Schwanheide

Aus Ortschroniken
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Versuch einer Geschichte der Gemeinde Schwanheide

geschrieben von Dieter Greve, Schwerin

Ich nenne es einen Versuch, weil es gegenwärtig bedingt durch die Corona-Pandenmie einige Schwierigkeiten bei der Benutzung von Quellen in Archiven und Bibliotheken gibt. Zudem sind die lebendigen Quellen kaum noch vorhanden. So müssen die Fakten aus der Literatur, wie den Bauernlisten des Amtes Boizenburg von Georg Tessin und in begrenztem Umfang aus vielen ergänzenden Einzelquellen, wie den Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalendern und ihren Nachfolgern den Staatshandbüchern (1923, 1927, 1930, 1937 bis 1939) zusammengetragen werden. Die Chronik kann deshalb nicht die Qualität der von mir verfassten Chroniken von Bengerstorf, Bennin und Wiebendorf erreichen.


Schwanheide ist eine Gemeinde im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern. Sie wird vom Amt Boizenburg-Land mit Sitz in der nicht amtsangehörigen Stadt Boizenburg/Elbe verwaltet. Die Gemeinde gliedert sich in die Ortsteile Schwanheide und Zweedorf. Zum Ortstei Schwanheide gehören die Siedlungen Bauernende, Neuendamm und Zweedorfer Tannen.

Geographische Lage

Die Gemeinde Schwanheide befindet sich im Landkreis Ludwigslust-Parchim im westlichsten Teil des Landes Mecklenburg-Vorpommern an der Grenze zum Kreis Herzogtum Lauenburg im Bundesland Schleswig-Holstein. Die Grenze bilden der Fluss Delvenau und die Riedebeck. Im Kreis Herzogtum Lauenburg grenzen die Gemeinden Basedow, Witzeeze, Büchen und Bröthen an, im Landkreis Ludwigslust-Parchim die Gemeinden Greven, Gresse, Nostorf und die Stadt Boizenburg.

Koordinaten von Schwanheide: 53°25'54 Nord; 10°41'11 East

Kordinaten von Zweedorf: 53°25'50 Nord; 10°37'49 East

Kurzbeschreibung nach Quade

Beschreibung von Schwanheide nach Rabe/Quade 1894:

Schwanheide bei Büchen, 1 Meile nordwestlich von Boizenburg an der Hamburg-Berliner Eisenbahn, Haltepunkt – 7 km nach Boizenburg, 6,4 km nach Büchen- Erbhof von M. Chambeau (Brennerei), 402,3 ha, b. Sch., ferner 6 Erbpächter, (1 Krüger), 1 Büdner, 6 Häusler, 1 Erbwassermüller. Der Erbpachthof hat 60, das Dorf 103 Einwohner, zusammen 163 Einw.

Beschreibung für Zweedorf nach Rabe/Quade 1894:

Zweedorf und Neu-Zweedorf bei Büchen:. Zweedorf liegt an der Stecknitz, 1 ¼ Meile nordwestlich von Boizenburg, Dorf mit einer nebst Nostorf mit Gresse combinirten Mutterkirche, die mit einer Orgel und einem alten Altarschnitzwerk versehen ist, Schule, 14 Erbpächtern, 4 Büdnern und 18 Häuslern (1 Krüger) - Neu-Zweedorf (Ausbau von Zweedorf) ¼ Meile südlich der Eisenbahnstation Büchen, mit 4 Erbpächtern. Zweedorf und Neu-Zweedorf zählen zusammen 289 (222) Einw.


Geschichte der Gemeinde Schwanheide mit dem Ortsteil Zweedorf

1. Die Entstehung unserer Kulturlandschaft

Unsere Heimat ist durch die Eiszeit geformt worden. In einer älteren Eiszeit, nämlich im Warthe-Stadium der Saale-Eiszeit, entstanden unter dem lagernden Eis lehmige Grundmoränen. Eine solche befindet sich südlich des Talzuges im Zuge des Rensdorf-Gehrumer Grabens im Bereich der Gemarkungen Boizenburg, Vier, Rensdorf und Bickhusen mit sandig-lehmigen Böden im Osten und kiesig-sandigen Böden im Westen. Als sich das Eis zurückzog und dann in der Weichseleiszeit erneut vorstieß, türmten sich die Schuttmassen vor dem Eis zu den großen Endmoränenzügen auf, die sich von Schleswig-Holstein über Mecklenburg bis in die Uckermark erstrecken. Die südliche Endmoräne befindet sich in unserem Raum an den Südenden des Schaalsees, des Dümmer Sees und des Schweriner Sees. Als das Eis abtaute wälzten sich gewaltige Wassermassen zum Urstromtal der Elbe. Auf ihren Bahnen durchschnitten sie die Lehmplateaus und schufen auf diese Weise die Täler der Delvenau (meist Stecknitz genannt), Boize, Schaale, Schilde und der oberen Sude (bis etwa Redefin). In diesen Tälern lagerten sie gewaltige Sandmassen, die so genannten Sander, ab. Weil in dieser Zeit sich noch keine Pflanzendecke gebildet hatte, konnten die Winde den Sand weit transportieren. So wurden auch die verbliebenen lehmigen Hochflächen noch übersandet. Außerdem war die Versickerung und Erosion der Niederschläge in den noch unbewachsenen Böden sehr stark, so dass zusätzlich Lehmbestandteile fortgeschwemmt wurden.

Stecknitz-Delvenau, Schwanen-Heyde und Boizenburger Stadtheide in der Schmettaukarte 1788. In Zweedorf ist die Dorfstruktur eines Sackplatzdorfes gut zu erkennen. Schwanheide wird als Vorwerk bezeichnet. Nördlich Schwanheide ist eine sackförmige Einbuchtung des Lauenburgischen zu sehen, bezeichnet als Hülshorst und Heidestraten.

Auf Grund dessen findet man in unserer Heimat sowohl lehmige als auch sandige Hochflächen, sandige Talniederungen, wie das Tal der Delvenau, und auch moorige Bildungen besonders dort, wo in den Tälern ständig das Wasser staute. Zwischen den Tälern der Delvenau und der Boize entstanden durch den Schmelzwassertransport weite Sander, wie die Boizenburger Stadtheide von der Metlitz bis nach Bürgerhof und eben der Schwanenheide, die der Gemeinde ihren Namen gegeben hat. Auf den sandigen Böden siedelten sich Eichen-Birken-Wälder an, wie wir sie noch heute finden, wo die Wälder durch natürliche Bildung entstanden sind. Dort wo ständige Feuchtigkeit vorhanden war, siedelten sich Bruchwälder an, die in erster Linie von Erlen (plattdeutsch Ellern) bestockt waren. Diese Bruchwälder (plattdeutsch Ellerbraucks) finden wir am Übergang von der Höhe zu den Tälern der Wasserläufe Delvenau, Mühlenbach und Boize. Natürlich wird es auch Buchenbestände gegeben haben, aber nicht in Reinkultur. Sie sind ebenso wie die Kiefernwälder ein Teil der vom Menschen geformten Kulturlandschaft. Unsere Heimat ist eine Landschaft, die sich natürlicherweise immer wieder bewalden wird. Äcker und Wiesen sind ein Produkt der Arbeit des Menschen.

2. Die Ursprünge der Besiedlung und erste Erwähnung der Dörfer

Eine Landschaft, die reichlich mit Vegetation und Wasser ausgestattet ist, ist auch für die Tierwelt ein Paradies. Diese Bedingungen haben auch den Menschen bereits in frühen Zeiten gute Lebensbedingungen geboten. Zeugnisse für die frühe Besiedelung in der Bronzezeit, die etwa bis 600 vor der Zeitenwende gedauert hat, sind die reichlich vorhandenen Gräberfelder sowie die Kegelgräber bei Bretzin.

Der Altmeister der Archäologie in Mecklenburg Robert BELTZ berichtet über Funde in Zweedorf im Meckl. Jahrbuch 71/1906: "Südöstlich von dem Dorfe Zweedorf ist seit Anfang der neunziger Jahre von einem auswärtigen Unternehmer Kies in bedeutenden Mengen abgebaut; bei der Gelegenheit in leicht hügeligem Boden, nicht weit von der Stecknitzniederung auf den Hufen der Erbpächter Nabein und Scharnberg, auf ein sehr großes Urnenfeld gestoßen ... . Nach beigefügten Berichten standen die Urnen an verschiedenen Stellen der ausgedehnten Fläche dicht zusammen, stets flach, ohne oder mit geringem Steinschutz. Zwei Arten, eine derbere rote und eine feinere schwarze, sind beobachtet. Eine sachgemäße Untersuchung hat leider nicht stattfinden können" R.Beltz bedauert, dass viele der Funde in private Hände oder in das Hamburger Museum und nur wenige in das Schweriner Museum gelangt sind. Beltz ordnete die Funde der jüngeren Bronzezeit zu.

In den Unterlagen des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege, Bereich Archäologie z.Z. in Wiligrad findet sich ein nicht genau lokalisierter Fundort unter dem Namen Lührs Koppel, der sich in der Nähe einer Blockstelle der Bahn befinden soll. Der Erbpächter Lühr hatte seine Ländereien im Norden der Gemarkung an der Bahnlinie.

ZÜHLSDORFF berichtet über ein Urnenfeld der vorrömischen Eisenzeit und ältere slawische Keramik in Zweedorf und und Funde einer Flintsichel, sowie eines Flintbeils bei Schwanheide.

Die früheste Besiedelung ist stammesmäßig nicht mehr zuzuordnen. Nach KEILING 1993 war das gebiet des ehemaligen Kreises Hagenow um 50 vor unserer Zeitrechnung weitgehend menschenleer, nachdem die Germanen gegen die Römer gezogen waren. Um 30 v.u.Z. begann eine germanische Neubesiedlung. um 5 v.u.Z. begannen Langobarden, von der linken Elbseite durch Römer bedrängt, auf die rechte Seite überzusiedeln. Es ist sicher, dass bis zu dem 6.Jahrhundert unserer Zeitrechnung in unserem Gebiet, dem lüneburgischen, lauenburgischen und westmecklenburgischen Raum die germanischen Langobarden ansässig waren, die im Zuge der Völkerwanderung bis nach Norditalien zogen und dort der Lombardei (um Mailand) ihren Namen gaben. Der Name der Langobarden ist aber auch noch in den Ortsnamen Bardowieck und Barförde (Bardenfurt) zu erkennen. Prof. Horst Keiling hat in den 1970er Jahren im Wiebendorfer Wald östlich des Dorfes über 700 langobardische Gräber ausgegraben. In seinem Buch „Wiebendorf – ein Urnenfriedhof der frührömischen Kaiserzeit in Hagenow“ heißt es „Wiebendorf ist der erste vollständig untersuchte frühkaiserzeitliche Urnenfriedhof im Norden der DDR. Von etwa 800 ursprünglich auf dem Platz niedergelegten Bestattungen sind 718 mehr oder weniger gut erhalten geblieben und freigelegt worden.

Abb. 1 Langobarden-Friedhof.jpg

Der Bestattungsplatz gehört kulturell in die kleine Gruppe der im Kreis Hagenow verbreiteten Langobardenfriedhöfe, die mit Kulturgut vom Spät-Latene-Charakter einsetzen, das im Unterelbegebiet für die Augusteische Zeit (etwa 30 v.u.Z. bis 20 u.Z.) typisch ist und im 2.Jahrhundert abbrechen.“ In seinem Aufsatz „Das Römischen Reich und die Germanen im Boizenburger Raum um den Beginn unserer Zeitrechnung“ (in „Zur Geschichte Boizenburgs“, Boizenburg 2007) führt Keiling aus: „Als im Herbst 1972 ein gewaltiger Sturm über das Land brauste, entwurzelte er in einem alten Hochwald auf einem Kiesrücken östlich des Tessiner Moores (Wiebendorfer Moor, D.G.) auf der Wiebendorfer Gemarkung zahlreiche dicke Kiefern. Beim Durchstreifen des Windbruchgebietes entdeckte ein Traktorist einen Bronzeeimer im Wurzelloch einer umgestürzten Kiefer. Unmittelbar danach erfolgte die Besichtigung des Fundplatzes durch einen Fachmann sowie die Übernahme des Gefäßes. Dabei bestätigte sich, dass hier ein unbekannter Langobardenfriedhof liegt, der offenbar noch nicht sehr zerstört ist. … Wiebendorf war der erste Friedhof aus dieser Zeit im Nordosten, der planmäßig und vollständig untersucht worden ist. 715 Bestattungen und zahlreiche Einzelfunde konnten ausgegraben und in einem Katalogband (KEILING 1984) der Öffentlichkeit vorgelegt werden. …

Überblickt man das aus den Wiebendorf-Gräbern stammende umfangreiche Fundmaterial, so lassen sich besonders nach dem Formenwandel der Keramik drei aufeinanderfolgende Zeitphasen erkennen. … 1. Wiebendorf setzt mit Bestattungen ein, die mit situlaartigen oft mit einem Henkel versehenen Terrinen mit Punkt- und Strichverzierung niedergelegt sind (Abb. 3 m). Übrigens sind aus solchen Urnen mehrfach Harzstücke bekannt geworden, auf denen sich Zahnabdrücke befinden. Das aus Pech bestehende Harz fand wohl beim Totenbrauchtum Verwendung. Die Mehrzahl der Bronzegefäße, die die Langobarden von den Römern erhalten haben dürften, gehört auch in diese frühe Zeit. Es sind Eimer (Abb. 3 k), flache Becken, Bronzekessel mit Eisenrand und eine besonders schöne Kanne mit Gesichtsmaske mit Henkelansatz (Abb. 3 l). 2. Es folgen vorwiegend schwarze Terrinen, die mit ein- und zweireihigen Rollrädchenmustern verziert sind. (Abb. 3 n) 3. Zum Schluss herrschen Terrinen mit mehrlinigem Rollrädchenmuster und Riefornamenten vor (Abb. 3 o). Auch die Depots aus Waffen und Eisengegenständen, wie sie links der Elbe auf Langobardenfiedhöfen freigelegt wurden, traten in Wiebendorf auf. Lanzenspitzen (Abb. 3 h), Schildbestandteile (Abb. 3 i) und Schwerter sowie die von der Reiterei verwendeten Sporen (Abb. 3 c) weisen auf kriegerische Auseinandersetzungen hin. Eiserne, aber manchmal auch aus Bronze bestehende Gewandhaften, die die Archäologen Fibeln (Abb. 3 a/b) nennen, waren wie die verschieden geformten Schnallen und Gürtelverschlüsse Bestandteile der germanischen Kleidung. Eiserne Pfrieme, halbmondförmige Rasiermesser (Abb. 3 g), Messer (Abb. 3 e) und Scheren (Abb. 3 f) sind häufig auftretende Gebrauchsgegenstände.“

In dem von den Langobarden verlassenen Gebiet haben sich die Polaben (Anwohner der Labe = Elbe) angesiedelt. Ihr Stammeszentrum und -heiligtum war in Ratzeburg zu finden. Gegen das weitere Vordringen der Slawen wurde von der Elbe bis an die die Kieler Förde an der Ostsee der "Limes saxoniae" angelegt. Dieser bestand jedoch nicht in erster Linie wie der römische Limes in Süd- und Westdeutschland aus Befestigungsanlagen sondern zusätzlich zu einigen geringfügigen Befestigungen durch ein bewusst siedlungsarm gehaltenes unwirtliches Gebiet. Grenzen waren noch im Mittelalter immer Grenzsäume, in denen die Nutzungen und damit die Interessen der beiderseits anwohnenden Stämme sich überschnitten haben. Noch in den Messtischblättern, die zum Ende des 19. Jahrhunderts herausgegeben wurden, gibt es eine Valluhner Heide im Lauenburgischen, die auf frühere Nutzungsrechte der mecklenburgischen Valluhner hinweisen, ebenso der in der Schmettau-Karte 1788 ausgewiesene Flurname gemeinsame Hütung mit Büchen (Bürken) auf der Zweedorfer Feldmark. Auch die Ortsnamen (Langen)Lehsten in Lauenburg und Leisterförde in Mecklenburg deuten auf ähnliche Beziehungen hin. Der Limes saxoniae soll von der Elbe ab an der Delvenau verlaufen sein und sich durch Urwälder, Seen und Sümpfe bis an die Ostsee erstreckt haben. Somit befanden sich Zweedorf und Schwanheide auf der polabischen Seite des Limes.

