Völkshagen Ortschronik fortlaufend: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Artikel „Im Völkshäger Forstrevier“, von Helmuth Schröder 1907 in „Die Heimat“ veröffentlicht, gehört zu den insgesamt 52 heute noch aufzufinden Vorgängen. Ein Auszug aus ihm bekräftigt u .a. das oben dargestellte Geschichtsbild.
 
Der Artikel „Im Völkshäger Forstrevier“, von Helmuth Schröder 1907 in „Die Heimat“ veröffentlicht, gehört zu den insgesamt 52 heute noch aufzufinden Vorgängen. Ein Auszug aus ihm bekräftigt u .a. das oben dargestellte Geschichtsbild.
 
   
 
   
„Bis an das Ende der Wendenzeit bedeckte die nordöstliche Ebene unseres engeren Vaterlandes ein circa 10 Meilen [Quadratmeilen] großer Wald. Er erstreckte sich vom Breitling bis zur Recknitz und von der Ostsee bis in die Gegend der heutigen Rostock-Sülzer Chaussee. Nur am Meeresrande und an dem Recknitzufer befanden sich Wendensiedlungen. Die Namen Müritz, Körckwitz, Karlewitz und Tressentin geben davon Zeugnis. Wo und wieviel die sächsichen und westfälischen Kolonisten nach Vertilgung der Wenden den Wald rodeten, erkennt man bei einem Blick auf die Karte an den Ortsnamen, die auf „hagen“, „rade“ und „horst“ endigen. Von dem verbliebenen Reste bildet die nördliche Hälfte, an der See hinstreichend, ein geschlossenes Ganzes und ist unter dem Namen der Rostocker und Ribnitzer Heide allgemein bekannt. Weniger ist dies der Fall bei dem östlich in ca. 2 Meilen von Nord nach Süd sich erstreckenden Teil. Er umfaßt die Forstreviere Altheide, Völkshagen, Billenhagen, Freienholz und erfährt nur in der Nähe von Völkshagen zwei sehr kurze Unterbrechungen. Von diesen Revieren ist jedenfalls das Völkshäger das weitaus interessanteste. Es umfaßt die Schutzbezirke Völkshagen und Gresenhorst; der erste nördlich, der andere südlich gelegen…  Eine 700- bis 800-jährige Eiche von 8 m Durchmesser, bei welcher die Jugend des Dorfes ihre Pfingsten feierte, fiel dem Jagdeifer eines Reviergehülfen zum Opfer. Dem Reinecke, der unter ihren mächtigen Wurzeln hausete, schob der Jäger Feuer in den Bau. Es ergriff das morsche Mark des Riesen, dieses und das Kernholz verzehrend. Noch grünte und trotzte sie, bis nach Jahren die unbedachte Hand eines Hirtenbuben das gottlose Spiel wiederholte und die Alte das Opfer eines Sturmes ward, der sie von ungeschützter Seite, von Osten her, anfiel. Das war vor einem halben Jahrhundert. Seit jenen Tagen liegt sie, den Würmern und dem Zahn der Zeit preisgegeben, modern auf der Muttererde, deren Brust sie zu einer solchen Riesin emporsäugte, daß ihr hohlgebranntes Innere 9 Personen fassen konnte. Fünf zweihundertjährige Buchen umstehen sie im Kreise… Zwei tiefe Querschnitte zeigt der Riesenleib. Friedrich Franz II. wünschte die Alte als Sehenswürdigkeit in seinem Schloßgarten  zu Schwerin zu haben. Des Transportes wegen sollte sie in einige Dutzend Blöcke zerlegt werden; allein die eigens zu diesem Zwecke angefertigten Sägen zerbrachen…  
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„Bis an das Ende der Wendenzeit bedeckte die nordöstliche Ebene unseres engeren Vaterlandes ein circa 10 Meilen [Quadratmeilen] großer Wald. Er erstreckte sich vom Breitling bis zur Recknitz und von der Ostsee bis in die Gegend der heutigen Rostock-Sülzer Chaussee. Nur am Meeresrande und an dem Recknitzufer befanden sich Wendensiedlungen. Die Namen Müritz, Körckwitz, Karlewitz und Tressentin geben davon Zeugnis. Wo und wieviel die sächsichen und westfälischen Kolonisten nach Vertilgung der Wenden den Wald rodeten, erkennt man bei einem Blick auf die Karte an den Ortsnamen, die auf „hagen“, „rade“ und „horst“ endigen.  
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Von dem verbliebenen Reste bildet die nördliche Hälfte, an der See hinstreichend, ein geschlossenes Ganzes und ist unter dem Namen der Rostocker und Ribnitzer Heide allgemein bekannt. Weniger ist dies der Fall bei dem östlich in ca. 2 Meilen von Nord nach Süd sich erstreckenden Teil. Er umfaßt die Forstreviere Altheide, Völkshagen, Billenhagen, Freienholz und erfährt nur in der Nähe von Völkshagen zwei sehr kurze Unterbrechungen. Von diesen Revieren ist jedenfalls das Völkshäger das weitaus interessanteste. Es umfaßt die Schutzbezirke Völkshagen und Gresenhorst; der erste nördlich, der andere südlich gelegen…   
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Eine 700- bis 800-jährige Eiche von 8 m Durchmesser, bei welcher die Jugend des Dorfes ihre Pfingsten feierte, fiel dem Jagdeifer eines Reviergehülfen zum Opfer. Dem Reinecke, der unter ihren mächtigen Wurzeln hausete, schob der Jäger Feuer in den Bau. Es ergriff das morsche Mark des Riesen, dieses und das Kernholz verzehrend. Noch grünte und trotzte sie, bis nach Jahren die unbedachte Hand eines Hirtenbuben das gottlose Spiel wiederholte und die Alte das Opfer eines Sturmes ward, der sie von ungeschützter Seite, von Osten her, anfiel. Das war vor einem halben Jahrhundert. Seit jenen Tagen liegt sie, den Würmern und dem Zahn der Zeit preisgegeben, modern auf der Muttererde, deren Brust sie zu einer solchen Riesin emporsäugte, daß ihr hohlgebranntes Innere 9 Personen fassen konnte. Fünf zweihundertjährige Buchen umstehen sie im Kreise… Zwei tiefe Querschnitte zeigt der Riesenleib. Friedrich Franz II. wünschte die Alte als Sehenswürdigkeit in seinem Schloßgarten  zu Schwerin zu haben. Des Transportes wegen sollte sie in einige Dutzend Blöcke zerlegt werden; allein die eigens zu diesem Zwecke angefertigten Sägen zerbrachen…
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Als Raritäten aus der Baumwelt seien eine „Krup“- und eine „Pusteiche“ erwähnt, die vorzeiten zu Sympathiekuren gegen Rheuma und Hautausschläge viel benutzt wurden und auch wohl aus noch unbegriffener Ursache Heilwunder wirkten. Schwerlich sonst hätte zu bequemerer Benutzung der 1850 hier wirkende Förster von Glöden Treppen für die Bäume geschaffen. Sein andenken lebt noch fort in d er „Glöden“- oder „Kronenbuche“, dem ältesten Baume ihrer Art, von 3 m Stammumfang, bei der er Rasenbänke für die Pfingstwaldfeier des angrenzenden Dorfes Gresenhorst schuf, während er selbst mit seinen Völkshägern die Pfingsten bei der damals noch grünen Eiche, “der Waldmutter“, feierte.
 
Als Raritäten aus der Baumwelt seien eine „Krup“- und eine „Pusteiche“ erwähnt, die vorzeiten zu Sympathiekuren gegen Rheuma und Hautausschläge viel benutzt wurden und auch wohl aus noch unbegriffener Ursache Heilwunder wirkten. Schwerlich sonst hätte zu bequemerer Benutzung der 1850 hier wirkende Förster von Glöden Treppen für die Bäume geschaffen. Sein andenken lebt noch fort in d er „Glöden“- oder „Kronenbuche“, dem ältesten Baume ihrer Art, von 3 m Stammumfang, bei der er Rasenbänke für die Pfingstwaldfeier des angrenzenden Dorfes Gresenhorst schuf, während er selbst mit seinen Völkshägern die Pfingsten bei der damals noch grünen Eiche, “der Waldmutter“, feierte.
Über die vielen großen Felssteine und Findlinge, die im Völkshäger Wald und den angrenzenden Äckern gefunden wurden, schrieb Lehrer Schröder: „Ungeheure Findlinge lagerten von alters her im Revier, später auf den durch Rodung angrenzenden Aeckern. Einhundertzwanzig vierspännige Fuder Sprengstücke lieferte der eine, 170 laufende Meter Stufensteine der andere. von ersterem erhielt sich die Sage: Riesen hätten von Marlow aus den Blankenhäger Kirchturm zerschmettern wollen, aber der Wurf sei zu kurz geraten. Eine andere Lesart ist die: Riesen zu Wustrow hätten dem Ribnitzer Pfarrkirchturm dies Schicksal bereiten wollen, hätten aber zu stark ausgeholt und das Wurfgeschoß 10 km weit über den Zielpunkt hinausgeschleudert. Findlinge von minderer Größe sind in Wald und Feld noch heute nicht selten.“
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Über die vielen großen Felssteine und Findlinge, die im Völkshäger Wald und den angrenzenden Äckern gefunden wurden, schrieb Lehrer Schröder:  
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„Ungeheure Findlinge lagerten von alters her im Revier, später auf den durch Rodung angrenzenden Aeckern. Einhundertzwanzig vierspännige Fuder Sprengstücke lieferte der eine, 170 laufende Meter Stufensteine der andere.
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Von ersterem erhielt sich die Sage: Riesen hätten von Marlow aus den Blankenhäger Kirchturm zerschmettern wollen, aber der Wurf sei zu kurz geraten. Eine andere Lesart ist die: Riesen zu Wustrow hätten dem Ribnitzer Pfarrkirchturm dies Schicksal bereiten wollen, hätten aber zu stark ausgeholt und das Wurfgeschoß 10 km weit über den Zielpunkt hinausgeschleudert.  
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Findlinge von minderer Größe sind in Wald und Feld noch heute nicht selten.“
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Schröder meinte zudem: „Von Interesse mag es noch sein, die Benennungen einzelner Waldesteile des Völkshäger Schutzbezirks durch die Forstarbeiter zu erfahren: Hinnennest, Schnitterie, Hülshost, Nettelbeck, Isebrink, Taterholt, Scheidenholt, Brakort, Swartensoll, Gaushurn, Hektkorf, Dossenhauw, Flaetbeck, Häudung, Müürken, Brandstäd, Grüppenhau, Stubbenhau, Lütthütt, Grothütt, Sagkuhl, Rittbrook, Korlshost, Imtidstäd, Radwisch und Hasenkoppel.“
 
Schröder meinte zudem: „Von Interesse mag es noch sein, die Benennungen einzelner Waldesteile des Völkshäger Schutzbezirks durch die Forstarbeiter zu erfahren: Hinnennest, Schnitterie, Hülshost, Nettelbeck, Isebrink, Taterholt, Scheidenholt, Brakort, Swartensoll, Gaushurn, Hektkorf, Dossenhauw, Flaetbeck, Häudung, Müürken, Brandstäd, Grüppenhau, Stubbenhau, Lütthütt, Grothütt, Sagkuhl, Rittbrook, Korlshost, Imtidstäd, Radwisch und Hasenkoppel.“
 
Von diesen vielen Waldnamen sind heute leider nur noch der ein oder andere bekannt.
 
Von diesen vielen Waldnamen sind heute leider nur noch der ein oder andere bekannt.
 
  
 
== Erinnerungen ehemaliger und heutiger Völkshäger ==
 
== Erinnerungen ehemaliger und heutiger Völkshäger ==

Version vom 24. Mai 2018, 09:44 Uhr


Kenndaten der Ortschronik
OrtVölkshagen
Zeitlicher Schwerpunkt1233–fortlaufend
UrheberrechteAnita Sawitzki
Erstellungszeitraumseit 2002
Publikationsdatumveröffentlicht
Inhaltliche KategorisierungGeschichte des Ortes Völkshagen
Status (Ampelsystem)in fortlaufender Bearbeitung


Ünnern blagen Himmelsbagen,

ünnere warme Hergottssünn

liggt min leiw lütt Dörp Völkshagen,

wo ick bor`n un tagen bünn.

Wo min Vaddershand mi strakt hett,

wo ick seet up Moders Schot.

Di, min Weigenstäd Völkshagen,

blief ick tru in Not un Dot.


Helmuth Schröder (1842-1909)


Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter „Versionsgeschichte“ das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.

Umgekehrt können die Hinweise gern unter dem Reiter „Diskussion“ gegeben werden.


Über Völkshagen wurde 1910 geschrieben

„Wie ein richtiger „Hagen“ erstreckt sich das Dorf in langer Linie fast genau von Norden nach Süden. An beiden Seiten der Dorfstraße liegen die Bauernhäuser mit weißen Wänden, dunklen Pfosten und grüngelben Strohdächern. Nur am Weg nach Blankenhagen liegt eine Häuslerreihe modernen Anstrichs, aber das Volk empfindet sie als etwas Fremdes, Dazugekommenes, Angeflicktes und nennt die Reihe den „Lappen“. Und nach Norden zu, nicht weit vom Wald entfernt, liegt ein Gehöft, das man die „Hölle“ nennt. Früher soll ein Besitzer namens Düwel darauf gewohnt haben. Im Südosten vom Dorf, nach Gresenhorst zu, liegt die „Kiep“. Der amtliche Name für die beiden Kossatenstellen ist Neu-Völkshagen. Den Namen aber erklärt man folgendermaßen: Zwei Brüder in Gresenhorst hatten einst einem Herzog einen Dienst geleistet und zum Dank sollten ihnen zwei Hofstellen in Völkshagen geschenkt werden. Die Wahl des besseren Stück Land sollte dem zustehen, der in einem von Gresenhorst nach der Grenze zu veranstaltenden Wettlauf Sieger sein würde. Beide kamen zeitgleich an. Da warf einer der beiden seine Kiepe in weitem Schwung voraus und rief: „De Hof is min“. Die beiden Hofstellen heißen noch heute die „Kiep“. Soweit die Legenden, aber diese Namen im Dorf haben in der Zwischenzeit Ergänzungen gefunden. Der „Rietut“ liegt zwischen Unterdorf und „Hölle“, einen gehörigen Abstand zu den letzten Häusern des Unterdorfes haltend, Häuser, die eben dem Dorf ausgerissen waren. Der „Kreigenbarg“, ist die Verlängerung des Oberdorfes zum Wald hin. Dass diese Namen als ein Stück Geschichte im Bewußtsein der Bevölkerung geblieben sind, ist auch den Einwohnern zu verdanken, die sich vehement dafür eingesetzt haben, dass einige von ihnen neben den Straßenbezeichnungen Babendörp, Unnerdörp und Landstraat in ihrer plattdeutschen Form amtlich wurden.


Völkshagen im Spiegel von Karten und Luftbildern

Völkshagen Auszug 1788 Schmettau-Karte
Völkshagen Auszug Wiebeking 1788



Ersterwähnung des Ortes Völkshagen

Völkshagen ist ein Rodungsdorf, das im Zuge der deutschen Kolonisation im 12. bzw. 13. Jahrhundert entstanden ist.

Am 13. Dezember 1233 verlieh Bischof Brunwald von Schwerin seiner Schwester Sohn gleichen Namens urkundlich mehrere Zehnten im Bereich des Kirchenspiels Ribnitz, darunter auch das Hagendorf Volkeshagen. (Mecklenburgisches Urkundenbuch Bd. 1 Nr. 421) Dieses Datum ist nicht das Gründungsdatum, sondern gilt als die urkundliche Ersterwähnung des Dorfes Völkshagen.


Die bäuerliche Lebensweise – prägend für das heutige Mecklenburg über Jahrtausende hinweg – war um 3000 v. u. Z. im Entstehen. Eine seßhafte Siedlungsweise entstand in der Neusteinzeit, setzte sich in der Bronzezeit (ca. 600 v.u.Z.) und in der Eisenzeit fort. Germanische Stämme hatten sich herausgebildet und gerieten im Laufe der Zeiten mehr und mehr in Bewegung. Die germanischen Wanderungen, letztlich Ende des 4. Jahrhunderts u.Z. in der klassischen Zeit der Völkerwanderung angekommen, bewirkten, dass die Besiedlung unseres Raumes dünner wurde und slawische Stammesverbände hier Land nahmen. Seit dem 6. Jahrhundert war es der Stammesverband der Obotriten, später kam der Stamm der Wilzen/Lutizen dazu. Deutsche Adlige, Bauern, Handwerker und Kaufleute besiedelten seit dem 11./12. Jahrhundert den Raum zwischen Ostsee und Elbe. Sie stammten aus dem niederdeutschen Kernland, aus Westfalen, Ostfriesland und dem Rheinland. Aus dem Zusammentreffen slawischer und deutscher Verhältnisse ist im 12. Jahrhundert die eigentliche mecklenburgische Geschichte erwachsen. Um 1200 begünstigte Fürst Borwin I. die Einwanderung deutscher Siedler. Neben slawische Bauern traten deutsche bäuerliche Siedler. Parallel zur militärischen Eroberung vollzog sich diese Siedlungsbewegung von West nach Ost. Als wesentliche Neuerungen brachten sie die Hufenverfassung, den schweren Bodenwendepflug und eine entwickelte Dreifelderwirtschaft mit sich. Um 1230 war laut Ratzeburger Zehntlehenregister die Masse der in Westmecklenburg aufgeführten mehreren hundert Dörfer bereits verhuft. Einen Höhepunkt erreichten in diesem Zeitraum auch die Rodungen. Die Konzentration der Hagenhufendörfer zwischen Doberan, Rostock und Ribnitz in noch heute waldreichen Gebieten zeugte von der schweren Arbeit des Landesausbaus. Aus dem Waldreichtum und den Hölzungen, die diese Dörfer umgaben, ist auch die Namensendung „hagen“ zu erklären, weil sie im oder am „Hag“ (eingehegter Ort, bedeutet aber auch Dornhecke, Waldrand, Hain) gelegen waren.

