Ortschronik von Anita und Menning, 2011.

Aus Ortschroniken
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Kenndaten der Ortschronik
OrtGroß Godems
Zeitlicher SchwerpunktVorgeschichte, 1259 bzw. 1291-2011; fortlaufend
UrheberrechteAnita und Peter Menning
Erstellungszeitraumseit ca. 1930
Publikationsdatumveröffentlicht als Broschüre
Inhaltliche KategorisierungGeschichte der Gemeinde Groß Godems mit Klein Godems
Status (Ampelsystem)online Stand 2011, freigegeben, fortlaufende Bearbeitung offline


Die Geschichte von Groß Godern (mit Klein Godern)

Anita und Peter Menning. Groß Godems - früher bis heute, 720 Jahre Groß Godems - eine Zusammenfassung aus dem umfangreichen Material der Ortschronistin, zuammengetragen von Anita Menning, aufgeschrieben von Peter Menning, 2011.

Chronik 2011 Deckblatt
Chronik 2011 Deckblatt2

Anmerkung für diese Fassung im Ortschronikenportal: Fotos wurden entfernt, Bildunterschriften beibehalten, Fotos liegen beim Heimatverband MV vor.

Vorwort

Durch die Liebe zur Fotografie habe ich mir eine kleine Bibliothek von Ordnern geschaffen, die Geschehnisse in der Gemeinde nachweisen und dokumentieren. Dank der vielen Fotos von Lehrer Erwin Liefke (*22.11.1906,+25.12.1965), der mit seiner selbstgebauten Kamera bereits wertvolles Bildmaterial hinterlassen hat. Diese Leidenschaft hat Lehrer Johann Albrecht Behrens (*9.5.1930+27.9.1990) weiter gepflegt. Nach seinem Tod, der viel zu früh kam, habe ich von seiner Frau viele Fotos aus seinem Schaffen erhalten, die sich auf unser Dorf und die Schule beziehen.

Bilder: Links: Erwin Liefke, Rechts: Anita Menning und Johann Albrecht Behrens

Somit konnte ich aus der Fülle von Godemser Bildern, die ich bis in die Gegenwart vervollständigt habe, eine Sammlung zur Entwicklung von Groß und Klein Godems erstellen. Dazu gehören ebenfalls Dokumente aus Archiven, Zeitungsausschnitte, Orts- und Flurkarten und Aussagen von Bürgern unserer Gemeinde. Dieses Heft gibt einen kleinen Ausschnitt meiner Sammlung wieder. Leider ist es nicht möglich das gesamte Material in diesem Heft einzubringen. Allen Lesern soll es helfen, sich an ihre Jugendzeit zu erinnern und zeigen, wie die Vorfahren gelebt haben. Viel Spaß beim Lesen und beim Rückblick in die Vergangenheit.

Groß Godems, im November 2011 Anita Menning

Lage der Dörfer

Acht Kilometer südlich der Kreisstadt Parchim liegen die beiden Dörfer Groß Godems und Klein Godems. Ihre Koordinaten sind 53°; 22’ nördlicher Breite und 11°;48’ östlicher Länge und sie liegen 65m über dem Meeresspiegel. Heute ist Klein Godems kein selbstständiges Dorf mehr, sondern ein Teil von Groß Godems – der „Wiesenweg“. Zwischen den beiden Dörfern und der Stadt Parchim zieht sich ein Endmoränenrücken in west – südöstlicher Richtung. Er erstreckt sich etwa von Primank (südlich von Spornitz), als die Sonnenberge, über Kieckindemark, an Slate und weiter an Poitendorf, Leppin, Mentin vorbei, als die Ruhner Berge, bis etwa nach Nettelbeck im Brandenburgischen. Seine höchsten Erhebungen sind der Ruhner Berg, bei Leppin , mit 176m - der zweit höchste Berg in Mecklenburg Vorpommern und der Sonnenberg, mit 111m über dem Meeresspiegel, in der Nähe von Kieckindemark. Bei Slate gibt es jedoch einen Durchbruch dieser Endmoräne, durch den der Rote Bach, in die nördlich von ihr fließende Elde einmündet. Der Ort mit, seiner rund 950 ha Gemarkung, ist nur an seiner südlichen Grenze nicht von Wald begrenzt. Vorrangig ist es Nadelwald. Mischwald finden wir nördlich des Ortes, im Stadtforst der Stadt Parchim. Im Ort selbst wachsen gesunde und prächtige Eichen, Linden, Kastanien, aber auch verschiedene Nadelbäume und selbstverständlich viele Obstbäume. Die Nachbargemeinden des Dorfes sind im Osten Slate und Poitendorf, im Süden liegt hinter der Autobahn Karrenzin, im Westen reihen sich Barkow und Stolpe an und im Norden finden wir die Kreisstadt Parchim mit seinem Ortsteil Kieckindemark. Um interessierten Godemser Einwohnern und deren Gäste etwas aus dem Werden der beiden Orte bekannt zu machen, soll diese Dokumentation beitragen. Aus dem umfangreichen Material, das die Ortschronistin, Anita Menning, in vielen Jahren in Form von Bildern, Schriften, Urkunden und auch Gegenständen zusammen getragen und diese sortiert aufbewahrt hat, wollen wir versuchen, einen Abriss der Entwicklung der Orte zusammen zu stellen. Die Schriftstellerin Margarete Neumann schwärmt in einem „Reiseverführer Mecklenburg“ über die Landschaft mit Worten, die hier gut passen: „In einer Zeit, in der anderswo schon hohe menschliche Kulturen blühten, dieser Landstrich unter Eis lag; wie sich im Gletschergeschiebe die Hügel erst bildeten, die Seen und die kleinen kreisrunden Löcher auf den Feldern, die die Menschen hier Soll nennen. Und danach erst, nachdem das Eis abschmolz, stiegen Länder aus den Wasser auf: Jütland, Svealand, Gotland, Norrland. Zuerst Moos und Flechten, dann vielleicht das Ren – und keine Spur von Menschen. Später kamen die Wälder mit den Birken, Kiefern und der Hasel, den Ulmen, Linden und Weiden. Und schließlich die Eiche, die sich weit ausbreitete. Das Ren war nach Norden gezogen, immer dem Eise nach. In den hiesigen Wäldern blieben Elche und Hirsche. Doch noch immer lebten hier keine Menschen. Nordseewasser brach ein, machte das Binnenmeer Ostsee zur Meeresbucht und das Süßwasser salzig. Und dann endlich, nachdem sich die Natur gefestigt hatte, erschien der Mensch. Erst aus dieser Zeit stammen die frühesten Funde von Jägern und Fischern. Ihre Häuser waren flüchtig, aus Astwerk geflochten, mit Moos verdichtet und mit Riedgras oder Stroh abgedeckt. Sie zogen zu immer anderen Stellen, fertigten ihr Jagd- und Fanggerät aus Steinen und Knochen, Geweihen der Hirsche oder Elche. Sie lebten weit voneinander entfernt, in kleinen Gruppen. Vielleicht habe sie nie voneinander gehört. Aber wer kam und zeigte ihnen wie sie Feuer machen mus- sten, wie Feilspitzen, Äxte und Messer fertigen und den Ton formen und wie er gebrannt wird? Oder kamen sie selbst darauf ?“ Die Eiszeit hat auf ihrem Rückzug auch die Godemser Gegend als leicht hügelig und mit kargen Boden zurück gelassen, die sich vor allem mit Kiefern aber auch mit Eichen und Buchen bewaldete. Bodenfunde (Steinäxte, Speerspitzen, Schabesteine und Mahlsteine) zeugen von der frühzeitigen Besiedlung schon in der Steinzeit. So wurde nahe Groß Godems beim Graben eine schön geformte Streitaxt aus Grünstein entdeckt und nach Schwerin abgeliefert. Weitere Stücke wurden in jüngerer Zeit gefunden: ein Feuersteindolch zwischen Godems und Karrenzin, eine sehr fein gearbeitete Speerspitze auf Klein Godemser Feldmark und eine Steinaxt auf der Rühm, die im Besitz der Ortschronistin ist. Die Hünengräber in den Godemser Tannen an der Scheide zu Poltnitz und auch in den Godemser Tannen am Silberberg westlich des Ortes, stammen aus der Bronzezeit. Scherben in der Nähe des Hogen Viegel zeugen von der Siedlung von indogermanischen Stämmen in diesem Gebiet, denn die Germanen besiedelten einst den Norden Deutschlands zwischen der unteren Weser bis zur Odermündung und den Süden Skandinaviens. Der Name „Germanen“ stammt wahrscheinlich aus dem Keltischen und bedeutet „Nachbaren“. Ihre Blütezeit in diesem Gebiet war die Bronzezeit (etwa 1400 bis 1200 vor der Zeitrechnung). Sie führten eine friedliche Bauernkultur und gründeten wohl auch schon Siedlungen. Die Kelten besiedelten den mittleren Teil Europas, etwa vom nördlichen Frankreich bis Mittelungarn.

Bild: Diese Steinaxt fand Peter Menning 1998 auf der Rühm. Bild: Bronzezeitlicher Dellenstein im Schweriner Museum für Ur- und Frühgeschichte, gefunden von Günter Giese Bild: Den Mahlstein fand Wilfried Grützmacher auf dem Birkenbusch.

Um die Zeitenwende verschlechtern sich die klimatischen Verhält- nisse und die Germanen ziehen in breiter Front in südliche Gebiete. Nun drängen die slawischen Wenden aus dem Osten in unser Gebiet. Sie waren es wahrscheinlich auch, die als erste in unserer Gegend eine Siedlung aufbauten und diese den Namen „Wodamiz“ gaben. Die Bezeichnung entsprach nach dem altslawischen Dialekt - voda = Wasser und miz, mizeti = tropfen. Sodass Godems etwa „Ort an einem Wasserlauf“ bedeuten könnte. Der Ortsname änderte sich im Laufe der Zeit mehrfach. So entstanden „Wudenesse“ im 14.Jahrhundert, „Wudemitze“ und „Wudenisse“ im 15.Jahrhundert und im 16.Jahrhundert „Gudemtz“ bis letztendlich Godems daraus wurde. Die Zusätze „Groß“ und „Klein“ kamen erst später hinzu, denn in der ältesten Urkunde, in der die Orte erwähnt werden, wird von den beiden Wodamiz geschrieben, erst in einer Urkunde von 1312 das „Groß“ und das „Klein“ als Zusatz für die Orte genannt. Dabei war jedoch nicht die Größe der Orte, sondern wohl vielmehr die Bedeutung oder die Stellung der Orte ausschlaggebend für den Zusatz, denn Klein Godems war ursprünglich sogar größer und es wohnten wohl auch mehr Menschen dort als in Groß Godems. Auf der Suche nach dem ersten Standort eines Ortes Wodamiz kommt aber wohl keiner der beiden jetzigen Standorte in Frage, denn hier hat man keinerlei Bodenfunde nachweisen können, die die Entstehung der Orte in die entsprechende Zeit nachweisen. Auch gibt es auf der Gemarkung der Orte mehrere Wasserläufe, die ihnen ihren Namen hätten geben können. Es muss also noch eine Siedlung gegeben haben, aus der dann die beiden Godems entstanden sind. 1990 fand Herr Keuthe am „Hogen Viegel“, der sich in unmittelbarer Nähe eines Baches befindet, in der Grasdecke und dem Wurzelwerk eines umgeworfenen Baumes, Scherben, die slawische Herkunft aufweisen. Der Standort scheint auch in sofern wahrscheinlich, als er sich durch einen, für diese Landschaft, recht steilen Hang an seiner südwestlichen Seite und dem Bach (Mühlenbach) an seinem südlichen Hang, gut verteidigen ließ. Die Wenden, so nannten die Sachsen die Slawen, zu denen auch die hier siedelnden Obotriten gehörten, hatten auf ihrem Zug aus dem Osten um 800 u.Z., die hier ansässigen Goten verdrängt. Sie werden es gewesen sein, die in unserem Land Siedlungen erbauten. Davon zeugen die vielen Orte mit slawischen Namen. Aber schon 1160 besiegte der Sachsenkönig Heinrich der Löwe den Obotritenfürst Niklot, bei Werle in der Nähe von Bützow. Niklot hatte seinen Stammsitz in der Burg Mecklenburg bei Wismar schon aufgegeben und sich nach Werle an der Warnow bei Bützow zurück- gezogen, wo er endgültig von dem Sachsenkönig geschlagen wurde. Es begann die Verdrängung der Slawen durch Vertreibung, aber auch durch Vermischung mit den eindringenden Deutschen (Sachsen). Noch im 16.Jahrhundert ist in beiden Dörfern ein Teil der Bevölkerung slawischer Abstammung nachweisbar. Gleichzeitig begann auch die Christianisierung des Landes und damit auch bald die Gründung der Klöster im Land. Das Gebiet um Godems, mit den umliegenden Orten Schlepko (Slepkow), Brokow , Klokow und Lübow, gehörte in den Einflussbereich des Brandenburger Markgrafen Johann I. Er schenkte es 1227 dem Grafen von Dannenberg Adolf und dem Grafen von Schwerin Gunzelin, (Gunzel) die ihn unterstützten, den dänischen König Waldemar II, der sich mecklenburgische und pommersche Gebiete einverleiben wollte, erfolgreich zu schlagen. Das Gebiet ist also in fürstlichen Besitz und untersteht dem Verwaltungsbezirk Marnitz. Die beiden Grafen, verwandtschaftlich verbunden, holten deutsche Siedler ins Land, die das Land urbar machten und auch neue Orte errichteten. Während der Dannenberger Adolf vorrangig Siedler aus Niedersachsen holte, die Groß Godems gründeten, holte der Schweriner Gunzelin die Siedler, meistens slawischer Abstammung, aus seiner Schweriner Umgebung, welche Klein Godems aufbauten. Groß Godems wurde als Angerdorf, in dem um die Kirche herum die Höfe wie eine Wehrburg angelegt wurden. Wohl gleichzeitig, oder wenig später, begannen die Bauern, die aus der Gegend von Schwerin, (also Menschen vorrangig slawischer Abstammung), hierher kamen, Klein Godems als Weiler aufzubauen. Während bei einem Angerdorf eine gewisse Regel zur Anlage der Höfe bestand, bauten die Bauern in einem Weiler ihre Höfe nach Belieben auf, wohl jeder auf seinen ihm zugewiesenen Acker. Die Feldmark von Groß Godems, erstreckte sich zu dieser Zeit etwa zwischen dem „Knickschen Bach“ und der Verlängerung des heutigen Frachtweges im Norden und dem Mühlenbach im Süden nach Karrenzin hin, im Westen an der Scheide zu Barkow und im Osten mit den Godemser Tannen an die Poltnitzer Gemarkung. Klein Godems grenzte im Süden an die Groß Godemser Gemarkung. Im Osten an Poitendorf, Zachow und Slate, im Norden an dem Roten Bach und im Westen an Schlepkow, das bis zur Loog und dem Bauerbusch reichte. Das zeigt, dass die Feldmark von Klein Godems damals größer war, wie die von Groß Godems. 1551 sind in einer Urkunde in Klein Godems 21 bedepflichtige (abgabenpflichtige) Bauern erwähnt, während es in Groß Godems 19 Bauern sind. Beide Orte haben zusätzlich eine Schulzenstelle, die bedefrei waren. Schlepkow umfasste die Flächen, die heute zu Groß Godems gehören, bis an die Stolper Chaussee und Tobiasberg, also Schultenkamp, Bauernbusch, Borgstücken, Lehmkuhlenschlag und Birkenbusch und war mit 15 Hufen angegeben, davon sind 8 fürstliche und 7 der Stadt Parchim gehörend (1577). Die Orte Schlepkow und Brokow, das wohl nördlich des Roten Baches in der Dicken Hege lag, sind schon frühzeitig untergegangen. Die Feldmark wurde von Groß und Klein Godemser Bauern beackert und sie zahlten Pacht an die Stadt Parchim, die 1366 Anrechte an Schlepkow erwarb. Der Standort der beiden Dörfer konnte nicht genau ermittelt werden. Wahrscheinlich lag Schlepkow in der Nähe der heutigen ausgebauten Bauernstelle 4 (Borgstücken) auf dem Hahnenberg. Auf einer alten Flurkarte war hier der Flurname „Auf der alten Dörpstäde“ eingetragen, was auf die Lage eines untergegangenen Dorfes hinweisen kann. Erst 1769 einigten sich die Stadt Parchim und der Landesfürst über die Zugehörigkeit der Ländereien, dieser untergegangenen Dörfer, nachdem auch schon die Fürstenhäuser derer von Mallin, Hahn und Plessen Besitzansprüche gestellt und erhalten hatten. Der Rote Bach wurde als Grenze zwischen Godems und der Stadt Parchim (Kieckindemark) festgelegt.

Bild: Die Stiftungsurkunde

Am 10.August 1259 schenken die Grafen Adolf und Gunzelin die „beiden Wodamiz“ dem 1230 gestifteten Kloster Eldena bei Grabow. Die Urkunde dieser Schenkung ist bei einem Brand des Klosters 1290 vernichtet worden, aber in anderen Urkunden erwähnt worden. In einer am 19. Mai 1291 zu Schönberg ausgestellten Urkunde erneuert Konrad Gottschalk, Bischof von Ratzeburg, und der Graf von Dannenberg dem Kloster die alten „Gerechtsame“. Da diese Urkunde die älteste noch erhaltene schriftliche Erwähnung der beiden Godems ist, wird sie als Gründungsdatum der Orte herangezogen. In der Urkunde heißt es: „Er (Graf Adolf von Dannenberg) schenkte eins der beiden Dörfer Wodamiz, während Graf Gunzel von Schwerin das andere giebt“. Beide Orte gehören dem Kirchspiel von Slate an. In Klein Godems stand wohl eine Kapelle und in Groß Godems eine Kirche. Es gab hier keine Pfarreien und keine Pastoren und auch keine Kirchdiener (Küster). Diese Aufgaben wurden immer von Slate erledigt. Dem Kloster gehörten auch die Orte Karrenzin, Herzfeld, Stresendorf, Ziegendorf und Wulfsahl. Die Zugehörigkeit der Orte zum Kloster Eldena, wird noch des Öfteren in Urkunden bestätigt: so z.B. 1435 in einer Klosterurkunde mit der Bezeichnung Groß Wudenisse. Ansonsten gibt es wenig Informationen aus dieser Zeit von diesen Dörfern. Die Entstehung einer Wehrburg auf heutiger Godemser Feldmark, am Roten Bach, wird im 13.Jahrhundert vermutet. Ihre Bedeutung ist nicht eindeutig. Auch die Größe lässt sich nicht genau ermitteln. Ist es eine Ritterburg, oder eher ein einfacher Wehrhof gewesen? Gefundene Mauersteine im Klosterformat und mittelalterliche Scherben weisen auf die Entstehungszeit hin. Die Rote Burg war von einem Wall und einem Graben umzogener runder Platz. Eine von einem Graben umgrenzte Vorburg hatte wohl eine Verbindung mit dem Graben der Hauptburg. Über Entstehung, Zweck und Bewohner dieser Wehranlage ist nichts bekannt. Der Name wurde schon mit einer im Mittelalter in dieser Gegend begüterten Ritterfamilie Rohr in Verbindung gebracht. Konnte urkundlich nicht belegt werden. Vermutlich war es doch wohl ein Wehrhof, der seine Bewohner im Mittelalter vor häufigen Fehden und Räubereien schützen sollte. Lesen wir doch in einer um 1420 niedergeschriebenen Schadens- rechnung, dass die Brandenburger auf ihren Raubzügen auch in Klein Godems allerlei „genommen“ hatten. 1556 findet die Sekulation des Klosters statt, dass heißt, dessen Auflösung. Die Verhandlungen zwischen dem Herzog Ulrich und der Priorin des Klosters Margareta von Pentz, zogen sich jedoch bis 1558 hin, bis die Dörfer in den Besitz des Landesfürsten kamen und nun dem Amt Neustadt Glewe unterstellt wurden. Daneben mussten beide Dörfer dem Amte Marnitz Dienste leisten. Sehen wir uns nun die weitere Entwicklung der beiden Dörfer im Einzelnen an:

Klein Godems

Das ursprüngliche Bauerndorf bewirtschaftete weit größere Flächen, wie sie heute zu dem Ort gehören. Dazu bewirtschafteten die Bauern auch Flächen, des im 12. und 13. Jahrhundert untergegangenen Dor- fes Brokow, das in der heute mit Wald bestandenen Dicke Hege nördlich des Roten Baches lag. Auch des ebenfalls in der gleichen Zeit wüst liegenden Dorfes Schlepkow, das südlich des Roten Baches lag. 1366 kaufte die Stadt Parchim den größten Teil von Brokow, Klokow, Voddow, Lübow, Slepkow und Slate. 1769 schlossen die Stadt und das Amt Neustadt einen Vergleich über die Grenzziehung zwischen Godems und der Stadt. Der Rote Bach wird als Grenze festgeschrieben und Pachtzahlungen entfallen. Klein Godems hatte vor dem 30jährigen Krieg eine Schulzenstelle, zehn Hüfner (1560 legte man jeweils 2 Hufen zu einer zusammen) und einen Bödener (Büdner). Es sind nach einer Amtsbeschreibung von 1654 nur noch drei Stellen besetzt, wovon eine bald einging. Die hier durchziehenden Soldaten und mordenden und räubernden Horden hinterließen von dem Dorf nur Schutt und Asche. Nur wenige Einwohner blieben am Leben. Selbst von der Kapelle wird später nicht mehr berichtet. Das Amt in Neustadt richtet auf den wüsten Stellen 1662 einen Schäferhof ein, der von einem Hans Häweke geführt wird. Später, 1671, wird ein Pachthof eingerichtet. Die Gebäude werden vom Amt errichtet, denn in einer amtlichen Beschreibung heißt es: „Das jetzige Wohnhauß des Pensionary ist gar klein, und dabey sehr alt undt baufällig, dass es unmöglich in diesem Stande bewohnet werden kann, der Schafstall miserabel, eine Scheure ist gar nicht vorhanden“. Ab 1690 bis 1750 gelingt es dem Amt auch die letzten beiden Hüfner dem Pachthof zuzuschlagen. Der letzte Wirtschafter, einer der beiden Hufen, Peter Drewes stirbt im November 1717. Seine Witwe wird als die blutarme Drewesen am 3. April 1748 in Klein Godems auf dem dortigen Kirchhof begraben. Sie ist wohl die Letzte, die dort begraben wurde. Der Hof gehört zum Domanium, das heißt, er war fürstlicher Besitz und wurde für sechs oder mehrere Jahre an den Meistbietenden verpachtet. Der Erbpachthof hat nun 458,9ha Gesamtfläche und er konnte zu jeder Zeit gekündigt werden. Nun leben und arbeiten wieder 44 Einwohner in Klein Godems. Am 15 Juni 1816 wird der Hof in ein Erbpachtgut umgewandelt und von Herrn Jochim Hartwig Heinrich Vieth erworben und bewirtschaftet. Seine Erben verkauften den Hof am 28. August 1843 an Herrn Bernhard Maercker aus Pampin, der jedoch kein guter Landwirt war und das Gut verließ. Ein Herr Hoffmann erwarb den Hof. Er setzte sich ein „Denkmal“ indem er ein Ackerstück aufforstete, das jetzt noch unter den Flurnamen „Hoffmanns Kopp“ bekannt ist. Anfang 1892 wurde gemeldet, der 35 Last große mittlere Roggenboden enthaltende Hof sei an Herrn Dahl für 128 TM verkauft. Der vorige Besitzer Hoffmann kaufte den Hof allerdings ohne Inventar, zum Preis von 54TM. Im Jahre 1906 veräußerte Herr Dahl von seinem Hof 360ha Ackerland, Grünland und Wald an kleinbäuerliche Betriebe (Büdnereien) in Groß Godems und Wald an die Stadt Parchim. Um die Jahrhundertwende erwarb der Rittmeister Wilhelm Weger den Hof für seinen Sohn Wilhelm. Dieser verkaufte nochmals 20ha Ackerland an Godemser Landwirte, sodass ein Restgut von 78,9ha von ihm noch bewirtschaftet wurde. Die gesamte Fläche rechts der Chaussee nach Parchim (Panzerplatz) und die dahinter liegende Waldfläche waren von den Verkäufen betroffen, ebenso die Flächen links des Klein Godemser Weges bis an den Knickschen Bach, wo an der Parchimer Chaussee heute die Büdnereien Nr.11 und 12 liegen. Der Hof ist eine Anlage mit dem Gutshaus aus der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts, einem Rinderstall, einem Schweinestall und einer großen Feldscheune, so wie sie die älteren Godemser noch kennen. Drei gemauerte Pfeiler an der Hofzufahrt zeugten davon, das der Hof einmal eingezäunt war. Etwas abseits am Slater Kirchweg waren zwei Häuser für die Landarbeiter. Hinter dem Gutshaus lag eine Obstplantage mit Äpfel,- Birnen,- Kirschen – und Pflaumenbäumen. Südlich davon schließt sich ein kleiner Park mit verschlungenen Wegen. Verschiedene Baumarten umwachsen mehrere kleine Teiche, die aus der Gewinnung von Mergel entstanden sind. Die Mergelgewinnung war hier möglich, denn der ganze Hof lag auf einem Standort, an dem der beste und schwerste Boden weit und breit ist. 1958 übergab Herr Weger den Betrieb an den Rat des Kreises Parchim, da er alters – und gesundheitsbedingt nicht mehr in der Lage war, erfolgreich zu wirtschaften und seine Erben nicht gewillt waren, den Betrieb zu übernehmen. Der Rat des Kreises übergab den Betrieb der LPG (landwirtschaftliche Produktions- genossenschaft) zur kostenlosen Bewirtschaftung. Sie nutzte die Wirtschaftsgebäude für ihre Tierproduktion. Schon in den 1960ger Jahren wurde die Scheune aus baulichen Gründen abgerissen. Ab 1959 errichtete die LPG auf dem Grundstück des Gutes eine Rinderanlage (Offenställe). Am Rinder - und am Schweinestall wurde um, - aus – und angebaut. 1963 verstarb der letzte Gutsbe- sitzer Herr Wilhelm Weger. Seine Frau und eine Einliegerfamilie bewohnten das große Gutshaus bis 1978. Erhaltungsmaßnahmen wurden auch aus finanziellen Gründen nicht durchgeführt, sodass das Gebäude verfiel, bis es 1981 abgerissen wurde. Nach der politischen Wende verkauften die Erben des W. Weger den Resthof 1992 an Frau Dr. Cordula Kurze aus Niedersachsen, die eine Pferdezucht und einen Reiterhof aufbaute und betreibt. Sie baute die Rinderställe zu Pferdeställe und eine Reithalle um. Die Ackerflächen werden heute zum Teil als Weiden für die Pferde genutzt. Die beiden, noch vom Gutsherren für Landarbeiter errichteten Wohnhäuser, ließ sie für sich und ihre Angehörigen um – und ausbauen.

Groß Godems

Von den 19 Hufen, die es einmal in Groß Godems gab, waren 1556 in einer alten Flurkarte noch 16 Hufen, einschließlich der Schulzenhufe, mit unterschiedlicher Größe (von einer halben bis zu eineinhalb Hufe) verzeichnet. Die Nummerierung der Hufen begann gewöhnlich mit der Schulzenhufe (heute Leerstelle ehemals Krey) – Nr.1 – in Uhrzeigersinn um die Kirche herum. 1620 sind ebenfalls noch 16 Hufen verzeichnet, allerdings mit anderer Nummerierung. (Nr.1 ist der heutige Hof Lenzian). Es sind Hufen zusammen gelegt worden. Dann erreichte der 30jährige Krieg auch Groß Godems. Die Soldaten und plündernden Horden, die im 30jährigen Krieg durch das Land zogen, mordeten, wüteten, zerstörten und raubten mit unvorstellbarer Grausamkeit. Von den 15 Hufen und der Schulzenstelle waren acht wüst, das heißt, ihre Bewohner waren vertrieben oder umgebracht worden. Nur sieben Stellen waren noch besetzt, was natürlich nicht heißt, das es ihnen gut ging. Sie mussten sicher auch von Null wieder beginnen. 1656 sind südlich der Kirche drei, westlich zwei und nördlich bis nordöstlich zwei Höfe in einer Karte eingezeichnet. Noch 1703 sind diese 7 Höfe so in einer Handzeichnung dargestellt, jedoch mit einer zusätzlichen Stelle als Wohnhaus für einen Hirten, das am östlichen Ende am alten Friedhof lag. Dieser Katen wurde in der zweiten Hälfte des 19ten Jahrhunderts abgerissen, weil Platz auf dem Friedhof für Bestattungen gebraucht wurde. Der letzte Bewohner dieser Kate bekam Baufläche für die Büdnerei Nr. 1 . In der Flurkarte von 1755 gibt es einen Vermerk, das Bauplätze für vier Büdner abgesteckt seien, die auf der so genannten „Freiheit“ errichtet werden sollten. Später werden diese Büdnereien mit um die 20ha Ackerland ausgestattet und als Bauernhöfe geführt. Die „Freiheit“ war der Platz zwischen dem Dorf um die Kirche bis an den Weg, der von Karrenzin nach Parchim führte – etwa die heutige Parchimer Strasse. Hier war auch ein Schlagbaum errichtet, der das Dorf nach außen abriegelte. Auf der „Freiheit“, ein Areal das von der Kirche aus gesehen links der Drift lag, konnten von den Dorf- bewohnern allgemein genutzt werden.

