Teterow: Unterschied zwischen den Versionen

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"'''Teterow''' (vom wendischen "Teter" = Auerhahn, und owe, - welches letztere gleich ist dem deutschen "-heim"), in einer der fruchtbarsten und angenehmsten Gegenden des Landes, liegt in einer kesselartigen Vertiefung, die im Nordosten, Westen, Süden und Osten von Höhenzügen umgeben und nur nordwärts des nordöstlich von der Stadt belegenen Sees von ausgedehnten Niederungen begrenzt wird. Von 1/8 Meile entfernten, zur Zierde teilweise mit Holz bepflanzten Heidberge und der östlich fast eine Meile entfernte, bewaldete hohe Pohnsdorfer Berg; ferner das sogenannte Hohe Holz und der Glasower Berg, von welchen aus man besonders lohnende Fernsichten hat. Man glaubt sich dort in eine Thüringer Landschaft versetzt und ist überrascht, derartiges in unserm flachen Lande zu sehen. Sehr romantisch liegt im Teterower See der sogenannte Burgwall, eine Insel, die für Alterthums-Forscher nicht bloß wegen des darauf noch befindlichen Burgwalls, sondern auch wegen der gut erhaltenen Reste der beiden Dämme, welche die Verbindung mit dem Festlande herstellten, besonderes Interesse bietet. Die Heidberege gewähren sowohl für geologische, wie auch für botanische Forschungen manches an eigenthümlicher und werthvoller Ausbeute. Die Stadt wird vom Kötelschen Bach durchflossen, der sich 1000 Schritte unterhalb der Stadt in den See ergießt und in der Stadt die Wassermühle treibt. Durch drei vorstädte und zwei alte Thore stellt sich die Stadt ziemlich ansehnlich dar, wogegen die Kirche mit niedriger Thurmspitze sie eben nicht bedeutend präsentirt.
 
"'''Teterow''' (vom wendischen "Teter" = Auerhahn, und owe, - welches letztere gleich ist dem deutschen "-heim"), in einer der fruchtbarsten und angenehmsten Gegenden des Landes, liegt in einer kesselartigen Vertiefung, die im Nordosten, Westen, Süden und Osten von Höhenzügen umgeben und nur nordwärts des nordöstlich von der Stadt belegenen Sees von ausgedehnten Niederungen begrenzt wird. Von 1/8 Meile entfernten, zur Zierde teilweise mit Holz bepflanzten Heidberge und der östlich fast eine Meile entfernte, bewaldete hohe Pohnsdorfer Berg; ferner das sogenannte Hohe Holz und der Glasower Berg, von welchen aus man besonders lohnende Fernsichten hat. Man glaubt sich dort in eine Thüringer Landschaft versetzt und ist überrascht, derartiges in unserm flachen Lande zu sehen. Sehr romantisch liegt im Teterower See der sogenannte Burgwall, eine Insel, die für Alterthums-Forscher nicht bloß wegen des darauf noch befindlichen Burgwalls, sondern auch wegen der gut erhaltenen Reste der beiden Dämme, welche die Verbindung mit dem Festlande herstellten, besonderes Interesse bietet. Die Heidberege gewähren sowohl für geologische, wie auch für botanische Forschungen manches an eigenthümlicher und werthvoller Ausbeute. Die Stadt wird vom Kötelschen Bach durchflossen, der sich 1000 Schritte unterhalb der Stadt in den See ergießt und in der Stadt die Wassermühle treibt. Durch drei vorstädte und zwei alte Thore stellt sich die Stadt ziemlich ansehnlich dar, wogegen die Kirche mit niedriger Thurmspitze sie eben nicht bedeutend präsentirt.
 
Tetrow hat 1890  6215 Einwohner, 1855 4499 Einwohner, darunter 1890 74, 1855 99 Juden, ferner 778 Häuser. Die Versicherungssumme der inn der swtädtischen Brandsocietät versicherten, auf dem 2764,5 ha umfassenden Stadtgebiet gelegenen Gelände betrug nach dem Abschluß von Ostern 1891  4 253 300 Mark.
 
