Wiebendorf

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Kenndaten des Orts
Name (heute)Wiebendorf
Regionale Einordnung (heute)
Postleitzahl19258
VerwaltungsamtBoizenburg-Land
LandkreisLudwigslust-Parchim
Zahlen
Einwohner?
KoordinatenBreite: 53.4032828 / Länge: 10.822121

Allgemeines

  • Name (heute): Wiebendorf
  • Frühere Ortsteile: Bretzin und Beckendorf
  • Regionale Einordnung (heute):
  • Gemeinde: Bengerstorf
  • Postleitzahl 19258
  • Verwaltungsamt: Boizenburg-Land
  • Landkreis: Ludwigslust-Parchim

Geographische Lage

Wiebendorf



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Bretzin



-Größere Karte von Bretzin anzeigen-


Beckendorf



-Größere Karte von Beckendorf anzeigen-


Kurzbeschreibung nach Rabe 1857

„Wibendorf, an der Schale, 1 ¼ Meilen nordöstlich von Boizenburg, Hof mit 68 Einw., Allodialgut der Erben des Oberhauptmanns von Witzendorf, steuert von 673 Scheffeln und umfasst 121.934 Quadratruthen mit ergiebigem Acker und ansehnlicher Heuwerbung, Landesherrliches Vorkaufsrecht. Bretzin Hof, nördlich Wibendorf, mit 27 Einw., Allodialitätscognition zahlendes Allodialgut, steuert von 978 Scheffeln und umfaßt 127.381 Quadratruthen. Das Dorf Bretzin mit 3 Bauern gehört zu Badekow.“

"Bekendorf, 1 1/2 Meilen nordöstlich Boizenburg, Hof mit 103 Einw., Lehn. und seit 1834 Baron von Stenglin'sches Fideikommißgut, steuert von 1481 Scheffeln und enthält 228727 Quadratruthen. Jetziger Besitzer ist der Rittmeister a.D. Baron von Stenglin"

Geschichte der alten Gemeinde Wiebendorf mit den Ortsteilen Bretzin und Beckendorf

bearbeitet von Dieter Greve Schwerin 2015 bis 2020

Inhaltsverzeichnis

  • 1. Entstehung der Kulturlandschaft
  • 2. Ursprünge der Besiedlung und erste Entwicklung der Dörfer
  • 3. Entwicklung des ritterschaftlichen Gutes Wiebendorf
  • 4. Geschichte des Dorfes Bretzin
  • 4.1. Die erste Erwähnung des Dorfes Bretzin
  • 4.2. Entwicklung des Dorfes in der Geschichte
  • 4.3. Besetzung der verbliebenen Bauernhufen
  • 4.4. Die Schule in Bretzin
  • 5. Geschichte des Rittergutes und späteren Dorfes Beckendorf
  • 5.1. Erste Erwähnung und frühe Geschichte des ritterschaftlichen Dorfes
  • 5.2. Entwicklung des Dorfes im Laufe der älteren Geschichte
  • 5.3. Entwicklung des Dorfes zwischen 1918 und 1945
  • 6. Besitzer der Dörfer Wiebendorf, Beckendorf und Zahrensdorf
  • 7. Wiebendorf nach dem Zweiten Weltkrieg
  • 7.1. Die Bodenreform in Wiebendorf
  • 7.2. Die neuere Geschichte Beckendorfs nach 1945
  • 7.3. Die Maschinenausleihstation (MAS)
  • 7.4. Entwicklung der Gemeinde Wiebendorf nach 1945
  • 7.5. Die Landwirtschaft in den 1950er Jahren
  • 7.6. Die weitere kommunale Entwicklung in Wiebendorf
  • 7.7. Der „sozialistische Frühling“ und seine Folgen
  • 7.8. Die Gemeinde und die Konsolidierung der LPG
  • 7.9. Die weitere Entwicklung der kommunalen Arbeit in den 1970/80er Jahren
  • 8. Wiebendorf nach dem „Wendejahr 1989“
  • 8.1. Die kommunale Entwicklung
  • 8.2. Geschichte der Freiw. Feuerwehr Wiebendorf
  • 8.3. Ergänzungen zu Entwicklungen nach 2005
  • 9. Flurnamen auf den Gemarkungen Wiebendorf, Bretzin und Beckendorf
  • 9.1. Flurnamen auf der Gemarkung Wiebendorf mit Hof Bretzin
  • 9.2. Flurnamen auf der Gemarkung Bretzin
  • 9.3. Flurnamen auf der Gemarkung Beckendorf
  • 10. Quellen und Literatur
  • 11. Zeittafel zur Geschichte der Dörfer Wiebendorf, Bretzin und Backendorf
  • 12. Besitzer der Hausgrundstücke im Jahre 2008 in Wiebendorf, Bretzin und Beckendorf

1. Die Entstehung unserer Kulturlandschaft

Unsere Heimat ist durch die Eiszeit geformt worden. In einer älteren Eiszeit, nämlich im Warthe-Stadium der Saale-Eiszeit, entstanden unter dem lagernden Eis lehmige Grundmoränen. Als sich das Eis zurückzog und dann in der Weichseleiszeit erneut vorstieß, türmten sich die Schuttmassen vor dem Eis zu den großen Endmoränenzügen auf, die sich von Schleswig-Holstein über Mecklenburg bis in die Uckermark erstrecken. Die südliche Endmoräne befindet sich in unserem Raum an den Südenden des Schaalsees, des Dümmer Sees und des Schweriner Sees. Als das Eis abtaute wälzten sich gewaltige Wassermassen zum Urstromtal der Elbe. Auf ihren Bahnen durchschnitten sie die Lehmplateaus und schufen auf diese Weise die Täler der Boize, Schaale, Schilde und der oberen Sude (bis etwa Redefin). In diesen Tälern lagerten sie gewaltige Sandmassen ab. Weil in dieser Zeit sich noch keine Pflanzendecke gebildet hatte, konnten die Winde den Sand weit transportieren. So wurden auch die verbliebenen lehmigen Hochflächen noch übersandet. Außerdem war die Versickerung und Erosion der Niederschläge in den noch unbewachsenen Böden sehr stark, so dass zusätzlich Lehmbestandteile fortgeschwemmt wurden. Auf Grund dessen findet man in unserer Heimat sowohl lehmige als auch sandige Hochflächen, sandige Talniederungen, wie das Schaaletal, und auch moorige Bildungen besonders dort, wo in den Tälern ständig das Wasser staute. Auf den sandigen Böden siedelten sich Eichen-Birken-Wälder an, wie wir sie noch heute finden, wo die Wälder durch natürliche Bildung entstanden sind. Dort wo ständige Feuchtigkeit vorhanden war, siedelten sich Bruchwälder an, die in erster Linie von Erlen (plattdeutsch Ellern) bestockt waren. Diese Bruchwälder (plattdeutsch Ellerbraucks) finden wir am Übergang von der Höhe zu den Schaalwiesen sowie auch an der Möllerbäk.. Natürlich wird es auch Buchenbestände gegeben haben, aber nicht in Reinkultur. Sie sind ebenso wie die Kiefernwälder ein Teil der vom Menschen geformten Kulturlandschaft. Unsere Heimat ist eine Landschaft, die sich natürlicherweise immer wieder bewalden wird. Äcker und Wiesen sind ein Produkt der Arbeit des Menschen.

2. Die Ursprünge der Besiedlung und erste Erwähnung der Dörfer

Eine Landschaft, die reichlich mit Vegetation und Wasser ausgestattet ist, ist auch für die Tierwelt ein Paradies. Diese Bedingungen haben auch den Menschen bereits in frühen Zeiten gute Lebensbedingungen geboten. Zeugnisse für die frühe Besiedelung in der Bronzezeit, die etwa bis 600 vor der Zeitenwende gedauert hat, sind die reichlich vorhandenen Gräberfelder sowie die Kegelgräber in Bretzin und im Düstern Busch.

Die Sage hat sich u.a. der Kegelgräber in Bretzin und im Düstern Busch bemächtigt. In Bretzin soll es eine unterirdische Verbindung zwischen den Gräbern geben. Eines der Bretziner Gräber soll ein Königsgrab sein, in dem sich auch eine goldene Wiege befindet. Im Düstern Busch wurde bei Grabungen nach mündlicher Überlieferung eine Hutnadel ausgegraben. Es wird sich sicher um eine nadelartige Fibel gehandelt haben. Scherbenfunde wurden vielerorts gemacht.

Die früheste Besiedelung ist stammesmäßig nicht mehr zuzuordnen. Es ist aber sicher, dass bis zu dem 6.Jahrhundert unserer Zeitrechnung in unserem Gebiet, dem lüneburgischen, lauenburgischen und westmecklenburgischen Raum die germanischen Langobarden ansässig waren, die im Zuge der Völkerwanderung bis nach Norditalien zogen und dort der Lombardei (um Mailand) ihren Namen gaben. Der Name der Langobarden ist aber auch noch in den Ortsnamen Bardowieck und Barförde (Bardenfurt) zu erkennen. Prof. Horst Keiling hat in den 1970er Jahren im Wiebendorfer Wald östlich des Dorfes über 700 langobardische Gräber ausgegraben. In seinem Buch „Wiebendorf – ein Urnenfriedhof der frührömischen Kaiserzeit in Hagenow“ heißt es „Wiebendorf ist der erste vollständig untersuchte frühkaiserzeitliche Urnenfriedhof im Norden der DDR. Von etwa 800 ursprünglich auf dem Platz niedergelegten Bestattungen sind 718 mehr oder weniger gut erhalten geblieben und freigelegt worden.

Abb. 1 Langobarden-Friedhof.jpg






Abbildung 1. Funde auf dem Wiebendorfer Langobarden-Friedhof

Der Bestattungsplatz gehört kulturell in die kleine Gruppe der im Kreis Hagenow verbreiteten Langobardenfriedhöfe, die mit Kulturgut vom Spät-Latene-Charakter einsetzen, das im Unterelbegebiet für die Augusteische Zeit (etwa 30 v.u.Z. bis 20 u.Z.) typisch ist und im 2.Jahrhundert abbrechen.“ In seinem Aufsatz „Das Römischen Reich und die Germanen im Boizenburger Raum um den Beginn unserer Zeitrechnung“ (in „Zur Geschichte Boizenburgs“, Boizenburg 2007) führt Keiling aus: „Als im Herbst 1972 ein gewaltiger Sturm über das Land brauste, entwurzelte er in einem alten Hochwald auf einem Kiesrücken östlich des Tessiner Moores (Wiebendorfer Moor, D.G.) auf der Wiebendorfer Gemarkung zahlreiche dicke Kiefern. Beim Durchstreifen des Windbruchgebietes entdeckte ein Traktorist einen Bronzeeimer im Wurzelloch einer umgestürzten Kiefer. Unmittelbar danach erfolgte die Besichtigung des Fundplatzes durch einen Fachmann sowie die Übernahme des Gefäßes. Dabei bestätigte sich, dass hier ein unbekannter Langobardenfriedhof liegt, der offenbar noch nicht sehr zerstört ist. … Wiebendorf war der erste Friedhof aus dieser Zeit im Nordosten, der planmäßig und vollständig untersucht worden ist. 715 Bestattungen und zahlreiche Einzelfunde konnten ausgegraben und in einem Katalogband (Keiling 1984) der Öffentlichkeit vorgelegt werden. …

Überblickt man das aus den Wiebendorf-Gräbern stammende umfangreiche Fundmaterial, so lassen sich besonders nach dem Formenwandel der Keramik drei aufeinanderfolgende Zeitphasen erkennen. …

1. Wiebendorf setzt mit Bestattungen ein, die mit situlaartigen oft mit einem Henkel versehenen Terrinen mit Punkt- und Strichverzierung niedergelegt sind (Abb. 1 m). Übrigens sind aus solchen Urnen mehrfach Harzstücke bekannt geworden, auf denen sich Zahnabdrücke befinden. Das aus Pech bestehende Harz fand wohl beim Totenbrauchtum Verwendung. Die Mehrzahl der Bronzegefäße, die die Langobarden von den Römern erhalten haben dürften, gehört auch in diese frühe Zeit. Es sind Eimer (Abb. 1 k), flache Becken, Bronzekessel mit Eisenrand und eine besonders schöne Kanne mit Gesichtsmaske mit Henkelansatz (Abb. 1 l).

2. Es folgen vorwiegend schwarze Terrinen, die mit ein- und zweireihigen Rollrädchenmustern verziert sind. (Abb. 1 n)

3. Zum Schluss herrschen Terrinen mit mehrlinigem Rollrädchenmuster und Riefornamenten vor (Abb. 1 o). Auch die Depots aus Waffen und Eisengegenständen, wie sie links der Elbe auf Langobardenfiedhöfen freigelegt wurden, traten in Wiebendorf auf. Lanzenspitzen (Abb. 1 h), Schildbestandteile (Abb. 1 i) und Schwerter sowie die von der Reiterei verwendeten Sporen (Abb. 1 c) weisen auf kriegerische Auseinandersetzungen hin. Eiserne, aber manchmal auch aus Bronze bestehende Gewandhaften, die die Archäologen Fibeln (Abb. 1 a/b) nennen, waren wie die verschieden geformten Schnallen und Gürtelverschlüsse Bestandteile der germanischen Kleidung. Eiserne Pfrieme, halbmondförmige Rasiermesser (Abb. 1 g), Messer (Abb. 1 e) und Scheren (Abb. 1 f) sind häufig auftretende Gebrauchsgegenstände.“

In das verlassene fast menschenleere Land zogen dann wendische Stämme ein. In dem von den Langobarden verlassenen Gebiet haben sich die Polaben (Anwohner der Labe = Elbe) angesiedelt. Ihr Stammeszentrum und -heiligtum war in Ratzeburg zu finden. Als um die Mitte des 12.Jahrhunderts die deutsche Besiedlung der von den wendischen Polaben bewohnten westmecklenburgischen Gebiete erfolgte, wurde um den Boizenburger Burg- oder Schlossbezirk auch das Land oder die Vogtei Boizenburg gebildet. Dieses später auch Amt genannte Land Boizenburg wird etwa gleichzeitig mit dem 1154 gegründeten Bistum Ratzeburg, zu dem es kirchlich bis zur Durchsetzung der Reformation etwa 1535 gehörte, entstanden sein. In der weltlich-politischen Organisation gehörte es zunächst bis 1203 zur Grafschaft Ratzeburg, dann zur Grafschaft Schwerin und ab 1358 zu Mecklenburg. Erwähnt wird es erstmalig in einer Urkunde aus dem Jahre 1158 als Heinrich der Löwe dem Bischof von Ratzeburg ein Tafelgut "in Boyceneburg Benin" schenkt. Die Ersterwähnung von Bennin ist somit auch die für die Vogtei Boizenburg. Die Dörfer der Vogtei dürften jedoch alle um diese Zeit entstanden sein, wenn sie denn nicht schon vorher als wendische Siedlungen bestanden haben. Ihre Ersterwähnung in Urkunden liegt aber häufig um vieles später. Das Ratzeburger Zehntenlehenregister von 1229/30, in dem viele Dörfer u.a. des Amtes Wittenburg zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurden, ist für das Amt Boizenburg nur unvollständig erhalten. Mit Sicherheit sind aber mit ihren Zehntenlehen genannt:

   Zehnten für den Bischof:
        Granzin               24 Hufen
        Nieklitz              12  -"-
        Klimprow      	  	4  -"- (auf der Tüschower Feldmark)
        Niendorf         	-
        Bahlendorf   	        -
        Karrentin    	        7  -"-
        Dersenow   	        5  -"-
        Zahrensdorf           12  -„- 
        Blücher                4  Hufen  
        Lüttenmark             4  -"-
        Leisterförde           4  -"-.

In der Curie (bischöflicher Hof) "Bunserstorpe" sind von 6 Hufen Zehnten an den Bischof zu zahlen. In Übereinstimmung mit dem Mecklenburgischen Urkundenbuch darf man davon ausgehen, dass es sich bei Bunserstorpe um Bengerstorf handelt, da auch kein anderes Dorf mit ähnlichem Namen historisch belegt ist. Über die Zehnten für den Bischof hinaus sind Zehntenlehen für andere Personen in Granzin, Tessin und Gallin sowie zwei weitere nur unvollständig lesbare (der jeweils erste Buchstabe des Namens fehlt) und bisher nicht identifizierte Dörfer erwähnt. Es könnte sich bei ".ebande" um Nebande, das sagengafte Nebein auf der Gemarkung Bennin handeln und bei ".amnetin" um Gamnetin, verkürzt zu Gamm, um das Vorwerk an der Boize, das 1255 Graf Gunzelin III. an die Bürger zu Boizenburg verkauft hat. Der Name Gamm existiert nach wie vor für die Ausbaugehöfte in Boizenburg, Schwartow und Neu Gülze sowie als Flurname für die zwischen diesen liegenden Flächen. Bennin ist aufgeführt als "freigemacht für den Bischof in Feldern und Wäldern, Weiden und Wiesen, welche Herzog Heinrich (der Löwe) für den Bischof von allen Diensten befreit hat".

Bretzin ist das ersterwähnte Dorf der ehemaligen Gemeinde Wiebendorf. Im Landeshauptarchiv liegt eine Urkunde vor, in der im Jahre 1297 der Verkauf des Dorfes durch den Grafen Nicolaus von Schwerin an das Kloster Zarrentin erfolgt. Der Ortsname ist als Birkenort zu deuten.

Das ritterschaftliche Gut Beckendorf wird im Jahre 1323 erstmalig erwähnt, als die Ritter Wipert und Hermann von Blücher die Einkünfte von sieben Hufen einer von ihnen gestiftete Vikarei in der Wittenburger Kirche widmen. Der Ortsname ist als Ort am Bach zu verstehen.

Die erste Erwähnung findet der Ort Wiebendorf im Jahre 1479 im Landbederegister als Wybendorpe. Aus dem Dorf wird in diesem Jahr keine Landbede gezahlt. In der Karte von Hoinckhusen etwa 1700 wird der Ort als Widendorf bezeichnet. Der Name dürfte deutschen Ursprungs sein (z.B. aus Wiew oder Wieb = Weib, bzw. aus dem weiblichen Vornamen Wiebe).

3. Die Entwicklung des ritterschaftlichen Gutes Wiebendorf vom 15. bis in das 20. Jahrhundert

3.1. Wiebendorf unter adligen Gutsbesitzern (1453 bis 1877)

Wiebendorf war bereits am Ende des 15. Jahrhunderts ein ritterschaftliches Gut im Amt Boizenburg ohne Hüfner. Wahrscheinlich ist ein ehemaliges ritterschaftliches Bauerndorf an diesem Ort bereits im Mittelalter wüst gefallen und dann an seiner Stelle ein Gutshof eingerichtet worden. Möglicherweise war der Rittersitz Wiebendorf auf einer der im Jahre 1453 im Landbederegister erwähnten wüsten Feldmarken entstanden. Zu diesen zählten auch Beckendorf, Zölkow, Wendisch Granzin, Tüschow, Schild (später Schildfeld genannt) und Karrentin.

Die erste bildliche Darstellung von Wiebendorf findet sich in Freeses Abriss der Schaalfahrt aus dem Jahre 1587. Ob diese aber den tatsächlichen Gegebenheiten entsprach, ist kaum noch zu klären. Dargestellt ist ein Gutshof. Dazu sind die Grenzen des Blücherschen Besitzes. angegeben. Ebenso sind Bengerstorf und Zahrensdorf dargestellt.

Abb. 2. Schaale-Kanal nach Freese-Ausschnitt


Die erste etwa exakte Karte ist die Direktorialvermessungskarte aus dem Jahre 1771, aus der in den Abbildungen 4 und 5. jeweils ein Ausschnitt wiedergegeben ist. Diese bildete auch die Grundlage für die Mecklenburg-Karte von Wiebeking (Ausschnitt in Abb. 3). Diese gibt u. a. die Grenzen der Gemarkung im 18. Jahrhundert wieder. Außerdem ist die Lage des Gutshofes mit seinem Grundriss im Jahre 1771 in den Karten dargestellt.

Wiebendorf hatte eine reine Gutsflur, die in der Direktorialvermessungskarte 1773 in Koppeln eingeteilt war. Die Feldmark erfuhr durch Zuerwerb von Hof Bretzin, dass durch die Legung von sechs Bretziner Bauern und Neuordnung der Feldmark entstanden war, im Jahre 1797 eine Erweiterung. Die Feldmark Hof Bretzin wurde später in die Wiebendorfer vollständig integriert. In der Direktorialvermessung wurde sie im Jahre 1770 mit dem Hauptgut Badekow zusammen vermessen. Mit dem Gut Zahrensdorf erfolgte im 19. Jahrhundert ein Austausch von Flächen.

1545 und 1562 werden in der Rossdienstrolle alle Blücher zu Wiebendorf erwähnt, d.h. dass mehrere Angehörige des Geschlechts Blücher Rechte in Wiebendorf hatten. 1575 wird nur „Hanß Blucher zu Wibendorf“ genannt. 1584 zahlt auch laut dem Boizenburger Amtsregister unter Bretzin „die alte Blüchersche von der sandtmuhlen 4 ß (Schillinge) Pacht, wie auch 1593. Hier besteht die Möglichkeit, dass die „alte Blüchersche“ in der Familie des Beckendorfer Gutsbesitzers Hans Blücher zu finden war, der sein Hauptgut in Waschow hatte. Möglicherweise war Beckendorf der Witwensitz für die Mutter von Hans Blücher. Die Angabe kann sich aber auch auf den Wiebendorfer Zweig der Familie Blücher beziehen. Dafür spricht, dass die „alte Bluchersche“ auch bereits im Landbederegister 1570 genannt wird, einem Zeitpunkt zu dem Beckendorf noch wüst lag und zudem die Witwe eine Bretziner Hufe nutzte und dafür keine Landbede zahlte.

Im Pachtverzeichnis des Gutes Wiebendorf (LHA Schwerin, Rep. 77, Lehnkammer, Gut Wiebendorf) ist zu lesen: „1582 Mai 8. Georg Blücher zu Suckow verkauft seinem Vetter Hans Blücher zu Boddin für 5000 fl (Gulden) die ihm vom Vater Thonnies Blücher zugefallenen Güter „zu Wibendorff, uf der Teldow, und in der Auwe … die halben baw- und wonhoefe sampt dem halben zugehörigen ackerwerke der halben feldtmarcken, pauren-rechte und –dienste so darzu belegen“ Dazu gehören - zu Blücher: 10 Halbhufen und 5 Katen geben Rauchuhn, Pacht, Gänse, Futterhafer, Pachthafer und Pachthuhn.

  „Von diesen baw und katenleuten den gewonlichen und vollen dienst sampt der pacht alleine.“ (für Hans Blücher)

- zu Schwartow: eine Hufe

„Dieses rockhuen, pacht, pachthafer und pachthuen kompt und gebuert mir halb zu, und dienet dieser huefner meinen vettern mit nahmen Merten, Hartwig und Hans gefettern den Bluchern das eine und mich das ander jar.“

- zu Bickhusen:

 Hier handelt es sich wohl um die Pacht für die Aue (jetzige Feldmark Horst).
 „Ime dorfe Bickhausen, dorein mein gnediger furst und herr, herr Ulrich, hertzog zu Meckelnburgk, zum ampte Boitzenburgk den burckdienst und das rockhuen zu heben hat.“ Pacht, Futterhafer, Pachthuhn und Wiesenpacht von 10 Bauern, von weiteren vier nur Wiesenpacht.
  „Diese obenberurte Bickheuser oder paurschaff semptlich geben 1 fl weidegelt. Von diesen obengesetzten pacht, pachthuenern, heurewischgelt und 1 fl weidegeltt in diesem dorfe die helfte“.

- zu Rensdorf: „Im dorfe Rensdorf darein die Sprengel den dienst und das rockhuen zuheben haben“, Pacht; Futterhafer Pachthuhn und Wiesenpacht von drei Bauern. „Dieser Hans Burmeister und Heinrich Mundt wohnen unter Franz Sprengeln und seint desselben unterthanen. Noch gibt die itztgemelte dorff- und paurschaft daselbst einen halben gulden weidegeldt. Von dieser specificierten pacht, pachthuenern, wisch und weidegelt … die helffte.“ - zu Gehrum:

  Von zwei Bauern Pacht, Futterhafer und Pachthuhn, „Von diesem allem die helfte.“ 
Abb.3. Feldmark Wiebendorf in der Wiebekingschen Karte 1786

Die Karte ist auf der Grundlage der Direktorialvermessungskarte aus dem Jahre 1771 entstanden. Die Feldmark Wiebendorf befand sich nur östlich der Schaale. Die jetzt aufgeforsteten Flächen waren seinerzeit noch Heide. Der Acker umschloss noch teilweise das Wiebendorfer Moor. An der Rämenbäk, die die Grenze zu Tessin bildet, befand sich ein Ackerstreifen. Im Jahre 1585 wird wieder „Hans Blucher zu Wiebendorf“ in der Rossdienstrolle mit 1 Pferd aufgeführt. Im Kirchenvisitationsprotokoll 1590 wird vermerkt: „Hanß Blucher gibt dem pastorn jerlich 1 Schl., dem custer aber ½ Schfl.“ Messkorn. Das entspricht der Abgabe einer Hufe für die ein Scheffel entrichten war. 1597 lesen wir in einer Akte des Landeshauptarchivs (Rep. 77, Lehnkammer, Gut Wiebendorf) „Hanß Blucher zu Wibendorf (hat einen bauhof zu Blucher und einen bauhof in der Awe) 1598 noch einmal den Vermerk „Hans Blucher zu Wibendorf“ in der Rossdienstrolle mit einem Pferd.

Im Jahre 1616 kauft Joachim Blücher auf Wiebendorf das Gut Zahrensdorf von Sigismund Heldorfs Erben. Zahrensdorf wird nun ein Nebengut zu Wiebendorf und bleibt es für fast 200 Jahre bis zum Jahre 1800. Die beiden Güter haben nun einen häufigen Besitzerwechsel zu verzeichnen. Im Jahre 1633 gehen sie aus der Hand der Familie von Blücher. Sie werden an den Hamburger Bürgermeister Hieronimus Vogeler verkauft, der sie im Jahre 1639 an den Bürgermeister Barthold Möller verschenkt. Von diesem kauft im Jahre 1651 Oberstlieutenant Joachim Sander die Güter. Im Kontributionsregister dieses Jahres wird der Pensionarius (Pächter) Dieterich Meyer auf Wiebendorf aufgeführt. Somit hat Sander Wiebendorf verpachtet. Der Pächter Meyer hatte für seine vierköpfige Familie, für 3 Knechte, 3 Mägde und 1 Jungen Kontribution zu entrichten. Außerdem waren 4 Pferde, 13 Kühe, 7 Ochsen, 12 Schweine 3 Ziegen und 19 Bienenstöcke zu versteuern.

Bereits 1655 wird das Gut wiederum verkauft, an Erich von Wördenhofen. Gleichzeitig wird es allodifiziert, d.h. dass es von einem Lehnsbesitz in Volleigentum überführt wird. Im Jahre 1659 erwirbt Joachim Tellien das Gut. Er heiratet Joachim Sanders Witwe, die wahrscheinlich noch in Wiebendorf gewohnt hat. Im Jahre 1668 heiratet Generalmajor Heinrich von Delwig die Witwe Joachim Telliens und erscheint nun als Eigentümer der Güter.

Aus dem Kopulationsregister der Pfarre Zahrensdorf ergeben sich weitere familiäre Veränderungen bei den Delwigs. Es heiraten (copulierten): 19.11.1696 v. Dellwig, H. Wolter, Erbherr auf Wiebendorf und Zarrenstorf Großvater: Hans, Vater: Otto, und v. Dellwigen, Frl. Catrina (beider Urgroßvater war Gebhard v. D. Großvater: Wolter, Vater: Hinrich) 11.05.1703 v. Stöterogge, H. Statius Fridr., Herr auf Wiebendorf und Zarnstorf und v. Dellwichen, Frl. Sophia Elisabeth.

Stöterogge hatte das Gut im Jahre 1700 von Kapitän Wolter von Delwig erworben. Offenbar hatte zwischenzeitlich innerhalb der Familie eine Eigentumsübertragung von Heinrich auf Wolter von Delwig stattgefunden. Es bleibt durch die Heirat Stöterogges im weiteren Sinne folglich bei den Delwigs.

Im Kopulationsregister werden darüber hinaus aufgeführt: 13.01.1679 Wernike, Heinr., Dersenow und Burmeisters, Ingeborg Maria, Wiebendorf 23.11.1680 Burmeister, Frantz, Wiebendorf und Papen, Marg. Elisabeth 27.06.1683 Möller, Joch. Wilhelm, Verwalter auf Wiebendorf und Griesen, Anna 30.11.1685 Peterßen, Laurentius und Heyen, Ilsabe zu Wiebendorf 08.10.1694 Scharnwefer, Heinrich, Wiebendorf und Trappen, Cathrin, Tessin 10.11.1696 Fröcht, Jürgen und Püstrichs, Anna zu Wiebendorf

Somit war das Gut Wiebendorf im Jahre 1683 von Joachim Möller verwaltet worden. Möglicherweise haben die Delwigs nicht in Wiebendorf gelebt. Aus diesem Register ergibt sich auch, dass in Wiebendorf die Familien Burmeister, Möller, Peterßen, Heye, Scharnwefer (Scharnweber), Fröcht (Früchten?) und Püstrich sowie möglicherweise auch Pape und Griese gewohnt haben.

Im Beichtkinderverzeichnis aus dem Jahre 1704 führt der Zahrensdorfer Pastor Schrader aus: „Der Hof Wiebendorf, wobey eine Schäferey liegt, und gehört dieser Hof und das … Dorf Zarrenstorf mit allen Bauren und Schäferey dem H. von Stöterogge Patricio Luneburg: Die Namen und Alter von diesem Hofe habe nicht erhalten können. v. Stöterogge, Statius Friderich,Besitzer, Ehefrau: Sophia Elisabeth, dazu eine Schwester v. Stöterogges sowie Dorthie, Magd; Susanna Ilse Grefen, Magd; Christian, Kutscher; Wieske,Hans, Knecht; Petersen,Jürgen, Junge; und ein Kuhhirte. Hart vor dem Hofe liegt eine kleine Schäferey, auf welcher wohnet: Brum, Claus 45, Schäfer Ehefrau: Ann Lehn 37.“ Vermerk zum Beichtkinderverzeichnis: „Der Hof Wiebendorf gibt 1 Schfl. Messkorn, der Hof Zahrensdorf 4 Schfl. an den Pastor“.

Abb.4. Der Hof Wiebendorf in der Direktorialvermessungskarte 1771


Sie zeigt nur einen Gutshof und die nahebei nordöstlich des Gutshofes belegene Schäferei. An der Schaale ist das Wohnhaus der Gutsherrschaft zu erkennen. Dessen Lage entspricht etwa der des im 19. Jahrhundert errichteten Schlosses.

Im Zahrensdorfer Kopulationsregister werden für die Jahre 1700 bis 1751 folgende Wiebendorfer genannt: 1710 Ann Margreth Garbe, Mädgen am Hof Wiebendorf, die den Zahrensdorfer Krüger Meyer heiratet, 1724 Obrist-Lieutenannt Herr von Both, der die Witwe Statius Friedrichs von Stöterogge Sophia Elisabeth, geb. von Delwich heiratet, 1724 heiraten der Weber Paasch Müller und Regina Ahnicke, 1734 der Gärtner Johann Mathias Fließ.

Nach dem Tode Stöterogges im Jahre 1723 erbt Sophia Elisabeth die Güter. Sie heiratet im Jahre 1724 den Oberstlieutenannt Friedrich von Both und nach dessen Tod dann im Jahre 1737 Joachim Werner von dem Knesebeck, dessen Familie auch im Besitz von Gresse ist. Nach dessen Tod und dem seiner Gemahlin im Jahre 1749 erbt Frau Oberstlieutenant Hedwig Juliane von Kirchner, geb. von Delwig die Güter. Nach deren Tod im Jahre 1772 fallen die Güter an Otto von Kirchner und nach dessen Tod an eine Erbengemeinschaft von Delwig/von Kirchner. Im Jahre 1782 gehen die Güter aus den Händen der Famile von Delwig durch einen Verkauf an Reinhold von Rosen. Im Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender wird Major Robert Gottlieb, Baron von Rosen genannt.

Im Beichtkinderverzeichnis aus dem Jahre 1751 werden als freie Leute in Wiebendorf - der Verwalter zu Wiebendorf und Zarrenstorf Bartold Wolter mit der Ehefrau Maria Juliana Fischern, den Söhnen Johann, Carl und Hans Jürgen und der Tochter Christina - sowie ein Gustav Johann Hackert genannt. Bartold Wolter hat das Gut offenbar für Frau von Kirchner verwaltet, die möglicherweise nicht am Ort wohnte.

In dem Kopulationsregister der Zahrensdorfer Pfarre werden zwischen 1751 und 1800 zweimal Wiebendorfer genannt: 1786 Christina Hanna Wilde vom Hofe Wiebendorf, die einen Boizenburger Brauknecht heiratet. 1799 Johann Wilhelm Wieske, Tagelöhner.

Zu den domanialen Bauerndörfern der Nachbarschaft gab es auf verschiedenen Ebenen Beziehungen. So waren nach dem Dreißigjährigen Krieg die ritterschaftlichen Bauern aus Tessin und Klein Bengerstorf in die Abhängigkeit des Gutes Wiebendorf gekommen und zum andern gab es an den Grenzen einige Streitigkeiten über deren Verlauf. In Klein Bengerstorf werden 1640 als "Der vom Adel Leute" die Hufner Chim Schröder (Schröer), Clas Wieseke und Chim Dalenborch genannt. Ob diese bei von Züle in Marsow, der auch die halben Jagdanteile hat, oder wie später in Wiebendorf Dienste leisten, ist nicht erwähnt. Hermann Behnke (Schröer-Behnk) wusste noch 1997 aus Erzählungen seiner Vorfahren von Diensten mit Prügelstrafen in Wiebendorf zu berichten.

Auf das Jahr 1691 datiert ein Kaufvertrag zwischen Gustaff Adolph, Hertzog zu Mecklenburg und Generalleutnant Freiherr von Dellwig, der zu diesem Zeitpunkt Wiebendorf und Zahrensdorf besaß, über den Kauf von zwei Hufen in Klein Bengerstorf. Dieser ist offenbar nicht vollzogen worden, denn noch 1776 bekommt die Wiebendorfer Gutsherrin, Frau Obrist- Lieutenantin von Kirchnern aus dem Communion-Dorf Lütten Bengerstorff „zur contributuablen Hälfte eine Hufe, vier Zwölf Sechzehnteltheil Scheffel, in Tessin 1777 eine Viertel Hufe, Zwanzig Eilf-Zwei-und Dreyßigtheil Scheffel“. Hier ist die Hufe ein steuerlicher Begriff, der 300 Scheffel Einsaat beinhaltete, d.h., dass durchaus mehrere Hüfner die zugehörigen Flächen bewirtschaftet haben können, z.B. als Drittelhüfner. Im Jahre 1782 bietet Baron von Rosen auf Wiebendorf der Reluitionskommission bei der herzoglichen Kammer die Hufen in Klein Bengerstorf und Tessin zum Kauf an.

Die Akten des Landeshauptarchivs beinhalten auf das gleiche Jahr ein „Lütken Bengerstorfer Schlag-Register“ mit dem Titel „Wie denen dreyen Adel. Unterthanen, so nach dem Adel. Guthe Wiebendorff gehören, ihre Korn-Länder, und Wiesen, nach Stück weise aufen Felde belegen sind; und zwar wie folgt“: Es folgt eine Aufstellung, aus der hervorgeht, dass die Ackerstreifen der ritterschaftlichen Bauern in Gemengelage sich zwischen denen der domanialen Bauern befunden haben. 1784/86 werden die vier hofpflichtigen Bauernstellen (spätere Hufe 3 in Tessin; spätere Hufen 2, 8 und 13 in Klein Bengerstorf) an die Reluitionskommission verkauft.

Ein Edict des Herzogs Friedrich-Franz aus dem Jahre 1785 bestimmt die Übernahme an die Reluitionskommission (Entschuldungskommission) für

a.  Zwei ¾ Hüfner Hans Jochen Rehse (spätere Hu. 2, Nachfolger des Joachim Pinck) und                                            Hans Jacob Köster (spätere Hu. 8, Nachfolger des  Clauß Wiesecke)   
b.  3/8-Hüfner Jochen Brockmüller
und Schneider Hans Behncke in Klein Bengerstorf, der bei Rehse wohnte
c.  ¾-Hüfner in Tessin Jochen Peter Schwarz (sp. Hufe 3)

Die Grenzstreitigkeiten betrafen: - Eingriffe der Güter Zahrensdorf und Wiebendorf in die herrschaftliche Forst auf dem Klein Bengerstorfer Felde (1778/80) - Die von Seiten des Gutes Wiebendorf beeinträchtigte Amtsgrenze der Klein Bengerstorfer Feldmark in der Gegend der Kuhlstücke und des Strukkamps (wohl Strittkamps), 1782/84 Die Grenzstreitigkeiten zwischen Klein Bengerstorf und Wiebendorf sind beigelegt worden, wie ein Vergleich alter und neuer Karten am Strittkamm (schon der Name deutet auf einen strittigen Kamp hin) beweist. Eine Akte aus dem Jahre 1817 im Landeshauptarchiv enthält denn auch die Kostengenehmigung der Kammer für „Ziehung des Scheidegrabens zwischen Kleinen Bengerstorff und Wiebendorff“ sowie für die Erbauung einer steinernen Brücke im Wittenburger Weg. Die Streitigkeiten betreffen aber nicht nur die Grenzen der Feldmarken, die auch immer Amtsgrenzen zwischen den Domanialämtern und den ritterschaftlichen Ämtern waren, sondern auch die Weidegerechtigkeit, die Jagdgerechtigkeit und die Holznutzung. So übte 1761/80 Baron von Kurzrock, genau wie seine Nachfolger auf Beckendorf, Koch und Dunkelmann, die Jagdgerechtigkeit in der "Solkau" auf der Feldmark Groß Bengerstorf, obwohl es ihm nach längeren Verhandlungen untersagt wurde, trotzdem weiter aus. Überliefert sind auch die Archivalien: - Das den Wiebendorfer Gutsuntertanen zu Klein Bengerstorf aus der herrschaftlichen Forst anzuweisende Bau-, Nutz- und Pfahlholz (1746/80) - Streitigkeit mit dem Untertanen Brockmöller (1739) Hierbei handelt es sich um eine skurrile Affäre. Offenbar hatte 1739 der Gutsherr, wohl von dem Knesebeck, eine Eiche auf dem Hofe des Untertanen an einen Boizenburger Müller verkauft. Dazu stand ihm als Grundeigentümer das Recht zu. Die Eiche war wohl Bestandteil der sogenannten Hofwehr. Offenbar verteidigte aber ein selbstbewusster Bauer sein Recht als Nutzeigentümer des Hofes. Das deutet darauf hin, dass die leibeigenen Hauswirte sich trotz aller Repressalien ein bäuerliches Selbstbewusstsein bewahrt hatten.

Abb.5. Grenze zu Klein Bengerstorf im Jahre 1771. Man sieht den Grenzverlauf nördlich des historischen Postweges weiter in Richtung Bengerstorf und südlich näher an Wiebendorf.

In dieser Zeit wurde die Wiebendorfer Feldmark von einem wichtigen Verkehrsweg durchschnitten, der noch bis etwa 1830 als Postweg diente. Er führte von Boizenburg über Schwartow, Zahrensdorf, Klein Bengerstorf, Schildfeld und Wittenburg nach Schwerin und stellte die Verbindung zur Berlin-Hamburger sowie zur Lüneburg-Celler Post her. Der Weg ist auf der Wiebekingschen Karte von 1786 deutlich zu erkennen. Ein anderer wichtiger Verkehrsweg, der Wiebendorf, Bretzin und beide Bengerstorf berührte, war die Schaalfahrt. Die Lübecker bauten sich am Ende des 13.Jahrhunderts den Stecknitzkanal von Lauenburg über Mölln nach Lübeck, um sich einen billigeren Salztransport von Lüneburg nach Lübeck zu organisieren. Als sie dann begannen, den Lüneburgern ihre Bedingungen und vor allem die Preise zu diktieren, wollten die Lüneburger die alten Verbindungen zwischen Lüneburg und Wismar wieder aufleben lassen. Ein wesentlicher Teil dieser Verbindung sollte der Wasserweg zwischen beiden Städten sein. Dazu wurde zwischen 1561 und 1564 die Schaalfahrt, ein kanalartiger Ausbau der Schaale mit 13 Schleusen, als Konkurrenz zur Stecknitzfahrt geschaffen. Da jedoch die Verbindung vom Schaalsee nach Wismar nicht mehr gebaut wurde, musste das Salz auf Fuhrwerke umgeladen werden. Auf Grund dessen wurde die Schaalfahrt in erster Linie für den Holztransport aus den mecklenburgischen und den sächsisch-lauenburgischen Wäldern für die Saline in Lüneburg genutzt. Im Bereich von Wiebendorf und Bengerstorf haben sich in der Schaale keine Schleusenbauwerke befunden. In den Archivalien finden sich einige Male in den Dörfern Schiffsknechte, die auf der Schaale die Tätigkeit eines Flößers ausführten.

