der Lehrerberuf wieder gewählt. Der jüngste Sohn der Ballmanns ist in Stalingrad gefallen.
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:Von den zwei Mädchen und vier Jungen der Ballmanns wurden ein Mädchen und drei Jungen wieder Lehrer, auch bei den Enkelkindern wurde der Lehrerberuf wieder gewählt. Der jüngste Sohn der Ballmanns ist in Stalingrad gefallen.
  
Erna, die Lehrerin wurde, heiratete einen Lehrer! Er hatte einen sehr schweren Lebensweg, von zwei Weltkriegen gezeichnet und starb in Fünfeichen bei Neubrandenburg.
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:Erna, die Lehrerin wurde, heiratete einen Lehrer! Er hatte einen sehr schweren Lebensweg, von zwei Weltkriegen gezeichnet und starb in Fünfeichen bei Neubrandenburg.
  
Am 8.September besuchte mich Frau Erna Stabenow mit ihren zwei Töchtern und Schwiegersohn in Zempin. Sie freute sich, dass man sich noch ihres Vaters in Zempin erinnert. Auf den Tafeln des Naturlehrpfades ist der Name Ballmann vermerkt. Auch liegen noch Originalhandschriften vom Lehrer Wilhelm Ballmann im Archiv, die Handschrift erkannte die Tochter sofort. Lehrer Ballmann hat auch die erste Schulchronik verfasst, auf die die späteren Lehrer aufgebaut haben.
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:Am 8.September besuchte mich Frau Erna Stabenow mit ihren zwei Töchtern und Schwiegersohn in Zempin. Sie freute sich, dass man sich noch ihres Vaters in Zempin erinnert. Auf den Tafeln des Naturlehrpfades ist der Name Ballmann vermerkt. Auch liegen noch Originalhandschriften vom Lehrer Wilhelm Ballmann im Archiv, die Handschrift erkannte die Tochter sofort. Lehrer Ballmann hat auch die erste Schulchronik verfasst, auf die die späteren Lehrer aufgebaut haben.
  
 
====Schule in Zempin bis 1928====
 
====Schule in Zempin bis 1928====
  
Es war in den früheren Jahre möglich, die Knaben vom Pastor unterrichten zu lassen. Aber auch noch in Zempiner Urkunden um 1850 können meist nur die Männer ihren Namen schreiben, während die Frauen als Unterschrift drei Kreuze zeichnen, die von einer Person, die schreiben kann, bestätigt werden. Später sollten in allen Orten Schulen eingerichtet werden.
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:Es war in den früheren Jahre möglich, die Knaben vom Pastor unterrichten zu lassen. Aber auch noch in Zempiner Urkunden um 1850 können meist nur die Männer ihren Namen schreiben, während die Frauen als Unterschrift drei Kreuze zeichnen, die von einer Person, die schreiben kann, bestätigt werden. Später sollten in allen Orten Schulen eingerichtet werden.
Die Entwicklung der Schulgebäude in unserem Ort ist noch deutlich sichtbar, da alle drei Gebäude, in denen unterrichtet wurde, noch vorhanden sind und nebeneinander stehen.
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:Die Entwicklung der Schulgebäude in unserem Ort ist noch deutlich sichtbar, da alle drei Gebäude, in denen unterrichtet wurde, noch vorhanden sind und nebeneinander stehen.
 
 
Das erste Schulhaus ist das rohrgedeckte kleine Haus Nr. 1 der Dorfstraße. '''1762''' wird erwähnt, dass die Orte Loddin, Zecherin und Zempin eine Schulhalterstelle haben. Im General-Schulregelement von 1763, welches Friedrich II. erließ, steht geschrieben, warum die Kinder zu unterrichten sind: „....eine vernünftige und christliche Unterweisung der Jugend zu Gottesfurcht und anderen nützlichen Dingen als besten Grund des wahren Wohlseins des Staates  ...“
 
 
 
Der erste Lehrer muss nicht lange in Zempin geblieben sein, denn '''1783''' erachtet es die preußische Regierung für notwendig, nochmals eine Schulhalterstelle einzurichten. Der Schneider Michael Hellert wird beauftragt, die Zempiner Kinder zu unterrichten. Es wird berichtet, dass von vier Schulkindern drei unordentlich sind, damit ist gemeint, dass die Eltern nicht das jährliche Schulholz zum Heizen liefern. Vier Kinder gehen überhaupt nicht in die Schule. Der Lehrer hat sich beschwert und ein Schriftstück besagt, dass das Gehalt erhöht wird, er sein Vieh kostenlos auf den Gemeindewiesen weiden lassen kann und die Wohnung mietfrei ist.
 
  
'''Vor dem Jahre 1832''', so ist uns bekannt, war Lehrer Bollwig tätig. Sein Beruf war Steuermann. '''1833''' wurde ein größeres Haus auf dem anschließenden Gemeindeacker als Schule mit Lehrerwohnung gebaut - heute Fischerstr. 12. Es war ein Fachwerkhaus mit Rohrdach. Ein großer Klassenraum nahm alle Kinder auf. Das kleine alte Schulhaus wurde zum Armenhaus, wie uns die Schulchronik berichtet. In dem neuen Schulhaus unterrichtete nun der ehemalige Schreiber des Landratsamtes von Swinemünde, Wilhelm Dinse. Er hat die Kinder bis zu seinem Tode im Jahre 1877 unterrichtet. Er vertrat, laut einer Urkunde, auch bei
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:Das erste Schulhaus ist das rohrgedeckte kleine Haus Nr. 1 der Dorfstraße. '''1762''' wird erwähnt, dass die Orte Loddin, Zecherin und Zempin eine Schulhalterstelle haben. Im General-Schulregelement von 1763, welches Friedrich II. erließ, steht geschrieben, warum die Kinder zu unterrichten sind: „....eine vernünftige und christliche Unterweisung der Jugend zu Gottesfurcht und anderen nützlichen Dingen als besten Grund des wahren Wohlseins des Staates  ...
Erbangelegenheiten die sieben Zempiner Kinder des Bauern Heinrich Lüder.  
 
  
Aus den Schriften um 1836 von Wilhelm Meinhold erfahren wir, dass monatlich durch den Pastor die Lehrer weitergebildet wurden.
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:Der erste Lehrer muss nicht lange in Zempin geblieben sein, denn '''1783''' erachtet es die preußische Regierung für notwendig, nochmals eine Schulhalterstelle einzurichten. Der Schneider Michael Hellert wird beauftragt, die Zempiner Kinder zu unterrichten. Es wird berichtet, dass von vier Schulkindern drei unordentlich sind, damit ist gemeint, dass die Eltern nicht das jährliche Schulholz zum Heizen liefern. Vier Kinder gehen überhaupt nicht in die Schule. Der Lehrer hat sich beschwert und ein Schriftstück besagt, dass das Gehalt erhöht wird, er sein Vieh kostenlos auf den Gemeindewiesen weiden lassen kann und die Wohnung mietfrei ist.
Nach dem Tod von Wilhelm Dinse unterrichtet bis '''1883''' Lehrer Böttcher die Zempiner Kinder. Er fand später in Nerdin bei Anklam in der Dunkelheit in einem Torfloch den Tod. Danach lehrte drei Jahre Lehrer Suckow, der nach Zinnowitz versetzt wurde. Dann kam Lehrer Redepennig und dieser wurde 1888 in die Provinz Posen versetzt. Nun unterrichtete Lehrer Wenzel viele Jahre die Kinder, bis er 1897 nach Schilde ging. Jeweils nur drei Jahre blieben Lehrer Lübke und Otto Ramm.  
 
  
Ein Jahr wurden die Kinder vom Schulamtskanditaten Strelow unterrichtet, bevor Lehrer Wilhelm Ballmann (*1868 – +1950) am '''1. September 1903''' mit der Familie in das Schulhaus einzog. Er kam aus Luisenhof, Kreis Anklam.
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:'''Vor dem Jahre 1832''', so ist uns bekannt, war Lehrer Bollwig tätig. Sein Beruf war Steuermann. '''1833''' wurde ein größeres Haus auf dem anschließenden Gemeindeacker als Schule mit Lehrerwohnung gebaut - heute Fischerstr. 12. Es war ein Fachwerkhaus mit Rohrdach. Ein großer Klassenraum nahm alle Kinder auf. Das kleine alte Schulhaus wurde zum Armenhaus, wie uns die Schulchronik berichtet. In dem neuen Schulhaus unterrichtete nun der ehemalige Schreiber des Landratsamtes von Swinemünde, Wilhelm Dinse. Er hat die Kinder bis zu seinem Tode im Jahre 1877 unterrichtet. Er vertrat, laut einer Urkunde, auch bei Erbangelegenheiten die sieben Zempiner Kinder des Bauern Heinrich Lüder.  
  
<center>'''Dieses Schulbild von 1909 der Schule Zempin zeigt eine besondere Umrahmung.'''</center>
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:Aus den Schriften um 1836 von Wilhelm Meinhold erfahren wir, dass monatlich durch den Pastor die Lehrer weitergebildet wurden.
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:Nach dem Tod von Wilhelm Dinse unterrichtet bis '''1883''' Lehrer Böttcher die Zempiner Kinder. Er fand später in Nerdin bei Anklam in der Dunkelheit in einem Torfloch den Tod. :Danach lehrte drei Jahre Lehrer Suckow, der nach Zinnowitz versetzt wurde. Dann kam Lehrer Redepennig und dieser wurde 1888 in die Provinz Posen versetzt. Nun unterrichtete Lehrer Wenzel viele Jahre die Kinder, bis er 1897 nach Schilde ging. Jeweils nur drei Jahre blieben Lehrer Lübke und Otto Ramm.
  
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:Ein Jahr wurden die Kinder vom Schulamtskanditaten Strelow unterrichtet,  bevor Lehrer Wilhelm Ballmann (*1868 – +1950) am '''1. September 1903''' mit der Familie in das Schulhaus einzog. Er kam aus Luisenhof, Kreis Anklam.
  
<center>[[Datei:Rahmen kaiser.jpg|350px|Schulbild Zempin 1909 mit besonderem Rahmen]]</center>
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[[Datei:Rahmen kaiser.jpg|650px|center|Schulbild Zempin 1909 mit besonderem Rahmen]]
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<center>Dieses Schulbild von 1909 der Schule Zempin zeigt eine besondere Umrahmung.</center>
  
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:* ''Im oberen Bildrand ist dargestellt die kaiserliche Familie. In der Mitte WILHELM II. (* 1859 + 1941), König von Preußen und deutscher Kaiser von 1888 bis 1918 und die Kaiserin AUGUSTE VICTORIA.''
  
''Im oberen Bildrand ist dargestellt die kaiserliche Familie. In der Mitte WILHELM II. (* 1859 + 1941), König von Preußen und deutscher Kaiser von 1888 bis 1918 und die Kaiserin AUGUSTE VICTORIA.''
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:* ''Links ist das Abbild von WILHELM, Kronprinz des Deutschen Reiches und ganz rechts das Abbild von CECILIE, Kronprinzessin des Deutschen Reiches.''
''Links ist das Abbild von WILHELM, Kronprinz des Deutschen Reiches und ganz rechts das Abbild von CECILIE, Kronprinzessin des Deutschen Reiches.''
 
  
''Am linken Bildrand ist dargestellt FRIEDRICH WILHELM, Kurfürst von Brandenburg (* 1620 + 1688), er regierte von 1640 bis 1688, auch genannt der große Kurfürst.''
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:* ''Am linken Bildrand ist dargestellt FRIEDRICH WILHELM, Kurfürst von Brandenburg (* 1620 + 1688), er regierte von 1640 bis 1688, auch genannt der große Kurfürst.''
  
''Am rechten Rand ist dargestellt FRIEDRICH II. (* 1712 + 1786), auch Friedrich der Große genannt.''
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:* ''Am rechten Rand ist dargestellt FRIEDRICH II. (* 1712 + 1786), auch Friedrich der Große genannt.''
  
''Auf dem unteren Rand links ist zu sehen WILHELM I. (*1797 +1888), König von Preußen von 1861 bis 1888 und deutscher Kaiser von 1871 bis 1888 und rechts ist das Bild von FRIEDRICH III. (*1831 +1888), König von Preußen und deutscher Kaiser 1888 (99 Tage).''
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:* ''Auf dem unteren Rand links ist zu sehen WILHELM I. (*1797 +1888), König von Preußen von 1861 bis 1888 und deutscher Kaiser von 1871 bis 1888 und rechts ist das Bild von FRIEDRICH III. (*1831 +1888), König von Preußen und deutscher Kaiser 1888 (99 Tage).''
  
  
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Datei:1909 ohne rahmen.jpg| 1909 Schulbild Zempin
 
Datei:1909 ohne rahmen.jpg| 1909 Schulbild Zempin
 
Datei:Nack.jpg| Gedenkstein 1. Weltkrieg Name Nack
 
Datei:Nack.jpg| Gedenkstein 1. Weltkrieg Name Nack
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Als am '''30. Dezember 1913''' eine große Sturmflut über die Insel Usedom herein brach, bat Frau Ballmann ihren Mann inständig, doch die Insel zu verlassen, solche Angst um die Familie hatte sie befallen. Das Achterwasser hatte sich bis in die Mitte des heutigen Ortes hineingewagt und an der Ostseeseite viele Meter Land mitgerissen. Der Zempiner Fischhändler Friedrich Wegner konnte sich nur knapp selbst aus den Fluten retten, als er an der schmalsten Stelle bei Damerow, von Koserow kommend, mit Pferd und Wagen versuchte, Zempin zu erreichen.
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:Als am '''30. Dezember 1913''' eine große Sturmflut über die Insel Usedom herein brach, bat Frau Ballmann ihren Mann inständig, doch die Insel zu verlassen, solche Angst um die Familie hatte sie befallen. Das Achterwasser hatte sich bis in die Mitte des heutigen Ortes hineingewagt und an der Ostseeseite viele Meter Land mitgerissen. Der Zempiner Fischhändler Friedrich Wegner konnte sich nur knapp selbst aus den Fluten retten, als er an der schmalsten Stelle bei Damerow, von Koserow kommend, mit Pferd und Wagen versuchte, Zempin zu erreichen.
So zog die Familie Ballmann zu Ostern 1914, es war Einschulungszeit, von Zempin weg.  
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:So zog die Familie Ballmann zu Ostern 1914, es war Einschulungszeit, von Zempin weg.  
  
Ein junger lediger Lehrer, Wilhelm Nack, übernahm die Tätigkeit in der Schule, doch im August des Jahres brach der Erste Weltkrieg aus und der Lehrer musste an die Ostfront, wo er im Jahre 1915 fiel. Sein Name steht auf dem Kriegerdenkmal nahe des Parkplatzes an der Waldstraße.
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:Ein junger lediger Lehrer, Wilhelm Nack, übernahm die Tätigkeit in der Schule, doch im August des Jahres brach der Erste Weltkrieg aus und der Lehrer musste an die Ostfront, wo er im Jahre 1915 fiel. Sein Name steht auf dem Kriegerdenkmal nahe des Parkplatzes an der Waldstraße.
  
Wie aus der weitergeführten Schulchronik des Lehrers Ernst Lüdke (in Zempin von 1916 – 1932) zu erfahren ist, war das Schulgebäude recht marode. Aber allgemeine Bestrebungen der Regierung führten auf der Insel Usedom zu Neubauten von Schulen. So wurden die Gemeindevertreter gezwungen, Kredit aufzunehmen, um ein neues Schulhaus zu bauen.
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:Wie aus der weitergeführten Schulchronik des Lehrers Ernst Lüdke (in Zempin von 1916 – 1932) zu erfahren ist, war das Schulgebäude recht marode. Aber allgemeine Bestrebungen der Regierung führten auf der Insel Usedom zu Neubauten von Schulen. So wurden die Gemeindevertreter gezwungen, Kredit aufzunehmen, um ein neues Schulhaus zu bauen.
  
Am '''13. August 1928''' wurde es eingeweiht. Es entstand neben dem alten Schulhaus. So stehen drei Gebäude nebeneinander, die als Schulen gedient haben. '''Am 19. Juli 2000 war der letzte Schultag''' in diesem Gebäude für die Grundschüler aus Zempin und Koserow.  
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:Am '''13. August 1928''' wurde es eingeweiht. Es entstand neben dem alten Schulhaus. So stehen drei Gebäude nebeneinander, die als Schulen gedient haben. '''Am 19. Juli 2000 war der letzte Schultag''' in diesem Gebäude für die Grundschüler aus Zempin und Koserow.  
  
Für die Grundschüler der '''"Bernsteinbäder"''' wurde neben der Kirche Koserow eine Grundschule eingerichtet.
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:Für die Grundschüler der '''"Bernsteinbäder"''' wurde neben der Kirche Koserow eine Grundschule eingerichtet.
  
[https://www.epubli.de/shop/buch/76793 Buch Schulbilder Konfirmation Hochzeiten]
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::* [https://www.epubli.de/shop/buch/76793 Buch Schulbilder Konfirmation Hochzeiten]
  
 
====Erziehung 1948====
 
====Erziehung 1948====
  
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<gallery mode=nolines>
 
Datei:2000 KInder in Zempin 1.jpg|<center>1948 Erziehung 1</center>
 
Datei:2000 KInder in Zempin 1.jpg|<center>1948 Erziehung 1</center>
 
Datei:2000 KInder in Zempin 2.jpg|<center>1948 Erziehung 2</center>
 
Datei:2000 KInder in Zempin 2.jpg|<center>1948 Erziehung 2</center>
 
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[[Kategorie:Schulgeschichte]]
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[[Kategorie:Schulchronik]]
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===Kindergarten Kinderkrippe Geschichte===
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[[Datei:Pohl Rosemarie 87 Jahre.jpg|thumb|200px|rechts|Frau Pohl – Leiterin des Kindergartens]]
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[[Datei:2009 Präsentation Kita.jpg|thumb|200px|rechts|2009 Kita Eröffnung von S.Michalski pdf |link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/1/1c/2009_Pr%C3%A4sentation_Kita_%281%29.pdf |[[medium:2009_Pr%C3%A4sentation_Kita_%281%29.pdf|2009 Kita Eröffnung von S.Michalski - pdf]]]]
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;2009 Kindergarten
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:In der Nachkriegszeit dienten verschiedene Zempiner Gebäude als Kindergarten.
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:Im Jahr '''1978''' am 07. Oktober wurde das Gebäude Typ '''„Erntekindergarten“''' eingeweiht.
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:Später wurde noch eine Krippe errichtet am Bahnübergang.
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:Nach der Wende wurde die Krippe mit dem Kindergarten zusammen-gelegt und das Gebäude der '''Krippe zum Ärztehaus'''.
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:Da der Kindergarten zu groß für die wenigen Kinder war und die technischen Anlagen verschlissen, kämpften die Gemeindevertreter für einen neuen Kindergarten.
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:'''2009''' auf dem Schulgelände, auf dem eine Baracke für Kinderferienlager und Klassenräume stand, wurde die Kita mit einem Anbau für eine vielseitig nutzbare Gemeindearbeit mit Sozialtrakt und Sportgräten aufgebaut, genannt '''„Dörps-Treff“'''.
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:Der Verein '''„Zempiner Rangen“''' bewirtschaftet das gemeindeeigene Gebäude. Durch einen Küchentrakt sind die Räume vielseitig nutzbar. Sportgruppen, Neujahrsempfänge und weitere Veranstaltungen werden hier durchgeführt.
  
 
===Bahnhof von Zempin===
 
===Bahnhof von Zempin===
Die erste deutsche Dampfbahn fuhr 1835.  
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:Die erste deutsche Dampfbahn fuhr 1835.  
Die Stadt Wolgast erhielt einen Eisenbahnanschluss an die Strecke Berlin - Stralsund von Züssow aus im Jahre 1863. So konnte man von Zempin aus mit dem Pferdewagen bis nach Mahlzow fahren, dort mit der Fähre über den Peenestrom setzen und dann am Bahnhof Wolgast-Hafen in den Zug steigen. Um 1900 gab es für Reisende in die Seebäder der Insel Usedom über Wolgast schon den günstigen Bädertarif, wobei sie für die Übersetzung auf die Insel selbst zu sorgen hatten.
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1876 verkehrte die Bahn von Ducherow über Karnin bis Swinemünde. Eine Verlängerung bis Heringsdorf entstand 1894, aber erst 1911 ist eine Verlängerung bis Wolgaster Fähre möglich.  
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:Die Stadt Wolgast erhielt einen Eisenbahnanschluss an die Strecke Berlin - Stralsund von Züssow aus im Jahre 1863. So konnte man von Zempin aus mit dem Pferdewagen bis nach Mahlzow fahren, dort mit der Fähre über den Peenestrom setzen und dann am Bahnhof Wolgast-Hafen in den Zug steigen. Um 1900 gab es für Reisende in die Seebäder der Insel Usedom über Wolgast schon den günstigen Bädertarif, wobei sie für die Übersetzung auf die Insel selbst zu sorgen hatten.
Die Heringsdorfer wollten nicht, dass die rauchenden Dampfloks durch das schon recht mondäne Seebad fuhren. Nach langen Verhandlungen fuhr deshalb die Bahn um den Präsidentenberg herum und Heringsdorf erhielt einen Sackbahnhof.
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;1876  
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:verkehrte die Bahn von Ducherow über Karnin bis Swinemünde. Eine Verlängerung bis Heringsdorf entstand 1894, aber erst 1911 ist eine Verlängerung bis Wolgaster Fähre möglich.  
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:Die Heringsdorfer wollten nicht, dass die rauchenden Dampfloks durch das schon recht mondäne Seebad fuhren. Nach langen Verhandlungen fuhr deshalb die Bahn um den Präsidentenberg herum und Heringsdorf erhielt einen Sackbahnhof.
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:So konnten ab 1876 die Besucher aus Richtung Berlin, die nach Zempin und Zinnowitz wollten, mit der Bahn auf die Insel Usedom bis Karnin fahren, dort in ein Dampfschiff umsteigen und über den Peenestrom und das Achterwasser im Hafen Störlanke (Zinnowitz) ankommen. Hier wurden sie mit dem Pferdewagen abgeholt.
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:Nachdem die Seebrücken an der Ostseeküste (Zinnowitz 1909) gebaut waren, konnte die Anreise auch mit einem Dampfschiff von Stettin aus über Swinemünde zu den Seebrücken erfolgen. Vorher war es auch möglich: Die Gäste wurden „ausgebootet“, d.h. die Dampfer ankerten in der See und die Gäste mussten in kleine Boote umsteigen und wurden dann an den Strand gebracht.
  
So konnten ab 1876 die Besucher aus Richtung Berlin, die nach Zempin und Zinnowitz wollten, mit der Bahn auf die Insel Usedom bis Karnin fahren, dort in ein Dampfschiff umsteigen und über den Peenestrom und das Achterwasser im Hafen Störlanke (Zinnowitz) ankommen. Hier wurden sie mit dem Pferdewagen abgeholt.
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;Am 1. Juni 1911
Nachdem die Seebrücken an der Ostseeküste (Zinnowitz 1909) gebaut waren, konnte die Anreise auch mit einem Dampfschiff von Stettin aus über Swinemünde zu den Seebrücken erfolgen. Vorher war es auch möglich: Die Gäste wurden „ausgebootet“, d.h. die Dampfer ankerten in der See und die Gäste mussten in kleine Boote umsteigen und wurden dann an den Strand gebracht.
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:war also auch Zempin an das Netz der [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/F%C3%A4hren_und_Br%C3%BCcken_Usedom#Entwicklung_der_Eisenbahn_auf_Usedom Eisenbahn] angebunden. Gleichzeitig mit den Gleisanlagen wurden die Bahnhöfe erbaut. Das Gebäude in Zempin war ein spiegelgleicher Bau des Bahnhofes von Ückeritz. Die Veranda der Bahnhofsgasstätte wurde etwas später errichtet.  
  
Am 1. Juni 1911 war also auch Zempin an das Netz der Eisenbahn angebunden. Gleichzeitig mit den Gleisanlagen wurden die Bahnhöfe erbaut. Das Gebäude in Zempin war ein spiegelgleicher Bau des Bahnhofes von Ückeritz. Die Veranda der Bahnhofsgasstätte wurde etwas später errichtet. Am 1. Dezember 1911 begann der erste Bahnhofsvorsteher, Karl Schichlein sen., geboren 1874, seinen Dienst in Zempin. Er kam mit Frau und vier Kindern aus Torgelow. Sie wohnten in der Dienstwohnung im Bahnhof, 1914 wurde hier das fünfte Kind, Tochter Hildegard, geboren. Im Jahre 1923 bezog die Familie ihr neues eigenes Haus in der Strandstraße 7. Danach ging Karl Schichlein sen. in Pension.
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;Am 1. Dezember 1911  
Wie wir aus der Schulchronik wissen, war der Bahnhofsvorsteher Karl Schichlein eine angesehene Person. 1926 wurde  er Gemeindevertreter und 1928 / 29 Gemeindevorsteher der Gemeinde Zempin. Er starb 1945 in Zempin.
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:begann der erste Bahnhofsvorsteher, Karl Schichlein sen., geboren 1874, seinen Dienst in Zempin. Er kam mit Frau und vier Kindern aus Torgelow. Sie wohnten in der Dienstwohnung im Bahnhof, 1914 wurde hier das fünfte Kind, Tochter Hildegard, geboren. Im Jahre 1923 bezog die Familie ihr neues eigenes Haus in der Strandstraße 7. Danach ging Karl Schichlein sen. in Pension.
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:Wie wir aus der Schulchronik wissen, war der Bahnhofsvorsteher Karl Schichlein eine angesehene Person. 1926 wurde  er Gemeindevertreter und 1928 / 29 Gemeindevorsteher der Gemeinde Zempin. Er starb 1945 in Zempin.
  
Einer der nächsten Bahnhofsvorsteher war Herr Grimm.  
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:Einer der nächsten Bahnhofsvorsteher war Herr Grimm.  
Senta Wodrich, geb. 1920, berichtete, dass ihr Vater, Alfred Wodrich, geb. 1893, als Fahrdienstleiter bei der Bahn beschäftigt war. Manchmal ging Senta am Sonntag Vormittag mit dem Vater zum Bahnhofsgebäude, wo sie Kirchensendungen im Radio hörten.
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:Senta Wodrich, geb. 1920, berichtete, dass ihr Vater, Alfred Wodrich, geb. 1893, als Fahrdienstleiter bei der Bahn beschäftigt war. Manchmal ging Senta am Sonntag Vormittag mit dem Vater zum Bahnhofsgebäude, wo sie Kirchensendungen im Radio hörten.
Sie ging auch mit dem Vater zu den Signalen, um die Petroleumlampen zu füllen. Später arbeitete  sie selbst einige Jahre bei der Bahn. So wusste sie, dass der Maler Otto Niemeyer-Holstein oft zum Bahnhof kam, um Auskunft über den Fahrplan zu erhalten. Er malte auch ein Bild von Alfred Wodrich in der Bahnhofsuniform.
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:Sie ging auch mit dem Vater zu den Signalen, um die Petroleumlampen zu füllen. Später arbeitete  sie selbst einige Jahre bei der Bahn. So wusste sie, dass der Maler Otto Niemeyer-Holstein oft zum Bahnhof kam, um Auskunft über den Fahrplan zu erhalten. Er malte auch ein Bild von Alfred Wodrich in der Bahnhofsuniform.
Mündlich wurde übermittelt, dass der Fahrdienstleiter Alfred Wodrich der Einzige war, den man mit der heute noch erhaltenen Zempiner Schützenfahne von 1914 mit der Bahn bis nach Köln senden konnte, um die Fahne im Kölner Dom weihen zu lassen. Obwohl es verwundert, da der Kölner Dom katholisch ist und wir zum evangelischen Kirchspiel Koserow gehören.
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:Mündlich wurde übermittelt, dass der Fahrdienstleiter Alfred Wodrich der Einzige war, den man mit der heute noch erhaltenen Zempiner Schützenfahne von 1914 mit der Bahn bis nach Köln senden konnte, um die Fahne im Kölner Dom weihen zu lassen. Obwohl es verwundert, da der Kölner Dom katholisch ist und wir zum evangelischen Kirchspiel Koserow gehören.
  
Die Gästezahlen auf der gesamten Insel Usedom stiegen mit dem Ausbau der Bahn. Die Gäste wurden von den Vermietern am Bahnhof empfangen, das Gepäck wurde mit dem Handkarren zur Unterkunft gebracht.
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;Die Gästezahlen  
Da auch unangemeldete Gäste kamen, warteten immer einige Vermieter am Bahnsteig oder am Gartenzaun nach der Zugankunft, um ihre Zimmer anzubieten.
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:auf der gesamten Insel Usedom stiegen mit dem Ausbau der Bahn. Die Gäste wurden von den Vermietern am Bahnhof empfangen, das Gepäck wurde mit dem Handkarren zur Unterkunft gebracht.
Aber es kamen nicht nur Personenzüge, sondern auch Güterzüge. Sie brachten Baumaterial, Kohle usw. Auch die Fischer profitierten von der Bahn. So konnten sie die am Morgen gefangenen Fische über Mittag in den Fischräuchereien des Ortes räuchern lassen. Diese wurden dann in Kisten in Waggons verladen und nach Berlin zur großen Markthalle versandt. Am nächsten Morgen in aller Frühe stand dort die Ware zum Verkauf. Dadurch konnten in Zempin mehrere Fischräuchereien existieren.
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:Da auch unangemeldete Gäste kamen, warteten immer einige Vermieter am Bahnsteig oder am Gartenzaun nach der Zugankunft, um ihre Zimmer anzubieten.
Ein nennenswertes Ereignis für den Zempiner Bahnhof geschah im April 1933. Ein ausrangierter, acht Tonnen schwerer S-Bahn Wagen ohne Räder traf für den Künstler Otto Niemeyer-Holstein ein. Für 60 Reichsmark hatte er ihn im Jahre 1932 in Berlin erstanden.  
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:Aber es kamen nicht nur Personenzüge, sondern auch Güterzüge. Sie brachten Baumaterial, Kohle usw. Auch die Fischer profitierten von der Bahn. So konnten sie die am Morgen gefangenen Fische über Mittag in den Fischräuchereien des Ortes räuchern lassen. Diese wurden dann in Kisten in Waggons verladen und nach Berlin zur großen Markthalle versandt. :Am nächsten Morgen in aller Frühe stand dort die Ware zum Verkauf. Dadurch konnten in Zempin mehrere Fischräuchereien existieren.
Achim Roscher schreibt in seinem Buch Lüttenort: „...wo er mit Hilfe Einheimischer in einer abenteuerlichen Aktion auf das Grundstück transportiert wurde.“
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:Ein nennenswertes Ereignis für den Zempiner Bahnhof geschah im April 1933. Ein ausrangierter, acht Tonnen schwerer S-Bahn Wagen ohne Räder traf für den Künstler [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/K%C3%BCnstler_Insel_Usedom#Niemeyer-Holstein.2C_Otto Otto Niemeyer-Holstein] ein. Für 60 Reichsmark hatte er ihn im Jahre 1932 in Berlin erstanden.  
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:Achim Roscher schreibt in seinem Buch Lüttenort: „...wo er mit Hilfe Einheimischer in einer abenteuerlichen Aktion auf das Grundstück transportiert wurde.“
  
Es hat Tage gedauert, ständiges Umsetzen der Hölzer, pro Tag kam man ca. 70 m voran. Aber nach Tagen und Ärger mit der Polizei, da das Ungetüm die einzige schmale Inselstraße verengte, kam das Kommando: zurück zum Bahnhof, wir dürfen doch den Waggon am Grundstück herunterziehen. Etwa 20 Personen aus Zempin und Koserow, darunter viele Fischer, halfen bei dem Transport. Noch heute steht der S-Bahnwagen auf dem Grundstück und ist von zwei Seiten eingemauert. Es war die erste Behausung für den Künstler und seine Frau.
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:Es hat Tage gedauert, ständiges Umsetzen der Hölzer, pro Tag kam man ca. 70 m voran. Aber nach Tagen und Ärger mit der Polizei, da das Ungetüm die einzige schmale Inselstraße verengte, kam das Kommando: zurück zum Bahnhof, wir dürfen doch den Waggon am Grundstück herunterziehen. Etwa 20 Personen aus Zempin und Koserow, darunter viele Fischer, halfen bei dem Transport. Noch heute steht der S-Bahnwagen auf dem Grundstück und ist von zwei Seiten eingemauert. Es war die erste Behausung für den Künstler und seine Frau.
An dieser schmalen Stelle wurde ab 1939 das Sperrgebiet Peenemünde West auf Straße und Schiene eingerichtet. Durchreisende zwischen der geschaffenen Haltestelle „Lüttenort“ und Wolgast-Hafen mussten in extra gekennzeichnete Waggons einsteigen und die Waggons wurden zwischen diesen Bahnhöfen verschlossen. Nur Einwohner oder Personen mit besonderem Ausweis durften sich in dem Gebiet aufhalten.
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:An dieser schmalen Stelle wurde ab 1939 das Sperrgebiet Peenemünde West auf Straße und Schiene eingerichtet. Durchreisende zwischen der geschaffenen Haltestelle „Lüttenort“ und Wolgast-Hafen mussten in extra gekennzeichnete Waggons einsteigen und die Waggons wurden zwischen diesen Bahnhöfen verschlossen. Nur Einwohner oder Personen mit besonderem Ausweis durften sich in dem Gebiet aufhalten.
Die Strecke Heringsdorf – Wolgaster-Fähre ist eingleisig. An einigen Stellen wurden Ausweichstellen geschaffen, so auch im Bahnhofsbereich Zempin.
 
  
Der Bahnhof Zempin wurde während des II. Weltkrieges mit einem zusätzlichen Gleisstück und einer Rampe versehen. Das war erforderlich, um die V1 Flügelbomben, die zu je drei Stück in einem Güterwaggon verladen waren, hier zu entladen. Sie wurden dann mit LKW auf den Betonbahnen zu den drei Abschussstellen in den Küstenwald zwischen Zempin und Zinnowitz transportiert. Dazu wurde extra ein Betonweg direkt vom Bahnhof zur Straße B 111 geschaffen. Die Ladung kam aus dem Süden Deutschlands. Es kamen viele Waggons, teilweise bis zu 90 Stück V 1, für Industrie- und Transporterprobungen.
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:Die Strecke Heringsdorf Wolgaster-Fähre ist eingleisig. An einigen Stellen wurden Ausweichstellen geschaffen, so auch im Bahnhofsbereich Zempin.
In der Zeit des zweiten Weltkrieges wurde auch die Schranke an der heutigen Fischerstraße ständig geschlossen und die Straße aufgerissen, um eine Durchfahrt zu verhindern.
 
Im Juli 1944 wurde der Bahnhof durch Bomben zerstört. Erst am 1. Mai 1954 konnte ein Richtfest für den Neubau gefeiert werden, der jedoch viel einfacher in Form und Gestaltung ausfiel. In dieser Zeit wurde der Bahnübergang wieder geöffnet. In dem Bahnhofsgebäude gab es wieder eine Gaststätte und Wohnungen. Auf der Gleisseite standen die Handkurbeln zum Öffnen und Schließen der Schranken.
 
  
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:Der Bahnhof Zempin wurde während des II. Weltkrieges mit einem zusätzlichen Gleisstück und einer Rampe versehen. Das war erforderlich, um die V1 – Flügelbomben, die zu je drei Stück in einem Güterwaggon verladen waren, hier zu entladen. Sie wurden dann mit LKW auf den Betonbahnen zu den drei Abschussstellen in den Küstenwald zwischen Zempin und Zinnowitz transportiert. Dazu wurde extra ein Betonweg direkt vom Bahnhof zur Straße B 111 geschaffen. Die Ladung kam aus dem Süden Deutschlands. Es kamen viele Waggons, teilweise bis zu 90 Stück V 1, für Industrie- und Transporterprobungen.
  
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:In der Zeit des zweiten Weltkrieges wurde auch die Schranke an der heutigen Fischerstraße ständig geschlossen und die Straße aufgerissen, um eine Durchfahrt zu verhindern.
Datei:Bahnhof Zempin alt zeichnung.jpg|1909 Plan
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:Im Juli 1944 wurde der Bahnhof durch Bomben zerstört. Erst am 1. Mai 1954 konnte ein Richtfest für den Neubau gefeiert werden, der jedoch viel einfacher in Form und Gestaltung ausfiel. In dieser Zeit wurde der Bahnübergang wieder geöffnet. In dem Bahnhofsgebäude gab es wieder eine Gaststätte und Wohnungen. Auf der Gleisseite standen die Handkurbeln zum Öffnen und Schließen der Schranken.
Datei:Bahnhof Zempin Riss.jpg|1909 Plan
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Datei:Bahnhof Zempin Grundriss.jpg|1909 Plan
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Datei:Bahnhof Zempin Grundriss.jpg|1909 Plan - Blatt 1
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Datei:Bahnhof Zempin alt zeichnung.jpg|1909 Plan - Blatt 3
 
Datei:Bahnhof Zempin Straße .JPG|1911 Straßenseite
 
Datei:Bahnhof Zempin Straße .JPG|1911 Straßenseite
 
Datei:Bahnhof Zempin Strassenseite 2.JPG|1911 Straßenseite
 
Datei:Bahnhof Zempin Strassenseite 2.JPG|1911 Straßenseite
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Datei:Zempin UBB.JPG| Usedomer Bäderbahn
 
Datei:Zempin UBB.JPG| Usedomer Bäderbahn
 
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Dezember 2023
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:Da zu Kriegsende die Brücken, auch die Eisenbahnbrücke von Karnin, zur Insel Usedom gesprengt wurden, gab es keine Eisenbahnverbindung zum Festland mehr. Auch die Gleisanlagen wurden teilweise abgebaut und als Reparationen nach Russland geschafft. So gab es auf der Insel durch die Grenzziehung zwischen Polen und Deutschland nur noch eine Gleisverbindung zwischen Ahlbeck und Wolgaster-Fähre. Die Inselbahn fuhr nun immer nur hin und zurück. :Zeitweilig war diese Strecke auch unterbrochen, da die Betonbrücke zwischen Zinnowitz und Zempin über die B111 am Kriegsende gesprengt wurde. Die Fahrgäste mussten diese Stelle zu Fuß überwinden. Zu dieser Zeit fuhren manchmal aber nur drei Züge in der Woche. Diese Brücke mussten von Russen verpflichtete Frauen mit Holzbalkenstapeln und Stahlträgern wieder notdürftig erbauen. Später wurde sie als Stahlbau errichtet und 1998 nach einem Unfall mit einem Bagger erneuert.
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:Fähren kamen wieder zum Einsatz. So in  Wolgast die Eisenbahnfähre für jeweils drei Güterwaggons. Es ist die Fähre, die 1890 gebaut, heute als Museumsstück im Wolgaster Hafen steht. Ehemals hatte sie Stralsund mit der Insel Rügen verbunden. Diese Fähre für Güterwaggons war bis November 1990 im Einsatz.
  
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:Viele Güterwaggons wurden in Zempin auch zur Zeit der Fischereigenossenschaft be- und entladen. Frostfisch, Räucherholz, Verpackungsmaterial, Fischkisten usw. wurden mit der Bahn transportiert.
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:Die zerstörten Wolgaster und Zecheriner Straßenbrücken wurden 1950 und 1957 wieder aufgebaut. Die Gästezahlen und der Verkehr mit der Eisenbahn stiegen wieder an. Die Ankommenden aus Richtung Züssow verließen in Wolgast am Bahnhof Hafen die Bahn und mussten ca. 1 km über die Peenebrücke laufen, um wieder in den Zug steigen zu können, der die Insel nicht verlassen konnte. Mit den Aufbau des FDGB -Feriendienstes (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) entstanden auch viele Kinderferienlager auf der Insel Usedom, sodass im Sommer Fernzüge zur Ostsee in den Fahrplan aufgenommen wurden. Bis 1955 waren es täglich 5 Zugpaare, dies steigerte sich bis 1984 auf täglich 10 Zugpaare. Alle Reisenden mussten weiterhin die Peenebrücke in Wolgast zu Fuß überqueren, um zum Anschlusszug zu kommen.
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:Diese Situation wurde erst im Mai 2000 geändert.
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:Der Zug konnte nun erstmals die Insel über die neu errichtete breite Peene-Klappbrücke, die mit einem Gleis versehen war, in Richtung Züssow verlassen. Jetzt war die Insel wieder per Schiene mit dem Festland verbunden. Aber auch Fernzüge fuhren seit  dem Jahre 2000 wieder bis Heringsdorf. Im Jahre 1993 wurden türkisfarbene Triebwagen auf die Insel gebracht, im Volkmund „Ferkeltaxe“ genannt. In der Werbung der UBB (Usedomer Bäderbahn) finden wir deshalb das kleine Schweinchen.
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:Die  UBB fuhr seit  dem Sommerfahrplan 1998 im 30-Minuten-Takt und im Winter im Stundentakt in beiden Richtungen.
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:Die Modernisierung ging mit großen Schritten weiter. Die zwei Zempiner Schrankenanlagen, die noch bis 1998 mit der Hand gekurbelt wurden, erhielten im November 2001 modernste automatische Halbschranken. Die fast 100 jährige Stellwerkstechnik im Bahnhofsgebäude wurde durch Relaistechnik vom Koserower Bahnhof aus abgelöst und ist nun museumsreif. Seit  dieser Zeit waren im Bahnhofsgebäude Zempin keine Beschäftigten mehr nötig. Im Sommer 2007 richtet die UBB wieder Schalterstunden in Zempin ein, da das vielfältige Fahrkartenangebot (Kombi-Tickets, Tageskarten) zusätzlichen Verkauf und Information für die Reisenden erforderte. Seit dem Jahr 2002 fahren durchgehende Züge bis Stralsund.
  
Da zu Kriegsende die Brücken, auch die Eisenbahnbrücke von Karnin, zur Insel Usedom gesprengt wurden, gab es keine Eisenbahnverbindung zum Festland mehr. Auch die Gleisanlagen wurden teilweise abgebaut und als Reparationen nach Russland geschafft. So gab es auf der Insel durch die Grenzziehung zwischen Polen und Deutschland nur noch eine Gleisverbindung zwischen Ahlbeck und Wolgaster-Fähre. Die Inselbahn fuhr nun immer nur hin und zurück. Zeitweilig war diese Strecke auch unterbrochen, da die Betonbrücke zwischen Zinnowitz und Zempin über die B 111 am Kriegsende gesprengt wurde. Die Fahrgäste mussten diese Stelle zu Fuß überwinden. Zu dieser Zeit fuhren manchmal aber nur drei Züge in der Woche. Diese Brücke mussten von Russen verpflichtete Frauen mit Holzbalkenstapeln und Stahlträgern wieder notdürftig erbauen. Später wurde sie als Stahlbau errichtet und 1998 nach einem Unfall mit einem Bagger erneuert.
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:Neue moderne Dieseltriebwagen mit der blauen Welle bemalt, mit Fahrradabteil und Toiletten an Bord wurden für viele Urlauber eine Alternative zum Stau auf der Straße im PKW. Die Fahrgastzahlen stiegen stetig.
Fähren kamen wieder zum Einsatz. So in  Wolgast die Eisenbahnfähre für jeweils drei Güterwaggons. Es ist die Fähre, die 1890 gebaut, heute als Museumsstück im Wolgaster Hafen steht. Ehemals hatte sie Stralsund mit der Insel Rügen verbunden. Diese Fähre für Güterwaggons war bis November 1990 im Einsatz.  
 
  
Viele Güterwaggons wurden in Zempin auch zur Zeit der Fischereigenossenschaft be- und entladen. Frostfisch, Räucherholz, Verpackungsmaterial, Fischkisten usw. wurden mit der Bahn transportiert.
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:Nachdem die UBB Bahnsteige, Beleuchtung und das Gebäude in Zempin äußerlich saniert hatte, konnte auch die Gemeinde Zempin den Vorplatz mit Pflasterung, Beleuchtung, Parkplätzen und Toilette neu gestalten. Im September 2006 wurde dies mit einem Straßenfest gefeiert.
Die zerstörten Wolgaster und Zecheriner Straßenbrücken wurden 1950 und 1957 wieder aufgebaut. Die Gästezahlen und der Verkehr mit der Eisenbahn stiegen wieder an. Die Ankommenden aus Richtung Züssow verließen in Wolgast am Bahnhof Hafen die Bahn und mussten ca. 1 km über die Peenebrücke laufen, um wieder in den Zug steigen zu können, der die Insel nicht verlassen konnte. Mit den Aufbau des FDGB -Feriendienstes (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) entstanden auch viele Kinderferienlager auf der Insel Usedom, sodass im Sommer Fernzüge zur Ostsee in den Fahrplan aufgenommen wurden. Bis 1955 waren es täglich 5 Zugpaare, dies steigerte sich bis 1984 auf täglich 10 Zugpaare. Alle Reisenden mussten weiterhin die Peenebrücke in Wolgast zu Fuß überqueren, um zum Anschlusszug zu kommen. Diese Situation wurde erst im Mai 2000 geändert.
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:An die Gründungszeit erinnern noch das ursprüngliche Kopfsteinpflaster und die mächtigen Kastanien, die bei der Erbauung des Bahnhofes gepflanzt wurden.
Der Zug konnte nun erstmals die Insel über die neu errichtete breite Peene-Klappbrücke, die mit einem Gleis versehen war, in Richtung Züssow verlassen. Jetzt war die Insel wieder per Schiene mit dem Festland verbunden. Aber auch Fernzüge fuhren seit  dem Jahre 2000 wieder bis Heringsdorf. Im Jahre 1993 wurden türkisfarbene Triebwagen auf die Insel gebracht, im Volkmund „Ferkeltaxe“ genannt. In der Werbung der UBB (Usedomer Bäderbahn) finden wir deshalb das kleine Schweinchen.
 
Die  UBB fuhr seit  dem Sommerfahrplan 1998 im 30-Minuten-Takt und im Winter im Stundentakt in beiden Richtungen.
 
Die Modernisierung ging mit großen Schritten weiter. Die zwei Zempiner Schrankenanlagen, die noch bis 1998 mit der Hand gekurbelt wurden, erhielten im November 2001 modernste automatische Halbschranken. Die fast 100 jährige Stellwerkstechnik im Bahnhofsgebäude wurde durch Relaistechnik vom Koserower Bahnhof aus abgelöst und ist nun museumsreif. Seit  dieser Zeit waren im Bahnhofsgebäude Zempin keine Beschäftigten mehr nötig. Im Sommer 2007 richtet die UBB wieder Schalterstunden in Zempin ein, da das vielfältige Fahrkartenangebot (Kombi-Tickets, Tageskarten) zusätzlichen Verkauf und Information für die Reisenden erforderte. Seit dem Jahr 2002 fahren durchgehende Züge bis Stralsund.
 
Neue moderne Dieseltriebwagen mit der blauen Welle bemalt, mit Fahrradabteil und Toiletten an Bord wurden für viele Urlauber eine Alternative zum Stau auf der Straße im PKW. Die Fahrgastzahlen stiegen stetig.
 
Nachdem die UBB Bahnsteige, Beleuchtung und das Gebäude in Zempin äußerlich saniert hatte, konnte auch die Gemeinde Zempin den Vorplatz mit Pflasterung, Beleuchtung, Parkplätzen und Toilette neu gestalten. Im September 2006 wurde dies mit einem Straßenfest gefeiert.
 
An die Gründungszeit erinnern noch das ursprüngliche Kopfsteinpflaster und die mächtigen Kastanien, die bei der Erbauung des Bahnhofes gepflanzt wurden.
 
  
 
====Vermesser Eisenbahnbau 1907====
 
====Vermesser Eisenbahnbau 1907====
  
In diesem Schreiben von 1907 des Herrn Kraefft, Kgl. Landmesser, erfahren wir etwas, wie er arbeiten musste, wie er in Zempin untergebracht war und wie die Preise waren. Wegen der Arbeitsumstände bittet er um Zuwendungen.
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:In diesem Schreiben von '''1907''' des Herrn Kraefft, Kgl. Landmesser, erfahren wir etwas, wie er arbeiten musste, wie er in Zempin untergebracht war und wie die Preise waren. Wegen der Arbeitsumstände bittet er um Zuwendungen.
 
 
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Datei:Vermesser 1907 a.jpg
 
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Datei:Vermesser 1907 d.jpg|Seite 4
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Datei:Usedom Bahn Bau 1910.jpg| Hermann Lewerenz aus Zempin als junger Eisenbahnbauern unter den Abgebildeten (1910)
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'''An die Königliche Eisenbahn-Direktion'''
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:;Abschrift des Originals:
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:;An die Königliche Eisenbahn-Direktion
  
Stettin
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::Stettin
  
auf dem Dienstwege
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::auf dem Dienstwege
  
Zempin, den 1. Juni 1907
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::Zempin, den 1. Juni 1907
  
<i>Zum Gesuch des Landmesser Kraefft um Erhöhung der Bauschvergütung
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::<i>Zum Gesuch des Landmesser Kraefft um Erhöhung der Bauschvergütung
  
Auf das Schreiben der Herren Vorstander des Technischen Büro vom 27. Mai mache folgende Angaben zur Begründung meines Gesuches um Erhöhung der Bauschale.
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::Auf das Schreiben der Herren Vorstander des Technischen Büro vom 27. Mai mache folgende Angaben zur Begründung meines Gesuches um Erhöhung der Bauschale.
  
Die Vorarbeiten für die Eisenbahn von Heringsdorf nach Wolgasterfähre berühren durchweg Ortschaften die sämtliche Lebensmittel vom Festland her beziehen müssen, d.h. Heringsdorf und Wolgast sind die letzten Eisenbahn-Stationen und von diesen beiden Orten muss sämtlicher Proviant mit Wagen herbeigeschafft werden. Ausserdem sind die Orte Badeorte  und im Sommer von Fremden stark besucht. Naturgemäss wollen die Bewohner hieriger Gegend von den Gästen leben und schrauben daher die Preise enorm in die Höhe. -
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::Die Vorarbeiten für die Eisenbahn von Heringsdorf nach Wolgasterfähre berühren durchweg Ortschaften die sämtliche Lebensmittel vom Festland her beziehen müssen, d.h. Heringsdorf und Wolgast sind die letzten Eisenbahn-Stationen und von diesen beiden Orten muss sämtlicher Proviant mit Wagen herbeigeschafft werden. Ausserdem sind die Orte Badeorte  und im Sommer von Fremden stark besucht. Naturgemäss wollen die Bewohner hieriger Gegend von den Gästen leben und schrauben daher die Preise enorm in die Höhe. -
  
In meinem derzeitigen Aufenthaltsorte habe ich mich genötigt gesehen, wenn anders ich nachher nicht in einer Dachkammer vielleicht ebenso teuer Unterkunft finden will, ein Zimmer bis August für den Preis von monatlich  40 M zu mieten. Wegen der Verpflegung habe ich den für hiesige Gegend geringen Preis von 3,- M den Tag vereinbart und zwar nur deshalb weil ich in Aussicht stellte bis August zu bleiben.-
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::In meinem derzeitigen Aufenthaltsorte habe ich mich genötigt gesehen, wenn anders ich nachher nicht in einer Dachkammer vielleicht ebenso teuer Unterkunft finden will, ein Zimmer bis August für den Preis von monatlich  40 M zu mieten. Wegen der Verpflegung habe ich den für hiesige Gegend geringen Preis von 3,- M den Tag vereinbart und zwar nur deshalb weil ich in Aussicht stellte bis August zu bleiben.-
  
Die Arbeit an sich bringt es mit sich, dass an ein Mittag machen nicht zu denken ist. Die volle Arbeitszeit ohne Essen auszuhalten ist jedoch nicht möglich. Stullen werden in jetziger Jahreszeit zu trocken und daher ungeniessbar man muss also noch fremde Gasthäuser für Speise und Trank aufsuchen. Die Preise sind etwa folgende: Stullen mit Wurst,  Schinken ca. 30 - 60  Pf. Rührei mit Schinken 1,00 M. Warme Speisen entsprechend teurer und schon nicht mehr erschwingbar.
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::Die Arbeit an sich bringt es mit sich, dass an ein Mittag machen nicht zu denken ist. Die volle Arbeitszeit ohne Essen auszuhalten ist jedoch nicht möglich. Stullen werden in jetziger Jahreszeit zu trocken und daher ungeniessbar man muss also noch fremde Gasthäuser für Speise und Trank aufsuchen. Die Preise sind etwa folgende: Stullen mit Wurst,  Schinken ca. 30 - 60  Pf. Rührei mit Schinken 1,00 M. Warme Speisen entsprechend teurer und schon nicht mehr erschwingbar.
Selter mit Conac 50 Pf. , Berliner Weise 25 S , heller Schultheiss 20 - 30 Pf. , Pilsener Münchener 35 - 50 Pf., , Tee, Kakao, Portion Kaffee 60 Pf. mit Gebäck 1,00 M.
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::Selter mit Conac 50 Pf. , Berliner Weise 25 S , heller Schultheiss 20 - 30 Pf. , Pilsener Münchener 35 - 50 Pf., , Tee, Kakao, Portion Kaffee 60 Pf. mit Gebäck 1,00 M.
  
Selter mit leichtem Weißwein könnte als Luxus angerechen werden und will ich nicht weiter erwähnen, gestatte mir es aber  dochwohl vorzüglicher Erfrischungsmittel im heißen Sommer hinzuzufügen.
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::Selter mit leichtem Weißwein könnte als Luxus angerechen werden und will ich nicht weiter erwähnen, gestatte mir es aber  dochwohl vorzüglicher Erfrischungsmittel im heißen Sommer hinzuzufügen.
  
Ferner wären zu den ständigen Ausgaben Miete und Pension zu rechnen die sogenannten Trinkgelder. Auch Rasieren, Haarschneiden und Bäder zu entsprechend höheren Preisen als in der Stadt seien hier erwähnt.
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::Ferner wären zu den ständigen Ausgaben Miete und Pension zu rechnen die sogenannten Trinkgelder. Auch Rasieren, Haarschneiden und Bäder zu entsprechend höheren Preisen als in der Stadt seien hier erwähnt.
  
Um die zum Teil weiten Wege zurückzulegen  ist Fahrwerk öfter notwendig.
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::Um die zum Teil weiten Wege zurückzulegen  ist Fahrwerk öfter notwendig.
Zuletzt wäre wohl ganz besonders auf die vollständig doppelte Kleidung die ein Landmesser der dauernd draussen tätig ist, braucht, hinzuweisen und ist es durchaus nicht durchführbar, wie vielfach die Meinung herrscht, alte, d.h. für die Stadt nicht mehr brauchbare  Sachen auf dem Felde zu verwenden, da sie gegen die plötzlich eintretenden Unbilden der Witterung nicht schützen und sind lange Stiefel, Joppen, Regenmantel, Wetterkragen, Kapuzen, Lodenhut, Handschuhe und auch dickes Unterzeug ständiger Begleiter. Regen und Staub aber sorgen dafür dass alle dies Sachen nicht zu lange halten, wenigstens werden sie bald unsauber und müssen erneuert werden. Rund 20 M brauche ich wohl monatlich dafür.
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::Zuletzt wäre wohl ganz besonders auf die vollständig doppelte Kleidung die ein Landmesser der dauernd draussen tätig ist, braucht, hinzuweisen und ist es durchaus nicht durchführbar, wie vielfach die Meinung herrscht, alte, d.h. für die Stadt nicht mehr brauchbare  Sachen auf dem Felde zu verwenden, da sie gegen die plötzlich eintretenden Unbilden der Witterung nicht schützen und sind lange Stiefel, Joppen, Regenmantel, Wetterkragen, Kapuzen, Lodenhut, Handschuhe und auch dickes Unterzeug ständiger Begleiter. ::Regen und Staub aber sorgen dafür dass alle dies Sachen nicht zu lange halten, wenigstens werden sie bald unsauber und müssen erneuert werden. Rund 20 M brauche ich wohl monatlich dafür.
  
Dass für ein öfterer Umziehen gute dauerhafte Koffer angeschafft werden müssen, möge hiermit ebenfalls erwähnt sein. -
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::Dass für ein öfterer Umziehen gute dauerhafte Koffer angeschafft werden müssen, möge hiermit ebenfalls erwähnt sein. -
Mit Vorstehendem glaube ich eine Übersicht über meine Auslagen gegeben zu haben. Rechnungen mit zusenden war nicht möglich, da von mir stets bar gezahlt wird.
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::Mit Vorstehendem glaube ich eine Übersicht über meine Auslagen gegeben zu haben. Rechnungen mit zusenden war nicht möglich, da von mir stets bar gezahlt wird.
  
Zum Schluss erlaube ich mir nochmals die Bitte für eine Erhöhung der Bauschale beim Herrn Minister   geneigtest eintreten zu wollen  
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::Zum Schluss erlaube ich mir nochmals die Bitte für eine Erhöhung der Bauschale beim Herrn Minister geneigtest eintreten zu wollen  
Kraefft
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:::Kraefft
Kgl. Landmesser
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:::Kgl. Landmesser
 
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===Dorfschulze===
 
===Dorfschulze===
'''1751'''  hat    Friedrich  der  Zweite    eine  "Erneuerte  und  verbesserte  Dorf-Ordnung  des  Königreichs  Preussen  herausgegeben,  wo  die  Aufgaben  eines  Dorf-Schulzen  beschrieben  sind.
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;1751
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:hat    Friedrich  der  Zweite    eine  "''Erneuerte  und  verbesserte  Dorf-Ordnung  des  Königreichs  Preussen''" herausgegeben,  wo  die  Aufgaben  eines  Dorf-Schulzen  beschrieben  sind.
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:::<big>1.</big> Sie  haben  den  Bauern  alle Königlichen- und  Amtsbefehle bekannt  zu  machen  und  alle  Schriftstücke  zu  verwahren,  die  ihnen  zugehen.
  
1. Sie haben den  Bauern  alle Königlichen- und Amtsbefehle bekannt  zu  machen  und  alle  Schriftstücke zu  verwahren,  die ihnen zugehen.
+
:::<big>2.</big> Die von den  Bauern verlangten Scharwerkdienste bekannt  zu  machen  und  sie zu  den Diensten anzuhalten.
  
2. Die  von den Bauern verlangten Scharwerkdienste bekannt zu machen und  sie zu den Diensten anzuhalten.
+
:::<big>3.</big> Die  Sachen, welche in der Gemeinde wegen Pfändung,  Haltung  der  Gehege,  Bewahrung  der  Feuerstellen,  Stege und Wege und  was  sonst  zur Nachbarschaft gehört, sofort zu besorgen.
  
3. Die Sachenwelche in  der  Gemeinde wegen  Pfändung,  Haltung  der  Gehege,  Bewahrung  der  Feuerstellen,  Stege  und  Wege und  was sonst zur Nachbarschaft gehörtsofort zu  besorgen.
+
:::<big>4.</big> Über dasjenigewas  unten in  dieser Dorf-Ordnung weiter vorgeschrieben istgebührend zu  halten.
  
4. Über dasjenige, was unten in  dieser Dorf-Ordnung weiter vorgeschrieben ist, gebührend zu  halten.
+
:::<big>5.</big> Die Wiederbesetzung der etwa noch wüsten Dorf-Hufen oder Höfe auf alle Weise zu  befördern.
  
5. Die  Wiederbesetzung der etwa noch  wüsten Dorf-Hufen  oder Höfe auf alle Weise zu  befördern.
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:::<big>6.</big> Die  auf königl. Pässe verordneten Abfuhren, Wolfsjagden und andere gewöhnliche Dienste richtig zu  bestellen.
  
6. Die auf königl. Pässe verordneten AbfuhrenWolfsjagden und  andere gewöhnliche Dienste richtig zu bestellen.
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:::<big>7.</big> Dem Beamten  von  der Bauernwirtschaft  zuverlässige  Nachrichten zu  geben und  die  üblen Wirte anzuzeigen, auch  sich  überall dergestalt treu und  fleißig zu bezeigen, wie es  einem  geleisteten Schulzen-Eide  gemäß ist.
  
7. Dem  Beamten  von  der Bauernwirtschaft  zuverlässige  Nachrichten zu  geben und  die  üblen Wirte  anzuzeigen, auch  sich  überall dergestalt treu  und fleißig  zu  bezeigen, wie  es  einem  geleisteten Schulzen-Eide  gemäß  ist.
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[[Datei:001 Bürgermeister Schichlein sen.jpg |thumb|100px|rechts|Bürgermeister Schichlein sen.]]
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[[Datei:002 Bürgermeister Mahrholz Frau.jpg |thumb|100px|rechts|Bürgermeister Mahrholz und Frau]]
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[[Datei:005 Bürgermeister Bast.jpg|thumb|100px|rechts|Bürgermeister Bast]]
 
   
 
   
Diese  Aufgaben  werden  noch  in  allen  Einzelheiten  beschrieben, u.a. heißt  es,  die  Dorfschulzen hätten alle Jahre  längstens  um  Michaeli  (29.Sept.)  bei  den  Bauern  und  Dorf-Einwohnern die  Viehställe  zu untersuchen.  Sie  sollen  besonders  bei  den  bekannten schlechten  Wirten öfters  visitieren  und  nachsehen, ob  mit  dem  Futter gut  gewirtschaftet  wird  und  auch  dafür  sorgen,  daß  - je nach  Größe  des  Dorfes – ein,  zwei  oder  mehr  gute  Hengste gehalten  werden,  daß  bei  jedem  Hofe  Obstgärten  angelegt  sind, daß  die  Bauern  Bienenzucht  und  Hopfenanbau  betreiben,  ihre  Äcker  rechtzeitig  bestellt  werden.
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:Diese  Aufgaben  werden  noch  in  allen  Einzelheiten  beschrieben, u.a. heißt  es,  die  Dorfschulzen hätten alle Jahre  längstens  um  Michaeli  (29.Sept.)  bei  den  Bauern  und  Dorf-Einwohnern die  Viehställe  zu untersuchen.  Sie  sollen  besonders  bei  den  bekannten schlechten  Wirten öfters  visitieren  und  nachsehen, ob  mit  dem  Futter gut  gewirtschaftet  wird  und  auch  dafür  sorgen,  daß  - je nach  Größe  des  Dorfes – ein,  zwei  oder  mehr  gute  Hengste gehalten  werden,  daß  bei  jedem  Hofe  Obstgärten  angelegt  sind, daß  die  Bauern  Bienenzucht  und  Hopfenanbau  betreiben,  ihre  Äcker  rechtzeitig  bestellt  werden.
  
Außerdem  sollen  die  Bauern  zum  Lein-  und  Hanfsäen,  zum  Flachs-  und  Wollspinnen  angetrieben  werden.
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:Außerdem  sollen  die  Bauern  zum  Lein-  und  Hanfsäen,  zum  Flachs-  und  Wollspinnen  angetrieben  werden.
Die  Schulzen  sind  verpflichtet,  auf  defekte  Brücken,  Stege  und  Wege  zu  achten,  deren  Reparatur  anzuordnen  und  die  Widerspenstigen  zur  gebührenden  Strafe  anzuzeigen.
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:Die  Schulzen  sind  verpflichtet,  auf  defekte  Brücken,  Stege  und  Wege  zu  achten,  deren  Reparatur  anzuordnen  und  die  Widerspenstigen  zur  gebührenden  Strafe  anzuzeigen.
  
Der  Dorf-Schulze    war  zweifellos  das  Instrument  der  Obrigkeit,  von  der  untertänigen  Bauernschaft  den  Tribut  einzufordern,  der  ihr  aufgrund  der  herrschenden  Rechtsordnung  zustand,
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:Der  Dorf-Schulze    war  zweifellos  das  Instrument  der  Obrigkeit,  von  der  untertänigen  Bauernschaft  den  Tribut  einzufordern,  der  ihr  aufgrund  der  herrschenden  Rechtsordnung  zustand,
  
Bei  Verstößen  dagegen  hatte  die  Obrigkeit  auch  Strafen  bereit,  z.B.  das  „Am-Pranger-Stehen“ oder  das  Tragen  des  „Spanischen Mantels“
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:Bei  Verstößen  dagegen  hatte  die  Obrigkeit  auch  Strafen  bereit,  z.B.  das  „''Am-Pranger-Stehen''“ oder  das  Tragen  des  „''Spanischen Mantels''“
 
   
 
   
Der  Schulze  musste  aber  auch  der  Gefahrenabwehr dienen. Er  war  aufgefordert,  zusammen  mit  dem  Dorfältesten,  Dorfgeschworenen  oder  anderen  priviligierten  Bewohnern  von  Zeit  zu  Zeit  (alle 2 -3 Wochen)  unvermutete  Visitationen  bei  jeden  Wirt vorzunehmen,  um  zu  überprüfen,  wie  mit  den  Gefahrenquellen umgegangen  wird,  aus  denen  Brände  entstehen  können.
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:Der  Schulze  musste  aber  auch  der  Gefahrenabwehr dienen. Er  war  aufgefordert,  zusammen  mit  dem  Dorfältesten,  Dorfgeschworenen  oder  anderen  priviligierten  Bewohnern  von  Zeit  zu  Zeit  (alle 2 -3 Wochen)  unvermutete  Visitationen  bei  jeden  Wirt vorzunehmen,  um  zu  überprüfen,  wie  mit  den  Gefahrenquellen umgegangen  wird,  aus  denen  Brände  entstehen  können.
  
Dazu  hatte  die  Obrigkeit  mehrere  Verbote  ausgesprochen,  u.a.  das  Rauchen  von  Tabak  (?),  das  Dreschen  bei  offnem  Licht  in  der  Scheune,  ungedroschenes  Getreide  oder  Holz  neben  dem  Ofen  zu  lagern,  der  Umgang  mit  glühender  Asche,  das  Backen  außerhalb  von Backhäusern, das  Fegen  von  Schornsteinen  und  Kaminen,  das  Vorhandensein von  Feuerhaken, Feuereimern  und  Feuerleitern.
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:Dazu  hatte  die  Obrigkeit  mehrere  Verbote  ausgesprochen,  u.a.  das  Rauchen  von  Tabak  (?),  das  Dreschen  bei  offnem  Licht  in  der  Scheune,  ungedroschenes  Getreide  oder  Holz  neben  dem  Ofen  zu  lagern,  der  Umgang  mit  glühender  Asche,  das  Backen  außerhalb  von Backhäusern, das  Fegen  von  Schornsteinen  und  Kaminen,  das  Vorhandensein von  Feuerhaken, Feuereimern  und  Feuerleitern.
  
  
  
[[Datei:Schulzenknüppel.jpg|thumb|200px|links|Bekanntmachungen im Ort früher]]
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:[[Datei:Schulzenknüppel.jpg|thumb|200px|links|Bekanntmachungen im Ort früher]]
[[Datei:001 Bürgermeister Schichlein sen.jpg |thumb|100px|rechts|Bürgermeister Schichlein sen.]]
 
[[Datei:002 Bürgermeister Mahrholz Frau.jpg |thumb|100px|rechts|Bürgermeister Mahrholz und Frau]]
 
[[Datei:005 Bürgermeister Bast.jpg|thumb|100px|rechts|Bürgermeister Bast]]
 
 
[[Datei:004 Machals Hans Bürgerm.jpg|thumb|100px|rechts|Bürgermeister Machals ]]
 
[[Datei:004 Machals Hans Bürgerm.jpg|thumb|100px|rechts|Bürgermeister Machals ]]
 
[[Datei:006 Bürgermeister Glosch.jpg|thumb|100px|rechts|Bürgermeister Glosch]]
 
[[Datei:006 Bürgermeister Glosch.jpg|thumb|100px|rechts|Bürgermeister Glosch]]
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[[Datei:008 Schön Werner 2010.jpg|thumb|100px|rechts|Bürgermeister Werner Schön]]
 
[[Datei:008 Schön Werner 2010.jpg|thumb|100px|rechts|Bürgermeister Werner Schön]]
  
Die erste Bezeichnung als SCHULZE für den '''Ort Zempin''' finden wir in den Aufzeichnungen der schwedischen Vermesser von '''1693'''.
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:Die erste Bezeichnung als SCHULZE für den '''Ort Zempin''' finden wir in den Aufzeichnungen der schwedischen Vermesser von '''1693'''.
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:Der Schulze war vom „''Besitzer, Herrschenden''“ beauftragt. Die Einsetzung, Aufgaben und Bezeichnungen änderten sich später. So wurde der Dorfschulze auch Dorfältester oder Gemeindevorsteher genannt. Heute nennen wir die Person mit den entsprechenden Aufgaben und Befugnissen Bürgermeister.
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Der Schulze war vom „Besitzer, Herrschenden“ beauftragt. Die Einsetzung, Aufgaben und Bezeichnungen änderten sich später. So wurde der Dorfschulze auch Dorfältester oder Gemeindevorsteher genannt. Heute nennen wir die Person mit den entsprechenden Aufgaben und Befugnissen Bürgermeister.
 
  
Eine Dorf-Schulzen-Ordnung der Schweden aus dem Jahr 1800 für Vorpommern, dessen Teil nicht unter preußischer Herrschaft stand, zeigt uns, welche Anforderungen an den Schulzen gestellt wurden. Sie soll hier in Auszügen genannt werden:
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:Eine Dorf-Schulzen-Ordnung der Schweden aus dem Jahr 1800 für Vorpommern, dessen Teil nicht unter preußischer Herrschaft stand, zeigt uns, welche Anforderungen an den Schulzen gestellt wurden. Sie soll hier in Auszügen genannt werden:
  
- Es sollte einer der verständigsten und redlichsten Bauern, welcher wenigstens etwas Schreiben, auch Geschriebenes lesen kann, sein.
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::* Es sollte einer der verständigsten und redlichsten Bauern, welcher wenigstens etwas Schreiben, auch Geschriebenes lesen kann, sein.
  
- Der Schulze ist der erste Mann im Dorfe, dessen Einwohner, wenn er amtshalber etwas ankündigt, ihm Achtung und Folgsamkeit erweisen müssen.
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::* Der Schulze ist der erste Mann im Dorfe, dessen Einwohner, wenn er amtshalber etwas ankündigt, ihm Achtung und Folgsamkeit erweisen müssen.
  
- Den der Bauerschaft etwa erteilten Königl. Pacht-Contract, das Inventarium, auch die Quittungsbücher und sonstige, die gemeine Dorfschaft angehende Papiere, muss der Schulze stets in einem eigens dazu anzuschaffenden Schrank sorgfältig und reinlich bei sich aufbewahren ...
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::* Den der Bauerschaft etwa erteilten Königl. Pacht-Contract, das Inventarium, auch die Quittungsbücher und sonstige, die gemeine Dorfschaft angehende Papiere, muss der Schulze stets in einem eigens dazu anzuschaffenden Schrank sorgfältig und reinlich bei sich aufbewahren ...
  
- wird sämtlichen Schulzen in den Strand- und Fischerdörfern aufgegeben, ernstlich darüber zu wachen, dass  
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::* wird sämtlichen Schulzen in den Strand- und Fischerdörfern aufgegeben, ernstlich darüber zu wachen, dass  
  
1.) die Netze die ihnen vom Königl. Amt mitzuteilende Maße nicht überschreiten.  
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:::1.) die Netze die ihnen vom Königl. Amt mitzuteilende Maße nicht überschreiten.  
  
2.) daß die verbotene Fischzeit genau beobachtet, auch  
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:::2.) daß die verbotene Fischzeit genau beobachtet, auch  
  
3.) die gefangene junge Fischbrut sofort wieder ins Wasser geworfen, und nicht wie bisher geschehen zu anderen Zwecken, besonders zur Fütterung der Schweine, verwandt werden. Die Schulzen werden dem Fischmeister bei jeder Visitation hiermit verantwortlich gemacht.
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:::3.) die gefangene junge Fischbrut sofort wieder ins Wasser geworfen, und nicht wie bisher geschehen zu anderen Zwecken, besonders zur Fütterung der Schweine, verwandt werden. :::Die Schulzen werden dem Fischmeister bei jeder Visitation hiermit verantwortlich gemacht.
  
  
Oft wurde dieses Amt auch an die gleiche Familie vergeben. Für Schreibarbeiten wurde oft der Lehrer herangezogen. So war es auch 1836 in Zempin, als der Schulze Johann Heinrich STEFFEN das Amt übernahm, nicht aber schreiben konnte.
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:Oft wurde dieses Amt auch an die gleiche Familie vergeben. Für Schreibarbeiten wurde oft der Lehrer herangezogen. So war es auch '''1836''' in Zempin, als der Schulze Johann Heinrich STEFFEN das Amt übernahm, nicht aber schreiben konnte.
  
 
===Bürgermeister===
 
===Bürgermeister===
  
Im Frühjahr 1915 hatte Gemeindevorsteher Heinrich Lüder sein Amt niedergelegt, weil er seine Wirtschaft als alter Mann alleine besorgen musste, sein Sohn war im Felde und die Brotmarkenausgabe mit Listenführung und sonstige Kriegsarbeiten des Gemeindeoberhauptes machte ihm zu viel Arbeit.  
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:Im Frühjahr '''1915''' hatte Gemeindevorsteher Heinrich Lüder sein Amt niedergelegt, weil er seine Wirtschaft als alter Mann alleine besorgen musste, sein Sohn war im Felde und die Brotmarkenausgabe mit Listenführung und sonstige Kriegsarbeiten des Gemeindeoberhauptes machte ihm zu viel Arbeit.  
  
Die Gemeinde wählte sich den Eigenbüdner und Fischer Wilhelm Heyden zum Gemeindevorsteher. Er hatte sich nicht für ein neues Schulgebäude eingesetzt. 1926 übernahm der 73-jährige Bauer Lüder die Gemeindegeschäfte. Er ließ sich vom Lehrer Ernst Lüdke unterstützen. Der benutzte die Gelegenheit, den arg vernachlässigten Schulneubau mit List zu fördern. Es gelang ihm, mit Krediten der Gemeinde, den Neubau vom Bauunternehmer Jahnke aus Zinnowitz zu planen und 1928 auszuführen.
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:Die Gemeinde wählte sich den Eigenbüdner und Fischer Wilhelm Heyden zum Gemeindevorsteher. :Er hatte sich nicht für ein neues Schulgebäude eingesetzt. 1926 übernahm der 73-jährige Bauer Lüder die Gemeindegeschäfte. Er ließ sich vom Lehrer Ernst Lüdke unterstützen. Der benutzte die Gelegenheit, den arg vernachlässigten Schulneubau mit List zu fördern. Es gelang ihm, mit Krediten der Gemeinde, den Neubau vom Bauunternehmer Jahnke aus Zinnowitz zu planen und 1928 auszuführen.
  
Hier eine Zusammenstellung der Personen, die für den Ort Zempin verantwortlich zeichneten und zeichnen, soweit die Unterlagen zu finden waren:
 
  
  
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:;Hier folgt eine Zusammenstellung der Personen, die sich für den Ort Zempin verantwortlich zeichneten und zeichnen, soweit die Unterlagen zu finden waren:
  
  1693              Sucker, Peter  -  Bauer
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* [[Medium:Zempin Bürgermeister 1945-1990.pdf|Bürgermeister von 1945 bis zur Wende von Wolfgang Haff mit näheren Umständen wie sie zu ihrem Posten kamen]]
  1716              Scheil, Johan  -  Bauer
 
  1781              Steffen, Johann  - Bauer, am 15.12. verstorben
 
  1793              Steffen, J.F.
 
  1798              Steffen, Heinrich (Hinrich)
 
  1836              Steffen, Johann Heinrich
 
  vor 1864          Lüder, Martin    - Bauer
 
  1887              Erdmann, Johann Heinrich
 
  1906  -  1915    Lüder II, Heinrich - Bauer
 
  1915  -  1926    Heyden, Wilhelm  - Eigenbüdner und Fischer
 
  1926      Lüder  Bauer, 73 Jahre alt
 
  1926  -  1927    Kagemann, Otto
 
  1927  -  1928    Wossowski - Schneider
 
  1928              Schichlein, Karl - Bahnhofsvorsteher in Zempin
 
  1929  -  1938    Mahrholz, Robert - Bankfachmann
 
  1938      1940    Mann, Ernst
 
  1940  -  1945    Verwaltung durch den Ort Zinnowitz, Bürgermeister Kumm
 
  1945             Steffen, Johann
 
        -          Schätzchen, Karl
 
        -  1947    Orlowski, Albert - Bahnhofswirt
 
    -              Schlorf, Bruno
 
  1947  -  1954    Bast, Walter -  Bauarbeiter
 
        -  1961    Machals, Hans
 
  1961  -  1963    Seeck, Erhard
 
  1964  -   1990   Glosch, Reinhard - Motorenschlosser
 
  1990  -  2004    Stockmann, Hilde - Schneiderin
 
  ab 2004          Schön, Werner -  Dreher
 
  
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:{| class="wikitable center"
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! Zeitraum !! Name !! Beruf
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| 1693 || Sucker, Peter || Bauer
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| 1716 || Scheil, Johan || Bauer
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| 1781 || Steffen, Johann || Bauer, am 15.12. verstorben
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| 1793 || Steffen, J.F. || unbekannt
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| 1798 || Steffen, Heinrich (Hinrich) || unbekannt
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| 1836 || Steffen, Johann Heinrich || unbekannt
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| vor 1864 || Lüder, Martin || Bauer
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| 1887 || Erdmann, Johann Heinrich || unbekannt
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| 1906 - 1915 || Lüder II, Heinrich || Bauer
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| 1915 - 1926 || Heyden, Wilhelm || Eigenbüdner und Fischer
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| 1926 || Lüder || Bauer, 73 Jahre alt
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| 1926 - 1927 || Kagemann, Otto || unbekannt
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| 1927 - 1928 || Wossowski || Schneider
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| 1928 || Schichlein, Karl ||  Bahnhofsvorsteher in Zempin
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| 1929 - 1938 || Mahrholz, Robert || Bankfachmann
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| 1938 - 1940 || Mann, Ernst || unbekannt
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| 1940 - 1945 || Bürgermeister Kumm || Verwaltung durch den Ort Zinnowitz
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| 1945 || Steffen, Johann || Gemeindediener
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|  || Schätzchen, Karl || unbekannt
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| 1947 || Orlowski, Albert || Bahnhofswirt
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| || Schlorf, Bruno || Milchverkäufer
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| 1947 - 1954 || Bast, Walter || Bauarbeiter
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| - 1961 || Machals, Hans || unbekannt
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| 1961 - 1963 || Seeck, Erhard || unbekannt
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| 1964 - 1990 || Glosch, Reinhard || Motorenschlosser
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| 1990 - 2004 || Stockmann, Hilde || Schneiderin, Modegestalterin
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| ab 2004 || Schön, Werner || Dreher
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| ||  ||
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'''Unterschriften, Stempel, Siegel und Mitarbeiter der Gemeinde Zempin:'''  
 
'''Unterschriften, Stempel, Siegel und Mitarbeiter der Gemeinde Zempin:'''  
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Datei:009 Unterschrift Wossowski.jpg|<center>Wossowski</center>
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Datei:010 Unterschrift Schichlein.jpg|<center>Schichlein</center>
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Datei:009 Unterschrift Wossowski.jpg|Wossowski
Datei:011 Unterschrift Bast Ziegen.jpg|<center>Bast-Aufteilung Ziegen</center>
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Datei:010 Unterschrift Schichlein.jpg|Schichlein
Datei:025 Unterschrift Bast.jpg|<center>Bast</center>
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Datei:011 Unterschrift Bast Ziegen.jpg|Bast-Aufteilung Ziegen
Datei:026 Siegel 1948 Zempin.jpg|<center>Siegel 1948</center>
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Datei:025 Unterschrift Bast.jpg|Bast
Datei:027 Unterschrift Glosch.jpg|<center>Glosch</center>
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Datei:026 Siegel 1948 Zempin.jpg|Siegel 1948
Datei:028 Siegel DDR.jpg|<center>Siegel DDR</center>
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Datei:027 Unterschrift Glosch.jpg|Glosch
Datei:029 Stempel DDR klein.jpg|<center>Stempel klein DDR</center>
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Datei:028 Siegel DDR.jpg|Siegel DDR
Datei:030 Stempel 1990.jpg|<center>Stempel 1990</center>
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Datei:029 Stempel DDR klein.jpg|Stempel klein DDR
Datei:031 Stempel Ostvorpommern Greif.jpg|<center>Siegel Kreis Ostvorpommern</center>
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Datei:030 Stempel 1990.jpg|Stempel 1990
Datei:032 Siegel.jpg|<center>Siegel mit Wappen von Zempin</center>
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Datei:031 Stempel Ostvorpommern Greif.jpg|Siegel Kreis Ostvorpommern
Datei:1961 Sozialistische Dorf Titel.jpg|<center>1961 Titelblatt der Gemeinde Zempin</ce nter>
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Datei:032 Siegel.jpg|Siegel mit Wappen von Zempin
Datei:1989 Zempin Planung Titel.jpg|<center>1989 Titelblatt für Gemeindebeschlüsse</center>
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Datei:1961 Sozialistische Dorf Titel.jpg|1961 Titelblatt der Gemeinde Zempin
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Datei:1989 Zempin Planung Titel.jpg|1989 Titelblatt für Gemeindebeschlüsse
 
Datei:DDR Klebemarken für Verwaltungseinnahmen.jpg|DDR Klebemarken Kommunalverwaltung
 
Datei:DDR Klebemarken für Verwaltungseinnahmen.jpg|DDR Klebemarken Kommunalverwaltung
Datei:1960 Gemeinde Zempin.jpg|<center>1960 Verwaltung</center>
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Datei:1960 Gemeinde Zempin.jpg|1960 Verwaltung
Datei:1970 Gemeinde Zempin.jpg|<center>1970 Verwaltung</center>
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Datei:1970 Gemeinde Zempin.jpg|1970 Verwaltung
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[[Datei:Gemeinde Zempin Ausflug u. Ehrenamtler.jpg|thumb|250px|rechts|1 Glosch, Rainer  2 Richter, Richard  3 Richter, Friedchen (Büro)  4 Hietel, Erika (Strandfunk)  5 Müller, Dora  6 Behn, Helga (Büro)  7. Weber, Johanna (Reinigung Schule)  8 Makowka, Paula (Küche)  9 Schmidt, Erika (Küche)  10 Kühnel (Arbeiter)  11 Ströde (Arbeiter)  12 Frau Ströde  13 Knuth, Editha  14 Knuth, Erich  15 Piehl, Karl  16 Frau Grabow (Bücherei)  17 Herr Nowak  18 Nowak, Annemarie (Finanzen)  19 Reeh, Gustav (Schiedskommission)  20 Schmidt, Helmut (Schiedskommission)  21 Müller, Dora  22 Glosch, Liesel (Gemeindeschwester)  23 Knape, Adele (Reinigung) ]]
 
  
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[[Datei:Gemeinde Zempin Ausflug u. Ehrenamtler.jpg|thumb|600px|center|1 Glosch, Rainer 2 Richter, Richard  3 Richter, Friedchen (Büro)  4 Hietel, Erika (Strandfunk)  5 Müller, Dora  6 Behn, Helga (Büro)  7. Weber, Johanna (Reinigung Schule)  8 Makowka, Paula (Küche)  9 Schmidt, Erika (Küche)  10 Kühnel (Arbeiter)  11 Ströde (Arbeiter)  12 Frau Ströde  13 Knuth, Editha  14 Knuth, Erich  15 Piehl, Karl  16 Frau Grabow (Bücherei)  17 Herr Nowak  18 Nowak, Annemarie (Finanzen)  19 Reeh, Gustav (Schiedskommission)  20 Schmidt, Helmut (Schiedskommission)  21 Müller, Dora  22 Glosch, Liesel (Gemeindeschwester)  23 Knape, Adele (Reinigung) ]]
  
 
====Wahlen Kommune====
 
====Wahlen Kommune====
  
Verwaltung der Gemeinde Zempin
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;Verwaltung der Gemeinde Zempin
  
Um '''1600''' - Der Dorfschulze, als Gericht, entscheidet mit zwei Schöffen aus dem Dorf nach
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;Um 1600
alter Väter Sitte.
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:Der Dorfschulze, als Gericht, entscheidet mit zwei Schöffen aus dem Dorf nach alter Väter Sitte.
  
'''1693''' - Peter Sucker, Schulze - steht in den Schwedenmatrikel - Der Schulze im Dorf
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;1693
besitzt für seinen Dienst Acker für 2 Scheffel Aussaat.
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:Peter Sucker, Schulze - steht in den Schwedenmatrikel - Der Schulze im Dorf besitzt für seinen Dienst Acker für 2 Scheffel Aussaat.
  
'''1715''' - Der Herr von Lepel aus Netzelkow war Landrat der Insel Usedom.
+
;1715
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:Der Herr von Lepel aus Netzelkow war Landrat der Insel Usedom.
  
'''1716''' - Johan Scheil, Schulze, Bauer
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;1716
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:Johan Scheil, Schulze, Bauer
  
'''1836''' - im Mai ist ein Schreiben an den Schulzen Johann Heinrich Steffen, Zempin
+
;1836
gerichtet, er kann nicht schreiben, sein Pflegesohn ist Martin Lüder.
+
:im Mai ist ein Schreiben an den Schulzen Johann Heinrich Steffen, Zempin gerichtet, er kann nicht schreiben, sein Pflegesohn ist Martin Lüder.
  
'''1836''' - Juni - dieser Pflegesohn Martin Lüder wird Schulze, er kann schreiben. Seine Frau
+
;1836
ist Christine Marie Doßin aus Loddin. Am 9.4.1864 wird vom ehem. Schulzen geschrieben.
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:Juni - dieser Pflegesohn Martin Lüder wird Schulze, er kann schreiben. Seine Frau ist Christine Marie Doßin aus Loddin. Am 9.4.1864 wird vom ehem. Schulzen geschrieben.
  
'''1906''' - Dorfschulze Heinrich Lüder II veranlaßt die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr.
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;1906
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:Dorfschulze Heinrich Lüder II veranlaßt die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr.
  
'''1915''' - Der Gemeindevorsteher Heinrich Lüder legte im Frühjahr sein Amt nieder, weil er
+
;1915
seine Wirtschaft als alter Mann alleine besorgen mußte, sein Sohn war im Felde und die
+
:Der Gemeindevorsteher Heinrich Lüder legte im Frühjahr sein Amt nieder, weil er seine Wirtschaft als alter Mann alleine besorgen mußte, sein Sohn war im Felde und die Brotmarkenausgabe mit Listenführung und sonstige Kriegsarbeiten der Gemeinde machte ihm zu viel Arbeit.
Brotmarkenausgabe mit Listenführung und sonstige Kriegsarbeiten der Gemeinde machte ihm
 
zu viel Arbeit.
 
  
'''1915''' - Wilhelm Heyden - Eigenbüdner und Fischer wird zum Gemeindevorsteher gewählt. Er
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;1915
wird ab 26.11.1926 durch den Landrat beurlaubt.
+
:Wilhelm Heyden - Eigenbüdner und Fischer wird zum Gemeindevorsteher gewählt. Er wird ab 26.11.1926 durch den Landrat beurlaubt.
  
'''1926''' - Schöffe Lüder, ein 73 jähriger Bauer übernimmt die Gemeindegeschäfte. Später
+
;1926
übernahm O.Kagemann die Gemeindevorstehergeschäfte.
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:Schöffe Lüder, ein 73 jähriger Bauer übernimmt die Gemeindegeschäfte. Später übernahm O.Kagemann die Gemeindevorstehergeschäfte.
  
'''29.11.1927'''  Gemeindevorstand Wossowski - Unterschrift auf Schuldschein der Witwe von
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;29.11.1927
Franz Krüger, Ottilie.
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:Gemeindevorstand Wossowski - Unterschrift auf Schuldschein der Witwe von Franz Krüger, Ottilie.
Im April 1928 verstarb er an den Folgen eines Unfalls.
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:Im April 1928 verstarb er an den Folgen eines Unfalls. Die Geschäfte übernimmt Schöffe Kagemann.
Die Geschäfte übernimmt Schöffe Kagemann.
 
  
'''28.02.1928''' i.V.Gemeindevorstand Kagemann - Unterschrift auf Schuldschein der Witwe von Franz Krüger, Ottilie.
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;28.02.1928
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:i.V.Gemeindevorstand Kagemann - Unterschrift auf Schuldschein der Witwe von Franz Krüger, Ottilie.
  
'''10.05.1928''' Gemeindevorsteher Karl Schichlein - Unterschrift wie oben. Gemeindevertreter sind auch Ernst Krüger, Paul Häfke, Graumann und Krebs.
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;10.05.1928
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:Gemeindevorsteher Karl Schichlein - Unterschrift wie oben. Gemeindevertreter sind auch Ernst Krüger, Paul Häfke, Graumann und Krebs.
  
'''1929''' im Herbst sind Gemeindevertreterwahlen.
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;1929
Gemeindevorsteher wurde Werhotz. Gemeindevertreter auch Lehrer Lüdke. Lehrer Lüdke wurde
+
:im Herbst sind Gemeindevertreterwahlen. Gemeindevorsteher wurde Werhotz. Gemeindevertreter auch Lehrer Lüdke. Lehrer Lüdke wurde zum ersten Schöffen gewählt.
zum ersten Schöffen gewählt.
 
  
'''1936''' Bürgermeister Robert Mahrholz - er war Bankfachmann  (Prokurist) - wohnte
+
;1936
Strandstraße 15, verkauft an Frau Schuldt, ging später nach Berlin zurück und wurde dort
+
:Bürgermeister Robert Mahrholz - er war Bankfachmann  (Prokurist) - wohnte Strandstraße 15, verkauft an Frau Schuldt, ging später nach Berlin zurück und wurde dort ausgebombt. Er siedelte während des Krieges in Richtung Osten und beim Einmarsch der Russen nahm er sich mit seiner Frau das Leben.
ausgebombt. Er siedelte während des Krieges in Richtung Osten und beim Einmarsch der
 
Russen nahm er sich mit seiner Frau das Leben.
 
  
'''1938''' Bürgermeister Mann
+
;1938
 +
:Bürgermeister Mann
  
'''1940''' Zusammenlegung mit Zinnowitz bis 1945. Mit leeren Kassen wieder selbständig.
+
;1940
Bürgermeister Kumm (Zinnowitz)
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:Zusammenlegung mit Zinnowitz bis 1945. Mit leeren Kassen wieder selbständig. Bürgermeister Kumm (Zinnowitz)
  
'''15.09.1946''' Gemeindewahl
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;15.09.1946
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:Gemeindewahl
  
'''20.10.1946''' Kreistagswahlen - Kreis Usedom
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;20.10.1946
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:Kreistagswahlen - Kreis Usedom
  
'''12.April 1947'''
+
;12.April 1947
 +
:Der Bürgermeister Albert Orlowski, er hatte die Bahnhofswirtschaft in Zempin und er wohnte vorher in Erickshof, wird seines Amtes enthoben und die Dienstwohnung gekündigt.
 +
:Auf Grund eines Beschlußes der Ortsgruppe der SED Zempin, die sich auf den Beschluß des Parteischiedsgericht vom 09.12.1946 beruft. Es wird der stellvertretende Bürgermeister Herr Wilhelm Heyden eingesetzt.
  
Der Bürgermeister Albert Orlowski, er hatte die Bahnhofswirtschaft in Zempin und er
+
;05.07.1947
wohnte vorher in Erickshof, wird seines Amtes enthoben und die Dienstwohnung gekündigt.
+
:Abgeordnete:
Auf Grund eines Beschlußes der Ortsgruppe der SED Zempin, die sich auf den Beschluß des
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:::{| class="wikitable sortable"
Parteischiedsgericht vom 09.12.1946 beruft. Es wird der stellvertretende Bürgermeister
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Herr Wilhelm Heyden eingesetzt.
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! Name !! Partei !! Funktion
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| Dinse, Wilhelm || SED || Vorsitzender
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| Schätzchen, Karl || SED || Gem. Rat
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| Schätzchen, Gotthard || SED || stellv. Vorsitzender
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|-
 +
| Buchholz, Fritz || SED || stellv. Schriftführer
 +
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 +
| Ruhberg, Erich || SED || Gem. Rat
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|-
 +
| Ströde, Otto || SED ||
 +
|-
 +
| Schmelzer, Peter || SED || Schriftführer
 +
|-
 +
| Florin, Ernst || SED ||
 +
|-
 +
| Trenkel, Hans || CDU || ab 06.09.47 Annemarie Meinke
 +
|-
 +
| Heyden, Wilhelm || CDU || stellv. Bürgermeister
 +
|-
 +
| Koch, Hilde || CDU ||
 +
|-
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| Lüder, Heinrich || CDU ||
 +
|}
  
'''05.07.1947''' Abgeordnete:
+
;07.07.1947
 +
:Walter Bast SED als Bürgermeister vorgeschlagen und von der Kommandantur bestätigt
  
Dinse, Wilhelm            SED  Vorsitzende
+
;15.10.1950
Schätzchen, Karl          SED  Gem.Rat
+
:Gemeindewahlen
Schätzchen, Gotthard      SED  stellv. Vorsitzende
 
Buchholz, Fritz          SED  stellv. Schriftführer
 
Ruhberg, Erich            SED  Gem. Rat
 
Ströde, Otto              SED
 
Schmelzer, Peter          SED  Schriftführer
 
Florin, Ernst            SED
 
Trenkel, Hans            CDU  ab 06.09.47 Annemarie Meinke 
 
Heyden, Wilhelm          CDU  stellv. Bürgermeister
 
Koch, Hilde              CDU
 
Lüder, Heinrich          CDU
 
  
 +
::gewählt wurden:
 +
:::{| class="wikitable sortable"
 +
|-
 +
! Name !! Partei / Organisation !! Funktion
 +
|-
 +
| Ferdinand Biesenack || SED || Alterspräsident
 +
|-
 +
| Erich Ruhberg || SED ||
 +
|-
 +
| Peter Herath || SED || 1. Vorsitzender der Gemeinde
 +
|-
 +
| Gerhard Schack || SED ||
 +
|-
 +
| Karl Dachner || SED ||
 +
|-
 +
| Hermann Thyck || SED ||
 +
|-
 +
| Karl Schätzchen || SED ||
 +
|-
 +
| Wilhelm Heyden || CDU ||
 +
|-
 +
| Hilde Koch || CDU ||
 +
|-
 +
| Otto Guse || CDU ||
 +
|-
 +
| Ilse Bohne || NDP ||
 +
|-
 +
| Lieselotte Doege || NDP || stellv. Schriftführerin
 +
|-
 +
| Johannes Becker || FDGB || stellv. Vorsitzender
 +
|-
 +
| Ernst Hennig || FDGB ||
 +
|-
 +
| Gotthard Schätzchen || VdgB ||
 +
|-
 +
| Eva-Maria Sonntag || DFD || Beispiel
 +
|-
 +
| Inge Schmelzer || FDJ || Schriftführerein
 +
|}
  
'''07.07.1947'''  Walter Bast  SED als Bürgermeister vorgeschlagen und von der Kommandantur
+
:::Durchschnittsalter 40,5 Jahre
bestätigt
 
  
'''15.10.1950''' - Gemeindewahlen
+
;12.04.1952
 +
:Durch Ortswechsel kommen in die Gemeindevertreung
 +
::* für Johannes Becker  - Heinz Teubner  FDGB
 +
::* als Schriftführer wurde  Richard Richter gewählt, Stellvertreterin Frl. Doege
  
gewählt wurden:
+
;28.05.1952
 +
:Durch das Ausscheiden kommen in die Gemeindevertretung:
 +
::* Für Inge Schmelzer - Lieselotte Diews  FDJ
 +
::* Für Eva Sonntag    - Lydia Brandt      DFD
  
Ferdinand Biesenack      SED  Alterspräsident
+
;1960 -1963
Erich Ruhberg            SED
+
:Bürgermeister Seeck
Peter Herath              SED  1. Vorsitzender der Gemeinde
 
Gerhard Schack            SED
 
Karl Dachner              SED
 
Hermann Thyck            SED
 
Karl Schätzchen          SED
 
Wilhelm Heyden            CDU
 
Hilde Koch                CDU
 
Otto Guse                CDU
 
Ilse Bohne                NDP
 
Lieselotte Doege          NDP  stellv. Schriftführerin
 
Johannes Becker          FDGB  stellv. Vorsitzender 
 
Ernst Hennig              FDGB
 
Gotthard Schätzchen      VdgB
 
Eva-Maria Sonntag        DFD
 
Inge Schmelzer            FDJ  Schriftführerein
 
  
Durchschnittsalter 40,5 Jahre
+
;22.03.1970
 +
:Wahl zur Gemeindevertretung, Wahl zum Kreistag
  
'''12.04.1952'''  Durch Ortswechsel kommen in die Gemeindevertreung
+
::* Wahlberechtigte 662,
für Johannes Becker  - Heinz Teubner  FDGB
+
::* Abgegebene Stimmen 657
Als Schriftführer wurde  Richard Richter gewählt, Stellvertreterin Frl. Doege
+
::* Wahlbeteiligung 99,24 %
  
'''28.05.1952'''  Durch das Ausscheiden kommen in die Gemeindevertretung:
+
;14.11.1971
Für Inge Schmelzer - Lieselotte Diews  FDJ, Eva Sonntag    - Lydia Brandt      DFD
+
:Wahl der Volkskammer
  
'''1960 -1963''' Bürgermeister Seeck
+
::* 723 Wahlberechtigte lt. Einwohnerkartei
 +
::* Abgegebene Stimmen 645  =  99,53 %
  
'''22.03.1970'''  Wahl zur Gemeindevertretung, Wahl zum Kreistag
+
;19.05.1974
 +
:Wahl zu den Kreistagen, Stadtverordnetenversammlung, Gemeindevertretungen
  
Wahlberechtigte 662, Abgegebene Stimmen 657 =  99,24 %
+
::* Wahlberechtigte 671
 +
::* Abgegebene Stimmen 668 =  99,54 %
  
'''14.11.1971''' Wahl der Volkskammer
+
;17.10.1976
 +
:Wahlen zur Volkskammer und zu den Bezirkstagen
  
723 Wahlberechtigte lt. Einwohnerkartei,Wahlbeteiligung 645 =  99,53 %
+
::* Wahlberechtigte 585
 +
::* Abgegebene Stimmen 584 =  99,83 %
  
'''19.05.1974''' Wahl zu den Kreistagen, Stadtverordnetenversammlung,Gemeindevertretungen
+
;20.05.1979
 +
:Wahlen zum Kreistag und Gemeindevertretung
  
Wahlberechtigte 671, Abgegebene Stimmen 668 = 99,54 %
+
::* Wahlberechtigte 649
 +
::* Abgegebene Stimmen 643 =   99,07 %
  
'''17.10.1976''' Wahlen zur Volkskammer und zu den Bezirkstagen
+
;14.06.1981
 +
:Wahlen zur Volkskammer und zu den Bezirkstagen
  
Wahlberechtigte 585
+
::* Wahlberechtigte 652
Abgegebene Stimmen 584 =  99,83 %
+
::* Abgegebene Stimmen 649 =  99,53 %
  
'''20.05.1979''' Wahlen zum Kreistag und Gemeindevertretung
+
;06.05.1984
Wahlberechtigte 649
+
:Wahl Örtliche Volksvertretung
Abgegebene Stimmen 643  =  99,07 %
 
  
'''14.06.1981''' Wahlen zur Volkskammer und zu den Bezirkstagen
+
::* Wahlberechtigte 665
 +
::* Abgegebene Stimmen 661  =  99,4 %
  
Wahlberechtigte 652, Abgegebene Stimmen 649  =  99,53 %
+
;08.06.1986
 +
:Wahl Volkskammer und Bezirkstag
  
'''06.05.1984''' Wahl Örtliche Volksvertretung
+
::* Wahlberechtigte 633
 +
::* Abgegebene Stimmen 629  =  99,4 %
  
Wahlberechtigte 665, Abgegebene Stimmen 661  =  99,4 %
+
;07.05.1989
 +
:Wahl Örtliche Volksvertretung
  
'''08.06.1986''' Wahl Volkskammer und Bezirkstag
+
::* Wahlberechtigte 678
 +
::* Abgegebene Stimmen 662  =  97,7 %
  
Wahlberechtigte 633, Abgegebene Stimmen 629  =  99,4 %
+
;bis 1990
 +
:Bürgermeister '''Reinhard Glosch'''
  
'''07.05.1989''' Wahl Örtliche Volksvertretung
+
::Geboren am 01.01.1930. Seine Frau Liesel war viele Jahre als Gemeindeschwester in Zempin tätig. Sie ist sehr beliebt und war Tag und Nacht für die Bürger tätig. Die Tochter Susanne wurde 1959 und der Sohn Mathias 1961 geboren.
  
Wahlberechtigte 678, Abgegebene Stimmen 662  = 97,7 %
+
;Am 25. Mai 1990
 +
:gewählte Gemeindevertreter, ab 15.06.1990 tätig:
 +
:::{| class="wikitable sortable"
 +
|-
 +
! Name !! Geb.datum !! Partei / Organisation
 +
|-
 +
| Ursula Schichlein || 14.12.1951 || CDU
 +
|-
 +
| Sabine Schmidt || 23.06.1948 || FDP, parteilos
 +
|-
 +
| Susanne Dethloff || 15.08.1951 || Volkssolidarität
 +
|-
 +
| Inge Ott || 22.03.1949 || FDP, parteilos
 +
|-
 +
| Peter Makowka || 25.04.1940 || PDS
 +
|-
 +
| Eckhard Hauß || 25.04.1943 || Anglerverband
 +
|-
 +
| Friedhelm Schmidt || 14.05.1955 || Anglerverband
 +
|-
 +
| Gudrun Walter || 26.11.1942 || FDP
 +
|-
 +
| Christian Georgi || 16.04.1953 || FDP, parteilos
 +
|-
 +
| Werner Schön || 23.11.1954 || Feuerwehr
 +
|-
 +
| Hilde Stockmann || 14.11.1938 || Einzelkandidat
 +
|}
 +
[[Datei:1990 Bürgermeister Übergabe.jpeg|thumb|200px|1990 Übergabe Bürgermeister]]
  
bis 1990 Bürgermeister '''Reinhard Glosch'''
 
  
Geboren am 01.01.1930. Seine Frau Liesel war viele Jahre als Gemeindeschwester in Zempin
+
:::::::;Zum Bürgermeister wurde gewählt:
tätig. Sie ist sehr beliebt und war Tag und Nacht für die Bürger tätig. Die Tochter
+
:::::::* Hilde Stockmann
Susanne wurde 1959 und der Sohn Mathias 1961 geboren.
+
:::::::* Eckhard Hauß, 1. Stellvertreter
[[Datei:1990 Bürgermeister Übergabe.jpeg|thumb|200px|rechts|1990 Übergabe Bürgermeister]]
 
'''Am 25. Mai 1990''' - gewählte Gemeindevertreter: Ab 15.06.1990 tätig:
 
  
Ursula Schichlein  geb.:  14.12.51          CDU
 
Sabine Schmidt    geb.:  23.06.48          FDP, parteilos
 
Susanne Dethloff  geb.:  15.08.51          Volkssolidarität
 
Inge Ott          geb.:  22.03.49          FDP, parteilos
 
Peter Makowka      geb.:  25.04.40          PDS
 
Eckhard Hauß      geb.:  25.04.43          Anglerverband
 
Friedhelm Schmidt  geb.:  14.05.55          Anglerverband
 
Gudrun Walter      geb.:  26.11.42          FDP
 
Christian Georgi  geb.:  16.04.53          FDP, parteilos
 
Werner Schön      geb.:  23.11.54          Feuerwehr
 
Hilde Stockmann    geb.:  14.11.38          Einzelkandidat
 
 
Zum Bürgermeister wurde gewählt: Hilde Stockmann, 1. Stellvertreter: Eckhard Hauß
 
 
Es wurde ohne Ausschüsse gearbeitet.
 
  
 +
:::::::Es wurde ohne Ausschüsse gearbeitet.
 +
<br clear=all>
 
;Zu den Wahlen 1994 wurden Wählergemeinschaften gegründet
 
;Zu den Wahlen 1994 wurden Wählergemeinschaften gegründet
  
Zeile 1.843: Zeile 2.256:
 
</gallery></center>
 
</gallery></center>
  
'''Am 12. Juni 1994''' wurden gewählt:
+
;Am 12. Juni 1994
 +
:wurden gewählt:
 +
:::{| class="wikitable sortable"
 +
|-
 +
! Name !! Partei / Organisation
 +
|-
 +
| Hilde Stockmann || Wählergemeinschaft Zempin (WG)
 +
|-
 +
| Hans Schütt || WG
 +
|-
 +
| Werner Schön || WG
 +
|-
 +
| Jens Hornemann || WG
 +
|-
 +
| Kurt Schön || WG
 +
|-
 +
| Dirk Janisch || WG
 +
|-
 +
| Gudrun Walter || FDP
 +
|-
 +
| Horst Ruhberg || FDP
 +
|-
 +
| Holm Bohrer || Wählergemeinschaft "Unser Zempin"
 +
|}
  
Hilde Stockmann               Wählergemeinschaft Zempin (WG)
+
:;Als Bürgermeister wurde gewählt:     
Hans Schütt                                 WG
+
:::;* Hilde Stockmann
Werner Schön                                WG
+
:::* Hans Schütt, 1. Stellvertreter                     
Jens Hornemann                              WG
+
:::* Gudrun Walter, 2. Stellvertreter                 
Kurt Schön                                  WG
 
Dirk Janisch                                WG
 
Gudrun Walter                               FDP
 
Horst Ruhberg                                FDP
 
Holm Bohrer                Wählergemeinschaft "Unser Zempin"
 
  
 +
:;Es arbeitet jetzt:
 +
::* ein Bauausschuß (5 Gemeindevertreter, 4 Bürger) unter Leitung von Frau Stockmann
 +
::* ein Sozialauschuß (3 Gemeindevertreter, 2 Bürger) unter Leitung von Hans Schütt
 +
::* ein Finanzausschuß (5 Gemeindevertreter) unter Leitung von Herrn Jens Hornemann.
  