Als um die Mitte des 12.Jahrhunderts die deutsche Besiedlung der von den wendischen Polaben bewohnten westmecklenburgischen Gebiete erfolgte, wurde um den Boizenburger Burg- oder Schlossbezirk auch das Land oder die Vogtei Boizenburg gebildet. Dieses später auch Amt genannte Land Boizenburg wird etwa gleichzeitig mit dem 1154 gegründeten Bistum Ratzeburg, zu dem es kirchlich bis zur Durchsetzung der Reformation etwa 1535 gehörte, entstanden sein. In der weltlich-politischen Organisation gehörte es zunächst bis 1203 zur Grafschaft Ratzeburg, dann zur Grafschaft Schwerin und ab 1358 zu Mecklenburg. Erwähnt wird es erstmalig in einer Urkunde aus dem Jahre 1158 als Heinrich der Löwe dem Bischof von Ratzeburg u.a. ein Tafelgut "in Boyceneburg Benin" schenkt. Die Ersterwähnung von Bennin ist somit auch die für die Vogtei Boizenburg. Die Dörfer der Vogtei dürften jedoch alle um diese Zeit entstanden sein, wenn sie denn nicht schon vorher als wendische Siedlungen, bzw. noch ältere langobardische bestanden haben. Ihre Ersterwähnung in Urkunden liegt aber häufig um vieles später. Das Ratzeburger Zehntenlehenregister von 1230, in dem viele Dörfer u.a. des Amtes Wittenburg zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurden, ist für das Amt Boizenburg nur unvollständig erhalten. Mit Sicherheit sind aber mit ihren Zehntenlehen genannt:

   Zehnten für den Bischof:
        Granzin               24 Hufen
        Nieklitz              12  -"-
        Klimprow      	  	4  -"- (auf der Tüschower Feldmark)
        Niendorf         	-
        Bahlendorf   	        -
        Karrentin    	        7  -"-
        Dersenow   	        5  -"-
        Zahrensdorf           12  -„- 
        Blücher                4  Hufen  
        Lüttenmark             4  -"-
        Leisterförde           4  -"-.

In der Curie (bischöflicher Hof) "Bunserstorpe" sind von 6 Hufen Zehnten an den Bischof zu zahlen. In Übereinstimmung mit dem Mecklenburgischen Urkundenbuch darf man davon ausgehen, dass es sich bei Bunserstorpe um Bengerstorf handelt, da auch kein anderes Dorf mit ähnlichem Namen historisch belegt ist. Über die Zehnten für den Bischof hinaus sind Zehntenlehen für andere Personen in Granzin, Tessin und Gallin sowie zwei weitere nur unvollständig lesbare (der jeweils erste Buchstabe des Namens fehlt) und bisher nicht identifizierte Dörfer erwähnt. Es könnte sich bei ".ebande" um Nebande, das sagenhafte Nebein auf der Gemarkung Bennin, handeln und bei ".amnetin" um Gamnetin, verkürzt zu Gamm, um das Vorwerk an der Boize, das 1255 Graf Gunzelin III. an die Bürger zu Boizenburg verkauft hat. Der Name Gamm existiert nach wie vor für die Ausbaugehöfte in Boizenburg, Schwartow und Neu Gülze sowie als Flurname für die zwischen diesen liegenden Flächen. Bennin ist aufgeführt als "freigemacht für den Bischof in Feldern und Wäldern, Weiden und Wiesen, welche Herzog Heinrich (der Löwe) für den Bischof von allen Diensten befreit hat". Es fällt auf, dass wohl Leisterförde, nicht aber Zweedorf, Nostorf, Bickhusen und Rensdorf genannt sind. Schwanheide wird erst sehr viel später (1560) in einer Urkunde erwähnt.

Zweedorf und die Schwanenheide waren in der von Heinrich dem Lowen gegründeten und an seinen Gefolgsmann Gunzelin verliehenen Grafschaft Schwerin belegen, zu der das Land Boizenburg, später auch Vogtei und Amt genannt, 1203 aus der Grafschaft Ratzeburg gekommen war. Kirchlich gehörte das Land Boizenburg bis zur Reformation zum Bistum Ratzeburg.

3. Geschichte des Domanialdorfes Zweedorf

Die Geschichte des Territoriums der Gemeinde Schwanheide beginnt auf dem Gebiet des Ortsteils Zweedorf, der 1252 erstmalig in Urkunden zu finden ist. SCHILDT sieht die Entstehung Zweedorfs aus zwei Dörfern, von denen er eines in Borgerstorf sieht, das andere in einem südlich von Zweedorf gelegenen untergegangenen Dorf. Er sieht jedoch auf Grund der Nennung noch 1458 als kleines Dorf mit Mühle einem Katen und 2 Bauern nicht Kladram als dieses zweite Dorf an. Zweedorf wird nicht im Ratzeburger Zehntenlehenregister von 1230 genannt. Auch die Dörfer Borgerstorf und Kladram, aus denen dann Zweedorf entstanden sein könnte, wurden erst 1335 bzw. 1444 erstmalig genannt. Da beide Dörfer später als Zweedorf genannt werden, wird die Gründung Zweedorfs als Vereinigung beider Dörfer oft angezweifelt. Bei Borgerstorf verzichten Eckart Marsow und seine Brüder 1335 auf ihren Anteil an "dene ghude tu Borghestorpe" Der Anteil fällt somit an den Landesherrn (bis 1358 der Graf von Schwerin). Durch einen weiteren Verzicht des Otto von Schack 1459 fällt das Gut ganz an den Landesherrn (nun Herzog von Mecklenburg).

"Nach einem amtlichen Pacht- und Bederegister von 1458 bestand das Dorf Kladram aus einem Mühlengehöft, zu welchem noch ein Kathen gehörte, einem größeren und einem kleineren Bauerngehöft. In gleichen Registern von 1459 bis 1468 wird in Kladram neben dem Müller noch ein Bauer aufgeführt; 1485 ist auch dieser letzte Bauer (Wilken Reimer) nicht mehr verzeichnet." (nach SCHILDT, Die untergegangenen Dörfer Mecklenburg-Schwerins, MJB 56/1891; s.unten). In verschiedenen Registern bis 1603 wird der Name des Dorfes wegen der Ackernutzung durch Nostorfer un Zweedorfer Bauern immer noch genannt. 1635 wird nur noch von der "Clarer Mühle" gesprochen, 1650 von der Cladrümer Mühle Nach einer Amtsbeschreibung von 1653 ist diese abgebrannt (nach Amtsakten während es "Dänischen Krieges 1625/29" Amtsakten von 1714 berichten von der vormaligen "Clar-Mühle" dann als Schwanheider Mühle. Schildt geht davon aus, dass Kladram bei der Schwanheider Mühle gelegen hat.

JEGOROW geht in seinem freilich umstrittenen Buch "Die Kolonisation Mecklenburgs im 13. Jahrhundert", Breslau 1930, davon aus, dass ein Ministeriale aus dem Umfeld Heinrichs des Löwen, Ritter Rotherus de Twedorpe, der aus dem braunschweigischen Zweidorf bei Peine stammte, das Dorf gegründet und nach seinem Heimatort benannt hat. Er bezieht sich auch auf die Urkunde aus dem Jahre 1297 (MUB 2448), in der Zweedorf das Erbe Rotchers genannt wird, aus dem der Graf von Schwerin das freie Dorf erworben hat (s. unten unter 3.).

Der bereits 1252 genannte Name Zweedorf könnte freilich auf zwei Dörfer hindeuten. Wegen der frühen Nennung des Dorfes soll diese Chronik mit der frühen Geschichte Zweedorfs beginnen. Die Namen der Dörfer Borgerstorf und Kladram werden immer wieder noch bis in das 16. Jahrhundert hinein in Bede- und Amtsregistern genannt, weil die Zweedorfer Bauern, für Kladram auch die Nostorfer, Bede und Pacht zahlen, was auf die Nutzung durch diese Bauern hinweist.

3.1. Die Anfänge Zweedorfs bis um 1450

Die frühen urkundlichen Erwähnungen von Zweedorf sollen hier folgen. Die erste Erwähnung in einer Urkunde stammt aus dem Jahre 1252 als Gunzelin, Graf von Schwerin, dem Kloster Zarrentin Rechte an Zweedorfer Hufen verleiht.

MUB 704, 1252, Sept. 11. Boizenburg

Regestentext: "Gunzelin, Graf von Schwerin verleiht dem Kloster Zarrentin neun Hufen in Zweedorf, welche derselbe von dem Bürger Wichfried von Wittenburg gekauft hat."

MUB 1492; 1279 Juni 9. Wittenburg

Nikolaus, Graf von Schwerin bestätigt Verleihungen seiner Vorfahren an das Kloster Zarrentin. Im Originaltext heißt es: "... in villa Twedhorp quaturdecim mansorum censum et vigenti sex solidos usualis monete de hominibus, qui cotere nominantur...". Übersetzzung:"... im Dorf Zweedorf von 14 Hufen die Abgaben und 26 solidos die übliche Geldsumme der Einwohner, die Koter genannt werden..."

MUB 2448, 1297, April 28,, Wittenburg
Regestentext:
„Nicolaus, Graf von Schwerin verkauft dem Kloster Zarrentin den freien Besitz der Dörfer Zweedorf, Schaliss und Kl.-Welzin, ferner 6 Hufen in Bretzin und 2 Hufen in Kothendorf, auch den Zehnten aus dem Dorfe Stöllnitz.“
Originaltext:
“In nomine domini. Amen. Nos Nicolaus dei gratia comes Zverinensis omnibus presentum paginam percepturis in perpetuum quoniam omnia, que celi continentur ambitu, lapsum spondent, et acta hominum, etiam quantum laudabilia, liuoris persepe aculeo labefiunt, eapropter expedit, ut quecumque aguntur in tempore, scriptis caucius muniantur et testimoniis, ne euolutione eiusdem inueniatur occasio malignandi.
Noscat itaque fidelis etas presencium et discat felix successio futurorum, quod nos de bona voluntate et mera animi liberalitate ac heredum nostrorum quorumcumque laude et assensu sancte congregationi ancillarum Christi ordinis Benedicti in Cernetyn, nobis familiarum, libertatum ville Twedorpe dicte, ab heredibus Rotcheri empte, in lignis, agris cultis et incultis, pratis, ripis, aquarum decursibus naviumque consuetis applicationibus, et cum minori iudicio at sexaginta solidos, reseruata insuper eisdem in maiori iudicio secundum consuetudinem fassalorum nostrorum et terre debita portione, et libertatem ville integre Scalisse dicte simileter et ville integre Wendeschen Weltsin nuncupate, et sex mansorum cum cotlant habentibus in Britsin, quibus iuribus Johannes miles dictus Balch plenarie tenuit, duorumque mansorum in Cotendorpe sitorum cum omni iure, libertate et coseruatione quibus celeri nostri gaudent fassali, similiter et perpetuitatem decime in villa Stolniste poste, quam pro centium et sexaginta marcis denariorum Lubicensium a nobis predicte ancille de Cernetyn emerunt: hec omnia particulatim et summatim prescripta pro trecentio marcis denaniorum Lubicensium eisdem rendidimus in perpetuum libere perfruendo ut, sicut hec actu et profectu utilitate earum cupimus semper esse viuida, ita in presenti scripto sigilli nostri appensione munito et subscriptorum commendabili testimonnio volumus in dei fore nomine perhenniter valitura. Nomina festium sund hec: (Unterschriften) Datum et actum Wittenburg, ad incarnatione domini anno gratie M CC XC VII, IIII kalendas Maii, dominica qua Misericordia domini.”
Sinngemäße Übersetzung:
„Im Namen des Herrn. Amen. Wir Nicolaus, von Gottes Gnaden Graf von Schwerin, präsentieren allen die grundlegende Urkunde für alle Zeiten, so alle sich rasch der Umschweife enthalten, die Sünden vergeben, auch die menschlichen Werke, wie viel noch Löbliches, Neid und Spitzfindigkeiten, oft Sorge wankend machen, deswegen besorgen, wie auch die Zeiten sich ändern, die Schriften und Zeugnisse zu sichern, damit nicht böswillige Anlässe Veränderungen derselben erwirken. Wir bekennen daher in Treue sowohl für die Anwesenden und wissen auch glücklich die künftigen Nachfolger, dass es unser guter Wille ist, auch aus lauterer Gesinnung und Höflichkeit sogar unser Erbe vollen Lobes und Zustimmung der heiligen Gemeinschaft der Mägde Christi des Benediktinerordens in Zarrentin unseren Besitz das freie Dorf, Zweedorf genannt, aus dem Erbe Rotchers zu verkaufen, mit Wäldern, bebauten und unbebauten Äckern, Wiesen, Ufer, Wasserläufen und Schiffen gewöhnlicher Anlage, auch mit der niederen Gerichtsbarkeit für sechzig Schillinge, bewahrt bleiben zudem in der hohen Gerichtsbarkeit unser folgender Brauch und auch die Schuldverhältnisse des Landes, auch das freie ganze Dorf Schaliß genannt ähnlich auch das ganze Dorf Wendisch Weltzin werden feierlich benannt, auch sechs Hufen mit dem Katenland, die wir besitzen in Bretzin, welche Rechte der Ritter Johannes, genannt Balch, vollständig innehatte, auch zwei Hufen in Kothendorf gelegen mit allen Rechten, Freiheiten und Reservaten, welche uns rasch erfreuen, ähnlich auch der ständige Zehnten im Dorf Stöllnitz zuletzt, welches auf hundert und sechzig Mark Lübecker Dinare von uns für die Nonnen von Zarrentin festgesetzt ist: Dieses alles in Teilen und Summen verordnet für dreihundert Mark Lübecker Dinare solcher Einkünfte auf Dauer frei zu genießen, dass diese Werke Nutzen bringen, solches wünschen wir, sei für immer lebendig, so in der präsentierten Urkunde mit unserem angehängten Siegel bezeugen auch die Unterzeichner der bezeugenden Schriftrolle in Gottes Namen mit dauerhafter Bekräftigung. Die bekräftigenden Namen sind diese: (Unterschriften).
Gegeben und verfügt Wittenburg, im Jahre 1297, 4. Mai, am Sonntag Misericordia domini.“
MUB 2452, 1297 Juni 9, Wittenburg
Regestentext:
„Nicolaus, Graf von Schwerin, schenkt dem Pfarrherrn zu Boizenburg das Eigenthum von 2 Hufen in Gresse, 2 Hufen in Zweedorf, 3 ½ Hufen in Gehrum und 3 Hufen in Rensdorf.


Das Dorf Zweedorf ist als Sackplatzdorf mit 14 Hufen angelegt worden, das sein geschlossenes Ende der Delvenau zuwendete und nur durch eine Straße erschlossen war, die in östliche Richtung zu den Feldern führte, die in der Dreifelderwirtschaft gemeinsam unter Flurzwang bewirtschaftet wurden. Der Flurzwang ergab sich aus der streifenförmigen Aufteilung der Ackergewanne, an denen jeder Hufner seinen Anteil hatte. Diese erforderte die gemeinsame Feldbewirtschaftung.

Das Sackplatzdorf Zweedorf. Die Kirche mit Friedhof befinden sich auf der Paradies oder Posch genannten nördlichen Ausbuchtung des Dorfplatzes. Ausschnitt aus der Schmettau-Karte von Mecklenburg-Schwerin, Blatt 9, Archiv Greve


Im Jahre 1335 wird in der "Taxe der Kirchen und geistlichen Lehen im Bistum Ratzeburg" (Regestentext) die Zweedorfer Kirche mit einer Taxe von 4 Mark erwähnt (MUB 5613). Diese hat sich auf dem sackförmigen Dorfplatz befunden.

3.2. Die mittelalterliche Entwicklug von Zweedorf, wie sie sich aus Steuer- und Abgabenregistern ergibt

Über den weiteren Verlauf der Geschichte Zweedorfs können wir einige Erkenntnisse aus den Bede-, Schloss- und Amtsregistern, sowie aus denen der Kirchenhebungen gewinnen. Die Bede war eine Steuer, die an den Landesherrn zu entrichten war, die Kaiserbede gar an den Kaiser. Sie wurde etwa turnusmäßig erhoben, teils auch wie die bewusste Kaiserbede zu bestimmten Anlässen. In den Schloss- oder Amtsregistern sind die Pachtzahlungen enthalten, die als Geld- und auch als Naturalabgabe zu entrichten waren. Sonderzahlungen erfolgten zu den sogenannten Ablagern (Jagd- und Reiseablager), die ebenfalls aus Geld- oder Naturalzahlungen bestehen konnten.

1453 Landbedereigister

Villa Twedorpe non dedit (nicht gibt)

Dass die Zweedorfer 1453 keine Bede zahlen, lässt den Schluss zu, dass auf Grund von Witterungsbedingungen, Katastrophen oder ähnlichem die Bewohner verarmt waren.