Und damit sind wir wieder im Jahr 1233 angekommen, aus dem die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Völkshagen stammt. In einer bischöflichen Verordnung über den „Zehnten“ im Kirchspiel Ribnitz wird auch Völkshagen genannt, in der damaligen Sprachform „Volkeshagen". In der Urkunde Nr. 421 des Mecklenburgischen Urkundenbuches [MUB], Bützow d. 13. Dec. 1233, heißt es, dass Bischof Brunward v. Schwerin seinem Neffen, dem Ritter Brunward, die aufgetragenen halben Zehnten aus verschiedenen Orten verleiht und andere Zehnten aus dem Kirchspiel Ribnitz hinzufügt. Wörtlich steht: „…auss der Stadt Ribenitz alle Zehenden, so dem Bischoffe von den bawleuten [Bauleuten/Baumänner = Bauer, Wirt auf einer Bauernhufe, auch Hüfner genannt] zukommen, zu Kolozyov [Kölzow] von 1 hufen, Kersebome von 1 hufen; und in den Hagen, alss Blankenhagen, Volkeshagen und Wulfardesshagen von sechsszehen Hufen. Acta sunt haec anno gratiae 1233. Datum Buzyov, idus Decembris.“


Anfänge der Geschichte Völkshagens

Das nächste überlieferte Datum ist 1302, als König Erich von Dänemark, der im nahe gelegenen Dänschenburg, „als er sich der Herrschaft Rostock bemächtigt hatte, ums Jahr 1300 die gleichnamige Burg Dänschenburg erbauete, woselbst er häufig verweilte“ (laut „Handbuch des mecklenburgischen Landes“ von 1843), am 11. November des Jahres dem Ritter Heinrich von Preen (Prien ?) das Eigentum und Gericht von Völkshagen verlieh.

Im März 1455 wurde Völkshagen teilweise und am 24. Juni 1460 ganz von den Ritterfamilien Preen und Kronwel, denen bis dahin das Dorf gehörte, an das Kloster Ribnitz verkauft.

In den Klosteraufzeichnungen von 1620 ist eine Beschreibung des Dorfes Völkshagen zu finden. 9 Baumänner und 1 Kossate [in den Quellen auch Kosate, Coßate oder Cosate geschrieben] mit Familien lebten im Ort mit den insgesamt 18 Hufen und ¾ Morgen Acker. Dorfschulze war der Bauer Chim Rode. Über sein Anwesen wird berichtet, dass das Hauptgebäude mit Stallgebäude an den Seiten aus guten Lehmwänden bestand und mit Stroh gedeckt war. Die Fenster waren Glasfenster und in der Stube stand ein Kachelofen. An der Scheune schlossen sich zu beiden Seiten Stallungen an. Weiter gehörten ein Backofen, eine kleine Kate, 2 Wagenschuppen und ein Baumgarten zum Hof, der mit Hakelwerk umzäunt war und vorn 2 Tore hatte. Sein Viehbestand waren 14 Pferde, 22 Rinder, darunter 10 Milchkühe, 10 Schafe, 4 Ziegen, 16 Schweine, 12 Gänse, 20 Hühner und 1 Stock Bienen.


Im Jahr 1669 ging Völkshagen im Zuge der Reformation in den herzoglichen Besitz über und gehörte von nun an bis in die 1920er Jahre zum Domanialamt Ribnitz.

Von den andauernden Kriegen in den Jahrhunderten blieb auch Völkshagen nicht verschont. So wurde das Dorf im Jahre 1676 durch die brandenburgische Armee geplündert.

Weder vom 30-jährigen Krieg noch von den folgenden kriegerischen Auseinandersetzungen blieb das Dorf verschont. Belegt ist die Plünderung des Dorfes 1676 durch die brandenburgische Armee. 1704 berichteten 300 Mecklenburger Pastoren über ihre Kirchspiele mit 1.700 Ortschaften, über ihre dienstlichen und persönlichen Verhältnisse und über ihre 100.000 Beichtkinder [das sind die Konfirmanden oder Konfirmierten]. Im Kapitel „Specifikation aller Eingepfarrten zu Blanckenhagen“ ist unter IV. „Dorf Völkeshagen ist 1/4 weges von hier“ eine Auflistung der damaligen Dorfbevölkerung zu finden.

Abb. Liste der Bevölkerung

Bei der Nennung des Schultzen Jochim Mildan könnte auch der später noch im Dorf vorkommende Familienname Milhan gemeint gewesen sein. Zur Erläuterung muss gesagt werden, dass ein Kossate ein meist nur zu Handdiensten verpflichtetet Käter mit kleinem Landbesitz war, ein Baumann war der Bauer auf einer Hufe, auch Hüfner genannt. Bemerkenswert, dass der Schneider Jochim Arens gleichzeitig der Schulmeister (von 1783 - 1819) war.

In der Blankenhäger Kirchenchronik von 1735 hieß es: „Anno 1735 habe ich [der Pastor Elich] mit den dreien Kirchenjuraten Jochim Mildam [oder Milhahn?], Schulze aus Völkshagen, Hans Schwarze aus Gresenhorst und Hinrich Witten aus Blankenhagen den Turmbau in Gottes Namen angefangen, weil der alte Turm sehr gebrechlich war, wozu sich die ganze Gemeinde gar willfärtig bewiesen, indem dieselben gleich im Winter das meiste Holz angefahren, bei 200 Stücke, so in unserm Kirchbillenhagen von mir und den Kirchenvorstehern ausgesucht und sogleich von den fahrenden Bauersleuten gefället worden.“ Die starken „Sohl- und Spaarhölzer“, die man im Kirchenholze nicht hatte, wurden von Fürstlicher Seite „verehret“ (vom Mandelshäger Felde, Völkshagen und Steinhorst).

Festgehalten ist diese Bemerkung im Festbuch zur 700-Jahrfeier der Gemeinde Blankenhagen am 15./16. Juli 1933.

1751 hielten der Blankenhäger Pastor Elich [Andreas Elich war von 1703-1746 amtierender Pastor in Blankenhagen]und sein jüngerer Amtskollege Capobus laut „Mecklenburgischem Beichtkinderverzeichnis in ihrem Pfarrbericht zum Dorf Völkshagen lediglich fest: „Die eingepfarrten Dörfer alhie sind insgesamt Hertzogl. Dörfer und Unterthanen, ohne das einzige Dorf Willershagen. Specifice ist hier eingepfarret: der Hertzogl. Hof Mandelshagen, die Hertzogl. Dörfer Blanckenhagen, Gräsenhorst, Völckshagen und Beneckenhagen nebst dem Ribbenitzer Klosterdorf Willershagen. Man findet in dem General-Visitir-Buch, daß die Rostocker Wolfshäger Kirche ein Filial alhie gewesen.“ Eine Auflistung der „Beichtkinder“ fehlte in diesem Fall.

Völkshagen seit dem 19. Jahrhundert

Für 1843 kann aus dem „Handbuch des mecklenburgischen Landes“ von Gustav Hempel II. Teil, zu den Dörfern im Wendischen Kreis, Amt Ribnitz, entnommen werden: „Volkshagen, mit 5 Bauern, 31 Büdnern, Forsthof, Schule und 342 Ew. [Einwohnern]; erstreckt sich ebenfalls in großer Länge. Neu Volkshagen, 2 Erbpachtgehöfte mit 8 Ew.“

1874 – Wilhelm Wessel kauft für 6.200 Taler die Hufe 5.

1885 lebten in Völkshagen, Neu-Völkshagen (genannt Kiepe) eingeschlossen, 398 Menschen, Für 96 Familien gab es 56 Wohnhäuser. 1880 waren 394 Einwohner verzeichnet.

1886 – der später als Heimatdichter bekannt gewordene Helmuth Schröder nahm die Lehrerstelle in Völkshagen an. Er lebte und arbeitete hier bis 1908.


1900 – 366 Einwohner zählte das Dorf

1901 – In Völkshagen lebten 5 Erbpächter, 31 Büdner (darunter 1 Schmied, 2 Branntweinhändler, 1 Krüger), 15 Häusler (darunter 1 Krüger). Es gab eine Revierförsterei. Revierförster zu diesem Zeitpunkt war Rudolf Wienke, Dorfschulze war Karl Brüdigam. In Neu-Völkshagen lebten 2 Erbpächter.


1907 – 1 Häusler (1 Schmied) war hinzugekommen. Revierförster war Karl Rugenstein und Dorfschulze Fritz Schefuß.

1910 – Carl Sinnig besaß die Maschinenbauanstalt, Schmiede und Gastwirtschaft in der Häuslerei Nr. 7. Im Dorf lebten 368 Einwohner.

1911 – Anzeige am 9. September im Stadt- und Landboten: „Dem geehrten Publikum von Völkshagen und Umgegend erlaube ich mir die Anzeige zu machen, daß ich die früher vom Schmiedemeister Sinnig betriebene Maschinenbauanstalt, Schmiede und Gastwirtschaft käuflich erworben habe. Ich bitte, das meinem Vorgänger gewährte Vertrauen auch mir zuteil werden zu lassen. Hans Dethloff, Maschinenbauer“

1911 – gegenüber 1907 waren 2 weitere Häusler hinzugekommen. Die Büdnerwitwe Caroline Ahrens, geb. Waack, verkaufte ihre Büdnerei Nr. 18 an den Arbeiter Kluth aus Bartelshagen.

1916 – Kriegsgefangene des I. Weltkrieges arbeiteten auf den Höfen und im Forst von Völkshagen.

1917 – Gemeldet wurde, dass aus dem Dorf Kriegsgefangene (3 Russen und 1 Belgier) entwichen waren.

Völkshagen zwischen den Weltkriegen

Abb.3 Denkmal für die Gefallenen des ersten Weltkrieges und Forsthof (Sammlung Volker Schmidt)

1918 – Die Häuslerei mit der Schmiede und der Gastwirtschaft kam in Besitz von Paul Groth, der viele Jahre beides betrieb, bis er etwa 1940 die Geschäfte an seinen Schwiegersohn Paul Reichert übergab.

5. Februar 1918 – Im Ribnitzer „Stadt- und Landboten“ wurde angekündigt: „Holzversteigerung im Forst Völkshagen am Montag, dem 11. Februar 1918, über Eichen, Buchen und Hainbuchen, Birken, Erlen, Kiefern und Fichten. Besichtigung vom 8. Februar an. Versammlung und Verlesung der Bedingungen morgens 10.00 Uhr im Gasthaus Groth in Völkshagen. Für das geringe Sortiment an Reiserknüppel und Reisig tritt beschränkte Konkurrenz ein (nur für Büdner, Häusler, Einwohner p.p. Domaniums). Völkshagen, 1. Februar 1918 Karl Rugenstein Großherzoglicher Revierförster“

November 1920 – Im Ort brach die Maul- und Klauenseuche aus.

Nach 1921 – wurde auch Völkshagen mit elektrischem Strom versorgt, ausgenommen waren der „Riet ut“ und die „Hölle“. Die Dorfstraße wurde ebenfalls in den 20er Jahren neu gepflastert.

1922 – Am 1. Januar wurde die Försterstelle vom Förster August Breuel besetzt. Die Forstverwaltung in Völkshagen wurde mit diesem Datum aufgelöst. Nicht unerheblich für die Völkshäger war, dass auf dem Forsthof nicht nur die Jägerausbildung erfolgte, sondern auch einige Jahre dort junge Mädchen die Hauswirtschaft erlernten. Die eine oder andere blieb dann sogar als Ehefrau im Dorf .


1923 – Für das Amtsgericht Ribnitz waren folgende Völkshäger tätig: Geschworener Karl Dethloff Hauptschöffe Paul Groth

Nach der Zählung vom 16. Juni 1925 lebten im Ort 327 Einwohner.

1927 -1933 war Fritz Thiel Bürgermeister in Völkshagen.

1930 - wurde eine Verstärkung und teilweise Erneuerung des E-Netzes beschlossen, weil das elektrische Ortsnetz wegen der Zunahme der Anschlüsse den Ansprüchen nicht mehr genügte.

1930 – wurde das Denkmal für die Opfer des 1. Weltkrieges aus Völkshagen und Mandelshagen eingeweiht. (s.Abb. 3)

Nach 1990 wurden die Namen der im II. Weltkrieg Gefallenen auf einer Gedenktafel an diesem Denkmal angebracht.

Das Mecklenburgische Ortsverzeichnis von 1930 hielt fest, dass Völkshagen zur Post Gelbensande und zum Amt Rostock gehörte, eine Schule mit 2 Klassen hatte und eine Försterei. Es gab im Dorf 5 Hofbesitzer [Bauernstellen von 20 bis 60 ha], 31 Büdner [B. hatten etwa 10 bis 20 ha Land], 19 Häuslereien [bis 1 ha Land], 2 Schmieden, 1 Krug, Motormühle, Landgericht und Landkrankenkasse in Rostock, Amtsgericht, Fronerei, Telefon 180 Ribnitz, Standesamt Blankenhagen, Zugverbindung über Gelbensande, Kraftposthaltestelle war vorhanden, Dorfschulze (Gemeindevorsteher) war der Häusler Fritz Thiel.

Es wurden 329 Einwohner gezählt.

Abb. Ribnitzer Adressbuch von 1930

Unter den Abkürzungen im Adreßbuch von 1930 ist zu verstehen: B. – Büdnereien; H. – Häuslereien; E.H.– Erbhof (Die Erbhöfe 6a und 6b befanden sich in Neu Völkshagen („Up de Kiep“). Johann Waack (H. 15) war als Weber im Dorf bekannt.

1. Juni 1930 – Heimatfest zu Ehren von Helmuth Schröder, Mitbegründer und Ehrenmitglied des „Plattdütsch Vereens för Rostock un Ümgegend“. Eine Gedenktafel wurde am Schulgebäude angebracht.

1931 – In der Nacht vom 24. zum 25. November drangen Diebe in das Haus des Kaufmanns Lönnies ein und entwendeten Räucherware [Rauchwaren?], Käse, Butter, Strümpfe und 8 bis 10 Mark Bargeld.

1933 -1939 war Franz Hauschild Bürgermeister.


Tischlerei Finck (Haus 1937 erbaut) um 1940

Tischlerei Finck (Haus 1937 erbaut) um 1940


1938 – In unmittelbarer Nähe der Schule wurde ein Dorfplatz [Thingplatz] eingeweiht. Im „Marlower Tageblatt“ stand dazu: „Am 12. Juli vereinte sich die gesamte Dorfgemeinschaft von Völkshagen zu einer schönen Feierstunde, galt es doch, einen Dorfplatz einzuweihen, der von den Einwohnern in vorbildlicher Gemeinschaftsarbeit fertiggestellt wurde. Der Dorfplatz ist in aller Einfachheit harmonisch und schön in das Dorf selbst eingegliedert und wird künftig dessen Schmuckstück sein. Es ist eine Leistung, die zum Sinnbild der Gemeinschaft wurde, wie wir sie wollen und brauchen. Das betonte auch Kreisleiter Sievert bei seiner Ansprache, in der er die Weihe des Dorfplatzes und einer auf ihm gepflanzten Eiche vornahm, nachdem der Ortsgruppenleiter allen denen seinen Dank ausgesprochen hatte, die sich freiwillig in ihren Mußestunden an den Arbeiten beteiligt hatten. Der Festabend des Dorfes wurde mit einem kameradschaftlichen Zusammensein beendet.“

August 1938 – Bauunternehmer Wilhelm Düwel ersteigerte die Häuslerei Nr. 8 [„Riet ut“] des verstorbenen Stellmachers Wilhelm Finck. Die Gebäude waren sehr verfallen und polizeilich gesperrt.

1939 – 305 Einwohner, Bürgermeister von 1939 bis 1945 war Reinhard Waack.

