https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=Spezial:Neue_Seiten&feed=atom&hideredirs=1&limit=50&offset=&namespace=0&username=&tagfilter=&size-mode=max&size=0Ortschroniken - Neue Seiten [de]2024-03-29T15:00:39ZAus OrtschronikenMediaWiki 1.35.2https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Stefanus_KedingStefanus Keding2024-03-29T10:01:34Z<p>NKlagge: Die Seite wurde neu angelegt: „ * Die Lehnbesitzer bis 1810--''Zurück zur Übersicht'' * ''' Das Geschlecht der Keding''' Das Geschlecht der Keding kam sehr Wahrscheinlich aus dem W…“</p>
<hr />
<div><br />
* [[Die Lehnbesitzer bis 1810]]--''Zurück zur Übersicht''<br />
<br />
<br />
* ''' Das Geschlecht der Keding'''<br />
<br />
<br />
Das Geschlecht der Keding kam sehr Wahrscheinlich aus dem Westfälischen. Kann aber jetzt nicht mehr eindeutig Nachgewiesen werden.<br />
<br />
Auch gibt es Unterschiedliche Ansätze zu dem Geschlecht.<br />
<br />
Während in den * ''Matrikel und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft von XIV. bis XIX. Jahrhundert von einem Stammvater weitergehend – ausgegangen wird,''<br />
<br />
wird in * ''Baltischen Studien Zweiter Jahrgang erstes Heft eine andere Darstellung bezogen.''<br />
<br />
Dort wird davon Ausgegangen das es sich um drei von einander „anscheinenden ganz verschiedenen „ Geschlechter handel soll.<br />
<br />
Da aber in allen beiden Fällen dennoch eine Übereinstimmung besteht (halte ich die aus dem Matrikel und Verzeichnisse….) für die richtigere. <br />
<br />
<br />
Der erste dieses Namen ('''ein Johannes Keding''')wird um 1262 in Lübeck erwähnt. Hat sich aber dort nicht lange sesshaft gemacht, denn 1265 ist der Ort Kedinghagen (bei Stralsund) schon genannt.<br />
<br />
<gallery mode=nolines heights=250px widths=300px><br />
Datei:Johannes Keding(1341)Seite 210 Tab XX.No.3.png|Das Wappen des Johannes Keding<br />
</gallery>. <br />
<br />
Der Sohn von Johannes Keding (Ritter Ludowicus Kedingus – 1284-1306) hielt sich in Pommern weites gehend aus.<br />
<br />
Ludowicus Keding ( Ludewichus Kedingus) wird um M°.CC°.LXXX°.III°.XIIII° Kalendas Januarij (14.Januar 1283), als Zeuge erwähnt.<br />
<gallery mode=nolines heights=200px widths=250px><br />
Datei:Lodewichus Kedingus(19.12.1283) Seite 126.png<br />
Datei:Lodewichus Kedingus(19.12.1283) Seite 127.png<br />
Datei:Lodewichus Kedingus(19.12.1283) Seite 128.png<br />
</gallery>.<br />
''Bilderauszug aus Baltische Studien Zweiter Jahrgang - erstes Heft(1833)''<br />
<br />
''Der älteste Sohn ''<br />
von Ludowicus Sohn Johannes Keding II (1303 bis 1311) war bei Wollin, dann wieder ins Fürstentum Rügen und lies sich zu Deyelsdorf ( Duuelsdorp) in der Vogterei Tribsees nieder, <br />
<br />
wo er noch um 1328 und 1329 genennt wird. Zusammen mit seinem Sohn Johannes Keding III. Mit dem letzten Sohn Johannes Keding V (1374-1389) ist die Linie vermutlich ausgestorben.<br />
<br />
''Eine zweite Linie''<br />
von Ludwigs Sohn , dem Ritter Ulricus Keding(1311-1321) saß auf der Insel Wollin und die nächsten Generationen auch. <br />
<br />
Irgendwann siedelten die Keding nach Greifswald. In den drei Folgenden Generationen waren Sie im Rat zu Stralsund. Mit Johannes Keding VIII erlischt diese Linie.<br />
<br />
''Die dritte Linie''<br />
<br />
von Ludwigs drittem Sohn, dem Ritter Steffanus Keding(1311 bei Wollin, '''''1321''''' Vasall im Lande Wolgast) entsprossen, saß zu '''''Bömitz''''', Klitschendorf und Murchin.<br />
<br />
Durch diese Erkenntnis wird ersichtlich, das Bömitz nicht erst (wie bisher angenommen) 1340 durch die Gerichtsverhandlung in Licht der Öffentlichkeit tritt,<br />
<br />
sondern schon ''19 Jahre'' früher genannt wird.<br />
<br />
''In dem Buch ''Matrikel und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft von XIV. bis XIX. Jahrhundert (Seite _ 20 - 21)'', von Dr. Robert Klempin( Provinziell-Archivar von Pommern) <br />
und<br />
Gustav Kratz(zweiter Archivar am Provinzialismus-Archiv zu Stettin)<br />
ist dieses Nachzulesen.<br />
<br />
<br />
'''Quellen:'''<br />
<br />
* ''Matrikel und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft von XIV. bis XIX. Jahrhundert (Seite _ 20 - 21)''<br />
* ''Baltische Studien Zweiter Jahrgang - erstes Heft(1833) _ Seiten 126 / 127 und 128''<br />
* ''Pommersches Wappenbuch / Band 5 / 1855 _ Seiten 37,38,39 und 210''<br />
<br />
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
''stand 26.03.2024''<br />
<br />
<gallery mode=nolines heights=100px widths=150px><br />
Datei:Schreiberling.png|<br />
</gallery>.</div>NKlaggehttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/DowatDowat2024-03-29T09:59:58Z<p>NKlagge: Die Seite wurde neu angelegt: „* Die Lehnbesitzer bis 1810--''Zurück zur Übersicht'' * '''Das Geschlecht der Dowat geschrieben auch Dowit_Dowet_Dovet''' Der Stammvater des Geschlec…“</p>
<hr />
<div>* [[Die Lehnbesitzer bis 1810]]--''Zurück zur Übersicht''<br />
<br />
<br />
* '''Das Geschlecht der Dowat geschrieben auch Dowit_Dowet_Dovet'''<br />
<br />
<br />
Der Stammvater des Geschlechts, dessen Urheimat noch nicht ermittelt ist, ist Hinricus Dowat.<br />
<br />
Er wird als Ritter aufgeführt im Zeitraum von 1249-1258.<br />
<br />
Er gehört zu den ältesten Einwanderern Pommerns und erscheint bei Greifswald.<br />
<br />
Im Polnischen bedeutet es: ''dowiad_Erkundigung'' und im Böhmischen: ''dowdeti_erkundigen'‘.<br />
<br />
In dem Text aus dem Landbuch Herzogthums Pommern und Fürstenthums Rügen steht:<br />
<br />
Als erster wird ein Hinricus Dowat genannt, dem ein Teil von Groß Bünzow gehört , während der andere Teil den Bünnings-Dw oder Brünings-Au gehöre.<br />
<br />
Am 29.August 1251 ist Hinricus Dowat (mit anderen zusammen) Zeuge, als Barnim I. (Herzog von Pommern und Herr von Stettin) und Wartislaw III (Herzog von Demmin) einen festen und ewigen Frieden mit Lübeck schließen.<br />
<br />
Am 03.07.1258 wird ein Dowat als Zeuge mit aufgeführt, als Herzog Wartislaus der Stadt Greifswald die Wiese und Weide am salzen Meer belegen(gelegen)schenkt.<br />
<br />
Am 13.02.1340 werden die Dowat dann auf Bömitz genannt. <br />
<br />
1406 wird ein Marquard Dowat (Knappe) und Besitzer von seinem Hofe zu Cropelin genannt.<br />
<br />
Am 21.01.1438 wird Tideke Dovet zu Brünzow genannt.<br />
<br />
Um 1439 wird ein Tiede Dowat zu Brünzow genannt.<br />
<br />
Um 1448 wird noch ein Gehrt Dowat erwähnt. <br />
<gallery mode=nolines heights=250px widths=300px><br />
Datei:Gherdt Dowet .png|Das Wappen des Gehrdt Dowat<br />
</gallery>. <br />
1483 erscheint Joachim Dowat auf Brünzow und Lubmin.<br />
<br />
'''''Anmerkung'''''<br />
''Es ist durch aus möglich, das der genannte Marquard Dowat, der ein und der selbige ist, der 14.02.1340 für Bömitz und 1406 für Cropelin benannt wird!!''<br />
<br />
Noch um 1483 wird ein Joachim Dowet auf Bünzow und Lubmin erwähnt.<br />
<br />
Da in der Musterroller von 1532 keiner aus dem Geschlecht der Dowat-Dowit genannt wird, ist es an zu nehmen, <br />
das diese Geschlecht wahrscheinlich bis dahin erloschen ist .<br />
<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
<br />
'''Quellen:'''<br />
<br />
* ''Matrikel und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft von XIV. bis XIX. Jahrhundert (Seite_109)''<br />
* ''Landbuch Herzogthums Pommern und Fürstenthums Rügen (Band 2, Teil 4_Seite 960-962)''<br />
* ''Codex Diplomaticus Lubecensis(Seite_160_CLXXIV)''<br />
* ''Coder Pomeraniae Diplomatiens- erster Band.(Seite 931 und 932)''<br />
* ''Pommersche Bibliothek (Band 3_Seite 406)''<br />
* ''Bagmihl V (Pommersches Wappenbuch III_elftes Stück_Seite 406 und Seite 407)''<br />
* ''Bagmihl V (Pommersches Wappenbuch V_Seite 64 und Seite 65)''<br />
* ''Bagmihl V (Pommersches Wappenbuch V von 1855 _Seite 228-TAB.XXIX)''<br />
* ''Universitätsarchiv Greifswald ,0.1.1. Urkunden-01. Urkunden bis 1500''<br />
<br />
<br />
<br />
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
''stand 27.03.2024''<br />
<br />
<gallery mode=nolines heights=100px widths=150px><br />
Datei:Schreiberling.png|<br />
</gallery>.</div>NKlaggehttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Kl%C3%BCtzKlütz2024-03-29T09:23:48Z<p>DirkHerrmann: </p>
<hr />
<div>Die Vorbereitungen für eine Erstellung der Chronik laufen. <br />
<br />
Stand: 29.03.2024<br />
<br />
{{Infobox Ort<br />
| name = Klütz<br />
| plz = 23948<br />
| verwaltungsamt = Klützer Winkel<br />
| landkreis = Nordwestmecklenburg<br />
| einwohner = <br />
| lat= 53.9671<br />
| lon = 11.1657<br />
| zoom = 13<br />
}} <br />
==Geographische Lage==<br />
* Koordinaten: [https://www.openstreetmap.org/?mlat=53.9671&mlon=11.1657#map=14/53.9671/11.1657 Breite: 53.9671 Länge: 11.1657 ] <br />
<br />
<br />
<html><br />
<center><br />
<iframe width="625" height="350" src="https://www.openstreetmap.org/export/embed.html?bbox=11.106491088867188%2C53.94507437553854%2C11.224937438964846%2C53.98910155587433&amp;layer=mapnik&amp;marker=53.96709377928605%2C11.165714263916016" style="border: 1px solid black"></iframe><br/><small><a href="https://www.openstreetmap.org/?mlat=53.9671&amp;mlon=11.1657#map=14/53.9671/11.1657">-Größere Karte von Klütz anzeigen-</a></small><br />
</center><br />
</html><br />
<br clear=all><br />
<br />
==Einführende Information==<br />
<br />
==Das Wappen von Klütz==<br />
<br />
<br />
<br />
==Kurztext zum Ort==<br />
<br />
<br />
==Klütz im Spiegel von Karten und Luftbildern==<br />
<br />
<gallery mode=packed heights="150px"><br />
<br />
<br />
</gallery><br />
<br />
==Bildergalerie==<br />
<gallery mode=packed heights=150px><br />
<br />
<br />
</gallery><br />
<br />
==Klütz - Ortschronik/en==<br />
<br />
Anmerkung: In der folgenden Liste werden bekannt gewordene chronistische Arbeiten gelistet. In <span style="color:#0B0B61>blauer Schrift</span> erscheinen Arbeiten die digital verfügbar sind. In In <span style="color:#FF0000">roter Schrift</span> gelistete Titel sind, meist aus urheberrechtlichen Gründen, noch nicht digitalisiert. Aber auch Chroniken die bekannt geworden sind, deren Verbleib aber bislang nicht bekannt ist, sind Bestandteil der Liste.<br />
<br />
* [[Klütz - Fortlaufende Ortschronik]]<br />
<br />
==Weiterführende Information zu Klütz==<br />
<br />
* [https://gov.genealogy.net/item/show/KLUUTZJO53NX Klütz in gov.genealogy.net]<br />
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Kl%C3%BCtz Klütz bei Wikipedia]<br />
<br />
==Kontakte==<br />
<br />
<br />
[[Kategorie:Ort]]</div>HeimatvereinKlützerWinkelhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/%E2%80%9EAn_den_Herrn_Ober-Forst-Inspektor_Christian_Wulf_bei_der_frohen_Jubelfeier_seiner_50j%C3%A4hrigen_Dienstzeit%E2%80%9C„An den Herrn Ober-Forst-Inspektor Christian Wulf bei der frohen Jubelfeier seiner 50jährigen Dienstzeit“2024-03-28T12:52:24Z<p>Windfluechtermv: </p>
<hr />
<div>[[Datei:RH Becker 1792 50tes Dienstjubileum Oberforstinspektor Wulf S379.jpg|850px|links|RH Becker 1792 50tes Dienstjubileum Oberforstinspektor Wulf S. 379]]<br />
[[Datei:RH Becker 1792 50tes Dienstjubileum Oberforstinspektor Wulf S380.jpg|850px|links|RH Becker 1792 50tes Dienstjubileum Oberforstinspektor Wulf S. 380]]<br />
[[Datei:RH Becker 1792 50tes Dienstjubileum Oberforstinspektor Wulf S381.jpg|850px|links|RH Becker 1792 50tes Dienstjubileum Oberforstinspektor Wulf S. 381]]</div>Windfluechtermvhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/%E2%80%9EBemerkungen_und_Vorschl%C3%A4ge_%C3%BCber_die_Abhelfung_des_eintretenden_Holzmangels„Bemerkungen und Vorschläge über die Abhelfung des eintretenden Holzmangels2024-03-28T12:45:20Z<p>Windfluechtermv: Die Seite wurde neu angelegt: „RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 361_362 Datei:RH Becker 1790 Ueber die Vorteile…“</p>
<hr />
<div>[[Datei:RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 361 362.jpg|850px|links|RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 361_362]]<br />
[[Datei:RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 363 364.jpg|850px|links|RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 363_364]]<br />
[[Datei:RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 365 366.jpg|850px|links|RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 365_366]]<br />
[[Datei:RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 367 368.jpg|850px|links|RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 367_368]]<br />
[[Datei:RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 369 370.jpg|850px|links|RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 369_370]]<br />
[[Datei:RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 371 372.jpg|850px|links|RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 371_372]]<br />
[[Datei:RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 373 374.jpg|850px|links|RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 373_374]]<br />
[[Datei:RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 375 376.jpg|850px|links|RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 375_376]]<br />
[[Datei:RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 377 378.jpg|850px|links|RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 377_378]]<br />
[[Datei:RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 379 380.jpg|850px|links|RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 379_380]]</div>Windfluechtermvhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/%22Ueber_die_Vorteile_in_betreff_des_Vorteils_oder_Schadens_bei_Einhaltung_und_Anlegung_der_Waldung%22"Ueber die Vorteile in betreff des Vorteils oder Schadens bei Einhaltung und Anlegung der Waldung"2024-03-27T21:21:53Z<p>Windfluechtermv: </p>
<hr />
<div><br />
[[Datei:RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 363 364.jpg|850px|links|RH Becker 1792 Ueber die Vorteile S. 20]]<br />
[[Datei:RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 365 366.jpg|850px|links|RH Becker 1792 Ueber die Vorteile S. 21]]<br />
[[Datei:RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 367 368.jpg|850px|links|RH Becker 1792 Ueber die Vorteile S. 22]]<br />
[[Datei:RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 369 370.jpg|850px|links|RH Becker 1792 Ueber die Vorteile S. 23]]<br />
[[Datei:RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 371 372.jpg|850px|links|RH Becker 1792 Ueber die Vorteile S. 24]]<br />
[[Datei:RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 373 374.jpg|850px|links|RH Becker 1792 Ueber die Vorteile S. 25]]<br />
[[Datei:RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 375 376.jpg|850px|links|RH Becker 1792 Ueber die Vorteile S. 26]]<br />
[[Datei:RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 377 378.jpg|850px|links|RH Becker 1792 Ueber die Vorteile S. 27]]<br />
[[Datei:RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 379 380.jpg|850px|links|RH Becker 1792 Ueber die Vorteile S. 28]]<br />
[[Datei:RH Becker 1790 Ueber die Vorteile Sp 379 380.jpg|850px|links|RH Becker 1792 Ueber die Vorteile S. 29]]</div>Windfluechtermvhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/14.02.1340_Urkundliche_Gerichtsverhandlung%22_Streitobjekt_%22B%C3%B6mitz14.02.1340 Urkundliche Gerichtsverhandlung" Streitobjekt "Bömitz2024-03-27T16:14:15Z<p>NKlagge: Die Seite wurde neu angelegt: „ * Die Lehnbesitzer bis 1810--''Zurück zur Übersicht'' * '''Gerichtsurteil zu Bömitz''' Zur Urkundlichen Gerichtserwähnung am 14.02.1340 kam es weg…“</p>
<hr />
<div><br />
* [[Die Lehnbesitzer bis 1810]]--''Zurück zur Übersicht''<br />
<br />
<br />
* '''Gerichtsurteil zu Bömitz'''<br />
<br />
<br />
Zur Urkundlichen Gerichtserwähnung am 14.02.1340 kam es wegen eines Streites über den Besitz (Grund und Boden) von Bömitz, <br />
<br />
zwischen Conradus Dowat (Dowit), Hinricus Stonehals und Nicolaus Longus. Alle drei Parteien sind Lehnnehmer (Kopie der Gerichtsverhandlung)<br />
<br />
<gallery heights=200px widths=400px><br />
Datei:Bömitz Gerichtsverhandlung zum Grundbesitz von 1340.jpg|<center>'''Kopie der Gerichtsverhandlung'''</center><br />
</gallery><br />
<br />
'''Das wir über den den Inhalt der Gerichtsverhandlung erfahren, ist nur Dank der Hilfe von Herrn Professor Hartmut Lutz möglich geworden!!'''<br />
<br />
<br />
<br />
'''Gerichtsurteil zu Bömitz:'''<br />
<br />
Am Montag, den 14.02.1340, trafen sich auf dem Kirchhof vor der Marienkirche in Anklam folgende Herren: <br />
<br />
<br />
''Auf Seiten der Kirche, (als Vermutlicher Besitzer-Lehngeber):''<br />
<br />
Gotfridus von Golnow, Abtei Stolpe (Stolpe an der Peene)<br />
<br />
Tidericus Labese, Priester und Hauptschiedsrichter, Stellv. Von Herrn Otto von Kerkow , Rektor der Marienkirche zu Anklam;( eingesetzt von Domherrn Volterus , Kammin)<br />
<br />
<br />
''Auf Seiten der Brüder Dowit:''<br />
<br />
Hinricus Faber, Priester und <br />
<br />
Hinricus Tessekin, Notar der Stadt Anklam,<br />
gewählt als Schiedsmänner (eingesetzt von Johannes Varlen, dem Prokurator der Brüder) <br />
<br />
Conradus (Konrad) Dowat (Dowit) [Bauer]<br />
<br />
Henning Dowat (Dowit) [Soldat]<br />
<br />
Gerhard Dowat( Dowit) [Landsknecht]<br />
<br />
Marquard Dowat (Dowit) [Landsknecht]<br />
<br />
<br />
*Streitobjekt:<br />
<br />
4 Hufen Land Böhmitz(4X16ha = 64ha)<br />
<br />
2 Hufen beackert von Konrad Dowit(2X16ha = 32ha)<br />
<br />
2 Hufen beackert von Hinricus Stonehals und Nicolaus Longus(2X16ha = 32ha)<br />
<br />
[die aber im Vertrag nicht weiter erwähnt werden, was die Vermutung zu lässt, <br />
das der Vergleich-das Gerichtsurteil nur noch als Vertrag per Urkunde rechtskräftig gemacht wird] .<br />
<br />
<br />
*Beschluss:<br />
<br />
1) Die 4 Hufen Land bleiben im Besitz der Kirche<br />
<br />
2) Die vier Brüder Dowit und deren Erben bestellen, als Pächter von nun ab die 4 Hufen Land <br />
[damit sind Stonehals und Longus Ihren Teil von dem Bömitzer Besitz los] <br />
<br />
3) Die Brüder zahlen jährliche zu einem gesetzten Datum (11.November bis spätestens 6.Januar [ als Pacht]) folgendeAbgaben:<br />
<br />
4) 40 Scheffel Weizen (ca.40X40kg = 1600kg = 32 Zentner) 40 Scheffel Gerste (ca.40X35kg = 1400kg = 28 Zentner) <br />
40 Scheffel Hafer (ca.40X25kg = 1000kg = 20 Zentner)<br />
<br />
5) Bei nicht fristgerechter Zahlung fallen alle die Rechte an die Kirche zurück (Ende desPachtverhältnisses)<br />
<br />
6) Die erste Pacht wird unmittelbar fällig, nachdem “ alles Übrige vom Vertrag durch die genannten Dowits gewährt worden ist <br />
<br />
und durch freie Schenkung [Bestechungsgeld, kleiner Obolus - Bonus??] angenannten Herrn Otto von Kerkow bezahlt worden ist“.<br />
<br />
Und nach dem überalle weiteren in diesem Streitfall gemachten Zahlungen Stillschweigen vereinbart worden ist.<br />
<br />
7) Den Dowits und Ihren Erben wird ewiges Stillschweigen auferlegt.<br />
<br />
8) Nach der Verlesung des Schiedsspruches geloben die Anwesenden per Handschlag die Gültigkeit und Einhaltung des Beschlusses.<br />
<br />
Der Schiedsspruch wird durch folgende Zeugen (?)bestätigt:<br />
<br />
Johannes, Leutepriester in Görke<br />
<br />
Magister Hermannus Glinkermann , Leutepriester in Nordin (Nerdin) <br />
<br />
Nicolaus Treptow, Vikar an der Heiliggeistkapelle in Anklam <br />
<br />
Johannes Malchin, Geistlicher<br />
<br />
<br />
Was aus den beiden „Hinricus Stonehals und Nicolaus Longus“ geworden ist, wird uns für immer verschlossen bleiben.<br />
<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
'''Quelle:'''<br />
<br />
* ''Landesarchiv Greifswald Rep 40 I 28a_S 68 RS - 69 VS''<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
''stand 26.03.2024''<br />
<br />
<gallery mode=nolines heights=100px widths=150px><br />
Datei:Schreiberling.png|<br />
</gallery>.</div>NKlaggehttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/1340_-_Stonehals1340 - Stonehals2024-03-27T15:53:35Z<p>NKlagge: Die Seite wurde neu angelegt: „* Die Lehnbesitzer bis 1810--''Zurück zur Übersicht''“</p>
<hr />
<div>* [[Die Lehnbesitzer bis 1810]]--''Zurück zur Übersicht''</div>NKlaggehttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Urkundliche_Gerichtsverhandlung%22_Streitobjekt_%22B%C3%B6mitz_am_14.02.1340Urkundliche Gerichtsverhandlung" Streitobjekt "Bömitz am 14.02.13402024-03-25T18:56:35Z<p>NKlagge: Die Seite wurde geleert.</p>
<hr />
<div></div>NKlaggehttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Gerichtsverhandlung%22_Streitobjekt_%22B%C3%B6mitz_am_14.02.1340Gerichtsverhandlung" Streitobjekt "Bömitz am 14.02.13402024-03-25T18:49:10Z<p>NKlagge: </p>
<hr />
<div><br />
* [[Bömitz]]--''Zurück zur Startseite''<br />
* [[Die Geschichte von Bömitz]]--''Zurück zur Übersicht''<br />
<br />
<br />
* '''Gerichtsurteil zu Bömitz'''<br />
<br />
<br />
Zur Urkundlichen Ersterwähnung am 14.02.1340 kam es wegen eines Streites über den Besitz (Grund und Boden) von Bömitz, <br />
<br />
zwischen Conradus Dowat (Dowit), Hinricus Stonehals und Nicolaus Longus. Alle drei Parteien sind Lehnnehmer (Kopie der Gerichtsverhandlung)<br />
<br />
<gallery heights=200px widths=400px><br />
Datei:Bömitz Gerichtsverhandlung zum Grundbesitz von 1340.jpg|<center>'''Kopie der Gerichtsverhandlung'''</center><br />
</gallery><br />
<br />
'''Das wir über den den Inhalt der Gerichtsverhandlung erfahren, ist nur Dank der Hilfe von Herrn Professor Hartmut Lutz möglich geworden!!'''<br />
<br />
<br />
<br />
'''Gerichtsurteil zu Bömitz:'''<br />
<br />
Am Montag, den 14.02.1340, trafen sich auf dem Kirchhof vor der Marienkirche in Anklam folgende Herren: <br />
<br />
<br />
''Auf Seiten der Kirche, (als Vermutlicher Besitzer-Lehngeber):''<br />
<br />
Gotfridus von Golnow, Abtei Stolpe (Stolpe an der Peene)<br />
<br />
Tidericus Labese, Priester und Hauptschiedsrichter, Stellv. Von Herrn Otto von Kerkow , Rektor der Marienkirche zu Anklam;( eingesetzt von Domherrn Volterus , Kammin)<br />
<br />
<br />
''Auf Seiten der Brüder Dowit:''<br />
<br />
Hinricus Faber, Priester und <br />
<br />
Hinricus Tessekin, Notar der Stadt Anklam,<br />
gewählt als Schiedsmänner (eingesetzt von Johannes Varlen, dem Prokurator der Brüder) <br />
<br />
Conradus (Konrad) Dowat (Dowit) [Bauer]<br />
<br />
Henning Dowat (Dowit) [Soldat]<br />
<br />
Gerhard Dowat( Dowit) [Landsknecht]<br />
<br />
Marquard Dowat (Dowit) [Landsknecht]<br />
<br />
<br />
*Streitobjekt:<br />
<br />
4 Hufen Land Böhmitz(4X16ha = 64ha)<br />
<br />
2 Hufen beackert von Konrad Dowit(2X16ha = 32ha)<br />
<br />
2 Hufen beackert von Hinricus Stonehals und Nicolaus Longus(2X16ha = 32ha)<br />
[die aber im Vertrag nicht weiter erwähnt werden, was die Vermutung zu lässt, <br />
<br />
das der Vergleich-das Gerichtsurteil nur noch als Vertrag per Urkunde rechtskräftig gemacht wird] .<br />
<br />
<br />
*Beschluss:<br />
<br />
1) Die 4 Hufen Land bleiben im Besitz der Kirche<br />
<br />
2) Die vier Brüder Dowit und deren Erben bestellen, als Pächter von nun ab die 4 Hufen Land <br />
[damit sind Stonehals und Longus Ihren Teil von dem Bömitzer Besitz los] <br />
<br />
3) Die Brüder zahlen jährliche zu einem gesetzten Datum (11.November bis spätestens 6.Januar [ als Pacht]) folgendeAbgaben:<br />
<br />
4) 40 Scheffel Weizen (ca.40X40kg = 1600kg = 32 Zentner) 40 Scheffel Gerste (ca.40X35kg = 1400kg = 28 Zentner) <br />
40 Scheffel Hafer (ca.40X25kg = 1000kg = 20 Zentner)<br />
<br />
5) Bei nicht fristgerechter Zahlung fallen alle die Rechte an die Kirche zurück (Ende desPachtverhältnisses)<br />
<br />
6) Die erste Pacht wird unmittelbar fällig, nachdem “ alles Übrige vom Vertrag durch die genannten Dowits gewährt worden ist <br />
<br />
und durch freie Schenkung [Bestechungsgeld, kleiner Obolus - Bonus??] angenannten Herrn Otto von Kerkow bezahlt worden ist“.<br />
<br />
Und nach dem überalle weiteren in diesem Streitfall gemachten Zahlungen Stillschweigen vereinbart worden ist.<br />
<br />
7) Den Dowits und Ihren Erben wird ewiges Stillschweigen auferlegt.<br />
<br />
8) Nach der Verlesung des Schiedsspruches geloben die Anwesenden per Handschlag die Gültigkeit und Einhaltung des Beschlusses.<br />
<br />
Der Schiedsspruch wird durch folgende Zeugen (?)bestätigt:<br />
<br />
Johannes, Leutepriester in Görke<br />
<br />
Magister Hermannus Glinkermann , Leutepriester in Nordin (Nerdin) <br />
<br />
Nicolaus Treptow, Vikar an der Heiliggeistkapelle in Anklam <br />
<br />
Johannes Malchin, Geistlicher<br />
<br />
<br />
Was aus den beiden „Hinricus Stonehals und Nicolaus Longus“ geworden ist, wird uns für immer verschlossen bleiben.<br />
<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
<br />
'''Erklärungen und Quellenangaben:'''<br />
<br />
''Das Geschlecht der Dowat(Dowit)''<br />
<br />
Der Stammvater des Geschlechts, dessen Urheimat noch nicht ermittelt ist, ist Hinricus Dowat.<br />
<br />
Er wird als Ritter aufgeführt im Zeitraum von 1249-1258.<br />
<br />
Er gehört zu den ältesten Einwanderern Pommerns und erscheint bei Greifswald.<br />
<br />
Im Polnischen bedeutet es: ''dowiad_Erkundigung'' und im Böhmischen: ''dowdeti_erkundigen'‘.<br />
<br />
In dem Text aus dem Landbuch Herzogthums Pommern und Fürstenthums Rügen steht:<br />
<br />
dass ein Hinricus Dowat ein Teil von Groß Bünzow Besitz , während der andere Teil den Bünnings gehöre.<br />
<br />
Am 29.August 1251 ist Hinricus Dowat (mit anderen zusammen) Zeuge, als Barnim I. (Herzog von Pommern und Herr von Stettin) und Wartislaw III (Herzog von Demmin) einen festen und ewigen Frieden mit Lübeck schließen.<br />
<br />
Um 1258 wird er nochmal mit aufgeführt, als Herzog Wartislaus der Stadt Greifswald die Wiese und Weide am salzen Meer belegen(gelegen)schenkt.<br />
<br />
1406 war ein Marquard Dowat Knappe und Besitzer von Bünzow bei Lubmin.<br />
<br />
Es ist durch aus möglich, das dieser Marquard der gleiche ist, der bei der Gerichtsverhandlung zu Bömitz zu gegen war.<br />
<br />
Noch um 1483 wird ein Joachim Dowet auf Bünzow und Lubmin erwähnt, in der Musterroller von 1532 wird er nicht mehr geführt.<br />
<br />
So dass es angenommen wird, dass das Geschlecht erloschen ist.<br />
<br />
'''Quellen:'''<br />
<br />
* ''Matrikel und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft von XIV. bis XIX. Jahrhundert (Seite_109)''<br />
* ''Landbuch Herzogthums Pommern und Fürstenthums Rügen (Band 2, Teil 4_Seite 960-961)''<br />
* ''Codex Diplomaticus Lubecensis(Seite_160_CLXXIV)''<br />
* ''Coder Pomeraniae Diplomatiecus oder Sammlung der die Geschichte Pommerns und Rügen betreffenden Urkunden (Seite 932)''<br />
* ''Pommersche Bibliothek (Band 3_Seite 406)''<br />
* ''Bagmihl V (Pommersches Wappenbuch V_Seite 64 und Seite 65)''<br />
* ''Landesarchiv Greifswald Rep 40 I 28a_S 68 RS - 69 VS''<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
''stand 19.02.2024''<br />
<br />
<gallery mode=nolines heights=100px widths=150px><br />
Datei:Schreiberling.png|<br />
</gallery>.</div>NKlaggehttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Gerichtsverhandlung_wegen_Besitzes_in_B%C3%B6mitz_am_14.02.1340Gerichtsverhandlung wegen Besitzes in Bömitz am 14.02.13402024-03-25T18:46:50Z<p>NKlagge: Die Seite wurde neu angelegt: „ * Bömitz--''Zurück zur Startseite'' * Die Geschichte von Bömitz--''Zurück zur Übersicht'' * '''Ersterwähnung (Gerichtsurteil zu Bömitz)'''…“</p>
<hr />
<div><br />
* [[Bömitz]]--''Zurück zur Startseite''<br />
* [[Die Geschichte von Bömitz]]--''Zurück zur Übersicht''<br />
<br />
<br />
* '''Ersterwähnung (Gerichtsurteil zu Bömitz)'''<br />
<br />
<br />
Zur Urkundlichen Ersterwähnung am 14.02.1340 kam es wegen eines Streites über den Besitz (Grund und Boden) von Bömitz, <br />
<br />
zwischen Conradus Dowat (Dowit), Hinricus Stonehals und Nicolaus Longus. Alle drei Parteien sind Lehnnehmer (Kopie der Gerichtsverhandlung)<br />
<br />
<gallery heights=200px widths=400px><br />
Datei:Bömitz Gerichtsverhandlung zum Grundbesitz von 1340.jpg|<center>'''Kopie der Gerichtsverhandlung'''</center><br />
</gallery><br />
<br />
'''Das wir über den den Inhalt der Gerichtsverhandlung erfahren, ist nur Dank der Hilfe von Herrn Professor Hartmut Lutz möglich geworden!!'''<br />
<br />
<br />
<br />
'''Gerichtsurteil zu Bömitz:'''<br />
<br />
Am Montag, den 14.02.1340, trafen sich auf dem Kirchhof vor der Marienkirche in Anklam folgende Herren: <br />
<br />
<br />
''Auf Seiten der Kirche, (als Vermutlicher Besitzer-Lehngeber):''<br />
<br />
Gotfridus von Golnow, Abtei Stolpe (Stolpe an der Peene)<br />
<br />
Tidericus Labese, Priester und Hauptschiedsrichter, Stellv. Von Herrn Otto von Kerkow , Rektor der Marienkirche zu Anklam;( eingesetzt von Domherrn Volterus , Kammin)<br />
<br />
<br />
''Auf Seiten der Brüder Dowit:''<br />
<br />
Hinricus Faber, Priester und <br />
<br />
Hinricus Tessekin, Notar der Stadt Anklam,<br />
gewählt als Schiedsmänner (eingesetzt von Johannes Varlen, dem Prokurator der Brüder) <br />
<br />
Conradus (Konrad) Dowat (Dowit) [Bauer]<br />
<br />
Henning Dowat (Dowit) [Soldat]<br />
<br />
Gerhard Dowat( Dowit) [Landsknecht]<br />
<br />
Marquard Dowat (Dowit) [Landsknecht]<br />
<br />
<br />
*Streitobjekt:<br />
<br />
4 Hufen Land Böhmitz(4X16ha = 64ha)<br />
<br />
2 Hufen beackert von Konrad Dowit(2X16ha = 32ha)<br />
<br />
2 Hufen beackert von Hinricus Stonehals und Nicolaus Longus(2X16ha = 32ha)<br />
[die aber im Vertrag nicht weiter erwähnt werden, was die Vermutung zu lässt, <br />
<br />
das der Vergleich-das Gerichtsurteil nur noch als Vertrag per Urkunde rechtskräftig gemacht wird] .<br />
<br />
<br />
*Beschluss:<br />
<br />
1) Die 4 Hufen Land bleiben im Besitz der Kirche<br />
<br />
2) Die vier Brüder Dowit und deren Erben bestellen, als Pächter von nun ab die 4 Hufen Land <br />
[damit sind Stonehals und Longus Ihren Teil von dem Bömitzer Besitz los] <br />
<br />
3) Die Brüder zahlen jährliche zu einem gesetzten Datum (11.November bis spätestens 6.Januar [ als Pacht]) folgendeAbgaben:<br />
<br />
4) 40 Scheffel Weizen (ca.40X40kg = 1600kg = 32 Zentner) 40 Scheffel Gerste (ca.40X35kg = 1400kg = 28 Zentner) <br />
40 Scheffel Hafer (ca.40X25kg = 1000kg = 20 Zentner)<br />
<br />
5) Bei nicht fristgerechter Zahlung fallen alle die Rechte an die Kirche zurück (Ende desPachtverhältnisses)<br />
<br />
6) Die erste Pacht wird unmittelbar fällig, nachdem “ alles Übrige vom Vertrag durch die genannten Dowits gewährt worden ist <br />
<br />
und durch freie Schenkung [Bestechungsgeld, kleiner Obolus - Bonus??] angenannten Herrn Otto von Kerkow bezahlt worden ist“.<br />
<br />
Und nach dem überalle weiteren in diesem Streitfall gemachten Zahlungen Stillschweigen vereinbart worden ist.<br />
<br />
7) Den Dowits und Ihren Erben wird ewiges Stillschweigen auferlegt.<br />
<br />
8) Nach der Verlesung des Schiedsspruches geloben die Anwesenden per Handschlag die Gültigkeit und Einhaltung des Beschlusses.<br />
<br />
Der Schiedsspruch wird durch folgende Zeugen (?)bestätigt:<br />
<br />
Johannes, Leutepriester in Görke<br />
<br />
Magister Hermannus Glinkermann , Leutepriester in Nordin (Nerdin) <br />
<br />
Nicolaus Treptow, Vikar an der Heiliggeistkapelle in Anklam <br />
<br />
Johannes Malchin, Geistlicher<br />
<br />
<br />
Was aus den beiden „Hinricus Stonehals und Nicolaus Longus“ geworden ist, wird uns für immer verschlossen bleiben.<br />
<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
<br />
'''Erklärungen und Quellenangaben:'''<br />
<br />
''Das Geschlecht der Dowat(Dowit)''<br />
<br />
Der Stammvater des Geschlechts, dessen Urheimat noch nicht ermittelt ist, ist Hinricus Dowat.<br />
<br />
Er wird als Ritter aufgeführt im Zeitraum von 1249-1258.<br />
<br />
Er gehört zu den ältesten Einwanderern Pommerns und erscheint bei Greifswald.<br />
<br />
Im Polnischen bedeutet es: ''dowiad_Erkundigung'' und im Böhmischen: ''dowdeti_erkundigen'‘.<br />
<br />
In dem Text aus dem Landbuch Herzogthums Pommern und Fürstenthums Rügen steht:<br />
<br />
dass ein Hinricus Dowat ein Teil von Groß Bünzow Besitz , während der andere Teil den Bünnings gehöre.<br />
<br />
Am 29.August 1251 ist Hinricus Dowat (mit anderen zusammen) Zeuge, als Barnim I. (Herzog von Pommern und Herr von Stettin) und Wartislaw III (Herzog von Demmin) einen festen und ewigen Frieden mit Lübeck schließen.<br />
<br />
Um 1258 wird er nochmal mit aufgeführt, als Herzog Wartislaus der Stadt Greifswald die Wiese und Weide am salzen Meer belegen(gelegen)schenkt.<br />
<br />
1406 war ein Marquard Dowat Knappe und Besitzer von Bünzow bei Lubmin.<br />
<br />
Es ist durch aus möglich, das dieser Marquard der gleiche ist, der bei der Gerichtsverhandlung zu Bömitz zu gegen war.<br />
<br />
Noch um 1483 wird ein Joachim Dowet auf Bünzow und Lubmin erwähnt, in der Musterroller von 1532 wird er nicht mehr geführt.<br />
<br />
So dass es angenommen wird, dass das Geschlecht erloschen ist.<br />
<br />
'''Quellen:'''<br />
<br />
* ''Matrikel und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft von XIV. bis XIX. Jahrhundert (Seite_109)''<br />
* ''Landbuch Herzogthums Pommern und Fürstenthums Rügen (Band 2, Teil 4_Seite 960-961)''<br />
* ''Codex Diplomaticus Lubecensis(Seite_160_CLXXIV)''<br />
* ''Coder Pomeraniae Diplomatiecus oder Sammlung der die Geschichte Pommerns und Rügen betreffenden Urkunden (Seite 932)''<br />
* ''Pommersche Bibliothek (Band 3_Seite 406)''<br />
* ''Bagmihl V (Pommersches Wappenbuch V_Seite 64 und Seite 65)''<br />
* ''Landesarchiv Greifswald Rep 40 I 28a_S 68 RS - 69 VS''<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
''stand 19.02.2024''<br />
<br />
<gallery mode=nolines heights=100px widths=150px><br />
Datei:Schreiberling.png|<br />
</gallery>.</div>NKlaggehttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/%22Burg_und_Wiek_von_Marlow%22_Adolf_Hollnagel_1973_(Jahrb._d._Bodendenkmalpflege)"Burg und Wiek von Marlow" Adolf Hollnagel 1973 (Jahrb. d. Bodendenkmalpflege)2024-03-24T22:39:22Z<p>Windfluechtermv: </p>
<hr />
<div><br />
<br />
[[Datei:Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 217.jpg|900px|links|Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 217]]<br />
[[Datei:Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 218.jpg|900px|links|Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 218]]<br />
[[Datei:Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 219.jpg|900px|links|Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 219]]<br />
[[Datei:Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 220.jpg|900px|links|Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 220]]<br />
[[Datei:Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 221.jpg|900px|links|Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 221]]<br />
[[Datei:Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 222.jpg|900px|links|Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 222]]<br />
[[Datei:Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 223.jpg|900px|links|Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 223]]<br />
[[Datei:Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 224.jpg|900px|links|Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 224]]<br />
[[Datei:Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 225.jpg|900px|links|Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 225]]<br />
[[Datei:Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 226.jpg|900px|links|Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 226]]<br />
[[Datei:Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 227.jpg|900px|links|Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 227]]<br />
[[Datei:Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 228.jpg|900px|links|Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 228]]<br />
[[Datei:Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 229.jpg|900px|links|Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 229]]<br />
<br />
[[Datei:Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 230.jpg|900px|links|Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 230]]<br />
[[Datei:Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 231.jpg|900px|links|Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 231]]<br />
[[Datei:Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 232.jpg|900px|links|Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 232]]<br />
[[Datei:Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 233.jpg|900px|links|Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 233]]<br />
[[Datei:Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 234.jpg|900px|links|Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 234]]<br />
<br />
[[Datei:Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 235.jpg|900px|links|Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 235]]<br />
[[Datei:Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 236.jpg|900px|links|Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 236]]<br />
[[Datei:Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 237.jpg|900px|links|Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 237]]<br />
[[Datei:Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 Titel.jpg|900px|links|Hollnagel Burgberg Marlow Jb Bodendenkm. 1973 Titel]]</div>Windfluechtermvhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/1340_-_Dowat1340 - Dowat2024-03-24T09:28:46Z<p>NKlagge: </p>
<hr />
<div>* [[Die Lehnbesitzer bis 1810]]--''Zurück zur Übersicht''<br />
<br />
<br />
* '''Das Geschlecht der Dowat geschrieben auch Dowit_Dowet_Dovet'''<br />
<br />
<br />
Der Stammvater des Geschlechts, dessen Urheimat noch nicht ermittelt ist, ist Hinricus Dowat.<br />
<br />
Er wird als Ritter aufgeführt im Zeitraum von 1249-1258.<br />
<br />
Er gehört zu den ältesten Einwanderern Pommerns und erscheint bei Greifswald.<br />
<br />
Im Polnischen bedeutet es: ''dowiad_Erkundigung'' und im Böhmischen: ''dowdeti_erkundigen'‘.<br />
<br />
In dem Text aus dem Landbuch Herzogthums Pommern und Fürstenthums Rügen steht:<br />
<br />
Als erster wird ein Hinricus Dowat genannt, dem ein Teil von Groß Bünzow gehört , während der andere Teil den Bünnings-Dw oder Brünings-Au gehöre.<br />
<br />
Am 29.August 1251 ist Hinricus Dowat (mit anderen zusammen) Zeuge, als Barnim I. (Herzog von Pommern und Herr von Stettin) und Wartislaw III (Herzog von Demmin) einen festen und ewigen Frieden mit Lübeck schließen.<br />
<br />
Am 03.07.1258 wird ein Dowat als Zeuge mit aufgeführt, als Herzog Wartislaus der Stadt Greifswald die Wiese und Weide am salzen Meer belegen(gelegen)schenkt.<br />
<br />
Am 13.02.1340 werden die Dowat dann auf Bömitz genannt. <br />
<br />
1406 wird ein Marquard Dowat (Knappe) und Besitzer von seinem Hofe zu Cropelin genannt.<br />
<br />
Am 21.01.1438 wird Tideke Dovet zu Brünzow genannt.<br />
<br />
Um 1439 wird ein Tiede Dowat zu Brünzow genannt.<br />
<br />
Um 1448 wird noch ein Gehrt Dowat erwähnt. <br />
<gallery mode=nolines heights=250px widths=300px><br />
Datei:Gherdt Dowet .png|Das Wappen des Gehrdt Dowat<br />
</gallery>. <br />
1483 erscheint Joachim Dowat auf Brünzow und Lubmin.<br />
<br />
'''''Anmerkung'''''<br />
''Es ist durch aus möglich, das der genannte Marquard Dowat, der ein und der selbige ist, der 14.02.1340 für Bömitz und 1406 für Cropelin benannt wird!!''<br />
<br />
Noch um 1483 wird ein Joachim Dowet auf Bünzow und Lubmin erwähnt.<br />
<br />
Da in der Musterroller von 1532 keiner aus dem Geschlecht der Dowat-Dowit genannt wird, ist es an zu nehmen, <br />
das diese Geschlecht wahrscheinlich bis dahin erloschen ist .<br />
<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
<br />
'''Quellen:'''<br />
<br />
* ''Matrikel und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft von XIV. bis XIX. Jahrhundert (Seite_109)''<br />
* ''Landbuch Herzogthums Pommern und Fürstenthums Rügen (Band 2, Teil 4_Seite 960-962)''<br />
* ''Codex Diplomaticus Lubecensis(Seite_160_CLXXIV)''<br />
* ''Coder Pomeraniae Diplomatiens- erster Band.(Seite 931 und 932)''<br />
* ''Pommersche Bibliothek (Band 3_Seite 406)''<br />
* ''Bagmihl V (Pommersches Wappenbuch III_elftes Stück_Seite 406 und Seite 407)''<br />
* ''Bagmihl V (Pommersches Wappenbuch V_Seite 64 und Seite 65)''<br />
* ''Bagmihl V (Pommersches Wappenbuch V von 1855 _Seite 228-TAB.XXIX)''<br />
* ''Universitätsarchiv Greifswald ,0.1.1. Urkunden-01. Urkunden bis 1500''<br />
<br />
<br />
<br />
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
''stand 27.03.2024''<br />
<br />
<gallery mode=nolines heights=100px widths=150px><br />
Datei:Schreiberling.png|<br />
</gallery>.</div>NKlaggehttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/1321_-_Stefanus_Keding1321 - Stefanus Keding2024-03-23T17:56:31Z<p>NKlagge: Die Seite wurde geleert.</p>
<hr />
<div></div>NKlaggehttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Was_ist_ein_Lehen%3FWas ist ein Lehen?2024-03-23T17:18:02Z<p>Windfluechtermv: /* Wann wurde das Lehnswesen abgeschafft? */</p>
<hr />
<div>==Was ist ein Lehen?==<br />
:Untrennbar mit dem Mittelalter ist das '''Lehnswesen''' verbunden, also all das, was mit dem Lehen zu tun hat.<br />
:Der Begriff Lehen ist mit dem Wort "leihen" verwandt und meint im Prinzip etwas Geliehenes.<br />
:Der '''Lehnsherr''' oder Lehnsgeber übergab dem '''Lehnsmann''' oder Lehnsnehmer ein bestimmtes Gut zur Nutzung.<br />
:Dafür verlangte er eine vereinbarte Gegenleistung.<br />
:Diesen Vorgang nennt man '''Belehnung'''.<br />
:Lehen konnten sich sehr in ihrem Wert unterscheiden, wobei es im Laufe der Jahrhunderte ganz unterschiedliche Arten von Lehen gab. Ein Fürstentum, das der König einem der Großen des Reiches gab, konnte ebenso ein Lehen sein wie der Zoll einer einzelnen Brücke.<br />
:Am Wert des Lehens orientierte sich natürlich die Gegenleistung:<br />
:Der Fürst beispielsweise musste sich unter anderem verpflichten seinem König im Kriegsfall mit genügend berittenen Mannen zu Hilfe zu eilen.<br />
:Wer lediglich an einer Brücke den Zoll eintrieb, hatte einen Teil seiner Einnahmen an den Lehnshern weiterzuleiten.<br />
<br />
==Was geschah beim Handgang?==<br />
<br />
:Die Belehnung erfolgte üblicherweise beim sogenannten '''Handgang'''.<br />
:Der Lehnsnehmer kniete nieder und legte seine gefalteten Hände in die ebenfalls gefalteten Hände des Lehngebers.<br />
:Dabei schworen sich beide gegenseitige Treue.<br />
:Die mittelalterlichen Quellen sprechen davon, das der Lehnsherr "Schutz und Schirm", der Lehnsmann "Rat und Hilfe" versprach.<br />
:Bei unserem noch heute üblichen Vertragsabschluß mit '''Handschlag''' begegnen sich beide Partner auf '''Augenhöhe'''.<br />
:Beim Handgang hingegen macht das '''Knien''' des Lehnsnehmers allen Anwesenden deutlich, dass dieser der Rangniedrigere ist.<br />
<br />
==Wer konnte Lehen vergeben?==<br />
<br />
:Im 16.Jahrhundert entstand das Bild der sogenannten '''Lehnspyramide'''.<br />
:Heute weiß man, dass sie die mittelalterliche Wirklichkeit nur sehr unzureichend abbildet, sondern eher die Theorie zeigt.<br />
:Danach war der '''König oberster Lehnsherr des Reiches'''.<br />
:Von ihm gingen die Lehen aus, indem er die '''Reichsfürsten''' belehnte.<br />
:Diese wiederum konnten mit einem Teil des Lehens '''abhängige Adlige''' belehnen.<br />
:Diese dann wiederum andere und so weiter.<br />
<br />
==Wann wurde das Lehnswesen abgeschafft?==<br />
<br />
:Das Ende des Lehnswesens war ein langer Prozess, der in deutschen Landen mehrere Jahrhunderte dauerte.<br />
:Im Alltag aber verlor es oft bereits in der frühen Neuzeit (nach der Reformation) seine ursprüngliche Bedeutung.<br />
:Formal wurde zwar beispielsweise die Belehnung der Fürsten durch den Kaiser aufrechterhalten.<br />
:Praktisch aber war von der ursprünglichen Idee das der Kaiser als oberster Lehnsherr Lehen einziehen und völlig neu vergeben konnte, nicht mehr viel übrig.<br />
:Stattdessen vererbten die Reichsfürsten ihr Fürstentum im Grunde an den jeweils ältesten Sohn, auch wenn der Schein der Belehnung des Sohnes durch den Kaiser bis zum Ende des Reiches 1806 gewahrt wurde.</div>Windfluechtermvhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Fundst%C3%BCcke_von_B%C3%B6mitzFundstücke von Bömitz2024-03-23T16:30:44Z<p>NKlagge: </p>
<hr />
<div>* [[Bömitz]]--''Zurück zur Startseite''<br />
* [[Die Geschichte von Bömitz]]--''Zurück zur Übersicht''<br />
<br />
<br />
*'''Fundstücke von Bömitz'''<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
''stand 23.03.2024''<br />
<br />
<gallery mode=nolines heights=100px widths=150px><br />
Datei:Schreiberling.png|<br />
</gallery>.</div>NKlaggehttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/ArbeitsdateiArbeitsdatei2024-03-20T15:36:52Z<p>Windfluechtermv: Die Seite wurde neu angelegt: „Hier werden zukünftig“</p>
<hr />
<div>Hier werden zukünftig</div>Windfluechtermvhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Z%C3%BCssowZüssow2024-03-19T10:02:37Z<p>HildeStockmann: </p>
<hr />
<div>{{Infobox Ort<br />
| name = Züssow<br />
| plz = 17495<br />
| verwaltungsamt = Amt Züssow<br />
| landkreis = Vorpommern-Greifswald<br />
| einwohner = 1296 (2021)<br />
| lat= <br />
| lon = <br />
| zoom = 13<br />
}}Züssow ist eine Gemeinde im Landkreis Vorpommern-Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern. Sie ist seit 1. Januar 2005 Sitz des gleichnamigen Amtes. Die Gemeinde liegt südöstlich der Kreisstadt Greifswald.<br />
<br />
==Geographische Lage==<br />
<br />
* Koordinaten: [https://www.openstreetmap.org/#map=12/54.xxx/12.xxx Breite: 54.xxxx Länge: 11.xxxx]<br />
<br />
==Einführende Information==<br />
<br />
Züssow liegt 10 Kilometer nordöstlich von [[Gützkow]], rund 18 Kilometer südwestlich von [[Wolgast]] und 19 Kilometer südöstlich von der [[Hansestadt Greifswald]] und besteht aus den 6 Ortsteilen Nepzin, Oldenburg, Radlow, Ranzin, Thurow und Züssow.<br />
<br />
==Das Wappen von Züssow==<br />
<br />
Züssow führt kein Wappen<br />
<br />
==Kurztext zum Ort==<br />
<br />
==Züssow im Spiegel von Karten und Luftbildern==<br />
<br />
<gallery mode=packed heights="150px"><br />
<br />
<br />
</gallery><br />
<br />
==Bildergalerie==<br />
<br />
===Züssow in der Zeitung===<br />
<br />
<center><gallery mode=packed heights=200px><br />
Datei:Züssow Kartoffeln 2024.jpg|2024 Kartoffeln in Züssow<br />
</gallery></center><br />
<br />
==Züssow - Ortschronik/en==<br />
<br />
Anmerkung: In der folgenden Liste werden bekannt gewordene chronistische Arbeiten gelistet. In <span style="color:#0B0B61>blauer Schrift</span> erscheinen Arbeiten die digital verfügbar sind. In In <span style="color:#FF0000">roter Schrift</span> gelistete Titel sind, meist aus urheberrechtlichen Gründen, noch nicht digitalisiert. Aber auch Chroniken die bekannt geworden sind, deren Verbleib aber bislang nicht bekannt ist, sind Bestandteil der Liste.<br />
<br />
* [[Züssow - Fortlaufende Ortschronik]]<br />
* [[Fragen bei der Geschichtsaufarbeitung des Ortes Züssow]]<br />
<br />
==Weiterführende Information zu Züssow==<br />
<br />
* [https://gov.genealogy.net/item/show/object_301196 Züssow in gov.genealogy.net]<br />
<br />
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Z%C3%BCssow Züssow bei Wikipedia]]<br />
<br />
* [https://www.amt-zuessow.de/gemeinden/zuessow/ Amtsverwaltung Züssow]<br />
<br />
* [http://www.zuessow.de/ Gemeinde Züssow]<br />
<br />
* [Quellenhinweise aus Archiven, Findbüchern und Publikationen]<br />
<br />
==Kontakte==</div>HildeStockmannhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/%22Die_mecklenburgische_Forstwirtschaft_im_Kriege%22_Adolf_von_Oertzen_1918"Die mecklenburgische Forstwirtschaft im Kriege" Adolf von Oertzen 19182024-03-16T22:17:52Z<p>Windfluechtermv: Die Seite wurde neu angelegt: „ "Die mecklenburgische Forstwirtschaft im Kriege" Adolf von Oertzen 1918 01 Datei:Oertzen Mec…“</p>
<hr />
<div><br />
[[Datei:Oertzen Mecklenburg im Kriege 1918 01.jpg|900px|links|"Die mecklenburgische Forstwirtschaft im Kriege" Adolf von Oertzen 1918 01]]<br />
[[Datei:Oertzen Mecklenburg im Kriege 1918 02.jpg|900px|links|"Die mecklenburgische Forstwirtschaft im Kriege" Adolf von Oertzen 1918 02]]<br />
[[Datei:Oertzen Mecklenburg im Kriege 1918 03.jpg|900px|links|"Die mecklenburgische Forstwirtschaft im Kriege" Adolf von Oertzen 1918 03]]<br />
[[Datei:Oertzen Mecklenburg im Kriege 1918 04.jpg|900px|links|"Die mecklenburgische Forstwirtschaft im Kriege" Adolf von Oertzen 1918 04]]<br />
[[Datei:Oertzen Mecklenburg im Kriege 1918 05.jpg|900px|links|"Die mecklenburgische Forstwirtschaft im Kriege" Adolf von Oertzen 1918 05]]<br />
[[Datei:Oertzen Mecklenburg im Kriege 1918 Titel.jpg|900px|links|"Die mecklenburgische Forstwirtschaft im Kriege" Adolf von Oertzen 1918 Titel]]</div>Windfluechtermvhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Die_Bernsteinhexe_Maria_Schweidler_1841/42_Wilhelm_Meinhold_-_digitales_ManuskriptDie Bernsteinhexe Maria Schweidler 1841/42 Wilhelm Meinhold - digitales Manuskript2024-03-11T15:42:30Z<p>Windfluechtermv: /* 15. Kapitel - Von der Ankunft des großmächtigen Königs Gustavi Adolphi und was sonsten dabei fürgefallen */</p>
<hr />
<div>==Die Bernsteinhexe Maria Schweidler - Der interessanteste aller bekannten Hexenprozesse==<br />
;Nach einer defekten Handschrift ihres Vaters, des Pfarrers Abraham Schweidler in Koserow auf Usedom, <br />
;herausgegeben von Wilhelm Meinhold Doktor der Theologie und Pfarrer<br />
<br />
<br />
==Vorrede==<br />
;Indem ich dem Publikum hiermit diesen tiefrührenden und fast romanartigen Hexenprozeß übergebe, den ich wohl nicht mit Unrecht auf dem vorstehenden Titelblatte den interessantesten aller bis jetzt bekannten genannt habe, erteile ich zuvörderst über die Geschichte des Manuskriptes die folgende Auskunft:<br />
In Koserow auf der Insel Usedom, auf meiner vorigen Pfarre und derselben, welcher unser ehrwürdiger Verfasser vor länger als zweihundert Jahren vorstand, befand sich unter einem Chorgestühl der dortigen Kirche und fast zu ebener Erde eine Art Nische, in welcher ich zwar schon öfter einige Skripturen liegen gesehen, die ich jedoch wegen meiner Kurzsichtigkeit und der Dunkelheit des Ortes für verlesene Gesangbücher hielt, wie denn in der Tat auch deren eine Menge hier umherlag. Eines Tages jedoch, als ich, mit Unterricht in der Kirche beschäftigt, ein Papierzeichen in dem Katechismus eines Knaben suchte und es nicht sogleich finden konnte, trat mein alter, mehr als achtzigjähriger Küster unter jenes Chorgestühl und kehrte mit einem Folianten zurück, der mir nie zu Gesicht gekommen war und aus dem er ohne weiteres einen geeigneten Papierstreifen riß und ihn mir überreichte. Ich griff sogleich nach dem Buche und weiß nicht, ob ich schon nach wenigen Minuten erstaunter oder entrüsteter über meinen köstlichen Fund war. Das in Schweinsleder gebundene Manuskript war nicht bloß vorne und hinten defekt, sondern leider waren auch aus der Mitte hin und wieder mehrere Blätter gerissen. Ich fuhr den Alten an wie nie in meinem Leben; er entschuldigte sich aber dahin, daß einer meiner Vorgänger ihm das Manuskript zum Zerreißen gegeben, da es hier seit Menschengedenken umhergelegen und er öfter in Papier-Verlegenheit gewesen sei, beim Umwickeln der Altarlichte und so weiter. Der greise, halbblinde Pastor hätte es für alte Kirchenrechnungen gehalten, die doch nicht mehr zu gebrauchen seien. (Und in der Tat kommen im Original einige Rechnungen vor, die wohl beim ersten Anblick zu diesem Irrtum verleiten konnten, und außerdem ist die Handschrift schwer zu lesen und an einigen Stellen vergilbt und verrottet.)<br />
Kaum zu Hause angekommen, machte ich mich über meinen Fund her, und nachdem ich mit vieler Mühe mich ein- und durchgelesen, regten mich die darin mitgeteilten Sachen mächtig an.<br />
Ich fühlte bald das Bedürfnis, mich über die Art und Weise dieser Hexenprozesse, über das Verfahren, ja über die ganze Periode, in welche diese Erscheinungen fallen, näher aufzuklären. Doch je mehr dieser bewunderungswürdigen Geschichten ich las, je mehr wurde ich verwirrt, und weder der triviale Bekker (»Die bezauberte Welt«) noch der vorsichtigere Horst (»Zauberbibliothek«) und andere Werke der Art, zu welchen ich gegriffen hatte, konnten meine Verwirrung heben, sondern dienten nur dazu, sie zu vermehren.<br />
Es geht nicht bloß ein so tiefer dämonischer Zug durch die meisten dieser Schaudergeschichten, daß den aufmerksamen Leser Grausen und Entsetzen anwandelt, sondern die ewigen und unveränderlichen Gesetze der menschlichen Empfindungs- und Handlungsweise werden auch oft auf eine so gewaltsame Weise unterbrochen, daß der Verstand im eigentlichen Sinne des Wortes stillesteht; wie denn zum Beispiel in einem der Originalprozesse, die ein juristischer Freund in unserer Provinz aufgestöbert, sich die Relation findet, daß eine Mutter, nachdem sie bereits die Folter überstanden, das heilige Abendmahl genossen und im Begriff ist, den Scheiterhaufen zu besteigen, so sehr alles mütterliche Gefühl beiseite setzt, daß sie ihre einzige, zärtlich geliebte Tochter, ein Mädchen von fünfzehn Jahren, gegen welche niemand einen Verdacht hegt, sich in ihrem Gewissen gedrungen fühlt gleichfalls als Hexe anzuklagen, um, wie sie sagt, ihre arme Seele zu retten. Das Gericht, mit Recht erstaunt über diesen vielleicht nie wieder vorgekommenen Fall, ließ ihren Gesundheitszustand von Predigern und Ärzten untersuchen, deren Originalzeugnisse den Akten noch beiliegen und durchaus günstig lauten. Die unglückliche Tochter, welche merkwürdigerweise Elisabeth Hegel hieß, wurde infolge dieser mütterlichen Aussage denn auch wirklich hingerichtet.<br />
Die gewöhnliche Auffassung der neuesten Zeit, diese Erscheinungen aus dem Wesen des tierischen Magnetismus zu begreifen, reichen durchaus nicht hin. Wie will man zum Beispiel die tiefe dämonische Natur der alten Lise Kolken in dem vorliegenden Werke daraus ableiten, die unbegreiflich ist und es ganz erklärlich macht, daß der alte Pfarrer trotz des ihm mit seiner Tochter gespielten entsetzlichen Betruges so fest in seinem Glauben an das Hexenwesen wie in dem an das Evangelium bleibt.<br />
Die früheren Jahrhunderte des Mittelalters wußten wenig oder nichts von Hexen. Das Verbrechen der Zauberei, wo es einmal vorkam, wurde milde bestraft, und Karl der Große ließ sie auf den Rat seiner Bischöfe so lange in gefänglicher Haft, bis sie aufrichtige Buße taten. Erst kurz vor der Reformation ließ Innocentius VIII. Ende 1489 den berüchtigten »Hexenhammer« (Malleus maleficarum) anfertigen, nach welchem nicht bloß in den ganzen katholischen, sondern merkwürdigerweise auch in der protestantischen Christenheit, die doch sonst alles Katholische verabscheute, und zwar mit solchem fanatischen Eifer inquiriert wurde, daß die Protestanten es weit den Katholiken an Grausamkeit zuvortaten, bis katholischerseits der edle Jesuit J. Spee und auf protestantischer, obgleich erst siebzig Jahre später, der treffliche Thomasius dem Unwesen allmählich Einhalt taten.<br />
Nachdem ich mich auf das eifrigste mit dem Hexenwesen beschäftigt hatte, sah ich bald ein, daß unter allen diesen zum Teil so abenteuerlichen Geschichten keine einzige an lebendigem Interesse von meiner »Bernsteinhexe« übertroffen würde, und ich nahm mir vor, ihre Schicksale in die Gestalt einer Novelle zu bringen. Doch glücklicherweise sagte ich mir bald: aber wie? Ist Ihre Geschichte nicht schon an und für sich die interessanteste Novelle? Laß sie ganz in ihrer alten ursprünglichen Gestalt, laß fort daraus, was für den gegenwärtigen Leser von keinem Interesse mehr oder sonst allgemein bekannt ist; und wenn du auch den fehlenden Anfang und das fehlende Ende nicht wiederherstellen kannst, so siehe zu, ob der Zusammenhang es dir nicht möglich macht, die fehlenden Blätter aus der Mitte zu ergänzen, und fahre dann ganz in dem Ton und der Sprache deines alten Biographen fort, so daß wenigstens der Unterschied der Darstellung und die gemachten Einschiebsel nicht gerade ins Auge fallen.<br />
Dies habe ich denn mit vieler Mühe und nach mancherlei vergeblichen Versuchen getan, verschweige aber, an welchen Orten es geschehen ist, um das historische Interesse der größten Anzahl meiner Leser nicht zu trüben.<br />
Und somit übergebe ich denn dies vom Feuer des Himmels wie der Hölle glühende Werk dem geneigten Leser.<br />
Meinhold<br />
<br clear="all"><br />
<br />
:Unser Manuskript, in welchem die ansehnliche Zahl von sechs Kapiteln fehlt und welches auf den nächstvorhergegangenen Blättern unstreitig sich über den Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges auf der Insel Usedom verbreitet hat, beginnt mit den Worten: »Kaiserliche gehauset« und fährt dann fort wie folgt:<br />
... Koffer, Truhen, Schränke waren allesamt erbrochen und zerschlagen, auch mein Priesterhemd zerrissen, so daß ich in großen Ängsten und Nöten stande. Doch hatten sie mein armes Töchterlein nit gefunden, maßen ich sie in einem Stall, wo es dunkel war, verborgen, denn sonst, sorge ich, hätten sie mir noch mehr Herzeleid bereitet. Weil nun aber ich bittern Hunger litte, so schrieb an Se. Gestrengen, den Herrn Amtshauptmann Wittich von Appelmann auf Pudagla, daß er mir zukommen ließe, was Se. fürstliche Gnaden Philippus Julius mir vom Kloster zu Pudagla beigeleget, als nämlich 30 Scheffel Gerste und 25 Mark Silbers, welche Se. Gestrengen mir aber bis nunmehro geweigert, denn er war ein fast hart und unmenschlicher Mann. – Aber er antwortete mir nit, und ich wäre schier verschmachtet, wenn Hinrich Seden nicht für mich im Kapsel gebetet. Gott lohn's dem ehrlichen Kerl in der Ewigkeit. Er wurde dazumalen auch schon alt und hatte viel Plage von seinem bösen Weibe Lise Kolken, angesehen sie im gemeinen Geschrei war, daß sie lange mit Wittich Appelmann in Unzucht gelebet, welcher von jeher ein rechter Erzschalk und absonderlich ein hitziger Schurzenjäger gewest, denn so etwas gesegnet der Herre nicht. Selbiger Seden nun brachte mir 5 Brote, 2 Würste und eine Gans, item eine Seite Speck. Möchte ihn aber vor seiner Frauen schützen, welche die Hälfte hätte vor ihr behalten wollen, und da er sich geweigert, hätte sie ihn vermaledeiet und die Kopfgicht angewünschet, so daß er gleich ein Ziehen in der rechten Wangen verspüret, welches jetzunder fast hart und schwer geworden. Für solcher erschrecklichen Nachricht entsetzte ich mich, wie einem guten Seelenhirten geziemet, fragende, ob er vielleicht gläubete, daß sie im bösen Verkehr mit dem leidigen Satan stünde und hexen könnte? Aber er schwiege und zuckete mit den Achseln. Ließ mir also die alte Lise rufen, welche ein lang, dürr Mensch bei 60 Jahren war, mit Gluderaugen, so daß sie niemand nit gerade ins Antlitz schauete. Aber obwohl ich sie fleißig aus Gottes Wort vermahnete, gab sie doch keine Stimme, und als ich endlich sagete: »Willtu deinen Kerl wieder umböten (denn ich sahe ihn auf der Straßen durch das Fenster allbereits als einen Unsinnigen rasen), oder willtu, daß ich's der Obrigkeit anzeige?«, gab sie endlich nach und versprache, daß es bald solle besser mit ihm werden (was auch geschach). Item bat sie, daß ich ihr wölle etwas Speck und Brot verehren, dieweil sie auch seit dreien Tagen kein ander Fleisch und Nahrung mehr zwischen den Zähnen gehabt denn ihre Zunge. Gab ihr mein Töchterlein also ein halb Brot und ein Stück Speck bei zween Händen Länge, was ihr aber nicht genugsam bedünkete, sondern mummelte zwischen den Zähnen. Worauf mein Töchterlein sagte: »Bistu nicht zufrieden, alter Hexensack, so packe dich und hilf erst deinem Kerl! Schaue, wie er das Haupt auf Zabels Zaun geleget und mit den Füßen vor Wehetage trampelt!« Worauf sie ginge, doch abermals zwischen den Zähnen mummelnde: »Ja, ich will ihm helfen und dir auch!«<br />
<br />
==7. Kapitel - Wie die Kaiserlichen mir alles übrige geraubet, auch die Kirchen erbrochen und die vasa sacra entwendet, item was sonsten fürgefallen==<br />
Nach etzlichen Tagen, als unsere Notdurft fast verzehret, fiel mir auch meine letzte Kuh umb (die andern hatten die Wülfe, wie oben bemeldet, allbereits zerrissen), nicht ohne sonderlichen Verdacht, daß die Lise ihr etwas angetan, angesehen sie den Tag vorhero noch wacker gefressen. Doch lasse ich das in seinen Würden, dieweil ich niemand nit verleumden mag; kann auch geschehen sein durch die Schickung des gerechten Gottes, dessen Zorn ich wohl verdienet hab. – Summa: Ich war wiederumb in großen Nöten, und mein Töchterlein Maria zerriß mir noch mehr das Herze durch ihr Seufzen, als das Geschreie anhub, daß abermals ein Trupp Kaiserlicher nach Ockeritze gekommen und noch greulicher denn die ersten gemarodieret, auch das halbe Dorf in Brand gestecket. Derohalben hielt ich mich nicht mehr sicher in meiner Hütten, sondern nachdem in einem brünstigen Gebet alles dem Herrn empfohlen, machte mich mit meinem Töchterlein und der alten Magd Ilsen auf in den Streckelberg, wo ich allbereits ein Loch, einer Höhlen gleich und trefflich von Brommelbeeren verranket, uns ausersehen, wenn die Not uns verscheuchen söllte. Nahmen daher mit, was uns an Notdurft des Leibes geblieben, und rannten mit Seufzen und Weinen in den Wald, wohin uns aber bald die alten Greisen und das Weibsvolk mit den Kindern folgten, welche ein groß Hungergeschrei erhoben. Denn sie sahen, daß sich mein Töchterlein auf einen Stubben satzte und ein Stück Fleisch und Brot verzehrete, kamen also die kleinen Würmer mit ausgereckten Händeleins angelaufen und schrien: »Uck hebben, uck hebben!« Wannenhero, da mich solch groß Leid billig jammerte, meinem Töchterlein nit wehrete, daß sie alles Brot und Fleisch, so vorrätig, unter die hungrigen Kindlein verteilete. Erst mußten sie aber dafür »Aller Augen« beten, über welche Wort ich dann eine tröstliche Ansprach an das Volk hielte, daß der Herr, welcher jetzunder ihre Kindlein gespeiset, auch Rat wissen würde, ihren eigenen Bauch zu füllen, möchten nur nit müde werden, ihm zu vertrauen.<br />
Aber söllich Trost währete nicht lange. Denn nachdem wir wohl an die zween Stunden in und um der Höhlen uns gelagert, huben die Glocken im Dorfe so kläglich an zu gehen. daß es einem jeglichen schier das Herze brach, angesehen auch dazwischen ein laut Schießen, item das Geschrei der Menschen und das Bellen der Hunde erschallete, so daß männiglich schließen kunnte, der Feind sei mitten im Dorfe. Hatte dannenhero genug mit den Weibern zu tüschen, daß sie nicht durch ihr unverständig Lamentieren dem grimmigen Feind unsern Schlupfwinkel verraten möchten, zumalen als es anfing schmokig zu riechen und alsobald auch die helle Flamme durch die Bäume glitzerte. Schickete derohalben den alten Paasch oben auf den Berg, daß er umbherlugen sollt, wie es stünde, hätte sich aber wohl zu wahren, daß man ihn nicht vom Dorfe erschaue, anerwogen es erst zu schummern begunnte. Solliches versprach er und kam alsbald auch mit der Botschaft zurücke, daß gegen 20 Reuter aus dem Dorfe gen Damerow gejagt wären, aber das halbe Dorf in roten Flammen stünd. Item erzählete er, daß durch seltsame Schickung Gottes sich sehr viel Gevögel in den Knirkbüschen und anderswo sehen ließ, und meinete, wenn man sie nur fangen könnte, daß sie eine treffliche Speis vor uns abgeben würden. Stieg also selbsten auf den Berg, und nachdem ich alles so befunden, auch gewahr worden, daß durch des barmherzigen Gottes Hülf das Feuer im Dorfe nachgelassen, item daß auch mein Hüttlein wider mein Verdienst und Würdigkeit annoch stünde, stieg ich alsbald herunter, tröstete das Volk und sprach: »Der Herr hat uns ein Zeichen gegeben und will uns speisen wie einst das Volk Israel in der Wüsten, denn er hat uns eine treffliche Schar von Krammetsvögeln über die wüste Sehe gesendet, welche aus jedem Büschlein burren, so man ihm nahet. Wer will nun in das Dorf laufen und schneiden die Mähnhaare und den Schwanz von meiner gefallenen Kuh weg, so hinten auf der Wörte liegt?« (Denn Roßhaare hatte es im ganzen Dorf nicht, dieweil alle Roß vom Feinde längst genommen oder erstochen waren.) Aber es wollte sich niemand nit finden, angesehen die Angst noch größer war als der Hunger, als meine alte Ilse anhub: »So will ich schon gehen, denn ich fürchte mich nit, dieweil ich auf Gottes Wegen bin, gebet mir nur einen guten Stock.« Als ihr nun der alte Paasch seinen Stecken hingereichet, begunnte sie vor sich zu singen: »Gott, der Vater, wohn uns bei« und verlief sich bald in das Gebüsche.<br />
Hierzwischen vermahnete ich nun das Volk, alsbald Hand anzulegen, kleine Rütlein zu den Dohnen zu schneiteln und Beeren zu suchen, dieweil es Mondschein ware und allwärts viel Gänseflieder, auch Ebereschen auf dem Berge stunden. Die kleinen Kindlein aber hütete ich mit meiner Marien, dieweil die Gegend nicht sicher für Wülfen war. Hatten derohalben ein lustig Feuer angemacht, umb welches wir uns setzten und dem kleinen Volk die Gebot verhöreten, als es hinter uns knisterte und knasterte und mein Töchterlein mit den Worten: »Proh dolor, hostis!«»O Jammer, der Feind ist da!« – Über die wunderbare Bildungsweise des Mädchens erklärt sich unser Verfasser später. auf- und in die Höhlen sprang. Aber es waren nur die rüstigen Kerls, so im Dorfe verblieben und nun kamen, uns Botschaft zu bringen, wie es alldorten stünde. Dahero rief ihr gleich zu: »Emergas, amici!«, wo sie denn auch mit großen Freuden wieder herfürsprang und bei uns zum Feuer niedersaß. Alsobald verzählete nun mein Fürsteher Hinrich Seden, was derweilen fürgefallen und wie er nur durch sein Weib Lise Kolken sein Leben geborgen. Jürgen Flatow, Chim Burse, Clas Peer und Chim Seideritz aber wären erschlagen, und läge letzterer recht auf dem Kirchsteig. Zwölf Katen hätten die grimmigen Mordbrenner in Asche geleget, und wär es nit ihre Schuld, daß nicht das ganze Dorf draufgegangen, angesehen der Wind ihnen nicht gepasset. Hätten zum Hohn und Gespötte die Glocken dazu geläutet, ob niemand kommen wöllt und löschen, und als er und die drei andern jungen Kerle herfürgesprungen, hätten sie die Musketen auf sie angedrückt, aber mit des großen Gotts Hülfe niemand nit getroffen. Darauf wären seine Gesellen über die Zäune gesprungen, ihn aber hätten sie erwischet und schon das Gewehr über ihm ausgerecket, als sein Weib Lise Kolken mit eim andern Trupp aus der Kirchen herfürgetreten und ihnen gewinket, daß er Ruhe gehabt. Lene Hebers aber hätten sie in ihrem Wochenbett erstochen, das Kindlein gespießet und über Clas Peers Zaun in den Nessel geworfen, wo es annoch gelegen, als sie abgelaufen. Wäre jetzunder im ganzen Dorf derohalben keine lebendige Seele mehr und noch schwerer ein Bissel Brots, so daß, wenn den Herren nit ihre Not jammerte, sie alle des elendiglichen Hungertodes würden sterben müssen. (Da sage nun einer, das wöllen Christenmenschen sein!)<br />
Fragte nunmehro, als er schwiege (mit wieviel Seufzen jedoch, kann man leichtlich schließen), nach meiner Hütten, wovon sie aber nichts wußten, als daß sie annoch stünde. Ich dankete dannenhero dem Herrn mit einem stillen Seufzerlein, und alsobald den alten Seden fragend, was sein Weib in der Kirchen gemachet, hätte ich schier vergehen mügen für großen Schmerz, als ich hörete, daß die Lotterbuben, als sie heraußergetreten, die beiden Kelche nebst den Patenen in Händen getragen. Fuhr dahero die alte Lise fast heftig an, welche nun auch angeschlichen kam durch das Buschwerk, worauf sie aber trotziglich zur Antwort gab, daß das fremde Volk sie gezwungen, die Kirche aufzuschließen, da ihr Kerl ja sich in den Zaun verkrochen und niemand anders nit dagewesen. Selbige wären sogleich für den Altar getreten, und da ein Stein nicht wohl gefuget (was aber eine Erzlüge war), hätten sie alsobald angefangen, mit ihren Schwertern zu graben, bis sie auch die Kelche und Patenen gefunden. Könnte auch sein, daß ein anderer ihnen den Fleck verraten. Möchte dahero ihr nicht immer die Schuld beilegen und sie also heftig anschnauzen.<br />
Hierzwischen kamen nun auch die alten Greisen und Weiber mit trefflich vielen Beeren an, item meine alte Magd mit dem Kuhschwanz und den Mähnhaaren, welche verzählete, daß das ganze Haus umbgewühlet, die Fenster zerschlagen, die Bücher und Skripturen auf der Straßen in den Kot getreten und die Türen aus den Hespen gehoben wären. Solliches aber war mir ein geringer Leid denn die Kelche, dahero nur das Volk vermahnete, Biegel und Schneere zu machen, umb am nächsten Morgen mit des barmherzigen Gotts Hülfe unser Jagdwerk zu vollführen. Klöbete dahero selber die Rütlein bis um Mitternacht, und da wir eine ansehnliche Zahl gefertiget, ließ ich den alten Hinrich Seden den Abendsegen beten, den wir alle kniende anhöreten, worauf ich endiglichen noch ein Gebet tat und das Volk sodann vermahnete, die Männer apart und die Weiber auch apart sich für der Kälte (dieweil es schon im Monat Septembri war und fast frisch von der Seekante herwehete) in dem Buschwerk zu verkriechen. Ich selbsten stieg aber mit meinem Töchterlein und der Magd in die Höhlen, hatte aber noch nicht lange geschlummert, als ich den alten Seden fast heftig wimmern hörete, weil ihn die Kolik überfallen, wie er klagte. Stand dahero wieder auf und gab ihm mein Lager und setzte mich wieder zum Feuer und schneitelte Dohnen, bis ich ein halb Stündlein entschlief und der Morgen anbrach, worauf es besser mit ihm worden war und ich nun auch alsobald mich aufmachte und das Volk zum Morgensegen weckte. Dieses Mal tät ihn der alte Paasch, kunnte aber nit recht hineinkommen, weshalb ich ihm aushelfen mußte. Hatt' er ihn vergessen, oder tat's die Angst, das lasse ich ungesagt. Summa. Nachdem wir all recht inniglichen gebetet, schritten wir alsofort zum Werk, keilten die Dohnen in die Bäume und umbhingen sie mit Beeren, unterdessen mein Töchterlein die Kinder hütete und Brummelbeeren vor sie zum Frühstück suchete. – Nun soll man aber wissen, daß wir quer durch den Busch gen den Weg nach Ückeritze hin keileten, und da merke nun männiglich wieder die sonderbare Gnadenschickung des barmherzigen Gotts. Denn als ich mit dem Beil in der Hand (es war Seden sein Beil, so er in der Frühe aus dem Dorfe geholet) in bemeldeten Weg trate, nehm ich auf der Erden ein Brot wahr bei eines Armes Länge, worauf ein Rabe pickete und welches sonder Zweifel ein kaiserlicher Reuter tags vorhero aus seinem Schnappsack verloren, dieweil noch frische Roßtrappen im Sande dabeistunden. Knöpfe mir es also heimlich über den Wanst, so daß niemand nichtes merkete, obschon bemeldeter Paasch dicht hinter mir schritt, item alle andern in nicht gar guter Ferne ihm folgeten. Als wir nun so die Dohnen bestellet in großer Frühe, hatte es schon gegen die liebe Mittagszeit eine so große Menge Vögel darinnen, daß Käthe Berow, welche mir zur Seiten schritt, als ich sie abbande, dieselben in ihrem Schurzfleck fast nit zu lassen wußte und auf dem andern Ende der alte Pagels auch nit viel weniger aus seinem Brustlatz und Rocktaschen herfürlangte. Mein Töchterlein setzte sich also mit dem andern Frauenvolk hin, das Gevögel zu rupfen, und da es an Salz gebrach (denn dessen hatten die meisten von uns lange nicht mehr gekostet), vermahnete sie ein paar Männer, zur Sehe zu steigen und in einem Grapen, so noch von Staffer Zuter geborgen war, ein wenig gesalzen Wasser zu holen, was sie auch täten. In solchem Wasser tunketen wir nunmehro die Vöglein und brieten sie darauf bei einem großen Feuer, wobei uns allen schon von dem süßen Geruch das Maul zu wässere begunnte, da wir so lange keiner Speisen nicht gekostet.<br />
Sage dahero, als alles fertig und das Volk sich auf der Erden gelagert hat: »Nun schauet. wie der Herr sein Volk Israel in der Wüsten noch immerdar mit frischen Wachteln speiset; sollt er nun ein übriges tun und uns auch ein Stücklein Mannabrot vom Himmel senden, was meinet ihr, würdet ihr dann jemalen müde werden zu glauben und nit vielmehr alle Not, Trübsal, Durst und Hunger williglich tragen, so er euch förder nach seinem gnädigen Willen auferlegen söllte?« Worauf sie alle antworteten und sprachen: »Ja, sicherlich!« Ego: »Wöllt ihr mir das wahrhaftiglichen versprechen?« Worauf sie wiederumb sageten: »Ja, das wollen wir!« Da zog ich mit Tränen das Brot von meinem Wanst herfür, hub es hoch in die Höhe und rufete: »Nun schau, du armes, gläubiges Häuflein, welch ein süßes Mannabrot dein treuer Erlöser dir durch mich gesendet!« Worauf alles schrie, ächzete, weinete, auch die kleinen Kinder abermals herbeisprangen und die Händelein ausrecketen, indem sie schrien: »Kiekt Brot, kiekt Brot!« Da ich aber vor Wehmut selbsten nit beten kunnte, ließ ich Paasch sein klein Mägdlein das Gratias beten, in währender Zeit meine Maria das Brot zerschnitt und einem jeglichen sein Teil reichete. Und nun langeten wir allesamt freudig zu dem lieben Gottesmahl in der Wüsten.<br />
Hierzwischen mußte nun aber erzählen, wie ich das liebe Mannabrot gefunden, wobei nit versäumte, sie abermals zu vermahnen, daß sie wöllten das große Wunderzeichen sich zu Herzen gehen lassen, so der barmherzige Gott, wie weiland an dem Propheten Elias, an ihnen auch getan, angesehen, wie ein Rab in der großen Hungersnot demselbigen das Brot in der Wüsten zugeführet, der Herr auch mir dieses Brot durch einen Raben zugeführet, daß ich es finden gemüßt, da ich ihm sonst wohl in meiner Trübsal vorbeigeschritten und es nimmer gesehen hätte.<br />
Als wir endiglichen unsern Bauch mit Notdurft gefüllet, hielte die Danksagung über Lukas 12, V. 24, wo der Herre spricht: »Nehmet wahr den Raben, sie säen nicht, sie ernten auch nit, sie haben auch keine Keller noch Scheunen, und Gott nähret sie doch. Wieviel aber seid ihr besser denn die Vögel?« – Aber unsere Sünden stunken vor dem Herrn. Denn da die alte Lise, wie ich bald in Erfahrung gebracht, ihre Vögel nit verzehret, weil sie ihr zu nüchtern fürkamen, sondern selbige in den Knirkbusch geworfen, ergrimmete sein Zorn über uns wie weiland über das Volk Israel, und wir hatten zur Nacht nur sieben Vögel auf den Schneeren, am andern Morgen aber nur zween. Auch kam kein Rab wieder, der uns Brot wiese. Darumb schalt ich die alte Lise und vermahnete das Volk, sollich gerechte Strafe des höchsten Gottes williglich auf sich zu nehmen, fleißig zu beten, in seinen verlassenen Hütten zurückzuwallen und zu sehen, ob der grundgütige Gott vielleicht auf der Sehe mehr bescheren möcht. Würde ihn auch in mein Gebet Tag und Nacht anrufen, doch noch eine Zeitlang mit meinem Töchterlein und der Magd in der Höhlen verbleiben und der Dohnen hüten, ob sich sein Zorn wenden möcht. Sollten mir inzwischen mein Pfarrhaus nach besten Kräften wieder zurichten, damit ich es bald wieder beziehen könnt, sintemalen die Kälte mir fast schwerfiele. Solliches gelobten sie auch zu tun und schieden mit Seufzen von dannen. Welch ein klein Häuflein! Fande nur noch bei 25 Köpfen, da deren doch sonsten über 80 gewest, alle andern hatte der Hunger, das Schwert und die PestilenzFand im Jahre 1628 statt und häufte das Elend des Dreißigjährigen Krieges auf der hiesigen Insel auf das unerträglichste. Schade, daß die Schilderung des alten Pfarrers, welche er ohne Zweifel in dem Vorhergehenden gegeben, verloren ist. gewürget. Blieb dahero noch mit meinem Gebet für Gott eine Zeitlang einsam und traurig in den Höhlen und sendete nur mein Töchterlein nebst der Magd mit zum Dorfe, daß sie sich umbsehen sollten, wie es in den Widemen stände, item die Schriften und Bücher wieder zusammenlegen, auch mir Kundschaft bringen, ob Hinze, der Zimmermann, den ich alsobald ins Dorf zurückgesendet, die Särge vor die elenden Leichname zusammengehämmert, daß ich sie des nächsten Tages begraben möchte. Darauf schritt ich zu den Dohnen, aber nur ein einig Vögelein war darinnen zu verspüren, woraus ich denn merkete, daß der Zorn Gottes noch nit vorüber. Traf jedoch einen schönen Brummelbeerenbusch, woran ich bei einer Metze Beeren pflückete, mit dem Vogel selbige in Staffer Zuter seinen Grapen tät, den der gute Kerl uns noch eine Frist gelassen, und zur Nachtkost auf ein Feuer setzete, wann mein Kind mit der Magd zurückkehren würd. Währete auch nicht lange, als sie durch den Busch brachen und von dem Greuel der Verwüstung erzähleten, so der leidige Satan unter Zulassung des gerechten Gottes im Dorf und in der Widemen angerichtet. Mein Töchterlein hatte noch ein paar Bücher zusammengelesen, die sie mit sich trug, vor andern einen Virgilium und eine griechische Bibel. Und als sie darauf verzählet, daß der Zimmermann erst morgen fertig würd, wir auch alsbald unsern Bauch zur Notdurft gestillet, mußte sie mir zur Stärkung meines Glaubens noch einmal den locum von den lieben Raben, Lukas am 12ten, aus dem Griechischen fürlesen, item den schönen locum parallelum, Matth. am 6ten, worauf die Magd den Abendsegen betete und wir uns nach der Höhlen zur Nachtruh begaben. Als ich nun am andern Morgen erwachte, als eben die liebe Sonne aus der Sehe herfürbrach und über den Berg schauete, hörete ich, daß mein arm hungrig Töchterlein schon vor der Höhlen stand und das schöne Liedlein von den Freuden des Paradieses rezitierte, so der heilige Augustinus gefertiget und ich ihr gelernet. Bei diesen Worten wurde ich selbsten weich, und als sie schwiegen fragte ich: »Was machst du da, mein Töchterlein?« Worauf sie mir zur Antwort gabe: »Ich esse, Vater!«, was mir erst recht die Tränen herfürtrieb, so daß ich anfing sie zu loben, daß sie die arme Seele speisen wöllt, da sie es nicht ihren armen Leib künnte. Hatte aber noch nit viel gesprochen, als sie aufschrie, daß ich das große Wunderwerk doch betrachten söllte, so sich aus der Sehe herfürtät und allbereits über der Höhlen hereinbrach. Denn siehe, eine Wolke, ganz wie ein Kreuz geformet, kam über uns und ließ dicke, schwere Tropfen (bei einer guten Erbsen groß und darüber) auf uns niederfallen, worauf sie alsbald hinter das Gehäge sank. Richtete mich dannenhero sogleich in die Höhe und rannte mit meinem Töchterlein flugs auf das Gebirge, ihr nachzuschauen. Sie zog gen das Achterwasser, wo sie sich weit auseinandertät und hinterwärts alsbald einen großen blauen Streifen formierete, welchen wunderlich die Sonne beschien, so daß er schier wie eine güldne Brücken anzuschauen war, wie mein Töchterlein sagte, auf welcher die lieben Engel tanzten. Fiel daher mit ihr sogleich auf die Knie und dankete dem Herrn, daß unser Kreuz fürüber gezogen; aber ach, unser Kreuz sollte erst anheben, wie man weiterlesen wird.<br />
<br />
==8. Kapitel - Wie unsere Not immer größer wird, ich die alte Ilse mit einem andern Schreiben gen Pudagla sandte, und was mir daraus noch für ein größer Leid erfolget==<br />
Als ich des andern Tags mit gemeinem Geschrei des ganzen Dorfs die elenden Leichname beerdiget (Merke: Da wo die Linde über die Mauer schattet, seind sie alle begraben), hörete ich mit vielen Seufzern, daß auch weder die Sehe noch das Achterwasser etwas hergeben gewöllt. Dies dauerte bei zehn Tagen, daß das arme Volk fast kein Fisches Auge nit kunnte fangen. Ging dahero auf das Feld und sanne, wie der Zorn des gerechten Gottes über uns zu wenden wär, dieweil der harte Winter vor der Tür und kein Korn, kein Fisch, kein Apfel, kein Fleisch nicht sowohl im Dorfe als im ganzen Kapsel mehr zu finden. Denn Gewilde hatte es zwar genugsam in der Koserowschen und Ückeritzer Heiden, aber der alte Heidenreuter Zabel Nehring war im verschienen Jahr an der Pestilenz gestorben und noch kein neuer daselbsten. Auch war im ganzen Kapsel, keine einzige Muskete oder Kraut dazu aufzufinden, sintemalen der Feind alles geraubet und zerbrochen. Wir mußten dahero alle Tage ansehen, wie Hirsche, Rehe, Hasen, Schweine et cetera uns fürbeisprangen, da wir sie doch lieber in unserm Magen gehabt, aber in unserer Unmacht sie nicht gewinnen kunnten. Und in Gruben wollten sie sich nicht fahen lassen. Doch hatte Claas Peer ein Rehe darin gefangen und mir auch ein Stück davon verehret, was ihm Gott lohnen wölle. Item an zahmen Vieh war fast gar nichts mehr im Kapsel fürhanden, auch kein Hund, weder eine Katze, welche das Volk in der großen Hungersnot zum Teile gegessen, zum Teile aber vorlängst geschlagen oder versäufet. Doch hatte der alte Bauer Paasch noch zwei Kühe, item soll in Ückeritze noch ein alter Mann ein Ferkelken gehabt haben, das war alles. Darumb lebete fast alles Volk von Brummel- und andern Waldbeeren, welche aber auch schon begunnten, selten zu werden, wie man leichtlich schließen mag. Auch hatte sich dabei allbereits ein Knabe bei 14 Jahren verlaufen (dem alten Labahn sein Junge) und nie nichts wieder von sich hören lassen, so daß ich schier befürchte, daß ihn die Wülfe gefressen.<br />
Hieraus möge nun ein christlich Herze vor sich selbsten abnehmen, in was Gram und Trübsal ich meinen Stecken zur Hand genommen, angesehen mein Töchterlein für den leidigen Hunger wie ein Schatten verging, obschon ich selbsten, als ein alter Körper, durch die Gnade des barmherzigen Gottes noch keinen sonderbaren Abgang meiner Kräfte verspürete. Indeme ich nun so ginge, im Fortwähren zu dem Herrn wimmernd, gewahrete ich auf dem Wege gen Ückeritze, so ich eingeschlagen, einen Bettlersmann, der saß mit seinem Ränzel auf einem Stein und verzehrete ein Stücklein seltene Gottesgabe, verstehe ein Stücklein Brot. Ach, da liefen mir armen Mann die Backen so voll Wassers, daß ich mich erst bücken und es zur Erde mußte laufen lassen, ehe ich fragen kunnte: »Wer bistu und wo kommstu her, daß du Brot hast?« Worauf er antwortete, daß er ein armer Mann aus Bannemin sei, deme der Feind allens genommen, und da er erfahren, daß der Lieper Winkel fast lange Frieden gehabt, hätt er sich aufgemacht, daselbsten zu schnurren. »Nun«, sage ich darauf, »du armer Bettlersmann, so teile einem betrübten Diener Christi, der ärmer ist denn du, nur eine kleine Schnede Brot für sein armes Töchterlein ab, denn du sollt wissen, ich bin ein Pfarrherr hier im Dorf, und mein Kind will sterben für Hunger. Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, daß du mich nit gehen lässest, ohne dich mein zu erbarmen, wie man sich dein erbarmt hat.« Aber der Bettlersmann wollte mir nichts abteilen, sprechend, daß er selbsten ein Weib und vier Kinder hätte, die auch dem bittern Hungerstode zuwanketen, maßen die Not in Bannemin noch viel größer sei denn hier, wo wir doch Beeren hätten. Ob ich nit erfahren, daß vor wenig Tagen dort ein Weibsbild (die er auch nennete, hab es aber für Schrecken nicht gleich beachtet) ihr eigen Kind geschlachtet und für Hunger aufgezehretDieses entsetzliche Ereignis führt auch Mieraelius in seiner pommerschen Geschichte an.? Könne mir dahero nicht helfen, und möchte ich selbsten nach dem Lieper Winkel gehen.<br />
Für solche Rede entsatzte ich mich, wie leicht zu erachten, da in unserer Not noch nichts davon vernommen, auch wenig oder gar kein Wanken ist von einem Dorf in das andere, und an Jerusalem gedenkend und schier verzweifelnd, daß uns der Herr heimsuchete wie weiland diese gottlose Stadt, wiewohl wir ihn nicht verraten noch gekreuziget, vergaß ich fast meiner Not und setzte meinen Stecken an, umb fürbaß zu gehen. Doch war ich kaum ein paar Ellen geschritten, als mir der Bettlersmann nachrief, daß ich stehen söllte. Wandte mich dahero wieder, als er mir mit einer guten Schnede Brot, so er aus seinem Quersack geholet, entgegentrat und sprach: »Da! Äwer bedet uck för mi, dat ick to Huse kame, denn wenn se unnerweges rücken, dat uck Brot hebbe, schleht mi min egen Broder dod, köhnt gi glöwen!»Da! Aber betet auch für mich, daß ich zu Hause komme, denn wenn man unterwegs riechet, daß ich Brot habe, schlägt mich mein eigener Bruder tot, könnt Ihr glauben!« Solliches versprach mit Freuden und kehrete flugs um, meinem Töchterlein den heiligen Christ zu bringen, so ich in meiner Rocktaschen verborgen. Doch siehe, als ich gegen die Straßen komme, so vom Wege nach Loddin führet (vorhero hatt ich es in meiner Betrübnis übersehen), trauete kaum meinen Augen, als ich alldorten mein Ackerstück, bei sieben Scheffeln groß, begatet, besäet und bestandet antraf, so daß die liebe Roggensaat schon bei eines Fingers Länge lustig aus der Erden geschossen war. Konnte nicht anders gläuben, als daß der leidige Satan mir ein Blendwerk fürgespielet, doch wie ich mir auch die Augen riebe, es war Roggen und bliebe Roggen. Und weil den alten Paasch sein Stück so danebenstieß, imgleichen besäet und die Hälmlein zu gleicher Höhe mit den meinigen geschlossen waren, kunnte gar leicht bei mir abnehmen, daß der gute Kerl solliches getan, anerwogen die andern Stücken allesamt wüste lagen. Verziehe ihm dahero gerne, daß er den Morgensegen nit gewußt, und dem Herrn dankend vor so viel Liebe bei meinen Kapselkindern und ihn brünstiglich anflehend, er wölle mir Kraft und Glauben gewähren, bei ihnen nunmehro auch unverdrossen auszuhalten und alle Kümmernis und Trübsal, so er nach seinem grundgütigen Willen uns ferner auferlegen söllte, williglich zu tragen, lief ich mehr, denn ich ginge, in das Dorf zurücke und auf den alten Paasch seinen Hof, wo ich ihn antraf, daß er eben seine Kuh zuhauete, so er für grimmigem Hunger nunmehro auch geschlachtet. »Gott hilf dir«, sage ich, »du frommer Kerl, daß du mir meinen Acker begatet hast, wie soll ich dir's lohnen?« Aber der alte Mann gab zur Antwort: »Lat He dat man wesen, und bede He man för uns!« Und als ich solliches gerne zusagete und ihn fragete, wie er sein Korn für dem grimmigen Feind geborgen, verzählete er mir, daß er es in der Höhlen im Streckelberge heimlichen versteckt gehabt, nunmehro aber auch all sein Fürrat aufgezehret sei. Inzwischen schnitt er ein groß schön Stück Fleisch dem Tier aus der Lenden und sprach: »Da hett He uck wat, und wenn et all is, kann He noch eis kamen!« Als ich nun mit vielen Danksagungen gehen wöllt, griff mich seine kleine Marie bei der Hand, ein Kindlein bei sieben Jahren, so im Steckelberge das Gratias gebetet, und wollt mit zu meiner Tochter nach der Schulen. Denn da, wie vorbemeldet, mein Kustos in der Pestzeit auch dieses Zeitliche gesegnet, muß sie die paar kleinen Kinder im Dorf informieren, welches aber seit lange unterblieben. Wollt es ihr dahero nicht weigern, obwohl ich gleich besorgete, daß mein Töchterlein das Brot mit ihr teilen würd, angesehen wie das Mägdlein sehr lieb hatte, da es ihre Pate war. Und so geschahe denn auch. Denn als das Kind sahe, daß ich das Brot herfürlangete, schrie es gleich für Freuden auf und begunnte, auf die Bank zu klettern. Daher bekam sie einen Teil von der Schnede, einen Teil unsere Magd, und den dritten Teil steckte mein Töchterlein in den Mund, da ich nichtes haben wollte, sondern sprach, ich verspüre keinen Hunger und wölle warten, bis sie das Fleisch gesotten, welches ich nunmehro auch auf die Bank warf. Da hätte man sehen sollen, welche Freude mein armes Kind empfund, zumalen ich ihr nun auch von dem Roggen verzählete. Sie fiel mir umb meinen Hals, weinete, schluchzete, hob alsdann das kleine Mägdlein auf ihre Arme, tanzte mit selbiger in der Stuben und rezitierete nach ihrer Weis dazu allerhand lateinische versus, so sie auswendig wußte. Nun wollte sie uns auch ein recht schön Abendbrot zurichten, da in einer Fleischtonnen, so die Kaiserlichen zerschlagen, noch ein wenig Salz auf dem Boden geblieben. Ließ sie also ihr Wesen treiben und kratzete etwas Ruß aus dem Schornstein, so ich mit Wasser vermengete, riß alsdann ein fast weißes Blatt aus dem Virgilio und schriebe an den Pastorem Liepensem, Ehre Abraham Tiburtius, daß er um Gottes willen sich wölle unsere Not zu Herzen gehen lassen und seine Kapselleute vermahnen, daß sie uns für dem grimmigem Hungertod schützen und mildtätiglich an Speise und Trank abteilen wöllten, was der grundgütige Gott ihnen gelassen, angesehen ein Bettlersmann mir verzählet, daß sie seit langer Zeit Friede für dem erschröcklichen Feind gehabt. – Wußte aber nit, womit ich den Brief verschließen söllte, als ich in der Kirchen noch ein wenig Wachs in einem hölzernen Altarleuchter funde, so die Kaiserlichen nicht wert geachtet, daß sie ihn aufhüben, und nur die messingschen mit sich geführt hatten. Mit solchem Brief mußten sich drei Kerls und der Fürsteher Hinrich Seden in ein Boot setzen und nach der Liepe aufmachen.<br />
Eher noch stellte aber meiner alten Ilsen für, so aus der Liepe bürtig war, ob sie nit lieber wöllte mit in ihre Heimat ziehen, maßen sie sähe, wie es stünd, ich ihr auch vors erste keinen Witten an Lohn geben künnte. (Merke: Sie hatten sich ein schön Sümmlein ersparet, angesehen sie länger denn 20 Jahre bei mir in Dienst gewest, aber das Kriegsvolk hatte ihr allen abgenommen.) Aber ich kunnte sie nicht dazu bringen, sondern sie weinete bitterlich und bate, daß ich sie nur bei der guten Jungfer lassen söllte, so sie schon in der Wiegen gekennet. Wöllte gerne mit uns hungern, wenn es sein müßt, möchte sie nur nit verstoßen. Dahero ließ ich sie, und fuhren die andern allein ab.<br />
Unterdes war auch die Suppen gar worden. Doch als wir kaum das Gratias gebetet und zulangen wollten, kamen alle Kindlein aus dem ganzen Dorfe, bei sieben an der Zahl, zur Türe herein und wollten Brot haben, welches sie von meiner Tochter ihrer kleinen Pate gehöret. Da brach selbiger nun wieder das Herze, und obgleich ich sie bate, sich hart zu machen, vertröstete sie mich doch mit der Lieper Botschaft und kellete einem jeden Kindlein sein Teil Suppen auf einen hölzernen Teller (denn diese hatte der Feind nicht geachtet) und stach ihm auch ein wenig Fleisch in die Händeken, so daß unser Fürrat mit einmal aufgezehret ward. Blieben dahero des andern Morgens wieder nüchtern bis gegen Mittag, wo das ganze Dorf sich auf der Wiesen am Ufer versammlet hatte, als das Boot zurückekam. Aber Gott erbarm's, wir hatten fast umbsonst gehoffet! – Nur sechs Brote und ein Hammel, item ein Viert Backäpfel, war allens, was sie hatten. Denn Ehre Abraham Tiburtius schriebe mir, daß, nachdem das Geschrei von ihrem Reichtum über die ganze Insel erschollen, so viel Bettlersleute bei ihnen umbgingen, daß sie ihnen unmöglich gerecht werden könnten, angesehen sie selbsten nicht wüßten, wie es noch mit ihnen in dieser schweren, betrübten Zeit ablaufen würd. Indessen wollte er sehen, ob er noch mehr auftreiben künnte. Ließ also den kleinen Fürrat mit vielem Seufzen in die Widemen tragen, und obgleich zwei Brote, wie Pastor Liepensis schriebe, vor mich allein sein sollten, gabe ich sie doch mit in die Teilung, womit auch alle sich zufrieden stellten, ausgenommen den alten Seden sein gluderäugigt Weib nit, so noch apart für ihren Mann seine Reise etwas haben wollte, was aber, wie leicht zu erachten, nit geschah, weshalben sie wieder, da sie abzoge, etzliche Worte zwischen die Zähne mummelte, die aber niemand nit verstand.<br />
Es war ein schier verrucht Weib, so sich durch Gottes Wort nicht beikommen ließ.<br />
Nun kann aber männiglich von sich selbsten abnehmen, daß solcher Fürrat nit lange aushielt. Da nun zugleich auch bei allen Kapselleuten ein brünstig Verlangen nach der geistlichen Speise sich verspüren ließ, ich selbsten und der Fürsteher aber nur 8 Witten im ganzen Kapsel auftreiben kunnten, so nit auslangeten, umb Brot und Wein anzuschaffen, kam ich auf die Gedanken, abermals dem Herrn Amtshauptmann unsere Not zu vermelden. Mit wie schwerem Herzen ich solliches tat, kann man leicht erachten. Aber Not kennt kein Gebot. Risse dahero auch das Hinterblättlein aus dem Virgilio und bate, ümb der heiligen Dreieinigkeit willen, daß Seine Gestrengen sich meiner und des ganzen Kapsels gemeine Not wöllte zu Herzen gehen lassen und ein wenig Geld hergeben, zum Trost der betrübten Seelen das heilige Sakrament zu halten, auch, wo müglich, einen Kelch zu kaufen, so er auch nur von Zinne sein söllte, sintemalen der Feind die fürhandenen geraubet und ich sonsten gezwungen wär, das heilige Nachtmahl in einem Topf zu konsakrieren. Item möcht er sich auch unserer leiblichen Not erbarmen und mir endiglichen mein seit so viel Jahren hinterstelliges Mistkorn verabreichen. Wöllte es nicht allein vor mich selbsten haben, sondern es gern mit dem ganzen Kapsel teilen, bis der grundgütige Gott mehr bescheren würd.<br />
Hierzwischen fiel mir aber ein stattlicher Klecks auf das Papier. Denn da die Fenster mit Brettern verspundet waren, ware das Zimmer dunkel, und nur ein wenig Licht kam durch zwei kleine Scheiblein Glas, so ich aus der Kirchen gebrochen und hineingesetzt. Solliches mochte wohl die Ursache sein, daß ich mich nit besser fürsah. Da ich aber kein neues Stücklein Papier mehr auftreiben kunnte, ließ ich es passieren und befahle der Magd, so ich mit dem Brieflein gen Pudagla sandte, solliches bei Sr. Gestrengen, dem Herrn Amtshauptmann, zu entschuldigen, welches sie auch zu tun versprach, angesehen ich selbsten kein Wörtlein mehr auf dem Papier beisetzen kunnte, dieweil alles beschrieben war. Siegeln tät ich es wie vorbemeldet.<br />
<br />
Allein die arme Person kehrte zitternd vor Angst und weinend zurücke und sprach, Seine Gestrengen hätte sie mit dem Fuß aus der Schloßpforten gestoßen und gedräuet, sie in den Ganten setzen zu lassen, so sie wiederumb vor ihn käme. Ob der Pfaffe gläube, daß ihm das Geld so lose säß wie mir die Tinte, hätte ja Wasser genug, das Abendmahl zu halten. Denn hätte Gottes Sohn einmal das Wasser in Wein gewandelt, könnt er's auch öftermalen. Hätt ich keinen Kelch, sollt ich meine Schaf aus einem Eimer tränken, wie er's auch tät, und was solcher Gotteslästerungen mehr waren, so er mir nachgehends auch selbsten schriebe und wovor ich mich, wie leicht abzunehmen, auf das erschröcklichste entsatzte. Von dem Mistkorn, verzählete sie, hätte er gar nichts gesagt. In solcher meiner großen Seelen- und Leibesnot kam der liebe Sonntag heran, wo fast die ganze Gemeind zu Gottes Tisch gehen wollt, aber nicht kunnte. Ich sprach dannenhero über die Worte St. Augustins: »Crede et manducasti!«, wobei ich fürstellete, daß die Schuld nit mein, und treulichen erzählete, wie es meiner armen Magd in Pudagla ergangen, doch dabei noch vieles verschwiege und nur Gott bate, er wölle das Herz der Obrigkeit zu unserm Frommen erwecken. Kann auch in Wahrheit sein, daß ich härter gesprochen, denn ich gegläubet, was ich nit mehr weiß, sintemalen ich sprach, wie mir umbs Herz war. Zum Schluß mußte die ganze Gemeine auf ihre Knie fallen bei einer Stunde lang und den Herrn umb sein heilig Sakrament anrufen, item umb Linderung ihrer Leibesnot, wie solliches zeithero auch alle Sonntage und sonsten in den täglichen Betstunden geschahe, so ich seit der schweren Pestzeit zu halten gewohnt gewest. Endelichen stimmte ich noch das feine Liedlein an: »Wenn wir in höchsten Nöten sein«, worauf nicht sobald geschlossen, als mein neuer Fürsteher Claus Bulk von Ückeritze, so früher ein Reutersmann bei Sr. Gestrengen gewesen und den er nunmehro zu einem Bauern eingesetzet, gen Pudagla rannte und avertierte, was in der Kirchen fürgefallen. Solliches verdroß Sr. Gestrengen heftiglichen, so daß er den ganzen Kapsel, noch bei 150 Köpfen stark, die Kinder ungerechnet, zusammenrief und ad protocollum diktierte, was sie von der Predigt behalten, maßen er Seiner Fürstlichen Gnaden, dem Herzogen von Pommern, zu vermelden gesonnen, welch gotteslästerliche Lügen ich gegen ihn ausgespien, wovor ja ein christlich Herz erschrecken müßt; item welch ein Geizhals ich wär, daß ich nur immer von ihm haben wöllt und ihn in dieser harten und schweren Zeit sozusagen tagtäglich mit meinen Sudelbriefen anrennete, wo er selbsten vor sich nichts zu essen hätte. Das söllte dem Pfaffen den Hals brechen, da Se. Fürstliche Gnaden alles tät, was er fürzustellen käme, und brauchte niemand im Kapsel mir nichtes mehr zu verabreichen, sie söllten mich nur laufenlassen. Er wölle schon sorgen, daß sie einen ganz andern Priester wiedererlangeten, denn ich wär. (Möchte den aber wohl sehen, der sich in sollich Unglück hineinzubegeben entschlossen gewesen wär.)<br />
Diese Botschaft wurde mir aber noch in selbiger Nacht hinterbracht, wovor ich fast heftig erschrak, angesehen ich wohl einsahe, daß ich nun nit einen gnädigen Herrn an Sr. Gestrengen bekommen, sondern Zeit meines erbärmlichen Lebens, wenn ich es anderst söllte fristen können, eine ungnädige Herrschaft haben würd. Doch tröstete mich bald ein etwas, als Chim Krüger aus Ückeritze, so mir solches hinterbrachte, ein Stücklein von seinem Ferkel aus der Taschen zog, das er mir verehrete. Darüber kam auch der alte Paasch hinzu, welcher dasselbe sagte und noch ein Stücklein von seiner alten Kuh herfürlangte, item mein anderer Fürsteher Hinrich Seden mit einer Schnede Brot und einem Braxen, so er in den Reusen gehabt, alle sagende, daß sie keinen bessern Priester wöllten als ich, und möchte nur bitten, daß der barmherzige Gott mehr bescheren wölle, wo es mir dann auch an nichtes fehlen söllt, inzwischen aber söllte ich stille sein und sie nit verraten. Solliches gelobte ich alles zu tun, und mein Töchterlein Maria hob alsobald die liebe Gottesgab von dem Tische und trug sie in die Kammer. Aber o Jammer, des andern Morgens, als sie das Fleisch in den Grapen tun wollte, war allens fort! Weiß nicht, wer mir dieses neue Herzeleid bereitet, doch meine fast, daß es Hinrich Seden sein böses Weib getan, sintemalen er nicht schweigen kann und ihr, wie gläublich, wohl alles wiedererzählet. Auch hat Paaschen sein klein Töchterlein gesehen, daß sie zum andern Mittag Fleisch in dem Topf gehabt, item daß sie mit ihrem Mann gehadert und nach ihme mit dem Fischbrett geschmissen, auf welchem noch frische Fischschuppen gesessen, hätte aber sich gleich begriffen, als sie ihrer gewahr worden. (Pfui, dich alte Hexe, es wird genug wahr sein!) Dahero blieb uns nichts übrig, als unsere arme Seele mit Gottes Wort zu speisen. Aber auch diese war so verzaget, daß sie nichts mehr annehmen wöllte, so wenig als der Magen. Denn mein arm Töchterlein insonderheit ward von Tag zu Tag blasser, grauer und gelber und spie immer wieder die Speis aus, da sie allens ohne Salz und Brot genoß. Wunderte mich schon lange, daß das Brot aus der Liepe nit wöllte all werden, sondern ich alle Mittag bisher ein Stücklein gehabt. Hatte auch öftermalen gefraget: »Wo hastu denn immerfort das liebe Brot her, am Ende hebest du alles vor mich allein auf und nimmst weder vor dich ein Stücklein noch vor die Magd?« Aber beide hoben dann immer ein Stücklein tannen Bork in die Höhe, so sie zurechtgeschnitten und vor ihren Teller gelegt, und da es dunkel war in der Stuben, merkete ich die Schalkheit nit, sondern gläubete, sie äßen auch Brot. Aber endiglichen zeigte es mir die Magd an, daß ich es nit länger leiden söllte, dieweil mein Töchterlein ihr selbsten nit hören wölle. Da kann nun männiglich abnehmen, wie mir um das Herze war, als ich mein arm Kind auf ihr Moosbett liegen und ringen sah mit dem grimmigen Hunger.<br />
Aber es sollte noch härter kommen, denn der Herr wollte mich ganz zerschlagen in seinem Zorn, wie einen Topf. Siehe, auf den Abend desselbigen Tages kommt der alte Paasch angelaufen, klagende, daß all sein und mein Korn im Felde umbgehauet und elendiglich zerstöret sei, und müsse dies schier der leidige Satan getan haben, angesehen nicht die Spur eines Ochsen, weder eines Rosses zu sehen wär.<br />
Für solche Rede schrie mein arm Kind laut auf und fiel in Unmacht. Wollte ihr dahero zu Hülfe springen, aber ich erharrete nit ihr Lager, sondern fiel für greulichen Jammer selbsten zur Erden. Als nun die Magd wie der alte Paasch ein laut Geschrei herfürstießen, kamen wir zwar wieder bei uns, aber ich konnte mich nit allein mehr von der Erden erheben, so hatte der Herr meine Gebein zermalmet. Bate daher, als sie mir beisprangen, sie wollten mich nur liegenlassen, und als sie solches zu tun sich weigerten, schrie ich, daß ich doch gleich wieder zur Erden müßt, umb zu beten, und möchten sie nur alle, bis auf mein Töchterlein, aus der Stuben gehn. Solliches täten sie, aber das Beten wollte nit gehen.<br />
Ich geriete in schweren Unglauben und Verzweiflung und mürrete wider den Herrn, daß er mich härter plagete denn Lazarum und Hiob. »Denn dem Lazaro«, schrie ich Elender, »hattest du doch die Brosamen und die barmherzigen Hündlein gelassen, aber mir hast du nichts gelassen, und bin ich selber schlechter vor dir denn ein Hund geachtet, und den Hiob hast du nicht gestrafet, ehe du gnädiglich ihm seine Kinder genommen, mir aber lässest du mein arm Töchterlein, daß ihre Qual meine eigene noch tausendfältiglich häufen muß. Siehe, darumb kann ich dich nichts mehr bitten, denn daß du sie bald von dieser Erden nimmst, damit mein graues Haupt ihr freudig nachfahren könne in die Grube! Wehe, ich ruchloser Vater, was hab ich getan? Ich hab Brot gessen und mein Kindlein hungern lassen! O Herr Jesu, der du sprichst: ›Welcher ist unter euch Menschen, so ihn sein Sohn bittet um Brot, der ihm einen Stein biete?‹ Siehe, ich bin dieser Mensch, siehe, ich bin dieser ruchlose Vater, ich habe Brot gegessen und meinem Töchterlein Holz geboten, strafe mich, ich will dir gerne stillehalten! O mein gerechter Jesu, ich habe Brot gessen und meinem Töchterlein Holz geboten!«<br />
Als ich solliches nicht redete, sondern laut herfürschrie, indem ich meine Hände range, fiel mir mein Töchterlein schluchzend umb den Hals und strafete mich, daß ich gegen den Herrn murrete, da doch sie selbsten als ein schwach und gebrechlich Weib gleichwohl nicht an seiner Gnade verzweifelt sei, so daß ich bald mit Scham und Reue wieder zu mir selbsten kam und mich vor dem Herrn demütigte für solche Sünden.<br />
Hierzwischen war aber die Magd mit großem Geschrei in das Dorf gerannt, ob sie ein wenig für ihre arme Jungfer gewinnen möcht. Aber die Leute hatten ihr Mittag schon verzehret, und die meisten waren auf der Sehe, sich die liebe Nachtkost zu suchen, dahero sie nichts gewann, angesehen die alte Sedensche, so allein noch einen Fürrat gehabt, ihr nichts hätte verabreichen wöllen, obschon sie selbige um die Wunden Jesu gebeten.<br />
Solliches verzählete sie noch, als wir es in der Kammer poltern höreten, und alsobald ihr guter alter Ehekerl, der dorten heimlich in das Fenster gestiegen war, einen Topf mit einer kräftigen Suppen uns brachte, so er seinem Weibe von dem Feuer gehoben, die nur einen Gang in den Garten getan. Er wisse wohl, daß sein Weib ihm dieses baß vergelten würde, aber das söllt ihn nicht verdrießen, und möchte die Jungfer nur trinken, es wäre gesalzen und allens. Er wölle nur gleich wieder durchs Fenster eilen und sehen, daß er vor seinem Weibe ins Haus käme, damit sie es nicht merken tät, wo er gewesen. Aber mein Töchterlein wollte den Topf nit nehmen, was ihn sehr verdroß, so daß er ihn fluchend zur Erden setzte und wieder in die Kammer lief. Nicht lange, so trat auch sein gluderäugigt Weib zur Vordertüren herein, und als sie den Topf auf der Erden noch dampfen sahe, schrie sie: »Du Deef, du verfluchtes deefsches Aas!« und wollte meiner Magd in die Mütze fahren. Ich bedräuete sie also und verzählete, was fürgefallen; wöllte sie es nit gläuben, so möcht sie in die Kammer gehen und durchs Fenster schauen, wo sie ihren Kerl vielleicht noch laufen säh. Solliches tat sie, und höreten wir sie auch alsogleich ihrem Kerl nachschreien: »Teuf, die sall de Düwel de Arm utrieten, kumm mir man wedder int Hus!«, worauf sie wieder hereintrat und mummelnd den Topf von der Erden hob. Ich bat sie umb Gottes willen, sie wölle meinem Töchterlein ein wenig abteilen, aber sie höhnete mich und sprach: »Ji koehet ehr jo wat vörprädigen, as Ji mi dahn hebt!« und schritt mit dem Topf zur Türen. Zwar bat mich mein Töchterlein, ich söllte sie lassen, aber ich konnt nicht umbhin, daß ich ihr nachschrie: »Um Gottes willen, nur einen guten Trunk, sonst gibt mein armes Kind den Geist auf! Willtu, daß Gott sich dein am Jüngsten Tage erbarme, so erbarme dich heute mein!« Aber sie höhnete uns abermals und rief: »He kann sich jo Speck kaken!« und schritt aus der Türen. Sandte ihr also die Magd nach mit der Sanduhr, so vor mir auf dem Tische stund, daß sie ihr selbige bieten möcht vor einem guten Trunk aus ihrem Topf Aber die Magd kam mit der Sanduhren wieder und sagte, sie hätt es nicht gewollt. Ach, wie schrie und seufzete ich nun abermals, als mein arm sterbend Kind den Kopf mit einem lauten Seufzer wieder in das Moos steckete!<br />
Doch der barmherzige Gott war gnädiger, als ich es mit meinem Unglauben verdient. Denn da das hartherzige Weibsbilde dem alten Paasch, ihrem Nachbarn, ein wenig Suppen mitgeteilt, bracht er sie sogleich vor mein Töchterlein, da er von der Magd wußte, wie es umb sie stünde, und achte ich, daß diese Suppen, nebst Gott, ihr allein das Leben erhalten, dieweil sie gleich wieder das Haupt aufreckte, als sie selbige genossen, und nach einer Stunden schon wieder im Hause umbhergehen konnte. Gott lohn's dem ehrlichen Kerl! Hatte dahero noch heute große Freude in meiner Not; doch als ich am Abend beim Kaminfeuer niedersaß und an meine Verhängnis gedachte, brach wieder der Schmerz herfür, und beschloß nunmehro, mein Haus und meine Pfarre selbst zu verlaufen und als ein Bettlersmann mit meiner Tochter durch die weite Welt zu ziehen. Ursache kann man genugsam denken. Denn da nunmehro alle Hoffnung mir weggestochen war, maßen mein ganzes Feld geruinieret und der Amtshauptmann mein ergrimmter Feind worden war, ich auch binnen fünf Jahren keine Hochzeit, item binnen einem Jahr nur zwo Taufen gehabt, sahe meinen und meines Kindes Tod für Augen, dieweil gar nit abzusehen, daß es vors erste besser söllte werden. Hiezu trat die große Furcht in der Gemein. Denn obwohl sie durch Gottes wunderliche Gnade schon anfingen, manchen guten Zug, beides, in der Sehe wie im Achterwasser, zu tun, auch mancher in den andere Dörfern sich schon Salz, Brot, Grütze etc. von den Anklamschen und Lassanschen Pöltern und QuatznernBefahren bis zu dieser Stunde in kleinen Fahrzeugen (Polten und Quatzen) alltäglich das Achterwasser und kaufen den Bauern die gefangenen Fische ab. vor seine Fische hatten geben lassen, brachten sie mir doch nichtes, weil sie sich scheueten, daß es möcht gen Pudagla verlauten und sie einen ungnädigen Herrn haben. Winkete dannenhero mein Töchterlein neben mich und stellte ihr für, was mir im Gedanken lage. Der grundgütige Gott könne mir ja immer eine andere Gemeine wieder bescheren, so ich sollte solcher Gnade würdig vor ihm befunden werden, angesehen die grimmige Pest- und Kriegszeit manchen Diener seines Worts abgerufen, ich auch nicht wie ein Mietling von seiner Herde flöhe, besonders bis dato Not und Tod mit ihr geteilet. Ob sie aber wohl des Tages ein oder zwo Meilen würde gehen künnen? Dann wöllten wir uns gen Hamburg durchbitten zu meiner seligen Frauen ihrem Stiefbruder, Martin Behring, so dorten ein fürnehmer Kaufmann ist.<br />
Solliches kam ihr anfänglich seltsam für, inmaßen sie wenig aus unserm Kapsel gekommen und ihre selige Mutter und Brüderlein auf unserm Kirchhof lagen. Wer dann ihr Grab aufmachen und mit Blumen bepflanzen söllte? Item, da der Herre ihr ein glatt Gesicht gegeben, was ich tun wöllte, wenn sie in dieser wilden, grimmigen Zeit auf der Landstraßen von dem umbherstreichenden Kriegsvolk und andern Lotterbuben angefallen würd, da ich ein alter, schwacher Mann sei und sie nit schützen könnte? Item, womit wir uns für dem Frost schützen wöllten, da der Winter hereinbrach und der Feind unsere Kleider geraubet, so daß wir ja kaum unsere Blöße decken könnten? – Dieses alles hatte ich mir noch nicht fürgestellet, mußte ihr also recht geben, und wurde nach vielem Disputieren beschlossen, daß wir zur Nacht die Sache wöllten dem Herrn überlassen, und was er am andern Morgen uns würde in das Herze geben, wöllten wir tun. Doch sahen wir wohl, daß wir auf keinerlei Weis würden die alte Magd länger behalten können. Rief sie also aus der Küchen herbei und stellete ihr für, daß sie morgen frühe zu guter Zeit sich nach der Liepen aufmachen möchte, dieweil es dort noch zu essen hätte und sie hier verhungern würd, angesehen wir selber vielleicht schon morgen den Kapsel und das Land verlaufen würden. Dankete ihr auch für ihre bewiesene Liebe und Treue und bate sie endlich unter lautem Schluchzen meiner armen Tochter, sie wölle lieber nur sogleich heimlich hinweggehen und uns beiden nicht das Herze durch ihren Abschied noch schwerer machen, angesehen der alte Paasch die Nacht auf dem Achterwasser wöllte fischen ziehen, wie er mir gesaget, und sie gewiß gerne in Grüssow an das Land setzete, wo sie ja auch ihre Freundschaft hätte und sich noch heute satt essen könnte. Aber sie kunnte vor vielem Weinen kein Wörtlein herfürbringen; doch da sie sahe, daß es mein Ernst war, ging sie aus der Stuben. Nit lange darauf hörten wir auch die Haustüre zuklinken, worauf mein Töchterlein wimmerte: »Sie geht schon!« und flugs an das Fenster rannte, ihr nachzuschauen. »Ja«, schrie sie, als sie durch die Scheiblein geblicket, »sie geht schon!«, und rang die Hände und wollte sich nit trösten lassen. Endiglichen gab sie sich doch, als ich auf die Magd Hagar kam, so Abraham auch verstoßen und deren gleichwohl der Herr sich in der Wüsten erbarmet, und darauf befahlen wir uns dem Herrn und streckten uns auf unser Mooslager.<br />
<br />
==9. Kapitel - Wie mich die alte Magd mit ihrem Glauben demütigt und der Herr mich unwürdigen Knecht dennoch gesegnet==<br />
Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen. Lobe den Herrn und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat. Der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen, der dein Leben vom Verderben erlöset, der sich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit. Ps. 103.<br />
Ach, ich armer, elender Mensch, wie soll ich alle Wohltat und Barmherzigkeit fassen, so mir der Herre schon des andern Tages widerfahren ließe. Ich heulte für Freuden, wie sonst für Jammer, und mein Töchterlein tanzete in der Stuben wie eine junge Rehe und wollte nit zu Bette gehen, wollte nur weinen und tanzen, wie sie sagete, und dazwischen den 103ten Psalm beten und dann wieder weinen und tanzen, bis der Morgen anbrechen würd. Da sie aber noch merklich schwach war, untersagte ich ihr solchen Fürwitz, angesehen dies auch hieße, den Herrn versuchen, und nun merke man, was fürgefallen.<br />
Nachdem wir beide mit großem Seufzen am Morgen erwacht waren und den Herrn angerufen, er wölle uns in unsern Herzen offenbaren, was wir tun söllten, konnten wir gleichwohl noch immer nicht an einen Beschluß kommen, dahero mein Kind vermahnete, so sie anders so viel Kräfte in sich verspüre, ihr Lager zu verlassen und Feuer in den Ofen zu werfen, dieweilen unsere Magd weg sei. Wöllten nachhero die Sache ferner in Überlegung ziehen. Sie stand dahero auch auf, kehrete aber alsobald mit einem Freudengeschrei zurücke, daß die Magd sich wieder heimlich in das Haus geschlichen und allbereits Feuer in den Ofen gestochen. Ließ sie mir also vors Lager kommen und verwunderte mich über ihren Ungehorsam, was sie hier ferner wölle, als mich und mein Töchterlein noch mehr quälen, und warumb sie nicht gestern mit dem alten Paasch gezogen? Aber sie lamentierte und jünsete, daß sie kaum sprechen konnte, und verstand ich nur soviel: sie hätte mit uns gessen, darumb wollte sie auch mit uns hungern, und möcht ich sie nur nit verstoßen, sie könne nun einmal nit von der lieben Jungfer lassen, so sie schon in der Wiegen gekennet. Solche Lieb und Treue erbarmete mich so, daß ich fast mit Tränen sprach: »Aber hastu nit gehört, daß mein Töchterlein und ich entschlossen seind, als Bettlersleute ins Land zu gehen? Wo willtu denn bleiben?« Hierauf gab sie zur Antwort, daß sie mit wölle, angesehen es gebührlicher vor sie als vor uns wäre, schnurren zu gehen. Daß sie aber noch nit einsäh, warumb ich schon wöllte in die weite Welt ziehen. Ob ich schon vergessen, daß ich in meiner Antrittspredigt gesaget, daß ich bei meiner Gemein in Not und Tod wölle verharren? Möchte dannenhero noch ein wenig verziehen und sie selbsten einmal nach der Liepen senden, dieweil sie hoffe, bei ihrer Freundschaft und anderswo was Rechtes für uns aufzutreiben. Solche Rede, insonderheit von meiner Antrittspredigt, fiel mir fast schwer aufs Gewissen, und ich schämete mich für meinen Unglauben, sintemalen nicht allein mein Töchterlein, besondern auch meine Magd einen stärkern Glauben hätten denn ich, der ich doch wöllte ein Diener beim Worte sein. Erachtete also, daß der Herr, um mich armen, furchtsamen Mietling zurückzuhalten und gleicherweis mich zu demütigen, diese arme Magd erwecket, so mich versuchen gewußt wie weiland die Magd im Palast des Hohenpriesters den furchtsamen St. Petrum. Wandte dahero wie Hiskias mein Angesicht gen die Wand und demütigte mich vor dem Herrn, was kaum geschehen, als mein Töchterlein abermals mit einem Freudengeschrei zur Türen hereinfuhr. Siehe, ein christliches Herze war zur Nacht heimlich ins Haus gestiegen und hatte uns zwo Brote, ein gut Stück Fleisch, einen Beutel mit Grütze, item einen Beutel mit Salz, bei einer Metzen wohl, in die Kammer gesetzet. Da kann nun männiglich schließen, welch groß Freudengeschrei wir allesamt erhoben. Auch schämete mich nit, für meiner Magd meine Sünden zu bekennen und in unserm gemeinen Morgengebet, so wir auf den Knien hielten, dem Herrn aufs neu Gehorsam und Treu zu geloben. Hielten dannenhero diesen Morgen ein stattliches Frühstück und schickten noch etwas an den alten Paasch aus. Item ließ mein Töchterlein nun wieder alle Kinderlein kommen und speisete sie, bevorab sie aufsagen mußten, erst mildiglich mit unserm Fürrat. Und als mein kleingläubig Herz darüber seufzete, wiewohl ich nichts sagete, lächelte sie und sprach: »Darumb sorget nicht für den andern Morgen, denn der morgende Tag wird für das Seine sorgen.«Matth. 6,34.<br />
Solche Weissagung tät der Heilige Geist aus ihr, wie ich nit anders gläuben kann, und du auch nit, mein Lieber, denn merke, was geschah. Zu Nachmittag war sie, verstehe mein Töchterlein, in den Streckelberg gegangen, um Brummelbeeren zu suchen, weil der alte Paasch ihr hatte durch die Magd sagen lassen, daß es dorten noch einige Büsche hätte. Die Magd hackete Holz auf dem Hofe, wozu sie sich den alten Paasch sein Beil geliehen, denn meines hatten die kaiserlichen Schnapphähne verworfen, da es nirgend nit zu finden; ich selbsten aber wandelte in der Stuben auf und ab und sanne meine Predigt aus, als mein Töchterlein mit hoher Schürzen bald wieder in die Türe fuhr, ganz rot und mit funkelnden Augen, konnte aber für Freuden nichts mehr sprechen denn: »Vater, Vater, was hab ich?« – »Nun«, gab ich zur Antwort, »was hastu denn, mein Kind?« Worauf sie die Schürze voneinander tät, und trauete kaum meinen Augen, als ich vor die Brummelbeeren, so sie zu holen gangen war, darinnen zween Stück Bernstein glitzern sah, ein jegliches fast so groß denn ein Mannskopf, die kleinen Stücklein nit gerechnet, so doch auch mitunter die Länge meiner Hand hatten, und habe ich, weiß Gott, keine kleine Hand. Schrie also: »Herzenskind, wie kömmstu zu diesem Gottessegen?« Worauf sie, als sie gemach wieder zu Atem kame, verzählete wie folgt.<br />
Daß sie, nach den Beeren suchend, in einer Schlucht nahe dem Strande zu etwas in der Sonne hätte glitzern gesehen, und als sie hinzugetreten, hätte sie diesen wunderlichen Fund getan, angesehen der Wind den Sand von einer schwarzen Bernsteinader fortgespielet.Kommt auch jetzt noch öfter vor und ist dem Herausgeber selbst begegnet. Doch enthielt die kleine schwarze Ader nur wenige Stücken Bernstein mit Holzkohle vermischt, letzteres ein sicheres Zeichen seines vegetabilischen Ursprungs. Hätte sofort mit einem Stöcklein diese Stücken herausgebrochen, und wäre noch ein großer Fürrat vorhanden, maßen es unter dem Stocke ringsumbher gebullert, als sie ihn in den Sand gestoßen; auch hätte selbiger nit tiefer als zum höchsten einen Schuh sich in den Boden schieben lassen. Item verzählete sie, daß sie die Stätte wieder mit Sand überschüttet und darnach mit ihrer Schürzen überwedelt, damit keine Spur nit übrigbliebe.<br />
Im übrigen würde dorthin auch kein Fremder so leichtlich kommen, angesehen keine Brummelbeeren in der Nähe ranketen und sie mehr aus Fürwitz, und umb nach der Sehe überzuschauen, den Gang getan, denn aus Notdurft. Sie selbsten wolle aber schon die Stätte wiederfinden, alldieweilen sie sich dieselbige durch drei Steinlein gemerket. Was nun unser erstes gewesen, nachdem der grundgütige Gott uns aus sollicher Not gerissen, ja uns, wie es der Anschein war, mit großem Reichtum begabet hatte, kann sich ein jeglicher selbsten fürstellen. Als wir endlich wieder von unsern Knien aufstunden, wollte mein Töchterlein zuerst zur Magd laufen und ihr unsere fröhliche Zeitung hinterbringen. Aber ich untersagete es ihr, maßen wir nit wissen könnten, ob die Magd es ihren Freundinnen nicht wiederverzählete, obwohl sie sonsten ein treu und gottesfürchtig Mensch sei. Tät sie aber solliches, so würde es sonder Zweifel der Amtshauptmann erfahren und unsern Schatz vor Se. Fürstliche Gnaden, den Herzog, will sagen, vor sich selbsten, aufheben und uns nichts nit denn das Zusehen verbleiben und darumb unsere Not bald wieder von vornen beginnen. Wöllten dannenhero sagen, wenn man uns nach unserm Segen fragen würde, daß mein seliger Bruder, so ein Ratsherr in Rotterdam gewesen, und ein gut Stück Geldes hinterlassen, wie es denn auch wahr ist, daß ich für einem Jahre bei 200 Fl. von ihm geerbet, welche mir aber das Kriegsvolk, wie oben bemeldet, jämmerlich entwendet. Item, ich wölle morgen selbsten nach Wolgast gehen und die kleinen Stücklein verkaufen, so gut es müglich wäre, sagend, du hättest sie an der Sehe gefunden. »Solches kannstu auch meinethalben der Magd sagen und sie ihr zeigen, aber die großen Stücke zeigestu niemand nit, die will ich an deinen Ohm gen Hamburg senden, uns solche zu versilbern. Vielleicht, daß ich auch eins davon in Wolgast verkaufe, so ich Gelegenheit hab, umb dir und mir die Winternotdurft auf den Leib zu schaffen, dahero du mitgehen kannst. Die Witten, so die Gemein zusammengebracht, nehmen wir vors erste für Fährgeld, und kannstu die Magd uns auf den Abend nachbestellen, daß sie auf der Fähre auf uns harre, umb die Alimenten zu tragen.« Dieses alles versprach sie zu tun, meinete aber, wir könnten erst mehr Bernstein brechen, damit wir was Rechts in Hamburg kriegeten, was ich auch tate und dannenhero des andern Tages noch zu Hause verblieb, maßen es uns noch nit an Kost gebrach und mein Töchterlein auch sowohl als ich uns erst wieder gänzlich rekreieren wollten, bevorab wir die Reis' anträten. Item wir auch bedachten, daß der alte Meister Rothoog in Loddin, so ein Tischler ist, uns bald ein Kistlein zusammenschlagen würd, umb den Bernstein hineinzutun; dannenhero ich zu Nachmittag die Magd zu ihm schickete, unterdessen wir selbsten in den Streckelberg schritten, allwo ich mir mit meinem Taschenmesser, so ich für dem Feinde geborgen, ein Tännlein abschnitte und es wie einen Spaten formierete, damit ich könnte besser damit zur Tiefen fahren. Sahen uns aber vorher auf dem Berge wohl umb, und da wir niemand nit gewahreten, schritt mein Töchterlein voran zu der Stätte, welche sie auch alsofort wiederfunde. Großer Gott, was hatt's hier für Bernstein! – Die Ader ging bei 20 Fuß Länge, wie ich ungefährlich abfühlen mochte, die Tiefe aber kunnte ich nicht ergründen. Doch brachen wir heute außer vier ansehnlichen Stücken, doch fast nit so groß, als die von gestern seind, nur klein Gruswerk, nicht viel größer, als was die Apotheker zu Stänkerpulver zerstoßen. Nachdeme wir nun den Ort wieder mit äußerstem Fleiß bedecket und bewedelt, wär uns bald ein großer Unfall zugestoßen. Denn uns begegnete Witthansch ihr Mädken, so Brummelbeeren suchte, und da sie fragete, was mein Töchterlein in der Schürzen trug, und diese rot würde und stockete, wär alsobald unser Geheimnis verraten, hätt ich mich nicht begriffen und gesaget: »Was geht's dich an? Sie träget Tannenzapfen, umb damit einzuheizen!«, was sie auch gläubte. Wir satzten uns dahero für, in Zukunft nur des Nachts und bei Mondenschein auf den Berg zu steigen, und kamen noch vor der Magd zu Hause, woselbst wir unsern Schatz in der Bettstätt verborgen, damit sie es nicht merken sollte.<br />
<br />
==10. Kapitel - Wie wir nach Wolgast reisen und daselbsten gute Kaufmannschaft halten==<br />