Tetrow hat 1890  6215 Einwohner, 1855 4499 Einwohner, darunter 1890 74, 1855 99 Juden, ferner 778 Häuser. Die Versicherungssumme der inn der swtädtischen Brandsocietät versicherten, auf dem 2764,5 ha umfassenden Stadtgebiet gelegenen Gelände betrug nach dem Abschluß von Ostern 1891  4 253 300 Mark.
Die Stadt ist fast kreisrund und die Straßen sind, wenn auch nur schmal, doch ziemlich regelmäßig angelegt und theilweise gut gepflastert. Die Hauptstraße, in die Malchiner und Rostocker Straße zerfallend, durchschneidet die Stadt in der MItte von Nordnordost nach Südsüdwest, führt über den höher gelegenen viereckigen Marktplatz und verbindet die beiden Thore, das Rostocker und Malchiner Thor; der Thurm des letzteren dient als Gefängnis. von der Malchiner Straße führt die Warensche Straße nach der Warenschen Vorstadt und Chaussee, welche letztere wegen ihrer freundlichen Aussicht auf die Stadt und den Seeeinen beliebten Spaziergang bildet.
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Die Stadt ist fast kreisrund und die Straßen sind, wenn auch nur schmal, doch ziemlich regelmäßig angelegt und theilweise gut gepflastert. Die Hauptstraße, in die Malchiner und Rostocker Straße zerfallend, durchschneidet die Stadt in der MItte von Nordnordost nach Südsüdwest, führt über den höher gelegenen viereckigen Marktplatz und verbindet die beiden Thore, das Rostocker und Malchiner Thor; der Thurm des letzteren dient als Gefängnis. von der Malchiner Straße führt die Warensche Straße nach der Warenschen Vorstadt und Chaussee, welche letztere wegen ihrer freundlichen Aussicht auf die Stadt und den See einen beliebten Spaziergang bildet.
 
Am Markt liegt das Rathaus, ein unansehnliches, nach dem großen Brande vom Jahre 1700 wieder aufgebautes Gebäude, welches nebst zwei Privathäusern den Markt von dem Kirchplatz scheidet.
 
Am Markt liegt das Rathaus, ein unansehnliches, nach dem großen Brande vom Jahre 1700 wieder aufgebautes Gebäude, welches nebst zwei Privathäusern den Markt von dem Kirchplatz scheidet.
 
Die Kirche, altgothisch, wurde in den Jahren 1877 bis 1880 mit einem Kostenaufwand von 70 000 Mark im Innern erneuert und mit neuem Stuhlwerk, Altar und Kanzel im gothischen Stil ausgestattet, das nödlich gelegene Seitenschiff wurde wesentlich verbreitert und mit zwei Emporen versehen. Ein neues Altarbild von künstlerischem Werth, eine Kopie nach Plockhorst, den auferstandenen Heiland darstellend, schmückt den Altar. 1891 wurde das Gotteshaus mit einer neuen Orgel geziert und hat es jetzt also eine durchweg würdige und schöne innere Ausstattung. In einer Abseite befand sich früher ein Altarbild, grausame Marterungen darstellend, die von dem Wendenkönig Crito (Kruko) auf Rügen an den ersten Bekennern des Christenthums verübt sein sollen. Das Bild ist jetzt völlig defect in der Rumpelkammer, da ihm kein besonderer historischer oder künstlerischer Werth beizumessen war. Dagegen sind bei Gelegenheit der erwähnten Erneuerungsbauten an der Decke oberhalb des Altarraums alte Deckenmalereien, von Mönchshand stammend, wieder zum Vorschein gekommen und sorgfältig von Künstlerhand restauriert worden. Allerdings haben dieselben wenig künstlerischen, aber wohl kunstgeschichtlichen Werth und bieten mit ihrer paradoxen und doch wiederum in der ganzen Zusammenstellung und Gruppirung nicht ungenialen Auffassung immerhin ein gewisses Interesse.
 