1458 Schlossregister, Kladram pacht

Mark M, Schillinge ß, Pfennige &

  • Gherke Moller van der molen 2 M, 2 ß
  • unde van deme caten vor 1 wisch 8 ß
  • Wilken Reymer vor 1 hove 1 M, 4 ß
  • unde vor de wisch 1 M
  • Overbeke 1 M, 4 ß

Summe 6 M, 2 ß

Kladram war1458 ein kleines Dorf mit nur einer Mühle und einem zugehörigen Katen, sowie zwei Hüfnern (Reymer und Overbek), von denen Overbek bereits ein Jahr später keine Bede mehr zahlt. Möglicherweise bestand um diese Zeit nur noch ein Rest des älteren Dorfes. Im Jahre 1479 zahlt nur noch der Müller (s.u.)

1459 und 1460 fehlt Overbeke, daher die Summe 5 Mark 2 Schillinge,

dazu 1459: Van mastgelde 140 M nam ik van Twedorp, Notstorp unde Lutke marke.

1460 Borgerstorf:

Pacht to Borchstorp 14 M

1461 Kladram und Borgerstorf:

Summe 4 ½ M ,6 ß

1461 und 1462 Borgerstorf:

item van Borchstorp borede ik 13 M.

1462 Einfache Landbede

Zw 1462.jpg

Gemäß diesem Landbederegister bestand die Zweedorfer Bauernschaft aus 2 Doppel-, 5 Eineinhalb-, 5 Vollhufen, 1 Halbhufe und 4 Kätnern

:1462 Kladrum:

Reymer van Cladrem  1 Mark
1463 Schlossregister

Zweedorf: nicht genannt Borgerstorf: To Borchstorpe borede ik 13 M.

1464 Schlossregister

Kladrum wie 1461, aber 6 M, 2 ß. Twedorpe pacht: Henneke Cron up der Sluse 2 M, 8 ß.

1468 Schlossregister

Kladrum wie 1461 Pacht van Borchstorpe; nicht beziffert


1468 Landbede

Twedorpe nur summarisch 16 ½ M, 4 ß Cladram 1 M unde gift vor pacht 6 M, 2 ß

1469 Schlossregister

Kladram pacht 4 ½ M

1479 Landbede

Kladrum: De moller to Cladrem 1 M Zweedorf und Borgerstorf nicht aufgeführt.

1479 Schlossregister

De mole to Cladrem 3 M, 14 ß (Pacht)

1485 Schlossregister


Kladrum: Item de moller van Kladram 4 M myn (minus) 4 ß.

Zw 1485.jpg
1492 Schlossregister

Twedorpe summarisch 8 M Kladram 4 M minus 4 ß

1496 Kaiserbederegister

Twedorpe:

  • Arend Roder, Hillicke uxor, Jurgen servus .. 3 Personen
  • Hans Horstmann et uxor et servus .... 3 Pers.
  • Hans Baden et uxor .................. 2 Pers.
  • Lutke Munt et uxor eius cum famulo .. 3 Pers.
  • Jurgen Roder et uxor eius ........... 2 Pers.
  • Lutke Baden et uxor, twe dochter, twe sons .. 6 Pers.
  • Ostman Zigen et uxor et servus ...... 3 Pers.
  • Hans Munt et uxor ................... 2 Pers.
  • Hans Wreden et uxor, patrem, matrem,et servum..5 Pers.
  • Johan Martens et uxor et famulam .. . 3 Pers.
  • Marten et uxor et filiam et filium .. 4 Pers.
  • Hans Peters et uxor et servum ....... 3 Pers.
  • Hynrik Nigebur et uxor et famulam et pater eius..4 Pers.
  • Peter Burmester et uxoreius .......... 2 Pers.
  • Peter Roder et uxor et filium eius ... 3 Pers.
  • Hennecke Roder et uxor et servam ..... 3 Pers.
  • Titke Hotman et uxor eius ............ 2 Pers.
  • Jurgen Hotman et uxor eius ........... 2 Pers.
  • Clawes Herde, Annecke uxor ........... 2 Pers.
  • Beneke Peters scheper ................ 1 Pers.
  • Heneke Krun, Beke mater, Hinrik servus 3 Pers.
  • Beneke Peters, Wöbbeke uxor .......... 2 Pers.

Genannt sind 63 Personen, was einschl. der Kinder bis zu 100 Personen ergeben könnte. Bei Arend Roder ist sogar der Name der Ehefrau genannt. Möglicherweise lässt das darauf schließen, dass er der Schulze gewesen ist.

Die lateinischen Begriffe bedeuten: uxor - Ehefrau, filia - Tochter, filius - Sohn, servus u. famulus - Dienstmann, pater - Vater, mater - Mutter, eius - sein

3.3. Die Zeit der Reformation und des Dreißigjährigen Krieges

:1538 doppelte Landbede

Zw 1538.jpg

Im Jahre 1538 wohnen und arbeiten in Zweedorf 5 Eineinhalb-, 6 Voll- und 1 Halbhufner, sowie 6 Kossaten, davon 1 Leinenweber. Genannt werden auch die Nutzer der Feldmark Borgerstorf. Es fällt auf, dass drei dieser Nutzer nicht unter den Hufnern und Kossaten zu finden sind. Es wird sich möglicherweise um Brüder von diesen.

Kladrum: Cladrum ein wust veldt, bwen desse nachfolgende: Die Nostorfer Wylke Gottschalck, Tytke Berckhane und Lutke Grove zahlen wie Heygne Lunenborch to Twedorp je 8 ß Bede, :1554 zahlen sie gemäß dem Amtsregister 15 ß Pacht.


1541 Amt Boizenburg, Kirchenhebungen

Zw 1541.jpg

Pfarrbauern der Pfarre Boizenburg: Was der pastor zu Boitzenburgk hat erstlich hat ehr acht eigene paur (zu Gresse zweene, zu Germe drei, zu Rensedorp auch drei) undt zwei zu Twedorp. In villa Twedorp 2 pawern mit rechte und dienst Hafer Schl. Dienstgeld M Rauchhuhn Stck. Achim (Herman) Roder 8 25 1 Hermen (Clawes) Wrede 8 25 1 den haver wollen sie nicht ausgeben


Messkorn aus dem Amte Boizenburg

Pfarre Zweedorf: die zu Ostorp (wohl Nostorf) geben Schfl. Roggen--, Item es ist verordenet worden, das die zu Twedop dem pastorn jerlich geben sollen 11 Schfl und 1 fat, das ist iderm buweman ½ Schl. Roggen, ein kosse (Kossate, D.G.) halb soviel


1543 Amtsregister

Twedorp gibt 1 oßen und 12 snidelszwine

Unter den zu verpflegenden Leuten wird der „visker in der Shwanheide“ erwähnt.

1553 Kirchenhebungen

In villa Tzwedorf geben Clawes Wrede und Herman Roder für je 1 Hufe (mansum) je 25 Mark und ein Rauchhuhn


1554 Amtsregister

Zw 1554.jpg





1555 Ablager (Geld und Hafer)

Genannt sind: Lutteke Munth, Hans Munth, Karsten Gottschalck, Bene Hotman, Bene Peters, Lutteke Grove, Achim Barvoth, Sander Sigge, Harme Niggebur, Heiggen Lunenborch, Titteke Martens, Hinrich Berhane, Hinrich Kosther und Harme Barvoth.


1555 Schneidelschweine

Lutteke Munte, Jochim Roder, Karsten Gottschalk, Bene Hotmann, Bene Peters, Lutte Grove, Harme Nigebur, Harme Wrede und Sander Sigge jeweils 1 Stück, Heigen Lunenborch 1/2 hove, giff umb ande jar, giff dit jar nich, Hans Munte und Achim Barvot giff gelt.

1560 , doppelte Landbede

Zw 1560.jpg
Zw 1560.2.jpg





1565 Amtsregister

Zw 1565.jpg

Der Nostorfer Paull Prettun zahlt 4 Schillinge „von einer walckmollen“. Es wird sich möglicherweise um die Nachnutzung der Kladrumer Mühle handeln.

Strafgeld: „die burschop Twedorp, das se das gehegete holtz zu Borgerstorf abgehouwen 13 fl 8 ß“


1569 und 1570 doppelte Landbede

Zw 1570.jpg

1573 einfache Landbede

Zw 1573.jpg


1577 Amtsregister

Zw 1577.jpg
  • Heine Luenenborch vor einer wische zwischen m.g.h. und der Lypsch,

Marx Mundt für ein wennig Wische zwischen m.g.H. und der Lypsch 8 Schillinge.

  • Hanß Koster für ein wejnig wische 8 Schilling.

1579 Amt Boizenburg Kirchenhebungen

Zu Twedorp 2 bauren Lutke Koster und Chim Wrede geben dem Pastorn jährlich Jeweils 8 Schl. Hafer, 25 ß Dienstgeld und 1 Rauchhuhn.

Messkorn in der Pfarren Zweedorf: Zu Tweedorp gibt ihm jeder bawman eine halben schefel rogken, tuet zusammen 7 Schl. Sagt, etliche Kossaten geben ihm wol ein viert…, etliche aber geben gar nichts, mit fürwendung, sie hetten kein landt oder acker… .


1584 doppelte Landbede

Zw 1584.jpg


1584 Amtsregister

Amtsregister 1584, das mit dem von 1593 übereinstimmt 1593.


1585 doppelte Landbede

Zw 1585.jpg

Heine Leunenburg zu Twedorf zahlt für das Kladrumer Feld 4 ß.


1590 Kirchenhebungen Summarische visitation des gotteshauses twedorf, gehalten anno 90 den 20.mart.

  • Die Zweedorfer Bauern Berndt Roder, Arendt Koster, Marcks Mundt, Hanß Mundt, Luhtke Koster, Peter Godtschalck, Clawes Schlage, Chim Hortman, Luhtke Grove, Chim Barfoet, Frantz Zye, Marten Nyebaur, Hanß Luneburch, Jochim Grove, Chim Wrede und Michael Luder auf der Schlueße

geben jeweils ½ Scheffel rogken.

  • Hinrich Berckhaen und Simon Grove geben ¼ Schl rogken
  • Hanß Koster, ist ein Cossate, gibt gar nichts
  • Frantz Wrede, ein Cossate gibt des winachtens 1 ß lüb(isch).
  • Hinrich Baerfoet, ein Cossate, gibt auf winachten 1 ß lüb.

1598 Kirchenhebungen

Messkorn des Pastors:

Zw 1598.jpg

Zu Twedorf huefener jeder ½ schl. Roggen

Anmerkungen: Zum Kirchspiel gehören außer den beiden Dörfern (Zweedorf und Nostorf, D.G.) auch „der meyerhof und scheperei zu Schwanheide oder zu Niedieke (Neuendamm, D.G.), item der hof und scheperei zur Wendisch Liepe“

Die in runden Klammern stehenden Abweichungen nach einem undatierten, aber wahrscheinlich vom Pastor bei der Visitation eingereichten Hebungsverzeichnis. Hiernach geben die beiden Zweedofer Koeter Arendt Köster und Jochim Groefe ½ Schl., die beiden anderen und die 5 Kiffener je ¼ Schfl. Das Verzeichnis nennt auch in Zweedorf außerdem die 3 Einlieger mit je 2 ß.

In dieser Zeit wurde das älteste datierte und erhaltene Hallenhaus Mecklenburgs in Zweedorf errichtet, das Haus, das noch 2006 von Albert Simon bewohnt wurde, und nach dessen Tod an Herrn Axel Hermann aus Büchen verkauft worden ist, der es denkmalgerecht umbaut.

Das Haus ist auf das Jahr 1608 datiert. Dendrochronologische Untersuchungen haben ergeben, dass die Hölzer des Gerüstes aus dem 15.Jahrhundert stammen. Bild: D.Greve
Die Aufnahme der nachträglich verengten Diele des Hallenhauses Simon lässt gut die in den Trennwänden der Ställe stehenden sehr massiven Ständer erkennen. Bild: D.Greve
Das Detailbild des Giebels zeigt links die Jahreszahl: Anno 1608, rechts den Hausspruch: O Here Gott vorlehne uns Gnade. Über dem Dielentor sehen wir die profilierten Knaggen, die die Schwelle des Giebelwalms tragen. Bild: D.Greve

Das Hallenhaus Simon dürfte nach der Datierung auf 1608 das älteste erhaltene Hallenhaus in Mecklenburg sein. Es hat gemäß dendrochronologischer Untersuchung im gesamten Kern Hölzer aus dem Jahre 1437. Beim inneren Umbau mit Verengung der Diele und Weitung der Seitenschiffe (Ställe) wurde entgegen den Verfahrensweisen anderwärts das Gerüst aus Ständern, Rähmen, Balken und Sparren nicht angetastet. Die ursprünglichen Ständer, die das gesamte Gerüst tragen, stehen noch immer im Seitenschiff in den Trennwänden der Ställe.


1640 Amtsbeschreibung Boizenburg (im Dreißigjährigen Krieg 1618/48) Tweydörff

Zw 1640.jpg

Von den wüsten Feldmarken Kladrum und Borgerstorf kann nicht gewisses gesezt werden. Die Hüfner geben jeder 8 Scheffel Hafer. Die Köhter geben nichts. Die Hüfner und Köhter geben jeder 1 Rauchhuhn und 1 Schneidelschwein nach der Mast.

Beyde Pastorn Pauren Lutge Köster hatt 2 Kühe, 2 Pferde, 4 Schffl. Roggen geseyet.

                   gibt dem Pastor Pacht 1 Taler, 5 Schilling und 8 Scheffel Hafer.

Hans Wrede, hatt 2 Kühe, 1 Pferdt, 3 Schffl. Roggen geseyet.

                 gibt dem Pastor Pacht 1 Taler, 5 Schilling und 8 Scheffel Hafer.

Dienen dem Pastorn,, wenn es nötig ist.

Familien in Zweedorf 1462 bis 1640

In der Tabelle wurden die Familien, die in den einzelnen Registern genannt wurden zusammengestellt. Man erkennt die ausgesprochene Kontinuität einiger Familien, am ausgeprägtesten bei der Familie Mundt, die bereits 1462 zweifach im Register der Landbede genannt wird und durchgängig bis 1640 im Allgemeinen mehrfach genannt ist. Vertreter der Familie erscheinen auch im Jahre 1921 noch als Erbpächter. Eine ebenso lange Reihe ist bei der Familie Peters festzustellen, die von 1462 bis 1598 nachgewiesen ist. Die Familien Niebur (erstmalig 1462 und dann ab 1496 bis 1598) und Lüders (1538 bis 1640) waren im Wesentlichen Schleusenwärter am Stecknitzkanal (Dükerschleuse) die benachbarte Niebuhr-Schleuse wenig oberhalb von Zweedorf bei Büchen trägt gar noch ihren Namen.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg sind in Zweedorf auch neue Namen zu finden, so auf 6 Messingleuchtern der Kirche, das sind: Wilhelm Grove (ohne Datum), Hans Koop 1692, Hans Jenckel 1694, Hans Hohlmann 1694, Claus Lürr 1711 und Esaias Lüders 1718.

Unmittelbar nach dem Dreißigjährigen Krieg im Jahre 1651 sind gemäß dem Kontributionsverzeichnis 10 Bauern und Kossaten, sowieein Kuhhirte und 2 Einlieger - insgesamt 74 erwachsene Einwohner - vorhanden. Sie zahlten 103 Gulden 12 Schillinge und 9 Pfennige an Kontribution. Davon entfielen auf den Viehbestand von 34 Pferden, 1 Fohlen, 79 Ochsen, 58 Kühen, 30 Starken, 68 Schweinen, 1 Schaf und 55 Bienenvölker der Betrag von60 Gulden, 21 Schillingen und 6 Pfennigen. Die Kontribution hatt die bede abgelöst. Sie war im Wesntlichen eine personenbezogene regelmäßige Steuer, wurde jedoch auf den viehbestand gezahlt. In dieser Zeit begegnet uns wieder eine Aussage zu den die gesamte Dorfschaft betreffenden Aussaatmengen, die ein Maßstab für die Ackernutzung sein können: 171 Scheffel Roggen, 26,5 Scheffel gerste, 99,5 Scheffel Hafer und 47,5 Scheffel Buchweizen.

3.4. Zweedorf vom Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts

In der Kontributionsliste 1651 werden die Einwohner von Zweedorf genannt: Hauswirte: Schultze Heinrich Grefe, Heinrich Köster, Carsten Mundt, Lütke Köster, Hans Wreden Witwe, Peter Niebur, Marten Niebur, Peter Scharfenberg, Jürgen Eickhof und Jochim Köster Kossaten: Henningh Basedow, Esaias Lüder, Jochim Schlage, Heinrich Köster, Hanß Paulcke, Hanß Köster, Efert Bohn, Hanß Lünenburgh und Andreas Bercken. Kuhhirte: Jürgen Pemöller Einlieger: Jochim Rohr, Catrina Grefen In dieser Liste werden die Hüfner erstmalig als Hauswirte bezeichnet, eine Bezeichnung die bis zur Vererbpacchtung allgemein üblich bleibt und den Status gegenüber den KÄtnern/Kossaten wahrt. Auffällig ist insbesondere die hohe Zahl der Kossaten. Zehn Hauswirten stehen ebenfalls zehn Kossaten gegenüber.