Als Bürgermeister wurde gewählt:        Hilde Stockmann
 
1. Stellvertreter                        Hans Schütt
 
2. Stellvertreter                      Gudrun Walter
 
  
Es arbeitet jetzt ein Bauausschuß (5 Gemeindevertreter, 4 Bürger) unter Leitung von Frau
+
<center>
Stockmann. ein Sozialauschuß (3 Gemeindevertreter, 2 Bürger) unter Leitung von Hans
+
<gallery>
Schütt und ein Finanzausschuß ( 5 Gemeindevertreter) unter Leitung von Herrn Jens
+
Datei:1994 Stockmann Bürgermeister.jpg|Stockmann 2. Wahlperiode
Hornemann.
+
Datei:1999 Wahlen 1.jpg|1999 Wurfsendung S 1
 
+
Datei:1999 Wahlen 2.jpg|1999 Wurfsendung S 2
 
+
Datei:1999 Wahlen 3.jpg|1999 Wurfsendung S 3
<center><gallery>
+
Datei:1999 Wahlen 4.jpg|1999 Wurfsendung S 4
Datei:1994 Stockmann Bürgermeister.jpg|<center>Stockmann 2. Wahlperiode</center>
+
Datei:Gemeindevertreter 1999.jpg|1999 Gemeindevertreter
Datei:1999 Wahlen 1.jpg|<center>1999 Wurfsendung S 1</center>
+
Datei:Gemeindevertreter 1999 text.jpg|1999 Namen
Datei:1999 Wahlen 2.jpg|<center>1999 Wurfsendung S 2</center>
+
Datei:2004 Wahlen 1.jpg|2004 Wurfsendung S 1
Datei:1999 Wahlen 3.jpg|<center>1999 Wurfsendung S 3</center>
+
Datei:2004 Wahlen 2.jpg|2004 Wurfsendung S 2
Datei:1999 Wahlen 4.jpg|<center>1999 Wurfsendung S 4</center>
+
Datei:2004 Wahlen 3.jpg|2004 Wurfsendung S 3
Datei:Gemeindevertreter 1999.jpg|<center>1999 Gemeindevertreter</center>
+
Datei:2004 Wahlen 4.jpg|2004 Wurfsendung S 4
Datei:Gemeindevertreter 1999 text.jpg|<center>1999 Namen</center>
+
Datei:2009 Wahlen Zempin 1.jpg|2009 Wurfsendung S 1
Datei:2004 Wahlen 1.jpg|<center>2004 Wurfsendung S 1</center>
+
Datei:2009 Wahlen 2.jpg|2009 Wurfsendung S 2
Datei:2004 Wahlen 2.jpg|<center>2004 Wurfsendung S 2</center>
+
Datei:2009 Wahlen 3.jpg|2009 Wurfsendung S 3
Datei:2004 Wahlen 3.jpg|<center>2004 Wurfsendung S 3</center>
+
Datei:2009 Wahlen 4.jpg|2009 Wurfsendung S 4
Datei:2004 Wahlen 4.jpg|<center>2004 Wurfsendung S 4</center>
+
Datei:2014 Wahlen Programm 1.jpg|2014 Wurfsendung S 1
Datei:2009 Wahlen Zempin 1.jpg|<center>2009 Wurfsendung S 1</center>
+
Datei:2014 Wahlen Programm 2.jpg|2014 Wurfsendung S 2
Datei:2009 Wahlen 2.jpg|<center>2009 Wurfsendung S 2</center>
+
Datei:2014 Wahlen Programm 3.jpg|2014 Wurfsendung S 3
Datei:2009 Wahlen 3.jpg|<center>2009 Wurfsendung S 3</center>
+
Datei:2014 Wahlen Programm 4.jpg|2014 Wurfsendung S 4
Datei:2009 Wahlen 4.jpg|<center>2009 Wurfsendung S 4</center>
+
Datei:Zempin2014 Gemeindevertreter.jpg|2014 Gemeindevertretung Zempin
Datei:2014 Wahlen Programm 1.jpg|<center>2014 Wurfsendung S 1</center>
+
Datei:Gemeindevertretung 2014 Juni.jpg|2014 Gemeindevertretung Zempin
Datei:2014 Wahlen Programm 2.jpg|<center>2014 Wurfsendung S 2</center>
+
Datei:Wahl 2014.JPG|2014 Wahlergebnis
Datei:2014 Wahlen Programm 3.jpg|<center>2014 Wurfsendung S 3</center>
+
Datei:2019 Gemeindevertretung.jpg|2019 Gemeindevertretung Zempin
Datei:2014 Wahlen Programm 4.jpg|<center>2014 Wurfsendung S 4</center>
 
Datei:Gemeindevertretung 2014 Juni.jpg|<center>2014 Gemeindevertretung Zempin</center>
 
Datei:Wahl 2014.JPG|<center>2014 Wahlergebnis</center>
 
Datei:2019 Gemeindevertretung.jpg|<center>2019 Gemeindevertretung Zempin</center>
 
 
</gallery></center>
 
</gallery></center>
  
 
====Verwaltung der Kommune====
 
====Verwaltung der Kommune====
  
Verwaltung ab 1825
+
:Verwaltung ab 1825
  
'''1825 Neuordnung der Kreise'''
+
;1825 Neuordnung der Kreise
  
Die Insel Usedom und die Insel Wollin werden zum Kreis
+
:Die Insel Usedom und die Insel Wollin werden zum Kreis Usedom - Wollin  mit der Kreisstadt Swinemünde.  
Usedom - Wollin  mit der Kreisstadt Swinemünde.  
 
  
1. Landrat dieser Zeit war Karl Ludwig
+
:1. Landrat dieser Zeit war Karl Ludwig von Flemming mit einem Kreistag.
von Flemming mit einem Kreistag.
 
  
'''1842 bis 1.7.1882''' ist Landrat Ludwig Hermann Ferno (Rittergutsbesitzer auf Ostklüne, er wurde 1895 in Ostklüne begraben.
+
;1842 bis 1.7.1882
 +
:ist Landrat Ludwig Hermann Ferno (Rittergutsbesitzer auf Ostklüne, er wurde 1895 in Ostklüne begraben.
  
'''1874''' Die neue Kreisordnung wird angenommen:  
+
;1874
 +
:Die neue Kreisordnung wird angenommen:  
  
Die Rittergutsbesitzer sind nicht mehr geborene Kreistagsmitglieder. - Die Ortsschulzen werden von den Bauern gewählt und verwalten ihren Ort.
+
:Die Rittergutsbesitzer sind nicht mehr geborene Kreistagsmitglieder. - Die Ortsschulzen werden von den Bauern gewählt und verwalten ihren Ort.
  
'''1939''' Regierungsbezirk Stettin, Kreis Usedom-Wollin, Kreisstadt Swinemünde
+
;1939
 +
:Regierungsbezirk Stettin, Kreis Usedom-Wollin, Kreisstadt Swinemünde
  
Nach dem 2. Weltkrieg (Beschluß der Potsdamer Konferenz) wurden ca. 90 km² der Insel
+
:Nach dem 2. Weltkrieg (Beschluß der Potsdamer Konferenz) wurden ca. 90 km² der Insel Usedom mit der Stadt Swinemünde zu Polen geschlagen.
Usedom mit der Stadt Swinemünde zu Polen geschlagen.
 
  
Die Insel Usedom wurde vorerst durch Ahlbeck verwaltet und liegt in der sowjetisch
+
:Die Insel Usedom wurde vorerst durch Ahlbeck verwaltet und liegt in der sowjetisch besetzten Zone.
besetzte Zone.
 
  
'''07.10.1949''' die Insel gehört zur DDR, Land Mecklenburg, Kreis Usedom  
+
;07.10.1949
 +
:die Insel gehört zur DDR, Land Mecklenburg, Kreis Usedom  
  
'''01.10.1952''' Deutscher Teil der Insel Usedom und ein Teil vom Festland werden zum Kreis
+
;01.10.1952
Wolgast mit der Kreisstadt Wolgast und gehört zum Bezirk Rostock (entlang der Küste)
+
:Deutscher Teil der Insel Usedom und ein Teil vom Festland werden zum Kreis Wolgast mit der Kreisstadt Wolgast und gehört zum Bezirk Rostock (entlang der Küste)
  
'''18.03.1990''' Erste freie Wahlen der Volkskammer - die "Modrow- Regierung" entsteht
+
;18.03.1990
 +
:Erste freie Wahlen der Volkskammer - die "Modrow- Regierung" entsteht
  
'''25.05.1990''' Erste freie Kommunalwahlen in Zempin - Da es noch keine neuen Parteien gibt, können Kandidaten von allen Gemeinschaften, Vereinen oder Einzelkandidaten aufgestellt werden.
+
;25.05.1990
 +
:Erste freie Kommunalwahlen in Zempin - Da es noch keine neuen Parteien gibt, können Kandidaten von allen Gemeinschaften, Vereinen oder Einzelkandidaten aufgestellt werden.
  
'''03.10.1990''' Einheit Deutschlands
+
;03.10.1990
 +
:Einheit Deutschlands
  
'''14.10.1990''' Wahlen zur Länderbildung Mecklenburg-Vorpommern mit der Landeshauptstadt Schwerin
+
;14.10.1990
 +
:Wahlen zur Länderbildung Mecklenburg-Vorpommern mit der Landeshauptstadt Schwerin
  
'''15.04.1991''' Gründung des [https://de.wikipedia.org/wiki/Amt_Insel_Usedom-Mitte Amtes "Insel Usedom-Mitte"]
+
;15.04.1991
Gemeinsame Verwaltung der Gemeinden Ückeritz, Loddin, Koserow und Zempin. Jede Gemeinde
+
:Gründung des [https://de.wikipedia.org/wiki/Amt_Insel_Usedom-Mitte Amtes "Insel Usedom Mitte"]
hat eine eigene gewählte Gemeindevertretung und einen eigenen Haushalt. Durch Umlagen
+
:Gemeinsame Verwaltung der Gemeinden Ückeritz, Loddin, Koserow und Zempin. Jede Gemeinde hat eine eigene gewählte Gemeindevertretung und einen eigenen Haushalt. Durch Umlagen wird das Amt finanziert.
wird das Amt finanziert.
 
  
'''01.07.1994''' Kreisreform - Kreise werden zusammengelegt. Aus dem Kreis Wolgast, Kreis Anklam und Landkreis Greifswald wird der Kreis Ostvorpommern mit der Kreisstadt Anklam.
+
;01.07.1994
Erster Landrat des Kreis Ostvorpommern ist Herbert Kautz (CDU)
+
:Kreisreform - Kreise werden zusammengelegt. Aus dem Kreis Wolgast, Kreis Anklam und Landkreis Greifswald wird der Kreis Ostvorpommern mit der Kreisstadt Anklam.
 +
:Erster Landrat des Kreis Ostvorpommern ist Herbert Kautz (CDU)
  
 
<center><gallery heights="200px">
 
<center><gallery heights="200px">
Zeile 1.962: Zeile 2.394:
 
[[Datei:2006 Tochter.jpg|thumb|150px|rechts|2006 Tochter]]
 
[[Datei:2006 Tochter.jpg|thumb|150px|rechts|2006 Tochter]]
  
Bürgermeister vom 7.7.47 - 30.9.54 in Zempin
+
:Bürgermeister vom '''7.07.1947 - 30.09.1954''' in Zempin
  
Er wurde am 22. Januar 1909 in Swinemünde geboren. Er wuchs mit 4 Schwestern und 3 Brüdern
+
:Er wurde am 22. Januar 1909 in Swinemünde geboren. Er wuchs mit 4 Schwestern und 3 Brüdern auf. Sein Vater war Schweizer, seine Mutter stammte aus Ahlbeck, sie war eine Fischerstochter, eine geborene Saldsieder. Durch die Arbeit des Vaters zog die Familie Bast in Hinterpommern von Gutshof zu Gutshof. So wechselte Walter Bast, als jüngster der Familie, oft 2 mal im Jahr die Schule. Die Lehrer mochten den aufgeweckten Jungen, hätten ihn gern in der Klasse behalten. Auch eine Lehre wollte ihm der letzte Lehrer gern vermitteln, aber die Eltern hatten kein Geld für eine Ausbildung, denn es mußte noch Lehrgeld gezahlt werden.
auf. Sein Vater war Schweizer, seine Mutter stammte aus Ahlbeck, sie war eine Fischerstochter, eine geborene Saldsieder. Durch die Arbeit des Vaters zog die Familie Bast in Hinterpommern von Gutshof zu Gutshof. So wechselte Walter Bast, als jüngster der Familie, oft 2 mal im Jahr die Schule. Die Lehrer mochten den aufgeweckten Jungen, hätten ihn gern in der Klasse behalten. Auch eine Lehre wollte ihm der letzte Lehrer gern vermitteln, aber die Eltern hatten kein Geld für eine Ausbildung, denn es mußte noch Lehrgeld gezahlt werden.
 
 
   
 
   
1924 zog die Familie auf die Insel Usedom, auf den Gnitz. Walter Bast wurde Landarbeiter.
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:1924 zog die Familie auf die Insel Usedom, auf den Gnitz. Walter Bast wurde Landarbeiter.
Im Herbst 1926 erhielt er Arbeit als Pferdeknecht in der Domäne Mölschow, 1927 zog er als
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:Im Herbst 1926 erhielt er Arbeit als Pferdeknecht in der Domäne Mölschow, 1927 zog er als Bauarbeiter nach Zempin und Zinnowitz. Mit 18 Jahre trat er der Baugewerkschaft bei und wurde in den Vorstand gewählt als Schriftführer. In Zempin bestand zu dieser Zeit eine starke SPD - Parteigruppe. Im Herbst 1929 trat er dieser Partei bei und bekleidet dort die Stellen als Schriftführer und Kassierer. Im Herbst 1933 starb seine Mutter. 1934 heiratet er eine Frau aus Swinemünde und in diesem Jahr legte er beim Roten Kreuz als Sanitäter die Abschlußprüfung ab. Diese Prüfung und die Arbeit im Rettungswesen hatten in seinem späteren Leben großen Einfluß auf seinen Weg. Die Nationalsozialisten wollten dem SPD - Mann eine Falle stellen, denn die SPD war verboten worden. Man versuchte ihn der Nichtabrechnung der Mitgliederkasse zu bezichtigen. Aber er, der schon immer ein sehr ordentlicher und gewissenhafter Mensch war, konnte alles belegen und somit hatten sie keinen Grund ihn zu verhaften.
Bauarbeiter nach Zempin und Zinnowitz. Mit 18 Jahre trat er der Baugewerkschaft bei und
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wurde in den Vorstand gewählt als Schriftführer. In Zempin bestand zu dieser Zeit eine
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:Als Mitglied des Roten Kreuzes wurde er von 1937 bis 1939 in den Sommermonaten in Zempin Bademeister. Im Winter fand er Arbeit in Peenemünde. Ab 1939 wurden in Peenemünde mehr Sanitäter gebraucht. Zwischen den vielen Arbeitern gab es oft auch Schlägereien, deshalb der vermehrte Bedarf.
starke SPD - Parteigruppe. Im Herbst 1929 trat er dieser Partei bei und bekleidet dort
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:[[Datei:1965 Anfang Bürgermeister Bast.jpg|thumb|250px|links|Nachkriegszeit Bast als Bürgermeister]]
die Stellen als Schriftführer und Kassierer. Im Herbst 1933 starb seine Mutter. 1934
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heiratet er eine Frau aus Swinemünde und in diesem Jahr legte er beim Roten Kreuz als
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:Am 02. November 1942 wurde er zur Sanitätskompanie des Afrikakorps eingezogen, Frau und Tochter blieben in Zempin. Schon im Mai 1943 geriet er in Tunis in englische Gefangenschaft und kam nach Oran. Dann kam es zu einer Übernahme in die amerikanische Gefangenschaft. Verladen auf Schiffen wurden die Gefangenen nach Amerika geschafft. Nach 3 Wochen auf See wurden sie vom Hafen Norfolk aus 2 Tage und 2 Nächte nach Kansas gefahren. In dem Gefangenen-Lazarett arbeitet er als Masseur. Gleichzeitig erlernte er in Kursen die englische Sprache. Im Herbst 1945 wird das Gefangenenlager aufgelöst und mit weiteren 25 Sanitätern wird er nach Nebraska gebracht. Dort hat er als aktiver Sanitäter bis Januar 1946 gearbeitet. Mit dem Zug ging es nach Oakland und dort auf ein Schiff mit vielen ehem. Gefangenen. Die Fahrt ging über den Pazifik durch den Panamakanal nach England - Liverpool. :Ein Jahr verging noch, bis er in Hull abreisen konnte und so kam er am 20.März 1947  mit dem Seesack in Zempin an.
Sanitäter die Abschlußprüfung ab. Diese Prüfung und die Arbeit im Rettungswesen hatten in
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:[[Datei:1999 Walter Bast.jpg|thumb|150px|links|1999 Walter Bast]]
seinem späteren Leben großen Einfluß auf seinen Weg. Die Nationalsozialisten wollten dem
 
SPD - Mann eine Falle stellen, denn die SPD war verboten worden. Man versuchte ihn der
 
Nichtabrechnung der Mitgliederkasse zu bezichtigen. Aber er, der schon immer ein sehr
 
ordentlicher und gewissenhafter Mensch war, konnte alles belegen und somit hatten sie
 
keinen Grund ihn zu verhaften.
 
  
Als Mitglied des Roten Kreuzes wurde er von 1937 bis 1939 in den Sommermonaten in Zempin
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:[[Datei:2005 Walter Bast.jpg|thumb|250px|links|2005 Walter Bast]]
Bademeister. Im Winter fand er Arbeit in Peenemünde. Ab 1939 wurden in Peenemünde mehr
 
Sanitäter gebraucht. Zwischen den vielen Arbeitern gab es oft auch Schlägereien, deshalb
 
der vermehrte Bedarf.
 
[[Datei:1965 Anfang Bürgermeister Bast.jpg|thumb|250px|links|Nachkriegszeit Bast als Bürgermeister]]
 
Am 02. November 1942 wurde er zur Sanitätskompanie des Afrikakorps eingezogen, Frau und
 
Tochter blieben in Zempin. Schon im Mai 1943 geriet er in Tunis in englische Gefangenschaft und kam nach Oran. Dann kam es zu einer Übernahme in die amerikanische Gefangenschaft. Verladen auf Schiffen wurden die Gefangenen nach Amerika geschafft. Nach 3 Wochen auf See wurden sie vom Hafen Norfolk aus 2 Tage und 2 Nächte nach Kansas gefahren. In dem Gefangenen-Lazarett arbeitet er als Masseur. Gleichzeitig erlernte er in Kursen die englische Sprache. Im Herbst 1945 wird das Gefangenenlager aufgelöst und mit
 
weiteren 25 Sanitätern wird er nach Nebraska gebracht. Dort hat er als aktiver Sanitäter
 
bis Januar 1946 gearbeitet. Mit dem Zug ging es nach Oakland und dort auf ein Schiff mit
 
vielen ehem. Gefangenen. Die Fahrt ging über den Pazifik durch den Panamakanal nach
 
England - Liverpool. Ein Jahr verging noch, bis er in Hull abreisen konnte und so kam er
 
am 20.März 1947  mit dem Seesack in Zempin an.
 
[[Datei:1999 Walter Bast.jpg|thumb|150px|links|1999 Walter Bast]]
 
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Was für ein Anfang? Bei Bombenangriffen auf die Flakstellungen in Zempin kamen Frauen und
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:Was für ein Anfang? Bei Bombenangriffen auf die Flakstellungen in Zempin kamen Frauen und Kinder in einem Bunker neben dem Dünensteig in Zempin ums Leben. Seine Tochter im Alter von 7 Jahren befand sich darunter. Seine Frau wurde als einzige Überlebende aus dem Bunker gerettet.  
Kinder in einem Bunker neben dem Dünensteig in Zempin ums Leben. Seine Tochter im Alter
 
von 7 Jahren befand sich darunter. Seine Frau wurde als einzige Überlebende aus dem
 
Bunker gerettet.  
 
  
Sie sagte ihm, daß man schon auf ihn warte, der Bürgermeisterposten sei zu besetzen.
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:Sie sagte ihm, daß man schon auf ihn warte, der Bürgermeisterposten sei zu besetzen.
Die gewählten Gemeindevertreter wählten Walter Bast zum Bürgermeister. Am 7. Juli 1947
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:Die gewählten Gemeindevertreter wählten Walter Bast zum Bürgermeister. Am 7. Juli 1947 trat er sein Amt an. In der russischen Kommandantur, die sein Amt bestätigten, fragte man ihn, wie er sich seine Arbeit vorstelle und er sagte: "Wie die Arbeit des Bürgermeisters ist, weiß ich nicht genau, aber wie dem Menschen gegenüber des Schreibtisches zumute ist, daß weiß ich". 1948 wird die Tochter Ines in Zempin geboren. Der Anfang nach dem Krieg war sehr schwer. Es war kein Geld in der Gemeindekasse, mit den ersten Kureinnahmen konnten die Angestellten bezahlt werden, für die Bezahlung des Bürgermeisters reichte es noch nicht. Er dachte an sich zuletzt.  
trat er sein Amt an. In der russischen Kommandantur, die sein Amt bestätigten, fragte man
 
ihn, wie er sich seine Arbeit vorstelle und er sagte: "Wie die Arbeit des Bürgermeisters
 
ist, weiß ich nicht genau, aber wie dem Menschen gegenüber des Schreibtisches zumute ist,
 
daß weiß ich". 1948 wird die Tochter Ines in Zempin geboren. Der Anfang nach dem Krieg
 
war sehr schwer. Es war kein Geld in der Gemeindekasse, mit den ersten Kureinnahmen
 
konnten die Angestellten bezahlt werden, für die Bezahlung des Bürgermeisters reichte es
 
noch nicht. Er dachte an sich zuletzt.  
 
  
Sein Grundsatz war, ich kann nicht einseitige Politik als Bürgermeister machen. Ich muß
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:Sein Grundsatz war, ich kann nicht einseitige Politik als Bürgermeister machen. Ich muß mit allen sprechen und arbeiten. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht allen erst einmal zuzuhören. Das Leben hatte ihn geschult, er hat auch viel gelesen, besonders Bücher über die Deutsche Sprache.  
mit allen sprechen und arbeiten. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht allen erst einmal
 
zuzuhören. Das Leben hatte ihn geschult, er hat auch viel gelesen, besonders Bücher über
 
die Deutsche Sprache.  
 
  
Bei der Kreisverwaltung, die damals noch in Ahlbeck war,  hatte zu Beginn seiner
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:Bei der Kreisverwaltung, die damals noch in Ahlbeck war,  hatte zu Beginn seiner Tätigkeit die Gemeinde Zempin keinen guten Ruf. Kein Mitarbeiter der Kreisverwaltung wollte bei Versammlungen in Zempin Unterstützung geben, da es auch oft mit den Fischern zu Handgemengen kam. Nach einem halben Jahr hatte es Walter Bast geschafft, die Gemeinde vom letzten auf den ersten Platz im Kreis zu bringen. Er kannte die Einwohner und konnte die Leistung einschätzen, so wußte er, daß zum Beispiel der Bauer Mähl sich hart gequält hatte, um sein Soll zu erfüllen und daß es bei diesem Bauer keine Sollerhöhung geben kann. So hat er seine Bürger auch gegenüber der Obrigkeit zu schützen versucht. Er wußte dann aber auch, wenn es ernst wird, stehen die Bürger von Zempin hinter ihrem Bürgermeister.  
Tätigkeit die Gemeinde Zempin keinen guten Ruf. Kein Mitarbeiter der Kreisverwaltung
 
wollte bei Versammlungen in Zempin Unterstützung geben, da es auch oft mit den Fischern
 
zu Handgemengen kam. Nach einem halben Jahr hatte es Walter Bast geschafft, die Gemeinde
 
vom letzten auf den ersten Platz im Kreis zu bringen. Er kannte die Einwohner und konnte
 
die Leistung einschätzen, so wußte er, daß zum Beispiel der Bauer Mähl sich hart gequält
 
hatte, um sein Soll zu erfüllen und daß es bei diesem Bauer keine Sollerhöhung geben
 
kann. So hat er seine Bürger auch gegenüber der Obrigkeit zu schützen versucht. Er wußte
 
dann aber auch, wenn es ernst wird, stehen die Bürger von Zempin hinter ihrem
 
Bürgermeister.  
 
  
In seiner Amtszeit wurden die Rotdornbäume gepflanzt, der Musikpavillon neu errichtet und
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:In seiner Amtszeit wurden die Rotdornbäume gepflanzt, der Musikpavillon neu errichtet und die 3 Seen in den Straßen Zempins beseitigt (Feuerwehr/Kuhstraße, Litfaßsäule und bei Erich Knuth/B111). Viel Kampf mit der Reichsbahn und der Landesregierung kostete es, daß die Durchfahrt / Schranke an der Fischerstraße, die während des Krieges 1942 geschlossen wurde, wieder geöffnet wurde. Von der Litfaßsäule bis zur Eisenbahn mußte viel Sand und Unkraut entfernt werden, Bombentrichter gefüllt werden und neu gepflastert werden. Am 1. Mai wurde dann feierlich die Straße wieder passierbar. Auch den Wiederaufbau des Bahnhofes erreichte Walter Bast, trotz 3-maliger Ablehnung.
die 3 Seen in den Straßen Zempins beseitigt (Feuerwehr/Kuhstraße, Litfaßsäule und bei
 
Erich Knuth/B111). Viel Kampf mit der Reichsbahn und der Landesregierung kostete es, daß
 
die Durchfahrt / Schranke an der Fischerstraße, die während des Krieges 1942 geschlossen
 
wurde, wieder geöffnet wurde. Von der Litfaßsäule bis zur Eisenbahn mußte viel Sand und
 
Unkraut entfernt werden, Bombentrichter gefüllt werden und neu gepflastert werden. Am 1.
 
Mai wurde dann feierlich die Straße wieder passierbar. Auch den Wiederaufbau des
 
Bahnhofes erreichte Walter Bast, trotz 3-maliger Ablehnung.
 
  
Walter Bast war bis 1954 Bürgermeister in Zempin. Er wäre gern noch geblieben, aber die
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:Walter Bast war bis 1954 Bürgermeister in Zempin. Er wäre gern noch geblieben, aber die SED brauchte in Ahlbeck einen Bürgermeister und dort hat er als Bürgermeister bis 1969 gearbeitet. Aufgrund der Arbeit zog er dann nach Ahlbeck, dem Heimatort seiner Mutter und Großeltern.
SED brauchte in Ahlbeck einen Bürgermeister und dort hat er als Bürgermeister bis 1969
 
gearbeitet. Aufgrund der Arbeit zog er dann nach Ahlbeck, dem Heimatort seiner Mutter und
 
Großeltern.
 
  
Zempin hat er aber nie aus den Augen verloren, auch heute mit 87 Jahren, weilt er oft in
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:Zempin hat er aber nie aus den Augen verloren, auch heute mit 87 Jahren, weilt er oft in Zempin bei seiner Tochter, die wieder in ihren Heimatort zurückgekommen ist.
Zempin bei seiner Tochter, die wieder in ihren Heimatort zurückgekommen ist.
 
  
Er starb am 17.11.2006 in Zempin im Pflegeheim.
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:Er starb am 17.11.2006 in Zempin im Pflegeheim.
  
 
=====Reinhard Glosch=====
 
=====Reinhard Glosch=====
  
hatte das Amt vom 15.04.1964 bis zur Wendezeit 17.04.1990 inne. Doch war er zu diesem Zeitpunkt schwer erkrankt und der Stellvertreter übte das Amt des Bürgermeisters aus. Somit erfolgte die Übergabe ohne Probleme.
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:hatte das Amt vom '''15.04.1964''' '''bis''' zur Wendezeit '''17.04.1990''' inne. Doch war er zu diesem Zeitpunkt schwer erkrankt und der Stellvertreter übte das Amt des Bürgermeisters aus. Somit erfolgte die Übergabe ohne Probleme.
  
 
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=====Hilde Stockmann=====
 
=====Hilde Stockmann=====
  
Bürgermeisterin Mai 1990 bis 2004
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Bürgermeisterin '''Mai 1990 bis 2004'''
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:In der Geschichte Zempins war sie die erste Frau, die diese Aufgabe übernahm. 
 +
:Hilde Teichmann wurde am 14.11.1938 in Pegau (Sachsen) geboren und wuchs in Böhlen bei Leipzig auf. Der Vater war Werkzeugdreher im Braunkohlenkombinat. Die Mutter stammte aus Oberfranken. Sie wuchs mit einem ein Jahr älteren Bruder auf. Der Bruder aus erster Ehe ist 13 Jahre älter und mußte im 2. Weltkrieg an die Front.
  
In der Geschichte Zempins ist es die erste Frau die diese Aufgabe übernahm.
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;1944
Hilde Teichmann wurde am 14.11.1938 in Pegau (Sachsen) geboren und wuchs in Böhlen
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:wird Hilde eingeschult. Sie ist eine fleißige und aufmerksame Schülerin. Die letzten Kriegstage erlebt sie sehr bewußt mit. Das Haus ihrer Familie wird ausgebombt, doch alle sind zum Glück am Leben. Nach der 8-Klassen Schule will sie aus der Not heraus lieber Schneiderin werden, als zur Oberschule zu gehen. In Leipzig erlernt sie den Beruf der Damenmaßschneiderin. Nach der 3-jährigen Lehre besucht sie 4 Jahre lang die Modefachschule in Berlin. Sie wird Modegestalterin und arbeitet zuerst in Brandenburg in einem Knabenkonfektionsbetrieb.  
bei Leipzig auf. Der Vater war Werkzeugdreher im Braunkohlenkombinat. Die Mutter stammte aus Oberfranken. Sie wuchs mit einem ein Jahr älteren Bruder auf. Der Bruder aus erster Ehe
 
ist 13 Jahre älter und mußte im 2. Weltkrieg an die Front.  
 
  
1944 wird Hilde eingeschult. Sie ist eine fleißige und aufmerksame Schülerin. Die letzten Kriegstage erlebt sie sehr bewußt mit. Das Haus ihrer Familie wird ausgebombt, doch alle sind zum Glück am Leben. Nach der 8-Klassen Schule will sie aus der Not heraus lieber Schneiderin werden, als zur Oberschule zu gehen. In Leipzig erlernt sie den Beruf der Damenmaßschneiderin. Nach der 3-jährigen Lehre besucht sie 4 Jahre lang die Modefachschule in Berlin. Sie wird Modegestalterin und arbeitet zuerst in Brandenburg in einem
+
;1962
Knabenkonfektionsbetrieb.  
+
:heiratet sie den Schiffbauingenieur Ulf Stockmann. Im Jahr 1964 erhalten sie eine Wohnung in Wolgast, wo ihr Mann Arbeit gefunden hat. Sie arbeitet bis 1973 in Greifswald in den Kleiderwerken, die Herrenmäntel herstellen. Durch die Entwurfsarbeit kommt sie in den kaufmännischen Bereich und wird später Kaufmännische Leiterin des volkseigenen Betriebes.  
  
1962 heiratet sie den Schiffbauingenieur Ulf Stockmann. Im Jahr 1964 erhalten sie eine Wohnung in Wolgast, wo ihr Mann Arbeit gefunden hat. Sie arbeitet bis 1973 in Greifswald in den Kleiderwerken, die Herrenmäntel herstellen. Durch die Entwurfsarbeit kommt sie in den kaufmännischen Bereich und wird später Kaufmännische Leiterin des volkseigenen Betriebes. 1973 wechselt sie nach Wolgast in den Großhandelsbetrieb für Waren des täglichen Bedarfs, als Fachdirektor für Genußmittel.  
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;1973  
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:wechselt sie nach Wolgast in den Großhandelsbetrieb für Waren des täglichen Bedarfs, als Fachdirektor für Genußmittel.  
  
1977 zieht sie mit ihrem Mann nach Zempin. Sie haben den ehemaligen Bauernhof von Rudolf Reimer, vormals Mähl, im Ausbau gekauft.
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;1977
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:zieht sie mit ihrem Mann nach Zempin. Sie haben den ehemaligen Bauernhof von Rudolf Reimer, vormals Mähl, im Ausbau gekauft.
  
1981 ergibt sich Arbeit in der Fischgenossenschaft "Gold des Meeres" in Zempin als
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;1981
Materialeinkäufer und -verwalter. Erst jetzt wird sie mit den Einwohnern des Ortes
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:ergibt sich Arbeit in der Fischgenossenschaft "Gold des Meeres" in Zempin als Materialeinkäufer und -verwalter. Erst jetzt wird sie mit den Einwohnern des Ortes bekannt, da sie so abseits wohnten und zuvor außerhalb arbeiteten.
bekannt, da sie so abseits wohnten und zuvor außerhalb arbeiteten.
 
  
1990 in der Wendezeit erklärt sie sich bereit, an einer Neugestaltung der
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;1990
politischen Landschaft mitzuarbeiten. Als parteiloser Einzelkandidat geht sie ins Rennen, nachdem sich abzeichnete, dass bis zu diesem Zeitpunkt nur PDS (Nachfolgepartei der SED) Mitglieder sich als Kandidaten aufstellten.  
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:in der Wendezeit erklärt sie sich bereit, an einer Neugestaltung der politischen Landschaft mitzuarbeiten. Als parteiloser Einzelkandidat geht sie ins Rennen, nachdem sich abzeichnete, dass bis zu diesem Zeitpunkt nur PDS (Nachfolgepartei der SED) Mitglieder sich als Kandidaten aufstellten.  
  
Ihre Vorstellungen - Aufbau eines schönen Ortes - muss sie weit zurückstellen. Es müssen erst schwerwiegende unbequeme Probleme wie Müllplatz, Entlassungen von Erziehern der Kinderkrippe usw. geklärt werden.
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:Ihre Vorstellungen - Aufbau eines schönen Ortes - muss sie weit zurückstellen. Es müssen erst schwerwiegende unbequeme Probleme wie Müllplatz, Entlassungen von Erziehern der Kinderkrippe usw. geklärt werden.
  
Jedoch kann dann langsam mit der Ortsplanung begonnen werden. 1994 erfolgen die nächsten
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:Jedoch kann dann langsam mit der Ortsplanung begonnen werden. 1994 erfolgen die nächsten Kommunalwahlen, unter den Bedingungen der entstandenen Demokratie. Sie erhält als Mitglied einer Wählergemeinschaft, mit Abstand, die meisten Stimmen und stellt sich auch weiterhin dieser nicht leichten Aufgabe. Die neue Kommunalverfassung sieht nun nur noch 9 Vertreter für die Größe der Gemeinde Zempin vor. Bisher waren es 11 Vertreter. Mit 200 DM "''Entschädigung''" begann es 1990, nun gibt es schon 1000 DM pro Monat.
Kommunalwahlen, unter den Bedingungen der entstandenen Demokratie. Sie erhält als Mitglied einer Wählergemeinschaft, mit Abstand, die meisten Stimmen und stellt sich auch weiterhin dieser nicht leichten Aufgabe. Die neue Kommunalverfassung sieht nun nur noch 9 Vertreter für die Größe der Gemeinde Zempin vor. Bisher waren es 11 Vertreter. Mit 200 DM "Entschädigung" begann es 1990, nun gibt es schon 1000 DM pro Monat.
 
  
Auch nach der Amtsübergabe bleibt sie dem Ort Zempin als Ortschronistin und Mitglied des [http://www.zempin-usedom-heimat.de/index.html Zempiner Heimatverein] weiterhin verbunden.
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:;Auch nach der Amtsübergabe bleibt sie dem Ort Zempin als Ortschronistin und Mitglied des [http://www.zempin-usedom-heimat.de/index.html Zempiner Heimatverein] weiterhin verbunden.
  
 
=====Werner Schön=====
 
=====Werner Schön=====
  
Bürgermeister seit 2004.
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:Bürgermeister '''seit 2004'''.
  
Werner Schön wurde am 23.11.1954 als Sohn des Zempiner Schuhmachers Willi Schön in Heringsdorf geboren.
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:Werner Schön wurde am 23.11.1954 als Sohn des Zempiner Schuhmachers Willi Schön in Heringsdorf geboren.
Er erlernte den Beruf des Drehers und arbeitete viele Jahre im VEB Vostra in Trassenheide. Auch nach der Wende arbeitet er in dem nun privatisierten Betrieb.
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:Er erlernte den Beruf des Drehers und arbeitete viele Jahre im VEB Vostra in Trassenheide. :Auch nach der Wende arbeitet er in dem nun privatisierten Betrieb.
  
Schon mit 16 Jahre trat er in die Freiwillige Feuerwehr Zempin ein. Er absolvierte alle entsprechenden Lehrgänge und ist ab 2000 Wehrführer der Zempiner FF.
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:Schon mit 16 Jahre trat er in die Freiwillige Feuerwehr Zempin ein. Er absolvierte alle entsprechenden Lehrgänge und ist ab 2000 Wehrführer der Zempiner FF.
  
1979 heiratete er und hat eine Tochter und drei Enkelsöhne.
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;1979
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:heiratete er und hat eine Tochter und drei Enkelsöhne.
  
1990 war er bereit für die Neugestaltung des Ortes. Er wurde gewählt und ist bis heute (2021) ein Mitglied der Gemeindevertretung und seit 2004 arbeitet er ehrenamtlich als Bürgermeister.
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;1990  
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:war er bereit für die Neugestaltung des Ortes. Er wurde gewählt und ist bis heute (2022) ein Mitglied der Gemeindevertretung und seit 2004 ehrenamtlich als Bürgermeister tätig.
  
 
===Freiwillige Feuerwehr Zempin===
 
===Freiwillige Feuerwehr Zempin===
  
Die Geschichte der FF Zempin ist in beiden Heften bis zum Jahr 2006, dem 100. Geburtstag nachzulesen.
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:Die Geschichte der FF Zempin ist in beiden Heften bis zum Jahr 2006, dem 100. Geburtstag nachzulesen.
  
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Datei:1996 FF Zempin.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/6/66/1996_FF_Zempin_90_Jahre.pdf |90 Jahre PDF
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Datei:1996 FF Zempin.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/6/66/1996_FF_Zempin_90_Jahre.pdf |[[medium:1996_FF_Zempin_90_Jahre.pdf|90 Jahre - PDF]]
Datei:2006 FF Zempin 100 Jahre Titel.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/3/36/2006_FF_100_Jahre.pdf |100 Jahre PDF
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Datei:2006 FF Zempin 100 Jahre Titel.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/3/36/2006_FF_100_Jahre.pdf |[[medium:2006_FF_100_Jahre.pdf|100 Jahre - PDF]]
 
Datei:1935 Scheune Umzug.jpg|1935
 
Datei:1935 Scheune Umzug.jpg|1935
 
Datei:1935 Umzug FF.jpg|1935 kleines Gebäude FF
 
Datei:1935 Umzug FF.jpg|1935 kleines Gebäude FF
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Datei:2022 FF Zempin 1.jpg|2022 FF Zempin 1
 
Datei:2022 FF Zempin 1.jpg|2022 FF Zempin 1
 
Datei:2022 FF Zempin 2.jpg|2022 FF Zempin 2
 
Datei:2022 FF Zempin 2.jpg|2022 FF Zempin 2
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Datei:2022 Wolfgang Hauff.jpg|2022 Wolfgang Hauff
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Datei:Wolfgang Hauff Nachruf Zempin.jpg|Nachruf Hauff Gemeinde + FF
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Datei:Zempin 2023 FF Blitzschlag.jpg|2023 Einsatz Blitzschlag
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;Lothar Lewerenz - ehem. Wehrführer: * 04.01.1938  † 31.01.2022
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;Wolfgang Hauff - ehem. Wehrführer:  * 02.03.1935  † 12.12.2022
  
 
===Flurkarte Zempin von 1910===
 
===Flurkarte Zempin von 1910===
  
Diese Karten befinden sich im Besitz des Vereins Historische Gesellschaft Zinnowitz.  
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:Diese Karten befinden sich im Besitz des Vereins Historische Gesellschaft Zinnowitz.  
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<center/>Zur Ansicht aller Bilder auf Symbol in der Mitte klicken! Zum Navigieren Pfeiltasten verwenden.</center>
 
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Datei:1910 Flurplan Zem 01.JPG|'''Transkription:" Dieser Plan wird hiermit förmlich fest gestellt. Zempin den 22.September 1910. Der Gemeindevorsteher Lüder"'''
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Datei:1910 Flurplan Zem 02.JPG
 
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Datei:1910 Flurplan Zem 03.JPG
 
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Datei:1910 Flurplan Zem 41.JPG
 
Datei:1910 Flurplan Zem 41.JPG
 
Datei:1910 Flurplan Zem 42.JPG
 
Datei:1910 Flurplan Zem 42.JPG
Datei:1910 Flurplan Zem 43.JPG
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Datei:1910 Flurplan Zem 43.JPG|'''Transkription: "Vorliegender Bauflucht-Linienplan ist von hiesiger Gemeindevertretung geprüft und für richtig befunden, wurde in der Zeit vom 1. Juli bis 1. August zu jedermanns Einsicht ausgelegt und wurde in dieser Zeit kein Widerspruch gegen diesen Plan erhoben. Zempin, den 31.August 1910, der Gemeindevorsteher Lüder"'''
Datei:1910 Flurplan Zem 44.JPG
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Datei:1910 Flurplan Zem 44.JPG|'''Transkription:"Dem vorliegenden Straßen-und Baufluchtlinienplan wirdt nach Maßgabe des Gesetzes vom 2. Juli 1875 die polizeiliche Zustimmung ertheilt. Zinnowitz, den 28. Juni 1910, der Amtsvorsteher Sternberg"'''
 
Datei:1910 Flurplan Zem 45.JPG
 
Datei:1910 Flurplan Zem 45.JPG
 
Datei:1910 Flurplan Zem 46.JPG
 
Datei:1910 Flurplan Zem 46.JPG
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===Entwicklung des Zempiner Wappens===
 
===Entwicklung des Zempiner Wappens===
 
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Datei:Wappen 2 1963.jpg|Logo um 1963
 
Datei:Wappen 1 Aufnäher.jpg|Aufnäher mit Logo
 
Datei:Wappen 1 Aufnäher.jpg|Aufnäher mit Logo
Datei:Wappen 2 1963.jpg|Logo um 1963
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Datei:Zempin-Wimpel mit altem Logo.jpg|Wimpel mit Logo. Beidseitig bestickt.
 
Datei:Wappen 3 Schiebebild 1982.jpg|Logo 1982
 
Datei:Wappen 3 Schiebebild 1982.jpg|Logo 1982
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Datei:Zempin Logo2.jpg|Aufnäher
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Datei:Zempin Logo4.jpg|Aufnäher
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Datei:Zempin Logo3.jpg|Aufnäher
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Datei:Zempin Logo5.jpg|Abziehbild
 
Datei:Wappen 4 1989 Logo auf Planungsdokument.jpg|Planungs-<br>dokument 1989<center>
 
Datei:Wappen 4 1989 Logo auf Planungsdokument.jpg|Planungs-<br>dokument 1989<center>
 
Datei:Wappen 5 1992 Wappen Logo.jpg|Logo 1992
 
Datei:Wappen 5 1992 Wappen Logo.jpg|Logo 1992
 
Datei:Wappen 6 1993 Wappen Logo s-w.jpg|Wappenvorschlag Skizze 1993
 
Datei:Wappen 6 1993 Wappen Logo s-w.jpg|Wappenvorschlag Skizze 1993
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Datei:Zempin Logo 1994.jpg|Logo 1994 auf Ansichtskarte
 
Datei:Wappen 7 1996 Wappen Logo.jpg|Wappenvorschlag 1995
 
Datei:Wappen 7 1996 Wappen Logo.jpg|Wappenvorschlag 1995
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Datei:Zempin Logo 1995 als Freester Fischerteppich.jpeg|Original Freester Fischerteppich mit Zempiner Logo 1995
 
Datei:Wappen 8 0046Wappen schwarz weiß.jpg|Zempiner Wappen s/w 1996
 
Datei:Wappen 8 0046Wappen schwarz weiß.jpg|Zempiner Wappen s/w 1996
 
Datei:Wappen 8a Fisch gold.jpg|Zempiner Wappenfisch 1996
 
Datei:Wappen 8a Fisch gold.jpg|Zempiner Wappenfisch 1996
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;Blasonierung zum Wappen der Gemeinde Seebad Zempin:
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:"''Das Wappen ist durch einen Wellenschnitt geteilt von Blau und Silber, oben übereinander zwei goldene Sprotten, die untere nach links gewendet, unten ein blauer Zwillingsbalken." ''
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:Die beiden Fische stehen jeweils für die Ostsee und das Achterwasser, da Zempin direkt an beide Gewässer grenzt. Die goldene Farbe der Fische wurde gewählt, da sich in Zempin viele Fischräuschereien befanden und auch heute noch Fische vor Ort geräuchert werden.
  
Blasonierung zum Wappen der Gemeinde Seebad Zempin:''' Das Wappen ist durch einen Wellenschnitt geteilt von Blau und Silber, oben übereinander zwei goldene Sprotten, die untere nach links gewendet, unten ein blauer Zwillingsbalken.'''
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;Farbcodes des Wappens:  
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::* Blau: HKS 49  RAL 5015
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::* Gelb: HKS  5  RAL 1003
  
  
Die beiden Fische stehen jeweils für die Ostsee und das Achterwasser, da Zempin direkt an beide Gewässer grenzt. Die goldene Farbe der Fische wurde gewählt, da sich in Zempin viele Fischräuschereien befanden und auch heute noch Fische vor Ort geräuchert werden.  
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:Der Graphiker Mathias Zapfe aus Weimar hat dieses Wappen gestaltet.
  
Farbcodes des Wappens:
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:Das Wappen wurde 1998 unter der Nummer 0156 in die Wappenrolle des Landes eingetragen.
*Blau: HKS 49  RAL 5015
 
*Gelb: HKS  5  RAL 1003
 
  
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===Entwicklung des Badewesens in Zempin===
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:Nachdem das Badewesen mit zahlenden Gästen bereits in mehreren Küstenorten auf der [[Insel Usedom]] Einzug gehalten hat, war es nur eine Frage der Zeit bis auch in Zempin die Möglichkeit der Einwohner genutzt wurde, Urlauber zu empfangen. In folgender Tabelle lässt sich der Wachstum der Anzahl der jährlichen Badegäste gut erkennen. Vor 1904 gibt es keine genauen Angaben.
  
Der Graphiker Mathias Zapfe aus Weimar hat dieses Wappen gestaltet.
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'''Anzahl der Badegäste pro Jahr'''
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! '''Jahr''' !! Gäste !! '''Jahr''' !! Gäste !! '''Jahr''' !! Gäste
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| '''1904''' ||  617 || '''1915''' || 551 || '''1926''' || 2684 || '''1948''' || 1830
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|-
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| '''1905''' ||  667 || '''1916''' || 735 || '''1927''' || 1985 ||...
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|-
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| '''1906''' ||  744 || '''1917''' || 750 || '''1928''' || 2943 || '''1951''' || 4400
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|-
 +
| '''1907''' ||  753 || '''1918''' || 835 || '''1929''' || 3016
 +
|-
 +
| '''1908''' ||  948 || '''1919''' || 1287 || '''1930''' || 3034
 +
|-
 +
| '''1909''' || 1081 || '''1920''' || 1165 || '''1931''' || 2922
 +
|-
 +
| '''1910''' || 1138 || '''1921''' || 1720 || '''1932''' || 2937
 +
|-
 +
| '''1911''' || 1546 || '''1922''' || 1721 ||... ||
 +
|-
 +
| '''1912''' || 1603 || '''1923''' || 2483 || '''1935''' || 3880
 +
|-
 +
| '''1913''' || 1893 || '''1924''' || 2677 ||... ||
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|-
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| '''1914''' || 1615 || '''1925''' || 2843 ||... ||
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|}
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[[Datei:Zempin-Entwicklung des Badewesen bis 1932 Graphik.jpg|x450px]]
  
Das Wappen wurde 1998 unter der Nummer 0156 in die Wappenrolle des Landes eingetragen.
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Quelle der Zahlen: ''Die Insel Usedom - Ein Heimatbuch und Reiseführer - Peter August Rolfs - 1933''
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===Werbung Seebad Zempin===
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===Werbung Prospekte Seebad Zempin===
  
An der Werbung kann man erkennen, wie sich der Bäderbetrieb entwickelte, wie beschwerlich die Anreise zu Beginn war und welche Preise zu zahlen waren. Im Jahr 1927 wurde das erste eigene Prospekt von Zempin erstellt und herausgebracht.  
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:An der Werbung kann man erkennen, wie sich der Bäderbetrieb entwickelte, wie beschwerlich die Anreise zu Beginn war und welche Preise zu zahlen waren. Im Jahr 1927 wurde das erste eigene Prospekt von Zempin erstellt und herausgebracht.  
  
 
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Datei:1887.jpg |1887
 
Datei:1887.jpg |1887
Datei:1895 - 01.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/5/5a/1895_B%C3%A4der_Auszug.pdf |1895 Bäder Auszug pdf
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Datei:1895 - 01.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/5/5a/1895_B%C3%A4der_Auszug.pdf |[[medium:1895_B%C3%A4der_Auszug.pdf|1895 Bäder Auszug - pdf]]
 
Datei:1901 Bericht.jpg |1901
 
Datei:1901 Bericht.jpg |1901
 
Datei:1902 - 1903.jpg |1902 - 1903
 
Datei:1902 - 1903.jpg |1902 - 1903
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Datei:1906 -1907 G 01.jpg |1906 - 1907 Grieben
 
Datei:1906 -1907 G 01.jpg |1906 - 1907 Grieben
 
Datei:1906 -1907 G 02.jpg |1906 - 1907 Grieben
 
Datei:1906 -1907 G 02.jpg |1906 - 1907 Grieben
Datei:1908 - 001.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/b/b2/1908_Ostseeb%C3%A4der_Auszug.pdf |1908 Zempin verzeichnet pdf
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Datei:1908 - 001.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/b/b2/1908_Ostseeb%C3%A4der_Auszug.pdf |[[medium:1908_Ostseeb%C3%A4der_Auszug.pdf|1908 Zempin verzeichnet - pdf]]
 
Datei:1909 Verband.jpg |1909 Verband
 
Datei:1909 Verband.jpg |1909 Verband
 
Datei:1910 Meyers.jpg |1910 Meyers
 
Datei:1910 Meyers.jpg |1910 Meyers
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Datei:1923 - 03.jpg |1923
 
Datei:1923 - 03.jpg |1923
 
Datei:1924 Meyers.jpg |1924 Meyers
 
Datei:1924 Meyers.jpg |1924 Meyers
Datei:1927 Prospekt Zempin.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/6/60/1927_Zempin_Prospekt.pdf |1927 erstes eigenes Prospekt pdf
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Datei:1927 Prospekt Zempin.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/6/60/1927_Zempin_Prospekt.pdf |[[medium:1927_Zempin_Prospekt.pdf|1927 erstes eigenes Prospekt - pdf]]
Datei:1931 p00.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/d/d3/1931_Zempin_Prospekt_Scheele.pdf |1931 Umschlag Gestaltung H. Scheele pdf                                       
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Datei:1931 p00.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/d/d3/1931_Zempin_Prospekt_Scheele.pdf |[[medium:1931_Zempin_Prospekt_Scheele.pdf|1931 Umschlag Gestaltung Hugo Scheele - pdf]]                                      
Datei:1934 Ostsee 01.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/1/13/1934_Ostsee_Auszug.pdf |1934 Ostseebäder Auszug pdf  
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Datei:1934 Ostsee 01.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/1/13/1934_Ostsee_Auszug.pdf |[[medium:1934_Ostsee_Auszug.pdf|1934 Ostseebäder Auszug - pdf]]
Datei:1934 Usedom Wollin 01.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/8/87/1934_Usedom_Wollin_Auszug.pdf |1934 Usedom-Wollin Auszug pdf
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Datei:1934 Usedom Wollin 01.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/8/87/1934_Usedom_Wollin_Auszug.pdf |[[medium:1934_Usedom_Wollin_Auszug.pdf|1934 Usedom-Wollin Auszug - pdf]]
Datei:1934 Zempin 01.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/3/3a/1934_Zempin_Prospekt.pdf |1934 Zempin pdf
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Datei:1934 Zempin 01.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/3/3a/1934_Zempin_Prospekt.pdf |[[medium:1934_Zempin_Prospekt.pdf|1934 Zempin - pdf]]
Datei:1936 Zempin Prospekt.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/8/8c/1936_Zempin.pdf |1936 Zempin pdf
 
Datei:1938 Zempin Prospekt.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/6/65/1938_Zempin.pdf  |1938 Zempin pdf
 
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Datei:1935 Gästeliste 1.jpg|1935  
 
Datei:1935 Gästeliste 1.jpg|1935  
 
Datei:1935 Gästeliste 2.jpg|1935
 
Datei:1935 Gästeliste 2.jpg|1935
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Datei:1936 Zempin Prospekt.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/8/8c/1936_Zempin.pdf |[[medium:1936_Zempin.pdf|1936 Zempin - pdf]]
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Datei:1938 Zempin Prospekt.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/6/65/1938_Zempin.pdf |[[medium:1938_Zempin.pdf|1938 Zempin - pdf]]
 
Datei:1938 Gewebe.jpg|1938 gewebt
 
Datei:1938 Gewebe.jpg|1938 gewebt
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Datei:1939 Zempin.jpg|1939 Zempin|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/8/87/1939_Zempin_Prospekt.pdf |[[medium:1939_Zempin_Prospekt.pdf|1939 Zempin - pdf]]
 
Datei:1947 Vermieter vorn.jpg|1947 Faltblatt
 
Datei:1947 Vermieter vorn.jpg|1947 Faltblatt
 
Datei:1947 Vermieter Zempin.jpg|1947 Faltblatt
 
Datei:1947 Vermieter Zempin.jpg|1947 Faltblatt
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====Seebad nach der Wende====
 
====Seebad nach der Wende====
  
Durch die '''Wende''' wurde der Tourismus quasi umgekrempelt. Die Werbung musste an die neuen Begebenheiten angepasst werden, da private Vermietung und Hotelgewerbe neu organisiert wurde. Diese Entwicklung erkennt man deutlich an den Prospekten. Darin sieht man auch, wie die Ausstattungen und Umbauten der Ferienwohnungen vorangingen. Neue Hotels und Gewerbebetriebe warben jetzt für sich.
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:Durch die '''Wende''' wurde der Tourismus quasi umgekrempelt. Die Werbung musste an die neuen Begebenheiten angepasst werden, da private Vermietung und Hotelgewerbe neu organisiert wurde. Diese Entwicklung erkennt man deutlich an den Prospekten. Darin sieht man auch, wie die Ausstattungen und Umbauten der Ferienwohnungen vorangingen. Neue Hotels und Gewerbebetriebe warben jetzt für sich.
  
Die schwarz/weißen Verzeichnisse von 1993-1999 bekamen, wie abgebildet, lose farbige Umschläge.  
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:Die schwarz/weißen Verzeichnisse von 1993-1999 bekamen, wie abgebildet, lose farbige Umschläge.  
  
Durch die zunehmende Verbreitung des '''Internets''' bildet die heutige Werbung der Gemeinde nicht mehr die gesamte Vermietung des Ortes ab.
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:Durch die zunehmende Verbreitung des '''Internets''' bildet die heutige Werbung der Gemeinde nicht mehr die gesamte Vermietung des Ortes ab.
  
 
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Datei:1993 Prospekt Umschlag.jpg |1993 Vorderseite
 
Datei:1993 Prospekt Umschlag.jpg |1993 Vorderseite
 
Datei:1993 Prospekt innen 1.jpg |1993 innen
 
Datei:1993 Prospekt innen 1.jpg |1993 innen
Datei:1993 Gastgeber.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/c/cb/1993_Zempin_Gastgeber.pdf |1993 Gastgeber pdf
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Datei:1993 Gastgeber.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/c/cb/1993_Zempin_Gastgeber.pdf |[[medium:1993_Zempin_Gastgeber.pdf|1993 Gastgeber - pdf]]
 
Datei:1993 Prospekt innen 2.jpg |1993 innen
 
Datei:1993 Prospekt innen 2.jpg |1993 innen
 
Datei:1993 Prospekt Umschlag Rückseite.jpg |1993 Rückseite
 
Datei:1993 Prospekt Umschlag Rückseite.jpg |1993 Rückseite
Datei:1994 Zempin Gastgeber.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/3/30/1994_Zempin_Gastgeber.pdf |1994 Gastgeber pdf
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Datei:1995 Zempin Gastgeber.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/d/dd/1995_Zempin_Gastgeber.pdf |[[medium:1995_Zempin_Gastgeber.pdf|1995 Gatgeber - pdf]]
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Datei:1997 Umschlag vorn.jpg |1997 Vorderseite
 
Datei:1997 Umschlag vorn.jpg |1997 Vorderseite
 
Datei:1997 innen 1.jpg |1997 innen 1
 
Datei:1997 innen 1.jpg |1997 innen 1
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Datei:1997 innen 2.jpg |1997 innen 2
 
Datei:1997 innen 2.jpg |1997 innen 2
 
Datei:1997 Umschlag rück.jpg |1997 Rückseite
 
Datei:1997 Umschlag rück.jpg |1997 Rückseite
 
Datei:1997 Zempin Faltblatt 1.jpg|1997 Faltblatt 1
 
Datei:1997 Zempin Faltblatt 1.jpg|1997 Faltblatt 1
 
Datei:1997 Zempin Faltblatt 2.jpg|1997 Faltblatt 2
 
Datei:1997 Zempin Faltblatt 2.jpg|1997 Faltblatt 2
Datei:1998 Zempin Gastgeber.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/4/41/1998_Zempin_Gastgeber.pdf |1998 Gastgeber pdf
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Datei:2003 Prospekt Zempin.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/5/5a/2003_Zempin_Gastgeber.pdf |[[medium:2003_Zempin_Gastgeber.pdf|2003 Motiv Scheele - pdf]]
Datei:2004 Prospekt.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/8/8f/2004_Zempin_Gastgeber.pdf |2004 Motiv Scheele pdf
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Datei:2004 Prospekt.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/8/8f/2004_Zempin_Gastgeber.pdf |[[medium:2004_Zempin_Gastgeber.pdf|2004 Motiv Scheele - pdf]]
Datei:2005 Prospekt.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/4/48/2005_Zempin_Gastgeber.pdf |2005 Motiv Scheele pdf
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Datei:2005 Prospekt.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/4/48/2005_Zempin_Gastgeber.pdf |[[medium:2005_Zempin_Gastgeber.pdf|2005 Motiv Scheele - pdf]]
Datei:2006 Prospekt.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/6/6c/2006_Zempin_Gastgeber.pdf |2006 Motiv Scheele pdf
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Datei:2006 Prospekt.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/6/6c/2006_Zempin_Gastgeber.pdf |[[medium:2006_Zempin_Gastgeber.pdf|2006 Motiv Scheele - pdf]]
Datei:2015 Gästeinfo Zempin.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/2/2f/2015_Zempin_G%C3%A4steinfo.pdf |2015 Gästeinfo pdf
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Datei:2015 Gästeinfo Zempin.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/2/2f/2015_Zempin_G%C3%A4steinfo.pdf |[[medium:2015_Zempin_G%C3%A4steinfo.pdf|2015 Gästeinfo - pdf]]
Datei:2021 Gästeinfo Zempin.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/0/06/2021_G%C3%A4steinformation_Zempin.pdf |2021 Gästeinfo pdf
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Datei:2016 Plan Zempin Info 1.jpg|2016 Plan für Gäste 1
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Datei:2016 Plan Zempin Info 2.jpg|2016 Plan für Gäste info
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Datei:2021 Gästeinfo Zempin.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/0/06/2021_G%C3%A4steinformation_Zempin.pdf |[[medium:2021_G%C3%A4steinformation_Zempin.pdf|2021 Gästeinfo - pdf]]
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===Musikpavillon - Kurmuschel Geschichte===
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Der Tourismus begann im Fischerdorf Zempin '''1865''' mit dem Bau in der heutigen Waldstraße der „Zempiner Waldhalle“  durch Friedrich SCHOHL, ein Kapitän aus Wolgast.
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Auf der Postkarte um 1900 steht am Gebäude - Restaurant & Cafe und es wird genannt „Zempiner Waldhalle“.
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'''1908''' wurde Zempin im Prospekt der Deutschen Ostseebäder erstmals genannt.
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Um als „Seebad“ Kurtaxe nehmen zu können, mussten Badestege und Badehäuser für Damen und Herren mit 75 m Abstand auf den Strand genehmigt und gebaut werden.
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Zur Unterhaltung der Gäste wurde vertraglich für den ganzen Sommer eine Kapelle verpflichtet. Die Familien nahmen hier Unterkünfte und die Kinder gingen in Zempin in die Schule.
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Diese Musiker spielten in den Tanzsälen in der Waldstraße und bei schönem Wetter in Strandnähe in einem Musikpavillon.
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Fotos aus den 1920er Jahren zeigen ein recht offenes aus Holz gestaltetes Gebäude mit Rohr gedeckt. Die Masten auf dem Kurplatz tragen die Stromleitungen mit Kugelleuchten und sie erhellten den Platz am Abend.
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Das Waldgebiet gehörte während des Krieges für die Erprobung und Ausbildung an V1 Waffen zu „Peenemünde West“ und wurde eingezäunt. Der Musikpavillon verschwand.
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Für die V1 wurden Betonbahnen verlegt - „Zempin ist mit Betonbahnen wie mit Spinnenbeinen durchzogen“ schreibt Hermann Heinz Wille in seinen Wanderheften.
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Unter Bürgermeister Walter Bast wurde '''1952''' ein Musikpavillon mit einem hölzernen Resonanzboden errichtet. Die Zuhörer saßen erst in Liegestühlen, später auf Bänken. Auch die Zempiner Schüler bereicherten das „Kulturprogramm“ durch Musizieren und Sportvorführungen.
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Die Ostsee nagt mit mehreren Sturmfluten an unserer Küste und so stand der Pavillon '''1995''' am Abgrund. Nach dieser Sturmflut musste der Pavillon abgerissen werden.
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Mit Hilfe von Fördermittel konnte '''1999''' mit dem Bau eines achteckigen Pavillons begonnen werden. Dieser ist eine Stahlkonstruktion. Davor eine runde Tanzfläche mit Granit belegt. Die „Ückeritzer Dörpkapell“ gab das erste Konzert im Mai 2000 in diesem Pavillon.
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Im Dezember '''2011''' wurden der neue Kurplatz mit Bühne und Promenade am Hauptzugang zum Strand eingeweiht.
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Datei:Zempin 01 Kurplatz vor 1945.jpg| vor 1945
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Datei:Zempin 02 Kurplatz 1. 1934.jpg|1934
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Datei:Zempin 03 Konzertplatz.jpg
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Datei:Zempin 04 Kurplatz 1..jpg
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Datei:Zempin 01 Musikpavillon 1951 Errichtung.jpg|1951
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Datei:004.jpg|Zempin Sportgruppe|Schüler Sportgruppe
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Datei:Zempin 03 Musikpavillon Konzert 1952 Liegestühle 1.jpg|1952 Liegestühle
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Datei:Zempin hist. PK 208.jpg
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Datei:Zempin 05 1995 Pavillion.JPG|1995 nach der Sturmflut
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Datei:Zempin Musikpavillon2000.jpg|2000
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Datei:Zempin 2015 Bänke zusätzlich.jpg|2015 mehr Bänke
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Datei:Zempin 2016 Tanzgruppe Lieper Winkel.JPG|2016 Tanzgruppe – Lieper Winkel
 
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===Inselhof am Achterwasser===
 
===Inselhof am Achterwasser===
  
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<gallery mode=packed>
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Datei:Tafel Zempin Inselhof.jpg|Tafel Geschichte des Inselhofes
 
Datei:Inselhof m Rand.jpg |Linolschnitt v. Haacken
 
Datei:Inselhof m Rand.jpg |Linolschnitt v. Haacken
 
Datei:Haacken.jpg |Frans Haacken Graphiker (1911 - 1979)
 
Datei:Haacken.jpg |Frans Haacken Graphiker (1911 - 1979)
 
Datei:Inselhof 1935.jpg |1935
 
Datei:Inselhof 1935.jpg |1935
Datei:Rück Graphikkarte Inselhof randlos.jpg |Franz. Ferienlager
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Datei:Rück Graphikkarte Inselhof randlos.jpg |Deutsch - Franz. Studentenlager
 
Datei:ZaunvomWasser.jpg |vom Wasser aus
 
Datei:ZaunvomWasser.jpg |vom Wasser aus
 
Datei:Inselhof Liegestühle.jpg |
 
Datei:Inselhof Liegestühle.jpg |
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====Text der Infotafel am Inselhof VINETA (2018):====
 
====Text der Infotafel am Inselhof VINETA (2018):====
  
<i>Die ersten schriftlichen Nachweise eines eigenen Landwirtes auf diesem Grundstück am Achterwasser in Zempin finden wir im Jahre 1882. Eingetragen im Grundbuch ist Albert Holtz. Bis 1929 bleibt diese Bauernstelle in der Familie. Erst nach der Weltwirtschaftskrise kommt es in verschiedene Hände. Der Besitzer Andreas Schmidt betreibt ca. 1932 einen kleinen Ausschank und bietet einfache Speisen an.
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:<i>Die ersten schriftlichen Nachweise eines eigenen Landwirtes auf diesem Grundstück am Achterwasser in Zempin finden wir im Jahre 1882. Eingetragen im Grundbuch ist Albert Holtz. :Bis 1929 bleibt diese Bauernstelle in der Familie. Erst nach der Weltwirtschaftskrise kommt es in verschiedene Hände. Der Besitzer Andreas Schmidt betreibt ca. 1932 einen kleinen Ausschank und bietet einfache Speisen an.
In Berlin versuchen im Jahr 1932 junge Menschen, neue Existenzen aufzubauen. Eine Werkgemeinschaft gründet sich, die biologischen Gartenbau, Landwirtschaft und Kunsthandwerk gleichzeitig betreiben will. Sie suchen eine Gegend, wo sie auch Absatz für ihre Produkte haben. Gretel Lührsen, in Berlin wohnend, die mit dem Maler Otto Niemeyer-Holstein bekannt war, wurde durch ihn auf Zempin und den alten, vernachlässigten Bauernhof am Achterwasser aufmerksam.
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:In Berlin versuchen im Jahr 1932 junge Menschen, neue Existenzen aufzubauen. Eine Werkgemeinschaft gründet sich, die biologischen Gartenbau, Landwirtschaft und Kunsthandwerk gleichzeitig betreiben will. Sie suchen eine Gegend, wo sie auch Absatz für ihre Produkte haben. Gretel Lührsen, in Berlin wohnend, die mit dem Maler Otto Niemeyer-Holstein bekannt war, wurde durch ihn auf Zempin und den alten, vernachlässigten Bauernhof am Achterwasser aufmerksam.
[[Datei:Tafel Zempin Inselhof.jpg|thumb|250px|rechts|2018 Tafel Geschichte pdf|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/a/ac/G05-Inselhof.pdf]]
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[[Datei:Tafel Zempin Inselhof.jpg|thumb|250px|rechts|2018 Tafel Geschichte pdf|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/a/ac/G05-Inselhof.pdf |[[medium:G05-Inselhof.pdf|2018 - Tafel - Geschichte des Inselhof - pdf]]]]
Die Werkgemeinschaft pachtete die Grundstücke mit dem Hof und gab ihm den Namen „Inselhof“. Zur Werkgemeinschaft gehörten Mitglieder der Familie Lührsen. Gretel war ein Gründungsmitglied, ihr Bruder Hannes, der Architektur in Berlin studierte, plante die Umgestaltung des Hofes. Etwas später kam die Mutter, Witwe Mathilde geb. vom Hirsch, aus dem Dithmarschen stammend und brachte große Kenntnisse der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung mit. Die Kinder Reimer und Thelse zogen mit nach Zempin. Die Werkgemeinschaft wollte den Hof kaufen, aber ein neues Gesetz war erlassen, dass nur „landwirtschaftsfähige“ Personen einen Hof übernehmen dürfen. Daraufhin löste sich die Werkgemeinschaft auf und zurück blieben nur Mutter Mathilde und die beiden jüngsten Kinder und ein Berg Schulden. Reimer wurde in einem landwirtschaftlichen Betrieb ausgebildet und konnte somit Besitzer werden, bis zur Volljährigkeit übernahm seine Mutter die Vormundschaft. Nun half Bruder Hannes tatkräftiger. Mit Freunden und Werbung wurde das Konzept der Werkgemeinschaft verwirklicht und es ging auf!
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:Die Werkgemeinschaft pachtete die Grundstücke mit dem Hof und gab ihm den Namen „Inselhof“. Zur Werkgemeinschaft gehörten Mitglieder der Familie Lührsen. Gretel war ein Gründungsmitglied, ihr Bruder Hannes, der Architektur in Berlin studierte, plante die Umgestaltung des Hofes. Etwas später kam die Mutter, Witwe Mathilde geb. vom Hirsch, aus dem Dithmarschen stammend und brachte große Kenntnisse der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung mit. Die Kinder Reimer und Thelse zogen mit nach Zempin. Die Werkgemeinschaft wollte den Hof kaufen, aber ein neues Gesetz war erlassen, dass nur „landwirtschaftsfähige“ Personen einen Hof übernehmen dürfen. Daraufhin löste sich die Werkgemeinschaft auf und zurück blieben nur Mutter Mathilde und die beiden jüngsten Kinder und ein Berg Schulden. Reimer wurde in einem landwirtschaftlichen Betrieb ausgebildet und konnte somit Besitzer werden, bis zur Volljährigkeit übernahm seine Mutter die Vormundschaft. Nun half Bruder Hannes tatkräftiger. Mit Freunden und Werbung wurde das Konzept der Werkgemeinschaft verwirklicht und es ging auf!
Tourismus, Landwirtschaft und Kunstgewerbe mit Hilfe von Studenten. Erdbeeren pflücken, am Strand baden, Material zum Basteln sammeln. Diese Produkte wurden dann in der „Bunten Stube“ verkauft. In der Gaststätte wurde selbstgebackene Erdbeertorte mit Schlagsahne zum Markenzeichen. Auch ein Streichelzoo, Reitpferde, Pensionszimmer und Tanzabende zogen Gäste an. Zempin gehörte im Zweiten Weltkrieg mit zum [https://de.wikipedia.org/wiki/Peenem%C3%BCnde-West Sperrbezirk Peenemünde West] und zu dieser Zeit wurde der Gasthof Ausflugziel der „Peenemünder“.  
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:Tourismus, Landwirtschaft und Kunstgewerbe mit Hilfe von Studenten. Erdbeeren pflücken, am Strand baden, Material zum Basteln sammeln. Diese Produkte wurden dann in der „Bunten Stube“ verkauft. In der Gaststätte wurde selbstgebackene Erdbeertorte mit Schlagsahne zum Markenzeichen. Auch ein Streichelzoo, Reitpferde, Pensionszimmer und Tanzabende zogen Gäste an. Zempin gehörte im Zweiten Weltkrieg mit zum [https://de.wikipedia.org/wiki/Peenem%C3%BCnde-West Sperrbezirk Peenemünde West] und zu dieser Zeit wurde der Gasthof Ausflugziel der „Peenemünder“.  
  
Eine genaue Beschreibung des Lebens zu dieser Zeit im „Inselhof“ findet man im Roman von Ruth Kraft „Insel ohne Leuchtfeuer“. Dabei wird der Inselhof zum Boddenhus.
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:Eine genaue Beschreibung des Lebens zu dieser Zeit im „Inselhof“ findet man im Roman von Ruth Kraft „Insel ohne Leuchtfeuer“. Dabei wird der Inselhof zum Boddenhus.
Wernher von Braun war mit der Familie Lührsen befreundet und zog nach der Bombardierung von Peenemünde für einige Zeit in den Inselhof.
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:Wernher von Braun war mit der Familie Lührsen befreundet und zog nach der Bombardierung von Peenemünde für einige Zeit in den Inselhof.
  
Der verwundete Reimer Lührsen wird zum Kriegsende von den Russen nach Fünfeichen bei Neubrandenburg gebracht. Eine weitere Spur war nicht zu finden.  
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:Der verwundete Reimer Lührsen wird zum Kriegsende von den Russen nach Fünfeichen bei Neubrandenburg gebracht. Eine weitere Spur war nicht zu finden.  
Hannes Lührsen, der als Architekt in Peenemünde gearbeitet hatte, heiratet und geht mit Wernher von Braun in die USA.
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:Hannes Lührsen, der als Architekt in Peenemünde gearbeitet hatte, heiratet und geht mit Wernher von Braun in die USA.
Mathilde L. verlässt, nachdem sie das „Soll“ für die Ablieferung nicht schafft, die Heimat in Richtung Westen und verpachtet das Grundstück.
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:Mathilde L. verlässt, nachdem sie das „Soll“ für die Ablieferung nicht schafft, die Heimat in Richtung Westen und verpachtet das Grundstück.
In den siebziger Jahren bauten die Betriebe Elektromotorenwerke Thurm (Sachsen), das Getreidekombinat Angermünde und die Hochschule für Staat und Recht in Babelsberg die Ferienhäuser. Sie bauten eine neue große Gaststätte, die öffentlich vom KONSUM betrieben wurde.
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:In den siebziger Jahren bauten die Betriebe Elektromotorenwerke Thurm (Sachsen), das Getreidekombinat Angermünde und die Hochschule für Staat und Recht in Babelsberg die Ferienhäuser. Sie bauten eine neue große Gaststätte, die öffentlich vom KONSUM betrieben wurde.
Nach der Wende wurde die Anlage geschlossen bis zur Regelung der verschiedenen Grundstücke für die neuen Eigentümer.
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:Nach der Wende wurde die Anlage geschlossen bis zur Regelung der verschiedenen Grundstücke für die neuen Eigentümer.
Die Inselhof GmbH eröffnete 1996 die Anlage. Die Bettenhäuser der Hochschule wurden durch den Verein Sozialwerk e.V., welcher dem Finanzministerium des Landes Brandenburg untersteht, verwaltet.
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:Die Inselhof GmbH eröffnete 1996 die Anlage. Die Bettenhäuser der Hochschule wurden durch den Verein Sozialwerk e.V., welcher dem Finanzministerium des Landes Brandenburg untersteht, verwaltet.
Durch die Insolvenz der Inselhof GmbH kam die Anlage 2010 zur Inselhof VINETA GmbH. Die Erweiterung der Terrassen und das besondere Flair für Hochzeiten ist für Zempin ein Erlebnispunkt am Achterwasser geworden.</i>
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:Durch die Insolvenz der Inselhof GmbH kam die Anlage 2010 zur Inselhof VINETA GmbH. Die Erweiterung der Terrassen und das besondere Flair für Hochzeiten ist für Zempin ein Erlebnispunkt am Achterwasser geworden.</i>
  
  
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'''1996''' nach dem damaligen Kenntnisstand zur Einweihung des "Inselhofes" nach der Wende:
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;1996
 
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:nach dem damaligen Kenntnisstand zur Einweihung des "''Inselhofes''" nach der Wende:
'''Der Inselhof war ein Bauernhof''' am Achterwasser und wurde später zur Gastwirtschaft zum Achterwasser. 1928 schaffte die tüchtige Ostfriesin Mathilde Lührsen geb. vom Hirsch eine gut gehende Gastwirtschaft und nannte ihn Inselhof.
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[[Datei:1932 Zeichnung Lageplan 1.jpg|thumb|200px|rechts|1932 Inselhof Lageplan Hannes Lührsen]]
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[[Datei:1932 Lageplan Inselhof Grundstücke.jpg|thumb|200px|rechts|1932 Grundstücke ]]
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[[Datei:Lührsen Inselhof Zempin.jpg|thumb|200px|rechts|Lührsen Zempin]]
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[[Datei:Lührsen Familie - Inselhof Zempin.jpg|thumb|200px|rechts|Familie Lührsen]]
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[[Datei:Dorfstraße Bunker für Inselhof Lage.jpg|thumb|200px|rechts|Lage ds Bunkers für den Inselhof]]
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[[Datei:1943 Sterbeurkunde Thelse Lührsen.jpg|thumb|150px|rechts|Thelse Sterbeurkunde, Mutter vom Hirsch]]
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::<i>Der Inselhof war ein Bauernhof am Achterwasser und wurde später zur Gastwirtschaft zum Achterwasser. 1928 schaffte die tüchtige Ostfriesin Mathilde Lührsen geb. vom Hirsch eine gut gehende Gastwirtschaft und nannte ihn Inselhof.
  
Werksstudenten der Berliner Universitäten verbrachten im Sommer hier ihre Ferien und einen Teil des Tages arbeiteten sie. Die Studentinnen lernten neben den Arbeiten in der Hauswirtschaft, das Spinnen von Wolle und das Weben. Die Studenten arbeiteten im Stall und auf den Feldern, fertigten kunstgewerbliche Dinge aus Holz, Bernstein und anderem Material an. In der Bunten Stube wurden diese Arbeiten ausgestellt und zum Verkauf angeboten. In Berlin war der Inselhof gut bekannt.  
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::Werksstudenten der Berliner Universitäten verbrachten im Sommer hier ihre Ferien und einen Teil des Tages arbeiteten sie. Die Studentinnen lernten neben den Arbeiten in der Hauswirtschaft, das Spinnen von Wolle und das Weben. Die Studenten arbeiteten im Stall und auf den Feldern, fertigten kunstgewerbliche Dinge aus Holz, Bernstein und anderem Material an. In der Bunten Stube wurden diese Arbeiten ausgestellt und zum Verkauf angeboten. In Berlin war der Inselhof gut bekannt.  
  
In den dreißiger Jahren kamen Nobelkarossen zum Inselhof, von einem Liebesnest wurde im Dorf gemunkelt. Von tollen nächtelangen Feiern mit Servierdamen, in Tüll gekleidet, war die Rede.  
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::In den dreißiger Jahren kamen Nobelkarossen zum Inselhof, von einem Liebesnest wurde im Dorf gemunkelt. Von tollen nächtelangen Feiern mit Servierdamen, in Tüll gekleidet, war die Rede.  
  
Ende der dreißiger Jahre kam aus Peenemünde [https://de.wikipedia.org/wiki/Wernher_von_Braun '''Wernher von Braun'''] mit seinem Gefolge, um im Inselhof zu speisen und zu feiern.   
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::Ende der dreißiger Jahre kam aus Peenemünde [https://de.wikipedia.org/wiki/Wernher_von_Braun '''Wernher von Braun'''] mit seinem ::Gefolge, um im Inselhof zu speisen und zu feiern.   
  
In den siebziger Jahren haben sich der Betrieb Elektromotorenwerke Thurm (Sachsen), das Getreidekombinat Angermünde und die Hochschule für Staat und Recht Babelsberg zusammen- getan und die Ferienhäuser gebaut. Der alte Inselhof wurde abgerissen und eine große Halle mit Küche für die Versorgung der Betriebsurlauber gebaut. Bewirtschaftet wurde die Gaststätte vom KONSUM. Von 1990 bis 1996 wurden nur ein Teil der Betten vermietet, die Gaststätte war geschlossen.  
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::In den siebziger Jahren haben sich der Betrieb Elektromotorenwerke Thurm (Sachsen), das Getreidekombinat Angermünde und die Hochschule für Staat und Recht Babelsberg zusammen- getan und die Ferienhäuser gebaut. Der alte Inselhof wurde abgerissen und eine große Halle mit Küche für die Versorgung der Betriebsurlauber gebaut. Bewirtschaftet wurde die Gaststätte vom KONSUM. Von 1990 bis 1996 wurden nur ein Teil der Betten vermietet, die Gaststätte war geschlossen.  
  
Juni 1996 - eine GmbH mit jungen Geschäftsführern aus Zempin hat es geschafft, die verschiedenen Eigentumsverhältnisse des Grund und Bodens und der Gebäude zu vereinigen und führt dies als FERIENPARK INSELHOF mit Ferienwohnungen, Zimmern und Gaststätte. Die Gemeinde Zempin wünscht dem Team viel Erfolg und zufriedene Gäste.  
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::Juni 1996 - eine GmbH mit jungen Geschäftsführern aus Zempin hat es geschafft, die verschiedenen Eigentumsverhältnisse des Grund und Bodens und der Gebäude zu vereinigen und führt dies als FERIENPARK INSELHOF mit Ferienwohnungen, Zimmern und Gaststätte. Die Gemeinde Zempin wünscht dem Team viel Erfolg und zufriedene Gäste. </i>
  
''Zempin, den 09.06.1996 Stockmann Bürgermeisterin''
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:Zempin, den 09.06.1996, Stockmann Bürgermeisterin
  
[[Datei:1932 Zeichnung Lageplan 1.jpg|thumb|200px|rechts|1932 Inselhof Lageplan Hannes Lührsen]]
 
[[Datei:1932 Lageplan Inselhof Grundstücke.jpg|thumb|200px|rechts|1932 Grundstücke ]]
 
[[Datei:Lührsen Inselhof Zempin.jpg|thumb|200px|rechts|Lührsen Zempin]]
 
[[Datei:Lührsen Familie - Inselhof Zempin.jpg|thumb|200px|rechts|Familie Lührsen]]
 
[[Datei:Dorfstraße Bunker für Inselhof Lage.jpg|thumb|200px|rechts|Lage ds Bunkers für den Inselhof]]
 
[[Datei:1943 Sterbeurkunde Thelse Lührsen.jpg|thumb|150px|rechts|Thelse Sterbeurkunde, Mutter vom Hirsch]]
 
  
'''Inselhof Zempin Flurstück 278, Flur 1''' 
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;Inselhof Zempin Flurstück 278, Flur 1
das Grundbuch weist folgende Eigentümer aus:
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:das Grundbuch weist folgende Eigentümer aus:
 
    
 
    
:1882  Holtz, Albert Landwirt  
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::* 1882  Holtz, Albert - Landwirt  
:1929  Pick, Hedwig geb. Labs Hausbesitzerin in Gollnow  
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::* 1929  Pick, Hedwig geb. Labs - Hausbesitzerin in Gollnow  
:1931  Schmidt, Andreas Landwirt  
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::* 1931  Schmidt, Andreas - Landwirt  
:1938  Lührsen, Reimer Landwirt  
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::* 1938  Lührsen, Reimer - Landwirt  
:1947  Land Mecklenburg, Hauptverwaltung Landeseigene Betriebe in Schwerin  
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::* 1947  Land Mecklenburg, Hauptverwaltung Landeseigene Betriebe in Schwerin  
:1948  Eigentum des Volkes  
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::* 1948  Eigentum des Volkes  
:1951  Rechtsträger Mecklenburgische Grundstücksgesellschaft mbH zu Schwerin Rat der Gemeinde Zempin
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::* 1951  Rechtsträger Mecklenburgische Grundstücksgesellschaft mbH zu Schwerin Rat der Gemeinde Zempin
  
 
====Die Geschichte des Inselhofes Zempin====  
 
====Die Geschichte des Inselhofes Zempin====  
  
In dem 1933 erschienen Heimatbuch und Reiseführer - Insel Usedom - steht geschrieben: Unmittelbar am Achterwasser in Zempin liegt das idyllische Ausflugslokal "Der Inselhof" Der "Inselhof", ehemals ein Bauernhof, wurde später zu einer ländlichen Gastwirtschaft erweitert. Hier wurde der Einkehrende mit einfacher aber gesunder Hausmannskost bewirtet.....  
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:In dem 1933 erschienen Heimatbuch und Reiseführer - Insel Usedom - steht geschrieben: ::Unmittelbar am Achterwasser in Zempin liegt das idyllische Ausflugslokal ''"Der Inselhof''" Der "''Inselhof''", ehemals ein Bauernhof, wurde später zu einer ländlichen Gastwirtschaft erweitert. Hier wurde der Einkehrende mit einfacher aber gesunder Hausmannskost bewirtet.....
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:Der erste Name des Gasthofes war "''Gastwirtschaft zum Achterwasser''". Im Grundbuch finden wir 1882 die Eintragung - Besitzer: Albert Holtz, Landwirt.  
  
Der erste Name des Gasthofes war "Gastwirtschaft zum Achterwasser". Im Grundbuch finden wir 1882 die Eintragung - Besitzer: Albert Holtz, Landwirt. 1929 folgt die Eintragung Hedwig Pick, geb. Labs, Hausbesitzerin in Gollnow.
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:1929 folgt die Eintragung Hedwig Pick, geb. Labs, Hausbesitzerin in Gollnow.
  
1931 übernimmt Landwirt Andreas Schmidt das Anwesen.  
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:1931 übernimmt Landwirt Andreas Schmidt das Anwesen.  
  
Danach finden wir den Eintrag 1938 Reimer Lührsen, Landwirt. Die Familie Lührsen führte dann den Bauernhof mit der Gaststätte. Die kunstgewerblichen Arbeiten leitet Frau Lührsen selbst an. Freund des Hauses war Wernher von Braun und so traf man sich hier zu Festen und Geschäftsessen. Auf Grund des Kriegsendes ging die Familie Lührsen, wie auch Wernher von Braun in die USA. Die Grundstücke wurden lt. Erlaß der russischen Besatzer enteignet (1945-1949). Die Geschwister der Familie Lührsen, die in den USA geboren und groß wurden, hörten die Eltern und Freunde über die schöne Insel Usedom und ihren Besitz in Zempin liebevoll erzählen. Das Herz der Eltern hing bis an ihr Lebensende am Inselhof. Als die Tochter erwachsen war, kam sie nach Deutschland, heiratete und zog nach Krehfeld. Der Bruder blieb in den USA. Die Erben versuchten das Eigentum wiederzuerhalten. Doch die Gesetze nach der Wende lassen dies nicht zu.  
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:Danach finden wir den Eintrag 1938 Reimer Lührsen, Landwirt. Die Familie Lührsen führte dann den Bauernhof mit der Gaststätte. Die kunstgewerblichen Arbeiten leitet Frau Lührsen selbst an. Freund des Hauses war Wernher von Braun und so traf man sich hier zu Festen und Geschäftsessen. Auf Grund des Kriegsendes ging die Familie Lührsen, wie auch Wernher von Braun in die USA. Die Grundstücke wurden lt. Erlaß der russischen Besatzer enteignet (1945-1949). Die Geschwister der Familie Lührsen, die in den USA geboren und groß wurden, hörten die Eltern und Freunde über die schöne Insel Usedom und ihren Besitz in Zempin liebevoll erzählen. Das Herz der Eltern hing bis an ihr Lebensende am Inselhof. Als die Tochter erwachsen war, kam sie nach Deutschland, heiratete und zog nach Krehfeld. Der Bruder blieb in den USA. Die Erben versuchten das Eigentum wiederzuerhalten. Doch die Gesetze nach der Wende lassen dies nicht zu.  
  
Alfons Müller pachtete von 1945 an die Landwirtschaft mit der Gaststätte vom Landratsamt des Kreises Usedom in Bansin für damals 800,- RM. In der Vereinbarung vom 20.11.1945 steht, dass der Vertrag gelöst werden kann, wenn Reimer Lührsen aus der Kriegsgefangenschaft zurückkommt und den Wunsch haben sollte, den Hof selbst zu bewirtschaften. Ab 1954 hat Alfons Müller immer größere Schwierigkeiten das geforderte Soll abzuliefern. 1956 gibt es ein Gerichtsverfahren der Gemeinde gegen den Pächter. Daraus ergibt sich, dass ab 01.06.1956 die Gastwirtschaft an die Konsum - Genossenschaft Zinnowitz
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:Alfons Müller pachtete von 1945 an die Landwirtschaft mit der Gaststätte vom Landratsamt des Kreises Usedom in Bansin für damals 800,- RM. In der Vereinbarung vom 20.11.1945 steht, dass der Vertrag gelöst werden kann, wenn Reimer Lührsen aus der Kriegsgefangenschaft zurückkommt und den Wunsch haben sollte, den Hof selbst zu bewirtschaften. Ab 1954 hat Alfons Müller immer größere Schwierigkeiten das geforderte Soll abzuliefern. 1956 gibt es ein Gerichtsverfahren der Gemeinde gegen den Pächter. Daraus ergibt sich, dass ab 01.06.1956 die Gastwirtschaft an die Konsum - Genossenschaft Zinnowitz (Wohnhaus mit Küche, Lokal und Wirtschaftsanbau, Nebengebäude, Toilette, Garten und Liegewiese am Achterwasser) für 1600,- DM verpachtet wurde. In den siebziger Jahren haben sich der Betrieb Elektromotorenwerke Thurm (Sachsen), das Getreidekombinat Angermünde und die Hochschule für Staat und Recht Babelsberg zusammengetan und die Ferienhäuser gebaut. :Der alte Inselhof wurde abgerissen und eine große Halle mit Küche für die Versorgung der Betriebsurlauber gebaut. Bewirtschaftete wurde die Gaststätte vom KONSUM. Von 1990 bis Mai 1996 wurde ein Teil der Betten vermietet, die Gaststätte war geschlossen. Am 9.Juni 1996 konnten die jungen Zempiner Geschäftsführer der Inselhof GmbH die Neueröffnung feiern. Sie haben es geschafft, die komplizierten Eigentumsverhältnisse des Grund und Bodens und der Gebäude zu lösen, und diese zu vereinigen. Sie führen den Ferienpark Inselhof mit Ferienwohnungen, Zimmern und Gaststätte.
(Wohnhaus mit Küche, Lokal und Wirtschaftsanbau, Nebengebäude, Toilette, Garten und Liegewiese am Achterwasser) für 1600,- DM verpachtet wurde. In den siebziger Jahren haben sich der Betrieb Elektromotorenwerke Thurm (Sachsen), das Getreidekombinat Angermünde und die Hochschule für Staat und Recht Babelsberg zusammengetan und die Ferienhäuser gebaut. Der alte Inselhof wurde abgerissen und eine große Halle mit Küche für die Versorgung der Betriebsurlauber gebaut. Bewirtschaftete wurde die Gaststätte vom KONSUM. Von 1990 bis Mai 1996 wurde ein Teil der Betten vermietet, die Gaststätte war geschlossen. Am 9.Juni 1996 konnten die jungen Zempiner Geschäftsführer der Inselhof GmbH die Neueröffnung feiern. Sie haben es geschafft, die komplizierten Eigentumsverhältnisse des Grund und Bodens und der Gebäude zu lösen, und diese zu vereinigen. Sie führen den Ferienpark Inselhof mit Ferienwohnungen, Zimmern und Gaststätte.
 
  
 
=====1998 Geschichte beschrieben von Hannes Lührsen=====
 
=====1998 Geschichte beschrieben von Hannes Lührsen=====
  
Im Juni 1998 besuchten die Kinder von Hannes Lührsen aus den USA Zempin. In einer Runde mit Senioren, die den Vater noch kannten, kam es zu interessanten Gesprächen. Der Grund auf die Insel Usedom zu kommen war zu erfahren, ob sie die Grundstücke mit dem Inselhof zurückbekommen können.
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:Im Juni 1998 besuchten die Kinder von Hannes Lührsen aus den USA Zempin. In einer Runde mit Senioren, die den Vater noch kannten, kam es zu interessanten Gesprächen. Der Grund auf die Insel Usedom zu kommen war zu erfahren, ob sie die Grundstücke mit dem Inselhof zurückbekommen können.
  
Da aber der Hof auf den jüngsten Sohn Reimer Lührsen (da er eine landwirtschaftliche Lehre gemacht hatte) im Grundbuch stand, der in der Wehrmacht gedient hatte, gab es keine Möglichkeit. Wobei Reimer nach Ende des Krieges nach "Fünfeichen" bei Neubrandenburg verschleppt wurde und es keinen Hinweis seines Lebensende gibt. Ein Lehrer aus Zempin, der ihn dort gesehen hatte und wieder nach Zempin zurück kam, berichtete dies.
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:Da aber der Hof auf den jüngsten Sohn Reimer Lührsen (da er eine landwirtschaftliche Lehre gemacht hatte) im Grundbuch stand, der in der Wehrmacht gedient hatte, gab es keine Möglichkeit. Wobei Reimer nach Ende des Krieges nach "Fünfeichen" bei Neubrandenburg verschleppt wurde und es keinen Hinweis seines Lebensende gibt. Ein Lehrer aus Zempin, der ihn dort gesehen hatte und wieder nach Zempin zurück kam, berichtete dies.
  
Wir, die Gemeinde Zempin, haben über Neubrandenburg und das Rote Kreuz 1999 gesucht, aber nur negative Antworten erhalten. Reimer war verheiratet und hatte eine Tochter, aber mehr Angaben konnten wir nicht finden.
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:Wir, die Gemeinde Zempin, haben über Neubrandenburg und das Rote Kreuz 1999 gesucht, aber nur negative Antworten erhalten. Reimer war verheiratet und hatte eine Tochter, aber mehr Angaben konnten wir nicht finden.
  
Thelse Lührsen hatte uneheliche Zwillinge bekommen, die sie weggegeben hat. Sie ist an Brustentzündung und Gram darüber verstorben. 1980 hat das Staatliche Notariat Wolgast die Erben der Familie Lührsen öffentlich gesucht und nicht gefunden.  
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:Thelse Lührsen hatte uneheliche Zwillinge bekommen, die sie weggegeben hat. Sie ist an Brustentzündung und Gram darüber verstorben. 1980 hat das Staatliche Notariat Wolgast die Erben der Familie Lührsen öffentlich gesucht und nicht gefunden.  
  
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Datei:1998 Gespräche mit Lührsen Kinder.jpg|1998 Gespräche
 
Datei:1998 Gespräche mit Lührsen Kinder.jpg|1998 Gespräche
 
Datei:1998 Kinder v Hannes Lührsen in Zempin.jpg|1998 Lührsen in Zempin
 
Datei:1998 Kinder v Hannes Lührsen in Zempin.jpg|1998 Lührsen in Zempin
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====1935 Inselhof Zempin====
 
====1935 Inselhof Zempin====
  
Eine Chronik über einen Ort, eine Familie oder ein Gebäude ist nie richtig fertig. Um eine Chronik zu erstellen steht am Anfang das Sammeln von Schriftstücken, Bildern und Erzählungen. Oft kommt einem der Zufall zu Hilfe, wie unser Beispiel zeigt.
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:Eine Chronik über einen Ort, eine Familie oder ein Gebäude ist nie richtig fertig. Um eine Chronik zu erstellen steht am Anfang das Sammeln von Schriftstücken, Bildern und Erzählungen. Oft kommt einem der Zufall zu Hilfe, wie unser Beispiel zeigt.
2003 erhielten wir einen Aufsatz einer Schülerin des Bismarck – Oberlyzeums zu Berlin – Steglitz aus dem Jahre 1935.
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:2003 erhielten wir einen Aufsatz einer Schülerin des Bismarck – Oberlyzeums zu Berlin – Steglitz aus dem Jahre 1935.
  
Diesen Aufsatz und Fotos sandte uns Herr Helmut Friedrich, da er im vergangenen Sommer wieder mal im Inselhof Zempin verweilte und Erinnerungen geweckt wurden, ein.
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:Diesen Aufsatz und Fotos sandte uns Herr Helmut Friedrich, da er im vergangenen Sommer wieder mal im Inselhof Zempin verweilte und Erinnerungen geweckt wurden, ein.
Er teilte uns den Namen der Schreiberin  - Ursula Radtke – mit, die 1920 geboren wurde und soll bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen sein.
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:Er teilte uns den Namen der Schreiberin  - Ursula Radtke – mit, die 1920 geboren wurde und soll bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen sein.
  
  
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Datei:Hoflage.jpg|1935
 
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====1940 Pflichtjahr im Inselhof====
 
====1940 Pflichtjahr im Inselhof====
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:;Christa Graf geb. Frey 1924 - 2016 berichtet:
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:<i>Ich konnte dann, auf Nachfrage bei Frau Lührsen, auf dem Inselhof Zempin anfangen. Habe gleich, nachdem ich arbeitsfähig geschrieben war dort angefangen. Es war wohl der 15. April 1940. Mit dem Berufsleben fing es gleich gut an. Auf dem Inselhof war es für mich wieder eine Umstellung, aber auch diese habe ich gepackt.
 
[[Datei:Christa Graf.jpg|thumb|200px|rechts|Christa Graf geb. Frey]]
 
[[Datei:Christa Graf.jpg|thumb|200px|rechts|Christa Graf geb. Frey]]
 
[[Datei:Christa harkt.jpg|thumb|200px|rechts|Christa harkt]]
 
[[Datei:Christa harkt.jpg|thumb|200px|rechts|Christa harkt]]
 
[[Datei:Schild Inselhof.jpg|thumb|200px|rechts|Schild an der Hauptstraße]]
 
[[Datei:Schild Inselhof.jpg|thumb|200px|rechts|Schild an der Hauptstraße]]
  
Christa Graf geb. Frey 1924 - 2016 berichtet:
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:Um sieben Uhr begann die Arbeitszeit. Das erste war ganz streng: ein Kopftuch und eine Schürze umbinden. Anschließend gab es mit der ganzen Familie an einem großen Tisch im „Mehrzweckzimmer“ Frühstück. Es waren noch zwei junge Burschen, sicher Studenten, dort. Bei Tisch wurde auch gleich die Arbeit eingeteilt.
  
Ich konnte dann, auf Nachfrage bei Frau Lührsen, auf dem Inselhof Zempin anfangen. Habe gleich, nachdem ich arbeitsfähig geschrieben war dort angefangen. Es war wohl der 15. April 1940. Mit dem Berufsleben fing es gleich gut an. Auf dem Inselhof war es für mich wieder eine Umstellung, aber auch diese habe ich gepackt.
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:Meine erste Beschäftigung morgens war dann 30 Hühner im Stall greifen. Frau Lührsen hat sie getastet, ob sie ein Ei legen werden. Wurde ein Ei erwartet, musste das Huhn im Stall bleiben, sonst konnte es ins Freie. Mittags ging das gleiche Spiel wieder los. Ansonsten gab es immer Arbeit, so bei der Essenvorbereitung für sieben bis acht Personen oder Unkraut zupfen und die Beete in Ordnung halten, mittags die Küche sauber machen.  
  
Um sieben Uhr begann die Arbeitszeit. Das erste war ganz streng: ein Kopftuch und eine Schürze umbinden. Anschließend gab es mit der ganzen Familie an einem großen Tisch im „Mehrzweckzimmer“ Frühstück. Es waren noch zwei junge Burschen, sicher Studenten, dort. Bei Tisch wurde auch gleich die Arbeit eingeteilt.  
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:Im Sommer habe ich mit noch einem Mädchen, etwa 10 Jahre alt, das ganze Kaffeegeschirr von der Gaststätte abgewaschen. Nachmittags war im Inselhof immer großes Kaffeegeschäft. Wenn Zeit war, habe ich auch der Tochter Thelse beim Kuchenbacken geholfen. Es gab nur Hausgebackenes.
  
Meine erste Beschäftigung morgens war dann 30 Hühner im Stall greifen. Frau Lührsen hat sie getastet, ob sie ein Ei legen werden. Wurde ein Ei erwartet, musste das Huhn im Stall bleiben, sonst konnte es ins Freie. Mittags ging das gleiche Spiel wieder los. Ansonsten gab es immer Arbeit, so bei der Essenvorbereitung für sieben bis acht Personen oder Unkraut zupfen und die Beete in Ordnung halten, mittags die Küche sauber machen.  
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:Harken hat mir schon immer Spaß gemacht und so habe ich oft die ganze Fläche von der Kaffeeterrasse, wo kleine Tische mit je vier Liegestühle standen mit hübschen karierten Tischdecken, säuberlich geharkt. Die ganze Familie Lührsen hat sich darüber gefreut und ich bekam oft ein Lob. Wie ja geschrieben steht, kamen auch die „Peenemünder“ zum Kaffee. So kannte ich dann schon vom Sehen: Wernher von Braun, Riedel, Dornberger usw.
  
Im Sommer habe ich mit noch einem Mädchen, etwa 10 Jahre alt, das ganze Kaffeegeschirr von der Gaststätte abgewaschen. Nachmittags war im Inselhof immer großes Kaffeegeschäft. Wenn Zeit war, habe ich auch der Tochter Thelse beim Kuchenbacken geholfen. Es gab nur Hausgebackenes.
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:Am 15. September 1940 endete dann mein Pflichtjahr. Frau Lührsen gab mir ein gutes Abschlusszeugnis und betonte darin, dass sie mich mit doppelten Gehalt löhnen könnte, weil ich ihr eine große Hilfe in schweren Kriegszeiten war. Ich bekam im Monat 20 Mark.
  
Harken hat mir schon immer Spaß gemacht und so habe ich oft die ganze Fläche von der Kaffeeterrasse, wo kleine Tische mit je vier Liegestühle standen mit hübschen karierten Tischdecken, säuberlich geharkt. Die ganze Familie Lührsen hat sich darüber gefreut und ich bekam oft ein Lob. Wie ja geschrieben steht, kamen auch die „Peenemünder“ zum Kaffee. So kannte ich dann schon vom Sehen: Wernher von Braun, Riedel, Dornberger usw.
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:Im Sommer 1941 fragte mal Frau Lührsen, ob ich sonntags nicht im Kaffeegarten helfen möchte. Natürlich habe ich zugesagt und so war ich sonntags Nachmittag auch noch beschäftigt. War doch ein fleißiges Kind! Es hat mir Spaß gemacht. Wir trugen halbe Schürzen in rot, grün, blau usw., je nachdem, wie sie zu unseren Kleidern passten.  
  
Am 15. September 1940 endete dann mein Pflichtjahr. Frau Lührsen gab mir ein gutes Abschlusszeugnis und betonte darin, dass sie mich mit doppelten Gehalt löhnen könnte, weil ich ihr eine große Hilfe in schweren Kriegszeiten war. Ich bekam im Monat 20 Mark.
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:Es gab hausgebackenen Kuchen (auf Marken), Malzkaffee, auch Likör und kalte Ente (Zitronenbowle). Ich glaube ich bekam außer dem Trinkgeld etwa drei Mark, keinen Lohn. Aber ich arbeite gern und lernte auch viele Leute kennen. Jedenfalls war ich beliebt und wurde in Peenemünde angesprochen, die mich im Inselhof gesehen hatten. Um 18 Uhr war Feierabend für mich, musste ja am nächsten Morgen wieder zur Arbeit. Am Wochenende musste ich auch meine Sachen (Pullover, Röcke, Strümpfe – bunte Wäsche) waschen und in Ordnung halten.
  
Im Sommer 1941 fragte mal Frau Lührsen, ob ich sonntags nicht im Kaffeegarten helfen möchte. Natürlich habe ich zugesagt und so war ich sonntags Nachmittag auch noch beschäftigt. War doch ein fleißiges Kind! Es hat mir Spaß gemacht. Wir trugen halbe Schürzen in rot, grün, blau usw., je nachdem, wie sie zu unseren Kleidern passten.  
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:Nach Saisonende bat mich Frau Lührsen doch auch im Winter sonnabends oder sonntags zu kommen, wenn die „Peenemünder“ kamen. Meistens waren es 3 – 4 Personen der Leitung. Oft auch '''Wernher von Braun'''. Die Herren saßen dann im Wohnraum von Frau Lührsen an einem kleinen Tisch und ließen sich Kaffee und selbstgebackenen Kuchen (oft Käsetorte) schmecken. :Ich bediente sie und musste Kaffee ein- und nachschenken.  
  
Es gab hausgebackenen Kuchen (auf Marken), Malzkaffee, auch Likör und kalte Ente (Zitronenbowle). Ich glaube ich bekam außer dem Trinkgeld etwa drei Mark, keinen Lohn. Aber ich arbeite gern und lernte auch viele Leute kennen. Jedenfalls war ich beliebt und wurde in Peenemünde angesprochen, die mich im Inselhof gesehen hatten. Um 18 Uhr war Feierabend für mich, musste ja am nächsten Morgen wieder zur Arbeit. Am Wochenende musste ich auch meine Sachen (Pullover, Röcke, Strümpfe – bunte Wäsche) waschen und in Ordnung halten.
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:Wie oft habe ich Wernher von Braun gefragt, ob ich noch nachschenken darf!!  Sie unterhielten sich ganz locker und lachten viel. Ich saß etwas abseits am Ofen mit der hübschen Schürze und durfte nebenbei Hannes Socken (ältester Sohn des Hauses) stopfen. Frau Lührsen arbeitete am Schreibtisch, es war richtig familiär.  
  
Nach Saisonende bat mich Frau Lührsen doch auch im Winter sonnabends oder sonntags zu kommen, wenn die „Peenemünder“ kamen. Meistens waren es 3 – 4 Personen der Leitung. Oft auch '''Wernher von Braun'''. Die Herren saßen dann im Wohnraum von Frau Lührsen an einem kleinen Tisch und ließen sich Kaffee und selbstgebackenen Kuchen (oft Käsetorte) schmecken. Ich bediente sie und musste Kaffee ein- und nachschenken.
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:Das Wohnzimmer war ca. 15 qm groß. Inventar: 1 großer Esstisch mit sechs Stühlen, 1 Schreibtisch mit Stuhl und der besagte kleine Tisch mit vier Stühlen. Alles war im rustikalen Stil, außer dem Schreibtisch. Eigentlich war es immer ein Tag am Wochenende. Die Herren kamen so gegen 16 Uhr und blieben etwa zwei Stunden.
 
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Wie oft habe ich Wernher von Braun gefragt, ob ich noch nachschenken darf!!  Sie unterhielten sich ganz locker und lachten viel. Ich saß etwas abseits am Ofen mit der hübschen Schürze und durfte nebenbei Hannes Socken (ältester Sohn des Hauses) stopfen. Frau Lührsen arbeitete am Schreibtisch, es war richtig familiär.
 
 
 
Das Wohnzimmer war ca. 15 qm groß. Inventar: 1 großer Esstisch mit sechs Stühlen, 1 Schreibtisch mit Stuhl und der besagte kleine Tisch mit vier Stühlen. Alles war im rustikalen Stil, außer dem Schreibtisch. Eigentlich war es immer ein Tag am Wochenende. Die Herren kamen so gegen 16 Uhr und blieben etwa zwei Stunden.
 
  
 
====Inselhof Ruth Kraft und Wernher von Braun====
 
====Inselhof Ruth Kraft und Wernher von Braun====
  
Die Schriftstellerin Ruth Kraft hat in ihrem Buch "Insel ohne Leuchtfeuer" den Inselhof als "Boddenhaus" beschrieben.  
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:Die Schriftstellerin Ruth Kraft hat in ihrem Buch "''Insel ohne Leuchtfeuer''" den Inselhof als "Boddenhaus" beschrieben.  
  
* [https://www.ortschroniken-mv.de/images/5/51/Ruth_kraft_01_Inselhof.pdf Ruth Kraft Inselhof pdf]
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::* [[medium:Ruth_kraft_01_Inselhof.pdf|Ruth Kraft Inselhof (pdf)]]
  
In diesem Schreiben von 2011 schreibt Ruth Kraft über den Inselhof: Wernher von Brauns "Zufluchtsoase" und dass auch Magnus von Braun im Inselhof war. Auch bestätigt sie, dass nach dem Bombenangriff auf Peenemünde Wernher von Braun eine Zeit im Inselhof Zempin gewohnt hat. Auch besaß er ein kleines Flugzeug "Fieseler Storch", mit dem er auf der Greifswalder Oie landete.  
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:In diesem Schreiben von 2011 schreibt Ruth Kraft über den Inselhof: Wernher von Brauns "''Zufluchtsoase''" und dass auch Magnus von Braun im Inselhof war. Auch bestätigt sie, dass nach dem Bombenangriff auf Peenemünde Wernher von Braun eine Zeit im Inselhof Zempin gewohnt hat. Auch besaß er ein kleines Flugzeug "''Fieseler Storch''", mit dem er auf der Greifswalder Oie landete.  
  
In Zempin wurde erzählt, dass er damit auch zum Inselhof gekommen sei.
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:In Zempin wurde erzählt, dass er damit auch zum Inselhof gekommen sei.
  
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Ruth_Kraft Ruth Kraft (1920 - 2015) bei Wikipedia]
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::* [https://de.wikipedia.org/wiki/Ruth_Kraft Ruth Kraft (1920 - 2015) bei Wikipedia]
  
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Wernher_von_Braun Wernher von Braun bei Wikipedia]
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::* [https://de.wikipedia.org/wiki/Wernher_von_Braun Wernher von Braun bei Wikipedia]
  
 
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Datei:1960 Insel ohne Leuchtfeuer 1.jpg|1960   
 
Datei:1960 Insel ohne Leuchtfeuer 1.jpg|1960   
Datei:1960 Insel ohne Leuchtfeuer 2.jpg|1960 S. 108
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Datei:1960 Insel ohne Leuchtfeuer 2.jpg|1960 S.108
Datei:1960 Insel ohne Leuchtfeuer 3.jpg|1960 S. 110
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Datei:1960 Insel ohne Leuchtfeuer 3.jpg|1960 S.110
Datei:1960 Insel ohne Leuchtfeuer 4.jpg|1960 S. 112
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Datei:1960 Insel ohne Leuchtfeuer 4.jpg|1960 S.112
 
Datei:1997 Ruth Kraft Inselhof Segelboot V Braun.jpg|1997 Inselhof und Segelboot von Braun
 
Datei:1997 Ruth Kraft Inselhof Segelboot V Braun.jpg|1997 Inselhof und Segelboot von Braun
 
Datei:2000 Ruth Kraft.jpg|2000 80. Geburtag
 
Datei:2000 Ruth Kraft.jpg|2000 80. Geburtag
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====Dr. Wernher von Braun Biographie====
 
====Dr. Wernher von Braun Biographie====
  
Im Inselhof am Achterwasser wurden zum Andenken an die Besuche von Wernher von Braun ein Portrait und ein Foto beim Segeln mit näheren Angaben über sein Leben vom Alabama Space und Rocket Center angebracht, welche im September 2000 vom Förderverein Peenemünde und von ehemaligen Peenemündern übergeben wurde.
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:Im Inselhof am Achterwasser wurden zum Andenken an die Besuche von Wernher von Braun ein Portrait und ein Foto beim Segeln mit näheren Angaben über sein Leben vom Alabama Space und Rocket Center angebracht, welche im September 2000 vom Förderverein Peenemünde und von ehemaligen Peenemündern übergeben wurde.
  
Darauf steht geschrieben:
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;Darauf steht geschrieben:
Den Inselhof Zempin
 
besuchte Dr. Wernher von Braun
 
mit Freunden und Mitarbeitern
 
aus Peenemünde nach Segeltouren
 
auf dem Achterwasser
 
  
Biographie (gekürzt):
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::::::Den Inselhof Zempin
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::::::besuchte Dr. Wernher von Braun
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::::::mit Freunden und Mitarbeitern
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::::::aus Peenemünde nach Segeltouren
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::::::auf dem Achterwasser
  
Wernher von Braun wurde am 23. März 1912 in Wirsitz, Provinz Posen, als Sohn von Magnus Freiherr von Braun, und seiner Frau Emmy geb. von Quistorp, geboren.
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;Biographie (gekürzt):
  
1930 legte er sein Abitur an der Hermann-Lietz-Schule in Spiekeroog ab. Anschließend studierte er Maschinenbau an den Technischen Hochschulen in Berlin und Zürich und promovierte im Jahre 1934 an der Friedrich-Wilhelm-Universität zu Berlin zum Doktor der Philosophie, Fachrichtung Physik, mit einer Dissertation über „Konstruktive, theoretische und experimentelle Beiträge zu dem Problem der Flüssigkeitsraketen“
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:Wernher von Braun wurde am 23. März 1912 in Wirsitz, Provinz Posen, als Sohn von Magnus Freiherr von Braun, und seiner Frau Emmy geb. von Quistorp, geboren.
  