1941 – Dem Zweiten Weltkrieg fielen auch Völkshäger zum Opfer: Richard Dethloff, Willi Gierahn, Willi (Wilhelm ?) Kluth, Bruno Lönnies, Ulrich Lönnies, Jürgen Lönnies Carl Possehl, Otto Rademacher, Fritz Wulf, Walter Düwel, Erich Hauschild, Günther Holtz, Fritz Örgel, Fritz Possehl, Fritz Waack, Karl-Heinz Rehberg

Helmuth Schröder in Völkshagen

Ein Nachruf für Helmuth Schröder

Erschienen im „Rostocker Anzeiger“ am 14. Dezember 1909

Helmut Schröder – Völkshagen + . Einer der bedeutendsten Vertreter der plattdeutschen Dichtung, Helmut Schröder, ist am Sonnabend in Ribnitz, das er seit seiner vor etwa einem Jahr erfolgten Pensionierung zum Wohnsitz erkoren hatte, einem Schlaganfall plötzlich erlegen. Ein schwerer Verlust für die große Gemeinde, die er nach Jahren schwersten Ringens für seine bodenständigen Dichtungen in mecklenburgischer Mundart allmählich gewonnen hatte. Helmut Schröder gehörte seit Jahrzehnten zu den Vorkämpfern der Bewegung, die jetzt im Heimatbund im Verein für ländliche Wohlfahrtspflege und in dem plattdeutschen Landesverbande zum Ausklang gekommen ist. Seine plattdeutschen Dichtungen sind meist lyrischer Natur. Schon der erste Band „As`t de Garw giwwt“ brachte eine Fülle köstlichster Heimatpoesie. Es folgte später noch eine Gedichtsammlung „Kränz`un Strüz`“ und in den letzten Tagen der überaus reichhaltige Band „Ut min en lütten Goren“. Auch mehrere Bände seiner Erzählungen „Ut meckelbörger Buerhüser“ haben die Gemeinde seiner Verehrer vergrößert. Helmut Schröder wurde am 2. April 1842 als Lehrersohn im Dorf Spornitz bei Neustadt geboren, war nach dem Besuch des Seminars in Neukloster Lehrer in Parchim von 1866-67, in Matzlow bei Parchim von 1867-75, in Goldewin bei Güstrow bis 1886. Von diesem Jahre bis zur Pensionierung wirkte er in Völkshagen bei Ribnitz. Se. Königliche Hoheit der Großherzog zeichnete den allbeliebten und verehrten Lehrer durch die Verleihung der großen silbernen Medaille aus. An seinem letzten Lebenstage erhielt Helmut Schröder noch von Se. Hoheit dem Herzoge Johann Albrecht als Dank die Übersendung des letzten Gedichtbandes ein huldvolles und anerkennendes Telegramm.



Helmuth Schröder (1842 – 1909)

Von Hans Erichson

Wohlverwahrt liegt in einem Magazinschrank des Bernsteinmuseums Ribnitz-Damgarten ein abgegriffenes braunes Heft mit einem festen Deckel, das sich erst durch sein Etikett als ein Schatz entpuppt: „Plattdütsche Gedichte (As’t de Garv givt. II. Teil) von Helmuth Schröde, Völkshagen 1893“ Das ist das Manuskriptheft des plattdeutschen Lyrikers Helmuth Schröder. Wenn wir dieses Buch aufschlagen, steht auf dem Deckblatt mit großen gedruckten Lettern „Mit Gott“. Auf der ersten Seite aber finden wir in seiner klaren, gut leserlichen Handschrift niedergeschrieben:

Min leiw lüt Blaum Taufredenheit, Du säutst in minen Gorden, Sei bäuten mi de Höll so heit, Di länger nich tau wohren. Un heff doch hört ut Modermund: Dat größte Glück up Erdenrund Weer, di lütt Blaum tau finnen.

Vielleicht ist es Zufall, daß Helmuth Schröder diesen Vers an den Anfang stellte, aber er drückt die Lebensweisheit eines gütigen Menschen aus, der ein paar Seiten weiter dann meint:

Holl di Kopp un Nacken stiew, Flenn nich, as ein olles Wief, Liggt de Pott in Schörn. Gnaegeln is tau nix nich nütt, Nimm, wat di uns Herrgott bütt Lachend as de Gören.

Diese Verse machen uns neugierig und wir blättern weiter. Auf 192 Seiten erschließt uns das Manuskriptbuch Helmuth Schröders Welt. In vielen Gedichten und Liedern besingt er seines Herrgotts große Welt, die Natur mit ihren kleinen Geschöpfen, den lustigen Buchfinken, den trillernden Lerchen, dem Adebar, dem Kiwitt und dem Kuckuck, die beide um die Wette singen. Aber immer sind es die Menschen, vor allem die Landleute, die er in seinen „Buernleider“ (Bauernliedern) und in den „Heierjungsleider“ (Hirtenjungenliedern) lebendig schildert. Die Achtung vor dem kleinen Mann drückt er so aus: En Katenmann, Dei sienen Posten tru verwacht Un up siens Herrn Vordeil acht, Dei is miehr wert, bün ick belehrt, As hoge Herrn mit Band un Steern, dei sick üm Land un Lüd nich scheern.

Und welche schlichte Innigkeit finden wir erst in seinen „Leiwsledern“!


De letzte Ros‘ – ick schick sei di, Sei weit, wat s‘ bi di sall, Marie. Vetelln sall sei , dat so geern Ick bi di weer , min leiwe Deern.

Einen großen Teil der in dem Manuskriptbuch niedergeschriebenen Lieder und Gedichte finden wir in seinem 1899 erschienenen Gedichtband „Plattdütsch Kränz un Strüß“ wieder. Sein plattdeutsches Lebenswerk hat er uns in sechs Büchern hinterlassen, in drei Gedichtbänden und drei Bänden mit Erzählungen unter dem Titel „Ut Meckelbörger Buerhüser“

Wer war nun Helmuth Schröder?

Kein Geringerer als Gorch Fock hat ihn drei Jahre nach seinem Tode im Jahre 1912 in der niederdeutschen Zeitschrift „Quickborn“ mit folgendem Nachruf gewürdigt: „Helmuth Schröder is den 2. April 1842 to Spornitz in Mecklenburg geboren. Sien Vadder weur Schoolmeester, sien Mudder stamm von een Spornzer Buerhoff. Sien Öllern güng dat mit tein Kinner heel lütt, un Helmuth Schröder hett von jung op de Not kennenlehrt. He weur noch een Kind, do starf sien Vadder all, un nu seh dat noch leeger ut. Do hülp em sien grote Steefbroder Johannes Kröpelin, un sorg dorfor, dat he up goode School keum: he sull Schoolmeester warrn un is ok een worden, wenn he dor ok toerst nich recht Lust to harr. In Neekloster wuer he opt Seminar un 1866 worr he in Parchen as Schoolmeester annahmen. Een Johr noher harr dat Dörpskind ober keen Gefallen mehr an de grote Stadt Parchen un he mok dat he wedder not Land keem. In Matzlow, wo he sik dolsett, free he 1867 Henriette Kohl, de em de best und leefste Froo worden un bleeben is. 1875 trock he no Goldewin bi Güstrow, wo he mit sien acht Kinner bannig to kröpeln harr, 1886 keum he no Völkshagen bi Ribnitz, sien lütt leef Dörp. Dor hett he bet 1908 School hollen. Denn geew he sien Amt op – na 42 Deenstjohren – un güng in Ribnitz opt Ollendeel, sick vun all de Meucht un Arbeit uttorauhn. Em bleef aber blot een Freejohr, eben dat he noch sien „Lütten Gorden“ sien Gedichtbook to Schick maken kunn, do storf he, den 11. Dezember 1909, in geruhigen Freeden mit sien Gott un in getrosten Höpen op sien gerechte plattdütsche Sak, op uns Sak. Söß Beuker hett Helmuth Schröder schreben, söß Beuker, för de wi em danken möt, as for wat Godes, Grotes un Scheunes. In dree dorvon stoht Gedichten: „As’t de Garv givt“ 1880 rutkamen, „Plattdütsch Kränz un Strüß“ 1899 rutkamen, un „Ut minen lütten Gorden“, 1909 rutkamen. In de annern dree stoht Geschichten: „Bi Kräuger Bolt“ 1904 rutkamen, „Holzen Rieke“, 1905 rutkamen, „Veer Vertellen“ („Schulten Fieken“, „Hartnack“, „Fritz Rödlins Brutfohrt“, „Wo bunt dat Schicksal fleuten kann“) 1907 rutkamen. Von düsse Geschichten, de tohop hollen ward dörch den Nam „Ut Meckelbörger Buerhüser“, lett sick veel Goodes seggen, ober dat best steckt in sien Gedichten. Son Gedichten hett em keiner vormakt un bet nuher noch keeneen nomakt: de stoht ganz för sick alleen un sünd op Plattdütsch anners noch nich schreben worden. De Ort findt sick nich bi Groth un nich bi Reuter, nich bi Brinckman un nich bi Stillfried. Op Hochdütsch hebben Eichendorff un Lenau sowat schreewen! Ober so dicht an Gott ran is villicht nich mol Eichendorff kamen! Un so fast hett no Luther woll kum een bi sien Gott stahn as Helmuth Schröder, un he weur doch man een lüttjen Schoolmeester int Mekelborger Land, wiet achterto oppen Dörpen! Ut sien Gedichten lehrt wi em kennen: wi he feuhlt, wat he von sien plattdütsch Sprook holln het, von sien olle Welt, von sien Hertog, un von sien Kaiser, von Fro un Kind. Un de in sien lütten Gorden noch nich wesen is, de goh dor bald mol rin: de Dör steiht open, un binnen bläuht de Blomen un singt de Vagels un de Sünn schient von boben.“

Helmuth Schröder verlebte seinen kurzen Lebensabend nach der Pensionierung in Ribnitz. Als er 1909 starb, schrieb man den von ihm vorbereiteten Vers auf seinen hohen Grabstein aus Granit: Hier liggt un slöppt, bit em sien Heiland röppt mit Schwestern un mit Brödern wat starwlich weer van Helmuth Schröder.

Ganz in der Nähe von Schröders Grab auf dem alten Ribnitzer Friedhof liegt auch Richard Wossidlo begraben. Es wird in Schröders Biographien nicht erwähnt, daß Helmuth Schröder in den Jahren 1892 und 1893 zahlreiche Märchen und andere Volksüberlieferungen auf-zeichnete und an Richard Wossidlo nach Waren sandte. Einiges davon habe ich seinen Gedichten hinzugefügt. Auch Richard Suhr, der als Vorsitzender des Plattdeutschen Vereins viel für das Andenken an Richard Wossidlo und Helmuth Schröder tat, liegt in der Nähe von seinen beiden Freunden begraben. So schließt sich der Kreis um Richard Wossidlo, Richard Suhr und Helmuth Schröder. Wenn Sie, lieber plattdeutscher Heimatfreund, das Bernsteinmuseum besucht haben, können Sie die Gräber dieser drei Männer durch die Klosterwiese mit wenigen Schritten erreichen. Wir Ribnitzer fühlen uns verpflichtet, das Andenken an diese drei Männer, die, jeder auf seinem Gebiet, viel für unsere plattdeutsche Muttersprache getan haben, zu bewahren und zu pflegen. Hans Erichson, Biographischer Beitrag „Meine Gewährsleute“ in: Ribnitzer Fundchronik. 1999.


OZ-Artikel vom 07.04.1992: Erfolgreiche Geburtstagsfeier für Helmuth Schröder

Ein kleines Dorf ehrte „seinen“ Heimatdichter

GRESENHORST. Kein Stuhl paßte mehr in den Saal der Gaststätte „Tau`n Mäkelbörger“ am Sonntag in Gresenhorst. Die Autokennzeichen auf dem Parkplatz zeigten an, daß die Geburtstagsfeier für den Heimatdichter Helmuth Schröder nicht nur Freunde der plattdeutschen Sprache aus der näheren Umgebung angezogen hatte. Der Dichter, der im benachbarten Völkshagen viele Jahre als Lehrer wirkte und zum Freundeskreis von Gorch Fock gehörte, schrieb Gedichte und Prosa in einem Platt, das Mitte des letzten Jahrhunderts die Bauern sprachen. Die Gedichte und Lieder des Heimatdichters, der 1909 in Ribnitz verstarb, fanden an diesem Nachmittag neue Freunde. Die Mitglieder des Chores „St. Klaren“ brachten Schröderlieder zu Gehör, Herr Fischer führte durch das Programm, erläuterte heute nicht mehr übliche plattdeutsche Worte und war ein einfühlsamer Rezitator der Schröderschen Lyrik. Viel Beifall spendeten die Besucher der Völkshäger Volkstanzgruppe. Bewunderung für die Frauen und Männer um Gaby Hauschild, die in ihren farbenfrohen Trachten den Mecklenburger Kegel ebenso gekonnt tanzten wie den „Wolgaster“. Den Zillerthaler Hochzeitsmarsch spielten die begleitenden Musiker ohne vorhergehende Probe. Trotzdem klappte im Zusammenspiel Musiker – Tänzer alles. Viele Wochen, viele Stunden hatten die Völkshäger geprobt. Rund 250 Einwohner hat das alte Bauerndorf. Jeder zehnte Bürger tanzt in seiner Freizeit. Die Mütter und Väter der heutigen Tänzer ehrten ihren Helmuth Schröder 1930 mit einem großen Fest. Daran erinnerte Werner Ehlers aus Rostocker Wulfshagen, der von dieser Feier noch ein Programm aufbewahrt hatte. Damals führten die Völkshäger Bauern ein Schauspiel nach Prosastücken von Helmuth Schröder auf. Im Saal hatten auch die Nachkommen des Heimatdichters Platz genommen. Enkel, Urenkel und sogar ein Ur-Urenkel waren aus entfernt liegenden Regionen Deutschlands in das kleine mecklenburgische Dorf gekommen. Herr Winter, Enkel von Helmuth Schröder, sprach aus, was viele der Anwesenden empfanden, als er Herrn Fischer, Herrn Keller und Frau Hauschild für ihre Mühen dankte, damit auch Jüngere Zugang und Freude an der plattdeutschen Sprache finden können. 1983 sprach Herr Fischer, der sich rührend um das Werk Helmuth Schröders bemüht, mit der letzten Einwohnerin Völkshagens, die noch beim Dorfschullehrer Schröder Unterricht hatte. Interessant nicht nur für die Zuhörer an diesem Nachmittag, daß die Rostocker Universität rund 250 Briefe Helmuth Schröders an seine Freunde aufbewahrt hat. Den Veranstaltern ist zu wünschen, daß nicht wieder sechs Jahre vergehen müssen, bevor man des Heimatdichters Helmuth Schröder gedenkt… Helga Holtfoth

Lützow, Hedwig - Helmuth Schröders Tochter

(geb.: Schröder) Niederdeutsche Schriftstellerin geb. 1.9.1883 Goldewin gest. 15.6.1943 Hamburg


Vater: Helmuth Schröder, Pädagoge, niederdeutscher Schriftsteller

Die Familie siedelte 1886 nach Volkshagen (bei Ribnitz) über; 1934 wesentlich an der Feier zum Gedenken an Helmuth Schröder in Ribnitz beteiligt; schrieb nach ihres Vaters Vorlage das Theaterstück »Bi Kräuger Bolt«, das 1934 von der Niederdeutschen Bühne Ribnitz anlässlich seines 25. Todestages aufgeführt wurde; »Joachim Slüter. Preisgekröntes Festspiel zum Rostocker 400jähr. Reformationsjubiläum« (1931); »Helmuth Schröder« in »Uns plattdütsch Heimat« (1926).

Völkshagen nach 1945

1. Mai 1945 – Streitkräfte der Roten Armee zogen in Völkshagen ein. Bürgermeister war für kurze Zeit Otto Knuth. Der schlimme Krieg war endlich vorbei. Im Ort entwickelte sich langsam das Handwerk. * Fam. Reichert - Schmied *L. Schade - Schneider *Herr Kienert - Schuhmacher *H. Kösterke - Friseur * O. Finck - Tischler.

1945 – Otto Finck beginnt im Unnerdörp mit dem Aufbau seiner Tischlerei, die von 1949 bis 1958 unter seinem Namen als eingetragener Handwerksbetrieb geführt wurde. 1958 übernahm sein Sohn Dieter Finck die Tischlerei und führte sie bis 1994. Bis 1997 wirkte dann dessen Sohn, Axel Finck, hier als Tischler.

1946 – Gründung eines Umsiedlerausschusses, Vorsitzende war Frau Harms. Das Dorf hatte jetzt 557 Einwohner, davon waren 268 Einheimische und 289 Flüchtlinge. Am 15. September fanden Neuwahlen der Gemeindevertreter statt. Von 1946 bis 1950 war Erich Harms Bürgermeister.

1948 – 523 Einwohner leben im Ort.

1949 – Von den verbliebenen 485 Einwophnern sind 197 männlich und 288 weiblich.

1950 - 1958 war Willi Kankelfitz Bürgermeister.

1952 – Völkshagen gehört nach der Bildung der Bezirke und der Verwaltungsgebietsreform zum Kreis Ribnitz-Damgarten.

1953 – Zu denen, die in diesen Jahren in den Westen flüchteten, gehörte auch die Familie Wessel. Am 12. März wurde das Inventar des verlassenen Hofes geschätzt, Acker, lebendes und totes Inventar wurden ab September von 4 Nutzungsberechtigten bewirtschaftet.

1955 – Die Gebäude von Karl Wessel gehen an die Gemeinde Völkshagen über.

1957 – Ottilie Finck erwirbt die Häuslerei Nr. 7 [„De Lappen“] mit Gaststätte, die nun als Finckenkrug bis 1965 ihr Eigentum war. Die vorigen Eigentümer, Ilse und Paul Reichert, waren 1957 in den Westen gegangen. Die von P. Reichert betriebene Schmiede wurde um 1958 abgerissen. Die Gaststätte und der Saal wurden bis 1965 saniert. Pächter der Gastwirtschaft war bis etwa 1959 die HO und später bis 1983 der Konsum.

Gaststätte "Finckenkrug" um 1960

Gaststätte "Finckenkrug" um 1960

Solange die Gaststätte Privatbetrieb war, wurde auch regelmässig für ältere und gehbehinderte Einwohner, die den Weg nach Blankenhagen zur Kirche scheuten, im Saal Bibelstunde abgehalten. Als das zu Zeiten der HO und des Konsums nicht erlaubt war, kam Pastor Schauer einmal sogar im Frühjahr in der gerade frisch eingerichteten Werkstatt von Tischler Finck mit den Gemeindemitgliedern zur Bibelstunde zusammen.

1959 -1970 war Karl Wiening Bürgermeister.