Die Kirche, altgothisch, wurde in den Jahren 1877 bis 1880 mit einem Kostenaufwand von 70 000 Mark im Innern erneuert und mit neuem Stuhlwerk, Altar und Kanzel im gothischen Stil ausgestattet, das nödlich gelegene Seitenschiff wurde wesentlich verbreitert und mit zwei Emporen versehen. Ein neues Altarbild von künstlerischem Werth, eine Kopie nach Plockhorst, den auferstandenen Heiland darstellend, schmückt den Altar. 1891 wurde das Gotteshaus mit einer neuen Orgel geziert und hat es jetzt also eine durchweg würdige und schöne innere Ausstattung. In einer Abseite befand sich früher ein Altarbild, grausame Marterungen darstellend, die von dem Wendenkönig Crito (Kruko) auf Rügen an den ersten Bekennern des Christenthums verübt sein sollen. Das Bild ist jetzt völlig defect in der Rumpelkammer, da ihm kein besonderer historischer oder künstlerischer Werth beizumessen war. Dagegen sind bei Gelegenheit der erwähnten Erneuerungsbauten an der Decke oberhalb des Altarraums alte Deckenmalereien, von Mönchshand stammend, wieder zum Vorschein gekommen und sorgfältig von Künstlerhand restauriert worden. Allerdings haben dieselben wenig künstlerischen, aber wohl kunstgeschichtlichen Werth und bieten mit ihrer paradoxen und doch wiederum in der ganzen Zusammenstellung und Gruppirung nicht ungenialen Auffassung immerhin ein gewisses Interesse.
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- An der '''Kirche''' sind zwei Prediger angestellt. Eigenartig sind die kirchlichen Vermögensverhältnisse. Es befinden sich in Teterow zwei Kirchencassen, das Kirchenaerar und die Kirchenökonomie mit verschiedenen Verwaltern. Die Oekonmie ist nächst der Stadt der größte Grundbesitzer der Stadt, sie hat etwa 20 Last, während zu den beiden Pfarren circa 5 Last Acker gehören. Das Aerar, weit weniger bemittelt als die Oeconomie, hat die Erhaltung des Gotteshauses, des Cantor- und des Küsterhauses zu bestreiten, doch wurde, sobald außerordentliche größere Aufgaben an dasselbe herantraten, die Oeconomie-Casse mit herangezogen, so hat z.B. die Oeconomie allein jene 70 000 Mark gezahlt, welche die Erneuerung der Kirche erforderte, während die neue Orgel auf Kosten des Aerars beschafft wurde. Die Oeconomie hat als Baulast die Erhaltung der beiden Pfarrhäuser zu tragen, so daß die Gemeinde, so lange die beiden Kassen in solventem Zustande sich befinden, keine kirchliche Baulast zu tragen braucht. Fraglich ist es, ob die Oeconomie fundationsmäßig verpflichtet ist, noch eine weitere Beisteuer zu den Schullasten zu leisten, als der zeitweilige status quo aufweist. Bei den darüber vor etwa 20 Jahren gepflogenen Verhandlungen war man nahe daran, eine Entscheidung darüber auf dem Prozeßwege herbeizuführen, doch hat man davon Abstand genommen. Bei dem vor ca. 8 Jahren erbauten zweiten neuen Schulhause hat die Oeconomie nichts beigesteuert, während sie zu dem in den Jahren 1859/1860 erbauten Schulhause einen namhaften Beitrag geleistet hat. Bei einem Lehrer-Collegium von 18 Lehrern und 3 Lehrerinnen steuert dir Oeconomie nur eine bestimmte Quote zu dem Gehalt von 4 Lehrern und von diesen 4 Lehrern sind 3 gleichzeitig Kirchendiener (Rector, Cantor, Küster). Dagegen trägt mit Genehmigung des Oberkirchenraths die Oeconomie nicht unwesentlich bei zur Kleinkinderschule, zur Herberge zur Heimat und zur Besoldung der GEmeinde-Diaconissin. Die Oeconomie ist zu dem großen Vermögen dadurch gelangt, daß sie zu Zeiten, wo der GRund und Boden sehr billig war, ihr Vermögen darin anlegte.  
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- An der '''Kirche''' sind zwei Prediger angestellt. Eigenartig sind die kirchlichen Vermögensverhältnisse. Es befinden sich in Teterow zwei Kirchencassen, das Kirchenaerar und die Kirchenökonomie mit verschiedenen Verwaltern. Die Oekonmie ist nächst der Stadt der größte Grundbesitzer der Stadt, sie hat etwa 20 Last, während zu den beiden Pfarren circa 5 Last Acker gehören. Das Aerar, weit weniger bemittelt als die Oeconomie, hat die Erhaltung des Gotteshauses, des Cantor- und des Küsterhauses zu bestreiten, doch wurde, sobald außerordentliche größere Aufgaben an dasselbe herantraten, die Oeconomie-Casse mit herangezogen, so hat z.B. die Oeconomie allein jene 70 000 Mark gezahlt, welche die Erneuerung der Kirche erforderte, während die neue Orgel auf Kosten des Aerars beschafft wurde. Die Oeconomie hat als Baulast die Erhaltung der beiden Pfarrhäuser zu tragen, so daß die Gemeinde, so lange die beiden Kassen in solventem Zustande sich befinden, keine kirchliche Baulast zu tragen braucht. Fraglich ist es, ob die Oeconomie fundationsmäßig verpflichtet ist, noch eine weitere Beisteuer zu den Schullasten zu leisten, als der zeitweilige status quo aufweist. Bei den darüber vor etwa 20 Jahren gepflogenen Verhandlungen war man nahe daran, eine Entscheidung darüber auf dem Prozeßwege herbeizuführen, doch hat man davon Abstand genommen. Bei dem vor ca. 8 Jahren erbauten zweiten neuen Schulhause hat die Oeconomie nichts beigesteuert, während sie zu dem in den Jahren 1859/1860 erbauten Schulhause einen namhaften Beitrag geleistet hat. Bei einem Lehrer-Collegium von 18 Lehrern und 3 Lehrerinnen steuert dir Oeconomie nur eine bestimmte Quote zu dem Gehalt von 4 Lehrern und von diesen 4 Lehrern sind 3 gleichzeitig Kirchendiener (Rector, Cantor, Küster). Dagegen trägt mit Genehmigung des Oberkirchenraths die Oeconomie nicht unwesentlich bei zur Kleinkinderschule, zur Herberge zur Heimat und zur Besoldung der Gemeinde-Diaconissin. Die Oeconomie ist zu dem großen Vermögen dadurch gelangt, daß sie zu Zeiten, wo der GRund und Boden sehr billig war, ihr Vermögen darin anlegte.  
  