1784 kauft der Rechtsanwalt Johann Hermann Kütemeier die Güter Wiebendorf und Zahrensdorf und behält sie bis 1791. In diesem Jahre kauft sie Heinrich Ludwig Giese, doch bereits im Jahre 1798 wieder Kammerherr Hartwig Ludwig von Bülow. 1797 wird die Feldmark Hof Bretzin von Wiebendorf erworben. Zu Hof Bretzin gehörten 1856 nach Raabe noch 27 Einwohner, später ist nur die Feldmark genannt. Ein Wirtschaftshof zu Hof Bretzin hat noch 1857 jenseits des Weges von Bretzin nach Zahrensdorf bestanden. Dazu gehörte ein Tagelöhnerhaus mit vier Wohnungen gegenüber dem Bretziner Schmiedegehöft. In der Volkszählung 1819 werden nur 10 Einwohner in Hof Bretzin genannt.

Im Jahre 1800 kauft Heinrich Joseph, Graf von Malet die Güter und trennt sie, indem er Zahrensdorf an Dr. Franz Philipp Christian Mecklenburg weiterverkauft. Er behält Wiebendorf nur bis 1802. Dann geht das Gut durch Kauf an Kober, 1804 an Knaudt (Boizenburger Kaufmannsfamilie?) und 1811 an Commerzienrath Johann Friedrich Rüdel. Im Jahre 1818 erwirbt Johann Conrad Oluff Krükmann Wiebendorf und behält das Gut bis 1841.

In der Volkszählung des Jahres 1819 werden in Wiebendorf folgende Familien bei insgesamt 62 Einwohnern erfasst: Badel, Berghan, Brenner, Cordes, Engel, Harms, Kaurtz, Koch, Köster, Krückmann, Krull, Lange, Langhans, Lasch, Levers, Lindemann, Mahncke, Marckwardt, Meinke, Müller, Pagel, Piel, Rotlem, Schütt, Stophenhagen, Stophers, Tolle, Wieske, Witt und Wöhl.

In dem zu Wiebendorf gehörenden Hof Bretzin wohnten nur noch drei Familien, nämlich Melchert, Saß und Schaefer, insgesamt 10 Einwohner.

Unter den Namen ist die Familie des Gutsbesitzers zu finden. Man findet keine Namen, die noch gegenwärtig in Wiebendorf zu finden sind. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es noch eine Familie Engel, die dann in den 1920er Jahren auf dem Klein Bengerstorfer Strittkamm eine Häuslerei errichtet hat.

Hier soll nun eine Passage aus der Ausarbeitung des Zahrensdorfer Lehrers Heinrich Garber eingefügt werden: „Wiebendorf hatte auch Tagelöhner im Dienst und es steht fest, daß nicht alle zufrieden und glücklich ihre Tagewerke verrichteten. Ein Brief läßt das erahnen. Er war mir vor wenigen Monaten zugestellt worden und kam aus Australien. Er war geschrieben von einem Nachkommen eines ehemaligen Wiebendorfer Tagelöhners. Dieser Tagelöhner war Schäfer in Wiebendorf, hieß Wilhelm Schmaal, brach hier seine ‚Zelte’ ab und begab sich als 62-jähriger mit Frau und 7 Kindern auf die Suche nach einer neuen Heimat, die er nach 132 Tagen Seefahrt in Australien erreichte. Mit Wilh. Schmaal fuhren noch die Familien Dahlenburg, Hoklas, Meinke und Eckermann, alle aus der Kirchgemeinde Zahrensdorf nach Australien.“

Bedauerlicherweise fehlt hier die Angabe des Jahres der Auswanderung. Im Jahre 1841 kauft Friedrich Gabriel Zarnekow das Gut, behält es aber nur bis 1843. Die Familie des Amtmanns Zarnekow finden wir von 1821 bis 1911 auf Groß Timkenberg. Im Jahre 1843 erwirbt der Oberhauptmann Peter Friedrich Ludwig von Witzendorf das Gut Wiebendorf. In dieser Familie verbleibt es wieder einige Jahrzehnte bis zum Jahre 1877. Im Jahre 1845 hatte Wiebendorf 84 Einwohner und 9 Häuser.

Hofskizze des Gutsbestzers von Witzendorf zu Brandversicherungsunterlagen 1845 und 1857

In einer Situationsskizze des Gutsbesitzers von Witzendorff zum Hof Wiebendorf in den Jahren 1845 und 1857 aus den Brandversicherungsunterlagen sind zu finden:

  • 1. Herrschaftliches Wohnhaus, 79,5 x 40 Fuß (f)
  • 2. Flügelanbau, 30 x 41,5 f
  • 3. Wirtschaftshaus, 64,5 x 31 f
  • 4. Ackerwirtshaus mit Zimmern und Kornboden,
       50 x 29 f
  • 5. Scheune und Holzstall, 75 x 26 f
  • 6. Pferdestall und Wagenremise, 138 x 42 f
  • 7. Scheure, 125 x 45,5 f
  • 8. Zirkelrunde Scheure, 68 Fuß Durchmesser
  • 9. Schafstall
  • 10. Viehhaus, 120 x 46,5 f
  • 11. Backhaus, 36,5 x 21 f
  • 12. Mehrhieschiger Kathen, 126 x 27,5 f (ist 1857 nicht mehr vorhanden)
  • 13. Vierhieschiger Kathen, 80 x 30 f
  • 14. Stall bei demselben 43,5 f
  • 15. Spritzenschauer und Nutzholzkammer, 42 x 27 f
  • 16. Vierhieschiger Kathen h
  • 17. Stall bei den Kathen
  • Die Nummern 15 bis 17 sind 1845 noch nicht vorhanden.

Raabe hat in seiner Mecklenburgischen Vaterlandskunde im Jahre 1857 die Wiebendorfer Verhältnisse so beschrieben: „Wibendorf, an der Schale, 1 ¼ Meilen nordöstlich von Boizenburg, Hof mit 68 Einw., Allodialgut der Erben des Oberhauptmanns von Witzendorf, steuert von 673 Scheffeln und umfasst 121.934 Quadratruthen mit ergiebigem Acker und ansehnlicher Heuwerbung, Landesherrliches Vorkaufsrecht. Bretzin Hof, nördlich Wibendorf, mit 27 Einw., Allodialitätscognition zahlendes Allodialgut, steuert von 978 Scheffeln und umfaßt 127.381 Quadratruthen. Das Dorf Bretzin mit 3 Bauern gehört zu Badekow.“

Wiebendorf mit Hof Bretzin hatte somit 95 Einwohner. (121.934 Quadratruthen = 265 ha; 127.381 Quadratruthen = 277 ha). In Wiebendorf wurden für 673 Scheffel und von Hof Bretzin für 978 Scheffel Einsaat Steuern gezahlt. Der Scheffel Einsaat war ein Maß zur Bonitierung der Böden zu Steuerzwecken (ein Scheffel ca. 28 kg Roggen). Die seinerzeitige Annahme war, dass schlechter Boden weniger Korn trägt und deshalb weniger Einsaat benötigt (Einsaat eines Scheffels bei gutem Boden auf 75 Quadratruthen, bei schlechtem Boden auf 250 Quadratruthen). Wiebendorf lag durchschnittlich bei etwa 180 Quadratruthen je Scheffel. Die Aussage Raabes von dem „ergiebigen Acker“ zeugt doch von schlechter Kenntnis des Wiebendorfer Bodens, anders bei Hof Bretzin, wo die Bonität bei 130 Quadratruthen je Scheffel lag, bereits ein recht guter bis mittlerer Boden. Der Hufenstand von 673 Scheffel Einsaat in Wiebendorf entspricht etwa 1,12 Ritterhufen oder 2,3 Bauernhufen, in Hof Bretzin etwa 1,63 Ritterhufen oder 3,3 Bauernhufen als Vollhufen von 600 bzw. 300 Scheffel Einsaat). Die Bauernhufen der Region waren in der Regel keine Vollhufen sondern Viertelhufen mit 75 bis 80 Scheffel Einsaat, so dass der Wiebendorfer Acker dann 10 und der Hof Bretziner Acker 13 bis 14 Viertelhufen in der Größe wie in Bengerstorf entsprechen würde. Die Allodialitätscognition war eine Zahlung, die auch bei einigen Allodialgütern, die ansonsten freies Eigentum waren, an den Landesherrn beim Eigentumswechsel zu zahlen war.

3.2. Wiebendorf unter bürgerlichen Besitzern (1877 bis 1945)

Im Jahre 1877 kauft der Ingenieur Carl Hermann Theodor Haase das Gut. Eine Enkelin Haases berichtete gegenüber den Zahrensdorfer Lehrer Heinrich Garber: „Mein Großvater Carl Hermann Theodor von Haase wurde in Stralsund geboren, erlernte dort das Schlosserhandwerk und landete in Persien, wo er sich nicht nur mit Erdöl und Gas bekannt machte, sondern die Erzeugung und den Umgang mit brennbarem Gas zu seiner Lebensaufgabe bestimmte. Er lenkte die Aufmerksamkeit auf sich, wurde in Berlin bekannt, baute die Hamburger Gaswerke auf und aus und erwarb 1877 das kleine Gut Wiebendorf und gestaltete dieses völlig neu. Seine durchgreifenden Erneuerungen fanden Anerkennung. 1890 wurde er geadelt“.

Abb.6. Schloss Wiebendorf


Das Schloss hat C.H.Th. Haase in den Jahren 1880 bis 1886 zusammen mit der Gutsanlage nach einem Entwurf des Hamburger Architekten Martin Haller errichten lassen. Es wurde aus Kostengründen 1942 gesprengt.

Abb.7. Tagelöhnerhäuser an der Langen Straße. Im Hintergrund der Pferdestall mit Speicher und Turm.


Haase ließ die alten Gebäude des Gutshofes abbrechen. Er errichte nicht nur einen neuen Hof sondern auch neue Tagelöhnerwohnungen. Die Tagelöhnerhäuser wurden in neugotischem Stil nach englischen Vorbildern errichtet (Abb.6). Anklänge an diesen Stil finden sich auch an den Gebäuden des Hofes, die sich nördlich der Achse des Gutes befanden, die durch die Tagelöhnerwohnungen gebildet wurde und im Schloss/Herrenhaus ihren Zielpunkt fand (Abb.5). Südlich dieser Hauptachse befanden sich vor dem Schloss die Orangerie mit den Gewächshäusern und dem anschließenden Park, der die Schaale überschritt. Östlich der Orangerie befand sich jenseits des Wiesenweges das Gärtnerwohnhaus mit einem Anbau, in dem Gas erzeugt wurde. Davor wurde später ein Pumpenhaus für die Wasserversorgung errichtet, in das in den 1950er Jahren die Konsumverkaufsstelle einzog.

Der Hof bestand aus dem Verwaltergebäude an der Südwestecke gegenüber dem Schloss, dem Pferdestall mit Speicher und dem Turm, der das Gebäude im Zusammenklang mit der Architektur (ähnlich einer Basilika) an eine Kirche erinnern lässt, an der Südseite, einer Wagenremise an der Ostseite, dem Kuhstall und der großen Scheune mit Werkstätten (Stellmacherei, Schmiede), Kornboden und Düngerlager an der Nordseite sowie dem Hühnerstall und einem Turbinengebäude an der Westseite (Schaaleufer). Dort wurde nicht nur Strom für das Gut erzeugt, sondern auch über einen Wasserbehälter im Turm des Pferdestalls das Wasser in die Ställe gefördert.

In der Feldmark ließ er eine Reihe von Modernisierungen durchführen. Er ließ eine Brücke über die Schaale und eine daran anschließende befestigte Straße auf den ehemals Hof-Bretziner Flächen bauen, die sich bis an die Badekower Scheide erstreckte. Er ließ die Ackerflächen dränieren, die Schaale oberhalb Wiebendorf begradigen und ein Turbinenhaus oberhalb der Schaalbrücke errichten, in dem Strom für das Gut erzeugt wurde. Auch die Aufforstung der in Abbildung 2 noch erkennbaren Heideflächen gehen auf sein Konto. Im Wiebendorfer Moor ließ er Torf gewinnen, was noch an den zwischenzeitlich weitgehend verlandeten Gewässern im Moor zu erkennen ist, die die ehemaligen Torfstiche darstellen. Zur Entwässerung des Moores wurde eine spezielle Pumpstation mit einer Rohrleitung zur Rämenbäk errichtet.

Abb.8. Die Alte Schaalbrücke. Sie wurde nach 1990 abgebrochen. Auf dem Bild ist im Hintergrund noch die zwischenzeitlich abgebrannte ehemalige Gutsscheune zu erkennen.


Abb.9. Wiebendorfer Moor. Man sieht in den offenen Gewässern noch die ehemaligen Torfstiche



Im Jahre 1888 erwarb C.H.Th.Haase auch das Gut Roggendorf bei Gadebusch mit Dorotheenhof und Klein Salitz. Im Jahre 1894 wurde Haase persischer Generalkonsul. Nach seinem Tode im Jahre 1896 fielen die Güter an Arthur Benno Kurt von Haase. In dieser Zeit - 1901 - hatte Wiebendorf 90 Einwohner, im Jahre 1912 noch 86 Einwohner. In Wiebendorf gab es in dieser Zeit keine Schule. Zunächst wurde offenbar die Schule in Bretzin oder in Zahrensdorf besucht. Nach dem Ersten Weltkrieg war es die Schule in Zahrensdorf. In der NS-Zeit wurden nach preußischem Vorbild Schulverbände gebildet. Die Gemeinde Wiebendorf bildete gemeinsam mit Klein Bengerstorf den Schulverband Klein Bengerstorf.

Im Staatshandbuch von Mecklenburg-Schwerin auf das Jahr 1923 ist wiederum Kurt von Haase mit Wohnort Wiebendorf angegeben. Nun nach der mit dem Sturz der Monarchie verbundenen demokratischen republikanischen Verfassung der Weimarer Republik gab es auch einen Dorfschulzen. Diese Aufgabe unterlag jedoch nun der Wahl durch die Einwohnerschaft. 1922/23 übte Paul Beck diese Aufgabe aus. Später war Wiebendorf verpachtet. Das Staatshandbuch Mecklenburg-Schwerin wies in den Jahrgängen 1927 und 1930 den Pächter Kommissionsrat C.H.Belger aus. Dieser übte auch die Funktion des Dorfschulzen aus. In dieser Zeit wird die Feldscheune nördlich des Hofes errichtet worden sein, die um 1990 abgebrochen wurde. Im Jahre 1928 wurde für Wiebendorf nachstehender Viehbestand angegeben: 12 Pferde 50 Rinder 30 Schweine Im Jahre 1931 wird für Wiebendorf im Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Oberpostdirektion Schwerin die Zahl von 100 Einwohnern angegeben.

Abb.10. Standort des gesprengten Schlosses. Man erkennt noch Trümmerreste. Im Hintergrund sieht man das Wirtschaftsgebäude und den den Eindruck eines Kirchengebäudes erweckenden Pferdestall/Speicher.

In den 1930er Jahren geriet das Gut in finanzielle Schwierigkeiten. Deshalb wurde es von der Landesbank als Pfandbesitz übernommen. Im Jahre 1934 wurde das Gut an Franz Puls verkauft. Aus dieser Zeit finden sich im Landeshauptarchiv zwei Dokumente, die hier inhaltlich wiedergegeben werden sollen:

Ausfertigung Sie werden benachrichtigt, daß auf Antrag des Kommissars für die Osthilfe (Landstelle Rostock) auf Grund des § 14 der Verordnung des Reichspräsidenten zur Sicherung der Ernte vom 17ten November 1931 die Zwangsverwaltung des im Amte Hagenow belegenen im Grundbuche für Ritterschaftliche Landgüter auf den Namen des Gutsbesitzers v. Haase in Roggendorf eingetragenen Landgutes Wiebendorf am 3. Dezember 1932 angeordnet ist. Als Verwalter ist Rechtsanwalt Otto Peter Faull bestellt.. Boizenburg a. E. den 4ten Januar 1932 Meckl. Schwer. Amtsgericht gez. V. Laffert


Abschrift Landwirtschaftsministerium Schwerin, den 30. Juni 1934 L.II.3514 Zum Antrage vom 16. v. Monats Das Ministerium genehmigt auf Grund der Bestimmung der Bundesratsverordnung vom 15. März 1918 über den Verkehr mit landw. Grundstücken den Verkauf des im Kreise Hagenow belegenen Gutes Wiebendorf an den Landwirt Franz Puls aus Nienburg a/Weser in Gemäßheit des Vertrages vom 11. Mai 1934. Durch Genehmigung des Kaufvertrages wird die Ausübung des Vorkaufsrechtes aus dem Reichssiedlungsgesetz nicht berührt.

Franz Puls nahm auch seinen Wohnsitz in Wiebendorf. Im Staatshandbuch für das Jahr 1938 wird er als Bürgermeister ausgewiesen. Darin werden als Eigentümer nun die Gebrüder Puls (Franz und Wilhelm, D.G.) genannt. Das Schulzenamt, dem zwei gewählte Schöffen zugeordnet waren, war seit 1936 nach preußischem Vorbild in das Bürgermeisteramt mit zwei Beigeordneten umgewandelt worden. Die Gebrüder Puls waren Kleinunternehmer, die in Nienburg/Weser eine Kaffeerösterei betrieben haben. Ihnen wird in der Region häufig die Nähe zu den Nationalsozialisten nachgesagt. Das wurde aus der Bekanntschaft mit dem NSDAP-Gauleiter und Reichsstatthalter für Mecklenburg Friedrich Hildebrand gefolgert. Nach der Aussage von Wilhelm Puls junior aus Nienburg ergab sich diese Bekanntschaft aber lediglich daraus, dass Hildebrand häufiger auf dem Gebiet des Gutes der Jagd gefrönt hat. Sie waren nicht Mitglied der NSDAP. Das führte sogar zur Ablösung von Franz Puls als Bürgermeister. Im Jahre 1940 wurde vom nationalsozialistischen Staat das Schloss in Beschlag genommen. Wegen der hohen Unterhaltungskosten wurde es im Jahre 1942 gesprengt. Ein wesentlicher Grund soll der marode Zustand der Stahlkonstruktion in der Kuppel gewesen sein. Zuvor wurde die wertvolle Innenausstattung demontiert und anderwärts verwendet. In der Region hieß es Hildebrandt hätte wesentliche Teile in seinem Herrenhaus in Gößlow einbauen lassen. Wilhelm Puls junior spricht davon, dass einiges auch in Berlin verwendet worden sein soll.

An dieser Stelle soll Wilhelm Puls junior selbst zu Wort kommen. Er schreibt: „Das Rittergut Wiebendorf wurde 1934 von den Herren Franz und Wilhelm Puls sen., geboren in Bandekow/Lübtheen, erworben. Beide Herren waren keine Nationalsozialisten sondern absolute Gegner des Regimes. Herr Franz Puls sen. wurde als Bürgermeister abgesetzt da ihm das ,richtige‘ Parteibuch fehlte. Das Herrenhaus (Schloss) ist 1940 beschlagnahmt worden. Hierbei muss der Kontakt zwischen Herrn Franz Puls sen. und dem damaligen Gauleiter Hildebrandt zu Stande gekommen sein. Das Herrenhaus sollte nach meinem Kenntnisstand damals unter Denkmalschutz gestellt werden. Jedoch durch Sachverständige festgestellt, dass der Turm durch Witterungseinflüsse baufällig geworden war. Da kein Material für die Sanierung zur Verfügung stand und auch die Kosten zu hoch gewesen wären, ist die Sanierung nicht durchgeführt worden. 1940 wurde das Herrenhaus von der Wehrmacht gesprengt (mündlich von W.Puls jun. auf 1942 geändert). Vorher sind die Bilder, Inneneinrichtung und der Marmor entfernt worden. Die Abfuhr des Bauschuttes erfolgte im Auftrag von Herrn Hildebrand.“

In der Volkszählung 1939 wurden in Wiebendorf nur noch 50 Einwohner erfasst. Ein Spiegelbild für die abnehmende Einwohnerzahl gibt auch die Hofkarte des Reichsnährstandes:

Abb.11. Hofkarte des Reichsnährstandes – eine Betriebstatistik für 1936 bis 1940















Die Beschäftigtenzahl betrug danach: männlich weiblich (dav. Nichtständige) 1937/38 17 m 6 w (4) 1939 18 m 11 w (9) 1940 13 m 9 w (9) 1945 7 m 2 w

Die landwirtschaftliche Nutzfläche betrug 1940 nur 173 ha gegenüber 350 ha Wald.

Viehbestand: Pferde; Rinder; dar. Kühe; Schweine; (dar. Mastschw.); Legehennen 1937 9; 72; 35; 35; 13; 56 1938 9; 77; 32; 8; 3; 88 1940 5; 61; 31; 8; -; 28

Technik 1939: Traktoren mit 15/30 PS 1 Lokomobile 20 PS 1 Verbrennungsmotoren 24 PS 1 Elektromotoren 18 PS 4 Eisenbereifte Ackerwagen 10 Gummibereifte „ 2 Drillmaschine 3m 1 Dreschmaschine 10 dz/Std. 1 Pferdebinder (1937) 2 Zapfwellenbinder 1 Höhenförderer 1 Strohpresse 1 Kartoffelroder 1 Futterdämpfer 1

Nach dem Zweiten Weltkrieg wohnten in den Tagelöhnerhäusern nur noch die Familien Behnke, Hufnagel, Kahl, Lücht und Timm. Die übrigen Wohnungen sollen mit Kriegsgefangenen belegt gewesen sein. Auf einem Schulbild der Zahrensdorfer Schule aus dem Jahre 1923 finden sich außer diesen Namen auch Träger der Namen Engel und Wienrank, die mit Sicherheit Wiebendorfer Kinder waren.

4. Geschichte des Dorfes Bretzin

4.1. Die erste Erwähnung des Dorfes

Die Ersterwähnung des Dorfes Bretzin erfolgte 1297 (MUB 2448) als Britzin. In diesem Jahre verkauft Graf Nikolaus von Schwerin das Dorf mit sechs Hufen und dem Katenland wohl als heimgefallenes Lehen an das Kloster Zarrentin. Vor 1297 hatte der Ritter Johannes Balch als Vasall des Grafen von Schwerin Bretzin als Lehen. Der Originaltext im Mecklenburgischen Urkundenbuch (MUB 2448, 1297. April 28. Wittenburg) lautet: Regestentext: „Nicolaus, Graf von Schwerin verkauft dem Kloster Zarrentin den freien Besitz der Dörfer Zweedorf, Schaliss und Kl.Welzin, ferner 6 Hufen in Bretzin und 2 Hufen in Kothendorf, auch den Zehnten aus dem Dorfe Stöllnitz.“

Originaltext: “In nomine domini. Amen. Nos Nicolaus dei gratia comes Zverinensis omnibus presentum paginam percepturis in perpetuum quoniam omnia, que celi continentur ambitu, lapsum spondent, et acta hominum, etiam quantum laudabilia, liuoris persepe aculeo labefiunt, eapropter expedit, ut quecumque aguntur in tempore, scriptis caucius muniantur et testimoniis, ne euolutione eiusdem inueniatur occasio malignandi. Noscat itaque fidelis etas presencium et discat felix successio futurorum, quod nos de bona voluntate et mera animi liberalitate ac heredum nostrorum quorumcumque laude et assensu sancte congregationi ancillarum Christi ordinis Benedicti in Cernetyn, nobis familiarum, libertatum ville Twedorpe dicte, ab heredibus Rotcheri empte, in lignis, agris cultis et incultis, pratis, ripis, aquarum decursibus naviumque consuetis applicationibus, et cum minori iudicio at sexaginta solidos, reseruata insuper eisdem in maiori iudicio secundum consuetudinem fassalorum nostrorum et terre debita portione, et libertatem ville integre Scalisse dicte simileter et ville integre Wendeschen Weltsin nuncupate, et sex mansorum cum cotlant habentibus in Britsin, quibus iuribus Johannes miles dictus Balch plenarie tenuit, duorumque mansorum in Cotendorpe sitorum cum omni iure, libertate et coseruatione quibus celeri nostri gaudent fassali, similiter et perpetuitatem decime in villa Stolniste poste, quam pro centium et sexaginta marcis denariorum Lubicensium a nobis predicte ancille de Cernetyn emerunt: hec omnia particulatim et summatim prescripta pro trecentio marcis denaniorum Lubicensium eisdem rendidimus in perpetuum libere perfruendo ut, sicut hec actu et profectu utilitate earum cupimus semper esse viuida, ita in presenti scripto sigilli nostri appensione munito et subscriptorum commendabili testimonnio volumus in dei fore nomine perhenniter valitura. Nomina festium sund hec: (Unterschriften) Datum et actum Wittenburg, ad incarnatione domini anno gratie M CC XC VII, IIII kalendas Maii, dominica qua Misericordia domini.”

Sinngemäße Übersetzung: „Im Namen des Herrn. Amen. Wir Nicolaus, von Gottes Gnaden Graf von Schwerin, präsentieren allen die grundlegende Urkunde für alle Zeiten, so alle sich rasch der Umschweife enthalten, die Sünden vergeben, auch die menschlichen Werke, wie viel noch Löbliches, Neid und Spitzfindigkeiten, oft Sorge wankend machen, deswegen besorgen, wie auch die Zeiten sich ändern, die Schriften und Zeugnisse zu sichern, damit nicht böswillige Anlässe Veränderungen derselben erwirken. Wir bekennen daher in Treue sowohl für die Anwesenden und wissen auch glücklich die künftigen Nachfolger, dass es unser guter Wille ist, auch aus lauterer Gesinnung und Höflichkeit sogar unser Erbe vollen Lobes und Zustimmung der heiligen Gemeinschaft der Mägde Christi des Benediktinerordens in Zarrentin unseren Besitz das freie Dorf, Zweedorf genannt, aus dem Erbe Rotchers zu verkaufen, mit Wäldern, bebauten und unbebauten Äckern, Wiesen, Ufer, Wasserläufen und Schiffen gewöhnlicher Anlage, auch mit der niederen Gerichtsbarkeit für sechzig Schillinge, bewahrt bleiben zudem in der hohen Gerichtsbarkeit unser folgender Brauch und auch die Schuldverhältnisse des Landes, auch das freie ganze Dorf Schaliß genannt ähnlich auch das ganze Dorf Wendisch Weltzin werden feierlich benannt, auch sechs Hufen mit dem Katenland, die wir besitzen in Bretzin, welche Rechte der Ritter Johannes, genannt Balch, vollständig innehatte, auch zwei Hufen in Kothendorf gelegen mit allen Rechten, Freiheiten und Reservaten, welche uns rasch erfreuen, ähnlich auch der ständige Zehnten im Dorf Stöllnitz zuletzt, welches auf hundert und sechzig Mark Lübecker Dinare von uns für die Nonnen von Zarrentin festgesetzt ist: Dieses alles in Teilen und Summen verordnet für dreihundert Mark Lübecker Dinare solcher Einkünfte auf Dauer frei zu genießen, dass diese Werke Nutzen bringen, solches wünschen wir, sei für immer lebendig, so in der präsentierten Urkunde mit unserem angehängten Siegel bezeugen auch die Unterzeichner der bezeugenden Schriftrolle in Gottes Namen mit dauerhafter Bekräftigung. Die bekräftigenden Namen sind diese: (Unterschriften). Gegeben und verfügt Wittenburg, im Jahre 1297, 4. Mai, am Sonntag Misericordia domini.“


4.2.. Die Entwicklung des Dorfes im Laufe der Geschichte

Dorfstruktur und Flurform

Die Dorfstruktur der Gründungszeit hat sich in Bretzin nur noch in Ansätzen erhalten. Die Dorfform war die eines Zeilendorfes. Durch die Legung von sechs Hufen im 18.Jahrhundert und den Abbruch eines weiteren Gehöftes im 20. Jahrhundert ist diese kaum noch zu erkennen. Sie wird jedoch noch in den Karten des 18. Jahrhunderts deutlich. Die Flurform kann nur als Langstreifenflur vermutet werden. Trautmann führt den Ortsnamen auf ursprüngliches Britzin (aus altsl. Brzezina für Birkengehölz) zurück.

Abb.12. Bretzin in der Karte der Direktorialvermessung für das Gut Badekow von Hartmann aus dem Jahre 1770.

Seinerzeit haben 2 der 8 Hufen östlich des Zahrensdorfer Weges gelegen, während sich 6 Hufen westlich dieses Weges am Weg nach Badekow befanden. Die 9. Hufe, die 1734 nach Beckendorf verlegt worden ist, hat sich offenbar auf dem Grundstück, das später als Schulgarten genutzt wurde, befunden. Dort ist nur ein kleines Gebäude zu erkennen, ebenso nördlich des Badekower Weges (vermutlich der Hirtenkaten am Ort des späteren Tagelöhnerkatens)

Zugehörigkeit zum Kirchspiel Zahrensdorf

Bretzin gehörte von Alters her zur Pfarre Zahrensdorf. Die Kirche in Zahrensdorf ist um 1200 erbaut worden. Der Sage nach sollte die Kirche ursprünglich ihren Standort auf den Bretziner Bergen erhalten. Es war bei der Missionierung des Slawenlandes durchaus üblich, den heidnischen Glauben dadurch zurückzudrängen, dass man Gotteshäuser auf den Standorten heidnischer oder slawischer Heiligtümer errichtete. Das Bauholz, das tagsüber nach Bretzin gefahren wurde, soll am nächsten Morgen immer wieder in Zahrensdorf gelegen haben. Das wurde als ein Fingerzeig Gottes angesehen, die Kirche nicht auf heidnischen Gräbern zu errichten. Deshalb soll sie schließlich in Zahrensdorf gebaut worden sein.

Zu der Pfarre Zahrensdorf gehörten weiterhin: Groß und Klein Bengerstorf, Tessin, Wiebendorf und Zahrensdorf, bis etwa 1700 Beckendorf, zeitweilig Dersenow, später auch die zwei Schildfelder Büdner östlich der Schilde. Dazu kam in frühen Zeiten das gesamte Kirchspiel Blücher, zu dem Besitz, Timkenberg, Niendorf und das später darin aufgegangene Steder, Teschenbrügge und das lüneburgische Krusendorf gehörten.

Der Kirchweg von Groß Bengerstorf nach Zahrensdorf führte früher über Bretzin, wobei eine noch bis in die 1960er Jahre hinein bestehende Abkürzung über die Möllerbäk unterhalb der Bretziner Berge vorbeiführte. Dieser Weg wurde bis zum Bau der Chaussee Anfang der 30er Jahre benutzt, weil offenbar zwischen beiden Bengerstorf bis in das 19.Jahrhundert hinein keine Brücke und auch wohl keine brauchbare Wegeverbindung bestanden hat. Bei der Nutzung des Kirchweges taten sich den Groß Bengerstorfern 1864 einige Schwierigkeiten auf. Der Baron von Witzendorff, der seit über zwei Jahrzehnten das Gut Wiebendorf mit Hof Bretzin (heutiges Wiebendorf westlich der Schaale) innehatte, wollte zwischen Hof Bretzin, das seit 1798 zu Wiebendorf gehörte, und dem noch immer zum Gut Badekow gehörenden Dorf Bretzin einen Grenzgraben ziehen. Auf diese Weise sollten auch die Bengerstorfer von einer Abkürzung ihres Kirchweges abgedrängt werden. Die Proteste der Bengerstorfer haben dazu geführt, dass der Steig weiter genutzt werden konnte. Eine andere Erklärung für die Benutzung des Groß Bengerstorfer Kirchweges gibt die mündliche Überlieferung. Die deutschen Siedler in Groß Bengerstorf wollten nicht durch das wendische Klein Bengerstorf fahren. Die Groß Bengerstorfer hatten auch auf dem Friedhof das Vorrecht, mit dem Totenwagen bis auf den Friedhof gefahren zu werden. Die Bewohner der ursprünglich wendischen Dörfer Klein Bengerstorf, Tessin und Zahrensdorf wurden dagegen über die Mauer auf den Friedhof gebracht. Später wurden sie durch das Tor getragen. In der mündlichen Überlieferung ist dieser Brauch noch bis heute bekannt (1996 Wilhelm Hagemann und Fritz Behrendt aus Klein Bengerstorf nach Berichten ihres Vaters bzw. Schwiegervaters).

Bretzin – Grundherrn und Einwohner

Im Landbederegister 1453 findet sich der Eintrag „Villa Brutzin non dedit“ (gibt nichts). Wahrscheinlich konnten die Bretziner auf Grund einer Katastrophe, Ertragsausfälle o.ä keine Bede entrichten. Im Landbederegister 1462 heißt es „Brutzin in dem olden register so hebben se geven 9 M. Danach hatte Bretzin von Anfang an 9 Hufen. Im Jahre 1479 zahlten acht Bauernhufen je 1 Mk. Bede, das waren:

  • Hans Kale,
  • Hinrik Lemkule,
  • Hans Lemkule,
  • Klas Wakendorp,
  • Hinrik Beneken,
  • Arnt Beneken,
  • Hinrik Berkhane,
  • Henneke Maneken und
  • Detmer, (der) burmester.

Das Kaiserbederegister 1496 nennt 36 Personen:

  • Hinrik Barkhan cum uxore (c.u. = mit Ehefrau) 1 baden 3 Personen
  • Cord Kale c.u., 1 baden, 3 Pers.
  • olde Dytmersche, 1 Pers
  • Jacob Tideman c.u., 1 baden, 3 Pers.
  • Mette Lemkule, 1 Pers.
  • Hinrick Lemkule c.u., 2 baden, 4 Pers.
  • Clawes Wakendorpe c.u. 2 Pers.
  • Hinrik Wakendorp, 3 baden, 4 Pers.
  • olde Hinrick Barckhane c.u., 2 Pers.
  • Hinrick Beneke c.u., 2 Pers.
  • Idel Arent c.u., 2 baden, 4 Pers.
  • Hinrick Koster c.u., 2 baden, 4 Pers.
  • Hans Crabbe c.u., 2 Pers.
  • Heyne Valkenbarch, 1 Pers. Summe: 1 ½ fl. (Gulden) zu zahlen, von 36 Personen

Einschließlich der Kinder und der Altenteiler dürften im Dorf etwa 70 bis 80 Personen gewohnt haben.

1538 im Landbederegister werden wieder neun Hufen genannt, für die je 2 Mark doppelte Landbede gezahlt werden. Außerdem zahlen „de bur samptlich vor dat velth tho Bekendorp“. 1554, 1565 und 1577 zahlt neben den neun Hufnern auch der „santmoller“ Pacht an das Amt. Dieser hatte 1485 noch zum Gut Badekow gehört. 1584 zahlt „die alte Blüchersche von der sandtmuhlen 4 ß (Schillinge) Pacht, wie auch 1593. Hier besteht die Möglichkeit, dass die „alte Blüchersche“ in der Familie des Beckendorfer Gutsbesitzers zu finden war, der sein Hauptgut in Waschow hatte. Möglicherweise war Beckendorf der Witwensitz für die Mutter von Hans Blücher. Die Angabe kann sich aber auch auf den Wiebendorfer Zweig der Familie Blücher beziehen. Dafür spricht, dass die „alte Bluchersche“ auch bereits im Landbederegister 1570 genannt wird, als sie die Bretziner Hufe des Ludtke Julicke nutzt und dafür keine Landbede zahlt.

Im Register der doppelten Landbede 1560 zahlt „Lutke Janeke vor eine walckmollen.“ 8 Schillinge. Vermutlich ist die Mühle auch als Walkmühle für die Bearbeitung selbst gewebter Stoffe genutzt worden.

Die Sandmühle hat sich wohl nahe der Grenze der Gemarkungen Beckendorf und Bretzin befunden. Dort im Tal der Möllerbäk im Zuge des Bengerstorfer Weges ist noch ein Damm vorhanden, der den Mühlenteich aufgestaut haben dürfte. An die Sandmühle erinnern noch heute der Name des Baches "Möllerbäk" sowie der Flurname "Mühlenrade" in Bretzin. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wird die Mühle nicht mehr genannt.

Im Jahre 1555 nach der Reformation unterfällt das Kloster Zarrentin der Säkularisation, d.h. das Eigentum des Klosters fällt an weltliche Herren, allgemein in das Eigentum der Landesherrn, dem Domanium.

Im Jahre 1584 ist nun auch ein Krug in Bretzin ausgewiesen, für den Hanß Bodeker Steuern bezahlt. Im Amtsregister 1577 wird Ulrich Berckhane als „der schultze“ bezeichnet. Das Schulzenamt wurde meist in der Familie vererbt. Es ist offenbar lange in der Familie Barckhahn verblieben, denn selbst nach dem Ersten Weltkrieg begegnet uns noch ein Schulze dieses Namens.


Register der doppelten Landbede 1584
                             

Hufenbesitzer Landbede in fl (Gulden) ß (Schillinge)

  • Hanß Bodeker 1 fl, 8 ß
  Idem vom kroge		                    8 ß
  • Pawel Bartoldus 1 fl, 8 ß
  • Hanß Koster 1 fl, 8 ß
  • Heinrich Beneke 1 fl, 8 ß
  • Ulrich Bergkhane 1 fl, 8 ß
  • Heinrich Wakendorpf 1 fl, 8 ß
  • Chim Lembkuhle 1 fl, 8 ß
  • Chim Tideman 1 fl, 8 ß
  • Hanß Boddeker 1 fl, 8 ß


Im Messkornregister der Pfarre Zahrensdorf aus 1598 sollen von den Bauern Hanß Bodiker, Kesten Mundt, Merten Leunenburch, Tomaß Beneke, Jochim Berkhan, Jochim Wakendorf, Peter Mundt, Jochim Hostmann, Hinrich Boediker und uth der sandtmöhlen jeweils ½ Scheffel Roggen gegeben werden. „Auß Bretzin wonen 9 hovener, geben 4 ½ Schfl.- Auß der Sandtmoele hefft der pastor und der kuster jerlichen ½ Schfl entpfangen, nue nichts.“

Abb.14. Der vermutete Standort der Sandmühle an der Möllerbäk und dem Bengerstorfer Weg im Frühjahr 2008

Aus dem Jahre 1640 liegt eine „Beschreibung des Amtes Boizenburg“ vor, aus der hier der Bretzin betreffende Ausschnitt wiedergegeben werden soll. (Quelle: Landeshauptarchiv Schwerin, Bestand Domanialamt Boizenburg, Nr. 1, Fasc. 3) Diese Beschreibung wurde angefertigt, um die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges zu erfassen.

Brützin In diesem Dörffe ist noch vorhanden der Schultz zu sambt die drey Huefeners, haben an Viehe und lebendiger Haabe wie folget:

  • Der Schultze Hans Bergkhaen

2 Kühe, 2 Ochsen, hat geseyet (gesät) 6 Scheffel Roggen

  • Drey Huefener:
  • Heinrich Kohp
          2 Stiere, hat geseyet 2 Schffl. Roggen
  • Hans Beneke
         hatt gantz kein Viehe, auch nur 1 Schffl. Roggen geseyet
  • Jochim Barckhaen
         1 Kuhe, hat 1 Schffl. Roggen geseyet

War das Dörff im rechten stande haben J.P.M. darinnen ohne den Schultzen 8 Huefener. Die Wirte auf den wüsten Hufen haben geheißen:

  • Heinrich Köster, auf er selben stede stehet noch eine dachloß Scheune
  • Jochim Pröpke, auf dieser stede stehet noch eine gute Scheune (evtl. Pincke)
  • Jochim Leimkuhle, auf dieser stede eine dachloß und wüste Scheune
  • Heinrich Tiedemann, das Hauß ist nieder gefallen, die Scheune stehet noch
  • Heinrich Böddeker, das Hauß ist abgebranndt, die Scheune stehet zwar, aber die Pfannen nieder gefallen.

….. Dieses Dorf gehöret u. g. F. und Herrn allein zu

Die Amtsbeschreibung 1653 nennt die Namen der Hüfner:

  • Hans Bergkhan, der Schultz,
  • Jochim Bergkhan,
  • Hanß Behncke,
  • Hinrich Kohp,
  • Jürgen Wegener,
  • Frantz Stüefe,
  • Marthenn Kop,
  • Hinrich Hardekop und
  • Hinrich Pincke.

Im Jahre 1685 erfolgt eine Permutation (Austausch) mit den ritterschaftichen Sprengelschen Anteilen in Tessin (4 Hufen und 1 wüste Hufe) und Klein Bengerstorf (2 Hufen, 1 Katen). Dadurch fällt Bretzin an die von Sprengel auf Badekow.