Zwei Tage darauf, sagt mein Töchterlein, die alte Ilse aber meint drei Tage (und weiß ich nit, was wahr ist), seind wir endiglichen zur Stadt gewest, angesehen Meister Rothoog die Kiste nit eher fertig hatte. Mein Töchterlein deckete ein Stück von meiner seligen Frau ihrem Brautkleid darüber, so die Kaiserlichen zwar zerfetzet, doch als sie es darauf wohl draußen liegenlassen, von dem Winde in den Pfarrzaun war getrieben, wo wir es wiederfunden. War auch schon vorher ziemlich unlieblich, sonst, achte ich, hätten sie es wohl mit sich geführet. – Umb der Kisten willen aber nahmen wir die alte Ilse gleich mit, so selbige tragen mußte, und da Bernstein eine fast leichte Ware ist, gläubete sie es leichtlich, daß nur etwas Eßbar in selbiger vorhanden sei. Setzeten also bei Tagesanbrucht mit Gott unsern Stecken vor uns. Bei dem ZitzeDorf auf der Hälfte des Weges zwischen Koserow und Wolgast, jetzt Zinnowitz genannt. lief ein Hase vor uns über den Weg, was nichts Gutes bedeuten soll, ach ja! – Als wir darauf gen Bannemin kamen, fragete ich einen Kerl, ob es wahr sei, daß hier eine Mutter ihr eigen Kind für Hunger geschlachtet, wie ich vernommen. Er sagte ja und nannte das alte Weib Zisesche. Der liebe Gott aber hätte sich für solchem Greuel entsetzet, und es hätte ihr doch nicht geholfen, maßen sie sich so sehr bei dem Essen gespeiet, daß sie davon den Geist aufgegeben. Sonsten, meinte er, stünd es im Kapsel schon etwas besser, dieweil der liebe Gott sie reichlich mit Fischen, sowohl in der Sehe als im Achterwasser gesegnet. Doch wären auch hier viel Leute für Hunger gestorben.<br />
Als wir nun über die Fähre kamen, sprachen wir auf den Schloßplatz bei Sehms ein, so ein Krüger ist, welcher uns verzählete, daß die Pest noch immer nit ganz in der Stadt aufgehöret, worüber ich fast erschrake, zumalen er auch noch viele andere Greuel und Leiden dieser betrübten Zeit, so hier und an anderen Orten geschehen, uns für Augen stellete, exempli causa von der großen Hungersnot im Land zu Rügen, wo viele Menschen für Hunger so schwarz wie die Mohren geworden, ein wunderlich Ding, so es wahr ist, und möchte man daraus fast schließen, wie die ersten Mohren entstanden seind.Auch Mieraelius im alten Pommerlande, V.171, 12, gedenket dieses Umstandes, sagt aber bloß: »Die nach Stralsund überliefen, waren ganz schwarz vom erlittenen Hunger anzusehen.« Daher wohl die seltsame Übertreibung des Wirts und der noch seltsamere Schluß unseres Autors. Aber das lassen wir jetzt in seinen Würden. Summa: Als Meister Sehms uns verzählet, was er Neues wußte, und wir daraus zu unserm Troste sahen, daß der Herr uns nicht allein heimgesuchet in dieser schweren Zeit, riefe ich ihn in eine Kammer und fragete ihn, ob es hier nicht wo Gelegenheit hätte, ein Stück Bernstein zu versilbern, so mein Töchterlein an der Sehe gefunden. Aber er sagte erstlich nein, darauf aber, sich besinnend, hub er an: »Halt, laß Er sehen. Denn es seind hier beim Schloßwirt Niclas Grecken zwo holländische fürnehme Kaufleute in Herberge, als Dieterich von Pehnen und Jakob Kiekebusch, welche Teer und Bretter kaufen, item Schiffholz und Balken. Vielleicht, daß diese auch auf Seinen Bernstein feilschen. Doch geh Er selbsten auf das Schloß, denn ich weiß nit mehr vor gewiß, ob sie heute noch hier seind.« Solliches tate ich auch, obwohl ich bei dem Manne noch nichts verzehret, angesehen ich erst absehen wöllte, wie's mit dem Handel abliefe, und die Witten, so der Kirchen gehörten, bis solange versparen. Komme also auf den Schloßhof – Aber, du lieber Gott, wie war auch Sr. Fürstlichen Gnaden Haus seit kurzer Zeit fast zur Wüstenei worden. Den Marstall und das Jagdhaus hatten anno 1628 die Dänen gebrochen, item viele Zimmer im Schlosse geruinieret, und in Sr. Fürstlichen Gnaden, des Herzogen Philippi, Lokament, wo er mich anno 22 mit meinem Töchterlein, wie man weiter unten lesen wird, so mildiglich getraktieret, hausete jetzt der Schloßwirt Niclas Graeke, und waren all die schönen Tapezereien, worauf die Wallfahrt Sr. Fürstlichen Gnaden, weiland Bagislai X., gen Jerusalem fürgestellet war, herausgerissen und die Wände grau und garstig.Vgl. Hellers Chronik der Stadt Wolgast, S. 42 ff. – Zur Zeit ist das Schloß eine gänzliche Ruine, und nur noch mehrere große, mit Kreuzgewölben versehene Keller sind vorhanden, in welchen die dortigen Kaufleute zum Teil ihre Warenniederlagen haben. Solliches sahe mit betrübtem Herzen, frage darumb alsobald nach den Kaufleuten, welche hinter dem Tische saßen und schon Abschiedszeche hielten, dieweil ihr Reisegeräte allbereits umb sie lag, umb damit nach Stettin aufzubrechen. Als nun der eine von der Zeche aufsprange, ein kleiner Kerl mit einem gar stattlichen Wanst und einem schwarzen Pflaster über der Nasen, und mich fragete, was ich wölle, nahme ich ihn abseiten in ein Fenster und sagete, daß ich schönen Bernstein hätte und ob er gesonnen, mir solchen zu versilbern, was er gleich zu tun versprach. Und nachdem er seinem Gesellen etwas ins Ohr gemurmelt, wurd er fast lieblich aussehen und reichte mir auch erst den Krug, bevorab wir in meine Herberge gingen. Tat ihm also recht wacker Bescheid, da ich, wie obbemeldet, noch nüchtern war, so daß mir gleich baß umbs Herze wurde. (Du lieber Gott, was gehet doch über einen guten Trunk, so es mit Maßen geschieht!) Darauf schritten wir in meine Herberge, und mußte die Magd die Kiste abseiten in ein Kämmerlein tragen. Doch hatte ich selbige kaum aufgetan und das Kleid davon gezogen, als der Mann (so Dietrich von Pehnen war, wie er mir unterwegs gesaget) für Freuden die Hände in die Höhe hub und sagete, daß er solchen Segen an Bernstein noch niemals nit gesehen und wie ich dazu gekommen. Antwortete also, daß ihn mein Töchterlein an der Sehe gefunden, worüber er sich sehr verwunderte, daß es hier so viel Bernstein hätte, und mir gleich vor die ganze Kiste 300 Fl. bote. War für Freuden über solchen Bot außer mir, doch ließ mir nichtes merken, besondern feilschte mit ihme bis auf 500 Fl., und söllte ich nur mit ins Schloß kommen und dorten gleich mein Geld haben. Bestellete dahero gleich bei dem Wirt einen Krug Bier und vor mein Töchterlein ein gutes Mittagbrot und machte mich mit dem Manne und der Magd, so die Kiste truge, wieder ins Schloß auf, bittende, er wölle aber, umb gemeiner Verwundrung willen, nichtes nicht von meinem großen Segen zu dem Wirt oder sonst zu männiglich hier in der Stadt sagen und mir mein Geld sonderlich aufzählen, maßen man auch nit wissen könnte, ob mir die Schnapphanichen nicht unterwegs aufpaßten, wenn sie solches erführen, welches der Mann auch tät. Denn er mürmelte gleich seinem Gesellen wieder ins Ohr, worauf dieser seinen ledernen Rock auftät, item sein Wams und seine Hosen, und sich ein Kätzlein von seinem Wams schnellete, so trefflich gespicket war und er ihme reichete. Summa: Es währete nit lange, so hatte ich meinen Reichtum in der Taschen, und bate der Mann noch überdies, wenn ich wieder Bernstein hätte, sölle ich ja gen Amsterdam an ihn schreiben, was ich auch zu tun versprach. Aber der gute Kerl ist, wie ich hernachmals erfahren, in Stettin an der Pest mit seinem Gesellen verstorben, welches ich ihm nicht gewünschet.Auch Micraelius gedenket dieser holländischen Handelsleute, a. a. O., V., S. 71, behauptet aber, die Ursache ihres Todes sei zweifelhaft gewesen, und habe der Stadtphysikus in Stettin einen eigenen medizinalischen Diskurs darüber geschrieben. Darauf wäre ich bald in große Ungelegenheit kommen. Denn da ich mich sehnete, auf meine Knie zu fallen, und die Zeit nit abwarten konnte, wo ich meine Herberge erreichet, lief ich die Schloßtreppe bei vier Stufen hinauf und trat in ein klein Gemach, wo ich mich für dem Herrn demütigte. Aber der Wirt Niclas Graeke folgte mir alsbald und vermeinete, daß ich ein Dieb sei, und wollte mich festhalten, wußte dahero nicht anders loszukommen, als daß ich fürgabe, ich wäre trunken worden von dem Wein, so mir die fremden Kaufleute gespendet (denn er hatte gesehen, welchen trefflichen Zug ich getan), angesehen ich heute morgen noch nüchtern gewesen und hätte mir ein Kämmerlein aufgesucht, umb ein wenig zu schlummern, welche Lüge er auch gläubete (so es anders ein Lüge war; denn ich war ja auch in Wahrheit trunken, obgleich nit vom Wein, sondern von Dank und Andacht zu meinem Schöpfer) und mich derohalben laufenließ. –<br />
Doch nun muß ich erstlich meine Historie mit Sr. Fürstlichen Gnaden verzählen, wie mir oben fürgenommen. Als ich anno 22 von ungefährlich mit meim Töchterlein, so damals ein Kind bei 12 Jahren war, hier in Wolgast in dem Schloßgarten lustwandelte und ihr die schönen Blumen zeigete, so darinnen herfürgewachsen waren, begab es sich, als wir umb ein Buschwerk lenketen, daß wir meinen gnädigen Herrn Herzog Philippum Julium mit Sr. Fürstlichen Gnaden, dem Herzogen Bogislaff, so hier zum Besuche lag, auf einem Hügel stehen und disputieren sahen, wannenhero wir schon umbkehren wollten. Da aber meine gnädige Herren alsbald fürbaß schritten, der Schloßbrücken zu, besahen wir uns den Hügel, wo dieselben gestanden, und erhobe mein klein Mädken alsbald ein laut Freudengeschrei, angesehen sie einen kostbaren Siegelring an der Erden liegen sahe, so Ihro Fürstliche Gnaden ohn Zweifel verloren. Ich sagete dannenhero: »Komme, wir wollen unsere gnädigen Herren ganz eilend nachgehen, und sagstu auf lateinisch: ›Serenissimi principes, quis vestrum hunc annulum deperdidit?‹ (Denn wie oben bemeldet, hatte ich mit ihr die lateinische Sprach seit ihrem siebenten Jahr traktieret.) Und sagt nun einer: ›Ego‹, so gibstu ihm den Ring. Item fräget er dich auf lateinisch, wem du gehörest, so sei nit blöde und sprich: ›Ego sum filia pastoris Coserowiensis.‹ Siehe, so werden Ihre Fürstliche Gnaden ein Wohlgefallen an dir haben, denn es seind beide freundliche Leute, insonderheit aber der große, welcher unser gnädiger Landesherr Philippus Julius selbsten ist.«<br />
Solliches versprach sie zu tun; doch da sie im Weiterschreiten merklich zitterte, redete ich ihr noch mehr zu und versprach ihr ein neues Kleid, so sie es täte, angesehen sie schon als ein klein Kind viel umb schöne Kleider gegeben. Als wir dahero auf den Schloßhof kommen, blieb ich bei der Statue Sr. Fürstlichen Gnaden, des Herzogen Ernst Ludewig, stehen und blies ihr ein, nunmehro dreust nachzulaufen, da Ihre F. G. nur wenige Schritte für uns gingen und sich schon gegen die große Haupttüre wendeten. Solliches tät sie auch, blieb aber plötzlich stehen und wollte wieder umbkehren, weil sie sich vor den Sporen Ihrer Fürstlichen Gnaden gefürchtet, wie sie nachgehende sagete, maßen dieselben fast heftig geknarret und gerastert.<br />
Dieses sahe aber meine gnädige Frau, die Herzoginne Agnes, aus dem offenen Fenster, in welchem sie lage, und rief Sr. Fürstlichen Gnaden zu: »Mein Herre, es ist ein klein Mädchen hinter Euch, so Euch sprechen will, wie es mir scheinet!« Worauf Se. Fürstliche Gnaden sich gleich niedlich lächelnd umwendete, so daß meinem kleinen Mädken der Mut alsobald wiederkehrete und sie, den Ring in die Höhe haltend, auf lateinisch sagete, wie ihr geboten. Darüber verwunderten sich beide Fürsten über die Maßen, und nachdem Se. Fürstliche Gnaden, mein gnädiger Herzog Philippus, sich an den Finger gefühlet, antwortete er: »Dulcissima puella, ego perdidi!«, worauf sie ihm solchen reichete. Davor klopfete er ihr die Wangen und fragte abermals: »Sed quaenam es et unde venis?« Worauf sie dreust ihre Antwort tät und zugleich nach mir an der Statuen mit dem Finger wiese, worauf Seine Fürstliche Gnaden mir winketen, näher zu kommen. Dieses alles hatte auch meine gnädige Frau aus dem Fenster mitgesehen, war aber mit einem Male weg. Doch kam sie schon zurücke, ehe ich noch zu meinen gnädigen Herrn demütig herangetreten, winkete alsbald meinem Töchterlein und hielt ihr eine Blinsche aus dem Fenster, welche sie haben sollte. Da ich ihr zuredete, lief sie auch hinan, aber Ihre Fürstliche Gnaden kunnte nit so tief niederlangen und sie nit so hoch über sich, umb selbige zu greifen, wannenhero meine gnädige Frau ihr gebot, sie sölle in das Schloß kommen, und da sie sich ängstlich nach mir umbschauete, mich auch heranwinkete, wie mein gnädiger Herr selbsten, der alsobald die kleine scheue Magd bei der Hand fassete und mit Sr. Fürstlichen Gnaden, dem Herzogen Bogislaff, voraufging. Meine gnädige Frau kam uns aber allbereits bei der Türen entgegen, liebkosete und umbfing mein klein Töchterlein, so daß sie bald dreust wurde und die Blische aß. Nachdem nun mein gnädiger Herr noch gefraget, wie ich hieße, item warumb ich seltsamerweis meinem Töchterlein die lateinische Sprache gelernet, antwortete ich, daß ich gar viel von einem Vetter in Köln von der Schurmannin gehöretAnna Maria Schurmann, geb. zu Köln am 5. November 1607, gest. zu Wiewardin, den 5. Mai 1678, war nach dem übereinstimmenden Zeugnis ihrer Zeitgenossen ein Wunder der Gelehrsamkeit und vielleicht das gelehrteste Weib, das je auf Erden lebte. Der Franzose Nandé urteilt von ihr: Keine malt besser, keine bildet besser in Erz, Wachs und Holz. In der Stickerei übertrifft sie alle. Nicht mit den europäischen Sprachen zufrieden, versteht sie hebräisch, arabisch, syrisch und schreibt ein Latein, daß kein Mann, der sein Leben darauf verwendet, es besser kann. Man weiß nicht, in welcher Art der Gelehrsamkeit sie sich am meisten ausgezeichnet., und da ich ein fast refflich Ingenium bei meinem Kinde verspüret, auch in meiner einsamen Pfarren genugsam Zeit dazu gehabt, hätte ich nit angestanden, sie von Jugend auf fürzunehmen und zu unterweisen, maßen ich keine Knäblein beim Leben hätte. Darüber verwunderten sich Ihre Fürstliche Gnaden und taten annoch einige lateinische Fragen an selbige, welche sie auch beantwortete, ohne daß ich ihr etwas einbliese, worauf mein gnädiger Herr, Herzog Philippus, auf deutsch sagete: »Wenn du groß geworden bist und einmal heiraten wilt, so sag's mir, dann solltu von mir wieder einen Ring haben und was sonsten noch vor eine Braut gehöret, denn du hast mir heute einen guten Dienst getan, angesehen mir dieser Ring ein groß Kleinod ist, da ich ihn von meiner Frauen empfangen.« Ich blies ihr darauf ein, Sr. Fürstlichen Gnaden vor solches Versprechen die Hand zu küssen, was sie auch tät.<br />
(Aber ach, du allerliebster Gott, versprechen und halten sind zweierlei Ding! Wo ist jetzt Se. Fürstliche Gnaden? Darumb laß mich immer bedenken: Nur du bist allein wahrhaftig, und was du zusagst, hältstu gewiß. Psalm 33,4. Amen.)<br />
Item als Se. Fürstliche Gnaden nunmehro auch nach mir und meiner Pfarre gekundschaftet und gehöret, daß ich altadligen Geschlechtes und mein Salarium fast zu schwach sei, rief sie dero Kanzler, D. Rungium, der draußen an dem Sonnenzeiger stund und schauete, aus dem Fenster und befahle ihme, daß ich vom Kloster zu Pudagla, item von dem Kammergut Ernsthof, eine Beilage haben sollte, wie oben bemeldet. Aber Gott sei's geklagt, habe selbige niemalen erhalten, obwohl das Instrumentum donationis mir bald hernach auch durch Sr. Fürstlichen Gnaden Kanzler gesendet ward.<br />
Darauf gab es vor mich auch Blinschen, item ein Glas welchen Wein aus einem gemalten Wappenglas, worauf ich demütig mit meinem Töchterlein meinen Abtritt nahm. –<br />
Umb nun aber wieder auf meine Kaufmannschaft zu kommen, so kann männiglich vor sich selbsten abnehmen, welche Freude mein Kind empfanden als ich ihr die schöne Dukaten und Gulden wiese, so ich vor den Bernstein erhalten. Der Magd aber sagten wir, daß wir solchen Segen ererbet durch meinen Bruder in Holland, und nachdem wir abermals dem Herrn auf unsern Knien gedanket und unser Mittagsbrot verzehret, hielten wir gute Kaufmannschaft an Fleisch, Brot, Salz, Stockfisch, item an Kleidern, angesehen ich vor uns drei von dem Wandschneider die Winternotdurft besorgete. Vor mein Töchterlein aber kaufte noch absonderlich eine gestrickte Haarhaube und ein rotseidin Leibichen mit schwarzem Schurzfleck und weißem Rock, item ein fein Ohrgehänge, da sie fast heftig darumb bat, und nachdem ich auch bei dem Schuster die Notdurft bestellet, machten wir uns endiglichen, da es fast schon dunkel ward, auf den Heimweg, kunnten aber fast nit alles tragen, so wir eingekaufet. Derohalben mußte uns ein Bauer von Bannemin helfen, so auch zur Stadt gewesen war, und als ich von ihm erforschet, daß der Kerl, so mir die Schnede Brot gegeben, ein Katenmann namens Pantermehl gewest und an der Dorfstraßen wohne, schobe ich ihm zweo Brote in seine Haustüre, als wir davor gekommen, ohne daß er es gemerket, und zogen darauf unserer Straßen bei gutem Mondschein weiter, so daß wir auch mit Gotts Hülfe umb 10 Uhren abends zu Hause anlangeten. Dem andern Kerl hatte ich auch vor seine Mühe ein Brot geben, obwohl er es nit verdient, angesehen er nit weiter als bis zum Zitze mit uns gehen wollte. Doch laß ihn laufen, hab's ja auch nit verdienet, daß mich der Herr so gesegnet!<br />
<br />
==11. Kapitel - Wie ich die ganze Gemeine gespeiset, item wie ich nach Gützkow zum Roßmarkt gereiset, und was mir alldort gearrivieret==<br />
Des andern Morgens zerteilte mein Töchterlein die lieben Brot und schickte einem jeglichen im Dorf eine gute Schnede. Doch da wir sahen, daß unser Fürrat bald würde auf die Neige laufen, schickere abermals die Magd mit einer Karren, so ich von Adam Lempken gekauft, nach Wolgast, mehr Brot zu holen, welches sie auch tate. Item ließ ich im ganzen Kapsel herumbsagen, daß ich am Sonntag wölle das heilige Abendmahl halten, und kaufete unterdes im Dorf alle großen Fische, so sie fingen. Als nun endiglich der liebe Sonntag kam, hielt ich erstlich Beicht mit der ganzen Gemein und darauf die Predigt über Matth. 15,32: »Mich jammert des Volks, denn sie haben nichts zu essen.« Solliches deutete aber fürs erste nur auf die geistliche Speis, und erhobe sich ein groß Seufzen unter Männern und Weibern, als ich zum Schluß auf das Altar wiese, worauf die liebe Seelenspeise stund, und die Worte wiederholte: »Mich jammert des Volks, denn sie haben nichts zu essen.« (N. B. Den bleiernen Kelch hatte mir in Wolgast geliehen und vor die Patene ein klein Tellerlein gekaufet, bis Meister Bloom den silbernen Kelch und die Patene, so ich bestellet, würde fertig halten.) Als ich nun darauf das heilige Nachtmahl konsakrieret und ausgeteilet, item den Schlußvers angestimmt und ein jeglicher still sein Vaterunser gebetet, umb aus der Kirchen zu gehen, trat ich abermals aus dem Beichtstuhl herfür und winkete dem Volk, annoch zu verharren, da der liebe Heiland nit bloß ihre Seelen, sondern auch ihren Leib speisen wölle, angesehen er mit seinem Volk noch immer ebendasselbige Erbarmen hätte wie weiland mit dem Volk am galiläischen Meer. Solliches sollten sie sehen. Trat also in den Turm und langete zween Körbe herfür, so die Magd in Wolgast gekaufet und ich zu guter Zeit hier hatte verhehlen lassen, satzete sie für das Altar und zog die Tüchlein, womit sie bedecket waren, davon, worauf sich fast ein laut Geschrei erhob, maßen sie den einen voller Bratfisch, den andern aber voller Brot funden, so wir heimlich hineingetan. Machte es darauf wie der Heiland, dankete und brach es und gab es meinem Fürsteher Hinrich Seden, daß er es den Männern, und meinem Töchterlein, daß sie es den Weibern fürlegen mußte, worauf den Text »Mich jammert des Volks, denn sie haben nichts zu essen« auch leiblich anwandte und, auf und nieder in der Kirchen schreitend, unter großem gemeinen Geschrei sie vermahnete, immer Gottes Barmherzigkeit zu vertrauen, fleißig zu beten, fleißig zu arbeiten und in keine Sünde zu willigen. Was übrigblieb, mußten sie vor ihre Kinder und alten Greise aufheben, so zu Hause geblieben waren.<br />
Nach der Kirchen, und als ich kaum meinen Chorrock abgetan, kam Hinrich Seden sein gluderäugigt Weib wieder und verlangete trotziglich noch ein mehres vor die Reise ihres Mannes nach der Liepe, auch hätte sie vor sich selbsten noch nichtes erhalten, angesehen sie heute nit in der Kirche gewesen. Solliches verdroß mich fast, und sagete ich zu ihr: »Warum bistu nit in der Kirchen gewesen? Doch wärestu demütig kommen, hättestu auch jetzt noch etwas erhalten, da du aber trotziglich kümmst, geb ich dir nichts. Gedenke doch, wie du es mit mir und meinem Kinde gemacht.« Aber sie blieb bei der Türen stehen und gluderte trotzig in der Stuben ringsumher, bis sie mein Töchterlein beim Arm nahm und herausführete, indeme sie sprach: »Hörstu? Du sollst erst demütig wiederkommen, ehe du etwas empfähest. Kömmstu aber also, so solltu auch deinen Teil haben, und wir wollen nit weiter mit dir Auge um Auge, Zahn um Zahn rechnen, das möge der Herr tun, so ihm beliebt, wir aber wöllen dir gerne vergeben!« Hierauf schritt sie endlich, nach ihrer Weis heimlich mummelnd, aus der Türen, doch spie sie verschiedentlich auf der Straßen aus, wie wir durch das Fensterlein sahen.<br />
Bald darauf beschloß ich, einen Jungen bei 20 Jahren und Claus Neels geheißen, bei mir in Dienst zu nehmen und vor einem Knecht zu gebrauchen, angesehen der alte Neels in Loddin, sein Vater, mich fast harte darumb anlag, auch der Bursche an Manieren und sonsten mir wohlgefiel. Denn da es heuer einen guten Herbst hatte, beschloß annoch, mir vors erste zwei Pferde zu kaufen und mein Ackerland abermals zu besäen, denn wiewohl es schon spät im Jahre war, meinete ich dennoch, daß der grundgütige Gott es wohl gesegnen könnte, wenn er wollte.<br />
Auch war ich nit sonderlich umb das Futter für selbige besorgt, maßen es in der Gemein einen großen Überfluß an Heu hatte, da alles Vieh, wie bemeldet, geschlagen oder fortgetrieben war. Gedachte also im Namen Gottes mit meinem neuen Ackersknecht gen Gützkow zu ziehen, wo auf den Jahrmarkt viel mecklenburgische Pferde gezogen wurden, angesehen dort noch eine bessere Zeit war.Wallenstein war nämlich vom Kaiser mit Mecklenburg belehnt und schonete daher des Landes, soviel er konnte. Hierzwischen aber tat ich mit meinem Töchterlein noch mehr Gänge auf den Streckelberg zur Nachtzeit und im Mondschein, funden aber nichts Rechtes, so daß wir schon gläubeten, unser Segen sei zu Ende, als wir in der dritten Nacht große Stücke Bernstein brachen, fast größer als die, so die beiden Holländer gekaufet. Solche beschloß nunmehro an meinen Schwager Martin Behring gen Hamburg zu schicken, maßen Schiffer Wulff aus Wolgast, wie mir gesaget ward, noch in diesem Herbst hinaufsegeln wöllen, um Teer und Schiffsholz überzuführen. Packete also alles in eine wohlverwahrete Kiste und nahm selbige mit gen Wolgast, als ich mit meinem Ackersknecht gen Gützkow aufbrach. Von dieser Reise will nur soviel vermelden, daß es alldorten fast viele Pferde, aber wenig Käufer hatte. Dannenhero kaufete zwo schöne Rappen, das Stück zu 20 Fl., item einen Wagen umb 5 Fl., item 25 Scheffel Roggen, so auch von Mecklenburg dahin geführet war, umb 1 Fl. den Scheffel, da er in Wolgast fast gar nit mehr aufzugabeln ist und alsdann wohl an die drei Fl. und darüber gilt. Hätte darumb hier in Gützkow schöne Kaufmannschaft in Roggen halten können, so es meines Amts gewest und ich auch nit befürchtet, daß die Schnapphanichen, woran es in dieser schweren Zeit fast überhandnimmt, mir mein Korn wieder abgenommen und noch wohl dazu gemalträtieret und erwürget hätten, wie etzlichen geschehen. Denn insonderheit wurde solche Räuberei zu Gützkow zu dieser Zeit in der Strelliner Heiden mit großem Spök getrieben, kam aber mit des gerechten Gottes Hülfe gerade an das liebe Tageslicht, als ich mit meinem Ackersknecht alldorten in dem Jahrmarkt verreiset war, und will ich solliches hier noch bemelden.<br />
Vor etzlichen Monden war ein Kerl zu Gützkow aufs Rad gestoßen, weil er durch Verführung des leidigen Satans einen reisenden Handwerksmann erschlagen. Derselbige aber fing alsobald an, so erschröcklich zu spöken, daß er zur Abend- und Nachtzeit mit seinem Armensünderkittel von dem Rade herniedersprang, sobald ein Wagen vor dem Galgen vorbeifuhr, der an der Landstraßen nach Wolgast zu stehet, und hinter den Leuten hersetzte, wo sie denn mit vielen Abscheu und Grauen die Rosse anklappten, so daß es einen großen Rumor auf dem Knüppeldamm schlug, welcher benebenst dem Galgen in ein klein Hölzlein führete, der Kraulin geheißen. Und war ein wunderlich Ding, daß in selbiger Nacht die Reisenden fast immer in der Strelliner Heiden geplündert oder erwürget wurden. Dannenhero ließ die Obrigkeit den Kerl von dem Rade heben und begrube ihn unter dem Galgen in Hoffnung, daß der Spök sich legen sölle. Aber es saß nach wie vorab bei Nachtzeiten schlohweiß auf dem Rade, so daß niemand nicht mehr die Straße gen Wolgast fahren wollte. Da begab es sich denn, daß in benanntem Jahrmarkt gegen die Nachtzeit der junge Rüdiger von Nienkerken von Mellenthin, auf Usedom belegen, so in Wittenberge und anderswo studieret und nun wieder heimkehren wollte, mit seinem Fuhrwerk dieser Straßen zog. Hatte ihm kurz vorhero noch selbsten im Wirtshause gepersuadieret, daß er von wegen den Spök zur Nachtzeit in Gützkow verbleiben und des nächsten Morgens mit mir fahren wölle, was er aber verweigerte. Als selbiger Junker nun die Straße gefahren kömmt, sieht er auch wieder alsobald den Spök auf dem Rade sitzen, und ist er kaum an dem Galgen fürüber, als das Gespenste herniederspringt und ihm nachsetzet. Der Fuhrmann entsetzet sich mächtiglich und macht es wie alle anderen, klappet die Pferde an, so fast scheu geworden und für Angst den Mist gelassen, und beginnet mit großem Rumor über den Knüppeldamm zu jagen. Hierzwischen bemerket aber der Junker beim Mondenschein, daß der Spök einen Pferdeapfel, über welchen er rennet, breit tritt, und nimmt sogleich bei sich ab, daß solches kein Gespenst sei. Rufet dannenhero den Fuhrmann, er sölle halten, und da dieser nit auf ihn höret, springet er von dem Wagen, zeucht seinen Stoßdegen und eilt dem Spök auf den Leib. Als der Spök solches gewahr wird, will er umbkehren, aber der Junker schlägt ihne mit der Faust in das Genicke, daß er gleich zur Erden stürzet und ein laut Gejünse erhebt. Summa: Nachdem der Junker seinen Fuhrknecht gerufen, bringt er den Spök bald darauf wieder in die Stadt geschleppt, und ergab es sich, daß selbiger ein Schuster war namens Schwelm. (Diesem Schelm hat der Teufel recht das W eingeflicket!)<br />
So bin ich auch bei dem großen Auflauf mit meliren hinzugetreten und habe den Kerl gesehen. Er zitterte wie das Blatt einer Espen, und als man ihm hart zuredete, er sölle freiwillig bekennen, maßen er dann vielleicht sein Leben retten könne, so es sich anders fände, daß er niemand nit erwürget, bekannte er auch, daß er sich habe durch sein Weib ein Armsünderkleid nähen lassen, solches angetan und sich zur Nacht und insonderheit, wann er in Erfahrung gebracht, daß ein Wagen in der Stadt sei, so nach Wolgast wölle, vor dem Kerl auf das Rad gesetzet, wo es dann in der Dunkelheit und der Ferne nit zu sehen gewest, daß sie selbander dorten gesessen. Wäre nun ein Wagen herangekommen und er herabgesprungen und hinten nachgelaufen, hätte sich alles sogleich entsetzet und sein Augenmerk nit mehr auf den Galgen, sondern bloß auf ihm gehabet, forts die Pferde angeschlagen und mit großem Rumor und Gepolter über den Knüppeldamm gekutschieret. Solches hätten aber seine Gesellen in Strellin und Dammbecke gehöret (zwo Dörfer, so fast dreiviertel Wegs entfernt seind) und sich fertig erhalten, den Reisenden, wenn sie nachgehende bis dahin gelanget, die Pferde abzuspannen und selbige zu plündern. Als man nachgehende den Kerl begraben, hätte er seinen Spök noch leichter gehabt etc. Dieses alles wäre die reine Wahrheit, und hätte er selbsten in seinem Leben niemand etwas abgenommen noch ihn erwürget, dahero man ihm verzeihen wölle, dieweil er ganz unschuldig sei und alles, was an Raub und Mord fürgefallen, seine Gesellen allein verübet hätten. Ei, du feiner Schelm, aber der Teufel hat dir das W nit umbsonst eingeflicket. Denn wie ich nachmals erfahren, ist er samt seinen Gesellen, wie billig, wieder aufs Rad gestoßen.<br />
Umb nun wieder auf meine Reise zu kommen, so ist der Junker nunmehro zur Nacht mit mir in der Herbergen verblieben, und am anderen Morgen frühe seind wir beide aufgebrochen, und da wir gute Kundschaft miteinander gemacht, bin ich auf seinen Wagen gestiegen, wie er geboten, um miteinander unterwegs zu konvergieren, und mein Claus ist hintennach gefahren. Habe auch bald gemerket, daß er ein feiner, ehrbarer und wohlgelahrter Herre sei, angesehen er nit nur das wüste Studentenleben verlobete und sich freuete, daß er nunmehro den argen Sauftonnen entronnen, sondern auch sein Lateinisch ohne Anstoß redete. Hatte dannenhero viel Kürzweil mit ihm auf dem Wagen. Doch zerriß uns in Wolgast auf dem Fährboot das Seil, so daß uns der Strom bis nach Zenzin niederführete und wir endlich, nit ohne große Mühsal, ans Land gelangeten. Hierzwischen war es fast spät worden, und kamen wir erst umb 9 Uhr in Koserow an, wo ich dann den Junker bate, bei mir die Nachtherberge zu nehmen, was er sich auch gefallen ließ.<br />
Mein Töchterlein saß am Kamin und nähete vor ihre kleine Pate ein Röcklein aus ihren alten Kleidern zusammen. Erschrak dahero heftig und verfärbete sich, als sie den Junker mit mir eintreten sahe und hörete, er wölle hier zur Nachtherberge verbleiben, angesehen wir bishero nit mehr Betten als zur höchsten Notdurft von der alten Zabel Nahringsche, der Heidenreuter-Witwen zu Ückeritze, gekaufet hatten. Dannenhero nahm sie mich gleich absonderlich: wie es werden sölle? Mein Bette hätte heute ihre kleine Pate, so sie darauf geleget, nit wohl zugerichtet, und in ihrs könne sie doch den Junker unmöglich legen, wenn sie selbsten auch gerne bei der Magd niederkrüche. Und als ich sie fragete: »Warumb denn nit?«, verfärbete sie sich abermals wie ein rot Laken und hub an zu weinen, ließ sich auch den ganzen Abend nit wieder sehen, so daß die Magd alles besorgen und ihr, verstehe meiner Töchterlein, Bette endlich nur mit weißen Leinlachen vor den Junker überziehen mußte, da sie selbsten es nit tun wollte. Führe hier solches an, damit man sehen möge, wie die Jungfern seind. Denn am andern Morgen trat sie in die Stuben mit ihrem rotseidin Leibichen, mit der Haarhauben und dem Schurzfleck, summa mit allem angetan, so ich ihr in Wolgast gekaufet, so daß der Junker sich verwunderte und viel mit ihr unter der Morgensuppen konversierete, worauf er alsdann seinen Abschied nahm und mich bate, wieder einmal in seine Burg vorzusprechen.<br />
<br />
==12. Kapitel - Was ferner Freudiges und Betrübtes fürgefallen, item wie Wittich Appelmann gen Damerow auf die Wulfsjagd reutet, und was er meinem Töchterlein angesonnen==<br />
Der Herr segnete meine Gemeind wunderlich in diesem Winter, maßen sie nicht nur in allen Dörfern eine gute Menge Fische fungen und versilberten, besondern auch die Koserowschen 4 Saalhunde schlugen, item der große Sturmwind vom 12. Dezembris eine ziemliche Menge Bernstein an den Strand trieb, so daß nunmehro auch viele Menschen Bernstein funden, doch nit sonderlich von Größe, und wieder anfingen, sich Viehe, als Küh und Schafe, von der Liepen und anderen Orten zu kaufen, wie ich mir selbsten denn auch wieder zwo Kühe zulegete. Item lief mein Brotkorn, so ich zur Hälfte auf meinen Acker und zur andern Hälfte auf den alten Paaschen seinen ausgestreuet, noch ganz lieblich und holdselig auf, da uns der Herr bis dato einen offenen Winter geschenket; aber wie es bei eines Fingers Länge aufgeschossen, lag es an eim Morgen wieder umbgestürzet und geruinieret und abermals durch Teufelsspök, maßen auch jetzo, wie zuvorab, nit die Spur eines Ochsen oder Pferdes im Acker zu sehen war. Der gerechte Gott aber wölle es richten, wie es denn jetzo auch schon geschen ist. Amen.<br />
Hierzwischen aber trug sich etwas Absonderliches zu. Denn als Herr Wittich meines Vernehmens eines Morgens aus dem Fenster schauet, daß das Töchterlein seines Fischers, ein Kind bei 16 Jahren, deme er fleißig nachgestellet, in den Busch gehet, sich trocken Holz zu brechen, macht er sich auch alsobald auf, warumb, will ich nit sagen, und mag sich ein jeglicher selbsten abnehmen. Als er jedoch den Klosterdamm eine Weile aufgeschritten und bei der ersten Brücken kömmt, da wo der Ebereschenbaum stehet, siehet er zwo Wülfe, so auf ihn zulaufen, und da er kein Gewehr nit bei sich führet als einen Stecken, klettert er sofort in einen Baum, worauf die Wülfe umb selbigen herumtraben, ihn anblinzen mit den Augen, das Maul löcken und endlich sich mit den Vordertatzen gegen den Baum in die Höhe aufheben und hineinbeißen, wobei er gewahr worden, daß der eine Wulf, so ein He und ein langer feister Feger gewesen, nur ein Auge gehabt. Hebet also an in seiner Angst zu schreien, und die große Langmut des barmherzigen Gottes wollte ihn auch noch einmal erretten, doch ohne, daß er dadurch klug worden wäre. Denn das Dirnlein, so sich auf der Wiesen hinter einem Knirkbusch verkrochen, als sie den Junker kommen sieht, rennet forts auf das Schloß zurücke, worauf denn auch viel Volk alsobald herbeifähret, die Wülfe vejaget und den Junker erlöset. Selbiger ließ dahero eine große Wulfjagd des andern Tages in der Klosterheiden ansagen, und wer den einäugigen Feger ihm tot oder lebendig brächte, sölle eine Tonne Bier zum besten haben. Doch haben sie ihn nit gefangen, obgleich sie in den Netzen sonsten bei vier Wülfen diesen Tag gehabt und geschlagen. Also ließ er auch Weiteres in meinem Kapsel die Wulfsjagd ansagen. Doch wie der Kerl kömmt, die Glocke auf dem Turm zu rühren, hält er nit ein wenig inne, wie es bei Wulfsjagden der Brauch ist, sondern schläget sine mora immer tapfer zu an die Glocke, so daß männiglich glaubt, es sei ein Feuer aufgegangen, und schreiend aus den Häusern herfürspringt. So läuft auch mein Töchterlein herbei (denn ich selbsten war zu einem Kranken nach Zempin gefahren, angesehen mir das Gehen schon etwas schwerfiele und ich's nunmehro ja auch besser haben mochte), hat aber noch nit lange gestanden und nach der Ursachen geforscht, als der Amtshauptmann selber auf seinem Schimmel, mit drei Fuder Zeug hinter ihm, herbeigaloppieret und dem Volk befiehlet, sogleich zur Heiden aufzubrechen und auf den Wulf zu klappern. Hierauf will er schon mit seinem Jägervolk und etzlichen Männern, so er sich aus den Häufen gegriffen, weiterreuten, umb hinter der Damerow den Zeug zu stellen, maßen die Insel dorten wunderlich schmal istDie Breite, welche immer mehr abnimmt, beträgt jetzt kaum noch einen Büchsenschuß. und der Wulf das Wasser scheuet, als er meines Töchterleins gewahr wird, sein Pferd wieder umbdrehet, sie unter das Kinn greifet und freundlich examinieret, wer und woher sie sei. Als er solches erforschet, sagt er, daß sie schier so hübsch sei als eine Engelin und daß er gar nit gewußt, daß der Priester hierselbsten eine so schöne Dirne hab. Reutet darauf weiter, sich noch wohl an die zwei oder drei Malen nach ihr umbschauend, und gelangt auch im ersten Treiben schon zu dem einäufigen Wulf, so im Rohr an der Sehe gelegen, wie sie gleich an der Losung gespüret. Denn der Wulf loset immer auf einen Stein, die Wölfin aber tät ihre Losung mitten auf den Weg, und es ist platschicht, wogegen seins immer fast dicke ist. Das hat den Junker sehr ergetzet, und haben die Zeugknechte ihn mit großen eisernen Zangen aus dem Garn herfürholen und halten müssen, worauf er ihn bei einer Stunden lang unter großem Gelächter langsam und jämmerlich zu Tode gemartert, was ein Prognostikon ist, wie er's nachhero mit meinem armen Kinde gemacht, denn Wulf oder Lamm ist diesem Schalksknecht gleich. Ach, du gerechter Gott! – Doch ich will nichts übereilen noch zuvorkommen.<br />
Des andern Tages kömmt den alten Seden sein gluderäugigt Weib, so wie ein lahmer Hund mit dem Hintern drehete, und stellet meinem Töchterlein für, ob sie nit wölle bei dem Amtshauptmann in Dienst treten, lobet ihn als einen frommen und tugendsamen Mann, und wäre alles, was die Welt von ihm afterrede, erstunken und erlogen, wie sie selbsten deren Zeugnis ablegen könne, angesehen sie länger denn zehn Jahre bei ihme in dem Dienst gestanden. Item lobet sie das Essen, so sie dorten hätte, und das schöne Biergeld, so große Herren, welche hier gar oft zur Herberge lägen, vor die Aufwartung spendeten, wie sie denn selbsten von Sr. Fürstlichen Gnaden, dem Herzogen Ernst Ludwig, mehr denn einmal einen Rosenobel überkommen. Auch hätt es hier sonsten oft viel junge, hübsche Leut, so daß es ihr Glück sein könnte, maßen sie ein schön Frauensbild wäre und nur das Aussuchen hätte, wen sie heiraten wölle, daß sie aber in Koserow, wo niemand nit käme, sich krumm und dumm sitzen könne, bevorab sie unter die Hauben geriete etc. Darob erzürnete sie mein Töchterlein über die Macht und antwortete: »Ei, du alte Hexe, wer hat dir gesagt, daß ich wölle in Dienst treten, umb unter die Hauben zu kommen? Packe dich, und komm mir nit ferner in das Haus, denn ich habe mit dir nichts zu schaffen!« Worauf sie denn auch alsobald wieder mummelnd ihrer Straßen zog.<br />
Kaum aber waren etzliche Tage verschienen, und stehe ich mit dem Glaser in der Stuben, so mir neue Fenster eingesetzet, als ich mein Töchterlein in der Kammer bei der Küchen schreien höre. Laufe alsogleich hinein und verhorresziere heftiglich, als ich den Amtshauptmann selbsten in der Ecken sahe, wie er mein Kind umbhalset hält. Läßt sie aber alsogleich fahren und spricht: »Ei, Ehre Abraham, was habt Ihr für eine kleine spröde Närrin zur Tochter. Will ihr nach meiner Weis einen Kuß zum Willkommen geben, da wehret sie sich und tut einen Schrei, als wär ich ein junger Fant, der sie überschlichen, so ich doch wohl doppelt ihr Vater sein könnte.« Als ich hierauf schwiege, hub er an fortzufahren, daß er sie habe zuversichtlich machen wollen, maßen er sie, wie ich wüßte, in seinen Dienst begehrete, und was er sonst fürbrachte und ich vergessen hab. Nötigte ihn darauf in die Stube, dieweil er immer meine von Gott gesetzte Obrigkeit ware, und fragte demütiglich, was Se. Gestrengen von mir wöllen, worauf er freundlich zur Antwort gab, daß er wohl billig mir zürnen möchte, angesehen ich ihn vor der ganzen Gemeine abgekanzelt, solches aber nit tun, sondern die Klageschrift contra me (gegen mich), so er schon gen Stettin an Se. Fürstliche Gnaden geschicket und mir leicht den Dienst kosten könnte, wiederkommen lassen wölle, so ich seinen Willen tät. Und als ich fragete, was Sr. Gestrengen Willen wär, auch mich von wegen der Predigt soviel entschuldiget, als ich konnte, gab er zur Antwort, daß er sehr benötigst sei um eine treue Ausgebersche, so er dem andern Frauensvolk fürsetzen könnte, und da er in Erfahrung gezogen, daß mein Töchterlein eine treue und wackere Person sei, möcht ich sie ihme in den Dienst geben. »Siehe«, sprach er zu ihr und zwackete sie in die Backen, »so will ich dich zu Ehren bringen, obwohl du ein so junges Blut bist, und doch schreistu, als wöllt ich dir zu Unehren verhelfen. Fu, schäme dich!« (Mein Töchterlein weiß dieses noch alles verbotenus, ich hätte es über allen Jammer, so ich nachgehende gehabt, wohl hundertmal vergessen.) Aber sie ließ sich solches verdrießen, indem sie von der Bank aufsprange und kurz zur Antwort gab: »Ich danke Ihme für die Ehre, will aber nur meinem Papa wirtschaften helfen, das wird besser Ehre vor mich sein!« Worauf der Junker sich zu mir hinwendete, und was ich dazu sagte? Ich muß aber bekennen, daß ich in nit geringer Angst ware, inmaßen ich an die Zukunft gedachte und an das Ansehn, in welchem der Junker bei Sr. Fürstlichen Gnaden stande. Gab also demütig zur Antwort, daß ich mein Töchterlein nit zwingen könne, sie auch gerne umb mich behielte, angesehen meine liebe Hausfrau in der schweren Pestzeit bereits dieses Zeitliche gesegnet und ich nicht mehr Kinder hätte denn sie alleine. Se. Gestrengen müchten dannenhero nicht ungnädig werden, wenn ich sie nicht bei Se. Gestrengen in den Dienst schicken könnte. Dieses verdroß ihn heftiglich, und nachdeme er noch eine Zeitlang umbsonst disputieret, valedizierte er endlich, doch nicht, ohne mir zu dräuen, daß er es mir schon gedenken wölle. Item hat mein Knecht gehöret, so in dem Pferdestall gestanden, daß er, umb die Ecken gehend, für sich gesaget: »Ich will sie doch wohl kriegen!«<br />
Solches machte mich schier wieder ganz verzaget, als den Sonntag darauf sein Jäger kam, namens Johannes Kurt, ein hübscher, großer Kerl und wohlgeputzet. Hatte einen Rehbock vor sich auf das Pferd gebunden und sagte, daß Se. Gestrengen mir solchen verehret in Hoffnung, ich würd mich besinnen über unsern Handel, anerwogen er seit der Zeit umbsonst nach einer Ausgebersche überall herumgegabelt. Se. Gestrengen wölle auch, so ich mich anders schickere, bei Sr. Fürstlichen Gnaden ein Fürwort tun, daß mir aus dem fürstlichen Aerario die Dotation des Herzogen Philippi Julii verabreichet würde etc. Dieser junge Kerl erhielt aber dieselbige Antwort denn sein Herr selbsten, und bate ihn, er wölle den Rehbock nur wieder mitnehmen. Aber solliches weigerte er sich, und da ich ihm von ungefährlich vorhero gesaget, daß Wildbret vor mich das liebste Essen sei, versprach er, mich auch in Zukunft reichlich zu versorgen, weilen es gar viel Wild in der Heiden hätte, er öftermalen hier am Streckelberge pirschen ginge und ich (wollte sagen: mein Töchterlein) ihm absonderlich gefiele, zumalen ich nit seines Herrn Willen tät, welcher, im Vertrauen geoffenbaret, kein Mädchen nit im Friede ließe, es also auch meine Jungfer nit lassen würde. Wiewohlen ich nun sein Wildbret rekusierete, brachte er es doch und kam inner 3 Wochen wohl an die vier oder fünf Malen und wurde immer freundlicher gegen mein Töchterlein. Schwätzete endlich auch viel von seinen guten Dienst und daß er sich eine gute Hausfrau suche, wo wir denn alsobald merketen, aus welcher Ecken der Wind bliese. Ergo gab ihm mein Töchterlein zur Antwort, wenn er sich doch eine Hausfrauen suche, so wundere es ihr, daß er die Zeit verliere, umbsonst nach Koserow zu reuten, denn hier wisse sie keine Hausfrau vor ihn, welches ihn fast schwer verdroß, und er nit wiederkam.<br />
Nun hätte männiglich gläuben sollen, der Braten wäre doch auch vor den Amtshauptmann zu riechen gewest; nichtsdestoweniger aber kam er bald darauf wieder herbeigeritten und freiete nun geraderaus vor seinen Jäger um mein Töchterlein. Versprach auch, er wölle ihm ein eigen Haus in der Heiden bauen, intem ihm Kessel, Schüsseln, Betten etc. verabreichen, angesehen er den Kerl aus der heiligen Taufe gehoben und er sich auch inner sieben Jahre wacker und gut in seinem Dienst gestellet. Hierauf gab ihm mein Töchterlein zur Antwort, daß Se. Gestrengen ja bereits gehöret, daß sie ihrem Papa nur wirtschaften wölle, sie auch noch viel zu jung wäre, umb schon vor eine Hausfrau zu gelten.<br />
Solches verdroß ihn aber nit, wie es den Anschein hatte, sondern nachdem er noch eine Zeitlang viel umbsonst diskurieret, ging er freundlich ab, wie ein Kätzlein, so sich auch stellet, als ließe sie von der Maus, und hinter die Ecken kreucht, so es doch nit ihr Ernst ist und sie alsbald wieder herfürspringt. Denn er sahe sonder Zweifel, daß er seine Sache sehr dumm angefangen, darumb ging er, sie besser anzuheben, und Satanas ging mit ihm wie weiland mit Judas Ischariot.<br />
<br />
==13. Kapitel - Was sonsten in diesem Winter fürgefallen, intem wie im Frühjahr die Zauberei im Dorfe anhebt==<br />
Sonsten ist in diesem Winter nichts Sonderliches fürgefallen, als daß der barmherzige Gott großen Segen gab, im Achterwasser wie in der Sehe, und wieder gute Nahrung in der Gemeine kam, so daß auch von uns konnte gesaget werden, wie geschrieben stehet: »Ich hab dich ein klein Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammlen.«Jesaias 54,7. Dannenhero wurden wir auch nit müde, dem Herrn zu danken, und tät die Gemeine der Kirchen viel Gutes, kaufete auch wieder neue Kanzel- und Altartücher, da der Feind die alten geraubet, item wollte mir das Geld vor die neuen Kelche wiedererstatten, so ich aber nit genommen hab.<br />
Doch hatte es noch bei zehen Bauern im Kapsel, die ihr Saatkorn zum Frühjahr nit schaffen kunnten, angesehen sie ihren Verdienst vor Vieh und das liebe Brotkorn ausgegeben. Machte also mit ihnen einen Vertrag, daß ich ihnen wölle das Geld dazu fürstrecken, und könnten sie es mir in diesem Jahr nicht wieder aufbringen, möchten sie es im nächsten mir wiedererstatten, welches sie auch dankbarlich annahmen, und schickten wir bei sieben Wagens nacher Friedland in Mecklenburg, vor uns alle Saatkorn zu holen. Denn mein lieber Schwager Martin Behring in Hamburg hatte mir allbereits durch den Schiffer Wulf, der zu Weihnachten schon wieder binnen gelaufen war, vor den Bernstein 700 Fl. übermachet, die ihme der Herr gesegnen wölle.<br />
Sonsten starb diesen Winter die alte Thiemksche in Loddin, so eine Großmutter im Kapsel ware und auch mein Töchterlein gegriffen hat. Aber sie hat in letzter Zeit wenig Arbeit gehabt, inmaßen ich in diesem Jahre nur zwei Kinder getaufet, als Jung seinen Sohn und Lene Hebers ihr Töchterlein, so die Kaiserlichen gespießet. Item sind es fast fünf Jahr, daß ich die letzten Brautleute vertrauet. Dannenhero männiglich schließen mag, daß ich hätte mögen zu Tode hungern, wenn der gerechte Gott mich nit auf andere Weis so grundgütig bedacht und gesegnet hätte. Darumb sei ihm allein die Ehr. Amen.<br />
Hierzwischen aber begab es sich nicht lange darauf, als der Amtshauptmann das letzte Mal dagewesen, daß die Zauberei im Dorfe begunnte.<br />
Saß eben und traktierte mit meinem Töchterlein den Virgilium im Zweiten Buch, von der greulichen Verwüstung der Stadt Troja, so doch noch erschröcklicher gewesen denn unsere, als das Geschreie kam, daß unsern Nachbauern Zabel seine rote Kuh, so er sich vor wenigen Tagen gekaufet, im Stalle alle viere von sich gestoßen und verrecken wölle und solches ein seltsam Ding wäre, angesehen sie noch vor einer halben Stunden wacker gefressen. Mein Töchterlein möchte doch hinkommen und ihr drei Haare aus dem Schweif ziehen und selbige unter der Stallschwellen verscharren. Denn sie hätten in Erfahrung gebracht, wenn solches eine reine Jungfer tät, würde es besser mit der Kuh. Tät ihnen mein Töchterlein also den Willen, dieweil sie die einige Jungfer im ganzen Dorf war (denn die andern seind noch alle Kinder), und schlug es auch von Stund an, so daß sich männiglich verwunderte. Aber es währete nit lange, so kam Witthahnsche ihrem Schwein beim gesunden Fressen auch was an. Selbige kam also angelaufen, daß mein Töchterlein sich umb Gotts willen erbarmen und ihrem Schwein auch etwas gebrauchen wölle, da böse Menschen ihme was angetan. Dannenhero erbarmte sie sich auch, und es half alsogleich wie das erste Mal. Doch hatte das Weib, so schwanger war, von dem Schröcken die Kindesnot überkommen, und wie mein Töchterlein kaum aus dem Stalle ist, geht sie jünsend und sich an allen Wänden stützend und begreifend in ihre Bude, rufet auch ringsumbher die Weiber zusammen, da die rechte Großmutter, wie bemeldet, verstorben war, und währet es nit lange, so schießt auch etwas unter ihr zur Erden. Doch als sich die Weiber darnach niederbücken, hebt sich der Teufelsspök, so Flügel gehabt, wie eine Fledermaus von der Erden, schnurret und burret in der Stuben umbher und schießt dann mit großem Rumor durch das Fenster, daß das Glas auf die Straßen klinget. Wie sie aber nachsehen, ist allens fort. Nun kann man genugsam bei sich selbsten abnehmen, welch ein groß, gemein Geschrei hieraus entstande. Und judizierete fast das ganze Dorf, daß niemand nit denn den alten Seden sein gluderäugigt Weib solchen Teufelsspök angerichtet.<br />
Aber die Gemein wurde bald in solchem Glauben irrig. Denn desselbigen Weibes ihre Kuh kriegt es bald auch so wie alle andern ihre Kühe. Kam dahero auch wehklagend herbeigelaufen, daß mein Töchterlein sich ihrer erbarmen wöll, wie sie sich der andern erbarmet, und umb Gottes willen ihrer armen Kuh helfen. Hätte sie ihr verarget, daß sie von dem Dienst beim Amtshauptmann etwas gesaget, so wäre es ja aus gutem Herzen geschehen etc. Summa: sie beredete mein unglücklich Kind, daß sie auch hinginge und ihrer Kuh half.<br />
Unterdessen lag ich an jeglichem Sonntag mit der ganzen Gemein auf meinen Knien dem Herrn an, daß er dem leidigen Satan nit wölle gestatten, uns dasjenige wiederumb zu nehmen, was seine Gnad uns nach so vielerlei Not zugewendet, item daß er den Urheber von solchem Teufelsspök an das Tageslicht bringen wölle, umb ihm die verdiente Straf zu geben.<br />
Aber es half allens nit. Denn allererst waren wenige Tage verstrichen, so kam Stoffer Zuter seiner bunten Kuh auch was an, und kam er wieder, wie all die andern, zu meinem Töchterlein gelaufen. Ging sie also auch hin, aber es wollte nit anschlagen, sondern das Viehe verreckete fast unter ihren Händen.<br />
Item hatte Käte Berow von dem Spinngeld, das sie diesen Winter von meim Töchterlein erhalten, sich ein Ferkelken angeschaffet, so das arme Weibstück wie ein Kind hielte und bei sich in der Stuben laufen hatte. Selbiges Ferkelken kriegt es auch wie die andern im Umbsehen; doch als mein Töchterlein hierzu gerufen wird, will es auch nit anschlagen, sondern es verrecket ihr abermals unter den Händen, und erhebt das arme Weibsbild ein groß Geschrei und reißt sich für Schmerz die Haare aus, so daß es mein Kind erbarmet und sie ihr ein ander Ferkelken verspricht, wenn meine Sau werfen würd.<br />
Hierzwischen mochte wohl wieder eine Woche verstreichen, in währender Zeit ich mit der ganzen Gemein fortfuhre, den Herrn umb seinen gnädigen Beistand, wiewohl umbsonst, anzurufen, als Sedensche ihr Ferkel auch was ankömmt. Läuft dahero wieder mit großem Geschrei zu meiner Tochter, und wiewohl diese ihr sagt, daß sie ja sähe, es wölle nit mehr helfen, was sie vor das Vieh gebrauchte, hörte sie doch nit auf, selbiger mit großem Lamentieren so lange anzuliegen, bis sie sich abermals aufmachte, ihr mit Gotts Hülfe beizustehn. Aber es war auch umbsonst, angesehen das Ferkelken schon verreckete, bevorab sie den Stall verlassen. Was tät aber nunmehro diese Teufelshure? Nachdeme sie mit großem Geschrei im Dorfe umbhergelaufen, saget sie, nun sähe doch männiglich, daß mein Töchterlein keine Jungfer mehr wäre, denn warumb es sonst jetzt nit mehr helfen sollte, wenn sie dem Viehe was gebrauchte, so es doch vorhero geholfen? Hätte wohl ihre Jungferschaft in dem Streckelberge gelassen, wohin sie diesen Frühjahr so fleißig trottiere, und wüßte Gott, wer selbige bekommen! Doch weiter sagt sie noch nichts, und erfuhren wir das allens nur hernachmals. Und ist wahr, daß mein Töchterlein diesen Frühjahr ist mit und ohne mich in den Streckelberg gespazieret, umb sich Blumen zu suchen und in die liebe Sehe überzuschauen, wobei sie nach ihrer Weis diejenigen Versus aus dem Virgilio, so ihr am besten gefallen, laut gerezitieret (denn was sie ein paarmal lese, das behielte sie auch).<br />
Und solche Gänge weigerte ich ihr auch nicht, denn Wülfe hatte es nicht mehr im Streckelberge, und wenn es auch noch einen hatte, so fleucht er vor dem Menschen zur Sommerszeit. Doch nach dem Bernstein verbot ich ihr zu graben. Denn da er nunmehro schon zu tief fiele, und wir nicht wußten, wo wir mit dem Aufwurf bleiben söllten, daß es nit verraten würd, nahm ich mir für, den Herrn nicht zu versuchen, besondern zu warten, bis mein Fürrat am Gelde fast klein würde, bevorab wir wieder grüben.<br />
Solliches tat sie aber nicht, wiewohl sie es versprochen, und ist aus diesem Ungehorsam all unser Elend herfürgegangen. (Ach, du lieber Gott, welch ein ernst Ding ist es doch um dein heilig viertes Gebot!) Denn da Ehre Johannes Lampius von Krummin, so mich im Frühjahr heimgesuchet, mir verzählet, daß der Kantor in Wolgast die Op. St. Augistini verkaufen wölle, und ich in ihrer Gegenwärtigkeit gesaget, daß ich solche wohl vor mein Leben gerne kaufen möchte, aber das Geld davor nit übrig hätte, stunde sie ohne mein Wissen des Nachts auf, umb nach Bernstein zu graben, solchen auch, so gut sie könnte, in Wolgast zu versilbern und zu meinem Geburtstag, welcher den 28sten August einfällt, mir heimlich die Op. St. Augustini zu verehren. Den Aufwurf hat sie aber immer mit tännen Zweigen bedecket, so es genugsam in der Heiden hat, damit niemand nichtes verspüren möchte.<br />
Hierzwischen aber begab sich, daß der junge Nobilis Rüdiger von Nienkerken eines Tages angeritten kam, umb Kundschaft von dem großen Zauber zu überkommen, so hier im Dorfe sein sölle. Als ich ihme nun solchen verzählet, schüttelte er ungläubig das Haupt und vermeinete, daß es mit aller Zauberei fast Lüg und Trug wäre, wovor ich mich heftiglich perhorreszierete, angesehen ich diesen jungen Herrn für einen klügeren Mann gehalten, und nun sehen mußte, daß er ein Atheiste war. Solches aber merkete er und gab lächelnd zur Antwort, ob ich jemals den Johannen WierumEin niederländischer Arzt, der 1590 in einer Schrift das Unwesen des Zauberglaubens seiner Zeit angriff, dafür aber selbst für den ärgsten Hexenmeister verschrien wurde. gelesen, so nichts wissen wölle von der Zauberei und argumentiere, daß alle Hexen melancholische Personen wären, die sich selbsten nur einbildeten, daß sie einen Paktum mit dem Teufel hätten, und ihm mehr erbarmens- denn strafwürdig furkämen.<br />
Hierauf gab ich zur Antwort, daß ich solchen zwar nit gelesen (denn sage, wer kann allens lesen, was die Narren schreiben?), aber der Augenschein zeige ja hier und allerorten, daß es ein ungeheurer Irrtum sei, die Zauberei zu leugnen, inmaßen man alsdann auch leugnen könnte, daß es Mord, Ehebruch und Diebstahl gäb.<br />
Aber dieses Argumentum nannte er ein Dilemma, und nachdem er viel von dem Teufel gedisputieret, so ich vergessen, da es arg nach Ketzereien roch, sagete er, er wölle mir von einem Zauber in Wittenberg erzählen, so er selbsten gesehen.<br />
Als dorten nämlich ein kaiserlicher Hauptmann vor dem Elstertore eines Morgens sein gutes Roß bestiegen, umb sein Fähnlein zu inspizieren, hebet solches alsobald an, so grimmig zu toben, bäumet, schüttelt mit dem Kopfe, prustet, rennet und brüllet, nit wie Pferde sonst tun, daß sie wiehern, sondern es ist anzuhören gewest, als wenn die Stimm aus einem Menschenhalse käme, so daß männiglich sich verwundert und allens das Rößlein für bezaubert gehalten. Es hätte auch alsobald den Hauptmann abgeworfen, ihm mit seinem Huf den Schädel eingeschlagen, daß er dagelegen und gezappelt, und hätte nunmehro ins Weite wöllen. Da hätte ein Reutersmann sein Handröhr auf das verzauberte Roß abgedrucket, daß es gleich auf den Weg zusammengeschossen und verrecket sei. So wäre er auch mit vielen hinzugetreten, dieweil der Obrist alsofort Befehlig an den Feldscherer gegeben, daß Roß aufzuschneiden, umb zu sehen, wie es innerlich mit ihm stünde. Wäre aber alles gut gewest, und beide, der Feldscherer und Feldmedikus, hätten testifizieret, daß es ein kerngesund Roß sei, wannenhero allens denn noch weit heftiger über Zauberei geschrien. Hierzwischen aber hätte er selbsten (verstehe: den jungen Nobilis) gesehen, daß dem Rößlein ein feiner Rauch aus der Nasen gezogen, und als er sich niedergebucket, hätte er alsobald einen Lunten herfürgezogen, fast bei eines Fingers Länge, so noch geschwelet und ihme ein Bube mit einer Nadel heimlich zur Nase hineingestoßen. Da wäre denn die Zauberei auf einmal vergeschwunden, und man hätte den Täter nachgespüret, so auch alsobald gefunden wär, nämlich der Reutersknecht von dem Hauptmann selbsten. Denn da sein Herr ihm das Wammes ausgeklopfet, hätte er einen Eid getan, es ihm zu gedenken, so aber der Profoß selbsten gehöret, der von ungefährlich im Stall gestanden und geharnet. Item hätte ein anderer Kriegsknecht bezeuget, daß er gesehn, wie der Kerl ein Stück von der Lunten geschnitten, kurz zuvor ehe denn er seinem Herrn das Roß vorgeführet. – Also, meinte nun der junge Edelmann, wär es mit jeglicher Zauberei, so man damit auf den Grund ginge, wie ich ja auch selbsten in Gützkow gesehen, wo der Teufelsspök ein Schuster gewest, und würd es auch hier im Dorf wohl auf gleiche Weis zugestehn. Vor solche Rede wurde ich aber dem Junker von Stund an als einem Atheisten abhold, wiewohlen ich in Zukunft leider Gottes gesehen hab, daß er fast recht gehabt, denn wäre der Junker nit gewest, wo wäre dann mein Kind?<br />
Doch will ich nichtes übereilen! – Summa: Ich ging fast verdrüßlich über diese Wort in der Stuben umbher, und fing der Junker nunmehro an, mit meinem Töchterlein über die Zauberei zu disputieren, bald deutsch und bald lateinisch, wie es ihm ins Maul kam, und sollte sie auch ihre Meinung sagen. Aber sie gab ihm zur Antwort, daß sie ein dumm Ding sei und keine Meinung haben könnte, daß sie aber dennoch gläube, der Spök hier im Dorfe ginge nit mit rechten Dingen zu. Hierüber rief mich die Magd abseiten (weiß nit mehr, was sie wollte), doch als ich wieder in die Stuben kam, war mein Töchterlein so rot wie ein Scharlachen, und der Junker stunde dicht vor ihr. Fragete sie dannenhero gleich, als er abgeritten, ob etwas fürgefallen, so sie aber leugnete und erst nachgehende bekannte, daß er in meinem Abwesen gesaget, daß er nur einen Menschen kenne, so zu zaubern verstünde. Und als sie ihn gefraget, wer derselbige Mensch denn wäre, hätte er sie bei der Hand gegriffen und gesaget: »Sie ist es selbsten, liebe Jungfer, denn sie hat meinem Herzen etwas angetan, wie ich verspüre!« Weiteres aber hätte er nichtes gesaget, als daß er sie dabei mit brennenden Augen ins Angesicht geschauet, und darüber wäre sie so rot worden.<br />
Aber so seind die Mädchens, sie haben immer ihre Heimlichkeiten, wenn man den Rücken drehet, und ist das Sprüchwort wahr: »Mätens to höden un Kücken to möten, sall den Düwel sülfst verdreten!«Das ist etwa: »Mädchen und Küchlein zu hüten, soll den Teufel selbst verdrießen!« – wobei jedoch zu bemerken, daß die hochdeutsche Sprache das malerische Wort »möten« nicht ausdrücken kann, welches eigentlich bedeutet, mit vorgestreckten Armen das Korn oder einen andern lockenden Gegenstand vor dem Andrange der Tiere zu schützen., wie man leider nachgehende noch weiter finden wird.<br />
14. Kapitel<br />
Wie der alte Seden plötzlich verschwindet, item der große Gustavus Adolphus nacher Pommern kömmt und die Schanze zu Peenemünde einnimmt<br />
Mit der Zauberei war es nunmehro eine Zeitlang geruhlig, so man die Raupen nicht in Anrechnung zeucht, welche mir meinen Obstgarten gar jämmerlich geruinieret, und welches sicherlich ein seltsam Ding war. Denn die Bäumlein blüheten alle so lieblich und holdselig, daß mein Töchterlein eines Tages sagte, als wir darunter umbhergingen und die Allmacht des barmherzigen Gottes preiseten: »So uns der Herr weiter gesegnet, ist es diesen Winter bei uns alle Abend heiliger Christ!« Aber es sollte bald anders kommen. Denn es befanden sich im Umbsehen so viele Raupen (große und kleine von allerhand Farb und Kolör) auf den Bäumen, daß man sie fast mit Scheffeln messen mochte, und währete nit lange, als meine arme Bäumekens allesamt wie die Besenreiser aussahen und das liebe Obst, so angesetzet, abfiel und kaum vor meinem Schwein zu gebrauchen war. Will hierbei auf niemand raten, doch hatte gleich dabei meine eigenen Gedanken und habe sie noch. Sonsten stand mein Gerstenkorn, so ich bei 3 Scheffeln in die Wörth gestreuet, sehr lieblich. Auf dem Felde hatte ich nichtes ausgeworfen, angesehen ich die Bosheit des leidigen Satans scheuete.<br />
Auch hatte die Gemeine heuer nit viel Segen an Korn, inmaßen sie zum Teil aus großer Not keine Wintersaat gestreuet und die Sommersaat noch nit fort wollte. Sonsten an Fischen fungen sie in allen Dörfern durch die Gnade Gottes viel, insonderheit an Hering, welcher aber schlecht im Preise steht. Auch schlugen sie manchen Saalhund, und habe ich selbsten umb Pfingsten einen geschlagen, als ich mit meinem Töchterlein an der Sehe ging. Selbiger lag auf eim Stein dicht am Wasser und schnarchete wie ein Mensch. Zog mir also die Schuhe aus und ging heimlich hinzu, daß er nichts merkete, worauf ich ihm mit einem Stecken so über die Nasen schlug (denn an der Nasen kann er wenig vertragen), daß er gleich ins Wasser purzelte. Doch war ihm die Besinnung schon weg, und mochte ich ihn nunmehro leichtlich ganz zu Tode schlagen. Es war ein feistes Beest, obwohl nit gar groß, und brieten wir doch aus seinem Speck an die 40 Pott Tran, so wir beschlossen, zur Winternotdurft aufzuheben.<br />
Hierzwischen aber begab es sich, daß dem alten Seden flugs etwas ankam, also daß er das heilige Sakrament begehrete. Ursache konnte er nit angeben, als ich zu ihm kam, hat es aber vielmehr wohl nit tun wöllen aus Furcht für seiner alten Lisen, so mit ihren Gluderaugen sein immer hütete und nicht aus der Stuben ging. Sonsten wollte Zutern sein klein Mädchen, ein Kind bei 12 Jahren, am Gartenzaun auf der Straßen, wo sie Kraut vor das Vieh gepflücket, gehört haben, daß Mann und Frau sich etzliche Tage zuvorab wieder heftig gescholten und der Kerl ihr fürgeschmissen, daß er nunmehro gewißlich in Erfahrung gebracht, daß sie einen Geist habe, und wölle er alsobald hingehen und es dem Priester verzählen.<br />
Wiewohlen das nur Kindereien seind, will es doch wohl wahr seind, anerwogen Kinder und Narren, wie man saget, die Wahrheit sprechen.<br />
Doch laß ich das in seinen Würden. Summa: Es wurde immer schlimmer mit meinem alten Fürsteher, und wenn ich ihne, wie ich den Brauch bei Kranken hab, alle Morgen und Abend heimsuchte, umb mit ihm zu beten, und oftmalen wohl merkete, daß er etwas annoch auf seim Herzen hatte, kunnte er doch nichts herfürbringen, angesehen die alte Lise immer auf ihrem Posten stunde.<br />
So verblieb es eine Zeitlang, als er eines Tages umb Mittag aus zu mir schickete, ich wölle ihm doch ein klein wenig Silbers von dem Abendmahlkelch abschrapen, weilen er den Rat gekriegt, daß es besser mit ihm werden würd, wenn er es mit Hühnermist einnähm. Wollte lange Zeit nit darangehen, maßen ich gleich vermutete, daß dabei wieder Teufelsspök verborgen, aber er drängete so lange, bis ich ihme den Willen tat. Und siehe, es half fast von Stund an, so daß er am Abend, als ich kommen war, mit ihme zu beten, schon wieder auf der Bank saß, ein Topf zwischen den Beinen, aus welchem er seine Suppen kellete. Wollte aber nit beten (ein seltsam Ding, da er doch sonsten so gerne gebetet und oftmals kaum die Zeit ausharren kunnte, ehe ich kam, so daß er wohl an die zween oder dreien Malen geschicket, wenn ich nit gleich zur Hand ware oder sonstwo mein Wesen hatte), sondern sagete, er hätte schon gebetet und wölle er mir vor meine Mühe den Hahnen zu einer Sonntagssuppen geben, wovon er den Mist eingenommen, maßen es ein großer, schöner Hahnen sei und er nichts Besseres hätte. Und weilen das Hühnerwerk schon aufgeflogen, trat er auch zu dem Wiem, so er in der Stuben hinter dem Ofen hatte, und langete den Hahnen herab, so er meiner Magd unter den Arm tät, so gekommen war, mich wegzurufen.<br />
Hätte aber den Hahnen umb alles in der Welt nit essen wollen, besondern ließ ihn zur Zucht laufen. Wie ich nun ginge, fragte ihn noch, ob ich am Sonntage dem Herrn vor seine Besserung danken solle, worauf er aber zur Antwort gab, daß ich solches halten könne, wie mir geliebte. Verließ also kopfschüttelnd sein Haus und nahm mir für, ihn alsogleich rufen zu lassen, wenn ich in Erfahrung gezogen, daß seine alte Lise nit heimisch (denn sie holete sich oft von dem Amtshauptmann Flachs, umb solchen aufzuspinnen).<br />
Aber siehe, was geschah schon nach etzlichen Tagen? Es kam das Geschreie, der alte Seden wäre weggekommen, und niemand wüßte nit, wo er geblieben. Sein Weib vermeinete, er wäre in den Streckelberg gangen, und kam dahero diese vermaledeite Hexe auch mit großem Geheul bei mir vorgelaufen und forschete von meinem Töchterlein, ob sie ihren Kerl nit wo hätte daselbsten laufen gesehen, dieweil sie ja alle Tage in den Berg ginge. Mein Töchterlein sagte nein, sollte aber, sei's Gott geklagt, bald genugsam von ihme erfahren. Denn als sie eines Morgens, ehe denn die Sonne aufgegangen gewest, von ihrer verbotenen Gräberei zurückkömmt und in den Wald niedersteiget, höret sie flugs sich zur Seiten einen Grünspecht (so sicherlich die alte Lise selbsten gewest) so erbärmlich schreien, daß sie in das Gebüsche tritt zu sehen, was er hätte. So sitzt nun dieser Specht auf der Erden vor einem Flusch Haaren, so rot und ganz so gewest seind wie dem alten Seden seine, burret aber mit einem Schnabel voll auf, wie er ihrer gewahr wird, und verkreucht sich damit in ein Astloch. Wie mein Töchterlein noch stehet und diesen Teufelsspök betrachtet, kömmt der alte Paasch, so das Geschrei auch gehöret und mit seinem Jungen sich Daukelschächte in dem Berg gehauen, auch herbei und entsetzet sich gleicherweise wie er die Haare an der Erden sieht. Und vermeinen sie erstlich, daß ihn ein Wulf gefressen, sehen dannenhero sich auch überall umb, aber finden kein einig Knöchelken. Wie sie aber in die Höhe schauen, kommt es ihnen für, als ob oben im Wipfel auch etwas Rotes glitzerte, und muß der Junge in den Baum steigen, wo er denn alsogleich ein groß Geschrei anhebt, daß es hier auch auf ein paar Blätter einen guten Flusch roter Haare hätte, so mit den Blättern zusammengeklebet wären wie mit Pech. Aber es wäre kein Pech nit, sondern sähe rot- und weißsprenklig aus wie Fischküt. Item wären die Blätter ringsumbher, wo auch keine Haare säßen, bunt und fleckigt und voll unsauberen Stankes. Wirft also der Junge auf Geheiß seines Herren den Kletten herab, und judizieren sie beide gleich unten, daß dies den alten Seden sein Haar und Hirn sei und ihn der Teufel bei lebendigem Leibe geholet, weil er nit hat beten wöllen und dem Herrn danken vor seine Besserung. Solche gläubete ich auch selbsten und stellte es auch am Sonntag so der Gemeine für. Aber man wird weiters unten sehen, daß der Herr noch andere Ursachen gehabt, ihn in die Hand des leidigen Satans zu geben, angesehen er sich auf Zureden seines bösen Weibes von seinem Schöpfer losgesagt, umb nur wieder besser zu werden. Vor jetzo aber tät noch diese Teufelshure, als wäre ihr das größeste Herzeleid zugefüget, inmaßen sie sich die roten Haare bei ganzen Fluschen ausriße, wie sie von dem Grünspecht durch mein Töchterlein und den alten Paasch hörete, und lamentierte, daß sie nunmehro auch eine arme Wittib sei, und wer sie in Zukunft verpflegen würd etc.<br />
Hierzwischen feierten wir auch an dieser öden Küsten, so gut wir kunnten und mochten, mit der ganzen protestantischen Kirchen den 25sten Tag des Monats Juni, wo für nunmehro 100 Jahren die Stände des Heiligen Römischen Reichs dem großmächtigsten Kaiser Carolo V. ihre Konfession zu Augsburg fürgeleget, und hielte ich die Predigt über Matth. 10,32 von der rechten Bekenntnis unsers Herrn und Heilandes Jesu Christ, worauf die ganze Gemeine zum Nachtmahl ging. Doch gegen den Abend desselbigen Tages, als ich mit meinem Töchterlein zur Sehe gespazieret war, sahen wir umb den Ruden viel hundert Masten von großen und kleinen Schiffen, höreten auch ein merklich Schießen und judizierten alsbald, daß es der großmächtigste König Gustavus Adolphus sein möchte, so nunmehro, wie er versprochen, der armen, bedrängten Christenheit zur Hülf käme. Im währenden Judizieren aber segelte ein Boot von der Oie heran, worinnen Käthe Berowsche ihr Sohn saß, so dorten ein Bauer ist und seine alte Mutter heimsuchen wollte. Selbiger verzählete, daß es wirklich der König wär, so diesen Morgen von Rügen mit seiner Flotten den Ruden angelaufen, allwo ein paar Oier Leut gefischet und gesehen, daß er alsofort mit seinen Offiziers an das Land gestiegen und alldort mit geblößetem Haupt auf seine Knie gefallen sei.Man sehe auch das Theatrum Europaeum, J. 226 fl.<br />
Auch, du gerechter Gott, da hatte ich unwürdiger Knecht am lieben Abend noch eine größere Jubelfreude denn am lieben Morgen, und kann man leichthin bei sich selbsten abnehmen, daß ich nicht angestanden, mit meim Töchterlein alsofort auch auf meine Knie zu fallen und es dem König nachzutun. Und weiß Gott, ich hab in meinem Leben nicht so brünstig gebetet denn diesen Abend, wo der Herr uns ein sollich Wunderzeichen fürstellete, daß der Retter seiner armen Christenheit gerade anlangen mußte an dem Tag, wo sie ihn allerorten umb seine Gnad und Hülfe für des Papstes und Teufels Mord und List auf ihren Knien angeschrien hatten. Konnte auch die Nacht darauf für Freuden nicht schlafen, besondern ging schon zur frühen Morgenzeit nach der Damerow, wo Vithen seinem Jungen etwas angekommen war. Gläubete schon, es würd auch Zauberei sein, aber es war dieses Mal keine Zauberei, angesehen der Junge in der Heiden etwas Schlimmes gefressen hatte. Was es für Beeren gewest, kunnte er nit mehr sagen, doch zog das Malum, so ihm das Fell ganz rot wie Scharlach gemachet, alsbald fürüber. Als ich darumb bald hernacher den Heimweg antrate, begegnete ich einem Boten von Peenemünde, so Ihro Majestät, der großmächtigste König Gustavus Adolphus, an den Amtshauptmann gesendet, daß er ihme am 29. Juni umb 10 Uhren morgens sölle drei Wegweiser bei Koserow gestehen, umb Se. Majestät durch die Wälder nach der Swine zu geleiten, allwo die Kaiserlichen sich verschanzet hatten. Item verzählete er, daß Ihro Majestät schon gestern die Schanze zu Peenemünde eingenommen (was wohl das Schießen bedeutet, so wir den Abend zuvor gehöret) und hätten die Kaiserlichen gleich allens verlaufen und die rechten Buschreuter gespielet. Denn nachdem sie ihr Lager in Brand gestecket, wären sie zu Busch gesprungen, umb zum Teil nach Wolgast, zum Teil nach der Swine zu entkommen.<br />
Alsobald beschloß nun in meiner Freud, Sr. Majestät, so ich mit des allmächtigen Gotts Hülf sehen sollte, ein Carmen gratulatorium zu fabrizieren, welches mein Töchterlein ihme überreichen könnte.<br />
Tät ihr alsogleich nach meiner Heimkunft den Fürschlag, und sie fiele für Freuden mir davor umb den Hals und fing alsdann an, in der Stuben umbherzutanzen. Doch als sie sich ein wenig besunnen, meinete sie, daß ihr Kleid nicht gut genug wäre, umb Sr. Majestät darinnen aufzuwarten, und möchte ich ihr noch ein blauseidin Kleid mit gelbem Schurzfleck kaufen, da dieses die schwedische Kolör sei und Sr. Majestät baß gefallen würd. Wollte aber lange nicht daran, anerwogen ich solch hoffärtig Wesen hassete, aber sie tribulierete so lange mit ihren guten Worten und Küßleins, daß ich alter Narre ja sagete und meinem Ackersknecht befahl, noch heute mit ihr nach Wolgast zu fahren, umb sich den Zeug zu kaufen. Achte darumb, daß der gerechte Gott, so den Hoffärtigen widerstehet und den Demütigen Gnade gibt, mich von wegen solcher Hoffart mit Recht gestrafet. Denn ich hatte selbsten eine sündliche Freude, als sie mit zwo Weibern, so ihr sollten helfen, zurückekam und mir den Zeug fürlegete.<br />
Des andern Tages hub auch gleich das Nähen mit der Sonnen an, in währendem ich mein Carmen fabrizierte. War aber noch nit weit gelanget, als der junge Edelmann Rüdiger von Nienkerken vorgeritten kam, umb sich zu erkundigen, wie er sagte, ob Sr. Majestät in Wahrheit über Koserow marschieren würd. Und als ich ihm hievon gesaget, was ich wußte, item unser Fürhaben mitgeteilet, lobete er solches gar sehr und instruierte mein Töchterlein (die ihn heute freundlicher ansah, als mir recht war), wie die Schweden das Lateinisch sprächen, als ratscho für ratio, üt für ut, schis für scis etc., damit sie Sr. Majestät nit die Antwort schuldig blieb. Und hätte er sowohl in Wittenberge als in Griepswalde viel mit Schweden konversieret, wöllten dahero, so es ihr geliebte, ein klein Kolloquium anstellen, und wölle er den König machen.<br />
Hierauf setzte er sich vor sie auf die Bank, und hatten sie beide alsogleich ihr Geschwätze, was mich fast heftig verdroß, insonderheit als ich sahe, daß sie die Nadel wenig rührete, aber sage, Lieber, was kunnte ich dabei tun? Ging also meiner Straßen und ließ sie schwätzen bis gegen Mittag, wo der Junker endlich sich wieder aufmachete. Doch versprach er, am Dienstag, wenn der König käm, sich auch einzustellen, gläube auch, daß die ganze Insel alsdann wohl bei Koserow zusammenlaufen würde.<br />
Als er fort war und mir die Vena poetica, wie leicht zu erraten, noch verstopfet war, ließ ich meinen Wagen anspannen und fuhre im ganzen Kapsel umbher, in allen Dörfern das Volk vermahnende, daß sie am Dienstag umb 9 Uhren an dem Hünenstein vor Koserow wären, und sollten sie alle niederfallen auf ihre Knie, wenn sie sähen, daß der König käm und ich auf meine Knie fallen würd, item gleich einstimmen, wenn die Glocken anhüben zu läuten und ich den Ambrosianischen Lobgesang intonierete. Solches versprach sie auch alle zu tun, und nachdeme ich am Sonntag in der Kirchen sie noch einmal hierzu vermahnt und vor Se. Majestät von ganzem Herzen zu dem Herrn gebetet, kunnten wir kaum den lieben Dienstag vor großen Freuden erharren.<br />
<br />
==14. Kapitel - Wie der alte Seden plötzlich verschwindet, item der große Gustavus Adolphus nacher Pommern kömmt und die Schanze zu Peenemünde einnimmt==<br />
<br />
Mit der Zauberei war es nunmehro eine Zeitlang geruhlig, so man die Raupen nicht in Anrechnung zeucht, welche mir meinen Obstgarten gar jämmerlich geruinieret, und welches sicherlich ein seltsam Ding war. Denn die Bäumlein blüheten alle so lieblich und holdselig, daß mein Töchterlein eines Tages sagte, als wir darunter umbhergingen und die Allmacht des barmherzigen Gottes preiseten: »So uns der Herr weiter gesegnet, ist es diesen Winter bei uns alle Abend heiliger Christ!« Aber es sollte bald anders kommen. Denn es befanden sich im Umbsehen so viele Raupen (große und kleine von allerhand Farb und Kolör) auf den Bäumen, daß man sie fast mit Scheffeln messen mochte, und währete nit lange, als meine arme Bäumekens allesamt wie die Besenreiser aussahen und das liebe Obst, so angesetzet, abfiel und kaum vor meinem Schwein zu gebrauchen war. Will hierbei auf niemand raten, doch hatte gleich dabei meine eigenen Gedanken und habe sie noch. Sonsten stand mein Gerstenkorn, so ich bei 3 Scheffeln in die Wörth gestreuet, sehr lieblich. Auf dem Felde hatte ich nichtes ausgeworfen, angesehen ich die Bosheit des leidigen Satans scheuete.<br />
<br />
Auch hatte die Gemeine heuer nit viel Segen an Korn, inmaßen sie zum Teil aus großer Not keine Wintersaat gestreuet und die Sommersaat noch nit fort wollte. Sonsten an Fischen fungen sie in allen Dörfern durch die Gnade Gottes viel, insonderheit an Hering, welcher aber schlecht im Preise steht. Auch schlugen sie manchen Saalhund, und habe ich selbsten umb Pfingsten einen geschlagen, als ich mit meinem Töchterlein an der Sehe ging. Selbiger lag auf eim Stein dicht am Wasser und schnarchete wie ein Mensch. Zog mir also die Schuhe aus und ging heimlich hinzu, daß er nichts merkete, worauf ich ihm mit einem Stecken so über die Nasen schlug (denn an der Nasen kann er wenig vertragen), daß er gleich ins Wasser purzelte. Doch war ihm die Besinnung schon weg, und mochte ich ihn nunmehro leichtlich ganz zu Tode schlagen. Es war ein feistes Beest, obwohl nit gar groß, und brieten wir doch aus seinem Speck an die 40 Pott Tran, so wir beschlossen, zur Winternotdurft aufzuheben.<br />
<br />
Hierzwischen aber begab es sich, daß dem alten Seden flugs etwas ankam, also daß er das heilige Sakrament begehrete. Ursache konnte er nit angeben, als ich zu ihm kam, hat es aber vielmehr wohl nit tun wöllen aus Furcht für seiner alten Lisen, so mit ihren Gluderaugen sein immer hütete und nicht aus der Stuben ging. Sonsten wollte Zutern sein klein Mädchen, ein Kind bei 12 Jahren, am Gartenzaun auf der Straßen, wo sie Kraut vor das Vieh gepflücket, gehört haben, daß Mann und Frau sich etzliche Tage zuvorab wieder heftig gescholten und der Kerl ihr fürgeschmissen, daß er nunmehro gewißlich in Erfahrung gebracht, daß sie einen Geist habe, und wölle er alsobald hingehen und es dem Priester verzählen.<br />
<br />
Wiewohlen das nur Kindereien seind, will es doch wohl wahr seind, anerwogen Kinder und Narren, wie man saget, die Wahrheit sprechen.<br />
<br />
Doch laß ich das in seinen Würden. Summa: Es wurde immer schlimmer mit meinem alten Fürsteher, und wenn ich ihne, wie ich den Brauch bei Kranken hab, alle Morgen und Abend heimsuchte, umb mit ihm zu beten, und oftmalen wohl merkete, daß er etwas annoch auf seim Herzen hatte, kunnte er doch nichts herfürbringen, angesehen die alte Lise immer auf ihrem Posten stunde.<br />
<br />
So verblieb es eine Zeitlang, als er eines Tages umb Mittag aus zu mir schickete, ich wölle ihm doch ein klein wenig Silbers von dem Abendmahlkelch abschrapen, weilen er den Rat gekriegt, daß es besser mit ihm werden würd, wenn er es mit Hühnermist einnähm. Wollte lange Zeit nit darangehen, maßen ich gleich vermutete, daß dabei wieder Teufelsspök verborgen, aber er drängete so lange, bis ich ihme den Willen tat. Und siehe, es half fast von Stund an, so daß er am Abend, als ich kommen war, mit ihme zu beten, schon wieder auf der Bank saß, ein Topf zwischen den Beinen, aus welchem er seine Suppen kellete. Wollte aber nit beten (ein seltsam Ding, da er doch sonsten so gerne gebetet und oftmals kaum die Zeit ausharren kunnte, ehe ich kam, so daß er wohl an die zween oder dreien Malen geschicket, wenn ich nit gleich zur Hand ware oder sonstwo mein Wesen hatte), sondern sagete, er hätte schon gebetet und wölle er mir vor meine Mühe den Hahnen zu einer Sonntagssuppen geben, wovon er den Mist eingenommen, maßen es ein großer, schöner Hahnen sei und er nichts Besseres hätte. Und weilen das Hühnerwerk schon aufgeflogen, trat er auch zu dem Wiem, so er in der Stuben hinter dem Ofen hatte, und langete den Hahnen herab, so er meiner Magd unter den Arm tät, so gekommen war, mich wegzurufen.<br />
<br />
Hätte aber den Hahnen umb alles in der Welt nit essen wollen, besondern ließ ihn zur Zucht laufen. Wie ich nun ginge, fragte ihn noch, ob ich am Sonntage dem Herrn vor seine Besserung danken solle, worauf er aber zur Antwort gab, daß ich solches halten könne, wie mir geliebte. Verließ also kopfschüttelnd sein Haus und nahm mir für, ihn alsogleich rufen zu lassen, wenn ich in Erfahrung gezogen, daß seine alte Lise nit heimisch (denn sie holete sich oft von dem Amtshauptmann Flachs, umb solchen aufzuspinnen).<br />
<br />
Aber siehe, was geschah schon nach etzlichen Tagen? Es kam das Geschreie, der alte Seden wäre weggekommen, und niemand wüßte nit, wo er geblieben. Sein Weib vermeinete, er wäre in den Streckelberg gangen, und kam dahero diese vermaledeite Hexe auch mit großem Geheul bei mir vorgelaufen und forschete von meinem Töchterlein, ob sie ihren Kerl nit wo hätte daselbsten laufen gesehen, dieweil sie ja alle Tage in den Berg ginge. Mein Töchterlein sagte nein, sollte aber, sei's Gott geklagt, bald genugsam von ihme erfahren. Denn als sie eines Morgens, ehe denn die Sonne aufgegangen gewest, von ihrer verbotenen Gräberei zurückkömmt und in den Wald niedersteiget, höret sie flugs sich zur Seiten einen Grünspecht (so sicherlich die alte Lise selbsten gewest) so erbärmlich schreien, daß sie in das Gebüsche tritt zu sehen, was er hätte. So sitzt nun dieser Specht auf der Erden vor einem Flusch Haaren, so rot und ganz so gewest seind wie dem alten Seden seine, burret aber mit einem Schnabel voll auf, wie er ihrer gewahr wird, und verkreucht sich damit in ein Astloch. Wie mein Töchterlein noch stehet und diesen Teufelsspök betrachtet, kömmt der alte Paasch, so das Geschrei auch gehöret und mit seinem Jungen sich Daukelschächte in dem Berg gehauen, auch herbei und entsetzet sich gleicherweise wie er die Haare an der Erden sieht. Und vermeinen sie erstlich, daß ihn ein Wulf gefressen, sehen dannenhero sich auch überall umb, aber finden kein einig Knöchelken. Wie sie aber in die Höhe schauen, kommt es ihnen für, als ob oben im Wipfel auch etwas Rotes glitzerte, und muß der Junge in den Baum steigen, wo er denn alsogleich ein groß Geschrei anhebt, daß es hier auch auf ein paar Blätter einen guten Flusch roter Haare hätte, so mit den Blättern zusammengeklebet wären wie mit Pech. Aber es wäre kein Pech nit, sondern sähe rot- und weißsprenklig aus wie Fischküt. Item wären die Blätter ringsumbher, wo auch keine Haare säßen, bunt und fleckigt und voll unsauberen Stankes. Wirft also der Junge auf Geheiß seines Herren den Kletten herab, und judizieren sie beide gleich unten, daß dies den alten Seden sein Haar und Hirn sei und ihn der Teufel bei lebendigem Leibe geholet, weil er nit hat beten wöllen und dem Herrn danken vor seine Besserung. Solche gläubete ich auch selbsten und stellte es auch am Sonntag so der Gemeine für. Aber man wird weiters unten sehen, daß der Herr noch andere Ursachen gehabt, ihn in die Hand des leidigen Satans zu geben, angesehen er sich auf Zureden seines bösen Weibes von seinem Schöpfer losgesagt, umb nur wieder besser zu werden. Vor jetzo aber tät noch diese Teufelshure, als wäre ihr das größeste Herzeleid zugefüget, inmaßen sie sich die roten Haare bei ganzen Fluschen ausriße, wie sie von dem Grünspecht durch mein Töchterlein und den alten Paasch hörete, und lamentierte, daß sie nunmehro auch eine arme Wittib sei, und wer sie in Zukunft verpflegen würd etc.<br />
<br />
Hierzwischen feierten wir auch an dieser öden Küsten, so gut wir kunnten und mochten, mit der ganzen protestantischen Kirchen den 25sten Tag des Monats Juni, wo für nunmehro 100 Jahren die Stände des Heiligen Römischen Reichs dem großmächtigsten Kaiser Carolo V. ihre Konfession zu Augsburg fürgeleget, und hielte ich die Predigt über Matth. 10,32 von der rechten Bekenntnis unsers Herrn und Heilandes Jesu Christ, worauf die ganze Gemeine zum Nachtmahl ging. Doch gegen den Abend desselbigen Tages, als ich mit meinem Töchterlein zur Sehe gespazieret war, sahen wir umb den Ruden viel hundert Masten von großen und kleinen Schiffen, höreten auch ein merklich Schießen und judizierten alsbald, daß es der großmächtigste König Gustavus Adolphus sein möchte, so nunmehro, wie er versprochen, der armen, bedrängten Christenheit zur Hülf käme. Im währenden Judizieren aber segelte ein Boot von der Oie heran, worinnen Käthe Berowsche ihr Sohn saß, so dorten ein Bauer ist und seine alte Mutter heimsuchen wollte. Selbiger verzählete, daß es wirklich der König wär, so diesen Morgen von Rügen mit seiner Flotten den Ruden angelaufen, allwo ein paar Oier Leut gefischet und gesehen, daß er alsofort mit seinen Offiziers an das Land gestiegen und alldort mit geblößetem Haupt auf seine Knie gefallen sei.Man sehe auch das Theatrum Europaeum, J. 226 fl.<br />
<br />
Auch, du gerechter Gott, da hatte ich unwürdiger Knecht am lieben Abend noch eine größere Jubelfreude denn am lieben Morgen, und kann man leichthin bei sich selbsten abnehmen, daß ich nicht angestanden, mit meim Töchterlein alsofort auch auf meine Knie zu fallen und es dem König nachzutun. Und weiß Gott, ich hab in meinem Leben nicht so brünstig gebetet denn diesen Abend, wo der Herr uns ein sollich Wunderzeichen fürstellete, daß der Retter seiner armen Christenheit gerade anlangen mußte an dem Tag, wo sie ihn allerorten umb seine Gnad und Hülfe für des Papstes und Teufels Mord und List auf ihren Knien angeschrien hatten. Konnte auch die Nacht darauf für Freuden nicht schlafen, besondern ging schon zur frühen Morgenzeit nach der Damerow, wo Vithen seinem Jungen etwas angekommen war. Gläubete schon, es würd auch Zauberei sein, aber es war dieses Mal keine Zauberei, angesehen der Junge in der Heiden etwas Schlimmes gefressen hatte. Was es für Beeren gewest, kunnte er nit mehr sagen, doch zog das Malum, so ihm das Fell ganz rot wie Scharlach gemachet, alsbald fürüber. Als ich darumb bald hernacher den Heimweg antrate, begegnete ich einem Boten von Peenemünde, so Ihro Majestät, der großmächtigste König Gustavus Adolphus, an den Amtshauptmann gesendet, daß er ihme am 29. Juni umb 10 Uhren morgens sölle drei Wegweiser bei Koserow gestehen, umb Se. Majestät durch die Wälder nach der Swine zu geleiten, allwo die Kaiserlichen sich verschanzet hatten. Item verzählete er, daß Ihro Majestät schon gestern die Schanze zu Peenemünde eingenommen (was wohl das Schießen bedeutet, so wir den Abend zuvor gehöret) und hätten die Kaiserlichen gleich allens verlaufen und die rechten Buschreuter gespielet. Denn nachdem sie ihr Lager in Brand gestecket, wären sie zu Busch gesprungen, umb zum Teil nach Wolgast, zum Teil nach der Swine zu entkommen.<br />
<br />
Alsobald beschloß nun in meiner Freud, Sr. Majestät, so ich mit des allmächtigen Gotts Hülf sehen sollte, ein Carmen gratulatorium zu fabrizieren, welches mein Töchterlein ihme überreichen könnte.<br />
<br />
Tät ihr alsogleich nach meiner Heimkunft den Fürschlag, und sie fiele für Freuden mir davor umb den Hals und fing alsdann an, in der Stuben umbherzutanzen. Doch als sie sich ein wenig besunnen, meinete sie, daß ihr Kleid nicht gut genug wäre, umb Sr. Majestät darinnen aufzuwarten, und möchte ich ihr noch ein blauseidin Kleid mit gelbem Schurzfleck kaufen, da dieses die schwedische Kolör sei und Sr. Majestät baß gefallen würd. Wollte aber lange nicht daran, anerwogen ich solch hoffärtig Wesen hassete, aber sie tribulierete so lange mit ihren guten Worten und Küßleins, daß ich alter Narre ja sagete und meinem Ackersknecht befahl, noch heute mit ihr nach Wolgast zu fahren, umb sich den Zeug zu kaufen. Achte darumb, daß der gerechte Gott, so den Hoffärtigen widerstehet und den Demütigen Gnade gibt, mich von wegen solcher Hoffart mit Recht gestrafet. Denn ich hatte selbsten eine sündliche Freude, als sie mit zwo Weibern, so ihr sollten helfen, zurückekam und mir den Zeug fürlegete.<br />
<br />
Des andern Tages hub auch gleich das Nähen mit der Sonnen an, in währendem ich mein Carmen fabrizierte. War aber noch nit weit gelanget, als der junge Edelmann Rüdiger von Nienkerken vorgeritten kam, umb sich zu erkundigen, wie er sagte, ob Sr. Majestät in Wahrheit über Koserow marschieren würd. Und als ich ihm hievon gesaget, was ich wußte, item unser Fürhaben mitgeteilet, lobete er solches gar sehr und instruierte mein Töchterlein (die ihn heute freundlicher ansah, als mir recht war), wie die Schweden das Lateinisch sprächen, als ratscho für ratio, üt für ut, schis für scis etc., damit sie Sr. Majestät nit die Antwort schuldig blieb. Und hätte er sowohl in Wittenberge als in Griepswalde viel mit Schweden konversieret, wöllten dahero, so es ihr geliebte, ein klein Kolloquium anstellen, und wölle er den König machen.<br />
<br />
Hierauf setzte er sich vor sie auf die Bank, und hatten sie beide alsogleich ihr Geschwätze, was mich fast heftig verdroß, insonderheit als ich sahe, daß sie die Nadel wenig rührete, aber sage, Lieber, was kunnte ich dabei tun? Ging also meiner Straßen und ließ sie schwätzen bis gegen Mittag, wo der Junker endlich sich wieder aufmachete. Doch versprach er, am Dienstag, wenn der König käm, sich auch einzustellen, gläube auch, daß die ganze Insel alsdann wohl bei Koserow zusammenlaufen würde.<br />
<br />
Als er fort war und mir die Vena poetica, wie leicht zu erraten, noch verstopfet war, ließ ich meinen Wagen anspannen und fuhre im ganzen Kapsel umbher, in allen Dörfern das Volk vermahnende, daß sie am Dienstag umb 9 Uhren an dem Hünenstein vor Koserow wären, und sollten sie alle niederfallen auf ihre Knie, wenn sie sähen, daß der König käm und ich auf meine Knie fallen würd, item gleich einstimmen, wenn die Glocken anhüben zu läuten und ich den Ambrosianischen Lobgesang intonierete. Solches versprach sie auch alle zu tun, und nachdeme ich am Sonntag in der Kirchen sie noch einmal hierzu vermahnt und vor Se. Majestät von ganzem Herzen zu dem Herrn gebetet, kunnten wir kaum den lieben Dienstag vor großen Freuden erharren.<br />
<br />
==15. Kapitel - Von der Ankunft des großmächtigen Königs Gustavi Adolphi und was sonsten dabei fürgefallen==<br />
Hierzwischen wurde nun auch mein Carmen in metro elegiaco fertig, so mein Töchterlein abschriebe (inmaßen ihre Handschrift trefflicher ist denn die meine) und wacker memorierete, umb solches Sr. Majestät aufzusagen. Item wurden die Kleider fertig, so ihr fast lieblich stunden, und ginge sie den Montag zuvor in den Streckelberg, unangesehen es eine so große Hitze war, daß die Krähe auf den Zaum jappte. Denn sie wollte sich Blumen suchen zu einem Kranz, welchen sie aufzusetzen gedachte und so auch blau und gelb sein söllten. Kam auch gegen Abend wieder mit einem Schurzfleck voll Blumen aller Art, doch waren ihre Haare ganz naß und hingen ihr kladdrig umb die Schultern. (Ach, Gott, ach, Gott, so mußte mir armen Mann alles zu meinen Verderben gereichen!) Fragete also, wo sie gewest, daß ihre Haare so kladdrig aussähen, worauf sie zur Antwort gab, daß sie von dem Kölpin, umb den sie sich Blumen gepflücket, zum Strande gangen und sich dorten in der Sehe gebadet, dieweil es eine große Hitze gewest und sie niemand nit gesehen. Könnte doch Sr. Majestät nun morgen, wie sie kurzweilig fortfuhre, doppelt als eine reine Jungfer unter die Augen treten.<br />
Mir gefiel solches gleich nicht, und sahe ich ehrbar aus, doch sagete ich nichtes.<br />
Am andern Morgen ware das Volk schon umb 6 Uhr umb den Hünenstein, Männer, Weiber, Kinder. Summa: Was nur gehen kunnte, das hatte sich eingefunden. Auch war mein Töchterlein schon umb 8 Uhren ganz in ihrem Schmuck, nämlich eim blauseidin Kleid, gelbem Schurzfleck, gelbem Tüchlein und einer gelben Haarhauben, so genetzet ware und worauf sie das Kränzlein von blau und gelben Blümeken setzte. Währete nit lange, so war mein Junker auch wieder da, gleichfalls sauber und ausstaffieret, wie eim Edelmann zustehet. Hätte doch Kundschaft einziehen wöllen, wannenhero ich mit meinem Töchterlein nach dem Stein ginge, angesehen sein Herr Vater, Hans von Nienkerken, item Wittich Appelmann wie die Lepels vom Gnitze auch noch kämen, auch viel Volks überall auf der Landstraßen lief, als wenn er heut allhie Jahrmarkt hätte. Aber ich sahe sogleich, aß es ihme nur umb die Jungfer zu tun war, anerwogen er gleich wieder sein Wesen mit ihr hatte und alsofort auch das lateinische Geschwätze anhub. Sie mußte ihm ihr Carmen an Sr. Majestät aufsagen, worauf er, den König fürstellend, ihr antwortete: »Dulcissima et venustissima puella, quae mihi in coloribus coeli, ut angelus dominis appares, utinam semper mecum esses, nunquam mihi male cederet!«»Du süßeste und anmutigste Dirne, die du mir wie ein Engel des Herrn in den Farben des Himmels erscheinst, wärst du doch immer um mich, dann würde es mir niemals unglücklich ergehen!« Worauf sie rot wurd und mir es nicht viel anders erging, doch aus Ärger, wie man leichtlich schließen mag. Bate dahero, Se. Gestrengen wölle nur zum Stein sich aufmachen, angesehen mein Töchterlein mir noch meinen Chorrock umbhelfen müßte, worauf er aber zur Antwort gab, daß er solange in der Stuben warten wölle, und könnten wir ja zusammen gehen. Summa: Ich gesegnete mich abermals für diesem Junker, aber was half es? Da er nit weichen wollte, mußte ich schon ein Auge zutun, und wir gingen bald hernacher zusammen nach dem Stein, wo ich mir allerersten drei tüchtige Kerls aus dem Haufen griff, daß sie auf den Turm gehen sollten und anheben, mit den Glocken zu läuten, wenn sie sähen, daß ich auf den Stein stiege und mein Schweißtüchlein schwenkete. Solliches versprachen sie auch zu tun und gingen gleich ab, worauf ich mich mit meim Töchterlein auf den Stein setzte und sicherlich gläubete, der Junker würd ein Ansehn gebrauchen, aber er tät es nicht, sondern setzte sich mit auf den Stein. Und saßen wir drei ganz allein daselbsten, und alles Volk sahe uns an, doch kam niemand nit näher, umb meines Töchterleins Putz zu betrachten, auch die jungen Dirnens nicht, wie sie doch sonst pflegeten, was mir nur nachhero beigefallen ist, als ich erfuhren wie es schon dazumalen umb uns stund.<br />
Gegen 9 Uhren kamen auch Hans von Nienkerken und Wittich Appelmann angegaloppieret, und rief der alten Nienkerken sogleich seinen Sohn mit fast heftigem Ton ab, und da er nit gleich hörete, sprengete er zu uns an den Stein und schrie, daß alle Welt es hörete: »Kannstu Bub nit hören, wenn dein Vater dir rufet?« Worauf er ihm verdrüßlich folgete, und sahen wir aus der Fernen, daß er seinen Sohn bedräuete und vor ihm ausspie. Wußten noch nit, was solches bedeutete, sollten es aber leider Gotts bald erfahren.<br />
Bald darauf kamen auch von der Damerow her die beiden Lepele vom Gnitze, und salutierten sich die Edelleut auf einem grünen Brink dicht bei uns, doch ohne uns anzusehen. Und hörte ich, daß die Lepele sagten, so dieser Straßen gezogen waren, daß von Sr. Majestät noch nichtes zu sehen wär, aber die Scheerenflotte umb den Ruden würde schon unruhig und käme bei vielen hundert Schiffen angesegelt. Da solches nun mehrere gehöret, lief alles Volk sogleich zur Sehe (so nur ein klein Endiken von dem Stein ist), und die Edelleute ritten selbsten hinan, ausgenommen Wittich, so von dem Pferde gestiegen war, und da er sahe, daß ich den alten Paasch seinen Jungen in eine hohe Eiche schickete, umb nach dem König überzuschauen, sich alsofort wieder an mein Töchterlein gemacht hatte, die nunmehro ganz allein auf dem Stein saß. Warumb sie seinen Jägersmann nicht genommen, und ob sie sich nit besinnen wölle und ihn noch nehmen oder sonsten bei ihme (dem Amtshauptmann) selbsten in Dienst treten, denn täte sie dieses nicht, so achte er, daß es ihr leid werden müge. Worauf sie ihm, wie sie sagete, zur Antwort gegeben, daß ihr nur eines leid tät, nämlich daß Se. Gestrengen sich so viel vergebliche Mühe umb sie gäbe. Somit wär sie eiligst aufgestanden und zu mir an den Baum getreten, wo ich dem Jungen nachsahe, wie er droben kletterte. Unsere alte Ilse aber sagete, daß er einen großen Fluch getan, als ihm mein Töchterlein den Rücken gewendet, und alsobald in das Ellerholz getreten wäre, so dicht an der Landstraßen hinläuft und wo die alte Hexe Lise Kolken auch gestanden.<br />
Hierzwischen ging ich aber mit meinem Töchterlein auch zur Sehe, und war es wahr, daß die ganze Flotte von dem Ruden und der Oie herüberkam und gen Wolgast zu steuerte, auch gingen manche Schiffe so nah an uns fürüber, daß man kunnte die Soldaten darauf stehen und die Waffen blitzen sehen. Item höreten wir die Pferde wiehern und das Kriegsvolk lachen. Auf eim ging auch die Trummel, und auf einem andern blöketen Schafe und Rinder. In währendem Schauen aber wurden wir flugs einen Rauch von einem Schiff gewahr, und es folgete ein großer Knall, also daß wir bald auch die Kugel sahen auf dem Wasserspiegel rennen, so daß es ringsumbher schäumte und sprätzete und gerade auf uns zukam. Lief also das Volk mit großem Geschrei auseinander, und höreten wir deutlich darüber das Kriegsvolk auf den Schiffen lachen. Aber die Kugel hob sich alsbald in die Höhe und schlug dicht bei Paasch seinem Jungen in eine Eiche, so daß gegen zwei Fuder Sträuch mit großem Rumor von dem Schlag zur Erden stürzeten und den Weg überschütteten, wo Se. Majestät kommen mußte. Dannenhero wollte der Junge nit mehr oben im Baum bleiben, wie sehr ich ihn dazu vermahnete, schrie aber in währendem Niederklettern, daß ein groß Haufen Kriegsvolk nunmehro bei Damerow aus der Heiden käm und solches wohl der König sein möchte. Darum befahl der Amtshauptmann, geschwind den Weg aufzuräumen, und da solliches eine Zeitlang währete, inmaßen sich die dicken Äst und Gezweige rechtes und linkes in den Bäumen umbher geklemmet hatten, wollten die Edelleut, als allens fertig war, Sr. Majestät entgegenreuten, blieben aber auf dem kleinen Brink halten, dieweil man dicht vor uns in der Heiden es schon fahren, klappen und sprechen hörte.<br />
Währete auch nit lange, als die Kanonen herfürbrachen, und saßen die drei Wegweiser oben darauf. Da ich nun den einen kannte, so Stoffer Krauthahn von Peenemünde war, ginge ich näher und bat ihne, mir zu sagen, wann der König käm. Aber er antwortete, daß er weiterginge mit den Kanonen bis Koserow, und möcht ich nur achthaben auf den langen schwarzen Mann, so einen Hut mit einer Feder trüg und eine güldene Ketten umb seinen Hals, solliches wäre der König, und ritte er alsbald hinter der Hauptfahnen, worauf ein gelber Löwe stünd. Observierete also genau den Zug, wie er aus der Heiden herfürbrach. Und kamen nach der Artillerie zuvorauf die finnischen und lappischen Bogenmänner, so mitten im Sommer, was mich verwunderte, noch in Pelzen einhertrottiereten. Darauf kam viel Volks, so ich nit erfahren, was es gewesen. Alsbald sah ich über dem Haselbusch, so mir im Wege stund, daß ich nicht allens gleich abservieren kunnte, wenn es aus dem Busch kam, die große Hauptfahn mit dem Löwen und hintennach auch den Kopf von einem ganzen schwarzen Mann mit güldener Ketten umb seinen Hals, so daß ich gleich judizierete, dies müßte der König sein. Schwenkete dahero mein Schweißtüchlein gen den Turm zu, worauf auch alsofort die Glocken anschlugen, und in währendem uns der schwarze Mann näher ritte, zog ich mein Käpplein ab, fiel auf meine Knie und intonierete den Ambrosianischen Lobgesang, und alles Volk folgete mir nach, riß sich auch die Hüte vom Haupt und sank auf allen Seiten singend zur Erden, Männer, Weiber, Kinder; ausgenommen die Edelleut, so ruhig auf dem Brink halten blieben, und erst, als sie sahen, daß Se. Majestät dero Roß anhielt (war ein pechschwarzer Rapp und blieb gerade mit den Vorderfüßen auf mein Ackerstück stehen, was ich für ein gut Zeichen nahm), zogen sie auch die Hüt und gebärdeten sich aufmerksam.<br />
Nachdeme wir geendet, stiege der Amtshauptmann rasch vom Roß und wollte mit seinen drei Wegweisern, so hinter ihm gingen, zum König, item hatte ich mein Töchterlein bei der Hand gefaßt und wollte auch zum König. Winkete also Se. Majestät den Amtshauptmann ab und uns hinzu, worauf ich Se. Majestät auf lateinisch beglückwünschte und Ihr hochmütiges Herze rühmete, daß Sie der armen, bedrängten Christenheit zu Schutz und Hülfe hätte den deutschen Boden heimsuchen wöllen, es auch vor ein göttlich Anzeichen priese, daß solliches gerade an diesem erschienen Jubelfest unserer armen Kirchen geschehen sei, und möchte Se. Majestät es gnädiglich aufnehmen, wenn mein Töchterlein ihme was zu bescheren gedächt, worauf Se. Majestät sie lieblich lächelnde ansahe. Sollich freundlich Wesen machte sie wieder zuversichtlich, da sie vorhero schon merklich gezittert, und antwortete sie, ihm ein blau und gelbes Kränzlein überreichend, auf welchem das Carmen lag: »Accipe hanc vilem coronam et haec!«, worauf sie anfinge, das Carmen herzubeten. Hierzwischen wurde Se. Majestät immer lieblicher, sahe bald sie an und bald in das Carmen und nickete besondern freundlich, als der Schluß kam. Als sie nun schwiege, sprach Se. Majestät: »Propius accedas patria virgo, ut te osculer!« Worauf sie, sich verfärbende, ihm an das Roß trat. Und gläubete ich, er würde sie nur auf die Stirne küssen, wie sonsten die Potentaten zu tun pflegen, aber nein! Er küßte sie also gerade auf den Mund, daß es schmatzte und seine langen Hutfedern ihr umb den Nacken hingen, so daß mir abermal ganz bange vor sie wurd. Doch richtete er sich bald wieder in die Höhe, nahm die güldene Kette sich ab, an welcher unten sein Konterfei bummelte, und hing sie meinem Töchterlein umb ihren Hals.<br />
Hierauf kam der Amtshauptmann abermals mit seinen drei Kerls an und verneigete sich vor Sr. Majestät zur Erden. Da er aber kein Lateinisch nit kunnte, item auch kein Italienisch oder Französisch verstande, spielte ich alsobald den Dolmetscher. Denn es fragete Ihro Majestät, wie weit es bis zur Swine wär und ob es dorten noch viel fremd Kriegsvolk hätte? Und meinete der Amtshauptmann, daß annoch an die 200 Krabaten im Lager lägen, worauf Se. Majestät dem Roß die Sporen gab und freundlich nickend ausrief: »Valete!« Nun kam aber erst das andere Kriegsvolk, bei 3000 Mann gewaltig, aus dem Busch, so gleichfalls ein wacker Ansehen hatte, auch keine Narreteidinge fürnahm, wie es sonsten wohl pfleget, als es bei unseren Häuflein und den Weibern vorbeizog, sondern fein ehrbar einhertrat, und begleiteten wir den Zug noch bis hinter Koserow an die Heiden, wo wir ihn dem Schutz des Allmächtigen empfohlen und ein jeglicher wieder seiner Straßen heimzog.<br />
<br />
==16. Kapitel - Wie die kleine Maria Paaschin vom Teufel übel geplaget wird und mir die ganze Gemein abfällt==<br />
Ehe ich weiters gehe, will ich zuvorab vermelden, daß der durchläuchtigste König Gustavus Adolphus, wie wir alsbald die Zeitung bekommen, auf der Swine an die 300 Krabaten niedergehauen und darauf zu Schiff nacher Stettin gefahren ist. Gott wölle ihm ferner gnädig sein. Amen.<br />
Nunmehro aber nahm meine Not von Tage zu Tage zu, angesehen der Teufel bald so lustig wurde, wie er nie nicht gewesen. Gläubete schon, daß Gottes Ohren auf unser brünstig Gebet gemerket hätten, aber es gefiele ihm, uns noch härter heimzusuchen. Denn etzliche Tage nach der Ankunft des durchläuchtigsten Königs G. A. kam das Geschreie, daß meiner Tochter ihre kleine Pate von dem leidigen Satan besessen sei und gar erbärmlich auf ihrem Lager haushalte, so daß sie niemand nit halten könne. Machte sich mein Töchterlein alsogleich auf nach ihrer kleinen Pate, kam aber alsobald weinend zurücke, daß der alte Paasch sie gar nit zu ihr gelassen, sondern sie fast hart angeschnauzet und gesaget, sie sölle ihm nie wieder in sein Haus kömmen, inmaßen sein Kind es von dem Stuten gekriegt, so sie ihm am Morgen verehret. Und es ist wahr, daß mein Töchterlein ihr einen Stuten geschenket, indem die Magd den Tag vorher nacher Wolgast gewesen war und ein Tüchlein voll Stutens mitgebracht.<br />
Solche Botschaft verdroß mich fast heftig, und nachdeme ich meinen Priesterrock angezogen, machte ich mich auf den Weg zum alten Paaschen, umb den leidigen Satan zu beschwören und solchen Schimpf von meinem Kinde abzuwenden. Fand also den alten Mann auf der Dielen, wie er an der Bodenleiter stand und weinete, und nachdem ich den »Frieden Gottes« gesprochen, fragete ihn allererste ob er in Wahrheit gläube, daß seine kleine Marie es von dem Stuten gekriegt, so ihr mein Töchterlein verehret? Er sagete: »Ja.« Und als ich darauf zur Antwort gab, daß denn ich selbsten es auch hätte kriegen müssen, item Pagels sein klein Mädchen, angesehen wir auch von dem Stuten gessen, schwieg er stille und sprach mit einem Seufzer, ob ich nit wölle in die Stube gehen und sehen, wie es stünd. Als ich dannenhero mit dem »Frieden Gottes« hereintrat, stunden an die sechs Menschen umb der kleinen Marie ihr Bette, und hatte sie die Augen zu und war so steif wie ein Brett, weshalben Stoffer Wels (als er denn ein junger und wähliger Kerl ist) das Kindlein bei eim Bein ergriff und es von sich reckete wie einen Zaunpfahl, damit ich sähe, wie der Teufel es plagete. Als ich nun ein Gebet anhob und Satanas merkete, daß ein Diener Christi angekommen, fing er an, so schrecklich in dem Kindlein zu rumoren, daß es ein Jammer anzusehen war. Denn sie schlug also mit Händen und Füßen umb sich, daß sie kaum vier Kerls halten kunnten, item ging ihr das Bäucheken so auf und nieder, als wenn ein lebendiges Geschöpf darinnen säße, so daß letztlich die alte Hexe Lise Kolken sich oben auf das Bäucheken setzete. Als es nun ein wenig besser wurd und ich das Kindlein aufforderte, den Glauben zu beten, umb zu sehen, ob es wirklich der Teufel sei, so sie besessenMan nahm nämlich in jener schrecklichen Zeit an, daß, wenn der Kranke die drei Artikel und außerdem einige auf das Erlösungswerk bezügliche Bibelsprüche nachsprechen konnte, er nicht besessen sei, weil niemand Jesum einen Herrn heißen könne, ohne durch den Heiligen Geist, 1. Kor., 12,3., wurd es noch ärger denn zuvor, angesehen sie anhub, mit den Zähnen zu knirschen, die Augen zu verkehren und also greulich mit den Händen und Füßen zu schlagen, daß sie ihren Vater, so auch ein Bein hielt, fast mitten in die Stuben warf, und darauf sich den Fuß gegen das Bettholz zerquetschte, daß das Blut ihr herfürsprang, auch die alte Lise Kolken mit ihrem Bäucheken auf und nieder flog als ein Mensch, so in einem Schockreep sitzet. Und als ich hierauf nit müde wurd, sondern den Satan beschwore, aus ihr zu fahren, finge sie allererst an zu heulen und darauf wie ein Hund zu bellen, item zu lachen, und sprach endlich mit grober Baßstimme, als sie ein alter Kerl führet: »Ik wieke nich!«<br />
Aber er hätte schon weichen sollen, wenn nicht Vater und Mutter mich bei Gotts Sakrament beschworen, ihr arm Kind in Frieden zu lassen, dieweil es ja nichts hülfe, sondern immer ärger mit ihr würd. Stunde also notgedrungen von meinem Fürhaben ab und vermahnete nur die Eltern, daß sie wie das kananäische Weib sollten Hülfe suchen in wahrer Bußfertigkeit und unablässigem Gebet, auch mit ihr im beständigen Glauben seufzen: »Ach, Herr, du Sohn Davids, erbarme dich mein, meine Tochter wird vom Teufel übel geplaget!« (Matth. am 15ten). Dem Heiland würde dann alsbald das Herze brechen, daß er sich ihres Töchterleins erbarmte und dem Satan zu weichen befehle. Item versprach ich, am Sonntag mit der ganzen Gemein für ihr armes Töchterlein zu beten, und möchten sie selbige, wo irgend möglich, selbst zur Kirchen tragen, anerwogen ein brünstig Kirchengebet durch die Wolken drünge. Solliches versprachen sie auch zu tun, und ging ich nunmehro betrübt zu Hause, wo ich aber bald erfuhr, daß es etwas besser mit ihr worden wär, und war also wieder wahr, daß der Satan außer dem Herrn Jesu nichts mehr hasset denn die Diener des Evangeliums. Aber harre, er bringet dich doch unter die Füße, es wird dir nichtes helfen!<br />
Bevorab aber noch der liebe Sonntag kam, merkete ich, daß mir männiglich aus dem Wege ging, sowohl im Dorfe als im Kapsel, wo ich etzliche Kranken heimsuchte. Insonderheit als ich in Ückeritze zu dem jungen Tittelwitz wollte, arrivierete es mir wir folget. Clas Pieper, der Bauer, stund in seinem Hofe und klöbete Holz, wurf aber alsobald, als er mein ansichtig wurde, die Axt aus der Faust, daß sie in die Erde fuhr, und wollte in seinen Schweinestall laufen, indem er ein Kreuze schlug. Winkete ihm also, daß er bleiben sölle, und warumb er für mir als seinem Beichtvater liefe? Ob er vielleicht auch gläube, daß mein Töchterlein ihre kleine Pate behext? Ille: Ja, so gläube er, dieweil es der ganze Kapsel gläube. Ego: Warumb sie ihr denn vorhero so viel Gutes getan und in der schrecklichsten Hungersnot sie wie ein Schwesterlein gehalten? Ille: Sie hätte wohl schon mehr verwirket denn dieses. Ego: Was sie denn verwirket hätte? Ille: Das bliebe sich gleich. Ego: Er sölle es mir sagen, oder ich müßte es dem Richter klagen. Ille: Das sölle ich nur tun. Worauf er trotziglich seiner Straßen ging.<br />
Und kann man nunmehro leichtlich schließen, daß ich nichtes versäumte, überall Kundschaft einzuziehen, was man meinete, daß mein Töchterlein verwirket, aber es wolle mir niemand nichtes sagen, und hätte ich mich zu Tode grämen mügen über solchen bösen Leumund. Auch kam in dieser ganzen Wochen kein Kind zu meinem Töchterlein in die Schule, und als ich ursachshalber die Magd ausschickete, brachte sie Botschaft, daß die Kinderken krank wären oder auch die Eltern sie zu ihrem Handwerk gebrauchten. Judizierete also und judizierete, doch half es mir allens nicht, bis der liebe Sonntag in das Land kam, wo ich gläubte, ein groß Nachtmahl zu haben, angesehen sich schon viele zu Gottes Tisch im vorab gemeldet. Doch kam es mir gleich seltsam für, daß niemand, wie sie doch sonsten zu tun pflegeten, auf dem Kirchhof stehen sahe, meinete aber, sie wären in die Häuser getreten. Aber als ich endlich mit meim Töchterlein in die Kirche kam, waren nur bei sechs Menschen versammlet, unter welchen die alte Lise Kolken, und sahe die vermaledeiete Hexe nit alsobald mein Töchterlein mir folgen, als sie ein Kreuze schlug und wieder zur Turmtüren hinausrannte, worauf die übrigen fünf, benebst meinem einigen Fürsteher Claus Bulken (denn für den alten Seden hatte ich annoch keinen wieder angenommen) ihr folgeten. Ich entsatzte mich, daß mir das Blut geranne und ich also zu zittern begunnte, daß ich mit der Achsel an den Beichtstuhl fiel. Fragete mein Töchterlein also, welcher ich noch nichtes gesaget hatte, umb sie zu verschonen: »Vater, was fehlet den Leuten, sind sie vielleicht auch besessen?« Worauf ich wieder bei mir kam und auf den Kirchhof ging, umb nachzusehen. Aber sie waren alle weg bis auf meinen Fürsteher Claus Bulken, welcher an der Linden stand und für sich ein Liedlein pfiff. Trat also hinzu und fragete, was den Leuten angekommen, worauf er zur Antwort gab, das wisse er nicht. Und als ich abermals fragete, warumb er selbsten denn auch gelaufen wär, sagte er, was er hätte allein in der Kirchen tun sollen, dieweil der Bedelt doch nit hätte gehen können. Beschwure ihn also, mir die Wahrheit zu sagen, welch greulicher Verdacht gegen mich in die Gemein gekommen? Aber er antwortete, ich würd es bald schon selbsten erfahren, und sprang über die Mauer und ging in der alten Lisen ihr Haus, so dicht am Kirchhofe steht.<br />
Mein Töchterlein hatte eine Kälbersuppen zum Mittag, vor die ich sonst allens stehenlasse, aber ich kunnte keine Löffel voll in den Hals bringen, sondern saß und hatte mein Haupt gestützet und sanne, ob ich es ihr sagen wöllte oder nicht. Hierzwischen kam die alte Magd herein, ganz reisig und mit einem Tuch voll Zeug in der Hand, und bat weinend, daß ich ihr den Abschied geben wölle. Mein arm Kind wurde blaß wie ein Leich und fragete verwundert, was ihr angekommen? Aber sie antwortete bloß: »Nicks!« und wischte sich mit der Schürzen die Augen. Als ich die Sprache wiedergewunnen, so mir schier vergangen war, dieweil ich sahe, daß dies alte, treue Mensch mir auch abtrünnig worden, hub ich an, sie zu examinieren, warumb sie fort wölle, da sie doch so lange bei mir verharret, auch in der großen Hungersnot uns nicht verlassen wöllen, besondern getreulich ausgehalten, ja mich selbsten mit ihrem Glauben gedemütiget und ritterlich auszuhalten vermahnet, was ich ihr nie vergessen würd, solange ich lebte. Hierauf finge sie wieder an, nur noch heftiger zu weinen und zu schluchzen, und brachte endlich herfür, daß sie annoch eine alte Mutter bei 80 Jahren in der Liepen wohnend hätte, und wölle sie hin, selbige bis an ihr Ende zu pflegen. Worauf mein Töchterlein aufsprunge und weinend zur Antwort gab: »Ach, alte Ilse, darumb willtu nit weg, denn dein Mütterlein ist ja bei deinem Bruder. Sage mir doch, warumb du mich verlassen willt und was ich gegen dich verwirket, damit ich es wiedergutmachen kann?« Aber sie verbarg ihr Gesicht in der Schürzen und schluchzete nur, ohne ein Wörtlein herfürzubringen, wannenhero mein Töchterlein ihr die Schürzen wegziehen und ihr die Wangen streicheln wollte, umb sie zum Reden zu bringen. Aber als sie solliches merkete, schlug sie mein arm Kind auf die Finger und rief: »Pfui!«, spie auch vor ihr aus und ging alsobald aus der Türen. Solliches hatte sie nie nit getan, da mein Töchterlein ein klein Mädken war, und entsetzten wir beide uns also, daß wir kein Wörtlein sprechen kunnten.<br />
Währete aber nit lange, so erhob mein arm Kind ein groß Geschrei und warf sich über die Bank und lamentierete, immerdar rufend: »Was ist geschehn, was ist geschehn?« Gläubete also, daß ich ihr sagen müßte, was ich in Kundschaft gezogen, nämlich daß man sie vor eine Hexe ansäh, worauf sie anfinge zu lächeln, anstatt noch mehr zu weinen, und aus der Türen lief, umb die Magd einzuholen, so bereits aus dem Hause gangen war, wie wir gesehen hatten. Kehrete aber nach einer Glockenstunden mit großem Geschrei zurücke, daß alle Leute im Dorfe vor ihr gelaufen, als sie sich von der Magd hätte Kundschaft einziehen wöllen, wo sie geblieben. Item hätten die kleinsten Kinder geschrien, so sie in der Schulen gehabt, und sich vor ihr verkrochen; auch hätte ihr niemand nit ein Wörtlein geantwortet, sondern wie die Magd vor ihr ausgespien. Wäre jedoch auf dem Heimwege gewahr worden, daß schon ein Boot auf dem Wasser sei, darauf eilends an das Ufer gelaufen und der alten Ilsen aus vollen Kräften nachgeschrien, so allbereits in dem Boot gesessen. Aber sie hätte sich an nichtes gekehrt, sich auch gar nit einmal nach ihr umbgesehen, sondern sie mit der Hand fortgewinket. – Und nunmehro fuhr sie fort zu weinen und zu schluchzen den ganzen Tag und die ganze Nacht hindurch, daß ich elender war denn zuvor in der großen Hungersnot. Doch sollt es noch ärger kommen, wie man im folgenden Kapitel sehen wird.<br />
<br />
==17. Kapitel - Wie mein arm Kind als Hexe eingezogen und gen Pudagla abgeführet wird==<br />
Tags darauf, Montag, den 12. Juli, morgens umb 8 Uhren, als wir in unserer Kümmernis saßen und judiziereten, wer uns wohl sollich Herzeleid bereitet, auch bald übereinkamen, daß niemand anders nit denn die vermaledeiete Hexe Lise Kolken es gewest, kame ein Wagen mit vier Pferden vor mein Haus gejaget, worauf sechs Kerls saßen, so alsogleich heruntersprungen. Und gingen zwo an der Vorder-, andere zwo an den Achtertüren stehen, und aber zwo, worunter der Büttel Jakob Knake, kamen in die Stuben und geben mir ein offen Schreiben von dem Amtshauptmann, daß mein Töchterlein, so als eine gottlose Hexe im gemeinen Geschrei stünde, vom peinlichen Rechts wegen sölle eingeholet und inquirieret werden. Nun kann männiglich vor sich selbsten abnehmen, wie mir umb das Herze ward, da ich solches lase. Stürzete zu Boden wie ein umbgehauener Baum und kam erst wieder bei mir, als mein Töchterlein sich mit großem Geschrei auf mich warf und ihre Tränen mir warm über das Angesicht liefen. Als sie aber sahe, daß ich wieder bei mir kam, finge sie an, mit lauter Stimmen Gott davor zu preisen, suchte mich auch zu trösten, da sie ja unschuldig wär und ein gut Gewissen vor ihren Richter trüge, item rezitierete sie mir das schöne Sprüchlein, Matth. am 5ten: »Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übels wider euch, so sie daran lügen.«<br />
Und möchte ich nur aufstehen und meinen Rock über das Wammes überziehen und mit ihr kommen, denn ohne mich ließe sie sich nicht vor den Amtshauptmann fahren. Hierzwischen nun aber war das ganze Dorf vor meiner Türen zusammengestürzet, Weiber, Männer, Kinder; hielten sich aber geruhlich und sahen nur alle nach den Fenstern, als wöllten sie uns durch das Haus schauen. Als wir uns beide fertig gemacht und der Büttel, so mich anfänglich nicht mitnehmen gewollt, nunmehro aber ein Einsehen gebrauchte vor ein gut Trinkgeld, so ihm mein Töchterlein verehrete, traten wir an den Wagen, aber ich ware so machtlos, daß ich nit hinaufkummen kunnte.<br />
Kam also der alte Paasch, so es sahe, und half mir auf den Wagen, wobei er sagte: »Gott tröst Em, wat müt He an Sien Kind erlewen!« und mir die Hand zum Abschied küssete.<br />
Auch kamen noch mehr an den Wagen, so ihm folgen wollten, aber ich bate, sie söllten mir das Herze nicht noch schwerer machen und nur ein christlich Aufsehen auf mein Haus und meine Wirtschaft haben, bis ich wiederkäm. Möchten auch fleißig vor mich und mein Töchterlein beten, daß der leidige Satan, so lange Zeit wie ein brüllender Löwe in unserm Dorf umbhergangen und nun mich selbsten zu verschlingen drohe, seinen Willen nicht vollenführete, sondern mich und mein Kind verlassen müßte wie den unschuldigen Heiland in der Wüsten. Aber hiezu sagte niemand nichts, besondern als wir wegfuhren, hörete ich gar wohl, daß viele hinter uns ausspien, und einer sagte (mein Töchterlein meinete, es wäre Berowsche ihre Stimme gewest): »Wi willen di lewer Föhr unter dem Rock böten as vör di beden!« Seufzeten noch über solche Reden, als wir gen den Kirchhof kamen, wo die vermaledeiete Hexen Lise Kolken in ihrer Haustüren saß, ihr Gesangbuch für Augen, und laut das Lied »Gott, der Vater, wohn uns bei« quäkete, als wir fürüberfuhren, welches mein arm Töchterlein also verdroß, daß sie unmächtig wurd und mir wie tot auf den Leib fiel. Bat also den Kutscher zu halten und schrie der alten Lise zu, daß sie uns sölle einen Topf mit Wasser bringen, aber sie tät, als könne sie nit hören, und fuhr fort zu singen, daß es schallte. Dannenhero sprang der Büttel ab und lief auf mein Begehr in mein Haus zurück, umb einen Topf mit Wasser zu holen, kam auch alsobald wieder mit dem Topf und alles Volk hinter ihm, so nunmehro anhub, laut zu judizieren, daß es das böse Gewissen sei, so mein Kind geschlagen, und sie jetzunder sich schon selbsten verraten. Dankete dahero Gott, als sie wieder ins Leben kam und es aus dem Dorf ging. Aber in Ückeritze war es nicht anders, inmaßen dort auch alles Volk zusammengelaufen war und vor Labahnen seinem Hof auf dem Brink stund, als wir ankamen.<br />
Selbiges hielte sich aber ziemlich geruhsam, als wir fürüberfuhren, unangesehen etzliche riefen: »Wo ist 't möglich, wo ist 't möglich!« Sonsten hörte ich nichtes. Aber in der Heiden an der Wassermühlen brach der Müller mit allen seinen Knappen herfür und schrie lachend: »Kiekt de Hex, kiekt de Hex!« Worauf auch ein Knappe mit dem Staubbeutel, so er in den Händen hatte, also nach meim arm Kind schlug, daß sie ganz weiß wurd und das Mehl wie eine Wolke umb den Wagen zoge. Auf mein Schelten lachete der arge Schalk und vermeinete, wenn sie nie keinen andern Rauch denn diesen in der Nasen kriegte, künnte es ihr nicht schaden. Item wurd es in Pudagla noch fast ärger denn in der Mühlen. Das Volk stand also dicke auf dem Berg vor dem Schloß, daß wir kaum durchkunnten, und ließe der Amtshauptmann wie zu einem Aviso annoch das Armesünderglöcklein auf dem Schloßturme läuten, worauf auch aus dem Kruge und den Häusern noch immer mehr Volks herbeirannte. Etzliche schrien: »Is dat de Hex?«, etzliche: »Kiekt de Presterhex, de Presterhex!« und sonsten mehr, was ich aus Scham nicht hierhersetzen mag, rafften auch den Kot aus der Rinne, so aus der Schloßküchen läuft, und bewurfen uns damit, item mit einem großen Stein, der aber auf ein Pferd fiel, also daß es scheu wurde und vielleicht den Wagen umbgeworfen hätte, wenn nicht ein Kerl hinzugesprungen und es gehalten.<br />
Solches geschahe alles vor der Schloßpforten, in welcher der Amtshauptmann lächelnd stund, eine Reiherfeder auf seim grauen Hut, und uns zusahe. Als das Pferd aber zur Ruhe gebracht, kam er an den Wagen und sprach spöttisch zu meinem Töchterlein: »Sieh, Jungfer! Du wolltest nit zu mir kommen, und nun kommstu ja doch!« Worauf sie zur Antwort gab: »Ja, ich komme, und möchtet Ihr einst zu Eurem Richter kommen als ich zu Euch!« Worauf ich »Amen« sprach und ihn fragete, wie Se. Gestrengen es für Gott und Menschen verantworten wölle, was er an mir armen Mann und meim Kind täte? Aber er antwortete, warumb ich mitgekommen? Und als ich ihm von dem unartigen Volk hieselbst, item von dem argen Mühlenknappen sagte, vermeinete er, dieses wäre nicht seine Schuld, bedräuete auch das Volk umbher mit der Faust, so einen großen Rumor machte. Darauf befahl er meim Töchterlein, abzusteigen und ihme zu folgen, trat voraus in das Schloß, winkete dem Büttel, so mitlaufen wollte, unten an der Treppen zu verharren, und hob an, mit meim Kind allein den Windelstein in die obern Gemächer aufzusteigen.<br />
Aber sie bliese mir heimlich zu: »Vater, verlaßt mich nicht!« Und folgete ich bald darauf ihnen sachte nach, hörete auch an der Sprach, in welchem Zimmer sie waren, und legete das Ohr daran, umb zu horchen. Und stellte der Bösewicht ihr für, daß, wenn sie ihn liebhaben wolle, sollt es ihr allens nichtes schaden, und hätt er schon Macht in Händen, sie für dem Volk zu erretten. Wölle sie aber nit, so käme morgen das Gericht, und möchte sie vor sich selbsten abnehmen, wie es ihr erginge, dieweilen sie, wie viel Zeugen gesehen, mit dem leidigen Satan selbsten Unzucht getrieben und sich von ihm küssen lassen. Hierauf schwieg sie stille und schluchzete nur, was der Erzschalk vor ein gut Zeichen nahm und fortfuhr: »Hastu den Satan selbsten geliebt, kannstu mich auch schon lieben!« und näher trat, umb sie zu umbhalsen, wie ich merkete. Denn sie stieß einen lauten Schrei aus und wollte zur Türen heraus, aber er hielt sie feste und bate und dräuete, wie der Teufel es ihm eingab. Und wollte ich schon hineintreten, als ich hörete, daß sie ihm mit den Worten: »Weiche von mir, Satan!« also in das Gesichte schlug, daß er sie fahrenließ. Worauf sie unversehens aus der Türen sprang, so daß sie mich zur Erden stieß und mit einem lauten Schrei selbsten über mich hinfiel. Hiervor erstarrete der Amtshauptmann, so ihr gefolget war, hub aber alsobald wieder an zu schreien: »Warte, Pfaffe, ich werde dir horchen lehren!« und lief hinzu und winkete dem Büttel, so unten an der Treppen stund. Selbigen hieß er, mich die Nacht in ein Loch stecken, weilen ich ihn behorchet, und worauf er wiederkommen sölle, umb mein Töchterlein in ein ander Loch zu stecken. Aber er besunne sich wieder, als wir den Windelstein halb herniedergestiegen waren, und sprach, er wölle es mir noch einmal schenken, der Büttel sölle mich nur laufenlassen und mein Töchterlein in ein fest Verwahrsam bringen, ihme nachhero auch die Schlüssel übergeben, angesehen sie eine verstockte Person seie, wie er aus dem ersten Verhör gemerket, so er mit ihr angestellet.<br />