 
- An '''Schulen''' hat Teterow eine höhere Knabenschule, an welcher 1 Director und 4 Lehrer wirken (seit Ostern 1892 ist dies Schule in einer Umwandlung zu einer - lateinlosen - Realschule begriffen), ferner die Bürgerschule mit 1 Rector, 1 Conrector, 14 Lehrern, 2 Hülfslehrern und 3 Handarbeitslehrerinnen.  
 
- An '''Schulen''' hat Teterow eine höhere Knabenschule, an welcher 1 Director und 4 Lehrer wirken (seit Ostern 1892 ist dies Schule in einer Umwandlung zu einer - lateinlosen - Realschule begriffen), ferner die Bürgerschule mit 1 Rector, 1 Conrector, 14 Lehrern, 2 Hülfslehrern und 3 Handarbeitslehrerinnen.  

Version vom 17. Juni 2018, 00:14 Uhr


Kenndaten des Orts
Name (heute)Teterow
Regionale Einordnung (heute)
Postleitzahl17166
Verwaltungsamtunbekannt
LandkreisRostock
Zahlen
Einwohner8604 (Stand 2015)
KoordinatenBreite: 53.7757488 / Länge: 12.5786651


Das Städtchen Teterow liegt am Westrand der Mecklenburgischen Schweiz, östlich der Autobahn A19


Geographische Lage

Wappen von Teterow nach Teske

Wappenbeschreibung

In gold der vorwärts gekehrte, stahlblaue Kübelhelm der Werle´schen Fürsten mit zwei an gekreuzten Stangen befestigten, natürlich gefärbten Pfauenrosen; über letzteren ein blauer Stern, zu den Seiten des Helms je ein rotes Kreuz.

einführende Information

Nachstehender Auszug legt den Status der Stadt Teterow im Jahre 1893 dar.

Auszug aus "Mecklenburgische Vaterlandskunde von Wilhelm Raabe Ausgabe Gustav Quade" 1894 (S.434-438):