Im Beichtkinderverzeichnis 1704 findet sich die Aussage „Bretzien, dieses Dorf gehöret dem H. Rittmeister Sprengeln auf Badekow.“ Es sind folgende Bewohner ausgewiesen:

  • 1. Barckhahn, Hanß Jochim 25 (Jahre) Schultze
 mit Ehehfrau Gret Liese (21), Mutter Regina (44), Brüder Frantz Jochim (21) und Jochim Willm (19) sowie Magd Marie Scheven (20)
  • 2. Harddtkopf, Hinrich (24), Hüfner mit Ehefrau Cathrien (29), Mutter Cathrien (64) sowie Knecht Hinrich Banthien (27), Junge Tieß Elerß (18) und Magd Dorthie Röpers (20)
  • 3. Claußen, Hinrich (33), Hüfner mit Ehefrau Ann (28), Bruder Wilhelm (22)

sowie Junge Jochim Arendts (16) und Magd Ann Ilse Krusen (20)

  • 4. Barthels, Hanß (50), Hüfner mit Ehefrau Ann, Söhne Wilhelm (22) und Hanß

Hinrich (17) sowie Magd Ann Trin Abeln (19) dazu Einlieger Hanß Mundt (49) mit Ehefrau Grete (50) und Sohn Frantz Jochim (20)

  • 5. Barckhahn, Hanß (70), Hüfner mit Ehefrau Liese (60) und Söhne Jochim (27) und Hanß (24), Tochter Cathrien (22) sowie Junge Friedrich Drenckhahn (19) und Magd Marie ? (20), dazu Einlieger Clauß Barckhahn (60) mit Ehefrau Greth (45)
  • 6. Jenckel, Hinrich (38), Hüfner mit Ehefrau Greth (35), Bruder Hanß (28) sowie Vater Jochim (80) und Mutter Liese (58) sowie Junge Hanß Behncke (18) und Magd Ilse Banthiens (20)
  • 7. Tiedemann, Jochim (32), Hüfner mit Ehefrau Dorthie (30), sowie Vater Harm (70) und Mutter Ilse (50), Halbschwester Ann Marie Tiedemanns, sowie Hanß Banthien (229, der alten Mutter Sohn, und Liese Magdalena Tiedemanns (15), Brudertochter
  • 8. Pinck, Wilhelm (36), Hüfner mit Ehefrau Marie Dorthie (32), sowie Knecht Ulrich Jenssohn (20), Junge Jochim Labuhn (17) und Magd Engel Labuhns (19)
  • 9. Pinck , Cathrina (50), Hüfnerin, Witwe, mit Sohn Hanß (20), Töchter Ann Grete (19) und Trien Grete (16) sowie Bruder des Wirts Hinrich (40) und Mannesbruder (Schiffsknecht) Jacob sowie Knecht Tieß Wägener (30)
  • 10. Abel, Stoffer (46), Kuhhirte mit Ehefrau Ann (46)
  • 11. Hengevoß, Hanß (60), Schweinehirte,mit Ehefrau Anna (50)

Von den genannten neun Hüfnern wird im Jahre 1734 einer als Viertelhüfner nach Beckendorf umgesetzt. Zwei weitere Hüfner, die ebenfalls umgesetzt und verkleinert werden sollten, wehrten sich erfolgreich dagegen.

In dem Kopulationsregister (Heiratsregister) werden zwischen 1706 und 1750 folgende Familiennamen genannt: Abel, Barckhahn, Barthelt/Bartels, Claßen/Clasen, Hagemann (der Schwehn = Schweinehirt), Hardtkopf, Jenckel, Kahl, Mahncke, Martenß, Nieske, Pinck, Schmitt (Schulmeister), Tiedeman und Wreed.

Bereits im Jahre 1736 gerät das Gut an den Hauptmann von der Soden und im Jahre 1751 an den Braunschweig-Lüneburgischen Hauptmann Ernst Friedrich von dem Knesebeck.

Im Beichtkinderverzeichnis 1751 der Zahrensdorfer Pfarre ist dagegen verzeichnet: „Pretzien, ein adel. Dorf, gehöret dem Obrist-Lieutenant von dem Knesebecken zu Gresse, darin sind nur 8 Hüfner und ein Hirtenkaten u. Schulhaus“. Darin sind aufgeführt: (Abkürzungen E: Ehefrau, K: Knecht, J: Junge, D: Dirn = Magd)

  • 1. Claus Wiske, E. Cath. K: Joch. Wiske, J: Frantz Kummerfeld,
    D: Ann Lies und Trin Wisken
  • 2. Joh. Mundt, E: Trin, K: Hans Barckhan, J: Hans Möller,
     D: Gret u. Trin M. (Möller?)
  • 3. Hans Barckhan, E: Trin, K: Frantz Barckhan, J: Joh. Joch. Löwe, D: Ann Gret Kummerfeldten, Kinder D: Trin Lehn Pincken, Mutter: An Gret Barckhanen
  • 4. Hans Hinr. Jenckel, E: Trin Liese, K: Joch. Wagener u. Hans Joch. Jenckel, J: Hans Joch. Barckhan, D: An Ilse Jenckel, Vater Jacob, E: Anna J.
  • 5. Hinr. Tiedeman, E: Liese, K: Hans Hinr. Abel, J: Joch. Hinr. Mancke, D: Trin Kohlhoffen,
    Vorwirt Wilh. Mancke, E. Trin Liese.
  • 6. Joch. Barteld, E: Ann Dor., K: Frantz Barteld, J: Hans Joch. Hageman, D: Gret Bartels; Mutter Trin Gret Bartels
  • 7. Frantz Pahl, E: Gret, K: Hinr. Hintzman, J: Hans Joch. Manck, D: Ann Ilse Schütten,
     Einlieger An Marg. Pincken
  • 8. Joch. Hinr. Pinck, E: Susanna, Vater Hans P. E: Trin Lehn, K: Frantz Pinck, D: Trin Gret Pincken
  • 9. Kuhhirt Hans Hinr. Bartels, E: Anna; Schweinehirt Joch. Manck E: Marg.
    im Hause ist noch die alte An Dor. Schelen
    (Hier handelt es sich sicher um den Hirtenkaten.)
  • 10. Schulmeister Jac. Schmidt (au. in Gresse), E: Ann Trin

In diesem Verzeichnis fällt auf, dass der Pastor auch die Kinder der Hüfner oft als Knecht und Dirn bezeichnet hat.

Der Wechsel der Badekower Gutsherrschaft erfolgt nun weiterhin immer bereits nach wenigen Jahrzehnten: 1785 von Witzendorf 1790 von Hahn 1794 Michelsen Die Gutsherren von Hahn und Michaelsen betreiben zur Einführung der Koppelwirtschaft die Legung der verbliebenen Bauern. Auch in Badekow sind im Landbederegister 1479 noch vier Hufen ausgewiesen. Später ist Badekow eine wüste Feldmark, dann eine Schäferei zu Gresse.

Schildt schreibt im Jahre 1891 (Schildt, F., Die untergegangenen Dörfer Mecklenburg-Schwerins, MJB 56, 1891, S. 162: 8. Hof Bretzin): Das Dorf Bretzin und die jetzige unbewohnte Feldmark Hof Bretzin bildeten noch bis gegen Ende des vorigen Jahrhunderts eine ungetheilte Feldmark, bis der Besitzer von Bretzin, Kammerrath v. Hahn, damit begann, einige Bauern zu legen und auf diese Weise neben den noch übrigen kleinen drei Bauerfeldern eine Hoffeldmark zu bilden. 1793 wurde der Nachfolger v. Hahns im Besitze, Namens Michelsen, vom Lehnsfiskal wegen der Niederlegung der Bauern angeklagt. Er wußte sich aber so geschickt zu vertheidigen, daß er mit der geforderten Wiederherstellung der Bauerhufen zuletzt verschont wurde. Damals wird auf diesem neuen Hoffelde von Bretzin ein Hof erbaut sein, der im Staatskalender von 1797 zuerst als ein selbständiges Gut unter dem Namen Hof Bretzin auftritt, 1798 jedoch schon mit Wiebendorf, zu welchem Gut es noch jetzt als Pertinenz (Zubehör) gehört, unter demselben Besitzer aufgeführt wird. Die nicht gelegten Bauernstellen, welche als Pertinenz zu Badekow gehören, wie noch jetzt, heißen seitdem Dorf Bretzin. Der Hof bekam von der alten Bretziner Feldmark den größeren südwestlichen, das Dorf den kleineren nordöstlichen Theil. In der Raabeschen Ortskunde (herausgegeben 1856) werden zu Hof Bretzin 27 Einwohner gezählt. In der Volkszählung von 1867 wird dieses Hofes nicht mehr gedacht, ein Beweis, daß derselbe nur noch eine unbewohnte Feldmark war. Der Staatskalender nennt ihn indessen erst seit 1888 „Feldmark“.

Abb.15. Die Feldmark Bretzin in der Wiebeking-Karte aus dem Jahre 1786


Im Jahre 1798 ist das Gut Badekow für etwa zwei Jahre in der Hand der Familie von Ranzau, dann im Jahre 1800 in der derer von Lützow. Im Jahre 1815 erwirbt Georg Nikolaus Gerstenkorn Badekow mit den Pertinenzen. In dieser Hand bleibt es bis zum Jahre 1886.

In den Kopulationsregistern (Register der Zahrensdorfer Pfarre über die Heiraten) zwischen 1751 und 1800 wurden folgende Namen genannt:

  • 1752 Hanß Jochim Barkhan und Trin Gret Pinck (Beichtkinderverzeichnis 1751 Nr. 3

und Nr.8),

  • 1755 Frantz Jacob Pahl (BKV 1751 Nr.7)
  • 1764 Hans Joch. Mahnk
  • 1765 Hans Jochim Wiesk (wohl BKV 1751 Nr.1)
  • 1766 Witwer Julius Jochim Reese
  • 1771 Schulmeister Hans Jochim Möller und Anna Catharina Elisabeth Schmidt
  • 1772 Witwe Margarete Elisabeth Wiesk, geb. Thomsen
  • 1775 Maria Margarete Wieseke
  • 1777 Catrina Margarete Schmidt
  • 1778 Jochim Christoph Meyer

Maria Juliana Schmitt Anna Elisabeth Berkhan

  • 1779 Hans Jacob Pahl (wohl BKV 1751 Nr.7)
  • 1780 Schulmeister-Witwe Anna Catharina Eilsabeth Müller (Möller), geb. Schmitt (Schmidt), s.o. Sie heiratet einen Sühr aus Langenleisten (Langenlehsten).
  • 1781 Hans Jacob Jenckel (BKV 1751 Nr.4)
  • 1782 J. (Jungfer) Catharina Elisabeth Pahl (BKV 1751 Nr. 7)

Hans Jacob Battelt (BKV 1751 Nr. 6)

  • 1783 Hans Hinnerich Jenckel (BKV 1751 Nr.4) und Witwe Maria Elisabeth Jenckel, geb. Abel. Sie stammt aus Klein Bengerstorf. Möglicherweise hat Jenckel die Witwe seines Bruders geheiratet.
  • 1784 Jochim Hinnerich Barkhan und J. Anna Margarete Jenckel (BKV 1751 Nr. 3 und 4)
  • 1786 J. Catharina Elisabeth Schmidt

Frantz Jacob Pinck (BKV 1751 Nr. 8)

  • 1788 Witwer Jochim Hinnerich Barkhan und J. Catharina Maria Jenckel (BKV 1751 Nr. 3
          und Nr. 4)
  • 1789 Jochim Hinnerich Barkhan (BKV 1751 Nr. 3)

Anna Catharina Levers, Tochter des Hauswirts Hans Jochim Levers (Ein Hüfner

          Levers ist im BKV 1751 noch nicht ausgewiesen)
  • 1790 Witwer Hans Hinnerich Jenckel, Hauswirt (BKV 1751 Nr. 4)
  • 1791 Franz Jochim Behncke, angehender Hauswirt (Ein Hauswirt Behncke ist im BKV 1751 noch nicht ausgewiesen)
  • 1792 Witwer Jürgen Mathias Behncke, Hauswirt (Ein Hauswirt Behncke ist im BKV 1751 noch nicht ausgewiesen)
  • 1797 Dienst-Knecht Hans Detloff Pahl und Anna Elisabeth Pahl, Tochter des Hauswirts Hans Jacob Pahl (BKV 1751 Nr. 7)
  • 1798 Schäfer Johann Jochim Scharnweber
  • 1799 Tagelöhner Franz Jacob Jenkel
  • 1800 Witwer Franz Jochim Behncke, Hauswirt (siehe 1791)

Im Kopulationsregister der Pfarre Gresse findet sich außerdem:

  • 1783 J. Kathrina Maria Barkhahn
  • 1792 Catharina Marg. Pahl, Tochter des ehemaligen Hauswirts Franz Jacob Pahl
  • 1793 Hans Heinrich Pinck, Tagelöhner in Bretzin.

Die drei Eintragungen im Kopulationsregister der Pfarre Gresse und weitere der Pfarre Zahrensdorf lassen einige Schlussfolgerungen zu:

  • Der Hauswirt Pahl ist bereits 1792 einer der gelegten Hüfner.
  • Wahrscheinlich ist auch der Hüfner Pinck gelegt worden, da 1793 ein Tagelöhner Pinck erscheint.
  • Da im Jahre 1800 noch ein Hauswirt Behncke genannt wird, wird er der Vorfahre des dann 1819 in der Volkszählung genannten Hauswirts Kahl sein.
  • Somit dürften die nach 1751 gelegten Hüfner die Hauswirte Barteld, Pahl, Pinck, Tiedemann und Wieske sein. Dabei ist in Anbetracht der genannten Reihenfolge im BKV davon ausgegangen worden, dass der genannte Johann Mundt der Vorgänger von Behncke und Kahl war.

Im Jahre 1814 wurde Bretzin auch vom Weltgeschehen berührt, als im August die napoleonischen Truppen unter Marschall Davoust die deutschen Verbände unter General Wallmoden nach einem Gefecht bei Lauenburg nach Schwerin über Boizenburg und Wittenburg zurück drängten. Der Überlieferung nach sind unter den Franzosenbuchen südlich des Lindemannschen Gehöfts in Beckendorf gefallene Franzosen begraben worden. Die Buchen wurden bedauerlicherweise in der Notzeit nach dem Zweiten Weltkrieg von den Beckendorfern zu Brennholz geschlagen. Auch am Weg von Groß Bengerstorf nach Bretzin soll ein französischer Offizier unter einem Wacholderstrauch begraben sein.

In der Volkszählung 1819 werden folgende Familien bei insgesamt 75 Einwohnern genannt: Banthien, Barkhan (Hauswirt), Behnke, Bielefeldt, Falke, Hintzmann, Hofschild, Jenkel (Hauswirt), Kahl (Hauswirt), Kliebath, Lewisch, Lindemann, Meinke, Nack, Olrock, Riehlandt, Scharnweber, Schröder, Suhr, Voß, Wölke, Wrake, Wulf. In Hof Bretzin wohnten die Familien Melchert, Saß und Schaefer, insgesamt 10 Einwohner. Somit haben in Bretzin im Jahre 1819 insgesamt 85 Einwohner gelebt.

Raabe hat in seiner „Mecklenburgischen Vaterlandskunde“ im Jahre 1857 zu Bretzin geschrieben: „Bretzin, Dorf mit 3 Bauern, Schule, Schmiede und 77 Einw., zahlt Königsbede“. Für Hof Bretzin, das zu Wiebendorf gehörte nennt er 27 Einwohner.

In diesen Jahrzehnten wanderten aus den mecklenburgischen Dörfern viele Einwohner nach Übersee aus, so auch aus der Bretziner Familie Barkhahn (s. Zeitungsausschnitt (Abb. 16).

Ab dem Jahre 1886 ist Georg Gade für 30 Jahre der Eigentümer des Gutes Badekow. Dann in 1916 kommt es in die Hand eines Herrn Elmering. Im Jahre 1922 ist Besitzer von Badekow der Gutspächter Emil Peters aus Lanken bei Schwarzenbek. Der Schulze, der nun gemäß der demokratischen Landesverfassung zu wählen war, ist nun ein Richard Kirschstein.

Im Jahre 1901 wird im Staatskalender in Bretzin eine Schmiede aufgeführt. Diese gehörte zum Gut Badekow. Auch Raabe hat sie in seiner „Vaterlandskunde“ 1857 genannt. Es ist aber unbekannt, wann die Schmiede gegründet wurde. Die Schmiedewerkstatt soll sich gegenüber dem zugehörigen Gehöft auf der anderen Seite des Weges befunden haben. Vermutlich handelt es sich um das in der Abbildung 18. am Fuße des B des Schriftzuges Bretzin eingetragene Gebäude an der Wegekreuzung. Sie war bis 1916 in der Hand des Schmiedes Arnhold, der aus Neuenkirchen bei Zarrentin zugezogen war. In diesem Jahr baute dieser sich in Boizenburg eine eigene Schmiede. Das Schmiedegehöft blieb jedoch bestehen. Im Staatshandbuch für 1923 wird Bretzin mit drei Hofbesitzern, Schmiede, Schule und Industrieschule genannt. Danach wird die Schmiede auch in den 1920er Jahren noch bestanden haben.

Auswanderung aus Badekow-Bretzin. SVZ vom 26./27.03.2000

Im Jahre 1926 erwirbt der Kölner Bankier Carl Freiherr von Schröder Badekow mit Dorf Bretzin. Als Schulze ist nun der Hofbesitzer Barckhahn aus Bretzin im Staatshandbuch von Mecklenburg-Schwerin ausgewiesen (so auch 1927/30). Die Bezeichnung als Hofbesitzer löst nun die des Hauswirts oder auch des Erbpächters ab.

Im Jahre 1930 brannte der letzte Tagelöhnerkaten in Bretzin ab. Die wohl letzten Bewohner dürften die Familien Mahncke und Dahm gewesen sein. Erstere zogen 1933 nach Klein Bengerstorf. David Dahm lebte noch lange in Boizenburg.

Für Bretzin wird im Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Oberpostdirektion Schwerin im Jahre 1931 die Zahl von 52 Einwohnern angegeben.

Abb. 17. Ansichtskarte von Bretzin im Jahre 1908. Die Ansichtskarte zeigt das Haus des Bauern Barkhahn – hier als Interimswirt Wilhelm Arnhold., die Schmiede und eine Ansicht der seinerzeitigen Dorfstraße mit einer Scheune, dem 1930 abgebrannten Tagelöhnerkaten und weit im Hintergrund der Schule
Abb.18. Ortslage Bretzin auf dem Messtischblatt aus dem Jahre 1881. Auf der Karte befinden sich: 1. von SO nach NW auf der Südseite des Badekower Weges: Wohngrundstück zur Schmiede – Hufe Jenckel – Hufe Barckhahn – Hufe Kahl - Schulgarten 2. von NW nach SO auf der Nordseite das Badekower Weges: Schule – Tagelöhnerkaten – Scheunen zu den Hufen – Schmiede.

Das Staatshandbuch für 1938 weist als Eigentümer für Badekow (seit 1936) die Reichsumsiedlungsgesellschaft m.b.H. aus. In dieser Zeit wird das Gut Badekow aufgesiedelt. Das betrifft auch auf der Gemarkung Bretzin gelegene Flächen an der Schaale sowie das Schmiedegehöft.

Das Staatshandbuch 1939 wies für Badekow/Bretzin bei 147 Einwohnern 3 Erbpachthöfe, 2 Häusler und 10 Neubauernhöfe aus. Bürgermeister war Helmut Kahl aus Bretzin. Vermutlich war die ehemalige Schmiede nun als Häuslerei klassifiziert. Die Neubauernhöfe befanden sich in Badekow, wohl auch die zweite Häuslerei.

4.3. Besetzung der drei verbliebenen Bauernhufen in Bretzin

Barckhahn

  • 1472 Hinrik Berkhane
  • 1496 Hinrik Barkhan
  • 1538 Clawes oder Bene Berckhane
  • 1554 Bene oder Ulrich Berhane
  • 1569 Ulrich Bergkhane
  • 1585 Ulrich Berckhane
  • 1590 Cim Berckhaen
  • 1598 Joachim Berckhan
  • 1640 Hans Bergkhaen, Schulze
  • 1653 Hans Bergkhan , der Schultz

und Jochim Bergkhan

  • 1704 Hans Joachim Barckhahn , Schulze

und Hans Barckhahn

  • 1751 Hans Barckhahn
  • 1819 Hauswirt Barkhahn
  • 1914 Wilhelm Barckhahn
  • 1962 Werner Barckhahn

In manchen Jahren sind in den Registern zwei Hufen im Besitz eines Barckhahn genannt. Deshalb ist nicht mit Sicherheit zu sagen, welcher Barckhahn der Vorfahre der Barckhahns aus dem 20. Jahrhundert ist. Möglicherweise ist der Schulze Barckhahn auf einer anderen Hufe angesessen gewesen.


Jenckel

  • 1668 Erstmalige Nennung des Namens Jenckel in Bretzin im Zahrensdorfer Kirchenbuch (nach Auskunft Paul-Friedrich Jenkel, ehemals Bennin)
  • 1676 Jochen Jenckel aus Bretzin heiratet Elisabeth Glockmans aus Bennin
  • 1704 Hinrich Jenckel
  • 1714 Hinrich Jenckel
  • 1751 Hans Hinrich Jenckel
  • 1819 Hauswirt Jenkel
  • 1919 Jenckel
  • ca. 1925 Otto Abel
  • 1955 Irma Meier, geb. Jenckel


Kahl

  • 1751 Johann Mundt (unsicher)
  • 1791 Franz Jochim Behncke
  • 1800 Franz Jochim Behncke (nach der Legung von 5 Hufen noch genannt)
  • 1819 Hauswirt Kahl
  • 1939 Helmut Kahl
  • 1953 Helmut Kahl

Bereits in den Jahren 1472 und 1496 werden Hüfner mit dem Namen Kahl genannt. Dann gibt es aber eine jahrhundertelange Unterbrechung.

4.4. Die Schule in Bretzin

Im Jahre 1748 wird im Kopulationsregister und im Jahre 1751 im Beichtkinderverzeichnis der Pfarre Zahrensdorf der Schulmeister Jacob Jürgen Schmidt (Schmitt) aus Bretzin erwähnt. Dabei steht die Bemerkung „au in Gresse“, die bedeutet, dass er Gresser Untertan war. Im Jahre 1771 heiraten der Schulmeister Hans Jochim Möller und Anna Catharina Elisabeth Schmidt. Diese wird die Tochter des Jacob Schmidt gewesen sein. Die Witwe A.C.E. Schmidt heiratet im Jahre 1780 einen J.J.Sühr aus Langenlehsten und 1786 die Jungfer Catharina Elisabeth Schmidt (Tochter des Schulmeisters?) aus Bretzin den Schulzen Johann Wilhelm Mahncke aus Groß Bengerstorf. Diese wenigen Angaben deuten auf das Vorhandensein einer Schule in dem Dorf Bretzin hin. Die Bemerkung „au in Gresse“ lässt darauf schließen, dass in der Schule auch die Kinder aus Badekow und Beckendorf unterrichtet wurden, wie es auch bis in das 20. Jahrhundert hinein, der Fall gewesen ist.

Die Bretziner Schule war von den Grundherren, den jeweiligen Gutsbesitzern auf Badekow und Beckendorf zu unterhalten. Sie stellten auch den Schulmeister, wie seinerzeit der Lehrer genannt wurde, ein und entlohnten ihn. Die Aufsicht über die Schule lag bis 1918 bei dem Zahrensdorfer Pastor.

Im Jahre 1825 nimmt der Lehrer Wollwerth seine Tätigkeit auf, die er offenbar bis 1853 ausführt, denn in diesem Jahr stellt der Gutsherr Gerstenkorn den Präparanden (Anwärter) Küchenmeister aus Timkenberg zunächst für ein Jahr ein, nachdem er von Präpositus (Propst) Seitz aus Boizenburg examiniert und für geeignet befunden worden ist.

In der Pfarre Zahrensdorf ist ein Dokument überliefert, dass uns Aufschluss über die Schulverhältnisse liefert:

„Beantwortung der Fragen wegen der ritterschaftlichen Schullehrer hiesigen Kirchspiels zu Bretzin und Zahrensdorf

  • A betreffend die Schule zu Bretzin, Schullehrer Wollwerth, Gutsbehörde Herr Gerstenkorn aus Badekow
  • 1. In Ansehung der Schulwohnung
  • a) ob jeder Schulort eine eigene zu diesem Zwecke bestimmte Wohnung hat und zugleich eine abgesonderte eigene Schulstube?

Antw.: Ja. Jedoch ist die Wohnung schlecht, soll aber reparirt werden.

  • b) ob die Schulstube hinlänglich Raum für die Jugend habe?
   Antw.: Ja.
  • c) ob ein Ofen und die nöthigen Tische und Bänke in demselben sind oder etwas vermißt werde?
    Antw.: Der Ofen ist schlecht, auch fehlt es an Bänken; doch soll dem Mangel abgeholfen werden.
  • 2. In Ansehung des Schullehrers
  • a) ob auch dermalen eine Schule vielleicht unbesetzt sey und seit wann?
  Antw.: Es ist keine unbesetzt.
  • b) ob seit Michaelis 1821 neue Schullehrer angestellt sind und von wem selbige examinirt sind?
       Antw.: Der Schullehrer zu Bretzin Wollwerth, welcher von dem Herrn Präpositus Riemann zu Boitzenburg examinirt worden, ist 1825 angestellt.
  • c) ob diesem neuangestellten Schullehrer die Emolumente eingeräumt sind, welche die Patentverordnung 21.ten Junius § 17 festgesetzt, oder woran es nach dem einen oder anderen fehle?

Antw.: Dem Bretziner Schullehrer Wollwerth ist zwar nicht jedes der Emolumente (Nebeneinkünfte, allgemein Naturalien, D.G.) gerade so, wie Verordnung festgesetzt hat, eingeräumt, wozu örtliche Verhältniße wohl die Veranlaßung gewesen seyn mögen, doch ist die Summe derselben der, in erwähnter Verordnung bestimmten Emolumente völlig gleich zu stellen, und hat sich der Schullehrer völlig zufrieden erklärt.

  • d) ob auch Nebendienste aufgelegt sind?
       Antw.: nein.
  • e) ob einem Schullehrer von seiner Einnahme etwas entzogen werde?

Antw.: Wollwerth hat noch nichts eingenommen, da die Bretziner Hauswirte nicht eher etwas geben wollen, als bis die dem verehrlichen Herrn Ephorus schon bekannte Streitsache mit der Gutsbehörde, welche nun vor hoher Regierung steht, beendigt ist.

  • f) ob von der Gutsbehörde darauf gehalten wird, daß die Schule vorschriftsmäßig besucht werde?
     Antw.: ja. 
  • g) ob etwa sonst noch von der Gutsbehörde gegen die Verordnung gehandelt werde?
        Antw.: nein.

Verzeichnis über das Einkommen der Schulstelle Bretzin

  • a) Vom Herrn Gerstenkorn auf Badekow
 Habe ich erhalten: 19 rtl  40 ß, welches das Schulgeld der Kinder dortiger Tagelöhner ist, das Herr Gerstenkorn für die Leute bezahlt.

Außerdem erhalte ich von Badekow freie Kost, Wohnung und ein Fuder Torf zum Heizen der Schulstube.

  • b) Von Bekendorf
    Der Herr Baron v. Stenglin zahlt an mich nichts; dagegen erhalte ich das Schulgeld für die Kinder, und werden für Kinder, welche nicht schreiben 24 ß bezahlt, dagegen die, welche Schreibunterricht empfangen 1 rtl  8 ß. Ich habe von Bekendorf erhalten: 9 rtl  8 ß.
  • c) Von Wiebendorf
    Der Oberhauptmann Herr v. Wietzendorf steuert auch nichts zu meiner Besoldung bei, außer 2 rtl  16 ß, welches er für die Kinder der Wittwen Schröder bezahlt. Von dortigen Tagelöhnern habe ich eingenommen 2 rtl, also im Ganzen von Hof Bretzin 4 rtl  16 ß.

d) Dorf Bretzin

   Von den beiden Hauswirten Barkhahn und Jenkel zahlt jeder 3 rtl. (Das Schulgeld für Kahls-Kinder ist bei dem Einkommen von Badekow mitgerechnet.) Außerdem wird von jeder der drei Bauernstellen ein Fuder Brennholz gegeben. 

Demnach ist meine gesamte Einnahme an baarem Geld *a) von Badekow: 19 rtl 40 ß *b) von Bekendorf 9 „ 8 „ *c) von Hof Bretzin 4 „ 16 „ *d) von Dorf Bretzin 6 „ 0 „ 39 rtl 16 ß “

                                            =========

Erläuterung: rtl Reichsthaler ß Schilling (48 ß = 1 rtl) Präpositus = Propst (hier in Boizenburg) Ephorus = Anrede für den Superintendenten des Kirchenkreises (seinerzeit in Schwerin)

------------

„Der Praeparant Küchenmeister aus Timpkenberge, ist in Ermangelung eines nach der gesetzlichen Vorschrift bestimmten Schullehrers, mit Bewilligung der hohen Regierung einstweilen auf ein Jahr als Lehrer der Schule in Bretzin von mir angenommen, und von dem Herrn Präpositus Seitz dazu im Examen als tüchtig befunden worden.

Badekow, d. 29. Oktober 1853 gez. Gerstenkorn (Gerstenkorn)“


Im Jahre 1853 besuchten 43 Schülerinnen und Schüler diese Schule, davon 20 aus Badekow, 14 aus Bretzin und 9 aus Beckendorf. Im Unterricht wurden die Fächer Religion, Gesang, Schreiben, Lesen und Rechnen vermittelt. Dieser war überwiegend im Winter zu erteilen, da sowohl die Kinder der Tagelöhner als auch die der Bauern im Sommer bei den Feldarbeiten helfen mussten. Dafür wurden den älteren Schülern Dienstscheine - besser würden sie als Unterrichtsbefreiungsscheine bezeichnet - vom Pastor erstellt.

Die Abhängigkeit vom Wohlwollen des Gutsherrn wird aus den Dokumenten ebenso deutlich, wie die widrigen Lebens- und Dienstumstände der Lehrer an ritterschaftlichen Schulen waren. Es scheint so, als ob die Wiebendorfer Kinder im Jahre 1853 noch in die Bretziner Schule gingen. In dem Bericht über die Zahrensdorfer Schule wird nämlich kein Gutsherr aus Wiebendorf genannt. Anders ist es im Jahre 1878, aus dem ein weiteres Dokument vorliegt, in dem neben dem Herrn von Lücken auf Zahrensdorf ausdrücklich auch der Wiebendorfer Gutsbesitzer Haase genannt wird.

Im Jahre 1878 erarbeitet der Zahrensdorfer Pastor Chrestin ein Regulativ für eine in Zahrensdorf einzurichtende „Industrieschule“. Er schreibt an die Gutsherrschaften in Zahrensdorf und Wiebendorf: Den hochwohlgeborenen Gutsherrschaften von Zahrensdorf und Wiebendorf Einer der allerwichtigsten Unterrichtsgegenstände für Mädchen ist unstreitig der Unterricht in weiblichen Handarbeiten. Nur mit der Tüchtigkeit in diesen Arbeiten kann Lust und Neigung erwachen, sowohl sich selbst als späterhin die etwaige Familie in ordentlicher sauberer Kleidung zu erhalten, was ohne einen bestimmten Grad von Fähigkeit, ihren Kindern selber ausreichende Anweisung in dieser Hinsicht zu ertheilen, so muß die Schule dem Hause zu Hülfe kommen. Doch hat es bisher an einer Industrieschule für Zahrensdorf und Wiebendorf gefehlt. In Zahrensdorf ist bisher durch Privathülfe diesem Mangel abgeholfen, doch wird diese Privathülfe jetzt durch die Verhältnisse unmöglich gemacht. In Wiebendorf ist, soviel mir bekannt in dieser Sache bisher nichts geschehen. So erlaubt Unterzeichneter sich Ew. Hochwohlgeboren zur Erwägung zu erstellen, ob es nicht angezeigt sein dürfte, eine Industrielehrerin für die beiden genannten Güter anzustellen, und zugleich auf diesbezüglichen Wunsch, einen Entwurf eines Regulativs für eine solche Schule , beizulegen. Ew. Hochwohlgeboren ergebenster F. Chrestin Zahrensdorf, d. 15.Okt.1878 Pastor

Solche Industrieschulen bestanden in den benachbarten domanialen Dörfern Groß und Klein Bengerstorf bereits im Jahre 1837, wie aus einem Schreiben des Lehrers Birnbaum aus Klein Bengerstorf an den Zahrensdorfer Pastor Bauch hervorgeht. Diese beinhalteten aber nicht nur die Handarbeitslehre für die Mädchen sondern auch Gartenarbeit mit dem Schwerpunkt des Obstbaus. Damit sollte der intensivere Obstbau in den Dörfern popularisiert werden.

Die Schule befand sich bis um die Mitte des 20. Jahrhunderts am Dorfausgang nach Badekow östlich des Landweges. Bis 1936 wurde hier unterrichtet. Mit der Bildung der Schulverbände in Groß Bengerstorf und Gresse wurde diese Schule nicht mehr benötigt. Der letzte Lehrer Brencke übernahm im Schulverband Klein Bengerstorf die Schulstelle. Das Schulgebäude ist im Jahre 1974 abgebrochen worden.

5. Geschichte des Rittergutes und späteren Dorfes Beckendorf

5.1. Erste Erwähnung und frühe Geschichte des Dorfes

Beckendorf wurde im Jahre 1323 zum ersten Mal genannt (MUB 4423). In diesem Jahr bewidmen die Ritter Wipert der ältere und Hermann aus dem Geschlecht der von Blücher mit Einkünften aus sieben Hufen in Beckendorf eine von ihnen gestiftete Vikarei mit einer Kapelle in der Kirche zu Wittenburg. Auszug aus der Urkunde: „Insuper et rursus nos damus huic noue vicarie atque capelle septem mansos in villa nostra Bekendorpe sitos cum omni iure maioris et minoris [iudicii] vidilicet manus et colli, cum areis et agris et katelant expressis loquendo, cum sedecim pullis ad dictos mansos pertinentibus, sicud nunc lucide di(n)stincti in suis limitibus et terminis invenientur cum omnibus suis redditibus, excessibus, deriuacionibus, emolumentis et pertinentiis, tam agris cultis quam incultis, nominatis et innominatis, pratis, pascuis, lignis, virgultis, paludibus, aquis, aquarum decursibus.“ Eine sinngemäße Übersetzung dieses lateinischen Textes lautet: „Obendrein und andererseits unserer Frauen hiesige neue Vikarei mit einer Kapelle sieben Hufen in unserem Dorfe Bekendorf gelegen mit allen Rechten hoher und niederer Gerichtsbarkeit nämlich an Hand und Hals mit Plätzen und Äckern und Katenland ausdrücklich versprechen, mit sechzehn an den besagten Hufen angelegten Pertinenzien (Zubehör), wie es nun immer in seinen Grenzen sich finden mag mit allen seinen Beilegungen, Abschweifungen, Veränderungen, Nutzen und Ausdehnungen, soweit die Äcker bebaut und unbebaut sind, genannt oder nicht genannt, Wiesen, Weiden, Gehölze, Gesträuch, Sümpfe, Gewässer, Wasserläufe.“

Im Jahre 1328 findet sich im Mecklenburgischen Urkundenbuch unter der Nr. 4913 folgender Regesten-Text: „Adelheid, Wittwe des Ritters Heirich Sprengel, bezeugt mit dem Priester Johannes von Tarnewitz und dem Knappen Segeband von Oedem, dass ihr Gemahl die von ihm zu Boizenburg gestiftete Vicarei mit 4 Mk. Jährl. Hebungen aus Bekendorf bewidmet hat.“ Diese Hebung entspricht der Bede von vier Hufen. Beckendorf war seinerzeit folglich ein ritterschaftliches Bauerndorf und befand sich in der Hand der von Blücher und von Sprengel. Aus den beiden urkundlichen Ersterwähnungen könnte auf das Vorhandensein von 7 bis 11 Hufen geschlossen werden.

Der Ortsname ist rein niederdeutsch – das Dorf am Bach (Bäk, Beck), der Möllerbeck – ndt. gesprochen Bäkendörp, hdt. besser Beekendorf.


5.2. Die Entwicklung des Dorfes im Laufe der älteren Geschichte bis 1918

Im späten Mittelalter sind in der Region viele Dörfer wüst gefallen. Die Ursache dafür ist nicht sicher. Möglicherweise war es das Ergebnis von Pestepidemien, verstärkt durch die um diese Zeit einsetzende Stadtflucht. In den Bederegistern erscheint Beckendorf nun als eine wüste Feldmark. Im Jahre 1538 finden wir diese im Register der doppelten Landbede unter Bretzin. Dort zahlen „de bur samptlich vor dat velth tho Bekendorf 2 M“. Ähnlich im Jahre 1560 im Register der doppelten Landbede wieder unter Bretzin: „de buren samptlich vom felde Bekendorf 2 M“ und 1569, 1570 und 1573 im Register der doppelten Landbede „die pauren semptlichen vom felde Bekendorf 2 M“.

Im Jahre 1587 finden wir im Pachtregister des Gutes Gresse, dass Hans Bodeker und Heinrich Hagemann aus Groß Bengerstorf sowie Chim Schroder, Hans Dalenborch, Drewes Struve und Hans Pincke aus Klein Bengerstorf Pacht an Gresse zahlen. 1599 zahlen Heinrich Hagemann und Heinrich Boddicher aus Groß Bengerstorf weiterhin Pacht an Gresse. Die Klein Bengerstorfer Bauern werden nicht mehr genannt. Die genannten Groß Bengerstorfer Bauern gehören später zum selbständigen Gut Beckendorf.

Zu dieser Zeit gehörte Beckendorf zumindest noch nicht vollständig zum Gut Gresse. Im Jahre 1597 gibt es die Aussage: „Sambson Blücher zu Bekendorf hat sonsten seinen rechten sitz zue Waschow, im ambt Wittenburgk belegen“ (LHA Schwerin, Lehnkammer, Rep. 77). Er hat ab 1584 in Beckendorf einen Hof angelegt. 1584 zahlt auch laut dem Boizenburger Amtsregister unter Bretzin „die alte Blüchersche von der sandtmuhlen 4 ß (Schillinge) Pacht, wie auch 1593. Hier besteht die Möglichkeit, dass die „alte Blüchersche“ in der Familie des Beckendorfer Gutsbesitzers zu finden war, der sein Hauptgut in Waschow hatte. Möglicherweise war Beckendorf der Witwensitz für die Mutter von Hans Blücher. Die Angabe kann sich aber auch auf den Wiebendorfer Zweig der Familie Blücher beziehen. Dafür spricht, dass die „alte Bluchersche“ auch bereits im Landbederegister 1570 genannt wird, als sie eine Bretziner Hufe nutzt und dafür keine Landbede bezahlt.

Die Sandmühle hat sich wohl nahe der Grenze der Gemarkungen Beckendorf und Bretzin befunden (s. Abbildung 14). Dort im Tal der Möllerbäk im Zuge des Bengerstorfer Wege ist noch ein Damm vorhanden, der den Mühlenteich aufgestaut haben dürfte. An die Sandmühle erinnern noch heute der Name des Baches sowie der Flurname Mühlenrade in Bretzin. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wird die Mühle nicht mehr genannt.

Im Jahre 1590 beschreibt das Zahrensdorfer Kirchenvisitationsprotokoll (KVP): „Vom hofe Beckendorpf wirdt dem pastoren 1 Schfl., dem Custer ein halber gegeben,“ In dem KVP wird „der hof zu Bekendorpf“ genannt, der noch zum Kirchspiel Zahrensdorf gehört. Auch 1598 liest man im KVP Zahrensdorf: „Noch Samson Bluchers Meierhof zu Bekendorf gibt ½ Schfl.“ „Auß der Sandtmoele hefft der pastor und der kuster jerlichen ½ Schfl., nue nichts entpfangen.“

Im frühen 17. Jahrhundert muss der vollständige Übergang des Hofes Beckendorf an die von Sprengel auf Gresse erfolgt sein. 1645 werden die von Sprengel als Besitzer von Beckendorf genannt. Das bereits 1625 verpfändete Hauptgut Gresse wird 1651 an Georg Friedrich von Thun verkauft. Badekow mit Beckendorf und Bretzin bleiben in der Hand der von Sprengel. Im gleichen Jahr wird aber Nicolas von Dehn im Kontributionsregister als Pfandinhaber von Beckendorf genannt. Er bewirtschaftet den Hof mit einem Knecht und drei Mägden. Um diese Zeit werden (nach den Lehnakten 1646) in Beckendorf 52 ½ Scheffel Roggen, 2 Schfl. Erbsen und 2 Schfl. Hafer ausgesät. Das entspricht etwa der Aussaatmenge von 2 Bauern im benachbarten Groß Bengerstorf. An Vieh versteuerte von Dehn laut Kontributionsregister 1651 nur 5 Pferde, 8 Kühe, 2 Starken und 3 Bienenstöcke.