Im Beichtkinderverzeichnis 1704 hat der Pastor in Zweedorf 11 Voll- und 1 Halbhühner, sowie 6 Kossaten, 3 Kiffner, 1 Kuhhirte und 4 Einlieger, von denen einer "nach den Schafen sieht" festgehalten. Das sind die

  • Hüfner: Schultze Hinrich Niebuhr, Hanß Mund, Jochim Mund junior, Priesterbauer Hanß Köster, Jochim Niebuhr, Claus Lühr, David Köster, Carsten Niebuhr, Hinrich Berckhan, Priesterbauer Christoffer Lüneborg, Claus Basedau und der Halbhüfner Jochim Peemöller.
  • Kossaten: Hinrich Lühr, Michel Mejer, Hanß Gevert, Jochim Stutemund, Johann Paulcke und Bernd Köster.
  • Kiffner: Jochim Jenckel, Hinrich Niebuhr, Hinrich Eickhof.
  • Pastor Albert Michael Reuter, Küster und Schneider Esajas Lühr
  • Kuhhirte Lorentz Holst
  • Einlieger: Hinrich Petze, Catharina Niebuhrs, Hanß Paulcke und Hanß Scharnweber

Ab dem Jahre 1701 erfolgte eine Landesvermessung und Bonitierung im Domanium, dem herzoglichen Besitztum. Dabei wurden die im Besitz der Hufenpächter befindlichen Ländereien nach der Fläche erfasst und ihre Ertragsfähigkeit (Bonität) bestimmt. Daraus ergab sich der Hufenstand aus einer Designatur:::" aus der Vermessung und Bonitierung:

  • Hufenstand von Zweee"dorf: 9 Dreiviertel-, 4 Halbhufen ....Hufenstand: 8 3/4
  • Wüste Hufen: 7 Vollhufen, eine 1/6-Hufe ... Hufenstand: 7 1/6
  • Prediger Bauren allda: 2 Dreiviertelhufen ... Hufenstand 1 1/2

Hufenstand des Dorfes insgesamt: 7 5/12


Exkurs zu den Begriffen Hufe und Hufenstand, Scheffel Einsaat und Ackerklassen

Der Begriff Hufe hat historisch zweierlei Bedeutungsinhalte.

  • 1. Klassifizierung der Größe des landwirtschaftlichen Besitzes zunächst als Anteil an der gemeinsam genutzten Feldmark mit unterschiedlicher Fläche in den verschiedenen Regionen z.B. nach den Untersuchungen von ENGEL 20,7 bzw. 10,4 ha, dann nach Scheffel Einsaat.
          • bonitierte Hufe 1703  –  100 Schfl. Diese entsprachen je nach Ackerklasse  
            21,7 bis 43,4 ha. 

• katastrierte Hufe der Direktorialvermessung – 300 Scheffel Einsaat

• Ritterhufe seit 1809 – 600 Scheffel Einsaat

  • 2. Bezeichnung für die Bauernstelle des Hüfners, dann mit einer Nummer, auch zur Abgrenzung von anderen Hufen, Büdnereien und Häuslereien.


Begriff Hufenstand:

Angabe der Größe eines landwirtschaftlichen Besitztums in Scheffel Einsaat und Fuder Heu zur Ermittlung der zu versteuernden Hufen. Daraus leitete sich die Klassifizierung als Voll- oder Teilhufe, z.B. Halbhufe ab.

Scheffel Einsaat

manchmal auch Scheffel Aussaat oder Scheffel Einfall genannt; in Mecklenburg wie in anderen norddeutschen Ländern altes Bonitierungsmaß; früherer Grundsatz des Landwirts war, dass fruchtbarer Acker, der mehr Korn trägt, mehr Einsaat benötigt, als weniger fruchtbarer; damit im Zusammenhang Ackerklassen

Acker-Klassen

Dieser Begriff wurde bei der Direktorialvermessung zur Klassifizierung der Bonitäten des Ackers benutzt.

1. Kl.   75        Quadratruten / Scheffel Einsaat
2. Kl.   75–90		“		“
3. Kl.   90–110 	“		“
4. Kl.  110–150 	“		“
5. Kl.  150–200 	“		“
6. Kl.  200–250 	“		“

Der Hufenstand von Zweedorf mit 7 5/12 Hufe - oder anders 7,42 Hufen - entspricht einer Bonität von 742 Schfl., bei geschätzter Ackerklasse 5 mit ca. 180 Quadratruten je Scheffel Einsaat ergebe das 289 ha Acker, der seinerzeit unter dem Pflug lag. Bei dieser Betrachtung wurden die bonitierten Fuder Heu außer Acht gelassen.

Im Jahre 1751 gibt es nach einer Amtsbeschreibung in Zweedorf 9 Vollhufen, 1 Halbhufe, 6 Drittelhufen und 5 Büdner.

Im Jahre 1753 schafft Herzog Christian Ludwig II. in einem Patent zur Ansiedlung von Büdnern die rechtlichen Voraussetzungen zur Einrichtung von Büdnerstellen auf den während der vergangenen Kriege wüstgefallenen Hufen des Domaniums. Die Büdnereien erhielten zunächst in der Regel 100 Quadratruten Land (2168 qm), häufig auch mehr. Zur Ansetzung von Büdnereien kommt es in den meisten Dörfern des Amtes Boizenburg nur zögerlich. Es gab andererseits jedoch bereits zuvor Bodener oder Büdner, wie die Amtsbeschreibung aus dem Jahre 1751 erkennen lässt. In den 1780er Jahren gibt es dann eine Einschränkung der Büdneransetzung, die erst im beginnenden 19. Jahrhundert - allerdings zu schlechteren Bedingungen - wieder einen größeren Umfang annimmt. Im Amt Boizenburg gab es in den Jahren 1800 bis 1901 folgende Zahl von Büdnereien:

Die Tabelle lässt erkennen, dass insbesondere in Dörfern an der Sude (Teldau, Gülze, Besitz) zahlreich Büdner angestzt wurden

Am Ende des 18. Jahrhunderts begann die großherzogliche Domänenkammer mit dem Abschluss von Dorfscontracten, die man "Pachtversicherung" betitelte. Das waren einseitige Festlegungen über die Übertragung der Hufen an die Hüfner und Kossaten der Dörfer insgesamt, über den Umfang der Landzuteilung, über die Verpflichtungen der Bauern, insbesondere zu den Pachtabgaben, Naturalleistungen, Instandhaltung der Gehöfte usw., andererseits die zu erbringenden Leistungen der Kammer. Die Pachtversicherungen waren keine Contracte (Verträge) im eigentlichen Sinne sondern sehr einseitige Festsetzungen, da sie nicht beidseitig unterzeichnet wurden, sondern nur von der Kammer mit Unterschrift und Siegel in kraft gesetzt wurden. Trotzdem bildeten sie eine gewisse Sicherheit für die Bauern, da diese bei guter Arbeit nicht abgemeiert wurden. Voraussetzung für die Dorfscontracte war die Regulierung der Feldmarken, mit Vermessung, Bonitierung, teilweiser Melioration zur Landgewinnung aus den Heideflächen und Brüchen und evtl. Neuverteilung der Flächen. Eine solche Feldmarksregulierung hat in Zweedorf 1793 stattgefunden. Dabei wurden die Kossaten zu Halbhüfnern erhöht, indem sie eine zusätzliche Landzuteilung erhielten. Damit gab es nun: 11 Vollhufen, 7 Halbhufen, 3 Büdner, 3 Hirtenstellen, 6 Altenteilerhöfe und 11 Einlieger in Zweedorf (nach Martinilisten der Pfarre von 1796). Die Feldmarksregulierungen und die Dorfscontracte sollten alle 24 Jahre wiederholt werden. Deshalb finden wir bereits 1819 Nachrichten über "ausgebaute Hufen", von denen 4 seit 1834 offiziell Neu Zweedorf genannt wurden.


Im Jahre 1810 sind in Zweedorf 9 Dreiviertelhufen, 1 Dreiachtelhufe, 6 Viertelhufen und 4 Büdner. Hinzu kommen die 2 Pfarrhufen. In diesen Hufenzahlen spiegelt sich das Ergebnis der Feldmarksregulierung mit Landzuteilung und Bonitierung wider. Aus den Vollhufen wurden durch die Bonitierung Dreiviertelhufen, die Halbhufe wurde zu einer Dreiachtelhufe und die Drittelhufen zu Viertelhufen.

Im Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender von 1825 sind es wiederum 9 Dreiviertelhufen, 1 Dreiachtelhufe, 6 Viertelhufen und 4 Büdner und die 2 Boizenburger Pfarrbauern. Genannt sind auch die Pfarrkirche und die Schule.

Im Jahre 1837 weist der Staatskalender die Pfarrkirche, 11 Dreiviertelhüfner, 3 Viertelhüfner, 4 Büdner und Schule und 4 Viertelhüfner in Neu Zweedorf aus.

Im Jahre 1819 war in Mecklenburg eine Volkszählung durchgeführt worden. Dabei wurden in Zweedorf 238 Einwohner mi 60 Namen gezählt. Erfasste Namen: Alner, Basedow, Bentin, Bielfeld, Bonatz, Brandt, Burmeister, Drove, Evers, Franck, Gebert, Gefert, Grade, Grasmann, Grove, Hagen, Harmer, Harms, Hildebrand, Jenckel, Jürs, Klock, Klockmann, Köster, Koop, Lehmkuhl, Lübs, Lühr, Lüneburg, Martens, Meincke, Meyer, Möller, Müthel, Mund, Neumann, Niebuhr, Nieland, Petersen, Pieper, Reincke, Römhild, Scharen, Scharnberg, Schmidt, Schneider, Schuld, Schwarz, Siemon, Siercke, Simson, Steinfadt, Stutemund, Tiedemann, Wandschnieder, Wegner, Wittrock, Wrahncke, Wrede, Zachau.

Darunter sind die seit Jahrhunderten überlieferten Namen: Burmeister, Grove, Hagen, Köster, Lühr (Lüder), Lüneburg, Martens, Mund, Niebuhr, Petersen und Wrede.

In der Volkszählung 1827 wurden 224 Einwohner, davon 49 Knechte und Mägde gezählt.


Bereits m 16. bis 18. Jahrhundert erfolgten durch das Herzogtum Mecklenburg einige Grenzbereinigungen mit den Nachbarn. Aus einem "Repertorium über gesammte in dem Herzoglich-Mecklenburgischen Haupt-Archiv aufbehaltene Kränz - Acten zwischen den Herzog- und Fürstenthümern Mecklenburg und den benachbarten Ländern und Städten als Pommern, sowohl Schwedisch als Preussischen Antheils, der Mark Brandenburg, Braunschweig-Lüneburg, Sachsen-Lauenburg, den Städten Lübeck und Wismar, auch den Ämtern Poel und Neukloster, mit einem allgemeinen und sechs besonderen Conspecten auch Registern.

Schwerin im Jahre 1789"

Darin:

  • 1586 Der mecklenburgischen Räthe Pling und Sibrand, auch des Mahlers Böckel Bezieh-, Beschrieb- und Abconterfey.
  • 1587 Ausmessung der Mecklenburg- und Sachs.-Lauenburgischen Gränzen und besonders bei den Ämtern Boizenburg und Lauenburg.
  • a. Zwischen Bersitz bzw. Besitz und Niendorf, eines und Preten, andern Theils, bei der Surer... (?) Horst, Sunde und Krienicke.
  • b.Zwischen Bickhusen, Rensdorf, Nostorf, Wendisch Liepze, Lesten, Schwanheide und Greven eines, und Broteney (Bröthen, D.G.) andern Theils bei dem Rieth- oder Richte-Graben (Riedebeck, D.G.), der Elbe, Stecknitz.
   Vid: Generalia der Mecklenburg- und Sachs.-Lauenburgischen Gränzen, Supra pag: 815

Im LHAS befindet sich im Bestand Rep. 92a. Dom. Amt Boizenburg u.a. folgende Titel:

  • 2. Grenze zwischen dem Amte Boizenburg auch dem Gute Wendisch Lieps einerseits und den Lauenburgischen nach Gudow gehörigen Lehsten und Bröthen andererseits, 1700/1760
  • 3. die wegen Übertretung der Grenze an verbotener Stelle in Lauenburg arretierten Untertanen Lambert Siemers aus Zweedorf ...,1740
  • 8. Ersetzung der Grenzpfähle zwischen den Gudower Gütern und den Boizenburger Amtspertinentien durch Erdhügel und Grenzsteine. 1787/89
  • 10. Revision der alten Landkarten von Lauenburg und aus dieser Veranlassung erteilte Erlaubnis, das meckl. Gebiet für Messungen zu betreten.
Die Schmettausche Karte von 1788. Ausschnitt mit der dargestellten lauenburgischen Ausbuchtung bei Hülshorst und Heidestraten, die später Teil des Schwanheider Bauernendes wurde
Das Messtischblatt von 1781, Ausschnitt mit dem Bauernende in Schwanheide

Im Jahre 1788 ist die Karte des Herzogtums Mecklenburg-Schwerin von Schmettau auf der Grundlage der Wiebekingschen Karte von 1786 entstanden. Diese weist im Bereich Schwanheide und Zweedorf bei den Fluren Hülshorst und Heidestraten eine Ausbuchtung des Lauenburgischen in das Mecklenburgische aus, die gegenwärtig nicht mehr existiert. Sie wird nach 1800 ausgetauscht worden sein, wie der geradlinige Grenzverlauf von der Riedebeck bei Bröthen bis an den Grenzknick bei Piperkaten beweist. Während die Karte vom Kammeringenieur B.F.Engel aus dem Jahre 1860 noch den alten Grenzverlauf ausweist, zeigt die Karte vom Kammeringenieur Ernst Alban aus dem Jahre 1887, wie auch das Messtischblatt aus dem Jahre 1881 bereits den neuen Grenzverlauf aus. Die Vererbpachtung von Ländereien an 6 Hüfner und einen Büdner nach 1850 in Schwanheide, hatte zur Voraussetzung, dass diese Grenzregulierung stattgefunden hatte, weil sich das sogenannte Bauernende zum großen Teil auf diesen ehemals lauenburgischen Flächen befindet. Im Landeshauptarchiv befinden sich einige Grenzvermessungsrisse, die die Landesgrenze bei Zweedorf und Schwanheide betreffen. Im Jahre 1846 hat Kammeringenieur Wilhelm Hertel eine solche Vermessung, veranlasst durch den Eisenbahnbau Berlin-Hamburg, durchgeführt. Ein Vermessungsriss soll hier wiedergegeben werden.

Hertel: Plan von einem Theil der Landesgrenze zwischen Mecklenburg und Lauenburg wegen Gradelegung derselben veranlasst durch den Bau der Berlin-Hamburger Eisenbahn. Aufgenommen Anno 1846 durch W.Hertel, Kammeringenieur. In diesem Plan ist bereits der Ansatz für die Geradelegung der Grenze bis Piperkaten und Wendisch Lieps zu erkennen. Auf dem Plan sind die Namen der Neu Zweedorfer Hauswirte Lühr, Simon, Gebert und Scharnberg auf ihrem Land vermerkt. Quelle LHAS

Der Zeitpunkt dieser Vermessung korrespondiert absolut mit der Zeit der Einrichtung von Erbpachtstellen in Schwanheide, deren Flächen teils auf ehemals lauenburgischem Gebiet liegen, die auch sicher wie die etwa zeitgleichen Feldmarks-Regulierungen und Vererbpachtungen in Klein und Groß Bengerstorf von Hertel bearbeitet worden sein werden.

3.5. Die Entwicklung Zweedorfs nach 1850 bis 1918

Bereits in dem letzen Jahrzehnt des 18.Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden in den Dörfern des Domaniums in größerem Umfange Regulierungen der Feldmarken und damit der Hufen vorgenommen. Diese Regulierungen hatten den Zweck, die Hufen neu zu bonitieren und damit eine aktuellere Steuerbasis zu schaffen. In Zweedorf erfolgten solche Regulierungen nach 1820. Verbunden mit den Feldmarksregulierungen war auch die Einrichtung von Büdnerstellen, für die dorfferneres Land abgezweigt wurde. Die Einrichtung von Büdnerstellen wurde nach einem Regulativ aus dem Jahre 1756 im Domanium begonnen, zwischenzeitlich zurück gefahren und unter Friedrich Franz I. nach 1780 wieder forciert. Diese Entwicklung wird deutlich an den Eintragungen in den Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalendern. Im Jahre 1825 wird über Zweedorf festgehalten:

Zweedorf 1825: Pfarrkirche, 9 Dreiviertelhufen, 1 Dreiachtelhufe, 6 Viertelhufen, 4 Büdner und Schule;

Anteil 2 Pfarrhufen zu Boizenburg.