"Teterow (vom wendischen "Teter" = Auerhahn, und owe, - welches letztere gleich ist dem deutschen "-heim"), in einer der fruchtbarsten und angenehmsten Gegenden des Landes, liegt in einer kesselartigen Vertiefung, die im Nordosten, Westen, Süden und Osten von Höhenzügen umgeben und nur nordwärts des nordöstlich von der Stadt belegenen Sees von ausgedehnten Niederungen begrenzt wird. Von 1/8 Meile entfernten, zur Zierde teilweise mit Holz bepflanzten Heidberge und der östlich fast eine Meile entfernte, bewaldete hohe Pohnsdorfer Berg; ferner das sogenannte Hohe Holz und der Glasower Berg, von welchen aus man besonders lohnende Fernsichten hat. Man glaubt sich dort in eine Thüringer Landschaft versetzt und ist überrascht, derartiges in unserm flachen Lande zu sehen. Sehr romantisch liegt im Teterower See der sogenannte Burgwall, eine Insel, die für Alterthums-Forscher nicht bloß wegen des darauf noch befindlichen Burgwalls, sondern auch wegen der gut erhaltenen Reste der beiden Dämme, welche die Verbindung mit dem Festlande herstellten, besonderes Interesse bietet. Die Heidberege gewähren sowohl für geologische, wie auch für botanische Forschungen manches an eigenthümlicher und werthvoller Ausbeute. Die Stadt wird vom Kötelschen Bach durchflossen, der sich 1000 Schritte unterhalb der Stadt in den See ergießt und in der Stadt die Wassermühle treibt. Durch drei vorstädte und zwei alte Thore stellt sich die Stadt ziemlich ansehnlich dar, wogegen die Kirche mit niedriger Thurmspitze sie eben nicht bedeutend präsentirt. Tetrow hat 1890 6215 Einwohner, 1855 4499 Einwohner, darunter 1890 74, 1855 99 Juden, ferner 778 Häuser. Die Versicherungssumme der inn der swtädtischen Brandsocietät versicherten, auf dem 2764,5 ha umfassenden Stadtgebiet gelegenen Gelände betrug nach dem Abschluß von Ostern 1891 4 253 300 Mark. Die Stadt ist fast kreisrund und die Straßen sind, wenn auch nur schmal, doch ziemlich regelmäßig angelegt und theilweise gut gepflastert. Die Hauptstraße, in die Malchiner und Rostocker Straße zerfallend, durchschneidet die Stadt in der MItte von Nordnordost nach Südsüdwest, führt über den höher gelegenen viereckigen Marktplatz und verbindet die beiden Thore, das Rostocker und Malchiner Thor; der Thurm des letzteren dient als Gefängnis. von der Malchiner Straße führt die Warensche Straße nach der Warenschen Vorstadt und Chaussee, welche letztere wegen ihrer freundlichen Aussicht auf die Stadt und den See einen beliebten Spaziergang bildet. Am Markt liegt das Rathaus, ein unansehnliches, nach dem großen Brande vom Jahre 1700 wieder aufgebautes Gebäude, welches nebst zwei Privathäusern den Markt von dem Kirchplatz scheidet. Die Kirche, altgothisch, wurde in den Jahren 1877 bis 1880 mit einem Kostenaufwand von 70 000 Mark im Innern erneuert und mit neuem Stuhlwerk, Altar und Kanzel im gothischen Stil ausgestattet, das nödlich gelegene Seitenschiff wurde wesentlich verbreitert und mit zwei Emporen versehen. Ein neues Altarbild von künstlerischem Werth, eine Kopie nach Plockhorst, den auferstandenen Heiland darstellend, schmückt den Altar. 1891 wurde das Gotteshaus mit einer neuen Orgel geziert und hat es jetzt also eine durchweg würdige und schöne innere Ausstattung. In einer Abseite befand sich früher ein Altarbild, grausame Marterungen darstellend, die von dem Wendenkönig Crito (Kruko) auf Rügen an den ersten Bekennern des Christenthums verübt sein sollen. Das Bild ist jetzt völlig defect in der Rumpelkammer, da ihm kein besonderer historischer oder künstlerischer Werth beizumessen war. Dagegen sind bei Gelegenheit der erwähnten Erneuerungsbauten an der Decke oberhalb des Altarraums alte Deckenmalereien, von Mönchshand stammend, wieder zum Vorschein gekommen und sorgfältig von Künstlerhand restauriert worden. Allerdings haben dieselben wenig künstlerischen, aber wohl kunstgeschichtlichen Werth und bieten mit ihrer paradoxen und doch wiederum in der ganzen Zusammenstellung und Gruppirung nicht ungenialen Auffassung immerhin ein gewisses Interesse.

Am Ende der Rostocker Vorstadt liegt das Schützenhaus mit einem hübschen Garten. In der Malchiner Vorstadt ist 1834 der sogenannte Armenhof erbaut, worin sich eine Anzahl Benefiziaten der Armenkasse befindet. Einen besonderes freundlichen Eindruck machen die auf dem sogenannten Schulcamp erbauten, mitten in Parkanlagen liegenden drei Schulhäuser. Das erste derselben ist in den Jahren 1859/60, das zweite in den Jahren 1884/85 und das dritte, der Kleinkinderschule dienende Haus im Jahre 1888 erbaut worden. In der Rostocker Vorstadt befindet sich das im Jahre 1888 neu erbaute, geräumige und in seinen inneren Einrichtungen allen sanitären Anforderungen der Neuzeit entsprechende Krankenhaus.

Am Wilhelmplatz in der Nähe des Bahnhofs, von parkartigen Anpflanzungen umgeben, befindet sich das 1881 errichtete Kriegerdenkmal. Auf hoher, schlanker, granitner Säule erhebt sich die eiserne, vergoldete Statue der Siegesgöttin. dieses Denkmal nimmt noch um deswillen ein besonderes Interesse in Anspruch, als dasselbe trotz seinere großen Dimensionen aus einem einzigen, auf der Rothspalker Feldmark hier in Mecklenburg gehobenen Granitstein gearbeitet werden konnte, ein Stein, der offenbar zu den größten Findlingen gehört, welche bisher in Mecklenburg zu Tage gefördert wurden. Teterow ist Sitz eines Amtsgerichts, zweier vereinter ritterschaftlicher Polizeiämter (Teterow und Grubenhagen),eines Post- und Telegraphenamts I. Classe, eines Armen- und Krankenhauses, eines Vorschußvereins e.G. und einer am 11. November 1834 errichteten Ersparniscasse, in die am 1. Januar 1891 787 020 Mark eingelegt waren.