Bereits im Jahre 1930 schloss er sich dem Verein für Raumschifffahrt an und begann sich mit den Ideen und Plänen zur Verwirklichung der Raumfahrt zu beschäftigen. Während seines Studiums in Berlin beteiligte er sich in seiner Freizeit an praktischen Versuchen zur Entwicklung von Flüssigkeitsraketen, die zunächst unter der Leitung von Professor Hermann Oberth und anschließend unter der seines Assistenten, Dipl. – Ing. Rudolf Nebel, auf dem „Raketenflugplatz Berlin“ durchgeführt wurden.
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:1930 legte er sein Abitur an der Hermann-Lietz-Schule in Spiekeroog ab. Anschließend studierte er Maschinenbau an den Technischen Hochschulen in Berlin und Zürich und promovierte im Jahre 1934 an der Friedrich-Wilhelm-Universität zu Berlin zum Doktor der Philosophie, Fachrichtung Physik, mit einer Dissertation über „Konstruktive, theoretische und experimentelle Beiträge zu dem Problem der Flüssigkeitsraketen“
1932 wurde Wernher von Braun Leiter der Raketenversuchsstelle des Heereswaffenamtes in Kummersdorf und 1937 technischer Direktor der Heeresversuchsanstalt Peenemünde. Unter seiner Leitung fand die Entwicklung und Erprobung des Aggregates A4, der ersten modernen Großrakete statt, die unter der Bezeichnung V2 zum militärischen Einsatz kam.
 
  
Mit über 100 seiner engsten Mitarbeiter siedelte er im September 1945 in die USA über und war zunächst in Fort Bliss, Texas, und ab 1950 im Redstone Arsenal in Huntsville, Alabama, im Auftrag der amerikanischen Armee mit Projekten zur Erforschung der höheren Atmosphäre sowie der Entwicklung ballistischer Raketen (Redstone, Jupiter, Juno und Pershing) beschäftigt. Im Januar 1958 gelang der von ihm geleiteten Entwicklungsgruppe der Start des ersten künstlichen Planeten - Pionier IV. Auch für die ersten Weltraumflüge der amerikanischen Astronauten Shepard und Grissom, deren Mercury-Kapseln in ballistische Flugbahnen gebracht wurden, kam die in Huntsville entwickelte Redstone-Rakete zum Einsatz.
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:Bereits im Jahre 1930 schloss er sich dem Verein für Raumschifffahrt an und begann sich mit den Ideen und Plänen zur Verwirklichung der Raumfahrt zu beschäftigen. Während seines Studiums in Berlin beteiligte er sich in seiner Freizeit an praktischen Versuchen zur Entwicklung von Flüssigkeitsraketen, die zunächst unter der Leitung von Professor Hermann Oberth und anschließend unter der seines Assistenten, Dipl. – Ing. Rudolf Nebel, auf dem „Raketenflugplatz Berlin“ durchgeführt wurden.
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:1932 wurde Wernher von Braun Leiter der Raketenversuchsstelle des Heereswaffenamtes in Kummersdorf und 1937 technischer Direktor der Heeresversuchsanstalt Peenemünde. Unter seiner Leitung fand die Entwicklung und Erprobung des Aggregates A4, der ersten modernen Großrakete statt, die unter der Bezeichnung V2 zum militärischen Einsatz kam.
  
Im Jahre 1960 wurde Wernher von Braun zum Direktor des neu gegründeten George C. Marshall Space Flight Center der National Aeronautics and Space Administration in Huntsville ernannt. Er leitete dort die Entwicklung der Saturn-Trägerraketen für das Apollo-Mondlandeprojekt der Vereinigten Staaten. Mit dem von einer Saturn V gestarteten Apollo II-Raumschiff führten die Astronauten Armstrong und Aldrin am 20. Juli 1969 die erste bemannte Landung auf dem Mond durch. Unter der Leitung von Wernher von Braun wurde außerdem im Marshall Space Flight Center mit der Entwicklung des Skylab begonnen, einer Raumstation, in der 1974 drei Besatzungen amerikanischer Astronauten langfristige Experimente im Weltraum sowie intensive Sonnenforschung und Erdbeobachtungen durchführten. Ferner begann in den endsechziger Jahren in Huntsville die Ausarbeitung von Plänen für einen wiederverwendbaren Raumtransporter, die zur Entwicklung des Space Shuttle führten.
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:Mit über 100 seiner engsten Mitarbeiter siedelte er im September 1945 in die USA über und war zunächst in Fort Bliss, Texas, und ab 1950 im Redstone Arsenal in Huntsville, Alabama, im Auftrag der amerikanischen Armee mit Projekten zur Erforschung der höheren Atmosphäre sowie der Entwicklung ballistischer Raketen (Redstone, Jupiter, Juno und Pershing) beschäftigt. Im Januar 1958 gelang der von ihm geleiteten Entwicklungsgruppe der Start des ersten künstlichen Planeten - Pionier IV. Auch für die ersten Weltraumflüge der amerikanischen Astronauten Shepard und Grissom, deren Mercury-Kapseln in ballistische Flugbahnen gebracht wurden, kam die in Huntsville entwickelte Redstone-Rakete zum Einsatz.
  
Im März 1970 wurde Wernher von Braun als Direktor für Zukunftsplanung der Nationalen Aeronautics and Space Administration nach Washington, D.C. berufen und war dort bis zu seinem Ausscheiden aus der NASA im Juni 1972 für die Planung und Koordinierung der zivilen Zukunftsprojekte der amerikanischen Raumfahrt verantwortlich.
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:Im Jahre 1960 wurde Wernher von Braun zum Direktor des neu gegründeten George C. Marshall Space Flight Center der National Aeronautics and Space Administration in Huntsville ernannt. Er leitete dort die Entwicklung der Saturn-Trägerraketen für das Apollo-Mondlandeprojekt der Vereinigten Staaten. Mit dem von einer Saturn V gestarteten Apollo II-Raumschiff führten die Astronauten Armstrong und Aldrin am 20. Juli 1969 die erste bemannte Landung auf dem Mond durch. Unter der Leitung von Wernher von Braun wurde außerdem im Marshall Space Flight Center mit der Entwicklung des Skylab begonnen, einer Raumstation, in der 1974 drei Besatzungen amerikanischer Astronauten langfristige Experimente im Weltraum sowie intensive Sonnenforschung und Erdbeobachtungen durchführten. Ferner begann in den endsechziger Jahren in Huntsville die Ausarbeitung von Plänen für einen wiederverwendbaren Raumtransporter, die zur Entwicklung des Space Shuttle führten.
  
Im Juli 1972 übernahm Wernher von Braun die Position des Direktors für technische Entwicklung der Fa. Fairchild Industries, Germantown, Maryland, in der er sich vornehmlich mit dem Einsatz von Satelliten für Kommunikation und andere Verwendungszwecke beschäftigte.
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:Im März 1970 wurde Wernher von Braun als Direktor für Zukunftsplanung der Nationalen Aeronautics and Space Administration nach Washington, D.C. berufen und war dort bis zu seinem Ausscheiden aus der NASA im Juni 1972 für die Planung und Koordinierung der zivilen Zukunftsprojekte der amerikanischen Raumfahrt verantwortlich.
  
Infolge anhaltender schwerer Erkrankung trat er im Januar 1977 in den Ruhestand. Er starb am 16. Juni 1977.
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:Im Juli 1972 übernahm Wernher von Braun die Position des Direktors für technische Entwicklung der Fa. Fairchild Industries, Germantown, Maryland, in der er sich vornehmlich mit dem Einsatz von Satelliten für Kommunikation und andere Verwendungszwecke beschäftigte.
Für seine Verdienste um die Raumfahrt und das amerikanische Raketen- und Raumfahrtprogramm wurden Wernher von Braun zahlreiche hohe Auszeichnungen und die Ehrendoktorwürden einer großen Reihe amerikanischer Universitäten und Hochschulen sowie seiner früheren Alma Mater in Berlin zuteil.
 
  
Wernher von Braun, der im Jahre 1947 Maria von Quistorp in Deutschland heiratete und anschließend mit ihr in den Vereinigten Staaten lebte, hat drei Kinder, Iris, Margrit und Peter, die alle in den USA geboren wurden.
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:Infolge anhaltender schwerer Erkrankung trat er im Januar 1977 in den Ruhestand. Er starb am 16. Juni 1977.
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:Für seine Verdienste um die Raumfahrt und das amerikanische Raketen- und Raumfahrtprogramm wurden Wernher von Braun zahlreiche hohe Auszeichnungen und die Ehrendoktorwürden einer großen Reihe amerikanischer Universitäten und Hochschulen sowie seiner früheren Alma Mater in Berlin zuteil.
  
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:Wernher von Braun, der im Jahre 1947 Maria von Quistorp in Deutschland heiratete und anschließend mit ihr in den Vereinigten Staaten lebte, hat drei Kinder, Iris, Margrit und Peter, die alle in den USA geboren wurden.
  
 
====Wernher von Braun 01.04.2012 Karlshagen - 100. Geburtstag====
 
====Wernher von Braun 01.04.2012 Karlshagen - 100. Geburtstag====
  
Vortrag von Axel Kopsch (führender deutscher Weltraumexperte)
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;Vortrag von Axel Kopsch (führender deutscher Weltraumexperte)
  
Er erklärte:
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:Er erklärte:
"Die Voraussetzung für solche Ingenieursleistungen sind die gute deutsche Schulbildung in allen Bereichen - bis zur Lehrausbildung. Viele Nobelpreise zu dieser Zeit, Menge der Energie in Deutschland auf Weltniveau.
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::"Die Voraussetzung für solche Ingenieursleistungen sind die gute deutsche Schulbildung in allen Bereichen - bis zur Lehrausbildung. Viele Nobelpreise zu dieser Zeit, Menge der Energie in Deutschland auf Weltniveau.
Nach einem Buch von Oberth - der für die Rakete die Aufhebung der Gravitation in mathematischen Formeln zusammenfasste - merkte der Oberschüler Wernher von Braun, dass er mehr lernen muss."
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::Nach einem Buch von Oberth - der für die Rakete die Aufhebung der Gravitation in mathematischen Formeln zusammenfasste - merkte der Oberschüler Wernher von Braun, dass er mehr lernen muss."
  
Finanzielle Zuschüsse gab es erst ab ca. 1943.
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::Finanzielle Zuschüsse gab es erst ab ca. 1943.
  
Peenemünde ist die WIEGE (wie ein Baby, das noch erzogen werden muss, aber alles dazu da ist) der Raumfahrttechnik - Das A4 war voll funktionsfähig und „felderprobt“. Die Allierten hatten alles bis zur Betriebsanleitung übernommen und mit deutschen Wissenschaftlern weiterentwickelt.
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::Peenemünde ist die WIEGE (wie ein Baby, das noch erzogen werden muss, aber alles dazu da ist) der Raumfahrttechnik - Das A4 war voll funktionsfähig und „felderprobt“. Die Allierten hatten alles bis zur Betriebsanleitung übernommen und mit deutschen Wissenschaftlern weiterentwickelt.
  
Braun erhielt 1955 die Staatsangehörigkeit der USA.  
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::Braun erhielt 1955 die Staatsangehörigkeit der USA.  
  
1960 hat er das Bundesverdienstkreuz erhalten, da er Deutschland gut im Ausland vertrete.
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::1960 hat er das Bundesverdienstkreuz erhalten, da er Deutschland gut im Ausland vertrete.
Ca. 1950 haben britische Wissenschaftler ihm die Mitgliedschaft angetragen - obwohl Raketen auf England Tode gefordert haben.
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::Ca. 1950 haben britische Wissenschaftler ihm die Mitgliedschaft angetragen - obwohl Raketen auf England Tode gefordert haben.
  
Deutsche Wissenschaftler wurden durch die Russen mit Familien aus Thüringen nach Baikonur gebracht.
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::Deutsche Wissenschaftler wurden durch die Russen mit Familien aus Thüringen nach Baikonur gebracht.
  
Heute weltweit Weiterentwicklung für zivile und militärische Ziele.
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::Heute weltweit Weiterentwicklung für zivile und militärische Ziele.
  
Sputnik der Russen - Schock für USA - aber friedlicher Aspekt - heute bis zur Raumstation global - friedlich!
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::Sputnik der Russen - Schock für USA - aber friedlicher Aspekt - heute bis zur Raumstation global - friedlich!
  
Hermann Oberth:
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* Hermann Oberth - Die Rakete zu den Planetenräumen. 1923. (Nachdruck: Michaels-Verlag, 1984, ISBN 3-89539-700-8)
Die Rakete zu den Planetenräumen. 1923. (Nachdruck: Michaels-Verlag, 1984, ISBN 3-89539-700-8)
 
  
 
===Bildergalerie Inselhof===
 
===Bildergalerie Inselhof===
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===Flügelbombe V1===
 
===Flügelbombe V1===
  
[https://de.wikipedia.org/wiki/Fieseler_Fi_103 Fi 103 (V1)] und Zempin
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* [https://de.wikipedia.org/wiki/Fieseler_Fi_103 Fieseler Fi 103 (V1)] und Zempin bei Wikipedia
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* [https://de.wikipedia.org/wiki/Albrecht_Schnarke Albrecht Schnarke bei Wikipedia]
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::Kommandeur des Artillerie-Versuchskommandos der Kriegsmarine (Zempin), von Mai 1944 bis Kriegsende,
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* [https://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Conrad_Mecke Karl-Conrad Mecke bei Wikipedia]
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::Von September 1943 bis Mai 1944 war er Kommandeur des Artillerie-Versuchskommandos in Zempin.
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* [https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Crossbow Verlegung nach Frankreich bei Wikipedia]
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::Im Herbst 1943 wurde die Verlegung eines deutschen Sonderverbands, des Flak-Regiments 155 (W) von Zempin nach Nordfrankreich festgestellt.
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Dieses Gerät war das erste unbemannte und sprengstoffbeladene Flugzeug der Welt. Sie wurde ab 1942 auf der Insel Usedom bei Peenemünde und Zempin getestet und zur Serienreife gebracht.
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:Dieses Gerät war das erste unbemannte und sprengstoffbeladene Flugzeug der Welt. Sie wurde ab 1942 auf der Insel Usedom bei Peenemünde und Zempin getestet und zur Serienreife gebracht.
  
Im Juli 1943 wurde das Lehr- und Versuchskommando Wachtel für die V1 unter Leitung des Oberst Max Wachtel aufgestellt.
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:Im Juli 1943 wurde das Lehr- und Versuchskommando Wachtel für die V1 unter Leitung des Oberst Max Wachtel aufgestellt.
Im Meßhaus der Kriegsmarine, am Strand von Zempin, war in einem flachen Ziegelsteinbau der Stab des Flakregiments 155 (W) untergebracht. Täglich wurden 6 Stück V1 in Peenemünde und Zempin zur Einweisung und Erprobung benötigt.  
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:Im Meßhaus der Kriegsmarine, am Strand von Zempin, war in einem flachen Ziegelsteinbau der Stab des Flakregiments 155 (W) untergebracht. Täglich wurden 6 Stück V1 in Peenemünde und Zempin zur Einweisung und Erprobung benötigt.  
Diese Flugbombe hatte während der Entwicklung verschiedene Bezeichnungen: Fi 103 – nach dem Entwicklungswerk FIESELER, dann eine Tarnname – KIRSCHKERN, FZG 76 – Flakzielgerät - Bezeichnung durch das Versuchskommando Wachtel, MAIKÄFER Tarnname ab 21.04.1944 an der Front Nordfrankreich/Belgien, V1 – Vergeltungswaffe Nr. 1 – nach dem ersten Einsatz im Juni 1944 nach London, so genannt von Goebbels im Rundfunk und DUDELSÄCKE von den Engländern so benannt wegen des brummenden Fluggeräuches.
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:Diese Flugbombe hatte während der Entwicklung verschiedene Bezeichnungen: Fi 103 – nach dem Entwicklungswerk FIESELER, dann eine Tarnname – KIRSCHKERN, FZG 76 – Flakzielgerät - Bezeichnung durch das Versuchskommando Wachtel, MAIKÄFER Tarnname ab 21.04.1944 an der Front Nordfrankreich/Belgien, V1 – Vergeltungswaffe Nr. 1 – nach dem ersten Einsatz im Juni 1944 nach London, so genannt von Goebbels im Rundfunk und DUDELSÄCKE von den Engländern so benannt wegen des brummenden Fluggeräuches.
  
Die Erprobung der Flugbomben und der Startrampen unter Einsatzbedingungen sowie die Ausbildung des Bedienungspersonals erfolgte mit den sogenannten „Walter-Schleudern“. In den Feldstellungen I und II , die zwischen den Orten Zinnowitz und Zempin errichtet wurden.
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:Die Erprobung der Flugbomben und der Startrampen unter Einsatzbedingungen sowie die Ausbildung des Bedienungspersonals erfolgte mit den sogenannten „Walter-Schleudern“. In den Feldstellungen I und II , die zwischen den Orten Zinnowitz und Zempin errichtet wurden.
Ob die unvollständige Feldstellung III nahe Zinnowitz genutzt wurde ist nicht nachgewiesen.  
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:Ob die unvollständige Feldstellung III nahe Zinnowitz genutzt wurde ist nicht nachgewiesen.  
Von der Herstellungsfirma im Süden, 16oo km entfernt, kamen die zerlegten Waffen  – drei Stück in einem Bahnwaggon – Flügel und Ruder gesondert verpackt, auf dem Bahnhof Zempin an. Hier war eine Gleisanlage mit Entladerampe errichtet worden. Von dieser Rampe wurden Betonbahnen gebaut, um die Teile besser in die Feldstellungen transportieren zu können. Die Bahnhofstraße wurde zusätzlich direkt an die heutige B111 angeschlossen.
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:Von der Herstellungsfirma im Süden, 16oo km entfernt, kamen die zerlegten Waffen  – drei Stück in einem Bahnwaggon – Flügel und Ruder gesondert verpackt, auf dem Bahnhof Zempin an. :Hier war eine Gleisanlage mit Entladerampe errichtet worden. Von dieser Rampe wurden Betonbahnen gebaut, um die Teile besser in die Feldstellungen transportieren zu können.  
Auch die weiteren Wege im Wald und die Haupteingänge erhielten Betonbelag. Diese sind 2 Meter breit. Viele Teilstücke der Wege werden heute noch genutzt, z.B. als Radwanderweg.
 
Der erste Abschuss in Zempin erfolgte am 20.09.1943.
 
  
Die Betonbahnen im Wald –
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:Die Bahnhofstraße wurde zusätzlich direkt an die heutige B111 angeschlossen.
Die vielen mit Beton befestigten Wege in Zempin, besonders im Küstenwald, sind um 1942 entstanden mit der Errichtung der Abschussrampen für die V1. Hermann Heinz Wille schreibt 1953: „ …Das kleine Zempin, mit den wie Spinnenbeinen in alle Richtungen verlaufenden Betonrollbahnen …“
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:Auch die weiteren Wege im Wald und die Haupteingänge erhielten Betonbelag. Diese sind 2 Meter breit. Viele Teilstücke der Wege werden heute noch genutzt, z.B. als Radwanderweg.
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:Der erste Abschuss in Zempin erfolgte am 20.09.1943.
  
Durch die Straßenbaumaßnahmen im Ort ab 2006, so am Bahnhof, der Kurpromenade und der Weg  zum Campingplatz, musste der Beton weichen. Der Radwanderweg führt noch teilweise über dieses Material.
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;Die Betonbahnen im Wald –
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:Die vielen mit Beton befestigten Wege in Zempin, besonders im Küstenwald, sind um 1942 entstanden mit der Errichtung der Abschussrampen für die V1. Hermann Heinz Wille schreibt 1953: „ ''…Das kleine Zempin, mit den wie Spinnenbeinen in alle Richtungen verlaufenden Betonrollbahnen'' …“
  
Walter-Schleuder
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:Durch die Straßenbaumaßnahmen im Ort ab 2006, so am Bahnhof, der Kurpromenade und der Weg  zum Campingplatz, musste der Beton weichen. Der Radwanderweg führt noch teilweise über dieses Material.
Eine Walter-Schleuder, aus dem Einsatzort Pas de Calais, welche die Geschosse vor allem auf London gerichtet hatte, wurde von den britischen Truppen erbeutet. Die 48 m lange und ca. 6 m breite Abschussrampe, bestehend aus acht Teilen, kam später ins Luftfahrtmuseum Twenthe in den Niederlanden. Von diesem Museum hat das Peenemünder Museum das Exponat erworben und im März 2006 kam es in Peenemünde an. Die dazugehörigen Stelzen wurden von einer Wolgaster Firma nachgebaut.
 
  
Zur Vorbereitung und Bedienung jeder Abschussrampe wurden ca. 40 Personen benötigt. So wurden die Soldaten z.B. in errichteten Baracken in der Dorfstraße untergebracht. Einige Soldaten waren für die Erprobung eingesetzt, andere wurden nur ausgebildet, um dann nach Frankreich geschickt zu werden, um dort diese Waffe auf Großbritannien, Belgien und die Niederlande abzuschießen.
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;Walter-Schleuder
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:Eine Walter-Schleuder, aus dem Einsatzort Pas de Calais, welche die Geschosse vor allem auf London gerichtet hatte, wurde von den britischen Truppen erbeutet. Die 48 m lange und ca. 6 m breite Abschussrampe, bestehend aus acht Teilen, kam später ins Luftfahrtmuseum Twenthe in den Niederlanden. Von diesem Museum hat das Peenemünder Museum das Exponat erworben und im März 2006 kam es in Peenemünde an. Die dazugehörigen Stelzen wurden von einer Wolgaster Firma nachgebaut.
  
Angaben aus: „Trümmer einer vergangenen Zeit in Zempin“
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:Zur Vorbereitung und Bedienung jeder Abschussrampe wurden ca. 40 Personen benötigt. So wurden die Soldaten z.B. in errichteten Baracken in der Dorfstraße untergebracht. Einige Soldaten waren für die Erprobung eingesetzt, andere wurden nur ausgebildet, um dann nach Frankreich geschickt zu werden, um dort diese Waffe auf Großbritannien, Belgien und die Niederlande abzuschießen.
  
<u>'''Technische Daten - V1:'''</u>
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;Angaben aus „''Trümmer einer vergangenen Zeit in Zempin''
 
Startgeschwindigkeit:              350 – 400 km/h                 
 
Reisegeschwindigkeit:              600 km/h  (580 – 775)       
 
Flughöhe (nach Einstellung):      500 – 2000 m
 
Reichweite (nach Einstellung):    250 km (maximal 375) 
 
Gesamtgewicht:                      2 – 2,2 t
 
Nutzlast:                            1 t       
 
Sprengstoffgewicht (ohne Hülle):  900 kg (830 – 900)
 
Kraftstoff (nach Reichweite):      520 kg / 600 l (maximal 690)
 
Druckluft:                      2 x 75 l / 150 bar
 
  
<u>'''Technische Daten - Schleuder:'''</u>
+
::{| class="wikitable"
+
|+ '''Technische Daten - V1'''
Länge:                              45 m      
+
|-
Steigung:                          6° bzw. 1m pro 12m
+
| Startgeschwindigkeit || 350 – 400 km/h
Wasserstoffperoxid:                70 l
+
|-
Kaliumpermanganat:                  6 l
+
| Reisegeschwindigkeit || 600 km/h  (580 – 775)
Druckluft 2 Flaschen:              250 bar
+
|-
Schleuderzwir:                      1 sec
+
| Flughöhe (nach Einstellung) || 500 – 2000 m
Druck auf Kolben:                  50 bar
+
|-
Kolbenkraft:                        40 t      
+
| Reichweite (nach Einstellung) || 250 km (maximal 375)
Leistung Schleuder:            25.000 PS; entspricht ca. 20.000 kW
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|-
 +
| Gesamtgewicht || 2 – 2,2 t
 +
|-
 +
| Nutzlast || 1 t
 +
|-
 +
| Sprengstoffgewicht (ohne Hülle) || 900 kg (830 – 900)
 +
|-
 +
| Kraftstoff (nach Reichweite) || 520 kg / 600 l (maximal 690)
 +
|-
 +
| Druckluft || 2 x 75 l / 150 bar
 +
|}
 +
::{| class="wikitable"
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|+ '''Technische Daten - Schleuder'''
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|-
 +
| Länge || 45 m
 +
|-
 +
| Steigung || 6° bzw. 1m pro 12m
 +
|-
 +
| Wasserstoffperoxid || 70 l
 +
|-
 +
| Kaliumpermanganat || 6 l
 +
|-
 +
| Druckluft 2 Flaschen || 250 bar
 +
|-
 +
| Schleuderzwir || 1 sec
 +
|-
 +
| Druck auf Kolben || 50 bar
 +
|-
 +
| Kolbenkraft || 40 t
 +
|-
 +
| Leistung Schleuder || 25.000 PS; entspricht ca. 20.000 kW
 +
|}
  
'''Literatur:'''
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;Literatur:
Hermann Heinz Wille – "Usedom" 1953
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:Hermann Heinz Wille – "''Usedom''" 1953
  
Martin Kaule – "Ostseeküste 1933-1945"; Ch. LinksVerlag, Berlin 2009
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:Martin Kaule – "''Ostseeküste 1933-1945''"; Ch. LinksVerlag, Berlin 2009
  
Harald Tresp und Sven Grempler – "Trümmer einer vergangenen Zeit in Zempin" -  Herausgeber Gemeinde Zempin  im November 2000
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:Harald Tresp und Sven Grempler – "''Trümmer einer vergangenen Zeit in Zempin''" -  Herausgeber Gemeinde Zempin  im November 2000
  
'''Film:'''
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;Film
[https://www.youtube.com/watch?v=5EEZuXQyA-E| Geheime Kommandosache - Lehrfilm zur V1]
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<center><youtube>https://www.youtube.com/watch?v=5EEZuXQyA-E</youtube>
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:[https://www.youtube.com/watch?v=5EEZuXQyA-E| Geheime Kommandosache - Lehrfilm zur V1]</center>
  
<gallery mode="packed" widths="200px">
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;Bilder
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Datei:V1 Waggon 3 stück.jpg |V1 Waggon mit 3 Stück
 
Datei:V1 Waggon 3 stück.jpg |V1 Waggon mit 3 Stück
 
Datei:V 1 gerollt.jpg |mit speziellen Wagen zum Startplatz gerollt
 
Datei:V 1 gerollt.jpg |mit speziellen Wagen zum Startplatz gerollt
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====Wanderung der Mütter====
 
====Wanderung der Mütter====
  
Siehe auch [https://www.ortschroniken-mv.de/images/d/dc/Zempiner_Heimathefte_2_OCR.pdf Zempiner Heimathefte 2 pdf]
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:Siehe auch [[medium:Zempiner_Heimathefte_2_OCR.pdf| Zempiner Heimathefte 2 pdf]]
  
Eva Schmidt geb. Krüger:
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;Eva Schmidt geb. Krüger:
  
<i>Es erging der Befehl, dass alle kinderreichen Familien und alte Leute von der Insel gebracht werden sollten. Wir hatten vier Tage Zeit uns vorzubereiten. Unsere Mutter nähte jedem von uns einen Rucksack, der Größe angepasst und packte die notwendigsten Sachen ein. Am '''07. April 1945''' ging es vom Zempiner Bahnhof los. In Güterwagen wurden wir abtransportiert.
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:<i>Es erging der Befehl, dass alle kinderreichen Familien und alte Leute von der Insel gebracht werden sollten. Wir hatten vier Tage Zeit uns vorzubereiten. Unsere Mutter nähte jedem von uns einen Rucksack, der Größe angepasst und packte die notwendigsten Sachen ein. Am '''07. April 1945''' ging es vom Zempiner Bahnhof los. In Güterwagen wurden wir abtransportiert.
  
In Stadt Usedom war unser erster Halt. Wir hörten schon den Kanonendonner. Keiner wusste wohin wir evakuiert werden sollten. Unsere Mutter besorgte sich vom Bahnhof Brennmaterial, von der Lok die Kohlen. Sie heizte mit einem Kanonenofen den Waggon und kochte aus allen Zutaten, die jeder gab, eine warme Suppe. Es schmeckt uns allen und es bekam den Namen „Quer durch den Garten“.  
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:In Stadt Usedom war unser erster Halt. Wir hörten schon den Kanonendonner. Keiner wusste wohin wir evakuiert werden sollten. Unsere Mutter besorgte sich vom Bahnhof Brennmaterial, von der Lok die Kohlen. Sie heizte mit einem Kanonenofen den Waggon und kochte aus allen Zutaten, die jeder gab, eine warme Suppe. Es schmeckt uns allen und es bekam den Namen „Quer durch den Garten“.  
Unser Zug setzte sich plötzlich in Bewegung und es ging in Richtung Stralsund. Das Ziel war unbekannt. Die Strecke nach Flensburg war durch Bomben zerstört. Nun ging es Richtung Rügen. Verpflegen mussten wir uns selbst. Es wurden nur Getränke herausgegeben. In Bergen sahen wir die vielen Verwundeten, die aus der Gefahrenzone in die Lazarette gebracht wurden. Unsere Fahrt endete dann in Putbus in einer Sporthalle. Jeder musste sehen, wo er etwas Essbares erwischen konnte. Im Freien stellten die Frauen ein Dreibein auf und jeder konnte sich was zubereiten, wenn er was hatte. Mittags bekamen wir aus einer Volksküche ein warmes Essen. Es bestand meistens aus Kohl, Erbsen und Rote Beete Eintopf.
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:Unser Zug setzte sich plötzlich in Bewegung und es ging in Richtung Stralsund. Das Ziel war unbekannt. Die Strecke nach Flensburg war durch Bomben zerstört. Nun ging es Richtung Rügen. Verpflegen mussten wir uns selbst. Es wurden nur Getränke herausgegeben. In Bergen sahen wir die vielen Verwundeten, die aus der Gefahrenzone in die Lazarette gebracht wurden. Unsere Fahrt endete dann in Putbus in einer Sporthalle. Jeder musste sehen, wo er etwas Essbares erwischen konnte. Im Freien stellten die Frauen ein Dreibein auf und jeder konnte sich was zubereiten, wenn er was hatte. Mittags bekamen wir aus einer Volksküche ein warmes Essen. Es bestand meistens aus Kohl, Erbsen und Rote Beete Eintopf.
  
Die '''Zempiner Familien''' Florin, Behn, Piehl, Krüger, Köpnick, Berthold, Hauff, Bartsch, Kell, Schütt, Bräunlich und Neumann hielten zusammen und teilten ihre wenigen Habseligkeiten.
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:Die '''Zempiner Familien''' Florin, Behn, Piehl, Krüger, Köpnick, Berthold, Hauff, Bartsch, Kell, Schütt, Bräunlich und Neumann hielten zusammen und teilten ihre wenigen Habseligkeiten.
  
Einige wurden noch in Wohnhäusern untergebracht. Wir kamen zu dem Ortsbauernführer. Der besaß ein schönes großes Haus. Wir bekamen ein Zimmer. Er war nicht gerade begeistert eine große Familie mit 6 Kindern aufzunehmen. Er bemerkte bald, dass wir gut erzogen waren und uns anständig benahmen. Er gab uns Milch und Kartoffeln und wir konnten uns einmal sattessen. Wir freundeten uns mit den Kindern der Nachbarn an und brachten so manches Essbare mit nach Hause. Wir klauten die Saatkartoffeln vom Feld, stahlen Möhren und Rüben, die als Viehfutter dienen sollten.
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:Einige wurden noch in Wohnhäusern untergebracht. Wir kamen zu dem Ortsbauernführer. Der besaß ein schönes großes Haus. Wir bekamen ein Zimmer. Er war nicht gerade begeistert eine große Familie mit 6 Kindern aufzunehmen. Er bemerkte bald, dass wir gut erzogen waren und uns anständig benahmen. Er gab uns Milch und Kartoffeln und wir konnten uns einmal sattessen. Wir freundeten uns mit den Kindern der Nachbarn an und brachten so manches Essbare mit nach Hause. Wir klauten die Saatkartoffeln vom Feld, stahlen Möhren und Rüben, die als Viehfutter dienen sollten.
 
   
 
   
Im Radio hörten wir die schrecklichen Nachrichten von der näher rückenden Front. Wir dachten an den Großvater, der ganz alleine im Haus geblieben war und partout nicht mit wollte. Die Russen beschossen schon Swinemünde, als meine Mutter fragte: „ Frau Stets will morgen mit dem Fahrrad zur Insel Usedom fahren und Proviant holen, willst du mit?“ Unser Fahrrad hatten wir noch gerettet und es leistet uns gute Dienste.
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:Im Radio hörten wir die schrecklichen Nachrichten von der näher rückenden Front. Wir dachten an den Großvater, der ganz alleine im Haus geblieben war und partout nicht mit wollte. Die Russen beschossen schon Swinemünde, als meine Mutter fragte: „ Frau Stets will morgen mit dem Fahrrad zur Insel Usedom fahren und Proviant holen, willst du mit?“ Unser Fahrrad hatten wir noch gerettet und es leistet uns gute Dienste.
  
Früh am Morgen fuhren wir los, über Altefähr und Rügendamm. Die Truppenverschiebungen waren im vollen Gange und wir kamen nur langsam vorwärts. Alle strebten westwärts. Keiner wollte in die Hände der Russen fallen. Zwischen Stralsund und Greifswald ruhten wir uns einige Stunden aus. Dann ging es Richtung Zempin weiter. Vom Großvater wurde ich freudig empfangen. Meine Tanten und Onkels begrüßten mich und verwöhnten mich mit Eierkuchen und gebratenem Fisch. Unsere Frisöse machte mir meine erste Dauerwelle und ich fühlte mich nun recht erwachsen.
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:Früh am Morgen fuhren wir los, über Altefähr und Rügendamm. Die Truppenverschiebungen waren im vollen Gange und wir kamen nur langsam vorwärts. Alle strebten westwärts. Keiner wollte in die Hände der Russen fallen. Zwischen Stralsund und Greifswald ruhten wir uns einige Stunden aus. Dann ging es Richtung Zempin weiter. Vom Großvater wurde ich freudig empfangen. Meine Tanten und Onkels begrüßten mich und verwöhnten mich mit Eierkuchen und gebratenem Fisch. Unsere Frisöse machte mir meine erste Dauerwelle und ich fühlte mich nun recht erwachsen.
  
Zwei Tage wollten wir uns ausruhen, dann wollten wir unsere Fahrt wieder antreten. Mein Fahrrad war beladen mit Kartoffeln, Mehl, Eier, Schmalz, Brot und mein Onkel Richard hatte extra Bücklinge geräuchert.
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:Zwei Tage wollten wir uns ausruhen, dann wollten wir unsere Fahrt wieder antreten. Mein Fahrrad war beladen mit Kartoffeln, Mehl, Eier, Schmalz, Brot und mein Onkel Richard hatte extra Bücklinge geräuchert.
  
Als wir wieder nach 2 Tagen in Putbus ankamen, war die Freude groß. Alle konnten sich sattessen, alle waren glücklich, dass wir unbeschadet wieder angekommen waren. Das Gefühl hat mich schon gefreut und für die ganze Strapaze entschädigt.
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:Als wir wieder nach 2 Tagen in Putbus ankamen, war die Freude groß. Alle konnten sich sattessen, alle waren glücklich, dass wir unbeschadet wieder angekommen waren. Das Gefühl hat mich schon gefreut und für die ganze Strapaze entschädigt.
Den Einmarsch der Russen erlebten wir in Putbus. Die Besetzung der Insel Rügen stand bevor. Der Bürgermeister, so erzählte man, soll mit den Sowjets verhandelt haben und die Insel wurde kampflos übergeben.
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:Den Einmarsch der Russen erlebten wir in Putbus. Die Besetzung der Insel Rügen stand bevor. Der Bürgermeister, so erzählte man, soll mit den Sowjets verhandelt haben und die Insel wurde kampflos übergeben.
  
Die Panzer rollten in die Stadt. Wir versteckten uns vor den Russen. Aber ich kann sagen, dass keine Frau vergewaltigt wurde, wenn sie es nicht freiwillig wollte.
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:Die Panzer rollten in die Stadt. Wir versteckten uns vor den Russen. Aber ich kann sagen, dass keine Frau vergewaltigt wurde, wenn sie es nicht freiwillig wollte.
  
Die erste Amtshandlung des Kommandanten von Putbus war, den Ortsbauernführer, der ein Nazi war, aus seinem Haus zu werfen. Leider mussten wir auch ausziehen, denn in dem Haus wurde die Kommandantur eingerichtet.
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:Die erste Amtshandlung des Kommandanten von Putbus war, den Ortsbauernführer, der ein Nazi war, aus seinem Haus zu werfen. Leider mussten wir auch ausziehen, denn in dem Haus wurde die Kommandantur eingerichtet.
In diesem Durcheinander wussten wir nicht wo wir hin sollten. Da nahm uns Frau Piehl mit in ihre Zimmer. Sie hatte zwei bewohnbare Zimmer zugewiesen bekommen. Nun wohnten wir mit 10 Personen bei Frau Piehl. Am Tage hielten wir uns sowieso draußen auf und nachts fand jeder ein Schlafplätzchen.
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:In diesem Durcheinander wussten wir nicht wo wir hin sollten. Da nahm uns Frau Piehl mit in ihre Zimmer. Sie hatte zwei bewohnbare Zimmer zugewiesen bekommen. Nun wohnten wir mit 10 Personen bei Frau Piehl. Am Tage hielten wir uns sowieso draußen auf und nachts fand jeder ein Schlafplätzchen.
  
Wir kannten keine Belästigungen durch die Russen.
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:Wir kannten keine Belästigungen durch die Russen.
In der Mitte der Stadt auf dem Marktplatz hatte sich eine Feldbäckerei der Russen eingerichtet. Sie versorgte die Truppen mit frischem Brot. Meine Geschwister Rosi, Renate und Bärbel gingen oft dorthin und kamen oft mit einem Stück Brot nach Hause.
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:In der Mitte der Stadt auf dem Marktplatz hatte sich eine Feldbäckerei der Russen eingerichtet. Sie versorgte die Truppen mit frischem Brot. Meine Geschwister Rosi, Renate und Bärbel gingen oft dorthin und kamen oft mit einem Stück Brot nach Hause.
Meine Schwester Lilo und ich versuchten beim Bauern in der Umgebung unser Glück. Manchmal bekamen wir eine Mahlzeit Kartoffeln, oder wir klauten sie uns. Denn Hunger tat weh und Tauschsachen hatten wir keine. Beim Auszug aus dem Haus gaben uns die Russen unser Fahrrad nicht mit. Sie fuhren damit durch den Park und freuten sich über ihre Künste. Wir wollten es wieder zurück haben, aber die lachten nur und sagten „nichts verstehen“.
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:Meine Schwester Lilo und ich versuchten beim Bauern in der Umgebung unser Glück. Manchmal bekamen wir eine Mahlzeit Kartoffeln, oder wir klauten sie uns. Denn Hunger tat weh und Tauschsachen hatten wir keine. Beim Auszug aus dem Haus gaben uns die Russen unser Fahrrad nicht mit. Sie fuhren damit durch den Park und freuten sich über ihre Künste. Wir wollten es wieder zurück haben, aber die lachten nur und sagten „nichts verstehen“.
  
So schlugen wir uns bis Juni 1945 durch. Von der Stadt Putbus wurde ein Appell erlassen, dass alle Flüchtlinge von der Insel Usedom von Lauterbach nach Haus gebracht werden sollten. Wir transportierten unsere wenigen Habseligkeiten nach Lauterbach auf einen Schleppkahn. Das Auslaufen der Schiffe verzögerte sich aber von Tag zu Tag. Wir mussten immer wieder nach Putbus zurück. Nur 2 Frauen mussten Wache halten und für das Gepäck aufpassen. Im Rumpf des Schiffes waren auch alte Leute, die schlecht aus- und einsteigen konnten. Die blieben auch nachts im Kahn. Jeden Abend um 8 Uhr mussten wir an Bord sein.
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:So schlugen wir uns bis Juni 1945 durch. Von der Stadt Putbus wurde ein Appell erlassen, dass alle Flüchtlinge von der Insel Usedom von Lauterbach nach Haus gebracht werden sollten. Wir transportierten unsere wenigen Habseligkeiten nach Lauterbach auf einen Schleppkahn. Das Auslaufen der Schiffe verzögerte sich aber von Tag zu Tag. Wir mussten immer wieder nach Putbus zurück. :Nur 2 Frauen mussten Wache halten und für das Gepäck aufpassen. Im Rumpf des Schiffes waren auch alte Leute, die schlecht aus- und einsteigen konnten. Die blieben auch nachts im Kahn. Jeden Abend um 8 Uhr mussten wir an Bord sein.
  
Eines Abends hatten wir uns verspätet, es wurde schon dunkel, da kam eine Kutsche mit russischen Soldaten vorbei. Sie wollten nach Lauterbach ins Quartier. Sie nahmen uns mit bis zu ihrer Dienststelle, gaben uns Essen und wir sollten Schnaps trinken. Uns war die Sache nicht geheuer und als wir allein waren, nahmen wir Reißaus. Wir sprangen über die Hecke und liefen zum Hafen. Der Bootsführer erwartete uns schon. Wir sprangen in den Kahn und er legte ab.
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:Eines Abends hatten wir uns verspätet, es wurde schon dunkel, da kam eine Kutsche mit russischen Soldaten vorbei. Sie wollten nach Lauterbach ins Quartier. Sie nahmen uns mit bis zu ihrer Dienststelle, gaben uns Essen und wir sollten Schnaps trinken. Uns war die Sache nicht geheuer und als wir allein waren, nahmen wir Reißaus. Wir sprangen über die Hecke und liefen zum Hafen. Der Bootsführer erwartete uns schon. Wir sprangen in den Kahn und er legte ab.
  
Als man bemerkte, dass wir abgehauen waren, verfolgten sie uns und verlangten vom Schiffer, dass er wieder anlegen sollte. Er widersetzte sich der Anordnung und bewahrte uns vor dem Schlimmsten. Er hielt uns eine gepfefferte Strafpredigt und wir versprachen Besserung.
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:Als man bemerkte, dass wir abgehauen waren, verfolgten sie uns und verlangten vom Schiffer, dass er wieder anlegen sollte. Er widersetzte sich der Anordnung und bewahrte uns vor dem Schlimmsten. :Er hielt uns eine gepfefferte Strafpredigt und wir versprachen Besserung.
  
Am Morgen versorgten wir die Alten. Der Bootsführer half uns. Er kochte warme Getränke, es war wohl Tee. Wir holten Wasser, damit sie sich waschen konnten. Eine alte Oma klagte über Bauchschmerzen. Sie hatte 3 Tage keinen Stuhlgang gehabt. Sie kam doch nicht alleine aus dem Kahn und sie genierte sich jemanden zu fragen. Ich besorgte einen Eimer, setzte sie in einer Ecke und erlöste die alte Dame von ihren Schmerzen. Sie bedankte sich immer wieder und sagte: „Du bist ein hilfsbereiter Mensch. Ich wünsche dir, dass es dir im Leben immer gut geht“.
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:Am Morgen versorgten wir die Alten. Der Bootsführer half uns. Er kochte warme Getränke, es war wohl Tee. Wir holten Wasser, damit sie sich waschen konnten. Eine alte Oma klagte über Bauchschmerzen. Sie hatte 3 Tage keinen Stuhlgang gehabt. Sie kam doch nicht alleine aus dem Kahn und sie genierte sich jemanden zu fragen. Ich besorgte einen Eimer, setzte sie in einer Ecke und erlöste die alte Dame von ihren Schmerzen. Sie bedankte sich immer wieder und sagte: „Du bist ein hilfsbereiter Mensch. Ich wünsche dir, dass es dir im Leben immer gut geht“.
  
Manchmal kommen mir die Worte in den Sinn und ich denke über eine gut Tat nach. Leider erhielten wir keine Auslaufgenehmigung. Die Ostsee war vermint und die Gefahr zu groß. Wir mussten unser Gepäck wieder ausladen. Mit einigen Familien wurde über den Rückmarsch zu Fuß beraten.
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:Manchmal kommen mir die Worte in den Sinn und ich denke über eine gut Tat nach. Leider erhielten wir keine Auslaufgenehmigung. Die Ostsee war vermint und die Gefahr zu groß. Wir mussten unser Gepäck wieder ausladen. Mit einigen Familien wurde über den Rückmarsch zu Fuß beraten.
  
Unsere Sachen, die wir nicht mitnehmen konnten, stellten wir bei einer Familie unter. Vieles an Kindersachen war schon als Tauschware umgesetzt worden, sonst wären wir wohl verhungert. Viele Frauen haben ihre Eheringe versetzt um ein paar Lebensmittel zu kriegen.
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:Unsere Sachen, die wir nicht mitnehmen konnten, stellten wir bei einer Familie unter. Vieles an Kindersachen war schon als Tauschware umgesetzt worden, sonst wären wir wohl verhungert. Viele Frauen haben ihre Eheringe versetzt um ein paar Lebensmittel zu kriegen.
 
   
 
   
Mit dem Notwendigsten versehen machten wir uns auf den Weg. Alle bekamen wieder ihre Rucksäcke  aufgeschnallt und die beiden Kleinsten kamen in den Kinderwagen. Auf dem Rügendamm verloren wir ein Rad vom Kinderwagen. Ein russischer Soldat half uns und montierte das Rad wieder an. So schafften wir es bis Stralsund. Um uns ein bisschen Erleichterung zu erschaffen, hängte ich meine Tasche mit Lebensmittel und Ausweisen an ein Pferdefuhrwerk. Die Pferde zogen und ich kam nicht so schnell hinterher. Wir verfolgten das Gefährt noch eine Weile, bis uns eine Frau aufhielt und uns am Weitergehen hindern wollte. Sie hatte beobachtet, dass alle arbeitsfähigen Menschen eingesammelt würden, um uns nach Russland zu transportieren. Wie bedankten uns und liefen schnell wieder zu unserem Treck. Wir liefen bis zum Abend. Wir waren alle müde. Ein Junge fragte: „Wo schlafen wir heute?“. Meine Mutter antwortete: „Wir schlafen bei Mutter Grün.“ „Wie weit ist es noch?“ „Wir sind schon da!“ Es war eine warme Frühlingsnacht und in Decken gehüllt schliefen wir ein. Am nächsten Morgen, alle hatten ein Bissen gegessen, ging es weiter und wir kommen in Katzow bei Wolgast an. Dort hatte jemand Verwandte und sie bat für uns um Nachtquartier.  
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:Mit dem Notwendigsten versehen machten wir uns auf den Weg. Alle bekamen wieder ihre Rucksäcke  aufgeschnallt und die beiden Kleinsten kamen in den Kinderwagen. Auf dem Rügendamm verloren wir ein Rad vom Kinderwagen. Ein russischer Soldat half uns und montierte das Rad wieder an. So schafften wir es bis Stralsund. Um uns ein bisschen Erleichterung zu erschaffen, hängte ich meine Tasche mit Lebensmittel und Ausweisen an ein Pferdefuhrwerk. Die Pferde zogen und ich kam nicht so schnell hinterher. Wir verfolgten das Gefährt noch eine Weile, bis uns eine Frau aufhielt und uns am Weitergehen hindern wollte. Sie hatte beobachtet, dass alle arbeitsfähigen Menschen eingesammelt würden, um uns nach Russland zu transportieren. Wie bedankten uns und liefen schnell wieder zu unserem Treck. Wir liefen bis zum Abend. Wir waren alle müde. Ein Junge fragte: „Wo schlafen wir heute?“. Meine Mutter antwortete: „Wir schlafen bei Mutter Grün.“ „Wie weit ist es noch?“ „Wir sind schon da!“ Es war eine warme Frühlingsnacht und in Decken gehüllt schliefen wir ein. Am nächsten Morgen, alle hatten ein Bissen gegessen, ging es weiter und wir kommen in Katzow bei Wolgast an. Dort hatte jemand Verwandte und sie bat für uns um Nachtquartier.  
  
Der Bauer hatte Bedenken, so viele Frauen in seine Scheune zu lassen, aber er willigte ein. Die Mutter kochte noch eine Suppe, die Milch hatte der Bauer uns geschenkt, dann kletterten die jungen Mädchen ganz hinten in die Scheune, die Mütter blieben mit den kleinen Kindern im vorderen Teil der Scheune. Sie wollten uns vor den Russen beschützen. Hier hatten die Russen anders gehaust. Vergewaltigungen, Plünderungen und Erschießungen waren an der Tageordnung.
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:Der Bauer hatte Bedenken, so viele Frauen in seine Scheune zu lassen, aber er willigte ein. Die Mutter kochte noch eine Suppe, die Milch hatte der Bauer uns geschenkt, dann kletterten die jungen Mädchen ganz hinten in die Scheune, die Mütter blieben mit den kleinen Kindern im vorderen Teil der Scheune. Sie wollten uns vor den Russen beschützen. Hier hatten die Russen anders gehaust. Vergewaltigungen, Plünderungen und Erschießungen waren an der Tageordnung.
  
Die Nacht verlief aber ruhig und wir konnten am anderen Morgen unsere Wanderung fortsetzen. Mein Vater hatte sich Zivilkleidung besorgt und sich von Kiel durchgeschlagen. Er war schon 2 Tage früher zu Hause und kam uns bis Zinnowitz entgegen. Der Buschfunk hatte uns angekündigt.
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:Die Nacht verlief aber ruhig und wir konnten am anderen Morgen unsere Wanderung fortsetzen. Mein Vater hatte sich Zivilkleidung besorgt und sich von Kiel durchgeschlagen. Er war schon 2 Tage früher zu Hause und kam uns bis Zinnowitz entgegen. Der Buschfunk hatte uns angekündigt.
  
Unser Opa empfing uns freudig und wir waren froh, dass er alles so gut überstanden  hatte. Sein Rad wurde ihm geklaut, aber sonst ging es ihm gut.
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:Unser Opa empfing uns freudig und wir waren froh, dass er alles so gut überstanden  hatte. Sein Rad wurde ihm geklaut, aber sonst ging es ihm gut.
  
In vielen Häusern war alles zerschlagen, Schränke leergeräumt. Überall lagen Reste von Soldatenkleidung, Munition und Unrat.
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:In vielen Häusern war alles zerschlagen, Schränke leergeräumt. Überall lagen Reste von Soldatenkleidung, Munition und Unrat.
Der Hausarzt Dr. Büge hatte sich das Leben genommen. Er, seine Frau und die Hausangestellte wollten nicht in die Hände der Russen fallen. Unsere Nachbarin wurde mit ihrem Hund erschossen.
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:Der Hausarzt Dr. Büge hatte sich das Leben genommen. Er, seine Frau und die Hausangestellte wollten nicht in die Hände der Russen fallen. Unsere Nachbarin wurde mit ihrem Hund erschossen.
  
Nachdem wir alles verarbeitet hatten, ging die Fahrt noch einmal los. Wir mussten doch unsere übrigen Sachen holen. Manchmal hatten wir Glück und wurden auf eine Fuhrwerk mitgenommen. Es fuhren streckenweise auch schon Züge oder Lastwagen. Die meiste Zeit ging es aber auf Schusters Rappen. Aber auch die längste und schwerste Straße nimmt mal ein Ende und wir landeten alle wohlbehalten mit dem letzten Gepäck wieder zu Hause an.
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:Nachdem wir alles verarbeitet hatten, ging die Fahrt noch einmal los. Wir mussten doch unsere übrigen Sachen holen. Manchmal hatten wir Glück und wurden auf eine Fuhrwerk mitgenommen. Es fuhren streckenweise auch schon Züge oder Lastwagen. Die meiste Zeit ging es aber auf Schusters Rappen. Aber auch die längste und schwerste Straße nimmt mal ein Ende und wir landeten alle wohlbehalten mit dem letzten Gepäck wieder zu Hause an.
  
Unser Großvater hatte nach Kriegsende von den Wehrmachtsbeständen Tische, Stühle, Schränke, Decken, und Bettwäsche organisiert. Das Besteck und das Geschirr mussten wir schnell verschwinden lassen, dort waren überall Hakenkreuze eingraviert.
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:Unser Großvater hatte nach Kriegsende von den Wehrmachtsbeständen Tische, Stühle, Schränke, Decken, und Bettwäsche organisiert. Das Besteck und das Geschirr mussten wir schnell verschwinden lassen, dort waren überall Hakenkreuze eingraviert.
Unser Vater wurde vom provisorischen Bürgermeister als Hilfspolizist eingesetzt. Er musste für Wohnraum sorgen. Aus Hinterpommern und dem Sudentenland siedelten die Leute um. Er musste auch die Radios aus den Wohnungen holen. Aber dazu war er nicht mehr bereit. Er sagte, er wolle sich wieder der Fischerei widmen.
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:Unser Vater wurde vom provisorischen Bürgermeister als Hilfspolizist eingesetzt. Er musste für Wohnraum sorgen. Aus Hinterpommern und dem Sudentenland siedelten die Leute um. Er musste auch die Radios aus den Wohnungen holen. Aber dazu war er nicht mehr bereit. Er sagte, er wolle sich wieder der Fischerei widmen.
  
Unser Haus wurde auch mit Flüchtlingen belegt. Wo vorher die Soldaten hausten, mussten nun die Umsiedler wohnen. Viele die Verwandte im Westen hatten, zogen gleich weiter. Wir hatten zu der Zeit in unserem Haus sechs Familien. Alle Menschen waren bemüht sich jeden Tag etwas Essbares zu besorgen. Klauen und Hamstern war an der Tagesordnung.</i>
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:Unser Haus wurde auch mit Flüchtlingen belegt. Wo vorher die Soldaten hausten, mussten nun die Umsiedler wohnen. Viele die Verwandte im Westen hatten, zogen gleich weiter. Wir hatten zu der Zeit in unserem Haus sechs Familien. Alle Menschen waren bemüht sich jeden Tag etwas Essbares zu besorgen. Klauen und Hamstern war an der Tagesordnung.</i>
  
 
===Seestraße und ihre Geschichte===
 
===Seestraße und ihre Geschichte===
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;Bis 1935'''
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:war an dieser Stelle ein durchgehender Waldstreifen und die Gegend ist auf der Flurkarte mit „Grabow“ bezeichnet.
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:Der Name Grabow wird abgeleitet vom altslawischen „grabu“ – Hainbuche, somit Buchendorf oder Hainbuchenort. (Wikipedia)
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:Das Areal von ca. 11 ha wurde von der Wehrmacht vermessen und 1936 abgeholzt.
  
'''Bis 1935''' war an dieser Stelle ein durchgehender Waldstreifen und die Gegend ist auf der Flurkarte mit „Grabow“ bezeichnet.
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:Das ganze Dorf holte sich das Holz. Es wurde eine Unteroffiziersschule gebaut. Die Transformatorenstation wurde gegenüber an der Inselstraße errichtet. Es ist heute das Haus Hauptstr. Nr. 21 A -  „''Turino''“.
Der Name Grabow wird abgeleitet vom altslawischen „grabu“ – Hainbuche, somit Buchendorf oder Hainbuchenort. (Wikipedia)
 
Das Areal von ca. 11 ha wurde von der Wehrmacht vermessen und 1936 abgeholzt.
 
 
 
Das ganze Dorf holte sich das Holz. Es wurde eine Unteroffiziersschule gebaut. Die Transformatorenstation wurde gegenüber an der Inselstraße errichtet. Es ist heute das Haus Hauptstr. Nr. 21 A -  „Turino“.
 
  
Die Häuser der Ausbildungsstätte waren im Stil dieser Zeit massiv gebaut, mit kleinen Schmuckelementen und Fensterläden. Es war alles eingezäunt und am Eingang gemauerte Pfeiler.
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:Die Häuser der Ausbildungsstätte waren im Stil dieser Zeit massiv gebaut, mit kleinen Schmuckelementen und Fensterläden. Es war alles eingezäunt und am Eingang gemauerte Pfeiler.
Für die Offiziersmesse hatte auch Otto Niemeyer-Holstein ein Wandgemälde gefertigt. Der Entwurf befindet sich im Archiv des Museums Lüttenort.
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:Für die Offiziersmesse hatte auch Otto Niemeyer-Holstein ein Wandgemälde gefertigt. Der Entwurf befindet sich im Archiv des Museums Lüttenort.
Ein eigener Poststempel der Ausbildungsstätte lautet: Marineflugabwehr- und Küstenartillerieschule Swinemünde.  
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:Ein eigener Poststempel der Ausbildungsstätte lautet: Marineflugabwehr- und Küstenartillerieschule Swinemünde.  
Diese Schule war dienstlich nicht mit den Abteilungen für die Abschussrampen der V1 im Ort verbunden.
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:Diese Schule war dienstlich nicht mit den Abteilungen für die Abschussrampen der V1 im Ort verbunden.
Die am 16.07.1944 durch Bombenangriffe britischer Bomber zerstörten Gebäude, wobei mehrere junge Menschen ihr Leben ließen, wurden teilweise wieder instandgesetzt.
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:Die am 16.07.1944 durch Bombenangriffe britischer Bomber zerstörten Gebäude, wobei mehrere junge Menschen ihr Leben ließen, wurden teilweise wieder instandgesetzt.
  
'''Im Mai 1945,''' beim Einmarsch der Roten Armee, wurden die Häuser und Anlagen gesprengt. Diese Trümmerstelle wurde von den Einheimischen nur „der Platz“ genannt. Aus den Trümmern wurde alles, was nicht niet- und nagelfest war, weggeschleppt. Viele Häuser des Ortes, die schon sehr alt und als Fachwerk errichtet waren, wurden Stück für Stück mit diesem Material ausgemauert. Zaunspfähle aus Beton standen nun auch im Dorf. Aber auch Restbestände an Wäsche und Lebensmitteln wurden gehamstert.
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;Im Mai 1945
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:beim Einmarsch der Roten Armee, wurden die Häuser und Anlagen gesprengt. Diese Trümmerstelle wurde von den Einheimischen nur „der Platz“ genannt. Aus den Trümmern wurde alles, :was nicht niet- und nagelfest war, weggeschleppt. Viele Häuser des Ortes, die schon sehr alt und als Fachwerk errichtet waren, wurden Stück für Stück mit diesem Material ausgemauert. Zaunspfähle aus Beton standen nun auch im Dorf. Aber auch Restbestände an Wäsche und Lebensmitteln wurden gehamstert.
  
'''Um 1950''' begannen "Zeltler" sich im Sommer am Rande dieses Platzes auszubreiten. Die Jugend des Ortes wurde motiviert, einen Sportplatz zu errichten und sie räumten dabei sehr fleißig auf, doch ihr Sportplatz wurde 1953 nicht weiter gebaut. In Gemeindeprotokollen wird die Einebnung der geräumten Stelle bestätigt.
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;Um 1950
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:begannen "''Zeltler''" sich im Sommer am Rande dieses Platzes auszubreiten. Die Jugend des Ortes wurde motiviert, einen Sportplatz zu errichten und sie räumten dabei sehr fleißig auf, doch ihr Sportplatz wurde 1953 nicht weiter gebaut. In Gemeindeprotokollen wird die Einebnung der geräumten Stelle bestätigt.
  
'''Der FDGB''' (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) konnte nicht allen Menschen einen Urlaubsplatz bieten, und so begannen die volkseigenen Betriebe ab ca. 1960 für ihre Kollegen Hütten aufzustellen. So dicht an der Ostsee war „der '''Platz'''“ sehr begehrt. Oft waren sie erst nur als Kinderferienlager konzipiert.
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;Der FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund)  
Nach und nach siedelten auf dem Trümmerfeld folgende Betriebe:  
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:konnte nicht allen Menschen einen Urlaubsplatz bieten, und so begannen die volkseigenen Betriebe ab ca. 1960 für ihre Kollegen Hütten aufzustellen. So dicht an der Ostsee war „der '''Platz'''“ sehr begehrt. Oft waren sie erst nur als Kinderferienlager konzipiert.
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:Nach und nach siedelten auf dem Trümmerfeld folgende Betriebe:  
  
Handwerkskammer des Bezirkes Gera,
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::* Handwerkskammer des Bezirkes Gera
VEB Wälzlagerwerke Fraureuth,
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::* VEB Wälzlagerwerke Fraureuth
VEB Zuckerfabrik „Fritz Reuter“ Anklam, Betrieb Zuckerfabrik Jarmen,
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::* VEB Zuckerfabrik „Fritz Reuter“ Anklam, Betrieb Zuckerfabrik Jarmen  
VEB Melioration Cottbus,
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::* VEB Melioration Cottbus  
Krankenhaus Oschatz,
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::* Krankenhaus Oschatz
MAW VEB Magdeburger Armaturenwerke „Karl Marx“ - Armaturenkombinat,
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::* MAW VEB Magdeburger Armaturenwerke „Karl Marx“ - Armaturenkombinat  
VEB Armaturenwerke Halle,
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::* VEB Armaturenwerke Halle
Heilstätten Zschadras,
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::* Heilstätten Zschadras
VEB Burger Knäcke-Werke,
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::* VEB Burger Knäcke-Werke
VEB Walzwerk Burg,
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::* VEB Walzwerk Burg
VEB Tierzucht Neubrandenburg
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::* VEB Tierzucht Neubrandenburg
  
Die Betriebe waren auch verpflichtet, der Gemeinde eine Gegenleistung zu erbringen. So wurde u.a. die Abwasserplanung für den Ort erstellt, das Pumpwerk an der B 111 und die Klärteiche auf den Wiesen zum Achterwasser errichtet. Auch die eigene Zempiner Wasserversorgung wurde von den Betrieben aufgebaut.
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:Die Betriebe waren auch verpflichtet, der Gemeinde eine Gegenleistung zu erbringen. So wurde u.a. die Abwasserplanung für den Ort erstellt, das Pumpwerk an der B 111 und die Klärteiche auf den Wiesen zum Achterwasser errichtet. Auch die eigene Zempiner Wasserversorgung wurde von den Betrieben aufgebaut.
  
Die Arbeiter und Betreuer für den Aufbau und die Durchführung des gewerkschaftlichen Urlauberquartiers mussten die Betriebe aus ihrer Region stellen und auch versuchen, für sie Unterkünfte zu errichten.
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:Die Arbeiter und Betreuer für den Aufbau und die Durchführung des gewerkschaftlichen Urlauberquartiers mussten die Betriebe aus ihrer Region stellen und auch versuchen, für sie Unterkünfte zu errichten.
  
Im Frühjahr kam oft ein „Aufbaustab“ von Mitarbeitern der Betriebe und richtete alles für die Betriebskinder oder Beschäftigten und deren Urlaub her. Im Herbst kam dann wieder solch ein „Stab“ und machte alles winterfest.
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:Im Frühjahr kam oft ein „Aufbaustab“ von Mitarbeitern der Betriebe und richtete alles für die Betriebskinder oder Beschäftigten und deren Urlaub her. Im Herbst kam dann wieder solch ein „Stab“ und machte alles winterfest.
Die Urlauber waren so wie die FDGB-Urlauber für 13 Nächte hier in Vollverpflegung. Da die Versorgung oft sehr schwer zu beschaffen war, hatte z.B. das Walzwerk Burg nur für die Lagerung von Flaschenbier ein extra Gebäude gebaut.  
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:Die Urlauber waren so wie die FDGB-Urlauber für 13 Nächte hier in Vollverpflegung. Da die Versorgung oft sehr schwer zu beschaffen war, hatte z.B. das Walzwerk Burg nur für die Lagerung von Flaschenbier ein extra Gebäude gebaut.  
  
Die Einwohnerzahl stieg deshalb auch auf über 1000.
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:Die Einwohnerzahl stieg deshalb auch auf über 1000.
  
 
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Datei:Zempin Knäcke Kopfbogen.jpg| Kopfbogen des Betriebes
 
Datei:Zempin Knäcke Kopfbogen.jpg| Kopfbogen des Betriebes
 
Datei:Zempin MAW Kopfbogen.jpg|Kopfbogen des Betriebes
 
Datei:Zempin MAW Kopfbogen.jpg|Kopfbogen des Betriebes
Datei:Zempin Pflegeheim.jpg| Pflegeheim „Am Ostseestrand“
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Datei:Zempin Pflegeheim.jpg| Pflegeheim „Am Ostseestrand“|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/b/b8/Anfang_Pflegeheim_Zempin.pdf |[[medium:Anfang_Pflegeheim_Zempin.pdf|Pflegeheim „Am Ostseestrand“ pdf]]
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Datei:2016 Pflegeheim Zempin 1.jpg|2016 Pflegeheim zempin 1
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Datei:2016 Pflegeheim Zempin 2.jpg|2016 Pflegeheim zempin 2
 
Datei:2019 Pflegeheim Beirat.jpg|2019 Pflegeheim Zempin - Beirat
 
Datei:2019 Pflegeheim Beirat.jpg|2019 Pflegeheim Zempin - Beirat
 
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Nach der Wende wurden die Betriebe in Privatbesitz übertragen. Je nach Stellung der Betriebe war dafür die Treuhand oder das Land zuständig.  Grund und Boden, der einst der Wehrmacht gehörte, wurde über das Bundesvermögensamt verkauft.
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:Nach der Wende wurden die Betriebe in Privatbesitz übertragen. Je nach Stellung der Betriebe war dafür die Treuhand oder das Land zuständig.  Grund und Boden, der einst der Wehrmacht gehörte, wurde über das Bundesvermögensamt verkauft.
  
So wurde aus dem Betriebsheim des VEB Wälzlagerwerke Fraureuth das '''HOTEL WIKINGER'''. Auf dem Gelände der Handwerkskammer des Bezirkes Gera wurde das „Haus am Ostseestrand“, das '''PFLEGEHEIM SEEBAD ZEMPIN GmbH,''' neu errichtet. Die Handwerkskammer wollte ein neues großes Haus erbauen, aber durch die Wendezeit blieb es unvollendet stehen. Erst nach 10 Jahren kam ein Weiterverkauf zustande. Da waren die Mauerwerke nicht mehr zu verwenden.
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:So wurde aus dem Betriebsheim des VEB Wälzlagerwerke Fraureuth das '''HOTEL WIKINGER'''. Auf dem Gelände der Handwerkskammer des Bezirkes Gera wurde das „Haus am Ostseestrand“, das '''PFLEGEHEIM SEEBAD ZEMPIN GmbH,''' neu errichtet. Die Handwerkskammer wollte ein neues großes Haus erbauen, aber durch die Wendezeit blieb es unvollendet stehen. Erst nach 10 Jahren kam ein Weiterverkauf zustande. Da waren die Mauerwerke nicht mehr zu verwenden.
  
Das Ferienheim des VEB Zuckerfabrik „Fritz Reuter“ Anklam, Betriebsteil Zuckerfabrik Jarmen, wurde an die '''Steuerberaterin Anke NEBERT''' verkauft, die außer dem Bürogebäude  auch Ferienwohnungen im GÄSTEHAUS STÖRTEBEKER daraus entstehen ließ. Das Ferienheim des VEB Melioration Cottbus kaufte die Familie Diethard SCHMIDT aus Zempin und der Sohn führt heute den GASTHOF SEEADLER, Pension und Restaurant, weiter.
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:Das Ferienheim des VEB Zuckerfabrik „''Fritz Reuter''“ Anklam, Betriebsteil Zuckerfabrik Jarmen, wurde an die '''Steuerberaterin Anke NEBERT''' verkauft, die außer dem Bürogebäude  auch Ferienwohnungen im GÄSTEHAUS STÖRTEBEKER daraus entstehen ließ. Das Ferienheim des VEB Melioration Cottbus kaufte die Familie Diethard SCHMIDT aus Zempin und der Sohn führt heute den GASTHOF SEEADLER, Pension und Restaurant, weiter.
  
Das große Haus des Kombinates MAW VEB Magdeburger Armaturenwerke „Karl Marx“ ist heute das '''Appartementhaus  SÜDWIND'''. Der Teil des Kombinates des VEB Armaturenwerke Halle ist heute das '''OSTSEEHOTEL ZEMPIN'''. Gemeinsam hatten diese Betriebe einen großen Speisesaal mit Großküche und Versorgung errichtet. Dort konnten auch andere Betriebe ihre Urlauber zur Versorgung anmelden. Dieses Gebäude war auf den Fundamenten eines Hauses aus der Zeit der Wehrmacht errichtet. Es wurde bis auf diese Mauern abgerissen und die Wohnanlage DÜNENECK zum Verkauf einzelner Ferienwohnungen erbaut.
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:Das große Haus des Kombinates MAW VEB Magdeburger Armaturenwerke „Karl Marx“ ist heute das '''Appartementhaus  SÜDWIND'''. Der Teil des Kombinates des VEB Armaturenwerke Halle ist heute das '''OSTSEEHOTEL ZEMPIN'''. Gemeinsam hatten diese Betriebe einen großen Speisesaal mit Großküche und Versorgung errichtet. Dort konnten auch andere Betriebe ihre Urlauber zur Versorgung anmelden. Dieses Gebäude war auf den Fundamenten eines Hauses aus der Zeit der Wehrmacht errichtet. Es wurde bis auf diese Mauern abgerissen und die Wohnanlage DÜNENECK zum Verkauf einzelner Ferienwohnungen erbaut.
Die kleinen Bungalows, die die Heilstätten Zschadras für ihre Urlauber am Anfang der Seestraße gebaut hatten, wurden zu Gunsten eines Parkplatzes abgerissen.
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:Die kleinen Bungalows, die die Heilstätten Zschadras für ihre Urlauber am Anfang der Seestraße gebaut hatten, wurden zu Gunsten eines Parkplatzes abgerissen.
  
Das Areal des VEB Burger Knäcke-Werke (dicht an der Ostsee) erwarb Frau Karin Baudisch-Martin aus Zempin. Sie baute diese Anlage zur Ferienanlage '''STRANDIDYLL''' aus.
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:Das Areal des VEB Burger Knäcke-Werke (dicht an der Ostsee) erwarb Frau Karin Baudisch-Martin aus Zempin. Sie baute diese Anlage zur Ferienanlage '''STRANDIDYLL''' aus.
  
Die '''PENSION DÜNENHAUS''' war das Ferienheim des VEB Tierzucht Neubrandenburg und hat den Eingang im Oberförsterweg, es liegt aber auf dem Gelände der ehemaligen Flakschule. Frau Barbara Gehrke führt dieses Haus.  
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:Die '''PENSION DÜNENHAUS''' war das Ferienheim des VEB Tierzucht Neubrandenburg und hat den Eingang im Oberförsterweg, es liegt aber auf dem Gelände der ehemaligen Flakschule. Frau Barbara Gehrke führt dieses Haus.  
Das Geländes des Kinderferienlagers VEB Walzwerk Burg wurde, nachdem es im alten Stil verpachtete war und mehrfachen Eigentümerwechsel überstand, in eine Wohnanlage OSTSEEPARK umgebaut. Die Erdgeschosswohnungen sind stufenlos erreichbar und wurden alters- und behindertenfreundlich angelegt.
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:Das Geländes des Kinderferienlagers VEB Walzwerk Burg wurde, nachdem es im alten Stil verpachtete war und mehrfachen Eigentümerwechsel überstand, in eine Wohnanlage OSTSEEPARK umgebaut. Die Erdgeschosswohnungen sind stufenlos erreichbar und wurden alters- und behindertenfreundlich angelegt.
  
 
===Campingplatz Zempin===
 
===Campingplatz Zempin===
  
'''1999 - Vereinbarung''' zwischen der Gemeinde Seebad Zempin und der Camping am Dünengelände GmbH und dem  Eigentümer der Flurstücke 26 und 27, Flur 2 Gemarkung Zempin. Die Gemeinde Zempin, als Eigentümer des Grundstückes Gemarkung Zempin, Flur 2 Flurstück 23/55, gestattet es, mit Zustimmung des Pächters des genannten Grundstückes, der Camping am Dünengelände GmbH, das Flurstück an der südlichen Seite zur Überfahrt für die Eigentümer, Handwerker, Ver- und Entsorgungsfahrzeuge und Übernachtungsgäste der Flurstücke 26 und 27, Flur 2, Gemarkung Zempin, zu benutzen. Folgende Voraussetzungen sind vom Eigentümer der Flurstücke 26 und 27 zu schaffen: An den westlichen und östlichen Seiten sind elektrische Schranken mit elektronischem Öffnungssystem anzubringen und zu warten, um nur den berechtigten Personen die Durchfahrt zu gestatten. Vor der Durchfahrt sind Hinweisschilder anzubringen, daß Rücksicht auf die Gäste des Campingplatzese zu nehmen ist - Schritttempo. Das Überfahrtsrecht gilt 5 Jahre, ab Anbringung der Schranken und es werden weitere 5 Jahre Option vereinbart. In diese Zeit ist die Prüfung und Realisierung einer parallelen Wegführung auf dem Flurstück 11/1 mit diesem Eigentümer zu klären. Bei Nichteinhaltung ist eine sofortige Kündigung zum 31.12. des Jahres möglich. Für das Überfahrtrecht ist ein Betrag von 200 DM pro Jahr als Benutzungsgebühr an die Camping GmbH zu entrichten, um den Weg in Ordnung zu halten.   
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;1999 - Vereinbarung
Zempin, den 07.07.1999  '''Gemeinde Zempin''', Camping am Eigentümer 26 und 27 Dünengelände GmbH   
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:zwischen der Gemeinde Seebad Zempin und der Camping am Dünengelände GmbH und dem  Eigentümer der Flurstücke 26 und 27, Flur 2 Gemarkung Zempin. Die Gemeinde Zempin, als Eigentümer des Grundstückes Gemarkung Zempin, Flur 2 Flurstück 23/55, gestattet es, mit Zustimmung des Pächters des genannten Grundstückes, der Camping am Dünengelände GmbH, das Flurstück an der südlichen Seite zur Überfahrt für die Eigentümer, Handwerker, Ver- und Entsorgungsfahrzeuge und Übernachtungsgäste der Flurstücke 26 und 27, Flur 2, Gemarkung Zempin, zu benutzen. Folgende Voraussetzungen sind vom Eigentümer der Flurstücke 26 und 27 zu schaffen: An den westlichen und östlichen Seiten sind elektrische Schranken mit elektronischem Öffnungssystem anzubringen und zu warten, um nur den berechtigten Personen die Durchfahrt zu gestatten. Vor der Durchfahrt sind Hinweisschilder anzubringen, daß Rücksicht auf die Gäste des Campingplatzese zu nehmen ist - Schritttempo. Das Überfahrtsrecht gilt 5 Jahre, ab Anbringung der Schranken und es werden weitere 5 Jahre Option vereinbart. In diese Zeit ist die Prüfung und Realisierung einer parallelen Wegführung auf dem Flurstück 11/1 mit diesem Eigentümer zu klären. Bei Nichteinhaltung ist eine sofortige Kündigung zum 31.12. des Jahres möglich. Für das Überfahrtrecht ist ein Betrag von 200 DM pro Jahr als Benutzungsgebühr an die Camping GmbH zu entrichten, um den Weg in Ordnung zu halten.   
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:::Zempin, den 07.07.1999  '''Gemeinde Zempin''', Camping am Eigentümer 26 und 27 Dünengelände GmbH   
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:Klaus-Dieter Wendlandt aus Greifswald hat nach der Wende als Miteigentümer der GmbH den Campingplatz modern aufgebaut und als Geschäftsführer verwaltet. Er verstarb im November 2021.
  
Klaus-Dieter Wendlandt aus Greifswald hat nach der Wende als Miteigentümer der GmbH den Campingplatz modern aufgebaut und als Geschäftsführer verwaltet. Er verstarb im November 2021.
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:Im Jahr 2013 verkauft Zinnowitz eine Gesamtfläche von 200.260 m² im Bereich des Campingplatzes Zempin an die Gemeinde Zempin für 450.000 €.
  
 
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Datei:2003 Prospekt.jpg |2003
 
Datei:2003 Prospekt.jpg |2003
 
Datei:2003 Spelunke.jpg |2003 Gaststätte
 
Datei:2003 Spelunke.jpg |2003 Gaststätte
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Datei:2018 Campingplatz Zempin.JPG|2018 PLätze mit Blick auf den Strand
 
Datei:Zeltplatz 2021.jpg | 2021 Eingang
 
Datei:Zeltplatz 2021.jpg | 2021 Eingang
 
Datei:Zeltplatz 2021-2.jpg | 2021 Reception
 
Datei:Zeltplatz 2021-2.jpg | 2021 Reception
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===Wasserleitungsbau in Zempin===
 
===Wasserleitungsbau in Zempin===
  
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[[Datei:Wasserleitung Zempin Bau.jpg|thumb|600px|center|]]
 
[[Datei:Wasserleitung Zempin Bau.jpg|thumb|600px|center|]]
 
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Das Wasserwerk Zempin in der Dorfstraße mit dem Vorratsbehälter. Die Tiefbrunnen liegen weiter westlich am Waldrand. Der Zweckverbad Wasser - Abwasser der Insel Usedom betreut diese Anlage.
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:Wasserwerk Zempin in der Dorfstraße mit dem Vorratsbehälter. Die Tiefbrunnen liegen weiter westlich am Waldrand. Der Zweckverbad Wasser - Abwasser der Insel Usedom betreut diese Anlage.
  
 
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===Zempiner Vereine===
 
===Zempiner Vereine===
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[[Datei:Zempin Schützengilde 1914.jpg|thumb|300px|rechts|1914 Schützengilde Zempin]]
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[[Datei:Zempin Vereinsfahne Schützen.jpg|thumb|300px|rechts|Versteck der Fahne bis zur Wende Haus Elfriede Waldstraße bei Karl Tiefert]]
  
Das Wort Verein bezeichnet dem Wortstamm nach etwas vereinen, etwas zusammen bringen. Ein Verein ist eine freiwillige und auf Dauer angelegte Vereinigung von natürlichen oder juristischen Personen zur Verfolgung eines oder mehrere Zwecke. Das Aufblühen des modernen Vereinswesens ist eng mit der Zeit der Industrialisierung verknüpft.
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:Das Wort Verein bezeichnet dem Wortstamm nach etwas vereinen, etwas zusammen bringen. Ein Verein ist eine freiwillige und auf Dauer angelegte Vereinigung von natürlichen oder juristischen Personen zur Verfolgung eines oder mehrere Zwecke. Das Aufblühen des modernen Vereinswesens ist eng mit der Zeit der Industrialisierung verknüpft.
In der DDR gab es spätestens seit dem Jahre 1976, mit der Ablösung des BGB durch das Zivilgesetzbuch der DDR, außer Sportvereinen offiziell keine Vereine mehr. Unter dem Kulturbund der DDR (kulturelle Massenorganisation) konnten sich Personen zu vorgegebenen Zwecken zusammenfinden.
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:In der DDR gab es spätestens seit dem Jahre 1976, mit der Ablösung des BGB durch das Zivilgesetzbuch der DDR, außer Sportvereinen offiziell keine Vereine mehr. Unter dem Kulturbund der DDR (kulturelle Massenorganisation) konnten sich Personen zu vorgegebenen Zwecken zusammenfinden.
  
Gemäß des Grundgesetzes der Bundesrepublik haben „alle Deutschen […] das Recht, Vereine und Gesellschaften zu bilden.“ Somit ist das Recht auf Vereinsgründung ein bürgerliches Grundrecht.
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:Gemäß des Grundgesetzes der Bundesrepublik haben „alle Deutschen […] das Recht, Vereine und Gesellschaften zu bilden.“ Somit ist das Recht auf Vereinsgründung ein bürgerliches Grundrecht.
  
Zur Gründung eines Vereins müssen sich sieben Personen finden, die sich für einen bestimmten Zweck eine Satzung geben. Die Mitgliederzahl kann im Bestand jedoch wechseln.
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:Zur Gründung eines Vereins müssen sich sieben Personen finden, die sich für einen bestimmten Zweck eine Satzung geben. Die Mitgliederzahl kann im Bestand jedoch wechseln.
  
Für das Zusammenleben in einem Ort ist es gut, wenn sich Menschen finden, die sich besondere ehrenamtliche Aufgaben übernehmen, ob kulturell, sozial oder zu anderen Zwecken.
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:Für das Zusammenleben in einem Ort ist es gut, wenn sich Menschen finden, die sich besondere ehrenamtliche Aufgaben übernehmen, ob kulturell, sozial oder zu anderen Zwecken.
  
In Zempin ist der erste nachweisliche Verein 1874 gegründet worden. Nach der Wende haben sich wieder mehrere Vereine gebildet. Die Menschen mussten erst wieder lernen ohne inhaltliche oder personelle Kontrolle sich zu versammeln.
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:In Zempin ist der erste nachweisliche Verein 1874 gegründet worden. Nach der Wende haben sich wieder mehrere Vereine gebildet. Die Menschen mussten erst wieder lernen ohne inhaltliche oder personelle Kontrolle sich zu versammeln.
Heute kann die Gemeinde Zempin stolz auf das vielfältig gestaltete Leben der Bürger sein.
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:Heute kann die Gemeinde Zempin stolz auf das vielfältig gestaltete Leben der Bürger sein.
Auf der Homepage des Seebades Zempin, www.seebad-zempin.de, sind auch die Vereine vertreten und zeigen etwas aus ihren gemeinsamen Veranstaltungen.
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:Auf der Homepage des Seebades Zempin, www.seebad-zempin.de, sind auch die Vereine vertreten und zeigen etwas aus ihren gemeinsamen Veranstaltungen.
  
'''Zempiner Vereine'''
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====Zempiner Vereine====
  
'''1874'''  wurde die SCHÜTZENGILDE (Schützenverein) gegründet. Der erste Vorsitzende war der Bauer Lüder.  
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;1874
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:wurde die SCHÜTZENGILDE (Schützenverein) gegründet. Der erste Vorsitzende war der Bauer Lüder.  
  
'''1899'''  gründete sich der GESANGSVEREIN  „Eintracht“.  
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;1899
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:gründete sich der GESANGSVEREIN  „Eintracht“.  
  
'''1916'''  wurde der KRIEGERVEREIN gegründet. Der erste Vorsitzende war der Postmeister Krebs. Es vereinten sich besonders die Kriegsteilnehmer des Ersten Weltkrieges.
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;1916
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:wurde der KRIEGERVEREIN gegründet. Der erste Vorsitzende war der Postmeister Krebs. Es vereinten sich besonders die Kriegsteilnehmer des Ersten Weltkrieges.
  
'''1920'''  etwa, führte der THEATERVEREIN „Frohsinn“ plattdeutsche, volkstümliche Stücke für die Gäste und Bewohner auf.
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;1920
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:etwa, führte der THEATERVEREIN „Frohsinn“ plattdeutsche, volkstümliche Stücke für die Gäste und Bewohner auf.
  
'''1922'''  etwa, zeigte auch der TURNVEREIN was er alles kann.
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;1922
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:etwa, zeigte auch der TURNVEREIN was er alles kann.
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:auf dem Bild unten - hintere Reihe v.l. ?, Herbert Florin, Willi Florin, Richard Walter, Gerhard Wieck, ?,
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vorn Mitte mit Ball: Fritz Wieck
  
'''1952'''  etwa, trainierte die KUNSTKRAFT - Sportgruppe unter der Leitung von Heini Döge im Waldhaus
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;1952
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:etwa, trainierte die KUNSTKRAFT - Sportgruppe unter der Leitung von Heini Döge im Waldhaus
  
'''1964'''  am 24. April begann der ANGEL- und SPORTBOOTVERBAND am Ryck seine Arbeit.
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;1964
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:am 24. April begann der ANGEL- und SPORTBOOTVERBAND am Ryck seine Arbeit.
  
'''1965'''  entstand der ZEMPINER KARNEVAL - bis 1989 gab es jedes Jahr drei tolle Tage und auch im Sommer ein Neptunfest.
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;1965
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:entstand der ZEMPINER KARNEVAL - bis 1989 gab es jedes Jahr drei tolle Tage und auch im Sommer ein Neptunfest.
  
'''1983'''  sind die Anfänge der Kleingartensparte, die 1990 den Namen GARTENVEREIN „Am Rieck“ Zempin e.V. erhält.
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Datei:1976 Karneval Zempin.JPG|1976 Karneval
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Datei:1984 Zempin Festtage.JPG|1984 Festtage
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Datei:1985 Zempin Festtage.JPG|1985 Festtage
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Datei:1987 Karneval Zempin 1.jpg|1987
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Datei:1987 Karneval Zempin 2.jpg|1987 Rückblick
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Datei:1987 Karneval Zempin 3.jpg|1987
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Datei:1987 Karneval Zempin 4.jpg|Themen nach Jahrgängen
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'''1988'''  ist die Gründung der Großgemeinschafts-Antennenanlage, die nach der Wende ANTENNENGEMEINSCHAFT Zempin e.V. heißt. Es ist der zahlenmäßig größte Verein.
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;1983
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:sind die Anfänge der Kleingartensparte, die 1990 den Namen GARTENVEREIN „Am Rieck“ Zempin e.V. erhält.
  
'''1991'''  am 28.Februar gründet sich der FREMDENVERKEHRSVEREIN er löste sich im November 2002 auf.
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;1988
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:ist die Gründung der Großgemeinschafts-Antennenanlage, die nach der Wende ANTENNENGEMEINSCHAFT Zempin e.V. heißt. Es ist der zahlenmäßig größte Verein.
  
'''1992'''  entsteht der SIEDLERVERBAND Zempin e.V. Er vereinigt die Interessen der Wochenendhausbesitzer im Küstenwald und Möwenweg.
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:Dieser Verein gründete sich zu DDR Zeiten, um Fernsehen der West-Sender zu empfangen. Kabel wurden in Eigenleistung mit viel Eifer vergraben. Zum Jahresende 2022 löst sich der Verein auf, da die Kabel veraltet und Ehrenamtliche nicht mehr die Reparaturen leisten können.
  
'''1994'''  gibt es am Achterwasser den ANGEL- und WASSERSPORTVEREIN Inselhof e.V.
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;1991
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:am 28.Februar gründet sich der FREMDENVERKEHRSVEREIN er löste sich im November 2002 auf.
  
'''1995'''  am 20. April gründet sich der [https://www.zempin-usedom-heimat.de/ HEIMATVEREIN Zempin e.V.] Im Dezember 2000 wurde in "Uns olle Schaul", dem Vereinshaus Ausstellungen aufgebaut. Ein kleines [https://de.wikipedia.org/wiki/Heimatmuseum_Zempin Museum] mit Bootsmodellen und der alte Kaufmannsladen der Familie Schichlein wurde dort wieder aufgestellt.
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;1992
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:entsteht der SIEDLERVERBAND Zempin e.V. Er vereinigt die Interessen der Wochenendhausbesitzer im Küstenwald und Möwenweg.
  
'''1995'''  ab 20. Juni kümmert sich der ELTERNVEREIN „Zempiner Rangen“ e.V. um die Kindertagesstätte.
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;1994
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:gibt es am Achterwasser den ANGEL- und WASSERSPORTVEREIN Inselhof e.V.
  
'''1996'''  am 16. März haben die Schützen des Ortes mit den Seebädern Koserow, Loddin und Ückeritz einen AMTSSCHÜTZENVEREIN Vineta gegründet. Vorsitzender: Wolfgang Hauff, Zempin
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;1995
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:am 20. April gründet sich der [https://www.zempin-usedom-heimat.de/ HEIMATVEREIN Zempin e.V.] Im Dezember 2000 wurde in "Uns olle Schaul", dem Vereinshaus Ausstellungen aufgebaut. Ein kleines Museum mit Bootsmodellen und der alte Kaufmannsladen der Familie Schichlein wurde dort wieder aufgestellt.
  
'''2000'''  die Ortsgruppe der VOLKSSOLIDARITÄT e.V. Zempin wird nach langer Pause wiederbelebt und sorgt sich besonders um die Senioren.
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* [https://de.wikipedia.org/wiki/Heimatmuseum_Zempin Heimatmuseum Zempin bei Wikipedia]
  
'''2007'''  DE DANZHEUNER üben Tänze ein, die zur Freude der Gäste und Bewohner bei Veranstaltungen gezeigt werden.
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;1995
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:ab 20. Juni kümmert sich der ELTERNVEREIN „Zempiner Rangen“ e.V. um die Kindertagesstätte.
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;1996
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:am 16. März haben die Schützen des Ortes mit den Seebädern Koserow, Loddin und Ückeritz einen AMTSSCHÜTZENVEREIN Vineta gegründet. Vorsitzender: Wolfgang Hauff, Zempin
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;2000
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:die Ortsgruppe der VOLKSSOLIDARITÄT e.V. Zempin wird nach langer Pause wiederbelebt und sorgt sich besonders um die Senioren.
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;2007
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:DE DANZHEUNER üben Tänze ein, die zur Freude der Gäste und Bewohner bei Veranstaltungen gezeigt werden.
  
 
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Datei:Abzeichen Turner.jpg | Abzeichen der Turner
 
Datei:Abzeichen Turner.jpg | Abzeichen der Turner
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Datei:Zempin Turner.jpg|Turnverein Zempin
 
Datei:Kassenwart.jpg | Anstecker Kassenwart
 
Datei:Kassenwart.jpg | Anstecker Kassenwart
 
Datei:Zempin Schützenfahne vorn.jpg |Schützenfahne von vorn
 
Datei:Zempin Schützenfahne vorn.jpg |Schützenfahne von vorn
Zeile 2.888: Zeile 3.439:
 
Datei:2018 Werbung Heimatverein 1.jpg|ab 2018 Faltblatt
 
Datei:2018 Werbung Heimatverein 1.jpg|ab 2018 Faltblatt
 
Datei:2018 Werbung Heimatverein 2.jpg|des Heimatvereins Ausstellungen
 
Datei:2018 Werbung Heimatverein 2.jpg|des Heimatvereins Ausstellungen
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Datei:2022 Schützenverein Hauff.jpg|2022 Schützenverein Wolfgang Hauff
 
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===Entwicklung des Gewerbes in Zempin===
 
===Entwicklung des Gewerbes in Zempin===
  
Im Jahre 1693 erfassten die Schweden systematisch die ganze Insel Usedom. Die kleine Ansiedlung Zempin kann vier Bauern und einen Viehhirten verzeichnen, alle waren Selbstversorger. Werkzeuge oder Haushaltsgegenstände, die man nicht anfertigen konnte, holte man sich aus der Stadt. Die nächste Stadt Lassan war über das Achterwasser zu erreichen. Boote hatte man zum Fischen und als Transportmittel.
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;Im Jahre 1693  
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:erfassten die Schweden systematisch die ganze Insel Usedom. Die kleine Ansiedlung Zempin kann vier Bauern und einen Viehhirten verzeichnen, alle waren Selbstversorger. Werkzeuge oder Haushaltsgegenstände, die man nicht anfertigen konnte, holte man sich aus der Stadt. Die nächste Stadt Lassan war über das Achterwasser zu erreichen. Boote hatte man zum Fischen und als Transportmittel.
 
   
 
   
Zur Stadt Wolgast, die zu dieser Zeit bis 1815 schwedisch war, konnte man nur mit einer Fähre über den Peenestrom kommen.
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:Zur Stadt Wolgast, die zu dieser Zeit bis 1815 schwedisch war, konnte man nur mit einer Fähre über den Peenestrom kommen.
Swinemünde war nach 1765 als Hafen soweit entwickelt, dass ein Magistrat eingesetzt wurde und der Ort sich als Stadt entwickelte. Swinemünde wurde 1819 Kreisstadt für die Insel Usedom und Wollin.
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:Swinemünde war nach 1765 als Hafen soweit entwickelt, dass ein Magistrat eingesetzt wurde und der Ort sich als Stadt entwickelte. Swinemünde wurde 1819 Kreisstadt für die Insel Usedom und Wollin.
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:Im Kirchenbuch erfahren wir, dass im Jahre 1756 in Zempin der Schneider und Lehrer Michael HELLERT heiratet. Es sind weitere Lehrer bekannt, 1838 wird ein Schneider, Wilhelm DINSE aus Lütow, als Lehrer in Zempin angestellt, die Schneiderei betreibt er dann im Nebengewerbe.  
  
Im Kirchenbuch erfahren wir, dass im Jahre 1756 in Zempin der Schneider und Lehrer Michael HELLERT heiratet. Es sind weitere Lehrer bekannt, 1838 wird ein Schneider, Wilhelm DINSE aus Lütow, als Lehrer in Zempin angestellt, die Schneiderei betreibt er dann im Nebengewerbe.  
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:Von einem Dorfgasthof in Zempin berichten die Zinnowitzer Reiseführer im Jahre 1887. Der beginnende Badebetrieb in Zinnowitz hat seine Auswirkungen bis nach Zempin. Die Zinnowitzer Gäste wandern nach Zempin und können in der 1865 errichteten Waldhalle des ehemaligen Kapitäns Friedrich SCHOHL einkehren. Er bietet auch Gästebetten an, die preiswerter sind als die im Nachbarort.  
  
Von einem Dorfgasthof in Zempin berichten die Zinnowitzer Reiseführer im Jahre 1887. Der beginnende Badebetrieb in Zinnowitz hat seine Auswirkungen bis nach Zempin. Die Zinnowitzer Gäste wandern nach Zempin und können in der 1865 errichteten Waldhalle des ehemaligen Kapitäns Friedrich SCHOHL einkehren. Er bietet auch Gästebetten an, die preiswerter sind als die im Nachbarort.  
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:In der Werbung vom Jahre 1902 bietet er Konserven, Butter, Aufschnitt und Käse an und wir finden den Hinweis, dass Schlächter und Bäcker täglich aus Zinnowitz kommen und frische Ware anbieten. Die schnelle Entwicklung zum Badeort lässt weitere Gewerbetreibende investieren.  
  
In der Werbung vom Jahre 1902 bietet er Konserven, Butter, Aufschnitt und Käse an und wir finden den Hinweis, dass Schlächter und Bäcker täglich aus Zinnowitz kommen und frische Ware anbieten. Die schnelle Entwicklung zum Badeort lässt weitere Gewerbetreibende investieren.
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;1910
1910 eröffnet das Strandhotel.  
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:eröffnet das Strandhotel.  
  
1902 wird das Haus, heute Strandstraße 2, erbaut mit Wohnung und Verkaufsladen. 1915 kauft dieses Haus das Ehepaar Robert und Minna NEUMANN. Sie waren schon erfahrene Geschäftsleute, die aus Wolgast nach Zempin zogen. Das Geschäft wird durch die Tochter, verheiratete GREMPLER, weitergeführt, das Haus ist noch heute in Familienbesitz. Dort konnte man Andenken und benötigte Reiseartikel kaufen. Zu DDR-Zeiten bewirtschaftet der KONSUM das Geschäft mit Textilien.  
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;1902  
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:wird das Haus, heute Strandstraße 2, erbaut mit Wohnung und Verkaufsladen. 1915 kauft dieses Haus das Ehepaar Robert und Minna NEUMANN. Sie waren schon erfahrene Geschäftsleute, die aus Wolgast nach Zempin zogen. Das Geschäft wird durch die Tochter, verheiratete GREMPLER, weitergeführt, das Haus ist noch heute in Familienbesitz. Dort konnte man Andenken und benötigte Reiseartikel kaufen. Zu DDR-Zeiten bewirtschaftet der KONSUM das Geschäft mit Textilien.  
  
Nebenan kaufen 1905 Ida und Paul WIECK, der gelernte Fleischer, das Gebäude und richteten einen Lebensmittelladen ein. Im anderen Teil des Gebäudes, der „Villa Merkur“, vermietet die Familie Zimmer.  
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:Nebenan kaufen 1905 Ida und Paul WIECK, der gelernte Fleischer, das Gebäude und richteten einen Lebensmittelladen ein. Im anderen Teil des Gebäudes, der „Villa Merkur“, vermietet die Familie Zimmer.  
  
1923 kann man in Zempin schon in Konditorei und Café DAWEZYNSKI, dem späteren Pommernhaus, einkehren und ein Tänzchen wagen. Geworben wird damit, dass nun Kaufleute, Bäcker und Fleischer im Ort sind. Auch sei frisches Gemüse und gute Milch täglich zu haben.
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;1923  
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:kann man in Zempin schon in Konditorei und Café DAWEZYNSKI, dem späteren Pommernhaus, einkehren und ein Tänzchen wagen. Geworben wird damit, dass nun Kaufleute, Bäcker und Fleischer im Ort sind. Auch sei frisches Gemüse und gute Milch täglich zu haben.
  
Der Bauer Richard WALTER erkennt, dass nun in Zinnowitz Gemüse und Blumen für die Hotels gebraucht werden und stellt sich um, er wird Gärtner. Die Gäste und Bewohner benutzen gern das neue Transportmittel, die Eisenbahn. Selbst die Kirche richtet sich mit dem Beginn des Gottesdienstes nach dem Fahrplan. Die Wartezeiten vergehen ab 1927 durch die Bahnhofswirtschaft mit dem Gastwirt Gottfried SUHR viel gemütlicher.
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:Der Bauer Richard WALTER erkennt, dass nun in Zinnowitz Gemüse und Blumen für die Hotels gebraucht werden und stellt sich um, er wird Gärtner. Die Gäste und Bewohner benutzen gern das neue Transportmittel, die Eisenbahn. Selbst die Kirche richtet sich mit dem Beginn des Gottesdienstes nach dem Fahrplan. Die Wartezeiten vergehen ab 1927 durch die Bahnhofswirtschaft mit dem Gastwirt Gottfried SUHR viel gemütlicher.
  
Als Kind von drei Jahren kommt Karl SCHICHLEIN mit seinen Eltern nach Zempin, da der Vater an der neuen Strecke Bahnhofsvorsteher wurde. Er lernt Kaufmann, obwohl es schon die Kaufleute BOLDT im Dorf, WIECK und NEUMANN an der Hauptstraße gab. Da die Einwohner- und Gästezahl gestiegen war, hat Schichlein 1928 den Mut, einen Laden in der Strandstraße zu eröffnen. Da der Kaufmann im Haus wohnt, geht man auch mal abends „hintenherum“, um Bier oder Schnaps zu holen. Er wiederum holt die frischen Eier aus dem Stall von seinen Hühnern. Bis 1996 ist der Laden geöffnet, der in den letzten Jahren von seiner Tochter und Schwiegertochter betrieben wird.
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:Als Kind von drei Jahren kommt Karl SCHICHLEIN mit seinen Eltern nach Zempin, da der Vater an der neuen Strecke Bahnhofsvorsteher wurde. Er lernt Kaufmann, obwohl es schon die Kaufleute BOLDT im Dorf, WIECK und NEUMANN an der Hauptstraße gab. Da die Einwohner- und Gästezahl gestiegen war, hat Schichlein 1928 den Mut, einen Laden in der Strandstraße zu eröffnen. Da der Kaufmann im Haus wohnt, geht man auch mal abends „hintenherum“, um Bier oder Schnaps zu holen. Er wiederum holt die frischen Eier aus dem Stall von seinen Hühnern. :Bis 1996 ist der Laden geöffnet, der in den letzten Jahren von seiner Tochter und Schwiegertochter betrieben wird.
  
Tankstelle, Garagen, Autopflege, Werkstätten und Geschäfte jeder Art werden in Zempin 1933 im Reiseführer angepriesen. Das Gepäck der Gäste wird zum Bahnhof transportiert. So kann sich der Dienstmann Hermann SCHÜTT etwas verdienen.
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:Tankstelle, Garagen, Autopflege, Werkstätten und Geschäfte jeder Art werden in Zempin 1933 im Reiseführer angepriesen. Das Gepäck der Gäste wird zum Bahnhof transportiert. So kann sich der Dienstmann Hermann SCHÜTT etwas verdienen.
  
Eine neue Einnahmequelle ist die Vermietung von Strandkörben. Von Jahr zu Jahr spart man die Einnahmen, um noch mehr Körbe anzuschaffen. Der Badegast bekommt die schwere Arbeit des Einwinterns kaum zu sehen: Die schweren Strandkörbe müssen ins Winterquartier transportiert, gestapelt und repariert werden. Die Fischer bieten den Gästen auch Touren auf die Ostsee an. Ruderboote konnten später am Strand vermietet werden. Zu DDR-Zeiten dürfen allerdings diese Ruderboote nicht mehr am Strand stehen, um die „Republikflucht“ zu verhindern.
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:Eine neue Einnahmequelle ist die Vermietung von Strandkörben. Von Jahr zu Jahr spart man die Einnahmen, um noch mehr Körbe anzuschaffen. Der Badegast bekommt die schwere Arbeit des Einwinterns kaum zu sehen: Die schweren Strandkörbe müssen ins Winterquartier transportiert, gestapelt und repariert werden. Die Fischer bieten den Gästen auch Touren auf die Ostsee an. Ruderboote konnten später am Strand vermietet werden. Zu DDR-Zeiten dürfen allerdings diese Ruderboote nicht mehr am Strand stehen, um die „Republikflucht“ zu verhindern.
  
Wilhelm KRACHT bietet seine Fleisch- und Wurstwaren im Katalog von 1934 an und betont, dass er einen „elektrischen Betrieb“ hat. Ein Schuhmacher wird im Ort gebraucht, als erster kommt Fritz STEFFEN, später Willi SCHÖN.
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:Wilhelm KRACHT bietet seine Fleisch- und Wurstwaren im Katalog von 1934 an und betont, dass er einen „elektrischen Betrieb“ hat. Ein Schuhmacher wird im Ort gebraucht, als erster kommt Fritz STEFFEN, später Willi SCHÖN.
  
Die Versorgung mit frischen Backwaren für die Gäste in den Pensionen und Zimmern der Einwohnern war ein gutes Geschäft, so dass die Bäckerei GEHRMANN an der Hauptstraße vom Bäcker Erich HAUFF weiter geführt wird und in der heutigen Fischerstraße ist der Bäcker Walter DÖRING recht fleißig. Familie GRAUMANN, gegenüber vom Laden Paul Wiecks, verkauft frisches Gemüse und Obst. Emmi SCHLORF hat im Sommer am Strandzugang eine kleine Milchhalle. Der Schneider Karl WODRICH näht die meisten Stücke wie Hosen, Jacken und auch Segel für die Zempiner.
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:Die Versorgung mit frischen Backwaren für die Gäste in den Pensionen und Zimmern der Einwohnern war ein gutes Geschäft, so dass die Bäckerei GEHRMANN an der Hauptstraße vom Bäcker Erich HAUFF weiter geführt wird und in der heutigen Fischerstraße ist der Bäcker Walter DÖRING recht fleißig. Familie GRAUMANN, gegenüber vom Laden Paul Wiecks, verkauft frisches Gemüse und Obst. Emmi SCHLORF hat im Sommer am Strandzugang eine kleine Milchhalle. Der Schneider Karl WODRICH näht die meisten Stücke wie Hosen, Jacken und auch Segel für die Zempiner.
  
Die Gästezahlen steigen zu DDR-Zeiten stark an. Es gab bis zu 400 „Außenbetten“ (d.h. die Gäste schlafen bei Einwohnern und werden zentral versorgt). Aber auch durch den größer werdenden Zeltplatz und die Betriebsferienheime für Kinder und Arbeiter wird es mit der Versorgung immer schwieriger. Die Betriebe lagern auch einige Dinge wie z.B. Bier waggonweise ein, damit ihre Urlauber gut versorgt werden können.  
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:Die Gästezahlen steigen zu DDR-Zeiten stark an. Es gab bis zu 400 „Außenbetten“ (d.h. die Gäste schlafen bei Einwohnern und werden zentral versorgt). Aber auch durch den größer werdenden Zeltplatz und die Betriebsferienheime für Kinder und Arbeiter wird es mit der Versorgung immer schwieriger. Die Betriebe lagern auch einige Dinge wie z.B. Bier waggonweise ein, damit ihre Urlauber gut versorgt werden können.  
  
So wird 1977 von den Betrieben, die ihre Urlauber in Zempin untergebracht haben, eine Kaufhalle gebaut. Diese wird dann dem KONSUM übergeben. Nach der Wende kauft Frau Marlies THUROW das Grundstück und bewirtschaftet es als „Frischemarkt“ mit einem reichhaltigen Angebot.
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:So wird 1977 von den Betrieben, die ihre Urlauber in Zempin untergebracht haben, eine Kaufhalle gebaut. Diese wird dann dem KONSUM übergeben. Nach der Wende kauft Frau Marlies THUROW das Grundstück und bewirtschaftet es als „Frischemarkt“ mit einem reichhaltigen Angebot.
  
'''Senta Wodrich (1920-2002)''' berichtete mit fast 80 Jahren:
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;Senta Wodrich (1920-2002) berichtete mit fast 80 Jahren
  
„Der einzige Friseur im Ort war Walter Hitel, manchmal hat er auch einem alten Einwohner einen Zahn gezogen. Im Nebenhaus war unsere alte Post bei Graumanns. Gegenüber war unser Bäckermeister Hauff, die beliebteste Verkäuferin war seine Frau Hede. Sie nahm die Kuchenbleche von Zempinern entgegen zum Abbacken. Auch in der Straße war unsere beliebteste Verkaufsstelle, weil dort Auguste Wieck liebevoll die Kunden bediente. Dann an der Ecke war das Textilgeschäft Neumann, die Tochter Neumann hat es weiter geführt. Weiter an der Hauptstraße entlang war das Haus Danzig, dort wohnte der Bahnhofsgastwirt Suhr. Es gab nur einen Schneidermeister im Dorf, mein Großvater Karl Wodrich. Er hat so manchen Hochzeitsanzug genäht und dabei nächtelang gesungen. Er war aber auch Gräberschuber (Grabstellen ausheben). Beim Kaufmann Boldt im Dorf war ein Tanzsaal. Einmal im Jahr war dort Tanz wie in ollen Zeiten. Auf einer Seite saßen die Mädchen und gegenüber die Jungmänner. Auch meine Eltern haben sich dort in Liebe zusammengefunden.„
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:<i>„Der einzige Friseur im Ort war Walter Hitel, manchmal hat er auch einem alten Einwohner einen Zahn gezogen. Im Nebenhaus war unsere alte Post bei Graumanns. Gegenüber war unser Bäckermeister Hauff, die beliebteste Verkäuferin war seine Frau Hede. Sie nahm die Kuchenbleche von Zempinern entgegen zum Abbacken. Auch in der Straße war unsere beliebteste Verkaufsstelle, weil dort Auguste Wieck liebevoll die Kunden bediente. Dann an der Ecke war das Textilgeschäft Neumann, die Tochter Neumann hat es weiter geführt. Weiter an der Hauptstraße entlang war das Haus Danzig, dort wohnte der Bahnhofsgastwirt Suhr. Es gab nur einen Schneidermeister im Dorf, mein Großvater Karl Wodrich. Er hat so manchen Hochzeitsanzug genäht und dabei nächtelang gesungen. Er war aber auch Gräberschuber (Grabstellen ausheben). Beim Kaufmann Boldt im Dorf war ein Tanzsaal. Einmal im Jahr war dort Tanz wie in ollen Zeiten. Auf einer Seite saßen die Mädchen und gegenüber die Jungmänner. Auch meine Eltern haben sich dort in Liebe zusammengefunden.„</i>
  
'''Konrad Tiefert (1919 – 2009)''' schrieb in seinen Lebenserinnerungen :
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;Konrad Tiefert (1919 – 2009) schrieb in seinen Lebenserinnerungen
  
„14 Jahre war er jetzt ….es waren schlechte Aussichten auf Verdienst für einen jungen Menschen. …. Er war zwar kräftig, aber in der Fischerei voll seinen Mann zu stehen, das konnte er noch nicht. So verdingte er sich beim Bäckermeister Hauff in Zempin zum Semmeln ausfahren. Er musste morgens um 5 Uhr da sein. Ein Rad, mit vorn einem großen Korb, stand zur Verfügung und wurde vollgepackt mit Tüten und Beuteln mit den bestellten Semmeln. Ein Mädchen aus dem Dorf half die Bestellungen vom Vortag auf die Tüten zu schreiben und die Semmeln einzutüten. Es musste alles schnell gehen, damit die Leute ihre Semmeln zum Frühstück hatten. Das Brot wurde am Vormittag mit einem Handwagen ausgefahren. Die Frau Hauff war eine nette freundliche Frau und bediente im Bäckerladen. Konrad war mal mit Kuchen für ein Hotel in Koserow an einen Baum gefahren und musste es ihr beichten. Sie blieb aber trotzdem nett und hat ihn nicht mit großen Vorwürfen bedacht."
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:<i>„14 Jahre war er jetzt ….es waren schlechte Aussichten auf Verdienst für einen jungen Menschen. …. Er war zwar kräftig, aber in der Fischerei voll seinen Mann zu stehen, das konnte er noch nicht. So verdingte er sich beim Bäckermeister Hauff in Zempin zum Semmeln ausfahren. Er musste morgens um 5 Uhr da sein. Ein Rad, mit vorn einem großen Korb, stand zur Verfügung und wurde vollgepackt mit Tüten und Beuteln mit den bestellten Semmeln. Ein Mädchen aus dem Dorf half die Bestellungen vom Vortag auf die Tüten zu schreiben und die Semmeln einzutüten. Es musste alles schnell gehen, damit die Leute ihre Semmeln zum Frühstück hatten. Das Brot wurde am Vormittag mit einem Handwagen ausgefahren. Die Frau Hauff war eine nette freundliche Frau und bediente im Bäckerladen. Konrad war mal mit Kuchen für ein Hotel in Koserow an einen Baum gefahren und musste es ihr beichten. Sie blieb aber trotzdem nett und hat ihn nicht mit großen Vorwürfen bedacht."</i>
  
 
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Datei:Kaufhalle 02 05 1975.jpg|2. Mai 1975 Eröffnung der Kaufhalle in Zempin
 
Datei:Kaufhalle 02 05 1975.jpg|2. Mai 1975 Eröffnung der Kaufhalle in Zempin
 
Datei:Frischemarkt 2010.jpg | Frischemarkt 2010
 
Datei:Frischemarkt 2010.jpg | Frischemarkt 2010
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Datei:2016 Steuerberater Zempin.jpg|2016 Steuerberater, Seestraße
 
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====Kaufhalle - Einkaufsmarkt====
 
====Kaufhalle - Einkaufsmarkt====
  
'''1975''' - Bau und Eröffnung der Kaufhalle
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;1975  
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:Bau und Eröffnung der Kaufhalle
  
 
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Datei:2022 März Entwurf Einkaufsmarkt Wohnungen 1.jpg|2022 Entwurf Einkaufsmarkt Zempin 1
 
Datei:2022 März Entwurf Einkaufsmarkt Wohnungen 1.jpg|2022 Entwurf Einkaufsmarkt Zempin 1
 
Datei:2022 März Entwurf Einkaufsmarkt 2.jpg|2022 Entwurf Einkaufsmarkt Zempin 2
 
Datei:2022 März Entwurf Einkaufsmarkt 2.jpg|2022 Entwurf Einkaufsmarkt Zempin 2
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Datei:2023 Kaufhalle Mai 1.jpg|2023 Mai - Abriss
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Datei:2023 Kaufhalle Mai 2.jpg
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Datei:2023 Kaufhalle Mai 3.jpg
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Datei:2023 Kaufhalle Mai 5.jpg
 
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Nach der Wende verkaufte die Treuhand das Gebäude mit Grundstück an Frau Thurow, die einen Edeka Frischemarkt darin errichtete.
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:Nach der Wende verkaufte die Treuhand das Gebäude mit Grundstück an Frau Thurow, die einen Edeka Frischemarkt darin errichtete.
  