Im Kopulationsregister (Register der kirchlichen Trauungen) der Gresser Pfarre werden in Beckendorf vor 1700 genannt:

  • 1669 Hans Eylers und Magdalena Bärgen
  • 1687 Maria Margar. Brummers, Stieftochter des Schäfers zu Beckendorf, die einen Kloddramer Schäfer heiratet.
  • 1690 Abel Marg. Mundes, Tochter des Schäfers zu Beckendorf, die einen Krüger aus Brahlstorf heiratet.
  • 1697 Catharina Elisabeth Meyers, Tochter des Verwalters Hans Meyer zu Beckendorf, die einen Schäferknecht aus Perdöhl heiratet.

Folglich gab es bereits 1687/90 den Schäfer Mund, der im Beichtkinderverzeichnis 1704 aufgeführt ist. Die Meierei Beckendorf, die zum Gut Badekow gehörte, wurde im Jahre 1697 von Hans Meyer verwaltet.

Im Beichtkinderverzeichnis wird 1704 vom Zahrensdorfer Pastor Schrader ausgeführt: „In der Visitation wird auch der Hof Beckendorf zu dieser Pfarre gerechnet und mit 1 Schfl. Mißkorn (Messkorn, D.G.) angeschlagen. Wenn dieser Hof, Krug und Schäferey, ob sie gleich von diesem hervorgegangen, nicht mehr hieher zur Kirchen gehet, sondern weil cum reliquis nominatis dem H. Rittmeister Sprengeln auf Badekow gehöret, welcher Patronus bey der Kirchen zu Greß ist, so gehen zu sie nach Greß, und also geben sie auch hieher nichts mehr. Ob dieses nun publica Serenissimi oder privata possessoris autoritate geschehen wäre doch wohl der H. Rittmeister Sprengel zu dociren gehalten, zumalen ich nicht glaube, daß er jemalen consensum Episcopi darüber gehabt. Implorire desfalls die Hochfürstl. Regierung in Unterthänigkeit, ihm anzubefehlen, solches zu dociren.“

Der Gresser Pfarrer berichtet im Beichtkinderverzeichnis 1704, dass er aus dem zu Badekow gehörenden „Meyerhofe zu Beckendorf“ „1 Himpten Rogken“ als Meßkorn erhält (1 ½ Boizenburger Himpten bildeten 1 Scheffel. 1 Himpten etwa 38 Pfund Roggen). Diese Angabe deckt sich mit dem Bericht des Zahrensdorfer Pfarrers.

Somit wird deutlich, dass Beckendorf ursprünglich zum Pfarrsprengel Zahrensdorf gehört hat, und erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf Grund der Besitzverhältnisse am Hof Beckendorf und des Patronats an der Gresser Kirche, das auch bei den Sprengels lag, auf Druck des Kirchenpatrons von Sprengel stillschweigend nach Gresse übergegangen ist.

In diesem Beichtkinderverzeichnis werden in Beckendorf folgende Einwohner genannt:

  • Schlottman Joachim Pensionarius (Pächter), 22 Jahre alt mit Ehefrau und einer Tochter, dazu: Jacob Kaßbohm Junge (12 Jahre), Magnus Dietrich, Junge (20 J.)
  • Jürgen Binder Krüger (45 J.) mit Ehefrau und Tochter
  • Jürgen Mund Schäfer (40 J.) mit Ehefrau und vier Kindern
  • Jürgen Kläker Schäferjunge (17 J.)

Im Jahre 1704 ist Beckendorf somit an den jungen Joachim Schlottmann verpachtet. Er wird der Sohn des Pächters des Galliner Hofes Frantz Schlottmann (Schloetman) gewesen sein. Immerhin gibt es neben der Schäferei noch einen Krug in der Hand von Jürgen Binder, der auch vom Zahrensdorfer Pastor genannt wird.

Das Kopulationsregister der Gresser Pfarre führt nach 1700 in Beckendorf folgende Personen auf:

  • 1729 Schillhorn, Klaß, Mühl und Zimmermeister Beckendorf
  • 1732 Oldach, Johann Hinrich, Schäferknecht Beckendorf heiratet Margret Jenkel, Tochter des Hüfners Hinrich Jenkel zu Bretzin
  • 1739 Barckhahn Anna Cath. (ehrsam), Tochter des Hauswirts Jochim Barckhahn zu Beckendorf

in Zahrensdorf heiraten:

  • 1728 Schreiber, Clauß, Schäferknecht Beckendorf
  • 1732 Witte, Gottfried, Beckendorf

Im Jahre 1729 wird ein Mühlen- und Zimmermeister in Beckendorf erwähnt. Da die Sandmühle nun nicht mehr erwähnt wird, könnte dessen Auftreten auf den vorgesehenen Bau einer Windmühle hindeuten. Im Jahre 1732 ist Badekow mit seinen Pertinenzen (Nebengütern und Rechten) in der Hand von Cuno Ulrich und August Heinrich von Sprengel. Die Grundherrschaft richtet 1734 zwei Bauernstellen neben der Meierei ein, die aber nach wenigen Jahrzehnten wieder eingehen. Davon war einer der Hauswirte als verkleinerter nunmehriger Viertelhüfner von Bretzin nach Beckendorf umgesetzt worden. Der im Kopulationsregister genannte Hauswirt Jochim Barckhahn mag einer dieser Viertelhüfner gewesen sein. 1736 kommt das Gut nach einem Konkurs in die Hand der Familie von der Soden.

Abb. 19. Der Hof Beckendorf im Jahre 1774 (Auszug aus der Direktorialvermessungskarte

Der Hof hat sich bereits zu diesem Zeitpunkt in der späteren Lage befunden. Interessant ist die Lage des Gartens mit einem zentralen rechteckigen Gewässer südwestlich des Hofes. Die Wohnhäuser der Tagelöhner haben sich jedoch in anderer Lage verteilt an der Dorfstraße befunden.

Bereits 1754 gerät Beckendorf an den Amtsrath Koch. Dann wird aber 1761 der Baron von Kurzrock (möglicherweise ein Mitglied der Familie Koch), aber im Jahre 1779 wieder Amtsrath Kochs Erben genannt, bevor das Gut 1780 an Johann Joachim Dunkelmann kommt. 1791 und 1792 führt der Mecklenburg-Schwerinsche Staatskalender J.J.Dunkelmanns Erben auf.

Im Jahre 1797 kommt das Gut für kurze Zeit in die Hand des Oberstlieutenant Gotthard von Penz, noch im gleichen Jahr an Rittmeister Ewald Christian von Damitz. Auch bei ihm bleibt das Gut nur kurze Zeit, denn 1801 erwirbt es die Familie Päpke, ursprünglich eine Beamtenfamilie, die in Mecklenburg mehrere Güter, u. a. Quassel erwirbt.

Ein Beichtkinderverzeichnis aus dem Jahre 1751 existiert für die Gresser Pfarre nicht. Deshalb kann die für Wiebendorf, Bretzin und andere Dörfer vorhandene Übersicht über die Einwohner nicht gegeben werden. Stattdessen wird nun das Kopulationsregister der Gresser Pfarre herangezogen. Darin werden nach 1750 folgende Personen genannt:

  • 1763 Anna Margareta Brockmöller, Tochter des Verwalters in Beckendorf
  • 1764 Discher (Tischler) Johann Jacob Sorge
  • 1766 Catharina Wilhelmina Brockmöller, Tochter des Verwalters
    *Schweinehirte Peter Lorenz Brodt
    *Tagelöhner Hans Jürgen Manke  (1768 noch einmal)
  • 1772 Wilhelm Christian Hengvoss
  • 1773 Frantz Jochim Berckhahn und Catharina Sophia Behnke
  • 1775 Lucia Elisabeth Röseke
  • 1777 Catharina Dorothea Harten
    *Erdmann Jochim Kliebaht und Hanna Maria Reusch
  • 1778 Franz Jochim Piehl und Catharina Cliebat
  • 1781 Hans Hinrich Hagman
  • 1782 Schäfer-Knecht Hans Kaspar Harten
  • 1783 Tagelöhner Hans Hinrich Wagner
  • 1784 Catharina Maria Piehl
    *Maria Dorothea Elisabeth Kliebat
  • 1785 Schäfer Franz Otto Bartels
  • 1788 Herr Johann Friedrich August Detlev Hilmers, Pächter zu Beckendorf

und J. (Jungfer) Antoinetta Lisetta Maria Dunkelmann, Tochter des Johann Joachim Dunkelmann, Gutsherr von Bekendorf.

  • 1789 Schäfer Johann Wilhelm Harten
  • 1790 Knecht Ernst Heinrich Kliebaht und Anna Catharina Elisabeth Behncke, Tochter des Johann Heinrich Behncke, Einlieger Bekendorf
  • 1791 J. Christina Marg. Reusch, Tochter des Leinwebers Hans Detlev Reusch, Bekendorf
  • 1792 Mamsell Dorothea Elisabeth Dunkelmann, Tochter des Erbherrn auf Bekendorf H. (Herr) Johann Joachim Dunkelmann
  • 1793 Johann Christoph Lindemann, Weber in Bekendorf
  • 1796 Catharina Franziska Büchner, geb. Becker, Witwe von Johann Heinrich David Büchner, Tischler in Bekendorf
  • 1797 Tagelöhner Hans Christian Burmeister und J. Maria Christina Elisabeth Berckhahn, Tochter des Franz Joachim Berckhahhn
  • 1798 Tagelöhner Hans Heinrich Müller und J. Catharina Maria Behncke, Tochter des Tagelöhners Johann Heinrich Behncke
  • 1799 Knecht Johann Joachim Samo und Anna Catharina Maria Berckhahn, Tochter des Tagelöhners Franz Joachim Berckhahn
  • 1800 Catharina Maria Kliebaht, Tochter des Tagelöhners Erdman Joachim Kliebaht
     *Franz Jürgen Berckhahn, Gutscher/Bekendorfer Hof (richtig wohl Kutscher)
     *Tagelöhner Johann Friederich Schefner und Hanna Maria Friederica Mirow, angenommene Tochter des Hirten Pieper in Bekendorf
     *H. Ernst Wilhelm Christian von Damitz, auf Bekendorf und Frl. Henrica Charlotte Louisa Dorothea von Schmeling, Tochter des Carl Alexander Ernst v. Sch., Hauptmann und Erbherr auf Jadeshagen im Kamminschen Kreise

Offensichtlich ist im 18. Jahrhundert die Zahl der Einwohner ganz wesentlich gewachsen. Aus dieser Übersicht können wir einige Erkenntnisse ziehen:

  • In der 1760er Jahren wird Beckendorf von dem Verwalter Brockmöller geführt.
  • Im Jahre 1788 ist Beckendorf an Johann Friedrich August Detlev Hilmers verpachtet, der in diesem Jahre die Tochter des Gutsbesitzers Dunkelmann heiratet.

- Ganz offensichtlich spielt die Schafhaltung weiterhin eine größere Rolle. Ausdruck dessen sind die mehrfach genannten Schäfer:

  • 1782 Schäfer-Knecht Hans Kaspar Harten
  • 1785 Schäfer Franz Otto Bartels
  • 1789 Schäfer Johann Wilhelm Harten

Träger des Namens Harten waren auch in Leisterförde und auf dem Vier als Schäfer angestellt.

- Nun gibt es in Beckendorf auch mehrere Handwerker:

  • 1764 Tischler Johann Jacob Sorge
  • 1791 Leineweber Hans Detlev Reusch
  • 1793 Weber Johann Christoph Lindemann
  • 1796 Tischler Johann Heinrich Büchner

- Die Träger der meisten genannten Namen sind aber Tagelöhner: Behncke, Berckhahn, Burmeister, Hengvoss, Kliebaht, Manke, Samo(w), Schefner, Wagner. Dazu sind sicher auch die meisten der übrigen Namen zu zählen, der des Schweinehirten Brodt, des Hirten Pieper und des Kutschers Berckhahn. Auffällig ist, dass diese Namen, teils in veränderter Schreibweise auch 1819 noch vorhanden sind.

Zwischen Groß Bengerstorf und dem ritterschaftlichen Gut Beckendorf gab es im 18. Jahrhundert Grenzstreitigkeiten. In den Archiven finden sich Akten über

  • Die von dem Amtsdorfe Groß Bengerstorf beanspruchte Mithutung in der Totenlage (1723/32)
  • Grenzirrung zwischen dem Amtsdorfe Groß Bengerstorf und dem Gute Beckendorf in der Todtlage und Barkhören 1741/56
  • Weide auf dem nach Groß Bengerstorf gehörigen Felde zu Bekendorf (1758)
  • Angemaßte Jagdgerechtigkeit des Hofes Bekendorf in der Solckau auf dem Groß Bengerstorfer Felde (1761/68). Dabei wird der Name von Kurzrock genannt.
  • Die mit dem Gute Beckendorf entstandene Differenz wegen des Ackers in den Barkhören
  • Hufenumschreibung wegen der Grenzregulierung zwischen dem Gute Beckendorf und Amtsortschaften
  • Permutation (Tausch) einer Badekow-Bretziner Wiese von Groß nach Klein Bengerstorf (1824/25).

Die Streitigkeiten zwischen dem Gut Beckendorf betrafen die Grenze in der Todtlage und in Barkhören. Es hat sich hier nicht nur um die Beweidung (Mithutung) sondern auch um die Lage der Feldmarkgrenze überhaupt gehandelt. 1751/56 wurde eine Einigung um die Grenzziehung erreicht. Jedoch hat der Landmesser Hertel noch 1841 berichtet: „Die äußeren Grenzen der Feldmark, an Bennin, Kl.Bengersdorf & Bretzin sind entweder durch Gräben oder die Schaale unzweifelhaft genau bestimmt, jedoch ist die Grenze mit dem Gute Beckendorf noch immer unzuverlässig und streitig. Eine vom Großherzoglichen Amte im Jahre 1837 vorgenommene Besichtigung unter Zuziehung des Gutsherrn bestimmte eine Grenzberechnung, die ich auch besorgte, welche aber nicht in Ausführung kam; ich habe daher abermals eine genaue Aussteckung und Rectificirung der Grenze vorgenommen, und solche in der Art besorgt, daß der zu beiden Theilen in Anspruch genommene Streitort von 70 []Ruthen in der Berechnung zur Theilung gekommen, und statt der krummen Linien möglichst gerade Richtungen, von der Bretzin-Bengersdorfer-Beckendorfer Grenze ab, bis zum Kaltengrund Tannen, angenommen sind. Auf der Bengersdorfer Directorial Karte, welche ich bei diesem Geschäfte zur Hand hatte, sind die Grenzlinien vorläufig mit Blei bezeichnet.“

Diese von Hertel bestimmte Grenze ist dann wohl doch ausgeführt worden, denn ein Vergleich der Karte von 1774 mit dem heutigen Grenzverlauf beweist dieses. Akten belegen, dass das Gut Beckendorf 1844 an Groß Bengerstorf 38 []-Ruten Acker und umgekehrt Groß Bengerstorf an Beckendorf 559 []-Ruten abgetreten hat. Die Streitigkeiten betreffen aber nicht nur die Grenzen der Feldmarken, die auch immer Amtsgrenzen zwischen den Domanialämtern und den ritterschaftlichen Ämtern waren, sondern auch die Weidegerechtigkeit, die Jagdgerechtigkeit und die Holznutzung. So übte 1761/80 Baron von Kurzrock, genau wie seine Nachfolger auf Beckendorf, Kochs Erben und Dunkelmann, die Jagdgerechtigkeit in der "Solkau" auf der Feldmark Groß Bengerstorf, obwohl es ihm nach längeren Verhandlungen untersagt wurde, trotzdem weiter aus.

Abb.20. Beckendorfer Feldmark auf der Wiebekingschen Karte 1786. Diese ist auf der Grundlage der Direktorialvermessungskarten entstanden, die für Beckendorf 1774 gemessen und gezeichnet wurde. In der Karte ist noch der streitige ältere Grenzverlauf zu erkennen.

In die ab 1792 abgeschlossenen Dorfpachtcontracte mit den Bauern der Domanialdörfer wurde regelmäßig die Pflicht für die Hauswirte und insbesondere für die Schulzen aufgenommen, die Grenze zu beobachten und zu bewahren: "Müßen Pächter auf die Grenzgräben auf ihrer Feldmark, wenn solche das erstemahl auf Kosten unserer Reluitions-Commission nach Ermäßigung (Maßgabe) des Amts gezogen, und in gutem Stande gesetzt sind, mit ihren Grenz-Nachbarn gemeinschaftlich stets offen und in gutem Stande erhalten. Dabei wird Pächtern überhaupt, besonders aber dem Schulzen zur Pflicht gemacht, auf die Erhaltung wichtiger Scheiden und Grenzen ein wachsames Auge zu halten, und dadurch allen Schmälerungen derselben vorzubeugen. Sollte aber von den Grenz-Nachbarn einige Schmälerung und Beeinträchtigung der Scheide unternommen werden, müßen sie davon dem Amte unverzüglich Anzeige machen".

Im Jahre 1814 hat der Kammerherr Otto Christian, Freiherr von Stenglin das Gut Beckendorf erworben. In dieser Familie sollte es über 100 Jahre verbleiben.

Im gleichen Jahr wurde Beckendorf auch vom Weltgeschehen berührt, als im August 1814 die napoleonischen Truppen unter Marschall Davoust die deutschen Verbände unter General Wallmoden nach einem Gefecht bei Lauenburg nach Schwerin über Boizenburg und Wittenburg zurück drängten. Der Überlieferung nach sind unter den Franzosenbuchen südlich des Lindemannschen (Lestinschen) Gehöfts gefallene Franzosen begraben worden. Die Buchen wurden bedauerlicherweise in der Notzeit nach dem Zweiten Weltkrieg von den Beckendorfern zu Brennholz geschlagen. Auch am Weg von Groß Bengerstorf nach Bretzin soll ein französischer Offizier unter einem Wacholderstrauch begraben sein.

In der Volkszählung des Jahres 1819 werden folgende Familien bei insgesamt 98 Einwohnern genannt: Arbert, Barkhan, Behncke, Brockmüller, Brumm, Burmeister, Burmester, Conradi, Dittmer, Ellergrün, Hagemann, Jungblut, Klatt, Klieboth, Kock, Mahncke, Meinke, Memmert, Möller, Muddel, Muß, Niemann, Oldach, Reusch, Sachleben, Samow, Scharffenberg, Schmidt, Schumacher, Steer, Von Stenglin, Stockmann, Vogt, Voß, Wegener, Wolbrecht, Wulff, Zapp.

Stenglin ließ das Herrenhaus errichten. Offenbar wurde es an den Vorgängerbau mit dieser Funktion angebaut, das dann zu einem Wirtschaftsgebäude herabgesunken ist. Das neue recht bescheidene Herrenhaus im neogotischen Stil ist noch vorhanden. Es gehörte nach der Aufsiedlung als Wohnhaus zum Resthof.

Raabe hat in seiner „Mecklenburgischen Vaterlandskunde“ im Jahre 1857 über Beckendorf geschrieben: „Bekendorf, 1 ½ Meilen nordöstlich Boizenburg, Hof mit 103 Einw., Lehn- und seit 1834 Baron von Stenglin’sches Fideicommißgut, steuert von 1481 Scheffeln und enthält 228.727 Quadratruthen. Jetziger Besitzer ist der Rittmeister a.D. Baron von Stenglin.“ Es handelt sich dabei um Dethloff Barthold Baron von Stenglin, der auch 1881 noch im Staatskalender genannt wird. Er hatte das Gut als Inhaber eines Fiideikommisses für den Familienverband zu verwalten und zu erhalten. Ein Fideikommiss sicherte das unveräußerliche und unteilbare Eigentum in der Regel für eine Familie. Die Familienkommisse wurden in der Weimarer Republik durch die Verfassung aufgelöst. Die Größe des Gutes betrug nach dem Staatskalender 1913 495,9 ha. Diese stimmt mit den angegebenen Quadratruten überein (228.727 QR : 461,3 QR/ha = 495,83 ha). In Beckendorf wurden für 1481 Scheffel Einsaat Steuern gezahlt. Der Scheffel Einsaat war ein Maß zur Bonitierung der Böden zu Steuerzwecken (ein Scheffel c für Roggen 38,85 Liter). Die seinerzeitige Annahme war, dass schlechter Boden weniger Korn trägt und deshalb weniger Einsaat benötigt (Einsaat eines Scheffels bei gutem Boden auf 75 Quadratruten, bei schlechtem Boden auf 250 Quadratruten). Beckendorf lag durchschnittlich bei etwa 154 Quadratruten je Scheffel. Das entspricht einem mittleren Boden. Der Hufenstand von 1481 Scheffel entspricht etwa 2,5 Ritterhufen oder 5 Bauernhufen als Vollhufen von 600 oder 300 Scheffel Einsaat). Die Bauernhufen der Region waren in der Regel keine Vollhufen sondern Viertelhufen mit 75 bis 80 Scheffel Einsaat, so dass der Beckendorfer Acker dann 20 Viertelhufen in der Größe wie in Bengerstorf entsprechen würde. Der Hof Beckendorf war 1848 abgebrannt und dann neu aufgebaut worden. Die Eigentümer von Beckendorf waren gleichzeitig auch Erbpächter auf Franzhagen in der Teldau, einem kleinen Hof von etwa 60 ha Größe mit ausgeprägter Weidewirtschaft. Letzter Besitzer aus der Familie von Stenglin ist Detlef Baron von Stenglin. In den Jahren 1896 bis 1913 war das Gut einschließlich Franzhagen an einen Herrn C. Ueckermann für jährlich 7000 Mark verpachtet. Franzhagen wurde jedoch 1905 verkauft. Der Beckendorfer Acker wurde bis 1916 in 5 Schlägen bewirtschaftet.

5.3. Die Entwicklung des Dorfes zwischen 1918 und 1945

Die Familie von Stenglin besaß Beckendorf bis 1916. Im Handbuch des ländlichen Grundbesitzes 1908 wurde der Pächter C. Ueckermann genannt. Ab 1913 bewirtschaftete Detlef Baron von Stenglin das Gut selbst. Nach der Auflösung des Familienfideikommisses im Jahre 1916, verkauft er 1917 das Gut an einen Oberleutnant a.D. Hans Schmidt aus Schwerin für 500.000 Mark. 1918 wollte dieser das Gut an einen Berliner Kaufmann Louis Astmann verkaufen, der aber wegen mangelnder landwirtschaftlicher Erfahrung nicht zum Zuge kommt. Deshalb wird das Gut 1919 für 1,4 Millionen Mark an einen Hans Nadeborn verkauft, der zuvor ein Gut Skadow bei Cottbus innehatte. Dieser verkaufte das Gut im Jahre 1920 für etwa 2 Millionen Mark an Dr. Georg Hasenkamp, einem Juristen aus Düsseldorf, der als Verwalter eines Gutes in Lothringen während des Ersten Weltkrieges einige landwirtschaftliche Erfahrungen gesammelt hatte. Das Staatshandbuch für Mecklenburg-Schwerin nennt 1923 den Gutsbesitzer Dr. Georg Hasenkamp, der 1927 mit dem Wohnort Tübingen ausgewiesen wird. Nun nach Einführung einer demokratischen und republikanischen Landesverfassung gab es im Dorf auch einen Schulzen, laut Staatshandbuch war das im Jahre 1923 Richard Müller. Seit dem Jahre 1925 liegt ein Protokollbuch der Gemeinde vor. In diesem Jahr bestand die Gemeindevertretung aus August Müller, W. Müller, Wilhelm Agit, Hermann Wendt, E. Nörren, Robert Siemann und dem Gutsvogt Adolf Bartels. Im Jahre 1927 wurde der Gutspächter August Beneke zum Schulzen gewählt. Dieser aus Wriedel bei Uelzen stammende Landwirt hatte das Gut im Jahre 1925 auf 15 Jahre gepachtet. Ihm zur Seite standen der Erste Schöffe August Müller (Arbeiter, Gemeindeältester) und der Zweite Schöffe Adolf Bartels. Im Staatshandbuch 1930 wird August Beneke als Administrator (möglicherweise im Auftrage einer Kreditbank) bezeichnet. Das war die Zeit, in der die Versiedelung wohl bereits vorbereitet wurde. Im Jahre 1922 war ein Herr von Kühlwetter als Inspektor nach Beckendorf gekommen. Dieser führte ein Tagebuch, das 1981 in das Landeshauptarchiv Schwerin gelangt ist. Dieses soll an dieser Stelle auszugsweise wiedergegeben werden: „Die Verkehrslage von Beckendorf … ist als äußerst ungünstig zu bezeichnen. Die Bahnstation Boizenburg liegt 12 km ab, die Stadt 14 km, davon 8 km einfacher Landweg, der bei feuchtem Wetter mit Lasten nicht befahrbar ist. In Boizenburg befinden sich die Amtshauptmannschaft, die Landdrostei und das Amtsgericht. … Post und Kirche liegen in Gresse 5 km Entfernung einfacher Landweg, Postbestellung findet einmal täglich mit Ausnahme der Feiertage statt. Als Marktort kommt Boizenburg in Frage, das Genossenschaftswesen ist nicht entwickelt. Störend ist, dass Boizenburg nicht D-Zugstation ist. Die Milchablieferungen erfolgen an die Genossenschaftsmolkerei Klein-Bengerstorf 4 km Landweg von Beckendorf. … Die Hoflage ist sehr günstig. Der Wirtschaftshof liegt genau in der Mitte der Wirtschaft, die Wiesen grenzen an den Hof, der Wald liegt an der Peripherie, so sind keine Außenschläge vorhanden. Der Hof ist groß und geräumig, aber nass und ist ein offenes Rechteck. Im Osten wird er durch das Herrenhaus begrenzt im Norden von Scheunen, Pferdestall und Schafstall, im Süden vom Rindvieh, Schweinestall und Scheune. Im Westen durch eine Mauer begrenzt geht er in das Gutsdorf über. Bauern gehören nicht zu Beckendorf. Im Jahre 1848 ist der ganze Hof abgebrannt und neu aufgebaut. Die Gebäude sind zum größten Teil massiv und hartgedeckt. Wasserverhältnisse sind unzureichend. Der Wasserbedarf wird aus 5 Handpumpen, die beinah 8 m tief sind gedeckt.

Abb.21. Schlageinteilung in Beckendorf 1922
Abb. 22. Hof und Dorf Beckendorf im Jahre 1922
Abb. 23. Ansicht des Hofes Beckendorf vom Herrenhaus her gesehen im Jahre 1922
Abb.23a. Schweinehof in Beckendorf 1922


Betriebsverhältnisse Acker Für die Bewirtschaftung der landw. genutzten Fläche ist in erster Linie die Schlageinteilung zu berücksichtigen. Bis 1916 wurde Beckendorf in 5 Schlägen a 250 Morgen bearbeitet. Dann wurde eine neue Schlageinteilung von 7 Schlägen a 150 Morgen und ein Außenschlag a 100 Morgen als Dauerweide vorgenommen. Die Fruchtfolge ist in den letzten 10 Jahren dauernd geändert worden, über die keine Aufzeichnungen vorhanden sind. Hieraus ergibt sich eine ungeordnete Düngungsübersicht, teilweise sind Schläge vorhanden, die seit 15 Jahren überhaupt keinen Stalldung, andere Schläge, die alle 2 Jahre Stalldung bekommen haben. Bis 1920 wurde wenig Kunstdung angewandt, vor dem Kriege ist aus eigenen Mergelgruben, die jetzt erschöpft sind, gekalkt worden. Seit 1920 beherrscht folgende Fruchtfolge Roggen, Roggen mit Serradella, Kartoffeln mit Stalldung, Hafer, Klee, Weide, Schwarzbrache. 1922 wurde die Schwarzbrache von mir abgeschafft und Gründunglupinen zu Roggen gesät und untergepflügt. Eine geologische Karte ist nicht vorhanden, der größere Teil ist lehmiger Sand und sandiger Lehm, der Untergrund ist größtenteils sandig, teilweise etwas Ton und Lehm. Außerdem ist der Boden quellig, schlecht drainiert und kalt. Der gesamte Acker ist ziemlich roh, stark verunkrautet mit Quecke und Hederich. Die Schlaggrenzen sind stark eingewachsen mit Dornhecken.

Wiesen und Weiden Das Wiesenverhältnis zur Gesamtwirtschaft ist als ungünstig zu bezeichnen. Es sind Niederungswiesen, die teilweise durch starken Baumwuchs sehr schattig liegen. Die Erträge sind knapp mittel, es wird 2mal gemäht. Koppeln und Weiden sind erst seit 1918 angelegt, da früher das Vorwerk Franzhagen genug Futter lieferte. Die angelegten Koppeln haben bis jetzt nur schwache Erfolge gehabt. 1920 und 1921 wurde ein Außenschlag als Dauerweide für die Schafe angelegt. Diese hat sich schlecht entwickelt und ist trotz ihrer Größe nicht in der Lage 200 Mutterschafen im Sommer genügend Futter zu geben. Im allgemeinen hat sich aus Mangel an Weiden seit 1920 der Zug bemerkbar gemacht Ackerland in Koppeln zu legen oder Luzerne anzubauen, beides mit schlechten Resultaten.

Wald Vorhanden sind 600 Morgen Wald, die in drei Teilstücken an den Außengrenzen liegen. Der Hauptbestand ist Kiefer, daneben aber auch Eiche und Buche vertreten und kleinere Bestände von Fichten und Birken. Das Durchschnittsalter liegt zwischen 40 – 50 Jahren. Eine geordnete Waldwirtschaft wurde erst von mir mit Hilfe der Forstberatungsstelle der Landwirtschaft eingerichtet. Die Forst wurde neu vermessen und ein Wirtschaftsplan aufgestellt. Der Wildbestand ist gering, mit Ausnahme des Rehwildes das zahlreich vertreten ist und Kaninchen. Rot- und Schwarzwild tritt nur vereinzelt als Wechselwild auf.

Leute und Arbeitsverhältnisse Menschliche Arbeitskräfte Um die Arbeiterfrage in Beckendorf beurteilen zu können, müssen einige Begleiterscheinungen aus der Nachbarschaft erwähnt werden. Irgend ein Verhältniss zwischen Besitzer und Arbeiter, wie es früher üblich war, besteht nicht mehr. Beide Parteien stehen sich feindlich gegenüber. Die Arbeiter sind im Landarbeiterverband streng organisiert, die Besitzer sind im Landbund hier nur sehr lose zusammengehalten. Seit der Revolution (von 1918, D.G.) haben sich die Verhältnisse stark verschlechtert und ist Besserung bis jetzt kaum zu bemerken. Teilweise liegt es an der falschen Behandlung von seiten der Besitzer. Überall macht sich das Eigenartige bemerkbar, dass nicht nur die jungen Leute sondern auch die Alten, die schon Jahrzehnte im Arbeitsverhältnis stehen den Besitzern feindlich gesinnt sind. In der hiesigen Gegend kommt hinzu, dass die meisten Güter in den letzten Jahrzehnten nicht mehr Familienbesitz sondern Handelsobjekt sind und viele Kaufleute und Industrielle Besitz erworben oder gepachtet haben. Die Besitzer wohnen nicht mehr auf den Gütern, die Fühlung mit den Leuten ist verloren gegangen, Beamtenwirtschaft ist eingerissen und heute wird es kaum möglich sein, wieder das persönliche in den Verkehr zwischen Arbeiter und Besitzer hineinzutragen. Jedes Entgegenkommen sei es durch Erntefeste oder ähnliches wird von den Leuten, hier also von der Gewerkschaft hetzerisch ausgenutzt. So sind seit 3 Jahren im der hiesigen Gegend auf allen Gütern die sonst üblichen Feste nicht mehr gefeiert worden. Dazu kommt die neue Verfassung in Mecklenburg-Schwerin, die dauernd Reibereien schafft. Alle Gutsobrigkeiten sind abgeschafft und selbst die reinen Gutsarbeiterdörfer sind in Landgemeinden umgewandelt, in denen durch das gleiche Wahlrecht die Arbeiter natürlich regieren. Die Arbeiter sind Gemeindevorstand, Schöffen, Schulvorstand u.s.w. Gemeindesteuern die nur der Besitzer tragen muss, werden beschlossen und der allein zahlende hat keinen Einfluss auf die Verwendung der Gelder. Der Gutsarbeiter gleichzeitig Gemeindevorsteher bewilligt sich im Kreise seiner Kollegen ein Gehalt. Alle amtlichen Schreiben, die nur für den Besitzer Interesse haben, sind an die Gemeinde adressiert und werden da im Kreise der Arbeiter erst beraten. Ein weiteres erschwerendes Moment macht sich für die Gegend stark bemerkbar, die Industrie. Hamburg, Lübeck und auch Berlin sind leicht zu erreichen. Boizenburg hat rege Industrie 2 Schiffswerften und eine große Wandplattenfabrik, in Zweedorf befinden sich noch große Fabriken zur Verwertung von Heeresgut. Die gesamte Landjugend auch Bauernkinder fährt per Rad in die Fabriken, wohnt zu Hause, verdient viel Baargeld und hat um 5 Uhr Feierabend. Aus diesen 3 Gründen

  • 1) Besitzer zum größten Teil nicht Landwirte
  • 2) Verfassung der Landgemeinden
  • 3) Nähe der großen Städte und Industrie

Sind die Leuteverhältnisse äußerst ungünstig. Dazu kommt für Beckendorf die einsame Lage, kein Gasthof, keine Gelegenheit zum tanzen. Außerdem wurden bei den wiederholten Verkäufen während der Kriegszeit und Leutenot, wahllos alte Leute in die Wohnungen gesetzt, bloß damit die Stuben voll waren. 14 Wohnungen sind vorhanden und besetzt. Hofgänger werden nicht gestellt, Frauen kommen nicht zur Arbeit. Also bei 14 Familien 14 Mann zur Arbeit, davon werden auf dem Hof gebraucht 1 Schäfer, 1 Schweizer, 1 Schweinefütterer, 1 Kutscher, 1 Gärtner, 1 Stellmacher, 1 Statthalter und ein Maurer. So bleiben nur 6 Mann zur Arbeit, die für Spezialarbeiten, bei den Maschinen, Kunstdung u.s.w. gebraucht werden. Die gesamte Feldarbeit muss mit Schnittern gemacht werden. Für polnische Leute (die Schnitter, D.G.) gab es jahrelang keine Erlaubnis und jetzt sind die Werbungskosten von der Grenze bis hier so hoch, dass sie kaum in Betracht kommen. Diese Arbeitskräfte rekrutieren sich also im allgemeinen aus deutschen Arbeitslosen, die keinen Drang zur Arbeit haben. Sie verstehen keine landw. Arbeit und besitzen auch nicht die geeignete Bekleidung, sodass sie bei ungünstiger Witterung nicht auf Arbeit kommen. Alle 8 – 14 Tage laufen sie weg und die einbehaltenen Kautionen decken nicht die entstandenen Unkosten. Ein sicheres Vorausdisponieren ist nicht möglich, da täglich die Zahl der Arbeiter wechselt. Gleichzeitig bringen diese Leute viel Ungeziefer mit und stehlen was sie bekommen können. Für die Lohn- und Arbeitsverhältnisse bestehen Tarife. Betriebsräte bestehen überall und muss mit ihnen gearbeitet werden.

Tierische Arbeitskräfte Es stehen nur Pferde zur Arbeit zur Verfügung. Kraftmaschinen zur Landarbeit sind nicht zur Verfügung.

Maschinen Die notwendige Kraft zum Dreschen, Schroten, Häcksel schneiden u.s.w. liefert ein 25 Ps.Benzolmotor. Maschinen sind ausreichend vorhanden. Technische Nebenbetriebe sind nicht vorhanden.“

Von Kühlwetter, der offenbar in der preußischen Provinz Pommern beheimatet war, lässt in seinen Aufzeichnungen erkennen, dass er einige standesbedingte Vorbehalte zu der Landarbeiterschaft und zu den neuen demokratischeren Bedingungen nach der Novemberrevolution 1918 hatte. In den nachstehenden Protokollauszügen aus dem Beckendorfer Gemeindebuch kann man jedoch einige seiner Bemerkungen durchaus nachvollziehen. Offenbar hatten sich durch die Aufgabe des Gutes durch die fast ein Jahrhundert ansässige Familie von Stenglin, durch die Bedingungen des Krieges und die Not der Nachkriegszeit doch wesentliche Veränderungen in der Gutsarbeiterschaft und deren Verhältnis zu den Gutsbesitzerfamilien ergeben. Die neuen Bedingungen ließen die Forderung nach Gestellung eines Hofgängers für die in den Gutsarbeiterwohnung wohnenden Familien nicht mehr wie in der Vorkriegszeit zu. In den nächsten Abschnitten macht von Kühlwetter Ausführungen zum ungünstigen Witterungsverlauf des Jahres 1922 (langer kalter und schneereicher Winter, trockenes Frühjahr und nasser Sommer bis in den Frühherbst hinein, frühzeitiger Wintereinbruch) sowie zu dem Anbau der Feldfrüchte 1921/22 (522 Morgen Roggen, 10 Morgen Winterweizen, 80 Morgen Hafer, 40 Morgen Gerste, 70 Morgen Mengkorn, Klee, 15 Morgen Serradella als Futter, 12 Morgen Lupinen, 52 Morgen Kartoffeln sowie Wrucken und Rüben, Koppeln, Dauerweiden und Wiesen), zum Viehbestand, zu den Futterverhältnissen, zur Forst, zum Garten und zu der "Verwertung der Produkte Genossenschaften und Viehverwertungsstellen sind nicht vorhanden. Der Absatz fand an Händler statt. Für Getreide, Futtermittel und Kunstdung kommt als leistungsfähig in der Hauptsache die Firma H. Knaack Boizenburg in Frage. Größere Kornverkäufe fanden nicht statt, da alles durch Zwangswirtschaft erfasst wurde. Für lebendes Vieh stellte sich der Schlachter Tennigkeit als der zuverlässigste heraus. Ferkel wurden direkt an die Leute verkauft. Wolle ging in die Wollverwertungsgesellschaft. Die Milch wird täglich in die Genossenschaftsmolkerei Klein-Bengerstorf geliefert. Holz wurde auf Auktionen verkauft. Geflügel an eine Weinstube in Boizenburg, Obst nach Hamburg. Die Preiserzielung war im Allgemeinen 20% unter Tagespreis der Hamburger Notiz. Die Frachtsteigerungen machten sich in den Preisen stark bemerkbar. Ein Nichtverkaufen und Anbieten an andere Händler brachten keine besseren Resultate. Es muss gesagt werden, dass es sich bei allen Produkten in der Regel nur um II. Sorte handelte, besonders beim Vieh, das wegen dauernden Futtermangel verhungert war. Gut verwertet wurden Wolle, Ferkel und Milch.

Totes Inventar Maschinen und Ackergeräte Maschinen und Ackergeräte waren ausreichend vorhanden, was fehlte wurde ergänzt. Das Fehlen einer Wiesenwalze und Schrotmühle machte sich fühlbar. Die benötigte Kraft wird von einem 25 Ps.Benzolmotor geleistet, der zu Anfang des Jahres wiederholt zu Reparaturen Anlass gab und die sehr unangenehme Eigenschaft besitzt bei Kälte schwer oder gar nicht anzuspringen. Die Brennstoffbeschaffung in der Hauptsache Reichskrafftstoff machte wenig Schwierigkeiten und wurde stets ein größerer Vorrat gehalten. Im Winter 21/22 wurden die Räder am Motor umgebaut, da die Riemen dauernd schleiften. Im Februar wurde ein großer Ledertreibriemen angeschafft, da der Kamelhaartreibriemen dauernd riss. Bei ungünstiger Witterung waren Tagesdruschleistungen von 10 Zentner nichts seltenes. Der Dreschkasten genügt für hiesige Verhältnisse, er ist stark abgenutzt. Entgran(n)er arbeitet schlecht, die Schlagleisten sind sehr abgenutzt. Unpraktisch ist das alle Lager in Öl statt in Stauferfett laufen und so viel Bedienung erfordern. Angeschafft wurde eine Saategge, 1 Einschaar-, 2 Hauptpflüge und versch. kleines Arbeitsgerät wie Hacken, Schaufeln, Forken u.s.w.. Im Lauf des Sommers wurde das ganze Gut und Dorf mit einer elektr. Anlage für Licht und Kraft versehen und die notwendigen Motore für Dreschen, Wasserpumpen und Stellmacherei gekauft. Die ganze Montage fiel in die Erntezeit und dauerte 4 Monate was für die Wirtschaft sehr unbequem war da oft geholfen werden musste, Löcher graben, Masten schälen und aufstellen u.s.w. Stromlieferung im Herbst 1923 geplant. Ungünstig ist das Fehlen einer Wasserzuleitung nach dem Pferdestall.