Die werthvollste Nahrungsquelle für die Stadt bildet außer den zahlreichen ritterschaflichen Gütern der Umgegend - an kleinen ländlichen Besitzern fehlt es sehr - ihre eigens überaus fruchtbare Feldmark, deren Werth durch die sie durchschneidenden Chausseen und die nicht unbedeutenden Fortschritte des städtischen Ackerbaus sehr erhöht ist. In Folge der guten Verkehrswege hat sich Teterow auch in gewerblicher und industrieeller Beziehung nicht unbedeutend erhoben. Was die Verkehrswege anbelangt, so war vor Allem die Eisenbahn für die Entwicklung Teterows von hoher Bedeutung. Am 15. November 1864 erhält Teterow eine Eisenbahnverbindung nach Güstrow (29 km) und über Malchin (14 km) bis Neubrandenburg. Diese Bahn wurde später bis zur preußischen Grenze fortgesetzt, so daß Teterow vom 1. Januar 1867 ab nach Osten, wie vorher schon nach Westen Anschluß an das deutsche Eisenbahnnetz erhielt. Am 5. November 1884 erhielt Teterow auch Eisenbahnverbindung mit der nördlich gelegenen Nachbarstadt Gnoien (26,5 km) Secundärbetrieb). Chausseeverbindung besitzt Teterow gleichfalls mit Gnoien, ferner mit Güstrow (28 km) und Malchin (15 km).

An gewerblichen und gemeinnützigen Anlagen führt der Staatskalender die folgenden auf: 2 Maschinenfabriken die Erb-(Wasser-)Mühle, 2 Dampfsägereien, 1 Dampfbrauerei, 1 Genossenschafts-Dampf-Molkerei, 1 Gasanstalt, 1 Zuckerfabrik, 10 Gastwirthschaften, darunter eine Herberge zur Heimath, 12 Schenkwirthschaften und 1 Badehaus. Unter den gemeinnützigen Anlagen ist besonders die Wasserleitung bemerkenswerth. Die Stadt hatte schon 1840 eine Wasserleitung und eine zweite 1849 für die Rostocker Vorstadt. Beide Leitungen empfingen ihr Wasser aus entfernten Quellen, da es in Teterow selber an gutem Trinkwasser völlig mangelte.

Die Wasserverhältnisse waren aber trotz jener beiden Wasserleitungen nicht recht befriedigenden. Da wurde Anfangs der 60er Jahre beim Bau der Friedrich-Franz-Bahn auf der Teterower Feldmark eine Quelle bloßgelegt, welche in einer Stunde 3000 Cubik-Fuß Wasser lieferte. Die Stadtverwaltung entschloß sich nun, die neu entdeckte Quelle nach der Stadt leiten zu lassen. Ober-Baurath Moore aus Berlin übernahm die Ausführung, die im Jahre 1866 beschafft wurde und einen Kostenaufwand von rund 115 000 Mark verursachte. Seit dieser Zeit sind die Wasserverhältnisse in Teterow ausgezeichnet. Die Quelle, die etwa 1/4 Meile von der Stadt entfernt in der Richtung auf Güstrow liegt, ist von außerordentlicher Ergiebigkeit, daß sie nicht nur den Wasserbedarf der Stadt reichlich deckt, sondern, wie die zahlreichen Springbrunnen zeigen, auch dem Luxus einen bedeutenden Spielraum läßt.

Teterow zeichnet daher durch Sicherheit vor Feuergefahr und durch Reinlichkeit vor vielen Städten rühmlich aus, und dem ehemals angewandten Spruch: "Tetero a tetero steriore nomen habit, d.h. Teterow habe seinen Namen von gräßlichem Schmutz, ist längst jeder Boden entzogen.

Gasbeleuchtung hat Teterow seit dem 29. September 1862.

Von den großen gewerblichen Betrieben ist folgendes mittheilenswerth: Die Eisengießerei, Maschinenfabrik und Dampfsägerei des Bauinspectors W. Müller beschäftigt durchschnittlich 70 Arbeiter und hat eine Dampfmaschine von 30, eine von 5 1/2 Pferdekräften. Aus dem Betrieb, zun dem eine Holzhandlung gehört, gehen u. A. Waggons, Sägegatter und landwirthschaftliche Maschinen hervor. Der Betrieb ist mit electrischer Beleuchtung versehen. - Die seit 30 Jahren besetehende eisengießerei und Maschinenfabrik der Gebr. Scheven beschäftigt durchschnittlich 35 Arbeiter, hat Dampfkraft von 10 Pferdestärken und liefert besonders Holzbearbeitungsmaschinen und einrichtungen von Sägemühlen. Noch sind folgende Betriebe zu erwähnen: Die seit 1880bestehende Cementdachplatten-Fabrik von Klement, welche durchschnittlich 12 und die 1882 gegründete Cementdachplatten- und Cementstein-Fabrik von G. Rathke, welche 22 - 24 Arbeiter beschäftigt; ferner die naher vor der Stadt auf dem Wege nach dem Hohen Holze gelegene Bornmühle, sowie eine z.Z. noch im Bau befindliche Dampfmühlen-Anlage des Müllermeisters Th. Martz, zwei Ziegeleien und zwei Mühlenbaubetriebe. - In den letzten Jahren hat u. A. das Pantoffelmachergewerbe einen nicht unbedeutenden Aufschwung genommen.