Die Poststelle wurde nach der Schließung des Frischemarkts '''2020''' von der Bäckerei und Café EICHHORST in der Fischerstraße übernommen - zusätzlich werden vor Ort Getränke, einige Lebensmittel und Zeitschriften verkauft.
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:Die Poststelle wurde nach der Schließung des Frischemarkts '''2020''' von der Bäckerei und Café EICHHORST in der Fischerstraße übernommen - zusätzlich werden vor Ort Getränke, einige Lebensmittel und Zeitschriften verkauft.
  
Seit '''2020''' - Samstags von 8 - 12 Uhr findet Verkauf direkt vom Händler auf dem Schulhof statt - Bäckerei, Fleischerei, Gemüse.
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:Seit '''2020''' - Samstags von 8 - 12 Uhr findet Verkauf direkt vom Händler auf dem Schulhof statt - Bäckerei, Fleischerei, Gemüse.
  
===Personen - Leistungen für Zempin ===
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:'''2022''' findet der kleine Markt auf dem Schulhof nicht mehr statt. Einzige Einkaufsmöglichkeit für einige Lebensmittel bleibt weiterhin nur der örtliche Bäcker.
  
====Frau Dr. Soehring====
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===Personen - Verbindung mit Zempin ===
 
 
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Datei:Soehring 2001 a.jpg|Frau Dr. Soehring Teil 1
 
Datei:Soehring 2001 b.jpg| Frau Dr. Soehring Teil 2
 
Datei:Soehring 1946 Ausweise.jpg| 1946 Frau Dr. Soehring Ausweise
 
Datei:Soehring Versicherung 1.jpg|Versicherung Teil 1
 
Datei:Soehring Versicherung 2.jpg|Versicherung Teil 2
 
Datei:Soehring Arzt roter Stoff weiße Stickerei.jpg| Roter Stoff mit weißer Stickerei - Arzt
 
Datei:Soehring Bescheinigung Siegel SPD Ortsgruppe Zempin.jpg|Bescheinigungen Siegel SED Ortsgruppe Zempin
 
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====Burghardt, Max Prof.====
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:[[Datei:Max Burghardt Person.jpg|thumb|120px|links|Prof. Max Burghardt]]
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[https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Burghardt Max Burghardt bei Wikipedia]
  
====Prof. Max Burghardt====
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:Buch: Max Burghardt, Aufbau-Verlag 1976
[[Datei:Max Burghardt Person.jpg|thumb|100px|links|Prof. Max Burghardt]]
 
[https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Burghardt Max Burghardt bei Wikipedia]
 
  
geb. 1893 in Wickendorf bei Schwerin &#8224; 1977 in Berlin
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:geb. 1893 in Wickendorf bei Schwerin &#8224; 1977 in Berlin
  
Seine Urne befand sich auf dem Sozialistenfriedhof in Berlin-Lichtenberg.  
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:Seine Urne befand sich auf dem Sozialistenfriedhof in Berlin-Lichtenberg.  
  
Nach der Wende hat Frau Marianne Burghardt die Urne nach Zempin auf den Friedhof gebracht.
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:Nach der Wende hat Frau Marianne Burghardt die Urne nach Zempin auf den Friedhof gebracht.
  
Für die Schule Zempin hat er nach Kriegsende Musikinstrumente gesponsert. Er hat die Ortsgruppe der Volksolidarität unterstützt und für das Krankenhaus in Koserow 10.000 DM für die Dacheindeckung übergeben.
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:Für die Schule Zempin hat er nach Kriegsende Musikinstrumente gesponsert. Er hat die Ortsgruppe der Volksolidarität unterstützt und für das Krankenhaus in Koserow 10.000 DM für die Dacheindeckung übergeben.
  
 
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Datei:1982 Burghardt.jpg|Namensgebung
 
Datei:1982 Burghardt.jpg|Namensgebung
Datei:1986 aus Wolgastbuch.jpg |[https://www.ortschroniken-mv.de/images/4/41/1986_Max_Burghardt.pdf 1986 Max Burghardt.pdf] Wolgastbuch
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Datei:1986 aus Wolgastbuch.jpg |[https://www.ortschroniken-mv.de/images/4/41/1986_Max_Burghardt.pdf |[[medium:1986_Max_Burghardt.pdf| 1986 Max Burghardt Wolgastbuch - pdf]]
 
Datei:1999 De Amtsspeigel Burghardt.jpg| 1999 aus "De Amtsspeigel"
 
Datei:1999 De Amtsspeigel Burghardt.jpg| 1999 aus "De Amtsspeigel"
 
Datei:1999 Marianne Burghardt.jpg|1999 Marianne Burghardt
 
Datei:1999 Marianne Burghardt.jpg|1999 Marianne Burghardt
 
Datei:Grabstein Burghardt Zempin.JPG|Grabstein auf dem Friedhof Zempin
 
Datei:Grabstein Burghardt Zempin.JPG|Grabstein auf dem Friedhof Zempin
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====Barbara Wieck====
 
 
 
* 26. Februar 1951 in Koserow, wurde in Zempin groß.
 
  
Sie ist eine deutsche Leichtathletin und '''Olympiateilnehmerin''' 1968 in Mexiko, die – für die DDR startend – in den 1960er Jahren eine erfolgreiche 800-Meter-Läuferin war.
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====Schwenzen, Per====
Ihr größter Erfolg ist der Sieg bei den Europäischen Hallenspielen 1969.
 
  
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Barbara_Wieck Barbara Wieck bei Wikipedia]
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* [https://de.wikipedia.org/wiki/Per_Schwenzen Per Schwenzen bei Wikipedia]  
  
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Hatte Grundstück in Zempin in der Dorfstraße - Flur 1, 390 war auf Emmi Schwenzen geb. Rudolph bis 1954 eingetragen, Berlin Charlottenburg,
  
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Per Schwenzen, * 3. Februar 1899 in Moss, Norwegen; † 4. November 1984 in Pullach
Datei:Barbara Wieck.jpg |Titel der Zeitschrift "Neues Leben"
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war ein norwegischer Kabarettist und Drehbuchautor.
Datei:1969 Barba Wieck 1.jpg |1969 Artikel im Heft Wolgast 20 Jahre DDR Teil 1
 
Datei:1969 Barbara Wieck 2.jpg |1969 Artikel im Heft Wolgast 20 Jahre DDR Teil 2
 
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====Johannes Tiemens====
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Schwenzen kam nach dem Ersten Weltkrieg nach Berlin. Dort wurde er in den 1920er Jahren als Conférencier, Kabarettist und Kabarett-Autor bekannt. Zu seinen Wirkungsstätten gehörten das Café Größenwahn, das Kabarett der Komiker und die Wilde Bühne.
[[Datei:2020 Johann Tiemens.jpg|thumb|180px|rechts|Johannes Tiemens]]
 
Er kam nach der Wende nach Zempin und fand Gefallen an den Villen in der Waldstraße. Diese Häuser sind eine verkleinerte "Bäderarchitektur". Teilweise waren zu DDR Zeiten Wohnungen daraus entstanden oder der FDGB hatte die Häuser angemietet.
 
  
Er kommt aus Hamburg und hatte eine Erbschaft von einem Onkel gemacht, der einen Mühlenbetrieb hatte. Er schaute sich alte Postkarten an und versuchte den alten Glanz der Häuser wiederherzustellen. Es ist ihm gelungen. Die Gemeinde Zempin ist ihm sehr dankbar, dass er diese schöne Straße am Küstenwald hat wieder erstrahlen lassen. Heute sind diese Villen eine Augenweite.
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Während der Zeit des Nationalsozialismus schrieb er – oft im Team mit anderen Autoren – Filmdrehbücher für Krimis und Komödien (wie 13 Stühle mit Heinz Rühmann und Hans Moser). Daneben verfasste er Bühnenstücke und übersetzte Werke norwegischer Autoren.
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=== Krumme Kiefer von Zempin===
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Nach dem Krieg konnte er seine Arbeit als Drehbuchautor problemlos fortsetzen. Einer seiner größten Erfolge wurde 1955 Ich denke oft an Piroschka mit Liselotte Pulver in der Hauptrolle. Mehrere seiner Drehbücher waren speziell auf Hans Albers zugeschnitten. Einige Filmstorys wurden auch zu Romanen umgearbeitet, für die Schwenzen als Mitautor verantwortlich zeichnete.
  
Beim Sammeln von Postkarten kam mir diese interessante Karte von Zempin in die Hände und die Gedanken kreisten um den Baum.
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Darüber hinaus war Per Schwenzen als Musical-Librettist und (vor allem in den 1970er Jahren) als Hörspielautor tätig.
Ja, da ist er noch, aber fast zugeweht oder zugeschaufelt? Dicker ist er auch geworden in den vielen Jahren. Wie alt mag er sein? Welche Stürme und Sturmfluten hat er schon überlebt, ein Windflüchter, wie man in der Schule gelernt hat, aber so krumm? Hat ihn jemand als kleines Pflänzchen getreten, vielleicht ein Pferd?
 
  
Viele Jahre war er als „Seltenheit“ bestaunt, wie die Postkarten zeigen. Der Zempiner Maler [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Insel_Usedom#Hugo_Scheele HUGO SCHEELE] hat ihn mehrmals dokumentiert, als Federzeichnung, als Linolschnitt und in Gedichten.
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Bekannt ist der Film 1955 - Ich denke oft an Piroschka
  
Einen starken Charakter hat er der Kiefer zugeschrieben mit einem großen Lebenswillen, wohl auch gedacht als Leitbild für die Menschen. Die Gedichte und Kunstwerke von Hugo Scheele zeigen, wie sehr er sich mit der Insel Usedom, ihrer Geschichte, ihrer Natur und ihren Menschen beschäftigt hat.
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Datei:Schwenzen Per Drehbuch 1.jpg|Gitarren der Liebe 1
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Datei:Schwenzen Per Drehbuch 2.jpg|Gitarren der Liebe 2
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Das Gelände war verändert worden, als die V1 Rampen gebaut wurden. Dadurch war die Form des Baumes nicht gleich zu erkennen.
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====Soehring, Frau Dr.====
  
Die krumme Kiefer ist heute wieder eingezäunt, aber da sie nicht mehr so frei steht, fällt sie vielen Einwohner und Gästen gar nicht auf. Sie steht neben der Kurmuschel bei einem kleinen Pavillon, der als Unterstand für Wanderer dient. Auch Hinweistafeln des Orts- und Naturlehrpfades und Bänke stehen um sie herum. So kann man dort verweilen und Zwiesprache halten mit dem durch Wind und Wetter geprägten Baum.
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Datei:Soehring 2001 a.jpg|Frau Dr. Soehring Teil 1
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Datei:Soehring 2001 b.jpg| Frau Dr. Soehring Teil 2
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Datei:Soehring 1946 Ausweise.jpg| 1946 Frau Dr. Soehring Ausweise
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Datei:Soehring Versicherung 1.jpg|Versicherung Teil 1
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Datei:Soehring Versicherung 2.jpg|Versicherung Teil 2
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Datei:Soehring Arzt roter Stoff weiße Stickerei.jpg| Roter Stoff mit weißer Stickerei - Arzt
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Datei:Soehring Bescheinigung Siegel SPD Ortsgruppe Zempin.jpg|Bescheinigungen Siegel SED Ortsgruppe Zempin
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====Tiemens Johannes====
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[[Datei:2020 Johann Tiemens.jpg|thumb|140px|rechts|Johannes Tiemens]]
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:Er kam nach der Wende nach Zempin und fand Gefallen an den Villen in der Waldstraße. Diese Häuser sind eine verkleinerte [https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%A4derarchitektur "Bäderarchitektur"]. Teilweise waren zu DDR Zeiten Wohnungen daraus entstanden oder der FDGB hatte die Häuser angemietet.
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:Er kommt aus Hamburg und hatte eine Erbschaft von einem Onkel gemacht, der einen Mühlenbetrieb hatte. Er schaute sich alte Postkarten an und versuchte den alten Glanz der Häuser wiederherzustellen. Es ist ihm gelungen. Die Gemeinde Zempin ist ihm sehr dankbar, dass er diese schöne Straße am Küstenwald hat wieder erstrahlen lassen. Heute sind diese Villen eine Augenweite.
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====Wieck, Barbara====
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:[https://de.wikipedia.org/wiki/Barbara_Wieck Barbara Wieck bei Wikipedia]
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:'' *'' 26. Februar 1951 in Koserow, wurde in Zempin groß.
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:Sie ist eine deutsche Leichtathletin und '''Olympiateilnehmerin''' 1968 in Mexiko, die – für die DDR startend – in den 1960er Jahren eine erfolgreiche 800-Meter-Läuferin war.
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:Ihr größter Erfolg ist der Sieg bei den Europäischen Hallenspielen 1969.
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Datei:Barbara Wieck.jpg |Titel der Zeitschrift "Neues Leben"
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Datei:1969 Barba Wieck 1.jpg |1969 Artikel im Heft Wolgast 20 Jahre DDR Teil 1
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Datei:1969 Barbara Wieck 2.jpg |1969 Artikel im Heft Wolgast 20 Jahre DDR Teil 2
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=== Krumme Kiefer von Zempin===
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:Beim Sammeln von Ansichtskarten kam mir diese interessante Karte von Zempin in die Hände und die Gedanken kreisten um den Baum.
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:Ja, da ist er noch, aber fast zugeweht oder zugeschaufelt? Dicker ist er auch geworden in den vielen Jahren. Wie alt mag er sein? Welche Stürme und Sturmfluten hat er schon überlebt, ein Windflüchter, wie man in der Schule gelernt hat, aber so krumm? Hat ihn jemand als kleines Pflänzchen getreten, vielleicht ein Pferd?
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:Viele Jahre war er als „Seltenheit“ bestaunt, wie die Ansichtskarten zeigen. Der Zempiner Maler [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Insel_Usedom#Hugo_Scheele HUGO SCHEELE] hat ihn mehrmals dokumentiert, als Federzeichnung, als Linolschnitt und in Gedichten.
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:Einen starken Charakter hat er der Kiefer zugeschrieben mit einem großen Lebenswillen, wohl auch gedacht als Leitbild für die Menschen. Die Gedichte und Kunstwerke von Hugo Scheele zeigen, wie sehr er sich mit der Insel Usedom, ihrer Geschichte, ihrer Natur und ihren Menschen beschäftigt hat.
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:Das Gelände war verändert worden, als die V1 Rampen gebaut wurden. Dadurch war die Form des Baumes nicht gleich zu erkennen.
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:''Die krumme Kiefer ist heute wieder eingezäunt, aber da sie nicht mehr so frei steht, fällt sie vielen Einwohner und Gästen gar nicht auf. Sie steht neben dem alten Kurpavillon am Ostende des Campingplatzes. Auch Hinweistafeln des Orts- und Naturlehrpfades und Bänke stehen um sie herum. So kann man dort verweilen und Zwiesprache halten mit dem durch Wind und Wetter geprägten Baum.''
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:* geschrieben 2002
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:Und 2020 ist nun alles verändert, die Ruine des FDGB-Heim Frieden ehem. Strandhotel wurde abgerissen. Der Platz um die "''Krumme Kiefer''" ist eingeebnet. Neue Info-Tafeln sind schon bereit zur Anbringung, die Kiefernreste werden wohl entfernt werden müssen. Bilder erinnern an den so tapferen Baum.
  
''Geschrieben 2002''
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;2021
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:die Kiefernreste stehen weiterhin
  
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;2022
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:die Windungen der Kiefer sind nicht mehr zu sehen und der Rest wird als Schaukel genutzt
  
Und 2020 ist nun alles verändert, die Ruine FDGB-Heim Frieden ehem. Strandhotel wurde abgerissen. Der Platz um die "Krumme Kiefer" ist eingeebnet. Neue Info-Tafeln sind schon bereit zur Anbringung, die Kiefernreste werden wohl entfernt werden müssen. Bilder erinnern an den so tapferen Baum.
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* [[Hugo Scheele - Künstler Usedom Sammlung|Hugo Scheele Sammlung]]
  
2021 - die Kiefernreste stehen weiterhin
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* [[Künstler Insel Usedom#Scheele.2C Hugo|Hugo Scheele Künstler]]
  
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Datei:Krumme kiefer scheele.jpg|Hugo Scheele Postkarte
 
Datei:Krumme kiefer scheele.jpg|Hugo Scheele Postkarte
 
Datei:1929 007 Krumme Kiefer Personen.jpg|1929 Krumme Kiefer
 
Datei:1929 007 Krumme Kiefer Personen.jpg|1929 Krumme Kiefer
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Datei:Krumme Kiefer Zempin.JPG|2018 Blick zur See
 
Datei:Krumme Kiefer Zempin.JPG|2018 Blick zur See
 
Datei:2018 Rest krumme Kiefer.jpg|2018 gestützt
 
Datei:2018 Rest krumme Kiefer.jpg|2018 gestützt
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Datei:Zempin krumme Kiefer 2022.jpg|2022
 
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===Alte Eiche am Achterwasser===
 
===Alte Eiche am Achterwasser===
  
Der Umfang von 4,30 m weist auf ein Alter von ca. 400 Jahren hin. Wie viele Generationen haben im Schatten des Baumes gesessen, gespielt, aufs Achterwasser geschaut, dabei sich gefragt, ob die Männer vom Fang wieder gesund nach Hause kommen?
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:Der Umfang von 4,30 m weist auf ein Alter von ca. 400 Jahren hin. Wie viele Generationen haben im Schatten des Baumes gesessen, gespielt, aufs Achterwasser geschaut, dabei sich gefragt, ob die Männer vom Fang wieder gesund nach Hause kommen?
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:Wer hat sie gepflanzt? War es ein Zeichen einer Eigentumsgrenze? Hat diesen Baum eine Familie gepflanzt zum Andenken an einen Verstorbenen? Oder hatte nur ein Eichelhäher ein Nahrungsdepot angelegt?
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:Die Eiche ist immer ein Richtzeichen für die Fischer auf dem Wasser, nach denen sie Ihre Netze setzen oder bei Dämmerung sich orientieren zur Heimfahrt.
  
Wer hat sie gepflanzt? War es ein Zeichen einer Eigentumsgrenze? Hat diesen Baum eine Familie gepflanzt zum Andenken an einen Verstorbenen? Oder hatte nur ein Eichelhäher ein Nahrungsdepot angelegt?
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:Unsere Eiche ist eine '''Stieleiche''' (Quercus robur), auch Sommereiche oder Deutsche Eiche genannt. Solch eine Eiche kann 500 bis 1000 Jahre alt werden. Die Eichen haben kräftige Pfahlwurzeln und sind damit äußerst sturmfest. So kennen wir die Sprichwörter: Je größer die Stürme, desto fester wurzelt die Eiche – oder: Aus alten Eichen lässt sich viel Holz schlagen.
Die Eiche ist immer ein Richtzeichen für die Fischer auf dem Wasser, nach denen sie Ihre Netze setzen oder bei Dämmerung sich orientieren zur Heimfahrt.
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:Im Jahre 1989 wurde die Stieleiche zum Baum des Jahres ernannt.
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:Das feste Holz der Eiche diente zum Hausbau (Fachwerk) und zum Bootsbau.
  
Unsere Eiche ist eine Stieleiche (Quercus robur), auch Sommereiche oder Deutsche Eiche genannt. Solch eine Eiche kann 500 bis 1000 Jahre alt werden. Die Eichen haben kräftige Pfahlwurzeln und sind damit äußerst sturmfest. So kennen wir die Sprichwörter: Je größer die Stürme, desto fester wurzelt die Eiche – oder: Aus alten Eichen lässt sich viel Holz schlagen.
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:Die Eigenschaften der Eiche finden in Deutschland seit langer Zeit Anerkennung durch die Übernahme in die Symbolik.
Im Jahre 1989 wurde die Stieleiche zum Baum des Jahres ernannt.
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:„Eichenlaub“ symbolisiert militärische Rang- und Ehrenzeichen und auf vielen deutschen Münzen war das Eichenblatt geprägt: Goldmark, Reichsmark, Mark der DDR und Deutsche Mark. :Bei den deutschen Euromünzen sind die Rückseiten des 1 ct, 2 ct und 5 ct Stück mit Eichenblättern und Eicheln verziert.
Das feste Holz der Eiche diente zum Hausbau (Fachwerk) und zum Bootsbau.
 
  
Die Eigenschaften der Eiche finden in Deutschland seit langer Zeit Anerkennung durch die Übernahme in die Symbolik.
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„Eichenlaub“ symbolisiert militärische Rang- und Ehrenzeichen und auf vielen deutschen Münzen war das Eichenblatt geprägt: Goldmark, Reichsmark, Mark der DDR und Deutsche Mark. Bei den deutschen Euromünzen sind die Rückseiten des 1 ct, 2 ct und 5 ct Stück mit Eichenblättern und Eicheln verziert.
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Datei:003 Stieleiche.jpg|Stieleiche
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Datei:Eiche Zempin Zeitung.jpg|Eiche umarmen - siehe auch [[Zempin Lebensl%C3%A4ufe#L.C3.BCderh.C3.B6fe in Zempin|Weide in Zempin]]
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Wald umgab schon früher die wenigen Siedlungen und bearbeiteten Felder in unserer Gegend. So war zwischen Zempin und Zinnowitz ein heiliger Hain.
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:Wald umgab schon früher die wenigen Siedlungen und bearbeiteten Felder in unserer Gegend. :So war zwischen Zempin und Zinnowitz ein heiliger Hain.
  
Gadebusch schreibt in seiner Chronik des Jahres 1863: „Im Jahre 1128, als Otto von Bamberg von der Burg Usedom nach Wolgast ziehen wollte, um die Menschen zu taufen begab sich folgendes:
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:Gadebusch schreibt in seiner Chronik des Jahres 1863: „''Im Jahre 1128, als Otto von Bamberg von der Burg Usedom nach Wolgast ziehen wollte, um die Menschen zu taufen begab sich folgendes:''
  
''"Ein heidnischer Priester, als Gott Borowitt verkleidet, erschien in der Dämmerung vorüberziehenden Landsleuten in dem geheiligten Haine beym Zitz (später genannt Zinnowitz) im Lande Usedom und stieß schreckliche Drohungen gegen die Wolgaster aus, sofern sie den fremden Gott annehmen würden.“''
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:''"Ein heidnischer Priester, als Gott Borowitt verkleidet, erschien in der Dämmerung vorüberziehenden Landsleuten in dem geheiligten Haine beym Zitz (später genannt Zinnowitz) im Lande Usedom und stieß schreckliche Drohungen gegen die Wolgaster aus, sofern sie den fremden Gott annehmen würden.“''
  
In der Schwedischen Landesbeschreibung von 1693 wird um die kleine Siedlung Zempin der viele Wald beschrieben und so ist eine Fläche nördlich als Mischwald aus Eichen und Kiefern beschrieben und dass entlang des Achterwassers in westliche Richtung das Eskhold liegt, ein Bruch aus Eichen und Eschen (heute Flurbezeichnung eines Teiles als Eschholz).
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:In der Schwedischen Landesbeschreibung von 1693 wird um die kleine Siedlung Zempin der viele Wald beschrieben und so ist eine Fläche nördlich als Mischwald aus Eichen und Kiefern beschrieben und dass entlang des Achterwassers in westliche Richtung das Eskhold liegt, ein Bruch aus Eichen und Eschen (heute Flurbezeichnung eines Teiles als Eschholz).
  
Es steht weiter geschrieben: ''„Der Eichenwald ist meistens wegen seiner Mast zu schätzen, weil er knorrig und kurz ist, aber wenn die Jahre kommen, trägt er ziemlich üppige Mast. Deshalb ist es für die Einwohner sehr beschwerlich, daß sie da entweder dem Amtsherren soviel geben, wie er begehrt, oder sie müssen ihre Schweine vom Hof fortjagen, weil die Eichen so nahe an deren Ackerfeldern stehen, daß sie diese unmöglich von dort fernhalten können.“''
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:Es steht weiter geschrieben: ''„Der Eichenwald ist meistens wegen seiner Mast zu schätzen, weil er knorrig und kurz ist, aber wenn die Jahre kommen, trägt er ziemlich üppige Mast. :Deshalb ist es für die Einwohner sehr beschwerlich, daß sie da entweder dem Amtsherren soviel geben, wie er begehrt, oder sie müssen ihre Schweine vom Hof fortjagen, weil die Eichen so nahe an deren Ackerfeldern stehen, daß sie diese unmöglich von dort fernhalten können.“''
  
Für die Eichelmast der Schweine hatten die Einwohner also Steuern an den Amtsherren (Sitz im Schloss Pudagla) zu leisten.  
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:Für die Eichelmast der Schweine hatten die Einwohner also Steuern an den Amtsherren (Sitz im Schloss Pudagla) zu leisten.  
Aus dieser Zeit stammt auch der Spruch: Auf den Eichen wächst der beste Schinken.
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:Aus dieser Zeit stammt auch der Spruch: ''Auf den Eichen wächst der beste Schinken''.
  
Aber unserem Wald ging es durch die Kriegszeiten oft recht schlecht.
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:Aber unserem Wald ging es durch die Kriegszeiten oft recht schlecht.
Die Insel Usedom war ab 1720 zu Preußen gekommen. Die Peene war die Grenze zwischen Schweden und Preußen bis 1815.
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:Die Insel Usedom war ab 1720 zu Preußen gekommen. Die Peene war die Grenze zwischen Schweden und Preußen bis 1815.
In der Festschrift zur 600 Jahrfeier des Seebades Zinnowitz beschreibt Robert Burkhardt folgenden Vorfall:
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:In der Festschrift zur 600 Jahrfeier des Seebades Zinnowitz beschreibt Robert Burkhardt folgenden Vorfall:
  
''„Im Frühjahr 1758 waren die Preußischen Truppen tief in Schwedisch-Pommern eingedrungen und hatten dort Steuern und Abgaben erhoben; nun rächten sich die Schweden dadurch, dass sie die Zinnowitzer und Pudaglaer Forsten (es ist der gesamte Küstenwald, als königliches Eigentum gemeint) niederhauen und das Holz für eigene Rechnung verkaufen ließen. Sie gaben sogar der Stadt Wolgast die Erlaubnis, sich freies Bau- und Brennholz aus den preußischen Forsten zu holen. Die Bürger nahmen das Danaergeschenk (Geschenk des Unglücks) an und zogen mit Ross und Wagen nach Zinnowitz, so dass in kurzer Zeit der schöne Eichenwald zugrunde gerichtet war. Der Heidereiter (Förster), der seiner beschworenen Pflicht gemäß das königliche Eigentum retten wollte, wurde halbtot geschlagen.“''
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:''„Im Frühjahr 1758 waren die Preußischen Truppen tief in Schwedisch-Pommern eingedrungen und hatten dort Steuern und Abgaben erhoben; nun rächten sich die Schweden dadurch, dass sie die Zinnowitzer und Pudaglaer Forsten (es ist der gesamte Küstenwald, als königliches Eigentum gemeint) niederhauen und das Holz für eigene Rechnung verkaufen ließen. Sie gaben sogar der Stadt Wolgast die Erlaubnis, sich freies Bau- und Brennholz aus den preußischen Forsten zu holen. Die Bürger nahmen das Danaergeschenk (Geschenk des Unglücks) an und zogen mit Ross und Wagen nach Zinnowitz, so dass in kurzer Zeit der schöne Eichenwald zugrunde gerichtet war. Der Heidereiter (Förster), der seiner beschworenen Pflicht gemäß das königliche Eigentum retten wollte, wurde halbtot geschlagen.“''
  
Zu diesem Zeitpunkt war unsere Eiche ca. 100 Jahre alt. Wurde sie gerettet, weil sie im Ort und nicht im Küstenwald stand? Haben die Einwohner ihre Eiche beschützt?  
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:Zu diesem Zeitpunkt war unsere Eiche ca. 100 Jahre alt. Wurde sie gerettet, weil sie im Ort und nicht im Küstenwald stand? Haben die Einwohner ihre Eiche beschützt?  
  
Die Eicheln haben aber nicht nur als Futter für die Schweine gedient, sondern auch in Notzeiten als Nahrung für die Menschen. Im Gedächtnis bei älteren Einwohnern sind die schweren Nachkriegsjahre des I. und II. Weltkrieges, wo man sich auch des Nährwertes der Eicheln entsann und sie verarbeitete.
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:Die Eicheln haben aber nicht nur als Futter für die Schweine gedient, sondern auch in Notzeiten als Nahrung für die Menschen. Im Gedächtnis bei älteren Einwohnern sind die schweren Nachkriegsjahre des I. und II. Weltkrieges, wo man sich auch des Nährwertes der Eicheln entsann und sie verarbeitete.
  
Dazu müssen die geschälten und zerstoßenen Eicheln durch mehrmaliges Baden im Wasser allmählich von den wasserlöslichen Gerbstoffen befreit werden. Danach können sie, z.B. als Mehlersatz für Breie und Kuchen oder als Kaffeeersatz (Muckefuck) verarbeitet werden.
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:Dazu müssen die geschälten und zerstoßenen Eicheln durch mehrmaliges Baden im Wasser allmählich von den wasserlöslichen Gerbstoffen befreit werden. Danach können sie, z.B. als Mehlersatz für Breie und Kuchen oder als Kaffeeersatz (Muckefuck) verarbeitet werden.
  
Unsere Eiche ist heute ein „Solitärbaum“, also etwas Besonderes. Eine beeindruckende Erscheinung, und wir sollten sie mit Achtung und Ehrfurcht betrachten und alles tun, damit noch viele Zempiner Generationen sich an diesem Baum erfreuen können.
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:Unsere Eiche ist heute ein „Solitärbaum“, also etwas Besonderes. Eine beeindruckende Erscheinung, und wir sollten sie mit Achtung und Ehrfurcht betrachten und alles tun, damit noch viele Zempiner Generationen sich an diesem Baum erfreuen können.
  
  
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Datei:001 pk093.JPG|Postkarte
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Datei:001 pk093.JPG|Ansichtskarte
 
Datei:002 Eiche Frühling.jpg|Frühling
 
Datei:002 Eiche Frühling.jpg|Frühling
 
Datei:Blätter Eiche Zempin.JPG|Blätter
 
Datei:Blätter Eiche Zempin.JPG|Blätter
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===Hafen in Zempin am Achterwasser===
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:Die ersten Bewohner von Zempin siedelten am Achterwasser. So konnten sie das Jahr über Fische fangen, um vom karken sandigen Boden überhaupt überleben zu können. Mit dem Boot konnten sie auch andere Orte über den Peenestrom erreichen.
  
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:Erst waren es nur Fischerboote. Später kamen auch kleine Sportboote mit Segel dazu. Nach der Wende ist der eingezäunte Hafen ein Sportboothafen.
Datei:003 Stieleiche.jpg|Stieleiche
 
Datei:Eiche Zempin Zeitung.jpg|Eiche umarmen [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Zempin_Lebensl%C3%A4ufe#L.C3.BCderh.C3.B6fe_in_Zempin siehe auch Weide in Zempin]
 
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===Hafen in Zempin am Achterwasser===
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:Der Hafen ist ein beliebtes Fotomotiv für Zempin und die Insel Usedom geworden.
  
Die ersten Bewohner von Zempin siedelten am Achterwasser. So konnten sie das Jahr über Fische fangen, um vom karken sandigen Boden überhaupt überleben zu können. Mit dem Boot konnten sie auch andere Orte über den Peenestrom erreichen.
 
  
Erst waren es nur Fischerboote. Später kamen auch kleine Sportboote mit Segel dazu. Nach der Wende ist der eingezäunte Hafen ein Sportboothafen.
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Der Hafen ist ein beliebtes Fotomotiv für Zempin und die Insel Usedom geworden.
 
 
 
 
 
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Datei:1995 Hafen Zempin.jpg|1995 Hafen Zempin
 
Datei:1995 Hafen Zempin.jpg|1995 Hafen Zempin
 
Datei:1998 Nylon Netze Hintergrund Wochenendhaus Schön Hof.jpg|1998 Nylonnetze Wochenendhaus Schön, später abgerissen.
 
Datei:1998 Nylon Netze Hintergrund Wochenendhaus Schön Hof.jpg|1998 Nylonnetze Wochenendhaus Schön, später abgerissen.
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Datei:Heft 1 Deckel.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/4/47/Zempiner_Fischrezepte_1.pdf |Fischrezepte Nr. 1 pdf
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Datei:Heft 1 Deckel.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/4/47/Zempiner_Fischrezepte_1.pdf |[[medium:Zempiner_Fischrezepte_1.pdf|Fischrezepte Nr. 1 - pdf]]
Datei:Heft2 Deckel.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/d/de/Zempiner_Fischrezepte_2.pdf |Fischrezepte Nr. 2 pdf
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Datei:Heft2 Deckel.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/d/de/Zempiner_Fischrezepte_2.pdf |[[medium:Zempiner_Fischrezepte_2.pdf|Fischrezepte Nr. 2 - pdf]]
Datei:Heft 3 Deckel.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/1/1d/Zempiner_Backrezepte_3.pdf |Backrezepte Nr. 3 pdf
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Datei:Heft 3 Deckel.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/1/1d/Zempiner_Backrezepte_3.pdf |[[medium:Zempiner_Backrezepte_3.pdf|Backrezepte Nr. 3 - pdf]]
Datei:Heft 4 Deckel.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/c/c8/Zempiner_R%2B%C3%B1ucherheft_4.pdf |Räucherheft Nr. 4 pdf
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Datei:Heft 4 Deckel.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/c/c8/Zempiner_R%2B%C3%B1ucherheft_4.pdf |[[medium:Zempiner_R%2B%C3%B1ucherheft_4.pdf|Räucherheft Nr. 4 - pdf]]
Datei:Heft 5 Nachauflage vorn.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/c/c5/Zempiner_Wanderungen_5.pdf |Wanderungen Nr. 5 pdf
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Datei:Heft 5 Nachauflage vorn.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/c/c5/Zempiner_Wanderungen_5.pdf |[[medium:Zempiner_Wanderungen_5.pdf|Wanderungen Nr. 5 - pdf]]
Datei:Heft 6 Deckblatt.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/2/27/Zempiner_Kuchen-_und_Brotrezepte_6.pdf |Kuchen und Brot Nr. 6 pdf
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Datei:Heft 6 Deckblatt.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/2/27/Zempiner_Kuchen-_und_Brotrezepte_6.pdf |[[medium:Zempiner_Kuchen-_und_Brotrezepte_6.pdf|Kuchen und Brot Nr. 6 - pdf]]
Datei:Gedichtsband Titel a.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/1/10/Gedichtsband_Zempin_2021.pdf   |Gedichte über Zempin und Usedom pdf
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Datei:Gedichtsband Titel a.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/1/10/Gedichtsband_Zempin_2021.pdf |[[medium:Gedichtsband_Zempin_2021.pdf|Gedichte über Zempin und Usedom - pdf]]
 
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===Zempiner Wanderwege===
 
===Zempiner Wanderwege===
  
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:* [[Zempin#Orts- und Naturlehrpfad Tafeln| Orts- und Naturlehrpfad Tafeln]]
  
* [https://www.alltrails.com/de/explore/map/alt-zempiner-weg-gruner-fisch?referrer=gpsies Grüner Fisch]
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:* [https://www.alltrails.com/de/explore/map/alt-zempiner-weg-gruner-fisch?referrer=gpsies Grüner Fisch]
  
* [https://www.alltrails.com/explore/map/grosser-rundweg-zempin-blauer-fisch?referrer=gpsies Blauer Fisch]
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:* [https://www.alltrails.com/explore/map/grosser-rundweg-zempin-blauer-fisch?referrer=gpsies Blauer Fisch]
  
* [https://www.alltrails.com/explore/map/seebadweg-zempin-roter-fisch?referrer=gpsies Roter Fisch]
+
:* [https://www.alltrails.com/explore/map/seebadweg-zempin-roter-fisch?referrer=gpsies Roter Fisch]
  
  
 
====Zempin Orte finden mit GPS====
 
====Zempin Orte finden mit GPS====
  
* [https://www.geocaching.com/geocache/GC1MHDG_zempin-angelhafen Zempin Angelhafen]
+
:* [https://www.geocaching.com/geocache/GC1MHDG_zempin-angelhafen Zempin Angelhafen]
  
* [https://www.geocaching.com/geocache/GCZ4Z8_altes-fischerdorf-usedom Altes Fischerdorf]
+
:* [https://www.geocaching.com/geocache/GCZ4Z8_altes-fischerdorf-usedom Altes Fischerdorf]
  
* [https://www.geocaching.com/geocache/GC2J3HE_uns-olle-schaul Alte Schule]
+
:* [https://www.geocaching.com/geocache/GC2J3HE_uns-olle-schaul Alte Schule]
  
* [https://www.geocaching.com/geocache/GC1D1XJ_die-verschwundene-windmuhle Verschwundene Windmühle]
+
:* [https://www.geocaching.com/geocache/GC1D1XJ_die-verschwundene-windmuhle Verschwundene Windmühle]
  
* [https://www.geocaching.com/geocache/GCN5GM_usedom-raketenspuren-3 Raketenspuren]
+
:* [https://www.geocaching.com/geocache/GCN5GM_usedom-raketenspuren-3 Raketenspuren]
  
 
===Sport und Pioniertreffen in der DDR===
 
===Sport und Pioniertreffen in der DDR===
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Datei:1952 Pioniertreffen 1.jpg|1952 Porzellan Dresden
 
Datei:1952 Pioniertreffen 1.jpg|1952 Porzellan Dresden
 
Datei:1952 Pioniertreffen 2.jpg|1952 Pioniertreffen  
 
Datei:1952 Pioniertreffen 2.jpg|1952 Pioniertreffen  
 
Datei:Sportabzeichen Anstecker groß.jpg|Anstecker groß
 
Datei:Sportabzeichen Anstecker groß.jpg|Anstecker groß
Datei:Sportabzeichen Anstecker klein.jpg|Anstecker klein
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Datei:Sportabzeichen Anstecker klein.jpg|A. klein
 
Datei:Sportabzeichen DDR.jpg|1959
 
Datei:Sportabzeichen DDR.jpg|1959
 
Datei:Sportabzeichen DDR Aufnäher.jpg|1959
 
Datei:Sportabzeichen DDR Aufnäher.jpg|1959
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===Unglücke auf dem Wasser und dem Eis===
 
===Unglücke auf dem Wasser und dem Eis===
  
'''Sprottenfischerei - Ostsee'''
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;Sprottenfischerei - Ostsee
  
Bericht Erwin Schütt:
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:Bericht Erwin Schütt:
  
Bei der Fischerei 1921 kam unerwartet ein orkanartiger Südweststurm auf. Nur 2 Boote aus Zempin waren auf Sprottenfang. Mit 3-fach gerefften Segel und ständigen Kreuzen gelang es total durchnässt, durchgefroren und erschöpft die Küste von Kölpinsee zu erreichen und zu Fuß nach Zempin zu laufen.  
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::Bei der Fischerei 1921 kam unerwartet ein orkanartiger Südweststurm auf. Nur 2 Boote aus Zempin waren auf Sprottenfang. Mit 3-fach gerefften Segel und ständigen Kreuzen gelang es total durchnässt, durchgefroren und erschöpft die Küste von Kölpinsee zu erreichen und zu Fuß nach Zempin zu laufen.  
  
Das andere Zempiner Boot der Familie Tiefert mit Vater, Tochter und 2 Söhnen wurde nie mehr gefunden. Auf dem Friedhof in Zempin steht rechts ganz hinten dazu eine Gedenkstätte mit den Namen der verunglückten Fischer.  
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::Das andere Zempiner Boot der Familie Tiefert mit Vater, Tochter und 2 Söhnen wurde nie mehr gefunden. Auf dem Friedhof in Zempin steht rechts ganz hinten dazu eine Gedenkstätte mit den Namen der verunglückten Fischer.  
  
Eine ganze Familie hatte bei der Fischerei ihre Angehörigen verloren.  
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::Eine ganze Familie hatte bei der Fischerei ihre Angehörigen verloren.  
  
Auch ein Onkel meines Vaters, der auf große Fahrt gegangen und im Winter auf Urlaub war, brach ins Eis ein und ertrank.  
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::Auch ein Onkel meines Vaters, der auf große Fahrt gegangen und im Winter auf Urlaub war, brach ins Eis ein und ertrank.
  
'''Unglück auf dem Achterwasser'''
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;Unglück auf dem Achterwasser
  
'''Am 01.05.1993'''
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:Am 01.05.1993 ertranken auf dem Achterwasser 3 junge Männer: Uwe Stanke (verheiratet, lebte getrennt von Frau und Kind), Jürgen Piehl, ledig und Jürgen Witzke, ledig. Diese drei hatten wohl getrunken und wollten Fische aus den Reusen zum Essen holen. Das tatsächlich Geschehen konnte später nicht ermittelt werden.
  
ertranken auf dem Achterwasser 3 junge Männer: Uwe Stanke (verheiratet, lebte getrennt von Frau und Kind), Jürgen Piehl, ledig und Jürgen Witzke, ledig.
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:Im August 1993 fuhr bei stürmischer See Herr Heini Sauck in Stiefelhosen und mit einer Urlauberfamilie auf das Achterwasser. Nach Angabe des geretteten Kindes und der Frau ist der Motor ausgegangen, das Boot stellte sich quer und schlug um. Der etwa 9jährige Junge und die Frau schwammen, nachdem ihnen ihr Mann gut zugeredet hatte, dass sie das Ufer gut erreichen können, in der Nähe vom Ausbau an Land. Der junge Vater war Tänzer und konnte gut schwimmen, trotzdem wurden beide Männer tot geborgen. Vielleicht wollte er Heini Sauck retten, aber wenn die Stiefelhosen voller Wasser sind, wirken sie wie Blei.
  
Diese drei hatten wohl getrunken und wollten Fische aus den Reusen zum Essen holen. Das tatsächlich Geschehen konnte später nicht ermittelt werden.
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:Siehe auch Kirchenchronik Koserow: [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Kirche_Koserow_auf_der_Insel_Usedom#Ungl.C3.BCcke Unglücke]
  
Im August 1993 fuhr bei stürmischer See Herr Heini Sauck in Stiefelhosen und mit einer Urlauberfamilie auf das Achterwasser. Nach Angabe des geretteten Kindes und der Frau ist der Motor ausgegangen, das Boot stellte sich quer und schlug um. Der etwa 9jährige Junge und die Frau schwammen, nachdem ihnen ihr Mann gut zugeredet hatte, dass sie das Ufer gut erreichen können, in der Nähe vom Ausbau an Land. Der junge Vater war Tänzer und konnte gut schwimmen, trotzdem wurden beide Männer tot geborgen. Vielleicht wollte er Heini Sauck retten, aber wenn die Stiefelhosen voller Wasser sind, wirken sie wie Blei.
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==Sagen, Geschichten und Legenden rund um Zempin==
  
Siehe auch Kirchenchronik Koserow: [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Kirche_Koserow_auf_der_Insel_Usedom#Ungl.C3.BCcke Unglücke]
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:Im Herbst 1999 bat ich Frau Senta Wodrich, zu dieser Zeit war sie 79 Jahre alt und lebte im Altersheim in Wolgast, sie möchte mir doch etwas über Zempin aufschreiben. Im Sommer 2002 ist sie in Wolgast verstorben. Hier ein Auszug aus ihren vielen Schreiben
  
==Sagen, Geschichten und Legenden rund um Zempin==
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===über die Bräuche im Ort:===
  
Im Herbst 1999 bat ich Frau Senta Wodrich, zu dieser Zeit war sie 79 Jahre alt und lebte im Altersheim in Wolgast, sie möchte mir doch etwas über Zempin aufschreiben. Im Sommer 2002 ist sie in Wolgast verstorben. Hier ein Auszug aus ihren vielen Schreiben
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::<i> „.....Nun möchte ich ihnen mitteilen, dass in unserer Familie und auch im ganzen Dorf an den alten Bräuchen , so wie früher, so wie es die Alten gehalten haben, festgehalten wurde. ::Weihnachten in der Familie, Ostern lustiges Ostereiersuchen und Spaziergänge, vormittags zur Kirche. Pfingsten wurden unsere Häuser mit Maisträuchern geschmückt, abends war Tanz, manchmal war auch Ummarsch mit der Dorfkapelle.
über die Bräuche im Ort:
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::Zu unseren Geburtstagsfeiern in der Familie wurden die Verwandten eingeladen, wie es auch heute noch Brauch ist und ich möchte ihnen nur sagen, dass Weihnachten immer das schönste Fest der Liebe war und noch ist, wie ich es hier bei uns im Heim erlebe.
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::Vor Weihnachten wird der Schuh rausgestellt, bei uns Kindern klopfte der Weihnachtsmann ans Fenster vor Weihnachten , ob wir auch schön artig waren und es wurden einige gewünschte Spielsachen schon im Fenster gezeigt. Heiligabend mussten wir uns ins Zimmer zurückziehen, bis der Baum ausgeschmückt war, dann durften wir reinkommen, dann kam der Weihnachtsmann. Es wurde gebetet und gesungen, alte liebe Weihnachtslieder, dann wurden die Geschenke verteilt, ein jeder musste ein Gedicht aufsagen, dann wurde gemeinsam gegessen, Kartoffelsalat mit Wiener Würstchen, wir Kinder haben noch etwas gespielt mit unseren Geschenken, dann fielen uns die Augen zu und wir haben geträumt in unseren Bettchen.
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::Sylvester gab es Karpfen, Karfreitag Eierkuchen und wir gingen zur Kirche. Später als wir größer waren, haben wir uns das Krippenspiel zu Weihnachten angesehen. Ich singe heute hier noch die alten Weihnachtslieder und bringe damit etwas Freude in unsere Gemeinschaft....“</i>
  
'' „.....Nun möchte ich ihnen mitteilen, dass in unserer Familie und auch im ganzen Dorf an den alten Bräuchen , so wie früher, so wie es die Alten gehalten haben, festgehalten wurde.
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::H.Stockmann
Weihnachten in der Familie, Ostern lustiges Ostereiersuchen und Spaziergänge, vormittags zur Kirche. Pfingsten wurden unsere Häuser mit Maisträuchern geschmückt, abends war Tanz, manchmal war auch Ummarsch mit der Dorfkapelle.
 
Zu unseren Geburtstagsfeiern in der Familie wurden die Verwandten eingeladen, wie es auch heute noch Brauch ist und ich möchte ihnen nur sagen, dass Weihnachten immer das schönste Fest der Liebe war und noch ist, wie ich es hier bei uns im Heim erlebe.
 
Vor Weihnachten wird der Schuh rausgestellt, bei uns Kindern klopfte der Weihnachtsmann ans Fenster vor Weihnachten , ob wir auch schön artig waren und es wurden einige gewünschte Spielsachen schon im Fenster gezeigt. Heiligabend mussten wir uns ins Zimmer zurückziehen, bis der Baum ausgeschmückt war, dann durften wir reinkommen, dann kam der Weihnachtsmann. Es wurde gebetet und gesungen, alte liebe Weihnachtslieder, dann wurden die Geschenke verteilt, ein jeder musste ein Gedicht aufsagen, dann wurde gemeinsam gegessen, Kartoffelsalat mit Wiener Würstchen, wir Kinder haben noch etwas gespielt mit unseren Geschenken, dann fielen uns die Augen zu und wir haben geträumt in unseren Bettchen.
 
Sylvester gab es Karpfen, Karfreitag Eierkuchen und wir gingen zur Kirche. Später als wir größer waren, haben wir uns das Krippenspiel zu Weihnachten angesehen. Ich singe heute hier noch die alten Weihnachtslieder und bringe damit etwas Freude in unsere Gemeinschaft....“''
 
 
 
H.Stockmann
 
  
 
===Zeitsplitter - Episoden===
 
===Zeitsplitter - Episoden===
  
'''Otto Niemeyer-Holstein wird ca. 1940 besucht'''
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[[Datei:Zempin Postangestellter Unterschlagung Stralsunder Zeitung 1924.JPG|thumb|180px|rechts|Postangestellter Unterschlagung 1924]]
Einige Jugendliche hatten im Haus „Elisabeth“ in Zempin eine christliche Freizeit verbracht. Gemeinsam mit Pastor K. wanderten sie zum Grundstück Lüttenort. Der Maler Otto Niemeyer-Holstein war nicht zu sehen und zu hören. Die Mädchen sangen mit dem Pastor ein Lied und da sich nichts rührte, noch ein zweites. Dann wanderten sie wieder nach Zempin.
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;Otto Niemeyer-Holstein wird ca. 1940 besucht
Abends trafen sie ONH. Er fragte:''„Warum habt ihr denn noch ein zweites Lied gesungen – ich saß doch nackend in der (Regen) Tonne! und konnte nicht raus“.'' Das Gelächter war langanhaltend auf beiden Seiten.
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:Einige Jugendliche hatten im Haus „''Elisabeth''“ in Zempin eine christliche Freizeit verbracht. Gemeinsam mit Pastor K. wanderten sie zum Grundstück Lüttenort. Der Maler Otto Niemeyer-Holstein war nicht zu sehen und zu hören. Die Mädchen sangen mit dem Pastor ein Lied und da sich nichts rührte, noch ein zweites. Dann wanderten sie wieder nach Zempin.
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:Abends trafen sie ONH. Er fragte:''„Warum habt ihr denn noch ein zweites Lied gesungen – ich saß doch nackend in der (Regen) Tonne! und konnte nicht raus''“. Das Gelächter war langanhaltend auf beiden Seiten.
  
  
'''Eine Zempinerin in München'''
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===Eine Zempinerin in München===
<i>Als ich vor Jahren noch bei der Bahn beschäftigt war, vor der Wende, besuchte ich meine Tochter in München. Da hatte ich ein schönes Erlebnis:
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:Als ich vor Jahren noch bei der Bahn beschäftigt war, vor der Wende, besuchte ich meine Tochter in München. Da hatte ich ein schönes Erlebnis:
Meine Tochter arbeitete in München in der Landesbibliothek. Nun hatte ich den Wunsch, auch mal das so viel besungene Hofbräuhaus kennenzulernen. Meine Tochter meinte, es ist nicht mehr das berühmte weltbekannte Hofbräuhaus. Aber ich wollte das Gebäude kennenlernen. Stellen Sie sich vor, dort spielte eine Damenkapelle, ja woher sollte ich denn eine Damenkapelle kennen? Glauben Sie mir, meine ganzen Jungmädchen-Erinnerungen wurden wach. Ich blieb neben der Kapelle stehen, denn das Lied erklang: „Vor der Kaserne vor dem großen Tor / steht eine Laterne …“ Ja, genauso habe ich gestanden, als mein Verlobter Wache schob, bevor er an die Front kam. Aus vollem Hals habe ich dieses Lied mitgesungen, denn meine Gedanken waren ganz dabei,  „vor der Kaserne bleib ich steh´n,/ wie einst  Lili Marlen“. Inzwischen hatte sich meine Tochter zu mir gestellt und hakte mich unter, denn es erklang mein Heimatlied, was ich schon immer auf Plattdeutsch gesungen hatte: „Wo die Ostseewellen trecken an den Strand..“ Der Saal wurde immer voller, es kamen immer mehr Leute herein, alle jubelten uns zu, Leute an den Tischen erhoben ihre Gläser. In München, die verstanden doch kein Plattdeutsch, aber ich habe es so laut und deutlich gesungen: ..“wo die Wellen rauschen /  wild im Sturmgebrus, dor is mine Heimat, dor bin ik tu Hus.“ Ein Mann hatte für uns große Platten zum Abendbrot auftragen lassen und hat für uns Getränke bestellt. Später haben wir uns davongeschlichen und draußen tüchtig gelacht – Das war mein Erlebnis in München!</i>
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:Meine Tochter arbeitete in München in der Landesbibliothek. Nun hatte ich den Wunsch, auch mal das so viel besungene Hofbräuhaus kennenzulernen. Meine Tochter meinte, es ist nicht mehr das berühmte weltbekannte Hofbräuhaus. Aber ich wollte das Gebäude kennenlernen. Stellen Sie sich vor, dort spielte eine Damenkapelle, ja woher sollte ich denn eine Damenkapelle kennen? Glauben Sie mir, meine ganzen Jungmädchen-Erinnerungen wurden wach. Ich blieb neben der Kapelle stehen, denn das Lied erklang: „Vor der Kaserne vor dem großen Tor / steht eine Laterne …“ Ja, genauso habe ich gestanden, als mein Verlobter Wache schob, bevor er an die Front kam. Aus vollem Hals habe ich dieses Lied mitgesungen, denn meine Gedanken waren ganz dabei,  „vor der Kaserne bleib ich steh´n,/ wie einst  Lili Marlen“. Inzwischen hatte sich meine Tochter zu mir gestellt und hakte mich unter, denn es erklang mein Heimatlied, was ich schon immer auf Plattdeutsch gesungen hatte: „Wo die Ostseewellen trecken an den Strand..“ Der Saal wurde immer voller, es kamen immer mehr Leute herein, alle jubelten uns zu, Leute an den Tischen erhoben ihre Gläser. In München, die verstanden doch kein Plattdeutsch, aber ich habe es so laut und deutlich gesungen: ..“wo die Wellen rauschen /  wild im Sturmgebrus, dor is mine Heimat, dor bin ik tu Hus.“ Ein Mann hatte für uns große Platten zum Abendbrot auftragen lassen und hat für uns Getränke bestellt. Später haben wir uns davongeschlichen und draußen tüchtig gelacht – Das war mein Erlebnis in München!</i>
  
Dieser Auszug ist aus einer Niederschrift von der 79jährigen Senta Wodrich. Nachdem sie viele Seiten mit der Hand geschrieben hatte, berichtet sie: '' „Es hat mir viel Mühe gekostet und auch Freude gemacht, meine Schrift hat auch nachgelassen, wenn ich abgespannt war. Ich habe es so von mir gegeben, wie und was noch in mir ist.“''
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:Dieser Auszug ist aus einer Niederschrift von der 79jährigen Senta Wodrich. Nachdem sie viele Seiten mit der Hand geschrieben hatte, berichtet sie: '' „Es hat mir viel Mühe gekostet und auch Freude gemacht, meine Schrift hat auch nachgelassen, wenn ich abgespannt war. Ich habe es so von mir gegeben, wie und was noch in mir ist.“''
  
  
'''Auto bekommt neue Farbe'''
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===Auto bekommt neue Farbe===
Stolz waren wir nach etwa 8 Jahren Anmeldefrist während der DDR-Zeit, dass wir einen neuen Schiguli – später die Marke LADA bekommen konnten. Wir holten das Auto in Neubrandenburg ab. Es gab keine große Farbauswahl, wir nahmen einen dunkelblauen. Das Auto wurde extra „hohlraumkonserviert“, dafür fuhren wir nach Stralsund. Diese komische klebrige Masse wurde in alle Hohlräume gespritzt und sollte das Rosten von innen unterbinden. Bei warmem Wetter wollte aber die Masse wieder aus den Löchern heraus und an den Türen usw. klebte es dann unangenehm.
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:Stolz waren wir nach etwa 8 Jahren Anmeldefrist während der DDR-Zeit, dass wir einen neuen Schiguli – später die Marke LADA bekommen konnten. Wir holten das Auto in Neubrandenburg ab. Es gab keine große Farbauswahl, wir nahmen einen dunkelblauen. Das Auto wurde extra „hohlraumkonserviert“, dafür fuhren wir nach Stralsund. Diese komische klebrige Masse wurde in alle Hohlräume gespritzt und sollte das Rosten von innen unterbinden. Bei warmem Wetter wollte aber die Masse wieder aus den Löchern heraus und an den Türen usw. klebte es dann unangenehm.
Aber wir waren stolz und froh, dass wir das Auto hatten. Eine Hängerkupplung war das erste, was man brauchte und einen Anhänger. Zum „Besorgen“ von Material war man auf sich gestellt, denn es gab fast keine privaten Fuhrunternehmer. Das Auto tat gute Dienste, aber es rosteten die Kotflügel und ... , so wurde es nach langer Wartezeit in der Zinnowitzer Werkstatt repariert. Aber nun brauchte es auch einen neuen Lack. Monatelang stand es auf dem Hof der Werkstatt. Wir bemerkten, es stand nicht mehr auf dem Hof, also könnte es schon bearbeitet worden sein. Dann fragten wir persönlich nach, denn Telefon hatten nur Wenige: <i>„Wann können wir unser lackiertes Auto abholen?“ „Sofort, dort steht es doch!“ „Wo?“ „Na das Rote, sehen Sie nicht!“ „Wir hatten doch ein blaues Auto.“ „Wir hatten nur einen Kübel roten Lack“.</i> Wir holten tief Luft, bezahlten unser feuerwehrrotes Auto und fuhren es noch viele Jahre, bis die Wende kam und wir uns ein neues Auto ohne „Fußlüftung“ (der Boden war schon durchgerostet) in gewünschter Farbe kaufen konnten.
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:Aber wir waren stolz und froh, dass wir das Auto hatten. Eine Hängerkupplung war das erste, was man brauchte und einen Anhänger. Zum „Besorgen“ von Material war man auf sich gestellt, denn es gab fast keine privaten Fuhrunternehmer. Das Auto tat gute Dienste, aber es rosteten die Kotflügel und ... , so wurde es nach langer Wartezeit in der Zinnowitzer Werkstatt repariert. Aber nun brauchte es auch einen neuen Lack. Monatelang stand es auf dem Hof der Werkstatt. Wir bemerkten, es stand nicht mehr auf dem Hof, also könnte es schon bearbeitet worden sein. Dann fragten wir persönlich nach, denn Telefon hatten nur Wenige: <i>„Wann können wir unser lackiertes Auto abholen?“ „Sofort, dort steht es doch!“ „Wo?“ „Na das Rote, sehen Sie nicht!“ „Wir hatten doch ein blaues Auto.“ „Wir hatten nur einen Kübel roten Lack“.</i> Wir holten tief Luft, bezahlten unser feuerwehrrotes Auto und fuhren es noch viele Jahre, bis die Wende kam und wir uns ein neues Auto ohne „''Fußlüftung''“ (der Boden war schon durchgerostet) in gewünschter Farbe kaufen konnten.
  
  
'''Anregung für Bootsmodelle'''
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===Anregung für Bootsmodelle===
Als ich Konrad Tiefert beim Bau seiner Fischerei - Bootsmodelle im September 2001 fotografierte, sagte er mir, dass er viel Wissen vom Bootsbauer Albert Bollow aus Zinnowitz hat. Der hatte die meisten der Zempiner Boote gebaut und repariert. Während der Arbeit, wenn die Fischer vorbeisahen, hat er ihnen alles eingehend erklärt. Bootsbaumeister Albert Bollow, der am Achterwasser an der Störlanke seine Werkstatt hatte, war auch berechtigt Lehrlinge auszubilden. Wenn die Zempiner Fischerfeste feierten, wurde auch Albert Bolow mit seiner Frau eingeladen, er tanzte gern.
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:Als ich Konrad Tiefert beim Bau seiner Fischerei - Bootsmodelle im September 2001 fotografierte, sagte er mir, dass er viel Wissen vom Bootsbauer Albert Bollow aus Zinnowitz hat. Der hatte die meisten der Zempiner Boote gebaut und repariert. Während der Arbeit, wenn die Fischer vorbeisahen, hat er ihnen alles eingehend erklärt. Bootsbaumeister Albert Bollow, der am Achterwasser an der Störlanke seine Werkstatt hatte, war auch berechtigt Lehrlinge auszubilden. Wenn die Zempiner Fischerfeste feierten, wurde auch Albert Bolow mit seiner Frau eingeladen, er tanzte gern.
  
  
'''Freiwillige Feuerwehr'''
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===Freiwillige Feuerwehr===
Die erste Begegnung zwischen der Freiwilligen Feuerwehr Zempin und der FF Klein Nordende war am 1. Juli 1990 in Klein Nordende. Die Gemeinde feierte den 100. Geburtstag der Gründung der Feuerwehr. Der Zempiner Wehrführer, Wolfgang Hauff, überbrachte mit weiteren Kameraden Geschenke und Glückwünsche mit wohlgesetzten Worten. Jeder Zempiner kennt ihn und weiß, dass man ihm zum Karneval und anderen Gelegenheiten gern zuhört. Er hielt dort also, zu dieser Zeit als noch „Unbekannter“, eine Rede. Der Bürgermeister von Klein Nordende, Günter Hell, meinte danach: „Grot is er nich, aber snacken kann er!“
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:Die erste Begegnung zwischen der Freiwilligen Feuerwehr Zempin und der FF Klein Nordende war am 1. Juli 1990 in Klein Nordende. Die Gemeinde feierte den 100. Geburtstag der Gründung der Feuerwehr. Der Zempiner Wehrführer, Wolfgang Hauff, überbrachte mit weiteren Kameraden Geschenke und Glückwünsche mit wohlgesetzten Worten. Jeder Zempiner kennt ihn und weiß, dass man ihm zum Karneval und anderen Gelegenheiten gern zuhört. Er hielt dort also, zu dieser Zeit als noch „Unbekannter“, eine Rede. Der Bürgermeister von Klein Nordende, Günter Hell, meinte danach: „''Grot is er nich, aber snacken kann er!“''
Und da Wolfgang Hauff viel Humor hat und auch über sich selbst lachen kann, hier noch eine Begebenheit:
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:Und da Wolfgang Hauff viel Humor hat und auch über sich selbst lachen kann, hier noch eine Begebenheit:
Nach 26 Jahren als Wehrführer wird er im Januar 2000 feierlich verabschiedet. Zu den Worten der Ehrungen gibt es von den Kameraden und Freunden reichlich Beifall und alle stehen auf. Er will sich bedanken und beginnt mit den Worten: „Nehmt bitte Platz, damit ich zu sehen bin!“
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:Nach 26 Jahren als Wehrführer wird er im Januar 2000 feierlich verabschiedet. Zu den Worten der Ehrungen gibt es von den Kameraden und Freunden reichlich Beifall und alle stehen auf. Er will sich bedanken und beginnt mit den Worten: „''Nehmt bitte Platz, damit ich zu sehen bin!''
  
  
'''Erfahrung – Aberglaube in der Fischerei'''
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===Erfahrung – Aberglaube in der Fischerei===
Zum Pfingsten wird ein grüner Schmuck aus frischem Birkengrün oder Flieder an der Mastspitze befestigt. Man hofft, dass dadurch der Blitz nicht ins Boot einschlägt.
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:Zum Pfingsten wird ein grüner Schmuck aus frischem Birkengrün oder Flieder an der Mastspitze befestigt. Man hofft, dass dadurch der Blitz nicht ins Boot einschlägt.
Auch setzt man am Karfreitag und am Pfingstsonntag keine Netze.
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:Auch setzt man am Karfreitag und am Pfingstsonntag keine Netze.
  
  
'''Zempiner verloren 1829 Hütungsrechte'''
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===Zempiner verloren 1829 Hütungsrechte===
Als im Rentamt 1829 die Fischerkolonie Hammelstall (1821 gegründet und seit 1908 in Trassenheide umbenannt) mit sechs Hausstellen erweitert werden sollte, verloren Bannemin wie auch Mölschow, Zempin und Zinnowitz selbst das Hütungsrecht für die Schweinemast im Zinnowitzer Forst.
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:Als im Rentamt 1829 die Fischerkolonie Hammelstall (1821 gegründet und seit 1908 in Trassenheide umbenannt) mit sechs Hausstellen erweitert werden sollte, verloren Bannemin wie auch Mölschow, Zempin und Zinnowitz selbst das Hütungsrecht für die Schweinemast im Zinnowitzer Forst.
  
  
'''Die beste Räucherin'''
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===Die beste Räucherin===
Minna (Wilhelmine) Wodrich wohnte auf dem Zickenberg, heute Peenestraße 4. Dieses Haus hatte einen offenen Kamin, in dem man bis zum Himmel sehen konnte. In diesem Kamin, Wiem genannt, stieg Minna auf die Leiter, drehte und sortierte die Schinken und Würste vieler Leute aus dem Dorf. Sie konnte das Räuchern am allerbesten.
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:Minna (Wilhelmine) Wodrich wohnte auf dem Zickenberg, heute Peenestraße 4. Dieses Haus hatte einen offenen Kamin, in dem man bis zum Himmel sehen konnte. In diesem Kamin, Wiem genannt, stieg Minna auf die Leiter, drehte und sortierte die Schinken und Würste vieler Leute aus dem Dorf. Sie konnte das Räuchern am allerbesten.
  
  
'''Feuerwehr - Spritzenhaus'''
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===Feuerwehr - Spritzenhaus===
An dem ersten Haus, das im Jahre 1906 für die Spritze auf dem Leiterwagen errichtet war, wurde danach ein Arresthaus angebaut. Zu der Zeit war es üblich, wenn der Polizist einen Straftäter ermittelt hatte oder Order bekommen hatte, jemanden festzusetzen, diesen in das Arresthaus einzuschließen.
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:An dem ersten Haus, das im Jahre 1906 für die Spritze auf dem Leiterwagen errichtet war, wurde danach ein Arresthaus angebaut. Zu der Zeit war es üblich, wenn der Polizist einen Straftäter ermittelt hatte oder Order bekommen hatte, jemanden festzusetzen, diesen in das Arresthaus einzuschließen.
Da aber wenige Spitzbuben im Ort waren, wurde das Arresthaus auch an Wanderburschen (Handwerkswanderburschen) vermietet. Für 10 Pfennige konnten sie den Schlüssel beim Kaufmann holen und hatten ein Dach über dem Kopf und eine Pritsche. Aber eine Wasserpumpe oder Toilette waren nicht vorhanden.  
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:Da aber wenige Spitzbuben im Ort waren, wurde das Arresthaus auch an Wanderburschen (Handwerkswanderburschen) vermietet. Für 10 Pfennige konnten sie den Schlüssel beim Kaufmann holen und hatten ein Dach über dem Kopf und eine Pritsche. Aber eine Wasserpumpe oder Toilette waren nicht vorhanden.  
  
  
'''Sturmflut 1913'''
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===Sturmflut 1913===
Der Vater von Frau Elisbeth Franz (*1914 - +1991), Herr Wegner, kam mit Pferden und Wagen von Koserow und wollte nach Hause, nach Zempin. An der schmalsten Stelle der Insel war plötzlich ein Durchbruch der Ostsee in das Achterwasser. Er dachte: So tief kann es nicht sein, mit dem Wagen komme ich durch. Die Strömung war so stark, dass Pferde und Wagen hinweggerissen wurden. Er konnte sich gerade noch schwimmend retten.
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:Der Vater von Frau Elisbeth Franz (*1914 - +1991), Herr Wegner, kam mit Pferden und Wagen von Koserow und wollte nach Hause, nach Zempin. An der schmalsten Stelle der Insel war plötzlich ein Durchbruch der Ostsee in das Achterwasser. Er dachte: So tief kann es nicht sein, mit dem Wagen komme ich durch. Die Strömung war so stark, dass Pferde und Wagen hinweggerissen wurden. Er konnte sich gerade noch schwimmend retten.
  
  
'''Kaufmann Boldt''',
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;Kaufmann Boldt
zeitweilig auch Spritzenmeister in Zempin, hatte im Sommer, außer seinem Laden gegenüber der Feuerwehr, eine kleine Verkaufsstelle auf dem Weg zum Strand (später Souvenir- und Lottoladen - mittlerweile geschlossen und zur FeWo umgebaut). Es gab dort Lebensmittel und Naschereien. Bei gutem Wetter röstete er den Kaffee vor dem kleinen Laden in einer blanken Röstmaschine, die mit Holzkohle beheizt wurde. Der Greifer der Maschine wendete stetig die Kaffeebohnen, dabei stieg ein herrlicher Duft durch Zempin. Im Laden gingen die Kinderaugen besonders nach links, dort stand ein Regal gefüllt mit Feodora - Schokolade.
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:zeitweilig auch Spritzenmeister in Zempin, hatte im Sommer, außer seinem Laden gegenüber der Feuerwehr, eine kleine Verkaufsstelle auf dem Weg zum Strand (später Souvenir- und Lottoladen - mittlerweile geschlossen und zur FeWo umgebaut). Es gab dort Lebensmittel und Naschereien. Bei gutem Wetter röstete er den Kaffee vor dem kleinen Laden in einer blanken Röstmaschine, die mit Holzkohle beheizt wurde. Der Greifer der Maschine wendete stetig die Kaffeebohnen, dabei stieg ein herrlicher Duft durch Zempin. Im Laden gingen die Kinderaugen besonders nach links, dort stand ein Regal gefüllt mit Feodora - Schokolade.
  
  
'''Flugzeug im Achterwasser'''
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===Flugzeug im Achterwasser===
Ca. 1944 ist eine Ju 52? ins Achterwasser südlich der Linie Zempin und Eingang des Rieck gestürzt. Da wir nicht wissen, ob noch Tote in dem versunkenen Flugzeug sind, suchten wir nach Informationen. Rudolf Kernchen? war zu dieser Zeit bei Verwandten auf dem Görmitz und soll zwei Personen auf den Tragflächen stehend gesehen haben. Sie sind dann hingerudert, aber es waren keine Personen mehr da. Das Leitwerk soll noch lange zu sehen gewesen sein, da das Wasser nicht tief ist. Es ist dann aber langsam versunken. In der Karte für die Garnfischerei hat Konrad Tiefert diese Stelle eingezeichnet.
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:Ca. 1944 ist eine Ju 52? ins Achterwasser südlich der Linie Zempin und Eingang des Rieck gestürzt. Da wir nicht wissen, ob noch Tote in dem versunkenen Flugzeug sind, suchten wir nach Informationen. Rudolf Kernchen? war zu dieser Zeit bei Verwandten auf dem Görmitz und soll zwei Personen auf den Tragflächen stehend gesehen haben. Sie sind dann hingerudert, aber es waren keine Personen mehr da. Das Leitwerk soll noch lange zu sehen gewesen sein, da das Wasser nicht tief ist. Es ist dann aber langsam versunken. In der Karte für die Garnfischerei hat Konrad Tiefert diese Stelle eingezeichnet.
  
  
'''Nachkriegszeit'''
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===Nachkriegszeit===
Herr Gabel wollte nach dem Krieg aus der Baracke, die zur V1-Abschussstelle Zempin gehörte, an der Stelle am Oberförsterweg, wo heute der Imbiss am Radweg steht, Steine für Reparaturarbeiten gewinnen. Er begann am Schornstein unten Steine herauszuschlagen, dabei fiel der Schornstein um und er wurde darunter tödlich begraben.
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:Herr Gabel wollte nach dem Krieg aus der Baracke, die zur V1-Abschussstelle Zempin gehörte, an der Stelle am Oberförsterweg, wo heute der Imbiss am Radweg steht, Steine für Reparaturarbeiten gewinnen. Er begann am Schornstein unten Steine herauszuschlagen, dabei fiel der Schornstein um und er wurde darunter tödlich begraben.
  
  
'''Otto Guses Hund'''
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===Otto Guses Hund===
Im Jahre 1962 war im FDGB Heim „Frieden” in Zempin am Strand (ehem.Strandhotel) Otto Guse Hausmeister. Es war eine Zeit der Mangelwirtschaft in der DDR. Ernst Hackenschmidt erinnerte sich: Der Hund von Otto Guse war im Umfeld des Heimes beim Spaziergang in ein Loch gefallen, in welchem sich Betonstücke befanden. Um den Hund zu befreien, räumten Erich Hackenschmidt und Otto Guse die großen Brocken beiseite und sie fanden einen Eingang zu einem unterirdischen Bunker. Mit Lampen bewaffnet, tasteten sie sich voran und fanden Erstaunliches: Gestapeltes Geschirr, Teller, Tassen, Schüsseln und Kannen, alles unversehrt. Sie waren auf das Wirtschaftslager der V1-Stellung gestoßen. Freudestrahlend brachten sie das Geschirr zum Ferienheim, denn sie hatten nur noch angeschlagenes Geschirr. Der Hund bekam für seinen Fund ein extra großes Stück Fleisch.
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:Im Jahre 1962 war im FDGB Heim „Frieden” in Zempin am Strand (ehem.Strandhotel) Otto Guse Hausmeister. Es war eine Zeit der Mangelwirtschaft in der DDR. Ernst Hackenschmidt erinnerte sich: Der Hund von Otto Guse war im Umfeld des Heimes beim Spaziergang in ein Loch gefallen, in welchem sich Betonstücke befanden. Um den Hund zu befreien, räumten Erich Hackenschmidt und Otto Guse die großen Brocken beiseite und sie fanden einen Eingang zu einem unterirdischen Bunker. Mit Lampen bewaffnet, tasteten sie sich voran und fanden Erstaunliches: Gestapeltes Geschirr, Teller, Tassen, Schüsseln und Kannen, alles unversehrt. Sie waren auf das Wirtschaftslager der V1-Stellung gestoßen. Freudestrahlend brachten sie das Geschirr zum Ferienheim, denn sie hatten nur noch angeschlagenes Geschirr. :Der Hund bekam für seinen Fund ein extra großes Stück Fleisch.
  
  
'''Vorbeugende Brandschutzkontrolle'''
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===Vorbeugende Brandschutzkontrolle===
Durch die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr wurden zu DDR-Zeiten Kontrollen in den Wohnungen durchgeführt, um Brände zu vermeiden.
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:Durch die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr wurden zu DDR-Zeiten Kontrollen in den Wohnungen durchgeführt, um Brände zu vermeiden.
Bei Senta Wodrich, einer armen Frau in der Peenestraße, fehlte die untere eiserne Ofentür. Als der Kamerad fragte, warum sie denn keine Ofentür hätte, antwortete sie: „Ich wollte sie wieder einsetzen lassen, aber ich finde die 50 Mark nicht, die ich in ein Buch gelegt habe.“
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:Bei Senta Wodrich, einer armen Frau in der Peenestraße, fehlte die untere eiserne Ofentür. Als der Kamerad fragte, warum sie denn keine Ofentür hätte, antwortete sie: „Ich wollte sie wieder einsetzen lassen, aber ich finde die 50 Mark nicht, die ich in ein Buch gelegt habe.“
Der Kamerad schaut in die Kammer nebenan, es sind keine Dielen mehr drin. Er fragt, wo die Dielen denn seien? Ich hatte nicht genug Feuerholz, da habe ich die Dielen nach und nach verheizt.
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:Der Kamerad schaut in die Kammer nebenan, es sind keine Dielen mehr drin. Er fragt, wo die Dielen denn seien? Ich hatte nicht genug Feuerholz, da habe ich die Dielen nach und nach verheizt.
  
  
'''DDR-Ausweis'''
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===DDR-Ausweis===
Im Jahre 1999 fand eine Kommunalwahl statt. Neun Jahre nach der Einheit Deutschlands kamen Anna und Erich Reich (86 und 85 Jahre alt) in das Wahllokal, öffneten eine kleine Lacktasche und entnahmen dieser zwei schöne blaue DDR-Ausweise, um sich als rechtmäßige Wähler auszuweisen.
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:Im Jahre 1999 fand eine Kommunalwahl statt. Neun Jahre nach der Einheit Deutschlands kamen Anna und Erich Reich (86 und 85 Jahre alt) in das Wahllokal, öffneten eine kleine Lacktasche und entnahmen dieser zwei schöne blaue DDR-Ausweise, um sich als rechtmäßige Wähler auszuweisen.
  
  
'''Pfingsbrauch'''
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===Pfingsbrauch===
Zum Pfingsfest wurde alles mit Birkenreisig geschmückt. In der Wohnung Bilder, Spiegel, Gegenstände; in Vasen und Kannen auch vor der Tür. Einen Strauß hob man über das Jahr auf - in Papier gewickelt, sollte er gegen Blitzschlag helfen. Das Aufheben eines kleinen Straußes ist noch heute bei einigen Familien Tradition. Die Fischer- und Angelboote werden auch jetzt noch bei Ausfahrten zu Pfingsten mit Birkenzweigen geschmückt.
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:Zum Pfingsfest wurde alles mit Birkenreisig geschmückt. In der Wohnung Bilder, Spiegel, Gegenstände; in Vasen und Kannen auch vor der Tür. Einen Strauß hob man über das Jahr auf - in Papier gewickelt, sollte er gegen Blitzschlag helfen. Das Aufheben eines kleinen Straußes ist noch heute bei einigen Familien Tradition. Die Fischer- und Angelboote werden auch jetzt noch bei Ausfahrten zu Pfingsten mit Birkenzweigen geschmückt.
  
  
'''Ende des Jahres'''
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===Ende des Jahres===
Im Ort gibt es eine Redensart zum Jahresende: “...das Jahr wird abgebacken“, das heißt, es gibt zu Silvester eine gebackene Speise: Pfannkuchen, Eierkuchen oder Ähnliches.
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:Im Ort gibt es eine Redensart zum Jahresende: “...das Jahr wird abgebacken“, das heißt, es gibt zu Silvester eine gebackene Speise: Pfannkuchen, Eierkuchen oder Ähnliches.
  
  
'''Hannes Lührsen'''
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===Hannes Lührsen===
Herr Sündermann, Leiter der Forstbehörde Neu Pudagla, erzählte mir im Februar 2004: Er war mit dem PKW in den USA auch in Huntsville. Vorher hatte er bemerkt, dass die Auf- und Abfahrten zu den Autobahnen nicht gut einzulenken und unübersichtliche waren. In der Gegend um Huntsville war das ganz anders, es fuhr sich so gut wie in Deutschland. Darauf sagte ihm jemand: “Dass ist doch kein Wunder, dass hat doch der Zempiner gebaut!” Danach kann es nur Hannes Lührsen vom Inselhof gewesen sein, er war Architekt und mit Wernher von Braun in die USA gegangen.
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:Herr Sündermann, Leiter der Forstbehörde Neu Pudagla, erzählte mir im Februar 2004: Er war mit dem PKW in den USA auch in Huntsville. Vorher hatte er bemerkt, dass die Auf- und Abfahrten zu den Autobahnen nicht gut einzulenken und unübersichtliche waren. In der Gegend um Huntsville war das ganz anders, es fuhr sich so gut wie in Deutschland. Darauf sagte ihm jemand: “''Dass ist doch kein Wunder, dass hat doch der Zempiner gebaut!”'' Danach kann es nur Hannes Lührsen vom Inselhof gewesen sein, er war Architekt und mit Wernher von Braun in die USA gegangen.
  
  
'''Rezept'''
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===Rezept===
För die, die hundert Jahr ölt warden wullen:
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:För die, die hundert Jahr ölt warden wullen:
Den Kopp holt kolt, de Feut hol warm,
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:Den Kopp holt kolt, de Feut hol warm,
un schloch die nich so vull denn Darm,
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:un schloch die nich so vull denn Darm,
de Achterdör lot open ston,  
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:de Achterdör lot open ston,  
denn brukt bi die kein Doktor komm.
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:denn brukt bi die kein Doktor komm.
  
  
'''Wölfe'''
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===Wölfe===
Über die harten Winter des 17. und 18. Jahrhunderts wird berichtet, dass Fischer und Bauern auf Wolfsjagd gehen: „''...um hinter Damerow das Netz zu stellen, maßen die Insel dorten wunderlich schmal ist und der Wulf das Wasser scheut...“'' Im Jahre 1734 waren die Wölfe so zahlreich, dass der Amtmann in Pudagla einen besonderen Wolfsjäger anstellte.
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:Über die harten Winter des 17. und 18. Jahrhunderts wird berichtet, dass Fischer und Bauern auf Wolfsjagd gehen: „''...um hinter Damerow das Netz zu stellen, maßen die Insel dorten wunderlich schmal ist und der Wulf das Wasser scheut...“'' Im Jahre 1734 waren die Wölfe so zahlreich, dass der Amtmann in Pudagla einen besonderen Wolfsjäger anstellte.
  
  
'''Kaufmann Paul Wieck stellt eine Diebin'''
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===Kaufmann Paul Wieck stellt eine Diebin===
In seinem Laden waren alle Waren dicht gedrängt aufgereiht. Es gab alles, was ein Haushalt in Zempin brauchte.
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:In seinem Laden waren alle Waren dicht gedrängt aufgereiht. Es gab alles, was ein Haushalt in Zempin brauchte.
Auf dem Ladentisch in einer Schale lagen auch lose Würstchen. Paul Wieck bemerkte, dass sie immer weniger wurden, obwohl keiner Würstchen gekauft hatte. Er dachte nach und wollte den Dieb fangen. Beim nächsten Einkauf einer Frau aus dem Ort war es um sie geschehen! Als sie ein Würstchen schnell wegnahm, trudelten alle Würstchen, die nun mit einem dünnen Faden verbunden waren, über den Ladentisch, die Zempinerin war entlarvt! Von nun an fehlten keine Würstchen mehr.
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:Auf dem Ladentisch in einer Schale lagen auch lose Würstchen. Paul Wieck bemerkte, dass sie immer weniger wurden, obwohl keiner Würstchen gekauft hatte. Er dachte nach und wollte den Dieb fangen. Beim nächsten Einkauf einer Frau aus dem Ort war es um sie geschehen! Als sie ein Würstchen schnell wegnahm, trudelten alle Würstchen, die nun mit einem dünnen Faden verbunden waren, über den Ladentisch, die Zempinerin war entlarvt! Von nun an fehlten keine Würstchen mehr.
In der Nachkriegszeit war es schwierig, die Regale zu füllen. Aber Paul Wieck wies die Verkäuferin stets an, wenn er eine Lücke sah: ''„Da gehört noch Hundekuchen hin“''. Er meinte, es soll noch eine Packung Knäckebrot dahin gestellt werden, dies gab es reichlicher.
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:In der Nachkriegszeit war es schwierig, die Regale zu füllen. Aber Paul Wieck wies die Verkäuferin stets an, wenn er eine Lücke sah: ''„Da gehört noch Hundekuchen hin“''. Er meinte, es soll noch eine Packung Knäckebrot dahin gestellt werden, dies gab es reichlicher.
  
  
'''Schneider Wodrich'''
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===Schneider Wodrich===
Er nähte, was gebraucht wurde, vom Sonntagsrock bis zum Segel. Er saß mit der Nickelbrille auf der Nase in seiner kleinen Stube auf dem Zickenberg und nähte bei einer kleinen Lampe. Ilse H. wurde als Kind zu ihm geschickt, um eine neue Joppe für ihren Vater zu bestellen. Vorsorglich hatte die Mutter ihr eine kleine Flasche Alkohol mitgegeben. Nachdem sie ihre Bestellung geäußert hatte, fragte er sie auch prompt: ''„Haste mir auch nen Lütten mitgebracht?“'' Bevor er einen Schluck aus der Flasche nahm, hat er den Korken an der Glasflasche gerieben, bis es quietschte.
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:Er nähte, was gebraucht wurde, vom Sonntagsrock bis zum Segel. Er saß mit der Nickelbrille auf der Nase in seiner kleinen Stube auf dem Zickenberg und nähte bei einer kleinen Lampe. Ilse H. wurde als Kind zu ihm geschickt, um eine neue Joppe für ihren Vater zu bestellen. :Vorsorglich hatte die Mutter ihr eine kleine Flasche Alkohol mitgegeben. Nachdem sie ihre Bestellung geäußert hatte, fragte er sie auch prompt: ''„Haste mir auch nen Lütten mitgebracht?“'' Bevor er einen Schluck aus der Flasche nahm, hat er den Korken an der Glasflasche gerieben, bis es quietschte.
  
Er nähte nach Augenmaß, hatte keine Schnittmuster oder Vorlagen, aber alle im Ort waren mit seiner Schneiderkunst zufrieden. Er nähte auch aus Flanell warme Unterhosen für die Fischer. Sie waren blau / weiß gestreift.  
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:Er nähte nach Augenmaß, hatte keine Schnittmuster oder Vorlagen, aber alle im Ort waren mit seiner Schneiderkunst zufrieden. Er nähte auch aus Flanell warme Unterhosen für die Fischer. Sie waren blau / weiß gestreift.  
  
  
'''Die schwere Fischerei'''
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===Die schwere Fischerei===
Bei der Strandfischerei ohne Hafen ist die schwerste Arbeit die Boote in und aus dem Wasser auf den Strand zu bringen. Mehrere Fischer bewegten stets ein Boot, jeder half jedem. Der Fischer August Michaelis hat sich dabei so angestrengt, dass Lungenblasen geplatzt sind. Er musste bis zu seinem Tode elendig leiden.
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:Bei der Strandfischerei ohne Hafen ist die schwerste Arbeit die Boote in und aus dem Wasser auf den Strand zu bringen. Mehrere Fischer bewegten stets ein Boot, jeder half jedem. Der Fischer August Michaelis hat sich dabei so angestrengt, dass Lungenblasen geplatzt sind. Er musste bis zu seinem Tode elendig leiden.
  
  
'''Redensart'''
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===Redensart===
Wenn es jemanden im Ort gesundheitlich nicht gut ging und man glaubte, dass er sterben wird, so sagte man: '' „Der hört wohl den Kuckuck auch nicht mehr“.''  
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:Wenn es jemanden im Ort gesundheitlich nicht gut ging und man glaubte, dass er sterben wird, so sagte man: '' „Der hört wohl den Kuckuck auch nicht mehr“.''  
  
  
'''Weckerersatz'''
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===Weckerersatz===
In den Häusern des Ortes gab es schon Uhren, aber für einen Wecker war kein Geld vorhanden. Aber der Wille macht es möglich. Wenn man sich ins Bett legte und um sechs aufsehen wollte, so sprach man vor sich hin:'' „Liebe gute Seele wecke mich um sechs''“. Dabei klopfte man sechs mal mit dem großen Zeh oder mit dem Fuß an das Fußende des Bettgestelles. Das hilft auch heute noch!
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:In den Häusern des Ortes gab es schon Uhren, aber für einen Wecker war kein Geld vorhanden. Aber der Wille macht es möglich. Wenn man sich ins Bett legte und um sechs aufsehen wollte, so sprach man vor sich hin:'' „Liebe gute Seele wecke mich um sechs''“. :Dabei klopfte man sechs mal mit dem großen Zeh oder mit dem Fuß an das Fußende des Bettgestelles. Das hilft auch heute noch!
  
  
'''Lehrzeit des Kunstmalers ONH'''
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===Lehrzeit des Kunstmalers ONH===
Ein Zempiner Fischer wurde von Otto Niemeyer-Holstein gemalt. Nach Besichtigung des gefertigten Werkes durch den Fischer, der sich darauf nicht erkannte, sagte er zu ONH: '' „Da musst Du aber noch viel lernen!“''  
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:Ein Zempiner Fischer wurde von Otto Niemeyer-Holstein gemalt. Nach Besichtigung des gefertigten Werkes durch den Fischer, der sich darauf nicht erkannte, sagte er zu ONH: '' „Da musst Du aber noch viel lernen!“''  
  
  
'''Schwere Nachkriegszeit'''
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===Schwere Nachkriegszeit===
 
[[Datei:Lebensmittelkarte Kartoffen.jpg|thumb|180px|rechts|1959 Kartoffelkarte]]
 
[[Datei:Lebensmittelkarte Kartoffen.jpg|thumb|180px|rechts|1959 Kartoffelkarte]]
Es gab Lebensmittelkarten und Punktkarten. Mit den Punktkarten konnte man Textilien, Schuhe und ähnliches kaufen, wenn es entsprechend aufgerufen (bekannt gemacht) war. Viele Flüchtlingskinder hatten nichts zum Spielen und auch einheimische Kinder hatten wenig Spielzeug. So wurde 1946 / 47 im Ort zur Spielzeugsammlung aufgerufen. In der Schule wurden die gesammelten Dinge von ehrenamtlichen Helfern gesäubert, gestrichen, repariert und auf Hochglanz gebracht. Für die Puppen wurden neue Puppenkleider genäht und gestrickt. Dieses Spielzeug wurde im „Waldhaus“ ausgestellt und jedes bedürftige Kind konnte ein Los ziehen. So gab es viele strahlende Kinderaugen.
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:Es gab Lebensmittelkarten und Punktkarten. Mit den Punktkarten konnte man Textilien, Schuhe und ähnliches kaufen, wenn es entsprechend aufgerufen (bekannt gemacht) war. Viele Flüchtlingskinder hatten nichts zum Spielen und auch einheimische Kinder hatten wenig Spielzeug. So wurde 1946 / 47 im Ort zur Spielzeugsammlung aufgerufen. In der Schule wurden die gesammelten Dinge von ehrenamtlichen Helfern gesäubert, gestrichen, repariert und auf Hochglanz gebracht. Für die Puppen wurden neue Puppenkleider genäht und gestrickt. Dieses Spielzeug wurde im „Waldhaus“ ausgestellt und jedes bedürftige Kind konnte ein Los ziehen. :So gab es viele strahlende Kinderaugen.
  
  
'''Zwei Glas Bier'''
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===Zwei Glas Bier===
Der Gemeindearbeiter Julius Martin war für alle Arbeiten in der Gemeinde zuständig, auch für die Arbeiten auf dem Friedhof. Zur Karnevalszeit ging es im Waldhaus immer hoch her. Er stellte sich mit an die Theke und verlangte zwei Glas Bier. Der Wirt fragt verwundert: '' „Wieso gleich zwei?“'' Julius Martin schlägt das Tuch zurück, welches er über der Schulter trägt und sagt: ''„Na für meinen Freund auch ein Bier!''“ Der erstaunte Wirt erblickt einen echten Totenschädel, den Julius Walter beim Grabschaufeln gefunden hatte.
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:Der Gemeindearbeiter Julius Martin war für alle Arbeiten in der Gemeinde zuständig, auch für die Arbeiten auf dem Friedhof. Zur Karnevalszeit ging es im Waldhaus immer hoch her. Er stellte sich mit an die Theke und verlangte zwei Glas Bier. Der Wirt fragt verwundert: '' „Wieso gleich zwei?“'' Julius Martin schlägt das Tuch zurück, welches er über der Schulter trägt und sagt: ''„Na für meinen Freund auch ein Bier!''“ Der erstaunte Wirt erblickt einen echten Totenschädel, den Julius Walter beim Grabschaufeln gefunden hatte.
  
  
'''Die Wirkung von West- und Ostwind in Zempin'''
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===Die Wirkung von West- und Ostwind in Zempin===
In Zempin gab es zu dieser Zeit keine Kanalisation. Aus dem Bericht des Bürgermeisters zur Badesaison 1965:
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:In Zempin gab es zu dieser Zeit keine Kanalisation. Aus dem Bericht des Bürgermeisters zur Badesaison 1965:
„''... Ein weiteres Problem ist die Müll- und Fäkalienabfuhr. Der Schwerpunkt dabei sind die Fäkalien, und zwar nicht so sehr die Abfuhr, als vielmehr ein geeigneter Schüttplatz. Das Territorium unserer Gemeinde ist an sich recht klein und gestattet nur ein Ausweichen nach Osten oder Westen. Die Fäkalien wurden im vorigem Jahr sämtlich an der Westseite in unmittelbarer Nähe der Zufahrt zum Zeltplatz geschüttet. Das war nicht zu verantworten. Ein Stück weiter östlich belästigte der Gestank bei Westwind die Anlieger, also das war nicht länger tragbar. Der am Ostausgang in Richtung Koserow mit viel Mühe ausgesuchte Platz, belästigt nun wiederum bei Ostwind die Anlieger. Es erhebt sich nun die Frage, wie soll es im nächsten Jahr werden? ...“''
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:„''... Ein weiteres Problem ist die Müll- und Fäkalienabfuhr. Der Schwerpunkt dabei sind die Fäkalien, und zwar nicht so sehr die Abfuhr, als vielmehr ein geeigneter Schüttplatz. :Das Territorium unserer Gemeinde ist an sich recht klein und gestattet nur ein Ausweichen nach Osten oder Westen. Die Fäkalien wurden im vorigem Jahr sämtlich an der Westseite in unmittelbarer Nähe der Zufahrt zum Zeltplatz geschüttet. Das war nicht zu verantworten. Ein Stück weiter östlich belästigte der Gestank bei Westwind die Anlieger, also das war nicht länger tragbar. Der am Ostausgang in Richtung Koserow mit viel Mühe ausgesuchte Platz, belästigt nun wiederum bei Ostwind die Anlieger. Es erhebt sich nun die Frage, wie soll es im nächsten Jahr werden? ...“''
  
  
'''Neugierde'''
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===Neugierde===
Ein Fischer fährt mit dem Fahrrad durch das Dorf, auf dem Gepäckträger einen vollen Sack. Fragt der Nachbar:'' „Was hast Du denn da hinten im Sack?“'' Da kam die trockne Antwort: „''Wenn´s jeder sehen sollte, brauchte ich es nicht in den Sack zu stecken“.''  
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:Ein Fischer fährt mit dem Fahrrad durch das Dorf, auf dem Gepäckträger einen vollen Sack. Fragt der Nachbar:'' „Was hast Du denn da hinten im Sack?“'' Da kam die trockne Antwort: „''Wenn´s jeder sehen sollte, brauchte ich es nicht in den Sack zu stecken“.''  
  
  
'''Bekanntmachung'''
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===Bekanntmachung===
Bis es die Schulpflicht gab, also die Einwohner lesen lernten, wurden die auferlegten Steuern und Abgaben der [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Greifenherz%C3%B6ge Greifenherzöge] der Bevölkerung von der Kanzel verkündet. Es geschah dies etwa aller drei Monate, besonders wenn sich Abgabetermine, wie der „Michaelis“ Tag – Knechtwechsel – nahte.
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:Bis es die Schulpflicht gab, also die Einwohner lesen lernten, wurden die auferlegten Steuern und Abgaben der [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Greifenherz%C3%B6ge Greifenherzöge] der Bevölkerung von der Kanzel verkündet. Es geschah dies etwa aller drei Monate, besonders wenn sich Abgabetermine, wie der „Michaelis“ Tag – Knechtwechsel – nahte.
  
  
'''Auswanderer'''
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===Auswanderer===
1868 am 12. August wanderte Friedrich Johann Joachim BEHN, geb. am 24. August 1862 in Zempin, also mit 4 Jahren mit seinen Eltern und Geschwistern in die USA aus. Der Vater war Martin Peter Heinrich BEHN geb. 1828 in Zempin und die Mutter Christine Dorothea Friederike WALTER geb. 1826 in Neuwarp, sie hatten am 11. November 1851 in Koserow geheiratet. Sie fuhren mit dem Schiff HAMMONIA von Hamburg nach New York. Am 25. August kamen sie an und landeten dann in Chicago im Bundesstaat Illinois. Im Hotelgeschäft konnte später Joachim BEHN arbeiten, sein Sohn Walter wurde Arzt und dessen Tochter wurde Lehrerin. Noch heute treffen sich bis zu 40 Familienmitglieder des Joachim BEHN in den USA.
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:1868 am 12. August wanderte Friedrich Johann Joachim BEHN, geb. am 24. August 1862 in Zempin, also mit 4 Jahren mit seinen Eltern und Geschwistern in die USA aus. Der Vater war Martin Peter Heinrich BEHN geb. 1828 in Zempin und die Mutter Christine Dorothea Friederike WALTER geb. 1826 in Neuwarp, sie hatten am 11. November 1851 in Koserow geheiratet. Sie fuhren mit dem Schiff HAMMONIA von Hamburg nach New York. Am 25. August kamen sie an und landeten dann in Chicago im Bundesstaat Illinois. Im Hotelgeschäft konnte später Joachim BEHN arbeiten, sein Sohn Walter wurde Arzt und dessen Tochter wurde Lehrerin. Noch heute treffen sich bis zu 40 Familienmitglieder des Joachim BEHN in den USA.
  
  
'''Schiffahrtsregel'''
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===Schiffahrtsregel===
Positionslichter - Regel:  
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:Positionslichter - Regel:  
Sieht ROT  ROT  ist keine Not
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:::Sieht ROT  ROT  ist keine Not
Hat ROT  GRÜN gesehen, musst du aus dem Wege gehen!
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:::Hat ROT  GRÜN gesehen, musst du aus dem Wege gehen!
  
  
'''Der Schlüssel'''
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===Der Schlüssel===
Horst Wodrich erinnerte sich an seine Oma Karstädt, die auf dem Zickenberg wohnte. Bis zur Gaststätte und zum Kaufmann Boldt, heute das Haus „Achterwasser“, war es nicht weit. Deshalb nahm sie zum Einkaufen auch keinen Korb oder Beutel mit. Sie trug stets eine bis zu den Knöcheln reichende Schürze über dem Rock, die hinten mit einer Schleife gebunden wurde. Die beiden Ecken der Schürze fasste sie mit einer Hand und dahinein kamen die gekauften Dinge, aber auch der Haustürschlüssel.
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:Horst Wodrich erinnerte sich an seine Oma Karstädt, die auf dem Zickenberg wohnte. Bis zur Gaststätte und zum Kaufmann Boldt, heute das Haus „Achterwasser“, war es nicht weit. :Deshalb nahm sie zum Einkaufen auch keinen Korb oder Beutel mit. Sie trug stets eine bis zu den Knöcheln reichende Schürze über dem Rock, die hinten mit einer Schleife gebunden wurde. Die beiden Ecken der Schürze fasste sie mit einer Hand und dahinein kamen die gekauften Dinge, aber auch der Haustürschlüssel.
Wenn es manchmal schon schummrig war, wurden ihr die drei Steine, die, wie es auch heute noch üblich ist, zum Schutz gegen die Verbreiterung der Fahrwege durch die Fuhrwerke hingelegt werden, zum Verhängnis. Sie stolperte und alles lag verstreut. Wenn sie den Schlüssel nicht wieder finden konnte, so ging sie in der Nachbarschaft von Haus zu Haus, sammelte die von außen steckenden Schlüssel ein, um zu probieren, welcher ihre Tür öffnen konnte, was dann auch gelang, denn Sicherheitsschlüssel gab es noch nicht. Am nächsten Tag brachte sie die Schlüssel wieder zu den Nachbarn.  
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:Wenn es manchmal schon schummrig war, wurden ihr die drei Steine, die, wie es auch heute noch üblich ist, zum Schutz gegen die Verbreiterung der Fahrwege durch die Fuhrwerke hingelegt werden, zum Verhängnis. Sie stolperte und alles lag verstreut. Wenn sie den Schlüssel nicht wieder finden konnte, so ging sie in der Nachbarschaft von Haus zu Haus, sammelte die von außen steckenden Schlüssel ein, um zu probieren, welcher ihre Tür öffnen konnte, was dann auch gelang, denn Sicherheitsschlüssel gab es noch nicht. Am nächsten Tag brachte sie die Schlüssel wieder zu den Nachbarn.  
  
  
'''Eissägen'''
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===Eissägen===
Die Fischer verdienten sich im Winter Geld durch das in Blöcke gesägte Eis des Achterwassers. Dies wurde für die Kühlung von Bier und Speisen gebraucht. Die Gaststätten lagerten sich das Eis in sogenannten Eis- oder Bierkellern ein. Für den Inselhof war der Eiskeller auf dem heutigen Grundstück Dorfstraße 15. Am Waldhaus war in der Strandstraße ein zweistöckiges Haus als Bier- und Eiskeller gebaut. Diese Art der Kühlung wurde noch nach dem II. Weltkrieg angewandt.  
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:Die Fischer verdienten sich im Winter Geld durch das in Blöcke gesägte Eis des Achterwassers. Dies wurde für die Kühlung von Bier und Speisen gebraucht. Die Gaststätten lagerten sich das Eis in sogenannten Eis- oder Bierkellern ein. Für den Inselhof war der Eiskeller auf dem heutigen Grundstück Dorfstraße 15. Am Waldhaus war in der Strandstraße ein zweistöckiges Haus als Bier- und Eiskeller gebaut. Diese Art der Kühlung wurde noch nach dem II. Weltkrieg angewandt.  
  
  
'''Dreschplatz'''
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===Dreschplatz===
Ein Dreschkasten zum Dreschen des Getreides stand auf dem Dorfplatz, heute Feuerwehr. Die kleineren Bauern und Büttner halfen sich gegenseitig beim Dreschen. Es wurde vorher eine Reihenfolge festgelegt, wer wann dreschen durfte.
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:Ein Dreschkasten zum Dreschen des Getreides stand auf dem Dorfplatz, heute Feuerwehr. Die kleineren Bauern und Büttner halfen sich gegenseitig beim Dreschen. Es wurde vorher eine Reihenfolge festgelegt, wer wann dreschen durfte.
Ein Göbelplatz war am Achterwasser, heute Fischerstraße, gegenüber dem Heydenhof, heute Ferienhof Schön. Die Pferde gingen im Kreis, um eine Dreschmaschine anzutreiben. Der Straßenverlauf auf der Flurkarte zeigt dies deutlich als öffentlichen Platz.
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:Ein Göbelplatz war am Achterwasser, heute Fischerstraße, gegenüber dem Heydenhof, heute Ferienhof Schön. Die Pferde gingen im Kreis, um eine Dreschmaschine anzutreiben. Der Straßenverlauf auf der Flurkarte zeigt dies deutlich als öffentlichen Platz.
  
  
'''Polizist Egon Knuth'''
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===Polizist Egon Knuth===
Nach 1945 war Egon Knuth, geb. 1913, für den Ort als Polizist eingestellt. Er hatte keine Uniform und trug deshalb eine rote Armbinde. Sein wichtigster Arbeitsgegenstand war die Trompete. So blies er, wenn er meinte, Diebe oder Russen seien auf Streifzug, mächtig in seine Trompete. Diese Töne lockten sogleich die Einwohner auf die Straße, um nach allen Seiten nach Verdächtigen zu schauen. Einmal kam eine Gruppe Russen auf Fahrrädern durch den Ort, Egon blies auf seiner Trompete, alle Russen ließen die Fahrräder fallen und schrien „Volkssturm“ – vor dem sie Angst hatten - und rannten weg.
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:Nach 1945 war Egon Knuth, geb. 1913, für den Ort als Polizist eingestellt. Er hatte keine Uniform und trug deshalb eine rote Armbinde. Sein wichtigster Arbeitsgegenstand war die Trompete. So blies er, wenn er meinte, Diebe oder Russen seien auf Streifzug, mächtig in seine Trompete. Diese Töne lockten sogleich die Einwohner auf die Straße, um nach allen Seiten nach Verdächtigen zu schauen. Einmal kam eine Gruppe Russen auf Fahrrädern durch den Ort, Egon blies auf seiner Trompete, alle Russen ließen die Fahrräder fallen und schrien „Volkssturm“ – vor dem sie Angst hatten - und rannten weg.
  
  
'''Aus Protokollen der Gemeindevertreter'''
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===Aus Protokollen der Gemeindevertreter===
01.08.1947 – 200 Kurgäste haben sich angemeldet, 72 halten sich augenblicklich in Zempin auf.
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:01.08.1947 – 200 Kurgäste haben sich angemeldet, 72 halten sich augenblicklich in Zempin auf.
In Zempin befinden sich zur Zeit 390 Umsiedler. Es ist hierbei besonders bedauerlich, dass gerade Zempin fast ausschließlich unterstützungsbedürftige Umsiedler aufnehmen musste. Die Finanzlage der Gemeinde ist derart schlecht, dass es nicht möglich war, die Juli – Unterstützung auszuzahlen.
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:In Zempin befinden sich zur Zeit 390 Umsiedler. Es ist hierbei besonders bedauerlich, dass gerade Zempin fast ausschließlich unterstützungsbedürftige Umsiedler aufnehmen musste. Die Finanzlage der Gemeinde ist derart schlecht, dass es nicht möglich war, die Juli – Unterstützung auszuzahlen.
  
  
'''17.11.1947''' – der Landwirt Mähl teilte mit, dass er eine Sterke in Lassan gegen 100 Zentner Kartoffeln tauschen kann, er hat noch 272 Zentner Kartoffeln abzuliefern. Sein Partner will sich nur noch eine Bescheinigung seines Bürgermeisters beschaffen. Wegen des Transportes haben die Abgeordneten Zweifel. Ein Abgeordneter setzt sich telefonisch mit der Wasserschutzpolizei in Verbindung, welche mitteilt, dass diese Ladung auf dem Wasser beschlagnahmt wird, wenn nicht eine Bescheinigung des Greifswalder Landrates vorliegt. Die Freigabe wird nicht erteilt, da Greifswald erst 71 % seines Kartoffelsolls erfüllt hat. Hierauf wird beschlossen Möglichkeiten auszuschöpfen, die Kartoffeln doch auf dem Wasserwege nach Zempin zu bringen.
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===17.11.1947===
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:Der Landwirt Mähl teilte mit, dass er eine Sterke (Färse) in Lassan gegen 100 Zentner Kartoffeln tauschen kann, er hat noch 272 Zentner Kartoffeln abzuliefern. Sein Partner will sich nur noch eine Bescheinigung seines Bürgermeisters beschaffen. Wegen des Transportes haben die Abgeordneten Zweifel. Ein Abgeordneter setzt sich telefonisch mit der Wasserschutzpolizei in Verbindung, welche mitteilt, dass diese Ladung auf dem Wasser beschlagnahmt wird, wenn nicht eine Bescheinigung des Greifswalder Landrates vorliegt. Die Freigabe wird nicht erteilt, da Greifswald erst 71 % seines Kartoffelsolls erfüllt hat. Hierauf wird beschlossen Möglichkeiten auszuschöpfen, die Kartoffeln doch auf dem Wasserwege nach Zempin zu bringen.
  