Bild: Dorfskizze

Das Amt Neustadt trieb den Aufbau der verwüsteten Hofstellen nun voran. Es entstanden wieder 19 Hufen in einer neuen Anordnung und Nummerierung: Entlang der Langen Strasse, auf der südlichen Seite, liegen die Hufen 1 (heute Lange Strasse 22) bis 6 (heute Lange Strasse 13). Die Nummer 4 siedelt später in den Ausbau (Bohrstücken), auf dem ihr zugewiesenen Acker. An der freien Stelle wurde die Schule gebaut. Auf der nördlichen Seite der Langen Strasse liegen die Höfe beginnend mit der Nummer 7 (heute Lange Strasse 3) bis Nummer 12 (heute Hausnummer 11); Am Ring sind die Hufen Nummer13 und 14 bis an den Hägschen Weg und die Nummern 15 bis 18 angesiedelt. Die Nummer 19 wird an der Langen Strasse errichtet (heute Leerstelle Lange Strasse 20). Die sieben Hufen, die gleich nach dem 30jährigen Krieg begannen ihre Höfe wieder aufzubauen, haben zusammenhängende, also arrondierte Ackerflächen bis zu 45ha Größe erhalten. Die Größe der neu eingerichteten Höfe waren um die 20ha groß und lagen auf verschiedenen Flurstücken in der Gemarkung. 1828 gab es in Groß Godems 19 Hauswirte (9 Halbhüfner und 10 Achtelhüfner). Sie waren nicht Besitzer der Höfe, sondern bewirtschaften diese im Auftrag des Amtes und zahlten Pacht. Das Amt konnte die Bauern nach belieben von dem Hof entlassen. In der nachfolgenden Zeit wurden die Höfe in Erbpacht gestellt, das heißt, der Hof konnte von einem Nachkommen des Bauern weiter in Pacht bewirtschaftet werden – der Hof war aber immer noch Eigentum des Landesfürsten. In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts erließ die Landesregierung eine Verordnung, die es abgehende Bauernkinder oder auch Landarbeiter ermöglichte sich Büdnereien oder Häuslereien zu bauen. Eine Maßnahme, womit die Landesregierung dem Auswandern seiner Untertanen entgegen wirken wollte, denn in immer größeren Gruppen verließen Mecklenburger das Land. Auch aus Groß Godems verließen 1859 zehn Menschen das Dorf in Richtung Amerika. Die Einwohnerzahl betrug 337. Ein weiterer Beschluss des Landesfürsten ermöglichte den Erbpächtern, die eine Bauernstelle zur Pacht vom Amt bewirtschafteten, diese zum 25fachen Preis einer Jahrespacht, zu erwerben und einen erbpachtfreien Hof daraus zu machen. Dies sollte vorrangig Geld in die Kasse des Herzogs spülen, aber es gab dem Bauer auch die Möglichkeit, frei für die Zukunft zu investieren. Neue Bauernhäuser, Stallungen und Scheunen, aber auch Maschinen und Geräte wurden angeschafft. 1857 hatten schon 11 Bauern ihre Stelle in Erbpachthöfe erworben und konnten frei darüber entscheiden. Sie waren jetzt Erbpächter. Acht Bauern waren noch in einem Pachtverhältnis mit dem Amt. Weiterhin gab es zu dieser Zeit einen Büdner und 12 Häusler in Groß Godems. Die weitere Entwicklung des Dorfes ist rasant: 1907 werden 19 Erbpächter,6 Büdner, 41 Häusler, 1Gastwirtschaft und 1 Schmied gezählt. Die Molkerei wird 1910 gebaut und trägt zum Ausbau der Rinderhaltung erheblich bei, denn nun müssen die Bauern nicht mehr selbst die Milch verarbeiten und vermarkten. Die Entwicklung der Industrie läßt die Städte wachsen und für die Menschen müssen Nahrungsmittel hergestellt, aber auch bevorratet werden. Das führt zu höheren Preisen für die Produkte der Landwirtschaft. Der Weltkrieg 1914/18 unterbricht auch in Godems diese positive Entwicklung. Viele Männer des Dorfes müssen in den Krieg ziehen und 24 von ihnen bleiben im Feld. Die anschließende Weltwirt- schaftskrise wirkte sich aus. Vor Allem die kleineren Bauern und die Büdner verschuldeten sich und mussten verkaufen. 1922/23 wurde das Dorf an die elektrische Stromversorgung angeschlossen – außer dem Ausbau, der erst in den Nachkriegsjahren an das Stromnetz angeschlossen wurde. 1932 gibt es 19 Hofbesitzer, 14 Büdner und 48 Häusler, wobei Gastwirtschaft, Schmiede, Stellmacher und andere Handwerker darin enthalten sind. Also wurden in den 25 Jahren acht Büdnereien und sieben Häuslereien errichtet. Die Häuslereien werden hauptsächlich in der Langen Strasse nach Barkow und die Büdnereien am so genannten Büdnerberg an der Parchimer Strasse erbaut. Wieder können sich die Wirtschaften, durch die Politik des Staates, gut entwickeln und ein erneuter Aufschwung bringt den Landwirten bescheidenen Reichtum. Maschinen werden angeschafft – der erste Traktor (11er Deuz) läuft auf dem Hof Nr.4 Holm, Göpelantriebe, zum Beispiel bei Lange und Filter, konnten durch effektivere Elektromotoren ersetzt werden. Eine Mähmaschine wurde in den 20er Jahren angeschafft. Die Landwirtschaft, auch in Groß Godems, erlangt mit der Entwicklung der Industrie bei der Herstellung von Maschinen und Geräte, sowie dem zunehmenden Einsatz von Kunstdünger, einen raschen Aufschwung. Den Bauern geht es gut, was an den neuen Häusern und Wirtschaftsgebäuden zu erkennen ist. Die Nationalsozialisten trieben die Kriegsvorbreitungen voran und legten auch Lebensmittelvorräte an. Die Preise für landwirtschaftliche Produkte stiegen, somit auch die Erträge der Bauern. Doch wieder ist es ein furchtbarer Krieg, der die positive Entwicklung der Landwirte zu Nichte macht. Von fast allen Höfen müssen Männer in den Krieg ziehen. Die Großeltern mit den Frauen und Töchtern der Bauern müssen nun für die Erledigung der Arbeiten auf dem Feld und im Stall sorgen. Zwangsarbeiter aus den besetzten Ländern und Kriegsgefangene werden auch in Godems, unter strengen Regeln und Verhaltensmaßgaben, eingesetzt. Sie werden auch in Godems unterschiedlich gut behandelt. Im März 1945 erreicht der Krieg auch das Territorium des Dorfes: während Rudolf Rohde auf seinem Acker, auf dem heutigen Panzerplatz, Dung ablädt, fallen ganz in seiner Nähe Bomben, die für das Munitionslager „Slate – Süd“ bestimmt waren. Seine Pferde gehen durch und laufen nach Hause, während er unverletzt aber sehr erschrocken zurück bleibt. Dorfbewohner müssen später beim Verfüllen der Bombentrichter helfen. Im südlichen Bereich der Flur, am Hogen Viegel, stürzt ein englisches Flugzeug ab und versinkt dort im Morast. Eine Einwohnerin berichtet uns, dass sie beobachtet hat, dass wahrscheinlich in den letzten Tagen des April die Scheune des Bauernhofes Nr.19, mit durchziehenden Häftlingen eines Konzentrationslagers eine Nacht belegt wurde, die von bewaffneten Wachposten mit Hunden bewacht wurden. Eine andere Zeitzeugin berichtet, dass auf dem ausgebauten Bauernhof Nr.4, der Kommunist und nach dem Krieg in Parchim als erster eingesetzte Landrat Hase versteckt gehalten wurde, als dieser von den Nazis gesucht wurde. Die Wehrmacht war Anfang Mai kampflos durch das Dorf in Richtung Karrenzin und Barkow gezogen und ließen vielfach ihre Waffen, Munition und Ausrüstung zurück. So fanden die Bewohner des Hauses Lange Strasse 26 beim Roden einer Hecke 1987 noch scharfe Geschützmunition, die vom Munitionsdienst entschärft werden musste. Am 9. Mai 1945 ziehen die sowjetischen Soldaten in Godems ein. Sie räumen das Dorf vollständig ab der Kirche bis zum Dorfende in Richtung Barkow und wenige Tage später die gesamte Lange Strasse. Für die Einwohner des Dorfes begann eine schlimme Zeit. Es waren ja nicht nur die Dorfbewohner hier, sonder auch die Flüchtlinge und Vertriebenen aus den Ostgebieten – Ostpreußen, Schlesien und dem Sudetenland. Zeitzeugen berichten, dass zu der Zeit um die 800 Personen in Groß – und Klein Godems untergebracht werden mussten. Die russischen Soldaten verwüsteten in dem besetzten Dorfteil die Häuser und Ställe, das Vieh wurde weg getrieben und das Schlimmste waren die Vergewaltigungen der Frauen, wenn sie ihnen in die Hände fielen. Die Frauen hielten sich aus diesem Grund mehrere Tage im Wald, auf dem Feld und anderen Verstecken auf. Dieser Zustand dauerte bis Anfang August des Jahres 1945, wobei die Misshandlungen bald nachließen. Die Russen zogen dann nach Parchim oder auch in ihre Heimat und die Hauseigentümer konnten in ihre Häuser zurück kehren. Übergriffe der Russen auf Bewohner des Dorfes werden von Zeitzeugen geschildert: So wurde ein Flüchtlingsmädchen fast täglich von den Soldaten geholt und missbraucht. Der Gastwirt, Franz Jahnke, wurde in der Gaststätte erschossen, weil er einem betrunkenen Soldaten den Alkohol verweigerte und Frau Anna Gerloff, wurde von einem Russen erschossen, weil sie ihm ihr Fahrrad nicht freiwillig geben wollte. Sie berichten aber auch, dass die Russen im Dorf ein Lazarett mit einen Arzt hatten, der auch verschiedentlich Einwohner behandelte. Sie hatten in der Scheune des Bauern Hecht ein Kino eingerichtet, das jedoch nur für die Soldaten genutzt wurde. Nicht vollständig geklärt bleibt das Schicksal des Bauern Paul Plückhahn, der Besitzer der Bauernstelle Nr.3. Er, seine Frau und seine Kinder wurden in einem kleinen Teich hinter seinem Wohnhaus tot aufgefunden. Es konnte nicht geklärt werden, ob die Familie in den Freitod ging, oder ob sie von den Russen, oder gar von den bei ihn zwangverpflichteten Polen ermordet worden sind. Sein Bruder, Christian Plückhahn aus Klockow, übernahm die Wirtschaft, bis dieser den Hof in Richtung BRD verließ. In jüngster Zeit (Juli 2009) fanden Einwohner auf ihrem Hof Lange Strasse 34, bei Erdarbeiten mehrere Stahlhelme deutscher, wie auch russischer Herkunft. Wie und warum sie hier vergraben wurden, ist nicht bekannt. Von Zeitzeugen gibt es keine Hinweise auf irgendeine Erklärung für diesen Fund. Fraglich ist, ob auf dieser Häuslerei das erwähnte Lazarett eingerichtet war. 33 Männer aus Groß – und Klein Godems bleiben für immer im Krieg. Ihnen setzten die Godemser, allen voran der Büdner Albert Feilcke, 1958 einen Gedenkstein, der heute auf dem Friedhof neben dem Gedenkstein für die gefallenen Godemser des Ersten Weltkrieges aufgestellt ist. Beide standen einmal neben der Schule, dort wo jetzt die Schulturnhalle steht. Andere Godemser mussten zum Teil für viele Jahre in Gefangenschaft. So kam der Häusler Hermann Haase erst 1949 aus Gefangenschaft zu seiner Familie nach Hause.

Bild: Die Kriegerdenkmale aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg

Der Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg, mit den neuen politischen Bedingungen, war äußerst schwierig. Es sollte eine neue Gesellschaftsordnung nach sowjetischen Vorbild entstehen. Die sowjetische Militäradministration erließ Verordnungen und Befehle bis allmählich die deutschen Ämter diese Aufgabe, unter Aufsicht der Sowjets, übernahmen. 1946 schlossen sich die Sozialdemokratische und die Kommunistische Partei in der Sowjetischen Besatzungszone zur Sozialistischen Einheitspartei (SED) zusammen. Sie übernahm das Zepter und verfolgte konsequent ihre Ziele. Das Privateigentum sollte abgeschafft werden und das Volkseigentum an Produktionsgegenständen und Produktionsmitteln den Wohlstand für Alle bringen. Wie sich die Entwicklung in Groß Godems weiter zeigte, soll in einzelne Abschnitte beleuchtet werden – Verwaltung, Kirche, Bildung, Landwirtschaft, Handwerk, Handel, Kultur u.a.

Die Verwaltung der beiden Dörfer

Offensichtlich stand die Siedlung Wodamiz im Besitz des Brandenburger Markgrafen, denn er hatte diesen Ort 1229 an die Grafen Adolf von Dannenberg und den Grafen Gunzelin von Schwerin geschenkt. Die Dörfer sind also in fürstlichen Besitz und werden durch das Amt Marnitz verwaltet. 1259 schenken die beiden verschwägerten Grafen Adolf und Gunzelin, wie schon erwähnt die beiden Dörfer dem Kloster Eldena bei Grabow, wobei das Amt Marnitz weiterhin die Verwaltung inne hatte und so auch die Fürsten Einfluss auf das Werden der Orte nehmen konnten. Nach der Aufhebung des Klosters 1558, fallen die Orte an den Landesfürsten, im Zuge der „Hauptlandesteilung“ an das Herzogtum und ab 1815 an das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin. Dieses wurde 1919 nach der Novemberrevolution zum Freistaat Mecklenburg-Schwerin umgebildet. 1945 gehörten Groß – und Klein Godems zum Land Mecklenburg-Vorpommern, später Mecklenburg, von 1952 bis 1990 zum Bezirk Schwerin und seitdem zum Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Schon in sehr frühen Zeiten übte der jeweilige Landesherr die staatliche Macht mit Hilfe seiner Vogteien bzw. Ämter aus. Unsere Dörfer unterstanden erst dem Amt Marnitz, dann dem Kloster Eldena, das ebenfalls das Amt in Marnitz nutzte. Nach der Reformation und der damit verbundenen Auflösung der Klöster, beauftragte der Landesherr das Amt Neustadt mit der Verwaltung der Orte. Ab 1925 ist es das Amt Parchim und ab 1933 der Kreis Parchim, der für die Dörfer zuständig ist. In Parchim ist auch heute noch, nach einer Kreisreform 1994, unsere Verwaltungsbehörde und eine weitere Kreisreform ist in Vorbereitung. Wie schon an anderer Stelle erwähnt, bildete der Dorfschulze die Stütze des Amtes und die Verbindung zum Dorf und seinen Einwohnern. Nur sporadisch werden die Schulzen in den Akten erwähnt. In alten Karten, die in Kopien vorliegen, sind die Namen der Schulzen und ihre Höfe gekennzeichnet: Lange Zeit war die Hofstelle des Schulzen – die Hufe Nr.1 - , die heute leer stehende Hofstelle Am Ring (Krey). Schon vor 1590 ist ein Leppin auf der Stelle als Schulze, 1620 wird ein Chim Leppin, 1703 ist es Jochim Leppin und 1758 Hanß Leppin auf dieser Stelle als Schulze genannt. Er ist der letzte Leppin in diesem Amt, denn seine Söhne sterben an einer Seuche und durch Unglücksfälle. Nur seine jüngste Tochter bleibt am Leben. Sie heiratet einen Krugpächter Johann Joachim Themar aus Stolpe, der das Schulzenamt zugesprochen bekommt. Dieser wird 1795 „abgemeiert“ (abgesetzt) und Jochim Christian Brümmer als Schulze eingesetzt. Er gilt als der Erbauer des letzten Wohnhauses auf der Schulzenstelle am heutigen Ring, das im Typ eines Niederdeutschen Hallenhauses errichtet war und 1984 abgerissen wurde. Die Stelle steht heute leer. Ein Balken mit der eingeschnittenen Jahreszahl 1836 wurde beim Abriss geborgen. Ein Gesuch an das „Hohe Herzogliche Amt vom 30. October 1808“ mit der Bitte um Hilfe für zwei unmündige Kinder, ist von dem Schulzen J.C. Brümmer unterzeichnet. Er wollte jedoch seinen Sohn vor dem Militärdienst schützen, indem er ihn bei Amt um einige Jahre älter angab. Daraufhin wurde er angeklagt und seines Amtes enthoben. Das Schulzenamt ging nun auf den Hofbesitzer Krull über. Die Schulzenstelle war lange Zeit erblich, jedoch nur solange es dem Landesfürsten gefiel und die Bedingung erfüllt war, dass der Schulze Lesen und Schreiben können musste. Oft war er der Einzige im Dorf, der des Schreibens mächtig war. Im 19ten Jahrhundert änderte man die Nummerierung der Hofstellen erneut und die Vererbbarkeit der Schulzenstelle wurde abgeschafft. Was jedoch nicht heißt, das er nun von den Einwohnern gewählt werden konnte. Er wurde weiterhin vom Landesfürsten eingesetzt. 1907 und auch noch 1910 war der Häusler Fritz Madaus Schulze in Groß Godems. In Klein Godems hat es sicher auch das Schulzenamt gegeben, denn es gab dort ja auch den Schulzenacker. Eine Amtsbeschreibung im Landesbuch des Amtes Marnitz aus dem Jahr 1551 weisen für Klein Godems 21 bedepflichtige Bauernhufen auf, dazu 1 Freihufe, die dem Schulzen zusteht. Namen sind nicht bekannt. Nach dem 30jährigen Krieg, als das Dorf in Schutt und Asche lag, und nur drei Bauernstellen noch existierten, die dann im Laufe der Zeit auch in den entstandenen Gutshof eingingen, war ein Schulze nicht mehr erwähnt worden. Die Gutsbesitzer regelten die Angelegenheiten. Klein Godems wurde von Groß Godems mit verwaltet, bis es letztlich ein Ortsteil – ja heute nur noch ein Straßenzug von Groß Godems ist. Mit der Abschaffung der Monarchie in Deutschland 1918 (Novemberrevolution) änderte sich der Aufbau der Gemeindeverwaltung. Schon vor 1918 gab es einen vom Amt ernannten Ortsvorstand, bestehend aus dem Schulzen und zwei Schöffen, der kontrolliert wurde durch mehrere Vertreter der Erbpächter, je einem Deputierten der Büdner und Häusler sowie meistens dem Lehrer, als Protokollführer. 1919 kam es erstmalig zur Wahl der „Dorfvertretung“. Sie bestand aus Gemeindevertretern und dem Gemeindevorstand, der sich wie bisher aus dem Schulzen und zwei Schöffen zusammen setzte. Der erste gewählte Ortsvorsteher, wie der Schulze jetzt genannt wurde, war von 1918 bis 1928 der Schuhmacher und Häusler Joachim Plückhahn. 1928 löste ihn der nun gewählte Hofbesitzer Walter Lange ab. 1934 wurde der Hof- besitzer Wilhelm Graue, der jetzt Bürgermeister genannte Dorfvorsteher, gewählt, und schon nach drei Jahren 1937 von Ernst Binder abgelöst. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Johannes Benders als Bürgermeister eingesetzt, der nur von Mai bis Juli im Amt war, nachdem es Proteste der Dorfbewohner zu seinen Anordnungen gab. Es wurde August Wulff eingesetzt, der dann 1946 auch bei der demokratischen Listenwahl gewählt wurde und dieses Amt bis 1951 inne hatte. In diesem Jahr verlor Groß Godems seine Eigenständigkeit und wurde der Gemeinde Karrenzin angeschlossen. Die Wahlen der „Volksvertretungen“, die ihren Bürgermeister und den Rat der Gemeinde dann festlegten, erfolgte ab nun über eine „Einheitsliste der Nationalen Front“, die nur Ablehnung oder Zustimmung zuließ. In der Zugehörigkeit zu Karrenzin von 1951 bis1957, waren Johann Ackermann, Walter Schettler und Alfred Filter Bürgermeister - auch für Groß Godems und Wulfsahl. 1957 wird Groß Godems mit dem Ortsteil Klein Godems wieder eine selbstständige Gemeinde. Eine neue Gemeindevertretung wurde gewählt, die Ewald Semerau zum Bürgermeister ernannte. Die nächste Legislaturperiode von 1961 bis 1965 führte der Karrenziner Leonhard Bretz die Gemeindevertretung. Ab 1965 bis 1989 wählten die Einwohner des Dorfes immer wieder Hans Ulrich Albrecht als Bürgermeister. Er gewann auch die Wahl, die nach der politischen Wende 1990 stattfand, blieb bis 1994 der Bürgermeister in Groß Godems und wurde dann Verwaltungsangestellter in der neuen Gemeindeverwaltung „Parchimer Umland“, die für die Dörfer von Ziegendorf bis Spornitz mit ihren Ortsteilen alle verwaltungs- technischen Aufgaben erledigen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Bürgermeister in der Nachkriegszeit hauptamtlich angestellt und sie hatten eine bis zwei Angestellte in ihrem Büro. Ab 1994, der nächsten Wahl der neuen Gemeindevertretung, ist das Amt des Bürgermeisters ehrenamtlich. Bis 1999, jetzt für fünf Jahre, ist es Wilfried Grützmacher. Die nächste Wahlperiode ist es Erhard Neick, der 2004 von Uta Bossow abgelöst wird, die auch 2009 erneut die Wahl gewann. Ab dieser Wahl wird der Bürgermeister von den Dorfbewohnern direkt gewählt. Ab 2004 wurde die Gemeindeverwaltung „Parchimer Umland“ mit der Gemeindeverwaltung „Eldetal“ mit Sitz in Domsühl zusammen- geschlossen und führt den Namen „Parchimer Umland“. Der erste gemeinsame Haushaltsplan wurde ab den 1.1.2005 aufgestellt.

Einwohner - Entwicklung

Die Entwicklung der Höfe, Gebäude und Einwohner in Groß Godems: Ursprünglich gab es in Groß Godems 19 Hufen und eine Schulzenhufe. 1556 wurden nur noch 16 Hufen, einschließlich der Schulzenhufe, erwähnt. Dabei sind keine Einwohnerzahlen angegeben. 1620 sind auf einer alten Zeichnung noch diese 16 Hufen eingezeichnet. Es waren kleine Stellen zusammen gelegt worden. Ein „Landmesser“ Beiker oder Beikov hat auf einer Karte , die an das Ministerium nach Neustadt am 6.IX. 1755 abgeschickt wurde, nur die sieben nach dem 30jährigen Krieg erhalten gebliebenen Höfe eingezeichnet. Außerdem hat er „den Ort alwo die 4 anzubauende Büdner abgetheilet sind“ eingezeichnet. Auch hier gibt es noch keine Einwohnerzahlen. (Abb.Seite 14) Ab Mitte des 18ten Jahrhunderts entstanden, wie schon erwähnt, in der heutigen Langen Strasse mit Unterstützung des Amtes Neustadt, neue Bauernhöfe, sodass wieder 19 Höfe - die Hufen - entstanden. Die Nummerierung wurde neu festgelegt und die Schulzenstelle war ab nun nicht mehr die Nummer 1. Ab jetzt war die Bauernstelle Nr. 1 die heutige Hausnummer Lange Strasse 22 und die Nummerierung ging entgegen dem Uhrzeigersinn in der Langen Strasse bis zur Nr.6, heute Hausnummer 13. Auf der anderen Strassenseite begann die Nummerierung Nr.7 mit der heutigen Hausnummer Lange Strasse 3 bis Hausnummer 11 als Hufe Nr.12). Am Ring gab es die Hufen 13 bis18 und die Huf Nr19 war wieder an der Langen Strasse – heute die leer stehende Hofstelle Hausnr. 20. Es gibt jedoch keine Angaben zu den Einwohnerzahlen. 13 Jahre später, 1768, meldete der Schulze Christian Leppin 171 Personen an das Amt. Unterteilt in: 1. Herzogliche Unterthanen Hauswirte ½ Hüfner :60 Personen: Eheleute, Kinder und Dienstleute = 9 Haushalte 2. Altentheilers Leute, Büdner, Einlieger und Hirten: 90 Personen =19 Haushalte 3. Noch zum Dorf gehörige Unterthane so abwesend: 6 Personen 4. Freie Leute/ Lehrer und Küster/Slate: 15 Personen = Schule

Die sechs Personen, die als „Unterthane so abwesend“ bezeichnet sind, waren Godemser, die in anderen Dörfern oder in der Stadt in Stellung waren. Alle wurden jedoch als herzogliche Untertanen bezeichnet – dem Herzog gehörig! Wenn in der Auflistung von insgesamt 28 Haushalten gesprochen wurde, heißt das jedoch nicht, dass auch 28 Häuser zu dieser Zeit in Godems standen. Die Altenteiler und auch die Einlieger lebten doch weiterhin bei ihren Nachkommen und nicht in eigenen Häusern und wurden wohl als Haushalt gezählt. 1857 werden in Groß Godems 19 Bauerhöfe, 1 Büdnerei und 12 Häuslereien, also auf insgesamt 32 Stellen, 314 Bewohnern registriert. In diese Zeit fällt ja die Anordnung der Landesregierung über die Errichtung von Büdnereien und Häuslereien. 1907 werden wieder 19 Hauswirtschaften, aber 6 Büdnereien und 41 Häuslereien gezählt, also 66, darunter auch eine Gastwirtschaft und ein Schmied. In den 50 Jahren sind fünf Büdnereien und 29 Häuslereien neu entstanden. 1910 wird im Ort eine Molkerei und 1911 eine neue Schule gebaut. Für 1932 liegt uns eine weitere Bestandsaufnahme vor, die uns die Entwicklung der Hofstellen zeigt: danach sind es nun unverändert die 19 Hofbesitzer, 14 Büdner und 48 Häusler, insgesamt 81 Hofstellen, was gleichbedeutend mit Wohnhäuser anzusehen ist. Als Handwerker gibt es nun außer den Schmieden und Stellmacher noch Schuster und Schneider. Gastwirtschaften und Kaufmannsläden sind entstanden. Im Archiv des Landratsamtes Parchim gibt es ein Adressbuch aus dem Jahr 1933, in dem auch alle Adressen von Groß und Klein Godems aufgeführt sind – jedoch nicht die Gebäude. Für Groß Godems erscheinen folgende Angaben: Entfernung von Parchim: 9 Kilometer. Postort: Gr.=Godems (Postagentur). Bahnstation: Parchim. Schulverband: Gr.= Godems. Lehrer, Karl Plaenert. Gr.=Godems 14. Kirchspiel: Slate, Standesamtbezirk: Slate, Standes- beamter: Lehrer Beß, Slate. Gendarmerie: Parchim, Parchim 52. Gemeindevorsteher: Hofbesitzer Walter Lange. Gemeinde: 400 Ein- wohner. Für Klein Godems sind drei Adressen mit 23 Einwohnern eingetragen und der Ort ist als eingemeindet vermerkt. Der Zweite Weltkrieg hat, wie auch schon der Erste Weltkrieg Folgen auf die Einwohnerzahlen der Orte. Während im Ersten Weltkrieg 24 Männer fielen, sind es im Zweiten Weltkrieg 33 Väter, Söhne und Geschwister die nicht wieder nach Hause kehren. Anderseits kommen 1945 viele Flüchtlinge und Vertriebene aus Ostpreußen, Schlesien und dem Sudetenland in den Ort. Genaue Zahlen liegen nicht vor. Zeitzeugen beteuern, dass zeitweise über 800 Menschen in Groß und Klein Godems untergebracht werden mussten, und das in der Zeit, als das halbe Dorf von den Russen geräumt war. Nach dem Krieg wurden Unterschiede der Hofstellen bald abgeschafft und Hausnummern für die Häuser eingeführt, wodurch es schwierig ist, heute noch die Gehöfte zu den einzelnen früheren Nummern zuzuordnen. Das gilt für die Büdnerein und Häuslerein, da die einstige Nummerierung nach ihrem zeitlichen Aufbau erfolgte. Dabei wurden die Büdnereien in der Parchimer Strasse (Büdnerberg) und die Häuslereien, vor allem. in der Langen Strasse, errichtet. In der Zeit der sowjetischen Besatzungszone und der DDR setzt auch wieder die Bautätigkeit ein. Außer Wirtschaftsgebäude entstehen in Groß Godems 17 neue Wohnhäuser, an den Bauernhäusern und Häuslereien wurde um – und ausgebaut. Vor allem in den Büdne- reien, wurde vielfältig der Stallteil, der in den Büdnerhäusern inte- griert war, zu Wohnraum umgebaut, sodass vielfach zwei Wohnun- gen in einem Gebäude entstanden. (Parchimer Strasse Nr.: 14;15;16; 18;19;23;26;27;28 und 29) In den Häuslerhäusern war sowohl der Wohnraum als auch der Stallteil so klein, dass sich hier nur eine Vergrößerung und Verbesserung des vorhandenen Wohnraumes in den Häusern erreicht werden konnte. 1957 werden in Groß und Klein Godems 499 Einwohner registriert. 1979 waren es 361 Einwohner, davon waren 147 Männer, 149 Frauen und 65 Kinder unter 14 Jahre. 1989 zählte man 355 Männer, Frauen und Kinder in Groß Godems. Nach der politischen Wende setzte erneut die Bautätigkeit ein. Es wurde 2001 mit der Erschließung eines neuen Wohngebietes begonnen – die „Waldsiedlung“. Sie liegt am Frachtweg östlich des Büdnerberges und die neu entstandene Strasse ist die „Carl Abs“ Strasse – benannt nach einem in den 20ger Jahren berühmt gewordenen Athlet, der in Groß Godems geboren wurde. 2003entstand hier das erste Einfamilienhaus. Bis Ende 2010 sind hier zehn Einfamilienhäuser bezogen und das elfte steht kurz vor seinem Bezug. Außer den Bauten in der Waldsiedlung, sind in Groß Godems weitere 22 Häuser in den vergangenen 20 Jahren entstanden. Zu diesem Zeitpunkt (2010) gab es in Groß Godems 124 Wohngebäude, davon 15 Häuser mit zwei Wohnungen. Die Einwohnerzahlen entwickelten sich wie folgt. 1999 wohnten in Godems 381 Personen, 2009 waren 394 gemeldet. Diese Zahlen verdeutlichen, dass in den Häusern immer weniger Personen wohnen, die Familien kleiner werden!!! Außer den Nebengebäuden, die zu den Wohnhäusern gehören, gab es zu der Zeit eine Schule, die Kirche, die Friedhofshalle, das Feuerwehrhaus und ein Postgebäude, in dem die Telefonvermittlung untergebracht ist. Als Handwerksbetriebe sind das Autohaus Burmeister mit Reparaturwerkstatt, die Lackiererei Burmeister und die Tischlerei Kolacny zu nennen sowie die Wirtschaftsgebäude der Landwirtschaftsbetriebe. Aber es wurden nicht nur neue Häuser gebaut. Man hat auch Häuser abgerissen, die nicht wieder aufgebaut wurden. Das betrifft die Häuser Am Ring: Haus Bossow 1960; Haus Krey 1984 und Haus Holm im Ausbau 1976, das Gutshaus in Klein Godems 1982 und die Häuslerei in der Langen Strasse Nr.35 im Jahr 2004. 1993 brannte das Wohnhaus Iwe – Lange Strasse 20 bis auf die Grundmauern ab und wurde nicht wieder aufgebaut, sodass die Hofstelle leer steht. Weitere Brände an Wohnhäusern sind aus früheren Zeiten zu erwähnen: am 11.10. 1835 brannte das Gehöft Brümmer ab (die heute leer stehende Hofstelle Krey), im Jahr 1909 brannte die Schule ab, in den 20ger Jahren des 20ten Jahrhunderts brannte das Gehöft Graue ab (heute Lange Strasse 13). Etwa zur gleichen Zeit brannte das Haus Iwe ab, beide wurden wieder aufgebaut. 1993 brannte das Haus Iwe, wie schon erwähnt, erneut ab. 1948 brannte die Häuslerei Holm in der Langen Strasse 36 (heute Mirko Kossian), 1949 verursachte ein Defekt der Elektroanlage einen Brand in der Häuslerei Horn (Lange Strasse 8) und 1950 brannte die Büdnerei Feilke in der Parchimer Strasse 27 durch Blitzschlag, die wieder auf-gebaut wurden.

