Wustrow (Ostseebad): Unterschied zwischen den Versionen

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* [["Die ehemaligen Bauernhöfe und ihre Bewohner in Wustrow auf dem Fischland und die Bewohner der Höfe in Barnstorf" Autoren: Joachim Permien, Elle Bradherig, Joachim Permin; Eigenverlag 2016; 255 Seiten]]
 
* [["Die ehemaligen Bauernhöfe und ihre Bewohner in Wustrow auf dem Fischland und die Bewohner der Höfe in Barnstorf" Autoren: Joachim Permien, Elle Bradherig, Joachim Permin; Eigenverlag 2016; 255 Seiten]]
  
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==Weiterfuehrende Information zu Wustrow==
 
==Weiterfuehrende Information zu Wustrow==

Version vom 15. September 2021, 10:23 Uhr

Wilfried Steinmüller


Kenndaten des Orts
Name (heute)Wustrow (Ostseebad)
Regionale Einordnung (heute)
Postleitzahl18347
VerwaltungsamtAmt Fischland-Darß
LandkreisVorpommern-Rügen
Zahlen
Einwohner1131 (2016)
KoordinatenBreite: 54.3486 / Länge: 12.3981


Das Ostseebad Wustrow liegt ...

Geographische Lage

Kurztext zum Ort

Wustrow Ortseingang am Kuhleger 1914 Carl Malchin

Auszug aus "Mecklenburgische Vaterlandskunde von Wilhelm Raabe Ausgabe Gustav Quade" 1894:

Band 1 Seite 723-729 und Band 2 S. 443/444

"Wustrow
, Poststation, Dorf mit Pfarrkirche, Schule, Navigationsschule, 12 Erbpächtern, 250 Büdnern (dav. 3 Gasthäuser,, 4 Schenkwirthe, 2 Mühlen, Schmiede), 2 Zollwächter. 1890 1052 Einwohner, 1855 1083 Einwohner.
Wustrow ist der Hauptort des sogenannten *Fischlands, welches an dieser Stelle eine besondere Besprechung finden mag, da es entschieden zu den interessantesten Bezirken Mecklenburgs gehört, einmal wegen der durch die abgelegene Lage des Ländchens bedingten Eigenthümlichkeiten des Bodens, der Lebensweise, Sitten und Gebräuche der Einwohner, und dann wegen der ansehnlichen Bedeutung, die der seemännische Beruf der Bevölkerung hieselbst gewonnen hat.
Das Fischland bildet einen schmalen Landstrich zwischen der Ostsee und dem Ribniter Binnensee und ist ein Theil der Landenge, welche 1/2 Meile westwärts von Ribnitz nach Nordosten sich hinziehend die zu Pommern gehörige Halbinsel Darß mit dem Festlande Mecklenburgs verbindet.
Die Grenze des Binnenwassers zwischen Mecklenburg und Pommern läuft von der nordöstlichen Spitze des Fischlandes in grader Linie südlich.
Das Fischland hieß ursprünglich Swante Wustrow, d.h. die heilige Insel -der Name Fischland kam erst Ende des 16. Jahrhunderts auf -, und war ein selbständiges, rings von Wasser umgebenes Ländchen.
Vom Darß war es durch einen Wasserlauf getrennt. Am nördlichen Ende desselben lag ein alter Ort Ahrenshoop (zu Pommern gehörig), der sich bis auf die Gegenwart als kleines Dorf erhalten hat.
Die Wasserverbindung soll dort nach der Sage bis Mitte des 18. Jahrhunderts bestanden haben, aber schon 1567 scheint sie nicht mehr in befahrbarem Zustande gewesen zu sein.