Hierauf wurde denn mein arm Kind von mir gerissen, und ward ich unmächtig auf der Treppen, weiß auch nit, wie ich herniederkommen, sondern wie ich wieder bei mir kam, war ich in des Büttels seiner Stuben, und sein Weib sprützete mir Wasser unter der Nasen. Alldorten blieb ich auch die Nacht auf eim Stuhl sitzen und sorgete mehr, denn ich betete, angesehen mein Glaube fast schwach worden war, und der Herr kam nit, ihn mir zu stärken.<br />
<br />
==18. Kapitel - Vom ersten Verhör und was daraus erfolget==<br />
Am andern Morgen, als ich auf dem Vorhof auf und nieder ginge, dieweil ich den Büttel vielmals umbsonst gebeten, mich zu meinem Töchterlein zu geleiten (er wollte mir aber nit einmal sagen, wo sie säß), und letztlich für Unruhe dorten umherlief, kam gegen 6 Uhren auch schon ein Wagen von Usedom, auf welchem Seine Edlen, Herr Samuel Pieper, Consul dirigens, item der Camerarius Gebhard Wenzel und ein Scriba saßen, so ich zwar erfahren, wie er geheißen, es aber wieder vergessen hab. Auch mein Töchterlein hat es wieder vergessen, angesehen sie sonst ein fast trefflich Gedächtnis hat, mir auch das meiste von dem, was nunmehro folget, vorgesagt, alldieweil mein alter Kopf fast bersten wollte, so daß ich selbsten wenig mehr davon behalten. Trat also gleich an den Wagen und bate, daß Ein ehrsam Gericht mir erlauben wölle, bei dem Verhör zugegen zu sein, inmaßen mein Töchterlein noch unmündig wär, welches mir aber der Amtshauptmann nicht zugestehen wollte, so inzwischen auch an den Wagen getreten war von dem Erker, wo er übergeschauet. Doch Seine Edlen, Herr Samuel Pieper, so ein klein, kurz Männeken war mit einem feisten Bäuchlein und eim Bart, grau mengelieret und ihme bis auf den Gürtel herabhängende, reichte mir gleich die Hand und kondolierete mich als ein Christ in meiner Trübsale: sölle nur in Gottes Namen in das Gerichtszimmer kommen, und wünsche er von Herzen, daß allens erstunken und erlogen wär, so man gegen mein Töchterlein fürgebracht. Aber ich mußte noch wohl bei zween Glockenstunden ausharren, ehe denn die Herren wieder den Windelstein herabkamen. Endlich gegen 9 Uhren hörete ich, daß der Büttel die Stühl und Bänken im Gerichtszimmer rückete, und da ich vermeinete, daß nunmehro die Zeit gekommen, trat ich hinein und setzte mich auf eine Bank. Es war aber noch niemand nicht da außer dem Büttel und sein Töchterken, so den Tisch abwischte und ein Röslein zwischen den Lippen hielt. Selbige ließ ich mir verehren, umb daran zu riechen, und meine ich auch, daß man mich heute tot aus der Stuben getragen, wenn ich sie nicht gehabt. So weiß der Herr uns selbst durch ein schlecht Blümlein das Leben aufzuhalten, wenn es ihm geliebt!<br />
Endlich kamen die Herren und satzten sich umb den Tisch, worauf Dn. Consul auch allererst dem Büttel winkete, mein Töchterlein zu holen. Hierzwischen aber fragete er den Amtshauptmann, ob er Ream habe schließen lassen, und als er »Nein!« sagete, gab er ihm einen Verweis, so daß es mir durch das Mark zog. Aber der Amtshauptmann entschuldigte sich, daß er, angesehen ihres Standes, solches nit getan, sie aber in ein fest Gewahrsam habe bringen lassen, aus dem es unmöglich sei zu entkommen, worauf Dn. Consul zur Antwort gab, daß dem Teufel viels möglich sei und sie nachhero würden die Verantwortung haben, wenn Rea fortkäme. Das verdroß den Amtshauptmann, und er vermeinete, wenn der Teufel sie könne durch das Gemäure fahren, so bei sieben Fuß Dicke und drei Türen vor hätte, könne er ihr auch gar leichte die Ketten abreißen, worauf Dn. Consul antwortete, daß er sich nachhero selbsten die Gefängnis besehen wölle. – Und meine ich, daß der Amtshauptmann bloß darum so gütig gewest, weil er noch immer in Hoffnung gestanden (wie man solches auch nachmals erfahren wird), mein Töchterlein zu seinem Willen zu beschwatzen.<br />
Nunmehro aber ging die Türe auf, und mein arm Kind trat herein mit dem Büttel, aber rücklingsDies lächerliche Verfahren schlug man in der Regel bei dem ersten Verhör einer Hexe ein, weil man in dem Wahne stand, sie bezaubere sonst von vornherein die Richter mit ihren Blicken. Hier wäre der Fall nun allerdings gedenkbar gewesen. und ohne Schuhe, so sie draußen mußte stehenlassen. Es hatte sie der Kerl bei ihren langen Haaren gegriffen und leitete sie also vor den Tisch, worauf sie sich erst umbkehren und die Richter ansehen mußte. Dabei hatte er ein groß Wort und war in alle Wege ein dreuster und mutwilliger Schalk, wie man bald weiters hören wird. Nachdeme nun Dn. Consul einen großen Seufzer gelassen und sie von Kopf bis zu den Füßen sich angesehen, fragete er erstlich, wie sie heiße und wie alt sie wär, item ob sie wüßte, warumb sie hierher gefordert. Auf letzten Punkt gab sie zur Antwort, daß der Amtshauptmann solches ja bereits ihrem Vater vermeldet, und wölle sie niemand Unrecht tun, gläube aber, daß der Amtshauptmann selbsten ihr zu dem Geschrei einer Hexen verholfen, umb sie zu seinem unkeuschen Willen zu bringen. Hierauf verzählete sie, wie er es vom Anfang an mit ihr getrieben und sie durchaus zu einer Ausgeberschen verlanget. Da sie aber solches nicht hätte tun wöllen, obgleich er selbsten unterschiedliche Malen zu ihrem Vater ins Haus gekommen, hätte er einsmals, als er aus der Türen gegangen, für sich in den Bart gemummelt: »Ich will sie doch wohl kriegen!«, wie solches ihr Ackersknecht Claus Neels im Pferdestall, wo er gestanden, mit angehöret. Und solches habe er alsobald zu vollenführen gesucht, indeme er viel mit einem gottlosen Weibe, so Lise Kolken hieße und früher bei ihme im Dienst gestanden, konversieret. Selbige möchte wohl die Zauberstückchen gespielet haben, so man ihr andichte, sie wisse von keinem Zauber. Item verzählete sie, wie der Amtshauptmann es gestern abend mit ihr gemacht, als sie kaum angekommen, und wäre er nunmehro auch zum ersten Male frisch mit der Sprache herfürgerücket, weil er gläube, sie in seiner Gewalt zu haben. Ja, er wäre selbsten diese Nacht wieder ins Gefängnis zu ihr gekommen und hätte ihr abermals die Unzucht angetragen, und wölle er sie schon frei machen, wenn sie seinen Willen täte. Da sie ihn aber abgestoßen, habe er mit ihr gerungen, wobei sie ein laut Geschrei erhoben und ihne an der Nasen gekratzet, wie annoch zu sehen wäre, worauf er sie verlassen. Darumb könne sie den Amtshauptmann nicht vor ihren Richter anerkennen und hoffe zu Gott, daß er sie retten würd aus der Hand ihrer Feinde, wie weiland er die keusche Susanna gerettet.<br />
Als sie hierauf mit lautem Schluchzen schwiegen sprang Dn. Consul auf, nachdem er dem Amtshauptmann, wie wir alle, nach der Nasen gesehen und alldorten auch die Schramme befunden, und rief wie verstürzet: »Sprech Er, umb Gottes willen, sprech Er, was muß ich von Sr. Gestrengen hören?« Worauf der Amtshauptmann, ohne sich zu verfärben, also zu Antwort gab, daß er zwar nicht nötig habe, vor Sr. Edlen zu sprechen, angesehen er das Oberhaupt vom Gericht wäre und aus zahllosen Indizien herfürgehe, daß Rea eine boshafte Hexe sei und darumb kein Zeugnis gegen ihn oder männiglich ablegen könne, daß er aber dennoch sprechen wölle, umb dem Gericht keine Ärgernis zu geben. Alle Anschuldigungen, so diese Person gegen ihn herfürgebracht, wären erstunken und erlogen. Doch hätte er sie in alleweg vor eine Ausgebersche mieten wöllen, inmaßen er umb eine solche sehr benötigt gewest, da seine alte Dorte schon schwach würde. Auch hätte er sie zwar gestern insgeheimb fürgenommen, umb sie im Guten zum Geständnis und dadurch zur Milderung ihrer Strafe zu persuadieren, angesehen ihn ihre große Jugend gejammert, hätte aber kein unartiges Wort zu ihr gesaget, noch wäre er in der Nacht zu ihr kommen, besonderen die Schramm hätte ihm sein kleines Schoßhündlein, Below geheißen, gekratzet, mit dem er heute morgen gespielet. Solliches könne seine Dorte bezeugen, und hätte die schlaue Hexe dieses gleich benutzet, umb das Gericht uneinig zu machen und dadurch mit des Teufels Hülfe ihren Vorteil zu gebrauchen, alldieweil sie fast eine verschmitzte Kreatur wäre, wie das Gericht auch bald weiters ersehen würde.<br />
Nunmehro aber fassete ich mir auch ein Herze und stellte für, daß alles so wahr sei, wie es mein Töchterlein ausgesaget, und ich gestern abend selbst vor der Türen mit angehöret, daß Se. Gestrengen ihr einen Antrag getan und Narrenteidinge mit ihr zu treiben versucht, item daß er sie schon in Koserow einmal hätte küssen wöllen, item was Se. Gestrengen mir sonsten für Herzeleid von wegen dem Mistkorn zugefüget.<br />
Aber der Amtshauptmann überschrie mich alsobald und sprach, wenn ich ihne, als einen unschuldigen Mann, in der Kirchen von der Kanzel verleumdet, wie die ganze Gemeinde sein Zeuge wär, würd es mir ein leichtes sein, solches auch hier für Gericht zu tun, unangesehen ferner, daß kein Vater für sein Kind ein Zeugnis ablegen könne.<br />
Aber Dn. Consul wurde ganz wie verstöret und schwiege und stützete darauf sein Haupt in tiefen Gedanken auf den Tisch. Hierzwischen fing aber der dreuste Büttel an, ihm zwischen den einen Arm durch an seinen Bart zu fingerieren, und gläubete Dn. Consul wohl, es wäre eine Fliege, und schlug, ohne emporzuschauen, mit der Hand darnach. Als er aber auf den Büttel seine Hand traf, fuhr er in die Höhe und fragete ihn, was er wölle? Worauf der Kerl zur Antwort gab: »Oh, Em kröp da man ehne Luus, de ick griepen wollde.«<br />
Solche Dreustigkeit verdroß Se. Edlen also heftig, daß er dem Büttel eine Maultasche stach und ihm bei harter Strafe befohl, aus der Türen zu reisen.<br />
Hierauf wendete er sich an den Amtshauptmann und schrie für Zorn: »Was alle zehn Teufel, wie hält Se. Gestrengen den Büttel in Respekt? Und überhaupt ist das allens ein seltsam Ding, woraus ich nicht klug werden kann.« – Aber es antwortete der Amtshauptmann: »Nicht also? Sollte Er nit klug daraus werden, wenn Er an die Aale gedenkt?«<br />
Hierauf wurde Dn. Consul mit einmal ganz blaß, also daß er zu zittern begunnte, wie es mir fürkam, und er den Amtshauptmann abseiten in ein ander Zimmer rief. Habe niemals erfahren können, was solches zu bedeuten gehabt, so er von den Aalen sagte.<br />
Hierzwischen saß aber Dominus Camerarius Gebhard Wenzel und käuete eine Feder und schauete dabei mit vielem Grimm bald auf mich, bald auf mein Töchterlein, doch ohne ein Wörtlein zu sagen, auch antwortete er dem Scriba nicht, der ihm oft etwas ins Ohr bliese, denn daß er brummete. Endlich kame die zwo Herren wieder zur Türen herein, und begunnte Dn. Consul, nachdem er sich mit dem Amtshauptmann wieder gesetzet, mein arm Kind fast heftig anzufahren, daß sie Ein löblich Gericht zu turbieren versuchet, inmaßen Se. Gestrengen ihme das Hündlein selbst gezeiget, so ihm die Schramme gekratzet, und dieses auch von seiner alten Ausgeberschen bezeuget wurde. (Ja, die wollte ihn auch wohl nicht verraten, denn die alte Vettel hat es jahrelang mit ihm gehalten und auch einen gadlichen Jungen von ihm, wie man noch weiters erfahren wird!)<br />
Item sagete er, daß so viel Indizia ihrer Übeltat fürhanden, daß es unmöglich sei, ihr Glauben zu stellen, sie sölle dannenhero Gott die Ehre geben und in allen Stücken aufrichtig bekennen, umb ihre Strafe zu mildern. Möchte alsdann noch, ihrer Jugend halben, mit dem Leben davonkommen etc.<br />
Hierauf setzte er sich die Brille auf die Nase und hube an, sie bei vier Stunden zu verhören aus eim Papier, so er in Händen hielte. Und waren solches etwan die Hauptstücke, so wir beide davon behalten haben:<br />
Quaestio. Ob sie zaubern könne?<br />
Responsio. Nein, sie wisse von keinem Zauber nicht.<br />
Q. Ob sie denn böten könne?<br />
R. Wär ihr angleichen unbekannt.<br />
Q. Ob sie wohl mal auf den Blocksberg gewest?<br />
R. Der wäre vor sie zu weit, und kenne sie wenig Berge mehr denn den Streckelberg, wo sie öftermalen gewest.<br />
Q. Was sie denn dorten fürgenommen?<br />
R. Sie hätte zur Sehe überschauet oder sich Blümleins gepflücket, item sich auch wohl eine Schürze dürres Reiswerk geholet.<br />
Q. Ob sie dorten wohl den Teufel angerufen?<br />
R. Wär ihr niemalen in den Sinn gekommen.<br />
Q. Ob der Teufel ihr denn ohne Anrufen dorten erschienen?<br />
R. Davor solle sie Gott bewahren.<br />
Q. Also sie könne nit zaubern?<br />
R. Nein!<br />
Q. Was denn Stoffer Zuter seiner bunten Kuh angekommen, so plötzlich in ihrem Beisein verrecket?<br />
R. Das wisse sie nicht, und wäre das eine seltsame Frag.<br />
Q. Dann wäre es auch wohl eine seltsame Frag, warumb Käthe Berowschen ihr klein Ferkelken verrecket?<br />
R. Allerdings, sie verwundre sich, was man ihr zur Last lege.<br />
Q. Also hätte sie dieses auch nit behext?<br />
R. Nein, da sei Gott vor.<br />
Q. Warumb sie denn aber der alten Käthen, wenn sie unschuldig wär, ein Ferkelken wieder versprochen, wenn ihre Sau werfen würd?<br />
R. Das hätte sie aus gutem Herzen getan. Hierbei aber hube sie an fast heftig zu weinen und sagte, sie sehe wohl, daß sie dieses alles der alten Lise Kolken verdanke, welche ihr oftmalen gedrohet, wenn sie ihr Unbegehren nicht hätte erfüllen wöllen, denn sie verlange allens, was ihren Augen fürkäme, zu einem Geschenk. Selbige wär auch zu den Leuten gangen, als das Vieh im Dorf bezaubert gewest, und hätte ihnen zugeredet, daß, wenn nur eine reine Jungfer dem Vieh ein paar Haare aus dem Schwanz griffe, es mit selbigem besser werden würde. So habe sie sich denn erbarmet und wäre hingangen, weilen sie sich eine reine Jungfer gefühlet, und hätte es auch etzliche Male geholfen, letzlich aber nicht mehr.<br />
Q. Weme es denn geholfen?<br />
R. Zabels roter Kuh, item Witthanschen ihrem Schwein, auch der alten Lisen ihrer eignen Kuh.<br />
Q. Warumb es denn nachmalen nit mehr geholfen?<br />
R. Das wisse sie nit, vermeine aber, wiewohl sie niemand nit beschweren wölle, daß die alte Lise Kolken, so lange Jahre im gemeinen Geschrei als Hexe gewest, dieses alles angerichtet und unter ihrem Namen das Vieh bezaubert und auch wieder umgebötet, wie ihr geliebet, bloß umb sie in das Elend zu stürzen.<br />
Q. Warumb die alte Lise denn auch ihre eigene Kuh bezaubert, item ihr eigen Ferkelken verrecken lassen, wenn sie den Rumor im Dorf gemacht und wirklich böten könne?<br />
R. Das wisse sie nicht. Es möchte wohl einer sein (wobei sie den Amtshauptmann ansahe), der ihr allens doppelt erstatte.<br />
Q. Sie suche vergebens, die Schuld von sich zu wenden, denn ob sie auch nicht dem alten Paaschen, ja ihrem eignen Vater die Saat bezaubert und durch den Teufel umbstürzen lassen, item die Raupen in ihres Vaters Baumgarten gemacht?<br />
R. Die Frage wäre bald so ungeheuer denn die Tat. Da säße ihr Vater, Se. Edlen müge ihn selbsten fragen, ob sie sich jemals als ein ruchlos Kind gegen ihn gezeiget.<br />
Hier wollte ich aufstehen und das Wort nehmen, aber Dn. Consul ließ mich nit zu Worte kommen, sondern fuhr fort zu examinieren, weshalben ich verstürzet schwieg.<br />
Q. Ob sie denn auch leugne, daß sie daran schuld gewest, daß die Witthahnsche einen Teufelsspök zur Welt gebracht, so gleich sich aufgenommen und durchs Fenster gefahren, auch nachhero, als die Wehemutter nachgesehen, verschwunden gewesen?<br />
R. Jawohl, sie hätte eher denen Leuten Gutes getan ihr lebelang, denn ihnen geschadet, und sich oft selbsten in der grausamen Hungersnot den Bissen vom Munde weggezogen und ihn andern, insonderheit den kleinen Kindleins, abgeteilet. Solches müge ihr auf Befragen die ganze Gemeind bezeugen. Da nun aber die Zauberer und Hexen den Menschen Böses und nicht Gutes täten, wie unser Herr Jesus, Matth. am 12ten, lehre, allwo die Pharisäer ihn auch gelästert, daß er durch Beelzebub die Teufel austriebe, so möge Se. Edlen sich abnehmen, ob sie in Wahrheit eine Hexe sein könne.<br />
Q. Er werde ihr die Gotteslästerungen alsbald zeigen. Er sähe schon, daß sie ein groß Maul hätte, und sölle sie nur antworten, auf was sie gefraget würd. Denn es käme nit darauf an, was sie den Armen für Gutes getan, sondern womit solches beschehen. Möchte dahero anzeigen, wie sie benebst ihrem Vater plötzlich zu solchem Reichtum gelanget, daß sie in seidinen Kleidern einherstolziere, da sie vorhero doch ganz arm gewest?<br />
Hierbei schauete sie auf mich und sprach: »Vater, soll ich's sagen?« Worauf ich antwortete: »Ja, mein Töchterlein, jetzunder mußt du alles fein aufrichtig sagen, wenn wir dadurch auch wieder blutarme Leut würden.« Sie bezeugete also, wie sie zuerst in unserer großen Not den Bernstein gefunden, und was für ein Gewinn uns daraus herfürgegangen durch die beiden holländischen Kaufleut.<br />
Q. Wie diese Kaufleut geheißen?<br />
R. Dieterich von Pehnen und Jakob Kiekebusch, wären aber, wie wir durch einen Schiffer in Erfahrung gezogen, in Stettin an der Pest verstorben.<br />
Q. Warumb wir solchen Fund verschwiegen?<br />
R. Aus Furcht für unserm Feind, dem Amtshauptmann, so dem Anschein nach uns zum Hungerstode verdammt, indeme er der Gemeind verboten, uns nichts mehr, bei harter Pön, zu verabreichen, und wölle er ihr schon einen bessern Priester zuweisen.<br />
Hierauf sahe Dn. Consul wieder dem Amtshauptmann scharf ins Angesicht, welcher zur Antwort gab, daß er solches in alleweg gesaget, angesehen der Priester ihn fast abscheulich abgekanzelt, daß er aber auch gar wohl gewußt, es sei noch weit mit ihm vom Hungerstod.<br />
Q. Woher so viel Bernstein in den Streckelberg käm? Sie sölle nur gestehn, daß ihr der Teufel solchen zugetragen.<br />
R. Davon wisse sie nichts. Doch hätte es allerorten eine große Ader von Bernstein, wie sie männiglich noch heute zeigen könnte, und hätte sie ihn daraus gebrochen, das Loch aber wieder mit tännen Zweigen wohl verwahret, daß man es nit finden müge.<br />
Q. Wann sie in den Berg gegangen wäre, des Tags oder des Nachts?<br />
Hierauf verfärbete sie sich und hielt einen Augenblick inne, gab aber alsobald zur Antwort, daß solches bald des Tages, bald in der Nacht beschehen sei.<br />
Q. Warumb sie stöttere, sie sölle nur frei bekennen, daß ihre Straf geringer würd. Ob sie nit den alten Seden dorten dem Satan übergeben, daß er ihn durch die Luft geführet und nur sein Hirn und Haare noch zum Teil oben in der Eichen geklebet?<br />
R. Sie wisse nit, ob es sein Haar oder Hirn gewest, auch nit, wie es dorten hinkommen. Weilen ein Grünspecht eines Morgens so jämmerlich geschrien, wäre sie an den Baum getreten, item der alte Paasch, so das Geschrei auch gehöret, wäre ihr alsobald gefolget mit seiner Holzaxt.<br />
Q. Ob der Grünspecht nit der Teufel gewesen, so den alten Seden selber geholet?<br />
R. Das wisse sie nicht. Er müsse aber schon lange tot gewest sein, dieweil das Hirn und Blut, so der Junge vom Baum geholet, schon betrocknet gewesen.<br />
Q. Wie und wann er denn zu Tode kommen?<br />
R. Das wisse der allmächtige Gott. Es hätte wohl Zutern sein klein Mädchen ausgesaget, daß sie eins Tages, als sie Nessel vor das Vieh an Seden seinem Zaun gepflücket, vernommen, daß der Kerl sein gluderäugigt Weib bedräuet, er wölle es dem Priester sagen, daß sie, wie er nunmehro gewißlich in Erfahrung gezogen, einen Geist habe, worauf der Kerl auch alsbald verschwunden sei. Doch wären solches Kinderreden, und wölle sie niemand nit damit beschweren.<br />
Hierauf sahe abermalen Dn. Consul dem Hauptmann steif ins Angesicht und sagete, die alte Lise Kolken müsse noch heute eingeholet werden, worauf aber der Hauptmann keine Antwort gab, und er fortfuhr:<br />
Q. Sie verbleibe also dabei, daß sie nichtes vom Teufel wisse?<br />
R. Dabei verbleibe sie und werde sie verbleiben bis an ihr selig Ende.<br />
Q. Und doch hätte sie sich, wie Zeugen gesehen, von ihm am hellen Tage in der Sehe umbtaufen lassen.<br />
Hier verfärbete sie sich abereins und hielt ein wenig inne.<br />
Q. Warumb sie sich wiederumb verfärbe? Sie sölle doch umb Gottes willen an ihre Seligkeit gedenken und die Wahrheit bekennen.<br />
R. Sie hätte sich in der Sehe gebadet, angesehen der Tag sehr heiß gewesen, das sei die reine Wahrheit.<br />
Q. Welche keusche Jungfer sich wohl in der Sehe bade? Du leugst! Oder willtu etwan auch leugnen, daß du den alten Paasch sein klein Mägdlein durch einen Stuten behext?<br />
R. Ach wohl, ach wohl! Sie liebte das Kindlein wie ihr eigen Schwesterken, hätte sie nit bloß mit allen andern umbsonst informieret, besondere auch in der großen Hungersnot sich den Bissen oftmalen aus dem Munde gezogen und ihr denselben eingestecket. Wie sie darumb ihr solch Leid hätte zufügen mügen?<br />
Q. Willtu noch immer leugnen? Ehre Abraham, wie verstockt ist Sein Kind! – Schaue denn her, ist das keine HexensalbeMan glaubte, der Teufel gäbe den Hexen eine Salbe, um sich durch deren Gebrauch unsichtbar zu machen, in Tiere zu verwandeln, durch die Luft zu fahren usw., so der Büttel diese Nacht aus deinem Koffer geholet? Ist das keine Hexensalbe, he?<br />
R. Wäre nur eine Salbe vor die Haut, so darnach fein weiß und weich werden sölle, wie der Apotheker in Wolgast ihr gesaget, bei dem sie solche gekaufet.<br />
Hierauf fuhr er kopfschüttelnd fort:<br />
Q. Was? Willtu denn auch endlich noch leugnen, daß du diesen verschienen Sonnabend, den 10ten Juli, nachts umb 12 Uhren, den Teufel, deinen Buhlen, auf dem Streckelberg mit greulichen Worten angerufen, er dir darauf als ein großer und haarigter Riese erschienen und dich umbhalset hab und geherzet?<br />
Bei diesen Worten wurd sie blasser denn ein Leich und fing an, also heftig zu wanken, daß sie sich an einen Stuhl halten mußte. Als ich elender Mensch, der ich wohl vor sie mich in den Tod geschworen, solches sah und hörete, vergingen mir die Sinnen, also daß ich von der Bank stürzete und Dn. Consul den Büttel wieder hereinrufen mußte, umb mir aufzuhelfen.<br />
Als ich mich in etwas wieder vermündert und der dreuste Kerl unsere gemeine Verstürzung sahe, schrie er greinend das Gericht an: »Ist't rut, ist't rut, hett se gebichtet?« Worauf Dn. Consul ihme abermals die Türe wies mit vielen Scheltworten, wie man sich selbsten abnehmen kann, und will dieser Bub genug dem Amtshauptmann immer die Vetteln zugeführet haben, wie es heißt, denn sonsten, achte ich, wäre er nicht so dreust gewesen.<br />
Summa: Ich wäre fast umbkommen in meim Elend, wenn ich nicht das Röslein gehabt, so mit des barmherzigen Gotts Hülf mich wacker hielt, als nunmehro das ganze Gericht aufsprange und mein hinfällig Kind bei dem lebendigen Gott und ihrer Seelen Seligkeit beschore, nit ferner zu leugnen, sondern sich über sich selbsten wie über ihren Vater zu erbarmen und die Wahrheit zu bekennen.<br />
Hierauf tät sie einen großen Seufzer, und so blaß sie gewesen, so rot wurde sie, inmaßen selbsten ihre Hand auf dem Stuhl wie ein Scharlachen anzusehen war und sie die Augen nit von dem Boden hube.<br />
R. Sie wölle auch jetzunder die reine Wahrheit bekennen, da sie wohl sähe, daß böse Leute sie des Nachts beschlichen. Sie hätte Bernstein vom Berge geholt und bei der Arbeit nach ihrer Weis und umb sich das Grauen zu vertreiben, das lateinische Carmen gerezitieret, so ihr Vater auf den durchlauchtigsten König Gustavum Adolphum gesetzet, als der junge Rüdiger von Nienkerken, der oftermalen in ihres Vaters Haus gekommen und ihr von Liebe vorgesaget, aus dem Busch getreten wäre, und da sie für Furcht aufgeschrien, sie auf lateinisch angeredet und in seinen Arm genommen. Selbiger hätte einen großen Wulfspelz angehabt, damit die Leute ihn nit erkennen möchten, so sie ihme etwan begegneten, und es seinem Herrn Vater wiederverzählen, daß er des Nachts auf dem Berg gewest.<br />
Auf solch ihr Bekenntnis wollte ich schier verzweiflen und schrie für Zorn: »Oh du gottlos ungehorsam Kind, also hastu doch einen Buhlen? Habe ich dir nicht verboten, des Nachts auf den Berg zu steigen? Was hastu des Nachts auf den Berg zu tun?« Und hub an, also zu klagen und zu winseln und meine Hände zu ringen, daß es Dn. Consulem selbsten erbarmete und er näher trat, umb mir Trost einzusprechen. Hierzwischen aber trat sie heran und hub an, mit vielen Tränen sich zu verteidigen: daß sie wider mein Verbot des Nachts auf den Berg gestiegen, umb so viel Bernstein zu gewinnen, daß sie mir heimlich zu meinem Geburtstag die Opera Sancti Augustini, so der Kantor in Wolgast verkaufen wölle, anschaffen möge. Und könne sie nicht davor, daß der Junker ihr eines Nachts aufgelauert, doch schwöre sie mir bei dem lebendigen Gott, daß dorten nichts Ungebührliches fürgefallen und sie annoch eine reine Jungfer sei.<br />
Und hiemit wurde nunmehro das erste Verhör beschlossen, denn nachdem Dn. Consul denen Schöppen etwas ins Ohr gemürmelt, rief er den Büttel wieder herein und befahle ihm, auf Ream ein gut Augenmerk zu haben, item sie nunmehro nit mehr los im Gefängnis zu belassen, sondern anzuschließen. Solches Wort stach mir abermals durch mein Herze, und beschwur ich Se. Edlen, angesehen meines Standes und meiner altadligen Abkunft, mir nicht solchen Schimpf anzutun und mein Töchterlein schließen zu lassen. Ich wölle mich vor Ein achtbares Gericht mit meinem Kopf verbürgen, daß sie nit entrinnen würde, worauf Dn. Consul, nachdem er hinausgegangen und sich die Gefängnis angesehen, mir auch willfährig war und dem Büttel befahl, es mit ihr zu lassen wie zeithero.<br />
==19. Kapitel - Wie der leidige Satan unter des gerechten Gottes Zulassung uns ganz zu unterdrücken beflissen und wir alle Hoffnung fahrenlassen==<br />
Selbigen Tages, wohl um 3 Uhren, nachmittags, als ich zu dem Krüger Conrad Seep gangen war, umb doch etwas zu genießen, anerwogen ich nunmehro in zwei Tagen nichts nicht in meinen Mund bekommen denn meine Tränen, er mir auch etwas Brot und Wurst benebst einer Kannen Bier fürgesetzet, trat der Büttel ins Zimmer und grüßete von dem Amtshauptmann, ohne daß er seine Küsse anrührete, ob ich nicht wölle bei Sr. Gestrengen das Mittagsmahl speisen. Se. Gestrengen hätt es nicht gleich beachtet, daß ich wohl noch nüchtern wär, dieweil das Verhör so lange gezögert. Ich gab hierauf dem Büttel zur Antwort, daß ich mir allbereits, wie er wohl einsäh, mein Mittagsbrot hätte verabreichen lassen und mich bei Se. Gestrengen bedankete. Darüber verwunderte sich der Kerl und gab zur Antwort, ob ich nicht säh, wie gut es Se. Gestrengen mit mir vermeinete, wiewohl ich ihn wie einen Juden abgekanzelt. Söllte doch an mein Töchterchen denken und nachlässig gegen Sr. Gnaden sein, so könnte vielleicht noch allens gut ablaufen. Denn Sr. Gnaden wäre nicht ein so grober Esel als Dn. Consul und hätt es gut mit mir und meim Kind im Sinn, als einer rechtschaffenen Obrigkeit geziemete.<br />
Als ich nun mit Mühe den dreusten Fuchs loswerden, versuchete ich, ein wenig zu genießen, aber es wöllte nicht herunter bis auf das Bier. Saß dahero bald wieder und sanne, ob ich mich bei Conrad Seep einmieten wöllte, umb immer umb mein Kind zu sein, item ob ich M. Vigelio, dem Pfarrherrn zu Benz, nicht wöllte meine arme und verführte Gemeind übergeben, solange mich der Herr noch in Versuchung hielte. Da wurd ich wohl nach einer Stunden durchs Fenster gewahr, daß ein lediger Wagen für das Schloß gefahren kam, auf welchen alsobald der Amtshauptmann und Dn. Consul mit meinem Töchterlein stiegen, item der Büttel, so hinten aufhockte. Ließ dannenhero allens stehn und liegen und lief zu dem Wagen, demütig fragend, wohin man mein arm Kind zu führen gesonnen? Und als ich hörete, daß sie in den Streckelberg wollten, umb nach dem Bernstein zu sehen, bat ich, daß man mich müge mitnehmen und bei mein Kind sitzen lassen, wer wüßte, wie lange ich noch bei ihr säß.<br />
Solches wurde mir auch verstattet, und bote mir der Amtshauptmann unterweges an, daß ich könnte im Schloß meine Wohnung aufschlagen und an seinem Tisch speisen, solange mir geliebte, wie er auch meim Töchterlein alle Tage von seinem Tisch schicken würd. Denn er hätte ein christlich Herze und wüßte ganz wohl, daß wir sollten unserm Feinde verzeihen. Vor solche Freundschaft bedankete mich aber untertänigst, wie mein Töchterlein auch tat, anerwogen es uns jetzunder noch nit so arm erginge, umb uns nicht selbsten unterhalten zu können. Als wir vor der Wassermühlen vorbeikamen, hatte der gottlose Knappe wieder den Kopf durch ein Loch gestecket und schnitt meinem Töchterlein ein schiefes Maul. Aber, Lieber, es sollt ihm aufgedruckt werden! Denn der Amtshauptmann winkete dem Büttel, daß er den Buben herausholen mußte, und nachdeme er ihm seinen doppelten Schabernack, so er gegen mein Kind bewiesen, fürgehalten, mußte der Büttel den Kutscher seine neue Peitsche nehmen und ihme 50 Prügel aufzählen, die weiß Gott nicht aus Salz und Wasser waren. Er brüllete letzlich wie ein Ochse, welches aber niemand vor dem Rumor der Räder in der Mühlen hörete, und da er sich stellete, als könnte er nicht mehr gehen, ließen wir ihn auf der Erden liegen und fuhren unsrer Straßen.<br />
In Ückeritze lief auch viel Volks zusammen, als wir durchkamen, so sich aber ziemlich geruhsam hielte, ohn allein einen Kerl, so, salva venia, in den Weg hoffierete, als er uns kommen sah.Entweder wohl um seine Verachtung auszudrücken oder aus einem abergläubischen Bewegungsgrund. Der Büttel mußte auch wieder abspringen, kunnte ihn aber nicht einholen, und die andern wollten ihn nicht verraten, sondern gaben für, sie hätten nur auf unsern Wagen gesehen und es nicht beachtet. Kann auch immer wahr sein! Und will es mir dahero fürkommen, daß es der leidige Satan selbsten gewest, umb über uns zu spotten, denn merke umb Gottes willen, was uns im Streckelberg begegnete! Ach, wir kunnten durch Verblendung des bösen Feindes die Stelle nicht wiederfinden, wo wir den Bernstein gegraben. Denn wo wir vermeineten, daß sie sein mußte, war ein großer Berg Sand wie von eim Sturmwind zusammengeblasen, und auch die tännen Zweige, so mein Töchterlein hingedecket, waren weg. Sie ward fast unmächtig, als sie solches sahe, und range die Hände und schrie mit ihrem Erlöser: »Mein Gott, mein Gott, warumb hastu mich verlassen!«<br />
Hierzwischen jedoch mußten der Büttel und der Kutscher graben. Aber es befand sich kein Stücklein Bernstein bei eines Körnleins Größe, worauf Dn. Consul das Haupt schüttelte und mein arm Kind fast hart anschnauzete. Und als ich zur Antwort gab, daß der leidige Satan, wie es den Anschein hätte, uns wohl die Kuhle verschüttet, umb uns ganz in seine Gewalt zu überkommen, mußte der Büttel aus dem Busch einen hohen Staken holen, umb damit noch tiefer zu stoßen. Aber es war nirgends ein hart Objektum zu fühlen, obgleich der Amtshauptmann wie Dn. Consul und ich selbsten in meiner Angst überall mit der Stangen probiereten.<br />
Dannenhero bat mein Töchterlein das Gericht, mit gen Koserow zu kommen, wo sie annoch vielen Bernstein in ihrem Koffer hätte, so sie allhier gefunden. Denn wär es damit Teufelswerk, so würde selbiger auch wohl verwandelt sein, dieweil sie in Erfahrung gezogen, daß alle Geschenke, so der Teufel denen Hexen zu verehren pflege, sich alsobald in Kot oder Kohlen umbwandelten. Aber Gott erbarm's, Gott erbarm's, als wir in Koserow zu gemeiner Verwunderung wieder ankamen und mein Töchterlein an ihren Kasten trat, war alles Zeug darinnen umbgerissen und der Bernstein fort. Sie schrie hierauf so laut, daß es hätte einen Stein erbarmen mögen, und rief: »Das hat der böse Büttel getan! Als er die Salbe aus meinem Koffer geholet, hat er mir elenden Magd auch den Bernstein gestohlen!« Aber der Büttel, so dabeistund, wollte ihr in die Haare fahren und schrie: »Du Hexe, du vermaledeiete Hexe, ist es nit genug, daß du meinen Herrn verleumdet, willtu mich nun auch noch verleumden?« Aber Dn. Consul wehrete ihm, daß er sie nicht anfassen durfte. Item war all ihr Geld fort, so sie sich für heimlich verkauften Bernstein gesparet und, wie sie vermeinete, schon an die 10 Fl. betragen.<br />
Aber ihr Kleid, welches sie bei der Ankunft des durchlautigsten Königs Gustavi Adolphi getragen, wie die güldene Ketten mit dem Konterfei, so er ihr verehret, hatte ich wie ein Heiligtum in meinen Kirchenkasten bei denen Altar- und Kanzeltüchern verschlossen, und fanden wir's auch noch für. Doch als ich solches entschuldigte und sagete, daß ich es hier bis auf ihren Hochzeitstag aufheben wöllen, sahe sie mit starren Augen in den Kasten und rief: »Ja, wenn ich gebrennet werd, o Jesu, Jesu, Jesu!« – Hier schudderte sich Dn. Consul und sprach: »Sieh, wie du immerdar dich mit deinen eigenen Worten schlägest. Umb Gottes und deiner Seligkeit willen bekenne, denn wenn du dich unschuldig befindest, wie kannstu daran denken, daß du brennen sollt.« Aber sie schauete ihm noch immer starr in die Augen und hube an, auf lateinisch auszurufen: »Innocentia, quid est innocentia? Ubi libido dominatur, innocentiae leve praesidium est!«»Unschuld, was ist Unschuld? Wo die Begierde gebietet, da hat die Unschuld eine schwache Schutzwehr!« – Worte von Cicero, wenn ich nicht irre.<br />
Hier schudderte sich Dn. Consul abereins also, daß ihm der Bart wackelte, und sprach: »Was, kannstu in Wahrheit Lateinisch? Wo hastu das Lateinische gelernet?« Und als ich solche Frage ihm beantwortet, soviel ich für Schluchzen dazu imstande war, schüttelte er sein Haupt und sprach: »Habe im Leben nicht vernommen, daß ein Weibsbild Lateinisch kann.« Hierauf fiel er vor ihrem Kasten auf die Knie und suchete alles darinnen durch, rückete ihn darauf von der Wand, und als er nichts gefunden, ließ er sich ihr Bette zeigen und machte es damit auch so. Solches verdroß letzlich den Amtshauptmann und fragete ihn, ob sie nicht wieder fahren wöllten, inmaßen es sonsten Nacht würde? Aber er gab zur Antwort: »Nein, ich muß erst den PackzeddulMan stand nämlich in dem Wahn, daß wie der Mensch dem Teufel, so der Teufel dem Menschen sich handschriftlich verpflichte. haben, so ihr der Satan gegeben!« und fuhr fort, überall umbherzusuchen, bis es fast dunkel war. Aber sie fanden nichtes nicht, wiewohl Dn. Consul samt dem Büttel in der Küchen wie im Keller kein Plätzlein verschoneten. Darauf stiege er brummend wieder auf den Wagen und befahl, daß mein Töchterlein sich so setzen mußte, daß sie ihne nicht ansäh. Und hatten wir jetzunder mit der vermaledeieten Hexen, der alten Lise Kolken, wieder dasselbige Spektakulum, angesehen sie wieder in ihrer Türen saß, als wir vorbeifuhren, und aus voller Kehlen »Herr Gott, dich loben wir!« anstimmte. Quäkete aber wie ein angestochen Kalb, so daß es Dn. Consul verwunderte, und nachdem er vernommen, wer sie wäre, fragete er den Amtshauptmann, ob er sie nicht gleich wölle durch den Büttel aufgreifen und hinten an den Wagen binden lassen, umb nachzulaufen, da wir keinen Platz mehr vor sie hatten. Denn er hätte nun schon oftmalen in Erfahrung gezogen, daß alle alte Weiber, so rote Gluderaugen und eine finnige Kehle hätten, auch Hexen wären, unangesehen, was Rea Verdächtiges gegen sie aussaget. Aber er gab zur Antwort, daß er solches nit tun könne, dieweil die alte Lise ein unbescholten und gottefürchtig Weibsbild wäre, wie Dn. Consul anjetzo auch selbsten hören künnte. Doch hätte er sie auf morgen mit den andern Zeugen fordern lassen.<br />
Ja wahrlich, ein schön gottesfürchtig Weibsbild! Denn wir waren kaum aus dem Dorf, als ein also schwer Wetter einbrach mit Donner, Blitze, Sturm und Hagel, daß rund umb uns das Korn zu Boden geschlagen wurde wie von eim Drescher und die Pferde fast wild für dem Wagen wurden; währete aber nit lange. Doch mußte mein arm Töchterlein auch wieder die Schuld tragen, inmaßen Dn. Consul vermeinete, daß nicht die alte Lise, wie es doch so klar wie die Sonne ist, sondern mein arm Kind dies Wetter gemacht.Denn die Entstehung von dergleichen plötzlichen Ungewittern schrieb man auch den Hexen zu. Denn, Lieber, sage, was hätt es ihr nutzen können, wenn sie auch die Kunst verstanden? Aber solches sahe Dn. Consul nicht ein, und der leidige Satan sollte unter des gerechten Gottes Zulassung es alsobald noch ärger mit uns machen. Denn wir waren allererst an den HerrendammFührt bis auf den heutigen Tag diesen Namen und ist eine Viertelmeile von Koserow entfernt. kommen, als er wie ein Adebar über uns angefahren kam und eine Pogge also exakt von oben niederwarf, daß sie meim Töchterlein in den Schoß fiel. Selbige schrie hell empor, aber ich bliese ihr ein, stille zu sitzen, und wollte die Pogge heimlich bei eim Fuß vom Wagen werfen.<br />
Aber der Büttel hatte es gesehen und rief: »Herrje, herrje, kiekt, de verfluchte Hex, wat schmitt ihr de Düwel in den Schoot?« Worauf sich der Amtshauptmann und Dn. Consul umbsahen und befunden, wie ihr ein Pogge in den Schoß kroch, so der Büttel aber zuvor erst dreimal anbliese, ehe er sie aufhub und den Herren zeigete. Davor bekam Dn. Consul das Speien und befahl, nachdem es fürüber, dem Kutscher stillezuhalten, stieg vom Wagen und sagete, wir söllten nur nach Hause fahren, ihm wäre übel, und wölle er zu Fuß nachlaufen, ob es besser werden möchte. Zuvor aber bliese er noch dem Büttel heimlich ein (wie wir aber deutlich verstanden), er sölle alsogleich, wenn er zu Haus käm, mein arm Kind, jedoch menschlich, anschließen, worauf weder sie noch ich für Tränen und Schluchzen antworten konnten. Aber der Amtshauptmann hatte es auch gehöret, was er sagte, und als wir ihn nit mehr sehen konnten, hub er an, meim Töchterlein von hintenzu die Wangen zu streicheln; sie sölle nur zufrieden sein, er hätte auch noch ein Wörtlein dazwischenzureden, und der Büttel solle sie noch nicht schließen. Sie möge aber doch aufhören, gegen ihn sich also hart zu gebärden wie bishero, und übersteigen, bei ihm auf sein Bund sitzen gehen, damit er ihr heimlich einen guten Rat geben könne, was zu tun wäre. Hierauf gab sie mit vielen Tränen zur Antwort, sie wölle nur bei ihre Vater sitzen bleiben, inmaßen sie nit wüßte, wie lange sie noch bei ihm säß, und bäte sie um nichtes mehr, denn daß Se. Gestrengen sie möge in Frieden lassen. Aber solches tat er nicht, sondern druckete sie mit seinen Knien in den Rücken und in die Seiten, und da sie solches litte, weilen es nicht zu ändern stund, wurd er dreuster und nahm es für ein gut Zeichen. Hierzwischen schrie aber Dn. Consul dicht hinter uns (denn dieweilen ihn grauete, trottierete er dicht hinter dem Wagen): »Büttel, Büttel, kommt geschwinde her, allhier liegt ein Schweinsigel mitten im Weg!« Worauf der Büttel auch vom Wagen sprang.<br />
Solches aber machte den Amtshauptmann noch dreuster, und stund letzlich mein Töchterlein auf und sprach: »Vater, wir wollen auch zu Fuß gehen, ich kann mich vor ihme hier hinten nit mehr bergen!« Aber er riß sie beim Kleid wieder nieder und rief zornig: »Warte, du boshafte Hex, ich werde dir helfen zu Fuß gehen! Willtu also, so solltu in Wahrheit noch diese Nacht an den Block!« Worauf sie zur Antwort gab: »Tu Er, was Er nicht lassen kann. Der gerechte Gott wird hoffentlich auch einst mit ihm tun, was er nicht lassen kann!«<br />
Hierzwischen aber waren wir beim Schloß ankommen und kaum vom Wagen niedergestiegen, als Dn. Consul, so sich einen guten Schwitz gelaufen, auch mit dem Büttel anlangete und diesem sogleich mein Kind übergab, so daß ich ihr kaum noch valedizieren konnte. Blieb also händeringend im Dunklen auf der Dielen stehn und horchete, wohin sie gingen, alldieweil ich nicht das Herz hatte nachzufolgen, als Dn. Consul, so mit dem Amtshauptmann in ein Zimmer getreten war, wieder aus der Türen schauete und dem Büttel nachrief, Ream noch einmal wieder anherzubringen. Und als er solches tät und ich mit in das Zimmer trate, hielt Dn. Consul einen Brief in der Hand, und nachdem er dreimal ausgespucket, hub er an: »Willstu noch leugnen, du versteckte Hex? Horch mal zu, was der alte Ritter Hans von Nienkerken an das Gerichte schreibt!« Und hierauf las er uns für, daß sein Sohn also verstürzt sei über die Sage, so die vermaledeiete Hexe auf ihn getan, daß er von Stund an krank worden wäre, und ihme, dem Vater, ginge es auch nicht besser. Sein Sohn Rüdiger wäre wohl einigemal, wenn es der Weg so gefüget, beim Pastore Schweidler eingekehret, mit dem er auf einer Reise Kundschaft gemachet, schwüre aber, daß er schwarz werden wölle, wenn er jemalen mit der verfluchten Teufelshuren, seiner Tochter, irgendeine Kurzweil oder Narreteiding betrieben, geschweige nachts auf dem Berg gewest wäre und sie dort umbhalset hätte.<br />
Auf solche erschröckliche Botschaft fielen wir beide (verstehe: mein Töchterlein und ich) zu gleicher Zeit in Unmacht, angesehen wir auf den Junker annoch unsere letzte Hoffnung gesetzet, und weiß ich nicht, was man weiters mit mir fürgenommen. Denn als ich wieder bei mir kam, stund der Krüger Conrad Seep über mir und hielt mir einen Trichter zwischen den Zähnen, in welchen er mir eine Biersuppen einkellete, und hatte ich mich niemalen elender in meinem Leben befunden, wannenhero Meister Seep mich auch wie ein klein Kindlein ausziehen und zu Bette bringen mußte.<br />
==20. Kapitel - Von der Bosheit des Amtshauptmanns und der alten Lisen, item vom Zeugenverhör==<br />
Am andern Morgen waren meine Haare, so bis dato graumenglieret gewest, ganz weiß wie ein Schnee, wiewohlen mich der Herre sonsten wunderlich gesegnet. Denn umb Tagesanbruch kam eine Nachtigall in den Fliederbusch vor mein Fenster und sange also lieblich, daß ich gleich gläubte, sie sei ein guter Engel gewest. Denn nachdem ich sie eine Zeitlang angehöret, kunnte ich mit einemmal wieder beten, was ich seit dem Sonntag nit mehr können. Und da nun der Geist unsers Herrn Jesu Christi anhub, in meinem Herzen zu schreien: »Vater, lieber Vater!«, nahm ich daraus eine gute Zuversicht: Gott wölle mich, sein elendig Kind, wieder zu Gnaden annehmen, und nachdem ich ihm für soviel Barmherzigkeit gedanket, gewann ich nach langer Zeit wieder eine so erquickliche Ruhe, daß die liebe Sonne schon hoch am Himmel stund, als ich aufwachte.<br />
Und dieweil mir noch also zuversichtlich umbs Herze war, richtete ich mich im Bette empor und sang mit heller Stimme: »Verzage nicht, du Häuflein klein!« Worauf Meister Seep in die Kammer trat, vermeinend, ich hätte ihn gerufen. Blieb aber andächtig stehen, bis ich fertig war, und nachdem er sich anfänglich über meine schlohweißen Haare verwundert, verzählete er, daß es schon bei 7 Uhren wär, item wäre meine halbe Gemein schon allhier bei ihme versammlet, um heute Zeugnis abzulegen, worunter auch mein Ackersknecht Claus Neels. Als ich solches vernommen, mußte der Krüger selbigen alsofort aufs Schloß schicken, umb zu fragen, wann das Verhör anhübe, worauf er die Botschaft brachte, daß man es nit wisse, inmaßen Dn. Consul schon heute gen Mellenthin zu dem alten Nienkerken gefahren, aber noch nicht wieder zurück wär. Diese Botschaft gab mir wieder einen guten Mut, und fragete ich den Burschen, ob er auch kommen wär, umb gegen mein arm Kind zu zeugen? Darauf sagete er: »Nein, ich weiß nichtes von ihr denn Gutes, und wollte ich den Kerls wohl was brauchen, aber...«<br />
Solche Rede verwunderte mich, und drang ich fast heftig in ihn, mir sein Herze zu offenbaren. Aber er hub an zu weinen und sagte letzlich, er wisse nichtes. Ach, er wußte nur zuviel und hätte jetzunder mein arm Kind retten können, so er gewollt. Aber aus Furcht vor der Marter schwieg er stille, wie er nachgehende bekannte. Und will ich hier gleich einrücken, was ihm diesen Morgen begegnet:<br />
Er gehet, umb allein mit seiner Braut zu sein, welche ihm das Geleit geben (sie ist Steffen seine Tochter von Zempin, aber nicht den Bauern, sondern den lahmen Gicht-Steffen seine), heute in guter Frühzeit von Haus und gelanget schon gegen 5 Uhren in Pudagla an, wo er aber noch niemand im Kruge fürfindet denn die alte Lise Kolken, welche aber auch alsobald auf das Schloß wackelt. Und dieweil seine Braut wieder heimgekehret, wird ihm die Zeit lang und er steiget über den Krügerzaun in den Schloßgarten, allwo er hinter eim Buschwerk sich auf den Bauch wirft, umb zu schlafen. Währet aber nit lange, so kömmt der Amtshauptmann mit der alten Lisen an, und nachdem sie sich überall umbgeschauet und niemand befunden, gehen sie in eine Laube dicht vor ihm, worauf sie ein solch Gespräch geführet:<br />
Ille: Jetzunder wären sie beide allein, was sie nun von ihm wölle?<br />
Illa: Sie käme, umb sich das Geld zu holen vor die Zauberei, so sie im Dorf angerichtet.<br />
Ille: Was ihm all diese Zauberei genützet? Mein Töchterlein ließe sich nicht schrecken, sondern würde immer trutziger, und gläube er nicht, daß er sie jemalen zu seinem Willen bekäm.<br />
Illa: Sölle sich nur Zeit lassen, wenn es erst zur Angstbank ginge, würd ihr schon das Brusen ankommen.<br />
Ille: Das wäre möglich, aber eher bekäme sie auch kein Geld.<br />
Illa: Was? Ob sie ihm vor sein Vieh auch was brauchen sölle?<br />
Ille: Ja, wenn ihr der Podex früre, möge sie's tun. Im übrigen gläube er, daß sie ihm selbsten schon was gebrauchet, angesehen er eine Brunst zu der Pfarrerstochter hätte, wie er vormals nie verspüret.<br />
Illa (lachend): Dasselbige hätt er vor dreißig Jahren gesagt, als er sich allererst an sie gemacht.<br />
Ille: Pfui, du alte Vettel, hilf mir nicht darauf, sondern siehe nur zu, daß du drei Zeugen bekömmst, wie ich dir letzlich gesaget, denn sonsten, sorge ich, recken sie dir doch noch die alten lahmen Lenden!<br />
Illa: Sie hätte die drei Zeugen und verließe sich im übrigen auf ihn. Denn wenn sie gerecket würde, würde sie allens offenbaren, was sie wüßte.<br />
Ille: Sie sölle ihr großes Maul halten und zum Teufel gehen.<br />
Illa: Ja, aber zuerst müßte sie ihr Geld haben.<br />
Ille: Sie kriegte kein Geld nicht, ehbevor er mein Töchterlein zu seinem Willen bracht.<br />
Illa: So möge er ihr doch allererst ihr Ferkelken bezahlen, so sie sich selbsten, umb nicht in Mißgunst zu kommen, zu Tode gehext.<br />
Ille: Sie könne sich wieder eines aussuchen, wenn seine Schweine trieben, und sölle nur sagen, sie hätt es ihm bezahlt.<br />
Hiermit, sagte mein Ackersknecht, wären auch schon die Schweine getrieben und eines in den Garten gelaufen, da die Pforte aufgestanden, und weil der Sauhirt ihm gefolget, wären sie beide auseinandergegangen, doch hätte die Hexe noch für sich gemurmelt: »Nu help, Düwel, help, datt ick...«, aber ein mehreres hätte er nicht verstanden.<br />
Solches alles verschwieg mir aber der furchtsam Knabe, wie oben bemeldet, und sagete nur mit Tränen, er wisse nichts. Gläubete ihm also und satzte mich vor das Fenster, umb auszuschauen, wenn Dn. Consul wieder heimkehren würde. Und als ich solches gesehen, hub ich mich alsogleich empor und ging auf das Schloß, wo mir der Büttel auch schon mit meim Töchterlein, so er bringen sollte, vor dem Gerichtszimmer begegnete. Ach, sie sahe so froh aus, wie ich sie lange nit gesehen, und lächelte mich an mit ihrem lieblichen Mündlein. Da sie aber mein schlohweiß Haar erblickte, tät sie einen Schrei, also daß Dn. Consul das Gerichtszimmer offenschlug und herausrief: »Ha, ha, du merkest wohl schon, welch Zeitung ich dir bringe, komm nur herein, du verstockt Teufelskind!« Worauf wir zu ihm in das Zimmer traten und er anhube, seine Worte an mich zu richten, nachdem er sich mit dem Amtshauptmann, so bei ihm war, niedergesetzet.<br />
Als er mich gestern abend vor einen Toten hätte zu Meister Seep tragen lassen, sagte er, und dies mein verstockt Kind wieder wär ins Leben bracht, hätt er sie abereins aus allen Kräften beschworen, nicht länger dem lebendigen Gott zu lügen, sondern die Wahrheit zu bekennen, worauf sie sich aber fast ungebärdig gestellet, die Hände gerungen, geweint und geschluchzet und letzlich zur Antwort geben, daß der junge Adlige solches unmöglich könne gesaget haben, besondern sein Vater hätte dieses geschrieben, welcher ihr abhold wäre, wie sie wohl gemerket, als der schwedische König in Koserow gewest wäre. Diese ihre Sag hätte er, Dn. Consul, zwar gleich in Zweifel gezogen, wäre aber als ein gerechter Richter heute morgen zu guter Zeit mit dem Scriba nacher Mellenthin gefahren, umb den Junker zu verhören.<br />
Und könne ich nun selbsten abnehmen, welch erschröckliche Bosheit in meim Kind stecke. Denn der alte Ritter hätte ihn an das Bett seines Sohne geführet, so noch für Ärger krank läge, und selbiger hätte allens, was der Vater geschrieben, bestätiget und die schändliche Unholdin (wie er mein Kind genennet) verfluchet, daß sie ihm wölle seine adlige Ehre rauben. »Was sagstu nun«, fuhr er fort, »willtu noch deine große Übeltat leugnen? Sieh hier das Protokollum, so der Junker manu propria unterschrieben!«<br />
Aber die elendige Magd war hierzwischen schon wieder umbgefallen, und der Büttel hatte solches nicht alsobald gesehen, als er nach der Küchen lief und mit einem brennenden Schwefelfaden zurückekam, den er ihr unter der Nasen halten wollte.<br />
Aber ich wehrete es ihm und sprützete ihr einen Topf mit Wasser über das Gesicht, so daß sie auch wieder die Augen aufschlug und sich an einem Tisch in die Höhe richtete. Stand aber jetzo eine ganze Zeit, ohne ein Wörtlein zu sagen noch meines Jammers zu achten, bis sie anhub, freundlich zu lächeln und also zu sprechen: Sie sähe wohl, wie wahr der Heilige Geist gesaget: »Verflucht ist, der sich auf Menschen verläßt!«Jeremias 17,5.<br />
Und hätte die Untreue, so der Junker an ihr bewiesen, gewißlich ihr armes Herze gebrochen, wenn der barmherzige Gott ihme nicht gnädig zuvorgekommen und ihr in dieser Nacht einen Traum eingegeben, so sie erzählen wölle, nicht umb den Richter zu persuadieren, sondern umb das weiße Haupt ihres armen Vaters wieder aufzurichten.<br />
»Nachdeme ich die ganze Nacht gesessen und gewachet«, sagete sie, »hörte ich gegen den Morgen eine Nachtigall gar lieblich in dem Schloßgarten singen, worauf mir die Augen zufielen und ich entschlief. Alsbald kam es mir für, als wäre ich ein Lämmlein und weidete in Koserow ruhig auf meiner Bleichen. Da sprang der Amtshauptmann über den Zaun, wandelte sich aber in einen Wulf umb, der mich in sein Maul nahm und mit mir auf den Streckelberg zu lief, allwo er sein Nest hatte. Ich armes Lämmlein zitterte und blökete vergeblich und sahe meinen Tod für Augen, als er mich vor sein Nest niedersetzte, allwo die Wülfin mit ihren Jungen lag. Aber siehe, alsobald reckete sich eine Hand, wie eines Mannes Hand, durch das Gebüsche und ergriff die Wülfe, einen jeglichen unter ihnen mit eim Finger, und zerscheiterte sie also, daß nichtes von ihnen übrigblieb denn ein grau Pulver. Darauf nahm die Hand mich selbsten auf und trug mich wieder zu meiner Bleichen.«<br />
Lieber, wie ward mir anjetzo zumute, als ich dies allens und auch von der lieben Nachtigallen hörete, woran du nunmehro auch nit mehr zweifeln wirst, daß sie Gottes Dienerin gewest. Ich umbhalsete mein Töchterlein sogleich mit tausend Tränen und verzählete ihr, wie's mir gangen, und gewunnen wir beide einen solchen Mut und Zuversicht, als wir noch nie gehabt, so daß sich Dn. Consul verwunderte, wie es den Anschein hatte, der Amtshauptmann aber blaß wurde wie ein Laken, als sie anjetzo auf die beiden Herrschaften hinzutrat und sprach: »Jetzo machet mit mir, als Euch geliebet. Das Lämmlein erschröcket nicht, denn es stehet in der Hand des guten Hirten!«<br />
Hierzwischen trat nun auch Dn. Camerarius mit dem Scriba ein, entsatzte sich aber, als er ungefährlich mit dem Rockzipf meim Töchterlein an die Schürzen stieß, und stund und schrapete an seim Rock als ein Weib, so Fische schrapet. Endiglich, nachdem er zuvor zu dreien Malen ausgespien, redete er das Gerichte an, ob sie nicht anheben wöllten, den Zeugeneid abzunehmen, angesehen alles Volk schon längstens im Schloß und Kruge versammlet wäre. Solches ward angenehm aufgenommen, und erhielt der Büttel Befehl, mein Kind so lange in seinem Zimmer aufzubewahren, bis das Gericht sie wieder rufen würd. Ging also mit ihr, hatten aber viel Plage von dem dreusten Schalk, inmaßen er nicht blöde war, den Arm meinem Töchterlein umb die Schulter zu legen und in mea praesentia von ihr ein Küsseken zu verlangen. Aber ehbevor ich noch kunnte zu Worte kommen, riß sie sich los und rief: »Ei, du böser Schalk, soll ich's dem Gerichte klagen, hastu vergessen, was du schon aufgeladen?« Worauf er aber lachend zur Antwort gab: »Kiek, kiek, wo oet!« und nunmehro fortfuhr, sie zu persuadieren, daß sie sich sölle williger finden lassen und ihren eignen Vorteil nicht vergessen. Denn er hab es ebensogut mit ihr im Sinn als sein Herr, sie möge es gläuben oder nicht, und was er weiters herumlärmte und ich überhöret hab. Denn ich nahm mein Töchterlein auf meinen Schoß und legte mein Haupt an ihren Nacken, und so saßen wir stille und weineten.<br />
<br />
==21. Kapitel - De confrontatione testium==<br />
Als wir wieder vorgefordert wurden, war die ganze Stuben voll Menschen, und schudderten sich etzliche, als sie uns sahen, etzliche aber greineten. Und war meines Töchterleins Sage ganz so wie hiebevor vermeldet worden. Als aber unsre alte Ilse fürgerufen ward, so hinten auf einer Bank gesessen, also daß wir sie nit sehen konnten, war die Kraft, womit sie der Herr angetan, wieder zu Ende, und wiederholete sie des Heilands Worte: »Der mein Brot isset, tritt mich mit Füßen« und hielt sich an meim Stuhl fest.<br />
Auch die alte Ilse kunnte vor Jammer nit gerade gehn, weder vor Tränen zu Worte kommen, sondern sie rang und wand sich wie eine Gebärerin für dem Gerichte. Als sie aber Dn. Consul bedräuete, daß der Büttel ihr gleich sölle zu Wort helfen, bezeugete sie, daß mein Kind gar oft zu nachtschlafender Zeit heimlich aufgestanden und den bösen Feind laut angerufen hätte.<br />
Q. Ob sie gehöret, daß Satanas ihr Antwort geben?<br />
R. Hätte sie niemalen nit gehöret.<br />
Q. Ob sie gewahr worden, daß Rea einen Geist gehabt und in welcher Gestalt? Sie sölle an ihren Eid gedenken und die Wahrheit reden.<br />
R. Hätte sie niemalen nit verspüret.<br />
Q. Ob sie wohl gehöret, daß sie zum Schornstein herausgefahren?<br />
R. Nein, sie wäre immer heimlich aus der Türen gangen.<br />
Q. Ob sie nie am Morgen einen Besenstiel oder Ofengabel vermisset?<br />
R. Einmal wäre ihr Besen fortgewest, sie hätte ihn aber hinter dem Backofen wiederfunden, und möchte sie selbsten ihn wohl in Gedanken dort hingesetzet haben.<br />
Q. Ob sie nie gehöret, daß Rea einen Zauber vorgehabt oder diesen und jenen verwünschet?<br />
R. Nein, niemalen, sondern sie hätte ihrem Nächsten nur Gutes angewünschet, auch in der bittern Hungersnot sich selbsten den Bissen aus dem Mund gezogen und ihn andern abgeteilet.<br />
Q. Ob sie denn auch nicht diese Salbe kenne, so man in Rea Koffer fürgefunden?<br />
R. O ja, die Jungfer hätte sie sich vor die Haut aus Wolgast mitgebracht, auch ihr abgeteilet, als sie einmal spröde Hände gehabt, und hätte solches wacker angeschlagen.<br />
Q. Ob sie sonsten noch was zu sagen wisse?<br />
R. Nein, nichtes denn alles Gute.<br />
Hierauf wurde mein Ackersknecht Claus Neels aufgerufen. Selbiger trat auch weinend hinzu, antwortete aber auf alle Fragen mit »Nein« und bezeugete endlich, daß er nie Unrechtes von meinem Töchterlein gesehn noch gehöret, auch von ihrem nächtlichen Wandel nichts vernommen, angesehen er im Stall bei den Pferden schliefe, und auch sicher gläube, daß böse Leute, wobei er auf die alte Lise sah, ihr dies Herzeleid bereitet und sie ganz unschuldig sei.<br />
Als nunmehro auch an dies alte Satanskind die Reihe kam, so ein Hauptzeugnis ablegen sollte, erklärete mein Töchterlein abermalen, daß sie das Gezeugnis der alten Lisen nit annehmen müge und das Gericht um Gerechtigkeit anriefe, denn sie wäre ihr von Jugend auf gram und länger in dem Geschrei der Zauberei gewest denn sie selbsten.<br />
Aber die alte Vettel rief: »Gott vergebe dir deine Sünden! Das ganze Dorf weiß, daß ich ein fromm Weib bin und meinem Gott diene, wie sich gebühret!« Worauf sie den alten Zuter Witthahn und meinen Fürsteher Claus Bulk aufrief, welche auch für sie Zeugnis ablegeten. Aber der alte Paasch stund und schüttelte das Haupt. Doch als mein Töchterlein sagte: »Paasch, warumb schüttelt Ihr mit dem Kopf?«, verzufzete er sich und gab zur Antwort: »I, nicks!«<br />
Dieses wurde aber auch Dn. Consul gewahr und fragete ihm, ob er etwas Unartiges wider die alte Lise fürzubringen habe, so möge er Gott die Ehre geben und solches bekennen; item stünde es einem jeglichen erlaubt, solches zu tun, ja das Gericht beföhl es ihme an zu sprechen, so er etwas wüßte.<br />
Aber aus Furcht vor dem alten Drachen schwiegen sie alle so mäusekenstill, daß man die Fliegen kunnte brummen hören umb das Tintenfaß. Da stund ich Elender auf und streckete meine Arme über mein verzagt und verstürzetes Volk aus und sprach: »Könnt ihr mich also kreuzigen mit meim arm Kinde, hab ich das umb euch verdienet? Sprecht doch, ach, will niemand sprechen?« Aber ich hörete wohl etzliche heulen, doch niemanden sprechen, und jetzunder mußte sich mein arm Töchterlein wohl zufriedengeben.<br />
Und war die Bosheit der alten Vettel so groß, daß sie meinem Kinde nicht nur die erschröcklichste Zaubereien fürhielt, besondern auch die Zeit ausrechnen wollte, wann sie sich dem leidigen Satan ergeben, umb ihr zugleich ihre jungfräuliche Ehr zu rauben, inmaßen sie behauptete, daß dazumalen Satanas ihr sonder Zweifel wohl die Jungfrauschaft genommen, als sie nit mehr hätte das Viehe heilen mügen, sondern es gestorben wär. Hierzu sagte mein Töchterlein aber nichtes, denn daß sie die Augen niederschlug und verschamrotete über solche Unfläterei, und auf die andere Lästerung, so die Vettel mit vielen Tränen ausstieß, daß sie nämlich ihren Mann lebendig dem Satanas übergeben, antwortete sie, wie oben gedacht worden. Doch als die Vettel auf ihre Umtaufe in der Sehe kam und fürgab, daß sie im Busch nach Erdbeeren gesuchet, worauf sie alsbald meines Töchterleins Stimm erkannt und herangeschlichen wäre und so das Teufelswerk gewahret, fiel selbige ihr lächelnd in die Rede und gab zur Antwort: »Ei, du böses Weib, wie kannstu meine Stimm, wenn ich an der Sehe spreche, oben auf dem Berg in der Heiden hören? Du leugst ja, denn das Mürmeln der Wellen macht es dir unmöglich!« Solches verdroß den alten Drachen, und wollt er's besser machen, macht es aber noch ärger, indem er sprach: »Du rührtest ja das Maul, wie ich sehen kunnte, und daraus habe ich abgenommen, daß du den Teufel, deinen Buhlen, angerufen!« Denn mein Töchterlein versetzte alsobald: »O du gottlos Weib, sagst ja, du wärst' in der Heiden gewest, als du meine Stimm gehöret; wie magstu denn in der Heiden sehen, ob ich unten am Wasser das Maul rühre oder nit?«<br />
Solche Widersprechung verwundene auch Dn. Consulem, und hub er an, die alte Vettel zu bedräuen, daß sie doch noch am Ende würde gerecket werden, wenn sie solche Lügen fürbrächte, worauf selbige aber zur Antwort gab: »So sehet denn, ob ich lüge! Als sie nacket ins Wasser ginge, hatte sie noch kein Zeichen an ihrem Leib, als sie aber wieder daraus herfürstieg, sahe ich, daß sie zwischen den beiden Brüsten ein Zeichen bei eines Wittens Größe hat, woraus ich abnahm, daß der Teufel ihr solches geben, obwohl ich ihn nicht umb sie gesehen noch sonst einen Geist oder Menschenkind, sondern es den Anschein hatte, daß sie ganz allein war.«<br />
Hierauf sprang der Amtshauptmann von seinem Sessel auf und rief, daß solchem gleich müßte nachgeforschet werden, worauf Dn. Consul zur Antwort gab: »Ja, aber nit durch uns, sondern durch ein paar ehrsame Weiber.« Denn er achtete nit, daß mein Töchterlein sagte, solches wäre ein Muttermal, und hätte sie es von ihrer Jugend auf gehabt. Dannenhero mußte den Büttel seine Frau kommen, welcher Dn. Consul etwas ins Ohr mürmelte, und als kein Bitten und Weinen helfen wollte, mußte mein Töchterlein mitgehen. Doch erhielt sie es, daß die alte Lise Kolken ihr nicht folgen durfte, wie sie es zwar gewollt, sondern unsre Magd, die alte Ilse. So ging ich auch mit in meinem Gram, weilen ich nicht wissen kunnte, was die Weibsbilder mit ihr fürnehmen würden. Sie weinete heftig, als selbige sie auszogen, und hielt sich für Scham die Hand für die Augen.<br />
Ach Gott, sie war geradeso weiß auf ihrem Leibe wie meine Selige, da sie doch in ihrer Jugend, wie ich mich erinnere, fast gelb gewest, und sah ich mit Verwundrung den Fleck zwischen ihren Brüsten, von dem ich vorhero auch nie was in Erfahrung gezogen. Aber alsobald schrie sie heftig auf und sprang zurücke, angesehen den Büttel sein Weib, wie niemand gewahr worden, ihr eine Nähnadel in den Fleck gestoßen, also daß das rote Blut ihr über die Brüste lief. Darob erzürnete ich heftig, aber das Weib gab für, daß sie solches auf Geheiß des Richters getanMan nahm nämlich an, daß dergleichen Male bei den Hexen alsdann unzubezweifelnde Zeichen des Teufels wären, wenn sie kein Gefühl hatten, und wurde diese Prozedur mit jedem der Zauberei Verdächtigen vorgenommen. , wie es auch nicht anders war. Denn als wir wieder in das Gerichtszimmer kamen und der Amtshauptmann fragete, wie es stünd, bezeugete sie, daß alldorten zwar ein Mal bei eines Guldens Größe und gelblich anzusehen fürhanden, daß aber Gefühl in selbigem wäre, angesehen Rea laut aufgeschrien, als sie unvermerkt mit einer Nadel hineingestoßen. Hierzwischen sprang aber Dn. Camerarius plötzlich auf und trat für mein Töchterlein, ihr die Augenlider auseinanderschiebend, worauf er zu zittern begunnte und ausrief: »Sehet hier das Zeichen, welches nimmer trügt!« Worauf das ganze Gericht aufsprang und ihr das kleine Mal beschauete, so sich unter dem rechten Lide wies, was von eim Gerstenkorn gekommen, aber niemand nit gläuben wollte. Besondern Dn. Consuln sprach: »Sieh, der Satan hat dich gezeichnet an Leib und Seelen, und du fährest dennoch fort, dem Heiligen Geist zu lügen, aber es wird dir nichtes helfen, du machst dein Urteil nur schwerer. O du schamlos Weibsbild, willtu der alten Lisen ihr Gezeugnis nit annehmen, willtu es dann auch nicht dieser Leute Zeugnis, so dich sämtlich haben auf dem Berge mit ihr deinen Buhlen, den Teufel, anrufen hören, worauf er dir als ein haarigter Riese erschienen und dich geherzet und geküsset?«<br />
Hierauf traten der alte Paasch, Witthahnsche und Zuter herfür und bezeugeten, daß solches umb Mitternacht geschehen und sie auf solch Bekenntnis leben und sterben wollten. Die alte Lise hätte sie in der Samstagnacht bei 11 Uhren gewecket, ihnen einen Krug Bier fürgesetzet und sie beredet, der Priestertochter heimlich nachzugehen, umb zu sehen, was sie in dem Berg täte. Und hätten sie zu Anfang nit gewollt, aber umb der Zauberei im Dorf auf den Grund zu kommen, hätten sie sich endlich nach einem andächtigen Gebet willig finden lassen und wären ihr in Gottes Namen gefolget.<br />
Hätten die Hexe auch bald durch das Buschwerk im Mondschein gesehen, wo sie getan, als wenn sie gegraben und laut in einer absonderlichen Sprachen geredet, worauf der grimmige Erzfeind plötzlich erschienen und ihr umb den Hals gefallen. Nunmehro wären sie verstürzet fortgerannt und mit des allmächtigen Gottes Hülfe, auf den sie von Anbeginn ihr Vertrauen gesetzet, auch erhalten und beschützet worden vor der Macht des bösen Feindes. Denn wiewohlen er sich nach ihnen umbgesehen, als es im Busch gerustert, hätte er ihnen doch nit schaden mögen.<br />
Endlich wurde es meim armen Töchterlein auch noch als ein Crimen ausgelegt, daß sie unmächtig worden, als man sie von Koserow nacher Pudagla abgeführet, und wollte es abereins ihr niemand gläuben, daß solches vor Verdruß über der alten Lisen ihren Gesang geschehen sei und nicht aus bösem Gewissen, wie der Richter fürgab.<br />
Als nunmehro sämtliche Zeugen verhöret waren, befragete Dn. Consul sie noch, ob sie letztlich das böse Wetter gemacht, item was die Pogge zu bedeuten gehabt, so ihr in den Schoß gefallen, item der Schweinsigel, so vor ihm mitten im Wege gelegen, worauf sie zur Antwort gab, daß sie so wenig das eine getan, als sie umb das andre wisse, worauf aber Dn. Consul abermals mit dem Kopf schüttelte und sie dann letzlich fragete, ob sie wölle einen Advokaten haben oder allens der besten Einsicht des Gerichtes anheimstellen, worauf sie zur Antwort gab, daß sie in alle Wege einen Advokaten wölle, und schickere ich dannenhero des nächsten Tages meinen Ackersknecht Claus Neels nach Wolgast, umb den Syndikus Michelsen zu holen, der ein frommer Mann ist und bei dem ich etzliche Male eingekehret bin, wenn ich zur Stadt gefahren, dieweil er mich höflichst invitieret.<br />
Auch muß ich noch notieren, daß meine alte Ilse nunmehro wieder bei mir zog, denn nachdeme die Zeugen fortgangen waren, blieb sie annoch allein im Zimmer und trat mutiglich für mich, bittend, daß ihr müget vergönnet werden, ihren alten Herrn und ihre liebe Jungfer wieder zu pflegen. Denn nunmehro hätte sie ihre arme Seel gerettet und allens geoffenbaret, was sie wüßte. Darum könne sie es nit länger mit ansehen, daß es ihrer alten Herrschaft so traurig ginge und sie nicht einmal einen Mundvoll Essen hätten, angesehen sie in Erfahrung gezogen, daß die alte Seepsche, so die Kost vor mich und mein Kind bis dato bereitet, oftermalen die Grütze hätte anbrennen lassen, item die Fische und andere Kost versalzen. Auch wäre ich vor Alter und Gram ja also schwach, daß ich Beistand haben müßte, und wölle sie mir solchen getreulich leisten, auch gerne im Stall schlafen, wo es sein müßte. Lohn verlange sie nicht dafür, und sölle ich sie nur nicht verstoßen. Solche Gutheit erbarmte mein Töchterlein zu Tränen, und sprach sie zu mir: »Siehe, Vater, die guten Menschen kommen schon wieder zu uns, sollten uns die guten Engel denn auf immer verlassen? Ich danke dir, alte Ilse, ja, du sollst mir die Kost bereiten und sie mir immer bis an die Gefängnistür tragen, wenn du nit weitergehen darfst, und letzlich darauf achten, was der Büttel damit fürnimmt, hörstu?«<br />
Solches versprach die Magd zu tun, und nahm sie von jetzo an in meinem Stall ihre Herberge. Gott lohn es ihr am Jüngsten Gerichte, was sie für mich und mein arm Kind getan!<br />
==22. Kapitel - Wie der Syndikus Dn. Michelsen gearrivieret und seine Defension für mein arm Töchterlein eingerichtet==<br />
Des andern Tages umb 3 Uhren nachmittags kam Dn. Syndikus angekarret und stieg bei mir im Kruge ab. Er hatte einen großen Sack mit Büchern bei sich, war aber nicht so freundlich, als ich sonsten an ihme gewohnet gewest, besondern ehrbar und geschweigsam. Und als er mich in meim Zimmer salutieret und gefraget, wie es müglich wäre, daß mein Kind zu solchem Unglück kommen, verzählete ich ihm den ganzen Fürgang, wobei er aber nur mit dem Kopf schüttelte. Auf meine Frag, ob er heute noch wölle zu meinem Töchterlein gehen, antwortete er »Nein«, sondern daß er zuvor erst die Akta studieren wölle. Nachdem er also ein wenig von einer wilden Enten gegessen, so meine alte Ilse vor ihm gebraten, hielt er sich auch nit auf, sondern ging alsofort aufs Schloß, von wannen er erst des andern Nachmittags heimkehrete. Er war aber nicht freundlicher, denn er bei seiner Ankunft gewest, und folgte ich ihm mit Seufzen, als er mich ersuchte, nunmehro ihn zu meinem Töchterlein zu geleiten.<br />
Als wir mit dem Büttel eintraten und ich mein arm Kind, so in ihrem Leben niemalen ein Würmlein gekränket, zum erstenmal in Ketten vor mir sahe, hätte ich aufs neu für Jammer vergehen mögen. Doch sie lächelte und rief Dn. Syndiko entgegen: »Ist Er der Engel, der mich wie St. Petrum von meinen Ketten befreien will?»Apostelgeschichte 12,7. Worauf er mit einem Seufzer zur Antwort gab: »Das gebe der allmächtige Gott!« Und da weiter kein Stuhl im Gefängnis fürhanden (so ein garstig und stinkend Loch war, und worinnen es so viele Kellerwürmer hatte, als ich in meinem Leben nie gesehn) als der Stuhl, worauf sie an der Wand saß, setzeten Dn. Syndikus und ich uns auf ihr Bette, welches man ihr auf mein Bitten gelassen, und befahl selbiger dem Büttel, nunmehro wieder seiner Straßen zu gehen, bis er ihn rufen würd. Hierauf fragete er mein Töchterlein, was sie zu ihrer Entschuldigung herfürbringen wölle, und war sie noch nit weit in ihrer Defension gekommen, als ich an dem Schatten, so sich an der Türen rührete, abnahm, daß jemand vor selbiger stehen mußte. Trat also eiligst in die Türe, welche halb offenstund, und betraf den dreusten Büttel, welcher hiervor stehengeblieben, umb zu horchen. Solches verdroß Dn. Syndikum dermaßen, daß er seinen Stock ergriff, umb ihm das Kehraus zu geben, aber der Erzschalk lief alsobald von dannen, als er solches merkete. Dieses benützete mein Töchterlein, umb ihrem Herrn Defensori zu erzählen, was sie von diesem dreusten Kerl ausgehalten und daß ihr müge ein anderer Büttel geben werden, inmaßen er in vergangener Nacht noch in böser Absicht bei ihr gewest, so daß sie letzlich laut geschrien und ihn mit den Ketten aufs Haupt geschlagen, worauf er endlich von ihr gewichen. Solches versprach Dn. Syndikus zu besorgen, aber ihre Defension anlangend, die sie nunmehro fortsetzete, so vermeinete er, daß es besser geschähe, wenn des Impetus nicht weiter gedacht würde, so der Amtshauptmann auf ihre Keuschheit versuchet. »Denn«, sprach er, »dieweil das fürstliche Hofgericht in Wolgast dein Urteil spricht, würde dir solches Fürgeben mehr schaden denn nützen, angesehen der Präses desselbigen ein Vetter von dem Amtshauptmann ist und häufig mit ihm auf der Jagd konversieret. Dazu kömmt, daß du, als einer so großen Übeltat gerüchtiget, nicht Fidem hast, zumalen du keine Zeugen wider ihn stellen kannst. Es würde dannenhero nimmer zu Recht wider dich erkannt werden, daß du solche Sag in der Urgicht solltest bekräftigen, als von welcher ich dich durch meine Defension zu lösen doch anherokommen bin.« Solche Gründe schienen letzlich uns beiden vernünftig, und beschlossen wir, die Rache dem allmächtigen Gott zu überlassen, der in das Verborgene siehet und dem wir alleine unsere Unbill klagen wollten. da wir sie denen Menschen nicht klagen durften.<br />
Was mein Töchterlein aber sonst fürbrachte, von der alten Lisen, item von dem guten Leumund, in welchem sie ehedem bei männiglich gestanden, wöllte er allens zu Papier bringen und von dem Seinen hinzufügen, so viel und so gut es ihm müglich, umb sie von der Marter mit des allmächtigen Gottes Hülfe zu erlösen. Sie söllte sich nur geruhsam halten und sich demselbigen anempfehlen. Binnen zweener Tage Frist hoffe er mit seiner Defension fertig zu sein, umb ihr solche fürlesen zu können.<br />
Als er nunmehro den Büttel wieder rief, kam selbiger aber nit, sondern schickete sein Weib, umb die Gefängnis zuzuschließen, und nahm ich mit vielen Tränen von meim Kind Abschied, unterdes Dn. Syndikus auf ihren dreusten Kerl schalt und ihr verzählete, was fürgefallen, umb es ihm wiederzusagen. Doch schickete er das Weib noch einmal weg, sagend, er hätte vergessen, gewisse Kundschaft einzuziehen, ob sie wirklich die lateinische Sprach verstünde. Sie möge also ihre Defension einmal auf lateinisch sagen, so es ihr müglich. Und hob sie nunmehro an, eine Viertelstunde lang und darüber selbige also zu führen, daß nit bloß Dn. Syndikus, sondern ich selbsten mich über sie verwundern mußte, angesehen ihr kein einzig Wörtlein fehlte denn das Wörtlein »Schweinsigel«, so wir beide in der Eile aber auch nit wußten, als sie uns darumb befragete. Summa: Dn. Syndikus wurde ein groß Teil freundlicher, als sie ihre Rede beendiget, und nahm Abschied von ihr mit dem Versprechen, sich alsofort an die Arbeit zu machen.<br />
Und sahe ich ihn nunmehro nit wieder bis auf den dritten Tag morgens umb 10 Uhren, angesehen er im Schloß auf einem Zimmer arbeitete, so ihm der Amtshauptmann gegeben, allwo er auch gessen, wie er mir durch die alte Lise sagen ließ, als sie ihm des andern Tages die Frühkost bringen wollte.<br />
Umb vorbemeldete Zeit aber ließ er mich durch den neuen Büttel rufen, so allbereits auf sein Fürwort aus Usedom angekommen. Denn der Amtshauptmann hätte sich fast sehr erzürnet, als er vernommen, daß der dreuste Kerl mein Kind im Gefängnis wäre angegangen, und im Zorn gerufen: »Potz Element, ich werde dich karessieren helfen!«, ihm darauf auch mit einer Hundepeitschen den Buckel wacker abgebläuet, so daß sie jetzunder wohl Friede vor ihm haben sölle.<br />
Aber der neue Büttel war fast ärger denn der alte, wie man leider bald weiters hören wird. Er hieß Meister Köppner und war ein langer Kerl mit eim grausamen Antlitz und einem also großen Maul, daß ihm bei jeglichem Wort der Speichel zur Seiten herausfuhr und an seim langen Bart wie ein Saufenschaum bekleben blieb, also daß mein Töchterlein für ihm eine absonderliche Angst hatte. Auch tat er bei jeglicher Gelegenheit, als wenn er hohnlachete, welches auch beschah, als er uns die Gefängnistüre aufgeschlossen und mein arm Kind in ihrem Jammer sitzen sah. Ging aber alsbald ungefordert seiner Straßen, worauf Dn. Syndikus seine Defension aus der Taschen zog, umb uns solche fürzulesen. Und haben wir nur die fürnehmsten Stücke davon behalten, so ich hier anführen will:<br />
1. Hub er an, daß mein Töchterlein bishero immer in eim gut Geschrei gewesen, wie nicht nur das ganze Dorf, sondern auch meine Dienstleute bezeugeten, ergo könne sie keine Hexe sein, inmaßen der Heiland gesaget: »Ein guter Baum kann nicht arge Früchte bringen.« (Matth. am 7ten)<br />
2. Was die Zauberei im Dorf anbelangte, so möchte solche wohl die alte Lise angerichtet haben, angesehen sie einen Haß gegen Ream trüge und schon lange in eim bösen Geschrei gewest, und hätte nur die Gemein aus Furcht für dieser alten Hexen nit sprechen wöllen. Darumb müsse noch Zutern ihr klein Mädchen verhöret werden, als welche es gehört, daß ihr Ehekerl zu der alten Lisen gesaget, sie hätte einen Geist, und wölle er's dem Priester sagen. Denn wiewohl selbige annoch ein Kind wäre, stünde doch geschrieben (Ps. 8): »Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hastu dir eine Macht zugerichtet.« Und hätte der Heiland selbsten (Matth. 21) auf das Gezeugnis derer Kinder sich berufen.<br />
3. Dannenhero möchte die alte Lise auch wohl die Ackerstücke item die Obstbäume bezaubert haben, anerwogen nicht anzunehmen stünde, daß Rea, so sich bishero als eine artige Tochter bezeuget, ihrem eigenen Vater sölle das Korn behexet oder ihm Raupen gemacht haben. Denn niemand, sage die Schrift, könne zween Herrn dienen.<br />
4. Item möchte sie auch wohl der Grünspecht gewesen sein, so Rea wie dem alten Paaschen im Streckelberg begegnet wäre, und selbsten ihren Ehekerl aus Furcht vor dem Priester dem bösen Feind übergeben haben, anerwogen der Malleus maleficarumDer berühmte »Hexenhammer« Innocentius' VIII., welcher 1489 erschien und das bei den Hexenprozessen zu beobachtende Verfahren vorschrieb. außer Zweifel setzete, daß die leidigen Kinder des Satanas sich oftermalen in allerlei Tiere verkehreten, nicht minder als es der garstige Unhold selbsten schon im Paradiese getan, da er unsere ersten Eltern unter der Gestalt einer Schlangen verführet (Genes. am 3ten).<br />
5. Hätte die alte Lise auch wohl das böse Wetter gemacht, als Dn. Consul mit Rea vom Streckelberg gekommen, alldieweil es unmöglich wäre, daß dieses Rea gewest, indem sie auf dem Wagen gesessen, und die Hexen, wenn sie Wetter macheten, immer im Wasser stünden und sich solches rücklings über den Kopf würfen, item die Steine mit eim Stock abklopfeten. Selbige möge denn auch wohl am besten um die Pogge und den Schweinsigel wissen.<br />
6. Würde Rea irrtümlich als ein Crimen ausgeleget, was doch zu ihrer Rechtfertigung gedeihen müßte, nämlich ihr plötzlicher Reichtum. Denn der Malleus maleficarum besage ausdrücklich, daß nie eine Hexe nicht reich würde, besondern Satanas zur Unehre Gottes sie immer umb ein Spottgeld kaufe, damit sie nit durch solchen Reichtum sich verrieten.Nach den Originalworten des »Hexenhammers«, Tom. I., Quaest. 18. Dieweil nun aber Rea reich worden wäre, könne sie ihr Gut nicht durch den leidigen Erzfeind gewonnen haben, besondern es wäre wahr, daß sie Bernstein im Berg gefunden. Daß solche Ader aber nachmalen nit zu finden gewest, möge auchwohl durch den Zauber der alten Lisen beschehen sein, oder die Sehe hätte auch den Berg unten abgespület, wie oftermalen geschähe, also daß er oben nachgeschossen und die Stätte verschüttet wäre, so daß hierbei nur ein miraculum naturale sich ereignet. (Den Beweis, den er aus der Schrift beibrachte, haben wir vergessen, da er auch nur gadlich war.)<br />
7. Ihre Umtaufe anlangend, so hätte die alte Vettel selbsten gesaget, daß sie weder den Teufel noch irgendeinen Geist oder Menschen umb Ream gesehen, und möge sie sich dannenhero immer natürlich gebadet haben, umb des andern Tages den schwedischen König zu begrüßen, angesehen es heißes Wetter gewesen und solches nicht geradezu die Schamhaftigkeit einer Jungfer turbiere. Denn daß sie einer sehen würd, hätte sie wohl so wenig vermutet als die Bathseba, die Tochter Eliams, das Weib Uriae, des Hetiters, so sich auch gebadet, wie 2. Sam. 11,2 geschrieben stünd, ohne zu wissen, daß David ihrer ansichtig worden. Auch könne ihr Mal kein Satansmahl sein, dieweil ein Gefühl darinnen vorhanden gewest, ergo wäre es ein natürlich Mal und erlogen, daß sie es vor ihrem Bade noch nicht gehabt. Überdies wär an diesem Punkt der alten Vettel gar nit zu trauen, da sie dabei von einer Widersprechung in die andere geraten, wie Akta besageten.<br />
8. Auch die Zauberei mit Paaschen sein klein Töchterlein möge Ream nit mit Recht zugemutet werden. Denn da die alte Lisen auch in der Stuben aus und ein gegangen, ja sich auf das Bäucheken des kleinen Mägdleins gesetzet, als Pastor sie besuchet, möge dieses böse Weib, so einmalen einen großen Groll auf Ream trüge, solches Zauberwerk mit der Macht des bösen Feindes und unter Zulassung des gerechten Gottes auch wohl fürgenommen haben. Denn der Satanas sei ein Lügner und ein Vater der Lügen, wie unser Herr Christus sage (Johannes am 8ten).<br />
9. Anlangend nun den Spök des leidigen Bösewichts, so in Gestalt eines haarigten Riesen auf den Berg erschienen, so wäre dieses freilich das schwerste Gravamen, anerwogen nit bloß die alte Lise, sondern auch drei achtbare Zeugen sein ansichtig worden. Allein, wer wüßte, ob die alte Lise nit auch diesen Teufelsspök herfürgebracht, umb ihren Feind ganz zu verderben. Denn wiewohlen solcher Spök der Junker nit gewest, wie Rea fürgegeben, wäre es gar leichtlich müglich, daß sie dennoch nit gelogen, besondern den Satanas, der die Gestalt des Junkers angenommen, für selbigen angesehen. Ein Exempel gäbe die Schrift selbsten. Denn alle Theologen der gesamten protestantischen Kirchen stimmten darinnen überein, daß der Spök, so die Hexe von Endor dem Könige Saul gewiesen, nicht Samuel selbsten, besondere der leidige Satanas gewest. Nichtsdestoweniger hätte Saulus ihn für den Samuel gehalten. Also möge die alte Vettel Reae auch wohl den leidigen Teufel fürgezaubert haben, ohne daß sie es gemerket, daß es nicht der Junker, sondern Satanas gewest, der nur des Junkers Gestalt genommen, umb sie zu verführen. Denn da Rea ein schön Weib sei, wäre es nicht zu verwundern, daß der Teufel sich mehr Müh umb sie gäbe denn umb eine alte trockene Vettel, angesehen er von jehero nach schönen Weibern getrachtet, umb sie zu beschlafen (Genes. 6,2).<br />
Endlich brachte er für, daß Rea auch nicht als eine Hexe gezeichnet und weder eine krumme Nase noch rote Gluderaugen hätte. Wohl aber hätte die alte Lise beides, so Thephrastus Paracelsus als ein sicher Merkzeichen der Zauberei angäbe, sprechend: »Die Natur zeichnet niemands also, es sei denn ein Mißgerät, und seind dies die Hauptzeichen, so die Hexen an ihnen haben, wenn sie der Geist des Bösen überwunden hat.«<br />
Als Dn. Syndikus nunmehro mit seiner Defension fertig war, war mein Töchterlein so erfreut darüber, daß sie ihm wollte die Hand küssen: allein er riß seine Hand zurücke und pustete dreimal darüber, so daß wir leichtlich vermuten kunnten, es wäre ihme mit solcher Defension annoch selbsten kein Ernst. Brach auch alsobald mürrisch auf, nachdem er sie dem Schutz des Höchsten empfohlen, und bat mich, meinen Abschied kurz zu machen, da er heute noch wieder nach Hause wölle, was ich denn auch leider tun mußte.<br />
==23. Kapitel - Wie mein arm Töchterlein soll mit der peinlichen Frag beleget werden==<br />
Als nunmehro Akta an Ein lobsam Hofgericht verschicket worden, währete es wohl an die 14 Tage, bevorab Antwort kam. Und war Se. Gestrengen, der Amtshauptmann, sonderlich freundlich gegen mich, erlaubete auch, da das Gericht wieder heimgekehret, daß ich mein Töchterlein so oft sehen kunnte, als ich begehrete, wannenhero ich den größten Teil des Tages umb sie war. Und wenn dem Büttel die Zeit zu lange währete, daß er auf mich passen mußte, gab ich ihm ein Trinkgeld und ließ mich von ihm mit meim Kind einschließen. Auch war der barmherzige Gott uns gnädig, daß wir oft und gerne beten mugten. Denn wir hatten wieder eine steife Hoffnung und vermeineten, daß das Kreuz, so wir gesehen, nun bald wäre fürübergezogen und der grimmige Wulf schon seinen Lohn bekommen würde, wenn Ein lobsam Gericht Akta einsähe und an die fürtreffliche Defension gelangete, so Dn. Syndikus vor mein Kind gefabrizieret. Darumb fing ich auch wieder an aufzuheitern, zumalen als ich sahe, daß meinem Töchterlein die Wangen sich gar lieblich röteten.<br />
Doch am Donnerstag, den 25sten des Monats August, umb Mittag fuhr Ein ehrsam Gericht abereins auf den Schloßhof, als ich mit meim Kind nach meiner Weis wieder im Gefängnis saß und die alte Ilse uns die Kost brachte, so aber für Tränen uns die Nachricht nicht geben kunnte. Aber der lange Büttel schauete lachend zur Türen herein und rief: »Hoho, nu sind se da, nu wadd dat Ketteln wohl losgahn!«, worüber mein arm Kind sich schudderte, doch mehr über den Kerl denn über die Botschaft.<br />
Selbiger war auch kaum fortgangen, als er schon wiederkam, umb ihr die Ketten abzunehmen und sie abzuholen. Folgete ihr also in das Gerichtszimmer, wo Dn. Consul die Sentenz Eines lobsamen Gerichtes fürlas, daß sie über die gefaßten Artikel noch einmal in Güte sölle gefraget werden, und bliebe sie verstockt, wäre sie der peinlichen scharfen Frag zu unterwerfen, denn die beigebrachte Defension haue nicht aus, besondern es wären indicia legitima praegnantia et sufficientia ad torturam ipsum fürhanden als<br />
1. mala fama <br />
2. maleficium, publice commissum <br />
3. apparitio Daemonis in monte <br />
wobei Ein hochlobsam Hofgericht an die 20 Autores zitieret, wovon wir aber wenig behalten.<br />
Als Dn. Consul solches meinem Töchterlein fürgelesen, hub er wiederumb an, sie mit vielen Worten zu vermahnen, daß sie müge in Güte bekennen, denn die Wahrheit käme jetzunder doch an den Tag.<br />
Hierauf gab sie standhaft zur Antwort, daß sie nach der Defension Dn. Syndici zwar ein besser Urteil gehoffet, allein, da es Gott gefiele, sie noch härter zu prüfen, befehle sie sich ganz in seine gnädige Hand, und könne sie nicht anders bekennen, denn sie vorhero getan, daß sie nämlich unschuldig sei und böse Menschen sie in dies Elend geführet. Hierauf winkete Dn. Consul dem Büttel, welcher aus der andern Stuben Pastorem Benzensem in seinem Chorrock hereinließ, so von dem Gericht bestellet war, umb sie noch besser aus Gottes Wort zu vermahnen. Selbiger tät einen großen Seufzer und sprach: »Maria, Maria, wie muß ich dich wiedersehen!« Worauf sie anhub, gar heftig zu weinen und ihre Unschuld abermals zu beteuern. Aber er kehrete sich nicht an ihren Jammer, besondern nachdem er sie hatte das Vaterunser, »Aller Augen« und »Gott, der Vater, wohn uns bei« beten lassen, hub er an, ihr den Greuel fürzustellen, den der lebendige Gott an allen Zauberern hätte, angesehen ihnen nicht nur im Alten Testamente die Strafe des Feuers wäre zuerkannt worden, sondern auch der Heilige Geist im Neuen Testamente ausdrücklich sage – Gal. am 5ten –, daß die Zauberer nimmer würden das Reich Gottes erben, sondern ihr Teil würde sein in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennet, welches ist der andere Tod – Apokal. 21. Sie möge also nicht trotziglich sein noch dem Gericht die Schuld geben, wenn sie also geplaget würde, denn das alles geschähe aus christlicher Liebe und umb ihre arme Seele zu retten. So müge sie denn umb Gottes und ihrer Seligkeit willen nicht länger ihre Buße verschieben, ihren Leib martern lassen und ihre arme Seele dem leidigen Satan übergeben, welcher ihr doch nicht in der Höllen halten würde, was er ihr hier auf Erden versprochen, denn er wäre ein Mörder von Anfang und ein Vater der Lügen. – Joh. am 8ten. »O Maria«, rief er aus, »mein Kindlein, die du so oft auf meinem Schoß gesessen und für die ich jetzunder alle Morgen und Abend zu meinem Gott schreie, willtu mit dir und mir kein Erbarmen tragen, so trage Erbarmen mit deinem rechtschaffenen Vater, den ich für Tränen nicht ansehen kann, da sein Haar in wenig Tagen schlohweiß geworden, und rette deine Seele, mein Kind, und bekenne! Siehe, dein himmlischer Vater betrübet sich anjetzo nicht minder über dich denn dein leiblicher Vater, die heiligen Engel verhüllen für dich ihre Augen, daß du, die du einst ihr lieblich Schwesterlein warest, nunmehro eine Schwester und Braut des leidigen Teufels worden bist. Darumb kehre umb und tue Buße! Dein Heiland rufet dich verirrtes Lämmelein heute wieder zurück zu seiner Herden. ›Sollte nicht gelöset werden diese, die doch Abrahams Tochter ist, von den Banden, welche Satanas gebunden hat‹, lautet sein barmherzig Wort – Lukas am 13ten. Item: ›Kehre wieder zu, abtrünnige Seele, so will ich mein Antlitz nicht gegen dich verstellen, denn ich bin barmherzig‹ – Jeremias am 3ten. So kehre denn wieder, du abtrünnige Seele, zu dem Herrn, deinem Gotte! – Der eines abgöttischen Manasses sein bußfertiges Gebet erhöret – 2. Chronika 33 –, der die Zäuberer zu Ephese durch Paulum zu Gnaden aufgenommen – Act. 19 –, derselbige, dein barmherziger Gott rufet dir anjetzo zu, wie dorten dem Engel der Gemein zu Epheso: ›Gedenke, wovon du gefallen bist, und tue Buße!‹ – Apokal. 2. – O Maria, Maria, gedenke, wovon du gefallen bist, mein Töchterlein, und tue Buße!«<br />
Als er hierauf stille schwieg, währete es eine fast große Zeit, ehbevor sie für Tränen und Schluchzen ein Wörtlein herfürbringen konnte, bis sie endlich zur Antwort gab: »Wenn Lügen Gott nicht minder verhaßt seind als die Zaubereien, so darf ich auch nicht lügen, sondern muß umb Gottes willen bekennen, wie ich immer bekennet, daß ich unschuldig bin.«<br />
Hierauf ergrimmete Dn. Consul in seinen Mienen und fragete den langen Büttel, ob alles in Bereitschaft sei, item die Weiber bei der Hand wären, umb Ream auszukleiden, worauf er nach seiner Weise lachend zur Antwort gab: »Hoho, an mir hat's noch niemalen gefehlet, und soll' auch heute nicht fehlen. Ich will sie schon kitzeln, daß sie bekennen soll!«<br />
Als er solches gesaget, redete Dn. Consul wieder mein Töchterlein an und sprach: »Du bist ein dumm Ding und kennest die Pein nit, so dir bevorstehet, darumb bist und bleibst du verstockt. Aber folge mir anjetzo in die Marterkammer, daß der Angstmann die Instrumenta zeige, ob du vielleicht noch einen andern Sinn bekömmst, wenn du erst gesehen, was die peinliche Frag bedeutet.«<br />
Hierauf ging er voran in ein ander Zimmer, und folgete ihm der Büttel mit meim Kind. Doch als ich nachgehen wollte, hielt mich Pastor Benzensis fest und beschwor mich mit vielen Tränen, solches nicht zu tun, besondern hier zu verbleiben. Aber ich hörete nicht auf ihn, sondern riß mich los und schwur dagegen, solange sich noch eine Ader und Sehne in meinem armen Leib rührete, wollte ich mein Kind nicht verlassen. Kam also auch in das andere Zimmer und von dannen in einen Keller nieder, wo die Marterkammer war, in der es aber keine Fenstern hatte, damit niemand das Geschrei derer Geängsteten von draußen hören müge. Darumb brenneten hier bereits zween Fackeln, als ich eintrat, und wiewohlen Dn. Consul mich gleich zurückweisen wollte, ließ er sich letzlich doch erbarmen, daß ich bleiben durfte.<br />
Und trat nun dieser höllische Hund, der Büttel, herfür und zeigte meinem armen Kind mit Frohlocken zuerst die Leiter, sprechend: »Sieh, darauf wirst du zuerst gesetzet und die Hände und Füße dir angebunden. Darauf bekommst du hier die Daumschrauben an, wovon dir gleich das Blut aus den Fingerspitzen herfürsprützet, wie du sehen kannst, daß sie annoch rot sind vom Blut der alten Gust Biehlkschen, welche vor einem Jahr gebrennet wurde und anfänglich auch nit bekennen wollte. Willtu dann noch nit bekennen, so ziehe ich dir hier die spanischen Stiefeln an, und seind sie dir zu groß, so klopfe ich dir einen Keil dazwischen, daß die Wade, so hinten ist, sich nach vorne zeucht und das Blut dir aus den Füßen herausschießt, als wenn du Brummelbeeren durch einen Beutel preßt.<br />
Willtu dann noch nit bekennen – holla!« brüllete er anjetzo und stieß mit dem Fuß an eine Tür hinter ihme, daß das ganze Gewölbe erbebete und mein arm Kind für Schreck in die Knie fiel. Währete auch nit lange, so brachten zween Weiber einen Kessel, in welchem glühend Pech und Schwefel proddelte. Ließ also der Höllenhund den Kessel zur Erden setzen, holete unter seim roten Mantel, so er umbhatte, eine Fledderwisch herfür, woraus er an die sechs Posen zog und selbige alsdann in den glühenden Schwefel tunkete. Als solches geschehen und er sie eine Zeitlang im Kessel gehalten, warf er sie auf die Erden, worauf sie hin und her fuhren und den Schwefel wieder von sich sprützeten. Nunmehro rief er wieder meim armen Kind zu: »Sieh, diese Posen werf ich dir alsdann auf die weißen Lenden, und frißt der glühende Schwefel dir sogleich das Fleisch bis auf die Knochen durch, damit du einen Vorschmack gewinnest von der Lust der Höllen, die dein harret.«<br />
Als er soviel mit Hohnlachen gesprochen, überkam mich ein so großer Jachzorn, daß ich aus der Ecken herfürsprang, wo ich mein zitternd Gebein an einer alten Tonnen gestützet und schrie: »O du höllischer Hund, sprichstu das aus dir selbsten, oder haben es dich andere geheißen?« Wofür der Kerl aber mir einen Stoß auf die Brust gab, daß ich an die Wand zurückefiel, und Dn. Consul im großen Zorne rief: »Alter Narre, da Er ja durchaus allhier verbleiben will, so lasse Er mir den Büttel in Frieden, wo nicht, so lasse ich Ihn alsogleich aus der Kammer bringen. Was der Büttel gesaget, ist seine Schuldigkeit, und wird es Seiner Tochter also ergehen, wenn sie nicht bekennet und zu vermuten steht, daß der höllische Feind ihr was gegen die Pein gebrauchet.«Denn man wähnte, wenn die Hexe die Marter mit ungewöhnlicher Geduld ertrug oder gar dabei einschlief, wie unbegreiflicherweise öfter vorkam, der Teufel hätte diese Gefühllosigkeit ihnen durch ein Amulett verliehen, das sie an geheimen Teilen des Körpers verborgen hielten. Zedlers Universallexikon, Band 44, unter dem Artikel »Tortur«. <br />
Hierauf fuhr der höllische Hund wieder zu meim armen Töchterlein fort, ohne mein weiters zu achten, als daß er mir in das Angesicht lachete: »Sieh! Wenn dir nunmehro deine Wolle genommen ist, hohoho, ziehe ich dich durch diese zwo Ringe unten an der Erden und oben am Boden in die Höhe, recke dir die Arme aus und binde sie oben an die Decken, worauf ich diese beiden Fackeln nehme und solche dir unter den Achseln halte, daß deine Haut gleich wird als die Schwarte von einem Schinken, so im Rauch gehänget. Alsdann soll dir dein höllischer Buhler nit mehr beistehen, und du sollt die Wahrheit schon bekennen. Nunmehro hast du allens gesehen und gehöret, was ich mit dir im Namen Gottes und der Oberkeit fürnehme.«<br />
Jetzunder trat wiederumb Dn. Consul für und vermahnete sie nochmales, die Wahrheit zu bekennen, als sie aber bei ihrer Sag verharrete, übergab er sie denen beiden Weibern, so den Kessel gebracht, daß sie sie nackend ausziehen sollten, wie sie von Mutterleib kommen, und ihr darauf das schwarze Marterhemd anziehen, nachgehends abernoch einmal, und zwar barfuß, die Treppe hinaufleiten vor Ein ehrsam Gericht. Aber da die eine von diesen Weibsbildern des Amtshauptmanns seine Ausgebersche war (die andere war dem dreusten Büttel seine Frau), sagte mein Töchterlein, daß sie sich nur wölle von ehrsamen Weibern angreifen lassen, nicht aber von der Ausgeberschen, und müge Dn. Consul ihre Magd rufen lassen, so wohl annoch in ihrem Gefängnis säße und in der Bibel läse, wenn er sonsten kein ehrsam Weibsbild in der Nähe wüßte. Hierauf erhub die Ausgebersche ein groß Maul und ein gewaltig Schimpfen, was ihr aber Dn. Consul verbot und meim Töchterlein zur Antwort gab, daß er auch dieses ihr nachsehen wölle, und müge nur den dreusten Büttel seine Frau die Magd aus dem Gefängnis anhero rufen. Nachdem er solches gesaget, griff er mich unter meinen Arm und flehete mich also lange, mit ihm gen oben zu kommen, dieweil meinem Töchterlein annoch kein Leides geschehen würde, bis ich seinen Willen tate.<br />
Währete aber nit lange, so kam sie selbsten barfuß und in dem schwarzen Marterhemde mit den beiden Weibsbildern heraufgestiegen, doch also blaß, daß ich sie kaum selbsten kennen kunnte. Der abscheuliche Büttel aber, so dicht hinter ihr ging, griff sie an die Hand und stellete sie vor Ein ehrsam Gericht.<br />
Nachdem solches geschehen, ging das Vermahnen wieder los, und sagte Dn. Consul, sie sölle einmal niedersehen auf die braunen Flecken, so in dem Hemde wären. Dieses wäre auch noch das Blut der alten Biehlkschen, und sie müge bedenken, daß umb wenig Minuten ihr eigen Blut auch daraus herfürsprützen würde. Hierauf gab sie aber zur Antwort: »Dieses bedenke ich gar wohl, doch hoffe ich, daß mein treuer Heiland, der mir unschuldig diese Pein hat auferleget, selbige mir auch wird tragen helfen wie den heiligen Märtyrern. Denn haben diese mit Gottes Hülfe die Pein im rechten Glauben überwunden, so ihnen die blinden Heiden antaten, kann ich auch die Pein überwinden, welche mir blinde Heiden antun, so zwar Christen sein wöllen, aber grausamer seind denn die alten. Denn die alten Heiden haben die heiligen Jungfrauen doch nur von den grimmigen Bestien zerreißen lassen, Ihr aber, welche Ihr das neue Gebot habet, daß Ihr Euch untereinander lieben sollt, wie Euer Heiland Euch geliebet hat, damit jedermann daran erkenne, daß Ihr seine Jünger seid, Johannes am 13ten, Ihr wollet selbsten diese grimmigen Bestien spielen und den Leib einer unschuldigen Jungfrau, so Eure Schwester ist und Euch nie was Leides getan, lebendig zerreißen. So tut denn, was Euch geliebet, doch sorget, wie Ihr es für Eurem höchsten Richter verantworten wöllet.<br />
Ich sage nochmals: Das Lämmlein erschröcket nicht, denn es stehet in der Hand des guten Hirten!«<br />
Als mein unvergleichlich Kind also geredet, stund Dn. Consul auf und nahm seine schwarze Kappen ab, so er immer trug, dieweil ihm die Haare auf dem Scheitel schon ausgefallen, verneigte sich auch vor dem Gericht und sprach: »Eim ehrsamen Gericht wird angezeiget, daß nunmehro die Urgicht und peinliche Frag der versteckten und gotteslästerlichen Hexen Maria Schweidler anheben soll, im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.«<br />
Hierauf stund das ganze Gericht auf bis auf den Amtshauptmann, der schon vorhero aufgestanden und unruhig in der Stuben auf und ab gegangen war. Doch weiß ich von allem, was nunmehro erfolget und ich selbsten getan hab, kein Wörtlein mehr, will es aber getreulich berichten, wie es mir mein Töchterlein und andere Testes vermeldet. Und zwar verzählen sie also:<br />
Als Dn. Consul nach solchen Worten die Sanduhr genommen, so auf dem Tische stund, und vorauf getreten, habe ich durchaus mit wöllen, worauf erstlich Pastor Benzensis mit vielen Worten und Tränen mich gebeten, von meinem Fürhaben abzulassen, darauf aber, wie es nichtes verfangen, mein Töchterlein selbsten mir die Wangen gestreichelt und gesprochen: »Vater, habt Ihr auch gelesen, daß die heilige Jungfrau dabeigewest, als man ihren unschuldigen Sohn gegeißelt? Darumb gehet nunmehro auch zur Seiten. An meinem Scheiterhaufen aber sollet Ihr stehen, das verspreche ich Euch, wie die heilige Jungfrau unter dem Kreuze gestanden hat, doch anjetzo gehet, gehet, denn Ihr werdet es nicht ertragen, und ich auch nicht!«<br />
Als solches aber auch nit verschlagen, hat Dn. Consul dem Büttel Befehl geben, mich mit Gewalt zu greifen und in ein Zimmer einzusperren, worauf ich mich aber losgerissen, ihme zu Füßen gefallen und ihn beschworen bei den Wunden Jesu Christi, er wölle mich nit von meinem Töchterlein reißen. Solche Gnade und Guttat würde ich ihm nimmermehr vergessen, besondern Tag und Nacht für ihn beten, auch am Jüngsten Gericht vor Gott und den heiligen Engeln sein Fürbitter sein, wenn er mich mitgehen ließe. Ich wölle mich auch ganz geruhsam verhalten und kein einzig Wörtlein sagen, nur mitgehen müßte ich, etc.<br />
Solches hat den guten Mann also erbarmet, daß er in Tränen ausgebrochen und also gezittert hat für Mitleid mit mir, daß die Sanduhr ihm aus der Hand gefallen und dem Amtshauptmann für die Füße getründelt ist, als hätte ihm unser Herrgott selbsten ein Zeichen gegeben, daß seine Uhr bald abgelaufen wär. Hat es auch gar wohl verstanden, denn er ist blaß worden wie ein Kalk, als er sie aufgenommen und Dn. Consuli wiederumb zugestellet. Selbiger hat endlich nachgegeben, indem er gesaget, daß dieser Tag ihm an die zehn Jahre älter machen würd, doch dem dreusten Büttel befohlen, welcher auch mitgangen ist, mich alsogleich wegzuführen, so ich bin in währender Marter Rumor machen söllte. Und ist nun das ganze Gericht niedergestiegen, doch ohne den Amtshauptmann, der gesaget, daß ihm der Kopf wehe tät, und er gläube, daß sein alt Malum, die Gicht, wiederkäme, weshalben er in ein ander Zimmer gangen ist. Item ist Pastor Benzensis auch von dannen gegangen.<br />
Drunten im Keller hätten allererst die Büttel Tische und Stühle gebracht, worauf sich das Gericht gesetzet und Dn. Consul mir auch einen Stuhl hingeschoben, doch wäre ich nit darauf niedergesessen, besondern hätte mich in einer Ecken auf meine Knie geworfen. Als solches beschehen, wäre das leidige Vernehmen wieder losgangen, doch da mein Töchterlein, wie ihr unschuldiger Heiland für seinen ungerechten Richtern, kein einzig Wörtlein Antwort geben, wäre Dn. Consul aufgestanden und hätte dem langen Büttel Befehl gegeben, sie nunmehro auf die Marterbank zu setzen.<br />
Sie hätte gezittert wie ein Espenlaub, als er ihr die Füße und Hände festgebunden, und als er nunmehro ein alt garstig und kötigt Tuch, worin er den Tag Fische getragen, wie meine Magd gesehen, und worauf noch die hellen Schuppen bei Haufen gesessen, ihr umb ihre lieblichen Äugeleins binden wöllen, wäre ich's gewahr worden und hätte mein seidin Halstuch abgelöset, bittend, er wölle dieses nehmen, welches er auch getan. Hierauf wären ihr die Daumenschrauben angeleget und sie nochmals im guten befraget, doch sie hätte nur ihr blindes Haupt geschüttelt und mit ihrem sterbenden Heiland geseufzet: »Eli, Eli lama sabachthani«, und hierauf auch in griechisch dasselbe.»Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen.« Matth. 27,46.<br />
Darauf wäre Dn. Consul zurückgeprallet und hätte ein Kreuz geschlagen (denn dieweil er kein Griechisch verstunde, hätte er gegläubet, wie er nachgehende selbsten sagte, sie hätte den Teufel angerufen, ihr zu helfen) und nunmehro mit lauter Stimmen dem Büttel zugeschrien: »Schraubet!«<br />
Als ich aber solches gehöret, hätte ich einen erschröcklichen Schrei herfürgestoßen, daß das ganze Gewölbe gezittert, worauf mein für Angst und Verzweiflung sterbendes Kind, da sie meine Stimme erkennet, erstlich mit ihren gebundenen Händen und Füßen gerucket wie ein Lämmlein auf der Schlachtbank, so verscheiden will, und darauf gerufen: »Lasset mich los, ich will allens bekennen, was ihr wollet!« Dieses hätte Dn. Consulem also erfreuet, daß er, in währender Zeit der Büttel sie losgebunden, auf seine Knie gefallen und Gott gedanket hätte, daß er ihme von dieser Qual geholfen. Doch wäre mein verzweifelt Kind nicht alsobald abgebunden und hätte ihre Dornenkron (verstehe: mein seidin Halstuch) abgelegt, als sie von der Leiter gesprungen und sich auf mich gestürzet, der ich wie ein Toter in tiefer Unmacht in der Ecken gelegen.<br />
Solches hätte Ein ehrsam Gericht verdrossen, und nachdem die beiden Büttel mich weggetragen, wäre Rea vermahnet, nunmehro, wie sie versprochen, ihre Urgicht zu tun. Wäre aber zu schwach gewest, umb auf ihren Füßen zu stehen, und wiewohlen Dn. Camerarius gebrummt, hätte Dn. Consul ihr dennoch einen Stuhl geben, auf welchem sie sich gesetzet. Und seind dieses die hauptsächlichsten Fragen gewest, so ihr auf Befehlig Eines hochlobsamen Hofgerichts, wie Dn. Consul gesaget, fürgeleget worden und ad protocollum genommen sind:<br />
Q. Ob sie zaubern könne?<br />
R. Ja, sie könne zaubern.<br />
Q. Wer ihr solches gelehret?<br />
R. Der leidige Satan selbsten.<br />
Q. Wieviel Teufel sie habe?<br />
R. Sie hätte an einem genug.<br />
Q. Wie dieser Teufel hieße?<br />
Illa (sich besinnende): Hieße Disidaemonia.Griechisch und nach der Erasmus'schen Aussprache: Deisidaimonia, d. i. der Aberglaube. – Welch bewundernswürdiges Weib!<br />
Hierauf hätte sich Dn. Consul geschuddert und gesaget, daß müßte ein recht erschrecklicher Teufel sein, dieweil er niemalen solchen Namen gehöret. Sie sölle selbigen buchstabieren, damit der Scriba keinen Error mache, welches sie auch getan, und ist hierauf fortgefahren wie folget:<br />
Q. In welcher Gestalt ihr selbiger erschienen?<br />
R. In der Gestalt des Amtshauptmanns, oftmalen auch wie ein Bock mit grimmigen Hörnern.<br />
Q. Ob und wie sie Satan umgetaufet?<br />
R. In der Sehe.<br />
Q. Welchen Namen er ihr geben?<br />
R.Dieser Name ist durchaus nicht im Manuskript zu enträtseln.<br />
Q. Ob auch etzliche aus der Nachbarschaft bei ihrer Umtaufe gewest und welche?<br />
Hier hat mein unvergleichlich Kind ihre Äugelein gen Himmel geschlagen, eine Zeitlang stille geschwiegen, als besinne sie sich, ob sie die alte Lise angeben sölle oder nicht, und dann endlich gesaget: »Nein!«<br />
Q. Müßte doch Paten gehabt haben! Welche diese gewesen und was sie ihr eingebunden zum Patengeld?<br />
R. Wären nur Geister dabeigewest, weshalben die alte Lise auch nichtes gesehen, als sie über die Umtaufe hinzugekommen.<br />
Q. Ob der Teufel ihr beigewohnet?<br />
R. Sie hätte nirgend anders denn bei ihrem Vater ihre Wohnung gehabt.<br />
Q. Sie wölle wohl nit verstehen. Ob sie mit dem leidigen Satan Unzucht getrieben und sich fleischlich mit ihm vermischet?<br />
Hier ist sie also verschamrotet, daß sie sich mit beiden Händen die Augen zugehalten und darauf angehoben zu weinen und zu schluchzen, und da sie nach vielen Fragen keine Stimme von sich geben, ist sie vermahnet worden, die Wahrheit zu reden, widrigenfalls sie der Angstmann wieder auf die Leiter heben würd. Hat jedoch endlich »Nein!« gesaget, welches aber Ein ehrsam Gericht nicht gegläubet, sondern sie dem Angstmann abermals befohlen, worauf sie mit »Ja« geantwortet.<br />
Q.Diese abscheuliche Frage kann ich nur lateinisch hersetzen: »Num semen Daemonis calidum fuerit aut frigidum« [»Ob des Teufels Samen warm oder kalt gewesen sei«] – worauf sie geantwortet, daß sie sich darauf nicht mehr besinnen könne. Übrigens kommt diese Frage in allen Hexenprozessen vor und wird unbegreiflicherweise immer mit »frigidum« beantwortet.<br />
Q. Ob sie von dem Satan in Wochen gekommen oder einen Wechselbalg erzeuget und in welcher Gestalt?<br />
R. Nein, wär nie geschehen.<br />
Q. Ob ihr der böse Geist kein Zeichen oder Mal an ihrem Leib geben und wo?<br />
R. Die Male hätte Ein ehrsam Gericht ja bereits gesehen. Nunmehro seind wieder die Zaubereien im Dorf fürgekommen, so sie alle eingestanden. Doch hat sie nichtes wissen wöllen umb den alten Seden seinen Tod, item umb der kleine Paaschen ihre Krankheit, wie letzlich, daß sie mit der Macht des bösen Feindes mein Ackerstück umgehacket und mir Raupen in meinen Kohlgarten gemacht. Und wiewohlen sie abermals mit der Folter bedräuet worden, der Angstmann sie auch zum Schein hat wieder auf die Bank setzen müssen und ihr die Daumschrauben anlegen, ist sie doch standhaft verblieben und hat gesprochen: »Was wöllet Ihr mich martern, da ich doch weit schwerere Dinge bekennet denn diese sind, so mir nicht das Leben aufhalten werden, wenn ich sie leugne.«<br />
Dieses hat auch Ein ehrsam Gericht letzlich eingesehen und sie wieder von der Marterbank heben lassen, zumalen sie den articulum principalem eingestanden, daß ihr Satan wahrhaftiglichen als ein Riese wäre auf dem Berg erschienen. Von dem Wetter und der Poggen, item dem Schweinsigel ist aber nichtes mehr fürgekommen, alldieweil Ein ehrsam Gericht nunmehro wohl selbsten die Unsinnigkeit eingesehen, daß sie hätte Wetter machen söllen, da sie ruhig auf dem Wagen gesessen. Schließlich hat sie noch gebeten, daß ihr müge vergönnt werden, in demselbigen Kleid dereinst ihren Tod zu erleiden, welches sie angehabt, als sie den schwedischen König begrüßet, item ihrem elenden Vater zu vergönnen, daß er mit zum Scheiterhaufen führe und dabeistünde, wenn sie gebrennet würde, wie sie ihm solches in Gegenwärtigkeit Eines ehrsamen Gerichtes versprochen.<br />
Darauf ist sie dem langen Büttel wieder überliefert und selbigem anbefohlen worden, sie in ein ander und schwerer Gefängnis zu setzen. Doch ehe er mit ihr aus der Kammer gangen, ist deine Amtshauptmann sein Hurenbalg, so er mit der Ausgeberschen gezeuget, mit einer Trummel in den Keller kommen, hat immerzu getrommelt und geschrien: »Kamt tom Gosebraden, kamt tom Gosebraden!«, so daß Dn. Consul in einen schweren Zorn geraten und hinter ihm hergelaufen. Aber er hat ihne nicht kriegen mögen, dieweil er in dem Keller guten Bescheid gewußt. Und hat mir der Herr sonder Zweifel meine Unmacht geschicket, daß ich dieses neue Herzeleid nicht mehr haben söllte. Darumb sei ihm allein die Ehre. Amen.<br />
==24. Kapitel - Wie der Teufel in meiner Gegenwärtigkeit die alte Lise Kolken holet==<br />
Als ich mich nach einer obgedachten Unmacht wiederumb verholet, stand den Krüger sein Weib über mir mit meiner alten Magd und kelleten mir eine Biersuppen ein. Die alte, getreue Person schrie laut auf für Freuden, als ich meine Augen wieder aufschlug, und erzählete mir darauf auf meine Erkundigunge, daß mein Töchterlein sich nit hätte recken lassen, besondern freiwillig ihre Übeltat bekennet und sich für eine Hexe ausgegeben. Solche Kundschaft war mir in meinem Jammer fast erquicklich, angesehen ich das Feuer für eine geringere Strafe erachtete denn die Marter. Aber als ich anheben wollte zu beten, wöllt es nicht gehen, worüber ich abereins in großen Mißmut und Verzweiflung kam und gläubete, daß der Heilige Geist gänzlich sein Angesicht von mir elenden Menschen abgewendet hätte. Und wiewohlen die alte Magd, als sie solches merkete, sich für mein Bette stellete und anhub, mir vorzubeten, war es doch umbsonst, und war und blieb ich ein verstockter Sünder. Doch erbarmte der Herr sich mein ohne mein Verdienst und Würdigkeit, maßen ich bald in einen tiefen Schlaf verfiele und am andern Morgen, umb Betglockenzeit, endlich wieder aufwachete, wo ich auch wieder beten kunnte und über solche Gnade Gottes annoch in meinem Herzen jubilierete, als mein Ackersknecht Claus Neels zur Türen hereintrat und verzählete, daß er schon gestern gekommen wäre, umb mir Kundschaft zu geben von wegen meinem Hafer, dieweil er nunmehro allens eingeaustet. Und wäre auch der Büttel mit ihm kommen, so die alte Lise Kolken eingeholet, inmaßen Ein lobsam Hofgericht, wie der Büttel fürgegeben, solches befohlen. Und wäre das ganze Dorf darüber in Freuden gewest, aber auch die Verhaftete hätte gesungen und jubilieret und unterwegs zu ihnen und dem Büttel gesaget (denn der Büttel hatte sie ein wenig hinten aufhocken lassen), das sölle dem Amtshauptmann was Schönes bedeuten. Sie sölle nur für Gericht kommen, dann werde sie wahrhaftig kein Blatt vor ihren Mund nehmen, und männiglich sich verwundern, was sie herfürbringen würde. Solch ein Gericht wäre ihr ja was Lächerlichs, und hofierete sie, salva venia, in die ganze Brüderschaft etc.<br />
Als ich solches gehöret, faßte ich wieder eine steife Hoffnung und stand auf, umb zu der alten Lisen zu gehen. Hatte mich aber noch nicht ganz verkleidet, als sie selbsten schon den dreusten Büttel schickste, daß dich doch ganz eilends zu ihr kommen und ihr das Nachtmahl geben müge, dieweil sie diese Nacht fast schwach worden. Dachte dabei mein gut Teil und folgete dem Büttel in Hast, wiewohl nicht, umb ihr das Nachtmahl zu geben, wie männiglich vor sich selbsten abnehmen kann. Dabei vergaß ich alter, schwacher Mann aber, mir Zeugen mitzunehmen. Denn aller Jammer, so ich zeithero gelitten, hatte mir meine Sinne also umbschattet, daß mir solches gar nicht in die Gedanken kam. Nur der dreuste Büttel folgete mir, und wird man weiters hören, wie dieser Bube dem Satan Leib und Seele übergeben, umb mein Kind zu opfern, da er sie doch hätte retten mügen. Denn als er die Gefängnis aufgeschlossen (es war dasselbe Loch, wo mein Töchterlein zeithero gesessen), sahen wir die alte Lisen auf der Erden liegen in eim Bund Stroh und einen Besen zum Kopfkissen (als wöllte sie jetzunder damit zur Höllen fahren, da sie nit mehr darauf zum Blocksberg fahren kunnte), so daß ich mich schudderte, als ich ihr ansichtig wurde.<br />
Und war ich kaum eingetreten, als sie ängstlich schrie: »Ick bin ene Hex, ick bin ene Hex, erbarm He sich und geb He mi fix dat Nachtmahl, ick will Em uck allens bekennen!« Und als ich ihr zurief: »So bekenne!«, sprach sie, daß sie selbsten allen Zauber mit dem Amtshauptmann im Dorf angerichtet und mein Kindlein so unschuldig daran wäre als die Sonne am Himmel. Doch hätte der Amtshauptmann mehr schuld, angesehen er ein Hexenpriester wäre und einen weit stärkeren Geist, denn sie hätte, welcher DudaimDieses merkwürdige Wort kommt schon 1. Mos. 30,15.ff. als Name einer Pflanze vor, und ist von den zuverlässigsten ältern und neuern Theologen angenommen, daß es die in der Geschichte der Zauberei so berüchtigte Alraunwurzel gewesen sei. Sonst führen seltsamerweise die Teufel immer christliche Namen, wie auch bald darauf der Geist der alten Lise »Stoffer«, d. i. Christoph, genannt wird. hieße und sie die Nacht in das Genicke gestoßen, also daß sie es nimmer holen würd. Selbiger Geist hätte das Ackerstück umgepflüget, den Bernstein verschüttet, das Wetter gemachet, meinem Töchterlein die Pogge auf ihren Schoß geworfen, item ihren alten Ehekerl durch die Luft von dannen geführt.<br />
Und als ich fragete, wie solches müglich gewesen, da ihr Kerl doch bis fast nahe an sein Ende ein Kind Gottes gewest und gerne hätte beten mögen, wiewohl ich mich gewundert, daß er plötzlichen in seiner letzten Krankheit andere Gedanken gekriegt, gab sie zur Antwort, daß derselbige eines Tages ihren Geist gesehen, so sie in Gestalt einer schwarzen Katzen in ihrem Koffer gehabt und Stoffer hieße, und dieweil er gedrohet, solches mir zu verzählen, wäre ihr bange worden und hätte sie ihn durch ihren Geist also krank machen lassen, daß er an seiner Aufkunft verzaget wäre. Nunmehro hätte sie ihn vertröstet, daß sie ihn alsobald wieder heilen wölle, wenn er Gotte absagete, der ihm doch nit helfen könnte, wie er wohl einsäh. Solches hätte er zu tun versprochen, und da sie ihm alsobald wieder wacker gemacht, wären sie mit dem Silber, so ich vor ihn von dem neuen Abendmahlskelch abgeschrapet hätte, zur Nachtzeit an den Strand gangen, wo er selbiges mit den Worten in die Sehe hätte schütten müssen: »Sowenig dieses Silber wieder an seinen Kelch kömmt, komme meine Seele wieder zu Gott!« Worauf ihn der Amtshauptmann, so auch dagewest, umgetaufet im Namen des Satans und ihn Hans genannt. Paten hätte er nit mehr gehabt denn sie (verstehe: die alte Lise) allein. Da er aber in der Johannesnacht zum ersten Male mit ihnen auf dem Blocksberg gewest (es wäre der HerrenbergBerg in der Nähe von Koserow. In fast allen Hexenprozessen kommen Berge dieser Art in der Nähe des Wohnorts der beteiligten Personen vor, wo der Teufel in der Walpurgis- und Johannesnacht mit ihnen schmauset, tanzet und Unzucht treibt, auch von den Hexenpriestem die satanischen Sakramente ausgeübt werden, welche eine Nachäfferei der göttlichen sind. ihr Blocksberg), wäre auch von meim Töchterlein die Rede gewest. Und hätte Satanas dem Amtshauptmann es selbsten zugeschworen, daß er sie haben sölle. Er wölle dem Alten (womit der Bösewicht Gott gemeinet) wohl zeigen, was er könne, und solle der Zimmermannsjunge vor Ärger was Schönes in seinen Hosen finden. (Pfui, du Erzbösewicht, daß du solches von meinem Erlöser geredet!) Hierüber hätte ihr alter Kerl gemurmelt, und da sie ihme niemalen recht getrauet, hätte der Geist Dudaim ihn eines Tages auf des Amtshauptmanns Befehl durch die Luft geführet, dieweil ihr Geist, Stoffer geheißen, zu schwach gewest, umb ihn zu tragen. Selbiger Dudaim wäre auch der Grünspecht gewesen, so mein Töchterlein und nachgehende den alten Paaschen mit seinem Geschrei herbeigelocket, umb sie zu verderben. Doch wäre der Riese, so auf dem Streckelberge erschienen, kein Teufel gewest, sondern wie ihr Geist Stoffer gesagt, der Junker von Mellenthin selbsten.<br />
Und wäre dies allens die reine Wahrheit, worauf sie leben und sterben wölle. Bäte dahero umb Gottes willen, ich wölle mich ihrer erbarmen und ihr auf solch ihr bußfertig Bekenntnis die Vergebung ihrer Sünden sprechen und das Nachtmahl reichen, denn ihr Geist stünde dort am Ofen und lachete wie ein Spitzbube, daß es nunmehro mit ihr aus wäre. Aber ich gab zur Antwort: »Ich wollte ja lieber einer alten Sau das Nachtmahl geben denn dir vermaledeieten Hexen, die du nicht bloß deinen eigenen Ehekerl dem Satanas übergeben, besondern auch mich und mein arm Kind mit Höllenpein zu Tode marterst!« Doch ehe sie noch antworten kunnte, wurden ihre roten Haare also steif und wie die Reiser von dem Besen anzusehen, worauf sie lag. Also brüllend, schlug sie mit Händen und Füßen umb sich, und rief die Unholdin umwechselnd bald Gott, bald ihren Geist Stoffer, bald mich an, ihr beizuspringen, worauf sie allsogleich verreckete und schwarz und blau wie eine Brummelbeere wurde.<br />
Hörete darauf weiter nichts, als daß das Fenster klirrete, doch nicht gar harte, besondern als wenn eine Erbse dagegen geworfen würd, woraus ich leichtlich abnehmen kunnte, daß Satanas mit ihrer Seelen hindurchgefahren. Der barmherzige Gott bewahre doch jedes Mutterkind für solches Ende umb Jesu Christi, unsers lieben Herrn und Heilandes, willen. Amen!<br />
Als ich mich in etwas wieder verholet, was aber lange dauerte, inmaßen mein Blut zu Eis geronnen und meine Füße so steif wie ein Stock waren, hub ich an, nach dem dreusten Büttel zu schreien, welcher aber nicht mehr im Gefängnis war. Solches nahm mich ein wunder, da ich ihn doch kurz zuvorab noch gesehen, und ahnete mir gleich nichts Gutes. Und also geschah es auch. Denn als er endlich auf mein Rufen hereinkam, und ich sagete, er möge das Aas auskarren lassen, so hier eben im Namen des Teufels verrecket wäre, tat er ganz verwundert, und als ich ihm zuhielt, er würde doch ein Zeugnis ablegen für mein Töchterlein von wegen ihrer Unschuld, so die Vettel auf ihrem Todeslager bekennet, stellete er sich noch mehr verwundert und sprach, daß er nichtes gehört hätte. Dieses stieß mir wie ein Schwert durch mein Herze, und fiel ich draußen an einen Piler, wo ich wohl eine ganze Zeit gestanden. Ging aber, als ich wieder zur mir selbsten kam, zu Dn. Consuli, welcher nach Usedom abfahren wollte und schon auf dem Wagen saß. Auf mein demütig Bitten aber kam er wieder in das Gerichtszimmer mit dem Camerario und Scriba herab, und verzählete ich ihnen anjetzo allens, was fürgefallen und wie der gottlose Büttel leugne, solches auch gehört zu haben. Hierunter habe ich aber viel Wirrisches gesprochen und unter andern gesaget, daß die Fischlein alle zu meim Töchterlein in den Keller geschwommen kämen, umb sie zu erlösen. Nichtsdestoweniger ließ Dn. Consul, welcher oftmalen sein Haupt schüttelte, den dreusten Büttel rufen und befragete ihn nach seinem Gezeugnis. Aber der Kerl gab für, daß er gleich wäre fortgangen, da er gemerket, daß die alte Lise beichten wölle, umb nicht abereins angeschnauzet zu werden. Er habe darumb auch nichtes gehört. Hierauf hätte ich, wie Dn. Consul nachgehends dem Benzer Pastoren gesaget, meine Fäuste geballet und geantwortet: »Was, du Erzschalk, krochst du nicht wie ein Wurmb in der Stuben umbher?« Darumb hätte er mich auch, wie einen wirrischen Menschen, nicht weiter angehöret noch dem Büttel einen Eid abgenommen, sondern hätte mich im Zimmer stehenlassen und wäre wieder auf seinen Wagen gestiegen.<br />
Weiß auch nicht, wie ich herauskommen bin, und war mir am andern Morgen, als die Sonne aufginge und ich bei Meister Seep, dem Krüger, in meim Bette lag, der ganze Kasus wie ein Traumb. Konnte auch nit aufstehn, besondern mußte den lieben Sonnabend und Sonntag stille liegen, wo ich viel Allotria geschwätzet. Erst den Sonntag gegen Abend, als ich angehoben, mich zu speien, und die grüne Galle ausgebrochen (ist kein Wunder nicht!), ist es besser mit mir worden. Umb diese Zeit kam auch Pastor Benzensis vor mein Bette und verzählete mir, wie ich es wirrisch gemachet, richtete mich aber durch Gottes Wort also auf, daß ich wieder recht aus dem Herzen beten kunnte, was der barmherzige Gott meinem lieben Gevatter noch am Jüngsten Gericht vergelten wölle. Denn das Gebet ist fast ein so wackerer Tröster wie der Heilige Geist selbsten, von dem es kommt, und verbleibe ich dabei, solange ein Mensch noch beten kann, daß er nicht im äußersten Unglück sei, wenn ihm sunsten auch Leib und Seele verschmachtet wäre (Ps. 73).<br />
==25. Kapitel - Wie Satanas mich wie den Weizen sichtet, mein Töchterlein aber ihm wackeren Widerstand tut==<br />
Am Montag fuhr ich bei guter Zeit von meinem Lager, und alldieweil ich mich ziemlich wacker fühlete, ging ich aufs Schloß, ob ich nicht möchte zu meim Töchterlein gelangen. Konnte aber keinen einzigen Büttel nit finden, vor die ich ein paar Schreckensberger als ein Biergeld mitgenommen. Das Volk, so ich antraf, wollte mir's auch nit sagen, wo sie wären, item des dreusten Büttel sein Weib auch nit, so in der Küchen stand und Schwefelfaden machete. Und als ich fragete, wann ihr Mann denn wiederkäme, vermeinete sie, es würde wohl nit viel vor morgen frühe werden, item käm auch der andere Büttel nit ehender. So bat ich sie denn, mich selbsten zu meinem Töchterlein zu geleiten, ihr die zwo Schreckensberger zeigend, aber sie gab zur Antwort, daß sie die Schlüssel nit hätte und auch nicht zu überkommen wüßte. Ebenmäßig wollte sie auch nit in Erfahrung gezogen haben, so mein Töchterlein jetzunder säße, damit ich durch die Tür mit ihr sprechen künnte. Item sageten der Koch, der Jäger, und weme ich sonsten in meinem Gram begegnete, sie wüßten nicht, in welchem Loch die Hexe sitzen müge.<br />