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===Helene Weigel in Zempin===
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:Das Haus Oberförsterweg Nr. 4 gehörte bei der Erbauung der Schauspielerin Inge Keller, Berlin. Sie war die Freundin von Eduard von Schnitzler, auch genannt der rote Baron, der durch seine Fernsehsendung „Der schwarze Kanal“ bekannt war. Dann kaufte dieses Haus Familie Bork aus Berlin.
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:In diesem Haus war auch öfter die Schauspielerin und Frau von Berthold Brecht, Helene Weigel zu Besuch. Sie trug immer recht einfache Kleidung, einen dunklen langen Wollrock und eine kragenlose dunkle schmucklose Jacke.
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:Als Helene Weigel in den Laden von Paul Wieck einkaufen kam, er kannte sie nicht, gab er den Verkäuferinnen leise Anweisung, diese Frau nicht aus den Augen zu lassen. Er vermutete auf Grund ihres Äußeren, dass sie sehr arm sei und etwas stehlen würde.
  
'''Helene Weigel in Zempin'''
 
Das Haus Oberförsterweg Nr. 4 gehörte bei der Erbauung der Schauspielerin Inge Keller, Berlin. Sie war die Freundin von Eduard von Schnitzler, auch genannt der rote Baron, der durch seine Fernsehsendung „Der schwarze Kanal“ bekannt war. Dann kaufte dieses Haus Familie Bork aus Berlin.
 
In diesem Haus war auch öfter die Schauspielerin und Frau von Berthold Brecht, Helene Weigel zu Besuch. Sie trug immer recht einfache Kleidung, einen dunklen langen Wollrock und eine kragenlose dunkle schmucklose Jacke.
 
Als Helene Weigel in den Laden von Paul Wieck einkaufen kam, er kannte sie nicht, gab er den Verkäuferinnen leise Anweisung, diese Frau nicht aus den Augen zu lassen. Er vermutete auf Grund ihres Äußeren, dass sie sehr arm sei und etwas stehlen würde.
 
  
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===Glück!!===
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:Am Heiligabend rief Lotto-Lothar (Schichlein) Familie Dethloff an, sie könnten noch die fertigen Fotos abholen. Susanne meinte zu ihrem Manfred, da nimm doch gleich noch ein Los, denn sie hatte die Tage vorher schon mal 10 DM gewonnen. Manfred holte die Bilder und nahm, wie befohlen, ein Los für 1,- DM. Staunend öffnete er es langsam und sprach zu Uschi Schichlein: „Hol eine Flasche Sekt!“
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:Er hatte 1000 DM gewonnen und legte den Beleg unter den Tannenbaum, denn die Auszahlung dauerte einige Tage. Die Familie hatte nun ein besonderes Fest zu feiern und viele freuten sich mit Ihnen. (vor 2002)
  
'''Glück!!'''
 
Am Heiligabend rief Lotto-Lothar (Schichlein) Familie Dethloff an, sie könnten noch die fertigen Fotos abholen. Susanne meinte zu ihrem Manfred, da nimm doch gleich noch ein Los, denn sie hatte die Tage vorher schon mal 10 DM gewonnen. Manfred holte die Bilder und nahm, wie befohlen, ein Los für 1,- DM. Staunend öffnete er es langsam und sprach zu Uschi Schichlein: „Hol eine Flasche Sekt!“
 
Er hatte 1000 DM gewonnen und legte den Beleg unter den Tannenbaum, denn die Auszahlung dauerte einige Tage. Die Familie hatte nun ein besonderes Fest zu feiern und viele freuten sich mit Ihnen. (vor 2002)
 
  
 
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===Festtagsbräuche in Zempin===
'''Festtagsbräuche in Zempin'''
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:Senta Wodrich * 1920 Zempin + 2002 Wolgast – aufgeschrieben im Jahr 1999 im Wolgaster Altenheim
Senta Wodrich * 1920 Zempin + 2002 Wolgast – aufgeschrieben im Jahr 1999 im Wolgaster Altenheim
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:<i>„In unserer Familie und im Dorf wurde an den Bräuchen, so wie es die Alten gehalten haben, festgehalten. Weihnachten feierte man in der Familie, Ostern war lustiges Ostereiersuchen und Spaziergänge, Pfingsten wurden unsere Häuser mit Maigrün (Birkengrün) geschmückt , vormittags ging es an den Feiertagen in die Kirche und abends war Tanz. :Manchmal war auch ein Ummarsch mit der Dorfkapelle. Am Silvestertag gab es zu Mittag Karpfen und am Karfreitag nach dem Kirchgang gab es Eierkuchen.
<i>„In unserer Familie und im Dorf wurde an den Bräuchen, so wie es die Alten gehalten haben, festgehalten. Weihnachten feierte man in der Familie, Ostern war lustiges Ostereiersuchen und Spaziergänge, Pfingsten wurden unsere Häuser mit Maigrün (Birkengrün) geschmückt , vormittags ging es an den Feiertagen in die Kirche und abends war Tanz. Manchmal war auch ein Ummarsch mit der Dorfkapelle. Am Silvestertag gab es zu Mittag Karpfen und am Karfreitag nach dem Kirchgang gab es Eierkuchen.
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:Weihnachten war immer das schönste Fest. Zu Nikolaus wird der Schuh vor die Tür gestellt und vor Weihnachten klopfte der Weihnachtsmann schon mal für die Kinder ans Fenster und fragte, ob wir auch schön artig waren und es wurden schon einige gewünschte Spielsachen gezeigt. Am Heiligabend mussten wir uns ins Zimmer zurückziehen bis der Baum geschmückt war. Dann durften wir reinkommen und dann kam der Weihnachtsmann. Es wurde gebetet und gesungen, alte liebe Weihnachtslieder. Nachdem jeder ein Gedicht aufgesagt hatte bekam er sein Geschenk und danach wurde gemeinsam gegessen. Es gab Kartoffelsalat mit Würstchen. Wir Kinder haben dann noch etwas mit unseren Geschenken gespielt bis uns die Augen zugefallen sind und haben geträumt in unseren Bettchen. Als wir größer waren haben wir uns das Krippenspiel in der Kirche in Koserow angesehen.“</i>
Weihnachten war immer das schönste Fest. Zu Nikolaus wird der Schuh vor die Tür gestellt und vor Weihnachten klopfte der Weihnachtsmann schon mal für die Kinder ans Fenster und fragte, ob wir auch schön artig waren und es wurden schon einige gewünschte Spielsachen gezeigt. Am Heiligabend mussten wir uns ins Zimmer zurückziehen bis der Baum geschmückt war. Dann durften wir reinkommen und dann kam der Weihnachtsmann. Es wurde gebetet und gesungen, alte liebe Weihnachtslieder. Nachdem jeder ein Gedicht aufgesagt hatte bekam er sein Geschenk und danach wurde gemeinsam gegessen. Es gab Kartoffelsalat mit Würstchen. Wir Kinder haben dann noch etwas mit unseren Geschenken gespielt bis uns die Augen zugefallen sind und haben geträumt in unseren Bettchen. Als wir größer waren haben wir uns das Krippenspiel in der Kirche in Koserow angesehen.“</i>
 
  
  
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[[Datei:Hechtknochen Glücksbringer.jpg|thumb|250px|rechts|Hechtknochen vom Kopf]]
 
[[Datei:Hechtknochen Glücksbringer.jpg|thumb|250px|rechts|Hechtknochen vom Kopf]]
 
[[Datei:Hechtknochen vom Kopf.jpg|thumb|250px|rechts|Glücksbringer in der Geldbörse]]
 
[[Datei:Hechtknochen vom Kopf.jpg|thumb|250px|rechts|Glücksbringer in der Geldbörse]]
'''Glücksbringer'''
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===Glücksbringer===
Ein Kreuzknochen aus dem Kopf des Hechtes als Glücksbringer haben Zempiner in der Geldbörse. Die sechs „Krüger“ Mädchen aus einer Zempiner Fischerfamilie bewahren diese Tradition bis heute.
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:Ein Kreuzknochen aus dem Kopf des Hechtes als Glücksbringer haben Zempiner in der Geldbörse. Die sechs „Krüger“ Mädchen aus einer Zempiner Fischerfamilie bewahren diese Tradition bis heute.
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:Karpfenschuppen vom Weihnachts- oder Silvesteressen werden auch ins Portemonnaie getan, damit das Geld nicht ausgeht.
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===Zempiner Mühle===
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:Auf der Höhe, dem Gartenberg, stand eine Windmühle, eine Holländer Mühle mit Steert ohne steuerndes Windrad, die von der Familie Karl Sauck bis ca. 1915 betrieben wurde. Sie wurde später zerlegt und verkauft. Der Bauer Fritz Lüder, der im Jahre 1896 geboren wurde, erzählte, dass er als Kind mit anderen Kindern dem Müller half, die Mühle am großen Schwengel (Steert) in den Wind zu drehen.
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:Die heute tiefere Fläche östlich des Gartenberges war bis 1981 ein kleiner Berg mit einzelnen Kiefern, die meisten von ihnen in der Form als Windflüchter, der Berg wurde ca. 1980 abgetragen, um den Deich am Achterwasser zu erhöhen. Da kein Mutterboden wieder aufgetragen wurde, entstand hier ein Magerrasen.
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===Milchablieferung nach 1945===
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[[Datei:MIlchkannen Zempin.jpg|thumb|250px|rechts|Rampe für Milchkannen]]
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:Die Milch der Kühe wurde in eigene 20 Liter-Kannen abgefüllt und musste nach Zinnowitz gebracht werden zur Molkerei Zimmermann.
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:Abwechselnd fuhren die Landwirte die Kannen mit dem Pferdewagen nach Zinnowitz. Wer ein Pferd hatte fuhr einen Tag für alle und wer zwei Pferde hatte brachte an zwei Tagen die Milch nach Zinnowitz. Es gab dann auch Lieferscheine mit auf dem Rückweg. Die Molkerei hatte nun zwei Milchlieferanten aus Zempin, die Hermann Knuth hießen. Um sie zu unterscheiden benannte sie die Lieferanten in KNUTH zu Wasser und KNUTH zu Lande. Der Lieferant Knuth „zu Wasser“ fischte zusätzlich zur kleinen Landwirtschaft - er wohnte in dem Haus heute Fischerstraße 8 (Michael Knuth).
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:Später wurde eine Rampe an der Bundesstr. aufgebaut etwa heute am westlichen Ortseingangsschild und die Milch wurde von der Molkerei Bansin von dort abgeholt.
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===Deichbau am Achterwasser===
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:Im Jahre 1954 war ein schweres Hochwasser am Achterwasser. Daraufhin wurde begonnen einen Deich um das Achterwasser zu bauen.
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:Zwischen den beiden Gehöften vom Ausbau Zempin (Dorfstraße 12 und 13) wurde eine Lorenbahn mit einer kleinen Diesellock auf Schienen verlegt. Am Achterwasser wurde sie dann nach Ost oder West weiterverlegt, je nach Baufortschritt. Nachdem die Fläche des Deichfußes festgelegt war, stachen die Arbeiter die Grasnarbe aus und legten sie beiseite, diese wurde dann später an den Seiten des Deiches wieder angelegt.
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:Der Sand für den Bau wurde nördlich der Gehöfte bis zur den Bahnschienen entnommen. Die Grundstücke gehörten zu den Gehöften. Die Eigentümer wurden weder gefragt noch entschädigt. :Die Grundstücke wurden auch nicht wieder eingeebnet. Die Loren wurden von Arbeitern mit Schaufeln beladen. Viele Menschen hatten dabei Arbeit gefunden und verhältnismäßig gut verdient. Für die Jugendlichen war es eine Freizeitbeschäftigung die Loren (ohne Zugmaschine) zum Achterwasser rollen zu lassen und mitzufahren.
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===Geschichte - Geschichten - Freundschaft===
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:Mich erreichte am 06.04.2020 eine E-Mail von einer Frau Karin, die heute 64 Jahre alt ist. Sie meinte auf unsere Homepage würde eine Tatsache in Zempin nicht ausreichend dokumentiert werden und sie würde gern etwas dazu beisteuern.
  
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:Sie äußerte, dass '''Berichte über die Kinderferienlager''' fehlen.
  
'''Karpfenschuppen''' vom Weihnachts- oder Silvesteressen werden auch ins Portemonnaie getan, damit das Geld nicht ausgeht.
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:Ihr Leben ist dadurch sehr bereichert worden, dass sie als 14 jährige in Zempin im Kinderferienlager des MAW - Armaturenwerke Halle in der heutigen Seestraße so ein wunderbares Sommerlager verbracht hatte.
  
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* [[Zempin_Straßen_Wege_Häuser#Seestra.C3.9Fe| Seestraße in Zempin]]
  
'''Zempiner Mühle''' Auf der Höhe, dem Gartenberg, stand eine Windmühle, eine Holländer Mühle mit Steert ohne steuerndes Windrad, die von der Familie Karl Sauck bis ca. 1915 betrieben wurde. Sie wurde später zerlegt und verkauft. Der Bauer Fritz Lüder, der im Jahre 1896 geboren wurde, erzählte, dass er als Kind mit anderen Kindern dem Müller half, die Mühle am großen Schwengel (Steert) in den Wind zu drehen.
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:Ausschlaggeben war ein sportlicher Wettbewerb am 01.08.1970 zwischen zwei Mädchenmannschaften des Armaturenwerk Halle und des Wälzlagerwerkes Fraureuth auf dem Sportplatz - (Dieser war von der Zempiner Dorfjugend durch Aufbauarbeit in der Seestraße aus dem Trümmerfeld geschaffen worden).
Die heute tiefere Fläche östlich des Gartenberges war bis 1981 ein kleiner Berg mit einzelnen Kiefern, die meisten von ihnen in der Form als Windflüchter, der Berg wurde ca. 1980 abgetragen, um den Deich am Achterwasser zu erhöhen. Da kein Mutterboden wieder aufgetragen wurde, entstand hier ein Magerrasen.
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:Jede kleine Mannschaft hatte einen Kapitän. Diese beiden Mädchen waren 14 Jahre alt und nur 5 Tage Altersunterschied trennte sie. Nach den Wettbewerben gab es nachmittags Milchkaffee mit Kuchen und diese beiden Mädchen Karin und Ilona saßen dabei nebeneinander und plauderten angeregt. Sie stellten fest, dass jede noch eine 1,5 Jahre jüngere Schwester hat und weitere Gemeinsamkeiten. Adressen wurden ausgetauscht. Zur Abschlussfeier der Fraureuther waren auch die Kinder aus Halle eingeladen. Dabei spielte Ilona mit ihrer Schwester einen Sketsch.
  
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:Die Kinder aus Halle hatten Tage später ihre Abreise vorbereitet und da führte Karin mit ihrer Schwester diesen Sketsch nach.
  
'''Milchablieferung nach 1945'''
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:Drei Jahre lang folgte ein vielseitiger Briefwechsel, dann traf man sich und die Sympathie war so groß, dass man sich immer mal wieder traf, mal bei der Einen oder der Anderen. Obwohl mehr als 500 km Entfernung sie trennte.
[[Datei:MIlchkannen Zempin.jpg|thumb|250px|rechts|Rampe für Milchkannen]]
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:Beide haben studiert, geheiratet, jede hat zwei Kinder großgezogen. Nie ist der Kontakt abgebrochen, auch bei einem Auslandsstudium und nach der Wende.
Die Milch der Kühe wurde in eigene 20 Liter-Kannen abgefüllt und musste nach Zinnowitz gebracht werden zur Molkerei Zimmermann.
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:Zu runden Geburtstagen trifft man sich auch mit den Männern. Durch gegenseitige Geschenke zu diesen Anlässen von Fotosammlungen oder Gedichten über ihre Freundschaft wird das Band immer fester geknüpft. Und Zempin ist dabei immer wieder das Thema.
Abwechselnd fuhren die Landwirte die Kannen mit dem Pferdewagen nach Zinnowitz. Wer ein Pferd hatte fuhr einen Tag für alle und wer zwei Pferde hatte brachte an zwei Tagen die Milch nach Zinnowitz. Es gab dann auch Lieferscheine mit auf dem Rückweg. Die Molkerei hatte nun zwei Milchlieferanten aus Zempin, die Hermann Knuth hießen. Um sie zu unterscheiden benannte sie die Lieferanten in KNUTH zu Wasser und KNUTH zu Lande. Der Lieferant Knuth „zu Wasser“ fischte zusätzlich zur kleinen Landwirtschaft - er wohnte in dem Haus heute Fischerstraße 8 (Michael Knuth).
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:So war Karin 2006 mit ihrem Mann in Zempin und fotografierte die Plätze der Kindheit während eines Ferienlagers. Aber leider war nichts mehr wie es war und Fotos aus den 70iger Jahren hatte sie nicht.
Später wurde eine Rampe an der Bundesstr. aufgebaut etwa heute am westlichen Ortseingangsschild und die Milch wurde von der Molkerei Bansin von dort abgeholt.
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:So konnte ich ihr Bilder senden, die ich vor Jahren bei ebay ersteigert hatte. Es war ein Fotoalbum einer Krankenschwester aus Halle, die in den gleichen Baracken 1965 Urlaub im Betriebsferienheim verbrachte.
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:Im August 2020 - zum 50jährigen Kennenlernen in Zempin - hat Ilonas Mann für beide Ehepaare schon Zimmer im Wikinger gebucht. Hoffen wir, dass es bis dahin möglich sein wird, dass sie auf die Insel reisen dürfen und wir uns treffen können.
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:Es hat geklappt und sie wohnten in der Seestraße und konnten sich das kleine Museum in der Fischerstraß0e ansehen.
  
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Datei:1965 Ferienlager Baracken.jpg|1965 Baracken Ferienlager
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Datei:Zempin 1965 Ferienlager.jpg|1965
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Datei:Zempin Ferienheim Seestraße 1977.jpg|1977
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Datei:Zempin Bartnik Nov. 2018.JPG|2018 Ilona und Karin
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Datei:Zempin Bartnik 1973.JPG|1973
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Datei:Zempin Gestern heute 2020.jpg|2020 beim Treffen in "Uns olle Schaul"
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'''Deichbau am Achterwasser'''
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==Sprüche auf platt==
Im Jahre 1954 war ein schweres Hochwasser am Achterwasser. Daraufhin wurde begonnen einen Deich um das Achterwasser zu bauen.
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gesammelt vom Lehrer Dunkel:
Zwischen den beiden Gehöften vom Ausbau Zempin (Dorfstraße 12 und 13) wurde eine Lorenbahn mit einer kleinen Diesellock auf Schienen verlegt. Am Achterwasser wurde sie dann nach Ost oder West weiterverlegt, je nach Baufortschritt. Nachdem die Fläche des Deichfußes festgelegt war, stachen die Arbeiter die Grasnarbe aus und legten sie beiseite, diese wurde dann später an den Seiten des Deiches wieder angelegt.
 
  
Der Sand für den Bau wurde nördlich der Gehöfte bis zur den Bahnschienen entnommen. Die Grundstücke gehörten zu den Gehöften. Die Eigentümer wurden weder gefragt noch entschädigt. Die Grundstücke wurden auch nicht wieder eingeebnet. Die Loren wurden von Arbeitern mit Schaufeln beladen. Viele Menschen hatten dabei Arbeit gefunden und verhältnismäßig gut verdient. Für die Jugendlichen war es eine Freizeitbeschäftigung die Loren (ohne Zugmaschine) zum Achterwasser rollen zu lassen und mitzufahren.
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Datei:Dunkel Spruch Dreikönigstag 6 Januar.JPG| Spruch zum 06. Januar
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Datei:Dunkel Spruch 3 Fasnacht.JPG| Spruch zur Fastnacht
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Datei:Dunkel Spruch 2 Ostern.JPG|Spruch für Ostern
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==Flurnamen auf der Zempiner Feldmark und Stellen im Achterwasser==
 
==Flurnamen auf der Zempiner Feldmark und Stellen im Achterwasser==
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[[Datei:2019 Flurkarte Zempin West.jpg|thumb|350px|rechts|Flurkarte von 2019 Zempin West]]
 
[[Datei:2019 Flurkarte Zempin West.jpg|thumb|350px|rechts|Flurkarte von 2019 Zempin West]]
  
* [https://flurnamenbuch-vorpommern.germanistik.uni-greifswald.de/?page_id=50&ort=Use/Zm#top Zempiner Flurnamen im Flurnamenbuch]
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:* [https://flurnamenbuch-vorpommern.germanistik.uni-greifswald.de/?page_id=50&ort=Use/Zm#top Zempiner Flurnamen im Flurnamenbuch]
  
 
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==Achterwasser==
 
==Achterwasser==
  
Das Wort achtern bedeutet hinten, also das Hinterwasser. Es ist eine Ausbuchtung des Peenestromes. Im Mittelalter hieß es auch das Lassansche Wasser - siehe die Fischereiverordnung von 1571. [https://www.ortschroniken-mv.de/images/1/1b/1571_Zempin_Ersterw%C3%A4hnung_Texte.pdf Zempin Ersterwähnung Texte pdf] , da die Stadt Lassan eine große Bedeutung hatte.  
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:Das Wort achtern bedeutet hinten, also das Hinterwasser. Es ist eine Ausbuchtung des Peenestromes. Im Mittelalter hieß es auch das Lassansche Wasser - siehe die Fischereiverordnung von 1571. [[medium:1571_Zempin_Ersterw%C3%A4hnung_Texte.pdf|Zempin Ersterwähnung (Texte pdf)]] , da die Stadt Lassan eine große Bedeutung hatte.  
  
 
===Das Achterwasser und seine Randgebiete===
 
===Das Achterwasser und seine Randgebiete===
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von Konrad Tiefert 18.04.2000
 
von Konrad Tiefert 18.04.2000
  
Diese Aufzeichnungen beruhen auf Überlieferungen vom Großvater, Vater und eigenen Erfahrungen. Sie sind sicherlich nicht vollständig, zumal von den Fischern der umliegenden Ortschaften manche Stellen, auch Reusenstellen, anders bezeichnet werden und wurden. Da die Zahl der Fischer stark zurückgeht, werden auch die Bezeichnungen der einzelnen Rand- und Schargebiete langsam verloren gehen.
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:Diese Aufzeichnungen beruhen auf Überlieferungen vom Großvater, Vater und eigenen Erfahrungen. Sie sind sicherlich nicht vollständig, zumal von den Fischern der umliegenden Ortschaften manche Stellen, auch Reusenstellen, anders bezeichnet werden und wurden. Da die Zahl der Fischer stark zurückgeht, werden auch die Bezeichnungen der einzelnen Rand- und Schargebiete langsam verloren gehen.
  
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:Das Achterwasser ist eine Ausbuchtung des Peenestromes und somit des Odermündungsgebietes. Rundum mit Schilf bewachsen bietet es vielen Tieren ein Existenzgebiet. Nach der Überlieferung einstmals sehr fischreich, ist der Reichtum durch Verschmutzung, Überfischung und Absperren der Zugänge durch Reusen und Netze an seinen Eingängen und auf dem Peenestrom stark zurückgegangen.
  
Das Achterwasser ist eine Ausbuchtung des Peenestromes und somit des Odermündungsgebietes. Rundum mit Schilf bewachsen bietet es vielen Tieren ein Existenzgebiet. Nach der Überlieferung einstmals sehr fischreich, ist der Reichtum durch Verschmutzung, Überfischung und Absperren der Zugänge durch Reusen und Netze an seinen Eingängen und auf dem Peenestrom stark zurückgegangen.
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:Die Zuwanderung vom Haff und Bodden ist aber sehr wichtig für das Achterwasser. Befischt wurde es immer und zu allen Zeiten. Viele Familien in den rundum angesiedelten Dörfern haben damit ihren Lebensunterhalt verdient. Es sind darin fast alle Binnenfischarten vertreten. Blei, Zander, Hecht, Barsch, Plätz und Aal sind so die Hauptarten. Aber durch Wanderung gibt es auch mal Lachs, Flundern, Aalquappen auch Rutten genannt und im Herbst, wenn das Wasser ausgekühlt ist, den Schnäpel. Auch eingesetzte Karpfen und Regenbogenforellen haben gute Aufwuchsmöglichkeiten, vermehren sich aber selbst nicht im Achterwasser. Auch Hering tritt im Frühjahr manchmal auf.
  
Die Zuwanderung vom Haff und Bodden ist aber sehr wichtig für das Achterwasser. Befischt wurde es immer und zu allen Zeiten. Viele Familien in den rundum angesiedelten Dörfern haben damit ihren Lebensunterhalt verdient. Es sind darin fast alle Binnenfischarten vertreten. Blei, Zander, Hecht, Barsch, Plätz und Aal sind so die Hauptarten. Aber durch Wanderung gibt es auch mal Lachs, Flundern, Aalquappen auch Rutten genannt und im Herbst, wenn das Wasser ausgekühlt ist, den Schnäpel. Auch eingesetzte Karpfen und Regenbogenforellen haben gute Aufwuchsmöglichkeiten, vermehren sich aber selbst nicht im Achterwasser. Auch Hering tritt im Frühjahr manchmal auf.
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:Befischt wurde und wird das Achterwasser von Fischern der umliegenden Dörfern mit Netzen, Reusen und Aalgrundangeln. In der Vergangenheit wurde es, von den Zempinern und Loddinern im Winter bei entsprechender Eisdicke, noch mit dem Großgarn befischt, wo es dann ab und zu zu Großfängen kam, mit vielen hundert Kilo Fisch. Die Hauptmasse dieser Fänge war meistens Blei, auch Plätz und Kleinfisch. Diese Sorten waren aber im Laufe der Entwicklung im Handel nicht mehr absetzbar und so wurde die Wintergarnfischerei eingestellt, zumal sie mit viel Aufwand und schwerer Arbeit verbunden war. Es gab im Winter aber auch noch ein Kleingarn, den sogenannten Jonaker. Er wurde auf die Art eines Großgarns an die Randgebiete herangezogen, allerdings nicht mit Winden. Es gab meisten Kleinfisch und auch Hecht. Diese Fischereiart wurde ebenfalls eingestellt. Nur die Bleinetzfischerei unter Eis hat sich noch lange gehalten und wird auch heute noch von einigen der restlichen Fischer durchgeführt. Um den Fisch in der Laichzeit zu schonen wurde eine Schonzeit im Frühjahr eingeführt mit einem Schonrevier in der südlichen Ausbuchtung des Achterwassers. Diese Schonzeit mit ihren Bestimmungen wurde und wird von der Fischereiaufsicht überwacht.
  
Befischt wurde und wird das Achterwasser von Fischern der umliegenden Dörfern mit Netzen, Reusen und Aalgrundangeln. In der Vergangenheit wurde es, von den Zempinern und Loddinern im Winter bei entsprechender Eisdicke, noch mit dem Großgarn befischt, wo es dann ab und zu zu Großfängen kam, mit vielen hundert Kilo Fisch. Die Hauptmasse dieser Fänge war meistens Blei, auch Plätz und Kleinfisch. Diese Sorten waren aber im Laufe der Entwicklung im Handel nicht mehr absetzbar und so wurde die Wintergarnfischerei eingestellt, zumal sie mit viel Aufwand und schwerer Arbeit verbunden war. Es gab im Winter aber auch noch ein Kleingarn, den sogenannten Jonaker. Er wurde auf die Art eines Großgarns an die Randgebiete herangezogen, allerdings nicht mit Winden. Es gab meisten Kleinfisch und auch Hecht. Diese Fischereiart wurde ebenfalls eingestellt. Nur die Bleinetzfischerei unter Eis hat sich noch lange gehalten und wird auch heute noch von einigen der restlichen Fischer durchgeführt. Um den Fisch in der Laichzeit zu schonen wurde eine Schonzeit im Frühjahr eingeführt mit einem Schonrevier in der südlichen Ausbuchtung des Achterwassers. Diese Schonzeit mit ihren Bestimmungen wurde und wird von der Fischereiaufsicht überwacht.
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:Der Schnäpel hat neuerdings eine Schonzeit im Herbst. Dieser Fisch ist ein reiner Wanderfisch, der in die kalten Haffgewässer und auch Achterwasser kommt um zu laichen. :Sobald die Wassertemperatur wieder zunimmt, verschwindet er wieder. Die Schonzeit hat nur einen Sinn, wenn auch die anderen Haffanlieger, wie z.B. Polen, sie auch durchführen.
  
Der Schnäpel hat neuerdings eine Schonzeit im Herbst. Dieser Fisch ist ein reiner Wanderfisch, der in die kalten Haffgewässer und auch Achterwasser kommt um zu laichen. Sobald die Wassertemperatur wieder zunimmt, verschwindet er wieder. Die Schonzeit hat nur einen Sinn, wenn auch die anderen Haffanlieger, wie z.B. Polen, sie auch durchführen.
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:Die für das Achterwasser zugelassenen Fischer müssen für die Fanggeräte an den Staat eine Pacht bezahlen, die für ein Jahr gilt, sie wird von der Fischereiaufsicht eingezogen.  
  
Die für das Achterwasser zugelassenen Fischer müssen für die Fanggeräte an den Staat eine Pacht bezahlen, die für ein Jahr gilt, sie wird von der Fischereiaufsicht eingezogen.  
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:Die Wassertiefen sind sehr unterschiedlich 3 bis 3,5 Meter, aber auch Stellen mit größerer Wassertiefe 6 bis 7 Meter. Die Scharstellen und die Ränder sind meistens bedeutend flacher. :Einer der flachsten Schare ist das Hohe Schar, zwischen der Ortschaft Lütow auf dem Gnitz und Warthe. Auf vielen Scharstellen wächst Schwängelkraut und liegen große Steine. Für Schiffe mit Schwert können sie schon eine Gefahr sein. Die Gebiete des Achterwassers, vor allem die Randgebiet, haben fast alle eine Bezeichnung, einen Namen. Die Bezeichnungen gehen wohl noch auf die Wendenzeit zurück und haben sich über die Jahrhunderte, wenn auch etwas verändert, erhalten. Aus den hier wohnenden Wenden und den zugewanderten Menschen aus dem Westen ist durch Vermischung der jetzige pommersche Menschenschlag entstanden.
  
Die Wassertiefen sind sehr unterschiedlich 3 bis 3,5 Meter, aber auch Stellen mit größerer Wassertiefe 6 bis 7 Meter. Die Scharstellen und die Ränder sind meistens bedeutend flacher. Einer der flachsten Schare ist das Hohe Schar, zwischen der Ortschaft Lütow auf dem Gnitz und Warthe. Auf vielen Scharstellen wächst Schwängelkraut und liegen große Steine. Für Schiffe mit Schwert können sie schon eine Gefahr sein. Die Gebiete des Achterwassers, vor allem die Randgebiet, haben fast alle eine Bezeichnung, einen Namen. Die Bezeichnungen gehen wohl noch auf die Wendenzeit zurück und haben sich über die Jahrhunderte, wenn auch etwas verändert, erhalten. Aus den hier wohnenden Wenden und den zugewanderten Menschen aus dem Westen ist durch Vermischung der jetzige pommersche Menschenschlag entstanden.
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:Sicher waren die hier wohnenden Wenden mit dem Meer und den Gewässern vertraut. Sie haben sich sicherlich gegenseitig mit ihren Erfahrungen vertraut gemacht, vor allem in der Fischerei. Durch Kriege, Krankheiten (z.B. Pest) waren viele Gebiete nach der Überlieferung nur noch sehr schwach besiedelt. Viele Namen der Orte und auch Familiennamen erinnern noch heute an diese vergangenen Zeiten. Die Siedler brachten ihre niederdeutsche Sprache mit, die sich langsam durchsetzte und das Wendische verdrängte. So wurden viele Bezeichnungen verändert. Die Namensendungen mit tz, ow, in usw. erinnern noch daran.
  
Sicher waren die hier wohnenden Wenden mit dem Meer und den Gewässern vertraut. Sie haben sich sicherlich gegenseitig mit ihren Erfahrungen vertraut gemacht, vor allem in der Fischerei. Durch Kriege, Krankheiten (z.B. Pest) waren viele Gebiete nach der Überlieferung nur noch sehr schwach besiedelt. Viele Namen der Orte und auch Familiennamen erinnern noch heute an diese vergangenen Zeiten. Die Siedler brachten ihre niederdeutsche Sprache mit, die sich langsam durchsetzte und das Wendische verdrängte. So wurden viele Bezeichnungen verändert. Die Namensendungen mit tz, ow, in usw. erinnern noch daran.
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:Die beiden großen Ausbuchtungen des Achterwassers, die nördliche und die südliche haben selbst noch kleine Buchten gebildet. Sie sind bevorzugte Laichgebiete für Blei und Hecht und durften in der Schonzeit nicht befischt werden. Sie waren vom Staat auch meistens in Sonderverpachtung. So eine Bucht ist das Rieck (Ryck) östlich von Zempin. Ein nach den Aussagen der damaligen Fischer nur ein 2 Meter tiefes Gebiet. An seiner Ostseite lag das kleine Dorf Damerow. Durch die großen Sturmfluten 1872 und 1874 wurde das Dorf zerstört und die Bucht ausgewühlt, so dass sie heute Wassertiefen von 4 bis 5 Meter hat, mit einem moorigen Grund. Die Kraft der Sturmfluten muss sehr groß gewesen sein, denn noch vor dem Eingang zum Rieck hat man wohl an die hundert Meter entfernt noch 3 bis 4 Meter Wassertiefe. Doch dann kommt eine flache Stelle quer davor, so daß eine Ausfahrt für tiefer gehende Schiffe nicht möglich ist. Von den Fischern wurde diese Stelle mit „Trünnel“ (1) bezeichnet.
  
Die beiden großen Ausbuchtungen des Achterwassers, die nördliche und die südliche haben selbst noch kleine Buchten gebildet. Sie sind bevorzugte Laichgebiete für Blei und Hecht und durften in der Schonzeit nicht befischt werden. Sie waren vom Staat auch meistens in Sonderverpachtung. So eine Bucht ist das Rieck (Ryck) östlich von Zempin. Ein nach den Aussagen der damaligen Fischer nur ein 2 Meter tiefes Gebiet. An seiner Ostseite lag das kleine Dorf Damerow. Durch die großen Sturmfluten 1872 und 1874 wurde das Dorf zerstört und die Bucht ausgewühlt, so dass sie heute Wassertiefen von 4 bis 5 Meter hat, mit einem moorigen Grund. Die Kraft der Sturmfluten muss sehr groß gewesen sein, denn noch vor dem Eingang zum Rieck hat man wohl an die hundert Meter entfernt noch 3 bis 4 Meter Wassertiefe. Doch dann kommt eine flache Stelle quer davor, so daß eine Ausfahrt für tiefer gehende Schiffe nicht möglich ist. Von den Fischern wurde diese Stelle mit „Trünnel“ (1) bezeichnet.
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:An der Westseite vom Eingang zum Rieck wurde der von den Wasserfluten mitgeführte Sand aufgespült und dieses Gebiet von einigen hundert Metern Breite sehr flach. Es erstreckt sich nach Süden weit hinaus und wird dann allmählich tiefer. Die Fischer nennen diese Gebiet „Jagen“ (2). Die Ostseite vom Eingang zum Rieck nennt sich: „Vor dem Preisterkamp“ (3) (Kloster!?Priesterland). Wahrscheinlich hat die Kirche hier was zu sagen gehabt. Es ist eine gute Reusenstelle. Dann kommt: „Vor der Barkenschonung“ (4) (Birken) und als nächstes eine flache Ausbuchtung, die Berliner Wieck (5). Warum diese Bucht so heißt? Wahrscheinlich eine Wortveränderung. Von dieser Bucht ab, erstreckt sich ein Schargebiet weit nach Westen. :Nach Süden ist ein Randschar welches Skandenhorst (6) genannt wird. Hier liegen große Steine und es ist für Boote ratsam, bei niedrigem Wasserstand des Achterwassers, dieses Gebiet mit Vorsicht zu befahren. Der davor liegende Moorgrund wird mit "tiefer Wilz" (7) bezeichnet. Dann kommt die Koserower Anfahrt (8), die zu einem kleinen Hafen ausgebaut wurde. Das Schargebiet längs der Küste ist nicht breit und hat unterschiedliche Wassertiefen. Der Schwanenbrink (9) ist da mit drin, eine kleine Insel auf der oft Schwäne ihr Nest gebaut haben. Rundum ist es flach. Nach Süden ist davor ein tiefer Moorgrund, von Fischern mit „tiefe Glams“ (10) bezeichnet. Das Randgebiet nördlich von Loddin nannte man: „Vor der Ochsentrift“ (11), hier liegen auch Steine.
  
An der Westseite vom Eingang zum Rieck wurde der von den Wasserfluten mitgeführte Sand aufgespült und dieses Gebiet von einigen hundert Metern Breite sehr flach. Es erstreckt sich nach Süden weit hinaus und wird dann allmählich tiefer. Die Fischer nennen diese Gebiet „Jagen“ (2). Die Ostseite vom Eingang zum Rieck nennt sich: „Vor dem Preisterkamp“ (3) (Kloster!?Priesterland). Wahrscheinlich hat die Kirche hier was zu sagen gehabt. Es ist eine gute Reusenstelle. Dann kommt: „Vor der Barkenschonung“ (4) (Birken) und als nächstes eine flache Ausbuchtung, die Berliner Wieck (5). Warum diese Bucht so heißt? Wahrscheinlich eine Wortveränderung. Von dieser Bucht ab, erstreckt sich ein Schargebiet weit nach Westen. Nach Süden ist ein Randschar welches Skandenhorst (6) genannt wird. Hier liegen große Steine und es ist für Boote ratsam, bei niedrigem Wasserstand des Achterwassers, dieses Gebiet mit Vorsicht zu befahren. Der davor liegende Moorgrund wird mit "tiefer Wilz" (7) bezeichnet. Dann kommt die Koserower Anfahrt (8), die zu einem kleinen Hafen ausgebaut wurde. Das Schargebiet längs der Küste ist nicht breit und hat unterschiedliche Wassertiefen. Der Schwanenbrink (9) ist da mit drin, eine kleine Insel auf der oft Schwäne ihr Nest gebaut haben. Rundum ist es flach. Nach Süden ist davor ein tiefer Moorgrund, von Fischern mit „tiefe Glams“ (10) bezeichnet. Das Randgebiet nördlich von Loddin nannte man: „Vor der Ochsentrift“ (11), hier liegen auch Steine.
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:'''Loddin''' ist ein altes Fischerdorf mit einer Vergangenheit, wo die Fischerei und auch die Landwirtschaft eine große Rolle gespielt hat. Das Loddiner Höft ist eine Erhebung am Wasser, die man vom Achterwasser weit sieht. Es liegen dort viele Steine, auch größere. Von hier liegt in Richtung SW, getrennt durch Moor vom Höft ein Schar, das „Wussow“ (12) genannt wird und von tiefem Moorgrund umgeben ist. An der Südseite vom Loddiner Höft geht es am Voßberg vorbei zur Loddiner Mell, eine kleine Ausbuchtung. Danach sieht man das Dorf '''Ückeritz''', auch eine alte Siedlung mit einem kleinen Hafen. Die Beek ist eine Verbindung vom Achterwasser zum Schmollensee. Einen kleinen Hafen gibt es noch vor Stagnieß. Die nächste Erhebung ist der Konker Berg (17m). Auf dem vorgelagerten Schar liegt ein großer Stein (Teufelstein - sagenumwoben). Dann kommt der Rauhe Berg. Das davor liegende Moorgebiet ist sehr tief und wird „Diepen“ (13) genannt. Am Südende ist der Eingang zum Nepperminer See. Rechts, wenn man einfährt geht es zum Balmer See. Das nach Norden zu liegende Gebiet wird „Schäpermoor“ (14) genannt. Von hier bis zum Eingang zum Krienker See erstreckt sich ein großes Schargebiet, der sogenannte „Steinort“ (15) mit dem „Gieglitzer Steinbrink'“ (16). In dieses große Schargebiet ist ein Moorloch eingeschlossen, dass nach Norden durch eine Steinräne, die sich „flanken Kiel“ (17) nennt begrenzt wird. :Östlich von dieser Steinräne bis zum Rand-Schar vom Konker Berg und dem Eingang zum Diepen oder Tiefen liegt ein festes Gebiet, dass mit „Schwemm Schar“ (18) bezeichnet wurde. Im Südteil dieses Steinortes wurde im Frühjahr das Laichschonrevier eingerichtet, was nicht befischt werden durfte. Die westliche Grenzmarkierung vom Krienker See ist südlich von der kleinen Ortschaft '''Grüssow''' und wird „Probitz“ (19) genannt. Nach Norden zu liegen auf dem Schar vor Grüssow große Steine, ebenso am Grüssower Ort. Einige Scharstellen erstrecken sich weit nach Osten in die Moorgebiete hinein. Von hier nach Norden zu ist ein Schargebiet, dass von den Fischern mit „Bullenbrink“ (20) bezeichnet wird. Das Landrandgebiet nach Westen nennt sich die Ballitz, es stehen dort einige Häuser.
  
Loddin ist ein altes Fischerdorf mit einer Vergangenheit, wo die Fischerei und auch die Landwirtschaft eine große Rolle gespielt hat. Das Loddiner Höft ist eine Erhebung am Wasser, die man vom Achterwasser weit sieht. Es liegen dort viele Steine, auch größere. Von hier liegt in Richtung SW, getrennt durch Moor vom Höft ein Schar, das „Wussow“ (12) genannt wird und von tiefem Moorgrund umgeben ist. An der Südseite vom Loddiner Höft geht es am Voßberg vorbei zur Loddiner Mell, eine kleine Ausbuchtung. Danach sieht man das Dorf Ückeritz, auch eine alte Siedlung mit einem kleinen Hafen. Die Beek ist eine Verbindung vom Achterwasser zum Schmollensee. Einen kleinen Hafen gibt es noch vor Stagnieß. Die nächste Erhebung ist der Konker Berg (17m). Auf dem vorgelagerten Schar liegt ein großer Stein (Teufelstein - sagenumwoben). Dann kommt der Rauhe Berg. Das davor liegende Moorgebiet ist sehr tief und wird „Diepen“ (13) genannt. Am Südende ist der Eingang zum Nepperminer See. Rechts, wenn man einfährt geht es zum Balmer See. Das nach Norden zu liegende Gebiet wird „Schäpermoor“ (14) genannt. Von hier bis zum Eingang zum Krienker See erstreckt sich ein großes Schargebiet, der sogenannte „Steinort“ (15) mit dem „Gieglitzer Steinbrink'“ (16). In dieses große Schargebiet ist ein Moorloch eingeschlossen, dass nach Norden durch eine Steinräne, die sich „flanken Kiel“ (17) nennt begrenzt wird. Östlich von dieser Steinräne bis zum Rand-Schar vom Konker Berg und dem Eingang zum Diepen oder Tiefen liegt ein festes Gebiet, dass mit „Schwemm Schar“ (18) bezeichnet wurde. Im Südteil dieses Steinortes wurde im Frühjahr das Laichschonrevier eingerichtet, was nicht befischt werden durfte. Die westliche Grenzmarkierung vom Krienker See ist südlich von der kleinen Ortschaft Grüssow und wird „Probitz“ (19) genannt. Nach Norden zu liegen auf dem Schar vor Grüssow große Steine, ebenso am Grüssower Ort. Einige Scharstellen erstrecken sich weit nach Osten in die Moorgebiete hinein. Von hier nach Norden zu ist ein Schargebiet, dass von den Fischern mit „Bullenbrink“ (20) bezeichnet wird. Das Landrandgebiet nach Westen nennt sich die Ballitz, es stehen dort einige Häuser.
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:In dieses ganze Wassergebiet sind in dem Schar einige Moorstellen und Rinnen eingelagert, aber ansonsten keine großen Wassertiefen. Das ganze wird „Sandort“ (21) genannt und erstreckt sich weit nach Norden und wird durch eine Tonne markiert. (Das Fahrwasser ist heute nicht mehr betonnt.)
  
In dieses ganze Wassergebiet sind in dem Schar einige Moorstellen und Rinnen eingelagert, aber ansonsten keine großen Wassertiefen. Das ganze wird „Sandort“ (21) genannt und erstreckt sich weit nach Norden und wird durch eine Tonne markiert. (Das Fahrwasser ist heute nicht mehr betonnt.)
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:Nach Westen hat dieses Schar einige Ausläufer und schwingt sich dann im Süden herum zum Warther Haken und wird „Remm“ (22) genannt. Vom Warther Haken, auf dem auch Steine liegen, geht ein Moorgebiet bis an das „Hohe Schar“. Diese flache Schar ist wie ein Riegel dem Achterwasser vorgelagert und von Booten mit Schwert nicht befahrbar. Es grenzt an seiner Südseite an den Peenestrom und zieht sich dann vor dem Dorf '''Lütow''' längs bis zur "Dingnitz" (23), einer kleinen moorigen Ausbuchtung nördlich von Lütow. Allerdings ist das Hohe Schar hier nicht so flach. Der südliche Teil wird von Moor begrenzt, in dem ein langgestrecktes Schar eingelagert ist, das "Burger-Schar" (24). Das Randgebiet von Land aus ist '''Möwenort''', die Südspitze von der '''Halbinsel Gnitz'''. Dann kommt bis Lütow was „Kornitz“ (25) genannt wird. Hier geht Moor bis zum Schilf. Ein kleines festes Gebiet vor Lütow wird „Wolhinsche“ (26) bezeichnet. Dann kommt, wie schon beschrieben die Dingnitz. :Von da an wird das Randschar wieder sehr schmal. Man nannte es ''Koppelort'' (27) und endet am Kanal vor der Twelen. Die Twelen war ein ehemaliger Durchgang zwischen dem Gnitz mit der Ortschaft '''Netzelkow''' und dem Vorwerk und Insel Görmitz. Der Durchgang hatte meist Moorgrund. Das Randschar an der Südseite der Insel wird „Timmernschar“ (28) oder wie von Loddiner Fischern mit „Zögenstall“ (28) bezeichnet. Es hat an seiner westlichen Seite einen großen Stein, der allerdings nicht oder nur sehr selten, bei sehr kleinem Wasserstand sichtbar ist. An der Südseite ist Moor, diese wird wieder begrenzt von einem Schar, das „Mühlenschar“ (29). Dieses ist umgeben von Moor mit einer Spitze nach Südwesten. Die Südstrecke der Insel Görmitz nennt sich „Hauben Horn“ (30). Dieser Name ist auch in der Karte eingezeichnet. Dann kommt eine Bucht, die „Warnitz“ (31) mit dem Warnitzer Ort. Hier erstreckt sich das Randschar wieder weiter nach Osten. Nördlich davon ist noch eine Steinstelle mit großen Steinen und Kraut und einem Tonuntergrund. Er nannte sich "Tannenberg in den Eichen" (32) nach drei jetzt nicht mehr vorhandenen Eichen vom Görmitz, die in diesem Tannenberg vom Gnitz sein mussten, wollte man diese Steinstelle befischen. Von hier in Richtung NO beginnt ein langes Schar, welches an beiden Seiten Moor hat. Es ist der „Hohe Ort“ (33). An seiner NW-Seite verläuft ein Moorstrich fast bis an die Insel. Dort wo heute der Deich die Insel erreicht beginnt eine Steinstelle mit großen Steinen, der „Kesselort“ (34) mit Richtung NNO und geht dann über in das nördliche „Görmitzer Riff“ (35). Die Westseite ist ein Moorgebiet und war der nördliche Eingang vom Tweelen. Es nennt sich der „Scheiwe“ (36), nach einem Wintergarnzug, der dort schief gezogen werden musste, wollte man den Steinen zu beiden Seiten aus dem Wege gehen.
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:Durch die Tweelen lief zeitweise eine starke Strömung und diese hat sicherlich zur Reinigung des Achterwassers beigetragen. An der Gnitzer Seite ist wieder fester Grund und das Schar heißt “Breisinahl“ (37) auf hochdeutsch: Es hat Steine. Es erstreckt sich bis zur „Deiperie“ (38), auf hochdeutsch wohl Tieferei, einer kleinen Bucht. Danach wird der feste Grund schmal und geht so bis zur „Gnitzer Mell“ (39) auch Mellsee, eine größere moorige Ausbuchtung. Kurz vor deren Eingang etwas östlich ist noch eine Steinstelle. Es ist der „Banden-Ort“ (40). An der Nordseite von dem Eingang zur Mell stand in der Vergangenheit ein großer Binsenkamp, der aber restlos eingegangen ist. Nun beginnt wieder ein breites Randschar. Es nennt sich in der Breite „Faulen-Hörn“ (41). Dann kommt vor dem „Grenzstein“ (42), weil hier die Begrenzung des Gebietes des Rittergutes derer von Lepel war.
  
Nach Westen hat dieses Schar einige Ausläufer und schwingt sich dann im Süden herum zum Warther Haken und wird „Remm“ (22) genannt. Vom Warther Haken, auf dem auch Steine liegen, geht ein Moorgebiet bis an das „Hohe Schar“. Diese flache Schar ist wie ein Riegel dem Achterwasser vorgelagert und von Booten mit Schwert nicht befahrbar. Es grenzt an seiner Südseite an den Peenestrom und zieht sich dann vor dem Dorf Lütow längs bis zur "Dingnitz" (23), einer kleinen moorigen Ausbuchtung nördlich von Lütow. Allerdings ist das Hohe Schar hier nicht so flach. Der südliche Teil wird von Moor begrenzt, in dem ein langgestrecktes Schar eingelagert ist, das "Burger-Schar" (24). Das Randgebiet von Land aus ist Möwenort, die Südspitze von der Halbinsel Gnitz. Dann kommt bis Lütow was „Kornitz“ (25) genannt wird. Hier geht Moor bis zum Schilf. Ein kleines festes Gebiet vor Lütow wird „Wolhinsche“ (26) bezeichnet. Dann kommt, wie schon beschrieben die Dingnitz. Von da an wird das Randschar wieder sehr schmal. Man nannte es ''Koppelort'' (27) und endet am Kanal vor der Twelen. Die Twelen war ein ehemaliger Durchgang zwischen dem Gnitz mit der Ortschaft Netzelkow und dem Vorwerk und Insel Görmitz. Der Durchgang hatte meist Moorgrund. Das Randschar an der Südseite der Insel wird „Timmernschar“ (28) oder wie von Loddiner Fischern mit „Zögenstall“ (28) bezeichnet. Es hat an seiner westlichen Seite einen großen Stein, der allerdings nicht oder nur sehr selten, bei sehr kleinem Wasserstand sichtbar ist. An der Südseite ist Moor, diese wird wieder begrenzt von einem Schar, das „Mühlenschar“ (29). Dieses ist umgeben von Moor mit einer Spitze nach Südwesten. Die Südstrecke der Insel Görmitz nennt sich „Hauben Horn“ (30). Dieser Name ist auch in der Karte eingezeichnet. Dann kommt eine Bucht, die „Warnitz“ (31) mit dem Warnitzer Ort. Hier erstreckt sich das Randschar wieder weiter nach Osten. Nördlich davon ist noch eine Steinstelle mit großen Steinen und Kraut und einem Tonuntergrund. Er nannte sich "Tannenberg in den Eichen" (32) nach drei jetzt nicht mehr vorhandenen Eichen vom Görmitz, die in diesem Tannenberg vom Gnitz sein mussten, wollte man diese Steinstelle befischen. Von hier in Richtung NO beginnt ein langes Schar, welches an beiden Seiten Moor hat. Es ist der „Hohe Ort“ (33). An seiner NW-Seite verläuft ein Moorstrich fast bis an die Insel. Dort wo heute der Deich die Insel erreicht beginnt eine Steinstelle mit großen Steinen, der „Kesselort“ (34) mit Richtung NNO und geht dann über in das nördliche „Görmitzer Riff“ (35). Die Westseite ist ein Moorgebiet und war der nördliche Eingang vom Tweelen. Es nennt sich der „Scheiwe“ (36), nach einem Wintergarnzug, der dort schief gezogen werden musste, wollte man den Steinen zu beiden Seiten aus dem Wege gehen.  
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:Der ”Störlanker Ort“ (43) ist sehr flach und die Ecke zum Eingang der Störlanke. Der Name ist wahrscheinlich eine Erinnerung an die Zeit, wo es im Achterwasser noch Störe gab. Die Bucht selbst war meistens vom Staat sonderverpachtet. Heute dient sie den Sportseglern als Hafen. Vom Nordeingang beginnt wieder ein Randschar. Es ist teilweise mit viel Kraut bewachsen und erstreckt sich in Richtung Osten. Eine Rundausbuchtung wird „Otterloch“ (44) genannt. Nach unterschiedlichen Wassertiefen kommt ein Gebiet das „Breites Flach“ (45) genannt wird und daran anschließend das „Sandloch” (46). Dieses große Wasserrandgebiet bis zum Inselhof hat festen Untergrund und ist stellenweise mit Schwengelkraut bewachsen. Es erstreckt sich weit nach Süden und wird im Westen von einem Moorgrund begrenzt, der „Rönne“ (47). Das Ganze wird mit „Zempiner Ort“ (48) bezeichnet. An seiner Ostseite, vom Inselhof aus gesehen in Richtung Süd, befindet sich ein größeres Moorloch, die “Reek” (49). Die Anfahrt bei dem ehemaligen Bauernhof „Heiden“, heute Kurt Schön, wurde zu einem kleinen Hafen ausgebaut.  
Durch die Tweelen lief zeitweise eine starke Strömung und diese hat sicherlich zur Reinigung des Achterwassers beigetragen. An der Gnitzer Seite ist wieder fester Grund und das Schar heißt “Breisinahl“ (37) auf hochdeutsch: Es hat Steine. Es erstreckt sich bis zur „Deiperie“ (38), auf hochdeutsch wohl Tieferei, einer kleinen Bucht. Danach wird der feste Grund schmal und geht so bis zur „Gnitzer Mell“ (39) auch Mellsee, eine größere moorige Ausbuchtung. Kurz vor deren Eingang etwas östlich ist noch eine Steinstelle. Es ist der „Banden-Ort“ (40). An der Nordseite von dem Eingang zur Mell stand in der Vergangenheit ein großer Binsenkamp, der aber restlos eingegangen ist. Nun beginnt wieder ein breites Randschar. Es nennt sich in der Breite „Faulen-Hörn“ (41). Dann kommt vor dem „Grenzstein“ (42), weil hier die Begrenzung des Gebietes des Rittergutes derer von Lepel war.
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:Es gab in der Vergangenheit drei Anlandestellen: Bei Heiden, bei Tiefert (Ecke Peenestr. heute Behn) und bei dem damaligen Fischer Walter. Die letztere Anlandestelle ist weitgehend verlandet. Östlich davon ist noch eine kleine Bucht unterhalb des mit „Jagen“ (2) bezeichneten Gebietes und heißt "Vor den Gaststücken" (50).
  
Der ”Störlanker Ort“ (43) ist sehr flach und die Ecke zum Eingang der Störlanke. Der Name ist wahrscheinlich eine Erinnerung an die Zeit, wo es im Achterwasser noch Störe gab. Die Bucht selbst war meistens vom Staat sonderverpachtet. Heute dient sie den Sportseglern als Hafen. Vom Nordeingang beginnt wieder ein Randschar. Es ist teilweise mit viel Kraut bewachsen und erstreckt sich in Richtung Osten. Eine Rundausbuchtung wird „Otterloch“ (44) genannt. Nach unterschiedlichen Wassertiefen kommt ein Gebiet das „Breites Flach“ (45) genannt wird und daran anschließend das „Sandloch” (46). Dieses große Wasserrandgebiet bis zum Inselhof hat festen Untergrund und ist stellenweise mit Schwengelkraut bewachsen. Es erstreckt sich weit nach Süden und wird im Westen von einem Moorgrund begrenzt, der „Rönne“ (47). Das Ganze wird mit „Zempiner Ort“ (48) bezeichnet. An seiner Ostseite, vom Inselhof aus gesehen in Richtung Süd, befindet sich ein größeres Moorloch, die “Reek” (49). Die Anfahrt bei dem ehemaligen Bauernhof „Heiden“, heute Kurt Schön, wurde zu einem kleinen Hafen ausgebaut.
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:Das wären so ungefähr alle Randgebiete (Wasser) des Achterwassers, wo die Namen noch bekannt sind. Sicherlich sind manche Bezeichnungen verschwunden oder vollkommen verändert. :In dem großen moorigem Innenteil des Achterwassers sind aber auch einige tiefere Schare vorhanden. Die „Wussow“ (12) vor dem Loddiner Höft wurde schon erwähnt. Dem Sandort (46) in ungefähr Richtung NO mit Abstand vorgelagert, aber ganz vom Moor umgeben, befindet sich das „Große Jungfern Schar“ (51), weiter nördlich ungefähr auf der Hälfte zwischen Görmitz und Loddin das „Kleine Jungfern Schar“ (52). Ebenso auf ungefähr halben Weg von Koserow zum schon beschriebenen „Hohen Ort“ (33) ist eine feste Stelle, die mit „Kwuell“ (53) bezeichnet wird.
Es gab in der Vergangenheit drei Anlandestellen: Bei Heiden, bei Tiefert (Ecke Peenestr. heute Behn) und bei dem damaligen Fischer Walter. Die letztere Anlandestelle ist weitgehend verlandet. Östlich davon ist noch eine kleine Bucht unterhalb des mit „Jagen“ (2) bezeichneten Gebietes und heißt "Vor den Gaststücken" (50).
 
  
Das wären so ungefähr alle Randgebiete (Wasser) des Achterwassers, wo die Namen noch bekannt sind. Sicherlich sind manche Bezeichnungen verschwunden oder vollkommen verändert. In dem großen moorigem Innenteil des Achterwassers sind aber auch einige tiefere Schare vorhanden. Die „Wussow“ (12) vor dem Loddiner Höft wurde schon erwähnt. Dem Sandort (46) in ungefähr Richtung NO mit Abstand vorgelagert, aber ganz vom Moor umgeben, befindet sich das „Große Jungfern Schar“ (51), weiter nördlich ungefähr auf der Hälfte zwischen Görmitz und Loddin das „Kleine Jungfern Schar“ (52). Ebenso auf ungefähr halben Weg von Koserow zum schon beschriebenen „Hohen Ort“ (33) ist eine feste Stelle, die mit „Kwuell“ (53) bezeichnet wird.
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:Westlich vom Sandort ist ebenfalls noch ein nicht sehr großes Schar, ganz vom Moor umgeben, das „Zanderschar“ (54). Vom Tweelen aus gesehen in nördlicher Richtung mit loser Verbindung zum Breisnal (37) liegt das „Schwenn-Schar“ (55). An seiner Westseite schiebt sich von Norden ein Moorloch hinein. Es wird auf Plattdeutsch mit „Achter dem Schwennen“ (56) bezeichnet. Die Ostseite wird von Moorgrund begrenzt. In seiner Mitte nur flach, ist es an seiner Nordseite recht tief. Mit Abstand von dem Randgebiet vor dem „Grenzstein“ (42) und dem „Störlanker Ort“ (43) liegt noch ein Schar. Das „Mittel-Schar“ (57). Es hat kaum Steine und wird vom Moor umschlossen. Im Osten ist es die schon genannte "Rönne" (47) oder Rinne.
  
Westlich vom Sandort ist ebenfalls noch ein nicht sehr großes Schar, ganz vom Moor umgeben, das „Zanderschar“ (54). Vom Tweelen aus gesehen in nördlicher Richtung mit loser Verbindung zum Breisnal (37) liegt das „Schwenn-Schar“ (55). An seiner Westseite schiebt sich von Norden ein Moorloch hinein. Es wird auf Plattdeutsch mit „Achter dem Schwennen“ (56) bezeichnet. Die Ostseite wird von Moorgrund begrenzt. In seiner Mitte nur flach, ist es an seiner Nordseite recht tief. Mit Abstand von dem Randgebiet vor dem „Grenzstein“ (42) und dem „Störlanker Ort“ (43) liegt noch ein Schar. Das „Mittel-Schar“ (57). Es hat kaum Steine und wird vom Moor umschlossen. Im Osten ist es die schon genannte "Rönne" (47) oder Rinne.
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:Vor dem Südteil, von dem schon beschriebenen „Jagen“ (2), an der Westseite vom Rieckausgang, gibt es ein großes Gebiet, das mit „Bollgrund“ (58) bezeichnet wird. So wie Holl und Boll aus dem Plattdeutschen, man könnte auch Hohlgrund sagen. Der Grund hat eine harte Kruste an der Oberfläche und man kann mit einer Stange stellenweise durchstoßen und darunter ist dann Moor. Wann einmal dieses Gebiet entstanden ist weiß man nicht. Manche sagen es ist ebenfalls durch die Sturmflut 1872 entstanden. Der Grund ist sonst glatt ohne Steine und Muscheln. An seiner Westseite soll nach der Überlieferung so etwas wie ein Stubben liegen und musste bei der Eisgarnfischerei beachtet werden.
  
Vor dem Südteil, von dem schon beschriebenen „Jagen“ (2), an der Westseite vom Rieckausgang, gibt es ein großes Gebiet, das mit „Bollgrund“ (58) bezeichnet wird. So wie Holl und Boll aus dem Plattdeutschen, man könnte auch Hohlgrund sagen. Der Grund hat eine harte Kruste an der Oberfläche und man kann mit einer Stange stellenweise durchstoßen und darunter ist dann Moor. Wann einmal dieses Gebiet entstanden ist weiß man nicht. Manche sagen es ist ebenfalls durch die Sturmflut 1872 entstanden. Der Grund ist sonst glatt ohne Steine und Muscheln. An seiner Westseite soll nach der Überlieferung so etwas wie ein Stubben liegen und musste bei der Eisgarnfischerei beachtet werden.
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:Von dort, wo dieser Bollgrund zu Ende ist, in südlicher Richtung, liegt ein Flugzeugwrack. :Es ist dort 1945 bei Ende des Krieges nach Augenzeugen aus südlicher Richtung kommend, abgestürzt. Es soll anfangs, nach den Aussagen der Fischer, noch mit dem hinteren Teil, dem Leitwerk, zu sehen gewesen sein, ist dann aber ganz untergegangen. Leichen hat man nie gefunden und es ist anzunehmen, dass die Gebeine des Piloten oder vielleicht auch von zwei Personen noch darin sind, das weiß niemand. Die Augenzeugen waren ältere Fischer, die nicht mehr leben. Die Wassertiefe beträgt dort so um 4 Meter. Es ist dort weicher Moorgrund, in dem das Wrack bestimmt teilweise eingesunken ist. Mit den modernen Geräten müsste es bald gefunden sein.
  
Von dort, wo dieser Bollgrund zu Ende ist, in südlicher Richtung, liegt ein Flugzeugwrack. Es ist dort 1945 bei Ende des Krieges nach Augenzeugen aus südlicher Richtung kommend, abgestürzt. Es soll anfangs, nach den Aussagen der Fischer, noch mit dem hinteren Teil, dem Leitwerk, zu sehen gewesen sein, ist dann aber ganz untergegangen. Leichen hat man nie gefunden und es ist anzunehmen, dass die Gebeine des Piloten oder vielleicht auch von zwei Personen noch darin sind, das weiß niemand. Die Augenzeugen waren ältere Fischer, die nicht mehr leben. Die Wassertiefe beträgt dort so um 4 Meter. Es ist dort weicher Moorgrund, in dem das Wrack bestimmt teilweise eingesunken ist. Mit den modernen Geräten müsste es bald gefunden sein.
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:Das Achterwasser wurde befischt mit Netzen verschiedener Maschenweiten und mit Angeln, mit Reusen, vor allem Bügelreusen. Im Sommer fischte man mit den Sommergarnen, diese sind aber alle nicht mehr in Betrieb, weil Kleinfisch kaum absetzbar ist. Für den Fischnachwuchs ist das sehr gut, da mit dieser Garnfischerei auch viel Nachwuchsfisch vernichtet wurde. In der damaligen Zeit, vor dem Ersten Weltkrieg, war der Absatz der Fänge aus dem Achterwasser nicht sehr gut und es kamen Segelschiffe, sogenannte Polten auf, auch Quatzen genannt, mit großem Fischbehälter mit Wasserdurchlauf. Diese Segler kauften den Fisch direkt beim Fischer auf und brachten ihn lebend zum Großhandel nach Stettin, diese Stadt war damals schon eine Großstadt. Auch in Zempin waren einige dieser Polten beheimatet. Junge Fischersöhne sind darauf als Schiffsjunge gefahren.
  
Das Achterwasser wurde befischt mit Netzen verschiedener Maschenweiten und mit Angeln, mit Reusen, vor allem Bügelreusen. Im Sommer fischte man mit den Sommergarnen, diese sind aber alle nicht mehr in Betrieb, weil Kleinfisch kaum absetzbar ist. Für den Fischnachwuchs ist das sehr gut, da mit dieser Garnfischerei auch viel Nachwuchsfisch vernichtet wurde. In der damaligen Zeit, vor dem Ersten Weltkrieg, war der Absatz der Fänge aus dem Achterwasser nicht sehr gut und es kamen Segelschiffe, sogenannte Polten auf, auch Quatzen genannt, mit großem Fischbehälter mit Wasserdurchlauf. Diese Segler kauften den Fisch direkt beim Fischer auf und brachten ihn lebend zum Großhandel nach Stettin, diese Stadt war damals schon eine Großstadt. Auch in Zempin waren einige dieser Polten beheimatet. Junge Fischersöhne sind darauf als Schiffsjunge gefahren.
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:Das Achterwasser ist bei Sturm nicht ungefährlich. Es entwickeln sich starke Böen mit kurzen Brechseen, was vielen Menschen das Leben gekostet hat.
  
Das Achterwasser ist bei Sturm nicht ungefährlich. Es entwickeln sich starke Böen mit kurzen Brechseen, was vielen Menschen das Leben gekostet hat.
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:Ansonsten sind die Landrandgebiete sehr reizvoll und sind es wert, dass man sie mit offenen Augen betrachtet.
 
 
Ansonsten sind die Landrandgebiete sehr reizvoll und sind es wert, dass man sie mit offenen Augen betrachtet.
 
  
 
===Straßennamen===
 
===Straßennamen===
 
[[Datei:Zempin Muehle.jpg|thumb|250px|rechts|Zempiner Mühle]]
 
[[Datei:Zempin Muehle.jpg|thumb|250px|rechts|Zempiner Mühle]]
  
Detailreiche Informationen, sowie zahlreiche zusätzliche Fotos/Bilder, sind auch unter [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Zempin_Stra%C3%9Fen_Wege_H%C3%A4user <i>'''Zempin Straßen Wege Häuser''' </i>] &#160;zu entdecken.  
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:Detailreiche Informationen, sowie zahlreiche zusätzliche Fotos/Bilder, sind auch unter [[Zempin Straßen Wege Häuser]] zu entdecken.  
  
'''Wege, Straßen- und Flurnamen in Zempin'''
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;Wege, Straßen- und Flurnamen in Zempin
  
Der Ort wurde 1571 erstmals erwähnt. Lange Zeit hatte er sehr wenig Einwohner. Der Boden war zu sandig, um mehr Menschen zu ernähren.  
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:Der Ort wurde '''1571''' erstmals erwähnt. Lange Zeit hatte er sehr wenig Einwohner. Der Boden war zu sandig, um mehr Menschen zu ernähren.  
1693 schreiben die schwedischen Vermesser über die Bewohner des Ortes: „...und wenn sie nicht die Fische des Achterwassers hätten, so wäre es fast elendig mit ihnen bestellt.“ Zu dieser Zeit bestanden drei Bauernhöfe im Ort. 1858 sind es vier, 14 Büdner und insgesamt 225 Einwohner.  
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:'''1693''' schreiben die schwedischen Vermesser über die Bewohner des Ortes: ''„...und wenn sie nicht die Fische des Achterwassers hätten, so wäre es fast elendig mit ihnen bestellt''.“ Zu dieser Zeit bestanden drei Bauernhöfe im Ort. '''1858''' sind es vier, 14 Büdner und insgesamt 225 Einwohner.  
Bis dahin brauchte man keine Straßennamen. Jeder kannte Jeden, viele waren verwandt. Man bekam höchstens Post bei Sterbefällen, Testamentsangelegenheiten oder Gerichtsverhandlungen.
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:Bis dahin brauchte man keine Straßennamen. Jeder kannte Jeden, viele waren verwandt. Man bekam höchstens Post bei Sterbefällen, Testamentsangelegenheiten oder Gerichtsverhandlungen.
  
Das änderte sich mit der beginnenden Entwicklung des Badebetriebes auf der Insel Usedom. Zinnowitz, der Nachbarort, hatte 1851 die Erlaubnis erhalten, eine Badestelle einzurichten. Um 1900 begann dann die rege Bautätigkeit und dazu wurden viele Handwerker gebraucht. So kamen besonders aus Berlin Maurer und Tischler, die auch in dem kleinen Ort Zempin einen Wohnraum suchten und später ihre Familien nachkommen ließen. Aber auch hier wurden kleine Hotels und Pensionen gebaut. Die Gebäude bekamen einen Namen, wie z.B. Sylvana, Waldfrieden, Eden und Daheim. So konnten die Gäste sich besser zurechtfinden. 1928 finden wir im Werbeprospekt 121 Vermieter, aber keinen Straßennamen! Erst '''1934''' werden Vermieter mit Straßenbezeichnung genannt. '''Peenestraße, Dorfstraße, Promenade und a.d. Chaussee.''' 1935 kommt noch die '''Strandstraße''' hinzu. Die Villen der heutigen Waldstraße nennen sich noch „direkt am Walde gelegen“.
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:Das änderte sich mit der beginnenden Entwicklung des Badebetriebes auf der Insel Usedom. '''Zinnowitz''', der Nachbarort, hatte '''1851''' die Erlaubnis erhalten, eine Badestelle einzurichten. Um '''1900''' begann dann die rege Bautätigkeit und dazu wurden viele Handwerker gebraucht. So kamen besonders aus Berlin Maurer und Tischler, die auch in dem kleinen Ort Zempin einen Wohnraum suchten und später ihre Familien nachkommen ließen. Aber auch hier wurden kleine Hotels und Pensionen gebaut. Die Gebäude bekamen einen Namen, wie z.B. Sylvana, Waldfrieden, Eden und Daheim. So konnten die Gäste sich besser zurechtfinden. '''1928''' finden wir im Werbeprospekt 121 Vermieter, aber keinen Straßennamen! Erst '''1934''' werden Vermieter mit Straßenbezeichnung genannt. '''Peenestraße, Dorfstraße, Promenade und a.d. Chaussee.'''
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:'''1935''' kommt noch die '''Strandstraße''' hinzu. Die Villen der heutigen Waldstraße nennen sich noch „''direkt am Walde gelegen''“.
  
'''1937''' finden wir in den Prospekten zusätzlich zu den bereits genannten Straßen: '''Waldstraße, Chausseestraße, Feldweg, Bahnhofstraße und Kuhstraße'''. Für das Jahr 1938 ist auf einer Karte des Ortes nur die Chaussee verzeichnet, aber nun ist es die '''Hauptstraße'''. Außerdem haben sich einige Straßenbezeichnungen geändert, da die Villen nun in anderen Straßen stehen. Es ist noch die Pennstraße verzeichnet, aber das ist wohl ein Schreibfehler für Peenestraße.
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;1937
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:finden wir in den Prospekten zusätzlich zu den bereits genannten Straßen: '''Waldstraße, Chausseestraße, Feldweg, Bahnhofstraße und Kuhstraße'''. Für das Jahr '''1938''' ist auf einer Karte des Ortes nur die Chaussee verzeichnet, aber nun ist es die '''Hauptstraße'''. :Außerdem haben sich einige Straßenbezeichnungen geändert, da die Villen nun in anderen Straßen stehen. Es ist noch die Pennstraße verzeichnet, aber das ist wohl ein Schreibfehler für Peenestraße.
  
Nach 1951 verschickt die Kurverwaltung Faltblätter mit dem Slogan: Der Meeresstrand, das Waldesgrün – Dein Ferienort, das ist Zempin!
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;Nach 1951  
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:verschickt die Kurverwaltung Faltblätter mit dem Slogan: ''Der Meeresstrand, das Waldesgrün – Dein Ferienort, das ist Zempin!''
  
Darin das erste Mal den Hinweis auf die '''Stalinstraße.''' Doch nach einiger Zeit ist es um den Ruhm von Stalin geschehen und das Sitzungsprotokoll der Ratsmitglieder verzeichnet im Januar '''1962''': „..der Volksvertretung zu empfehlen, die Stalinstraße in '''Leninstraße''' und die '''Kuhstraße''' in Triftstraße oder Straße zum Rieck umzubenennen.“ Sie wurde die '''Rieckstraße'''. Einige Birken wurden in dieser Straße angepflanzt, heute stehen nur noch zwei davon, und so sprach man auch von der Birkenstraße.
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:Darin findet man das erste Mal den Hinweis auf die '''Stalinstraße.''' Doch nach einiger Zeit ist es um den Ruhm von Stalin geschehen und das Sitzungsprotokoll der Ratsmitglieder verzeichnet im '''Januar 1962''': ''„..der Volksvertretung zu empfehlen, die Stalinstraße in '''Leninstraße''' und die '''Kuhstraße''' in Triftstraße oder Straße zum Rieck umzubenennen''.“ Sie wurde die '''Rieckstraße'''. Einige Birken wurden in dieser Straße angepflanzt, heute stehen nur noch zwei davon, und so sprach man auch von der Birkenstraße.
  
In einer Aufstellung des Jahres 1977 der Wohnungsneubauten nach 1945 finden wir die Bezeichnung '''Friedhofsweg''' und den '''Oberförsterweg''' als neue Straßenbezeichnung.
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:In einer Aufstellung des Jahres '''1977''' der Wohnungsneubauten nach '''1945''' finden wir die Bezeichnung '''Friedhofsweg''' und den '''Oberförsterweg''' als neue Straßenbezeichnung.
  
Im Wald entstanden seit 1955 weitere Wochenendhäuser, nicht nur am Oberförsterweg, sondern auch weiter in Richtung Strand mit der Bezeichnung Kieferngrund. Die Verbindung zum Strand zwischen Hauptstraße und Kieferngrund in Verlängerung der Fischerstraße wurde der '''Dünensteig'''. Eine Verbindung zwischen Oberförsterweg und Kieferngrund ist der '''Finkenweg'''. Auf dem Trümmergelände der Flakschule aus dem Zweiten Weltkrieg, den Einheimische immer noch den „Platz“ nennen, entstanden nach und nach Betriebsferienheime in Strandnähe und die Werktätigen erholten sich nun in der '''Seestraße.''' Wochenendhäuser entstanden parallel zum Strand bis zur Flakstellung im '''Möwenweg'''.
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:Im Wald entstanden seit '''1955''' weitere Wochenendhäuser, nicht nur am Oberförsterweg, sondern auch weiter in Richtung Strand mit der Bezeichnung Kieferngrund. Die Verbindung zum Strand zwischen Hauptstraße und Kieferngrund in Verlängerung der Fischerstraße wurde der '''Dünensteig'''. Eine Verbindung zwischen Oberförsterweg und Kieferngrund ist der '''Finkenweg'''. Auf dem Trümmergelände der Flakschule aus dem Zweiten Weltkrieg, den Einheimische immer noch den „Platz“ nennen, entstanden nach und nach Betriebsferienheime in Strandnähe und die Werktätigen erholten sich nun in der '''Seestraße.''' Wochenendhäuser entstanden parallel zum Strand bis zur Flakstellung im '''Möwenweg'''.
  
 
[[Datei:0086 Hansestraße Stein.jpg|thumb|200px|rechts|Findling bei den Bauarbeiten der Hansestraße gefunden]]
 
[[Datei:0086 Hansestraße Stein.jpg|thumb|200px|rechts|Findling bei den Bauarbeiten der Hansestraße gefunden]]
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[[Datei:Waldstraße Strandstraße Schilder.jpg|thumb|200px|rechts|Waldstraße Ecke Strandstraße]]
 
[[Datei:Waldstraße Strandstraße Schilder.jpg|thumb|200px|rechts|Waldstraße Ecke Strandstraße]]
  
Die Bezeichnung '''Hansestraße''' ist seit Fertigstellung der ersten Neubauten in dieser Straße im Jahre '''1975''' bekannt, aber erst im Januar 1980 gab es eine Mitteilung an die Volkspolizei, Paß- und Meldewesen in Wolgast. Die Eigenheime zwischen Waldstraße und Hauptstraße erhielten 1980 die Bezeichnung '''Am Walde'''. Mit der Errichtung der Unterkünfte für die Rettungsschwimmer vor dem Campingplatz gab es die Bezeichnung '''Campingweg'''.
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* Die Bezeichnung '''Hansestraße''' ist seit Fertigstellung der ersten Neubauten in dieser Straße im Jahre '''1975''' bekannt, aber erst im Januar 1980 gab es eine Mitteilung an die Volkspolizei, Paß- und Meldewesen in Wolgast. Die Eigenheime zwischen Waldstraße und Hauptstraße erhielten 1980 die Bezeichnung '''Am Walde'''. Mit der Errichtung der Unterkünfte für die Rettungsschwimmer vor dem Campingplatz gab es die Bezeichnung '''Campingweg'''.
  
Zum Tag der Deutschen Einheit 1990 wurde die Leninstraße, nach Befragung der Bürger, in '''Fischerstraße''' umbenannt, da viele Fischer in dieser Straße wohnten.
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* Zum Tag der Deutschen Einheit 1990 wurde die Leninstraße, nach Befragung der Bürger, in '''Fischerstraße''' umbenannt, da viele Fischer in dieser Straße wohnten.
Am 1. Juli 1994 wurde der Friedhofsweg auf Wunsch der Anlieger, die weitere Ferienwohnungen bauen wollten, umbenannt in: '''Zu den Karlsbergen.
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* Am '''1. Juli 1994''' wurde der Friedhofsweg auf Wunsch der Anlieger, die weitere Ferienwohnungen bauen wollten, umbenannt in: '''Zu den Karlsbergen.
 
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[[Datei:Am Hafen.jpg|thumb|200px|rechts|kleine Straße Am Hafen]]
 
[[Datei:Am Hafen.jpg|thumb|200px|rechts|kleine Straße Am Hafen]]
Eine kleine Siedlung entstand in den Jahre 1997– 2000 zwischen der Fischerstraße und dem Inselhof. In Abstimmung mit den neuen Eigentümern wurde die Straße '''Am Hafen''' benannt. Es wurde begonnen, zwischen der Straße Zu den Karlsbergen und der Dorfstraße zu bauen. Da unsere Partnergemeinde bereits einen Zempiner Weg hatte, ergab sich durch diese neue Straße die Möglichkeit, der gewachsenen guten Partnerschaft ein Denkmal zu setzen und seit '''2000''' gibt es den '''Klein Nordender Weg'''.
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* Eine kleine Siedlung entstand in den Jahre 1997–2000 zwischen der Fischerstraße und dem Inselhof. In Abstimmung mit den neuen Eigentümern wurde die Straße '''Am Hafen''' benannt.  
  
'''Folgende Erklärungen und Notizen zu den Straßen sind bekannt:'''
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* Es wurde begonnen, zwischen der Straße Zu den Karlsbergen und der Dorfstraße zu bauen. :Da unsere Partnergemeinde bereits einen Zempiner Weg hatte, ergab sich durch diese neue Straße die Möglichkeit, der gewachsenen guten Partnerschaft ein Denkmal zu setzen und seit '''2000''' gibt es den '''Klein Nordender Weg'''.
  
Die Chaussee, die heutige B111, im Ort Zempin bekam in den Jahren 1885 bis 1887 ihre erste Befestigung durch Einsatz von Mitteln des Kreises Usedom-Wollin.
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;Folgende Erklärungen und Notizen zu den Straßen sind bekannt:
Aus der Schulchronik wissen wir, dass die Promenade ein großer Teil der heutigen Fischerstraße war. So steht 1917 geschrieben: „Etwa ein Drittel aller Kinder kommen aus Neu-Zempin, das am Walde gelegen, etwa 10 Minuten vom Schulhaus entfernt ist. Da die sogenannte '''„Promenade“''' aus Lehm ausgeführt ist, ist dieser Schulweg für diese Kinder bei Regenwetter fast unpassierbar.“
 
  
Die ältesten Bauernhöfe Heiden (Heyden) und Lüder liegen am Achterwasser auf einer Erhöhung zum Schutz vor dem Hochwasser. Die Kühe trieben sie zu den saftigen Wiesen am Rieck über den Weg von der Ecke Dorfstraße / Fischerstraße zur Rieckstraße über den Platz, auf dem die Feuerwehr steht. Deshalb bekam sie den Namen Kuhstraße.
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* Die Chaussee, die heutige B111, im Ort Zempin bekam in den Jahren 1885 bis 1887 ihre erste Befestigung durch Einsatz von Mitteln des Kreises Usedom-Wollin.  
In einem Reiseführer für Zinnowitz des Jahres 1887 sind im Wald zwischen Zinnowitz und Zempin ein Neuer '''Pflanzgarten''', Versuchspflanzung ausländischer Holzarten und in der Nähe des heutigen Campingweges ein weiterer Pflanzgarten verzeichnet. Daraus ergab sich die Landschafts- und Flurbezeichnung Gartenberg und der Name des ehemaligen Ausflugslokales '''„Gartenberg“'''. Heute ist die Bezeichnung meist nur für den südlich der B 111 liegenden Teil bekannt, auf dem Wochenendhäuser stehen.
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:Aus der Schulchronik wissen wir, dass die Promenade ein großer Teil der heutigen Fischerstraße war. So steht 1917 geschrieben: „Etwa ein Drittel aller Kinder kommen aus Neu-Zempin, das am Walde gelegen, etwa 10 Minuten vom Schulhaus entfernt ist. Da die sogenannte '''„Promenade“''' aus Lehm ausgeführt ist, ist dieser Schulweg für diese Kinder bei Regenwetter fast unpassierbar.
  
Die Peenestraße hatte auch in der ersten Zeit der Benennung den Namen Am Achterwasser. Da das Achterwasser eine Bucht der Peene ist, wird es in der Umgangssprache auch nur als „de Peen“ bezeichnet. Ein Teil der Peenestraße wird auch '''„Zickenberg"''' genannt. Auf dem „Berg“ stehen die Büdnerhäuser aneinander gebaut. Parallel zu den Häusern, gegenüber der Eingänge, steht die Reihe der Ställchen. Dazwischen ist öffentliche Straße. Die kleinen Ställe waren nur für Schafe, Ziegen oder Schweine. Das Heu und Stroh wurde über der Wohnung auf dem Dachboden gelagert. Die Viehzählung 1932 in Zempin ergab: 32 Pferde, 86 Rinder, 3 Schafe, 205 Schweine und 50 Ziegen!
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* Die ältesten Bauernhöfe Heiden (Heyden) und Lüder liegen am Achterwasser auf einer Erhöhung zum Schutz vor dem Hochwasser. Die Kühe trieben sie zu den saftigen Wiesen am Rieck über den Weg von der Ecke Dorfstraße / Fischerstraße zur Rieckstraße über den Platz, auf dem die Feuerwehr steht. Deshalb bekam sie den Namen Kuhstraße.
  
Der '''Dünensteig''' folgt im ersten Drittel von der B111 aus dem ehemaligen Weg zu den Salzhütten, die bei der großen Sturmflut 1872 hinweggespült wurden. Der Weg zu diesen ging quer über das ehemalige Trümmergelände, über den Möwenweg bis zum heutigen Imbissstand. Die Salzhütten wurden danach an anderer Stelle, dem heutigen Standort, wieder aufgebaut.
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* In einem Reiseführer für Zinnowitz des Jahres 1887 sind im Wald zwischen Zinnowitz und Zempin ein Neuer '''Pflanzgarten''', Versuchspflanzung ausländischer Holzarten und in der Nähe des heutigen Campingweges ein weiterer Pflanzgarten verzeichnet. Daraus ergab sich die Landschafts- und Flurbezeichnung Gartenberg und der Name des ehemaligen Ausflugslokales '''„Gartenberg“'''. Heute ist die Bezeichnung meist nur für den südlich der B 111 liegenden Teil bekannt, auf dem Wochenendhäuser stehen.
  
Der Teil der '''Bahnhofstraße''', der von der B111 bis zum Bahnhofsgebäude führt, entstand erst mit den Abschussrampen der V1 in Zempin. Die V1 kamen mit Eisenbahnwaggons und wurden dann mit LKWs über die Betonwege durch Zempin gefahren. Den ursprünglichen Teil der Straße erkennt man an der Natursteinpflasterung. Früher wurde auch ein Teil der Fischerstraße als Bahnhofstraße bezeichnet.
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* Die Peenestraße hatte auch in der ersten Zeit der Benennung den Namen '''Am Achterwasser'''. Da das Achterwasser eine Bucht der Peene ist, wird es in der Umgangssprache auch nur als „de Peen“ bezeichnet. Ein Teil der Peenestraße wird auch '''„Zickenberg"''' genannt. Auf dem „Berg“ stehen die Büdnerhäuser aneinander gebaut. Parallel zu den Häusern, gegenüber der Eingänge, steht die Reihe der Ställchen. Dazwischen ist öffentliche Straße. Die kleinen Ställe waren nur für Schafe, Ziegen oder Schweine. Das Heu und Stroh wurde über der Wohnung auf dem Dachboden gelagert. Die Viehzählung 1932 in Zempin ergab: 32 Pferde, 86 Rinder, 3 Schafe, 205 Schweine und 50 Ziegen!
  
'''30.04.1950''' - Gemeindevertreter beschließen:
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* Der '''Dünensteig''' folgt im ersten Drittel von der B111 aus dem ehemaligen Weg zu den Salzhütten, die bei der großen Sturmflut 1872 hinweggespült wurden. Der Weg zu diesen ging quer über das ehemalige Trümmergelände, über den Möwenweg bis zum heutigen Imbissstand. Die Salzhütten wurden danach an anderer Stelle, dem heutigen Standort, wieder aufgebaut.
.. die Bahnhofstraße und den größten Teil der Dorfstraße, insgesamt jetzt die gerade Straße von der Chaussee bis zum Achterwasser bei Wilhelm Heyden in '''Stalinstraße''' zu benennen.  
 
  
Die Bahnhofstraße von der B111 bis zur Einmündung in die Fischerstraße erhielt im Jahre 2006 eine neue Gestaltung mit Fußweg, Parkplätzen und mit Warte- und Toilettenhäuschen.
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* Der Teil der '''Bahnhofstraße''', der von der B111 bis zum Bahnhofsgebäude führt, entstand erst mit den Abschussrampen der V1 in Zempin. Die V1 kamen mit Eisenbahnwaggons und wurden dann mit LKWs über die Betonwege durch Zempin gefahren. Den ursprünglichen Teil der Straße erkennt man an der Natursteinpflasterung. Früher wurde auch ein Teil der Fischerstraße als Bahnhofstraße bezeichnet.
Der Bahnübergang an der Fischerstraße war im Zweiten Weltkrieg von 1942 an gesperrt. Das Pflaster war herausgerissen, um ihn unbefahrbar zu machen. Von der Einmündung der Strandstraße bis zu den Schranken musste deshalb später der Wildwuchs auf der Straße beseitigt werden, wurden Bombentrichter gefüllt und neues Pflaster wieder aufgelegt. Am 1. Mai 1951 wurde der Übergang feierlich eröffnet. Zu dieser Zeit wurden auch an den Straßen die Rotdornbäume gepflanzt.
 
  
Die vielen mit Beton befestigten Wege in Zempin, besonders im Küstenwald, sind um 1942 mit der Errichtung der Abschussrampen für die V1 entstanden. Hermann Heinz Wille, der viele Usedom Bücher verfasste, schrieb 1953 „... das kleine Zempin, mit den wie Spinnenbeinen in alle Richtungen verlaufenden Betonrollbahnen, ...
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;30.04.1950 Gemeindevertreter beschließen
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* .. die Bahnhofstraße und den größten Teil der Dorfstraße, insgesamt jetzt die gerade Straße von der Chaussee bis zum Achterwasser bei Wilhelm Heyden in '''Stalinstraße''' zu benennen.  
  
Als im Jahr 2000 die Hansestraße erweitert wurde und die ersten Straßenbaumaßnahmen begannen, staunten ältere Einwohner und meinten, nun wird der '''Mühlweg''' wieder sichtbar. Tatsache ist, dass die Erweiterung der Bebauung auf einen schon früher genutzten öffentlichen Weg gelegt wurde und in verlängerter westlicher Richtung die Bockwindmühle gestanden hat.
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* Die Bahnhofstraße von der B111 bis zur Einmündung in die Fischerstraße erhielt im Jahre 2006 eine neue Gestaltung mit Fußweg, Parkplätzen und mit Warte- und Toilettenhäuschen.
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:Der Bahnübergang an der Fischerstraße war im Zweiten Weltkrieg von 1942 an gesperrt. Das Pflaster war herausgerissen, um ihn unbefahrbar zu machen. Von der Einmündung der Strandstraße bis zu den Schranken musste deshalb später der Wildwuchs auf der Straße beseitigt werden, wurden Bombentrichter gefüllt und neues Pflaster wieder aufgelegt. Am 1. Mai 1951 wurde der Übergang feierlich eröffnet. Zu dieser Zeit wurden auch an den Straßen die Rotdornbäume gepflanzt.
  
Die Dorfstraße war einst, bevor die Badeorte entstanden, die Hauptverbindung vom Ortskern Zempin zum Ortskern Zinnowitz. Deshalb stehen auch die großen Bäume an dem Weg. Von den Einheimischen wird dieser Weg die '''Krümming''' genannt. Als die Baugenehmigung im Februar 1878 für den zweiten Lüderhof, weit außerhalb des Ortes, an dieser Straße nach Zinnowitz erteilt wurde und einige Jahre später der dritte Hof daneben entstand, gab es die Bezeichnung  '''Ausbau''' in Zempin, heute Dorfstraße 12 und 13.
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* Die vielen mit Beton befestigten Wege in Zempin, besonders im Küstenwald, sind um 1942 mit der Errichtung der Abschussrampen für die V1 entstanden. Hermann Heinz Wille, der viele Usedom Bücher verfasste, schrieb 1953 „... das kleine Zempin, mit den wie Spinnenbeinen in alle Richtungen verlaufenden Betonrollbahnen, ...“
  
Eine Stichstraße der Peenestraße, heute Nr. 8, 9 und 10 wird als die Jazz, hochdeutsch die Gasse, bezeichnet.
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* Als im Jahr 2000 die Hansestraße erweitert wurde und die ersten Straßenbaumaßnahmen begannen, staunten ältere Einwohner und meinten, nun wird der '''Mühlweg''' wieder sichtbar. Tatsache ist, dass die Erweiterung der Bebauung auf einen schon früher genutzten öffentlichen Weg gelegt wurde und in verlängerter westlicher Richtung die Bockwindmühle gestanden hat.
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* Die Dorfstraße war einst, bevor die Badeorte entstanden, die Hauptverbindung vom Ortskern Zempin zum Ortskern Zinnowitz. Deshalb stehen auch die großen Bäume an dem Weg. Von den Einheimischen wird dieser Weg die '''Krümming''' genannt. Als die Baugenehmigung im Februar 1878 für den zweiten Lüderhof, weit außerhalb des Ortes, an dieser Straße nach Zinnowitz erteilt wurde und einige Jahre später der dritte Hof daneben entstand, erhielt es die Bezeichnung  '''Ausbau''' in Zempin, heute Dorfstraße 12 und 13.
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* Eine Stichstraße der Peenestraße, heute Nr. 8, 9 und 10 wird als die Jazz, hochdeutsch die Gasse, bezeichnet.
 
[[Datei:1104 Stein Hexenheide.jpg|thumb|200px|rechts|Hexenheide Zempin]]
 
[[Datei:1104 Stein Hexenheide.jpg|thumb|200px|rechts|Hexenheide Zempin]]
Die '''Hexenheide''' ist eigentlich eine Flurbezeichnung. Doch ein Häuschen oder eine Hütte gab es schon länger dort. Nach dem Krieg kamen noch einige Wochenendhäuser dazu. Im Jahre 1668 wurde eine Hexe aus Zempin in Mölschow verbrannt. Ob sie in dieser Gegend gewohnt hat, wissen wir nicht. Es ist aber auch möglich, dass hier noch ein Hinweis auf den slawischen Glauben besteht. In alten Schriften heißt es, dass ein heiliger Hain in dieser Gegend war, in dem man den Porevit, den fünfgesichtigen Lichtgott, verehrte.
 
  
Die Friedhofskapelle wurde 1929 erbaut, vor dieser Zeit wurden die Toten in Koserow auf dem Friedhof bestattet. Der Straßenname '''Friedhofsweg''' entstand mit der Errichtung von Gebäuden an diesem Weg.
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* Die '''Hexenheide''' ist eigentlich eine Flurbezeichnung. Doch ein Häuschen oder eine Hütte gab es schon länger dort. Nach dem Krieg kamen noch einige Wochenendhäuser dazu. Im Jahre 1668 wurde eine Hexe aus Zempin in Mölschow verbrannt. Ob sie in dieser Gegend gewohnt hat, wissen wir nicht. Es ist aber auch möglich, dass hier noch ein Hinweis auf den slawischen Glauben besteht. In alten Schriften heißt es, dass ein heiliger Hain in dieser Gegend war, in dem man den Porevit, den fünfgesichtigen Lichtgott, verehrte.
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* Die Friedhofskapelle wurde 1929 erbaut, vor dieser Zeit wurden die Toten in Koserow auf dem Friedhof bestattet. Der Straßenname '''Friedhofsweg''' entstand mit der Errichtung von Gebäuden an diesem Weg.
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* Wie kam es zu dem Namen '''Zu den Karlsbergen'''? In dem Gebiet südlich der Eisenbahnlinie und westlich der Strandstraße sind natürliche mit Strandhafer bewachsene Dünen von 2 – 5 Meter Höhe zu finden. Durch die weiter vordringende Bebauung werden sie glattgeschoben. Mündlich hat sich auch der Begriff Karsberge oder Karfberge erhalten. Karf wird auch der Strandhafer hier genannt. Bei Nachforschungen in den Grundbüchern wurden die Flurstücke in der Spalte „Bezeichnung der Lage“ mit - bei den Karlsbergen – benannt. Auf diese Grundbücher bezogen sich die Gemeindevertreter bei der Beschlussfassung zum Straßennamen.
  
Wie kam es zu dem Namen '''Zu den Karlsbergen'''? In dem Gebiet südlich der Eisenbahnlinie und westlich der Strandstraße sind natürliche mit Strandhafer bewachsene Dünen von 2 – 5 Meter Höhe zu finden. Durch die weiter vordringende Bebauung werden sie glattgeschoben. Mündlich hat sich auch der Begriff Karsberge oder Karfberge erhalten. Karf wird auch der Strandhafer hier genannt. Bei Nachforschungen in den Grundbüchern wurden die Flurstücke in der Spalte „Bezeichnung der Lage“ mit - bei den Karlsbergen – benannt. Auf diese Grundbücher bezogen sich die Gemeindevertreter bei der Beschlussfassung zum Straßennamen.
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* Der Planer für die Naturpromenade benötigte einen Namen für den Weg zu den Salzhütten. So sagte die damalige Bürgermeisterin Frau Stockmann, am 9. Oktober 2001, dann nennen wir ihn doch Salzhüttenweg. Noch steht kein Gebäude an diesem Weg, aber im Flächennutzungsplan wurde eine Bauzone eingezeichnet.  
  
Der Planer für die Naturpromenade benötigte einen Namen für den Weg zu den Salzhütten. So sagte ich am 9. Oktober 2001, dann nennen wir ihn doch Salzhüttenweg. Noch steht kein Gebäude an diesem Weg, aber im Flächennutzungsplan wurde eine Bauzone eingezeichnet. Am 4. März 2002 kam unsere Postfrau, Margitta Eichhorst, und fragte, wie der Weg von der B111 gegenüber der Häuschen der Hexenheide heißt, der zum Übergang der Eisenbahn Lüdersgrund verläuft, er muss einen Namen haben, sonst darf sie diesen nicht mehr befahren. So haben wir überlegt und ihn Zum Ausbau genannt. Den Begriff '''Lüdersgrund''' hat die Eisenbahn geprägt und in ihren Papieren festgehalten, da zur Zeit des Bauens der Bahnlinie in den zwei Bauerngehöften nur die Familien Lüder wohnten.
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* Am 4. März 2002 kam unsere Postfrau, Margitta Eichhorst, und fragte, wie der Weg von der B111 gegenüber der Häuschen der Hexenheide heißt, der zum Übergang der Eisenbahn Lüdersgrund verläuft, er muss einen Namen haben, sonst darf sie diesen nicht mehr befahren. So haben wir überlegt und ihn Zum Ausbau genannt. Den Begriff '''Lüdersgrund''' hat die Eisenbahn geprägt und in ihren Papieren festgehalten, da zur Zeit des Bauens der Bahnlinie in den zwei Bauerngehöften nur die Familien Lüder wohnten.
  
Im September 1992 überraschte uns unsere Partnergemeinde Klein Nordende aus dem Kreis Pinnenberg mit 44 neuen Straßenschildern und dazugehörigen Pfosten. Nach den ersten Eindrücken, die die Vertreter der Partnergemeinde nach der Wende vom Seebad Zempin gewonnen hatten, wollten sie helfen, das Aussehen des vielbesuchten Seebades zu verbessern. Schnell wurden die alten Schilder der verschiedenen Epochen ausgewechselt. Die Gemeinde Zempin dankte den umsichtigen Sponsoren recht herzlich.
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* Im September 1992 überraschte uns unsere Partnergemeinde Klein Nordende aus dem Kreis Pinnenberg mit 44 neuen Straßenschildern und dazugehörigen Pfosten. Nach den ersten Eindrücken, die die Vertreter der Partnergemeinde nach der Wende vom Seebad Zempin gewonnen hatten, wollten sie helfen, das Aussehen des vielbesuchten Seebades zu verbessern. Schnell wurden die alten Schilder der verschiedenen Epochen ausgewechselt. Die Gemeinde Zempin dankte den umsichtigen Sponsoren recht herzlich.
  
'''Ergänzungen:'''
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;Ergänzungen
  
2011 Herbst: Beschluss der Gemeindevertretung:
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* 2011 Herbst - Beschluss der Gemeindevertretung. Der Ausbau der neuen Promenade in Zempin, beginnend bei der Waldstraße - östlich des Parkplatzes - bis zur Ostsee, wo die Salzhütten standen, erhält den Straßennamen '''Promenadenweg'''.
Der Ausbau der neuen Promenade in Zempin, beginnend bei der Waldstraße - östlich des Parkplatzes - bis zur Ostsee, wo die Salzhütten standen, erhält den Straßennamen '''Promenadenweg'''.
 
  
Die Gemeindevertretung beschließt die Zufahrt zum Campingplatz, welche erneuert wird, '''Bernsteinweg''' zu nennen.
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* Die Gemeindevertretung beschließt die Zufahrt zum Campingplatz, welche erneuert wird, '''Bernsteinweg''' zu nennen. Einweihung des Bernsteinweges am 11.06.2012.
Einweihung des Bernsteinweges am 11.06.2012
 
  
2012 Herbst: Eine neue Straßenbezeichnung:
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* 2012 Herbst - Eine neue Straßenbezeichnung. Der Weg neben dem Schuhstübchen zum ehemaligen Kindergarten heißt '''Stichlingsweg'''.
Der Weg neben dem Schuhstübchen zum ehemaligen Kindergarten heißt '''Stichlingsweg'''
 
  
Beschluss der Gemeindevertretung im März 2014: Der Teil der Dorfstraße, der südlich von der Dorfstraße zum Inselhof führt, den Straßennamen '''Am Achterwasser''' umzubenennen.
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* Beschluss der Gemeindevertretung im März 2014 - Der Teil der Dorfstraße, der südlich von der Dorfstraße zum Inselhof führt, den Straßennamen '''Am Achterwasser''' umzubenennen.
  
Kita Eröffnung 2009 - 2015 Namensgebung der Mehrzweckhalle - auch Mufu - Multifunktionshalle genannt
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* Kita Eröffnung 2009 - 2015 Namensgebung der Mehrzweckhalle - auch Mufu - Multifunktionshalle genannt, heißt jetzt '''„Dörps Treff“'''.  
heißt jetzt '''„Dörps Treff“'''.  
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:[[Datei:Störtebekerweg.jpg|thumb|200px|links|der neue Störtebekerweg]]
[[Datei:Störtebekerweg.jpg|thumb|200px|links|der neue Störtebekerweg]]
 
2017 - Nördlich der Bahnstrecke von der Strandstraße zur Hansestraße ist die Bezeichnung '''Störtebekerweg''', da Neubauten den Garagenplatz wandelten.
 
  
2019 Amtsblatt Nr. 4, S 42 Widmungsverfügung: Öffentlicher Weg für Fußgänger und Radfahrer Promenadenweg
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* 2017 - Nördlich der Bahnstrecke von der Strandstraße zur Hansestraße ist die Bezeichnung '''Störtebekerweg''', da Neubauten den Garagenplatz wandelten.
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*2019 Amtsblatt Nr. 4, S 42 Widmungsverfügung - Öffentlicher Weg für Fußgänger und Radfahrer Promenadenweg.
  
 
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'''Weitere Flurnamen in der Gemarkung Zempin sind:'''
 
  
'''Dänengrund''' : “Während Wallenstein 1628 noch Stralsund belagerte, landete der König Christian IV. von Dänemark mit 22 Kompanien Infanterie und sechs Schwadronen Reiterei beim Dänengrund östlich des Ortes Zinnowitz, warf die feindliche Kavallerie in kurzem Gefecht aus Zinnowitz heraus und begann die Belagerung der Peenemünder Schanze...“ (Robert Burkhard 1909)
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===Weitere Flurnamen in der Gemarkung Zempin sind:===
  
'''Eschholz''' liegt südlich der Bahn zwischen Zempin und Zinnowitz
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;Dänengrund
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: “''Während Wallenstein 1628 noch Stralsund belagerte, landete der König Christian IV. von Dänemark mit 22 Kompanien Infanterie und sechs Schwadronen Reiterei beim Dänengrund östlich des Ortes Zinnowitz, warf die feindliche Kavallerie in kurzem Gefecht aus Zinnowitz heraus und begann die Belagerung der Peenemünder Schanze...“'' (Robert Burkhard 1909)
  
'''Pöhle''' liegt gegenüber, nördlich der Bahnlinie.
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;Eschholz
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:liegt südlich der Bahn zwischen Zempin und Zinnowitz
  
'''Brandmoor''' schließt nördlich an die Hexenheide an.
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;Pöhle
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:liegt gegenüber, nördlich der Bahnlinie.
  
'''Woschenfeld, Karfwiesen und Karffeld''' liegen zwischen dem Dorf und dem Ausbau / Dorfstraße.
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;Brandmoor
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:schließt nördlich an die Hexenheide an.
  
'''Griepow''' ist das Waldgebiet, etwa heute Seestraße.
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;Woschenfeld, Karfwiesen und Karffeld
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:liegen zwischen dem Dorf und dem Ausbau / Dorfstraße.
  
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;Griepow
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:ist das Waldgebiet, etwa heute Seestraße.
  
====Zempin - Straßennamen in anderen Orten====
 
  
In '''Zinnowitz''' gibt einen '''Zempiner Weg''' im südöstlichen Gebiet des Ortes.
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===Zempin - Straßennamen in anderen Orten===
  
In '''Berlin-Heiligensee''' gibt es seit 1940 einen [https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stra%C3%9Fen_und_Pl%C3%A4tze_in_Berlin-Heiligensee '''Zempiner Steig'''.]
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:In '''Zinnowitz''' gibt einen '''Zempiner Weg''' im südöstlichen Gebiet des Ortes.
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:In '''Berlin-Heiligensee''' gibt es seit 1940 einen [https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stra%C3%9Fen_und_Pl%C3%A4tze_in_Berlin-Heiligensee '''Zempiner Steig'''.]
  
 
==Kontakte==
 
==Kontakte==
Sammlungen von Postkarten, Prospekten und Zeitungsausschnitten: Einsicht bei Hilde Stockmann [mailto:rohrspatz@gmx.com rohrspatz@gmx.com]
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Sammlungen von Postkarten, Prospekten und Zeitungsausschnitten: Einsicht bei [[Benutzer:HildeStockmann|Hilde Stockmann]] [mailto:rohrspatz@gmx.com rohrspatz@gmx.com]
  
 
* [https://www.epubli.de/shop/autor/Hilde-Stockmann/11692 Bücher über die Geschichte der Insel Usedom von Hilde Stockmann]
 
* [https://www.epubli.de/shop/autor/Hilde-Stockmann/11692 Bücher über die Geschichte der Insel Usedom von Hilde Stockmann]
* [http://www.rohrspatz.eu/home/vortr%C3%A4ge-rundg%C3%A4nge/ Vorträge über Zempin und die Insel Usedom]
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* [https://www.rohrspatz.eu/home/vortr%C3%A4ge/ Vorträge über Zempin und die Insel Usedom]
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[[Kategorie:Bernstein]]

Aktuelle Version vom 7. April 2024, 14:52 Uhr


Kenndaten der Ortschronik
OrtZempin
Zeitlicher Schwerpunkt1571 fortlaufend
UrheberrechteHilde Stockmann & Dirk Herrmann
Erstellungszeitraumseit 2019
Publikationsdatumveröffentlicht
Inhaltliche KategorisierungGeschichte der Gemeinde Zempin
Status (Ampelsystem)in fortlaufender Bearbeitung


Ortschronik des Seebades ZEMPIN auf Usedom

Um die Chronik von Zempin übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.

Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)

1571
ZEMPIN - Ersterwähnung in der Lassansche Wasserordnung durch Greifenherzog Ernst Ludwig

Ersterwähnung Zempin

Die Form der Insel Usedom hat sich in vielen Jahrtausenden verändert und wird sich auch weiter durch die Einflüsse der Natur wandeln. Der Ort Zempin ist an einer Stelle der Insel Usedom entstanden, die zu der jüngsten Bodenbildung gehört.
Am heutigen „Lüttenort“ zwischen Koserow und Zempin war lange Zeit ein Durchbruch. Manchmal verstopfte die Natur durch „Zuwachsen“ diesen Ausfluss der Peene, später halfen die Menschen, diesen Durchgang zu verbauen. Der letzte Durchbruch erfolgte im Jahre 1913. Es ist bis heute eine „Schwachstelle“ geblieben.
Durch diese Überflutungen und Dünenbildung konnte sich auch keine kräftige Muttererde in dieser Gegend bilden und so siedelten sich erst sehr spät, im Verhältnis zu anderen Gebieten der Insel, auf diesem sandigen Boden die Menschen an. Sie lebten von wenigen Tieren, dem Ertrag des kargen Bodens und dem Fischfang. Ohne die Möglichkeit des Fischfanges hätten die Menschen an dieser Stelle nicht überleben können.
So steht auch der erste Schriftzug „Zempin“ in Verbindung mit dem Fischfang.
Am 04. Juli 1571 wird vom Pommernherzog Ernst Ludwig eine Verordnung bekannt gegeben, welche Abgaben an den Hof, dem Schloss zu Wolgast, aus dem Fischfang des Achterwassers alle Anlieger zu bringen haben. Da das Achterwasser damals die Bezeichnung Lassansches Wasser hatte, wird diese Ordnung „Lassansche Wasserordnung“ genannt. Zempin Ersterwähnung Texte pdf
Herzog Ernst Ludwig lebte von 1545 bis 1592. Er ist der dritte Sohn von Philipp I. und regierte nach dem ersten Sohn, Johann Friedrich, in der Zeit von 1569 bis zu seinem Tode im Jahre 1592. Trotz der Anordnungen seines Vaters Philipp I. waren die Fischereiverhältnisse vielfach ungeklärt. Es gab lange Prozesse mit den Orten Krummin, Neeberg und Ziemitz. Erst Herzog Ernst Ludwig bestimmte mit dieser Ordnung welcher und wieviel Fisch, je nach Fangart, abzuliefern waren.
So wird z.B. festgelegt, dass vom Wintergarn (Eisfischerei) jeder dritte Fisch dem Landesfürsten zu geben ist. Außerdem gehört jeder Herrenfisch, das sind Stör, Lachs, Wels und Karpfen und der Vorfisch, das ist der beste Fisch nach den Herrenfischen, dem Fürsten. Der Kieper (Fischmeister) erhält den nächstbesten Fisch. Er hat vorher alle Herrenfische und den Vorfisch herauszunehmen und erst dann ist das Drittel abzumessen.
Außerdem wird bestimmt, dass niemand, bevor nicht das Drittel abgegeben wurde, Fische gegen Geschenke wie Bier oder Brot wegzugeben hat. Bei Nichtbefolgen wird er bestraft! Es ist aber jedem Garnmeister freigestellt, seinem Nachbar, dessen Garn (Netz) nichts gefangen hat, sieben oder acht Fische zum Essen für seine Familie zu leihen.
In der Verordnung sind auch Schonzeiten für die Fische und bestimmte Fangarten festgelegt. So z.B. darf mit dem Sommergarn gefischt werden, sobald das Eis weg ist, aber nur bis Michaelis (29. September), damit es keinen Schaden gibt oder die Fische erschreckt werden. Jedoch soll niemand, außer die Lassanschen, während der Laichzeit fischen. Wer mit dem Sommergarn fischt, der soll dem Herzog in der Zeit von Lichtmess (2. Februar), oder sobald kein Eis mehr ist, bis Urbani (25. Mai) jeden dritten Fisch geben. Von Urbani bis Michaelis ist die Pacht von anderthalb Gulden von jedem Sommergarn zu entrichten. Aber immer ist der Stör, Lachs, Wels und Karpfen abzugeben.
Die Bleinetze sind nur von Lichtmess bis Gregori (23. April) zugelassen und der dritte Fisch ist der fürstlichen Küche zu entrichten. Mit dem Stroh- oder Spongarn darf nur von Lichtmess bis Michaelis gefischt werden. Aber während der Schonzeit (von Gregori bis ungefähr Pfingsten) zu fischen, ist verboten. Außerdem dürfen Stroh- oder Spongarne nicht getrieben, sondern vor dem Anker allein aufgezogen werden.
Danach folgen Mengenangeben für die Anklamer, für die vom Gnitz, die Mellenthiner und Umgebung. Für jedes Garn ist ein Gulden zu entrichten, außerdem soll eine entsprechende Anzahl von fürstlichen Kähnen, die 20 Tonnen (Fässer) fassen, mit gemeinen Speisefischen gefüllt werden. Danach wird bestimmt, dass die Fischer von Lassan, Lieper Winkel, vom Lande Usedom und Pudagla, wenn sie denn mit dem Strohgarn fischen, und nur zur vorgeschriebenen Zeit, außer der Geldpacht, auch noch eine gewisse Anzahl von Kähnen voller Speisefische für die fürstliche Küche zu liefern haben. Die Ückeritzer, Loddiner, Koserower, Zempiner und Damerower sollen, außer der Geldpacht, zusammen zwei Kähne mit Speisefischen entrichten.
Danach werden die Zeiten und Abgaben für die Reusen festgelegt. Die vom Haff sollen für jedes Boot einen Gulden Pacht und ein Schock (60 Stück) Brassen (Bleie) und eine Tonne (ein Fass) Plötze abgeben. Die anderen, wie z.B. Neppermin, Devichow, Ückeritz, Loddin, Koserow, Damerow, Zempin, Netzelkow usw. geben zur Geldpacht von jedem Boot noch eine Tonne Brassen.
Die Aalrepe oder Aaltowe gebraucht man von Lichtmeß bis Michaelis. Die Anklamschen, so sie Aal fischen, sollen ½ Gulden pro Jahr geben und von jeder Reise einen Achtenteil Aal abgeben. Die anderen Bauersleute sollen neben dem ½ Gulden von jeder Aalrep eine Tonne Aal pro Jahr geben.
Driftnetze und Aalstechen werden gänzlich verboten! Wer ohne Brief und Erlaubnis fischt, wird bestraft!
Damit auch niemand sich mit Unwissenheit entschuldigen möchte, wurde angeordnet, dass diese Ordnung jedes Quartal in den Kirchen von der Kanzel vorzulesen ist.
In dieser, in Greifswald im Vorpommerschen Landesarchiv liegenden Urkunde ist nachweislich das erste Mal der Ortsname ZEMPIN niedergeschrieben worden. Aus dem Inhalt der Verordnung erkennt man, dass die Bewohner von Zempin vom Fischfang und der Landwirtschaft lebten.
Hier sind nur die Abgaben für die Fischerei aufgeführt. Es gab aber auch noch Abgaben für Grund und Boden, welcher in Zempin herrschaftliches Eigentum war. Erst nach 1851 konnte in Zempin das gepachtete Land von den Bauern für die 18 ½ fache Pacht gekauft werden. Sie konnten auch eine kleine Fläche Wald kaufen, da sie früher immer die Schweine im Eichenwald gemästet hatten. Das Fischen in der Ostsee war früher für jeden frei von Abgaben, aber die Boote und Geräte waren zu dieser Zeit nicht entsprechend.
Noch heute w4ird in Zempiner Familien gesagt, wenn ein schöner großer Fisch auf den Tisch kommt: „ Heut´ gibt es Herrenfisch!“ Daraus kann man schlussfolgern, dass trotz Anordnung und Vorlesen von der Kanzel, nicht jeder Herrenfisch in Wolgast landete.
1618
auf der Pommernkarte von E. Lubin mit Sempin bezeichnet

Bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)

Unter Schwedens Herrschaft (1648 - 1720)

1693 Zempin
1693
Vermessung und Beschreibung des Ortes Zempin durch die Schweden. Fünf Familien wohnen in Zempin. „Ohne die Fische des Achterwassers wäre es fast elendig mit ihnen bestellt“ schreiben die Schweden.
1693
Dieses Dorf gehört unter das Amt Krummin, wohin es seinen Dienst leisten muß, ist ungefähr 2 Meilen östlich von Wolgast gelegen. Früher sollen hier 6 Bauern und 2 Kossaten gewohnt haben, deren Hufenzahl man von den gegenwärtigen Bewohnern nicht erfahren konnte. Der Schulze im Dorf besitzt für seinen Dienst [Acker] für 2 Scheffel Aussaat.
1693 Zempin Häuser mit Nr.
Dieses Dorf untersteht mit seinem Kirchgang Koserow. Was sonst die Grenzen angeht, so hat es im Norden das große Salzmeer, Die Strand, wie sie es hier nennen, und zum Süden hin das Acterwater. Außerdem haben sie keine feste Grenze im Wald, weil alles unter das Amt gehört.
Einwohner:
1. Petter Sucker, Schulze
2. Michel Remell, Bauer
3. Petter Been, Bauer
4. Hans Beens Witwe
5. Jean Wichelm, Viehhirte
1668
Anna Reeßen geb. Maaken aus Zempin, die Resische genannt, wird in Mölschow als Hexe verbrannt. (Thema für den Roman vom Meinhold „Die Bernsteinhexe“)
1711
Zempin wird in der "Renovirte Haff und Wasserordnung von 1711" (pdf) erwähnt. Zwei verschiedene Schreibweisen "Zempin" und "Zempihn".

Bis zur Reichseinigung (bis 1871)

Unter Preußen

1777
Zempin wird im im XI.Teil des "Magazin für die Historie und Geographie" (pdf) von D. Anton Friedrich Büsching erwähnt. Auf 23 Seiten wird in diesem "Magazin" die Insel Usedom und Wollin vorgestellt. Jul. Frid. von Keffenbrink ist der Verfasser. Eine Karte, welche vermutlich bereits vor 1777 gezeichnet wurde, ist ebenfalls zu sehen.
1779
Ludwig Wilhelm Brüggemann beschreibt Zempin in „Ausführliche Beschreibungen des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern Teil 1“ auf Seite 253:
3 1/2 Meilen von Swinemünde nordwestwärts, und 1 1/2 Meilen von der Schwedischen Stadt Wolgast gegen Osten, liegt gegen Norden 1/8 Meile von der Ostsee, und gegen Westen dicht an dem Achterwasser, hat 4 Bauern, 4 Büdner, 1 Schulmeister, und ist zu Coserow in der Usedomschen Synode eingepfarret.
Auf Seite 254 dokumentiert Brüggemann, dass die Bauern Fronarbeit leisten mussten und die Zempiner müssen in Krummin arbeiten:
Das Vorwerk Crummin hat 1047 Morgen 5 Ruthen. Der Acker liegt in 3 Schlägen von dem Acker des Predigers und der Bauern abgesondert, und ist von ziemlicher Güte. Die Wiesen sind sämtlich einschnittig und mittelmäßig. Das Vorwerk hat mit dem Dorfe längst des kleinen Strummins eine gemeinschaftliche Weide, welche aber sehr tief ist. Die Dienste werden von 2 Bauern aus Krummin, 7 Bauern aus Neberg, 2 Bauern aus Bannemin, und 4 Bauern aus Zempin verrichtet.
Im Heimatheft Nr. 2 Seite 14 ist genauer beschrieben, welchen Umfang diese Fronarbeit im Jahre 1693 unter den Schweden hatte. Aber die Einführung dieser zusätzlichen Arbeit bestand schon sehr lange.


Zempin gehörte zum Begriff Wolgaster Ort
Die genaue Bezeichnung für einen Teil der Insel Usedom „Wolgaster Ort“ hat 1779 Brüggemann festgehalten:
Crummin hat eine zur Usedomschen Synode gehörige Mutterkirche, zu welcher die Dörfer Neberg, Mahlzow, Zecherin, Mölschow, Bannemin, Zinnowitz, Sauzin, das Vorwerk Ziemitz, und die ½ Meile von hier entfernte Wolgastische Fähre diesseits der Peene, woselbst die Ueberfahrt mit einem Prahm nach Wolgast ist, inngleichen der so genannte Hammelstall (heute Trassenheide) bei Mölschow, eingepfarret sind. Die sämtlichen zu diesem Kirchspiele gehörigen Oerter, und die Dörfer Zempin, Coserow, Loddin und das Vorwerk Damerow, werden der Wolgastische Ort genannt.“
Dieser Begriff ergab sich aus der Zeit, da die Insel zwei namentliche Teile hatte: Buckow, Buchenort, unterstand der Burg Wolgast (der Teil, den Brüggemann hier bezeichnet als Wolgaster Ort) und Wanzlow unterstand der Burg Uznam, Usedom, beginnend östlich von Loddin mit dem Ort Ückeritz (aus dem Slawischen für Grenzort). Heute wird der Begriff Wolgaster Ort nur noch für den südlichen Teil der Insel Usedom von der B111 aus von Mahlzow bis Bannemin verwendet.
1756
Der Schneider Michael Hellert unterrichtet die Zempiner Kinder im späteren Armenhaus - heute Dorfstraße 1. Siehe weiter unter:Schule Zempin
1820
Große Heringsfänge in der Ostsee – Errichtung der Salzhütten.
1829
Als im Rentamt 1829 die Fischerkolonie Hammelstall (1821 gegründet) mit sechs Hausstellen erweitert werden sollte, verloren Bannemin wie Mölschow, Zempin und Zinnowitz selbst das Hütungsrecht für die Schweinemast in der Zinnowitzer Forst.


1847 Flurkarten


1850
Amtsrat Gadebusch beschreibt in der Chronik der Insel Usedom Zempin als Bauern- und Fischerdorf am Achterwasser (4 Bauern, 13 Büdner)
1860
13 Boote treiben Fischfang, davon 5 auf dem Achterwasser
1865
Beschreibung Dr. Heinrich Berghaus
Zempin, unter dem Rentamt Swinemünde stehendes Bauern- und Fischer-Dorf, auf der Landenge zwischen Hauptmasse der Insel und dem Wolgaster Ort, südlich ans Achterwasser, nördlich an die Ostsee gränzend, auf Höhen und Niederungen belegen, 3 1/2 Meile nordwestlich von der Kreisstadt entfernt, und nach Koserow eingepfarrt, hat 4 Bauernhöfe, wovon einer zerstückt ist, und 14 Büdner nebst Schule, überhaupt 30 Wohnhäuser mit 235 Einwohnern. Die Feldmark, die zum größten Theil versandet ist, hat ein Areal von 712 Mg. 8 Ruth., davon sind 288. 107 Ackerland, worauf man Kartoffeln und Runkelrüben zum Viehfutter erbaut 104. 87 einschnittige Wiesen, die theils be-, teihls entwässert werden müssen, 302. 91 Hütung, 2. 36 Gärten, in denen man blos den eignen Hausbedarf erzielt, 0. 176 Hof- und Baustellen und 13. 51 Wege und Unland. Viehbestand: 16 Pferde, 70 Rinder, 57 Schafe, 3 Ziegen und 44 Schweine. Von Federvieh werden nur Hühner für den Hausbedarf gezogen. Bei dem kärglichen Ertrage des Ackers bildet die Fischerei gleichsam die Hauptnahrungsquelle, 24 Familien leben vom Fischfang. Sie halten 8 Boote auf der Ostsee und 5 auf dem Achterwasser. Torf, Lehm und Merkel sind die auf der Feldmark vorkommenden Mineral-Erzeugnisse, die auch ausgebeutet werden.“

Kaiserreich (1871-1918)

1872
Am 12.–13. November schwerste Sturmflut bis heute.
1865
Waldhalle von Kapitän Schohl als Restaurant und Café (heute Standort Waldhaus/ Waldstraße) errichtet.
1900
Am 6. Januar großer Fang mit dem Wintergarn im Achterwasser - als Dank schenkten die Fischer der Koserower Kirche einen Leuchter.
1906
Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Zempin.
1907
Zempiner Salzhütten in Richtung Ostseestrand, Aufnahme vom Juli 1907
Zempin Salzhütten Juli 1907.jpg
1908
Beitritt der Gemeinde Zempin zum Deutschen Bäderverband (1904 schon 617 Urlauber, 2019: über 50.000)

1908 Gäste kommen

Mit dem Zug von Berlin bis Karnin. Umsteigen in den Dampfer und über Peenestrom und Achterwasser im Hafen von Zinnowitz ankommen. Dort steht der Reisewagen mit Pferden bereit, um sie nach Zempin zu fahren.
1911
Am 1. Juni erhält Zempin Bahnanschluss
1913
29.-30. Dezember - schwere Sturmflut – bisher letzter Durchbruch der schmalsten Stelle zwischen Zempin und Koserow (1995, 2006, 2017 weitere schwere Sturmfluten – großer Schaden) siehe auch unter: Sturmfluten


Weimarer Republik (1918-1933)

1919 Zempiner Gäste fotografieren

1927 Familie Speiermann aus Berlin in Zempin

1927 Gäste in Zempin

1929 Zempiner Gäste fotografieren




Urlauber Herr Dr. Friedrich Prüfer aus Döbeln, dichtet und sendet Grüße mit einer Ansichtskarte an seinen Turnverein.

1930 Errichtung der Seebrücke

1930
entstand die Zempiner Seebrücke. Sie war 150 m lang und von den Gebrüdern Wittmis aus Göhren (Insel Rügen) erbaut worden. Sie waren Eigner mehrerer kleiner Dampfer. So gab es Tagesfahrten über die Ostsee oder Kaffee- und Mondscheinfahrten mit Blasmusik ab der Seebrücke Zempin.
Eine Urlauberin schrieb auf ihrer Ansichtskarte vom 15.08.1941 vom Vermissen der Seebrücke. "Diese sei dem strengen Winter 1940 zum Opfer gefallen." Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Brücke nicht mehr benötigt, zumal der Bereich dann auch in die militärische Sperrzone fiel. Somit erfolgte während der Kriegsjahre auch keine Reparatur oder Wiederaufbau der Seebrücke.
Es sind uns keine bildlichen Aufnahmen der Seebrücke von 1940 oder später von den Resten der Seebrücke bekannt. Alle Fotos und Ansichtskarten wurden früher aufgenommen. Damit besaß Zempin nur von 1930 bis Winter 1940 eine Seebrücke. Ein Neubau war in DDR-Zeiten verboten und bis in die heutige Zeit nicht erfolgt. Über den Nutzen einer neuen Seebrücke in Zempin lässt sich streiten.


Drittes Reich (1933-1945)

Schwein schlachten

Eva Schmidt geb. Krüger *1930 †2021, Zempin:
Ca.1930 - 1945 wurde auch in jedem Haushalt ein Schwein gefüttert und geschlachtet. Wenn das Schlachtfest bevorstand wurden der Schlächter, meistens mein Onkel und der Fleischbeschauer, bestellt.
Der Brühtrog und eine stabile Leiter standen bereit. Wurde das Schwein aus dem Stall geholt, mussten die Kinder ins Haus. Wir durften nicht sehen, wenn das Schwein getötet wurde und das Blut aus der Einstichwunde floss. Erst als ich zwölf Jahre war, musste ich vor dem Schwein das Blut rühren. Ich fühle noch heute, wie mir das heiße Blut über meine Hand lief.
Am ersten Abend, nachdem das Fleisch abgekühlt war, wurde es von meinem Onkel zerlegt. Zuvor hatte der Fleischbeschauer das Schwein freigegeben und es konnte zum Verzehr zubereitet werden.
Am ersten Abend gab es Kottelet, Bratscheiben und Leber. Am zweiten Tag freuten wir uns auf Mörbraten, Schmalzstullen mit Leberwurst. Am dritten Tag wurde dann die Blutwurst, Sülze und Tolatsch gekocht. Das übrige Fleisch und die Schinken kamen ins Salzfass. Nach 6 Wochen wurden die Speckseiten und der Schinken geräuchert. Von dem Pökelfleisch kochte die Mutter schmackhafte Gerichte.

1933 Vorladung des Malers Hugo Scheele

Hugo Scheele wurde wegen der Unterstützung der Besitzerin des Inselhofes, Frau Lührsen, nach Stettin vorgeladen. Auch sein Haus in der Waldstraße in Zempin wurde durchsucht.

1933 Briefpapier mit Werbung

1934 Urlauber fotografieren

1935 Urlauber fotografieren

1935 Franzosen Studentenlager im Inselhof

Artikel - Abelein, Manfred. Die Kulturpolitik des Deutschen Reiches, Wiesbaden 2013, S.134
Es soll ein Französischer Minister zu Besuch gewesen sein.

1936 Bau der Flak-Unteroffiziersschule

Auf dem Areal der heutigen Seestraße wurde von der Wehrmacht 11 ha Waldfläche vermessen und abgeholzt. Dort wurde 1936 die Flak-Unteroffiziersschule (Siehe Ansichtskarten!) / (Siehe Fotos!) errichtet.
Stationiert war die Marine-Flakschule VIII Lehrgruppe "Schwere Landflak" und später die II. Abteilung der Marine-Flakschule sowie das Marine-Artillerie-Versuchs-Kommando Zempin. Ab dem 30.06.1943 wurde Zempin Standort des Artillerieversuchskommando Flak (A.V.K. Flak).
(Anmerkung: Die Flakschule war eine Abteilung der Marine und hatte mit dem im Jahr 1943 in Zempin stationierten Flagregiment 155 (W), welches für die Erprobung der V1 zuständig war, nichts zu tun.)

Zempiner Nußstangen - Produktion/Verkauf

1938 Gäste in Zempin

Fotos: Fam. Tirsch

Pflichtjahr

Eva Schmidt geb. Krüger, die Familie hatte 6 Kinder:
Wir gehörten nun zu den kinderreichen Familien. Meiner Mutter wurde das Mutterkreuz verliehen. Diese Medaille habe ich aber bei meiner Mutter nie gesehen. Vom Arbeitsamt wurde uns nun ein Pflichtjahrmädel zugeteilt.
Alle weiblichen Schulabgänger mussten ein Land- oder Pflichtjahr absolvieren. Die Jungen begannen ihre Lehre und nach Beendigung mussten sie dann zum Arbeitsdienst. Meistens kamen sie dann schon zum Militär und erhielten militärische Ausbildung.

Kriegszeiten

Eva Schmidt geb. Krüger:
Feste und Feiern wurden immer zu Höhepunkten. Mit wenigen Mitteln und Geldausgaben wurden die Tage begangen.
Wir erinnern uns noch oft an die Zeit, als wir mit der Mutter Pilze suchen gingen oder Holz und Kienäpfel sammelten. Bei Stromsperren saßen wir um das Ofenloch und sahen den knisternden Kienäpfeln zu. Wir sangen bekannte Lieder oder hörten Geschichten. In der Ofenröhre brutzelten die Bratäpfel oder wir rösteten darin die gesammelten Bucheckern.
Kam dann der Strom wieder, wurden die Kleinen ins Bett gebracht. Die Großen mussten bügeln und die Wäsche ausbessern. Unsere Mutter saß dann an der Nähmaschine, nähte neue Sachen oder besserte alte aus. An die Maschine durften wir nicht. Sie hatte Befürchtungen, dass was kaputt gehen könnte.
Jeden Abend um 22 Uhr wurde im Radio der Bombereinflug abgehört. Wurde der nordische Raum genannt, gingen die Großen gar nicht erst ins Bett, dann warteten wir auf Fliegeralarm. Gingen die Sirenen kannte jede ihre Aufgabe und nach kurzer Zeit fanden sich alle im Hauskeller ein.
Der Großvaterblieb meistens in seiner Wohnung. Er hat nie darüber gesprochen. Einmal war mein Vater auf Urlaub. In der Nacht gab es Alarm. Er holte uns alle in die Ehebetten und sagte: „Wenn es uns treffen soll, sind wir gleich alle weg.“ Er hatte Recht, hätte eine Luftmine unser Haus getroffen, wären wir auch im Keller nicht sicher gewesen.
Unser Haus war zum größten Teil mit Soldaten belegt. Alle Zimmer bekamen Kanonenöfen und Feldbetten. Es wurde die Fahrbereitschaft eingerichtet. Wenn nachts nun Fliegeralarm war, wurden die Autos aus der Gefahrenzone gebracht. Dann nahmen uns die Soldaten öfters mit.
Man rechnete schon mit einem Angriff auf die Abschussrampen oder auf die Flakkaserne.
Einen Angriff auf Peenemünde hatten wir ja völlig überrascht erlebt. Wir sahen nachts am Himmel die leuchtenden Tannenbäume (grüne Leuchtkörper wurden am Zielort abgeworfen, die dann die Form eines Tannenbaumes annahmen) stehen und flüchteten in den Keller.
Die Soldaten im Haus beruhigten uns und gaben uns Anweisungen zum Verhalten. Am nächsten Tag hörten wir die schlimmsten Nachrichten.
Es gab viele Tote, darunter auch meine Freundin Emmi. Der Bunker in dem sie war wurde von einer Luftmine getroffen und alle Insassen wurden getötet.
Mein Schulfreund Bringfried war in seinem Bunker zwei Tage verschüttet, bevor sie gefunden wurden.
Um uns vor weiteren Angriffen zu schützen, baute uns unser Opa auf unserem Acker einen Splittergraben. Im Keller war die Sicherheit nicht gegeben. Bei Fliegeralarm versammelten sich dann alle Hausbewohner in dem Bunker oder wir fuhren mit den Soldaten aus dem Ort Richtung Koserow - Kölpinsee.
An einem Tag suchten wir bei Fliegeralarm wieder unseren Bunker auf. Tante Frieda kam schnell mit dem Fahrrad von zu Hause. Sie hatte ein ungutes Gefühl und wollte nicht alleine in ihrem Haus bleiben.
Wir hörten schon die Flugzeuge und sahen die silbernen Flugzeuge über uns hinwegfliegen, denn es war am Mittag und es war sonnenklar. Alle verhielten sich ruhig, als auf einmal unsere Flak anfing zu schießen. Einige Flugzeuge drehten ab und ließen ihre Bombenlast auf die Flakkaserne fallen. Es krachte und durch den Luftdruck wackelte der Bunker und der Sand rieselte durch die Ritzen, aber die Balken hielten stand.
Als wir aus dem Bunker kamen, roch die Luft nach Verbrannten. Wir erhielten die Nachricht, dass der östliche Teil des Ortes (Zempin) von einigen Bombern getroffen wurde. Zwei Menschen wurden getötet und einige Häuser teil- oder ganz beschädigt. Tante Frieda Haus hatte einige Risse bekommen und sämtliche Fensterscheiben waren zerstört. Der Sand lag auf sämtlichen Gegenstränden.

1940 Gäste im Inselhof und am Strand

- Fotos Hans Schäfer

Kinderlandverschickung

Haus Hubertus mit den vielen Kindern
Während des Zweiten Weltkrieges wurden Erholungseinrichtungen für die Kinderlandverschickung, beginnend 1940 und verstärkt zwischen 1943 bis 1945, genutzt. Die Kinder wurden klassenweise zur Erholung in die Seebäder der Inseln Usedom und Rügen geschickt.
Mitgereiste Lehrerinnen und reaktivierte ältere Lehrer führten den Unterricht durch. Die außerschulische Betreuung übernahmen HJ (Hitlerjugend) und BDM (Bund Deutscher Mädel).
Die Lagermannschaftsführer waren oft noch keine 20 Jahre alt. Sie mussten auch die Versorgung mit Lebensmitteln und die Freizeitgestaltung organisieren.
Die Kinder sollten besonders aus Industriegebieten und den Städten, die bombardiert wurden, für mehrere Monate in eine ruhigere Umgebung. Es war freiwillig, aber der Gruppenzwang war oft sehr stark. Der Vater war im Krieg, die Mutter weit weg, die Geschwister in anderen Orten. Kinder von 10-14 Jahren hatten oft großes Heimweh und wer sollte die vielen Kinder trösten? Keiner wollte gehänselt werden, musste sich stark zeigen und weinte abends in sein Kopfkissen.
Kinder mit Betreuer und Lehrerin
In Zempin waren Kinder einer Schulklasse aus Pinneberg in der Pension HUBERTUS einquartiert. Nach der Wende kam Frau Inge Versmann aus Pinneberg, die als Kind einige Monate mit ihrer Lehrerin Frau Ziebold in dieser Pension verbracht hatte. Sie übergab Frau Ursula Wengrzin Bilder aus dieser Zeit. Es wurde viel im Gespräch zwischen den Beiden in Erinnerungen gekramt. So sprachen sie auch über die Helferinnen und dass eine Gräfin von Schwerin die Kinder mitbetreut hatte. Daraufhin versuchte 1996 Frau Wengrzin die nette Gräfin aus Schmuggerow von damals zu finden. Über die Ostseezeitung erhielt sie die Adresse des Vaters, Manfred Graf von Schwerin in Bielefeld, der über 100-Jährige gab den Brief weiter an seine Tochter, Rose Irene Meyer zu Schwabedissen, geb. Gräfin von Schwerin, in Achern.
Diese antwortete umgehend und erinnerte sich an diese Zeit: „ … In meinem Gedächtnis ist deutlich das Bild Ihrer Mutter, aber auch anderer Frauen, wie sie kochten und die unendlichen Mengen Wäsche wuschen. Damals schätze man ja die Arbeit noch nicht richtig ein – aber es muss schon enorm gewesen sein. Und was ich damals auch nicht richtig verstanden habe: wie schwer muss es für die Eltern der Kinder gewesen sein, sich von ihnen zu trennen. Wie viele Eltern mögen gedacht haben: lieber zusammen sterben als Waisen zurücklassen. Sicher war es auch ganz gut, dass wir Helferinnen unbeschwert an unsere Aufgaben gingen, anders hätte man das ja gar nicht leisten können. Aber wenn man bedenkt, wie sorgsam vorgebildet heute Betreuer von Jugendgruppen sein müssen. ….
„Von mir ist zu erzählen, dass ich die Schule fertig gemacht habe, dann RAD (Reichsarbeitsdienst), danach habe ich angefangen zu studieren, aber dann kam 1945 und wir mussten als Gutsbesitzer fort – teils geflüchtet, andere ausgewiesen.
Ich habe dann einen Arzt geheiratet, der heute noch arbeitet mit 79 Jahren, wir haben 7 Kinder, die alle verheiratet sind und 27 Enkel. Da ist genug Leben. Aber meine Erinnerungen an die Zeit in Zempin die pflege ich ganz still und für mich.“
In Zempin wurden auch in der Waldstraße die Villa KAGEMANN, das Haus ELISABETH, Villa VINETA und in der Strandstraße das Haus BADER mit Kindern hauptsächlich in den Sommermonaten belegt.

1943 Flagregiment 155 (W) in Zempin stationiert

Um die neue "Wunderwaffe V1" weiterhin zu erproben und Bedienmannschaften auszubilden, wurde am 13.08.1943 das Lehr- und Erprobungskommando Wachtel für die V1 unter Leitung des Oberst Max Wachtel in Zempin aufgestellt. Im Bereich des heutigen Zeltplatzes in Richtung Zinnowitz wurden dazu 3 Feldstellungen, Richthäuser und Lagerhäuser errichtet. Für den Transport der Waffen und Güter wurde ein umfangreiches Straßennetz aus Beton vom Bahnhof Zempin bis zur Reichsstraße 111 (B111) und in den Zempiner Wald verlegt. Das sich ursprünglich dort befindliche Lokal "Gartenberg" wurde wegen den Baumaßnahmen abgebaut. Der Wald war für die Zempiner Einwohner nicht mehr zugängig. In der Waldstraße wurde der Wald von einem Sicherheitszaun begrenzt.
Die Aktivitäten des Flagregiment 155 (W) wurden am 03.06.1944 offiziell beendet.

1943 Zempin wird militärisches Sperrgebiet

In der Nacht vom 17. zum 18. August 1943 erfolgt der Fliegerangriff auf Peenemünde. Im Verlauf der Sicherungsmaßnahmen für Peenemünde wird der Norden der Insel Usedom zwischen Wolgast, Peenemünde und Lüttenort (an der schmalsten Stelle der Insel zwischen Zempin und Koserow) zum Sperrgebiet erklärt, für Ein- u. Ausreise gelten besondere Ausweise.
Zugang zu diesem Gebiet hatten nur berechtigte Personen. Darunter zählten die Einwohner der sich darin befindlichen Orte, Angestellte der Heeresversuchsanstalt, sowie militärisches Personal. Für Fremde gab es keine Möglichkeit das Sperrgebiet ohne Sondergenehmigung zu betreten.
Reisende mit dem Zug in Richtung Wolgast ohne Sondergenehmigung wurden ab den eigens dafür eingerichteten Haltepunkt am Lüttenort in ihren Zugabteilen eingeschlossen. Erst in Wolgast wurden die Türen wieder geöffnet. Aus Wolgast in Richtung Koserow kommend, folgte das gleiche Spiel. Angeblich soll auch der Künstler Otto Niemeyer-Holstein, welcher in Lüttenort wohnhaft war, zeitweise für die Kontrolle der Berechtigungen und Abschluß der Abteile zuständig gewesen sein.
Von diesem "Bahnhof" / Haltepunkt gibt es bisher keine bekannten Bildaufnahmen.

Zempin 1945 Aufenthalts-Ausweis.jpg Zempin 1945 Aufenthalts-Ausweis Rück.jpg

Aufenthaltsausweis

1944
Bomben fallen auf Zempin, Tote sind zu beklagen. Gedenkstein auf dem Friedhof für die Opfer des II. Weltkrieges und für die unbekannten Minenopfer an der schmalsten Stelle der Insel.
Luftbild Bombenkrater.jpg
16.07.1944 Bombeneinschläge in Zempin

Kriegsende 1945

Bericht des 17-jährigen Gerhard Wolf * 06.05.1928 in Großolbersdorf † 10.09.1998 in Zschopau
„... Ich musste in Tutow am 2. Osterfeiertag, den 03.04.1945, Pferde beschlagen. Die anderen Soldaten waren im Kino. Nur die Wache war noch im Objekt. Wir waren auf dem Weg nach Bannemin auf Usedom. In Bannemin habe ich nachts einen hellen Feuerstrahl aufsteigen sehen, und eine rote „Kugel“ flog danach in Richtung Westen. Ich wusste damals nicht, was es war. Es waren V-Raketen, die in Peenemünde abgeschossen wurden, Hitlers Geheimwaffen. ::Hier waren wir einige Tage stationiert. Von Bannemin aus habe ich die Sprengung der Brücke zwischen Wolgast und Usedom miterlebt. Mein Klassenkamerad Karl Weber (Paulus Karl genannt) soll als Pionier bei dieser Sprengung dabei gewesen sein. Er hatte vom 25.-28.04.1945 eine Brücke zur Sprengung über die Ziese mit vorbereitet.
Davor war ich in Bannemin und auch in Krummin, wo ich erstmals Gefechte mit den Russen auf dem Achterwasser erlebt habe. Danach wurden wir über Trassenheide nach Peenemünde an die äußerste Westspitze der Insel Usedom verlegt. Auf dem gegenüberliegenden Festland waren schon die Russen zu hören. Es wurde für uns kritisch. Wir waren eingekesselt. Schnell ging es zurück nach Trassenheide. Wir übernachteten in einer Scheune. Früh liefen wir weiter nach Zinnowitz. Wir rannten in Zinnowitz einen Berg hoch, rechts unterhalb lagen Tennisplätze. Auf der Anhöhe war eine Flakstellung. Dort gab es am Vormittag einen Fliegerangriff. Gegen 14 Uhr kamen uns zwei Obergefreite am Strand entgegen gelaufen. Sie fragten uns, wo wir hin wollten und riefen: „Die Russen sind auf der Insel. Kommt, wir müssen abhauen!“ Diese beiden Obergefreiten, ein 16jähriger Soldat und ich rannten zum Strand in die Nähe von Zempin. Fischerboote lagen dort auf Rollen. Wir schoben ein Boot ins Wasser und ruderten mit letzter Kraft auf das offene Meer. Dabei wurden wir noch von eigenen Leuten bemerkt und auch sofort beschossen, die Kugeln aber klatschten vor uns ins Wasser.
Wir sind mit großer Anstrengung bis zur Greifswalder Oie gerudert. Dort waren deutsche Soldaten ebenfalls dabei zu fliehen. Mit einem Motorboot sind wir mit denen in See gestochen. Auf See wurden wir dann von einem deutschen Schiff aufgenommen, das mit Flüchtlingen aus dem Osten kam. ...“
Auch wenn es noch viele Umwege gab, bis der 17-Jährige wieder in seinem Heimatort am 31.05.1945 wohlbehalten ankam, so erzählte er später alles seinem Sohn. Dieser erkundigte sich in den letzten Jahren, ob wir in Zempin noch feststellen könnten, wem das Boot gehört hatte. Gern hätte er sich bedankt, dass seinem Vater die Flucht mit dem Boot gelungen war. Leider war das nicht mehr möglich.
Erwin Schütt beschreibt, dass Boote am Kriegsende nicht mehr zu finden waren

SBZ und DDR (1945-1990)

Eisenbahnbrücke gebaut 1911
Brücke nach 1945 Blick von Zinnowitz nach Zempin

1946

Eva Schmidt geb. Krüger (geb. 1930):
"In Peenemünde begann die Demontage der V-Waffen. Alle arbeitsfähigen Leute hatten sich zu melden. Wir wurden in Kolonnen eingeteilt. Ich kam erst zur der Truppe, die die Zinnowitzer Brücke (Eisenbahnbrücke zwischen Zinnowitz und Zempin) aufbauen sollten. Wir mussten immer 4 Frauen die Bahnschwellen transportieren, die die Männer dann aufsetzten, um erst einmal eine provisorische Brücke zu errichten. Es war nass und kalt, dazu fehlte die passende Bekleidung und auch Schuhwerk. Mein Onkel Walter gab mir ein Paar Stiefel von seinem Sohn Heinz. Sie waren viel zu groß, aber mit ein Paar Socken hatte ich warme Füße. ::Die Schwellen waren von der Feuchtigkeit durchzogen und sehr schwer, aber wir mussten es ja packen. Als dann die ersten Züge über die Brücke rollten, wurden wir nach Peenemünde beordert. Später wurde die Holzbrücke durch eine Betonbrücke ersetzt, die heute noch in Betrieb ist.
In Peenemünde wurden wir jeden Morgen einer Kolonne zugeteilt. Entweder kamen wir in die Waschküche und mussten Soldatenwäsche waschen oder wir mussten das Krankenrevier reinigen. ::Ein Soldat bewachte uns und sicherte nun so Übergriffe.
Manchmal blieben wir auch bei der Kolonne, dann mussten wir Kabel freilegen und aufrollen auf große Kabelrollen, die Arbeit war schon schwer, aber am schwersten war das Verladen von Bahnschienen. Ein Aufseher überwachte uns und trieb zur Eile an.
Mittags gab es immer ein Kochgeschirr voll Kohlsuppe oder Hirsebrei, dazu einen Kanten Brot. Den nahm ich oft für meine Geschwister mit nach Hause."
1948
Gründung der Genossenschaft werktätiger Fischer (FWG), daraus 1960 Gründung der Fischerei – Produktions – Genossenschaft (FPG) „Gold des Meeres“ besteht bis 1992.
Haushaltsplan Gemeinde Zempin
1948 - 36.000 ℛℳ
1949 - 34.400 DM


Ausstellung "Die Fünfziger Jahre" in Zempin / Usedom

Diese Aufnahmen hat der Zempiner Peter Schröder (*1942) in seiner Jugendzeit aufgenommen. :Die Jugendlichen waren in einer Arbeitsgemeinschaft "Junge Fotografen". Im Jahr 2004 wurden diese Bilder in einer Ausstellung in "Uns olle Schaul" Zempin gezeigt.

1951 Gäste fotografieren

1951 Gäste aus Jena

1953 "Aktion Rose" an der Ostsee

Enteigung der Pensionen und Hotels - man versuchte Wirtschaftsvergehen nachzuweisen. In Zempin Familie Schröder - Besitzer des Waldhauses wurden vertrieben.
Betriebsferienheime unter Leitung des FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) entstanden in Zempin.
Betriebsferienheime - Seestraße Betriebsferienheime im Ort
Walzwerk Burg Konsum Berlin – Fischerstraße
Wälzlagerwerk Fraureuth Reichsbahndirektion – Pommernhaus Waldstr.
Magdeburger Armaturenwerke Getreidewerke Angermünde, (Inselhof)
Melioration Cottbus Elektromotorenwerke Thurm, (Inselhof)
Handwerkskammer Gera Hochschule für Staat und Recht Babelsberg (Inselhof)
Tierzucht Neubrandenburg
Armaturenwerke Halle
Heilstätten Zschadraß
Zuckerfabrik Jarmen
Knäckewerke Burg
Kreiskrankenhaus Oschatz
1956
Entstehung des Zempin Campingplatzes
1963 Reisebüro Gäste
Neben der Vermietung über den FDGB gab es auch noch eine kleine Anzahl von Gästen, die über das REISEBÜRO vermittelt und betreut wurden. In Zempin war auch eine Betreuungsstelle.

1967 Kinderkrippe eröffnet

1967 Haushaltsplan, Bautätigkeit

FDGB Urlauber

aus Leipzig im "Ernst Kamieth" in der Waldstraße. Die Betriebe vergaben diese Urlaubsplätze über die Gewerkschaft.


1982 Zempiner FKK Strand im "Baden Ohne"

Bau der Kanalisation

1986
Baubeginn der Kanalisation. Alles wurde außerhalb der Straße geplant, da eine Herstellung der Straße nach dem Bau aufgrund von Mangel an Baustoffen nicht möglich war. Da es keine Pumpen gab, wurde die Kanalisation mit normalem Gefälle gebaut. Dabei kam man auf bis zu 4 m Tiefe.

Fischereigenossenschaft - Erläuterungen vom Fischer Konrad Tiefert

1949 FPG Zempin Verarbeitung
1. Mai 1949 Belegschaft Verarbeitung
Auszug aus dem Artikel „Fischerdorf Zempin“:
Vom damaligen Staat, der DDR, gefördert, kam es 1948 zur Gründung einer Genossenschaft GmbH. Die Fischer der Orte Zinnowitz, Zempin, Koserow, Loddin, Kölpinsee und Ückeritz schlossen sich zu dieser Vereinigung zusammen. Sitz wurde Zempin. Einige Räume einer ehemaligen Fabrik für Zuckerstangen (Nussstangen) wurden als Grundlage genutzt.
Da es kurz danach zu einer Geldentwertung kam, war die Finanzgrundlage sehr schlecht. Ein sehr tüchtiger Geschäftsführer brachte trotz aller Hindernisse diese GmbH auf die Beine. ::Ein Fischverarbeitungsbetrieb entwickelte sich. Es sollte gesalzen, geräuchert und mariniert werden. Einige Männer, vor allem aber Frauen, wurden als Arbeitskräfte eingestellt. Mit günstigen Bankkrediten und guter Organisation ließ sich schon etwas machen.
Der Grundgedanke bei der Gründung dieser Genossenschaft war, den Fisch vom Erzeuger so billig wie möglich an den Verbraucher zu bringen. Ein ausgearbeitetes Statut legte die Pflichten und Rechte der Mitglieder fest. Das eingerichtete Büro übernahm die Schreibarbeiten und die Netz- und Materialbestellung. Zum Anfang wurden die Betriebe, die Netze herstellten, direkt angeschrieben. Die Belieferung war aber nicht ausreichend. Dann kam es zu einer Fischerei-Material-Ausleihe und Beschaffungsstation in Karlshagen, die die Belieferung an die Genossenschaften übernahm. Aber nach wie vor musste alles genau auf die einzelnen Fischer verteilt werden. Noch waren es Baumwollnetze, Sisal- und Hanfsimme. Doch dann kamen Netze und Simme aus Dederon (Name von DDRon = Nylon) auf, die Netze waren aber nicht knotenfest. Die Fischer waren davon nicht begeistert. Außerdem waren die Fänge nicht höher als auf Baumwollnetzen. Nach vielen Verhandlungen und Versuchen mit den Herstellern wurden die Netze knotenfester.
Die Sollbeauflagung des einzelnen Fischers wurde erhöht, sein Verdienst wurde besser. Aber es brachte auch mehr Arbeit für die Frauen, durch das Auspulen (Auspflücken der einzelnen Fische aus den Maschen der Netze) aus den feinen Netzen. Es mussten oft Hilfskräfte, meist Frauen, hinzugezogen werden.
Es wurde eine Ablieferungsstelle eingerichtet, wo der Fisch hingefahren wurde. Die Genossenschaft hatte dazu Pferd und Wagen für Zempin angeschafft. Es gab ziemlich oft Schwierigkeiten mit dem Weitertransport. Die Tische zum Abpflücken standen zu der Zeit unterhalb der Dünen, wo die Fischerfrauen arbeiten mussten, auch bei schlechtem Wetter.
Der erste Geschäftsführer war bei Nacht und Nebel nach Westdeutschland verschwunden, ein neuer kam, ein kluger Mann, aber leider dem Alkohol zugetan. Vorstand und Vorsitzender waren Fischer, ebenso im Aufsichtsrat. In gemeinsamen Sitzungen wurden die anfallenden Probleme durchgesprochen.
Als kulturelle Veranstaltungen gab es Fischerfeste mit Tanz und einigen Darbietungen. Zu den großen Fischereikonferenzen vom damaligen Bezirk Rostock, wurden einige Fischerkollegen delegiert. Der Verarbeitungsbetrieb wurde weiter ausgebaut und arbeitete vielfach mit Bankkrediten. Die Frauen arbeiteten in Stundenlohn.
Langsam hatte sich alles weiter entwickelt, auch einige neue Motoren und Maschinen wurden angeschafft, neue Boote gebaut. Aber das genügte den übergeordneten Stellen noch nicht, denn die Produktionsmittel blieben Privateigentum der Fischer. Ziel war es, alle Boote usw. in Genossenschaftseigentum zu übernehmen. Viel wurde geredet, diskutiert und gestritten. Einige Fischer von Kölpinsee ließen sich überzeugen. So kam es im Januar 1960 dort in Kölpinsee zur Gründung einer F.P.G. (Fischerei Produktions-Genossenschaft). Der Staat wollte diese Entwicklung besonders fördern. Die Zempiner Fischer standen diesem Vorhaben anfangs ziemlich ablehnend gegenüber. Nach etlichen Diskussionen kam es nach drei Monaten zum Beitritt der Zempiner und der anderen Fischerkollegen der ehemaligen F.W.G. zur neuen FPG. Sie bekam den schönen Namen „Gold des Meeres“, auf Vorschlag des Fischerkollegen Paul Will. Ein neues Statut regelte auch hier die Pflichten und Rechte der Mitglieder. Die Frauen des Betriebes und auch Fischerfrauen konnten Mitglied werden. Diese FPG entwickelte sich durch die staatliche Förderung sehr gut.
Es begann eine Zeit sehr guten Verdienstes für den Fischer. In jährlich stattfindenden Vollversammlungen musste die Arbeit des Vorstandes bestätigt werden. Vieles sollte nun verändert werden, sollte Erleichterungen in der Arbeit mit sich bringen, für die Fischer und auch für die Frauen. Abpflückzelte wurden entwickelt und gebaut und die Abpflücker konnten nun in einem gedeckten Raum arbeiten, auch eine Heizung gab es dazu. Elektrowinden zum Aufziehen der Boote wurden gekauft und aufgestellt, was eine große Erleichterung für den Fischer mit sich brachte. Auch konnte der Fang auf neu angeschaffte Wagen mit vier gummibereiften Rädern geladen werden und auf die Düne, in die dort nun aufgestellten Zelte zum Abpflücken der Fische gezogen werden. Die Netze wurden ganz auf Monofilgarn umgestellt. Die Sollbeauflagung der FPG wurde wieder höher und damit auch der Verdienst. Die Aufkaufpreise waren inzwischen schon erhöht worden. Aber die Umstellung brachte große Kosten mit sich, auch waren die Monofilnetze und das Tauwerk nicht billig. Um diese Gelder aufzufangen und diese Entwicklung weiter zu fördern, kam es zu der sogenannten Warenrückvergütung. Das heißt, der Staat übernahm auf Grund der Fangerlöse und der Sollerfüllung die dazu anfallenden Kosten, auch die Reparatur von Booten. Da die Aufkaufpreise stabil blieben, hatten die Fischer bei gutem Fang auch guten Verdienst. So etwas hatte es in der Vergangenheit nie gegeben.
Der Verarbeitungsbetrieb wurde im Laufe der Weiterentwicklung auf Leistungslohn für die dort arbeitenden Frauen und Männer umgestellt, was zu einem besseren Verdienst führte.
Der einzelne Fischer selbst bekam auf Beschluss einer Vollversammlung nun 50% seines Fangerlöses monatlich ausgezahlt. Der restliche Teil wurde nach Abzug aller Kosten mit der Jahresendabrechnung im Februar des nächsten Jahres ausgezahlt. Die Fischerfrauen, die nicht im Verarbeitungsbetrieb beschäftigt waren, konnten Mitglied werden. Ein Teil des Fangerlöses des Mannes wurde auf sie als Lohn verrechnet. So waren sie versichert und konnten im Alter mit einer Rente rechnen.
Nach dem Statut wurden Fonds gebildet und Gelder darin eingezahlt. So gab es einen Kultur-, Sozial- und Hilfsfond. Auch ein Prämienfond wurde gebildet, um besondere Leistungen mit Auszeichnungen zu würdigen. Für den Sterbefall wurde eine Summe festgelegt. Aus dem Kulturfond wurden nun die jetzt gewünschten Reisen finanziert. Diese Reisen waren sehr beliebt.
Der erste gewählte Vorsitzende, ein Fischer aus Kölpinsee, trat zurück, ein neuer musste gewählt werden. Ein Betriebsangehöriger, der als Schlosser gearbeitet hatte, wurde gewählt. Er übernahm, als der amtierende Geschäftsführer krank wurde, auch noch die Geschäftsführung. Er sorgte vor allem für Verbesserungen im Verarbeitungsbetrieb, wo meistens Frauen arbeiteten.
Auch in der Räucherei wurden Verbesserungen oder Arbeitserleichterungen durchgeführt. Alte Kühlwagen der Reichsbahn und neu gebaute Kühlräume dienten als Bevorratungsraum für Rohware. In den gemeinsamen Sitzungen von Vorstand und Aufsichtsrat wurde über die Weiterentwicklung beraten und diskutiert. Es gab immer wieder Probleme. Das erste Ziel war, die Boote in FPG-Eigentum zu übernehmen. Einige Boote wurden schon als genossenschaftseigene gebaut und kamen in Betrieb. Den Nutzern wurde eine Nutzungsgebühr berechnet. Da einige Boote generalüberholt werden mussten, waren die Eigner bereit, sie an die FPG abzugeben. Nach einigen Jahren war die Warenrückvergütung beendet. Der Staat trug die Kosten nicht mehr.
Das aus Brettern bestehende Erfassungsgebäude wurde etwas erweitert, massiv und in gemeinsamer Arbeit errichtet und am Ausgang mit einer Hebebühne versehen. In dieser Zeit als FPG konnte der Fischfang voll durchgeführt werden, alle Fangsorten (Fischarten) wurden erfasst und auch gut bezahlt. Die FPG konnte Erfassungsgelder pro Tonne (t) berechnen. Ob Frühjahrshering oder der im Herbst manchmal etwas kleinere Hering – alles konnte abgeliefert werden bei stabilen Preisen. Nur für den Transport fehlten die Kühlwagen. Schwierigkeiten entstanden allerdings beim Konsumfisch (Plötz, Blei, Barsch usw.), der nicht mehr gut absetzbar war.
Die Boote waren alle, auch in den anderen Ortschaften, mit Dieselmotoren versehen. Der benötigte Brennstoff wurde durch die FPG beschafft.
Über eine Telefonverbindung am Strand mussten die Boote bei einer Grenzsicherungsstelle vor jeder Ausfahrt ab- und zurückgemeldet werden.
Langjährig tätige Frauen der Verarbeitung und Fischer wurden auch auf zentralen Veranstaltungen der Seeverkehrswirtschaft in Rostock-Warnemünde mit Medaillen geehrt und ausgezeichnet.
Im Achterwasser wurde mit Hilfe der Genossenschaft von einigen Fischern die Reusenfischerei neu aufgebaut. Der Fischreichtum, auch an Aalfang im Achterwasser, ließ aber merklich nach. In dieser Zeit hatte sich die FPG gut entwickelt. Die Fischer und auch die Frauen in der Verarbeitung hatten einen guten und gesicherten Verdienst. Auch als Ganzes gesehen hatte die FPG eine stabile Finanzlage. So lief das alles über die Jahre.
Es kam der Zusammenschluss beider Teile Deutschlands. Zwei ganz verschiedene Wirtschaftsformen mussten zusammengeführt werden. Was wird nun werden? fragten sich viele Fischer. Vor allem die Älteren erinnerten sich an die Zeit nach dem ersten Weltkrieg, der Weimarer Republik mit ihren freien Wirtschaftsformen, den Preisschwankungen für den gefangenen Fisch und den Zwischenhandel. Viele Nachwuchsfischer waren nicht vorhanden. Es durfte in der damaligen DDR niemand, auch nicht der eigene Sohn, zum Fang mitgenommen werden. So war wenig Interesse dafür da. Einige zu der Zeit junge Fischer hatten eine Lehrzeit mit einer Abschlussprüfung. Trotzdem durften sie die Fischerei nur auf der See ausüben.
Anfangs ging alles seinen alten Gang, doch langsam kam es anders. Schwierigkeiten traten auf, für den Fischer und auch für den Betrieb.
Westdeutsche Firmen kauften Fisch auf. Gingen sie in Konkurs, bekam der Fischer kein Geld. Auch die alten Aufkaufbetriebe, wie Wolgast, waren davon betroffen. Die Fischereiaufsicht wurde erneuert, das Bundesdeutsche Fischereigesetz angewendet, neue Anordnungen durchgeführt. Rentner durften an Firmen nichts mehr liefern, bekamen nur geringe Menge an Fanggeräten frei (begrenzte Mengen der Netze und Angeln von der staatlichen Fischereiaufsicht gepachtet). Die finanziellen Abgaben und Versicherungsbeiträge wurden neu berechnet und waren hoch. Ging so ein Aufkaufbetrieb in Konkurs, war der Fischer davon mit betroffen, er hatte dann kein Geld, um seinen Verpflichtungen nachzukommen.
Da die Schwierigkeiten für den Verarbeitungsbetrieb immer größer wurden, wurde die FPG auf Beschluss ihrer Mitglieder aufgelöst. Ein Teil der erarbeiteten Gelder wurde an die Mitglieder ausgezahlt.
Die Rentner waren schon kurz nach der Wende aus der FPG entlassen worden.
Einige Fischer der See- und Binnengewässer haben sich zu einer Erzeugergemeinschaft zusammengeschlossen, um so auftretenden Schwierigkeiten entgegentreten zu können.
Im Jahre 2010 haben sich in Zempin besonders die Fischer ihr Einkommen gesichert, die als Familienbetrieb die gefangenen und gekauften Fische verarbeiten und selbst vermarkten.
Aus der Rede von Konrad Tiefert im Jahre 1985 zum Jubiläum „25 Jahre FPG“
„… im Gründungsjahr 1960 war ein Ergebnis von 355,5 Tonnen (t) Frischfisch, davon 95,3 t Hering, 70 t Konsumfisch und der Rest waren Flundern, Dorsch, Edelfisch u.a. sie wurden von 73 Fischern gefangen. .. 1970 waren es 807,5 t davon 670 t Hering, 1980 konnten 1252 t Fisch angelandet werden, davon 1073,6 t Hering und 133,9 t Konsumfisch mit 44 aktiven Fischern. … in den letzten Jahren wurde die Hälfte der Boote in Genossenschaftseigentum überführt. …“
1. Die Deutsche Mark wurde am 21. Juni 1948 in den drei westlichen Teilen Deutschlands (Trizone) und drei Tage später auch in den drei Westsektoren Berlins durch die Währungsreform 1948 eingeführt und löste die Reichsmark als gesetzliche Währungseinheit ab.
Vom 24. bis zum 28. Juni fand in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und Ost-Berlin eine eigene Währungsreform statt. Am 24. Juli 1948 wurde die Deutsche Mark von der Deutschen Notenbank (DDR) eingeführt. Die Reichsmark wurde teilweise 1:10 abgewertet.
2. Die Verteilung des Frischfisches und der Fertigprodukte wurde in der DDR nach Plan von der übergeordneten Stelle für die Lieferung in die 15 Bezirke aufgeteilt. Jeder Bezirk hatte ein großes Kühllager, das war für die FPG der Vertragspartner. Die weitere Verteilung übernahm dieses volkseigene Zwischenlager. Diese Struktur ist nach der Wende vollkommen aufgelöst worden.
Neue Firmen mussten sich erst als Zwischenhändler bilden. Für Werbung und Vertreib war kein Wissen und keine Ansprechpartner vorhanden.


Schilfrohr schneiden

Das Rohr darf nur einjährig zum Dachdecken sein. Es darf nur bis zum Frühjahr geschnitten werden, wenn die Zugvögel zurückkommen. Nach dem Schneiden wurden die Reste des Rohres, krummes und zu kleines Rohr, abgebrannt. Die Sage vom Drak (Drachen) könnte auf das Abbrennen zurückzuführen sein. Siehe auch Zempiner Heimathefte Nr. 2 - Rohrdach.
Seit der Wende darf nicht mehr abgebrannt werden.

Die heutige Zeit

Arbeit der Gemeinde Zempin 1990 - 1994

Dank den Gemeindevertretern für die geleistete Arbeit vom Juni 1990 bis Juni 1994.
Zempin: Der Anfang war voller Erwartung der Bürger, wie die neue Zeit in Zempin sich vollziehen wird. Es war noch DDR-Zeit und DDR Gesetze, wenn auch die Modrow-Regierung viele neue Gesetze erlassen hat.
Es fanden sich Bürgerinnen und Bürger, die die neue Zeit gestalten wollten, als Laien, aber mit viel Willenskraft. Als die Kandidaten, die u.a. von der Feuerwehr, von der Volksolidarität, vom Konsum, der PDS (Nachfolge der SED), der FDP und Einzelbewerber von den Einwohnern gewählt waren, stand die Frage, wer macht den Bürgermeister. Die Empfehlung lautete: ehrenamtlich, da Zempin nur 860 Einwohner hat. Ich als Älteste der Abgeordneten, stellte mich erst einmal für die sofort zu erledigenden Geschäfte zur Verfügung. Als aber die Gemeinde zum Verkauf der Eigenheimgrundstücke einen geheim gewählten Bürgermeister unbedingt benötigte, ergab die Wahl, dass ich zum Bürgermeister ernannt wurde.
11 Abgeordnete stürzten sich in die kaum zu bewältigenden Aufgaben und wurden spöttisch im Dorf „Elferrat“ genannt. Ich selbst hatte mich zur Verfügung gestellt, um den Ort in seiner Ursprünglichkeit zu bewahren und architektonisch gut zu gestalten. Aber zu dieser Aufgabe kamen wir am Anfang nicht. Probleme entstanden, an die wir vor der Einheit Deutschlands nie gedacht hätten: Müllplatz muss geschlossen werden, Kinderkrippe ist nicht mehr finanziell zu halten, Kindergarten muss als Tagesstätte für Kleinstkinder und aber auch für Hortkinder funktionieren, die Angestellten der Gemeinde müssen bezahlt werden, die Heizung (geschüttete schlechte Braunkohle) in der Schule fällt auseinander usw.
Täglich kamen Stapel der kopierten Schreiben (volle Nutzung der neuen Technik) von der Kreisverwaltung, was alles zu beachten ist, es blieb kaum Zeit diese zu lesen, geschweige denn umzusetzen, eine Anleitung gab es auch nicht.
Wir, die wir verändern wollten, mussten schweren Herzens Kündigungen aussprechen. Mindestens wöchentlich einmal und fast immer waren wir beschlussfähig! Wie viel Freizeit wurde geopfert, um die Gemeinde, ein Wirtschaftsbetrieb, in Ordnung zu halten und zu verändern.
Vieles hatten wir 11 uns schneller vorgestellt und gewünscht, dass es geschehe. So, lag uns der „Inselhof“ mit seinen Ferienhäusern am Herzen, aber die 3 Gebäudeeigentümer und die 5 Grundstücke mit z.T. Rückführungsansprüchen, Rechtstreit zwischen den Ländern Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg usw. haben uns 4 Jahre beschäftigt.
Auch über die Seestraße mit den Hotels, das wichtige Gewerbe für den Ort, wären lange Artikel zu schreiben, von der Zuordnung zum Bundesvermögensamt bis zur „Bewirtschaftung“ der MAW-Gebäude, welches bis heute vom Eigentümer MAW AG nicht ordnungsgemäß verkauft ist und der Eigentümer sich nicht um sein Eigentum kümmert und die Handwerker des Ortes noch heute nicht ihre Rechnungen bezahlt bekommen haben.
Für alle 11 war das Wichtigste der Weiterbau der Kanalisation, Voraussetzung für die Entwicklung des Tourismus. Dafür waren wir bereit Kredite aufzunehmen, was wir auch taten. :Nach der schweren Geburt des Zweckverbandes Wasser/Abwasser Insel Usedom haben wir dann die Schulden übergeben können. Wir haben uns entschlossen einen Teil der Einnahmen in die Hansegas GmbH zu stecken, um für die Zukunft der Gemeinde Einnahmen zu sichern. Auch die Verwaltung des Campingplatzes hat uns nächtelang nicht schlafen lassen.
Die Gründung des Amtes „Insel Usedom-Mitte“ haben wir kräftig und schnellentschlossen voran gebracht und sind zufrieden, dass die Amtsverwaltung unter der sehr guten Arbeit vom Amtsvorsteher Peter Biedenweg und der leitenden Verwaltungsangestellten Frau Griep unseren Erwartungen entspricht und die Bürger ein gute Betreuung erfahren.
Nicht zu vergessen ist, dass wir unsere Partnergemeinde - Klein Nordende - an unserer Seite hatten, die Gemeindevertretung mit ihrem Bürgermeister Herrn Günter Hell hat uns moralisch und tatkräftig unterstützt, wenn wir arg in Nöten waren. Besonders der Erhalt und Ausbau der Feuerwehr ist für unsere Gemeinde ein großer Gewinn. Klein Nordende zeigt uns wie Vereine das Leben bereichern, da ist für die nächsten Jahre noch viel zu tun.
Für alle Gemeindevertreter stand immer das Gemeinwohl im Vordergrund, es gab kein Parteiengerangel, es gab kein persönliches Vorteildenken, es gab eine sehr gute Zusammenarbeit und ich möchte allen Gemeindevertretern für die mit mir zusammen geleistete Arbeit recht herzlich danken und wünsche, dass alles was angeschoben und vorgearbeitet ist, in den nächsten Jahren seine Früchte für das Wohl der Gemeinde Zempin tragen wird.
Zempin, den 11.06.1994, Hilde Stockmann

MItteilungen Notizen für die Bürger 1992-1993

1995 Eigentum der Gemeinde:

  • 1 Fremdenverkehrsamt
  • 1 Grundschule (1.-4.Klasse) mit 122 Schülern aus Zempin und Koserow
  • 1 Kindertagesstätte (0-10 Jahre) mit 43 Kindern
  • 1 Freiwillige Feuerwehr
Die Gemeinde ist Mitglied im
  • Zweckverband Wasserversorgung/Abwasserbehandlung Insel Usedom
  • Wasser- und Bodenverband Insel Usedom
  • Kommunaler Arbeitgeberverband
  • Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft Trassenheide GmbH
  • Wohnen und Leben im Alter e.V.
  • Camping am Dünengelände Zempin GmbH (40%)
  • Hansegas GmbH
  • Fremdenverkehrsverband "Insel Usedom" e.V. (ab 1995)
  • Freundeskreis Otto Niemeyer-Holstein, Lüttenort e.V. (ab 1995)

Neubauten und Gewerbe nach der Wende

Es war in dieser Zeit schwer, ohne Kapital und Erfahrung des "Kapitalismus", Neubauten zu planen und Gewerbe in Zempin zu gründen. Die Arbeitsstellen des Konsum und HO, der Betriebsferienheime, des Kernkraftwerkes und der Peenewerft in Wolgast waren verschwunden.
Schlüsseldienst BRAUN
Fliesenhandel GROTH
2019 Steuerbüro Zempin
  • Fam. Peter Schröder, Rieckstraße Neubau
  • 1995/96 Cafe´ Eichhorst, Fischerstraße Neubau
  • 1993 Heim Frieden, ab 1991 Gaststätte Meeresblick bis Ende 1996 - Betreiber Sabine Rohner
  • Getränke-Shop, Harloff, Am Walde (Kiosk) 1990/91 dann Tausch mit Lembke
  • Waldstr. Imbiß Regina Hennig, Strandstraße/Oberförsterweg
  • Lothar Schichlein übernimmt Lebensmittelladen des Vaters
  • 1992 Fischgaststätte "Fischer un sin Fru" Friedhelm Schmidt, Waldstraße
  • 1991/1992 Waldhaus - Disco "Pharao" 1991/1993 gepachtet von Herrn .... Waldhaus Abriß -Mai 1996
  • Eiscafe Iris - Hilbert 1990 -1995, vorher Ute und Alfred Hennig (Ausreise), Abriß Mai 1996
  • Sattler Robert Mohr 1982 bis 1994,
  • Hauptstraße Autopavillon Witte 1991, Hauptstraße (gebrauchte Autos)
  • Autoverkauf Andreas Tiefertz, Waldstraße bis Hauptstr. (gebrauchte Autos 1991 bis 1994)
  • Sicherheitsfachgeschäft Heinz Baum 1991/93 ab 1993 selbständig der vorherige Angestellte Norbert Braun, Hauptstr. 8 als Schlüsseldienst.
  • Textilwaren Anita Grempler, Strandstraße 1992 Konsum, Textilwaren
  • Blumen Gunter Walter - zur Miete im Haus Grempler 1991 bis 1995 (zu DDR Zeiten Lotto-Laden)
  • Mode-Shop 1992 bis Juni 1996 Inhaber Jan Zerbe, Strandstraße (zu DDR Zeiten Friseur PGH)
  • Malerbetrieb Horst Ruhberg seit 1991, Fischerstzraße im Eigenheim ab 01.04.1991
  • MR Dr. Harold Schneider, Facharzt für Allgemeinmedizin, Fischerstraße 1 (ehem. Kinderkrippe- Umzug in den Kindergarten)
  • Nicky´s Pommernstube 1990 Petra Kosing, Hauptstraße (entstanden aus dem Nebengebäude)
  • Kagemanns Getränkeshop, Hauptstr. 1992 bis 1993.
  • Fliesenhandel Karsten Groth Hauptstraße 17 im Eigenheim seit 1.12.95 (vorher angestellt bei Fliesen-Schriever 4.4.92 bis 31.12.92 dann Fliesen-Salewski 1.1.93 bis 30.11.95 als Auslieferungslager) Neubau in Richtung Bahnhof, Bahnhofsstr. Eröffnung 07.Februar 1997 bis Ende 2020. Mit eingezogen Dachdecker Dietrich , vorher in Zinnowitz.
  • Pension zum Achterwasser, Uwe Fux, Fischerstraße seit 1992 (vorher Betriebsferienheim Konsum Berlin)
  • Heimelektronik, Eberhard Hauff, Hauptstraße 9 im Wohnhaus
  • Ab 1.1.93 Uschi Schichlein - Quelleversand im Nebengebäude des Lebensmittelladen, Strandstr. seit 1993
  • Dr Dümchen, Zahnarzt, keine Praxis, Zu den Karlsbergen, Neubau 1994
  • Dr. Schade, Zu den Karlsbergen Neubau 1995 Kasch,
  • Feldstraße Neubau 1995/96 Bleil, Strandstr.,
  • Neubau Blockhaus 1995 (Fr. Bleil Enkelkind von Fr. Schult)
  • Werner Schön, Peenestraße, Zickenberg Umbau und Anbau
  • 1994 Fam. Heinz, hinter Laabs, Peenestraße Neubau 1996


1990 Währungsreform
Am 01. Juli 1990 wurde die Ost Mark in die DM getauscht. Jeder bekam ein Starterpäckchen (Bargeld gestückelt).
1992 - 1993
Erste Mitteilungsblätter nach der Wende der Gemeinde Zempin, die die Probleme aufzeigen.
1992
Radwegebau auf dem Deich


1993
Am 15. Mai wird die Partnerschaft mit der Gemeinde Klein Nordende / Kreis Pinneberg feierlich unterzeichnet

1996 Staatliche Anerkennung als Seebad

Berichte über Zempiner Probleme

1998 Wappenbrief erhalten

MVP Nr. 0156 - siehe auch: Entwicklung des Wappens von Zempin
2000
Im Schulgebäude ist seit Juli kein Schulunterricht mehr, erste Ausstellungen – Vereinshaus „Uns olle Schaul“
2005
Gründung des Vereinsverbund der Gemeinden Zempin, Koserow, Loddin und Ückeritz unter dem (Werbe-) Namen "Usedomer Bernsteinbäder".
2009
Ein neuer Kindergarten in der Fischerstraße mit dem Saal für Veranstaltungen „Dörps-Treff
2011
Einweihung der neuen Kurpromenade und Kurplatz
2012
13.Juli - Neuer Fischereistandort am Strand errichtet

2012 Zempin Beschreibung in der Wasserzeitung

2013
Zinnowitz verkauft eine Gesamtfläche von 200.260 m² im Bereich des Campingplatzes Zempin an die Gemeinde Zempin für 450.000 €.
2016

2019 - 2021

2020
2020 / 2021
Lichtinstallationen schmücken zur Weihnachtszeit die Promenaden der Seebäder auf der Insel Usedom

2020 - 2022 Coronajahre

Zeitungsberichte


Mecklenburg-Vorpommern
In Mecklenburg-Vorpommern darf die Gastronomie ab Pfingstsonntag (23. Mai 2021) wieder öffnen - außen und innen. Der Tourismus im Bundesland wird am 7. Juni für Einwohner des Bundeslandes und ab 14. Juni für Gäste aus den anderen Bundesländern geöffnet. "Ab sofort könne gebucht werden" , sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD).

2021 Jubiläum - 450 Jahre Zempin

Wir senden ein großes DANKESCHÖN an alle Teilnehmer, die gestern (06.08.2022) beim Sommerfest der Vereine mit uns gemeinsam 450+1 Jahre Zempiner Geschichte aufleben lassen haben. Wir sind unglaublich glücklich und stolz darauf, was das kleinste Seebad Usedoms in kürzester Zeit auf die Beine gestellt hat. Dies funktioniert nur mit ganz viel Begeisterung, Enthusiasmus und Spaß an der Sache. Danke dafür! - Seebad Zempin

Geschichtlicher Ablauf

auf Tafeln in "Uns olle Schaul" in Zempin - von Hilde Stockmann


In "Uns olle Schaul"

Ausstellung im Vortragsraum - die Tafeln zur Ansicht

Großfoto Ausstellung

450+1 Jahre Zempin - Fest der Vereine auf dem Schulhof 2022

Zempiner Einwohner stellen mit passenden Kostümen die Zempiner Vergangenheit nach.
Bürgermeister Schön moderiert die Veranstaltung.

Zempin in der Zeitung ab 2022

2022 Zempin Zahlen Tourismus

Zahlen
Einwohner: 977 - davon 535 Frauen und 442 Männer
Nebenwohnsitz: 315 Bürger
Betten zur Vermietung: 3262
davon Hotel 385
davon Pensionen 74
davon Camping 472
Vermieter:
davon Zempiner 139
davon Zweitwohnung 263

2023 Zempin Zahlen Tourismus

Einigen wichtige Themen sind eigene Artikel gewidmet:

Ersterwähnung 1571

Abgaben und Schutzmaßnahmen für die Fische vom Herzog Ernst Ludwig
Das Achterwasser wurde fürüher auch das Lassansche Wasser genannt. Die Verordnung betrifft den Peenestrom, Krumminer Wieck und das Achterwasser.
1769
von Dähnert in gedruckter Form:

Denkmale für Opfer

Der Stein an der Waldstraße für die Opfer des 1. Weltkrieges.
1945
wurde das Denkmal von durchziehenden Russen beschossen und umgestoßen. Die Einschusslöcher sind heute noch zu sehen.
Nach der Wende wurde es restauriert. Am Volkstrauertag werden hier Blumen niedergelegt.
Als der Gedenkstein aufgestellt wurde, waren die Bäume in der Umgebung noch sehr klein. :Heute rätselt man, warum das Denkmal an dieser Stelle aufgestellt wurde. Einige Zempiner meinten, so konnte man das Denkmal vom vielbesuchten Pommernhaus aus sehen und auf das Andenken der Gefallenen trinken.
1914
Karl Tiefert
Friedrich Leppin
1915
Friedrich Schütt
Wilhelm Nack
Reinhold Knuth
Hermann Molz
Max Leppin
1916
Albert Leppin
Karl Awe
1917
Otto Lüder
Hermann Lüder
Wilhelm Florin
1918
Albert Kollhoff
Ewald Held
Willi Tiefert

Mienenopfer

Die Kriegsvorbereitungen für den zweiten Weltkrieg verwandelte die Insel Usedom in eine riesige Kaserne. In Zinnowitz, Zempin, Koserow und Ückeritz quartierten sich Ingenieure, Techniker und Soldaten ein, die in Peenemünde die geheimnisvollen V- Waffen produzierten. Der Strand zwischen Zempin und Koserow wurde vermint, um die Insel im Falle der Gefahr in zwei Teile sprengen zu können.

Noch bis zum Jahre 1950 verwehrten hier Stacheldrahtverhaue den Durchgang. In Zempin wurden Betonrollbahnen und unterirdische Bunker gebaut. Was das Jahr 1945 an Leid, Not und Angst über die Menschen brachte, wird kein Usedomer jemals vergessen.

Der Zusammenbruch des Faschismus hinterließ auf Usedom tiefe Spuren. Die Festlandsanbindung der Insel Usedom war komplett unterbrochen, was schwerwiegende wirtschaftliche und versorgungstechnische Probleme über Jahre nach sich zog.

Nach 1945 begannen Kriegsgefangene und Freiwillige, unter der Regie der Roten Armee, die Minen zu räumen, vorallem auf der Straße und unter den Gleisen der nahen Bahnstrecke.

Zum Gedenken aller Opfer des zweiten Weltkrieges wurde am 08.05.1995 auf dem Friedhof in Zempin ein Gedenkstein eingeweiht.
50 Jahre
nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, am 8. Mai 1995, wurde auf dem Friedhof der Gemeinde Zempin ein Denkmal eingeweiht.
ZUM GEDENKEN
DER OPFER
DES 2. WELTKRIEGES
HIER RUHEN
5 UNBEKANNTE SOLDATEN
AUS DEM MINENFELD
ZWISCHEN
ZEMPIN UND KOSEROW
WIR EHREN DIE TOTEN
UND
MAHNEN ZUM FRIEDEN


Literatur über Zempin

Zempiner Heimathefte erschienen im Eigenverlag (leider ohne ISBN) Als PDF ansehen - am rechten Rand auf Bild klicken

Zempiner Heimathefte Nr. 1

Geschichte, Geschichten, Bilder, Dokumente, 74 Seiten, mit zahlreichen Farbfotos - Printausgabe 8,00 EUR
Aus dem Inhalt
Zempiner Geschichte in Zahlen; Ersterwähnung des Ortes; Was bedeutet der Name Zempin; Das Wappen von Zempin; Die Schule bis 1928; Anfang vom Inselhof; Fischerei mit dem Wintergarn; Wege-, Straßen- und Flurnamen in Zempin; Die Entwicklung des Seebades; Die Salzhütten; Die Hexe von Zempin; Rentensicherung per Notarvertrag; Zempiner Glocken – Geschichte; Das Blüsen – eine frühere Art zu Fischen; Hugo Scheele – Lebensweg; Der Wal; Aus dem Leben eines Zempiner Fischerjungen; Zeitsplitter-Episoden


Zempiner Heimathefte Nr. 2

Geschichte, Geschichten, Bilder, Dokumente, auf 95 Seiten mit 120 Bildern - Printausgabe 8,00 EUR
Aus dem Inhalt
Die Schwedenzeit; Sturmfluten; Entwicklung der Fischerei; Bootsmodelle von Konrad Tiefert; Hering und seine Namen; Das Waldhaus; Der Bahnhof; Kriegsende – Reise der Zempiner Mütter; Rosa Kühn; Rohrdächer; Lehrer Ferdinand Biesenack; Erinnerungen eines dankbaren Schülers; Denkmale; Friedhof; Silberölweide Zempin; Hausschlachtung – Schwein; Statistik; Ostseeperle Zempin; Zeitsplitter-Episoden


Zempiner Heimathefte Nr. 3

Geschichte, Geschichten, Bilder, Dokumente, 75 Seiten, 135 Bilder - Printausgabe 8,00 EUR
Aus dem Inhalt
Woher kommen die Einwohner; Wie wir Zempiner wurden; Die Flundernfischerei; Die Flunder; Dr. Wernher von Braun im Inselhof; Dr. Wernher von Braun Biographie; Kriegsende 1945 in Zempin; Die Entwicklung zum Seebad in Reiseprospekten; Zempiner Türme; Kurt-Heinz Sieger; Zempiner Eiche; Wetteraufzeichnungen; Das Urhuhn von Zempin; Zeitsplitter-Episoden


Zempiner Heimathefte Nr. 4

Geschichte, Geschichten, Bilder, Dokumente, 77 Seiten mit zahlreichen Farbfotos - Printausgabe 9,00 EUR
Aus dem Inhalt
Entwicklung des Gewerbes in Zempin; Zempiner Lehrer: Schüleraufsätze 1965 und 1981; Seestraße und ihre Geschichte; Dorfschulze – Bürgermeister; Fischräuchereien in Zempin: Die Stranddistel; Hugo Scheele 50. Todestag; Fischereigenossenschaft; Gefährliches Küstenleben, Kinderlandverschickung; Kriegsende 1945; Zempiner Vereine; Bildung des Antennenvereins; Zeitsplitter - Episoden


Zempiner Heimathefte Nr. 5

Geschichte, Geschichten, Bilder, Dokumente, 79 Seiten mit zahlreichen Farbfotos - Printausgabe 12,00 EUR
Aus dem Inhalt
Zempiner Lebensgeschichten; Usedom unvergessene Heimat; Zempin - neue Heimat; Die Entwicklung der Aalfischerei, FKK in Zempin; Lehrer Dunkel - Erziehung zur Natur; Holunder; Weihnachten und der Krieg; FI 103 (V1) und Zempin; Hermann Heinz Wille; Zempin und Otto Niemeyer-Holstein; Frühling und Blumen in der Ostsee; Familie Darm; Von den Anfängen der Seebäder in der Inselmitte; Zempiner Geschichte in Zahlen; Ergänzungen und Berichtigungen


Hexe von Zempin

Kenntnis über eine Hexenverbrennung einer Zempinerin im Jahre 1668 erhalten wir aus dem Buch vom Chronisten der Insel Usedom, Robert Burkhardt,: Bilder aus der Geschichte der evangelischen Kirchen auf Usedom, Swinemünde 1911. Auf Seite 106 schreibt er von einem Zettel im Krumminer Kirchenarchiv mit folgenden Inhalt:
„Am 10.p.Trinitatis (26.Juli) 1668 wurde die Rose´sche, Zauberei halber, von Zempin nach Mölschow geholet, daselbst oft von mir besuchet, zuletzt, wie sie gebrannt worden, habe ich freiwillig dem Pastor in Coserow zugeredet, daß er sie kommunizieren und absolvieren möchte, ist aber sonst gegen Art und Herkommen. Weil es anstatt der Leichenpredigt, soll es von dem Pastor, in dessen Kirchspiel es vorgeht und der Exekution vorsteht, auch von dem Pastor loci verrichtet werden.“
Das Zeitalter der Hexenverfolgung begann in Europa um 1430 und endete um 1780. Wie eine Epidemie verbreitete sich diese Art der Todesstrafe wegen „Schadenszauber, bösem Willen oder dem Pakt mit dem Teufel“. Die Insel Usedom wurde nach dem 30jährigem Krieg von 1648 bis 1720 durch die Schweden verwaltet. Die Geschichte vermerkt, in den Jahren 1668 bis 1676 sei in Schweden eine Hexenpanik ausgebrochen.
Wie konnte es hier auf der Insel Usedom zu solch einem Urteil kommen? Ausgangs des Dreißigjährigen Krieges waren viele Höfe und Hütten zerstört und geplündert, die Bevölkerung verwildert und in Rohheit versunken. Die Nachkriegszeit brachte viele ungelöste Probleme, Mangel an Brotgetreide durch Wetterunbilden und schwere Krankheiten bei Mensch und Tier.
Verdächtigte Personen haben im Dorf oft eine lange Verdachtskarriere hinter sich. Nachbarn sammeln Beobachtungen über Jahrzehnte, oft über ganze Familien.
So wird unerklärliches, unerwartetes Unglück, plötzlich auftretende unheilbare Krankheiten und negative Gefühle, wie Neid, Hass oder Angst, zum Ausgangspunkt der Verdächtigung.
Wilhelm Meinhold (1797 – 1851) in Netzelkow auf der Insel Usedom geboren, war Pastor von 1821 bis 1827 in Koserow und dann bis 1844 Pastor in Krummin. So ist es zu erklären, dass er den Zettel im Kirchenarchiv gelesen hat und diese Nachricht ihn angeregt hat über die Zeit und Umstände nachzudenken, um dann den Roman „Die Bernsteinhexe“ zu schreiben.
Doch am Ende des Romans wird das Mädchen nicht dem Feuer übergeben, sondern gerettet.
Im Jahre 1668 aber wird Anna Reeßen, geborne Maaken, Jochim Reeßen Eheweib, aus Zempin, dem Feuer übergeben. Wie so oft hat ein Mensch, der als Hexe bezichtigt wurde in seiner Qual einen weiteren Menschen verdächtigt. So war es oft eine Kette von Hinrichtungen. So war es auch bei der Reeschen.
Aus dem Schriftverkehr vom 05. Mai 1668 von Caspar Andreas Lepel vom Gnitz an die Juristenfakultät in Greifswald erfahren wir den Grund und wer die „Resische“ beschuldigt. :Darin schreibt er: „ Marie Zimdal, Peter Dortigmarke Wittwe (gen. Dortigmarksche), hat u.a. den Töchtern Lepels [Jungfrauen] einen Geist - ins leib gewiesen, undt sie alßo jämmerlich quelen lassen -, unter Tortur - gleichwohl aber soviel bekannt, das ein ander weib die Ree[s´]sche genant, solches in ihren nahmen gethan -.

Aus weiterem Schriftverkehr geht hervor, dass die Folter immer mehr verschärft wurde ..scharffe frage vorgenommen worden... danach hat sie ausgesagt, dass sie einen ...teufel habe, so Michael heiße und denselbst hat sie von der Teelschen gekriegt.... nach einer Bedenkzeit hat sie dies alles widerrufen und gesagt, dass sie unschuldig sei. :Nach weiteren Torturen wird sie als ..hartneckig ..und halstarrig ...bezeichnet.
Am 08. August 1668 mußte Anna Reeßen in Mölschow den Feuertod erleiden.
Die Einsicht in die Akten und die Auszüge verdanken wir Herrn Ivo Asmus, Uni Greifswald.

Schule Zempin

Schulgebäude
Wohnung des Schneiders, 1693 war es das Hirtenhaus, später das Armenhaus

1. Haus - heute Dorfstraße 1

bis 1832 wurden in dem Gebäude die Dorfkinder vom Schneidermeister unterrichtet. Das Haus wurde später zum Armenhaus der Gemeinde.
Der erste namentlich bekannte Lehrer in Zempin war 1783 der Schneider Michael Heller. 1787 wird das Gehalt des Lehrers erhöht, er hat freie Wohnung und kann sein Vieh kostenlos auf den Gemeindewiesen weiden lassen.


Wohnung für die Familie des Lehrers und ein Klassenraum

2. Haus - heute Fischerstraße 12

wurde 1833 gebaut mit einer Dienstwohnung für den Lehrer. Der erste Bewohner war Lehrer Dinse, der bis zu seinem Tode 1877 hier unterrichtete. Er war vorher Schreiber beim Landratsamt in Swinemünde.
Die Ortsschulinspektion war seit Gründung der Schule bis 1918 in den Händen der Pastoren des Kirchspiels Koserow. Die Pastoren, so schreibt Wilhelm Meinhold 1836 (Pastor und Verfasser der Bernsteinhexe), bilden die Lehrer monatlich weiter.
Im Jahre 1928 wurde das Haus von der Gemeinde an den Gastwirt Paul Häfke verkauft.


1928 - rechts 2 Wohnungen für Lehrerfamilien, links die 2 Klassenräume

3. Haus - heute Fischerstraße 11 / Vereinshaus „Uns olle Schaul“

Am 13. August 1928 wurde diese Schule in Gegenwart des Landrates, des Schulrates Wernicke und des Lehrers Ernst Lüdke eingeweiht. Erbaut vom Bauunternehmer O. Jahnke, Zinnowitz.
Das Gebäude hat 2 Klassenräume. Ein Raum für die 1.-4. Klasse und ein Raum für die 5.- 8. Klasse. Nebenan entstanden zwei Wohnungen für die Lehrerfamilien, sogar mit Wasserleitung.
Schule Zempin Geschichte
Später wurden die Räume der Wohnungen zu Unterrichtsräumen und eine Baracke im Hofraum mit Klassenzimmern, so dass jeder Jahrgang getrennt unterrichtet wurde. 1977 wurde der Dachraum über den Klassenräumen für die Schulspeisung mit einer eigenen Küche ausgebaut. Auch der „Hort“ - heute Ganztagsschule und Arbeitsgemeinschaften hatten hier ihre Heimat.
Zu DDR - Zeiten war es dadurch möglich, im Sommer, Kinderferienlager in den Schulräumen für Betriebe durchzuführen.
Einige Jahrgänge bis zur 10. Klasse wurden in Zinnowitz unterrichtet.
Zeitweilig hatte die Schule eine gemeinsame Verwaltung mit der Schule Koserow. Die letzten Jahre bis zum Sommer 2000 war es der Lernort für Grundschüler aus Koserow und Zempin.
Im Sommer 2000 wurde in Koserow die Grundschule für die Bernsteinbäder eingerichtet. Alle Kinder fahren mit der UBB zur Schule.
Ab Dezember 2000 begann der Heimatverein Zempin e.V. Ausstellungen aufzubauen.
Das Haus steht allen Vereinen für Zusammenkünfte zur Verfügung und im Sommer feiern die Freiwillige Feuerwehr und Zempiner Vereine unter den Linden ihre Feste.
Ständige Ausstellungen
  • Fischerei mit Bootsmodellen des Fischers Konrad Tiefert
  • Schichleins Laden voller Erinnerungen
Schülerzahlen
  • 1851 - 35
  • 1897 - 79
  • 1910 - 70
  • 1994 - 107


Lehrer in Zempin

1938 Schülerinnen Zempin
Zempin Schulgebäude
aus der Kirchenchronik Koserow
seit 1831
Lehrer Johann Christoph BOLWIG
1834
Bau eines neuen Schulhauses, das alte Hirtenhaus, in welchem sich das Schulzimmer befand, war höchst baufällig. Zu Michaelis zog Lehrer BOLWIG ein und unterrichtet dort.
1838
am 1.April , 46 Jahre alt, starb Lehrer BOLWIG an Lungenentzündung. Er hatte als Steuermann gedient und verschiedene Seereisen gemacht. Von den 8 Bewerbern wurde Schneider Dinse aus Lütow angenommen.
1838
am 01.11. beginnt Joachim Friedrich Wilhelm Samuel DINSE – geb. am 10.06.1813 in Netzelkow. Er betreibt das Schneiderhandwerk als Nebengeschäft.
1897
Lehrer WENZEL versetzt in Bezirk Köslin
1897
am 01.07. beginnt Otto LÜBKE aus Mistroy
1900
ab 01.04. Lehrer RAMM aus Liepe
1902
Das Stallgebäude der Schule Zempin wurde mit Kredit massiv untermauert.
1903
Lehrer RAMM wurde versetzt nach ... . An seine Stelle trat STREHLOW aus Stettin, der dann nach Cammin ging. Der gewählte Lehrer Wilhelm BALLMANN, bisher in Luisenhof, trat am 3. September sein Amt an.
1910
Der Lehrer Ballmann mit seinen vielen Kinder klagt über die völlig unzureichenden Wohnungsverhältnisse. Die Räume zugig und ungesund. Der Klassenraum für die mehr als 80 Kinder ist zu klein.
1914
Lehrer Ballmann geht nach Linde in d. M.
1914
am 1. Juli beginnt der Lehrer Wilhelm NACK aus Hagenow i. Meckl., er zieht in den Krieg als Unteroffizier und fällt am 15. Juli 1915 in Russland.
1915
im Oktober wurde Lehrer Ernst LÜDKE angestellt. Er ist durch einen Autounfall mit den Nerven zerrüttet. Er hat Ende März geheiratet.
Ergänzung
1952 Lehrer Bisenack Schulung
Otto Dunkel, Gerhard Schmidt
1946 - 1957 Ferdinand Biesenack
Knobus
1964 - 1977 Werner Winkler
Gisela Pozorski
Ursula Zade
Bärbel Herzfeld
1991 Angelika Kröning
Zeitweilig hatte die Schule eine gemeinsame Verwaltung mit der Schule Koserow
Lehrer Wilhelm Ballmann
Familie Ballmann 1917
Schiefertafel, Griffel, Schwamm
Tintenfass, Federhalter
Tintenfass
Füllfederhalter
Der Lehrer Wilhelm Ballmann unterrichtete vom 01.09.1903 bis zum Osterfest 1914 die Kinder in Zempin. Er war am 26.01.1868 in Dobberpful in Pommern bei Stettin geboren und starb am 22.11.1950 in Altentreptow Kreis Demmin.
Frau Wegener, geb. Wodrich, die 1909 geboren war, konnte sich noch an den Lehrer erinnern und hat auf den Schulbildern auch noch die Zwillinge des Lehrers erkannt.
Durch eine Reisegruppe, die in der Residenz Waldhaus wohnte, bekam ich im Frühjahr 2001 schriftlichen Kontakt mit der 93 jährigen Tochter des Lehrers, Erna Stabenow, geborene Ballmann. So haben wir für unsere Chronik wichtige Angaben und Fotos über diesen Lehrer erhalten.
Die Familie Ballmann zog mit 4 Kindern nach Zempin. Sie kam von Luisenhof Kreis Anklam. :Sie wohnten im Schulhaus, heute Fischerstraße 12. In diesem Haus wurden 1905 die Zwillingsjungen Gottfried und Helmut und 1907 das Mädchen Erna geboren. Sieben Kinder hatte nun der Lehrer, der nicht viel verdiente, und nur durch eine kleine Landwirtschaft war das Überleben möglich. Er selbst sagte von sich: „Ich bin Lehrer mit Kleinbauernhof oder Kleinbauer mit Lehrbefähigung“. Diese Äußerung stammt aus einem Buch seiner Enkeltochter, die weiterhin schreibt: "...Lehrer Ballmann war eine Autorität in der Schule und im Dorf, er war sein Leben lang kaisertreu und gottesfürchtig, wie man es von einem Lehrer seiner Zeit verlangte.“
Es kam die große Sturmflut am 30. Dezember 1913! Die schmalste Stelle der Insel, heute Museum Otto Niemeyer-Holstein, gab es nicht mehr, das Ostseewasser ergoss sich in das Achterwasser und dieses stieg gewaltig an, so dass das Wasser bis weit in den Ort stand. Es dauerte lange, bis die Fluten wieder abzogen und es war vieles verwüstet.
Frau Emma Ballmann bekam solche Angst um die Kinder und die Zukunft, dass sie ihren Mann bat, sich doch eine andere Stelle zu suchen, in einen anderen Ort zu ziehen, weiter weg von der Küste. Und der Lehrer zog mit der Familie zu Ostern 1914 nach Linde bei Bahn, Kreis Greifenhagen.
Von den zwei Mädchen und vier Jungen der Ballmanns wurden ein Mädchen und drei Jungen wieder Lehrer, auch bei den Enkelkindern wurde der Lehrerberuf wieder gewählt. Der jüngste Sohn der Ballmanns ist in Stalingrad gefallen.
Erna, die Lehrerin wurde, heiratete einen Lehrer! Er hatte einen sehr schweren Lebensweg, von zwei Weltkriegen gezeichnet und starb in Fünfeichen bei Neubrandenburg.
Am 8.September besuchte mich Frau Erna Stabenow mit ihren zwei Töchtern und Schwiegersohn in Zempin. Sie freute sich, dass man sich noch ihres Vaters in Zempin erinnert. Auf den Tafeln des Naturlehrpfades ist der Name Ballmann vermerkt. Auch liegen noch Originalhandschriften vom Lehrer Wilhelm Ballmann im Archiv, die Handschrift erkannte die Tochter sofort. Lehrer Ballmann hat auch die erste Schulchronik verfasst, auf die die späteren Lehrer aufgebaut haben.

Schule in Zempin bis 1928

Es war in den früheren Jahre möglich, die Knaben vom Pastor unterrichten zu lassen. Aber auch noch in Zempiner Urkunden um 1850 können meist nur die Männer ihren Namen schreiben, während die Frauen als Unterschrift drei Kreuze zeichnen, die von einer Person, die schreiben kann, bestätigt werden. Später sollten in allen Orten Schulen eingerichtet werden.
Die Entwicklung der Schulgebäude in unserem Ort ist noch deutlich sichtbar, da alle drei Gebäude, in denen unterrichtet wurde, noch vorhanden sind und nebeneinander stehen.
Das erste Schulhaus ist das rohrgedeckte kleine Haus Nr. 1 der Dorfstraße. 1762 wird erwähnt, dass die Orte Loddin, Zecherin und Zempin eine Schulhalterstelle haben. Im General-Schulregelement von 1763, welches Friedrich II. erließ, steht geschrieben, warum die Kinder zu unterrichten sind: „....eine vernünftige und christliche Unterweisung der Jugend zu Gottesfurcht und anderen nützlichen Dingen als besten Grund des wahren Wohlseins des Staates ...“
Der erste Lehrer muss nicht lange in Zempin geblieben sein, denn 1783 erachtet es die preußische Regierung für notwendig, nochmals eine Schulhalterstelle einzurichten. Der Schneider Michael Hellert wird beauftragt, die Zempiner Kinder zu unterrichten. Es wird berichtet, dass von vier Schulkindern drei unordentlich sind, damit ist gemeint, dass die Eltern nicht das jährliche Schulholz zum Heizen liefern. Vier Kinder gehen überhaupt nicht in die Schule. Der Lehrer hat sich beschwert und ein Schriftstück besagt, dass das Gehalt erhöht wird, er sein Vieh kostenlos auf den Gemeindewiesen weiden lassen kann und die Wohnung mietfrei ist.
Vor dem Jahre 1832, so ist uns bekannt, war Lehrer Bollwig tätig. Sein Beruf war Steuermann. 1833 wurde ein größeres Haus auf dem anschließenden Gemeindeacker als Schule mit Lehrerwohnung gebaut - heute Fischerstr. 12. Es war ein Fachwerkhaus mit Rohrdach. Ein großer Klassenraum nahm alle Kinder auf. Das kleine alte Schulhaus wurde zum Armenhaus, wie uns die Schulchronik berichtet. In dem neuen Schulhaus unterrichtete nun der ehemalige Schreiber des Landratsamtes von Swinemünde, Wilhelm Dinse. Er hat die Kinder bis zu seinem Tode im Jahre 1877 unterrichtet. Er vertrat, laut einer Urkunde, auch bei Erbangelegenheiten die sieben Zempiner Kinder des Bauern Heinrich Lüder.
Aus den Schriften um 1836 von Wilhelm Meinhold erfahren wir, dass monatlich durch den Pastor die Lehrer weitergebildet wurden.
Nach dem Tod von Wilhelm Dinse unterrichtet bis 1883 Lehrer Böttcher die Zempiner Kinder. Er fand später in Nerdin bei Anklam in der Dunkelheit in einem Torfloch den Tod. :Danach lehrte drei Jahre Lehrer Suckow, der nach Zinnowitz versetzt wurde. Dann kam Lehrer Redepennig und dieser wurde 1888 in die Provinz Posen versetzt. Nun unterrichtete Lehrer Wenzel viele Jahre die Kinder, bis er 1897 nach Schilde ging. Jeweils nur drei Jahre blieben Lehrer Lübke und Otto Ramm.
Ein Jahr wurden die Kinder vom Schulamtskanditaten Strelow unterrichtet, bevor Lehrer Wilhelm Ballmann (*1868 – +1950) am 1. September 1903 mit der Familie in das Schulhaus einzog. Er kam aus Luisenhof, Kreis Anklam.
Schulbild Zempin 1909 mit besonderem Rahmen
Dieses Schulbild von 1909 der Schule Zempin zeigt eine besondere Umrahmung.
  • Im oberen Bildrand ist dargestellt die kaiserliche Familie. In der Mitte WILHELM II. (* 1859 + 1941), König von Preußen und deutscher Kaiser von 1888 bis 1918 und die Kaiserin AUGUSTE VICTORIA.
  • Links ist das Abbild von WILHELM, Kronprinz des Deutschen Reiches und ganz rechts das Abbild von CECILIE, Kronprinzessin des Deutschen Reiches.
  • Am linken Bildrand ist dargestellt FRIEDRICH WILHELM, Kurfürst von Brandenburg (* 1620 + 1688), er regierte von 1640 bis 1688, auch genannt der große Kurfürst.
  • Am rechten Rand ist dargestellt FRIEDRICH II. (* 1712 + 1786), auch Friedrich der Große genannt.
  • Auf dem unteren Rand links ist zu sehen WILHELM I. (*1797 +1888), König von Preußen von 1861 bis 1888 und deutscher Kaiser von 1871 bis 1888 und rechts ist das Bild von FRIEDRICH III. (*1831 +1888), König von Preußen und deutscher Kaiser 1888 (99 Tage).


Als am 30. Dezember 1913 eine große Sturmflut über die Insel Usedom herein brach, bat Frau Ballmann ihren Mann inständig, doch die Insel zu verlassen, solche Angst um die Familie hatte sie befallen. Das Achterwasser hatte sich bis in die Mitte des heutigen Ortes hineingewagt und an der Ostseeseite viele Meter Land mitgerissen. Der Zempiner Fischhändler Friedrich Wegner konnte sich nur knapp selbst aus den Fluten retten, als er an der schmalsten Stelle bei Damerow, von Koserow kommend, mit Pferd und Wagen versuchte, Zempin zu erreichen.
So zog die Familie Ballmann zu Ostern 1914, es war Einschulungszeit, von Zempin weg.
Ein junger lediger Lehrer, Wilhelm Nack, übernahm die Tätigkeit in der Schule, doch im August des Jahres brach der Erste Weltkrieg aus und der Lehrer musste an die Ostfront, wo er im Jahre 1915 fiel. Sein Name steht auf dem Kriegerdenkmal nahe des Parkplatzes an der Waldstraße.
Wie aus der weitergeführten Schulchronik des Lehrers Ernst Lüdke (in Zempin von 1916 – 1932) zu erfahren ist, war das Schulgebäude recht marode. Aber allgemeine Bestrebungen der Regierung führten auf der Insel Usedom zu Neubauten von Schulen. So wurden die Gemeindevertreter gezwungen, Kredit aufzunehmen, um ein neues Schulhaus zu bauen.
Am 13. August 1928 wurde es eingeweiht. Es entstand neben dem alten Schulhaus. So stehen drei Gebäude nebeneinander, die als Schulen gedient haben. Am 19. Juli 2000 war der letzte Schultag in diesem Gebäude für die Grundschüler aus Zempin und Koserow.
Für die Grundschüler der "Bernsteinbäder" wurde neben der Kirche Koserow eine Grundschule eingerichtet.

Erziehung 1948

Kindergarten Kinderkrippe Geschichte

Frau Pohl – Leiterin des Kindergartens
2009 Kindergarten
In der Nachkriegszeit dienten verschiedene Zempiner Gebäude als Kindergarten.
Im Jahr 1978 am 07. Oktober wurde das Gebäude Typ „Erntekindergarten“ eingeweiht.
Später wurde noch eine Krippe errichtet am Bahnübergang.
Nach der Wende wurde die Krippe mit dem Kindergarten zusammen-gelegt und das Gebäude der Krippe zum Ärztehaus.
Da der Kindergarten zu groß für die wenigen Kinder war und die technischen Anlagen verschlissen, kämpften die Gemeindevertreter für einen neuen Kindergarten.
2009 auf dem Schulgelände, auf dem eine Baracke für Kinderferienlager und Klassenräume stand, wurde die Kita mit einem Anbau für eine vielseitig nutzbare Gemeindearbeit mit Sozialtrakt und Sportgräten aufgebaut, genannt „Dörps-Treff“.
Der Verein „Zempiner Rangen“ bewirtschaftet das gemeindeeigene Gebäude. Durch einen Küchentrakt sind die Räume vielseitig nutzbar. Sportgruppen, Neujahrsempfänge und weitere Veranstaltungen werden hier durchgeführt.

Bahnhof von Zempin

Die erste deutsche Dampfbahn fuhr 1835.
Die Stadt Wolgast erhielt einen Eisenbahnanschluss an die Strecke Berlin - Stralsund von Züssow aus im Jahre 1863. So konnte man von Zempin aus mit dem Pferdewagen bis nach Mahlzow fahren, dort mit der Fähre über den Peenestrom setzen und dann am Bahnhof Wolgast-Hafen in den Zug steigen. Um 1900 gab es für Reisende in die Seebäder der Insel Usedom über Wolgast schon den günstigen Bädertarif, wobei sie für die Übersetzung auf die Insel selbst zu sorgen hatten.
1876
verkehrte die Bahn von Ducherow über Karnin bis Swinemünde. Eine Verlängerung bis Heringsdorf entstand 1894, aber erst 1911 ist eine Verlängerung bis Wolgaster Fähre möglich.
Die Heringsdorfer wollten nicht, dass die rauchenden Dampfloks durch das schon recht mondäne Seebad fuhren. Nach langen Verhandlungen fuhr deshalb die Bahn um den Präsidentenberg herum und Heringsdorf erhielt einen Sackbahnhof.
So konnten ab 1876 die Besucher aus Richtung Berlin, die nach Zempin und Zinnowitz wollten, mit der Bahn auf die Insel Usedom bis Karnin fahren, dort in ein Dampfschiff umsteigen und über den Peenestrom und das Achterwasser im Hafen Störlanke (Zinnowitz) ankommen. Hier wurden sie mit dem Pferdewagen abgeholt.
Nachdem die Seebrücken an der Ostseeküste (Zinnowitz 1909) gebaut waren, konnte die Anreise auch mit einem Dampfschiff von Stettin aus über Swinemünde zu den Seebrücken erfolgen. Vorher war es auch möglich: Die Gäste wurden „ausgebootet“, d.h. die Dampfer ankerten in der See und die Gäste mussten in kleine Boote umsteigen und wurden dann an den Strand gebracht.
Am 1. Juni 1911
war also auch Zempin an das Netz der Eisenbahn angebunden. Gleichzeitig mit den Gleisanlagen wurden die Bahnhöfe erbaut. Das Gebäude in Zempin war ein spiegelgleicher Bau des Bahnhofes von Ückeritz. Die Veranda der Bahnhofsgasstätte wurde etwas später errichtet.
Am 1. Dezember 1911
begann der erste Bahnhofsvorsteher, Karl Schichlein sen., geboren 1874, seinen Dienst in Zempin. Er kam mit Frau und vier Kindern aus Torgelow. Sie wohnten in der Dienstwohnung im Bahnhof, 1914 wurde hier das fünfte Kind, Tochter Hildegard, geboren. Im Jahre 1923 bezog die Familie ihr neues eigenes Haus in der Strandstraße 7. Danach ging Karl Schichlein sen. in Pension.
Wie wir aus der Schulchronik wissen, war der Bahnhofsvorsteher Karl Schichlein eine angesehene Person. 1926 wurde er Gemeindevertreter und 1928 / 29 Gemeindevorsteher der Gemeinde Zempin. Er starb 1945 in Zempin.
Einer der nächsten Bahnhofsvorsteher war Herr Grimm.
Senta Wodrich, geb. 1920, berichtete, dass ihr Vater, Alfred Wodrich, geb. 1893, als Fahrdienstleiter bei der Bahn beschäftigt war. Manchmal ging Senta am Sonntag Vormittag mit dem Vater zum Bahnhofsgebäude, wo sie Kirchensendungen im Radio hörten.
Sie ging auch mit dem Vater zu den Signalen, um die Petroleumlampen zu füllen. Später arbeitete sie selbst einige Jahre bei der Bahn. So wusste sie, dass der Maler Otto Niemeyer-Holstein oft zum Bahnhof kam, um Auskunft über den Fahrplan zu erhalten. Er malte auch ein Bild von Alfred Wodrich in der Bahnhofsuniform.
Mündlich wurde übermittelt, dass der Fahrdienstleiter Alfred Wodrich der Einzige war, den man mit der heute noch erhaltenen Zempiner Schützenfahne von 1914 mit der Bahn bis nach Köln senden konnte, um die Fahne im Kölner Dom weihen zu lassen. Obwohl es verwundert, da der Kölner Dom katholisch ist und wir zum evangelischen Kirchspiel Koserow gehören.
Die Gästezahlen
auf der gesamten Insel Usedom stiegen mit dem Ausbau der Bahn. Die Gäste wurden von den Vermietern am Bahnhof empfangen, das Gepäck wurde mit dem Handkarren zur Unterkunft gebracht.
Da auch unangemeldete Gäste kamen, warteten immer einige Vermieter am Bahnsteig oder am Gartenzaun nach der Zugankunft, um ihre Zimmer anzubieten.
Aber es kamen nicht nur Personenzüge, sondern auch Güterzüge. Sie brachten Baumaterial, Kohle usw. Auch die Fischer profitierten von der Bahn. So konnten sie die am Morgen gefangenen Fische über Mittag in den Fischräuchereien des Ortes räuchern lassen. Diese wurden dann in Kisten in Waggons verladen und nach Berlin zur großen Markthalle versandt. :Am nächsten Morgen in aller Frühe stand dort die Ware zum Verkauf. Dadurch konnten in Zempin mehrere Fischräuchereien existieren.
Ein nennenswertes Ereignis für den Zempiner Bahnhof geschah im April 1933. Ein ausrangierter, acht Tonnen schwerer S-Bahn Wagen ohne Räder traf für den Künstler Otto Niemeyer-Holstein ein. Für 60 Reichsmark hatte er ihn im Jahre 1932 in Berlin erstanden.
Achim Roscher schreibt in seinem Buch Lüttenort: „...wo er mit Hilfe Einheimischer in einer abenteuerlichen Aktion auf das Grundstück transportiert wurde.“
Es hat Tage gedauert, ständiges Umsetzen der Hölzer, pro Tag kam man ca. 70 m voran. Aber nach Tagen und Ärger mit der Polizei, da das Ungetüm die einzige schmale Inselstraße verengte, kam das Kommando: zurück zum Bahnhof, wir dürfen doch den Waggon am Grundstück herunterziehen. Etwa 20 Personen aus Zempin und Koserow, darunter viele Fischer, halfen bei dem Transport. Noch heute steht der S-Bahnwagen auf dem Grundstück und ist von zwei Seiten eingemauert. Es war die erste Behausung für den Künstler und seine Frau.
An dieser schmalen Stelle wurde ab 1939 das Sperrgebiet Peenemünde West auf Straße und Schiene eingerichtet. Durchreisende zwischen der geschaffenen Haltestelle „Lüttenort“ und Wolgast-Hafen mussten in extra gekennzeichnete Waggons einsteigen und die Waggons wurden zwischen diesen Bahnhöfen verschlossen. Nur Einwohner oder Personen mit besonderem Ausweis durften sich in dem Gebiet aufhalten.
Die Strecke Heringsdorf – Wolgaster-Fähre ist eingleisig. An einigen Stellen wurden Ausweichstellen geschaffen, so auch im Bahnhofsbereich Zempin.
Der Bahnhof Zempin wurde während des II. Weltkrieges mit einem zusätzlichen Gleisstück und einer Rampe versehen. Das war erforderlich, um die V1 – Flügelbomben, die zu je drei Stück in einem Güterwaggon verladen waren, hier zu entladen. Sie wurden dann mit LKW auf den Betonbahnen zu den drei Abschussstellen in den Küstenwald zwischen Zempin und Zinnowitz transportiert. Dazu wurde extra ein Betonweg direkt vom Bahnhof zur Straße B 111 geschaffen. Die Ladung kam aus dem Süden Deutschlands. Es kamen viele Waggons, teilweise bis zu 90 Stück V 1, für Industrie- und Transporterprobungen.
In der Zeit des zweiten Weltkrieges wurde auch die Schranke an der heutigen Fischerstraße ständig geschlossen und die Straße aufgerissen, um eine Durchfahrt zu verhindern.
Im Juli 1944 wurde der Bahnhof durch Bomben zerstört. Erst am 1. Mai 1954 konnte ein Richtfest für den Neubau gefeiert werden, der jedoch viel einfacher in Form und Gestaltung ausfiel. In dieser Zeit wurde der Bahnübergang wieder geöffnet. In dem Bahnhofsgebäude gab es wieder eine Gaststätte und Wohnungen. Auf der Gleisseite standen die Handkurbeln zum Öffnen und Schließen der Schranken.