Die Südgrenze des ehemaligen Swante Wustrow ist bei dem Dorf Wustrow zu suchen, woselbst die Recknitz sich ehedem einen Weg zur Ostsee bahnte, und zwar da, wo noch heute die Binnensee - dort der Permin genannt - scharf in das Land einschneidet.
Das Fischland tritt in der Geschichte zuerst im 13. Jahrhundert als Klosterbesitz auf und zwar gehörte es damals dem Cisterezienserkloster in Riga.
Im 14. Jahrhundert kam es vorübergehend an die dänische Krone, sodann an die Ritter v.d.Hude. Dann ward es wiederum Klosterbesitz, es kam zum Kloster Ribnitz, dem es 341 Jahre angehörte.
1669 ward es für das Domanium erworben, wozu es noch jetzt gehört.
Die Zugehörigkeit zum Kloster Ribnitz hatte sich vielfach für das Fischland als wohlthätig erwiesen, geschädigt wurde dasselbe dagegen schwer durch die nordischen Wirren Ende des 14. Jahrhunderts, zu welcher Zeit die Vitalienbrüder im Ribnitzer Hafen bei Wustrow eine Zufluchtstätte fanden.
Auf einer alten Karte ist wohl im Zusammenhang hiermit jener Hafen als Störtebecker-Hafen verzeichnet.
Das Unwesen der Vitalienbrüder veranlaßte verschiedene Seestädte zu Gegenmaßregeln, und hierbei kam es zu einer Zuschüttung des Ribnitzer Hafens.
Verschiedene thatkräftige Landesfürsten machten später Versuche, den Hafen wieder herzustellen, aber so eifrig manchmal die Verhandlungen hierüber auch betrieben wurden, so kam das Werk doch nicht zu Stande.
Zweimal ist der Bau wirklich begonnen.
Der angefangene erste Durchstich wird der alte Hafen genannt.
Etwas nördlich davon befinden sich gleichfalls Spuren eines alten Canalbetts; die betreffende Stelle heißt der neue Hafen.
Neuerdings tauchte das Hafenprojekt nach der großen Sturmflut von 1872 auf.
Schon längst hatte die schlechte Beschaffenheit und das stellenweise beständige Abnehmen der Ostseeküste Besorgnis erregt.
Am 13. November trat die längst befürchtete Katastrophe ein.
Ein heftiger Nordoststurm setzte die niedrigen Gegenden völlig unter Wasser. Ost- und Binnensee bildeten eine gesammte Meeresfläche.
In Wustrow standen mehrere Häuser bis an die Fensterbrüstung unter Wasser, noch schlimmer stand es in Althagen.
An mehreren Stellen waren vollständige Durchbrüche der Landwege entstanden, deren einer in der Nähe des alten Hafens eine Tiefe von 5 und eine Breite von etwa 15m hatte.
Nunmehr ward wieder in Erinnerung gebracht, daß in alten Zeiten, so lange der Störtebeks-Hafen bestand, sich zu beiden Seiten des Durchlaufs Land gebildet habe, und also die Wiedereröffnung des Hafens das wirksamste Schutztmittel für das Fischland geben würde.
Im Weiteren, ward hervorgehoben, könne der Durchstich für merkantile Zwecke wie für die Außenfischerei genügend nuttzbar gemacht werden. :Trotzdem kam der Durchstich, dessen Ausführung allerdings sehr kostspielig gewesen wäre, auch diesmal nicht zu Stande, sondern man begnügte sich mit dem Bau eines Deiches längs des Strandes.
Der Deich wurde in den Jahren 1875 und 1876 fertig gestellt.