Ging dannenhero rund umb das Schloß und legete an jedes Fensterken, so mir wohl den Anschein hatte, daß es ihr Fensterken wär, meine Ohren und rufete: »Maria, mein Töchterlein, wo bistu?« Item wo ich ein Gegitter fand, fiel ich auf meine Knie, neigete mein Haupt und rufete ebenalso in den Keller. Doch es war allens umbsonst, ich bekam nirgends nicht eine Antwort. Solches hatte endiglichen der Amtshauptmann gesehen und kam mit gar freundlicher Mienen zu mir aus dem Schloß gangen, griff mich bei meiner Hand und fragete, was ich wölle? Und als ich ihm zur Antwort gab, daß ich mein einzig Kind seit verschienenen Donnerstag nit gesehen und er sich erbarmen möge und mich zu ihr fahren lassen, sprach er, daß solches nit anginge, doch sölle ich mit ihm auf sein Zimmer kommen, umb über die Sache ein mehres zu reden. Unterwegs sagete er: »Die alte Hex hat Euch wohl was Schönes von mir verzählet, aber Ihr sehet, wie der allmächtige Gott sie in sein gerecht Gericht genommen. Sie ist schon lange gewest vor das Feuer, aber meine große Langmut, worin eine gute Obrigkeit immer dem Herren nacheifern muß, hat es bis dato übersehen, und nun machet sie mir zum Dank solches Geschreie.« Und als ich ihm versetzete: »Wie weiß Ew. Gestrengen, daß die Hexe Ihme ein solch Geschrei gemachet?«, hub er anfänglich an zu stöttern und sprach alsdann: »Ei, Ihr habt es ja selbsten dem Richter geklaget! Aber derowegen habe ich dennoch keinen Zorn auf Euch, sondern, weiß Gott im Himmel, daß Ihr alter, schwacher Mann mich erbarmet, und ich Euch gerne hülfe, so ich könnte.« Hierzwischen führete er mich an die vier bis fünf Treppen hinauf, so daß ich alter Mann ihme letzlich nit mehr folgen kunnte und stillstund und nach Luft jappete. Aber er fassete mich bei meiner Hand und sprach: »Kummet nur, ich muß Euch allhier erst sehen lassen, wie es steht, denn sonst nehmet Ihr doch nit meine Hülf an, wie ich sorge, und stürzet Euch selbsten ins Verderben!« Und traten wir anjetzo auf ein Altan oben am Schloß, wo man nach dem Wasser überschauet, worauf der Bösewicht fortfuhr also zu sprechen: »Ehre Abraham, müget Ihr gut in der Ferne sehen?« Und als ich sagete, daß ich solches ehender wohl gekunnt, mir aber die vielen Tränen anjetzo wohl möchten meine Augen betrübt haben, zeigete er auf den Streckelberg und sprach: »Sehet Ihr dorten nichtes?« Ego: »Nichtes denn ein schwarzes Flecklein, so ich aber nicht erkennen mag.« Ille: »So wisset, dieses ist der Scheiterhaufen, auf dem Euer Kind morgen frühe umb 10 Uhren soll gebrennet werden und den die Büttel bauen!« Als der Höllenhund solches sagte, tät ich einen lauten Schrei und wurde unmächtig. Ach, du lieber Gott, ich weiß nicht, wie ich diesen Schmerz mit meinem Leben überwunden, aber du hast mich selbsten unnatürlich gestärket, umb mich nach so vielem Heulen und Weinen wieder mit Freude zu überschütten, denn sonst, achte ich, wäre es unmöglich gewesen, solche Trübsal zu überwinden, darumb sei deinem Namen auch ewiglich Preis und Ehr!<br />
Als ich wieder zu mir selbsten kam, lag ich in eim schönen Zimmer auf einem Bett und empfande einen Geschmack in meinem Munde wie Wein. Aber dieweil ich den Amtshauptmann allein umb mich sahe mit einem Kreuz in der Hand, schudderte ich mich und tät meine Augen wieder zu, umb mich zu besinnen, was ich tun und sagen wöllte. Solches wurde er aber alsobald gewahr und sprach: »Schuddert Euch nicht also, ich meine es gut mit Euch und will Euch darumb eine Frage vorlegen, welche Ihr mir auf Euer priesterlich Gewissen beantworten sollet. Saget, Ehre Abraham, welches ist eine größere Sünde: Hurerei treiben oder zween Menschen ihr Leben nehmen?« Und als ich ihm zur Antwort gab: »Zween Menschen ihr Leben nehmen!«, fuhre er fort: »Ei, nun sehet, das will Euer verstockt Kind tun! Ehender sie sich mir ergiebet, der ich sie immer retten gewöllt und noch heute retten kann, wiewohl ihr Scheiterhaufen schon aufgebauet wird, will sie sich selbsten das Leben nehmen und Euch elendem Menschen, ihrem Vater, dazu, denn ich achte, daß Ihr diese Trübsal schwerlich überwinden werdet. Darumb beredet sie doch umb Gottes willen, daß sie sich auf ein Besseres besinnet, solange es mir noch müglich ist, sie zu erlösen. Sehet, ich habe ein Häuslein zwo Meilen von hier, mitten in der Heiden belegen, wo kein Mensch hingelanget, dahin lasse ich sie in dieser Nacht annoch bringen, und möget Ihr bei ihr wohnen Euer lebelang, so es Euch gefällt. Ihr sollet es so gut haben, als Ihr nur wünschen möget, und lasse ich morgen frühe ein Geschrei machen, die Hexe wäre zur Nacht mit ihrem Vater fortgelaufen und niemand wisse, wohin sie kommen sei.«<br />
Also sprach die Schlange zu mir wie weiland zu unserer Ältermutter, der Eva, und mir elenden Sünder kam es auch für, als ob der Baum des Todes, den sie mir zeigete, ein Baum des Lebens wäre, also lieblich war er anzuschauen. Doch gab ich zur Antwort: »Dieses wird mein Töchterlein nimmermehr tun und ihrer Seelen Seligkeit aufgeben, umb ihr arm Leben sich zu erhalten.« Aber auch jetzo war die Schlange wieder listiger denn alle Tiere des Feldes (verstehe: insonderheit mich alten Toren) und sprach: »Ei, wer saget denn, daß sie ihrer Seelen Seligkeit aufgeben soll? Ehre Abraham, muß ich Euch die Schrift lehren? Hat nicht unser Herr Christus die Mariam Magdalenam zu Gnaden aufgenommen, so doch in offenbarer Hurerei gelebet, und hat er nicht der armen Ehebrecherin die Vergebung angekündiget, so doch noch ein weit größer Crimen begangen; ja, sagt St. Paulus nit geradezu, daß die Hure Rahab selig worden – Hebräer am 11ten, item St. Jakobus am 2ten das nämliche? Wo aber leset Ihr, daß ein Mensche selig worden, so sich selbsten und seinen Vater mutwillig das Leben genommen? Darumb beredet doch umb Gottes willen Euer Kind, daß sie in ihrem verstockten Sinn nicht mutwillig Leib und Seele dem Teufel übergebe, sondern sich retten lasse, dieweil es noch Zeit ist. Ihr möget ja bei ihr bleiben und allens wieder wegbeten, so sie gesündiget, auch mir mit Eurem Beistand gegenwärtig sein, der ich gar gerne bekenne, daß ich ein armer Sünder bin und Euch viel Leides zugefüget, doch noch lange nicht so viel Leides, Ehre Abraham, denn David dem Uriae, welcher aber gleichwohl selig worden, unangesehen er den Mann schändlich umb sein Leben brachte und nachgehende sein Weib beschlief. Darumb hoffe ich armer Mensch, auch selig zu werden, der ich möglichst noch eine größere Brunst zu Eurem Töchterlein habe denn dieser David zu Bathseba. Und will ich Euch allens gar gerne doppelt wiedervergelten, wenn wir nur erstlich in der Hütten sein.«<br />
Als der Versucher solches geredet, bedünketen mich seine Worte süßer dem Honig, und gab ich zur Antwort: »Ach, gestrenger Herr, ich schäme mich, ihr mit solchem Antrag unter die Augen zu treten!« Worauf er aber alsobald sprach: »So schreibet es ihr, hier ist Black, Feder und Papier!«<br />
Da nahm ich wie Eva die Frucht und aß und gab sie meinem Töchterlein, daß sie auch essen söllte, will sagen, ich rekapitulierete allens, so mir Satanas eingegeben, auf dem Papier, jedoch in lateinischer Sprachen, dieweil ich mich schämete, es deutsch zu schreiben, und beschwure sie letztlich, nicht sich und mich umb das Leben zu bringen, sondern sich in Gottes wunderliche Schickung zu fügen. Auch wurden mir meine Augen gar nicht aufgetan, als ich gessen (verstehe: geschrieben), noch merkete ich, daß nicht Honig, besondern Galle unter der Tinten war, sondern ich übersetzete dem Amtshauptmann denselbigen mit Lächeln wie ein besoffener Mensche (dieweil er kein Lateinisch verstunde), worauf er mich auf die Schulter klopfete, und nachdem ich den Brief mit seinem Signet verschlossen, rief er den Jäger und gab ihm selbigen, umb ihm meinem Töchterlein zu bringen, item fügte er Black, Feder und Papier benebst dem Signet hinzu, daß sie mir alsogleich antworten möge.<br />
Hierzwischen nun war er gar lieblich zu reden, lobete mich und mein Kind, und mußte ich ihm unterschiedlichen Malen Bescheid tun aus seinem großen Kruge, in welchem er einen fast schönen Wein hatte, trat auch an einen Schrank und holete mir Pretzeln zum Zubeißen, sagend, so söllte ich es nunmehro alle Tage haben. Als aber nach einer halben Stunden wohl der Jäger mit ihrer Antwort zurückekehrete und ich selbige angesehen, begab es sich allererste daß meine Augen aufgetan wurden und ich erkannte, was gut und böse war. Hätte ich ein Feigenblatt gehabt, so würde ich selbiges auch vor Scham dafürgehalten haben, so aber hielt ich meine Hand dafür und weinete also heftiglich, daß der Amtshauptmann in einen schweren Zorn geriet und fluchend mir befahl, ihm zu sagen, was sie geschrieben. Verdolmetschete ihm also den lateinischen Brief, welchen ich anhero setze, damit man meine Torheit und meines Töchterleins Weisheit daraus erlerne.<br />
Es lautete aber derselbe wie folget:<br />
<br />
»Jesus! – Unglücklicher Vater!<br />
Ich werde morgen nicht mehr erblassen, wenn ich den Scheiterhaufen erblicke, und der Scheiterhaufen wird nicht mehr erröten, wenn er mich aufnimmt, als ich erblassete und wiederumb errötete, als ich deinen Brief las. Wie? Auch dich frommen Vater und frommen Knecht hat Satan so verführet, daß du Gemeinschaft machst mit meinen Feinden und nicht einsiehst, daß der Tod in solchem Leben und in solchem Tod das Leben sei? Denn wenn der gnädige Gott der Maria Magdalena und andern verziehen hat, so verziehe er ihnen, weil sie Buße taten wegen der Schwäche ihres Fleisches und nicht abermalen sündigten. Und ich söllte sündigen bei einem gänzlichen Abscheue meines Fleisches, und nicht einmal, sondern wiederholet, ohne Umbkehr, bis an meinen Tod? Wie würde der gnädige Gott dies dem verworrensten aller Weiber verzeihen können? Unglücklicher Vater, erinnere dich, was du mir gesaget hast von den heiligen Märtyrern und den Jungfrauen des Herrn, welche alle lieber das Leben denn ihrer Keuschheit verlieren wöllten! Diesen will auch ich folgen, und mein Heiland Jesus Christus wird auch mir Elenden, so ich hoffe, die ewige Kronen geben, obgleich ich ihn nit minder beleidiget hab, wegen Schwäche meines Fleisches, wie Maria, und mich für schuldig erkläret, so ich doch unschuldig bin. Suche also stark zu werden und bitte für mich bei Gott und nicht beim Teufel, damit auch ich bald im Angesichte Gottes für dich beten kann.<br />
Die gefangene Maria S.«Er ist sichtbar von einer weiblichen Hand geschrieben und wahrscheinlich die Originalhandschrift. Siegellack oder Wachs ist aber daran nicht zu bemerken, weshalb ich annehmen möchte, daß er offen überbracht wurde, was bei seinem fremdsprachigen Inhalt ja auch keine Gefahr hatte. <br />
Als der Amtshauptmann solches gehöret, wurf er den Krug, so er annoch in Händen hielt, also zur Erden nieder, daß er zerborste, und schrie: »Die verfluchte Teufelshure! So soll der Büttel sie dafür auch eine ganze Stunde piepen lassen!« und was er ein mehres herfürstieß in seiner Bosheit, und ich vergessen hab. Doch bald wurde er wieder als gütlich und sprach: »Sie ist unklug, gehet einmal selbsten zu ihr, ob Ihr sie zu Eurem und ihrem Vorteil bereden möget! Der Jäger soll Euch einlassen, und horchet der Kerl, so gebet ihm nur gleich in meinem Namen ein paar Ohrfeigen, höret Ihr, Ehre Abraham! Geht geschwinde, und bringt mir sobald als müglich eine Antwort!« Ging also dem Jäger nach, welcher mich in einen Keller geleite, wohin kaum so viel Licht durch ein Loch fiel als ein Gulden groß und wo mein Töchterlein auf ihrem Bette saß und weinete. Und kann man vor sich selbsten abnehmen, daß ich auch alsogleich angefangen hab und nichts Besseres kunnte denn sie. Lagen uns also eine lange Zeit stumm in den Armen, bis ich sie letzlich um Vergebung bat von wegen meinem Brief, aber von dem Amtshauptmann seinen Auftrag sagete ich ihr nichtes, wie es gleich mein Fürsatz war. Es währete aber nit lange, so hörten wir ihn selbsten schon in den Keller von oben niederschreien: »Was – (hier tät er einen schweren Fluch) machet Ihr dort so lange? Im Augenblick, Ehre Abraham, herauf!«, so daß ich kaum noch Zeit hatte, ihr ein Küßeken zu geben, als der Jäger auch schon wieder mit den Schlüsseln da war, und wir uns trennen mußten, obgleich wir annoch von nichtes gesprochen, als daß ich ihr mit wenigem verzählet, wie's mit der alten Lisen ergangen sei. Und kann man schwerlich gläuben, in welche Bosheit der Amtshauptmann geriete, als ich ihm sagete, mein Töchterlein verbliebe stark und wolle ihm nicht Gehör geben. Er stieß mich vor meine Brust und rief: »So geh zum Teufel, infamer Pfaff!« Und als ich mich umbwendete, umb wegzugehen, riß er mich wieder zurück und sprach: »Aber sagstu von allem, so wir fürgehabt ein Wörtlein, siehe, so laß ich dich auch brennen, du alter, grauer Hexenvater!« Worauf ich mir ein Herze faßte und zur Antwort gab, daß mir solches eine große Freude sein würde, insonderheit wenn es schon morgen mit meim Töchterlein zusammen beschehen könnte. Antwortete aber nichtes, sondern schlug die Türe hinter mir zu. Aber schlag du nur, ich sorge, der gerechte Gott wird dir die Türe des Himmelsreichs auch dermaleinst wieder vor deiner Nasen zuschlagen!<br />
==26. Kapitel - Wie ich mit meinem Töchterlein und der alten Magd das heilige Abendmahl genieße und sie darauf mit dem blanken Schwert und dem Zetergeschrei zum letzten Mal vor Gericht geführet wird, umb ihr Urteil zu vernehmen==<br />
Nun sollte wohl männiglich judizieret haben, daß ich in der schweren Dienstagsnacht kein Auge zugetan, aber Lieber, hier siehstu, daß der Herr mehr tun kann, denn wir bitten und verstehen, und seine Barmherzigkeit alle Morgen neu ist. Denn ich schlief wieder umb die Morgenzeit ganz geruhlich ein, als hätte ich keine Sorge mehr auf meim Herzen. Und als ich aufwachete, kunnte ich auch wiederumb so wacker beten, als ich lange nicht gekonnt, so daß ich in aller meiner Trübsal für Freuden weinete über solche Gnade des Herrn. Doch betete ich nun nichtes, als daß er meinem Töchterlein wölle Kraft und Stärke verleihen, ihr Martertum, so er ihr auferleget, in christlicher Geduld zu ertragen, mir Elenden aber einen solchen Schmerzensstich durch seinen Engel in mein Herze zu geben, wenn ich mein Töchterlein brennen säh, daß es alsofort stillestünd und ich ihr folgen künnte. Also betete noch, als die Magd in ihrem schwarzen Putz hereintrat, mit meines Lämmeleins seidin Zeug auf ihrem Ärmel, und mit vielen Tränen vermeldete, daß das Armesünderglöcklein vom Schloßturm schon zum ersten Male geläutet, auch mein Töchterlein nach ihr geschicket, umb sie anzuputzen, dieweil das Gerichte aus Usedom allbereits angelanget und sie umb zween Stunden schon ihren letzten Gang tun würde. Auch ließe sie ihr sagen, daß sie ihr Blümekens, blau und gelb von Farb, zu einem Kranz mitbringen möge, fragete dannenhero, was für Blümekens sie nehmen sölle. Und dieweil für dem Fenster ein Topf mit Feuerlilien und Blauäugeleins stunde, so sie mir gestern hereingesetzet, sprach ich: »Du kannst keine besseren Blümekens vor sie pflücken, denn diese seind, darum bringe ihr solche und sage ihr, daß ich um eine halbe Glockenstunden dir nachkommen würde, umb mit ihr das Nachtmahl zu genießen. Hierauf bat die alte treue Person, daß sie mit zum Nachtmahl gehen müge, was ich ihr auch versprach. Und hatte ich mich kaum verkleidet und meinen Chorrock angezogen, als Pastor Benzensis auch schon in die Türe trat und mir stumm wie ein Fisch umb meinen Hals fiel und weinete. Als er die Sprache wieder gewunn, verzählete er von einem großen Mirakulum (verstehe: Daemonis), so beim Begräbnis der alten Lisen sich ereignet. Denn als die Träger den Sarg hätten in die Grube hinunterlassen wöllen, hätt es also laut in selbigem rumort, als wenn ein Tischler ein tännen Brett bohret. Hätten also gegläubet, die alte Vettel wäre wieder aufgelebet, und den Sarg wiederumb aufgemachet. Aber sie wäre noch gelegen wie sonst, braun und blau von Farb und kalt wie ein Eis, doch wären ihr ihre Augen offengangen gewest, so daß männiglich sich entsetzet und einen Teufelsspök vermutet, als denn auch gleich darauf eine lebendige Ratte aus dem Sarg gesprungen und in einen Totenkopf gefahren wäre, der am Grabe gelegen. Nunmehro wäre allens fortgelaufen, dieweil die alte Lise von jeher in eim bösen Geschrei gewest, bis er selbsten letzlich wieder an das Grab getreten, worauf die Ratte verschwunden gewesen und nunmehro die andern auch wieder einen Mut bekommen hätten. Also verzählete der Mann, und wird man nun leichtlich schließen, daß dies in Wahrheit Satanas gewest, so die Gestalt einer Ratten gehabt. Ich entsatzte mich nicht wenig für seiner Rede und fragete ihn, was er nunmehro von dem Amtshauptmann gläube? Hierauf zuckete er mit seinen Achseln und sprach, selbiger wäre, solange er denken könne, ein böser Bube gewesen, hätte ihm inner 10 Jahren auch sein Mistkorn nicht mehr geliefert, doch daß er en Hexer wäre, wie die alte Lise gesagt, gläube er nicht. Denn wiewohlen er bei ihm noch gar nicht zu Gottes Tisch gewest, hätt er doch vernommen, daß er in Stettin oftermalen mit Se. Fürstlichen Gnaden, dem Herzogen, hingegangen und ihme der Pastor an der Schloßkirchen solches selbsten durch sein Kommunionbuch dokumentieret. Dannenhero könne er auch unmöglich gläuben, daß er mein Töchterlein sölle unschuldig in ihr Elend stürzen, wie die Vettel gesaget. Auch hätte mein Töchterlein sich ja gutwillig für eine Hexe ausgeben. Hierauf gab ich zur Antwort, daß sie es aus Furcht vor der Marter getan, sonst, ihren Tod anlangend so scheue sie selbigen nicht. Worauf ich ihm mit vielen Seufzern berichtete, wie der Amtshauptmann gestern mich elenden und ungläubigen Knecht zum Bösen gereizet, daß ich schier willens gewest, mein einzig Kind ihme und dem Satan zu verkaufen, und nicht würdig wäre, heute das Sakrament zu empfahen. Wie mein Töchterlein aber einen viel steiferen Glauben denn ich gehabt, was er aus ihrem Schreiben sehen könnte, so ich annoch in der Taschen hätte. Gab es ihn also in seine Hand, und nachdeme er es gelesen, seufzete er nicht anders denn ein Vater und sprach: »Wäre es müglich, so könnte ich für Schmerz in die Erde sinken, aber kummet, kummet, mein Bruder, auf daß ich ihren Glauben selbsten sehe!«<br />
Und gingen wir nunmehro auf das Schloß; doch stand unterweges auf dem Brink vor dem Förster, item umb das Schloß, schon allens voller Menschen, so aber sich annoch geruhsam verhielten, als wir fürübergingen. Meldeten uns also wieder bei dem Jäger (seinen Namen habe ich niemals behalten mügen, dieweil er ein Pole war, doch war er ein andrer als der Kerl, welcher mein Töchterlein freien sollte und den der Amtshauptmann weggejaget), welcher uns alsofort in ein schön groß Zimmer brachte, wohin mein Töchterlein schon aus dem Gefängnis abgeholet war. Auch hatte die Magd sie allbereits geputzet, und war sie so schön als ein Engel anzusehen. Hatte die güldene Ketten mit dem Konterfei wieder umb ihren Hals, item den Kranz in ihren Haaren, und lächelte, als wir hineintraten, sagend: »Ich bin bereit!« – Hierfür entsatzte sich aber Ehre Martinus und sprach: »Ei, du gottlos Weibsbild, nun sage mir niemand mehr von deiner Unschuld! Du willst zum Nachtmahl und nachgehende zum Tode gehen und stolzierest einher als ein Weltkind, so auf den Tanzboden trottieret?« Hierauf gab sie zur Antwort: »Verdenk Er's mir nicht, Herr Pate, daß ich in demselbigen Putz, in welchem ich letzlich für den guten schwedischen König getreten, auch will für meinen guten himmlischen König treten. Solches stärket mein schwaches und verzagtes Fleisch, angesehen ich hoffe, daß der treue Heiland mich auch so an sein Herz nehmen und mir sein Konterfei umbhängen wird, wenn ich demütig die Hände zu ihm ausstrecke und ihm mein Carmen aufsage, welches lautet: ›O Lamm Gottes, unschuldig am Stamm des Kreuzes geschlachtet, gib mir deinen Frieden, o Jesu!« Solches erbarmte meinen lieben Gevatter, und er sprach: »Ach Pate, Pate, ich wollte dir zürnen, und du zwingest mich, mit dir zu weinen, bistu denn unschuldig?« – »Ja«, sprach sie, »Ihme, Herr Pate, kann ich's wohl sagen: Ich bin unschuldig, so wahr mir Gott helfe in meiner letzten Not durch Jesum Christum. Amen.«<br />
Als dieses die Magd hörete, erhube sie ein so großes Geschreie, daß es mir leid wurde, daß ich sie mitgenommen, und hatten wir alle sie genug aus Gotts Wort zu trösten, bis sie wieder in etwas geruhlich wurde. Und als solches beschehen, sprach mein lieber Gevatter: »Wenn du so hoch deine Unschuld beteurest, muß ich solches zuvor dem Gericht auf mein priesterlich Gewissen vermelden!« und wollte aus der Türen. Aber sie hielt ihn feste und fiel zur Erden und umklammerte seine Füße und sprach: »Ich bitte Ihne umb die Wunden Jesu, daß Er schweiget! Sie werden mich auf die Folter strecken und meine Scham blößen, und ich elendes, schwaches Weib werde allens in solcher Marter bekennen, was sie wöllen, zumalen wenn mein Vater wieder dabei ist, und mir also Leib und Seele zusammen gemartert wird. Darumb bleib Er, bleib Er! Ist es denn ein Unglück, unschuldig zu sterben, und nicht besser unschuldig denn schuldig?«<br />
Solches versprach mein guter Gevatter letzlich, und nachdeme er eine Zeit gestanden und vor sich gebetet, wischte er sich seine Tränen ab und hielt nunmehro die Vermahnung zur Beichte über Jesajas 43, V. 1 und 2: »Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöset, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein! So du ins Feuer gehest, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht anzünden, denn ich bin der Herr, dein Gott, der Heilige in Israel, dein Heiland.«<br />
Und als er seine tröstende Ansprach geendiget und sie nunmehro fragete, ob sie auch williglich bis zur letzten Stunde das Kreuz tragen wölle, so der barmherzige Gott ihr nach seinem unerforschlichen Willen auferleget, sprach sie die schönen Worte, von welchen mein Gevatter nachgehende sagte, daß er sie in seinem Leben nicht vergessen würde, dieweil er niemalen eine also gläubige, freudige und dennoch hochbetrübte Gebärde gesehen. Sie sprach aber: »O heiliges Kreuz, welches mein Jesu mit seinem unschuldigen Leiden geheiliget, o liebes Kreuz, welches von der Hand eines gnädigen Vaters mir auferleget wird, o seliges Kreuz, durch welches ich meinem Jesu gleichgemacht und zur ewigen Herrlichkeit und Seligkeit gefördert werde, was sollt ich dich nicht willig tragen, du süßes Kreuz meines Bräutigams und Bruders!«<br />
Kaum hatte Ehre Martinus uns darauf die Absolution und nachgehende das heilige Sakrament mit vielen Tränen gereichet, als wir auch schon einen großen Tumult auf der Dielen vernahmen und gleich darauf der dreuste Büttel zur Türen hereinschauete und fragete, ob wir fertig wären, alldieweil Ein ehrsam Gericht schon auf uns warte. Und als er solches vernommen, wollte mein Töchterlein erstlich von mir ihren Abschied nehmen, was ich ihr aber wehrete und sprach: »Nicht also, du weißt, was du mir versprochen: Wo du hingehest, da will ich auch hingehen, wo du bleibest, da bleibe ich auch, wo du stirbst, da sterbe ich auch,Buch Ruth I, V. 16. so anders der Herr, wie ich hoffe, die brünstigen Seufzer meiner armen Seelen erhöret.« Darumb ließ sie mich fahren und umbhalsete nur die alte Magd und dankete ihr für alles Gute, so sie ihr von Jugend auf getan, und bate, daß sie nicht mitgehen und ihr ihren Tod durch ihr Geschreie noch mehr verbittern wölle. Die alte, treue Person kunnte lange nicht für ihren Tränen zu Worte kommen. Letzlich aber bat sie mein arm Töchterlein um Vergebung, daß sie selbige auch unwissend angeklaget, und sagte, daß sie ihr für ihr Lohn an die 5 Ließpfund Flachs gekaufet, damit sie bald von ihrem Leben käm. Solches hätte heute morgen schon der Schäfer von Pudagla mit gen Koserow genommen, und sölle sie es sich recht dicht umb ihren Leib legen, dieweil sie gesehen, daß die alte Schurnsche, so in der Liepen gebrennet wäre, viele Qual ausgestanden von wegen dem nassen Holz, ehebevor sie zu Tode kommen.<br />
Doch ehnder ihr mein Töchterlein noch danken kunnte, begunnte das erschreckliche Blutgeschrei im Gerichtszimmer, denn eine Stimme schrie, so laut sie konnte: »Zeter über die vermaledeiete Hexe Maria Schweidlerin, daß sie von dem lebendigen Gotte abgefallen!« Und alles Volk draußen schrie nach: »Zeter über die vermaledeiete Hexen!« Als ich solches hörete, fiel ich gegen die Wand, aber mein süßes Kind strakete mir mit ihren süßen Händeleins meine Wangen und sprach: »Vater, Vater, gedenket doch, daß das Volk über den unschuldigen Jesum auch ›Kreuzige, kreuzige!‹ geschrien, sollten wir den Kelch nicht trinken, den uns unser himmlischer Vater gegeben hat?«<br />
Nunmehro ging auch schon die Türe auf, und trat der Büttel unter eim großen Tumult des Volkes herein, ein blankes, scharfes Schwert in seinen Händen tragend, neigete es dreimal vor meinem Töchterlein und schrie: »Zeter über die vermaledeiete Hexe Maria Schweidlerin, daß sie von dem lebendigen Gotte abgefallen!« Und alles Volk auf der Dielen und draußen schrie ihm nach, so laut es kunnte: »Zeter über die vermaledeiete Hexe!«<br />
Hierauf sprach er: »Maria Schweidlerin, komm für ein hochnotpeinliches Halsgericht!« Worauf sie ihme mit uns beiden elenden Männern folgete (denn Pastor Benzensis war nicht weniger geschlagen als ich selbsten), die alte Magd aber blieb für tot auf der Erden liegen.<br />
Und als wir uns mit Not durch das viele Volk durchgedränget, blieb der Büttel vor dem offenen Gerichtszimmer stehen, senkete abermalen sein Schwert vor meim Töchterlein und schrie zum dritten Mal: »Zeter über die vermaledeiete Hexe Maria Schweidlerin, daß sie von dem lebendigen Gotte abgefallen!« Und alles Volk, wie die grausamen Richter selbsten, schrien nach, so laut sie kunnten: »Zeter über die vermaledeiete Hexe!«<br />
Als wir nunmehro ins Zimmer traten, fragete Dn. Consul erstlich meinen Herrn Gevatter, ob die Hexe bei ihrem freiwilligen Bekenntnis in der Beichte verblieben, worauf er nach kurzem Besinnen zur Antwort gabe, man müge sie selbsten fragen, da stünde sie ja. Selbiger sprach also, ein Papier in seine Hand nehmend, so vor ihm auf dem Tische lag: »Maria Schweidlerin, nachdem du deine Beichte getan und das heilige hochwürdige Sakrament des Abendmahls empfangen, so gib mir noch mal Antwort auf folgende Fragen:<br />
1. Wahr, daß du von dem lebendigen Gott abgefallen und dich dem leidigen Satan ergeben? <br />
2. Wahr, daß du einen Geist gehabt, Disidaemonia genannt, der dich umgetaufet und mit welchem du dich unnatürlich vermischet? <br />
3. Wahr, daß du dem Vieh allerhand Übels zugefüget? <br />
4. Wahr, daß dir Satanas auf dem Streckelberg als ein haarigter Riese erschienen?« <br />
Als sie dieses alles mit vielen Seufzern bejahete, stund er auf, nahm seinen Stab in eine Hand und ein zwotes Papier in die andere, setzte auch seine Brill auf die Nasen und sprach: »So höre jetzunder dein Urteil.« (Dieses Urteil hab ich mir abgeschrieben, die anderen Akta wollte er mir aber nicht überlassen, sondern gab für, daß sie in Wolgast lägen, und lautete selbiges also:) »Wir zu einem hochnotpeinlichen Halsgericht verordnete Amtshauptmann und Schöppen:<br />
Nachdem Maria Schweidlerin, des Pastoren zu Koserow Abraham Schweidleri Tochter, nach angestellter Inquisition wiederholentlich das gütliche Bekenntnis abgeleget, daß sie einen Teufel habe, Disidaemonia genennet, der sie in der Sehe umbgetaufet und mit dem sie sich fleischlich und unnatürlich vermischet, item daß sie durch selbigen dem Vieh Schaden zugefüget, er ihr auch auf dem Streckelberg als ein haarigter Riese erschienen, erkennen und sprechen für Recht, daß Rea ihr zur wohlverdienten Strafe und andern zum Exempel billig mit vier glühnden Zangenrissen an ihren Brüsten zu belegen und nachmals mit dem Feuer vom Leben zum Tode zu bringen sei. Dieweil wir aber, in Betrachtung ihres Alters, sie mit den Zangenrissen aus Gnaden zu verschonen gewilliget, als soll sie nur durch die einfache Feuerstraf vom Leben zum Tode gebracht werden. Inmaßen sie denn dazu hiemit kondemnieret und verurteilt wird. Von peinlichen Rechts wegen.<br />
Publicatum Pudagla zu Schloß, den 30sten mensis Augusti anno salutis 1630.«Leser, welche mit der abscheulichen Gerechtigkeitspflege dieser Zeit nicht bekannt sind, werden sich wundern über dies schnelle und eigenmächtige Verfahren. Allein es liegen mir Original-Hexenprozesse vor, worin ein simpler Notar auf die Folter wie auf den Tod ohne weiteres erkannt hat, und es ist schon als ein Zeichen der Humanität zu betrachten, wenn man die Akten zur Feststellung der peinlichen Frage an eine Universität oder einen fremden Schöppenstuhl versandte. Das Todesurteil scheint dagegen fast immer von den Untergerichten gesprochen zu sein, wobei an Appellation nicht zu denken war. Dabei sputeten und hasteten sich die Herren so unglaublich, wie es hier auch wieder geschieht, daß dies, beiläufig gesagt, die einzige gute Eigenschaft sein möchte, die der neueren Gerechtigkeitspflege von der alten anzuwünschen wäre. <br />
Als er das letzte Wort ausgesprochen, zerbrach er seinen Stab und warf meinem unschuldigen Lämmelein die Stücken vor ihre Füße, indem er zu dem Büttel sprach: »Jetzt tut Eure Schuldigkeit!« Aber es stürzeten so viel Menschen, beides, Männer und Weiber, auf die Erde, um die Stücken des Stabs zu greifen (dieweil es gut sein soll vor die reißende Gicht item vor das Vieh, wenn es Läuse hat), daß der Büttel über ein Weibsbild zu Boden fiel, so vor ihm auf den Knien lag, und ihm also auch von dem gerechten Gott sein naher Tod vorgebildet wurde. Solches beschahe auch dem Amtshauptmann jetzunder zum andernmal, denn da das Gerichte nunmehro aufstand und Tische, Stühle und Bänke umbwarf, fiel ihm ein Tisch, dieweil ein paar Jungen darunter saßen, so sich umb den Stab schlugen, also auf seinen Fuß, daß er in großen Zorn geriet und dem Volk mit der Faust dräuete, daß jeder solle 50 Arschprügel haben, beides, Männer und Weiber, so sie nicht augenblicklich geruhsam wären und aus der Stuben gingen. Solches setzte eine Furcht, und nachdem sich das Volk auf die Straße verlaufen, zog der Büttel ein Seil aus seiner Taschen, womit er meim Lämmelein also ihre Hände auf dem Rücken zusammenbande, daß sie laut zu schreien begunnte; aber dieweil sie sahe, wie es mich wieder an mein Herze stieß, sich alsofort begriff und sprach: »Ach Vater, bedenket, daß es dem lieben Heiland auch nicht besser ergangen!« Dieweil aber mein lieber Gevatter, so hinter ihr stunde, sahe, daß ihre Händelein und absonderlich die Nägel braun und blau worden waren, tät er eine Fürsprache bei Eim ehrsamen Gericht, worauf aber der abscheuliche Amtshauptmann zur Antwort gab: »Ei, lasset sie nur, sie muß fühlen, was es bedeutet, von dem lebendigen Gotte abzufallen!« Aber Dn. Consul war glimpflicher, inmaßen er dem Büttel Befehl gab, nachdem er die Stricke befühlet, sie menschlich zu binden und ein wenig nachzulassen, was selbiger nunmehro auch tun mußte. Hiemit war mein lieber Gevatter aber noch nicht zufrieden, sondern bat, daß man sie müge ohne Bande auf den Wagen setzen, damit sie ihr Gesangbuch gebrauchen könne. Denn er hätte die Schule bestellet, um unterweges ein geistlich Lied zu ihrer Tröstunge zu singen, und wollte sich verbürgen, da er selbsten mitzufahren gesonnen, daß sie nicht von dem Wagen kommen sölle. Im übrigen pflegeten ja auch Kerls mit Forken umb den Wagen der armen Sünder und absonderlich der Hexen zu gehen. Aber solches wollte der grausame Amtshauptmann nit zugeben, dahero es verblieb, wie es war, indeme der dreuste Büttel sie alsbald auch bei ihrem Arm ergriff und aus dem Gerichtszimmer führete. Auf der Dielen aber hatte es einen großen Skandalum, so mir wiederumb mein Herze durchschnitt. Denn die Ausgebersche und den dreusten Büttel sein Weib schlugen sich dort umb meines Töchterleins ihre Betten wie um ihr Alltagszeug, so die Ausgebersche vor sich geholet, das andere Weib aber auch haben wollte.<br />
Selbige rief nunmehro gleich ihren Mann zur Hülfe, welcher auch forts mein Töchterlein fahrenließe und der Ausgeberschen mit seiner Faust also in ihr Maul schlug, daß ihr das Blut daraus herfürging und sie ein grausam Geschrei gegen den Amtshauptmann erhube, welcher mit dem Gericht uns folgete. Selbiger bedräuete sie beide vergeblich und sagte, daß er nachgehends, wenn er wiederkäm, die Sache untersuchen und einem jeglichen seinen Teil geben wölle. – Hierauf wollten sie aber nicht hören, bis mein Töchterlein Dn. Consulem fragte, ob ein jeder, so da stürbe, und also auch ein armer Sünder die Macht habe, sein Habe und Gut zu vermachen, weme er wölle? Und als er zur Antwort gab: »Ja, bis auf die Kleider, so dem Scharfrichter gehören!«, sprach sie: »Gut, so kann der Büttel meine Kleider nehmen, mein Bette aber soll niemand haben denn meine alte, getreue Magd, Ilse geheißen!« Hierauf erhub die Ausgebersche ein lautes Fluchen und Schimpfen gegen mein Kind, welche aber nicht darauf achtete, sondern nunmehro aus den Türen vor den Wagen trat, wo also viel Volks stunde, daß man nichtes sahe denn Kopf an Kopf. Und drängete sich solches alsbald mit solchem Rumor umb uns zusammen, daß der Amtshauptmann, so inzwischen auf seinen Schimmel gestiegen war, dem Volk immer rechtes und linkes mit seiner Reitpeitschen in die Augen hauete, und sie doch kaum weichen wollten. Und als es letztlich doch half und sich an die zehn Kerls mit langen Forken umb unsern Wagen gestellet, so meistenteils auch noch Stoßdegen an ihrer Seiten hatten, hub der Büttel mein Töchterlein hinauf und band sie an den Leiterbaum feste. Mich selbsten hub der alte Paasch hinauf, so dabeistunde, und auch mein lieber Gevatter mußte sich hinaufheben lassen, also schwach war er von allem Jammer worden. Selbiger winkete nunmehro seinem Küster, Meister Krekow, daß er mit der Schulen vor dem Wagen voraufgehen und von Zeit zu Zeit einen Vers aus dem feinen Liedlein »Ich hab mein Sach Gott heimgestellt« anheben sölle, was er auch zu tun versprach. Und will ich annoch notieren, daß ich selbsten mich bei meim Töchterlein auf das Stroh setzte und unser lieber Beichtvater, Ehre Martinus, rückwärts saß. Der Büttel jedoch hockete mit dem bloßen Schwerte hinten auf. Als solches allens beschehen, item das Gericht auf einen andern Wagen gestiegen, gab der Amtshauptmann Befehlig zum Abfahren.<br />
==27. Kapitel - Wie es uns unterwegen ergangen, item von dem erschrecklichen Tode des Amtshauptmanns bei der Mühlen==<br />
Wir hatten aber viel Wunder unterwegen und groß Herzeleid. Denn gleich an der Brücken, so über die Bach führet, die in den Schmollen läuft, stund der Ausgeberschen ihr abscheulicher Junge wieder, trommelte und schrie, so laut er kunnte: »Tom Gosebraden, tom Gosebraden!« Worüber das Volk alsobald ein groß Gelächter erhub und ihm nachrief: »Ja, tom Gosebraden, tom Gosebraden!« Doch als Meister Krekow den zwoten Vers anstimmte, waren sie wieder in etwas geruhlich, denn die meisten halfen ihm singen aus ihren Büchern, so sie sich mitgebracht hatten. Als er aber darauf in etwas innehielte, ging der Lärm wiederumb von vornean. Etzliche schrien, der Teufel hätte ihr dieses Kleid geben und sie also herausgeputzet, kamen dahero auch, und weil der Amtshauptmann voraufgeritten, umb den Wagen und befühleten ihr Kleid, insonderheit die Weiber und jungen Mädkens; etzliche aber schrien wiederumb dem Jungen nach: »Tom Gosebraden, tom Gosebraden!« Worauf ein Kerl zur Antwort gab: »Se wadd sich noch nich braden laten, gewt man Paß, se p...t dat für ut!« Dieses und annoch ein mehreres an Unflätereien mußten wir mit anhören, und schnitt es mir insonderheit durch mein Herze, als ein Kerl schwur, daß er von ihrer Aschen etwas haben wölle, da er von dem Stab nichts gekriegt, denn es gäbe fast nichts Besseres vor das Fieber und die Gicht denn Hexenasche. Winkete also dem Küster, wiederumb anzuheben, worauf sie sich eine Zeitlang, das ist, solange der Vers währete, auch wieder geruhsam hielten, nachgehends aber es fast noch ärger macheten denn zuvor. Doch dieweil wir jetzunder zwischen denen Wiesen waren und mein Töchterlein die schönen Blümeleins sahe, so rings umb den Garten stunden, verfiel sie in tiefe Gedanken und hub wieder an, aus dem feinen lateinischen Liedlein des St. Augustini zu rezitieren. Durch diesen Kasus gewannen wir, daß alles Volk sich fluchend von dem Wagen verlief und bei einem guten Musketenschuß hinter uns hertrottierete, dieweil sie gläubeten, daß mein Töchterlein den leidigen Satan umb Hülfe anriefe. Nur ein Bursche bei 25 Jahren, so ich aber nicht kunnte, blieb wenig Schritte hinter dem Wagen, bis sein Vater kam, und da er nit mit gutem weichen wollte, ihn also in den Graben stieß, daß er bis an die Hüften ins Wasser versank. Hierüber mußte selbst mein arm Töchterlein lächeln und fragete mich, ob ich nicht mehr lateinische Lieder wüßte, umb uns das dumme und unflätige Volk noch ferner vom Leibe zu halten. Aber sage, Lieber, wie hätte ich jetzunder lateinische Lieder rezitieren mügen, so ich sie auch gewußt! Doch mein Konfrater, Ehre Martinus, wußte annoch ein solches, so zwar ein ketzerisches Lied ist; doch weil es meinem Töchterlein über die Maßen gefiel und er ihr manchen Vers an die drei- oder viermal vorbeten mußte, bis sie ihn nachbeten kunnte, sagte ich nichtes. Sonst bin ich immer sehr streng gegen Ketzereien gewest. Aber ich tröstete mich, daß unser Herrgott es ihr in ihrer Einfalt wohl verzeihen würde. Und lautete die erste Zeile also: »Dies irae, dies illa«. Insonderheit aber gefielen ihr diese beiden Verse, die sie oftmals mit großer Erbauung betete und ich darumb hierhersetzen will:<br />
Judex ergo cum sedebit, / Quidquid latet adparebit, / Nil inultum remanebit.<br />
Rex tremendae majestatis, / Qui salvandos salvas gratis, / Salva me, fons pietatis!Wenn der ernste Richter schlichtet und des Herzens Dunkel lichtet, bleibt nichts Böses ungerichtet. König majestätischer Größe, der umsonst deckt unsre Blöße, Quell der Liebe, komm, erlöse!<br />
Als aber die Kerls mit den Forken, so umb den Wagen gingen, solches höreten und zugleich ein schwer Wetter vom Achterwater aufkam, vermeineten sie nit anders, denn daß mein Töchterlein es gemachet, und da das Volk, so hinten nachsetzete, auch schrie: »Dat hett de Hex dahn, dat hett de verfluchte Hex dahn!«, sprungen sie alle zehn bis auf einen, so verblieb, über den Graben und liefen ihrer Straßen. Solches sahe aber Dn. Consul nit alsobald, welcher mit Eim ehrsamen Gericht hinter uns fuhr, als er dem Büttel zurief, was solches bedeute? Und der Büttel rief über den Amtshauptmann, so ein wenig vorauf war, aber alsobald umbkehrete und, nachdem er die Ursache erfahren, denen Kerls nachschrie, daß er sie alle wölle an den ersten Baum anhenken lassen und mit ihrem Fleisch seine Falken füttern, wenn sie nit alsobald umbkehreten. Solches half abereins, und als sie wiederkamen, gab er einem jeglichen an die sechs Schmisse mit seiner Reitpeitschen, worauf sie verblieben, doch so weit von dem Wagen sich hielten, als sie für den Graben kunnten.<br />
Hierzwischen aber kam das Unwetter von Süden näher mit Donner, Blitz, Hagel und Sturmwind, als wenn der gerechte Gott seinen Zorn offenbaren wöllte über die ruchlosen Mörder, und schlug die Wipfel derer hohen Buchen umb uns zusammen wie Besen, also daß unser Wagen ganz mit Blättern wie mit Hagel bedeckt war und niemand vor dem Rumor sein eigen Wort hören kunnte. Solches geschahe gerade, als wir von dem Klosterdamm in die Heiden hinabfuhren. Und ritt der Amtshauptmann jetzunder hinter uns bei dem Wagen, auf welchem Dn. Consul saß. Doch als wir alsbald über die Brücke wollten vor der Wassermühlen, faßte uns der Sturmwind, so vom Achterwater aus einer Lucken herüberblies also, daß wir vermeineten, er würde unsern Wagen in den Abgrund stoßen, so wohl an die 30 Fuß tief war und drüber. Und da gleicherweise die Pferde täten, als gingen sie auf Glatteis, und nicht stehen kunnten, hielt der Kutscher stille, umb erst das Wetter fürübergehen zu lassen, welches aber der Amtshauptmann nit alsobald gewahr wurde, als er herbeigesprenget kam und dem Kutsche befahl, alsogleich weiterzufahren. Selbiger hauete also die Pferde an, aber sie spartelten, daß es absonderlich anzusehen war, wannenhero auch unsere Wächter mit den Forken zurückblieben und mein Töchterlein für Angst einen lauten Schrei tat. Und waren wir gerade so weit kommen, wo das große Rad unter uns lief, als der Kutscher mit dem Pferde stürzete und selbiges sich einen Fuß zerbrach. Jetzo sprang der Büttel vom Wagen, stürzete aber auch alsobald auf den glatten Boden, item der Kutscher, nachdem er sich aufgerichtet, fiel er alsbald wieder nieder. Dannenhero gab der Amtshauptmann seinem Schimmel fluchend die Sporen, welcher aber auch anhub zu sparteln, wie unsere Pferde getan. Doch kam er damit gegen uns gespartelt, ohne daß er gestürzet wäre, und dieweil er sahe, daß das Pferd mit dem zerbrochenen Fuß sich immer wieder aufrichten wollte, aber alsobald wieder auf dem glatten Boden zusammenschoß, brüllete und winkete er, daß die Kerls mit den Forken kommen möchten und die Mähre ausspannen, item den Wagen hinüberschieben, damit er nicht in den Abgrund gerissen würde.<br />
Hierzwischen aber kam ein langer Blitzstrahl für uns in das Wasser niedergefahren, welchem ein Donner also plötzlich und greulich folgete, daß die ganze Brücke erhebete und dem Amtshauptmann sein Pferd (unsere Pferde wurden aber stille) einige Schritte zurückprallete, worauf es den Boden verlor und mit dem Amtshauptmann kopfüber in das große Mühlenrad hinunterschoß, daß sich ein ungeheuer Geschrei von allen Menschen erhub, so hinter uns an der Brücke stunden. Und war eine Zeitlang vor dem weißen Schaum nichtes zu sehen, bis dem Amtshauptmann seine Beine mit dem Rad in die Höhe kamen und hierauf auch der Rumpf, aber der Kopf steckete zwischen den Schaufeln des Rades, und also lief er, erschröcklich anzusehen, mit selbigem immer rundum. Seinem Schimmel aber fehlete nichts, sondern schwamm selbiger hinten im Mühlenteich. Als ich solches sahe, ergriff ich die Hand meines Lämmeleins und rief. »Siehstu, Maria, unser Herrgott lebet noch und fähret annoch heute auf dem Cherub und fliegt daher und schwebt auf den Fittigen des Windes und will unsere Feinde zerstoßen wie Staub vor dem Winde und will sie wegräumen wie den Kot auf den Gassen!«Psalm 18, 11; 43. Da schaue nieder, was der allmächtige Gott getan!«<br />
Als sie hierauf ihre Augen seufzend gen Himmel erhub, höreten wir Dn. Consulem so laut hinter uns schreien, als er kunnte. Da aber niemand nicht für dem grausamen Wetter und Tumult des Gewässers ihn verstunden, sprung er von dem Wagen und wollte zu Fuß über die Brücke gehen, fiel aber gleichfalls auf seine Nase, also daß sie blutete und er nunmehro auf Händen und Füßen wieder zurückekroch und alsbald ein groß Wort mit Dn. Camerario hatte, welcher sich aber nicht auf dem Wagen rührete. Hierzwischen hatte schon der Büttel und der Kutscher das verwundete Pferd ausgespannet, gebunden und von der Brücken geschleift, kamen dahero wieder zum Wagen und befohlen uns, von selbigem zu steigen und zu Fuß über die Brücke zu gehen, welches auch geschahe, inmaßen der Büttel mit vielem Fluchen und Schimpfen mein Töchterlein ablösete, auch dräuete, sie nachgehends für ihre Bosheit bis auf den späten Abend zu braten. (Konnte es ihme nicht so sehr verdenken, denn es war fürwahr ein seltsam Ding!) Aber obwohl sie selbsten gut hinüberkam, fielen wir beide, Ehre Martinus und ich, wie alle anderen doch auch an die drei Malen zu Boden, bis wir endlich durch Gottes Gnade vor dem Müllerhause wohlbehalten angelangeten, allwo der Büttel dem Müller bei Leibes Leben mein Töchterlein übergab und an den Mühlenteich niederrannte, umb den Amtshauptmann seinen Schimmel zu retten. Der Kutscher sölle aber unterdes sehen, daß er den Wagen und die anderen Pferde von der behexten Brücke brächte.<br />
Wir hatten aber noch nicht lange bei dem Müller vor der Türen unter einem großen Eichbaum gestanden, als Dn. Consul mit Eim ehrbaren Gericht und allem Volk schon über die kleine Brücke gefahren kam, so ein paar Musketenschüsse von der ersten entfernt ist, und selbiger kaum das Volk abhalten kunnte, daß sie nicht mein Kind angriffen und lebendig zerrissen, angesehen alle, wie auch Dn. Consul selbsten, vermeineten, daß kein anderer denn sie benebst dem Wetter auch die Brücke behext (zumalen sie selbsten nicht darauf gefallen) und den Amtshauptmann umb sein Leben gebracht, was doch allens erstunken und erlogen war, wie man weiteres hören wird. Er schalt sie dannenhero für eine vermaledeiete Unholdin, die nach abgelegter Beicht und dem Genuß des heiligen Abendmahls noch nicht von dem leidigen Satan abgefallen wäre. Aber es sölle ihr allens nicht helfen, sie werde dennoch ihren Lohn alsbald empfangen.<br />
Und dieweil sie stille schwieg, gab ich hierauf zwar zur Antwort, ob er nicht sähe, daß der gerechte Gott dies also gefüget, daß der Amtshauptmann, so meim unschuldigen Kind Ehre, Leib und Leben zu nehmen gedacht, allhier als ein erschrecklich Exempel sein eigen Leben lassen müssen; aber es wollte nit verfangen, sondern er vermeinete, daß dieses Wetter unser Herrgott nicht gemacht, könne ein Kind einsehen, oder ob ich vielleicht auch vermeinete, daß unser Herrgott die Brücke behext? Ich müge doch endlich aufhören, mein boshaft Kind zu rechtfertigen, und sie lieber zur Buße vermahnen, da dies schon das zweite Mal sei, daß sie Wetter gemacht, und mir doch kein vernünftiger Mensch glauben würde, was ich sage etc.<br />
Hierzwischen aber hatte der Müller allbereits die Mühle angehalten, item sein Wasser gestauet, und waren an die vier bis fünf Kerls mit dem Büttel auf das große Rad niedergestiegen, umb den Amtshauptmann, so bis dato noch immer auf und nieder gangen war, aus denen Schaufeln zu ziehen. Solches kunnten sie aber nicht ehender, als sie eine Schaufel zersäget, und wie sie ihn letzlich ans Land brachten, befand es sich, daß er sich das Genick abgefallen und bereits so blau als eine Tremse anzusehen war. Auch war ihme der Hals abgeschunden, und das Blut lief ihm annoch aus Maul und Nasen. Doch hatte das Volk mein Töchterlein nicht schimpfieret, so schimpfierete es sie jetzunder und wollte sie mit Kot und Steinen werfen, wenn es Ein ehrsam Gericht nicht mit aller Macht gewehret, sagend, sie würde ja alsbald ihre wohlverdiente Straf empfangen.<br />
Auch stieg mein lieber Gevatter, Ehre Martinus, wieder auf den Wagen und vermahnete das Volk, der Oberkeit nit vorzugreifen, angesehen das Wetter wiederumb ein wenig nachgelassen, daß man ihn hören konnte. Und als es sich in etwas zufriedengestellet, übergab Dn. Consul dem Müller die Leich von dem Amtshauptmann, bis er mit Gottes Hülf wiederkäme, item den Schimmel ließ er solange an die Eiche binden, dieweil der Müller schwur, er hätte keinen Raum in der Mühlen, inmaßen sein Pferdestall annoch voll Stroh läge, er wölle dem Schimmel aber etwas Heu fürgeben und ein gut Augenmerk auf ihn haben. Und jetzo mußten wir elendigen Menschen, nachdem der unerforschliche Gott unsere Hoffnung aufs neue zu Wasser gemacht, wieder auf den Wagen steigen, und der Büttel fletschete die Zähne für Grimm, als er die Stricke aus der Taschen holete, umb mein armes Töchterlein abereins an die Leiter zu binden. Holete dannenhero, da ich leichtlich es ihm ansehen kunnte, was er im Sinne hätte, zween Schreckensberger aus meiner Taschen und bliese ihm in das Ohr: »Macht es gnädig, sie kann Euch ja nimmermehr fortlaufen, und helft Ihr ihr nachgehende recht bald zu Tode, so söllet Ihr annoch zehn Schreckensberger von mir haben!« Solches half, und wiewohl er für dem Volk sich gestellete, als holete er tüchtig an, dieweil es aus allen Kehlen schrie: »Hol düchtig, hol düchtig!«, bund er ihre Händekens in Wahrheit doch gelinder denn früher, und zwar ohne sie an der Leiter festezumachen, hockete aber wiederumb hinter uns mit dem blanken Schwert auf, und nachdeme Dn. Consul nunmehro ein lautes »Gott, der Vater, wohn uns bei« gebetet, auch der Küster wiederumb ein neu Lied angefangen (weiß nicht mehr, was er gesungen, mein Töchterlein weiß es auch nit mehr), ging es nach dem Willen des unerforschlichen Gottes weiter, und zwar also, daß Ein ehrsam Gericht nunmehro vorauf fuhr, alles Volk aber zu unserer Freude nachblieb, so wie auch die Kerls mit den Forken ein gut Ende hinter uns trottiereten, dieweil der Amtshauptmann tot war.<br />
==28. Kapitel - Wie mein Töchterlein endlich durch des allbarmherzigen, ach des allbarmherzigen Gottes Hülf gerettet wird==<br />
Hierzwischen war ich aber von wegen meinem Unglauben, womit mich Satanas wiederumb versuchte, also schwach worden, daß ich meinen Rücken an den Büttel seine Knie stützen mußte und nicht vermeinete, ich würde das Ende bis an den Berg mehr ableben. Denn nunmehro war auch die letzte Hoffnung, so ich mir gemachet, verschwunden, und ich sahe, daß meim unschuldigen Lämmelein also auch umb ihr Herze war. Hierzu kam, daß Ehre Martinus sie schalt, wie Dn. Consul getan, und sagte, er sähe anjetzo selbsten, daß alle ihre Schwüre Lügen gewest und sie in Wahrheit Wetter machen könne. Hierauf gab sie zur Antwort, und zwar lächelnde, obwohl sie so weiß wie ein Laken anzusehen war: »Ei, Herr Pate, gläubet Er denn in Wahrheit, daß unser Herrgott nicht mehr das Wetter macht? Seind denn Gewitter umb diese Jahreszeit also selten, daß sie der böse Feind nur machen kann? Nein, ich habe den Taufbund, so Er einstmals für mich geschlossen, nicht gebrochen und will ihn nimmer brechen, so wahr mit Gott gnädig sei in meinem letzten Stündlein, so nunmehro schon geschlagen!« Aber Ehre Martinus schüttelte ungläubig mit seinem Kopf und sagte: »Der Teufel muß dir viel versprochen haben, daß du bis an dein Ende also verstockt bleibest und den Herren, deinen Gott, lästerst. Aber harre! Du wirst bald mit Schrecken gewahr werden, daß er ein Vater der Lügen ist – Johannes am 8en.« Als er solches und ein mehres gesaget, kamen wir in Ückeritze an, wo alles Volk, groß und klein, wieder aus den Türen stürzete, auch Jakob Schwarten sein Weib, so in der letzten Nacht, wie wir vernahmen, ihre Niederkunft gehalten. Und kam ihr Kerl ihr vergeblich nachgerannt, umb sie aufzuhalten. Sie sagte, er wäre ein Narr, das wäre schon so lange her, und sölle sie den Berg auf ihren Knien hinaufkriechen, so wölle sie die Priesterhexe doch auch brennen sehen. Hätte sich lange darauf gefreuet, und wenn er sie nicht fahrenließe, wölle sie ihm eins auf sein Maul geben etc.<br />
Also gebärdete sich das grobe und unflätige Volk umb unsern Wagen, und da sie nicht wußten, was unterwegen sich zugetragen, liefen sie so nahe gegen uns, daß das Wagenrad einem Jungen über seinen Fuß ging; kamen auch, und insonderheit die Mädkens, wiederumb an und befühleten meinem Töchterlein ihre Kleider, wollten ihre Schuhe und Strümpfe aber auch sehen und frageten, wie ihr zumute wär, item ein Kerl, ob sie eins trinken wölle, und was sie sonsten mehr für Narreteidinge trieben, so daß sie letzlich, und als etzliche kamen und sie um ihren Kranz und die güldene Kette baten, ihr Haupt lächelnd zu mir wendete und sprach: »Vater, ich muß nur wieder auf lateinisch anfangen, denn sonst läßt mir das Volk keine Ruhe!« Aber es war dieses Mal nit vonnöten. Denn da unsere Wächter mit ihren Forken nunmehro die hintersten auch erreichet und ohne Zweifel verzählet hatten, was fürgefallen, höreten wir alsbald ein groß Gerüfte hinter uns, daß sie umb Gottes willen zurückekommen söllten, ehebevor ihnen die Hexe etwas antäte. Und da Jakob Schwarten sein Weib sich nicht daran kehrete, sondern mein Töchterlein immerfort quälete, daß sie ihr ihren Schurzfleck zu eim Taufkleid vor ihr Kindlein geben müge, dieweil er ja doch nur verbrenne, schmiß ihr letzlich ihr Kerl mit einem Knüppel, so er von eim Zaun brach, also in den Nacken, daß sie mit großem Geschrei niederstürzete, und wie er kam, umb sie aufzurichten, ihn bei seinen Haaren niederzog und, wie Ehre Martinus sagete, nunmehro doch in Ausführung brachte, was sie ihm gelobet, angesehen sie ihn mit einer Faust immer aus aller Macht auf die Nase geschlagen, bis die anderen Leute hinzugelaufen und sie abgehalten hätten. Hierzwischen aber hatte das Wetter sich fast verzogen und suckete nach der Sehe zu.<br />
Als wir nunmehro auch durch die kleine Heide gelanget, sahen wir plötzlich den Streckelberg für uns mit vielem Volk und den Scheiterhaufen auf seiner Spitzen, auf welchem der lange Büttel sprang, als er uns ankommen sahe, und mit der Mützen winkete, soviel er kunnte. Hierüber vergingen mir aber meine Sinnen, und ist es meinem Lämmlein auch nit viel anders ergangen. Denn sie hat hin und her geschwanket wie ein Rohr und abereins ausgerufen, ihre gebundenen Händeleins gen Himmel streckend:<br />
»Rex tremendae majestatis!<br />
Qui salvandos salvas gratis,<br />
Salva me, fons pietatis!«<br />
Und siehe, wie sie es kaum ausgesprochen, ist die liebe Sonne wieder herfürgetreten und hat einen Regenbogen auf dem Gewölk geformieret, recht über den Berg, also, daß es lustig anzusehen gewest. Und war dieses offenbarlich ein Zeichen des barmherzigen Gottes, wie er uns oftermalen solche Zeichen gibt; aber wir blinden und ungläubigen Menschen achten es nit sonderlich. So hat sie es auch nit geachtet, denn obwohl sie an den ersten Regenbogen gedacht, so uns unsere Trübsal fürgebildet, hat es ihr doch unmöglich geschienen, daß sie annoch könnte errettet werden, und ist also matt geworden, daß sie auf das liebe Gnadenzeichen weiter gar nicht geachtet, und ihr Kopf (dieweil sie ihne nicht mehr an mich lehnen konnte, angesehen ich, so lang ich gewachsen, in dem Wagen gelegen) ihr also war vorneüber gesacket, daß ihr Kränzlein meinem Herrn Gevatter fast seine Knie berühret. Und hat selbiger nunmehro dem Kutscher anbefohlen, einen Augenblick stillezuhalten, und zu einer kleinen Flaschen mit Wein gegriffen, so er immer in seiner Taschen führet, wenn Hexen gebrennet werdenDies geschah in damaliger Zeit so häufig, daß in manchen Parochien Pommerns wohl sechs bis sieben solcher elenden Weiber jährlich den Scheiterhaufen besteigen mußten. , umb ihnen in solcher Angst beizuspringen (will es hinfüro auch so halten, dieweil mir diese Mode von meim lieben Gevatter wohlgefällt). Von solchem Wein hat er erstlich mir in meinen Hals gegossen und nachgehends auch meinem Töchterlein, und seind wir kaum wieder zu uns kommen, als ein grausamer Rumor und Tumult sich unter dem Volke hinter uns erhoben und selbiges nicht nur in Todesangst gerufen: »Der Amtshauptmann kommt wieder!«, besondern auch, da es weder vorwärts noch rückwärts entweichen mügen (denn hinter sich scheueten sie das Gespenst und vor sich mein Töchterlein), zur Seiten gelaufen und zum Teil in den Busch gesprungen, zum Teil aber bis an den Hals in das Achterwasser gewatet. Item ist Dn. Camerarius, sobald er gesehen, daß das Gespenst auf dem Schimmel aus dem Busch gekommen, so auch einen grauen Hut mit einer Feder aufgehabt, wie der Amtshauptmann hätte, unter ein Bund Stroh in den Wagen niedergekrochen. Dn. Consul aber hat abereins mein Kind verwünschet und schon denen Kutschern Befehlig gegeben, so toll zu fahren, als sie könnten, wenn auch alle Pferde daraufgingen, als der dreuste Büttel hinter uns ihm zugeschrien: »Es ist nicht der Amtshauptmann, besondern der Junker von Nienkerken, der die Hexe sicherlich wird retten wöllen! Soll ich ihr darum mit dem Schwert das Genicke abstoßen?«. Bei diesen erschröcklichen Worten kamen mein Töchterlein und ich erst wieder gänzlich zur Besinnung, und holete der Kerl schon hinter ihr mit seinem blanken Schwert aus, dieweil ihm Dn. Consul ein Zeichen mit der Hand gab, als mein lieber Gevatter, so es gewahr worden (Gott müge es ihm an jenem Tage lohnen, ich kann es ihm nicht lohnen), mein Töchterlein mit aller Gewalt rückwärts auf seinen Schoß riß. Und wollte der Bube sie nunmehro auf seinen Schoß erstechen. Aber der Junker war auch schon da, und als er solches sahe, jagete er ihm seinen Jägerspieß, so er in Händen hatte, zwischen die Schultern, daß er gleich kopfüber zur Erden fiel und sein eigen Schwert ihme mit Schickung des gerechten Gottes also in seine Seite fuhr, daß es aus der andern wieder herausbrach. Lag also und brüllete, was aber der Junker nicht achtete, sondern zu meinem Töchterlein sprach: »Jungfer, meine liebe Jungfer, Gott sei Dank, daß Sie gerettet ist!« Dieweil er aber ihre gebundenen Händekens sahe, knirschete er mit seinen Zähnen, sprang alsofort, ihre Richter verwünschend, vom Rosse und schnitt ihr mit dem Schwerte, so er in der Rechten hielt, den Strang durch, nahm darauf ihre Hand und sprach: »Ach, liebe Jungfer, wie viel habe ich mich um sie gegrämet, aber ich kunnte sie nicht retten, dieweil ich, wie sie selbsten, in Ketten gelegen hab, was sie mir auch wohl ansehen wird!«<br />
Aber mein Töchterlein kunnte ihm kein Wörtlein Antwort geben, besondern fiel für Freuden abereins in Unmacht, kam aber alsbald, da mein lieber Gevatter noch etwas Fürrat an Wein hatte, wieder bei sich. Unterdessen tat mir der liebe Junker unrecht, was ich ihm aber gerne verzeihen will. Denn er schnarchete mich an und nannte mich ein altes Weib, das nichtes künnte als heulen und wehklagen. Warumb ich nit alsogleich dem schwedischen König nachgereiset wäre, oder warumb ich nicht selbsten nach Mellenthin gekommen und sein Gezeugnis mir geholet, da ich ja wüßte, was er von denen Hexen dächte? (Ja, du lieber Gott, wie konnte ich anders, als dem Richter gläuben, so dort gewesen war. Das hätten wohl mehr Leut getan denn alte Weiber; aber an den schwedischen König hatte ich keine Gedanken, und, Lieber, sage, wie hätte ich auch zu ihm reisen und mein eigen Kind verlassen mögen! Aber solches bedenken junge Leute nicht, dieweil sie nit wissen, wie einem Vater zumute.)<br />
Nunmehro war aber Dn. Camerarius, da er gehöret, daß es der Junker sei, wieder unter dem Stroh herfürgekrochen, item Dn. Consul vom Wagen gesprungen und herbeigelaufen, laut den Junker scheltend und fragend, aus was Macht und Zuversicht er solches täte, da er zuvor doch diese gottlose Hexe selbsten verdammt? Aber der Junker zeigte mit dem Schwert auf seine Leute, welche, an die 18 Kerls mächtig, jetzunder auch mit Säbeln, Piken und Musketen aus dem Busch geritten kamen, und sprach: »Da seh Er meine Macht, und würd ich Ihme hier gleich etwas vor seinen Podex geben lassen, wenn ich nit wüßte, daß Er ein dummer Esel wäre. Wann hat Er mir ein Gezeugnis über diese rechtschaffene Jungfer abgenommen? Er lügt in seinen Hals, wenn er solches behauptet!« Und als Dn. Consul nun stund und sich verschwure, verzählete der Junker zu aller Verwunderung wie folget:<br />
Nachdem er von dem Unglück gehöret, so mich und mein Kind getroffen, hätte er alsogleich sein Pferd satteln lassen, umb gen Pudagla zu reuten und ein Zeugnis von unserer Unschuld abzulegen. Solches hätte aber sein alter Vater nicht gestatten wöllen, alldieweil er vermeinet, dadurch seine adlige Ehre einzubüßen, wenn es an den Tag käme, daß sein Sohn mit einer verrufenen Hexen die Nacht auf dem Streckelberge konversieret habe. Hätte ihm dahero, da er mit Bitten und Drohen nichts ausgerichtet, Hände und Füße binden und in das Burgverlies setzen lassen, wo bis dato ein alter Diener sein gepfleget, der ihn nicht hätte losgeben wöllen, so viel Geld er ihm auch geboten; wannenhero er in große Angst und Verzweiflung geraten, daß unschuldig Blut umb seinetwillen fließen sölle. Aber der gerechte Gott hätte es annoch gnädig abgewendet. Denn da sein Vater von dem Ärger fast heftig krank worden und die ganze Zeit über auf dem Bette gelegen, hätte es sich heute morgen umb Betglockenzeit begeben, daß der Jäger nach eim Rudeerpel im Schloßteich geschossen, unversehens aber seines Vaters seinen Lieblingshund, Packan geheißen, schwer verwundet. Solcher wäre schreiend zu seines Vaters Bett gekrochen und alldorten verrecket, worüber der Alte in seiner Schwachheit sich also geärgert, daß ihn alsofort der Schlag gerühret und er auch seinen Geist aufgegeben.<br />
Nunmehro hätten ihn aber seine Leute herfürgezogen, und nachdem er seines Vaters Augen zugedrücket und ein Vaterunser über ihm gebetet, hätte er sich alsogleich mit allem Volk aufgemacht, so er in der Burg auftreiben können, umb die unschuldige Jungfer zu retten. Denn er bezeuge hieselbsten vor männiglich und auf Ritterwort und -ehre, ja bei seiner Seelen Seligkeit, daß er der Teufel gewest, so der Jungfer auf dem Berg als ein haarigter Riese erschienen. Denn dieweil er durch das Gerücht es vernommen, daß selbige oftermalen dorthin gehe, hätte er gerne wissen wöllen, was sie dorten täte, und sich in einen Wulfspelz verkleidet, daß niemand ihn kennen müge von wegen seinem harten Vater. Und hätte er schon zwei Nächte dorten zugebracht, bis die Jungfer in der dritten gekommen und er gesehen hätte, daß sie nach Bernstein in dem Berg gegraben, auch nicht den Satanas angerufen, sondern vor sich ein lateinisch Carmen gerezitieret. Solches hätte er dahero in Pudagla zeugen wöllen, aber aus gedachter Ursache nicht gekönnet, besondern sein Vater hätte seinen Vetter Clas von Nienkerken, so bei ihm zum Besuch gewest, sich für ihn in das Bette legen und ein falsch Gezeugnis ablegen lassen. Denn alldieweilen Dn. Consul ihme (verstehe: den Junker) in langen Jahren nicht gesehen, anerwogen er in der Fremde gestudieret, so hätte sein Vater wohl gegläubet, daß er leichtlich getäuschet werden müge, wie denn auch beschehen.<br />
Als solches der rechtschaffene Junker von Dn. Cosule und allem Volk bezeugte, welches nunmehro wieder in Haufen herbeigelaufen kam, da es hörete, daß der Junker kein Gespenst gewesen, fiel es mir wie ein Mühlenstein von meinem Herzen; und dieweil mich das Volk rief, so bereits den Büttel unter den Wagen herfürgezogen (und also dicke um ihn wimmelte wie ein Bienenschwarm), daß er sterben wölle, mir aber zuvorab noch etwas offenbaren, sprang ich so leicht wie ein Junggeselle von dem Wagen und rief Dn. Consulem und den Junker gleich mit mir, gestalt ich wohl mir abnehmen kunnte, was er auf seinem Herzen hätte. Und saß er auf eim Stein, und das Blut stund ihm wie ein Pferdeschwanz aus seiner Seiten (angesehen man ihm das Schwert herausgezogen), wimmerte, als er mich sahe, und sprach, daß er in Wahrheit allens hinter der Türen gehöret, was die alte Lise mir gebeichtet, als nämlich, daß sie alle Zaubereien selbsten mit dem Amtshauptmann an Menschen und Viehe angerichtet, umb mein arm Kind zu erschrecken und also zu einer Huren zu machen. Solches hätte er aber verschwiegen, dieweil der Amtshauptmann ihm dafür ein Großes versprochen, müßte es aber jetzunder, wo der gerechte Gott die Unschuld meines Töchterleins an den Tag brächte, freiwillig bekennen. Bäte dahero mich und mein Kind, ihme zu vergeben, und als Dn. Consul ihn hierauf kopfschüttelnd fragete, ob er auf solch sein Bekenntnis leben und sterben wölle, sprach er noch: »Ja!«, fiel sodann aber alsogleich auf die Seite zur Erden nieder und gab seinen Geist auf.<br />
Information und Bestellung in unserem Shop +++<br />
Hierzwischen aber war dem Volk auf dem Berge, so von Koserow, vom Zitze, vom Gnitze etc. alldorten zusammengelaufen war, umb mein Töchterlein brennen zu sehen, die Zeit lang worden, und kamen sie nunmehro wie die Gänse, einer nach dem andern, in langer Reihe den Berg niedergelaufen, umb zu sehen, was sich zugetragen. Und war auch mein Ackersknecht Claus Neels darunter. Als selbiger aber sahe und hörete, was geschehen, hube der gute Kerl vor Freuden an, laut zu weinen, und verzählete nun auch, was er in dem Garten den Amtshauptmann zu der alten Lisen sprechend gehöret, und wie er ihr ein Schwein versprochen dafür, daß sie ihr eigen Ferkelken totgehexet, umb mein Töchterlein in ein böses Geschrei zu bringen; Summa: allens, was ich schon oben notieret habe und er bis dato aus Furcht vor der Marter verschwiegen.<br />
Hierüber verwunderte sich alles Volk, und entstunde ein groß Lamentieren, so daß etzliche kamen, worunter auch der alte Paasch befindlich, und mir und meinem Töchterlein Hände und Füße küssen wollten und uns nunmehro ebenso lobeten, als sie uns vorhero verachtet hatten; dannenhero auch mein Vater seliger zu sagen pflegete:<br />
»Volkes Haß: ein schneidend Glas;<br />
Volkes Gunst: ein blauer Dunst!«<br />
Auch karessierete mein lieber Gevatter mein Töchterlein in einem zu, sie auf seinen Schoß haltend und wie ein Vater weinend (denn ich kunnte nicht mehr weinen, als er weinete). Sie selbsten aber weinte nicht, besondern bat den Junker, welcher wieder an den Wagen getreten war, einen Reuter an ihre alte, treue Magd nach Pudagla zu schicken, umb ihr zu sagen, was vorgefallen, welches er auch alsogleich ihr zu Willen tat.<br />
Aber Ein ehrsam Gericht (denn nunmehro hatten Dn. Camerarius und der Scriba sich auch ein Herz gefasset und waren von dem Wagen gestiegen) war annoch nicht zufriedengestellet, angesehen Dn. Consul anhub, dem Junker von der behexten Brücken zu erzählen, welche kein anderer könne bezaubert haben denn mein Töchterlein. Hierauf gab der Junker zur Antwort, daß solches in Wahrheit ein seltsam Ding sei, inmaßen sein eigen Roß sich darauf ein Bein zerbrochen und er darumb den Amtshauptmann sein Pferd genommen, so er unter der Mühlen angebunden gesehen. Er gläube aber nicht, daß dieses der Jungfer zuzuhalten wäre, sondern daß es ganz natürlich zuginge, wie er schon halb und halb verspüret, aber nit die Zeit gehabt, es zu untersuchen. Darumb wölle er bitten, daß Ein ehrsam Gericht und alles Volk, wie mein Töchterlein selbsten, wieder umbkehre, umb selbige mit Gottes Hülfe auch von solchem Verdacht reinzuwaschen und männiglich ihre gänzliche Unschuld zu bezeugen.<br />
In solches Fürhaben willigte Ein ehrsam Gericht, und dieweil der Junker den Amtshauptmann seinen Schimmel meinem Ackersknecht übergeben, umb den Leichnam, so man dem Roß vorne über den Hals geleget, nacher Koserow abzuführen, stieg der Junker bei uns auf den Wagen, aber setzete sich nicht bei mein Töchterlein, besondern rückwärts bei meim lieben Gevatter nieder, gab auch Befehlig, daß nit der alte Kutscher, sondern einer von seinen Untertanen unsern Wagen fahren sölle, und also kehreten wir in Gottes Namen wieder umb. Custos Benzensis, welcher auch mit den Kindern in die Wicken gelaufen war (mein seliger Küster sollt es nicht gewest sein, der hatte mehr Courage), ging wieder mit der lieben Jugend vorauf und mußte nunmehro, auf Befehlig seines Herrn Pastoren, den Ambrosianischen Lobgesang anstimmen, welches uns alle mächtiglich erbarmte, insonderheit mein Töchterlein, so daß ihr Buch naß wurde von ihren Tränen und sie es letzlich weglegete und sprach, indem sie dem Junker ihre Hand reichete: »Wie soll ich es Gott und Ihme danken, was Er an mir getan?« Worauf der Junker zur Antwort gab: »Ich habe mehr Ursache, Gotte zu danken, als Sie, liebe Jungfer, angesehen Sie unschuldig in Ihrem Kerker gelitten, ich aber habe schuldig gelitten, dieweil ich durch meine Leichtfertigkeit Ihr Unglücke angerichtet. Gläube Sie mir, als ich heute morgen das Armesünderglöcklein zum ersten Male in meim Verlies klingen hörete, vermeinete ich schon zu vergehen, und als es sich zum dritten Male vernehmen ließe, wäre ich wohl unsinnig worden in meinem Schmerz, wenn der allmächtige Gott es nicht so gefüget, daß er fast in selbigem Augenblick meinem wunderlichen Vater sein Leben genommen, umb Ihr unschuldig Leben durch mich retten zu lassen. Darumb habe ich auch dem lieben Gotteshause einen neuen Turm angelobet und was sich sonsten befinden wird, denn nichts Bitteres hätte mir auf Erden geschehen mügen denn Ihr Tod, liebe Jungfer, und nichts Süßeres denn Ihr Leben!«<br />
Aber mein Töchterlein weinete und seufzete nur bei diesen Worten, und wenn er sie ansahe, sahe sie zitternd auf ihren Schoß nieder, so daß ich gleich argumentierete, mein Jammer sei annoch nicht zu Ende, sondern solle nur ein ander Tränenfaß angestochen werden, wie denn auch geschahe. Hiezu kam, daß der Esel von Küster, nachdem er den Lobgesang beendet und wir annoch nicht zur Stelle waren, gleich den nachfolgenden Gesang anhube, welcher ein Sterbenslied war, nämlich dieses: »Nun lasset uns den Leib begraben.« (Gott sei Dank, hat solches aber bis dato noch nichts Böses bedeutet.) Mein lieber Herr Gevatter schnarchete ihn davor nicht wenig an, und sölle er aus Strafe vor seine Dummheit auch das Geld vor die Schuhe nit kriegen, so er ihm allbereits aus dem Kirchenblock versprochen. Aber mein Töchterlein getröstete ihn und versprach ihme vor eigene Unkosten ein Paar Schuhe, angesehen es vielleicht besser für sie wäre, er stimmete umb sie einen Leichen- denn einen Freudengesang an.<br />
Und als den Junker solches verdroß und er sprach: »Ei, liebe Jungfer, Sie weiß nit, wie Sie Gott und mir vor Ihre Rettung danken soll, und Sie spricht also?«, gab sie wehmütig lächelnd zur Antwort, sie hab es nur gesaget, umb den armen Küster zu beruhigen. Aber ich sahe es ihr gleich an, daß es ihr Ernst war, dieweil sie schon jetzt bei sich befunden daß sie zwar aus einer Feuersbrunst gerettet, doch in die andere kommen sei.<br />
Hierzwischen gelangeten wir wieder bei der Brücken an, und stunde alles Volk und sperreten die Mäuler auf, als der Junker vom Wagen sprang und, nachdem er zuvor sein Roß erstochen, so noch auf der Brücken lag und spartelte, auf seine Knie fiel, mit der Hand auf dem Boden hin und her wischete und letzlich Ein ehrsam Gericht herbeirief, dieweil er nunmehro den Zauber aufgefunden. Aber es wollte niemand nicht ihm folgen denn Dn. Consul und ein paar Kerls aus dem Haufen, worunter auch der alte Paasch befindlich, item ich und mein lieber Gevatter, und zeigete uns der Junker nunmehro ein Stücklein Talg bei der Größe einer guten Nuß, so auf dem Boden lag und womit die ganze Brücke übergeschmieret war, so daß sie fast ein weißlich Ansehn hatte, was aber männiglich in der Angst für Mehlstaub aus der Mühlen gehalten, item mit einer andern Materia, so als Marderdreck stunk, wir aber nicht erkannten. Bald darauf funde ein Kerl auch noch ein ander Stücklein Talg und zeigete es dem Volk, worauf ich ausrief: »Hoho, das hat niemand denn der gottlose Mühlenknappe getan vor die Prügel, die ihm der Amtshauptmann hat geben lassen, weil er mein Töchterlein gelästert!« Und erzählete nunmehro den Fürfall, von welchem Dn. Consul auch gehöret und dannenhero alsogleich den Müller rufen ließ.<br />
Selbiger tat aber, als wüßte er von nichtes, und berichtete nur, daß sein Mühlenknappe seit einer Stunden abgewandert sei. Doch sagete ein Mädken, so bei dem Müller im Dienst stunde, daß sie heute morgen für Tagesanbruch, als sie aufgestanden, umb das Vieh auszulassen, den Knappen habe auf der Brücken liegen und scheuren sehen. Hätte sich weiter nicht daran gekehret, sondern wäre alsbald noch wieder eine Stunde schlafen gangen. Wohin der böse Bube aber gewandert, wöllte sie sowenig in Erfahrung gezogen haben denn der Müller. Als der Junker diese Kundschaft erlanget, stieg er auf den Wagen und hub an, das Volk zu vermahnen, wobei er letzlich es auch überzeugen wollte, nicht mehr an Zauberei zu gläuben, dieweil sie sähen, wie es mit der Hexerei befindlich wäre. Als ich solches hörete, entsatzte ich mich, wie billig, in meim priesterlichen Gewissen und stieg auf das Wagenrad und bliese ihm ein, daß er umb Gottes willen von dieser Materia aufhören sölle, dieweil das Volk, wenn es den Teufel nicht mehr fürchte, auch unsern Herrgott nicht mehr fürchten würde.Vielleicht eine tiefe Wahrheit?<br />
Solches tät der liebe Junker mir auch alsogleich zu Gefallen und fragete nur das Volk noch, ob sie jetzunder mein Töchterlein ganz für unschuldig hielten? Und nachdem sie »Ja!« gesaget, bate er sie, nunmehro geruhsam nach Hause zu gehen und Gott zu danken, daß er unschuldig Blut gerettet. Er wölle jetzo auch wieder umbkehren, und hoffe er, daß niemand mich und mein Töchterlein beschweren würde, wenn er uns allein nacher Koserow zurückfahren ließe. Hierauf wandte er sich eilends an selbige, gab ihr die Hand und sprach: »Lebe Sie wohl, liebe Jungfer, ich hoffe, Ihre Ehre auch bald vor der Welt zu retten, und danke Sie nicht mir, sondern Gott!«<br />
Also machte er's auch mit mir und meinem lieben Gevatter, worauf er von dem Wagen sprang und bei Dn. Consuli auf seinen Wagen sitzen ging. Selbiger hatte auch bereits etzliche Worte zum Volk gesprochen, auch mich und mein Kind umb Vergebung angerufen (und muß es ihme zur Ehre nachrühmen, daß seine Tränen dabei auf die Backen niederflossen), wurde aber von dem Junker also sehr gedränget, daß er kürzlich abbrechen mußte und sie, ohne sich umbzusehen, über die kleine Brücke von dannen fuhren. Nur Dn. Consul sahe sich noch einmal umb und rief mir zu, daß er in der Eil vergessen habe, dem Scharfrichter zu avertieren, daß heute nicht gebrennet würde. Ich müge also in seinem Namen meinen Fürsteher von Ückeritze auf den Berg schicken und ihm solches sagen lassen, was ich auch tat. Und ist der Bluthund auch noch in Wahrheit auf dem Berg gewest, doch obwohl er längst gehöret, was fürgefallen, hat er doch so erschröcklich zu fluchen angefangen, wie der Schulze ihm den Befehl Eines ehrsamen Gerichtes überbracht, daß es einen Stein hätte erwecken mögen, hat auch seine Mütze sich abgerissen und selbige mit Füßen getreten, woraus man schließen mag, was an ihme ist.<br />
Doch umb wieder auf uns zu kommen, so saß mein Töchterlein also still und blaß wie eine Salzsäule, nachdem der Junker sie so plötziglich und unvermutet verlassen, wurde aber alsbald in etwas wieder getröstet, als die alte Magd angelaufen kam, ihre Röcke bis an die Knie aufgeschürzet und ihre Strümpfe und Schuh in den Händen tragend. Wir hörten sie schon aus der Ferne für Freuden heulen, dieweil die Mühle stillestund, und fiel sie wohl an die dreien Malen auf der Brücken, kam aber letzlich auch glücklich hinüber und küssete bald mir, bald meinem Töchterlein Hände und Füße, nur bittend, wir wöllten sie nicht verstoßen, besondern sie bis an ihr selig Ende bei uns behalten, was wir auch zu tun versprachen. Und mußte sie hinten aufhocken, wo der dreuste Büttel aufgehocket war, angesehen mein lieber Herr Gevatter mich nicht verlassen wollte, bis ich wieder in meine Widemen gekommen. Und da den Junker sein Kerl bei dem andern Wagen aufgehocket war, fuhr uns der alte Paasch zurück, und alles Volk, so bis dato gewartet, trottierete jetzt wieder umb den Wagen her und lobete und beklagete uns, wie es uns vorhero verachtet und geschmähet hatte. Wir waren aber kaum durch Ückeritze gelanget, als ein abermalig Geschrei erging: »De Junker kümmt, de Junker kümmt!«, so daß mein Töchterlein hoch auffuhr für Freuden und so rot wie eine Erdbeere wurde, von dem Volk aber etzliche schon wieder begunnten, in den Buchweizen zu laufen, so am Wege stunde, dieweil sie abermals vermeineten, es wäre ein Spükels. Es war aber in Wahrheit der Junker wieder, so auf einem schwarzen Rappen angesprenget kam und, als er gegen uns war, ausrief: »So eilig ich es auch habe, lieber Jungfer, so muß ich dennoch umbkehren und Sie bis in Ihr Haus geleiten, angesehen ich eben gehöret, daß das unflätige Volk Sie unterweges schimpfieret, und ich nicht weiß, ob Sie jetzunder sicher genug ist!« Hierauf trieb er den alten Paasch zur Eile an, und da das Ampeln mit seinen Beinen, so er fürnahm, nicht sonderlich die Pferde in den Trab bringen wollte, schlug er von Zeit zu Zeit das Sattelpferd mit der flachen Klingen über den Rücken, so daß wir in kurzem in das Dorf und vor die Widemen gelangeten. Doch als ich ihn bate, ein wenig abzusteigen, wollte er nicht, besondern entschuldigte sich, daß er heute noch über Usedom nacher Anklam reisen müßte, empfohle aber dem alten Paasch, so ein Schulze bei uns war, mein Töchterlein auf seinen Kopf an, und möge er alsogleich, wenn etwas Sonderbares sich ereignen söllte, selbiges dem Rentmeister in Pudagla oder Dn. Consuli in Usedom vermelden, worauf er, als der Mann solches zu tun versprach, mit der Hand uns winkete und wieder von dannen jagte, sosehr er kunnte.<br />
Aber er war noch nit bei Pagels umb die Ecken kommen, kehrete er zum dritten Male zurück, und als wir uns verwunderten, sprach er, wir möchten ihme vergeben, daß er heute kurz von Gedanken sei.<br />
Ich hätte ihme doch vormals gesaget, daß ich annoch meinen Adelsbrief hätte, und bäte er mich, ihm selbigen einige Zeit zu lehnen. Hierauf gab ich zur Antwort, daß ich selbigen erst herfürsuchen müßte, und müge er dannenhero ein wenig niedersteigen. Aber er wollte nit, besondern entschuldigte sich abereins, daß er keine Zeit nit hätte. Blieb darumb vor der Türen halten, bis ich ihme den Brief brachte, worauf er sich bedankete und sprach: »Laß Er sich dieses nicht verwundern; Er wird bald sehen, was ich im Sinne habe!« Und hiemit stieß er seinem Rappen die Sporen in die Seite und kam nicht wieder.<br />
29. Kapitel<br />
Von unsrer großen abermaligen Trübsal und letzlicher Freud<br />
Und hätten wir jetzunder wohl zufrieden sein und Gotte Tag und Nacht auf unsern Knien danken mögen. Denn unangesehen, daß er uns so gnädiglich aus so großer Trübsal erlöset, hatte er auch das Herze meiner lieben Beichtkinder also umbgekehret, daß sie nicht wußten, was sie uns Gutes tun söllten. Brachten alle Tage Fische, Fleisch, Eier, Würste und was sie mir sonsten bescheren täten und ich wieder vergessen hab. Kamen auch den nächsten Sonntag alle zur Kirchen, groß und klein (außer der Klienschen in Zempin, so unterdessen einen kleinen Jungen gekriegt und annoch ihre Wochen hielt), allwo ich über Hiob 5, Verse 17, 18, 19, meine Dankpredigt hielte: »Siehe, selig ist der Mensche, den Gott strafet, darum weigere dich der Züchtigung des Allmächtigen nicht. Denn er verletzet und verbindet, er zerschmeißet, und seine Hand heilet. Aus sechs Trübsalen wird er dich erretten, und in der siebenten wird dich kein Übel rühren.« Wobei ich oftermalen von wegen dem Heulen ein wenig innehalten mußte, daß sie sich verpusten könnten. Und hätt ich mich in Wahrheit anjetzo mit dem Hiob, nachdeme ihn der Herr wiederumb gnädig aus seinen Trübsalen erlöset, wohl mügen in Vergleichung stellen, wenn nit mein Töchterlein gewesen wäre, so mir abereins viel Herzeleid bereitete.<br />
Sie weinete schon, als der Junker nicht absteigen wollte, und wurde letzlich, da er nicht wiederkam, immer unruhiger von einem Tag in den andern. Saß bald und las in der Bibel, bald in dem Gesangbuch, item in der Historie von der Dido bei dem Virgilio, oder lief auch auf den Berg und holete sich Blümekens. (Hat alldorten auch der Bernsteinader wieder nachgespüret, aber nichts befunden, daraus männiglich die List und Bosheit des leidigen Satans abnehmen mag.) Solches sahe ich etzliche Zeit mit Seufzen an, doch ohne ein Wörtlein zu sagen (denn, Lieber, was kunnte ich sagen?), bis es immer ärger wurd, und da sie jetzunder mehr denn jemalen zu Hause und im Felde ihre Carmina rezitierete, besorgete ich, daß das Volk sie wiederumb in ein Geschrei bringen würde, und ginge ihr eines Tages nach, als sie wieder auf den Berg lief Gott erbarm's! Sie saß auf ihrem Scheiterhaufen, so noch da stunde, doch also, daß sie ihr Antlitz zur Sehe gekehret hatte, und rezitierete die Verse, wie Dido den Scheiterhaufen besteiget, um sich aus Brunst zum Aeneas zu erstechen. Als ich solches sahe und hörete, wie weit es mit ihr kommen, entsatzte ich mich auf das höchste und rief: »Maria, mein Töchterlein, was machstu?« Sie erschrak, als sie meine Stimme hörete, blieb aber auf ihrem Scheiterhaufen sitzen und gab zur Antwort, indem sie das Gesicht mit ihrem Schurzfleck bedeckete: »Vater, ich brenne mein Herze!« Trat also näher, zog ihr den Schurzfleck fort und sprach: »Willtu mich denn noch einmal zu Tode grämen?« Worauf sie ihre Augen mit den Händen bedeckete und lamentierete: »Ach, Vater, warumb bin ich hier nicht gebrennet? So hätte meine Pein doch nur eine kurze Zeit gewähret, nun aber währet sie, solange ich lebe!« Tat noch immer, als merkete noch nichtes, und sprach: »Warumb leidest du denn so viel Pein, mein liebes Kind?« Worauf sie zur Antwort gab: »Ich habe mich so lange geschämt, es Ihme zu sagen: umb den Junker, umb den Junker, mein Vater, leide ich so viele Pein! Er gedenket mein nit mehr und verachtet mich, obwohl er mich gerettet, denn sonst wäre er wohl ein wenig vom Roß gestiegen und hineinkommen, aber wir seind ihm viel zu schlecht!«<br />
Und hube ich nun zwar an, sie zu trösten und ihr die Gedanken auf den Junker auszureden, aber je mehr ich tröstete, je ärger wurd es. Doch sahe ich, daß sie noch heimlich eine steife Hoffnung hatte von wegen dem Adelsbrief, den ich ihme hatte tun müssen. Solche Hoffnung wollte ich ihr auch nicht benehmen, dieweil ich sie selbsten hatte, besondern, umb sie nur zufriedenzustellen, flattierete ich letzlich ihrer Hoffnung, worauf sie auch etzliche Tage geruhsamer wurde und nicht wieder auf den Berg lief, wie ich ihr verboten. Nahm auch ihre kleine Pate, die Paaschin, wieder im Katechismus für, angesehen der leidige Satan sie mit des gerechten Gottes Hülfe nunmehro wieder gänzlich verlassen. Doch quinete sie noch und sahe also blaß aus wie ein Laken. Als aber bald hiernach das Geschrei kam, niemand in der Burg zu Mellenthin wisse, wo der Junker verblieben, und vermeine man, daß er totgeschlagen wäre, nahm ihr Jammer wieder überhand, also daß ich meinen Ackersknecht zu reuten nacher Mellenthin schicken mußte, umb Kundschaft von wegen ihme einzuholen. Und hat sie wohl an die zwanzig Malen nach seiner Wiederkunft aus der Türen und über das Hackelwerk geschauet, ist ihm auch bis an die Ecke gegen Pagels entgegengelaufen, als sie letzlich sahe, daß er wiederkam. Aber, du lieber Gott! Er brachte uns bösere Nachricht, denn das Geschreie uns gebracht, sagend, die Burgleute hätten ihm verzählet, daß ihr junger Herr gleich noch selbigen Tages abgeritten, als er die Jungfer gerettet. Und wär er zwar nach dreien Tagen zur Begräbnis seines Vaters retournieret, aber auch gleich hierauf wieder abgeritten, und hätten sie nun an die fünf Wochen weiter nichtes von ihme gehöret, wußten auch nicht, wohin er gefahren, und vermeineten, daß ihn böse Lotterbuben wohl erschlagen hätten.<br />
Und nunmehro hube mein Jammer größer an, denn er jemalen gewesen. Denn so geduldig und gottergeben sie sich vorhero erwiesen, daß keine Märtyrin hätt mügen stärker in Gott und Christo ihrem letzten Stündlein entgegengehen, so ungeduldig und verzweifelt war sie anjetzo. Hatte alle Hoffnung aufgeben und sich steif in den Kopf gesetzet, daß in dieser schweren Kriegeszeit die Schnapphanichen den Junker erschlagen. Nichts wollte davor helfen, auch das Beten nit, denn wenn ich mit ihr auf meinen Knien den Herrn anrief, fing sie letzlich immer an so erschrecklich zu lamentieren, daß sie der Herre verstoßen und sie nur zum Unglück auf Erden erwählet sei, daß es mir wie ein Messer mein Herze durchschnitt. Lag auch des Nachts und winselte, dieweil sie keinen Schlaf bekam. Rief ich ihr dann aus meinem Bette zu: »Mein liebes Töchterlein, willtu denn noch nit aufhören, so schlafe doch!« So gab sie zur Antwort: »Schlaf Er nur, mein Herzensvater, ich kann nit schlafen, ehe denn ich den ewigen Schlaf schlafe! Ach, mein Vater, warumb bin ich nicht gebrennet?« Aber wie hätte ich schlafen mügen, da sie nicht schlafen kunnte? Verfiel auch wieder in großen Unglauben, also daß ich nicht beten kunnte noch mochte. Doch der Herre handelte nicht mit mir nach meinen Sünden und vergalt mir nicht nach meiner Missetat, besondern seine Gnade sollte auch über mir elenden Knecht bald höher werden denn der Himmel über der Erden.Psalm 103, 10.<br />
Denn was geschahe am nächsten Samstag? Siehe, unsere alte Magd kam außer Atem in die Türe gefahren, daß ein Reuter über den Herrenberg käme, hätte einen großen Federbusch an seinem Hut wehend, und glaube sie, es wäre der Junker. Als mein Töchterlein, so auf der Bank saß, umb sich ihre Haare auszukämmen, solches hörete, tät sie einen Freudenschrei, daß es einen Stein in der Erden hätte erbarmen mügen, und rannte alsogleich aus der Stuben, umb über das Hackelwerk zu schauen. Währete auch nit lange, so kam sie wieder zurücke gelaufen, fiel mir umb meinen Hals und schrie in einem weg: »Der Junker, der Junker!« Wollte darauf abereins heraus, ihme entgegen, was ich ihr aber wehrete, und sölle sie sich lieber ihre Haare wegstecken, was sie auch einsah und, lachend, weinend und betend zugleich, sich ihre langen Haare wieder aufbund.<br />
Nunmehro kam aber auch der Junker schon umb die Ecken galoppieret, hatte ein grün sammet Wammes an mit roten seidinen Ärmeln und einen grauen Hut mit Reiherfedern. Summa: war stattlich angetan, wie eim Bräutigam gebühret. Und als wir nunmehro aus der Türen liefen, rief er meinem Töchterlein auf lateinisch schon von ferne entgegen: »Quomodo stat, dulcissima virgo?« Worauf sie zur Antwort gabe: »Bene, te aspecto!« Sprung also lächelnd vom Roß und gab solches meinem Ackersknecht, so mit der Magd auch herbeikommen war, umb sein zu pflegen, verschrak sich aber, als er mein Töchterlein also blaß sahe, und sprach, sie bei ihrer Hand fassend, auf deutsch: »Mein Gott, was fehlet Ihr, liebe Jungfer? Sie sieht ja blasser aus, denn da Sie auf den Scheiterhaufen sollte!« Worauf sie zur Antwort gab: »Ich bin auch alle Tage zum Scheiterhaufen gefahren, seitdem Er uns verlassen, lieber Herre, ohne bei uns einzusprechen oder uns kund zu tun, wo Er geblieben.« Solches gefiel ihme und sprach, wir wöllten nur allererst in die Stube gehen, sie sölle allens erfahren. Und nachdem er sich alldorten den Schweiß abgewischet und auf die Bank bei meim Töchterlein niedergesetzet hatte, verzählete er wie folget:<br />
Er hätte ihr ja alsogleich versprochen, er wölle ihre Ehre erstlich vor aller Welt restituieren, und hätte ihm dannenhero noch am selbigen Tage, als er uns verlassen, Ein ehrsam Gericht ein kurz Gezeugnis ausstellen müssen von allem, was fürgefallen, insonderheit aber von dem Bekenntnis des dreusten Büttels, item meines Ackerknechtes Claus Neels, womit er annoch in der Nacht, wie er versprochen, gen Anklam geritten und des nächsten Tages nacher Stettin zu unserm gnädigen Herrn, dem Herzogen Bogislav. Selbiger hätte sich fast heftig verwundert, als er von der Bosheit seines Hauptmanns vernommen und wie er's mit meinem Töchterlein gemachet, auch gefraget, ob sie des Pastoren Tochter sei, so einstmalen in Wolgast im Schloßgarten den Siegelring Sr. Fürstlichen Gnaden, Philippi Julii, christmilden Gedächtnisses, gefunden? Und da er solches nicht gewußt, ihn abereins gefraget, ob sie auch lateinisch verstünde? Und als er, der Junker, letztes bejahet und gesaget, sie könne besser Lateinisch denn er, hätte Se. Fürstliche Gnaden geantwortet: »So will sie es genugsam sein.« Sich alsogleich die Brille aufgesetzet und selbsten die Akta für sich genommen. Hierauf, und nachdeme Se. Fürstliche Gnaden das Gezeugnis Eines ehrsamen Gerichtes kopfschüttelnd gelesen, hätte er demütig umb eine Ehrenerklärung vor mein Töchterlein gebeten, auch Se. Fürstliche Gnaden ersuchet, ihm literas commendatitias an unsern allergnädigsten Kaiser nacher Wien mitzugeben, umb meinen Adelsbrief zu renovieren, angesehen er gesonnen sei, kein ander Mädken in seinem Leben zu heiraten denn mein Töchterlein.<br />
Als sie solches hörete, tat sie einen Freudenschrei und fiel in Unmacht mit dem Kopf an die Wand. Aber der Junker begriff sie in seine Arme, gab ihr an die drei Küssekens (so ich nunmehro auch ihme nicht weigern wollte, da ich mit Freuden sahe, wo es hinauslief), und als sie wieder bei sich kommen, fragete er, ob sie ihn nicht wölle, daß sie bei seinen Worten einen solchen Schrei getan? Worauf sie sprach: »Ob ich Ihn nicht will, mein Herre? Ach, fast so lieb als meinen Gott und Erlöser will ich Ihne! Nunmehro hat Er mir erstlich mein Leben gerettet und mein Herze vom Scheiterhaufen gerissen, auf dem es ohne Ihn gebrennet hätte sein Leben lang!« Weinete hierauf für Freuden, als er sie auf seinen Schoß niederzog, und umbfing mit ihren Händekens seinen Nacken.<br />
Saßen auch also und karessiereten eine ganze Zeit, bis der Junker wieder mein ansichtig wurde und sprach: »Was sagt Er dazu, es ist doch auch Sein Wille, Ehre Abraham?« Ei, Lieber, was hätte ich wohl dazu sagen können denn alles Guts? Weinete ja selbsten für Freuden wie mein Kind und gab darumb zur Antwort, warumb es nicht mein Wille sein sollte, da es doch Gottes Willen wäre? Aber ob der gute und rechtschaffene Junker auch bedacht hätte, daß er seinem adligen Namen einen Abbruch tun würde, wenn er mein Töchterlein, so als eine Hexe im Geschrei und nahe vor dem Scheiterhaufen gewest, sich zu seiner Frauen nähme?<br />
Hierauf sprach er: »Mitnichten!«, diesem hätte er längstens vorgesorget, und fuhr nunmehro fort, uns zu erzählen, wie er es angefangen. Nämlich Se. Fürstlichen Gnaden hätten ihme versprochen, alle Scripta, so er begehret, inner vier Tagen fertig zu halten, wo er von der Begräbnis seines Vaters heimzukehren hoffe. Wäre derohalben auch gleich wieder nach Mellenthin abgeritten, und nachdem er seinem Herrn Vater die letzte Ehre erwiesen, hätte er sich auch alsogleich wieder aufgemacht und befunden, daß Se. Fürstliche Gnaden unterdes ihr Wort gehalten. Mit solchen Scriptis wäre er nacher Wien abgeritten, und wiewohl er viel Leid, Mühe und Gefahr unterwegs ausgestanden (so er uns ein andermal erzählen wölle), wäre er doch glücklich in diese Stadt gelanget. Alldorten hätte er aber von ungefährlich einen Jesuiten getroffen, mit welchem er einstmalen als Studiosus etzliche Tage sein Quartier in Prag gehabt, und selbiger ihme auf sein Anliegen geantwortet, er solle guten Muts sein, angesehen Seine Majestät in diesen schweren Kriegsläuften Geld gebrauche, und wölle er, der Jesuit, allens machen. Solches wäre auch beschehen, und hätte die Kaiserliche Majestät nicht bloß meinen Adelsbrief renovieret, besondern auch die Ehrenerklärung Sr. Fürstlichen Gnaden, des Herzogen, bestätiget, so daß er nunmehro männiglich Red und Antwort von wegen seiner Braut stehen könne wie nachgehende von wegen seiner Frauen. Und als er nunmehro die Akta aus seinem Busen herfürzog und mir selbige in die Hand gab, sprach er: »Aber jetzunder muß Er mir auch einen Gefallen tun, Ehre Abraham, nämlich mich morgen, wo ich mit meiner Braut zu Gottes Tisch zu gehen verhoffe, mit seinem Töchterlein einmal für allemalen abzukündigen und nachgehende schon übermorgen zu trauen. Sage Er nit nein hiezu, denn mein Pfarrer, Ehre Philippus, spricht, daß solches bei Adligen in Pommern nicht ungebräuchlich, wannenhero ich auch zum Montage die Hochzeit in meiner Burg allbereits angesaget, als wohin wir fahren wollen und wo ich auch mein Beilager zu halten gedenke!« Gegen solches Ansehen hätte nun mancherlei zu monieren gehabt, aber da ich meim Töchterlein ansahe, daß sie auch gern recht bald Hochzeit hätt, kunnt ich es ihnen nicht abschlagen, sondern versprach allens, was sie wollten. Hierauf vermahnete sie beide zum Gebet, und nachdem ich meine Hände auf ihr Haupt geleget, dankete ich dem Herrn so brünstiglich, wie ich ihm noch immer gedanket, also daß ich letzlich für meinen Tränen nicht weiterkommen kunnte, sondern sie mir meine Stimme ersäufeten.<br />
Hierzwischen war aber des Junkers sein Wagen mit vielen Truhen und Koffers vor der Türen angelanget, und sprach er: »Jetzo soll Sie auch sehen, liebe Jungfer, was ich Ihr mitgebracht!« und gab Befehl, allens in das Zimmer zu tragen. Ei, Lieber, welche schöne Sachen hatte es darinnen, so ich mein Lebtage nit gesehen! Als mein Töchterlein dieses allens sahe, wurde sie aber betrübt, daß sie ihme nichts mehr geben könne denn ihr Herz allein und die Ketten von dem schwedischen König, so sie ihme umb den Hals hing und ihn weinend bate, sie vor ein Brautgeschenk zu behalten. Solches versprach er auch letzlich, und daß er sie mit in seinen Sarg nehmen wölle.<br />
Doch mit der Magd begab sich noch ein seltsamer Fürfall, so ich allhier noch notieren will. Denn nachdem das alte, treue Mensch gehöret, was hieselbsten geschehen, war sie für Freuden außer sich, sprang und klatschete in ihre Hände und sagete letzlich zu meim Töchterlein, nunmehro würde sie sicherlich nicht mehr weinen, wenn der Junker in ihr Bette liegen wölle, worüber selbige also erschamrotete, daß sie aus der Türen lief. Und als der Junker nunmehro wissen wollte, was sie damit sagen wölle, verzählete sie ihme, daß er schon einmal, als wir von Gützkow kommen, in meines Töchterleins Bette geschlafen, worüber er den ganzen Abend seinen Kurzweil mit ihr hatte, als sie wiederkam. Der Magd versprach er aber, da sie schon einmal meines Töchterleins Bette vor ihn gemacht, sölle sie es auch zum andernmal machen, und übermorgen, wie auch mein Ackersknecht, mit nacher Mellenthin fahren, damit Herrschaft und Gesinde sich nach so viel Trübsal zusammen freuen könnten.<br />
Und da der liebe Junker bei uns die Nachtherberge nehmen wollte, mußte er bei mir in der kleinen Achterstuben schlafen (denn ich kunnte doch nit wissen, was fürfallen würde). Schlief auch bald wie ein Dachs, aber in meine Augen kam kein Schlaf für Freuden, sondern betete die ganze liebe Nacht oder gedachte an meine Predigt. Erst umb die Morgenzeit drusete ich ein wenig ein, und als ich aufstund, saß der Junker schon in der Vorderstuben bei meim Töchterlein, welche allbereits das schwarze seidine Kleid anhatte, so er ihr mitgebracht, und wie durch ein Wunderwerk frischer aussahe, denn da der schwedische König kam, so daß ich sie mein Lebtage nit frischer und hübscher gesehen. Item hatte der Junker schon ein schwarz Wammes an und suchte ihr die besten Zweigleine zum Myrthenkranz aus, den sie sich wunde. Legte aber ihren Kranz sogleich auf die Bank, faltete ihre Händeleins und betete nach ihrer Gewohnheit den Morgensegen, als sie mich ankommen sahe, welche Demut den Junker sehr erfreuete, und er bat, es in Zukunft bei ihme auch also zu halten, was sie auch zu tun versprach.<br />
Bald hierauf gingen wir auch zur lieben Kirchen in die Beichte, und dieweil der Junker mein Töchterlein unter ihren Arm gefasset, blieb alles Volk für Verwunderung stehen und rissen den Hals auf, so weit sie kunnten. Sollten sich aber annoch mehr verwundern, als ich nach der Predigt erstlich die Ehrenerklärung Sr. Fürstlichen Gnaden mit der Bestätigung der Kaiserlichen Majestät und nachgehende meinen Adelsbrief auch deutsch ihnen fürlas und letzlich mein Töchterlein mit dem Junker zu kündigen begunnte. Lieber, da mürmelte es in der Kirchen nit anders, als wenn die Bienen summen. (N. N. Diese Scripta seind jedoch bei dem Feuer, so vor einem Jahr in der Burg auskam, wie ich nachgehende vermelden werde, verbrennet, wannenhero ich sie allhier nicht nach dem Original zitieren kann.)<br />
Darauf gingen meine lieben Kinder mit vielen Volk zu Gottes Tisch, und nach der Kirchen kamen sie fast alle umb sie und wünscheten ihnen Glück. Item kam der alte Paasch noch auf den Nachmittag zu mir ins Haus und bat mein Töchterlein abereins umb Vergebung, daß er sie unwissend beleidiget. Er wölle ihr gerne ein Hochzeitsgeschenke verehren, aber er hätte jetzunder nichtes, doch sölle seine Frau ihr zum Frühjahr ein Huhn setzen, und wölle er dann selbsten die Küken nacher Mellenthin bringen. Hierüber mußten wir allzumalen lachen, insonderheit der Junker, welcher letzlich sprach: »So du mir ein Hochzeitsgeschenke machest, mußtu auch zur Hochzeit geladen werden, darumb magstu wohl morgen mitkommen!« Worauf mein Töchterlein sprach: »Und Eure kleine Marie, meine Pate, soll auch mitkommen und soll meine Brautjungfer sein, wenn es mein Herre erlaubet!« Und als er solches versprach, hieß sie den alten Paasch sein Mädken ihr anhero zu schicken, umb ihr ein neu Kleid anzupassen, welches allens den alten, guten Kerl so erbarmete, daß er laut zu weinen begunnte.<br />
Als er weg war und der Junker nichts anders täte, denn mit seiner Braut schwätzen, beides, deutsch wie lateinisch, macht ich es besser und ging auf den Berg zu beten, wobei ich ihr nachfolgete und auf den Scheiterhaufen stieg, umb hier einsamlich dem Herrn mein ganzes Herze zu einem Dankopfer zu bringen.<br />
Die Nacht nahm ich den Junker wieder bei mir, aber als am andern Morgen kaum die Sonne auf...<br />
Hiermit enden diese interessanten Mitteilungen, die ich nicht die Absicht habe, mit eigenen Zutaten zu verwässern. Meine Leser, und insonderheit meine schönen Leserinnen, mögen sich nun nach Gefallen das Glück dieses vortrefflichen Paares weiter ausmalen.<br />
Alle weiteren historischen Spuren seines Daseins, wie des Daseins des Pfarrers, sind verschwunden, und nur ein in die Wand der Kirche zu Mellenthin gefügter Denkstein ist übriggeblieben, auf welchem der unvergleichliche Junker mit seinem noch unvergleichlicheren Weibe abgebildet ist, noch die güldene Ketten mit dem Konterfei des schwedischen Königs auf seiner treuen Brust. Beide scheinen kurz hintereinander gestorben und in einem Sarge begraben zu sein. Denn im Kirchgewölbe sieht man einen großen Doppelsarg, in welchem, der Tradition zufolge, sich auch eine goldene Kette von unschätzbarem Wert befinden soll. Vor einigen zwanzig Jahren wollte der Gutsbesitzer v. M., welcher durch seine unerhörte Verschwendung nahe an den Bettelstab gekommen war, diesen Sarg öffnen lassen, um daraus das kostbare Kleinod zu entwenden, aber er vermochte es nicht. Wie durch einen mächtigen Zauber wurde er in seinen Fugen festgehalten und ist bis auf den heutigen Tag noch uneröffnet geblieben.</div>Windfluechtermvhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Goldenbow_Transkriptionen_2Goldenbow Transkriptionen 22024-03-07T07:59:56Z<p>ChristianPagenkopf: /* 1644, Beschreibung des Amtes Crivitz */</p>
<hr />
<div>= 1644, Beschreibung des Amtes Crivitz =<br />
<br />
Quelle: LHA, 2.22-10/5 Nr.7<br />
<br />
Den Durchläuchtigen Hochwürdigen Hochgeborenen, Fürsten Und Hern Hern Adolph Friedrichen, Hertzogen zu Megkelnburg, Fürsten zu Wenden, Administrator des Stiffts, Und Graffen zu Schwerin, der Lande Rostock Und Stargard Hern <br />
Unserm gnedigen Fürsten Und Hern Unterthäniglich<br />
<br />
… so balt möglich war gedecket, die außgefallene Wende wieder zugeklemet, und die Scheun. Und Haußthüren sambt den Fenstern wieder gemacht werden.<br />
Hieselbs ist der Schultz mit seinem Weibe und 2 Kindern noch im Leben, hat ein Hauß, welches nur halb unter Dach gebracht. Noch 2 alte und baufellige Häuser, welche Dach und Wendelos. Und sollen noch 2 Paurknechte, welche in Barnin zu Hauß gehören, zu Crivitz dienen, womit itz gedachte 2 Paurheuser wieder besetzt werden können. Die anderen Häuser sein gantz zunicht.<br />
<br />
Die Schäferey im Eichholtz.<br />
Der Schäferkate muß am Dache, nach einer Seiten außgebeßert werden. Ein Schaffstall ist noch in zimblichem Stande, der andere niedergefallen.<br />
<br />
Den 29. Mai: In '''Radduhn''' wohnen noch 7 Baurleute und 2 Koßaten.<br />
<br />
1. Peter Harman der Schultze, hat 1 Hauß, Scheune, Backhauß und Spieker, auch 2 Ochsen, 1 Küh, 1 Pferd, 10 Schl. Rocken, 3 Schl. Gersten, ½ Schl. Erbsten und 3 Schl. Habern geseyet.<br />
<br />
2. Chim Clauß hat ein Hauß, auch 1 Ochßen, 1 Stier und 1 Kuhe und 8 Schl. Rocken, 1 ½ Schl. Gersten, 1/2 Schl. Erbsten, 2 Schl. Habern, und 1/2 h Buchweitzen geseyet.<br />
<br />
3. Hanß Borchert, hat ein Hauß, auch 1 Ochßen, 1 Stier, 1 Kuhe und 7 Schl. Rocken, 2 Schl. Gersten, 1/2 Schl. Erbsten und 1/2 Schl. Habern geseyet.<br />
<br />
4. Chim Wilck hat ein Hauß, in zimblichem Stande, und kein Vieh, 2 Scheffel Rocken geseyet.<br />
<br />
5. Hanß Steker hatt ein Hauß, auch 1 Ochßen, 1 Kuhe und ein geringes Pferd, 5 Schl. Rocken, 2 1/2 Schl. Gersten, 1/2 Schl. Erbsten und 1 ½ Schl. Habern geseyet.<br />
<br />
6. Hanß Brand hat ein Hauß, Scheune und Spieker, auch 1 0chßen,1 Kuhe und ein gering Pferd, 9 Schl. Rocken, 5 Schl. Gersten, 1/2 Schl. Erbsten und 1 1/2 Schl. Habern geseyet.<br />
<br />
7. Jacob Möller hat ein Hauß, auch 1 Ochßen, 5 Schl. Rocken, 2 Schl. Gersten und 1 Schl. Habern geseyet.<br />
<br />
2 Koßaten, Chim Rues und Chim Wehder, haben 2 baufellige Katen und kein Vieh, ein jeder hat 1 Schl. Rocken geseyet. Diese Leute haben wöchentlich 2 Tage gedienet, wie es von dem Ambtman begehret worden, und auf den wüsten Hufen 2 Schl. Rockn, für J. R. ...(?) in die Erde gebracht. An Sommersaht hat nichts geseyet werden können, weil der Acker gantz auß dem Mist. An Pachten haben sie unvermögenheit halber nichts außgeben können.<br />
<br />
In '''Damerow''' wohnen 6 Hufner.<br />
<br />
1. Cheel Pingel, der Schultz, hat ein Haus, Scheune und Backhauß, auch 2 Stier und 1 Kühe, 10 Schl. Rocken, 1 Schl. Gersten und 1 Schl. Habern geseyet.<br />
<br />
2. Hanß Neubaur hat ein Hauß, alte Scheune, Spieker und Backhauß, auch 2 Ochsten und 1 Kuhe, 10 Schl. Rocken, 1 Schl. Gersten und 1 Schl. Habern geseyet.<br />
<br />
3. Chim Weltzien hat ein Hauß, auch 2 Ochßen, 1 Kuhe, 10 Schl. Rocken, 1 Schl. Gersten und 1 Schl. Habern geseyet.<br />
<br />
4. Chim Brüschauer hat ein Hauß, Scheune und Backhauß, auch 2 Ochßen und 1 Kuhe, 10 Schl. Rocken geseyet, auch 1 Schl. Gersten und 1 Schl. Habern.<br />
<br />
5. Chim Wulff hat ein Hauß und Backhauß, auch 2 Ochßen und 1 Kuhe, 10 Schl. Rocken, 1 Schl. Gersten und 1 Schl. Habern geseyet.<br />
<br />
6. Chim Ties hat ein Hauß und Scheune, auch 2 Ochßen und 1 Kuhe, 10 Schl. Rocken, 1 Schl. Gersten und 1 Schl. Habern geseyet.<br />
<br />
An Dienstgelde hat ein jeder jehrlich 3 R(?) gegeben und 1 Tag Rocken, 1 Tag Gersten und 1 Tag Heugraß gemeyet, auch 3 Tage eingeführt.<br />
<br />
In '''Zießlübbe''' haben 4 Buerleute und 2 Koßaten gewohnet.<br />
<br />
1. Lorentz Schultze, ein Hüfener, hat ein Hauß, Scheune Spieker und Backhauß, auch 1 Kuhe, 10 Schl. Rocken, 1 ½ Schl. Gersten und 2 Schl. Erbsten geseyet.<br />
<br />
2. Casten Hartwig, ein Hüfener, hat eine alte Scheune und wohnet im Backhause, weil das Hauß nieder gefallen, hat 1 Kuhe, 3 Schl. Rocken und 1 Schl. Gersten geseyet.<br />
<br />
3. Erdman Kach, ein Koßate, hat einen Katen und 1 Kuh, 2 Schl. Rocken geseyet.<br />
Noch ein wüst Hauß, Scheune und Backhauß. Ein Baur- und 1 Käter Hauß liegen nieder. Und haben fürgesetzte Zieslübber Pauren zuweilen mit dem Leibe gedienet.<br />
<br />
In '''Grebbien''' haben für diesem gewohnet: 21 Pauren, worunter 12 Bauerleute und 9 halbe Hüfener gewesen, und der Schmid. Anitzo sein noch darin verhanden 7 Baur-leute, ohne den Schultzen.<br />
<br />
1. Augstin Frieling, der Schultz, hat ein Hauß, Scheuer und Spieker, 2 Ochßen, 2 Kühe, 9 Schl. Rocken, 4 Schl. Gersten, 3/4 Erbsten, und 2 Schl. Haber geseyet.<br />
<br />
2. Ties Wandschneider hat ein gantz baufelliges Hauß, auch 1 Ochßen, 1 Kuhe, 4 Schl. Rocken, 2 Schl. Gersten und 1/2 Schl. Erbsten geseyet etc.<br />
<br />
3. Adam Goldenbow, hat eine Scheune, worein er wohnet, auch 1 Kuhe, 14 Schl. Rocken, 2 Schl. Gersten und 2 Schl. Erbsten geseyet.<br />
<br />
4. Paul Block hat ein Hauß, 1 Ochßen, 1 Kuhe, 4 Schl. Rocken, 2 Schl. Gersten, 2 Schl. Erbsten geseyet.<br />
<br />
5. Christoffer Wandschneider hat einen Spieker zur Wohnung, auch 1 Kuhe, 4 Schl. Rocken, 1 Schl. Gersten und 1/4 Scheffel Erbsten geseyet.<br />
<br />
6. Ties Föltzer hat ein Hauß, auch 2 Ochßen und 1 Kuhe und 4 Schl. Rocken geseyet.<br />
<br />
7. Hanß Behrman hat ein Hauß, auch 1 Ochßen und 1 Kuhe, 4 Schl. Rocken und 2 Schl. Gersten geseyet.<br />
<br />
8. Jochim Ruwohlt hat ein gantz untüchtiges Hauß und Scheune, 1 Ochßen und 1 Kuhe, und 3 Schl. Rocken, 1 Scheffel Gersten geseyet.<br />
<br />
Palm Goldebows Hauß wüst.<br />
<br />
Jacob Meineken Hauß wüst.<br />
<br />
Sehl. Chim Behrmans Witwen Hauß ist wüst und sie bey andern Leuten.<br />
<br />
Der Schmid hat ein Hauß, 1 Ochßen und 1 Kuhe und muß in der Rockenerndte einen hocker(?) zum Hofdienst schicken.<br />
<br />
Die andere Pauren haben ein jeder umb die 4te Woche 2 Tage mit der Spannung oder dem Leibe zu Hofe gedienet, aber dem Ambtman, unvermögenheit halber, keine Pacht geben können.<br />
<br />
Den 29 May, aufn abend haben Wir auch den Hof '''Kohbande''' sambt den darauf stehenden Gebäuden, in Augenschein genommen. Welche auch in schlechtem Stande befunden, und an Dächern, Wenden, Thüren und Fenstern (Derer keine mehr vorhanden) nohtwendig gebeßert und gebauet werden müßen.<br />
<br />
Im Dorffe '''Sukow''' haben gewohnet 11 Hüfener und 2 Koßaten, die haben 2 und 2 einen Pflug außgemachet und wöchentlich einen Tag mit der Spannung und einen Tag mit der Hand gedienet. Itzt sein nach folgende Leute darin:<br />
<br />
1. Jochim Krey hat kein Hauß, liegt im Backhause, ein Scheune, auch 2 Ochßen und 9 Schl. Rocken, 6 Schl. Gersten, 2 Schl. Erbsten und 1 Schl. Buchweitzen geseyet.<br />
<br />
2. Peter Krey hat kein Hauß, liegt in Niedemeyerschen Hause, hat eine Kuhe und 1 1/2 Schl. Rocken, auch 1/2 Schl. Buchweitzen geseyet.<br />
<br />
3. Hanß Hinze hat ein Hauß, Scheune und Backhauß, auch 1 Kuhe und 1½ Schl. Rocken, auch 1/2 Schl. Buchweitzen geseyet.<br />
<br />
Im Dorffe '''Leetzen''' wohnen 2 Hüfener:<br />
<br />
1. Hinrich Ronnekendorff hat ein Hauß, Scheune, Heuschauer und alten Spieker, auch 4 Ochßen, 2 Stier, 2 Kühe eine Starcke, 2 Drt. Rocken, 1 Drt. 6 Schl. Gersten 11 Schl. Erbsten und 1 Schl. Habern geseyet, auch dem Ambtman für 3 Jahr Dienst, 1 Ochßen, und ein Drömbt Rocken gegeben, ohne die 5 Drt. 6 Schl. Habern, welche für J F G(?). er nach Crivitz geliefert.<br />
<br />
2. Hanß Porm hat ein Hauß, Scheune und Backhauß, auch 2 Stier, welche er noch nicht bezahlet hatte, 6 Schl. Rocken, 4 Schl. Gersten, 3 Schl. Erbsten und 4 Schl. Habern geseyet. Und weil er nicht viel im Vermögen, hat er dem Ambtman für die Dienste, jährlich 1 Rthlr. gegeben.<br />
<br />
Das Dorff '''Langen Brütz''' waren für diesem 5 Pauren gewohnet, sein noch vorhanden:<br />
<br />
1. Chim Porm, ein Hüfener, hat ein Haus, Scheune, Backhauß und Heuschauer, auch 2 Ochßen, 2 Stier, 2 Kühe und 2 kleine Stier, 1 Drt. 4 Schl. Rocken 10 Schl. Gersten, 8 Schl. Erbsten und 2 Schl. Habern geseyet.<br />
<br />
2. Chim Alff, ein Hüfener, bewohnet Sehl. Marten Waken Hauß und Scheune, weil seine Zimmer abgebrand. Und er des Waken Witwen wieder gefreyet, und hat 2 Ochßen und 2 Stier, 1 Kuhe und 1 kleinen Stier, 1 Drt. 3 Schl. Rocken, 8 Schl. Gersten, 6 Schl. Erbsten und 4 Schl.Habern geseyet. Diese 2 Pauren haben dem Ambtman für 3 Jahr Hofedienst, einen Ochßen und 12 Schl. Rocken, wovon ihme noch 4 Sch. rastiten(?) zugesagt und gegeben, und das Sie ihme 3 Tage in der Erndte dienen wolten<br />
<br />
Sehl. Hanß Sagers und Sehl. Hanß Diterichs Zimmer sollen in diesem Kriegswesen, neben Chim Alffs Gebäuden, wie gedacht abgebrandt sein.<br />
<br />
Das Dorf '''Domsühl''' belangend, worauß das Closter Dolbertin die Pächte zugeben und die Dienste nach E. P. G.(?) Ambt Criwitz gehören, davon ist dem Küchmeister zur Neustadt die Verzeichniß hingeschickt. Und wird derselbe deßwegen, seine Unterthanige relation auch einschicken. <br />
<br />
Welches E. P. G. wier hiemit Untertheniglich referiren wollen, und verbleiben deroselben, zu allen ferner unterthenigen Diensten in stetem Gehorsamb pflichtbereit willig, Datum Schwerin, den 8 Junÿ Anno 1644.<br />
HH. GG. Untethänige gehorsame Diener<br />
<br />
[[Kategorie:1517 bis 1648]]</div>ChristianPagenkopfhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/%22Mecklenburgische_Bestandsverh%C3%A4ltnisse_und_Forstwirtschaft_in_fr%C3%BCheren_Jahrhunderten%22_Parchmann,_W."Mecklenburgische Bestandsverhältnisse und Forstwirtschaft in früheren Jahrhunderten" Parchmann, W.2024-03-05T23:05:10Z<p>Windfluechtermv: </p>
<hr />
<div>; "Mecklenburgische Bestandsverhältnisse und Forstwirtschaft in früheren Jahrhunderten" Parchmann, W.<br />
Hinstorff, Rostock 1921, 106 S. Meckl. Landw. Mitteilungen H.5 (auch Dissertation Rostock 1921) <br />
<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 000a.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 000a]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 000b.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 000b]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 000c.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 000c]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 000d.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 000d]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 001.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 001]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 002.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 002]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 003.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 003]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 004.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 004]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 005.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 005]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 006.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 006]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 007.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 007]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 008.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 008]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 009.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 009]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 010.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 010]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 011.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 011]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 012.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 012]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 013.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 013]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 014.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 014]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 015.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 015]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 016.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 016]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 017.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 017]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 018.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 018]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 019.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 019]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 020.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 020]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 021.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 021]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 022.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 022]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 023.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 023]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 024.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 024]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 025.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 025]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 026.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 026]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 027.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 027]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 028.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 028]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 029.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 029]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 030.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 030]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 031.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 031]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 032.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 032]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 033.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 033]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 034.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 034]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 035.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 035]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 036.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 036]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 037.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 037]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 038.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 038]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 039.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 039]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 040.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 040]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 041.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 041]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 042.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 042]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 043.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 043]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 044.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 044]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 045.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 045]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 046.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 046]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 047.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 047]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 048.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 048]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 049.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 049]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 050.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 050]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 051.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 051]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 052.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 052]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 053.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 053]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 054.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 054]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 055.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 055]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 056.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 056]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 057.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 057]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 058.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 058]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 059.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 059]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 060.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 060]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 061 a.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 061]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 062.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 062]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 063.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 063]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 064.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 064]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 065.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 065]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 066.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 066]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 067.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 067]]<br />
<br />
<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 068.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 068]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 069.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 069]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 070.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 070]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 071.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 071]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 072.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 072]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 073.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 073]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 074.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 074]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 075.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 075]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 076.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 076]]<br />
<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 077.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 077]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 078.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 078]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 079.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 079]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 080.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 080]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 081.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 081]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 082.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 082]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 083.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 083]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 084.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 084]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 085.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 085]]<br />
<br />
<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 086.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 086]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 087.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 087]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 088.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 088]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 089.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 089]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 090.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 090]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 091.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 091]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 092.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 092]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 093.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 093]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 094.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 094]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 095.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 095]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 096.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 096]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 097.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 097]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 098.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 098]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 099.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 099]]<br />
<br />
<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 100.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 100]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 101.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 101]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 102.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 102]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 103.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 103]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 104.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 104]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 105.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 105]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 106.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 106]]<br />
[[Datei:1921 Parchmann Meckl Forstw 107.jpg|850px|links|1921 Parchmann Meckl Forstw 107]]</div>Windfluechtermvhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/%22Das_neue_Seebad%22_-_Erz%C3%A4hlung_%C3%BCber_das_Werden_von_Graal-M%C3%BCritz"Das neue Seebad" - Erzählung über das Werden von Graal-Müritz2024-03-03T17:03:18Z<p>Windfluechtermv: /* Das neue Seebad (von Johannes Trojan) */</p>
<hr />
<div>==Das neue Seebad (von Johannes Trojan)==<br />
<br />
:Maler hatten es ausgespürt, das Bad Spickaalsdorf, als dort nur Fischer wohnten, die nebenbei ein wenig Feldbau trieben. Die Hütten der Fischer und ein Krug, mit einem Kaufmannsladen verbunden, machten den ganzen Ort aus. <br />
:Spickaalsdorf war für das Publikum noch »unentdeckt«, denn als eigentliche Badegäste konnten die Maler nicht gelten.<br />
<br />
:Wenig zu essen gab es dort, aber zu malen genug auch ausser der See. Auf den Dünen wuchs ein malerisches Durcheinander von wilden Rosen und Hollunder, und im Walde gab es knorrige, halbverdorrte Eichen, wie sie der Forstmann nicht gern sieht, der Künstler aber sehr hoch schätzt. <br />
:Dann waren im Dorf selbst bezaubernde verfallene Häuschen mit moosbewachsenen Strohdächern zu finden, auf die niemand eine Hypothek gegeben hätte, die aber im höchsten Grade dazu geeignet waren, wie sie dastanden, auf die Leinwand geworfen zu werden. <br />