Bei den Regulierungen wurde häufig allen Hufen, ob Voll- Halb oder gar Kossatenhufen, etwa in etwa gleichem Umfange Land zugeteilt. Außerdem erfolgte in vielen Fällen die Separation der Hufen, bei der die Kommunion in der Bewirtschaftung des Ackers und der Weiden aus der Dreifelderwirtschaft aufgehoben wurde und arrondierte Hufen geschaffen wurden, die sowohl den Acker als auch die Weiden und möglichst auch die Wiesen in einer separierten Hufe erhielten. Wegen dieser Separation wurden in dorffernen Lagen Ausbaugehöfte geschaffen. Auf diese Weise entstanden in Zweedorf die Siedlung Neu Zweedorf mit 4 Hufen, und die Ausbaugehöfte am Nostorfer Weg, Rugen Bütel genannt, an den Wegen zur Schwanheider Mühle, sowie nach Schwanheide und am "Runden Berg". Dadurch wurde im Dorf Platz für die Anlage weiterer Büdnereien und auch Häuslereien.

Staatskalender 1851: Dieser weist 14 Drittelhüfner, 4 Drittelhüfner in Neu Zweedorf, 4 Büdner und 5 Häusler aus. Der relativ gleiche Hufenstand als Drittelhufen zwischen 75 und 104 Scheffel Einsaat ist das Ergebnis einer Feldmarksregulierung. Nach diesen Angaben sind einige Hufen von Dreiviertelhufen und Dreiachtelhufen auf Drittelhufen zurückgestuft, andere von Viertelhufen zu Drittelhufen geworden, wobei die Hufen 1, 6, 13, 15 und 16 mit jeweils etwa 75 Scheffeln eigentlich noch als Viertelhufen zu bezeichnen wären, ähnlich die Hufen 5, 8 und 14 mit 79 bis 82 Scheffeln Einsaat. Die Rückstufung resultiert aus dem unterschiedlichen Größenfestlegungen von 1701 (Hufe mit 100 Schfl. Einsaat) und und dem Landesgrundgesetzlichen Erbvergleich von 1756 (Hufe mit 300 Schfl. Einsaat). Der spätere Maßstab lässt aus einer Vollhufe von 1701 mit 100 Schfl. Einsaat dann eine Drittelhufe werden. Im Jahre 1865 waren bereits 10 Hufen vererbpachtet, 8 Hufen (4 Zweedorf, 4 Neu Zweedorf) waren nun Viertelhufen (Ergebnis einer Neubonitierung, wohl die genannten Hufen, die in dem "Kataster des mittleren und kleinen Grundbesitzes im Großherzoglichen Domanium, Wismar 1896" mit 75 bis 82 Scheffeln Einsaat aufgeführt sind). Außerdem weist der Staatskalender weiterhin 4 Büdner, aber nun 8 Häusler aus. Im Jahre 1870 waren alle Hufenbesitzer Erbpächter. Hinzu kamen 4 Büdner und nun 12 Häusler, 1890 18 Häusler (1 Krüger)

Im Jahre 1865 wurde im Domanium die Gemeindeordnung erlassen, die bereits im Jahre 1869 durch die "Revidierte Gemeindeordnung" abgelöst wurde. Damit bekam auch Zweedorf den Status einer Landgemeinde. Zuvor galt die Schulzen- und Bauernordnung von 1702, die die jahrhundertealte Observanz festgeschrieben hatte. Der frühest genannte Schulze war wohl Olrik B[urmeste]r im Landbederegister von 1462. Dabei ist nicht eindeutig, ob er Burmester heißt oder ob Burmester (Bauermeister, Vorläufer des Schulzenamtes) die Amtsbezeichnung ist, möglicherweise beides. Im Jahre 1590 wird im Kirchenhebungsregister "Berndt Roer, der schulte" genannt, der ansonsten meistens Berndt Roder/Röder heißt. 1640 heißt der Schulze Hans Barfoth. Häufig wurde das an die Schulzenhufe gebundene Amt an den Erben (Sohn oder Schwiegersohn) übertragen. Aus den überlieferten Daten ist eine solche Amtsnachfolge nicht zu entnehmen.

Die nunmehr 1865/69 gebildete Gemeinde Zweedorf umfasste seinerzeit auch Schwanheide. Das war sicher der Fall, weil in Schwanheide noch 6 Erbpächter und ein Büdner neben dem Pachthof existierten. Ansonsten hatten reine Pachthöfe keinen Gemeindestatus. Dort wurden die Aufgaben des Schulzen durch den Pächter des Hofes wahrgenommen. Der Zweedorfer Schulze war gemäß Staatskalender 1901 Köster, ein in Zweedorf seit 1538 nachweisbarer Name, der aber 1921 im Adressbuch nicht mehr genannt ist. Im Jahre 1921 wurde Schwanheide eine selbständige Gemeinde.

In Zweedorf richtete ein Hamburger Unternehmer 1890 einen Kiesabbaubetrieb ein. Die Kiesgrube befand sich südöstlich des Dorfes. Der Kies wurde mit Loren an eine Verladestelle an der Bahnlinie und von dort mit Güterwagen nach Hamburg transportiert, wo er u. a. beim Bau der Speicherstadt verwendet worden sein soll.

Der Mecklenburgische Staatskalender aus dem Jahr 1901 weist in Zweedorf keine größeren Veränderungen aus. Die Zahl der Häusler hat sich mittlerweile auf 19, darunter 1 Krug, erhöht. Im Zusammenhang mit den Häuslern wird erstmalig eine Schmiede erwähnt. Zu der Schule ist eine Industrieschule hinzugekommen. in Industrieschulen sollen der Lehrer und dessen Ehefrau die Kinder in Handarbeitslehre (Mädchen), Obst- und Gartenbau schulen. In den Staatskalendern 1905, 1910 und 1914 erhöht sich weiterhin die Zahl der Häusler 1905 auf 20, 1910 auf 21 und 1914 auf 27. Der Schulze ist in den drei Jahrgängen jeweils Wilhelm Nabein.

1911 werden in Schwanheide und Zweedorf durch das Amt Boizenburg die "hohe und die niedere Jagd" verpachtet. Der Jagdpächter ist nicht bekannt. In der Regel sind es Hamburger Kaufleute oder Unternehmer. Eine in Boizenburg auftretende Rinderseuche belastet auch die Bauern der Umgebung, da die Marktbesuche eingeschränkt werden müssen.

3.6. Die Kirche und die Schule in Zweedorf

Die Kirche in Zweedorf, die 1978 aus Gründen der Grenzsicherung abgerissen wurde
Die durch Initiative des rührigen Kirchenbauvereins neu errichtete Kapelle in Zweedorf

Im Jahre 1335 wird die Kirche zu Zweedorf erstmalig erwähnt. Das Patronat der Kirche hatte bis zur Reformation das Kloster Zarrentin. Danach war es landesherrlich, nur vorübergehend am Anfang des 18. Jahrhunderts hatte es die verwitwete Dorothea Margarethe von Graevenitz, geb. von Wendessen, die zweite Frau Friedrich von Graevenitz, auf Schilde, Waschow, Dodow und Schwanheide (SCHLIE, Kunst- und Geschichtsdenkmäler, 1899/1993, III. S. 129). Nachdem bereits 1728 der ruinöse Zustand der Kirche festgestellt wurde, die einzustürzen drohte, wurde 1758 mit dem Neubau begonnen. Es entstand eine barocke Fachwerkkirche mit flacher Holzdecke und vorgesetzter Ziegelblende am westlichen Giebel, den ein als Dachreiter aufgesetzter quadratischer Turm mit pyramidenförmigen Turm krönte. Im Osten war eine kleine Sakristei angebaut. Die Ausstattung bestand aus dem übernommenen spätgotischen Altar mit mit einem aufgesetzten Triptychon, der grau und weiß überstrichen war. Auf dem Altarschrein war Maria mit dem Kinde dargestellt, rechts der hlg. Johannes und links der hlg. Georg. Er war mit einem Kruzifix bekrönt. Auf den Flügeln waren Heilige dargestellt, in der Predella mittig Christus als Schmerzensmann, seitlich die lateinischen Kirchenväter Hieronymus, Ambrosius, Gregorius und Augustinus. Die Renaissance-Kanzel ist ohne Bedeutung, so Schlie. An Kleinkunstwerke sind zwei silbervergoldete Kelche, eine silberne Weinkanne, zwei Oblatendosen und fünf Leuchter und zu nennen. Die Kirche war mit einer Friese-Orgel ausgestattet. In der DDR-Zeit verfiel die Kirche immer mehr. dann wurde sie aus Gründen der "Grenzsicherung" 1978 abgerissen, weil befürchtet wurde , dass sie wegen ihrer grenznahen Lage als Versteck für illegale DDR-Flüchtlinge dienen könnte. Nach der politischen Wende bildete sich 2005 ein Kirchenbauverein, der das Ziel hatte, in Zweedorf wieder eine Kirche zu bauen. Nachdem zunächst 2007 ein hölzerner Glockenturm errichtet wurde, konnte 2009 im Rohbau bereits ein Gottesdienst stattfinden und das Richtfest gefeiert werden. Am 4.September 2012 wurde die neue St.Georgs-Kirche in Zweedorf geweiht. Besonders verdient gemacht hat sich dabei Wolfhard Meinck, dessen Familie zuvor den Küster gestellt hatte und einige Utensilien, insbesondere das Abendmahlsgeschirr verwahrt hatte. Andere Ausstattungsgegenstände wurden in der Region auf andere Kirchen verteilt, wie der Altar, der sich jetzt in Sülstorf bei Schwerin befindet. Über diesen ist im DEHIO (Ausgabe 2000) zu lesen: "Qualitätsvoller Schnitzaltar der untergegangenen Kapelle in Zweedorf, A. 16.Jh., von Kruzificus bekrönt, im Mittelschrein Mondsichelmadonna zwischen Johannes und Georg, in den Flügeln sieben (urspr. acht) Heilige in zwei Reihen; die gemalte Predella mit Halbfiguren, Schmerzensmann zwischen lateinischen Kirchenvätern."

Kirche und Schule waren gerade in den Kirchdörfern, aber nicht nur dort, in früheren Jahrhunderten eng verbunden.

In der 1650 veröffentlichten Revidierten Kirchenordnung haben die Herzöge Adolf Friedrich und Ulrich die Grundlage für das Landschulwesen gelegt. Darin heißt es: "Auf den Dörfern soll der Pastor oder Küster samt ihrer Frauen Schule halten und etliche Knaben und Mägdlein im Katechismus, Gebet, Lesen, Schreiben, Rechnen unterweisen, damit die jungen Leute nicht aufwachsen wie das Vieh, sondern neben ihrer Arbeit auch Gott dienen mögen ..." (VITENSE S.290) Die Schulen sollten jedoch nur im Winter Unterricht erteilen. Für die Schulen im Domanium wurde 1771 die landesherrliche Schulordnung erlassen, die ebenfalls nur die Winterschule vorgesehen hatte. Im Staatskalender für das Jahr 1800 werden im Bereich der Präpositur Boizenburg Schulen in den Dörfern Bahlen, Bandekow, Groß und Klein Bengerstorf, Besitz, Bickhusen, Blücher, Gallin, Gothmann, Granzin, Greven Gülze, Teldau, Tessin, Zahrensdorf und Zweedorf landesherrliche Schulen und in Bretzin, Dersenow, Gresse, Niendorf und Blücher ritterschaftliche Schulen genannt. Nicht genannt werden Lüttenmark, Nostorf und Schwanheide. Im Allgemeinen sind die Schulen um 1770 gegründet worden. In Zweedorf steht in den Staatskalendern seit 1881 zu der Schule der Zusatz und Industrieschule. Die Industrieschulen, die vom Lehrer und ihrer Familie betrieben wurden, erhielten die Mädchen Kenntnisse in Handarbeiten und anderen hauswirtschaftlichen Aufgaben, die Jungen Kenntnisse im Obst- und Gartenbau. Es ist sicher davon auszugehen, dass die Kinder aus Schwanheide nach Zweedorf in die Schule gegangen sind. Auch im Jahre 1901 weist der Staatskalender in Schwanheide noch keine Schule aus. Erst 1814 findet sich im Staatskalender unter Schwanheide der Eintrag Schule und Industrieschule.

3.7. Die Stecknitzfahrt

Zwischen den Hansestädten Lüneburg und Lübeck hat sich im Mittelalter eine frühe Zusammenarbeit herausgebildet. Die Lüneburger Saline produzierte seit langem Salz, das an den Ostseeküsten in großen Mengen zur Konservierung der gefangenen Heringe benötigt wurde. Es wurde deshalb zunächst über Prähme über die Ilmenau in die Elbe gebracht. Dort wurde es bei Lauenburg und bei Boizenburg angelandet und auf dem Landwege über die Salzstraßen nach Lübeck gefahren. Das bei Boizenburg angelandete Salz wurde in Fässern mit Frachtwagen auf dem Frachtweg, der die Stadt am Mühlentor verließ, über Heidekrug, Leisterförde, Langenlehsten, vorbei an Gudow, Mölln und Ratzeburg nach Lübeck bzw. über Schwartow, Badekow, Granzin, Kogel, vorbei an Wittenburg, Lützow, Gadebusch, Mühlen Eichsen nach Wismar gefahren. Um die Fracht billiger und sicherer vor Überfällen zu gestalten, wurde von Lübeck der Bau der Stecknitzfahrt betrieben. Darauf wurde mit den Stecknitzkähnen das Lüneburger Salz von Lauenburg nach Lübeck gebracht, über die Delvenau, eine Kanalstrecke von der Zienburger Schleuse bei Güster, die der Überwindung des Scheitels der Endmoräne bei Mölln diente, bis in den Möllner See, von dort in die Stecknitz und bei Genin in die Trave.

Die Dükerschleuse 1986 mit einer über die Schleuse führenden Betonbrücke. Quelle: W.Müller 1989/90
Die Niebuhrschleuse als altertümliche Stauschleuse, wie sie zuvor auch die Dükerschleuse eine war. Quelle: W.Müller 1989/90
Das Gehöft der Dükerschleuse ist auf der wegen der Beschriftung "Düker Schleuse" nach Süden orientierten Wiebeking-Karte eindeutig als auf der Zweedorfer Seite gelegen zu erkennen.
Die Dükerschleuse im Luftbild. Man erkennt das Schleusenbauwerk und den Hof mit dem Schleusenmeisterwohnhaus auf der lauenburgischen Seite. Quelle: Google Earth

Die Stecknitzfahrt war mit 17 Schleusen ausgestattet, von denen sich zwei in unmittelbarer Nähe von Zweedorf befanden, die Dükerschleuse und die Niebuhrschleuse. Die Dükerschleuse ist die einzige noch bestehende der 17 Kanalschleusen, wenn auch in umgebauter Form. Die Niebuhrschleuse befand sich nur wenig nördlich der Landesgrenze oberhalb der Riedebeck auf der Bröthener Gemarkung. Die Schleusenmeisterei der Dükerschleuse scheint sich nach der Karte von Wiebeking auf der Zweedorfer Seite befunden zu haben. MÜLLER stellt die Überlieferung zu beiden Schleusen in seinem Buch "Die Stecknitzfahrt" vor. Im Jahre 1643 bittet danach der Schleusenmeister der Dükerschleuse Hans Burmester den Herzog August von Lauenburg um Bestätigung des Lehens, da sei Vorwirt und Schwiegervater Hans Düker, "fast vor 40 Jahren mit solcher Schleuse belehnet." Die Burmesters hatten das Amt bis 1896, dem Ende der Stecknitzfahrt, inne. Die Schleuse war 1789 massiv und ausgestattet mit Stemmtoren erneuert, 1813 von den Franzosen zerstört und 1815 aber ohne Stemmtore nochmals erneuert worden.

Die Schleusenmeister mit Namen Niebuhr hatten die Niebuhr-Schleuse 1551 bis 1725 inne. Im Jahre 1648 wird Hans Niebuhr mit der Schleuse belehnt. Nachdem zwischen 1827 und 1845 noch größere Reparaturen ausgeführt wurden, wurde die Schleuse um 1900 nach der Stillegung der Stecknitzfahrt abgerissen und durch einen festen Stau mit einer Fußgängerbrücke ersetzt. Gegenwärtig befindet sich auf dem Schleusenmeistergehöft eine religiöse Einrichtung mit dem Namen "Haus Hannah"

In der Zeit von 1461 bis 1598 werden in Zweedorf im Zusammenhang mit der Schleuse, sicher der Dükerschleuse genannt

  • 1461 Hennecke Cron up der Sluse
  • 1485 Hennecke Kron
  • 1565 Clauß Luider uf der Sluißen
  • 1577 Clauß Lueders uf der Schleuße
  • 1584 Michael Luders auf der Schleußen
  • 1590 Michael Luders auf der Schlueße
  • 1598 Michael Luder Schlußmeister

Diese Aufstellung bringt uns in Widerspruch zu den Angaben von MÜLLER. Zumindest Michael Lüders muss demnach Schleusenmeister gewesen sein. Die Angaben 1461 bis 1590 könnten noch auf ein Gehöft an der Schleuse hinweisen, wie es in der Wiebeking-Karte 1786 noch zu erkennen ist.