Dezember 2023


Da zu Kriegsende die Brücken, auch die Eisenbahnbrücke von Karnin, zur Insel Usedom gesprengt wurden, gab es keine Eisenbahnverbindung zum Festland mehr. Auch die Gleisanlagen wurden teilweise abgebaut und als Reparationen nach Russland geschafft. So gab es auf der Insel durch die Grenzziehung zwischen Polen und Deutschland nur noch eine Gleisverbindung zwischen Ahlbeck und Wolgaster-Fähre. Die Inselbahn fuhr nun immer nur hin und zurück. :Zeitweilig war diese Strecke auch unterbrochen, da die Betonbrücke zwischen Zinnowitz und Zempin über die B111 am Kriegsende gesprengt wurde. Die Fahrgäste mussten diese Stelle zu Fuß überwinden. Zu dieser Zeit fuhren manchmal aber nur drei Züge in der Woche. Diese Brücke mussten von Russen verpflichtete Frauen mit Holzbalkenstapeln und Stahlträgern wieder notdürftig erbauen. Später wurde sie als Stahlbau errichtet und 1998 nach einem Unfall mit einem Bagger erneuert.
Fähren kamen wieder zum Einsatz. So in Wolgast die Eisenbahnfähre für jeweils drei Güterwaggons. Es ist die Fähre, die 1890 gebaut, heute als Museumsstück im Wolgaster Hafen steht. Ehemals hatte sie Stralsund mit der Insel Rügen verbunden. Diese Fähre für Güterwaggons war bis November 1990 im Einsatz.
Viele Güterwaggons wurden in Zempin auch zur Zeit der Fischereigenossenschaft be- und entladen. Frostfisch, Räucherholz, Verpackungsmaterial, Fischkisten usw. wurden mit der Bahn transportiert.
Die zerstörten Wolgaster und Zecheriner Straßenbrücken wurden 1950 und 1957 wieder aufgebaut. Die Gästezahlen und der Verkehr mit der Eisenbahn stiegen wieder an. Die Ankommenden aus Richtung Züssow verließen in Wolgast am Bahnhof Hafen die Bahn und mussten ca. 1 km über die Peenebrücke laufen, um wieder in den Zug steigen zu können, der die Insel nicht verlassen konnte. Mit den Aufbau des FDGB -Feriendienstes (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) entstanden auch viele Kinderferienlager auf der Insel Usedom, sodass im Sommer Fernzüge zur Ostsee in den Fahrplan aufgenommen wurden. Bis 1955 waren es täglich 5 Zugpaare, dies steigerte sich bis 1984 auf täglich 10 Zugpaare. Alle Reisenden mussten weiterhin die Peenebrücke in Wolgast zu Fuß überqueren, um zum Anschlusszug zu kommen.
Diese Situation wurde erst im Mai 2000 geändert.
Der Zug konnte nun erstmals die Insel über die neu errichtete breite Peene-Klappbrücke, die mit einem Gleis versehen war, in Richtung Züssow verlassen. Jetzt war die Insel wieder per Schiene mit dem Festland verbunden. Aber auch Fernzüge fuhren seit dem Jahre 2000 wieder bis Heringsdorf. Im Jahre 1993 wurden türkisfarbene Triebwagen auf die Insel gebracht, im Volkmund „Ferkeltaxe“ genannt. In der Werbung der UBB (Usedomer Bäderbahn) finden wir deshalb das kleine Schweinchen.
Die UBB fuhr seit dem Sommerfahrplan 1998 im 30-Minuten-Takt und im Winter im Stundentakt in beiden Richtungen.
Die Modernisierung ging mit großen Schritten weiter. Die zwei Zempiner Schrankenanlagen, die noch bis 1998 mit der Hand gekurbelt wurden, erhielten im November 2001 modernste automatische Halbschranken. Die fast 100 jährige Stellwerkstechnik im Bahnhofsgebäude wurde durch Relaistechnik vom Koserower Bahnhof aus abgelöst und ist nun museumsreif. Seit dieser Zeit waren im Bahnhofsgebäude Zempin keine Beschäftigten mehr nötig. Im Sommer 2007 richtet die UBB wieder Schalterstunden in Zempin ein, da das vielfältige Fahrkartenangebot (Kombi-Tickets, Tageskarten) zusätzlichen Verkauf und Information für die Reisenden erforderte. Seit dem Jahr 2002 fahren durchgehende Züge bis Stralsund.
Neue moderne Dieseltriebwagen mit der blauen Welle bemalt, mit Fahrradabteil und Toiletten an Bord wurden für viele Urlauber eine Alternative zum Stau auf der Straße im PKW. Die Fahrgastzahlen stiegen stetig.
Nachdem die UBB Bahnsteige, Beleuchtung und das Gebäude in Zempin äußerlich saniert hatte, konnte auch die Gemeinde Zempin den Vorplatz mit Pflasterung, Beleuchtung, Parkplätzen und Toilette neu gestalten. Im September 2006 wurde dies mit einem Straßenfest gefeiert.
An die Gründungszeit erinnern noch das ursprüngliche Kopfsteinpflaster und die mächtigen Kastanien, die bei der Erbauung des Bahnhofes gepflanzt wurden.

Vermesser Eisenbahnbau 1907

In diesem Schreiben von 1907 des Herrn Kraefft, Kgl. Landmesser, erfahren wir etwas, wie er arbeiten musste, wie er in Zempin untergebracht war und wie die Preise waren. Wegen der Arbeitsumstände bittet er um Zuwendungen.
Abschrift des Originals
An die Königliche Eisenbahn-Direktion
Stettin
auf dem Dienstwege
Zempin, den 1. Juni 1907
Zum Gesuch des Landmesser Kraefft um Erhöhung der Bauschvergütung
Auf das Schreiben der Herren Vorstander des Technischen Büro vom 27. Mai mache folgende Angaben zur Begründung meines Gesuches um Erhöhung der Bauschale.
Die Vorarbeiten für die Eisenbahn von Heringsdorf nach Wolgasterfähre berühren durchweg Ortschaften die sämtliche Lebensmittel vom Festland her beziehen müssen, d.h. Heringsdorf und Wolgast sind die letzten Eisenbahn-Stationen und von diesen beiden Orten muss sämtlicher Proviant mit Wagen herbeigeschafft werden. Ausserdem sind die Orte Badeorte und im Sommer von Fremden stark besucht. Naturgemäss wollen die Bewohner hieriger Gegend von den Gästen leben und schrauben daher die Preise enorm in die Höhe. -
In meinem derzeitigen Aufenthaltsorte habe ich mich genötigt gesehen, wenn anders ich nachher nicht in einer Dachkammer vielleicht ebenso teuer Unterkunft finden will, ein Zimmer bis August für den Preis von monatlich 40 M zu mieten. Wegen der Verpflegung habe ich den für hiesige Gegend geringen Preis von 3,- M den Tag vereinbart und zwar nur deshalb weil ich in Aussicht stellte bis August zu bleiben.-
Die Arbeit an sich bringt es mit sich, dass an ein Mittag machen nicht zu denken ist. Die volle Arbeitszeit ohne Essen auszuhalten ist jedoch nicht möglich. Stullen werden in jetziger Jahreszeit zu trocken und daher ungeniessbar man muss also noch fremde Gasthäuser für Speise und Trank aufsuchen. Die Preise sind etwa folgende: Stullen mit Wurst, Schinken ca. 30 - 60 Pf. Rührei mit Schinken 1,00 M. Warme Speisen entsprechend teurer und schon nicht mehr erschwingbar.
Selter mit Conac 50 Pf. , Berliner Weise 25 S , heller Schultheiss 20 - 30 Pf. , Pilsener Münchener 35 - 50 Pf., , Tee, Kakao, Portion Kaffee 60 Pf. mit Gebäck 1,00 M.
Selter mit leichtem Weißwein könnte als Luxus angerechen werden und will ich nicht weiter erwähnen, gestatte mir es aber dochwohl vorzüglicher Erfrischungsmittel im heißen Sommer hinzuzufügen.
Ferner wären zu den ständigen Ausgaben Miete und Pension zu rechnen die sogenannten Trinkgelder. Auch Rasieren, Haarschneiden und Bäder zu entsprechend höheren Preisen als in der Stadt seien hier erwähnt.
Um die zum Teil weiten Wege zurückzulegen ist Fahrwerk öfter notwendig.
Zuletzt wäre wohl ganz besonders auf die vollständig doppelte Kleidung die ein Landmesser der dauernd draussen tätig ist, braucht, hinzuweisen und ist es durchaus nicht durchführbar, wie vielfach die Meinung herrscht, alte, d.h. für die Stadt nicht mehr brauchbare Sachen auf dem Felde zu verwenden, da sie gegen die plötzlich eintretenden Unbilden der Witterung nicht schützen und sind lange Stiefel, Joppen, Regenmantel, Wetterkragen, Kapuzen, Lodenhut, Handschuhe und auch dickes Unterzeug ständiger Begleiter. ::Regen und Staub aber sorgen dafür dass alle dies Sachen nicht zu lange halten, wenigstens werden sie bald unsauber und müssen erneuert werden. Rund 20 M brauche ich wohl monatlich dafür.
Dass für ein öfterer Umziehen gute dauerhafte Koffer angeschafft werden müssen, möge hiermit ebenfalls erwähnt sein. -
Mit Vorstehendem glaube ich eine Übersicht über meine Auslagen gegeben zu haben. Rechnungen mit zusenden war nicht möglich, da von mir stets bar gezahlt wird.
Zum Schluss erlaube ich mir nochmals die Bitte für eine Erhöhung der Bauschale beim Herrn Minister geneigtest eintreten zu wollen
Kraefft
Kgl. Landmesser

Dorfschulze

1751
hat Friedrich der Zweite eine "Erneuerte und verbesserte Dorf-Ordnung des Königreichs Preussen" herausgegeben, wo die Aufgaben eines Dorf-Schulzen beschrieben sind.
1. Sie haben den Bauern alle Königlichen- und Amtsbefehle bekannt zu machen und alle Schriftstücke zu verwahren, die ihnen zugehen.
2. Die von den Bauern verlangten Scharwerkdienste bekannt zu machen und sie zu den Diensten anzuhalten.
3. Die Sachen, welche in der Gemeinde wegen Pfändung, Haltung der Gehege, Bewahrung der Feuerstellen, Stege und Wege und was sonst zur Nachbarschaft gehört, sofort zu besorgen.
4. Über dasjenige, was unten in dieser Dorf-Ordnung weiter vorgeschrieben ist, gebührend zu halten.
5. Die Wiederbesetzung der etwa noch wüsten Dorf-Hufen oder Höfe auf alle Weise zu befördern.
6. Die auf königl. Pässe verordneten Abfuhren, Wolfsjagden und andere gewöhnliche Dienste richtig zu bestellen.
7. Dem Beamten von der Bauernwirtschaft zuverlässige Nachrichten zu geben und die üblen Wirte anzuzeigen, auch sich überall dergestalt treu und fleißig zu bezeigen, wie es einem geleisteten Schulzen-Eide gemäß ist.
Bürgermeister Schichlein sen.
Bürgermeister Mahrholz und Frau
Bürgermeister Bast
Diese Aufgaben werden noch in allen Einzelheiten beschrieben, u.a. heißt es, die Dorfschulzen hätten alle Jahre längstens um Michaeli (29.Sept.) bei den Bauern und Dorf-Einwohnern die Viehställe zu untersuchen. Sie sollen besonders bei den bekannten schlechten Wirten öfters visitieren und nachsehen, ob mit dem Futter gut gewirtschaftet wird und auch dafür sorgen, daß - je nach Größe des Dorfes – ein, zwei oder mehr gute Hengste gehalten werden, daß bei jedem Hofe Obstgärten angelegt sind, daß die Bauern Bienenzucht und Hopfenanbau betreiben, ihre Äcker rechtzeitig bestellt werden.
Außerdem sollen die Bauern zum Lein- und Hanfsäen, zum Flachs- und Wollspinnen angetrieben werden.
Die Schulzen sind verpflichtet, auf defekte Brücken, Stege und Wege zu achten, deren Reparatur anzuordnen und die Widerspenstigen zur gebührenden Strafe anzuzeigen.
Der Dorf-Schulze war zweifellos das Instrument der Obrigkeit, von der untertänigen Bauernschaft den Tribut einzufordern, der ihr aufgrund der herrschenden Rechtsordnung zustand,
Bei Verstößen dagegen hatte die Obrigkeit auch Strafen bereit, z.B. das „Am-Pranger-Stehen“ oder das Tragen des „Spanischen Mantels
Der Schulze musste aber auch der Gefahrenabwehr dienen. Er war aufgefordert, zusammen mit dem Dorfältesten, Dorfgeschworenen oder anderen priviligierten Bewohnern von Zeit zu Zeit (alle 2 -3 Wochen) unvermutete Visitationen bei jeden Wirt vorzunehmen, um zu überprüfen, wie mit den Gefahrenquellen umgegangen wird, aus denen Brände entstehen können.
Dazu hatte die Obrigkeit mehrere Verbote ausgesprochen, u.a. das Rauchen von Tabak (?), das Dreschen bei offnem Licht in der Scheune, ungedroschenes Getreide oder Holz neben dem Ofen zu lagern, der Umgang mit glühender Asche, das Backen außerhalb von Backhäusern, das Fegen von Schornsteinen und Kaminen, das Vorhandensein von Feuerhaken, Feuereimern und Feuerleitern.


Bekanntmachungen im Ort früher
Bürgermeister Machals
Bürgermeister Glosch
Bürgermeister Übergabe Stockmann an Schön
Bürgermeister Werner Schön
Die erste Bezeichnung als SCHULZE für den Ort Zempin finden wir in den Aufzeichnungen der schwedischen Vermesser von 1693.
Der Schulze war vom „Besitzer, Herrschenden“ beauftragt. Die Einsetzung, Aufgaben und Bezeichnungen änderten sich später. So wurde der Dorfschulze auch Dorfältester oder Gemeindevorsteher genannt. Heute nennen wir die Person mit den entsprechenden Aufgaben und Befugnissen Bürgermeister.



Eine Dorf-Schulzen-Ordnung der Schweden aus dem Jahr 1800 für Vorpommern, dessen Teil nicht unter preußischer Herrschaft stand, zeigt uns, welche Anforderungen an den Schulzen gestellt wurden. Sie soll hier in Auszügen genannt werden:
  • Es sollte einer der verständigsten und redlichsten Bauern, welcher wenigstens etwas Schreiben, auch Geschriebenes lesen kann, sein.
  • Der Schulze ist der erste Mann im Dorfe, dessen Einwohner, wenn er amtshalber etwas ankündigt, ihm Achtung und Folgsamkeit erweisen müssen.
  • Den der Bauerschaft etwa erteilten Königl. Pacht-Contract, das Inventarium, auch die Quittungsbücher und sonstige, die gemeine Dorfschaft angehende Papiere, muss der Schulze stets in einem eigens dazu anzuschaffenden Schrank sorgfältig und reinlich bei sich aufbewahren ...
  • wird sämtlichen Schulzen in den Strand- und Fischerdörfern aufgegeben, ernstlich darüber zu wachen, dass
1.) die Netze die ihnen vom Königl. Amt mitzuteilende Maße nicht überschreiten.
2.) daß die verbotene Fischzeit genau beobachtet, auch
3.) die gefangene junge Fischbrut sofort wieder ins Wasser geworfen, und nicht wie bisher geschehen zu anderen Zwecken, besonders zur Fütterung der Schweine, verwandt werden. :::Die Schulzen werden dem Fischmeister bei jeder Visitation hiermit verantwortlich gemacht.


Oft wurde dieses Amt auch an die gleiche Familie vergeben. Für Schreibarbeiten wurde oft der Lehrer herangezogen. So war es auch 1836 in Zempin, als der Schulze Johann Heinrich STEFFEN das Amt übernahm, nicht aber schreiben konnte.

Bürgermeister

Im Frühjahr 1915 hatte Gemeindevorsteher Heinrich Lüder sein Amt niedergelegt, weil er seine Wirtschaft als alter Mann alleine besorgen musste, sein Sohn war im Felde und die Brotmarkenausgabe mit Listenführung und sonstige Kriegsarbeiten des Gemeindeoberhauptes machte ihm zu viel Arbeit.
Die Gemeinde wählte sich den Eigenbüdner und Fischer Wilhelm Heyden zum Gemeindevorsteher. :Er hatte sich nicht für ein neues Schulgebäude eingesetzt. 1926 übernahm der 73-jährige Bauer Lüder die Gemeindegeschäfte. Er ließ sich vom Lehrer Ernst Lüdke unterstützen. Der benutzte die Gelegenheit, den arg vernachlässigten Schulneubau mit List zu fördern. Es gelang ihm, mit Krediten der Gemeinde, den Neubau vom Bauunternehmer Jahnke aus Zinnowitz zu planen und 1928 auszuführen.


Hier folgt eine Zusammenstellung der Personen, die sich für den Ort Zempin verantwortlich zeichneten und zeichnen, soweit die Unterlagen zu finden waren
Zeitraum Name Beruf
1693 Sucker, Peter Bauer
1716 Scheil, Johan Bauer
1781 Steffen, Johann Bauer, am 15.12. verstorben
1793 Steffen, J.F. unbekannt
1798 Steffen, Heinrich (Hinrich) unbekannt
1836 Steffen, Johann Heinrich unbekannt
vor 1864 Lüder, Martin Bauer
1887 Erdmann, Johann Heinrich unbekannt
1906 - 1915 Lüder II, Heinrich Bauer
1915 - 1926 Heyden, Wilhelm Eigenbüdner und Fischer
1926 Lüder Bauer, 73 Jahre alt
1926 - 1927 Kagemann, Otto unbekannt
1927 - 1928 Wossowski Schneider
1928 Schichlein, Karl Bahnhofsvorsteher in Zempin
1929 - 1938 Mahrholz, Robert Bankfachmann
1938 - 1940 Mann, Ernst unbekannt
1940 - 1945 Bürgermeister Kumm Verwaltung durch den Ort Zinnowitz
1945 Steffen, Johann Gemeindediener
Schätzchen, Karl unbekannt
1947 Orlowski, Albert Bahnhofswirt
Schlorf, Bruno Milchverkäufer
1947 - 1954 Bast, Walter Bauarbeiter
- 1961 Machals, Hans unbekannt
1961 - 1963 Seeck, Erhard unbekannt
1964 - 1990 Glosch, Reinhard Motorenschlosser
1990 - 2004 Stockmann, Hilde Schneiderin, Modegestalterin
ab 2004 Schön, Werner Dreher


Unterschriften, Stempel, Siegel und Mitarbeiter der Gemeinde Zempin:

1 Glosch, Rainer 2 Richter, Richard 3 Richter, Friedchen (Büro) 4 Hietel, Erika (Strandfunk) 5 Müller, Dora 6 Behn, Helga (Büro) 7. Weber, Johanna (Reinigung Schule) 8 Makowka, Paula (Küche) 9 Schmidt, Erika (Küche) 10 Kühnel (Arbeiter) 11 Ströde (Arbeiter) 12 Frau Ströde 13 Knuth, Editha 14 Knuth, Erich 15 Piehl, Karl 16 Frau Grabow (Bücherei) 17 Herr Nowak 18 Nowak, Annemarie (Finanzen) 19 Reeh, Gustav (Schiedskommission) 20 Schmidt, Helmut (Schiedskommission) 21 Müller, Dora 22 Glosch, Liesel (Gemeindeschwester) 23 Knape, Adele (Reinigung)

Wahlen Kommune

Verwaltung der Gemeinde Zempin
Um 1600
Der Dorfschulze, als Gericht, entscheidet mit zwei Schöffen aus dem Dorf nach alter Väter Sitte.
1693
Peter Sucker, Schulze - steht in den Schwedenmatrikel - Der Schulze im Dorf besitzt für seinen Dienst Acker für 2 Scheffel Aussaat.
1715
Der Herr von Lepel aus Netzelkow war Landrat der Insel Usedom.
1716
Johan Scheil, Schulze, Bauer
1836
im Mai ist ein Schreiben an den Schulzen Johann Heinrich Steffen, Zempin gerichtet, er kann nicht schreiben, sein Pflegesohn ist Martin Lüder.
1836
Juni - dieser Pflegesohn Martin Lüder wird Schulze, er kann schreiben. Seine Frau ist Christine Marie Doßin aus Loddin. Am 9.4.1864 wird vom ehem. Schulzen geschrieben.
1906
Dorfschulze Heinrich Lüder II veranlaßt die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr.
1915
Der Gemeindevorsteher Heinrich Lüder legte im Frühjahr sein Amt nieder, weil er seine Wirtschaft als alter Mann alleine besorgen mußte, sein Sohn war im Felde und die Brotmarkenausgabe mit Listenführung und sonstige Kriegsarbeiten der Gemeinde machte ihm zu viel Arbeit.
1915
Wilhelm Heyden - Eigenbüdner und Fischer wird zum Gemeindevorsteher gewählt. Er wird ab 26.11.1926 durch den Landrat beurlaubt.
1926
Schöffe Lüder, ein 73 jähriger Bauer übernimmt die Gemeindegeschäfte. Später übernahm O.Kagemann die Gemeindevorstehergeschäfte.
29.11.1927
Gemeindevorstand Wossowski - Unterschrift auf Schuldschein der Witwe von Franz Krüger, Ottilie.
Im April 1928 verstarb er an den Folgen eines Unfalls. Die Geschäfte übernimmt Schöffe Kagemann.
28.02.1928
i.V.Gemeindevorstand Kagemann - Unterschrift auf Schuldschein der Witwe von Franz Krüger, Ottilie.
10.05.1928
Gemeindevorsteher Karl Schichlein - Unterschrift wie oben. Gemeindevertreter sind auch Ernst Krüger, Paul Häfke, Graumann und Krebs.
1929
im Herbst sind Gemeindevertreterwahlen. Gemeindevorsteher wurde Werhotz. Gemeindevertreter auch Lehrer Lüdke. Lehrer Lüdke wurde zum ersten Schöffen gewählt.
1936
Bürgermeister Robert Mahrholz - er war Bankfachmann (Prokurist) - wohnte Strandstraße 15, verkauft an Frau Schuldt, ging später nach Berlin zurück und wurde dort ausgebombt. Er siedelte während des Krieges in Richtung Osten und beim Einmarsch der Russen nahm er sich mit seiner Frau das Leben.
1938
Bürgermeister Mann
1940
Zusammenlegung mit Zinnowitz bis 1945. Mit leeren Kassen wieder selbständig. Bürgermeister Kumm (Zinnowitz)
15.09.1946
Gemeindewahl
20.10.1946
Kreistagswahlen - Kreis Usedom
12.April 1947
Der Bürgermeister Albert Orlowski, er hatte die Bahnhofswirtschaft in Zempin und er wohnte vorher in Erickshof, wird seines Amtes enthoben und die Dienstwohnung gekündigt.
Auf Grund eines Beschlußes der Ortsgruppe der SED Zempin, die sich auf den Beschluß des Parteischiedsgericht vom 09.12.1946 beruft. Es wird der stellvertretende Bürgermeister Herr Wilhelm Heyden eingesetzt.
05.07.1947
Abgeordnete:
Name Partei Funktion
Dinse, Wilhelm SED Vorsitzender
Schätzchen, Karl SED Gem. Rat
Schätzchen, Gotthard SED stellv. Vorsitzender
Buchholz, Fritz SED stellv. Schriftführer
Ruhberg, Erich SED Gem. Rat
Ströde, Otto SED
Schmelzer, Peter SED Schriftführer
Florin, Ernst SED
Trenkel, Hans CDU ab 06.09.47 Annemarie Meinke
Heyden, Wilhelm CDU stellv. Bürgermeister
Koch, Hilde CDU
Lüder, Heinrich CDU
07.07.1947
Walter Bast SED als Bürgermeister vorgeschlagen und von der Kommandantur bestätigt
15.10.1950
Gemeindewahlen
gewählt wurden:
Name Partei / Organisation Funktion
Ferdinand Biesenack SED Alterspräsident
Erich Ruhberg SED
Peter Herath SED 1. Vorsitzender der Gemeinde
Gerhard Schack SED
Karl Dachner SED
Hermann Thyck SED
Karl Schätzchen SED
Wilhelm Heyden CDU
Hilde Koch CDU
Otto Guse CDU
Ilse Bohne NDP
Lieselotte Doege NDP stellv. Schriftführerin
Johannes Becker FDGB stellv. Vorsitzender
Ernst Hennig FDGB
Gotthard Schätzchen VdgB
Eva-Maria Sonntag DFD Beispiel
Inge Schmelzer FDJ Schriftführerein
Durchschnittsalter 40,5 Jahre
12.04.1952
Durch Ortswechsel kommen in die Gemeindevertreung
  • für Johannes Becker - Heinz Teubner FDGB
  • als Schriftführer wurde Richard Richter gewählt, Stellvertreterin Frl. Doege
28.05.1952
Durch das Ausscheiden kommen in die Gemeindevertretung:
  • Für Inge Schmelzer - Lieselotte Diews FDJ
  • Für Eva Sonntag - Lydia Brandt DFD
1960 -1963
Bürgermeister Seeck
22.03.1970
Wahl zur Gemeindevertretung, Wahl zum Kreistag
  • Wahlberechtigte 662,
  • Abgegebene Stimmen 657
  • Wahlbeteiligung 99,24 %
14.11.1971
Wahl der Volkskammer
  • 723 Wahlberechtigte lt. Einwohnerkartei
  • Abgegebene Stimmen 645 = 99,53 %
19.05.1974
Wahl zu den Kreistagen, Stadtverordnetenversammlung, Gemeindevertretungen
  • Wahlberechtigte 671
  • Abgegebene Stimmen 668 = 99,54 %
17.10.1976
Wahlen zur Volkskammer und zu den Bezirkstagen
  • Wahlberechtigte 585
  • Abgegebene Stimmen 584 = 99,83 %
20.05.1979
Wahlen zum Kreistag und Gemeindevertretung
  • Wahlberechtigte 649
  • Abgegebene Stimmen 643 = 99,07 %
14.06.1981
Wahlen zur Volkskammer und zu den Bezirkstagen
  • Wahlberechtigte 652
  • Abgegebene Stimmen 649 = 99,53 %
06.05.1984
Wahl Örtliche Volksvertretung
  • Wahlberechtigte 665
  • Abgegebene Stimmen 661 = 99,4 %
08.06.1986
Wahl Volkskammer und Bezirkstag
  • Wahlberechtigte 633
  • Abgegebene Stimmen 629 = 99,4 %
07.05.1989
Wahl Örtliche Volksvertretung
  • Wahlberechtigte 678
  • Abgegebene Stimmen 662 = 97,7 %
bis 1990
Bürgermeister Reinhard Glosch
Geboren am 01.01.1930. Seine Frau Liesel war viele Jahre als Gemeindeschwester in Zempin tätig. Sie ist sehr beliebt und war Tag und Nacht für die Bürger tätig. Die Tochter Susanne wurde 1959 und der Sohn Mathias 1961 geboren.
Am 25. Mai 1990
gewählte Gemeindevertreter, ab 15.06.1990 tätig:
Name Geb.datum Partei / Organisation
Ursula Schichlein 14.12.1951 CDU
Sabine Schmidt 23.06.1948 FDP, parteilos
Susanne Dethloff 15.08.1951 Volkssolidarität
Inge Ott 22.03.1949 FDP, parteilos
Peter Makowka 25.04.1940 PDS
Eckhard Hauß 25.04.1943 Anglerverband
Friedhelm Schmidt 14.05.1955 Anglerverband
Gudrun Walter 26.11.1942 FDP
Christian Georgi 16.04.1953 FDP, parteilos
Werner Schön 23.11.1954 Feuerwehr
Hilde Stockmann 14.11.1938 Einzelkandidat
1990 Übergabe Bürgermeister


Zum Bürgermeister wurde gewählt
  • Hilde Stockmann
  • Eckhard Hauß, 1. Stellvertreter


Es wurde ohne Ausschüsse gearbeitet.


Zu den Wahlen 1994 wurden Wählergemeinschaften gegründet
Am 12. Juni 1994
wurden gewählt:
Name Partei / Organisation
Hilde Stockmann Wählergemeinschaft Zempin (WG)
Hans Schütt WG
Werner Schön WG
Jens Hornemann WG
Kurt Schön WG
Dirk Janisch WG
Gudrun Walter FDP
Horst Ruhberg FDP
Holm Bohrer Wählergemeinschaft "Unser Zempin"
Als Bürgermeister wurde gewählt
  • Hilde Stockmann
  • Hans Schütt, 1. Stellvertreter
  • Gudrun Walter, 2. Stellvertreter
Es arbeitet jetzt
  • ein Bauausschuß (5 Gemeindevertreter, 4 Bürger) unter Leitung von Frau Stockmann
  • ein Sozialauschuß (3 Gemeindevertreter, 2 Bürger) unter Leitung von Hans Schütt
  • ein Finanzausschuß (5 Gemeindevertreter) unter Leitung von Herrn Jens Hornemann.


Verwaltung der Kommune

Verwaltung ab 1825
1825 Neuordnung der Kreise
Die Insel Usedom und die Insel Wollin werden zum Kreis Usedom - Wollin mit der Kreisstadt Swinemünde.
1. Landrat dieser Zeit war Karl Ludwig von Flemming mit einem Kreistag.
1842 bis 1.7.1882
ist Landrat Ludwig Hermann Ferno (Rittergutsbesitzer auf Ostklüne, er wurde 1895 in Ostklüne begraben.
1874
Die neue Kreisordnung wird angenommen:
Die Rittergutsbesitzer sind nicht mehr geborene Kreistagsmitglieder. - Die Ortsschulzen werden von den Bauern gewählt und verwalten ihren Ort.
1939
Regierungsbezirk Stettin, Kreis Usedom-Wollin, Kreisstadt Swinemünde
Nach dem 2. Weltkrieg (Beschluß der Potsdamer Konferenz) wurden ca. 90 km² der Insel Usedom mit der Stadt Swinemünde zu Polen geschlagen.
Die Insel Usedom wurde vorerst durch Ahlbeck verwaltet und liegt in der sowjetisch besetzten Zone.
07.10.1949
die Insel gehört zur DDR, Land Mecklenburg, Kreis Usedom
01.10.1952
Deutscher Teil der Insel Usedom und ein Teil vom Festland werden zum Kreis Wolgast mit der Kreisstadt Wolgast und gehört zum Bezirk Rostock (entlang der Küste)
18.03.1990
Erste freie Wahlen der Volkskammer - die "Modrow- Regierung" entsteht
25.05.1990
Erste freie Kommunalwahlen in Zempin - Da es noch keine neuen Parteien gibt, können Kandidaten von allen Gemeinschaften, Vereinen oder Einzelkandidaten aufgestellt werden.
03.10.1990
Einheit Deutschlands
14.10.1990
Wahlen zur Länderbildung Mecklenburg-Vorpommern mit der Landeshauptstadt Schwerin
15.04.1991
Gründung des Amtes "Insel Usedom Mitte"
Gemeinsame Verwaltung der Gemeinden Ückeritz, Loddin, Koserow und Zempin. Jede Gemeinde hat eine eigene gewählte Gemeindevertretung und einen eigenen Haushalt. Durch Umlagen wird das Amt finanziert.
01.07.1994
Kreisreform - Kreise werden zusammengelegt. Aus dem Kreis Wolgast, Kreis Anklam und Landkreis Greifswald wird der Kreis Ostvorpommern mit der Kreisstadt Anklam.
Erster Landrat des Kreis Ostvorpommern ist Herbert Kautz (CDU)

Gemeindehaus - Verwaltung

Bürgermeister Lebensläufe

Walter Bast
Heringsdorf
Partei
2006 Tochter
Bürgermeister vom 7.07.1947 - 30.09.1954 in Zempin
Er wurde am 22. Januar 1909 in Swinemünde geboren. Er wuchs mit 4 Schwestern und 3 Brüdern auf. Sein Vater war Schweizer, seine Mutter stammte aus Ahlbeck, sie war eine Fischerstochter, eine geborene Saldsieder. Durch die Arbeit des Vaters zog die Familie Bast in Hinterpommern von Gutshof zu Gutshof. So wechselte Walter Bast, als jüngster der Familie, oft 2 mal im Jahr die Schule. Die Lehrer mochten den aufgeweckten Jungen, hätten ihn gern in der Klasse behalten. Auch eine Lehre wollte ihm der letzte Lehrer gern vermitteln, aber die Eltern hatten kein Geld für eine Ausbildung, denn es mußte noch Lehrgeld gezahlt werden.
1924 zog die Familie auf die Insel Usedom, auf den Gnitz. Walter Bast wurde Landarbeiter.
Im Herbst 1926 erhielt er Arbeit als Pferdeknecht in der Domäne Mölschow, 1927 zog er als Bauarbeiter nach Zempin und Zinnowitz. Mit 18 Jahre trat er der Baugewerkschaft bei und wurde in den Vorstand gewählt als Schriftführer. In Zempin bestand zu dieser Zeit eine starke SPD - Parteigruppe. Im Herbst 1929 trat er dieser Partei bei und bekleidet dort die Stellen als Schriftführer und Kassierer. Im Herbst 1933 starb seine Mutter. 1934 heiratet er eine Frau aus Swinemünde und in diesem Jahr legte er beim Roten Kreuz als Sanitäter die Abschlußprüfung ab. Diese Prüfung und die Arbeit im Rettungswesen hatten in seinem späteren Leben großen Einfluß auf seinen Weg. Die Nationalsozialisten wollten dem SPD - Mann eine Falle stellen, denn die SPD war verboten worden. Man versuchte ihn der Nichtabrechnung der Mitgliederkasse zu bezichtigen. Aber er, der schon immer ein sehr ordentlicher und gewissenhafter Mensch war, konnte alles belegen und somit hatten sie keinen Grund ihn zu verhaften.
Als Mitglied des Roten Kreuzes wurde er von 1937 bis 1939 in den Sommermonaten in Zempin Bademeister. Im Winter fand er Arbeit in Peenemünde. Ab 1939 wurden in Peenemünde mehr Sanitäter gebraucht. Zwischen den vielen Arbeitern gab es oft auch Schlägereien, deshalb der vermehrte Bedarf.
Nachkriegszeit Bast als Bürgermeister
Am 02. November 1942 wurde er zur Sanitätskompanie des Afrikakorps eingezogen, Frau und Tochter blieben in Zempin. Schon im Mai 1943 geriet er in Tunis in englische Gefangenschaft und kam nach Oran. Dann kam es zu einer Übernahme in die amerikanische Gefangenschaft. Verladen auf Schiffen wurden die Gefangenen nach Amerika geschafft. Nach 3 Wochen auf See wurden sie vom Hafen Norfolk aus 2 Tage und 2 Nächte nach Kansas gefahren. In dem Gefangenen-Lazarett arbeitet er als Masseur. Gleichzeitig erlernte er in Kursen die englische Sprache. Im Herbst 1945 wird das Gefangenenlager aufgelöst und mit weiteren 25 Sanitätern wird er nach Nebraska gebracht. Dort hat er als aktiver Sanitäter bis Januar 1946 gearbeitet. Mit dem Zug ging es nach Oakland und dort auf ein Schiff mit vielen ehem. Gefangenen. Die Fahrt ging über den Pazifik durch den Panamakanal nach England - Liverpool. :Ein Jahr verging noch, bis er in Hull abreisen konnte und so kam er am 20.März 1947 mit dem Seesack in Zempin an.
1999 Walter Bast
2005 Walter Bast
Was für ein Anfang? Bei Bombenangriffen auf die Flakstellungen in Zempin kamen Frauen und Kinder in einem Bunker neben dem Dünensteig in Zempin ums Leben. Seine Tochter im Alter von 7 Jahren befand sich darunter. Seine Frau wurde als einzige Überlebende aus dem Bunker gerettet.
Sie sagte ihm, daß man schon auf ihn warte, der Bürgermeisterposten sei zu besetzen.
Die gewählten Gemeindevertreter wählten Walter Bast zum Bürgermeister. Am 7. Juli 1947 trat er sein Amt an. In der russischen Kommandantur, die sein Amt bestätigten, fragte man ihn, wie er sich seine Arbeit vorstelle und er sagte: "Wie die Arbeit des Bürgermeisters ist, weiß ich nicht genau, aber wie dem Menschen gegenüber des Schreibtisches zumute ist, daß weiß ich". 1948 wird die Tochter Ines in Zempin geboren. Der Anfang nach dem Krieg war sehr schwer. Es war kein Geld in der Gemeindekasse, mit den ersten Kureinnahmen konnten die Angestellten bezahlt werden, für die Bezahlung des Bürgermeisters reichte es noch nicht. Er dachte an sich zuletzt.
Sein Grundsatz war, ich kann nicht einseitige Politik als Bürgermeister machen. Ich muß mit allen sprechen und arbeiten. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht allen erst einmal zuzuhören. Das Leben hatte ihn geschult, er hat auch viel gelesen, besonders Bücher über die Deutsche Sprache.
Bei der Kreisverwaltung, die damals noch in Ahlbeck war, hatte zu Beginn seiner Tätigkeit die Gemeinde Zempin keinen guten Ruf. Kein Mitarbeiter der Kreisverwaltung wollte bei Versammlungen in Zempin Unterstützung geben, da es auch oft mit den Fischern zu Handgemengen kam. Nach einem halben Jahr hatte es Walter Bast geschafft, die Gemeinde vom letzten auf den ersten Platz im Kreis zu bringen. Er kannte die Einwohner und konnte die Leistung einschätzen, so wußte er, daß zum Beispiel der Bauer Mähl sich hart gequält hatte, um sein Soll zu erfüllen und daß es bei diesem Bauer keine Sollerhöhung geben kann. So hat er seine Bürger auch gegenüber der Obrigkeit zu schützen versucht. Er wußte dann aber auch, wenn es ernst wird, stehen die Bürger von Zempin hinter ihrem Bürgermeister.
In seiner Amtszeit wurden die Rotdornbäume gepflanzt, der Musikpavillon neu errichtet und die 3 Seen in den Straßen Zempins beseitigt (Feuerwehr/Kuhstraße, Litfaßsäule und bei Erich Knuth/B111). Viel Kampf mit der Reichsbahn und der Landesregierung kostete es, daß die Durchfahrt / Schranke an der Fischerstraße, die während des Krieges 1942 geschlossen wurde, wieder geöffnet wurde. Von der Litfaßsäule bis zur Eisenbahn mußte viel Sand und Unkraut entfernt werden, Bombentrichter gefüllt werden und neu gepflastert werden. Am 1. Mai wurde dann feierlich die Straße wieder passierbar. Auch den Wiederaufbau des Bahnhofes erreichte Walter Bast, trotz 3-maliger Ablehnung.
Walter Bast war bis 1954 Bürgermeister in Zempin. Er wäre gern noch geblieben, aber die SED brauchte in Ahlbeck einen Bürgermeister und dort hat er als Bürgermeister bis 1969 gearbeitet. Aufgrund der Arbeit zog er dann nach Ahlbeck, dem Heimatort seiner Mutter und Großeltern.
Zempin hat er aber nie aus den Augen verloren, auch heute mit 87 Jahren, weilt er oft in Zempin bei seiner Tochter, die wieder in ihren Heimatort zurückgekommen ist.
Er starb am 17.11.2006 in Zempin im Pflegeheim.
Reinhard Glosch
hatte das Amt vom 15.04.1964 bis zur Wendezeit 17.04.1990 inne. Doch war er zu diesem Zeitpunkt schwer erkrankt und der Stellvertreter übte das Amt des Bürgermeisters aus. Somit erfolgte die Übergabe ohne Probleme.
Hilde Stockmann

Bürgermeisterin Mai 1990 bis 2004

In der Geschichte Zempins war sie die erste Frau, die diese Aufgabe übernahm.
Hilde Teichmann wurde am 14.11.1938 in Pegau (Sachsen) geboren und wuchs in Böhlen bei Leipzig auf. Der Vater war Werkzeugdreher im Braunkohlenkombinat. Die Mutter stammte aus Oberfranken. Sie wuchs mit einem ein Jahr älteren Bruder auf. Der Bruder aus erster Ehe ist 13 Jahre älter und mußte im 2. Weltkrieg an die Front.
1944
wird Hilde eingeschult. Sie ist eine fleißige und aufmerksame Schülerin. Die letzten Kriegstage erlebt sie sehr bewußt mit. Das Haus ihrer Familie wird ausgebombt, doch alle sind zum Glück am Leben. Nach der 8-Klassen Schule will sie aus der Not heraus lieber Schneiderin werden, als zur Oberschule zu gehen. In Leipzig erlernt sie den Beruf der Damenmaßschneiderin. Nach der 3-jährigen Lehre besucht sie 4 Jahre lang die Modefachschule in Berlin. Sie wird Modegestalterin und arbeitet zuerst in Brandenburg in einem Knabenkonfektionsbetrieb.
1962
heiratet sie den Schiffbauingenieur Ulf Stockmann. Im Jahr 1964 erhalten sie eine Wohnung in Wolgast, wo ihr Mann Arbeit gefunden hat. Sie arbeitet bis 1973 in Greifswald in den Kleiderwerken, die Herrenmäntel herstellen. Durch die Entwurfsarbeit kommt sie in den kaufmännischen Bereich und wird später Kaufmännische Leiterin des volkseigenen Betriebes.
1973
wechselt sie nach Wolgast in den Großhandelsbetrieb für Waren des täglichen Bedarfs, als Fachdirektor für Genußmittel.
1977
zieht sie mit ihrem Mann nach Zempin. Sie haben den ehemaligen Bauernhof von Rudolf Reimer, vormals Mähl, im Ausbau gekauft.
1981
ergibt sich Arbeit in der Fischgenossenschaft "Gold des Meeres" in Zempin als Materialeinkäufer und -verwalter. Erst jetzt wird sie mit den Einwohnern des Ortes bekannt, da sie so abseits wohnten und zuvor außerhalb arbeiteten.
1990
in der Wendezeit erklärt sie sich bereit, an einer Neugestaltung der politischen Landschaft mitzuarbeiten. Als parteiloser Einzelkandidat geht sie ins Rennen, nachdem sich abzeichnete, dass bis zu diesem Zeitpunkt nur PDS (Nachfolgepartei der SED) Mitglieder sich als Kandidaten aufstellten.
Ihre Vorstellungen - Aufbau eines schönen Ortes - muss sie weit zurückstellen. Es müssen erst schwerwiegende unbequeme Probleme wie Müllplatz, Entlassungen von Erziehern der Kinderkrippe usw. geklärt werden.
Jedoch kann dann langsam mit der Ortsplanung begonnen werden. 1994 erfolgen die nächsten Kommunalwahlen, unter den Bedingungen der entstandenen Demokratie. Sie erhält als Mitglied einer Wählergemeinschaft, mit Abstand, die meisten Stimmen und stellt sich auch weiterhin dieser nicht leichten Aufgabe. Die neue Kommunalverfassung sieht nun nur noch 9 Vertreter für die Größe der Gemeinde Zempin vor. Bisher waren es 11 Vertreter. Mit 200 DM "Entschädigung" begann es 1990, nun gibt es schon 1000 DM pro Monat.
Auch nach der Amtsübergabe bleibt sie dem Ort Zempin als Ortschronistin und Mitglied des Zempiner Heimatverein weiterhin verbunden.
Werner Schön
Bürgermeister seit 2004.
Werner Schön wurde am 23.11.1954 als Sohn des Zempiner Schuhmachers Willi Schön in Heringsdorf geboren.
Er erlernte den Beruf des Drehers und arbeitete viele Jahre im VEB Vostra in Trassenheide. :Auch nach der Wende arbeitet er in dem nun privatisierten Betrieb.
Schon mit 16 Jahre trat er in die Freiwillige Feuerwehr Zempin ein. Er absolvierte alle entsprechenden Lehrgänge und ist ab 2000 Wehrführer der Zempiner FF.
1979
heiratete er und hat eine Tochter und drei Enkelsöhne.
1990
war er bereit für die Neugestaltung des Ortes. Er wurde gewählt und ist bis heute (2022) ein Mitglied der Gemeindevertretung und seit 2004 ehrenamtlich als Bürgermeister tätig.

Freiwillige Feuerwehr Zempin

Die Geschichte der FF Zempin ist in beiden Heften bis zum Jahr 2006, dem 100. Geburtstag nachzulesen.
Lothar Lewerenz - ehem. Wehrführer
* 04.01.1938 † 31.01.2022
Wolfgang Hauff - ehem. Wehrführer
* 02.03.1935 † 12.12.2022

Flurkarte Zempin von 1910

Diese Karten befinden sich im Besitz des Vereins Historische Gesellschaft Zinnowitz.


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Entwicklung des Zempiner Wappens

Blasonierung zum Wappen der Gemeinde Seebad Zempin
"Das Wappen ist durch einen Wellenschnitt geteilt von Blau und Silber, oben übereinander zwei goldene Sprotten, die untere nach links gewendet, unten ein blauer Zwillingsbalken."
Die beiden Fische stehen jeweils für die Ostsee und das Achterwasser, da Zempin direkt an beide Gewässer grenzt. Die goldene Farbe der Fische wurde gewählt, da sich in Zempin viele Fischräuschereien befanden und auch heute noch Fische vor Ort geräuchert werden.
Farbcodes des Wappens
  • Blau: HKS 49 RAL 5015
  • Gelb: HKS 5 RAL 1003


Der Graphiker Mathias Zapfe aus Weimar hat dieses Wappen gestaltet.
Das Wappen wurde 1998 unter der Nummer 0156 in die Wappenrolle des Landes eingetragen.

Entwicklung des Badewesens in Zempin

Nachdem das Badewesen mit zahlenden Gästen bereits in mehreren Küstenorten auf der Insel Usedom Einzug gehalten hat, war es nur eine Frage der Zeit bis auch in Zempin die Möglichkeit der Einwohner genutzt wurde, Urlauber zu empfangen. In folgender Tabelle lässt sich der Wachstum der Anzahl der jährlichen Badegäste gut erkennen. Vor 1904 gibt es keine genauen Angaben.

Anzahl der Badegäste pro Jahr

Jahr Gäste Jahr Gäste Jahr Gäste
1904 617 1915 551 1926 2684 1948 1830
1905 667 1916 735 1927 1985 ...
1906 744 1917 750 1928 2943 1951 4400
1907 753 1918 835 1929 3016
1908 948 1919 1287 1930 3034
1909 1081 1920 1165 1931 2922
1910 1138 1921 1720 1932 2937
1911 1546 1922 1721 ...
1912 1603 1923 2483 1935 3880
1913 1893 1924 2677 ...
1914 1615 1925 2843 ...

Zempin-Entwicklung des Badewesen bis 1932 Graphik.jpg

Quelle der Zahlen: Die Insel Usedom - Ein Heimatbuch und Reiseführer - Peter August Rolfs - 1933

Werbung Prospekte Seebad Zempin

An der Werbung kann man erkennen, wie sich der Bäderbetrieb entwickelte, wie beschwerlich die Anreise zu Beginn war und welche Preise zu zahlen waren. Im Jahr 1927 wurde das erste eigene Prospekt von Zempin erstellt und herausgebracht.

Seebad nach der Wende

Durch die Wende wurde der Tourismus quasi umgekrempelt. Die Werbung musste an die neuen Begebenheiten angepasst werden, da private Vermietung und Hotelgewerbe neu organisiert wurde. Diese Entwicklung erkennt man deutlich an den Prospekten. Darin sieht man auch, wie die Ausstattungen und Umbauten der Ferienwohnungen vorangingen. Neue Hotels und Gewerbebetriebe warben jetzt für sich.
Die schwarz/weißen Verzeichnisse von 1993-1999 bekamen, wie abgebildet, lose farbige Umschläge.
Durch die zunehmende Verbreitung des Internets bildet die heutige Werbung der Gemeinde nicht mehr die gesamte Vermietung des Ortes ab.


Musikpavillon - Kurmuschel Geschichte

Der Tourismus begann im Fischerdorf Zempin 1865 mit dem Bau in der heutigen Waldstraße der „Zempiner Waldhalle“ durch Friedrich SCHOHL, ein Kapitän aus Wolgast.

Auf der Postkarte um 1900 steht am Gebäude - Restaurant & Cafe und es wird genannt „Zempiner Waldhalle“.

1908 wurde Zempin im Prospekt der Deutschen Ostseebäder erstmals genannt. Um als „Seebad“ Kurtaxe nehmen zu können, mussten Badestege und Badehäuser für Damen und Herren mit 75 m Abstand auf den Strand genehmigt und gebaut werden.

Zur Unterhaltung der Gäste wurde vertraglich für den ganzen Sommer eine Kapelle verpflichtet. Die Familien nahmen hier Unterkünfte und die Kinder gingen in Zempin in die Schule. Diese Musiker spielten in den Tanzsälen in der Waldstraße und bei schönem Wetter in Strandnähe in einem Musikpavillon. Fotos aus den 1920er Jahren zeigen ein recht offenes aus Holz gestaltetes Gebäude mit Rohr gedeckt. Die Masten auf dem Kurplatz tragen die Stromleitungen mit Kugelleuchten und sie erhellten den Platz am Abend.

Das Waldgebiet gehörte während des Krieges für die Erprobung und Ausbildung an V1 Waffen zu „Peenemünde West“ und wurde eingezäunt. Der Musikpavillon verschwand.

Für die V1 wurden Betonbahnen verlegt - „Zempin ist mit Betonbahnen wie mit Spinnenbeinen durchzogen“ schreibt Hermann Heinz Wille in seinen Wanderheften.

Unter Bürgermeister Walter Bast wurde 1952 ein Musikpavillon mit einem hölzernen Resonanzboden errichtet. Die Zuhörer saßen erst in Liegestühlen, später auf Bänken. Auch die Zempiner Schüler bereicherten das „Kulturprogramm“ durch Musizieren und Sportvorführungen. Die Ostsee nagt mit mehreren Sturmfluten an unserer Küste und so stand der Pavillon 1995 am Abgrund. Nach dieser Sturmflut musste der Pavillon abgerissen werden.

Mit Hilfe von Fördermittel konnte 1999 mit dem Bau eines achteckigen Pavillons begonnen werden. Dieser ist eine Stahlkonstruktion. Davor eine runde Tanzfläche mit Granit belegt. Die „Ückeritzer Dörpkapell“ gab das erste Konzert im Mai 2000 in diesem Pavillon.

Im Dezember 2011 wurden der neue Kurplatz mit Bühne und Promenade am Hauptzugang zum Strand eingeweiht.

Inselhof am Achterwasser


Text der Infotafel am Inselhof VINETA (2018):

Die ersten schriftlichen Nachweise eines eigenen Landwirtes auf diesem Grundstück am Achterwasser in Zempin finden wir im Jahre 1882. Eingetragen im Grundbuch ist Albert Holtz. :Bis 1929 bleibt diese Bauernstelle in der Familie. Erst nach der Weltwirtschaftskrise kommt es in verschiedene Hände. Der Besitzer Andreas Schmidt betreibt ca. 1932 einen kleinen Ausschank und bietet einfache Speisen an.
In Berlin versuchen im Jahr 1932 junge Menschen, neue Existenzen aufzubauen. Eine Werkgemeinschaft gründet sich, die biologischen Gartenbau, Landwirtschaft und Kunsthandwerk gleichzeitig betreiben will. Sie suchen eine Gegend, wo sie auch Absatz für ihre Produkte haben. Gretel Lührsen, in Berlin wohnend, die mit dem Maler Otto Niemeyer-Holstein bekannt war, wurde durch ihn auf Zempin und den alten, vernachlässigten Bauernhof am Achterwasser aufmerksam.
Die Werkgemeinschaft pachtete die Grundstücke mit dem Hof und gab ihm den Namen „Inselhof“. Zur Werkgemeinschaft gehörten Mitglieder der Familie Lührsen. Gretel war ein Gründungsmitglied, ihr Bruder Hannes, der Architektur in Berlin studierte, plante die Umgestaltung des Hofes. Etwas später kam die Mutter, Witwe Mathilde geb. vom Hirsch, aus dem Dithmarschen stammend und brachte große Kenntnisse der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung mit. Die Kinder Reimer und Thelse zogen mit nach Zempin. Die Werkgemeinschaft wollte den Hof kaufen, aber ein neues Gesetz war erlassen, dass nur „landwirtschaftsfähige“ Personen einen Hof übernehmen dürfen. Daraufhin löste sich die Werkgemeinschaft auf und zurück blieben nur Mutter Mathilde und die beiden jüngsten Kinder und ein Berg Schulden. Reimer wurde in einem landwirtschaftlichen Betrieb ausgebildet und konnte somit Besitzer werden, bis zur Volljährigkeit übernahm seine Mutter die Vormundschaft. Nun half Bruder Hannes tatkräftiger. Mit Freunden und Werbung wurde das Konzept der Werkgemeinschaft verwirklicht und es ging auf!
Tourismus, Landwirtschaft und Kunstgewerbe mit Hilfe von Studenten. Erdbeeren pflücken, am Strand baden, Material zum Basteln sammeln. Diese Produkte wurden dann in der „Bunten Stube“ verkauft. In der Gaststätte wurde selbstgebackene Erdbeertorte mit Schlagsahne zum Markenzeichen. Auch ein Streichelzoo, Reitpferde, Pensionszimmer und Tanzabende zogen Gäste an. Zempin gehörte im Zweiten Weltkrieg mit zum Sperrbezirk Peenemünde West und zu dieser Zeit wurde der Gasthof Ausflugziel der „Peenemünder“.
Eine genaue Beschreibung des Lebens zu dieser Zeit im „Inselhof“ findet man im Roman von Ruth Kraft „Insel ohne Leuchtfeuer“. Dabei wird der Inselhof zum Boddenhus.
Wernher von Braun war mit der Familie Lührsen befreundet und zog nach der Bombardierung von Peenemünde für einige Zeit in den Inselhof.
Der verwundete Reimer Lührsen wird zum Kriegsende von den Russen nach Fünfeichen bei Neubrandenburg gebracht. Eine weitere Spur war nicht zu finden.
Hannes Lührsen, der als Architekt in Peenemünde gearbeitet hatte, heiratet und geht mit Wernher von Braun in die USA.
Mathilde L. verlässt, nachdem sie das „Soll“ für die Ablieferung nicht schafft, die Heimat in Richtung Westen und verpachtet das Grundstück.
In den siebziger Jahren bauten die Betriebe Elektromotorenwerke Thurm (Sachsen), das Getreidekombinat Angermünde und die Hochschule für Staat und Recht in Babelsberg die Ferienhäuser. Sie bauten eine neue große Gaststätte, die öffentlich vom KONSUM betrieben wurde.
Nach der Wende wurde die Anlage geschlossen bis zur Regelung der verschiedenen Grundstücke für die neuen Eigentümer.
Die Inselhof GmbH eröffnete 1996 die Anlage. Die Bettenhäuser der Hochschule wurden durch den Verein Sozialwerk e.V., welcher dem Finanzministerium des Landes Brandenburg untersteht, verwaltet.
Durch die Insolvenz der Inselhof GmbH kam die Anlage 2010 zur Inselhof VINETA GmbH. Die Erweiterung der Terrassen und das besondere Flair für Hochzeiten ist für Zempin ein Erlebnispunkt am Achterwasser geworden.


1996
nach dem damaligen Kenntnisstand zur Einweihung des "Inselhofes" nach der Wende:
1932 Inselhof Lageplan Hannes Lührsen
1932 Grundstücke
Lührsen Zempin
Familie Lührsen
Lage ds Bunkers für den Inselhof
Thelse Sterbeurkunde, Mutter vom Hirsch
Der Inselhof war ein Bauernhof am Achterwasser und wurde später zur Gastwirtschaft zum Achterwasser. 1928 schaffte die tüchtige Ostfriesin Mathilde Lührsen geb. vom Hirsch eine gut gehende Gastwirtschaft und nannte ihn Inselhof.
Werksstudenten der Berliner Universitäten verbrachten im Sommer hier ihre Ferien und einen Teil des Tages arbeiteten sie. Die Studentinnen lernten neben den Arbeiten in der Hauswirtschaft, das Spinnen von Wolle und das Weben. Die Studenten arbeiteten im Stall und auf den Feldern, fertigten kunstgewerbliche Dinge aus Holz, Bernstein und anderem Material an. In der Bunten Stube wurden diese Arbeiten ausgestellt und zum Verkauf angeboten. In Berlin war der Inselhof gut bekannt.
In den dreißiger Jahren kamen Nobelkarossen zum Inselhof, von einem Liebesnest wurde im Dorf gemunkelt. Von tollen nächtelangen Feiern mit Servierdamen, in Tüll gekleidet, war die Rede.
Ende der dreißiger Jahre kam aus Peenemünde Wernher von Braun mit seinem ::Gefolge, um im Inselhof zu speisen und zu feiern.
In den siebziger Jahren haben sich der Betrieb Elektromotorenwerke Thurm (Sachsen), das Getreidekombinat Angermünde und die Hochschule für Staat und Recht Babelsberg zusammen- getan und die Ferienhäuser gebaut. Der alte Inselhof wurde abgerissen und eine große Halle mit Küche für die Versorgung der Betriebsurlauber gebaut. Bewirtschaftet wurde die Gaststätte vom KONSUM. Von 1990 bis 1996 wurden nur ein Teil der Betten vermietet, die Gaststätte war geschlossen.
Juni 1996 - eine GmbH mit jungen Geschäftsführern aus Zempin hat es geschafft, die verschiedenen Eigentumsverhältnisse des Grund und Bodens und der Gebäude zu vereinigen und führt dies als FERIENPARK INSELHOF mit Ferienwohnungen, Zimmern und Gaststätte. Die Gemeinde Zempin wünscht dem Team viel Erfolg und zufriedene Gäste.
Zempin, den 09.06.1996, Stockmann Bürgermeisterin


Inselhof Zempin Flurstück 278, Flur 1
das Grundbuch weist folgende Eigentümer aus:
  • 1882 Holtz, Albert - Landwirt
  • 1929 Pick, Hedwig geb. Labs - Hausbesitzerin in Gollnow
  • 1931 Schmidt, Andreas - Landwirt
  • 1938 Lührsen, Reimer - Landwirt
  • 1947 Land Mecklenburg, Hauptverwaltung Landeseigene Betriebe in Schwerin
  • 1948 Eigentum des Volkes
  • 1951 Rechtsträger Mecklenburgische Grundstücksgesellschaft mbH zu Schwerin Rat der Gemeinde Zempin

Die Geschichte des Inselhofes Zempin

In dem 1933 erschienen Heimatbuch und Reiseführer - Insel Usedom - steht geschrieben: ::Unmittelbar am Achterwasser in Zempin liegt das idyllische Ausflugslokal "Der Inselhof" Der "Inselhof", ehemals ein Bauernhof, wurde später zu einer ländlichen Gastwirtschaft erweitert. Hier wurde der Einkehrende mit einfacher aber gesunder Hausmannskost bewirtet.....
Der erste Name des Gasthofes war "Gastwirtschaft zum Achterwasser". Im Grundbuch finden wir 1882 die Eintragung - Besitzer: Albert Holtz, Landwirt.
1929 folgt die Eintragung Hedwig Pick, geb. Labs, Hausbesitzerin in Gollnow.
1931 übernimmt Landwirt Andreas Schmidt das Anwesen.
Danach finden wir den Eintrag 1938 Reimer Lührsen, Landwirt. Die Familie Lührsen führte dann den Bauernhof mit der Gaststätte. Die kunstgewerblichen Arbeiten leitet Frau Lührsen selbst an. Freund des Hauses war Wernher von Braun und so traf man sich hier zu Festen und Geschäftsessen. Auf Grund des Kriegsendes ging die Familie Lührsen, wie auch Wernher von Braun in die USA. Die Grundstücke wurden lt. Erlaß der russischen Besatzer enteignet (1945-1949). Die Geschwister der Familie Lührsen, die in den USA geboren und groß wurden, hörten die Eltern und Freunde über die schöne Insel Usedom und ihren Besitz in Zempin liebevoll erzählen. Das Herz der Eltern hing bis an ihr Lebensende am Inselhof. Als die Tochter erwachsen war, kam sie nach Deutschland, heiratete und zog nach Krehfeld. Der Bruder blieb in den USA. Die Erben versuchten das Eigentum wiederzuerhalten. Doch die Gesetze nach der Wende lassen dies nicht zu.
Alfons Müller pachtete von 1945 an die Landwirtschaft mit der Gaststätte vom Landratsamt des Kreises Usedom in Bansin für damals 800,- RM. In der Vereinbarung vom 20.11.1945 steht, dass der Vertrag gelöst werden kann, wenn Reimer Lührsen aus der Kriegsgefangenschaft zurückkommt und den Wunsch haben sollte, den Hof selbst zu bewirtschaften. Ab 1954 hat Alfons Müller immer größere Schwierigkeiten das geforderte Soll abzuliefern. 1956 gibt es ein Gerichtsverfahren der Gemeinde gegen den Pächter. Daraus ergibt sich, dass ab 01.06.1956 die Gastwirtschaft an die Konsum - Genossenschaft Zinnowitz (Wohnhaus mit Küche, Lokal und Wirtschaftsanbau, Nebengebäude, Toilette, Garten und Liegewiese am Achterwasser) für 1600,- DM verpachtet wurde. In den siebziger Jahren haben sich der Betrieb Elektromotorenwerke Thurm (Sachsen), das Getreidekombinat Angermünde und die Hochschule für Staat und Recht Babelsberg zusammengetan und die Ferienhäuser gebaut. :Der alte Inselhof wurde abgerissen und eine große Halle mit Küche für die Versorgung der Betriebsurlauber gebaut. Bewirtschaftete wurde die Gaststätte vom KONSUM. Von 1990 bis Mai 1996 wurde ein Teil der Betten vermietet, die Gaststätte war geschlossen. Am 9.Juni 1996 konnten die jungen Zempiner Geschäftsführer der Inselhof GmbH die Neueröffnung feiern. Sie haben es geschafft, die komplizierten Eigentumsverhältnisse des Grund und Bodens und der Gebäude zu lösen, und diese zu vereinigen. Sie führen den Ferienpark Inselhof mit Ferienwohnungen, Zimmern und Gaststätte.
1998 Geschichte beschrieben von Hannes Lührsen
Im Juni 1998 besuchten die Kinder von Hannes Lührsen aus den USA Zempin. In einer Runde mit Senioren, die den Vater noch kannten, kam es zu interessanten Gesprächen. Der Grund auf die Insel Usedom zu kommen war zu erfahren, ob sie die Grundstücke mit dem Inselhof zurückbekommen können.
Da aber der Hof auf den jüngsten Sohn Reimer Lührsen (da er eine landwirtschaftliche Lehre gemacht hatte) im Grundbuch stand, der in der Wehrmacht gedient hatte, gab es keine Möglichkeit. Wobei Reimer nach Ende des Krieges nach "Fünfeichen" bei Neubrandenburg verschleppt wurde und es keinen Hinweis seines Lebensende gibt. Ein Lehrer aus Zempin, der ihn dort gesehen hatte und wieder nach Zempin zurück kam, berichtete dies.
Wir, die Gemeinde Zempin, haben über Neubrandenburg und das Rote Kreuz 1999 gesucht, aber nur negative Antworten erhalten. Reimer war verheiratet und hatte eine Tochter, aber mehr Angaben konnten wir nicht finden.
Thelse Lührsen hatte uneheliche Zwillinge bekommen, die sie weggegeben hat. Sie ist an Brustentzündung und Gram darüber verstorben. 1980 hat das Staatliche Notariat Wolgast die Erben der Familie Lührsen öffentlich gesucht und nicht gefunden.

1935 Inselhof Zempin

Eine Chronik über einen Ort, eine Familie oder ein Gebäude ist nie richtig fertig. Um eine Chronik zu erstellen steht am Anfang das Sammeln von Schriftstücken, Bildern und Erzählungen. Oft kommt einem der Zufall zu Hilfe, wie unser Beispiel zeigt.
2003 erhielten wir einen Aufsatz einer Schülerin des Bismarck – Oberlyzeums zu Berlin – Steglitz aus dem Jahre 1935.
Diesen Aufsatz und Fotos sandte uns Herr Helmut Friedrich, da er im vergangenen Sommer wieder mal im Inselhof Zempin verweilte und Erinnerungen geweckt wurden, ein.
Er teilte uns den Namen der Schreiberin - Ursula Radtke – mit, die 1920 geboren wurde und soll bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen sein.


1940 Pflichtjahr im Inselhof

Christa Graf geb. Frey 1924 - 2016 berichtet
Ich konnte dann, auf Nachfrage bei Frau Lührsen, auf dem Inselhof Zempin anfangen. Habe gleich, nachdem ich arbeitsfähig geschrieben war dort angefangen. Es war wohl der 15. April 1940. Mit dem Berufsleben fing es gleich gut an. Auf dem Inselhof war es für mich wieder eine Umstellung, aber auch diese habe ich gepackt.
Christa Graf geb. Frey
Christa harkt
Schild an der Hauptstraße
Um sieben Uhr begann die Arbeitszeit. Das erste war ganz streng: ein Kopftuch und eine Schürze umbinden. Anschließend gab es mit der ganzen Familie an einem großen Tisch im „Mehrzweckzimmer“ Frühstück. Es waren noch zwei junge Burschen, sicher Studenten, dort. Bei Tisch wurde auch gleich die Arbeit eingeteilt.
Meine erste Beschäftigung morgens war dann 30 Hühner im Stall greifen. Frau Lührsen hat sie getastet, ob sie ein Ei legen werden. Wurde ein Ei erwartet, musste das Huhn im Stall bleiben, sonst konnte es ins Freie. Mittags ging das gleiche Spiel wieder los. Ansonsten gab es immer Arbeit, so bei der Essenvorbereitung für sieben bis acht Personen oder Unkraut zupfen und die Beete in Ordnung halten, mittags die Küche sauber machen.
Im Sommer habe ich mit noch einem Mädchen, etwa 10 Jahre alt, das ganze Kaffeegeschirr von der Gaststätte abgewaschen. Nachmittags war im Inselhof immer großes Kaffeegeschäft. Wenn Zeit war, habe ich auch der Tochter Thelse beim Kuchenbacken geholfen. Es gab nur Hausgebackenes.
Harken hat mir schon immer Spaß gemacht und so habe ich oft die ganze Fläche von der Kaffeeterrasse, wo kleine Tische mit je vier Liegestühle standen mit hübschen karierten Tischdecken, säuberlich geharkt. Die ganze Familie Lührsen hat sich darüber gefreut und ich bekam oft ein Lob. Wie ja geschrieben steht, kamen auch die „Peenemünder“ zum Kaffee. So kannte ich dann schon vom Sehen: Wernher von Braun, Riedel, Dornberger usw.
Am 15. September 1940 endete dann mein Pflichtjahr. Frau Lührsen gab mir ein gutes Abschlusszeugnis und betonte darin, dass sie mich mit doppelten Gehalt löhnen könnte, weil ich ihr eine große Hilfe in schweren Kriegszeiten war. Ich bekam im Monat 20 Mark.
Im Sommer 1941 fragte mal Frau Lührsen, ob ich sonntags nicht im Kaffeegarten helfen möchte. Natürlich habe ich zugesagt und so war ich sonntags Nachmittag auch noch beschäftigt. War doch ein fleißiges Kind! Es hat mir Spaß gemacht. Wir trugen halbe Schürzen in rot, grün, blau usw., je nachdem, wie sie zu unseren Kleidern passten.
Es gab hausgebackenen Kuchen (auf Marken), Malzkaffee, auch Likör und kalte Ente (Zitronenbowle). Ich glaube ich bekam außer dem Trinkgeld etwa drei Mark, keinen Lohn. Aber ich arbeite gern und lernte auch viele Leute kennen. Jedenfalls war ich beliebt und wurde in Peenemünde angesprochen, die mich im Inselhof gesehen hatten. Um 18 Uhr war Feierabend für mich, musste ja am nächsten Morgen wieder zur Arbeit. Am Wochenende musste ich auch meine Sachen (Pullover, Röcke, Strümpfe – bunte Wäsche) waschen und in Ordnung halten.
Nach Saisonende bat mich Frau Lührsen doch auch im Winter sonnabends oder sonntags zu kommen, wenn die „Peenemünder“ kamen. Meistens waren es 3 – 4 Personen der Leitung. Oft auch Wernher von Braun. Die Herren saßen dann im Wohnraum von Frau Lührsen an einem kleinen Tisch und ließen sich Kaffee und selbstgebackenen Kuchen (oft Käsetorte) schmecken. :Ich bediente sie und musste Kaffee ein- und nachschenken.
Wie oft habe ich Wernher von Braun gefragt, ob ich noch nachschenken darf!! Sie unterhielten sich ganz locker und lachten viel. Ich saß etwas abseits am Ofen mit der hübschen Schürze und durfte nebenbei Hannes Socken (ältester Sohn des Hauses) stopfen. Frau Lührsen arbeitete am Schreibtisch, es war richtig familiär.
Das Wohnzimmer war ca. 15 qm groß. Inventar: 1 großer Esstisch mit sechs Stühlen, 1 Schreibtisch mit Stuhl und der besagte kleine Tisch mit vier Stühlen. Alles war im rustikalen Stil, außer dem Schreibtisch. Eigentlich war es immer ein Tag am Wochenende. Die Herren kamen so gegen 16 Uhr und blieben etwa zwei Stunden.

Inselhof Ruth Kraft und Wernher von Braun

Die Schriftstellerin Ruth Kraft hat in ihrem Buch "Insel ohne Leuchtfeuer" den Inselhof als "Boddenhaus" beschrieben.
In diesem Schreiben von 2011 schreibt Ruth Kraft über den Inselhof: Wernher von Brauns "Zufluchtsoase" und dass auch Magnus von Braun im Inselhof war. Auch bestätigt sie, dass nach dem Bombenangriff auf Peenemünde Wernher von Braun eine Zeit im Inselhof Zempin gewohnt hat. Auch besaß er ein kleines Flugzeug "Fieseler Storch", mit dem er auf der Greifswalder Oie landete.
In Zempin wurde erzählt, dass er damit auch zum Inselhof gekommen sei.

Dr. Wernher von Braun Biographie

Im Inselhof am Achterwasser wurden zum Andenken an die Besuche von Wernher von Braun ein Portrait und ein Foto beim Segeln mit näheren Angaben über sein Leben vom Alabama Space und Rocket Center angebracht, welche im September 2000 vom Förderverein Peenemünde und von ehemaligen Peenemündern übergeben wurde.
Darauf steht geschrieben
Den Inselhof Zempin
besuchte Dr. Wernher von Braun
mit Freunden und Mitarbeitern
aus Peenemünde nach Segeltouren
auf dem Achterwasser
Biographie (gekürzt)
Wernher von Braun wurde am 23. März 1912 in Wirsitz, Provinz Posen, als Sohn von Magnus Freiherr von Braun, und seiner Frau Emmy geb. von Quistorp, geboren.
1930 legte er sein Abitur an der Hermann-Lietz-Schule in Spiekeroog ab. Anschließend studierte er Maschinenbau an den Technischen Hochschulen in Berlin und Zürich und promovierte im Jahre 1934 an der Friedrich-Wilhelm-Universität zu Berlin zum Doktor der Philosophie, Fachrichtung Physik, mit einer Dissertation über „Konstruktive, theoretische und experimentelle Beiträge zu dem Problem der Flüssigkeitsraketen“
Bereits im Jahre 1930 schloss er sich dem Verein für Raumschifffahrt an und begann sich mit den Ideen und Plänen zur Verwirklichung der Raumfahrt zu beschäftigen. Während seines Studiums in Berlin beteiligte er sich in seiner Freizeit an praktischen Versuchen zur Entwicklung von Flüssigkeitsraketen, die zunächst unter der Leitung von Professor Hermann Oberth und anschließend unter der seines Assistenten, Dipl. – Ing. Rudolf Nebel, auf dem „Raketenflugplatz Berlin“ durchgeführt wurden.
1932 wurde Wernher von Braun Leiter der Raketenversuchsstelle des Heereswaffenamtes in Kummersdorf und 1937 technischer Direktor der Heeresversuchsanstalt Peenemünde. Unter seiner Leitung fand die Entwicklung und Erprobung des Aggregates A4, der ersten modernen Großrakete statt, die unter der Bezeichnung V2 zum militärischen Einsatz kam.
Mit über 100 seiner engsten Mitarbeiter siedelte er im September 1945 in die USA über und war zunächst in Fort Bliss, Texas, und ab 1950 im Redstone Arsenal in Huntsville, Alabama, im Auftrag der amerikanischen Armee mit Projekten zur Erforschung der höheren Atmosphäre sowie der Entwicklung ballistischer Raketen (Redstone, Jupiter, Juno und Pershing) beschäftigt. Im Januar 1958 gelang der von ihm geleiteten Entwicklungsgruppe der Start des ersten künstlichen Planeten - Pionier IV. Auch für die ersten Weltraumflüge der amerikanischen Astronauten Shepard und Grissom, deren Mercury-Kapseln in ballistische Flugbahnen gebracht wurden, kam die in Huntsville entwickelte Redstone-Rakete zum Einsatz.
Im Jahre 1960 wurde Wernher von Braun zum Direktor des neu gegründeten George C. Marshall Space Flight Center der National Aeronautics and Space Administration in Huntsville ernannt. Er leitete dort die Entwicklung der Saturn-Trägerraketen für das Apollo-Mondlandeprojekt der Vereinigten Staaten. Mit dem von einer Saturn V gestarteten Apollo II-Raumschiff führten die Astronauten Armstrong und Aldrin am 20. Juli 1969 die erste bemannte Landung auf dem Mond durch. Unter der Leitung von Wernher von Braun wurde außerdem im Marshall Space Flight Center mit der Entwicklung des Skylab begonnen, einer Raumstation, in der 1974 drei Besatzungen amerikanischer Astronauten langfristige Experimente im Weltraum sowie intensive Sonnenforschung und Erdbeobachtungen durchführten. Ferner begann in den endsechziger Jahren in Huntsville die Ausarbeitung von Plänen für einen wiederverwendbaren Raumtransporter, die zur Entwicklung des Space Shuttle führten.
Im März 1970 wurde Wernher von Braun als Direktor für Zukunftsplanung der Nationalen Aeronautics and Space Administration nach Washington, D.C. berufen und war dort bis zu seinem Ausscheiden aus der NASA im Juni 1972 für die Planung und Koordinierung der zivilen Zukunftsprojekte der amerikanischen Raumfahrt verantwortlich.
Im Juli 1972 übernahm Wernher von Braun die Position des Direktors für technische Entwicklung der Fa. Fairchild Industries, Germantown, Maryland, in der er sich vornehmlich mit dem Einsatz von Satelliten für Kommunikation und andere Verwendungszwecke beschäftigte.
Infolge anhaltender schwerer Erkrankung trat er im Januar 1977 in den Ruhestand. Er starb am 16. Juni 1977.
Für seine Verdienste um die Raumfahrt und das amerikanische Raketen- und Raumfahrtprogramm wurden Wernher von Braun zahlreiche hohe Auszeichnungen und die Ehrendoktorwürden einer großen Reihe amerikanischer Universitäten und Hochschulen sowie seiner früheren Alma Mater in Berlin zuteil.
Wernher von Braun, der im Jahre 1947 Maria von Quistorp in Deutschland heiratete und anschließend mit ihr in den Vereinigten Staaten lebte, hat drei Kinder, Iris, Margrit und Peter, die alle in den USA geboren wurden.

Wernher von Braun 01.04.2012 Karlshagen - 100. Geburtstag

Vortrag von Axel Kopsch (führender deutscher Weltraumexperte)
Er erklärte:
"Die Voraussetzung für solche Ingenieursleistungen sind die gute deutsche Schulbildung in allen Bereichen - bis zur Lehrausbildung. Viele Nobelpreise zu dieser Zeit, Menge der Energie in Deutschland auf Weltniveau.
Nach einem Buch von Oberth - der für die Rakete die Aufhebung der Gravitation in mathematischen Formeln zusammenfasste - merkte der Oberschüler Wernher von Braun, dass er mehr lernen muss."
Finanzielle Zuschüsse gab es erst ab ca. 1943.
Peenemünde ist die WIEGE (wie ein Baby, das noch erzogen werden muss, aber alles dazu da ist) der Raumfahrttechnik - Das A4 war voll funktionsfähig und „felderprobt“. Die Allierten hatten alles bis zur Betriebsanleitung übernommen und mit deutschen Wissenschaftlern weiterentwickelt.
Braun erhielt 1955 die Staatsangehörigkeit der USA.
1960 hat er das Bundesverdienstkreuz erhalten, da er Deutschland gut im Ausland vertrete.
Ca. 1950 haben britische Wissenschaftler ihm die Mitgliedschaft angetragen - obwohl Raketen auf England Tode gefordert haben.
Deutsche Wissenschaftler wurden durch die Russen mit Familien aus Thüringen nach Baikonur gebracht.
Heute weltweit Weiterentwicklung für zivile und militärische Ziele.
Sputnik der Russen - Schock für USA - aber friedlicher Aspekt - heute bis zur Raumstation global - friedlich!
  • Hermann Oberth - Die Rakete zu den Planetenräumen. 1923. (Nachdruck: Michaels-Verlag, 1984, ISBN 3-89539-700-8)

Bildergalerie Inselhof

Flügelbombe V1

Kommandeur des Artillerie-Versuchskommandos der Kriegsmarine (Zempin), von Mai 1944 bis Kriegsende,
Von September 1943 bis Mai 1944 war er Kommandeur des Artillerie-Versuchskommandos in Zempin.
Im Herbst 1943 wurde die Verlegung eines deutschen Sonderverbands, des Flak-Regiments 155 (W) von Zempin nach Nordfrankreich festgestellt.


Dieses Gerät war das erste unbemannte und sprengstoffbeladene Flugzeug der Welt. Sie wurde ab 1942 auf der Insel Usedom bei Peenemünde und Zempin getestet und zur Serienreife gebracht.
Im Juli 1943 wurde das Lehr- und Versuchskommando Wachtel für die V1 unter Leitung des Oberst Max Wachtel aufgestellt.
Im Meßhaus der Kriegsmarine, am Strand von Zempin, war in einem flachen Ziegelsteinbau der Stab des Flakregiments 155 (W) untergebracht. Täglich wurden 6 Stück V1 in Peenemünde und Zempin zur Einweisung und Erprobung benötigt.
Diese Flugbombe hatte während der Entwicklung verschiedene Bezeichnungen: Fi 103 – nach dem Entwicklungswerk FIESELER, dann eine Tarnname – KIRSCHKERN, FZG 76 – Flakzielgerät - Bezeichnung durch das Versuchskommando Wachtel, MAIKÄFER Tarnname ab 21.04.1944 an der Front Nordfrankreich/Belgien, V1 – Vergeltungswaffe Nr. 1 – nach dem ersten Einsatz im Juni 1944 nach London, so genannt von Goebbels im Rundfunk und DUDELSÄCKE von den Engländern so benannt wegen des brummenden Fluggeräuches.
Die Erprobung der Flugbomben und der Startrampen unter Einsatzbedingungen sowie die Ausbildung des Bedienungspersonals erfolgte mit den sogenannten „Walter-Schleudern“. In den Feldstellungen I und II , die zwischen den Orten Zinnowitz und Zempin errichtet wurden.
Ob die unvollständige Feldstellung III nahe Zinnowitz genutzt wurde ist nicht nachgewiesen.
Von der Herstellungsfirma im Süden, 16oo km entfernt, kamen die zerlegten Waffen – drei Stück in einem Bahnwaggon – Flügel und Ruder gesondert verpackt, auf dem Bahnhof Zempin an. :Hier war eine Gleisanlage mit Entladerampe errichtet worden. Von dieser Rampe wurden Betonbahnen gebaut, um die Teile besser in die Feldstellungen transportieren zu können.
Die Bahnhofstraße wurde zusätzlich direkt an die heutige B111 angeschlossen.
Auch die weiteren Wege im Wald und die Haupteingänge erhielten Betonbelag. Diese sind 2 Meter breit. Viele Teilstücke der Wege werden heute noch genutzt, z.B. als Radwanderweg.
Der erste Abschuss in Zempin erfolgte am 20.09.1943.
Die Betonbahnen im Wald –
Die vielen mit Beton befestigten Wege in Zempin, besonders im Küstenwald, sind um 1942 entstanden mit der Errichtung der Abschussrampen für die V1. Hermann Heinz Wille schreibt 1953: „ …Das kleine Zempin, mit den wie Spinnenbeinen in alle Richtungen verlaufenden Betonrollbahnen …“
Durch die Straßenbaumaßnahmen im Ort ab 2006, so am Bahnhof, der Kurpromenade und der Weg zum Campingplatz, musste der Beton weichen. Der Radwanderweg führt noch teilweise über dieses Material.
Walter-Schleuder
Eine Walter-Schleuder, aus dem Einsatzort Pas de Calais, welche die Geschosse vor allem auf London gerichtet hatte, wurde von den britischen Truppen erbeutet. Die 48 m lange und ca. 6 m breite Abschussrampe, bestehend aus acht Teilen, kam später ins Luftfahrtmuseum Twenthe in den Niederlanden. Von diesem Museum hat das Peenemünder Museum das Exponat erworben und im März 2006 kam es in Peenemünde an. Die dazugehörigen Stelzen wurden von einer Wolgaster Firma nachgebaut.
Zur Vorbereitung und Bedienung jeder Abschussrampe wurden ca. 40 Personen benötigt. So wurden die Soldaten z.B. in errichteten Baracken in der Dorfstraße untergebracht. Einige Soldaten waren für die Erprobung eingesetzt, andere wurden nur ausgebildet, um dann nach Frankreich geschickt zu werden, um dort diese Waffe auf Großbritannien, Belgien und die Niederlande abzuschießen.
Angaben aus „Trümmer einer vergangenen Zeit in Zempin
Technische Daten - V1
Startgeschwindigkeit 350 – 400 km/h
Reisegeschwindigkeit 600 km/h (580 – 775)
Flughöhe (nach Einstellung) 500 – 2000 m
Reichweite (nach Einstellung) 250 km (maximal 375)
Gesamtgewicht 2 – 2,2 t
Nutzlast 1 t
Sprengstoffgewicht (ohne Hülle) 900 kg (830 – 900)
Kraftstoff (nach Reichweite) 520 kg / 600 l (maximal 690)
Druckluft 2 x 75 l / 150 bar
Technische Daten - Schleuder
Länge 45 m
Steigung 6° bzw. 1m pro 12m
Wasserstoffperoxid 70 l
Kaliumpermanganat 6 l
Druckluft 2 Flaschen 250 bar
Schleuderzwir 1 sec
Druck auf Kolben 50 bar
Kolbenkraft 40 t
Leistung Schleuder 25.000 PS; entspricht ca. 20.000 kW
Literatur
Hermann Heinz Wille – "Usedom" 1953
Martin Kaule – "Ostseeküste 1933-1945"; Ch. LinksVerlag, Berlin 2009
Harald Tresp und Sven Grempler – "Trümmer einer vergangenen Zeit in Zempin" - Herausgeber Gemeinde Zempin im November 2000
Film
Geheime Kommandosache - Lehrfilm zur V1
Bilder

Kriegsende

Wanderung der Mütter

Siehe auch Zempiner Heimathefte 2 pdf
Eva Schmidt geb. Krüger
Es erging der Befehl, dass alle kinderreichen Familien und alte Leute von der Insel gebracht werden sollten. Wir hatten vier Tage Zeit uns vorzubereiten. Unsere Mutter nähte jedem von uns einen Rucksack, der Größe angepasst und packte die notwendigsten Sachen ein. Am 07. April 1945 ging es vom Zempiner Bahnhof los. In Güterwagen wurden wir abtransportiert.
In Stadt Usedom war unser erster Halt. Wir hörten schon den Kanonendonner. Keiner wusste wohin wir evakuiert werden sollten. Unsere Mutter besorgte sich vom Bahnhof Brennmaterial, von der Lok die Kohlen. Sie heizte mit einem Kanonenofen den Waggon und kochte aus allen Zutaten, die jeder gab, eine warme Suppe. Es schmeckt uns allen und es bekam den Namen „Quer durch den Garten“.
Unser Zug setzte sich plötzlich in Bewegung und es ging in Richtung Stralsund. Das Ziel war unbekannt. Die Strecke nach Flensburg war durch Bomben zerstört. Nun ging es Richtung Rügen. Verpflegen mussten wir uns selbst. Es wurden nur Getränke herausgegeben. In Bergen sahen wir die vielen Verwundeten, die aus der Gefahrenzone in die Lazarette gebracht wurden. Unsere Fahrt endete dann in Putbus in einer Sporthalle. Jeder musste sehen, wo er etwas Essbares erwischen konnte. Im Freien stellten die Frauen ein Dreibein auf und jeder konnte sich was zubereiten, wenn er was hatte. Mittags bekamen wir aus einer Volksküche ein warmes Essen. Es bestand meistens aus Kohl, Erbsen und Rote Beete Eintopf.
Die Zempiner Familien Florin, Behn, Piehl, Krüger, Köpnick, Berthold, Hauff, Bartsch, Kell, Schütt, Bräunlich und Neumann hielten zusammen und teilten ihre wenigen Habseligkeiten.
Einige wurden noch in Wohnhäusern untergebracht. Wir kamen zu dem Ortsbauernführer. Der besaß ein schönes großes Haus. Wir bekamen ein Zimmer. Er war nicht gerade begeistert eine große Familie mit 6 Kindern aufzunehmen. Er bemerkte bald, dass wir gut erzogen waren und uns anständig benahmen. Er gab uns Milch und Kartoffeln und wir konnten uns einmal sattessen. Wir freundeten uns mit den Kindern der Nachbarn an und brachten so manches Essbare mit nach Hause. Wir klauten die Saatkartoffeln vom Feld, stahlen Möhren und Rüben, die als Viehfutter dienen sollten.
Im Radio hörten wir die schrecklichen Nachrichten von der näher rückenden Front. Wir dachten an den Großvater, der ganz alleine im Haus geblieben war und partout nicht mit wollte. Die Russen beschossen schon Swinemünde, als meine Mutter fragte: „ Frau Stets will morgen mit dem Fahrrad zur Insel Usedom fahren und Proviant holen, willst du mit?“ Unser Fahrrad hatten wir noch gerettet und es leistet uns gute Dienste.
Früh am Morgen fuhren wir los, über Altefähr und Rügendamm. Die Truppenverschiebungen waren im vollen Gange und wir kamen nur langsam vorwärts. Alle strebten westwärts. Keiner wollte in die Hände der Russen fallen. Zwischen Stralsund und Greifswald ruhten wir uns einige Stunden aus. Dann ging es Richtung Zempin weiter. Vom Großvater wurde ich freudig empfangen. Meine Tanten und Onkels begrüßten mich und verwöhnten mich mit Eierkuchen und gebratenem Fisch. Unsere Frisöse machte mir meine erste Dauerwelle und ich fühlte mich nun recht erwachsen.
Zwei Tage wollten wir uns ausruhen, dann wollten wir unsere Fahrt wieder antreten. Mein Fahrrad war beladen mit Kartoffeln, Mehl, Eier, Schmalz, Brot und mein Onkel Richard hatte extra Bücklinge geräuchert.
Als wir wieder nach 2 Tagen in Putbus ankamen, war die Freude groß. Alle konnten sich sattessen, alle waren glücklich, dass wir unbeschadet wieder angekommen waren. Das Gefühl hat mich schon gefreut und für die ganze Strapaze entschädigt.
Den Einmarsch der Russen erlebten wir in Putbus. Die Besetzung der Insel Rügen stand bevor. Der Bürgermeister, so erzählte man, soll mit den Sowjets verhandelt haben und die Insel wurde kampflos übergeben.
Die Panzer rollten in die Stadt. Wir versteckten uns vor den Russen. Aber ich kann sagen, dass keine Frau vergewaltigt wurde, wenn sie es nicht freiwillig wollte.
Die erste Amtshandlung des Kommandanten von Putbus war, den Ortsbauernführer, der ein Nazi war, aus seinem Haus zu werfen. Leider mussten wir auch ausziehen, denn in dem Haus wurde die Kommandantur eingerichtet.
In diesem Durcheinander wussten wir nicht wo wir hin sollten. Da nahm uns Frau Piehl mit in ihre Zimmer. Sie hatte zwei bewohnbare Zimmer zugewiesen bekommen. Nun wohnten wir mit 10 Personen bei Frau Piehl. Am Tage hielten wir uns sowieso draußen auf und nachts fand jeder ein Schlafplätzchen.
Wir kannten keine Belästigungen durch die Russen.
In der Mitte der Stadt auf dem Marktplatz hatte sich eine Feldbäckerei der Russen eingerichtet. Sie versorgte die Truppen mit frischem Brot. Meine Geschwister Rosi, Renate und Bärbel gingen oft dorthin und kamen oft mit einem Stück Brot nach Hause.
Meine Schwester Lilo und ich versuchten beim Bauern in der Umgebung unser Glück. Manchmal bekamen wir eine Mahlzeit Kartoffeln, oder wir klauten sie uns. Denn Hunger tat weh und Tauschsachen hatten wir keine. Beim Auszug aus dem Haus gaben uns die Russen unser Fahrrad nicht mit. Sie fuhren damit durch den Park und freuten sich über ihre Künste. Wir wollten es wieder zurück haben, aber die lachten nur und sagten „nichts verstehen“.
So schlugen wir uns bis Juni 1945 durch. Von der Stadt Putbus wurde ein Appell erlassen, dass alle Flüchtlinge von der Insel Usedom von Lauterbach nach Haus gebracht werden sollten. Wir transportierten unsere wenigen Habseligkeiten nach Lauterbach auf einen Schleppkahn. Das Auslaufen der Schiffe verzögerte sich aber von Tag zu Tag. Wir mussten immer wieder nach Putbus zurück. :Nur 2 Frauen mussten Wache halten und für das Gepäck aufpassen. Im Rumpf des Schiffes waren auch alte Leute, die schlecht aus- und einsteigen konnten. Die blieben auch nachts im Kahn. Jeden Abend um 8 Uhr mussten wir an Bord sein.
Eines Abends hatten wir uns verspätet, es wurde schon dunkel, da kam eine Kutsche mit russischen Soldaten vorbei. Sie wollten nach Lauterbach ins Quartier. Sie nahmen uns mit bis zu ihrer Dienststelle, gaben uns Essen und wir sollten Schnaps trinken. Uns war die Sache nicht geheuer und als wir allein waren, nahmen wir Reißaus. Wir sprangen über die Hecke und liefen zum Hafen. Der Bootsführer erwartete uns schon. Wir sprangen in den Kahn und er legte ab.
Als man bemerkte, dass wir abgehauen waren, verfolgten sie uns und verlangten vom Schiffer, dass er wieder anlegen sollte. Er widersetzte sich der Anordnung und bewahrte uns vor dem Schlimmsten. :Er hielt uns eine gepfefferte Strafpredigt und wir versprachen Besserung.
Am Morgen versorgten wir die Alten. Der Bootsführer half uns. Er kochte warme Getränke, es war wohl Tee. Wir holten Wasser, damit sie sich waschen konnten. Eine alte Oma klagte über Bauchschmerzen. Sie hatte 3 Tage keinen Stuhlgang gehabt. Sie kam doch nicht alleine aus dem Kahn und sie genierte sich jemanden zu fragen. Ich besorgte einen Eimer, setzte sie in einer Ecke und erlöste die alte Dame von ihren Schmerzen. Sie bedankte sich immer wieder und sagte: „Du bist ein hilfsbereiter Mensch. Ich wünsche dir, dass es dir im Leben immer gut geht“.
Manchmal kommen mir die Worte in den Sinn und ich denke über eine gut Tat nach. Leider erhielten wir keine Auslaufgenehmigung. Die Ostsee war vermint und die Gefahr zu groß. Wir mussten unser Gepäck wieder ausladen. Mit einigen Familien wurde über den Rückmarsch zu Fuß beraten.
Unsere Sachen, die wir nicht mitnehmen konnten, stellten wir bei einer Familie unter. Vieles an Kindersachen war schon als Tauschware umgesetzt worden, sonst wären wir wohl verhungert. Viele Frauen haben ihre Eheringe versetzt um ein paar Lebensmittel zu kriegen.
Mit dem Notwendigsten versehen machten wir uns auf den Weg. Alle bekamen wieder ihre Rucksäcke aufgeschnallt und die beiden Kleinsten kamen in den Kinderwagen. Auf dem Rügendamm verloren wir ein Rad vom Kinderwagen. Ein russischer Soldat half uns und montierte das Rad wieder an. So schafften wir es bis Stralsund. Um uns ein bisschen Erleichterung zu erschaffen, hängte ich meine Tasche mit Lebensmittel und Ausweisen an ein Pferdefuhrwerk. Die Pferde zogen und ich kam nicht so schnell hinterher. Wir verfolgten das Gefährt noch eine Weile, bis uns eine Frau aufhielt und uns am Weitergehen hindern wollte. Sie hatte beobachtet, dass alle arbeitsfähigen Menschen eingesammelt würden, um uns nach Russland zu transportieren. Wie bedankten uns und liefen schnell wieder zu unserem Treck. Wir liefen bis zum Abend. Wir waren alle müde. Ein Junge fragte: „Wo schlafen wir heute?“. Meine Mutter antwortete: „Wir schlafen bei Mutter Grün.“ „Wie weit ist es noch?“ „Wir sind schon da!“ Es war eine warme Frühlingsnacht und in Decken gehüllt schliefen wir ein. Am nächsten Morgen, alle hatten ein Bissen gegessen, ging es weiter und wir kommen in Katzow bei Wolgast an. Dort hatte jemand Verwandte und sie bat für uns um Nachtquartier.
Der Bauer hatte Bedenken, so viele Frauen in seine Scheune zu lassen, aber er willigte ein. Die Mutter kochte noch eine Suppe, die Milch hatte der Bauer uns geschenkt, dann kletterten die jungen Mädchen ganz hinten in die Scheune, die Mütter blieben mit den kleinen Kindern im vorderen Teil der Scheune. Sie wollten uns vor den Russen beschützen. Hier hatten die Russen anders gehaust. Vergewaltigungen, Plünderungen und Erschießungen waren an der Tageordnung.
Die Nacht verlief aber ruhig und wir konnten am anderen Morgen unsere Wanderung fortsetzen. Mein Vater hatte sich Zivilkleidung besorgt und sich von Kiel durchgeschlagen. Er war schon 2 Tage früher zu Hause und kam uns bis Zinnowitz entgegen. Der Buschfunk hatte uns angekündigt.
Unser Opa empfing uns freudig und wir waren froh, dass er alles so gut überstanden hatte. Sein Rad wurde ihm geklaut, aber sonst ging es ihm gut.
In vielen Häusern war alles zerschlagen, Schränke leergeräumt. Überall lagen Reste von Soldatenkleidung, Munition und Unrat.
Der Hausarzt Dr. Büge hatte sich das Leben genommen. Er, seine Frau und die Hausangestellte wollten nicht in die Hände der Russen fallen. Unsere Nachbarin wurde mit ihrem Hund erschossen.
Nachdem wir alles verarbeitet hatten, ging die Fahrt noch einmal los. Wir mussten doch unsere übrigen Sachen holen. Manchmal hatten wir Glück und wurden auf eine Fuhrwerk mitgenommen. Es fuhren streckenweise auch schon Züge oder Lastwagen. Die meiste Zeit ging es aber auf Schusters Rappen. Aber auch die längste und schwerste Straße nimmt mal ein Ende und wir landeten alle wohlbehalten mit dem letzten Gepäck wieder zu Hause an.
Unser Großvater hatte nach Kriegsende von den Wehrmachtsbeständen Tische, Stühle, Schränke, Decken, und Bettwäsche organisiert. Das Besteck und das Geschirr mussten wir schnell verschwinden lassen, dort waren überall Hakenkreuze eingraviert.
Unser Vater wurde vom provisorischen Bürgermeister als Hilfspolizist eingesetzt. Er musste für Wohnraum sorgen. Aus Hinterpommern und dem Sudentenland siedelten die Leute um. Er musste auch die Radios aus den Wohnungen holen. Aber dazu war er nicht mehr bereit. Er sagte, er wolle sich wieder der Fischerei widmen.
Unser Haus wurde auch mit Flüchtlingen belegt. Wo vorher die Soldaten hausten, mussten nun die Umsiedler wohnen. Viele die Verwandte im Westen hatten, zogen gleich weiter. Wir hatten zu der Zeit in unserem Haus sechs Familien. Alle Menschen waren bemüht sich jeden Tag etwas Essbares zu besorgen. Klauen und Hamstern war an der Tagesordnung.

Seestraße und ihre Geschichte

Bis 1935
war an dieser Stelle ein durchgehender Waldstreifen und die Gegend ist auf der Flurkarte mit „Grabow“ bezeichnet.
Der Name Grabow wird abgeleitet vom altslawischen „grabu“ – Hainbuche, somit Buchendorf oder Hainbuchenort. (Wikipedia)
Das Areal von ca. 11 ha wurde von der Wehrmacht vermessen und 1936 abgeholzt.
Das ganze Dorf holte sich das Holz. Es wurde eine Unteroffiziersschule gebaut. Die Transformatorenstation wurde gegenüber an der Inselstraße errichtet. Es ist heute das Haus Hauptstr. Nr. 21 A - „Turino“.
Die Häuser der Ausbildungsstätte waren im Stil dieser Zeit massiv gebaut, mit kleinen Schmuckelementen und Fensterläden. Es war alles eingezäunt und am Eingang gemauerte Pfeiler.
Für die Offiziersmesse hatte auch Otto Niemeyer-Holstein ein Wandgemälde gefertigt. Der Entwurf befindet sich im Archiv des Museums Lüttenort.
Ein eigener Poststempel der Ausbildungsstätte lautet: Marineflugabwehr- und Küstenartillerieschule Swinemünde.
Diese Schule war dienstlich nicht mit den Abteilungen für die Abschussrampen der V1 im Ort verbunden.
Die am 16.07.1944 durch Bombenangriffe britischer Bomber zerstörten Gebäude, wobei mehrere junge Menschen ihr Leben ließen, wurden teilweise wieder instandgesetzt.
Im Mai 1945
beim Einmarsch der Roten Armee, wurden die Häuser und Anlagen gesprengt. Diese Trümmerstelle wurde von den Einheimischen nur „der Platz“ genannt. Aus den Trümmern wurde alles, :was nicht niet- und nagelfest war, weggeschleppt. Viele Häuser des Ortes, die schon sehr alt und als Fachwerk errichtet waren, wurden Stück für Stück mit diesem Material ausgemauert. Zaunspfähle aus Beton standen nun auch im Dorf. Aber auch Restbestände an Wäsche und Lebensmitteln wurden gehamstert.
Um 1950
begannen "Zeltler" sich im Sommer am Rande dieses Platzes auszubreiten. Die Jugend des Ortes wurde motiviert, einen Sportplatz zu errichten und sie räumten dabei sehr fleißig auf, doch ihr Sportplatz wurde 1953 nicht weiter gebaut. In Gemeindeprotokollen wird die Einebnung der geräumten Stelle bestätigt.
Der FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund)
konnte nicht allen Menschen einen Urlaubsplatz bieten, und so begannen die volkseigenen Betriebe ab ca. 1960 für ihre Kollegen Hütten aufzustellen. So dicht an der Ostsee war „der Platz“ sehr begehrt. Oft waren sie erst nur als Kinderferienlager konzipiert.
Nach und nach siedelten auf dem Trümmerfeld folgende Betriebe:
  • Handwerkskammer des Bezirkes Gera
  • VEB Wälzlagerwerke Fraureuth
  • VEB Zuckerfabrik „Fritz Reuter“ Anklam, Betrieb Zuckerfabrik Jarmen
  • VEB Melioration Cottbus
  • Krankenhaus Oschatz
  • MAW VEB Magdeburger Armaturenwerke „Karl Marx“ - Armaturenkombinat
  • VEB Armaturenwerke Halle
  • Heilstätten Zschadras
  • VEB Burger Knäcke-Werke
  • VEB Walzwerk Burg
  • VEB Tierzucht Neubrandenburg
Die Betriebe waren auch verpflichtet, der Gemeinde eine Gegenleistung zu erbringen. So wurde u.a. die Abwasserplanung für den Ort erstellt, das Pumpwerk an der B 111 und die Klärteiche auf den Wiesen zum Achterwasser errichtet. Auch die eigene Zempiner Wasserversorgung wurde von den Betrieben aufgebaut.
Die Arbeiter und Betreuer für den Aufbau und die Durchführung des gewerkschaftlichen Urlauberquartiers mussten die Betriebe aus ihrer Region stellen und auch versuchen, für sie Unterkünfte zu errichten.
Im Frühjahr kam oft ein „Aufbaustab“ von Mitarbeitern der Betriebe und richtete alles für die Betriebskinder oder Beschäftigten und deren Urlaub her. Im Herbst kam dann wieder solch ein „Stab“ und machte alles winterfest.
Die Urlauber waren so wie die FDGB-Urlauber für 13 Nächte hier in Vollverpflegung. Da die Versorgung oft sehr schwer zu beschaffen war, hatte z.B. das Walzwerk Burg nur für die Lagerung von Flaschenbier ein extra Gebäude gebaut.
Die Einwohnerzahl stieg deshalb auch auf über 1000.


Nach der Wende wurden die Betriebe in Privatbesitz übertragen. Je nach Stellung der Betriebe war dafür die Treuhand oder das Land zuständig. Grund und Boden, der einst der Wehrmacht gehörte, wurde über das Bundesvermögensamt verkauft.
So wurde aus dem Betriebsheim des VEB Wälzlagerwerke Fraureuth das HOTEL WIKINGER. Auf dem Gelände der Handwerkskammer des Bezirkes Gera wurde das „Haus am Ostseestrand“, das PFLEGEHEIM SEEBAD ZEMPIN GmbH, neu errichtet. Die Handwerkskammer wollte ein neues großes Haus erbauen, aber durch die Wendezeit blieb es unvollendet stehen. Erst nach 10 Jahren kam ein Weiterverkauf zustande. Da waren die Mauerwerke nicht mehr zu verwenden.
Das Ferienheim des VEB Zuckerfabrik „Fritz Reuter“ Anklam, Betriebsteil Zuckerfabrik Jarmen, wurde an die Steuerberaterin Anke NEBERT verkauft, die außer dem Bürogebäude auch Ferienwohnungen im GÄSTEHAUS STÖRTEBEKER daraus entstehen ließ. Das Ferienheim des VEB Melioration Cottbus kaufte die Familie Diethard SCHMIDT aus Zempin und der Sohn führt heute den GASTHOF SEEADLER, Pension und Restaurant, weiter.
Das große Haus des Kombinates MAW VEB Magdeburger Armaturenwerke „Karl Marx“ ist heute das Appartementhaus SÜDWIND. Der Teil des Kombinates des VEB Armaturenwerke Halle ist heute das OSTSEEHOTEL ZEMPIN. Gemeinsam hatten diese Betriebe einen großen Speisesaal mit Großküche und Versorgung errichtet. Dort konnten auch andere Betriebe ihre Urlauber zur Versorgung anmelden. Dieses Gebäude war auf den Fundamenten eines Hauses aus der Zeit der Wehrmacht errichtet. Es wurde bis auf diese Mauern abgerissen und die Wohnanlage DÜNENECK zum Verkauf einzelner Ferienwohnungen erbaut.
Die kleinen Bungalows, die die Heilstätten Zschadras für ihre Urlauber am Anfang der Seestraße gebaut hatten, wurden zu Gunsten eines Parkplatzes abgerissen.
Das Areal des VEB Burger Knäcke-Werke (dicht an der Ostsee) erwarb Frau Karin Baudisch-Martin aus Zempin. Sie baute diese Anlage zur Ferienanlage STRANDIDYLL aus.
Die PENSION DÜNENHAUS war das Ferienheim des VEB Tierzucht Neubrandenburg und hat den Eingang im Oberförsterweg, es liegt aber auf dem Gelände der ehemaligen Flakschule. Frau Barbara Gehrke führt dieses Haus.
Das Geländes des Kinderferienlagers VEB Walzwerk Burg wurde, nachdem es im alten Stil verpachtete war und mehrfachen Eigentümerwechsel überstand, in eine Wohnanlage OSTSEEPARK umgebaut. Die Erdgeschosswohnungen sind stufenlos erreichbar und wurden alters- und behindertenfreundlich angelegt.

Campingplatz Zempin

1999 - Vereinbarung
zwischen der Gemeinde Seebad Zempin und der Camping am Dünengelände GmbH und dem Eigentümer der Flurstücke 26 und 27, Flur 2 Gemarkung Zempin. Die Gemeinde Zempin, als Eigentümer des Grundstückes Gemarkung Zempin, Flur 2 Flurstück 23/55, gestattet es, mit Zustimmung des Pächters des genannten Grundstückes, der Camping am Dünengelände GmbH, das Flurstück an der südlichen Seite zur Überfahrt für die Eigentümer, Handwerker, Ver- und Entsorgungsfahrzeuge und Übernachtungsgäste der Flurstücke 26 und 27, Flur 2, Gemarkung Zempin, zu benutzen. Folgende Voraussetzungen sind vom Eigentümer der Flurstücke 26 und 27 zu schaffen: An den westlichen und östlichen Seiten sind elektrische Schranken mit elektronischem Öffnungssystem anzubringen und zu warten, um nur den berechtigten Personen die Durchfahrt zu gestatten. Vor der Durchfahrt sind Hinweisschilder anzubringen, daß Rücksicht auf die Gäste des Campingplatzese zu nehmen ist - Schritttempo. Das Überfahrtsrecht gilt 5 Jahre, ab Anbringung der Schranken und es werden weitere 5 Jahre Option vereinbart. In diese Zeit ist die Prüfung und Realisierung einer parallelen Wegführung auf dem Flurstück 11/1 mit diesem Eigentümer zu klären. Bei Nichteinhaltung ist eine sofortige Kündigung zum 31.12. des Jahres möglich. Für das Überfahrtrecht ist ein Betrag von 200 DM pro Jahr als Benutzungsgebühr an die Camping GmbH zu entrichten, um den Weg in Ordnung zu halten.
Zempin, den 07.07.1999 Gemeinde Zempin, Camping am Eigentümer 26 und 27 Dünengelände GmbH


Klaus-Dieter Wendlandt aus Greifswald hat nach der Wende als Miteigentümer der GmbH den Campingplatz modern aufgebaut und als Geschäftsführer verwaltet. Er verstarb im November 2021.
Im Jahr 2013 verkauft Zinnowitz eine Gesamtfläche von 200.260 m² im Bereich des Campingplatzes Zempin an die Gemeinde Zempin für 450.000 €.

Wasserleitungsbau in Zempin

Wasserleitung Zempin Bau.jpg


Wasserwerk Zempin in der Dorfstraße mit dem Vorratsbehälter. Die Tiefbrunnen liegen weiter westlich am Waldrand. Der Zweckverbad Wasser - Abwasser der Insel Usedom betreut diese Anlage.

Zempiner Vereine

1914 Schützengilde Zempin
Versteck der Fahne bis zur Wende Haus Elfriede Waldstraße bei Karl Tiefert
Das Wort Verein bezeichnet dem Wortstamm nach etwas vereinen, etwas zusammen bringen. Ein Verein ist eine freiwillige und auf Dauer angelegte Vereinigung von natürlichen oder juristischen Personen zur Verfolgung eines oder mehrere Zwecke. Das Aufblühen des modernen Vereinswesens ist eng mit der Zeit der Industrialisierung verknüpft.
In der DDR gab es spätestens seit dem Jahre 1976, mit der Ablösung des BGB durch das Zivilgesetzbuch der DDR, außer Sportvereinen offiziell keine Vereine mehr. Unter dem Kulturbund der DDR (kulturelle Massenorganisation) konnten sich Personen zu vorgegebenen Zwecken zusammenfinden.
Gemäß des Grundgesetzes der Bundesrepublik haben „alle Deutschen […] das Recht, Vereine und Gesellschaften zu bilden.“ Somit ist das Recht auf Vereinsgründung ein bürgerliches Grundrecht.
Zur Gründung eines Vereins müssen sich sieben Personen finden, die sich für einen bestimmten Zweck eine Satzung geben. Die Mitgliederzahl kann im Bestand jedoch wechseln.
Für das Zusammenleben in einem Ort ist es gut, wenn sich Menschen finden, die sich besondere ehrenamtliche Aufgaben übernehmen, ob kulturell, sozial oder zu anderen Zwecken.
In Zempin ist der erste nachweisliche Verein 1874 gegründet worden. Nach der Wende haben sich wieder mehrere Vereine gebildet. Die Menschen mussten erst wieder lernen ohne inhaltliche oder personelle Kontrolle sich zu versammeln.
Heute kann die Gemeinde Zempin stolz auf das vielfältig gestaltete Leben der Bürger sein.
Auf der Homepage des Seebades Zempin, www.seebad-zempin.de, sind auch die Vereine vertreten und zeigen etwas aus ihren gemeinsamen Veranstaltungen.