:Endlich gab es unter den Fischern wunderbare Gestalten und köstlich verwitterte Gesichter, mit einem Wort: Pracht-Modelle. <br />
:Zwar wollten sie zuerst nicht daran, sich malen zu lassen, als aber der erste herausbekommen hatte, dass es nicht weh that und dass es etwas einbrachte, folgten die andern nach, wenn auch ihnen die Sache sehr lächerlich vorkam.<br />
<br />
:Die Maler waren in Bezug auf Verpflegung mit dem zufrieden, was des Ortes Brauch war. Ihre Mahlzeiten bestanden in der Hauptsache aus Kartoffeln und aus einem Getränk, das Kaffee genannt wurde, zum Glück aber in nichts an Kaffee erinnerte. <br />
:Man konnte es nicht »schlechten Kaffee« nennen, sondern es war ein Getränk für sich, das der eine mochte und der andere nicht. <br />
:Die See warf natürlich manches ab für den Mittagstisch, und besonders gross war der Jubel, wenn einmal Heringe gefangen wurden. Dann kam Fülle und Abwechselung in das Menü, denn der Hering lässt sich nicht nur frisch auf verschiedene Art zubereiten, sondern es gibt auch noch mehrere Arten ihn zu conserviren und ein schmackhaftes kaltes Zugericht aus ihm herzustellen.<br />
<br />
:An Getränken gab es im Kruge ein Bier, das angenehm säuerlich und nicht zu kalt war, und einen Cognac ausserdem, dem man noch eine halbe Stunde, nachdem man ihn genossen, nachschauderte, und der einem im Traum vorkam. <br />
:So war für des Leibes Nahrung und Nothdurft genügend gesorgt. Auch machten die Künstler in Bezug auf Beherbergung und Verpflegung keine grossen Ansprüche. <br />
:Sie gehörten nicht zu den »grossen Thieren«, die in der Residenz ihre Villen mit Agaven und Rhododendren haben, bei denen Equipagen vorfahren, in denen mindestens ein Commerzienrath sitzt; nein, es waren junge Leute, die noch etwas lernen wollten, die ausgegangen waren, um mit der Natur Fühlung zu gewinnen, was ihnen denn auch in Spickaalsdorf ohne Mühe gelang.<br />
<br />
:Es war ihnen gleichgiltig, wie sie wohnten und wo sie schliefen, denn sie schliefen auf einem Baumast ebenso vortrefflich wie im Daunenbett. <br />
:An einer Stelle des Strandes hatten sie sich selbst eine kleine Hütte aus Fichtenzweigen erbaut; das war damals die ganze Badeanstalt, und dass für die Bäder nichts bezahlt wurde, verstand sich von selbst. <br />
:Man lebte damals noch rasend billig in Spickaalsdorf. Es kam den Eingeborenen nicht in den Sinn, aus dem Aufenthalt der Künstler an ihrem Ort einen besonderen Vortheil zu ziehen. Sie waren überzeugt davon, dass diese lustigen jungen Menschen sehr wenig Geld besassen, und hatten sie gern, auch wenn sie dieselben für eine Sorte von harmlosen Verrückten hielten. Die dort übersommernden Maler aber führten ihrer Meinung nach ein köstliches Leben an diesem Ort. <br />
:Sie badeten in der See, fuhren mit den Fischern auf den Flunderfang, durchstreiften den Wald, lagen im weissen Sande oder rollten sich die Dünen hinunter und arbeiteten dabei auch fleissig und mit Erfolg. <br />
:Wenn der Herbst kam und im Dorngesträuch die rothen Beeren schimmerten, zogen sie heim in die Hauptstadt mit vielen Entwürfen in ihren Mappen, an Leib und Seele erfrischt und ohne von den Eingeborenen geplündert zu sein. <br />
:Das war, wie diese ersten Besucher von Spickaalsdorf behaupten, die goldene Zeit für den Ort.<br />
:Sie sollte nicht lange währen. <br />
:Die Lehrer, welche bei der Aufsuchung von Sommerfrischen den Spuren der Künstler folgen, hatten bald heraus gefunden, dass Spickaalsdorf ein Ort war, wo man billig lebte und wo noch primitive Verhältnisse herrschten.<br />
:Nicht lange dauerte es, so begannen sie, sich dort hineinzulegen. <br />
:Da sie aber mit Kind und Kegel kamen und denn doch schon etwas grössere Ansprüche in Bezug auf Quartier und Verpflegung machten als die halbwilden Künstler, so wurde durch sie der Charakter des Ortes bald nicht unwesentlich verändert. <br />
:Für den stärkeren Zuspruch von Sommergästen wurden die Häuser zu enge, obgleich die Fischer mit den Ihrigen sich in die unscheinbarsten und unbequemsten Hinterbaulichkeiten zurückzogen. <br />
:Dann wurde hier und da etwas aufgesetzt und zugebaut, und am Ende wurde sogar der Grund zu neuen Häusern gelegt, bei denen man an die Aufnahme von Badefremden dachte. <br />
:Die Preise zeigten ein leises Anschwellen, das in Künstlerkreisen nicht unbemerkt blieb. <br />
:Der Krugwirth erhob sich selbst zum Gasthofsbesitzer und richtete einen ordentlichen Mittagstisch ein. <br />
:Er erweiterte seine Bierverbindungen und schaffte einen leichten Moselwein an für Liebhaber dieses Getränkes. Woher besagter Wein stammte, konnte nicht ausgemacht werden, es hatte aber die meiste Wahrscheinlichkeit für sich, dass er von einer nördlich gelegenen Insel kam, auf der weisse Blaubeeren wuchsen.<br />
<br />
:Zugleich wurden am Strande mehrere Bretterbuden erbaut, welche die Anfänge einer wirklichen Badeanstalt bildeten. <br />
:Schon musste für die Bäder etwas bezahlt werden, aber der Preis dafür war noch ein sehr mässiger, es bestand noch keine Badeverwaltung, es wurde noch keine Kurtaxe erhoben. <br />
:Auch musikfrei blieb der Ort noch längere Zeit. Man hörte noch kein Pianino erklingen und noch keinen Leierkasten, aber gesungen wurde schon ziemlich viel. <br />
:Von der besonnten Düne erscholl es »Im kühlen Keller sitz' ich hier«, und von der See her, auf der man in Fischerbooten spazieren fuhr, ertönte am Abend nicht selten die schöne Weise: »Die Nacht ist kühl und es dunkelt, und ruhig fliesset der Rhein«. <br />
:Ueberall spielt sich der Kampf ums Dasein ab. Eines vertreibt das andere von der Stelle, wo es sich angesiedelt hat und zu bleiben gedachte. <br />
:Die Wanderratte verdrängt die altheimische Hausratte, und dem Sperling müssen in den Gärten und der Umgebung unserer Städte die Singvögel Platz machen. <br />
:Die Kräuter der Wildniss weichen der Pflugschar, und an ihre Stellen treten nützliche Culturgewächse. <br />
:An diese wieder drängen sich dreiste oder listige Unkräuter heran und nehmen mit ihnen den Kampf auf.<br />
<br />
:Etwas Aehnliches vollzog sich in Spickaalsdorf. Als die Lehrer in immer grösserer Zahl einrückten, konnten sich die Maler nicht mehr halten, der Ort wurde für sie zu civilisirt und zu theuer, einer nach dem andern verschwanden sie und suchten entlegenere Küsten auf. :Aber auch die Herrschaft der Lehrer dauerte nicht gar lange Zeit. Ja, wenn sie reinen Mund gehalten und geschwiegen hätten, wie sie es sich vorgesetzt hatten, so würde ihr Sommerparadies ihnen wohl lange Zeit noch erhalten geblieben sein. <br />
:Aber in winterlichen Abendgesellschaften, im gemüthlichen Zusammensein bei Bier und Wein plauderten sie doch so manches aus, und so gewann die übrige Welt, die im Sommer Seebäder zu besuchen gewohnt ist, von Spickaalsdorf Kunde, fiel begierig über den Ort her und bemächtigte sich seiner. <br />
:In kurzer Zeit wurde die bescheidene Malercolonie zu einem emporblühenden beliebten Badeort, wie es in den Zeitungen hiess.<br />
<br />
:Die Eingeborenen merkten bald, dass aus ihrem Ort etwas zu machen sei. Häuser wuchsen aus dem Boden, und in den Wohnungen für Badegäste machte sich ein gewisser Comfort bemerkbar, von dem in der Malerzeit noch nichts vorhanden gewesen war und in der Lehrerzeit erst sehr wenig. <br />
:Schon war man nicht mehr zufrieden damit, wenn in einem Zimmer ein Tisch mit zwei Stühlen stand, man verlangte auch noch ein Kanapee, eine Kommode und einen Spiegel. <br />
:Man schüttelte den Kopf, wenn nicht die Wand mit einem kostbaren Neuruppiner Kupferstich geziert war. <br />
:Vor dem Hause musste auch eine Laube sein. Eine solche liess sich allerdings leicht herstellen mit Hilfe weniger Stangen, an die man Bohnen pflanzte.<br />
<br />
:Der Gastwirth bekam einen Concurrenten, der ausser einem blumigen Mosel auch noch einen sehr preiswürdigen Bordeaux führte. <br />
:Woraus derselbe gemacht war, wollte er nicht sagen, wusste es vielleicht auch selbst nicht. <br />
:Der Geschmack dieses Weines erinnerte an eine leichte Tinte, der ein gut Theil Essig zugesetzt ist.<br />
<br />
:Es ist merkwürdig, wie schnell die wilden Männer, die uns in Europa besuchen, mögen es nun Zulukaffern oder Nubier, Indianer aus Nordamerika oder Feuerländer sein, den Werth des Geldes kennen lernen und mit unserm Münzsystem sich vertraut machen. <br />
:Auch die Eingeborenen unserer Seeküsten, die allerdings schon von Hause aus etwas civilisirter sind als jene ausländischen Wilden, erweisen sich in dieser Hinsicht als sehr bildsam, und davon machten die Urbewohner von Spickaalsdorf keine Ausnahme. <br />
:Wie verstanden sie es bald, mit der steigenden Saison die Flunderpreise zu steigern, nachdem sie gemerkt hatten, dass die Badegäste sich um diese köstlichen, nur von ihnen selbst, den Fischern, als Speise nicht allzusehr geschätzten Plattfische förmlich rissen. <br />
:Nun wurde immer nur wenig gefangen, wie sie behaupteten, und wenn sie den Fremden auf deren Bitten für theueres Geld etwas abliessen, so geschah es anscheinend mehr aus angeborener Gutmüthigkeit, als um ein Geschäft damit zu machen.<br />
<br />
:Aehnlich war es mit anderen Dingen. Die Preise, die zuerst nur ein leichtes Anschwellen gezeigt hatten, schnellten nach einiger Zeit auf überraschende Weise in die Höhe, so dass die Lehrer bis auf wenige besonders günstig Situirte genöthigt waren, den Platz zu räumen.<br />
<br />
:Es wurde aber auch für das Geld etwas geboten. <br />
:Die Eingeborenen hatten aus sich heraus eine Badeverwaltung und einen Verschönerungsverein gebildet. <br />
:Zwei ordentliche Badeanstalten waren errichtet, ein Bademeister war berufen, Badefrauen waren eingesetzt worden. <br />
:Das Trinkgeld, das um die Zeit der Maler noch eine ziemlich unbekannte Grösse gewesen war, fing an, eine wichtige Rolle zu spielen.<br />
<br />
:Der Verschönerungsverein, der von jedem Badegast einen kleinen Tribut erhob, legte im Walde einen Promenadenweg an und stellte hie und da Bänke auf sowie auch eine Mooshütte. Hervorragenden Badegästen zu Ehren wurde vom Verschönerungsverein ein Platz »Meyers Ruhe«, ein kleiner Berg die »Elsenhöhe« und ein besonders schöner Punkt »Schultzes Blick« getauft.<br />
<br />
:Mit der Zeit siedelten sich zwei Kaufleute im Ort an. Sie wohnten einander gegenüber, standen gewöhnlich vor der Thür und beschossen einander mit giftigen Blicken. Jeder von ihnen gab genau darauf Acht, wer bei dem andern aus und ein ging und verzehrte sich in Neid wegen jeder Schachtel Streichhölzer, die der Concurrent verkaufte. Jeder von beiden suchte den andern zu überbieten in Delikatessen, die er für die Badegäste feilhielt. <br />
:Der eine von ihnen ging darin so weit, dass er vom Frühjahr ab in seinem Laden ein Fässchen Caviar stehen hatte. <br />
:Merkwürdig! So mancher sah beim Vorübergehen in das Fässchen hinein, keiner aber wollte von dem Caviar kaufen. <br />
:Indessen stand doch das Fässchen da, imponirte sehr und berechtigte den Kaufmann dazu, in sein Schaufenster eine Tafel zu stellen mit der stolzen Inschrift: »Echter Astrachaner Caviar!« Als die Saison vorüber war, verkaufte er den Inhalt des Fässchens für ein weniges an einen Fischer, der damit seine grossen Wasserstiefel geschmeidig machte.<br />
<br />
:Wann der erste Geheime Rath in Spickaalsdorf angekommen ist, lässt sich mit Sicherheit nicht mehr feststellen. <br />
:Es wird ungefähr um die Zeit gewesen sein als das erste Clavier auf grundlosen Sandwegen mühsam aus der nächsten kleinen Stadt nach Spickaalsdorf geschafft wurde. <br />
:Es war bestimmt für den Saal in dem neuen Gasthof »Zur schönen Aussicht«, wo es seitdem von »talentirten« Badegästen weidlich gemartert worden ist. Um dieselbe Zeit tauchten auch in dem genannten Gasthof die ersten Speisekarten mit Beefsteak und Cotelette auf. Und auf einmal war ein Kellner da.<br />
<br />
:Wie sehr aber hat sich seitdem Spickaalsdorf noch entwickelt, wie grossartig ist es seit dieser immerhin noch einfach zu nennenden Zeit geworden! <br />
:O Spickaalsdorf, wie sehr hast du dich verwandelt! <br />
:So rufe ich aus, indem ich an Ort und Stelle diesen Bericht, der eine kurzgefasste Geschichte des Ortes ist, niederschreibe. <br />
:Jetzt haben wir auch schon eine Strandhalle hier, wie die andern Bäder, und in dieser sitze ich eben und höre, wie zwei Badegäste über dem Zeitungslesen in heftigen Streit mit einander gerathen sind. <br />
:Natürlich gehören sie entgegengesetzten politischen Richtungen an, wie die beiden Blätter, die sie sich hierher nachschicken lassen. So etwas konnte früher hier nicht vorkommen. <br />
:Die Maler hielten sich überhaupt keine Zeitung, und wenn sie sich bei Regenwetter einmal in das »Amts- und Verordnungs-Blatt für den Kreis Flundershausen«, das beim Krüger zu finden war, vertieften, so machte sie das doch nicht aufgeregt oder erbittert. <br />
:Die Lehrer hielten sich einige milde und parteilose Organe. In diesen lasen sie, ohne dadurch aus der beschaulichen Stimmung gebracht zu werden, welche die Hauptbedingung für eine erfolgreiche Seebadekur ist, oder sie unterhielten sich über Präpositionen und andere friedliche Gegenstände. <br />
:Jetzt aber sind hier politische Blätter aller Art vorhanden, und damit ist der ganze Parteihader aus der argen Welt nach Spickaalsdorf übertragen. <br />
:Ich glaube, die Eingeborenen sind auch schon davon angesteckt.<br />
<br />
:Das kommt mit davon, dass wir jetzt im Sommer hier eine Postexpedition haben und sogar eine telegraphische Verbindung mit der Aussenwelt. <br />
:Und was haben wir ausserdem noch alles in den letzten Jahren hier bekommen! Jetzt giebt es schon nicht weniger als fünf Buden, in denen allerhand Schnurrpfeifereien und »Andenken an Spickaalsdorf« verkauft werden: bunte Muscheln, Serviettenringe, Kästchen, Kaffeetassen und anderes solcher Art. Wir haben zwei Leihbibliotheken hier, einen Photographen und sogar einen Badearzt. <br />
:Es ist ein Doctor, der aus einer benachbarten Stadt hierher kommt und die Saison mitnimmt. Früher hätte ein Arzt hier nicht existiren können. <br />
:Den Malern fehlte nie etwas und den Fischern erst recht nicht. So lange diese lebten, waren sie gesund, und wenn sie dann endlich sterben mussten, konnten sie das auch ohne Arzt zu Stande bringen. <br />
:Jetzt findet ein solcher hier schon eher Beschäftigung. Es fällt doch einmal eine Dame in Ohnmacht oder ein Kind klemmt sich oder ein anderes überisst sich an unreifen Stachelbeeren. <br />
:Viel wirft das nicht ab, aber der Doctor hat doch das Mitleben dabei und den freien Genuss des Seebades.<br />
<br />
:Auf der »Strandpromenade« wird schon etwas auf Toiletten gegeben, man merkt es, dass Spickaalsdorf sich mehr und mehr zum Weltbad entwickelt. <br />
:Auch Kunstgenüsse fangen an sich einzubürgern. <br />
:Ein Taschenspieler war schon hier, desgleichen ein Bärenführer und ein Leierkastenmann. <br />
:Künstlerisch und poetisch veranlagte Badegäste haben schon einmal eine musikalisch-declamatorische Reunion veranstaltet. <br />
:In dieser Woche aber wird ein reisender Virtuose hier erwartet, der im Hotel »zur schönen Aussicht« ein wirkliches Concert geben will. :Vielleicht bin ich, ehe es dazu kommt, schon von hier aufgebrochen. <br />
:Ich möchte nämlich gern ausfindig machen, wo die Lehrer geblieben sind. <br />
:Habe ich den Anschluss an diese erreicht, so komme ich vielleicht auch dahinter, wohin sich die Maler verzogen haben. <br />
:Ich gäbe etwas darum, zu wissen, was von ihnen wieder aufgespürt ist.</div>Windfluechtermvhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/%22Das_alte_Seebad%22_-_Erz%C3%A4hlung_%C3%BCber_das_Werden_von_Graal-M%C3%BCritz"Das alte Seebad" - Erzählung über das Werden von Graal-Müritz2024-03-03T12:29:05Z<p>Windfluechtermv: Die Seite wurde geleert.</p>
<hr />
<div></div>Windfluechtermvhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Heinrich_Seidel_und_Johannes_TrojanHeinrich Seidel und Johannes Trojan2024-03-03T10:28:13Z<p>Windfluechtermv: /* Johannes Trojan */</p>
<hr />
<div>==Heinrich Seidel und Johannes Trojan - "Die zwei Seiten derselben Medaille" und die Rostocker Heide==<br />
<br />
[https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/%22Das_Wirtshaus_zur_Stranddistel%22_ Johannes Trojan das "Wirtshaus zur Stranddistel" am Rosenort in der Rostocker Heide]<br />
<br />
* [["Das Wirtshaus zur Stranddistel" Johannes Trojan]]<br />
* [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/%22Das_Wirtshaus_zur_Stranddistel%22_Gedicht_von_Heinrich_Seidel_1884 Heinrich Seidel Gedicht "Wirtshaus zur Stranddistel" 1884]<br />
<br />
==Heinrich Seidel==<br />
<br />
<br />
[[Datei:Heinrich Seidel und Agnes Becker Auszug Stammbaum.jpg|thumb|250px|rechts|Heinrich Seidel war verheiratet mit Forstinspektor Beckers Enkelin Agnes, der Tochter dessen Sohnes Gustav (Auszug aus Seidels Familienstammbaum)]]<br />
<br />
[[Datei:Der bewaffnete Friede Heinrich Seidel 1881.jpg|thumb|250px|Der bewaffete Friede Heinrich Seidel 1881]]<br />
Geboren am 25. Juni 1842 in Perlin (Mecklenburg); gestorben am 7. November 1906 in Großlichterfelde.<br />
<br />
Seidel war der Sohn eines Pfarrers. Er studierte von 1860-1862 am Polytechnikum in Hannover, ab 1866 an der Gewerbeakademie in Berlin. Ab 1868 war er Ingenieur in einer Maschinenfabrik in Berlin. Seidel konstruierte als Ingenieur die Bedachung des Anhalter Bahnhofs. Seit 1880 lebte er als freier Schriftsteller und schilderte in Erzählungen die idyllischen Seiten des bürgerlichen Lebens.<br />
[[https://www.projekt-gutenberg.org/autoren/namen/seidelh.html Heinrich Seidel im Pojekt Gutenberg]]<br />
<br />
<br />
* [["Der Hagelschlag" - Wander-Erlebnisse zwischen Warnemünde und Torfbrücke]]<br />
* [["Der Tausendmarkschein" - Ideengeber für Mark Twain-Roman]]<br />
<br />
==Johannes Trojan==<br />
:Autor, Chefredakteur<br />
:geb. 14.8.1837 Danzig (Gdànsk/heute Polen) - gest. 21.11.1915 Rostock<br />
:Vater: Carl Gottfried T., Kaufmann<br />
<br />
:Gymnasium in Danzig<br />
:1856-1858 Medizin- und Naturwissenschaftsstudium in Göttingen, 1858/59 in Berlin<br />
:1859/60 Philologiestudium in Berlin und Bonn<br />
:1862 Feuilletonredakteur, 1886-1909 Chefredakteur der Zeitschrift »Kladderadatsch«<br />
:1898 wegen Majestätsbeleidigung in seinen Satiren angeklagt und zu zwei Monaten Festungshaft auf der Festung Weichselmünde verurteilt<br />
:lebte ab 1909 in Warnemünde im Hause Ilion<br />
:Mitglied des Literaturkreises Tunnel über der Spree; lebenslange Freundschaft und Briefwechsel mit Heinrich Seidel (später auch mit dessen Sohn Heinrich Wolfgang)<br />
:schrieb den Nekrolog auf Heinrich Seidel im »Biographischen Jahrbuch« (1908)<br />
:Freundschaft mit Paul Konewka, dessen Schwester Marie († 1873) er 1866 heiratete<br />
:nach dem Tod seiner Frau 1874 zweite Ehe mit der Hausdame Clara Bartsch (Tochter des Medizinialrats Carl Bartsch aus Warin)<br />
:'''unternahm 1900 und 1907 mit seiner Frau Schiffsreisen nach Amerika, bei denen er auch Mark Twain besuchte'''<br />
:1912 Dr. h. c. der Universität Rostock<br />
:schrieb humoristische Erzählungen, Gedichte und Kinderlieder<br />
:»Durch Feld und Wald durch Haus und Hof. Eine komische Kinderschrift« (1863)<br />
:»Der schwarze Peter. Ein Bilderbuch für artige Kinder« (1869, mit Silhouetten von Konewka)<br />
:»Beim Onkel auf dem Lande. Ein lustiges Bilderbuch für die Kleinen« (1870)<br />
:»Scherzgedichte (1883)<br />
:»Von drinnen und draußen. Gedichte« (1888)<br />
:»Von Strand und Heide und andere Skizzen« (1888)<br />
:»Ein Kriegsgedenkbuch aus dem Kladderadatsch in Ernst und Humor aus den Jahren 1870-71« (1890)<br />
:»Für gewöhnliche Leute« (1893)<br />
:»Das Wustrower Königsschießen und andere Humoresken« (1894)<br />
:»Zwei Monate Festung« (1899)<br />
:»Hundert Kinderlieder (1899)<br />
:»Der Sängerkrieg zu Trarbach. Beiträge zur Geschichte des Wettbewerbs um den Preis für das beste Moselweinlied« (1899)<br />
:»Aus dem Reich der Flora« (1910)<br />
:»Erinnerungen« (1912).<br />
<br />
<br />
;Auch Johannes Trojan gehört zu den ursprünglich „Landfremden“, die ihr Schicksal zu Mecklenburg in nähere Beziehung brachte und dort Fuß fassen ließ.<br />
:Was Trojan mit Mecklenburg verband war persönlicher Art.<br />
:Seine zweite Frau war Mecklenburgerin und er nannte ich einen „angeheirateten Mecklenburger“.<br />
:Schon Mitte der Achtzehnhundertsiebziger schreibt er: „verlegte ich meine Sommerfrische aus dem Harz nach Warnemünde am mecklenburgischen Ostseestrande und machte mich dort sogleich an die Durchforstung der Rostocker Heide.“<br />
:1884 waren die Familien Seidel und Trojan in Warnemünde und wanderten gemeinsam, auch nach dem Rosenort, jenem schönen Küstenvorsprung zwischen Markgrafenheide und Graal, den die Freunde nachher „das Wirtshaus zur Stranddiestel“ nannten.<br />
:Trojan war ein Freund der Natur und der landschaftlichen Schönheit.<br />
:Als er aus seinem Beruf als Chefredakteur des „Kladderadatsch“, der in der Kaiserzeit meistgelesenen Satire-Zeitschrift Deutschlands, ausschied, wurde Warnemünde seine neue Heimat.<br />
:„Ilion“ nannte er sein neu gekauftes Haus nach der homerischen Stadt der Trojaner.<br />
:Viele Erzählungen Trojans spielen in der Rostocker Heide und deren Nachbarschaft.<br />
:„Das alte Seebad“ und „Wie man die See ansieht“ zum Beispiel entstanden in Groß-Müritz und Graal, „Der alte Kirchhof“, „Beim alten Schiffer“, „Am Seestrand“ und andere offenbaren das Leben in Warnemünde, im „Wustrower Königsschießen“ erzählt er amüsante Begebenheiten aus dem Leben der Fischländer.<br />
:In Warnemünde verbrachte er nun auch die letzten Jahre seines Lebens , von den Mecklenburgern als einen der Ihrigen betrachtet bis zu seinem Tode 1915.<br />
<br />
: [[https://www.projekt-gutenberg.org/autoren/namen/trojan.html Johannes Trojan im Projekt Gutenberg]]<br />
<br />
: [[https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Pressebeitrag_%22Aus_der_Rostocker_Heide%22_von_JohannesTrojan "Ausder Rostocker Heide" Pressebeitag Trojans in der National-Zeitung und der Mecklenburgischen Zeitung am 8.1. 1884 ]]<br />
<br />
* [["Das neue Seebad" - Erzählung über das Werden von Graal-Müritz]]</div>Windfluechtermvhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Pressebeitrag_%22Aus_der_Rostocker_Heide%22_von_JohannesTrojanPressebeitrag "Aus der Rostocker Heide" von JohannesTrojan2024-02-29T19:39:30Z<p>Windfluechtermv: </p>
<hr />
<div>[[Datei:RH Trojan In der Rostocker Heide MZ 8 1 1884 01.jpg|900px|links|RH J_Trojan Aus der Rostocker Heide 1884 01]]<br />
[[Datei:RH Trojan In der Rostocker Heide MZ 8 1 1884 02.jpg|900px|links|RH J_Trojan Aus der Rostocker Heide 1884 02]]<br />
<br />
<br />
[[Datei:RH Trojan In der Rostocker Heide MZ 8 1 1884 03.jpg|900px|links|RH J_Trojan Aus der Rostocker Heide 1884 03]]<br />
[[Datei:RH Trojan In der Rostocker Heide MZ 8 1 1884 04.jpg|900px|links|RH J_Trojan Aus der Rostocker Heide 1884 04]]<br />
<br />
[[Datei:RH Trojan In der Rostocker Heide MZ 8 1 1884 05.jpg|900px|links|RH J_Trojan Aus der Rostocker Heide 1884 05]]<br />
<br />
[[Datei:RH Trojan In der Rostocker Heide MZ 8 1 1884 06b.jpg|900px|links|RH J_Trojan Aus der Rostocker Heide 1884 06]]<br />
[[Datei:RH Trojan In der Rostocker Heide MZ 8 1 1884 06a.jpg|900px|links|RH J_Trojan Aus der Rostocker Heide 1884 07]]<br />
<br />
[[Datei:RH Trojan In der Rostocker Heide MZ 8 1 1884 08.jpg|900px|links|RH J_Trojan Aus der Rostocker Heide 1884 08]]<br />
[[Datei:RH Trojan In der Rostocker Heide MZ 8 1 1884 09.jpg|900px|links|RH J_Trojan Aus der Rostocker Heide 1884 09]]<br />
<br />
[[Datei:RH Trojan In der Rostocker Heide MZ 8 1 1884 10.jpg|900px|links|RH J_Trojan Aus der Rostocker Heide 1884 10]]<br />
[[Datei:RH Trojan In der Rostocker Heide MZ 8 1 1884 11.jpg|900px|links|RH J_Trojan Aus der Rostocker Heide 1884 11]]<br />
<br />
<br />
[[Datei:RH Trojan In der Rostocker Heide MZ 8 1 1884 12.jpg|900px|links|RH J_Trojan Aus der Rostocker Heide 1884 12]]<br />
[[Datei:RH Trojan In der Rostocker Heide MZ 8 1 1884 13.jpg|900px|links|RH J_Trojan Aus der Rostocker Heide 1884 13]]</div>Windfluechtermvhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Der_Peenem%C3%BCnder_Goldschatz_-_Das_Verm%C3%A4chtnis_des_F%C3%B6rsters_Sch%C3%B6nherr_(1825_-_1907)Der Peenemünder Goldschatz - Das Vermächtnis des Försters Schönherr (1825 - 1907)2024-02-25T15:31:57Z<p>Windfluechtermv: </p>
<hr />
<div>:Im Februar 2024 machten wir uns auf die Suche nach Spuren jenes Mannes, der vor mehr als einhundert Jahren den zweitgrößten Goldschatz aus der Wikinger-Zeit auf dem Gebiet Mecklenburg-Vorpommerns geborgen hat.<br />
:Auf dem alten Peenemünder Friedhof, östlich, rechts am Eingang vorbei, hinter der Gustav-Adolf-Kapelle fanden wir sie.<br />
:Die vergessenen, im Gras leicht zu übersehenden, Grabsteine des Försters Leopold Schönherr und seiner Familie:<br />
<br />
[[Datei:Peenemünde Grab Förster Leopold Schönherr 24 02 2024.JPG|thumb|600px|links|Peenemünde Grab Förster Leopold Schönherr (Foto Wilfried Steinmüller, 24.2.2024)]]<br />
<br clear="all"><br />
<br />
;Der Archäologe und Historiker [https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Schuchhardt Prof. Dr. Carl Schuchardt] beschreibt 1926 seine Begegnung mit Förster Schönherr und dessen Schilderung zu den Fundumständen des Peenemünder Schatzes''':'''<br />
<br />
[[Datei:Vineta 1926 Schuchhardt 096 c.jpg|900px|links|Vineta 1926 Schuchhardt 096]]<br />
[[Datei:Vineta 1926 Schuchhardt 096a.jpg|900px|links|Vineta 1926 Schuchhardt 096a]]<br />
[[Datei:Vineta 1926 Schuchhardt 096b.jpg|900px|links|Vineta 1926 Schuchhardt 096b]]<br />
[[Datei:Vineta 1926 Schuchhardt 097.jpg|900px|links|Vineta 1926 Schuchhardt 097]]<br />
[[Datei:Vineta 1926 Schuchhardt 098 b.jpg|900px|links|Vineta 1926 Schuchhardt 098]]<br />
[[Datei:Vineta 1926 Schuchhardt 104.jpg|900px|links|Vineta 1926 Schuchhardt 104]]<br />
<br clear="all"><br />
<br />
;Das Pommersche Landesmuseum in Greifswald präsentiert die goldenen Ringe aus der Wikingerzeit als einen Schatz von herausragender Bedeutung.<br />
;Angemessene Erhaltung und Schutz von Schönherrs Ruhestätte, vieleicht verbunden mit einer Informations- und Erinnerungstafel, sollten dem verdienten Finder auch zuteil werden.<br />
<br />
:Wilfried Steinmüller</div>Windfluechtermvhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Greifswald_-_Fortlaufende_OrtschronikGreifswald - Fortlaufende Ortschronik2024-02-25T11:52:07Z<p>HildeStockmann: /* Caspar David Friedrich */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Ortschronik<br />
| ort = Hansestadt Greifswald<br />
| zeit = <br />
| urheberrechte = <br />
| erstellung = seit 2024<br />
| publikation = veröffentlicht<br />
| inhalt = Geschichte der Hansestadt Greifswald<br />
| status = in fortlaufender Bearbeitung<br />
}}==Die Geschichte der Stadt Greifswald (Chronologie)==<br />
<br />
<br />
Um die Chronik übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
===... im späten Mittelalter (um 1200 bis 1517)===<br />
<br />
<br />
===Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)===<br />
<br />
<br />
===Bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)===<br />
<br />
<br />
===Bis zur Reichseinigung (bis 1871)===<br />
<br />
<br />
===Kaiserreich (1871-1918)===<br />
<br />
<br />
===Weimarer Republik (1918-1933)===<br />
<br />
<br />
===Drittes Reich (1933-1945)===<br />
<br />
<br />
===SBZ und DDR (1945-1990)===<br />
<br />
<br />
===Die heutige Zeit===<br />
<br />
<br />
==Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:==<br />
<br />
==Kloster Eldena==<br />
<br />
;Aufnahmen 2001 und 2013<br />
<center><br />
<gallery widths="200px" heights="150px" ><br />
Datei:Eldena 0.jpg<br />
Datei:Eldena 1.jpg<br />
Datei:Eldena 2.jpg<br />
Datei:Eldena 3.jpg<br />
Datei:Eldena 4.jpg<br />
Datei:Eldena 5.jpg<br />
Datei:Eldena 6.jpg<br />
Datei:Eldena 7.jpg<br />
Datei:Eldena 8 2013.JPG|2013<br />
Datei:Eldena 9 2013.JPG|2013<br />
Datei:Eldena 10 2013.JPG|2013<br />
</gallery><br />
</center><br />
<br />
<br />
==Marienkirche Greifswald==<br />
;Tag des Denkmals 1998 - Turmbesteigung<br />
<br />
<center><br />
<gallery mode=packed><br />
Datei:1998 Greifswald von Marienkirche 1.jpg|1998 Greifswald von Marienkirche<br />
Datei:1998 Greifswald von Marienkirche 2.jpg|1998 Greifswald von Marienkirche<br />
Datei:1998 Greifswald von Marienkirche 3.jpg|1998 Greifswald von Marienkirche<br />
Datei:1998 Marienkirche Glocke.jpg|1998 Marienkirche Glocke<br />
Datei:1998 Marienkirche Greifswald Glockenstuhl.jpg|1998 Marienkirche Glockenstuhl<br />
Datei:1998 Marienkirche Greifswald Transportrad.jpg|1998 Marienkirche Transportrad<br />
Datei:1998 Marienkirche Greifswald.jpg|1998 Marienkirche Greifswald<br />
</gallery><br />
</center><br />
<br />
==Archiv der Nordkirche==<br />
<br />
:;Freitag, 6. Oktober 2023 Nordkirche eröffnet Archivstelle in Greifswald<br />
<br />
Ab 10. Oktober 2023 kann das Archivgut der früheren Pommerschen<br />
'''Evangelischen Kirche''' in einer neu eingerichteten Außenstelle in Greifswald<br />
eingesehen werden. <br />
<br />
Die Außenstelle im Haus Karl-Marx-Platz 16 werde<br />
grundsätzlich zweimal pro Monat jeweils dienstags von 10 bis 17 Uhr und<br />
mittwochs von 9 bis 17 Uhr geöffnet sein, teilte ein Sprecher der Nordkirche mit.<br />
Die genauen Termine stünden unter nordkirche.de.<br />
<br />
Das Archiv der einstigen Pommerschen Kirche umfasst zum allergrößten Teil<br />
Unterlagen ab 1945. Insgesamt sind rund 6500 Akten verzeichnet, allein 5600<br />
zum Konsistorium. Das gewünschte Archivmaterial wird online oder per Anfrage<br />
ausgewählt, anschließend online ein Lesetermin in der Außenstelle vereinbart.<br />
Die Akten können in der Außenstelle Greifswald nur in Papierform genutzt<br />
werden. Sie werden je nach Bestellung von Schwerin nach Greifswald verbracht.<br />
<br />
==Juden in Greifswald==<br />
<br />
<center><br />
<gallery><br />
Datei:2022 Greifswald Juden 1.jpg|mit App durch Greifswald 1<br />
Datei:2022 Greifswald Juden 2.jpg|mit App durch Greifswald 2<br />
</gallery><br />
</center><br />
<br />
==Künstler in Greifswald==<br />
<br />
===Caspar David Friedrich===<br />
<br />
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Caspar_David_Friedrich Caspar David Friedrich bei Wikipedia]<br />
* [[Insel Rügen#Künstler der Insel Rügen|Künstler Insel Rügen]]<br />
* [[Rügener Heimatforschung Arbeitsdatei]]<br />
<br />
<center><gallery mode=packed heights=100px><br />
Datei:CDF 2002 Okt 1.jpg|2002<br />
Datei:CDF 2002 Okt 2.jpg|2002<br />
Datei:CDF 2006 Mai 1.jpg|2006<br />
Datei:CDF 2006 Mai 2.jpg|2006<br />
Datei:CDF 2006 Mai 3.jpg|2006<br />
Datei:CDF 2006 Mai 4.jpg|2006<br />
Datei:CDF 2006 Mai a .jpg|2006<br />
Datei:CDF 2006 Mai b .jpg|2006<br />
Datei:CDF 2006 Nov 1.jpg|2006<br />
Datei:CDF 2006 Nov 2.jpg|2006<br />
Datei:CDF 2007 Dez 1.jpg|2007<br />
Datei:CDF 2007 Dez 2.jpg<2007<br />
Datei:CDF 2008 1.jpg|2008<br />
Datei:CDF 2008 2.jpg|2008<br />
Datei:CDF 2008 Jan 1.jpg|2008<br />
Datei:CDF 2008 Jan 2.jpg|2008<br />
Datei:CDF 2009 Dez.jpg|2009<br />
Datei:CDF 2009 Feb Zeichnung.jpg|2009<br />
Datei:CDF 2009 Feb.jpg|2009<br />
Datei:CDF 2009 Jun 1.jpg|2009<br />
Datei:CDF 2009 Jun 2.jpg|2009<br />
Datei:CDF 2010 April 1.jpg|2010<br />
Datei:CDF 2010 April 2.jpg|2010<br />
Datei:CDF 2010 April.jpg|2010<br />
Datei:CDF 2010 Jan 1.jpg|2010<br />
Datei:CDF 2010 Jan 2.jpg|2010<br />
Datei:CDF 2010 Jan 3.jpg|2010<br />
Datei:CDF 2010 Jul 1.jpg|2010<br />
Datei:CDF 2010 Jul 2.jpg|2010<br />
Datei:CDF 2010 Mai 1.jpg|2010<br />
Datei:CDF 2010 Mai 2.jpg|2010<br />
Datei:CDF 2010 Mai.jpg|2010<br />
Datei:2010 Greifswald 3.JPG|2010<br />
Datei:2010 Greifswald 2.JPG|2010<br />
Datei:2010 Greifswald 1.JPG|2010<br />
Datei:CDF 2011 Mai 1.jpg|2011<br />
Datei:CDF 2011 Mai 2.jpg|2011<br />
Datei:CDF 2011 März.jpg|2011<br />
Datei:CDF 2012 Sept 1.jpg|2012<br />
Datei:CDF 2012 Sept 2.jpg|2012<br />
Datei:CDF 2013 Nov.jpg|2013<br />
Datei:CDF 2014 Feb.jpg|2014<br />
Datei:CDF 2014 März.jpg|2014<br />
Datei:CDF 2014 Sept.jpg|2014<br />
Datei:CDF 2015 Aug 1.jpg|2015<br />
Datei:CDF 2015 Aug 2.jpg|2015<br />
Datei:CDF 2015 Aug 3.jpg|2015<br />
Datei:CDF 2015 ein Tag.jpg|2015<br />
Datei:CDF 2018 Aug 1.jpg|2018<br />
Datei:CDF 2018 Aug 2.jpg|2018<br />
Datei:CDF 2018 Sept 1.jpg|2018<br />
Datei:CDF 2018 Sept 2.jpg|2018<br />
Datei:CDF 2019 Sept 1.jpg|2019<br />
Datei:CDF 2019 Sept 2.jpg|2019<br />
Datei:CDF 2020 Feb 1.jpg|2019<br />
Datei:CDF 2020 Feb 2.jpg|2019<br />
Datei:CDFriedrich Greifswald Weg 1.jpg<br />
Datei:CDFriedrich Greifswald Weg 2.jpg<br />
Datei:CDFriedrich Greifswald Weg 3.jpg<br />
Datei:CDFriedrich Greifswald Weg 4.jpg<br />
Datei:Gw Museum 1.jpg<br />
Datei:Gw Museum 2.jpg<br />
Datei:Gw Museum 3.jpg<br />
Datei:Gw Museum 4.jpg<br />
Datei:Greifswald Caspar David Friedrich 2023.jpg|2023 Skizzenbuch Capar David Friedrich<br />
Datei:Greifswald Künstler Caspar David Friedrich 250 Geburtstag.jpg|2024-250. Geburtstag Caspar David Friedrich<br />
Datei:CDF 2024 weltweit 1.jpg|2024 CD Friedrich Ehrung weltweit 1<br />
Datei:CDF 2024 weltweit 2.jpg|2024 CD Friedrich Ehrung weltweit 2<br />
</gallery><br />
</center><br />
<br />
==Teleskop==<br />
<br />
<center><br />
<gallery><br />
Datei:Greifswald Teleskop 1.jpg|2022 Teleskop 1<br />
Datei:Greifswald Teleskop 2.jpg|2022 Teleskop 2<br />
</gallery><br />
</center><br />
<br />
==Gewächshäuser==<br />
<center><br />
<gallery><br />
Datei:2022 Greifswald Gewächshäuser.jpg|2022 Gewächshäuser neu<br />
</gallery><br />
</center><br />
<br />
<br />
==110 Jahre Papierhaus Hartmann==<br />
<br />
<center><br />
<gallery><br />
Datei:2022 110 Jahre Papierhaus 1.jpg|2022 Greifswald 110 Jahre Papierhaus 1<br />
Datei:2022 110 Jahre Papierhaus 2.jpg|2022 Greifswald 110 Jahre Papierhaus 2<br />
</gallery><br />
</center><br />
<br />
==To de Xyz-er Geschicht up platt (Läuschen un Rimels in uns tweit Amtssprak)==<br />
<br />
Mecklenburg-Vorpommern ist wohl das einzige Bundesland, das bereits in seiner Verfassung der plattdeuschen Sprache einen besonderen Schutz und besondere Pflege angedeihen läst. Daß es sogar offizielle Amtssprache ist, kann man nicht nur in der plattdeutschen Version der * [[Verfassung von Mecklenburg-Vorpommen]] nachlesen, sondern in einer Vielzahl von Orten und Regionen hören und lesen. Plattdeutsches aus den Regionen sollte auch im volkskundlichen Kapitel der Orte festgehalten und bewahrt werden.<br />
;Anregung: Im [[Richard Wossidlo]]-Archiv kann fast jeder mecklenburgische Ortschronist etwas zur niederdeutschen Volkskunde seines Ortes finden.<br />
<br />
==Sagen, Geschichten und Legenden rund um Musterdorf==<br />
<br />
==Flurnamen auf der Greifswalder Feldmark==<br />
<br />
<br />
== Chronistenkontakt ==</div>HildeStockmannhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Hansestadt_GreifswaldHansestadt Greifswald2024-02-25T11:47:47Z<p>DirkHerrmann: /* Geographische Lage */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Ort<br />
| name = Hansestadt Greifswald<br />
| plz = 17489, 17491, 17493<br />
| verwaltungsamt = Stadtverwaldtung<br />
| landkreis = Vorpommern-Greifswald<br />
| einwohner = 59.691 (1922)<br />
| lat= 54.09586<br />
| lon = 13.38144<br />
}}<br />
==Geographische Lage==<br />
* Koordinaten: [https://www.openstreetmap.org/?mlat=54.09586&mlon=13.38144#map=13/54.09586/13.38144 Breite: 54.09586 Länge: 13.38144 ] <br />
<br />
<br />
<html><br />
<center><br />
<iframe width="625" height="350" src="https://www.openstreetmap.org/export/embed.html?bbox=13.289680480957033%2C54.06321643906595%2C13.473358154296877%2C54.128549614925674&amp;layer=mapnik&amp;marker=54.09589588943117%2C13.381519317626953" style="border: 1px solid black"></iframe><br/><small><a href="https://www.openstreetmap.org/?mlat=54.0959&amp;mlon=13.3815#map=13/54.0959/13.3815">-Größere Karte von Hansestadt Greifswald anzeigen-</a></small><br />
</center><br />
</html><br />
<br clear=all><br />
<br />
==Einführende Information==<br />
Die Hansestadt Greifswald ist die Kreisstadt des Landkreises Vorpommern-Greifswald im Nordosten von Mecklenburg-Vorpommern. Die Universitätsstadt liegt an dem in die [[Ostsee]] mündenden Fluss Ryck am Greifswalder Bodden zwischen den Inseln [[Insel Rügen|Rügen]] und [[Insel Usedom|Usedom]].<br />
<br />
Die beiden seewärtigen Stadtteile '''Wieck''' und '''Eldena''' haben sich aus früheren Fischerdörfern entwickelt und ihren kleinteiligen maritimen Charakter bewahren können.<br />
<br />
Das '''1199''' gegründete ehemalige Kloster Eldena ist der Ursprung der späteren Stadtgründung und ein Motiv des romantischen Malers Caspar David Friedrich.<br />
<br />
In Eldena befindet sich eine historische Bockwindmühle. Die historische Wiecker Holzklappbrücke verbindet die Nord- mit der Südseite des Flusses Ryck und ist eines der Wahrzeichen der Stadt.<br />
<br />
Der Ryck erhielt 2016 Sperrwerk, um bei Sturmfluten die Stadt zu schützen.<br />
<br />
==Das Wappen der Hansestadt Greifswald==<br />
[[Datei:Greifswald Wappen.png |thumb|250px|rechts| Wappen der Hansestadt Greifswald]] <br />
<br />
'''Blasonierung:''' „In Silber ein aufgerichteter, golden bewehrter roter Greif, mit der linken Hinterpranke auf einem gespaltenen, aber noch grünenden natürlichen Baumstumpf stehend.“<br />
<br />
Das '''1994''' neu gezeichnete Wappen wurde unter der '''Nr. 69 der Wappenrolle''' des Landes Mecklenburg-Vorpommern registriert.<br />
<br />
<br />
<br clear=all><br />
<br />
==Kurztext zur Stadt==<br />
<br />
<br />
<br />
==Hansestadt Greifswald im Spiegel von Karten und Luftbildern==<br />
<br />
<gallery mode=packed heights="150px"><br />
<br />
<br />
</gallery><br />
<br />
==Bildergalerie==<br />
<br />
<br />
===Häuser in Greifswald===<br />
<br />
:;Fotos 2002<br />
<br />
<center><br />
<gallery mode=packed heights=150px><br />
Datei:Greifswald Markt 1.jpg|Markt Greifswald<br />
Datei:Greifswald Markt 2.jpg|Markt Greifswald<br />
Datei:Greifswald Rathaus 2.jpg|Rathaus Greifswald<br />
Datei:Greifswald Rathaus 1.jpg|Rathaus Greifswald<br />
</gallery><br />
</center><br />
<br />
<br />
===Personen in Greifswald===<br />
<br />
<center><br />
<gallery><br />
Datei:2022 Carl Schleich 100 Jahre Tod 1.jpg|2022 Carl Schleich 1<br />
Datei:2022 Carl Schleich 100 Jahre Tod 2.jpg|2022 Carl Schleich 2<br />
Datei:2022 Karl Pietschmann Maler.jpg|2022 Karl Pietschmann Maler<br />
Datei:Greifswald Loeffler Leben.jpg|Loeffler Leben<br />
Datei:Greifswald Kaserne.jpg|1891 Kaserne Greifswald<br />
Datei:Greifswald Stadttore alt.jpg|Stadttore<br />
</gallery><br />
</center><br />
<br />
==Hansestadt Greifswald - Ortschronik/en==<br />
<br />
Anmerkung: In der folgenden Liste werden bekannt gewordene chronistische Arbeiten gelistet. In <span style="color:#0B0B61>blauer Schrift</span> erscheinen Arbeiten die digital verfügbar sind. In In <span style="color:#FF0000">roter Schrift</span> gelistete Titel sind, meist aus urheberrechtlichen Gründen, noch nicht digitalisiert. Aber auch Chroniken die bekannt geworden sind, deren Verbleib aber bislang nicht bekannt ist, sind Bestandteil der Liste.<br />
<br />
* [[Greifswald - Fortlaufende Ortschronik]]<br />
<br />
==Weiterführende Information zu Musterdorf==<br />
<br />
* [https://gov.genealogy.net/item/show/GREALDJO64QC Greifswald in gov.genealogy.net]<br />
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Greifswald Greifswald bei Wikipedia]<br />
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Riems die Greifswalder Insel Riems bei Wikipedia]<br />
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Koos die Greifswalder Insel Koos bei Wikipedia]<br />
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Ryck der Fluss Ryck, der durch Greifswald fließt bei Wikipedia]<br />
<br />
==Kontakte==</div>HildeStockmannhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Muster_PersonMuster Person2024-02-21T09:59:52Z<p>HolgerMeyer: </p>
<hr />
<div>{{Infobox Person<br />
| pseudonym =<br />
| name = Max Mustermann<br />
| geb = Datum<br />
| geburtsort =<br />
| gest =<br />
| sterbeort =<br />
| wirkungsort =<br />
| wohnort =<br />
| gnd =<br />
}}<br />
<br />
== Allgemeines zur Person ==<br />
<br />
== Werdegang ==<br />
<br />
== Wirken ==<br />
<br />
== Weiteres ==<br />
<br />
Erfassung als normaler Wikitext:<br />
# Literatur von und über *<br />
# Preise *<br />
# Link zu Wikipedia *<br />
# Link zur Homepage *<br />
# Eingestellt / Freigabe<br />
<br />
* optional<br />
<br />
[[Kategorie:Person]]</div>HolgerMeyerhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Die_Forstwirtschaft_in_der_Rostocker_Heide_unter_dem_wiedergegr%C3%BCndeten_Stadtforstamt_-_PresseschauDie Forstwirtschaft in der Rostocker Heide unter dem wiedergegründeten Stadtforstamt - Presseschau2024-02-20T13:43:51Z<p>Windfluechtermv: /* 2008 */</p>
<hr />
<div><br />
<br clear="all"><br />
==1992==<br />
<br />
<br clear="all"><br />
==1993==<br />
<br />
<br clear="all"><br />
==1994==<br />
<br />
<br clear="all"><br />
==1995==<br />
<br />
<br clear="all"><br />
==1996==<br />
<br />
<br clear="all"><br />
==1997==<br />
<br />
<br clear="all"><br />
==1998==<br />
<br />
<br clear="all"><br />
==1999==<br />
<br />
<br clear="all"><br />
==2000==<br />
<br />
<br clear="all"><br />
==2001==<br />
<br />
<br clear="all"><br />
==2002==<br />
<br />
<br clear="all"><br />
==2003==<br />
[[Datei:RH NNN 06 08 2003.jpg|800px|RH NNN 06 08 2003]]<br />
<br clear="all"><br />
<br />
==2004==<br />
<br />
<br clear="all"><br />
==2005==<br />
<br />
<br clear="all"><br />
==2006==<br />
<br />
<br clear="all"><br />
==2007==<br />
[[Datei:RH Hanseanzeiger 19 12 2007.jpg|800px|RH Hanseanzeiger 19.12.2007]]<br />
<br />
<br clear="all"><br />
==2008==<br />
[[Datei:RH Hanseanzeiger 2008 c.jpg|500px|links|RH Hanseanzeiger 2008 c]]<br />
[[Datei:RH Hanseanzeiger 2008 d.jpg|500px|rechts|RH Hanseanzeiger 2008 d]]<br />
<br />
<br clear="all"><br />
<br />
==2009==<br />
<br />
<br clear="all"><br />
==2010==<br />
<br />
<br clear="all"><br />
==2011==<br />
[[Datei:RH OZ 16 02 2011 a.jpg|400px|links|RH OZ 16 02 2011 a]]<br />
[[Datei:RH OZ 16 02 2011 b.jpg|400px|links|RH OZ 16 02 2011 b]]<br />
<br />
[[Datei:RH OZ 06 12 2011 a.jpg|400px|links|RH OZ 06 12 2011 a]]<br />
[[Datei:RH OZ 06 12 2011 b.jpg|400px|links|RH OZ 06 12 2011 b]]<br />
<br clear="all"><br />
<br />
==2012==<br />
[[Datei:RH OZ 18 08 2012 a.jpg|400px|links|RH OZ 18 08 2012 a]]<br />
[[Datei:RH OZ 18 08 2012 b.jpg|400px|links|RH OZ 18 08 2012 b]]<br />
<br />
<br clear="all"><br />
<br />
==2013==<br />
<br />
<br clear="all"><br />
==2014==<br />
[[Datei:RH OZ 30 10 2014.jpg|800px|RH OZ 30 10 2014]]<br />
<br clear="all"><br />
<br />
==2015==<br />
[[Datei:RH OZ 16 01 2015.jpg|800px|RH OZ 16 01 2015]]<br />
<br clear="all"><br />
<br />
==2016==<br />
<br />
<br clear="all"><br />
==2017==<br />
<br />
<br clear="all"><br />
==2018==<br />
<br />
<br clear="all"><br />
==2019==<br />
[[Datei:RH OZ 16 08 2019 a.jpg|550px|links|RH OZ 16 08 2019 a]]<br />
[[Datei:RH OZ 16 08 2019 b.jpg|550px|rechts|RH OZ 16 08 2019 b]]<br />
<br />
<br clear="all"><br />
<br />
==2020==<br />
<br />
<br clear="all"><br />
==2021==<br />
<br />
<br clear="all"><br />
==2022==<br />
<br />
<br clear="all"><br />
==2023==<br />
<br />
<br clear="all"><br />
==2024==</div>Windfluechtermvhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Wer_war_wer_in_DoberanWer war wer in Doberan2024-02-18T22:37:24Z<p>Windfluechtermv: Die Seite wurde neu angelegt: „Einwohner Doberans u.a., die beruflich und/oder persönlich etwas für die Stadt bewirkt haben (EHRENBÜRGERLISTE, Liste der Bürgermeister,…“</p>
<hr />
<div>Einwohner [[Doberan (Bad)|Doberans]] u.a., die beruflich und/oder persönlich etwas für die Stadt bewirkt haben (EHRENBÜRGERLISTE, Liste der Bürgermeister, Schulleiter/-direktoren); außerdem Künstler, Schriftsteller, Fotografen (z.B. Ilse Mühlbach; Klaus Havemann; Beckmann und Marquardt)- siehe EHRENBUCH (späte DDR-Zeit).<br />
<br />
;Hinweis!<br />
Funktionsträgern in der Geschichte des Zisterzienserklosters, sowie dort beigesetzten Mitgliedern der mecklenburgischen Fürstenfamilie ist ein eigenständiger Beitrag in der Klostergeschichte vorbehalten. Davon sind hier nur wenige Ausnahmen enthalten, wenn sie auch sonst zur Stadtgeschichte Doberans eine wesentlichen Beitrag geleistet haben.<br />
<br />
==Ackermann, Hermann (August Traugott) Pädagoge== <br />
;geb. 3.2.1851 Ludwigslust gest. 1937 Bad Doberan <br />
<br />
:Vater: Franz (Ludwig Friedrich) A., Pädagoge Große Stadtschule Rostock; 1869 Studium in München, Leipzig, Berlin und Rostock; 1876 Promotion in Rostock; 1877 Staatsprüfung in Rostock; 1876/77 Lehrer an der Realschule in Bützow; 18771919 Lehrer (1906 Gymnasialprofessor) für Latein, Griechisch, Geschichte, Geographie und Deutsch an der Großen Stadtschule Rostock; '''Ruhestand in Bad Doberan'''; »Untersuchungen zur Geschichte der Barciden« (Diss., 1876); »Über die räumlichen Schranken der tribunizischen Gewalt« (1892).<br />
<br />
==Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg(-Schwerin)== <br />
;geb. 10.10.1873 Schwerin gest. 5.8.1969 Eutin begr. Ratzeburg (Domfriedhof) <br />
<br />
:Vater: Friedrich Franz II., Großherzog von Mecklenburg(Schwerin) (3. Ehe) Ehefrau: 1.) (Victoria) Feodora, Tochter von Heinrich XXVII., Fürst Reuß Ehefrau: 2.) Elisabeth, Tochter von Botho, Graf von StolbergRoßla Vitzthumsches Gymnasium Dresden, 1894 Abitur; Reise von Kairo durch den Orient nach Konstantinopel; 1895 Premierleutnant beim Militär in Berlin; 1896-1898 als Herrenreiter bekannt geworden, gewann 1898 das Armeejagdrennen in BerlinHoppegarten; am 24. April 1917 Heirat auf Schloss Osterstein in Gera; Wohnsitz im Großherzoglichen Palais am Blücherplatz in Rostock; seine erste Frau starb am 18. Dezember 1918, einen Tag nach der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter Woizlawa Feodora; nach dem Tod seines Halbbruders Johann Albrecht (1920) am 15. Oktober 1924 Heirat mit dessen Witwe in Ludwigslust; '''lebten in Bad Doberan (Villa Feodora)''', seit 1945 in Eutin; Afrikareisender, Kolonialpolitiker; leitete Forschungsexpeditionen nach Ostafrika (1907) und zum Tschadseegebiet (1910/11); 19121914 Gouverneur der deutschen Kolonie Togo; nach dem Ersten Weltkrieg Vizepräsident der Deutschen Kolonialgesellschaft für Südwestafrika (sein Bruder Johann Albrecht war 1895-1920 Präsident); 1934, 1937, 1952 und 1956 Afrikareisen; 1960 Ehrengast bei der Unabhängigkeitsfeier von Togo; '''Präsident des Bad Doberaner Rennvereins'''; 1928-1934 Präsident und 1948 Ehrenpräsident des Deutschen AutomobilClubs; 1926-1956 Mitglied, ab 1956 Ehrenmitglied des Internationalen Olympischen Komitees; 19491951 Präsident, ab 1951 Ehrenmitglied des Nationalen Olympischen Komitees; beteiligt an der Ausrichtung der Olympischen Spiele in Amsterdam (1928), Los Angeles (1932), Garmisch-Partenkirchen (1936) und Berlin (1936); seit 1903 Mitglied, 1956 Ehrenritter des Johanniterordens; 1909 und 1919 Dr. h. c. der Universität Rostock; Ehrenbürger von Bad Doberan; 1953 zum 80. Geburtstag Verdienstkreuz des Verdienstordens der BRD; »Meine Reise in DeutschOstafrika« (1906); »Ins innerste Afrika« (1909; 1910 Übers. ins Engl.); »Vom Kongo zum Niger und Nil« (2 Bde.; 1912; 1913 Übers. ins Engl.) »Durch Ruanda zum Kiwu-See« (1924); »Giraffen- und Büffeljagd in Nord-Kamerun« (1926) und '''»Die Rennen zu Doberan« (1929)''' in »Mecklenburgische Monatshefte«.<br />
<br />
==Algenstaedt, Wilhelm - Pädagoge== <br />
;geb. 30.8.1855 Wattmannshagen gest. 14.11.1899 (Bad) Doberan <br />
<br />
:Vater: Heinrich A., Theologe Schwester: Luise (Auguste Johanna Marie) A., Diakonisse, Schriftstellerin 1870-1875 Domschule in Güstrow; Mathematik- und Naturwissenschaftsstudium in Leipzig, Erlangen und Rostock; 1881/82 Probejahr am Realgymnasium in Schwerin; 1882 Staatsexamen in Rostock; 1882-1884 Lehrer am Pädagogium in Ballenstedt; 1884-1899 Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften am Gymnasium in Doberan; »Beiträge zur Determination der Elemente des Dreiecks« (1894).<br />
<br />
==André, Johanna - Sängerin== <br />
;geb. 30.6.1859 (Bad) Doberan gest. 23.6.1926 Braunschweig <br />
:Vater: Opernsänger 1879 am Hoftheater Braunschweig, wo sie während ihrer gesamten Karriere blieb; vor allem als Wagner-Sopranistin bekannt; sang 1882 bei den Bayreuther Festspielen im »Parsifal«; ihre Glanzrollen in Wagner-Opern waren Senta in »Der Fliegende Holländer«, Isolde in »Tristan« und Brünhilde in »Der Ring des Nibelungen«; trat auch als Konzertsängerin auf.<br />
<br />
==Apperley, Charles James (Pseud.: Nimrod) - Sportler, Journalist, Schriftsteller== <br />
;geb. 1777 Plâsgronow (Wrexham/Denbighshire/England) gest. 19.5.1843 London (England) <br />
:Erster Unterricht durch seinen Vater; Rugby-Schule; 1804 Wohnsitz auf Bilton Hall (Warwickshire); widmete sich der Landwirtschaft und der Jagd; 1821 in Hampshire; Sportsmann und Autorität für Jagd und Pferde; in England Mitglied des Kingscote Club und der Gentlemen-Jockey; lebte zehn Jahre in Frankreich; besuchte mit Vater und Sohn Tattersall im Sommer 1828 Mecklenburg und das Friedrich-Wilhelms-Gestüt bei Neustadt (Dosse); die Reise führte von Hamburg über Zierow, Doberan, Wardow, Prebberede, Gievitz, Basedow, Neubrandenburg und Neustadt nach Berlin; besichtigte in Zierow das Gestüt des Barons Wilhelm von Biel, mit einem Abstecher zu dessen jüngeren Bruder Gottlieb von Biel in Weitendorf, '''nahm an Pferderennen in Doberan''' und Neubrandenburg teil und erlebte eine Saujagd beim Grafen Friedrich von Hahn in Basedow; sein Tagebuch ist eine der frühesten Darstellungen über Rennsport und Vollblutzucht; notierte auch seine Beobachtungen über Land und Leute, Sitten und Gebräuche; Beschreibung dieser Reise im 3. Band der »Zeitung für Pferdeliebhaber« des Majors von Wachenhusen; Reisebericht im englischen »Sporting Magazine« (1829); '''»Aus alten Zeiten. Nimrods Tagebuch«''' (1909; Übers. ins Dt.); Abhandlungen unter seinem Pseudonym in Zeitschriften; »Remarks on the Condition of Hunters« in »Sporting Magazine« (1822-1828; 1833 dt. Übers. in »Hippologische Blätter«; 1837 als Buch erschienen); »Nimrods Hunting Tour« (1835); »Das Rennpferd. Seine Erziehung und Vorbereitung für die Rennbahn« (1838); »The Horse and the Hound« (1842); »The life of a Sportsman« (1842); seine Schrift »Das Pferd« wurde Bestandteil der »Encyclopaedia Britannica«.<br />
<br />
==Arresto, Christlieb Georg Heinrich (gen.: Burchardi) - Schauspieler, Dichter==<br />
;geb. 14.3.1768 Schwerin gest. 22.7.1817 (Bad) Doberan <br />
:Vater: Karl Rudolf A., Kanzlist Lateinschule in Halle; 1786 Jurastudium in Rostock; machte dort Schulden und kehrte 1788 nach Hause zurück; kam zum Grenadier-Regiment nach Holland; desertierte und tauchte 1794 unter dem Namen Burchardi als Schauspieler am Stuttgarter Hoftheater auf; schloss sich 1798 der Großmannschen Gesellschaft in Hannover an; Gastspiele in Hamburg und Leipzig; 1801-1804 in Schwerin; 1804 Direktor des deutschen Theaters in Petersburg; 1910/11 Direktor einer wandernden Schauspielergesellschaft, die in Libau und Mitau spielte; 1813 Auftritt mit der Breedeschen Truppe in Güstrow; '''übernahm die Stelle des Schauspieldirektors von Doberan; spielte abwechselnd in Rostock, Güstrow, Schwerin und Doberan;''' Herzoglich mecklenburgischer Hofschauspieler; gilt als Verfasser der mecklenburgischen Hymne »Gott segne Friedrich Franz«; »Die Zeiten. '''Prolog zur Feier des 10. Augusts in Doberan« (1815)'''; Theaterstücke: »Vergehen und Größe« (1796), »Frohe Laune« (1800), »Der Indienfahrer« (1803), »Die Soldaten« (1804) und »Der feindliche Sohn« (1805).<br />
<br />
==Backhaus, Alexander - Agrarwissenschaftler==<br />
;geb. 28.7.1865 (Bad) Doberan gest. 15.6.1927 Rostock <br />
:Vater: Ökonom 1891 Professor für Landwirtschaft in Göttingen; 1896 Direktor am Landwirtschaftlichen Institut der Universität Königsberg; 1904 Leiter der Städtischen Rieselgüter Berlin; 1906 Direktor der Landwirtschaftlichen Hochschule Montevideo; 1913 Professor in Königsberg; '''ab 1919 Besitzer und Leiter des Lehr- und Versuchsgutes Bollhagen'''; Mitbegründer der neuzeitlichen angewandten Betriebslehre; fand ein Verfahren zur Herstellung künstlicher Muttermilch; »Nordamerikanische Schweinezucht« (1894); »Agrarreform. Ein Mittel zur Linderung deutscher Not« (1919).<br />
<br />
==Bang, Ludwig (Friederich Carl)- Maler== <br />
;geb. 24.1.1857 (Bad) Doberan gest. 1930 Bad Doberan <br />
:Gymnasium in Lübeck; Studium in München; malte in München, Luzern und Nürnberg Wandbilder; lebte bis zum Ersten Weltkrieg in den USA und malte dort Wand- und Historienbilder; '''1914 Rückkehr nach Doberan; hier entstanden Landschaftsbilder und Bildnisse mit Motiven aus der heimatlichen Sagenwelt wie »Die Legende vom Heiligen Damm«, »Die Legende von Doberan« und »Der alte Lindenhof von Doberan«; »Der einzige Trost« (Staatliches Museum Schwerin).'''<br />
* [[Mehr über Ludwig Bang]]<br />
<br />
==Barnewitz, Hans Wilhelm - Pädagoge, Heimatforscher== <br />
;geb. 5.10.1885 Woserin gest. 6.2.1968 Bützow <br />
:Vater: Julius C. Paul B., Theologe Entstammte einem alten mecklenburgischen Pastorengeschlecht; Gymnasium in Bützow; Philologiestudium in Rostock und 1924 Promotion in Rostock; bis 1950 Gymnasiallehrer für Latein, Religion und Religionsgeschichte am Realgymnasium in Bützow; Studienrat; ehrenamtliche Tätigkeit im Stadtarchiv; gründete 1927 den Plattdütsch Heimatvereen för Bützow un Umgägend; 1910-1938 Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde; sammelte Urväterhausrat und altes Handwerkszeug; zur 700-Jahr-Feier Bützows Eröffnung eines Heimatmuseums; arbeitete mit Richard Wossidlo zusammen, dem er seine sprachliche Sammlung übergab; sonstiger Nachlass im Heimatmuseum Bützow; Mitherausgeber der »Ostmecklenburgischen Heimat«; schrieb über alte Bräuche, Sagen, Sitten, niederdeutsche Sprache und Redewendungen, mecklenburgische Familien- und Ortsnamen, Landes- und Städtewappen sowie über Geschichtliches aus der Vergangenheit von Bützow, Teterow und Gnoien; '''»Wirtschafts- und Verwaltungsgeschichte des mecklenburgischschwerinschen Domanialamtes Doberan« (Diss., 1925)'''; Herausgeber der »Festschrift zur 700Jahrfeier der Stadt Bützow« (1929); »Der Bauer im Hägerort« (1934); Herausgeber der »Festschrift zur 725-Jahrfeier der Stadt Bützow« (1954); »Das Amt der Eisen- und Stahlschmiede zu Bützow 14071957« (1957); »Warnemünder Volkstum« (1925), »Mecklenburger Wappen« (1928), »Mecklenburger Städtewappen« (1928), »Aus dem Büzower Studentenleben« (1930) und »Graf Zeppelin und Mecklenburg« (1930) in »Mecklenburgische Monatshefte«; »Der Schäfer« (1928), »Der Schulze« (1928), »Der Schuster« (1931) und »Teterow und der Siebenjährige Krieg« (1936) in »Ostmecklenburgische Heimat«; maschinenschriftliche Manuskripte zur Bützower Stadtgeschichte im Landeshauptarchiv Schwerin.<br />
<br />
==Becker, Eduard (Daniel Heinrich) - Agrarwissenschaftler== <br />
;geb. 17.5.1792 Rövershagen gest. 26.1.1880 Rostock <br />
:Vater: Hermann Friedrich B., Forstwirt Privatunterricht beim Vater und durch Hauslehrer; 1808 Große Stadtschule Rostock; 1811 Studium der Kameralistik in Rostock bei Franz Christian Lorenz Karsten; weitere Ausbildung '''ab 1813 in Doberan''' und 1815 am Forstinstitut in Ruhla; 1816 Studium in Berlin; 1817 Forstpraktikum in Quast; 1818 mehrmonatige Bildungsreise durch europäische Hauptstädte; 1822-1842 Pächter des Rostocker Stadtgutes Oberhagen; 1830-1875 als Nachfolger Karstens ordentlicher Professor der Landwirtschaftslehre in Rostock; seit 1821 Mitglied des Mecklenburgischen Patriotischen Vereins; nahm bis 1850 an den Jahresversammlungen der deutschen Land- und Forstwirte teil; Mitglied und zeitweilig Direktor des Rostocker Verschönerungsvereins; ab 1823 Mitglied der Freimaurerloge Zu den drei Sternen im Orient in Rostock; »Übersichtliche Darstellung der gegenwärtigen landwirtschaftlichen Verhältnisse der Großherzogthümer Mecklenburg« (1841); »Zur Arbeiterfrage. An Mecklenburgs Hofkatenleute« (1873).<br />
<br />
==Becker, Hermann Friedrich - Forstwirt== <br />
;geb. 21.4.1766 Rostock gest. 5.10.1852 Rostock <br />
:Vater: Heinrich Valentin B., Theologe, Mathematiker Große Stadtschule Rostock; 1782-1785 Studium der Mathematik, Baukunst, Physik und Ökonomie in Rostock; 1785 landwirtschaftliche Ausbildung in Mestlin; 1788 Studium der Kameralistik in Heidelberg; 1789 Studium in Jena und Göttingen; 1790 Magister der Philosophie; 1791 Forstinspektor der Rostocker Heide in Rövershagen; an der Errichtung einer Armenanstalt und einer Industrieschule in Rövershagen beteiligt; förderte die Einrichtung der Teerschwelerei Wiethagen; legte 1792 eine erste Forstcharta der Rostocker Heide vor; nahm 1833 gemeinsam mit Oberförster Georg Garthe eine Heideregulierung vor; ließ planmäßige Aufforstungen vornehmen, führte eine Eichenzählung durch und legte eine regelmäßiges Schneisennetz an; führte die schlagweise Einteilung des Hochwaldes ein; erfand ein Instrument zur Abschätzung der Nutzholzlänge der stehenden Hölzer; 1842 Forstmeister; Lehrtätigkeit zur Ökonomie und Kameralistik in Rostock; Dr. h. c. der Universität Rostock; 1802 Mitglied der Mecklenburgischen Naturforschenden Gesellschaft; 1812 Entwurf eines Plans zur Errichtung einer mecklenburgischenforstwissenschaftlichen Gesellschaft, der aber nicht zur Ausführung gelangte; 1819 Mitglied der Mecklenburgischen Landwirtschaftsgesellschaft; 1837 gemeinsam mit Heinrich Cotta und Gottlob König Begründer der »Versammlung deutscher Land- und Forstwirte«; gemeinsam mit Adolf Christian Siemssen Chefredakteur der »Monatsschrift von und für Mecklenburg« (1788 ff.); Redakteur der »Gemeinnützigen Aufsätze für den Stadt- und Landmann« (1796 ff.); »Von der hydrostatischen Bestimmung der spezifischen Schwere der Körper« (1788); »Beschreibung der Bäume und Sträucher, welche in Mecklenburg wild wachsen« (1791); '''»Topographische Beschreibung des Heiligen Dammes zu Doberan« (1792)'''; »Beiträge zu den Staatswissenschaften« (1793-1795); »Über Waldungen und Forsten in Mecklenburg« (1802); »Über Kultur, künstliche Bildung und Fällung des Schiffbauholzes« (1804); die »Geschichte der Rostocker Heide« blieb ungedruckt.<br />
<br />
==Becker, Johann Hermann - Archivar== <br />
;geb. 9.10.1765 Rostock gest. 18.9.1847 Rostock Jurastudium in Jena <br />
:1791 Promotion; Privatdozent in Jena; 1801-1842 Landesarchivar der mecklenburgischen Ritter- und Landschaft in Rostock; »De pignore universitatis« (Diss., 1791); »Über Einquartierung und Kriegskontributionen in Beziehung auf Rostock« (1807); '''»Doberan im Sommer 1837/1838«.'''<br />
<br />
==Becker, Johann Hermann - Mediziner== <br />
;geb. 5.6.1770 Schwerin gest. 7.1.1848 Parchim <br />
:Vater: Hermann Ludwig B., Mediziner 1793 Promotion in Rostock; 1794-1797 praktischer Arzt in Altona; seit 1797 praktischer Arzt in Parchim; 1810 Hofrat; 1815 Großherzoglicher Leibarzt; 1826 Geheimer Medizinalrat; s'''eit 1833 auch Zweiter Badearzt in Doberan; seit 1837 Erster Badearzt'''; 1843 Ehrenbürgerrecht Parchims; »Versuch einer allgemeinen und besonderen Nahrungsmittelkunde« (4 Bde.; 1810-1818); »Anweisung zu einem zweckmäßigen Verhalten vor und bei dem Ausbruch der Cholerakrankheit« (1831); »Der Magen in einem gesunden und kranken Zustand betrachtet« (1836); »Doberan im Sommer 1837« (1838); '''»Über die kohlensauren Gasbäder in Doberan«''' in »Freimüthiges Abendblatt« (1841).<br />
<br />
==Behm, Johannes - Theologe==<br />
;geb. 6.6.1883 (Bad) Doberan gest. 13.10.1948 Berlin <br />
:Vater: Heinrich B., Theologe 1908 Repetent; 1911 Privatdozent für Neues Testament in Erlangen; seit 1913 Privatdozent in Breslau; 1916 außerordentlicher, 1920 ordentlicher Professor in Königsberg; 1923 in Göttingen; 1935 Berlin; nach dem Zweiten Weltkrieg freier theologischer Forscher und Schriftsteller in Berlin; veröffentlichte »Die Offenbarung des Johannes (Das Neue Testament Deutsch)« (1935).<br />
<br />
==Behr, Johann Heinrich Carl von - Gutsbesitzer==<br />
;geb. 30.3.1802 (Bad) Doberan gest. 21.3.1864 Hindenberg <br />
:Vater: Forstwirt Erwarb 1827 die Güter Hindenberg und Veelböken; 1839 ritterschaftlicher Deputierter des Amtes Gadebusch; Direktor des Kreditvereins; 1845 Provisor des Klosters Dobbertin; 1855 Vizelandmarschall.<br />
<br />
==Behrend, Walter - Redakteur, Schriftsteller==<br />
;geb. 10.7.1885 Rostock gest. ? <br />
:Vater: Wilhelm B., Kaufmann Studium der Staatswissenschaften, Philosophie und Philologie in Berlin, Rostock und Leipzig; Redakteur beim »Leipziger Tageblatt«, der »Neuen badischen Landeszeitung« und der »Ostseezeitung«; während der Weimarer Republik leitender Feuilletonredakteur bei den »Münchener neuesten Nachrichten«; »Ernst von Wildenbruch. Theater, Erzählung und Lyrik« (1907); »Zwei Ostseestädte, Rostock und Wismar« (1909); '''»Die Kirche von Doberan« (1910)'''; »Ein Dichter der Zeit« (1920).<br />
<br />
==Benefeld, Ludwig Wilhelm Ernst - Mediziner== <br />
;geb. 1.1.1766 Schwerin gest. 13.10.1827 (Bad) Doberan <br />
:Vater: Georg Wilhelm B., Mediziner 1793 Promotion in Jena; 1793-1807 praktischer Arzt in Schwerin, auch Domanialarzt; »De origine et reditu febris hecticae« (Diss., 1793).<br />
<br />
==Berger, Julius - Musiker==<br />
;geb. 2.12.1829 Stavenhagen gest. 2.9.1896 Schwerin <br />
:Vater: Christoph David B., Stadtmusikus Erste musikalische Ausbildung bei seinem Vater, der durch Fritz Reuter als Stadtmus’kant Berger in die Literatur eingegangen ist (»Ut mine Stromtid«, 1863-1864, 5. Kapitel); 1851 Soldat und beim Hoboistenkorps; nach Entlassung aus militärischen Diensten 1867 als Nachfolger seines Vaters Stadtmusikus von Stavenhagen; 1871 Hofkapellist beim Großherzoglichen Hoftheater in Schwerin; 1878 Hofmusikus; 1890 Kammermusikus; '''1896 Leitung der Kurkapelle Doberan'''.<br />
<br />
==Berno - Bischof==<br />
;geb. ? gest. 14.1.1191 Schwerin Sächsischer Abstammung; <br />
:Mönch im Zisterzienserkloster Amelungsborn; verließ das Kloster 1154, um im Bistum Mecklenburg als Missionar tätig zu sein; nach 1155, vermutlich 1158, dritter Bischof von Mecklenburg; Investitur durch Sachsenherzog Heinrich den Löwen; 1160 Verlegung des Bischofssitzes von der Mikilenburg nach Schwerin und damit erster Bischof von Schwerin; stand unter dem Schutz des Sachsenherzogs, der dem besiegten Wendenfürsten Pribislaw den größten Teil seines Landes zurückgegeben und damit einen Verbündeten gewonnen hatte; soll 1160 auf Anordnung Heinrich des Löwen Massentaufen in der Döpe (kleiner See bei Hohenviecheln) durchgeführt haben; mit Heinrich dem Löwen im Juli 1163 in Lübeck bei der Weihe des Doms anwesend; taufte den Fürsten Pribislaw vermutlich 1164; besuchte 1170 im Gefolge von Heinrich dem Löwen den Reichstag in Frankfurt (Main), wo er von Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) eine Urkunde erhielt, die ihn als Bischof von Schwerin bestätigte; 1171 Weihe des Schweriner Doms als erste Bischofskirche; '''1171 Gründung des ersten Zisterzienserklosters Doberan''', 1172 des Zisterzienserklosters Dargun.<br />
<br />
==Beyer, Albrecht (Otto Heinrich) - Theologe==<br />
;geb. 23.10.1902 Perlin gest. 3.2.1972 Bad Doberan <br />
:Vater: Albrecht (Johann Nikolaus) B., Theologe 1921-1925 Theologiestudium in Rostock, Erlangen und Zürich; 1931 Promotion und 1932 Habilitation in Rostock; 1932-1939 Privatdozent für Systematische Theologie; 1934 Pastor in Warnemünde; 19401945 Marinepfarrer in Warnemünde und Norwegen; 1945-1947 französische Gefangenschaft; 1948-1968 Pastor in Warnemünde; 1948 Dozent, 1951 Professor mit Lehrauftrag an der Theologischen Fakultät der Universität Rostock; »Offenbarung und Geschichte. Zur Auseinandersetzung mit der Theologie von Paul Althaus« (Diss., 1932).<br />
<br />
==Biel, Gottlieb (Wilhelm Ludwig Friedrich) von, - Gutsbesitzer, Landwirt==<br />
;geb. 15.8.1792 Braunschweig gest. 11.5.1831 Zierow <br />
:Vater: Christian Andreas von B., Jurist, Gutsbesitzer Bruder: Wilhelm (Julius August Heinrich) von B., Gutsbesitzer, Landwirt Kam gemeinsam mit seinem Bruder in den Besitz der väterlichen Güter, übernahm Weitendorf und Neu-Jassenitz; hielt sich zunächst noch in England auf; Teilnehmer der Befreiungskriege 1813-1815, Adjutant des Generals von Dörnberg in Königlich hannoverschen Diensten, dann Hauptmann in Herzoglich braunschweigischen Diensten; bewirtschaftete danach seine Güter (Parkanlagen und Neubauten); betrieb gemeinsam mit seinem Bruder die Zucht englischer Vollblutpferde; Anerkennung mit der Veredlung der Pferdezucht auch im Ausland; '''rief 1822 die Pferde-Wettrennen in Doberan ins Leben'''; jährliche Rennen in Güstrow, Basedow und Neubrandenburg folgten; Mitglied des Mecklenburgischen Patriotischen Vereins und später Distriktsdirektor; »Einiges über edle Pferde« (1830); Aufsätze über Pferdezucht im »Freimüthigen Abendblatt«, den »Annalen des mecklenburgischen patriotischen Vereins« und anderen Zeitschriften; an weiteren anonym erschienenen Schriften beteiligt: »Gesetze für Mecklenburgs Pferderennen« (1823), »Mecklenburgische Pferderennen 1823« (1827) und »Verzeichnis der in Mecklenburg befindlichen Vollblutpferde« (3 Bde.; 1827-1830); d'''er englische Hippologe Charles James Apperley besuchte 1828 Zierow und Weitendorf und beschrieb die Pferdezucht der Brüder Biel und das Doberaner Pferderennen in seinen Erinnerungen »Aus alten Zeiten (Nimrods Tagebuch)« (1910)'''.<br />
<br />
==Biel, Wilhelm (Julius August Heinrich) von (Freiherr) - Gutsbesitzer, Landwirt==<br />
;geb. 18.2.1789 Braunschweig gest. 16.5.1876 Zierow <br />
:Vater: Christian Andreas von B., Jurist, Gutsbesitzer Bruder: Gottlieb (Wilhelm Ludwig Friedrich) von B., Gutsbesitzer, Landwirt Trat 1806 in das Braunschweigische Dragoner-Regiment ein; wechselte 1813 als Premierleutnant in das Mecklenburg-Schwerinsche Freiwillige JägerRegiment zu Pferde; blieb hier als Adjutant des Kommandeurs Graf von Moltke; dann OrdonnanzOffizier beim Erbprinzen Friedrich Ludwig von Mecklenburg-Schwerin; widmete sich nach seinem Austritt der Bewirtschaftung seiner 1805 ererbten Güter (u. a. Zierow, Eggersdorf und Landsdorf); ließ 1819-1824 das Herrenhaus von Zierow umbauen; 1865 in den Freiherrenstand erhoben; führte gemeinsam mit seinem Bruder, mit Buchard Hartwig Graf Plessen auf Ivenack und Friedrich Wilhelm Adolph Graf Hahn auf Basedow die englische Vollblutpferdezucht ein und begründete damit eine berühmte Zucht von Rennpferden; '''eng mit dem ersten Pferderennen 1822 in Doberan verbunden'''; besondere Beziehung zu England und nacheinander mit zwei Engländerinnen verheiratet; 1828 in Zierow Gastgeber von Charles James Apperley, der über ihn in »Aus alten Zeiten (Nimrods Tagebuch)« (1910) berichtete; 1845 Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde; Herausgeber des mecklenburgischen Gestütbuches »Verzeichnis der in Mecklenburg befindlichen Vollblutpferde« (3 Bde.; 1827-1830).<br />
<br />
==Blücher, Ulrich Vicco (Gustav Carl) von - Jurist, Genealoge==<br />
;geb. 4.11.1853 Rostock gest. 25.1.1936 Bad Doberan <br />
:Vater: Wilhelm von B., Jurist Ab 1864 auf dem väterlichen Gut Gohren (Hinterpommern); Gymnasium in Köslin; Naturwissenschaftsstudium in München und Göttingen, dann Jurastudium in Göttingen und Berlin; 1879 Referendar in Celle; seit 1880 im mecklenburgischen Staatsdienst; 1883 zweite juristische Prüfung in Rostock; 1884 Großherzoglicher Domanialverwalter im Amt Schwerin, '''1890 im Amt Doberan''', 1895-1898 im Amt Wittenburg; 1891 Amtmann; 1898 Kammerrat und Vortragender Rat im Großherzoglichen Finanzministerium; 1905 Geheimer Kammerrat; 1914 Geheimer Staatsrat und Vorstand des Finanzministeriums Schwerin; Mitglied des Bundesrates; Hausorden der Wendischen Krone (Großkomtur); 1890 Mitbegründer des Blücherschen Familienverbandes und Schriftführer; »Neueste Geschichte der Familie von Blücher von 1870 bis 1914. Festschrift zur Siebenhundertjahrfeier der Familie Blücher« (1914; Neuausgabe 2005).<br />
<br />
==Bölte, Amely (eigentl.: Amalie Charlotte Elise Marianne B.) - Schriftstellerin, Übersetzerin, Pädagogin==<br />
;geb. 6.10.1811 Rehna gest. 16.11.1891 Wiesbaden <br />
:Vater: Johann Christoph B., Bürgermeister Privatunterricht in Musik und Französisch; von schwächlicher Konstitution und '''häufiger Aufenthalt mit ihrer Tante Fanny Tarnow im Seebad Doberan'''; 1828 Erzieherin beim Kammerherrn Georg Justus von Könemann auf Pritzier; 1839-1951 Gouvernante in England; Anstellung bei angesehenen Familien in London, u. a. bei dem Schriftsteller Thomas Carlyle; stand in London in Kontakt mit Künstlern und Intellektuellen; Übersetzungen englischer und deutscher Romane; Korrespondentin für die deutschen Zeitungen »Morgenblatt für gebildete Leser« und »Grenzboten«; schrieb in England »Luise oder Die Deutsche in England« (1846), »Erzählungen aus der Mappe einer Deutschen in London« (1848) und »Visitenbuch eines deutschen Arztes in London« (1852); Hauptthema ist die Stellung der Frau in höheren Gesellschaftskreisen; trat für die unabhängige Berufstätigkeit der Frau ein; 1852 Rückkehr nach Deutschland und Wohnsitz in Dresden; 1866 Reisen nach Paris und Rom, anschließend Aufenthalt in Karlsruhe, seit 1879 in Wiesbaden; schrieb für Karl Gutzkows »Unterhaltungen am häuslichen Herd« (18521864) sowie biographische Romane und historische Zeitbilder; »Maria Antonia, oder Dresden vor hundert Jahren. Zeitbild« (1860); »Frau von Staël« (3 Bde.; 1861); »Winkelmann oder von Stendal nach Rom. Culturhistorischer Roman« (3 Bde.; 1862); »Moderne Charakterköpfe« (3 Bde.; 1863); »Die Mantelkinder oder Die Herren auf Rheinfeld« (2 Bde.; 1864); '''»Fanny Tarnow. Ein Lebensbild« (1865)'''; »Streben und Leben« (1868); »Elisabeth oder Eine deutsche Jane Eyre. Roman« (1873); »Neues Frauen-Brevier« (1876); veröffentlichte anonym ihren Briefwechsel mit Karl August Varnhagen von Ense: »Briefe an eine Freundin. Aus den Jahren 1844-1853« (1860); »Amely Böltes Briefe aus England an Varnhagen von Ense (1844-1858)« (1955).<br />
<br />
==Brandenstein, Jürgen von (Freiherr) - Forstwirt==<br />
;geb. 21.8.1894 (Bad) Doberan gest. 27.11.1967 Celle <br />
:Vater: Werner von B., Forstwirt 1901-1913 Schulbesuch in Doberan; 1913/14 Forstlehre; 1914 Studium der Forstwissenschaften in München; 1914-1918 Kriegsteilnehmer; 1919 Fortsetzung des Forststudiums in Eberswalde, 1920 in Berlin; 1920-1923 Referendarzeit; 1924/25 Forstassessor, 1925-1933 Forstmeister im Forstamt Wabel; 1933-1937 Forstmeister im Forstamt Jasnitz; 1937/38 Forstmeister im Forstamt Lüttenhagen; 1938-1945 Forstmeister der Fürstlich SaynWittgenstein-Hohensteinschen Besitzungen; 19501952 Mitarbeiter im Forsteinrichtungsstab Koblenz.<br />
<br />
==Brandt, (Christoph Gottfried Hermann) Willy - Philologe, Pädagoge==<br />
;geb. 13.2.1885 Ilfeld gest. 4.11.1975 Bayreuth-Laineck <br />
:Abitur in Ilfeld; 1903 Studium der Geschichte und Klassischen Philologie in Göttingen, Straßburg und Halle; Promotion und Staatsprüfung in Halle; Ausbildung in Hannover und Hannoversch Münden; Hilfslehrer in Aurich; 1910-1913 Oberlehrer für Latein, Griechisch und Geschichte an der Großen Stadtschule Rostock; danach Lektor an der Universität Rostock; 1924-1937 Oberstudiendirektor am Gymnasium in Güstrow; unter seinem Direktorat 375-Jahr-Feier der 1553 gegründeten Domschule; '''1937 an das kleinere Doberaner Gymnasium versetzt; 1945 an der kampflosen Übergabe Bad Doberans beteiligt;''' zog später nach Bayreuth; »Die Staatliche Domschule zu Güstrow 1903-1928« (1928).<br />
<br />
==Brinckmann, Otto - Journalist, Maler==<br />
;geb. 22.6.1905 Waren (Müritz) gest. 28.6.1970 Garmisch-Partenkirchen <br />
:Vater: Wilhelm B., Stadtinspektor in Neubrandenburg 1924 Abitur am Gymnasium in Neubrandenburg; Journalist bei der Neubrandenburger Zeitung; Studium an der Kunstakademie Dresden; bis 1935 Meisterschüler von Georg Lührig; Mitglied der NSDAP, 1934 als Vertreter der NS-Kunstauffassung gefeiert; Ortsgruppenführer Neubrandenburg der NS-Kulturgemeinde; Mitglied der Reichskammer für die bildenden Künste; Redakteur der »Mecklenburgischen Monatshefte« in Schwerin; nach dem Krieg in Marburg (Lahn); Redakteur bei der oberhessischen Presse; malte in den 1930er Jahren Porträts und Landschaften, vor allem der Neubrandenburger Gegend; »Bildnis am Fenster« (1934); »Einsame Scheune« (1937); '''»Bad Doberan« (1938)'''; '''»Gespensterwald bei Heiligendamm« (1938)'''; 1939 in der Ausstellung zeitgenössischer Maler in Schwerin (»Hünengrab von Kritzerow«); an Neubrandenburger Kunstausstellungen beteiligt; '''»Fahrt mit der Bimmelbahn« (1937)''', »Die bildende Kunst in Schwerin« (1938), »Der Schimmel und die beiden Kühe« (1938) und »Gestaltete Arbeit« (1939) in »Mecklenburgische Monatshefte«; tödlicher Verkehrsunfall mit seiner Frau.<br />
<br />
==Bruhn, Robert - Mediziner==<br />
;geb. 6.10.1862 Herzberg gest. 21.8.1915 (Bad) Doberan <br />
:Vater: Carl Heinrich Friedrich B., Gutsinspektor 1890 Approbation in Rostock; 1891 Promotion in Leipzig; Volontärarzt an der Martinschen Frauenklinik in Berlin; '''1892-1915 praktischer Arzt in Doberan und Besitzer des Stahlbades in Doberan;''' 1914 Sanitätsrat.<br />
<br />
==Brunnengräber, Christian (Johannes Rudolph) - Apotheker==<br />
;geb. 19.5.1832 Schwerin gest. 19.2.1893 Rostock <br />
:Vater: Seifenfabrikant Schule in Schwerin; bis 1843 Apothekerlehre bei Meyerhof in Berlin; Studium in Berlin; 1857 Staatsexamen in Rostock; 1858 Silbermedaille für die Herstellung von Benzin im Laboratorium der Schweriner Gasfabrik; erwarb 1859 die Neue Apotheke (Universitäts-Apotheke, jetzt Ratsapotheke) in Rostock; '''eröffnete eine Mineralbrunnenanstalt im Großherzoglichen Palaisgarten Doberan'''; 1863 Promotion in Rostock; erweiterte seine Apotheke um eine Drogen-Großhandlung und eine Fabrik pharmazeutischer Präparate; seit 1869 Vorstandsmitglied des Deutschen Apotheker-Vereins; 1879-1891 Vorsitzender des Norddeutschen Apotheker-Vereins, 1875 Reformplan für die Apotheken-Konzessionierung; leitete die Pharmakopöekommission für die 2. Ausgabe des »Deutschen Arznei Buchs«; auf seine Anregung hin erschien ab 1886 die »Apotheker-Zeitung« als amtliches Organ; nach seinem Tod 1896 Einrichtung der Christian Brunnengräber-Stiftung; Mitglied des Vereins für Rostocks Altertümer; »Die künstlichen Mineralwässer« (Diss., 1859); »Bericht über den Stand der Apothekengewerbefrage« (1876).<br />
<br />
==Bülow, Friedrich (Hans Magnus Leopold) von - Jurist, Bürgermeister==<br />
;geb. 31.10.1835 Toddin gest. 5.9.1922 Bad Doberan <br />
:Vater: Gottlieb von B., Forstwirt Gymnasien in Rostock und Schwerin; 1855 Jurastudium in Heidelberg, Göttingen und Rostock; 1860 erste, 1863 zweite juristische Prüfung in Rostock; 1860 Auditor in der Großherzoglichen Justizkanzlei Güstrow; 1863 Assessor; 1866 Amtsmitarbeiter im Großherzoglichen Amt Schwerin; 1866 3. Mitglied im Gericht Ludwigslust; 1868-1874 Bürgermeister und Stadtrichter in Stavenhagen; trat mit Fritz Reuter in Verbindung, dessen Vater sein Amtsvorgänger war; '''1875 Amtmann im Amt Doberan; 1879 Domänenrat; 1882 regierender Beamter in Doberan; 1886 Amthauptmann; 1886 Wirklicher Erster Beamter; 1893 anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Seebades Heiligendamm Hausorden der Wendischen Krone (Ritter); 1896 Drost; 1897 Gedächtnismedaille Friedrich Franz III.; 1879, anlässlich der Wiederherstellung des Doberaner Münsters Hausorden der Wendischen Krone (Komtur)'''; machte sich besonders um die Förderung der Seebäder Brunshaupten und Arendsee verdient; der Verbindungsweg zwischen beiden Badeorten wurde Bülow-Weg genannt; 1905 Landdrost; anlässlich seines 50-jährigen Dienstjubiläums Oberlanddrost; nahm 1911 seinen Abschied; »Kindergottesdienst, kirchlicher Knaben-Chor und kirchlicher Gesangverein« (1914); »Liturgie und Knaben-Chöre der heimischen Landeskirche im Licht des Weltkrieges« (1915); »Kirchliche Zustände im Heimatlande und der Weltkrieg« (1915); »Ein Laien-Urteil über kirchliche Zustände im Heimatlande« (1916); »Obere Geistlichkeit und Gemeinde unserer evangelisch-lutherischen Landeskirche. Hilferuf im Namen Vieler« (1917); »Zur heimischen Verfassungsfrage« (1917); »Kirchenregiment und Landtag« (1918).<br />
<br />
==Campenhausen, (Martha Friederike) Sophie von(verh.: von Plessen) - Hofdame==<br />
;geb. 3.10.1776 (14.10.1776) Orellen (Livland; Ungurmuiža/ Lettland) gest. 22.9.1837 Bad Doberan (Grab an der Innenseite der östlichen Klostermauer)<br />
:Doberan Vater: Balthasar von C., Russischer Wirklicher Geheimer Rat Ehemann: Leopold (Engelke Hartwig) von Plessen, Diplomat, Minister 1802 Heirat in Ludwigslust; Hofdame der Erbprinzessin Helene Paulowna (1. Frau des Schweriner Erbgroßherzogs Friedrich Ludwig); Oberhofmeisterin der Erbgroßherzogin Alexandrine von Mecklenburg-Schwerin; Dame des St.-Alexander-Newsky-Ordens; Bericht über das Leben am Hofe in »Aus dem Tagebuch einer Hofdame 1799-1800. Ein Kulturbild« (1892).<br />
<br />
==Crull, Richard - Parteifunktionär, Bürgermeister==<br />
;geb. 27.2.1900 Mönchhagen gest. 26.4.1991 <br />
:Vater: Johann C., Postbeamter '''1920 Kommunalpolitiker in Doberan; 1923-1932 Leiter der Stadtsparkasse Bad Doberan'''; Mitglied der NSDAP; Gauamtsleiter für Kommunalpolitik im Gau Mecklenburg-Lübeck; 1933 Stadtrat in Schwerin und Vorsitzender der Landesdienststelle des Mecklenburgischen Gemeindetags; Mai 1942 (zunächst kommissarisch) Oberbürgermeister in Schwerin, nach der deutschen Kapitulation noch bis 12. Mai 1945 im Amt; danach von der englischen Besatzungsmacht entlassen und inhaftiert; nach 1945 im Flüchtlingslager Wentorf bei Hamburg tätig; Ruhestand in Tosterglope (bei Ventschau); Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde; »Die Berufung und Tätigkeit der Beauftragten der NSDAP, der Bürgermeister …« (1935); Herausgeber der Festschrift zum 40. Geburtstag des Gauleiters Friedrich Hildebrandt »Mecklenburg. Werden und Sein eines Gaues« (1938).<br />
<br />
==Döbereiner, (Daniel) Friedrich Marquard Theodor - Mediziner==<br />
;geb. 31.3.1806 Bayreuth gest. 15.3.1877 (Bad) Doberan <br />
:Vater: Johann Wolfgang D., Chemiker Sein Vater war der Erfinder einer nach ihm benannten Zündmaschine; 1830 Promotion in Würzburg; 1831 Stabsarzt im Kriegslazarett Warschau; 1832/33 Quarantänearzt zur See während der Cholera auf der Insel Walfisch (bei Wismar); 1833-1836 praktischer Arzt in Wismar; '''1836-1877 in Doberan; auch Domanialamtsarzt und Arzt am Stahlbad Doberan; 1863 Sanitätsrat.'''<br />
<br />
==Dolberg, Ludwig - Theologe, Heimatforscher==<br />
;geb. 4.4.1833 Schwerin gest. 10.2.1900 Ribnitz(-Damgarten) <br />
:Vater: Adolf Friedrich D., Steuerrat Gymnasium Fridericianum Schwerin; 1853 Theologiestudium in Rostock; Lehrer an der Kadettenschule Schwerin; Pastor des Klosters Ribnitz; 1866-1875 Pastor in Rövershagen; 1856 Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, seit 1858 Bibliothekar des Vereins; widmete sich nach seinem Ausscheiden aus kirchlichen Diensten 1875 ganz der Heimatkunde; Beiträger zu Karl Bartschs »Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg« (2 Bde., 1879/80); »Eine Küstenwanderung von der Warnow bis Wustrow durch die Rostocker Heide« (1885); '''»Die St. MarienKirche der ehemaligen Cistercienser-Abtei Doberan i. M. und ihre Kunstarbeiten« (1893); Aufsätze zur Geschichte mecklenburgischer Orte und Klöster; »Zur Gründungs- und Baugeschichte der ehemaligen Cistercienser-Abtei Doberan in Mecklenburg« (1889), »Die der Cistercienser-Abtei Doberan bis zum Jahre 1365 urkundlich gemachten Schenkungen und deren Ausnutzung durch die Mönche« (1891) und »Die Verehrungsstätte des Heiligen Blutes in der Cistercienser-Abtei Doberan« (1891) in »Studien und Mitteilungen aus dem Benedictiner- und CistercienserOrden«.'''<br />
<br />
==Eddelin, Peter - Theologe==<br />
;geb. 30.9.1599 Rostock gest. 17.7.1676 Rostock 1625-1675 <br />
:'''Pastor in Doberan'''; »Kurzer wahrhaftiger Bericht, wie es in Mecklenburg im Dreißigjährigen Kriege … hergegangen« (1649).<br />
<br />
==Elbrecht, Ludwig - Architekt==<br />
;geb. 8.3.1907 Wreschen (Posen; Września/Polen) gest. 9.7.1984 Bad Doberan <br />
:Vater: Maurer Kam als Kind mit seinen Eltern nach Doberan; Schule in (Bad) Doberan; Lehre an der Baugewerkschule in Eckernförde; 1934 Baumeisterprüfung; machte den Betrieb seines Vaters zum Architektenbüro und Bauunternehmen, das er bis 1974 führte; Bau von Wohn-, Landwirtschafts- und Gewerbegebäuden; '''errichtete die Ehm-Welk-Gedenkstätte in Bad Doberan'''; '''1948-1950 Oberbauleiter im Auftrag der Landesbauverwaltung beim Ausbau von Heiligendamm zur Kur- und Erholungsstätte; errichtete das HO-Kaufhaus in Bad Doberan; denkmalpflegerische Leistungen in Bad Doberan: 1954 Rathausfassade, 1976-1984 Rekonstruktion des Rathauses, 1974-1976 weißer Pavillon; Rekonstruktion des klassizistischen Saals im Kurhaus Heiligendamm; ehrenamtlicher Beauftragter für Denkmalpflege im Kreis Bad Doberan.'''<br />
<br />
==Elisabeth - Herzogin zu Mecklenburg(-Schwerin)==<br />
;geb. 23.6.1885 Roßla gest. 16.10.1969 Eutin begr. Ratzeburg (Domfriedhof) <br />
:Vater: Botho, Graf von Stolberg-Roßla Ehemann: 1.) Johann Albrecht, Herzog zu Mecklenburg (-Schwerin) (2. Ehe) Ehemann: 2.) Adolf Friedrich, Herzog zu Mecklenburg(-Schwerin) (2. Ehe) Heirat am 15. Dezember 1909 in Braunschweig als zweite Frau Johann Albrechts (1907-1913 Regent von Braunschweig-Lüneburg); lebte ab 1913 in Schloss Wiligrad; unternahm mit ihrem Mann 1909 eine Reise nach Ostasien, Rückkehr nach Deutschland mit der Transsibirischen Eisenbahn; 1920 Witwe; zweite Heirat am 15. Oktober 1924 in Ludwigslust als zweite Frau des Afrikareisenden und Kolonialpolitikers Adolf Friedrich (jüngerer Halbbruder Johann Albrechts); Hochzeitsreise nach Asien; nach dem Zweiten Weltkrieg Reise nach Togo; '''lebte bis 1945 in ihrer Bad Doberaner Villa Feodora''', dann in Eutin; seit 1917 Vorsitzende des Frauenvereins des Roten Kreuzes für Deutsche in Übersee.<br />
<br />
==Ewald, Georg - Landwirt, Parlamentarier, Minister==<br />
;geb. 30.10.1926 Buchholz (Stralsund) gest. 14.9.1973 <br />
:Vater: Landwirt Volks- und Landwirtschaftsschule; 1941-1943 in der elterlichen Landwirtschaft tätig; 1946-1949 Landarbeiter; 1946 Mitglied der SED; 1949/50 Bürgermeister in Buchholz; 1950-1953 Kreisrat für Landwirtschaft und Abgeordneter des Kreistages Stralsund; '''1954/55 Erster Sekretär der SED-Kreisleitung Bad Doberan;''' 1955-1960 Erster Sekretär der SED-Kreisleitung Rügen; Mitglied der SED-Bezirksleitung Rostock; 1960-1963 Erster Sekretär der SED-Bezirksleitung Neubrandenburg; Abgeordneter des Bezirkstages Neubrandenburg; ab 1963 Mitglied des ZK der SED und Kandidat des Politbüros; Minister für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft und Vorsitzender des Landwirtschaftsrates; Mitglied des Präsidiums des Ministerrates; Abgeordneter der Volkskammer; Redemanuskripte im Nachlass im Landeshauptarchiv Schwerin; tödlich verunglückt; auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin-Lichtenberg begraben.<br />
<br />
==(Victoria) Feodora Herzogin zu Mecklenburg(-Schwerin)== <br />
;geb. 21.4.1889 gest. 18.12.1918 Rostock begr. (Bad) Doberan (Münster) <br />
:Vater: Heinrich XXVII. Fürst von Reuß Ehemann: Adolf Friedrich, Herzog zu Mecklenburg(-Schwerin) Heirat am 24. April 1917 in Gera auf Schloss Osterstein; das Paar lebte im Großherzoglichen Palais in Rostock; '''starb am Tag nach der Geburt ihrer Tochter Woizlawa Feodora, die in der Villa Feodora in Bad Doberan aufwuchs'''.<br />
<br />
==Flint, Fritz - Parteifunktionär, Bürgermeister==<br />
;geb. 11.3.1917 (Bad) Doberan gest. 7.6.1999 <br />
:Volksschule und Gymnasium in Doberan; 19331936 kaufmännische Ausbildung in Rostock; 1937/38 Einkäufer und Korrespondent in einer Werkzeugmaschinengroßhandlung in Braunschweig; 1938-1945 Kriegsdienst und englische Gefangenschaft; 1946 Mitglied der CDU; '''1946-1949 Buchhalter in einer Weberei in Bad Doberan; 1946-1951 Stadtverordneter in Bad Doberan und Kreistagsabgeordneter Rostock-Land; 1949-1951 Stadtrat in Bad Doberan'''; 1951-1953 Bürgermeister von Grabow; 1953-1957 Stadtverordneter und Stellvertreter des Oberbürgermeisters von Schwerin; 1956 Fernstudium an der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften Potsdam-Babelsberg, DiplomStaatswissenschaftler; 1957/58 Vorsitzender des CDU-Bezirksverbandes Cottbus, dann Vorsitzender des CDU-Bezirksverbandes Groß-Berlin; Mitglied des Präsidiums des Hauptvorstandes der CDU; 1958-1963 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung von GroßBerlin und Abgeordneter Berlins in der Volkskammer; 1960-1977 Stellvertreter des Staatssekretärs für Kirchenfragen. »Die Grabower Flurnamen« und »Fritz Reuter und Grabow« in »Die bunte Stadt an der Elde. 1252-1952. 700 Jahre Grabow i. Meckl.« (1952); »Aus der Zeit innerparteilicher Auseinandersetzungen« in »Erlebnisse und Erfahrungen christlicher Demokraten aus drei Jahrzehnten« (1975).<br />
<br />
==Framm, Carl Friedrich - Apotheker==<br />
;geb. 14.6.1807 (Bad) Doberan gest. 19.5.1875 Wismar <br />
:Vater: Johann Joachim F., Apotheker 1822 Apothekerlehre in der nach dem Tod des Vaters von der Mutter geführten Apotheke in Doberan; 1834/35 Studium in Jena, 1836 Studium und Prüfung in Rostock; kaufte die Beutelsche Apotheke in Grevesmühlen; 1845 Konzession für die Neue Apotheke (heute Hirsch-Apotheke) in Wismar Am Markt 29; produzierte auch Selterswässer und Limonaden; 1859 Hofapotheker; übergab die Apotheke 1866 an seine beiden Söhne Carl (1838-1919) und Friedrich (1838-1917); sein Bruder Heinrich (1803-1886) war Hofapotheker und sein Bruder Wilhelm '''(1805-1959) Kaufmann und Hoflieferant in Doberan; »Ein Mecklenburger Apothekerleben im 19. Jahrhundert'''. Romanbiografie« (2007; von Edith Framm).<br />
<br />
==Friedrich II. (eigentl.: Friedrich von Bülow) Bischof==<br />
;geb. ? gest. 11.9.1375 Warin begr. Schwerin (Dom) <br />
:Neffe der beiden früheren Bischöfe Ludolf und Heinrich I.; Kanonikus von Schwerin; erwarb keinen höheren geistlichen Grad; sein Leben war eher weltlich; Knappe des Herzogs Albrecht (gehörte seinem Kriegsgefolge an); befand sich mit seinen Verwandten lange Zeit in Bann; 1366-1375 Bischof von Schwerin, als Nachfolger von Bischof Rudolf II (Fürst von Anhalt, Graf zu Askanien), der bereits im Jahr seiner Ernennung (1365) starb und nicht in seiner Diözese Schwerin anwesend war; durch ihn wurde der lange Streit über den Besitz der Stiftsgüter beendet; '''weihte am 4. Juni 1368 das neu entstandene Münster Doberan; während seiner Amtszeit''' Bauarbeiten am Schweriner Dom, an der Stiftskirche Bützow und der Bischofsburg Warin; beglich die Schulden des Stifts mit seinem eigenen Geld und löste die dafür verpfändeten Güter wieder ein; gebrauchte drei Siegel: zwei kleine runde und das große ovale Bischofssiegel (alle mit den Bülowschen Wappenschild); zusammen mit seinem Großonkel Bischof Gottfried (von Bülow) eine Messingplatte mit Inschrift im Schweriner Dom.<br />
<br />
==Friedrich Franz I. Großherzog von Mecklenburg(-Schwerin)==<br />
;geb. 10.12.1756 Schwerin gest. 1.2.1837 Ludwigslust begr. (Bad) Doberan (Münster) <br />
:Vater: Ludwig, Erbprinz zu Mecklenburg(-Schwerin) Ehefrau: Luise, Tochter von Johann August, Prinz von SachsenGotha-Roda Vom Kammerherrn Theodor von Usedom erzogen, der ihn zur weiteren wissenschaftlichen Ausbildung auch nach Lausanne und Genf begleitete; kehrte 1771 im Alter von 15 Jahren nach Ludwigslust zurück; Heirat am 31. Mai 1775 auf Schloss Friedenstein in Gotha; trat nach dem Tod seines Onkels Friedrich (dem Frommen) am 24. April 1785 die Regentschaft an, denn sein Vater Herzog Ludwig war bereits 1778 gestorben; nahm seine Residenz wie sein Vorgänger in Ludwigslust; bei Regierungsantritt galten in Mecklenburg-Schwerin die Landständische Verfassung von 1523, der Hamburger Vergleich von 1701 sowie der von seinem Großvater Christian Ludwig II. mit den Ständen abgeschlossene Landesgrundgesetzliche Erbvergleich von 1755, in dem die wirkliche Macht der Ritterschaft gegeben und eine absolute Herrschaft des Regenten in Mecklenburg verboten wurde; verfügte 1789 die Aufhebung der von Herzog Friedrich gegründeten Universität in Bützow und erteilte der Universität Rostock wieder alle Rechte und Privilegien; im Gegenzug erkannte die Stadt Rostock die Landeshoheit an, womit die langjährigen Streitigkeiten um die Freiheiten der Seestadt Rostock und die Rechte des Herzogs beigelegt wurden; '''1793 Gründer des ersten deutschen Seebades Doberan, wo er selbst häufig weilte; FriedrichFranz-Gedenkstein (Granitblock mit Inschrift am Heiligen Damm) zur Feier des 50-jährigen Jubiläums des Seebades 1843'''; führte Verhandlungen mit Schweden und erwarb im Vertrag von Malmö 1803 die nach dem Dreißigjährigen Krieg an Schweden abgetretene Stadt und Herrschaft Wismar nebst den Ämtern Poel und Neukloster als Pfandbesitz; in seine Regierungszeit fielen die Napoleonischen Kriege 1805-1915; 1808-1813 Mitglied des Rheinbunds; empfing durch den Wiener Kongress 1815 gemeinsam mit Karl II. (Regent von Mecklenburg-Strelitz) die Großherzogliche Würde; führte den Titel Großherzog von Mecklenburg, Fürst zu Wenden, Schwerin und Ratzeburg, auch Graf zu Schwerin, der Lande Rostock und Stargard Herr; der Großherzog, dessen Thronfolger und deren Ehefrauen waren als Königliche Hoheit zu titulieren, die nachgeborenen Herzöge und Herzoginnen als Hoheit; führte das Land wieder aus den Kriegsverwüstungen heraus; ließ die erste Chaussee Hamburg – Berlin bauen und machte die Elde schiffbar; vollzog 1820 die Aufhebung der Leibeigenschaft in Mecklenburg; verbesserte 1823 mit einem Landschulgesetz die Lage der Landschullehrer im Domanium; seine Regierungszeit dauerte 52 Jahre; General der Königlich preußischen Armee; Angehöriger des Johanniter-Ordens; KolossalStatue zwischen Kaskade und Schloss Ludwigslust (Albert Wolff); Büste im Staatlichen Museum Schwerin (Rudolf Kaplunger); geschliffener GranitSarkophag aus einem Findling im Doberaner Münster; Nachfolger: Paul Friedrich (Enkel).<br />
<br />
==Giebel, Friedrich Wilhelm - Buchhändler, Verleger==<br />
;geb. 11.5.1909 Lohme gest. 24.1.1988 Bremen <br />
:Vater: Kaufmann Kindheit in Doberan; Bürgerschule, ab 1918 Gymnasium in Doberan; trug als Schüler niederdeutsche Gedichte vor; beschäftigte sich mit mecklenburgischer Heimatforschung und niederdeutscher Sprache; 1926/27 Höhere Handelsschule Rostock; im Kontor der Reederei Hugo Ferdinand; a'''b 1933 freiberuflich als Berichterstatter für den »Ostseeboten«, den »Rostocker Anzeiger« und die »Mecklenburgische Zeitung« in Bad Doberan; nach dem Krieg Begründer und Leiter der Niederdeutschen Bühne Bad Doberan;''' 1949 Übersiedlung nach Bremen, betrieb dort eine Verlagsbuchhandlung; Mitbegründer der Landsmannschaft Mecklenburg auf Bundesebene; Begründer und Herausgeber der Zeitschrift »Unser Mecklenburg. Heimatblatt für Mecklenburger und Vorpommern« (1951-1983); Verleger niederdeutscher Autoren (Gerd Lüpke, Theodor Rohrdantz, Gerhard Böhmer, Ludolf Fiesel und Friedrich Scheven); stellte jährlich Postkartenkalender zusammen und trat als Rezitator auf; Kulturpreis der Landsmannschaft Mecklenburg; Ehrenbrief der Fritz-ReuterGesellschaft; Fritz-Reuter-Plakette; Nachlass im Landeshauptarchiv Schwerin.<br />
<br />
==Glöckler, (Johann) Albrecht - Theologe==<br />
;geb. 28.1.1740 Denkendorf (Esslingen/Baden-Württemberg) gest. 25.9.1778 (Bad) Doberan <br />
:Vater: Johann Christoph G., Theologe 1769-1773 Informator des späteren Großherzogs Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin; 1775 Pastor in Boizenburg (Elbe), zugleich Kirchenrat; 1778 Superintendent in Doberan.<br />
<br />
==Graff, Wilhelm Paul (Pseud.: Wilhelm Paul) - Schriftsteller, Dramatiker, Übersetzer==<br />
;geb. 10.3.1845 (Bad) Doberan gest. 23.8.1904 Schwerin <br />
:Vater: Beamter Kaufmannslehre; Studium in Rostock; Dramaturg am Stadttheater Rostock; 1870-1874 in Berlin, dann wieder in Rostock als Lektor und Hauslehrer; seit 1875 in Güstrow und Schwerin; zeitweilig Hilfsarbeiter in der Großherzoglichen Regierungsbibliothek Schwerin; 1890 Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde; übersetzte als Erster Tolstois »Anna Karenina« (3 Bde.; 1885; Übers. aus dem Russ.); Autor von Dramen und Liederarien; »Michael Kohlhaas« (1871); »Odysseus. Szenen für Chor, Solostimmen und Orchester« (1872; Musik: Max Bruch); »Ein Götter-Märchen« (1876); »Der Student. Drama« (1881); »Um die Krone« (1884 am Schweriner Hoftheater uraufgeführt); »Penelope ein Gewand wirkend. Konzertarie« (1895; Musik: Bruch); »Die zweite Ehe des Herzogs Karl Leopold« in »Jahrbücher des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde« (1895).<br />
<br />
==Gronau, Heinrich (Eduard Adolf) - Mediziner==<br />
;geb. 19.1.1881 Neubukow gest. 27.7.1975 Bad Doberan <br />
:Vater: (Georg Jakob) Leopold G., Mediziner Abitur in Schwerin; 1902 Medizinstudium in Würzburg, Heidelberg, Göttingen, München und Rostock; 1907 Promotion in Rostock; 1908 Approbation in Berlin; 1907/08 Praktikant in Hildesheim und an der Frauenklinik Berlin; 1908-1910 Assistenzarzt am Stadtkrankenhaus Wismar und in Magdeburg; 1910 ärztliche Praxis in Neubukow; 19141918 Soldat im Ersten Weltkrieg; Ende der 1920er Jahre zusätzlich Betreuung der Mecklenburgischen Volksheilstätte für Alkoholkranke und -gefährdete in Nieder-Steffenshagen; insbesondere der Diätetik und Getreideernährungsfragen verpflichtet; 1949 Sonderbeauftragter für Ernährung bei der Landesregierung; '''1956-1965 Facharzt für physikalisch-diätetische Therapie und ärztlicher Leiter des Sanatoriums Moorbad Bad Doberan;''' 1961 Ehrenbürger von Neubukow; »Beitrag zur Frage der wirtschaftlichen Folgen nicht im Betriebe entstandener körperlicher Schädigungen« (Diss., 1908).<br />
<br />
==Hahn, Friedrich (Wilhelm Adolf) von (Reichsgraf) - Gutsbesitzer==<br />
;geb. 18.5.1804 Grabowhöfe gest. 7.7.1859 Berlin <br />
:Vater: Ferdinand von H., Gutsbesitzer Ehefrau: Ida von Hahn-Hahn, Schriftstellerin Erbte 1805 durch den frühen Tod seines Vaters vom Großvater, dem Astronom Friedrich von H., den Besitz seiner Familie; ab 1818 als Nachfolger des Großvaters Erblandmarschall der Herrschaft Stargard, ließ sich von Vizelandmarschällen im Amt vertreten; 1826 vorzeitig für volljährig erklärt; 1826 erste Heirat mit seiner Cousine Ida (1829 geschieden); 1828 war der Reisende Charles James Apperley sein Gast; Pferdezüchter und Herrenreiter; '''1828, 1833, 1838, 1847 und 1852 Sieger der Friedrich Franz-Rennen in Doberan'''; erster Inhaber des 1846 gestifteten Hahnschen Familienfideikommiss Basedow/Pleetz; veranlasste in Basedow umfangreiche Baumaßnahmen, wie den Bau des Marstalls (1835), die Erweiterung der Schlossanlage (1837 - 1839), die Instandsetzung der Kirche, den Bau des Westturms der Kirche (1853) und den Anbau einer Familiengruft nach Plänen Friedrich August Stülers; 1843 gemeinsam mit seiner zweiten Frau Agnes Stifter zweier Glocken im Turm der Kirche und von Kleinkunstwerken (Kanne, Leuchter); ließ das Umfeld der Schlossanlage durch Peter Joseph Lenné zu einem englischen Landschaftspark umgestalten; 1841 Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde; »Feier des Geburtstages der regierenden Frau Gräfin, wie sie am 29. und 30. Mai 1842 in der Begüterung vor sich ging« (Satire Fritz Reuters über Agnes) in »Mecklenburg. Ein Jahrbuch für alle Stände« (1846); zusammen mit seiner Frau literarische Gestalten in Helmut Sakowskis Romantrilogie »Die Schwäne von Klevenow« (1993), »Schwarze Hochzeit auf Klevenow« (1994) und »Die Erben von Klevenow« (2000).<br />
<br />
==Hassell, Ulrich von - Soldat, Journalist, Schriftsteller==<br />
;geb. 11.11.1848 Celle gest. 11.3.1926 Bad Doberan <br />
:Vater: Jurist Schule in Celle und Hildesheim; trat 1863 in das hannoversche Kadettenkorps ein; nahm 1866 am Krieg gegen Preußen teil; 1867 im preußischen Heer; 1871-1874 Fortbildung an der Kriegsakademie Berlin; 1874-1876 militärischer Topograph in Schlesien, Pommern und Westpreußen; lehrte 1877-1882 an der Kriegsschule in Anklam; 1878 Hauptmann; 1882-1888 Kompaniechef in Frankfurt (Oder); 1888-1896 in der Eisenbahnabteilung des Großen Generalstabs in Berlin und Frankfurt (Main) tätig; Ehrenpräsident des Christlichen Vereins Junger Männer; Mitherausgeber und Redakteur der »Leipziger Allgemeinen Konservativen Monatsschrift« (1896 ff.) und der »Monatsschrift für Stadt und Land« (1899 ff.); Redakteur der »Zeitfragen des Christlichen Volkslebens« (1876-1909) und der »Rundschau. Illustrierte Zeitschrift für Jugend- und Jungmännermission. Organ der Nationalvereinigung der Evangelischen Jünglingsbündnisse Deutschlands« (1910-1924); schrieb für die »Kreuz-Zeitung« und das illustrierte Familienblatt »Daheim«; '''lebte später in Doberan'''; zog sich 1918 ins Privatleben zurück; Militärschriften und Soldatenliteratur; »Das Kolonialwesen im 19. Jahrhundert« (1900); »Brauchen wir eine Kolonial-Reform?« (1906); »Erinnerungen aus meinem Leben 1848-1918« (1919); »Alfred von Tirpitz« (1920).<br />
<br />
==Havemann, Ferdinand - Musiker==<br />
;geb. 28.4.1845 Goldberg gest. 11.4.1929 Schwerin <br />
:Hilfsmusiker (Waldhornist, Bratschist, Schlagzeuger) der Großherzoglichen Hofkapelle; Hoboistenkorpsführer des Großherzoglichen Grenadier-Regiments Nr. 89; Teilnehmer der Feldzüge 1870/71; Leiter des Männergesangvereins Schwerin; '''leitete viele Jahre die Badekonzerte in Doberan'''; 1917 anlässlich seines 50-jährigen Dienstjubiläums Hofmusikus; komponierte den Marsch »Hoch Deutschland, die herrliche Siegesbraut« (1895).<br />
<br />
==Havemann, Klaus - Agrarwissenschaftler, Heimatforscher==<br />
;geb. 21.1.1935 Warnemünde (Rostock) gest. 30.10.2007 Bad Doberan <br />
:Landwirtschaftslehre; bis 1955 Fachschule für Landwirtschaft in Bad Doberan; bis 1964 Studium der Agrarwissenschaften in Rostock; 1969 Promotion in Rostock; bis 1992 Forschungs- und Lehraufgaben zur landwirtschaftlichen Betriebslehre und Agrarökonomie in Rostock; Kreisvorsitzender der Gesellschaft für Denkmalpflege im Kulturbund; '''Neugründung und bis 1996 Vorsitzender des Kreisverbandes Bad Doberan des Kulturbundes'''; »Die Anwendung mathematisch-statistischer Methoden bei der kurz- und mittelfristigen Vorausberechnung des staatlichen Aufkommens an Milch« (Diss., 1968); '''»Bad Doberan – Heiligendamm« (1993); »Unterhaltsame Chronik der Stadt Bad Doberan nebst einiger Städte und Orte der Region« (1993); »Ernst Voß. Ein Leben in Mecklenburg« (1995); Redakteur des »Doberaner Jahrbuchs« (1995-1997)'''; Aufsätze über Persönlichkeiten, Denkmale und historische Ereignisse in Mecklenburg im »Norddeutschen Leuchtturm« (1978-1990) und in der »Ostsee-Zeitung« (20002006).<br />
<br />
==Henning-Hennings, Willi (Friedrich)- Pädagoge, Bildhauer==<br />
;geb. 8.9.1888 in Ostfriesland gest. 25.12.1974 Bad Doberan <br />
:Vater: Architekt Studium in München, Karlsruhe, Rom und Paris; wirkte in Dresden, Neubrandenburg und Worpswede; enger Freund von Hermann Löns; '''lebte seit 1926 in Bad Doberan'''; '''1927-1945 Kunsterzieher am Gymnasium Bad Doberan'''; arbeitete an großen Baudenkmalen mit (Dom in Meißen, Völkerschlachtdenkmal in Leipzig); Plastiken auf öffentlichen Plätzen im In- und Ausland; schuf den Dörchläuchting-Brunnen Neubrandenburg und die bronzene Frauenfigur vor der Frauenklinik in Rostock; porträtierte viele berühmte Persönlichkeiten; 1939 in der Ausstellung im Landesmuseum Schwerin (»Rückenakt«, »Worpsweder Brücke«, »Fischerhäuser in den Dünen«); nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem sakrale Kunst (Restaurierung von Altären).<br />
<br />
==Heyck, Eduard (Karl Heinrich Berthold) - Historiker==<br />
;geb. 30.5.1862 (Bad) Doberan gest. 11.7.1941 Ermatingen (Schweiz) <br />
:Vater: Eduard H., Landwirt Große Stadtschule Rostock; 1880 Studium der Geschichte, Philologie und Kunstgeschichte in Leipzig, Jena und Heidelberg; 1885 Promotion in Heidelberg; Privatdozent in Freiburg (Breisgau); 1892-1896 außerordentlicher Professor in Heidelberg; 1896-1898 Archivleiter an der FürstlichFürstenbergischen Bibliothek in Donaueschingen; 1898-1909 freischaffender Gelehrter in München und Berlin; 1909 Umzug nach Ermatingen; 18991900 Vorsitzender, dann Vorstandsmitglied der Gesellschaft der Bibliophilen; Herausgeber des »Allgemeinen Deutschen Kommersbuches« (18931941, auch »Lahrer Kommersbuch« genannt); »Briefe einer Heidelberger Burschenschaft 19141918« (1919); »Fortunatus. Blätter für das Studententum« (1920-1934); Herausgeber und Autor von »Velhagen & Clasings Monatsheften« (1891 ff.) und der Reihe »Monographien zur Weltgeschichte« (1897-1909); »Die Allgemeine Zeitung 17981898« (1898); »Deutsche Geschichte« (3 Bde.; 1905/06); »Johanna von Bismarck. Ein Lebensbild in Briefen« (1915); »Das Deutschland von morgen. Kriegs- und Friedenspolitik« (1917); »Parlament oder Volksvertretung?« (1918); »Das Ende der Flittermonde des Hei-ho« (1927); »Gaja. Sinne und Sitten der Naiven in 4 Jahrtausenden« (1928).<br />
<br />
==Höflich, Lucie (eigentl.: von Holvede) - Schauspielerin, Theaterdirektorin==<br />
;geb. 20.2.1883 Hannover gest. 9.10.1956 Berlin <br />
:Stiefvater: Georg H., Schauspieler, Regisseur <br />
:Gab 1899 ihr Debüt; Engagements in Bromberg und am Raimundtheater in Wien; 1903-1932 Engagement am Deutschen Theater Berlin; dazwischen auch im Theater am Kurfürstendamm und im Staatstheater; mit dem Schauspieler Emil Jannings verheiratet; 1932/33 in Hamburg; 1933/34 Direktorin der Staatlichen Schauspielschule Berlin; Eröffnung eines eigenen Schauspielstudios; Gastspielverträge mit der Volksbühne Berlin und dem Schillertheater bis 1940; weigerte sich, während des Zweiten Weltkrieges aufzutreten und '''zog sich nach Bad Doberan zurück'''; Intendant Werner Bernhardy engagierte sie für das Schweriner Staatstheater; inszenierte als Gast George Bernhard Shaws »Frau Warrens Gewerbe«; 1946-1950 Schauspieldirektorin in Schwerin; erfolgreiche Inszenierungen von Leonid Rachmanows »Stürmischer Lebensabend«, Goethes »Iphigenie auf Tauris«, Shakespeares »Ein Sommernachtstraum« und Lessings »Nathan der Weise»; holte berühmte Gäste wie Paul Wegener als Nathan und Eduard von Winterstein als Klosterbruder in Lessings »Nathan der Weise« nach Schwerin; 1946-1950 Gründerin und Leiterin einer Schauspielschule in Schwerin; danach Auftritte am Hebbel-Theater, am Schiller- und Schlossparktheater in Berlin (West); 1937 Staatsschauspielerin; 1946 Ehrenmitglied des Deutschen Theaters Berlin; erhielt 1947 in Schwerin den Professorentitel und 1953 das Bundesverdienstkreuz.<br />
<br />
==Hüniken, Julius (Wilhelm) - Forstwirt, Gutsbesitzer, Parlamentarier==<br />
;geb. 17.4.1878 (Bad) Doberan gest. 29.4.1975 Wohltorf <br />
:Vater: Julius H., Kaufmann, Gutsbesitzer Bruder: Erwin H., Forstwirt, Gutsbesitzer 1894-1896 Gymnasium in Doberan; übernahm 1902 das Forstgut Kaarz (bei Brüel); gründete 1905 den Hirschverein Brüel-Sternberg, die erste Vereinigung zur Hege des Rotwildes in Mecklenburg, in dem er fast 30 Jahre war; nahm im 2. Hannoverschen Dragoner-Regiment Nr. 16 am Ersten Weltkrieg teil; Mitglied des Mecklenburgischen Städtelandtages.<br />
<br />
==Jeppe, Carl Friedrich Wilhelm - Kaufmann==<br />
;geb. 11.9.1792 (Bad) Doberan gest. 9.8.1852 Bad Eilsen <br />
:Vater: Forstwirt Erste Bildung durch Hauslehrer; dann in einer Pensionsanstalt; 1807-1812 Kaufmannslehre in Lübeck; Teilnehmer der Befreiungskriege 18131815; Reisen für verschiedene Geschäftshäuser; 1818 Kaufmann (Samenhandlung) in Rostock; zu Studienzwecken in England und bezog von dort Maschinen, Geräte, Samen und Düngemittel; 1830 Mitgründer und Geschäftsführer des Wollmagazins in Rostock; führte Wollprobenkarten und die Klassifizierung verschiedener Sorten ein; Ökonomierat; Kapazität auf dem Gebiet der Wollerzeugung; korrespondierte mit führenden Landwirtschaftsexperten; Mitglied des Mecklenburgischen Patriotischen Vereins; Mitglied der Sektion Schafzucht der Versammlung deutscher Land- und Forstwirte und der Russischen Landwirtschaftlichen Gesellschaft; beschäftigte sich mit Ökonomie-Sämereien und gab dazu mehrere Werke heraus; »Herbarium Vivum von funfzig der vorzüglichsten, sowie einiger schädlichen Futterkräuter und Gräser nebst deren reifen Saamen. Mit Bemerkungen über Kennzeichen, Boden, Aussaat und Benutzung der Nützlichen sowie Vertilgung der Schädlichen« (2 Bde.; 1826); »Bericht-Erstattung über die sechste Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe in Stuttgart an den Mecklenburgischen Patriotischen Verein« (1843); »Terminologie der Schafzucht und Wollkunde oder die Kenntniß der Wolle aller Länder und ihrer Eigenschaften« (1847); »Bericht über die Ausstellung der Wollvließe, Wollproben ec. während der zehnten Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe in Gratz 1846« (1847); »Die Cultur der Weiden sowie deren Futterkräuter und Gräser. Dem Mecklenburgischen Patriotischen Verein bei seiner fünfzigjährigen Stiftungsfeier gewidmet« (1848); »Verzeichniss landwirthschaftlicher Maschinen und Geräthe im Depot bei C. F. W. Jeppe in Rostock und auf Lager in der landwirthschaftlichen Maschinen-Bauanstalt und Eisengießerei am Bahnhof Bützow« (2 Bde.; 1856, 1860)<br />
<br />
==Jürß, (Martin Heinrich) Julius - Maler==<br />
;geb. 19.9.1850 (Bad) Doberan gest. 1918 Berlin <br />
:Historien- und Genremaler in München und später in Berlin; Buchillustrator und Vorzeichner für Holzschnitte; malte den Chor der Lutherkirche Breslau mit drei Fresken aus; 1883 Glasmalereien für das rumänische Königsschloss Pelesch; 1886-1908 mehrfach auf den Berliner Akademieausstellungen und der Großen Kunstausstellung vertreten, 1883, 1888, 1889 und 1896 auch im Münchner Glaspalast; »Entwurf für den Freskenzyklus des Schweriner Gymnasiums« (1889).<br />
<br />
==Kalff, Peter - Ordensbruder==<br />
;geb. 1440 gest. ? <br />
:'''Hofmeister und einziger Geistlicher der Besitzung des Zisterzienserklosters Doberan in Redentin'''; vermutlich Verfasser des 1464 auf Hof Redentin bei Wismar vollendeten »Redentiner Osterspiels« (einzige Handschrift in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe); »Comoedia de Christi passione et resurrectione« (1464; 1900 Faksimile der lat. Handschrift); »Dat öllste Mäkelbörger Osterspill, dat schräben is in dat Johr 1464 von Peter Kalff. Ut dei olle Sassensprak in uns’ hütiges Mäkelbörger Platt öwerdragen von Gustav Struck« (1920).<br />
<br />
==Kasch, Albert - Bildhauer==<br />
;geb. 15.2.1866 (Bad) Doberan gest. ? <br />
:Vater: Fritz K., Tischler '''Tischlermeister in Doberan'''; Holzbildhauer und Bildschnitzer; '''seit 1882 Zusammenarbeit mit Gotthilf Ludwig Möckel bei dessen Sakralbauten in Althof und Doberan'''; Bildschnitzereien in der Stadtkirche Sternberg, der Johanniskirche Tessin, der Trinitatiskirche Hainichen und der Lutherkirche Danzig-Langfuhr (1899); '''Retabel mit Darstellungen alttestamentlicher Personen und einer großen Christusfigur in der Klosterkirche Doberan.'''<br />
<br />
==Keyser, Abraham (auch: Kayser, Keiser) - Jurist, Diplomat==<br />
;geb. 26.3.1603 Soest gest. 30.9.1652 (Bad) Doberan begr. Ratzeburg (Dom) <br />
:Vater: Rüdiger, K., Altermann Schule in Soest, Bremen, Hannover und Hildesheim; 1622-1625 Jurastudium in Helmstedt; 1628 Legationssekretär in Quedlinburg; Hofmeister eines braunschweigischen Edelmannes auf dessen Bildungsreise, 1633 in Rostock, danach in Frankreich und England, 1637 an der Universität Leiden; 1638 Anwalt in Hamburg; 1639 Archivar im Dienst Herzog Adolf Friedrichs I. von Mecklenburg; 1641/42 Hofmeister und Reisebegleiter des Erbprinzen Christian (1658-1692 regierender Herzog Christian Louis); 1643 im Auftrag des Herzogs Aufenthalt in Frankreich und Promotion in Orléans; 1644 Mecklenburg-Schweriner Geheimer Rat; Vertreter Mecklenburgs bei den Friedensverhandlungen in Osnabrück und Unterzeichner des Westfälischen Friedens 1649; in den letzten Jahren Verhandlungen in den Streitigkeiten des Fürstentums Ratzeburg mit dem Domkapitel; '''starb auf einer Geschäftsreise in Doberan'''.<br />
<br />
==Klingenberg, Wilhelm - Pädagoge==<br />
;geb. 12.8.1819 Niex gest. 20.12.1896 (Bad) Doberan <br />
:Vater: Holländer (Milchbauer) Von dem Küster und Lehrer Schultz in dem benachbarten Dorf Sülsdorf unterrichtet; erlernte das Schneiderhandwerk in Rostock; besuchte das mit der Friedrich-Franz-Schule verbundene Präparandum zur Vorbereitung auf den Lehrerberuf; bereits nach einem Jahr Lehrer in dieser Schule; 1841 Lehrerseminar in Ludwigslust; nach Absolvierung eines zweijährigen Kurses Lehrer in einer neu eingerichteten Schule in Glashagen (bei Doberan); 1846 Lehrer in Hohenfelde; 1862 Küster in Altkalen; 1893 50-jähriges Amtsjubiläum, 1894 Pensionierung und Übersiedlung nach Doberan.<br />
<br />
==Kollmorgen, Louis- Pädagoge==<br />
;geb. 20.2.1854 Schwerin gest. 26.4.1916 (Bad) Doberan <br />
:1869-1872 Ausbildung am Präparandum Neukloster; 1874-1876 Absolvierung des Seminarkurses; 1876 Lehrer an der Bürgerknabenschule Schwerin; 1877 Lehrer an der Wilhelmsschule Deezbüll (Nordfriesland); 1878 an der Bürgerschule Teterow; '''seit 1888 am Gymnasium Friderico Francisceum Doberan; vermachte der Schule seine wertvolle Bibliothek von 500 Bänden und ein Kapital von 10 000 Mark, dessen Zinsen als Stipendium vergeben werden sollten'''; Mitglied des Heimatbundes Mecklenburg.<br />
<br />
==Kootz, Friedrich-Wilhelm - Forstwirt== <br />
;geb. 27.12.1898 Weitin (Neubrandenburg) gest. 13.6.1975 Kühlungsborn <br />
:Vater: Hermann K., Theologe 1910-1917 Gymnasium in Neubrandenburg; 1918 Kriegsdienst und Verwundung; 1919 Studium an der Forstlichen Hochschule Eberswalde und der Universität Rostock; 1923 zweite forstliche Prüfung; Forstreferendar; 1926 Staatsprüfung und Forstassessor; vier Jahre in der Forsteinrichtung und der Landesforstverwaltung Neustrelitz; 1931 Verwaltung des Forstamtes Rowa, 1932 Forstmeister; 1945 Internierung; 1946 Leiter der Abteilung Waldbau im Landesforstamt Schwerin; '''1952 Leiter der Außenstelle Bad Doberan des Instituts für Forstwissenschaften Berlin;''' 1931 Mitglied des Mecklenburg-Strelitzer Vereins für Geschichte und Heimatkunde; Mitautor von »Forstliche Samenplantagen« (1954).<br />
<br />
==Korff, Paul (Johannes Adolf) - Architekt==<br />
;geb. 25.10.1875 Laage gest. 2.5.1945 Laage <br />
:Vater: Friedrich K., Maurermeister, Senator Seine Vorfahren waren seit über 200 Jahren in Laage ansässig; Schule in Güstrow und Technikum in Neustadt; '''1896 Assistent bei Oberhofbaurat Ludwig Gotthilf Möckel in Doberan''' und in dessen Auftrag am Kirchenbau in Hainichen (Sachsen) beteiligt; 1899 gemeinsam mit Alfred Krause (1866-1930) Architekturbüro in Rostock; nach drei Jahren wieder in Laage, wo er einen Architekturbetrieb mit 20 Mitarbeitern aufbaute; Modernisierung von Guts- und Viehhäusern, Scheunen, Verwaltungs- und Gutsarbeiterhäusern sowie Um- und Neubauten in mehreren Städten: 1908-1912 Schloss Hasenwinkel 1909 Villa Zeeck, 1910 das spätere Teppichhaus Zeeck in Rostock, 1910 Gutshaus Büttelkow, 19101912 Schloss Bellin sowie 1912 die Herrenhäuser Moisall, Lübzin und Baarz; 1914 Blücherdenkmal in Laage; 1914-1918 Architekturbüro in Ostpreußen; nach dem Ersten Weltkrieg Beseitigung von Kriegsschäden in Ostpreußen; 1922 Verwaltungsgebäude der Neptun-Werft Rostock; 1927 schuf das Ehrenmal für die Gefallenen im Ersten Weltkrieg in Teterow; baute 1929 die katholische Kirche in Güstrow; übergab 1940 die Leitung der Firma seinem Sohn Leonhard; seine Bauunterlagen gingen größtenteils während des Krieges verloren; Selbstmord beim Einmarsch der Roten Armee.<br />
<br />
==Kortüm, August (Karl Friedrich Ludwig) - Mediziner==<br />
;geb. 13.10.1810 Penzlin gest. 25.6.1884 (Bad) Doberan <br />
:Vater: Theodor K., Mediziner Medizinstudium; 1831 Promotion in Würzburg; 1832 praktischer Arzt in Waren, 1846 Medizinalrat; seit 1848 in Rostock, 1849 Privatdozent an der Universität; zugleich '''Großherzoglicher Badearzt in Doberan; 1853 Übersiedlung nach Doberan; 1881 Obermedizinalrat; »Das Doberaner Seebad der heilige Damm, seine Curmittel und ihre Verwendung« (1856); »Fliegende Blätter vom Heiligen Damm« (1864/65); »Das Seebad und die Seebadekur« (1865).<br />
'''<br />
<br />
==Kriemann, Albert - Seemann, Modellbauer==<br />
;geb. 1872 (Bad) Doberan gest. 1945 (Wustrow (Nordvorpommern) <br />
:Seefahrtsschule Wustrow; Steuermanns- und Kapitänspatent; infolge eines Unfalls berufsunfähig; Modellschiffsschnitzer, stellte Schiffstypen und Seezeichen dar; besaß in seinem privaten Museum etwa 150 Modelle, die 1945 ins Schifffahrtsmuseum Leningrad kamen; einige Modelle kehrten im Zuge der Rückführung der Dresdener Kunstschätze zurück; entwarf ein Wappen für Wustrow.<br />
<br />
==Krüger, Theodor (Christian Friedrich) - Architekt, Baumeister==<br />
;geb. 16.3.1818 Schwerin gest. 27.9.1885 Schwerin <br />
:Vater: Bernhard (Gottlieb Wilhelm) K., Militärbeamter, Zahlmeister Gymnasium in Schwerin; 1835 Baueleve; 18361839 Studium an der Kunstakademie Wien, 1839 an der Bauakademie Berlin; '''1839-1841 in der Hofbauverwaltung in Schwerin und Doberan''' tätig; 1842 Prüfung als Baukondukteur; arbeitete als Baurestaurator in Mecklenburg; 1853 Großherzoglich mecklenburgischer Baumeister und Leiter des Kirchenbauwesens; 1858 Wirklicher Baumeister; 1859 Landbaumeister und Leiter des Baudistrikts für die Ämter Crivitz, Schwerin und Wismar; 1869 Baurat; etwa 60 Kirchenrestaurierungen; 1849-1853 Restaurierung der Marienkirche Röbel und Ergänzung mit einen Turmaufsatz; 1853/54 Wiederherstellung der Georgenkirche Waren; '''Restaurierung der Klosterkirche Doberan''', 1856-1858 der Schelfkirche Schwerin, 1867/68 des Schweriner Doms und 1870-1872 der Stadtkirche Grevesmühlen; etwa 30 Kirchenneubauten, u. a. 1862-1869 Paulskirche Schwerin, 1864-1867 Satow, 1869-1872 Stadtkirche Dömitz, 1869-1873 Wustrow, 1874-1876 Stiftskirche Warin, 1883-1885 Vellahn; wichtigste Profanbauten: Gutshäuser Charlottenthal (1843), Harmshagen (1847), Marxhagen (1852) und Hoppenrade (1853), Moltzow (um 1854) sowie 1857 Sparkassengebäude (Puschkinstraße) in Schwerin, 1860-1865 Lehrerseminar und Blindenschule Neukloster, 1863 Friedhofskapelle in Schwerin und 1870 eigenes Wohnhaus (Körnerstraße 17) in Schwerin; 1852 Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde; 1869 Hausorden der Wendischen Krone; »Ueber die alte Kirche zu Vellahn« in »Jahrbücher des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde« (1884).<br />
<br />
==Lange, Wolfgang - Jurist, Widerstandskämpfer==<br />
;geb. 11.4.1898 (Bad) Doberan gest. 17.7.1984 Frankfurt (Main) <br />
:1914-1918 Kriegsdienst und schwere Verwundung; 1919-1922 Jurastudium in Jena, Bonn und Rostock; 1927 Assessorexamen in Rostock und Rechtsanwalt in Wismar; ab 1924 Mitglied der SPD und Syndikus des Rates; Boykott seiner Anwalts- und Notariatspraxis und Minderung seines Einkommens; 1933 Bildung einer Widerstandsgruppe; 1934 Verbindungsmann der Robinson-Strassmann-Gruppe; entwickelte einen Verfassungsentwurf für das Vierte Reich; 1934 Mitglied im NS-Rechtswahrerbund (NSRB); 1940 wegen hartnäckiger Verweigerung der Beitragszahlung aus dem NSRB ausgeschlossen; 1943 zur Luftwaffe eingezogen; 1945 als einziger Rechtsanwalt in Wismar bestätigt; Mitte 1945 Übersiedlung nach Frankfurt (Main); Staatsanwalt, dann Richter am Amtsgericht Frankfurt; nach seiner Pensionierung wieder Rechtsanwalt; rechtshistorische Forschung über Wismar; 1932 Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde.<br />
<br />
==Lenz, Friedrich - Unternehmer, Baumeister==<br />
;geb. 9.11.1846 Pflugrade (Pommern; Redlo/Polen) gest. 19.8.1930 <br />
:Meseritzer Mühle (Belgard/Hinterpommern) Vater: Bauer 1866 Abitur; erlernte das Bauhandwerk; ingenieurtechnische Ausbildung; 1875 eigenes Tiefbauunternehmen; unter seiner Leitung wurde die 122 km lange Eisenbahnstrecke von Altdamm nach Kolberg erbaut und 1883 vollendet; 18621887 Tätigkeit in Mecklenburg; baute 230 km Eisenbahnspuren, u. a. die Strecken Güstrow–Plau– Meyenburg, Wismar–Rostock und Gnoien–Teterow; '''berühmt wurde seine Kleinbahnstrecke von Doberan nach Heiligendamm, die Schmalspurbahn Molli;''' 1890 Geheimer Kommerzienrat; gründete 1892 gemeinsam mit dem Geschäftsinhaber der Berliner Handelsgesellschaft Carl Fürstenberg die Lenz & Co GmbH, zunächst mit Sitz in Stettin, dann in Berlin; baute in der Folgezeit etwa 100 Bahnlinien; seit 1904 am Bau von Eisenbahnlinien in den deutschen Kolonien in Afrika beteiligt; Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde.<br />
<br />
==Lindner-Welk, Agathe (geb.: Lindner; verw.: Hofmeister) Journalistin, Schriftstellerin==<br />
;geb. 27.4.1892 Berlin gest. 8.11.1974 Bad Doberan <br />
:Vater: Otto Lindner, Brauereidirektor Ehemann: Ehm Welk, Journalist, Schriftsteller Ihr Vater starb bereits 1902 und das gewünschte Studium war aus finanziellen Gründen nicht möglich; 1908 Handelsschule der Kaufmannschaft in Berlin; Korrespondentin bei der Carl Lindström AG in Berlin; lernte in Berlin Ehm Welk, einen Freund ihres Mannes Otto Hofmeister († 1922), kennen und heiratete ihn 1924; Fremdsprachensekretärin bei der Fritz Karlson Sakali GmbH, später bei der Printator GmbH in Berlin; gab 1926 ihre Arbeit auf und widmete sich der Malerei und Fotografie; schrieb erste Gedichte; rettete ihren Mann 1933 unter Einsatz ihres Lebens vor dem Ertrinken in der Ostsee (beide verarbeiteten das Ereignis literarisch: Ehm 1952 in »Mein Land, das ferne leuchtet« und Agathe 1962 in »Juliane Wied«); 1935 Übersiedlung nach Lübbenau, 1940 nach Neuenkirchen, 1945 nach Ueckermünde, 1946 nach Schwerin; '''beide erwarben 1949 in Bad Doberan ein Haus, in dem sie seit 1950''' lebten; unterstützte die schriftstellerische Laufbahn ihres Mannes; kümmerte sich nach seinem Tod (1966) um die Ordnung seines Nachlasses und den Aufbau des Ehm-WelkLiteraturmuseums in Angermünde; seit 1950 Mitglied des Deutschen Schriftstellerverbandes; »Madonna an der Treppe« (1935); »Die Stimme irgendwo. Der Roman eines suchenden Herzens« (1937); »Veronika und ihr Sohn« (1945); »Juliane Wied« (1962); gab 1959 »Geliebtes Leben«, einen Band mit Gedanken und Lebensweisheiten Ehm Welks, heraus.<br />
<br />
==Lorenz, Adolf Friedrich - Architekt==<br />
;geb. 2.5.1884 Rostock gest. 13.6.1962 Schwerin <br />
:Vater: Carl L., Kaufmann, Fabrikant 1901 Abitur in Rostock; Mathematikstudium in Rostock, Dresden und Braunschweig; 1908 Hochbaustudium in München; Bauführer und Baumeister in Güstrow, Lübz und Ludwigslust; ab 1924 Oberbau- und Regierungsrat in Schwerin; 1937-1946 Ministerialrat im Rechnungshof Potsdam; nach dem Zweiten Weltkrieg Beauftragter der Mecklenburgischen Landeskirche; setzte sich für den Wiederaufbau zerstörter Kirchen in Rostock, Wismar und Neubrandenburg ein; 1946-1953 Bezirkskonservator und Gutachter für denkmalpflegerische Maßnahmen beim Stadtbauamt Rostock; Wiederaufbaupläne für die Rostocker Innenstadt; 1954 Lehrauftrag für das Fach Theorie der Denkmalpflege und der Museumskunde an der Universität Rostock und Mitarbeiter im Institut für Kunstgeschichte; begann mit mecklenburgischer Burgenforschung; '''Fachschriftsteller für Kirchenbauten und Landschlösser über die Baugeschichte des Zisterzienserklosters Bad Doberan''', des Güstrower und des Schweriner Doms, der Marienkirche Rostock und der Georgenkirche Wismar; über 50 Veröffentlichungen; »Die Marienkirche in Rostock« (1954); »Der Dom zu Schwerin« (1954); »Der Dom zu Güstrow« (1955); »Die St. Georgenkirche zu Wismar« (1955); '''»Das Zisterzienserkloster Doberan« (1955); »Doberan, ein Denkmal norddeutscher Backsteingotik« (1958)'''; Nachlass im Landeshauptarchiv Schwerin (2416 Baupläne von Schlössern, Klöstern, Kirchen, Baudenkmälern und Häusern, außerdem 198 Zeichnungen, 44 Fotos und 48 Akten); weitere Nachlassteile im Landeskirchlichen Archiv und im Landesamt für Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin.<br />
<br />
==Lüth, Carl - Pädagoge==<br />
;geb. 29.4.1855 Brüel gest. 8.4.1931 Schwerin <br />
:Bis 1872 Gymnasium in Schwerin; Philologiestudium in Göttingen, Leipzig und Rostock; 1877 in Promotion in Rostock; Hauslehrer bei den Grafen Bothmer; '''1879 Lehrer am Großherzoglichen Progymnasium in Doberan'''; 1880 am Gymnasium in Parchim; 1900 in Güstrow, 1903 Gymnasialprofessor; '''1908-1924 Direktor des Gymnasiums FridericoFrancisceum (Bad) Doberan'''; Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte.<br />
<br />
==Malchow, Friedrich - Pädagoge==<br />
;geb. 28.12.1857 Schwerin gest. 21.10.1920 Güstrow <br />