1. März 1960 – Mit dem Beschluss der SED zur Vollgenossenschaftlichkeit im Jahre 1960 kam es auch in Völkshagen zur Bildung einer LPG vom Typ III mit dem Namen "Völkerfreundschaft". In den folgenden Jahren erfolgte die Eingliederung der Pflanzen- und Tierproduktion in die LPG Gresenhorst. Mit der Liquidation der LPG Gresenhorst am 29. Juli 1991 erhielten die Genossenschaftsmitglieder im Laufe der Zeit Anteile am Genossenschaftseigentum zurück. Seit 1993 bewirtschaftet Fritz Friedrichsen als Neueinrichter einen Teil der Flächen.

1964 – Eine Sparte der Kleingärtner wurde gegründet. Die Schule in Völkshagen wurde geschlossen, die Kinder fuhren nach Gresenhorst zur Schule.

1970 -1973 war Ulla Prommer Bürgermeisterin.

1971 – Der Viehstall auf dem Grundstück Wessel brannte ab.

1974 – Völkshagen ist keine eigenständige Gemeinde mehr, wird ein Ortsteil von Gresenhorst. Es kommt zur Angliederung der Tierproduktion Völkshagen an die LPG (T) Gresenhorst.

1975 – Ausbessersungsarbeiten an Bürgersteigen und Dorfstraßen. Im Oberdorf wurden Meliorationsmaßnahmen durchgeführt.

1977 – Die Gärtnerei Völkshagen plante für dieses Jahr die Produktion von 180 dt. Treibgemüse und 1.030 dt. Freilandgemüse.

1980 – Im Ort gab es folgende Einrichtungen und Handwerker: 1 Gemeindeschwesternstation, 1 Poststelle, 1 WtB-Verkaufsstelle 2 Gaststätten 1 Saal für Feierlichkeiten 1 Schumacher 1 Tischler 1 Plakat-Schriftmaler 1 Damenfriseur Gebäude der LPG: 1 Kuhstall 1 Abferkelstall 1 Sauenstall

1982 – Vorbereitungen zur 750-Jahrfeier in Völkshagen begannen.

1983 – Ottilie Finck verkaufte die Häuslerei Nr. 7 mit Gaststätte an Herrn Borstel. 1990 kaufte der Sohn von Ottilie Finck, Uwe Finck, diese zurück und richtete hier den Sitz seiner Firma für Sicht- und Lichtwerbung ein, die er von 1977 bis 2011 in Völkshagen betrieb.

25. und 26. Juni 1983 – die 237 Bürger des Ortes feiern mit vielen Gästen 750 Jahre Völkshagen. „De Völkshäger Danzgrupp“ wurde gegründet.

Mitte der 80er Jahre wurde der Forsthof abgerissen, in dem nach Kriegsende viele Flüchtlinge untergebracht waren und deren Stallungen später von der LPG genutzt wurden.

De Völkshäger Danzgrupp

Bevor in der umfangreichen Chronik der "Danzgrupp" geblättert wird, vorab die Feststellung, dass die bewährten Völkshäger Tänzer und Tänzerinnen heutzutage mehr als 20 alte und neue Tänze in ihrem Repertoire haben. Und angefangen hat alles nur mit dem "Kegel", einem aus der Erinnerung alter Völkshäger wieder hervorgeholter Gruppentanz, der gern bei früheren Festen getanzt worden war.


1983 feierte sich das Dorf Völkshagen. Vor 750 Jahren war in Bützow eine Urkunde ausgestellt worden, in der am 13. Dezember 1233 neben anderen "Hagen" das Dorf Volkeshagen - so die damalige Nennung - erwähnt wurde. Ein Grund, dieses Jubiläum zu feiern und das mit einem kulturellen Rahmen. In Erinnerung war bei den älteren Einwohnern, dass es vor Jahren eine Volkstanzgruppe gegeben hat und der damals beliebte Kegel-Tanz doch gar nicht so schwer zu tanzen war. Nach alten Fotos wurde Kleidung zusammengestellt, wurde ausgiebig geprobt und der Erfolg war für alle eine Überraschung. Hatte Folgen, die nun 2018 bis in das 35. Jahr anhalten.

Bilder vom damaligen ersten öffentlichen Auftritt

Der erste Auftritt 1983 - links im Bild Loni Harms und Walter Dethloff, Mitte Ilse und Dieter Finck, rechts Margot und Uwe Finck

1983 erster Auftritt- links im Bild Loni Harms und Walter Dethloff, Mitte Ilse und Dieter Finck, rechts Margot und Uwe Finck

Nach dem Auftritt - Von links nach rechts: Lieschen Kasunke, Günther Paepke, Trude Wiening

Vor dem Auftritt - Von links nach rechts: Lieschen Kasunke, Günther Paepke, Trude Wiening

Einige der damaligen Mittänzer sind inzwischen verstorben. Ihnen ein würdiges Andenken zu geben, seien sie hier genannt:

Hilde und Kurt Lude, Anni und Heinz Wilken, Linda und Helmut Eckermann, Inge und Jochen Dethloff, Hanni und Ulrich Peters, Lieschen und Heinz Karsunke, Walter Dethloff, Liselotte Trede, Ilse Finck, Elli und Franz Möller, Erika Preuß.


Als treue Renter sind heute weiterhin in unserer Mitte:

Peter Fett, Loni Fett, Margot und Uwe Finck, Dieter Finck, Anni und Herbert Moll sowie das Gründungspaar Gabi und Fritz Hauschild.

Damalige Tänzer im Schülerkegel sind heute die neuen "Chefs" der Danzgrupp geworden. Diana Berlin, geb. Hauschild, als Leiterin und ihre Schwester Simone Harms tragen das Erbe der Eltern mit Elan weiter.

Aber zurück in die 80-er Jahre. Die Tanzgruppe wurde bald zu Auftritten in den umliegenden Dörfern eingeladen. Dorffeste, LPG-Feiern, Rentnerfeste, Sommer- und Erntefeste - zu gern wurden sie als Höhepunkt geladen. Bald ging es über die Kreisgrenze hinaus. Die Kreisbauernkonferenz im März 1987 in Trinwillershagen, im Juni drauf bei den 5. Kulturfesttagen in Semlow und viele andere Auftritte hatten mittlerweile zur Folge, dass nach hartem Training das Programm ausgeweitet werden konnte, Gedichte und Lieder eingebaut wurden. 1988 kam wertvolle Unterstützung vom "Richard-Wossidlo-Ensemble" aus Ribnitz-Damgarten. Jürgen Kölzow übte mit ihnen den "Figaro" ein, gab Tipps zum "Sniderdanz" und Mecklenburger Kegel. 1990 lud das "Richard-Wossidlo-Ensemble" dann auch die Völkshäger zu einer großen Veranstaltung mit vielen anderen Tanzgruppen ein, darunter nun solche aus der BRD. Mit der Tanzgruppe Kellinghusen gab es schnell gute Kontakte. Am 25. Juni 1990 waren sie dann auch schon in Kellinghusen und tanzten mit beim "Johannisfeuer- Fest".


Die Auftritte der "Völkshäger Danzgrupp" wurden mit den Jahren fester Bestandteil der Berichterstattung in den Medien

Im Folgenden einige Auszüge:

1990 - NR von Kellinghusen vom 26.6. "Feier mit Freunden": ... "Gäste aus der DDR begrüßte Walter Rose, Vorsitzender des Ortsverbandes Vereinigte Landsmannschaften Kellinghusen anläßlich der traditionellen Johannisfeier am Rensinger See...Zahlreiche Gäste aus Politik, von verschiedenen Landsmannschaften ... lauschten der Begrüßung von Helmut Eckermann in Mecklenburger Platt... Als gelungene Überraschung überreichte Eckermann eine Mecklenburger Fahne als Gastgeschenk..."

1991 - NR von Kellinghusen vom 1.7. "Mecklenburger zu Gast": ..."Bei herrlichem Sommerwetter zeigten die beiden Kellinghusener Gruppen und ihre Mecklenburger Gäste ein buntes Programm von Volkstänzen aus verschiedenen deutschen Landschaften... zur Freude und unter dem Beifall der zahlreichen Zuschauer.

1991 - OZ EndeJuni: "Alles tanzt zwischen 20 und 65" Vor dem Internationalen Folklore Festival am 13. Und 14. Juli in Ribnitz-Damgarten wird die Tanzgruppe der Völkshäger vorgestellt.

1991 - OZ im November berichtet Helga Holtfoth sowohl über die Tanzgruppe als auch über das Dorf, das im Jahr 1993 seine 760-Jahrfeier hat, und seine aktuelle Entwicklung. So zum Beispiel, dass "Am 31.12.1991 die landwirtschaftliche Genossenschaft der Vergangenheit angehört... Völkshagen ist bereits ein Dorf fast ohne Kuh und Schwein. Auch künftig ohne Bauern?" "Aber noch immer treffen sich wöchentlich 25 Ehepaare und Proben mecklenburgische Tänze. Die Frauen haben die Kostüme selbst genäht. Jetzt wird gerade der WOLGASTER einstudiert."

1992 - Im Februar waren sie mit einem 30-Minuten-Auftritt in der Kieler Ostsee Halle zu Gast. Getanzt wurden neben dem Mecklenburger Kegel der Holsteiner Dreitor, der Figaro und der Zillertaler Hochzeitsmarsch.

1992 - 5. April: "Ein kleines Dorf ehrte seinen Heimatdichter" mit Gedichten, Liedern und selbstverständlich war die Tanzgruppe mit ihrem Programm dabei.

1993 - OZ vom 10.6. "Danz up de Däl in Völkshagen ": ..." Am Sonnabend soll im Dorf das Festfieber ausbrechen. Der Grund: Völkshagen wird in diesem Jahr 760 Jahre alt. Außerdem besteht die Tanzgruppe seit zehn Jahren... und da man Feste nicht allein feiern kann, luden sie sich Gäste ein. Tanzgruppen, die sie bei ihren Auftritten in den zurückliegenden Jahren kennenlernten."

1993 - 12. Juni: Ein Dorf feiert seinen 760. Geburtstag und die Tanzgruppe ihren 10. Jahrestag mit einem großen Fest.

1994 - unter anderem Auftritte bei diversen Sommerfesten in Rostock, Saal, Marlow, Bad Sülze, Bad Doberan, Wiethagen und zu Mecklenburg-Vorpommerschen Markt Tagen in Lübeck

1995 - 26.Juni die neue Gruppenfahne "Völkshäger Danzgrupp Anno 1983" ist eingetroffen (Abbildung)

1996 - 12.-15. September Auftritt auf der MeLa in Mühlengeez

1997 - der NDR, Radio MV in Völkshagen "Kleines Dorf ganz groß"

1998 - Höhepunkt des Jahres war am 20. 6. "15 Jahre Völkshäger Danzgrupp" und 765 Jahre Völkshagen

1999 - Juli Tanzfest auf dem Marktplatz in Ribnitz-Damgarten zum 10. Internationalen Folklore-Festival. Hier begann die Freundschaft zu den Freunden aus Litauen.

2000 - OZ vom 22.1. "Völkshäger Tanzgruppe reist zum Festival nach Taiwan" "...der Tanzverband des Landes Mecklenburg-Vorpommern hat die Völkshäger ausgesucht, um das Land bei einem Folklore Festival in Nan Ying auf Taiwan zu vertreten... Das Programm steht schon fest, getanzt werden sollen acht Stücke wie der Henkenhäger Kegel, der Klatschtanz, der Snidertanz, Schwarze Rappen, der Eldenaer Kegel, der Wolgaster und Tampet.'Bis zu zwanzig Tänze haben wir immer im Repertoire, aber einige Schritte müssen die Mitglieder der Völkshäger Gruppe dennoch üben, sagt Gabi Hauschild,'..."

2003 - Das Jahr 2003 hielt zwei besondere Höhepunkte bereit.

14. Juni: 770 Jahre Völkshagen und 20 Jahre Völkshäger Danzgrupp (Abbildung) 5. - 8. September: Fahrt nach Panevezys/Litauen Gäste beim großen Jubiläumsfest in Völkshagen waren Tanzgruppen aus REmlin, Zingst, Kellinghusen, Goldberg, Rostock, Ribnitz-Damgarten, Behnkendorf, Damshagen, Kiel und aus Litauen und Polen.

2004 - im August Teilnahme am Polnisch-Deutschen-Folkloretreffen in Kamien-Pomorski anläßlich des 20-jährigen Jubiläums der polnischen Folkloregruppe "Stawnianki".

im September Teilnahme am 35. Internationalen Treffen der Volkstanzgruppen in Berlin

2006 - gemeinsam mit dem Dorfverein wurde ein schwungvolles Kappenfest im Dörphus gefeiert.

2006 - 11./12. März: Seminar in Bremerhagen zum Thema "Einstudierung von gemeinsamen Volkstänzen" 24. - 29. Mai: gemeinsam mit verschiedenen Tanzgruppen aus Mecklenburg Vorpommern zu Gast in Litauen

2007 - Juni: Freunde aus Litauen bei uns zu Gast; Juli: Tonnenfest in Klockenhagen; September: Erntedankfest in Czaplinek/Polen und viele andere Auftritte

2008 - 25 Jahre Völkshäger Danzgrupp

2017 - Marlow-Kurier 19.12.2017: "De Völkshäger Danzgrupp wird 35" Unter dieser Überschrift hatte Diana Berlin, Leiterin der Volkstanzgruppe, geschrieben: Am 24. Juni 2018 feiert die "Völkshäger Danzgrupp" ihren 35. Geburtstag. Die Tänzerinnen und Tänzer haben vielen Menschen Freude bereitet. Sie tanzten nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern. Höhepunkt war im Jahr 2000 eine Reise nach Taiwan. Viele Auftritte gab es in Polen, Litauen und Tschechien (Prag). Die Mitglieder der Tanzgruppe erlebten eine schöne Zeit. Ein Problem ist, dass alle älter werden und der Nachwuchs fehlt. Wir wenden uns an alle Personen, die Lust am Tanzen haben. Sie können unverbindlich an unseren Proben teilnehmen. Diese finden jeden Dienstag um 19 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Völkshagen statt. Weitere Auskünfte erteilt Gabriele Hauschild. Wir würden uns über jede neue Tänzerin und über jeden neuen Tänzer freuen.

Völkshagen im wiedervereinten Deutschland

1990 – Nach der gesellschaftlichen Wende schlossen die Konsumgaststätte und der Konsumladen.

1991 – Der Dorfladen „Kiek und Köp“ im Oberdorf wurde eröffnet. Im gleichen Jahr Eröffnung der Filiale einer Baum- und Landschaftspflege-Frma durch Heinz Schleusner, die er ab 1993 als eigenständige Firma betreibt.

1992 – Etwa 500 ha Land wurden an die GmbH „Am Wallbach“ Mandelshagen verpachtet.

1993 – Die Ortsverbindung nach Blankenhagen wurde erneuert. Fritz Friedrichsen aus Schleswig-Holstein kaufte als Neueinrichter das ehemalige Seiersche Gehöft.

12. Juni 1993 – Dorffest anlässlich 760 Jahre Völkshagen. Am Kriegerdenkmal wurden neue Tafeln mit den Namen der Opfer des 1. Weltkriegers und auch des 2. Weltkrieges angebracht.

1994 – Im August weilten für drei Wochen strahlengeschädigte Kinder aus Dobrusch bei Tschernobyl in Völkshagen. Die Gasteltern dieser Kinder erhielten die ersten Dankesbriefe von ihnen und ihren Eltern.

1995 – 21 neue Eigenheime sind nach 1990 gebaut worden.

1996 – Im Juli wurde das Kinderfest gefeiert, an dem Kinder aus Ljuban und Dobrusch (Weißrußland) teilnahmen. Die Ortsverbindung durch den Wald nach Rostocker Wulfshagen wurde erneuert.

1998 - Bürgermeister Wolfgang Heiden, zuständig für Gresenhorst, Völkshagen, Dänschenburg, wurde von B. Schmidtbauer, in OZ Ribnitz-Damgarten vom 16.01.1989 in der Reihe "Uns Dörp" befragt. Danach sollte auch in Völkshagen die kaputte Straßenbeleuchtung in Ordnung gebracht werden. Eine Tempobeschränkung auf 30 km/h am Ortseingang, von Mandelshagen herkommend, war jedoch von der Straßenverkehrsbehörde abgelehnt worden. Im Oberdorf begannen die Arbeiten an einem neuen Gehweg. In den 3 Dörfern lebten etwa 1050 Einwohner.