Gebäude Die Gebäude sind im allgemeinen in Ordnung. Neubauten fanden nicht statt, aber zahlreich Reparaturen. Die Dächer sind gegen Schnee alle undicht, nach einem Schneefall liegt in der Scheune ebensoviel Schnee wie draußen, ebenso auf den Stallböden. Im Frühjahr beim Beamtenwechsel wurde die Inspektorwohnung ausgebaut. Im Herrenhaus und im Wirtschaftshaus wurden die Fenster von außen gestrichen, um sie vor dem gänzlichen Verfaulen zu schützen. In den nächsten Jahren müssen eine große Zahl Fenster in beiden Häusern ersetzt werden, da sie bei ev. Öffnen auseinanderfallen. Ein Teil der Kachelöfen wurde im Frühjahr die andere im Dez. umgesetzt, da sie innerlich gänzlich verfallen waren. Im Dezember 22 wurde der Kuhstall aufgeschüttet und mit Feldsteinen gedämmt, solange war er pflasterlos und die Kühe standen in tiefen Löchern. Die Stellmacherei wurde aus der Scheune nach dem Schafstall verlegt, da die alten Räume für die elektr. Maschinen zu klein sind. Die Ställe wurden im Sommer geweißt, im Ackerstall eine Knechtestube eingebaut. Der Futterboden wurde an vielen Stellen ausgebessert, da er teilweise zusammenbrach. An Feuerlöscheinrichtungen ist eine Spritze vorhanden, zum Gebrauch fehlt das nötige Wasser. In allen Gebäuden befanden sich Feuerlöscher, in der Hauptsache Marke Total, die bei einer Probe restlos versagten. Es wurde eine größere Anzahl Minimaxapparate angeschafft und auf die Gebäude verteilt. Die Dorfgebäude befanden sich innerlich und äußerlich in schlechtem Zustande. Um die Dächer die 1921 neu gelegt waren und den Wohnungen mehr Licht zu geben, wurde jeder 2. Kastanienbaum abgenommen und verkauft. Die Böden in den Häusern sind alle unsicher, um einen Zusammenbruch zu vermeiden beim Holzlagern, wurde allen Familien ein Holzschuppen gebaut. Größtenteils haben die Wohnungen keinen Keller. In diesem Sommer wurden in 2 Wohnungen größere Keller mit Feldsteinen gebaut und 2 Kammern erhielten Holzfußboden. (vorher wohl Ziegelstein, D.G.) Die teilweise verfaulten Fenster wurden überall durch neue große ersetzt. Von außen wurden die Häuser ausgebessert und gekalkt. Am Herrenhaus wurden die gesamten Kanalisationen aufgenommen und gereinigt, da sie vollkommen verstopft waren und das Wasser in die Keller drang. Auf Schlag I wurden die verstopften Dränagen ausgebessert. Das Finden machte viel Arbeit, da keine Drainagekarte vorhanden ist. Dort wurden auch größere Partien Schwarz- und Weißdornhecken, die in den Schlag gewachsen waren, ausgerodet.

Geldverhältnisse Die Geldentwertung machte 1922 große Fortschritte, die sich in der Wirtschaft durch Bereitstellung immer steigender Mengen stark fühlbar machten. Im Winter fing man an mit Millionen zu rechnen. Bis zum Nov. hielten die Überweisungen des Besitzers mit den Ausgaben Schritt. Gearbeitet wurde in der Hauptsache mit der Meckl. Spar-Bank Boizenburg und der Sparkasse Klein Bengerstorf. Postscheckkonto wurde nicht benutzt, da der Postbote nur geringe Beträge mitbringen und annehmen durfte. Größere Summen mussten stets persönlich in Gresse ein oder ausgezahlt werden. Die Steuerlasten stiegen erheblich. Besonders die Schule erforderte große Ausgaben, da sie in den letzten Jahren vollkommen verwahrlost war. Die Versicherungen erforderten große Prämien, doch blieben die Versicherungssummen weit hinter dem Wert zurück.

Buchführung und Tarife Die Buchführung wurde durch den 2. Beamten erledigt. … Das Wirtschaftsjahr lief vom 1.April – 1. April. Am 1. April übernahm leider ein Bücherrevisor die Arbeit, das Wirtschaftsjahr wurde auf den 1. Juli verlegt. Gleich nach meinem Antritt musste ich den 2. Beamten Dr. Oberg wegen Trunkenheit an die Luft setzen und arbeitete bis zum 1. Juli allein. Dann stellte ich einen Herrn Berg ein. Viel Arbeit und Zeit forderte allmählich die Lohnzahlung durch die dauernden Änderungen der Abzüge und Deputatbemühungen. Das Markenkleben (für die Rentenversicherung, D.G.) wurde immer stärker und machte viel Arbeit. Die Tarife wurden durch die Landeslohnkommission stets den Geldverhältnissen angepasst bis zum Oktober Stundenlohn. Dann wurde eine Roggenwährung und damit Tagelohn eingeführt. Die verschiedenen Arbeitsgruppen wurden sehr verschieden bezahlt, die Schnitter wurden sehr schlecht bezahlt und das Futtergeld der Knechte war viel zu gering. Die Tarife wurden in hiesiger Gegend wiederholt überschritten.

Leuteverhältnisse Zum 1. April war ein Beamtenwechsel vorgesehen. Zur Übernahme der Wirtschaft traf ich am 1. Februar ein, um Mitte März die Wirtschaft ganz zu übernehmen. Die Leuteverhältnisse lagen hier recht eigenartig. Alles war im Verband organisiert, es regierte ein Betriebsrat, der eigenartige Sitten hatte und nur per „Wir“ redete, beim Eintritt ins Büro ungefragt sich Stühle nahm u.s.w. und einen großen Einfluss und Druck auf die tägliche Diensteinteilung ausübte. Er wurde von mir sehr schnell in seine gesetzliche Tätigkeit zurückgewiesen und ging nun in starke Opposition über, gegen mich wurde gehetzt als Landbundmann, der reaktionäre pommersche Sitten einführen wollte. Der Haupthetzer vor dem alle Arbeiter Angst hatten ist der hiesige Arbeiter W. Müller, der gleichzeitig Gauleiter des Landarbeiterverbandes ist. Im Frühjahr setze ich einige radikale Schnitter und Knechte raus, dieses verursachte große Aufregung und Widerstand beim Betriebsrat, der aber erfolglos blieb, da ich bis zur Landesschiedsstelle durchhielt und recht behielt. Überstunden wurden verweigert, trotzdem sie tariflich waren. Es musste wieder mit Erfolg bis zur Landesschiedsstelle durchgegangen werden. Langsam machten sich Erfolge bemerkbar und es trat etwas Ruhe ein. Das Knechtematerial war und ist heute noch schlecht, zeigt wenig Interesse für das Vieh. Die Fabriken ziehen alle jungen Leute an sich. Am schlechtesten stand es mit den Schnittern, für Polen gab es keine Erlaubnis, so kamen nur Arbeitslose in Frage, die zu keiner Arbeit zu gebrauchen waren. Ein sehr großer Fehler lag in der sehr schlechten Bezahlung der Schnitter, so dass brauchbare Leute sehr schnell versuchten, woanders Arbeit zu bekommen. Ordentliche Arbeit bei geringen Baargeld und fleischlosem Deputat war nicht durchzusetzen. Die Industrie wirkte weiter sehr ungünstig auf die Arbeiterverhältnisse. Die gesamte Feldarbeit muss mit Schnittern erledigt werden. Die Landarbeiter stellen keine Hofgänger mehr, auch die Frauen kommen nicht mehr zur Arbeit. Erntefeste fanden nicht statt. Arbeitsleistungen waren schlecht Die ganze Arbeiterfrage ist schon durch den Vorbesitzer verfahren und trostlos, sie ist der Hemmschuh für die ganze Wirtschaft.“

Im Anschluss beschreibt von Kühlwetter die Innenwirtschaft (Haus-, Geflügel- und Gartenwirtschaft, um die sich seine Ehefrau gekümmert hat. Angefügt sind einige wirtschaftliche Kennzahlen und die Fruchtfolge mit einem Plan der Schlageinteilung. Einige der genannten Kennzahlen werden hier im Anschluss wiedergegeben:

Betriebliche Kennzahlen 1922
Die Tabelle gibt auch die angewendete Fruchtfolge des Gutes Beckendorf wieder, Quelle Manke MJB 123/2008, S.297


Die Abbildungen 21 bis 23a sind dankenswerter Weise von Herrn Dr. Matthias Manke aus dem Landeshauptarchiv Schwerin zur Verfügung gestellt worden.

Im Jahre 1931 wird für Beckendorf im Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Oberpostdirektion Schwerin die Zahl von 100 Einwohnern angegeben.

Im Januar 1931 wurde Beneke als Schulze - auch als Gemeindevorsteher bezeichnet – wiedergewählt, gleichzeitig sein Sohn G. Beneke als Erster Schöffe. Als Gemeindevertreter werden Wilhelm Agit, Gustav Mutz, August Müller, F. Wiemann und Adolf Bartels genannt. In diesem Jahr erwarb eine Siedlungsgesellschaft das Gut und siedelte es bis 1934 auf. Das ist wohl auch der Grund für das Ausscheiden des Schulzen August Beneke und seines Sohnes im September 1931, da er seine Pachtung verloren hatte. Als der neue Schulze wird in dem Protokoll August Müller genannt. Aber bereits am 15. Februar 1932 wird in der Wohnung des Gutsbesitzers Hasenkamp Arnold Friese als Schulze gewählt, gemeinsam mit den Schöffen A. Müller und W. Agit. Das Protokoll ist unterschrieben von Müller, Bartels, Agit, Wiemann, Karl Bobsien, G. Mutz und Friese. Offenbar hatte Dr. Hasenkamp noch Rechte in Beckendorf und Friese war als Pächter bzw. Administrator der Siedlungsgesellschaft nach Beckendorf gekommen.

Hier endet der erste demokratische Versuch in Deutschland, die Weimarer Republik. Sie war für die einfachen Menschen keine leichte Zeit, auch wenn sie jetzt demokratische Rechte hatten. Das äußert sich auch an einigen Protokolleintragungen in Beckendorf:

  • Am 30.01.1926 lehnt die Gemeindevertretung die Unterstützung für Tegler und Warnke ab. Diese waren offenbar arbeitslos. Sie sollten sich mehr um Arbeit bemühen.
  • 11. Jan. 1930: Austritt der Gemeinde aus dem Hebammenverband Greven.
  • 5. Jan. 1927: Robert Siemann erhält Feuerungszuschuss.
  • 4. Juni 1930: Der „Ortsarme“ Wendt soll Unterstützung erhalten. Zu einer Kornlieferung erbot sich der Mühlenbesitzer Konow aus Boizenburg, zur Milchlieferung der Arbeiter Gustav Mutz.
  • März 1931: Hilfsbedürftigkeit für einen Tillmann, der offenbar in Boizenburg lebte, wird bestritten. Es sollte keine Zahlung der Gemeinde an die Stadt erfolgen.
  • Mai 1931: Die Krankenunterstützung für Wendt wir abgelehnt.*
  • Juli 1931: Die Arbeiter Lüth und Kuckel erklären sich offenbar nach Querelen zur Zahlung der Bürgersteuer bereit, die vom Arbeitslohn abgezogen werden soll.
  • Jan. 1934: Der Landarbeiter Tepp soll in der Krankenkasse angemeldet werden. 1935 wird ihm eine Invalidenversorgung in Höhe von 17,50 RM (wohl monatlich) zugesprochen.
  • März 1934: „Weiter wurde beschloßen zwecks Ansiedlung des Landarbeiters Gieroska durch die Ansiedlungs-Gesellschaft die Beschaffung noch ausstehenden Geldes sofort in die Hand zu nehmen.“ Der Beschluss ist nicht mehr so ganz nachzuvollziehen. 1935 wird davon gesprochen, dass die Siedlungsgesellschaft ihn aus der Mietwohnung entfernen soll. Im September 1936 verzieht die achtköpfige Familie laut Meldebuch nach Kobrow.

Im November 1933 wird eine neue Gemeindevertretung gewählt, mit den Mitgliedern: Arnold Friese, der alte Schulze,, Albert Beck, Friedrich Lembke, August Müller, Hermann Petersen, August Heck und Hermann Schlichting. Neuer Schulze wird Hermann Petersen, Erster Schöffe August Müller, Zweiter Schöffe Hermann Schlichting. In diesem Protokoll sind bereits die Namen einiger neuer Siedler zu finden.

Im Jahre 1933 erfolgte die Versiedelung des Gutes Beckendorf durch die Norddeutsche Ansiedlungsgesellschaft AG Schwerin. Insgesamt entstanden 20 Siedlerhöfe:

  • A. Arnold Friese, der Resthof (war ehemals, wohl zwischen 1931 und 1933, Pächter des Gutes oder Administrator im Auftrage der Siedlungsgesellschaft),

1942 Hugo Laudahn

  • B. Elisabeth Gustävel, 1938 Paul Mundt
  • C. Paul Behncke
  • D. Friedrich Lembke, später seine Tochter Elisabeth Mundzeck
  • E. Hermann Lübbe, dann Berta Lübbe, später deren Tochter Betty, verw. Bunkowski,dann verehelichte Fiehn
  • F. Wilhelm Freitag, später Paul Freitag, dann F. Meyer, dann R. Haase
  • G. Wilhelm Behncke
  • H. Hermann Schlichting
  • J. Wilhelm Kort
  • K. August Müller, später W. Kort
  • L. August Heck
  • M. Karl Bobsien, später dessen Enkelin Ursula Schwark
  • N. Franz Striowski, später Bobsien
  • O. Albert Beck, 1938 Franz Bastian
  • P. Friedrich Grosch
  • Q. Hermann Petersen, später P. Meyer
  • R. Wilhelm Ahnefeld
  • S. Johann Lindemann, später Hermann Lindemann
  • T. Wilhelm Abel
  • U. Wilhelm Hinzmann (Ausbau Hatzberg)
Ortsplan nach der Aufsiedlung des Gutes etwa 1935

Für fünf Siedlungen wurden an der Straße nach Bretzin, für eine weitere am Hatzberg neue Gehöfte errichtet.


Haus Lindemann, jetzt Lentien

In diesem süddeutsch geprägten Baustil wurden die Gehöfte der Siedler Schlichting, Ahnefeld, Abel, Lindemann, Petersen und Hinzmann errichtet.

Zusätzlich wurden an Büdner und Häusler aus Groß Bengerstorf und Granzin weitere Flächen als Anliegerflächen verkauft. aus Groß Bengerstorf:

  • H.Goosmann, Büdnerei Nr.2 4,87 ha
  • W.Tofelde, Büdn. Nr.3 4,87 ha
  • Heinrich Voß, Büdn. Nr.5 4,87 ha

aus Granzin

  • K.Lemmermann, Büdn. Nr.6 7,85 ha
  • Karl Schwarz, Büdn. Nr.9 5,04 ha
  • Otto Muuß, Häuslerei Nr.13 5,11 ha

Die Siedler kamen aus folgenden Dörfern bzw. Regionen:

  • aus Klein Bengerstorf Hermann Schlichting
  • aus Lüttenmark (Hatzberg) Wilhelm Hinzmann
  • aus Altendorf (Boizenburg) Paul Mundt
  • aus Rensdorf Wilhelm Abel
  • aus Heidekrug Hugo Laudahn (erst 1942)
  • aus Schwanheide Karl Bobsien
  • aus Banzkow bei Schwerin Paul Behnke
  • und Wilhelm Behnke
  • und Paul Freitag
  • und Friedrich Grosch
  • und Friedrich Lembke
  • und Hermann/Berta Lübbe
  • aus Plate bei Schwerin Johann und Wilhelm Kort
  • aus Lutheran bei Lübz Franz Bastian
  • aus Thomasburg bei Lüneburg Hermann Petersen
  • bei Gifhorn Johann und Hermann Lindemann
  • bei Minden Wilhelm Ahnefeld
  • aus Weißrussland August Heck (war zuvor bereits bei

Rostock ansässig)

Aus der nachstehenden Tabelle sind die Betriebsgrößen und die Kaufpreise für die Siedlungen zu ersehen.

Tab. 1. Versiedlung Beckendorf, ha u. Mark.jpg

Aus der Aufstellung wird erkennbar, dass die Anzahlungen verhältnismäßig gering waren und somit die Siedlungen von vornherein hoch belastet waren. Das wird sicher auch einer der Gründe für die schnelle Aufgabe der Siedlungen durch Elisabeth Güstävel, August Müller, Franz Striowski und Albert Beck gewesen sein. Der Anfang der Siedler auf ihren neuen Wirtschaften war nicht immer einfach. Nicht in jedem Falle waren die finanziellen Rücklagen so groß gewesen, dass eine gesicherte Wirtschaftsführung möglich war. Das Dorf war zu dieser Zeit auch noch nicht elektrifiziert, so dass der Einsatz von landwirtschaftlichen Maschinen (Dreschmaschinen, Schrotmühlen u. ä.), die einen Motorantrieb benötigten, nur mit Verbrennungsmotoren möglich war. Teilweise wurden Dieselaggregate zur Stromerzeugung genutzt. Hermann Lindemann (Jahrgang 1913) erzählt aus dieser Zeit (Auszug aus der Aufzeichnung von Dieter Kasper): „Das Gut Beckendorf wurde Anfang der 30er Jahre durch eine Besiedlungsgesellschaft in 20 Bauernstellen aufgeteilt. Man ging davon aus, dass sich die ehemaligen Tagelöhner des Gutes um eine Bauernstelle bewerben würden. Dem war aber nicht so. Nur einige wenige brachten dafür den Mut auf … Der Boden war überall ziemlich ausgelaugt, er brachte nur geringe Erträge. Nachdem das Gut aufgeteilt war, hat die Besiedlungsgesellschaft auf den Flächen, meist unmittelbar an der Straße gelegen, Wohn-Stall-Kombinationen bauen lassen. Die dazu gehörigen Ländereien … waren so gelegen, dass sie auf dem kürzesten Wege erreicht werden konnten. Da es nur wenige Einheimische gab, die sich um eine Stelle bewarben, wurden alle Höfe öffentlich ausgeschrieben. … Der Vater von Hermann Lindemann hatte zwei Siedlungen näher ins Auge gefasst, von deren Ackerflächen er sich wie alle anderen Bewerber, mit Spaten bewaffnet, Bodenproben holte, um für sich das günstigste Land auszusuchen. H.L., damals 20 Jahre alt, wurde von seinem Vater beauftragt, dabei mitzuhelfen. Lindemanns entschieden sich dann für diese Wirtschaft, u. a. deshalb, weil das Land recht günstig gelegen war und zum Hof über 15 ha gehörten. Lindemanns bewirtschafteten zuerst als einzige in Beckendorf ihren Acker mit Rindern im Gespann. Erst später legten sie sich ein Pferd zu. Die Arbeit war recht mühsam und schwer. Die ausgelaugten Felder gaben nicht viel her. Der Gutspächter A. Friese hatte vor der Aufteilung des Gutes, die Ländereien noch ordnungsgemäß bestellt. Gemeinsam wurde die Ernte eingebracht und unter die Siedler aufgeteilt. Zu der Wirtschaft gehörten 5, später mehr Kühe, Schweine, Geflügel u. a.. Um die Versorgung mit Kunstdünger war es sehr schlecht bestellt. Bereits zur Zeit des Rittergutes wurden die Felder mit Mergel, der aus der unmittelbaren Umgebung gewonnen wurde, gedüngt. Einige Mergelkuhlen sind auch noch heute erhalten.“

Bei der Aufteilung des Gutes hat die Gemeinde auch Gemeindeländereien erhalten. Im März 1934 wird benannt: 5,88 ha sollen an die Bedürftigen verpachtet werden. Darüber hinaus werden 11 Morgen am Hatzberger Weg und 2 Morgen an der Badekower Grenze genannt. Im Mai 1934 beschließt die Gemeindevertretung, dass die Gemeindeforst nicht verkauft werden soll, und im Juni 1934, dass ein Teil des Gemeindelandes in „14 Kompetenzen“ a 1200 Quadratruten als „Armenkompetenzen“ eingeteilt und der Rest von 3555 Quadratruten meistbietend verpachtet werden soll. Sie folgt damit dem Beispiel der benachbarten Bauerndörfer, in denen seit längerem ähnliche Verfahrensweisen üblich waren. Neu ist auch, dass die Gemeinde nun die Jagd auf dem Gemeindegebiet übernehmen kann. Sie will sie meistbietend verpachten. Der Jagdpächter aus Hamburg hatte eine Wohnung im Obergeschoss des ehemaligen Gutshauses (Friese, dann Laudahn) gemietet.

In Jahre 1934 befasst sich die Gemeindevertretung auch mit der „Reinigung der Wasserkuhle bei Behnke“ (Wilhelm Behnke), die als Löschteich genutzt werden soll. Ebenfalls in diesem Jahr wird eine Ortssatzung beschlossen, die vollständig mit der Mustersatzung übereinstimmte. Im September befasst man sich mit der „Übereignung der Schule“, wohl der Bretziner. Die Gemeinde sei bereit, die Schule unter der Bedingung zu übernehmen, dass sie unentgeltlich und ordnungsgemäß vom Schulverband übergeben wird. Auch die Wegebesserung als neue Aufgabe der Gemeinde wird nun ein Beschlussthema. Es wird im Dezember 1934 beschlossen, dass die Wegebesserung von Petersen bis Abel kabelweise nach Verlosung erfolgen soll. Und letztlich beschließt man in diesem Jahre auch die Beantragung eines Telefonanschlusses für das Haus des Schulzen. Im Übrigen befassen sich die Gemeindevertretungen überwiegend mit Haushaltsfragen. Die aufgeführten Beschlüsse über den Haushaltsabschluss lassen in jedem Jahr ein Defizit erkennen.

Im Jahre 1935 wird eine neue Struktur der Gemeindevertretung und -verwaltung wirksam. Es gibt nun keine Gemeindevertretung mehr sondern einen kleineren Gemeinderat. Am 17.12.1935 werden die Gemeinderäte Fritz Grosch, August Heck, Friedrich Lembke und Karl Bobsien vereidigt. Am 10.01.1936 wird Petersen erstmalig als Bürgermeister bezeichnet. Ebenso werden im Januar 1937 Albert Beck und Hermann Schlichting nun nicht mehr Schöffen sondern Beigeordnete genannt.

Das Staatshandbuch 1938 wies unter dem Bürgermeister Hermann Petersen 73 Einwohner, 494 ha Nutzfläche, einen Erbhof und sieben weitere Höfe auf. Da dieses rückwirkend für 1937 Aussagen traf, ist darin nicht der Wechsel im Bürgermeisteramt enthalten. Am 1. März 1938 übernahm der Siedler Albert Beck die Geschäfte des Bürgermeisters. Er ist aber bereits im September desselben Jahres verzogen.

Im Staatshandbuch 1939 wird dann für Beckendorf Hermann Schlichting als Bürgermeister genannt. Außerdem führt das Handbuch 73 Einwohner, und eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 499 ha, 13 Erbhöfe und 7 Nhf. (Neubauernhöfe) auf.

In den immer seltener werdenden Protokollen wird im Oktober 1943 Friedrich Lembke als Bürgermeister genannt. In den Protokollen ab 1938 unterschreiben nun auch Wilhelm Hinzmann und Wilhelm Abel, 1943 und 1944 ebenso Johann Kort und Ortsbauernführer Paul Behnke. Auffällig ist, dass der Krieg sich nicht in den Protokollen niederschlägt.

6. Synopse der Besitzer der Güter Zahrensdorf, Wiebendorf und Beckendorf

Besitzer der Güter 1.jpg
Besitzer der Güter 2.jpg
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Besitzer der Güter 4.jpg


1938 werden in Zahrensdorf August Immelmann und in Wiebendorf die Gebrüder Puls im Staatshandbuch 1938 genannt.

7. Wiebendorf nach dem Zweiten Weltkrieg

7.1. Die Bodenreform in Wiebendorf

Im Jahre 1945 unterfielen 540,4 ha land- und forstwirtschaftlicher Nutzfläche (222,7 ha Wiebendorf und 317,7 ha Hof Bretzin) der Bodenreform. Laut einer Liste „Güter im Kreise Hagenow über 100 ha“ aus den Bodenreformakten im Landeshauptarchiv Schwerin waren darunter: 116,50 ha Acker, 25,- ha Wiesen, 1,- ha Garten, 356,- ha Wald

Die Flächen wurden an 24 Siedler aufgeteilt (siehe Abbildung 24)

Abb.24. Ortsplan Wiebendor 1945

Abbildung 24. Ortsplan Wiebendorf mit den eingetragenen Bodenreform-Siedlern 1945

  • 1 Teubler, Otto
  • 2 Josupeit, Otto
  • 3 Timm, Erich
  • 4 Knispel, Paul, dann Richter (ein Stellmacher)
  • 5 Kahl, Paul
  • 6 Behnke, Wilhelm, bezog danach den ehemaligen Pferdestall des Gutes
  • 7 Redmann, Wilhelm
  • 8 Schultz, Max
  • 9 Sofinowski, Johann
  • 10 Lücht, Johann
  • 11 Jakob, Elisabeth
  • 12 Scheer, Hermann, später E. Kiebert
  • 13 Hufnagel (nur Bewohner)
  • 14 Psolla, August
  • 15 Winkler, Willi
  • 16 Kemper, Edith
  • 17 Schocher, Eduard
  • 18 Fechner, Johann
  • 19 Hoffmann, Emil (ein Gastwirt)
  • 20 Bibow, Hermann
  • 21 Jakob, Johann
  • 22 Abraham, Erwin
  • 23 Schultz, Max (neues Gehöft)
  • 24 Knispel, Paul (neues Gehöft)
  • 25 Lemke, Hermann (nach Behnke)
  • 26 Jakob, Johann (neues Gehöft)
  • 27 Bibow, Hermann (neues Gehöft)
Abb.25. Bodenreformurkunde für die Neubäuerin Edith Kemper

Da die Tagelöhnerwohnungen sehr klein und die Gehöftgrößen zu gering waren, bezogen die Neubauern Knispel, Behnke und Schultz bald andere Gebäude auf dem Gutshof, die sie für Wohn-und Wirtschaftszwecke hergerichr´tet hatten. Teilweise wurden die frei werdenden Wohnungen jedoch neu bezogen.







7.2. Die neuere Geschichte Beckendorfs nach 1945

Der Zweite Weltkrieg hat auch bei den Beckendorfer Einwohnern seine Spuren hinterlassen. In den ab 1933 in das Dorf gezogenen Siedlerfamilien waren 10 Opfer zu beklagen: Paul Behnke jun., Karl Bunkowski, Paul Reitag, Fritz Grosch, Rudolf Heck, Hermann Lembke, Karl Lindemann, Hermann Lübbe, Walter Lübbe und Hermann Schlichting jun.

Im Mai 1945 zog in Beckendorf die amerikanische Besatzung ein. Sie nahm in Räumen des ehemaligen Gutshauses bei Familie Laudahn Quartier. Nach der Übernahme der Besatzungshoheit durch sowjetische Truppen ab 1. Juli 1945 musste die Familie Laudahn für einige Wochen das Haus räumen und zum Nachbarn Mundt ziehen. In dieser Zeit bewährten sich die Russischkenntnisse, die August Heck besaß. Er konnte dadurch manche Erleichterung für die Bewohner des Dorfes erzielen.

Im Jahre 1945 kamen etliche Flüchtlingsfamilien in das Dorf. Da nicht mehr alle Familien festzustellen sind, sollen stellvertretend folgende Familien genannt werden: Bähr, Dudeck, Förster, Friebus, Jahn, Nitsche, Patzelt, Schwentkows, Simon Von diesen sind jedoch einige Familien sehr schnell wieder in andere Orte gezogen, wo sie eine Arbeit im Beruf erhalten konnten.

Das erste Protokoll nach Kriegsende vom 17. September 1945 befasst sich mit der Jahresrechnung. Es ist unterschrieben von Friedrich Lembke als Bürgermeister sowie Karl Bobsien und August Heck als Mitglieder des Gemeindeausschusses. Am 30.12. legt Lembke sein Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder. In Anwesenheit von Friedrich Lembke, Wilhelm Hinzmann, Karl Bobsien, Wilhelm Ahnefeld, Paul Mundt, Wilhelm Behnke und Franz Bastian wird Bastian als neuer Bürgermeister gewählt. Als am 18. Juni 1946 auf Anordnung des Boizenburger Bezirksbürgermeisters eine öffentliche Gemeindeversammlung stattfindet, ist jedoch Hugo Laudahn Bürgermeister. Anwesend sind die Bauern Wilhelm Abel, Hermann Lindemann, Wilhelm Ahnefeld, Petersen (wohl Herta P., später Meyer), Wilhelm Kort, August Heck, Karl Bobsien, Franz Bastian, Friedrich Lembke, Paul Behnke, Paul Mundt und Wilhelm Behnke sowie die Arbeiter Friebus, Fiehn, Ludwig Dudeck und (unleserlich). Dudeck, ein Mitglied der SPD, wird zusätzlich in den Ausschuss der Gemeinde aufgenommen. Hugo Laudahn konnte die Funktion des Bürgermeisters übernehmen, obwohl er bei einer Betriebsgröße über 20 ha den Status eines „Großbauern“ bekommen hatte. Ihm kam zu Gute, dass er vor der Übernahme des Betriebes als Arbeiter in den Fliesenwerken in Boizenburg tätig gewesen war. Am 16.10. wird wieder gewählt:

  • August Heck als Vorsitzender der Gemeindevertretung,
  • Wilhelm Behnke als „Gemeindeberichterstatter“ (vermutlich zur Bodenschätzung?)
  • Bauer Jacob Kullmann/Badekow als „Sach- und Bodenberichterstatter“ für Badekow und Beckendorf.

Im Dezember des Jahres lehnt die Gemeinde die Gründung eines „Komitees der gegenseitigen Bauernhilfe“ ab, weil in der Gemeinde bereits eine Raiffeisengenossenschaft vorhanden sei.

Nun beginnt die Zeit der staatlichen Einflussnahme auf die landwirtschaftliche Produktion sowie auf die Verwertung der Produkte. Am 6. August 1947 erfolgte die „Aushändigung der Anbauverpflichtungsscheine“ für 1948. Außerdem geht es um „Verschiedentliche Anordnungen des Herrn Landrats und der Kreiskommandantur über die Ablieferung landwirtschaftlicher Erzeugnisse“. Belastend war die staatliche Auflage, die die Bauern verpflichtete Langholz aus den umliegenden Wäldern nach Kuhlenfeld (Bahnhof und Sägewerk) zu fahren. In der Folgezeit wird eine Vielzahl von Kommissionen und Ausschüssen gewählt, am 6.8.1947 auch eine Arbeitsschutzkommission:

  • Arbeitnehmervertreter: Josef Nitsche, Stellv. Reinhard Bähr
  • Arbeitgebervertreter: Paul Behnke, Stellv. Wilhelm Kort

10.12.47: „Festlegung der Betriebe, die für die Milchvieh- und Pferdeabgabe an Neusiedler in Frage kommen“. Beschluss: Betriebe Ahnefeld, Petersen, Bobsien, Freitag, Laudahn, Mundt, Hinzmann und Heck. Andere Betriebe sollen teilweise die Milchablieferung für diese Betriebe übernehmen. Ein Pferd kann Wilhelm Kort abgeben, wenn er dafür ein Fohlen gegen- geliefert bekommt. 30.01.48:

  • Vorsitz der Gemeindevertretung: August Heck
  • Bildung einer Sozialkommission:

Vorsitzender Hugo Laudahn, Stellv. August Heck

  • Ernährungsausschuss:

Martin Simon

  • 15.04.48: Beschwerdeausschuss: August Heck, Wilhelm Ahnefeld, Paul Behnke

Die Bauern Jahn ? Abel, Lindemann, Petersen, Schlichting, Bobsien, Lübbe, Lembke, Paul Behnke, Mundt, Laudahn, Wilh. Behnke und Grosch stellen je einen Morgen Kartoffelland für die Umsiedler zur Verfügung.

  • 06.09.48: Wohnungsausschuss: Wilhelm Ahnefeld (Vorsitzender), Wilhelm Abel, Else Freitag
  • 22.01.49: Wahl des Vorstandes der Gemeindevertretung.
*August Heck, Vorsitzender
*Wilhelm Kort, Stellvertreter
*Eugen Winkler, Schriftführer

Die Betriebe wurden bereits seit der Einführung der Nachkriegsverwaltung mit einem Ablieferungssoll für landwirtschaftliche Produkte beauflagt. Diese Beauflagung durch das Landratsamt, später durch den Rat des Kreises erfolgte an die Gemeinde insgesamt. Innerhalb der Gemeinde wurde durch eine Differenzierungskommission die Beauflagung der einzelnen Betriebe vorgenommen. Diese bestand allgemein aus dem Bürgermeister, Gemeindevertreter und Vertreter der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB).

Im April 1949 wird ein spezieller Vorstand für die Haltung des Gemeindebullen gebildet. Außerdem wird ein Beschluss zur Pflasterung der Dorfstraße gefasst, für die jeder Bauer Steine von seinem Acker bereitstellen soll. Dafür sollen Gemeindegelder zur Verfügung gestellt werden. Dieser Beschluss wird im Juni 1950 aufgehoben. Die Gelder sollen für die Herrichtung eines FDJ-Raumes eingesetzt werden.

Im Oktober 1949 hatte sich auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone die Deutsche Demokratische Republik (DDR) gebildet. Dieser trotz formal gegebener Selbständigkeit immer noch unter sowjetischer Besatzungshoheit stehende Staat bestand zunächst weiterhin aus den Ländern Mecklenburg, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Jedoch gab es bereits 1950 erste territoriale Änderungen zwischen den Ländern und vor allem eine Zusammenfassung kleiner Gemeinden. Am 2. Juli 1950 wurden mehrere Dörfer zu größeren Gemeinden zusammengefasst. Beckendorf und Bretzin wurden Bestandteil der Gemeinde Wiebendorf. Bürgermeister wurde Willi Winkler aus Wiebendorf.

Die Repressalien gegen die „Großbauern" nahmen immer mehr zu. Es wurden Hauskontrollen durchgeführt, wenn beispielsweise das Getreide-Ablieferungssoll nicht erfüllt war. Diese Kontrollen konnten innerhalb der Gemeinde angeordnet werden, aber auch von den staatlichen Erfassungsorganen vorgenommen werden. In Beckendorf wurden bei Paul Meyer und Hugo Laudahn noch einige Säcke mit Getreide gefunden, obwohl das Ablieferungssoll noch nicht erfüllt war. Paul Meyer wurde deshalb kurzzeitig inhaftiert. Auch Hugo Laudahn wurde dieses angedroht. Zur Überprüfung der staatlichen Anbaupläne und Viehhaltungspläne, die den Bauern die Art und den Umfang des Ackerkulturenanbaus und der Viehhaltung im Detail vorschrieben, wurden Feld- und Hofbegehungen durchgeführt. Die Verweigerung der Hausschlachtung an Betriebe, die ihr Soll in der Schlachtviehablieferung nicht erfüllt hatten war gang und gäbe. Dazu muss man wissen, dass das Schlachten für den Eigenbedarf bereits in der Kriegszeit und dann auch danach der Genehmigung durch die Gemeinde bedurfte. Diese durfte die Genehmigung an Betriebe mit Ablieferungsschulden nicht erteilen. Da andererseits die Landwirte als Selbstversorger auch keine Fleischversorgung auf der Lebensmittelkarte erhielten, waren sie gezwungen, Schwarzschlachtungen durchzuführen. Wurden diese entdeckt, so wurden sie wegen Wirtschaftsvergehen angeklagt. Die Familie Bobsien verpachtete einen Teil ihres Betriebes an Karl Westphal, um von dem Status des Großbauern herunter zu kommen.

Im Jahre 1956 wurde Beckendorf, ebenso Bretzin, im Rahmen eines Programmes, das teilweise auch die Nachbardörfer betraf, elektrifiziert. Dabei war zunächst nur die Versorgung mit Lichtstrom vorgesehen. Der ausführende Elektrobetrieb Lemke aus Bennin hat jedoch auf Bitten der Bauern auch Kraftstromanschlüsse installiert.

7.3. Die Maschinenausleihstation (MAS)

Im Jahre 1946 war der Maschinenhof der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) in Wiebendorf gegründet worden. Er wurde auf dem Gelände und in Gebäuden des ehemaligen Gutshofes angesiedelt. Die Aufgabe dieser Einrichtung war die Ausleihe von Maschinen vor allem an die Neubauern der Bodenreform. Dazu wurden Traktoren und Landmaschinen der ehemaligen Güter hier konzentriert. Technischer Leiter wurde Werner Zier vom Strittkamm (Ausbau zu Klein Bengerstorf).

Im Jahre 1949 wurde dieser Maschinenhof zu einer Maschinenausleihstation (MAS), nun als volkseigener Betrieb, umgebildet. Dieser erhielt aus der wieder aufgenommenen Landmaschinen- und Traktorenproduktion der DDR weitere Maschinen, u. a. die Traktoren „Aktivist“ aus Brandenburg und „Pionier“ aus Nordhausen. Die MAS hatten aber zusätzliche politische Aufgaben zu übernehmen. Sie dienten als verlängerter Arm der Partei, der SED, wie formuliert wurde als „Stützpunkte der Arbeiterklasse auf dem Lande“. Dazu wurden zusätzlich zu dem technischen Personal auch an Fach- und Hochschulen ausgebildete Landwirte, die Agronomen und Zootechniker, und Instrukteure der Partei sowie auch der Jugendorganisation FDJ (Freie Deutsche Jugend) eingestellt. Das diente bereits der Vorbereitung der mittelfristig vorgesehenen Kollektivierung der Landwirtschaft aber auch der Steigerung der Erträge durch Einführung wissenschaftlicher Methoden in der Landwirtschaft. Die MAS Wiebendorf hatte ursprünglich ein Arbeitsgebiet, das den gesamten westlichen Teil des Kreises Hagenow umfasste. Dann wurden in Rodenwalde und in Schwanheide weitere MAS geschaffen, so dass nun die Dörfer Granzin, Beckendorf, Bretzin, Groß Bengerstorf, Klein Bengerstorf, Wiebendorf, Tessin, Kuhlenfeld, Dersenow, Besitz, Blücher, Zahrensdorf, Neu Gülze, Bahlen, Gothmann, Gülze, Bandekow, Teldau, Timkenberg, Niendorf, Sumte, Krusendorf, Viehle, Neu Garge, Stiepelse, Neu Wendischthun und Neu Bleckede zu dem MAS-Bereich gehörten. Wegen der Größe wurden dann Maschinenstützpunkte als Außenstellen u. a. in Sumte, Teldau, Dersenow und Granzin eingerichtet, auf denen Traktoren und Maschinen ständig stationiert wurden. Als erster Direktor wurde Gerhard Volkmann beauftragt, ein gelernter Tischler, der zuvor bei der Kriminalpolizei gearbeitet hatte. Als er persönliche Bedenken vortragen wollte, weil er keine landwirtschaftlichen Kenntnisse hatte, erhielt er die Antwort, er habe in seiner vorhergehenden Tätigkeit ausreichend Klassenbewusstsein gezeigt. Das qualifiziere ihn auch für diese Tätigkeit. Als im Jahre 1962 der Kreisbetrieb für Landtechnik aus den bisherigen MTS/RTS gebildet wurde, wurde er Direktor dieses Betriebes mit Sitz in Setzin. Die Erweiterung des Maschinenhofes hatte zur Folge, dass die auf dem Gutshof eingerichteten Neubauernstellen weichen mussten. Diese Bauern erhielten neue Wohnstallgebäude. Das betraf die Bauern Paul Knispel, Wilhelm Behnke, Johann Jakob und Hermann Bibow.

Im Jahre 1952 erhielt die Maschinenausleihstation (MAS) die neue Bezeichnung Maschinen- und Traktoren-Station (MTS). Die Begründung dafür war, dass die Maschinen nicht ausgeliehen wurden, sondern in Lohnarbeit bei den Landwirten arbeiteten. Es war jedoch bereits ein weiterer Schritt in Richtung der Kollektivierung der Landwirtschaft.

7.4. Die Entwicklung der Gemeinde Wiebendorf nach 1945

Im Jahre 1945 war zunächst noch der ehemalige Gutsinspektor Brockmann als Bürgermeister tätig. Im Herbst 1945 wurden die aus der NS-Zeit heraus noch im Amt gebliebenen Bürgermeister abgesetzt. Der erste Bürgermeister aus den Reihen der Neubauern wurde Eduard Schocher, dann Otto Josupeit. Laut einer Betriebszählung im Jahre 1949 war zu diesem Zeitpunkt Gerhard Fechner Bürgermeister in Wiebendorf. Die Mitglieder der Gemeindevertretung sind nicht mehr vollständig bekannt. Nach einem Protokoll vom 18. Januar 1948 werden Erich Timm als Vorsitzender der Gemeindevertretung und August Pszolla als sein Stellvertreter gewählt, genannt wird auch Otto Josupeit als Gemeindevertreter.