:Gymnasium in Parchim; Studium der Klassischen Philologie und Geschichte in Rostock und Berlin; 1880 Promotion in Rostock; 1883/84 Proband in Doberan; bis 1886 Hauslehrer; bis 1888 am Realgymnasium in Havelberg; Hilfslehrer in Doberan; 1889 am Realgymnasium in Schwerin; 1890 in Ludwigslust; 1895-1920 Gymnasialprofessor an der Domschule Güstrow; '''»Geschichte des Klosters Doberan von 1300-1350« (Diss., 1880).<br />
'''<br />
<br />
==(Wilhelm) Malte Fürst von Rügen, Herr zu Putbus==<br />
;geb. 1.8.1783 Putbus gest. 26.9.1854 begr. Vilmnitz <br />
:Vater: Malte Friedrich zu Putbus Sein Vater starb früh; Studium in Greifswald; trat 1803 bei den Stockholmer Leibhusaren in den Militärdienst; Reisen nach Wien, England und Holland; '''erhielt 1807 von König Gustav IV. Adolf von Schweden die Fürstenwürde; nach dem Besuch des Badeortes Doberan''' 1809 enge Beziehungen zu den Söhnen des Mecklenburg-Schwerinschen Herzogs Friedrich Franz I.; der schwedische Kronprinz Karl XIV. Johann berief ihn 1813 zu seinem militärischen Begleiter und zum Vizegeneralgouverneur von Schwedisch-Pommern; als Rügen 1814 nach dem Kieler Frieden an Dänemark fallen sollte, intervenierte er und erreichte, dass 1815 die Übergabe Vorpommerns an Preußen erfolgte; König Friedrich Wilhelm III. von Preußen verlieh ihm 1817 die Erblandmarschallwürde für Pommern und das Fürstentum Rügen; Vorsitzender des vorpommerschen Kommunallandtages in Stralsund und Sitz im Provinziallandtag Stettin; ließ Putbus nach Karl Friedrich Schinkels Plänen zur Residenz ausbauen und 1821 den Marktplatz neu anlegen sowie einen Theaterbau errichten; erweiterte den Ort zu einem Seebad mit Park, Orangerie, Kursaal und Marstall; nach Schinkels Plänen Bau des Jagdschlosses Granitz; ließ Alleen anlegen und den Hafen Lauterbach bauen; gründete 1836 das Fürstliche Pädagogium Putbus für Rügen.<br />
<br />
==Maltzahn, Adolf (Rudolf Carl Felix) von (Freiherr; Graf von Plessen) - Gutsbesitzer, Landwirt, Parlamentarier==<br />
;geb. 28.9.1835 Ivenack gest. 18.9.1909 Ivenack <br />
:Vater: Gustav Theodor Helmuth Dietrich von M. Blochmannsches Erziehungs-Institut Dresden; 1854 Studium der Kameralistik in Bonn (Corps Borussia) und Berlin; Majoratsherr auf Ivenack; übernahm 1862 das Erbe in Ivenack; gründete ein Gestüt; ließ den Landschaftsgarten gestalten, 1867 den Glockenturm der Ivenacker Kirche bauen, 1869 den Altar restaurieren und eine Heizung einbauen; Stifter der Orgel; erwarb 1871 das Gut Kummerow (mit Marxfeld und Axelshof); Förderer des Pferdesports; '''1868-1909 Vorsitzender des Doberaner Rennvereins;''' 1862-1909 Hauptdirektor des Mecklenburgischen Patriotischen Vereins; 1876 Mitgründer der »Mecklenburgischen Nachrichten« und bis 1909 Verlagsmitglied; rief zum 40-jährigen Amtsjubiläum 1902 die Adolf-Plessen-Ivenack-Stiftung ins Leben; 1867-1907 Deputierter aller Fideikommissbesitzer Mecklenburgs bei der Großherzoglichen Regierung; 1865 Johanniter-Ehrenritter, 1872 Rechtsritter, 1888 Kommendator des Johanniterordens für beide Mecklenburg; leitete im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 die Verwundetenbetreuung des Ordens; 1867-1870 Mitglied des Reichstages des Norddeutschen Bundes, 1878-1881 des Deutschen Reichstages (Konservative, Wahlkreis Malchin-Waren); 1887 Hausorden der Wendischen Krone (Großkomtur); 1893 Preußischer Kronenorden (bei der Einweihung des Denkmals für den Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin, bei welcher er die Festrede hielt); 1894 Roter Adlerorden und Ehrenbürger von Stavenhagen; 1897 Gedächtnismedaille auf Friedrich Franz III.; 1898 Erinnerungsmedaille zum 100-jährigen Geburtstag Kaiser Wilhelms I.; 1900 Prädikat Exzellenz; 1901 Erblandmarschall von AltVorpommern; 1907 Großkreuz mit der Krone des mecklenburgischen Hausordens der Wendischen Krone.<br />
<br />
==Maltzahn, Carl (Hans Friedrich) von - Gutsbesitzer==<br />
;geb. 17.11.1797 Ivenack gest. 21.10.1868 Pinnow (Demmin)<br />
:begr. Kirch Grubenhagen Vater: Albrecht Joachim von M., Gutsbesitzer, Landwirt Ehefrau: Caroline von M. Teilnehmer der Befreiungskriege 1813-1815 als Sekondeleutnant; Königlich preußischer Oberstallmeister auf Sommersdorf, Leuschentin und Vollrathsruhe; Modernisierung des landwirtschaftlichen Betriebes auf seinen Gütern, verbesserte die Viehzucht und schaffte holländische Rinder und Merinoschafe an; unternahm als Pferdezüchter und Rennstallbesitzer viele Reisen; reiste jedes Jahr für die Höfe in Schwerin und Neustrelitz und für die preußischen Prinzen nach England; errang selbst viele Siege bei großen Rennen; '''an der Errichtung der Rennplätze Doberan''', Güstrow und Neubrandenburg beteiligt; nahm 1819 als Herrenreiter am ersten Gelände-Hindernis-Rennen in Deutschland teil; begegnete 1828 dem englischen Rennreiter Charles James Apperley; versteigerte sein Gestüt und reiste 1845 in die USA und 1846 nach England, um 60 Halbblutstuten für den Stolper Rennverein zu kaufen; 1847 Direktor des Großherzoglichen Landgestüts Redefin und des Großherzoglichen Privatgestüts Raben Steinfeld; 1840 im Direktorium des Berliner Vereins für Pferdezucht und Dressur; 1865 Oberlandesstallmeister und Vortragender Rat im Landwirtschaftsministerium Berlin; Hausorden der Wendischen Krone (Großkomturkreuz); 1841 wegen einer Beziehung zur Hofdame Auguste von Dewitz (später von Bernstorff) Scheidung von seiner Frau Caroline; der Tod der gemeinsamen Tochter führte die Eheleute 1851 wieder zusammen, aber seine Frau nahm sich 1855 das Leben; das Schicksal der Ehe ist Thema in Theodor Fontanes Roman »Unwiederbringlich«, in dem er als literarische Gestalt Graf Holk erscheint; starb an einem Schlaganfall, den er beim Begräbnis seines Bruders Rudolf erlitt.<br />
<br />
==Mau, Gustav - Grafiker==<br />
;geb. 1791 Wismar gest. 1.1.1864 <br />
:Vater: David Christoph M., Kaufmann Gründete 1820 eine lithographische Anstalt (hatte bis 1819 seine Lithographien noch in Berlin drucken lassen); druckte Städte- und Landschaftsansichten von Doberan, Schwerin, Wismar und Rostock nach den Steinzeichnungen von Heinrich Hintze; bis 1825 als Lithograph nachweisbar, danach sind keine Arbeiten aus seiner Werkstatt mehr bekannt; '''»Das Seebad bei Doberan« (1822; Blick auf Heiligendamm von der Ostsee her)'''.<br />
<br />
==Mendelssohn Bartholdy, Felix - Musiker, Komponist==<br />
;geb. 3.2.1809 Hamburg gest. 4.11.1847 Leipzig begr. Berlin (Dreifaltigkeits-Friedhof) <br />
:Vater: Abraham Mendelssohn, Bankier Sein Großvater war der Philosoph Moses Mendelssohn; die jüdische Familie zog 1811 nach Berlin, konvertierte 1822 zum Christentum und fügte ihrem Namen Bartholdy bei; zusammen mit Schwester Fanny Musikunterricht bei Carl Friedrich Zelter und Karl Wilhelm Ludwig Heyse; am 24. Oktober 1818 erster öffentlicher Auftritt als Pianist; 1819 Mitglied in der Sing-Akademie Berlin, 1820 erste Kompositionen (Lieder, Klaviersonaten, Orgelstücke); schuf 1821 fünf Streichersinfonien, vierstimmige Motetten, die Singspiele »Soldatenliebschaft«, »Die beiden Pädagogen« und Teile von »Die wandernden Komödianten«; besuchte mit Zelter 1821 Goethe in Weimar und lernte in Berlin Carl Maria von Weber kennen; schrieb 1822 die Oper »Die beiden Neffen oder der Onkel aus Boston« und ein Klavierkonzert; komponierte 1824 seine erste Sinfonie c-Moll und das Klavierquartett h-Moll; in dieser Zeit begann seine lebenslange Freundschaft mit Ignaz Moscheles; traf 1825 bei einer Reise mit seinem Vater nach Paris Gioacchino Rossini, Giacomo Meyerbeer und Luigi Cherubini; vollendete die Oper »Die Hochzeit des Camacho«; komponierte mit 17 Jahren (1826) die berühmte Sommernachtstraum-Ouvertüre, die er erstmals 1827 in Stettin dirigierte; gründete einen Chor zum Studium der Chorwerke Johann Sebastian Bachs und leitete die erste Aufführung der »Matthäuspassion« nach Bachs Tod in der Sing-Akademie Berlin; bereicherte auch das Musikleben in Mecklenburg; '''1924 mit seinem Vater Aufenthalt in Doberan (Unterkunft im Logierhaus am Kamp); komponierte hier die Ouvertüre in C-Dur, instrumentierte das Notturno daraus für die Doberaner Bläsergruppe und dirigierte es im Salonhaus;''' 1840 Festdirigent des II. Norddeutschen Musikfestes in Schwerin, für das nach seinen Anweisungen (an Chordirektor Julius Stocks) im Dom eine terrassenförmig ansteigende Tribüne für den Chor (340 Mitglieder) und davor der Platz für das Orchester (150 Mitglieder) aufgebaut wurde: dirigierte im Schweriner Dom sein Oratorium »Paulus« (8. Juli) und Haydns »Schöpfung« (10. Juli), spielte beim weltlichen Konzert im Schauspielhaus (9. Juli) im Orchester mit (Bratsche) und war Solist seines Klavierkonzertes D-Dur; 1842 Preußischer Generalmusikdirektor; gründete 1843 in Leipzig ein Konservatorium, die erste Musikhochschule Deutschlands; 1843 Ehrenbürger von Leipzig; Konzertreisen nach England, leitete bei der letzten Reise 1847 sein Oratorium »Elias« in Exeter Hall, Manchester und Birmingham; zog sich nach dem Tod seiner Schwester Fanny (14. Mai 1847) zurück, erlitt einen Schlaganfall und starb kurz darauf; das Mendelssohn-Haus in Leipzig ist heute ein Museum; Statue (von Hermann Heinrich Howaldt) vor dem Konzerthaus in Leipzig (1936 entfernt); Skulptur im Berliner Mendelssohn Bartholdy-Park; 1878 Felix-Mendelssohn-Stiftung und in Nachfolge Felix-Mendelssohn-Preis der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin.<br />
<br />
==Möckel, (Gotthilf) Ludwig - Architekt==<br />
;geb. 22.7.1838 Zwickau gest. 26.10.1915 (Bad) Doberan <br />
:Vater: Gotthilf Heinrich M., Kupferschmied 1844-1852 Bürgerschule in Zwickau; 1852/53 Königliche Gewerbeschule in Chemnitz; 1853-1856 Maurerlehre und Ausbildung an der Königlichen Baugewerkeschule in Chemnitz; 1856-1858 Maurergeselle; 1858-1860 im Ingenieurbüro der Obererzgebirgischen Staatsbahn in Chemnitz und im Architekturbüro Edwin Opplers in Hannover; 1861/62 Studium am Polytechnikum Hannover; 1867-1875 Gewerksmeister und freier Architekt in Zwickau, 1875-1885 in Dresden; 1873-1878 Neubau der Johanneskirche Dresden; '''übernahm 1877 die Restaurierung des Beinhauses der Doberaner Klosterkirche; seit 1885 Wohnsitz in Doberan; ließ sich 1887/88 eine neugotische Villa errichten (seit 1983 Stadtmuseum Möckel-Haus)'''; seit 1884 Leiter des mecklenburgischen Kirchenbauwesens; 1897 Großherzoglich mecklenburg-schwerinscher Geheimer Baurat; 1900 Geheimer Hofbaurat; baute Villen, Wohn- und Geschäftshäuser, städtische und Staatsgebäude, Schulen, Dorf- und Stadtkirchen in neugotischem Stil (meist mit roter Backsteinblende); 1885 Großherzogliches Jagdschloss Gelbensande; '''1887-1889 Großherzogliches Gymnasium Doberan'''; Schloss Melkof (bei Vellahn; 1888); 1888-1893 Ständehaus Rostock; 1897 Schloss Groß Lüsewitz; 1904 Kapelle in Heiligendamm; 1908 Kirche in Müritz; 1909 Katholische Christuskirche Rostock (1971 gesprengt); 1873 Mitglied des Sächsischen Ingenieur- und Architektenvereins in Leipzig, 1875 des Architekten- und Ingenieurvereins Hannover; 1885 Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, 1891 des Vereins für Naturgeschichte Mecklenburgs; Mitglied des Heimatbundes Mecklenburg; Ehrenbürger von Doberan; 1878 Ritterkreuz des Königlich sächsischen Albrechtsordens; 1881 Ehrenmitglied der Akademie der Bildenden Künste Dresden; 1887 Ritterkreuz des Großherzoglich Mecklenburgischen Greifenordens; 1893 Großherzoglich mecklenburgische Große Goldene Medaille der Wissenschaften und Künste mit Band; 1901 Roter Adlerorden; 1915 Hausorden der Wendischen Krone (Komtur).<br />
<br />
==Mohr, Rolf - Mediziner, Numismatiker==<br />
;geb. 29.8.1911 gest. 5.3.1994 Bad Doberan <br />
:Vater: Pädagoge Nach Studium, Approbation und beruflichem Aufenthalt in Sachsen '''Zahnarzt in Bad Doberan; betätigte sich in seiner Feizeit als Münzsammler und legte umfangreiche regionalkundliche Kollektaneen an'''; 1966 und 1968 an den Internationalen Münzausstellungen in Rostock beteiligt; betreute über 20 Jahre die Münz- und Medaillensammlung des Kulturhistorischen Museums Rostock und übereignete dem Museum seine Sammlung der regionalen Münzen des Mittelalters und der Frühneuzeit; Ehrenvorsitzender des Arbeitskreises Mecklenburgische Münzgeschichte; »Beitrag zum Beginn der Wittenprägung der norddeutschen Hansestädte« in »Numismatische Beiträge« (1972); »Über den Namen Mecklenburg und den Stierkopf auf den mecklenburgischen Siegeln, Wappen und Münzen« in »15 Jahre Fachgruppe Numismatik im Kulturbund der Deutschen Demokratischen Republik, Bad Doberan« (1979); »Die Gegenstempelung der Doppelschillinge der Städte Rostock und Wismar während der Kipperzeit« in »Beiträge zur mecklenburgischen Münz- und Medaillenkunde« (1987); »Fürst Blücher auf Medaillen, Plaketten und Marken« in »Gebhard Leberecht von Blücher und seine Zeit« (1992).<br />
<br />
==Mühlbach, Ilse - Niederdeutsche Schriftstellerin==<br />
;geb. 24.9.1923 Bad Doberan gest. 23.11.2009 Bad Doberan <br />
:Seit 1978 mit Herbert M. verheiratet; leitete Zirkel Schreibender Arbeiter und Plattdeutschzirkel für Schüler; Schrieb bereits seit den 50er Jahren als Volkskorrespondentin für die Ostseezeitung; seit 1991 sind über 950 Artikel erschienen; schrieb Gedichte, Lieder und Geschichten in niederdeutscher Sprache; 2009 Bundesverdienstkreuz; Veröffentlichungen in der Zeitschrift »Kikut«; »Aus dem Reichtum eines Lebens. Ilse Mühlbach’s Lesebuch. Mit platt- und hochdeutschen Gedichten, Geschichten und Liedern« (2010).<br />
<br />
==Oertzen, Dietrich von - Soldat, Landwirt, Redakteur, Publizist==<br />
;geb. 25.7.1849 Leppin (Lindethal) gest. 14.10.1934 Bad Doberan <br />
:Vater: Jasper (Joachim Bernhard Wilhelm) von O., Gutsbesitzer, Parlamentarier, Minister 1863-1868 Gymnasium in Lüneburg und Wernigerode; 1869 Kriegsschule in Erfurt; Offizier im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71; später landwirtschaftliche Ausbildung in Mecklenburg; bewirtschaftete 1874-1877 ein Gut in der Lüneburger Heide; 1877/78 Mitarbeiter der konservativen »Neuen Reichszeitung« in Dresden; 1878-1881 Chefredakteur der »Norddeutschen Reichspost« in Hamburg; 1882-1896 Mitherausgeber der »Allgemeinen Conservativen Monatsschrift für das christliche Deutschland« in Berlin; 1887-1896 Chefredakteur der konservativen »Mecklenburger Nachrichten« in Schwerin; 1890/91 Herausgeber der Zeitung »Das Volk« in Berlin; 1904 Vorsitzender der sozialen Geschäftsstelle für das evangelische Deutschland in Berlin; seit 1906 Herausgeber des »Wochenblatts der JohanniterOrdens-Balley Brandenburg«; '''zog sich 1911 auf seinen Alterssitz nach Doberan zurück'''; »Was treiben die Freimaurer?« (1882); »Die Jünglingsvereine in Deutschland« (1886); »Landeskirchentum und soziale Frage« (1897); »Von Wichern bis Posadowsky. Zur Geschichte der Sozialreform und die christliche Arbeiterbewegung« (2 Bde.; 1908); »Ist eine berufsständische Verfassung in Mecklenburg praktisch durchführbar?« (1913); Novellen: »Sinkende Welten« (1887) und »Sidonie« (1903); Biographien: »Jasper von Oertzen. Ein Arbeiter im Reiche Gottes« (1904) und »Adolf Stoecker. Lebensbild und Zeitgeschichte« (1910); »Erinnerungen aus meinem Leben« (1914); »Erinnerungen eines Zeitungsschreibers« in »Monatsschrift für Stadt und Land« (1905).<br />
<br />
==Oertzen, Etta von (eigentl.: Henriette von O.) - Schriftstellerin, Sozialarbeiterin==<br />
;geb. 16.6.1889 Schwerin gest. 11.7.1973 Wiesbaden <br />
:Vater: Dietrich von O., Jurist Schule in Berlin und Freiburg (Breisgau), Berufsausbildung als Fürsorgerin; christliche Frauenschule in Berlin unter der Leitung von Bertha Gräfin von der Schulenburg; Sozialarbeiterin; '''Gründerin und 15 Jahre Leiterin eines Heimes für vernachlässigte Kinder in Bad Doberan'''; Studium an der Hochschule für Politik in Berlin; studierte nach dem Examen in England Fürsorgeeinrichtungen und schrieb darüber in deutschen und englischen Zeitschriften; '''nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in Bad Doberan wohnhaft und schriftstellerisch tätig'''; 1971 Umzug nach Wiesbaden, wo sie in einem Blindenheim starb; Erzählungen zu sozialen Themen: »Die Trümmerfrau« (1944), »Im feurigen Ofen« (1956), »Die weißen Vögel von La Rochelle« (1959), »Kampf mit den Engeln!« (1961) und »Und wollten das Richtige tun« (1968).<br />
<br />
==Pentz, Adolf (Gottlieb Friedrich) - Theologe==<br />
;geb. 26.8.1844 Malchow (Müritz) gest. 1.1.1923 Bad Doberan <br />
:Vater: Adolph (Friedrich Ludwig) P., Mediziner Große Stadtschule Rostock; Theologiestudium in Rostock, Göttingen und Erlangen; 1866 Examen in Rostock; 1866-1868 Hauslehrer bei Familie von Barner auf Trebbow; 1868 Seminarlehrer in Neukloster; 1879 Pastor in Jabel (bei Malchow); '''1894 Superintendent in Doberan'''; 1881 Mitglied, 1894 Vorsitzender der Prüfungskommission für das theologische Examen; 1900 Pensionierung aus gesundheitlichen Gründen; Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde; »Geschichte Mecklenburgs« (1871); »Erzählungen aus der mecklenburgischen Geschichte« (1880); »Geschichte des Kirchspiels Jabel« (1888).<br />
<br />
==Plessen, Leopold (Engelke Hartwig) von - Diplomat, Minister==<br />
;geb. 21.1.1769 Raden gest. 25.4.1837 Schwerin begr. (Bad) Doberan (innerhalb der östlichen Klostermauer)<br />
:Vater: Christoph Leopold Hartwig von P., Soldat Ehefrau: Sophie von Campenhausen, Hofdame Von Hauslehrern unterrichtet; 1785-1787 Studium der Kameralistik und des Staatsrechts in Rostock, 1787-1790 in Göttingen; 1790 in preußischbrandenburgischen Diensten in der Kriegs- und Domänenkammer Berlin; 1793 Kammerauditor in Schwerin; 1796 Kammerherr; erbte 1796 Gut Vogelsang, verpachtete es und verkaufte es kurz vor seinem Tod; bis 1798 Reise nach England, Frankreich und Österreich; 1802 Herzoglicher Gesandter beim Reichstag in Regensburg; 1803 Gesandter am Kaiserlichen Hof in Wien wegen Unterhandlungen zur Erlangung der Churwürde in Mecklenburg-Schwerin; 1805 Geheimer Rat; 1807 Wirklicher Geheimer Rat und Dritter Minister, 1808 Zweiter Minister; 1814 mecklenburgischer Gesandter auf dem Wiener Kongress, wo er die Großherzogswürde für beide mecklenburgischen Herzöge (Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin und Karl von MecklenburgStrelitz) erwarb; nahm entscheidenden Einfluss auf die »Deutsche Bundes-Acte, unterzeichnet zu Wien am 8. Juni 1815« (1816); 1815-1832 Bevollmächtigter beider Mecklenburg bei der Bundesversammlung in Frankfurt (Main) und 1819/20 bei der Wiener Konferenz; wesentliche Mitwirkung an der »Schluß-Acte der über Ausbildung und Befestigung des Deutschen Bundes zu Wien gehaltenen Ministerial-Conferencen …« (1820); schlug 1823 den Posten der Präsidial-Gesandtschaft am Bundestag und ebenso die Stelle des preußischen Bundestagsgesandten aus; 1833 Gesandter für beide Mecklenburg bei der Ministerialkonferenz in Wien; 1836/37 Erster Minister von Mecklenburg-Schwerin; 1836 Geheimer Rats- und Regierungspräsident sowie Präsident der Schuldentilgungskommission; Mitglied der Königlichen Gesellschaft für nordische Altertumskunde Kopenhagen; Ehrenmitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde; 1806 Dannebrogorden (Großkreuz); 1819 Dr. h. c. der Universität Rostock; 1819 Ehrenmitglied des Mecklenburgischen Patriotischen Vereins; 1820 Roter Adlerorden; Leopoldsorden (Großkreuz); »Grundzüge zur Verbesserung des Kreditwesens, insonderheit auf ritterschaftlichen Gütern in Mecklenburg« (1804); »Über die Circulation des Papiergeldes« (1805); »Über die reelle Grundlage eines nothwendigen Papiergeldes …« (1805); »Über das natürliche Verhältniß und die Beschränkungen des Handels zwischen verschiedenen Staaten in Beziehung auf die gegenwärtigen Zeitvorfälle« (1806); »Grundzüge zu einem künftigen teutschen Gesammtwesen, und einer National-Einheit« (1815).<br />
<br />
==Püschel, Ernst (Wilhelm) - Verleger, Schriftsteller, Dramatiker, Heimatforscher==<br />
;geb. 14.7.1881 Berlin gest. 10.8.1941 Gotha <br />
:Vater: Theodor P., Theologe, Pädagoge Askanisches Gymnasium Berlin und evangelisches Pädagogium Niesky (bei Görlitz); wegen eines Lungenleidens Unterbrechung des Studiums; Studium der Germanistik, Philosophie und Staatswissenschaften in Leipzig und Rostock; freier Schriftsteller in Rostock; gründete 1910 in Rostock den Kaufungen-Verlag; Verleger seiner eigenen Schriften und von Gerhard Hilberts »Kriegsandachten« (14 Bde.; 1914/15); Herausgeber der »Beiträge zur Geschichte der niederdeutschen Dichtung« (1911-1914), der »Plattdeutschen Bücherei« (3 Bde.; 1911-1913) und der »Mecklenburgischen Heimat-Bücherei« (3 Bde.; 1915); 1921 Übersiedlung nach Neudietendorf (Thüringen), Ende der 1920er Jahre Wohnsitz in Gotha; widmete sich hier der Heimatforschung, besonders der Geschichte der Stadt Gotha; schrieb Erzählungen, Satiren und Romane: »Christen von heute. Skizzen und Satiren« (1909), »Die deutsche Pest. Allerlei Satirisches über die Witzblätter« (1909), »Rostock und die Rostocker. Skizzen und lustige Geschichten« (1911), »Geistlicher Humor. Heiteres aus dem Leben der Pastoren und ihrer Gemeinden« (1911), »Die neue Heimat. Roman« (1912), »Ein glücklicher Mensch. Eine fröhliche Geschichte« (1912) und »Die Juden von Kronburg. Ein Buch von deutschem Volks- und Menschentum. Roman« (1924); Dramen und Lustspiele: »Das höchste Gebot. Ein Passionsspiel« (1920), '''»Der Sieger. Ein Doberaner Schauspiel« (1920)''', »Die Versuchung des Doktor Luther. Ein Volksschauspiel« (1921), »Morgenleuchten. Ein deutsches Spiel« (1923), »Elisabeth, Landgräfin von Thüringen. Ein Heimatspiel« (1926) und »Friedrich der Große und Gotha. Freiheit und Ehre. Ein Heimatspiel« (1928); '''»Aus den ersten Tagen des Seebades DoberanHeiligendamm«''' in »Die mecklenburgische Heimat« (1918); Nachlass (Werkmanuskripte, Vorträge, heimatkundliches Material zur thüringischen Geschichte) in der Forschungsbibliothek Gotha.<br />
<br />
==Quistorp, Johann (d. Ä.) - Theologe==<br />
;geb. 18.8.1584 Rostock gest. 2.5.1648 (Bad) Doberan begr. Rostock (Marienkirche) <br />
:Vater: Joachim Q., Weißgerber Große Stadtschule Rostock unter dem Rektorat von Nathan Chytraeus und Paul Tarnow, dann drei Jahre Graues Kloster Berlin; Philosophiestudium in Frankfurt (Oder), 1604-1610 Theologiestudium in Rostock; erteilte während dieser Zeit Privatunterricht; 1613 Promotion zum Magister und Dozent an der Philosophischen Fakultät der Universität Rostock; 1614 außerordentlicher, 1615 ordentlicher Professor der Theologie in Rostock, elfmal Rektor; viermal Dekan der Theologischen Fakultät; 1634 auch Quästor der Akademie; begleitete 1614/15 den Lübecker Bürgermeister Nicolaus Ritter auf seiner Reise über Leipzig, Wittenberg, Jena, Marburg, Heidelberg, Köln und Basel durch Holland, Brabant und Flandern; 1616 Promotion in Rostock; 1616 Archidiakon, 1645 Pastor an der Marienkirche und Stadtsuperintendent; Seelsorger von Hugo Grotius, als dieser 1645 auf einer Reise in Rostock erkrankte und starb (berichtete Elias Taddel in Amsterdam die genauen Umstände von Grotius’ Tod); maßgeblich an der Gründung der Prediger-Witwenkasse beteiligt; veranlasste 1639, dass die Universität Maßregeln gegen den Pennalismus ergriff; '''starb in Doberan''', wohin ihn Herzog Adolf Friedrich zur Beratung gerufen hatte; einer der berühmtesten Theologen seiner Zeit; »De resurrectione mortuorum« (Diss., 1614); »Quaestio de fidei ac salutis fundamento« (Diss., 1616); »Oratio in qua schoristae academiarum pestes delineatur« (1621); »Predigten von der Pestilenz« (1629); verfasste Kommentare zu den Briefen des Apostels Paulus; »Johannis Quistorpii Doctoris & Theologicæ Facultatis in Universitate Rostochiensi Senioris …« (1637); »De sacra scriptura« (1648); sein Wappen ist im Fenster der Kirche Rostocker Wulfshagen abgebildet; Grabplatte im Eingangsbereich der Marienkirche Rostock und zwei Porträts im Chorumgang und im Nordschiff der Marienkirche; sein Porträt befindet sich in Ernst Joachim von Westphalens, »Monumenta Inedita Rerum Germanicarum Praecipue Cimbricarum, Et Megapolensium« (1743).<br />
<br />
==Rasche, Heinrich - Orgelbauer==<br />
;geb. 29.4.1794 Hamburg gest. 25.2.1876 (Bad) Doberan <br />
:Vater: Johann Ernst Christian R., Stadtdiener Vermutlich Orgelbauerlehre in der Werkstatt von Joachim Wilhelm Geycke in Hamburg; kam 1833, als Geycke seine Werkstatt verkaufte, als fertiger Orgelbauer nach Mecklenburg; hatte 1828 eine Orgel aus Hamburg nach Bentwisch umgesetzt; stellte 1832 seinen Orgelneubau in der reformierten Kirche Altona auf und brachte die Vorgängerorgel (ArpSchnitger-Orgel, 1686/87) mit nach Mecklenburg (1833 in Blankenhagen aufgestellt, 1851 umgebaut); von dem Uhrmacher und Organisten an der Nikolaikirche Rostock Jochim Heinrich Fromm nach Rostock geholt; 1834 Bürgerrecht in Rostock, 1838 Privilegierter Landes-Orgelbauer; 1843 Konkurs; '''1846 Umzug und Werkstatt in Doberan'''; 18361867 Orgelsachverständiger für alte Orgeln und Orgelpfleger; ab 1875 arbeitsunfähig, krank und hilfsbedürftig; Orgelneubauten: 1839 Levin, 1839/40 Ribnitz, 1843 Kirch Rosin, 1843/44 Brunshaupten, 1846-1852 Bentwisch, 1860 Kessin; zahlreiche Reparaturen, Umbauten und Gutachten.<br />
<br />
==Reuter, Carl - Pädagoge==<br />
;geb. 7.11.1885 Wichmannsdorf gest. 9.7.1956 Frankfurt (Main) <br />
:Gymnasium in Schwerin; Philologie- und Geschichtsstudium in Berlin und Göttingen; 1911/12 Vorbereitungszeit am Gymnasium in Schwerin; 1912/13 wissenschaftlicher Hilfslehrer an der Großen Stadtschule Wismar; 1913 Oberlehrer am Gymnasium in Schwerin; '''1924-1932 Studiendirektor am Friderico Francisceum Bad Doberan;''' 1931 Oberstudiendirektor; 1932 Direktor des Realgymnasiums Güstrow; erreichte dort 1934 die Namensgebung John Brinckman-Schule; ab 1937 zugleich Direktor der Domschule; 1945 entlassen; Arbeit in einem Schädlingsbekämpfungswerk; 1950 Meisterprüfung; bis 1956 Betriebsleiter; Übersiedlung nach Frankfurt (Main); '''»Das Gymnasium Friderico-Francisceum zu Bad Doberan 1879-1929«''' (1929).<br />
<br />
==Ringeling, Brigitte - Kunsthandwerkerin==<br />
;geb. 1.9.1921 Rostock gest. 11.2.1994 Bad Doberan <br />
:Vater: (Wilhelm Johannes) Gerhard R., Pädagoge, Schriftsteller wuchs in Bad Doberan auf; 1940-1942 Studium an der Mode- und Textilschule Berlin und 1942-1944 der Akademie für angewandte Kunst, Abteilung Keramik in Stuttgart; 1944/45 Geschirrdreherin in Kröpelin; 1946 in verschiedenen Töpferwerkstätten in Schwerin, Stralsund, Greifswald und Kröpelin tätig; '''1951 Aufbau einer eigenen Werkstatt als Scheibenkünstlerin und keramische Malerin in Doberan;''' 1954 Meisterprüfung; Mitglied des Verbandes Bildender Künstler der DDR; stellte bei den Ostseewochen und in der Bunten Stube Ahrenshoop aus; erste eigene Ausstellung im Grassi-Museum Leipzig; Ausstellung in der Galerie Muth in Berlin; Pflanzen- und Tiermotive auf Krügen, Schalen und Vasen; holte sich Anregungen aus der mecklenburgischen Volkskunde (Volkstanzpaare, Bauerngruppen); fertigte 1974 ein Schachspiel aus Kleinplastiken.<br />
<br />
==Ringeling, (Wilhelm Johannes) Gerhard (Pseud.: Johannes Gerhard) Pädagoge, Schriftsteller==<br />
;geb. 19.6.1887 Schönberg gest. 31.12.1951 Bad Doberan <br />
:Vater: Wilhelm R., Pädagoge Gymnasium in Schönberg; 1907 Studium der Geschichte, Germanistik, Anglistik und Philosophie in Marburg, Berlin und Rostock; 1911 Staatsexamen; 1913-1915 Lehrer an der Realschule Schwerin; 1915 Promotion in Rostock; '''1915 Gymnasialdirektor und Studienrat in Doberan;''' Mitglied des Heimatbundes Mecklenburg; »Pragmatismus in Edward Gibbons Geschichte vom Verfall und Untergang des römischen Reiches« (1915); '''Bad Doberan ist Handlungsort der Novellen »Anna Margarita. Badegeschichten aus Urgroßmutters Zeit«''' (1929), »Magister Rosarum« (1948) und »Der Schatz der Dufour« (1953); sein Urgroßvater (der Warnemünder Lotsenkommandeur Johann Gerdes) ist die Hauptgestalt in der Erzählung »Der güldene Schein« (1940); »Mecklenburgisches Heimatbuch« (1928); »Seefahrend Volk. Vier Erzählungen vom alten Fischland« (1935); »Die schöne Gesine« (1936); »Fischländer Volk. Geschichte und Schicksal einer mecklenburgischen Küstenlandschaft« (1938); »Die schlimme Brigitt« (1941); »Von mecklenburgischer Park- und Gartenkunst« (1926), »Land Ratzeburg« (1930), »Ein Dichter und sein Verleger« (1931), »Mecklenburger Leute« (1932) und »Vom niederdeutschen Humor« (1933) in »Mecklenburgische Monatshefte«.<br />
<br />
==Röper, Friedrich Ludwig - Theologe==<br />
;geb. 30.6.1768 Neese gest. 1.7.1830 (Bad) Doberan <br />
:Vater: Johann Peter R., Theologe Bruder: Johann Carl R., Landwirt Stadtschule in Rostock; Theologiestudium in Leipzig; Privatgelehrter in Erfurt; 1793 Pastor-Kollaborator am Schweriner Dom; 1797 '''Pfarradjunkt seines Vaters in Doberan; bis 1830 Pastor in Doberan;''' »Exegetisches Handbuch des Neuen Testaments« (1788); »Blumenlese an den Weisen des Alterthums« (2 Bde.; 1796); '''»Geschichte und Anekdoten von Doberan in Mecklenburg«''' (1797); »Versuche zur Beförderung wahrer Lebensweisheit« (1800); »Neue Fibel für den ersten Unterricht in Volksschulen« (1815); schrieb zwei Lehrbücher der Naturwissenschaften für Volksschulen und Bürgerschulen; Aufsätze im »Freimüthigen Abendblatt«.<br />
<br />
==Röper, Johannes (August Christian) - Botaniker, Bibliothekar==<br />
;geb. 25.4.1801 (Bad) Doberan gest. 17.3.1885 Rostock <br />
:Vater: Friedrich Ludwig R., Theologe Gymnasium in Lübeck; 1817 Medizin- und Naturwissenschaftsstudium in Rostock, 1819 in Berlin und 1822 in Göttingen; 1823 Promotion in Göttingen; 1824-1826 Reisen in Deutschland, Frankreich, Italien und der Schweiz; 1826 außerordentlicher, 18291836 ordentlicher Professor der Medizin in Basel; 1836 ordentlicher Professor der Naturgeschichte und Botanik in Rostock; Aufseher des Naturhistorischen Museums; 1838-1885 Administrator der ProfessorenWitwenkasse; 1846-1880 Erster Bibliothekar der Universitätsbibliothek, 1880 Aufgabe des Amtes wegen Krankheit; 1842/43-1843/44 und 1862/63-1863/64 Rektor; zwischen 1845 und 1870 dreizehnmal Dekan der Philosophischen Fakultät; erwarb sich Verdienste um den Ausbau der Pflanzenmorphologie; 1836 Dr. h. c. der Universitäten Basel (1836) und Tübingen (1873); »Enumeratio Euphorbiarum quae in Germania et Pannonia gignuntur« (1824); »De organis plantarum« (1828); »De floribus et affinitatibus Balsaminearum« (1830); »Verzeichnis der Gräser Mecklenburgs« (1840); »Zur Flora Mecklenburgs« (2 Bde.; 1843/44); »Vorgefasste botanische Meinungen« (1860); »Botanische Thesen« (1872); »Der Taumel-Lolch ›Lolium temulentum Linn.‹ in Bezug auf Ektopie, gewöhnliche Atrophie und außergewöhnliche, normanstrebende Hypertrophie« (1873); Aufsätze in der »Botanischen Zeitung« (1840-1860).<br />
<br />
==Sachse, (Johann David) Wilhelm - Mediziner==<br />
;geb. 16.11.1772 Uelzen gest. 12.4.1860 Schwerin <br />
:Vater: Wundarzt Medizinstudium und 1793 Promotion in Göttingen; praktischer Arzt in Uelzen; 1795 Arzt in Parchim; 1797 Hofmedikus; 1802-1820 Arzt in Schwerin; 1806 Wirklicher Hofmedikus; 1819 Medizinalrat; 18201837 Großherzoglicher Leibarzt in Ludwigslust; 1822 Geheimer Medizinalrat; 1837-1860 in Schwerin; verdient um die Einführung der Kuhpockenimpfung, um die '''Verschönerung des Seebades Heiligendamm''' und um die Medizinalordnung von 1830; »Beobachtungen und Bemerkungen über die Kuhpocken« (1802); »Das Wissenswürdigste über die häutige Bräune« (2 Bde.; 1810, 1812); '''»Über die Wirkung und den Gebrauch der Bäder, besonders der Seebäder zu Doberan«''' (1835); '''»Vertheidigung der Ostsee-Bäder gegen die Verunglimpfungen mehrerer Ärzte'''«''' (1837); »Einige geschichtliche Bemerkungen zu der Feier des fünfzigjährigen Bestehens des Doberaner Seebades«''' (1843); »Verzeichnis von Bildnissen von Ärzten und Naturforschern seit der ältesten bis auf unsere Zeiten mit Biographien« (1847); '''»Über die neueingerichtete Milch- und Molkenanstalt in Verbindung mit Seebädern nach dem inneren Gebrauch des Meerwassers am Strande zu Doberan«''' (1848).<br />
<br />
==Scheven, Carl (Friedrich Johannes) - Theologe==<br />
;geb. 3.7.1826 Borgfeld gest. 3.4.1890 (Bad) Doberan <br />
:Vater: Friedrich (August) S., Theologe Gymnasium in Friedland; 1845-1849 Theologiestudium in Halle und Rostock; 1852 Seminarlehrer in Ludwigslust; 1854 Pastor in Malchow (Kloster); 1863 Präpositus des Malchower Zirkels; '''1868-1890 Superintendent in Doberan'''; 1875 Konsistorialassessor; 1876 Vorsitzender der Theologischen Prüfungskommission; 1883 Dr. h. c. der Universität Rostock; 1888 Konsistorialrat; 1882 Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde; »Evangelien-Predigten für die Sonn- und Festtage des Kirchenjahres« (1891).<br />
<br />
==Scheven, Carl - Pädagoge==<br />
;geb. 24.10.1862 (Bad) Doberan gest. 27.5.1897 (Bad) Doberan <br />
:Vater: Carl (Friedrich Johannes) S., Theologe Bruder: Wilhelm (Friedrich August Franz) S., Theologe, Pädagoge, Verwaltungsbeamter Schwester: Marie S., Stiftsdame 1875-1882 Gymnasium in Rostock; 1882-1886 Theologie- und Philologiestudium in Leipzig und Rostock; 1889/90 Probekandidat in Parchim; 1890/91 Prinzenerzieher des Erbgroßherzogs Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin; 1891-1896 Oberlehrer am Friedrich-Franz-Gymnasium Parchim.<br />
<br />
==Scheven, Karl (August Wilhelm Friedrich Martin) - Mediziner==<br />
;geb. 28.9.1888 Rühn gest. 17.10.1955 Bad Doberan <br />
:Vater: Wilhelm (Friedrich August Franz) S., Theologe, Pädagoge, Verwaltungsbeamter Bruder: Friedrich (Karl Johannes Martin) S., Theologe, Pädagoge, Heimatforscher 1909 Abitur in Schwerin; Medizinstudium in Heidelberg, Rostock und München; 1917 Promotion in Rostock; 1914-1918 Kriegsteilnehmer; bis 1920 Assistenzarzt an der Chirurgischen Universitätsklinik Rostock; 1920-1924 Arzt in Büchen (Lauenburg); 1924 Kreis-Medizinalrat in Waren; 1931 Kreisarzt in Güstrow, 1935 Kreisarzt von Rostock-Land, '''1945-1955 praktischer Arzt in Bad Doberan'''; »Untersuchungen über den Saponincharakter der Cholsäure« (Diss., 1917); »Zur Dauerheilung des operierten und prophylaktisch bestrahlten Mammacarcinoms« (1920); »Ein Fall von Geburt durch den Damm« (1923); »Die Typhusmorbidität der männlichen und weiblichen Bevölkerung in Mecklenburg-Schwerin vor und nach dem Weltkrieg« (1925).<br />
<br />
==Schlägel, Max (Friedrich Wilhelm) von - Schriftsteller==<br />
;geb. 1.4.1840 München gest. ?.9.1891 (Bad) Doberan <br />
:Ehefrau: Marie von S., Schriftstellerin Quittierte 1863 seinen Dienst als Soldat; Studium in Paris; politische Tätigkeit nach seiner Rückkehr; Flucht vor der Anklage wegen Hochverrats in die Schweiz; 1869 in Berlin; 1870 als Kriegsberichterstatter von den Franzosen gefangen genommen; danach freischaffender Schriftsteller in Österreich, Ungarn, der Schweiz und in Doberan; »Von Sünde zu Sünde« (3 Bde.; 1870/71), »Pariser Todtentanz. Roman aus jüngster Vergangenheit Frankreichs« (6 Bde.; 1872); »Siege der That. Erzählungen« (1874); »Vom Fels zum Meer. Erzählungen« (4 Bde.; 1874); »Graf Katlan, der Rebell. Roman aus dem ungarischen Tieflande« (2 Bde.; 1875); zusammen mit seiner Frau »Deutsch und Wälsch. Erzählungen« (4 Bde.; 1876); »Für Thron und Altar« (4 Bde.; 1878).<br />
<br />
==Schlünz, Paul - Pädagoge==<br />
;geb. 25.8.1890 Groß Raden gest. 7.9.1980 Holzminden <br />
:Gymnasium in Bützow; 1909 Philologie- und Geschichtsstudium in München und Rostock; Soldat im Ersten Weltkrieg; 1920 Rückkehr aus französischer Gefangenschaft; Lehrer am Realgymnasium in Schwerin und Güstrow; '''1924-1961 Studienrat am Gymnasium Doberan;''' 1969 Übersiedlung nach Holzminden.<br />
<br />
==Schmidt, Karl Heinz - Pädagoge==<br />
;geb. 30.12.1911 Dömitz gest. 1.2.1983 Siegen Vater: Postbeamter Gymnasium in Doberan; Mathematik-, Physik- und Philosophiestudium in Göttingen und Rostock; Referendar in Doberan; nach dem Zweiten Weltkrieg Hauslehrer; leitende Stellung in der Versicherungswirtschaft; Lehrer in Dinslaken, an der deutschen Schule in Saloniki und am Gymnasium in Altona; 1965-1975 Schulleiter am Fürst-JohannMoritz-Gymnasium in Siegen; Oberstudiendirektor; '''Leiter der Altschülerschaft Doberan; um die Erforschung der Doberaner Schulgeschichte verdient.'''<br />
<br />
==Schmidt, Reinhard - Bildhauer==<br />
;geb. 30.9.1917 Berlin gest. 13.4.1980 Bad Doberan <br />
:Vater: Beamter Landwirtschaftslehre auf einem Magdeburger Gut; Arbeitsdienst, Soldat und schwere Verwundung (Beinamputation); 1941-1944 Studium an der Meisterschule für Holzbildhauer Bad Warmbrunn; 1944/45 Studium an der Holzbildhauer- und Kunsthochschule in Dresden; 1945-1951 freischaffend in Lübz (schnitzte vor allem Grabkreuze); gründete den Kulturbund in Lübz; 1952-1960 Lehrer, dann Direktor an der Fachschule für Angewandte Kunst in Heiligendamm; 1961 '''freiberuflicher Bildhauer in Bad Doberan'''; Vorsitzender der Bezirksorganisation Rostock des Verbandes Bildender Künstler der DDR; mit Ehm Welk befreundet; '''Relief »Die Heiden von Kummerow«'''; »Vater mit Sohn auf der Schulter« an der Kühlungsborner Promenade, »Stele vom kleinen Glück« in der Rostocker Grünanlage Reiferbahn.<br />
<br />
==Schmidt, Wilhelm (Eduard Johann Heinrich) - Jurist, Bürgermeister==<br />
;geb. 13.1.1844 Zettemin gest. 19.8.1895 (Bad) Doberan <br />
:Vater: Wilhelm S., Theologe Bis 1857 Stadtschule in Malchin, dann Gymnasium Fridericianum Schwerin; 1865 Jurastudium in Berlin, Leipzig, Tübingen und Rostock; 1869 Advokatenexamen und Auditor im Amt Lübz; 1871 Richterexamen; stellvertretender Bürgermeister und Stadtrichter in Marlow; '''Bürgermeister in Krakow, ab 1879 in Doberan'''.<br />
<br />
==Schumacher, Johann Ludwig - Verwaltungsbeamter, Parlamentarier==<br />
;geb. 11.2.1796 (Bad) Doberan gest. 5.11.1855 Schwerin <br />
:Vater: Verwaltungsbeamter Christian Wilhelm Christlieb S. war sein Großonkel; Chef des Revisionsdepartements und Geheimer Kammerrat; Gründer des Statistischen Büros in Schwerin; Geheimer Kammerrat; kämpfte gegen die Ritterschaft für Steuerreformen und Beseitigung der veralteten Feudalverfassung; mit Johann Heinrich von Thünen befreundet und Anhänger von dessen Theorien der landwirtschaftlichen Betriebswirtschaftslehre; Mitglied des Mecklenburgischen Patriotischen Vereins; Mitwirkung in den Bauernversammlungen; 1848 Mitglied der mecklenburgischen Abgeordnetenkammer; Beamter im Finanzministerium; »Mittheilungen an seine Landsleute in Mecklenburg über die Versammlung Deutscher Land- und Forstwirthe in Altenburg« (1843); »Die mecklenburgischen Gestüte in alter Zeit« in '''»Amtlicher Bericht über die Versammlung deutscher Land- und Forstwirte zu Doberan 1841« (1842)'''; »Einige Bemerkungen über Zeitpacht, mit besonderer Beziehung auf die mecklenburgschwerinschen Domänen« (1844), »Über Zurundung der Landgüter in Mecklenburg« (1844) und »Der Preußische Zollverein und Mecklenburg (1847) in »Archiv der politischen Oekonomie«<br />
<br />
==Severin, Carl Theodor - Architekt==<br />
;geb. 13.9.1763 Mengeringhausen gest. 20.2.1836 (Bad) Doberan <br />
:Ausbildung bei Carl Gotthard Langhans in Berlin; Kammeringenieur, Baukondukteur und Berechner der Schiffbauerei in Schwerin; dann '''Baumeister in Doberan; leitete ab 1809 auch das Landbauwesen der Ämter Buckow, Doberan, Ribnitz, Rühn, Toitenwinkel und Schwaan'''; seit 1815 auch Baubeamter für die Universitätsbauten in Rostock; 1819 Oberlandbaumeister; 1835 Ruhestand; schuf Theater-, Hof- und Schlossbauten, öffentliche Gebäude, Geschäfts- und Bürgerhäuser; bedeutendster Architekt des Klassizismus in Mecklenburg; '''Ausbau des Seebades Doberan Heiligendamm: Salongebäude (1801/02), Schauspielhaus (1805/06, 1889 abgerissen), Herzogliches Palais (1806-1809), Kleiner Pavillon (1808), Großer Pavillon (1810-1813), Erweiterungsbau (Saal) am Salongebäude (1819/20), Prinzengebäude (1821/22), kleines Brunnenhaus (1822/23), Stahlbad (1824/25) und Häuser am Kamp in Doberan; kleinere Bauten für den Badebetrieb in Heiligendamm: Herrenbadeanstalt (1803), Aussichtsturm (1807)''', '''Empfangs-, Gesellschaft-, Tanz- und Speisehaus (Kurhaus)''' (1814-1816); Neue Wache in Rostock (1823).<br />
<br />
==Seydewitz, Johann Christoph Heinrich von - Architekt==<br />
;geb. 1748 Friedrichsort (Kiel) gest. 1824 <br />
:Korvettenkapitän; 1787 Baukondukteur in mecklenburgischen Diensten in Schwerin; '''baute in Doberan das Gutshaus des Kammerhofes (1786), das Amtshaus im Klostergarten und das Logierhaus''' (1793); '''errichtete das erste Badehaus in Heiligendamm (nicht mehr erhalten)'''; seit 1789 an den Um- und Neubauten der Universitätsgebäude in Rostock beteiligt; Entwurf für einen Bibliotheksbau (1791); 1796-1808 Hofbaumeister in Ludwigslust; Bau des erbgroßherzoglichen Waschhauses an der Schlossfreiheit und der katholischen Kirche (18031809) in Ludwigslust; Entwurf für das Jagdschloss Friedrichsmoor.<br />
<br />
==Sponagel, Georg Christian - Jurist, Dichter==<br />
;geb. 12.8.1763 Lüneburg gest. 26.2.1830 Ratzeburg <br />
:Gymnasium in Lüneburg; 1785 Jurastudium; Advokat und Prokurator beim kurhannoverschen Hofgericht des Herzogtums Lauenburg in Ratzeburg; später Lauenburgischer und Mecklenburg-Strelitzscher Regierungsprokurator; 1923 Königlich dänischer Justizrat; Verfasser der Romane »Meine viertägigen Leiden im Bade Pyrmont« (1809); '''»Des Vetters Feldzug in die Seebäder von Doberan«''' (1826).<br />
<br />
==Starke, Johannes - Sänger, Komponist==<br />
;geb. 31.3.1835 (Bad) Doberan gest. 9.11.1907 Hamburg <br />
:Um 1857 Chorist des Hoftheaters Schwerin; 1860 Solist am Hoftheater Rostock; 1862-1864 am Hoftheater in Schwerin, 1864/65 in Meiningen und 1866/67 in Bamberg; 1867-1901 (seit 1878 Chordirektor) Mitglied des Hoftheaters Mannheim; arbeitete auch als Gesangspädagoge; komponierte die Oper »Der Fremde« (1877); sang 1869 in Mannheim Hans Sachs in Wagners »Die Meistersinger von Nürnberg« und 1879 Alberich in »Das Rheingold«; stand als Figaro in Gioachino Rossinis Oper »Der Barbier von Sevilla« und als Wolfram in Wagners »Tannhäuser« auf der Bühne. Stein, (Gottlob) Carl (Wilhelm Friedrich) von (Freiherr) Verwaltungsbeamter, Landwirt geb. 8.3.1765 Weimar gest. 4.5.1837 (Groß) Kochberg Vater: Josias von S., Oberstallmeister Sohn der Goethe-Freundin Charlotte von Stein; 1780 Gymnasium Carolinum Braunschweig; 1784 Jurastudium in Helmstedt und Göttingen; 1786-1793 Kammerjunker und Adjunkt (ab 1792 Kammerherr) '''des Herzogs Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin in Ludwigslust; Reisebegleiter des Herzogs; befasste sich in Doberan mit der Landwirtschaft'''; kehrte nach dem Tod seines Vaters 1793 nach Weimar zurück und bewirtschaftete das väterliche Gut Kochberg; 1796 Abschied aus Herzoglichen Diensten in Mecklenburg, Oberlanddrost und Prädikat Exzellenz; Briefwechsel in »Vertrauliche Mitteilungen aus Mecklenburg-Schwerin und Sachsen-Weimar« (2000).<br />
<br />
==Steinmann, Adolf (Johann Heinrich August) - Jurist==<br />
;geb. 14.3.1858 (Bad) Doberan gest. ? <br />
:Vater: Adolf Johann Heinrich S., Theologe Bruder: Ernst (Theodor Karl) S., Archäologe, Kunstwissenschaftler, Bibliothekar 1876 Abitur an der Domschule Güstrow; Jurastudium; 1906-1928 Justizrat in Hagenow; »›Konservativ oder ständisch?‹ Ein offenes Wort zur mecklenburgischen Verfassungsfrage« (1911); »Mecklenburgische Verfassung und konservativer Standpunkt« (1912); »25 Jahre Chorverein Hagenow« (1908); »Musikpflege in Hagenow« in »Mecklenburgische Monatshefte« (1928).<br />
<br />
==Studemund, (Heinrich) Georg (Christoph) - Theologe==<br />
;geb. 24.5.1788 Güstrow gest. 28.2.1839 (Bad) Doberan <br />
:Vater: August Wilhelm S., Hofgerichtsadvokat 1806 Theologiestudium in Rostock; Hauslehrer in Schwerin; 1811-1821 Hilfsprediger und Pastor in Tempzin; aus gesundheitlichen Gründen Ruhestand; lebte in Bützow, Rostock-Gehlsdorf und Doberan; »Gedichte« (1833).<br />
<br />
==Suckow, Joachim August Bernhard von - Verwaltungsbeamter==<br />
;geb. 26.12.1746 Schwerin gest. 12.3.1827 (Bad) Doberan 1784 <br />
:Oberamtmann in Marnitz; 1791 Erster Beamter des Domanialamtes Warin-Neukloster-SternbergTempzin; 1792 geadelt; 1798-1824 '''Drost in Warin; nach 1824 in Doberan'''; Verdienste um die Organisation der Gendarmerie und Einrichtung des Kriminalkollegiums; Mitglied des Mecklenburgischen Patriotischen Vereins; »Beiträge zur Verwaltung der Landpolizei in den Herzoglich-Schwerinschen Landen« (1801).<br />
<br />
==Tetzner, Robert - Pädagoge==<br />
;geb. 11.3.1854 Rostock gest. 5.5.1928 Bad Doberan <br />
:1878 Promotion in Rostock; 1885-1920 '''Professor am Gymnasium Friderico Francisceum Doberan'''; 1899 Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde; »Peter Lindeberg und seine Rostocker Chronik« (Diss., 1878); '''»Die Geschichte des Seebades Doberan«''' (1909) und '''»Wolfsscheune in Doberan«''' (1923) in der Zeitschrift des Heimatbundes »Mecklenburg«.<br />
<br />
==Thielcke, Hans - Architekt==<br />
;geb. 23.8.1888 Gadebusch gest. 23.12.1974 Marl <br />
:Vater: Amtsdiätar Gymnasien in Güstrow und Schwerin; Hochbaustudium in München und Berlin; 1914 Pomotion an der TH Berlin; 1919-1925 '''Stadtrat für Bauwesen in Doberan'''; 1921 '''an der Gestaltung der 750-Jahr-Feier des Klosters Doberan beteiligt'''; 1925-1946 Stadtbaurat in Köthen; richtete hier ein Heimatmuseum ein; '''»Die Bauten des Seebades Doberan-Heiligendamm um 1800 und ihr Baumeister Severin« (Diss., 1917).'''<br />
<br />
==Thorbeck, Heinrich - Pädagoge, Ornithologe, Naturschützer==<br />
;geb. 17.9.1901 Wismar gest. 20.10.1980 Gedern <br />
:Vater: Schneider Bürgerschule Wismar; 1916-1918 Präparandum des Lehrerseminars Neukloster; 1919/20 Schulassistent an der Schule in Groß Poserin; 1920-1922 Lehrerseminar in Neukloster; 1922-1935 Lehrer an den Volksschulen Bad Sülze und Sanitz; daneben Fachausbildung zum Turn- und Sportlehrer; 1935 '''Lehrer an der Volksschule Bad Doberan'''; 1939-1945 Kriegsdienst; 1945 wegen NSDAP-Zugehörigkeit aus dem Schuldienst entlassen; 1949-1966 '''Lehrer an der Oberschule Bad Doberan'''; nach dem Tod seiner Frau 1974 Umzug zu seiner Tochter Gudrun nach Gedern (Hessen); 1931 Mitglied des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg; 1933 Mitglied der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft; 1936 Mitglied der Naturschutzstelle des Kreises Rostock; 1947-1952 Vertrauensmann für Naturschutz im Kreis Rostock; 1963 Naturschutzbeauftragter Kreis Bad Doberan; 1953-1956 Bezirksnaturschutzbeauftragter Bezirk Rostock; ab 1969 Pilzsachverständiger für den Bezirk Rostock; Mitarbeit an Werner Kleinfeldts »Kühlungsborn, Warnemünde, Rerik, Bad Doberan« (1963; 6. Aufl., 1976); »Bruten der Steppenweihe in Mecklenburg« (1952) und »Ein Brutversuch der Gryll-Lumme (Cepphus grylle) auf dem Langenwerder bei Poel« (1955) in »Journal für Ornithologie«; '''»Die Conventer Niederung«''' in »… aus dem Kreis Bad Doberan erzählt« (1962).<br />
<br />
==Tischbein, Johann Heinrich Christian - Architekt==<br />
;geb. 15.7.1810 Rostock gest. 1852 (Bad) Doberan Vater: August Albrecht Christian T., Maler Bruder: Albrecht (Johann Heinrich) T., Schiffbauer Bruder: August (Anton) T., Maler Bruder: Paul (Ludwig Philipp Wilhelm T., Maler 1829-1834 Bau-Eleve in Schwerin und Boizenburg (Elbe) unter Leitung von Baumeister Ludwig Bartning; 1834-1836 an der Bau-Akademie Berlin und Examen in Schwerin; im mecklenburgischen Staatsdienst; Großherzoglicher Baukonduktor; 1851 in Warin für das Bau-Departement Distrikt I zuständig, 1852 für Distrikt IV in Doberan.<br />
<br />
==Vick, Hans Bodendenkmalpfleger==<br />
;geb. 23.10.1902 Wischuer gest. 13.2.1983 Appeln (Münsterland) <br />
:Vater: Zimmermann Volksschule in Biendorf; erlernte den Beruf eines Zimmermanns; begeisterte sich für ur- und frühgeschichtliche Funde; sammelte Fundstücke für Hans Wichard Graf von WilamowitzMöllendorf in Hohen Niendorf, vor allem aus dem nordwestlichen Teil des heutigen '''Kreises Bad Doberan; fand viele Siedlungsplätze und barg zahlreiche Urnen- und Körpergräber'''; soll 60 000 Einzelstücke zusammengetragen haben; 1935 an den Ausgrabungen am Burgwall auf dem Schmiedeberg in Alt Gaarz beteiligt; enge Kontakte zu Robert Beltz, Willy Bastian und Andreas Magerfleisch; untersuchte das Hügelgrab in Blengow; lebte nach dem Zweiten Weltkrieg in Appel, wo er an der Landesaufnahme Niedersachsen beteiligt war.<br />
<br />
==Vogel, Samuel Gottlieb von - Mediziner==<br />
;geb. 14.3.1750 Erfurt gest. 18.1.1837 Rostock <br />
:Vater: Rudolf Augustin V., Mediziner 1764 Medizinstudium, 1771 Promotion und 1776 Habilitation in Göttingen; 1776 praktischer Arzt in Ratzeburg; 1780 von Herzog Adolf Friedrich IV. von Mecklenburg-Strelitz zum Landphysikus des Fürstentums Ratzeburg, 1783 von Kurfürst Georg III. von Hannover zum Landphysikus des Herzogtums Lauenburg ernannt; 1784 Großbritannischer Hofmedikus; 1789 ordentlicher Professor der Medizin in Rostock und Hofrat; 17-mal Dekan der Medizinischen Fakultät, 1801/02 Rektor; Diagnostiker und Balneologe; plante die Errichtung eines Seebades; Studienreise nach England zur Besichtigung der Seebäder; 1793 Gründung des ersten deutschen Seebades am Heiligen Damm bei Doberan; 1797 Herzoglicher Leibmedikus und Badearzt in Doberan; verdient um den Aufschwung des Seebades; stellte 18 Baderegeln auf, warb in seinen Schriften für die Wassertherapie und berichtete über die Erfolge ihrer Anwendung bei den Gästen der Badeeinrichtung; Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften, der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen, der Societé de l’École de Médicine de Paris und der Societé de Pharmacie de Paris; Mitglied des Mecklenburgischen Patriotischen Vereins sowie Ehrenmitglied der Mecklenburgischen Landwirtschaftsgesellschaft und des Vereins für Heilkunde Berlin und des Apothekervereins in Norddeutschland; 1815 Geheimer Medizinalrat; 1815 Roter Adlerorden; 1830 Mitglied der Großherzoglichen Medizinalkommission; 1832 von König Ludwig I. von Bayern geadelt und Verdienstorden der bayerischen Krone; Herausgeber der '''»Annalen des Seebades in Doberan« (1800-1803)''', der '''»Neuen Annalen …« (1804-1813)''' und der '''»Neuesten Annalen …« (1817-1822)'''; »De polyphago et lithophago Ilfeldae nuper mortuo ac dissecto« (Diss., 1771); »Handbuch der praktischen Arzneiwissenschaften zum Gebrauch für angehende Ärzte« (6 Bde.; 1781-1816; 4. Aufl., 1828); »Unterricht für Eltern, Erzieher und Kinderaufseher … wie das unglaubliche gemeine Laster der zerstörenden Selbstbefleckung am sichersten zu entdecken, zu verhüten und zu heilen« (1786); »Medicinisch-politische Untersuchung der Ursachen, welche die Wiederherstellung Ertrunkener so selten machen« (1791); '''»Über den Nutzen und Gebrauch der Seebäder. Nebst der Ankündigung einer öffentlichen Seebadeanstalt, welche an der Ostsee in Mecklenburg angelegt wird« (1794)'''; »Das KrankenExamen. Oder allgemeine philosophisch-medicinische Untersuchungen zur Erforschung der Krankheiten des menschlichen Körpers« (1796); '''»Ueber die bisherige Anwendung und Wirkung des Mecklenburgischen Seebades bey Doberan« (1796)'''; '''»Zur Nachricht und Belehrung für die Badegäste in Doberan im Jahre 1798«''' (1798); '''»Ueber die Seebade-Kuren in Doberan im Jahre 1798«''' (1799); '''»Allgemeine Baderegeln. Zum Gebrauche für Badelustige überhaupt und diejenigen insbesondere, welche sich des Seebades in Doberan bedienen« (1817)'''; »Allgemeine medicinischdiagnostische Untersuchungen zur Erweiterung und Vervollkommnung seines Kranken-Examens« (2 Bde.; 1824); »Handbuch der practischen Arzneywissenschaft« (1828); »Erinnerungen an den so mächtigen als merkwürdigen Einfluss der Music auf Menschen und Thiere« (1834); »Medicinische Beobachtungen und Memorabilien« (1834); »Einige Bemerkungen und Erfahrungen von dem mächtigen Einflusse der Gewohnheit auf das Wohl und Weh der Menschen« (1835); »Verzeichniß der von wailand Geh. Medicinalrath S. G. v. Vogel zu Rostock hinterlassenen Büchersammlung welche am 4ten September 1837 … öffentlich meistbietend im Sterbehause verkauft werden soll« (1837); »De natura exanthematum acutorum genuinorum eorumque indole« (1821; Festschrift von Friedrich Wittstock anlässlich des 50-jährigen DoktorJubiläums).<br />
<br />
==Voß, Ernst - Pädagoge==<br />
;geb. 25.9.1847 Kuppentin gest. 8.8.1935 Bad Doberan <br />
:Vater: Pädagoge Lehrerseminar Mirow; 1871 Abitur in Rostock; Mathematik- und Naturwissenschaftsstudium in Rostock und Leipzig; 1874 Lehrer an der Realschule Schwerin; 1881-1920 '''Gymnasialprofessor am Gymnasium Friderico Francisceum Doberan'''.<br />
<br />
==Wagner, Hermann - Philologe, Pädagoge==<br />
;geb. 25.12.1856 Parchim gest. 12.4.1919 (Bad) Doberan <br />
:Vater: Friedrich W., Pädagoge Bruder: Richard W., Philologe, Pädagoge, Historiker 1865-1875 Gymnasium in Parchim; Philologiestudium in Leipzig, Berlin und Rostock; 1878 Promotion in Rostock; 1880-1918 '''Gymnasialprofessor am Gymnasium Friderico Francisceum Doberan'''; »De usu particulae prin Thucydideo et Xenophonteo« (Diss., 1879).<br />
<br />
==Welk, Ehm (eigentl.: Gustav Emil W.; Pseud.: Thomas Trimm) - Journalist, Schriftsteller==<br />
;geb. 29.8.1884 Biesenbrow gest. 19.12.1966 Bad Doberan <br />
:Vater: Gottfried W., Bauer Ehefrau: Agathe Lindner-Welk, Journalistin, Schriftstellerin 1900-1903 kaufmännischer Lehrling in einer Weinhandlung in Stettin; fuhr zur See; 1904 Hilfsredakteur bei der »Stettiner Abendpost«, dann Volontär bei den »Stettiner Neuesten Nachrichten«; 1905-1915 Journalist in Stendal, Braunschweig, Leipzig, Dresden und Berlin; zeitweise auch Berichterstatter im europäischen Ausland und (Chef-)Redakteur verschiedener Zeitungen; 1915 Sanitätssoldat, verwundet und 1917 invalidisiert; 1918 journalistische Tätigkeit in Braunschweig; 1922 auf Grund seiner pazifistischen Haltung aus dem Reichsverband der Deutschen Presse ausgeschlossen; 1922 in den USA und in Südamerika; 1923 freischaffender Schriftsteller in Berlin; wurde durch sein von Erwin Piscator inszeniertes Schauspiel »Gewitter über Gottland« (1926) in Berlin bekannt; Aufführung seines Schauspiels »Die Kreuzabnahme« (1927) im Nationaltheater Mannheim; 1927 Redakteur, 1928-1934 Chefredakteur der Zeitschrift »Grüne Post« beim Ullstein-Verlag Berlin; 1934 vorübergehend im KZ Oranienburg interniert; seit 1935 Berufsverbot; Übersiedlung nach Neukirchen (bei Stettin); 1945 Sachbearbeiter im Landratsamt Ueckermünde; gründete den Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands in Ueckermünde; 1946-1948 Vorsitzender der Ortsgruppe Schwerin des Kulturbundes; gründete 1945/46 sechs mecklenburgische Volkshochschulen; bis 1959 Direktor der Volkshochschule Schwerin; seit 1950 freischaffender Schriftsteller in Bad Doberan; 1954 Mitglied der Deutschen Akademie der Künste; Mitglied des wissenschaftlich-künstlerischen Rates beim Ministerium für Kultur der DDR; 1954 Nationalpreis der DDR; '''1954 Ehrenbürger von Bad Doberan''' und Angermünde; 1956 Dr. h. c. der Universität Greifswald; 1964 Professor; »Die Heiden von Kummerow. Roman« (1937; 26. Aufl., 1986; 1967 verfilmt); »Die Lebensuhr des Gottlieb Grambauer. Beichte eines einfältigen Herzens« (1938; 15. Aufl., 1987); »Der hohe Befehl. Opfergang und Bekenntnis des Werner Voß« (1939); »Die wundersame Freundschaft. Das Buch von Tier und Mensch« (1940); »Die stillen Gefährten. Gedanken über das Leben mit Tieren« (1943); »Die Gerechten von Kummerow. Roman« (1943; 17. Aufl., 1986); »Der Nachtmann. Geschichte einer Fahrt zwischen hüben und drüben, kein Roman« (1950; 10. Aufl., 1987); »Mein Land, das ferne leuchtet. Ein deutsches Erzählbuch aus Erinnerung und Betrachtung« (1952; 14. Aufl., 1988); »Im Morgennebel. Roman« (1953); »Mutafo. Das ist: Das Ding, das durch den Wind geht. Die unglaublichen Geschichten der rühmlichen christlichen Seefahrer Thomas Trimm und William Steinert« (1954; 9. Aufl., 1995); »Geliebtes Leben. Gedanken und Gedichte« (1959); »Die Geschichte einer armen Liebe« (1960); seit 1974 Ehm-Welk-Literaturmuseum in Angermünde; das Ehm-Welk-Haus in Bad Doberan ist heute Literaturmuseum.<br />
<br />
==Wickede, August Georg von - Forstwirt==<br />
;geb. 17.10.1807 Schlagbrügge gest. 19.10.1879 (Bad) Doberan <br />
:Vater: Johann Friedrich von W., Gutsbesitzer, Forstwirt In Remplin und an der Forstakademie in Berlin ausgebildet; 1827 Kammer- und Jagdjunker; seit 1833 im Forstbezirk Gelbensande tätig; 1845 Förster in Toddin (bei Hagenow); 1848 '''Forstmeister in Doberan''', später Oberforstmeister; '''pflanzte die Lindenallee zum Heiligen Damm'''; ihm zu Ehren ist im Hütter Wohld (bei Bad Doberan) ein Findling mit der Inschrift »von Wickedes Höhe« aufgestellt; Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde.<br />
<br />
==Wise, Peter - Baumeister==<br />
;geb. ? gest. 29.4.1338 begr. Bad Doberan (Klosterkirche) <br />
:Entstammte einem Patriziergeschlecht, das in Rostock, Wismar und Lübeck ansässig war; 1266-1278 Bürger der Stadt Lübeck; 1276-1286 Ratsherr in Rostock; erschien 1336/37 in Doberan; bereits 1244 war ein Hermann W. Conversbruder in Doberan; dort waren auch seine Brüder Johann und Heinrich als Schatzmeister und Mönch; seine Brüder lösten 1341 aus seinem Nachlass das 1336 an Arnold Kopmann verpfändete Gut Adamshagen für das Kloster Doberan wieder ein und stifteten drei Altäre für die Kirche; '''um den Bau des Klosters Doberan verdient''' (die Sage nennt ihn als Baumeister); sein Bild hängt am Pfeiler des nördlichen Seitenschiffes; sein Grabstein befindet sich als Altarplatte in der Kirche.<br />
<br />
==Witte, Hans (eigentl.: Johannes Nathanael Christian W.) - Historiker, Archivar==<br />
;geb. 30.4.1867 (Bad) Doberan gest. 14.12.1945 Neustrelitz <br />
:Vater: Traugott (Georg Albert) W., Theologe, Pädagoge Kindheit in Dreibergen und Kirchdorf (Poel); Domschule in Güstrow; 1886-1892 Geschichts-, Germanistik- und Philosophiestudium in Leipzig, Berlin und Straßburg; 1890 Promotion in Straßburg; 1892 wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Bezirksarchiv Lothringen in Metz; 1893-1897 am Bezirksarchiv Unterelsass in Straßburg, Mitarbeiter am »Urkundenbuch der Stadt Straßburg« (Bd. 5., 1896; Bd. 7, 1900); daneben Archivarsausbildung an der Universität Straßburg; 1898 Hilfsarbeiter, 1899 Archivar, 1909-1913 Archivrat am Geheimen und Hauptarchiv Schwerin; 1913 Leiter des Hauptarchivs und der Landesbücherei Neustrelitz; 1919 Aufbau eines Landesmuseums (1921 Eröffnung im Schloss Neustrelitz); 1921-1932 Direktor des Hauptarchivs, der Landesbücherei und des Landesmuseums Neustrelitz; führendes Mitglied der NSDAP in Neustrelitz; 1898 Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde; Mitglied des Heimatbundes Mecklenburg; 1925 Mitgründer des MecklenburgStrelitzer Vereins für Geschichte und Heimatkunde und einziger Vorsitzender bis zu dessen Auflösung 1936; Herausgeber der »Mecklenburg-Strelitzer Geschichtsblätter« (1925-1935) und der »Mecklenburg-Strelitzer Heimatblätter« (1925-1940); »Zur Geschichte des Deutschtums in Lothringen. Die Ausdehnung des deutschen Sprachgebietes im Metzer Bistume zur Zeit des ausgehenden Mittelalters bis zum Beginne des 17. Jahrhunderts« (Diss., 1890); »Deutsche und Keltoromanen in Lothringen nach der Völkerwanderung. Die Entstehung des deutschen Sprachgebietes« (1891); »Das deutsche Sprachgebiet Lothringens und seine Wandelungen. Von der Feststellung der Sprachgrenze bis zum Ausgang des 16. Jahrhunderts« (1894); »Zur Geschichte des Deutschtums im Elsass und im Vogesengebiet« (1897); »Wismar unter dem Pfandvertrage 1803-1903. Festschrift zur Hundertjahrfeier der Wiedervereinigung Wismars mit Mecklenburg« (1903); »Wendische Bevölkerungsreste in Mecklenburg« (1905); »Mecklenburgische Geschichte« (2 Bde.; 1909, 1913); »Kulturbilder aus Alt-Mecklenburg« (2 Bde.; 1911); »Zur mecklenburgischen Verfassungsnot. Eine zeitgeschichtliche Skizze der Verfassungskämpfe« (1914); Herausgeber von »Mirow. Festschrift 12271927« (1927); »Jegorovs Kolonisation Mecklenburgs im 13. Jahrhundert. Ein kritisches Nachwort« (1932); »Von Mecklenburgs Geschichte und Volksart« (1932); »Wendische Zu- und Familiennamen« (1906) und »Auch ein Schillerverleger, Hofbuchhändler Salomon Michaelis in Neustrelitz und seine höfischen Beziehungen« (1923) in »Jahrbuch des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde«; »Die Neueinrichtung des Hauptarchivs zu Neustrelitz« in »Archivalische Zeitschrift« (1925); »Wie wurde Ostelbien und besonders Mecklenburg wieder deutsch?« in »Monatshefte Mecklenburg–Lübeck« (1936); Nachlass im Landeshauptarchiv Schwerin.<br />
<br />
==Wittenburg, Peter (geb.: Fiereck) Maler==<br />
;geb. 14.2.1953 Wismar gest. 19.10.1993 Bad Doberan <br />
:Bis zum 3. Lebensjahr in Kinderheimen aufgewachsen; 1956 von Familie W. in Bad Doberan adoptiert; Ausbildung als Koch; 1973 nach missglücktem Fluchtversuch in die BRD Verurteilung zu 18 Monaten Haft und Abschiebung in die BRD; beschäftigte sich seit dieser Zeit mit der Malerei; Volkshochschule und künstlerische autodidaktische Weiterbildung; 1990 Rückkehr nach Bad Doberan; Umschulung zum Bürokaufmann; Gründer des Kunstvereins Nordlicht in Bad Doberan; 1997 Ausstellung im Roten Pavillon in Bad Doberan.<br />
<br />
==Wundemann, Johann (Christian Friedrich) - Theologe, Schriftsteller==<br />
;gest. 21.3.1762 Rostock gest. 26.12.1827 Walkendorf <br />
:Vater: Johann Christoph W., Barbier, Chirurgus Schule und akademische Bildung in Rostock; kurze Zeit Hauslehrer bei der Familie von Moltke; 17851827 Pastor in Walkendorf; 1824 Präpositus des Gnoiener Zirkels; 1824 Dr. h. c. der Universität Rostock; »Grundzüge zum vernünftigen Danken über die Religion in einer Zuschrift an die Hochgräflichen Töchter Friederike und Charlotte Gräfinnen von Moltke bey Gelegenheit Ihrer Confirmation« (1794); »Geschichte der christlichen Glaubenslehren vom Zeitalter des Athanasius bis auf Gregor den Großen« (2 Bde.; 1798/99); »Mecklenburg in Hinsicht auf Kultur, Kunst und Geschmack« (2 Bde.; 1800, 1803); »Helena Pawlowna. Eine Skizze zur Erinnerung an die entschlafene Holde« (1804); »Zur Feyer des zehnten Augusts, am Seebade zu Doberan« (1827); »Helena Paulowna« (1804) und »Geschichtliche Darstellung des vaterländischen Theaterwesens« (1804) in »Patriotisches Archiv«.<br />
<br />
==Zur Nedden, August Johann Carl - Jurist==<br />
;geb. 1763 Schwerin gest. 29.12.1831 Schwerin <br />
:Kanzleirat; Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde; »Zur funfzigjährigen Jubelfeier des Seebades zu Doberan am zehnten August 1843« (1843); »Willkommen den sieggekrönten Mecklenburger Truppen bei ihrem Einzuge in Schwerin. Ein neues Lied« (1871); »Beiträge zur Geschichte der Großherzoglichen JustizCanzlei zu Schwerin« in »Jahrbücher des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde« (1880/81).</div>Windfluechtermvhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/1235_-_2010_Teterow_775_Jahre,_20101235 - 2010 Teterow 775 Jahre, 20102024-02-06T14:52:34Z<p>FrankHerholz: Die Seite wurde neu angelegt: „;Aus urheberrechtlichen Gründen ist die Veröffentlichung zur Zeit nicht möglich. Titelseite noch eipflegen!“</p>
<hr />
<div>;Aus urheberrechtlichen Gründen ist die Veröffentlichung zur Zeit nicht möglich.<br />
<br />
Titelseite noch eipflegen!</div>FrankHerholzhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Lothar_MannewitzLothar Mannewitz2024-02-06T08:59:21Z<p>HolgerMeyer: </p>
<hr />
<div>{{Infobox Person<br />
| pseudonym =<br />
| name = Lothar Mannewitz<br />
| geb = 01.05.1930<br />
| geburtsort =<br />
| gest = 24.08.2004<br />
| sterbeort =<br />
| beruf = Maler, Grafiker, Restaurator<br />
| wirkungsort =<br />
| wohnort = Lange Str. 21, Rostock<br />
| gnd = 119221403<br />
}}<br />
<br />
In Bearbeitung!<br />
<br />
== Allgemeines zur Person ==<br />
<br />
== Werdegang ==<br />
<br />
== Werk ==<br />
Erfassung als normaler Wikitext:<br />
# Kunstrichtung (Kategorien festlegen)<br />
# Ausstellungen *<br />
# Link zu Werken / Beispiele *<br />
<br />
=== Pro Werk ===<br />
Erfassung als normaler Wikitext:<br />
# Titel<br />
# Jahr<br />
# Standort *<br />
# Material *<br />
<br />
== Weiteres ==<br />
Erfassung als normaler Wikitext:<br />
# Preise *<br />
# Literatur *<br />
# Link zur Homepage *<br />
# [https://de.wikipedia.org/wiki/Lothar_Mannewitz Lothar Mannewitz bei Wikipedia]<br />
# Eingestellt / Freigabe<br />
<br />
* optional<br />
<br />
[[Kategorie:Künstler]]</div>HolgerMeyerhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Karl-Heinz_KuhnKarl-Heinz Kuhn2024-02-06T08:53:48Z<p>HolgerMeyer: /* Pro Werk */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Person<br />
| pseudonym =<br />
| name = Karlheinz Kuhn<br />
| geb = 26.10.1930<br />
| geburtsort = Leipzig<br />
| gest = 23.02.2001<br />
| sterbeort = Rostock<br />
| beruf = Maler, Grafiker<br />
| wirkungsort = Rostock<br />
| wohnort = Langestr. 21, Rostock<br />
| gnd = 118814532<br />
}}<br />
<br />
== Allgemeines zur Person ==<br />
<br />
== Werdegang ==<br />
<br />
== Werk ==<br />
Erfassung als normaler Wikitext:<br />
# Kunstrichtung (Kategorien festlegen)<br />
# Ausstellungen *<br />
# Link zu Werken / Beispiele *<br />
<br />
=== Pro Werk ===<br />
Erfassung als normaler Wikitext:<br />
# Titel<br />
# Jahr<br />
# Standort *<br />
# Material *<br />
<br />
== Weiteres ==<br />
Erfassung als normaler Wikitext:<br />
# Preise *<br />
# Literatur *<br />
# Link zur Homepage *<br />
# [https://de.wikipedia.org/wiki/Karlheinz_Kuhn Karlheinz Kuhn bei Wikipedia]<br />
# Eingestellt / Freigabe<br />
<br />
* optional<br />
<br />
[[Kategorie:Künstler]]</div>HolgerMeyerhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Joachim_JastramJoachim Jastram2024-02-06T08:51:50Z<p>HolgerMeyer: </p>
<hr />
<div>{{Infobox Person<br />
| pseudonym = Jo Jastram<br />
| name = Joachim Jastram<br />
| geb = 04.09.1928<br />
| geburtsort = Rostock<br />
| gest = 07.01.2011<br />
| sterbeort = Ribnitz-Damgarten<br />
| beruf = Bildhauer<br />
| wirkungsort = Rostock, Kneese b. Marlow<br />
| wohnort = Lange Str. 37, Rostock<br />
| gnd = 118959743<br />
}}<br />
<br />
''Die Seite ist aktuell in Bearbeitung!''<br />
<br />
== Allgemeines zur Person ==<br />
<br />
== Werdegang ==<br />
<br />
== Werk ==<br />
<br />
Erfassung als normaler Wikitext:<br />
# Kunstrichtung (Kategorien festlegen)<br />
# Ausstellungen *<br />
# Link zu Werken / Beispiele *<br />
<br />
=== Pro Werk ===<br />
Erfassung als normaler Wikitext:<br />
# Titel<br />
# Jahr<br />
# Standort *<br />
# Material *Er hat auch als Restaurator gearbeitet.<br />
<br />
== Weiteres ==<br />
Erfassung als normaler Wikitext:<br />
# Preise *<br />
# Literatur *<br />
# [https://de.wikipedia.org/wiki/Jo_Jastram Jo Jastram bei Wikipedia]<br />
# [http://www.jo-jastram.de/ Homepage des Künstlers]<br />
# Eingestellt / Freigabe<br />
<br />
* optional<br />
<br />
[[Kategorie:Künstler]]</div>HolgerMeyerhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Rudolf_AustenRudolf Austen2024-02-06T08:45:08Z<p>HolgerMeyer: </p>
<hr />
<div>{{Infobox Person<br />
| pseudonym =<br />
| name = Rudolf Austen<br />
| geb = 17.04.1931<br />
| geburtsort = Hainspach (Böhmen)<br />
| gest = 18.08.2003<br />
| sterbeort = Rostock<br />
| beruf = Maler<br />
| wirkungsort = Rostock, Heiligendamm<br />
| wohnort = Langestr. 21, Rostock<br />
| gnd = 118816659<br />
}}<br />
<br />
== Allgemeines zur Person ==<br />
<br />
== Werdegang ==<br />
<br />
== Werk ==<br />
Erfassung als normaler Wikitext:<br />
# Kunstrichtung (Kategorien festlegen)<br />
# Ausstellungen *<br />
# Link zu Werken / Beispiele *<br />
<br />
=== Pro Werk ===<br />
Erfassung als normaler Wikitext:<br />
# Titel<br />
# Jahr<br />
# Standort *<br />
# Material *<br />
<br />
== Weiteres ==<br />
Erfassung als normaler Wikitext:<br />
# Preise *<br />
# Literatur *<br />
# Link zur Homepage *<br />
# Eingestellt / Freigabe<br />
<br />
* optional<br />
<br />
[[Kategorie:Künstler]]</div>HolgerMeyerhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Muster_K%C3%BCnstlerMuster Künstler2024-02-06T08:23:30Z<p>HolgerMeyer: </p>
<hr />
<div>{{Infobox Person<br />
| pseudonym =<br />
| name = Max Mustermann<br />
| geb = Datum<br />
| geburtsort =<br />
| gest =<br />
| sterbeort =<br />
| gattung =<br />
| wirkungsort =<br />
| wohnort =<br />
| gnd =<br />
}}<br />
<br />
== Allgemeines zur Person ==<br />
<br />
== Werdegang ==<br />
<br />
== Werk ==<br />
Erfassung als normaler Wikitext:<br />
# Kunstrichtung (Kategorien festlegen)<br />
# Ausstellungen *<br />
# Link zu Werken / Beispiele *<br />
<br />
=== Pro Werk ===<br />
Erfassung als normaler Wikitext:<br />
# Titel<br />
# Jahr<br />
# Standort *<br />
# Material *<br />
<br />
== Weiteres ==<br />
Erfassung als normaler Wikitext:<br />
# Preise *<br />
# Literatur *<br />
# Link zu Wikipedia<br />
# Link zur Homepage *<br />
# Eingestellt / Freigabe<br />
<br />
* optional<br />
<br />
[[Kategorie:Künstler]]</div>HolgerMeyerhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Gerhard_Lau_%22Das_Warnem%C3%BCnder_Haus_-_eine_Volksbauweise_in_Mecklenburg%22_Auszug_aus_%22Denkmale_der_Technikgeschichte_in_Mecklenburg_und_Vorpommern,_Verlag_Redieck_und_Schade_1997Gerhard Lau "Das Warnemünder Haus - eine Volksbauweise in Mecklenburg" Auszug aus "Denkmale der Technikgeschichte in Mecklenburg und Vorpommern, Verlag Redieck und Schade 19972024-02-03T21:09:48Z<p>HildeStockmann: </p>
<hr />
<div>* [[Datei:Wmde Gerd Lau Das Warnemünder Haus 1997 01.jpeg|650 px|Wmde Gerd Lau "Das Warnemünder Haus- ..." 1997 01]]<br />
* [[Datei:Wmde Gerd Lau Das Warnemünder Haus 1997 02.jpeg|650 px|Wmde Gerd Lau "Das Warnemünder Haus- ..." 1997 02]]<br />
* [[Datei:Wmde Gerd Lau Das Warnemünder Haus 1997 03.jpeg|650 px|Wmde Gerd Lau "Das Warnemünder Haus- ..." 1997 03]]<br />
<br />
<br />
[[Kategorie:Bauernhäuser]]</div>Windfluechtermvhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Ueber_die_Einfuhr_fremden_Tannenholzes_in_Rostock%22Ueber die Einfuhr fremden Tannenholzes in Rostock"2024-02-03T17:56:10Z<p>Windfluechtermv: Die Seite wurde neu angelegt: „RH Becker FA 1824 Tannenholz“</p>
<hr />
<div>[[Datei:RH Becker FA 1824 Tannenholz.jpg|850px|links|RH Becker FA 1824 Tannenholz]]</div>Windfluechtermvhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Vergange_VeranstaltungenVergange Veranstaltungen2024-01-25T19:41:37Z<p>DirkHerrmann: /* 2024 */</p>
<hr />
<div>Hier befindet sich eine Übersicht über vergangene [[Veranstaltungen]] in MV.<br />
==2024==<br />
<br />
;*Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Interessierte an der Regionalgeschichte, liebe Ortschronistinnen und Ortschronisten,<br />
<br />
<br />
:Am '''09. März 2024''' veranstaltet der Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern von 10:00 bis 12:30 Uhr den 8. Runden Tisch Plattdeutsch als Videokonferenz und lädt Sie hierzu ganz herzlich ein. Die Veranstaltung steht auch im Zeichen des 150. Todestages von Fritz Reuter.<br />
<br />
:Anmeldung bitte bis zum '''06.03.2024'''.<br />
<br />
* [[Medium:BK-PM-HD-Runder-Tisch-Plattdeutsch 2024.pdf|PM-HD-Runder-Tisch-Plattdeutsch]] <br />
* [[medium:PM-Ablauf-RT Plattdeutsch-09-03-2024-final.pdf|Ablauf]] <br />
<br />
;Hier noch ein Fernseh-Tipp im NDR:<br />
<br />
:Platt lernen – in Plattdüütschland MV<br />
<br />
:Hanseblick<br />
<br />
:'''03.03.2024 | 18:00 Uhr'''<br />
:Die plattdeutsche Sprache kann man am besten beim Herumstromern zwischen Elbe und Ostsee in Mecklenburg-Vorpommern erlernen. Moderation: Friderike Witthuhn.<br />
:* https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hanseblick/index.html<br />
<br />
:Hinweisen möchten wir auch auf das Festival des immateriellen Kulturerbes vom '''24.05.-26.05.2024'''. Hier spielt die niederdeutsche Sprache ebenfalls eine Rolle. Den Flyer finden Sie im Anhang.<br />
<br />
:Die 4. Plattdeutschen Wochen in MV finden vom '''26.05.-16.06.2026'''. statt. Ideen und Beiträge sind sehr willkommen. Der Aufruf folgt.<br />
<br />
;Einladung<br />
<br />
:Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. lädt zum 8. Runden Tisch Plattdeutsch digital ein<br />
<br />
:Hier wart Platt schnackt!<br />
<br />
:Am '''9. März 2024''' veranstaltet der Heimatverband MV von 10:00 bis 12:30 Uhr den 8. Runden Tisch Plattdeutsch und lädt hierzu ganz herzlich alle Plattdeutschakteure, Plattschnacker:innen und Interessierte ein.<br />
<br />
:Der Runde Tisch Plattdeutsch findet als Videokonferenz statt. Digital treffen wir uns zum Austausch, Netzwerken, für neue Informationen und zur Veranstaltungsvorbereitung in diesem Jahr.<br />
<br />
:Gern nutzen wir dieses Treffen, der ersten Niederdeutsch-Botschafterin des Landes Mecklenburg-Vorpommern, der 16-jährigen Schülerin Jette Bolz aus Demmin, ein Forum zu bieten, um sich und ihre Vorstellungen von diesem großartigen Amt zu erläutern und mit ihr ins Gespräch zu kommen.<br />
<br />
:Dieser „Runde Tisch“ steht auch im Zeichen Fritz Reuters, dessen Todestag sich am '''12. Juli 2024''' zum 150. Mal jährt. Informiert wird über die Aktivitäten der Reuterstadt Stavenhagen und die Planungen in Altentreptow, Dömitz und Neubrandenburg. Lust auf neue Unterrichtsmaterialien zu Fritz Reuters „Kein Hüsung“ macht Ulrike Stern vom Kompetenzzentrum für Niederdeutschdidaktik der Universität Greifswald mit einem kleinen Ausblick auf eine umfangreiche Lehrerhandreichung, die am 1. Juni 2024 in Stavenhagen vorgestellt wird.<br />
<br />
:Über den gerade laufenden 16. Plattdeutschwettbewerb für Kinder und Jugendliche in MV informiert die Landesbeauftragte für Niederdeutsch, Johanna Biedowicz.<br />
<br />
:Ein weiterer Punkt ist die Diskussion über die Vorbereitung der nun schon 4. Plattdeutschen Wochen. Viele Akteure haben bereits Aktivitäten vorbereitet. Die Veranstalter freuen sich darauf, mehr über geplante Beiträge und Vorschläge der Teilnehmer zu erfahren. Die Internetseite zu den 4. Plattdeutschen Wochen wird zeitnah freigeschaltet.<br />
<br />
:Wie bei den letzten Runden Tischen sollen die teilnehmenden Personen, Gruppen, Vereine, Initiativen usw. die Möglichkeit erhalten, ihre Projekte und Ideen rund um die plattdeutsche Sprache vorzustellen.<br />
<br />
<br />
<br />
:Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme. Bitte melden Sie sich per Mail bis zum '''6. März 2024''' an, damit wir Ihnen den Link zur Videokonferenz zusenden können.<br />
<br />
::Kontakt und Anmeldung:<br />
::Dr. Karola Stark<br />
::Telefon: 039778-286352<br />
::E-Mail: stark@heimatverband-mv.de<br />
<br />
:Die Veranstaltung wird gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten des Landes Mecklenburg-Vorpommern und unterstützt durch Kultur Land MV, ebenfalls finanziert aus Mitteln des Landes Mecklenburg-Vorpommern.<br />
<br />
<br />
<br />
;Inlådung taun 8. Runnen Disch Plattdüütsch (digital) von'n Heimatverband Mäkelnborg-Vörpommern e.V. <br />
<br />
:Hier ward Platt schnackt!<br />
<br />
* [[Medium:BK-PM-Runder-Tisch-Plattdeutsch-ND 2024.pdf|BK-PM-Runder-Tisch-Plattdeutsch-ND]] <br />
<br />
:An'n 9. Lentmånd (März) gifft dat von Klock 10.00 bet 12.30 denn 8. Runnen Disch Plattdüütsch, tau weckern dei Heimatverband all inlåden deit, dei sik mit Plattdüütsch befåten, Platt schnacken orrer niegelich up Plattdüütsch sünd.<br />
<br />
:Dei Runne Disch Plattdüütsch löppt as Videokonferenz af. Wi dräpen uns taun digitalen Uttusch von Informatschonen, knüppen Nettwarken un stellen vör, wat wi dit Johr veranstalten willen.<br />
<br />
:Wi willen denn Runnen Disch ok nutzen, dat dei ierste Plattdüütsch-Botschafterin för MV, dei 16johrig Schäulerin Jette Bolz ut Demmin ehr wunnervullet Amt vörstellt un vertellt, wat sei sik vörnåhmen hett.<br />
<br />
:An'n Runne Disch ward ok œwer Fritz Reuter schnackt, denn sien 150. Dodesdach jährt sik an'n 12. Heumånd (Juli) un dortau gifft dat Informatschonen tau Aktivitäten in Reuter sien Heimatstadt Stemhagen, tau Planungen in Ollen Treptow, Döms un Niegenbramborg. Ullrike Stiern von't Kompetenzentrum för Nedderdüütschdidaktik anne Uni Gripswold ward niege Materialien vörstellen, woans Lihrer Fritz Reuter sien Wark „Kein Hüsung“in 'n Ünnerricht behanneln kœnen un äbenso 'n gröttere Materialsammlung för Plattdüütsch-Lihrer vörstellen.<br />
<br />
:Johanna Biedowicz, dei Lannesverantwurtliche för Plattdüütch in MV ward œwer denn 16. Plattdüütschwettbewarf för Kinner un junge Lüd Informatschonen utposaunen. <br />
<br />
:Ok ståhn dei 4.Plattdüüschen Wochen up't Programm. Väle Plattdüüschfrünn' hemm' all wat pråt un kœnen an'n Runnen Disch von ehr Aktivitäten vertellen. Tau dei<br />
<br />
:4. Plattdüütschen Dåch gifft dat ok 'n Internetsied, dei tau rechten Tiet frieschalt't ward.<br />
<br />
:As all gewennt, an'n Runnen Disch Plattdüütsch kann wedder jederein, ob einzeln, as Grupp, Kring orrer ssüss wat Projekte un Infäll' rund üm uns plattdüütsch Språk vörstellen. <br />
<br />
:Wi freugen uns, wenn's mit an'n Runnen Disch sitten willen. Dortau is't œwer nödig, sik bet taun 6. Lentmånd (März) antaumellen, dormit wi denn rechttiedig denn Link för dei Videokonfereunz tausennen kœnen.<br />
<br />
<br />
<br />
:Kontakt un Anmellung:<br />
<br />
<br />
::Dr. Karola Stark<br />
::Telefon: 039778-286352<br />
::E-Mail: stark@heimatverband-mv.de<br />
<br />
:Dei Veranstaltung ward föddert dörch dat<br />
<br />
:Ministerium för Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten von't Land Mäklenborg-Vörpommern un ünnerstütt't dörch Kultur Land MV, äbenfalls finanziert mit Geller von't Land MV.<br />
<br />
<br />
:Up Platt het dat Behrend Böckmann för uns makt.<br />
<br />
<br />
:Herzliche Grüße,<br />
<br />
:Karola Stark<br />
----<br />
::Dr. Karola Stark<br />
<br />
::Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.<br />
::Geschäftsstelle Vorpommern<br />
::Gutshof 5<br />
::17379 Ferdinandshof<br />
<br />
<hr><br />
<br />
<br />
;* Einladung zum Gründungstreffen des Denkmalnetz MV am 20.1.2024 in Demmin<br />
<br />
:Sehr geehrte Denkmalfreundin,<br />
:Sehr geehrter Denkmalfreund,<br />
<br />
:sehr viele Menschen in Mecklenburg-Vorpommern engagieren sich für die Denkmäler, insbesondere die Baudenkmäler. Bisher gibt es über spezifische Vereinsnetzwerke hinaus kein Denkmalnetz in MV, über das sich alle austauschen und unterstützen, das Fortbildungen anbietet, Wissen über Denkmäler und Denkmalpflege vermittelt oder mit dem sie gegenüber Behörden oder politischen Institutionen gemeinsam auftreten können. Das wollen wir nun ändern.<br />
<br />
:Darum lädt der Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern Sie und ihre Mitstreiter-innen und Mitstreiter herzlich am 20. Januar 2024 vom 13-17 Uhr in den Rathaussaal in Demmin ein. Wir wollen uns gegenseitig kennenlernen, das Denkmalnetz MV nach dem Vorbild der Denkmalnetze in Bayern und Sachsen gründen und eine erste Resolution zum Denkmalschutz in Mecklenburg-Vorpommern verabschieden.<br />
:Die Teilnahme im Denkmalnetz MV ist kostenlos und ohne Verpflichtung zu einer korporativen Mitgliedschaft. Es ist lediglich das schriftliche Einverständnis mit den Zielen des Denkmalnetz MV erforderlich: Information, Vermittlung, Beratung, Fortbildung, gemeinsames politisches Auftreten, Forderung nach besseren Rahmenbedingungen für die Denkmalpflege im Land. Der Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. unterstützt das Denkmalnetz MV als einen seiner Arbeitskreise.<br />
<br />
:Bitte melden Sie sich im Vorfeld, wenn Sie sich aktiv in das Netzwerk einbringen möchten oder Ideen für die Resolution zur Denkmalpflege haben. Wenn Sie am 20. Januar nicht vor Ort sein können, können Sie danach jederzeit Ihre Teilnahme im Denkmalnetz MV schriftlich erklären und sich engagieren.<br />
<br />
:Melden Sie sich bitte per Email unter schroeder@heimatverband-mv.de für die Planung an.<br />
<br />
:Mit besten Wünschen für ein gutes neues Jahr,<br />
<br />
:Dr. Anna-Konstanze Schröder, Mitglied des erweiterten Vorstandes<br />
<br />
<br />
:;Gründungstreffen "Denkmäler in MV haben Zukunft!"<br />
<br />
:Am Sonnabend, 20. Januar 2024 ab 13 Uhr sind alle Interessierten herzlich nach Demmin in den Rathaussaal eingeladen. Wir gründen dann das Denkmalnetz MV und verabschieden eine Resolution für gute Denkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern. Es gibt Gelegenheit zum Austausch und wir verabreden die weitere Zusammenarbeit.<br />
:Es gibt die Möglichkeit, Materialien über Ihr Denkmal oder Ihre Organisation mitzubringen und vor Ort auszulegen.<br />
<br />
:Für die Teilnahme melden Sie sich bitte per Email unter schroeder@heimatverband-mv.de an, damit wir besser planen können.<br />
<br />
:;Programm<br />
<br />
:13:00 Uhr Begrüßung und Grußworte<br />
<br />
:13:30 Uhr Impulsvortrag: Denkmalpflege und ehrenamtliches Engagement Dr. Ramona Dornbusch, Landeskonservatorin Mecklenburg-Vorpommern anschließend Gespräch<br />
<br />
:14:15 Uhr Vorstellung der Demminer Erklärung für das Denkmalnetz Mecklenburg-Vorpommern<br />
<br />
:14:30 Uhr Unterzeichnung der Demminer Erklärung durch die Netzwerkmitglieder dabei informelles gegenseitiges Kennenlernen<br />
<br />
:15:00 Uhr Vorschläge und Verabredung über die Arbeitsweise im Denkmalnetz MV<br />
<br />
:16:00 Uhr Resolution für gute Denkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern Diskussion und Verabschiedung durch die Anwesenden<br />
<br />
:17:00 Uhr Ende<br />
<br />
:Die Anreise nach Demmin ist per Bahn möglich, der Bahnhof ist ca 15 min zu Fuß vom Rathaus entfernt.<br />
:In der Stadt gibt es in den Seitenstraßen einige kostenlose Parkmöglichkeiten, bequem und für eine kleine Gebühr kann man im Parkhaus unterhalb des Rathauses stehen.<br />
:Beachten Sie die Straßenführung der Einbahnstraßen in der Innenstadt.<br />
:Die Teilnahme ist kostenlos, um eine Spende für Unkosten bitten wir vor Ort.<br />
<br />
:* [[Medium:DenkmalnetzMV-Einladung2024.pdf|Einladung als pdf]]<br />
<br />
==2023==<br />
<br />
* [[Medium:PM-BK RT-Heimatstuben-digital-06-12-2023.pdf|Pressemitteilung]] <br />
<br />
:Der Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. lädt zum „Runden Tisch Heimatstuben digital“ ein<br />
<br />
:Erstmals findet der Runde Tisch Heimatstuben per Videokonferenz statt<br />
<br />
:Am '''06. Dezember 2023''' veranstaltet der Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern von 17:00-19:00 Uhr einen Runden Tisch Heimatstuben und lädt hierzu alle Betreiberinnen und Betreiber kleiner Museen und Heimatstuben sowie Geschichts- und Heimatinteressierte ganz herzlich ein.<br />
<br />
:Im vergangenen Jahr hat der Heimatverband mit seinem wunderbaren Projekt „100 Laptops für 100 Heimatstuben“, gefördert durch verschiedene Institutionen, eine Vielzahl von Akteuren auf diesem Gebiet mit digitaler Technik ausgestattet und sie zugleich auch über Nutzungsmöglichkeiten wie das digitale Ortschronikenportal des Heimatverbandes (https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Ortschroniken_Mecklenburg-Vorpommern) informiert.<br />
:Nun möchten wir mit den Engagierten in Heimatstuben und kleinen Museen in den Austausch treten, Einsatzmöglichkeiten kennenlernen und erfahren, wie sie mit den Geräten arbeiten. Neben dem Erfahrungs- und Informationsaustausch laden wir aber auch dazu ein, Neues und „Bekannt-Unentdecktes“ zu nutzen, zu bemerken, wertzuschätzen und vor dem Vergessen zu bewahren.<br />
<br />
<br />
<hr><br />
<br />
<br />
* Sehr geehrte Damen und Herren, <br />
::liebe Medienpartner, nach dem erfolgreichen Start des neuen Formates „'''Regional- und kulturgeschichtliches Forum'''“ lädt der Heimatverband MV gemeinsam mit der Stiftung Mecklenburg, dem Verein für Mecklenburgische Personen- und Familienforschung und dem Pommerschen Greif nun zur 2. Veranstaltung nach Stavenhagen ein. Am '''14. Oktober''' steht das Thema Wald im Fokus.<br />
<br />
::Bitte berichten Sie in Ihren Medien darüber und teilen es in den sozialen Netzwerken.<br />
<br />
:* [[medium:Veranstaltung-2023-PM Tagung Stavenhagen-Wald-Endf .pdf|Pressemitteilung zum 2. Regional- und kulturgeschichtliches Forum]]<br />
:* [[medium:Veranstaltung-2023-Ablauf Tagung Stavenhagen-Wald-Endf.pdf|Ablauf Tagung]]<br />
<br />
<gallery mode=packed heights=150px><br />
Datei:LOGO MV LS M-WiKuBuEu RGB (002).png<br />
Datei:Veranstaltung-2023-Wald.jpg<br />
Datei:Logo-HMV.jpg<br />
</gallery><br />
<br />
<hr><br />
<br />
<br />
* '''“Aus der Zeit gefallen – 500 Jahre Ständische Union in Mecklenburg”, wissenschaftliche Tagung am 15. und 16.09. in Rostock'''<br />
::Am 15. und 16. September 2023 veranstaltet die Historische Kommission für Mecklenburg in Kooperation mit dem Stadtarchiv Rostock im Fürstensaal des Rostocker Rathauses eine wissenschaftliche Tagung zur Union der Landstände Mecklenburgs, die sich vor 500 Jahren, am 1. August 1523, in Rostock zu einem als „ewig“ bezeichneten Bund zusammenschlossen. Die Landständische Union, die sich aus der Ritterschaft, der Landschaft als Vertretung der Städte und bis zur Reformation auch aus kirchlichen Prälaten zusammensetzte, blieb bis zum Ende der Monarchie in Mecklenburg 1918 prägende Kraft der mecklenburgischen Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte. In der öffentlichen Wahrnehmung wird sie daher einerseits als Verhinderer einer Modernisierung Mecklenburgs betrachtet und gegenüber anderen Ländern für besonders konservativ gehalten. Andererseits mehren sich in der Forschung neuerdings Auffassungen, die in den Ständen bislang unterschätzte Akteure der politischen Partizipationsbestrebungen sehen. Auf ihrer wissenschaftlichen Tagung will die Historische Kommission erörtern, inwieweit diese beiden konträren Sichtweisen zutreffend sind. Dabei soll nicht allein Mecklenburg bis 1918 beleuchtet, sondern zudem eine vergleichende Perspektive zu benachbarten Ländern in Nord- und Westdeutschland eingenommen werden. <br />
::Zu diesem Zweck sind auch Referentinnen und Referenten aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Westfalen eingeladen. Die Tagung ist öffentlich und für alle (historisch) Interessierten zugänglich. <br />
<br />
::* [[Medium:Veranstaltung-Ständetagung HiKo 2023.pdf| Veranstaltungsflyer]] <br />
<br />
<hr><br />
<br />
<br />
*Veranstaltung im Museum Wolgast:<br />
<br />
::08. Juni 2023, 19.30 Uhr Ausstellungseröffnung im Stadtmuseum Wolgast<br />
<br />
::Mit Wind und Wasser – Die Wolgaster Mühlenlandschaft<br />
<br />
::Ausstellungseröffnung mit musikalischem Mitmachangebot Mühlen prägten über Jahrhunderte die Kulturlandschaft Mecklenburgs und Vorpommerns. Ob als Wind- oder Wassermühlen, dienten sie vor allem der einheimischen Bevölkerung zum Mahlen von Getreide, aber auch als Säge-, Walk-, Loh- oder Farbholzmühlen. Die Ausstellung im Stadtgeschichtlichen Museum Wolgast widmet sich der faszinierenden Technologie der Mühlen und spürt deren Standorten und Geschichten in und um Wolgast nach. Wohin verschwand die Sandbergmühle und was hatte die Pansowsche Mühle mit dem Flugzeugbau zu tun? Einblicke und Antworten gibt es vom '''08. Juni bis 29. Oktober''' in der Wolgaster „Kaffeemühle“, die übrigens nie eine Mühle war, aber durch ihr Aussehen und den Volksmund eine ist. Wer Spaß am Singen einfacher und bekannter Volkslieder hat, ist herzlich eingeladen die Gesundheitssänger um das Ehepaar Börrnert bei der musikalischen Einstimmung des Abends mit Liedern wie „Das Wandern ist des Müllerlust“ zu unterstützen. Textvorlagen sind vorhanden.<br />
<br />
::Der Eintritt ist frei.<br />
<br />
<hr><br />
<br />
<br />
* Pressemitteilung Aktionstag „Stier trifft Greif.“ Landesgeschicht tau‘n Anfaten!<br />
<br />
::Mecklenburg und Vorpommern verbindet erst seit 30 Jahren dauerhaft ein Bindestrich, doch die historischen Bezüge gehen weit darüber hinaus. Der Runde Tisch Landesgeschichte hat es sich zur Aufgabe gemacht, die historische Forschung zu Mecklenburg und Vorpommern zu befördern und in die Öffentlichkeit zu tragen. Mit dem Aktionstag „Stier trifft Greif“ findet am Sonnabend, dem 8. Juli in RibnitzDamgarten erstmals eine öffentliche Großveranstaltung des Runden Tisches statt. Mit einem bunten Programm aus einem Markt der Möglichkeiten mit mehr als 20 Ständen, Vorträgen, Podien, Musik und Tanz stellen sich landesgeschichtlich tätige Institutionen, Vereine, Initiativen und Personen vor. Unter anderem werden die Pläne zum archäologischen Landesmuseum diskutiert, wird über den Stand des Pommerschen Klosterbuchs informiert und nach den „schlimmsten Rabauken“ an der Universität Rostock gefragt. Hochkarätig besetzte Podien diskutieren Vorstellungen einer gemeinsamen Identität im Bindestrichland Mecklenburg-Vorpommern und politische Herausforderungen der Landesgeschichte. Den Abschluss bilden die Aufführung des Johannes-Bugenhagen-Musicals in der Ribnitzer Kirche und ein Konzert mit Shantys und Seemannsgarn der „Blowboys“ im Innenhof des Deutschen Bernsteinmuseums, dem Hauptveranstaltungsort.<br />
<br />
::Termin Sonnabend, 08. Juli 2023, 10-22 Uhr<br />
::Aktionstag „'''Stier trifft Greif.'''“ Landesgeschicht tau`n Anfaten<br />
<br />
::Hauptort Deutsches Bernsteinmuseum im Kloster Ribnitz Im Kloster 1-2 18311 Ribnitz-Damgarten<br />
<br />
==2022==<br />
<br />
==2021==<br />
* [[Community-Treffen 2021|1. Community-Treffen 2021]]</div>DirkHerrmannhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Fortlaufende_Ortschronik_von_BesitzFortlaufende Ortschronik von Besitz2024-01-16T20:42:01Z<p>DieterGreve: /* Büdneransiedlung nach 1753 */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Ortschronik<br />
| ort = Besitz<br />
| zeit = fortlaufend<br />
| urheberrechte = Dieter Greve<br />
| publikation = veröffentlicht<br />
| status = in fortlaufender Bearbeitung<br />
}}==Einleitung==<br />
Diese digitale Chronik wurde von Dieter Greve aus Schwerin bearbeitet, der in Boizenburg und Klein Bengerstorf seine ersten Lebensjahre verbracht hat. Dabei bildete die Dorfchronik von Erwin Dettmann einen Leitfaden. Weitere Quellen wurden gefunden und eingearbeitet.<br />
<br />
An dieser Chronik hat Frau Angela Werth, geb. Kiehn einen hohen Anteil. Sie hat insbesondere bei der Recherche zu den einzelnen Hausgrundstücken des Dorfes, ihrer jeweiligen Besitzer bzw. Eigentümer, auch in der Beschaffung historischer Bilder hervorragendes geleistet.<br />
Auch hat sie durch Befragung von Zeitzeugen Wesentliches zu den Belangen der Geschichte der DDR-Zeit und zur Entwicklung der Zeit nach 1990 beitragen können. <br />
<br />
<br />
<br />
==Die frühe Geschichte des Dorfes Besitz==<br />
<br />
Dieser Abschnitt wurde aus der '''Dorfchronik von Erwin Dettmann''' kopiert<br />
<br />
[[Datei:Besitz Seite 3.jpg|800px]]<br />
[[Datei:Besitz s.4.jpg|800px]]<br />
[[Datei:Besitz s.5.jpg|800px]]<br />
[[Datei:Besitz s.6.jpg|800px]]<br />
[[Datei:Besitz s.7.jpg|800px]]<br />
[[Datei:Besitz s.8.jpg|800px]]<br />
[[Datei:Besitz s.9.jpg|800px]]<br />
[[Datei:Besitz s.10.jpg|800px]]<br />
[[Datei:Besitz s.12.jpg|800px]]<br />
<br />
==Die slawische Siedlung Barsitze im Mittelalter==<br />
<br />
Der in der Ersterwähnung als Barsitze, 1453 auch Barsytze, 1560 Bersitz genannte Ortsname für das heutige Besitz ist eindeutig slawischen Ursprungs. Er wird unterschiedlich von KÜHNEL aus altslaw. bruti für Bienenbeute als "Bienenstockort" und von TRAUTMANN aus barsi, russisch borsyi für schnell oder bald abgeleitet.<br />
<br />
Im Zuge der Völkerwanderung im 4. und 5. Jahrhundert verließen die germanischen Stämme unser Gebiet. Die hier siedelnden Langebarden zogen nach Italien, wo sie der Lombardei um Mailand ihren Namen geben. Aus dem Osten rückten um 600 u. Z. slawische Stämme in die weitestgehend menschenleer gewordenen Gebiete nach und vermischten sich mit der restlichen Bevölkerung. In Westmecklenburg, Lauenburg und Ostholstein siedelten die Obotriten mit dem Unterstamm der Polaben (von Labe = Elbe, die Elbanwohner). An Hand von Fundplätzen und Flurnamen lassen sich, wie Dettmann schreibt, einige Siedlungsplätze der Slawen, teils auch älter, nachweisen, <br />
<br />
- am Schaulbarg nördlich der Sude, <br />
<br />
- Körchow nahe der Brücke südlich der Sude, wo auch der slawische Flurname darauf hinweist,<br />
<br />
- Neddelborg, ein slawischer Burgwall zwischen der Sude und dem Burgsee und<br />
<br />
- Helmshoop westlich des Dorfes eine eisenzeitliche Siedlung.<br />
<br />
In einem Grabungsprotokoll zur Neddelborg heißt es:<br />
<br />
''Burgwall südlich des Dorfes an der Krainke beim Burgsee. Walluntersuchung im April 1949. Im Volksmund als Neddelborg bekannt. Inmitten von Wiesen gelegen, etwa 0,6 ha groß. Die Wälle gut erhalten. Ein Schnitt durch den Westwall ließ erkennen, daß die Burg mit einer starken Holzerdemauer umgeben war und abgebrannt ist. Im Profil eine 1,3 m starke Holzkohleschicht. Als zu datierende Funde einzelne slawische Scherben des 11. Jahrhunderts.''<br />
<br />
Die Dörfer an der Sude waren, wie ihre Nachbarn im Dartzing, dem heutigen Amt Neuhaus, sowie in der Jabelheide, heute allgemein Lübtheener Heide genannt, Rückzugsgebiete für die slawischen Bewohner bei der deutschen Ostexpansion. das äußert sich in Besitz an der großen Zahl der slawischen Flurnamen, sowie auch an der bis in die Neuzeit hinein vorhandenen größeren Zahl slawisch geprägter Familiennamen, wie Rabadan (Raba, Rabow), Czabel, Tzebelecke, Tribbekow, Grantzin, Karvake (Kravack), Klackun (Klackol) und Kownike (Konow). <br />
<br />
Von den überlieferten mehr als 160 Flurnamen sind Zeeten, Fannikel, Rense, Pisork, Pathesten, Gustow. Loos, Lanken, Raasch, Niesken, Zapel(stück), Mitschulen, Reichnow (Wregenow), Briesken, Jirrik, Dreve (lands), Ziesken, Flöt (ohrt), Waak (kuhl), Rukieten, Krainke, Körchow, Ziert, Növer, Bebinen, Kramp (land), Kochert (Krum') Galin und Sude slawischen Ursprungs.<br />
<br />
Diese ehemals slawischen Dörfer benötigten auch längere Zeit bis zur Einführung der deutschen Hufenverfassung, die im Landbederegister 1453 noch nicht deutlich war, aber wenig später im Landbederegister 1462 schon zu erkennen ist, als nun 2 Dreiviertelhufen, 15 Halbhufen und 3 Katen (Kossaten) aufgeführt waren. Dabei waren bei dieser Differenzierung keine Unterschiede zwischen Hufnern mit deutschen und slawischen Namen mehr deutlich. <br />
<br />
Auch die Struktur des Dorfes und der Feldmark trägt slawische Züge, wenn auch die örtlichen natürlichen Bedingungen diese entscheidend geprägt haben dürften. Die für die deutsche Hufenverfassung typischen langstreifigen Gewanne der Dreifelderwirtschaft konnten sich nicht herausbilden. Stattdessen entstand die kleinteiligere an die örtlichen Bedingungen angepasste Blockgewannstruktur, bei der die Blöcke in Streifen für die Hufen eingeteilt waren. Das Dorf wird von ENGEL und BENTHIEN als Haufendorf beschrieben. Die Siedlung scheint aber auf eine ursprüngliche Zeile der Hufen entlang der Sude zurückzugehen. Diese wird sich durch die Ansiedlung von Katen und später auch der Büdnereien und Häuslereien zum Haufendorf entwickelt haben. Dabei hat auch immer die Hochwassergefahr eine Rolle gespielt, die zur Bevorzugung höher gelegener Bauflächen für die Gehöfte geführt hat.<br />
<br />
<br />
[[Datei:Besitz Dorf 1786.jpg|900px]]<br />
<br />
Das Dorf Besitz auf der Karte von Wiebeking 1786. Das Dorf erstreckte sich entlang der Sude. Scheinbar gab es später Katen der Kossaten und Kuffen im nördlichen Teil des Dorfes. Diese werden nach Bränden in andere Dorfteile verlegt und durch Büdnerkaten ersetzt worden sein.<br />
<br />
<br />
In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts begann die deutsche Ostexpansion in unserem Raum unter der Herrschaft des Sachsenherzogs Heinrichs des Löwen. Im schon erwähnten Ratzeburger Zehntlehensregister aus dem Jahre 1230 sind in der terra Boiceneburg die Träger des Zehnten, die der Bischof verliehen hat, aufgeführt. Die das Land Boizenburg betreffenden Seiten der Urkunde sind jedoch in einem sehr schlechten Zustand, so dass einige Ortsnamen schlecht zu lesen sind und andere gänzlich unlesbar wurden. Mit Erwin Dettmann ist Verfasser dieser Chronik der Überzeugung, dass Besitz in der Urkunde genannt worden sein wird. So bleibt die Ersterwähnung im Jahre 1376. Mit den Bede- und Amtsregistern ab 1453 haben wir gute Quellen über das Amt Boizenburg und seine Dörfer, so auch für Besitz<br />
<br />
==Das Mittelalter und die frühe Neuzeit bis zum Dreißigjährigen Krieg==<br />
<br />
===Besitz im Kirchspiel Blücher===<br />
<br />
Das Dorf Blücher wird als ''bluggere'' im Ratzeburger Zehnten-Lehens-Register 1230 erwähnt, aus dem Kirchspiel auch ''niendorpe'' und ''darsenowe''. Weitere Orte sind nicht mehr lesbar. Zum Kirchspiel gehören jedoch außer Blücher und Besitz auch Dersenow, (zunächst auch Kuhlendorf), Niendorf, Timkenberg, Teschenbrügge, aus der Teldau: Sprengelshof, Amholz und Grabenau, sowie bis 1873 das lüneburgische Krusendorf. Blücher wird bis 1702 vom Pastor in Zahrensdorf bedient. Friedrich SCHLIE schreibt in seinen "Kunst- und Geschichtsdenkmälern Mecklenburgs": "Bis 1702 haben Zahrensdorf und Blücher gemeinsam einen Pastor, von da an erhält die Kirche auf Bitte der Gemeinde vom Herzog Friedrich Wilhelm ihren eigenen Pastor, der auch die ebenfalls unter herzoglichem Patronat stehenden Kapellen in Dersenow, Niendorf, Besitz und Krusendorf zu bedienen hat. Der erste ist Hanno Heinrich Grünenberg, der sich 1728 seinen Sohn Cornelius Johann substituieren läßt". <br />
<br />
Die Besitzer Kapelle wurde wegen Baufälligkeit im Jahre 1873 abgebrochen. Sie wird denen in Niendorf und Krusendorf ähnlich gewesen sein. Das nachfolgende Bild der alten Niendorfer Kapelle mag uns eine Vorstellung geben:<br />
<br />
[[Datei: Niendorfer Kapelle.jpg|400px]]: Bild aus der Niendorfer Chronik des Grafen von Oeynhausen 1902<br />
<br />
Im Beichtkinderverzeichnis 1704 hat der Pastor Grünenberg als Bemerkung vorangestellt: "Besitz, ein Hochfürstlich. Dorf, und hat eine Capelle. Se. Herzogl. Durchl. sind Hoher Patronus". Somit stellt er heraus, dass der Herzog wie für die Kirche in Blücher auch für die Kapelle in Besitz das Patronat innehatte.<br />
<br />
Der Pfarrer und der Küster wurden aus den Kirchenhebungen vergütet. In den Hebungsregistern der der Jahre 1579, 1590 und 1598 geben die Hufner je einen halben Scheffel Gerste, die Katenleute je 2 Schillinge (Summe 9 Schfl Gerste und 18 Schillinge). Der Küster erhält von allen Bauern Geld (je 6 Pfennige)<br />
<br />
===Die Schule in Besitz, Erster Teil===<br />
In der „Revidierten Kirchenordnung“ von 1650 wird für das mecklenburgische Domanium festgelegt: „Auf den Dörfern soll der Pastor oder Küster samt ihren Frauen Schule halten und etliche Knaben und Mägdlein im Katechismus, Gebet, Lesen, Schreiben, Rechnen unterweisen, damit die jungen Leute nicht aufwachsen wie das Vieh“. <br />
<br />
Der Pastor Grünenberg aus Blücher nennt bereits im Beichtkinderverzeichnis für Besitz von 1704 den Schulmeister Wittrock. Somit hatte Besitz einen Schulmeister, der nicht in der Pfarre selbst beschäftigt war. Der Schulmeister war in den meisten Fällen ein Handwerker, oft ein Schneider, der neben seiner Arbeit den Unterricht erteilen sollte.<br />
<br />
Dieser Unterricht sollte nur von Michaelis (29. September) bis Ostern gegeben werden. In der übrigen Zeit sollten die Kinder in der Landwirtschaft nach Kräften mithelfen.<br />
<br />
Für den Schulmeister mussten die Eltern Schulgeld entrichten. Das fiel den Bauern und vor allem den Kätnern und Tagelöhnern häufig nicht leicht, insbesodere dann, wenn durch Hochwasser die Ernte gemindert oder gar vernichtet wurde. Der Schulmeister Wittrock schreibt im September 1773 an den Amtsverwalter in Boizenburg:<br />
"Es geht Drumnach an Meinen HochgeEhrten Herrn Amts Verwalter Mein Dienstlich Bitten vor mich zu Sorgen; Daß ich das Rückständige Schul Besoldung vor Michaeli Bekommen Möchte; Welches ich als eine Große Wohltat Dankbarlich Erkennen und Rühmen werde.<br />
<br />
Verharrend Meines HochgeEhrten Herrn Amts Verwalter Gehorsamster Wilhelm Wittrock, Schulmeister"<br />
<br />
===Besitz in den Bederegistern, Amtsregistern u.a. 1453 bis 1598===<br />
<br />
Erläuterung:<br />
fl Gulden = 1,50 M = 24 ß<br />
M Mark = 16 ß = 192 &<br />
ß Schilling = 12 &<br />
& Pfennige<br />
* [https://www.ortschroniken-mv.de/images/e/ed/Hufenreg._1453_bis_1463.pdf Hufen- und Katenbesitzer 1453 bis 1463 in Besitz]<br />
[[Datei:Hufenreg. 1453 bis 1463.pdf]]<br />
(Durch Doppel-Klick auf den vorstehenden blauen Link öffnet sich die Tabelle)<br />
<br />
Die Bede würde man heute als eine öffentlich-rechtliche Abgabe (Steuer) bezeichnen. Sie wurde nach der Größe der Hufen erhoben.<br />
Für eine Vollhufe war 1 Mark zu zahlen. 1538 wurde die doppelte Landbede erhoben für eine Vollhufe 2 Mark. <br />
<br />
In Besitz zahlen Hans Klackun, Thies Grantzin, Bene Burmester und Hans Kraffake für jeweils eine Dreiviertelhufe 1 1/2 Mark, die 12 Halbhüfner zahlen 1 Mark und die 6 Viertelhüfner (Kätner) jeweils 8 Schillinge (halbe Mark). Zusätzlich zahlen die Kätner Hinrich Klocke 12 Schillinge und Hans Tribbekow 1 Mark "vam kroge". <br />
<br />
Somit wurden in Besitz bereits zwei Krüge betrieben.<br />
<br />
Ab dem Landbederegister 1462 ist die Hufenverfassung im Dorf zu erkennen mit 2 Dreiviertelhufen, 15 Halbhufen und 3 Katen. Deutlicher hat sich bereits 1479 die spätere Hufenstruktur im Dorf herausgebildet, mit 3 Dreiviertelhufen, einer Fünfachtelhufe, 11 Halbhufen und 6 Katen.<br />
<br />
Die Struktur der Feldmark wird von dem hohen Anteil der Allmende (Wald, Wiese) geprägt. Die Feldmark wird nicht dreifeldrig angelegt gewesen sein. Das ist begründet in den heterogenen natürlichen Bedingungen mit stetem aber ungleichmäßigem Wechsel von Feld, Wiese und Wald. Das hat zur Ausbildung einer größeren Zahl von Blockgewannen unterschiedlicher Größe geführt. Diese werden jeweils wie die Gewanne einer Dreifelderwirtschaft in Streifen für die einzelnen Hufen eingeteilt gewesen sein. Auf Grund der unterschiedlichen Größe der Blöcke werden die Hufen und Katen nicht an allen Blöcken Anteil gehabt haben. Für diese Blockgewannstruktur der Feldmark werden auch die häufigen Hochwässer eine Rolle gespielt haben, die zur bevorzugten Ackernutzung der höher gelegenen Flächen führen musste. Der hohe Anteil der Allmende war insbesondere im nördlichen Teil der Feldmark, in der Rense zu finden. Die Schweinemast wurde durch die Eichel und Eckernmast in der Rense betrieben. Dort weisen die Flurnamen wie Eckerkamp und Kaben noch auf die Schweine-Waldmast hin.<br />
<br />
Diese natürlichen Bedindungen mussten zu weniger intensiver Ackernutzung zugunsten der Viehwirtschaft führen.<br />
<br />
<br />
'''Kaiserbederegister 1496 (In dem Dorpe tho Barzytze)'''<br />
<br />
Bene Burmester cum uxore (mit Ehefrau)<br />
Pawel Burmester cum uxore<br />
Lutke Kownicke cum uxore, 2 baden (Boten, Knechte/Mägde)<br />
<br />
Hans Dreger cum uxore, 1 baden<br />
<br />
Gherke Greve cum uxore, 2 baden<br />
<br />
Werneke Roleke cum uxore<br />
<br />
Heyen Lemke cum uxore, 2 baden<br />
<br />
Drewes Alberdes cum uxore, 1 baden<br />
<br />
Hinrik Drinkegherne cum uxore, 1 baden<br />
<br />
Hans Karfak cum uxore, 1 baden<br />
<br />
Drewes, Peter, Clauwes brodere, gheheten Trybbekouwe, 2 baden<br />
<br />
Henneke Barvot cum uxore<br />
<br />
Hans Grantzyn cum uxore<br />
<br />
Hinrik Lemke cum uxore, 2 baden<br />
<br />
Bene Tzabel cum uxore, 1 baden<br />
<br />
Gherke Konouw cum uxore, 1 baden<br />
<br />
Burmester cum uxore<br />
<br />
Henneke Pink cum uxore<br />
<br />
Henneke Karfak cum uxore, 1 baden<br />
<br />
Clawes Tzebelleke cum uxore<br />
<br />
Clawes Beneke cum uxore, 1 baden<br />
<br />
Hermen Tzebelleke cum uxore<br />
<br />
Hennek Greve cum uxore<br />
<br />
Peter Kloke cum uxore<br />
<br />
Hermen Tzeleke cum uxore<br />
<br />
<br />
Im Kaiserbederegister sind 68 Personen genannt.<br />
<br />
Dieses Regster gibt uns bereits einen gewissen Einblick in die Familienstruktur und auf das beschäftigte Personal auf den einzelnen Höfen. Erkennbar wird, dass die Höfe mit wenig Personal bewirtschaftet wurden. Im Register wurden die Kinder und Altenteiler nicht genannt. Unter Berücksichtigung dessen könnten in Besitz etwa die doppelte Anzahl von Personen gelebt haben.<br />
<br />
<br />
* [https://www.ortschroniken-mv.de/images/3/3a/Dopp._Landbede_1538.pdf Dopp.Landbede (1538)]<br />
[[Datei:Dopp. Landbede 1538.pdf]]<br />
<br />
<br />
Beginnend mit dem Bederegister 1538 findet sich für Besitz der Eintrag "de bur samptlich von dem wusten velde tho Kulendorp". Somit haben in dieser Zeit die Besitzer Bauern zusätzlichen Acker des ehemaligen Dorfes Kuhlendorf genutzt, der später an die Tessiner gegeben wurde.<br />
<br />
<br />
Das Amtsregister 1553 nennt summarisch die Abgaben der Dörfer<br />
<br />
- ''2 giftoßen van Borßitze,''<br />
<br />
- ''entpfangen an szwinen: 16 van Borßitze''<br />
<br />
- ''entpfangen ahn hemele, schape und lammer: 29 giftschape uth dem ampte'' (Gift steht für Gabe)<br />
<br />
<br />
Im '''Amtsregister aus dem Jahre 1554''' sind die Geldhebungen, die Hebungen für Jagdablager, die Lieferung von Pachthafer und Schneidelschweinen aufgeführt. Das Jagdablager beinhaltete die Verpflichtung bei fürstlichen Jagden für die Unterbringung und Verpflegung der Jagdteilnehmer, einschließlich der Pferde und Hunde aufzukommen. Das konnte, abgesehen von den damit verbundenen Flurschäden, eine arge Belastung für die Bauern sein. Das ursprünglich übliche Jadablager wurde später in eine zusätzliche Abgabe umgewandelt (Geld und Naturalien).<br />
<br />
In Besitz steht bei den Bauern Bene Burmeister, Jacob Dreiger. Thomas Granßin, Achim Karvack, Hans Burmester, Peter Tribbekow, Hans Lemcke, Hans Greve,, Hinrich Drinckegerne, Dinies Pincke, Hans Lampe, Dreves Best und Hans Ranbode die Bemerkung verbrannt. <br />
<br />
Das deutet auf eine '''Brandkatstrophe''' hin, die Besitz betroffen hat. <br />
<br />
Bei Hans Konow, Peter Burmester, Heneke Beneke, Ostman Szabel, Hans Drinckegerne und Hinrich Timmermann fehlt die Bemerkung. Auch für die Zahlung im Jahre 1555 findet sich wieder diese Eintragung. Der Aufbau der Gehöfte hat offenbar unterschiedlich lange gedauert, denn auch im Jahre 1560 ist die gleiche Bemerkung noch bei Tomas Grantzin und Peter Burmester eingetragen. <br />
<br />
Im Amtsregister 1565 zahlen die Hufenbesitzer 12 Schillinge und die Katenbesitzer (Kossaten), Hans Drenckgern, Drewes Beste, Jost Kruiger, Drewes Rabe, Henrich Tymmermann und Hans Nharstede 4 Schillinge Geldhebung Die Hufenbesitzer darüber hinaus 4 Scheffel Pachthafer, auch der Kossat Hanß Drenckgern 2 Scheffel.<br />
<br />
In einem Register 1555 wird u.a. die Lieferung von Schneidelschweinen durch die Dörfer des Amtes aufgeführt (je Dorf 1 bis 9 Stück). ''Besitz: Summa nichtes, weigerten sich meinen g.h.'' (gnädigen Herrn; D.G.) ''das ßnidel ßwein zu geven unde wenden der orßake vor, wenn keine Mast is, ßein ße och kein ßwein zu donde schuldich'' . Auch Gülze, Bandekow und Bahlen verweigerten diese Abgabe. Da die Schweine in die Wälder zur Eichel- und Eckernmast getrieben wurden, ist auf die geringe Mastung in dem Jahr zu folgern.<br />
<br />
<br />
Zehn Jahre später im Amtsregister 1565 sind unter Besitz die Bemerkungen zu finden:<br />
<br />
''Ablagergeldt vor 8 3/4 Hufen 7 fl 15 ß 9 &, schnidelschwine 15, giftshape 4'' und<br />
<br />
''De Bauren gebin jerlings im Borsitzer ''''S. Vits markete''' 12 giftochsen.''<br />
<br />
<br />
'''Kirchenhebungen 1579'''<br />
''Pfarre Zahrensdorf, Kirchspiel Blücher''<br />
Blücher 15 Schfl., Bositze 9 Schfl., Niendorff 12 Schfl. Stedter 4 Schfl., Krusendorf 6 1/2 Schfl. garsten. <br />
Das Kirchspiel Blücher, zu 3 Drömt 10 1/2 Schfl. garsten<br />
<br />
(1 Drömt = 12 Schfl.)<br />
<br />
<br />
''Doppelte Landbede 1584''<br />
<br />
Hanß Narstede aus Besitz zahlt 8 ß doppelte Landbede "vom schmiedeampt"<br />
<br />
<br />
''Amtsregister 1584''<br />
<br />
summarisch: Ablagergeldt für 8 3/4 Hufen 7 fl 12 ß 9 &, 2 giftochsen, 4 giftschaefe, 22 rauchhühner<br />
<br />
Rauchhühner sind ebenfalls eine "öffentlich-rechtliche" Abgabe, die je Rauch, somit für jeden Haushalt zu zahlen war.<br />
<br />
<br />
Im Jahre 1584 soll es (nach ZÜHLSDORF, Flurnamen ...) eine neuerliche '''Pestepidemie''' im Raum Boizenburg gegeben haben. Inwieweit Besitz betroffen war, ist nicht bekannt.<br />
<br />
<br />
''Kirchenhebungen 1590''<br />
<br />
Bositz, ''ider einen halben schfl. garsten, die Hufner'': Hanß Conow, Claws Zabel, Ties (Hans) Burmeister, Tomas Grantzin, Jochim Schacke (Hans Greve), Jochim Dreier (Jacob Dreier), Hinrich (Hans) Burmeister, Chim Beneke (Hans Burmeister), Hanß Drinckgern (Chim Vilemann), Hanß Pincke, Hanß Burmeister, Moritz Burmeister, Hanß Hintze, Simon Gädtke, Chim Tribbekow, Hanß Karvake (Frens Pape), Hinrich Drinckgern, Claws Hintze; <br />
<br />
''Cossaten ider zwey ß'': Jasper Raben (Rabow), Chim Timmermann, Ostmann Cruger (Ties Woleke), Claws Meine (Jacob Dreier), Peter Juncker (Anne Tidesche), Hanß Narstede, , Hinrich (Frenß) Burmeister, (Marten Eixt), (Drewes Bst) <br />
<br />
<br />
''Amtsregister 1596''<br />
<br />
Summarisch: Ablagergeldt für 8 3/4 huefen 7 fl. 15 ß 9 &, 2 giftochsen, 4 giftschafe, 22 Rauchhühner.<br />
<br />
<br />
Aus den Registern kann man eine große Kontinuität der Namen und damit der Familien in Besitz für den Zeitraum von 1450 bis 1600 feststellen. Die nachfolgende Tabelle soll das belegen. Tabelle im pdf_Format, dabei den blauen Link und danach das pdf-Symbol anklicken.<br />
<br />
Link für die Tabelle im pdf-Format:<br />
<br />
[[Datei:Besitz Kontimuität der Familien 1453 bis 1598.pdf|800px]]<br />
<br />
==Der Dreißigjährige Krieg 1618 bis 1648==<br />
<br />
Der Dreißigjährige Krieg 1618 bis 1648 hat im Amt Boizenburg offenbar besonders die Dörfer entlang der Sude (abgesehen von Gothmann) betroffen. Das wird mit der alten Wege-Verbindung über die Herzogenfurt über die Sude zwischen Preten und Besitz im Zusammenhang zu sehen sein. Zwischen den Elbübergängen bei Dömitz und Boizenburg sollen die kaiserlichen Heere der katholischen Liga und die protestantischen dänischen Heere mehrfach gezogen sein. Die bei Dömitz über die Elbe gezogenen Söldnerheere werden ihren Weg von Dömitz über Neuhaus nach Boizenburg genommen haben, so dass sie Besitz, Blücher, Bandekow, Gülze und Bahlen verwüstet haben. Im Jahre 1626 sind die Heere des Ernst von Mansfeld unter dem dänischen Obersten von Kniphausen aus Holstein kommend ln umgekehrter Richtung durch Mecklenburg über Boizenburg, Dömitz nach Perleberg gezogen. <br />
<br />
Der Dreißigjährige Krieg hat für Besitz, schwerwiegende Folgen gehabt. So wird im Kirchenvisitationsprotokoll aus dem Jahre 1643 berichtet, dass u.a. die Kapelle in Besitz neben denen in Rensdorf, Lüttenmark und Niendorf im Inneren verwüstet sei.<br />
<br />
<br />
In der '''Amtsbeschreibung aus dem Jahre 1640''' sind die Folgen des Krieges auch für Besitz zu ersehen:<br />
<br />
- "Des Schulzen Benicke Gehöft ist wüst, seint noch zwei Jungen, der älteste etwa 16 Jahre alt, halten sich beide in Boizenburg auf, eine <br />
Tochter nunmehr von 20 Jahren, dienet zu Hühnerbusch. Noch 8 Huefener."<br />
<br />
- Christoph Lowenbergk hatt kein Viehe und nichts geseyet.<br />
<br />
- Hans Burmeister, hatt 1 Kuhe und 1 Schfl. Roggen geseyet.<br />
<br />
- Claus Wölicke, hatt 1 Kuhe und nichts geseyet.<br />
<br />
- Claus Dringkgerne, hatt 1 Kuhe und 1 Schfl. Roggen geseyet.<br />
<br />
- Jochim Dreyer, ist abgebrannt, hatt kein Viehe und nichts geseyet.<br />
<br />
- Jochim Dringkgerne, hatt kein Viehe und nichts geseyet.<br />
<br />
- Hans Schefe, hatt 1 Kuhe, aber nichts geseyet.<br />
<br />
- Hans Ottens, hatt 1 Kuhe aber nichts geseyet.<br />
<br />
- Claus Vyllmann, ein Halbhuefener, hatt kein Viehe und nichts geseyet.<br />
<br />
- Hans Bougkmöller, ein Köther, hatt kein Viehe und nichts geseyet.<br />
<br />
<br />
In gutem Zustande haben in diesem Dorffe gewohnet<br />
<br />
- 6 Huefener ohne den Schultzen, <br />
<br />
- ein Halbhufener,<br />
<br />
- 4 Köther.<br />
<br />
Ist keine Anspannung im Dörffe, abgebrandt 6 große Häuser mit Scheunen und Stallung und 2 Kathen.<br />
<br />
In der Groß Bengerstorfer Amtsbeschreibung ist die Bemerkung zu finden, dass der Schulze - wie auch der aus Besitz - nicht wie die übrigen Bauern '''''zu Hofe dient''''', sondern Fahrdienste für den Amtshauptmann leistet.<br />
<br />
Im Jahre 1640 wird die Postverbindung von Berlin nach Hamburg über Boizenburg eingerichtet. Diese berührt Brahlstorf, Dersenow, Kuhlenfeld und Hühnerbusch.<br />
<br />
==Entwicklungen nach dem Dreißigjährigen Krieg bis zum Jahre 1800==<br />
<br />
Der Dreißigjährige Krieg hatte im Amt Boizenburg in großem Umfange Zerstörungen gebracht. Die Bewirtschaftung der Hufen in den Domanialdörfern lag genauso danieder wie die in den ritterschaftlichen Dörfern und Gütern. Die Bauern waren nicht mehr in der Lage ihren Verpflichtungen gegenüber den Grundherrn, wie auch gegenüber der Kirche nachzukommen. Alle Dörfer wiesen in unterschiedlichem Umfang Verwüstungen und Zerstörungen auf. Dabei wurden wesentliche Unterschiede festgestellt. Während Bahlen, das wie Besitz auf der Hauptstrecke des Tuppendurchmarsches gelegen hatte, fast vollständig zerstört war, hatte Groß Bengerstorf geringere Schäden aufzuweisen. Ein Vergleich der besetzten und bewirtschaften Stellen vor im und unmittelbar nach dem Krieg kann uns ein Bild vermitteln:<br />
1618 1640 1653<br />
Besitz 22 11 20<br />
<br />
Bahlen 9 4 8<br />
<br />
Gülze 28 8 29<br />
<br />
Eine im Landeshauptarchiv vorhandene "Specification" aus dem Jahre 1653 weist für Besitz folgende Bestände an Vieh und Saatgut aus:<br />
<br />
47 Pferde, 25 Ochsen, 47 Kühe, 15 Stiere, 13 Starken, 42 Schweine, 6 Schafe und 12 Bienenstöcke. <br />
Erstaunlich die Zahl von 47 Pferden 5 Jahre nach dem Krieg, vor allem aber auch die 5 Jahre nach dem Krieg vorhandene Zahl der besetzten Stellen. Das weist darauf hin, dass die Grundherrschaft im Interesse der Abgaben an das Amt und damit für den fürstlichen Haushalt bestrebt gewesen ist, die Stellen mit Bauernsöhnen schnell wieder zu besetzen. <br />
Die Bauern können 54 Schfl. Roggen, 49 Schfl. Gerste, 19 Schfl. Erbsen und 49 Schfl Hafer säen, für die das Saatgut vorhanden ist. Buchweizen wird im Gegensatz zu anderen Dörfern als nicht vorhanden aufgeführt. Nach den Saatstärken gemäß Bonitierungsvorschriften der Direktorialvermessung dürfte das beispielsweise für knapp 20 ha Roggen, 18 ha Gerste und 18 ha Hafer gereicht haben.<br />
<br />
C.W.A.Balck zitiert in seiner Streitschrift in der Auseinandersetzung mit Moritz Wiggers "Zur Geschichte und Vererbpachtung der Domanial-Bauern in Mecklenburg-Schwerin" aus diesem Dokument: "im Dorfe Besitz: 1648 hat Kerwack angenommen, modo Hans Mester, modo Claus Nielandt" - folglich wurde die Hufe immer weitergereicht - und "in diesem Dorfe haben vorher 4 Kossaten gewohnt; wie aber Johanni 1633 hier eine Veränderung vorgenommen, und 16 1/2 Hufen gemachet, ist zu jedem Bauerkathen eine volle Hufe gelegt, und also die Kossaten abgeschafft. Weil ferner den Bauern das Kuhlendorfer Feld abgenommen und eine Schäferei dahin geleget, so ist ihre Pacht bestimmt."<br />
<br />
In Mecklenburg wurden aus nicht besetzten Hufen nach dem Dreißigjährigen Krieg Meiereien oder Schäfereien als Pachthöfe gebildet. Seinerzeit entstand auch der Meierhof Kuhlendorf, das spätere Alt Kuhlenfeld. Damit entfiel die Nutzung durch die Besitzer Bauern. Der Hof Kuhlendorf wurde später in gemeinschaftlicher Pacht an die 11 Tessiner Hüfner gegeben.<br />
<br />
Für die Bauern in Besitz, die nicht wie die anderer Dörfer zu Diensten (Pflug- und Erntedienste) auf Pachthöfen verpflichtet waren, bestand nach dem Verzeichnis von HOINCKHUSEN (um 1700) die Pflicht zur Zahlung von Dienstgeld an das Amt.<br />
<br />
===Entwicklung, wie sie sich aus den Beichtkinderverzeichnissen, der Pfarre Blücher ergibt===<br />
<br />
Aus den Jahren 1704 und 1751 liegen die von den Blücherschen Pastoren aufgestellten Verzeichnisse der Beichtkinder vor, die über die zu dem Kirchspiel gehörenden Dörfern aufgeschrieben wurden. Sie liefern uns wertvolle Auskünfte für die Geschichts- und die Familienforschung.<br />
<br />
<br />
'''Beichtkinderverzeichnis 1704''' für Besitz, Pfarre Blücher<br />
<br />
Burmester, Jacob, 58, Schultze, Ehefrau: Christina, 50<br />
Burmester Hans Joachim, 28, Sohn Ehefrau: Marie, 24<br />
Niland, Peter, 18, Knecht<br />
Teppen, Dorthe, 20, Magd<br />
<br />
Bonahts, Hinrich, 28, Hüfner, Ehefrau: Dorthie Lise, 22<br />
Bonahts, Catharin, 54, Mutter<br />
* , Clas, 26, Bruder, Schiffsknecht<br />
" , Peter, 23, Bruder als Knecht<br />
" , Sophie, 18, Schwester als Magd<br />
<br />
Schütt, Hans, 52, Hüfner, Ehefrau: Marie, 60<br />
Schütt, Jochim, 28, Sohn<br />
" , An Marie, 19, Tochter<br />
" , Peter, 17, Junge<br />
<br />
Burmester, Hinrich, 33, Hüfner, E: Ilsabe, 21<br />
Felt (Fett?), Hein, 50, Schwiegervater, E: Marie, 53<br />
Wolter, Jacob, 26, Knecht, Frauenbruder<br />
" , Margaret, 17, Magd, Frauenschwester<br />
<br />
Burmester, genannt Fehrmann,, Clas, 34, Hüfner, E: Margaret, 33<br />
" , Jacob, 34, Bruder als Knecht<br />
" , Margaret,23, Schwester als Magd<br />
Brokmüller, Clas, 16, Junge<br />
<br />
Wölcke, Fritz, 30, Hüfner, E: Marie, 29<br />
Wölcke, Clauß, 26, Bruder als Knecht<br />
Klutasch, Catharin, 16, Dirne<br />
Lemp, Hans Joachim, 15, Junge <br />
<br />
Gädecke, Frantz, 50, Hüfner, E. Margaret, 40<br />
" , Hans Jacob, 18, Sohn als Junge<br />
" , Carsten, 24, Bruder als Knecht<br />
" , Margaret, 20, Schwester als Magd<br />
<br />
Brokmüller, Hans Hinrich, 55, Hüfner, E: Ann Sophie<br />
" , Magdalen, 16, Tochter als Magd <br />
Schomann, Jochim, 14, Stiefsohn als Junge<br />
Tihl, Wilhelm, 20, Knecht<br />
<br />
Bonahts, Bartold, 57, Hüfner, E: Magdalen#, 40<br />
" , Cathrin, 19, Tochter als Magd<br />
* , Bartold, 16, Sohn<br />
Knopf, Jochim, 21, Knecht<br />
Schwartz, Jochim, 16, Junge<br />
<br />
Niland, Clas ,50, Hüfner, E: Marie, 45<br />
" , Ann Marie, 15, Tochter <br />
Brüggmann, Andres, 30, Knecht<br />
<br />
Burmester, Clas, 42, Hüfner, E: Margaret, 60<br />
Greve, Jochim, 29, Sohn<br />
Maneke, Hinrich, 24, Schiffsknecht<br />
" , Johann, 20, Sohn<br />
Burmester, Margaret, 16, Tochter als Dirne<br />
<br />
Konau, Hans, 40, Hüfner, E: Engel, 31<br />
" , Jacob, 29, Bruder als Knecht <br />
" , Elisabeth, 27, Schwester als Magd<br />
Suks, Marie, 14, Dirne<br />
<br />
Fihlmann, Jochim, 30, Hüfner, E: Elisabeth 28<br />
Busch , Hinrich, 31, Schwager als Knecht<br />
Tihl, Clas, 26, Knecht<br />
Nagl, Christian, 16, Junge<br />
<br />
Drinkgern, Clas, 28, Hüfner, E: Elisabeth, 29<br />
" , Margaret, 50, Mutter, Hebamme<br />
" , Jochim, 21, Bruder als Knecht <br />
Niland , Jochim, 26, Knecht<br />
Lünau,; Jochim, 15, Junge<br />
Drinkgern, Marie, 16, Dirne<br />
<br />
Stökkmann, Jürgen, 53, Hüfner, E: Margaret, 50<br />
" , Frantz Hinrich , 16, Sohn<br />
" , Elisabeth, 14, Tochter<br />
Arens, Marie, 18, Dirne<br />
<br />
Heist, Jochim, 39, Hüfner, E: Margaret, 45<br />
Burmesters, Catharin, 25, Tochter als Magd<br />
" , Ann, Tochter als Dirne<br />
Gusmann, Hans, 23, Knecht<br />
<br />
Bädker, Jochim, 54, Hüfner, E:Margaret, 45<br />
" , Hans, 19, Sohn als Knecht<br />
" , Hans Jacob, 16, Sohn als Junge <br />
<br />
Schütt, Jacob, 32, Halbhüfner, E: Ann Marie 30<br />
Brokmüller, Jacob8, Knecht <br />
<br />
Schütt, Hartwig, 25, Coßate, E. Catharin, 25<br />
Drinkgern, Hans, 70, Vater, E. Ann, 70<br />
Reder, Clas, 17 Junge<br />
<br />
Reder, Carsten, 46, Coßate, E: Margaret, 35<br />
<br />
Samau, David, 37, Coßate, E: Ilsabe, 34<br />
Brokmüller, Marie, 52, Mutter<br />
<br />
Gädke, Wilhelm,35, Coßate, E: Elisabeth, 46<br />
Richter, Sunsanne, 79, Einlieger<br />
<br />
Kihn, Jacob, 51, Coßate, E: Sophie, 48<br />
" , Ann Elisabeth 22, Tochter als Magd<br />
" , Hans, 15, Sohn als Junge<br />
<br />
Lempe, Johann, 50, Coßate, E: Sophie33<br />
Wölcke, Clas, 31, Stiefsohn, Schiffsknecht<br />
" , Jacob, 26, Stiefsohn, Schiffsknecht<br />
<br />
Meinke, Jochim Ernst, 32, Coßate, Schiffsknecht, E: Marie, 33<br />
" ; Jacob, 66, Vater, E: Elisabeth, 53<br />
<br />
Lajes, Hans, 31, Coßate, E: Catharin, 30<br />
<br />
Hampenberg, ? , 30, Coßate, E: Marie, 30<br />
Drinkgern, Hans 60, Vater<br />
(Dohse), Ann, 90, Mutter<br />
<br />
Wolter, Jürgen, 31, Schneider, E: Catharin, 32<br />
<br />
Dose, Hans, 37, Kuhhirte, E: Catharin, 28<br />
<br />
Mund, Jochim, 40, Tagelöhner, E: Ann Marie, 38<br />
<br />