Durch seine Bodenbeschaffenheit ist das Fischland, wie schon angedeutet, von den angrenzenden Bezirken durchaus verschieden.
Es fällt nach dem Grenzort Ahrenshoop ziemlich schroff zum Bette des vormaligen Canals.
An der Ostsee hat es steil abfallende Ufer, während es an der Binnensee mit einer fast senkrechten Wand von 6 m Höhe endet.
Diese Ufer lassen die Bodenschichten deutlich erkennen.
Auf dem Thon lagert mit einer Mächtigkeit von 3 - 6 m gelber Lehm.
An höher gelegenen Punkten geht der Lehm nach oben in einschüssigen Sand über, der die Ackerkrume trägt.
Südlich vom Fischland zieht sich ein ganz ebener, westlich sandiger, östlich mooriger und sumpfiger Landstrich hin, der keine Spur von gelbem Lehm enthält.
Der Boden nördlich von Fischland hat eine ähnliche Beschaffenheit wie der Boden im Süden.
Trotz der Ungunst der Bodenverhältnisse waren auf dem Fischlande doch beachtenswerthe Fortschritte im Ackerbau zu verzeichnen.
Nachdem ehedem das hier gebaute Korn kaum dem eigenen Bedarf genügte, konnte gegen Ende des 17. Jahrhunderts schon Getreide, namentlich Gerste, ausgeführt werden.
Neben der Ackerwirtschaft war lange Zeit die Fischerei der wichtigste Erwerbszweig, in dem Grade, wie jedoch die Hauswirthe ihre Aufmerksamkeit mehr der Ackerwirthschaft zuwandten, sank auch die Bedeutung der Fischerei, zumal der Fischreichthum von Jahr zu Jahr nachließ.
Von weit größerer Bedeutung als die Fischerei erwies sich für das Fischland dagegen die Schifffahrt.
Schon 1764 wird sie als recht lebhaft geschildert, und befanden sich die Fahrzeuge damals meist in den Händen unabhängiger Schiffer.
Als jedoch die Fahrzeuge immer größer wurden, sah man sich genöthigt, mehr begüterte Leute zur Betheiligung am Schiffbau heran zu ziehen.
Nun wuchs die Zahl der vom Fischland fahrenden Schiffe von Jahr zu Jahr.
Beabsichtigte jemand ein Schiff zu bauen, so ließ er sich gewöhnlich von dem Kaufmann, den er zum Correspondenten seines Fahrzeuges gewonnen, eine Missive geben, in der die nothwendige Bausumme in Antheile (Parthen) zerlegt war.
Es wurde nun zur Zeichnung solcher Parthen aufgefordet, und wurde diesere Aufforderung in genügender Weise nachgekommen, so kam der Sammler in den Besitz eines Schiffes, mit dem er seine Fahrten beginnen konnte, doch hatten natürlich die Zeichneer der Parten Antheil an dem Gewinn, den das Schiff abwarf.
Es gab eine Zeit, wo dieser Gewinn so erheblich war - Mitte der 1850er Jahre warfen die Parten Dividenden von 20 bis 30 % ab -, daß dadurch der Wohlstand der Fischländer außerordentlich gehoben wurde.
Je mehr jedoch der Bau der eisernen Schiffe in Aufnahme kam, desto mehr ging der Gewinn der Fischländischen Rhederei, welche nur Segelschiffe baute, zurück.
Noch 1862 waren 132 Schiffe in Fischland beheimathet, diese Zahl ist seitdem unausgesetzt zurückgegangen.
Von einer Berufswahl war auf dem Fischland lange Zeit fast gar nicht die Rede.
Mit Ausnahme weniger junger Leute, welche auswärts die höheren Schulen besuchten oder sich dem Kaufmanns- und Handwerkerstande zuwandten, fuhren fast alle männlichen Einwohner zur See.
Der Schiffersohn suchte sich möglichst mit der Schiffertochter zu verbinden und die Eltern und verwandten Familien des jungen Paares waren dann darauf bedacht, den jungen Mann in den Besitz eines Schiffes zu bringen.
Für die Ausbildung der Seefahrer, welche zur Führung von Schiffen deutscher Flagge zugelassen werden sollen, sorgt die zu Wustrow befindliche Navigationsschule, die im Jahre 1846 begründet wurde.
Sie hat außer dem Direktor 3 Lehrer und 1 Hilfslehrer.
Die nächste Behörde ist das aus einem Beamten des Amts Ribnitz und aus zwei Schifferältesten bestehende Curatoriums, welches die Verwaltungsangelegenheiten zu besorgen hat, während die Leitung des Unterrichts dem Director zusteht.
Gesondert hiervon ist die Prüfungscommission für Seeleute zu Wustrow, die aus einem Vorsitzenden, zwei öffentlichen Navigationslehrern und zwei Schiffahrtskundigen besteht.
So lange sich das Interesse der Fischländer ausschließlich der Seefahrt zuwandte, hatte man hier für Anlegung eines Seebades wenig Sinn, obschon Wustrow sich dazu trefflich eignete. Jetzt ist ein solches längst errichtet und damit sind vielen Fischländeren neue Erwerbsquellen eröffnet.
Uebersieht man vom hohen Ufer aus das kleine, zwischen den Wassern liegende Ländchen, so gewährt es zur Sommerzeit, wenn die wogenden Getreidefelder, die Gerste, Hafer, Roggen, Erbsen und Weizen liefern, die Fluren schmücken, mit den in der Mitte desselben gelegenen Dörfern einen überaus freundlichen Anblick.