1999 – Der Dorfverein „Helmuth Schröder“, benannt nach dem ehemaligen Völkshäger Lehrer und niederdeutschen Heimatdichter, wurde gegründet. Zum Vorsitzenden wurde Dr. Heinz Mieth gewählt. (Abbildung)

OZ-Artikel vom 05.08.1999: "Vorbild ist ein Heimatdichter"

Neuer Dorfverein Völkshagen gab sich den Namen „Helmuth Schröder“

Völkshagen. Was konnte den 37 Einwohnern von Völkshagen Besseres widerfahren, als dem Dorfverein, den sie vor wenigen Tagen an der Scheune gründeten, den Namen des niederdeutschen Heimatdichters Helmuth Schröder zu geben?! Der ehemalige Lehrer Helmut Eckermann, der die Versammlung am Abend des 30. Juli leitete, hatte es verstanden, die Gründungsmitglieder darauf einzustimmen. Es lag ja nahe, einem Mann Ehre zu erweisen, der um die Jahrhundertwende in Völkshagen lebte und wirkte und von dem es auf der Gedenktafel am ehemaligen Schulgebäude heißt: „Hei was uns Fründ un Vörbild“. Dr. Heinz Mieth, der von dem neunköpfigen Vorstand zum Vorsitzenden gewählt wurde, legte dann auch die Betonung darauf, daß der soeben aus der Taufe gehobene Dorfverein alles Gewachsene und Bewahrenswerte hegen und pflegen wolle. Alles, was das Zusammengehörigkeitsgefühl in diesem Marlower Ortsteil weiter festige. Als Stichworte nannte er u. a. die Dorf- und Kinderfeste, die Auftritte der weithin bekannten Folkloretanzgruppe, das Maifeuer und den Tanz in den Mai oder die weihnachtlichen Treffen im Mandelshäger Forst, die von Anni Moll ermöglicht werden. Der 60-jährige, der mit seiner Familie seit 1992 in Völkshagen lebt, zieht aber auch Busfahrten, Dia-Vorträge, Theaterbesuche und Lehrgänge in Plattdeutsch in die Überlegungen ein. Und später wolle man sich auch in die Kommunalpolitik einmischen. Er stehe mit dem Allerstorfer Dorverein in Verbindung. Dort gäbe es bereits gute Erfahrungen. Der Vorsitzende zeigt sich erfreut darüber, daß im Verein Alt- und Neu-Völkshäger gleichermaßen vertreten seien. Das spiegele die sehr angenehme Atmosphäre des Zusammenlebens wider. Schön sei auch, daß der Eigentümer der Scheune, Friedrich-Wilhelm Wessel, Mitglied geworden sei und das Gebäude auch künftig im Mittelpunkt des dörflichen Lebens stehen werde. E. GOSSING

Bild: Vier engagierte Mitglieder des neuen Dorfvereins: Dr. Heinz Mieth, Anni Moll, Friedrich-Wilhelm Wessel und Gabriele Hauschild (v. l.)


2017 - Marlow-Kurier v. 12. September: Der Dorfverein berichtet u. a. über die Kultursonntage in Völkshagen: "Die Reihe der diesjährigen Kultursonntage wurde am 3. September fast schon wie gewohnt mit einem Line-Dance-Programm beendet. Dazu eingeladen waren Knabsstrupper Pferde eines Tribseer Gestüts, auf denen die anwesenden Kinder nach Lust und Laune reiten konnten... Aber noch ist das Jahr nicht zu Ende und so plant der Verein am 23. und 24. September die Teilnahme der Kräuterfrauen an der Treckeltied, diesmal unter dem Motto: Herbst-Ernte-Austtied im Rahmen des "Gartenpfades Nordvorpommern". Das Pilz- und Herbstfest wird am 24. September auf dem Gelände des Dorfgemeinschaftshauses stattfinden..."

Marlow-Kurier v. 14. November: Rudi Kock vom Dorfverein H. Schröder berichtet unter anderem: "Auch 2017 fanden in Völkshagen wieder interessante Veranstaltungen statt. Neben den überaus beliebten Kultursonntagen mit unterschiedlichen und interessanten Programmen auch die Tage der offenen Gärten und die "Treckeltied". Neben dem schon traditionellen Auftritt der "Völkshäger Danzgrupp" kann die besonders erfolgreiche Integration einer syrischen Familie in einen unserer Kultursonntage genannt werden, der im Rahmen der Partnerschaft für Demokratie in den Recknitztalgemeinden gefördert wurde..."

Aus der Schulgeschichte von Völkshagen

Die ersten Quellen berichten seit etwa Mitte des 18. Jahrhunderts von Schulmeistern in Völkshagen. Claus Ahrens (1711-1784) war laut Unterlagen der Schule von 1742 bis zu seinem Tod hier als Schulmeister tätig. Nachfolger war sein Sohn Jochim Ahrens, geb. 1759, der von 1783 bis 1819 seinen Schuldienst versah. Ihm folgte von 1819 bis 1850 Jochim Heinr. Ahrens. Anschließend übernahm wiederum ein Sohn, Johann Christoph Ahrens, die Amtstätigkeit seines Vaters bis 1858.

Um 1836 wurden etwa 95 Kinder unterrichtet und 1854 ungefähr 100 Kinder. Wegen der unzulässig hohen Schülerzahl musste eine 2. Lehrerstelle geschaffen werden. Am 11.08.1853 erbat Lehrer Ahrens diese für den kommenden Winter und versprach, ihm Wohnung, Bett und Wäsche zu geben. 1854 wurde das Schulhaus mit einer Wohnung für den 2. Lehrer vergrößert. Ab 1859 war dann die Schule endgültig zweiklassig.

1886 bis 1908 war der Heimatdichter Helmuth Schröder an der Schule als Schulmeister tätig.

Das Schulgebäude Völkshagen und rechts davor sitzend Familie Schröder 1906

Abb. Das Schulgebäude Völkshagen und rechts davor sitzend Familie Schröder 1906

1908 wurde der Lehrer Paul Johst eingestellt. Laut Jahrbuch 1921 ist P. Johst am 16.07.1915 für "Volk und Vaterland" im 1. Weltkrieg gefallen.

1915 kam Lehrer Suhrbier aus Gresenhorst nach Völkshagen, gefolgt von Herrn Lübbe im Jahr 1916.

Abb.1 Dorfschule Völkshagen Schulzeit Sommer 1920 Kinderfest (Foto Otto Finck)
Abb.2 Schulzeit Sommer 1920 Kinderfest (Foto Otto Fink)


1926 wurden die Landschulstellen in Mecklenburg-Schwerin beschrieben. Darin stand zu Völkshagen:

"Völkshagen b. Gelbensande. Bahnstation Gelbensande 8-9 km. Autoverbindung nach Ribnitz. Amt Rostock. Ortskl. D. Haus Steinfachwerk mit Strohdach. 4 Stuben und 3 Kammern. Rauchboden. Scheune hinter dem Haus, Steinfachwerk mit Strohdach. Garten 100 QR, guter Mittelboden, reichlich Obstbäume. Acker hinter der Scheune bzw. neben dem Garten, 750 QR. 4. und 5. Klasse bonitiert. Wiese 230 QR, 3 Min., und 50 QR beim Gehöft. Verpachtet bis Michaelis 1926 für 14 Ztr. Roggen. 230 QR Wiese und 250 QR Acker in eigener Wirtschaft. Gesetzl. Feurung. Handarbeitsunterricht."


Schulmeister Friedrich Garling war bis 1934 in Völkshagen tätig. Seine Frau hatte den Handarbeitsunterricht übernommen.

2. Lehrer war 1920 Wilhelm Kägebein. Fräulein Merten war von 1928 bis 1929 2. Lehrerin. (s. Abb.1 und 2)


Völkshäger Schulklasse mit Lehrer Garling 1925

Abb. Lehrer Garling mit seiner Schulklasse vor dem Schulgebäude (1925)

Seit 1929 gingen alle Kinder aus Rostocker Wulfshagen in die Völkshäger Schule. Sie mussten den recht weiten Weg meistens zu Fuß bewältigen.

Von 1929 bis 1932 unterrichtete Herr Schepler, der auch den Gesangsverein und die Theatergruppe leitete. Ihm folgten Herr Wrede (1932/1933), 1934 als Aushilfslehrer Herr Ihrke.

Lehrer Wullenbecker (1933-1936) wurde wegen Körperverletzung 1936 strafversetzt, leitete jedoch weiterhin den Gesangsverein.

1936 kam Joachim Gerlach als Hilfslehrer. 1937-1939 übernahm Lehrer Schade den Schuldienst. Anschließend war bis 1940 Herr Hartwig 2. Lehrer und leitete als Geigenspieler auch die Instrumentalgruppe mit Akkordeon- und Mandolinenspielern.

Die Schulleitung von 1939 bis 1945 hatte Fräulein Maercker. Sie war von einer höheren Mädchenschule in Ribnitz gekommen, an der sie seit 1913 tätig gewesen war. Sie unterrichtete alle Schüler von der 1. bis zur 8. Klasse.

Während der NS-Zeit wurde auf dem Schulacker eine Baracke für den "Reichsarbeitsdienst" gebaut. Diese Baracke wurde nach dem Krieg als Erntekindergarten genutzt und im Winter auch als Turnraum für die Schulkinder. Danach wurde auch in der Scheune auf dem Schulgelände der Sportunterricht durchgeführt.

Fräulein Rosi Dähn, die bis zum Krieg Schulleiterin einer Privatschule in Rostock gewesen war, leitete von 1946 bis 1952 die Völkshäger Schule. Fräulein Dähn blieb bis zum 75. Lebensjahr Lehrerin an der Schule, da die Jahre in der Privatschule für die Rente nicht zählten. Sie unterrichtete vornehmlich die Klassen 5-8. Es war auch in diesen Jahren noch üblich, dass Lehrer reihum bei Bauern oder anderen besser gestellten Einwohnern zum Mittagstisch geladen waren. Ehemalige Schüler erinnern sich daran, dass Fräulein Dähn bei Ihnen zu Mittag gegessen hätte.

Schulleiterin wurde 1953 Anneliese Blankenhagen (geb. 1923 - gest. 2017). Ihre Mutter, Frau Sigfried, gab den Unterricht in Nadelarbeit.

Weitere Lehrer waren an 1946 Herr Persson, 1951/1952 Frau Bierstädt, danach kurze Zeit Herr Pietschmann, da Frau Bierstädt, die Tochter eines Gutsbesitzers in den Westen übergesiedelt war. Fräulein Lewald, später Frau Bitter, unterrichtete ab 1953 die 27 Kinder der 1. bis 4. Klassen in einem Raum. Sie leitete auch die Mandolinengruppe und den Chor.

1959 wurden Sanitäranlagen beantragt und auch gebaut.

Am 1. September 1965 wurde die Schule in Völkshagen aufgelöst. Nun gingen auch die Kinder der 1. bis 4. Klassen nach Gresenhorst zur Schule.

Seit 1955 gingen bereits die Schüler der 7. und 8. Klasse nach Gresenhorst zur Schule. "Gingen" im wahrsten Sinne des Wortes oder kamen per Fahrrad, denn denn erst 1967 wurde von Völkshagen aus ein Schulbus eingesetzt, damit die Kinder nicht bei jedem Wetter mit dem Fahrrad nach Gresenhorst fahren mussten.


Anekdoten aus Erzählungen ehemaliger Schüler über ihre Schulzeit

Es kam beim Bemühen der plattdeutsch sprechenden Kinder, sich in der Schule hochdeutsch ausdrücken zu müssen, zu etwas unglücklichen "Übersetzungen". So sagte 1936 der 12-jährige F. Waack bei Lehrer Burmeister:"Wir haben in der Ernte geholfen und haben tüchtig geschweitzt" Plattdeutsch klingt es mit "hemm düchtig schweit" auch völlig verständlich, daran erinnerte sich M. Schaepe.


In der Schule erlebte der 1925 eingeschulte P.-F. Rehberg, dass es bei Verfehlungen Hiebe mit dem Rohrstock gab. Als er eine ganze Woche lang täglich 3 schmerzende Hiebe erwarten musste, weil er mit dem Katapult in Richtung der Mädchen geschossen hatte und leider auch Lehrers Tochter getroffen hatte, biss er am 3. Morgen dem Lehrer in den Oberschenkel. Nach 2 Tagen traute er sich erst wieder in die Schule, nachdem der Lehrer versprochen hatte, keine Hiebe mehr auszuteilen. Dafür musste er aus dem Jagdgebiet des Lehrers die erschossenen Hasen holen.


1955 war H. Gösch als Praktikant für Sport und Werken an der Schule tätig. Er hatte den Schülern der 1. bis 4. Klassen einen Wandertag versprochen. Leider regnete es an diesem Tag und der Wandertag sollte ausfallen. Das verstanden die Schüler überhaupt nicht und wanderten allein los. Sie erhielten alle einen Tadel, erzählte I. Lönnis.

Völkshäger Besonderheiten

In der Fundchronik des Ludwig Krause findet sich zu Völkshagen eine Sammlung von Artikeln und Notizen aus dem Zeitraum um 1900. Der Artikel „Im Völkshäger Forstrevier“, von Helmuth Schröder 1907 in „Die Heimat“ veröffentlicht, gehört zu den insgesamt 52 heute noch aufzufinden Vorgängen. Ein Auszug aus ihm bekräftigt u .a. das oben dargestellte Geschichtsbild.

„Bis an das Ende der Wendenzeit bedeckte die nordöstliche Ebene unseres engeren Vaterlandes ein circa 10 Meilen [Quadratmeilen] großer Wald. Er erstreckte sich vom Breitling bis zur Recknitz und von der Ostsee bis in die Gegend der heutigen Rostock-Sülzer Chaussee. Nur am Meeresrande und an dem Recknitzufer befanden sich Wendensiedlungen. Die Namen Müritz, Körckwitz, Karlewitz und Tressentin geben davon Zeugnis. Wo und wieviel die sächsichen und westfälischen Kolonisten nach Vertilgung der Wenden den Wald rodeten, erkennt man bei einem Blick auf die Karte an den Ortsnamen, die auf „hagen“, „rade“ und „horst“ endigen.

Von dem verbliebenen Reste bildet die nördliche Hälfte, an der See hinstreichend, ein geschlossenes Ganzes und ist unter dem Namen der Rostocker und Ribnitzer Heide allgemein bekannt. Weniger ist dies der Fall bei dem östlich in ca. 2 Meilen von Nord nach Süd sich erstreckenden Teil. Er umfaßt die Forstreviere Altheide, Völkshagen, Billenhagen, Freienholz und erfährt nur in der Nähe von Völkshagen zwei sehr kurze Unterbrechungen. Von diesen Revieren ist jedenfalls das Völkshäger das weitaus interessanteste. Es umfaßt die Schutzbezirke Völkshagen und Gresenhorst; der erste nördlich, der andere südlich gelegen…


Eine 700- bis 800-jährige Eiche von 8 m Durchmesser, bei welcher die Jugend des Dorfes ihre Pfingsten feierte, fiel dem Jagdeifer eines Reviergehülfen zum Opfer. Dem Reinecke, der unter ihren mächtigen Wurzeln hausete, schob der Jäger Feuer in den Bau. Es ergriff das morsche Mark des Riesen, dieses und das Kernholz verzehrend. Noch grünte und trotzte sie, bis nach Jahren die unbedachte Hand eines Hirtenbuben das gottlose Spiel wiederholte und die Alte das Opfer eines Sturmes ward, der sie von ungeschützter Seite, von Osten her, anfiel. Das war vor einem halben Jahrhundert. Seit jenen Tagen liegt sie, den Würmern und dem Zahn der Zeit preisgegeben, modern auf der Muttererde, deren Brust sie zu einer solchen Riesin emporsäugte, daß ihr hohlgebranntes Innere 9 Personen fassen konnte. Fünf zweihundertjährige Buchen umstehen sie im Kreise… Zwei tiefe Querschnitte zeigt der Riesenleib. Friedrich Franz II. wünschte die Alte als Sehenswürdigkeit in seinem Schloßgarten zu Schwerin zu haben. Des Transportes wegen sollte sie in einige Dutzend Blöcke zerlegt werden; allein die eigens zu diesem Zwecke angefertigten Sägen zerbrachen…


Als Raritäten aus der Baumwelt seien eine „Krup“- und eine „Pusteiche“ erwähnt, die vorzeiten zu Sympathiekuren gegen Rheuma und Hautausschläge viel benutzt wurden und auch wohl aus noch unbegriffener Ursache Heilwunder wirkten. Schwerlich sonst hätte zu bequemerer Benutzung der 1850 hier wirkende Förster von Glöden Treppen für die Bäume geschaffen. Sein andenken lebt noch fort in d er „Glöden“- oder „Kronenbuche“, dem ältesten Baume ihrer Art, von 3 m Stammumfang, bei der er Rasenbänke für die Pfingstwaldfeier des angrenzenden Dorfes Gresenhorst schuf, während er selbst mit seinen Völkshägern die Pfingsten bei der damals noch grünen Eiche, “der Waldmutter“, feierte.


Über die vielen großen Felssteine und Findlinge, die im Völkshäger Wald und den angrenzenden Äckern gefunden wurden, schrieb Lehrer Schröder:

„Ungeheure Findlinge lagerten von alters her im Revier, später auf den durch Rodung angrenzenden Aeckern. Einhundertzwanzig vierspännige Fuder Sprengstücke lieferte der eine, 170 laufende Meter Stufensteine der andere.

Von ersterem erhielt sich die Sage: Riesen hätten von Marlow aus den Blankenhäger Kirchturm zerschmettern wollen, aber der Wurf sei zu kurz geraten. Eine andere Lesart ist die: Riesen zu Wustrow hätten dem Ribnitzer Pfarrkirchturm dies Schicksal bereiten wollen, hätten aber zu stark ausgeholt und das Wurfgeschoß 10 km weit über den Zielpunkt hinausgeschleudert. Findlinge von minderer Größe sind in Wald und Feld noch heute nicht selten.“


Schröder meinte zudem: „Von Interesse mag es noch sein, die Benennungen einzelner Waldesteile des Völkshäger Schutzbezirks durch die Forstarbeiter zu erfahren: Hinnennest, Schnitterie, Hülshost, Nettelbeck, Isebrink, Taterholt, Scheidenholt, Brakort, Swartensoll, Gaushurn, Hektkorf, Dossenhauw, Flaetbeck, Häudung, Müürken, Brandstäd, Grüppenhau, Stubbenhau, Lütthütt, Grothütt, Sagkuhl, Rittbrook, Korlshost, Imtidstäd, Radwisch und Hasenkoppel.“ Von diesen vielen Waldnamen sind heute leider nur noch der ein oder andere bekannt.