Wessel, Gebhard, 60, Tagelöhner, E: Catrin, 50<br />
<br />
Schlichting, Bartold, 64, Tagelöhner<br />
Schlichting, Dorothe, 20, Tochter<br />
(Tale), Ann, 50, Witwe<br />
Lüders, Margarete, 31, Einliegerin<br />
Klutasch, Catharin, 40, "<br />
Rubben, Elisabeth5, 50, "<br />
(Bock), Ilsabe, 42, Witwe<br />
Bilenfeldt, Catharin, 40, Einl.<br />
(Hüber), Regina, 34, Einl.<br />
<br />
Ismann, Marten, 57, Schweinehirt, E: Magdalen, 60<br />
Dahlen, Maria (40), Einl.<br />
Brügmann, Catharin, 50, Einl. <br />
<br />
Witrokk, Johann, 42, Schulmeister, E: Catharin<br />
" , Ann Elisabeth, 16, Tochter<br />
" , Johann Jeremias, 14, Sohn<br />
<br />
Der Pfarrer in Blücher führt im Beichtkinderverzeichnis im Jahre 1704 neben dem Schulzen Burmester 16 Hüfner, 1 Halbhüfner und 7 Kossaten auf. Darüber hinaus sind der Schneider Wolter, der Kuhhirte Dose, der Schweinehirte Ismann und ein Tagelöhner, die offenbar als Einlieger beim Kossaten Lajes wohnen und 7 als Einlieger bezeichnete Personen aufgeführt. Margaret Drinkgern, die Mutter des Hüfners Clas Drinkgern, wird als Hebamme bezeichnet. Auffällig ist die Zahl der Schiffsknechte, darunter der Kossate Jochim Ernst Meinke und die bei Hüfnern oder Kossaten wohnenden Clas und Jacob Wölcke beim Kossaten Lempe, Hinrich Manecke beim Hüfner Clas Burmester und Clas Bonahts beim Hüfner Hinrich Bonahts. Diese werden wahrscheinlich bei Bedarf bei Arbeiten auf den Hufen herangezogen worden sein. Die Schiffsknechte sind im Zusammenhang mit der Holzflößung für die Saline Lüneburg auf der Schaale und der Sude zu sehen. An der Sude befanden sich Holzhuden (Lagerstapel) bei Bandekow (Boizenburger Hude) und Schwarzenwasser (Lüneburger Hude). Besonders auffällig ist, dass in Besitz bereits im Jahre 1704 ein Schulmeister tätig war, da im allgemeinen erst ab 1750 im Domanium Schulen eingerichtet wurden.<br />
Insgesamt sind 144 Personen genannt.<br />
<br />
'''Kleine Einfügung des Verfassers''' <br />
Interessant ist die Schreibweise des Namens Bonatz als Bonahts, die der Aussprache in der Region näher ist als die tz-Variante, die <br />
zum kurzen harten Aussprechen das "a" führt. Diese von dem Verfasser bezüglich eines Verwandten, der in die Altmark gezogen war, <br />
beobachtete harte Aussprache des "a" ist ebenso bei dem namhaften Architekten Paul Bonatz zu beobachten, der 1877 im lothringischen <br />
Solgne geboren wurde, dessen Vater aber ein deutscher Beamter bäuerlicher Herkunft aus Mecklenburg war. Er ist bekannt als der Architekt des <br />
Stuttgarter Bahnhofs.<br />
<br />
<br />
Die Entwicklung führte bis zum Jahre 1725 wieder zu den ursprünglichen Hufenzahlen jedoch zu einer Neueinstufung der Hufengröße<br />
15 Dreiviertelhufen,<br />
3 Halbhufen,<br />
8 Sechstelhufen (Cossaten)<br />
<br />
Die Ursache lag in der als '''Landesvermessung und Bonitierung 1703 ff.''' bekannten Neubewertung der Hufen. Später wurden die Hufen in Abständen nach einer erneuten Bonitierung neu bewertet. Dabei erfolgte hinsichtlich der Feldanteile häufig auch eine Neueinteilung der Hufen. Daraus resultieren veränderte Angaben zu den Hufengrößen in den nachfolgenden Registern.<br />
<br />
Für die Spezifikation von 1725 war eine Vermessung der Feldmarken und deren Bewertung nach Scheffel Einsaat durchgeführt worden. Die Karten der Feldmarksvermessung sind in den Archiven kaum noch vorhanden. Sie waren aber für den Ingenieur Wiebeking eine wesentliche Grundlage für die Erarbeitung seiner Landeskarte, die wiederum von Schmettau die Grundlaage seiner Karten wurde.<br />
Die Bonitierung, d.h. die Feststellung der Ertragsfähigkeit der Böden erfolgte durch die Landmesser in Scheffel Einsaat. Flächen <br />
mit 100 Scheffel Einsaat sollten nun eine Hufe bilden. Zuvor war die Hufengröße als Flächenmaß gesehen worden. Eine Hufe sollte nach <br />
heutigen Maßeinhelten eine Fläche von 20 bis 21 ha ausmachen. Das war jedoch je nach Region uneinheitlich. Die Neubewertung <br />
sollte bessere Grundlage für die Besteuerung der Hufen sein. Bei der Bonitierung ging man von der je nach Bodenart <br />
unterschiedlichen Einsaatmengen aus. Auf den Scheffel Einsaat entfielen bei guten Böden 100 Quadratruhten, bei schlechten <br />
Böden 200 Quadratruthen. Die Wiesen wurden nach Fuder Heu bewertet. Auf eine Hufe sollten 20 Fuder Heu kommen. Dem <br />
Fuder Heu entsprachen 150 bis 300 Quadratruthen, Aus diesen Zahlen ergab sich eine Hufengröße von 10000 bis 20000 Quadratruthen <br />
das sind 21,7 bis 46,4 ha.<br />
<br />
Auch nach Ende des Dreißigjährigen Krieges bleiben die Zeiten im Amt Boizenburg unruhig. Im Jahre 1719 wird das Amt durch braunschweigische und hannoversche Exekutionstruppen besetzt. Auslöser dafür war der der Streit des Herzogs Carl-Leopold, der eine absolutitische Herrschaft einführen wollte, mit den Ständen, die ihrerseits keine Privilegien aufgeben wollten. Diese hatten sich beim Kaiser beklagt. Der Kaiser ordnete die Reichsexekutution an, die von Braunschweig und Lüneburg ausgeführt wurde. Im Jahre 1734 wird das Amt Boizenburg an Hannover verpfändet, um die Exekutionskosten einzutreiben. In Boizenburg werden hannoversche Truppen stationiert.<br />
<br />
In den Jahren 1756 bis 1763 führte Preußen den Siebenjährigen Krieg, in dem Mecklenburg neutral war. Das Land hatte jedoch unter Durchmärschen mit Plünderungen und zwangsweisen Soltatenanwerbungen zu leiden.<br />
<br />
Im benachbarten Niendorf kauften 1763 die Bauern gemeinsam ihrem Gutsherrn von Knesebeck auf Badekow ihre Hufen ab. Vorher hatte sie sich aus der Leibeigenschaft freigekauft.<br />
<br />
Für das Jahr 1751 liegt wiederum ein Verzeichnis vor.<br />
<br />
'''Beichtkinderverzeichnis 1751'''<br />
<br />
Als Bemerkung vorangestellt: "Besitz, ein Hochfürstlich. Dorf, und hat eine Capelle. Se. Herzogl. Durchl. sind Hoher Patronus"<br />
<br />
Genannt sind jeweils mit Angehörigen und Personal die 18 Hüfner Johann Otto Basedau (Schultz und Krüger), Clas Wilhelm Bonahts, Hans Jacob Hagemann, Hans Jochim Schütt, Andreas Ditmar, Franz Adam Burmeister, Wilhelm Hase, Hinrich Konau, Johann Fihlmann, Franz Bonahts, Johann Behnke, Hans Jacob Gädeke, Johann Burmeister, Johann Niland, Hans Jacob Fihlmann, Johann Peter Drinkgehrn, Frantz Joachim Stöckmann und Clas Joachim Niland, <br />
<br />
die 6 Kossaten Clas Christopher Rehr, Frantz Jürgen Busch, Clas Fielmann, Johann Hinrich Swart, und Johann Hennings, dazu die 2 Kiffner Franz Wille und Johann Gleits. (Kiffner hatten etwa eine den späteren Häuslern, auch den Büdnern, entsprechende Stelle, in einigen Fällen als Brinksitzer oder in der Teldau als Deichlieger nur ein Haus.)<br />
<br />
Hinzu kommen die Handwerker: Tischler Joachim Brokmüller, Schneider Balthsar Hase, Schneider/Kiffner Johann Christoph Eggert, Schneider/Kiffner Nicolaus Jürgen Wolter, Schuster/Einlieger Hans Joachim Jacob Tiedemann (im Amt Boizenburg) und der Rademacher Hans Jürgen Wohnrau. Dabei bedeutet Schneider/Kiffner, dass der Betreffende im Gegensatz zu Schuster/Einlieger ein eigenes Haus hat.<br />
<br />
Weitere Einlieger: Joachim Bödker, Wwer. Peter Niland, Clas Eggert, der 90jährige Hans Dose, Wwe. Elise Konau, Wwe. Anna Cath Lüren, Wwe. Dor Meineken, und Marg. Krusen, Clas Witrok <br />
<br />
dazu der Kuhhirt Clas Joachim Burmeister und der Schweinehirt Clas Lühr.<br />
<br />
Insgesamt werden wiederum 144 Personen aufgeführt<br />
<br />
===Büdneransiedlung nach 1753===<br />
<br />
Um den immer noch größeren Umfang der nicht genutzten Flächen zu verringern und damit verbunden auch den nicht erbenden Bauernsöhnen, den Dorfhandwerkern sowie den Dorfarmen eine wirtschaftliche Perspektive zu geben, damit auch der Landflucht vorzubeugen, erließ Herzog Christian Ludwig im Jahre 1753 das '''Büdnerpatent''', das die Ansetzung von Bauern auf wüsten Hufen und von Tagelöhnern auf kleinen Erbpachtstellen (Büdnereien) im Domanium vorsah. Den Büdnern wurden<br />
- zwei Freijahre (ohne Abgaben),<br />
- das nötige Holz für den Bau und die Reparaturen der Gebäude,<br />
- Teilnahme an der Gemeindeweide gegen Hütelohn für eine Kuh mit Kalb, einige Schafe und Schweine,<br />
- 100 Quadratruten Gartenland,<br />
- und nur 4 Thlr. Abgaben zugestanden.<br />
Diese Büdneransiedlung wurde 1778 bereits wieder gestoppt und erst zum Ende des Jahrhunderts wieder aufgenommen. In den Dorfscontracten von Klein Bengerstorf von 1792 und Groß Bengerstorf von 1797 finden sich folgende Aussagen, die allgemein in dieser Zeit in die Contracte aufgenommen wurden, obwohl es in beiden Dörfern noch keine Büdner gab: "Sind die etwanigen Büdner im Dorfe zwar in Ansehung ihrer Amts- Erlegnisse (offenbar wurde von den Büdnern grundsätzlich Geld hinterlegt), nach Vorschrift des §phi 3 dieses Contracts von Pachtung gänzlich ausgeschlossen (von der contractlich festgelegten Gemeinschaftspachtung der Hauswirte und Cossaten). Inzwischen müßen sie doch, wenn es dort hergebracht ist, zu den gemeinsamen Dorfs-Lasten, als zu den Pfarr- und Mühlen-Diensten, zum Hirten- und Pfänder-Lohn (Pfänder = Panner = Feldwächter) zu den Feuer-Versicherungs-Anstalten, auch allenfalls zur Unterhaltung der Dorfs-Armen, zu ihrem Antheil nach Ermäßigung (Maßgabe) des Amtes mit zu Hilfe kommen, da sie patentmäßige Weide-Freyheit für ihr Vieh genießen (gemäß Büdnerpatent). Jedoch hat vorstehende Verbindlichkeit auf etwanige Büdner-Kathen im Dorfe keine Anwendung, weil diese ihre Wohnungen blos auf eigene Kosten zu unterhalten verbunden sind" (Büdner hatten den Status von kleinen Erbpächtern).<br />
<br />
Im Jahre 1809 wurde ein neues Regulativ betreffend die Büdneransetzung erlassen. Dieses sah nun veränderte Bedingungen vor:<br />
<br />
- gründliche Prüfung der Gesuche der "Baulustigen",<br />
- Beihilfen an Geld, Material und Fuhren wurden zum Bau nicht mehr gewährt,<br />
- nur noch ein Freijahr,<br />
- keine Weidefreiheit auf der Gemeindeweide für die neu anzusetzenden Büdner,<br />
- keine jährliche Hilfe mit Feuerung und Befriedigungsmaterialien, nur noch Stubbenroden und Holzsammeln an festgelegten Tagen,<br />
- zur Verhinderung von Forstfreveln war die Pferdehaltung untersagt,<br />
- keine Zuteilung von Wiesen in Erbpacht, nur in Zeitpacht, wenn ausreichend Wiesen vorhanden waren.<br />
- Zu den 100 Quadratruten Haus-, Hof- und Gartenplatz wurde dann jedoch häufig noch weiteres Acker-, Wiesen- und Weideland in <br />
Erbpacht gegen besondere Bezahlung gegeben. <br />
<br />
Nach einem Regulativ von 1828 waren die alten Büdnereien bei künftige Feldmarksregulierungen für die Weidegerechtigkeit mit Land abzufinden. Das führte zu einer Vergrößerung der Büdnereien. Die Inerbpachtnahme weiteren Acker- Wiesen- und Weidelandes wurde nun gesetzlich sanktioniert. Darüber hinaus wurde es gestattet, mit Erlaubnis des Amtes weiteres Land in Zeitpacht zu erwerben. Den Büdnern wurde häufig Land in den Außenschlägen, das weniger intensiv genutzt worden war, oder weniger ertragsfähiger Acker zugeteilt. Dabei ging man davon aus, dass die Büdner zur Ernährung ihrer Familien die Nutzung ihrer Flächen intensivieren würden. Die Bedingungen für die Büdnereipacht waren im Büdnerbrief festgelegt, der nur bei Vergrößerung der Büdnerei verändert werden durfte. Das gab den Büdnern einige Sicherheit gegen willkürliche Eingriffe des Amtes. Als Erbpacht hatten die Büdner nun den Kornkanon in Geld zu zahlen, für den der Roggenwert als 20jähriger Durchschnittswert an verschiedenen Marktorten, so neben Schwerin, Wismar, Rostock und Grabow auch in Boizenburg festgestellt wurde.<br />
<br />
In Besitz scheint die Büdneransiedlung offenbar, ähnlich wie in der Teldau, Gülze und Bandekow zügiger erfolgt zu sein. Die Ursache dafür könnte in dem größeren Bedarf wegen der höheren Anzahl landloser Dorfbewohner, aber auch in der überdurchschnittlich möglichen Landzuteilung aus der "Heide", das heißt ungenutzter Flächen, die nur der extensiven Weidenutzung unterlagen. Im Jahre 1800 waren in Besitz bereits 10 Büdner vorhanden. Nachdem es bis 1818 bei 10 Büdner stagniert hatte, wurden im Staatskalender 1825 28 Büdner genannt, jedoch danach 1851/52 die noch nach 1900 vorhandene Zahl von 26 Büdnern. <br />
<br />
Die Entwicklung der Büdnereien hat in neuerer Zeit zu einer Vergrößerung einiger Büdnerstellen geführt. das Ergebnis dessen zeigt sich in den gegenüber anderen Dörfern ungewöhnlich großen Büdnergehöften.<br />
<br />
<br />
'''Die Büdnereien''' (Auswahl):<br />
<br />
<br />
''3 Büdnereien am Postweg'':<br />
<br />
Büdnerei B 8, (früher Gothmann, 2023 Hagemann), Bild Greve<br />
<br />
[[Datei:Poststraße IV.jpg|350px]]<br />
<br />
[[Datei:Besitz.Büdnerei B 8.alt.jpg|350px]], <br />
<br />
Bild Kopie aus der Besitzer Chronik von E.Dettmann.<br />
Dieses Bild in schlechter Qualität stellt die Büdnerei vor dem durch Blitzschlag verursachten Brand im Jahre 1932 dar.<br />
<br />
Büdnerei B 11 am Postweg Nr.6, Bild Greve<br />
<br />
[[Datei:Poststraße I.jpg|350px]]<br />
<br />
Büdnerei B 10 am Postweg Nr. 8, Bild Greve<br />
<br />
[[Datei:Poststraße II.jpg|350px]]<br />
<br />
<br />
Büdnerei B 6, Kurt-Bürger-Straße 79; Bild Greve<br />
<br />
[[Datei:Büdnerei Nielsen.jpg|350px]]<br />
<br />
Im Internet ist die Büdnerei als Baudenkmal ausgewiesen (22.07.2023)<br />
<br />
<br />
Büdnerei B 2, Schulstraße 71, Bild Greve<br />
<br />
[[Datei:Büdnergehöft an Schulstraße 62.jpg|350px]]<br />
<br />
<br />
Büdnerei B 4; Rosenstraße 60, Bild A.Werth<br />
<br />
[[Datei:Besitz.B 4. Radöhl.jpg|350px]]<br />
<br />
<br />
Die Büdnereien am "Katzenschwanz", Bild Greve<br />
<br />
[[Datei:Büdnereien am Katzenschwanz.jpg|350px]]<br />
<br />
Der Katzenschwanz war ursprünglich eine Reihe von Büdnereien von B 13 am Ortsausgang nach Blücher bis B 20 und B 7. Auf dem Bild sind rechts noch die Büdnereien B 7 und B 20 zu erkennen. Dann folgen zwei Einfamilienhäuser auf dem Grundstück der B 19. Die B 18 ist abgebrochen, das Grundstück nicht bebaut. Die B 13 bis B 17 sind noch vorhanden, teils umgebaut und anderer Nutzung.<br />
<br />
Im Internet sind die Büdnereien 16 (Hausnummer 30) und 20 (Hausnummer 20) als Baudenkmale ausgewiesen (22.07.2023)<br />
<br />
[[Datei:Besitz.Büdnerei B 18.Iserloth.jpg|350px]]<br />
<br />
Das historische Bild der B 18 zeigt das letzte Rauchhaus in Besitz, Eigentümer Iserloth. Bild A.Werth<br />
<br />
<br />
[[Datei:Besitz B 19.Buss.jpg|350px]]<br />
<br />
Büdnerei B 19: Das historische Bild zeigt die B 19 der Familie Otto und Meta Buss. Auf der gegenüber liegenden Seite steht der Häusler Heinrich Hagemann auf seinem Gehöft H 22. Bild A.Werth<br />
<br />
<br />
[[Datei:Besitz.Büdnerei.Sandberg.jpg|350px]]<br />
<br />
Das Gehöft der Büdnerei B 26, Kurt-Bürger-Straße 1 ist sehr auffällig, wenn man sich von Kuhlenfeld kommend Besitz nähert. Es ist der Nummer nach die jüngste Büdnerei in Besitz. Der Eigentümer Sandberg betrieb eine Windmühle und eine Gastwirtschaft. Im Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender 1881 ist der Müller noch unter den Erbpächtern ausgewiesen. Wahrscheinlich hat folglich Sandberg die Windmühle von einem Erbpächter erworben. Bild Greve<br />
<br />
===Weitere Entwicklung im Abhängigkeitsverhältnis zur Grundherrschaft===<br />
<br />
Im ausgehenden 18.Jahrhundert wurden mit den Bauern der Domanialdörfer (Hüfner und Kossaten) gemeinschaftliche Pachtversicherungen abgeschlossen, die oft als Dorfscontracte bezeichnet werden. Letztere Bezeichnung war rechtlich nicht möglich, da mit leibeigenen Bauern keine Contracte (Verträge) abgeschlossen werden konnten. Diese Pachtversicherungen gaben den leibeigenen Zeitpächtern eine gewisse Sicherheit, dass sie bei ordnungsgemäßer wirtschaftlicher Führung nicht von ihrem Hof abgemeiert werden konnten. Sie dienten aber in erster Linie einer Neubonitierung und damit Neubewertung ihrer Hufen mit dem Ziel, möglichst eine höhere Pacht zu erlangen. Der Bonitierung ging häufig eine Neuvermessung und eine Neueinteilung der Feldmark voraus.<br />
<br />
<br />
Für Besitz ist solche Urkunde zu dem frühen Zeitpunkt nicht bekannt. Für Klein Bengerstorf liegt eine solche aus 1792 vor, für Zweedorf aus 1793, für Groß Bengerstorf aus 1797. Die Pachtversicherungen wurden in Abständen von 24 Jahren, teils auch geringer erneuert. Als Beispiel soll hier auszugsweise die Klein Bengerstorfer Pachtversicherung wiedergegeben werden:<br />
<br />
<br />
''''' „Pacht-Versicherung für die Dorfschaft Lütten-Bengerstorff <br />
Amts Boitzenburg auf<br />
24 Jahre von Joh. 1792 bis dahin 1816“''''' <br />
<br />
(Anmerkung: Pachten wurden immer zum Beginn eines neuen Wirtschaftsjahres zu Johannis, dem 24.Juni abgeschlossen.)<br />
<br />
''„Wir Friederich Franz von Gottes Gnaden Herzog zu Mecklenburg, Fürst zu Wenden, Schwerin und Ratzeburg, auch Graf zu Schwerin, der Lande Rostock und Stargard Herr!<br />
Geben hiemit zu wißen: daß Wir nach beschafter neuer Regulirung der Dorfschaft Lütten-Bengerstorff Amts Boitzenburg solche Feldmark den Hauswirthen Pachtweise eingeben, und darüber nachstehende Versicherung ertheilet haben.<br />
Es wird solchemnach''<br />
§ 1<br />
''den sämmtlichen Hauswirthen zu Lütten-Bengerstorff, namentlich … ihre bisher inne gehabte Feldmark mit allen, nach dem neuen Ertrags-Anschlage dazu gehörenden Aeckern, Wiesen, Weiden, Gärten und Wohrten (Hofland u.-koppeln, D.G.) und überhaupt mit aller Nutzung auf 24 nach einander folgende Jahre, nämlich von Johannis 1792 bis dahin 1816 solchergestalt pachtweise überlaßen, daß sie das alles bester ihrer Gelegenheit nach, jedoch auf gute hauswirthschafthliche Art, und wie es dieser Contract vorschreibt, während dieser Jahre nutzen und gebrauchen können, und so lange sie diesen Contracts-Verbindlichkeiten genau nachkommen, bei dem ruhigen Besitz und Genießbrauch allerwege gegen jedermann kräftigst geschützet werden sollen.''<br />
§ 2<br />
''Wird zwar der von dieser Feldmark gefertigte neue Ertrags-Anschlag bey dieser Verpachtung zum Grunde gelegt; jedoch wird von dem angeschlagenen weiter nichts, als die Ruthen-Zahl garantiert. Conductores (Pächter, D.G.) haben sich dahero weiter nichts, als was besagter Anschlag, und so wie er in diesem Contract zum Theil noch näher bestimmt ist, enthält, anzumaaßen, mithin dürfen sie sich auf einen vormahligen Besitz und Genießbrauch nicht beziehen, sondern müßen sich mit demjenigen genüge laßen, was nach dem Anschlage und diesem Contracte ihnen verpachtet worden.''<br />
§ 3<br />
''Gleichwie nun Conductores auf die Zukunft, wie im vorherigen §pho gedacht worden, sich nichts weiter anmaaßen dürfen, als was der Ertrags-Anschlag besaget, und durch diesen Contract näher bestimmt worden; so bleiben auch den zu folge nachstehende Punkte von der Pachtung gänzlich ausbeschieden:''<br />
1. ''Es cessiret (fällt weg, D.G.)'' ...<br />
2. ''Werden der Garten, Acker und Wiesen des Schulmeisters, ferner der, zu dem am Post-Wege bei Schildfelde belegenen Kathen gehörende Garten, nicht minder der Schulzen-Acker, die Schulzen-Wiese, und die an die Mühle zu Schildfelde gekommenen Pertinenzen'' ... <br />
3. ''Sind Pächtern schuldig dem Schulmeister die freye Weide für sein Vieh, welches er nach dem Schul-Reglement halten kann, zu geben. Demnächst bleiben''<br />
4. ''Pächter verpflichtet, die bishero von ihnen geschlagenen 14 Faden Deputat-Holz, da der Betrag im Anschlag dafür gekürzet ist, jährlich zu schlagen.''<br />
5. ''Sind auch die Büdner im Dorfe und deren Praestanda (Abgaben, Pflichtleistungen, D.G.), in der Pachtung nicht mit begriffen, maaßen diese nach wie vor besonders ans Amt entrichtet werden müßen.''<br />
''Ist auch die Jagd und die Mast in dieser Feldmark reserviret. Sollte letztere aber zur Verpachtung kommen, wird sie Pächtern vorzüglich für das Taxatum überlaßen.''<br />
§ 4<br />
...<br />
§ 5<br />
''Ist das gesammte Ackerwerk auf dieser Feldmark auf Kosten unserer Reluitions-Commission unter die 9 3/4-Hüfner und 5 3/8-Hüfner in 15 gleiche Theile vertheilet, daß mithin 14 Hauswirthe unter sich völlig gleich gemacht sind, und die beiden Achtler zusammen so viel, wie ein Hauswirt erhalten haben; auch das Feld in 7 Binnen- und 7 Außen-Schlägen vertheilet worden. Pächter müßen nun während diesen Contracts-Jahren, jede Schlagordnung so nutzen, daß 3 davon jährlich besäet, einer Braach und 3 zur Weide genutzet werden. Inzwischen wird den Pächtern auch gestattet, in die Braach Buchweizen zu säen. Conductores müßen den Acker jederzeit tüchtig und hauswirthschaftlich bestellen, die Braach-Schläge jedesmal gehörig bedüngen, und die nöthigen Acker- und Abzugs-Gräben aufziehen, mithin sich jederzeit als fleißige und tüchtige Hauswirthe bezeigen. Und da'' <br />
§ 6 <br />
''Pächter überhaupt schuldig und verbunden sind, alle zur Verbeßerung ihres Acker- und Wiesenwerks nöthige Waßer-Ableitungs-Gräben auf ihrer Feldmark aus eigenen Mitteln zu ziehen, und selbige stets offen und in gutem Stande zu erhalten; so wird ihnen noch besonders zur Pflicht gemacht:''<br />
…<br />
§ 7<br />
''Müßen Pächter auf die Grenzgräben auf ihrer Feldmark, wenn solche das erstemahl auf Kosten unserer Reluitions-Commission nach Ermäßigung (wohl Maßgabe, D.G.) des Amts gezogen, und in gutem Stande gesetzt sind, mit ihren Grenz-Nachbarn gemeinschaftlich stets offen und in gutem Stande erhalten. Dabei wird Pächtern überhaupt, besonders aber dem Schulzen zur Pflicht gemacht, auf die Erhaltung wichtiger Scheiden und Grenzen ein wachsames Auge zu halten, und dadurch allen Schmälerungen derselben vorzubeugen. Sollte aber von den Grenz-Nachbarn einige Schmälerung und Beeinträchtigung der Scheide unternommen werden, müßen sie davon dem Amte unverzüglich Anzeige machen.''<br />
§ 8<br />
…<br />
§ 9<br />
''Müßen Pächter ihre Gebäude auf den Gehöften, auch die sonstigen Dorfs-Gebäude, als Hirten- und Schul-Kathen u.s.w. jederzeit in Dach und Fach auf eigenen Kosten in gutem Stande unterhalten, mithin alle dabey vorkommende Reparaturen ohne Unterschied übernehmen; jedoch sollen ihnen dazu die rohen Holz-Materialien, ausgenommen die Tannen Bretter, als welche Pächter sich selbst anschaffen müßen, unentgeldlich, die erforderlichen Mauer-Steine aber gegen Erlegung des Brennlohnes und Zählgeldes, nach Ermäßigung des Amts und Forstes verabreichet werden. Allemahl aber wird Dorfs wegen das Dachstroh, wie es bey allen Pächtern in Unsern Domainen gebräuchlich ist, von ihnen unentgeldlich hergegeben. Jedoch hat vorstehende Verbindlichkeit auf die etwanige Büdner-Kathen im Dorfe keine Anwendung, weil diese ihre Wohnungen blos auf eigene Kosten zu erhalten verbunden sind. Daferne'' <br />
<br />
§ 10<br />
''aber neue Bauten unvermeidlich werden, soll Pächtern, in so ferne solche ohne ihr Verschulden, und bei Beobachtung zeitiger Reparaturen nothwendig werden, bei unentgeldlicher Verabreichung der sämmtlichen rohen Holz-Materialien außer den Tannen Brettern und der Ziegel-Steine, letztere gegen Erlegung des Brennlohnes und des Zählgeldes, zum Bau eines neuen Hauses = 100 Rthlr N/3tel und zum Bau einer neuen Scheune = 30 Rthlr N/3tel, wofür sie solche Bauten tüchtig und untadelich beschaffen müßen, ausbezahlt werden. Auf andern sonstige neue Bauten aber, als Schul-, Altentheils-Katen, Thor- und Hirten-Häusern, auf Ställen, wird außer den rohen Holzmaterialien nichts gut gethan. Mit den, bey den in ihrem Dorfe vorkommenden neuen Bauten erforderlichen Spann- und Hand-Diensten, auch Dach-Stroh-Lieferung, bleibt es bey der bisher eingeführten Ueblichkeit, worauf ein jeder Wirth pro rata diese Dienste unentgeldlich leistet, und das Dachstroh hergiebt.''<br />
§ 11<br />
''Zu den Befriedigungen erhalten Pächter keinen Busch aus unserm Forst unentgeldlich angewiesen, sondern sie müßen diese Bedürfnisse aus ihrer Weiden-Zucht nehmen, und zu dem Ende muß jeder Hauswirth jährlich wenigstens = 100 Stück Pathweiden stoßen und zum Anwachs bringen oder für jede fehlende Weide = 16 ßl N/3tel Strafe erlegen. Des Endes sollen alle auf ihrem Felde befindliche Weiden aufgezählet, und diese Aufzählung alle 6 Jahre Forstwegen wiederholt, und sodann derjenige Hauswirth, der es an der vorgeschriebenen Beförderung der Weiden-Zucht ermangeln laßen, mit obiger Strafe belegt werden.''<br />
Setzen Pächter statt der Befriedigungen Stein-Mauern, so erhalten sie für jede Ruthe 16 ßl ''N/3tel vergütet. Die benötigten Latten, Schleete p.p. müßen Pächter aus dem ihren anzuweisenden kleinen Brüchen auf ihrem Felde nehmen. Und da''<br />
§ 12 <br />
''in Zukunft alle Brücken auf dem Felde und in den Wegen auf dieser Feldmark nach Möglichkeit von Feldsteinen auf Kosten des Amtes verfertigt werden sollen; so verbinden sich Conductores, die hiezu erforderlichen Spann- und Hand-Dienste ohne Vergütung zu leisten und demnächst diese Brücken im Stande zu erhalten. Wie sie denn auch verpflichtet sind, die sämmtlichen Land- Communications-(Verbindungs-, D.G.) Kirchen- Mühlen- und Acker-Wege, so weit ihr Feld reicht, imgleichen die Dämme im Dorfe auf ihre Kosten in gutem Stande zu erhalten. Besonders müßen Pächter den über ihre Feldmark gehenden Postweg stets in gutem fahrbahren Stande erhalten und wenn er verschnien ist aufschaufeln. Das zu den Wegebeßerungen etwa nöthige Holz, soll ihnen, wenn sie davon bei der jährlichen Zimmer-Besichtigung die nöthige Anzeige machen, nach Ermäßigung des Amtes und Forstes unentgeldlich verabreicht werden.''<br />
§ 13 <br />
''Sind die etwanigen Büdner im Dorfe zwar in Ansehung ihrer Amts-Erlegnisse (offenbar wurde von den Büdnern grundsätzlich Geld hinterlegt, D.G.), nach Vorschrift des §phi 3 dieses Contracts von der Pachtung gänzlich ausgeschlossen. Inzwischen müßen sie doch, wenn es dort hergebracht ist, zu den gemeinsamen Dorfs-Lasten, als zu den Pfarr- und Mühlen-Diensten zum Hirten- und Pfänder-Lohn (Pfänder = Panner = Feldwächter, D.G.), zu den Feuer-Versicherungs-Anstalten, auch allenfalls zur Unterhaltung der Dorfs-Armen, zu ihrem Antheil nach Ermäßigung (Maßgabe) des Amtes mit zu Hülfe kommen, da sie die patentmäßige Weide-Freyheit für ihr Vieh genießen. (d.h. gemäß Festlegungen im Büdnerpatent, D.G.)''<br />
§ 14<br />
''Entrichten Pächter die üblichen Priester- und Küster-Gebühren außer der Pension ohne Vergütung; sie leisten auch bei vorfallenden Pfarr- und Kirchen-Bauten die ihnen obliegenden Spann- und Hand-Dienste nach wie vor unentgeldlich, wie solche nötig sind, und sie ihnen angesagt werden.''<br />
§ 15<br />
''Müßen Pächter nach der vom Amte ihnen anzuweisenden Mühle mahlen, und sind als Zwang-Mahl-Gäste verbunden, diejenigen Fuhren und Hand-Dienste, die überhaupt zur Erhaltung der Mühle erforderlich sind, unentgeldlich zu leisten.''<br />
<br />
''Nicht minder''<br />
§ 16<br />
''müßen Pächter nach der ihnen Amtswegen anzuweisenden Schmiede arbeiten laßen, auch das ihnen jährlich enquotisch einländische Salz von unserer Saline zu Sülze (heute Bad Sülze, D.G.) oder der nächsten Niederlage, nach Vorschrift des Amts gegen Bezahlung des bestimmten Preises nehmen, auch die Salz-Quoten des Schulmeisters und der übrigen Einwohner im Dorfe unentgeldlich mitbringen.''<br />
<br />
''Sollte''<br />
§ 17<br />
''Forstwegen es verlangt werden; so muß jeder Hauswirth einen Herrschaftlichen Sau-Hetz-Hund frey auf die Fütterung nehmen, oder für die Befreyung von der Ausfütterung jährlich = 1 Rthlr. N/3tel ans Amt bezahlen.''<br />
§ 18<br />
''Wird auch besonders noch vestgesetzet, wie Conductores zu allen den Praestationen (Leistungen, Verpflichtungen), wozu sie als Leibeigene verbunden sind, und die theils nach dem Amts-Haushalt, theils nach der bey den Aemtern eingeführten Polizei erfordert werden, z.B. zur Lieferung der Betten für die Handwerker, bei neuen Bauten im Dorfe, zu Schlagung und Anfahrung des Holzes für die Hebammen p.p. nach wie vor verpflichtet bleiben, in so ferne sie nicht durch diesen Contract ausdrücklich davon befreyet sind.''<br />
§ 19<br />
''Sind Pächter zwar vom Hofe-Dienst während dieser Contracts-Jahre gänzlich befreyet; es muß aber jeder der 14 Hüfner jährlich 18 Spann- und 12 Hand-Tage, und jeder der 2 Achtel-Hüfner 12 Hand-Tage im Extra-Dienst verrichten, wofür ihnen die Vergütung in der Pension abgesetzt ist. Sollte auch den Umständen nach, das Amt, außer diesen bestimmten Extra-Diensten, etwa noch mehrere von ihnen in einem Jahre verlangen; so müßen sie solche jedesmahl prompt und gehörig leisten. Es sollen ihnen aber die über die bestimmten Extra-Dienste noch mehr verrichteten, beim Schluß jeden Rechnungs-Jahres, mithin auf Johannis, nach deshalb zugelegter Liquidation, baar vom Amte respee (bzw.) mit 16 und 6 ßl N/ 3tel vergütet werden. Pächter sind aber auch verbunden, die von den bestimmten Extra-Diensten etwa in einem Jahr nicht abgeleisteten, nach eben dem Verhältnis zu bezahlen. Daneben wird ihnen noch die Versicherung gegeben: daß sie in der Erndte- und Saat-Zeit mit diesen Extra-Diensten, außer in den dringendsten Nothfällen, und wenn das Amt nicht anders rathen kann, gänzlich verschont bleiben sollten.''<br />
§ 20<br />
''In Ansehung der etwanigen Erbfolge bei anstehenden Sterbefällen, behält es allerwege bei der eingeführten Cammer-Üblichkeit sein Bewenden, daß nämlich eines von des verstorbenen Hauswirths Kindern, so ferne der Tüchtigkeit wegen nichts eizuwenden seyn mögte, nach Befinden bey dem Gehöfte conserviret bleibt, ein weiteres Erbgangs-Recht aber schlechthin nicht statt findet, viel mehr Unserer Reluitions-Commission die allerfreieste Disposition vorbehalten bleibt.<br />
<br />
Wie denn auch''<br />
§ 21<br />
''Wir in dem Fall, da einer oder der andere von ihnen, mit oder wider sein Verschulden in Rückfall geriethe, Uns die eventuelle Bestellung eines neuen Wirths, doch, daß auf denjenigen, den die Hauswirthe vorschlagen mögten, vorzüglich Betracht genommen werden soll, ausdrücklich vorbehalten, und hiedurch denjenigen Hauswirthen, , die nur auf gewiße Jahre angenommen sind, und als Interims-Wirthe das Gehöft besitzen, kein weiteres Recht, die Hufen länger zu bewohnen, als sie außer diesen Contract hatten, ertheilt haben wollen.''<br />
§ 22<br />
''Die nothdürftige Feuerung müßen Pächter, aus den ihnen Forstwegen anzuweisenden kleinen Brüchen, die des Endes in Kaveln getheilt werden sollen, nehmen, und müßen sie diese Kaveln nach Vorschrift der Forst hauen. Diejenigen Bedürfnisse hingegen, welche zur Erhaltung der Hofwehre nöthig sind, mithin auch das Nutz- und Rade-Holz müßen Pächter nach der Forst-Taxe kaufen, und sich hierunter aller weiteren Anträge beim Amte, um deßen unentgeldliche Verabreichung gänzlich enthalten, maaßen solches bei Pacht-Huefnern nicht weiter ohne Bezahlung gegeben wird.'' <br />
§ 23<br />
''Wollen Wir es insonderheit wegen der Unglücks-Fälle auch mit ihnen, wie mit Unsern Cammer-Pächtern auf den Höfen halten laßen.''<br />
§ 24<br />
''Für den obbeschriebenen Genießbrauch sollten die Pächter während dieses Contracts, jedes Jahr besonders zwar die anschlagmäßigen Pensions-Summen von Sieben Hundert acht und zwanzig Rthlr. 20 ßl. 3 & in neuen nach dem Leipziger Fuß ausgeprägter ein und zwei Drittel Stücke außer der Contribution zahlen; Wir wollen es aber bis auf weitere Verordnung geschehen laßen, daß die Hufen-Steuer von dem anschlagmäßigen Ertrage abgesetzt, mithin dieses Quantum nach folgendermaaßen abgetragen werde, so daß jeder der egalisirten Hauswirthe zu seinem Antheil dazu jährlich = 48 Rthlr. 27 ßl. N/3tel nachstehender maaßen beiträgt<br />
1. An Hufen-Steuer in N/3tel zu 30 ßl. jedesmahl im Herbst 6 Rthlr. 16 ßl. 1/5 &<br />
2. Durch Ableistung 18 Spann- und 12 Hand-Tage jährlich<br />
respee zu 16 ßl. 6 & N/3tel 7 Rthlr. 24 ßl<br />
3. An Pachtgeld in Quartal ratis in N/3tel zu voll 34 „ 4 4/5 & <br />
Summa 48 Rthlr. 27 ßl. -- N/3 tel<br />
''Die beiden Achtel-Huefener, welche zusammen mit einem der egalisirten 14 Hüfener gleich gemacht sind, bezahlen beide zusammen gleichfalls den Antheil von 48 Rthlr. 27 ßl. N/3 tel, und zwar folgender Gestalt:''<br />
1. An Hufen-Steuer in N/3tel zu 30 ßl. jedesmahl im Herbst 6 Rthlr. 16 ßl. 7 1/5 &<br />
2. Durch jährliche Ableistung 24 Handtage für beide in N/3tel 3 „ - „ - <br />
3. An Pachtgeld in Quartal ratis in N/3tel zu voll 39 „ 10 „ 4 4/5 &<br />
Summa 48 Rthlr. 27 ßl. – N/3 tel <br />
''wozu jeder der beiden Achtel-Hüfener zu seinem Antheil 24 Rthlr. 13 ßl. 6 & beiträgt.''<br />
<br />
''Das Pacht-Geld müßen Pächter auf ihre Gefahr und Kosten jedesmahl 14 Tage vor dem Zahlungs-Termin bei Strafe der gestracktesten Exekution an Unsere Reluitions-Casse nebst den üblichen Quitungs-Gebühren für den Bewohner mit 16 ßl. N/3tel fürs Hundert bezahlen, und falls die Pensions-Zahlung an unser Amt Boitzenburg geschiehet, das Postgeld darauf bis Schwerin besonders entrichten.''<br />
''Die Hufen-Steuer hingegen bezahlen Pächter jedesmahl im Herbst, nebst den Receptur-Gebühren an Unser Amt Boitzenburg. Außerdem wird noch von jedem Hauswirth jährlich um Martini die edictenmäßige Neben-Steuer fürs Gesinde, nebst dem gewöhnlichen Contributions-Accidenz fürs Amt berichtiget. Und da von Johannis 1792 an die Abgabe des bisherigen Pacht-Habers gänzlich cessiret; so müßen Pächter den Beamten für die hergebrachte Uebermaaße die Vergütung a Scheffel mit 4 ßl. machen, welches für jeden Hüfener auf 6 Rthlr. 24 ßl. N/3tel beträgt.''<br />
§ 25<br />
''Wollen Wir die Pächter so lange sie mit der Pensions-Zahlung prompt einhalten, von Bestellung eines zinsenlosen Vorschußes zwar befreyen. Damit aber''<br />
§ 26<br />
''Unsere Reluitions-Commission über das alles gesichert sein möge; so haften die Conductores (Pächter) wegen des Ausgelobten alle für einen und einer für alle, mithin in solidum (einzeln) und verpfänden Uns auch ihr gesammtes eigenthümliches Vermögen, itziges und künftiges, nichts davon ausbeschieden, so, daß in dem Fall, da sie mit der Pensions-Zahlung nicht prompt einhalten, Unsere Reluitions-Commission durch die übers ganze Dorf zu verhängende Execution sich aus ihrem eigenthümlichen Vermögen in Ansehung der Rückstände, Schäden, Kosten und Intereße nach allerfreiester Wahl ohne Proceß bezahlt machen könne und möge. Und würde''<br />
§ 27 <br />
''der Fall würklich eintreten, daß Unsere Reluitions-Commission genöthiget wäre, von dieser wechselseitigen Bürgschaft Gebrauch zu machen; so haben die Pächter auf vorgängige sattsame Bedeutung vor Unserm Amts-Gericht zu Boitzenburg, sich dahin erkläret, daß ihnen wider solche Verbürgung keinerlei Einwand, oder Rechts-Behelf schützen oder zu statten kommen solle. Vielmehr entsagen sie aufs bündigste der Einrede, daß der Schuldige zuvörderst executiret, und das Recht wider ihn ihn cedirt (übertragen, D.G.) werden müßte. Auch verbinden sie sich, daß weder sie noch ihre Erben, welche besonders in solidum verpflichtet werden, auf eine Theilung ihrer Bürgschaft, oder auf den Hof- und Land-Gerichts-Gebrauch, vermöge deßen der Bürge, oder deßen Erben mit Erlegung ihres Stranges frey kommen, sich berufen wollen.''<br />
<br />
''Und damit''<br />
§ 28<br />
''die Hauswirthe diese Verbindlichkeit in Ansehung ihrer Verbürgung desto beßer erfüllen mögen; so soll jeder von ihnen die Freyheit und Befugnis haben, wenn er siehet oder mercket, daß einer von ihnen in solche Umstände gerathen mögte, daß er sein ausgelobtes Pacht-Geld zu bezahlen außer stande käme, solches so fort dem Amte anzuzeigen, und einen andern Wirth statt des Unwirths in Vorschlag zu bringen. Da dann nach vorhergegangenr Untersuchung auf dem Felde und dem Gehöfte, dem Befinden nach weiter verfahren werden soll. Vorzüglich hat der Schulze die Verbindlichkeit auf sich, ein wachsames Auge darauf zu halten, daß kein schlechter Wirth etwas von dem unentbehrlichen Inventario des Gehöfts zur Ungebühr veräußere.''<br />
§ 29<br />
''Zur Vesthaltung alles vorstehenden entsagen Conductores den Einwendungen der Übereilung, des Irrthums, der Unwißenheit, des Mißverstandes, der Überredung und wie sie sonst Namen haben mögen, auch redlich der Rechts-Regul, daß eine allgemeine Verzicht nicht gelte, wo nicht eine besondere vorhergegangen. Alles nach sattsamer Überzeugung, maaßen vor der Vollziehung dieses Contracts ihnen vor Unserm Amts-Gericht zu Boitzenburg alles dieses genugsam verdeutlicht worden.'' <br />
''Urkundlich ist dieser Contract in zwei gleichlautenden Exemplaren ausgefertiget, das eine, nachdem Wir es Höchst Selbst behandzeichnet, und mit Unserm Cammer-Insigel versehen laßen, Pächtern ausgeantwortet, das andere von ihnen vollzogen aber ad Acta gelegt. Gegeben auf Unserer Vestung Schwerin den 5ten Octbr 1792''<br />
'''''Friederich Franz HzM'''''<br />
''Sereniss.''<br />
<br />
In der vorstehenden Klein Bengerstorfer Pachtversicherung ist im § 5 festgehalten, dass die Hufen alle gleichgemacht werden sollen und die beiden Achtelhhüfner zusammen einer Hufe gleich gemacht werden sollen. Die Anpassung der Hufen an ein betimmtes Maß war überhaupt ein Zweck der Pachtversicherungen. Dadurch wurden einige Hufen vergrößert. Die Hufen wurden jedoch generell neu bonitiert.<br />
<br />
Für Besitz ist eine Pachtversicherung aus dem Jahre 1856 überliefert. In dieser werden als die Hauwirte<br />
Die Hufen: Nr.1 Marie Nieland, Nr.2 Johann Wöhlke, Nr.3 Wilhelm Martens, Nr.4 Franz Mundt, ....Nr.10 Wilhelm Fielmann, Nr,11 Wilhelm Drinkgern, Nr.12 Johann H.W. Fielmann, Nr.13 Wilhelm Nielandt, Nr.14 Schulze Johann Wilhelm Drost, Nr.15 Franz Greve, Nr.16 Christ. Trilk, Nr.17 Hans Heinrich Schütt, Nr.18 Joachim Heinrich Dittmer, .... Nr.23 Johann Drinkgern, Nr.24 Johann Konow, Nr.25 Heinrich Fielmann, Nr. 26 Christ. Hafemeister und <br />
die Kosssaten: ...Nr.5 Johann Dürkop, Nr.6 Joachim Hennings, Nr. 7 Johann Wöhlke, Nr.8 Hans Fielmann, Nr. 9 Franz Wöhlke, ..... Nr.20 Johann Drinkgern, Nr. 21 Heinrich Wöhlke, Nr.22 Heinrich Rehr.<br />
<br />
<br />
Die Angaben zum Hufenstand im Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender auf das Jahr 1800 lauten für Besitz:<br />
- 15 Dreiviertelhufen<br />
- 3 Halbhufen<br />
- 8 Sechstelhufen<br />
- 10 Büdner und<br />
- und Schule.<br />
Diese werden auch 1810 und 1814 wiederholt.<br />
<br />
Nun wird auch die Schule erwähnt, die es offenbar bereits längere Zeit gegebene haben wird, wie die Nennung des Schulmeisters Wittrock im Beichtkinderverzeichnis von 1704 verdeutlicht.<br />
<br />
==Die Neuzeit nach 1800==<br />
In den Mecklenburgischen Staatskalendern ist Besitz nun wieder mit anderen Hufenständen vertreten:<br />
<br />
MStK. 1818 <br />
- 25 Dreiviertelhufen<br />
- 3 Halbhufen<br />
- 8 Sechstelhufen<br />
- 10 Büdner, Schmiede und Schule<br />
<br />
MStK. 1825<br />
- 15 Dreiviertelhufen<br />
- 3 Halbhufen<br />
- 8 Sechstelhufen<br />
- 28 Büdner, Kapelle, Schmiede, Schule<br />
<br />
Die 25 Dreiviertelhufen in 1818 sind vermutlich als ein Übertragungsfehler anzusehen.<br />
<br />
Im Jahre 1820 wird nun auch in Mecklenburg die Leibeigenschaft aufgehoben. Das führte im Lande insbesondere auf den ritterschaftlichen Gütern zu sozialen Verwerfungen, weil damit das Heimatrecht der nunmehrigen Tagelöhner nicht mehr gewährleixtet war. Wurden die Tagelöhner entlassen, hatten sie kein Wohnrecht mehr. Fritz Reuter hat in seinem niederdeutschen Epos "Kein Hüsung" diese Verhältnisse dargestellt. Im Domanium waren die nunmehrigen Zeitpächter, die ihrer Arbeit nachkamen, wesentlich besser gesichert. <br />
<br />
<br />
<br />
===Die Bildung von Gemeinden in Mecklenburg und speziell in Besitz===<br />
Die Gemeinde als Begriff, der in der evangelischen Kirche bereits seit langem üblich war, wurde für die Dorfschaften erst im 19. Jahrhundert gebräuchlich. In Domanial-Dörfern hatte der Schulze zuvor unmittelbar "auf grund der ihm erteilten Anweisungen die herrschaftliche Verwaltung nach allen Richtungen zu unterstützen, vornehmlich auch in der Gemeindeverwaltung, da diese unmittelbar vom Amte geleitet wurde und die Gemeinde eine selbständige Verwaltung nicht führte." (BIERSTEDT, Die Amtsführung der Gemeinde- und Ortsvorstände im Domanium des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin, Lübz 1904).<br />
Im Jahre 1865 wurde eine Gemeindeordnung erlassen, die bereit 1869 als "Revidierte Gemeindeordnung" erneuert wurde. Danach wurden die Gemeinden im Domanium gegründet, so auch in Besitz. Sie erhielten eine selbständige Gemeinde-, Armen- und Schulverwaltung. Die Schulzen waren Ortsvorsteher. Sie wurden auf Antrag des Domanialamtes an das Ministerium des Innern durch den Großherzog bestellt. Die Gemeindemitglieder hatten kein Mitbestimmungsrecht. Als 1848 die Klein Bengerstorfer Bauern die Forderung stellten ihren Schulzen selbst bestimmen zu dürfen, erhielten sie eine grobe Abfuhr. Die Vertretung des Schulzen im Verhinderungsfalle können nur Mitglieder des Gemeindevorstandes übernehmen.<br />
<br />
Die '''Schulzen in Besitz''' waren, soweit bekannt, im 19.Jahrhundert:<br />
<br />
- 1803 Franz Christian Nielandt, Hufe 4<br />
- 1856 Johann Wilhelm Drost, Hufe 14<br />
- 1877 Fielmann Hufe 8, 10, 12 oder 25?<br />
- 1892 Fielmann<br />
- 1894 Erbpächter Drinkgiern, Hufe 11 oder 23?<br />
- 1901/02 Erbpächter Drinkgiern<br />
- 1921 Büdner und Müller Sandberg<br />
Der Schulze war auch der '''Hauptverantwortliche im Feuerlöschwesen'''. Dazu hatte er im Brandfall uneingeschränkte Befehlsgewalt. Im Brandfall hatte die Gemeinde sich beim Löschen im Umkreis von 6 km zu beteiligen. In der Gemeinde hatte er die Verantwortung für die Vollständigkeit der Löschmittel und -einrichtungen. Auch die privaten Löschgeräte (Lederne Eimer, Feuerhaken, Leiter, Leuchte, siehe unten im Inventarium) waren bei Bedarf heranzuziehen.<br />
In den 1830er Jahren wurden in den Domanialämtern '''Feuerlöschverbände''', auch Spritzenverbände genannt gebildet, in denen an einem zentralen Ort eine Spritze stationiert wurde. Der Schulze dieses Dorfes war auch der Hauptverantwortliche beim Einsatz der Spritze im Brandfall. Im Amt Boizenburg befanden sich diese in Gülze, Nostorf und Groß Bengerstorf. Der Schulze des von einem Brand betroffenen Dorfes hatte einen reitenden Boten in das Dorf des Spritzenstandortes (für Besitz nach Gülze) zu schicken. Bis zum Eintreffen der Spritze war im Dorf mit eigenen Mitteln der Brand zu bekämpfen.<br />
<br />
===Das Armenwesen in Mecklenburg, Verhältnisse in Besitz===<br />
<br />
Bereits die Bede-, Landbede- und Schloßregister aus dem 15./16. Jahrhundert lassen erkennen, dass es eine Schicht der Armen gab, die keine oder nur geringe Abgaben zahlten. Da ist die Rede von den ''Kuffeners'' oder ''Kiffeners'', die teils wie die Kother (Cossaten) teils auch nur die Hälfte der Abgaben zahlten. Diese werden nur ihre "Kuffe", einen kleinen Katen ohne Land besessen haben. Im benachbarten Lüneburgischen und in Sachsen-Lauenburg wurden sie auch als Brinksitzer bezeichnet, weil ihre Katen auf dem Brink, der Dorffreiheit standen, die Gemeineigentum der landbesitzenden Dorfbewohner war. Auch werden hin und wieder Hüfner genannt mit dem Zusatz "pauper" (arm), die obwohl sie noch Abgaben zahlten, doch danach in die Armut gefallen sein können.<br />
<br />
Das in Norddeutschland verbreitete altsächsische für den Erhalt der Hufen vorteilhafte Anerbensystem, bei dem der älteste Sohn den Hof erbte und an seine Geschwister nur einen kleinen Anteil auszahlte, führte dazu, dass die Geschwister, wenn sie nicht in einen anderen Hof einheiraten konnten, zu Einliegern herabsanken oder sich einen eigenen Katen ohne Landbesitz bauten. Diese mussten sich ihr Brot durch Arbeit auf den Hufen anderer, als Hirten oder als Dorfhandwerker verdienen. Dieser Zustand hielt bis in das 20. Jahrhundert hinein an, wenn sich auch dann erweiterte Möglichkeiten boten.<br />
<br />
Da unter den Bedingungen der Adelsherrschaft über den Ständelandtag, durch mittelalterliche Einrichtungen wie Zunftzwang und Bannmeile sowie auch wegen mangelnder natürlicher Voraussetzungen eine frühkapitalistische Entwicklung sehr behindert wurde, ergaben sich in Mecklenburg für eine wachsende Bevölkerung nicht genügend Erwerbsmöglichkeiten. Deshalb entwichen zahlreiche Leibeigene ihren Herren, den Rittergutsbesitzern und dem Herzog. Sie fanden im 18. Jahrhundert im Preußen Friedrichs II., genannt der Große, Möglichkeiten zur Ansiedlung in den kultivierten Brüchen (Oderbruch, Warthe- und Netzebruch, Havelländisches Luch). Auch in Rußland fanden Ansiedlungen in nahezu unbebauten Landstrichen statt. Im 19. Jahrhundert wanderten viele Mecklenburger nach Hamburg und Berlin aus. Hamburg wurde häufig scherzhaft "Hauptstadt von Mecklenburg" genannt, weil dort mehr Mecklenburger lebten als in der größten mecklenburgischen Stadt. Ein weiteres Ziel der Auswanderer wurde im 19. Jahrhundert Amerika.<br />
<br />
Um der weiteren Landflucht zu begegnen, erließ Herzog Christian Ludwig bereits im Jahre 1753 ein Büdnerpatent, das die Ansetzung von Bauern auf wüsten Hufen und von Tagelöhnern auf kleinen Erbpachtstellen (Büdnereien) im Domanium vorsah.<br />
<br />
Im 19.Jahrhundert entwickelte sich insbesondere nach der Aufhebung der Leibeigenschaft in verstärktem Umfange eine Schicht der grundbesitzlosen Dorfeinwohner. Diese bestand aus den Gehöftstagelöhnern, die zur Miete in den Katen oder anderen Nebengebäuden bei den Hauswirten bzw. Erbpächtern wohnten und den Einliegern, die ebenfalls bei den Hüfnern oder Büdnern zur Miete wohnten. Der Unterschied zwischen beiden Gruppen bestand darin, dass die Tagelöhner ein vertragsähnliches Arbeitsverhältnis mit den jeweiligen Gehöftsbesitzern hatten, während die Einlieger freier Lohnarbeit in der Landwirtschaft, in der Forst, im Torfstich oder als Handwerksgesellen nachgingen.<br />
[[Datei:K.B. Grundriss Tagelöhnerkaten.jpg|thumb|Der zweihieschige Tagelöhnerkaten der Hufe 14 am Karrentin. Grundrisszeichnung des Zimmermeisters Maaß aus Boizenburg. Sammlung Greve]]<br />
Die Wohnungen dieser Grundbesitzlosen in den Katen bestanden aus einer, selten zwei Stuben, einer Kammer, Küche, wenig Nebengelass und kleinen Ställen. Die Einrichtung von Mietswohnungen war begrenzt und durch das Amt zu genehmigen. Dadurch ergab sich die Situation, dass die Kündigung bei Tagelöhnern, mit deren Arbeit oder Verhalten der Gehöftsbesitzer nicht zufrieden war, oder bei Nichtzahlung der Miete bei den Einliegern schwer durchsetzbar war. Es war nämlich im Domanium nicht gestattet, Mieter auf die Straße zu setzen, so dass sie dann der Gemeinde als Obdachlose zur Unterbringung im Armenkaten und zur Zahlung von Unterstützung anheim gefallen wären. Das führte wiederum bei einigen Einliegern und Tagelöhnern zum Ausnutzen dieser Rechte, indem Mieten nicht bezahlt wurden (oft auch nicht bezahlt werden konnten) und die Arbeitspflichten der Tagelöhner nicht erfüllt wurden bzw. anderweitig gearbeitet wurde. Im 19. Jahrhundert wurden deshalb in den Domanialdörfern häufig Armenkaten gebaut. In Besitz erscheint dieser erst gegen Ende des 19.Jahrhunderts im Staatskalender 1890. Es wird sich um den ehemaligen Hirtenkaten (Heirkaten) gehandelt haben. Diese wurden anderenorts häufig auch zu Büdnereien ausgebaut.<br />
Die Tagelöhner hatten kontraktmäßig von ihren Hauswirten Acker, Wiese und Weide zu erhalten, um eine Kuh oder ersatzweise einige Ziegen oder Schafe und in der Regel auch ein Schwein halten zu können. Die Einlieger hatten diese Möglichkeit zunächst nicht. Bei den Feldmarks-Regulierungen gingen die Ämter seit der Mitte des 19.Jahrhunderts immer mehr dazu über, von den Hufen oder von den extensiven Weideflächen Einliegerkaveln zu separieren, für die im Dorf wohnenden Einlieger und später auch die Häusler die Nutzungskompetenz (Nutzungsrecht) übertragen bekamen. Sie wurden deshalb Kompetenzländereien oder auch Einliegerkompetenzen genannt. Da nicht in allen Dörfern die Möglichkeit bestand Einliegerkompetenzen zu separieren, erhielten diese nach Möglichkeit auf den Nachbarfeldmarken diese Ländereien. So erhielt Bennin, wo die Separation schon 1830 stattgefunden hatte, als es noch nicht üblich war Einliegerkompetenzen zu separieren, dieser bei der Groß Bengerstorfer Feldmarksregulierung 1853/54 am Grämsberg auf der Groß Bengerstorfer Feldmark von Amts wegen zugewiesen. <br />
<br />
Die Spann- und Fuhrleistungen für die Tagelöhner mussten von den jeweiligen Gehöftsbesitzern gegen zusätzliche Arbeitsleistung erbracht werden. Die Einlieger, die spannviehlosen Häusler und vereinzelt auch Büdner mussten mit den Hauswirten bzw. Erbpächtern Vereinbarungen zur Durchführung der Spann- und Fuhrleistungen treffen. Für diese waren sie ebenfalls verpflichtet, Arbeitsleistungen zu erbringen. Das führte in vielen Familien zu Überforderungen insbesondere der Frauen, da die Männer in der Regel einer anderweitigen Arbeit nachgingen. Es blieb auch wenig Zeit für die eigene Ackerwirtschaft und das insbesondere zu den für die Arbeiten günstigen Terminen, zu der der Bauer sie auch anforderte. Balck klagt 1864 in seinem Buch "Domaniale Verhältnisse": ''"Bei einiger, für Häusler selbst principmäßiger Entfernung der Ländereien vom Dorfe können jene schon zu gewöhnlicher Zeit mit den oft spärlich bemessenen Mußestunden zu eigner täglicher Ackercultur nicht ausreichen, von ihren Ehefrauen nicht die nöthige Hilfe erhalten und müssen auch hier wieder Arbeitsverdienst opfern, wenn sie es nicht nur zu oft vorziehen, den Kirchenbesuch der Sonntage einzustellen und dann gesetzlich nur bis 1 Stunde vor Anfang und für ihre Gärten 1 Stunde nach Beendigung des öffentlichen Gottesdienstes ihnen gestattete landwirthschaftlichen Arbeiten vorzunehmen."'' Wenn man von der gesetzlichen Regelung der Sonntagsarbeit absieht, hatten diese Aussagen bis in die 1950er Jahre hinein Gültigkeit.<br />
Für die Nutzung der Kompetenzen waren die Einlieger verpflichtet, sich anteilig an den Lasten in der Gemeinde und der Kirche zu beteiligen, z.B. an den Beiträgen zu den ''"geistlichen Gebäuden"'' und für die Schule, sowie die Handdienste, während die Spanndienste nur von den Hufenbesitzern und den Büdnern mit Spannvieh zu leisten waren. Andererseits erhielten sie ''"die nothwendigen Fuhren zur Anholung von Holz und Torf sowol innerhalb als auch außerhalb der Feldmark, nach dem Prediger, dem Arzte, der Hebamme, zur Saline und zur Mühle, nach Ermessen des Amtes unentgeltlich oder gegen billige Bezahlung "übers Dorf", d.i. von den contractlich dazu verpflichteten Hufenbesitzern in abwechselnder Reihenfolge derselben, ..., geleistet, wogegen sie aber schuldig sein sollen um billigen Tagelohn bei diesen zu arbeiten."'' (Balck, ebd.)<br />
<br />
Die Erbpächter und Hauswirte nahmen im allgemeinen eher "Dienstboten" als Tagelöhner in Stellung. Dadurch, dass diese ledig waren, konnten sie sich besser in die noch sehr patriarchalischen Verhältnisse in den Bauernfamilien einfügen, zu denen sie nahezu gehörten. Das hatte für beide Seiten Vorteile, in manchen Familien aber auch den Nachteil der größeren Ausnutzung. Gehalten wurden meist ein Grot'knecht (älterer Knecht) und ein Lütt'knecht (jüngerer Knecht) und ein bis zwei Mädchen (Grot' und Lütt'deern). Wie der Bauer im wesentlichen die Feldarbeit mit den Pferden erledigte und die Bäuerin der Arbeit in Haushalt und Viehwirtschaft vorstand, übertrug sich diese geschlechterspezifische Arbeitsteilung auch auf die Knechte und Mädchen. Die Stelle dieser Dienstboten konnten auch die erwachsenen unverheirateten Familienangehörigen übernehmen. Knechte und Mädchen wurden zunächst in erster Linie mit Naturalien entlohnt (Kleidung, Schuhe, Leinen, Wolle) und dazu Bargeld, dessen Zahlung mit der Zeit die Naturalvergütung immer mehr zurück drängte. Die Knechte und Mädchen wohnten in den Bauernhäusern in den Kammern der Abseiten neben der "Grot'däl". Der Wechsel des Dienstpersonals erfolgte in älteren Zeiten immer zu Michaelis (29. September).<br />
<br />
Wie groß der Wunsch nach eigenem Haus mit ein wenig Land zu dieser Zeit war, lässt sich aus der Zahl der Gesuche ersehen, die in den Archivalien zu finden sind. Im Jahre 1821 ersuchten beispielsweise die Einlieger Hans Hinrich Jens aus Groß Bengerstorf, Franz Jochim Dalenburg aus Klein Bengerstorf und Franz Jochim Weseke aus Tessin und 1822 der Tischler Wunderwalck (Wunderwaldt?) aus Zahrensdorf um "Anbau nach Büdnerrecht". Dabei ist das Schreiben Dalenburgs, der sicher ein Abkömmling einer der beiden Hüfnerfamilien gewesen sein wird, besonders interessant:<br />
<br />
Die sozialen Verhältnisse nach der 1820 aufgehobenen Leibeigenschaft brachten es mit sich, dass sich die großherzogliche Regierung 1821 gezwungen sah, eine "Allgemeine Armenordnung" zu erlassen. Darin wurde unter anderem geregelt, dass jedem am Ort seiner Geburt oder des langjährigen Aufenthalts das "Heimatrecht" zu gewähren war. Damit war die Gestellung einer Wohnung verbunden. In der 1823 nachfolgenden Verfügung war ausgeführt, ''"daß solches Obdach, da es Schutz gegen die Witterung gewähren soll, mindestens mit einem von dem Hilfsbedürftigen zu benutzenden Herde und Ofen versehen sein muß."'' Wenn diese Festlegung auch mehr auf die Rittergüter zielte, so gibt sie doch ein allgemeines Bild über die Lebensbedingungen der Armen. Mit dem Heimatrecht verband sich auch die Gewährleistung der Versorgung der Armen, weshalb die Gemeinden und die Ämter nicht unbegrenzt bereit waren, Arme aufzunehmen. Häufig entstanden daraus entwürdigende Streitigkeiten. Nach der am 9. Mai 1859 erneuerten Armenordnung, die die Verhältnisse etwas günstiger gestaltete, wurden auch Armenkaten in den Domanialämtern gebaut, in denen Obdachlose untergebracht wurden. Diese hatten, nachdem sie wieder in Lohn und Brot standen, der Armenkasse die Mietszahlung nachträglich zu erstatten. Danach wird auch der Besitzer Armenkaten eingerichtet worden sein, der jedoch erst 1890 in den Mecklenburgischen Staatskalendern genannt wurde.<br />
<br />
Eine kleine überlieferte Erzählung mag die Situation etwas illustrieren:<br />
<br />
'''''De dode Tippelbrauder'''''<br />
<br />
(So vertellt man sick in Bengelstörp, na de Upteicknungen von Fritz Behrendt)<br />
<br />
''Bi de Schaalbrüüg twüschen Groten un Lütten Bengelstörp in't Amt Boizenborg würr üm 1830 ein'n verhungerten Tippelbrauder dod upfunden. Dit weer in damaligen Tieden nix ungewöhnliches. Dat weern damals nah de Franzosentied ok schlechte Tiden. Nah dat damalige Gesetz müss de Dörpschaft, in de de Liek funden würr, se ok begraben. Hier geiw dat oewer Swierigkeiten. Dei Dode leig äben up de Brüüg mit den Kopp nah Lütten Bengelstörp un mit de Bein nah Groten Bengelstörp. Nu judizierten de beiden Schulten Franz Wöhlk' und Heiner Porthun hen un her. Keiner wull de Dörpskass' noch wieder belasten. Dor weer sowieso nich väl in. Sei würden sick nich einig un haalten deshalb den' besünners klauken Schaulmeister ut Tessin as Unparteiischen. De grüwelt hen un her. Schließlich besünn hei sick up ein olle latinsche Wiesheit, de hei up de Schaul lehrt harr. Hei särr. "Wo de Bein sünd, dor is dat Varrerland, de dodig Mann is dien, Schult!" un wieste up den' Schulten Porthun ut Groten Bengelstörp. De hett denn ok richtig den' doden Tippelbrauder up den' Kirchhoff in Zarnstörp begrawen laten."<br />
<br />
Der Schriftsteller Jürgen Borchert hat in seinem Buch "Mecklenburg - Ein Anekdotenbuch" aus dem Hinstorff-Verlag, Rostock 1994 diese Anekdote aufgenommen:<br />
<br />
'''''Salomonisch'''''<br />
<br />
''Auf der Schaalebrücke zwischen Groß Bengerstorf und Klein Bengerstorf im Amte Hagenow wurde um 1830 ein offensichtlich verhungerter Landstreicher tot aufgefunden. Dies war für sich genommen, in jenen Jahren nichts Ungewöhnliches, da die Tippelbrüder zu Hunderten im Lande Mecklenburg umherstrichen. Es galt nun aber das ungeschriebene Gesetz, daß in solchen Fällen die Gemeinde des Fundortes die Leiche auf ihrem Kirchhofe zu bestatten habe. Dabei ergab sich jedoch die Schwierigkeit, daß der Tote eben mitten auf der Brücke lag, mit dem Kopfe in Klein und mit den Füßen in Groß Bengerstorf. Die beiden Dorfschulzen judizierten lange hin und her, keiner von beiden wollte die ohnehin karge Gemeindekasse nun auch noch mit der Ausrichtung eines Begräbnisses belasten. Schließlich riefen sie den als gelehrt geltenden Schulmeister von Tessin als unparteiischen Dritten hinzu. Der besah sich die Sache, ging im Geiste seine angelernten lateinischen Sprüche durch, um einen passenden Tenor für diesen Fall zu finden, besann sich schließlich auf den alten Cicero und sprach: "Ubi bene, ibi patria". Das heißt: Wo de Beene sünd, is dat Vadderland. De Lik is din, Schult!". Dabei wies er auf den Schulzen von Groß Bengerstorf, der den Toten auch richtig zur Erde bestatten ließ.''<br />
<br />
(Der lateinische Spruch lautet richtig übersetzt: "Wo es gut ist, da ist das Vaterland". D.Greve)<br />
<br />
Die Akten des Landeshauptarchivs enthalten eine Vielzahl von '''Auswanderungsfällen'''. Dabei ist zu unterscheiden in die Auswanderung in einen anderen deutschen Bundesstaat, die auch bereits die Entlassung aus der Staatsbürgerschaft - im mecklenburgischen Ständestaat noch "Unterthanen-Verband" genannt - zur Folge hatte, und der Auswanderung nach Übersee. Hier sollen einige Fälle teils auch außerhalb von Besitz kurz aufgeführt werden:<br />
<br />
'''''Auswanderung in andere Bundesstaaten:'''''<br />
<br />
Notwendig waren Geburtsurkundwn, Entlassung aus dem "Unterthanenverband", wenn die neue Zugehörigkeit zum Staatsverband im anderen Bundesstaat genehmigt war., anderenfalls Nachweis des Heimatrechts durch Vorlage eines Heimatscheines, der im Falle der sozialen Bedürftigkeit die Abschiebung in die Heimat ermöglichte, bei dienstpflichtigen Männern der Nachweis der genügten militärischen Dienstpflicht.<br />
*1860 beantragt der in Klein Bengerstorf geborene Franz Heinrich Friedrich Abel den Auswanderungkonsens, um sich in Bergedorf niederzulassen.<br />
*1861 Jochen Heinrich Christoph Hagemann aus Groß Bengerstorf, Bruder das Hauswirts Hagemann Nr.8, beantragt ein Führungs-Attest, zwecks Niederlassung in Hamburg, am 2. Mai wird die erbetene Entlassung aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Unterthanen-Verbande bewilligt", <br />
*1864 Knecht Franz Jochim Wilhelm Jenckel aus Groß Bengerstorf beantragt Entlassung aus dem Untertanenverband, um sich in Bergedorf anzusiedeln.<br />
*1865 Tischlergeslle Franz Jochim Gottlieb Thüme aus Klein Bengerstorf will sich in Hamburg niederlassen, Familie wird im Dorf nicht der beste Ruf bescheinigt, trotzdem Entlassung,<br />
*1866 Knecht Franz Joachim Christian Behnke aus Klein Bengerstorf beantragt die Entlassung aus dem Untertanenverband, um sich in Hof Grabow im preußischen Amt Lüchow niederzulassen. Nach knapp einem Jahr teilt das Amt Lüchow mit, dass der Hofmeister F.J.C Behnke das Wohnrecht in Hof Grabow erhalten hat, und sendet den Heimatschein zurück.<br />
*1867 Büdner Nr.5 Heinrich Boldt aus Groß Bengerstorf will am 2. März nach Hamburg übersiedeln, wo er eine Krugwirtschaft erworben hat, muss aber den Heimatschein vorlegen, der ihm erteilt wird.<br />
*1867 Hausknecht Franz Wilhelm Christian Behnke aus Klein Bengerstorf, zu der Zeit in Eutin, beabsichtigt sich dort niederzulassen und bittet um Entlassung aus dem Untertanenverband. Wenige Wochen später erfolgt aus Eutin die Mitteilung, dass Behnke in den dortigen Staatsverband übernommen sei. (Großherzogtum Oldenburg)<br />
<br />
'''''Auswanderung nach Amerika'''''<br />
<br />
Die Akten des Archivs enthalten eine Vielzahl von Auswanderungsfällen mit besonderer Häufung in der Teldau in Besitz und Gülze. Teilweise sind ganze Familienverbände ausgewandert. In Besitz sind in fünf Jahren von 1867 bis 1872 30 Personen ausgewandert. Um das deutlich zu machen, werden hier auch Fälle aus Bennin, Granzin und Tessin aufgeführt:<br />
*1854 Grenadier Franz Ahrens aus Bennin, der seine Militärdienstzeit noch nicht beendet hat, möchte mit seinen Eltern, der Erbpächterfamilie Ahrens aus Bennin, nach Amerika auswandern, beantragt Befreiung von der Dienstpflicht nur für den Fall der Auswanderung.<br />
*1855 Liste der Auswanderungsverträge der Agentur Lazarus in Boizenburg enthält zahlreiche Fälle, auffällig Teldau, Besitz, Gülze, aber auch Bandekow und Lüttenmark.<br />
*1857 Der vormalige Erbpächter Franz Heinrich Jacob Abel aus Klein Bengerstorf Nr.5 (Rehmen), der seine Hufe verkauft hat, beantragt für sich, seine Ehefrau, geb. Bantin aus Bennin, und seine acht Kinder den Auswanderungkonsens, weist Vermögen von 4500 Taler Courant nach, Protokoll beim Amt Boizenburg regelt noch erbrechtliche Angelegenheiten, ältester Sohn als Gehöftserbe erhält 400 Taler, Bruder und Schwester des vormaligen Erbpächters erhalten die noch ausstehende Abfindung, zweiter und dritter Sohn sollen noch ausstehender militärischer Dienstpflicht genügen, bitten aber mit Unterstützung des Schulzen um Befreiung, Konsens wird ohne Auflagen erteilt, Abel verpflichtet sich zum Dank zu einer Zahlung in die Armenkasse, Auswanderung erfolgte mit dem Einlieger J.H.E.Bantin aus Granzin und Musicus J.H.C.Bantin aus Bennin, den Verwandten der Frau am 1.September 1857.<br />
*1858 beantragt auch der Erbpächter Bantin Nr.8 (später Tiedemann) für seine Familie den Auswanderungskonsens, dazu der Einlieger Fick aus Granzin (Frau Fick war Schwester des Bantin) und dessen Bruder aus Gallin,<br />
*1858 beantragt der Büdner Franz Hintzmann Nr.1 aus Tessin für seine Tochter Maria den Auswanderungskonsens, die dem Musicus Joh. Bantin "in Begleitung der Bantinschen Familie" folgen möchte,<br />
*1858 kehrt aber auch ein Groß Bengerstorfer, der Knecht Heinrich Garber, nach vierjährigem Aufenthalt aus Amerika zurück, erhält jedoch die "verwirkte Unterthanenschaft" nicht zurück, darf aber auf Grund seines "Ortsangehörigkeitsverhältnisses" sich bei seinem Bruder (Hufe 10) in Groß Bengerstorf aufhalten.<br />
<br />
Zu nennen ist auch der Schriftsteller Hermann Rehse aus Klein Bengerstorf (die Sammlung von plattdeutschen Gedichten "Kaken un Plünnen", plattdt. Roman "Arwsünn' ",völkerkundliches Buch "Kiziba")<br />
, der zunächst 1901 nach Deutsch Ostafrika und nach der erzwungenen Rückkehr in der Folge des Ersten Weltkrieges in den frühen Zwanziger Jahren nach Kalifornien auswanderte.<br />
<br />
Erwin DETTMANN hat die Besitzer Fälle in seiner Chronik aufgeführt:<br />
- Einlieger Franz Bonatz am 12.Juni 1867<br />
- Büdner Pagel am 14.Mai 1868<br />
- Einwohner H.Buck am 3. Juni 1868<br />
- Einwohner W.Rump am 15.Juni 1870<br />
- Einwohner J.Buck am 15. Juni 1870<br />
- Einwohner J,Wöhlke am 15.Juni 1870<br />
- Witwe Daß am 15. Juni 1870<br />
- Einwohner Joh. Griewe und Frau, Tochter, Sohn und Schwiegertochter<br />
- Witwe Schröder mit 3 Söhnen September 1872, ein Sohn bereits 1870<br />
- Knecht Franz Buck und Frau<br />
- ein Mädchen (Schwester des Kossaten W.Wöhlke), Ostern 1872<br />
- Einwohner Franz Wöhlcke und Frau mit 2 Söhnen<br />
- Einlieger Johann Schröder und Schwiegervater Joachim Martens Ostern 1872<br />
<br />
Auffällig ist auch in Besitz wie in den Fällen aus Bengerstorf, Bennin und Tessin die offenbar gemeinsame Auswanderung von Familien.<br />
<br />
===Die Vererbpachtungen in Besitz===<br />
<br />
Nach der Aufhebung der Leibeigenschaft - in Einzelfällen auch bereits davor - begannen die ersten Vererbpachtungen. Leibeigene waren nämlich - "ihrer Person nicht mächtig", wie es in der noch immer gültigen Gesindeordnung aus dem Jahre 1654 hieß, konnten folglich keinen Vertrag schließen. Im Staatskalender von 1818 werden in Kuhlenfeld 11 Erbzinsmänner und 3 Büdner genannt. Die Erbzinsmänner sind die 11 Tessiner Hüfner, die den Meierhof gemeinsam in Pacht hatten.1825 werden auch in Klein Bengerstorf 2 Erbzinsmänner aufgeführt (Schulze Wöhlcke und Dahlenburg/Karrentin). 1834 nennt der Staatskalender in Neu Gülze 13 Erbpächter, die 1830 aus Gülze kommend nach der Feldmarksregulierung in Gülze das neue Dorf Neu Gülze gegründet haben.<br />
<br />
Die Staatskalender der Jahre 1860 und 1871 weisen für Besitz den nachstehenden Stand aus:<br />
Kapelle, 18 Drittelhüfner, 8 Achtelhüfner, 26 Büdner (1 Schmied), Kapelle, Krug, 2 Schule und Industrieschule, Brückenzoll.<br />
<br />
''Voraussetzung für die Vererbpachtungen'' war, dass die Bauernhufen separiert worden waren. Das heißt, dass die Hufner das Land ihrer Hufe in einer zusammenhängenden Fläche, zumindest aber in mehreren Blöcken (oft Koppeln genannt) erhalten haben. Dieser Vorgang wurde deshalb auch in Schleswig-Holstein Verkoppelung genannt. Das Grünland und der Wald aus der Allmende (gemeine Nutzungen der Flächen) wurden den Hufen separiert zugeteilt, der Wald häufig auch der Forst. Das erforderte die Vermessung der gesamten Feldmark und die Bonitierung der Flächen. Danach wurde ein Aufteilungsplan für die einzelnen Hufen unter Einschluss der Flächen der Büdner und der Separierung von Gemeindeländereien zur Verpachtung an die Häusler, die eine Kompetenz zur Nutzung von Gemeindeländereien hatten. Daher sprach man dann auch von Kompetenzländereien, häufig einfach verkürzt auch von "Kompetenzen".<br />
Die Hufner erhielten dann eine Erbpachturkunde, in der die Bedingungen der Vererbpachtung festgelegt waren, insbesondere die finanziellen Bedingungen. Der Wert des Gehöftes mit den Gebäuden, Inventar, Saaten und Bestellungskosten wurde den Hufnern als Schuld in das Grund-und Hypothekenbuch eingetragen. Auf diese Schuld hatten die Bauern hatten die Hufner jährlich ihren Zins, "Canon" genannt, zu zahlen. Er konnte später gegen den 18-fachen Jahreszins abgelöst werden. Das war den meisten Bauern aber nicht möglich. Daher kam es dann zur Canonablösung zu einer erneuten Schuldverschreibung, die in Raten zu tilgen war. Landläufig wurde der Betrag der jährlichen Rate dann später wieder als Canon bezeichnet. Von den Klein Bengerstorfer Bauern, die ab 1853 vererbpachtet worden waren, hörte man noch in den 1950er Jahren, dass die Canonablösung nicht beendet war.<br />
Zur Festsetzung der Hypothekenschuld wurde die gesamte "Hofwehr" in einem Inventarium erfasst. Die Hofwehr war die zur Hufe amtlich geforderte Ausstattung. Das Inventarium konnte jedoch auch die "Überwehr" umfassen, die dem Hufner gehörte. In der Dettmannschen Chronik findet sich ein solches Inventarium, das hier als Kopie eingefügt ist.<br />
<br />
<br />
'''''Inventarium'''''<br />
<br />
'''''von der herrschaftlichen Hofwehr auf dem Gehöft Nr. ... zu Besitz'''''<br />
I Gebäude<br />
a Das Wohnhaus bei der Domanial Brandcaße versichert<br />
b Die Scheune daselbst versichert<br />
c Der Brunnen von Feldsteinen<br />
d gemeinschaftlich mit dem Inhaber des derzeitigen Gehöfts Nr. ... den Backofen von Mauersteinen mit Erddach<br />
[[Datei:Inventar 2.jpg|800px]]<br />
<br />
<br />
<br />
In Besitz ist die erste Erbpachturkunde auf das Jahr 1874 datiert (siehe Kopie aus der Dettmannschen Chronik). 1881 sind es 24, 1891 26 Erbpächter, so dass die Vererbpachtung erst zum Ende des 1880er Jahrzehnts, später als in den meisten anderen Dörfern des Amtes abgeschlossen wurde. Die Ursache mag in den Einflüssen der Hochwässer zu suchen sein. Offenbar sind es aber nicht zwei Kossaten die als letzte vererbpachtet werden, da <br />
2 Drittelhüfner noch 1881 ausgewiesen sind (von 18 Drittelhüfnern in 1871), während keine Achtelhüfner mehr genannt werden.<br />
<br />
[[Datei:Besitz EP 1.jpg|400px]]<br />
[[Datei:Besitz EP 2.jpg|400px]]<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
===Hufenverzeichnis===<br />
<br />
Verzeichnis der vormaligen und gegenwärtigen Besitzer der Bauer-Gehöfte im Domanialamt Boizenburg 1700 bis 1722 mit Nachträgen bis 1832 (LHA Bestand 2.22-10/1, Signatur 13/1), <br />
Auszug für Besitz:<br />
<br />
<br />
Dem Verzeichnis der Hufen wird eine Beschreibung der Gehöfte in Wort und Bild beigefügt.<br />
<br />
Die dargestellten Häuser stehen allgemein noch im Erscheinungsbild von niederdeutschen Hallenhäusern. Zum großen Teil sind die Umfassungsmauern als Massivmauerwerk ausgeführt. Teilweise wird die niederdeutsche Hallenhauskonstruktion aus Ständern, Balken und Sparren als Tragwerk erhalten sein. Untersuchungen dazu konnten nicht vorgenommen werden. Die Häuser wurden zum großen Teil gemäß den veränderten wirtschaftlichen Bedingungen und den Bedürfnissen modernen Wohnens umgebaut. Das große Dielentor findet man in Vollkommenheit kaum noch. In vielen Fällen wurde "de Grot' Däl" Wohnzwecken zugeführt, teils mit großen Fenstern statt des Dielentors, in anderen Fällen erscheint das Tor optisch nicht mehr. Die Veränderungen am niederdeutschen Hallenhaus begannen bereits am Ende des 19. Jahrhunderts mit der Veränderung des traditionellen Kammerfachs, dem Wohnende. Dabei wurde eine oft noch nicht vorhandene Trennung von "Grot Däl" und dem Herdbereich durch Bau einer Küche, verbunden mit dem Bau eines Schornsteines und oft auch eines Vorratskellers vorgenommen. In diese Chronik konnten diesbezüglich Bauzeichnungen Bauzeichnungen für die Hufen 22 und 24 eingefügt werden, die Joachim Müller aus Schwerin aus seinen Rechercheergebnissen im Landeshauptarchiv zur Verfügung gestellt hat.<br />
<br />
<br />
''Gehöft Nr.1''<br />
- Johann Heinrich Nieland<br />
1754 J. (Interimswirt) Franz Jochen Konau<br />
1764 Hans Jochen Nieland<br />
1799 Johann Hinrich Nieland<br />
1822 Johan Nicolaus Heinrich Drinckgern<br />
<br />
1901 Erbpüächter Johann Nielandt baut sein 2-Ständer-Hallenhaus zu einem 4-Ständer-Hallenhaus um<br />
1996 Nielandt<br />
2023 Nielandt<br />
<br />
[[Datei:Besitz.Hufe 1.Vierst.-Hallenh. Massivbau.JPG|600px]]<br />
<br />
[[Datei:Besitz.Hufe 1.Bauzeichnung.JPG|600px]]<br />
<br />
Bild und Kopie der Bauzeichnung von J. Müller<br />
<br />
<br />
<br />
[[Datei:Besitz.Hufe 1.Giebel.jpg|350px]]<br />
<br />
[[Datei:Besitz Hufe 1.Scheune.jpg|350px]]<br />
<br />
Beide Bilder D.Greve<br />
<br />
Bei dem Gehöft stimmt die tradtionelle Zuordnung von Scheune und Hallenhaus noch. Die Scheune ist im Interesse des größeren Fassungvermögens umgebaut. Das Wohnhaus ist massiv. An der Stelle des Dielentors findet man unter Beibehaltung des Segmenttorbogens eine loggienartige Nische. <br />
<br />
<br />
''Gehöft Nr.2''<br />
- J. Johann Heinrich Burmeister<br />
1752 Claus Jürgen Wöhlcke<br />
1812 Johann Jacob Wilhelm Wöhlcke<br />
<br />
1996 Evers<br />
<br />
Gehöfte der Hufen 2 und 3. Bilder Greve<br />
<br />
Das Gehöft der Hufe 2 ist mit dem niederdeutschen Hallenhaus in einem sehr ansprechenden Zustand. mit intakten Reetdach und einer Feldsteinmauer als Begrenzung am Deich als eines der schönsten im Dorf anzusprechen. Im Internet ist sie als Baudenkmal ausgewiesen (22.07.2023)<br />
<br />
Die Hufe 3 zeigt sich vollständig als Bauernhaus in Massivmauerwerk, jedoch mit dem Grundriss und Erscheinungsbild eines niederdeutschen Hallenhauses.<br />
<br />
[[Datei:Hufen 2 und 3.jpg|350px]]<br />
<br />
Die Hufen 2und 3 von der Dorfseite<br />
<br />
[[Datei:Deich mit HUfen 2 u.3.jpg|350px]]<br />
<br />
Die Hufen 2 und 3 am Deich gelegen<br />
<br />
<br />
''Gehöft Nr.3''<br />
- J. Franz Jochen Filmann<br />
1773 Hans Jacob Martens<br />
1780 J. Claus Jürgen Drinckgiern<br />
1785 J. Jochen Wilhelm Vogler<br />
1805 Jochen Wilhelm Martens<br />
<br />
1996 Hennings<br />
<br />
''Gehöft Nr.4''<br />
- Johann Jochen Bencke<br />
1761 J Hans Jochen Schütt<br />
1778 Hans Hinrich Nieland<br />
1803 Schulze Franz Christian Nieland<br />
<br />
1880 Mundt<br />
1996 Paul Mundt<br />
<br />
[[Datei:Besitz.Hufe 4.Paul Mundt.jpg|350px]]<br />
<br />
Das Gehöft der Hufe 4 ist unter Erben aufgeteilt. Das niederdeutsche Hallenhaus wurde durch zwei Einfamilienhäuser ersetzt. Bild A.Werth<br />
<br />
<br />
''Gehöft Nr.5, Cossate''<br />
- Johann Hinnerich Schwartz<br />
1784 Johann Hinrich Schwartz<br />
1801 J. Wilhelm Hornburg<br />
1824 Johann Ernst Dürkop<br />
1882 Heinrich Drinkgiern<br />
1921 Heinrich Drinkgiern<br />
1996 Simon<br />
2023 Dr.Uerkwitz<br />
<br />
[[Datei:Besitz.Hufe 5.jpg|350px]]<br />
<br />
Das Gehöft der Hufe 5 wurde an der Landwirtschaft Fremde verkauft. Das Wohnhaus wurde den Wohnbedürfnissen gemäß umgebaut, hält sich aber in Teilen noch an das tradierte Erscheinungsbild. Bild Greve<br />
<br />
''Gehöft Nr.6, Cossate''<br />
_ Johann Christian Hennings<br />
1784 Hans Jacob Hennings<br />
1811 Johann Jochen Christoph Hennings<br />
<br />
1996 Flau<br />
<br />
[[Datei:Besitz.Hufe 8.2.jpg|350px]]<br />
<br />
Das Wohnhaus der Hufe 6 entspricht noch weitgehend dem Ideal des niederdeutschen Hallenhauses, wenn auch der Giebel bereits massiv ausgeführt ist. Bild Greve <br />
<br />
Im Internet ist es als Baudenkmal ausgewiesen (22.07.2023)<br />
<br />
<br />
''Gehöft Nr.7, Cossate''<br />
_ Claus Jürgen Wöhlcke<br />
1795 Jürgen Wilhelm Wöhlcke<br />
1825 Johan Jacob Wöhlcke<br />
1830 Heinrich Gustav Kruse<br />
<br />
1996 Pröhl<br />
<br />
[[Datei:Gehöft neu.jpg|350px]]<br />
<br />
Das erneuerte Haus der Hufe 7 ist ein Beispiel für ein weitgehend neu gebautes Massivhaus im Erscheinungsbild eines niederdeutschen Hallenhauses. Bild Greve<br />
<br />
''Gehöft Nr. 8''<br />
- J. Claus Jochen Filmann<br />
1793 Claus Hinnerich Filmann<br />
1832 Hans Heinrich Fielmann<br />
<br />
1902 Wilhelm Fielmann <br />
1996 Bobzin, --> Simon<br />
<br />
[[Datei:Besitz.Hufe 8.jpg|350px]]<br />
<br />
Das Bauernhaus der Hufe 8 entspricht noch vollständig dem Bild eines niederdeutschen Hallenhauses. Bild Greve<br />
<br />
Im Internet ist es als Baudenkmal ausgewiesen (22.07.2023). Wie in fast allen Fällen fällt das Fehlen der Nebengebäude des Gehöftes auf. Rechts des Hauses sieht man jedoch noch einen Stall, vermutlich ein Schweinestall, vor dem Haus Reste der Dunggrube.<br />
<br />
<br />
''Gehöft Nr. 9''<br />
- J. Franz Jürgen Barck<br />
1778 Johann Jochen Wöhlcke<br />
1808 Franz Jacob Wöhlcke<br />
1821 J. Johan Jacob Wilhelm Vogler<br />
<br />
1996 Bädker<br />
<br />
[[Datei:Besitz.Hufe 9.jpg|350px]]<br />
<br />
Das Hallenhaus der Hufe 9 entspricht wie das der Hufe 8 weitgehend dem Bild eines niederdeutschen Hallenhauses, hat jedoch als ehemaliges Kossatengehöft etwas geringere Abmessungen. Bild Greve<br />
<br />
Im Internet ist es als Baudenkmal ausgewiesen (22.07.2023)<br />
<br />
<br />
''Gehöft Nr. 10''<br />
- Claus Jacob Filmann<br />
1762 Johann Jürgen Filmann<br />
1801 Hans Heinrich Filmann<br />
1821 Heinrich Wilhelm Filmann<br />
1832 Hans Jochim Hinrich Gaude, Interimswirth<br />
<br />
1996 Brunswick<br />
<br />
[[Datei:Besitz.Hufe 10.jpg|350px]]<br />
<br />
Das Bauernhaus der Hufe 10 ist in der Zeit um etwa 1930 offenbar massiv neu gebaut worden. Es entspricht vom Erscheinungsbild her dem niederdeutschen Hallenhaus. Auffällig sind die großen Abmessungen, mit etwa 33 m Länge und 14 m Breite. Bildquelle Google Earth<br />
<br />
''Gehöft Nr. 11''<br />
- Johann Peter Drinckgirn<br />
1761 Claus Peter Drinckgirn<br />
1772 Otto Heinrich Drinckgirn<br />
1816 Franz Jürgen Wilhelm Drinckgirn<br />
<br />
1996 Hermann Wittig, Schwerin; abgebrochen<br />
<br />
[[Datei:Besitz.Hufe 11.Friedrich Frank.jpg|350px]]<br />
<br />
Das typische niederdeutsche Hallenhaus war in einem schlechten baulichen Zustand. Da es der durch die neue Sudebrücke veränderten Straßenführung im Wege stand, wurde es abgebrochen. Bild A.Werth<br />
<br />
''Gehöft Nr. 12''<br />
- J. Thomas Jürgen Nabein<br />
1758 Franz Jürgen Stockmann (oder Klockmann)<br />
1780 Franz Fielmann<br />
1810 Heinrich Fielmann<br />
<br />
1902 Fr.Fielmann<br />
1940 Drinkgiern ?<br />
1960 Martens<br />
1996 E.Frank<br />
2023 Elke Frank, geb. Martens<br />
<br />
[[Datei:Hufe 12.jpg|350px]]<br />
<br />
Das Hallenhaus der Hufe 12, rechts im Hintergrund das Haus der Hufe 13. Bild Greve<br />
<br />
Beide Häuser wurden zunächst im Wohnbereich massiv erneuert und modernisiert (s.o.). Der Stallbereich war noch lange Zeit in Fachwerk zu sehen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde auch der Stallteil In Massivmauerwerk ausgeführt.<br />
<br />
''Gehöft Nr. 13''<br />
- Claus Jochen Nieland<br />
1735 J. Hans Bonatz<br />
1757 Claus Jochen Nieland<br />
1777 Hans Jacob Nieland<br />
<br />
1902 Wilhelm Dittmer<br />
1950 Dittmer<br />
<br />
1996 Martens<br />
<br />
<br />
''Gehöft Nr. 14''<br />
- Schulze Johann Otto Basedow<br />
1771 Schulze Heinrich Wilhelm Drost<br />
1781 abgesetzt<br />
1820 Jochen Wilhelm Drost<br />
1924 Hermann Wegner<br />
<br />
1996 Wegner<br />
2023 Bärbel Wegner<br />
<br />
[[Datei:Hufe 14.jpg|350px]]<br />
<br />
Das umgebaute Haus der Hufe 14. Bild Greve<br />
<br />
Das Haus der Hufe 14 fällt durch die massive Zweigeschossigkeit auf. Es dürfte in den 1930er Jahren erneuert worden sein, in denen es mehrere Brände in diesem Bereich gegeben hat..<br />
<br />
Aus dieser Urkunde - dem Verzeichnis der Hufen aus dem Jahre 1833 - ist eine interessante Tatsache zu ersehen, dass nämlich im Jahre 1781 der seit 1771 amtierende Schulze Heinrich Wilhelm Drost abgesetzt worden ist. Er war dem Besitzer der Schulzenstelle Hufe 14 Johann Otto Basedow gefolgt. Ihm folgte dann Schulze Franz Christian Nieland auf Hufe 4. Im Jahre 1856 ist wieder der Besitzer der Hufe 14 Johann Wilhelm Drost der Schulze. Offenbar war die Hufe 14 die ursprüngliche Schulzenstelle. Jedoch wurde im Staatskalender auf 1901 der Schulze Drinkgiern genannt. <br />
<br />
Aus dem Mittelalter stammt die Bezeichnung als Schulzenstelle, die häufig etwas größer und ertragreicher als die übrigen Hufen war. Aus den spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Registern kann man oft den Schulzen an der Nennung an erster Stelle und mit einer etwas größeren Hufe erkennen. Der im Kaiserbederegister 1496 an erster Stelle aufgeführte Bene Burmeister wird sicher der Schulze gewesen sein. Erstmalig genannt wird in der Amtsbeschreibung 1640 für Besitz der Schulze Benike, dessen Hofstelle wüst ist. Im Beichtkinderverzeichnis von 1704 heißt der Schulze Jacob Burmester und in dem von 1751 Johann Otto Basedow.<br />
<br />
<br />
[[Datei:Deich mit Hufe 14 u.15.jpg|350px]]<br />
<br />
Die Häuser der Hufen 14 und 15, am Deich gelegen. Bild Greve<br />
<br />
Dss Gehöft der Hufe 15 ist 1932 durch Blitzschlag geschädigt worden. Das neu gebaute Haus wurde zweigeschossig mit Flachdach ausgeführt. Diese Bauweise hatte sich, von Schleswig-Holsten ausgehend in Westmecklenburg ausgebreitet. Beispiele gibt es zahlreich im Ratzeburger Gebiet um Schönberg, aber auch in Bretzin, Bennin, Groß und Klein Bengerstorf. Allgemein wurde der typische Grudriss der niederdeutschen Hallenhäuser übernommen. <br />
<br />
<br />
''Gehöft Nr. 15''<br />
- Claus Heinrich Bonatz<br />
1768 Franz Wilhelm Greve<br />
1803 Johann Heinrich Wilhelm Greve<br />
1833 Franz Heinrich Greve<br />
1950 Greve<br />
<br />
1996 Greve<br />
<br />
<br />
<br />
Hufen 15,16,17.19 und 22 am Deich: Bild Greve<br />
<br />
[[Datei:Hufen 15,16,17,19 u.22.jpg|500px]]<br />
<br />
Auf dem Bild das zweite Haus ist das Hallenhaus des Bauern Trilk. Es wurde nach dem Brand 1932 massiv im Stil des Hallenhauses wieder aufgebaut.<br />
<br />
Gehöft Nr.16<br />
- Hans Jacob Hagemann<br />
1766 Johann Heinrich Hagemann<br />
1783 Johann Wilhelm Hagemann<br />
1793 Jochen Christian Trilck<br />
1821 Johann Heinrich Christian Trilck<br />
<br />
1996 Wilh- Trilk<br />
2023 Ulf Trilk<br />
<br />
Das Hallenhaus der Hufe 17 ist auf dem Bild als drittes zu sehen. Es ist wie die Häuser der Nachbarn massiv aufgebaut, vermutlich nach schrittweíser Erneuerung.<br />
<br />
<br />
''Gehöft Nr.17''<br />
- Hans Jochen Schütt<br />
1763 Hans Jacob Schütt<br />
1792 Hans Hinrich Schütt<br />
1825 Hans Heinrich Schütt<br />
<br />
1996 Schütt<br />
<br />
[[Datei:Hufen 17 u.22.jpg|350px]]<br />
<br />
Das Haus der Hufe 17 - hier links vorn - fügt sich in die Reihe der Hallenhäuser mit massivem Wohnbereich ein.<br />
<br />
<br />
''Gehöft Nr.18''<br />
- Andreas Balthasar Dittmer<br />
1781 Johann Heinrich Dittmer<br />
1821 Johann Heinrich Dittmer<br />
<br />
1892 B.Dittmer<br />
Peters<br />
1996 Babbel (abgebrannt) <br />
<br />
[[Datei:Besitz.Hufe 18.Peters,abgebrannt.jpg|350px]]<br />
<br />
Das Haus der Hufe 18 ist vor 1990 abgebrannt und nicht wieder aufgebaut worden. Bild A.Werth<br />
<br />
<br />
''Gehöft Nr.19''<br />
_ Claus Jürgen Burmeister<br />
- Franz Adam Burmeister<br />
1759 J. Hans Detloff Kruse<br />
1760 J. Johann Heinrich Drinckgirn<br />
1778 Franz Adam Burmeister<br />
1821 Jochim Hinrich Drinckgirn<br />
<br />
1921 H.Abel<br />
1996 Erdmann<br />
<br />
[[Datei:Hufe 19 II.jpg|350px]]<br />
<br />
Das massiv aufgebaute oder erneuerte Hallenhaus der Hufe 19 wird auffällig durch den mit Buchsbaumhecken gestalteten Bauerngarten wahrgenommen. Bild Greve<br />
<br />
<br />
Gehöfte Nr.20 und 21. (Nr. 21 vorn , Nr.20 hinten), Bilder Greve<br />
<br />
''Gehöft Nr.20, Cossate''<br />
- J. Heinrich Burmeister<br />
1758 Hans Jochen Drinckgirn<br />
1767 J. Hans Jacob Teves<br />
1798 Hans Jochen Drinckgirn<br />
1821 Jochim Hinrich Drinckgirn<br />
<br />
1996 Erich Drinkgiern<br />
<br />
[[Datei:Hufe 20 u.21.jpg|350px]]<br />
<br />
<br />
[[Datei:Hufe 21.jpg|350px]]<br />
<br />
<br />
''Gehöft Nr.21, Cossate''<br />
- Hans Jürgen Wonnerau<br />
1760 Peter Jacob Wöhlcke<br />
1777 J. Franz Heinrich Wille<br />
1795 Johann Heinrich Wöhlcke<br />
1814 Heinrich Jacob Wöhlcke<br />
<br />
1930 Johann Drinkgiern<br />
1996 Ursula Wegner<br />
<br />
Das Hallenhaus der Hufe 21 ist auf dem Hochzeitsfoto von 1930 noch mit einem Fachwerkgiebel zu sehen.<br />
<br />
<br />
[[Datei:Besitz.Bauernhochzeit 1930.jpg|350px]]. Sammlung Familie Reusch/Greve, Klein Bengerstorf<br />
<br />
<br />
<br />
''Gehöft Nr. 22, Cossate''<br />
- Claus Stoffer Rehr<br />
1760 J. Hinrich Jacob Brockmöller<br />
1780 Jürgen Balthasar Rehr<br />
1792 J. Franz Jacob Kruse<br />
1806 Johann Heinrich Jacob Rehr<br />
<br />
1921 Rehr<br />
1996 Matuschek<br />
<br />
<br />
[[Datei:Hufen 17 u.22.jpg|350px]]<br />
<br />
Häuser der Hufen 17 und 22 (Hufe 22 rechts im Hintergrund). Bild Greve<br />
<br />
[[Datei:Besitz.Hufe 22,Bauzeichnung.jpg|350px]]<br />
<br />
Bauzeichnung zum Umbau des Kammerfachs (Wohnbereich) der Hufe 22, Quelle J.Müller (aus LHA Schwerin)<br />
<br />
Der Erbpächter Wilhelm Rehr hat wie viele weitere Ende des 19. Jahrhunderts den Wohnbereich des Hallenhauses umbauen und modernisieren lassen, u.a. einen Keller und im Spitzboden eine Räucherkammer einfügen lassen.<br />
<br />
<br />
<br />
''Gehöft Nr. 23''<br />
- Johann Jochen Burmeister<br />
- J. Jürgen Wilhelm Hase<br />
1757 Hans Jochen Burmeister<br />
1761 J. Jochen Peter Köster<br />
1786 Franz Christopher Drinckgiern<br />
1827 Jochen Heinrich Drinckgiern<br />
<br />
1996 Ewald Drinkgiern<br />
<br />
[[Datei:Besitz,Hufe 23.jpg|350px]]<br />
<br />
Hallenhaus der Hufe 23. Bild Greve<br />
<br />
Das Hallenhaus ist wie die meisten in Besitz mit massiven Außenwänden versehen worden, steht aber noch im Duktus des Hallenhauses. <br />
<br />
<br />
''Gehöft Nr. 24''<br />
1760 Heinrich Konau<br />
1768 Franz Jürgen Konau<br />
1781 J. Johann Jürgen Dittmer<br />
1799 Franz Jürgen Konau<br />
1827 Johann Jochim Konau<br />
<br />
1996 Zinn<br />
<br />
[[Datei:Besitz.Hufe 24.jpg|350px]]<br />
<br />
Hallenhus Hufe 24. Bild Greve<br />
<br />
<br />
<br />
''Gehöft Nr. 25''<br />
- Johann Filmann<br />
1775 J. Johann Hinrich Gucke<br />
1776 Johann Jacob Filmann<br />
1812 Johann Jacob Filmann<br />
<br />
1996 Kolloge<br />
<br />
Das ehemals Fielmannsche Hallenhaus ist durch ein Einfamilienhaus ersetzt worden. Bild Greve<br />
<br />
<br />
''Gehöft Nr. 26''<br />
- Franz Jacob Bonatz<br />
1775 Franz Bartolt Bonatz<br />
1805 Franz Jacob Bonatz<br />
1823 Interimswirth Jochim Heinrich Ahrens<br />
<br />
1897 Bonatz<br />
1996 Tottewitz<br />
2005 Werner Tottewitz<br />
<br />
[[Datei:Besitz.Hufe 26.2.jpg|350px]]<br />
<br />
[[Datei:Besitz.Hufe 26.Giebel.jpg|350px]]<br />
<br />
[[Datei:Besitz.Hufe 24.Bauzeichnung.JPG|500px]. Quelle J.Müller (aus Recherche im LHA Schwerin)<br />
<br />
Auch der Erbpächter Bonatz auf der Hufe 26 hat sein Wohnhaus umbauen und modernisieren lassen (datiert 1887)<br />
<br />
<br />
Das ursprüngliche niederdeutsche Hallenhaus ist durch einen Massivbau, vermutlich durch Umbau ersetzt worden. Offenbar ist die Orientierung am traditionellen Grundriss nicht erfolgt. Dafür spricht, dass am Giebel das traditionelle Dielentor durch eine Eingangstür mit einem Wetterschutz ersetzt wurde. Damit ist die Hufe 26 ebenso wie die Hufe 5 ein Beispiel dafür, wie moderne Wohnbedürfnisse die niederdeutschen Hallenhäuser verändern.<br />
<br />
<br />
<br />
[[Datei:Hufner und Kossaten.jpg|800px]] Quelle: Dettmannsche Chronik<br />
<br />
Auf der Darstellung sind die Kossatenstelle durch ein handschriftliches K gekennzeichnet. Während die an der Sude gelegenen Stellen in der Regel Hufner sind, befinden sich die Kossatenstellen allgemein in Randlage 20 bis 21 östlich der am Deich gelegenen Hufen, Hufen 5 bis 8 in früherer Randlage, die durch die Ansiedlung von Büdnern zur zentralen Lage wurde und Nr.9 abseits am nördlichen Rand des Dorfes. Diese ursprünglich etwas abseitige Lage ist auch in anderen Dörfern zu finden.<br />
<br />
===Die Ansiedlung von Häuslern im Domanialdorf Besitz===<br />
<br />
<br />
<br />
[[Datei:Büdnereien.jpg|400px]]<br />
[[Datei:Häuslereien.jpg|425px]]<br />
<br />
Lage der in Besitz im 18. bzw. 19 Jahrhundert angesiedelten Büdnereien und Häuslereien<br />
<br />
<br />
Die soziale Situation, die durch die Aufhebung der Leibeigenschaft entstanden ist, in der viele ehemalige Tagelöhner kein Obdach mehr fanden, die auch zur Auswanderung in andere deutsche Staaten und dann auch nach Übersee führte, veranlasste die Großherzogliche Administration zur Herausgabe eines Häuslerpatents im Jahr 1846. Danach sollte es "den Handwerkern, Tagelöhnern und Einliegern in den Domanialdörfern verstattet werden, eigenthümliche Häuser zu erbauen, ohne im übrigen ihr Verhältnis als Tagelöhner im mindesten zu ändern, mithin auch namentlich ohne sie in die Klasse der Büdner zu bringen". Die Häusler hatte geringe Abgaben zu erlegen, nur eine jährliche Anerkennungsgebühr von 24 Schillingen. Im Jahre 1898 wurde das Normalmaß der Häuslerei festgelegt zu 5 Ar für den Hausplatz und 15 Ar als Gartenland insgesamt folglich 2000 qm. Ein Grundbrief mit den amtlichen Festsetzungen für die Häuslerei wurde den Häuslern erteilt. Ein solcher ist in nachstehender Kopie angefügt. <br />
<br />
[[Datei:Besitz H 1.jpg|600px]]<br />
<br />
In Besitz begann die Häusleransetzung erst ziemlich spät. Der Staatskalender von 1871 weist noch keine Häusler aus, der von 1881 11, 1890 17 und 1901 22 Häusler. DETTMANN führt in seiner Chronik dazu aus: "Der Baubeginn von Häuslerreien ist nach 1870 (zwischen 1875 und 1880) anzusetzen. Die ersten Häuslereien entstanden in der Meisterstraat (jetzt Fischerstraße; Timm Nr.1 und Hillmer Nr.2). Es geht weiter auf dem Katzenschwanz (H 3 bis H 12) bis Heinrich Drinkgern (Wille, heute Nerge, H 18). Hier wurde das Terrain zu niedrig. Dies ist noch ersichtlich: zwischen Wille und Hagemann fehlt die Wurt. ... Die Baufortsetzung erfolgte auf dem Roggenhoff (jetzt Rosenweg). Auf der linken Seite wird von 1896 bis 1898 gebaut., wie auch in der Meisterstrat (Reinke und Busch). Die Häuser auf dem Konsumdiek (jetzt Postweg; H 12 bis H 16) werden in der Zeit von 1900 bis 1902 errichtet ..." Später wurden weitere Häuser an der Meisterstraat/Fischerstraße gebaut, dann auch ma sogenannten "Griesen Esel"<br />
<br />
[[Datei:Besitz Ortsplan.jpg|1000px]]<br />
<br />
In den 1920ger Jahren war nach der Büdner- nun auch die Häusleransiedlung im Wesentlichen abgeschlossen. Die Nummerierung erfolgte bei den Büdnereien und den Häuslereien in der Reihenfolge ihrer Entstehung. Deshalb sind sie in vielen Fällen nicht in einer geschlossenen Reihe zu finden. Die Nummerierung der Hufen ist historisch gewachsen und schwer zu deuten. Die nachfolgende Ortsübersicht soll die Lage verdeutlichen. Darin sind die Hufen mit römischen Zahlen, die Büdnereien mit roten arabischen Zahlen und die Häuslereien mit blauen arabischen Zahlen dargestellt.<br />
<br />
[[Datei:Besitz mit Hufen, B.u.H..jpg|800px]]<br />
<br />
Im Übersichtsplan sind die Hufen mit römischen, die Büdnereien mit roten arabischen und die Häuslereien mit blauen arabischen Zahlen gekennzeichnet.<br />
<br />
==Besonderheiten der Entwicklung aus dem 19. Jahrhundert==<br />
<br />
In Besitz wurde bereits im 16.Jahrhundert im Amtsregister von 1565 der St. Vitus-Markt genannt, an dem die Besitzer Bauern 12 Giftochsen geben. Dieser Markt wurde auch in späteren Jahrhunderten noch erwähnt, so schreibt JUGLER in seiner Boizenburger Chronik im Jahre 1797, dass die Boizenburger Kaufleute ihn besuchen. Bis in das 19 Jahrhundert wurde er als regionaler Markt durchgeführt, an den die Kaufleute aus den nahegelegenen Städten ihre Waren anboten. Bekannt ist, dass er noch lange Zeit als Viehmarkt, insbesondere als Pferde- und Ferkelmarkt genutzt wurde.<br />
<br />
Im 19. Jahrhundert ist offenbar die Brücke über die Sude gebaut worden, denn ab dem Jahr 1851 wird in den Staatskalendern der Besitzer Brückenzoll (noch 1901) erwähnt. Auf einer Planzeichnung für die Sude-Rögnitz-Krainke-Regulierung aus dem Jahre 1789 ist keine Brücke eingezeichnet, wohl aber zwei Sude-Durchstiche in der Nähe des Dorfes. Enthalten ist auch ein vorgesehener Durchstich von der Krainke zum Burgsee, der so nicht gebaut wurde.<br />
<br />
[[Datei:Sudereg.1789.jpg|600px]]<br />
<br />
<br />
Die Entwicklung, wie sich aus den Mecklenburgischen Staatskalendern ergibt, soll an dieser Stelle dargestellt werden:<br />
MStK 1800 bis 1818 s.o.<br />
<br />
MStk. 1825<br />
- 15 Dreiviertelhüfner,<br />
- 3 Halbhüfner,<br />
- 8 Sechstelhüfner,<br />
- 28 Büdner, <br />
- Kapelle, Schmiede und Schule<br />
<br />
MStk. 1851 und 1855<br />
- 18 Drittelhüfner,<br />
- 8 Achtelhüfner,<br />
- 26 Büdner (Schmiede),<br />
- Kapelle, Krug, 2 Schule, Brückenzoll<br />
<br />
MStk. 1860 und 1871<br />
- 18 Drittelhüfner,<br />
- 8 Achtelhüfner,<br />
- 26 Büdner (1 Schmied),<br />
- Kapelle, Krug, 2 Schule, Industrieschule, Brückenzoll<br />
<br />
MStk. 1881<br />
- 24 Erbpächter (1 Müller),<br />
- 2 Drittelhüfner,<br />
- 26 Büdner (1Schmied),<br />
- 11 Häusler,<br />
- Schule (2), Industrieschule, Brückenzoll<br />
<br />
MStk. 1890<br />
- 26 Erbpächter,<br />
- 26 Büdner (1 Krug, 1 Branntweinhändler, 1 Müller, 1 Schmied)<br />
- 17 Häusler<br />
- Schule (2), Industrieschule, Brückenzoll, Armenhaus<br />
<br />
MStk. 1901<br />
- 26 Erbpächter,<br />
- 26 Büdner (1 Schmied, 1 Krug, 1 Branntweinhändler, 1 Müller)<br />
- 22 Häusler,<br />
- Brückenzoll, Armenhaus<br />
<br />
Am Ende des 19. Jahrhunderts kommt es unter den nunmehrigen Erbpächtern zu einer umfangreichen Bautätigkeit, bei der insbesondere die Hallenhäuser modernisiert werden. Im Landeshauptarchiv Schwerin wurden durch Herrn Joachim Müller aus Schwerin eine Anzahl von Bauzeichnungen ausfindig gemacht. Diese geben uns einen überblick über die Entwicklung und Modernisierung des Dorfes Besitz. Auch die jeweiligen Erbpächter und die Schulzen sind genannt.<br />
<br />
Vorhandene Bauzeichnungen<br />
1880 Hufe 4 Erbpächter Mundt...............................................Schulze Fielmann <br />
1892 Hufe 18 Erbpächter Dittmer.............................................Schulze Fielmann<br />
1892 Hufe 18 Erbpächter Bonatz..............................................Schulze Fielmann<br />
1901 Hufe 1 Erbpächter Johann Nieland......................................Schulze Drinkgiern<br />
1902 Hufe 12 Erbpächter Fielmann............................................Schulze Drinkgiern<br />
1902 Hufe 13 Erbpächter Wilhelm Dittmer.....................................Schulze Drinkgiern<br />
1902 Hufe 8 Erbpächter Fielmann............................................Schulze Drinkgiern<br />
1915 Hufe 22 Erbpächter Wilhelm Rehr........................................Schulze Fielmann<br />
1921 Hufe 19 Hofbesitzer Abel...............................................Schulze Sandberg<br />
1921 Hufe 5 Hofbesitzer Heinrich Drinkgiern (Vermer : nicht durchgeführt) Schulze Sandberg<br />
<br />
===Die Schule in Besitz im 19. und 20.Jahrhundert===<br />
Aus den Angaben der Staatskalender ist im 19. Jahrhundert eine Entwicklung in Bezug auf die Schule in Besitz zu erkennen. 1851 erscheint erstmalig die Aussage 2 Schulen, die ab 1881 anders geschrieben wird als Schule (2). Das heißt, dass in Besitz eine zweite Klasse eingerichtet wurde, da die Schülerzahl für eine Klasse zu groß geworden ist. Dazu gibt es 1860 die Industrieschule. Diese hatte die Aufgabe, die Schüler in gewissen praktischen Tätigkeiten zu unterweisen. Das waren bei den Jungen insbesondere der Obstbau, den man auf diese Weise im Lande zu fördern gedachte, bei den Mädchen insbesondere Nähen und andere Handarbeiten. Das Schulhaus ist noch immer ein Strohdachkaten, ähnlich einer Büdnerei. Der Lehrer muss neben seiner Tätigkeit im Unterricht als einen Teil seiner Vergütung eine Landwirtschaft in der Größe einer Büdnerei bewirtschaften. Zu dem Zweck wird er die Industrieschule als eine willkommene form der Unterstützung seiner landwirtschaftlichen Tätigkeit angesehen haben. An dieser Stelle sollen als Beleg Tatsachen aus der Klein Bengerstorfer Schule angeführt werde, die für Besitz nicht vorgelegen haben.<br />
<br />
''Diensteinkommen des Lehrers'':<br />
I. Bares Gehalt<br />
a) Roggen................................108,22 Mark<br />
b) für die Schulkinder (von den Eltern)...75,- M<br />
II. Wohnung mit Hofraum.........................100,- M<br />
III. Feuerungsdeputat............................60,- M<br />
IV. Ländereien<br />
A) Acker....................................249,77 M<br />
B) Wiesen....................................60,44 M<br />
C) Weiden (nicht vorhanden)<br />
D) Garten....................................20,89 M<br />
Summe...........................................674,32 Mark<br />
<br />
Der "Schulmeister" hatte nicht nur häufig auch ein Handwerk, sondern musste sich auch sein Einkommen in einer Landwirtschaft, die etwa einer Büdnerei entsprach, verdienen. Die Schulen waren den Büdnerhäusern ähnlich, hatten folglich Stall- und Lagerraum für das Viehfutter. Die Räumlichkeiten für den Unterricht waren in der Regel sehr bescheiden.<br />
<br />
Interessant ist auch der vom Zahrensdorfer Pastor Ahrens für Bengerstorf erarbeitete Stundenplan:<br />
Monntag.........Dienstag......Mittwoch.......Donnerstag......Freitag.........Sonnabend<br />
--------------------------------------------------------------------------------<br />
!.Bibl. Gesch. ..Katechismus..Schönschreiben...Bibl. Gesch...Katechismus.......Perikopen<br />
2.Rechnen........Deutsch......Deutsch..........Rechnen.......Deutsch...........Zeichnen<br />
3.Singen.........Erdkunde...... - .............Deutsch..1/2 Gesch,1/2 Naturkunde<br />
<br />
Für die weiteren Ausführungen sollen der vorzüglichen Arbeit des Chronisten Erwin DETTMAAN entnommene Seiten für die Zeit bis 1975 als Kopien eingefügt werden.<br />
<br />
[[Datei:Schu.79.jpg|1000px]]<br />
<br />
[[Datei:Schu.80.jpg|1000px]]<br />
<br />
[[Datei:Schu.81.jpg|1000px]]<br />
<br />
[[Datei:Schu.82.jpg|1000px]]<br />
<br />
[[Datei:Schu.83.jpg|1000px]]<br />
<br />
[[Datei:Schu.84.jpg|1000px]]<br />
<br />
[[Datei:Schu.85.jpg|1000px]]<br />
<br />
[[Datei:Schu.86.jpg|1000px]]<br />
<br />
===Dörfliches Brauchtum===<br />
<br />
Das dörfliche Leben ist geprägt durch das gemeinsame kulturelle Leben im Rahmen der Kirche und in Vereinen als auch durch die unterschiedlichen Interessen und Möglichkeiten der Besitzstände des Dorfes. <br />
Durch die Kirche geprägt waren die Taufen, die Konfirmationen, die Hochzeiten und die Trauerfeiern. Das waren bei den größeren Bauern häufig Feste für das Dorf bzw, große Teile der Dorfeinwohner. Das traf insbesondere auf die Hochzeiten zu, bei denen oft mehr als 100 Gäste geladen waren, in kleinerem Umfange auch bei den Konfirmationen.<br />
<br />
[[Datei:Besitz.Bauernhochzeit 1930.jpg|600px]]<br />
<br />
Bauernhochzeit in Besitz 1930 auf Hufe 21 (Heinrich und Erna Kahl, geb. Drinkgiern), aus der Fotosammlung Reusch/Greve, Klein Bengerstorf<br />
<br />
Das wichtigste kulturelle Ereignis im Dorf ist natürlich '''das Erntefest''' gewesen. Die Erntefeste wurden tradtionell in den meisten Dörfern erst Ende Oktober oder Anfang November gefeiert, wenn außer der Getreideernte auch die Kartoffeln und weitgehend die Rüben unter Fach und Fach bzw. in der Miete waren.<br />
In älteren Zeiten, in denen es noch keine Tanzsäle in den Dörfern gab, wurden die Erntefeste abwechselnd auf der „Grot' Däl“ bei den Hüfnern gefeiert. Das Fest begann am Vorabend mit dem Binden der Erntekrone durch die Dorfjugend (manchmal auch der reiferen Jugend) auf der Diele eines Bauern. Dass es dabei schon recht lustig zuging, kann man sich sicher vorstellen.<br />
Am Tage des Erntefestes wurde die Erntekrone zum Umzug durch das Dorf mit Musik aus dem für das Binden der Erntekrone gastgebenden Bauernhaus abgeholt. Das unterlag einem festen Zeremoniell. Zunächst wurde die Erntekrone abgetanzt. Dabei hatte der gastgebende Bauer mit seiner Frau den ersten Tanz. Danach tanzten der Kronenträger mit seinen zwei Damen. Kronenträger war üblicherweise der Sohn eines Bauern, seine Damen zwei Bauerntöchter. Später wurde es auch üblich, dass Bauernknechte und Mägde diese Ehre erhielten. Nach dem Abtanz wurde ein „Kœm“ eingeschenkt, bevor der Umzug begann. Der Umzug wurde im Laufe der Jahre immer prächtiger, da immer mehr geschmückte Leiterwagen fuhren.<br />
Die Erntefestfeier begann mit einer gemeinsamen Kaffeetafel, zu der jeder Bauer für seine Familie und sein Personal den Kuchen (Butterkuchen) beisteuerte. Der „Danz up de Däl“ war natürlich seiner Zeit entsprechend noch durch Polka, Rheinländer und Walzer, dazu auch noch echte Volkstänze, wie Kegel und Windmöller, geprägt. Die Musik bestand aus einer Blaskapelle, in der die Basstuba für den Rhythmus sorgte. Auch dann gab es wieder die Extratänze für den Bauern und die Kronenträger.<br />
Nachdem am Anfang des 20.Jahrhunderts in den Dörfern Tanzsäle entstanden waren, wurden die eigentlichen Feiern auf diese Säle verlegt. Das Zeremoniell wurde jedoch beibehalten. <br />
<br />
[[Datei:Bennin.Erntefest 1.jpg|600px]]<br />
<br />
Festwagen beim Erntefest<br />
<br />
<br />
In den Dörfern hatten verschiedene Vereine Aktivitäten entwickelt:<br />
*In erster Linie ist der '''Reiterverein''' zu nennen, der das in der Region traditionelle '''Ringreiten''' veranstaltete. Das waren Reiterspiele, bei denen an einem torartigen Gerüst aus Schleeten (Derbstangen) ein Ring aufgehängt war, den die Reiter in mehreren Durchgängen im Galoppritt auf der geschmückten Reitbahn unter dem Tor hindurch mit der Reitpeitsche aufspießen mussten. Derjenige, der die größte Zahl der Ringe erlangt hatte, wurde Reiterkönig. Seine Königin durfte der Reiterkönig sich aus der Mädchen des Dorfes auswählen. Der Abschluss erfolgte mit einem Reiterball, zu dem König und Königin mit Schärpen geschmückt zogen. Ein solches Ringreiten ist in Schleswig-Holstein in einigen Dörfern noch heute üblich. Auch in Mecklenburg lebt diese Tradition teilweise wieder auf.<br />
<br />
[[Datei:Ringreiten 1949.2.jpg|600px]]<br />
<br />
Ausritt der Sieger des Ringreitens<br />
<br />
<br />
*Von großer Bedeutung nicht nur für die Brandbekämpfung und die Brandsicherheit war '''die Feuerwehr'''. Nach der Auflösung des um 1835 gegründeten domanialen Feuerlöschverbandes Gülze, der mit einer dort stationierten Spritze ausgestattet war und zu dem die Dörfer und Höfe Bahlen, Gothmann, Gülze, Bandekow, die Teldau, Neu Gülze und Besitz gehörten, wurden in den Dörfern eigene Feuerwehren gegründet. Die benachbarte Gemeinde Tessin-Kuhlenfeld hatte nach dem Ersten Weltkrieg eine eigene Feuerwehr gegründet. Zuvor war der Gülzer Schulze im Verband mit der Leitung des Einsatzes bei der Bekämpfung von Bränden betraut. Bei größeren Bränden konnte auch das Amt die Leitung der Brandbekämpfung an sich ziehen. Ansonsten war nach der Verordnung über das Feuerlöschwesen von 1878 in jedem Dorf der Schulze mit der Leitung der Brandbekämpfung betraut. Alle Männer zwischen 18 und 60 Jahren waren verpflichtet, am Feuerlöschdienst und auch an Übungen teilzunehmen. An der Brandbekämpfung war in einem Umkreis von 6 km, in Ausnahmefällen in noch größerer Entfernung die Teilnahme Pflicht. Außer dem Feuerlöschgerät der Gemeinde (Löschwasserbehälter, Leitern) war auch das private (lederne Feuerlöscheimer, Feuerhaken, Feuerpatschen, Leitern) einzusetzen. Die Brunnen waren immer in solchem Stande zu erhalten, dass die Wasserentnahme durch Eimerketten möglich war. Zum Schutz vor der Ausbreitung von Bränden waren an der Dorfstraße und auf der Dorffreiheit große Bäume zu erhalten, deren Fällung genehmigt werden musste. Der Schulze hatte bei der Brandbekämpfung Polizeigewalt. Er konnte bei Nichtbefolgung seiner Anweisungen Strafen aussprechen.<br />
<br />
*In den Dörfern gab es traditionell '''Kriegervereine'''. Diese waren ursprünglich als Traditionsvereine der Teilnehmer des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 und später auch des Ersten Weltkrieges gegründet worden. Wenn auch die generelle Zielstellung solcher Vereine in unserer Zeit zu Recht nicht mehr hoch im Kurse steht, so haben sie doch unter den Bedingungen der begrenzten dörflichen Verhältnisse mehr einen Beitrag zum Leben der Dorfgemeinschaften geleistet als sie den reaktionären Zielstellungen gedient haben.<br />
Sie waren auch die Initiatoren zur Aufstellung der Kriegerdenkmäler und 1913 auch für die Pflanzung der Friedenseichen.<br />
<br />
Zum dörflichen Leben gehörten im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert auch die '''"Kauhheiers"'''. INA KAHNS schreibt dazu: "Zum Hüten der Kühe auf der Weide nahmen die Bauern um Pfingsten Hütejungen (Kauhheurers) in Dienst. Sie gingen noch zur Schule, waren Kinder armer Eltern und stammten oft aus der Großstadt. Es war hart von den Eltern so ein junges Wesen 'auszutun'. Die Hütejungen hatten aber bessere Verpflegung und bessere Kleidung beim Bauern als zu Hause. ... Nach einer Schulprüfung durch den Pastor hatten die Hütejungen im Sommer schulfrei. Sie standen in einem regelrechten Dienstverhältnis zum Bauern und erhielten ihren Lohn, in alten Zeiten 10 Taler, dann 12 oder 14 Taler, sowie als Deputat 1 Spint (6 bis 7 Pfund) Leinsaat und etwas Kleidung." Die aufgeweckten Jungen aus der Stadt übermittelten den Dorfkindern manches Neue und Interessante. "Das Kühehüten war keine schwere Arbeit, erforderte keine Kraft sondern nur Pflichtgefühl und Aufmerksamkeit. ... Langweilig war es sicher nicht auf der Weide. Es gab auf den Nachbarkoppeln immer Altersgenossen. Aus Weidenruten stellte man Flöten her. Beim Klopfen, damit sich die Schale vom Kern löst, sprach man:<br />
*Bub, Bub Bastian,<br />
*Lat min Fläut gaud afgahn, <br />
*Lat's ok nich ünnergahn,<br />
*Dat's bald wedderkümmt."<br />
<br />
<br />
Nu'n lütt'n plattdütschen Inwurf ut Berichten von Ernst Greve:<br />
<br />
Bi dat Käuhhäuden weer ok Tied tau'n basteln. So würd'n Stöck un Wiedenfläuten schnitzt. De Wiedenfläuten würd'n mit ein‘ Spruch inweiht: <br />
*Piepen, Piepen Basterjahn, <br />
*laot min Fleut ok gaud afgaohn,<br />
*laot se nich verdarben,<br />
*laot se ok gaud warden.<br />
<br />
Zum Leben in den Dörfern insbesondere auf den Bauernhöfen gehörte immer auch '''das Backen''' in erster Linie des groben Bauernbrotes aus Roggenmehl, "dat groww' Brot". Zu Festtagen wurde auch Kuchen gebacken, der sogenannte ''Plaatenkauken'' (Blechkuchen). Das ist ein Zuckerkuchen mit viel Butter verfeinert, allgemein '''Borrerkauken''' genannt. Der Backofen wurde aber auch zum Flachsrösten genutzt. Die gemeinsame Nutzung von Backhäusern und auch der Backöfen führte zu fröhlichem Treiben beim Backen und Rösten und belebte das Dorf. Das setzte sich danach beim Flachsspinnen fort. Backhäuser und Backöfen befanden sich wegen der Brandgefahr allgemein in einiger Entfernung vom Bauernhaus im hinteren Bereich des Gehöftes.<br />
Dazu soll an dieser Stelle eine plattdeutsche Schilderung von Liselotte Buchholz, geb. Hühn aus Bennin eingefügt werden:<br />
<br />
"Ein Festdag weer ümmer dei Backdag. Meistens backten poor Familien tausaomen, denn <br />
nich jeder harr‘ ‘n Backaoben. Morgens tiedig würr dei Aaben anbött un dat weer dei <br />
Keerls eer Upgaw‘. Intwüschen knäden dei Frugens den‘ Brotdeig un geiwen em dei <br />
richtige Form. Meistens geiw dat bloß Growwbrot, selten mal Fienbrot. 'N besunnere <br />
Freud‘ weer, wenn Mudder noch ‘n poor Plaatenkauckens in den Aaben schäuw. In‘ <br />
Harwst würden nah dat Backen öfters noch Beern un Plumm’n in’n Aaben schürrt un <br />
drögt. In'n Winter geiw dat denn Backbeernsupp. Dei Backbeern käumen ok, wenn <br />
slacht würr, in dat Swartsuer." <br />
<br />
<br />
[[Datei:Backofen.jpg|thumb|350px|links|Alter Backofen in Gr.Bengerstorf, Archiv Greve]]<br />
[[Datei:Backhaus.jpg|thumb|350px|Backhaus in Bennin als Ruine, Archiv Greve]]<br />
<br />
<br clear=all><br />
<br />
Über die im früheren Amt Boizenburg üblichen Bräuche schreibt '''''Ina Kahns''''', geb. Hinselmann in ihrem Buch '''''Zur Volkskunde des Landes Macklenburg am Beispiel des alten Amtes Boizenburg zu Beginn des 20. Jahrhunderts''''':<br />
(Frau Kahns geb. Hinselmann stammt aus der Müllerfamilie, die später in der Hand ihres Schwagers Krey war, der ihre Schwester geheiratet hatte. Sie verwendet in ihrem Buch unterschiedliches Plattdeutsch. Es wurde für diese Chronik an die Sprache des östlichen Boizenburger Amtes angepasst.)<br />
<br />
''Über die Verarbeitung des Flachses.''<br />
<br />
''Nach dem Sprichwort, "Wat gaud is vör de Küll' is ok gaud vör de Hitt", mußte man vor dem Ofen, in den der Flachs gelegt war, viel Zeug anziehen, große Holzschuhe oder Pantoffeln, einen Mannskittel, möglichst lang, aus Leinwand, dazu ein Tuch über den Kopf und Handschuhe, ein grünes Blatt in den Mund, ist angenehm bei dem Dunst. Mit angefeuchtetem Besen mußte man draußen in den großen Backofen kriechen, um die Reste des Flachses im Ofen zu bewegen, damit nicht alles verbrannte. Man konnte es nur einige Minuten im Ofen aushalten, dann zwangen Hitze und Durst, frische Luft zu schöpfen. Es gehörte viel Mut zu dieser Arbeit. Als man noch keine Rummel hatte, nahm man Siebe um den Leinsamen von den Hüllen und kleinen Stengeln zu trennen, dem Kaff'. ... Später benutzte man eine Schwingmaschine (Rummel), von einem Pferd oder von Wasser getrieben (Vellahn). "De Schäw", das allerletzte Gedörrte, blieb bei den sparsamen Bengerstorfern am Backofen liegen, damit im Winter die Kartoffeln damit zugedeckt werden konnten. Die Benniner verkauften es an den Plünnenhändler. Andere legten sich einen Sack mit "Knüttkaff" unter das Unterbett. "Lütt Lienkram" bekamen die Kälber gegen Verstopfung. Endlich ist es dann soweit, daß man mit dem Braken beginnen kann. Hilft man sich gegenseitig, ist die Arbeit für jedes Haus an einem Abend getan. Natürlich muß man seine Hilfskräfte bewirten. Bescheiden gab es früher "Fienbrot" mit Honig, später großartig Butterkuchen. Kaffee durfte nicht fehlen.''<br />
<br />
''Wie Arbeit und Frohsinn zusammengehen, zeigt ein kleines Gedicht aus Groß Bengerstorf:''<br />
<br />
*''De Aaft de rookt,<br />
*''Dat Füer smookt,<br />
*''Un wenn dat Füer ruter is,<br />
*''Krüppt Mudders in den Aben rin,<br />
*''Un drückt dat schir Flass dorin,<br />
*''Det Avends wöllt wi braken.<br />
*''Denn kümmt dat junge Volk tohoop,<br />
*''Hätt väle narrsche Knäp in'n Kopp,<br />
*''Fangt lustig an tau braken,<br />
*''Dat klappt un brakt, <br />
*''Dat snackt un singt,<br />
*''Bet Mudders ehr den Kaffee bringt.<br />
*''Dat is'n lustig Läben,<br />
*''Dat in den Harvst ward dräben.''<br />
<br />
Zum Verständnis die hochdeutsche Übersetzung, ohne Reim.<br />
<br />
*Der Ofen raucht,<br />
*das Feuer schmaucht,<br />
*und wenn das Feuer raus ist,<br />
*kriecht Mutter in den Ofen rein,<br />
*un drückt das schiere Flachs darein,<br />
*des Abends wolln wir braken.<br />
*Dann kommt das junge Volk zuhauf,<br />
*hat vielen närrischen Unsinn im Kopf,<br />
*fängt lustig an zu braken,,<br />
*das klappt und brakt,<br />
*das erzählt und singt,<br />
*bis Mutter ihnen Kaffee bringt.<br />
*Das ist ein lustig Leben,<br />
*das in dem Herbst wird getrieben.<br />
<br />
Übersetzung: D.Greve<br />
<br />
''Wer zuletzt mit dem Braken fertig war hieß "Brakelbuck". Kam dann der Winter, war die "Butenarbeit" vorbei. "Sünnabends wür haspelt d.h. up Spulen wickelt. As de Lüüd noch morrns Klock veer upstünn', müssen de Knechts drei Lag döschen, de Deerns spinnen, ehre dat Kaffee geiv." Als wir über das Weben sprachen, meinte eine Altenteilerin aus Besitz: "Wat meinst Du Vadder, wöllt wi noch mal ubpbömen?"'' (Was meinst Du Vater, wollen wir noch einmal aufbäumen? d.h. den Webstuhl aufbauen). ''In der Teldau hieß es: "Dat Uptreckelgeschirr liggt noch up'n Böhn." '' (Das Aufziehgeschirr liegt auf dem Boden, d.h. der Webstuhl wurde abgebaut und auf den Boden gebracht).''Einen Webstuhl verkaufte man nicht. Er gehörte zum Hofe. .... Selbstverständlich hat es Spinnstuben oder, wie man in unserer Gegend sagte, "Spinngesellschaften" gegeben, wo auch die jungen Burschen erschienen und Unfug machten, "Snör aflopen"'' (Schnüre ablaufen) ''ließen und Geschichten erzählten, "bannig grugelich"'' (sehr gräulich). ''Das ist schon lange her. Fragt man danach bekommt man in Tessin zu Antwort: "mit dat Spennrad lopen mehrst de ollen Frugens", also die wenigen alten Frauen, die noch spannen. Das war das Ende. Die Weber starben auch aus.''<br />
<br />
''Beim "Kartoffelpurren" (Kartoffelernte) durfte es kaum besondere Ausdrücke geben. Nur der Letzte heißt "Kartüffelbuck"! Aus Groß Bengerstorf stammt folgender Vers:''<br />
<br />
*''Up een Stück dor liggens all',<br />
*''Un krupen ümmer up und dal,<br />
*''un sammeln up Kartüffel.<br />
*''De ein, de hackt se all' herut,<br />
*''ok schürrt se in de Körv herut, <br />
*''Dat deit ganz bannig pumpen, <br />
*''De Wag' mütt hemmen Rungen."''<br />
<br />
Auf hochdeutsch (D.Greve):<br />
<br />
*Auf einem Stück da liegen sie,<br />
*und kriechen immer auf und nieder,<br />
*und sammeln auf die Kartoffeln.<br />
*Der eine hackt (oder hakt) sie alle heraus,<br />
*auch schüttet sie in die Körbe heraus, <br />
*das tut ganz mächtig pumpen (bullern oder auch anstrengen)<br />
*Der Wagen muss haben Rungen.<br />
<br />
''Wichtig war natürlich auch das Schlachten. Fast jede schwierige Arbeit war von Aberglauben begleitet. Leberwurst sollte man stillschweigend kochen, damit sie nicht platzte, auch sollte man stillschweigend rückwärts bei ihrer Zubereitung zur Tür gehen.''<br />
<br />
Ergänzung D.Greve: Das Schlachten war trotz der damit verbundenen mühevollen Arbeit ein Fest, das auch "Schlachtfest" genannt wurde. Geschlachtet wurden Schweine zwischen 250 und 400 Pfund (125-200kg). Entsprechend wurde auch die Wurst mehr oder weniger fett. Das Schlachten begann schon mit der schwierigen Aktion das Schwein, das sein Schicksal wohl bereits spürte, aus dem Stall an den Schlachteplatz zu bringen. Bevor die Schweine mit Bolzenschussgeräten betäubt wurden, war es üblich die Betäubung durch einen Schlag mit der stumpfen Axtseite zu betäuben. Das gelang nicht immer sofort, so dass der Schlag wiederholt werden musste. Danach wurde das Schwein mit einem Messerstich in das Herz getötet. Dabei lief aus der Wunde das Blut, das in einer Schüssel aufgefangen wurde. Das Blut musste in der Schüssel mit der Hand gerührt werden, damit es nicht gerann. Das war eine Aufgabe für die Frauen, die sie in der Regel ungern ausübten. Bis dahin war das Schlachten alles andere als ein Fest, eher eine grausam wirkende Aktion. Das ausgeblutete Schwein wurde auf eine Leiter über einem Brühtrog gezogen. Dort wurde es mit heißem Wasser begossen Dabei musste die geweichte Haut des Schweines mit einem speziellen Schaber von den Borsten befreit werden. Nach dem Brühen wurde die Leiter, an der das Schwein an einem Bügel hing, aufrecht an eine Wand gestellt und das Schwein aufgebrochen, d.h. längs seiner Unterseite in zwei Hälften getrennt. Zur weiteren Arbeit war es erforderlich, das das Fleisch auskühlt. Aus diesem Grunde wurde in der Regel nur im Winter (Dezember bis Februar) geschlachtet. Das ausgekühlte Schwein wurde dann vom Schlachter fachgerecht für die weitere Verarbeitung zerlegt. Bei der weiteren Arbeit hatte allgemein neben dem Schlachter die Bäuerin das Sagen. In der großen Bauernküche wurde die Wurst gemacht, für die teilweise das Fleisch gekocht werden musste. Vor dem Wurstmachen waren die Därme zu reinigen und zu kochen. Dann mussten auch die Leberwürste und die Blutwürste gekocht werden. Die traditionelle Mettwurst wurde aus ungekocht zerkleinertem Fleisch gestopft. Wie in Mecklenburg allgemein wurde die Wurst dann im Rauch konserviert. Das erfolgte von Alters her durch das Aufhängen im Wiemen der Bauerndiele mit dem Rauch des offenen Herdes, später in speziell eingerichteten Räucherkammern auf dem Boden über dem Wohnteil des Bauernhauses (siehe Bauplan der Hufe 22, Rehr). Zuvor gab es jedoch am Abend des Schlachtetages ein üppiges Festessen mit je nach Familie unterschiedlichen traditionellen Gerichten. In vielen Bauernhäusern war das "Wellfleisch" das Gericht des Schlachtfestes, das wohl nur mit einem kräftigen Schnaps zu genießen war, in anderen Häusern gab es Koteletts oder die wohlschmeckenden häufig Beefsteak genannten Frikadellen.<br />
<br />
Die Zeit des Schlachtens war, wie oben erwähnt, die Zeit der Wintermonate sowohl wegen der günstigen Witterungsbedingungen bei der Aufbereitung des Fleisches als auch wegen der ruhigeren arbeitsärmeren Zeit nach der Ernte der Feldfrüchte. In dieser Zeit wurden auch die Bauernhochzeiten gefeiert. <br />
<br />
Ina Kahns berichtet: ''"Aber erst kam der Köstenbirrer, geschmückt mit Blumen und Bändern. Nicht nur die Verwandtschaft, das ganze Dorf, oft das ganze Kirchspiel, nicht weniger als zwei- bis dreihundert Personen feierten mit."'' Das muss für das 20.Jahrhundert aber bereits eingeschränkt werden, in dem es sich auf die Verwandtschaft und das Dorf beschränkte und man selten mehr als hundert Personen als Gäste sah. Am Vorabend der Hochzeit wurde der Polterabend für die nicht zur Hochzeit geladenen Einwohner ausgelassen gefeiert. Die Hochzeitsgesellschaft fuhr mit der Kutsche in die Kirche zur Trauung. Auf der Rückfahrt wurde "geschneert", d.h. ein Tau über den Weg gespannt. Das Brautpaar musste sich mit eine "Buddel Koem" lösen, bevor es weiterfahren durfte. Das erfolgte in manchen Fällen mehrfach. Die Feier einer Bauernhochzeit erfolgte auf der "Grootdäl", auf der auch ein üppiges Mahl gereicht wurde. Bei Hochzeiten in den Familien der Häusler ging es freilich bescheidener zu.<br />
Bei der Hochzeitsfeier wurde allgemein auch die Dorfmusik engagiert, die abends zum Tanzen aufspielte. Wie bei anderen Festen wurden noch die traditionellen Volkstänze, wie Windmöller, Kegel und auch Rheinländer und Polka getanzt. Dabei gab es noch um 1950 solche Einlagen, wie "Du lieber Schuster Du, flick Du mir meine Schuh ...", bei denen eine Tänzerin auf dem Stuhl saß, und der Tänzer die Schuhreparatur imitierte. Um Mitternacht wurde zu der Melodie "Wir winden Dir den Jungfernkranz" der "Schleier abgetanzt". Dabei tanzten die Mädchen um die Braut herum, der die Augen verbunden waren. Sie musste dann ihren Kranz den Mädchen zuwerfen. Diejenige, die ihn erhielt, sollte die nächste Braut sein. In der nächsten Runde tanzten die Burschen um den Bräutigam, dem ebenfalls die Augen verbunden waren. Er musste sich einen der Burschen greifen, der der nächste Bräutigam sein sollte. Die Hochzeit dauerte mit den Nachfeiern häufig mehrere Tage.<br />
<br />
Weiterhin berichtet Ina Kahns auch über die Bräuche zu Weihnachten, Ostern, Pfingsten und zum Viehaustrieb - auch die der Kuhhirten - sowie zur Ernte und den Erntefesten.<br />
<br />
''WEIHNACHTEN''<br />
''Die Überlieferungen der Zwölften'' (die zwölf Nächte zwischen Heiligabend und Dreikönigstag) ''brachten es mit sich, daß man dem christlichen Weihnachtsfest allerlei heidnische Bräuche beimischte. Es wird von den Alten immer wieder betont, wie bescheiden, ja kärglich dieses Fest einst war. Das galt natürlich nur für die Geschenke. Ein Ball, ein Griffelkasten für ein Kind war alles. Die Dienstmädchen und Knechte erhielten ein Kleidungsstück oder Geld. Statt der Tanne holte einer der Männer eine Kiefer, "Gräne", aus dem Walde, die die Frauen mit selbst gefertigten Papierketten, vergoldeten Pappsternen und Nüssen schmückten. Die Lichter brannten am Heiligabend nicht aus. Sie mußten bis Sylvester reichen. Zugerüstet wurde reichlich. "Bodderkauken" für die Gäste, denn die Verwandtschaft kam sicher an einem Festtag. Vor allem kleine weiße und braune Pfeffernüsse. Letztere wurden mindestens vierzehn Tage vorher angerührt, dann geknetet und ausgerollt. Mit alten oft ererbten Blechformen stach man Sterne, Monde, Fische und Herzen aus. Manche Stücke verzierte man mit Mandeln und Sukkade. Wo junge Mädchen im Hause waren, formten sie wohl einen Mann aus diesem Teig. Für die Kinder kaufte man "Kindjees"-Poppen'' (Kind-Jesus-Puppen), ''oft Wickelkinder aus einfachem weißen Teig mit Zucker verziert, oder "dat weern so'n Uhlen, Kreiden und Rüders'' (Eulen, Krähen und Reiter). ''Gemeint ist wohl Wodan'' (germanische Hauptgottheit) ''mit seinen Raben. Während man mit den Kindern alte Lieder sang, gingen die jungen Männer, oft mit Masken durchs Dorf und ließen sich hier und dort einen einschenken. In Bengersdorf gingen die Kinder am zweiten Festtag (St.Stefanus) "steffen". Sie erhielten überall etwas: Äpfel, Nüsse, Pfeffernüsse. In der Stadt schätzte man das Fröhliche-Weihnacht-Wünschen" nicht. Es wurde als Bettelei schließlich verboten.'' (In Klein Bengerstorf wurde dieser Brauch nach der Erinnerung von Herta Greve - jedoch in den Tagen vor Weihnachten - noch etwa 1920 ausgeübt.)<br />
<br />
''OSTERN''<br />
<br />
''Was die Jugend in vielen Ländern zum Ostermorgen tat, das war auch hier Brauch. Man holte das "Osterwader" vor Sonnenaufgang und schöpfte es stillschweigend aus dem Strom. Für die Kinder wurden Eier gefärbt.''<br />
<br />
''PFINGSTEN''<br />
<br />
''Seit altersher hat das Pfingstfest einen besonderen Platz bei den Deutschen eingenommen. Jeder freut sich über die Schönheit der Natur. Viele Bräuche sind mit diesen Tagen verknüpft, gerade auf dem Lande. Der Maibaum, die Birke, stand mitten im Dorfe. Wenn auch jedes Haus eine Birke vor der Tür stehen hatte, so wollten doch die Burschen ihren Spaß haben. Für manches Mädchen stand noch ein besonderer Busch vor seinem Fenster. Hatte sich die "Deern" mit ihrem Burschen erzürnt oder konnten sich zwei nicht riechen, so fand sie wohl den starkriechenden "Fulboom" eingepflanzt.'' <br />
<br />
(Das Faulbaumpflanzen vor den Fenstern von Mädchen wurde in Klein Bengerstorf noch 1957 ausgeübt, D.G.)<br />
<br />
''Um Pfingsten, um den 1. Mai, wurden die Kühe ausgetrieben, ein wichtiges Ereignis im Dorf. Das Fest begann schon am Vorabend. Bis spät in die Nacht wurde von den Knechten und Jungen mit den Peitschen geknallt. "Wi stünnen in Greven up de Muer un knallten, dor künnen wie de Langen Lehster (im lauenburgischen) hüren." Unfug wurde natürlich auch getrieben.''<br />
''"Ick heff se oft untenanner bröcht, ich weer jo Nachtwächter", sagte ein alter Mann. Vielleicht hatte man zwei Stunden im Heu geschlafen, dann ging es an das Austreiben des Viehs. Keiner wollte der letzte der "Pingstkarr" sein. Um den anderen aufzuhalten, vertünte man die Pforte. Schwerer war es, als Zweiter oder Dritter das Vieh herauszulassen, Bedienter oder König zu werden. Erster war der "Dagswäper", der mit der Swäp (Peitschenende) den Tau (Dag) abwischt. Draußen begann ein fröhliches Treiben. Mit dem vom Geschenk erhandelten Alkohol bewirtete man die Kameraden. Es war das nicht immer "ein säuter Sluck", sondern richtiger Branntwein. Die Wirkung blieb nicht aus, "wääck leigen drei Dag achter de Häg"'' (Einige lagen drei Tage hinter der Hecke, D.G.). ''Den Höhepunkt des Festes bildete die Auszeichnung. In Besitz erhielt der Held des Tages einen geflochtenen "Beisenhaut" (Binsenhut), des öfteren auch in Gothmann. ... Gemeinsam erfolgte am Abend der Einzug ins Dorf. "Wi hötten'' (hüteten, D.G.) ''in Groten-Bengerstörp all anne Benniner Scheid, un den all' na'n anner tau Dörp" voran der König oder Dagswäper. Die Tiere waren teils mit Birken geschmückt, der Reihe nach, wie man am Morgen ausgezogen war. In Gothmann folgte die letzte Kuh mit einem Nesselkranz. In anderen Dörfern mußte der Pfingstkarr einen Birkenzweig am Bein nach Hause schleppen. "De Deerns weern schön bos', wenn sei so lat kämen, wägen dat Melken. Se wullen jo tau Ball."''<br />