4. Geschichte von Schwanheide

4.1 Geschichte des domanialen Pachthofes Schwanheide 1560 bis 1850

Wie oben unter 3.3. bereits angeführt wird Schwanheide durch einen Aussage im Register der Doppelten Landbede aus dem Jahre 1560 erstmalig mit nachstehenden Worten erwähnt:

"Kladrum ist eine wüste feldtmarke, di zuvor di Nostorper gebruket und 2 M davon gegeben, ist ihnen von M.G.H. (meines gnädigen Herrn) amptleuten genommen und wirt itzo zur Swaneheiden gebruket."

1560 Amtsregister

Zu Zweedorf: Eß gibt auch Clauß Luder uf der Sluißen 3 fl 3 ß und Tike Mertenß 5 ß, bekompt ein radt vor die Swane Heide und wirt nit berechnet. Die Pacht für die Schwanenheide geht offenbar an die Stadt Boizenburg.

1565 Amtsregister

„auf der Swaneheiden (wurden) 36 Dt. Roggen, 3 Dt., 6 Schl. Gerste, 12 Dt. Hafer und 5 Dt. 6 Schl. Buchweizen „ (gedroschen). (Erläuterung: 1 Drömbt/Dt. = 12 Scheffel/Schl.) Die Aussaat betrug in Schwanheide 17 Dt- 4 Schl. Roggen, 7 Dt. Gerste, 10 Dt. und 6 Schl. Hafer. An Leuten wurden besoldet: auf der Schwaneheide Heidereiter, Meyersche, 2 Mägde, Kuhhirte und 2 Mägde im Sommer.

Amtsregister 1577

Zweedorf: Es gibt auch Claus Lueders uf der Schleuße 3 fl 3 ß und Jurgen Mertens 5 ß, bekumbt ein radt für die Schwaneheide und wirdt nicht berechnet.

„Druschergebnisse: zur Schwaneheide 70 Dt. 3 Schl. Roggen, 44 Dt. 6 Schfl. Hafer, 11 Dt. 5 Schl. Buchweizen gedroschen (von 16 Dt. 7 Schl.,10 dt. 3 Schl., und 1 Dt. 3 Schl. Aussaat, gedroschen etwa das 4 ½ fache) Neue Aussaat: 17 dt. 6 Schl. Roggen, 13 Dt. 7 Schl. Hafer, 2 Dt. Buchweizen. Viehbestand: 1254 Schafe in Schwanheide (dazu kamen 36 aus Stovenhagen?)

An Leuten wurden besoldet: Heidreiter, Meiersche, 2 Mägde, 4 Hirten 1 Junge.

1584 doppelte Landbede

Jochim Voß, m.g.f und hern schaefmeister uf der Schwanheide 6 heupter rindtvihe, 8 Schweine, 94 alte hamel, 109 dragende schaefe, 112 knechte schaefe (13 fl 23 ß)


1584 Amtsregister (auch 1593)

Zweedorf: Es gibt auch Michel Luders auf der schleußen und Jurgen Mertens dieselben bekumpt ein erbor radt zu Boitzenburgk für die Schwanheide und wird nicht berechnet 3 fl 3 ß, 5 ß

Für 331 melchschaefe von Jochim Voß schaefmeistern auf der Schwanheide, einpfangen 48 fl, 6 ß, 6 &


„aus der schuenen vermuege Kerbstocke gedroschet:“ Schwanheide 33 Dt. Roggen, 8 Dt. 5 Schl. Gerste, 16 Dt. 7 Schl. Hafer und 3 Dt. 10 Schl. Buchweizen (von 15 Dt. 9 Schl., 1 Dt. 2 Schl., 16 Dt. 10 Schl., und 1 Dt. 6 Schl. Aussaat). Neue Aussaast: 16 Dt. 4 Schl. Roggen, 1 Dt. 3 ½ Schl Gerste, , 13 Dt. 3 Schl. Hafer und 5 Schl. Buchweizen-

Viehbestand: 76 Rinder (darunter 2 Bullen, 28 Milchkühe) und 1523 Schafe auf der Schwanheide,

1585 doppelte Landbede

Jochim Voß , der scheffer uf der Schwanheide 6 kuehe, 8 schweine, 96 alte hemel, 100 alte dragende schaffe, 116 knechtschaffe (14 fl.)

1590 Kirchenhebungen Kirchspiel Zweedorf Außer Nostorf gehört zum Kirchspiel: „U.F.Gn. undt herrn meyerhof die Schwanheide', deßgleichen auch die Avelgunne oder wendischen Lipz“

1593 Amtsregister Einname scheffer pacht: vom scheffer uff der Schwanheide für 364 milche schafe im gemenge 52 fl. 2 ß, für 47 milchknechtschafe 5 fl. 20 ½ ß.

Personal in Schwanheide: Heidreiter, Meyersche, 2 Mägde, Kuhhirte, Wildenhirte (Wilden sind junge in Herden gehaltene Stuten), Schweinehirte und 2 Jungen, dazu „4 Dröscher mit der Wendischen Liepz“

Gedroschen „auß der scheunen vermuege kerbstocke“: Schwanheide 56 Dt. 8 Schl. Roggen, 6 Dt. 9 Schl. Gerste, 23 Dt. 8 Schl. Hafer, 1 ½ Schl. Erbsen, „ Dt. 2 Schl. Buchweizen (von 191, 16, 168, 3 ½ ,und 14 Schl Aussaat;

Neue Aussaat: 14 Dt. 3 Schl. Winterrogen, 1 Dt. 11 Schl. Sommerroggen, 1 Dt. 11 Schl. Gerste, 15 Dt. 11 Schl. Hafer, 7 Schl. Erbsen, 2 Dt. Buchweizen.

Viehbestand: 107 Rinder (darunter 3 Bullen, 45 Milchkühe), 1703 Schafe.

Der Meierhof bzw. die Schäferei Schwanheide war offenbar spätesten 1584 an den herrschaftlichen "Schaefmeister" Jochim Voß verpachtet, der außer der Schafherde auch weiteres Vieh gehalten hat, z.B. 1585 6 Kühe, 8 Schweine, 96 alte Hammel, 100 alte tragende Schafe, 116 Knechtschafe (Schafe seiner Knechte) und dafür 14 Gulden Pacht bezahlte. 1593 wird unter dem Personal auch der Wildenhirte genannt. "Wilden" sind Stuten, die in Herden gehalten und relativ frei weiden können. Der überlieferte Flurname "Schwanheider Füllenkoppel" in Zweedorf weist noch auf diese Pferdezucht hin.

Bis 1584 werden auch die Pachtzahlungen der Zweedorfer Michel Luders und Jurgen Mertens für die Schwanenheide genannt, die an den "ehrbaren" Rat zu Boizenburg gehen

Außerdem wird eine Ackerwirtschaft betrieben, deren Druschergebnisse und Einsaat aufgeführt worden ist (Roggen, Gerste, Hafer und Buchweizen). Die Druschergebnisse und die Aussaatmmengen lassen die geringe Höhe der Erträge erkennen, wenn auch die direkte Vergleichbarkeit nicht gegeben ist, weil den genannten Druschergebnissen immer die Aussaatmengen für das folgende Jahr nachgestellt sind.

Als Personal auf dem Meierhof Schwanheide werden fast durchgängig Heidereiter, Meiersche, 2-4 Mägde, Hirten und Jungen (Jungknechte) genannt. Der Heidereiter war ähnlich dem Amtslandreiter eine Art Gendarm, der für die Ordnung zu sorgen und auch gewisse administrative Aufgaben zu übernehmen hatte.


1640 Amtsbeschreibung (im Dreißigjährigen Krieg 1618/48)

Schwanheide der Hoff

  • 1 Bauhaus von 14 Fachen ist mit Steinen umbher ausgemauert, ist aber bis auf 4 Fach gantz abgebrandt. …
  • Das Wohnhaus stehet an dem Bauhaus von 5 Gebindt, … Fenster alle rausgeschlagen. …
  • Ein Schafstall von 13 Gebindt mit fertigen Thüren, mit Stroh gedeckt. …
  • Ein Backhaus von 3 Gebinden.

Abgebrandte Gebäude:

  • 1 Große Scheune von 17 Gebindt
  • 1 Haupthaus von 9 Gebindt.
  • 2 Schafställe jeder 17 Gebindt.
  • Das Haakelwerk um den Hof herum ist sehr verdorben, wie auch beyde Thore sehr baufellich.

Der Verwalter David Pape hat empfangen an Einsaat wie folgt:

 4   Dt. 6 Schl. Winter Roggen,
      6  Schl. Sommer Roggen,
 2  Dt. 6 Schl. Weißen Hafer,
 8 Schl. Buchweizen.

Um 1700 in der Beschreibung der Ämter zu dem Mecklenburg-Atlas von Bertram Christian von Hoynckhusen berichtet dieser über das Amt Boizenburg:

Landesherrliche Höfe westlich der Boize:

 Vier: 		dahin dienen zu Hofe Bickhusen, Groß Bengerstorf
 Schwanheide:		dahin  dienen Zweedorf, Nostorf, Rensdorf

Landesherrliche Mühlen: u.a. Schwanheider Mühle

Pfarren: neben Boizenburg, Zahrensdorf, Blücher, Gresse und Granzin, auch Zweedorf: dort eingepfarrt sind Zweedorf, Nostorf, Bürgerhof, Schwanheide, Wendisch Lieps

Der Meierhof Schwanheide wurde offenbar zunächst vom Schäfermeister betrieben

  • Schäfermeister Jochim Voß (1584/85)
  • 1640 vom Verwalter David Pape.

Der landesherrliche Hof Schwanheide war:

  • 1704 bis 1714 in der Hand des Geheimen Rates und Kammerpräsidenten von Graevenitz,
  • bis 1722 war Hinrich Siemers der Pächter,
  • bis 1751 an Valentin Kauffeldt. Einige seiner Nachfolger sind lt. Mecklenburg-Schwerinschem Staatskalender
  • 1800 Amtsverwalter Sevecke
  • 1810 G.F. Neumann
  • 1814 und 1818 Carl Christian Behrens
  • 1825 Kammeringenieur G.W.Voß

Bei der landesweiten Volkszählung in Mecklenburg 1819 werden in Schwanheide 62 Einwohner gezählt. Es werden die 25 Namen Bartels, Behrens, Block, Brandt, Brunswig, Buck, Dürkop, Flindt, Kähler, Körner, Kürtz, Marcus, Müthel, Pieper, Prollius, Reinke, Schehr, Schuhr, Steins, Timmermann, Wilken, Wöhler, Zander, Zehlcke und Ziemers erfasst. Die Volkszählung 1827 erfasst 64 Einwohner, davon 12 Knechte und Mägde.

4.2. Geschichte des Dorfes Schwanheide 1850 bis 1918

Angaben des Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalenders:

  • 1851 Ernst Schultz und Erbmühle
  • 1855 Friedrich Schröder (Erbpachthof) und Erbmüller, dazu 4 Erbpächter, 1 Büdner und 4 Häusler


Nach 1850 entstehen in Schwanheide 6 Erbpachthufen mit jeweils etwa 35 ha und eine Büdnerei. Zuvor muss die Grenzbereinigung mit dem Herzogtum Lauenburg stattgefunden haben, da sich die Erbpachthufen ausweislich der Schmettaukarte von 1788 teilweise auf ehemals lauenburgischem Gebiet befanden (s. unter 3.4.). Offenbar ist etwa zeitgleich die Umwandlung des Pachthofes Schwanheide in einen Erbpachthof erfolgt (s. Angaben des Staatskalenders zu 1851 und 1855).. Es ist die Zeit, in der in einigen Dörfern des Amtes Boizenburg bereits bestehende Hufen der Hauswirte vererbpachtet wurden, als z.B. in Klein Bengerstorf 1818 2 Hufen, in Bennin 1830 21 Hufen (12 Hauswirte und 9 Kossaten) vererbpachtet wurden und 1833 auf einem Teil der Feldmark Gülze das neue Dorf Neu Gülze mit 13 Erbpachthufen und 5 Büdnern angelegt wurde. Um die Mitte des Jahrhunderts wurden in weiteren Dörfern von dem Distriktsingenieur Hertel, der auch die o.g. Grenzregulierungen und die Vererbpachtung in Schwanheide vermessungstechnisch begleitet hat, mit den Feldmarksregulierungen die Grundlagen für weitere Vererbpachtungen gelegt, z.B. in Groß und Klein Bengerstorf.

Angaben des Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalenders zu den Besitzern des Erbpachthofes:

  • 1860 Erbpachthof, Besitzer Carl Medini, dazu 6 Erbpächter, 1 Büdner, 4 Häusler, Erbmüller
  • 1865/71 Erbpachthof, Besitzer Gabriel Wegener, dazu 6 Erbpächter, 1 Büdner, 4 Häusler, Erbmüller
  • 1881 Erbpachthof 402,3 ha. Poststation Büchen, Besitzer Max Chambeau, 6 Erbpächter, 1 Büdner, 6 Häusler und Mühle
  • 1890 Erbpachthof (760 Schl., 402,3 ha) und Brennerei, Besitzer Max Chambeau, 6 Erbpächter (1 Krüger), 1 Büdner, 6 Häusler und Erbwassermühle, Haltepunkt
  • 1901 Pachthof, in Erbpacht Max Chambeau, Brennerei
     6 Erbpächter, 1 Büdner, 6 Häusler, ErbWassermühle, Poststation, Haltepunkt

Im Staatskalender 1905 ist ein neuer Erbpächter genannt, nämlich Ernst Heidelmann. Es finden sich zur Größe und dem Hufenstand des Pachthofes die Angaben: Hufenstand 758,15 Scheffel, Größe 399,9 ha. Die Brennerei ist wiederum genannt. Die Zahl der Häusler ist auf 7 gestiegen. Erstmalig wird ein Schulze Abbe für Schwanheide genannt. Dieser ist jedoch sicher als Bauernschulze nur für die Erbpächter, Büdner, Häusler und den Erbmüller zuständig. Die Erbpachthöfe und Pachthöfe standen in Mecklenburg außerhalb der Gemeinden. Somit gab es in der Gemeinde Zweedorf, zu der Schwanheide bis 1921 gehörte, eine kleine Nebengemeinde in Schwanheide. Die Staatskalender 1910 und 1914 bringen jeweils neue Besitzer des Erbpachthofes, 1910 Wilhelm Böttgenbach und 1914 Heinrich Drews, der in Hamburg wohnt. Die Größe des Erbpachthofes und sein Hufenstand ist gleichbleibend 758 15/16 bonitierte Scheffel und 399,9 ha. 1914 ist die Brennerei nicht mehr genannt. Die Zahl der Häusler ist 1910 auf 12 und 1914 auf 15 gestiegen. Als Schulze wird Johann Abbe genannt. 1914 gibt es auch die Schule mit Industrieschule


Beschreibung nach Rabe/Quade 1894:

Schwanheide bei Büchen, 1 Meile nordwestlich von Boizenburg an der Hamburg-Berliner Eisenbahn, Haltepunkt – 7 km nach Boizenburg, 6,4 km nach Büchen- Erbhof von M. Chambeau (Brennerei), 402,3 ha, b. Sch., ferner 6 Erbpächter, (1 Krüger), 1 Büdner, 6 Häusler, 1 Erbwassermüller. Der Erbpachthof hat 60, das Dorf 103 Einwohner, zusammen 163 Einw.

4.3. Schwanheide und Zweedorf nach dem Ersten Weltkrieg

Schwanheide gehört am Ende des Ersten Weltkrieges immer noch zu der Landgemeinde Zweedorf.

Die Auswirkungen des 1.Weltkrieges auf die Dörfer

Der 1.Weltkrieg war auch in den mecklenburgischen Dörfern eine entbehrungsreiche Zeit. Wenn auch nicht gleichermaßen wie in den Städten die Hungersnot herrschte, weil die Selbstversorgung in höherem Maße möglich war, so war doch durch die Abwesenheit der Ehemänner und das dadurch bedingte geringe Einkommen in vielen Familien die Armut ständiger Gast. Das traf besonders auf die Einlieger zu, aber auch auf die Häusler und Büdner. Auf den Bauernhöfen fehlten die Arbeitskräfte. Das wurde teilweise durch den Einsatz von Gefangenen wieder ausgeglichen. Die Gefangenen waren einzeln bei den Bauern untergebracht.