Erinnerungen ehemaliger und heutiger Völkshäger

Swungsläden führn blieb in guter Erinnerung von Emmi Rehberg, geb. Paepcke.

In mien Kinnerjohrn gehürte dei Swungsläden in uns Dörp tau dat Wintervergnäugen, as in Rostock de Krenolin tau denn Pingstmarkt. Son’n Swungsläden dat is ein Pahl, babenin mit ein’n Bolzen orrer mit ein’n groten Spann-Nagel. Dei Pahl ward in dei Mitt von den’n Diek inslahn. Ein Sleit, an dat dick End mit ein gaatlich Lock dörchbohrt, wat över den’n Bolzen hackt, möt sick gaud drein laten. An dat dünne End ward de Släden anbunnen, de Släden möt fast up dat Ies liggen. Dat Inführen makten dei groten Jungs, möst je ierst ne Bahn gäwen. Ok wackelte de Pahl öfter noch, denn würn Strohwiemen rümmer wickelt un Water överplempert. Dat frör nachts tausamen, gew’n gauden holfast. Kum wier de Schaul ut, denn güngt los, jungedi wier dat ein Vergnäugen. Twei schöben denn Släden in’n Swung, ein orre ok twei Gören seten dorup, dei mösten sick gaud fasthollen. Jucht un Kriescht wür, Tied un Stunn vergäten, ok von de Küll nix markt. Tau Hus gew dat denn oft nen natt Johr! Doch so lang dat Ies höll, wür Swungsläden führt.

Wie har’n bald rut, dat ok uns Öllern dat Vergnäugen doran noch nich vergäten har’n. Wie’r dor ein’s ne Versammlung, denn krieschten und juchten dei bi Mandschien ok tau nachtslapen Tieden noch up den`n Diek.


Probleme, Sorgen, Späße

Nach dem Krieg hatten gerade die Umsiedler im Dorf oft Probleme, die plattdeutsche Sprache der Einheimischen zu verstehen. So erzählte der Büdner R. Paepcke in den 50er-Jahren, dass er während der Getreideernte eine junge Helferin vom Feld zurück auf den Hof schickte mit den Worten: "...hal mi fix den' Köter". Zur Verblüffung aller kam sie ganz außer Atem mit dem Hofhund zurück. Unter Gelächter erklärte man ihr, was mit dem "Köter" gemeint war. Nämlich eine große hölzerne Hungerharke, mit der per Hand nachgeharkt wurde.


1949 und in den Jahren danach wurde gern und oft auch hier im Dorf geheiratet. Die Hochzeiten waren damals ein Fest für fast das ganze Dorf. Wer nicht eingeladen war, konnte abends ans Fenster zum Zugucken, wohl eher auf ein Schnäpschen, kommen. Der Schnaps war nicht selten aus Zuckerrüben schwarz gebrannt worden. So auch für die Hochzeit von O. Kluth. Seltsam, dass gerade kurz davor eine Hausdurchsuchung nach einer Anzeige wegen angeblicher Schnapsbrennerei erfolgte. Es konnte jedoch nichts nachgewiesen werden. Ebenso wenig fand man das Schwein, das heimlich im Wald schwarz geschlachtet wurde. Die Zeiten waren nun mal für alle schwer und ein Völkshäger musste sich was einfallen lassen. Es kündete auf jeden Fall vom Zusammenhalt der notleidenden Menschen.


Einen April-Scherz anderer Art erlaubte sich der Schneidermeister U. Peters, als er seinen weiblichen Lehrling zum bebachbarten Tischler schickte, schnell einen Steinhobel abzuholen. Der Tischler begriff die Absicht und legte einen Stein in einen Sack. Damit kam dann das junge Mädchen zurück und musste sich den Spott der übrigen wissenden Lehrlinge gefallen lassen, denn es gab keinen Steinhobel und schon gar keinen, der für das Schneiderhandwerk gebraucht wurde.


In Notzeiten musste man sich zu helfen wissen

So waren folgende "Rezepte" hilfreich:

Wie wurde Sirup gekocht?

Die Zuckerrüben sehr sauber schruppen, nach Möglichkeit nicht verletzen, sie bluten leicht aus. Dann gar dämpfen im Kartoffeldämpfer, abpellen und zerteilen in kleine Stücke. In der Rübenpresse den Saft auspressen. Gebaut war diese vom Nachbarn Reinhard Waack und wurde reihum ausgeliehen,. Den Saft durch ein Tuch in einen großen Topf( halbvoll) geben und auf kleinem Feuer dick einkochen. Es dauert Stunden und muss laufend gerührt werden. Vorsicht, der Sud kocht leicht über!

Kartoffelmehl selber gemacht

Sehr mehlig kochende Kartoffeln waschen und abschaben (am besten gleich nach dem Ernten). Nochmals waschen, dann reiben. Das Reibsel gleich in eine große Schale mit kaltem Wasser geben oder gleich ins Wasser reiben. Das Reibsel in dem Wasser kräftig ausspülen und dann trocken ausdrücken. Das ausgespülte und ausgedrückte Reibsel anderweitig verwenden, als Viehfutter oder einen Teil zu grünen Klößen dazu geben. Das aufgerührte Wasser durch ein Sieb in eine saubere Wanne geben und zur Klärung stehen lassen. Das Kartoffelmehl muss sich am Boden absetzen. Nach Stunden das obenstehende Wasser vorsichtig abgießen, die leicht graue Schicht oben abschaben. Den Satz wieder mit klarem Wasser aufspülen, gut durchrühren und wieder klären. So oft wiederholen, bis das Kartoffelmehl ganz weiß ist. In Stücken vom Boden abheben und auf Tüchern zum Trocknen ausbreiten. Fertig!


Es muss so um 1974 gewesen sein. Eine hochbetagte Nachbarin war heftig gestürzt und kräftige Männerhände halfen, die Kranke auf die Trage des Krankentransportes zu heben. In tiefstem Ernst fragte die benommene alte Frau in gewohntem Platt: "Kam ick nu ierst in de Kirch, orrer war ick gliek beierdigt?" Die helfenden Männer könnten sich ein Grienen gerade noch verkneifen." Miterlebt hat dies der damals noch jüngerer Tischler Dieter Finck.


Der Tischler im Dorf stellte auch im Trauerfall die benötigten Särge her. Eines Tages bestellte einer der Bauern für sich selber einen Sarg, obwohl es augenscheinlich nicht ans Sterben ging. Er wollte nur sicher gehen, dass er keinen "Pappsarg", sondern einen guten aus Eichenholz bekäme. Nach nicht allzu langer Zeit kam er und musste verkünden, dass er den Sarg jetzt brauche - für seine Frau. Für ihn wurde dann erst viele Jahre später im hohen Alter ein Sarg benötigt.


Spökenkiekerie gab es auch hier im Dorf . Noch weit ins 20. Jahrhundert war der Wunderglaube im Dorf lebendig. Zumeist zum Wohle der Menschen. Wenn man bei bestimmten Hautleiden oder anderen gesundheitlichen Problemen nicht weiter wusste, schickte man zu Opa Wilken. Und sein Püstern hat oftmals geholfen, so erzählt man sich.

Es hat aber auch alte Frauen gegeben, die in den 50-er Jahren als "Hexe" angesehen und gemieden wurden. So das leise Geflüster beim Erntekronenbinden in den 90-er Jahren.


Kurios war dann folgende Geschichte. Ein altes Mütterchen schlich heimlich mit einem legefaulen Huhn unter der Sackschürze zum Nachbarn, dessen Schornstein mitten im Haus stand. Dieser musste dann mit dem Huhn umrundet werden. Ob das Huhn hinterher wieder ordentlich zum Eierlegen kam, ist leider nicht bekannt. Jedenfalls hat dies der damalige Junge nach so einem Erlebnis nie erfahren. Es ist jedoch heute nach mehr als 70 Jahren dem alten Völkshäger noch gut in Erinnerung. .

Geschichten und Sagen um Völkshagen

Ein Nachthemd hat was zu erzählen

Die steingraue Farbe des festen Stoffes ist bemerkenswert für dieses Kleidungsstück, das vor uns liegt. Es ist ein selbst genähtes Nachthemd. Allerdings ein Nachthemd, das vor etlichen Jahrzehnten von einem jungen Mädchen auf dem Leib getragen und vielleicht auch genäht wurde. Die reine Handarbeit ist den meisten Nähten anzusehen, sorgfältig genäht, wie der derbe Leinenstoff es erforderte. Kleine Rüschenärmel sind angesetzt, eine Knopfblende ziert den Halsausschnitt. Die angesetzte Rüschenpasse ist leicht gekraust, gibt dem Hemd die bequeme Weite. Wer mag diesen harten Stoff verarbeitet haben und wer hat ihn getragen? Marianne Schaepe (geb. 1921, verstorben im April 2018), sie war die älteste Einwohnerin Völkshagens, hatte eines dieser alten Nachthemden hervorgeholt und erzählte dazu: „Mein Vater, Friedrich Possehl, er war 1879 geboren, hatte sieben Schwestern. Eine der Schwestern war übrigens mit dem ehemaligen Völkshäger Lehrer Friedrich Siebert verheiratet gewesen. Eine andere hieß Auguste. Sie könnte etwa 1874 geboren worden sei, versuchte sich Marianne Schaepe zu erinnern. Bei so vielen Mädchen im Haus wurde auch viel Handarbeit gemacht. Wie es damals üblich war, hatte Auguste schon als Schulmädchen begonnen, für ihre Aussteuer zu nähen. Um 1890 ist neben Unterhosen und Unterhemden aus zartem weißem Leinenbatist mit Spitzen und Rüschen auch eine Reihe von Nachthemden aus einfachem Leinen entstanden, verziert mit den Anfangsbuchstaben A P. Das Leinen muss auch hier im Dorf gewebt worden sein. Denn ein Weber, Johann Waack, Schwiegervater von Schneidermeister Ludwig (Luten) Schade, wohnte nicht weit entfernt am „niegen Weg“, wo heute noch der Sohn von Hanni und Ulrich Peters lebt. Hanni war eine geborene Waack und Großnichte von „Wewer“ Waack. Es kann aber auch sein, dass dieser Leinenstoff auf dem Possehlschen Hof selbst gewebt worden ist, fand man doch vor Jahren auf dem Boden den Holzrahmen zu einem ehemaligen Webstuhl. So zeigt sich, dass ein altes Nachthemd mehr als sonst über ein Dorf und seine Bewohner zu erzählen hat. Es erzählt vom Fleiß der Mädchen, von ihrer handwerklichen Fähigkeit und vom Handwerk im Dorf.

Märchen, die früher im Dorf erzählt wurden, aufgezeichnet von Helmut Schröder.

Dumm Hans heiratet die Königstochter

Hans weer inne Welt lopen van Vader un Moder weg. Hei harr‘t ok tau Huus tau slicht hatt: nix as Släg un leeg Wörd. Arbeidn harr hei müßt bet in sinkend Nacht, äwer en fründlich Gesicht harr bloß sin Mudder vör em hatt, sin Vader nich. Dei leegsten weern sin beiden Bräuder; dei harrn mit em rümstött un bloß „dumm Hans“ tau em seggt. Nu weer hei weglopen, un all mielenwiet van Huus un leet den Kopp hängen, denn bei wüßt narens hen, un dei Welt weer so grot. Dunn hett hei ann Weg en lütten griesen Mann drapen, dei Swien häuden deed, un dei hett em fragt, worüm hei dei Ohren so hängen leet un so bedräuwt utseeg, as wenn hei sin Botterbrod verlorn harr? Dunn hett Hans em seggt, dat hei woll Orsak hebben deed: Hunger in‘n Liew, un tau Nacht kein Ünnerkamen. Wo hei den hen wull? hett dei Lütt em fragt. Hei söcht gaud Lüd, Arbeit un Brod, hett Hans em ännert. „Denn kannst bi mi deinen un dei Swien häuden“, hett dei Lütt seggt, „an Brod sall di’t nich fehlen un sast ok din Haegen bi dei Sak noch hebben. Wißt du, denn slah in!“ un heel em dei Hand hen. Un Hans hett inslagen. Dunn hett dei Lütt en schön Stück Brod ut sin Tasch halt un Hans geben un sik freut, wo glatt dat dalgüng, un nahst hett hei ne Fläut ute Tasch langt un dorup blast, un denn hett Hans sin Haegen hatt; denn as dat Fläuten losgüng, leepen all dei Swien up‘n Hümpel un richten sik up dei Achterpoten un füngen an tau danzen, dei Beer mit de Säg, dat Pölk mit dat Farken ne, sowat Haeglichs harr Hans sin Levdag noch nich seihn, un fehlt nich väl, hei weer ok noch anfungen. Dei Fläut hett hei Hans geben un em seggt, öfter as einmal up en Dag süll bei dei Swien nich danzen laten. Nu hett Hans bi den lütten Mann deint un dei Swien hött un hett dat gaud hatt. Un as hei einmal wedder sin Swien danzen laten deer, is dei König dor vörbikamen un hett hollen laten un sik soväl lacht as in si‘n Leben noch nich. Un den annern Dag is hei wedderkamen un hett sin Döchter mitbröcht un hett Hans beden, wat hei nich mal fläuten un sin Swien danzen laten wull; sin Döchter wulln dat ok geern mal seihn. Dunn hett Hans dat ok jo dahn, un dei Prinzessen hebben jucht un inne Hänn‘ klappt un seggt, sowat harrn sei noch gornich seihn. Un ein van dei Königsdöchter hett ehrenVadder beden, hei süll den Hans ehr tau‘n Mann geben, un dat hett hei dahn, un Hans hett‘t noch beter hatt un hett den König dat Land regeern hulpen, un dei König hett sik väl tau em freut, so flietig is hei west. Hans hett den König ok vertellt, wo leeg hei dat tau Huus hatt harr, un hei wull mal hen un Vadder un Mudder besäuken. Den drüdden Dag süllen sei em man nahkamen, äwer dauhn, as wenn sei em nich kennten. Hei hett sik en Bünnel Tüüg un en groten Büdel vull Geld mitnahmen, un dat Tüüg hett hei dicht bi‘n Huus verstäken. As hei nu bi sin Öllern rinkeem un den Disch vull Dalers tellt, dei hei all verdeint harr, dunn hebben sik dei Ollen freut, äwer dei beiden Bräuder hebben giftig seggt, Hans dei lög un weer en Räuber worrn; dat Geld wier stahlen Geld, un Hans weer blot kamen, sin Gesellen nachts rintaulaten, denn sülln sei all ümbröcht warrn; un dor hülp nix nich tau, sei müßten Hans dodslahn. Mudder hett dat nich glöben wullt, äwer Vadder hett seggt, so würr’t woll wesen. Mudder hett Hans äwer Bescheid geben, sin Bräuder wulln em nachts in‘n Slap dodslahn, hei süll man leiwer weglopen. Dunn hett Hans sik en Strohpopp makt un dei sin Tüüg antreckt un in sin Bedd leggt un is heimlich afsiets gahn. Nachts hebben dei leegen Bräuder mit dei Äx dei Popp den Kopp upklöwt. As sei morgens bi‘n Kaffe seten hebben, is Hans rinnekamen, an sei hebben sik verfehrt, un hett ok Kaffee drunken. Dunn hebben dei Bräuder seggt, dor weer noch all dei Meß uttaubringen, Hans süll dorbi gahn. Hei hett dat dahn un is lecker utseihn worden, un denn keem dei König un sin Döchter antauführn un heelen vör‘n Huus. Dunn smeet Hans dei Meßfork weg un leep in sin Kledajen hen un wull ehr ut'en Wagen helpen. Äwer dei Bräuder stötten em trügg: hei süll bi sin Arbeit blieben, un bröchten den Besäuk int Huus, un Mudder kakt tau. Hans äwer keem hen na ehr un neem dei Schöttel mit Supp un güng dormit rin in sin‘n Uptog un bafft dei Schöttel up‘n Disch, dat dei ganze Bescherung in dei Stuw dreev. Dunn kreegen em sin Bräuder in‘n Kragen un släpten mit em af un spunnten em in‘n leddigen Stall in. Dor hett Hans sik wedder en Strohpopp makt, hett dei sin Tüüg antreckt un an‘n Balken uphungen. Hei is ut dei Luk stägen un hett sik sin feinst Tüüg antreckt un het en Fedderhaut upsett un dat hett em grausam vörnehm laten. Dunn is hei int Huus kamen un hett sik frömd stellt, un nüms hett em kennt, un in dei Dönz hett hei fragt, wer den Sweinkram anricht harr. Dunn hebben sin Bräuder seggt: „Dumm Hans harr‘t dahn.“ Wo dei Lümmel denn weer? „In‘n Stall.“ Sei süllen em mal her hahlen! Dunn sünd sei hengahn, un as sei em hängen seegen, hebben sei sik freut un sünd wedderkamen: „Dumm Hans harr sik uphängt.“ Sei süllen sik henscheren un em hahlen! Un dunn sünd sei mit dei Strohpupp kamen. Nu hett Hans sik kundgeben un dei König ok un hebben sin gottlosen Bräuder gefangen nahmen un ünner dei Soldaten schickt. Sin Ollen sünd mit em treckt, un hei het ehr gauddaahn. Erzähler: Büdner Brüdigam, ehemaliger Seefahrer, Völkshagen, Aufzeichner: Lehrer Schröder, Völkshagen. 1892 an Wossidlo gesandt. In: Wossidlo/Henßen, Mecklenburger erzählen. Seite 158 - 159.