<br />
''Zum Hüten der Kühe auf der Weide nahmen die Bauern um Pfingsten Hütejungen (Kauheirers) in den Dienst. Sie gingen noch zur Schule, waren Kinder armer Eltern und stammten oft aus der Großstadt. Es war hart von den Eltern, so ein junges Wesen "auszutun". Die Hütejungen hatten aber bessere Verpflegung und bessere Kleidung beim Bauern als zu Hause. Mit acht Jahren war ein Junge zu schade zum Gänsehüten. Nach einer Schulprüfung durch den Pastor hatten die Hütejungen im Sommer schulfrei. Sie standen in einem regelrechten Dienstverhältnis und erhielten ihren Lohn, in alten Zeiten 10 Taler, dann 12 oder 14 Taler, sowie als Deputat 1 Spint (6 oder 7 Pfund) Leinsaat und etwas Kleidung. Das Kühehüten war keine schwere Arbeit, erforderte keine Kraft, sondern nur Pflichtgefühl und Aufmerksamkeit. Die Kühe durften nicht die eigene oder fremde Saat zertrampeln, auch nicht über den frischen Klee herfallen, weil sie sonst krank wurden. Langweilig war es sicher nicht auf der Weide. Es gab auf den Nachbarkoppeln immer Altersgenossen. Aus Weidenruten stellte man Flöten her. Beim Klopfen, damit sich die Schale vom Kern löst, sprach man:''<br />
<br />
*''Bub,Bub, Bastian,<br />
*''Lat min Fläut ok gaud afgahn,<br />
*''Lat's ok nich ünnergahn,<br />
*''Dats bald werrer kümmt.''<br />
<br />
Zu hochdeutsch:<br />
*Bub, Bub, Bastian,<br />
*Lass die Flöte auch gut abgehn,<br />
*Lass sie auch nicht untergehn,<br />
*daß sie bald wieder kommt.<br />
<br />
Variante aus Bennin nach Ernst Greve, übermittelt an Sohn Dieter Greve:<br />
<br />
*''Piepen, Piepen Basterjahn,<br />
*''lat de Fläut ok gaud afgahn,<br />
*''lat se nich verdarben<br />
*''lat se ok gaud warden.''<br />
<br />
Zu hochdeutsch:<br />
*Pfeifen, Pfeifen Bastian,<br />
*lass die Flöte auch gut abgehn<br />
*lass sie nicht verderben,<br />
*lass sie auch gut werden.<br />
<br />
''Zwischen den Hütejungen eines Dorfes herrschte größte Kameradschaft, mit denen anderer Dörfer lebte man oft in erbitterter Feindschaft. An Beschimpfungen fehlte es nicht, man verstieg sich sogar zu Spottversen:''<br />
<br />
*''Galliner Dinger,<br />
*''Pipt up'n Finger,<br />
*''Pipt up'n roden Lappen,<br />
*''Frät all de Greiber (Grevener;D.G.) doden Katten.''<br />
<br />
''Schlagfertig wurde dieser Reim von der Gegenseite mit versetzten Ortsnamen erwidert. Das währte nicht lange, "de Buern bröchten dat vör dat Amtsgericht, denn wür dat verbaden".<br />
Grimmige Feindschaft herrschte zwischen den Kauheirers von Groß und Klein Bengersdorf. "Up Ticktacken kümmt Burjacken, auf Anstoßen folgte die Jacke verhauen. So gerieten diese kleinen Kerle, die sich mit acht Jahren 'majoren' (reif, volljährig, D.G.) dünkten, oft in eine kleine Schlägerei. Das Schlachtfeld war die Schaalbrücke. Waren die Klein-Bengersdorfer die Angreifer, konnte es geschehen, daß der Feind Verstärkung durch Lüttknechte erhielt. Die Groß-Bengersdorfer Bauern hielten sich je zwei Knechte. Diese 14- bis 16-jährigen Burschen griffen aus Solidarität mit Knüppeln in den Kampf ein, "dat dat man so ballert". Aber gegen die doppelte Übermacht gab es für die Lütten Bengersdorfer nur den Rückzug: "Wi nähmt riet ut."''<br />
<br />
''DIE ERNTE UND DAS ERNTEFEST''<br />
<br />
''"Jacobi kümmt bald, gifft Koorn un Brod, huult de Hund."'' (Jacobi, der 25. Juli, kommt bald, gibt Korn und Brot, heult der Hund, D.G.). ''Es gibt viele Bräuche welche mit der Ernte zusammenhängen. Sie sind teilweise sehr alt und nach den Landschaften verschieden. Angemäht wurde gewöhnlich am Sonnabend, da nach altem Glauben nichts am Montag beginnen durfte . Für das Mähen spornte man die Mäher und die Binderinnen an:''<br />
*''Risch, risch,<br />
*''Meiherlüd wäst gaud un frisch,<br />
*''Dürten, Anne, Gret un Trin.<br />
*''Bind de Garben drall un fin,<br />
*''Risch, risch, risch.''<br />
<br />
Zu hochdeutsch:<br />
*Risch, risch,<br />
*Mäherleute seid gut und frisch,<br />
*Dörte, Anne, Grete und Trin,<br />
*bindet die Garben rund (oder fest) und fein,<br />
*risch, risch, risch. (Klein Bengerstorf)<br />
<br />
''"Gebunden" wurde nach altem Brauch, wer auf dem Lande an einem Kornfeld vorbei kam. Der "Gebundene" mußte sich mit einer Gabe wieder lösen. ... Vor allem ward natürlich auf den Gütern der Herr, der Inspektor, gebunden. ..''<br />
<br />
*''Der Herr soll gebunden sein,<br />
*''Mit einem kleinen Bindelein, <br />
*''Er gibt mir ein kleines Trinkelein,<br />
*''Dann soll er erlöset sein'' (Bennin, oder Tüschow?)<br />
....<br />
''"Bindbuck" nannte man den, der die letzte Garbe band. "Austbuck" ist eine Art Sonnenstich. "Dor sitt de Haas in" heißt es von dem letzten Teil des ungemähten Kornes (Nostorf und Zweedorf). "Laden" ist eine Kunst. Die Last der Garben muß gleichmäßig auf dem Wagen verteilt sein, sonst kippt dieser an einer scharfen Straßenecke um. Wenn das Fuder kippt, neckt man: "Dat kost't 'n Buddel". Beim Riss des Bindeseils muß derjenige, welcher dieses Tau über dem hochgetürmten Wagen gebunden hat, "einen utgäven".'' ...<br />
<br />
'' Das Essen wurde, falls der Acker weit war, hinausgetragen; es mußte reichlich und gut sein. Mittags mußte außer Fleisch stets eine kleine Erfrischung, etwa Reismehlkloß mit Milch, dabei sein. Der Tag war lang, deshalb gab es am frühen Nachmittag eine Zwischenmahlzeit, die "Vesper", und erst dann den Nachmittagskaffee. Die Vesper gab es nur einige Wochen, dann hieß es "Barthelmeis (24. August, D.G.) is kamen, hett Vesper mitnahmen." Während der Ernte schlachtete man an einem Sonntag ein Huhn. Wossidlo deutet es als ein altes Opfer. Bei dieser Mahlzeit ging es lustig zu. Wer die Leber auf seinem Teller fand, mußte einen Vers dazu finden, sie mußte weitergegeben werden und der nächste ebenfalls ein Verslein erdenken. In Ruthen (bei Lübz, D.G.) und Besitz kannte man folgende Verse:''<br />
<br />
*''Wer dit Johr heurat', mütt anner Johr Büxen flicken,<br />
*''De Läber is von'n Hauhn un nich von'n Hoppenstaken,<br />
*''Wenn ik'n Mann heff, will ik em tamm (zahm, D.G.) maken,<br />
*''Ik will't versäuken mit Hassel (Hasel) un mit Bäuken (Buchen), (aus Ruthen)<br />
*''Von Kopp bit Liw, (Von Kopf bis Leib),<br />
*''Bit dat sei schrigt, min hart leiv Wif.'' (Bis dass sie schreit, mein herzlich liebes Weib, D.G.)<br />
<br />
''War unter viel Arbeit und Schweiß die Ernte eingebracht, war der September und auch ein Teil des Oktobers vergangen, begann man für das "Oornbier" (Erntebier, Erntefest, D.G.) zu rüsten. In Besitz kamen acht Tage vorher die Bauern zusammen, um sich über die Musik und Ankauf des Bieres zu bereden, denn das Erntebier war eine gemeinsame Angelegenheit. Die jungen Mädchen waren zuständig für die Anschaffung von Papier und die Anfertigung von Blumen daraus, auch sollte jeder ein Sträußchen kaufen "för Oornbeervadder twei". Die Pferde, die ja auch ihr Teil der Arbeit geleistet hatten, "würden all reinklarrt" (Tessin). Donnerstags schlachtete man eine Kuh. Das Binden des Erntekranzes geschah mit viel Liebe. Er wurde in einem anderen Haus gebunden und mit Musik in das Haus gebracht, in welchem man feierte und dort in der Diele aufgehängt. In Tessin bestand er aus "Hahnenputten (Hagebutten?), rode Kaffeebohnen (Beeren der Eibe) und Blaumen, witt Parlkrut un Gräun". Dann aber begann das Fest. Jeder wollte nach der sauren Arbeit einmal sorglos sich ausruhen. Junge Leute zogen mit einem Korb von Hof zu Hof, um Eier zu schnurren, die "Oorenbeerbiddermudder" (Erntefest-bitte-mutter, Gastgeberin des Festes) ihnen zubereiten mußte. "De Buren müssen twei Anker Köm bewilligen" (Tessin). In Tessin wurden weniger Musikanten bestellt, es gab im Dorf Amteure: "Min Vadder hett drei Dag den Brummbaß sträken." Wer am zweiten Tag verschlief, dem machte man in Besitz diese Nachlässigkeit oder Unhöflichkeit drastisch klar. Vier bis fünf Mann erschienen bei dem Sünder, hoben ihn auf eine Leiter, welche auf jedem Ende von einem auf der Schulter getragen wurde und trugen ihn mit Hallo durchs Dorf (in anderen Dörfern wurde der Faulpelz auf einen Sattel gehoben). "Männigmal hadden wi drei Mann up, Musik vöran." War man in Tessin ganz ausgelassen, kam jemand auf den Gedanken, "anner Lüüd tau verfeern"'' (zu erschrecken, D.G.) ''"De Schimmel kümmt", rief jemand. Unter einem Bettlaken versteckt, ritt ein Junge auf einem Kornsieb, vorne steckte ein Pferdekopf, hinten ein Schwanz. "Frugens un Kinner würden all grugen"'' (grauen, D.G.). ''In Bennin ging noch ein Bursche mit Eimer und Schaufel hinterher. Wenn nach dem Fest die Abrechnung nötig war, fanden sich die Bauern eine Woche später zu einem gemütlichen Abend zusammen, ohne Frauen. Als dann nach und nach jedes Dorf eine Wirtschaft mit Saal erhielt, ging so mancher Reiz verloren. Auf den Gütern wurde gewöhnlich der Kornboden zum Tanzen benutzt. In Schadeland "danzt se up de Straat". Man tanzte auch im kleinen Kreis "up Söcken" in der Teldau'' (auf Socken,D.G.) ''un "barst" in Besitz'' (barfuß, D.G.). ''Es genügte schon, wenn jemand eine "Dwerfläut" besaß. Zu großen Festen wurde stets Musik aus der Stadt: "Klarnett, Hoorn, Fläut un Vigelin". "Wi harr'n Danzbauk, dor müssen wi mit na'n Schulten un den tau Amt, veer bit fief mal in'n Johr" (Gothmann). "In Granzin harrn de jung Lüüd dat Woort, haalten de Musik, un deilten sick dat." Wann haben junge Mädchen nicht gern getanzt? Frauen von Siebzig und älter gedachten gern dieser Zeit. "Von Klock acht bet Klock twei keinen Faut böögt" (nicht gesessen, Bretzin)."Ick harr nich naug (genug) in'n Dörp all söven Wochen, ick güng noch na Tüschow" (Alte Frau aus Nettelburg bei Bergedorf aus Groß Bengersdorf). Alle hatten Freude an den Tanzfiguren des Windmöllers, Figaros, Tampets, Kägels Veertourigen, Föfthalvtourigen mit Kett,<br />
Contra Medelit (letzterer nur in Tessin). Sie tanzten "Mudder Wittsch" und "Un wer den gräunen Kohl nich mag, de kriggt ok nix von'n Swinskopp af"(Reigen mit hinten verschränkten Armen). In Nostorf war einmal "Schottisch links verkehrt im Saal rum" Mode, wobei gesungen wurde:''<br />
<br />
*''As de Voss up'n Hügel steiht,<br />
*''Jäger em den'n Steert afscheut,<br />
*''Vössing dä dat furchtbor leed,<br />
*''Dat de Jäger em den'n Steert afscheut"''<br />
<br />
''In Zahrensdorf:''<br />
*''Rutsch mal'n bäten,<br />
*''Rutsch mal'n bäten,<br />
*''Stah mal'n bäten up."''<br />
<br />
<br />
<br />
'''Ina Kahns''' hat über die Feier des Erntefestes hinaus weitere auch improvisierte Feiern aus der Zeit vor 1900 beschrieben:<br />
<br />
''Eine unerwartete Gelegenheit bot sich für die Angestellten, wenn Bauer und Bäuerin ausgingen. Da holte der Knecht aus der Vorratskammer und dem Rauchfang, was der Tisch trug. Zuerst von dem Alten aus Gothmann erzählt, dann erinnerten sich auch andere daran: "Dat weer ok in anner Dörper so". Wossidlo fand die Bezeichnung dieses Festes "Hunnköst"'' (Hundefest, D.G.) ''besonders originell.'' <br />
<br />
''Für den Bauern bot sich manchmal auch die Gelegenheit zu einem besonderen Fest, dem "Hänseln". "Hei mütt Hänseln, süß hett hei kein Stimm inne Gemeinde: "Das bezog sich auf den Jungbauern, welcher die väterliche Stelle übernahm. "Tau eerst weer dat bi'n Schulten, dor stünn blot de Kömbuddel up'n Disch:" Später fand im Hause des Neubauern das "Äten" statt. "Kein Gedränk''(Wein, D.G.), ''över väl Beer:". Es gab oft keine Einladung, sondern "wenn wi em grad fatkrägen" (zu fassen bekamen, D.G.). ''Man zog sich nicht erst um, sondern erschien in "Höltentüffel un Tüch, wat dat verdrägen kunn. De Frugenslüd müchen dat gor nich", denn es wurde allerlei Unsinn gemacht, "Schappen verkehrt henstellt un so."''<br />
<br />
''Sowohl die improvisierten als auch die wiederkehrenden Feste hatten ihre Besonderheiten. "Heildreikönig harr de Kauhzunft in Lütten Bengerstörp ehr Tausamenkunft" mit einer kleinen Aufführung von "De Schäperdanz": Ein versereiches Gespäch zwischen Edelmann und Schäfer, worin letzterer zuletzt verhöhnt und ausgelacht wird. Ein Hund als "utgekleedte" Person wird vom Schäfer am Strick mitgeführt und muß auf der Erde kriechen. In Tessin spielte bei einer anderen Gelegenheit eine ausgestopfte Puppe mit: "De Gnädige". Mit dieser mußten "Entspekter, Schäper un Bedienter" tanzen.''<br />
<br />
''Kein Dorf ließ es sich nehmen, ein großes Sommerfest zu begehen, oft auch im nächsten Jahr abwechselnd ein anderes. Beliebt war das "Jungfernföhren"'' (Jungfernfahren): ''Das eine Hinterrad des Wagens wird eingegraben, das andere, das darauf gelegt wurde, bleibt über der Erde. Über dieses legt man Bretter, darauf wird ein Stuhl gestellt. Unter viel Gelächter heben die jungen Leute ein Mädchen darauf. Sobald es saß, wurde das Rad gedreht, wer den Ring, welcher an einem Pfahl hing, griff war Königin. Bis alle Teilnehmerinnen an der Reihe waren, war der Nachmittag vergangen. Auf einer "Danzbrügg" oder im Kruge vergnügte man sich bis in die Nacht hinein.''<br />
<br />
''Zum "Tunnenkloppen" brauchte man einen Spaßmacher. "dat weer so'n Anke (Clown), ganz bunt antrocken, mit'n Zuckerhaut". Gemeint war das blaue Papier, in welches die spitzkegeligen Zuckerblöcke eingewickélt wurden. Im Hause zerklopft, benutzte man den so "geläuterten" Zucker zum Obst einwecken. Dieses Papier, durchflochten mit roten Papierstreifen, eignete sich gut als Mütze (Tessin). In Besitz und Tessin hieß der Mann "Peiatz"'' (Pajatz = Bajazzo, Clown). ''Die Festvorbereitungen der Mädchen bestanden aus dem Einkauf von 10 Meter Seidenband und dem Nähen des Flickenanzuges. Auf dem Rücken wurde das Spielkartensymbol "Kreuz König", auf dem Dreispitz "Pik As" und "Pik König" befestigt. So ausstaffiert mußte der Spaßvogel in die Tonne kriechen. Nacheinander schlugen die Mädchen darauf. wer den Deckel entzwei schlug, war Königin. Damit war das Spiel noch nicht beendet. Der Harlekin sprang aus der Tonne, versuchte die Mädchen mit der Pappklappe zu schlagen und zu greifen. In Greven wählte man auch einen König.''<br />
<br />
InBengerstorf wurden die Sommerfeste als Kinderfeste gefeiert. <br />
[[Datei:Kinderfest in Klein Bengerstorf um 1930.jpg|thumb|]]<br />
Dabei zogen die Mädchen unter Blumenbügeln und die Jungen mit Blumenstöcken hinter der Bauernkapelle durch das Dorf zum Festplatz, der sich im allgemeinen auf den Schulsportplätzen am Bretziner Weg bzw in Klein Bengerstorf am Blocksberg, dort zeitweilig auch auf der damals sehr schönen Wiese an der Birkenssat befand. Auf dem Festplatz wurde einiges an Kurzweil veranstaltet, wie Luftgewehrschießen auf die Scheibe, Taubenstechen mit einer hölzernen Taube mit stählernem Schnabel, die am Band an einem Gerüst hing und in das Ziel auf einer Zielscheibe zu bringen war, Sackhüpfen, Klettern an einer Kletterstange, an der an einem Kranz kleine Naschereien hingen, auch Erbsenraten (Zahl der Erbsen in eine Flasche). Danach gab es als krönenden Abschluss den Kindertanz auf dem Saal der Gaststätte. <br />
''Einen prächtigen Aufzug konnte man in Besitz am Sommerfest erleben. Voran die Knaben mit Flitzbogen, dann die Mädchen mit weißen Kleidern, anschließend die erwachsene Jugend. Der Zug marschierte durchs Dorf nach Sandbergs Hof'' (Sandbergs waren Windmüller und Gastwirte, D.G.). '' Ein Hahn kam unter den Topf. Manchmal auch eine Katze oder eine Taube. Wer den Topf zerschlug, war "Hahnenbrut" (Hahnenbraut). In Zweedorf sagte man "Hahn ut'n Pott", in Gallin und Granzin "Hahnenköst". Am längsten hielt sich wohl der "Hahnenträdel" (Hahnentritt) in Gothmann. Sogar Tänzerinnen aus der Stadt zog er an.'' (Hierzu ist zu bemerken, dass das "Topfschlagen", bei dem ein Hahn im Tontopf steckte, in Groß Bengerstorf noch 1949 beim letzten durchgeführten Ringreiten zur Wahl der Königin ausgeübt wurde. D.Greve)<br />
<br />
''Zahlreich sind die Überlieferungen im Bereich des Pferdesports. Das "Ringreiten" hat eine große Vergangenheit und eine weite Verbreitung und ist der Nachklang der mittelalterlichen Turniere. Mehrere Tage dauerten die Vorbereitungen. Sie versprachen schon vorab Feststimmung. Die Jungbauern schlugen Tannen und richteten die Masten, die in Reihen aufgestellt wurden. Inzwischen hatten die Mädchen viele Meter Girlanden gebunden. Das grüne Gewinde schlang sich nicht nur um die Pfosten, es verband sie auch.''<br />
<br />
==Das 20. Jahrhundert - Zeit der großen Kriege und geopolitischen Veränderungen==<br />
===Der Erste Weltkrieg und die kritische Zeit der "Goldenen Zwanziger"===<br />
<br />
<br />
Nachdem es infolge der Verschiebungen des kontinentalen Gleichgewichts in Europa insbesondere nach der deutschen Reichseinigung unter Bismarck zu immer größeren Spannungen auf dem Kontinent gekommen war, genügte das Attentat eines serbischen Nationalisten in Sarajevo auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand am 28. Juni 1914, um die kriegslüsternen europäischen Staaten einen Krieg beginnen zu lassen, der sich dann zum Weltkrieg ausweitete.<br />
<br />
Nachdem im Deutschen Reich zunächst eine Kriegs-Euphorie herrschte, die durch Siege an der Westfront in Frankreich gesteigert wurde, war auch in den Dörfern des Amtes Boizenburg noch die Begeisterung zu spüren. Mit der Dauer des Krieges verschlechterte sich die Stimmung. Als auch immer mehr Gefallenenmeldungen in den Dörfern ankamen und in den Städten, wie auch bei den Dorfarmen der Hunger sich auszubreiten begann, wurde die Stimmung immer schlechter. Weil die Männer im wehrfähigen Alter zum Kriegsdienst eingezogen waren, fiel die wirtschaftliche Last bei den Bauern, Büdnern und Häuslern zunehmend auf die Frauen und die Altenteiler. Die Kinder im schulpflichtigen Alter hatten verkürzten Unterricht und wurden zu Arbeiten in der Landwirtschaft herangezogen. Im Jahre 1917 kamen wegen der allgemeinen Lebensmittelknappheit auch noch Kinder aus Hamburg hinzu. Im Jahre 1916 war eine Missernte bei Roggen und Kartoffeln wegen übermäßiger Niederschläge zu verzeichnen gewesen, die die Situation noch verschärfte. <br />
<br />
Im Krieg hatte Besitz 16 Gefallene zu betrauern: ...Ahrens, ...Wonerow, ...Bädker, ...Hagemann, ...Hennings, Heinrich Burmeister, Johann Gehrke, Paul Mundt, Wilhelm Nieland, Fritz Brandt, Wilhelm Bechump, Heinrch Pätow, Wilhelm Greve, Ernst Sandberg, Fritz Wegner und Wilhelm Hinzmann.<br />
Verwundet wurden: Abel, Wilhelm Dittmer, Johann Hennings, Hermann Pries, Heinrich Reddöhl, August Pohlmeier, Springborn. <br />
<br />
Am Ende des Krieges kam es, ausgehend von den Kieler Matrosen, zu revolutionären Aufständen. In Boizenburg wurde ein Arbeiter- und Soldatenrat gegründet. Auch in den Dörfern wurden wie die Arbeiter- und Soldatenräte in den Städten nun Bauernräte gebildet, die die Interessen der "kleinen Leute" durchsetzen und den Schulzen in der kritischen Situation Hilfe geben sollten. Über einen solchen Bauernrat in Besitz ist nichts bekannt. <br />
<br />
Der konterrevolutionäre Kapp-Putsch im Jahr 1920 verschärfte die Situation. Die Boizenburger Arbeiter beteiligen sich teilweise am Generalstreik, in dessen Ergebnis der Putsch beendet wurde. Der Kapp-Putsch wurde teilweise von den Gutsbesitzern unterstützt, wie dem Herrn <br />
Major von Henning auf Tüschow, der den Putschisten Unterstützung und vor allem Unterschlupf gewährt hat.<br />
<br />
Die wirtschaftliche Situation in Deutschland wurde auf Grund der hohen Reparationszahlungen für die Schäden im Weltkrieg immer schwieriger. Von der Regierung wurde der Geldumlauf erhöht. Das führte zur Entwertung des Geldes und der Verteuerung der Waren. Es kam zu einer Inflation nie dagewesenes Ausmaßes in Deutschland. Das Tempo der Entwertung des Geldes führte dazu, dass der Arbeiter der am Abend seinen Lohn ausgezahlt bekommen hatte, am nächsten Morgen bereits fast nicht mehr dafür kaufen konnte. Der Höhepunkt der Inflation kam im Jahre 1923. <br />
Erwin DETTMANN nennt neben vielen wachsenden Preisen auch den Haushaltsabschluss der Besitzer Gemeindekasse für das Jahr 1923:<br />
- Einnahmen 192 (Billionen).219 (Milliarden).857 (Millionen).548 (Tausend).981 Mark<br />
- Ausgaben 121.408.519.354.962 Mark<br />
- Kassenbestand 70.811.338.194.019 Mark<br />
Der Schulze Drinkgiern wird in dieser Zeit schwere Tage gehabt haben. Dann im November 1923 wurde die Rentenmark eingeführt.<br />
Findige Schulzen, wie der Benniner, haben die Situation genutzt, um das Dorf an die Elektroversorgung 1922 anzuschließen. Der Abtrag der Schulden konnte dann mit entwertetem Geld erfolgen.<br />
<br />
Die Erbpächter wurden nach der neuen Gesetzgebung als Hofbesitzer bezeichnet. Das änderte aber kaum etwas an ihrem Status. Die noch nicht abgetragenen Kanonschulden waren nach wie vor in den Grundbüchern zu finden.<br />
<br />
Im Jahre 1924 wurde der Büdner und Müller Sandberg zum Schulzen gewählt. In dieser Zeit verzeichnete Deutschland einen wirtschaftlichen Aufschwung, der aber bald schon wieder von der Weltwirtschaftskrise abgelöst wurde. In den 1920er Jahren, den angeblich "Goldenen Zwanzigern" hat es im Lande viele Arbeitslose gegeben. Dazu gibt es auch im Gemeindeprotokollbuch Eintragungen, wie am 18. Februar 1931 "Ka. erhält keinen Zuschuss zur Krisenunterstützung, und am 5.Mai, dass der Friseur Ko. wöchentlich zwei Brote von der Gemeinde erhält. 1932 gab es vier Anträge auf Unterstützung von Arbeitslosen an die Gemeinde. Diese wurden abgelehnt mit der Protokollnotiz im Gemeindebuch: "Die Beschwerde der Arbeitslosen wird abgelehnt. Notstandsarbeit soll nicht durchgeführt werden."<br />
<br />
In Besitz hat sich trotz der engen verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den Einwohnern verschiedenen Standes im Dorf nicht immer das Leben in "eitel Sonnenschein" abgespielt. Wie in allen Domanialdörfern der Region hatte sich ein System gegenseitiger Hilfe zwischen Bauern und "kleinen Leuten" herausgebildet. Die Bauern übernahmen die Fuhrleistungen und Feldarbeiten, zu denen Pferde benötigt wurden. Dafür gab es die Verpflichtung der Häusler und auch der seltenen spannviehlosen Büdner in den arbeitsintensiven Zeiten in der Getreide- und der Kartoffelernte, auch beim Dreschen, bei den Bauern zu arbeiten. Die Arbeiten wurden in der Regel nicht bewertet und verrechnet, so dass in den meisten Fällen die Häusler ausgenutzt wurden. Das traf insbesondere die Frauen der Häusler, da deren Ehemänner häufig anderen Arbeiten im Handwerk und auch in den Boizenburger Betrieben nachgingen.<br />
<br />
So hat sich trotz der engen verwandtschaftlichen und freundschaftlichen Beziehungen der Besitzer "Bauernkrieg" entwickelt. Was war geschehen? Dazu ein Auszug aus der Dettmannschen Chronik: "<br />
''Am 02.11.1924 wird im Protokoll vermerkt: "Sandberg sen. wird wieder Schulze." Mit diesem Ereignis steht die umgangssprachlich als <br />
"Bauernkrieg in Besitz" bezeichnete Auseinandersetzung zwischen "kleinen" und "großen" Leuten in Zusammenhang. Und so war <br />
es: Acht Stimmen im Gemeinderat waren für die Nominierung und Wahl zum Schulzen notwendig. Zwei Kandidaten waren vorhanden: <br />
Sandberg für die Kleinen,, die Bauern wollten ihren Vertreter Wegner als Schulzen. Sandberg hatte die nötigen acht Stimmen, <br />
Wegner nicht. Sandberg wurde Schulze. Daraufhin versagten die Bauern den kleinen Leuten die Spanndienste.''<br />
<br />
''Einige Büdner, darunter auch der Schulze Sandberg, übernahmen die Hilfeleistung für die "Kleinen". So wurde der <br />
Dampfdreschsatz durch Sandberg angeschafft. Ebenso wurde ein Deckbulle unter dem Namen "Bauerntrotz" vom Büdner Brockmöller gehalten, um auch <br />
in dieser Hinsicht von den Bauern unabhängig zu sein. Zum Teil wurde die Pferdeanspannung vom Hof in Dammereez geholt. Durch <br />
die Verwandtschaft zwischen den Bauern und den kleinen Leuten und durch illegale Hilfeleistung - hin und her - wurde <br />
dieser Krieg dann beigelegt.''<br />
<br />
Außenstehende hatten oft die Meinung geäußert, die Besitzer Bauern seien durch Hochwasser und Blitzschlag reich geworden. Katastrophen waren jedoch Verlustjahre für die Einwohner und auch für die Gemeinde.<br />
Die Gemeinde hatte in 1925 von der Regierung eine Anleihe inHöhe von 24000 RM für den Deichbau bewilligt bekommen. Da der nicht völlig hergestellte Deich 1926 durch ein Hochwasser teilweise zerstört wurde, wurden noch einmal 5000 RM aufgenommen Dadurch wurde die Gemeinde Besitz 1932 zahlungsunfähig. 1945 wurden durch die neue Administration 17000 RM Schulden erlassen.<br />
<br />
Im Jahre '''1928 wurde Besitz an das Elektronetz angeschlossen'''. Das war später als in den Dörfern Bennin, Groß u. Klein Bengerstorf und Tessin, aber weitaus früher als in der benachbarten Teldau.<br />
<br />
Im Anschluss folgen zwei Seiten als Kopien aus der ''Besitzer Dorfchronik'' von Erwin DETTMANN<br />
<br />
<br />
[[Datei:Protokoll 1.jpg|800px]]<br />
[[Datei:Protokoll 2.jpg|800px]]<br />
<br />
<br />
<br />
'''Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr in Besitz'''<br />
<br />
Wie im obigen Protokoll ersichtlich ist, wurde im Jahre 1932 in Besitz eine Freiwillige Feuerwehr gegründet. Die Veranlassung dazu war eine Brandkatastrophe in der Folge mehrerer Blitzeinschläge am 21. August 1932. Dazu soll nachstehend ein Auszug aus der Dorfchronik von DETTMANN fplgen:<br />
<br />
<br />
[[Datei:FW 1.jpg|800px|Büdnerei Nr.8 vor dem Blitzeinschlag]]<br />
<br />
<br />
[[Datei:FW 2.jpg|800px]]<br />
[[Datei:FW 3.jpg|800px]]<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
'''Hufenbesitzer nach Niekammers Güter-Adressbuch''' <br />
<br />
In den 1920er Jahren erschienen mehrere Ausgaben von diesem Adressbuch. Aus diesem soll nun ein Auszug aus dem Band IV, Mecklenburg, Jahrgang 1921 folgen. Diese Aufstellung versetzt uns mit Einschränkungen in die Lage, die Betrachtungen über die Kontinuität der Namen von Hufenbesitzern in Besitz weiterzuführen. Die Einschränkungen ergeben sich daraus, dassdie Zuordnung zu den Hufen unsicher ist. Hier erfolgte sie auf Grund anderer Unterlagen.<br />
<br />
'''''Besitz bei Blücher'''''<br />
Hufe<br />
Abel, Heinrich........28 ha...........19<br />
Ahrens, Johann........25 ha...........25<br />
Bonatz, Wilhelm.......26 ha...........26 <br />
Konow, Johann.........27 ha...........24<br />
Dittmer Wilhelm.......21 ha...........18<br />
Drinkgiern, Johann....19 ha...........21<br />
Drinkgiern Wilhelm....19 ha...........20 <br />
Fielmann, Wilhelm.....18 ha............8 ?<br />
Fielmann, Wilhelm.....29 ha...........12 ?<br />
Greve, Wilhelm........19 ha...........15<br />
Hennings, Johann......10 ha............6<br />
Martens, Wilhelm......23 ha...........13 <br />
Mundt, Georg..........28 ha............4 <br />
Schütt, Wilhelm.......16 ha...........17<br />
Trilk, Wilhelm........27 ha...........16<br />
Wegner, Franz.........22 ha...........?<br />
Wegner, Hermann.......26 ha...........14<br />
<br />
In dieser Aufstellung fällt auf, dass der zu den Hufen gehörende Flächenumfang zwischen den ehemaligen Hauswirten und den ehemalige Kossaten sich teilweise verschoben hat. beispielsweise der Hauswirtshufen 15 und 17 und der Kossatenhufe 18. Das kann durch Verpachtungen zustande gekommen sein.<br />
<br />
<br />
Die Kontinuität der Namen und damit der Familien setzt sich mit einem Bruch nach dem Dreißigjährigen Krieg in veränderter Form fort. Die Namen Konow, Drinkgiern und Burmeister sind auch nach diesem Bruch weiterhin zu finden, teils bis in die jüngste Zeit. Die nachfolgende Tabelle soll uns den überblick geben.<br />
Die nachfolgende Tabelle soll das belegen. Tabelle im pdf_Format, dabei den blauen Link und danach das pdf-Symbol anklicken.<br />
<br />
Link für die Tabelle im pdf-Format:<br />
<br />
<br />
[[Datei:Besitz.Kontinuität der Namen nach 1600.pdf|600px]]<br />
<br />
'''Die Namen der Hufenbesitzer mit ihrem ersten Auftreten und dem gegenwärtigen Stand:'''<br />
<br />
''' Name.........erstes Auftreten..........gegenwärtiger Stand'''<br />
<br />
Konow..............1453....................nicht mehr unter den Gehöftsbesitzern<br />
Drinkgiern.........1555....................noch vorhanden, Hufen 20 u.23<br />
Greve..............1555....................noch vorhanden, aber mit Unterbrechungen<br />
Trilk..............1640....................noch vorhanden, Hufe 16<br />
Fielmann...........1640....................nicht mehr vorhanden<br />
Wöhlke..........vor1752....................nicht mehr vorhanden<br />
Nielandt........vor1764....................noch vorhanden, Hufe 1<br />
Rehr............vor1760....................nicht mehr vorhanden<br />
Schütt..........vor1763....................noch vorhanden, Hufe 17<br />
Martens.........vor1773....................noch vorhanden, Hufe 13<br />
Bonatz..........vor1775....................nicht mehr vorhanden<br />
Dittmer.........vor1781....................nicht mehr vorhanden<br />
Hennings........vor1784....................noch vorhanden, Hufe 3<br />
<br />
===Besitz unter dem Nationalsozialismus===<br />
<br />
Es soll hier sogleich vorausgeschickt werden, dass der Nationalsozialismus in den Dörfern des ehemalige Domanialamtes Boizenburg keinen großen Widerhall gefunden hat, obwohl die Versprechungen der Nazis in den Zeiten der Weltwirtschaftskrise insbesondere bei manchem Bauern, der in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten war, sicher nicht auf taube Ohren gestoßen sein wird.<br />
Bereits vor der Machtergreifung des Nationalsozialismus waren die Auseinandersetzungen zwischen Kommunisten aus Boizenburg und Nationalsozialisten auch bis in die Dörfer der Umgebung hinein zu spüren.<br />
<br />
Aus dem Gemeindeprotokollbuch ist zu erkennen, dass sehr schnell nach der Machtergreifung des Nationalsozialismus der Schulze und die beiden Schöffen neu gewählt wurden, obwohl ihre Amtszeit erst später geendet hätte. Es wurde statt des erst seit 1932 amtierenden Schulzen Häusler Wilhelm Hinzmann der Bauer Wilhelm Bonatz in das Amt gebracht.<br />
<br />
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden nach den Parteien auch solche Einrichtungen wie die Landwirtschaftskammer und die Gewerkschaften abgeschafft. Die Aufgaben der Landwirtschaftskammern übernahm in völlig anderer Organisationsform der nationalsozialistisch geprägte Reichsnährstand, der durch die Ortsbauernführer in den Dörfern vertreten war. <br />
<br />
Wie es durch die Rüstungswirtschaft mit hoher Staatsverschuldung zu einer wirtschaftlichen Festigung in den Dreißiger Jahren gekommen war, so kam es auch zu einem Aufschwung in den bäuerlichen Wirtschaften. Äußeres Zeichen dafür war, dass einige Bauern sich neue Maschinen, Traktoren und auch bereits PKW anschafften.<br />
<br />
Für die landwirtschaftlichen Betriebe wurden in diesen Jahren im Rahmen der Reichsbodenschätzung die landwirtschaftlichen Flächen neu bonitiert. Dabei wurde die traditionelle Bonitierung in Hufen, Scheffel Einsaat und Fuder Heu außer Kraft gesetzt und als neue Besteuerungs- und Planungsgrundlage die heute gültige Bonität nach Bodenwertzahlen, Ackerzahlen und Grünlandzahlen (heute häufig Bodenpunkte genannt) ermittelt.<br />
<br />
===Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen in Besitz===<br />
<br />
Nach einer mehrjährigen aggressiven Phase, die durch die Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich und durch das Münchner Abkommen, das die Existenz der Tschechoslowakei unter Duldung der westeuropäischen Mächte auf Jahre praktisch beendete. wurde am 1. September durch den Überfall auf Polen durch die deutsche Wehrmacht der Zweite Weltkrieg ausgelöst. Der Krieg hat von den überfallenen Nationen und auch für die Deutschen ungeheure Opfer gefordert. Es waren mehr als 50 Millionen Opfer in der Welt und auch vom deutschen Volk, das nun international als Aggressor verurteilt wurde, 6 Millionen Opfer. Die materiellen Schäden in den überfallenen Ländern und auch in Deutschland selbst bewegten sich im Billionen Dollar-Bereich.<br />
Mit dem Kriegsende bekamen auch die Dörfer der Region, die als nicht-industrielles Gebiet kaum Ziel des Luftkrieges durch Bombardierungen wurden, die Folgen des Krieges zu spüren. In der Endphase des Krieges standen amerikanische Truppen am Elbufer bei Bleckede. Sie schossen auf das diesseitige Ufer als feindliches Gebiet und haben dadurch nicht nur in den unmittelbaren Elborten, wie Boizenburg, Gothmann und Stiepelse Schäden verursacht, sondern auch in den etwas weiter von der Elbe entfernten Dörfern wie Besitz. In Besitz wurden ein Wohnhaus (Büdnerei Martens), eine Scheune und der Heirkaten Opfer des Beschusses. Am 30. April stürzte ein abgeschossenes deutsches Jagdflugzeung in einen Stall bei Elvers. Ein ziviles Opfer hat es in Besitz ebenfalls gegeben. Emmi Kaune starb an den Folgen einer Detonation bei dem Beschuss durch einen Lungenriss.<br />
<br />
Am Ende des Krieges mussten die Besitzer Einwohner 40 Gefallene beklagen. Die Namen sind Willi Drinkgiern, Fritz Peters, Friedrich Bernfeldt, Klaus Walter, Gustav Trilk, Artur Drinkgiern, Willi Dittmer, Willi Martens, Willi Frank, Willi Vogt, Edo Wegner, Franz Wegner, Eduard Zimmermann, Franz Fielmann, Paul Frank, Herbert Stebens, Hermann Stebens, Hermann BestHermann Wöhlke, Günther Wöhlke, Hermann Hagemann, Alfred Hagemann, Wilhelm Häuser, Johannes Hinzmann, Walter Simon, Otto Nielandt, Willi Mundt, Henry Kaune, Karl Schuldt, Gerhard Brockmöller, Willi Sandberg, Emmi Kaune (durch Beschuss), Adolf Lüdmann, Heinrich Rehr, Hugo Kaune (verstorben), Franz Fielmann sen., Alfred Lehnhoff, Hugo Iserloth, Arnold Dierßen, Heinz Dierßen. In einigen Fällen fielen 2 Mitglieder einer familie (Simon, Wegner, Kaune, Hagemann Wöhlke und Stebens), in andere Fällen der einzige Erbe der Familie, z.B. Sandberg.<br />
<br />
Ein Ergebnis der aggressiven deutsche Politik unter dem Nationalsozialismus, musste Deutschland nach dem verlorenen Krieg weite Gebiete im Osten des Reiches zur teilwiesen Wiedergutmachung an Polen und die UdSSR abtreten. Die Einwohner dieser Gebiete wurden zu Flüchtlingen und zum Teil auch zu Vertriebenen, letztere insbesondere aus der Tschechoslowakei und den Balkanstaaten. Die Dörfer und Städte der Region mussten wie anderwärts viele von den Flüchtlingen und Vertriebenen aufnehmen, die ein Obdach suchten. Im Mai 1945 waren 76 "Umsiedler", so der offizielle Sprachgebrauch in der DDR, in Besitz, eine Zahl die sich in der Folgezeit noch beträchtlich erhöht hat. Mitte 1947 waren es 238 Umsiedler.<br />
<br />
Nach dem Ende des Krieges wurden im Potsdamer Abkommen die bereits in Teheran und Jalta beschlossene Teilung Deutschlands und die Grenzen der Gebietsabtretungen konkretisiert. Mecklenburg kam in die sowjetische Besatzungszone. Das historische Amt Boizenburg und ebenso das alte Amt Neuhaus kamen in die Grenzlage zur britischen Besatzungszone. Das brachte in der Folgezeit etliche Erschwernisse mit sich, weil die traditionellen Verbindungen zu Hamburg, dem Kreis Herzogtum Lauenburg und dem Kreis Lüneburg nun unterbrochen wurden. Später kam die Einschränkung der Bewegungsfreiheit im Grenzraum hinzu. Durch die Besatzungsmacht wurden Kraftfahrzeuge, Rundfunkgeräte u.a. konfisziert.<br />
<br />
==Entwicklung von Besitz nach 1945==<br />
<br />
Außer der Veränderung in der Zusammensetzung der Dorfbevölkerung durch die Aufnahme und Eingliederung der Flüchtlinge und Vertriebenen haben sich insbesondere in den Bedingungen für die Landwirtschaft Veränderungen ergeben.<br />
Das Ende des Nationalsozialismus, der in den Köpfen der Menschen viele reaktionär-chauvinistische Denkmuster hinterlassen hatte, war eine Veränderung der Gesellschaft im ganzen Land, so auch in Besitz, erforderlich. Diese Veränderungen nahmen die fortschrittlichen Kräfte in der Gemeinde in Angriff, neben Sozialdemokraten und Kommunisten, war es vor allem die im Herbst 1946 gebildete Ortsgruppe der CDU. Der Einfluss der Besatzungsmacht auf die örtlichen Vorgänge war auch in Besitz ziemlich groß. Trotzdem behielt der alte Bürgermeister Wilhelm Bonatz zunächst sein Amt. Zu den Wahlen im Herbst 1946 wurde er sogar wieder aufgestellt, aber von der sowjetischen Kreiskommandantur nicht bestätigt. Bürgermeister wurde der Kommunist Hans Hamann. Vorsitzender der Gemeindevertretung wurde Ernst Best, Gemeinderäte Wilhelm Hagemann und Heinrich Pries. Nach einer kurzen Amtszeit 1950/51 von Willi Lienkamp, wurde im Mai 1951 Werner Hillmer Bürgermeister. Die Wahl der Bürgermeister war in dieser Zeit sehr eingeschränkt, groß dagegen der Einfluss des Rates des Kreises auf die Besetzung der Bürgermeisterstellen. Nun wurden auch örtliche Kommissionen gebildet, die demokratische Mitbestimmung gewährleisten sollten. Sie standen aber im Wesentlichen nur auf dem Papier. Eine Ausnahme bildeten die Kommission für Landwirtschaft und die Wohnungskommission.<br />
<br />
===Die Bodenreform===<br />
<br />
Eine der frühen Anordnungen der sowjetischen Besatzungsmacht, die auch den Zielen der sozialistischen und der kommunistischen Parteien entsprach, war die Durchführung einer Bodenreform. Dabei sollte aller landwirtschaftlicher Grundbesitz ab 100 ha aufgeteilt werden, ebenso der Grundbesitz aktiver Nationalsozialisten. Diese Maßnahmen betrafen Besitz nicht unmittelbar. Darunter fielen aber das Gut in Blücher und die Grünlandflächen in der Gosau, die zum Gut Goldenbow gehörten. Sowohl vom Gut Blücher (Helmshoop 9 ha) und Osterfeld 18 ha, aufgeteilt auf 13 Betriebe) als auch von der Gosau fielen Flächen an Besitzer Kleinbauern (Büdner und Häusler, insgesamt 28 ha, aufgeteilt in 65 Parzellen).<br />
<br />
Nicht Bestandteil der Bodenreform waren Besitzveränderungen an land- und forstwirtschaftlichen Flächen in der Gemarkung Besitz. Am 3.Juni 1952 musste eine Waldparzelle von 5,7 ha an den Forstwirtschaftsbetrieb abgegeben werden. Im Gegenzug erhielt die Gemeinde Besitz am 1. Januar 1955 die Forstwiesen in der Größe von 12,2598 ha. Ebenfalls an diesem Tage ging der Pretener Weg am Kraincke-Kanal in das Eigentum der Gemeinde über.<br />
<br />
===Die Maschinenausleihstation (MAS) und die Bäuerliche Handelsgenossenschaft (BHG)===<br />
<br />
Im Jahre 1946 war in Wiebendorf der Maschinenhof der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) gegründet worden. Er wurde auf dem Gelände und in Gebäuden des ehemaligen Gutshofes angesiedelt. Die Aufgabe dieser Einrichtung war die Ausleihe von Maschinen vor allem an die Neubauern der Bodenreform. Dazu wurden Traktoren und Landmaschinen der ehemaligen Güter hier konzentriert. <br />
Im Jahre 1949 wurde dieser Maschinenhof zu einer Maschinenausleihstation (MAS), nun als volkseigener Betrieb, umgebildet. Dieser erhielt aus der wieder aufgenommenen Landmaschinen- und Traktorenproduktion der DDR weitere Maschinen, u.a. die Traktoren „Aktivist“ aus Brandenburg und „Pionier“ aus Nordhausen. Die MAS hatten auch zusätzliche politische Aufgaben zu übernehmen. Sie dienten als verlängerter Arm der Partei, der SED, wie formuliert wurde als „Stützpunkte der Arbeiterklasse auf dem Lande“. Dazu wurden zusätzlich zu dem technischen Personal auch an Fach- und Hochschulen ausgebildete Landwirte, die Agronomen und Zootechniker, und Instrukteure der Partei sowie auch der Jugendorganisation FDJ (Freie Deutsche Jugend) eingestellt. Das diente bereits der Vorbereitung der mittelfristig vorgesehenen Kollektivierung der Landwirtschaft aber auch der Steigerung der Erträge durch Einführung wissenschaftlicher Methoden in der Landwirtschaft. <br />
Wegen der Größe des Arbeitsgebiets der MAS wurden dann Maschinenstützpunkte als Außenstellen eingerichtet, auf denen Traktoren und Maschinen ständig stationiert wurden.<br />
Im Jahre 1952 erhielten die Maschinenausleihstationen (MAS) die neue Bezeichnung Maschinen- und Traktoren-Station (MTS). Die Begründung dafür war, dass die Maschinen nicht ausgeliehen wurden, sondern in Lohnarbeit bei den Landwirten arbeiteten. Es war jedoch bereits ein weiterer Schritt in Richtung der Kollektivierung der Landwirtschaft.<br />
<br />
Nach dem Jahr 1960, als im "Sozialistischen Frühling" die Vollgenossenschaftlichkeit mit massivem Druck auf die noch abseits stehenden Bauern erreicht wurde, wurde im Jahre 1962 der Kreisbetrieb für Landtechnik mit Sitz in Setzin gegründet, der die einzelnen MTS als Teilbetriebe zusammenfasste. Wiebendorf wurde der örtlichen LPG als Reparaturbasis übergeben.<br />
<br />
Die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe, eine bäuerliche Massenorganisation, die unter der Führung der SED im Gefolge der Bodenreform im November 1947 gegründet wurde, hat unter der bäuerlichen Bevölkerung eine relativ große Rolle gespielt. Zeitweilig hat sie sogar eigene Kandidaten für die Volksvertretungen aufgestellt, die freilich immer unter dem Einfluss der SED standen. Eine der wichtigsten Aufgaben, die auch am nachhaltigsten in der Bevölkerung gewirkt hat, war die Gründung der Bäuerlichen Handelsgenossenschaften der VdgB, die die Nachfolge der Raiffeisengenossenschaften antraten und eine wichtige Aufgabe bei der Versorgung der ländlichen Bevölkerung mit Artikeln des bäuerlichen Bedarfs und auch die Rolle einer Bäuerlichen Genossenschaftsbank übernahmen. Die für Besitz tätige Bäuerliche Handelsgenossenschft befand sich in Kuhlenfeld.<br />
<br />
===Die landwirtschaftlichen Betriebe nach dem Zweiten Weltkrieg===<br />
<br />
Die landwirtschaftlichen Betriebe wurden bereits seit der Einführung der Nachkriegsverwaltung mit einem Ablieferungssoll für landwirtschaftliche Produkte beauflagt. Diese Beauflagung durch das Landratsamt, später durch den Rat des Kreises, erfolgte an die Gemeinde insgesamt. Innerhalb der Gemeinde wurde durch eine Differenzierungskommission die Beauflagung der einzelnen Betriebe vorgenommen. Diese Kommission bestand allgemein aus dem Bürgermeister, Gemeindevertretern und Vertretern der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB). <br />
<br />
Zu Beginn der Fünfziger Jahre verschärften sich in allen Dörfern die Tendenzen, durch wirtschaftliche Maßnahmen die größeren Bauern, die ab einer Betriebsgröße von 20 ha unabhängig von der Bodenqualität und der Betriebsstruktur als Großbauern bezeichnet wurden, zur Aufgabe ihrer Betriebe zu zwingen. Ein wesentliches Element dazu war die Verschärfung der Pflichtablieferung, die nun Anfang der Fünfziger Jahre durch die Möglichkeit, „Freie Spitzen“ zu liefern, ergänzt wurde. Als „Freie Spitzen“ wurden die überschüssigen Produkte bezeichnet, die nicht für die Pflichtablieferung und auch nicht für den betrieblichen Kreislauf benötigt wurden. Für diese wurde ein wesentlich höherer Preis gezahlt. Dadurch konnten gerade die kleineren und die mittleren Betriebe durch intensive Ausnutzung ihrer Flächen höhere Gewinne erzielen. Die so genannten „Großbauern“ hatten nun mit der hohen Sollveranlagung zu kämpfen.<br />
<br />
Bei den Betrachtungen der Landwirtschaftspolitik dieser Zeit, muss man feststellen, dass die Anordnungen häufig von politischen Kadern aus ideologischen Gründen getroffen wurden, obwohl sie weder Kenntnisse der Abläufe in der Pflanzen- und Tierproduktion noch von deren Ökonomie hatten. Somit waren ihre Eingriffe oft eindeutig kontraproduktiv und störten, ja zerstörten die innerbetrieblichen Kreisläufe. Sie erkannten beispielsweise nicht, dass der Bauer als Futtergrundlage und als Saatgut für das kommende Jahr immer einen Bestand an Getreide haben musste, sondern verlangten auch das letzte Korn "für den Staat". Ebenso wenig erkannten sie, dass der Bauer während der Herbstarbeiten keine Zeit zum Dreschen hatte, was ja traditionell auch eine Winterarbeit gewesen ist. Sie verlangten den schnellen Drusch, damit das Getreide abgeliefert werden konnte.<br />
<br />
Die Repressalien gegen die „Großbauern" nahmen immer mehr zu. Es wurden Hauskontrollen durchgeführt, wenn beispielsweise das Getreide-Ablieferungssoll nicht erfüllt war. Diese Kontrollen konnten innerhalb der Gemeinde angeordnet, aber auch von den staatlichen Erfassungsorganen vorgenommen werden. Zur Überprüfung der staatlichen Anbaupläne und Viehhaltungspläne, die den Bauern die Art und den Umfang des Anbaues der Ackerkulturen und der Viehhaltung im Detail vorschrieben, wurden Feld- und Hofbegehungen durchgeführt. Die Verweigerung der Hausschlachtung an Betriebe, die ihr Soll in der Schlachtviehablieferung nicht erfüllt hatten, war gang und gäbe. Dazu muss man wissen, dass das Schlachten für den Eigenbedarf bereits in der Kriegszeit und dann auch danach der Genehmigung durch die Gemeinde bedurfte. Diese durfte die Genehmigung an Betriebe mit Ablieferungsschulden nicht erteilen. Da andererseits die Landwirte als Selbstversorger auch keine Fleischversorgung auf der Lebensmittelkarte erhielten, waren sie gezwungen, "Schwarzschlachtungen" durchzuführen. Wurden diese entdeckt, so wurden sie wegen Wirtschaftsvergehen bestraft. <br />
Eine Verordnung vom 19.02.1953 eröffnete die Möglichkeit, sogenannte devastierte (wörtlich verwüstete) Betriebe festzustellen. Als solche wurden Betriebe bezeichnet, die ihr Ablieferungssoll nicht erfüllen konnten und deshalb auch wirtschaftlich schlecht standen. Häufig waren das Betriebe, die noch unter den Folgen des Krieges litten, weil die arbeitsfähigen männlichen Familienmitglieder gefallen oder kriegsversehrt waren und die nicht auf fremde Arbeitskräfte zurückgreifen konnten. Diese Regelung war von der DDR-Führung als eine Möglichkeit gewollt, Betriebe zwangsweise zu enteignen und dann in einen Örtlichen Landwirtschaftsbetrieb (ÖLB) zu überführen. Das diente langfristig dem Ziel, damit den Kern Landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften (LPG) zu schaffen. <br />
Der ÖLB wurde – ähnlich wie auch in den Nachbardörfern - kurzfristig aus solchen Betrieben gebildet. Das waren die Betriebe Brockmöller, Joh. Drinkgiern, Wilhelm Dittmer, W.Bonatz, P. Frank und die Büdnerei Hinzmann. In den ÖLB wurden auch die Betriebe von sogenannten "Republikflüchtigen" eingeordnet. So nannte man die Bürger, die illegal in die Bundesrepublik übergesiedelt waren. In Besitz waren das Greve von der Hufe 15 und Menke. Der Örtliche Landwirtschaftsbetrieb entstand im Herbst 1952 unter der Führung von Paul Ritzmann, einem Schlosser, auf 97,9 ha. In den ÖLB gingen nun die freien Arbeiter der Gemeinde, die bisher bei Bauern gearbeitet hatten.<br />
<br />
[[Datei:LPG-Entwicklung.jpg|800px]]<br />
<br />
Die Agitation mit dem Ziel der Gründung einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) in der Gemeinde ging nun in örtlichen Versammlungen weiter. Im März 1953 wurde dann die LPG "Kurt Bürger" gegründet. Ihr gehörten 21 Mitglieder an, die eine Fläche von 163 ha bewirtschafteten. Die Mitglieder waren nicht alle Bauern gewesen. Zum Teil waren es ehemalige Landarbeiter. Der ÖLB ging in die LPG ein. Diese hatte nun einen Viehbestand von <br />
-10 Pferden,<br />
-53 Rindern,<br />
-65 Schweinen,<br />
- 7 Schafen <br />
- 6 Hühnern u. 1 Hahn. <br />
Vorsitzender der Genossenschaft war der vormalige ÖLB-Leiter, der Schlosser Paul Ritzmann. Der Betrieb war noch sehr ungefestigt. Mitglieder traten aus, neue kamen hinzu. Am Jahresende 1953 waren es 37 Mitglieder. Von der bewirtschafteten Fläche hat die LPG 653 dz, Getreide, 530 dz Kartoffeln und 75 dz Rüben geerntet. Die geringen Erträge genügten nicht als Futtergrundlage für den Viehbestand. Im darauffolgenden Winter verendeten 34 Rinder, meistens Milchkühe und 11 Schweine. Auch in den kommenden Jahren wurden keine besseren Ergebnisse erzielt. 1954 waren es folgende Erträge 17 dt/ha Winterroggen, 30 dt/ha Hafer, 65 dt/ha Kartoffeln, Futterrüben 100 dt/ha. im Jahre 1957 wurde erstmalig der staatlich vorgegebene Plan erfüllt. Dazu muss man festhalten, dass die staatlichen Sollvorgaben weniger hoch waren als die für selbständig wirtschaftende Bauern. 1959 bewirtschaftete die LPG 168 ha Acker und 282 ha Grünland. <br />
<br />
Im Jahre 1957 richtete die MTS Wiebendorf in Besitz einen Maschinenstützpunkt ein, der in erster Linie die LPG unterstützen sollte.<br />
<br />
Zu Beginn des Jahres 1960 bewirtschafte die LPG 447,71 ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Der Viehbestand betrug <br />
- 8 Pferde,<br />
- 171 Rinder,<br />
- 186 Schweine,.<br />
In der LPG arbeiteten 29 Mitglieder.<br />
<br />
Im Jahr 1960 wurde eine große Agitationskampagne durchgeführt, mit dem Ziel alle Bauern zu veranlassen, in die LPG einzutreten. Dabei wurde das moralische Druckmittel der pausenlosen Agitation eingesetzt, bis der Bauer mürbe wurde. Die Bauern mit der stabilsten Wirtschaft hatten in der Regel den längsten Atem, bevor sie sich zum Eintritt in die LPG bereiterklärten. Ab Juni 1960 wurde die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche der Gemeinde von der LPG "Kurt Bürger" bewirtschaftet. Die wirtschaftlichen Erträge begannen zu wachsen. Es gab aber immer wieder Rückschläge, insbesondere durch die Hochwässer der Elbe, die in die Sude zurück stauten, durch ungenügend entwässerte Nutzflächen, auch Hagelschläge. !967 brannte ein Bergeraum mit 5000 dt Heu durch Selbstentzündung ab.<br />
In den Jahren 1970/71 wurde in Besitz eine Flurmelioration durchgeführt. Dabei erfolgte die Entwässerung der Flächen, die Gehölzregulierung und eine einfache Wegeverbesserung durch Planierung.<br />
In der Zwischenzeit hat es mehrfache Wechsel an der Spitze der Leitung der LPG gegeben. Auf Paul Ritzmann folgte Rudi Roschek, auf diesen Heinrich Meyer. Dieser wurde dann aber zum dreijährigen Studium an der LPG-Hochschule in Meißen delegiert. In dieser Zeit wurde er von anderen Mitgliedern vertreten, u.a. von Günter Kiehn und ...<br />
In den der 1970erJahren verstärkte der DDR-Staat den ideologischen und zunehmend auch den ökonomischen Druck, die Produktionseinheiten in der Landwirtschaft zu vergrößern. Der Weg dazu wurde in der Bildung spezialisierter Betriebe der Pflanzen- und Tierproduktion über kooperative Zusammenarbeit mehrerer LPG gesehen. Zunächst wurde der Weg der Zusammenarbeit in der Pflanzenproduktion propagiert, um auf größeren Schlageinheiten die leistungsfähigeren Maschinen mit großen Arbeitsbreiten effizienter nutzen zu können. Das Ergebnis war die Bildung der Kooperativen Abteilungen Pflanzenproduktion (KAP). Für Besitz zuständig war die Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion Tessin-Kuhlenfeld, deren Leiter der bisherige erfolgreiche Besitzer LPG-Vorsitzende Heinrich Meyer geworden war. Die Leitung der verbliebenen LPG_Tierproduktion wurde auf Helga Rabethge übertragen, die den Betrieb erfolgreich weiterführte. In der KAP arbeiteten die LPG Bennin, Bengerstorf, Wiebendorf, Tessin-Kuhlenfeld, Neu Gülze und Besitz zusammen. Das Territorium reichte von der Tüschow-Schaalhöfer Grenze im Norden, bis an die Besitz-Pretener Grenze im Süden. Das sind ca. 20 km Weg. Ein Nachteil, der sich bald herausstellte, war, dass für die Bauern der Bezug zum Boden verloren ging. Aus der Kooperativen Abteilung wurde dann bald die LPG Pflanzenproduktion Tessin-Kuhlenfeld mit dem Sitz in Wiebendorf unter der Leitung von Heinrich Meyer. Diese hatte einen besseren rechtlichen Status und wurde staatlicherseits in großem Umfange gefördert, so dass sie eine stabilere Wirtschaft aufbauen konnte als die nunmehr verbliebenen LPG Tierproduktion in den einzelnen Dörfern.<br />
<br />
Mit Wirkung vom 31.12.1991 waren alle LPG aufgelöst. Die LPG "Kurt Bürger" Besitz wurde in den Betrieb MAM (Milchproduktio-Ackerbau-Mischfutterproduktion) überführt, in dem Helga Rabethge zunächst weiterhin Leitungsaufgaben übernommen hatte. <br />
Die vollständuge Firmenbezeichnung ist MAM Nord Besitz-Blücher eG<br />
<br />
Durch Umwandlung der LPG "Kurt-Bürger" Besitz-Blücher wurde die MAM Nord e.G: Besitz-Blücher gebildet, auf der Grundlage der Satzung vom 16.05.1991. Der Unternehmensgegenstand wurde beschrieben mit "Gemeinschaftliche Produktion und der Absatz landwirtschaftlicher Erzeugnisse. (Das Kürzel MAM bedeutet "Milchproduktion, Ackerbau, Mischfuttererzeugung".) Daneben sind Geschäftszweige zulässig, die der Förderung der landwirtschaftlichen Erzeugung dienen. Zu diesem Zweck sind auch Beteiligungen an anderen Unternehmen zulässig."<br />
"Die Genossenschaft wird durch zwei Vorstandsmitglieder, darunter der Vorstand oder dessen Stellvertreter vertreten."<br />
Vorsitzender ist Thoralf Pfohl, von 03.09.2021 bis 31.01.2022 war Sylvia Dahl Vorsitzende. Mit einer Gesamtprokura wurde Elke Frank eingetragen. Sitz des Unternehmens ist Besitz Kurt-Bürger-Str. 1a.<br />
<br />
<br />
<br />
===Entwicklung der Gewerbe in Besitz===<br />
<br />
In den Landbederegistern 1538 und 1560 wurden bereits Krüge genannt.<br />
<br />
In den Beichtkinderverzeichnissen von 1702 und 1751 wurden mehrere Handwerker aufgeführt. Das waren die für die Versorgung der Dorfbewohner notwendigen Handwerker, wie Rademacher, Schneider, Schuster und Tischler. Die Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender weisen auch Schmiede aus.<br />
<br />
'''Beichtkinderverzeichnis 1702'''<br />
<br />
Wolter, Jürgen, Schneider<br />
<br />
'''Beichtkinderverzeichnis 1751'''<br />
<br />
#Brokmüller, Joachim, Tischler<br />
#Hase, Balthasar, Schneider<br />
#Eggert, Johann, Schneider<br />
#Wolter, Nicolaus Jürgen, Schuster<br />
#Wohnrau, Hans Jürgern, Rademacher<br />
<br />
'''Staatkalender 1818/1825'''<br />
ein Schmied<br />
<br />
'''Staatskalender 1921'''<br />
ein Müller und Gastwirt (Sandberg)<br />
<br />
'''Gewerbliche Betriebe in Besitz im Jahre 1951''' (Adressbuch der Sozialversicherung)<br />
<br />
#Bilipp, Anna, Bäcker<br />
<br />
#Drinkgiern, Emma, Gemischtwaren<br />
[[Datei: Besitz, Konsum.jpg|500px]]<br />
<br />
Der ehemalige Gemischtwarenladen von E. Drinkgiern, dann Konsum. Bild: A.Werth<br />
<br />
#Goosmann, H. Schuhmacher <br />
#Goosmann, M. Genussmittel<br />
#Hagemann, F. Gemischtwaren<br />
#Hennings, W. Bäcker<br />
#Hinzmann, R. Lebensmittel<br />
#Hinzmann, E`W. Gemischtwaren<br />
<br />
[[Datei:Besitz, Hinzmann Gemischtwaren.jpg|500px]]<br />
<br />
Der ehemalige Gemischtwarenladen von R. Hinzmann, Bild: A.Werth <br />
#Liebig,P. Maler<br />
#Pohlmeyer, Anny, Gaststätte<br />
#Reddöhl, W. Schmied<br />
#Sandberg, W. Gaststätte<br />
[[Datei:Besitz, Gaststätte Sandberg.jpg|500px]]<br />
[[Datei:Besitz, Windmühle.jpg|500px]], <br />
Die Gaststätte und die Windmühle von Sandberg, Bilder: A.Werth<br />
#Simon, E. Tischler<br />
#Timm, H. Stellmacher<br />
#Trilk, P. Tischler<br />
<br />
[[Datei:Besitz, Tischlerei Trilck.jpg|500px]]<br />
<br />
Der Tischler Paul Trilck, Bild: A. Werth<br />
<br />
===Der Straßenbau in Besitz===<br />
<br />
Besitz befindet sich in einer etwas abseitigen Lage in der Sudeniederung an der Grenze zum niedersächsischen, früher hannoverschen Amt Neuhaus. Solche Grenzlagen sind selten Ziele des Straßenbaus, wenn kein durchgängiger Verkehr vorhanden oder zu erwarten ist. So blieb Besitz bis 1963 ohne festen Straßenanschluss.<br />
<br />
Auch innerörtlich herrschten katastrophale Verhältnisse, da das von den Haus-Wurten abfließende Wasser sich in den niedriger gelegenen Wegen sammelte und insbesondere bei Tauwetter morastige Wege entstehen ließ. Die Gemeinde musste sich vordringlich auf den Deichbau konzentrieren, da die Hochwässer Leib und Leben sowie die Erträge der Arbeit bedrohten.<br />
<br />
Über die Sude gab es ursprünglich nur Verbindungen als Furten, darunter die historische Herzogenfurt östlich von Besitz, die Verbindung in den Darzing (später Amt Neuhaus), die bereits bei der Besiedlung des Darzings eine Rolle gespielt hat. Später wurde dort eine Fährverbindung, die "Preter Fähre" genannt, eingerichtet. Eine weitere Furt hat es offenbar unmittelbar beim Dorf Besitz gegeben, die wohl erst nach 1800 durch eine hölzerne Brücke ersetzt worden ist. Eine weitere Fährverbindung hat es nach Timkenberg gegeben. Sie diente in erster Linie den Gläubigen aus Niendorf, Krusendorf, Timkenberg, Teschenbrügge, Sprengelshof, Grabenau und Amholz, um die Kirche in Blücher zu erreichen. Der Fährdamm lässt ihre Lage noch erkennen. Diese wurde Anfang der 1950er Jahre durch einen hölzernen Steg in Eigenleistung durch die Feuerwehr unter Beteiligung von Lehrern errichtet, als Schüler aus Besitz und Bücher teilweise nach Timkenberg in die Schule gehen mussten und umgekehrt.<br />
<br />
[[Datei:Sudesteg 2.jpg|thumb|800px|Steg über die Sude bei Timkenberg]]<br />
<br />
<br clear=all> <br />
In den Jahren 1904/05 war erstmalig vom Bau einer festen Straße von Kuhlenfeld nach Besitz die Rede. Es gab aber kleinliche Bedenken bei Einwohnern. Auch 1925 ist noch einmal der Straßenbau im Gespräch. Er wurde aber zugunsten des Deichbaus zurück gestellt. Im Jahre 1952 gab es eine Notlösung, die im Eizugsbereich von Boizenburg häufiger zu finden war, die sogenannten "Schwarzen Wege", die mit Schlacke aus dem Gasgenerator der Boizenburger Fliesenwerke "befestigt" wurden. Auch daraus entstanden bei anhaltenden Niederschlägen und bei Tauwetter allgemein Schlammpisten. Im Jahre 1963 wurde eine Straße von Blücher über Besitz nach Kuhlenfeld geplant und dann auch gebaut. Diese wurde im Oktober des Jahres eingeweiht. Im Jahre 1967 erfolgte der Bau der Betonbrücke über die Sude, der 1969 der Bau der Straße nach Preten folgte. Für die Verbindung von der durchgehenden Kurt-Bürger-Straße musste ein neuer Anschluss an die Brücke gebaut werden der teilweise über Anliegergrundstücke führte. Im Zusammenhang mit den Straßenbauten Blücher- Besitz-Kuhlenfeld wurden auch innerörtliche Straßen befestigt. Die Straße Kuhlenfeld-Besitz-Preten ist später als eine Landestraße eingestuft worden.<br />
<br />
==Die kommunale Entwicklung in der Gemeinde Besitz nach 1990==<br />
<br />
Im Jahre 1990 wurde die Gemeinde Blücher mit der Gemeinde Besitz vereinigt. In Blücher hatte sich in dem Kirchspieldorf mit ritterschaftlichem Gut und einem durch den Bau des Schaalekanals für die Saline Lüneburg über die Kanalbewirtschaftung eine volkreiche Dorfschaft aus neben dem Gut 4 Hüfnern, Büdnern, Schiffern, Schiffsknechten und Holzknechten entwickelt. Im Ortsteil Hühnerbusch einem seinerzeit wichtigen Ort war in der Schaale eine Staustufe gebaut worden. Dadurch waren die Voraussetzungen für die Einrichtung einer zum Domanium gehörenden Mühle gegeben. Der Hühnerbusch war auch eine der zwei Zollstationen (neben Kölzin) an der Schaale. Mit der Einrichtung der Postverbindung Berlin-Hamburg wurde dort auch ein Landzoll erhoben. Im Kaiserbederegister 1496 werden in Blücher 148 Einwohner in 56 Familien aufgeführt, im Beichtkinderverzeichnis von 1704 waren es bereits 221 Personen. Im Jahre 1890 gab es in Blücher neben dem Gut der Gebrüder von Alten 1 Mühle mit Krug, 2 Erbpächter, 2 Hauswirte, 27 Büdner und 266 Einwohner.<br />
<br />
Die Gemeinde Besitz gehört dem Amt Boizenburg-Land mit Sitz in Boizenburg an und wird von diesem aus verwaltet. Bürgermeister wurde Dr. Detlef Timm.<br />
<br />
Seine Vorgänger im 20.Jahrhundert waren:<br />
1901 Schulze Erbpächter Drinkgiern<br />
1924 Schulze Büdner und Müller Sandberg<br />
1927 Schulze Hofbesitzer Hermann Wegner (Hu.14)<br />
1932 Schulze Häusler Wilhelm Hinzmann<br />
1933 Bürgermeister Wilhelm Bonatz<br />
1946 Hans Hamann<br />
1950 Willi Lienkamp<br />
1951 Werner Hillmer<br />
Harthmut Hellwig<br />
Günther Kiehn (kommissarisch)<br />
Walter Jammer<br />
<br />
==Hochwasserschutz in Besitz==<br />
<br />
In historischen Zeiträumen hat es immer wieder Hochwässer mit Deichbrüchen in der Elbe-Sude-Niederung gegeben. Berichtet wird von Deichbrüchen 1775 bei Blücher, 1799 bei Timkenberg, 1805 in der Teldau, 1814 bei Niendorf und vor allem 1888. Gerade dieses Hochwasser ist in der Elbniederung noch über Jahrzehnte in der Erinnerung lebendig geblieben. Noch heute sind die Hochwassermarken an vielen Häusern zu finden (z.B. an der alten Schule in Neu Wendischthun). <br />
<br />
Was war geschehen? Ausgehend vom Grundeis in der Elbe zwischen Boizenburg und Bleckede hatte sich beim hannoverschen Elbdorf Darchau am 24.März ein Eisversatz in der Elbe gebildet, der das zufließende ohnehin schon extreme Hochwasser noch zusätzlich staute. Plötzlich trat das Wasser an der Darchauer Fährstelle über den Deich. Es führte große Eisschollen mit. Diese zerstörten im Augenblick das massive Haus des Fährkruges der Familie von Rautenkranz und danach weitere 17 Gebäude. Allein in Darchau fanden neun Menschen den Tod. Darüber hinaus richtete das Wasser an vielen Gebäuden Schäden an. Bereits vorher waren in der Lenzer Wische und bei Dömitz Deiche gebrochen. Aus dem Raum Dömitz floss das Wasser über den Schafdamm bei Wendisch Wehningen (Rüterberg) in die Krainkeniederung. Die ganze Niederung bis nach Neu Bleckede und Teldau wurde überschwemmt. Dort brach dann in Soltow zusätzlich der Sudedeich - etwas ganz ungewöhnliches - durch den binnenseitigen Wasserdruck. Dadurch gelangte das Wasser in den Raum Blücher, Gülze, bis es bei Boizenburg das Bett der Elbe wieder erreichte. In Blücher ertranken bei einer Rettungsaktion neun Menschen durch einen kenternden Kahn. Die Niederung wurde erst im Juni wieder soweit trocken, dass die Landwirte mit den Bestellarbeiten beginnen konnten. <br />
Erwin DETTMANN hat in die von ihm verfasste Dorfchronik einen Bericht des Pastors Schwenke aus Blücher aufgenommen, der die dramatische Situation, die bei der Rettungsaktion in Blücher entstanden ist, anschaulich darstellt<br />
:<br />
"''Hoch klingt das Lied vom braven Mann!''" <br />
<br />
"''In der Nacht vom 27. auf den 28. März haben der Vogt Hagemann, der Tagelöhner Nielandt, der Büdner Saß die Bewohner der sogenannten Reinbecke (es sind die sieben Häuser, die nach Besitz liegen) mittels Kahn herübergeholt. Nachdem sich abends das Eis von der Marsch in Bewegung setzte und in Richtung Blücher heranrollte, die Weiden und Obstbäume vor den Häusern der Büdner Johann Brandt und Saß vollständig niederdrückte...''"<br />
<br />
[[Datei:HW 60.jpg|800px]]<br />
<br />
<br />
Weiter Erwin Dettmann:<br />
"''Die Sommerhochwasser der Jahre 1954, 1958 und 1960 sowie das Winterhochwasser 1974/75 brachten für die Ortschaft direkt keine Überschwemmung mehr, weil inzwischen der Deich verstärkt und erhöht worden war und andere Wasserschutzmaßnahmen eingeleitet wurden. ... 1925 wurde mit der Zurücklegung des Sudedeiches vom Pretener Grenzgraben weg begonnen. Diese Arbeiten wurden 1926 vom Hochwasser unterbrochen''"<br />
<br />
Die Lage der Gemeinde Besitz mit dem Ortsteil Blücher befindet sich in der Elbe-Sude-Niederung unmittelbar am Fluss Sude, Blücher zusätzlich auch an der Schaale, Besitz an der Krainke, die hier in die Sude mündet, wie am Brahlstorfer Mühlenbach, der ein wenig oberhalb Besitz ebenfalls in die Sude mündet. Dieser bildet in großen Teilen die östliche Grenze der Besitzer Feldmark (Gemarkung). Gerade im Bereich des Mühlenbaches und des nördlichen Scheidegrabens (Dersenower und Dammereezer Grenze) befinden sich die tiefst-gelegenen Teile der Feldmark (Grünland und die Rense, ein Bruchwald), teils auf 8,4 m über HN. Im Gegensatz dazu befindet sich das Dorf Besitz selbst auf einer nur wenig erhöhten Fläche (10 bis 11 m über HN), auf der der Wind in Zeiten nach der Eiszeit Dünen zusammengeweht hat. Bei der Anlage der Gehöfte wurden zusätzlich Hausberge (Wurten, ndt. Waurten) aufgeschüttet, so dass die Gehöfte selbst bei den wiederkehrenden Hochwasserfluten in der Regel hochwasserfreie Bereiche an den Häusern, Ställen und Scheunen aufwiesen. Die nördlich und nordöstlich des Dorfes befindlichen Ackerflächen haben ein Höhenniveau von etwa 9 m ü.HN.<br />
<br />
Aus der dargestellten Höhenlage ergab sich die Notwendigkeit nicht nur das Dorf sondern auch den Acker vor den Hochwässern zu schützen. Deshalb bauten die Besitzer mit einfachen Mitteln den später als Sommerdeich benannten Damm zwischen dem Hilgenbarg am Dorf und dem Damm des Dammereezer Weges (Lankenweg).und später den als Winterdeich bezeichneten Damm zwischen der Schapdrift (Kuhlenfelder Weg) vor der Rense ebenfalls bis an den Damm des Dammereezer Weges. Der alte Damm sollte sicher in erster Linie gegen das von der Sude und dem Brahlstorfer Mühlenbach einstauende Hochwasser schützen, der neuere Deich (Winterdeich) wohl gegen das vom Norden aus dem Mühlenbach und dem Scheidegraben eindringende Wasser. Entlang der Sude gab es bereits im 19. Jahrhundert einen Deich, wie das Messtischblatt von 1881 zeigt. Selbst bei Karten aus dem 18.Jahrhundert deuten sich erste deichähnliche Anlagen an.<br />
<br />
===Sicherer Hochwasserschutz und Entwicklung der Infrastruktur im 20. Jahrhundert====<br />
<br />
[[Datei:HWS Untere Elbe.jpg|thumb|1000px|Das Hochwasserschutzsystem, wie es als "Folgemaßnahme" der Staustufe Geesthacht erbaut wurde. <br />
Polderbezeichnungen: 1. Polder Boizenburg, 2. P.Gothmann-Bandekow, 3. P. Blücher, 4. P. Besitz, 5. P. Neue Sude, 6. P. Mahnkenwerder I, 7. P. Mahnkenwerder II, 8a. P. Teldau, 8b. P. Timkenberg, 8c. P..Teschenbrügge, 8d. P. Forstgraben, 8e. P. Kraincke, 10. P. Preten, 11. P.Sückau-West, 12. P. Sückau-Ost. Sammlung Greve]]<br />
<br clear=all><br />
<br />
Die Dörfer der Boizenburger Elbniederung Bandekow, Gülze, Bahlen und Gothmann, die Stadt Boizenburg sowie die Sudedörfer Blücher und Besitz waren in älterer Zeit nicht durchgängig eingedeicht. Von früheren lokalen Deichen abgesehen, erfolgte erst im 20.Jahrhundert schrittweise die Zusammenfassung zu geschlossenen Deichsystemen. Im Gefolge der Errichtung der Staustufe Geesthacht erfolgte um 1960 eine durchgängige Sanierung der Deiche, die Anlage neuer Polder, die jeweils durch Schöpfwerke entwässert werden und von einer Polderleitstelle in Boizenburg zentral überwacht und geschaltet werden konnten. <br />
<br />
In den 1980er Jahren wurde die Sudemündung von Gothmann flussabwärts in die Boizenburger Hafenmündung (Boizemündung) verlegt. Durch einen Höhenunterschied zwischen alter und neuer Mündung von 25 bis 30 cm wurde ein geringerer Rückstau in die Sude und ihre Nebenflüsse bewirkt. Zusätzlich wurde ein Abschlusswehr angeordnet, das den Rückstau in die Sude vollständig verhindern kann. Es verhindert aber auch den Abfluss der Sude in die Elbe, so dass sich Rückstau aus den eigenen Zuflüssen bildet. Dieser kann bei längerer Dauer der Hochwässer ähnliche Effekte zeitigen, wie der Rückstau aus der Elbe. Die Sudemündungsverlegung war Teil eines Hochwasserschutzprogrammes an der Elbe von den 50er Jahren bis in die 80er Jahre. Vorher wurden bereits die Havel- und die Löcknitzmündung verlegt. Diese Mündungsverlegungen können einen unangenehmen Nebeneffekt haben, da sie zu einem schnelleren Hochwasserscheiteldurchfluss führen und die Hochwasserscheitel flussabwärts erhöhen. Deshalb ist es wichtig, die durch die Eindeichung abgeschnittenen Entlastungs- oder Retentionsflächen (nicht eingedeichte Grünländereien oder Sommerpolder) durch technische Maßnahmen flutbar zu erhalten. Solche Möglichkeiten bestehen in den genannten Fällen, erfordern aber immer die Entscheidung der entsprechenden Gremien auf Grund der Hochwassermeldeordnung an der Elbe. Diese existiert seit 1906. Wegen der Zuständigkeit der Länder ist sie jedoch etwas schwer handhabbar. Das genannte Programm wird mit einer weiteren Deichsanierung mit zwischen den Ländern abgestimmten Parametern fortgesetzt, insbesondere mit einer Neugestaltung der Deichprofile entsprechend zeitgemäßer Sicherheitsanforderungen und teilweise auch Neutrassierung von Deichen zur Verbesserung der Durchflussprofile. Bei Gülze und Bandekow wurden Ringdeiche um die Ortslagen gebaut, die bei Flutung des Sommerpolders Gothmann-Bandekow die Ortslagen hochwasserfrei halten sollen.<br />
<br />
In Besitz wurden die Deiche erhöht und verstärkt. Die beiden Schöpfwerke Besitz und Dammereez wurden erneuert und leistungsfähiger gemacht. Dazu diente auch der Bau neuer größerer Mahlbusen und deren Zuflüsse, der Besitzer Kanal und der Scheidegraben.<br />
<br />
==Flurnamen in Besitz==<br />
<br />
(Auszug aus Dieter Greve, Flurnamenatlas für das südliche Westmecklenburg, Bd. 2)<br />
<br />
[[Datei:Besitz.Flurnamen.jpg|800px]]<br />
<br />
Besitz war ein domaniales Bauerndorf im Amt Boizenburg und hatte im Jahre 1825 18 Hüfner, 8 Kossaten und 28 Büdner. <br />
Der Ort wird 1456 im Schlossregister als Barsytze genannt. Der Name ist slawischen Ursprungs. Nach Trautmann heißt barsi oder russ. borsyj schnell oder bald. Kühnel leitet den Namen von altsl. bruti = Bienenbeute ab.<br />
<br />
Die Dorfform ist als Haufendorf zu beschreiben, so auch bei Engel. Sie wird aber auf eine ursprüngliche Zeile der Gehöfte längs des Sudedeiches zurückgehen. Die Gehöfte der Hüfner haben auch gegenwärtig noch diese Anordnung. Durch Ansiedlung von Büdnern und Häuslern in größerer Zahl ist aus der Zeilendorfstruktur die eines Haufendorfes geworden.<br />
Die ursprünglich Flurform dürfte eine Blockgewannflur gewesen sein (Benthien).<br />
<br />
Auffällig ist die größere Zahl der slawischen Flurnamen gegenüber anderen Dörfern der Region. Das lässt darauf schließen, dass der abgelegene von Sümpfen umgebene Ort ein Rückzugsgebiet der Slawen bei der deutschen Besiedlung des Territoriums war.<br />
<br />
Weitere Quellen außer der Wirtschaftskarte 1958 (WK 58):<br />
Für Besitz lagen zwei Flurnamensammlungen vor, die benutzt wurden:<br />
Erläuterung: <br />
ÜG = überlieferte Flurnamen nach Gertrud Gärtner, etwa 1950/58, <br />
ÜD nach Erwin Dettmann, 1996<br />
<br />
1. Brink ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Dorfplatz. Brinke waren Flächen, die der gemeinen Nutzung unterlagen. Häufiger wurden dort Hirtenkaten oder auch Brinksitzerkaten <br />
(vornehmlich im Lüneburgischen Tagelöhner-katen ohne eigenes Land) errichtet.<br />
2. Heirkatenkuhl ÜD<br />
Dorfteich am Brink, hochdeutsch Hirtenkatenkuhle. Der Name beweist die frühere Lage des Hirtenkatens am Brink.<br />
3. Hog’ Brügg ÜG, WK 1958<br />
Die Hohe Brücke über die begradigte Sude in der Straßenverbindung nach Preten, die erstmalig Mitte des 19. Jahrhunderts als Holzbrücke <br />
errichtet wurde.<br />
4. Buer Enn’ ÜG <br />
Das Bauernende des Dorfes, an dem die Hüfner wohnten.<br />
5. Groot’ Enn’ ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Westlicher Teil der Alten Sude vor dem Bauernende.<br />
6. Lütt’ Enn’ ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Östlicher Teil der Alte Sude vor dem Bauernende.<br />
7. Backabenskuhl ÜG, ÜD<br />
Standort des Gemeindebackhauses in der Sudeniederung abseits der strohgedeckten Häuser des Bauernendes.<br />
8. Zeeten und Zeetenstücken ÜG<br />
altsl. Zyto = Roggen, wohl Roggenfeld, Kaveln gegenüber den Hufen 12 bis 17,<br />
manchmal auch<br />
9. Zehntenstücken ÜD, WK 1958 (Zeentenstücken)<br />
Dieser Name würde dann an die früheren Zehntenzahlungen an die Kirche erinnern. Ob dieser Zehnten von diesen Stücken geerntet wurde, <br />
ist fraglich. Die Erklärung auf Zeeten = Roggen ist wahrscheinlicher.<br />
10. Bullenhoff ÜG, ÜD<br />
Kaveln südöstlich des Brinkes, wohl ursprünglich eingefriedete Bullenweide.<br />
11. Tucht ÜD<br />
Entwässerungsgraben, der im östlichen Dorf die Straße kreuzt. Der Name heßt hdt. etwa Zug (Zuggraben).<br />
12. Konsumdiek ÜD<br />
Neuere Straßenbezeichnung nördlich des Brinkes.<br />
13. Kriegergoorn ÜD<br />
Kriegergarten, Standort des Kriegerdenkmals des Ersten Weltkrieges.<br />
14. Kattenswanz ÜD, ÜG<br />
Häusler- und Büdnerreihe an der Straße nach Blücher, Benennung wohl wegen der schwanzförmigen Fortsetzung des alten Dorfes, anderwärts <br />
in Mecklenburg auch als Stääl (Stiel) bezeichnet, während das Dorf dort als Pann’ (Pfanne) bezeichnet wird. G.Gärtner sieht andere <br />
Bedeutungen <br />
für diesen Namen.<br />
15. Griesen Aesel ÜD<br />
Grauer Esel. Häuslersiedlung im Westen des Dorfes.<br />
16. Gemeindedannen WK 1958<br />
Wald im Westen der Ortslage.<br />
17. Roggenhoff ÜG, ÜD, WK 1958 (Roggenhof)<br />
Häuslersiedlung im Westen des Dorfes. Der Flurname könnte auf eine Scheune des Domanialamtes Boizenburg zur Erfassung der Abgaben<br />
hindeuten. Später stand dort eine Scheune des Gutes Goldenbow für das Heu aus der Gosau, die zu dem Gut gehörte.<br />
18. Schaulland ÜG, ÜD<br />
Dienstland des Lehrers vor dem Roggenhoff.<br />
19. Grabsee ÜG, ÜD <br />
Vor dem Roggenhoff im Schaulland liegende Sandentnahmestelle, mit dessen Sand die Wurten geschüttet wurden.<br />
20. Meisterstraat ÜD<br />
Neuere Bezeichnung für eine Häuslersiedlung am südwestlichen Dorfende.<br />
21. Schaulbarg ÜG, ÜD <br />
Düne am Deich, auf der sich das historische Schulhaus befindet. Hier soll der Sage nach das erste Haus von Besitz gestanden haben. 1964 wurde <br />
auf dem Schulhof ein Urnenfeld der älteren Eisenzeit ausgegraben.<br />
22. Klingelbarg ÜD<br />
Anhöhe am Häuslerende, auf der das Spritzenhaus steht.<br />
23. Waurten ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Wohrten oder Hofacker am Buerenn’ (Bauernende). Waurten, Worten, auch Wörden sind das frühere Hofland, das nicht in der Dreifelderwirtschaft <br />
im Flurzwang bewirtschaftet wurde. Waurten oder Wurten, auch Warften, steht aber auch für die Hausberge in Niederungen, die dem Schutz vor <br />
Hochwasser dienten.<br />
24. Schaulland ÜG, ÜD<br />
Acker am südwestlichen Rand des Dorfes. Dienst- oder Deputatland des Schulmeisters.<br />
25. Helmshop ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Acker, Wiesen und Wald am Südwestende des Dorfes. Hop, auch Hoop steht ndt. für leichte Anhöhen. Auf dem Helmshop wurde durch <br />
urgeschichtliche Funde eine eisenzeitliche Siedlung nachgewiesen.<br />
26. Fährdamm ÜG<br />
Damm zur ehemaligen Timkenberger Fähre und dem späteren Fußgängersteg. Dieser diente als Kirchweg für die in Blücher eingepfarrten Dörfer und <br />
Höfe Timkenberg, Sprengelshof, Teschenbrügge, Steder, Niendorf und Krusendorf.<br />
27. Hoffstücken ÜG, ÜD<br />
Büdnerkoppeln nördlich des Dorfes am Kattenswanz.<br />
28. Schultenstücken ÜG, ÜD<br />
Auch Schultenland oder Schultenkoppel. Acker (Schulzenkompetenz, -dienstland) nordwestlich des Dorfes.<br />
29. Hoffstück ÜD<br />
Kleiner Büdneracker hinter dem Kattenswanz.<br />
30. Fannennickel o. Fannickel ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Bauernkoppeln nördlich des Dorfes. Der Name entspricht wohl dem häufiger im Wendland auftretenden Flurnamen Fangel, der nach Kühnel <br />
abgeleitet werden kann aus altslaw. agli – Kohle, d. h. hier Kohlenbrennerplatz, oder aus altslaw. aglu – Winkel. G. Gärtner leitet den Namen <br />
aus slaw. paut, punne mit der Bedeutung Weg, Pfad und nik = keimen ab und erklärt es als Saatacker am Weg.<br />
31. Fannikelweg ÜG<br />
Weg der den Acker erschließt.<br />
32. Koppelstücken ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Ackerkaveln an der Blücherschen Grenze .<br />
33. Groot’ Grund ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Wiesenkaveln bei den Koppelstücken.<br />
34. Wisch Stücken ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Wiesenkaveln bei den Koppelstücken.<br />
35. Sollen ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Wiesen westlich des Schapdammes, südlich der Schapdammwischen, kann auf auf Salz (Sülze) hindeuten, aber wahrscheinlicher auf Soll <br />
(Wasserloch).<br />
36. Nie’ Wisch, Nie’ Wischen ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Neue Wiesen, an der Grenze zu Blücher und Kuhlenfeld.<br />
37. Schapdamm ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Damm der Kuhlenfelder Straße in den Wiesen, dessen Name auf die früher ausgedehnte Schafhaltung hinweist. Der Name hat sich auch auf die <br />
angrenzenden Flächen übertragen. Die Verbindung nach Kuhlenfeld auf der Kuhlenfelder Rense wurde erst nach der Anlegung des Kuhlenfelder <br />
Bahnhofs gebaut.<br />
38. Schapdammwischen ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Wiesen an der Kuhlenfelder Grenze westlich der Straße.<br />
39. Bullenwisch ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Wiese östlich der Kuhlenfelder Straße, die als Futterbasis für den Gemeindebullen diente.<br />
40. Brinkwisch ÜD, WK 1958, ÜG (Brinkweide)<br />
Nördlicher Teil der Wiesen östlich der Kuhlenfelder Straße, vielleicht früher in gemeiner Nutzung wie allgemein die Brinke.<br />
41. Heirkatendeil ÜG, ÜD (Heikatendeil)<br />
Hirtenkatenteil. Kleine Wiese östlich der Bullenwisch, die dem Bewohner des Hirtenkatens als Deputat zustand.<br />
42. Kabels, Kavels ÜD, WK 1958<br />
Wiesen östlich der Bullenwisch. Kabels oder Kavels sind schmale Acker- oder Wiesenstreifen, die früher häufig auch verlost (verkavelt) <br />
wurden.<br />
43. Niegen Bäunerwischen ÜG (Bödnerweid), ÜD (Niege Bäudnerwischen), WK 1958 (Niegen Bödnerwischen)<br />
Neue Büdner-Wiesen, östlich der Bullenwisch.<br />
44. Kavelwisch ÜD, WK 1958<br />
Wiese östlich der Brinkwisch an der Kuhlenfelder Grenze.<br />
45. Forstwischen ÜG, ÜD<br />
Wiese an der Grenze zu Kuhlenfeld und Dersenow, wohl als Deputat für Forstarbeiter.<br />
46. Daglöhnerwisch ÜG, ÜD WK 1958<br />
Tagelöhnerwiese (Deputat) an der Grenze zu Dersenow.<br />
47. Nahmiddagsweid’ ÜG, ÜD, WK 1958 (Nahmiddagswisch) <br />
Nachmittagsweide. Vor der Daglöhnerwisch gelegen. Angeblich sollen die Kühe nach dem Mittagsmelken auf der Melkestäd’ dort geweidet worden <br />
sein.<br />
48. Benniner Wischen ÜG, ÜD, WK 1958<br />
49. Granziner Wischen ÜG, ÜD, WK 1958<br />
50. Vellahner Wischen ÜG, ÜD<br />
Die Flächen nach Nr. 48 bis Nr.50 sind Wiesen im Nordosten der Gemarkung, die den grünlandarmen Dörfern zur Heugewinnung dienten.<br />
51. Koopwischen ÜG Koogwischen), ÜD<br />
Wiesen am äußersten Lankenweg. Ob der Name mit einem Kauf (Koop) oder mit einem gleichnamigen Besitzer in Verbindung zu bringen ist, wird <br />
ungeklärt bleiben. Wahrscheinlicher aber ist eine Ableitung aus altsl. kopa für Hügel oder Anhöhe, was nur auf eine etwas höhere Lage <br />
hindeutet, denn ausgesprochene Hügel sind hier nicht zu finden.<br />
52. Renswischen ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Wiesen im Nordosten der Gemarkung hinter dem Rense genannten Wald (Nr.53). Dazu gehören im weiteren Sinne auch die Benniner, Granziner und <br />
Vellahner Wiesen.<br />
53. Rense ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Wald im Nordosten der Gemarkung. Der Name findet sich in der Form Rens, Renz als den Flusslauf Rögnitz begleitender Flurname in Tripkau, <br />
Pinnau, Laave, Zeetze, Gutitz, Stapel und Rosien. Als Rense findet er sich in der nahen mecklenburgischen Landschaft zwischen Pritzier und <br />
Blücher auf den nördlich die Sude begleitenden Wiesen. Der Name wird nach Kühnel von altsl. resa – Weidenkätzchen abgeleitet. Die so <br />
bezeichnete Landschaft besteht aus Wiesen und Bruchwäldern.<br />
54. Heisterkamp ÜD, ÜG u.WK 1958 (Hesterkamp) Waldstück am Südrand der Rense, hdt. <br />
Elsterkamp. Eine mögliche Erklärung besteht auch von Hester für gezogene junge Bäume, was auf frühere Aufforstung mit Eichen oder Buchen <br />
hinweisen könnte.<br />
55./56. Pisork oder Eckernkamp <<< ÜG, ÜD<br />
Auch Pisack. Waldstück westlich der Rense. Der Name Pisork könnte aus altsl. pesuku – Sand abgeleitet sein, ebenso aber auch aus altsl. pisu <br />
– Hund. Der Name Eckerkamp deutet auf Buchenbestände hin, deren Eckern sicher hier als Schweinemastung dienten.<br />
57. Winterdiek ÜG, WK 1958<br />
Historischer Deich vor der Rense.<br />
58. Nie’ Land ÜG, ÜD u. WK 1958 (Nieland)<br />
Neues Land. Acker östlich des Oll’ Landes, wohl erst spät gerodet.<br />
59. Nie’ Weg ÜG Neuer, erst spät <br />
wahrscheinlich im Rahmen einer Regulierung der Feldmark angelegter Weg zwischen Nie’ Land und Raasch.<br />
60. Raaschen Soll ÜG, ÜD<br />
Kleingewässer zwischen Oll’ und Nie’ land. Siehe auch unten Raasch.<br />
61. Oll’ Land ÜG, ÜD u.WK 1958 (Olland)<br />
Altes Land, Acker südlich der Bullenwisch an der Kuhlenfelder Straße.<br />
62. Kaben ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Acker östlich des Schapdammes (Kuhlenfelder Straße). Die Fläche wird früher als Nacht-Pferch für die tagsüber weidenden Schweine genutzt <br />
worden sein (ndt. Kaben – Koben).<br />
63. Pathesten od. Pathestern ÜG, ÜD<br />
Kleines Ackerstück am Kaben, evtl. aus altsl. Potoku – kleiner Bach, wie Kühnel den Flurnamen Patözen im Wendland erklärt. G. Gärtner leitet <br />
den Namen aus ndt. Pat für Setzlinge (noch im 19. Jahrhundert im Begriff Patweiden in Inventarverzeichnissen der Hufen zu finden, D.G.) und <br />
Hester oder Heister für Jungbäume ab. Diese Erklärung erscheint unsicher, weil sie eine Doppelung zweier inhaltlich ähnlicher Begriffe <br />
enthält.<br />
64. Kiel ÜG, ÜD<br />
Ackerkeil am Rensweg bei Oll’ Land und Pathesten.<br />
65. Koppel ÜG, ÜD<br />
Acker bzw. Weide westlich der Straße nach Kuhlenfeld. Koppeln sind ein Ergebnis der Feldmarksregulierungen des 19. Jahrhunderts, bei denen <br />
das bisher gemeinsam genutzte Land separiert oder „verkoppelt“ und mit Knicks (Wallhecken) „eingekoppelt“ wurde.<br />
66. Gustow ÜG, ÜD<br />
Lage wie vor. Der Name könnte aus altsl. Gusteru – Eidechse, daraus gusterovo (serbisch) – Eidechsenfeld abgeleitet sein, auch aus gosti – <br />
Gast, d. h. ein Feld, aus dessen Erträgen die slawische Dorfgemeinschaft die Gäste versorgt hat.<br />
67. Loos ÜG, ÜD<br />
Lage wie vor. Der Name leitet sich aus altsl. lazu, neusl. loza – kleiner Wald her.<br />
68. Lanken ÜG, ÜD<br />
Ackerkoppeln östlich der Kuhlenfelder Straße am Lankenweg. Aus slaw. laka für Wiese bzw. Aue, auch Sumpf umgeformt (häufiger Flurname in der <br />
Sude- Elbeniederung).<br />
69. Lanken-Weg ÜG, WK 1958 (Leuken-Weg, Übertragungsfehler !)<br />
Weg zur Rense, der nach Dammereez weiterführt.<br />
70. Damm ÜG<br />
Verlängerung des Lankenweges in den Wiesen am Frugenhörst, führt nach Dammereez.<br />
71. Raasch ÜG, ÜD<br />
Kleines Ackerstück zwischen Lankenweg und Nie’ Land. Der Name könnte mit Kühnel (für Rassau) aus slawisch rah-, rach, ras – grunzen oder auch <br />
von raz – schneiden abgeleitet sein. Letzteres würde auf frühere Wiesennutzung hinweisen.<br />
72. Raaschenweg ÜG<br />
Weg an den Raaschen zwischen dem Lankenweg und Nie’ Weg.<br />
73. Niesken, Niesten ÜG, ÜD<br />
Ackerkoppeln am Lankenweg. Der Name leitet sich aus altsl. nizinu – niedrig ab.<br />
74. Hirschkoppel ÜD<br />
Ackerkoppel am Lankenweg vor der Rense.<br />
75. Zapelstück ÜG, WK 1958<br />
Kleines Ackerstück am Lankenweg. Der Name könnte sich aus slawisch zapol – hinter dem Feld, aber auch aus slaw. czapla für Reiher ableiten.<br />
76. Lütten Niesken ÜG, ÜD<br />
Acker südlich des Lankenweges. Zum Namen siehe Nr. 73.<br />
77. Mitschulen ÜG (Mietschull), ÜD, WK 1958<br />
Lage wie vor. Kühnel leitet einen ähnlichen Flurnamen ((Müthzol) aus altsl. mocilo – Sumpf ab. Ob dem hier gefolgt werden kann, ist unsicher, <br />
aber wahrscheinlicher als die Erklärung von G. Gärtner aus Miete und Scholle (ndt. schull).<br />
78. Saagend ÜG, ÜD<br />
Lage wie vor. Der Name könnte slawischer Herkunft sein und von zagon – Furche oder besser Gewende abgeleitet sein, aber auch auf Sägeplatz <br />
(Säge-Ende) am Ende des ehemaligen Waldes hinweisen (unsicher).<br />
79. Hilgenbarg ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Lage unmittelbar am Dorf. Am Hilgenberg (heiliger Berg) wurde durch archäologische Funde eine vorgeschichtliche Siedlung nachgewiesen. Der <br />
Name deutet auf ehemaliges Kirchenland oder (wahrscheinlicher) auf eine frühere Kultstätte hin.<br />
80./81. Kauhdrift ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Nach Dettmann auch Jägerstrat. Trift- und Ackerweg in die nordöstliche Feldmark.<br />
82. Reichnow, Wregenow ÜG, ÜD<br />
Acker nördlich der Kauhdrift unmittelbar am Dorf. Der Name wird aus altsl orehu, polab. vorech – Nuss abzuleiten sein, so Kühnel für den Ort <br />
Wrechau bei Hitzacker.<br />
83. Briesken ÜG, ÜD, WK 1958 (Briesten)<br />
Ackerkoppeln an der Kauhdrift. Dieser Name ist aus altsl. brestu – Ulme als Ulmengehölz zu erklären oder auch aus slaw. breza für Birke.<br />
84. Vörmiddagsweid’ ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Weidefläche an der Kauhdrift, auf der Kühe vor dem Mittagsmelken auf der Melkestäd’ geweidet worden sein sollen.<br />
85. Brack ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Wiese zwischen Kauhdrift und Lankenweg mit mehreren Wasserlöchern, die als Kolke der Hochwässer entstanden sein werden, worauf auch der Name <br />
hindeuten könnte. Eine andere wahrscheinlichere Erklärung für den Namen ergibt sich aus ndt. Brack für Bruch (Brauck) oder auch Brache.<br />
86. Frugenhörst ÜG, WK 1958, ÜD (Frungenhorst)<br />
Frauenhorst. Acker und Wiese zwischen Kauhdrift und Lankenweg nahe der Grenze zu Dammereez. Es könnte sich nach G. Gärtner dabei um eine <br />
christliche Kultstätte aus der deutschen Kolonisationszeit handeln, auf der Marienbilder („unsere liebe Frau“) aufgestellt worden sein <br />
sollen. Das erscheint jedoch bei der abseitigen Lage im Sumpf mehr als unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist eine nicht mehr <br />
nachvollziehbare Umformung aus einem slawischen Wort, möglicherweise aus vorona = Krähe.<br />
87. Kalwerkoppel ÜG, ÜD<br />
Kälberkoppel. Wiesen an der Grenze zu Dammereez.<br />
88. Kalwerkoppelweg ÜG<br />
Weg zu der Kalwerkoppel.<br />
89. Groot’ Braaken ÜG, ÜD<br />
Lage an der Dammereezer/Pretener Grenze. Wiese, wohl früher als extensive Weide genutzt, deshalb der Name Brache. Möglicherweise ist Groot <br />
Braken als „Große Bruch“-Stücke zu deuten.<br />
90. Lütt’ Braaken ÜG, ÜD<br />
Wiesen an der Pretener Grenze (siehe Nr. 89).<br />
91. Groot’ Wisch ÜG, ÜD <br />
Wiese beiderseits des Zieskenweges, nördlich daran auch<br />
92. Lütt Wisch ÜG, ÜD<br />
93. Groot’ Koppel ÜG, ÜD<br />
Acker-/Weidekoppeln beiderseits des Zieskenweges.<br />
94. Kransmoor ÜG, ÜD<br />
Kleine Fläche am Ende der Kaudrift bei Lemmscher Winkel. Der Name leitet sich von Kraun, dem ndt. Namen für Kranich ab.<br />
95. Lempen- oder Lemscher Winkel ÜG, ÜD <br />
Grünland am Ende der Kauhdrift. Der Name wird an die Familie Lemp erinnern, die im 18. Jahrhundert in Besitz eine Hufe besessen hat.<br />
96. Lempenwinkelweg ÜG<br />
Weg zum Lempenwinkel und zur Kalwerkoppel.<br />
97. Hooln, Hollen ÜG, ÜD<br />
Lage wie vor. Der Name deutet auf früheres Gehölz hin.<br />
98. Jirrik od. Gieren ÜG<br />
Keilförmige Wiese zwischen Kauhdrift und Jirrikweg. Das ndt. Wort gieren heißt spitz zulaufend, aber auch eine Erklärung aus altsl. jaruku <br />
für Graben ist möglich.<br />
99. Rad’wischen ÜG, ÜD<br />
Grünland südlich der Kauhdrift. Den Namen Radewiesen gibt es in fast allen Gemarkungen für durch Rodung entstandene Wiesen.<br />
100. Rad’wischenweg ÜG<br />
Weg an den Radewiesen zwischen Zieskenweg und Kauhdrift.<br />
101. Melkerstäd’ ÜG, ÜD<br />
Melkestelle. Hier wurden die Kühe gemolken.<br />
102. Drevelands ÜG, ÜD, FK 1958<br />
Weidekoppeln südlich der Kauhdrift. Der Name leitet sich von altsl. drevo – Holz ab, hier also Holzland. Möglich ist auch die Erklärung aus <br />
ndt. drieven = treiben.<br />
103. Scheperwisch ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Grünland bei Drevelands, Deputatwiese des Schäfers.<br />
104. Kamp, Kampen ÜG, ÜD (Kamm)<br />
Acker/Grünland südlich Drevelands, von lat campus = Feld. Kämpe waren früher häufig eingehägte Ackerstücke, die außerhalb der Schläge der <br />
Dreifelderwirtschaft lagen und häufig von Kossaten bewirtschaftet wurden.<br />
105. Ziesken ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Manchmal auch Ziesten. Grünland am östlichen Sudedeich. Der Name wird slawischen Ursprungs sein. Eine mögliche Namenserklärung ergibt sich <br />
aus szis für Zeisig. Möglich ist auch die Ableitung aus altsl situ für Binse oder Schilf, die auf Grund der natürlichen Bedingungen <br />
wahrscheinlicher ist als die von G. Gärtner gegebene Erklärung aus slaw. zyto für Getreide.<br />
106. Ziestenweg ÜG<br />
Feldweg im Süden der Feldmark.<br />
107. Flötohrt ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Flötenort, außendeichs gelegene Sudewiese bei Ziesken. Der Name wird auf das Floß zurückzuführen sein, mit dem man an der Fährstelle <br />
(Herzogenfurt, Pretener Fähre) die Sude überqerte. Möglich ist auch eine Ableitung aus altsl. blato für Sumpf.<br />
108. Preisterwisch ÜG, ÜD, WK 1958<br />
109. Karkland ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Für Nr. 108 und Nr.109: Vor dem Deich an der Sude gelegene kircheneigene Flächen.<br />
110. Brahlstorfer Bach WK 1958<br />
Grenzbach, auch Mühlenbach genannt. Hier an der Grenze zu Preten, teils - insbesondere der Altlauf - auch als Scheidegraben bezeichnet. <br />
Scheidegraben wird darüber hinaus auch der Grenzgraben zu Dammereez und Dersenow genannt, der beim Dammereezer Schöpfwerk in den Brahlstorfer <br />
Bach mündet.<br />
111. Waakkuhl ÜG, ÜD<br />
Schon jenseits des Scheidegrabens auf der Pretener Feldmark, dort auch als Werder bezeichnet. Nach G. Gärtner werden durch Hochwasser <br />
entstandene Strudellöcher auch als Waaken bezeichnet, nach Kühnel wohl von altsl. oko für Auge abzuleiten.<br />
112. Rukieten ÜG, ÜD (Ruhkiek)<br />
Sudewiese am äußersten südöstlichen Teil der Gemarkung. Der Name könnte sich aus altsl. rakita – Sahlweide ableiten. Diese spielte als <br />
Rohmateriallieferant für die Korbflechterei, für Flechtzäune und als „Deckelweiden“ an Stelle des heute verwendeten Drahtes beim Stroh- und <br />
Reetdachdecken eine bedeutende Rolle im bäuerlichen Leben.<br />
113. Haverlanden, Haverlanns ÜG, ÜD<br />
Heutige Wiese an der Sude beim Schöpfwerk, früher wohl Acker.<br />
114. Hävels ÜD, ÜG (Heewels)<br />
Wiese auf einer Sude-Insel, diese durch einen Altarm der Sude abgegrenzt. Der Name ist niederdeutsch und soll nach G. Gärtner Erlengebüsch <br />
bedeuten. Wahrscheinlicher ist eine Erklärung aus Hövels für kuppiges, hier wohl eher unebenes Land, was im Hochwaasserbereich der Sude nicht <br />
ungewöhnlich ist.<br />
115. Oll’ Preiter Landstraat ÜD (Olle Preitener Landstraat), WK 1958 (Pretener Strat)<br />
Jetzt auf dem Sudedeich verlaufender Weg der beim Karkland die Sude erreicht. Dort befanden sich früher die Herzogenfurt und später die <br />
Pretener Fähre. Hier wurde bewusst die Formulierung „Preiter“ gewählt, weil diese Aussprache der Tradition entspricht.<br />
116. Häbammswisch ÜG (Hebammeswiese)<br />
Deputatwiese für die Hebamme, die genau wie alle Bediensteten des Amtes und der Gemeinde Deputat erhielt, belegen an der Sude und der Alten <br />
Pretener Landstraße.<br />
117. Heirkatendeil ÜG, ÜD<br />
Grünlandkeil am Sudedeich bei Drevelands, der den Hirten als Deputat zugeteilt war. Siehe auch Nr.41.<br />
118. Swensscharpen ÜG u.ÜD (Schwenscharpen)<br />
Sudewiese östlich des Dorfes. Der Name ist aus zwei niederdeutschen Wörtern zusammengesetzt, nämlich sween – Schweinehirte (siehe Gillhoff, <br />
Jürnjacob Sween…) und scharpen, scharn – Schmutz, Mist, Sumpf (daher Scharmbulle für Mistkäfer). Es wird sich um eine sumpfige Deputatwiese <br />
für den Schweinehirten gehandelt haben.<br />
119. Radden ÜG, ÜD<br />
Östlich des Ortes an der Alten Pretener Landstraße gelegen. Der Name wird sicher auf das Wort „roden“ zurück zu führen sein, kann aber auch <br />
mit dem slaw. rataj – Landmann oder Knecht in Zusammenhang zu bringen sein. G. Gärtner erklärt ihn aus dem Begriff „Redder“, einem mit Hecken <br />
gesäumten Weg. Diese Bezeichnung ist in Mecklenburg aber im Gegensatz zu Schleswig-Holstein nicht verbreitet.<br />
120. Brügg WK 1958<br />
Wiese östlich an der Sudebrücke.<br />
121. Maschen, Maschenhoop ÜG u. ÜD (Maschen), WK 1958 (Maschen Hoog)<br />
Wiesen westlich der Sudebrücke. Die in der Wirtschaftskarte wiedergegebene Form dürfte auf einem Hörfehler beruhen, da sie keinen Sinn <br />
ergibt. Es handelt sich um Marschwiesen mit kleinen Anhöhen (hoop), d.h. unebene Wiesen im Deichvorland.<br />
122. Borg-See ÜG, ÜD (Burg-See), WK 1958 (Burgsee)<br />
Auch Besitzer See genannter Altarm der Elbe aus der Zeit vor deren Eindeichung an der Grenze zu Niendorf und der Gosau. Er ist benannt nach <br />
einer slawischen Niederungsburg (Nr.123).<br />
123. Neddelborg ÜG, ÜD, WK1958 (Nettelborg)<br />
Wiese mit Resten eines Burgwalls zwischen dem Burg-See und der Sude beim Schöpfwerk am Burgsee. Der Name ist aus Nedderborg entstanden und <br />
als Niederburg zu deuten und leitet sich von einer slawischen Niederungsburg her.<br />
124. Gosau überliefert, ÜG, ÜD<br />
Auf der Gemarkung Timkenberg liegende Flur, die früher zum Gut Goldenbow gehörte und durch die Bodenreform 1945 zu Besitz kam. Der Name wird <br />
niederdeutsch sein und Gänseaue bedeuten, kann aber auch slawischen Ursprungs und aus altsl. gvozdi – Wald entstanden sein. Früherer <br />
Eichenwald ist durch Stammreste im Marschboden belegt. <br />
125. Herrnsee ÜG, ÜD<br />
Kleingewässer in der Gosau, Name wohl nach dem Gutshernn von Goldenbow.<br />
126. Krainke überliefert, ÜG (Kränk), ÜD, WK 1958<br />
Grenzfluss zu Preten. Der Name ist slawisch und heißt bereits Grenzfluss.<br />
127. Krainke-Kanal WK 1958<br />
Durchstich der Krainke aus dem Jahre 1860, der nach den Maßnahmen des Hochwasserschutzes von 1960 wieder funktionslos geworden ist.<br />
128. Scheiw’ Brügg ÜG<br />
Die Brücke über den Krainkekanal im Zuge des Feldweges ging ursprünglich schräg (scheiw = ndt. schief) über den Kanal. <br />
129. Gorn ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Grünland zwischen Krainkekanal und Sude am Schöpwerk. Der Name könnte sowohl ndt. (Garten) als auch slawisch sein. In letzterem Falle leitet <br />
er sich aus gora – Berg, hier höher gelegene Fläche, ab. Nach G. Gärtner soll er auf ein verballhorntes slaw. grad für Burg zurückzuführen <br />
sein.<br />
130. Körchow ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Grünland zwischen Sude, Pretener Straße und Krainke-Kanal. Den Namen leitet Kühnel für das benachbarte Preten (dort Karchau) aus altsl kruhu <br />
– links, linkshändig her (Feld des Karch, des Linkerhand), ebenso Eichler/Mühlner für den Ort Körchow. Hier wurde ebenfalls an Hand von <br />
Funden eine slawische Siedlung nachgewiesen.<br />
131. Klimpenwarder ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Sudewiese östlich der Pretener Straße. klempte heißt slawisch etwa Deichfuß, Werder ndt. eine Insel oder Halbinsel.<br />
132. Ziert ÜG, ÜD<br />
Grünland zwischen Oberholz und Sude. Der Name könnte aus altsl. ziru für Weide abgeleitet sein.<br />
133. Rosengorn ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Weiden östlich der Pretener Straße. Die Herkunft des Namens ist in dieser Lage nur schwer zu erklären. Möglicherweise ist er aus Rossegarten <br />
– mittelalterliche Pferdeweide entstanden.<br />
134. Schultenkoppel ÜG, ÜD<br />
Weide an der Pretener Straße, die als Dienstland dem Schulzen zur Verfügung stand.<br />
135. Forstwischen ÜD<br />
Grünland an der Pretener Straße. Es handelt sich um Wiesen, die als Dienstwiesen durch Forstbedienstete genutzt wurden.<br />
136. Növer ÜD, ÜG (Nötels)<br />
Lage wie vor, am Oberholz, wohl aus altsl. novu – neu. Nötels in der selben Lage. Der Name ist aus ndt. Noet – Nuss abgeleitet. Es handelt <br />
sich um Haselgehölz.<br />
137. Oberholz ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Wald vor der Alten Krainke nördlich der Pretener Straße<br />
138. Rieh ÜG<br />
Sumpfige Wiesen an der Krainke am Oberholz, Rieh, füher Rye deuten wie der Name Ried auf sumpfige Niederungen hin.<br />
139. Pretener Fuhrdamm ÜG<br />
Jetzige Straße nach Preten am Krainke-Kanal, wurde 1860 geschüttet.<br />
140. Niendörper Landstraat ÜG<br />
Weg nach Niendorf, der an der südwestlichen Ecke des Oberholzes von der Pretener Straße abzweigt<br />
141. Landwehr ÜG, ÜD<br />
Wall mit beiderseitigen Hecken und Gräben westlich und nördlich des Oberholzes, der sich nördlich der Sude bis zum Zieskenweg und Braaken <br />
fortsetzt. Die Landwehr diente dem Schutz der Landesgrenze zum sachsen-lauenburgischen, später hannoverschen Amt Neuhaus, zu dem Preten <br />
gehörte.<br />
142. Lampenhörst ÜG, ÜD, WK 1958 (Lampenhorst)<br />
Grünland zwischen Krainke-Kanal und Burg-See. Die Fläche könnte der früher ansässigen Familie Lamp gehört haben. Möglich ist auch die <br />
Ableitung aus slaw. lapa – Bärenklau.<br />
143. Bebinen <<< ÜG, ÜD, WK 1958 (Bebinnen), LV 1708 (in den Bobbien)<br />
Lage wie vor. Ob der Name vom altsl. bebru – Biber oder aus babina – Altenteil für Frauen (zur slawischen Siedlung Körchow) abgeleitet ist, <br />
ist unsicher. Den Ortsnamen Bobbin deutet Kühnel als „Ort der Baba“ von altsl. baba für „Die Alte“.<br />
144. Kösterwisch ÜG, ÜD<br />
Grünland hinter der Brücke über den Krainke-Kanal. Es handelt sich um das frühere Dienstland des Küsters.<br />
145. Holtwisch ÜG, ÜD<br />
Lage wie vor. Der Name deutet auf frühere Bewaldung hin.<br />
146. Holtland ÜG, ÜD<br />
Grünland südlich des Krainke-Kanals an der Krainke. Zum Namen wie vor.<br />
147. Krampland ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Acker/Grünland südlich des Krainke-Kanals. Der Name könnte sich aus altsl. krapu – kurz, dicht, eng herleiten. Nicht sehr wahrscheinlich ist <br />
die Ableitung von den Krammetsvögeln (Wacholderdrossel), eines Namens der in Südwestmecklenburg nicht sehr gebräuchlich war.<br />
148. Groot’ Stücken ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Lage wie vor<br />
149. Kochert ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Lage wie vor. Die Herkunft des Namens wird sicher slawisch sein, wohl aus altsl. chochol für Strudel.<br />
150. Kurow ÜG, ÜD, WK 1958<br />
Grünland an der Krainke. Hier wurden Siedlungsscherben gefunden. Der Name leitet sich von altsl kuri – Gestrüpp oder kuru – Hahn (Hahn- oder <br />
Hühnerdorf) ab<br />
151. Hoffschün ÜD<br />
Lage nicht festgestellt, wohl innerhalb der Ortslage <br />
152. Krumm’ Galin. ÜD<br />
Lage unbekannt. Trautmann sieht für Gallin bei Lübz, das als Glina erstmalig erwähnt wird, die Herleitung aus glina = Lehm, für Gallin Krs. <br />
Wittenberg die Herleitung von gola = Heide, wie bei Gülze. Gallin bei Zarrentin erklärt Kühnel als „Ort des Gala“, von altsl. gal für Pflege.<br />
153 Sude überliefert<br />
Der Fluss Sude, der dem Dümmer See entspringt, erreicht bei Redefin die Elbtalniederung und mündete (vor der Mündungsverlegung nach <br />
Boizenburg) bei Gothmann in die Elbe. Den Namen des Flusses leitet Kühnel von altsl. sudu für Sund, Enge ab. <br />
<br />
Flurnamen aus der Landesvermessung und –bonitierung 1708 nach ZÜHLSDORFF:<br />
Deren lokale Zuordnung ist nicht möglich.<br />
154. An der Blienschen Wiese<br />
155. Aufm Brandt-Lande<br />
156. In den Dährt<br />
157. Aufm Dieck-Stück<br />
158. Auf den Halben Stück<br />
159. Auf Kleinen Drewen-Dam<br />
160. Aufm Klein Ziesten<br />
161. In den Kuhe Kieppen<br />
162. Auf die Langen Stücken<br />
163. Mohrwiese<br />
164. Vorn Mustin<br />
165. Auf dem Raade-Lande<br />
166. Auf den Timpen</div>DirkHerrmannhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Schaprode_-_Fortlaufende_OrtschronikSchaprode - Fortlaufende Ortschronik2024-01-16T15:50:07Z<p>HildeStockmann: /* Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet: */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Ortschronik<br />
| ort = Schaprode<br />
| zeit = <br />
| erstellung = seit 2024<br />
| inhalt = Geschichte der Gemeinde <br />
| status = in fortlaufender Bearbeitung<br />
}}<br />
<br />
==Die Geschichte von Schaprode==<br />
<br />
===Die heutige Zeit===<br />
<br />
<br />
==Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:==<br />
<br />
<br />
===Herkunft und erste Erwähnung von ...===<br />
<br />
==Silberfund 2018==<br />
<br />
;Halsreife, Perlen und bis 600 teils zerhackte Münzen<br />
<br />
Am Wochenende hat die Landesarchäologie von Mecklenburg-Vorpommern die etwa 400 Quadratmeter große Fläche bergen lassen. Archäologen und Grabungshelfer - darunter auch Schön und Begleiter Luca - entdecken kunstvoll geflochtene Halsreife, Perlen, Fibeln, einen Thorshammer, zerhackten Ringschmuck und zwischen 500 bis 600 teils zerhackte Münzen, von denen mehr als 100 Münzen der Regentschaft des Dänen-Herrschers zugeordnet werden können. <br />
<br />
„Dieser Schatz ist der größte Einzelfund von Blauzahn-Münzen im südlichen Ostseeraum und damit von herausragender Bedeutung“, ordnet Grabungsleiter Michael Schirren den Fund ein. Ähnlich große Münzfunde gab es bislang nur auf dem Gebiet des Dänenreiches, wie in Husby und Harndrup. Der als Wikinger geborene Blauzahn gilt als Begründer des dänischen Reiches, indem er das vorher zersplitterte Land einte, das Christentum einführte und Reformen durchsetzte. <br />
<br />
;Hiddensee-Rügen-Region birgt viele Schätze<br />
<br />
In der Hiddensee-Rügen-Region hat der Name des Dänenkönigs einen besonderen Klang. Bereits 1872 und 1874 war nur wenige Kilometer entfernt auf der Insel Hiddensee der berühmte Goldschmuck entdeckt worden, ein 16-teiliges filigran gearbeitetes Schmuckensemble, das Blauzahn beziehungsweise seinem nahen Umfeld zugeschrieben wird. Der umstrittene Herrscher floh historischen Quellen zufolge nach der verlorenen Ostseeschlacht gegen seinen Sohn Sven Gabelbart (965-1014) im Jahr 986 nach Pommern, wo er ein Jahr später auf der Jomsborg starb.<br />
<br />
Eine Verbindung zwischen beiden Funden liege nahe, sagt Archäologe Schirren. Möglicherweise wurde der bei Schaprode gefundene Schatz auf der Flucht Haralds vergraben - wie der Hiddenseer Goldschmuck auch. Der Wissenschaftler warnt vor voreiligen Rückschlüssen. Jetzt warte in Kooperation mit den dänischen Kollegen viel kleinteilige Arbeit auf die Lösung des Rätsels. Doch viele Indizien sprächen für einen Zusammenhang: Der bei Schaprode entdeckte Schatz sei ein typischer „Versteckfund“ in einem damals unbesiedelten Gebiet nahe einer markanten Ortsmarke - dem bronzezeitlichen Grabhügel.<br />
<br />
;Seltene Münzen für die dänische High Society<br />
<br />
Dänische Forscher gehen davon aus, dass die unter Blauzahn geprägten „Kreuzbrakteate“ wegen der geringen Stückzahlen vom König überwiegend an die dänische High Society ausgegeben wurde - als Zeichen der Verbundenheit mit ihrem Herrscher und als Bekenntnis zu ihm. Mit einem Gewicht von 0,3 Gramm hatten die mit einem christlichen Kreuz versehenen Münzen nur einen geringen Silberwert. Vielmehr zählte der Nennwert der in der Stückzahl limitierten und deshalb besonders wertvollen Münzen. <br />
<br />
Zudem gibt es stilistische Parallelen zwischen dem Hiddensee-Goldschmuck und dem Schmuck des Schaprode-Fundes. Mit den typisch feinen Punzierungen und Granulationen sind sie im Terslev-Stil gearbeitet. <br />
In dem Schaprode-Konvolut finden sich auch Münzen aus dem englischen und orientalischen Raum - Ausdruck der damals bereits üblichen Handelstätigkeit im Ostseeraum.<br />
<br />
;16.04.2018,<br />
<br />
Halsreife, Perlen und bis 600 Münzen Auf der Flucht vergraben? Blauzahn-Münzschatz auf Rügen entdeckt <br />
Münzexperte Lutz Ilisch datiert die älteste, als Anhänger umgearbeitete Münze des Schatzes - einen Damaskus Dirham - auf das Jahr 714, die jüngsten sind sogenannte Otto-Adelheid-Pfennige, die ab 983 geprägt wurden. Nach dem Alter der Münzen zu urteilen, könne davon ausgegangen werden, dass der Schatz in den späten 80er Jahren des 10. Jahrhunderts vergraben wurde, sagt Ilisch. Zu der Zeit also, als Blauzahn nach Pommern geflohen sein soll. <br />
<br />
;Mythen und Legenden<br />
<br />
Das 10. Jahrhundert, in dem Harald Blauzahn herrschte, ist weit entfernt von einer exakten Geschichtsschreibung. Fakten mischen sich noch mit Mythen und Legenden. Der Chronist Adam von Bremen (1050 - 1081/85) beschreibt in seiner Chronik etwa 100 Jahre später das Schicksal Blauzahns und seine Auseinandersetzung mit seinem Sohn Sven Gabelbart. „Wir haben hier den seltenen Fall, dass dieser Fund mit historischen Quellen zusammenzugehen scheint“, sagt Landesarchäologe Detlef Jantzen.<br />
Den Quellen zufolge drehte sich der Vater-Sohn-Konflikt von Harald und Sven um Glauben und Thronfolge, wie Jantzen sagte. Der Konflikt wie auch der Schatz widerspiegele das Hin-und-Hergerissensein dieser Epoche zwischen Christentum und dem in der altnordischen Mythenwelt verhafteten Wikingertum. Harald habe die Dänen geeint, dafür auf Hilfe der christlichen Kirche gesetzt, sich taufen, christliche Bauwerke errichten und Münzen mit christlicher Symbolik prägen lassen.<br />
<br />
Sein Sohn hingegen sei dem Denken der Wikingerzeit verpflichtet. „Der Schatz von Schaprode ist ein einzigartiger und beispielloser Fund“, resümiert Jantzen. Der Fund geht nun zunächst nach Schwerin ins Landesamt, wo er geordnet und konserviert wird.<br />
<br />
<gallery widths="200px" heights="140px" ><br />
Datei:Rügen Schaprode Silberfund 2018 Blauzahn.jpg|2018 Fund auf Rügen<br />
Datei:Schaprode Silberfund 1.jpg|2018 Silberfund Schaprode 1<br />
Datei:Schaprode Silberfund 2.jpg|2018 Silberfund Schaprode 2<br />
</gallery><br />
<br />
==To de Xyz-er Geschicht up platt (Läuschen un Rimels in uns tweit Amtssprak)==<br />
<br />
Mecklenburg-Vorpommern ist wohl das einzige Bundesland, das bereits in seiner Verfassung der plattdeuschen Sprache einen besonderen Schutz und besondere Pflege angedeihen läst. Daß es sogar offizielle Amtssprache ist, kann man nicht nur in der plattdeutschen Version der * [[Verfassung von Mecklenburg-Vorpommen]] nachlesen, sondern in einer Vielzahl von Orten und Regionen hören und lesen. Plattdeutsches aus den Regionen sollte auch im volkskundlichen Kapitel der Orte festgehalten und bewahrt werden.<br />
;Anregung: Im [[Richard Wossidlo]]-Archiv kann fast jeder mecklenburgische Ortschronist etwas zur niederdeutschen Volkskunde seines Ortes finden.<br />
<br />
==Sagen, Geschichten und Legenden rund um Schaprode==<br />
<br />
==Flurnamen auf der Schaproder Feldmark==<br />
<br />
<br />
== Chronistenkontakt ==</div>HildeStockmannhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/SchaprodeSchaprode2024-01-16T15:37:12Z<p>HildeStockmann: </p>
<hr />
<div>{{Infobox Ort<br />
| name = Schaprode<br />
| plz = 18569<br />
| verwaltungsamt = West-Rügen<br />
| landkreis = Vorpommern-Rügen<br />
| einwohner = 432<br />
| lat= 54.155685<br />
| lon = 012.304276<br />
| zoom = 13<br />
}}Bedeutend für die Gemeinde und der ganzen [[Insel Rügen]] ist der Hafen von Schaprode, über den der Hauptfährverkehr mit der [[Insel Hiddensee]] abläuft. Der Hafen stellt für Touristen und Einwohner die einzige ganzjährige Möglichkeit zum Erreichen der Insel dar; dies wird von Fahrgastschiffen und Taxibooten ausgeführt.<br />
<br />
<br />
==Geographische Lage==<br />
<br />
* Koordinaten: [https://www.openstreetmap.org/#map=12/54.xxx/12.xxx Breite: 54.xxxx Länge: 11.xxxx]<br />
<br />
==Einführende Information==<br />
<br />
==Das Wappen von Schaprode==<br />
[[Datei:Schaprode Wappen.png|thumb|250px|rechts| Wappen von Schaprode]]<br />
''Blasonierung:'' „Unter einem grünen Schildhaupt, darin zwei abgewendet liegende und mit den Halmen schräggekreuzte goldene Weizenähren, gespalten und fünfmal von Silber und Blau gegengeteilt; auf dem Spalt ein goldener Anker.“[12]<br />
Das Wappen wurde von dem Sagarder Gerhard Koggelmann gestaltet. Es wurde am 9. November 1999 durch das Innenministerium genehmigt und unter der Nr. 197 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert.<br />
<br />
<br clear=all><br />
<br />
==Kurztext zum Ort==<br />
<br />
==Bildergalerie==<br />
<br />
===Bilder der Kirche Schaprode 2008===<br />
<br />
<gallery mode=packed heights=150px><br />
Datei:Schaprode Kirche 1.jpg<br />
Datei:Schaprode Kirche 2.jpg<br />
Datei:Schaprode Kirche 3.jpg<br />
Datei:Schaprode Kirche 4.jpg<br />
</gallery><br />
<br />
==Schaprode - Ortschronik/en==<br />
<br />
Anmerkung: In der folgenden Liste werden bekannt gewordene chronistische Arbeiten gelistet. In <span style="color:#0B0B61>blauer Schrift</span> erscheinen Arbeiten die digital verfügbar sind. In In <span style="color:#FF0000">roter Schrift</span> gelistete Titel sind, meist aus urheberrechtlichen Gründen, noch nicht digitalisiert. Aber auch Chroniken die bekannt geworden sind, deren Verbleib aber bislang nicht bekannt ist, sind Bestandteil der Liste.<br />
<br />
* [[Schaprode - Fortlaufende Ortschronik]]<br />
* [[Fragen bei der Geschichtsaufarbeitung des Ortes Schaprode]]<br />
<br />
==Weiterführende Information zu Schaprode==<br />
<br />
* [https://gov.genealogy.net/item/show/SCHODEJO64OM in gov.genealogy.net]<br />
<br />
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Schaprode Schaprode bei Wikipedia]<br />
<br />
* [https://de.wikipedia.org/wiki/St.-Johannes-Kirche_(Schaprode) St. Johannes Kirche Schaprode bei Wikipedia]<br />
<br />
* [https://www.amt-westruegen.de/verzeichnis/visitenkarte.php?mandat=227182 Verwaltung Gemeinde Schaprode]<br />
<br />
==Kontakte==<br />
<br />
[[Kategorie: Insel Rügen]]</div>HildeStockmannhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/%22John_Brinckman_-_Taun%C2%B4n_100._Geburtstag_(3.Juli_1914)%22"John Brinckman - Taun´n 100. Geburtstag (3.Juli 1914)"2024-01-15T20:28:38Z<p>Windfluechtermv: </p>
<hr />
<div><br />
;"John Brinckman - Taun´n 100. Geburtstag (3.Juli 1914)"<br />
: (Erschienen in "Die Heimat" Nr. 34, 4.Juli 1914)<br />
<br />
[[Datei:Brinckman 100ter Geburtstag Die Heimat S305.jpg|700px|links|Wmde "John Brinckman - Taun´n 100. Geburtstag (3.Juli 1914)" S305]] <br />
[[Datei:Brinckman 100ter Geburtstag Die Heimat S306.jpg|700px|links|Wmde "John Brinckman - Taun´n 100. Geburtstag (3.Juli 1914)" S306]] <br />
[[Datei:Brinckman 100ter Geburtstag Die Heimat S307.jpg|700px|links|Wmde "John Brinckman - Taun´n 100. Geburtstag (3.Juli 1914)" S307]] <br />
[[Datei:Brinckman 100ter Geburtstag Die Heimat S308.jpg|700px|links|Wmde "John Brinckman - Taun´n 100. Geburtstag (3.Juli 1914)" S308]] <br />
[[Datei:Brinckman 100ter Geburtstag Die Heimat S309.jpg|700px|links|Wmde "John Brinckman - Taun´n 100. Geburtstag (3.Juli 1914)" S309]]<br />
<br />
[[Kategorie: Plattdeutsch]]</div>Windfluechtermvhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/%22100_Jahre_Brinckmansdorf_-_Geschichte_und_Geschichten_eines_Rostocker_Ortsteils%22_Joachim_Lehmann_und_Berthold_Brinkmann_2020_280_Seiten_Verlag_Redieck_%26_Schade_GmbH"100 Jahre Brinckmansdorf - Geschichte und Geschichten eines Rostocker Ortsteils" Joachim Lehmann und Berthold Brinkmann 2020 280 Seiten Verlag Redieck & Schade GmbH2024-01-15T20:20:14Z<p>Windfluechtermv: Die Seite wurde neu angelegt: „Es wäre nett, wenn sei bei Bestellung "Auf Empfehlung des Portals "Ortschroniken-MV" anmerken könnten. *Datei:100 Jahre Brinkmannsdorf.jpg|thumb|links|900p…“</p>
<hr />
<div>Es wäre nett, wenn sei bei Bestellung "Auf Empfehlung des Portals "Ortschroniken-MV" anmerken könnten.<br />
*[[Datei:100 Jahre Brinkmannsdorf.jpg|thumb|links|900px|100 Jahre Brinckmansdorf... J. Lehmann/ B. Brinkmann 2020]]</div>Windfluechtermvhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/BrinckmansdorfBrinckmansdorf2024-01-15T20:16:47Z<p>Windfluechtermv: </p>
<hr />
<div><br />
<br />
==Weiterführende Informationen zu Brinckmansdorf==<br />
* http://www.brinckmansdorf.de/<br />
* http://www.brinckmansdorf.de/files/dokumente/Flyer.pdf</div>Windfluechtermvhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Cecilie_Kronprinzessin_des_Deutschen_Reiches_%C3%BCber_Gelbensande_1930Cecilie Kronprinzessin des Deutschen Reiches über Gelbensande 19302024-01-15T14:15:26Z<p>HildeStockmann: </p>
<hr />
<div>* [[Gelbensande]]<br />
<br />
[[Datei:Cecilie Erinnerungen 1930 42.jpg|750px|links|FH Gsde Cecilie Erinnerungen 1930 042]]<br />
[[Datei:Cecilie Erinnerungen 1930 43.jpg|750px|links|FH Gsde Cecilie Erinnerungen 1930 043]]<br />
[[Datei:Cecilie Erinnerungen 1930 44.jpg|750px|links|FH Gsde Cecilie Erinnerungen 1930 044]]<br />
[[Datei:Cecilie Erinnerungen 1930 45.jpg|750px|links|FH Gsde Cecilie Erinnerungen 1930 045]]<br />
[[Datei:Cecilie Erinnerungen 1930 46.jpg|750px|links|FH Gsde Cecilie Erinnerungen 1930 046]]<br />
[[Datei:Cecilie Erinnerungen 1930 47.jpg|750px|links|FH Gsde Cecilie Erinnerungen 1930 047]]<br />
[[Datei:Cecilie Erinnerungen 1930 48.jpg|750px|links|FH Gsde Cecilie Erinnerungen 1930 048]]<br />
[[Datei:Cecilie Erinnerungen 1930 49.jpg|750px|links|FH Gsde Cecilie Erinnerungen 1930 049]]<br />
[[Datei:Cecilie Erinnerungen 1930 50.jpg|750px|links|FH Gsde Cecilie Erinnerungen 1930 050]]<br />
[[Datei:Cecilie Erinnerungen 1930 51.jpg|750px|links|FH Gsde Cecilie Erinnerungen 1930 051]]<br />
[[Datei:Cecilie Erinnerungen 1930 52.jpg|750px|links|FH Gsde Cecilie Erinnerungen 1930 052]]<br />
[[Datei:Cecilie Erinnerungen 1930 53.jpg|750px|links|FH Gsde Cecilie Erinnerungen 1930 053]]<br />
[[Datei:Cecilie Erinnerungen 1930 54.jpg|750px|links|FH Gsde Cecilie Erinnerungen 1930 054]]<br />
[[Datei:Cecilie Erinnerungen 1930 55.jpg|750px|links|FH Gsde Cecilie Erinnerungen 1930 055]]<br />
[[Datei:Cecilie Erinnerungen 1930 56.jpg|750px|links|FH Gsde Cecilie Erinnerungen 1930 056]]<br />
[[Datei:Cecilie Erinnerungen 1930 57.jpg|750px|links|FH Gsde Cecilie Erinnerungen 1930 057]]<br />
[[Datei:Cecilie Erinnerungen 1930 58.jpg|750px|links|FH Gsde Cecilie Erinnerungen 1930 058]]<br />
[[Datei:Cecilie Erinnerungen 1930 59.jpg|750px|links|FH Gsde Cecilie Erinnerungen 1930 059]]<br />
[[Datei:Cecilie Erinnerungen 1930 60.jpg|750px|links|FH Gsde Cecilie Erinnerungen 1930 060]]<br />
[[Datei:Cecilie Erinnerungen 1930 Titel.jpg|750px|links|FH Gsde Cecilie Erinnerungen 1930 Titel]]</div>Windfluechtermvhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/SwantowSwantow2024-01-15T11:26:19Z<p>DirkHerrmann: /* Weiterführende Information zu Swantow */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Ort<br />
| name = Swantow<br />
| plz = <br />
| verwaltungsamt = Amt Bergen auf Rügen<br />
| landkreis = Vorpommern Rügen<br />
| einwohner = <br />
| lat= 54.2897<br />
| lon = 13.3260<br />
}}Swantow ist ein Ortsteil der Gemeinde Poseritz auf der [[Insel Rügen]] im Landkreis Vorpommern-Rügen in Mecklenburg-Vorpommern.<br />
<br />
==Geographische Lage==<br />
* Koordinaten: [https://www.openstreetmap.org/?mlat=54.2897&mlon=13.3260#map=16/54.2897/13.3260 Breite: 54.2897 Länge: 13.3260] <br />
<br />
<br />
<html><br />
<center><br />
<iframe width="625" height="350" src="https://www.openstreetmap.org/export/embed.html?bbox=13.314549922943117%2C54.28559609124431%2C13.337509632110597%2C54.29372454388762&amp;layer=mapnik&amp;marker=54.28966051809023%2C13.326029777526855" style="border: 1px solid black"></iframe><br/><small><a href="https://www.openstreetmap.org/?mlat=54.2897&amp;mlon=13.3260#map=16/54.2897/13.3260">-Größere Karte von Swantow anzeigen-</a></small><br />
</center><br />
</html><br />
<br clear=all><br />
<br />
==Einführende Information==<br />
<br />
<br />
==Kurztext zum Ort==<br />
<br />
'''Bericht von NDR''' - (Sendung: Nordmagazin | 07.01.2024 | 19:30 Uhr<br />
3 Min | Verfügbar bis 07.01.2026) Kirchenbücher werden neu gebunden. Ehem. Pastor Tilmann Reinecke <br />
<br />
Swantow: Die St.-Stephanus-Kirche wurde seit dem 14. Jahrhundert aus Back- und Feldsteinen gebaut; bis 1469 der Chor, danach das Langhaus und um 1500 der Fachwerkturm.<br />
<br />
[https://de.wikipedia.org/wiki/St.-Stephanus-Kirche_(Swantow) St.-Stephanus-Kirche_(Swantow)]<br />
<br />
<gallery mode=packed heights="150px"><br />
<br />
<br />
</gallery><br />
<br />
==Bildergalerie==<br />
<gallery mode=packed heights=150px><br />
<br />
<br />
</gallery><br />
<br />
==Swantow - Ortschronik/en==<br />
<br />
<br />
==Weiterführende Information zu Swantow==<br />
<br />
* [https://gov.genealogy.net/item/show/SWATOWJO64PG Swantow gov.genealogy.net]<br />
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Swantow Swantow bei Wikipedia]<br />
* [https://www.stadt-bergen-auf-ruegen.de/Amt-Bergen-auf-R%C3%BCgen/Poseritz Web-Seite vom Amt Bergen auf Rügen für Poseritz]<br />
<br />
==Kontakte==</div>HildeStockmannhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Fortlaufende_Ortschronik_von_WilmshagenFortlaufende Ortschronik von Wilmshagen2024-01-14T14:04:29Z<p>Windfluechtermv: /* Reformation und Nachreformationszeit in Wilmshagen (1517 bis 1648) */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Ortschronik<br />
| ort = Wilmshagen<br />
| zeit = fortlaufend<br />
| urheberrechte = ...<br />
| erstellung = seit 2024<br />
| publikation = veröffentlicht<br />
| inhalt = Geschichte des Dorfes Wilmshagen<br />
| status = in fortlaufender Bearbeitung<br />
}}<br />
<br />
==Die Geschichte von Wilmshagen==<br />
<br />
<br />
Um die Chronik übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
===Wilmshagen im späten Mittelalter (um 1200 bis 1517)===<br />
<br />
<br />
===Reformation und Nachreformationszeit in Wilmshagen (1517 bis 1648)===<br />
<br />
;1584<br />
:28.August - Wird vor den Toren Rostocks die aus Wilmshagen stammende Hexe Anneke Methlings verbrannt.<br />
[Kategorie: Hexe]<br />
;1675<br />
:Wilmshagen erleidet große Kriegsschäden<br />
<br />
===Wilmshagen bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)===<br />
<br />
<br />
===Wilmshagen bis zur Reichseinigung (bis 1871)===<br />
<br />
;1816<br />
:15.Mai wird in den Waldungen bei Wilmshagen das Mädchen Grete Adrian ermordet aufgefunden.<br />
<br />
;1839<br />
:plant man in Wilmshagen den Bau einer Büdner- und Tagelöhner-Kolonie<br />
<br />
===Wilmshagen im Kaiserreich (1871-1918)===<br />
<br />
<br />
===Wilmshagen in der Weimarer Republik (1918-1933)===<br />
<br />
<br />
===Wilmshagen im Dritten Reich (1933-1945)===<br />
<br />
<br />
===SBZ und DDR in Wilmshagen (1945-1990)===<br />
<br />
<br />
===Wilmshagen in der heutigen Zeit===<br />
<br />
<br />
==Einigen wichtigen Einrichtungen und Ereignissen zu Wilmshagen sind eigene Artikel gewidmet:==<br />
<br />
z.B.<br />
<br />
===Herkunft und erste Erwähnung von Wilmshagen===<br />
<br />
====Wilmshagen als Besitz des Klarissenklosters Ribnitz====<br />
<br />
====Die Bauernhöfe====<br />
<br />
====Die Schäfereien====<br />
<br />
==== Die Försterei ====<br />
<br />
== Bedeutende Persönlichkeiten aus Wilmshagen==<br />
<br />
==Opfer von Krieg und Gewalt aus Wilmshagen==<br />
<br />
===Napoleonische Zeit===<br />
<br />
====Opfer in französischen Diensten: Französische Flotte, Rußlandfeldzug u.a.====<br />
<br />
====Befreiungskriege====<br />
<br />
===Deutsch/ Französischer Krieg 1870/71===<br />
<br />
===Erster Weltkrieg===<br />
<br />
===Zweiter Weltkrieg===<br />
<br />
===Nachkriegszeit (z.B. Lager Fünfeichen)===<br />
<br />
==Wilmshäger Sagen, Geschichten und Legenden==<br />
<br />
===Grete Adrian===<br />
<br />
===Wilmshäger Bettler auf dem Blocksberge (1584)===<br />
<br />
==Flurnamen auf der Wilmshäger Feldmark==<br />
<br />
<br />
== Chronistenkontakt ==</div>Windfluechtermvhttps://www.ortschroniken-mv.de/index.php/%22Das_Wirtshaus_zur_Stranddistel%22_Gedicht_von_Heinrich_Seidel_1884"Das Wirtshaus zur Stranddistel" Gedicht von Heinrich Seidel 18842024-01-13T23:18:57Z<p>Windfluechtermv: </p>
<hr />
<div>[[Datei:RH Gedicht Seidel Wirtshaus zur Stranddistel 1884 S 12.jpg|900px|links|RH Gedicht Seidel Wirtshaus zur Stranddistel 1884 S 12]]<br />
[[Datei:RH Gedicht Seidel Wirtshaus zur Stranddistel 1884 S 13.jpg|900px|links|RH Gedicht Seidel Wirtshaus zur Stranddistel 1884 S 13]]<br />
[[Datei:RH Gedicht Seidel Wirtshaus zur Stranddistel 1884 S 14.jpg|900px|links|RH Gedicht Seidel Wirtshaus zur Stranddistel 1884 S 14]]<br />
[[Datei:RH Gedicht Seidel Wirtshaus zur Stranddistel 1884 S 15.jpg|900px|links|RH Gedicht Seidel Wirtshaus zur Stranddistel 1884 S 15]]<br />
[[Datei:RH Gedicht Seidel Wirtshaus zur Stranddistel 1884 S 16.jpg|900px|links|RH Gedicht Seidel Wirtshaus zur Stranddistel 1884 S 16]]<br />
[[Datei:RH Gedicht Seidel Wirtshaus zur Stranddistel 1884 S 17.jpg|900px|links|RH Gedicht Seidel Wirtshaus zur Stranddistel 1884 S 17]]<br />
[[Datei:RH Gedicht Seidel Wirtshaus zur Stranddistel 1884 S Titel.jpg|900px|links|RH Gedicht Seidel Wirtshaus zur Stranddistel 1884 S Titel]]</div>Windfluechtermv