Der günstigste Eindruck, den Fischland macht, wird noch gehoben, wenn man mit seinen Bewohnern, ihrer Lebensweise, Sitten und Gebräuchen näher vertraut wird.
Die Ortschaften des Fischlands sind zu zwei Gemeindeverbänden vereinigt. Der erste umfaßt Wustrow und Barnstorf, beide im Süden am Permin gelegen, der andere dagegen das schon erwähnte Althagen-Fulge mit Niehagen, sämmtlich im Norden Fischlands gelegen.
Unmittelbar an dem Landungsplatze bei Wustrow steht die Kirche mit dem Pfarrdorfe, dieser Punkt ist das alte wendische Wustrow.
Neben dem Hafen breitet sich nämlich eine weite, tiefe Wiese aus, und in dieser erhebt sich ein künstlich aufgetragener, großer, hoher Burgwall, welcher ganz die Bauart der großen wendischen Burgwälle hat.
Mitten auf diesem Burgwall steht die Kirche.
Es ist warscheinlich, daß in der heidnischen Zeit nur der von moorigen Wiesen umgebene Burgwall den Namen "Swante Wustrow" führte und davon das ganze Ländchen den Namen erhielt.
Die alte Kirche zu Wustrow stammte aus dem 14.Jahrhundert und war in ausgebildetem gothischen Stil aufgeführt.
Sie wurde Anfang der 70er Jahre wegen zu großer Baufälligkeit abgebrochen. An derselben Stelle ist eine neue Kirche gebaut und im September 1873 geweiht worden.
Es ist diese Kirche eine schöne Kreuzkirche im gothischen Stil.
Die Ausstattung ist einfach, doch würdevoll.
Besonders wertvoll ist das Altargemälde des Professors Stever zu Düsseldorf "Christus auf dem Meere" darstellend. Vom Thurm aus erfreut man sich anziehender Fernsichten.
Von großer Bedeutung ist nicht nur für den Ort, sondern für das gesammte Fischland die Anlegung des Seebads bei Wustrow. 1880 ging derselben die Begründung des Gemeinnützigen Vereins voraus, dessen Aufgabe es sein sollte, den Ortseinwohnern neue Erwebsquellen nachzuweisen.
Dieser Verein nahm nun das Projekt einer Bade-Einrichtung energisch auf.
Wustrow befindet sich etwa 5-10 Minuten vom Ostseestrande und es führen zu demselben zwei schöne feste Wege.
Längs des Strandes sind ausgedehnte Promenaden vorhanden, der Strand hat festen Sandgrund.
Es wurden nun vom Verein Badezellen errichtet, auch Anpflanzungen an den zum Strande führenden Wegen angelegt. Im Sommer 1882 ward Wustrow zuerst als Ostseebad angekündigt.
Im Sommer 1882 ward auch ein Strandpavillion gebaut, der Ort mit Rücksicht auf den Badeverkehr mannigfach verschöneret.
Diese Bemühungen blieben nicht erfolglos. Die Zahl der Badegäste ward immer erheblicher, namentlich nachdem 1888 Ribnitz Eisenbahnverbindung erhalten hat, und durch diese, sowie durch regelmäßige Dampferverbindung mit Ribnitz der Verkehr des Fischlands mit der Außenwelt sehr erleichtert worden ist.
Außer den Bade-Einrichtungen befinden sich am Strande die bereits 1847 und 1848 angelegte Rettungsanstalt, außerdem ward 1866 eine Rettungsstation der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger angelegt.
Für die schon erwähnte Navigationsschule ward 1847 und 1848 ein großes Schulgebäude errichtet.
Erwähnung verdient noch ein Volksfest, das sogenannte Tonnenabschlagen, welches hier stets vor Beginn der Ernte abgehalten wird. :An einer geeigneten Stelle in der Dorfstraße wird eine mit Laub umwundene Tonne zwischen zwei aufgerichteten Stangen aufgezogen, unter welcher die mit vielen verschiedenfarbigen Bändern und großen Blumensträußen geschmückten Bauernknechte der Reihe nach beim Klange der Musik durchreiten und mit Knütteln die Tonne abzuschlagen sich bemühen.
Der, welcher die Stäbe zum Fallen bringt, heißt Stäbenkönig und der, bei dessen Schlag das letzte Stück zu Boden fällt, Bodenkönig. :Beide erhalten vom Amt Geschenke.
In den aufgestellten Zuckerbuden findet man Leckeres für den Gaumen, und am Abend ist Tanz.


Barnstorf bei Wustrow, nahe südöstlich bei Wustrow, Dorf mit 4 Erbpächtern. 1890 25 Einwohner, 1855 29 Einwohner.

Der Acker gehört zu dem besten auf Fischland."

Wustrow im Spiegel von Karten und Luftbildern

fortlaufende Chronik von Wustrow

chronistische Arbeiten zu Wustrow

Anmerkung: In der folgenden Liste werden bekannt gewordene chronistische Arbeiten gelistet. In blauer Schrift erscheinen Arbeiten die digital verfügbar sind. In roter Schrift gelistete Titel sind, oft aus urheberrechtlichen Gründen, noch nicht digitalisiert. Aber auch Chroniken die bekannt geworden sind, deren Verbleib aber bislang nicht bekannt ist, sind Bestandteil der Liste.

Weiterfuehrende Information zu Wustrow

[Quellenhinweise aus Archiven, Findbüchern und Publikationen]

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