Die Wiebendorfer Kinder besuchten nun die Schulen in Bengerstorf. Die Tradition der Schulverbände Klein Bengerstorf, zu dem Wiebendorf gehörte, und Groß Bengerstorf, zu dem Beckendorf und Bretzin gehörten, wurden weiter fortgesetzt. Beide Verbände arbeiteten nun unter der Leitung eines Direktors Wegner aus Granzin, später Grber aus Neu Gülze.

Im Jahre 1948 wurde in Wiebendorf durch die Neubauern eine Freiwillige Feuerwehr gegründet. Etwas später hat auch die MAS eine Betriebsfeuerwehr ins Leben gerufen. Beide sowie die Beckendorfer Freiwillige Feuerwehr wurden später zu einer Wehr vereinigt.

Im Oktober 1949 hatte sich auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone die Deutsche Demokratische Republik (DDR) gebildet. Dieser trotz formal gegebener Selbständigkeit immer noch unter sowjetischer Besatzungshoheit stehende Staat bestand zunächst weiterhin aus den Ländern Mecklenburg, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Jedoch gab es bereits 1950 erste territoriale Änderungen zwischen den Ländern und vor allem eine Zusammenfassung kleiner Gemeinden. Am 2. Juli 1950 wurde die Gemeinde Wiebendorf gebildet - manchmal auch als Zentralgemeinde Wiebendorf bezeichnet. Sie umfasste nun auch die vorher selbständige Gemeinde Beckendorf und aus der ehemaligen Gemeinde Badekow-Bretzin den Ortsteil Bretzin. Bürgermeister war der Neubauer Willi Winkler aus Wiebendorf. Die Gemeindevertreter waren zunächst offenbar aus den bisherigen Gemeinden zusammengeführt worden. Genannt in einem Protokoll vom August 1950

aus Wiebendorf:

  • Ernst Schmidtke SED (Direktor der MAS)
  • Wilhelm Behnke SED (evtl. aus Beckendorf)
  • Erich Timm SED
  • Hermann Bibow SED
  • August Pszolla DBD
  • August Wilh. Bieck DBD (Gemeindesekretär)
  • Max Schultz LDPD
  • Werner Timm FDJ

aus Bretzin:

  • Paula Hamdorf SED
  • Wilhelm Barkhahn parteilos

aus Beckendorf:

  • Wilhelm Abel SED
  • Paul Mundt jun. FDJ
  • Martin Simon FDJ

Vorsitzender wurde wahrscheinlich Ernst Schmidtke, der MAS-Direktor, sein Stellvertreter Paul Mundt jun., als Gemeinderäte gewählt Wilhelm Barkhahn - Bretzin, Wilhelm Ahnefeld – Beckendorf und Erich Timm – Wiebendorf. Außerdem wurden eine Wohnungskommission (Wilhelm Kort – Beckendorf, Emil Bodem – Bretzin, Hilde Schmidtke – Wiebendorf) und eine Sozialkommission (Edith Kemper – Wiebendorf, Helmut Kahl – Bretzin, Heini Schlichting- Beckendorf) gebildet. In dem Protokoll wurden außerdem Helmuth Hamdorf und Walter Fritsch aus Bretzin genannt.

Am 15. Oktober 1950 erfolgte dann die Neuwahl der Gemeindevertretung. Gewählt wurden:

  • Ernst Schmidtke SED Vorsitzender
  • Erich Timm SED stellv. Vorsitzender
  • Paula Hamdorf SED
  • Gerhard Fechner DBD
  • Max Schultz LDPD
  • Helene Krutinat LDPD
  • Günter Böttcher FDJ
  • Wilhelm Abel VdgB
  • Karl Fiehn FDGB

Als Bürgermeister wurde Willi Winkler wiedergewählt. Gemeinderäte wurden Max Schultz und Wilhelm Abel. Mitglieder des Hauptausschusses (später Rat der Gemeinde) wurden Ernst Schmidtke als Vorsitzender, Karl Fiehn, Erich Timm und Wilhelm Abel.

In der Gemeindevertretersitzung am 19.11.1950 wurde über den Bau einer Wasch- und Badeanstalt sowie einer Zentralschule in Wiebendorf diskutiert. Das resultierte daraus, dass man seinerzeit die Absicht hatte, die Dörfer, in denen die MAS sich befanden, als Zentraldörfer zu entwickeln, einer Planung, die sehr schnell wegen der allgemeinen Mangelsituation in der Wirtschaft wieder aufgegeben wurde. Einige zentrale Aufgaben wurden dennoch angesiedelt. So wurden bei den MAS Kulturhäuser eingerichtet. In Wiebendorf wurde dazu der ehemalige Kuhstall des Gutes zu einem Veranstaltungssaal umgebaut, in dem neben den Tagungen des MAS-Bereiches vor allem Tanzveranstaltungen, aber auch Aufführungen der Fritz-Reuter-Bühne des Mecklenburgischen Staatstheaters, Varieteeveranstaltungen und vor allem auch die Vorführungen der Landfilm-Einrichtung stattfanden. Leiter des Kulturhauses wurde Bruno Kösling. Später entstand auch ein Arztstützpunkt, in dem Ärzte und Zahnärzte aus dem Landambulatorium Vellahn sowie die Gemeindeschwester ihre Sprechstunden abhielten.

Im Jahre 1950 wurde in Wiebendorf mit Unterstützung der MAS eine Freiwillige Feuerwehr gegründet.

Im November 1951 wird Willi Lehnert als Vorsitzender der Gemeindevertretung gewählt. Ernst Schmidtke, der bisherige Vorsitzende, war als Direktor in die neu eingerichtete MAS Schwanheide versetzt worden. Lehnert war in der MAS Wiebendorf der Oberagronom und stellvertretender Direktor. Gleichzeitig folgen Paul Knispel für Gerhard Fechner und Otto Josupeit für Helene Krutinat, weil Fechner und Krutinat verzogen waren. In gleicher Sitzung wurde eine neue Differenzierungskommission gewählt bestehend aus den Wiebendorfern Teubler, Kemper, Josupeit und Lücht, den Bretzinern Barkhahn und Otto Abel sowie den Beckendorfern W.Abel, Fiehn und Ahnefeld.

Im Jahre 1952 wurden sogenannte Hausvertrauensleute eingesetzt. Dieses erfolgte im Rahmen der Arbeit der Nationalen Front. Sie sollten die Vertretung der Hausbewohner gegenüber den „staatlichen Organen“ und auch den Vermietern vertreten. Das war eine Einrichtung, die schematisch aus den Städten auf die Dörfer übertragen wurde und auf Grund der gänzlich anderen Strukturen eigentlich unsinnig war. Die Hausvertrauensleute sollten aber wohl auch eine gewisse Überwachung der Bewohner sichern, was in den Dörfern, wo jeder jeden kennt, ebenfalls nur begrenzt Wirkung entfaltet hat. Eingesetzt wurden Reinhard Rollauer, Ewald Redmann und Gisela Nolte in Wiebendorf, Walter Meier in Bretzin sowie Ernst Meyer, Hermann Mundzeck und Karl Westphal in Beckendorf.

Abb. 26. Das ehemalige Wiebendorfer Konsumgebäude im Jahre 2000

In den frühen 1950er Jahren wurde in Wiebendorf durch die Konsumgenossenschaft eine Verkaufsstelle eingerichtet Dazu wurde der im Erdgeschoss des Pumpenhauses befindliche Raum genutzt. Im Jahre 1956 waren dort ein Herr Grützmacher sowie Käthe Lemke aus Tessin und Edith Greve aus Klein Bengerstorf beschäftigt. Im Jahre 1957 löste Eva Gajewski aus Banzin den Herrn Grützmacher als Verkaufsstellenleiter ab. Etwa 1957 erfolgte durch einen Anbau in Leichtbauweise eine Erweiterung der Verkaufsstelle. Danach haben in der Konsumverkaufsstelle – unvollständige Aufzählung, ohne eine Reihenfolge zu benennen – gearbeitet: Renate Kunzig, Martha Lübbert, Margit Hößler Ende der 1950er Jahre wurde auch in Beckendorf eine Konsumverkaufsstelle eingerichtet. Diese wurde zunächst von Ilse Schlichting, dann von Rosemarie Haase geleitet. Frau Haase hat noch Anfang der 1990er Jahre die Versorgung der Beckendorfer sichergestellt.

In dieser Zeit wurde auch eine Konsum-Gaststätte zunächst im ehemaligen Wirtschaftsgebäude, dann im ehemaligen Pferdestall des Gutes eingerichtet. Diese wurde u.a. von Frau Helga Redmann betrieben. Bis in die frühen Fünfziger Jahre hat die VdgB das ehemalige Gutssägewerk im heutigen Postweg unter der Leitung von Gustav Greck weiter betrieben. In diesen Jahren wurden in den Gemeinden auch Gemeindebüchereien geschaffen. Das erfolgte in Wiebendorf in Zusammenarbeit mit der MAS. In den 1950er Jahren wurde in Wiebendorf ein Kindergarten eingerichtet. Dazu wurde das Gebäude der ehemaligen Sägerei des Gutes umgebaut. Diese war zunächst noch weitergeführt aber dann geschlossen worden. In den fünfziger Jahren feierte die Gemeinde im ehemaligen Gutspark an der Schaale ihre Parkfeste.

Abb. 27. Die Handballmannschaft "Traktor" Wiebendorf etwa 1950

In den ersten Nachkriegsjahren gründeten Jugendliche aus Bengerstorf eine Handballmannschaft, die später unter der Trägerschaft der MAS Wiebendorf unter dem Namen „Traktor Wiebendorf“ weiter ihren Sport betrieb. In der Mannschaft spielten: ob. Reihe, v.l.: Hartwig Mundt sen., Erich Greve, Karl Baudach (Förster), Günter Marks (Wiebendorf), Alfred Minks, unt. Reihe: Harry Behncke, Walter Meier, Walter Schuldt, Heinz Schulz, Eduard Prade, - . Gespielt wurde auf dem damaligen Klein Bengerstorfer Sportplatz auf einer Weide am Weg zum Karrentin. Die Mannschaft war anfangs sehr erfolgreich, verlor dann aber 1951 im Aufstiegsspiel gegen Aufbau Boizenburg. Bedauerlicherweise hat sie diese Niederlage nicht verkraftet. Einige Spieler – insbesondere Günter Marks - spielten dann nach der Auflösung der Mannschaft bei Aufbau Boizenburg weiter.

7.5. Die Landwirtschaft in den 1950er Jahren

In der Betriebszählung 1949 sind aufgeführt:

  • Otto Teubler
  • Erich Timm
  • Max Schultz
  • Edith Kemper
  • Elisabeth Jakob
  • Otto Josupeit
  • Johann Pszolla
  • Erwin Abraham
  • Johann Lücht
  • Hermann Bibow
  • Paul Knispel
  • Johann Sofinowski
  • Hermann Scheer
  • Gerhard Fechner (auch Bürgermeister)
  • Emil Hoffmann
  • Paul Kahl
  • Wilhelm Redmann
  • Johann Jakob
  • Wilhelm Behnke
  • Eduard Schocher
  • sowie die MAS (Maschinenausleitstation).

Der genannte Emil Hoffmann betrieb in dem ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Gutes eine Gastwirtschaft und ein kleines Ladengeschäft In einer anderen Aufstellung aus 1949 wurden auch Helene Krutinat, Reinhard Rollauer und Willi Winkler als Kleinbetriebe genannt.

Die Betriebe wurden bereits seit der Einführung der Nachkriegsverwaltung mit einem Ablieferungssoll für landwirtschaftliche Produkte beauflagt. Diese Beauflagung durch das Landratsamt, später durch den Rat des Kreises erfolgte an die Gemeinde insgesamt. Innerhalb der Gemeinde wurde durch eine Differenzierungskommission die Beauflagung der einzelnen Betriebe vorgenommen. Diese bestand allgemein aus dem Bürgermeister, Gemeindevertreter und Vertreter der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB). Im Jahre 1949 werden als Mitglieder der Differenzierungskommission Eduard Schocher, Paul Kahl, Erwin Abraham und Hermann Scheer genannt.

Aus dem Jahre 1952 ist eine Wirtschaftsflächenerhebung überliefert. Darin sind folgende Betriebe mit ihren Nutzflächen in ha aufgeführt:

In Wiebendorf:

  • Johann Fechner 12,01
  • Paul Knispel 12,33
  • Wilhelm Redmann 11,76
  • Johann Lücht 10,92
  • Otto Josupeit 11,16
  • Johann Jakob 10,65
  • Erich Timm 10,86
  • Hermann Bibow 10,62
  • Wilhelm Behnke 10,56
  • Ewald Kiebert 10,73 (zuvor Hermann Scheer)
  • Eduard Schocher 10,86
  • Erwin Abraham 10,63
  • Max Schultz 10,35
  • Johann Sofinowski 10,33
  • Elisabeth Jakob 10,37
  • Paul Kahl 10,24
  • August Pszolla 10,23
  • Edith Kemper 10,39
  • Otto Teubler 9,93

Kleinbetriebe:

  • Willi Brosch
  • Ewald Redmann
  • Eduard Dingfeld
  • Walter Fritsch
  • Helene Krutinat
  • Richard Steinbring

in Bretzin:

  • Werner Barkhahn 51,46
  • Helmuth Kahl 51,23
  • Otto Abel 51,00

Sie alle hatten jeweils ca. 13,5 ha Unland (Heide)

in Beckendorf:

  • Hugo Laudahn 29,13
  • Wilhelm Kort 26,19
  • Karl Bobsien 21,17
  • Hermann Schlichting 19,02
  • Hermann Lindemann 18,15
  • Paul Behnke 18.15
  • Else Freitag 17,39
  • Paul Mundt 17,27
  • Paul Meyer 16,83
  • Wilhelm Hinzmann 15,86
  • Elise Grosch 16,13
  • Wilhelm Ahnefeld 16,29
  • August Heck 14,84
  • Wilhelm Abel 16,62
  • Berta Lübbe 15,56
  • Wilhelm Behnke 15,78
  • Friedrich Lembke 15,23
  • Franz Bastian 10,52

Zu Beginn der Fünfziger Jahre verschärften sich in allen Dörfern die Tendenzen, durch wirtschaftliche Maßnahmen die größeren Bauern, die ab einer Betriebsgröße von 20 ha unabhängig von der Bodenqualität als Großbauern bezeichnet wurden, zur Aufgabe ihrer Betriebe zu zwingen. Das betraf auch die drei Bauern Kahl, Barckhahn und Abel in Bretzin. Ein wesentliches Element dazu war die Verschärfung der Pflichtablieferung, die nun Anfang der Fünfziger Jahre durch die Möglichkeit „Freie Spitzen“ zu liefern, ergänzt wurde. Als „Freie Spitzen“ wurden die überschüssigen Produkte bezeichnet, die nicht für die Pflichtablieferung und auch nicht für den betrieblichen Kreislauf benötigt wurden. Für diese wurde ein wesentlich höherer Preis gezahlt. Dadurch konnten gerade die kleineren und die mittleren Betriebe durch intensive Ausnutzung ihrer Flächen höhere Gewinne erzielen. Die so genannten „Großbauern“ hatten nun mit der hohen Sollveranlagung zu kämpfen.

Die Repressalien gegen die „Großbauern" nahmen immer mehr zu. Es wurden Hauskontrollen durchgeführt, wenn beispielsweise das Getreide-Ablieferungssoll nicht erfüllt war. Diese Kontrollen konnten innerhalb der Gemeinde angeordnet werden, aber auch von den staatlichen Erfassungsorganen vorgenommen werden. Diese staatlichen „Kontrolleure“ gingen so weit, dass sie bei einem Bauern in Klein Bengerstorf sogar das Ofenrohr nach verstecktem Getreide kontrolliert haben. Zur Überprüfung der staatlichen Anbaupläne und Viehhaltungspläne, die den Bauern die Art und den Umfang des Ackerkulturenanbaus und der Viehhaltung im Detail vorschrieben, wurden Feld- und Hofbegehungen durchgeführt. Die Verweigerung der Hausschlachtung an Betriebe, die ihr Soll in der Schlachtviehablieferung nicht erfüllt hatten, war gang und gäbe. Dazu muss man wissen, dass das Schlachten für den Eigenbedarf bereits in der Kriegszeit und dann auch danach der Genehmigung durch die Gemeinde bedurfte. Diese durfte die Genehmigung an Betriebe mit Ablieferungsschulden nicht erteilen. Da andererseits die Landwirte als Selbstversorger auch keine Fleischversorgung auf der Lebensmittelkarte erhielten, waren sie gezwungen, Schwarzschlachtungen durchzuführen. Wurden diese entdeckt, so wurden sie wegen Wirtschaftsvergehen angeklagt.

Am 13. Mai 1953 finden sich im Protokoll der Gemeindevertretung Aussagen über Betriebe mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Das betraf die Betriebe von

  • Irma Meier, Bretzin (23,74 ha). Der Betrieb wird als „total herunter gewirtschaftet“ bezeichnet. (eine staatlich ininitiierte stark politisch-klassenkämpferisch motivierte Feststellung)
  • Helmuth Kahl, Bretzin (23,75 ha), der wegen „Wirtschaftsvergehen“ in Haft saß. Seine Frau hätte einen Antrag auf Aufnahme in eine LPG gestellt.
  • lise Grosch, Beckendorf (15.08 ha). Die Wirtschaftsführung soll ihr nach der
  Verordnung vom 19.02.1953 entzogen werden. 

Hier sollen Auszüge aus dem Protokoll der Gemeindevertretung vom 13. Juni 1953 folgen: „Tagesordnung:

  • 1.Beschlußfassung über die Betriebe die unter die Verordnung vom 19.2. fallen.
  • 2.Ablieferungsstand der Gemeinde in tierischen Produkten
  • 3.Verschiedenes.

Um 20.30 Uhr eröffnete der Bürgermeister die Versammlung und gab Kollege Lehnert das Wort, der zu Punkt 1. der Tagesordnung sprach. Es handelt sich um 3 Betriebe die ihre Verpflichtungen dem Staat gegenüber nicht nachgekommen sind. Kollege Lehnert gab diesen Punkt zur Diskussion. Zunächst wurde der Betrieb von Grosch durch genommen. Wenn der Betrieb von der LPG übernommen wird muß dieser ganz neu differenziert werden da mit nicht die LPG belastet wird. Dann kommt der Betrieb Kahl aus Bretzin. Es ist nicht geklärt was mit Kahl …wird…“

Die genannte Verordnung betraf sogenannte devastierte (wörtlich verwüstete) Betriebe. Sie war von der DDR-Führung als eine Möglichkeit gewollt, Betriebe zwangsweise zu enteignen und dann in einen Örtlichen Landwirtschaftsbetrieb (ÖLB) zu überführen. Das diente langfristig dem Ziel, damit den Kern Landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften (LPG) zu schaffen. Das Protokoll ist wenige Tage vor dem Aufstand des 17. Juni 1953, aber nach dem 9. Juni entstanden. Am 9. Juni wurde von der SED-Parteiführung ein „Neuer Kurs“ beschlossen, der viele Maßnahmen der Partei- und Staatsführung wieder zurücknahm. Zwischen Februar und Juni enteignete Betriebe konnten nach dem 17. Juni von den Eigentümern wieder zurückgenommen werden. Das ist aber nur in wenigen Fällen erfolgt, z.B. Eduard Marbs in Klein Bengerstorf.

Der ÖLB wurde dann – wie auch in Bengerstorf und anderen Nachbardörfern - kurzfristig gebildet. Laut dem im Kreisarchiv befindlichen Finanzplan des ÖLB Wiebendorf/Bretzin für das Jahr 1955 bestand dieser aus einem Betrieb mit 23,75 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche und 51,23 ha Gesamtfläche und vier Beschäftigten. Somit ist nur der Betrieb Kahl Bestandteil des ÖLB gewesen. Der Betriebsleiter hieß Hagemann. In einem Protokoll der Gemeindevertretung vom 30.11.1955 wird ausgesagt, dass der Neubauer Otto Teubler seine Wirtschaft zurückgeben will. Sie soll in den ÖLB überführt werden.

Bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt nämlich am 4./5.Mai 1953 wurde laut einem im Kreisarchiv vorhandenen Gründungsprotokoll in Beckendorf eine LPG Typ I zunächst unter dem Namen „Glück auf“ gegründet, der dann in LPG „Bergiges Land“ geändert wurde. - In den LPG Typ I wurde im Gegensatz zu einer LPG Typ III nur die Feldwirtschaft gemeinsam betrieben, die Viehwirtschaft aber verblieb bei den einzelnen Bauern. Mitglieder wurden laut dem Protokoll die Bauern Paul Behnke als Vorsitzender, Wilhelm Behnke, Friedrich Lembke, Paul Meyer, Paul Mundt und Hermann Schlichting. Diese LPG bestand nach den Unterlagen des Kreisarchivs wohl nur bis 1955. Für dieses Jahr liegt noch ein Produktionsplan vor. In dem Plan werden nun nur noch die Mitglieder Karl Fiehn, Paul Behnke, Friedrich Lembke und Hermann Mundzeck genannt. Offenbar hatte sich diese LPG nur formell gebildet, um die relativ schwachen Betriebe in den Genuss der Vergünstigungen kommen zu lassen, die den LPG gewährt wurden, und sich dann schleichend aufgelöst.

In Bretzin kam es im zeitigen Frühjahr 1955 zu einem Brand auf dem Gehöft Abel/Meier. Das betraf das Wohn- und Stallgebäude. Unter den extremen Mangelbedingungen dieser Zeit erforderte der Aufbau des Hauses die ganze Kraft der Eigentümer. In dieser Zeit wurden die Bauern Werner Barkhahn/Bretzin und Paul Mundt sen./Beckendorf wegen illegalem Waffenbesitz und illegaler Jagd inhaftiert.

Die LPG „Neues Leben“ Bretzin wurde am 17. Juli 1958 gegründet. Gründungsmitglieder waren Otto Abel, Gisela Barkhahn, Willi Göhlich, Inge und Johann Grimm, Irma und Walter Meier sowie Peter Jackisch, der Vorsitzender wurde. Die LPG bestand aus den Betrieben Abel/Meier, Barkhahn und Kahl, der über den ÖLB in die LPG gekommen war, und umfasste ca. 71 ha Nutzfläche und 154 ha Gesamtfläche. Er handelte sich um eine LPG vom Typ III, in der sowohl die Feld- als auch die Viehwirtschaft genossenschaftlich betrieben wurden. Im März 1959 wurde der Betrieb Lemke in Wiebendorf und im September 1959 der Betrieb Redmann in die LPG aufgenommen.

In der Wirtschaftsflächenerhebung im Jahre 1959 werden folgende landwirtschaftliche Betriebe aufgeführt

LPG „Neues Leben“ 195,40 ha landwirtschaftliche Nutzfläche

Betriebe über 15 ha:

  • Laudahn, Hugo 26,63
  • Kort, Wilhelm 26,20
  • Meyer, Paul 16,93
  • Schlichting, Herm. 18.01
  • Hinzmann, Wilhelm 17,16
  • Mundt, Paul 18.01
  • Meyer, Friedrich 18.95
  • Lindemann, Herm. 19,41
  • Abel, Wilhelm 16,62
  • Ahnefeld, Wilhelm 16,29


Betriebe 10-15 ha:

  • Göritz, Karl 10,52 (zuvor Kemper)
  • Winkler, Willi 10,40
  • Schocher, Eduard 11,85
  • Kahl, Paul 10,24
  • Kiebert, Ewald 10,56
  • Schultz, Rudolf 10,30
  • Sofinowski, Johann 10,53
  • Abraham, Erwin 10,96
  • Gebert, Ernst 10,70 (zuvor Fechner)
  • Lemke, Hermann 11,22 (zuvor Behnke)
  • Josupeit, Otto 11,45

+Timm, Erich 11,20

  • Kiedel, Johannes 11,52
  • Jakob, Johann 11,54
  • Redmann, Wilhelm 11,94
  • Westphal, Karl 10,39 (zuvor Bobsien, teilweise)
  • Bastian, Franz 10,52
  • Quast, Arnold 12,58 (zuvor Knispel)
  • Schwark, Ursula 11,03 (zuvor Bobsien, teilweise)
  • Schäfer, Eduard 13, - (zuvor Heck)
  • Behnke, Wilhelm 15,38
  • Fiehn, Betty 15,49
  • Mundzeck, Hermann 15,41 (zuvor Lembke)

7.6. Weitere kommunale Entwicklung in Wiebendorf

In einem Protokoll der Gemeindevertretung vom 30.11.1955 wird Wilhelm Abel/Beckendorf als Bürgermeister bestätigt. Er war vorher kommissarisch vom Rat des Kreises eingesetzt worden. Der Grund war in dem Protokoll nicht ersichtlich. Jedoch wird am 29.05.1956 und am 12.09.1956 bereits der ehemalige Neubauer Otto Teubler als Bürgermeister genannt, neben den Gemeindevertretern Wilhelm Abel, Willi Winkler, Erwin Abraham, Otto Josupeit, Erich Timm, Paula Hamdorf, Max Lücht, Willi Lehnert und Karl Fiehn, sowie den Gemeinderäten Rudolf Schultz und Wilhelm Ahnefeld. Teubler legt in der Gemeindevertretersitzung am 15.07.1957 sein „Mandat“ bereits nieder, in Anwesenheit der Gemeindevertreter Paula Hamdorf, Wilhelm Abel, Erich Timm, Ewald Schmidt, Hermann Lemke, Erwin Abraham, Ewald Kiebert, Johann Jakob, Erwin Seliger, Friedrich Meyer, Otto Josupeit, Max Lücht, Bruno Kösling, Willi Winkler und Heinrich Meyer, sowie der Gemeinderäte Rudolf Schultz und Wilhelm Ahnefeld.

Bereits am 29. Mai 1956 war der Ortsausschuss der Nationalen Front gegründet worden. Die Vorschläge für den Ortsausschuss waren am 15.Mai protokolliert worden und vom Bürgermeister Teubler unterschrieben:

  • Lemke Hermann Vorsitzender SED (Sozialist. Einheitspartei Deutschlands)
  • Bibow, Hermann Stellvertreter SED
  • Kiebert, Ewald Schriftführer VdgB (Vereinigg. der gegenseitigen Bauernhilfe)
  • Mundzeck, Hermann Literatur LPG
  • Bodem, Emil „ FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund)
  • Adomeit, Eva „ DFD (Demokrat. Frauenbund Deutschlands)
  • Schocher, Eduard Mitarbeiter DBD (Demokrat. Bauernparte Deutschlands)
  • Schultz, Rudi „ LDPD (Liberal-Demokrat. Partei Deutschlands)
  • Lücht, Max „ FDJ (Freie Deutsche Jugend)
  • Teubler, Otto „ DBD

Die Nationale Front sollte alle Parteien sowie die Massenorganisationen VdgB, FDGB, DFD und FDJ in sich vereinen. Sie diente somit als Organ der Gleichschaltung, der auch bereits das Verhältnis der Parteien in der Gemeindevertretung festlegte. Man wählte nicht mehr die Partei sondern die Kandidaten der Nationalen Front. Dadurch dass viele Vertreter der Massenorganisationen gleichzeitig der SED angehörten, konnte diese Partei ihren Einfluss weiter verstärken. Darüber hinaus hatte die Nationale Front organisatorische Aufgaben in der Gemeinde zu erfüllen, u. a. die Organisation von gemeinnützigen Arbeitseinsätzen.

In den Jahren 1956/57 wurden durch die MTS sechs Doppelhäuser an dem später Postweg genannten Weg errichtet.

In einem Protokoll der Rechenschaftslegung der LPG „Neues Leben“ am 14.09.1959 wird der Bürgermeister Wilhelm Adam genannt. In einem Protokoll der gemeinsamen Jahresrechenschaftslegung der LPG Typ I „Frieden“ und „Steinreich“ in Beckendorf im Januar 1961 war neben dem Parteisekretär der MTS Wilhelm Ewald auch der Bürgermeister der Gemeinde Wiebendorf Horst Gand unter den Anwesenden genannt.

Die Einwohnerzahl betrug 1959: insgesamt 261

  • davon Wiebendorf 139
  • Beckendorf 100
  • Bretzin 23

7.7. Der „sozialistische Frühling“ und seine Folgen

Im so genannten „sozialistischen Frühling“, in dem die Bauern mit massivem Druck in die LPG gezwungen wurden, traten die Bauern Eduard Schocher, Johann und Elfriede Jakob, Arnold und Herta Quast sowie Elsbeth Gebert in die LPG „Neues Leben“ ein.

In diesem Frühjahr bildete sich auch die LPG Typ I „Schaale“ in Wiebendorf mit den Bauern Johann und Erna Lücht, Rudolf und Ruth Schultz, Johann Sofinowski, Erich Timm und Friedrich Ahlers, der Vorsitzender wurde. Er hatte die Wirtschaft von Josupeit übernommen. Die Mitglieder der LPG Typ I „Schaale“ schlossen sich bereits im Januar 1961 der LPG „Neues Leben“ an. Gleichzeitig wurde auch der Betrieb Betty Fiehn aus Beckendorf in diese LPG aufgenommen.

Ebenfalls im März 1960 bildete sich die LPG Typ I „Frieden“ Beckendorf laut Gründungsprotokoll mit den Mitgliedern Wilhelm Ahnefeld, Hermann und Helene Lindemann, Herta und Paul Meyer, Hermann Schlichting sowie Artur Vogt, Ernst und Waltraud Meyer Vorsitzender wurde Hermann Lindemann. Gleichzeitig gründete sich die LPG „Steinreich“ Beckendorf“ mit den Mitgliedern Franz Bastian, Betty Fiehn, Hugo Laudahn, Else und Friedrich Meyer, Paul Mundt, Ursula und Hans Schwark, Elisabeth und Paul Mundt jun., Paul Haase und Gerhard Bunkowski. Vorsitzender wurde Hans Schwark. In diesen Protokollen gibt es einige Unstimmigkeiten insoweit als Wilhelm Ahnefeld nicht in die LPG „Frieden“ sondern in die LPG „Steinreich“ eingetreten ist. Hugo Laudan soll sich gegen eine Aufnahme in die LPG gesträubt haben, dann aber später in die LPG Typ III „Gerechtigkeit“ in Bengerstorf eingetreten sein. Die Bauern Wilhelm Kort und Eduard Schäfer waren im Frühjahr 1960 von vornherein der LPG Bengerstorf beigetreten.

Am 1. Januar 1962 schloss sich die LPG Typ I „Frieden“ Beckendorf, die 1960 gegründet worden war, mit den Mitgliedern Helene und Hermann Lindemann, Herta und Paul Meyer, Hermann Schlichting, Ernst und Waltraud Meyer und Artur Vogt der LPG „Neues Leben“ an. Somit sind etwa 76 ha Nutzfläche hinzugekommen. Der Vorstand der LPG bestand nun aus Werner Barkhahn, Alfons Ehrlich, dem Vorsitzenden, Ernst Meyer, Herta Meyer und Ruth Schultz. Die LPG „Steinreich“ schloss sich der LPG Typ III „Gerechtigkeit“ bin Bengerstorf an. Dann erfolgten laut der Meldung der LPG „Neues Leben“ vom 14.03.1962 an den Rat des Kreises weitere Eintritte, nämlich Wilhelm Abel, Paul Behnke, Elisabeth und Hermann Mundzeck, Werner Barkhahn, Wilhelm Trilk, Helene Ehrlich, Emma Adam und Wilhelm Adam sowie im Jahre 1964 Bruno Abraham und Emil Adomeit. Davon dürften Wilhelm Abel, Paul Behnke sowie das Ehepaar Mundzeck ebenso wie der gar nicht genannte Wilhelm Behnke jedoch bereits 1960 oder teils auch früher eingetreten sein. Es war nicht mehr zu klären, in welcher LPG die Beckendorfer Betriebe Wilhelm Abel, Paul und Wilhelm Behnke bis zu diesem Zeitpunkt gewesen waren, da offenbar die 1953 gegründete LPG Typ I „Bergiges Land“ Beckendorf bereits etwa 1956 sich aufgelöst hatte. Im Jahre 1962 wurde der in Besitz wohnhafte Wilhelm Trilk Vorsitzender der LPG „Neues Leben“.

7.8. Die Gemeinde und die Konsolidierung der LPG

Der Rat der Gemeinde war nun verpflichtet, in noch größerem Umfange als zuvor auf die Entwicklung der LPG Einfluss zu nehmen und diese auch durch gemeindliche Maßnahmen zu unterstützen. Die Probleme der LPG spielen in den Sitzungen der Gemeindevertretung und des Rates eine zunehmende Rolle.

Das Protokoll der Ratssitzung vom 8. August 1962 benennt die Ratsmitglieder

  • Rudolf Schultz LDPD
  • Friedrich Ahlers -
  • Bruno Kösling SED
  • Max Lücht FDJ
  • Wilhelm Ewald SED
  • Werner Kunzig SED

Der erstgenannte Rudolf Schultz ist sicher bereits der Bürgermeister. Im Protokoll vom 20.Juni 1963 wird er als solcher benannt. Nach eigener Auskunft ist er im Jahre 1961 der zehnte Bürgermeister der Gemeinde Wiebendorf nach 1945 geworden. In dem genannten Protokoll geht es auch um die Übernahme des ehemaligen MTS-Kulturhauses durch die Gemeinde. Wenn die Gemeinde nicht zur Übernahme bereit sei, solle es an die Konsumgenossenschaft als Lager übergehen. Offenbar hat sich die Gemeinde aber zur Übernahme bereit gefunden, denn im November 1971 will sie das Kulturhaus und die Gaststätte gemeinsam mit der Kooperationsgemeinschaft Tessin-Kuhlenfeld ausbauen.

Im Seitenflügel des Kulturhauses wurde eine Arztpraxis eingerichtet, in der Ärzte und Zahnärzte des Landambulatoriums Vellahn einmal wöchentlich praktizierten. Auch die Gemeindeschwestern haben hier Sprechstunden gehalten.

Im Jahre 1963 wurden die Maschinen- und Traktorenstationen (MTS) aufgelöst. Die Maschinen und Traktoren der Stützpunkte waren ab 1959 an die jeweiligen LPG übergeben worden. Zunächst wurden die Betriebe noch als Reparaturtechnische Stationen (RTS) weitergeführt. Dann gingen die Werkstätten in Wiebendorf an den neu gegründeten Kreisbetrieb für Landtechnik über, der seinen Sitz in Setzin hatte. In Wiebendorf wurde ein Betriebsteil gebildet, der von Werner Kunzig geleitet wurde. Das war sicher der Anlass für das Angebot an die Gemeinde, das Kulturhaus zu übernehmen.

In einem Ratsprotokoll vom 16.12.1964 werden die Mitglieder der Gemeindevertretung aufgeführt:

  • Rudolf Schultz LDPD
  • Werner Kunzig SED
  • Alfons Ehrlich SED
  • Elsedore Gebert DFD
  • Willi Winkler DBD
  • Elsbeth Gebert DFD
  • Wilhelm Ewald SED
  • Hermann Lindemann -
  • Wilhelm Abel SED
  • Bruno Kösling SED
  • Hans Schütz SED
  • Artur Vogt DBD

Am 26.05.1965 ist von einer Ergänzung der Gemeindevertretung die Rede. Es sollen aufgenommen werden: Heinrich Urban (SED), Wilhelm Trilk (SED) und Hans Schwark (parteilos). Willi Winkler soll die Funktion des stellvertretenden Bürgermeisters ausüben.

Im Dezember 1967 besteht der Rat aus Rudolf Schultz, Heinrich Urban, Werner Kunzig, Willi Winkler und Gisela Barkhahn. Im Dezember 1968 behandelt der Rat, in dem jetzt auch Eduard Redmann genannt wird, die Angelegenheit Mundzeck, der eine „Grenzverletzung“ begangen haben soll.

In der LPG „Neues Leben“ wurde nach 1960 nicht nur in Technik sondern auch baulich investiert - jedoch immer mit staatlicher Unterstützung. Um die wirtschaftliche Entwicklung zu konsolidieren, wurde vom Rat des Kreises Wilhelm Trilk aus Besitz als Vorsitzender in der LPG „Neues Leben“ eingesetzt.

In den 1960er Jahren wurde ein Kuhstall neben der ehemaligen Feldscheune nördlich des Dorfes errichtet. Hinzu kamen ein Schweinestall und ein Bergeraum. Die Scheune bei Johann Sofinowski wurde zu einem Abferkelstall umgebaut. Die baufällige Feldscheune aus den 20er Jahren wurde um 1990 abgebrochen.

Die oben aufgeführten Fakten könnten den Eindruck eines erfolgreich wirtschaftenden Betriebes hervorrufen. Die LPG blieb aber trotzdem ein wirtschaftlich schwacher Betrieb, der nur mit staatlicher Unterstützung hinsichtlich der Investitionen und teils auch im Umlaufmittelbereich überleben konnte. Zu bedenken ist dabei auch die staatliche Preisgestaltung, die bereits hohe Anteile an Subventionen des Staates beinhaltete. Häufig konnten die Arbeiten speziell in der Kartoffelernte nur mit massivem Arbeitskräfteeinsatz von außen bewältigt werden. Dazu wurden Schüler, Studenten und Soldaten der Nationalen Volksarmee verpflichtet.

Anfang der 1970er Jahre schloss sich die LPG „Neues Leben“ Wiebendorf der LPG „Friedrich Heinke“ Tessin-Kuhlenfeld an.

Bereits ab 1968 kam eine weitere staatlich initiierte Erscheinung auf die Bauern zu, nämlich die Entwicklung von Kooperationsbeziehungen zwischen den LPG. Dadurch sollte die immer größere Dimensionen annehmende Technik der Feldbearbeitung, speziell die Erntetechnik, besser ausgelastet werden. Wie bei allen solchen Neuerungen wurde mit staatlichem Druck und durch Unterstützung der Parteienpresse versucht, die Bauern in die gewünschte Richtung zu bewegen. Im Juli des Jahres 1972 wird auch in einer Ratssitzung die Entwicklung der Kooperation zwischen den LPG in der Kooperationsgemeinschaft (KOG) Tessin-Kuhlenfeld behandelt.

In den Siebziger Jahren wurde die kooperative Zusammenarbeit mit benachbarten LPG immer weiter intensiviert. Sie begann bereits 1968 mit der Bildung gemeinsamer Erntekomplexe in der Getreideernte mit den LPG in Bengerstorf, Besitz-Blücher, Tessin-Kuhlenfeld, Neu Gülze (mit Zahrensdorf) und Bennin (mit Tüschow und Schildfeld). Bestanden diese zunächst nur aus Mähdrescherkomplexen mit der entsprechenden Technik für den Körnertransport, so wurden sie im Laufe der Jahre auch auf die Strohbergung mit dem Transport und teils auch auf die nachfolgende Feldbearbeitung ausgedehnt, später auch auf die Silomais- und Hackfruchternte. Am 1.Januar 1975 bildeten diese LPG eine „Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion“ (KAP). Diese vom Vorsitzenden der LPG Besitz-Blücher Heinrich Meyer geleitete Einrichtung vereinigte die gesamte Feldwirtschaft der beteiligten LPG in einer Größe von 5860 ha, die sich von der Tüschow/Schaalhofer bis an die Besitz/Niendorfer Grenze über nahezu 20 km erstreckte. Das musste zur Unübersichtlichkeit und zum Desinteresse der beteiligten Bauern führen. Die Verwaltung der der KAP wurde in Wiebendorf im ehemaligen Kulturhaus angesiedelt. Aus dieser Kooperativen Abteilung wurde 1980 unter gleicher Leitung die LPG Pflanzenproduktion gebildet, die zumindest einen besseren Rechtsstatus hatte, und durch die massive staatliche Förderung auch eine stabilere Wirtschaft aufbauen konnte als die nunmehr verbliebenen LPG Tierproduktion. Diese blieben auf die bisherigen Orte begrenzt.

Beginnend in den Siebziger Jahren wurden umfangreiche Meliorationen durchgeführt. Durch Entwässerung der quelligen Flächen entlang des westlichen Hanges zur Schaaleniederung wurden größere zusammenhängende Flächen geschaffen, die der neuen Technik angemessen sein sollten. Dem gleichen Zweck dienten umfangreichere Knickrodungen.

7.9. Die weitere Entwicklung der kommunalen Arbeit in den 1970/80er Jahren

Die Entwicklung in der Landwirtschaft, die zu immer größeren Einheiten führte, hatte auch eine intensivere Zusammenarbeit der Gemeinden im Bereich der KOG zur Folge. Innerhalb der Kooperationsbereiche wurden auch Gemeindeverbände gebildet.