Dei nie Welt

Dor is mal en König west, dei hett kein Kinner hatt, un hei un sin Fru hebben doch so geern weck hebben wullt. Dunn hett hei mal ne olle griese Fru drapen, dei säd, sei wüßt, wat hei sik wünschen deed, un sei künn em dortau verhelpen. Hett dei König ehr beden: sei süll‘t dauhn. Dunn hett sei em seggt: hei un sin Fru sülln drei lütt Deerns hebben; dei sülln sei äwer jo un jonich uten Hus laten, ehre sei insegent weern; süß geevt en grot Unglück. Dei oll gries Fru hett wohr seggt. Dei Königslüd hebben drei lütt Döchter kregen, un dei König hett in’n Gorden en Glashus vör ehr bugen laten, dat sei Blumen un Böhm, gräunen Brink un Water, Vaegel un Reh üm sik seihn hebben äwer rut hebben sei nich dörft. Vör dei Dör hett ümmer en Soldat up Posten stahn, dei harr stramm Order, bileiwe sei nich rut tau laten. Dei lütten Prinzessen hebben ehr ümmer beden un väl Geld utlavt, bet sei tauletzt einen fünnen, dei ehr ännern deed, hei wull den Kapperal fragen, wat hei't dauhn dörft. Dei Kapperal hett em seggt, hei süll sik hunnert Daler geben laten. Dormit wulln sei beid dissentürn. Denn annern Dag hett sick dei Soldat dat Geld geben laten un is dormit utneiht, un dei Prinzessen sünd in Frieheit un in den Gorden gahn, un dor is en grugeligen Drachen kamen, dei hett sei all drei gräpen un sei wegdragen. In‘n Königsscbloß geev dat en Upstand, as sei‘t gewohr würrn, un kein künn dorut klauk warren, wiel dat de Wach ok nardens tau finnen weer. Dei König hett Baden utschickt allerwegs hen un sei säuken laten: wer em sin Döchtcr wedderbringen deed, dei künn sik ein van utsäuken un süll König warrn. Dunn bett sik ein Soldat mellt un seggt: „Ik heff öfter Wach stahn vört Glashus, un ümmer hebben dei drei mi Geld baden, wenn ik ehr rutlaten wul. Dei na mi up Posten kamen is, ward‘t woll dahn hebben un utwitscht sin.“ Hett dei König em fragt: „Wo äwer sind min Döchter woll afbleben?“ Dunn hett dei Soldat em ännert, dei würr dei Drak mitnahmen hebben, den hei dor öfter harr rümluern seihn. Dunn hett dei König seggt: „Wenn ein sei finnen deiht, denn büst du dat. Lat di geben, wat du brukst un säuk sei! Bringst du sei wedder, holl ik di, wat ik verspraken heff.“ Dat hett dei Soldat sik äwernahmen un den annem Dag wull hei afreisen. Kümmt dor abends en ollen Kapperal bi em un seggt: „Ik bün aflohnt un heff nix tau dauhn; nimm mi mit! Ik will di säuken helpen.“ „Dat kann gescheihn“, seggt dei Soldat; „holl di morgen früh prat!“ So kümmt ok noch en Sniedergesell, un den versprök hei‘t ok, un beid führten annern Dag mit em in dei Welt rin. Na en poor Dag verbiesterten sei sik in en grot Holt un keemen uten Weg un freuten sik, as sei geigen Abend en Gehöft fünnen. Vörn Dor reepen sei; äwer dor leet sik nüms seihn, dei ehr upmaken wull. Sei müßten dat sülben dauhn, un denn weer in Hus un Stall kein Minsch tau finnen, nich Hund, nich Katt. Dunn richten sei sik in, so gaud as‘t angahn wull, un is ehr ok nachts nix passeert. Den annern Dag seggt dei Soldat taun Kapperal: „Du bliffst hier un kakst taun Middag uns Arften un Speck. Ik un dei Snieder willn gahn un na den Weg säuken. Kannst dat Dor gaud taumaken; denn kann di nüms wat dauhn.“ Dat deed dei ok. As hei sin Middag gor harr, steiht up eins en lütten griesen Keerl achter em un seggt kläglich: „Ik heff so’n groten, groten Hunger; hest nich wat tau äten?“ „Arften mit Speck“, ännert dei Kapperal un kikt den Lütten an, wat dei em ok woll wat dauhn künn. Dei seeg so gebröcklich ut, as künn dei Wind em ümweihden. Dat künn dei Kapperal ok nich weiten, dat dei lütt Gries starker es Löw un Bor warrn deed, wenn hei ne Schöttel vull Arften inn Liew harr. Hei füllt em en Deil in un freut sik, as dei Oll sei utslappen deed. „Noch en poor un en lütt Stück Speck“, beed dei Oll. As hei em dat geev, leet dei Gries dat Speck fallen. „Krieg mi dat eins up, du büst jünger as ik.“ As dunn dei Kapperal sik bücken deed, sprüng dei Lütt em uppen Puckel un richt em so tau, dat em Hörn un Sehn vergahn deed, un dunn stört hei den Grapen mit Arften int Für un leep flink weg. Sin Kameraden harrn keinen Weg nich funnen un müßten langn an‘t Dor kloppen, ehre hei open makt. Dei Soldat seeg em wat an un frög, wat vörfollen weer. Dei Kapperal äwer weer falsch un fühnsch un änner: o nix nich; hei hart sin Taufäll kregen un dorbi den Grapen mit Arften ümstött. Bi sik hett hei dacht, sei würrn’t woll tau weiten kriegen. Wenn ehr dat ok so güng, schaden künn ehr dat nich. Worüm hei allein Schacht süll kregen hebben. Den annern Dag bleev dei Snieder tau Hus, un süll Arften un Speck kaken, un em güng‘t licksterwelt so as sinen Vörremann. Hei säd äwer ok nix na. Den drüdden Dag bleev dei Soldat tau Hus un leet dei beiden annern den Weg säuken gahn. Hei harr äwer recht gaud markt, dat dei beiden lagen harrn un harr sik vörnahmen, beter paß tau geben. As nu dei oll lütt Gries up einmal ok bi em steiht un üm en Happen Eten biddt, seggt hei: „Ne, Olling, so geiht dat nich los. Umsüß is dei Dod. Eerst arbeiden un denn äten. Gah hen un haug en Arm vull Holt un denn kumm wedder!“ Dat künn hei nich; hei weer tau swack. Dat säden dei Fulen. Hei wüßt gornich, woans Holt haugt würr. „Vor¬wärts, Olling, dat will‘k di wiesen.“ Dunn nehm hei em mit na‘n Hof, un dei Oll müßt vörangahn. Dor leeg en Boom un ne Äx dorbi. „Stell di an‘n Boom un kick tau!“ un dei Soldat haugt up den Boom, dat hei inklöben deed, leet dei Äx steken un stukt den Griesen den Kopp dal, dat den sin langn Bort in dei Kluft tau sitten keem un wünn dunn glupsch dei Äx rut. Nu harr hei em fast, un dunn trock hei em mit sinen Sawel verkehrt weck äwer dei Schullern. „Wisst du bekennen, wat du mit min Gesellen anstift hest?“ Dei Oll bölkt un rett sik los un leep, wat hei künn, un dei Soldat ümmer achteran, un dunn durt dat gornich langn, dunn keemen sei ut dat grot Holt un an en hogen Barg. Dor weer baben en Lock in, un dor witscht dei Lütt rin, un dei Soldat künn em nafläuten. Dei güng nu tau Hus un keem eben recht, dei beiden annern intaulaten, dei ok säden, sei harrn vergews na‘n Weg söcht. Dat weer äwer gornich wohr; dei harrn ünnern Busch leegen un sik ehr Not klagt un sik hägt, wat ehren klauken Öbbersten dat nu ok so gahn würr. As sei nu Arften un Speck äten deeden, schüll hei s‘ düchtig, un dunn vertellt hei ehr allens, un wo dei Gries affbläben weer, un her müßt hei; denn säker wüßt hei dorüm, wo dei Königsdöchter werrn. Hei frög den Kapperal un den Snieder, wat ehr Ollen wäst weern. „Haspelmaker“, änner dei ein; „Korfmaker“, dei anner. - „Dat paßt sik gaud; denn so warst du, Kapperal, woll ok en deegten Haspel, un du, Snieder, en deegten groten Korf maken känen. Min Vadder weer Reiper. Ick will en Seil dreihden; denn so willn wi woll den Barg dalkamen.“ As sei ehr Dingn farrig harrn, stellten sei den Haspel baben dat Lock, läden dat Seil üm un bünnen den Korf säker in. Dei Kapperal müßt as Öllst tauierst rin. Hei kreeg ne Klock mit; dormit süll hei klingeln, wenn hei nich wieder künn. Hei klingelt ball un vertellt, as hei rutekeem: dor weer en groten Bor west, dei harr so grugelich brummt. Dunn müßt dei Snieder rin; äwer dei keem ok grad so wedder un vertellt just so: dei Bor harr em nich wiederlaten wullt. „Ach, ji sünd Bangbüxen“, säd dei Soldat; „lat‘t mi vöran un kamt na un vergät‘t nich dei Arften un den Speck!“ As dei Bor em anbrummt; seggt hei: „Still, Olling, di dauh ik nix. Ik will bloß den lütten Griesen griepen.“ „Je“, ännert em dei Bor, „seih di man vör! Dei Lütt is starker as Löw un Drak.“ „Bangmaken gellt nich. Drap ik em woll?“ fröggt hei den Born. „Is mäglich“, gnurrt dei. Hei fohrt nu ganz dal un wunnert sik unnen, dat dor ok ne Welt weer, ne ganze Welt, dei nie Welt. Hei geev nu dat Teiken, dat dei annem em nakamen sülln, un sei deeden‘t ut schier Angst. As sei unnen keemen, harr hei all Für bött un kreeg nu dei Arften up. Dei Kapperal süll‘s kaken; wildes wulln sei beid na den Griesen säuken gahn. Knapp weern sei weg, so keem dor en jungen Draken, kreeg den Bangbüx bi dei Näs un dreihde em den Hals üm un smeet em wied weg in‘n Busch. As dei beiden trüggkeemen un em nich fünnen, hebben sei glövt, hei weer weglopen. Nu müßt dei Snieder bi‘n Grapen blieben, un em güng‘t lieksterwelt so. Dunn blev dei Soldat. Hei heel äwer Uhrn un Oogen apen, un dunn weer‘t em, as muschelt dor wat in den Busch. Hei tröck den Sabel un dunn hen. Dunn weer‘t dei lütt Gries, dei leep, wat dat Tüg hollen wull, un kort achter em dei Soldat. So lepen sei ne ganze Wiel, dunn keemen sei an en grot Sloß, dor wull dei Gries rinwutschen. Äwer dei Soldat kreeg em an den langen Bort tau hollen un frög em, wo dei drei Prinzessen weern. Dat wüßt hei nich, änner dei Lütt. „Uppe Städ seggst du‘t mi; süß sawel ik di den Kopp af“, schrieg dei Soldat. Dunn geev hei lütt bi un säd: sei weern in‘t Sloß in dei nie Welt. Baff haugt dei Soldat em den Kopp af un güng dunn in‘t Sloß. Dor weern väl Stuben in, un in ein seeten dei drei Prinzessen. As dei em seihn deeden, kennten sei em noch un verfehrten sik un frögen, wo hei herkeem un wat hei wull. Hei änner ehr, ehr Vadder harr em schickt, hei süll ehr halen, un dei Jüngst süll sin Fru warrn, un hei süll denn König wesen. „Ach Gott“, säden sei, „so licht geiht dat nich. Wi sünd verfriegt an‘n Drak, Löw un Bor, un dei bringen di üm.“ „Dor ward jewoll noch Rat vör wesen“, meint hei. „Ja“, säden sei, „in dei Stuw bian hängt en grot Swert. Wenn du dat räugen kannst un di dormit wehren, denn warrst du ehr woll över.“ Hei güng glick hen, künn‘t äwer nich van‘n Haken böhrn. Ganz benaut keem hei wedder. Dunn säd em dei Jüngst, hei süll ein Dör wiedergahn, dor würr hei woll Buddel un Glas finnen. Wenn hei dorut drinken deed, denn kreeg hei mehr Kuraasch. Hei süll bileiwe äwer man en viddel Glas van drinken. Dat deed hei, un dunn künn hei dat grot Swert all heil fein böhrn. Fix güng hei hen un drünk dat ganze Glas vull ut, un denn weer dat Swert em licht in sin Hand, as weer‘t en Fedderflunk, un dat weer ok dei högst Tied. Eben weern Drak, Löw un Bor an Hus kamen un störkten up em los. Hei is äwer all drei äwcrworrn, un as hei den letzten den Kopp afhaugt, dunn geev‘t en Dunnerslag, dat allens schudder, un dunn weer dat Sloß erlöst, un dunn keemen dor so väl Lüd üm em un raupen „Vivat“ un säden, hei weer ehr König, dei König in dei nie Welt, dei väl gröter un schöner weer as dei oll. Dat wull hei nich, dortau weer hei nich kamen; hei müßt dei Prinzessen wedder na Hus bringen, säd hei. Dat harr woll noch Tied, dat würr em woll bi ehr gefallen, meinten sei. Un wat dei grötst van ehr weer, so‘n halben Ries, dei stellt sik vör un säd, hei wull em deinen in alle Kanten, un hei heit Lungentus. Dunn hett dei nie König seggt, hei wull mal seihn, wat Lungentus künn: „Ik harr twei Gesellen; segg an, wo sünd dei bläben?“ „Herr, dor mütt ik uns Horkers na fragen", säd Lungentus un güng weg. Na ne lütt Wiel keem hei un säd: „Sei liggn in‘n Busch bi dei Utfahrt; ‘t is äwer man knapp noch Aden in.“ „Lat sei halen!“ Dat geschehg un sei legen vör em as dod. „Mak sei gesund!“ Dunn nehm Lungentus en Glas un göt ehr drei Droppen dorut uppe Tung, dunn weeren s‘ gaud tau weg un fehlt ehr nix. Dunn bleben sei noch ne Week in dei nie Welt, un dunn säd dei König tau Lungentus: „Nu mütt ik eerst dei Prinzessen bi ehren Vatter aflievern“, un dunn makten s‘ sik up‘n Weg. As sei bi dei Upfohrt keemen, sülln dei beiden Gesellen eerst tauhöcht, denn dei drei Prinzessen, un tauletzt wull dei König upfohrn. So i‘t geschehn bet up den Letzten. As dei in den Korf stiegen wull, heel Lungentus em trügg un säd: „Herr, dei beiden dor baben sünd Schuften. Wenn du binah rup büst, warrn sei dat Tau afsnieden, un du warrst dat Genick breken. Wi willn en Stein in‘n Korf leggen; denn sast du seihn, dat ik recht heff.“ Sei deeden dat, un Korf un Stein störkten dal, dat nix van ehr heil bleev. Dei beiden dor baben harrn dat Seil afsnäden un wulln dei Königsdöchder dodsteken, wenn sei nich swörn un seggen wulln, sei weern ehr Erlösers, un wenn sei ehr nich frien wulln. So müßten dei beid öllsten ehr dat Jawort geben. Dei jüngst Prinzeß wull nich swörn, sei säd, sei woll en Johrlang truern un solange nix seggen, wenn nich ehr Brüjam trüchkeem. Dormit geeben s‘ sik tofräden un güngen na ehr Fuhrwark un jögen nu na dei Königsstadt, wat dei Peerd man lopen künnen. Wildes seet dei König mit Lungentus in sin Sloß. „Lat mal horken, wo wiet sei nu sünd!“ säd hei alle poor Stunn‘. Lungentus güng un bröcht denn Bescheid. As hei nu säd: „Nu sünd s' noch man en half Dagreis van dei Königsstadt mehr af“, frög hei sinen Deiner, woans sei dat maken künnen, dat sei noch ehre kamen künnen as dei beiden Hallunken. Dunn änner Lungentus: „Herr, dreierlei Ort Fohrtüg steiht uns tau Gebott. Dat eerst bringt uns in ne Stunn hen, dat tweit in ne half, dat drüdd in ne Viddelstunn. Du höllst dei Reis äwer nich ut.“ „Dat is nu ganz gliek“, säd dei König, „ik will ehre dor sin as dei beiden“, un dorup set‘ten sei sik in dei Luftkutsch, un dei Fohrt güng los. Inne Viddelstunn‘ weern sei dor; äwer dei Aden weer reid‘n ut em rut, un Lungentus müßt em richtig Drüppen uppeTung geiten. Nu seeg hei dei ganze Stadt in Schorlaken, un allens jucht un kriescht, wield dei Königsdöchder wedderkamen. Na ne Stunn seeg hei an sin Quartier den Wagen in Schritt vörbiführen, un dorin seet dei Kapperal mit dei Öllst, dei Snieder mit dei Middelst; äwer dei Jüngst seet in ein Eck ganz trurig un harr rode Oogen. As dei Wagen vörbi weer un dei Minschheit sik verlopen harr, säd hei tau Lungentus. „Du fohrst nu allein na dei nie Welt trüch un büst dor König in minen Namen. Ik mütt noch ne tidlang hierblieben; doch müßt du kamen, wenn ik di bruken dauh.“ Dunn geev Lungentus em ne lütt sülwern Fläut, dor süll hei up blasen, wenn hei kamen süll. Den annern Morgen güng dei Soldat na den Snieder, dei dicht bi‘t Sloß wahnt, un frög den, wat hei nich ein Gesellen bruken künn. „Du leiwe Tied“, säd dei, „ik heff vör mi kein Arbeit un nix tau bieten un tau breken; wat dauh ik mit en Gesellen?“ Dunn tröck hei en Bündel mit Goldstücke rut un schüddt dei vör den Snieder up‘n Disch un säd, sin Kost wull hei dormit betahlen, un Arbeit fünn sik ok noch. Dorvan weer dei Meister sehr taufräden. In dei Stadt güng nu dat Gered van dei grot Hochtied, un dei weer woll gliek worrn; dat leeg man an den Brutstaat. Dei Prinzessen weern in ehr olle Kleeder wedder na Hus kamen un dachten nu an den groten Staat, wo sei in seten harrn in dei nie Welt. Dei Öllst säd gradtau, sei leet sik in kein anner Kled vertrugen, as sei dor unnen anhatt harr, dat süll blänkern as dei Steern. Dunn hett dei König alle Snieders kamen laten un hett sei fragt, wat ein van ehr so‘n Kled maken künn, un dor weer nüms. Blot dei ein säd: „Ik heff en Gesellen, dei mag dat känen.“ Dunn schickt dei König en Baden mit, un as sin Meister em frög, säd dei Soldat: „Üm drei Dag kann dei Prinzessin sik dat hier anpassen un afhalen. So‘n Kled kost äwer tweihunnert Daler.“ Dei Meister dacht, nu würr sin Gesell an dei Arbeit gahn; dei äwer swänzelt twei Dag ümher un deed, as harr hei nix tauseggt. Den letzten Abend slöt hei sik in sin Kamer in un fläut‘t na Lungentus: „Bring mi dat Kled, wat dei öllst Prinzeß unnen dragen hett un wat glummern deiht as dei Steern!“ säd hei em. Dat gescheeg. As annern Morgen dei Prinzessin keem, weer sin Dör noch tauslaten, un sin Meister müßt dull anbaekern. Dunn frög hei, wat los weer? Dei Prinzeß weer dor un wull ehr Kled halen. Dunn füng hei an tau schellen, vör so‘n oll Hur harr hei sik nachts afextern müßt; nu leet s‘ em nich mal utslapen. So schüll hei ok noch, as hei dei Dör all upmakt harr un ehr dat Kled wiest. Sei reet em dat weg un smeet em dei tweihunnert Daler vör dei Fäut un rönnt na Hus un klagt ehren Vatter, den König, wat vör leeg Wörd ehr dei Gesell spiest harr. Dunn würr dei König wild un säd, dat süll em Kopp un Kragen kosten; hei wull ok all gliek henschicken un em gefangen nehmen laten. Awer dat würr nix; de tweit säd, so güng‘t nich los; harr dei Öllst ehren Willen kregen, so wull sei ehren ok un en Kled hebben, dat blänkern deed as dei Maan; nahst künn hei hungen warrn. Nu leet dei König wedder mit den Snieder handeln, un dei Gesell versprök son Kled; äwer ditt süll veerhunnert Daler kosten. Ditt Kled leet hei sik ok van Lungentus bringen. Un as sik dei Prinzeß dat halen deed, hett sei noch väl leegere Wörd tau hörn kregen as ehr Swester. Mit väl Tranen hett sei ehren Vatter dat klagt, un nu weer‘t woll slimm worrn, wenn sik nich dei Jüngst upsmäten harr un ehren Vatter beden, wat sei kein Kled nich hebben süll. Hei süll ehr doch ein maken laten, wat strahlen deed as du Sünn an‘n Heben. Dei Gesell versprök ok dat; äwer sößhunnert Daler süll‘t kosten. Lungentus müßt dat ok noch bringen. „Herr“, säd hei, as hei‘t bröcht harr, „nu kümmt dei Gefohr. Gah ehr uten Weg!“ „Man kein Bang! Wenn‘t nödig deiht, raup ik di“, ännert em sin Herr. As annern Morgen dei Jüngst ehr Kled halen deed, weer hei ganz dat Wedderspill van vördem. Hei smeichelt bi ehr rüm un geev ehr gor en Kuß. Nu weer‘t Kalv eerst recht in‘t Oog slagen. Sei nehm ehr Kled, smeet em dat Geld hen un rönnt na ehren Vatter. Un dor wohrt dat gornich langn, dunn seet uns leiv Gesell achter isern Tralligen, dreiduwwelt anslaten, un‘t weer man gaud, dat eerst dei Hochtied warrn süll, ehre hei sinen Kopp süll missen. Abends weer groten Hopphei in‘t Sloß, denn morgen süll dei Hochtied wesen. Nachts hett hei Lungentus ran fläut‘t. Dei möt em losmaken un em in dei nie Welt bringen. Vörmorrn tau leet hei dor dei Kriegstrampeet blasen, un dunn keemen väl Schäpen mit dusend Kanonen, un dormit führ hei in ein poor Stunn‘ na dei Königsstadt un leet eerst blind scheiten. Dei König schickt dunn Baden, wat dat Scheiten bedüden süll, Krieg oder Fräden? Krieg up Leben un Dod, wenn dei König em den gefangen Sniedergesell nich rutgeben deed, bröchten sei Order. Dunn is dei König sülvst henlopen, üm em frietaulaten, un hett sik dull verfehrt, as dat Nest leddig weer. Hei is sülm henkamen un hett den König ut dei nie Welt üm Fräden beden un em tau Hochtied van sin Döchder nödigt, dei den Dag wesen süll. Dat leet sik dei gefalln un is mitgahn un ok Lungentus is mitkamen; dei Schäpen äwer hett hei tau Hus schickt. As sei in‘t Königssloß keemen, kennt dei Jüngst em gliek un reep ehren Vatter allein un säd em allens, un dei beiden annem Swestern künnen nich wedderspreken. Dunn sünd dei beiden Brüjams in ehren Hochtiedsstaat in Fät vull Nägel steken un van en hogen Barg run trünnelt worrn; äwer Hochtied is doch west, dei Jüngst ehr, un so is dei Soldat en duwwelten König worm. Dei nie Welt hett hei äwer van Lungentus regeern laten.