Bild: Statistik der Jahre 1984-2010 (Schwankte zwischen 1984 und 2010 zwischen Werten zwischen 336 und 400)

Kirche

Unsere Vorfahren, die in urzeitlicher Vergangenheit noch nicht sesshaft waren, lebten ohne sich mit Orakel, Götter und ähnliches zu befassen. Erst als sie siedelten und ihre Behausungen bauten, begannen sie Opferstätten zu errichten, an denen sie für ihre Sicherheit, Gesundheit und andere Dinge beteten und opferten. Oft zeugen alte Flurnamen an manchen Orten auf solche Plätze hin. In Groß Godems käme vielleicht der Flurname Heidberg nördlich des Dorfes in Frage, was jedoch nicht bewiesen ist. Die Anlage des Dorfes als Angerdorf lässt erkennen, dass die Höfe um einen zentralen Platz herum errichtet wurden. Dieser Platz war sicher ein Ort, an dem die Bewohner zusammen kamen, um hier ihre Rituale für ihre Götzen, vielleicht auch Beratungen, Thinge oder auch Feste durchzuführen. Mit der Christianisierung im 13ten Jahrhundert wird man an dieser Stelle begonnen haben einen Ort für die Andachten und Gottesdienste nach christlichen Regeln zu gestallten. Zuerst mit einem einfachen Altar; dann eine Überdachung, eine Halle und später ein Gebäude – die Kirche. 1540 wurde das Kirchspiel evangelisch. Die älteste uns vorliegende Lagezeichnung des Dorfes von 1556 zeigt die Lage einer Kirche in der Mitte des Ortes. Auch in Klein Godems gab es eine Kapelle, die jedoch im 30jährigen Krieg stark beschädigt und auch nicht mehr restauriert wurde. Diese ist 1781 letztmalig in Slate registriert worden. Beide, die Kirche in Groß Godems und die Kapelle in Klein Godems, waren Filialen der Kirche in Slate und wurden, wie auch heute noch, von den Pastoren aus Slate betreut. Aus dem Mittelalter ist über die Kirchen nichts bekannt. Erst als der Pastor Joachim Weber (1680 – 1710) am 27.3.1683 an seinen Landesherren, den Herzog Christian I, ein Gesuch schrieb, hören wir etwas über die Kirche in Groß Godems. In dem Gesuch heißt es: „..welcher Gestalt unser Gotteshaus allhie in Groß Godems, in dem vorjährigen langen Krieg so jämmerlich leider zerrissen und verdorben, daß ... mit vielen innen und außen untergebrachten Stüzzen, mit gelegten Neben – Balken und untergesezzten neuen Schratbänden ....kein flikken mehr helfen will, sondern ein plözzlicher und unvermuhteter Einfall zu befahren ist ........die Sohlen vermodert, die Ständer abgefaulet, die hölzern Pinnen brechen, die Kwehrhölzer ausweichen, die Balken abgerottet ......dass der Pastor, wan es regnet, nicht trocken auf der Kanzel und vor dem Altar stehen, und kaum den Kelch, wan er das Abendmahl gibt, vor Regentropfen wehren kann ..... und es sind keine Mittel vorhanden, weil die Capitalia, welche unter 12 Bauren ausgethan gewesen, in den bösen Zeiten, teils verstorben, teils verlaufen und die Häuser verwüstet und heruntergefallen ....... also, dass nur izzo bei vier Bauren ein geringes stehet ......“ Der Landesfürst bewilligte eine Landeskollekte, und durch viele Spenden aus dem Ort, aus anderen Orten und dem Amt Neustadt, konnte 1685 mit dem Wiederaufbau der Kirche begonnen werden. Sie war 1688 fertig. Es wurde ein einfacher rechteckiger Fachwerkbau in Ost – Westrichtung mit einer an der südlichen, östlichen und nördlichen Seite umlaufenden kleinen Fensterleiste unterhalb der Decke. Die unregelmäßigen Sprossenfenster zwischen den Trägern sind in sechser Scheibenreihen unterteilt und enthalten heute noch 42 bemalte Scheiben. Diese „berühmten Fensterscheiben“ mit den bemalten Wappen, Schildern oder einfachen Bildern zeugen von den vielen Spendern. Auf manchen sind die Jahreszahlen 1685 und 1688 – also den Termin des Baubeginnes und der Fertigstellung der Kirche. Die bemalten Scheiben an der Ostseite zeigen Motive des Alten und des Neuen Testamentes, in der Malweise des 17. Jahrhunderts gefertigt. Insgesamt könnten es einmal 70 bemalte Scheiben gewesen sein, denn in einer Tabelle von den bemalten Fensterscheiben der Groß Godemser Kapelle, in einem Register der Kirche zu Groß Godems von 1685 auf Seite 182 und 183, sind die Spender aufgelistet, die für den Aufbau der Kirche, einen Betrag gespendet haben. Darin sind 62 Namen aufgeführt, die insgesamt 24 fl (Gulden), 808 ß (Schillinge) gegeben haben. Dabei sind zum Teil auch die Familienmitglieder der Spender aufgeführt – acht weitere Spender, die nicht auf der Liste stehen, sollen ebenfalls ihren Obolus dazu gegeben haben. Unter den Namen sind u.a. der Herzog Christian Louis I und die Marnitzer Glashütte, die „zwey“ Kisten Glas spendeten – aber auch Namen, die heute noch in Godems geläufig sind, wie Giese, Feilke, Münzel, Plükkhahn und Wulf. Prof. Dr. Schlie schreibt 1899 in einem Bericht über die Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Großherzogtum Mecklenburg zu den bemalten Fensterscheiben: „....ist in Glasmalerei das Wappen des Herzogs Christian Louis angebracht mit dem gewöhnlichen Titel als Unterschrift und dem Schluss: Alfter (Aeltester ?) VOM ORDEN DES CHRISTLICHEN KÖNIGE 16(88). (Diese hier beschriebene Scheibe ist heute nicht mehr vorhanden). Die anderen Fenster sind mit neununddreißig kleineren bemalten Scheiben gefüllt. Insgesamt also 40 bemalte Scheiben“. Im Stammbaum der Familie Feilcke – Linie III Groß Godems – Hannover 1939 Seite 11 steht geschrieben: „Jetzige Dorfbewohner wissen von einem Hagelwetter zu berichten, das vor vielen Jahren etliche Scheiben zerschlagen hat“. „Lausbüberein“ sollen ebenfalls einige Scheiben zerstört haben. Wer wann neue bemalte Scheiben in die Fenster eingefügt hat, konnte nicht ermittelt werden, was wohl um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert geschehen sein muss.

Bild: Ein Beispiel der Fensterscheiben in der Godemser Kirche: hier für Johann Christian Witte – Provisor an St. Marien Parchim und Pate bei Kl. Bremer in Gr. Godems. Abb: St. Johannes sitzt am Tisch, der links in der Ecke steht; schreibt in ein Buch mit einem Gänsekiel; vorne ein Tintenfass; hinten sein Symbol der Adler hinter ihm rechts; links ein Baumstamm; in der rechten Ecke eine Wolke; dazwischen S : IOH und 1688.

Der Altar war mit einem Gemälde, das von Säulen die bis an die Decke reichte, versehen. Die Kanzel war an der Wand an der Nordseite der Kirche angebracht. Beide sind, bei der 1888 erfolgten Renovierung, verändert worden. Ein Grundriss der Kirche, der vom Amt Neustadt angefertigt wurde, zeigt wie die Platzverteilung nach der sozialen Stellung der Gemeindemitglieder im Gottesdienst geregelt war. Zur Orgel war nichts gesagt. So müssen wir annehmen, dass sie 1888 im Zuge der neuerlichen Rekonstruktion und Renovierung der Kirche eingebaut wurde, weil man berichtete, dass die Säulen des alten Altars für die Empore genutzt wurden. Die Orgel ist ein Werk des Orgelbauers Friedrich Ludwig Theodor Friese (genannt Friese III) aus Schwerin. Sie wurde 1973 von der Orgelbaufirma Nußbrücker aus Plau am See überholt und gereinigt. Mehrere Kelche, Patene, Kannen und Altarleuchter, Taufschale und andere Dinge aus unterschiedlichen Materialien und Inschriften mit den Namen der Stifter, gehören zum Inventar der Kirche. An der Kirche wurden 1976 Reparaturarbeiten und Ausbesserungen am Mauerwerk und vor allem am Dach vorgenommen, um schlimmeren Schaden vorzubeugen. An dem Turm der Kirche wurden umfangreiche Arbeiten zur Stabilisierung des Gebälkes und am Dach getätigt. Diese Arbeiten wurden im wesentlichen von den Gemeindemitgliedern und Jugendlichen der Kirchgemeinde ausgeführt. Zu dieser Zeit wurde auch eine elektrische Heizung installiert, sodass auch im Winter hier Gottesdienst bei angenehmen Temperaturen gehalten werden kann. Den Innenraum der Kirche haben wiederum die Kirchgemeindemitglieder 1997 gründlich renoviert. Vom Fußboden bis zur Decke ist alles erneuert und gemalert worden. Die Eingangstür erneuerte die Firma Kolacny. Die Fenster erhielten mit einer zweiten Schutzverglasung auch eine bessere Wärmeisolierung, sodass die Kirche sich heute in einem freundlichen und einladenden Zustand präsentiert. Der Turm, der freistehend und ohne bauliche Verbindung westlich der Kirche steht, ist eigentlich nur ein Glockenstuhl, der zwei Glocken trägt. Er wird sicher auch in der Zeit des Neuaufbaues der Kirche in den Jahren von 1685 bis1688 wieder neu errichtet worden sein. Seit etwa 500 Jahren gibt es Glocken an der Kirche in Groß Godems, denn 1486 ist eine der beide Glocken in Wismar gegossen worden und hatte die Inschrift: + O rex glorie itzo rpe veni cb pace ammen anno dni mcccclxxxvi (1486). Diese, die größere Glocke, wurde neu gegossen und 1981 feierlich eingeweiht. Sie trägt die Inschrift: „Herr ist Jesus Christus“. Die kleinere Glocke . die am10. Februar 1929 eingeweiht wurde, trägt die Inschrift: „Gegossen zur Ehre Gottes“. So wie es in alten Zeiten den Schulzenacker gab, gab es auch den Pfarracker, denn auch der Pfarrer musste für seinen Lebensunterhalt sorgen. Da es in Klein und Groß Godems keine Pfarrstelle gab, mussten die Bauern dem Pfarrer jährlich Naturalien und Fahrdienste zukommen lassen und der Pfarracker (Kirchenacker) wurde verpachtet. Uns liegt ein Schreiben des Propst Meincke aus Slate vom7.Juli 1934 vor, in dem er seine Ansprüche an die Godemser Bauern geltend macht:

„Vom Bauerngut Nr.5 zu Gr. Godems sind nach bezeichnete Lasten und Abgaben an die Pfarre Slate und Küsterpfründe Gr. Godems zu leisten; I. Bare Abgaben : 1. An die Pfarre : 1,23 RM Plaggengeld, aufgewertet zu 75 v. H.

II. Naturalabgaben : A. An die Pfarre: 1. : Roggen :3/37 v. 14 Ztr. 2. : Eier 12 Stck. B. An die Küsterpfründe : 1. Roggen : 3/37 v. 7 Ztr. 2. Eier : 6 Stck. 3. Ein Betglockenbrot, 12 Pfund schwer.

III.: Sonstige Leistungen 1. 1/9 der Anholung des Pastors nach Gr. Godems zu sonn- und festtäglichen Gottesdiensten und seiner Rückbeför derung nach Slate. Fuhrpflichtig sind die 9 sog. großen Bauern. 2. Anteilmäßige freie Anfuhr des der Pfarre Slate zustehenden Deputatholzes von insgesamt 59,2 rm buch. Kluft II. – Fuhrpflichtig sind alle (19) Bauern. 3. Anteilmäßiger Betrag des Haulohnes für die 59,2 rm Deputatholz. Zahlungspflichtig sind alle (19) Bauern. gez. Meincke"

Die Fahrdienste zum Holen und Bringen des Pastors von und nach Slate, ging unter den Bauern jährlich reihum und wurde bei jedem Wetter ohne Murren getan. Der Platz um die Kirche herum wurde als Friedhof genutzt, was an ein paar wenige Grabmahle zu erkennen ist. Dieser Platz in der heutigen Form und Größe ist jedoch nicht immer so gewesen. Ursprünglich stand östlich der Kirche, dort wo heute die Grünanlage und noch ein Stück auf den Kirchplatz herauf, ein Katen, in dem der Schäfer, später der Kuhhirte und auch die ersten Lehrer wohnten. Im 19. Jahrhundert entstand daraus die Büdnerei Nr.1, bis sie sich an der Parchimer Strasse neu eingerichtet hatte. Als die alten Gebäude verfallen waren, trat die Kirche mit dem Amt Neustadt und dem Büdner Tilse in Verhandlungen um den Friedhof zu erweitern. Am 2.Juli 1917 wurde dem statt gegeben. Die über hundertjährigen Linden, die den Kirchhof heute umgeben, sind sicher auch um die Zeit der Renovierung von 1888 gepflanzt worden und geben unserer Kirche einen würdigen Rahmen.

Bild: Die Kirche und die Friedhofshalle in Groß Godems

Zur Kirche gehört im gewissen Maße auch die Friedhofshalle, wenn sie auch im Eigentum der Gemeinde steht. 1967/68 wurde sie auf dem neuen Friedhof errichtet und inzwischen renoviert und umgebaut. Auf dem gemeindeeigenen Friedhof können z.Z. normale Erdbestattungen, Urnenbeisetzungen, und anonyme Grabstätten besetzt werden. die Liegezeit beträgt 25 Jahre.

Die Schule

Groß Godems ist auch heute noch in der glücklichen Lage (zumindest für das Ansehen des Dorfes) eine Schule im Ort zu haben. Das ist nicht überall, wie vor 60 bis 80 Jahren, selbst- verständlich, als noch in fast jedem Dorf eine Schule existierte. Viele Kinder müssen heute weite Bus- oder Autofahrten auf sich nehmen, um am Unterricht teilnehmen zu können. Wie die Schrift und die Zahlen, die Schulen entstanden und sich entwickelten, kann nur vermutet werden. Ausbildung von ausgewählten Menschen, sicher nur besser gestellter Familien, wird wohl in den Klöstern oder von Privatlehrern geschehen sein. Die Klöster stellten innerhalb ihrer Mauern ja auch die ersten Bücher her, in dem schriftverständige Mönche in Schreibstuben Abschriften schufen und neue Bücher fertigten. Damals noch in Hebräischer Schrift und in Latein und vorrangig die Bibel und andere geistliche Schriften. Bildung blieb auch lange Zeit ein Privileg der Reichen und Geistlichen in der Gesellschaft. In Groß Godems gibt es etwa aus fast 300 Jahren Informationen zur Schule. In der Broschüre „Slate Geschichte in Geschichten“ von Edda Schulz lesen wir: „1726 Die Schule (in Slate) wird durch die Eröffnung einer Schule in Groß Godems entlastet.“ Wie schon erwähnt, konnten die Godemser sich einen Lehrer leisteten, den sie zu den Hirten in den Katen, der auf den Platz östlich der Kirche stand, einquartierten. Er musste dort auch den Unterricht halten, was hier in einem Flur stattfand. Erwähnt wurde 1727 Heinrich Koch als Lehrer in Groß Godems. Er wird von seinem Sohn, Hans Jochim Koch 1750 abgelöst oder vielleicht auch als zweiter Lehrer eingesetzt. Dieser Hans Jochim Koch gibt ein vorliegenden Bericht über den Zustand der Schule und ein Verzeichnis über die Einkünfte des Lehrers in Groß Godems an das Amt in Neustadt :

„Höchst anbefohlenes Verzeichniß von den Einkünften der Schule zu Grossen Godems“

(Anmerkung: eine Tabelle wird hier in Textform wiedergegeben) I) Rogken und Geld habe empfangen/Rogken kleine Scheffel/Maase Viertel/Geld Rthl ß 1779/21/1/19/31 1780/16/-/17/26 1781/18/-/18/40 1782/16/2/17/42 1783/16/2/17/42 Summa 88/1/91/37 (2 Viertel = 1 kleines Scheffel; 48 ß (Schilling) = 1 Rthl) Vertheilt mit 5 J. beträgt im Durchschnit jedes Jahr 17 Scheffel 2 3/5 Viertel; 18R 17ß

II) Acker hält 4 Scheffel Aussaat ist ümbgraben und wird von der Dorfschaft bearbeitet.

III) der Garten, wovon mir die Ruthenzahl nicht bekant ist, mag etwa 1¼ Scheffel Einfall halten. Ist mittelmäßig von Güte, zum Theil sandig, zum Theil aber feucht. Ist mit Obstbäumen wo sie wachsen besetzt, wird von beyden Nachbaren befriediget.

IV) Eine Wiese von 2 Fuder Heu bey zuträglichen Jahren. Ist ümgraben, das Heu fährt die Dorfschaft in mein Hauß, wenns Trocken ist das Graß mähe ich und mache es zu Futter.

V) Antheil an der gemeinen Weide: 2 Kühe, 1 Kalb, 10 Schaafe und 2 Schweine sind Weid und Hudfrey

VI) Vors Ziehen der Betglocke bekomme ich von die Neun Haßwirthen von jeden 1 Brodt von 12 Pfund, und von die Vier 1/8tel Hüfner von einen jeden 1 Brodt von 5 bis 6 Pfund.

VII) Holtz 4 Faden so die Dorfschaft hauet und anfährt.

VIII) Das Wohnhauß. „Ist vor einigen Jahren neu erbauet und zwar an einem sehr ungelegen Orte für mich und die Schulkinder, nemlich mitten auf der Straße und hart an der Landstraße. Vor hin wohnte ich gerade über der Straße zwischen zwey Bauergehöfte, wo ich einigen Hofraum hatte und der Garten unmittelbar hinter mein Hauß belegen war gleich den Bauer Gärten hinter den Bauer Häusern. Ich trug derzeit sehnlich dahin an, dass das neue Hauß auf meine Hof und Garten Stelle möchte erbauet werde. Allein die Bauren mit ihren falschen Insinuationen verdrängten mich zu meinen bittern Kummer von meinem Hof und Garten, und besetzten den alten elenden Schulkathen, der mit dem gleichfalß elenden und noch dazu Feuergefährlichen Schäferkathen unter einem Dache ist, mit einem Schweine- Hirten; der sonst nie alhier gewesen, sondern der Schäfer die SchweineHude zugleich durch einen Jungen hüten lassen. Ich muß also zu meinem fortwährenden Betrüben von meinen Garten verdränget wohnen, einen SchweinHirten auf meine Hofstelle hart an meinen Garten wohnen und dessen Hüner und wodurch es sonst geschen mag meine garten Früchte darüm ich mir so sauer werden lassen muß verderben und aller möglichen Beraubung und Gefahr ausgesetzet sehen Bitteres Vergängniß für mich. Doch GOTT ist allmächtig und kann aller Menschen Hertzen lencken. Nach meiner Überzeugung wäre es noch immer möglich zu machen, dass ich auf die mir gehörende Hofstelle zu wohnen komme. Das neue Schulhauß worin ich wohne ist sehr elend gebauet und nicht wie andere Schulhäuser gegenwärtig gebauet worden. Es sind zwar 2 Stuben darin aber nur eine Cammer. Die Diele und Küche sind in einer Linie auf beyden Seiten Thüren zwar mit einer mitlern Thür versehen, aber vermöge der gerade durchstehenden Zugluft raucht es dergestalt im hause, dass ich mit den Kindern blind werden mag. Leicht wäre mir und den jungen Schulkindern zuhelfen. Der vormahlige Schulkathen und der Schäferkathen sind beyde ein erbarmliches Gebäude theils aufs höchste baufällig theils Feuergefährlich. Diese könnten, da sie doch nichts werth sind niedergerissen auf meine Hofstelle eine neue und ordentlichen Schulwohnung erbauet, und meine itzige Schulwohnung den Hirten eingeräumet werden. So wäre alles in Ordnung. GOTT, der du alles kanst dir sei es empfohlen. Grossen= Godems den 16 ten Junius 1784 Hans Jochim Koch Schulmeister hieselbst

Wie diese Angelegenheit geregelt wurde und ob der Vorschlag des Schulmeisters Koch eine neue Schule nach seinen Vorstellungen gebaut wurde, ist uns nicht bekannt. Es muss also, bevor der Lehrer in den Hirtenkaten umziehen musste, an anderer Stelle schon eine Schule gestanden haben. Wo, ist nicht sicher belegt. Auch wann der Hofbesitzer Holm (Hof Nr:4) seinen Hof im Ausbau aufgebaut hat und damit der Platz für eine Schule frei wurde, ist uns nicht bekannt. Auf einer Lagezeichnung des Dorfes von 1885 ist die Schule schon auf der heutigen Stelle verzeichnet mit den dazu gehörenden Garten und Schulacker. Es muss also im19. Jahrhundert gewesen sein, als an diesem Platz eine Schule errichtet wurde. Ob aber schon ein zweiter Lehrer hier angestellt war, ist nicht bekannt. Unterricht wurde vorrangig in den Wintermonaten erteilt, da die Kinder im Sommer schon frühzeitig im elterlichen Haushalt mithelfen mussten. Der Lehrer beschäftigte aber auch die Schüler in seinem Garten und ließ sie schon mal seine Gänse und Schweine hüten. Gelehrt wurde vor allem Religion und dann erst Lesen, Schreiben und Rechnen. Der Landeslehrerverein in Mecklenburg – Schwerin gab Jahrbücher mit Beschreibungen aller Schulen im Land heraus. 1906 sieht diese Beschreibung folgendermaßen aus: Gr. Godems, D. – A: Neustadt. Bahnstation Parchim, 9km. Kirchdorf, Pastor wohnt in Slate. Wohnung: Haus alt mit Strohdach, Scheune nicht gesondert. Haus hat 3 Stuben und 2 Kammern. Acker 1 ha 82,53 a (82,53qR.), am Gehöft, Mittelboden 4. Kl.; bonitiert 106 2/3 - 152 2/3 . Weide 4ha 76,93a (2200qR.); von dieser Fläche wird etwa die Hälfte als Wiese, die zweite Hälfte als Acker genutzt; bonitiert 403 1/3 – 425, 15 Min. entfernt. Wiese 23a 63 qm (109qR.), gutes Kuhheu, am Gehöft; bonitiert 185 – 213 1/3. Acker, Wiese und Weide sind bis Michaelis 1913 für 562 Mk. jährlich verpachtet. Garten 24,93a (115qR.), Mittelboden, guter Obstgarten. Feuerung 36rm Tannen Knüppel I und 4 Mille Torf. Gehalt 90Mk. Und 15 Ztr. Roggen. Stellenzulage 135Mk. Wiesenentschädigung 24,75Mk. Abgeschätzt 772Mk., Zulage 528Mk. 2 Klassen, Schüler 91. Industrieschule. Stelleninhaber seit Michaelis 1874 ist Fehlandt, besuchte Seminar in Neukloster von 1866/1868. 2. Lehrer fehlt. Diese, hier beschriebene Schule, brannte 1909 ab und wurde, so wie wir sie heute sehen, wieder aufgebaut. Diese Jahreszahl nahm die Freiwillige Feuerwehr Groß Godems zum Anlass, ihr 100 jähriges Gründungsjubiläum zu feiern. Ein Zeitzeuge konnte sich daran erinnern, dass es zu der Zeit schon eine organisierte Feuerwehr in Groß Godems gab und zum Löschen vor Ort war. (Es handelt sich um den 1901 geborenen August Wulff, der 101 Jahre alt wurde). Eine neuerliche Schulbeschreibung des Landeslehrervereins aus dem Jahr 1926 zeigt die Veränderungen zum oben angeführten Haus. „Godems, Gr. - ,(Meckl.) Bahnstation und nächste Stadt Parchim 8 km. Amt Parchim. Ortsklasse D. Haus massiv mit Steindach. 4 Zimmer, davon eine recht geräumig. Stall gesondert, mit Pappdach, für Selbstbe- wirtschaftung des Ackers zu klein. Pumpe vorhanden, ebenfalls Räucherboden. Garten 100 qR, Mittelboden; 30 Obstbäume, zur Hälfte alt. Acker unmittelbar am Hause, 1000 qR. Wiese 570 qR, 20 Min. entfernt. Verpachtet bis 1932 für wöchentlich 3 Pfd. Butter, täglich 1 ¾ Liter Milch, 8 Ztr. Roggen, 26 Ztr. Kartoffel. Gesetzliche Feuerung. Handarbeitsunterricht. Die neue Schule, 1910/11 erbaut, verfügte über eine Lehrerwohnung, zwei Klassenräume und oben noch 3 Räume, in denen Platz für einen zweiten Lehrer war. Unterrichtet wurde in zwei Klassen. In den Kriegsjahren, als nur noch ein Lehrer in Godems war, wurde nur noch in einer Klassen unterrichtet. Die größeren Schüler mussten nach Parchim um dort in die Schule zu gehen. Nach Kriegsende schuf man in der Schule unten drei, oben zwei Klassenräume, eine Lehrerwohnung unten und eine Junglehrerwohnung oben. Bis 1957 wurden in Godems die Klassen 1 bis 8 unterrichtet, wie auch in den anderen Orten der Umgebung. Dann mussten die Klassen 5 und 6 bis 1964 nach Stolpe. Ab 1959 wurde in der DDR die Schulpflicht auf 10 Jahre erweitert. Die Schüler der 9. und 10. Klasse aus dem Bereich Godems Karrenzin, Herzfeld und Stolpe wurden auf die Schulen in Domsühl, Marnitz und Ziegendorf aufgeteilt. Dazu mussten neue Klassenräume geschaffen werden, das heißt, es musste gebaut werden. Als erstes baute man den alten Stall auf dem Schulhof um. Ein Klassenraum und die Küche entstanden. Später konnte an dieses Gebäude ein weiterer Klassenraum angebaut und der erste Raum als Speiseraum genutzt werden. Das war in den Jahren 1964/65. Ab 1967 nutzte die Schule eine Verwaltungs- baracke, die die LPG nicht mehr brauchen konnte, als Werkraum . Nun werden in Gr. Godems die Klassen 5 bis 10 beschult. 1969 wurde in Groß Godems ein Schulergänzungsbau errichtet. Es entstanden 4 Normalklassen, 2 Fachklassen, Toiletten, Lehrer- und Direktorenzimmer, Vorbereitungsräume, Zentralheizung auch für die alte Schule. Durch Ausbau und Umgestaltung des Wirtschaftsge- bäudes entstanden bessere Bedingungen in Küche, Vorratsraum, Speiseraum, Waschraum und Toiletten. Die neuen, hellen Klassen- räume stellen eine wesentliche Verbesserung der Unterrichtsbe- dingungen für Schüler und Lehrer dar. Die Klassen 1 bis 4 werden bis 1971 in der Stolper Schule unterrichtet und danach bis 1980 in Herzfeld. nun aber nur noch die Klassen1 bis 3. Die Schule in Stolpe wurde dann geschlossen. Die Kinder aus den Dörfern Stolpe mit Ortsteilen, Karrenzin, Herzfeld mit Ortsteilen und Groß und Klein Godems werden mit Bussen zu den beiden Schulen gefahren, die nun Oberschulen sind. Jetzt werden die Klassen 4 bis 10 in Groß Godems unterrichtet. Für 1973 liegt uns die Schülerzahl vor, die hier unterrichtet wurden. Es sind 273 Schüler aus den 4 Gemeinden mit ihren Ortsteilen. Die Lehrkräfte wohnen in den schon erwähnten Dörfern, zum Teil in den alten Schulgebäuden aber auch in Parchim. Wohl, weil Ziegendorf ein Armeestandort war und damit auf einen sicheren Kindersegen gehoffte wurde, baute man dort in den Jahren 1979/80 eine neue Schule. Ab dem Herbst 1980 wurden die Schüler der Godemser Schule in zwei Etappen in Ziegendorf eingeschult. Auch die Schule in Herzfeld wurde geschlossen, sodass in Ziegendorf alle Schüler der Dörfer von Stolpe bis Drefahl, also des ganzen Bereiches des Gemeindeverbandes, dort in die Schule gin-gen. Wenn noch bis in den Kriegsjahren zwei (Lehrer Loß und Dahl) und zuletzt nur noch ein Lehrer die Godemser Schüler unterrichtete, kamen zunehmend mit der Schaffung neuer Klassenräume neue Lehrer an die Schule. Ende September 1945 waren es die Lehrer Klunig und Frau Teßmer, die mit dem Schulbetrieb nach dem Krieg begannen. Am 13.Dezember 1948 wurde in der damals noch sowjetischen Besatzungszone die politische Massenorganisation für die Kinder, die Jungen Pioniere, gegründet, die unter Leitung der Freien Deutschen Jugend (FDJ) stand , die schon am 7.3.1946 gegründet wurde. Ab den 1960ger Jahren war es praktisch Pflicht für jedes Schulkind Mitglied in dieser Organisation zu sein. Mit der Zuführung von Lehrkräften an die Schule, bildete man an der Schule Arbeitsgemeinschaften verschiedener Interessengebiete. So entstan- den Foto- ,Kunst-, Astronomie-, Gesundheits-, Imker- und Sportar- beitsgemeinschaften, die von den Lehrern aber auch Einwohnern des Dorfes geleitet wurden. Später folgte die Einführung der vormilitärischen Ausbildung in Lagern und die Durchführung der Manöver „Schneeflocke“ mit Beteiligung der Nationalen Volksarmee (NVA). Ein neuer Abschnitt in der Geschichte der Schule beginnt. Ab Herbst 1981 begann der Umbau der Godemser Schule zu einem Sonderschulinternat. Hier sollen zukünftig Schüler der Parchimer Sonderschule wochentags (Montag bis Freitag) untergebracht werden. Ihnen sollte der oft weiten Weg von ihrem Elternhaus zur Schule in Parchim ersparen werden, denn sie kommen aus dem ganzen Kreisgebiet. Es entstehen 40 Plätze. Die Kinder werden ganztägig betreut und verpflegt. Es werden mit ihnen Spiele, Wanderungen organisiert und Veranstaltungen besucht und die Hausaufgaben werden auch nicht vergessen. Der Protest der Einwohner des Dorfes, der aufkam, als bekannt wurde, dass die Schule geschlossen werden soll und dafür ein Internat für lernschwache Kinder entstehen würde, verebbte bald. Die Kinder gehörten bald in das Dorfbild und wurden akzeptiert. 1985 nutzt man das Gebäude mit dem Turnraum der Godemser Schule als Ausweichraum für die Kinderkrippe in Ziegendorf, die renoviert und umgebaut werden musste, um den neusten Bestimmungen gerecht zu werden. Die politische Wende bringt erneut Änderungen im Bildungswesen mit sich. Nicht mehr der Staat ist für die Bildung zuständig, sondern jedes Bundesland macht seine eigene Schulpolitik. Das Internat wird geschlossen und die Gebäude werden erneut zu einer Schule umgebaut. In Gr. Godems sollen zukünftig die Kinder der 1. bis 4. Klasse unterrichtet werden. Es entsteht eine „kleine Grundschule“ für den Bereich von Ziegendorf bis Stolpe. Bestehen blieb die Arzt- station in dem Schulgebäude, die beiden vorhandenen Wohnungen wurden zu einer umgebaut(2009), eine moderne Gasheizung wurde eingebaut (1992) und das alte Schulhaus bekam ein neues Dach (2009). Die Schule ist noch, wie schon immer, eine Einrichtung der Gemeinde.

Folgende Lehrer sind an der Gr. Godemser Schule tätig gewesen und in den Akten nachzulesen: um 1727 ist es Heinrich Koch; um 1750 sein Sohn Hans Jochim Koch. um 1794 Johann Christian Koch; um 1817 Johann Christian David Schmidt; um 1832 Georg Schröder; um 1863 Johann Joachim Christian Jahncke; um 1865 Johann Christ. Ludwig Evermann und um 1890 Johann Heinrich Georg Fehlandt, der auch im Jahrbuch des Landeslehrervereins in Mecklenburg – Schwerin 1906 als Lehrer in Godems erwähnt ist.

Schulleiter bzw. Direktoren waren : Von 1945 bis1950 Frau Teßmer; von 1950 bis 1964 Herr Liefke; von 1964 bis 1965 Herr Felbel von 1965 bis 1981 Herr Behrens von 1981 bis 1990 Herr Behrens als Direktor des Sonderschulinternates. von 1991 bis 1997 Frau Frericks als Direktorin der neu eingerichteten Grundschule. von 1997 bis 1998 Frau Bohn und ab 1998 wieder Frau Frericks.

Bild: Die Godemser Schule in den 1950er Jahren, hier die hintere Seite... Bild: ...und im Jahr 2005, hier die vordere Seite.

Kindergarten

Im Kindergarten werden die Kinder auf die Schule vorbereitet. Mit der Entwicklung in der Landwirtschaft, aber auch anderen Arbeitsplätzen im Ort und außerhalb, drängte das Problem der Unterbringung der Kinder, denn viele Mütter waren berufstätig und nicht in jedem Haushalt war eine Oma oder ein Opa, der auf die Kleinen aufpassen konnte. Die Gemeinde hat 1956 ein unbewohntes Haus in der Langen Strasse übernommen, das zwar schon fast eine Ruine war. Der Bauplatz für einen Kindergarten war gefunden. Mit den Einwohnern bewältigte man den Abriss des alten Gebäudes und an der Stelle entstand ein Kindergarten. Am 1. Oktober 1957 war feierliche Eröffnung. Diese Einrichtung, ein Haus der Gemeinde, wurde für 18 Kinder eingerichtet, ständig verbessert und erweitert, sodass bis zu 40 Kinder aufgenommen werden konnten. Die Kindergärtnerin, Edeltraud Schult, geborene Feldmann, hat ihr ganzes Berufsleben in diesem Kindergarten gewirkt. Sie hat stets das Wohl ihrer Schützlinge in den Vordergrund ihres Wirkens gestellt und dabei auch dafür gesorgt, das der Bürgermeister mit Hilfe ortsansässiger Betriebe für den Kindergarten Material und Geld bereit stellte. So wurde oft um – und ausgebaut, ein Mehrzweckraum errichtet, ein Planschbecken gebaut, Klettergerüst, Schaukel, Spiel- sandkasten und Spielsachen angeschafft. Im Sommer, wenn in der LPG länger gearbeitet wurde, war das für die Kindergärtnerinnen kein Problem, ebenfalls länger im Kindergarten für die Kinder da zu sein. Ab 1. März 2006 ist der Kindergarten in Trägerschaft der Volkssolidarität übergeben worden, da die Gemeinde die Finanzierung der Einrichtung nicht mehr ohne eine wesentliche Erhöhung der Beiträge der Eltern je Kind, schaffen konnte. Seit dieser Zeit hat der Godemser Kindergarten den Namen „Grashüpfer“ und wird von der Erzieherin Marianne Kossian geleitet. Leiterin dieser Einrichtung waren: von 1957 bis 1999 Edeltraut Schult = 42 Jahre!!! von 1999 Marianne Kossian 1998 übernimmt Frau Eveline Schröder die Betreuung von Kindern im Alter von 0 bis 3 Jahre als Pflegemutti in ihrem Wohnhaus, das sie für diesen Zweck umbauen ließ. Sie hat sich für diese Aufgabe in ihrer Freizeit ständig qualifiziert.