Nach dem Krieg setzte sich die leidvolle Zeit weiter fort. Viele Männer waren noch in der Gefangenschaft. Die Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Waren war nahezu zusammengebrochen. Die Arbeitsmöglichkeiten für die Häusler und Einlieger waren sehr begrenzt und die Geldentwertung, die bereits im Krieg begonnen hatte, verschärfte sich.

Die Republik stellt die Gemeinden vor neue Aufgaben

In den großen Städten, aber auch in Boizenburg, bildeten sich während oder nach der Novemberrevolution, die auch den Thronverzicht des Kaisers und der mecklenburgischen Großherzöge zur Folge hatte, Arbeiter- und Soldatenräte. In den Dörfern wurden Bauernräte gebildet die den Schulzen an die Seite gestellt waren.

Am 23.Februar des Jahres 1919 erfolgte erstmalig in Mecklenburg eine Wahl der Gemeindevorstände und der Dorfsversammlungen (spätere Gemeindevertretungen) durch die Dorfbewohner beiderlei Geschlechts. Die Dorfsversammlung hatte aus ihrer Mitte durch Mehrheitsbeschluss den Schulzen zu wählen. Auf Grund der revidierten Gemeindeordnung hatte der Schulze gleichzeitig auch das Amt des Ortsvorstehers. Dem Schulzen als Ortsvorsteher waren jeweils zwei Schöffen beigeordnet, die mit ihm gemeinsam den Gemeindevorstand bildeten. Es fällt auf, dass nun nicht mehr immer die Hofbesitzer, die vormaligen Erbpächter, als Schulzen fungieren. Im Staatshandbuch, dem Nachfolger des Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalenders, wird z.B. in Zweedorf J.Brackmann als Schulze genannt. Da sein Name unter den Hofbesitzern lt. Adressbuch von 1921 nicht genannt wird, war er möglicherweise ein kleinerer Grundbesitzer.

Zweedorf nach 1918

Das erste nach dem Ersten Weltkrieg herausgegebene Staatshandbuch für Mecklenburg-Schwerin verschafft uns weitere Unsicherheiten, denn es werden nun 18 Hofbesitzer, 4 Büdner und 30 Häusler (1 Krug), Schmiede und weitere 4 Hofbesitzer in Neu Zweedorf aufgeführt. Es ist zu vermuten, dass die vier Neu Zweedorfer Hufen doppelt aufgeführt sind. 1927 und 1930 werden die gleichen Angaben gegeben. Als Schulze wird 1930 der Häusler M.Pommerenke genannt.

Die bisherigen Erbpächter wurden nun Hofbesitzer genannt.

Hier soll auch der unsichere Versuch einer Zuordnung zu den Hufen nach dem Adressbuch gewagt werden:

Adressbuch 1921 Zweedorf:

  • Basedow Heinrich 47 ha...?
  • Basedow Wilhelm 47 ha:::?
  • Botz, Johann 54 ha (Berichtigung Voß, Johann, D.G.).....Hufe 4
  • Hagen, Johann 56 ha......................................Hufe 5
  • Knaack 46 ha:::?
  • Lühr, Heinrich 51 ha......................................Hufe 13
  • Mund, Wilhelm 51 ha......................................Hufe 10
  • Müller, Dethloff 53 ha:::?
  • Nabein, Albert 79 ha......................................Hufe 17
  • Niebuhr, Hermann 69 ha......................................Hufe 2
  • Scharnberg, Hermann 53 ha......................................Hufe 7
  • Scharnberg, Hermann 53 ha......................................Hufe 15
  • Schumacher, Heinrich 59 ha......................................Hufe 3
  • Simon, Heinrich 46 ha......................................Hufe 8
  • Simon, Johann 63 ha......................................Hufe 14
  • Studemund, Wilhelm 61 ha......................................Hufe 9
  • Winterberg, Emma 48 ha:::?

Der Versuch der Zuordnung der Namen und Hufen erfolgte durch Vergleich der Flächenangaben mit denen des "Katasters des mittleren und kleinen Grundbesitzes". Das ist mit Unsicherheiten verbunden. Nicht in allen Fällen war der Versuch der Zuordnung überhaupt tunlich. In dieser Aufstellung nach dem Alphabet aus Niekamers Adressbuch sind außer Wilhelm Mund auch Hermann Niebuhr und Heinrich Lühr genannt (Lühr ist sicher eine verkürzte Form von Lüder), Namen, die seit Jahrhunderten in Zweedorf zu finden waren.

Im Jahre 1919 wurde von einem Firmenkonsortium in Zweedorf ein Munitionszerlegebetrieb aufgebaut. Dieser hatte als Folge des Versailler Abkommens, das die Entmilitarisierung Deutschlands festgeschrieben hatte, die vorhandene Munition zu vernichten. Im Betrieb arbeiteten über 300 Bechäftigte auch aus den lauenburgischen Dörfern. Ein am 1.Juni 1920 auftretender Betriebs-Unfall mit 2 Toten und einem Schwerverletzten trägt nicht zur Vertrauensbildung bei.


Schwanheide nach 1918


Bis zum Jahre 1921 gehörte Schwanheide zur Gemeinde Zweedorf. Dann wurde es eine selbständige Gemeinde. Jedoch gab es gemäß Staatskalender 1901 bereits einen Schulzen Abbe, der vermutlich nur ein Bauernschulze gewesen sein wird, der Schulze nur für die Erbpächter, Büdner und Häusler war und für den Bereich des Pachthofes keinerlei Zuständigkeiten hatte. In diesem Jahr 1921 löste sich Schwanheide von der Gemeinde Zweedorf.

Im ersten nach dem Weltkrieg neu herausgegebenen nunmehrigen Staatshandbuch für Mecklenburg-Schwerin ist der neue Schulze H. Martens, der dann 1927 als Hofbesitzer bezeichnet wird und 1921 auch in Niekamers Adressbuch aufgeführt ist. Der Besitzer des Erbpachthofes Heinrich Drews aus Hamburg wird nun als Gutsbesitzer bezeichnet. Die übrigen Angaben bis auf die Zahl der Häusler entsprechen denen von 1914. Die Zahl der Häusler ist nun auf 15 gestiegen, davon war eine die Dampfmolkerei, so dass die Häuslerei Nr.15 diese gewesen sein wird (ähnlich war es auch bei der genossenschaftlichen Molkerei in Klein Bengerstorf). Als ich 1964 in Hagenow einen Herrn Siegfried Persen kennen lernte, hieß es, er sei der Sohn des ehemaligen Molkereibesitzers aus Schwanheide.

Im Jahre 1922 wird die Siedlung Neuendamm, die aus einem Heidekaten in der Boizenburger Heide entstanden ist, zur Gemeinde Schwanheide gelegt. Im Staatshandbuch für das Jahr 1923 ist zu Neuendamm noch bemerkt "noch nicht gemeindlich erfasst". Da das Staatshandbuch nur die Vorgänge des vergangenen Jahres (oft auch noch weiter zurückliegende) enthält, ist der Übergang von dem ursprünglich zu den Boizenburger Siedlungen außerhalb der eigenen Feldmark gehörendem Neuendamm nach Schwanheide noch nicht aufgenommen. Neuendamm bestand aus zwei Büdnereien und einer Häuslerei.

1921 Niekamers Adressbuch

  • Abbe, Johann 35 ha..............................Hufe ?
  • Ahrens, Wilhelm 36 ha..............................Hufe 4 o.5
  • Brand, Franz 36 ha..............................Hufe 4 o.5
  • Gerlach, Paul 35 ha..............................HUfe 3 ?
  • Martens, Heinrich 31 ha..............................Hufe 2
  • Rakow, Fr. 66 ha, die Schwanheider Mühle
  • Saß, Johann 41 ha... Hufe 1, später Karl Scherner, 1953 Flucht in den Westen;
Auszug aus einem "Kataster des mittleren und kleinen Grundbesitzes". Die nicht besonders bezeichneten Spalten betreffen die Bonitierung in Scheffel und in Fuder, sowie den zu zahlenden Kanon in Scheffel und Mark. Durch Klicken in das Bild kann es vergrößert werden

Nach neueren Informationen (E.Wegener, Gresse) waren im Jahre 1950 die

  • Hufe 1 mit Carl Scherner, Nachfolger von Johann Saß
  • Hufe 2 mit Heinrich Martens
  • Hufe 3 mit Nieland
  • Hufe 4 mit Wunderwald
  • Hufe 5 ? ?
  • Hufe 6 ?

besetzt.

Im Adressbuch wurden 1921 7 Hofbesitzer genannt. 1855 wurden aber nur 6 Erbpächter angesiedelt. Die Differenz erklärt sich durch die Aufnahme des Besitzers der Schwanheider Mühle als Hofbesitzer mit 66 ha Land. Mit diesem Landbesitz ist er auch in einem buchmäßig zusammen gestellten Kataster des mittleren und kleinen Landbesitzes in Mecklenburg verzeichnet. Nach Ina Kahns war der Mühlenbetrieb am Anfang des 20. Jahrhunderts eingestellt worden. Im Jahre 1914 wird im Staatskalender in Schwanheide eine Schule, sowie auch eine Industrieschule genannt. Damit erfolgte die Trennung von der Zweedorfer Schule.

Im Jahre 1927 (Staatshandbuch) hat sich nur die Zahl der Häusler auf 17 vergrößert. Alle anderen Angaben entsprechen denen von 1923. Die Größenangaben des Gutsbesitzes haben sich nicht verändert. Im Jahre 1930 wird als Gutsbesitzer die Handelsgesellschaft "Produktion" GmbH aus Hamburg genannt. Dahinter wird weiterhin Heinrich Drews gestanden haben. Die Zahl der Häusler war auf 22 gestiegen Die Schule wird als einklassig ohne den Zusatz Industrieschule bezeichnet. Statt Haltepunkt liest man nun Bahnhof. Als Schulze wird weiterhin Hofbesitzer Heinrich Martens aufgeführt. Das nächste Staatshandbuch von 1937 verzeichnet einige wesentliche Veränderungen, weil in der Zwischenzeit eine Versiedlung des ehemaligen Erbpachthofes stattgefunden hat. Schwanheide wird mit 278 Einwohnern und einer Größe der Gemarkung von 959 ha aufgeführt. Es gibt noch immer die Poststation, die einklassige Schule und die 6 Hofbesitzer, die nun als Erbhöfe bezeichnet werden (dazu siehe unter Zweedorf), daneben 10 Siedlerstellen, 1 Schmiede 1 Brennerei, 2 Büdner, 22 Häusler (Dampfmolkerei), 1 Erbwassermühle und Krug und den Bahnhof. Bürgermeister ist Bauer Paul Brandt. Das letzte Staatshandbuch auf das Jahr 1939 benennt für Schwanheide 278 Einwohner und 959 ha Fläche der Gemarkung, nun 1 Erbpachthof, 5 Erbhofbauern, 1 Vollbauern, der noch kein Erbhofbauer ist, 13 Neubauernhöfe in Erbhofgröße, die nicht in die Erbhofrolle eingetragen sind, 27 Eigentumsgrundstücke, 3 Büdner, 31 Häusler, Schule, Molkerei Sägerei, Brennerei, Post, zugehörig zum Standesamt Zweedorf. Bürgermeister ist Carl Scherner, der Schwiegersohn von Johann Saß auf Hufe 1.

Das Staatshandbuch von 1937 bringt auch für Zweedorf durch die veränderten politischen Verhältnisse nach der nationalsozialistischen Machtübernahme einige Neuerungen: Es nennt für Zweedorf die Einwohnerzahl 300 Ew. und die Größe der Gemarkung mit 1331 ha. Weitere Angaben: Dorf, Pfarrkirche, Schule (1), d.h. einklassig, 17 Hofbesitzer 5 Büdner, 32 Häusler (1 Krug), Schmiede, 1 elektr. Schrotmühle; Neu Zweedorf 4 Hofbesitzer. Bürgermeister (nun nicht mehr Schulze): Landwirt (wohl Büdner) Heinrich Bahr

Das Staatshadbuch 1938 nennt für Zweedorf die Einwohnerzahl mit 238 Ew. und die Größe der Gemarkung mit 1334 ha und nun wieder richtigerweise 17 Erbhöfe, so nennt man die bisherigen Erbpachthöfe, die nun in eine Erbhofrolle nach dem nationalsozialistischen Reichserbhofgesetz eingetragen werden. Das hatte aber einige Voraussetzungen hinsichtlich der Größe, des arischen Status des Besitzers und Folgen zum Erbrecht. Die Erbhofbesitzer wurden als Bauern, alle Übrigen, beispielsweise Büdner, als Landwirte bezeichnet. Darüber hinaus werden 5 Büdner, 32 Häusler, die einklassige Schule, Schmiede und Kirche genannt. Bürgermeister ist Johann Simon.

1939 werden wieder 300 Einwohner und 1334 ha genannt, 17 Erbhöfe, 5 Büdner und 32 Häusler. Bürgermeister ist Gustav Köser.

4.4. Schwanheide und Zweedorf nach 1945

Eine noch größere Veränderung als der Erste brachte der Zweite Weltkrieg mit sich. Deutschland war in Besatzungszonen geteilt. Im Osten des Reiches mussten weite Gebiete an Polen und die Sowjetunion abgetreten werden. Dadurch kamen viele Flüchtlinge in das Land, die notdürftig untergebracht und mit Arbeit und Lebensnotwendigem versorgt werden mussten. Zweedorf und auch Schwanheide wurden zu Grenzdörfern an der Zonengrenze zwischen sowjetischer und britischer Besatzung. Zunächst war offenbar der Grenzverlauf nicht in allen Einzelheiten geklärt. MÜLLER berichtet in seinem Buch "Die Srecknitzfahrt" über einen Vorfall, der sich an dem Gehöft der Niebuhrschleuse ereignete: "Als nach der Kapitulation 1945 Mecklenburg von den Russen besetzt wurde, mußte die Familie des ehemaligen Schleusenwärters Franz Burmester, die dort noch wohnte und den Hof bewirtschaftete, das Haus verlassen, und die Russen zogen dort widerrechtlich ein. Der Steg über die Stecknitz wurde zerstört. ... Erst nach einem Jahr war es geklärt, daß die Burmesters wieder einziehen konnten."

1945 Die Bodenreform

Im Jahre 1945 unterfielen Betriebe mit land- und forstwirtschaftlicher Nutzflächen, die 100 ha überschritten, sowie Betriebe von aktiven Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern der Bodenreform. Laut einer Liste „Güter im Kreise Hagenow über 100 ha“ aus den Bodenreformakten im Landeshauptarchiv Schwerin war darunter der Betrieb des Schwanheider Erbpachthofes (Resthof), Besitzer Alm mit 123 ha Nutzfläche, 86 ha Acker, 12,30 ha Wiese, 0,55 Garten 6 ha Wald und der Geflügelfarm (?). Nun gab es weitere Siedlerhöfe in Schwanheide.

Die Maschinenausleihstation (MAS)

Im Jahre 1946 war in Wiebendorf der Maschinenhof der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) gegründet worden. Er wurde auf dem Gelände und in Gebäuden des ehemaligen Gutshofes angesiedelt. Die Aufgabe dieser Einrichtung war die Ausleihe von Maschinen vor allem an die Neubauern der Bodenreform. Dazu wurden Traktoren und Landmaschinen der ehemaligen Güter hier konzentriert. Im Jahre 1949 wurde dieser Maschinenhof zu einer Maschinenausleihstation (MAS), nun als volkseigener Betrieb, umgebildet. Dieser erhielt aus der wieder aufgenommenen Landmaschinen- und Traktorenproduktion der DDR weitere Maschinen, u. a. die Traktoren „Aktivist“ aus Brandenburg und „Pionier“ aus Nordhausen. Die MAS hatten auch zusätzliche politische Aufgaben zu übernehmen. Sie dienten als verlängerter Arm der Partei, der SED, wie formuliert wurde als „Stützpunkte der Arbeiterklasse auf dem Lande“. Dazu wurden zusätzlich zu dem technischen Personal auch an Fach- und Hochschulen ausgebildete Landwirte, die Agronomen und Zootechniker, und Instrukteure der Partei sowie auch der Jugendorganisation FDJ (Freie Deutsche Jugend) eingestellt. Das diente bereits der Vorbereitung der mittelfristig vorgesehenen Kollektivierung der Landwirtschaft aber auch der Steigerung der Erträge durch Einführung wissenschaftlicher Methoden in der Landwirtschaft. Die MAS Wiebendorf hatte ursprünglich ein Arbeitsgebiet, das den gesamten südwestlichen Teil des Kreises Hagenow umfasste. Dann wurden in Rodenwalde und 1951 auch in Schwanheide weitere MAS geschaffen. Zum Bereich der MAS Schwanheide gehörten Zweedorf, Nostorf, Rensdorf, Bickhusen, Horst, Vier-Streitheide, Gehrum, Metlitzhof, Schwartow, Heide, Heidekrug, Gresse, Badekow, Lüttenmark, Greve, Gallin, Leisterförde, Bürgerhof und Wendisch Lieps. Als Direktor wurde 1951 aus Wiebendorf der Wiebendorfer Direktor Ernst Schmidtke nach Schwanheide versetzt. Wegen der Größe wurden dann Maschinenstützpunkte als Außenstellen eingerichtet, auf denen Traktoren und Maschinen ständig stationiert wurden. Im Jahre 1952 erhielten die Maschinenausleihstationen (MAS) die neue Bezeichnung Maschinen- und Traktoren-Station (MTS). Die Begründung dafür war, dass die Maschinen nicht ausgeliehen wurden, sondern in Lohnarbeit bei den Landwirten arbeiteten. Es war jedoch bereits ein weiterer Schritt in Richtung der Kollektivierung der Landwirtschaft.