Vom Rat des Kreises Hagenow wurde der Gemeinde Wiebendorf im Jahre 1973 der Vorschlag unterbreitet, die Gemeinden Wiebendorf und Tessin-Kuhlenfeld zusammen zu legen. Das wurde mit der ökonomischen Zusammenarbeit der Gemeinden in einer LPG begründet. Etwa zeitgleich war es in der Gemeinde Klein Bengerstorf zu einer Vakanz der Funktion des Bürgermeisters gekommen. Das veranlasste dann den Rat des Kreises offenbar, aus der Not eine Tugend machen zu wollen, indem die Zusammenlegung der Gemeinden vorgeschlagen wurde. Der Vorschlag der Vereinigung mit Bengerstorf stieß in beiden Gemeinden auf Zustimmung. An dieser Stelle soll der Wortlaut eines Protokolls wiedergegeben werden, der das für die Gemeinde Wiebendorf belegt: „Protokoll über die am Donnerstag, den 22.11. 1973, um 19.00 Uhr durchgeführten erweiterten Ratssitzung mit der Parteigruppe der SED der Volksvertretung Tagesordnung: Zusammenlegung der Zentralgemeinde Wiebendorf mit Tessin/Kuhlenfeld Anwesend:

  • Schultz, Rudolf Bürgermeister
  • Mischek, Ekkehard Stellv. Bürgerm.
  • Barckhahn, Gisela Ratsmitglied
  • Kunzig, Werner Volksvertreter
  • Seliger, Erwin „
  • Lieckfeldt, Engelbert „
  • Schlichting, Heino „
  • Baldauf, Peter „
  • Als Gast Koll. Sternberg, Rat des Kreises Hagenow

Beginn 19.00 Uhr Ende 22.00 Uhr

Erarbeitung einer Konzeption zwecks Zusammenlegung.

Von den Anwesenden wurde die Meinung vertreten, es sollte sachlich überlegt werden, ob eine Zusammenlegung mit der Zentralgemeinde Tessin/Kuhlenfeld zu vertreten wäre.. Ökonomisch arbeitet wohl die Gemeinde Wiebendorf mit Tessin/Kuhlenfeld zusammen, aber territorial gesehen liegt die Gemeinde Bengerstorf entfernungsmäßig günstiger. Die Gemeinde Bengerstorf liegt knapp 3 km von Wiebendorf entfernt, dagegen Tessin/Kuhlenfeld 4 bis 11 km. Bei der Zusammenlegung muß erreicht werden, daß die Arbeits- und Lebensbedingungen wesentlich verbessert werden.. Vom Abgeordneten Mischek wurde die Meinung vertreten, kooperativ arbeitet die Brigade Wiebendorf mit Bengerstorf schon jahrelang zusammen, daher könnte es kein Hemmnis sein, eine Zusammenlegung der Gemeinde mit Bengerstorf. Der Abgeordnete Seliger, der auch gleichzeitig Brigadeleiter der Brigade Wiebendorf ist, vertrat die Ansicht ökonomisch liegt Bengerstorf günstiger als Tessin/Kuhlenfeld, da überwiegend der größte Teil der Ackerflächen vom Ortsteil Beckendorf von der LPG Bengerstorf bearbeitet werden. Jahrelang wird auch schon mit Maschinenkapazität zusammengearbeitet sowie die gemeinsame Zusammenarbeit in der Pflanzenproduktion mit Bengerstorf und Bennin durchgeführt, welches sich gut bewährt hat. Die Abgeordneten Kunzig und Baldauf machten den Vorschlag, man sollte zwecks der weiteren Entwicklung und Zusammenarbeit die Gemeinden Bengerstorf, Wiebendorf u. Tessin/Kuhlenfeld zusammenlegen, da Wiebendorf von der Kooperation als Kulturzentrum vorgesehen ist, das Kulturhaus Ausbaumöglichkeiten mit geringen Mitteln bietet und somit gute Voraussetzungen zur weiteren Entwicklung und Verbesserung des geistig-kulturellen Lebens auf dem Lande geschaffen würden. Der Koll. Sternberg, als Vertreter vom Rat des Kreises führte an, bei der Zusammenlegung der beiden Zentralgemeinden muß erreicht werden, daß eine Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen zu verzeichnen ist und die sozialistische Demokratie gewahrt bleibt. Eine Zusammenlegung zwecks Gemeinden wurde von allen Anwesenden zugestimmt, jedoch sollte überlegt werden, ob eine Zusammenlegung mit Bengerstorf nicht nutzbringender wäre.

  • Schultz
  • Mischek“

In einer weiteren Ratssitzung am 29.01.1974 erhält die Zusammenlegung mit Bengerstorf erneut den Vorzug. Von der Gemeindevertretersitzung vom 05.02.1974 entstand ein Protokoll mit folgendem Wortlaut: „Gemeindevertretersitzung am 5.2.1974 Anwesend:

  • Gebert, Elsbeth x
  • Kopyto, Roman
  • Barkhahn, Gisela x
  • Timm, Werner
  • Redmann, Christel
  • Redmann, Eduard x
  • Kunzig, Renate
  • Barkhahn, Werner
  • Rollauer, Hilde
  • Rollauer, Reinhard x
  • Josupeit, Kurt
  • Haase, Erwin
  • Mundt, Paul x
  • Vermehren, Horst x
  • Mischek, Eckhard x
  • Seliger, Erwin x
  • Lieckfeldt, Engelbert x
  • Schlichting, Heino x
  • Schultz, Rudi x
  • Kunzig, Werner x
  • Schulz, Hilde x

x = Gemeindevertreter

Tagesordnung: Vorlage und Beschlussfassung des Zusammenschlusses der Gemeinde Wiebendorf mit der Gemeinde Bengerstorf

  • a. Vom Bürgermeister wurde die Beschlußvorlage erläutert und zur Diskussion gestellt. Darin brachte er zum Ausdruck, daß in Vorbesprechungen beim Rat des Kreises und der Parteileitung dem Rat der Zusammenschluß mit Bengerstorf territorial günstiger ist, als mit der Gemeinde Tessin/Kuhlenfeld.

In der Diskussion wurde vom Koll. Barkhahn ein Zusammenschluß mit Bengerstorf abgelehnt, weil die LPG der LPG Tessin/Kuhlenfeld angeschlossen ist. In einer sehr kritischen Auseinandersetzung wurde zu den einzelnen Problemen diskutiert. Mit 11 Stimmen von 13 Stimmen wurde dem Zusammenschluß mit der Gemeinde Bengerstorf zugestimmt.. Dazu gab es eine Stimmenthaltung. Alle anwesenden Gäste stimmten mit einer Gegenstimme für den Zusammenschluß mit Bengerstorf Offenbar nachgeschrieben:

  • b. Weiterhin wurde beschlossen, für das Kulturhaus 50 Stühle zu kaufen. Die Mittel hierfür sollen aus dem Volksvertreterfond bereitgestellt werden.“

Ab 01.04.1974 wurde Rudolf Schultz auch Bürgermeister der Gemeinde Klein Bengerstorf, der Zusammenschluss der Gemeinden erfolgte jedoch nicht. Dafür dürften politische Gründe eine Rolle gespielt haben. Da Schultz nicht Mitglied der SED war, wird es möglicherweise Bedenken der SED-Kreisleitung gegeben haben, ein Mitglied der LDPD als Bürgermeister einer neuen größeren Gemeinde einzusetzen. In Bengerstorf waren seit 1950 immer SED-Bürgermeister. Wiebendorf war ursprünglich eine von der DBD dominierte Gemeinde. Die Bürgermeister hatten teils aber auch der SED angehört (Abel, Adam).

In der Folgezeit spielten neben allgemeinen gemeindlichen Problemen und denen der Wirtschaftsführung der LPG auch die ungenügende Einsatzfähigkeit der Feuerwehr zunehmend eine Rolle in den Protokollen. 1973 war Josef Leimer Wehrleiter, dann 1974 Engelbert Lieckfeldt. Die Probleme blieben immer die gleichen, nämlich die geringe Einsatzfähigkeit, weil zunehmend Angehörige der Feuerwehr außerhalb Wiebendorfs arbeiteten. Auch im Frühjahr 1988 spielten anlässlich einer Übung zur Überprüfung der Einsatzbereitschaft die gleichen Probleme wieder eine Rolle. Der Verantwortliche des Kreises Hagenow schätzte seinerzeit die Feuerwehr als nicht einsatzbereit ein.

Am 12. Januar 1979 fand in Wiebendorf die letzte Ratssitzung mit dem Bürgermeister Rudolf Schultz statt. Er war dann nur noch für Bengerstorf zuständig. Dann wurde der Stellvertretende Bürgermeister Eduard Redmann (SED) kommissarisch eingesetzt.

Ab dem 01.02.1981 wurde Hannelore Mahnke (CDU) aus Groß Bengerstorf Bürgermeister in Wiebendorf. Der Rat der Gemeinde bestand aus

  • Hannelore Mahnke,
  • Eduard Redmann,
  • Engelbert Lieckfeldt
  • Ewald Hinzmann.

Der Einsatz der leistungsfähigeren Technik, die umfangreiche Transporte nach sich zog, erforderte auch bessere Wirtschaftswege. Es kam in Wiebendorf selbst jedoch nicht zum Bau befestigter Wirtschaftswege, sondern nur zur verbesserten Unterhaltung der Wege durch Profilierung mit dem Wegehobel bzw. der Planierraupe. Jedoch wurden die Verbindungswege zwischen Wiebendorf und seinen Ortsteilen Bretzin und Beckendorf im Jahre 1981 sowie vom Strittkamm nach Tessin in 1982 als Wirtschaftswege ausgebaut. Im Protokoll des Rates vom 26.03.1981 wurde festgestellt, dass der Straßenbau nach Beckendorf begonnen hätte. Bereits aus den Jahren 1979/80 finden sich Unterlagen über die Projektierung zum Wirtschaftswegebau Wiebendorf-Bretzin-Beckendorf. Im Jahre 1982 wird auch über den Gehwegebau im Postweg gesprochen. Bereits am 25.03.1985 findet man wieder eine Protokollnotiz über Unzufriedenheit mit dem Zustand des Weges in der Heide. Dieser war im Naturschutzgebiet als Schotterweg mit Kiesdecke ausgeführt worden. Aber auch mit dem Zustand der Straße nach Bretzin ist man unzufrieden.

Visitenkarte der Gemeinde aus den 1980er Jahren (SVZ)

Wie der vorstehende Ausschnitt aus der „Schweriner Volkszeitung“ erkennen lässt, wurden auch in den 1980er Jahren die gleichen Probleme wie zuvor in den Gemeinden behandelt. Die LPG als wirtschaftlicher Mittelpunkt bestimmte das Leben im Dorf. Nach der Kommunalwahl am 7.Mai 1989 ist Dirk Räntsch der neue Bürgermeister. Ratsmitglieder sind Dirk Räntsch, G. Hübner, Chr.Wendt, I.Schröder, C.Haase und Dieter Behnke.








8. Wiebendorf nach dem „Wendejahr 1989“

8.1 Die kommunale Entwicklung

Die politische Wende der Jahre 1989/90 hat auch das Leben in der Gemeinde verändert. Die Öffnung der Grenzen und die Wiedervereinigung haben dem Boizenburger Gebiet wieder seine traditionelle Ausrichtung auf Hamburg gebracht. Das betraf nicht nur den Einkauf sondern sehr schnell in vielen Fällen auch den Arbeitsplatz. Noch bevor das Wegbrechen vieler Arbeitsplätze in Boizenburg und Umgebung einsetzte, suchten sich viele eine besser bezahlte Arbeit in Lauenburg, Lüneburg, Hamburg usw. Viele Versorgungsfragen ließen sich nach der Währungsunion einfacher lösen. Das betraf insbesondere die Versorgung mit Baustoffen und Kraftfahrzeugen.

Im Mai 1990 wurde das Land Mecklenburg-Vorpommern neu gebildet. Es fanden die ersten freien Kommunalwahlen nach 1933 statt. Bei diesen Wahlen wurde die CDU die stärkste Partei. Das Amt des Bürgermeisters erhielt Günter Meyer aus Beckendorf. Zuvor hatte Gabriele Hübner aus Wiebendorf es kurzzeitig ausgeübt. Die Gemeindevertretung musste ihre Rolle in der kommunalen Selbstverwaltung erst wieder finden. Zu lange - seit 1935 - war sie verlängerter Arm der Staatsmacht gewesen und durfte nur in bescheidenem Rahmen eigene Entscheidungen treffen. Nun war sie frei in ihren Entscheidungen, jedoch auf Grund schwacher wirtschaftlicher Struktur in der Gemeinde waren die zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel dermaßen begrenzt, dass auch nur ein geringer Entscheidungsspielraum blieb. Am 17. Juni 1993 gab sich die Gemeindevertretung eine Hauptsatzung.

Die schwerwiegendste Veränderung war die Auflösung der LPG. Das Ende der LPG und die Schließung des KfL und weiterer Betriebe in der Umgebung sowie der überall einsetzende Arbeitsplatzabbau haben zu einer hohen Arbeitslosigkeit in der Gemeinde geführt, die wegen der fehlenden Steuereinnahmen den Handlungsspielraum für die Gemeinde weiter einschränkten. Für die Übernahme der Betriebe der ehemaligen Bodenrform-Siedler durch die Erben fehlten neben vielem Anderen auch persönliche Voraussetzungen, weil die Söhne und Töchter der ehemaligen Bauern anders geartete Berufe ergriffen hatten und häufig auch gar nicht mehr in der Gemeinde ansässig waren. Vor allem aber mussten die Erben zunächst ihr Erbe sichern, das ihnen – abgesehen von dem selbst bewohnten Grundstück - nur übereignet wurde, wenn sie in der Landwirtschaft tätig gewesen waren. Die Gebäude und Anlagen der ehemaligen LPG übernahmen die landwirtschaftlichen Betriebe der Familie Kirghof seit 1992 in Wiebendorf. In Beckendorf hat die Familie Peters seit 1992 eine Pferdezucht aufgebaut; dazu kommen noch Landwirte im Nebenerwerb im Ortsteil Beckendorf.

Auf dem Gelände des ehemaligen Gutshofes in Wiebendorf siedelten sich nun neue gewerbliche Betriebe an. Das waren die Bauschlosserei Uwe Eggers (gegründet 1991 in Sternsruh) seit 1991 in Wiebendorf, die Tischlerei Rassmussen & Erdt GmbH (gegründet 1991 in Lauenburg) seit 1997 in Wiebendorf, der Zimmereibetrieb Bantin und die Druckerei Schubert. Diese Betriebe haben sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten stetig weiter entwickelt. Dazu ist bei der Kirghof GbR ein neuer Betriebsteil entstanden, in dem Kälber und Jungtiere sowie Trockensteher untergebracht sind. Weiterhin engagiert sich Herr Kirghof in Zusammenarbeit mit einer niederländischen Firma für die Vermittlung der Ansiedlung niederländischer Bauern in den neuen Bundesländern. Abb.29. Stallanlage der Kirghof GbR Abb.30. Stall der Kirghof GbR

Die Familie Peters baute in Beckendorf eine Pferdezucht auf. Begonnen haben sie mit 12 Pferden im Fohlenalter bis drei Jahre. Die Tiere sind in Stallungen und auf den Weiden untergebracht.

Abb.31. Peters‘ Pferde auf der Weide
Abb.32. Pferde auf der Weide. Im Bild ist das ehemalige Herrenhaus zu erkennen

Die neuen Einkaufsmöglichkeiten und -gewohnheiten machten schnell die beiden Konsumverkaufsstellen in Wiebendorf und Beckendorf unrentabel. Diese wurden dann zum Leidwesen älterer Bürger, die kein eigenes Fahrzeug mehr besitzen, sehr schnell geschlossen. Einen gewissen Ersatz bildeten die nun das Dorf anfahrenden „Fliegenden Händler“ (Bäcker, Schlachter, Gemüsehändler usw.).

Der Kindergarten musste wegen der geringen Inanspruchnahme (geringere Kinderzahl, hohe Arbeitslosigkeit) und der mangelnden Finanzierbarkeit 1993 geschlossen werden.

Auch dafür gab es einen gewissen Ersatz durch die durch Vereinbarungen der Gemeinden eingeräumte Nutzung der Kindergärten in Neu Gülze und Boizenburg.

Die Gemeinde wurde am 11.02.1991 des Schulverbandes Zahrensdorf.







Am 01.07.1993 wurde der Schaalelauf auf Grund einer Landesverordnung unter Naturschutz gestellt.

NSG Schaalelauf.jpg


Im Februar 1998 wurde das Gemeindegebiet Wiebendorf in den Naturpark „Mecklenburgisches Elbetal“ einbezogen. Der Grund dafür war in erster Linie das Vorhandensein des Natuschutzgebietes „Bretziner Heide“.

Abb.34. Hudebuche in der Bretziner Heide. Die Form dieser Buche ist durch ständigen Verbiss durch das weidende Vieh entstanden. Möglicherweise ist sie jedoch auf die Nutzung als Krattwald entstanden, bei der die jungen Triebe immer wieder zur Lohegewinnung als Rohstoff für die Gerberei geschnitten wurden.

Die Bretziner Heide mit einer Gesamtgröße von etwa 32 ha war bereits 1958 unter Schutz gestellt worden. Das erfolgte zum Schutz der Heideflächen und der eingebetteten 13 Hügelgräber,. Die Heideflächen stellten iin Mecklenburg eine Einmaligkeit dar, die sich im Allgemeinen nur im maritimen Klima näher an der Nordsee findet. Die Flächen wurden anfangs noch nahezu durchgängig von einer Zwergstrauchheide bedeckt, in der sich auch einem Hudewald ähnliche Biotope fanden. Anfang der 1970 Jahre wurde durch Greifswalder Botaniker unter Leberecht Jäschke umfangreiche Bestandsaufnahmen durchgeführt, in deren Ergebnis 1975 durch den Rat des Kreises Hagenow eine einstweilige Sicherstellung als Naturschutzgebiet. Die engültige Unterschutzstellung als Naturschutzgebiet erfolgte durch Beschluss des Schweriner Bezirkstages im Jahre 1982. Seit 1985 hatte eine Gruppe von Naturschützern aus Boizenburg und Umgebung mit der Haltung von Gotlandschafen in der Heide begonnen, um durch intensiven Verbiss die Vergrasung zu verhindern. Gleichzeitig wurde mit der Entbuschung, dem kontrollierten Abbrennen, sowie mit der alten Methode der Abplaggung der Heide, die die Heidjer in der Lüneburger Heide praktiziert haben, begonnen, um die typische Heidevegetation zu erhalten bzw. wieder herzustellen.. Der Erfolg war jedoch mäßig. In Bretzin hat der Bauer Barkhahn sein Gehöft in den 1970er Jahren an einen Betrieb aus Köthen verkauft, der dort ein Ferienheim eingerichtet hat. Das hat sicher die Heide noch zusätzlich belastet. Weitere Schäden dürften auch durch militärtische und paramilitärische Nutzungen entstanden sein, da die sowjetische Armee an der Grenze zu Badekow eine Radarstation errichtet hatte, die in der Umgebung auch Übungen durchführte. Im nördlich angrenzenden Waldgebiet hatten zudem die „Kampfgruppen“ einen Schießstand eingerichtet. Nach der Wende der Jahre 1989/90 gab es einige Auseinandersetzungen zwischen den Naturschützern und den Eigentümern der Flächen, den Bretziner Bauern bzw. ihren Nachkommen. Diese waren wohl ausgelöst worden, weil die Schafe aus den Pferchen häufiger ausgebrochen waren und dann Schäden auf den umliegenden Äckern verursacht haben. Hier sollen zwei SVZ-Artikel mit den unterschiedlichen Sichten das Problem verdeutlichen. Die Sicht der Eigentümer:

Abb.35. Protest der Umweltschützer zur Erhaltung des Charakters der Heide, SVZ vom 17.03.1992

Die Sicht der Bürger, speziell der Naturschützer unterscheidet sich von der der Eigentümer:

Abb.36. Die Bretziner Heide, SVZ vom 09.03.1992

In den Jahren 2006 und 2007 wurde in Abstimmung mit dem Landesamt für Bodendenkmalspflege durch das Staatliche Amt für Umwelt und Natur eine Konzept für die Öffnung der Heide für die Touristen erarbeitet. Es wurden zwei Rundwanderwege angelegt - der 2,5 km lange Heideweg - und der 1,2 km lange Hüelgräberweg. Ihren Ausgangspunkt haben sie an einem Rastplatz mit Schau- und Informationstafeln.

Bereits zuvor wurde weitere Abplaggungen durchgeführt, die in Teilbereichen wieder zu einem Erstarken der Heidevegetation geführt haben.

Die Ausweisung von Wohnbauland in den Dörfern, die nun durch die neuen gesetzlichen Vorschriften eingeschränkt war, um eine Zersiedelung der Landschaft zu verhindern, erforderte eine Bauleitplanung. Daher konnte zunächst nur innerhalb der geschlossenen Bebauung weitergebaut werden. Das wurde dann auch wahrgenommen. Es entstanden Wohnhäuser in Wiebendorf und Beckendorf. Die Gemeindevertretung Wiebendorf fasste im Jahr 1991 den Beschluss einen Flächenutzungsplan aufzustellen. Aus finanziellen Gründen wurde die Arbeit am FNP bald wieder eingestellt. Dabei spielte auch die Überlegung eine Rolle, dass die gewollte Erhaltung der dörflichen Struktur auch ohne den Flächennutzungsplan möglich ist. Entsprechend wurden Baugenehmigungen im Wesentlichen auch nur für den Lückenschluss vergeben.

Die Gemeinde Wiebendorf stellte bereits 1991 einen Antrag auf Aufnahme in Dorferneuerungsprogramm. Die Aufnahme in das Programm erfolgte dann am 03.07.1991. Am 15.03.1993 wurde ein Arbeitskreis Dorferneuerung gegründet, dessen Leitung Gabriele Hübner übernommen hat. Am 30.03. 1994 wurde ein Vertrag mit dem Büro für Stadtplanung und Dorfentwicklung Eberhard Gebel abgeschlossen. Der rührige Arbeitskreis erstellte eine Analyse des Bauzustands der dörflichen Gebäude. Diese bildete die Grundlage für den Dorferneuerungsplan. Das Ziel dieses Planes war es die architektonisch wertvolle Bausubstanz der Tagelöhnerhäuser sowie des Gutshofes zu erhalten und zu sanieren. Ein Ergebnis der Dorferneuerung war auch der Neubau der maroden Schaalbrücke.

Im Jahre 1994 wurde im Land Mecklenburg-Vorpommern die Kreisgebietsreform durchgeführt. Mit dieser wurden der Kreis Hagenow, Teile des Kreises Schwerin und der Kreis Ludwigslust zum Landkreis Ludwigslust zusammengelegt. Ebenfalls in diesem Jahr wurden auf der Grundlage der neuen Kommunalverfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern die Ämter als Zusammenschluss von Gemeinden gebildet. Das Amt Boizenburg-Land entspricht nun im Wesentlichen dem historischen Amt Boizenburg, aus dem nur die Gemeinden Bennin (Amt Vellahn), Gallin (Amt Zarrentin) und Niendorf (Gemeinde Amt Neuhaus, jetzt in Niedersachsen) fehlen. Die Gemeinde Wiebendorf war durch den Bürgermeister im Amtsausschuss vertreten. Amtsvorsteher wurde Harry Guhl aus Zahrensdorf. Die wesentlichen Verwaltungsvorgänge werden nun in den Ämtern bearbeitet. Aus diesem Grunde wurden in den kleinen Gemeinden keine hauptamtlichen Bürgermeister mehr benötigt. Nach der Kommunalwahl des Jahres 1994, in der die CDU wiederum stärkste Partei wurde übernahm das nunmehrige Ehrenamt Günter Meyer. Entsprechend der Kommunalverfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern gab sich die Gemeinde im August 1995 eine neue Hauptsatzung.

Die Freiwillige Feuerwehr hat sich nach 1990 neu formiert, Wehrleiter ist nun Sven Gutzke. Das Problem der nicht ausreichenden Verfügbarkeit der Angehörigen der Wehr wegen der vielen auswärtigen Arbeitsorte besteht jedoch in noch größerem Maße. Die technischen Voraussetzungen haben sich wesentlich verbessert. Im Jahre 2000 wurde ein neues Feuerwehrhaus neben dem Dorfgemeinschaftshaus errichtet. Die FFW war bei Brandeinsätzen aktiv beteiligt, als 1997 der Bergeraum und danach das ehemalige MTS-Gebäude und in 2001 das der Familie Peters gehörende ehemalige Herrenhaus in Beckendiorf den Flammen zum Opfer fielen.

Im Jahre 1994 wurde an der Schule in Zahrensdorf eine neue Turnhalle im Rahmen eines größeren Sportkomplexes errichtet. Die Kosten des Eigenanteils wurden auf die Gemeinden des Schulverbands Zahrensdorf (Besitz, Klein Bengerstorf, Neu Gülze, Teldau, Tessin-Kuhlenfeld, Wiebendorf) umgelegt.

Im Interesse der Daseinsvorsorge wurde die Gemeinde Mitglied im Wasserbeschaffungsverband „Sude-Schaale“, im Abwasserzweckverband „Sude-Schaale“ sowie im Wasser- und Bodenverband „Boize-Sude-Schaale“. Die Belieferung mit Elektroenergie wurde über Konzessionsverträge mit der Wemag AG geregelt.

Auf die Gemeinde kamen in diesen Jahren auch unvorhergesehene Ausgaben zu. Im Winter 1993/94 wurde festgestellt, dass die Schaalbrücke bei Wiebendorf, die die Ortsteile Beckendorf und Bretzin mit Wiebendorf verbindet, Risse im tragenden Ziegelgewölbe aufwies. Die Brücke ist auch die Verbindung zu den neuen Stallanlagen der Kirghof GbR und Teilen des Wiebendorfer Ackers. Zunächst wurde eine noch verminderte Tragfähigkeit ermittelt. Die Sperrung würde aber in absehbarer Zeit erforderlich sein. Der Bau einer Behelfsbrücke wurde wegen zu hoher Kosten verworfen. Dann erfolgte im November 1994 der Abbruch der Brücke. Der geplante Bau sollte zu hohe Kosten verursachen, deshalb wurde eine einfachere Bauweise (500 TM Baukosten mit 80% Förderung durch das Landwirtschaftsministerium im Rahmen der Dorferneuerung) in Angriff genommen, die sich aber wegen hoher Wasserstände in der Schaale verzögerte. Endlich am 15. August 1995 konnte das Bauwerk jetzt mit einem Bauaufwand von 1,1, Millionen Mark übergeben werden (siehe Abb.35). Ebenso wurde in diesem Jahr ein neues ansehnliches Buswartehäuschen an der Landesstraße gebaut.


Abb.37. Die neue Schaalbrücke wird eingeweiht

Im Mai/Juni 1995 wurden die Ortsteile in vollem Umfange an das öffentliche Telefonnetz der Telekom AG angeschlossen.

In diesen Jahren kam es auch für die örtliche Wirtschaft zu unvorgesehenen Belastungen. Im Jahre 1997 brannte der aus LPG-Zeiten stammende Bergeraum ab. Darin waren zu dieser Zeit 30 Jungrinder, 275 Ballen Stroh, 220 Ballen Heu, ein Traktor Belarus und ein Anhänger HW 80 untergebracht. Die Rinder wurden gerettet. Kurz danach brannte die ehemalige Gutsscheune, die von der MAS zur Werkstatt umgebaut worden war.

Im Jahre 1999 wurde ein Beschluss zum Straßen- und Wegebau im Rahmen der Dorferneuerung und Bodenordnung gefasst. Es sollte den innerörtlichen Straßenbau in Wiebendorf betreffen, im Einzelnen die Pflasterung des Postweges und des Wiesenweges, Bau des Gehweges an der Langen Straße, aber auch den Bau des Hatzberger Weges auf der Gemarkung Beckendorf. Dieser sollte die Lücke im Wegenetz um Beckendorf schließen, das zuvor bereits von Groß Bengerstorf her ebenfalls in einem Bodenordnungsverfahren einen zweiten Anschluss an die Landesstraße erhalten hatte.


Abb.38. Straßenbau in der Langen Straße im Jahre 1999


Für das kulturelle Leben im der Dorfgemeinschaft wurden vorhandene Traditionen fortgesetzt. Am 6. Mai 1993 wurde in einer Zusammenkunft der noch bestehenden Ortsgruppe der „Volkssolidarität“ ein Seniorenclub gegründet. Er hatte bei der Gründung 58 Mitglieder, deren Zahl sich in 2006 wegen der Altersabgänge auf 37 verringert hat. Der Seniorenclub organisiert Zusammenkünfte der Senioren, Busfahrten, Theaterbesuche u. ä. Die seit den 1950er Jahren bestehende Ortsgruppe des Demokratischen Frauenbundes, DFD wurde nun zu einer privatrechtlichen Frauengruppe umgewandelt, die monatliche Aktivitäten entwickelt, wie Bastel- und Kegelabende, Theaterbesuche, Fahrradtouren oder auch nur gesellige Zusammenkünfte.




Abb.39. Die Wiebendorfer frauengruppe



Eine Initiative der Bengerstorfer Bürgermeisterin Hannelore Mahnke zum Zusammenschluss der Gemeinden Bengerstorf und Wiebendorf zu Beginn des Jahres 1999 scheiterte noch an der Ablehnung der Wiebendorfer. Die Gründe dafür waren in erster Linie die Befürchtungen der Wiebendorfer Bürger in der dann größeren Gemeinde nicht mehr genügend Mitspracherechte gegenüber der größeren Zahl der Bengerstorfer zu haben (siehe nachfolgenden SVZ-Artikel).

Abb.40. Die Wiebendorfer sind gegen die Fusion. SVZ-Artikel 13. Februar 1999
Abb.41. Wiebendorfer gegen die Fusion. SVZ vom 14.02.1999

Im Jahr 2000 wurde in Wiebendorf eine neue Straßenbeleuchtung gebaut. Es folgte der Umbau des ehemaligen Konsums zu einem Gemeindehaus mit einem kleinen Saal. Dazu wurde der Barackenanbau abgebrochen und durch einen massiven Neubau ersetzt, der sich in das Dorfbild einfügt. Das ehemalige seinerzeit zur Konsumverkaufsstelle umgebaute Pumpenhaus wurde saniert. (siehe Abb. 27)

Ebenfalls im Jahre 2000 wurde die Diskussion über die künftige Gestaltung der Abwasserbehandlung zwischen dem Abwasserzweckverband „Sude-Schaale“, der Landkreisverwaltung, dem Amt Boizenburg-Land und den sechs Amtsgemeinden weiter geführt. Der Verband war interessiert, eine bessere Auslastung des Klärwerks Zarrentin zu erreichen. Das könne über die Einleitung von Klärschlamm geschehen. In einer Informationsveranstaltung Ende Februar 2000 wurde die Entscheidung der Gemeinden bis spätestens 2005 gefordert. Diese ist nunmehr (2008) „pro Klärschlammeinleitung“ gefallen.

Im Jahre 2001 verstärkte sich die Diskussion über die Schließung der Zahrensdorfer Schule. Im Einzelnen wurde über die künftigen Schulorte für die einzelnen Gemenden verhandelt. So sollte ein Teil der Schüler des Schulverbandes in Vellahn – so auch Wiebendorf und Bengerstorf - und ein anderer in Boizenburg die Schule besuchen. Diese Veränderung erfolgte dann ab dem 01.09.2003.

Im Jahre 2004 wurde das Thema Fusion der Gemeinde Wiebendorf mit der Gemeinde Klein Bengerstorf erneut aufgegriffen. Nun wurde man sich einig, ab dem 1.Januar 2005 zusammenzugehen. Jetzt war auch der Name der Gemeinde ein Gegenstand der Diskussion. Nach verschiedenen Vorschlägen einigte man sich auf den Namen Bengerstorf, der für die beiden Ortsteile der größeren Gemeinde übergreifend ist. Gemeindenamen wie „Bretziner Heide“ wurden diskutiert, aber dann verworfen.

Abb.42. Die Fusion Wiebendorf mit Bengerstorf ist auf dem Weg. SVZ 20.02.2004
Abb. 43. Hochzeit im Amt Boizenburg. SVZ Dezember 2004

Entwicklungen nach der Fusion mit Bengerstorf:

Im Jahre 2011 wird Wiebendorf, das direkt an das Fernsprechamt Boizenburg angeschlossen ist, als erster Ortsteil der Gemeinde Bengerstorf das schnelle Internet.

Im Jahre 2012 wird die Lange Straße in Wiebendorf einschließlich der Entwässerung und der Bushaltestelle an der L 051 erneuert.. Der Gesamtaufwand beträgt 124.911 €. Davon werden 70.594 € Fördermittel eingesetzt.. Für den Eigenanteil von 54.317 € werden aus der Fusionsprämie (Bengerstorf/Wiebendorf) 38.500 € und 4859 € aus ISP-Mittel zur Weiterentwicklung der sozialen Infrastruktur eingesetzt.

Im Jahre 2016 ergibt sich eine weitere, eine wirtschaftliche Veränderung in Wiebendorf: Im Dezember übernimmt das Unternehmen Luisenhof Milchmanufaktur den Milchviehbetrieb Kirghof in Wiebendorf unter dem Namen „Luisenhof Wiebendorf“. Er wird geleitet von Hubert Böhmann (Jgg. 1946), der seit Jahrzehnten in der Milchwirtschaft tätig ist. Er wird unterstütz von Michael Müller und seiner Tochter der Rechtsanwältin Dr. Kirsten Böhmann. Beide sind seit Jahren in der Milchwirtschaft, u.a. beim Aufbau der „Gläsernen Molkerei“ in Velten tätig. Der Luisenhof Wiebendorf wird auf ökologischen Landbau umgestellt und Mitglied im Demeter-Anbauverband. Die Umstellung ist 2018 abgeschlossen und 2019 bio- und demeter-zertifiziert. 2019 wurde auch ein Hofladen eröffnet.

Im Jahre 2018 hat Anja Paggel die Leitung der Schlosserei Eggers, die seit 25 Jahren bestand, unter dem Firmennamen Metallbau und Schlosserei Eggers, Inh. Anja Paggel übernommen. Der Betrieb führt weiterhin individuellen Stahlbau und Schweißarbeiten aus und produziert Treppen, Geländer und andere Stahlkonstruktionen.

8.2. Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr in Wiebendorf

Die domanialen Bauerndörfer der Umgebung waren im 19. Jahrhundert in Feuerlöschverbänden organisiert. Der Feuerlöschverband Groß Bengerstorf, der 1837 gegründet wurde umfasste das gesamte nördliche Amt Boizenburg von Gallin bis Kuhlenfeld, der Feuerlöschverband Gülze den südlichen Teil des Amtes und der Feuerlöschverband Nostorf den westlichen Teil des Amtes. Die ritterschaftlichen Güter hatten keine einheitliche Organisation des Feuerlöschwesens. Die meisten freiwilligen Feuerwehren wurden deshalb erst nach der Versiedlung der Güter gegründet, so auch in Beckendorf in den 1930er Jahren. Dort wurde schon 1934 der Dorfteich vor dem Behnkeschen Gehöft als Feuerlöschteich ausgebaggert. Ob zu dem Zeitpunkt bereits eine Freiwillige Feuerwehr bestanden hat, ist nicht nachzuweisen. Später stand die Beckendorfer Wehr unter der Leitung von Wilhelm Abel. Ab 1958 war sie mit der Wiebendorfer Wehr vereinigt und wurde als Löschgruppe von einem Gruppenleiter geführt. Die Freiwillige Feuerwehr in Wiebendorf wurde 1948 durch die Neubauern gegründet. Parallel wurde etwas später auch in der MAS eine Betriebsfeuerwehr gebildet. Der erste Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr wurde Rudolf Schultz. Die Ausrüstung der Wehr bestand in dieser Zeit aus einer Tragkraftspritze, die sich auf einem Pferdewagen befand, der zunächst auch von Pferden zum Einsatzort gezogen werden musste. R. Schultz übte die Aufgabe bis 1954 aus, danach bis etwa 1961 war Arthur Grimm der Wehrleiter. In dieser Zeit - etwa 1956 – wurde die Betriebsfeuerwehr der MTS mit der FFW vereinigt. Ab dem Jahre 1958 gab es in der Gemeinde Wiebendorf dann nur noch eine Freiwillige Feuerwehr. Etwa 1961 übernahm Josef Leimer die Leitung der Freiwilligen Feuerwehr. Ende der 1960er Jahre erhielt die Feuerwehr für die Spritze einen TS-Anhänger, der nun von Traktoren gezogen wurde Wie aus den Ratsprotokollen ersichtlich ist, traten in dieser Zeit (1973) erste Probleme mit der Einsatzfähigkeit der Feuerwehr auf, weil viele ihrer Mitglieder auswärts arbeiteten. Im Jahre 1974 wird Engelbert Lieckfeldt als Wehrleiter in einem Ratsprotokoll genannt. In seiner Dienstzeit traten gemäß den Ratsprotokollen die gleichen Probleme auf. E. Lieckfeldt übte die Funktion des Wehrleiters bis 1997 aus. In dieser Zeit (1994) erhielt die FFW ein gebrauchtes Löschfahrzeug Typ Mercedes LF8. Das erwies sich als notwendig, da auf Grund der Auflösung der LPG nur noch private Fahrzeuge für die Bespannung des TS-Anhängers zur Verfügung standen. 1996 wurde unter Leitung von E. Lieckfeldt eine Jugendfeuerwehr gegründet, deren Leitung dann Torsten Schröder übernommen hat. Im Jahre 1997 übernahm Dieter Behnke die Wehrleitung. In diesen Jahren kam es zu einigen Bränden (Begeraum, Schweinestall, Strohmiete).

Das neue Feuerwehrgerätehaus der Wiebendorfer FFW
Abb.45. Die FFW beim Übungseinsatz

Im Jahre 2001 ging die Wehrleitung auf Sven Gutzke über. Im Jahre 2006 nach der Fusion der Gemeinden Wiebendorf und Klein Bengerstorf zur Gemeinde Bengerstorf und nach der grundsatzentscheidung, in der Gemeinde zwei Feuerwehren bestehen zu lassen, beschloss die Gemeinde ein neues Löschfahrzeug und im Jahre 2007 einen neue Tragkraftspritze TS8 zu erwerben.

Seit dem Jahre 2013 organisiert die Wiebendorfer Wehr jährlich am ersten Oktoberwochenende den „Schaalelauf“. Der Orientierungsmarsch richtet sich an Teilnehmer aus allen Altersgruppen und führt durch Wald und Flur. An einzelnen Stationen können die Teilnehmer ihr Wissen und ihre Geschicklichkeit testen.

Im Mai des Jahres 2018 konnte die Wiebendorfer Feuerwehr ihr 70jähriges Jubiläum mit eine Festveranstaltung im Dorfgemeinschaftshaus in Klein Bengerstorf feiern.

Im März 2019 hat Sven Gutzke die Funktion des Wehrführers an Torsten Schröder übergeben. Er fungiert jedoch noch als dessen Stellvertreter.

8.3. Ergänzungen zu Entwicklungen nach 2005

Im Jahre 2011 bekommt Wiebendorf, das demFernsprechamt Boizenburg zugeordnet ist. das schnelle Internet als erster Ortsteil.

Im Jahre 2012 erfogt der Ausbau der Langen Straße, einschließlich der Entwässerung und der Bushaltestelle an der L 051 mit einem gesamzkostenaufwand von 124.911,11 €, davon werden 70594 € Fördermittel eingesetzt. Für den Eigenanteil von 54.317,11 € werden aus der Fusionsprämie (Bengerstorf/Wiebendorf) 38.500 und 4.859,23 € aus ISP-Mitteln zur Weiterentwicklung der sozialen Infrastrukturverwendet.

Seit dem Jahr 2013 organisiert die Feuerwehr jährlich am 1. Oktoberwocheende den „Schaalelauf“. Der Orientierungsmarsch richtet sich an Teilnehmer aller Altersgruppen und führt durch Wald und Flur. An einzelnen Stationen können die Teilnehmer ihr Wissen und ihre Geschicklichkeit testen.

Im Dezember 2016 übernimmt das Unternehmen Luisenhof Milchmanufaktur den Milchviehbetrieb Kirghof in Wiebendorf unter dem Namen „Luisenhof Wiebendorf“. Er wird geleitet von Hubert Böhmann (Jgg. 1946), der seit Jahrzehnten in der Milchwirtschaft tätig ist. Er wird unterstützt von Michael Müller und seiner Tochter der Rechtsanwältin Dr. Kirsten Böhmann. Beide sind seit Jahren in der Milchwirtschaft, u.a. beim Aufbau der „Gläsernen Molkerei“ in Velten tätig. Der Luisenhof Wiebendorf wird auf ökologischen Landbau umgestellt und Mitglied im Demeter-Anbauverband. Die Umstellung ist 2018 abgeschlossen und 2019 bio- und demeter-zertifiziert. 2019 wurde auch ein Hofladen eröffnet.