Erwähnt werden muss in diesem Abschnitt unbedingt, dass es in Groß Godems nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1950 eine landwirtschaftliche Berufsschule gab. An ihr wirkte unter andern Herr Ottomar Schmidt.

Bild: Nach dem Abriss der Häuslerei in der Langen Strasse... Bild: ...wurde dort 1956/57der Kindergar-ten gebaut, der sich heute wie auf dem unterem Bild präsentiert.

Landwirtschaft

Die Landwirtschaft hat in Groß und Klein Godems die Menschen seit Alters her geprägt, Sie war immer ihr Broterwerb. Nur die Art und Weise, wie sie ihre Felder und Weiden bewirtschafteten haben sich verändert und auch die Erträge sind nach und nach besser geworden. Es änderte sich auch für wen sie arbeiteten und für wie viele sie sorgen mussten. Haben die Bauern einst nur für die eigene Familie gesorgt, die wohl auch mit drei Generationen unter einem Dach lebten, so hat man ihnen später eine Hufe zugewiesen, von der es hieß, sie muss so groß sein, dass sich davon eine Familie ernähren kann. Die Industrie sorgte dann für Arbeitsgeräte, und Maschinen sowie für Kunstdünger, wodurch die Bauern die Erträge steigern konnten. Es wurden Konservierungsmethoden entwickelt, womit die Produkte haltbar gemacht werden konnten. Das alles führte aber auch dazu, dass nicht mehr alle Dorfbewohner in der Landwirtschaft benötigt wurden. Dann entstanden die Büdnereien und Häuslereien. Diese Menschen mussten sich bei den Bauern, auf Gütern, bei Handwerkern, in Ziegeleien, in der Forst und anderen Gewerken Arbeit suchen. Es mussten aber auch die Menschen in den immer größer werdenden Städten mit Nahrungsgüter versorgt werden. Der Godemser Acker ist in seiner Qualität, mit einer durchschnittlichen Bodenpunktzahl von 24, nicht der Beste. Das erklärt auch, dass Godems ein reines Bauerdorf war und ist. Kein Gutsherr hat sich hier angesiedelt. Klein Godems ist wohl aus der Not heraus zu einem Gutshof geworden, denn nach dem 30jährigen Krieg fanden sich keine Bauern, die dort einen Bauernhof aufbauen wollten und das Amt in Neustadt wollte die Flächen bewirtschaften lassen. Da bot sich die Gründung eines Gutshofes an. Wie aber schon erwähnt war die Bewirtschaftung nicht erfolgreich – die Besitzer wechselten des Öfteren, bis schließlich größere Flächen verkauft wurden und ein Resthof übrig blieb. Die Godemser Bauern arrangierten sich mit ihrem Boden und lebten bescheiden nach ihren Möglichkeiten. Für sie galt das Wort: „Ein Schafschwingelbauer (ein Bauer auf leichten Boden) geht nicht zum Rübenbauer (ein Bauer auf schweren Boden) um sich etwas zu leihen oder betteln“ – soll heißen, wenn die „reichen“ Rübenbauern prassen und prahlen, wir machen unsere Arbeit und wissen, was wir haben. Von den Rübenbauern haben eben so viel Pleite gemacht, wie Schafschwingelbauern. In den 20ger Jahren laufen in Godems zwei Kreissägen, mehrere Göpelanlagen, die mit dem Anschluss des Dorfes an das Elektronetz, 1922, an Bedeutung verloren. Auch Selbstbinder und Dreschkästen werden angeschafft. (Bossow). Der erste Traktor – ein 11er Deuz – läuft im Ausbau Holm noch vor dem Krieg. Der Zweite Weltkrieg endet mit Schrecken, Raub und Plünderung durch die Besatzer, auch in Godems. Die Landwirte mussten ihre Höfe wieder in Stand setzen, ihre Wohnhäuser mit den Flüchtlingen teilen und ihre Viehbestande neu aufbauen. Pferde und Rinder fingen sie sich zum Teil in der Feldmark ein, die wohl nicht mit den Russen ziehen wollten. Für manch einen der Grundstock des späteren Tierbestandes. Ein Zeitzeuge berichtet, dass die Godemser Bauern Saatgut für die neue Bestellung aus Gebieten, die von den Engländern besetzt waren, kauften. Dort waren die Bauern nicht in dem Maße ausgeräubert worden. Mit Pferd und Wagen musste es aus der Hagenower Gegend geholt werden. Der ehemalige Bürgermeister Ernst Binder, der Bauer Otto Holm, der Häusler Raabe, der Molkereiverwalter Athur Stieppert und Otto Feege aus Godems wurden von den neuen Machthabern in das Internierungslager bei Neubrandenburg „Fünfeichen“ gebracht, von wo sie nicht alle zurück kehrten. Die Flüchtlinge und Vertriebenen halfen auf den Höfen bei der Feldarbeit und im Stall, oft für Verpflegung und Unterkunft, bis sie in anderen Teilen Deutschlands Verwandtschaft oder anderweitig Unterkunft und Arbeit fanden. Einige blieben in Godems, wurden hier sesshaft oder heirateten Einheimische. Handwerker, wie Schmied, Stellmacher, Schuster und Schneider, hatten reichlich Arbeit, denn es war viel zu reparieren. Neue Maschinen, Geräte und auch Kleidung gab es nicht, aber auch das Geld dafür war nicht vorhanden. Es wurden Lebensmittelkarten eingeführt, die aber nicht für die Bauern, als Eigenversorger, galten. Aus den vor dem Krieg arbeitenden Raiffeisenhandelsgenossenschaften wurde die Vereinigung der gegenseitigen Bauerhilfe (VdgB) gebildet, die die bäuerliche Handelsgenossenschaft (BHG) einrichtete. Sie sollte die Bauern mit Betriebsmittel versorgen. Nach und nach begann der Staat sich zu orientieren. In der sowjetisch besetzten Zone Deutschlands, zu der Mecklenburg nun gehörte (Deutschland war in vier Zonen aufgeteilt – sowjetische, amerikanische, englische und französische Zone), sollte ein sozialistischer Staat nach sowjetischem Vorbild aufgebaut werden. Großbetriebe und Gutsbesitzer wurden entschädigungslos enteignet und die Betriebe zu Volkseigentum erklärt. Die Bodenreform in der Landwirtschaft wurde 1946 durchgeführt, von der viele Flüchtlinge und Landarbeiter profitierten. In Groß – und Klein Godems gab es keine Enteignungen.

Bild: Die Getreideernte in den Nachkriegsjahren: hier, August Hinz mit einem von ihm gebauten Grasmäher, das Mähwerk der Maschine wurde von einem Benzinmotor ange-trieben, sodass das Pferd nur die Maschine ziehen brauchte. Bild: So wurde das in Hocken aufgestellte Getreide auf den Leiterwagen mit Stakforken gegeben und von den Packern die Gar- ben so gepackt, dass die Fuhre gut zum Lagerplatz (Miete oder Scheune) kommt.

Den Bauern schrieb die Behörde nun vor, was und wie viel sie auf ihren Feldern anbauen und ausschließlich an den Staat zu liefern hatten. Dabei teilte man die Betriebe in Neusiedlungen (Höfe die aus der Bodenreform entstanden waren) mit 10 bis 12 ha Land, Klein – und Mittelbauern (Höfe bis unter 20ha Fläche) und den Großbauern mit über 20 ha Land, ein. Die Großbauern galten dabei schon als mehr oder weniger gehasste Kapitalisten, weil sie zur Bewältigung ihrer Arbeiten auf dem Feld und im Stall Arbeiter beschäftigen mussten. Diese „Großbauern“ wurden mit bis zu doppelten Abliefermengen je Hektar oder Vieheinheit beauflagt, wie ein Neusiedler. Bei der vom Staat festgelegten Preisgestaltung, für die landwirtschaftlichen Produkte, wurden für die Pflichtmengen (das Soll) ein geringer Preis und für Überlieferungen des Solls ein wesentlich höherer Preis gezahlt (freie Spitzenpreise). Da die „Großbauern“ jedoch mit dem hohen Soll beauflagt wurden, kamen sie nur äußerst selten in den Genuss der freien Spitzenpreise für ihre Produkte und damit in finanzielle Schwierigkeiten. Ziel dieser Wirtschaftspolitik war, der auf der zweiten Parteikonferenz der SED 1952 beschlossene Aufbau des Sozialismus in der DDR und die damit verbundene Umgestaltung der Landwirtschaft von den privat wirtschaftlichen Betrieben zu den Genossenschaften nach sowje- tischen Vorbild. Wie in der Industrie, die nach der Enteignung schon in „Volkseigentum“ umgewandelt war, sollte auch die Landwirt- schaft umgestaltet werden. Da eine weitere Enteignung jedoch nicht mehr durchführbar war, wurde der Weg über die „Unwirtschaft- lichkeit“ der kleinen und größeren Betriebe gewählt, die zur Aufgabe des Hofes führen müsse. Die Preispolitik des Staates für die landwirtschaftlichen Produkte war eine weitere Maßnahme, um so die Bildung der Genossenschaften, als einzige Alternative für die Bauern, zu propagieren. Es sollte formell die Abschaffung des Privateigentums erreicht werden. Für die meisten Bauern, vor allen den Neusiedlern, eine unbegreifliche Maßnahme, da sie noch nicht einmal ein Jahrzehnt einen eigenen Hof mit guten Ergebnissen bewirtschafteten. Die Jahre nach den verhängnisvollen Parteitags- beschluß bis zum August 1961, dem Jahr des Mauerbau in Berlin, werden Jahre, in denen viele Menschen die DDR heimlich verlassen – darunter auch sehr viele Bauern. Sie verlassen ihre Höfe, lassen all ihr Hab und Gut, Inventar und Vieh zurück, um nicht in eine solche Genossenschaft gezwungen zu werden. Aus diesen verlassenen Höfen – sofort zu Volkseigentum erklärt – bildeten staatliche Organe den so genannten „örtlichen Landwirtschaftsbetrieb“ – ÖLB. Später, etwa ab 1954 werden diese ÖLB in „landwirtschaftliche Produktions -genossenschaften“ – LPG umgewandelt. Mit Druck und Agitation von Seiten der Partei und staatlichen Stellen wurde erreicht, das 1961 in der Republik alle Bauern einer LPG beigetreten waren, wobei es drei Typen einer Genossenschaft gab mit einem unterschiedlichen Grad der genossenschaftlichen Zusammenarbeit. In der zweiten Hälfte der 60ger Jahre begann man die unterschiedlichen Genossenschaftstypen zu der LPG vom Typ III zusammen zu schließen. .Zur Unterstützung der LPG Bauern werden „Maschinen Ausleihstationen“ – MAS - gebildet, die mit ersten oder auch beschlagnahmten Maschinen ausgerüstet wurden und damit von LPG zu LPG zogen und bei den Feldarbeiten halfen. Diese MAS wurden zu Maschinen und Traktoren Stationen – MTS – umorganisiert, aus denen dann die Kreisbetriebe für Landtechnik KfL wurden. Diese Betriebe, im damaligen Kreis Parchim, waren in Mestlin, Severin und für Godems zuständig Tessenow mit Sitz in Zachow. Für die sich im Laufe der Zeit stärker entwickelte Viehwirtschaft, wurde als Spezialbetrieb der „Landtechnische Ausrüstungsbetrieb“ – LTA – aufgebaut und für Kleinmaterial der „Material - technische Han- delsbetrieb“ – MTH. Zwischenbetriebliche Einrichtungen, wie die „Zentrale Bauorganisation“ – ZBO - , der „Meliorationsgenossen- schaft“, Mastanlagen für Schweine oder Rinder, Milchviehanlagen, Legehennenanlagen und anderes, trieben die Spezialisierung in der Landwirtschaft voran. 1963 mit der Gründung des KfL übergab man den LPGn die schon vorher dort stationierten Technik, Gebäude und auch zum Teil die Traktoristen und Schlosser, um eine bessere Auslastung der Maschinen zu erreichen. In Groß Godems haben 1952 /53 drei Bauern ihre Höfe über Nacht verlassen und sind in die BRD geflüchtet. Es sind die Bauern der Höfe Nr.3 – Christian Plückhahn, Nr15 – Otto Krey und Nr.16 – Walter Bossow. Außer ihnen hatten noch der Bäcker Werner Feilcke sein zu Hause verlassen und einige Jugendliche, die aber nach kurzer Zeit wieder zurück kamen. Aus diesen drei Höfen mit gut 100ha Acker und Grünland, entstand die ÖLB. Die Menschen, die die Aufgabe der Bewirtschaftung des Betriebes übernahmen oder übernehmen mussten, waren keine ausgebildeten Landwirte – bestenfalls Landarbeiter und es fehlte auch das Interesse an eine Wirtschaftlichkeit des Betriebes. Acker und auch das Vieh wurden sehr vernachlässigt, sodass die Erträge auf dem Feld und auch in den Ställen nicht den Erwartungen entsprachen. Am 17. Februar 1954 wurde die ÖLB in die LPG „Fortschritt“ umgewandelt. Eine LPG vom Typ III, das heißt, Acker, Grünland und auch das Vieh wurde gemeinschaftlich bewirtschaftet. Die Gründungsmitglieder sind: Kurt Manke, Anna Manke, Rita Manke, Heinz Schmidt, Lisa Schmidt, Marta Schmidt, Wera Ott und Hildegard Kuschel. In den ersten Jahren wurden ebenfalls schlechte Produktionsergebnisse erreicht. Eine Chronik der Entstehung und Entwicklung dieser LPG hat Frau Margarete Wulff geschrieben, aus der hier nur die Eckdaten erwähnt werden sollen. Der erste Vorsitzende der LPG in Gr. Godems war Kurt Manke, der vorher als Pferdeknecht auf dem Gut in Klein Godems gearbeitet hat. Er bewirtschaftete mit sieben weiteren Mitgliedern den Betrieb, bis er 1955 von Willi Weisner abgelöst wurde, der jedoch mit seinen Kindern in die BRD geht und Kurt Manke den Vorsitz des Betriebes nochmals übernimmt. Der Viehbestand am 31.12.1954, laut Inventurliste, weist 94 Schweine; darunter 5 Sauen und 68 Rinder; davon 20 Milchkühe und ein Zuchtbulle, 9 Pferde und 96 Stück Geflügel aus. Ab 19. September 1957 kommt ein Herr Lindemann als „Industriearbeiter aufs Land“ nach Godems und übernimmt die Funktion des LPG Vorsitzenden. Weitere Bauern treten der LPG nicht bei, jedoch werden ihr Gemeindeflächen, die Flächen von Luise Ehlerding und Friedrich Kleinhardt, die aus Altersgründen ihre Wirtschaft aufgaben, übergeben, sodass 1957 von dem Betrieb 215ha bewirtschaftet werden. 1959 löst Paul Becker aus Parchim Lindemann als Vorsitzenden des Betriebes ab, der nun schon 323ha Land bewirtschaftet, aber immer noch unrentabel wirtschaftet. Ab 1960 stellen immer mehr Betriebe einen Antrag zur Aufnahme in die LPG, was einem verstärkten Druck und der Agitation seitens der Partei (SED) und den Staatsorganen geschuldet war. Die LPG „Fortschritt“ bewirtschaftet jetzt 691ha Acker und Grünland und hat nun 82 Mitglieder. Am 1.April 1960 gründen die Bauern Hugo Hecht sen. und jun., Johann Schumacher und Gerhard, Fritz Iwe, Wilhelm Utecht, Wilhelm Schult und Willi und Otto Lauck die LPG vom Typ I. Vorsitzender ist Hugo Hecht und der Betrieb führt den Namen „Unter den Linden“. Sie waren die letzten Bauern in Groß Godems, die bisher noch nicht genossenschaftlich gewirtschaftet hatten, und somit war die Gemeinde „Vollgenossenschaftlich“.

Bild: Am 1.4.1960 ist die Landwirtschaft in Groß Godems vollgenossenschaftlich Die Grenzsteine sind eingesammelt. Ein Mähdrescher vom Typ „E175“ mit Gerhard Giese am Steuer ist zur Schau aufgefahren.

In Klein Godems wird ein Offenstallkomplex mit drei „Offenställen“ und einen Bergeraum errichtet. Das war notwendig, um die Rinder des Betriebes unterzubringen. Die hier gebauten Ställe bargen etliche Mängel, sodass an ihnen oft gebaut werden musste. In der LPG „Fortschritt“ erfolgt ein erneuter Wechsel des Vorsitzenden: Paul Becker, gibt aus gesundheitlichen Gründen (sein Augenleiden verschlechtert sich) den Vorsitzenden ab und wird durch Johannes Kamann abgelöst. Kamann kam aus dem Süden ( Merane) als Industriearbeiter aufs Land nach Godems. Am 5. April 1963 wurden der LPG die Maschinen, die Werkstatt und die Tankstelle von der MAS übergeben. Die Traktoristen und Schlosser waren nicht, oder nur zögerlich, zur LPG übergegangen. Der Anbauplan auf den Feldern sah außer Zuckerrüben, Mohn und Tabak fast alle Feldfrüchte vor und die Viehwirtschaft umfasste Hühner, Enten, Schweine, Rinder und Pferde. Der Viehbestand war angestiegen und es mussten Baumaßnahmen durchgeführt werden, um ihn ordnungsgemäß unterzubringen, wobei leider auf traditionelle Bauweise gesetzt wurde und viel Handarbeit von Nöten war. Die Milchproduktion fand in mehreren Ställen statt und im Sommer sogar auf den Weiden der Lewitz, die rund 20 km vom Ort entfernt liegen und für die Melker eine besondere Belastung darstellte. Für die Schweinemast wurden die Scheune und das Viehhaus der Hofstellen Bossow und Weger umgebaut und für die Enten und Hühner Baracken am Dorfende zur Rühm und auf der Hofstelle Krey errichtet. Eine, in dieser Zeit gegründete Baubrigade, übernahm nun nötige Reparaturen und Umbauten an den Ställen und führte auch Arbeiten an Wohnungen aus.

Bild: Der „Erntekapitän“ Hermann Holm am Steuer eines Mähdre-chers vom Typ E175 Bild: Er steuerte auch den moderneren Typ E512

1965 wurde Johannes Kamann von Reinhardt Schultz, dem bisherigen Technikbrigadier, abgelöst und dessen Funktion wurde von Gerhard Schumacher übernommen. Gerhard Schumacher war von der LPG Typ I in die LPG Typ III übergetreten. Der Betrieb erreichte die Wirtschaftlichkeit. Nun bewirtschaftet der Betrieb 732 ha Acker - und Grünland und hat 85 Mitglieder. 1969 schließt sich die LPG Typ I „ Unter den Linden“ der LPG Typ III an und Gerhardt Schumacher wird Vorsitzender des Betriebes. Einschneidende Veränderungen in der Wirtschaft werden in diesem Jahr den Betrieb für die Zukunft bestimmend. Der Betrieb wird zum Auffangbetrieb für Bruzellose verseuchte Rinder vorgesehen, um so die Sanierung des Kreises voran zubringen. Das bedeutet, das Milchkühe mit einer noch ansprechenden Milchleistung aus Sanierungsbetriebe aufgenommen werden mussten. 1970 ist dann schon der Betrieb mit der Sanierung an der Reihe. Das bedeutete aber auch, dass die Kühe der Mitglieder aus ihrer individuellen Hauswirtschaft abgeschafft werden mussten. Die Überzeugung der Mitglieder für diese Maßnahme war Schwerstarbeit für die Leitung des Betriebes und dem Veterinärwesen. Die individuelle Hauswirtschaft sorgte für die Menschen des Betriebes, für eine zusätzliche Einnahmequelle, zu dem noch immer recht kläglichen Verdienst in der LPG. Um die umständliche Art und Weise der Milchproduktion (Melken in der Lewitz) zu umgehen, nahm man 1971 das Angebot der Aufzucht von Färsen für andere Betriebe auf vertraglicher Basis an, und kaufte nach der Bruzellosesanierung keine neuen Milchkühe. Aufgegeben wurde auch die Haltung des Federviehes. Der Betrieb befand sich auf den Weg der Spezialisierung. Auf den Feldern (jetzt 860 ha) werden umfangreiche Meliorationsmaßnahmen durchgeführt. Die LPG ist nun zu einem wirtschaftlich stabilen Betrieb gereift und unterstützt die Gemeinde bei ihren Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur des Dorfes (Strasse, Schule, Kindergarten u.a.). 1972 wird das Jahr der Kooperationsbeziehungen. Die Genossenschaft ist beteiligt am Meliorationsbau Marnitz, am Agrochemischen Zentrum Parchim (ACZ), an der Zwischen - genossenschaftlichen Einrichtung (ZGE) Schweinemastanlage Karrenzin, an der Zwischen - betrieblichen Bauorganisation (ZBO) Parchim und mit der LPG Spornitz. Zwischen den LPG Gr. Godems, Barkow und Stolpe wird die Kooperative Abteilung Technik (KAT) gebildet, die von den Godemser Vorsitzenden Gerhard Schumacher geleitet wird und als Vorstufe einer neu zu bildenden Kooperation der Feldwirtschaft der drei Betriebe gilt, was eine Trennung von Feld- und Tierwirtschaft als neue Form der Spezialisierung in der Landwirtschaft gilt. Die LPG Gr. Godems wird ab1972 von Erhard Neick als amtierenden Vorsitzender geleitet. Die Viehwirtschaft wird ebenfalls neu strukturiert: Die Färsenproduktion wird aufgegeben und eine Stufenproduktion der Rinderaufzucht aufgebaut. In Gr. Godems werden zukünftig Kälber bis zu einem Alter von 6 bis 7 Monate gehalten und dann an die LPG Spornitz verkauft. Hierzu gibt es erhebliche Bedenken seitens der Godemser Mitglieder. Bereits 1973 erfolgte die Bildung der Kooperativen Abteilung Pflanzenproduktion (KAP) Gr. Godems unter der Leitung von Gerhard Schumacher und Sitz in Gr. Godems. Die Tierproduktion wird auf „Empfehlung“ der Bezirksleitung der SED und des Land- wirtschaftrates Parchim der LPG Spornitz – zu der Zeit schon Koope -rative Abteilung Tierproduktion (KAT) - angegliedert mit dem Abteilungsleiter Peter Menning und einer gewissen Eigenständigkeit mit Vorstand und Revisionskommission. Erhard Neick führt die Abwicklungsverhandlungen des Zusammenschlusses und wechselt dann zur LPG Ziegendorf. Zur Verbesserung der Haltungs- bedingungen für die Jungrinder wird in der Offenstallanlage ein Zwischenbau für Tiere ab 3 Monate Lebensalter gebaut, sodass in der Anlage (der so genannte K2 Bereich) rund 950 Tiere gehalten werden konnten und in den Ställen des K1 Bereiches nochmals rund 1000 Tiere bis zu einem Alter von gut 3 Monate Lebensalter. 1974 - die LPG feiert mit allen Mitgliedern aus der Pflanzen – und Tierproduktion ihr 20jähriges Bestehen. Langjährige Mitglieder werden geehrt. Die Abteilungen arbeiten, ohne das die Mitglieder noch einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung des Betriebes haben, als selbstständige Betriebe.

Bild: Der Garagenkomplex auf dem Technikhof Bild: Die Schmiede (links) dahinter das Sozialgebäude und die Maschinenhalle und rechts ein Teil des Heizhauses. Bild: Unten die Viehanlage in Klein Godems mit der Personenschleuse

Wieder ist es die Bezirksleitung der SED, die 1975 den Zusammenschluss der LPG Gr. Godems mit Spornitz als Fehler sieht und die Trennung fordert. Die KAT Spornitz wird in die Agrarindustrievereinigung (AIV) Lewitz als Färsenaufzuchtsbetrieb intrigiert. Die Zusammenarbeit mit Gr. Godems soll künftig auf vertraglicher Basis weitergeführt werden. Vorsitzende des Vorstandes wird Uta Bossow, die bisher Buchhalterin in Herzfeld war. Sie wird diesen Betrieb bis 1990 erfolgreich leiten. Der Betrieb arbeitet nach wissenschaftlichen Erkenntnissen und wirtschaftlich rentabel. Es wurden in den Jahren umfangreiche Um,- Aus- und Neubauten an den Ställen des Betriebes vorgenommen und der Gemeinde weitere finanzielle Unterstützung gegeben – u.a. 350 TM für die Schaffung eines Mehrzweckgebäudes und für den Straßenbau. Die Vorsitzende Uta Bossow übernimmt ab 1983 auch noch die Aufgabe der Leitung der Schweinemastanlage in Karrenzin. 1977 schließt sich die KAP Gr. Godems mit der KAP Karrenzin zusammen, unter der Leitung von Willi Feser. Gerhard Schumacher wird Sektorenleiter im Landwirtschaftsrat Parchim. Im Frühjahr des Jahres 1990, nach der politischen Wende – dem Anschluss der DDR an die BRD - beschließen die Vorstände der LPGn Tierproduktionen Gr. Godems, Karrenzin und Stolpe und die LPG Pflanzenproduktion die Auflösung der LPG Pflanzenproduktion und die Zusammenlegung beider Produktionsrichtungen sowie die Bildung eigenständiger Betriebe in den einzelnen Dörfern. Wobei Barkow sich an Stolpe anschließt. Gleiches erfolgt auch in Karrenzin, Ziegendorf und Wulfsahl. Die Währungsreform und Einführung der DM am 1. 7. 1990 erfordert die Erstellung einer auf die DM bezogene Bilanz und die Umbewertung aller Vermögensgegenstände im Betrieb. Es besteht jetzt für jedes Mitglied, bzw. Bodeneigentümer die Möglichkeit, einen eigenen Landwirtschaftsbetrieb aufzubauen (Wiedereinrichter). In Gr. Godems ist es Erhard Neick, der die Umwandlung des Betriebes in eine Genossenschaft nach dem Raiffeisenprinzip und die Zusammenführung der Tier- und Pflanzenproduktion leitet und durchführt. Er wird auch der erste Geschäftsführer dieser neuen, am 18.12.1991 gegründeten und am 09.09.1992 im Genossenschaftsregister mit Registrier Nr. 174 eingetragene Genossenschaft. Der Name dieser neuen Genossenschaft ist „Landerzeugergemeinschaft eingetragene Genossenschaft (LEG e.G) Groß Godems“. Einschneidend für die 45 Mitglieder der LPG war die erfolgte Kündigung ihrer Mitgliedschaft und ihres Arbeitsverhältnisses. Nur 21 Personen wurden weiter beschäftigt. Rolf Dieter Plückhahn richtete mit seinen Flächen einen neuen Betrieb ein. Er pachtete zu seinen eigenen 45 ha noch rund 20 ha Acker und Grünland von Jürgen Ott dazu. Er schaffte eine kleine Mutterkuhherde und Schweine für seine Stallverhältnisse an und bewirtschaftete seine Flächen nach herkömmlichen Methoden. In der LEG begann ein schwieriger Start in die kapitalistische soziale Marktwirtschaft, denn die bis dahin gut laufende Stufenproduktion der Färsenaufzucht brach von einen Tag auf den anderen zusammen. Für Rinder mit einem Alter von 6 bis12 Monaten gab es keine Abnehmer. Die Ställe waren umgebaut, sodass ältere Tiere keinen Platz mehr hatten – die Standflächen wurden für die immer älter werdenden Tiere zu kurz. Tiere mussten zu Niedrigstpreisen an Händler aus den alten Bundesländer verkauft werden. Die Feldwirtschaft wurde auf ökologischen Landbau umgestellt und die in der Lewitz liegenden Wiesen (rund 80ha) in naturschutzgerechte Nutzung bewirtschaftet, da sie im Vogelschutzgebiet liegen. Auch ist es Erhard Neick, gelungen mit Bodeneigentümern in Kieckindemark, Pachtverträge abzuschliessen. Mit dem Agrarbetrieb Spornitz, Karrenzin und Poltnitz wurden Flächenaustauschverträge abgeschlossen, um zusammenhängende Flächen zu erhalten. Vom Staat gibt es auf Antrag hohe Prämien, Ausgleichszahlungen und Beihilfen: so für die naturgerechte Grünlandnutzung, den ökologischen Ackerbau, die Stilllegung von Ackerflächen, Ausgleichzahlungen für Ölsaaten und Getreide und für benachteiligte Betriebe. Ein gewaltiger bürokratischer Aufwand. Die LEG verkauft ihr gehörende Häuser an die darin wohnende Familie, aber auch andere Personen. Eine mit erheblichen Verhandlungsaufwand und finanziellen Anstrengungen begonnene Milchproduktion wurde 1997, aus mangelnder Wirtschaftlichkeit, wieder aufgegeben und die schon bestehende Mutterkuhhaltung weitergeführt. Die Stallanlage in Klein Godems wurde vertragsgemäß an die Familie Kurze, die Ställe Plückhahn und Bossow an die Eigentümer übergeben. 1997 ging Erhard Neick in den Ruhestand und von Peter Menning abgelöst. Ab diesem Jahr wird die Feldwirtschaft wieder nach gut bäuerlichen Methoden bewirtschaftet, neue effektivere Maschinen angeschafft und Pflanzenschutzmittel und mineralische Düngemittel eingesetzt.. Am 31.12.1993 sind 14 Personen in der LEG e.G. beschäftigt. Der Betrieb wird 2010 von fünf Personen bewirtschaftet.. Leider hat sich aber auch die von der LEG e.G. bewirtschafte Fläche von über 900 auf 622ha Acker und Grünland 2009 verringert, wobei sich fast 85ha in Eigentum der Genossenschaft befinden. Der Tierbestand verringert sich schon 1991 um fast 1000 Tier und pegelt sich schließlich, nach der Übergabe der Klein Godemser Stallanlage, um die 350 Tiere ein. Der Pferdebestand wird ebenfalls bis auf zwei Kaltblüter reduziert. Am 21. Juli 2002 brannte die Halle auf dem ehemaligen Kartoffelsortierplatz, durch Selbstentzündung des dort eingelagerten Heues, ab. Es verbrannten über 500 Ballen Heu, aber auch der drei Jahre alte Mähdrescher. Durch den beherzten Einsatz der Kollegen Wilfried Frick und Hermann Januscheid, die mit dem Teleskoplader brennendes Heu aus der Halle fuhren und natürlich der Feuerwehren aus Godems, Stolpe, Karrenzin, Ziegendorf, Wulfsahl, und Parchim konnte verhindert werden, dass die Halle vollständig zerstört wurde und wieder aufgebaut werden konnte. Der Schaden wurde auf 500 TDM geschätzt.

Bild: Am 21.Juli 2002 vernichtet ein Brand über 500 Ballen Heu, einen Mähdrescher und große Teile der Lagerhalle an der Parchimer Strasse.

Am 1 September 2004 erfolgte ein neuer Wechsel in der Leitung des Betriebes. Hans Ulrich Voß aus Dargelütz übernimmt den Vorsitz des Vorstandes und wird Geschäftsführer der LEG. Der Betrieb wird unter seiner Leitung in gewohnter Weise betrieben. Immer weiter sinkende Fördermittel, schwankende und sehr niedrige Erzeugerpreise und vom Wetter bedingt unterschiedliche Erträge auf den Feldern, führen zu unterschiedlich hohen Jahresergebnissen. Der Vorstand wird, seit Frau Wandschneider aus dem Betrieb ausgeschieden ist, nur von Herrn Voß alleine vertreten. Wenn bis in die späten 80ger Jahre die Landwirtschaft für die Menschen in den Dörfern eine wichtige Rolle und ein Arbeitsplatz bedeutete, ist sie heute praktisch bedeutungslos geworden Nur fünf Personen, außer einem Wiedereinrichter, bearbeiten in Groß Godems mit modernen Maschinen den Acker und versorgen das Vieh.