Nach dem Jahr 1960, als im "Sozialistischen Frühling" die Vollgenossenschaftlichkeit mit massivem Druck auf die noch abseits stehenden Bauern erreicht wurde, wurde im Jahre 1962 der Kreisbetrieb für Landtechnik mit Sitz in Setzin gegründet, der die einzelnen MTS als Teilbetriebe zusammenfasste. Der Betrieb Schwanheide bekam dann um 1970 die Spezialaufgabe zum Bau von Fördertechnik für die "industriemäßigen Tierproduktionsanlagen". Andere Betriebe wie Wiebendorf wurden den örtlichen LPG als Reparaturbasis übergeben.

Der Schwanheider Betrieb wurde nach 1990 privatwirtschaftlich zur FAS GmbH, Fördertechnik und Anlagenbau Schwanheide umgebildet.

Die landwirtschaften Betriebe nach dem Zweiten Weltkrieg

Die landwirtschaftlichen Betriebe wurden bereits seit der Einführung der Nachkriegsverwaltung mit einem Ablieferungssoll für landwirtschaftliche Produkte beauflagt. Diese Beauflagung durch das Landratsamt, später durch den Rat des Kreises erfolgte an die Gemeinde insgesamt. Innerhalb der Gemeinde wurde durch eine Differenzierungskommission die Beauflagung der einzelnen Betriebe vorgenommen. Diese bestand allgemein aus dem Bürgermeister, Gemeindevertretern und Vertreter der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB).

Zu Beginn der Fünfziger Jahre verschärften sich in allen Dörfern die Tendenzen, durch wirtschaftliche Maßnahmen die größeren Bauern, die ab einer Betriebsgröße von 20 ha unabhängig von der Bodenqualität als Großbauern bezeichnet wurden, zur Aufgabe ihrer Betriebe zu zwingen. Das betraf auch Zweedorfer und Schwanheider Bauern. Ein wesentliches Element dazu war die Verschärfung der Pflichtablieferung, die nun Anfang der Fünfziger Jahre durch die Möglichkeit „Freie Spitzen“ zu liefern, ergänzt wurde. Als „Freie Spitzen“ wurden die überschüssigen Produkte bezeichnet, die nicht für die Pflichtablieferung und auch nicht für den betrieblichen Kreislauf benötigt wurden. Für diese wurde ein wesentlich höherer Preis gezahlt. Dadurch konnten gerade die kleineren und die mittleren Betriebe durch intensive Ausnutzung ihrer Flächen höhere Gewinne erzielen. Die so genannten „Großbauern“ hatten nun mit der hohen Sollveranlagung zu kämpfen. Die Repressalien gegen die „Großbauern" nahmen immer mehr zu. Es wurden Hauskontrollen durchgeführt, wenn beispielsweise das Getreide-Ablieferungssoll nicht erfüllt war. Diese Kontrollen konnten innerhalb der Gemeinde angeordnet, aber auch von den staatlichen Erfassungsorganen vorgenommen werden. Zur Überprüfung der staatlichen Anbaupläne und Viehhaltungspläne, die den Bauern die Art und den Umfang des Anbaues der Ackerkulturen und der Viehhaltung im Detail vorschrieben, wurden Feld- und Hofbegehungen durchgeführt. Die Verweigerung der Hausschlachtung an Betriebe, die ihr Soll in der Schlachtviehablieferung nicht erfüllt hatten, war gang und gäbe. Dazu muss man wissen, dass das Schlachten für den Eigenbedarf bereits in der Kriegszeit und dann auch danach der Genehmigung durch die Gemeinde bedurfte. Diese durfte die Genehmigung an Betriebe mit Ablieferungsschulden nicht erteilen. Da andererseits die Landwirte als Selbstversorger auch keine Fleischversorgung auf der Lebensmittelkarte erhielten, waren sie gezwungen, Schwarzschlachtungen durchzuführen. Wurden diese entdeckt, so wurden sie wegen Wirtschaftsvergehen bestraft.

Die Verordnung vom 19.02.1953 eröffnete die Möglichkeit, sogenannte devastierte (wörtlich verwüstete) Betriebe festzustellen. Als solche wurden Betriebe bezeichnet, die ihr Ablieferungssoll nicht erfüllen konnten und deshalb auch wirtschaftlich schlecht standen. Sie war von der DDR-Führung als eine Möglichkeit gewollt, Betriebe zwangsweise zu enteignen und dann in einen Örtlichen Landwirtschaftsbetrieb (ÖLB) zu überführen. Das diente langfristig dem Ziel, damit den Kern Landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften (LPG) zu schaffen. Der ÖLB wurde dann – wie auch in den Nachbardörfern - kurzfristig gebildet. Darin gingen auch die Betriebe der Zwangsausgesiedelten ein.

4.5. Die Grenzsicherungsmaßnahmen der DDR

Die sowjetischen Truppen führten zunächst auch die Grenzbewachung durch, ab 1947 zusätzlich die deutsche Grenzpolizei. Für diese wurde ein Kompaniegebäude in Zweedorf am Bösdörper Weg errichtet. Das Grenzregime wurde immer mehr verschärft. Es wurde ein Grenzgebiet mit einer 5 km-Sperrzone, einem 500 m-Schutzstreifen und einem gepflügten und geeggten 10 m-Streifen eingeführt. Zweedorf und auch Teile von Schwanheide befanden sich im 500 m-Schutzstreifen, der auch, an die örtliche Situation angepasst, breiter als 500 m sein konnte. Dadurch war der Personenverkehr zwischen dem Dorf und den Nachbardörfern auf das Mindeste eingeschränkt. Besuche durften nur mit einem Passierschein erfolgen, dessen Vergabe einem strengen Reglement unterlag. Im Jahre 1952 wurden zur Abriegelung gegen die BRD die Sicherungsmaßnahmen verschärft. Ab 1961 wurden dann auch die Grenzsicherungsanlagen mit Grenzzaun, Wachtürmen, Minenstreifen und teilweise auch beiderseits eingezäunten Hundelaufstreifen eingerichtet.

Die mit Unterstützung der schwedischen Kirche erbaute Kapelle in Schwanheide, Quelle:privat

Die Grenzsicherungsmaßnahmen hatten zur Folge das die Einwohner Schwanheides nur mit Genehmigung nach Zweedorf fahren durften. Somit war auch der Besuch der Kirche in Zweedorf nicht mehr möglich. Deshalb wurde in den 1960er Jahren nach schwedischem Vorbild eine hölzerne Kapelle errichtet. Sie erhielt einen freistehenden Glockenstuhl, in den die Bronzeglocke von 1651 aus der abgebrochenen Zweedorfer Kirche integriert wurde.

In einer weiteren Stufe des Grenzregimes erfolgten in der "Aktion Ungeziefer" ab 1952 Zwangsausweisungen aus dem Sperrgebiet. Es wurden aus dem Sperrgebiet politisch missliebige und aus anderen Gründen unbequeme Familien in andere grenzfernere Kreise zwangsumgesiedelt.

Die Inventarliste des Hofes Scharnberg 1952, anlässlich der Zwangsaussiedlung verfasst. Quelle: Gentzen/Wulf
Das Ehepaar Scharnberg in der Kutsche und das Niederdeutsche Hallenhaus der Familie mit massivem Wohnteil ca. 1932. Quelle: Gentzen/Wulf

In Zweedorf betraf es 9 Bauernfamilien und 5 weitere Familien. Alle Neu Zweedorfer Familien unterfielen dieser Zwangsumsiedlung. Udo GENTZEN und Karin WULF haben in ihrem Buch unter dem Titel "Niemand wußte, wohin wir gebracht werden ..." u.a. das Schicksal der Familie Magda und Hermann Scharnberg aus Neu Zweedorf geschildert. Daraus sollen hier Auszüge erfolgen: "... wurde den Eheleuten ohne Angabe von Gründen die Zwangsaussiedlung mitgeteilt. Lediglich 24 Stunden sollten ihnen zum Packen bleiben. ... Hausrat, Möbel und Kleidung wurden auf zwei bereitstehende Lkw verladen und am nächsten Morgen zum Bahnhof Brahlstorf gebracht. ... Drei weitere Familien aus Neu Zweedorf waren ebenfalls von der Zwangsaussiedlung betroffen. Mit dem Zug ging es bis nach Malchin. Bei einer Bauernfamilie in Hungerstorf wurden die Scharnbergs zunächst einquartiert ... Hermann Scharnberg konnte Ende 1953 eine Bodenreformwirtschaft in Krummsee pachten. ... 1961 traten Scharnbergs der LPG bei. Obwohl man sich eingewöhnt hatte und von den Nachbarn allmählich akzeptiert wurde, blieb die Sehnsucht nach der Heimat." Von etlichen Zwangsausgesiedelten wurde berichtet, dass sie von den Einwohnern in den Orten in die sie gebracht wurden, zunächst mit dem Stigma des Verbrechers behaftet gesehen wurden.

Zusätzlich zu den Zwangsaussiedlungen betraf die Dörfer - auch Schwanheide und Zweedorf - die Flucht vieler Bauern in den Westen, insbesondere der sogenannten Großbauern, die nicht mehr bereit waren, die Drangsalierungen zu ertragen. Das war in den ersten Jahren ohne massive Grenzbefestigungen noch relativ einfach. So ist die Familie von Carl Scherner, Schwanheide Hufe 1; mit der Kutsche über die Grenze geflüchtet und in Nostorf ein Bauer mit dem Traktor und beladenem Anhänger durch die Stecknitz gefahren. Das setzte natürlich die Kenntnis der örtlichen Bedingungen und des Grenzwachregimes voraus. Die leerstehenden Gehöfte durften im Schutzstreifen nicht wieder mit Mietern belegt werden. Sie wurden abgebrochen. Überhaupt wurden Zuzüge in den Schutzstreifen nicht genehmigt. So sank die Einwohnerzahl immer mehr.

4.6. Weitere Entwicklung der Landwirtschaft

Nach 1952 wurden in der DDR verstärkt Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG) gegründet. Im Grenzgebiet - und nicht nur dort - entstanden, wie oben bereits dargestellt, zunächst die Örtlichen Landwirtschaftsbetriebe (ÖLB) aus den unter der Verwaltung der Gemeinden stehenden herrenlosen Betrieben. Diese waren entstanden durch das Verlassen der Betriebe nach extremen Druck durch die Belastung durch ein differenziertes Abliefeungssoll zu Ungunsten der sogenannten „Großbauern“ den Weg in die BRD gesucht hatten oder als sogenannte „devastierte Betriebe“ (wörtlich verwüstete Betriebe) enteignet wurden, oder gar in der „Aktion Ungeziefer“ aus dem Sperrgebiet ausgewiesen und in einer Nacht- und Nebelaktion in Gebiete fern der Westgrenze der DDR verbracht wurden. Davon war insbesondere Zweedorf betroffen, allein in Neu-Zweedorf 4 Familien. Einige Familien suchten, um den Repressalien auszuweichen, selbst den Ausweg durch Flucht in die westlichen Zonen zu entgehen. Das war gerade für Bauern, denen eine besondere Bodenständigkeit nachgesagt wird, keine einfache Entscheidung.

In Schwanheide entstand die LPG „Einheit“, in Zweedorf die LPG „

Die LPG "Einheit" übernahm eine private Geflügelfarm, die als Geflügelhof in der LPG unter der Leitung von Frau Jutta Steckmann weitergeführt wurde. Am 01.01.1966 wurde er als Zwischengenossenschaftliche Einrichtung relativ selbständig betrieben, der wirtschaftlichen Erfolg hatte. Ab 1990 wurde der Betrieb privatwirtschaftlich als Geflügelhof e.G. geführt. Dieser wurde im Jahre 2003 vom Betrieb "Geflügelhaltung und Eierhandel Ludwig Robbe e.K Voltlage" in der Nähe von Osnabrück aufgekauft und weitergeführt.

Als weiter zwischenbetrieblieche Einrichtungen wurden die Zwischenbetrieblichen Bauorganisationen gegründet durch der Zusammenfassung der Baubrigaden der LPG Schwanheide, Gresse, Greven, ... unter der Leitung von Bauingenieur Ewaldt Nielandt aus Schwanheide. Der Betrieb entwickelte sich derart, dass er auch größere Hochbauten und komplette Stallanlagen errichten konnte. Er betrieb später auch Kiesgruben bei Lüttow.

4.7. Entwicklung der Gemeinde Schwanheide nach der politischen Wende 1990

Nachdem am 9. November die Schlagbäume an der B5 u.a. Straßen geöffnet worden waren, wurde am Karfreitag 1990 auch die Brücke zwischen Zweedorf und Dalldorf geöffnet.

Die politische Wende der Jahre 1989/90 hat auch das Leben in der Gemeinde verändert. Die Öffnung der Grenzen und die Wiedervereinigung haben dem Boizenburger Gebiet wieder seine traditionelle Ausrichtung auf Hamburg gebracht. Schwanheide hat mit seiner Lage an der Berlin-Hamburger Eisenbahn gerade in dieser Beziehung eine herausragende Lage erhalten. Das betraf nicht nur den Einkauf sondern sehr schnell in vielen Fällen auch den Arbeitsplatz. Noch bevor das Wegbrechen vieler Arbeitsplätze in Boizenburg und Umgebung einsetzte, suchten sich viele eine besser bezahlte Arbeit in Lauenburg, Lüneburg, Hamburg usw. Viele Versorgungsfragen ließen sich nach der Währungsunion einfacher lösen. Das betraf insbesondere die Versorgung mit Baustoffen und Kraftfahrzeugen.

Im Mai 1990 wurde das Land Mecklenburg-Vorpommern neu gebildet. Es fanden die ersten freien Kommunalwahlen nach 1933 statt. Bei diesen Wahlen wurde die ... die stärkste Partei. Das Amt des Bürgermeisters erhielt Helmut Smiatek. Die Gemeindevertretung musste ihre Rolle in der kommunalen Selbstverwaltung erst wieder finden. Zu lange - seit 1935 - war sie verlängerter Arm der Staatsmacht gewesen und durfte nur in bescheidenem Rahmen eigene Entscheidungen treffen. Nun war sie frei in ihren Entscheidungen, jedoch auf Grund schwacher wirtschaftlicher Struktur in der Gemeinde waren die zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel dermaßen begrenzt, dass auch nur ein geringer Entscheidungsspielraum blieb. Am 17. Juni 1993 gab sich die Gemeindevertretung eine Hauptsatzung.

Die schwerwiegendste Veränderung war die Auflösung der LPG. Das Ende der LPG und die Schließung des KfL und weiterer Betriebe in der Umgebung sowie der überall einsetzende Arbeitsplatzabbau haben zu einer hohen Arbeitslosigkeit in der Gemeinde geführt, die wegen der fehlenden Steuereinnahmen den Handlungsspielraum für die Gemeinde weiter einschränkten. Für die Übernahme der Betriebe der ehemaligen Bodenrform-Siedler durch die Erben fehlten neben vielem Anderen auch persönliche Voraussetzungen, weil die Söhne und Töchter der ehemaligen Bauern anders geartete Berufe ergriffen hatten und häufig auch gar nicht mehr in der Gemeinde ansässig waren. Vor allem aber mussten die Erben zunächst ihr Erbe sichern, das ihnen – abgesehen von dem selbst bewohnten Grundstück - nur übereignet wurde, wenn sie in der Landwirtschaft tätig gewesen waren. Die Gebäude und Anlagen der ehemaligen LPG übernahmen die landwirtschaftlichen Betriebe der Familie Kirghof seit 1992 in Wiebendorf. In Beckendorf hat die Familie Peters seit 1992 eine Pferdezucht aufgebaut; dazu kommen noch Landwirte im Nebenerwerb im Ortsteil Beckendorf.