Der Magistrat wird durch eigene Wahl unter Concurrenz des Bürgerausschusses ergänzt, vorbehaltlich jedoch des landesherrlichen Bestätigungsrechts.

Der Bürgerausschuß besteht aus 16 Bürgerrepräsentanten, von welchen jährlich 4 ausscheiden.

Die Verfassung ist durch eine Stadtordnung von 1832 normirt, wozu noch 1848 einige Bestimmungen über die Repräsentantenwahl gekommen sind.

Zu dem Besitz der Stadt gehört der See mit der Burgwall-Insel. Durch die Senkung des Sees, die vor einiger Zeit eintrat, sind für die Stadt neue Wiesenflächen geschaffen. Die Burgwall-Insel wurde 1860 vom Archivrath Dr. Lisch untersucht. die Untersuchung hat mit großer Bestimmtheit ergeben, daß der Burgwall im Teterower See eine sehr große und ungewöhnlich wohlerhaltene wendische Fürstenburg gewesen ist, die Mitte des 12. Jahrhunderts zerstört sein dürfte.


Der Kämmerei gehören ferner: Abgegrabenfelde bei Teterow (Gehöft), 4 Einwohner Bornmühle bei Teterow (Mühle), 8 Einwohner Hohe Holz bei Teterow (Stadtjäger, Schenkwirthschaft und Ziegelei).

Das Stadtsiegel führt nicht das alte ursprüngliche Stadtwappen, wie es sich in der Kirche noch befindet, sondern zeigt im runden Felde einen Kübelhelm mit zwei an über einander liegenden Stäben befestigten Pfauenrosen; zwischen den Wedeln ist ein Stern, an jeder Seite des Helms ein Kreuz. Teterow hatte ein eheliches Erbrecht, dessen Anwendung im Laufe der Zeit in verschiedenen Punkten unsicher geworden war. Durch ein landesherrlich bestätigtes Statut vom 20. Juli 1868 erhielt dies Erbrecht eine neue Fassung. ..


- An der Kirche sind zwei Prediger angestellt. Eigenartig sind die kirchlichen Vermögensverhältnisse. Es befinden sich in Teterow zwei Kirchencassen, das Kirchenaerar und die Kirchenökonomie mit verschiedenen Verwaltern. Die Oekonmie ist nächst der Stadt der größte Grundbesitzer der Stadt, sie hat etwa 20 Last, während zu den beiden Pfarren circa 5 Last Acker gehören. Das Aerar, weit weniger bemittelt als die Oeconomie, hat die Erhaltung des Gotteshauses, des Cantor- und des Küsterhauses zu bestreiten, doch wurde, sobald außerordentliche größere Aufgaben an dasselbe herantraten, die Oeconomie-Casse mit herangezogen, so hat z.B. die Oeconomie allein jene 70 000 Mark gezahlt, welche die Erneuerung der Kirche erforderte, während die neue Orgel auf Kosten des Aerars beschafft wurde. Die Oeconomie hat als Baulast die Erhaltung der beiden Pfarrhäuser zu tragen, so daß die Gemeinde, so lange die beiden Kassen in solventem Zustande sich befinden, keine kirchliche Baulast zu tragen braucht. Fraglich ist es, ob die Oeconomie fundationsmäßig verpflichtet ist, noch eine weitere Beisteuer zu den Schullasten zu leisten, als der zeitweilige status quo aufweist. Bei den darüber vor etwa 20 Jahren gepflogenen Verhandlungen war man nahe daran, eine Entscheidung darüber auf dem Prozeßwege herbeizuführen, doch hat man davon Abstand genommen. Bei dem vor ca. 8 Jahren erbauten zweiten neuen Schulhause hat die Oeconomie nichts beigesteuert, während sie zu dem in den Jahren 1859/1860 erbauten Schulhause einen namhaften Beitrag geleistet hat. Bei einem Lehrer-Collegium von 18 Lehrern und 3 Lehrerinnen steuert dir Oeconomie nur eine bestimmte Quote zu dem Gehalt von 4 Lehrern und von diesen 4 Lehrern sind 3 gleichzeitig Kirchendiener (Rector, Cantor, Küster). Dagegen trägt mit Genehmigung des Oberkirchenraths die Oeconomie nicht unwesentlich bei zur Kleinkinderschule, zur Herberge zur Heimat und zur Besoldung der Gemeinde-Diaconissin. Die Oeconomie ist zu dem großen Vermögen dadurch gelangt, daß sie zu Zeiten, wo der GRund und Boden sehr billig war, ihr Vermögen darin anlegte.