Bild: Die neueste Technik: der Mähdrescher vom Typ Lexion 440 hat eine Arbeitsbreite von 7m... Bild: ...und die Pflanzenschutzspritze mit einer Arbeitsbreite von 24 m.

Handwerk

Als unsere Vorfahren begannen den Boden zu bearbeiten, bestellten und ernteten, fertigten sie sich die nötigen Werkzeuge dazu sicherlich allein. Als sie aber Maschinen und Geräte, die nicht nur aus Holz, sondern aus Metall bestanden und die Herstellung und Reparatur nicht mehr mit einfachen Hilfsmittel zu bewerkstelligen waren, entwickelte sich das Handwerk. Stellmacher, Schmiede, das Bauhandwerk, aber auch Sattler, Müller, Molker und anderes verarbeitendes Handwerk entstanden nach und nach. Was gab es in Groß Godems? Wann und wie entstand es? Die Informationen sind spärlich. Es gibt eine Vermutung, das am Ortsausgang zur Dicken Hege, hinter dem Knikschen Bach, vielleicht einmal eine Schmiede gestanden haben könnte. Der Flurname Köhlhof weist auf eine damit in Verbindung stehende Köhlerei hin. Das konnte bisher aber nicht nachgewiesen werden und bleibt fraglich. Eine Lagekarte des Dorfes von 1885, zeigt eine Schmiede, die an der Strasse „Zur Rühm“ eingezeichnet ist. Die älteren Godemser werden die Schmiede noch kennen. Sie muss demnach in der zweiten Hälfte des 19ten Jahrhunderts erbaut worden sein. Wer sie erbauen ließ, ist jedoch nicht bekannt. Ein Schmied Wulf aus Wismar war vor dem 2.Weltkrieg Eigentümer. Dann übernahm Otto Feilcke die Schmiede, der schon vorher auf seinem Elternhof, die Hufe Nr.14; Am Ring 2, eine Schmiede betrieben hat. Ende der 1950ger Jahre übernahm dann die MAS die Schmiede und August Hinz betätigte sich von dann an als Schmied und arbeitete für die LPG. Als 1963 die MAS die Technik und Gebäude an die LPG übergab, wurde diese Schmiede geschlossen. 1972 erwarb Herbert Weis das leer stehende Gebäude und baute es für sich und seine Familie zu einem Wohnhaus um. Nach der Fertigstellung der Werkstatt, nutzte die LPG die Schmiede noch als Reifenlager und nach der politischen Wende wurde sie an den Eigentümer zurück übergeben. In der Schmiede und der Werkstatt arbeiteten in den Zeiten der LPG die Schlosser Johannes Pirch, Günter Giese, Peter Kossian, Erhard Schmidt, Wolfgang Ott, Wilfried Grützmacher und andere.

Bild: Stellmacher Otto Lauck, Schmied August Hinz und... Bild: ...Maurer Rudolf Jahnke bei der Arbeit.

Die Werkstatt wurde 1990 der LEG eG übergeben und bis jetzt auch genutzt. Im Dorf gab es eine Stellmacherei. Sie hatte ihre Werkstatt im Wohnhaus Parchimer Strasse Nr.7 – das Eckhaus Parchimer Strasse / Zur Rühm – und gehörte Otto Lauck. Er arbeitete mit dem Schmied Otto Feilcke Hand in Hand für die Bauern und auch für die Bevölkerung. 1960 wurde er Mitglied der LPG Typ I und später der LPG Typ III. Als die LPG P in Groß Godems eine Baubrigade aufbaute, entstand auch eine Tischlerei auf dem Bauhof, die bis 1990 in Betrieb blieb. Mit der Auflösung der Baubrigade wurde sie, wie auch die Elektrowerkstatt, stillgelegt und im Jahr 1999 abgerissen. 1991 erwarb der Tischlermeister Herbert Kolacny aus Parchim das Grundstück der Hufe5, Lange Strasse Nr.14. Er baute dort eine mit modernen Maschinen ausgerüstete Tischlerei mit Glaserei auf, die mehrere Arbeitskräfte beschäftigte. Heute liegt die Verantwortung, über diesen Betrieb, in den Händen seines Sohnes Olaf.

Bild: Die Bautischlerei Kolacny in der Langen Strasse

Als weitere Handwerksbetriebe, meistens Einmannbetriebe, sind die Schneider und Schuster zu nennen. 1894 wird vermeldet, das Frau Frieda Brümmer sich eine Nähmaschine angeschafft habe und Näharbeiten ausführe. Sie hatte bei Frau Maaß in Parchim das Nähen erlernt. Von 1934 bis zum 30.9.1961 war Hermann Schmidt Schnei- der in Groß Godems in der Häuslerei 48; Lange Strasse Nr.43 tätig. Sattler Emil Rohde, Lange Strasse 6, arbeitete hauptsächlich für die Soldaten in Parchim und seltener für Godemser. Außer seiner Sattlerei betrieb er einen Landwirtschaftsbetrieb, Hufe Nr.9. Über die Schuster wissen wir, dass es einmal bis zu drei Meister in Godems gab. Und zwar Joachim, Heinrich, und Wilhelm Plückhahn. Im Mai 1927 eröffnete Wilhelm Plückhahn in der Parchimer Strasse sein Schuhwarengeschäft. Die veränderten Lebensbedingungen im Laufe der Zeit, veränderte auch das Verhalten und die Ansichten der Bevölkerung. Die Menschen kauften lieber neues Schuhwerk, anstatt es reparieren zu lassen und damit fällt für den Schuster seine Lebensgrundlage weg. Arthur Iwe ist der letzte Schustermeister in Groß Godems, der auch Lehrlinge ausbildete. Er hat sein Geschäft aus Altersgründen 1974 aufgegeben und ist mit seiner Frau zur Tochter nach Parchim gezogen. Im gewissen Maße sind die Bäckerei und die Molkerei auch Handwerksbetriebe. Beide sind in Groß Godems einmal präsent gewesen. Die Geschichte der Molkerei ist kurz und schnell erzählt. 1910 wurden von der Hufe Nr.12; Lange Strasse Nr.11, durch die gegründete Molkereigenossenschaft 2000 qm Land erworben und eine Molkerei gebaut. Sie machte sich notwendig, da die Bauern immer mehr Milch erzeugten und die Eigenvermarktung und der Eigenverbrauch nicht mehr zu schaffen war. Der erste Verwalter war Arthur Stiepert. Und der letzte war Herbert Reier, der auch die Schließung der Molkerei 1959 vollzog. Die Milch wurde nun nach Parchim in die dortige Molkerei gebracht. Das Gebäude wurde der LPG zugeschlagen, die es entkernte und zu einem Bürogebäude umfunktionierte. Im Laufe der Zeit beherbergte es die Verwaltung der LPG, das Gemeindebüro, das Büro der KAP Godems, eine Wohnung, die Gemeinschaftspraxis der Tierärzte, die Mittagsver- sorgung der LPG Mitglieder, einen Kultur und Versammlungsraum und zeitweise die Schwestern – und Arztstation. 2006 verkauft die LEG eG das Gebäude an einen Autohändler aus Crivitz, der es 2010 weiter veräußerte. Nun begannen umfangreiche Umbauarbeiten.

Bild: Die Molkerei mit der Annahmerampe, als sie noch in Betrieb war... Bild: ...und nach dem Umbau.

Die Bäckerei

Auf mehreren Höfen gab es in Groß Godems gemauerte Backöfen (Hufen Nr.4 Ausbau; Hufe Nr. 6, Lange Strasse 13; Hufe Nr.14, Am Ring 2; Hufe Nr.16, Am Ring heute leer; Hufe Nr.18, Lange Strasse 17; und Hufe Nr.19, Lange Strasse heute leer). Der letzte derartige Backofen im Dorf, wurde im Frühjahr 2002 abgerissen. Es war der erst 1959 erbaute und noch in einem recht ordentlichen Zustand stehende und sogar mit einem Dach überbaute Ofen auf der Hofstelle Nr. 6, Lange Strasse 13. Die anderen hier erwähnten Öfen sind schon des längeren nicht mehr existent.

Bild: Dieser Backofen stand im Garten der Bauernstelle Nr.6, heute Lange Strasse 13. Er war der letzte gemauerte Backofen in Godems.

In den 1920ger Jahren baute der Häusler und Bäcker Albert Johann Wilhelm Feilcke die Bäckerei in der Langen Strasse 41. Sein ältester Sohn, Herbert, übernahm von ihm den Betrieb und hatte ihn bis zu seinem Tod 1950 (er wurde nur 37 Jahre alt). Sein Bruder Werner führte nun die Bäckerei, bis er 1954 in die BRD übersiedelte. In dem Betrieb der Feilckes arbeitete auch Karl Jahns als Bäckergeselle, der dann aber in die Konsumbäckerei Parchim ging. Der Betrieb in Godems wurde zu Volkseigentum erklärt und von der Gemeinde verwaltet. Nach einer kurzen Zeit ohne Bäcker, pachtete Herr Willi Schultz den Betrieb 1957. Er verließ jedoch 1961 die Bäckerei, um in Schwerin eine Bäckerei zu übernehmen. Wieder stand der Betrieb still.

Bild: Die Bäckerei nach Umbau 1987 nach den Vorstellungen des Bäckermeisters Gilbert Matlock

Auf Grund einer Annonce der Gemeinde in der Zeitung, kam Bäckermeister Erwin Mehl aus Wöbbelin nach Groß Godems. Unter seiner Regie wurde die Bäckerei mitsamt der Wohnung, 1964 umgebaut. Seine Familie musste während der Umbauzeit bei verschiedenen Leuten im Dorf unterkommen, bis er den Laden eröffnen konnte. Bis zum 31 Oktober 1986 versorgte er dann die Godemser und auch die umliegenden Dörfer mit hervorragenden Backwaren. Er gab den Betrieb aus Altersgründen auf. Aus Neustadt Glewe kam 1987 Bäckermeister Gilbert Matlock. Mit der Unterstützung der Landwirtschaftsbetriebe der Umgebung und deren Baubrigaden, wurde ein neuer Backofen aufgestellt. Am 20 Mai 1987 eröffnete er den Bäckerladen, in dem es außer Brot, Brötchen und Kuchen nun auch Butter, Milch und andere Lebensmittel zu kaufen gab. Nach der politischen Wende stellte der Alteigentümer aus den alten Bundesländer Rückführungsansprüche, die ihm auch gewährt wurden. Das veranlasste Bäckermeister Motlock, sich aus Groß Godems zurück zu ziehen und gab am 30. August 1996 die hiesige Bäckerei auf und übernahm eine Bäckerei in Neustadt Glewe. Ab diesen Zeitpunkt gibt es in Groß Godems keinen Bäcker mehr und das Gebäude ist verkauft und nun ein reines Wohnhaus für zwei Familien. Sicher gab es zu jeder Zeit auch Maurer, Maler und Elektriker und andere Handwerker in Groß Godems. Es ist jedoch nicht bekannt, dass es einen größeren Baubetrieb im Ort gab – außer den Baubrigaden der LPG´n. Die Leute arbeiteten in Betrieben außerhalb des Dorfes. Leider gibt es kaum bekannte Namen dieser Handwerker. Auch im Adressbuch von 1935 werden sie nur als Arbeiter oder Häusler erwähnt, sodass keine Rückschlüsse auf ihre Berufe gezogen werden können. Vielen werden jedoch Maurer Rudolf Jancke, mit seiner stets rauchenden Pfeife, oder der in einer Zigarettenspitze qualmenden Zigarette sowie Maler Otto Jantowski und Elektriker Hans Techentin in Erinnerung sein. Als erster selbstständiger Handwerker meldete Maik Amthor im Juli 1999 seine Firma „Amthors Haus und Hofservise“ an, und arbeitet erfolgreich allein, oder mit anderen Handwerkern zusammen in der weiteren Umgebung. Am 1. Juli 2001 folgt Marko Weis seinem Beispiel und gründet eine eigene Firma, die alle Arbeiten am Haus durchführen, Malern, Putzen, Fenster und Türen einsetzen sowie auch Innenausbauten tätigen. Seine Firma beschäftigt heute einen Mitarbeiter. 2003 ist es sein Bruder Volker Weis, der sich mit einer Firma selbstständig macht. Volker Weis hat sich auf den Innenausbau und Spezialarbeiten, wie Stuckarbeiten und Sonderwünsche der Bauherren spezialisiert. Für zwei Jahre (1996 –1998) war in Groß Godems die Heizungs- und Sanitärfirma Bruhn mit mehreren Mitarbeitern tätig. Er hatte das Viehhaus der Hufe Nr. 3, Lange Strasse 16, um – und ausgebaut. Mit dem Fortschritt der Entwicklung der Technik kamen auch Personenkraftwagen nach Groß Godems. Die mussten irgendwann repariert werden. Das wurde anfangs selbst erledigt, was an dem F8, Trabant, Wartburg und Skoda auch möglich war. Es wurde die Karosserie geschweißt, Lager gewechselt, die Zündung eingestellt und die Elektroanlage instand gesetzt. Eine Werkstatt wurde aber dringend notwendig. Am 1. November 1977 eröffnete Hans Burmeister (Kfz – Meister) auf seinem Gehöft, Parchimer Strasse 8, eine Autoreparaturwerkstatt. Dazu hat er den alten Stall total erneuert und unterkellert. In der Werkstatt wurden vorrangig PKW vom Typ Trabant und Wartburg, aber auch Skoda, Moskwitsch und Lada repariert. 1984/85 konnte er eine neue größere Werkstatt bauen, die den strengeren Bedingungen einer modernen Werkstatt und den erhöhten Zulauf gerecht wurde. 1990 wurde der Betrieb Vertragsautohaus für den Vertrieb und Service der Firma SEAT, einer Tochterfirma von Volkswagen. Dazu baute die Firma am Standort ein Verkaufs – und Beratungsgebäude. Da der Standort erneut zu beengt wurde und in der Kurve wenig attraktiv war, entstand 1994 am Dorfausgang in Richtung Ziegendof ein ganz neuer Betrieb. Hier wurde außer dem Verkauf und der Reparatur auch noch die Lackierung an PKWs angeboten.

Bild: Das Autohaus Burmeister an der Parchimer Strasse.

Wie üblich in den Autohäusern, sind auch im Autohaus Burmeister Gebrauchtwagen zu haben. Ab 1995 übergab Hans Burmeister seinem Sohn Michael die Verantwortung und Leitung des Autohauses, der den Betrieb erfolgreich führt. Aber am 1. April 2011 übernahm Michael und seine Frau Johanna Burmeister ein Autohaus in Parchim und zieht aus Groß Godems in das dortige Haus um, sodass das Dorf einen großen Betrieb verloren hat. Einen weiteren Betrieb, der sich mit Fahrzeugen beschäftigt, wird 1990 von Waldemar Strunk aufgebaut. Am Wiesenweg handelt er mit Gebrauchtwagen, repariert und entsorgt alte Autos. Auch gebrauchte, aber noch brauchbare Ersatzteile, kann man bei ihm haben. Das Geschäft betreibt er bis 2004. Die Gebäude und den Hof muss er sanieren und baut sie zu einem Wohnhaus um. Es ist im Januar 2008 bezugsfertig, in das er später selbst einzieht.

Bilder: Die KFZ Verwertung Strunk vor und nach dem Umbau zum Wohnhaus

Am 1. Juli 2006 eröffnet Simon Burmeister, der jüngere Sohn von Hans Burmeister, an der Parchimer Strasse in Richtung Ziegendorf, eine Lackiererei für Fahrzeuge und alle möglichen Bauteile und Objekte. In diesem Betrieb ist eine Sandstrahlanlage integriert, mit der Teile vor dem Lackieren gründlich von Rost und alter Farbe gereinigt werden können. Der Betrieb hat mehrere Mitarbeiter beschäftigt.

Bild: Die Lackiererei Burmeister

Von 1992 bis 2001 hatte eine große Spielzeugvertriebsfirma aus Hamburg „Nordspiel“, in dem Büro – und Lagergebäude der ehemaligen Baubrigade der LPG P, ein Zwischenlager für Spiel- sachen eingerichtet, die in den Nordosten Deutschlands vertrieben werden sollten. Entstanden ist dieser Betrieb auf Initiative von Herrn Plückhahn aus Parchim, einem Nachkommen des Alteigentümers der Hufe Nr. 3, Lange Strasse 16, der den Grund und Boden zurück übertragen erhalten hatte. Erwähnt werden sollten an dieser Stelle auch die Dienstleister in Groß Godems. Für kurze Zeit kam aus Parchim eine Friseuse ein Mal in der Woche ins Dorf und frisierte die Einwohner nach Wunsch. Seit 2000 betreibt Diana Weis eine mobile Fußpflege. Gabriele Schawe gründet ebenfalls im Jahr 2000 ein Büro für Lohn- und Ge- haltsabrechnungen für Privatpersonen und Betriebe „Parchim Data Lfd“ .

Handel und Gaststätten

Nachdem den Menschen die einfachen Tauschgeschäfte untereinander nicht mehr genügten und sie in den Städten nicht mehr die Möglichkeit dazu hatten, entstanden Kaufmannsläden. In Groß Godems errichtet ein C. Witt noch vor der Jahrhundertwende zum 20ten Jahrhundert an der Parchimer Strasse / Ecke Zur Rühm eine Gastwirtschaft mit einem Kolonialwarenladen. Noch um die Jahrhundertwende baute der Inhaber des Geschäfts einen Saal an die Gaststätte an. Wie lange der Laden bestand, ist nicht bekannt. Auf alle Fälle hat der Konsum in der Zeit von 1957 bis 1958 in dem Haus noch mal den Verkauf von Lebensmittel getätigt, bis eine neue Verkaufsbaracke an der Parchimer Strasse errichtet war. In die Gastwirtsfamilie heiratete ein Jahnke, der mit seiner Frau die Gast- wirtschaft weiter führte. Er wurde bei einem Streit mit einem russischen Soldaten, wegen einem verweigerten Schnaps, kurz nach Kriegsende erschossen. Weitere Betreiber der Gaststätte waren: Herbert Taube und bis zum Abriß 1976 Christa Peters. In der Bauzeit eines neuen Hauses, haben Annegret Weis und Margit Schmidt im Nachbarhaus ,Zur Rühm Nr.2 in zwei Räumen einen Dorfkrug geführt.

Bild: Die alte, 1976 abgerissene Gaststätte, in der auch bis 1958 ein Kolonialla- den und ein Saal war.(auf einer Postkarte)

Außer dem Kolonialladen in der Gastwirtschaft, führte Joachim Plückhahn, ein Häusler in der Langen Strasse Nr.23, ebenfalls einen Kolonialladen. Hier heiratete Hermann Haase ein, ein Handwerker aus Parsch. Frau Klara Haase bewirtschaftete den Laden ihres Vaters, in dem es kein Ausschank alkoholischer Getränke gab, noch bis 1957. Sie übergab ihn aus gesundheitlichen Gründen an die Konsumgenossenschaft, die dann den Laden in die Gastwirtschaft verlegte. Die Tochter der Familie Haase, Liselotte, arbeitete bis zu ihrer Pensionierung als Verkäuferin beim Konsum. 1958 war die Verkaufsbaracke fertig. Sie war ab nun die einzige Verkaufstelle im Ort, ausschließlich für Lebensmittel und Getränke. Die zweite Gastwirtschaft im Ort betrieb der Büdner Christian Wulff in der Parchimer Strasse Nr.11. Auch hier war eine Verkaufsstelle mit intrigiert. Schon am 1.6.1953 gab sein Sohn August das Geschäft auf und wendet sich der Landwirtschaft zu. Ab 1977 bauten sich die Godemser ein neues Gasthaus an dem eine neue Verkaufsstelle angeschlossen wurde. Am 21. Juni 1980 wurde das Haus eröffnet. Die Konsumverkaufsstelle (aus Sicherheits- gründen ohne Fenster) war geräumig und übersichtlich eingerichtet, mit Lagerraum, Warenschleuse, Büro und Toiletten für das Personal. Im Obergeschoß des Hauses entstanden drei Wohnungen.

Bild: 1958 wurde die Konsumbaracke fertig. Sie stand gegenüber der Bushaltestelle in der Parchimer Strasse und bleibt bis 1980 in Betrieb."

1990 löste sich die Konsumgenossenschaft auf und die Räume standen leer. Seitdem gibt es in Groß Godems keine Verkaufsstelle mehr. Auch ein Versuch von Annegret Weis, einen kleinen Laden für Lebensmittel in ihrem Haus zu führen, schlug schon nach einem Jahr fehl. Auch der Aufbau eines Getränkeshops der Familie Gau in der Langen Strasse Nr.45 und später der Familie Jahnke im ehemaligen Küchenstudio Parchimer Strasse Nr.1a, ist nicht gelungen. Wöchentlich kommt einmal ein mobiler Landhandel ins Dorf mit Lebensmittel, Zeitschriften, einigen Textilien und anderen Waren. Mehrmals in der Woche fahren Schlachter und Bäcker mit ihren Waren durch das Dorf, sodass die Versorgung der Einwohner gesichert ist. Im Übrigen, eine Versorgung der Einwohner des Dorfes mit Textilien und Industriewaren durch die staatliche Handelorganisation (HO), mittels Traktor und zwei Hänger, gab es auch schon in den 1950ger Jahren. Für kurze Zeit existierte in Groß Godems ein Küchenstudio, das von Frank Ebest aus Löcknitz aufgebaut wurde, sich jedoch nicht rentierte. Das Gebäude wird nun als Büro und Wohnung genutzt. Doch noch einmal zur Gastwirtschaft: Wie schon erwähnt, öffnete sie am 21. Juni 1980 mit einem großen Fest für die ganze Gemeinde. Ina Martell mit ihrem Ensemble waren der Stargast. Ein Ehepaar aus Thüringen, Ursula und Günther Böthig, übernahmen die Leitung der Gaststätte, die in Verwaltung des Konsums stand. Die Gaststätte übernahm auch die Mittagsversorgung der Genossenschaftsbauern und Arbeiter, die im Ort waren. Außer Gaststätte, Verkaufsstelle und Jugendclubraum waren in diesem Gebäude drei Wohnungen enthalten. Nachdem sich 1990 der Konsum auflöste und das Haus an die Gemeinde fiel, verließen Böthigs Groß Godems und die Gaststätte war ohne Betreiber.1991 bis 1993 kam Familie Möller, die in Rom bei Parchim die dortige Gaststätte erfolgreich geführt hatten, in das Haus, das nun „Gasthaus am Sonnenberg“ heißt. Danach steht das Haus wieder leer und nur einzelne Veranstaltungen des Bürgervereins oder Familienfeiern werden noch in dem großen Haus ausgeführt. Die Gemeinde bietet das Haus zum Verkauf an, was jedoch , auch durch Auflagen der Gemeindeaufsichtsbehörde, nicht gelingt. Ein neuer Pächter aus Rostock, Rolf- Eike Rößler, versucht sein Glück vom November 1998. Obwohl er das Haus für ein Jahr mietfrei bewirtschaften darf, gibt er im November 2000 auf und verlässt Godems.

Bild: Am 21. Juni 1980 wird die neue Gastwirtschaft mit Verkaufsstelle, Jugendclub und drei Wohnungen eröffnet.

Im Sommer 1998 ruft der Bürgermeister, Wilfried Grützmacher, alle Einwohner des Dorfes auf, sich im Saal der Gaststätte zu treffen, um gemeinsam über die Zukunft des Hauses zu sprechen.

Bild: Bilder aus der Gaststätte: o..der Gastraum; m. der Versammlungsraum u. der Saal.

Einhellige Meinung besteht darin, dass das Haus für die Gemeinde erhalten werden muss. Viele Godemser helfen freiwillig bei der Sanierung, Renovierung und den Umbauten mit. Vom Saal wird ein schmaler Streifen abgenommen, sodass eine Kegelbahn eingebaut werden kann. Der ehemalige Konsum wird ein Versammlungsraum, das Vorratslager und ein Umkleideraum des Saales wird zu einer Küche und einem Schankraum mit Theke umgestaltet. Die große Küche wird verkleinert, um noch einen kleinen Versammlungsraum zu schaffen. Die Heizung war schon auf Erdgas umgestellt. Obwohl in dem Gebäude jetzt vier Wohnungen sind, ist z.Z. nur eine bewohnt, wobei erst zwei renoviert sind. 2010 wurde das Asbestdach saniert und in den Wohnungen neue Fenster eingesetzt. Das Haus wird heute hauptsächlich vom Bürgerverein genutzt. Kegelabende und Spiel – und Bastelnachmittage, vor allem für die Senioren, finden regen Zuspruch. Die Kegelbahn wird auch von anderen Vereinen aus anderen Dörfern und Privatpersonen gegen eine Gebühr gemietet. Für Familienfeste und Veranstaltungen können sowohl der große Saal als auch der kleinere Versammlungsraum gemietet werden. Nicht unerwähnt soll die Bäuerliche Handelsgenossenschaft (BHG) bleiben, die am Dorfausgang nach Barkow ein Lager von landwirt- schaftlichen Betriebsmittel (Dünger, Futter, Kohlen u.a.) für die Bevölkerung bereit hielt. Sie wurde, wie auch die Molkerei, in den 1950ger Jahren geschlossen. Eine weitere Handelseinrichtung war die Eiererfassungsstelle. Sie wurde von August Wulff bis 1990 betrieben. Hier konnten die Einwohner Eier aus ihrer eigenen Wirtschaft abgeben, erhielten einen guten Preis und für eine bestimmte Anzahl abgegebener Eier Futtergetreide zum Kauf.

Bild: Die alte BHG (Bäuerliche Handelsgenossenschaft) ist heute ein Wohnhaus.

Gesundheitswesen

Ganz früher konnten sich die Menschen aus Unwissenheit nicht gegen Krankheiten und den Tod wehren. Dann lernten sie die heilen-de Wirkung von bestimmten Pflanzen kennen und wendeten sie auch bewusst an. Dies blieb auch noch lange Zeit so. Die Ärzte, Apothe- ker und die, als in dieser Branche als ältester Beruf geltende Hebam- me, sammelten Erfahrungen, um immer mehr Erfolg in ihrer Tätigkeit zu erlangen. Aber erst als Ärzte wie Robert Koch, Virchow und andere nach den Ursachen der Krankheiten forschten, machte das Gesundheitswesen Fortschritte. Bis zum Ende des Zweiten Welt-krieges gab es nur wenige Ärzte in den Städten und auf dem flachen Land. Die Menschen mussten zu ihnen in die Praxis und nur in den dringendsten Fällen kam der Arzt ins Haus zum Patienten. Nur die Hebamme wurde zu der Gebärdenden geholt. In unserer Region wird um 1923 die Junghebamme Frau Muchow in Ziegendorf genannt. Sie war 1899 geboren und übte ihre Tätigkeit bis 1965, auch in Groß Godems, aus. Uns liegt eine Satzung eines „Hebammenverbandes Stolpe“ aus dem Jahr 1930 vor, die eine selbe aus dem Jahr 1922 ersetzt. In dieser Satzung wurden Aufgaben und Bedingungen, der zu diesen Verband gehörenden Dörfer, festge- schrieben. Der Verband regelte die Finanzierung und auch die Alters –versorgung der Hebammen. Zu diesen Verband gehörten die Dörfer: Spornitz, Alt und Neu Brenz, Blievenstorf, Stolpe, Barkow, Groß und Klein Godems, Granzin, Steinbeck-Primark, Hof und Dorf Dütschow. Für Groß und Klein Godems haben der Ortsvorsteher Graue und ein Johann Hitz und Otto Feege unterschrieben. Bis 1951 war die Hebamme Frau Maltzahn aus Stolpe auch in Groß Godems tätig, wobei immer mehr Frauen zur Entbindung ins Parchimer Krankenhaus gingen. Heute nimmt der Trend der Hausent –bindungen wieder zu, das den Hebammen wieder mehr Arbeit bringt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gesundheitswesen in staatlicher Regie übernommen. Krankenhäuser und z.T. auch Arzt- praxen wurden verstaatlicht und es wurde der Beruf der Gemeindeschwester eingeführt. Die Gemeindeschwester musste die Erstver- sorgung der Patienten in den Dörfern vornehmen. Sie stellten die Verbindung zu dem Arzt her und versorgten die Kranken mit Rezep- ten, Verbandsmaterial aber sorgten auch für Arzttermine oder auch für Krankentransporte. Das Anstellungsverhältnis der Gemeindeschwestern war zunächst das DRK, dem Krankenhaus und später über die Poliklinik geregelt.In Groß Godems waren als erste Gemeindeschwester Lene Warberski bis etwa 1956 tätig. Sie wurde von Schwester Margit (der Nachname ist nicht bekannt) abgelöst. Ab 1959 machte Schwester Hanni Prochnow in Groß Godems Dienst. In ihrer Zeit wurde im Haus Lange Strasse Nr.4 eine Schwesternstation eingerichtet. Hier hielt sie Sprechstunden und sie besaß einen kleinen Vorrat an Medi- kamente und anderes Material in diesem Raum. Ihre Vorgängerin- nen nutzten ihre Privatwohnung als „Schwesternstation“. Die Gemeindeschwestern erledigten ihre Hausbesuche zuerst mit einem Fahrrad, später erhielten sie ein Moped aber fuhren auch mit dem eigegenen PKW, da sie nicht nur in Groß Godems, sondern auch nach Stolpe,Granzin, Barkow, Karrenzin, Herzfeld und Repzin mussten. Am 1.9.1969 übernahm Schwester Anita Menning die Aufgabe der Gemeindeschwester in Groß Godems.

Bild: Schwester Anita bei der Arbeit in der Schwesternstation (alte Molkerei)

Als die Kinder noch klein waren, richtete sie sich die Schwesternstation in ihrer Wohnung ein, da die bestehende Station nach dem Verkauf des Hauses in der Langen Strasse gekündigt wurde. 1978 richtete die Gemeinde mit Hilfe der LPG im Bürogebäude der LPG eine Gemeindeschwesternstation ein. Es konnten nun Kurzwelle- und Reitzstrombehandlungen gegeben werden, was eine Erleichterung für die Patienten bedeutete. Schon im Jahr 1983 konnte eine neu eingerichtete Schwestern- und Arztstation in der Schule bezogen werden, die bessere Bedingungen für das Personal als auch für die Patienten gewährleistete. Schwester Anita erarbeitete sich ein hohes Ansehen bei den Patienten in ihrem Tätigkeitsbereich und wird auch heute noch freundlich gegrüßt. Schon 1945 kam Dr. Kurt Koch(*1915,+1978) aus dem Erzgebirge nach Ziegendorf. Er hat in Leipzig studiert und hat dann den Beruf mit Leidenschaft und Zuverlässigkeit ausgeführt. Auch nach Groß und Klein Godems wurde er gerufen, bzw. die Bewohner fuhren in seine Praxis nach Ziegendorf. Leider starb er viel zu früh 1978 mitten in seinem aufopferungsreichen Arbeitsleben.

Bild: Dr. Kurt Koch, der Landarzt aus Ziegendorf, versorgte auch die Patienten in Klein und Groß Godems. Hier mit seinem Collie.

Die nun verwaiste Arztpraxis wurde vertretungsweise durch Dr. Witte und Frau Dr. Bohnensteffen besetzt. Dr. Witte hielt als Erster in Groß Godems am 4.10.1978 in der Schwesternstation eine Arztsprechstunde. Einmal in der Woche war seitdem in Groß Godems ein Arzt vor Ort. Ab dem 1.9.1979 begann Dr. Köhler als Landarzt in Ziegendorf und kam ebenfalls einmal in der Woche nach Groß Godems. 1989 verließ er Ziegendorf und die Praxis war wieder unbesetzt. In Groß Godems übernahm Frau Dipl. med. Frenzel aus Spornitz die Vertretung. Zum April 1991 löst die Verwaltung die Stelle einer Gemeindeschwester auf. Schwester Anita arbeitete vom 1.9.1969 bis 13.4.1991 als Gemeindeschwester.. Sie fand Anstellung bei einer Sozialstation und später in der Praxis von Dr. Gottschalk. Am 1.2. 1991 eröffnete Dr. Gottschalk erneut die Arztpraxis in Ziegendorf und setzte auch die Sprechstunden in Groß Godems fort. Seit es in Groß Godems die neue Schwesternstation gibt, kam auch monatlich ein Kinderarzt ( Dr. Albrecht, Frau Dr. Arndt, Frau Dr.Witte, Frau Dr. Thiering)) um eine Mütterberatung abzuhalten. Es wurden die Babys untersucht, die Impfungen gegeben und auch die Mütter betreut. Zahnarzt und andere Fachärzte mussten in Parchim aufgesucht werden.