2018 Im Mai dieses Jahres beging die Wiebendorfer Feuerwehr ihr 70jähriges Bestehen mit einer Festveranstaltung im Dorfgemeinschaftshaus Klein Bengerstorf.

Am 11.Mai des Jahres 2016 übernimmt Frau Anja Paggel die Schlosserei Eggers, die seit 25 Jahren besteht. Der Betrieb firmiert nun unter dem Namen Metallbau & Schlosserei Eggers, Inh. Anja Paggel. Er führt individuelle Stahlbau und Schweißarbeiten aus und produziert Treppen, Balkongeländer und andere Stahlkonstruktionen Im März 2019 hat Torsten Schröder die Aufgabe des Wehrführers von Sven Gutzke übernommen , der nun als sein Stellverteter fungiert.

9. Flurnamen auf den Gemarkungen Wiebendorf, Bretzin und Beckendorf

9.1. Flurnamen auf der Gemarkung Wiebendorf, einschließlich Hof Bretzin

Benutzte Karten:

  • 1. J.C.Gihlow, Carte von dem Adelichen Guthe Wiebendorff im Amte Boitzenburg, 1771/73, (DVK 1771)
  • 2. J.C. Gihlow, Plan von dem zum Adelichen Guth Wiebendorff gehörigen Pertin.-Guth Zahrenstorf, 1773 (DVK Zahrensdorf 1773)
  • 3. Hartmann, C. J., Carte von dem Adelichen Guthe Badekow im Amte Boitzenburg, 1770, (DVK Badekow 1770)
  • 4. Kutzbach, Mutterkarte von der Hoffeldmark Wiebendorf, RA Boizenburg. Vermessen, gezeichnet und berechnet im Jahre 1905 – 1907 durch Kutzbach, gepr. Vermessungs- und Kulturingenieur (Kutzbach 1907)
  • 5. Wirtschaftskarte der Rittergutsforst Wiebendorf. Angefertigt im Jahre 1922 durch die Forstberatungsstelle der Landwirtschaftskammer für Mecklenburg-Schwerin (Forstkarte 1922)
Flurnamenkarte der Gemarkung Wiebendorf. Die Nummern entsprechen denen im Text.


  • 1. Postweg, überliefert, DVK 1771 (Landstraße von Wittenburg nach Boitzenburg)

Historischer Postweg von Boizenburg nach Schwerin, der die Residenz Schwerin mit Hamburg und Lüneburg verbunden hat. Er kam von Boizenburg über Schwartow und Zahrensdorf und führte über Klein Bengerstorf und Schildfeld nach Wittenburg. Gegenwärtig trägt in Wiebendorf eine kleine Straße diesen Namen nach der bis etwa 1990 dort betriebenen Poststelle

  • 2. Braunswisch, Kutzbach 1907, WK 1958, DVK 1771 (Brand Wisch)

Acker nördlich des Ortes an der Bengerstorfer Grenze. Der Name wird von der Wiese an der Schaale auf den Acker übergegangen sein. Seine ursprüngliche Fassung deutet auf die Brandrodung hin.

  • 3. Käcken Dieck, DVK 1771

Hier handelt es sich um eine Heidefläche mit Gehölz unmittelbar an der Schaale und der ehemaligen Bengerstorfer Grenze, die aber bei einer Grenzregulierung ein wenig in Richtung Wiebendorf verschoben wurde. Der Name könnte als Küchengehölz übersetzt werden. Wahrscheinlicher aber ist eine Erklärung die L. Schneider für Käken Broock in Vastorf bei Lüneburg bereit hält, nämlich als ein Gehölz in dem es viele Dohlen gab, die wegen ihres Geschreis auch Kak-Krein (Kak-Krähen) oder Käcken genannt werden. Dieck oder Dick ist häufig nicht als Teich oder Deich sondern als Dickung, Dickicht zu verstehen.

  • 4. Striet-Kamp, DVK 1771

Acker westlich der Chaussee an der Bengerstorfer Grenze. Hier war lange Zeit die Grenze zwischen dem Domanialdorf Klein Bengerstorf und dem Rittergut Wiebendorf streitig (siehe den Namen der Ausbaugehöfte von Klein Bengerstorf). Mit der erwähnten Grenzregulierung im 19. Jahrhundert wurde der Streit behoben.

  • 5. Langen Stück, überliefert, DVK 1771 (Lang-Stück)

Das Lange Stück, ein Acker, reichte 1771 von einem kleinen Gehölz zwischen dem Tessiner Weg und dem Postweg bis an die Bengerstorfer Grenze. Es umfasste auch noch den größten Teil des heutigen Waldes bis kurz vor Zahrensdorf und und Flächen bis fast an das Wiebendorfer Moor.

  • 6. Heidbarg, Kutzbach 1907, WK 1958, DVR 1771 (die Heide)

Acker östlich der Chaussee an der Bengerstorfer Grenze auf dem historischen Langen Stück. Auf der Wirtschaftskarte 1958 ist der Flurname zu nahe an der Chaussee eingetragen

  • 7. Schaapwasch, überliefert, Kutzbach 1907, WK 1958

Acker östlich der Chaussee nahe der Bengerstorfer Grenze, ebenfalls auf dem historischen Langen Stück.

  • 8. Widen Berg, DVK 1771 (Wiedenbarg), Sm 1788

Berg im Wald an der Grenze zu Klein Bengerstorf. Der Name findet sich auch auf der DVK 1773 von Klein Bengerstorf auf der angrenzenden Fläche. Er kann sich aus slav. vidu = Blick herleiten, da er früher ein kahler Heideberg war. Er kann aber auch als wieden Barg weit entfernter Berg erklärt werden. Dort findet sich auch der Flurname

  • 9. Hasenkuhle, überliefert, DVR 1771-Zü. (die Kuhle), LV 1708 für Kl.Bengerstorf (Aufn Kuhlstücken)
  • 10. Rehmen, DVK 1771

Seinerzeitiger Ackerstreifen an der Grenze zu Tessin beiderseits des Tessiner Kirchweges. Gleichlautende Flurnamen gibt es nahebei in Klein Bengerstorf und Tessin.

  • 11. Rämenbäk, überliefert, DVR 1771-Zü. (Scheide Bach)

Bach an der Grenze zu Tessin. Zum Namen siehe Nr. 10.

  • 12. Ohrnskuhl, Kutzbach 1907, WK 1958

Waldstück südlich des Tessiner Kirchweges an der Grenze zu Tessin. Der Name wird nach einer Person namens Ahrens gebildet sein.

  • 13. Wiebendorfer Moor, überliefert, DVK 1771 (Torff Mohr), Kutzbach 1907, WK 1958 (Torfmoor)

Hochmoor im Wald nördlich des

  • 14. Tessiner Kirchweges, überliefert
  • 15. Mohr Kamp, DVK 1771

Seinerzeitiger Ackerkamp östlich des Moores

  • 16. Barck Koppel, DVK 1771, Sm 1788 (Birk Koppel), Kutzbach 1907 (Birkkoppel)

1771 Gehölzinsel im Langen Stück zwischen dem Postweg und dem Wiebendorfer Moor. In der 2004 gültigen Flurkarte findet sich der Flurname an der Grenze zu Klein Bengerstorf (früherer Widen Berg).

  • 17. Zahrenstorfer Tannen, Forstkarte 1922

Wald südöstlich des Postweges an der Grenze zu Zahrensdorf.

  • 18. Kröger Kamp, DVK 1771

ursprünglich Acker, bei Schmettau aber Heide im Winkel zwischen dem Tessiner und dem Dersenower Weg (etwa B 5). Er wird sicher vom Zahrensdorfer Krüger (Gastwirt) genutzt worden sein.

  • 19. Gerichts Barg, DVK 1771

Jetzt Gemarkung Zahrensdorf. Anhöhe südlich des Dersenower Weges (B 5) seinerzeit in der Heide. Es wird sich bei diesem Berg wohl nicht um eine ehemalige Gerichtsstätte sondern um eine Richtstätte mit Galgen gehandet haben. Ein solcher ist in der Karte aber nicht zu erkennen.

  • 20. Brüg Wisch, DVK 1771

Jetzt Gemarkung Zahrensdorf. Die an der Schaale gelegene Brückenwiese hat ihren Namen von der Brücke über den Fluss.

  • 21. Prediger, DVK 1771

Mitten in der Brückenwiese ist ein als Acker gekennzeichneter Streifen eingetragen, der dem Zahrensdorfer Pfarrer als Deputat gedient haben wird. Die Kennzeichnung als Acker dürfte kaum den tatsächlichen Verhältnissen entsprochen haben.

  • 22. Nettelbarg, Kutzbach 1907

Waldweide an der Zahrensdorfer Grenze unmittelbar östlich der Schaale.

  • 23. Wiesenweg, überliefert

Weg entlang der Schaalwiesen bis zum ehemaligen Wiebendorfer Gutshof.

  • 24. Dieck Kamp, DVK 1771

Acker im Winkel zwischen dem Wiesenweg und der Chaussee. Der Name deutet darauf hin, dass dieser Kamp erst spät aus einem Gehölz gerodet wurde. Eine Heidefläche mit Gehölz (Dieck) ist zwischen dem Gutshof Wiebendorf und dem historischen Postweg sowohl in der DVK als auch bei Wiebeking und Schmettau zu erkennen.

  • 25. Mühlendamm, überliefert

An diesem Damm, der vom Wiesenweg an die Schaale führt, soll nach mündlicher Überlieferung eine Windmühle gestanden haben, für die sich bisher aber noch kein Beleg gefunden hat.

  • 26. Holtdiekswisch, Kutzbach 1907, DVK 1771 (Holtz-Dieck)

Schaalwiese nördlich des Mühlendamms am Wiesenweg. In historischen Zeiten reichte das unter Nr. 24 angesprochene Heidegehölz bis in die Wiese hinein. Der Flurname wird aus Holzdieck (Gehölzdickicht) entstanden sein.

  • 27. Lütt Koppel, DVK 1771

Weidefläche an der Schaale unmittelbar am Gutsgarten. In der Direktorialvermessungskarte ist bei der Lütt Koppel eine Brücke über die Schaale eingetragen, die ihre Zufahrt vom „Garten“ her hatte.

  • 28. Hintern Garten, DVK 1771

In der Direktorialvermessungskarte ist südwestlich des Gutshofes ein größerer Garten zu erkennen. Dieser ist geometrisch in Abteilungen eingeteilt, wovon offenbar die mittleren als Ziergarten dienten. Hinter diesem Garten lag ein kleinerer Kamp.

  • 29. Schaale, überliefert

Der Fluss Schaale, der aus dem Schaalsee kommend, beim Karrentin die Schilde aufnimmt und dann bei Gülze in die Sude mündet, hat im ausgehenden Mittelalter einige Bedeutung erlangt, als sich Lüneburg zum Ausbau zur Schaal-Fahrt (Schaale-Kanal) entschloss. Auf diesem Wege sollte Salz nach Wismar transportiert werden. Da jedoch die Verbindung über den Schaalsee hinaus sich als zu schwierig erwies, kam es nur zum Holztransport auf der Schaale. Der Name wird allgemein als slawisch erklärt, von scala für Fels, Steine. Es kann jedoch eine indogermanische Wurzel angenommen werden, von idg. skel für schneiden, spalten, auch scheiden. Vielleicht hier als Scheide im Sinne von Grenze.

Ehemalige Feldmark Hof Bretzin:

  • 30. Wiebendorfer Privatchaussee, überliefert

Befestigte Straße vom Gutshof bis an die Grenze mit Badekow, die der Wiebendorfer Gutsbesitzer von Haase bauen lassen hat. Die Straße durfte nur durch das Gut genutzt werden. Deshalb kamen Bretziner Einwohner nur über Zahrensdorf nach Wiebendorf.

  • 31. Groot’ Quöbben, Kutzbach 1907, WK 1958

Acker und Weiden westlich der Schaale, nördlich der Wiebendorfer Privatchaussee. Der Flurname, der auch in Boizenburg vorkommt, dort auch in der älteren Form Quebbecke, leitet sich aus mndt. quebbe = Sumpf ab.

  • 32. Scheeperwisch, Kutzbach 1907, WK 1958

Wiese am Dorf Bretzin, die wohl ursprünglich dem Schäfer als Deputat gedient hat.

  • 33. Huskoppel, Kutzbach 1907, WK 1958

Weide am Dorf Bretzin. Der Name lässt sich nur aus seiner Lage am Dorf erklären, denn an diesem Ort befand sich der Tagelöhnerkaten zu Hof Bretzin. Für die gleiche Fläche ist auch der Flurname

  • 34. Smädkoppel überliefert

Dieser Name ergibt sich aus seiner Lage gegenüber der Badekower Gutsschmiede.

  • 35. Nachtkoppel, Kutzbach 1907

Lage wie Nr. 33.

  • 36. Große Rade, DVK Badekow 1770

Fläche des ehemaligen Hofes Bretzin bei den Groot Quöbben. Der Name des Ackers weist auf die späte Rodung aus der Heide hin.

  • 37. Schaalholz, Forstkarte 1922

Gehölz an der Schaale an der Grenze zu Bretzin.

  • 38. Lütt Quöbben, Kutzbach 1907

Acker westlich der Schaale an der Zahrensdorfer Grenze. Zum Namen siehe Nr. 31.

  • 39. Birkenkoppel, Forstkarte 1922

Gehölz an der Kreuzung der Wiebendorfer Privatchaussee mit dem Bengerstorfer Kirchweg.

  • 40. Papen Wiese, Papen Winckel, DVK Zahrensdorf 1773

Wiese im Eigentum der Kirche oberhalb der Quebbenwisch an der Zahrensdorfer Grenze, ehemals zu Zahrensdorf

  • 41. Quebbenwisch, DVK Zahrensdorf 1773

Schaalwiese an der Zahrensdorfer Grenze, ehemals zu Zahrensdorf. Der Namensbestandteil quebbe, deutet auf Nässe hin. Dabei befinden sich die Lütten Quöbben (Acker)..

  • 42. Rads Rie, DVK Zahrensdorf 1773

In der DVK Heidefläche, jetzt Acker an der Grenze zu Zahrensdorf. Die feuchte Fläche (Rie) war wahrscheinlich nach der Rodung (Rade) ohne Entwässerung nicht als Acker zu nutzen.

  • 43. Born Brock, DVK Zahrensdorf 1773

Auf der DVK von Zahrensdorf Heidefläche an der Grenze zu Bretzin, jetzt Wald an der Zahrensdorfer Grenze.

  • 44. Eichheister, Forstkarte 1922

Wald, dessen Name wohl aus der Waldbewirtschaftung stammt. Heister sind junge Bäume, hier Eichen.

  • 45. Ochsenberg, Forstkarte 1922

Wald an der Grenze zu Zahrensdorf und Badekow.

  • 46. Hell Busch, Wiebeking 1786

Berg im Wiebendorfer Wald an der Badekower Grenze (1786 noch zu Bretzin). Der Name deutet auf mögliche Sagen vom Helljäger hin. Hellberge ü. ä. sind in der Sagenwelt immer etwas unheimlich. In ihnen treibt der Böse (der Teufel) sein Unwesen. Oft wurde der Name auch mit den Helljägern in Verbindung gebracht, eine aus germanischen Zeiten stammende Überlieferung nach der der Wode (Wotan) in den Zwölften (über den Jahreswechsel) mit seinen Jägern durch die Lüfte ritt. In Südwestmecklenburg nannte man das das Waur- oder Wauldrieben (das Treiben des Woden). Die Helljäger waren seine Begleitung (Verteufelung der germanisch-heidnischen Überlieferung). Andererseits wurden auch hängige Flächen mit der Vorsilbe hell- versehen.

  • 47. Großer Pissbusch, Forstkarte 1927

Wald an der Grenze zu Badekow links der Privatchaussee, der frühere Hellbusch. Der Name wird auf den sandigen Standort hinweisen (von altsl. pezuku = Sand).

  • 48. Kleiner Pissbusch, Forstkarte 1927

Siehe Nr. 47, hier rechts der Privatchaussee.

  • 49. Kamerbrauck, überliefert, Kutzbach 1907, WK 1958

Wald am Bretzin-Badekower Weg, oberhalb des Wiebendorfer Ackers, ein Bruchwald. Die Bezeichnung Kamer findet sich häufiger für Waldabteilungen. Ein Bezug zur herzoglichen Kammer dürfte hier im ritterschaftlichen Gebiet nicht bestehen.

  • 50. Das kurtze Feld, DVK Badekow 1770

Acker unterhalb des Kamerbrauck. Der Flurname beschreibt die kurzen Ackerstreifen aus der Zeit der Dreifelderwirtschaft im Gegensatz zu dem Langen Feld nördlich des Kamerbraucks.

  • 51. Auf dem Wahrsberge und im Streitfelde, DVK Badekow 1770

Acker südwestlich der Dorflage Bretzin zwischen dem Bengerstorfer Kirchweg, der Wiebendorfer Privatchausssee und der Bretziner Ortslage. Der Name Wahrsberg wird auf die dort mögliche gute Aussicht hindeuten, die auch Schutz vor Feinden bot. Der Name Streitfeld dürfte hier in einiger Entfernung von der ursprünglichen Bretziner Feldmarksgrenze wohl nur auf den Streit zwischen dem Gutsherrn und den Bretziner Bauern zu beziehen sein.

  • 52. Bosselbarg, Kutzbach 1907

Wald südlich des Bengerstorfer Stadtweges an der Grenze zu Zahrensdorf. Der Name könnte ein abgeschliffenes borstel beinhalten, wie es jenseits der Elbe im Lüneburgischen häufig zu finden ist. Borstel besteht aus den Bestandteilen bur für Haus und stal für Stätte. Daraus könnte dann der Schluss gezogen werden, dass hier entweder ein Gehöft oder gar ein Dorf sich befunden hätte. Dafür gibt es jedoch keine Hinweise.

  • 53. Utsichtsbarg, Kutzbach 1907

Acker westlich der Privatchaussee, unterhalb des Waldes. Der Name Aussichtsberg korrespondiert auffällig mit dem älteren Namen Wahrsberg, der jedoch weiter östlich gelegen war.

  • 54. Heidenhöst, Kutzbach 1907

Acker nordwestlich des Bengerstorfer Kirchweges an der Kreuzung mit der Privatchaussee. Der Name bedeutet eine Horst (höher gelegene Fläche) in der Heide.

  • 55. Bengerstorfer Kirchweg, überliefert

Weg von Groß Bengerstorf über Bretzin zum Kirchdorf Zahrensdorf.

9.2. Flurnamen auf der Gemarkung Bretzin

Der Name des Dorfes wird in dem Landbederegister 1453 als Brutzin aufgeführt. Trautmann führt ihn auf ursprüngliches Britzin (aus altsl. Brzezina für Birkengehölz) zurück. Die Dorfform ist die eines Zeilendorfes, die gegenwärtig nur noch in Ansätzen erkennbar ist. Die Flurform kann nur als Langstreifenflur vermutet werden.

Benutzte Karten:

  • 1. Hartmann, Direktorialvermessungskarte von Badekow, 1770, (DVK 1770)
  • 2. Knöchel/Erdmann, Plan von dem Bauer Felde Bretzin, auf Grundlage DVK 1770 im Jahre 1864 (Knöchel/Erdmann 1864
  • Gewährsleute: Irma und Walter Meier, Bretzin
  • Gewährsmann für Zühlsdorf wird Werner Barkhahhn gewesen sein, der seinerzeit noch in Bretzin lebte. Daraus resultieren beispielsweise die unterschiedlichen Namen für das Hofland: Nr. 17. Wischhoff und Nr. 18. Achtern Hoff.
Flurnamenkarte von Bretzin. Die Nummern entsprechen denen im nachfolgenden Text.
  • 1. Sandmühle, Bederegister

Die Sandmühle ist 1554 bis 1598 in Amtsregistern und Kirchenhebungsregistern mit Pachtzahlungen und Messkornhebungen bei den Bretziner Bauern erwähnt. Sie wird vermutlich am Damm durch das Tal der Möllerbeck im Zuge des Weges nach Groß Bengerstorf gelegen haben, der wohl den Mühlenteich staute.

  • 2. Hee’bargen, Heidberge, überliefert

Heide östlich des Ortes. Die Heidberge tragen mehrere Hügelgräber. Sie sind offenbar eine vorgeschichtliche Kultstätte. Im 13. Jahrhundert als diese Landschaft von Deutschen besiedelt wurde, wollte man der Sage nach auf den Bretziner Bergen eine Kirche errrichten. Jedoch soll das Baumaterial, das man am Tage hier angefahren hatte, sich am nächsten Morgen immer wieder in Zahrensdorf befunden haben. Man hat dann die Kirche dort errichtet, weil es als ein Fingerzeig Gottes verstanden wurde. Solche Sagen gibt es an mehreren Orten. Sie können aber auf einen realen Grund zurückgehen, da die christlichen Siedler ihre Kirchen häufig auf heidnischen Kultstätten errichteten. Wahrscheinlich liegt der Sage ein Streit um den Standort der Kirche zu Grunde.

  • 3. Schaulacker, überliefert-Zü.

Acker an der Möllerbäk am Abhang der Heidberge nördlich des Bengerstorfer Kirchsteiges. Gegenwärtig ist die Fläche aufgeforstet.

  • 4. Bengerstörper Kirchstieg, überliefert

Fußsteig der den Kirchweg abkürzte, indem er auf der Groß Bengerstorfer Gemarkung auf Höhe des Düstern Busches vom Kirchweg abzweigte, die Möllerbäk überquerte und südlich der Heidberge entlang führte, bis er am Dorf Bretzin den Fahrweg wieder erreichte.

  • 5. Ödland, überliefert

Die Flächen südlich der Heide werden gegenwärtig simpel als Ödland bezeichnet. In alten Karten tragen sie die Flurnamen nach Nr. 6 und 10. In der Karte aus dem Jahre 1864 tragen sie den nachträglichen Eintrag Gemeinschaftliche Flächen der Hufen. Diese Eintragung stammt offenbar aus dem Jahre 1935. Es betrifft auch die Heideflächen am Ortsrand. Darin befinden sich auch die Flächen mit den Flurnamen nach Nr. 8 bis 9. Da jetzt große Teile dieser Flächen aufgeforstet sind, sind sie in der Örtlichkeit schwer zu identifizieren.

  • 6. Auf der Mühlen Rade, Knöchel/Erdmann 1864, DVK 1770 (Mühlen Rade)

Acker östlich des Ortes an der Möllerbäk. Der Name deutet auf eine gerodete Fläche an der historischen Sandmühle hin.

  • 7. Im Deilen, DVK 1770

Gehölz und Grünland zwischen dem Dorf und der Schaale. Der Name deutet auf die Anteile der einzelnen Hufen hin.

  • 8. Runden Gorden, überliefert-Zü.

Kleine Fläche am Dorf, die wohl als Garten genutzt wurde.

  • 9. Kalwerkoppel, überliefert-Zü.

Kälberkoppel am Hang der Heidberge in der Nähe der Möllerbäk.

  • 10. Rahlwisch, überliefert

Wiese an der Möllerbäk. Diese entspricht wohl dem Flurnamen Auf der Mühlenrade (Nr.6).

  • 11. Bäkwisch, überliefert-Zü.

Wiese an der Möllerbäk.

  • 12. Lütten Ohrt, überliefert

Dieser Name für diese Wiese an der Möllerbäk an der Bengerstorfer Grenze bedeutet Kleiner Ort. Er ist jedoch als Fläche am Rande der Feldmark zu verstehen (ahdt. Ort = Spitze, Rand).

  • 13. Maurwisch, überliefert

Die Moorwiese ist eine Wiese der Bretziner Bauern an der Schaale an der Grenze zu Groß Bengerstorf.

  • 14. Bad’kower Wischen, überliefert

Diese auch Schaalwiesen genannten Flächen tragen in der Karte von Knöchel aus dem Jahre 1864 die nachträgliche Eintragung Landgut Badekow. Sie sind bei der Aufsiedlung des Gutes bei Badekow verblieben.

  • 15. Schaale, überliefert

Der Fluss Schaale, der aus dem Schaalsee kommend, beim Karrentin die Schilde aufnimmt und dann bei Gülze in die Sude mündet, hat im ausgehenden Mittelalter einige Bedeutung erlangt, als sich Lüneburg zum Ausbau zur Schaal-Fahrt (Schaale-Kanal) entschlossen hatte. Auf diesem Wege sollte Salz nach Wismar transportiert werden. Da jedoch die Verbindung über den Schaalsee hinaus sich als zu schwierig erwies, kam es nur zum Holztransport auf der Schaale. Der Name wird allgemein als slawisch erklärt, von scala für Fels, Steine. Es kann jedoch eine indogermanische Wurzel angenommen werden, von idg. skel für schneiden, spalten, auch scheiden. Vielleicht hier als Scheide im Sinne von Grenze.

  • 16. Hirtenwiese, Knöchel/Erdmann 1864

Wiese in der Nähe der Schaale an der Grenze zu Hof Bretzin (Gemarkung Wiebendorf)

  • 17. Wischhoff, überliefert-Zü.

Wiesen hinter den Gehöften der Bretziner Bauern.

  • 18. Achtern Hoff, überliefert

Hauskoppeln der drei Bretziner Bauern. Die Flurnamen Nr.17 und 18 beschreiben weitgehend die gleichen Flächen.

  • 19. Sandenn’n, überliefert

Die Sandenden sind Bauern-Acker westlich des Beckendorfer Weges.

  • 20. Eickholt, überliefert

Eichholz. Acker nördlich des Badekower Weges am Dorfrand.

  • 21. Block, überliefert-Zü.

Hier handelt es sich nahezu um die gleiche Fläche wie bei Nr. 20

  • 22. Langen Fell’, überliefert, DVK 1770 (Das lange Feldt)

Acker am Badekower Weg. In der Karte von 1770 reicht es vom Beckendorfer Weg bis fast an die Badekower Grenze und schloss die Nr. 20 und 21 ein. Den Flurnamen Langes Feld trägt auch der angrenzende Beckendorfer Acker. Diese Übereinstimmung ergibt sich aus der gemeinsamen Zugehörigkeit zum Gut Badekow bis in das 18. Jahrhundert hinein.

  • 23. Breiden Stücken, überliefert-Zü.

Die Breiten Stücke befinden sich am Badekower Weg.

  • 24. Poogenkuhl, überliefert

Kleines Gewässer in den Breiten Stücken.

  • 25. Soeben-Bräuder-Bäuk, überliefert-Zü.

Sieben-Brüder-Buche. Diese Bezeichnung wird sicher auf eine unbekannte Sage zurückgehen.

  • 26. An’n Barg, überliefert

Acker an der Badekower Grenze. Dieser wird deshalb auch Badkower Barg oder Scheidenbarg genannt.

  • 27. Im Gehren, DVK 1770

Acker im Grenzbereich Badekow, Bretzin und Wiebendorfer Wald, der heute Bestandteil der Fläche nach Nr.22 ist. Der Name geht auf den aldteutschen Stamm ger zurück der eine Spitze bezeichnet (siehe Ger = Speer). Damit werden häufiger dreieckige und keilförmige Flächen bezeichnet.

  • 28. Bengerstörper Weg, überliefert

Weg von Schwartow bis Groß Bengerstorf, dem letzten Dorf des Amtes Boizenburg bevor 1820 Bennin zum Amt kam. Der Weg wurde auch von den Groß Bengerstorfer Bauern für ihre Dienste auf dem domanialen Pachthof Vier benutzt. Er verlief über die Flächen nach Nr. 40 bis 42 gerade zum Kamerbrauk.

  • 29. Landgut Badekow, Knöchel/Erdmann 1864

Kein eigentlicher Flurname. In der genannten Karte sind Nachträge des Landesvermessungsamtes für die Durchführung der Reichsbodenschätzung aus dem Jahre 1935 enthalten. Diese Eintragung gehört vermutlich dazu. Sie ist zu finden für die Schaalwiesen, für ein Gehölz nordwestlich des Dorfes am Badekower Weg, für die ehemalige Schmiede und weitere Flächen in der Ortslage.

9.3. Flurnamen auf der Gemarkung Beckendorf

Benutzte Karten:

  • 1. A.F. v. Thien, Carte von dem Guthe Beckendorff im Amte Boizenburg belegen, 1774, (DVK 1774)
  • 2. U. Ahrens, Feldmarkskarte aus dem Jahre 1933 (FMK 1933)
  • 3. Wirtschaftskarte vom Forstamt Schildfeld, Kartenblatt I, Reviere Schildfeld und Gr.Bengerstorf, A. Boizenburg, Beginnjahr 1926/27 (Forstkarte 1926)

Gewährsleute: Wilhelm Hinzmann, Hatzberg, Waltraut und Ernst Meier Klein Bengerstorf

Flurnamenkarte. Die Nummerierung folgt der nachstehenden Aufstellung


  • 1. Lang’ Feld, überliefert, DVK 1774, WK 1958

Acker an der Bretziner Grenze. Der Name ist angrenzend auch auf der Gemarkung Bretzin zu finden. Das Feld wird auch als Butenfeld bezeichnet.

  • 2. Naronkuhle, Nowakkuhle, überliefert, FMK 1933

Soll im Langen Feld. Der Name soll der Überlieferung nach von einem polnischen Schnitter stammen, der seine Frau dort ertränkt hat.

  • 3. Brink Stücken, überliefert, DVK 1774, WK 1958

Acker unmittelbar südlich des Ortes. Brinke unterlagen der gemeinen Nutzung durch alle Berechtigten.

  • 4. Kauhkoppels, überliefert

Die Kuhweiden befinden sich westlich des Dorfes an der Börnkuhl nahe der Badekower Scheide und östlich des Ortes an der Möllerbäk.

  • 5. Groten Diek, überliefert


Inmitten von Weideflächen der Beckendorfer Siedler befand sich dieses relativ große Gewässer, aus dem die weidenden Kühe getränkt wurden.

  • 6. Kirchweg, überliefert

Weg in das Kirchdorf Gresse.

  • 7. Klosterdieck, überliefert

Am Nordrand des Dorfes, dort wo sich ehemals die Tagelöhnerhäuser befanden, findet man ein kleines teichartiges Gewässer mit diesem Namen. Der Zusammenhang mit einem Kloster ist für Beckendorf nicht zu erkennen.

  • 8. Hatzberg, überliefert

Ausbaugehöft zu Beckendorf, an den Ausbau zu Lüttenmark grenzend, der nach dem Berg im Wald benannt ist. Der Name könnte auf die frühere jagdliche Nutzung des Waldes hindeuten, jedoch auch aus der Umformung eines älteren Flurnamens entstanden sein, z.B. aus Hartberg, von hart für Bergwwald.

  • 9. Stemm’kamp, überliefert, DVK 1774, WK 1958 (Stemmkamp)

Acker östlich des Granziner Weges. Der Name deutet auf frühere Rodung hin (Stemm’ – Stubben). Wahrscheinlich sind zunächst einige Stubben stehen geblieben, um die herumgearbeitet werden musste.

  • 10. Quitschenweg, überliefert

Am Stemm’kamp verlief ein Feldweg vom Granziner Weg zur Staatsforst auf der Gemarkung Groß Bengerstorf. Dieser war mit Vogelbeergehölz (ndt. Quitschen) bestanden.

  • 11. Kool’ (Koll’) Grund, überliefert

Kalter Grund. Aus dem Staatsforstgebiet Groß Bengerstorf greift dieser Talgrund auf die Gemarkung Beckendorf über. Hier befindet sich das Quellgebiet der Möllerbeck.

  • 12. Möllerbäk, überliefert

Bach östlich des Ortes, der vor dem Dreißigjährigen Krieg im Süden der Gemarkung wohl am Weg von Bretzin nach Bengerstorf die Sandmühle getrieben hat.

  • 13. Schaapwasch, überliefert

Kleingewässer und Moorniederung an der Möllerbäk am Bengerstorfer Weg. In dem Gewässer wurden die Schafe vor der Schur gewaschen. Die Schaapwasch ist ein Teil der Brauk (Bruch) genannten und mit Erlen bestandenen Fläche an der Möllerbäk.

  • 14. Bark Hoern, LHAS, DVK 1774, WK 1958

Acker nördlich des Bengerstorfer Weges, der in früheren Zeiten mit Groß Bengerstorf streitig war. (Horn, Hörn - mittelniederdeutsch Winkel, Ecke, wohl Birkenwaldwinkel)

  • 15. Dood’ Lag’, LHAS, DVK 1774, WK 1958

Acker südlich des Bengerstorfer Weges (ebenfalls ein Streitort mit Groß Bengerstorf). Der Name deutet wohl nur auf die Lage am Rande der Feldmark auf sandigem Ackerboden hin. Die Flächen nach Nr.13 und 14 sind erst seit 1844 unstreitig bei Beckendorf. Auf diesem Feld wurden bei Schachtarbeiten für die Ferngasleitung vorgeschichtliche Siedlungsspuren gefunden.

  • 16. Nie’ Wisch, DVK 1774

Neue Wiese. Im Tal der Möllerbäk unterhalb des Gutshofes gelegene Wiese, die wohl erst spät urbar gemacht wurde.

  • 17. Kark Häven, WK 1958, DVK 1774 (Karck Häwen)

Acker am Südrande des Dorfes zur Möllerbäk. Dieser wird ehemals zur Kirche gehört haben (wörtlich Kirchenhof oder auch Kirchen-Himmel). Wahrscheinlich ist der Name aber aus Kark Hövel umgeformt worden.Dann wäre es ein relativ höher gelegener Acker der Kirche.

  • 18. Franzosenfkopp, überliefert, FMK 1933 (Franzosenbuchen)

Dieser Franzosenfriedhof, gelegen am Südrand des Kark Häven, soll nach einer Schlacht bei Beckendorf in den napoleonischen Kriegen angelegt worden und später mit Buchen bepflanzt worden sein, die von den Beckendorfer Bauern 1945/46 gefällt worden sind.

  • 19. Born Broock, DVK 1774, WK 1958

Bruch an der Möllerbäk, südlich des Ortes. Der Name deutet auf Quellen hin, aus denen getränkt (gebörnt) wurde.

  • 20. Dick-Heeg, DVK 1774 für Gr. Bengerstorf

Wald vor dem Düstern Busch. Der Flurname enthält sowohl das Element Dickung als auch Hagen oder Gehäge. Der Wald wird jetzt auch

  • 21. Beckerbarg, Beckerbusch, überliefert

genannt. Dieser Name dürfte, wenn er sich denn nicht auf eine Person bezieht, von der auch für das Dorf namensgebenden Bäk/Beck abgeleitet sein.

  • 22. Düstern Busch, überliefert

Wald an der Grenze zu Groß Bengerstorf (wörtlich: Dunkler Busch). Im Düstern Busch und Dick-Heeg sollen auf den Gemarkungen Beckendorf und Groß Bengerstorf insgesamt neun Hügelgräber vorhanden sein.


10. Zeittafel zur Geschichte

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11. Quellen und Literatur=

  • 1. Greve, Dieter, Bengerstorfer Chronik, Manuskript 1997
  • 2. Garber, Heinrich, Der runde Tisch in der Bretziner Heide, Manuskript einer Chronik o. J.
  • 3. Hellwig, Ludwig, Das Zehntenregister des Bistums Ratzeburg, Meckl. Jahrbücher (MJB),Jg. 69, 1904
  • 4. Mecklenburgisches Urkundenbuch, Nr. 2448 (u.a. Verkauf von 6 Hufen in Bretzin an das Kloster Zarrentin)
  • 5. MUB, Nr. 4423 (Bewidmung einer Kapelle in der Wittenburger Kirche)
  • 6. MUB, Nr. 4913 (Bewidmung einer Vikarei der Boizenburger Kirche)
  • 7. Tessin, Georg, Mecklenburgische Bauernlisten des 15. Und 16. Jahrhunderts, Heft 1: Das Amt Boizenburg, Schwerin 1937
  • 8. Schlie, Friedrich, Die Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Großherzogthums Mecklenburg-Schwerin, Schwerin 1899, Reprint Schwerin 1911. 6. Schlie, Friedrich, Die Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Großherzogthums Mecklenburg-Schwerin, Schwerin 1899, Reprint Schwerin 1993,
  (zur Besitzerfolge der Güter Wiebendorf/Zahrensdorf sowie Gresse/Badekow/ 
   Beckendorf)
  • 9. Keiling, Horst, Das Römische Reich und die Germanen im Boizenburger Raum um den Beginn unserer Zeitrechnung, in : Zur Geschichte Boizenburgs, Boizenburg 2007
  • 10. Schildt, Franz, Die untergegangenen Dörfer Mecklenburg-Schwerins, MJB, Jg. 56, 1891
  • 11. Zühlsdorff, Werner Manuskriptunterlagen zu den Flurnamen in Beckendorf, Bretzin und Wiebendorf,
 darin teilw. auch die Besitzerfolgen in Beckendorf und
 Badekow/Bretzin, sowie Aussagen zum Tausch der Hufen  von Bretzin mit den 
 ritterschaftlichen Anteilen in Klein Bengerstorf und Tessin
  • 12. Großherzoglich-Mecklenburg-Schwerinsche Staatskalender, mehrere Jahrgänge
  • 13. Schubert, Franz, Kopulationsregister und Beichtkinderverzeichnisse, Göttingen 1980
  • 14. Engel, Franz, Historischer Atlas von Mecklenburg, Köln/Wien 1969
  • 15. Benthien, Bruno, Die historischen Flurformen des südwestlichen Mecklenburg, Schwerin 1960
  • 16. Goldammer, Götz, Der Schaale-Kanal, Reliktforschung historischer Binnenkanäle zwischen Elbe und Ostsee, in Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in Hamburg, Band 87, Stuttgart 1997
  • 17. Vick, Hans, Sagen und volkskundliche Überlieferunegn aus dem Kreise Hagenow, Schwerin 1959
  • 18. Verschiedene Archivalien aus dem Kreisarchiv Ludwigslust, betr. Rat der Gemeinde Wiebendorf,
 *Protokolle, Sign. H 8490, H 11088, H 13158 – 13 161 und H 1717302 – 17305, 
 *Melderegister 1946, Sign. 13183 - 13184, 
 *Gemeinde Beckendorf, Protokollbuch 1925 bis 1950, Sign. H 19601, 
 *Melderegister 1934 bis 1938, Signatur H 8500 u. 8502, 
 *LPG „Neues Leben Wiebendorf“ , Sign. H 15939,  H 19225, H 19295, H 21541,H 21 655, H 22663 
 *LPG „Bergiges Land“ Beckendorf, Sign. H 20901, H 21010, H 21151, H 21805,   
           21845, H21919 
 *LPG „Neues Leben Wiebendorf“ , Sign. H 15939,  H 19225, H 19295, 
			        	 H 21541,H 21 655, , H 22663
 *LPG „Bergiges Land“ Beckendorf, Sign. H 20901, H21010, H 21151,
				 H 21805, H 21845, H 21919
 *LPG „Frieden“  Beckendorf, Sign. H 15511, H 21409
 *LPG „Steinreich“ Beckendorf, Sign. H 15511, H 21401
 *LPG „Schaale“ Wiebendorf, Sign. AS 87744, H 21400
 *Wirtschaftswegebau Wiebendor-Bretzin-Beckendorf, Sign. AS 82329 – 82332, AS 89666 – 89667, AS 90848
 *Landwirtschaftliche Betriebszählungen, Sign. H 8493
 *Wirtschaftsflächenerhebung, Sign. H 8503 
  • 19. Post, Erika, Mündliche Mitteilungen und verschiedene Originaldokumente aus
   den Sammlungen und Aufzeichnungen ihrer Mutter Edith Kemper
  • 20. Kasper, Dieter, Mitteilungen und Übergabe von Rechercheergebnissen zur
   Versiedlung Beckendorfs im Landeshauptarchiv, Bestand 2 A 14/03, Nr. 512
  • 21. Diverse Kartenunterlagen aus dem Landeshauptarchiv Schwerin,
   dazu siehe die Vorbemerkungen zu den Flurnamen in Wiebendorf, Beckendorf und Bretzin im Abschnitt 8.
  • 22. Wiebeking, Friedrich, Karte des Herzogtums Mecklenburg-Schwerin, aus dem Jahre 1786, Faksimile-Druck im Histor. Atlas von Mecklenburg, Köln-Wien 1969
  • 23. Schmettau, F.W.C., Topographisch, ökonomische und militärische Charte des Herzogtums Mecklenburg-Schwerin, Sectio IX, aus dem Jahre 1788
  • 24. Manke, Matthias, Mecklenburgische Gutswirtschaft in der Weimarer Republik. Das Tagebuch des Rittergutes Beckendorf (1922/23), MJB Jg. 123, 2008, S.267 - 301


12. Bilder zu Wiebendorf, Bretzin und Beckendorf