- An Schulen hat Teterow eine höhere Knabenschule, an welcher 1 Director und 4 Lehrer wirken (seit Ostern 1892 ist dies Schule in einer Umwandlung zu einer - lateinlosen - Realschule begriffen), ferner die Bürgerschule mit 1 Rector, 1 Conrector, 14 Lehrern, 2 Hülfslehrern und 3 Handarbeitslehrerinnen.

- An milden Stiftungen führt der Staatskalender an: die Baron v. Möller-Liliensternsche Stiftung zur Erziehung armer Kinder, das Armenstift (Burmeisterlehn), die Fiedlersche Schulstiftung, die Predigerwittwen-Stiftung und die Schullehrerwittwen-Stiftung. Außerdem bestehn noch ein Dähnsches, ein Sommersches und ein Boysches Schullegat; ferner das St. Georgs- und das Armbuden-Stift, beide Unterstützungszwecken dienend. Terow dient seit alten Zeiten dem Volkswitze zur Zielscheibe, wie Schöppenstedt, Schilda, Polkwitz u.a. und die sogenannten Teterower Stücke sind in aller Munde, obgleich die jetzigen und muthmaßlich auchdie früheren Einwohner von Teterow mit reichlich ebenso viel Mutterwitz begabt sind wie ihre übrigen Landsleute.

Zur Geschichte der Stadt. Teterow ist nicht, wie man gewöhnlich, z.B. auch im Staatskalender angegeben findet, erst 1272 zu einer Stadt erhoben, denn die noch auf dem Rathause im Original befindliche Urkunde, durch welche Nicolaus von Werle 1272 der Stadt 43 Hufen in dem angrenzenden damaligen Dorfe Baudorf abtritt, setzt eben die Stadt als bereits vorhanden voraus. Nach einer von dem Bürgermeister Palm Otte im Jahre 1496 verfaßten, aber nur noch in der 1670 durch den Stadtschreiber Joachim Schmidt davon angefertigten hochdeutschen Uebersetzung vorhandenen, im Rathauseaufbewahrten handschriftlichen Chronik soll Teterow schon von dem Obotritenfürsten Gottschalk gegründet sein, als derselbe hier nach einem glücklichen Feldzuge seine Krieger mit den Worten: "Tehet to Ro" (Ziehet zur Ruh !) entlassen habe, woraus der Name Teterow entstanden ist. Man ist hierbei freilich zu der Anahme gezwungen, daß Gottschalk´s Wenden deutsch verstanden haben. In Wahrheit mag die Stadt bald nach der ersten Landesteilung, also in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, durch den Fürsten Nicolaus I. von Werle gegründet worden sein. Im Jahre 1285 verkaufte der Fürst Heinrich von Werle an das Heiligen-Geist-Hospital zu Lübeck den Grundzins von 22 Hufen der Stadtfeldmark, welche Hufen vielleicht zu oben erwähntem Dorfe Bauhof gehörten; nach langen Streitigkeiten trat das genannte Hospital 1610 diesen Grundzins wieder an die Herzöge von Mecklenburg ab. Im Jahre 1380 verpfändete der Fürst Lorenz von Werle die Stadt an die Ritterfamilie Smeker, die im Mittelalter in der Gegend reich begütert war und namentlich Matgendorf und Wüstenfelde besaß. Sonst ist von den Schicksalen der Stadt wenig zu berichten. Große Feuersbrünste erlitt sie 1632, 1700, 1722 und 1793."

Teterow 1914 Originalzeichnung von G. Schütz

Teterow im Kartenbild und historischen Luftbild

Datei:Teterow

aktuelle Chronologie und Teterower Geschichte(n)

bekannte Chroniken von Teterow

Anmerkung: In der folgenden Liste werden bekannt gewordene chronistische Arbeiten gelistet. In blauer Schrift erscheinen Arbeiten die digital verfügbar sind. In roter Schrift gelistete Titel sind, meist maus urheberrechtlichen Gründen noch nicht digitalisiert. Aber auch Chroniken die bekannt geworden sind, deren Verbleib aber nicht bekannt ist sind Bestandteil der Liste.

Weiterfuehrende Information zu Teterow

Kontaktinformation

Über Anregungen und Hinweise zu den hier enthaltenen Chroniken, oder generell zur Ortsgeschichte Teterows bin ich dankbar. Wilfried Steinmüller Kontakt über meine E-Mail:


windfluechterMV@gmail.com