Vereine

Mit dem Aufbau der Büdnereien und Häuslereien in Groß Godems und dem Zuwachs der Einwohnerzahl im Ort, vor allem jüngerer Menschen, entstand zunehmend das Interesse an ein Zusammen- kommen und Abwechslung vom Alltag. Es bildeten sich Interes- sengemeinschaften und Vereine. 1903 war es August Beese, der in Groß Godems einen Radfahrer-Verein gründete mit dem Namen „Radfahrer- Verein Glück auf“. Die schon erwähnte Frieda Brüm- mer bekam den Auftrag, eine Vereinsfahne zu nähen. Selbstver- ständlich trugen die Mitglieder ein schmuckes Vereinsabzeichen am Revers. Es ist ein rundes umkränztes Zinkblech mit dem eingestanzten Text „Radfahrer Verein Godems 1903“. An der einen Seite führt ein halb bekleideter Junge ein Rad. Das Abzeichen ist auf einem runden gefalteten, grün bis bräunlichen Stück Stoff befestig und unten war ein rot,weis,grüner Wimpel. Zeitzeugen berichten, dass es auf der Godemser Gemarkung, etwa in der Nähe der Hofstelle Nr.4 Ausbau, eine Radrennbahn gegeben hat, vielleicht bis in den Wald hinein, was nicht belegt ist. Etwas später, wohl nach dem Ersten Weltkrieg, gab es in Godems einen Turnverein, natürlich auch mit Vereinsfahne. Mitglieder waren u.a. Paul Burmeister, Paul Brümmer und Otto Lauck. Bilder von beiden Vereinen liegen uns vor.

Bild: Der Groß Godemser Fahrradverein „Glück auf 1903“ mit seinem Abzeichen. Bild: Der Groß Godemser Turn-verein mit der Vereinsfahne. Obere Reihe v. li.:Otto Holm, Paul Burmeister, Karl Albrecht, Paul Brümmer, Otto Lauck

Von einem Schützenverein berichten Zeitzeugen, ohne nähere Angaben dazu machen zu können. Eine Schützendrift ist in Flurkarten auch eingetragen. Sie führte von dem Hegschen Weg vor der Lehmkuhle, in Richtung Stolper Tannen. An ihm soll es auch einen Schießstand gegeben haben. Nachweislich hat es in Godems einen Gesangsverein gegeben. Er trug den Namen „Gesangsverein an den Liederkranz“ und wurde von Rudolf Rohde geleitet und organisiert. Quittungsblätter über gezahlte Beiträge der Jahre 1926 bis1928 sind uns übergeben worden. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Vereine wohl sämtlich einheitlich unter Führung der NSDAP erfasst. Ein Foto der Godemser Frauenschaft, alle in einheitlicher Tracht, befindet sich im Fundus der Dorfchronik. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es der Gastwirt Herbert Taube und Bürgermeister August Wulff, die versuchten im Dorf das Zusammenleben der Godemser mit den vielen Flüchtlingen zu fördern und organisieren. So leitet Herbert Taube eine Instrumen- talgruppe, in der bis zu 30 junge Mädchen und Jungen mit Gitarren und Mandolinen, musizieren. Eine Theatergruppe entsteht, für die August Wulff die Stücke schreibt und von ihm mit eingeübt und geleitet wurden. Ottomar Schmidt, ein Berufschullehrer der hiesigen landwirtschaftlichen Berufsschule, leitet eine Volkstanzgruppe. Diese drei Gruppen treten nicht nur in Groß Godems auf, sondern auch in anderen Orten der Umgebung und begeistern ihre Zuschauer. Sie nehmen auch an Wettbewerben im Kreis und Bezirk teil, was vorliegende Urkunden beweisen. Die Instrumentalgruppe wurde im Mai 1952 z.B. Sieger im Kreisausscheid in seinem Fachgebiet. . Einige Mitglieder der Gruppe waren u.a. Günter Karon, Erika Moestchen, Ingrid Gerloff, Natalie Leske, Ursula Wahls, Bruno Brümmer, Werner Lifke, Rita Mahnke, Christel Haase, Lehrer Liefke, Christa Schmidt, Helga Schult und Hannelore Taube, um nur einige zu nennen. Die Theatergruppe, Dramatischer Zirkel der Gemeinde Groß Godems, wirkte ein paar Jahre später, ebenfalls unter der Leitung von Herbert Taube und der künstlerischen Leitung von August Wulff, der mehrere Stücke selbst schrieb. („Dei rechte Vadder“, „Weihnachsmann am Ende“) Ein Auszug aus der SVZ von 1958: „Am Anfang waren es nur 10, jetzt sind es bereits 22 Mitglieder, die aktiv in der Gruppe mitarbeiten." Die gute Arbeit der Gruppe begeisterte viele Jugendliche. Das Ergebnis war, dass eine zweite, eine Jugendgruppe gebildet wurde, die in diesem Jahr auch an der Leistungsschau der Volkskunstgruppen teilnahm. Auch zu dieser Gruppe einige Namen: Rosemarie Kiesow, Hugo Hecht sen., Ulrich Jahnke, Ina Breitkopf, Margarete Wulff, Erika Kiesow, Siegesmund Strunk. Als weitere kulturelle Maßnahme soll der Landfilm, der in den ersten Jahren nach dem Krieg von der MAS organisiert wurde. In bestimmten Abständen, an einem Wochentag, kam der „Kinofritze“ ins Dorf und zeigte Interessierten Filme des staatlichen Filmverleih. All diese Aktivitäten spielten sich in den Jahren ab etwa 1947 bis 1961/62.

Bild: Die Instrumentalgruppe 1952 bei einem Ausscheid im Hof des Schweriner Schlosses. 1.R.v.li.:Günter Karon, -- Erika Moestchen, Ingrid Gerloff, Wera Brümmer, Natalie Leske, Christa Schmidt, Ursula Wahls, Inge Glasemann, Bruno Brümmer. 2.R.v.li.: Werner Liefke, Heinz Schulz, Helga Schult, Herta Schmidt, Hannelore Taube, Sieglinde Gustavus, Edith Asuras, Rita Mahnke. 3.R.v.li.: Lehrer Erwin Liefke, Frieda Teller, --, --, Lehrerin Ursula Ahrend, --, --, --, Ulrich Liefke. Leiter der Gruppe ist Herbert Taube.

Bild: Die Godemser Frauenschaft 1937: 1.R.v.li.:Selma Tilse, Emma Raabe. Carla Plückhahn, Emmi Weger, Marie Heiden, Therese Rohde, Ida Menke, Magdalene Stiebert, Martha Schmidt. 2.R.v. li.: Olga Holm, Ella Mencke, Bentha Jahnke, Frieda Holm, Anni Lange, Charlotte Loss, Liesbeth Mencke, Erna Teller, Grete Lier, Frau Lier. 3.R.v. li.: Klara Holm, Frieda Binder, Betreuerin der Frauenschaft aus Parchim, Käthe Brümmer, Else Maltzahn geb. Ortmann.

Danach ließ das Interesse an eine gesellschaftliche Beteiligung der Bevölkerung mehr und mehr nach. Sicher auch ein Ergebnis des Erscheinens der Fernsehgeräte in den Haushalten, aber auch der zunehmenden Bevormundung durch den Staat. Die zuneh- mende Einflußnahme der Freien Deutschen Jugend (FDJ) und der Pionierorganisation setzten neue Akzente und gaben mehr und mehr die Richtung solcher Aktivitäten an. Dazu kann man auch die Gesellschaft für Sport und Technik (GST), die Deutsch Sowjetische Freundschaft (DSF) zählen. Die GST war anfangs sicher für die Jugend interessant, da sie Motorsport, Segelflug, Funksport, Schießsport und anderes anbot. Die Organisation wurde jedoch immer mehr als Vorreiter des Militärs ausgenutzt, was von Anfang an so gedacht war.

Bild: Die Volkstanzgruppe unter Leitung von Ottomar Schmidt. Auf dem Bild sind von li. n. re. Hannelore Taube, Annemarie Heiden, Helga Ott, Elfriede Huth, Magdalene Lange, Waltraud Klasen, Gerda Iwe, Ursula Hein und Wera Ott. DasAkkordeon spielt Ottomar Schidt. Oben die Theatergruppe. In der Mitte ist Hugo Hecht senior zu erkennen.

In Groß Godems gab es erst eine Motorradgruppe der GST und später eine Schießsportgruppe. Beide waren insgesamt nur in ihrem Entstehen aktiv, bald aber nur noch auf dem Papier bestehend. Die DSF sollte das Miteinander mit den russischen Soldaten fördern und galt in den Betrieben als Voraussetzung um als gutes sozialistisches Kollektiv zu gelten. Nach der politischen Wende gründete sich der Bürgerverein in Groß Godems, der Dorffeste, Kegelabende, Handarbeits- und Kartenspiel-nachmittage organisiert. 2009 bildete Yvon Kusch (veheiratete Möller) die Tanzgruppe „Die Godemser Wilden Hühner“

Freiwillige Feuerwehr

Die freiwillige Feuerwehr (FF) hat in Groß Godems eine lange, über 100jährige Tradition. 2009 feierte die Gemeinde den 100sten Jahrestag der angenommenen Gründung der FFw in Groß Godems. Aus diesem Grund hat der langjährige Wehrführer Willi Rohde eine Chronik der FFw erarbeitet, sodass hier ein kurzer Abriss erfolgen soll. Von großen Bränden, in längst vergangener Zeit, berichten die Geschichtsbücher. Ganze Dörfer, ja sogar Städte, brannten nieder, weil die Häuser zu der Zeit mit Rohr oder Stroh gedeckt waren und so den Flammen reichlich Nahrung boten. Die Behörden machten sich dazu Gedanken: 1759 wurde festgelegt, das zwei mal im Jahr der Schornstein gefegt werden muss. 1834 verfügt das Amt Neustadt das zweimalig jährlich eine Feuerschau durchgeführt werden muss und seit ewig musste in jedem Haushalt ein Eimer zur Brandbekämpfung bereit stehen, an der sich alle Männer zu beteiligen hatten. 1909 brannte die Schule in Groß Godems und dieses Ereignis gilt als Gründungsdatum der FFw, weil es noch vor ein paar Jahren einen Zeitzeugen (August Wulff 1902 bis 2002) gab, der von W. Rohde befragt wurde. Er sagte aus, sich an den Brand erinnern zu können und das bei der Brandbekämpfung eine organisierte Feuerwehr im Einsatz war. Da es keine Aufzeichnungen gibt, vermutet W. Rohde, dass die Gründung der FFw in Groß Godems in der Zeit von 1895 bis 1908 gewesen sein könnte. Auch später gibt es kaum Aufzeichnungen vom Bestand und von Aktivitäten der FFw. Eine Handdruckspritze wurde angeschafft, die bis 1958 in Betrieb war. Die Alarmierung erfolgte über die Kirchenglocken (sehr schnelle Bewegung). Ab 1957 kam ein Melder hinzu, der mittels eines Martinhornes (Tremolofanfare) die Feuerwehrleute alarmierte, mit Unterstützung der Kirchenglocken. In den 1960er Jahren wurde eine und 1982 eine zweite Sirene in Groß Godems installiert, die per Knopfdruck oder auch zentral ausgelöst werden konnten. Nach der politischen Wende wurden beide abgebaut und eine neue Sirene am Feuerwehrhaus auf einem Mast errichtet. Das alte Feuerwehrhaus, am westlichen Ende des Kirchhofes, wird wohl mit der Anschaffung der ersten Handdruckspritze errichtet worden sein. In seiner Nähe baute man 1961 den Schlauchturm. Nachdem 1974 ein neues Löschfahrzeug vom Typ LO 2002A angeschafft wurde, baute man ein neues Feuerwehrhaus auf der Fläche des verfüllten Dorfteiches, am Knickschen Bach. Auch dieses Haus musste schon 2000 vergrößert werden, weil das neue Löschfahrzeug Mercedes Benz TLF 16/25 nicht in die Garage passen wollte. 2002 erhielt das Feuerwehrhaus dann sein jetziges Aussehen, mit Versammlungsraum und Sanitäranlage. Die Ausrüstung der Wehr wurde ständig erweitert und auf den neusten Stand gebracht, wofür die Gemeinde tief in ihre Kasse greifen musste und muss.

Bild: Das neue Feuerwehrhaus- Am Ring

Großen Wert legt die Leitung auf die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen, um immer wieder Nachwuchs in ihren Reihen zu begeistern. Nach der Wende ist für die Kameraden der FFw als zusätzliche Aufgabe die technische Hilfeleistung bei Unfällen und Naturereignissen(Verkehrsunfälle,Wassereinbruch, Baumbeseitigung von Strassen u.a.) hinzu gekommen. Die Wasserbereitstellung bei einem Brand stellt in Groß Godems ein Problem dar. Dafür sind im Ort verteilt mehrere Hydranten errichtet, Staumöglichkeiten am Knickschen Bach und ein Folienteich auf dem Büdnerberg angelegt worden. Die Kameraden der Godemser Feuerwehr nehmen regelmäßig an regionalen und überregionalen Ausscheiden und Wettkämpfen teil, mit mehr und auch weniger gutem Erfolg. Zum Schluss noch die uns bekannten Wehrführer, die alle nach dem Motto handelten „Helfen in Not ist unser Gebot“ : Christian Wulff bis 1920; Wilhelm Utecht bis 1947; Walter Münzel bis 1964; Hans-Joachim Horn bis 1998; Willi Rohde bis 2004 und ab dann Frank Patzelt.

Bild: Die Freiwillige Feuerwehr hat am neuen Löschfahrzeug Aufstellung genommen.(27.7.2000) 1.R.v.l.:Frank Patzelt, Gerhard Giese. Maik Frick, Hartmut Baase, Rudi Elferich, Sabrina Greve, Carsten Rohde. 2.R.vl.: Joachim Horn, Bernd Giese, Hermann Holm, Matthias Mietz, Eckehard Ottow Sebastian Möller.,Thomas Klein, Katja Drews, Reiner Hecht, Marco Löwner, Stefan Elferich

Persönlichkeiten

Zu den nennenswerten Persönlichkeiten eines Ortes könnte man die Bürgermeister und Lehrer zählen, denn sie lenken die Geschicke einer Gemeinde in gewisser Weise in mehr oder weniger gute Bahnen. Hier soll jedoch von Menschen die Rede sein, die auch über die Grenzen der Gemeinde hinaus bekannt wurden. Im ersten Teil der Broschüre „Parchimer Persönlichkeiten“ steht folgender Text: „Abs, Carl, Sportler, *17.09.1851 Groß Godems, +13.02.1895. A. gilt als Begründer des modernen Ringkampfes in Deutschland. Er trat 1874 in Hamburg erstmals hervor und war seit 1881 als professioneller Ringkämpfer aktiv. In den achtziger Jahren besiegte er die nationalen Meister vieler europäischer und außereuropäischer Länder wie z.B. Tom Cannon (Großbritannien), Antonio Pierri (Italien), Doublier (Frankreich), Matsado Sorakichi (Japan) sowie den Weltmeister William Muldoon. Auch als Gewichtheber stellte A. Rekorde auf“. Am 17. September 1851 wurde Carl Johann Theodor Abs in Groß Godems als Sohn des Tischlergesellen Carl Abs und seiner Ehefrau Sophia, geborene Jürgens, geboren. Es ist eine Familie mit mehren Kindern, die alle mit äußerster Stärke begnadet waren.

Bild: Carl Abs, zu seiner Zeit stärkster Mann der Welt, wurde am 17.9.1851 in Groß Godems geboren.

Carl war einer der jüngeren, aber von besonderer Stärke. So ist übermittelt worden, dass er schon im jugendlichen Alter einen wütend gewordenen Bullen bändigte, indem er ihn bei den Hörnern packte und zum Stehen brachte. Mit 16 Jahren ging er nach Hamburg in die Tischlerlehre. Hier wurde man auf seine ungewöhnliche Kraft aufmerksam und seine Laufbahn als Ausnahmeathlet begann, wie es in der Parchimer Broschüre beschrieben ist. Ihm zu Ehren haben die Gemeindevertreter die Strasse des neuen Wohngebietes „Waldsiedlung“ nach ihm benannt. Am 01. März 1902 wurde August Fritz Ernst Wulff in Groß Godems geboren. Seine Eltern waren die Büdner, Kaufmannsleute und Gastwirte Christian Johann Joachim Wulff und seine Frau Emma Dorothea Anna, geborene Holm, seiner zweiten Ehefrau. Schon als kleiner Junge ist er mit dem Schulalltag nicht zu frieden, vor Allem mit den Aufgaben im Schreiben und Lesen. Er liest was er erreichen kann und schreibt selbst seine Gedanken dazu auf Zettel, die er in seinem Zimmer versteckt. Die Büdnerei jedoch fordert von ihm mehr und mehr Aufmerksamkeit, sodass er sich mehr dem Lesen als dem Schreiben widmen kann. Nach 1945 wird er als Bürgermeister in Groß Godems eingesetzt, denn er hatte sich, wie auch sein Vater schon, der Sozialdemokratie zugewandt. Von der Bevölkerung wurde er aufgefordert etwas für das kulturelle Leben im Ort zu organisieren. Das war für August das Signal die Feder in die Hand zu nehmen und kleine Stücke, Geschichten und Gedichte zu schreiben. Es entstanden Theaterstücke, die von der ins Leben gerufenen Theatergruppe, mit viel Erfolg aufgeführt wurden. Menschen in der Kreisstadt und Schwerin wurden auf ihn aufmerksam und brachten ihn mit Schriftsteller, wie Benno Voelkner und Fritz Kummerow, zusammen. Er nahm an Lehrgängen teil und gehörte bald zu den Schreibenden Arbeitern und Genossenschaftsbauern. August ist einer der Ersten, die in die LPG eintreten, wo er als Feldbaubrigadier und dann als Materialbuchhalter arbeitet. Im gesellschaftlichen Leben der Gemeinde ist er stets aktiv. Bürgermeister, Gemeindevertreter, Schiedsmann und Mitglied der Demokratischen Bauernpartei sind seine Wirkungsfelder.

AugustWulff schreibt weiter vorrangig niederdeutsche Geschichten und Gedichte, die z.T. vertont wurden. „Die späten Jahre“; „Die listigen Frugens“; „In Warbelwind“; „Korl un die Grenzsteine“ und „Sparlingsleed“ oder „Tanzleed“, sind aus seiner Feder. Die Stücke von August Wulff erscheinen in Zeitschriften und er liest sie im Rundfunk mehrerer Sender des Nordens. Zwei Bücher mit seinen Geschichten sind erschienen: „Wer güll denn woll as een Held“ (1991) und „Buer Voß un die Blitz“ (1994). Auszeichnungen werden ihm verliehen: im Oktober 1963 erhält er einen 2.Preis für die Kurzgeschichte „Die späten Jahre“; 1985 die„Kurt- Bartels- Medaille“ und 2001 wird ihm der „Kunst und Kulturpreis des Landkreises Parchim“ für sein Lebenswerk zugesprochen. Er ist zwei Mal verheiratet und hat zwei Mädchen mit der ersten und einen Jungen mit der zweite Frau, die zwei Söhne mit in die Ehe brachte. 1950 heiratet er seine Frau Margarete, geborene Schar- lewski, mit der er noch das Fest der Goldenen Hochzeit feierte. August Wulff stirbt über100jährig, am 28. Oktober2002, in seinem Heimatort Groß Godems, den er nie für längere Zeit verlassen hat.

Bild: August Wulff 2002 an seinem einhundertsten Geburtstag

Nennen wollen wir auch noch den am 20 August 1945 in Godems geborenen Schauspieler Jürgen Heinrich. Seine Mutter, Emma Heinrich, ist die älteste Tochter des letzten Hofbesitzers von Klein Godems, Wilhelm Weger, wo er mit ihr auch seine Kinderjahre verlebt. Der Vater war im Krieg geblieben. Jürgen macht sein Abitur in Magdeburg an der Kinder- und Jugendsportschule. Er hat Chancen als Kandidat für den Olympiakader, ehe ihm eine Krankheit seine hoffnungsvoll begonnene Sportlerlaufbahn beendet. Eine Lehre zum Stahlschiffbauer und das Studium an der Theaterhochschule, schließt er 1970 ab. Bühnenerfahrungen sammelt er in Halle, Zwickau, Neustrelitz und am Deutschen Theater Berlin. Er spielt in Dramen und Komödien, überzeugt in Klassikern und Werken der Gegenwart. Schon während des Studiums macht er sich bei Film und Fernsehen einen Namen. 1980 wählen die Leser der „FF-Dabei“ ihn zum Fernsehliebling. Jürgen Heinrich spielt in den Filmen: „Abschied“ (1968), „Zum Beispiel Josef“ (1974), „Das unsichtbare Visier“, „Märkische Chronik“, „Der Staatsanwalt hat das Wort“ und Serien wie „Polizeiruf 110“ und „Wolffs Revier“. Jürgen Heinrich ist mit Ehefrau Gabriele verheiratet und hat mit ihr zwei Kinder: Tochter Katja, *1975 in Neustrelitz, ist heute ebenfalls eine bekannte Schauspielerin und Sohn Fabian, *1978 in Berlin, ist als Synchronsprecher tätig.

Bild: Der Schauspieler Jürgen Heinrich wurde in Groß Godems geboren. (Bildausschnitt aus der Super Illu)

Namen aus unserer Gemeinde, die wir nicht vergessen sollten: die über Generationen wirkenden Schulzen Leppin im 18ten Jahrhundert und ihren Nachfolger Christian Brümmer, den Gastwirt Herbert Taube, der das Vereinsleben im Dorf nach dem Zweiten Weltkrieg organisierte; August Hinz, der viele Jahre Wetterdaten festhielt und aufgeschrieben hat, die LPG Vorsitzenden Gerhard Schumacher, Erhard Neick und Uta Bossow, die der Landwirtschaft wesentliche Entwicklungsakzente setzten, die Schuldirektoren Erwin Liefke und Johann Albrecht Behrens, die mit ihrer Leidenschaft für die Fotografie umfangreiches Bildmaterial für die Dorfchronik hinter- lassen haben und Rudolf Elferich, der vom 16. bis 30. Oktober 1988 auf einer Pilgerreise nach Rom in Italien vom Papst Paul 2. empfangen wurde.

Bild: Rudolf Elferich wird vom Papst Paul II empfangen 1988

Wasserläufe und Teiche

Die markantesten Wasserläufe in der Godemser Gemarkung sind der Rote Bach (Rode Bäk; robäk; Rothbeck) im Norden, gleichzeitig auch die Grenzführung zur Stadt Parchim mit dem Ortsteil Kieckindemark, der Mühlenbach im Süden, die Grenze zu Karrenzin . Der Knicksche Bach und der Alandsbach fließen parallel zu den beiden, durch die Godemser Gemarkung. Der Rote Bach entspringt aus einem Feuchtgebiet im Spornitzer Wald, nahe der Chaussee Parchim – Stolpe, und fließt in östlicher Richtung, bis er bei Slate in die Elde mündet. Seinen Namen hat er sicherlich von einer rötlichen Färbung der Ablagerungen in seinem Flussbett erhalten. Eisenhaltige Bodenschichten bei Kieckindemark, die einer seiner Zuläufe durchläuft, verursacht diese Rotfärbung. Eine Vermutung, dass die Rotfärbung, die ihm seinen Namen gegeben haben soll und aus der Zeit des 30jährigen Krieges stammt, ist sicher nicht anzunehmen. Danach sollen die in der Zeit hier durchziehenden, mordenden und plündernden Soldaten die Klein Godemser Bewohner erschlagen haben und sich das Wasser des Baches von deren Blut rot verfärbte. Der Rote Bach führt ganzjährig Wasser und in ihn münden weitere Zuläufe. Dazu gehören, wie schon erwähnt, ein Bach aus Richtung Kieckindemark. In den 1980er Jahren errichtete der Meliorationsbau am Ende des feuchten Wiesenstückes, der „Hals“ auf Klein Godemser Gebiet ein Wehr in den Roten Bach. Es entstand ein kleiner Stausee, der als Wasserspeicher für eine Bewässerungsanlage dienen sollte. Die Stauhöhe liegt zwischen 1,5 bis 2,0 Meter. Flussaufwärts stellt er für Fische und andere Wassertiere ein unüberwindliches Hindernis dar. Aus diesem Grund wurde in Sommer des Jahres 2009 eine Fischtreppe in Bache eingebaut. Auf Godemser Gemarkung fließt ein Wasserlauf, der aus südlicher Richtung, aus der Loog, ein Feuchtgebiet zwischen Klein und Groß Godems südlich des Klein Godemser Parkes, zusammen mit dem Alandsbach in den Roten Bach. Er ist zu einem Teil die natürliche Grenze zwischen Klein und Groß Godemser Feldmark und hat nach unseren Wissen keinen Namen.

Bild: Die Fischtreppe im Roten Bach, die den Niveauunterschied an der Staumauer ausgleichen soll. Im Hintergrund ist der kleine Stausee zu erkennen.

Der Alandsbach entspringt ursprünglich an den Hängen des Tobiasberges, an der Grenze zu Stolpe und fließt parallel zum Roten Bach in östlicher Richtung, gemeinsam mit den Wasserlauf aus der Loog. Heute ist ein Teil dieses Baches verrohrt und begradigt. Beide Wasserläufe führen ganzjährig Wasser. Während die bisher beschriebenen Wasserläufe in die Elde fließen, münden die nachfolgenden Fließe, in die Löcknitz. Das sind der schon erwähnte Mühlenbach als Grenze zu Karrenzin und der Knicksche Bach. Mühlenbach, weil an seinem unteren Lauf in Karrenzin eine Mühle stand. In Godems ist er nicht als Mühlenbach bekannt. Er entspringt am Fuß des Hogen Viegel, den schon erwähnten Berg am Grenzdreieck Godems, Karrenzin und Barkow im Südwesten des Dorfes. Sein Lauf verläuft in töstlicher Richtung durch ein Wiesengebiet mit moorigen Flächen, aus dem er an mehreren Stellen Zuläufe hat. Eine nie versiegende Quelle, die ihr Wasser in den Mühlenbach speist, entspringt östlich des Hogen Viegel nahe der Barkower Strasse. Zwei weitere Zuflüsse zum Mühlenbach sind der Knicksche Bach und ein Zulauf im Moor an der Flurgrenze zu Poltnitz. Ein kleinerer Wasserlauf, der aus einem Feuchtgebiet hinter dem Grundstück Lange Strasse 19 kommt und durch die Gärten südlich der Langen Strasse befindlichen Grundstücke fließt auf der Rühm in den Knickschen Bach . Dieser Bach ist vollständig verrohrt und nur noch in seinem Quellgebiet zu erkennen. Er ist wohl einmal durch das Anlegen von Entwässerungsgräben entstanden, denn das erwähnte Feuchtgebiet hatte sonst keinen natürlichen Abfluß. Gleichzeitig wurde die Wörthe dadurch entwässert. Der Knicksche Bach entspringt an oder in den Godemser Tannen, am Birkenbusch und fließt in östlicher Richtung, bis an die Parchimer Strasse, um dann in südlicher Richtung dem Mühlenbach zuzulaufen. Er bildete einst die Grenze zu dem untergegangenen Dorf Slepckow. An dieser Grenze bestand ein Knick, dass heißt, ein Erdwall bewachsen mit Dornbusch, Bäumen und Sträuchern. Er gab dem Bach seinen Namen. Erwähnt soll auch der Grünnengraben (Gründengraben) werden, der aus dem Feuchtgebiet der Loog, südlich des Klein Godemser Parkes, in östliche Richtung, über den sandigen Acker, bis in die Slater Tannen geleitet wurde, wo er im Boden versickert. Es handelt sich hier um einen künstlichen Wasserlauf, der wohl dazu dienen sollte, den kargen Boden auf dem Panzerschlag zu bewässern. Durch Meliorationsmaßnahmen, Ausbau der so genannten Vorfluter, sind sicher viele kleine Wasserläufe und Gräben verschwunden, weil sie ausgetrocknet wurden. Das betrifft unter anderem einen Wasser- lauf, die Ackerfohr, eine Abflussrinne, die überschüssiges Wasser aus dem Kollquell ( eine Feuchtstelle in Lehmkuhlenschlag –Silwerbarg) in den Knickschen Bach ablaufen ließ, also nicht ganzjährig. Das Wasser der Kollquell und des umliegenden Feucht- gebietes, leitete man später mit Dränagen in den Alandsbach Aber auch viele klein Gräben, die von den Bauern zur besseren Bewirtschaftung des Grünlandes angelegt waren. Das betrifft Grünlandflächen in der Loog, im Knicken, im Moor und anderen Feuchtgebieten. Es gab und gibt Teiche in der Gemarkung von Godems. In einer Skizze aus dem frühen 18.Jahrhundert, in der die Lage der ersten fünf Büdnereien, die außerhalb des alten Dorfes um die Kirche herum, in östlicher Richtung dargestellte wurden, ist auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein „klein Pohl“ innerhalb einer Wöhrte (feuchte Wiesen) eingezeichnet. Dieser Teich ist heute nicht mehr auf dem Standort hinter den Häusern Lange Strasse 8 und 9, wo heute Gärten sind, vorhanden Dieser Teich war wohl eine Ausweitung des kleinen Baches aus dem Feuchtgebiet am Schulacker (heute Sportplatz), an dem sich in seinem Quellgebiet heute ein wohl künstlich angelegter Teich befindet. Ein weiterer verschwundener Teich lag an der Stelle an der heute die Feuerwehr ihr Domizil hat. Er wurde vom Knickschen Bach gespeist und hatte immer frisches Wasser. In ihm haben die Bauern ihr Vieh zur Tränke geführt, in ihm wurden auch die Ackerwagen gefahren, um die eisenbereiften Räder vor dem Austrocknen zu schützen und im Sommer kühlten sich auch die Kinder in ihm ab. Er wurde auch als Wasserlieferant für die Feuerwehr genutzt, wozu eine Stauklappe vor dem Ablauf eingebaut war, der unter der Strasse durch ein Rohr führte. Er galt bis zu seiner Verfüllung als der Dorfteich.

Bild: Der Dorfteich wurde nach Meliorationsmaßnahmen verfüllt und ist heute der Standort des Feuerwehrhauses.