Zempiner Vereine

1874
wurde die SCHÜTZENGILDE (Schützenverein) gegründet. Der erste Vorsitzende war der Bauer Lüder.
1899
gründete sich der GESANGSVEREIN „Eintracht“.
1916
wurde der KRIEGERVEREIN gegründet. Der erste Vorsitzende war der Postmeister Krebs. Es vereinten sich besonders die Kriegsteilnehmer des Ersten Weltkrieges.
1920
etwa, führte der THEATERVEREIN „Frohsinn“ plattdeutsche, volkstümliche Stücke für die Gäste und Bewohner auf.
1922
etwa, zeigte auch der TURNVEREIN was er alles kann.
auf dem Bild unten - hintere Reihe v.l. ?, Herbert Florin, Willi Florin, Richard Walter, Gerhard Wieck, ?,

vorn Mitte mit Ball: Fritz Wieck

1952
etwa, trainierte die KUNSTKRAFT - Sportgruppe unter der Leitung von Heini Döge im Waldhaus
1964
am 24. April begann der ANGEL- und SPORTBOOTVERBAND am Ryck seine Arbeit.
1965
entstand der ZEMPINER KARNEVAL - bis 1989 gab es jedes Jahr drei tolle Tage und auch im Sommer ein Neptunfest.
1983
sind die Anfänge der Kleingartensparte, die 1990 den Namen GARTENVEREIN „Am Rieck“ Zempin e.V. erhält.
1988
ist die Gründung der Großgemeinschafts-Antennenanlage, die nach der Wende ANTENNENGEMEINSCHAFT Zempin e.V. heißt. Es ist der zahlenmäßig größte Verein.
Dieser Verein gründete sich zu DDR Zeiten, um Fernsehen der West-Sender zu empfangen. Kabel wurden in Eigenleistung mit viel Eifer vergraben. Zum Jahresende 2022 löst sich der Verein auf, da die Kabel veraltet und Ehrenamtliche nicht mehr die Reparaturen leisten können.
1991
am 28.Februar gründet sich der FREMDENVERKEHRSVEREIN er löste sich im November 2002 auf.
1992
entsteht der SIEDLERVERBAND Zempin e.V. Er vereinigt die Interessen der Wochenendhausbesitzer im Küstenwald und Möwenweg.
1994
gibt es am Achterwasser den ANGEL- und WASSERSPORTVEREIN Inselhof e.V.
1995
am 20. April gründet sich der HEIMATVEREIN Zempin e.V. Im Dezember 2000 wurde in "Uns olle Schaul", dem Vereinshaus Ausstellungen aufgebaut. Ein kleines Museum mit Bootsmodellen und der alte Kaufmannsladen der Familie Schichlein wurde dort wieder aufgestellt.
1995
ab 20. Juni kümmert sich der ELTERNVEREIN „Zempiner Rangen“ e.V. um die Kindertagesstätte.
1996
am 16. März haben die Schützen des Ortes mit den Seebädern Koserow, Loddin und Ückeritz einen AMTSSCHÜTZENVEREIN Vineta gegründet. Vorsitzender: Wolfgang Hauff, Zempin
2000
die Ortsgruppe der VOLKSSOLIDARITÄT e.V. Zempin wird nach langer Pause wiederbelebt und sorgt sich besonders um die Senioren.
2007
DE DANZHEUNER üben Tänze ein, die zur Freude der Gäste und Bewohner bei Veranstaltungen gezeigt werden.

Entwicklung des Gewerbes in Zempin

Im Jahre 1693
erfassten die Schweden systematisch die ganze Insel Usedom. Die kleine Ansiedlung Zempin kann vier Bauern und einen Viehhirten verzeichnen, alle waren Selbstversorger. Werkzeuge oder Haushaltsgegenstände, die man nicht anfertigen konnte, holte man sich aus der Stadt. Die nächste Stadt Lassan war über das Achterwasser zu erreichen. Boote hatte man zum Fischen und als Transportmittel.
Zur Stadt Wolgast, die zu dieser Zeit bis 1815 schwedisch war, konnte man nur mit einer Fähre über den Peenestrom kommen.
Swinemünde war nach 1765 als Hafen soweit entwickelt, dass ein Magistrat eingesetzt wurde und der Ort sich als Stadt entwickelte. Swinemünde wurde 1819 Kreisstadt für die Insel Usedom und Wollin.
Im Kirchenbuch erfahren wir, dass im Jahre 1756 in Zempin der Schneider und Lehrer Michael HELLERT heiratet. Es sind weitere Lehrer bekannt, 1838 wird ein Schneider, Wilhelm DINSE aus Lütow, als Lehrer in Zempin angestellt, die Schneiderei betreibt er dann im Nebengewerbe.
Von einem Dorfgasthof in Zempin berichten die Zinnowitzer Reiseführer im Jahre 1887. Der beginnende Badebetrieb in Zinnowitz hat seine Auswirkungen bis nach Zempin. Die Zinnowitzer Gäste wandern nach Zempin und können in der 1865 errichteten Waldhalle des ehemaligen Kapitäns Friedrich SCHOHL einkehren. Er bietet auch Gästebetten an, die preiswerter sind als die im Nachbarort.
In der Werbung vom Jahre 1902 bietet er Konserven, Butter, Aufschnitt und Käse an und wir finden den Hinweis, dass Schlächter und Bäcker täglich aus Zinnowitz kommen und frische Ware anbieten. Die schnelle Entwicklung zum Badeort lässt weitere Gewerbetreibende investieren.
1910
eröffnet das Strandhotel.
1902
wird das Haus, heute Strandstraße 2, erbaut mit Wohnung und Verkaufsladen. 1915 kauft dieses Haus das Ehepaar Robert und Minna NEUMANN. Sie waren schon erfahrene Geschäftsleute, die aus Wolgast nach Zempin zogen. Das Geschäft wird durch die Tochter, verheiratete GREMPLER, weitergeführt, das Haus ist noch heute in Familienbesitz. Dort konnte man Andenken und benötigte Reiseartikel kaufen. Zu DDR-Zeiten bewirtschaftet der KONSUM das Geschäft mit Textilien.
Nebenan kaufen 1905 Ida und Paul WIECK, der gelernte Fleischer, das Gebäude und richteten einen Lebensmittelladen ein. Im anderen Teil des Gebäudes, der „Villa Merkur“, vermietet die Familie Zimmer.
1923
kann man in Zempin schon in Konditorei und Café DAWEZYNSKI, dem späteren Pommernhaus, einkehren und ein Tänzchen wagen. Geworben wird damit, dass nun Kaufleute, Bäcker und Fleischer im Ort sind. Auch sei frisches Gemüse und gute Milch täglich zu haben.
Der Bauer Richard WALTER erkennt, dass nun in Zinnowitz Gemüse und Blumen für die Hotels gebraucht werden und stellt sich um, er wird Gärtner. Die Gäste und Bewohner benutzen gern das neue Transportmittel, die Eisenbahn. Selbst die Kirche richtet sich mit dem Beginn des Gottesdienstes nach dem Fahrplan. Die Wartezeiten vergehen ab 1927 durch die Bahnhofswirtschaft mit dem Gastwirt Gottfried SUHR viel gemütlicher.
Als Kind von drei Jahren kommt Karl SCHICHLEIN mit seinen Eltern nach Zempin, da der Vater an der neuen Strecke Bahnhofsvorsteher wurde. Er lernt Kaufmann, obwohl es schon die Kaufleute BOLDT im Dorf, WIECK und NEUMANN an der Hauptstraße gab. Da die Einwohner- und Gästezahl gestiegen war, hat Schichlein 1928 den Mut, einen Laden in der Strandstraße zu eröffnen. Da der Kaufmann im Haus wohnt, geht man auch mal abends „hintenherum“, um Bier oder Schnaps zu holen. Er wiederum holt die frischen Eier aus dem Stall von seinen Hühnern. :Bis 1996 ist der Laden geöffnet, der in den letzten Jahren von seiner Tochter und Schwiegertochter betrieben wird.
Tankstelle, Garagen, Autopflege, Werkstätten und Geschäfte jeder Art werden in Zempin 1933 im Reiseführer angepriesen. Das Gepäck der Gäste wird zum Bahnhof transportiert. So kann sich der Dienstmann Hermann SCHÜTT etwas verdienen.
Eine neue Einnahmequelle ist die Vermietung von Strandkörben. Von Jahr zu Jahr spart man die Einnahmen, um noch mehr Körbe anzuschaffen. Der Badegast bekommt die schwere Arbeit des Einwinterns kaum zu sehen: Die schweren Strandkörbe müssen ins Winterquartier transportiert, gestapelt und repariert werden. Die Fischer bieten den Gästen auch Touren auf die Ostsee an. Ruderboote konnten später am Strand vermietet werden. Zu DDR-Zeiten dürfen allerdings diese Ruderboote nicht mehr am Strand stehen, um die „Republikflucht“ zu verhindern.
Wilhelm KRACHT bietet seine Fleisch- und Wurstwaren im Katalog von 1934 an und betont, dass er einen „elektrischen Betrieb“ hat. Ein Schuhmacher wird im Ort gebraucht, als erster kommt Fritz STEFFEN, später Willi SCHÖN.
Die Versorgung mit frischen Backwaren für die Gäste in den Pensionen und Zimmern der Einwohnern war ein gutes Geschäft, so dass die Bäckerei GEHRMANN an der Hauptstraße vom Bäcker Erich HAUFF weiter geführt wird und in der heutigen Fischerstraße ist der Bäcker Walter DÖRING recht fleißig. Familie GRAUMANN, gegenüber vom Laden Paul Wiecks, verkauft frisches Gemüse und Obst. Emmi SCHLORF hat im Sommer am Strandzugang eine kleine Milchhalle. Der Schneider Karl WODRICH näht die meisten Stücke wie Hosen, Jacken und auch Segel für die Zempiner.
Die Gästezahlen steigen zu DDR-Zeiten stark an. Es gab bis zu 400 „Außenbetten“ (d.h. die Gäste schlafen bei Einwohnern und werden zentral versorgt). Aber auch durch den größer werdenden Zeltplatz und die Betriebsferienheime für Kinder und Arbeiter wird es mit der Versorgung immer schwieriger. Die Betriebe lagern auch einige Dinge wie z.B. Bier waggonweise ein, damit ihre Urlauber gut versorgt werden können.
So wird 1977 von den Betrieben, die ihre Urlauber in Zempin untergebracht haben, eine Kaufhalle gebaut. Diese wird dann dem KONSUM übergeben. Nach der Wende kauft Frau Marlies THUROW das Grundstück und bewirtschaftet es als „Frischemarkt“ mit einem reichhaltigen Angebot.
Senta Wodrich (1920-2002) berichtete mit fast 80 Jahren
„Der einzige Friseur im Ort war Walter Hitel, manchmal hat er auch einem alten Einwohner einen Zahn gezogen. Im Nebenhaus war unsere alte Post bei Graumanns. Gegenüber war unser Bäckermeister Hauff, die beliebteste Verkäuferin war seine Frau Hede. Sie nahm die Kuchenbleche von Zempinern entgegen zum Abbacken. Auch in der Straße war unsere beliebteste Verkaufsstelle, weil dort Auguste Wieck liebevoll die Kunden bediente. Dann an der Ecke war das Textilgeschäft Neumann, die Tochter Neumann hat es weiter geführt. Weiter an der Hauptstraße entlang war das Haus Danzig, dort wohnte der Bahnhofsgastwirt Suhr. Es gab nur einen Schneidermeister im Dorf, mein Großvater Karl Wodrich. Er hat so manchen Hochzeitsanzug genäht und dabei nächtelang gesungen. Er war aber auch Gräberschuber (Grabstellen ausheben). Beim Kaufmann Boldt im Dorf war ein Tanzsaal. Einmal im Jahr war dort Tanz wie in ollen Zeiten. Auf einer Seite saßen die Mädchen und gegenüber die Jungmänner. Auch meine Eltern haben sich dort in Liebe zusammengefunden.„
Konrad Tiefert (1919 – 2009) schrieb in seinen Lebenserinnerungen
„14 Jahre war er jetzt ….es waren schlechte Aussichten auf Verdienst für einen jungen Menschen. …. Er war zwar kräftig, aber in der Fischerei voll seinen Mann zu stehen, das konnte er noch nicht. So verdingte er sich beim Bäckermeister Hauff in Zempin zum Semmeln ausfahren. Er musste morgens um 5 Uhr da sein. Ein Rad, mit vorn einem großen Korb, stand zur Verfügung und wurde vollgepackt mit Tüten und Beuteln mit den bestellten Semmeln. Ein Mädchen aus dem Dorf half die Bestellungen vom Vortag auf die Tüten zu schreiben und die Semmeln einzutüten. Es musste alles schnell gehen, damit die Leute ihre Semmeln zum Frühstück hatten. Das Brot wurde am Vormittag mit einem Handwagen ausgefahren. Die Frau Hauff war eine nette freundliche Frau und bediente im Bäckerladen. Konrad war mal mit Kuchen für ein Hotel in Koserow an einen Baum gefahren und musste es ihr beichten. Sie blieb aber trotzdem nett und hat ihn nicht mit großen Vorwürfen bedacht."


Kaufhalle - Einkaufsmarkt

1975
Bau und Eröffnung der Kaufhalle
Nach der Wende verkaufte die Treuhand das Gebäude mit Grundstück an Frau Thurow, die einen Edeka Frischemarkt darin errichtete.
Die Poststelle wurde nach der Schließung des Frischemarkts 2020 von der Bäckerei und Café EICHHORST in der Fischerstraße übernommen - zusätzlich werden vor Ort Getränke, einige Lebensmittel und Zeitschriften verkauft.
Seit 2020 - Samstags von 8 - 12 Uhr findet Verkauf direkt vom Händler auf dem Schulhof statt - Bäckerei, Fleischerei, Gemüse.
2022 findet der kleine Markt auf dem Schulhof nicht mehr statt. Einzige Einkaufsmöglichkeit für einige Lebensmittel bleibt weiterhin nur der örtliche Bäcker.

Personen - Verbindung mit Zempin

Burghardt, Max Prof.

Prof. Max Burghardt

Max Burghardt bei Wikipedia

Buch: Max Burghardt, Aufbau-Verlag 1976
geb. 1893 in Wickendorf bei Schwerin † 1977 in Berlin
Seine Urne befand sich auf dem Sozialistenfriedhof in Berlin-Lichtenberg.
Nach der Wende hat Frau Marianne Burghardt die Urne nach Zempin auf den Friedhof gebracht.
Für die Schule Zempin hat er nach Kriegsende Musikinstrumente gesponsert. Er hat die Ortsgruppe der Volksolidarität unterstützt und für das Krankenhaus in Koserow 10.000 DM für die Dacheindeckung übergeben.


Schwenzen, Per

Hatte Grundstück in Zempin in der Dorfstraße - Flur 1, 390 war auf Emmi Schwenzen geb. Rudolph bis 1954 eingetragen, Berlin Charlottenburg,

Per Schwenzen, * 3. Februar 1899 in Moss, Norwegen; † 4. November 1984 in Pullach war ein norwegischer Kabarettist und Drehbuchautor.

Schwenzen kam nach dem Ersten Weltkrieg nach Berlin. Dort wurde er in den 1920er Jahren als Conférencier, Kabarettist und Kabarett-Autor bekannt. Zu seinen Wirkungsstätten gehörten das Café Größenwahn, das Kabarett der Komiker und die Wilde Bühne.

Während der Zeit des Nationalsozialismus schrieb er – oft im Team mit anderen Autoren – Filmdrehbücher für Krimis und Komödien (wie 13 Stühle mit Heinz Rühmann und Hans Moser). Daneben verfasste er Bühnenstücke und übersetzte Werke norwegischer Autoren.

Nach dem Krieg konnte er seine Arbeit als Drehbuchautor problemlos fortsetzen. Einer seiner größten Erfolge wurde 1955 Ich denke oft an Piroschka mit Liselotte Pulver in der Hauptrolle. Mehrere seiner Drehbücher waren speziell auf Hans Albers zugeschnitten. Einige Filmstorys wurden auch zu Romanen umgearbeitet, für die Schwenzen als Mitautor verantwortlich zeichnete.

Darüber hinaus war Per Schwenzen als Musical-Librettist und (vor allem in den 1970er Jahren) als Hörspielautor tätig.

Bekannt ist der Film 1955 - Ich denke oft an Piroschka

Soehring, Frau Dr.

Tiemens Johannes

Johannes Tiemens
Er kam nach der Wende nach Zempin und fand Gefallen an den Villen in der Waldstraße. Diese Häuser sind eine verkleinerte "Bäderarchitektur". Teilweise waren zu DDR Zeiten Wohnungen daraus entstanden oder der FDGB hatte die Häuser angemietet.
Er kommt aus Hamburg und hatte eine Erbschaft von einem Onkel gemacht, der einen Mühlenbetrieb hatte. Er schaute sich alte Postkarten an und versuchte den alten Glanz der Häuser wiederherzustellen. Es ist ihm gelungen. Die Gemeinde Zempin ist ihm sehr dankbar, dass er diese schöne Straße am Küstenwald hat wieder erstrahlen lassen. Heute sind diese Villen eine Augenweite.


Wieck, Barbara

Barbara Wieck bei Wikipedia
* 26. Februar 1951 in Koserow, wurde in Zempin groß.
Sie ist eine deutsche Leichtathletin und Olympiateilnehmerin 1968 in Mexiko, die – für die DDR startend – in den 1960er Jahren eine erfolgreiche 800-Meter-Läuferin war.
Ihr größter Erfolg ist der Sieg bei den Europäischen Hallenspielen 1969.

Krumme Kiefer von Zempin

Beim Sammeln von Ansichtskarten kam mir diese interessante Karte von Zempin in die Hände und die Gedanken kreisten um den Baum.
Ja, da ist er noch, aber fast zugeweht oder zugeschaufelt? Dicker ist er auch geworden in den vielen Jahren. Wie alt mag er sein? Welche Stürme und Sturmfluten hat er schon überlebt, ein Windflüchter, wie man in der Schule gelernt hat, aber so krumm? Hat ihn jemand als kleines Pflänzchen getreten, vielleicht ein Pferd?
Viele Jahre war er als „Seltenheit“ bestaunt, wie die Ansichtskarten zeigen. Der Zempiner Maler HUGO SCHEELE hat ihn mehrmals dokumentiert, als Federzeichnung, als Linolschnitt und in Gedichten.
Einen starken Charakter hat er der Kiefer zugeschrieben mit einem großen Lebenswillen, wohl auch gedacht als Leitbild für die Menschen. Die Gedichte und Kunstwerke von Hugo Scheele zeigen, wie sehr er sich mit der Insel Usedom, ihrer Geschichte, ihrer Natur und ihren Menschen beschäftigt hat.
Das Gelände war verändert worden, als die V1 Rampen gebaut wurden. Dadurch war die Form des Baumes nicht gleich zu erkennen.
Die krumme Kiefer ist heute wieder eingezäunt, aber da sie nicht mehr so frei steht, fällt sie vielen Einwohner und Gästen gar nicht auf. Sie steht neben dem alten Kurpavillon am Ostende des Campingplatzes. Auch Hinweistafeln des Orts- und Naturlehrpfades und Bänke stehen um sie herum. So kann man dort verweilen und Zwiesprache halten mit dem durch Wind und Wetter geprägten Baum.
  • geschrieben 2002
Und 2020 ist nun alles verändert, die Ruine des FDGB-Heim Frieden ehem. Strandhotel wurde abgerissen. Der Platz um die "Krumme Kiefer" ist eingeebnet. Neue Info-Tafeln sind schon bereit zur Anbringung, die Kiefernreste werden wohl entfernt werden müssen. Bilder erinnern an den so tapferen Baum.
2021
die Kiefernreste stehen weiterhin
2022
die Windungen der Kiefer sind nicht mehr zu sehen und der Rest wird als Schaukel genutzt

Alte Eiche am Achterwasser

Der Umfang von 4,30 m weist auf ein Alter von ca. 400 Jahren hin. Wie viele Generationen haben im Schatten des Baumes gesessen, gespielt, aufs Achterwasser geschaut, dabei sich gefragt, ob die Männer vom Fang wieder gesund nach Hause kommen?
Wer hat sie gepflanzt? War es ein Zeichen einer Eigentumsgrenze? Hat diesen Baum eine Familie gepflanzt zum Andenken an einen Verstorbenen? Oder hatte nur ein Eichelhäher ein Nahrungsdepot angelegt?
Die Eiche ist immer ein Richtzeichen für die Fischer auf dem Wasser, nach denen sie Ihre Netze setzen oder bei Dämmerung sich orientieren zur Heimfahrt.
Unsere Eiche ist eine Stieleiche (Quercus robur), auch Sommereiche oder Deutsche Eiche genannt. Solch eine Eiche kann 500 bis 1000 Jahre alt werden. Die Eichen haben kräftige Pfahlwurzeln und sind damit äußerst sturmfest. So kennen wir die Sprichwörter: Je größer die Stürme, desto fester wurzelt die Eiche – oder: Aus alten Eichen lässt sich viel Holz schlagen.
Im Jahre 1989 wurde die Stieleiche zum Baum des Jahres ernannt.
Das feste Holz der Eiche diente zum Hausbau (Fachwerk) und zum Bootsbau.
Die Eigenschaften der Eiche finden in Deutschland seit langer Zeit Anerkennung durch die Übernahme in die Symbolik.
„Eichenlaub“ symbolisiert militärische Rang- und Ehrenzeichen und auf vielen deutschen Münzen war das Eichenblatt geprägt: Goldmark, Reichsmark, Mark der DDR und Deutsche Mark. :Bei den deutschen Euromünzen sind die Rückseiten des 1 ct, 2 ct und 5 ct Stück mit Eichenblättern und Eicheln verziert.
Wald umgab schon früher die wenigen Siedlungen und bearbeiteten Felder in unserer Gegend. :So war zwischen Zempin und Zinnowitz ein heiliger Hain.
Gadebusch schreibt in seiner Chronik des Jahres 1863: „Im Jahre 1128, als Otto von Bamberg von der Burg Usedom nach Wolgast ziehen wollte, um die Menschen zu taufen begab sich folgendes:
"Ein heidnischer Priester, als Gott Borowitt verkleidet, erschien in der Dämmerung vorüberziehenden Landsleuten in dem geheiligten Haine beym Zitz (später genannt Zinnowitz) im Lande Usedom und stieß schreckliche Drohungen gegen die Wolgaster aus, sofern sie den fremden Gott annehmen würden.“
In der Schwedischen Landesbeschreibung von 1693 wird um die kleine Siedlung Zempin der viele Wald beschrieben und so ist eine Fläche nördlich als Mischwald aus Eichen und Kiefern beschrieben und dass entlang des Achterwassers in westliche Richtung das Eskhold liegt, ein Bruch aus Eichen und Eschen (heute Flurbezeichnung eines Teiles als Eschholz).
Es steht weiter geschrieben: „Der Eichenwald ist meistens wegen seiner Mast zu schätzen, weil er knorrig und kurz ist, aber wenn die Jahre kommen, trägt er ziemlich üppige Mast. :Deshalb ist es für die Einwohner sehr beschwerlich, daß sie da entweder dem Amtsherren soviel geben, wie er begehrt, oder sie müssen ihre Schweine vom Hof fortjagen, weil die Eichen so nahe an deren Ackerfeldern stehen, daß sie diese unmöglich von dort fernhalten können.“
Für die Eichelmast der Schweine hatten die Einwohner also Steuern an den Amtsherren (Sitz im Schloss Pudagla) zu leisten.
Aus dieser Zeit stammt auch der Spruch: Auf den Eichen wächst der beste Schinken.
Aber unserem Wald ging es durch die Kriegszeiten oft recht schlecht.
Die Insel Usedom war ab 1720 zu Preußen gekommen. Die Peene war die Grenze zwischen Schweden und Preußen bis 1815.
In der Festschrift zur 600 Jahrfeier des Seebades Zinnowitz beschreibt Robert Burkhardt folgenden Vorfall:
„Im Frühjahr 1758 waren die Preußischen Truppen tief in Schwedisch-Pommern eingedrungen und hatten dort Steuern und Abgaben erhoben; nun rächten sich die Schweden dadurch, dass sie die Zinnowitzer und Pudaglaer Forsten (es ist der gesamte Küstenwald, als königliches Eigentum gemeint) niederhauen und das Holz für eigene Rechnung verkaufen ließen. Sie gaben sogar der Stadt Wolgast die Erlaubnis, sich freies Bau- und Brennholz aus den preußischen Forsten zu holen. Die Bürger nahmen das Danaergeschenk (Geschenk des Unglücks) an und zogen mit Ross und Wagen nach Zinnowitz, so dass in kurzer Zeit der schöne Eichenwald zugrunde gerichtet war. Der Heidereiter (Förster), der seiner beschworenen Pflicht gemäß das königliche Eigentum retten wollte, wurde halbtot geschlagen.“
Zu diesem Zeitpunkt war unsere Eiche ca. 100 Jahre alt. Wurde sie gerettet, weil sie im Ort und nicht im Küstenwald stand? Haben die Einwohner ihre Eiche beschützt?
Die Eicheln haben aber nicht nur als Futter für die Schweine gedient, sondern auch in Notzeiten als Nahrung für die Menschen. Im Gedächtnis bei älteren Einwohnern sind die schweren Nachkriegsjahre des I. und II. Weltkrieges, wo man sich auch des Nährwertes der Eicheln entsann und sie verarbeitete.
Dazu müssen die geschälten und zerstoßenen Eicheln durch mehrmaliges Baden im Wasser allmählich von den wasserlöslichen Gerbstoffen befreit werden. Danach können sie, z.B. als Mehlersatz für Breie und Kuchen oder als Kaffeeersatz (Muckefuck) verarbeitet werden.
Unsere Eiche ist heute ein „Solitärbaum“, also etwas Besonderes. Eine beeindruckende Erscheinung, und wir sollten sie mit Achtung und Ehrfurcht betrachten und alles tun, damit noch viele Zempiner Generationen sich an diesem Baum erfreuen können.


Hafen in Zempin am Achterwasser

Die ersten Bewohner von Zempin siedelten am Achterwasser. So konnten sie das Jahr über Fische fangen, um vom karken sandigen Boden überhaupt überleben zu können. Mit dem Boot konnten sie auch andere Orte über den Peenestrom erreichen.
Erst waren es nur Fischerboote. Später kamen auch kleine Sportboote mit Segel dazu. Nach der Wende ist der eingezäunte Hafen ein Sportboothafen.
Der Hafen ist ein beliebtes Fotomotiv für Zempin und die Insel Usedom geworden.


Zempiner "Kleine Hefte" Rezepte und Wanderwege

Zempiner Wanderwege


Zempin Orte finden mit GPS

Sport und Pioniertreffen in der DDR

Unglücke auf dem Wasser und dem Eis

Sprottenfischerei - Ostsee
Bericht Erwin Schütt:
Bei der Fischerei 1921 kam unerwartet ein orkanartiger Südweststurm auf. Nur 2 Boote aus Zempin waren auf Sprottenfang. Mit 3-fach gerefften Segel und ständigen Kreuzen gelang es total durchnässt, durchgefroren und erschöpft die Küste von Kölpinsee zu erreichen und zu Fuß nach Zempin zu laufen.
Das andere Zempiner Boot der Familie Tiefert mit Vater, Tochter und 2 Söhnen wurde nie mehr gefunden. Auf dem Friedhof in Zempin steht rechts ganz hinten dazu eine Gedenkstätte mit den Namen der verunglückten Fischer.
Eine ganze Familie hatte bei der Fischerei ihre Angehörigen verloren.
Auch ein Onkel meines Vaters, der auf große Fahrt gegangen und im Winter auf Urlaub war, brach ins Eis ein und ertrank.
Unglück auf dem Achterwasser
Am 01.05.1993 ertranken auf dem Achterwasser 3 junge Männer: Uwe Stanke (verheiratet, lebte getrennt von Frau und Kind), Jürgen Piehl, ledig und Jürgen Witzke, ledig. Diese drei hatten wohl getrunken und wollten Fische aus den Reusen zum Essen holen. Das tatsächlich Geschehen konnte später nicht ermittelt werden.
Im August 1993 fuhr bei stürmischer See Herr Heini Sauck in Stiefelhosen und mit einer Urlauberfamilie auf das Achterwasser. Nach Angabe des geretteten Kindes und der Frau ist der Motor ausgegangen, das Boot stellte sich quer und schlug um. Der etwa 9jährige Junge und die Frau schwammen, nachdem ihnen ihr Mann gut zugeredet hatte, dass sie das Ufer gut erreichen können, in der Nähe vom Ausbau an Land. Der junge Vater war Tänzer und konnte gut schwimmen, trotzdem wurden beide Männer tot geborgen. Vielleicht wollte er Heini Sauck retten, aber wenn die Stiefelhosen voller Wasser sind, wirken sie wie Blei.
Siehe auch Kirchenchronik Koserow: Unglücke

Sagen, Geschichten und Legenden rund um Zempin

Im Herbst 1999 bat ich Frau Senta Wodrich, zu dieser Zeit war sie 79 Jahre alt und lebte im Altersheim in Wolgast, sie möchte mir doch etwas über Zempin aufschreiben. Im Sommer 2002 ist sie in Wolgast verstorben. Hier ein Auszug aus ihren vielen Schreiben

über die Bräuche im Ort:

„.....Nun möchte ich ihnen mitteilen, dass in unserer Familie und auch im ganzen Dorf an den alten Bräuchen , so wie früher, so wie es die Alten gehalten haben, festgehalten wurde. ::Weihnachten in der Familie, Ostern lustiges Ostereiersuchen und Spaziergänge, vormittags zur Kirche. Pfingsten wurden unsere Häuser mit Maisträuchern geschmückt, abends war Tanz, manchmal war auch Ummarsch mit der Dorfkapelle.
Zu unseren Geburtstagsfeiern in der Familie wurden die Verwandten eingeladen, wie es auch heute noch Brauch ist und ich möchte ihnen nur sagen, dass Weihnachten immer das schönste Fest der Liebe war und noch ist, wie ich es hier bei uns im Heim erlebe.
Vor Weihnachten wird der Schuh rausgestellt, bei uns Kindern klopfte der Weihnachtsmann ans Fenster vor Weihnachten , ob wir auch schön artig waren und es wurden einige gewünschte Spielsachen schon im Fenster gezeigt. Heiligabend mussten wir uns ins Zimmer zurückziehen, bis der Baum ausgeschmückt war, dann durften wir reinkommen, dann kam der Weihnachtsmann. Es wurde gebetet und gesungen, alte liebe Weihnachtslieder, dann wurden die Geschenke verteilt, ein jeder musste ein Gedicht aufsagen, dann wurde gemeinsam gegessen, Kartoffelsalat mit Wiener Würstchen, wir Kinder haben noch etwas gespielt mit unseren Geschenken, dann fielen uns die Augen zu und wir haben geträumt in unseren Bettchen.
Sylvester gab es Karpfen, Karfreitag Eierkuchen und wir gingen zur Kirche. Später als wir größer waren, haben wir uns das Krippenspiel zu Weihnachten angesehen. Ich singe heute hier noch die alten Weihnachtslieder und bringe damit etwas Freude in unsere Gemeinschaft....“
H.Stockmann

Zeitsplitter - Episoden

Postangestellter Unterschlagung 1924
Otto Niemeyer-Holstein wird ca. 1940 besucht
Einige Jugendliche hatten im Haus „Elisabeth“ in Zempin eine christliche Freizeit verbracht. Gemeinsam mit Pastor K. wanderten sie zum Grundstück Lüttenort. Der Maler Otto Niemeyer-Holstein war nicht zu sehen und zu hören. Die Mädchen sangen mit dem Pastor ein Lied und da sich nichts rührte, noch ein zweites. Dann wanderten sie wieder nach Zempin.
Abends trafen sie ONH. Er fragte:„Warum habt ihr denn noch ein zweites Lied gesungen – ich saß doch nackend in der (Regen) Tonne! und konnte nicht raus“. Das Gelächter war langanhaltend auf beiden Seiten.


Eine Zempinerin in München

Als ich vor Jahren noch bei der Bahn beschäftigt war, vor der Wende, besuchte ich meine Tochter in München. Da hatte ich ein schönes Erlebnis:
Meine Tochter arbeitete in München in der Landesbibliothek. Nun hatte ich den Wunsch, auch mal das so viel besungene Hofbräuhaus kennenzulernen. Meine Tochter meinte, es ist nicht mehr das berühmte weltbekannte Hofbräuhaus. Aber ich wollte das Gebäude kennenlernen. Stellen Sie sich vor, dort spielte eine Damenkapelle, ja woher sollte ich denn eine Damenkapelle kennen? Glauben Sie mir, meine ganzen Jungmädchen-Erinnerungen wurden wach. Ich blieb neben der Kapelle stehen, denn das Lied erklang: „Vor der Kaserne vor dem großen Tor / steht eine Laterne …“ Ja, genauso habe ich gestanden, als mein Verlobter Wache schob, bevor er an die Front kam. Aus vollem Hals habe ich dieses Lied mitgesungen, denn meine Gedanken waren ganz dabei, „vor der Kaserne bleib ich steh´n,/ wie einst Lili Marlen“. Inzwischen hatte sich meine Tochter zu mir gestellt und hakte mich unter, denn es erklang mein Heimatlied, was ich schon immer auf Plattdeutsch gesungen hatte: „Wo die Ostseewellen trecken an den Strand..“ Der Saal wurde immer voller, es kamen immer mehr Leute herein, alle jubelten uns zu, Leute an den Tischen erhoben ihre Gläser. In München, die verstanden doch kein Plattdeutsch, aber ich habe es so laut und deutlich gesungen: ..“wo die Wellen rauschen / wild im Sturmgebrus, dor is mine Heimat, dor bin ik tu Hus.“ Ein Mann hatte für uns große Platten zum Abendbrot auftragen lassen und hat für uns Getränke bestellt. Später haben wir uns davongeschlichen und draußen tüchtig gelacht – Das war mein Erlebnis in München!
Dieser Auszug ist aus einer Niederschrift von der 79jährigen Senta Wodrich. Nachdem sie viele Seiten mit der Hand geschrieben hatte, berichtet sie: „Es hat mir viel Mühe gekostet und auch Freude gemacht, meine Schrift hat auch nachgelassen, wenn ich abgespannt war. Ich habe es so von mir gegeben, wie und was noch in mir ist.“


Auto bekommt neue Farbe

Stolz waren wir nach etwa 8 Jahren Anmeldefrist während der DDR-Zeit, dass wir einen neuen Schiguli – später die Marke LADA bekommen konnten. Wir holten das Auto in Neubrandenburg ab. Es gab keine große Farbauswahl, wir nahmen einen dunkelblauen. Das Auto wurde extra „hohlraumkonserviert“, dafür fuhren wir nach Stralsund. Diese komische klebrige Masse wurde in alle Hohlräume gespritzt und sollte das Rosten von innen unterbinden. Bei warmem Wetter wollte aber die Masse wieder aus den Löchern heraus und an den Türen usw. klebte es dann unangenehm.
Aber wir waren stolz und froh, dass wir das Auto hatten. Eine Hängerkupplung war das erste, was man brauchte und einen Anhänger. Zum „Besorgen“ von Material war man auf sich gestellt, denn es gab fast keine privaten Fuhrunternehmer. Das Auto tat gute Dienste, aber es rosteten die Kotflügel und ... , so wurde es nach langer Wartezeit in der Zinnowitzer Werkstatt repariert. Aber nun brauchte es auch einen neuen Lack. Monatelang stand es auf dem Hof der Werkstatt. Wir bemerkten, es stand nicht mehr auf dem Hof, also könnte es schon bearbeitet worden sein. Dann fragten wir persönlich nach, denn Telefon hatten nur Wenige: „Wann können wir unser lackiertes Auto abholen?“ „Sofort, dort steht es doch!“ „Wo?“ „Na das Rote, sehen Sie nicht!“ „Wir hatten doch ein blaues Auto.“ „Wir hatten nur einen Kübel roten Lack“. Wir holten tief Luft, bezahlten unser feuerwehrrotes Auto und fuhren es noch viele Jahre, bis die Wende kam und wir uns ein neues Auto ohne „Fußlüftung“ (der Boden war schon durchgerostet) in gewünschter Farbe kaufen konnten.


Anregung für Bootsmodelle

Als ich Konrad Tiefert beim Bau seiner Fischerei - Bootsmodelle im September 2001 fotografierte, sagte er mir, dass er viel Wissen vom Bootsbauer Albert Bollow aus Zinnowitz hat. Der hatte die meisten der Zempiner Boote gebaut und repariert. Während der Arbeit, wenn die Fischer vorbeisahen, hat er ihnen alles eingehend erklärt. Bootsbaumeister Albert Bollow, der am Achterwasser an der Störlanke seine Werkstatt hatte, war auch berechtigt Lehrlinge auszubilden. Wenn die Zempiner Fischerfeste feierten, wurde auch Albert Bolow mit seiner Frau eingeladen, er tanzte gern.


Freiwillige Feuerwehr

Die erste Begegnung zwischen der Freiwilligen Feuerwehr Zempin und der FF Klein Nordende war am 1. Juli 1990 in Klein Nordende. Die Gemeinde feierte den 100. Geburtstag der Gründung der Feuerwehr. Der Zempiner Wehrführer, Wolfgang Hauff, überbrachte mit weiteren Kameraden Geschenke und Glückwünsche mit wohlgesetzten Worten. Jeder Zempiner kennt ihn und weiß, dass man ihm zum Karneval und anderen Gelegenheiten gern zuhört. Er hielt dort also, zu dieser Zeit als noch „Unbekannter“, eine Rede. Der Bürgermeister von Klein Nordende, Günter Hell, meinte danach: „Grot is er nich, aber snacken kann er!“
Und da Wolfgang Hauff viel Humor hat und auch über sich selbst lachen kann, hier noch eine Begebenheit:
Nach 26 Jahren als Wehrführer wird er im Januar 2000 feierlich verabschiedet. Zu den Worten der Ehrungen gibt es von den Kameraden und Freunden reichlich Beifall und alle stehen auf. Er will sich bedanken und beginnt mit den Worten: „Nehmt bitte Platz, damit ich zu sehen bin!


Erfahrung – Aberglaube in der Fischerei

Zum Pfingsten wird ein grüner Schmuck aus frischem Birkengrün oder Flieder an der Mastspitze befestigt. Man hofft, dass dadurch der Blitz nicht ins Boot einschlägt.
Auch setzt man am Karfreitag und am Pfingstsonntag keine Netze.


Zempiner verloren 1829 Hütungsrechte

Als im Rentamt 1829 die Fischerkolonie Hammelstall (1821 gegründet und seit 1908 in Trassenheide umbenannt) mit sechs Hausstellen erweitert werden sollte, verloren Bannemin wie auch Mölschow, Zempin und Zinnowitz selbst das Hütungsrecht für die Schweinemast im Zinnowitzer Forst.


Die beste Räucherin

Minna (Wilhelmine) Wodrich wohnte auf dem Zickenberg, heute Peenestraße 4. Dieses Haus hatte einen offenen Kamin, in dem man bis zum Himmel sehen konnte. In diesem Kamin, Wiem genannt, stieg Minna auf die Leiter, drehte und sortierte die Schinken und Würste vieler Leute aus dem Dorf. Sie konnte das Räuchern am allerbesten.


Feuerwehr - Spritzenhaus

An dem ersten Haus, das im Jahre 1906 für die Spritze auf dem Leiterwagen errichtet war, wurde danach ein Arresthaus angebaut. Zu der Zeit war es üblich, wenn der Polizist einen Straftäter ermittelt hatte oder Order bekommen hatte, jemanden festzusetzen, diesen in das Arresthaus einzuschließen.
Da aber wenige Spitzbuben im Ort waren, wurde das Arresthaus auch an Wanderburschen (Handwerkswanderburschen) vermietet. Für 10 Pfennige konnten sie den Schlüssel beim Kaufmann holen und hatten ein Dach über dem Kopf und eine Pritsche. Aber eine Wasserpumpe oder Toilette waren nicht vorhanden.


Sturmflut 1913

Der Vater von Frau Elisbeth Franz (*1914 - +1991), Herr Wegner, kam mit Pferden und Wagen von Koserow und wollte nach Hause, nach Zempin. An der schmalsten Stelle der Insel war plötzlich ein Durchbruch der Ostsee in das Achterwasser. Er dachte: So tief kann es nicht sein, mit dem Wagen komme ich durch. Die Strömung war so stark, dass Pferde und Wagen hinweggerissen wurden. Er konnte sich gerade noch schwimmend retten.


Kaufmann Boldt
zeitweilig auch Spritzenmeister in Zempin, hatte im Sommer, außer seinem Laden gegenüber der Feuerwehr, eine kleine Verkaufsstelle auf dem Weg zum Strand (später Souvenir- und Lottoladen - mittlerweile geschlossen und zur FeWo umgebaut). Es gab dort Lebensmittel und Naschereien. Bei gutem Wetter röstete er den Kaffee vor dem kleinen Laden in einer blanken Röstmaschine, die mit Holzkohle beheizt wurde. Der Greifer der Maschine wendete stetig die Kaffeebohnen, dabei stieg ein herrlicher Duft durch Zempin. Im Laden gingen die Kinderaugen besonders nach links, dort stand ein Regal gefüllt mit Feodora - Schokolade.


Flugzeug im Achterwasser

Ca. 1944 ist eine Ju 52? ins Achterwasser südlich der Linie Zempin und Eingang des Rieck gestürzt. Da wir nicht wissen, ob noch Tote in dem versunkenen Flugzeug sind, suchten wir nach Informationen. Rudolf Kernchen? war zu dieser Zeit bei Verwandten auf dem Görmitz und soll zwei Personen auf den Tragflächen stehend gesehen haben. Sie sind dann hingerudert, aber es waren keine Personen mehr da. Das Leitwerk soll noch lange zu sehen gewesen sein, da das Wasser nicht tief ist. Es ist dann aber langsam versunken. In der Karte für die Garnfischerei hat Konrad Tiefert diese Stelle eingezeichnet.


Nachkriegszeit

Herr Gabel wollte nach dem Krieg aus der Baracke, die zur V1-Abschussstelle Zempin gehörte, an der Stelle am Oberförsterweg, wo heute der Imbiss am Radweg steht, Steine für Reparaturarbeiten gewinnen. Er begann am Schornstein unten Steine herauszuschlagen, dabei fiel der Schornstein um und er wurde darunter tödlich begraben.


Otto Guses Hund

Im Jahre 1962 war im FDGB Heim „Frieden” in Zempin am Strand (ehem.Strandhotel) Otto Guse Hausmeister. Es war eine Zeit der Mangelwirtschaft in der DDR. Ernst Hackenschmidt erinnerte sich: Der Hund von Otto Guse war im Umfeld des Heimes beim Spaziergang in ein Loch gefallen, in welchem sich Betonstücke befanden. Um den Hund zu befreien, räumten Erich Hackenschmidt und Otto Guse die großen Brocken beiseite und sie fanden einen Eingang zu einem unterirdischen Bunker. Mit Lampen bewaffnet, tasteten sie sich voran und fanden Erstaunliches: Gestapeltes Geschirr, Teller, Tassen, Schüsseln und Kannen, alles unversehrt. Sie waren auf das Wirtschaftslager der V1-Stellung gestoßen. Freudestrahlend brachten sie das Geschirr zum Ferienheim, denn sie hatten nur noch angeschlagenes Geschirr. :Der Hund bekam für seinen Fund ein extra großes Stück Fleisch.


Vorbeugende Brandschutzkontrolle

Durch die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr wurden zu DDR-Zeiten Kontrollen in den Wohnungen durchgeführt, um Brände zu vermeiden.
Bei Senta Wodrich, einer armen Frau in der Peenestraße, fehlte die untere eiserne Ofentür. Als der Kamerad fragte, warum sie denn keine Ofentür hätte, antwortete sie: „Ich wollte sie wieder einsetzen lassen, aber ich finde die 50 Mark nicht, die ich in ein Buch gelegt habe.“
Der Kamerad schaut in die Kammer nebenan, es sind keine Dielen mehr drin. Er fragt, wo die Dielen denn seien? Ich hatte nicht genug Feuerholz, da habe ich die Dielen nach und nach verheizt.


DDR-Ausweis

Im Jahre 1999 fand eine Kommunalwahl statt. Neun Jahre nach der Einheit Deutschlands kamen Anna und Erich Reich (86 und 85 Jahre alt) in das Wahllokal, öffneten eine kleine Lacktasche und entnahmen dieser zwei schöne blaue DDR-Ausweise, um sich als rechtmäßige Wähler auszuweisen.


Pfingsbrauch

Zum Pfingsfest wurde alles mit Birkenreisig geschmückt. In der Wohnung Bilder, Spiegel, Gegenstände; in Vasen und Kannen auch vor der Tür. Einen Strauß hob man über das Jahr auf - in Papier gewickelt, sollte er gegen Blitzschlag helfen. Das Aufheben eines kleinen Straußes ist noch heute bei einigen Familien Tradition. Die Fischer- und Angelboote werden auch jetzt noch bei Ausfahrten zu Pfingsten mit Birkenzweigen geschmückt.


Ende des Jahres

Im Ort gibt es eine Redensart zum Jahresende: “...das Jahr wird abgebacken“, das heißt, es gibt zu Silvester eine gebackene Speise: Pfannkuchen, Eierkuchen oder Ähnliches.


Hannes Lührsen

Herr Sündermann, Leiter der Forstbehörde Neu Pudagla, erzählte mir im Februar 2004: Er war mit dem PKW in den USA auch in Huntsville. Vorher hatte er bemerkt, dass die Auf- und Abfahrten zu den Autobahnen nicht gut einzulenken und unübersichtliche waren. In der Gegend um Huntsville war das ganz anders, es fuhr sich so gut wie in Deutschland. Darauf sagte ihm jemand: “Dass ist doch kein Wunder, dass hat doch der Zempiner gebaut!” Danach kann es nur Hannes Lührsen vom Inselhof gewesen sein, er war Architekt und mit Wernher von Braun in die USA gegangen.


Rezept

För die, die hundert Jahr ölt warden wullen:
Den Kopp holt kolt, de Feut hol warm,
un schloch die nich so vull denn Darm,
de Achterdör lot open ston,
denn brukt bi die kein Doktor komm.


Wölfe

Über die harten Winter des 17. und 18. Jahrhunderts wird berichtet, dass Fischer und Bauern auf Wolfsjagd gehen: „...um hinter Damerow das Netz zu stellen, maßen die Insel dorten wunderlich schmal ist und der Wulf das Wasser scheut...“ Im Jahre 1734 waren die Wölfe so zahlreich, dass der Amtmann in Pudagla einen besonderen Wolfsjäger anstellte.


Kaufmann Paul Wieck stellt eine Diebin

In seinem Laden waren alle Waren dicht gedrängt aufgereiht. Es gab alles, was ein Haushalt in Zempin brauchte.
Auf dem Ladentisch in einer Schale lagen auch lose Würstchen. Paul Wieck bemerkte, dass sie immer weniger wurden, obwohl keiner Würstchen gekauft hatte. Er dachte nach und wollte den Dieb fangen. Beim nächsten Einkauf einer Frau aus dem Ort war es um sie geschehen! Als sie ein Würstchen schnell wegnahm, trudelten alle Würstchen, die nun mit einem dünnen Faden verbunden waren, über den Ladentisch, die Zempinerin war entlarvt! Von nun an fehlten keine Würstchen mehr.
In der Nachkriegszeit war es schwierig, die Regale zu füllen. Aber Paul Wieck wies die Verkäuferin stets an, wenn er eine Lücke sah: „Da gehört noch Hundekuchen hin“. Er meinte, es soll noch eine Packung Knäckebrot dahin gestellt werden, dies gab es reichlicher.


Schneider Wodrich

Er nähte, was gebraucht wurde, vom Sonntagsrock bis zum Segel. Er saß mit der Nickelbrille auf der Nase in seiner kleinen Stube auf dem Zickenberg und nähte bei einer kleinen Lampe. Ilse H. wurde als Kind zu ihm geschickt, um eine neue Joppe für ihren Vater zu bestellen. :Vorsorglich hatte die Mutter ihr eine kleine Flasche Alkohol mitgegeben. Nachdem sie ihre Bestellung geäußert hatte, fragte er sie auch prompt: „Haste mir auch nen Lütten mitgebracht?“ Bevor er einen Schluck aus der Flasche nahm, hat er den Korken an der Glasflasche gerieben, bis es quietschte.
Er nähte nach Augenmaß, hatte keine Schnittmuster oder Vorlagen, aber alle im Ort waren mit seiner Schneiderkunst zufrieden. Er nähte auch aus Flanell warme Unterhosen für die Fischer. Sie waren blau / weiß gestreift.


Die schwere Fischerei

Bei der Strandfischerei ohne Hafen ist die schwerste Arbeit die Boote in und aus dem Wasser auf den Strand zu bringen. Mehrere Fischer bewegten stets ein Boot, jeder half jedem. Der Fischer August Michaelis hat sich dabei so angestrengt, dass Lungenblasen geplatzt sind. Er musste bis zu seinem Tode elendig leiden.


Redensart

Wenn es jemanden im Ort gesundheitlich nicht gut ging und man glaubte, dass er sterben wird, so sagte man: „Der hört wohl den Kuckuck auch nicht mehr“.


Weckerersatz

In den Häusern des Ortes gab es schon Uhren, aber für einen Wecker war kein Geld vorhanden. Aber der Wille macht es möglich. Wenn man sich ins Bett legte und um sechs aufsehen wollte, so sprach man vor sich hin: „Liebe gute Seele wecke mich um sechs“. :Dabei klopfte man sechs mal mit dem großen Zeh oder mit dem Fuß an das Fußende des Bettgestelles. Das hilft auch heute noch!


Lehrzeit des Kunstmalers ONH

Ein Zempiner Fischer wurde von Otto Niemeyer-Holstein gemalt. Nach Besichtigung des gefertigten Werkes durch den Fischer, der sich darauf nicht erkannte, sagte er zu ONH: „Da musst Du aber noch viel lernen!“


Schwere Nachkriegszeit

1959 Kartoffelkarte
Es gab Lebensmittelkarten und Punktkarten. Mit den Punktkarten konnte man Textilien, Schuhe und ähnliches kaufen, wenn es entsprechend aufgerufen (bekannt gemacht) war. Viele Flüchtlingskinder hatten nichts zum Spielen und auch einheimische Kinder hatten wenig Spielzeug. So wurde 1946 / 47 im Ort zur Spielzeugsammlung aufgerufen. In der Schule wurden die gesammelten Dinge von ehrenamtlichen Helfern gesäubert, gestrichen, repariert und auf Hochglanz gebracht. Für die Puppen wurden neue Puppenkleider genäht und gestrickt. Dieses Spielzeug wurde im „Waldhaus“ ausgestellt und jedes bedürftige Kind konnte ein Los ziehen. :So gab es viele strahlende Kinderaugen.


Zwei Glas Bier

Der Gemeindearbeiter Julius Martin war für alle Arbeiten in der Gemeinde zuständig, auch für die Arbeiten auf dem Friedhof. Zur Karnevalszeit ging es im Waldhaus immer hoch her. Er stellte sich mit an die Theke und verlangte zwei Glas Bier. Der Wirt fragt verwundert: „Wieso gleich zwei?“ Julius Martin schlägt das Tuch zurück, welches er über der Schulter trägt und sagt: „Na für meinen Freund auch ein Bier!“ Der erstaunte Wirt erblickt einen echten Totenschädel, den Julius Walter beim Grabschaufeln gefunden hatte.


Die Wirkung von West- und Ostwind in Zempin

In Zempin gab es zu dieser Zeit keine Kanalisation. Aus dem Bericht des Bürgermeisters zur Badesaison 1965:
... Ein weiteres Problem ist die Müll- und Fäkalienabfuhr. Der Schwerpunkt dabei sind die Fäkalien, und zwar nicht so sehr die Abfuhr, als vielmehr ein geeigneter Schüttplatz. :Das Territorium unserer Gemeinde ist an sich recht klein und gestattet nur ein Ausweichen nach Osten oder Westen. Die Fäkalien wurden im vorigem Jahr sämtlich an der Westseite in unmittelbarer Nähe der Zufahrt zum Zeltplatz geschüttet. Das war nicht zu verantworten. Ein Stück weiter östlich belästigte der Gestank bei Westwind die Anlieger, also das war nicht länger tragbar. Der am Ostausgang in Richtung Koserow mit viel Mühe ausgesuchte Platz, belästigt nun wiederum bei Ostwind die Anlieger. Es erhebt sich nun die Frage, wie soll es im nächsten Jahr werden? ...“


Neugierde

Ein Fischer fährt mit dem Fahrrad durch das Dorf, auf dem Gepäckträger einen vollen Sack. Fragt der Nachbar: „Was hast Du denn da hinten im Sack?“ Da kam die trockne Antwort: „Wenn´s jeder sehen sollte, brauchte ich es nicht in den Sack zu stecken“.


Bekanntmachung

Bis es die Schulpflicht gab, also die Einwohner lesen lernten, wurden die auferlegten Steuern und Abgaben der Greifenherzöge der Bevölkerung von der Kanzel verkündet. Es geschah dies etwa aller drei Monate, besonders wenn sich Abgabetermine, wie der „Michaelis“ Tag – Knechtwechsel – nahte.


Auswanderer

1868 am 12. August wanderte Friedrich Johann Joachim BEHN, geb. am 24. August 1862 in Zempin, also mit 4 Jahren mit seinen Eltern und Geschwistern in die USA aus. Der Vater war Martin Peter Heinrich BEHN geb. 1828 in Zempin und die Mutter Christine Dorothea Friederike WALTER geb. 1826 in Neuwarp, sie hatten am 11. November 1851 in Koserow geheiratet. Sie fuhren mit dem Schiff HAMMONIA von Hamburg nach New York. Am 25. August kamen sie an und landeten dann in Chicago im Bundesstaat Illinois. Im Hotelgeschäft konnte später Joachim BEHN arbeiten, sein Sohn Walter wurde Arzt und dessen Tochter wurde Lehrerin. Noch heute treffen sich bis zu 40 Familienmitglieder des Joachim BEHN in den USA.


Schiffahrtsregel

Positionslichter - Regel:
Sieht ROT ROT ist keine Not
Hat ROT GRÜN gesehen, musst du aus dem Wege gehen!


Der Schlüssel

Horst Wodrich erinnerte sich an seine Oma Karstädt, die auf dem Zickenberg wohnte. Bis zur Gaststätte und zum Kaufmann Boldt, heute das Haus „Achterwasser“, war es nicht weit. :Deshalb nahm sie zum Einkaufen auch keinen Korb oder Beutel mit. Sie trug stets eine bis zu den Knöcheln reichende Schürze über dem Rock, die hinten mit einer Schleife gebunden wurde. Die beiden Ecken der Schürze fasste sie mit einer Hand und dahinein kamen die gekauften Dinge, aber auch der Haustürschlüssel.
Wenn es manchmal schon schummrig war, wurden ihr die drei Steine, die, wie es auch heute noch üblich ist, zum Schutz gegen die Verbreiterung der Fahrwege durch die Fuhrwerke hingelegt werden, zum Verhängnis. Sie stolperte und alles lag verstreut. Wenn sie den Schlüssel nicht wieder finden konnte, so ging sie in der Nachbarschaft von Haus zu Haus, sammelte die von außen steckenden Schlüssel ein, um zu probieren, welcher ihre Tür öffnen konnte, was dann auch gelang, denn Sicherheitsschlüssel gab es noch nicht. Am nächsten Tag brachte sie die Schlüssel wieder zu den Nachbarn.


Eissägen

Die Fischer verdienten sich im Winter Geld durch das in Blöcke gesägte Eis des Achterwassers. Dies wurde für die Kühlung von Bier und Speisen gebraucht. Die Gaststätten lagerten sich das Eis in sogenannten Eis- oder Bierkellern ein. Für den Inselhof war der Eiskeller auf dem heutigen Grundstück Dorfstraße 15. Am Waldhaus war in der Strandstraße ein zweistöckiges Haus als Bier- und Eiskeller gebaut. Diese Art der Kühlung wurde noch nach dem II. Weltkrieg angewandt.


Dreschplatz

Ein Dreschkasten zum Dreschen des Getreides stand auf dem Dorfplatz, heute Feuerwehr. Die kleineren Bauern und Büttner halfen sich gegenseitig beim Dreschen. Es wurde vorher eine Reihenfolge festgelegt, wer wann dreschen durfte.
Ein Göbelplatz war am Achterwasser, heute Fischerstraße, gegenüber dem Heydenhof, heute Ferienhof Schön. Die Pferde gingen im Kreis, um eine Dreschmaschine anzutreiben. Der Straßenverlauf auf der Flurkarte zeigt dies deutlich als öffentlichen Platz.


Polizist Egon Knuth

Nach 1945 war Egon Knuth, geb. 1913, für den Ort als Polizist eingestellt. Er hatte keine Uniform und trug deshalb eine rote Armbinde. Sein wichtigster Arbeitsgegenstand war die Trompete. So blies er, wenn er meinte, Diebe oder Russen seien auf Streifzug, mächtig in seine Trompete. Diese Töne lockten sogleich die Einwohner auf die Straße, um nach allen Seiten nach Verdächtigen zu schauen. Einmal kam eine Gruppe Russen auf Fahrrädern durch den Ort, Egon blies auf seiner Trompete, alle Russen ließen die Fahrräder fallen und schrien „Volkssturm“ – vor dem sie Angst hatten - und rannten weg.


Aus Protokollen der Gemeindevertreter

01.08.1947 – 200 Kurgäste haben sich angemeldet, 72 halten sich augenblicklich in Zempin auf.
In Zempin befinden sich zur Zeit 390 Umsiedler. Es ist hierbei besonders bedauerlich, dass gerade Zempin fast ausschließlich unterstützungsbedürftige Umsiedler aufnehmen musste. Die Finanzlage der Gemeinde ist derart schlecht, dass es nicht möglich war, die Juli – Unterstützung auszuzahlen.


17.11.1947

Der Landwirt Mähl teilte mit, dass er eine Sterke (Färse) in Lassan gegen 100 Zentner Kartoffeln tauschen kann, er hat noch 272 Zentner Kartoffeln abzuliefern. Sein Partner will sich nur noch eine Bescheinigung seines Bürgermeisters beschaffen. Wegen des Transportes haben die Abgeordneten Zweifel. Ein Abgeordneter setzt sich telefonisch mit der Wasserschutzpolizei in Verbindung, welche mitteilt, dass diese Ladung auf dem Wasser beschlagnahmt wird, wenn nicht eine Bescheinigung des Greifswalder Landrates vorliegt. Die Freigabe wird nicht erteilt, da Greifswald erst 71 % seines Kartoffelsolls erfüllt hat. Hierauf wird beschlossen Möglichkeiten auszuschöpfen, die Kartoffeln doch auf dem Wasserwege nach Zempin zu bringen.

Helene Weigel in Zempin

Das Haus Oberförsterweg Nr. 4 gehörte bei der Erbauung der Schauspielerin Inge Keller, Berlin. Sie war die Freundin von Eduard von Schnitzler, auch genannt der rote Baron, der durch seine Fernsehsendung „Der schwarze Kanal“ bekannt war. Dann kaufte dieses Haus Familie Bork aus Berlin.
In diesem Haus war auch öfter die Schauspielerin und Frau von Berthold Brecht, Helene Weigel zu Besuch. Sie trug immer recht einfache Kleidung, einen dunklen langen Wollrock und eine kragenlose dunkle schmucklose Jacke.
Als Helene Weigel in den Laden von Paul Wieck einkaufen kam, er kannte sie nicht, gab er den Verkäuferinnen leise Anweisung, diese Frau nicht aus den Augen zu lassen. Er vermutete auf Grund ihres Äußeren, dass sie sehr arm sei und etwas stehlen würde.


Glück!!

Am Heiligabend rief Lotto-Lothar (Schichlein) Familie Dethloff an, sie könnten noch die fertigen Fotos abholen. Susanne meinte zu ihrem Manfred, da nimm doch gleich noch ein Los, denn sie hatte die Tage vorher schon mal 10 DM gewonnen. Manfred holte die Bilder und nahm, wie befohlen, ein Los für 1,- DM. Staunend öffnete er es langsam und sprach zu Uschi Schichlein: „Hol eine Flasche Sekt!“
Er hatte 1000 DM gewonnen und legte den Beleg unter den Tannenbaum, denn die Auszahlung dauerte einige Tage. Die Familie hatte nun ein besonderes Fest zu feiern und viele freuten sich mit Ihnen. (vor 2002)


Festtagsbräuche in Zempin

Senta Wodrich * 1920 Zempin + 2002 Wolgast – aufgeschrieben im Jahr 1999 im Wolgaster Altenheim
„In unserer Familie und im Dorf wurde an den Bräuchen, so wie es die Alten gehalten haben, festgehalten. Weihnachten feierte man in der Familie, Ostern war lustiges Ostereiersuchen und Spaziergänge, Pfingsten wurden unsere Häuser mit Maigrün (Birkengrün) geschmückt , vormittags ging es an den Feiertagen in die Kirche und abends war Tanz. :Manchmal war auch ein Ummarsch mit der Dorfkapelle. Am Silvestertag gab es zu Mittag Karpfen und am Karfreitag nach dem Kirchgang gab es Eierkuchen.
Weihnachten war immer das schönste Fest. Zu Nikolaus wird der Schuh vor die Tür gestellt und vor Weihnachten klopfte der Weihnachtsmann schon mal für die Kinder ans Fenster und fragte, ob wir auch schön artig waren und es wurden schon einige gewünschte Spielsachen gezeigt. Am Heiligabend mussten wir uns ins Zimmer zurückziehen bis der Baum geschmückt war. Dann durften wir reinkommen und dann kam der Weihnachtsmann. Es wurde gebetet und gesungen, alte liebe Weihnachtslieder. Nachdem jeder ein Gedicht aufgesagt hatte bekam er sein Geschenk und danach wurde gemeinsam gegessen. Es gab Kartoffelsalat mit Würstchen. Wir Kinder haben dann noch etwas mit unseren Geschenken gespielt bis uns die Augen zugefallen sind und haben geträumt in unseren Bettchen. Als wir größer waren haben wir uns das Krippenspiel in der Kirche in Koserow angesehen.“


Hechtknochen vom Kopf
Glücksbringer in der Geldbörse

Glücksbringer

Ein Kreuzknochen aus dem Kopf des Hechtes als Glücksbringer haben Zempiner in der Geldbörse. Die sechs „Krüger“ Mädchen aus einer Zempiner Fischerfamilie bewahren diese Tradition bis heute.
Karpfenschuppen vom Weihnachts- oder Silvesteressen werden auch ins Portemonnaie getan, damit das Geld nicht ausgeht.

Zempiner Mühle

Auf der Höhe, dem Gartenberg, stand eine Windmühle, eine Holländer Mühle mit Steert ohne steuerndes Windrad, die von der Familie Karl Sauck bis ca. 1915 betrieben wurde. Sie wurde später zerlegt und verkauft. Der Bauer Fritz Lüder, der im Jahre 1896 geboren wurde, erzählte, dass er als Kind mit anderen Kindern dem Müller half, die Mühle am großen Schwengel (Steert) in den Wind zu drehen.
Die heute tiefere Fläche östlich des Gartenberges war bis 1981 ein kleiner Berg mit einzelnen Kiefern, die meisten von ihnen in der Form als Windflüchter, der Berg wurde ca. 1980 abgetragen, um den Deich am Achterwasser zu erhöhen. Da kein Mutterboden wieder aufgetragen wurde, entstand hier ein Magerrasen.


Milchablieferung nach 1945

Rampe für Milchkannen
Die Milch der Kühe wurde in eigene 20 Liter-Kannen abgefüllt und musste nach Zinnowitz gebracht werden zur Molkerei Zimmermann.
Abwechselnd fuhren die Landwirte die Kannen mit dem Pferdewagen nach Zinnowitz. Wer ein Pferd hatte fuhr einen Tag für alle und wer zwei Pferde hatte brachte an zwei Tagen die Milch nach Zinnowitz. Es gab dann auch Lieferscheine mit auf dem Rückweg. Die Molkerei hatte nun zwei Milchlieferanten aus Zempin, die Hermann Knuth hießen. Um sie zu unterscheiden benannte sie die Lieferanten in KNUTH zu Wasser und KNUTH zu Lande. Der Lieferant Knuth „zu Wasser“ fischte zusätzlich zur kleinen Landwirtschaft - er wohnte in dem Haus heute Fischerstraße 8 (Michael Knuth).
Später wurde eine Rampe an der Bundesstr. aufgebaut etwa heute am westlichen Ortseingangsschild und die Milch wurde von der Molkerei Bansin von dort abgeholt.


Deichbau am Achterwasser

Im Jahre 1954 war ein schweres Hochwasser am Achterwasser. Daraufhin wurde begonnen einen Deich um das Achterwasser zu bauen.
Zwischen den beiden Gehöften vom Ausbau Zempin (Dorfstraße 12 und 13) wurde eine Lorenbahn mit einer kleinen Diesellock auf Schienen verlegt. Am Achterwasser wurde sie dann nach Ost oder West weiterverlegt, je nach Baufortschritt. Nachdem die Fläche des Deichfußes festgelegt war, stachen die Arbeiter die Grasnarbe aus und legten sie beiseite, diese wurde dann später an den Seiten des Deiches wieder angelegt.
Der Sand für den Bau wurde nördlich der Gehöfte bis zur den Bahnschienen entnommen. Die Grundstücke gehörten zu den Gehöften. Die Eigentümer wurden weder gefragt noch entschädigt. :Die Grundstücke wurden auch nicht wieder eingeebnet. Die Loren wurden von Arbeitern mit Schaufeln beladen. Viele Menschen hatten dabei Arbeit gefunden und verhältnismäßig gut verdient. Für die Jugendlichen war es eine Freizeitbeschäftigung die Loren (ohne Zugmaschine) zum Achterwasser rollen zu lassen und mitzufahren.


Geschichte - Geschichten - Freundschaft

Mich erreichte am 06.04.2020 eine E-Mail von einer Frau Karin, die heute 64 Jahre alt ist. Sie meinte auf unsere Homepage würde eine Tatsache in Zempin nicht ausreichend dokumentiert werden und sie würde gern etwas dazu beisteuern.
Sie äußerte, dass Berichte über die Kinderferienlager fehlen.
Ihr Leben ist dadurch sehr bereichert worden, dass sie als 14 jährige in Zempin im Kinderferienlager des MAW - Armaturenwerke Halle in der heutigen Seestraße so ein wunderbares Sommerlager verbracht hatte.
Ausschlaggeben war ein sportlicher Wettbewerb am 01.08.1970 zwischen zwei Mädchenmannschaften des Armaturenwerk Halle und des Wälzlagerwerkes Fraureuth auf dem Sportplatz - (Dieser war von der Zempiner Dorfjugend durch Aufbauarbeit in der Seestraße aus dem Trümmerfeld geschaffen worden).
Jede kleine Mannschaft hatte einen Kapitän. Diese beiden Mädchen waren 14 Jahre alt und nur 5 Tage Altersunterschied trennte sie. Nach den Wettbewerben gab es nachmittags Milchkaffee mit Kuchen und diese beiden Mädchen Karin und Ilona saßen dabei nebeneinander und plauderten angeregt. Sie stellten fest, dass jede noch eine 1,5 Jahre jüngere Schwester hat und weitere Gemeinsamkeiten. Adressen wurden ausgetauscht. Zur Abschlussfeier der Fraureuther waren auch die Kinder aus Halle eingeladen. Dabei spielte Ilona mit ihrer Schwester einen Sketsch.
Die Kinder aus Halle hatten Tage später ihre Abreise vorbereitet und da führte Karin mit ihrer Schwester diesen Sketsch nach.
Drei Jahre lang folgte ein vielseitiger Briefwechsel, dann traf man sich und die Sympathie war so groß, dass man sich immer mal wieder traf, mal bei der Einen oder der Anderen. Obwohl mehr als 500 km Entfernung sie trennte.
Beide haben studiert, geheiratet, jede hat zwei Kinder großgezogen. Nie ist der Kontakt abgebrochen, auch bei einem Auslandsstudium und nach der Wende.
Zu runden Geburtstagen trifft man sich auch mit den Männern. Durch gegenseitige Geschenke zu diesen Anlässen von Fotosammlungen oder Gedichten über ihre Freundschaft wird das Band immer fester geknüpft. Und Zempin ist dabei immer wieder das Thema.
So war Karin 2006 mit ihrem Mann in Zempin und fotografierte die Plätze der Kindheit während eines Ferienlagers. Aber leider war nichts mehr wie es war und Fotos aus den 70iger Jahren hatte sie nicht.
So konnte ich ihr Bilder senden, die ich vor Jahren bei ebay ersteigert hatte. Es war ein Fotoalbum einer Krankenschwester aus Halle, die in den gleichen Baracken 1965 Urlaub im Betriebsferienheim verbrachte.
Im August 2020 - zum 50jährigen Kennenlernen in Zempin - hat Ilonas Mann für beide Ehepaare schon Zimmer im Wikinger gebucht. Hoffen wir, dass es bis dahin möglich sein wird, dass sie auf die Insel reisen dürfen und wir uns treffen können.
Es hat geklappt und sie wohnten in der Seestraße und konnten sich das kleine Museum in der Fischerstraß0e ansehen.

Sprüche auf platt

gesammelt vom Lehrer Dunkel:

Flurnamen auf der Zempiner Feldmark und Stellen im Achterwasser

Flurkarte mit Namen von Feldmarken

Flurkarte von 2019 Zempin West


Achterwasser

Das Wort achtern bedeutet hinten, also das Hinterwasser. Es ist eine Ausbuchtung des Peenestromes. Im Mittelalter hieß es auch das Lassansche Wasser - siehe die Fischereiverordnung von 1571. Zempin Ersterwähnung (Texte pdf) , da die Stadt Lassan eine große Bedeutung hatte.

Das Achterwasser und seine Randgebiete

Bezeichnungen des Achterwassers nach Nr

von Konrad Tiefert 18.04.2000

Diese Aufzeichnungen beruhen auf Überlieferungen vom Großvater, Vater und eigenen Erfahrungen. Sie sind sicherlich nicht vollständig, zumal von den Fischern der umliegenden Ortschaften manche Stellen, auch Reusenstellen, anders bezeichnet werden und wurden. Da die Zahl der Fischer stark zurückgeht, werden auch die Bezeichnungen der einzelnen Rand- und Schargebiete langsam verloren gehen.
Das Achterwasser ist eine Ausbuchtung des Peenestromes und somit des Odermündungsgebietes. Rundum mit Schilf bewachsen bietet es vielen Tieren ein Existenzgebiet. Nach der Überlieferung einstmals sehr fischreich, ist der Reichtum durch Verschmutzung, Überfischung und Absperren der Zugänge durch Reusen und Netze an seinen Eingängen und auf dem Peenestrom stark zurückgegangen.
Die Zuwanderung vom Haff und Bodden ist aber sehr wichtig für das Achterwasser. Befischt wurde es immer und zu allen Zeiten. Viele Familien in den rundum angesiedelten Dörfern haben damit ihren Lebensunterhalt verdient. Es sind darin fast alle Binnenfischarten vertreten. Blei, Zander, Hecht, Barsch, Plätz und Aal sind so die Hauptarten. Aber durch Wanderung gibt es auch mal Lachs, Flundern, Aalquappen auch Rutten genannt und im Herbst, wenn das Wasser ausgekühlt ist, den Schnäpel. Auch eingesetzte Karpfen und Regenbogenforellen haben gute Aufwuchsmöglichkeiten, vermehren sich aber selbst nicht im Achterwasser. Auch Hering tritt im Frühjahr manchmal auf.
Befischt wurde und wird das Achterwasser von Fischern der umliegenden Dörfern mit Netzen, Reusen und Aalgrundangeln. In der Vergangenheit wurde es, von den Zempinern und Loddinern im Winter bei entsprechender Eisdicke, noch mit dem Großgarn befischt, wo es dann ab und zu zu Großfängen kam, mit vielen hundert Kilo Fisch. Die Hauptmasse dieser Fänge war meistens Blei, auch Plätz und Kleinfisch. Diese Sorten waren aber im Laufe der Entwicklung im Handel nicht mehr absetzbar und so wurde die Wintergarnfischerei eingestellt, zumal sie mit viel Aufwand und schwerer Arbeit verbunden war. Es gab im Winter aber auch noch ein Kleingarn, den sogenannten Jonaker. Er wurde auf die Art eines Großgarns an die Randgebiete herangezogen, allerdings nicht mit Winden. Es gab meisten Kleinfisch und auch Hecht. Diese Fischereiart wurde ebenfalls eingestellt. Nur die Bleinetzfischerei unter Eis hat sich noch lange gehalten und wird auch heute noch von einigen der restlichen Fischer durchgeführt. Um den Fisch in der Laichzeit zu schonen wurde eine Schonzeit im Frühjahr eingeführt mit einem Schonrevier in der südlichen Ausbuchtung des Achterwassers. Diese Schonzeit mit ihren Bestimmungen wurde und wird von der Fischereiaufsicht überwacht.
Der Schnäpel hat neuerdings eine Schonzeit im Herbst. Dieser Fisch ist ein reiner Wanderfisch, der in die kalten Haffgewässer und auch Achterwasser kommt um zu laichen. :Sobald die Wassertemperatur wieder zunimmt, verschwindet er wieder. Die Schonzeit hat nur einen Sinn, wenn auch die anderen Haffanlieger, wie z.B. Polen, sie auch durchführen.
Die für das Achterwasser zugelassenen Fischer müssen für die Fanggeräte an den Staat eine Pacht bezahlen, die für ein Jahr gilt, sie wird von der Fischereiaufsicht eingezogen.
Die Wassertiefen sind sehr unterschiedlich 3 bis 3,5 Meter, aber auch Stellen mit größerer Wassertiefe 6 bis 7 Meter. Die Scharstellen und die Ränder sind meistens bedeutend flacher. :Einer der flachsten Schare ist das Hohe Schar, zwischen der Ortschaft Lütow auf dem Gnitz und Warthe. Auf vielen Scharstellen wächst Schwängelkraut und liegen große Steine. Für Schiffe mit Schwert können sie schon eine Gefahr sein. Die Gebiete des Achterwassers, vor allem die Randgebiet, haben fast alle eine Bezeichnung, einen Namen. Die Bezeichnungen gehen wohl noch auf die Wendenzeit zurück und haben sich über die Jahrhunderte, wenn auch etwas verändert, erhalten. Aus den hier wohnenden Wenden und den zugewanderten Menschen aus dem Westen ist durch Vermischung der jetzige pommersche Menschenschlag entstanden.
Sicher waren die hier wohnenden Wenden mit dem Meer und den Gewässern vertraut. Sie haben sich sicherlich gegenseitig mit ihren Erfahrungen vertraut gemacht, vor allem in der Fischerei. Durch Kriege, Krankheiten (z.B. Pest) waren viele Gebiete nach der Überlieferung nur noch sehr schwach besiedelt. Viele Namen der Orte und auch Familiennamen erinnern noch heute an diese vergangenen Zeiten. Die Siedler brachten ihre niederdeutsche Sprache mit, die sich langsam durchsetzte und das Wendische verdrängte. So wurden viele Bezeichnungen verändert. Die Namensendungen mit tz, ow, in usw. erinnern noch daran.
Die beiden großen Ausbuchtungen des Achterwassers, die nördliche und die südliche haben selbst noch kleine Buchten gebildet. Sie sind bevorzugte Laichgebiete für Blei und Hecht und durften in der Schonzeit nicht befischt werden. Sie waren vom Staat auch meistens in Sonderverpachtung. So eine Bucht ist das Rieck (Ryck) östlich von Zempin. Ein nach den Aussagen der damaligen Fischer nur ein 2 Meter tiefes Gebiet. An seiner Ostseite lag das kleine Dorf Damerow. Durch die großen Sturmfluten 1872 und 1874 wurde das Dorf zerstört und die Bucht ausgewühlt, so dass sie heute Wassertiefen von 4 bis 5 Meter hat, mit einem moorigen Grund. Die Kraft der Sturmfluten muss sehr groß gewesen sein, denn noch vor dem Eingang zum Rieck hat man wohl an die hundert Meter entfernt noch 3 bis 4 Meter Wassertiefe. Doch dann kommt eine flache Stelle quer davor, so daß eine Ausfahrt für tiefer gehende Schiffe nicht möglich ist. Von den Fischern wurde diese Stelle mit „Trünnel“ (1) bezeichnet.
An der Westseite vom Eingang zum Rieck wurde der von den Wasserfluten mitgeführte Sand aufgespült und dieses Gebiet von einigen hundert Metern Breite sehr flach. Es erstreckt sich nach Süden weit hinaus und wird dann allmählich tiefer. Die Fischer nennen diese Gebiet „Jagen“ (2). Die Ostseite vom Eingang zum Rieck nennt sich: „Vor dem Preisterkamp“ (3) (Kloster!?Priesterland). Wahrscheinlich hat die Kirche hier was zu sagen gehabt. Es ist eine gute Reusenstelle. Dann kommt: „Vor der Barkenschonung“ (4) (Birken) und als nächstes eine flache Ausbuchtung, die Berliner Wieck (5). Warum diese Bucht so heißt? Wahrscheinlich eine Wortveränderung. Von dieser Bucht ab, erstreckt sich ein Schargebiet weit nach Westen. :Nach Süden ist ein Randschar welches Skandenhorst (6) genannt wird. Hier liegen große Steine und es ist für Boote ratsam, bei niedrigem Wasserstand des Achterwassers, dieses Gebiet mit Vorsicht zu befahren. Der davor liegende Moorgrund wird mit "tiefer Wilz" (7) bezeichnet. Dann kommt die Koserower Anfahrt (8), die zu einem kleinen Hafen ausgebaut wurde. Das Schargebiet längs der Küste ist nicht breit und hat unterschiedliche Wassertiefen. Der Schwanenbrink (9) ist da mit drin, eine kleine Insel auf der oft Schwäne ihr Nest gebaut haben. Rundum ist es flach. Nach Süden ist davor ein tiefer Moorgrund, von Fischern mit „tiefe Glams“ (10) bezeichnet. Das Randgebiet nördlich von Loddin nannte man: „Vor der Ochsentrift“ (11), hier liegen auch Steine.
Loddin ist ein altes Fischerdorf mit einer Vergangenheit, wo die Fischerei und auch die Landwirtschaft eine große Rolle gespielt hat. Das Loddiner Höft ist eine Erhebung am Wasser, die man vom Achterwasser weit sieht. Es liegen dort viele Steine, auch größere. Von hier liegt in Richtung SW, getrennt durch Moor vom Höft ein Schar, das „Wussow“ (12) genannt wird und von tiefem Moorgrund umgeben ist. An der Südseite vom Loddiner Höft geht es am Voßberg vorbei zur Loddiner Mell, eine kleine Ausbuchtung. Danach sieht man das Dorf Ückeritz, auch eine alte Siedlung mit einem kleinen Hafen. Die Beek ist eine Verbindung vom Achterwasser zum Schmollensee. Einen kleinen Hafen gibt es noch vor Stagnieß. Die nächste Erhebung ist der Konker Berg (17m). Auf dem vorgelagerten Schar liegt ein großer Stein (Teufelstein - sagenumwoben). Dann kommt der Rauhe Berg. Das davor liegende Moorgebiet ist sehr tief und wird „Diepen“ (13) genannt. Am Südende ist der Eingang zum Nepperminer See. Rechts, wenn man einfährt geht es zum Balmer See. Das nach Norden zu liegende Gebiet wird „Schäpermoor“ (14) genannt. Von hier bis zum Eingang zum Krienker See erstreckt sich ein großes Schargebiet, der sogenannte „Steinort“ (15) mit dem „Gieglitzer Steinbrink'“ (16). In dieses große Schargebiet ist ein Moorloch eingeschlossen, dass nach Norden durch eine Steinräne, die sich „flanken Kiel“ (17) nennt begrenzt wird. :Östlich von dieser Steinräne bis zum Rand-Schar vom Konker Berg und dem Eingang zum Diepen oder Tiefen liegt ein festes Gebiet, dass mit „Schwemm Schar“ (18) bezeichnet wurde. Im Südteil dieses Steinortes wurde im Frühjahr das Laichschonrevier eingerichtet, was nicht befischt werden durfte. Die westliche Grenzmarkierung vom Krienker See ist südlich von der kleinen Ortschaft Grüssow und wird „Probitz“ (19) genannt. Nach Norden zu liegen auf dem Schar vor Grüssow große Steine, ebenso am Grüssower Ort. Einige Scharstellen erstrecken sich weit nach Osten in die Moorgebiete hinein. Von hier nach Norden zu ist ein Schargebiet, dass von den Fischern mit „Bullenbrink“ (20) bezeichnet wird. Das Landrandgebiet nach Westen nennt sich die Ballitz, es stehen dort einige Häuser.
In dieses ganze Wassergebiet sind in dem Schar einige Moorstellen und Rinnen eingelagert, aber ansonsten keine großen Wassertiefen. Das ganze wird „Sandort“ (21) genannt und erstreckt sich weit nach Norden und wird durch eine Tonne markiert. (Das Fahrwasser ist heute nicht mehr betonnt.)
Nach Westen hat dieses Schar einige Ausläufer und schwingt sich dann im Süden herum zum Warther Haken und wird „Remm“ (22) genannt. Vom Warther Haken, auf dem auch Steine liegen, geht ein Moorgebiet bis an das „Hohe Schar“. Diese flache Schar ist wie ein Riegel dem Achterwasser vorgelagert und von Booten mit Schwert nicht befahrbar. Es grenzt an seiner Südseite an den Peenestrom und zieht sich dann vor dem Dorf Lütow längs bis zur "Dingnitz" (23), einer kleinen moorigen Ausbuchtung nördlich von Lütow. Allerdings ist das Hohe Schar hier nicht so flach. Der südliche Teil wird von Moor begrenzt, in dem ein langgestrecktes Schar eingelagert ist, das "Burger-Schar" (24). Das Randgebiet von Land aus ist Möwenort, die Südspitze von der Halbinsel Gnitz. Dann kommt bis Lütow was „Kornitz“ (25) genannt wird. Hier geht Moor bis zum Schilf. Ein kleines festes Gebiet vor Lütow wird „Wolhinsche“ (26) bezeichnet. Dann kommt, wie schon beschrieben die Dingnitz. :Von da an wird das Randschar wieder sehr schmal. Man nannte es Koppelort (27) und endet am Kanal vor der Twelen. Die Twelen war ein ehemaliger Durchgang zwischen dem Gnitz mit der Ortschaft Netzelkow und dem Vorwerk und Insel Görmitz. Der Durchgang hatte meist Moorgrund. Das Randschar an der Südseite der Insel wird „Timmernschar“ (28) oder wie von Loddiner Fischern mit „Zögenstall“ (28) bezeichnet. Es hat an seiner westlichen Seite einen großen Stein, der allerdings nicht oder nur sehr selten, bei sehr kleinem Wasserstand sichtbar ist. An der Südseite ist Moor, diese wird wieder begrenzt von einem Schar, das „Mühlenschar“ (29). Dieses ist umgeben von Moor mit einer Spitze nach Südwesten. Die Südstrecke der Insel Görmitz nennt sich „Hauben Horn“ (30). Dieser Name ist auch in der Karte eingezeichnet. Dann kommt eine Bucht, die „Warnitz“ (31) mit dem Warnitzer Ort. Hier erstreckt sich das Randschar wieder weiter nach Osten. Nördlich davon ist noch eine Steinstelle mit großen Steinen und Kraut und einem Tonuntergrund. Er nannte sich "Tannenberg in den Eichen" (32) nach drei jetzt nicht mehr vorhandenen Eichen vom Görmitz, die in diesem Tannenberg vom Gnitz sein mussten, wollte man diese Steinstelle befischen. Von hier in Richtung NO beginnt ein langes Schar, welches an beiden Seiten Moor hat. Es ist der „Hohe Ort“ (33). An seiner NW-Seite verläuft ein Moorstrich fast bis an die Insel. Dort wo heute der Deich die Insel erreicht beginnt eine Steinstelle mit großen Steinen, der „Kesselort“ (34) mit Richtung NNO und geht dann über in das nördliche „Görmitzer Riff“ (35). Die Westseite ist ein Moorgebiet und war der nördliche Eingang vom Tweelen. Es nennt sich der „Scheiwe“ (36), nach einem Wintergarnzug, der dort schief gezogen werden musste, wollte man den Steinen zu beiden Seiten aus dem Wege gehen.
Durch die Tweelen lief zeitweise eine starke Strömung und diese hat sicherlich zur Reinigung des Achterwassers beigetragen. An der Gnitzer Seite ist wieder fester Grund und das Schar heißt “Breisinahl“ (37) auf hochdeutsch: Es hat Steine. Es erstreckt sich bis zur „Deiperie“ (38), auf hochdeutsch wohl Tieferei, einer kleinen Bucht. Danach wird der feste Grund schmal und geht so bis zur „Gnitzer Mell“ (39) auch Mellsee, eine größere moorige Ausbuchtung. Kurz vor deren Eingang etwas östlich ist noch eine Steinstelle. Es ist der „Banden-Ort“ (40). An der Nordseite von dem Eingang zur Mell stand in der Vergangenheit ein großer Binsenkamp, der aber restlos eingegangen ist. Nun beginnt wieder ein breites Randschar. Es nennt sich in der Breite „Faulen-Hörn“ (41). Dann kommt vor dem „Grenzstein“ (42), weil hier die Begrenzung des Gebietes des Rittergutes derer von Lepel war.
Der ”Störlanker Ort“ (43) ist sehr flach und die Ecke zum Eingang der Störlanke. Der Name ist wahrscheinlich eine Erinnerung an die Zeit, wo es im Achterwasser noch Störe gab. Die Bucht selbst war meistens vom Staat sonderverpachtet. Heute dient sie den Sportseglern als Hafen. Vom Nordeingang beginnt wieder ein Randschar. Es ist teilweise mit viel Kraut bewachsen und erstreckt sich in Richtung Osten. Eine Rundausbuchtung wird „Otterloch“ (44) genannt. Nach unterschiedlichen Wassertiefen kommt ein Gebiet das „Breites Flach“ (45) genannt wird und daran anschließend das „Sandloch” (46). Dieses große Wasserrandgebiet bis zum Inselhof hat festen Untergrund und ist stellenweise mit Schwengelkraut bewachsen. Es erstreckt sich weit nach Süden und wird im Westen von einem Moorgrund begrenzt, der „Rönne“ (47). Das Ganze wird mit „Zempiner Ort“ (48) bezeichnet. An seiner Ostseite, vom Inselhof aus gesehen in Richtung Süd, befindet sich ein größeres Moorloch, die “Reek” (49). Die Anfahrt bei dem ehemaligen Bauernhof „Heiden“, heute Kurt Schön, wurde zu einem kleinen Hafen ausgebaut.
Es gab in der Vergangenheit drei Anlandestellen: Bei Heiden, bei Tiefert (Ecke Peenestr. heute Behn) und bei dem damaligen Fischer Walter. Die letztere Anlandestelle ist weitgehend verlandet. Östlich davon ist noch eine kleine Bucht unterhalb des mit „Jagen“ (2) bezeichneten Gebietes und heißt "Vor den Gaststücken" (50).
Das wären so ungefähr alle Randgebiete (Wasser) des Achterwassers, wo die Namen noch bekannt sind. Sicherlich sind manche Bezeichnungen verschwunden oder vollkommen verändert. :In dem großen moorigem Innenteil des Achterwassers sind aber auch einige tiefere Schare vorhanden. Die „Wussow“ (12) vor dem Loddiner Höft wurde schon erwähnt. Dem Sandort (46) in ungefähr Richtung NO mit Abstand vorgelagert, aber ganz vom Moor umgeben, befindet sich das „Große Jungfern Schar“ (51), weiter nördlich ungefähr auf der Hälfte zwischen Görmitz und Loddin das „Kleine Jungfern Schar“ (52). Ebenso auf ungefähr halben Weg von Koserow zum schon beschriebenen „Hohen Ort“ (33) ist eine feste Stelle, die mit „Kwuell“ (53) bezeichnet wird.
Westlich vom Sandort ist ebenfalls noch ein nicht sehr großes Schar, ganz vom Moor umgeben, das „Zanderschar“ (54). Vom Tweelen aus gesehen in nördlicher Richtung mit loser Verbindung zum Breisnal (37) liegt das „Schwenn-Schar“ (55). An seiner Westseite schiebt sich von Norden ein Moorloch hinein. Es wird auf Plattdeutsch mit „Achter dem Schwennen“ (56) bezeichnet. Die Ostseite wird von Moorgrund begrenzt. In seiner Mitte nur flach, ist es an seiner Nordseite recht tief. Mit Abstand von dem Randgebiet vor dem „Grenzstein“ (42) und dem „Störlanker Ort“ (43) liegt noch ein Schar. Das „Mittel-Schar“ (57). Es hat kaum Steine und wird vom Moor umschlossen. Im Osten ist es die schon genannte "Rönne" (47) oder Rinne.
Vor dem Südteil, von dem schon beschriebenen „Jagen“ (2), an der Westseite vom Rieckausgang, gibt es ein großes Gebiet, das mit „Bollgrund“ (58) bezeichnet wird. So wie Holl und Boll aus dem Plattdeutschen, man könnte auch Hohlgrund sagen. Der Grund hat eine harte Kruste an der Oberfläche und man kann mit einer Stange stellenweise durchstoßen und darunter ist dann Moor. Wann einmal dieses Gebiet entstanden ist weiß man nicht. Manche sagen es ist ebenfalls durch die Sturmflut 1872 entstanden. Der Grund ist sonst glatt ohne Steine und Muscheln. An seiner Westseite soll nach der Überlieferung so etwas wie ein Stubben liegen und musste bei der Eisgarnfischerei beachtet werden.
Von dort, wo dieser Bollgrund zu Ende ist, in südlicher Richtung, liegt ein Flugzeugwrack. :Es ist dort 1945 bei Ende des Krieges nach Augenzeugen aus südlicher Richtung kommend, abgestürzt. Es soll anfangs, nach den Aussagen der Fischer, noch mit dem hinteren Teil, dem Leitwerk, zu sehen gewesen sein, ist dann aber ganz untergegangen. Leichen hat man nie gefunden und es ist anzunehmen, dass die Gebeine des Piloten oder vielleicht auch von zwei Personen noch darin sind, das weiß niemand. Die Augenzeugen waren ältere Fischer, die nicht mehr leben. Die Wassertiefe beträgt dort so um 4 Meter. Es ist dort weicher Moorgrund, in dem das Wrack bestimmt teilweise eingesunken ist. Mit den modernen Geräten müsste es bald gefunden sein.
Das Achterwasser wurde befischt mit Netzen verschiedener Maschenweiten und mit Angeln, mit Reusen, vor allem Bügelreusen. Im Sommer fischte man mit den Sommergarnen, diese sind aber alle nicht mehr in Betrieb, weil Kleinfisch kaum absetzbar ist. Für den Fischnachwuchs ist das sehr gut, da mit dieser Garnfischerei auch viel Nachwuchsfisch vernichtet wurde. In der damaligen Zeit, vor dem Ersten Weltkrieg, war der Absatz der Fänge aus dem Achterwasser nicht sehr gut und es kamen Segelschiffe, sogenannte Polten auf, auch Quatzen genannt, mit großem Fischbehälter mit Wasserdurchlauf. Diese Segler kauften den Fisch direkt beim Fischer auf und brachten ihn lebend zum Großhandel nach Stettin, diese Stadt war damals schon eine Großstadt. Auch in Zempin waren einige dieser Polten beheimatet. Junge Fischersöhne sind darauf als Schiffsjunge gefahren.
Das Achterwasser ist bei Sturm nicht ungefährlich. Es entwickeln sich starke Böen mit kurzen Brechseen, was vielen Menschen das Leben gekostet hat.
Ansonsten sind die Landrandgebiete sehr reizvoll und sind es wert, dass man sie mit offenen Augen betrachtet.

Straßennamen

Zempiner Mühle
Detailreiche Informationen, sowie zahlreiche zusätzliche Fotos/Bilder, sind auch unter Zempin Straßen Wege Häuser zu entdecken.
Wege, Straßen- und Flurnamen in Zempin
Der Ort wurde 1571 erstmals erwähnt. Lange Zeit hatte er sehr wenig Einwohner. Der Boden war zu sandig, um mehr Menschen zu ernähren.
1693 schreiben die schwedischen Vermesser über die Bewohner des Ortes: „...und wenn sie nicht die Fische des Achterwassers hätten, so wäre es fast elendig mit ihnen bestellt.“ Zu dieser Zeit bestanden drei Bauernhöfe im Ort. 1858 sind es vier, 14 Büdner und insgesamt 225 Einwohner.
Bis dahin brauchte man keine Straßennamen. Jeder kannte Jeden, viele waren verwandt. Man bekam höchstens Post bei Sterbefällen, Testamentsangelegenheiten oder Gerichtsverhandlungen.
Das änderte sich mit der beginnenden Entwicklung des Badebetriebes auf der Insel Usedom. Zinnowitz, der Nachbarort, hatte 1851 die Erlaubnis erhalten, eine Badestelle einzurichten. Um 1900 begann dann die rege Bautätigkeit und dazu wurden viele Handwerker gebraucht. So kamen besonders aus Berlin Maurer und Tischler, die auch in dem kleinen Ort Zempin einen Wohnraum suchten und später ihre Familien nachkommen ließen. Aber auch hier wurden kleine Hotels und Pensionen gebaut. Die Gebäude bekamen einen Namen, wie z.B. Sylvana, Waldfrieden, Eden und Daheim. So konnten die Gäste sich besser zurechtfinden. 1928 finden wir im Werbeprospekt 121 Vermieter, aber keinen Straßennamen! Erst 1934 werden Vermieter mit Straßenbezeichnung genannt. Peenestraße, Dorfstraße, Promenade und a.d. Chaussee.
1935 kommt noch die Strandstraße hinzu. Die Villen der heutigen Waldstraße nennen sich noch „direkt am Walde gelegen“.
1937
finden wir in den Prospekten zusätzlich zu den bereits genannten Straßen: Waldstraße, Chausseestraße, Feldweg, Bahnhofstraße und Kuhstraße. Für das Jahr 1938 ist auf einer Karte des Ortes nur die Chaussee verzeichnet, aber nun ist es die Hauptstraße. :Außerdem haben sich einige Straßenbezeichnungen geändert, da die Villen nun in anderen Straßen stehen. Es ist noch die Pennstraße verzeichnet, aber das ist wohl ein Schreibfehler für Peenestraße.
Nach 1951
verschickt die Kurverwaltung Faltblätter mit dem Slogan: Der Meeresstrand, das Waldesgrün – Dein Ferienort, das ist Zempin!
Darin findet man das erste Mal den Hinweis auf die Stalinstraße. Doch nach einiger Zeit ist es um den Ruhm von Stalin geschehen und das Sitzungsprotokoll der Ratsmitglieder verzeichnet im Januar 1962: „..der Volksvertretung zu empfehlen, die Stalinstraße in Leninstraße und die Kuhstraße in Triftstraße oder Straße zum Rieck umzubenennen.“ Sie wurde die Rieckstraße. Einige Birken wurden in dieser Straße angepflanzt, heute stehen nur noch zwei davon, und so sprach man auch von der Birkenstraße.
In einer Aufstellung des Jahres 1977 der Wohnungsneubauten nach 1945 finden wir die Bezeichnung Friedhofsweg und den Oberförsterweg als neue Straßenbezeichnung.
Im Wald entstanden seit 1955 weitere Wochenendhäuser, nicht nur am Oberförsterweg, sondern auch weiter in Richtung Strand mit der Bezeichnung Kieferngrund. Die Verbindung zum Strand zwischen Hauptstraße und Kieferngrund in Verlängerung der Fischerstraße wurde der Dünensteig. Eine Verbindung zwischen Oberförsterweg und Kieferngrund ist der Finkenweg. Auf dem Trümmergelände der Flakschule aus dem Zweiten Weltkrieg, den Einheimische immer noch den „Platz“ nennen, entstanden nach und nach Betriebsferienheime in Strandnähe und die Werktätigen erholten sich nun in der Seestraße. Wochenendhäuser entstanden parallel zum Strand bis zur Flakstellung im Möwenweg.
Findling bei den Bauarbeiten der Hansestraße gefunden
Hexenheide Bezeichnung am Mast
Rieckstraße vorher Kuhstraße
Seestraße
Waldstraße Ecke Strandstraße
  • Die Bezeichnung Hansestraße ist seit Fertigstellung der ersten Neubauten in dieser Straße im Jahre 1975 bekannt, aber erst im Januar 1980 gab es eine Mitteilung an die Volkspolizei, Paß- und Meldewesen in Wolgast. Die Eigenheime zwischen Waldstraße und Hauptstraße erhielten 1980 die Bezeichnung Am Walde. Mit der Errichtung der Unterkünfte für die Rettungsschwimmer vor dem Campingplatz gab es die Bezeichnung Campingweg.
  • Zum Tag der Deutschen Einheit 1990 wurde die Leninstraße, nach Befragung der Bürger, in Fischerstraße umbenannt, da viele Fischer in dieser Straße wohnten.
  • Am 1. Juli 1994 wurde der Friedhofsweg auf Wunsch der Anlieger, die weitere Ferienwohnungen bauen wollten, umbenannt in: Zu den Karlsbergen.

kleine Straße Am Hafen
  • Eine kleine Siedlung entstand in den Jahre 1997–2000 zwischen der Fischerstraße und dem Inselhof. In Abstimmung mit den neuen Eigentümern wurde die Straße Am Hafen benannt.
  • Es wurde begonnen, zwischen der Straße Zu den Karlsbergen und der Dorfstraße zu bauen. :Da unsere Partnergemeinde bereits einen Zempiner Weg hatte, ergab sich durch diese neue Straße die Möglichkeit, der gewachsenen guten Partnerschaft ein Denkmal zu setzen und seit 2000 gibt es den Klein Nordender Weg.
Folgende Erklärungen und Notizen zu den Straßen sind bekannt
  • Die Chaussee, die heutige B111, im Ort Zempin bekam in den Jahren 1885 bis 1887 ihre erste Befestigung durch Einsatz von Mitteln des Kreises Usedom-Wollin.
Aus der Schulchronik wissen wir, dass die Promenade ein großer Teil der heutigen Fischerstraße war. So steht 1917 geschrieben: „Etwa ein Drittel aller Kinder kommen aus Neu-Zempin, das am Walde gelegen, etwa 10 Minuten vom Schulhaus entfernt ist. Da die sogenannte „Promenade“ aus Lehm ausgeführt ist, ist dieser Schulweg für diese Kinder bei Regenwetter fast unpassierbar.“
  • Die ältesten Bauernhöfe Heiden (Heyden) und Lüder liegen am Achterwasser auf einer Erhöhung zum Schutz vor dem Hochwasser. Die Kühe trieben sie zu den saftigen Wiesen am Rieck über den Weg von der Ecke Dorfstraße / Fischerstraße zur Rieckstraße über den Platz, auf dem die Feuerwehr steht. Deshalb bekam sie den Namen Kuhstraße.
  • In einem Reiseführer für Zinnowitz des Jahres 1887 sind im Wald zwischen Zinnowitz und Zempin ein Neuer Pflanzgarten, Versuchspflanzung ausländischer Holzarten und in der Nähe des heutigen Campingweges ein weiterer Pflanzgarten verzeichnet. Daraus ergab sich die Landschafts- und Flurbezeichnung Gartenberg und der Name des ehemaligen Ausflugslokales „Gartenberg“. Heute ist die Bezeichnung meist nur für den südlich der B 111 liegenden Teil bekannt, auf dem Wochenendhäuser stehen.
  • Die Peenestraße hatte auch in der ersten Zeit der Benennung den Namen Am Achterwasser. Da das Achterwasser eine Bucht der Peene ist, wird es in der Umgangssprache auch nur als „de Peen“ bezeichnet. Ein Teil der Peenestraße wird auch „Zickenberg" genannt. Auf dem „Berg“ stehen die Büdnerhäuser aneinander gebaut. Parallel zu den Häusern, gegenüber der Eingänge, steht die Reihe der Ställchen. Dazwischen ist öffentliche Straße. Die kleinen Ställe waren nur für Schafe, Ziegen oder Schweine. Das Heu und Stroh wurde über der Wohnung auf dem Dachboden gelagert. Die Viehzählung 1932 in Zempin ergab: 32 Pferde, 86 Rinder, 3 Schafe, 205 Schweine und 50 Ziegen!
  • Der Dünensteig folgt im ersten Drittel von der B111 aus dem ehemaligen Weg zu den Salzhütten, die bei der großen Sturmflut 1872 hinweggespült wurden. Der Weg zu diesen ging quer über das ehemalige Trümmergelände, über den Möwenweg bis zum heutigen Imbissstand. Die Salzhütten wurden danach an anderer Stelle, dem heutigen Standort, wieder aufgebaut.
  • Der Teil der Bahnhofstraße, der von der B111 bis zum Bahnhofsgebäude führt, entstand erst mit den Abschussrampen der V1 in Zempin. Die V1 kamen mit Eisenbahnwaggons und wurden dann mit LKWs über die Betonwege durch Zempin gefahren. Den ursprünglichen Teil der Straße erkennt man an der Natursteinpflasterung. Früher wurde auch ein Teil der Fischerstraße als Bahnhofstraße bezeichnet.
30.04.1950 Gemeindevertreter beschließen
  • .. die Bahnhofstraße und den größten Teil der Dorfstraße, insgesamt jetzt die gerade Straße von der Chaussee bis zum Achterwasser bei Wilhelm Heyden in Stalinstraße zu benennen.
  • Die Bahnhofstraße von der B111 bis zur Einmündung in die Fischerstraße erhielt im Jahre 2006 eine neue Gestaltung mit Fußweg, Parkplätzen und mit Warte- und Toilettenhäuschen.
Der Bahnübergang an der Fischerstraße war im Zweiten Weltkrieg von 1942 an gesperrt. Das Pflaster war herausgerissen, um ihn unbefahrbar zu machen. Von der Einmündung der Strandstraße bis zu den Schranken musste deshalb später der Wildwuchs auf der Straße beseitigt werden, wurden Bombentrichter gefüllt und neues Pflaster wieder aufgelegt. Am 1. Mai 1951 wurde der Übergang feierlich eröffnet. Zu dieser Zeit wurden auch an den Straßen die Rotdornbäume gepflanzt.
  • Die vielen mit Beton befestigten Wege in Zempin, besonders im Küstenwald, sind um 1942 mit der Errichtung der Abschussrampen für die V1 entstanden. Hermann Heinz Wille, der viele Usedom Bücher verfasste, schrieb 1953 „... das kleine Zempin, mit den wie Spinnenbeinen in alle Richtungen verlaufenden Betonrollbahnen, ...“
  • Als im Jahr 2000 die Hansestraße erweitert wurde und die ersten Straßenbaumaßnahmen begannen, staunten ältere Einwohner und meinten, nun wird der Mühlweg wieder sichtbar. Tatsache ist, dass die Erweiterung der Bebauung auf einen schon früher genutzten öffentlichen Weg gelegt wurde und in verlängerter westlicher Richtung die Bockwindmühle gestanden hat.
  • Die Dorfstraße war einst, bevor die Badeorte entstanden, die Hauptverbindung vom Ortskern Zempin zum Ortskern Zinnowitz. Deshalb stehen auch die großen Bäume an dem Weg. Von den Einheimischen wird dieser Weg die Krümming genannt. Als die Baugenehmigung im Februar 1878 für den zweiten Lüderhof, weit außerhalb des Ortes, an dieser Straße nach Zinnowitz erteilt wurde und einige Jahre später der dritte Hof daneben entstand, erhielt es die Bezeichnung Ausbau in Zempin, heute Dorfstraße 12 und 13.
  • Eine Stichstraße der Peenestraße, heute Nr. 8, 9 und 10 wird als die Jazz, hochdeutsch die Gasse, bezeichnet.
Hexenheide Zempin
  • Die Hexenheide ist eigentlich eine Flurbezeichnung. Doch ein Häuschen oder eine Hütte gab es schon länger dort. Nach dem Krieg kamen noch einige Wochenendhäuser dazu. Im Jahre 1668 wurde eine Hexe aus Zempin in Mölschow verbrannt. Ob sie in dieser Gegend gewohnt hat, wissen wir nicht. Es ist aber auch möglich, dass hier noch ein Hinweis auf den slawischen Glauben besteht. In alten Schriften heißt es, dass ein heiliger Hain in dieser Gegend war, in dem man den Porevit, den fünfgesichtigen Lichtgott, verehrte.
  • Die Friedhofskapelle wurde 1929 erbaut, vor dieser Zeit wurden die Toten in Koserow auf dem Friedhof bestattet. Der Straßenname Friedhofsweg entstand mit der Errichtung von Gebäuden an diesem Weg.
  • Wie kam es zu dem Namen Zu den Karlsbergen? In dem Gebiet südlich der Eisenbahnlinie und westlich der Strandstraße sind natürliche mit Strandhafer bewachsene Dünen von 2 – 5 Meter Höhe zu finden. Durch die weiter vordringende Bebauung werden sie glattgeschoben. Mündlich hat sich auch der Begriff Karsberge oder Karfberge erhalten. Karf wird auch der Strandhafer hier genannt. Bei Nachforschungen in den Grundbüchern wurden die Flurstücke in der Spalte „Bezeichnung der Lage“ mit - bei den Karlsbergen – benannt. Auf diese Grundbücher bezogen sich die Gemeindevertreter bei der Beschlussfassung zum Straßennamen.
  • Der Planer für die Naturpromenade benötigte einen Namen für den Weg zu den Salzhütten. So sagte die damalige Bürgermeisterin Frau Stockmann, am 9. Oktober 2001, dann nennen wir ihn doch Salzhüttenweg. Noch steht kein Gebäude an diesem Weg, aber im Flächennutzungsplan wurde eine Bauzone eingezeichnet.
  • Am 4. März 2002 kam unsere Postfrau, Margitta Eichhorst, und fragte, wie der Weg von der B111 gegenüber der Häuschen der Hexenheide heißt, der zum Übergang der Eisenbahn Lüdersgrund verläuft, er muss einen Namen haben, sonst darf sie diesen nicht mehr befahren. So haben wir überlegt und ihn Zum Ausbau genannt. Den Begriff Lüdersgrund hat die Eisenbahn geprägt und in ihren Papieren festgehalten, da zur Zeit des Bauens der Bahnlinie in den zwei Bauerngehöften nur die Familien Lüder wohnten.
  • Im September 1992 überraschte uns unsere Partnergemeinde Klein Nordende aus dem Kreis Pinnenberg mit 44 neuen Straßenschildern und dazugehörigen Pfosten. Nach den ersten Eindrücken, die die Vertreter der Partnergemeinde nach der Wende vom Seebad Zempin gewonnen hatten, wollten sie helfen, das Aussehen des vielbesuchten Seebades zu verbessern. Schnell wurden die alten Schilder der verschiedenen Epochen ausgewechselt. Die Gemeinde Zempin dankte den umsichtigen Sponsoren recht herzlich.
Ergänzungen
  • 2011 Herbst - Beschluss der Gemeindevertretung. Der Ausbau der neuen Promenade in Zempin, beginnend bei der Waldstraße - östlich des Parkplatzes - bis zur Ostsee, wo die Salzhütten standen, erhält den Straßennamen Promenadenweg.
  • Die Gemeindevertretung beschließt die Zufahrt zum Campingplatz, welche erneuert wird, Bernsteinweg zu nennen. Einweihung des Bernsteinweges am 11.06.2012.
  • 2012 Herbst - Eine neue Straßenbezeichnung. Der Weg neben dem Schuhstübchen zum ehemaligen Kindergarten heißt Stichlingsweg.
  • Beschluss der Gemeindevertretung im März 2014 - Der Teil der Dorfstraße, der südlich von der Dorfstraße zum Inselhof führt, den Straßennamen Am Achterwasser umzubenennen.
  • Kita Eröffnung 2009 - 2015 Namensgebung der Mehrzweckhalle - auch Mufu - Multifunktionshalle genannt, heißt jetzt „Dörps Treff“.
der neue Störtebekerweg
  • 2017 - Nördlich der Bahnstrecke von der Strandstraße zur Hansestraße ist die Bezeichnung Störtebekerweg, da Neubauten den Garagenplatz wandelten.
  • 2019 Amtsblatt Nr. 4, S 42 Widmungsverfügung - Öffentlicher Weg für Fußgänger und Radfahrer Promenadenweg.


Weitere Flurnamen in der Gemarkung Zempin sind:

Dänengrund
Während Wallenstein 1628 noch Stralsund belagerte, landete der König Christian IV. von Dänemark mit 22 Kompanien Infanterie und sechs Schwadronen Reiterei beim Dänengrund östlich des Ortes Zinnowitz, warf die feindliche Kavallerie in kurzem Gefecht aus Zinnowitz heraus und begann die Belagerung der Peenemünder Schanze...“ (Robert Burkhard 1909)
Eschholz
liegt südlich der Bahn zwischen Zempin und Zinnowitz
Pöhle
liegt gegenüber, nördlich der Bahnlinie.
Brandmoor
schließt nördlich an die Hexenheide an.
Woschenfeld, Karfwiesen und Karffeld
liegen zwischen dem Dorf und dem Ausbau / Dorfstraße.
Griepow
ist das Waldgebiet, etwa heute Seestraße.


Zempin - Straßennamen in anderen Orten

In Zinnowitz gibt einen Zempiner Weg im südöstlichen Gebiet des Ortes.
In Berlin-Heiligensee gibt es seit 1940 einen Zempiner Steig.

Kontakte

Sammlungen von Postkarten, Prospekten und Zeitungsausschnitten: Einsicht bei Hilde Stockmann rohrspatz@gmx.com