Erzähler: Arbeiter Lübcke aus Völkshagen b. Ribnitz; Aufzeichner: Lehrer Schröder, Völkshagen. 1892 sandte H. Schröder das Märchen an Wossidlo. In: Wossidlo/Henßen, Mecklenburger erzählen. Seite 26 - 32.


Kreuzbauer Knud, der dienstbare Geist

Dor wir mal eens een Snieder all johrnlang up Wanderschaft un noch pover as ’ne Kirchenrott. Dunn fünd‘ hei in ‘n Weg den Kreuzbuer liggen un dacht, dei wög’ jo grad’ kein Pund’n, un stek em in dei Tasch. Hei harr oewer noch kein teihdn Schritt dan, dunn würd hei wohr, dat hei sick verräkent harr: Dei Tasch würd em swer as Blie. Hei haalt em ruut, un as hei em besehg’, dunnso kreeg’ hei tau seihn, dat achterwarts up em wat tau läsen stünd’, un hei baukstabiert ,,Kreuzbuer Knud“ herut. ,,Kreuzbuer Knud!“ röppt hei un wunnert sick, oewer wo schöt hei tausamen, as dei den Mund upded un frög’: ,,Wat sall ick, Herr?“ Dei Snieder besünn sick nich lang’, un wiel dei Bein em weih deden von all dat Loopen, wull hei eenen hübschen Schimmel hebben, un indem hei dat seggt, sitt hei all up eenen un denkt: ,,Dit ‘s ‘n annern Snack as eigen Bein bruuken.“ Hei heel sick nu för ‘n groten Herrn un red’ stracks nah dei Stadt, wo dei König wahnt, un dor kem hei äben recht. Dei König harr Krieg un verluren un set in Perdulli: Dei Feind wir all dicht bie, un em künn ‘t Kopp un Land kosten. Hei harr sien Dochter utlawt an den, dei den Krieg gewinnen künn un den Feind ut sien Land jög’. Dunn dacht dei Snieder an sienen Kreuzbuer un red’ nah den König un säd’, hei oewernehm sick dat, un dei König süll em man een Regiment Fautvolk gäben. Dat kreeg’ hei, un dormit tög’ hei gegen den Feind un säd’ tau dei Soldaten: ,,Kriegen ji dei Kierls tau seihn, denn scheiten ji, wat dat Tüüg hollen will!“ Hei red’ vörup, un ‘t duert nich lang’, dunn sehg’ hei all dat frömd‘ Volk. Un dunn tröck hei sien Koort ruut un seggt: ,,Kreuzbuer Knud, stöt mi dei Kierls üm, dat s’ Hals un Bein bräken!“ — Dunn schöten sien Lüüd’, un Kreuzbuer Knud besorgt em dat oewrig. As hei nu wedder hen nah den König kem, heel dei em nich Wuurt un säd’, för all un jeden harr’ hei kein Dochter, hei süll mal sien Herkamen bewiesen. Dat wull dei Snieder nu nich un änner den König, dit süll em leed warden, un red’ weg moeglich fuchtig nah dei nehgst Stadt, un dor nehm hei Quartier. Abends seggt hei tau Kreuzbuer Knud: ,,Hal mi dei Königs-dochter!“ Un dunn wohrt dat gor nich lang’, dunn wir sei bie em, un hei mücht ehr lieden, un hei gefeel ehr ok heil gaut. Vör Morgen müßt Kreuzbuer Kund sei wedder trüchbringen. Annern Dag vertellt dei Prinzeß ehren Vadder, wat passiert is, un dei lett all sien klauken Ratgäwers kamen un fröggt, wat hierbie tau daun wir un woans hei den Kierl woll ruuterkreeg’, dei sick so wat ünnerstünd‘. Dunn seggt’ wat süss ümmer dei Kläukst von ehr wir, wenn ‘t noch einmal wedder gescheihn ded’, denn süll dei Königsdochter dor man ehr Tüffel stahn laten, denn so wullen sei den Halunk woll ruuterkriegen. So ‘ne Tüffel drög’ süss nüms in ‘n Land’n. Dat het den König inlücht’t, un hei het sien Dochter dorvon Bescheid seggt. As nu nachts Kreuzbuer Knud sei wedder haalt un vör Morgen sei wedder wegbringt, dunn lett sei ehr Tüffel dor stahn. Oewer dei Snieder is dat gewohr worden un fröggt Kreuzbuer Knud: ,,Wat nu? Schaff Rat!“ Un dunn besorgt dei dat, dat in jeden Huus in ‘n ganzen Land’n so ‘n Poor Tüffel stahn. As nu morgens dei Königsdochter ehren Vadder dat vertellt, schickt hei Lüüd’ nah ‘n Ümsäuken, un dunn duert dat nich lang’, dunn kamen sei mit so väl Tüffel un Gefangnen, dat dei König harr’ ‘n groten Schapskopp wäsen müßt, wenn hei nich inseihn harr’, dit wir afblitzt. Hei leet nu wedder sien klauken Ministers kamen un säd', ruuthebben wull hei ‘t, un dat mücht kosten, wat dat wull, un sei süllen Hals gäben. Dunn ännert wedder, wat ehr KIäukst un Öbberst wir, denn süll hei man sien Dochter an den utlawen, dei dat ruuterbröcht, un wenn ‘t den König sien Swienhier wir. Dat het dei König in ‘n ganzen Land’'n uttrummeln laten, un as dei Snieder dat hürt het, seggt hei: ,,Dit trefft sick!“ Sien Kreuzbuer Knud het em ‘n Samtrock un ‘n Tressenhaut besorgen müßt, un so is hei hen nah den König gahn un het em seggt, hei wir dei Mann, dei em dat seggen künn. Oewer sei wullen man solang’ täuben, bet sei den Kujon bedrapen künnen. — Un so is hei in ‘n Sloß bläben. Nachts seggt hei tau Kreuzbuer Knud: ,,Dräg’ dei Prinzeß mal nah den öbbersten Minister !“ Un as dei dat dan het un dei Prinzeß ehr Upwohrerfruu Larm sleiht: ,,Dei Prinzeß is weg!“ un dei König tau em kümmt, deit hei, as wenn hei nahgrüwelt, un seggt em dunn, wo hei sei säuken sall. — Un sei hebben sei dor ok richtig funnen. Dunn is dei König dull worden un het den klauken Mann up ‘n Äsel setten laten un het em mit sien Hund’n ut sien Land hisst. — Un dunn het dei Snieder dei Königsdochter krägen un is taufräden wäst un sei ok. Nu, het hei dacht, ded’ ‘t em nich mihr nödig, un het Kreuzbuer Knud ut ‘t Finster smäten. Un dei Snei is up em follen, denn ‘t wir just recht dull bie ‘n Snieden. Een Tietlang het ‘t ok ganz gaut gahn. Oewer nich lang’, dunn hebben sei den König so väl Flöh in ‘ne Uhren sett’t hatt, dat hei sienen Swiegersoehn nich Og’ un Mund mihr günnt het, un het em heimlich sien Fruu nahmen un wegbringen laten un em, as hei tau Kihr güng, anblafft, hei süll sick henscheren, wo hei herkamen wir, süss bröcht hei em mit dei Hund’n up ‘n Draff. Dunn het dei Snieder dei ganze Nacht in ‘n Snei rümklarrt un Kreuzbuer Knud söcht un wir ganz verklamt, as hei ‘n gegen Morgen fünd’, un wüßt nich, wat hei daun ded, as hei in ‘n Iewer em mang dei Tähnen quetscht. ,,Dat süllst du blot nich dan hebben“, säd’ Kreuzbuer Knud, ,,denn so harrst du kein Macht mihr oewer mi hatt. So mütt ick wedder daun, wat du willst.“ ,,Ja, sallst ok gliek Bescheid hebben“, ännert em dei Snieder, un dormit güng hei buuten Stadt up ‘n hohgen Barg un seggt tau Kreuzbuer Knud: ,,Een halw Schock Kanonen her un ringeballert in dat Nest!“ Kein fif Minuten, dor gnastert dat, as süll dei Welt ünnergahn, un kein Viertelstund’, dunn kemen Rüüters, tau seihn un tau fragen, wat dit bedüüden süll. Un dunn säd’ dei Snieder, dei Herr König mücht mal sülm kamen un nahfragen, mit den harr’ hei een Wuurt tau räden. Un as dei dunn kem, frög’ hei em, wat hei em dei Luusangels näumen wull, dei em dei Uhren vullpaukt harren, un wat hei em sien Fruu weddergäben un König spälen laten wull. Süss schöt hei em sien Stadt nu in Graus un Maus. Un dunn het dei König tau allens ,,ja“ seggt, un dei Snieder is wedder tau sien Fruu kamen un is König worden. Oewer den Kreuzbuer Knud het hei nich wedder ut dei Fingern laten, so klauk wir hei doch worden, un hei het em ok as König noch ganz gaut bruuken künnt.

Erzähler: Büdner Brüdigam, ehemaliger Seefahrer, Völkshagen. Aufzeichner: Lehrer Schröder, Völkshagen, der den Beitrag 1892 an Richard Wossidlo sandte.

Gründung des Plattdeutschen Heimatvereins

Am 17. Januar 1933 stand im „Marlower Tageblatt“ geschrieben:

„Der Kriegerverein Völkshagen feierte am 14. Januar sein Winterfest in den Räumen der Gastwirtschaft Groth. Die Veranstaltung erfreute sich der regsten Anteilnahme seitens der Einwohnerschaft. Die Hauptzugkraft übte sicher die Aufführung zweier plattdeutscher Theaterstücke unserer Heimatschriftstellerin E. Schröder aus. In seiner Begrüßungsansprache hieß dann auch der Vorsitzende des Vereins, Kamerad Schade, die Verfasserin, die bei der Aufführung zugegen war, besonders herzlich willkommen. Die Gäste sollten auf ihre Kosten kommen. Das Stück ‚Heimat‘, das auch vor längerer Zeit in Ribnitz mit größtem Erfolg gespielt wurde, verfehlte seine Wirkung nicht, zumal es den Landbewohnern aus der Seele geschrieben war. Sämtliche Darsteller spielten mit großer Hingabe und mit ehrlich gemeintem Beifall lohnten die Zuschauer ihre Künstler aus der Dorfgemeinde, sie ehrten die Verfasserin, die vor Jahren selbst ein Kind des Ortes war. Auch das 2. Stück ‚Dörch de Zeitung‘ wurde mit sehr viel Beifall belohnt. Der Eindruck der Theaterstücke war so tief und nachhaltig, daß bei allen Anwesenden der dringende Wunsch entstand, die schon lange gehegte Absicht, sich zu einem plattdeutschen Heimatverein zusammenzuschließen, zu verwirklichen. Als nun Lehrer R. Suhr aus Ribnitz den Wert der Heimat in dieser Notzeit und die Verbundenheit unseres großen Heimatdichters Helmuth Schröder mit Völkshagen schilderte, schritt man einmütig zur Gründung. Mit dieser Neugründung wollte man vor allen Dingen dem allseitig hochverehrten früheren Lehrer Helmuth Schröder ein Denkmal der Liebe, Dankbarkeit und Verehrung setzen und man taufte den Verein auf den Namen: ‚Plattdeutscher Heimatverein Helmuth Schröder tau Völkshagen‘. Vorsitzender: Lehrer Garling Schriftführer: Büdner Radloff Rechn.-führer: Gärtner Ahrens Mit dem Versprechen, seine ganze Kraft in den Dienst der guten Sache zu stellen, übernahm Lehrer Garling das Steuer des neuen Vereins. Noch lange blieb man in schönster Eintracht zusammen. Der Kriegerverein Völkshagen aber kann mit Genugtuung auf diesen Abend zurückschauen. Ist es ihm doch gelungen, den Teilnehmern an der Veranstaltung eine wertvolle und erhebende Feier bereitet zu haben.“