Der schon erwähnte Kollquell lag zwischen dem Alandsbach und dem Knickschen Bach auf einer Anhöhe, auf einer alten Karte als „Silwerbarg“ bezeichnet. Ein Ackerstück, das lehmigen Boden aufweist, der Regenwasser nicht versickern lässt. Zwei kleine Tümpel entstanden vielleicht durch den Abbau von Lehm und Ton. Die schwere Bearbeitung des Bodens ließ die Bauern hier eine Koppel anlegen. Mit den Jahren siedelte sich an den Teichen Schlehendorn an. Diese Teiche gibt es nicht mehr, aber die Fläche lässt sich auch heute noch, trotz Melioration, schwer beackern, weil die schweren Maschinen bei Regenwetter oder Tauwetter im Frühjahr, im Lehm einsacken. Ein Hinweis dafür, dass dort Lehm und Ton gewonnen wurde, geben die in der Nähe befindlichen Lehmkuhlen, die jedoch nicht mit Wasser gefüllt sind. Es ist aber auch möglich, dass sich hier im Frühjahr bei der Schneeschmelze oder in längeren Regenzeiten, das Wasser in einer Lehmsenke sammelte und nicht in den Untergrund versickerte und so zu den Zeiten ein Wasserloch entstand. Südlich der Alandsbäk, zwischen dem Hägschen Weg und dem Loogschen Weg war ebenfalls ein kleiner Teich, der jedoch aus einem Quellgebiet auf diesem Acker gespeist wurde. Mit Dränagen wurde dieses Feuchtgebiet trocken gelegt und verfüllt. Auf dem Schlutenkamp gab es zwei Wasserlöcher, die ebenfalls der Großraumwirtschaft zum Opfer fielen. Hier handelt es sich um Feldsölle, die durch so genannte „Toteislöcher“ entstanden sind. Auf dem Rückzug der Eismassen der letzten Eiszeit blieben vereinzelte Eisblöcke in kleineren Vertiefungen zurück und spülten an dieser Stelle unterschiedlich große und tiefe Mulden aus, die sich mit Wasser füllten und oft auch Verbindung mit dem Grundwasser hatten. An ihren Rändern siedelten sich meist Kopfweiden und Hecken an, die für das Niederwild gute Deckung darstellte. Die Bauern luden in ihnen auch die auf dem Acker gesammelten Feldsteine ab. Meliorationsmaßnahmen ließ den Grundwasserstand sinken und diese Sölle austrocknen und sie wurden verfüllt und verschwanden aus dem Gelände. Vom Schultenkamp bis in die Loog ist es nicht weit und daran anschließend finden wir den Klein Godemser Park. Hier wurde ebenfalls Mergel für die leichteren Böden der Godemser Feldmark gefördert. Diese Löcher haben die Gutsherren aus dem Loogschen Bach geflutet und die höher liegenden Flächen mit seltenen und unterschiedlichen Gehölzen bepflanzt. Die einzelnen Teiche wurden miteinander verbunden und einfache Brücken verbanden die verschlungenen Wege der entstandenen Inseln miteinander, sodass ein kleiner, aber erfrischender Park entstand. In den Jahren, nach dem zweiten Weltkrieg, ist dieses Kleinod vernachlässig worden. Der Baumbestand, Sträucher und Unkraut sind sich selbst überlassen, die Brücken verrotteten, und die Teiche sind verschlammt, z.T. ausgetrocknet. In den Godemser Tannen nahe des Frachtweges, der nach Zachow führt, liegt die Rotkuhl. Ein kleines Wasserloch, das dem Wild des Waldes als Tränke und Suhle dient. Es kann sein, dass in frühen Zeiten an den Wasserläufen sich Ausweitungen befanden, die im Laufe der Zeit jedoch, durch die Bewirtschaftung der anliegenden Flächen, beseitigt wurden und von denen wir heute keine Hinweise mehr haben. Bevor die Menschen begannen sich für ihren Wasserbedarf Brunnen zu graben, holten sie sich das Wasser aus den Bächen, die in ihrer Nähe flossen. Auf der schon erwähnten Skizze ist auch ein Standort für einen Brunnen und dicht dabei ein Backofen verzeichnet. Sicher ist das der erste Brunnen in Groß Godems gewesen und für Jedermann nutzbar. Später sind auf fast allen Grundstücken Brunnen gegraben worden. Heute finden wir noch gegrabene Brunnen auf dem Hof an der Langen Strasse 17, hier sogar noch mit dem langen Schöpfbaum oder auf dem Gehöft in der Parchimer Strasse 9 und18, wo der Schöpf- eimer mit Hilfe einer Kurbel aufgezogen werden musste. In der Parchimer Strasse 20 befindet sich ein gegrabener Brunnen, aus dem das Wasser mit einer drei bis dreieinhalb Meter langen Stange mit Haken geschöpft wurde. Diese Brunnen werden heute nur noch als Brauchwasserlieferant für das Vieh und den Garten genutzt. Die Meliorationsmaßnahmen in den 1960 und 70er Jahren haben mehre Brunnen und auch Bohrbrunnen versiegen lassen, so dass sich die Herstellung der zentralen Wasserversorgung im Dorf notwendig machte.

Straßen und Wege

Als das Dorf noch mit seinen 19 Hufen um die Kirche herum gelagert war, gab es sicher nur einfache Wege, die von den Tieren und den wenigen Wagen oder gar nur Schleppen ein paar Spuren in den losen Sand zeichneten. Durch das ständige benutzen dieser Spuren werden die Wege im Dorf und zwischen den Dörfern entstanden sein. Dabei haben sich unsere Urahnen sicher Gedanken gemacht, wo und wie sie sicher und günstig die Nachbarn, ihren Acker und das Nachbardorf erreichen können. So entstanden die Handelswege. In Groß Godems sind die Wege von der Stadt Parchim nach Karrenzin und weiter über Ziegendorf nach Grabow und der Frachtweg, der von Marnitz über Zachow, Godems, Stolpe und Muchow ebenfalls nach Grabow führte. Grabow war lange Zeit insoweit für die Region wichtig, da bis hier die Handelsschiffe über Elbe und Elde fahren konnten und Waren hier entladen wurden. Weiter ging es dann mit Pferd und Wagen. Die beiden Wege kreuzten sich in Groß Godems und sind heute, sicher mit kleinen Veränderungen, die Parchimer und die Lange Strasse in Godems. Später wurden die Bauern verpflichtet die Wege, auch die Verbindungswege zu anderen Orten, auszubessern. Das bedeutete, dass sie die ausgefahrenen Spuren und Löcher beseitigen mussten. Erst Ende des 19. Jahrhunderts begann man die Wege zu befestigen. Eine Lageskizze von „Groten Gudemptze“ aus dem Jahr 1556 (Ablager Hochzeit Hzg Ulrich) zeigt das Dorf mit der Kirche im Zentrum und den Höfen darum. Drei Wege führen von dem Dorf heraus: nach Osten in Richtung Poitendorf und Zachow (später der Frachtweg) , nach Westen ging es nach Stolpe und Norden zum untergegangenen Dorf Schlepkow. Eine alte Flurkarte von Klein Godems weist einen Weg aus, der von Parchim nach Karrenzin führt. Diese Strasse ist heute eine wichtige Verkehrsader für das Dorf. Sie führte ursprünglich nicht durch das alte Dorf, sondern etwas östlich am Ort vorbei. Der Weg vom Ort dorthin war die „Drift“ an der die „Freiheit“ nördlich und die „Wöhrte“ südlich von ihr lag und die heute Teil der Langen Strasse ist. Die Drift hatte an dem Weg Parchim - Karrenzin einen Schlagbaum, der zum Schutz des Dorfes aufgestellt war. Ob es auch Wachen gab, ist nicht überliefert. Wenn man aber bedenkt, dass das Dorf von Gehölzen umgeben war, ist auch der Schlagbaum als Schutz sinnvoll. Die Drift nannte man noch bis ins 20te Jahrhundert den „Breiten Weg“, der bis an den Wald und hier in die „Lange Schneise“ mündet, die bis Poitendorf führt und heute „Zur Rühm“ heißt. Die Parchimer Strasse wurde 1906 in der Dorflage von der heutigen Hausnummer 4-5 bis zur Hausnummer 16-17 mit Kopfsteinen gepflastert. Gleichzeitig wurden an ihr Linden als Straßenbäume gepflanzt. Da an dieser Durchfahrtsstrasse kein Fußweg oder Fahrradweg bestand, wurde 1986 auf der linken Seite ein Geh – und Fahrradweg, bis an den Abzweig nach Klein Godems, gebaut, Diese Maßnahme machte es erforderlich, dass die Brücke über dem Knickschen Bach verbreitert werden musste. Ein Landweg an der Seite wurde 1990 betoniert. 2003 wurde sie nach mehreren Anläufen im gesamten Ortsbereich, vom Autohaus Burmeister bis Ortsausgang nach Parchim, gründlich erneuert. Die Straßenent- wässerung, die Wasserleitung, die Gehwege, die Stromleitungen, die Telefonleitungen und die Straßenbeleuchtung wurden erneuert und in die Erde verlegt, so dass sich ein ganz neues und sauberes Bild dieser Strasse ergab. Die Lange Strasse zweigt von der Parchimer Strasse ab, führt durch das Dorf und mündet in die Chaussee nach Barkow. Es existiert eine Rechnung an die Verwaltung der Stadt Parchim über „Fuhren für die Pflasterung“ aus dem Jahre 1911. Sie enthält jedoch keinen Hinweis auf Groß Godems, auch die Namen der Fuhrleute lassen nicht auf das Dorf schließen. Nur die auf der Rückseite dieser Rechnung befindliche Abrechnung aus der Godemser Molkerei, lässt diese Ver mutung zu (das Dokument wurde auf dem Boden der ehemaligen Molkerei gefunden). Das Pflaster war 3,00 m bis 4,80 m breit, hatte einen Landweg an der Seite und an der anderen Seite einen unbefestigten Gehweg. Es gab auch keine Straßenentwässerung, so- dass das Regenwasser oft in großen Pfützen den Landweg überschwemmte. Die immer schwerer werdende Landtechnik, vor allem aber die vom Treptowsee, bei Groß Pankow, nach Grabow durch das Dorf fahrenden Panzer der Sowjetarmee, schadeten der Pflasterstrasse erheblich. Teilweise war das Pflaster gänzlich aufge- wühlt, sodass die Strasse unpassierbar war und immer öfter not- dürftig repariert werden musste. 1975 erreichte man eine Verlegung der Panzertrasse südlich um das Dorf herum und den Neubau der Dorfstrasse. Die 835m lange und 6m breite Asphaltstrasse wurde 1975 für rund 339800M fertig gestellt. Dazu kamen 2000m Gehweg aus Betonplatten, die Straßenentwässerung und die Erneuerung der Beleuchtung. Die Asphaltdecke der Langen Strasse und die Strasse Am Ring wurde 1998 erneuert, wobei die Hochborde neu gesetzt und der Gehweg auf der rechten Seite mit neuen Formsteinen versehen. Am Ring nennen wir einen Straßenzug, der vor der Kirche, von der Langen Strasse abzweigt, um sie herum führt und hinter ihr wieder in die Lange Strasse einmündet. Dazu zählt auch die Verbindungsstraße in nördlicher Richtung zum Hägschen Weg. Dieser Weg ist auch in den ältesten Karten schon eingezeichnet, mit dem Vermerk: nach Parchim, wohl über Kieckindemark. Im letzten Teil der Strasse Am Ring befindet sich heute der Abzweig zur ausgebauten Bauernstelle Nr.4.( Am Ring Nr.12)- heute eine Betonspurbahn. Die Strasse Am Ring wurde, wie auch die Lange Strasse, 1975 ausgebaut und 1998 erneuert. Der Gehweg wurde 2007 erneuert. Als erste Maßnahme der Flurerneuerungsverordnung, wurde 2001 der Hägsche Weg zur Asphaltstrasse ausgebaut und eine Verbindung zur Stolper Chaussee hergestellt, in dem man am Wald den Weg zwi- schen dem Hägschen Weg und dem Spornitzer „Heuweg“ ebenfalls ausbaute. Am Ausgang des Dorfes, in Richtung Parchim, zweigt ein Weg, der Wiesenweg, nach Klein Godems ab, der weiter nach Kieckindemark führt. Dieser Weg war von den 1960er bis1990er Jahren sehr stark befahren, weil der Landwirtschaftsbetrieb (LPG) in Klein Godems ihre Tierställe errichtet hatte. Der unbefestigte Weg war oft nur mit Stiefel passierbar. 1975 wurde er auf Kosten des Betriebes ausgebaut und asphaltiert. Heute ist er zum Teil in Privatbesitz und für die Öffentlichkeit gesperrt, was in den Jahrhunderten zuvor nicht der Fall war. Ein Weg in östlicher Richtung, ist der schon erwähnte Frachtweg. Er zweigt ebenfalls von der Parchimer Strasse ab. Und zwar kurz hinter dem Knickschen Bach, in Richtung Parchim. Der einst bis zur Hausnr.2 gepflasterte Weg, der bis nach Zachow führt, ist 1992 auf drei Meter ausgebaut und später (2001) bis zur Carl Abs Strasse erweitert worden. Die Carl Abs Strasse ist die jüngste Strasse des Dorfes und gehört zu einem neuen, seit 2001 errichteten Wohngebiet. Die Strasse „Zur Rühm“ führt in östlicher Richtung von der Parchimer Strasse, wo auf der gegenüber liegenden Seite die Lange Strasse in die Parchimer Strasse mündet und reicht bis an die Godemser Tannen. Von hier kann man über die „Lange Schneise“ bis nach Poitendorf gelangen. Dieser sehr breite Weg wurde früher auch die „Drift“ genannt. 1994 erhielt der Weg im Bereich des Dorfes eine Asphaltstrasse und außerhalb eine Betonspurbahn. Im Zuge der Rekonstruktion der Parchimer Strasse 2003, wurde die Strasse im Bereich der Gaststätte mit Formsteinen gepflastert. In südlicher Richtung gibt es einen Feldweg , der unbefestigt bis in die Nähe des Hogen Vigels führt und zum Erreichen landwirt- schaftlicher Flächen genutzt wird. Er beginnt zwischen den Hausnummern Lange Strasse 22 und 23. Ihm gegenüber hat die Gemeinde eine Asphaltstrasse bauen lassen, die bis an die Friedhofshalle führt. Früher verlief dieser Weg weiter über eine Brücke bis in die „Knicken“,in denen vor allem Häusler eine Wiese gepachtet hatten. Am Dorfausgang in Richtung Barkow zweigt ein Weg ab, der „Stolper Landweg“. Er wird heute hauptsächlich von dem Landwirtschaftsbetrieb genutzt, da er an ihm seinen Betriebshof hat. Die Verbindung nach Stolpe ist jetzt durch die Autobahn 24 unterbrochen. Am Wald entlang wurde ein Weg geschaffen, der nun den Stolper Weg mit dem Spornitzer Heuweg verbindet, nachdem Letzterer der Großraumwirtschaft zum Opfer fiel. Über diese Verbindung kann man heute an die Stolper Chaussee kommen und so nach Stolpe, aber auch durch den Spornitzer Wald nach Spornitz. Wenn man den Hägschen Weg geradeaus in den Wald fährt, kommt man zu einer Furt, die durch den Roten Bach führt. Über diese Schneise erreicht man den, im Spornitzer Wald liegenden Brautstein. Als die Bauern, Büdner und Häusler noch ihre Ackerflächen, Wiesen und Weiden selbst bewirtschafteten, mussten sie ihre Flächen auch erreichen, dazu war es notwendig, dass Wege dorthin angelegt wurden. Da gab es Wege, die jährlich umgepflügt und bestellt wurden. Zur Ernte oder auch zur Bestellung aktivierten die Bauern diese Wege erneut. Die Großraumwirtschaft, ab Mitte der 1950er Jahre, machte diese vielen kleinen und größeren Wege überflüssig. Einige sollen hier erwähnt werden: im Norden des Dorfes sind es der Spornitzer Heuweg, vom Dorfausgang bis an den Tobiasberg. Die Schützendrift quer über den Lehmkuhlenschlag. Ein Weg der zu den kleinen Wiesen im Knick führte. Der Kirchsteig, der von Groß Godems über Klein Godems nach Slate führte und ein zweiter, der vom Büdnerberg zum Loogschen Weg führte, den die Büdner der Parchimer Strasse zum Kirchgang nutzten. Auf dem heute als Panzerschlag bezeichneten Acker, der den Büdnern der rechten Seite an der Parchimer Strasse zu fast gleichen Teilen gehörte, gab es ebenfalls mehrere Feldwege, unter anderem den Slater Weg und einen Feldweg, der von der Chaussee im Bogen bis an den Wald (HoffmannsKopp)um ihre Felder führte, die hinter den Höfen lagen. Im Osten des Dorfes lag quer über dem Acker zwischen dem Frachtweg und der Drift ein Weg, der etwa dort begann, wo heute der Weg zum Grundstück Nr.4 des Frachtweges beginnt und führte bis an die Drift. Ein weiterer breiter Weg auf der Rühm begann an der gegenüberliegenden Stelle, des zuletzt beschriebenen Weges. Er verlief bis an die Grenze zu Karrenzin an den Mühlenbach. Von diesem Weg, der auch als Drift bezeichnet wurde, zweigten mehrere Stichwege ab, die zu den kleinen Flächen der Häusler, die hier ihre von der Gemeinde gepachteten Feldstücke hatten,führte. Im Süden des Dorfes gab es nicht so viele Feldwege, da hier die Bauern der Hufen 3, 5 und 14 ihre zusammenhängenden Flächen hatten, wie auch im Westen, wo die Flächen der Höfe 6, 15 und 17 lagen. An vielen dieser Feldwege standen einst auch Bäume und Hecken, die sämtlich mit ihnen verschwanden und somit Schutz - und Nistmöglichkeiten für das Niederwild vernichteten. Hecken wurden nur vereinzelt an der Parchimer Chaussee, der Stolper Landstrasse und dem Hägschen Weg gepfanzt.

Flurnamen

Die Flurnamen unserer Gemeinde geraten immer mehr in Vergessenheit, da durch die Bewirtschaftung des Ackers, des Grünlandes und der Wälder mit größeren und moderneren Maschinen ,immer weniger Menschen sich mit ihnen auseinander setzen brauchen. Während früher der Einzelne seinem Acker eine Bezeichnung gab, um berichten zu können ,wo, was und wie er ihn bearbeitete und welchen Ertrag er erzielt hatte. Die Menschen im Dorf kannten die Schlagbezeichnungen und wussten dann, wo sich der Schlag befand. Heute ist der Acker verpachtet und wird von wenigen Menschen bewirtschaftet. Nur die jetzt bestehenden Acker- stücke haben eine neue Bezeichnung erhalten und sind nur selten mit den alten Flurnamen in Verbindung zu bringen. Die Eigentümer arbeiten in anderen Betrieben und Ämter, fast immer außerhalb des Dorfes. Die Beziehung zum Boden rückt in den Hintergrund und mit jeder Generation setzt sich dieser Prozess weiter fort. Die Kleinen Stücken der Bauern sind in große Schläge zusammen gelegt und bewirtschaftet, sodass in einem Schlag heute mehrere Flurnamen enthalten sind. In alten Flurkarten und Dokumentationen sind noch Flurnamen enthalten und sollen hier aufgeführt und zum Teil auch erklärt werden, wobei alte Flurnamen gar nicht mehr mit Sicherheit lokalisiert werden können. Selbst ältere Godemser kennen Flurnamen, aus alten Karten und Dokumenten, nicht mehr. Beginnen wir mit Klein Godems: Das Gebiet des Gutes, war, wie schon beschrieben, einmal bedeutend größer wie heute und reichte bis an das Zachower Gebiet. Nördlich des Hofes erscheint der „Bauernbusch“, wohl das Grenzgebiet zum ehemaligen Slepkow, wo wahrscheinlich eine Hecke die Grenze bildete. Die Bezeichnung „Bauernbusch“ gibt es noch heute für den Schlag rechts vor dem Ausbau (Am Ring 12). Anschließend daran lag die „Schultenwisch“ am Roten Bach, eine Wiese, die dem Schulzen zustand. Auf der Parchimer Seite des Roten Baches liegt die „Fährmannswiese“, eine Fähre über den Roten Bach gab es sicher nicht, aber vielleicht durfte der Fährmann aus Slate diese Wiese nutzen, denn sie liegt auf der Parchimer Seite des Baches und ist auch heute im Besitz der Stadt. Der „Hals“ ist ein schmales Stück Grünland am Roten Bach. „Hoffmanns Kopp“ wird ein Stück Wald bezeichnet, das links des Weges, der von der Parchimer Strasse, zwischen den Hausnummern 18 und 19 bis an das Ende des „Gründengrabens“ am Wald, liegt. Der Gutsbesitzer Hoffmann ließ diesen Wald anpflanzen. Der ganze ,heute als „Panzerschlag“ bezeichnete Schlag rechts der Parchimer Chaussee, wurde mit „Büdnerberg“ bezeichnet. Anzunehmen ist, dass diese Bezeichnung mit dem Verkauf dieser Flächen durch den Gutsbesitzer Dahl und der Einrichtung der Büdnereien entstanden ist, also im 20ten Jahrhundert. Die „Heide“ liegt im Wald, wahrscheinlich ein kleines, heideähnliches Gebiet im Wald, in der Nähe des Schießplatzes der ehemaligen Sowjetarmee . Das Gebiet gehörte einst noch zum Gut in Klein Godems. In der Nähe des Hofes gab es Bezeichnungen für Pferde –, Schafe – und Gänsekoppeln und den Park, der künstlich geschaffen wurde. Die Loog, auch Lock Cafels, Loh und Loge genannte alte Namen, mit vielseitiger Bedeutung: lichter Wald, Wald auf freier Fläche, auch sumpfiger quelliger Ort, ist ein Feuchtgebiet südlich des Parks, das vor den Meliorationsmaßnahmen mit lichten Erlengehölz bewachsen war und heute gut zu befahrendes Grünland und Ackerland ist. Damit sind wir auf der Groß Godemser Seite. An die Loog, zwischen Loogschen Weg und dem Kirchenstieg von Klein – nach Groß Godems liegt der Schultenkamp, der Acker, der dem Schulzen zustand. In Uhrzeigersinn um das Dorf geht es weiter: Zwischen dem Frachtweg und der Drift, der heutigen Strasse „Zur Rühm“, gibt es den „Kirchenacker“, ein Feldstück, das der Kirche gehört und das sich auch noch rechts der Drift am Wald entlang zieht. Die Bezeichnung rührt sicher von seinem Besitzer her. Rechts der Drift haben wir die „Rühm“, auch „Auf der Rühmte“, oder „Rüm“. Der Name weist auf eine abgeräumte (gerodete) Fläche hin. In dem anschließenden Wald, den Godemser Tannen, finden wir Flurnamen wie „Langen Snees“, die schon erwähnte Verbindung von Godems nach Poitendorf, die „Maursnees (Moorschneise), ein Waldweg, der vom Ende des Gründengrabens, vorbei an der „Rötkuhl“, einem kleinen Wasserloch im Wald, bis an das „Maur“ (Moor) führt. Weiter in Richtung Zachow gibt es noch den Godemsern weniger bekannten Flurnamen: der „Pipersgrund“ und die „Heidköpfe“. Diese Waldflächen gehören heute nicht mehr zur Godemser Flur. Auf dem Schlag „Die Rühm“ gab es Flurnamen, die aus seiner Nutzung herrührten und so nach ihrer Gestaltung bezeichnet wurden, hier waren Flächen vor allem an die Häusler des Dorfes verpachtet: „Smalen Stücken“ (schmale Stücke), „Langen Stücken“ (lange Stücke) und „Korten Kawels“ (kurze Kabel). Ganz im letzten Winkel der Godemser Flur, nach Karrenzin zu, ist der „Krausten“, heute auf der anderen Seite der Autobahn. Krausten, auch „Auf den Krauschen“, „Auf den Krohschen“ vermutlich vom Niederdeut- schen „Krog“, Kruch“, „Kkrüch“ = entlegene Ecke landwirtschaftlich genutzten Bodens. Wir kommen nun auf die rechte Seite der Strasse nach Karrenzin: Die „Margelkuhl“ war eine von den Bauern gegrabene Kuhle, die zur Gewinnung von Mergel genutzt wurde und heute nicht mehr existiert. Sie lag hinter dem „Schulacker“, der hinter der Schule liegt und heute Sportplatz ist. Die Margelkuhle, auf der Anhöhe im Acker, war über einen kurzen Feldweg von der Chaussee zu erreichen. An der Strasse und in der Nähe des Mühlbaches ist die „Schaulwisch“ (Schulwiese), die früher von den Lehrern, der Schule des Dorfes, genutzt bzw. verpachtet wurde, ebenso wie der Schulacker. Ein „Hasenbusch“ liegt dicht an der Strasse in der Nähe der „Margelkuhle“ und weist auf ein hier einmal vorhandenes Gehölz hin. Ob es vielleicht auch die bewaldete Anhöhe in der Nähe des Hogen Viegels sein könnte? Alte Godemser kennen diesen Flurnamen nicht mehr. Der Flurname „Freiheit“ ist ebenso nicht mehr bekannt. Die „Freiheit“ (auch „Auf der Freyheit“) lag bei den Rundlingsdörfern, besonders im südlichen Parchimer Raum, stets am Dorfeingang. Hierbei handelte es sich um eine Fläche, die von den Steuern befreit war, landwirtschaftlich nur bedingt nutzbar und von der Allgemeinheit genutzt werden konnte. Mit der Erweiterung des Dorfes, mit Büdnereien und Häuslereien, wurde zuerst die Freiheit bebaut und der Name verschwand allmählich. Das Grünland am Mühlenbach, außer der Schaulwisch, nannte man die „Nachtkoppel“, hier wurde das Vieh zur Nacht zusammen getrieben und von einigen Hirten bewacht. „Auf der Dorf Städte“ nennt Herr Keuthe einen Flecken, in der Nähe des Hogen Viegels, an der er die Ursprungssiedlung unserer beiden Dörfer vermutet, da er hier altertümliche slawische Scherben gefunden hat. Eine vermutlich jüngere Flurbezeichnung für diesen Ort ist der „Steinberg“. Es ist aber auch möglich, dass die Dorfstädte an diesem Ort einzuordnen ist, da es keine genaue Ortsbeschreibung hierfür gibt. Der Steinberg wurde nach seinem Steinreichtum benannt und ist südlich des „Hogen Viegel zum Teil mit Kiefern bewachsen. Am südwestlichen Zipfel der Godemser Flur, im Dreidörfereck Godems, Karrenzin und Barkow, befindet sich der „Hoge Viegel“. Die Bezeichnung „Viegel“ stammt wohl aus dem slawischen „Wikla“ = Gestrüpp, Busch und das „Hoge“ (hohe) kennzeichnet die hier vorhandene, markante Anhöhe mit einer steilen Abbruchkante, an seiner Westseite. Südlich dieser bewaldeten Anhöhe entspringt,aus einem kleinen Feuchtgebiet, der Mühlenbach, der heute in seinem Beginn verrohrt ist und aus einer Quelle, die östlich des „Hogen Viegels“ entspringt, einen ständigen Zulauf erhält. Der „Hoge Viegel“ ist die einzige Möglichkeit für die Godemser Kinder, aber auch der Erwachsenen, dem Wintersport (Rodeln) nachzugehen. Noch auf der Südseite der Barkower Strasse, ist ein Flurstück mit der Bezeichnung „Schafeln“ auch „Barkower Schafeln eingetragen, dessen Sinn und Bedeutung sich von dem niederdeutschen „Schäwel“ ableiten lässt und soviel wie grob (steinig) oder schlecht bedeutet, also eine Fläche mit steinigem und leichtem Boden, wie er an der Grenze zu Barkow vorkommt und ja auch nicht weit vom Steinberg entfernt ist. Nördlich der Barkower Strasse finden wir den „Barkenbusch“ (Birkenbusch), nach hier häufig wachsenden Birken benannt, der westlich an die Stolper Tannen und nördlich an die Godemser Tannen grenzt und von dem Knickschen Bach, der in den Stolper Tannen entspringt, geteilt war (heute verrohrt). Hinter den Gärten der Häusler, an der Barkower Strasse, liegt der „Köhlhof“ (auch „Vor den Köhlhofen“), ein Ackerstück, das an die Häusler verpachtet wurde und der Gemeinde gehört. Zu vermuten ist, dass auf diesen Acker verstärkt Kohl angebaut wurde. Eine andere Erklärung wäre, dass sich hier eine Köhlerei befand, die Holzkohle für eine Schmiede herstellte. Hier haben die Bauernhöfe 2 und 19 Gartenland erhalten, da sie an ihren Höfen keine Flächen für einen Garten hatten. Ein anderer Flurname „Smäds Enn“ (Schmiedeende), am Dorfaus- gang des „Hägschen Weges“, deutet auf die Existenz einer Schmiede hin, die in frühen Zeiten außerhalb des Dorfes aus Brandschutz- gründen, errichtet werden musste. Für diese Schmiede könnte auf den „Köhlhof“ die Holzkohle geschaffen worden sein. Nördlich des Knickschen Baches sind die „Knicken“, kleine Grünlandflächen für die Häusler, die der Gemeinde gehören. Sie waren einst von vielen flachen Gräben durchteilt und die Menschen mussten das Gras bzw. Heu, aus den Wiesen tragen. Über einen Weg, der am heutigen Friedhof entlang über den Köhlhof und den Knickschen Bach führte, konnten sie die Knicken erreichen. Auf den heute als „Lehmkuhlenschlag“ bezeichneten Ackerschlag, der vom Dorfausgang bis an den Wald im Norden des Dorfes und vom „Hägschen Weg“ im Osten und den Godemser Tannen im Westen reicht. Dieses Ackerstück wird von dem Alandsbach geteilt und früher führte der Spornitzer „Heuweg“ und die „Schützendrift“ durch diese Fläche. Die „Lehmkuhle“ ist eine bewaldete Fläche, die nach dem Abbau von Lehm und Mergel entstanden ist und nördlich der ehemaligen Schützendrift liegt. Gleich am Ortsausgang ist der „Heidbarg“, der Name könnte auf eine Kultstätte, oder auch Richtstätte in alten Zeiten, hinweisen. Eine Geländeerhöhung oder gar ein Berg, ist an dieser Stelle kaum erkennbar. An der höchsten Stelle dieses Schlages, vor dem Alandsbach, liegt die „Kollquell“ (kalte Quelle). Eine Fläche, auf der ein Wasserloch war, von Schleen und Dornstrauch umwachsen. In vergangenen Zeiten haben die Bauern wahrscheinlich mit dem Pflug eine tiefe Furche von der Kollquell zum Knickschen Bach gezogen, in der das Wasser abgeleitet wurde. Diese Furche nannten sie die „Woorerfohr“, die Wasserfurche. Wahrscheinlich liegt in den Godemser Tannen der „Sülwerbarg“ (Silberberg) auch „Auf dem Silberberg“. Hier befinden sich Grabanlagen (Hügelgräber aus der Bronzezeit). Grabungsergebnisse sind jedoch nicht bekannt. Im Bereich des Alandsbach und dem Spornitzer Heuweg gibt es den Flurnamen „Sölken“, „Auf dem Sölken“ (Soelken), eine Bezeichnung für eine versumpfte Stelle, eine mit Schmelzwasser gefüllte Vertiefung im Erdboden. Dies ist auch gut vorstellbar, da das Alandstal und sein Quellgebiet eine Senke bildet. Nördlich des Alandsbaches wird das Ackerstück „Langen Bauen´n“ (Langen Bohnen, Hinter den langen Bohnen) bezeichnet, ein Ackerstück, wo vorwiegend Bohnen angebaut wurden? Heute wird dieses Ackerstück mit „Langen Bauern“ bezeichnet, sicher eine Ableitung des ursprünglichen Namen. Soweit die Flurnamen auf den heutigen Ackerschlag Lehmkuhlenschlag. Links des Spornitzer Heuweges, hinter den Godemser Tannen, liegt der Tobiasbergschlag, benannt nach dem „Tobiasberg“, ein Berg, der auf der Flurgrenze zwischen Groß Godems und Stolpe im Wald liegt und 105m über dem Meeresspiegel hoch ist. In einer Beschreibung des Amtes Neustadt , aus dem Jahre 1576, auch als „Daweidsberg“ und in einer örtlichen Sage als „Schlossberg“ bezeichnet. Die Bezeichnung „Tobias“ weist auf eine alte Kultstätte hin, Unterhalb des Tobiasberges, am Spornitzer Heuweg, nennen die Bauern ein etwas tiefer liegendes Feld – und Waldstück „Buersgrund“ und das, auf der anderen Seite der Chaussee liegende Ackerstück, das noch zu Godems gehört, ist die „Lütt Koppels“ (kleine Koppel). Hier waren vielleicht einmal, wegen der Entfernung zum Dorf, Koppeln für das Vieh angelegt. Auf der östlichen Seite des Spornitzer Heuweges, an der Parchimer– Stolper Chaussee, liegt im Wald eine Erhöhung, der „Blitzberg“, „Blissbarg“. Dieser Name wird, wie auch für das in der Nähe liegende Ackerstück „Kauhbliß“, „Kauhblesse“ (Kuhblitz) mit Blitzeinschläge in Verbindung gebracht. Wahrscheinlich ist eine Erinnerung mit einem solchen Naturereignis der Grund für diesen Flurnamen und machte diesen Ort für die Dorfbewohner zu einem unheimlichen, einen möglichst zu meidenden Ort. Eine Blitzkuh ist eine verhexte Kuh, also auch etwas mythisches. Ganz in der Nähe, auf Stolper Flur, gibt es ebenfalls einen Blitzberg, der jedoch sichtbarer und auffälliger ist und über diesen wird auch eine Sage von Zwergen erzählt. Wo der Rote Bach vom Spornitzer Wald in den Godemser Wald hindurchfließt, überbrückt die „Kaffeebrügg“ (Kaffeebrücke) der Spolper Chaussee den Bach. Hier hielten die Fuhrleute, die in lang vergangenen Zeiten, Waren von Grabow nach Parchim und weiter, oder in umgekehrte Richtung, transportieren mussten und machten hier eine Kaffeepause. Ab dieser Brücke, bis nach Parchim, war der Weg schon befestigt, während das Ende von Grabow bis zur Brücke ,Landweg war, sodass der schlimmste Teil der Reise überwältigt war oder noch bevor stand, ein Grund zum Pause (Kaffee) machen. Der Transport von bzw. nach Grabow machte sich notwendig, da die Elde zu der Zeit nur bis dort schiffbar war und erst später weiter ausgebaut wurde. Weiter östlich an dem Roten Bach und westlich des Hägschen Weges, liegt die „Swienweeh“ (Schweineweide), sicher ein Flurnamen der auf seine Nutzung hinweißt. Vermutungen, dass hier einmal das Dorf Schlepkow gestanden haben könnte, ist ebenso wenig belegt, wie die Annahme, es würde auf einer Fläche die einmal „Auf der Dorfstedte“ genannt wurde und die am „Hahnen- berg“, der westlich des Godemser Ausbaues liegt, vermutet wird. Anzunehmen ist aber wohl, dass das Dorf Schlepkow, zwischen dem Alandsbach und dem Roten Bach gelegen haben muss. Die Flächen des ausgebauten Bauernhofes werden „Borgstücken“ genannt, sicher nach der an der „Rode Bäk“ (Roter Bach) einst gelegenen „Rode Borg“ (Rote Burg) benannt. Auch „Rohrborg“, nach einem alten Rittergeschlecht aus der Prignitz, wird für diese kaum noch erkennbare Wehranlage genannt. Auch hierfür gibt es keinen Beleg und ist unwahrscheinlich. Die Borgstücken grenzen an den zu Beginn der beschriebenen Flurnamen Bauernbusch an und damit sind wir einmal um die Godemser Gemarkung herum.

Munitionsanstalt (MUNA) Slate-Süd

Im Wald zwischen Groß Godems und Slate, südlich des Roten Baches, auf einer Fläche von 161 ha, befand sich eine Munitionsanstalt (MUNA) des Dritten Reiches. Auf Betreiben des damaligen Gauleiters für Mecklenburg/Lübeck F. Hildebrandt, der in Kiekindemark sein Elternhaus hatte, begann man mit der Planung dieser MUNA schon im Jahr 1935. Die Infrastruktur war 1938 durch private Baufirmen und der Organisation Todt abgeschlossen. Anschlussgleise an das Reichsbahnnetz, Parchim – Suckow- Putlitz und Feldbahngleise wurden verlegt. Insgesamt über 12 km. Außer der Bahnverbindung in die Anstalt , gab es eine Strasse von der Godemser Chaussee (Betonstrasse ab der großen Kurve im Wald) und eine Strasse von Slate. Mit dem geglückten Start einer A4 Rakete (V2) im Oktober 1942 in Peenemünde, entstanden für die MUNA neue Aspekte und Aufgaben. Unter strengster Geheim- haltung und Führung durch die SS entstand ab etwa Februar 1943 nun eine Lagerstätte für A4 Raketen unter der Stabführung des SS- Obergruppenführers Dr. H. Kammler. Die Bautätigkeiten wurden beschleunigt. Sieben kleine, zwei große Munitionshäuser, drei Wachbunker, zwei Montagehallen, ein Medpunkt für Kriegsge- fangene bestand aus drei Baracken und einer Op- Baracke, drei Gebäude des Heeresnebenzeugamtes, ein Verwaltungsgebäude mit deutscher Küche, drei bisher bekannte unterirdische Bunker, drei Feuerlöschteiche, Immobilien der Bauleitung vor dem Haupteingang, etwa 56 Speicher (Holzschuppen) für die A4, zwei Barackenlager (RAD-Typ) für Gefangene und eine zentrale Küche für die Gefangenen sowie umfangreiche Betonflächen, sind bis dahin Immobilien, die von der Bedeutung geklärt werden konnten. Wie viele Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter im Lager arbeiten und wohnen mussten, ist nicht bekannt. Auch wie viele von ihnen umge- kommen sind, konnte nicht geklärt werden. Aus Groß Godems soll ein Häusler mit seinem Pferdegespann aus dem Lager Leichen abtransportiert haben. Der Mann ist leider schon verstorben und konnte nicht befragt werden. Seine Nachkommen können zu diesem Thema leider auch keine Auskunft geben. Die Geheimhaltung muss schon gut organisiert gewesen sein. Zerstörung und Demontage nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Russen lassen einen Nachweis zu weiteren ober- und unterirdischen Gebäuden nicht mehr zu. Bis zur politischen Wende haben die sowjetischen Truppen den Platz weiter genutzt, sodass ein Forschen unterbunden wurde. Schriftliche Unterlagen haben die Leitung der Anstalt gehorsam dem „Nero“- Befehl vom 19.3.1945 durch den Reichsminister Bohrmann, gründlich vernichtet. In der Anstalt lagerten wohl nie Munition und Waffen, sondern nur A4 Raketen und Teile der Rakete. Die hier montiert und geprüft wurden. Bis zum Kriegsende, am 3.Mai 1945 war der Stand des Bauvorhabens so weit gediehen, das eine Kapazität für 56 Raketen mit dem dazugehörigen Hilfsmitteln entstanden war. Eine Bombardierung der Anstalt durch die Amerikaner und Engländer war wahrscheinlich nicht vorgesehen. Die Abwürfe in der Nähe somit Ausnahmen, die eigentlich dem Flugplatz in Parchim galten. Die Amerikaner hatten angeblich Kenntnis über Aufgaben, Zweck und Bedeutung der Anstalt. Sie waren mehr an das intakte, technische Wissen der Raketentechnik interessiert, als an die Vernichtung der Anlagen. Das erklärt sich dadurch, dass ein kleiner Trupp Amerikaner sich in der Anstalt aufhielt. Und das schon einige Tage vor dem Einmarsch der sowjetischen Truppe in Parchim und Umgebung. Heute kann man kaum noch Hinweise finden, die auf die MUNU schließen lassen. Betonflächen (Strassen und Plätze), Betonklötze, die vielleicht einmal Decken eines Bunkers waren, fünf verfallene Hallen, und wage Stellen im Gelände, die auf Gleisanlagen hinweisen könnten oder Vertiefungen der Löschteiche. Die Natur hat sich ihr Recht zurück erobert und deckt die Stätte, an der einmal Vernichtungswaffen gebaut und gelagert wurden, mit friedlichen und freundlichen Grün zu.

Bild: Spuren der MUNA im Slater Wald: haben hier einmal Feldbahngleise gelegen? Bild: Sind diese Stufen einmal der Eingang zu einer Baracke gewesen, in der Gefangene oder Zwangsarbeiter untergebracht waren?

Wo können die Godemser ihre Freizeit verbringen und was ihren Gästen zeigen?

Bei einem Rundgang durch das Dorf, fällt die Kirche, in der Mitte des Ortes, neben der Schule am meisten auf. Von den alten Fach- werkhäusern, die nach dem Dreißigjährigen Krieg und den folgenden Jahrhunderten erbaut wurden, ist nur noch das Bauernhaus der Hof- stelle 5 neben der Schule zu sehen. Es ist heute das Verwaltungs– und Ausstellungsgebäude der Tischlerei Kolacny. Es wurde noch im Typ eines Niederdeutschen Hallenhauses erbaut, in dem Mensch und Tier gemeinsam unter einem Dach lebten, und es gilt heute als das älteste Wohngebäude in Groß Godems. Jetzt fallen eher die neuen Hallen der Betriebe auf, Autohaus Burmeister, Lackiererei Bur- meister und die Lagerhallen der LEGeG. Das Mehrzweckgebäude in der Parchimer Strasse macht ebenfalls durch seine Ausmaße aufmerksam, wenn es auch z.Z. nicht als Gasthaus genutzt wird. Ein gepflegter Sportplatz mit einem Festplatz davor ,liegt hinter der Schule, die, wie auch der Kindergarten, ein Blickfang in Groß Godems darstellt. Weithin sichtbar ist ein Richtmast der Telecom, der an der südlichen Peripherie des Dorfes errichtet ist. Aber auch das viele Grün der stattlichen Eichen, Linden, Tannen und Obstbäume, die das Dorf zu einem angenehmen und freundlichen Dorf machen. Groß Godems ist an drei Seiten von Wald umgeben. Hier gibt es schon etwas zu zeigen: der „Breite Stein“ in den bewaldeten Bergen der Sonnenberge, die mächtigen, über 100jährigen Douglasien, die Höhle von Räuber „Vieting“ und die alte Parchimer Landwehr, die sich vom Roten Bach an der Waldkante nach Kieckindemark und weiter bis über die Ludwigsluster Chaussee an das Gelände des Flugplatzes hinzieht. In Richtung Stolpe kann man Hügelgräber besichtigen und den Tobiasberg besteigen. Im Spornitzer Forst , die Förster Heine Gedenkstätte an der Quelle eines Baches und den Brautstein sehen. Am Roten Bach auf der Feldmark der ausgebauten Bauerstelle Nr.4 –heute Am Ring 12- liegt das Gelände, der schon erwähnten Roten Burg. Von der Burg ist zwar nichts mehr zu sehen, aber das Gelände, mit Nadel- und Laubbäumen bewachsen, lässt erkennen, dass hier einmal eine Burg bzw. Wehranlage gelegen haben könnte. Auch sind Scherben und Mauerziegel aus alten Zeit am Ort gefunden worden. Der Standort ist heute nur über ein privates Feldstück zu erreichen. Natürlich hat die Stadt Parchim (knapp 10 km entfernt) Einiges zu entdecken. Groß Godems liegt an der Autobahn 24, fast in der Mitte zwischen Berlin und Hamburg und die Städte sind mit dem Auto in 1½ Stunden zu erreichen. In der Godemser Feldmark gibt es keine Seen oder größere Teiche, in denen man baden könnte. Deshalb sind auch viele Godemser wasserscheu und oft auch Nichtschwimmer (Scherz). Der Wockersee bei Parchim, der Blanke See und der Treptowsee bei Klein Pankow und der Neustädter See, sind die Bademöglichkeiten für die Godemser. Heute mit der Mobilität der Autos kein Problem – früher schon.

Godemser Sagen

In seinen Büchern „Parchimer Sagen“, die allen Interessierten sehr zu empfehlen sind, hat Burghard Keuthe eine Vielzahl Sagen der Re-gion zusammengetragen. Daraus einige, die Groß und Klein Godems betreffen.

Bild: Der sagenumwobene Breite Stein in den Sonnenbergen zwischen Parchim und Gr. Godems.

Swarten Godems

Groß Godems nannte man früher im Volksmund nur „Swarten Godems“.Das rührte von den vielen Zwergen her, die es hier gab. Die nannte man die „Sarten“(Schwarzen).Die haben in den in den umliegenden Dörfer die Kinder weggeholt. Nach Karrenzin hin auf dem Acker hausten sie in kleinen Hügeln. Als die Godemser sie abräumten, färbten sich beim Stechen die Spaten rot wie Blut. Das soll von den „Swarten“ gekommen sein. Seitdem war von ihnen auch nichts mehr zu sehen und zu hören. Im Frühjahr 1963, als meine Praktikantenzeit in Siggelkow zu Ende ging, bewarb ich mich in der LPG Groß Godems um die Stelle in der Viehwirtschaft. Als das in Siggelkow bekannt wurde, sagten die älteren Bauern zu mir: „Du wisst nah Swarten Gaudems? Öewerlech di dat leiwer noch eins“. Ich machte mir keine Gedanken darüber. Auf der Mitgliederversammlung in Godems, auf der ich mich dann den Mitgliedern vorstellte, stand ein Bauer auf und sagte: „Möten wie uns noch soon jungen Kierl haolen. Häem wie nich nauch Lü“? Da habe ich an die Siggelkower und das „Swarte Gaudems“ gedacht. Von Godemsern habe ich den Ausdruck nie gehört.

Der Drache in Groß Godems

Früher war mal in Groß Godems ein Bauer, das war ein richtiger Tüdelbüdel. Er saß am liebsten im Krug und soff und kümmerte sich nicht um Gott und die Welt. Dann änderte sich das mit einem Mal. Der faule Bauer kam zwar aus dem Krug nicht raus, aber das Unkraut auf seinem Acker wurde weniger und sein Korn mehr. Die Nachbarn aber bekamen weniger Löhnung und mehr Unkraut. Sein Vieh wurde auch viel glatter als das der anderen. Milch und Butter hatte der Bauer im Überfluß und das Geld ging ihm nicht aus. „Dit geit nich mit rechten Dingen tau“, sagten die Dorfleute, nur nachweisen konnte ihm keiner was. In einer Nacht, der Nachtwächter stand gerade vorm Schulzenhof und blies die zweite Stunde, wurde es auf einmal um ihn herum mächtig hell. Er schaute nach oben, da fuhr ein langer Feuerstrahl mit einem glühenden Kugelkopf an der Spitze über ihn hinweg und beim faulen Bauern in das Eulenloch rein „Dat is die Draak“! in der nächsten Nacht legte sich der Nachtwäch- ter auf die Lauer um zu sehen, ob sich das Schauspiel wiederholte. Und richtig, kurz nach Mitternacht kam das Untier wieder an. Der nicht faul, zog seine Hose runter und zeigte dem Draak seine vier Buchstaben. Denn er hatte gehört, dass man so den Draak zum Abla- den bringen konnte. Tatsächlich fing es auf einmal zu kleckern an, und wäre der Kerl nicht unter dem Schleppdach von der Schulzen- scheune gewesen, hätte ihn der Draak voll mit Butter begossen. Die Strasse war ganz gelb davon. Am anderen Morgen, als der Nachtwä- chter das Vorgefallene dem Schulzen meldete, war die Butter zu Dreck geworden und stank durch das ganze Dorf.

Eine Katze, die nicht maust

In Groß Godems war eine Frau, die hatte drei pechschwarze Katzen. Zu ihr kam eines Abends ein Mann aus Spornitz zu Besuch. Der sag-te: „Du hest jo dree Katten“! „Ja“ sagte die Frau, „kannst een afkrie- gen. Nimm die man een mit“. Er steckte sich eine von den Katzen in den Sack und trug sie nach Spornitz. Dort schüttete er sie in der Stube aus. Die Katze kroch sofort hinter den Ofen. Da sagte der Mann: „Ne dorto heff ik di nich mitbröcht“. Du saßt ok musen“. Ik kann nich musen“. „Wat kannst du denn“? „Wat halen“. „Denn haal man wat“. „Waat sall ik halen“? „Oh haal man`n Sack vull Geld“. Am anderen Morgen bringt die Katze einen Sack voll Geld. Er denkt: „Nun habe ich Geld genug, jetzt werde ich die Katze wieder abliefern“. Er bringt der Frau die Katze wieder hin und sagt: „ De Katt kann ik nich brucken,dee deit nicks as an´n Oben sitten“. Ersagt ihr nicht, dass sie ihm Geld gebracht hatte, aber die Frau wusste das. Sie erwiderte nur: „Du süßt se man to´n tweeten Mal utschickt hebben, denn wierst du se nich wedder los worden“! Als er wieder in Spornitz ankam, war der Sack mit dem Geld ver-schwunden. Das hatten die anderen weggeholt.

Der kleine Mann in Groß Godems

In Groß Godems wohnte vor Jahren ein kleiner Mann mit auffällig starken Kopf. Von diesem wurde allgemein behauptet, er sei ein Un- terirdischer. Weil man vor seiner Taufe nachts ein Licht zu brennen unterließ, soll er vertauscht worden sein. Er war imstande, ein unge- heueres Maß Flüssigkeit mit einem Male zu sich zu nehmen. Eine große Kanne Bier oder Wasser leerte er in einem Zuge. Weil man ihn als einen Unterirdischen fürchtete, gingen ihm die stärksten Leute aus dem Weg.

Der Räuber vom Schloßberg Stolpe

Auf dem Tobiasberg, an der Grenze zu Groß Godems, stand einmal ein Turm. Deshalb nannte man den Berg lang auch Schlossberg. In diesem Turm hausten lange Zeit unbehelligt zwei Räuber. Aus dem Hinterhalt heraus überfielen sie die Kaufmannsleute auf der Grabow-schen Landstrasse und raubten sie aus. Damit ihnen niemand auf die Schliche kam, wendeten sie eine List an. Sie nagelten ihren Pferden die Hufeisen verkehrt herum auf. Wenn sie sich im Turm von ihrem schändlichen Handwerk ausruhten, sah es so aus, als wenn sie ausgeritten wären. Und auch sonst zeigte ihre Spur immer in die verkehrte Richtung. Doch dann gelang es den Parchimern, sie zu fassen. Sie wurden gnadenlos hinge –gerichtet. Der Turm verfiel und war bald nicht mehr zu sehen. Selbst der bezeichnende Name Schlossberg geriet in Vergessenheit.

Wer kann sich an diese Gebäude erinnern?

  • Bild: Das alte Wohnhaus „Ehlerding“. Lange Strasse 10. Es wurde neu aufgebaut und ist nun Büro der LEGeG
  • Bild: Wohnhaus „Iwe“, Lange Strasse 20,1993 abgebrannt,nicht wieder aufgebaut
  • Wohnhaus der Häuslerei „Kleinhard“ Lange Strasse 35 , 2004 abgerissen, nicht wieder aufgebaut
  • Das Wohnhaus „Bossow,“ Am Ring ohne Nr.,1961 abgerissen, nicht wieder aufgebaut.
  • Das alte Bauernhaus „Plückhahn“, hier nur noch halb, Lange Strasse 17, abgerissen und nicht wieder aufgebaut.
  • Das Gutshaus in Klein. Godems etwa 1937; Abriß 1984.Nicht wieder aufgebaut
  • Das alte Wohnhaus an der Schmiede, Abgerissen und z.T. wieder mit der Schmiede als Wohnung aufgebaut. Zur Rühm 1
  • Das Wohnhaus „Leske“ Parchimer Strasse 20, 2007 abgerissen und wieder aufgebaut.
  • Die Scheune „Krey“, abgerissen und nicht wieder aufgebaut.
  • Das Wohnhaus „Krey“, Am Ring ohne Nr. vor dem Abriss.1984. Nicht wieder aufgebaut.

Eine Zeittafel

  • 1291 19. Mai Erwähnung von Groß und Klein „Wodamiz“ in einer ausgestellten Urkunde zu Schönberg, die die Schenkung der Dörfer an das Kloster Eldena bestätigt.
  • 1624 soll in Neustadt Glewe Anna Goleman aus Godems vor Gericht gestanden haben. Sie war der Hexerei angeklagt. Sie soll Menschen- und Tierschädigung begangen haben, wurde aber freigesprochen, nachdem sie trotz der Anwendung der ersten Tortur alles leugnete und die Verteidigung für sie sprach.
  • 1684 steht Peter Muentzel aus Godems vor dem gleichen Gericht mit der gleichen Anklage. Über das Urteil sind jedoch keine Angaben vorhanden.
  • 1685 bis 1688 Neubau der Godemser Kirche, rechteckiger Fachwerkbau.
  • 1671 die nach dem Dreißigjährigen Krieg wüst liegenden Flächen von Klein Godems werden als domanialer Pachthof vergeben.
  • 1769 endgültige Festlegung der Gemeindegrenze zwischen Parchim und Groß und Klein Godems durch Verhandlungen des Amtes Neustadt und der Stadt Parchim.
  • 1887 Gründliche Sanierung der Kirche. Einbau einer Orgel 1888
  • 1890er Jahre Bau der Gastwirtschaft mit Saal und Kolonialwarengeschäft – Abriss 1976
  • 1903 Gründung eines Radfahrvereines „Glück auf“
  • 1909 Brand der Schule – Wiederaufbau 1910
  • 1910 Bau der Molkerei Schließung 1959 – Umbau zum LPG Büro.
  • 1922/23 Anschluss des Ortes an das Elektronetz.
  • 1929 überfliegt der Zeppelin L1/129 das Dorf.
  • 1945 9.Mai sowjetische Soldaten besetzen das Dorf. In Groß und Klein Godems sind durch den Flüchtlingszugang bis zu 800 Menschen untergebracht.
  • 1953 flüchten 4 Familien in die BRD – Bildung der ÖLB
  • 1957 1.Oktober –Eröffnung des Kindergartens.
  • 1958 Eröffnung der Konsumverkaufsstelle.
  • 1959 hat eine Erdölfirma einen Bohrturm aufgestellt – links derChaussee nach Parchim vor dem Roten Bach.
  • 1964 bietet die Wäscherei in Parchim auch für die Godemser Bürger ihre Dienste an.
  • 1967 Bau der Friedhofshalle auf dem Friedhof.
  • 1968 die Kriegergedenksteine werden auf den Friedhof versetzt.
  • 1969/70 Errichtung eines Schulergänzungsbaues.
  • 1974 der Ort schließt sich der zentralen Müllentsorgung an.
  • 1978 eine wöchentliche Arztsprechstunde wird eingeführt.
  • 1979 Bau von Entwässerungsleitungen (3,1 km)
  • 1980 Eröffnung des Mehrzweckgebäudes (Gaststätte,Konsum,Saal)
  • 1981 eine Gruppe von 26 Mocambiquaner kommen zur Ausbildung auch nach Groß Godems.
  • 1982 in der alten, planierten Kiesgrube, pflanzen Emil Plückhahn und Hermann Novitzki 100 Laubbäume. Eröffnung des Internates für Schüler der Pestalozzischule.
  • 1983 Bau der zentralen Wasserversorgung
  • 1989 die politische Wende wird im Dorf mit gemischten Gefühlen registriert und die Ereignisse interessiert verfolgt.
  • 1991 das ganze Dorf ist geschmückt. Die Einwohner feiern mit Gästen den 700. Geburtstag der Ersterwähnung.
  • 1991 August:Eröffnung der „Kleinen Landgrundschule“(1.-4.Klasse)
  • 1991 13.November: Eröffnung der Tischlerei Kolacny
  • 1991 16.November Verlegung des Gemeindeamtes nach Parchim
  • 1991 Dezember. Umbildung der LPG in LEGe.G.
  • 1992 südlich der Langen Strasse hinter den Gärten wird ein 60 m hoher Funkmast für die drahtlose Datenübertragung (Handy) errichtet. Am 13. November zieht ein orkanartiger Sturm mit 115km/h (Windstärke 9-10) über Groß Godems hinweg, der das Dach des Viehhauses in der Strasse Am Ring 2 über die auf der anderen Hofseite stehenden Scheune schleudert.
  • 1997 wird parallel zur Erdölleitung eine Erdgasleitung verlegt. Der Ort wird an das Erdgasnetz angeschlossen. Am 4. Dezember erhält das Grundstück Lange Strasse 9 (Mietz) den ersten Erdgasanschluß. Ein schwerer Raubüberfall ereignet sich in der Strasse „Am Frachtweg“ 3 (Bossow). Ausländische Täter brechen in das Haus ein und gehen mit brachialer Gewalt gegen da Ehepaar vor. Die Täter werden bald ermittelt und festgesetzt.
  • 2000 am 1.März. Der Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, Dr. Harald Ringsdorf ist Gast bei August Wulff und gratuliert zum 98. Geburtstag. Auch *2002 ist er wieder zum 100. Geburtstag Gast bei dem Jubilar. Die elektrischen Leitungen im Dorf werden in die Erde verlegt und die Trafostationen geändert.
  • 2001 Ein Altschülertreffen , mit über 100 Personen , führt alte Bekannte zusammen. Das Bodenneuordnungsverfahren wird eröffnet.
  • 2004 Im September bemerkt ein Traktorist der LEG eG auf dem Panzerplatz 200m vom Dorf entfernt, eine Bodenabsenkung von etwa 1,5 bis 1,8 m Tiefe und einem Durchmesser von etwa 2,20m. Ob sie durch die in den 60ger Jahren durchgeführten Untersuchungssprengungen der Erdölsuche herrühren könnten, ist zu vermuten.
  • 2004 In Groß Godems werden in diesem Jahr 13 Kinder geboren.
  • 2006 Im Februar kommt es durch einen Dränagenschaden zur Überschwemmung von über 2ha Land auf dem Panzerschlag und der Chaussee in dem Bereich. Am 13. September starten Marianne und Gerhard Brümmer von der Rühm aus in einem Heißluftballon, zu einer Rundreise, anlässlich ihrer Goldenen Hochzeit.
  • 2007 2. August Der Bundespräsident Dr.Horst Köhler übernimmt die Patenschaft für Markus Lehmann. Dr. Witte, Stellvertreter des Landrates, überbringt der Familie Lehmann die Urkunde.
  • 2008 25. Januar das DRK zieht mit dem Rettungsdienst in das neue Haus Parchimer Strasse 20 ein. Juli: Tagesmutti Evelin Schröder begeht, mit allen von ihr betreuten Kindern, den 10ten Jahrestag ihrer Tätigkeit.
  • 2011 1. März das Auto Burmeister übernimmt ein anderes Autohaus in Parchim und zieht aus Groß Godems dorthin um. Am 18.August werden Edeltraut und Alfred Schult bei einer Gasexplosion schwer verletzt.
  • Bild: Zwei Handskizzen des Dorfes von 1620 und 1703, auf der die Lage der einzelnen Hofstellen und ihre Besitzer angegeben sind. Der Bestand zu Beginn und nach dem 30 jährigen Krieg. Hier mit dem Hirtenkaten, der auf dem Platz der späteren Büdnerei Nr.1 eingezeichnet ist.
  • Bild: Altschülertreffen 2001, über 100 Teilnehmer
  • Bild: Schuljahr 1956/57
  • Bild: Hochzeit Werner und Annaliese Lange,geb. Feilcke am 10.02.1935.
  • Bild: Babyboom 2004: die Babys mit Geburtstag
  • Bild: 700. Geburtstag 1991 : die ganze Gemeinde feiert kräftig mit, hier im Umzug die Hochzeitskutsche
  • Bild: Klassenfoto von 1928; 1. R.v.li.:Otto Holm, Albert Feilcke, Rudi Holm, Willi Bossow, Willi Beese, Walter Bossow, Herbert Feilcke. 2.R.v. li.: Ina Tilse, Alice Fuhrmann, Gertrud Feege, ? , Ursula Kleinhard, Else Gerloff, El-friede Holm, Ilse Techentin, Gustav Feilcke. 3.R.v.li.: Richard Iwe, Emma Lier, Anni Wandschneider, Herta Schröder, Olga Iwe, Anna-liese Feilcke, Hilde Gronwald, Grete Wulff, Otto Albrecht, Margarete Bauer. 4.R.v.li.: Erich Wandschneider, Lehrer Bauer, Walter Müntzel, Henri Brümmer, ? Lier, Willi Albrecht, ? Lier, Adolf Müntzel, Richard Holm, Otto Feilcke, Fritz Ehlerding.
  • Bild: Einschulung 1959
  • Bild: Einschulung 2007
  • Bild: Der Kindergarten verabschiedet die Schulanfänger.
  • Bild: Das Dorfzentrum mit der Kirche in der Mitte aus der Luft
  • Bild: Zwei Türme auf Godemser Territorium: links der Richtfunkturm der Telekom (1992)und rechts der Bohrturm vor dem Roten Bach 1959.

Groß Godems im Jahr 2011 auf einen Blick

Einrichtungen

Kindergarten „Grashüpfer“ in Trägerschaft der Volkssolidarität. Tagesmutter Frau E Schröder Kleine Landschule Grundschule 1. bis 4. Klasse. Jugendklub im Mehrzweckgebäude. Kirche zur evangelischen Kirchgemeinde Slate. Freiwillige Feuerwehr Wehrleiter Frank Patzelt. Arztsprechzimmer Dr. Gottschalk. Tierarzt mit Kleintierpraxis TA G.Bossow.

Geschäfte/Dienstleistungen

Mehrzweckgebäude mit Gaststätte, ein kleiner und ein großer Versammlungsraum, Kegelbahn, Jugendklub und vier Wohnungen; die Gaststätte ist zur Zeit nicht besetzt.

Es gibt keine Geschäfte, die Versorgung wird mittels Verkaufswagen gesichert: Gemischtwaren – Kinitz aus Siggelkow; Fleischwaren: Jehn aus Karrenzin und Lauck aus Prislich; Backwaren: Matlock aus Neustadt, Mohr aus Ziegendorf, Mohr aus Marnitz, Barowski aus Parchim und aus Muchow Fußpflege auch mobil Diana Weis Zimmervermietung Annegret Weis Margit Schmidt „Data“ Datenservice Frau G. Schawe DRK – Sevice GmbH Rettungsdienst Telekom Telefonschaltzentrale Antennenturm für Mobiltelefon

Sportstätten

Sportplatz Schulsport und Übungsplatz für „Grün Weis“ Stolpe Schulsporthalle Kegelbahn im Mehrzweckgebäude

Vereine, Organisationen, Parteien

Bürgerverein Zweckverband Mehrzweckgebäude Volkssolidarität Ortsgruppen einer Partei ist nicht bekannt

Betriebe, Gewerbetreibende und Bau

Landerzeugergemeinschaft eingetragene Genossenschaft LEGeG Landwirtschaftsbetrieb Rolf Plückhahn Landwirtschaftsbetrieb Brennke aus Wulfsahl Pferdehof Klein Godems Dr. vet. C. Kurze

Fahrzeuglackiererei Burmeister GmbH & Co KG Bau – und Möbeltischlerei Kolacny Haus- Hof- und Garten Service Amthor Trockenbau Volker und Marko Weis Fuhrunternehmen Frank Gau

Die Gemeinde hatte am 31.12.2011 409 Einwohner.

Quellenverzeichnis

Bis auf die Aussagen von Zeitzeugen aus dem Dorf stammen die meisten Daten, Fakten, Urkundenkopien, Bilder, Land,- Flur– und Ortskarten und Skizzen aus der Sammlung der Ortschronik. Herr Borwin Plückhahn aus Hamburg hat uns Kopien der Schen- kungsurkunde, Kartenausschnitte, Zeitungs – und Zeitschriften- artikel, die er im Archiv in Schwerin fand, zur Verfügung gestellt. So Auszüge aus der Beilage „Zur Norddeutschen Post“ vom 30.10.1932 „Aus der Geschichte von Groß Godems“ – und aus Schlie: „Kunst – und Geschichtsdenkmäler Mecklenburgs“ Bd. 3 sowie auch Daten der Familie Plückhahn.

  • Herr Burghard Keuthe aus Wulfsahl übergab uns zur 700- Jahrfeier ein Dokument zur Gründung unserer Orte und eine Aufzeichnung von Flurnamen .
  • Frau Rita Warneke aus Neustadt übergab uns Dokumente, die sie im Archiv Neustadt und Parchim fand.
  • Herr Erwin Liefke Fotografien von ihm zeugen von der Entwicklung der Orte.
  • Herr Johann Albrecht Behrens Fotografien und Beiträge der Schulentwicklung
  • Frau Edda Schulz, Slate: aus ihrer Broschüre „Slate Deutschland – Geschichte in Geschichten“
  • einige Daten aus dem Beitrag von Rainer Gessert, Parchim, „Die Munitionsanlage des Heeres (MUNA) Slate-Süd 1935-45“.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Zeitzeugen, die uns bereit- willig Informationen und Begebenheiten erteilten. Besonders sollen an dieser Stelle Frau Maria Hecht und Frau Margarete Kossian genannt sein. Fotos und Kopien sind von Privatpersonen, Erwin Liefke, Johann Albrecht Behrens und Anita Menning.